Da Waidler - Ausgabe März / April 2022

Page 30

OSTERBRÄUCHE

von Palmsonntag bis Ostern EINE ZEIT DER FREUDE, DER STILLE UND DER FÜLLE Ostern ist das wichtigste Fest der Christen. Die Auferstehung Jesu Christi verspricht immerhin auch dem Menschen höchstes Heil. Aber warum schlagen wir dafür Eierspitzen aufeinander?

Und es lohnt sich, am Palmsonntag früh aufzustehen. Denn wer als Letzter aus den Federn kriecht, der muss sich als Palmesel bezeichnen lassen.

Die Kombination aus kirchlichem Fest und Frühling macht die Mischung. Weil die genaue Einordnung des biblischen Geschehens auf genau einen bestimmten Tag nicht möglich ist, und weil die Kalender der Welt und Religionen durcheinander liefen, bestimmte ein Konzil im Jahr 523, dass Ostern immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling zu feiern sei. Weil zu der Zeit aber mit erwachender Natur auch die Lebensfreude steigt, hat Ostern zusätzlich Wurzeln in rauschenden Frühlingsfesten und Traditionen, die gerne mit üppigem Essen, Schmücken und Zusammenkommen zu tun haben. In diesem Licht sind zunächst unchristlich scheinende Elemente quasi vereinnahmt worden und die Ausprägungen sind oft sogar von Dorf zu Dorf unterschiedlich. Auf alle Fälle lohnt es sich, sie lebendig zu halten, weil sie immer auch starke soziale Komponenten haben.

EINIGE BRÄUCHE AUS DER REGION DER PALMESEL UND DAS PUERI-SINGEN Neben den nichtkirchlichen Ostereier-Bräuchen spielen im Bayerwald natürlich die traditionell katholischen Osterbräuche eine bedeutende Rolle. Diese wurden von dem Kreisheimatpfleger KarlHeinz Reimeier gründlich erforscht. Der Palmesel-Brauch hat im Bayerischen Wald schon vor mindestens 450 Jahren stattgefunden und ist heute etwas in Vergessenheit geraten. Zumeist Ministranten ziehen einen hölzernen Esel, auf dem eine Christus-Figur sitzt, auf einem Wagen von Haus zu Haus. Während die Buben vor den Häusern stoppen, erzählen sie den Bewohnern die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem, wofür sie zum Dank beispielsweise Eier oder Geld erhalten. Beim „Pueri-Singen“ fehlen Wagen und Esel. Die Buben tragen stattdessen eine Christus-Figur von Tür zu Tür, wo sie dann von den Bewohnern in Empfang genommen und durchs ganze Haus getragen wird, sodass die Figur das ganze Haus weiht. Die Buben singen währenddessen den Psalm „Pueri Hebrorum“.

30


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.