GELD-Magazin, Oktober 2018

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Prof. Rudolf Taschner: Wo die Grenzen der Mathematik in der Wirtschaft liegen.

Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte

° Globale Aktienfonds

° Faktor-Investments

° Anleihen

° Fonds der Superlative

4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 10 | 2018 ° 3,90 Euro

Wo Fondsmanager weltweit noch attraktive Werte finden Die besten Strategien, um auf der Butterseite zu bleiben

Bei gleichem Risiko sind durchaus höhere Gewinne möglich Produkte, die über Jahrzehnte stabile Renditen erwirtschaften

Crash!

Panikmache oder reale Gefahr? 10 Jahre nach der Lehman-Pleite. Wie groß die Wahrscheinlichkeit einer neuen Finanz- und Wirtschaftskrise tatsächlich ist.

Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Zertifikate + Alternative Investments + Versicherungen


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° editorial  10/2018 Stürmische Zeiten

W

ohin man blickt, sind Krisen am Köcheln – der US-Handelsstreit vornehmlich mit China, der zu Preissteigerungen und zu Wachstumsverlangsamung führen wird; die Zinserhöhungen durch die Fed, die Kapitalabflüsse und schwierigere Finanzierungsbedingungen in den Wachstumsländern nach sich zieht; der steigende Rohölpreis aufgrund der Iran-Sanktionen, der die Industrie kostenseitig belastet. Richtet man den Blick mehr auf Europa, dann stehen auch hier weitere US-Strafzölle im Raum – vor allem bei Autoexporten, was den Herstellern schlaflose Nächte bereitet. Die Verhandlungen rund um den Brexit werden voraussichtlich in letzter Minute doch noch zu einem Kompromiss führen – verunsichern zumindest aber bis zu einer Einigung. In Italien zeichnen sich wiederum aufgrund der Budgetverandlungen Auseinandersetzungen mit der EU und eine Regierungskrise ab. Der Zins für italienische Schuldtitel im Zehn-Jahres-Bereich reichte bereits zeitweise an die 3,5 Prozent-Marke heran. Und selbst in Österreich läuft es auf politischer Ebene nicht wirklich rund. Hier macht sich Widerstand gegen die schwarz-blaue Regierung breit, der sich an den dubiosen Vorgängen im Innenministerium entzündet hat.

Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin

Doch Krisen können Anleger für sich auch nützen. Ein Beispiel: Der höhere Ölpreis treibt die Kurse der Energie-Unternehmen nach oben. Steigende Zinsen lassen den Bund Future fallen und eine Short-Position darauf steigen – zudem verbessern sich die Aussichten für die meisten Finanzwerte. Und selbst eine möglicher­ weise eskalierende Krise in Italien dürfte sich aufgrund des dadurch entstehenden Druckes auf den Euro-Wechselkurs auf einige Unternehmensergebnisse positiv auswirken. Abgesehen davon boomt die Technologie-Branche aufgrund innovativer Entwicklungen usw. Das Fazit daraus ist, dass unruhige Zeiten auch immer wieder gute Gelegenheiten offerieren, wenn man den Überblick behält, über die richtigen Informationen verfügt und auf die richtigen Anlageprodukte setzt. Man denke nur an die Börsenentwicklung seit der Lehman-Krise, der wir in dieser Ausgabe des GELD-Magazins zum Zehn-Jahres-Tag die Cover-Story widmeten.

º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 T: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, E: office@geld-magazin.at º Herausgeber 4profit Verlag GmbH º GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic  º Chefredakteur Mario Franzin º Redaktion Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Ernst A. Swietly º grafische Leitung Noura El-Kordy  º Coverfoto Pixabay º Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º Verlagsleitung Snezana Jovic º Eventmarketing Ivana Jovic º Projektleitung & verkauf Dr. Anatol Eschelmüller º IT-management Oliver Uhlir º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-12 • abo@geld-magazin.at Österreichische

* Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.

ÖAK Auflagenkontrolle


10 Droht wieder eine Wirtschafts- und Finanzkrise wie anno dazumal?

banking 28 ° PANORAMA. Zürcher Kantonalbank: Die Bevollmächtigung nicht vergessen + Kommunalkredit: Fonds für Infrastruktur.

30 ° Open Banking. Warum die Bank von morgen auch Ihren Stromverbrauch optimieren könnte.

geldanlage 32 ° Panorama. Jupiter: Investieren in Kreuz-

06 ° PANORAMA. Brasilien: Unpopuläre Reformen gefordert + Glücksritter: „Goldrausch“ in Bayern + China: Aufwertung des Aktienmarkts + Cannabis: „Hasch-Aktien“ heben ab.

34 ° Institutional Investors congress.

08 ° Rudolf Taschner. Der TU-Experte über die

turabschwung die Stirn bieten würden.

enge Beziehung zwischen Wirtschaft und Mathematik. Motto: „Rechnen macht glücklich.“

10 ° Zehn Jahre Lehman-Pleite. Steht bald wieder der nächste Crash bevor? Und könnte er noch viel verheerender ausfallen? Experten geben Entwarnung.

16 ° Krankenkassen-reform. Durch Effizienz-

Profis stellen ihre besten Anleihenstrategien vor.

38 ° aktien global. Welche Titel einem Konjunk43 ° expertstalk John Weavers. Der Manager

des M&G North American Dividend Fund: „Die besten Aktienideen finden wir im Energiebereich.“

44 ° fonds der superlative. Stabile Renditen – über Jahrzehnte hinweg.

steigerung und Zusammenlegungen will die Regierung eine Milliarde Euro einsparen. Gewerkschaft und Opposition laufen Sturm gegen diese Pläne.

48 ° faktor-investments. Profitieren von alter-

20 ° Finance Watch. Deutschland: Wirtschafts­

aktien stehen bei Fondsmanagern hoch im Kurs.

prognose gesenkt + New York Times: Die Steuertricks der Familie Trump + BaFin: Aufseher für Dt. Bank.

wirtschaft 22 ° PANORAMA. Heimische Industrie: Stimmung

flaut ab + Dieselgate: Hohe volkswirtschaftliche Kosten + Modelversuch: Weniger arbeiten für gleiches Gehalt.

24 ° digitalsteuer. Facebook, Google & Co. sollen stärker zur Kassa gebeten werden. Gute Idee – leider schlecht ausgeführt.

26 ° IWF-report. Welche Hausaufgaben Österreich noch meistern muss.

4 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

nativen Indizes.

52 ° best of funds. Technologiewerte und Energie55 ° expertstalk Columbia Threadneedle. Der Portfolio Manager Francis Ellison beobachtet akribisch alle Einflüsse auf Börsen und Aktienkurse.

aktien 58 ° PANORAMA. voestalpine: Asien im Fokus +

Lenzing: Schock aus den USA + Wienerberger: Ausblick angehoben + Kapsch TrafficCom: Neue Aufträge aus Lateinamerika.

60 ° weltbörsen. USA: Unerschütterliche Konjunktur + Euro: Turbulenter Euro + China: Großer Sprung zum Handelskrieg + Japan: Starke Frühherbstrally.

CrediTS: Shutterstock

Brennpunkt

fahrten + Lingohr: Value hat wieder Saison + X-Trackers: ETFs werden wieder günstiger + Pictet: Neuer Japan-Fonds setzt auf Total Return.


° Inhalt  10 / 2018 70 ° Rohstoff-Radar. Erdöl: Opec bleibt hart +

Gold: Weiter schwach + Lithium: Elektro-Trend hält an + Kaffee: Keine Wende zum Besseren.

versicherung

24 Unantastbar

72 ° panorama. Wiener Städtische: Fusion mit

s Versicherung abgeschlossen + Uniqa: Versicherung für Golfer + Allianz: Neue Vermögensstudie.

62 ° anlagetipps. Axel Springer: Erfolgreiche Digi-

tal-Offensive + BayWa: Agrarkonzern fährt Ernte ein + Iberdrola: Power unter der Sonne Spaniens.

64 ° Börse Wien. Clever: Jetzt günstige Aktien ­kaufen und Depot mit Derivaten absichern.

66 ° börse frankfurt. SAP: Neues Allzeithoch + Klöckner: Profitieren von Strafzöllen + Allianz: ­Überzeugendes Halbjahr trotz Hurrikan.

alternative investments 68 ° panorama. Wien: Mit einem Zertifikat auf den Immo-ATX setzen + Deutschland: ZertifikateAwards 2018/2019 werden vergeben.

69 ° Zertifikate-listing. Attraktive Produkte.

fonds­gebundenen Lebensversicherungen.

74 ° unfallversicherung. Für den Fall der Fälle die materielle Existenz absichern.

immobilien 78 ° panorama. Immo-Markt Österreich: Starke

Nachfrage + Künstliche Intelligenz: Der Computer hilft bei der Wohnungssuche + Neuer Studiengang: Real ­Estate Investment.

80 ° Wissen. ÖBIB – Wie die staatliche Beteiligungs­ gesellschaft österreichische Unternehmen schützen soll.

82 ° buchtipps. Walter Krämer: So lügt man mit Statistik + VKI: Wohnen im Eigentum + Egon Flaig: Weltgeschichte der Sklaverei.

| Ablage | Akten | Altbausanierung ͮ ůƚĞƌŶĂƟǀŝŶǀĞƐƚŵĞŶƚ ͮ ůƚŵŝĞƚĞƌ ͮ ŵƚĞƌ ͮ ŶĚĞƌƐ ͮ ŶŐĞďŽƚĞ ͮ ŶůĂŐĞ ͮ ƌďĞŝƚ ͮ Architekten | Assistenz ͮ ƩƌĂŬƟǀ ͮ ƵĨƐƟĞŐ ͮ ƵƘĞƌŐĞǁƂŚŶůŝĐŚ ͮ Banken ͮ ĂƵĞŶ ͮ ĂƵĮƌŵĞŶ ͮ Baustelle ͮ ĂƵƚƌćŐĞƌ ͮ ĞŚĂƌƌůŝĐŚ ͮ ĞŵƺŚĞŶ ͮ ĞƌŝĐŚƚĞ ͮ Beständigkeit ͮ ĞƚĞŝůŝŐƵŶŐĞŶ ͮ ŽĚĞŶƐƚćŶĚŝŐ ͮ Bonität ͮ ƌĞŐĞŶnj ͮ ƵĐŚŚĂůƚƵŶŐ ͮ Büro | CEO | Chancen ͮ ŚĂŽƟƐĐŚ ͮ Charismatisch ͮ Ž <' ͮ Compliance ͮ ZD ͮ ĂĐŚŐĞƐĐŚŽƐƐ ͮ Darlehen | Daten | Demut ͮ ĞƵƚůŝĐŚ ͮ ĞƵƚƐĐŚůĂŶĚ ͮ Direkt ͮ ŝƐnjŝƉůŝŶ ͮ ƌŝǀŝƵŵ ͮ Durchhalten ͮ LJŶĂŵŝƐĐŚ ͮ s ͮ ĸnjŝĞŶƚ ͮ ŚƌĞŶǁĞƌƚ ͮ ŚƌůŝĐŚ ͮ ŝŐĞŶŵŝƩĞů ͮ Eigenständig ͮ ŝŶŬĂƵĨ ͮ Einsatz ͮ ŵƉĨĂŶŐ ͮ ŵƉŚĂƟƐĐŚ ͮ Energie | Energisch ͮ ƌĨĂŚƌƵŶŐ ͮ ƌĨŽůŐ ͮ ƌĨŽůŐƐŽƌŝĞŶƟĞƌƚ ͮ ƌƚƌĂŐ ͮ Expansion ͮ &ćŚŝŐ ͮ &Ăŝƌ ͮ Feiern | Finanzen | Finanzierung | Firmengründungen ͮ &ůĞŝƘ ͮ Fokussiert ͮ &ŽůĚĞƌ ͮ Fortschrittlich ͮ &ƌĞŝnjĞŝƚ ͮ Freunde ͮ &ƌĞƵŶĚůŝĐŚ ͮ &ƌƵƐƚ ͮ &ƵůŵŝŶĂŶƚ ͮ &ƵŶŬƟŽŶĂů ͮ &ƵƐŝŽŶ ͮ 'ĞŵĞŝŶƐĂŵ ͮ Geschäftsführer | Gesellschaften | 'ĞǁĞƌďĞ ͮ 'ĞǁŝŶŶĞ ͮ 'ůƺĐŬ ͮ Graz ͮ 'ƌƵŶĚďƵĐŚ ͮ Gründlich ͮ 'ƌƵŶĚƌŝƐƐĞ | Gruppe | Haftung | Handwerker | Harmonisch ͮ ,ćƵƐĞƌ ͮ ,ĂƵƐǀĞƌǁĂůƚƵŶŐ ͮ Hektik ͮ ,ĞůůŚƂƌŝŐ ͮ Hilfsbereit ͮ ,ŽĐŚůĞŝƐƚƵŶŐ ͮ /ĚĞĞŶ ͮ ,GHQWL¿NDWLRQ | Immobilien | Innovation | Integer | Intensiv | Internet | Investment | Investor ͮ :ĂŚƌĞƐĂďƐĐŚůƺƐƐĞ ͮ Jahresberichte ͮ :ƵďŝůćƵŵ ͮ :ƵŶŐĞƐ dĞĂŵ ͮ <ĂůŬƵůĂƟŽŶĞŶ ͮ <ĂƉŝƚĂů ͮ <ĂƵĨĞŶ ͮ <ŽůůĞŐŝĂů ͮ Kommunikativ | Kompetenz | Konsequent | Kontakte ͮ <ŽŶƚƌŽůůĞ ͮ <ŽŶnjĞƉƚĞ ͮ <ŽƉŝĞƌĞŶ ͮ Kreativ | <ƌŝƟƐĐŚ ͮ Kunden | Kundenorientiert | Langfristig | Launisch | Leidenschaft | Lernfähig ͮ >ŝŶĚĂƵ ͮ Linie ͮ >ŝƋƵŝĚŝƚćƚ ͮ >ŽLJĂů ͮ >ƵƐƟŐ ͮ Mails | Makler | Management | Mannschaft ͮ DĂƌŬĞƟŶŐ ͮ DĂƌŬƚŽƌŝĞŶƟĞƌƚ ͮ Meetings ͮ DĞŚƌǁĞƌƚ ͮ DĞŝůĞŶƐƚĞŝŶ ͮ Miete ͮ DŝƐƐĞƌĨŽůŐ ͮ Mitarbeiter | DŽĚĞƌŶ ͮ Möglichkeiten ͮ DƵƟŐ ͮ EĂĐŚŚĂůƟŐ ͮ EĞŝĚůŽƐ ͮ Nett ͮ EĞƵďĂƵ ͮ EĞƵĞƐ ͮ Neugierig ͮ EĞƵŐƌƺŶĚƵŶŐ ͮ EŝĞĚĞƌůĂŐĞŶ ͮ EŽƌŵĂů ͮ EŽƚĂƌ | Nutzwertgutachten | Objekte ͮ KīĞŶ ͮ Operativ ͮ KWͲ>ŝƐƚĞŶ ͮ Optimieren | Optimismus | Ordnung | Originell ͮ WĂƌŝĮnjŝĞƌĞŶ ͮ WĂƌƚŶĞƌ ͮ Perfekt ͮ WĞƌĨŽƌŵĂŶĐĞ ͮ WůĂŶƵŶŐ ͮ WŽƐŝƟǀ ͮ WŽƚĞŶƟĂů ͮ Power ͮ WƌĂŐ ͮ Präsentationen ͮ WƌĞƐƐĞ ͮ Prioritäten ͮ WƌŽĚƵŬƚĞ ͮ Produktiv ͮ WƌŽĮƐ ͮ WƌŽũĞŬƚĞ ͮ YƵĂůŝƚćƚ ͮ YƵĂŶƚĞŶƐƉƌƵŶŐ ͮ Querdenker | Rastlos ͮ ZĞĂůŝƚćƚĞŶ ͮ Rechnen ͮ ZĞĐŚŶƵŶŐĞŶ ͮ ZĞĐŚƚƐĂŶǁćůƚĞ ͮ Reden | Regional | Reisen ͮ ZĞŶĚŝƚĞ ͮ Renommiert ͮ ZŝƐŝŬŽ ͮ ^ĐŚĂīĞŶ ͮ ^ĐŚŶĞůů ͮ ^ĞƌǀŝĐĞ ͮ ^ŝĐŚĞƌŚĞŝƚ ͮ ^ŝĞŐĞƌ ͮ ^ůŽǁĞŶŝĞŶ ͮ ^ŵĂƌƚ >ŝǀŝŶŐ ͮ ^ŽůŝĚĞ ͮ ^ŽƌŐĞŶ ͮ ^ƉĂƌĞŶ ͮ ^ƉĂƘ ͮ Stabil ͮ ^ƚĂƟƐƟŬĞŶ ͮ ^ƚĞƟŐ ͮ ^ƚĞƵĞƌ ͮ Stimmung | Strategie ͮ ^ƚƌĞƐƐ ͮ Tatendrang ͮ dĂƚŬƌćŌŝŐ ͮ dĞĂŵǁŽƌŬ ͮ Teilhaberschaft ͮ dĞůĞĨŽŶŝĞǁǁǁ͘ƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ ren | Termine | Toleranz ͮ dƌĂŶƐƉĂƌĞŶƚ ͮ dƌĂƵĞƌ ͮ dƌĞƵĞ ͮ Treuhänder ͮ dƐĐŚĞĐŚŝĞŶ ͮ dƺĐŚƟŐ ͮ hŵƐĂƚnj ͮ hŵƐŝĐŚƟŐ ͮ hŵnjƵŐ ͮ Unglaublich | ƚƌŝǀŝƵŵ Unternehmen | Unternehmer ͮ hŶƚĞƌnjĞŝĐŚŶĞŶ ͮ Unverwechselbar | Urban ͮ hƌůĂƵď ͮ Veranstaltungen ͮ sĞƌĂŶƚǁŽƌƚůŝĐŚŬĞŝƚ ͮ sĞƌĞŝŶďĂƌƵŶŐĞŶ ͮ Vergnügen ͮ sĞƌŚĂŶĚůƵŶŐĞŶ ͮ Verkaufen ͮ sĞƌůƵƐƚĞ ͮ sĞƌƐŝĐŚĞƌƵŶŐ ͮ Verträge ͮ sĞƌƚƌĂƵĞŶ ͮ sĞƌƚƌŝĞďƐƉĂƌƚŶĞƌ ͮ sĞƌǁĂůƚĞŶ ͮ Vielseitig ͮ sŽƌĂƌůďĞƌŐ Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 5 ͮ sŽƌĚĞŶŬĞŶĚ ͮ sŽƌƌĞŝƚĞƌ ͮ sŽƌƚƌćŐĞ ͮ Weiterbildung | Weitsichtig ͮ tĞƌďƵŶŐ ͮ tĞƌƟŐ ͮ Wertsteigerung | Wien ͮ tŝůůĞŶƐƐƚĂƌŬ ͮ tŝƌ ͮ tŝƌƚƐĐŚĂŌůŝĐŚ ͮ Wissen ͮ tŽŚŶƵŶŐĞŶ ͮ tƵƚ ͮ yy> ͮ zĞƐ ͮ Ypsilon ͮ ĂŚůĞŶ ͮ Zinshaus | Zuhören | Zukunft | Zusammen | Zuverlässig |

sŝĞůĞŶ ĂŶŬ ĂŶ ƵŶƐĞƌĞ WĂƌƚŶĞƌ ƵŶĚ /ŶǀĞƐƚŽƌĞŶ Ĩƺƌ ϭϬ ĞƌĨŽůŐƌĞŝĐŚĞ :ĂŚƌĞ͊

DŝƚĂƌďĞŝƚĞƌ ƌĂŝŶƐƚŽƌŵŝŶŐ njƵ ƚƌŝǀŝƵŵ ƐƉĞnjŝĮƐĐŚĞŶ tƂƌƚĞƌŶ njƵŵ ϭϬũćŚƌŝŐĞŶ ĞƐƚĞŚĞŶ ĚĞƌ ƚƌŝǀŝƵŵ

73 ° FLv-Listing. Der monatliche Überblick über die

ϭϬ :ĂŚƌĞ


brennpunktPanorama Brasilien: Unpopuläre MaSSnahmen gefordert Reformbedarf. Die größte lateinamerika-

nische Volkswirtschaft, Brasilien, wählt einen neuen Präsidenten. Dazu kommentiert Thomas Rutz, Fondsmanager der MainFirst Emerging Markets Funds: „Das Land braucht durchgreifende, unpopuläre Wirtschaftsreformen, um die aufgeblähte Regierung zu reduzieren, dem hohen Haushaltsdefizit zu begegnen und die steigenden Sozialversicherungsausgaben zu senken.“ Der Experte sieht die Ausweitung des Spreads des Credit Default Swaps (CDS) in Brasilien und der Korrektur des brasilianischen Aktienmarktes als ein Zeichen dafür, dass die Finanzmärk­ te die mit dem Ausgang der Präsidentschaftswahlen verbundenen Risiken bereits eingepreist haben und vor-

erst stabil bleiben sollten. Mittelfristig jedoch würden Investoren sehr genau hinschauen, ob „am Zuckerhut“ ein glaubwürdiges und reformfreudiges Wirtschaftsprogramm verfolgt wird. „Ist dies nicht der Fall, muss mit einer Verschlimmerung der Lage gerechnet werden“, so Rutz. Nach einer schweren Rezession 2015 und 2016 erlebte Brasilien zuletzt einen leichten Aufschwung. Die Auswirkungen sind für die Bevölkerung aber noch nicht wirklich spürbar. In den vergangenen vier Jahren betrug das Haushaltsdefizit mehr als sieben Prozent des BIP. Hohe Sozialversicherungs- und steigende Rentenausgaben verhindern dringend notwendige Investitionen in die physische und soziale Infrastruktur des Landes.

