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Klimafonds – Jetzt endlich handeln
Jetzt endlich
Hinter uns liegt der mit viel Spannung erwartete Klimagipfel COP26. Es galt, klare Vorhaben zur Reduzierung der weltweiten Treibhausemissionen zu verabschieden. Noch wichtiger, es war vorgesehen, konkrete Schritte auf dem Weg zum erwünschten NettoNull-Ziel einzuleiten. Die Zeit drängt, denn der Kampf gegen den Klimawandel lässt kein Verharren oder Abwarten mehr zu. Die Fondsbranche macht sich diesen Trend zunutze. Sogenannte Klimafonds kommen mehr und mehr auf den Markt.
Machen wir uns nichts vor. In Sachen Klimaschutz und Klimawandel ist viel Zeit verstrichen. Lange wurde debattiert, es zeichneten sich Kompromisslösungen ab und viele Akteure waren guter Dinge. Doch der große Wurf blieb aus. So geschehen beim Pariser Klimaabkommen. Das entsprechende Abkommen trat am Ende 2016 in Kraft, nachdem es von 55 Staaten, die mindestens 55 % der globalen Treibhausgase emittieren, ratifiziert wurde. Mittlerweile haben mehr als 180 Staaten das Abkommen ratifiziert; darunter auch die Europäische Union (EU) und Deutschland. Doch Papier ist geduldig; Theorie und Praxis nicht immer deckungsgleich.
Daniel Sailer Co-Head Sustainable Investment Office Metzler Asset Management GmbH
Glasgow – mehr als Blabla?
Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass der menschengemachte Klimawandel für unseren Planeten und das gesamte Ökosystem ein wesentliches, systemisches Risiko birgt. Mit viel Tamtam startete Anfang November die 26. Konferenz der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (COP26) in Glasgow. Anerkennend muss man sagen, dass die in den vergangenen Monaten erzielten Fortschritte durchaus vielversprechend erscheinen. Doch nur weltweit ratifizierte Vereinbarungen über die jeweiligen Beiträge zur Begrenzung des Klimawandels werden letztlich zu konkreten Veränderungen führen. Umgesetzt heißt das, dass auf nationaler Ebene Netto-Null-Ziele festgelegt werden müssen und Unternehmen mehr denn je zuvor angehalten werden, detaillierte Berichten über ihre Pläne zur Verringerung von Treibhausgasemissionen darzulegen. Daniel Sailer, Co-Head Sustainable Investment Office, Metzler Asset Management GmbH, fasst folgendermaßen zusammen: „Uns sollte bewusst sein, dass wir keine 30 Jahre mehr bis 2050 Zeit haben. Wir wissen vom Weltklimarat, dass wir voraussichtlich schon 2030 das 1,5-Grad-Ziel überschreiten werden. Entsprechend haben wir eigentlich nur noch neun Jahre, um hier gegenzusteuern, und können uns jetzt eben nicht auf dem langfristigen 2050-Ziel ausruhen. Königsweg ist nach meiner Ansicht: Transparente Ziele, die wissenschaftlich basiert sind, die öffentlich sind, die jeder einsehen kann und wo jedes Jahr berichtet wird, ob die Ziele auch eingehalten werden. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle die Net Zero Asset Managers Initiative, die entsprechende Verpflichtungen für ihre Mitglieder vorschreibt.“ Wie sehr der Schuh drückt, lässt sich mit Blick auf die Länder auf der Südhalbkugel festhalten. Viele Staaten etwa in Afrika oder Südamerika spüren die Auswirkungen des Klimawandels bereits heute sehr stark. Das obgleich diese Länder mit ihren weitaus geringeren Emissionen deutlich weniger zum Klimawandel beigetragen haben als viele Industrieländer. Zumindest wurde in Glasgow erreicht, dass mehr als 100 Staaten sich dazu verpflichten, die Zerstörung von Waldgebieten definitiv zu stoppen. Das Projekt soll mit üppigen Finanzierungshilfen ge-
handeln!
stemmt werden und zunächst bis 2030 laufen. Doch der große Wurf würde auch bedeuten, dass sich beispielsweise die aufstrebenden Großmächte China und Indien mehr denn je zuvor dem Klimaschutz verpflichtet fühlen. Der weltgrößte Treibhausgas-Emittent China möchte erst bis 2060 CO2-neutral werden. Indien verkündete während der COP26, dass es das Ziel der Klimaneutralität für das Jahr 2070 im Auge hat. COP26 ist eine Zäsur. Von diesem Gipfel muss eine echte Aufbruchstimmung ausgehen. Für das Wohlergehen der Menschheit ist es wichtig, die Reduzierung von Treibhausgasemissionen insoweit zu verschärfen, dass sich damit die globale Erderwärmung auf zwei Grad Celsius oder weniger begrenzen lässt.
Fondsbranche reitet die Klimawelle
Die Fondsanbieter haben natürlich das Thema des Klimawandels längst aufgenommen und ihre Fondspalette entsprechend erweitert. So wurde beispielsweise im Juni 2020 der Deka MSCI World Climate Change ESG UCITS ETF, ein UCITS IV konformer Publikumsfonds aufgelegt, der die Performance des MSCI World Climate Change ESG Select Index (Preisindex) nachbildet. Bei der Zusammensetzung des Indexuniversums werden Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt. Die Gewichtung erfolgt mit Einbezug ihres CO2-Emissionsprofils. Insbesondere die emsige ETF-Branche setzt auf das Thema „Investieren in klimafreundliche Unternehmen“. justETF, das unabhängige Portal für ETF-Strategien, listet derweil 35 Indizes beziehungsweise 39 ETFs für ein „Klima-Investment“. Auf Ein-Jahressicht liegen dabei die entsprechenden Klimawandel-ETFs der Häuser Lyxor, Deka und Franklin weit vorne und erzielen bis zu 47,2 % auf die vergangenen zwölf Monate. Dass die Zahl der Publikumsfonds zum Thema Klimawandel schnell wächst, ist nicht von der Hand zu weisen. Schlagwörter wie „Climate“, „Carbon“ oder „Paris Aligned“ prägen das Bild. Ob es hierbei nur ums Marketing geht oder wirklich um einen echten Schritt auf dem Weg zur mehr Klimaschutz, wird die Zukunft zeigen. (ah)
Wissenswertes Fakten &
2020 war weltweit nach 2016 das zweitwärmste Jahr, das Meereis am Nordpol schrumpfte auf den zweitniedrigsten Wert und der Meeresspiegel steigt weiter an. Auch in Deutschland zeigen sich deutliche Veränderungen: Das vergangene Jahrzehnt (2011-2020) war das wärmste in den Aufzeichnungen, Deutschland erlebte das dritte, viel zu trockene Jahr in Folge und gleichzeitig deutet sich an, dass immer mehr Starkregen fällt.
Im Jahr 2020 betrug der Anteil erneuerbarer Energien am gesamten Primärenergieverbrauch Deutschlands 16,4 %.
Schweden ist das Land mit den höchsten Leistungen für den Klimaschutz laut Climate Change Performance Index im Jahr 2021.