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EWIGES EIS

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Ausstellung: Ewiges Eis SCHÖNHEIT & ZERBRECHLICHKEIT

›› Bis 12.2.2023, Museum Sinclair-Haus, Bad Homburg (Löwengasse 15), Di-Fr 14-19/Sa+So 10-18 Uhr, kunst-und-natur.de Warum löst die unendliche Weite entlegener Gletscherlandschaften Sehnsucht aus? Wie (über)lebt man in eisigen Welten und welche Kulturen entwickelten sich dort? Und wie kann das „Ewige Eis“ angesichts der Klimaerwärmung geschützt werden? Die Schau „Ewiges Eis“ im Museum Sinclair-Haus lädt Besucher:innen zu einer Erkundungstour der diversen Kältezonen mit ihren einzigartigen Landschaften und Lebensräumen ein. Künstlerische Positionen verdeutlichen eindrücklich, wie nah überwältigende Schönheit und die Fragilität der schwindenden Eismassen beieinanderliegen.

›› Text: Sohra Nadjibi

Laut Andreas Linsbauer – Forscher an der Uni Zürich – verschwindet das Eis der Alpengletscher in rasantem Tempo. Weitere aktuelle Messungen vom Februar 2022 zeigen, dass das Meereis um die Antarktis seit

Beginn der Satellitenaufzeichnung im Jahr 1979 die bisher niedrigste dokumentierte Ausdehnung hatte. Die schwindenden Schnee- und Eismassen weltweit demonstrieren deutlich, dass die Erde ein zusammenhängendes System ist, mit dem jeder einzelne Mensch in Verbindung steht. „Ewiges Eis“ zeigt Arbeiten internationaler

Künstler:innen, die von Schönheit und Zer-brechlichkeit zeugen und die kulturellen, gesamtpolitischen und sozialen Zusammenhänge. Die Werke geben auch Einblicke in die schützenswerten eisigen Regionen der Erde und belegen die Verflechtungen von Mensch und Natur. Die zeitgenössischen Arbeiten öffnen diverse Blickwinkel auf „ewiges Eis“: epische Landschaftsaufnahmen der letzten Jahre, historische Fotodokumentationen schmelzender Kryosphäre, Porträts von Menschen und ihrer Lebensräume und Mikroaufnahmen von

Schneekristallen. Einblicke in indigene Kulturräume machen deutlich, dass die Anpassungsfähigkeit der Bewohner:innen an das extreme Klima unabdingbare Voraussetzung für das tägliche Miteinander ist. Auch die Künstler:innen stehen vor Herausforderungen: die extremen Bedingungen, die weiten Wege und hohen Kosten setzen für Kunstschaffende methodisches Vorgehen und eine langfristige Planung für ihre Arbeiten über Gletscher und Polregionen voraus. Die Verstrickung von Kunst und Wissenschaft ist also immanent: So lehren die Künstler:innen (der Schau) Olafur Eliasson, Daniel Gilgen vom Institut für Digitale Museumsmedien, Tyrone Martinsson und Susan Schuppli, an Universitäten. Nathalie Grenzhaeuser, Mariele Neudecker und Susan Schuppli nehmen im Rahmen von interdisziplinären Forschungsprojekten regelmäßig an wissenschaftlichen Forschungsreisen teil.

EISIGE SCHÖNHEIT & LEBENSRÄUME DER INUIT

Susan Schupplis Aufnahmen sind berückend schön. Die Künstlerin visualisiert die Energie eines kalbenden Gletschers im Arktischen Archipel mithilfe einer Wärmebildkamera auf zwei Videokanälen. Der österreichische Künstler Wilhelm Scheruebl entwickelte Minusaquarelle, deren Grundlage der natürliche Entstehungsprozess von Eiskristallen sind: Er legt farbbeschichtete Papierbögen in der Kälte aus, auf denen sich alpine Eisblumen mit unzähligen feinen Oberflächenstrukturen bilden. Der Fotograf Bryan Adams – der zur Volksgruppe der Inupiaq zählt – bereist Alaska, um seine Landsleute zu porträtieren. Seine Porträts der Serie „I Am Inuit“ gewähren Einblicke in das Leben der Inuit, der endlosen Landschaft und vom Leben im Eis. Seit Jahren reist die Finnin Tiina Itkonen entlang der Westküste Grönlands, wo sie auf über 1.500 Kilometern vom Hundeschlitten, aus der Luft und auf dem Meer fotografiert. Und dabei den naturgewaltigen Ilulissat-Eisfjord, eine sechs Kilometer breite und ca. 55 Kilometer lange Eisberglandschaft, die seit 2004 UNESCO-Welterbe ist, in ihren Fotos festhielt. Die „entropische“ Fotoserie von Julian Charrière entstand auf einer Polarnacht-Expedition, im Eismeer um Island. Charrière schmolz acht Stunden lang auf einem schwimmenden Eisberg mit einer Gaslampe das Eis. Das physikalische Gesetz der Entropie besagt, dass sich die Temperatur zwischen einer kalten und einer warmen Ausdehnung/Materie langfristig angleicht – im Hinblick auf das Weltklima ist das fatal!

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