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Versicherer und Nachhaltigkeit – Kein Blabla
Kein Blabla
Treffender als Greta Thunberg hätte man dem Umgang der Politiker mit dem verheerenden Klimawandel nicht charakterisieren können – selbst der Papst hat ihr „Bla-bla-bla“ aufgegriffen. So war denn auch der G20-Gipfel in Rom eher ein Schaulaufen auf dem Roten Teppich als verantwortliche Politik. Die Wirtschaft ist da längst weiter, für deutsche Versicherer steht Nachhaltigkeit weit oben auf der Prioritätenskala. Der Vertrieb profitiert davon, denn das ist auch ein Verkaufsargument.
Von Nachhaltigkeit reden plötzlich nahezu alle Versicherungsunternehmen. Doch zwischen Reden und Handeln gibt es große Unterschiede. Das liegt auch daran, dass in etlichen Unternehmen die Verantwortung für dieses Thema entweder nicht eindeutig geregelt ist oder untergeordneten Fachbereichen übertragen wird. Wer nach einem positiven Beispiel sucht, kommt an der Barmenia nicht vorbei, bei der das Thema Nachhaltigkeit eine extrem große Rolle spielt. So sagt deren Nachhaltigkeitsbeauftragter im Vorstandsstab Stephan Bongwald: „Der Gesamtvorstand verantwortet die Strategie. Jedes Vorstandsmitglied trägt die Verantwortung für Nachhaltigkeitsthemen in seinem Ressort. Die Fachbereiche sowie der Nachhaltigkeitsbeauftragte im Bereich Presse und Vorstandsstab unterstützen die Vorstände.“ Das wirkt sich wohltuend und direkt auch im Bereich Kapitalanlagen aus. Die Barmenia hat nicht nur ein Sicherungsvermögen, in dem die strengen Ausschlusskriterien angewandt werden, vielmehr gelten sie auch unternehmens- und spartenübergreifend. Bongwald: „Hier unterscheiden wir uns von anderen Unternehmen. Im Jahr 2014 haben wir uns als einer der ersten deutschen Versicherer zu den Grundsätzen für verantwortungsvolles Investieren der Vereinten Nationen (PRI) bekannt. Wir bringen also zum jetzigen Zeitpunkt Erfahrung in der Anwendung mit.“ Ein Beispiel dafür war der kürzlich zu Ende gegangene Klimagipfel in Glasgow. Dort diskutierten große Kapitalgeber
(auch Versicherer) darüber, nicht mehr in Kohleförderung zu investieren – die Barmenia hat dies schon lange umgesetzt.
Der Blick auf die EU
Dennoch könne man – so Bongwald – aktuell nicht den Anteil nachhaltiger Kapitalanlagen konkretisieren. Hintergrund sei, dass die EU durch den Green Deal konkrete Ziele festlege, wie die Transformation in eine nachhaltige und klimaneutrale Wirtschaft gelingen soll. Die Transparenz-Verordnung und die Taxonomie seien Vehikel, um diese Ziele erreichen zu können. Darin enthalten sei eine Definition für nachhaltig ökologische Wirtschaftstätigkeiten, die durch sechs Umweltziele definiert würden. Diese sind: Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel, nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen, der Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, die Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung und schließlich der Schutz und die Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme. Zwei dieser Ziele wurden von der EU erst definiert. Derzeit gibt es einen sehr dynamischen Prozess innerhalb der Gesetzgebung. Seit der Transparenz-Verordnung unterscheidet man schon drei Gruppen von Investments auf der Kapitalanlagenseite und auch bei Finanzprodukten: Es gibt konventionelle Finanzprodukte nach Artikel 6 der Transparenz-Verordnung, Finanzprodukte, die ökologisch nachhaltige Merkmale bewerben (Artikel 8 der Transparenz-Verordnung) und nachhaltige Investments, die auf die Umweltziele der EU einzahlen (Artikel 9 der Transparenz-Verordnung). Die Barmenia werde jedenfalls weiterhin daran arbeiten, ihr Nachhaltigkeitsmanagement zu optimieren und auch künftig als