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Neue Plakatkampagne des Frauenreferats
„MACHT EUCH NICHT SO BREIT, JUNGS!“
›› klischeefreie-zone-ffm.de/plakatkampagne
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Für Frauendezernentin Rosemarie Heilig und Frauenreferatsleiterin Gabriele Wenner haben der Schutz und die persönliche Sicherheit von Frauen und Mädchen im städtischen Alltag oberste Priorität. „Mädchen in
Frankfurt haben in den letzten Monaten von der
Zunahme sexistischer und rassistischer Beleidigungen oder Belästigung auf Straßen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln berichtet. Das können wir so nicht hinnehmen. Alle Frankfurter*innen sind gefordert, wenn es um das Eintreten für Respekt und den Kampf gegen Diskriminierung geht“, fordert Heilig.
Die fünf Plakatmotive der Kampagne sind inspiriert von den Erfahrungen und Forderungen von
Mädchen und jungen Frauen selbst. Sie sind im
Rahmen der Aktionen rund um den Internationalen Mädchen*tag in Frankfurt (11. Oktober) erhoben worden. Mit der Plakatkampagne greift das
Frauenreferat diese Forderungen auf: An über 600
Litfaßsäulen und Plakatwänden sind ihre Appelle zu sehen.
Laut einer bundesdeutschen Repräsentativstudie haben 60 Prozent aller Frauen in Deutschland im
Lauf ihres Lebens mindestens eine Form von sexueller Belästigung erlebt¹. Das bestätigen auch die Ergebnisse von Plan International. In der aktuellen Studie „Safe in the City?“ wurden Mädchen und Frauen zur gefühlten Sicherheit in deutschen
Großstädten befragt². Übergriffe sind also Alltag:
© Jeannette Petri
Amna, Saher, Tooba
44 Prozent aller Frauen* erleben in ihrem Alltag sexistische Übergriffe – 14 Prozent mehrmals im Monat. Hier wirken Mehrfachdiskriminierungen besonders stark. So sind Mädchen* und Frauen* of Colour besonders stark von der Verschränkung von Rassismus und Sexismus betroffen³. Frauen und Mädchen erfahren also sehr früh, dass sie im öffentlichen Raum jederzeit angemacht oder beleidigt werden können, dass sie in jedem Fall mit Belästigungen rechnen müssen. Ein Großteil der Frauen und Mädchen wählen auf Grund der Belästigung andere Wege als zuvor. Dies macht sichtbar, dass Belästigungen tatsächliche Auswirkungen auf die Nutzung des öffentlichen Raums durch Frauen und Mädchen haben4. Es geht um Übergriffe und sexuelle Belästigung auf der Straße, in der Bahn oder auf dem Weg zum Supermarkt, die zu den alltäglichen Erfahrungen von Mädchen und Frauen zählen. Dazu gehören zum Beispiel Blicke, Pfiffe, rassistische und sexistische Bemerkungen und „Witze“, Kommentare über das Aussehen, „zufällige“ Berührungen oder Angrabschen. „Diese Form von Gewalt durch sexuelle Belästigung und rassistische Übergriffe im öffentlichen Raum ist nicht neu. Das Frauenreferat und viele feministische Bewegungen arbeiten weltweit daran, das Thema in die Öffentlichkeit zu bringen. Wir wollen, dass sich Mädchen und junge Frauen überall sicher und gewaltfrei bewegen können“, so Gabriele Wenner, Leiterin des städtischen Frauenreferates. „Die Corona-Pandemie sowie die aktuelle gesellschaftliche Situation in Bezug auf Rassismus, rechte Gewalt und Antifeminismus haben ebenfalls dazu beigetragen, dass sich Ängste und diskriminierende Erfahrungen von Mädchen* im öffentlichen Raum verstärkt haben“, berichtet Sonja Schindler (IB FEMA – Treffpunkt für Mädchen und junge Frauen) als Vertreterin des Arbeitskreises zum Internationalen Mädchen*tag. Gemeinsam mit anderen Pädagog*innen und Mädchen* war sie an der Konzeption der Kampagne beteiligt.
