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Der Spanische Turm am Rande der Rosenhöhe ist für viele ein Rätsel. Über das geheimnisvolle Bauwerk ist wenig bekannt.

Wachgeküsst Der Spanische Turm auf der Rosenhöhe

W Im Park Rosenhöhe an der Ostgrenze zum Oberfeld steht der Spanische Turm. Das eindrucksvolle, jedoch rätselhafte Baudenkmal stellt mehr Fragen als es Antworten gibt. Kein Mensch weiß, wer es wann, für wen oder für was gebaut hat. Der Zahn der Zeit hat am Turm seine Spuren hinterlassen, das umgebende Areal macht schon lange einen vernachlässigten Eindruck. Aber das ändert sich gerade. 2018 hat die BS Kulturstiftung Darmstadt Turm und Gelände unter ihre Fittiche genommen und verspricht erfreuliche Veränderungen.

Der Spanische Turm zählt zu den ungewöhnlichsten Darmstädter Bauwerken. Historische Unterlagen fehlen, daher gibt es nur wenig darüber zu berichten. Die Gartenanlage beauftragte Großherzogin Wilhelmine (1788–1836) zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Der damalige großherzogliche Baudirektor Georg Moller (1784–1852) setzte die baulichen Akzente. Von daher spricht vieles dafür, dass der Spanische Turm auch aus Mollers Entwurfsfeder stammt. Seine Vorliebe für gotische Treppengiebel, die das Bauwerk krönen, ist bekannt. Und außerdem wurde damals kaum ein Gebäude ohne Mollers Zustimmung gebaut. Die kleineren Anbauten kamen erst später hinzu.

Auch für Sinn und Zweck des Baudenkmals gibt es keine Erklärung. Ob es als Aussichtsplattform für Manöver auf dem Oberfeld diente oder etwa als Aussichtsturm für die höfische Teegesellschaft, gehört in den

TEXT: BRIGITTE KUNTZSCH | FOTO: KLAUS MAI

Bereich der viel erzählten Geschichten. Ob es von Anfang an eine Gärtnerwohnung war, ist ebenfalls unklar. Es ist jedoch eine naheliegende Vermutung, da in den 1930erund 1940er-Jahren dort nachweislich der Baumwärter Johannes Koch wohnte.

Seit mehr als 15 Jahren steht der Turm ungenutzt da und ist dem Verfall anheimgegeben. Zeit also, um den Endpunkt der stadträumlich wichtigen West-Ost-Achse wieder mit der ursprünglichen Landmarke zu akzentuieren und dem Gelände neue Bedeutung zu geben. Es ist eine wegweisende städtebauliche Verbindungslinie, die vom Schloss im Stadtzentrum über die Mathildenhöhe mit dem Hochzeitsturm und die Rosenhöhe zum Oberfeld führt.

Dieser Aufgabe hat sich nun die BS Kulturstiftung gestellt, die 2019 den Turm und das umliegende Areal für die nächsten 35 Jahre in Erbpacht von der Hessischen Hausstiftung übernommen hat. Das zuvor zum großherzoglichen Besitz gehörende Baudenkmal soll wieder seine ursprüngliche Bedeutung als markanter Orientierungspunkt im Park Rosenhöhe erhalten.

Die 2018 gegründete BS Kulturstiftung ist eine private Initiative, die Darmstädter Kunst- und Kulturprojekte unterstützt. Der »Spanische Turm« hat für den Stifter Ulrich Scheinert einen besonderen Reiz. „Ich bin zwar Kaufmann, aber schon immer an Architektur interessiert, insbesondere an historischen Bauten. Sie erzählen Geschichten über unsere Vergangenheit“. So erklären sich auch die Faszination und das Engagement für den Spanischen Turm. „Interessant ist das gesamte Ensemble, das Baudenkmal und der besondere Standort auf der Rosenhöhe am Übergang zum Oberfeld“, ergänzt der Stifter.