verantwortungsvoller, nachhaltiger Partner wahrgenommen zu werden. Natürlich ist es gar nicht so einfach, die Einhaltung des Nachhaltigkeits-Gedankens bei den Emittenten von Kapitalanlagen zu überprüfen. Bongwald sagt dazu: „Wir haben ESG-Ausschlusskriterien festgelegt, die bei Staaten und Unternehmen zur Anwendung kommen. Beispielsweise sind Verstöße gegen Governance, Menschen- und Arbeitsrechte sowie Erträge aus Kohleförderung von unseren Investitionen ausgeschlossen. Für die globale Analyse und Umsetzung der Ausschlusskriterien in der Kaptalanlage der Barmenia-Versicherungsgruppe kooperieren wir mit der Ratingagentur MSCI ESG Research LLC.“
Stephan Bongwald Nachhaltigkeitsbeauftragter Barmenia Versicherungen
Große Ziele im Visier
Mit konkreten Zielen und Initiativen hat die Zurich Gruppe Deutschland ihre Nachhaltigkeitsstrategie am Rande der Kieler Woche vorgestellt. Der Versicherer hat sich zum Ziel gesetzt, eines der nachhaltigsten und verantwortungsvollsten Unternehmen weltweit zu werden. Nun hat die Zurich Gruppe Deutschland ihre Ambitionen konkretisiert und drei zentrale Handlungsfelder vorgestellt. So wird der Versicherer sich darin engagieren, das Vertrauen in eine digitale Gesellschaft zu fördern, eine nachhaltige Arbeitswelt zu schaffen und einen überproportionalen Beitrag zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels zu leisten. „Unser Fokus wird insbesondere auf der Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels liegen. Hier werden wir als Versicherer die größten Hebelwirkungen entfachen können. Deshalb werden wir überproportional wirksam im Rennen gegen den Klimawandel sein. Dieses Rennen müssen wir gewinnen“, so Dr. Carsten Schildknecht, Vorstandsvorsitzender der Zurich Gruppe Deutschland. Zurich unterzeichnete bereits 2019 als erster Versicherer den UN „Business Ambition for 1,5 °C Pledge“, der darauf abzielt, die durchschnittliche globale Erwärmung bis 2050 auf 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. „Der menschengemachte Klimawandel zeigt sich weltweit unter anderem in der deutlichen Zunahme von Frequenz und Intensität von Wetterextremen. Allein in Deutschland haben die Hagelschäden im Frühsommer und das Starkregenereignis „Bernd“ im Juli dazu geführt, dass 2021 für die deutschen Versicherer wahrscheinlich eines der bislang teuersten Naturgefahrenjahre sein wird“, so Dr. Schildknecht. Die Fakten würden zum Handeln auffordern. Man wünsche sich, dass man auf dem ambitionierten Weg weltweit viele Wettbewerber habe.“
Dr. Carsten Schildknecht Vorstandsvorsitzender Zurich Gruppe Deutschland
CO2-Reduzierung als zentrale Zukunftsfrage
Der Versicherer will auf dem Weg zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels einen überproportionalen Beitrag leisten. Dazu hat er eine konkrete Rückwärtsplanung verabschiedet. Zurich wird bis 2050 in allen Aspekten seines Geschäfts – vom Investment- und Risikomanagement über Versicherungsprodukte und dem Betrieb – klimaneutral sein. „Wir werden unsere Planung kontinuierlich mit den sich veränderten Rahmenbedingungen und dem technischen Fortschritt abgleichen; durch Förderung weiterer Klimaprojekte streben wir langfristig eine Klimapositivität an – je früher, desto besser. Daher sind bei allen neuen Maßnahmen unsere Kohlendioxidemissionen die wichtigste Messgröße. Die Fähigkeit zur CO2-Reduzierung ist die zentrale Zukunftsfrage“, so Dr. Schildknecht. Ferner sieht die Planung vor, dass bis zum Jahr 2030 eine Reduzierung von CO2-Emissionen um mehr als 70 % gegenüber dem Vergleichswert von 2019 erreicht werden. Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) sieht bis 2030 lediglich eine CO2-Reduzierung von 55 % gegenüber dem Referenzjahr 1990 vor. (hdm)