Zahlenspiel

600

Milliarden Dol­lar betrugen die weltweiten Kosten von

Cybercrime im vergangenen Jahr. Diese Besorgnis erregenden Zahlen wurden am ersten Symposium für IT- und Datensicherheit am TÜV Austria Campus präsentiert. Eine weitere Erkenntnis des Expertentreffens lautete: Das Internet of Things wird zum Internet of Threats. Bis 2020 werden weltweit 50 Milliarden „Dinge“ miteinander kommunizieren. Intelligente Kühlschränke, sprachgesteuerte Assistenten und selbstfahrende Autos machen unser Leben zwar einfacher, bringen aber große Gefahren mit sich. Denn durch die ­zunehmende Vernetzung der intelligenten Dinge steigt auch die Zahl der Angriffsvektoren für Hacker. Tatsächlich stehen wir jedoch erst am ­Anfang der Entwicklung, denn 99 Prozent der Welt sind noch nicht digitalisiert. „Dass sich das rasch ändern wird, steht außer Frage. Unternehmen sind also dazu aufgerufen, ihre Digitalisierungsstrategie zu planen und die Transformation als Chance zu nutzen“, wurde auf dem Sympo­ sium festgehalten.

china: Aufwertung des Aktienmarktes

65

Prozent der Österreicher wissen, dass Aktiendividenden unabhängig

Wirtschaft aktuell nicht besonders rund, zusätzlich macht eine mögliche Eskalation des Handelsstreits Sorgen. Markttechnisch zeichnet sich aber eine positive Veränderung ab. So hat FTSE Russell angekündigt, China A-Aktien in seine globalen Indizes aufzunehmen. Außerdem wird von MSCI erwägt, die Gewichtung der A-Aktien in Schlüsselindizes auf 20 Prozent zu erhöhen. Nicholas Yeo, Head of China Equities bei Aberdeen, kommentiert die Aufwertung wie folgt: „Das ist nicht überraschend. Aufgrund der Größe und des Umfangs des chinesischen Aktienmarktes wird die Marschrichtung hin zu steigendem Gewicht in wichtigen regionalen und globalen Indizes liegen. Solange die chinesische RegieNicholas Yeo, Aktie- rung die Regulierung nexperte, Aberdeen weiter verbessert, wie

6 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

beispielsweise die Verschärfung der Handelssperre, die Erweiterung des Marktzugangs, die Ermutigung von Unternehmen, ihre ESG-Standards zu verbessern, sehen wir keinen Grund, warum Indexanbieter nicht A-Aktien aufnehmen oder Chinas Gewicht erhöhen sollten.“ Die Aufnahme weiterer chinesischer Unternehmen in globale Indizes ist laut dem Experten zu begrüßen, da sie dazu beitragen wird, das Profil der A-Aktien bei internationalen Investoren zu schärfen und globale Portfolios zu diversifizieren: „Aber aus unserer Sicht sollte das keinen Einfluss darauf haben, ob man in ein Unternehmen investieren oder nicht. Für uns ist bei chinesischen Unternehmen das Management, die Stärke der Bilanz, das Geschäftsmodell und die Governance entscheidend. Wir investieren seit fast einem Jahrzehnt in A-Aktien und sehen weiterhin langfristige Chancen, insbesondere getrieben durch die Binnennachfrage.“ Laut Yeo wäre es noch zusätzlich ermutigend, wenn im Laufe der Zeit noch mehr investitionsfähige chinesische Unternehmen entstehen würden.

von Börsenschwankungen ausgezahlt werden. Das ist eines der Ergebnisse des Income-Barometer von JPMorgan Asset Management. Allerdings wissen im Umkehrschluss laut der Umfrage mehr als ein Drittel der Österreicher nicht, dass Kapitalmarktprodukte wie Aktien oder Anleihen regelmäßige Erträge – also Dividenden oder Zinsen – generieren. „Viele Österreicher wünschen sich regelmäßige Ausschüttungen, die zeigen, was ihr Erspartes ‚verdient‘ hat – das macht Spareinlagen und Tagesgelder auch so beliebt. Nach einer Dekade niedriger Zinsen ist es für das Erreichen der Anlageziele aber unabdingbar, vom Sparer zum Anleger zu werden und auf die Ertragskraft der Kapitalmärkte zu setzen“, betont Christoph Bergweiler, Leiter Österreich, Deutschland sowie Zentral- und Osteuropa bei JPMorgan Asset Management. „Wer weiß, dass auch Aktien und Anleihen regelmäßige Erträge liefern, die ­unabhängig vom aktuellen Kapitalmarktumfeld ausgeschüttet werden, kann den Marktschwankungen gelassener entgegensehen“, so der Experte.

CrediTS: beigestellt, pixabay

Fusionspläne. Im Reich der Mitte läuft die


Online-Reisebüro: Best4Travel

cannabis: Besser als Bitcoins!?

Roboter auf reisen. Der auf Fern- und Individualreisen spezialisier-

Hoffen auf hasch. Die Kurse von Cannabis-Aktien sind in der letzten

te Reiseveranstalter Best4Travel wird 2019 mit der Buchungsplattform best4booking.at online gehen. Neu daran: Mittels Künstlicher Intelligenz etabliert das Unternehmen die Beratungs- und Servicestandards seiner Reisebüros auch im Netz und macht sie rund um die Uhr zugänglich. „Wir möchten neben dem klassischen Direkt- und Reisebürovertrieb auch als virtuelles Reisebüro fungieren, das mit keinem herkömmlichen Buchungsportal vergleichbar ist. Also maßgeschneiderte Reisebausteine und individuell nützliche Hintergrundinfos statt Urlaub von der Stange“, so Mirko Lukic, Geschäftsführer von Jedek Reisen, die unter dem Markennamen Best4Travel Fernreisen anbietet. Künstliche Intelligenz in Form eines virtuellen Reiseberaters und Chatbots sollen die User durch die Plattform führen – von der Auswahl des Urlaubsorts und Reisezeitraums über die gewünschten Flüge und Aktivitäten vor Ort bis hin zur finalen Buchung. Sämtliche Produkte sind mit Bildern und Insider-Tipps hinterlegt, User können sich auch Videos ansehen. Zudem wird auf etwaige Probleme bei der Reiseplanung hingewiesen, etwa wenn man 18 Stunden benötigen würde, um mit dem Mietwagen an einem Tag von A nach B zu kommen.

Zeit extrem stark gestiegen. Nicht zuletzt wegen des jüngsten Vorstoßes in Richtung einer Legalisierung von Cannabis in den Vereinigten Staaten sowie Durchbrüchen beim medizinischen Einsatz von Marihuana sehen viele Anleger in dieser aufstrebenden Branche großes Potenzial. „Das führt soweit, dass einige Beobachter an der Wall Street angesichts der enormen Kursgewinne bereits Parallelen zum Kryptomarkt ziehen. Sie betrachten Cannabis-Aktien als die neuen Kryptowährungen“, so Mati Greenspan, Senior Market Analyst bei der Social-Trading-Plattform eToro. Eine Parallele zu Bitcoin & Co. sieht der Spezialist auf jeden Fall – auch Cannabis-Investments sind gefährlich: ­„Angesichts der hohen Volatilität und der kurzfristigen Kurszuwächse scheint es gegenwärtig am besten zu sein, Cannabis-Aktien als hochriskantes Asset zu behandeln, sodass sie schlussendlich maximal einen kleinen Teil eines ausreichend diversifizierten Portfolios ausmachen.“

goldrausch in Bayern Schürfen, was das zeug hält. Die Zeit des Wilden Westens,

mit todesmutigen Cowboys, rauchenden Colts und Glücksrittern, die angeblich unermessliche Schätze heben wollen, sind endgültig vorbei. Oder etwa doch nicht? Zumindest Goldwaschen ist heute noch möglich, dazu muss man auch nicht die Reise über den Großen Teich antreten – es reicht auch ein Ticket für das nahe Bayern. Genau gesagt im Chiemgau ist es nämlich möglich, Gold mit der Waschpfanne aus dem Fluss zu waschen. Kurse und andere Info-Veranstaltungen helfen hierbei dem Anfänger. Schaufel, Waschpfanne, Sieb, Sammelfläschchen und kniehohe Stiefel sind einige der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände, die der Goldwäscher dabei haben sollte. Dann folgen viele Probeentnahmen, um eine geeignete Stelle zu finden, und nun kommt das große Suchen. Eine deutsche Goldsuchervereinigung gibt es ebenso wie auch deutsche Meisterschaften im Goldwaschen. Mit großem Reichtum ist dabei aber nicht zu rechnen. Das Finden mittelalterlicher Gold- und Silbermünzen oder von antikem Goldschmuck, wie gerade wieder einmal in Bulgarien passiert, dürfte ebenfalls nicht leicht geschehen. Das dort gefundene Tongefäß enthielt besonders wertvolle Stücke – nämlich 873 Silbermünzen, 28 Goldmünzen sowie Schmuck und Edelsteine.

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 7


„Königin der Wissenschaften“ „

Warum Mathematik für die Wirtschaft, aber auch unser tägliches Leben enorm wichtig ist, erklärt der

p­ rominente Wissenschafter Rudolf Taschner. Er gibt aber auch Aufschluss darüber, warum Geld alleine nicht glücklich macht und was es mit „Weinen in der Straßenbahn“ auf sich hat. Harald Kolerus icht jeder lebt mit ihr auf gutem Fuß, vielen Schülern hat sie bereits rau­ chende Köpfe und schlaflose Nächte gekos­ tet. Die Rede ist von der Mathematik. Ru­ dolf Taschner ist mit der hohen Rechenkunst hingegen praktisch per Du. Wie es zu diesem Naheverhältnis kam, erklärt er im Interview mit dem GELD-Magazin, wobei er auch über seine Unterstützung für Sebastian Kurz und das Verhältnis der Mathematik zu Wirtschaft und Gesellschaft erzählt. Der Autor erfolgreicher Bücher wie „Der Zahlen gigantische Schatten“ oder „Rechnen mit Gott und der Welt“ wurde mehrfach ausge­ zeichnet (zum Beispiel Donauland-Sach­ buchpreis) und unter anderem 2004 zum Wissenschafter des Jahres gewählt. Außer­ dem ist der Professor an der Technischen Universität Wien Vorsitzender des Wiener Wirtschaftskreises, einem Think-Tank der Wirtschaftskammer. Hier werden wichtige Themen theoretischer und praktischer Na­ tur gewälzt, wobei für Taschner der Bezug zum täglichen Leben immer wichtig ist. GELD ° So manchem Schüler ist Mathematik ein Gräuel, sie gilt vielen als „Angstfach“. War Mathe für Sie „Liebe auf den ersten Blick“? Wie hat sich Ihre Beziehung zu der ­Rechenkunst aufgebaut? Rudolf taschner: Nicht aufgrund einer

„Liebe auf den ersten Blick“, eher über einen Umweg: Heinz Haber, ein Astronom, Geophysiker, im öffentlichen Rundfunk der 70er Jahre als „Fernsehprofessor“ berühmt, ein besonders beeindruckender Gelehrter, hat mich für Naturwissenschaften begeistert. Danach bin ich im Zuge des Physikstudiums auf die Mathematik, zu Recht die Königin der Wissenschaften genannt, gestoßen.

8 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2018

Mit dem Projekt „math.space“ haben Sie ­Mathematik den Menschen näher gebracht. Wie kann man sich das konkret vorstellen?

Im Museumsquartier Wien haben meine Frau Bianca, Kollegen von der TU Wien und ich in einem eigens gemieteten Saal zwischen 2003 und 2017 jedes Jahr rund 500 Veranstaltungen verschiedenster Art, beginnend mit spielerisch gestalteten interaktiven Programmen für Kinder, Volks- und Mittelschüler bis hin zu Vorträgen für Jugendliche und auch für interessierte erwachsene Laien, abgehalten. Dort wurde in Habers Sinne der „Öffentlichen Wissenschaft“ gezeigt, dass Mathematik eine eminente kulturelle Errungenschaft darstellt, die zugleich spannend und nützlich ist. Einige meiner Vorträge für Erwachsene sind noch immer unter www.youtube.com/user/mathspacewien frei verfügbar.

Es war, glaube ich, Joseph Schumpeter, der immer wieder die – vor allem in seiner Zeit übertrieben mathematikgläubigen – theoretischen Ökonomen vor einer exzessiven Betonung mathematischer Modelle warnte. Eine Warnung, die heute aktueller ist denn je. Denn in mathematischen Gleichungen kommen nur „bekannte Unbekannte“ vor, also mit Zahlen belegbare Begriffe, von deren Wesen man Bescheid weiß und deren Auswirkung im Wirtschaftsgeschehen man kennt. Aber in der Wirtschaft spielen auch „unbekannte Unbekannte“ eine Rolle, also opake (undurchsichtige, Anm.) Einflüsse, die sich kaum in Worte fassen und sicher nicht zu quantifizierbaren Begriffen reduzieren lassen. Sie sind Vorsitzender des Wiener Wirtschaftskreises – was hat Sie zu diesem Think-Tank der WKO geführt?

Einerseits hat die Wirtschaft, der Handel mit Gütern, die Vermessung von Feldern, die zeitliche Einteilung bei Termingeschäften, bereits in den ersten Hochkulturen Ägyptens und Mesopotamiens die Mathematik begründet und als lebenswichtige Disziplin verfestigt. Andererseits hat sich gezeigt, dass abstrakte mathematische Begriffe wie „Wahrscheinlichkeit“, „Mittelwert“, „Streuung“ und viele andere für das Wirtschaftsgeschehen von außerordentlicher Bedeutung sind.

Alexander Biach, der stellvertretende Direktor der Wirtschaftskammer Wien, war von der Idee fasziniert, einerseits die Tradition des „Wiener Kreises“, einer Gruppe innovativer Gelehrter aus den Gebieten Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften, und andererseits die Tradition der berühmten Wiener Schule der Nationalökonomie, die durch ihren großen Vertreter Ludwig von Mises prominent in den Räumen der Wirtschaftskammer am Stubenring Wurzeln schlug, wieder aufzunehmen. Er rief dies zusammen mit engagierten Personen aus der Wirtschaftskammer Wien ins Leben und ich stellte mich dafür gerne zur Verfügung.

Spielen in der Wirtschaft nicht auch viele Soft

Können Sie ganz kurz die Aufgaben und

Facts und menschliche Emotionen eine wich-

Zielsetzungen des Wiener Wirtschaftskreises

tige Rolle? Zum Beispiel Gier oder Furcht. Wie

umreißen?

wichtig sind solche Faktoren und lassen sie

Gemeinsam mit Friedrich Gregshammer, Gerhard Niederhofer und Herbert Pribyl von der

Wirtschaft hat logischerweise viel mit Zahlen zu tun. Wie beschreiben Sie den Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Mathematik?

sich mathematisch erfassen?

credit: beigestellt

N


°

Im Gespräch mit Rudolf Taschner, Technische Universität Wien  geldanlage

Rudolf Taschner: „Mathematik war nicht Liebe auf den ersten Blick.“

Wirtschaftskammer Wien versammeln wir in regelmäßigen Abständen geistreiche Persönlichkeiten, ausgewiesene Praktiker und profunde Fachleute zu Expertentreffen. In denen werden grundlegende und zugleich aktuelle Probleme von Wirtschaft und Gesellschaft mit großer Ernsthaftigkeit erläutert. So hatte uns der Bestseller „Was auf dem Spiel steht“ von Philipp Blom eine Reihe von Themen geboten; wir hatten Herrn Blom für eine dieser Runden als Diskussionspartner gewinnen können und die Debatte mit ihm und den anderen anwesenden Koryphäen gestaltete sich außerordentlich fruchtbar. Wir versuchen, die Ergebnisse solcher Gespräche zusammen mit Analysen, die wir aus Fachjournalen und Interviews sowohl mit Theoretikern wie auch mit Praktikern der Wirtschaft gewinnen, zu sichten, Entscheidungsträgern zur Verfügung zu stellen und vor allem für die davon betroffenen Wirtschaftstreibenden aufzubereiten. Der Wiener Wirtschaftskreis beschäftigt sich unter anderem intensiv mit dem Thema Digitalisierung. Müssen wir uns vor ihr – es grassieren ja Horrorzahlen, was den Wegfall von Arbeitsplätzen betrifft – fürchten? Wie sollen Wirtschaft und Gesellschaft mit Digitalisierung umgehen?

Um eben dieses Thema kreisen einige der Expertenrunden unseres Kreises. Philipp Blom selbst ist skeptisch. Aber vor allem der Präsident des Fiskalrates, Bernhard Felderer, bestärkt uns in der Hoffnung, dass eine vernünftige Nutzung der Digitalisierung neue Arbeitsfelder und eine Vermehrung des Wohlstands ermöglichen. Exzellente Beispiele dafür hatte uns bereits Rainer Hasenauer, Leiter eines auf Digitalisierung setzenden Unternehmens, eindrucksvoll vermittelt.

Sie wurden in Medienberichten als „Bildungstrumpf der neuen ÖVP“ oder möglicher „Regierungsrektor“ bezeichnet. Wie sehen Sie selbst Ihre Rolle für die ÖVP und was hat Sie zu Ihrem Engagement für Sebastian Kurz bewogen?

Es war, auf Veranlassung von Präsidentin Ingrid Korosec, ein Vorschlag vom damaligen Außenminister Sebastian Kurz selbst, mich in sein Team einzureihen mit dem Ziel, unter seiner Kanzlerschaft zum Wohle Österreichs tätig zu sein. Das ist ein Angebot, das man nicht ablehnen kann. Eines Ihrer erfolgreichen Bücher trägt den Titel

flochten. Die Öffentlichkeit, die Politik, die Wirtschaft können es nicht herbeizaubern. Für persönliches Glück ist die Ökonomie nicht zuständig. Aber schon Marcel Reich-Ranicki bemerkte spöttelnd: „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn.“

„Vom 1x1 zum Glück. Warum wir Mathematik

www.rudolftaschner.at

für das Leben brauchen“. Warum brauchen wir also Mathematik?

Angewandte Mathematiker antworten auf ­diese Frage mit einer Legion von Beispielen, beginnend mit Technik, die von Mathematik durchdrungen ist, bis hin zur Medizin – die Tomographie z.B. fußt auf einer mathematischen Theorie, die vom österreichischen Gelehrten Johann Radon erdacht wurde. Doch sogenannte „reine Mathematiker“ geben sich mit dem Glück zufrieden, ein zuvor noch völlig rätselhaftes Phänomen plötzlich zu verstehen. Ob man das, was sie nun unauslöschlich verstehen, irgendwie „braucht“, interessiert sie wenig. Wenn Mathematik vielleicht glücklich macht, wie sieht das mit wirtschaftlichem Wohlstand aus? Oder klammern wir uns zu sehr an materielle Dinge?

Wirtschaftlicher Wohlstand ist, allein wegen des Wortes „wirtschaftlich“, untrennbar mit Geld verbunden. Doch stimmen wirtschaftlicher Wohlstand und ein erfülltes Leben nicht notwendig überein. Allerdings ist ein erfülltes Leben ganz und gar mit dem Privaten ver-

zur person: Professor Rudolf Taschner wurde 1953 im nieder­ österreichischen Ternitz südlich von Wien geboren. Er ist Absolvent der Theresianischen Akademie in Wien und studierte an der Universität Wien Mathe­ matik und Physik. 1977 begann er an der TU Wien zu arbeiten, an der er nach einem Zwischenaufent­ halt in Stanford bis heute als Professor tätig ist. Der Vater zweier Kinder gründete und betreibt zusammen mit seiner Frau Bianca und Kollegen der Technischen Universität Wien „math.space“, einen Veranstal­ tungsort im Wiener MuseumsQuartier, der Mathema­ tik als kulturelle Errungenschaft präsentiert und mehr als 15.000 Besucher im Jahr anlockt. 2004 wurde Taschner vom Klub der Bildungs- und Wissenschafts­ journalisten zum Wissenschafter des Jahres gewählt. 2007 wurde er vom Public Relations-Verband Austria als Kommunikator des Jahres ausgezeichnet. 2011 erhielt der Mathematik-Experte den Preis der Stadt Wien für Volksbildung.

oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 9


Brennpunkt ° Zehn Jahre Lehman-Pleite

Angst vor der Vergangenheit Im Oktober 1929 zerschmetterte der „Schwarze Freitag“ die New Yorker Wall Street und löste in Folge die „Große Depression“ der 30er Jahre aus. Im September 2018 führte die Pleite der Investmentbank Lehman ­Brothers wieder zu einem riesigen Börsen-Crash. Ein Totalschaden der Wirtschaft konnte diesmal mit Müh und Not verhindert werden. Aber steht der nächste Knall kurz bevor? Harald Kolerus

W

24. Oktober 1929: Panik an der New York Stock Exchange

10 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

Ursache und Auslöser Gemeinhin wird die Pleite des Investmenthauses Lehman Brothers vom 15. September als der „übliche Verdächtige“ genannt. Es wurde von der amerikanischen Regierung wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen – nun erschien plötzlich niemand mehr „too big to fail“. Panik machte sich breit. Tatsächlich hatte sich aber schon Anfang 2008 eine Trendwende an den Aktienmärkten abgezeichnet. Damals waren zwei Hypotheken-Fonds von Bear Stearns Pleite gegangen (16.1.2008), woraufhin JPMorgan um 240 Millionen Dollar Bear Stearns gekauft hat. Zehn Jahre danach kommentiert Marcus Scheiblecker, stellvertretender Leiter des Wifo: „Schon vor Bekanntwerden der Lehman-Pleite gab es verdächtige Anzeichen, so hat sich das Wirtschaftswachstum abgeschwächt und Immobilienpreise waren trotz einsetzendem Rückgang klar überbewertet. Aber erst Lehman hat dann die Probleme wirklich offen gelegt. Allerdings muss man auch sagen: Wäre Lehman gerettet worden, wäre die Krise auch gekommen. Das ,Glücksspiel‘ musste einmal platzen.“ Für

credit: alamy

ir wissen nicht weiter, aber bitte ­zitieren Sie mich nicht!“ Dieser Satz war von US-Investmentbankern im Oktober 2008 oft zu hören. Niemand wollte laut zugeben, was bereits offensichtlich war: Banken borgten einander kaum noch Geld, der Kreditkreislauf drohte dadurch zusammenzubrechen. Im New Yorker Finanz­ distrikt (wo sich der Autor dieser Zeilen damals für Recherchen aufhielt) war die Nervosität mit bloßen Händen greifbar. Wie konnte es soweit kommen?


