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LITERATUR
Caoilinn Hughes
Orchidee & Wespe
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Steidl, 28 € Eine kaputte FamiEine kaputte Familie hat Folgen. Nachdem sich ihre Eltern, dem sich ihre Eltern, ein dominanter Banein dominanter Banker und eine kühle Diker und eine kühle Dirigentin, getrennt harigentin, getrennt haben, nimmt die junben, nimmt die junge Gael ihr Leben in die eigenen Hände. ge Gael ihr Leben in die eigenen Hände. Mehr als selbstbewusst, rotzfrech lügend und emotional distanziert schlägt sie sich durch, während ihr hypersensibler Bruder in Krankheit und Kunst flüchtet. Mit Gael betritt eine versehrte und dabei überaus originelle Heldin die literarische Bühne. Ihren exzentrischen Auftritt sollte niemand verpassen.
Ulla Lenze
Der Empfänger
Klett Cotta, 22 € Josef Klein geht nach Josef Klein geht nach New York. Er flüchtet 1925 vor der Armut 1925 vor der Armut in Deutschland. Aber in Deutschland. Aber in der Fremde ist es in der Fremde ist es schwierig. Sein Hobby schwierig. Sein Hobby als Amateurfunker lässt ihn die Einsamkeit als Amateurfunker lässt ihn die Einsamkeit vergessen und bringt ihn in Bedrängnis. Denn mit dem Nationalsozialismus bildet sich auch in N.Y. eine faschistische Community, die den Funker für ihre Zwecke einspannt. Dieser sensible Spionageroman überrascht mit einer neuen Perspektive auf Zeitgeschichte.
C.H. Beck
Writers & Lovers
24 € Wie fühlt es sich an, Wie fühlt es sich an, wenn der Traum eine Schriftstellerin zu sein Schriftstellerin zu sein allmächtig ist? Casey allmächtig ist? Casey hat einen enormen hat einen enormen Schuldenberg an StuSchuldenberg an Studiengebühren, arbeitet als Kellnerin und diengebühren, arbeitet als Kellnerin und seit sechs Jahren an ihrem Roman – ihrem Fluchtort. Doch wie realistisch ist dieser? Zerrissen zwischen Selbstzweifeln, der Trauer um ihre kürzlich verstorbene Mutter und zwischen Männern – die auch schreiben – kämpft sich die sensible junge Frau mutig durch. Lily King schreibt einen Roman, den sie sich vor 30 Jahren für ihr jüngeres schreibendes Ich gewünscht hätte (lithub.com).
Victoria Mas
Die Tanzenden
Piper, 20 € Das Pariser KrankenDas Pariser Krankenhaus Salpêtrière galt im 19. Jahrhundert als im 19. Jahrhundert als die bekannteste psydie bekannteste psychiatrische Anstalt Euchiatrische Anstalt Europas. Ehemänner, Väropas. Ehemänner, Väter und Brüder ließen ihre vermeintlich hyter und Brüder ließen ihre vermeintlich hysterischen und psychisch kranken Frauen (Töchter & Schwestern) einweisen. Doch Louise und Eugénie wollen sich mit ihrem Schicksal nicht abfinden. Mas gibt all diesen eingesperrten Frauen – deren Vergehen oft einfach nur ist, dass sie einen eigenen Willen haben und ein selbstbestimmtes Leben führen wollen – eine Stimme und erzählt von Mut, Hoffnung und Solidarität. Verena Güntner Anna Katharina Hahn Leif Randt Nell Zink
LITERATURFESTIVAL: STROMERN
„Kein ganz normales Festival“
›› 13.-16.8., Haus am Dom, Tickets nur im Vorverkauf erhältlich (!), 8/erm. 5 €/Solidaritätsticket 12 €, hlfm.de
Das „kleinste Festival der Stadt“ bittet zum Streifzug: zum Rückblick auf Frühjahrstitel und Ausblick auf den kommenden Literaturherbst. Der Duden definiert „stromern“ als „streifend umherziehen“ oder „sich herumtreiben“. Ersteres trifft sicher auf die Besucher*innen des Festivals „stromern“ zu. Endlich können wieder Lesungen besucht werden – natürlich mit entsprechenden Hygiene-Maßnahmen. Das Literaturforum hat ein neues Interimsdomizil: die Dachterrasse des Haus am Dom bzw. der große Saal – wohin bei Regen ausgewichen wird – bieten genug Raum für Abstand und dennoch „Nähe“ zu den Autor*innen. Den Auftakt bildet die Diskussion „Kultur und Corona – Kultur nach Corona?