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SUSTAINABLE FASHION

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KUNST

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Designed & made in Frankfurt SUSTAINABLE FASHION

Im Januar erst zeigte sie sich in coronabedingter schmaler Ausgabe. Nun wackelt die Frankfurt Fashion Week nach dem Weggang der Premium Group zurück nach Berlin. Doch weitergehen soll es und das im Juni dieses Jahres. Wir haben Akteur:innen zu ihren Ansichten zum Thema Mode & Frankfurt befragt. ›› Interviews: Heidi Zehentner

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„Frankfurt ist Energie MAURICE MARTINEZ, ›› “ MAUMAR

›› Maumar.de

Es ist ein verspielter, sehr weiblicher Look, den der Frankfurter Designer Maurice Martinez kreiert. Dass immer auch karibische Einflüsse zu sehen sind, kommt nicht von ungefähr. Maurice Martinez wuchs in La Romana in der Dominikanischen Republik auf. Er tanzte, spielte Theater und bekam Einladungen zu nationalen und internationalen Gasttourneen. Mit 18 Jahren kam er nach Frankfurt und machte sich an die Realisierung seines Traums, Modedesigner zu werden. Er besuchte die Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode und begann anschließend seine Ausbildung zum Mode-Designer an der BEST-Sabel Designschule in Berlin. Seine raffinierten Entwürfe spielen mit Proportionen und reflektieren die gesamte Bandbreite seines Könnens. Sorgfältig ausgewählte Materialien und schillernde Farben verleihen seinen Modellen karibisches Flair. Seit dem Abschluss seines Studiums mit Auszeichnung lebt und arbeitet Maurice Martinez wieder in Frankfurt, wo er 2015 sein Label MauMar gründete. Nun wurde er als einer von fünf Nachwuchstalenten aus vielen Bewerbungen für das neues Fashiondesign Mentoring-Programm ausgewählt und durfte auf einer Runway Show während der Frankfurt Fashion Week erstmalig seine Kreationen der Öffentlichkeit präsentieren. Damit in Zukunft der Fashion-Standort Frankfurt auf Nachwuchskreative zählen kann, wurde u.a. von der Wirtschaftsförderung Frankfurt ein neues Programm zur gezielten Unterstützung und Professionalisierung von Talenten im Bereich nachhaltiger Mode-Produktion entwickelt.

Glückwunsch zum Gewinn des Fashiondesign Mentoring-Programms Hessen. Wie geht es jetzt weiter? Der Sieg war der erste Impuls, der nötig war, um den Weg für MauMar-Mode in Frankfurt zu ebnen. Mit dieser Unterstützung möchte ich mein Konzept von nachhaltiger Mode made in Frankfurt vorstellen und das Bewusstsein dafür schärfen, wie wichtig nachhaltiges Design ist. Natürlich lässt sich dieses Konzept leichter umsetzen, wenn man Unterstützung in der Größenordnung hat, die wir durch das Mentoring-Programm erhalten. Was macht Ihren Modestil so besonders? Das Besondere am MauMar-Design sind die Überraschung und Emotionen, die die Details hervorrufen. Elegantes und fröhliches Design, und das mit gutem Gewissen. Frankfurt gilt nicht gerade als Modestadt. Wie stylisch ist die Mainmetropole? Frankfurt ist Energie, und diese Energie ist jung, kreativ, experimentier- und entdeckungsfreudig. Das ist der Frankfurter Stil.

„Digitale und virtuelle Mode ist eine sehr reale Idee.“

››Digitale und virtuelle

CHRISTINE FEHRENBACH, DIPLOM-DESIGNERIN. FOTOGRAFIN, CREATIVE BRAND CONSULTING. SUSTAINABLE TRANSFORMATION

›› christinefehrenbach.de

Christine Fehrenbach entwickelt ganzheitliche Markenkonzepte und begleitet Unternehmen und Institutionen durch den gesamten Transformationsprozess von der Positionierung bis zur Umsetzung von Kommunikation, Design, nachhaltigen Produkten und der Implementierung. Im Januar 2022 präsentierte Christine Fehrenbach unter dem Titel „Transforming Frankfurt Fashion – The Frankfurt Fashion & Design Forum“ im Rahmen der Frankfurt Fashion Week Exponate von Designer:innen und Künstler:innen, die sich mit nachhaltiger Mode auseinandersetzen. Sie ist zudem die Vorstandsvorsitzende von Hessen Design e.V.

Welches sind die aktuell wichtigsten Herausforderung an Modedesigner:innen? Die Aufgaben sind vielschichtig. Zum einen wurde durch die Pandemie wesent-

„Vintage is the new black!” ››

ANJA MURJAHN, STYLE DEFINERY – LUXUS SECOND HAND & VINTAGE FASHION

›› styledefinery.com

In ihrem Shop bietet Anja Murjahn eine nachhaltige Alternative zur Massen-High-Fashion – und liegt damit im Trend. Style Definery ist in der Liebigstraße 23 im Westend stationär zu finden, online und mit bundesweiten Pop-upEvents. Slow Fashion, Nachhaltigkeit und Trendbewusstsein – die Modewelt ist im Wandel und Secondhand ist ein bedeutender Teil davon. Jetzt trifft Sustainable Fashion mit der Luxus Vintage Marke STYLE DEFINERY auf die Fashion Week. Der Luxus-Secondhand-Designer-Shop war im Januar Teil der Frankfurt Fashion Lounge.