°

Zehn Jahre Lehman-Pleite   Brennpunkt

„Schwarzer Freitag“ 1929: Die Mutter aller Crashs Dow Jones Industrial Index

400 350

den Spezialisten folgen Finanzkrisen immer dem gleichen Muster: „In starken Boom-Phasen agieren die Marktteilnehmer zu leichtsinnig, als hätten sie vergessen, dass es Rezessionen überhaupt gibt. Weil niemand exakt soviel ausgibt, wie er einnimmt, bilden Kredite und Spareinlagen sozusagen den Blutkreislauf des Kapitalismus. Wenn die Angst vorherrscht, dass man sein Kapital nicht mehr zurückbekommt, gerät­ dieser Kreislauf ins Stocken, weil keine ­K redite mehr fließen. Bei der letzten schweren Krise hat der Lehman-Ruin diese Angst ausgelöst.“ „Normale“ Rezessionen erstrecken sich für gewöhnlich über relativ kurze Zeiträume von einigen wenigen Quartalen negativen Wachstums. Wenn sich aber zu viel ökonomische Ungleichgewichte aufgebaut haben (im konkreten Fall die US-Subprimekrise, die über Asset Backed Securities die ganze Welt infizierte) und sich die Rezession mit einer Finanzkrise verbindet, fällt der Abschwung wesentlich stärker aus und kann die Wirtschaft – wie wir wissen – bis zu zehn Jahre beeinträchtigen. Von der Krise zur Hausse Auch nach Lehman schnellten die Arbeitslosenzahlen in die Höhe und die Wirtschaft schrumpfte deutlich. Die Rezession war also angekommen, sie konnte aber von Politik und Notenbanken eingedämmt werden. Vor allem die Börsen erholten sich nach einem anfänglichen scharfen Sinkflug rasch und schwenkten bereits ab März 2009 wieder in einen Aufwärtstrend um. Tatsächlich erleben wir heute den längsten Bullen-Markt seit 70 Jahren. Hier stellt sich natürlich die bange Frage: Wie lange kann das

300 250 200

– 50 %

150 100 50 0

– 92 % 1929

1930

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1939

Am 24. Oktober 1929 brach Panik am Parkett der New York Stock Exchange aus. Schon Wochen zuvor waren die Kurse deutlich gefallen, aber jetzt wollten alle auf einmal ihre Aktien loswerden. Die Folge war eine Abwärtsspirale, die bis Anfang der 1930er Jahre anhielt. Und selbst zehn Jahre nach dem Crash lag man noch rund 50 Prozent unter dem Ausgangsniveau. Quelle: Lipper IM

Lehman-Pleite 2008: Krise wurde gebändigt Dow Jones Industrial Index

26.000

+90 %

24.000 22.000 20.000 18.000 16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000

– 48 % 2007

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Am 15. September 2008 musste die US-Investmentbank Lehman Brothers ihre Pleite bekannt geben. Tatsächlich war schon zuvor eine Trendwende an den Aktienmärkten zu beobachten, aber das Lehman-Desaster entzog den Finanzmärkten endgültig das Vertrauen und der Sell-off setzte eine. Unterschied zu 1929: Massive staatliche Eingriffe federten die Auswirkungen ab. Quelle: Lipper IM

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 11


Brennpunkt ° Zehn Jahre Lehman-Pleite

Tenor: Entwarnung Für Martin Kocher, Direktor des Instituts für Höhere Studien, ist derzeit keine schwere Krise in Sicht: „Alles in allem ist die Welt heute robuster aufgestellt, vor allem der Finanzbereich. Die Banken sind auf einem guten Weg, es gibt hier neue Regelungen und schärfere Vorschriften, zum Beispiel was das Eigenkapital betrifft – man denke etwa an Basel III. Auch die angestrebte europäische Bankenunion würde zu einer weiteren Stärkung führen. Zwar gibt es Diskussionen darüber, ob die Regulierungen noch weiter gehen sollten – aber im Großen und Ganzen wurde in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet.“ In diesem Zusammenhang bezeichnet der Experte die manchmal geforderte Trennung von Investmentbanking und „normalen“ Bankgeschäft als nicht praktikabel. Weiteren Spielraum für Reformen sieht er hingegen im Anleihenbereich: „Es ist ein europäisches Spezifikum, dass ein so intensives Abhängigkeitsverhältnis zwischen Banken und Staaten besteht, denn ein ­großer Teil der Staatsanleihen werden von Banken gehalten – innerhalb der OECD ist

„­Finanzkrisen oder BörsenCrashs lassen sich nicht ­exakt prognosti­ zieren“

„Global ist nirgendwo eine Rezession am Schirm, es wird aber wieder eine kommen“

Peter Brezinschek, RBI

Martin Kocher, IHS

diese Relation nur in Europa so stark ausgeprägt.“ Das bedeutet, dass am Alten Kontinent eine Bankenkrise schnell in eine Staatsschuldenkrise umschlagen kann. Um diese Gefahr abzuschwächen, geht es letztlich ­darum, dass mehr private Investoren Anleihen kaufen sollten. Kocher: „Es gibt mehrere Wege, um dieses Ziel anzupeilen, etwa eine Veränderung der Bewertungsregeln von Staatsanleihen in den Bankbilanzen. Allerdings müssen solche Bemühungen unbedingt sehr vorsichtig angegangen werden.“ Wobei der Experte hinzufügt, dass er derzeit „keine massive Überbewertung am Anleihenmarkt“ sieht, derzeit bewege man sich im Rahmen. Kocher fasst zusammen: „Global gesehen ist nirgendwo eine Rezession am Schirm. Es ist natürlich klar, dass Wachstum nicht ewig anhalten kann, es wird einmal wieder eine Rezession geben, dafür sind aber noch keine Anzeichen vorhanden. Am weitesten im Wirtschaftszyklus fortgeschritten sind die USA: Das Wachstumstempo ist hoch und praktisch alle ökono-

° bullenmärkte im s&p index in den letzten 70 jahren beginn ende dauer performance performance jährliche in jahren gesamt annualisiert inflation 13.06.1949 02.08.1956 7,14 267,1 % 20,0 % 1,6 % 22.10.1957 12.12.1961 4,14 86,4 % 16,2 % 1,7 % 26.06.1962 09.02.1966 3,62 79,8 % 17,6 % 1,4 % 07.10.1966 29.11.1968 2,14 48,0 % 20,1 % 3,4 % 26.05.1970 11.01.1973 2,63 73,5 % 23,4 % 4,3 % 03.10.1974 28.11.1980 6,15 125,6 % 14,1 % 9,0 % 12.08.1982 25.08.1987 5,04 228,8 % 26,7 % 3,4 % 04.12.1987 16.07.1990 2,62 64,8 % 21,0 % 4,5 % 11.10.1990 24.03.2000 9,45 417,0 % 19,0 % 2,8 % 09.10.2002 09.10.2007 5,00 101,5 % 15,0 % 2,8 % 09.03.2009 9,512 326,9 %2 16, 5 %2 1,6 %2 Mittelwert 5,22 19,1 %

% p.a. nach inflation 18,4 % 14,6 % 16,2 % 16,6 % 19,1 % 5,1 % 23,3 % 16,5 % 16,1 % 12,2 % 14,9 %2 15,7 %

Quelle: Bloomberg und Berechnungen der Schoellerbank (Werte gerundet auf die erste Nachkommastelle)

12 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

mischen Indikatoren liegen über dem Vorkrisenniveau. Im Gegensatz dazu haben ­einige europäische Länder das Vorkrisen­ niveau noch nicht erreicht. Die US-Staatsverschuldung könnte letztlich Probleme machen, wenn die Zinsen steigen, ein genauer Zeitpunkt für eine US-Rezession kann allerdings noch nicht vorhergesagt werden. Es könnte allerdings in den kommenden zwei Jahren so weit sein.“ Der Ökonom verweist auch auf die stark gestiegenen US-Aktienbörsen, nicht nur die Kurse, sondern auch KGV und viele andere finanztechnische Indikatoren liegen hoch: „Am ehesten werden wir hier eine Korrektur sehen, wobei die Erwartungen davon ausgehen, dass diese sanft ausfallen wird.“ Abschwung statt Crash Auch Wifo-Experte Scheiblecker glaubt nicht, dass sich aktuell eine neue große, vielleicht sogar noch schlimmere Krise über der Welt zusammenbraut: „Ohne Frage wird wieder eine Rezession kommen. Das ist normal, Rezessionen hat es schon immer gegeben, aber die nächste wird nicht so scharf wie 2008 oder etwa 1929 ausfallen.“ So sieht er etwa bei den Immobilien diesmal keine Gefahr im Verzug: „Die Preise liegen zwar über dem Vorkrisenniveau, aber das dürfen sie inflationsbedingt auch. Ebenfalls halte ich die Verschuldungssituation insgesamt für nicht dramatisch. Auch wenn einzelne Länder wie Italien gefährdet sind.“ Anleihen seien laut dem Experten zwar hoch bewertet, er sieht hier aber eher regionale Schwierigkeiten und kein Platzen einer globalen Blase: „Es stellt sich einfach gesagt immer die Frage: Wem möchte ich noch ­etwas borgen? Länder wie die Türkei oder Argentinien zählen wohl nicht dazu. Insti-

creditS: beigestellt, Archiv

noch gutgehen? Gerade angesichts des „Lehman-­Jubiläums“ mehren sich kritische Stimmen, die vor einem baldigen Crash und einer noch größeren Wirtschaftskrise warnen. Panikmache oder reale Gefahr? Das GELD-Magazin hat bei Wirtschaftsexperten nachgefragt.


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Brennpunkt ° Zehn Jahre Lehman-Pleite

„Die Zentralbanken verhielten sich in Bezug auf Zinserhöhungen bislang sehr vorsichtig“

„Die ­nächste Rezession wird nicht so scharf wie 2008 oder gar 1929 ausfallen“

Edward B. Carter, Jupiter

Marcus Scheiblecker, Wifo

lassen: „Oder haben Sie schon einmal­ erlebt, dass jemand eine Rezession genau vorhergesagt hat? Für etwas Unruhe an den Märkten sorgt dennoch, dass sich heute Muster im Vergleich zu 2008 ähneln. Wir sehen aktuell eine noch immer extrem ­expansive Geldpoitik im Vergleich zum ­nominellen BIP-Wachstum – das war auch zwischen 1999 und 2008 der Fall. Somit fließt ein erheblicher Teil des Geldmen­ genwachstums in die Finanzmärkte. In diesem Zusammenhang kann man nicht von einem Marktversagen sprechen, von dem leider oft die Rede ist. Vielmehr handelt es sich um ein Staats- bzw. Politikversagen.“ Notenbankpolitik anpassen Somit sei sehr viel „Spielmasse“ in Form von Notenbankgeld vorhanden, für Brezinschek zu viel des Guten: „Die Fed fährt ja

Aktien haben sich seit Lehman hervorragend entwickelt US-Aktien Schweiz-Aktien Asien-Aktien (ohne Japan) China-Aktien (Greater China) Europa-Aktien (Nebenwerte) Deutschland-Aktien Welt-Aktien-Mix Japan-Aktien Schwellenland-Aktien Europa-Aktien Österreich-Aktien Osteuropa-Aktien

19.780 € 18.820 € 15.650 € 15.450 € 14.820 € 14.140 € 14.020 € 13.220 € 12.250 € 11.440 € 8.890 € 6.880 €

Angaben in Euro, brutto, ohne Steuern und Ausgabeaufschläge

Soviel wurde im Zehn-Jahres-Vergleich zwischen dem 30.06.2007 und 30.06.2017 aus einem Investment von 10.000 Euro in Aktienfonds. Quelle: Lipper IM

14 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

seit dem vierten Quartal 2017 ihre Bilanzsumme zurück. Die EZB hat aber noch nicht reagiert und betreibt Quantitative ­Easing. Das führt zu Verzerrungen an den Finanzmärkten, wobei ich nicht am Aktienmarkt, sondern bei den Renten starke Übertreibungen sehe – vor allem bei High Yields, aber auch Staatsanleihen. Meine Meinung ist daher: Die EZB sollte eine Politik fahren, die nicht am Krisenmodus, sondern an der aktuellen Konjunktur- und Preisentwicklung ausgerichtet ist.“ Ähnlich sieht das Edward Bonham Carter, Vice Chairman bei Jupiter Asset Management: „Die Zentralbanken verhielten sich in Bezug auf künftige Zinserhöhungen bislang sehr vorsichtig, denn sie befürchten, das moderate Wirtschaftswachstum in vielen Industrieländern abzuwürgen. Die USA sind eine bemerkenswerte Ausnahme, wenngleich noch abzuwarten ist, ob das Wachstumstempo wirklich nachhaltig ist.“ Auch Bonham ist kein Krisenprophet, er gibt aber zu bedenken: „Im Jahr 2008 besuchte Queen Elizabeth II. die London School of Economics und fragte, warum niemand in der Lage gewesen war, die Finanzkrise vorherzusehen. Ich fürchte, Ihre Majestät wird nach einem erneuten globalen Schock die gleiche Frage stellen.“ Fazit Glaubt man den Experten, kommt die nächste Rezession zwar bestimmt, es droht aber kein Crash. Wirklich katastrophal für das eigene Portemonnaie war in den vergangenen zehn Jahren nur, nicht in Aktien veranlagt zu haben (siehe Grafik links). Hier konnte, abhängig von der Fondskategorie, das Kapital sogar verdoppelt werden. So kann man sich Krisen gefallen lassen.

creditS: beigestellt, Archiv

tutionelle Investoren wie Pensions- oder Investmentfonds müssen aber irgendwo anlegen und werden etwa in Dollar oder Euro flüchten. Zwar können sich gröbere Schwierigkeiten von Emerging Markets über die Exportbeziehungen auch auf die Realwirtschaft der Industrieländer auswirken, eine große Krise sehe ich darin aber nicht.“ Als schwer einschätzbar bezeichnet der Ökonom das Phänomen der Schattenbanken, dafür stehen die herkömmlichen Banken „halbwegs gut da, mittlerweile hat sich auch die Situation in Europa stabilisiert“. Alles in allem hat Scheiblecker keine Angst vor einem großen Crash, hingegen seien die USA auch seiner Meinung nach auf kurz oder lang reif für einen „normalen“ Abschwung: „In den Vereinigten Staaten sehen wir so wenig Arbeitslose wie seit 50 Jahren nicht, die Konjunktur läuft auf Hochtouren. Das kann natürlich nicht ewig so weiter­ gehen. Ich würde sagen: Wenn nicht nächs­ tes Jahr, so werden wir 2020 eine Rezession in den USA sehen. Das würde die Welt aber nicht automatisch in eine dramatische Krise stürzen, sondern ist als normaler Prozess zu sehen.“ Peter Brezinschek, Research-Leiter der Raiffeisen Bank International, bezweifelt überhaupt, dass sich schwere Finanzkrisen bzw. Börsen-Crashs exakt prognostizieren



Brennpunkt ° Reform der Sozialversicherung

Heiß umfehdet, wild umstritten Neben dem 12 Stunden-Tag ist es das heikelste innenpolitische Thema dieser Tage: Die geplante Reform der ­Sozialversicherung. Die schwarz-blaue Regierung spricht vom großen Wurf sowie von Milliardeneinsparungen. Die Opposition will das nicht glauben und warnt vor einem „Raubzug“, einer „Katastrophe“. Wer hat Recht? Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Harald Kolerus eu ist die Diskussion um eine Reform der Sozialversicherung nicht und begleitet den gelernten Österreicher seit einer gefühlten Ewigkeit. Im September landete der Zankapfel aber dann endgültig auf dem Präsentierteller, als Schwarz-Blau ihre konkreten Pläne vorstellte. 5 statt 21 Konkret sollen die derzeit 21 Sozialversicherungsträger auf fünf zusammengelegt werden. Die neun Gebietskrankenkassen werden dabei in der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) gebündelt. Dort wird auch die Beitragseinhebung sowie die Budget- und Personalhoheit liegen. „Regio­ nen erhalten zum Teil ein autonomes Budget für ihre spezifischen Herausforderungen, damit beispielsweise sichergestellt wird, dass auch in dünn besiedelten Regio­ nen die ärztliche Versorgung aufrechterhalten bleibt“, heißt es seitens der ÖVP. Prinzipiell erwartet man sich von der Strukturreform deutliche Effizienzsteigerungen: Statt

der 2000 Funktionäre wird es in Zukunft nur noch 480 geben. Es wird auch nur mehr 50 statt der jetzigen 90 Verwaltungsgremien und nur noch 5 statt der 21 Generaldirektoren geben. Das Motto lautet also: Wir sparen bei den Funktionären und Direktoren. Wie sieht es mit den „einfachen Mitarbeitern“ aus? Hier droht laut Beteuerungen der Regierungsparteien keine Kündigungswelle, es wurde eine Jobgarantie ausgesprochen. Durch Nichtnachbesetzung von Pensionierungen (natürlicher Abgang) sollen allerdings innerhalb der Verwaltung, die heute 19.000 Mitarbeiter zählt, in drei Jahren zehn Prozent des Personals und in zehn Jahren 30 Prozent eingespart werden. Gegen Zwei-Klassen-medizin Die gesamte„Entschlackungskur“ soll sich in barer Münze bezahlt machen: Durch die Zusammenlegung soll bis 2023 ein Erlös von einer Milliarde Euro frei werden. Dieser Betrag wird laut den Plänen der Regierung in den Kampf gegen die Zwei-Klassen-

sozialversicherungsreform scheidet die geister

Von der Regierung vorgegebene Ziele: bisher Zahl der Funktionäre

Verwaltungsgremien

2.000

90

19.000

400

30

17.000

Posten-Einsparungen Verwaltung*

NEU Erlös der Reform

1 Mrd. Euro * durch Nicht-Nachbesetzung

Vor allem das Einsparungspotenzial von einer Milliarde Euro ziehen Kritiker in Zweifel. Quelle: BKA

16 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

Medizin investiert: in die Stärkung des ­niedergelassenen Bereichs, in den Ausbau von Kassenärzten und in die Finanzierung von Landarztstipendien. In diesem Zu­ sammenhang ist auch von einer „Gesund­ heits­milliarde“ die Rede. Bundeskanzler ­Sebastian Kurz fasst das so zusammen: „Mit der Reform der Sozialversicherungen sparen wir nicht bei den Patienten, sondern bei Funktionären und im System. So wird aus

„Die Zerschlagung des bewähr­

ten Sozialversicherungssystems wird nie und nimmer zu solchen Einsparungen führen.“ Bernhard Achitz, Leitender ÖGB-Skretär, zur ­sogenannten „Patientenmilliarde“

der Verwaltungsmilliarde eine Patientenmilliarde.“ Ausgewiesenes Ziel der Reform: In Zukunft soll es unabhängig vom Bundesland gleiche Beiträge für gleiche Leistung geben. Wo ist die Milliarde? Um die viel gepriesene „Patientenmil­ liarde“ herrscht allerdings einige Verwirrung vor. Im Begutachtungsentwurf zur Kassenreform ist nämlich nur von Einsparungen von 350 Millionen Euro bis 2026 durch Synergien im Back Office-Bereich und Personalreduktion die Rede. Offensichtlich geht die Regierung davon aus, dass man auch auf anderen Gebieten Kosten einsparen kann. Ob das die immense Differenz erklärt? Die Opposition sieht das jedenfalls nicht so. Gerald Loacker, Sozialsprecher der Neos, warf der Regierung vor, „schamlos zu lügen“. Auch die Gewerkschaft hat ihre

CrediTS: Sozialministerium/Johannes Zinner, European People‘s Party (CC by 2.0)

N


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Reform der Sozialversicherung   Brennpunkt

Zweifel an den Berechnungen von Kanzler Kurz und Sozialministerin Beate HartingerKlein. „Eine Milliarde Euro in die Gesundheitsversorgung zu stecken, ist eine hervorragende Idee. Der Haken an der Sache ist aber: Die Zerschlagung des bewährten Sozialversicherungssystems durch die Bundesregierung wird nie und nimmer zu solchen Einsparungen führen“, meint etwa Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB. Der Gewerkschafter weiter: „Bislang ist wenig bekannt, wodurch die geplante Milliarde Euro eingespart werden soll – außer, dass für einige ehrenamtliche Funktionäre das Sitzungsgeld in der Höhe von jeweils 43 Euro wegfallen soll.“ In der Verwaltung könne hingegen kaum noch gespart werden: „Da sind die Krankenkassen be-

„Die präsentierten Pläne sind

ein Generalangriff auf die Pa­ tien­ten und die Versicherten.“ Wolfgang Katzian, ÖGB-Präsident, zeigt sich von der Kassenreform nicht begeistert.

reits top aufgestellt. Die Verwaltungskosten liegen unter drei Prozent – im Vergleich zu mehr als 30 Prozent bei den Privatversicherungen.“ Auch im internationalen Vergleich kann sich Österreich laut Achitz sehen lassen: In Deutschland seien fast doppelt so viele Beschäftigte in den Krankenkassen notwendig als in Österreich, um jeweils 10.000 Versicherte zu betreuen. Achitz: „Wer hier sparen will, muss dazu sagen, dass dann zum Beispiel Wartezeiten länger oder dass die Niederlassungen der Kassen in den Regionen weniger werden.“ Überhaupt scheint sich der ÖGB nach 12 Stunden-Tag

Beate Hartinger-Klein: „Dialog zu führen ist der Weg zu einer bürgernahen, effizienten und modernen Sozialversicherung.“

Sebastian Kurz will bei der Verwaltung sparen und eine „Patientenmilliarde“ im Kampf gegen die „Zwei-Klassen-Medizin“ gewinnen.

und 60 Studen-Woche jetzt auf die Kassenreform eingeschossen zu haben. So geht die Vorsitzende der GPA-djp (Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier), Barbara Teiber, ebenfalls hart ins Gericht:. „Was heute die Bundesregierung als Reform der Sozialversicherungen vorgestellt hat, ist in Wirklichkeit der Beginn der Demontage eines der besten Gesundheitssysteme der Welt.“ Und ÖGBChef Wolfgang Katzian spricht überhaupt von einem „Generalangriff auf die Patienten und die Versicherten“ und warnt vor „drittklassiger Medizin“.

Mega-Fusion auch etwas schiefgehen kann“, so der AK-Direktor. Dass er bei der Diskussionsrunde Hartinger-Klein wiederholt mit „Du, Frau Minister“ angesprochen hat, lässt darauf schließen, dass die sozialpartner-

„Du, Frau Minister“ Nicht ganz so kämpferisch zeigte sich Christoph Klein, Direktor der Arbeiterkammer Wien, auf einer Diskussionsveranstaltung zu den Reformplänen, an der auch Hartinger-Klein teilgenommen hatte: „Wir sind nicht die, die Nein sagen. Aber es handelt sich bei der Reform um ein riesiges Unterfangen mit ebenso riesigen Risiken. Man stelle sich vor, einen Konzern von der Größe der Sozialversicherung unter die Kontrolle einer einzigen Kapitalgesellschaft bringen zu wollen. Es besteht hier die Gefahr, einen unsteuerbaren Koloss zu schaffen“, äußerte er Bedenken, ob die geplante Verschlankung tatsächlich gelingt. „Ich verstehe den Ansatz der Regierung, aber man muss den Menschen sagen, dass bei dieser

„Wir sind nicht die, die Nein ­sagen. Aber die Reform ist ein riesiges Unterfangen mit ­riesigen Risiken.“

Christoph Klein, Direktor der Arbeiterkammer Wien, signalisiert Gesprächsbereitschaft.

schaftliche Gesprächskultur doch noch nicht völlig verloren gegangen ist. Das Du-Wort klingt zwar nicht nach beinharter Oppositionspolitik, aber die ist auch nicht Hauptaufgabe der AK. Zuständig ist hierfür Pamela Rendi-Wagner, die noch vor ihrer Berufung an die Spitze der SPÖ nach Bekanntgabe der Reformpläne meinte: „Heute ist ein schwarzer Tag für die Gesundheit der Österreicher und Österreicherinnen. Bei diesem Angriff auf unser Gesundheitssystem geht es nur darum, 500 Millionen Euro – oder mehr – aus der Gesundheitsversorgung der Menschen herauszunehmen, um sie Großunternehmen und Konzernen zu schenken. Um das zu erreichen, braucht es diesen Umbau der Strukturen in der Sozialversicherung; sprich: künftig haben Großkonzerne das Sagen in Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 17


Brennpunkt ° Reform der Sozialversicherung

den Krankenkassen.“ Was heißt das für die Patientinnen und Patienten in den Augen der „SPÖ-First Lady“? Selbstbehalte bei Arztbesuchen, bei Spitalsaufenthalten, weniger Medikamente, die die Krankenkasse bezahlt oder weniger Kassenärzte: „Das ist der Startschuss für eine schleichende Privatisierung unseres solidarischen Gesundheitssystems“, so die SPÖ-Chefin.

zialversicherungsträger, rund 2000 Funktionen innerhalb des Selbstverwaltungsapparats und eine viel zu hohe Beitragslast lassen sich mit einer modernen, bürgernahen und effizienten Sozial­versicherung nicht vereinbaren. Hinzu kommt ein im internationalen Vergleich überdurchschnittlich teures heimisches Gesundheitssystem, das aber nur unterdurchschnittliche Ergebnisse erzielt – etwa, wenn es um die gesunden Lebensjahre geht. Die Bundesregierung leitet dringend notwendige Strukturmaßnahmen in der Sozialversicherung in die Wege.“ Kapsch zeigt sich überzeugt, dass das Sozialversicherungs­system auch mit weni-

Lob von Industriellenvereinigung Gewerkschaften und SPÖ laufen also Sturm gegen die Reform. Lob kommt hingegen von der Industriellenvereinigung, deren Präsident Georg Kapsch meinte: „21 So-

Gesundheitsausgaben im Verhältnis zum BIP Staatlich/verpflichtend

Privat/freiwillig

12% 9,9%

10% 8%

10,4%

10,4%

10,8%

11,0%

11,1%

11,5%

7,2%

6% 4%

ger als einem Viertel an Funktionären auskomme: „Das reduziert die Komplexität in den Prozessen deutlich. Umso mehr, als die Eignung für diese verantwortungsvolle Tätigkeit sichergestellt werden soll, wie dies in der Privatwirtschaft seit Langem üblich ist. Essenziell ist eine ausgewogene Vertretung der Beitragszahlerinnen und -zahler in den

„Unser Gesundheitssystem ist Schweiz

Deutschland

Frankreich

Niederlande

Belgien

Österreich

EU28

Luxemburg

2% 0%

Pamela Rendi-Wagner befürchtet eine „schleichende Privatisierung“ des öster­ reichischen Gesundheitssystems.

im internationalen Vergleich überdurchschnittlich teuer.“

Georg Kapsch. Präsident der Industriellenvereinigung, mehnt zu mehr Effizienz

Zehn Prozent der heimischen Wirtschaftsleitung fließen in den Gesundheitsbereich Quelle: Review of Austria’s Social Insurance and Healthcare System

gesundheitsausgaben pro Einwohner 7.000 €

Staatlich/verpflichtend

6.000 €

Privat/freiwillig

6.023 € 5.354 €

3.000 €

3.342 €

3.481 €

Belgien

4.000 €

Frankreich

5.000 € 3.789 €

3.983 €

4.003 €

2.781 €

2.000 €

Luxemburg

Schweiz

Deutschland

Niederlande

Österreich

€0

EU28

1.000 €

Unser Gesundheitssystem kostet rund 3800 Euro pro Kopf Quelle: Review of Austria’s Social Insurance and Healthcare System

18 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

fazit Den Kassen würde eine Schlankheitskur gut tun, das tatsächliche Einsparungspotenzial lässt sich dabei offensichtlich schwer einschätzen. Ein heikler Punkt: Der Einfluss der Arbeitnehmervertretungen in den Kammern wird zurückgehen. Das gefällt der Gewerkschaft logischerweise nicht, somit ist weiter für politischen Sprengstoff gesorgt. Es bleibt zu hoffen, dass keine fähigen Köpfe Umfärbungsaktionen zum Opfer fallen, denn dann wird es mit der erhofften Effizienzsteigerung nichts werden.

credit: SPÖ/Archiv

Gremien, wie sie für die Österreichische Gesundheitskasse und die Pensionsversicherungsanstalt vorgesehen ist.“


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BRENNPUNKT ° Kurzmeldungen aus der Finanzwelt

Aufseher für Dt. Bank

New York Times: Die Streuertricks der Trump-Familie

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) stellte der Deutschen Bank Ende September einen Sonderbeauftraten zur Seite, der eine zügige Umsetzung der GeldwäschePrävention überwachen soll.

