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OSTERBRÄUCHE
OSTERBRÄUCHE von Palmsonntag bis Ostern
EINE ZEIT DER FREUDE, DER STILLE UND DER FÜLLE
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Ostern ist das wichtigste Fest der Christen. Die Auferstehung Jesu Christi verspricht immerhin auch dem Menschen höchstes Heil. Aber warum schlagen wir dafür Eierspitzen aufeinander?
Die Kombination aus kirchlichem Fest und Frühling macht die Mischung. Weil die genaue Einordnung des biblischen Geschehens auf genau einen bestimmten Tag nicht möglich ist, und weil die Kalender der Welt und Religionen durcheinander liefen, bestimmte ein Konzil im Jahr 523, dass Ostern immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling zu feiern sei. Weil zu der Zeit aber mit erwachender Natur auch die Lebensfreude steigt, hat Ostern zusätzlich Wurzeln in rauschenden Frühlingsfesten und Traditionen, die gerne mit üppigem Essen, Schmücken und Zusammenkommen zu tun haben.
In diesem Licht sind zunächst unchristlich scheinende Elemente quasi vereinnahmt worden und die Ausprägungen sind oft sogar von Dorf zu Dorf unterschiedlich. Auf alle Fälle lohnt es sich, sie lebendig zu halten, weil sie immer auch starke soziale Komponenten haben. Und es lohnt sich, am Palmsonntag früh aufzustehen. Denn wer als Letzter aus den Federn kriecht, der muss sich als Palmesel bezeichnen lassen.
EINIGE BRÄUCHE AUS DER REGION
DER PALMESEL UND DAS PUERI-SINGEN
Neben den nichtkirchlichen Ostereier-Bräuchen spielen im Bayerwald natürlich die traditionell katholischen Osterbräuche eine bedeutende Rolle. Diese wurden von dem Kreisheimatpfl eger KarlHeinz Reimeier gründlich erforscht. Der Palmesel-Brauch hat im Bayerischen Wald schon vor mindestens 450 Jahren stattgefunden und ist heute etwas in Vergessenheit geraten.
Zumeist Ministranten ziehen einen hölzernen Esel, auf dem eine Christus-Figur sitzt, auf einem Wagen von Haus zu Haus. Während die Buben vor den Häusern stoppen, erzählen sie den Bewohnern die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem, wofür sie zum Dank beispielsweise Eier oder Geld erhalten.
Beim „Pueri-Singen“ fehlen Wagen und Esel. Die Buben tragen stattdessen eine Christus-Figur von Tür zu Tür, wo sie dann von den Bewohnern in Empfang genommen und durchs ganze Haus getragen wird, sodass die Figur das ganze Haus weiht. Die Buben singen währenddessen den Psalm „Pueri Hebrorum“.
DIE PALMWEIHE
Die Palmweihe ist einer der wichtigsten Bräuche im Bayerischen Wald und fi ndet, wie der Palmesel und das „Pueri-Singen“, am Palmsonntag statt. Zunächst ist es die Aufgabe meist der Eltern, eine passende Palmgerte zu fi nden. Diese wird dann verziert: Es werden bunte Seidenbänder und frisches Wintergrün eingearbeitet. Außerdem werden noch Äpfel an die Palmgerte angehängt.
Am Palmsonntag gehen dann die Buben und Mädchen mit ihren prachtvoll geschmückten Palmgerten zum Gottesdienst. Der Gang in die Kirche wird oft von Neid gegenüber den schöneren Gerten der anderen begleitet. Während des Gottesdienstes kommt es nicht selten zu Spielerein zwischen den Trägern der riesengroßen Palmgerten.
Im Freien fi ndet vor oder nach dem Gottesdienst die Weihung der Gerten durch den Priester statt. Wieder zuhause angekommen, werden die Zweige der Gerte auf alle Familienmitglieder aufgeteilt, ebenso die Apfelstücke, sodass Gottes Segen alle erreicht.
DAS RATSCHEN
Viel lärmiger geht es beim „Ratschen“ zu. Der Überlieferung nach „fl iegen“ die Kirchenglocken am Gründonnerstag nach Rom und schweigen dann bis zum Ostersonntag. Während des Karfreitags und Karsamstags lärmen, statt dem schönen Klang der Glocken, Grüppchen von Kindern und Jugendlichen mit ihren Ratschen.
Es gibt hierbei die unterschiedlichsten Formen von Ratschen: von kleinen Handratschen, die sich mit einer Hand drehen lassen, bis hin zu Standratschen, die auf einem Wagen befestigt sind und sich nur von zwei Personen betätigen lassen. Die Ratschen-Gruppen ziehen ebenfalls von Haus zu Haus. Auf Befehl des Ranghöchsten wird der Lärm gestoppt und den Hausbewohnern ein Spruch aufgesagt, der sie daran erinnert, Buße zu tun. Nach dem Erhalt einer kleinen Belohnung ziehen die „Ratscher“ weiter.
Das sogenannte „Oabegga“ hat mit kirchlicher Tradition nichts zu tun und funktioniert folgendermaßen: Zwei Kontrahenten stoßen je ein hartgekochtes sowie bemaltes Osterei mit der Spitze gegeneinander, solange bis eines der beiden brüchig geworden ist. Derjenige, dessen Ei zuerst beschädigt ist, hat das Spiel verloren und muss sein Ei an den Gewinner abgeben.
Beim „Osteroascheibn“ lassen die Kontrahenten ihre Eier eine schiefe Ebene mit Spurrillen hinunterrutschen. Der, dessen Ei am weitesten rollt, hat gewonnen und darf die Eier der anderen behalten. Alternativ lässt man beim Osteroascheibn die Eier mehrmals hinunterrutschen, mit dem Ziel, die gegnerischen Eier anzupicken, für jeden Tre er erhält man hierbei einen Punkt.
Das „Osteroawerfa“ hingegen ist kein Wettkampf. Hier wirft der Hausbesitzer ein Ei über sein Hausdach, was es vor Gefahren schützen soll. Manchmal steht eine zweite Person auf der anderen Seite, die das Ei dann fangen muss. Teilweise werden auch rohe Eier verwendet, sodass die Aufgabe des Fängers eine größere Herausforderung darstellt.