RECHT AUF RESPEKT Alle Frauen* und Mädchen* haben das Recht auf Respekt. So lautet der Slogan der Kampagne. „Sexistische und diskriminierende Beleidigungen sind Alltag. Viele Mädchen* und junge Frauen* sind mit dem Klischee aufgewachsen, sie müssten sich das gefallen lassen. Mädchen und junge Frauen haben das Recht, dass ihre Grenzen respektiert werden. Das gilt für zu Hause ebenso wie für den öffentlichen Raum. Wir wollen mit der Kampagne sowohl informieren und ermutigen als auch Klischees abbauen und zur Zivilcourage und Solidarität aufrufen“, ergänzt Linda Kagerbauer, Referentin für Mädchen*politik im Frauenreferat. „Wir wollen Respekt und haben keinen Bock mehr auf dumme Anmache und Rassismus. Wir wollen ernst genommen werden“, ergänzen Tooba, Amna und Saher. Die drei jungen Frauen waren an der Auswahl der Motive und Aussagen der Kampagne beteiligt. Alle drei sind seit Jahren beim Internationalen Mädchen*tag aktiv. Mit der Plakatkampagne kämpft das Frauenreferat gemeinsam mit vielen Kooperationspartner*innen gegen Klischees und Vorurteile: Sexistische Sprüche sind keine Komplimente, sondern Übergriffe. Belästigung ist Gewalt. An der Kampagne sind sowohl Frankfurter Mädchen* als auch der Arbeitskreis zum Internationalen Mädchen*tag beteiligt. Auf der Kampagnenhomepage klischeefreie-zoneffm.de/plakatkampagne sind alle Plakativmotive mit Zahlen, Daten und Fakten zu finden. Zudem sind dort Adressen von Beratungsstellen und Anlaufstellen für Mädchen* und junge Frauen* abrufbar. Alle Poster gibt es auch als Sticker. Diese können gerne im Frauenreferat abgeholt oder bestellt werden.
[1] Quelle: Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland, Bundesministerium Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2004 [2] Safe in the City? Zur gefühlten Sicherheit von Mädchen und Frauen in deutschen Städten, Plan International, 2020 [3] Quelle: Stop Street Harassment. Making Public Places Safe and Welcoming for Women, Holly Kearl, 2010 [4] Quelle: Gewalt gegen Frauen: eine EU-weite Erhebung, FRAU European Union Agency for Fundamental Rights, 2014 sowie Cross-Culture-Studie der Cornell University zusammen mit der NGO Hollaback!, 2014/15
klischeefreie-zone-ffm.de
© Klaus Mettig, VG Bild-Kunst, Bonn 2020
FR IZZ
© absolut Medien GmbH
präsentiert
WAS IST NATUR? Neue Ausstellung im Sinclair-Haus
Die Ausstellung „Was ist Natur“ im Museum Sinclair-Haus begibt sich auf die Suche nach neuen Naturverständnissen, stellt sich Fragen wie „Was meinen wir, wenn wir heute von Natur sprechen?“ und liefert Antworten. „Was ist Natur?“ zeigt Kunstwerke und Objekte der Kulturgeschichte und der Naturwissenschaften, möchte Annahmen über die Natur hinterfragen und Zusammenhänge von Pflanzen, Tieren, Mikroben, Kultur, Technik und Menschen erkunden und den Blick auf die Welt erweitern. ›› Text: Sohra Nadjibi
›› 13.9.2020-24.1.2021, Museum Sinclair-Haus Bad Homburg (Löwengasse 15), Di-Fr 14-19/Sa+So+Feiertage 13-18 Uhr, museum-sinclair-haus.de
Wir befinden uns im Anthropozän. Einem neuen menschengemachten Zeitalter. Der niederländische Atmosphärenchemiker Paul Crutzen wählte diese Bezeichnung 2000 und verschaffte der Wissenschaft einen Begriff für die gegenwärtige, vom Menschen geprägte geologische Epoche. Denn die Eingriffe des Menschen in die Natur haben erdgeschichtliche Dimensionen erreicht. Klimawandel, der Verlust der Biodiversität und ökologische Katastrophen verantwortet der Mensch. Wir prägen die Erde und hinterlassen Fußspuren mit jedem Schritt: Maßgeblich ist, wie wir uns ernähren, wohnen, kleiden und fortbewegen. Wir beuten die Natur aus, ignorieren wissenschaftliche Erkenntnisse und idealisieren sie gleichzeitig. Unser Verhältnis zur Natur ist von Widersprüchen geprägt. Die Natur muss herhalten als Zufluchtsort, wird verklärt, geschützt, ausgebeutet und für Marketingzwecke benutzt. Doch nicht erst seit der globalen Fridays for Future-Bewegung ist die Neubewertung von Wirtschaft und Konsum und deren Einfluss auf die Natur und das Klima unumgänglich. Die Ausstellung „Was ist Natur?” sucht nach einem neuen Verständnis von