US-Präsident Donald Trump stellt sich gerne als Selfmade-Milliardär hin. Nach intensiven Recherchen der „New York Times“ zufolge soll er jedoch Zuwendungen von seinen Eltern in Höhe mehrerer hundert Millionen Dollar „steuerschonend“ über eine eigens gegründete Firma erhalten haben.

Bereits mehrmals musste die Deutsche Bank Vergleichs- und Strafzahlungen wegen Verstöße gegen Geldwäsche-Richtlinien berappen. Besonders bei Kunden in Russland tut sich das deutsche Geldinstitut bis heute schwer, die genauen Identitäten und die Herkunft der Gelder festzustellen. „Die Bank arbeitet daran, die regulatorischen Anforderungen schnellstmöglich zu erfüllen“, versicherte die Bank. Dennoch stellte ihr die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) Ende September einen Sonderbeauftragten zur Seite, der die Umsetzung der von der BaFin angeordneten (mf) Maßnahmen überwachen soll.

Nach einem Bericht der „New York Times“ (NYT) hätten Donald Trump und seine Geschwister eine Scheinfirma gegründet, um millionenschwere Geschenke seiner Eltern an sie zu verschleiern. Allein Donald Trump soll dem Bericht zufolge über die Jahre nach heutigem Wert 413 Millionen Dollar bekommen haben. Insgesamt soll den Kindern von Trumps Eltern mehr als eine Milliarde Dollar überschrieben worden sein, für die mindestens 550 Millionen Dollar Steuer fällig gewesen wären. Tatsächlich hätten sie jedoch nur rund 52 Millionen

Donald Trumps Selbstdarstellung als SelfmadeMilliardär beginnt langsam zu zerbröseln.

Dollar an den Fiskus abgeführt. Auf die dubiosen Steuertaktiken der Familie stießen die Journalisten nach Durchsicht eines „großen Fundus“ an vertraulichen Steuererklärungen und Finanzunterlagen. Trumps Anwalt Charles Harder bezeichnete den „NYT“-Bericht als „100 Prozent falsch und höchst verleumderisch“. Die Steuerbehörde hat indessen Ermittlungen eingeleitet. (mf)

Italien auf gefährlichem Konfrontationskurs

Ursprünglich hatte die Regierung in Italien unter Ministerpräsident Paolo Gentiloni mit Brüssel eine Neuverschuldung von 0,8 Prozent für 2019 vereinbart, um der hohen Staatsverschuldung von 132 Prozent des BIPs Herr zu bleiben. Die neue Regierung aus ultrarechter Lega und populistischer Fünf-Sterne-Bewegung, die seit März 2018 an der Macht ist, kündigte Ende September jedoch für die kommenden drei Jahre eine Neuverschuldung von jeweils 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) an,

20

° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2018

um die Umsetzung zumindest einige ihrer Wahlversprechen zu finanzieren (Mindestsicherung, Senkung des Pensionseintrittsalters etc.). Italiens Innenminister Matteo Salvini will diesen Haushaltsentwurf notfalls auch gegen den Widerstand der EU durchsetzen. EU-Wirtschafts- und Finanzkommissar Pierre Moscovici meinte in einer ersten Stellungnahme dazu: „Ich sehe das italienische Budget außerhalb der Grenzen unserer gemeinsamen EU-Regeln.“ Genauer geprüft soll es ab 15. Oktober werden. An den Finanzmärkten löste der Budgetplan der italienischen Regierung bereits Sorge aus. Die Zinsen für zehnjährige italienische Staatsanleihen kletterten Anfang Oktober auf 3,5 Prozent, was die weitere Finanzierung der hohen Staatsschulden nicht gerade erleichtert. Staatspräsident Sergio Mattarella ist in Richtung Brüssel um eine Lösung bemüht und stellte der populistischen Re-

Matteo Salvini, Innenminister in Italien: „Was Brüssel sagt, ist mir völlig egal.“

gierung in Rom mit der Androhung einer Auflösung der Kammern die Rute ins Fenster. Innenminister Salvini und Chef der rechtsextremen Lega Nord reagierte darauf erzürnt: „Der Präsident soll ruhig sein“, denn er setze nach Jahren eines von Europa auferlegten Haushalts, der das Staatsdefizit hat explodieren lassen, endlich auf die Zukunft und das Wachstum in Italien. Das ist aber ein frommer Wunsch, wenn die Ratingagenturen Italien herabstufen und die Finanzmärkte (mf) beginnen, gegen Italien zu wetten.

CREDITS: White House/Shealah Craighead, Mnistero dell‘Interno d‘Italia

Die neue populistische Regierung in Italien machte große Wahlversprechen. Um diese nun einzulösen, braucht sie eine Stange Geld, die Italien aber nicht hat. Eine höhere Verschuldung, die Italien an den Rand des Ruins treiben könnte, will Brüssel aber nicht zulassen. Ein handfester Konflikt zeichnet sich ab.


Kurzmeldungen aus der Finanzwelt

° BRENNPUNKT

Deutsche Experten senken Wirtschaftsprognose Im Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsinstitute Deutschlands senken die Ökonomen ihre Wachstumserwartungen für die Wirtschaft und warnen zudem vor einer möglichen schweren Rezession. Die führenden Wirtschaftsinstitute erwarten in ihrem Herbstgutachten, dass die Wirtschaft in Deutschland anstatt wie bisher angenommen mit 2,2 Prozent nun nur um 1,7 Prozent wachsen werde. Für 2019 wurde die Prognose von 2,0 auf 1,9 Prozent gesenkt. Grund für die pessimistischere Einschätzung ist einerseits die schwächere Nachfrage aus dem Ausland und andererseits zunehmende Probleme der Unternehmen, genügend Arbeitskräfte zu finden. Als besonders pro-

blematisch für Deutschland werden die Folgen der zunehmenden Handelskonflikte gesehen. Bisher hätten die von den USA verhängten Strafzölle zwar nur geringe Auswirkungen gehabt, doch sollte es zu einer Eskalation des Handelskonfliktes mit Zollerhöhungen auf breiter Front kommen, könnte dies in Deutschland (und in Europa) eine Rezession auslösen. Den negativen Effekt könne die EU zwar mit Gegenzöllen abmildern, was aber wiederum in den USA zu einem Konjunktureinbruch führen würde. Bislang sei die EU mit den Zöllen auf Stahl- und Aluminiumprodukte nur gering betroffen, dennoch schwebt die Drohung der Vereinigten Staaten, die Zölle auf Autos aus der EU anzuheben, wie ein Damoklesschwert über den Handelsbeziehungen.

Als ein weiteres Hemmnis für den Wirtschaftsaufschwung stufen die Experten den Fachkräftemangel ein, der neben Problemen in der Produktion auch zu kräftigen Lohnsteigerungen führen dürfte. Heuer wird bei den Tarifen mit einem Plus von 2,6 Prozent gerechnet, für die kommenden beiden Jahre jeweils 2,7 Prozent – außertariflich höhere Anreize durch die Arbeitgeber noch gar (mf) nicht mitgerechnet.

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wirtschaftPanorama Heimische Industrie: Stimmung flaut ab handelskrieg belastet.Der EinkaufsMa-

nagerIndex der UniCredit Bank Austria ist im September auf 55 Punkte gesunken, das ist der schwächste Wert seit fast zwei Jahren. Die zu Jahreswechsel begonnene Verlangsamung der österreichischen Industriekonjunktur setzt sich somit im Herbst fort. Zwar weist der Indikator damit weiterhin auf ein kräftiges Wachstum hin, aber die Zuspitzung des Handelskonflikts zwischen den USA und China und dessen mögliche negativen Folgen für den globalen Handel sowie die bestehenden politischen Unsicherheiten schlagen sich offensichtlich nieder. Seit dem Rekordstand von 64,3 Punkten im Dezember 2017 ist der Index in acht der vergangenen neun Monate

Zahlenspiel

zurückgegangen. Die Aufregeung um den drohenden Handelskrieg hat nicht nur die aktuelle Industriestimmung beeinflusst, auch die Geschäftsaussichten werden nun etwas weniger günstig gesehen. Der Index für den Jahresausblick ist auf 55,8 Punkte gesunken, das ist der niedrigste Wert seit fast drei Jahren. Die österreichischen Betriebe gehen also mit weniger Optimismus als bisher in die kommenden Monate, erwarten aber weiterhin eine durchaus kräftige Ausweitung der Geschäfte innerhalb der Jahresfrist. Zu pessimistisch sollte man also nicht in die Zukunft blicken: Die UniCredit Bank Austria geht weiterhin von einem Anstieg der Industrieproduktion im Jahresdurchschnitt 2018 von fünf Prozent aus.

30

Stunden-Arbeitswoche bei

bei Vollzeit-Gehalt – was wie ein

Wunschtraum klingt, ist Realität geworden. Zumindest beim oberösterreichischen Unternehmen eMagnetix. Während der Gesetzgeber den 12-Stunden-Arbeitstag beschlossen hat, will eMagnetix sich vom „Präsentismus“ entfernen. „Es zählt nicht, wie lange Mitarbeiter im Büro sitzen, sondern die Arbeitsqualität. Harmonierend mit dem immer stärker werdenden Bedürfnis der Menschen, die ihre Lebenszeit ausgewogen zwischen Beruf und Privatleben teilen“, heißt es seitens des Unternehmens. Das meint auch Doris Palz, Geschäftsführerin von Great Place to Work: „Arbeitszeit ist Lebenszeit. Diese Zeit wollen Menschen sinnvoll nutzen – an einem Arbeitsplatz, wo sie ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten op-

unicredit bank austria einkaufsmanagerindex saisonbereinigt

unbereinigt

tional entfalten können und Freude haben an dem, was sie tun.“ Da stellt sich die Frage, ob die 30-Stunden Arbeitswoche bei vollem Lohnausgleich ein Muster für weitere Gesetzesvorlagen werden könnte? eMagnetix-Geschäftsführer Klaus Hochreiter meint jedenfalls: „Geht’s den Mitarbeitern gut, dann geht’s dem Kunden gut, und dann geht’s auch dem Unternehmen gut!“

178,9

milliarden euro hat der österreichische Staat

im Vorjahr eingenommen. Ausgegeben wurden hingegen 181,8 Milliarden. Somit hat Österreich 2,9 Milliarden Euro neue Schulden gemacht. Das Quelle: IHS Markit, UniCredit Research

ist natürlich noch immer ein stattliches Sümmchen, allerdings ist somit das Jahr 2017 für die heimischen Staatsfinanzen außerordentlich gut

diesel-gate und kein ende

gelaufen. Das zeigen die endgültigen Budgetzahlen der Statistik Austria. Grund dafür ist die

folgekosten. Nicht

nur VW ist durch den Dieselskandal in Bedrängnis gekommen, auch die volkswirtschaftlichen Konsequenzen könnten durchaus tiefe Bremsspuren hinterlassen. Anlässlich der aktuellen Debatte über die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen, hat der Online-Shop für Autoteile, kfzteile24.de, eine Analyse veröffentlicht, die die geschätzten

22 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

Kosten für eine Hardware-Umrüstung der betroffenen Dieselautos in den größten deutschen Städten umfasst. Für viele der Fahrzeugbesitzer wäre der finanzielle Aufwand enorm, wenn die Automobilindustrie jede Beteiligung bei der Hardware-Umrüstung ablehnt. Alleine in München wären 121.321Fahrzeuge betroffen, geschätzte Kosten: 910 Millionen Euro. Für ganz Deutschland wird mit 6,7 Milliarden Euro gerechnet. Für Österreich gibt es noch keine ­Kostenschätzungen. Einig sind sich Regierung, AK und Autofahrerklubs aber, dass eine Nach­ rüstung besser als ein Fahrverbot sei.

ausgesprochen gute Wirtschaftssituation, wodurch der Staat mehr Steuern einnimmt und gleichzeitig weniger ausgeben muss. Auch die niedrigen Zinsen und der Abbau jener Schulden, die der Bund für die neuverstaatlichten Banken (Hypo Alpe Adria, Kommunalkredit, ÖVAG) übernehmen musste, tragen laut Statistik Austria zur guten Bilanz bei. Zuletzt ist die Neuverschuldung im Jahr 2001 so niedrig ausgefallen. Auch für das heurige Jahr werden gute Zahlen prognostiziert. 2019 sollen gar keine neuen Schulden mehr gemacht werden – wir werden sehen, ob sich diese hohen Erwartungen erfüllen.

CrediT: pixabay

wirtschaftliche


Rahofer.

UNSERE WELT VERÄNDERT SICH. UND WIR MIT IHR. Neue Technologien und ihre Potenziale der Anwendung sind die Wegbereiter des digitalen Wandels, in dem wir uns befinden. Die Integration der Digitalisierung in alle Unternehmensbereiche von PALFINGER wird es deshalb ermöglichen, Neues schneller zu entwickeln, zu testen und in zukunftsweisende Geschäftsmodelle umzusetzen. Dafür müssen wir unsere Sichtweise immer wieder verändern und ganz genau hinsehen, denn: Digital ist alles. Und alles ist digital. WWW.PALFINGER.AG PALFINGER AG · 5101 Bergheim, Österreich · E-Mail h.roither@palfinger.com


wirtschaft ° Internet-Steuer

Digitale „Augenauswischerei“ Die Europäische Kommission will Internet-Giganten wie Google oder Facebook stärker zur Kassa bitten. Keine schlechte Idee, zahlen diese Unternehmen innerhalb der EU nur maginal Steuern. Der gegenwärtige Vorschlag greift aber zu kurz und könnte letztlich mehr Schaden als Nutzen anrichten. Vor heftigen Gegenreaktionen aus den USA muss gewarnt werden. Harald Kolerus a kann der durchschnittliche Steuerzahler schon vor Neid erblassen: Digitalunternehmen wie Google geben in der EU durchschnittlich nur 9,5 Prozent ­Steuern auf ihre Gewinne ab – andere Unternehmen dagegen 23,2 Prozent (die Zahlen stammen von der EU-Kommission). Diese doch eklatanten Unterschiede sorgen vielerorts für wachsenden Unmut. Lisa Großmann, Koordinatorin des Netzwerks Steuergerechtigkeit, meint dazu: „Es ist kein Zufall, dass Apple und Amazon ­b ereits die Billionen-Dollar-AktienwertGrenze gerissen haben. Das Geschäftsmodell dieser Digitalunternehmen beruht auf der kostenlosen Aneignung und Vermarktung der Daten ihrer Nutzer und Kunden. Da die Qualität ihrer Angebote mit der Menge der Daten wächst, haben sie neben dem üblichen Skalenvorteil von Großunter-

internet-Nutzung in der EU

20 Mrd. gesendete E-Mails 400 Mio. Gigabyte Internet Traffic 40 Mio. Voiceover IPAnrufe

650 Mio. Internetsuchen 500.000 Blogeinträge

24

150 Mio. Social MediaEinträge

Stunden 40 Mio. Fotos hochgeladen

800 Mio. Online-Videos angesehen

Das World Wide Web ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Quelle: Europäische Kommission

24 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

nehmen auch noch den Big Data-Vorteil. Daher rührt die Tendenz zur Bildung von weltweiten Monopolen.“ Das ist bei weitem nicht die einzige kritische Stimme: „Solange es in Europa keine Gesamtkonzernsteuer und keine Mindestbesteuerung von Unternehmen gibt, ist eine progressive Digitalsteuer für die Umsätze von Digitalunternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro in der EU mehr als gerechtfertigt“, so KarlMartin Hentschel von Attac. EU will ernst machen Aber nicht nur betont kapitalismuskritische Organisationen wie Attac können einer „Internet-Steuer“ einiges abgewinnen. So plant die EU-Kommission die Einführung einer Digitalsteuer in Höhe von drei Prozent auf Umsätze, die durch OnlineWerbung, den Verkauf von Nutzerdaten und der Bereitstellung von Online-Märkten (Sharing-Economy) generiert werden. Betroffen sollen Konzerne sein, die mehr als 750 Millionen Euro pro Jahr umsetzen. Unternehmen, die E-Commerce-Plattformen (etwa Amazon) oder die Medieninhalte anbieten (zum Beispiel Netflix, Spotify) sind hingegen ausgenommen. An den Details wird derzeit in diversen Arbeitsgruppen gefeilt, wobei die neue Steuer bereits Ende des heurigen Jahres an den Start gehen soll. Darauf haben sich die EU-Finanzminister nach hartem Ringen bei ihrem September-Treffen in Wien ge­ einigt. Wobei das Vorhaben bzw. dessen genaue Ausformung noch nicht in trockenen Tüchern ist, Widerstand formiert sich etwa im mächtigen deutschen Finanzministe­ rium. Und das ist nicht besonders verwunderlich, wenn man sich einige Fakten vor

Augen führt. So weist eine Aufkommensschätzung des deutschen Ifo-Instituts außer­o rdentlich gering zu erwartende ­Steueraufkommen nach: 2,9 bis 3,9 Milliarden Euro würde Europa demnach durch die Digitalsteuer voraussichtlich einnehmen. 69 bis 94,7 Millionen Euro würden für ­Österreich anfallen. Das entspricht in der Alpenrepublik nicht einmal der Werbeabgabe (2017: 110 Millionen Euro). Damit würde die Digitalsteuer in Österreich in ihrer aktuellen Form einer Bagatellsteuer entsprechen (Definition: weniger als 0,1 Prozent der gesamten Steuereinnahmen von 86,7 Milliarden Euro beim Bund). Von einem großen Wurf kann man also aus rein finanztechnischer Sicht nicht sprechen. Wobei noch andere Aspekte hinzukommen, die in den Bereich der internationalen Wirtschaftspolitik hineinspielen. Öl ins Feuer Die Digitalsteuer würde in ihrer aktuel­ len Form nämlich vor allem US-Konzerne treffen, was im Handelskonflikt als protektionistische Maßnahme gelten könnte. Somit würde sozusagen Öl ins Feuer des lodernden Handelskriegs gegossen werden. Deshalb hat sich ifo-Präsident Clemens Fuest klar gegen die Einführung einer europäischen Digitalsteuer ausgesprochen: „Sie wäre eher ein Instrument im Handelskrieg als eine Steuer für den Normalfall. Die These, es gebe ein unerwünschtes Steuergefälle zwischen Digitalwirtschaft und herkömmlicher Wirtschaft, das durch eine Digitalsteuer auszugleichen wäre, ist irreführend. Die Zahlen der Europäischen Kommission zeigen nur, dass die existierenden nationalen Steuersysteme digitale Unternehmen

creditS: beigestellt, pixabay

D


°

Internet-Steuer   wirtschaft

„Wir ­können uns kein ­europäisches Facebook oder Google herbeisteuern“ Lukas Sustala, Agenda Austria

unter anderem wegen ihrer Forschungsintensität begünstigen. Wenn man das nicht will, sollte man diese Förderung abbauen.“ Der Experte fügte bei einer ifo-Tagung in München hinzu: „Unerwünschte Marktmacht der Digitalkonzerne sollte primär mit Mitteln der Wettbewerbspolitik angegangen werden. Ein interessantes Konzept ist hierbei die Daten-Allmende, also der öffentliche Zugang zu bestimmten gesammelten Daten, um Märkte für neue Unternehmen offen zu halten.“ Kein Game-Changer Auch österreichische Experten zeigen sich vom vorliegenden Konzept nicht begeistert. Lukas Sustala von der Denkfabrik Agenda Austria beschäftigt sich intensiv mit Fragen der Unternehmensbesteuerung in Europa, im Gespräch mit dem GELDMagazin zeigt er sich ob der Sinnhaftigkeit der angestrebten Digitalsteuer skeptisch: „Einen Game-Changer stellt der Vorschlag der EU-Kommission nicht dar. Die Hoffnung, dass damit die Probleme des Wettbewerbs gelöst werden könnten, geht sicher nicht auf. Sprich: die Marktdominanz von Google, Facebook und anderen Technologie-Giganten kann damit nicht gebrochen werden, schließlich handelt es sich beim ak-

tuellen Vorschlag ja um eine Bagatell­steuer.“ Angesichts der erwarteten relativ geringen Einnahmen aus der Digitalsteuer einerseits und den möglichen Konfliktpotenzial im Handelsstreit andererseits spricht der Experte sogar von „einem Worst Case-Szenario für die Einführung einer neuen Steuer“. „Die globale digitale Unternehmenselite mag tatsächlich wenig Steuern außerhalb der USA zahlen. Das ist auch Folge der transnationalen Verschiebung von Gewinnen und Bemessungsgrundlagen, von Profit- und Base-Shifting. Aber das wird mit der aktuellen Vorlage dieser relativ niedrigen EU-Steuer nicht beendet. Hingegen bleiben viele offene Fragen auf globaler Ebene ungelöst – von den Folgen einer ­neuen Herangehensweise im internationalen Steuerrecht bis hin zum Datenaustausch zwischen Fiskalbehörden.“ Wobei der Experte in diesem Zusammenhang darauf verweist, dass Länder wie Irland oder die Niederlande mit Recht auf einen gewissen Grad der Steuerautonomie pochen: „Das ist für einen gesunden Steuerwettbewerb natürlich sinnvoll, allerdings steht das nicht im Widerspruch zum Schließen von Steuerschlupflöchern etwa durch die aggressive Verschiebung von Gewinnen, wo das sachlich nicht gerechtfertigt ist.“ Markt und macht Wie soll man jetzt also mit den Internet- und Technologiegiganten umgehen? Die Hände in den Schoß zu legen ist auch keine Lösung, wenn man die derzeitige steuerliche Situation als ungerecht empfindet. In der öffentlichen Diskussion wird außerdem gerne auf die wachsende Marktmacht von Google, Facebook und Co. hin-

gewiesen und ihre Nutzung von Steuerschlupflöchern in einem Atemzug mit ihrer Marktdominanz genannt. „Allerdings ist nicht so sehr das Steuer-, sondern das Wettbewerbsrecht gefragt, um die Marktmacht der Großen in den Griff zu bekommen. Wer die Wettbewerbssituation verbessern will, sollte mit dem Wettbewerbsrecht arbeiten“, so Sustala, der hier also die Argumente von Fuest unterstreicht. Innovation statt Steuern Der Experte verweist noch auf einen anderen Aspekt: „Unter den Gewinnern der Digitalisierung nach dem Motto ,the winner takes it all‘ finden sich relativ wenige ­europäische Unternehmen. Dass jetzt Europa erfolgreiche Unternehmen aus anderen Wirtschaftsräumen besteuert, ,the loser taxes its all‘, ist keine nachhaltige Strategie. Wir können uns kein europäisches Facebook oder Google ,herbeisteuern‘. Das ­eigentliche Ziel sollte es sein, die Rahmenbedingungen für innovative Unternehmen auch in Europa zu verbessern.“