“ mit der kulturpolitischen Sprecherin der GRÜNEN, Mirjam Schmidt und Schauspieler, Sänger und Regisseur Jo van Nelsen (13.8./19 Uhr). Denn die Corona-Pandemie verändert unsere Gesellschaft nachhaltig und die Kulturbranche leidet massiv. Die Literaturkritikerin Beate Tröger und der Lyriker Tristan Marquardt stellen im Gespräch „Fulminante Verse – Die besten Lyrikdebüts“ vor. Die beiden Debütantinnen Slata Roschal und Saskia Warzecha lesen zudem aus ihren Gedichten (13.8./ 21 Uhr). Tanja und Jerome scheinen das perfekte Paar zu sein. Die Protagonist*innen in Leif Randts „Allegro Pastell“ sind dermaßen austherapiert und im Reinen mit sich, dass es weh tut. Randts Roman thematisiert, was sich unter der glatten Oberfläche verbirgt (14.8./19 Uhr). In dem Roman „Dickicht“ von Nina Bußmann, Preisträgerin des Robert-Gernhardt-Preis 2019, bewegen sich drei Menschen in der Großstadt und „verlieren sich im Dickicht prekärer Arbeits– und Lebensverhältnisse“ (15.8./17 Uhr). Anna Katharina Hahns Familienroman „Aus und davon“ erzählt von den existenziellen Erschütterungen im Alltag und den verschiedenen Generationen, die einander immer weniger zu sagen haben (15.8./19 Uhr). Der Schriftsteller und Exekutiv-Vizepräsident des internationalen Auschwitz-Komitees Christoph Heubner spricht mit Werner Hanak (stellvertretenden Direktor des Jüdischen Museums Frankfurt) über die Möglichkeiten, das Gedenken an die Schoa auch in der Ära der Nachgeborenen lebendig zu halten, „Von Auschwitz erzählen: Die Ära der Nachgeborenen“ (16.8./ 11 Uhr). Nell Zink gilt als eine der scharfsinnigsten US-Gegenwartsautor*innen. Ihr neuer Roman „Das Hohe Lied“ ist ein drei Generationen umspannender Familienroman und ein schonungsloses Gesellschaftsporträt der USA heute. Dreh- und Angelpunkt ist 9/11. Zu den zentralen Fragen in Zinks Werk zählt, in welchem Verhältnis Familie, das Private und das Politische zueinander stehen (16.8./13 Uhr). Den Abschluss des Festivals bestreitet text&beat@stromern: „Die Dissonanz des Wissens: Verschwörungstheorien im Superspreading“ (16.8./17 Uhr). Christian Alt und Christian Schiffer treffen auf ihrer Reise durch ein paranoides Land Verschwörungstheoretiker*innen, Aussteiger*innen und Opfer. In „Angela Merkel ist Hitlers Tochter. Im Land der Verschwörungstheorien“ decken die beiden Autoren psychologische Mechanismen auf, die zu Verschwörungstheorien führen und stellen sich der Frage, warum Verschwörungstheorien eigentlich so attraktiv sind? Text: Sohra Nadjibi
Düsterer Thriller von morgen
Frankfurt ist Hauptstadt
Zoë Beck: Paradise City, Suhrkamp, 16 € Mit „Paradise City“ legt die in Hessen aufgewachsene Zoë Beck einen beunruhigend aktuellen Zukunftsthriller vor. Pandemien haben die Menschheit reduziert und ein großer Teil der Küsten wurden vom Meer geraubt. Wer © Victoia Tomaschko überlebt hat, muss sich – zumindest in Deutschland – keine Viren-Sorgen mehr machen, denn hier regelt jetzt eine Gesundheits-App den Alltag. Dazu ist die Presse gleichgeschaltet, die Menschen sind sorgsam überwacht. Die Hauptstadt von Deutschland ist Frankfurt, mit dem Rhein-MainGebiet zu einer Supermetropole verschmolzen. Die Museen wurden nach Bad Vilbel verlegt, das Parlament tagt im Dornbusch. Aber das Theater ist noch an jetziger umstrittener Stelle, zu Zwecken der Repräsentation: Willkommen in der Zukunft. Hier lebt die Journalistin Liina. Sie fühlt sich noch der alten „Wahrheitspresse“ verpflichtet. Als eine Kollegin stirbt und ihr Chef und Liebhaber verunglückt, entdeckt Liina, dass man niemanden trauen kann. Dazu ist sie auch noch schwanger und mit einem gezüchtetem Herzen versehen, Profiteurin und Kritikerin des Systems in einem. Zoë Beck, eine literarische Allrounderin, lebt heute in Berlin. Ihre Wahlheimat ist in „Paradise City“ zu einer Art historischer Disney World degradiert. Dann doch lieber Hauptstadt, sagt sich der/die Frankfurter*in und widmet sich der spannungsreichen Dystopie. FR IZZ verlost 3 Bücher. Teilnahme auf frizz-frankfurt.de oder via Postkarte an den Verlag. Oder liked und kommentiert euren Gewinnwunsch auf Facebook/FRIZZ Frankfurt. Veranstaltungs- oder Produktname angeben! Gewinnbenachrichtigung via E-Mail. Einsendeschluss: 15.8.2020.