ZEHNTAUSEND 10.9.2020 Welttag der Suizidprävention 10. September Welttag der Suizidprävention SUIZID VERHINDERN ZEHNTAUSEND-GRUENDE.DE GRÜNDE
Natur. Was bedeutet es für den Menschen, Teil der Natur zu sein? Fragen wie „Welche Wünsche, Bedürfnisse und Bilder stehen hinter diesem Begriff?“ und „Wie verändern sich Vorstellungen von Natur angesichts wissenschaftlicher Erkenntnisse über Tiere und Pflanzen, über das Klima und den mensch
Peter M., Selbsthilfegruppe Depressionen
lichen Einfluss auf die Erde?“ suchen nach Antworten. Die interdisziplinäre Schau regt Besucher*innen an, den Natur-Begriff zu hinterfragen. Die interdisziplinäre Schau erkundet Zusammenhänge von Pflanzen, Tieren, Kultur, Technik, Menschen und Mikroben, mit dem Ziel: Neue Perspektiven auf die Natur der Gegenwart zu gewinnen! Welche Lebensformen halten unser Ökosystem im Gleichgewicht? Die norwegische Künstlerin Sissel Tolaas setzt sich mit der molekularen Kommunikation durch Duftstoffe zwischen Bakterien
INFORMATIONEN ZU SELBSTHILFEGRUPPEN: SELBSTHILFE-FRANKFURT.NET
Gefördert durch:
und Insekten im Erdboden auseinander. Besucher*innen können diese Kommunikationsmittel in Tolaas‘ Installation sinnlich erfahren. Ein weiterer Teil der Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Exzellenzcluster „Balance of the Microverse“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Auch dieses FRANS_10K_2020 Anzeige FRIZZ-95-130 RZ 01.indd 1 Kapitel behandelt ökologische Gleichgewichte und die Rolle von Mikroben. Gebäude- und Hotelreinigung Service
Diese Kleinstlebewesen spielen eine elementare Rolle in unserem Ökosystem, prägen den Planeten seit vielen Millionen entscheidend und ermöglichen uns unsere Existenz. Natur und Technik sind bisweilen unlösbar miteinander verwoben. Die Ausstellung zeigt dies anhand des Beispiels des Frankfurter Flughafens als Lebens
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raum. Der Wissenschaftshistoriker Nils Güttler der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH Zürich) kooperierte mit dem Museum: Objekte und Bilder gewähren Einblicke in eine vom Menschen maßgeblich geprägte Naturkultur-Landschaft. Die US-amerikanische Künstlerin Andrea Bowers begleitet in ihrem Film „My Name Means Future“ (2020) die 16-jährige Aktivistin Tokata Iron Eyes, die von ihrem Alltag als Indigene in den USA spricht, von ihrem Natur-Verständnis und der Rolle des Menschen bei der Gestaltung der Zukunft. In der Installation „Mitigation of Shock (London 2050)“ Linderung des Schocks, London 2050 des Künstler- und Designerkollektivs Superflux geht es ebenfalls um die Zukunft der Menschheit. Besucher*innen werden in eine Londoner Wohnung des Jahres 2050 versetzt: Auf dem Tisch liegt ein Buch über Haustiere als Proteinquelle, im Hintergrund wächst Gemüse in Nährlösung unter Kunstlicht. Könnte so unsere Zukunft aussehen? Superflux kreiert ein Szenario, das basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Prognosen den Klimawandel in den Alltag holt. Die Schau zeigt außerdem Arbeiten von Bruce Conner, Andy Goldsworthy, Sarah Illenberger, Bertram Kober, François-Joseph Lapointe, Klaus Modick, objects & greens, Roman Schramm, Katharina Sieverding sowie Objekte, Bilder und Filme aus Wissenschaft und Kulturgeschichte Im September startet außerdem parallel eine dreiteilige Podcast-Reihe: Im Mittelpunkt der Reportagen und Gespräche mit Wissenschaftler*innen steht die Frage, was „Natur“ heute bedeutet.