Jährliches Gewinnwachstum

14%

DigitalUnternehmen

3%

0,2%

IT und Telekoms

Andere int. Konzerne

Internetkonzerne wachsen deutlich schneller als andere Unternehmen. Quelle: Europäische Kommission

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 25


WIRTSCHAFT ° IWF-Bericht

Hausaufgaben für Österreich Wirtschafts- und Finanzexperten des Internationalen Währungsfonds (IWF) attestieren Österreich zwar eine hervorragende Lage, rufen uns aber zugleich auf, Schwachstellen auszumerzen, um die gute Position zu halten. Sonst würde Österreich spürbar an Wohlstand einbüßen. Ernst A. Swietly

„Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was lernen muss.“ Wilhelm Busch

W

ashington, 13. September 2018. Der IWF legt einen dicken Wälzer, den Artikel-IV-Report, vor, in dem er jährlich die wirtschaflichen Stärken und Schwächen jedes Mitgliedlandes festhält und Empfehlungen für Verbesserungen abgibt. In dem Bericht konzentriert sich der IWF auf den Wechselkurs, die Finanz- und Geldpolitik des Mitglieds, den Einfluss seiner Politiken auf die Zahlungsbilanz, die internationalen und regionalen Auswirkungen sowie die Identifizierung potenzieller Schwächen. Dabei werden alle Aspekte, die einen wesentlichen Einfluss auf die makroökonomische Leistung eines Landes haben, durchleuchtet. Hinsichtlich Österreich ist der Bericht im Großen und Ganzen voll des Lobes. Doch wenn man nach dem Lob weiterliest, stößt man doch auf ernste Ratschläge, die Österreichs Zukunft betreffen: Unser Land sollte seine gegenwärtige Stärke dazu nutzen, lang aufgeschobene Reformen endlich durchzuziehen, um voraussehbaren Rück-

26 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

schlägen zu entgehen. Einer der Kernpunkte der IWF-Empfehlungen ist laut Missionschef in Österreich, Thomas Dorsey, vor allem die strukturelle Verbesserung des Arbeitsmarktes – eine raschere Integration von Migranten und Flüchtlingen. „Unfolgsame“ Länder werden indirekt abgestraft Doris Ritzberger-Grünwald, Leiterin der Hauptabteilung Volkswirtschaft in der Oesterreichischen Nationalbank, meint zu dem Bericht: „Formal ist Österreich nicht an die IWF-Vorschläge gebunden, es gibt keine Sanktionen, wenn wir sie missachten. Indirekt sind sie jedoch relevant. Denn die internationalen Ratingagenturen beobachten genau, ob ein Land den IWF-Empfehlungen folgt oder nicht. In letzterem Fall kann das eine Herabstufung eines ‚unfolgsamen‘ Landes auslösen, was die Zinsen für dessen ausländische Kredite in die Höhe treiben würde. Und das könnte Österreichs

Sozialpartner sehen Arbeitsmarktpolitik konträr Dennoch ist ungewiss, ob Österreich den IWF-Ratschlägen folgen wird. Die Arbeiterkammer freut jedoch, dass der IWF den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit unterstützt. Georg Feigl, Wirtschaftswissenschafter bei der AK Wien, bestätigt: „Wir haben in Österreich trotz der jetzigen Hochkonjunktur rund 80.000 Arbeitslose mehr als vor der letzten Krise. Diese strukturelle Arbeitslosigkeit müssen wir jetzt rasch angehen. Arbeitnehmer, die nicht vom Wirtschaftsaufschwung profitieren, müssen durch Höherqualifizierung und bessere Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt untergebracht werden. Das gilt vor allem für Menschen mit Migrationshintergrund. Für sie sind Schulungen die richtige Antwort und nicht die jüngste Kürzung der Schulungsmittel durch die Regierung.“ Die AK fordert deshalb eine Rücknahme der Kürzungen bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik, wie sie die österreichi­sche Regierung vorgenommen hat. Zugleich kritisiert sie die Aufforderung des IWF, die Schulden Österreichs, z.B. durch weniger Investitionen im Schulbau, zügiger zu senken. Feigl: „Künftige Generationen haben mehr davon, wenn jetzt eine notwendige Schule gebaut wird, auch wenn dadurch die öffentlichen Schulden geringfügig steigen. Die Tragfähigkeit der Schulden ist in Österreich gewährleistet, in zehn Jahren werden sie unterhalb von 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen.“ Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenver­einigung, argu-

Illustration: Grafik

Position auf den internationalen Geldmärkten durchaus teuer zu stehen kommen.“


°

IWF-Bericht   WIRTSCHAFT

mentiert dagegen: „Öster­reich sollte nicht mehr Schulen bauen. Wir brauchen keine neuen Gebäude, denn bildungsseitig sind wir eines der immobilienintensivsten Länder Europas. Wir sollten eher die pädagogische und didaktische Herangehensweise der Lehrer an ihre Aufgaben optimieren sowie die digitale Ausstattung der bestehenden Schulen vorantreiben.“ Vorzug für Digitalisierung? Die Digitalisierung von Wirtschaft und der öffentlichen Dienste spielt in der Empfehlungsliste des IWF eine untergeordnete Rolle. Dennoch wird angeraten, angesichts des niedrigen Zinsniveaus die Kosten im Geldsystem durch rasche Installation elektronischer Plattformen zu senken. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING DiBa in Frankfurt, sieht das Thema Digitalisierung wesentlich dringlicher als der IWF: „Schnell eine gediegene Infrastruktur für die Digitalisierung zu schaffen, sollte Österreichs Hausaufgabe Nummer eins sein. Es ist diesbezüglich zwar bereits ein Stück weiter als Deutschland, doch wenn der Anschluss des wirtschaftlichen Mittelstandes und der Industrie Österreichs an die Weltwirtschaft gehalten werden soll, ist eine moderne ITInfrastruktur unabdingbar. Und hier schließt sich ein Kreis: Dazu sind wiederum rasche Reformen im Bildungswesen sowie bei Forschung und Entwicklung erforderlich. Österreich und seine Menschen müssen erkennen, dass billige Arbeit out und Hochtechnologie in ist. Nur wenn diese Tatsache berücksichtigt wird, bleiben gut bezahlte Arbeitsplätze im Land.“ Bildungsbereich zu ineffizient Helmenstein sekundiert: „Unser Problem ist, dass wir beträchtliche finanzielle Mittel im Bildungsbereich sowie für die Daseinsvorsorge und Wohlfahrt der Bevölkerung ausgeben, aber wir erreichen damit nur ein mittelmäßiges Ergebnis; siehe die mäßig

prekären Resultate der österreichischen ­PISA-Tests! Es geht in Zukunft vor allem darum, die hohen finanziellen Aufwendungen für Bildung, Gesundheit und sozialen Fortschritt in Spitzenergebnisse umzusetzen.“ Der Konjunkturexperte erwartet 2019 ein geringeres Wirtschaftswachstum in Österreich: „Es dürfte um gut einen Prozentpunkt von heuer 3,0 auf 1,6 bis 2,0 Prozent 2019 sinken – je nachdem, welche geopolitischen Risiken schlagend werden. Unser Land hätte aber alle Voraussetzungen, beim Potenzialwachstum auf mehr als zwei Prozent hinaufzukommen, wenn es die Reformvorschläge des IWF befolgen und regulatorische Behinderungen beseitigen würde. Eine nur kleine Verbesserung von einem halben Prozentpunkt würde über 20 Jahre betrachtet einen wesentlichen Vorsprung von Einkommen und Kaufkraft in Österreich bewirken.“ Die geforderte Umsetzung der hohen öffentlichen Ausgaben für Bildung oder F&E in Spitzenergebnisse verlangt jedoch, dass einschlägige Angebote auch angenommen werden – und daran soll es bereits in den Schulen mangeln. Hier beruhigt AK-Experte Feigl: „Ich sehe in Österreich kein Problem mit dem Bildungswillen der Menschen, eher ein Problem mit dem zu geringen Umfang von Weiterbildungsmaßnahmen. Zum Beispiel treffen die jetzt gekürzten Programme des Arbeitsmarktservice genau jene Menschen, die sich höher qualifizieren möchten. Auch im öffentlichen Schulbereich stellen wir keine mangelnde Nachfrage fest.“ Dagegen Bank-Sprecher Brzeski: „Man kann die Menschen nicht zu ihrem Glück zwingen. Wenn die öffentliche Hand der Bevölkerung Höherqualifizierungen anbietet, müsste sie auch darauf schauen, dass die Menschen ­diese von sich aus annehmen.“ Wird Österreich nun die Ratschläge des IWF annehmen oder nicht? Bei Letzterem könnte sich in 20 bis 30 Jahren herausstellen, es wäre klüger gewesen, sie zu beherzigen, als sie in den Wind zu schlagen.

„Die IWF-Empfeh­ lungen zu ignorie­ ren, kann uns theo­ retisch durch eine Bonitätsabwertung teuer zu stehen kommen“ Doris Ritzberger-Grünwald, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaft, OeNB

„Wir haben in ­Österreich trotz der jetzigen Hochkon­ junktur rund 80.000 Arbeitslose mehr als vor der letzten Krise“ Georg Feigl, Abteilung Wirtschaftswissenschaft & Statistik, AK Wien

„Wir sollten eher die pädagogische und didaktische Herangehenswei­ se der Lehrer an ihre Aufgaben optimieren“ Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung

„Schnell eine ­gediegene Infra­ struktur für die ­Digitalisierung zu schaffen, sollte Öster­reichs Haus­ aufgabe Nummer eins sein“

Carsten Brzeski, Chefökonom der ING DiBa

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 27


BANKINGPanorama ZÜRCHER KANTONALBANK

KOMMUNALKREDIT

UNICREDIT BANK AUSTRIA

RECHTZEITIG HANDELN. Es ist ein heikles

INFRASTRUKTUR-INVESTMENT.Die Kommu-

NEU AUFGESTELLT. Die

Thema: Demenz oder ein schwerer Unfall können dazu führen, dass man handlungsunfähig wird. Aus ihrer Praxiserfahrung empfiehlt die Zürcher Kantonalbank Österreich, unbedingt einen Verfügungsberechtigten zu bestimmen. Das sollte eine Vertrauensperson aus dem Umfeld sein,die entweder mit einer Zeichnungsberechtigung oder einer Vorsorgevollmacht ausgestattet wird. „Ist man aufgrund der geistigen Verfassung nicht mehr handlungsfähig, kann der Verfügungsberechtigte wichtige Entscheidungen für einen treffen“, sagt Hermann Wonnebauer, Vorstandsmitglied der Zürcher. Gleichzeitig bedeutet das, eine gerichtliche Vertretung in Hermann WonneForm einer Sachwalterbauer, ZKB Oe schaft zu vermeiden.

nalkredit hat den First Close für den „Fidelio KA Infrastructure Debt Fund Europe 1“ abgeschlossen. Es handelt sich dabei um den ersten Fonds, den die Kommunalkredit unter dem Dach einer Infrastruktur Debt-Plattform begeben hat. „Infrastrukturfinanzierungen sind zu einer sehr attraktiven Assetklasse für institutionelle Investoren geworden. Wir nutzen unser Knowhow als Infrastrukturspezialist nun gezielt, um hochqualitative Investments mit attraktiven, risikoadjustierten Renditen anzubieten“, so Kommunalkredit-CEO Bernd Fislage. John Weiland, Head of Banking, ergänzt: „Durch die hervorragende Zusammenarbeit mit unseren Partnern ist es uns gelungen, die Entwicklungszeit für unsere Infrastructure Debt-Plattform auf unter zehn Monate zu reduzieren.“ Der neue Fonds hat eine Laufzeit von zehn Jahren mit einer Verlängerungsoption von zwei mal zwei Jahren und hat in einem ersten Schritt 190 Millionen Euro aufgenommen.

UniCredit Bank Austria hat beschlossen, per 1. Jänner 2019 die neuen Vorstandsbereiche „Privatkundenbank“ und „Unternehmerbank“ aus der Wiege zu heben. Mauro Maschio wird Susanne Wendler, dabei Vorstand der „Pri- UniCredit vatkundenbank“ und verantwortet die Betreuung aller Privatkunden, Geschäftskunden und Freien Berufe sowie der Private Banking-Kunden. Susanne Wendler wird Vorstand der „Unternehmerbank“ mit dem Verantwortungsbereich Firmenkunden, Real Estate und Public Sector. Romeo Collina, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und COO, sowie Doris Tomanek, Vorstand Human Capital, scheiden mit Auslaufen ihrer Verträge im nächsten Jahr auf eigenen Wunsch aus, so die UniCredit.

Alles eine Frage der Verzinsung

H

äuser, Wohnungen oder Grundstücke gehören zu den beliebtesten Anlageformen hierzulande. Fast jeder zweite Österreicher investiert sein hart Erspartes auf diese Art und Weise. Möglich macht’s die Europäische Zentralbank mit ihrer „Politik des billigen Geldes“. In Niedrigzins-Zeiten verwirklichen sich Menschen gerne langgehegte Träume, wie jenen vom Immobilien-Eigentum. Jenen von der neuen Einrichtung oder der Renovierung. Per Kredit sind auch Auto oder Hochzeit rasch beglichen. Was man jedoch nicht selten außer Acht lässt: die Gefahr des Zinsanstiegs. Dass ein solcher kommen wird, davon ist auszugehen. Wann hingegen, bleibt ungewiss. Verlässliche Prognosen für die nächsten Jahre gibt es nicht.

28 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2018

Insbesondere für größere Anschaffungen mit langfristigem Finanzierungshorizont sollte man daher gut beraten planen. Denn: Wer über 20, 25 bis 30 Jahre seinen Kredit abbezahlt, benötigt Planungssicherheit über die anfallenden Rückzahlungsraten. Steigt beispielsweise das Zinsniveau, kann so die finanzielle Belastung nach oben schnellen. Ungeplante Kosten, mit denen manch Häuslbauer und Renovierer nachhaltig zu kämpfen hat. Entsprechend wichtig ist es im Vorfeld einer Investition, nicht nur die Kreditsumme wohl zu überlegen, sondern die Gretchenfrage zu klären: Setze ich voll auf variable Zinsen und spekuliere damit auf ein gleichbleibend niedriges Niveau? Oder gehe ich mit einer attraktiven, von der Entwicklung losgelösten Fixver-

zinsung auf Nummer sicher? Mehrere Faktoren – mitunter die Laufzeit – spielen dabei eine wesentliche Rolle. Zudem gibt es eine Vielzahl an FinanzierungsmoTHOMAS STRAUSS, dellen mit individuelBereichsleiter Privatlen Anpassungsmögkunden, HYPO NOE lichkeiten, mit Vorund Nachteilen. Uner- Landesbank für Niederlässlich für diesen Ent- österreich und Wien AG scheidungsprozess ist somit eine kompetente, vertrauensvolle Beratung. Der erste Weg sollte deshalb zum Kundenberater führen. www.hyponoe.at

CREDITS: beigestellt, Zuercher Kantonalbank Österreich AG

KOLUMNE

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Banking & Technology Data Sharing & Open Banking Silicon Valley, Tel Aviv, Singapur – Europa im Hintertreffen? ŕūČŒČĺîĿŠȡ T ~ƙȡ ¹ūŒĚŠƙ ȶ ƥĺĚ ŠĚDž ǛŠîŠČĿîŕ DžūƑŕē ¤ūċūƥĿČƙ ʁ ƑƥĿǛČĿîŕ TŠƥĚŕŕĿijĚŠČĚ ȶ IJƑūŞ ƭǕǕDžūƑē ƥū ƭƙĿŠĚƙƙ


banking ° Neue EU-Richtlinie

Kommt jetzt die „Bank of Amazon“? Digitalisierung und Internet lassen bekanntlich kaum einen Stein auf dem anderen. Neben den Annehmlichkeiten und Errungenschaften des technologischen Fortschritts sorgt das auch für erhebliche Verunsicherung unter Konsumenten. Jetzt soll die „PSD2 Open Bank-Richtlinie“ Bankdaten für Drittanbieter öffnen. OnlineHändler scharren bereits in den Startlöchern. Harald Kolerus

W

ahrscheinlich können die wenigs­ ten Menschen etwas mit dem Wort­ ungetüm „Payment Service Directive 2“ (PSD2) anfangen. Dabei ist diese Zahlungs­ richtline schon seit Anfang des heurigen Jahres in Kraft. Was steckt dahinter? Angesagte Revolution Das eigentliche Zauberwort lautet „Open Banking“, also die Öffnung von Fi­ nanzdaten für Drittanbieter. PSD2 wurde von der EU-Kommission als neue Regulie­ rung für den Bereich des Online-Bankings erlassen. Vereinfacht gesagt bricht sie das Monopol der Banken über die Kontodaten ihrer Kunden. Diese sind künftig gezwun­ gen, die entsprechenden Informationen kos­tenlos an Dritte weiterzugeben – wohl­ gemerkt, natürlich mit Zustimmung der Kontoinhaber. Bislang durften Finanzinsti­ tute Gebühren für die Bereitstellung erhe­

ben. Obwohl kaum bekannt, hat PSD2 EUweit Auswirkungen auf mehr als eine Mil­ liarde Bankkonten. Manche Experten spre­ chen davon, dass wir vor der größten Revo­ lution für das Bankenwesen seit der Einfüh­ rung der Kreditkarte stehen. Ein Beispiel, was das im täglichen Leben bedeuten könnte, ist auf www.t-systems.com zu fin­ den (T-Systems ist eine auf Digitalisierung spezialisierte Tochtergesellschaft der Deut­ schen Telekom): „Sie sind momentan Kun­ de einer Sparkasse und führen ein unab­ hängiges Haushaltsbuch in Form einer App auf Ihrem Smartphone. Künftig können Sie die Applikation problemlos mit Ihrem Bankkonto koppeln, um Angaben über Ein­ nahmen und Ausgaben in Echtzeit zu über­ tragen. Konnten Ihnen früher als Kunden solche Dienste als Bankgebühr in Rechnung gestellt werden, fallen diese nun weg.“ PSD2 öffnet somit die Möglichkeit, dass eine

Bank, ein E-Mail-Anbieter oder soziale Netzwerke wie Facebook bestimmte Ser­ vices anbieten: Zahlungen für Kunden leis­ ten, Stromtarife auf Basis des Kunden-Ver­ brauchs optimieren oder bei jedem Urlaub eine Reiseversicherung abschließen. Alles aus einer Hand Vielleicht klingt das noch immer ein wenig abstrakt, deshalb noch ein Beispiel: Wer den Stromanbieter, Versicherer, Netz­ betreiber etc. wechseln möchte, der kann auf Vergleichsplattformen verzichten, da die Internetpräsenz der Hausbank diese Aufgabe übernimmt oder sogar aktiv die besten Tarife und Konditionen anbietet. Die Optimierung erfolgt auf Basis der Account Aggregation, also der Zusammanfassung aller Finanzdaten eines Kunden – vom Kon­ tostand über Kredite bis hin zu Assets wie Immobilien oder Aktien. Aber eben nicht

credit: beigestellt

Datensicherheit: Konsumenten vertrauen ihrer hausbank

Beim Umgang mit Datenschutz liegen Banken im Konsumentenvetrauen an der Spitze Quelle: A. T. Kearney Open Banking Survey 2018

30 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018


°

Neue EU-Richtlinie   banking

nur die „altehrwürdigen“ Banken könnten diese Aufgabe übernehmen. Unternehmen wie Google oder Amazon scheinen auf­ grund ihrer Internetkompetenz und dem geübten Umgang mit großen Datenmengen dafür prädestiniert. Wo die Informationen zusammenlaufen, wird die Gesamtsituation analysiert und dem Kunden Empfehlungen gegeben. Solche Open Banking-Angebote gibt es bereits, auch wenn Mitteleuropa und Österreich hier nicht federführend sind. In Australien, Großbritannien und den USA ist man hingegen Vorreiter. Knackpunkt Datensicherheit Ob Open Banking nun zur Erfolgsge­ schichte wird, hängt in erster Linie vom Vertrauen der Konsumenten ab. Die meis­ ten Verbraucher erwarten, dass ihre Daten sicher sind und ernsthaft geschützt werden. Die Österreicher sind hier besonders skep­ tisch, so die aktuelle „Open Banking Konsu­ mentenstudie“ der Unternehmensberatung A.T. Kearney. Nur 24 Prozent der hei­

mischen Befragten wären demnach bereit, Dritten einen Zugriff zu gewähren. Für 34 Prozent ist die Sicherheit das wichtigste Kri­ terium, 18 Prozent würden Open Banking immerhin aus Bequemlichkeit erlauben. Genau hier können die alteingesessenen Hausbanken der frisch geschlüpften Kon­ kurrenz aus dem Netz die Stirn bieten. Wer macht das Rennen? Überwältigende 78 Prozent der öster­ reichischen Konsumenten vertrauen näm­ lich ihrer Primärbank am meisten. Im Ge­ gensatz dazu sind Internetriesen wie Ama­ zon, Google & Co. mit 14 Prozent hier weit abgeschlagen. Auf ihren Vertrauens-Lor­ beeren sollten sich die Banken trotzdem nicht ausruhen, denn mit PayPal ist noch ein Internet-Player im Rennen. „Bereits heute vertrauen 58 Prozent der Europäer PayPal. Das ist ein bedeutendes Treuekapi­ tal, das die Firma in nur 20 Jahren ihres Be­ stehens aufgebaut hat. Der Grund dafür ist, dass PayPal nicht nur bequem, sondern

„Open Banking ist eine Evolution und passiert nicht von ­heute auf morgen“ Daniele Chikova, A.T. Kearny

nachweislich auch sicher ist“, so Co-Stu­ dienautor Achim Kaucic. Aber auch für an­ dere Internetriesen ist Open Banking eine Option. Amazon verfügt über einen Schatz an Kundendaten, in Zusammenarbeit mit Visa bietet der Online-Händler schon heute eine Kreditkarte an. Über Amazon Cash können Kunden auch Bargeld auf ihr Ama­ zon-Konto laden, und man ist in Ge­ sprächen mit US-Großbanken, um eine Art Girokonto für junge Kunden zu entwickeln. „Längerfristig macht derjenige das Rennen, der es schafft, positive Kundenerfahrung, Datenanalysefähigkeit, Agilität und starke Marken miteinander zu verschmelzen“, so Daniela Chikova, ebenfalls Autorin der Stu­ die. Sie fügt im Gespräch mit dem GELDMagazin hinzu: „Open Banking ist mehr Evolution als Revolution.“

Wie groSS ist die bereitschaft, daten zu teilen?