Fashion geht neue Wege. Wie möchten Sie mit Ihrem Konzept dazu beitragen? Es ist wichtiger denn je, sich in der heutigen Zeit über die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit Gedanken zu machen. Was könnte nachhaltiger sein, als etwas zu kaufen, das es schon länger gibt? Secondhand ist das Gebot der Stunde. Sustainable Fashion ist die Zukunft und die Veränderung beginnt mit der Umsetzung eines neuen Konsum-

lich weniger verkauft, die Branche hat zum ersten Mal seit mindestens einem Jahrzehnt einen Verlust verzeichnet. Jetzt geht es darum, mit den richtigen Konzepten und neuen Geschäftsmodellen Lösungen zu entwickeln, die den Modedesigner:innen langfristig ihre Existenz sichern. Designer:innen müssen sich zudem neu entwickelten Technologien, neuen Vertriebskanälen und Änderungen der Vorschriften stellen. Der Druck zur Schaffung von Transparenz in der Lieferkette und die Einführung von Kreislaufwirtschaftsmodellen wird einen großen Einfluss auf die Entwicklung von neuen Produkten haben. Nachhaltig zu produzieren wird die Zukunft sein, mit all den Herausforderungen, aber auch Chancen, Mode von Anfang an zu denken. Wie wird sich das Design, aber auch der Gebrauch von Mode in den nächsten Jahren verändern? Handwerkliche Qualitäten und auch Handgemachtes sind wichtiger denn je. Mode on demand, Mono- und Naturmaterialien, die Lieferkette wieder in Europa, das Bewusstsein für Qualität und Langlebigkeit verbunden mit transparenter Produktion und den neuesten Technologien werden zentral. Vintage erfährt eine neue Renaissance, junge Menschen tauschen ihre Kleidung, Upcycling wird hip. Und die Circular Economy (Anm. der Redaktion: Kreislaufwirtschaft, in der Ressourceneinsatz, Abfallprodukte, Emissionen und Energieeinsatz minimiert werden) wird zu einem neuen Wirtschaftsmodell mit einer 500 Milliarden Euro schweren Chance für die Industrie. Auch digitale und virtuelle Mode ist eine sehr reale Idee, die umweltfreundlichere Alternativen ohne Abfall bietet. Der Nutzer oder die Nutzerin sendet den Läden Videos oder Fotos von sich, das Kleid wird dann auf den Körper angepasst und das Foto kann man dann auf den Social-Media-Kanälen posten. Wie schätzen Sie die Zukunft der Stadt als Ausrichterin der Frankfurt Fashion Week ein? Ist Berlin doch geeigneter? Wenn Frankfurt sich auf seine Stärken aus den Bereichen Design, Kunst und Kultur konzentriert und sie aktiviert, wenn wir mit der Neonyt (Anm. d. Red.: NEONYT Messe Frankfurt, die weltweit größte Messe für Sustainable Fashion) und unseren bisher schon sichtbaren Aktivitäten die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung weiterentwickeln, wenn wir kooperativ und mit einer gemeinsamen Vision daran arbeiten und das Momentum nutzen, dann glaube ich, dass wir mit einer klaren, unverwechselbaren Positionierung unsere Frankfurt Fashion Week erfolgreich werden lassen können. Und dann stellt sich auch nicht die Frage, ob Berlin geeigneter wäre.

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museumgeorgschaefer.de MGS_FRIZZ_Slevogt_95x130_4C_20220110.indd 1 INSPIRATIONEN DURCH BÜHNE UND LITERATUR

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© Christoph Klutsch verhaltens. Es wird heutzutage lieber in ein qualitativ hochwertiges und langlebiges Designer Vintage Piece investiert als in ein Kleidungsstück, das nur eine Saison hält. Wir möchten mit unserem Konzept vor allem die Konsumenten ansprechen, die bisher eher wenige bis gar keine Berührungspunkte mit dem Thema Secondhand hatten. Leider gibt es in unserer Branche immer noch viele Vorurteile. Wir zeigen auf, dass man keineswegs auf Trends, Luxus und Qualität verzichten muss, wenn man Secondhand Fashion kauft. Dabei liegt unser Fokus keineswegs nur auf schicken Handtaschen. Wir fördern gezielt den Verkauf von Kleidung, denn die enorme Überproduktion an Kleidungsstücken ist das, was unter Nachhaltigkeitsaspekten besonders kritisch ist. „Dasselbe (wie auf der Goethestraße), nur in Grün“ – so verstehen wir unseren Ansatz. Trotz Weggang der Premium Group soll und wird die Frankfurt Fashion Week im Juni weitergehen. Sind Sie wieder dabei und mit welchen Themen? Auf jeden Fall sind wir im Sommer wieder Teil der Frankfurt Fashion Week. Wir haben eine tolle Auswahl an Key Pieces aus aktuellen Kollektionen sowie rare und ausgefallene Vintage-Mode aus den 70er-, 80er- und 90er-Jahren. Derzeit überlegen wir, damit eine große Runway Show auf die Beine zu stellen. Durch die letzte Fashion Week haben wir tolle Kontakte zu Menschen geknüpft, die alle begeistert sind von unserem Konzept. Zukünftig möchten wir uns noch offensiver zeigen, um immer mehr Menschen für nachhaltiges Shopping zu begeistern. Vintage is the new black!

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