Die Planungen und der Zeitrahmen sind ehrgeizig. Nach denkmalgerechter Restaurierung soll auf dem rund 7.000 Quadratmeter großen Areal ein öffentlich zugänglicher Skulpturengarten entstehen, der temporär wechselnde Ausstellungen zeigt. Zuvor wird ein an die ursprüngliche Gestaltung angepasstes neues Wegesystem mit Versorgungsinfrastruktur angelegt. Der alte Baumbestand bleibt erhalten. Zum 100. Geburtstag des Darmstädter Künstlers Wilhelm Loth (1920–1993) ist dort im September die erste Ausstellung geplant.

Ein Spaziergang über die Rosenhöhe zeigt, dass die Arbeiten schon in vollem Gange sind. Das Areal ist bereits gerodet, die Anbauten sind abgerissen, der Turm ist eingerüstet und bereit für die Sanierung. Aber zunächst wird der Denkmalpfleger noch einen kritischen Blick darauf werfen. M bs-kulturstiftung.de

info.spendenaufruf

Spenden Sie für die Erhaltung des Spanischen Turms. Es gilt, ein historisches Bauwerk zu erhalten und für nachfolgende Generationen zu sichern. Die Webseite der BS Kulturstiftung führt zur Spendenplattform bei der Sparkasse Darmstadt.

Joseph Beuys im Hessischen Landesmuseum Darmstadt, 1970

Der Mann mit dem Hut

Ausstellung Kraftwerk Block Beuys im Landesmuseum

TEXT: BRIGITTE KUNTZSCH | FOTO: BARBARA KLEMM; VG BILD-KUNST, BONN 2019

W Joseph Beuys (1921–1986) ist der Mann mit dem Hut, dem Filz und der Fettecke. Schamane, charismatischer Showmaster, Scharlatan, Magier oder Mystiker? Die Wahrnehmung des Aktionskünstlers ist facettenreich und regt bis heute zu kontroverser, auch politisch ambitionierter Auseinandersetzung an. Provokant, idealistisch und schlagfertig sowie mit universellem Anspruch, in Beuys verschmelzen Leben und Kunst, verbinden sich Wissenschaft und Spiritualität.

1970 richtete Beuys im Hessischen Landesmuseum Darmstadt seinen »Block Beuys« selbst ein. 50 Jahre später präsentiert das Museum die Ausstellung »Kraftwerk Block Beuys«. Sie zeigt den Zusammenhang von ausgewählten Arbeiten aus dem Werkensemble, ebenso Aktionen anhand von Dokumenten, Fotos und vor allem Filmen. Außer der Ausstellungsgeschichte steht Joseph Beuys in Aktion im Mittelpunkt.

Der Darmstädter Sammler Karl Ströher kaufte 1967 alle Werke aus Joseph Beuys’ erster Museumsausstellung in Mönchengladbach. Der Industrielle sicherte sich zudem ein Vorkaufsrecht für weitere Arbeiten mit der Auflage, alle Werke geschlossen öffentlich auszustellen. Nach einer zweijährigen internationalen Ausstellungstournee kam das gesamte Konvolut nach Darmstadt. »Block Beuys« ist mit 290 Arbeiten aus der Zeit von 1949 bis 1972 weltweit das größte in seiner Einrichtung erhaltene Werkensemble, darunter ikonische Werke wie der erste »Stuhl mit Fett« oder die Vitrine »Auschwitz-Demonstration«.

Beuys’ Aktionen waren räumliche, klangliche und vor allem sinnliche Demonstrationen. Die Objekte des »Block Beuys« waren für ihn »Werkzeuge«, die auf das Potential der Veränderung durch Kreativität hinweisen. So ist der »Block Beuys« ein Lagerplatz von Objekten im Sinne einer Batterie, ein Energiespeicher. Entsprechend tragen einige Werke Titel wie »Aggregat«, „kleines Kraftwerk« oder »Fond«. Damit ist der »Block Beuys« selbst ein Kraftwerk.

Viele erinnert »Block Beuys« an einen Blick in Beuys’ Atelier. Als sei dieser eben erst gegangen. Dauer der Ausstellung: 14.2.–24.5. Führungen: 16.2, 15 Uhr, und 26.2., 18:30 Uhr Zeitzeugen und Kuratoren im Dialog: 23.2., 15 Uhr

Der erste Eindruck ist entscheidend: Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl.

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