In Österreich wollen wenige Verbraucher ihre Daten an Drittanbieter weitergeben Quelle: A. T. Kearney Open Banking Survey 2018

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 31


geldanlagePanorama jupiter: Investments auf kreuzfahrt

zukunftss to ry. Das

des Jupiter European Growth ist Alexander Darwall immer auf der Suche nach interessanten Anlageideen. Manchmal findet er diese sogar auf hoher See: „Die Kreuzfahrtindustrie wird von drei Global Playern dominiert, die Eintrittsbarrieren sind sehr hoch. Um in dieser Branche Fuß zu fassen, benötigt ein Unternehmen eine riesige Menge an Kapital. Allein der Bau eines einAlexander Darwall, zigen Kreuzfahrtschiffs Fondsmanager, kann eine Milliarde DolJupiter lar kosten, und dabei ist es mit einem Schiff nicht getan“, so der Experte. Außerdem sei ein starker Markenname erforderlich, um sich einen globalen Kundenstamm aufzubauen und ein flexibles Vertriebsmodell zu etablieren.

Flexibilität ist auch in anderer Hinsicht ein wesentliches Merkmal der Kreuzfahrtindustrie. Wenn ein Land in eine Rezession gerät, kann das Unternehmen mehr Kunden aus anderen Ländern gewinnen. Oder wenn eine Route geändert werden muss, etwa weil sie aus der Mode kommt, kann das Unternehmen Schiffe anderweitig einsetzen. Darwall: „Diese Flexibilität, verbunden mit hohen Eintrittsbarrieren, macht es Neueinsteigern extrem schwer, mit den Big Playern der Kreuzfahrtindustrie zu konkurrieren. Und die Geschichte hat uns gezeigt, dass das bislang auch in nur wenigen Fällen versucht wurde. Auch profitieren etablierte Akteure davon, dass Disruption den Markt erschüttert oder sich das Verbraucherverhalten verändert. Neue Technologien beispielsweise haben es ermöglicht, das Ertragsmanagement durch ausgefeiltere Buchungssysteme zu verbessern. Darüber hinaus können kontaktlose Zahlungsmethoden auf Schiffen die Umstellung erleichtern.“

lingohr: Rückenwind für value Wahre Werte.„Für Value-Investoren wie uns

war das makroökonomische Umfeld zuletzt nicht besonders günstig. Es stellt sich die Frage: Wird das so bleiben oder spricht etwas für eine Trendumkehr?“, so Goran Vasiljevic, CIO bei Lingohr & Partner Asset Management. Wobei der Experte die Antwort gleich selbst gibt und sich optimistisch zeigt: „Value-Zyklen werden vor allem durch vier Haupttreiber angefeuert: Bewertung, Wachstum, Anlegersentiment und das aktuelle Zinsumfeld. Aktuell weisen alle vier darauf hin, dass aus dem Gegenwind der Vergangenheit ein Rückenwind für die Zukunft wird. Wir sind der Meinung, dass ein großes Value-Comeback bevorsteht.“ Im Kern geht es bei Value-Ansätzen darum, dass Aktien, die, ver­ glichen zu ihren Fundamentaldaten, billig sind, höhere Renditen bringen sollten. Neben dem absoluten Bewertungsniveau erhöht auch ein hoher relativer Bewertungsvorteil ge­genüber der Benchmark die Wahrscheinlichkeit einer zukünftigen Überrendite. Der Experte meint ­w eiter: „Da der Markt in den letzten Jah-

32 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

ren immer weniger bereit war, für Value-Aktien zu zahlen, ist auch die Bewertungsdisper­ sion gestiegen. Derart extreme Bewertungsabschläge gab es nur vor dem Platzen der TechnoGoran Vasiljevic, logieblase im Jahr 2000 CIO, Lingohr Asset und nach der Finanzkrise Management 2007/ 08. Auf beide Perioden folgte eine starke Wertsteigerung. Das aktuelle Bewertungsniveau deutet also auf eine viel versprechende Value-Zukunft hin.“ Der Anlagespezialist gibt zu bedenken, dass der Markt in letzter Zeit offensichtlich gierig war, was die FANG-Aktien (Facebook, Amazon, Netflix und Google) betrifft, und zu ängstlich, wenn es um ValueTitel geht. „Auch wenn einige Value-Aktien aus gutem Grund billig gewesen sein mögen, dürfte sich dieser Trend umkehren“, meint ­Vasiljevic abschließend.

Wachstum in den Emerging Markets (EM) wird in den nächsten zwölf Jahren per anno voraussichtlich fast 150 Millionen neue Konsumenten mit mittlerem Einkommen hervorbringen. Sudhir Roc-Sennett, Senior Portfolio Adviser bei Vontobel, zeigt sich überzeugt: „Das neue Ausgabeverhalten bei steigenden Einkommen ist relativ kalkulierbar und sollte über viele Jahre für eine wachsende Konjunktur sorgen. Unternehmen, die Waren und Dienst­ leistungen für immer wohlhabendere und anspruchsvollere EM-Konsumenten anbieten können, profitieren davon.“ Die Kursentwicklungen des MSCI USA und des MSCI Emerging Markets seit Jahresbeginn zeichnen allerdings folgendes Bild: Während der nordamerikanische Index zulegte, ­musste das Pendant für die Schwellenländer an Wert einbüßen. Damit ist aber noch nicht das letzte Match gespielt – EM sind vor allem für Investoren mit langfristiger Perspektive interessant.

developed – vs. – em

Zehn-jahre-Jubiläum Veritas. Seit mittlerweile zehn Jahren ist

der Fonds ETF-PORTFOLIO GLOBAL von Veritas erfolgreich am Markt. Die Mischung aus niedrigen Gebühren, keinem Ausgabeaufschlag, verständlichem und logischem Konzept sowie einer soliden Performance machen ihn zu einem beliebten Sparplanfonds für Privatanleger. In den zehn Jahren seines Bestehens hat der Fonds eine Rendite von 75,4 Prozent erwirtschaftet (Stichtag 21.09.2018). „In dem Zeitraum, der von den Auswirkungen der Finanzmarktkrise geprägt war und in dem kontinuierlich die Zinsen für Sparer sanken, konnten wir eine solide Rendite für unsere Kunden erwirtschaften“, so Marcus Russ, Senior Portfolio Manager bei Veritas Investment.

CrediTS: beigestellt, GKFX, Archiv, pixabay

Keine „landratten“. Als Fondsmanager


x-trackers: Günstige ETFs

Pictet: japan im Fokus

airtrader: Profi-Tool

Kosten runter. Nicht alles wird teurer: Am

Neuer Fonds. Pictet Asset Management­

echtzeit. Was bis vor

1. Oktober 2018 hat DWS die jährliche Gebühr für zwei weitere Xtrackers ETFs reduziert. Die jährliche Pauschalgebühr für die nicht währungsgesicherte Anteilsklasse des Xtrackers II USD Emerging Markets Bond UCITS ETF wurde von 0,35 auf 0,25 Prozent pro Jahr gesenkt. Die jährliche Gebühr für den Xtrackers MSCI Europe UCITS ETF (ausschüttende Anteilsklasse) ist von 0,25 auf 0,12 Prozent pro Jahr gesunken. Seit Anfang 2018 wurden bei einer Reihe von Xtrackers ETFs Gebühren reduziert: „Wir freuen uns, unseren Investoren die Vorteile der Skaleneffekte weitergeben zu können, wenn unser Simon Klein, VerETF-Volumen steigt“, so triebsleiter DWS Simon Klein von DWS.

erweitert sein Total Return-­F ondsangebot mit der Auflegung des Fonds Pictet-TR Akari. Es handelt sich dabei um einen markt­ neutra­l en japanischen Aktienfonds mit wöchent­licher Liquidität. Der Fonds strebt ein langfristiges Kapitalwachstum bei geringer Aktienmarktkorrelation an; dazu kombiniert er eine Bottom-up-Titelauswahl mit spezifischen technischen Faktoren des japanischen Marktes. Der Pictet-TR Akari investiert vor allem in liquide und hochkapitalisierte Aktien und wird dabei insgesamt eine Beta-neutrale Positionierung einnehmen. Verwaltet wird der Fonds von den Senior-Investmentmanagern Teruhiko Nishimura und Tomohiro Yamaguchi. Nishimura kommentiert die Anlagestrategie: „An diesem Markt ist ein gründliches Verständnis von Fundamentaldaten der Unternehmen und technischen Marktfaktoren entscheidend, um konstante Erträge zu erzielen.“

Kurzem nur Banken und institutionellen Investoren im Handel mit Optionen & Zertifikaten vorbehalten war, steht nun auch privaten Anlegern im CFD-Handel Arkadius Materla, offen. Das neueste Tool Österreich-Chef, von GKFX,der ­„airtrader“, GKFX berechnet die Wahrscheinlichkeiten eines Kursverlaufes in Echtzeit unter Beachtung von Kursschwankungen. „Berechnungen, bei denen Tausende Szenarien unter Beachtung von inbegriffenen Kursschwankungen einkalkuliert werden und in aktuelle Marktgeschehnisse einfließen, sind im CFD-Handel in dieser Form einmalig im deutschsprachigen Raum“, so der Österreich-Chef des Brokerhauses GKFX, Arkadius Materla.

CFP®-Finanzexperten informierten kostenlos Den zweiten World Financial Planning Day am 3. Oktober nahm der

Österreichische Verband Financial Planners zum Anlass, um landesweit kostenlose Orientierungsgespräche in Geldfragen anzubieten. Über alle neun Bundesländer verteilt standen Interessierten mehr als 60 Certified Financial Planners, also bestens aus- und weitergebildete Finanzprofis, Rede und Antwort.

Der 3. Oktober stand ganz im Zeichen von Veranlagung, Finanzierung, Risikoabsicherung und Altersvorsorge. Denn am World Financial Planning Day bot der Österreichische Verband Financial Planners Interessierten die Möglichkeit, mit Top-Finanzberatern des Landes unverbindlich und kostenlos über Geldfragen zu sprechen. Dabei ging es nicht um die Empfehlung oder den Verkauf von bestimmten Finanzprodukten, sondern um eine erste Orien­tierung für Konsumenten. „Wir ­freuen uns sehr darüber, dass wir dieses Service flächendeckend in ganz Österreich ermöglichen konnten. Neben Wien mit 16 CFP® -Professionals lagen Salzburg mit 13 und Niederösterreich mit zwölf Experten im Spitzenfeld, was die Anzahl der teilnehmenden Berater betrifft“, zieht Helmut Siegler, Vorstandsvorsitzender Österreichischer Verband Financial Planners, ein erstes positives Resümee nach der Premiere dieser Pro-bono-Beratung. Für den nächstjährigen World Financial Planning Day Anfang Oktober 2019 denkt der Verband bereits an eine zweite Auflage der Aktion.

Finanzplanung ist L e b e n s p l a n u n g.

Der World Finan­ cial Planning Day soll besonders darauf aufmerksam machen, dass Finanzplanung auch gleichzeitig Lebensplanung bedeutet und Helmut Siegler, dass breit verankerte Fi- Vorstandsvorsitzennanzbildung effektiver der, Österreichischer Konsumentenschutz Verband Financial ist. Denn nur wer Zu- Planners sammenhänge und angebotene Finanzdienstleistungen versteht, kann auch die individuell richtigen Investmententscheidungen treffen.Allerdings, da sind sich Experten einig, sind Finanzbildung und -wissen in Österreich nach wie vor deutlich ausbaufähig. „Eines unserer wichtigsten Anliegen ist es, die Finanzbildung in Österreich zu verbessern. Natürlich möchten wir die Menschen auch davon überzeugen, dass professionelle Finanzplanung sinnvoll ist“, so Siegler.

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 33


B

onds stellen das weltweit größte Anlageuniversum dar – und ein überaus interessantes, das von seiner Vielfältigkeit lebt. Bei geschickter Diversifizierung lässt sich aus der Kombination von Staats-, Unternehmens- und dynamischen High Yield-Anleihen ein renditestarkes und dennoch risikoarmes Portfolio zaubern. Auf dem vom GELD-Magazin veranstalteten Institutional Investors Congress erfuhr das interessierte Publikum, auf welche Anleihesegmente und regionale Gewichtungen man jetzt setzen sollte. Im Haus der Industrie in Wien fanden sich ausgewählte Experten zu diesem Themenkreis ein. So startete Markus Peters, Senior Portfolio Manager Fixed Income bei AllianceBernstein, den Vortragsreigen mit folgender Thematik: Zukunftsfähige Rentenstrategien in Zeiten hoher Währungsabsicherungskosten. Elizabeth Breaden, Expertin der Candriam In-

vestors Group, referierte über die Feinheiten und Vorteile der Investments in die Anlageklasse der US High Yields. Thant Han, Senior Portfolio Manager bei BNY Mellon, erzählte wiederum über Euroland-Bonds und wie man mit diesen überdurchschnittliche Gewinne erwirtschaften kann. Amanda Stitt, Fixed IncomeSpezialistin von Legg Mason, erklärte, wie man fle­xible Renditestrategien in anspruchsvollen Zeiten am bes­ ten einsetzt. Donal Kinsella von Eaton Vance Management warf einen Blick auf das weite Feld der High Yield Corporate Bonds. Alle Vorträge strotzten förmlich vor Komplexität und Kompetenz – in einem Themenbereich, der nicht immer auf den ersten Blick leicht zu durchschauen ist. Nichtsdestotrotz beteiligte sich das reichlich erschienene Fachpublikum rege an dem Frage-Antwort-Spiel mit den Investmentprofis.

Alliancebernstein ° Zukunftsfähige Rendite 500 Milliarden US-Dollar alleine im Rentenbereich verwaltet, der sehr breit gestreut ist. Die weltweit tätige Fondsgesellschaft bietet eine vielschichtige Palette von Anlagelösungen für Institutionelle und Privatanleger an. Dazu gehören globale, regionale und sektorspezifische Aktienfonds, der größte Teil der Assets fällt allerdings in den Bereich der Anleihen. Welt im Wandel. Markus Peters, Senior Portfolio Manager Fixed Income, AllianceBernstein, meinte in seinem Vortrag am IIC: „Ohne Anleihen geht nichts. Bonds sind sowohl für die Rendite als auch Diversifikation entscheidende Elemente. In diesem Zusammenhang sollte man auch nicht vergessen, dass 2019 kein rein bullishes Jahr für Aktien werden wird.“ Der Markus Peters, Senior Portfolio MaExperte blickte in seinem Referat auf eine Welt im Wandel: „In der Makroökonomie gab es nager Fixed Income, AllianceBernstein einschneidende Veränderungen, bei der Notenbankpolitik etc. Auf diese Umstände müssen ­Investoren adäquat reagieren.“ Europa holt weiter auf. Eine der Änderungen betrifft laut dem Experten direkt Europa: „Früher war die Sache klar: Wer in den Vereinigten Staaten anlegte, konnte sich eine bessere Rendite versprechen als in Europa. Und das trotz der ­Kosten für Währungsabsicherung. Das hat sich in der Zwischenzeit geändert. Man muss sich also etwas Neues überlegen, wobei Europa immer weiter ins Visier der Anleger rückt. Denn die hohen Hedging-Kosten der Währungsabsicherung stellen kein kurzfristiges Phänomen dar.“ Das europäische Wachstumsmomentum habe zwar im heurigen Jahresverlauf etwas an Fahrt eingebüßt, man sei am Alten Kontinent aber nach wie vor gut unterwegs. „Das Wachstum wird auch 2019 über dem Trend liegen und auch die Geldpolitik der EZB wird behutsam ausfallen, ich rechne lediglich mit einer langsamen Straffung“, skizziert der Experte die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Ebenso führt Peters positiv ins Treffen, dass der europäische Bankensektor auf „solidem Fundament“ stehe. Nachsatz des Spezialisten: „Diversifikation und vor allem globale Diversifikation bleiben aber nach wie vor wichtig. AllianceBernstein ist weiterhin stark in den Vereinigten Staaten engagiert. Hier möchte ich vor allem unser Mortgage Income Portfolio hervorstreichen, denn Hypotheken-besicherte Anlagen weisen ein attraktives Diversifikationspotenzial auf.“

www.alliancebernstein.com 34

geld-magazin oktober 2018

creditS: beigestellt, Archiv

Bonds-Spezialisten. Von AllianceBernstein wird die stattliche Summe von rund


Institutional investors congress ° Die

besten Anleihen-Strategien

eaton vance ° High Yields im Fokus Große Tradition. Das weltweit aktive Asset Management-Unternehmen Eaton Vance kann auf eine beeindruckend lange Historie zurückblicken, bereits seit dem Jahr 1924 ist man am Markt aktiv. Geschäftsstellen werden in Deutschland, Nordamerika, Großbritannien,Australien, Singapur, Großbritannien, Japan und Australien unterhalten. 444,1 Milliarden US-Dollar stehen dabei under management, die von über 300 Investmentprofis verwaltet werden. Deren durchschnittliche Berufserfahrung beläuft sich auf 16 Jahre. Man sieht also, dass hier viel ­Expertise und Kapital unter einem Dach versammelt sind. Bewertung ist entscheidend. Bei seinem Vortrag führte Donal Kinsella, CAIA,VP, Institutional Portfolio Manager bei Eaton Vance Management, in die komplexe Welt der High Yield Corporate Bonds ein: „Bevor wir eine Auswahl treffen und ein Investment tätigen, werfen Donal Kinsella, Institutional Portfowir immer einen ausführlichen Blick auf die Bewertung. Denn diese bildet das wichtigste Elelio Manager, Eaton Vance Management ment dafür, wie mit einem Asset Geld verdient werden kann“, erklärte der Experte. Hohe Rendite, keine Blasenbildung. Und er fügt hinzu: „Der High Yield-Kreditmarkt bietet nach wie vor viel mehr Renditepotenzial als der Fixed Income-Kernbereich.Weiters positiv:Wenn wir uns die Bewertungen und Fundamentaldaten vor Augen führen, dann sehen wir kein Umfeld, das eine Blase nahe legen würde. Die Gefahren von Defaults, also Kreditausfällen, sind dabei als gering zu bezeichnen.“ Die Fundamentaldaten der Unternehmen hätten sich laut dem Experten sowohl in den USA,als auch in Europa sogar moderat verbessert.„Die Fähigkeiten der Unternehmen,ihre Schulden zu bedienen,sind erfreulicherweise hoch“,so Kinsella optimistisch.Abschließend erklärte der Spezialist auch,dass das High Yield-Universum in der jüngeren Vergangenheit spürbar breiter geworden sei – ein Vorteil im Sinne der Diversifikation.

www.eatonvance.com

candriam ° Diszipliniert und flexibel Keine Indexbindung. Flexibilität ist Trumpf, lautet das Motto von Candriam In­ vestors, die ein signifikantes Exposure sowie einen langen Track Record in US High Yields aufweisen. „Wichtig ist uns der Bottom-up-Ansatz, wobei wir an keinen Index gebunden sind. Es ist einzig und alleine die Kredit-Selektion, die zählt“, erklärt Elizabeth Breaden, Senior Client Portfolio Manager – External Strategies Candriam Investors Group, ihre Strategie am IIC. Der europäische Asset Manager Candriam zählt 132 Milliarden Dollar an Assets under management und zählt somit zu den Schwergewichten der Branche. Das Unternehmen beschäftigt 535 Investmentprofis, wobei 64 Prozent der Vermögenswerte für institutionelle Kunden veranlagt werden. Großes und breites Universum. Aber kehren wir zurück zur Investmentstrateelizabeth Breaden, Senior Client gie des Hauses, wobei die Expertin über US High Yields referierte: „Wie gesagt, ist unser Portfolio Manager Candriam Investors Ansatz flexibel, dabei aber gleichzeitig sehr diszipliniert ausgerichtet. Es landen nur hochqualitative Unternehmen mit einer starken Kapitalstruktur im Portfolio, wobei auch auf die Strategie der Firmen geachtet wird. High Yields sind auch deshalb ein ergiebiges Feld für uns, weil das Anlageuniversum hier sehr groß und breit diversifiziert ist“, erläutert Breaden. Innovative Fondslösungen. Candriam bietet nun mit zwei Produkten Zugang zu den amerikanischen High YieldMärkten: Mit dem GF US High Yield Corporate Bonds sowie dem Candriam GF Short Duration US High Yield Bonds. Bei beiden Fonds ist der langfristige Ausblick sowie die permanente Beachtung des Risiko-Gewinn-Verhältnisses von entscheidender Bedeutung, wobei viel Wert auf „downside protection“ gelegt wird. Die Investmentstrategie wird konstant seit 1991 verfolgt.

www.candriam.at 35

geld-magazin oktober 2018


Die besten Anleihen-Strategien

BNY Mellon ° Optimismus überwiegt Riesiges Fondsvermögen. BNY Mellon Investment Management ist einer der

Thant Han, Senior Portfolio Manager, Global Fixed Income BNY Mellon

weltweit größten Vermögensverwalter, der über eine entsprechend große Produktpalette verfügt und auf individuelle Kundenlösungen setzt. Verfolgt wird ein sogenanntes MultiBoutique-Modell, wobei weltweit gesehen die schier unglaubliche Summe von rund 1,8 Billionen Dollar verwaltet wird. Bedürfnis nach diversifizierten Lösungen. Thant Han, Senior Portfolio Manager – Global Fixed Income bei Standish Mellon Asset Management (einer BNY Mellon-Gesellschaft), erklärte auf dem IIC die grundlegende Strategie seines Hauses: „Sie spannt einen weiten Bogen von passiven und aktiven Anlageinstrumenten über das gesamte Spektrum von Investmentstilen, geografischen Regionen und Kapitalisierung. Unsere Strategie ist dabei so ausgerichtet, dass sie das steigende Kundenbedürfnis nach mehr diversifizierten und fortgeschrittenen Investmentlösungen erfüllt. Und zwar aus den Händen eines einzigen Anbieters. Wir sind stolz darauf, die Bedürfnisse unserer Kunden

in den Vordergrund zu stellen.“

Makroökonomie: Positive Faktoren überwiegen. Für die Entwicklung der Weltwirtschaft als Basis für erfolgreiche Investments zeigte sich der Experte in seinem Vortrag alles in allem optimistisch: „Es stimmt schon, die geopolitischen Risiken halten an, ebenso wie die gefährlichen möglichen Handelskriege für Unruhe sorgen. ­Allerdings gehe ich davon aus, dass das weltweite Wachstum auch weiterhin stabil bleiben sollte. Auch die Inflation entwickelt sich eher zurückhaltend.“ Eine weitere positive Botschaft für Investoren lautet, dass die Anleihen-Renditen in Europa an Attraktivität gewinnen sollten.

