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EIN DREIMAL DONNERNDES W

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›› edition-w.de

Frankfurt hat einen neuen Belletristik-Verlag

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Es gibt sie noch, die guten Nachrichten, z. B. dass in Coronazeiten wieder mehr gelesen wird. Gute Voraussetzungen also, um einen Verlag zu gründen. Das jüngste Kind der Frankfurter Verlagsszene nennt sich Edition W und geht jetzt mit drei Frühjahrstiteln an den Start.

Lust auf gute Literatur! Das haben Rainer Weiss, Markus J. Karsten und Robin Schmerer. Ihre Freude am Büchermachen leben alle drei schon länger aus. Rainer Weiss, ehemaliger Programm-Geschäftsführer bei Suhrkamp und ehemaliger Chef von- weissbooks.w, macht auch seit dem Eintritt in den Ruhestand einfach weiter mit der Literatur, z. B. als Lektor und Berater für den Westend Verlag. Markus J. Karsten gründete 2004 diesen Westend Verlag, der sich heute sehr erfolgreich auf gesellschaftskritische und politische Sachbücher spezialisiert hat. Warum nicht auch ebensolche Belletristik verlegen? Eine Idee war geboren. Nach vielen intensiven Gesprächen gründeten Weiss und Karsten die Edition W. Der Jüngste im Bunde ist Robin Schmerer, der als Lektor schon bei weiss-books und Westend mit dabei war und jetzt das Programm des neuen Babys verantwortet. Die Bücher sollen zum Denken und Diskutieren anregen, Gewicht haben und literarisch inspirieren. Die erste Produktion präsentiert drei Autorinnen: Die in Wien lebende Luna Al-Mousli erinnert in „Um mich herum Geschichten“ an ihre Kindheit inmitten einer chaotischen Großfamilie in Damaskus. Kerstin Herrnkind erzählt in „Den Drachen jagen“ vom Leben und Sterben ihres drogenkranken Bruders. Die Französin Alice Zeniter dekonstruiert in „Ich bin eine Frau ohne Geschichte“ bekannte Heldenerzählungen und fragt nach weiblichen Perspektiven.

MITEINANDER REDEN

Drei Autorinnen zum Start und kein Autor dabei. Ist das Programm? Nein, Zufall. „Die spannendsten Manuskripte kamen diesmal einfach von Frauen“, erklärt Robin Schmerer. Seitdem der Verlag seine Gründung publik gemacht hat, landen jede Woche neue Manuskripte auf seinem Tisch. Auch Rainer Weiss hat noch allerbeste Kontakte in die Szene. Man kennt sich und schätzt sich. Die Macher von der Edition W verstehen sich als aktiven Part der hiesigen Kulturszene. Auch der Laden Buchkomplizen, den der Westendverlag als Erweiterung seiner Online-Buchhandlung in einer kleinen Seitenstraße bei der Kleinmarkthalle betreibt, soll dem Austausch dienen. Vor Corona gab es hier regelmäßig die Tischgespräche, die Themen, Autor:innen und Publikum bei einem guten Wein zusammenbrachten. Umso mehr bedauern es alle, dass zurzeit kaum Veranstaltungen und keine Messen stattfinden. „Der direkte Kontakt zu unseren Leser:innen ist uns sehr wichtig“, betont Robin Schmerer. Der Büchermensch ist sowohl im echten Leben als auch in Social Media gut vernetzt. Auf Instagram & Co. können gerade in der Belletristik noch einmal ganz andere Personenkreise erreicht werden. Da gibt es für den neuen Verlag allerdings noch viel zu tun.

v.l.n.r.: Rainer Weiss, Robin Schmerer und Markus J. Karsten

FREUNDSCHAFT MACHT BÜCHER

Die wichtigste Voraussetzung, um das Publikum zu erreichen, ist und bleibt aber ein guter Vertrieb. Hier und bei der Pressearbeit kann der Verlag auf die Strukturen des Partners Westend zugreifen. „Wir müssen nicht bei null anfangen, das war neben der Literaturliebe eine ganz wichtige Voraussetzung bei unserer Gründung“, erklärt Robin Schmerer die enge Vernetzung mit dem Sachbuchverlag. Neben diesen pragmatischen Überlegungen haben aber auch Freundschaft und Leidenschaft einen Löwenanteil an der Geburt der Edition W. Aber braucht es eigentlich noch einen weiteren Verlag? Im vergangenen Jahr sind fast 14.000 neue Belletristik-Titel auf den Markt gekommen. „Warum nicht? Es kann doch gar nicht genug Verlage geben, die mit ihren Büchern etwas bewegen und Denkprozesse anstoßen wollen.“ – Das ist die Antwort, die die Macher von Edition W selbst geben. Da bleibt nur noch eine Frage übrig: Für was steht das W im Namen? Robin Schmerer lacht gut gelaunt: „Für Weiss, für Westend, für Wein?“ Passt alles! Dann muss er weiter, die Texte für die Verlagsvorschau für den Herbst stehen auf der Agenda. Das Verlagsjahr geht fast schneller rum, als man die Bücher lesen kann.

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