www.bnymellon.com

Legg Mason ° Die Suche nach Mehrwert in der jüngeren Vergangenheit zunehmend an Zugkraft gewonnen: unconstrained. Ins Deutsche übersetzt bedeutet das soviel wie locker, zwanglos oder ungezwungen. Im Anlagebereich steht unconstrained für eine Strategie, die eben ungezwungen an die Titelauswahl herangeht und sich nicht an Benchmarks bzw. Indizes hält. Sehr lange Expertise. Amanda Stitt, Head of Fixed Income Product Specialist bei Legg Mason Global Asset Management, machte am IIC klar, dass ihr Unternehmen nicht erst vor Kurzem auf den schnell dahinbrausenden „unconstrained- Zug“ aufgesprungen ist: „Wir haben unsere unconstrained-Strategie bereits vor 18 Jahren ins Leben gerufen. Es handelt sich dabei auch um die am schnellsten wachsende Strategie innerhalb Legg amanda stitt, Head of Fixed Income Masons und umfasst derzeit ein Volumen von rund 7,5 Milliarden Dollar“, so die ExperProduct Specialist, Legg Mason AM tin. Sie stellte im Weiteren den Macro Opportunities Bond Fund ihres Hauses ausführlich vor. Er verfolgt eine Global Macro-Strategie, wobei langfristig ausgerichtetes, fundamentales Value Investing betrieben wird. Wichtig: aktives Management. Im Rahmen der dargestellten Fondsausrichtung erfolgt aktives Management der Laufzeiten, der Yield-Kurve und der Volatilität. Dabei darf auch in Cash-Bonds, Futures, Optionen und andere derivative Instrumente investiert werden. Auch Emerging Markets spielen dabei eine Rolle, der Fonds darf bis zu 50 Prozent des Portfoliowertes in Schwellenländer investieren. Auch dürfen bis zu 50 Prozent im Bereich der Non-Investment-Grade Anleihen veranlagt werden. Der bunte Anlagemix verfolgt somit einen Absolute Return-Ansatz abseits von ausgetretenen Pfaden.

www.leggmason.com 36

geld-magazin oktober 2018

creditS: beigestellt, Archiv

Zauberwort „unconstrained“. Ein Begriff hat in der weiten Welt der Investments


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geldanlage ° Globale Aktien

Konjunkturzyklen nützen Neun Jahre nach Beginn des aktuellen Konjunkturzyklus seit der Finanzkrise fragen sich viele Anleger, wann der Wirtschaftsaufschwung an Dynamik verliert und wann mit der nächsten Rezession zu rechnen ist. Wir haben Finanzexperten und Fondsmanager zu den Aussichten für globale Aktien befragt. Wolfgang Regner in Indikator, der gerne zu Rate gezogen wird, um einen Zyklusumschwung zu prognostizieren, ist die Steigung der Anleihe-Renditekurve. Normalerweise werden für langlaufende Anleihen höhere Renditen geboten als für kurzlaufende Anlagen. Wenn kurze Anlagen eine höhere Rendite als langfristige aufweisen, bezeichnet man dies als eine Inversion der Renditekurve. Dies hat sich in der Historie als recht zuverlässige Rezessionswarnung erwiesen. Meist wird dafür der Renditeunterschied zwischen zwei- und zehnjährigen US-Staatsanleiherenditen herangezogen. Sieht man sich die Entwicklung seit Anfang 2014 an, würde man in der Extrapolation des Trends etwa zur Jahresmitte 2019 den Beginn der Inversion erwarten können. Dies wiederum würde, unter Berücksichtigung der durchschnittlichen zeitlichen Verzögerung, für das vierte Quartal 2020 das Abgleiten der USA in eine Rezession bedeuten. „Wir möchten jedoch davor warnen, die Rendite-

kurve als Prognoseinstrument im aktuellen Umfeld zu überschätzen,“ so Thomas Bucher, Fondsmanager bei der DWS. Vor allem die Verwendung der zweijährigen Renditen ist problematisch, weil man so die Zinserwartungen für die kommenden zwei Jahre ausblendet. „Sinnvoller erscheint uns die Verwendung eines Geldmarktsatzes oder direkt des Leitzinses der Zentralbank. Dann wäre die nächste Rezession nicht vor 2022 zu erwarten.“ Zudem sind die langlaufenden Renditen wegen der Anleihekäufe der Notenbanken „künstlich“ niedrig. Hendrik Leber, Fondsmanager des Acatis Aktien Global UI, glaubt, dass die nächste Finanzkrise eher von Ländern ausgehen wird als von Unternehmen. „Die Disziplinlosigkeit der Politik bringt erhebliche Risiken mit sich – etwa in Großbritannien (Gefahr eines unkontrollierten EU-Austritts), Italien (Überschreiten der EU-Schuldengrenzen), Griechenland (Herausschleichen aus den Sanierungsvorgaben), in den

Auf eine Inverse Zinskurve Folgt oft eine Rezession

Wenn die Zinsdifferenz zwei- und zehnjähriger US-Anleihen invers wird (die grüne Kurve unter Null fällt), gab es mit einigen Quartalen Verzögerung meist eine Rezession. Quelle: Bloomberg, DWS

38 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

USA (Aufkündigung rechtsgültiger internationaler Verträge), sowie in der Türkei (Vetternwirtschaft in der Geldpolitik). Was passiert zum Beispiel, wenn die USA in die Kapitalmärkte eingreifen und dadurch die internationale Finanzierung der USA ins Stocken gerät? Ganz schnell kann es hier zu einem kräftigen Knirschen kommen.“ Neue Krise noch nicht in Sicht Wo könnte es zuerst krachen? „Die nächste Krise entsteht nie dort, wo die letzte Krise stattfand. Darum vermute ich Sprengstoff in den Schattenbankensystemen, zum Beispiel in China, oder bei den immer weiter ansteigenden Studentenkrediten in den USA. Aber auch überschuldete Unternehmen sind gefährdet. Zinsanhebungen werden zeigen, welche Firmen wettbewerbsfähig sind. Ich erwarte eine Pleitewelle bei den Unternehmen – wir haben schon so lange keine großen Konkurse mehr gesehen,“ meint Leber. Dazu kommen Ängste vor einer Ölkrise. Die ab November in Kraft tretenden Export-Sanktionen gegen den Iran nähren Befürchtungen über eine drohende Angebotslücke am globalen Energiemarkt. Da stellt sich die Frage: Geraten die Notenbanken wegen der Ölpreis-Rallye in Zugzwang? An den Finanzmärkten machen zurzeit bereits dreistellige Ölpreis-Schätzungen die Runde. In diesem Fall wäre mit Konjunktureinbußen und klaren Inflationsbeschleunigungen zu rechnen, was Notenbanken ins Dilemma stürzen könnte, die Zinsen bei einer Konjunkturabschwächung erhöhen zu müssen. Für die Bullen spricht vorerst noch die Stimmungslage an den Märkten: Von Euphorie ist absolut nichts zu spüren. Die

credit: beigestellt, Pixabay

E


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Globale Aktien   geldanlage

jüngste Umfrage der Bank of America unter den US-Investmentfonds-Managern offenbarte eine von 4,7 auf 5,1 Prozent gestiegene Liquiditätsquote. Das ist schon ungewöhnlich hoch und könnte zur Annahme führen, dass ein erheblicher Teil der Risiken bereits eingepreist ist. Offenbar glauben viele Investmentfonds-Manager derzeit nicht wirklich an eine Fortsetzung der Wall StreetRallye. Keine Euphorie zu spüren Jeremy Podger, Fondsmanager des Fidelity World, ist vorsichtig optimistisch für die Aktienmärkte gestimmt. „Das nominelle US-BIP-Wachstum liegt bei fünf Prozent, die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries (Staatsanleihen) ist auf drei Prozent gestiegen. Diese Form der Divergenz, nämlich sanft steigende Anleiherenditen bei einem starken Aktienmarkt, gab es zuletzt nur einmal in 30 Jahren, nämlich von 2004 bis 2006. Trotz des steigenden Dollar sehen wir keine Emerging Market-Krise voraus, da die meisten Schwellenländer eine fundamental stärkere Position innehaben als etwa 1997. Die Ertragskennziffern der Unternehmen sind robust und pendeln um den langfristigen Durchschnitt herum. Dazu kommt das starke Gewinnwachstum 2018. Die Bewertungsdifferenzen zwischen Growthund Value-Aktien sind die größten seit 2001. Wachstumsaktien können daher eher an ihre Grenzen stoßen. Zuletzt haben Valuetitel sogar eine höhere Gewinnstrecke vorgelegt, doch in Zeiten der technologischen Disruption und geopolitischen Probleme glauben immer weniger Anleger an ein Anhalten des starken Wachstums. Und bei sinkender Konjunkturdynamik perfor-

men Growth-Aktien zumeist besser. In Zeiten steigender Zinsen, Inflation und Anleiherenditen dagegen haben Valueaktien historisch gesehen outperformt- vorausgesetzt, das Wachstum konnte mithalten.“ Wolfgang Fickus, Mitglied des Investment-Komitees bei Comgest sieht, dass japanische Aktien nach wie vor sehr günstig sind, obwohl sich Wachstum und Kapitalrenditen extrem stark verbessert haben und auf internationalem Niveau angekommen sind. „In den USA müssen wir erheblich selektiver sein, denn der Markt ist in der Breite aus unserer Sicht überteuert. Der Comgest Growth World ist – im Vergleich zum MSCI AC World – stärker in Japan und unterdurchschnittlich in den USA positioniert,“ erklärt Fickus. Und weiter: „Das Ansteigen der Zinsen wird Schuldner schlechter Qualität unter Druck setzen und irgendwann überfordern, denn in den Jahren 2020-2022 werden viele Bonds fällig, v.a. bei US-Unternehmen. Heute sind zB. 4,3 Milliarden Dollar Schulden schlechter Bonität in den USA im Umlauf, zweimal so viel wie vor zehn Jahren. In den globalen Schwellenländern sind die Schulden in den letzten Jahren – getrieben von China – stark in die Höhe geschnellt. Man sieht, dass das in Schwellenländern mit hoher Auslandsverschuldung wie der Türkei oder Argentinien

zur Krise geführt hat. Das Bankensystem wird eine Rekapitalisierung benötigen. Wir finden im Bereich der Medizintechnik mit Unternehmen wie Medtronic oder Becton ein vorhersehbares Gewinnwachstum zu angemessenen Bewertungen,“ sagt Fickus. „Der Bezahldienstleister Wirecard ist seit mehr als zehn Jahren im Portfolio und spiegelt unsere Philosophie gut wieder, wie auch der Automationsspezialist Keyence, der sich über fünf Jahre verdreifacht hat.“ Lukrative Medizintechnik Hauptfaktoren bei der Aktienauswahl sind Markteintrittsbarrieren und Preissetzungsmacht, um nicht von den Kapriolen der Makroökonomie abzuhängen und auch in schwierigen konjunkturellen Phasen profitabel zu wachsen. Steve Weeple, Portfolio Manager beim Janus Henderson Global Equity Fund, achtet bei der Unternehmensauswahl auf die Cash-Erträge und darauf, was für diese zu bezahlen ist. „Wir suchen Unternehmen mit strukturellem, langfristigem Wachstum, das zudem gut prognostizierbar sein muss. Beispiele wären elektronische Bezahlsysteme, Energieeffizienz, Teile des Gesundheitswesens mit der höchsten Kosteneffizienz und Bereiche, die von der Digitalisierung erfasst werden und davon profitieren können. Wir meiden Un-

° die besten Aktienfonds GLobal ISIN LU0552385295 LU0629158030 LU0864709349 LU0428704042 LU0187079347

FONDSname Morgan Stanley Global Opportunity Wellington Global Quality Growth MainFirst - Global Equities LO Funds - Generation Global Robeco Global Consumer Trends Equities

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre ter 6.902 Mio. € 17,8 % 76,1 % 173,6 % 1,87 % 2.816 Mio. € 19,4 % 53,7 % 137,0 % 1,86 % 322 Mio. € 12,5 % 55,6 % 123,1 % 1,87 % 1.467 Mio. € 14,4 % 63,0 % 119,6 % 1,87 % 2.317 Mio. € 23,2 % 53,9 % 97,7 % 1,70 % Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30.September 2018

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 39


geldanlage ° Globale Aktien

Möglichkeiten notwendig sein. Deshalb erscheint mir die fundamentale Unterscheidung zwischen Digitalisierungsgewinnern und -verlierern bei der Titelselektion wichtiger zu sein als die Gruppierung nach klassischen Quant-Faktoren.“ Investieren in Megatrends Beim Morgan Stanley Global Opportunity verfolgt das Team um Kristian Heugh einen reinen „Bottom up“-Ansatz, der zu einer sehr konzentrierten Portfoliopositionierung führt. Das heißt, Makrofragen spielen im Rahmen des Investmentprozesses keine tragende Rolle. Die Grundthese der Fondsmanager lautet: Qualitätsunternehmen sind attraktiv, wenn sie an der Börse unterhalb des von Morgan Stanley (MS) ermittelten inneren Wertes gehandelt werden. „Unsere Investmentphilosophie ist einfach: Es sind die Anlageprinzipien von Warren Buffet, adaptiert auf den Growth-Sektor. Das bedeutet: Eine strikte Preisdisziplin, angewendet auf Unternehmen mit hoher Qualität. Wir wollen jene Unternehmen identifizieren, die mit ihren Geschäftsmodellen den disruptiven Wandel aktiv antreiben. Dazu wollen wir nachhaltige Wettbewerbsvorteile, Preissetzungsmacht, hohe Kapitalrenditen, eine geringe Verschuldung und ein Wachstum sehen, das neue Werte

Wie eine Abkühlung in den USA auf Europa übergreift (reales Bruttoinlandsprodukt, BIP)

Das US-Wachstum ist oft als Vorlaufindikator für Europas Bruttoinlandsprodukt zu sehen Quelle: BEA, Eurostat, Thomson Reuters Datastream, J.P. Morgan Asset Management

40 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

schafft,“ erklärt Heugh. Die Kernsektoren des Morgan Global Stanley Opportunity sind Technologie, der zyklische Konsum und Basiskonsumgüter. Typischerweise untergewichtet sind Energieversorger, Telekom und Finanzwerte. So sehr Frank Schwarz, Fondsmanager des MainFirst Global Equities Fund, für die USA positiv eingestellt ist, so negativ ist sein Ausblick für Europa. „Insgesamt liegt unsere Netto-Aktienquote derzeit bei 60 Prozent, 40 Prozent sind abgesichert, vor allem wegen der Warnsignale aus Europa. 2017 dagegen waren wir stets voll investiert. Strukturelle Investmentthemen bestimmen den Portfoliokern. Das Hedging erfolgt über Index-Futures.“ Alle Megatrends funktionieren aber nicht immer zu jeder Zeit gleichzeitig, wenn man sich die Healthcareoder die Nahrungsmittelbranche ansieht. „Das kommt daher, dass die Investoren auf die falschen Healthcare-Titel gesetzt haben,“ meint Schwarz. „Wir meiden etwa die großen Pharmawerte und kaufen nur Titel, bei denen es keine Patentprobleme, kein Generikarisiko und kein Klagerisiko gibt. Beispiele wären der Spezialist für Augenheilkunde Carl Zeiss Meditec (der graue Star ist – dank Smartphones – im Vormarsch), oder Illumina – die Amerikaner haben einen Weltmarktanteil von 70 Prozent bei DNA-Sequenzierautomaten. Auch Internetapotheken werden der Renner werden, denn allein die Kosten für den Postversand von Medikamenten samt Verwaltungskosten bei den Krankenkassen in Deutschland betragen 800 Millionen Euro.“ Amazon & Tesla Bereiche wie Versorger, Banken, Autos mit Dieselantrieb, TV-Sender, Stahl, Öl, Telekom, Pharma (dreimal höhere Medikamentenpreise in den USA gegenüber Europa sind nicht nachhaltig), und Tabak werden gemieden. „Nehmen wir die Werbeeinnahmen mit einem globalen Volumen von 300 Millionen Dollar. Derzeit hält Google davon 33 Prozent, also 100 Millionen Dollar, Facebook 45 und Amazon acht Millionen. In fünf Jahren werden alle drei bei 150 Millionen liegen – wo ist also das Wachs-

credit: beigestellt, Pixabay

ternehmen, die von Konjunkturzyklen stark beeinflusst werden, denn diese halten wir für nicht prognostizierbar. Unsere wichtigsten qualitativen Selektionskriterien konzentrieren sich auf die Qualität des Geschäftsmodells, der Bilanzdaten sowie des Managements.“ Thomas Bucher, Portfolio Manager Global Equities DWS (z.B. DWS Global Growth) denkt, dass sich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren leicht abschwächen wird. „Wir erwarten aber keine Rezession. Deshalb können in den meisten Branchen die Gewinne auch in 2019 und 2020 moderat weiterwachsen, in den Emerging Markets sogar zweistellig. Die Dividendenauszahlungen sollten neue Rekordstände erreichen. Auch die Situation in China ist ermutigend, da sich dort etwas bewegt: Chinas Führung hat das Problem der Schattenbanken erkannt und die Aufsichtsbehörden gestärkt,“ weiß Bucher. Und zu seinem Investmentprozess: „Ich orientiere mich bei der Titelselektion nur wenig an den klassischen quantitativen Stil-Faktoren wie ‚Value‘ oder ‚Low Volatility‘. Der derzeitige Konjunkturzyklus ist besonders spannend, weil er von der Einführung neuer digitaler Technologien geprägt ist. In nahezu jeder Branche wird eine radikale Anpassung des Geschäftsmodells an die digitalen


ADVERTORIAL

ALLIANCE BERNSTEIN

Risikobewusstes Aktienmanagement erhöht die Chancen auf langfristigen Erfolg

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ie Börsen notieren nahe an ihren Höchstständen, doch Volatilität und Nervosität steigen. Die Jagd nach Rendite hat eine Geldflut in Aktien mit hohen Dividenden getrieben. Die Bewertungen sind insbesondere gestiegen. Und das politische Risiko ist eine wachsende Quelle der Instabilität. In diesem Umfeld erscheint uns ein sehr selektives Vorgehen bei der Aktienanlage umso angebrachter.

ditionellen Abwehrbollwerke möglicherweise nicht als so sicher. Andererseits dachten viele Investoren vor 20 Jahren, Energieaktien seien sichere Häfen. Unterdessen haben sich große Technologietitel, insbesondere in der Unternehmenssoftware, zu einigen der stabilsten Cashflow-Erzeuger entwickelt. FOKUS AUF QUALITÄT, STABILITÄT UND PREIS

BEHALTEN SIE DIE RISIKEN STETS IM AUGE Volatilität kann der ärgste Feind des Aktienanlegers sein. Sie führt zu Angst, was wiederum Anleger dazu verleiten kann ihre langfristigen Pläne aufgrund von kurzfristigen Marktturbulenzen über Bord zu werfen. Damit Anleger die strategischen Vorteile von Aktien nutzen können, ist ein Abwärtsschutz also unabdingbar. Eine effiziente Verteidigung muss aber dynamisch agieren. Bei der Geldanlage wie im Sport müssen sich defensive Formationen dem Umfeld stetig anpassen. Eine defensive Strategie, die gestern gut funktioniert hat, könnte morgen unter einer anderen Marktphase scheitern. So galten etwa Versorger- und Telekommunikationsaktien lange Zeit als defensive Sek-

AB LOW VOLATILITY EQUITY PORTFOLIO Globaler Aktienfonds mit Fokus auf Abwärtsrisiken Portfoliotyp: OGAW Fondswährung: USD Auflegungsdatum: 11. Dezember 2012 Fondsmanager: Kent Hargis, Sammy Suzuki Portfoliomanager: LU0861579265 (Anteilklasse A) LU0861579778 (Anteilklasse A EUR H)

KENT HARGIS, Co-Chief Investment Officer–Strategic Core Equities, AllianceBernstein

toren. Aber das könnte sich ändern, wenn die Zinsen steigen. Und sind Basiskonsumgüter so solide wie sie scheinen? Nicht unbedingt, seit Amazon und Co. den Einzelhandel komplett umkrempeln. In Kombination mit ihren relativ hohen Bewertungen erweisen sich diese tra-

Die Lektion ist einfach: Man muss die aktuelle Marktsituation genau analysieren, um ein Aktienportfolio widerstandsfähig zu machen. Wir suchen unablässig nach qualitativ hochwertigen Unternehmen mit geringer Konjunkturabhängigkeit. Sind die Gewinne eines Unternehmens nachhaltig? Gibt es Änderungen, die zu erhöhter Unberechenbarkeit führen werden? Bezahle ich einen angemessenen Preis für den Cashflow? Mit klarem Fokus auf Qualität, Stabilität und eine günstige Bewertung erhält man eine Aktienstrategie mit guten Chancen auf geringere Verluste in Marktabschwüngen und eine schnellere Erholung bei einer Marktwende.

FONDSPORTRÄT Das AB Low Volatility Equity Portfolio strebt Kapitalwachstum bei gleichzeitig wirksamem Schutz vor Abwärtsrisiken mit einer Ziel-Aufwärts-Partizipation von 90 Prozent und einer Ziel-AbwärtsPartizipation von 70 Prozent an. Es zielt darauf ab, Aktienerträge mit einer geringeren Volatilität zu realisieren, die über die Marktzyklen hinweg eine gleichmäßigere Wertentwicklungsstruktur liefern. Der Schwerpunkt des Portfolios liegt auf dem absoluten Risiko, verglichen mit seiner Benchmark, und seine Anlagen konzentrieren sich auf Unternehmen, von denen wir glauben, dass sie nachhaltig ertragskräftige Geschäftsmodelle, eine wesentlich niedrigere Volatilität und zukünftig ein geringeres Abwärtsrisiko aufweisen.

KONTAKTDATEN Martin Dilg Head of Retail-/Wholesale Business, Central & Eastern Europe T: 0049/89/25540103 E: martin.dilg@alliancebernstein.com

www.alliancebernstein.com

Haftungsausschluss: Die hierin von AllianceBernstein Limited geäußerten Ansichten und Meinungen sind als Werbung zu verstehen. Die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) und der Verkaufsprospekt des betreffenden Fonds sind kostenfrei und in deutscher Sprache auf www. alliancebernstein.com oder kostenfrei in Papierform bei der Informationsstelle UniCredit Bank Austria AG, Schottengasse 6–8, 1010 Wien, erhältlich.

OKTOBER 2018 – GELD-MAGAZIN °

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Brennpunkt ° Globale Aktien

tum? Bei Facebook wird z. B. Instagram stark unterschätzt – dort explodiert der Werbebereich,“ weiß Schwarz. Auch für Amazon und Tesla ist er positiv eingestellt. „Die Gewinne bei Amazon kommen jetzt erst richtig ins Laufen. Wir glauben, dass Amazon noch zehn Jahre lang ein profitables Umsatzwachstum von 20 Prozent pro Jahr erzielen kann. Mit neuen Geschäftsbereichen, etwa den Webservern (CloudComputing), E-Krediten oder auch der Internetwerbung. In der nächsten Finanzoder sonstigen Krise wird sich Amazon jedenfalls besser halten als viele Nicht-Technologietitel. Dagegen schwächt sich bei Google und Apple das Wachstum ab. Favoriten dagegen sind der Softwarespezialist Adobe (auch im Bereich digitaler Werbung

aktiv) oder auch der Flugzeugturbinenbauer MTU. Letzterer hat sich Aufträge für acht Jahre im voraus gesichert und der Umsatz 2050 ist (mit einer Abweichung von zehn Prozent) jetzt schon berechenbar. Und Tesla ist in den USA der mit Abstand führende EMobil-Hersteller. Zudem hat Tesla, was die Batterie anbelangt, einen Vorsprung gegenüber Europa von vier bis fünf Jahren.“ Last but not least David Dudding, Manager des Threadneedle (Lux) Global Focus Fund bei Columbia Threadneedle Investments. „Wir glauben weiterhin an die Ertragskraft der globalen Digitalisierung, den Aufstieg des asiatischen Konsumenten sowie die steigenden Kosten im HealthcareSektor. Der Kursanstieg von Qualitätsaktien war bisher stets durch fundamentale Da-

ten angetrieben. Dennoch mussten zuletzt eine Reihe von Internet- und Halbleitertitel starke Kursverluste hinnehmen. Die Angst vor Regulierung und dem Ende des Chipzyklus geht um. Wir sehen hier jedoch günstige Einstiegschancen. Positiv gestimmt sind wir auch für Europa, obwohl hier so manche Titel aus guten Gründen so billig sind. Unsere Investmentphilosophie lautet: Finde die besten Quality Growth-Aktien, die lange Zeit im Portfolio gehalten werden können. Diese zeichnen sich durch hohe Kapitalrenditen, hohe wiederkehrende Umsätze, Wettbewerbsvorteile, eine geringe Verschuldung und wenig Kapitalbedarf aus. Zudem sollten sie insofern günstiger sein, als der Markt ihnen ein steigendes Wachstumspotenzial nicht zutraut.“

interview ° Frank Schwarz,  Fondsmanager des MainFirst Global Equities Fund

mentprozess auch Daten aus dem Global Makro-Bereich? frank schwarz: Da niemand eine Re-

zession oder einen Börsencrash verlässlich vorhersagen und der aktuelle Bullenmarkt auch noch drei Jahre länger dauern kann, beschäftigen wir uns nicht mit Global Makro-Prognosen. Stattdessen stützen wir uns auf eine rein bottom-up-getriebene Unternehmensauswahl sowie ein technisches Indikatorenmodell, das wir für das Hedging verwenden. Für jede der drei großen Investmentregionen – Asien, USA und Europa – nutzen wir dieselben vier Indikatoren. In Asien sind derzeit nur drei Indikatoren positiv, daher haben wir hier ein Viertel abgesichert, in Europa sogar die vollen 100 Prozent, da alle Indikatoren negativ sind. Nur in den USA blinkt noch alles auf Grün. Wie finden Sie Ihre Unternehmen?

Unsere Portfoliokandidaten finden wir mit einem reinen Bottom-up-Selektionsprozess. Die Steuerung der darauf aufbauenden

42 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

Assetallokation erfolgt rein technisch und nicht über Fundamentaldaten. Was die Unternehmensauswahl anbelangt, so erwarten von einem Kandidaten ein organisches Umsatzwachstum von mindestens 20 Prozent pro Jahr für die kommenden fünf Jahre, denn wir haben festgestellt, dass die Aktienperformance sich ähnlich wie der Umsatz entwickelt. Wichtig ist: Die Finanzierung muss gesichert sein, dann kommen die Gewinne schon nach. Das funktioniert aber nur, wenn die entsprechenden Unternehmen in einem Megatrend operieren. Denn uns interessiert nur langfristig strukturelles Wachstum.

Wichtig ist zu bedenken, dass die Adaptionsdauer neuer Technologien sinkt und in früheren Zyklen die Preise für Zukunftstechnologie rasant gefallen sind, was zum Teil riesige Skaleneffekte sowie exorbitante Umsatzsteigerungen ermöglicht. Diese kommen aber nur bei den Marktführern an – und diese gilt es, zu identifizieren. Warum sehen Sie in Europa offenbar erheb-

Können Sie Beispiele geben?

liche Probleme?

Die Grundüberlegung lautet: Welche Firmen haben das größte Wachstumspotenzial bis 2025? Wir haben eine ganze Reihe langfristiger Trendthemen identifiziert: die Robotik, autonomes Fahren, bargeldloses Bezahlen, die personalisierte Medizin, EMobilität, digitale Werbung, Halbleiter, künstliche Intelligenz und den E-Commerce, Luxusgüter und das Gesundheitswesen.

Wir haben eine teaminterne Blacklist, da stehen alle Sektoren und Sektorunternehmen darauf, die wir nicht haben wollen. Ein typisches Beispiel wären Versorger oder Banken. 60 Prozent dieser schwarzen Liste sind im Euro Stoxx 50-Index enthalten. Aber natürlich haben wir auch in Europa stark wachsende Unternehmen aufgespürt – außerhalb des Index.

credit: beigestellt, Pixabay

GELD ° Verwenden Sie für Ihren Invest-


Interview mit John Weavers, M&G

° EXPERTSTALK

US-Dividenden-Aristokraten Nach den zuletzt teilweise enttäuschend ausgefallenen Konjunkturdaten, vor allem in Europa, sorgen sich viele Anleger um den Fortbestand des bereits über neunjährigen Aufwärtstrends bei globalen Aktien. Wir haben den Manager des M&G North American Dividend Fund hierzu befragt. Wolfgang Regner

GELD ° Finden Sie noch genügend Kandidaten für Ihr Portfolio? JOHN WEAVERS : Wir sehen eine breite Be-

wertungspalette an den Märkten, die uns ausreichend Investmentopportunitäten eröffnet. Unsere besten Aktienideen finden wir im Energiebereich, etwa in der Petrochemie und in der Energie-Infrastruktur. Der höhere Ölpreis hat schon zu einer guten Performance geführt, doch sehen wir bei Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten und einer attraktiven Bewertung noch erhebliches Kurspotenzial. Wo sehen Sie die größten Risiken für die globalen Aktienmärkte?

Meine größte Sorge ist ein regelrechter, globaler Handelskrieg. Noch ist die US-Wirtschaft robust genug, um erhöhte Kosten schlucken zu können, doch das könnte sich mit dem Abflauen des Trump-Booms und weiteren Zollerhöhungsrunden ändern. Lehman brach zusammen, da die Bank sowohl ein Problem mit ihrer Zahlungsfähigkeit, als auch ein Liquiditätsproblem hatte. Vor allem bei kleineren Staaten ist das Risiko, einem ähnlichen Szenario zum Opfer zu fallen, durchaus real, vor allem, weil sich diese Länder in Fremdwährungen verschulden. Bei größeren Ländern mit Kontrolle über ihre eigenen Geldmengen ist dieses Risiko weit geringer. Die USA haben den zusätzlichen Vorteil, über die Top-Weltreservewährung zu verfügen. Eröffnet der Handelskonflikt auch Investmentchancen?

Ja, durchaus. Unsicherheiten schaffen immer wieder attraktive Opportunitäten. Vor allem die heftigen Kursverluste bei Unternehmen mit hoher Exposure in China haben auch auf Unternehmen gelastet, egal, ob die zugrunde liegenden Geschäftsaktivitäten von Zöllen be-

troffen sind oder nicht. Wir sehen interessante Einstiegszeitpunkte bei Unternehmen mit langfristigem Wachstumspotenzial, etwa in den Branchen Halbleiter und privater Konsum. Sind Qualitätsaktien nicht schon deutlich zu teuer?

Qualitätsaktien wurden teuer, als Investoren vor einem Umfeld langsamen Wachstums und tiefer Zinsen Zuflucht bei defensiven Titeln suchten. Diese starke Performance fand 2016 ihren Höhepunkt. Seither haben Qualitätstitel underperformt, als steigende Anleiherenditen ihren Tribut forderten. Doch auch hier wurde einfach nahezu alles verkauft, was sich Anleger zuvor als Anleiheersatz ins Portfolio gelegt hatten. Das eröffnet uns Investmentchancen vor allem bei Unternehmen, die zu den langfristigen Gewinnern gehören und deren Aktien ohne fundamentale Gründe abgestraft wurden. Gilt dies auch für US-Aktien?

Der Aufwärtstrend am US-Aktienmarkt führte insgesamt zu keiner starken Überbewertung, weil ja die positiven Fundamentaldaten mitgelaufen sind und die Bewertungen stützen. Wir sind überzeugt, dass die USA diese Prämie verdienen. Hier gibt es die Unternehmen mit den höchsten Kapitalrenditen, und eine Reinvestition der hohen Cashflows ins operative Geschäft ermöglicht hohe Wachstumsraten. Wir glauben nicht, dass sich daran so schnell etwas ändert. Natürlich hat die Steuerreform von Präsident Trump diese Entwicklung begünstigt. Aber viele Unternehmen haben auch ihre Anleger an den höheren Gewinnen in Form von höheren Ausschüttungen und Sonderdividenden teilhaben lassen. Wir sind dabei, Unternehmen aufzuspüren, deren höhere Dividenden auch nachhaltig sind.

John Weavers, Manager des M&G North American Dividend Fund

Wo werden Sie derzeit fündig?

Wir sind besonders am Basiskonsumgütersektor interessiert. Wir suchen hier die Unternehmen, die dem Trend zu schwächerem Wachstum und dem harten Wettbewerb in dieser Branche trotzen und längerfristiges Wachstumspotenzial haben. Wir nützen die Unfähigkeit des Marktes aus, der nicht zwischen Gewinnern und Verlierern unterscheiden kann. Am wichtigsten ist es gerade hier, sehr selektiv zu sein. Können Sie Ihren Anlageprozess erläutern?

Wir beginnen in der Fundamentalanalyse mit den Renditen auf das investierte Kapital (ROIC) und achten darauf, dass ein Unternehmen in der Lage ist, seine Cashflows zu hohen Renditen weiter zu investieren. Das sollte auch ein stärkeres Dividendenwachstum ermöglichen. Deshalb sehen wir uns auch die freie CashflowRendite und die Dividendenrendite und deren Wachstumspotenzial näher an. In steigende Dividenden zu investieren, hat auf den US-Finanzmärkten einen positiven Track Record. www.mandg.com

OKTOBER 2018 – GELD-MAGAZIN °

43


Geldanlage ° Die langfristig besten Fonds

Kraftvoller Marathon In unsicheren Zeiten sehnen sich Anleger nach langfristiger beständiger Performance. Doch gibt es sie noch, die Fondsmanagement-Stars mit ihren Dauerbrennern, die über Jahrzehnte hindurch Anleger beeindrucken? Das GELD-Magazin begab sich auf die Suche nach den besten Fonds über sehr lange Zeiträume.

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ie Fondsmanagement-Legende, der Value-Investor Sir John Templeton, dessen im November 1954 aufgelegter Templeton Growth Fund seit Auflage eine Performance von 10,3 Prozent p.a. erzielte und auch noch in den vergangenen fünf Jahren 8,4 Prozent p.a. im Plus liegt, ist der Finanzbranche ein Begriff. Nach „Dauerbrennern“ dieser Art sehnen sich die Anleger. Doch gibt es in der heutigen Zeit noch so etwas wie „Langzeit-Champions“, auf die man sich verlassen kann? Was macht die überragenden Langzeitperformer aus? Eine Auswertung der absoluten TopPerformer der vergangenen 30 Jahre (sofern Langzeitdaten verfügbar) liefert drei Outperformance-Cluster, nämlich asiatische Aktien, wobei Hongkong und China hier die treibenden Kräfte sind, eine Small CapBias (kleinere Firmen wachsen schneller) und eine Tendenz hin zu Value-Fonds. Letz-

teres bestätigt auch Detlef Glow, Head of Research bei Lipper Tomson Reuters: „Es gibt ausreichend akademische Studien, die nachweisen, dass der Anlagestil ‚Value‘ langfristig einen Mehrertrag erzielt.“ Allerdings zeigen diese Studien auch, dass die entsprechenden Fonds teilweise viele Jahre lang eine schlechtere Wertentwicklung erzielen als der Gesamtmarkt. Das ist darin begründet, dass die Bewertung und die (Bilanz-) Qualität von Aktien nicht immer eine Rolle spielt und Anleger lieber in Wachstums­ storys investieren als in etablierte Geschäftsmodelle. Doch in dem Moment, wenn der Trend dreht (meistens zum Ende eines Marktzyklus) und Anleger wieder verstärkt darauf achten, was sie zu welchem Preis kaufen, können Value-Fonds ihre Stärken ausspielen. Und Glow ergänzt: „Ebenso sind Value-Fonds oft auch in Krisenphasen von niedrigeren Kursverlusten betroffen, was ihnen langfristig betrachtet einen weiteren Vorteil bringt.“

Barings Hongkong China

DWS Vermögensbildungsfonds

2000

2005

2010

2015

2018

Über 20 Jahre erwirtschaftete der Barings China Fund durchschnittlich 7,0 Prozent p.a. Quelle: Lipper IM

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1990

1995

2000

2005

2010

2015 2018

Trotz aller Krisen liegt der DWS-Fonds über 30 Jahre mehr als deutlich im Plus. Quelle: Lipper IM

Die Outperformance aus der Sicht der Fondsmanager Über den Zeitraum der vergangenen 30 Jahre ist der absolute Outperformer der Barings Hongkong China mit einer Wertentwicklung von 13,7 Prozent p.a., gefolgt vom Schroder ISF Hongkong Equity mit 12,8 Prozent p.a. Letzterer liegt auch die vergangenen fünf Jahre mit 12,2 Prozent p.a. hervorragend im Plus. Anlageschwerpunkt dieses Fonds sind attraktive Aktien mit Exposure zur Wirtschaft von Hongkong und China. Die Investment-Strategie skizziert Toby Hudson, Portfolio Manager des Schroder ISF Hong Kong Equity, wie folgt: „Unser Investment-Prozess unterliegt schon seit über zehn Jahren einer fundamentale Bottom-up-Analyse. Wir kaufen ausschließlich Firmenbeteiligungen mit attraktiven Kapitalrenditen, bezogen auf das investierte Kapital. Neue Mitglieder des Fondsmanagement-Teams werden darin vom ersten Tag an eingeschult.“ Und Hudson geht weiter ins Detail: „Wir investieren in Firmen mit Aussicht auf attraktive Kapitalerträge über den bestehenden Zyklus hinweg oder in solche mit starker Verbesserung dieser Erträge. Ebenso in Aktien, die mit einem Abschlag zu dem von uns ermittelten Fair Value notieren.“ Einem Investment geht allerdings viel Arbeit voraus. Als Bottom-up-Investoren verbringt das Team von Hudson den Großteil der Zeit mit der Evaluierung von Fundamentaldaten. Das bedeutet, jährlich tausende Firmenbesuche in der Region durch Analysten und Fondsmanager sowie detailliertes Follow-up-Research. Rang drei der Top-Performer belegt ebenfalls ein Asien-Fonds, während die Plätze vier bis sechs den Fokus auf kleine

credit: beigestellt , Pixabay

Michael Kordovsky


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Die langfristig besten Fonds   Geldanlage

und mittlere Unternehmen legen (siehe Tabelle auf Seite 46). Der „beste“ globale Ak­ tien­fonds ist indessen der DWS Vermögensbildungsfonds I mit einem Wertzuwachs von 9,25 Prozent p.a. in den vergangenen 30 Jahren. Fondsmanager Andre Köttner skiz-

ziert seinen Investmentansatz: „Die Anlagestrategie des DWS Vermögensbildungsfonds I ruht auf zwei Säulen: dem sehr hohen Investitionsgrad in Aktien sowie der sorgfältigen Auswahl von Einzeltiteln anhand fundamentaler Kriterien. Dabei ana-

lysieren wir die Unternehmen nach der Qualität von Geschäftsmodell, Management und Bilanz sowie der Wachstumsstärke und dem Bewertungsniveau.“ Volkswirtschaftliche Entwicklungen sind dabei nur ein Randthema. „Unter dem Strich suchen

interview ° Detlef Glow,  Head of Lipper Research EMEA bei Thomson Reuters GELD ° Es gibt Fonds, die über sehr lan-

Über lange Zeiträume wechselt natürlich

ge Zeiträume gut performen. Kann man hier

hin und wieder das Fondsmanagement.

mit größerer Wahrscheinlichkeit von einer

Würden Sie bei jedem Wechsel den Fonds

weiterhin guten Entwicklung ausgehen?

wieder neu bewerten?

Detlef GLow:  Aufgrund der überall auf-

Das kommt erschwerend hinzu, dass heute die Personal-Fluktuation im Fondsmanagement stärker ist als früher. Heutzutage wechselt es öfter als vor der Jahrtausendwende. Da kann man sich leider nicht mehr auf die Fortsetzung eines guten Track Records verlassen. Dementsprechend kann ich auch keine Empfehlung auf Basis der Wertentwicklung aussprechen. Die qualitative Fondsanalyse ist meines Erachtens nach deutlicher wichtiger, da das von dem Fondsmanager angestrebte und realisierte Risikoprofil sowie die genutzten Instrumente zu dem Anleger passen müssen. Die in der Vergangenheit erzielte Rendite sollte hinsichtlich der absoluten Zahl hierbei eine untergeordnete Rolle spielen. Auch die relative Betrachtung gegen einen Markt kann hier irreführend sein, denn nicht jede Benchmark spiegelt das Anlageuniversum des Fondsmanagers korrekt wider. Anders formuliert, bei der professionellen Fondsauswahl geht es darum, zu identifizieren, ob die erreichte Wertentwicklung auf Glück oder Können basiert. Aufgrund der Dichte des Wettbewerbs heutzutage kann man davon ausgehen, dass ein Fondsmanager, der in seiner Vergleichsgruppe auf Platz eins steht, Glück hatte, im richtigen Moment

tretenden sogenannten „Reversion to the Mean“ ist es eher selten, dass ein Fonds in seinem Segment mehrere Jahre in Folge an der Spitze steht. Grundsätzlich kann aber gesagt werden, dass ein Fonds umso länger in der Spitzgruppe bleibt, je länger die Betrachtungsperiode ist. Dies hat damit zu tun, dass die absolute Position des Fonds stärker von der vergangenen als von der aktuellen Wertentwicklung beeinflusst wird. Die vergangenen zehn Jahre auf Basis monatlicher Werte bedeuten 120 Messpunkte. Jeden Monat fällt ein Messpunkt weg und ein neuer kommt hinzu, da dauert es verhältnismäßig lange, bis eine relativ betrachtet schwächere Wertentwicklung die Statistik beeinflusst. Neben einem Quäntchen Glück kommt noch ein mathematisches Phänomen hinzu: Langfristig reicht schon eine kontinuierliche leicht überdurchschnittliche Rendite, um einen Spitzenplatz zu belegen, was mit dem Zinseszinseffekt zu tun hat. Ein weiterer Aspekt ist die Survivorship Bias. Denn gerade langfristig betrachtet werden häufig die Fonds liquidiert, die aktuell eine vermeidlich schwache Performance zeigen und aus diesem Grund schwer zu verkaufen sind, auch wenn der langfristige Track Record passt.

die richtigen Titel gehalten zu haben. Schafft es ein Fonds jedoch, kontinuierlich gute Ergebnisse abzuliefern, mit denen er im Vergleich zu seinen Wettbewerbern im ersten oder zweiten Quintil seiner Vergleichsgruppe steht, kann hier von Können oder einem überlegenen Investmentprozess ausgegangen werden. Das Wort „Können“ wird dann benutzt, wenn der Fonds über die gesamte Periode von einem Manager verantwortet wurde, während der Investmentprozess dann zum Tragen kommt, wenn es einen oder mehrere Fondsmanagerwechsel gab. Welche Rolle spielen die Fondskosten?

Bei erfolgreichen Aktienfonds würde ich sie als sekundär bewerten, solange sie als „fair“ – also leicht unter oder im Marktdurchschnitt – liegen. Grundsätzlich gilt: billig ist nicht unbedingt günstig und ­teuer bedeutet nicht automatisch gut. Anleger müssen sich in Bezug auf die Kosten immer die ­Frage stellen, inwieweit der Fondsmanager in der Lage ist oder sein könnte, trotz der Kos­tenbelastung (TER) einen Mehrertrag zu erzielen. Diese Frage ist im Bereich der Anleihefonds besonders relevant.

oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 45


Geldanlage ° Die langfristig besten Fonds

wir nach hochwertigen Unternehmen, die zu einem attraktiven Preis zu haben sind. Risiken gehen wir dabei nur kontrolliert ein. Dies zeigt die Portfoliostruktur, die mit 150 bis 200 Unternehmen vergleichsweise breit diversifiziert ist“, ergänzt Köttner. Ein wichtiges Erfolgsrezept vieler DWS-Fonds liegt im aktiven Investmentansatz: „Also nicht an einem Vergleichsindex zu kleben, sondern eigene Investmentideen zu ent­ wickeln und diese konsequent im Portfolio umzusetzen“, so Köttner. DJE Kapital AG – Anlageerfolg ist Familientradition In der Kategorie global veranlagender aktienorientierter Mischfonds liegt mit einem Ertrag von 8,5 Prozent p.a. auf 30 Jahre der FMM Fonds auf Platz eins. Er wird seit seiner Auflage von Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG, verwaltet: „Ich manage den Fonds seit Start vor gut 30 Jahren nach dem FMM-System. Der FMM-Fonds ist übrigens der erste Fonds, der von einer bankenunabhängigen Vermögensverwaltung gemanagt werden durfte. Nach der FMM-Methode bedeutet, dass fundamentale, monetäre und markttechnische Gesichtspunkte bei der volkswirtschaftlichen Makro-Analyse und bei der Einzelunternehmen-Mikroanalyse im Vordergrund stehen. Fundamentale Faktoren spielen besonders langfristig eine Rolle, wobei wir Gewinne, Bilanzen und Verschuldung sowie Währungen analysieren.“ Und Ehrhardt fügt hinzu „Nach über 30 Jahren FMM-Fondsmanagement und 50 Jahren Berufserfahrung lässt sich nicht nur einschätzen, sondern sogar beweisen, dass

„Wir suchen einfach nach hochwertigen Unternehmen, die zu einem attraktiven Preis zu haben sind“ Andre Köttner, DWS Vermögensbildungsfonds

es zeitlose Erfolgsprinzipien an den Börsen gibt. Das fängt bei der Auswahl der richtigen Titel an, bei der fundamentale und technische Methoden genutzt werden, bis zum Zeitpunkt des Verkaufs, bei dem neben Fundamentaldaten auch Stimmungsindikatoren eingesetzt werden.“ Die Expertise bezüglich des Fondmanagements liegt bei den Ehrhardts in der Familie: „Mein Sohn, Jan Ehrhardt, und ich haben beide über Börseneinflussfaktoren promoviert. Wir haben beide einen wissenschaftlichen Hintergrund, der ein systematisches Herangehen an das Fondsmanagement ermöglicht“, so Jens Ehrhardt, der noch folgenden Hinweis gibt: „Wer langfris­ tig sehr gut abschneiden will, sollte sich auf Anlagestrategien verlassen, die seit mehreren Generationen Bestand haben. Dazu gehört, prinzipiell auf werthaltige Aktien mit niedrigen Kurs-/Buch-Werten und solider Bilanz zu setzen.“ Genauso wichtig ist laut Ehrhardt aber auch, auf sich verbessernde Ertragslagen – sprich steigende freie Cashflows – zu achten: „Gute Gewinne alleine nützen noch nichts. Die Aktionäre müssen durch freie Cashflows und nicht zu hohe In-

° DIe Besten Fonds in den vergangenen 30 Jahren ISIN IE0000829238 LU0149534421 GB0030183890 GB0000796242 DE0008476524 DE0008478116 DE0008491044 DE0008474032

FONDSname Barings Hong Kong China Schroder ISF Hong Kong Equity Stewart Investors Asia Pacific Barings Europe Select Trust DWS Vermoegensbildungsfonds I FMM-Fonds UniRak DWS Euroland Strategie (Renten)

Kategorie 10 Jahre 20 Jahre 30 Jahre Aktien Großraum China 10,0 % 7,0 % 13,7 % Aktien HongKong 12,2 % 10,5 % 12,8 % Aktien Asien Pazifik ex Japan 10,3 % 10,7 % 12,6 % Aktien Europa Sm. Cap 13,8 % 12,2 % 11,9 % Aktien Global 12,3 % 7,0 % 9,3 % Mischfonds EUR Aggressiv - Glb. 6,6 % 4,3 % 8,5 % Mischfonds EUR flexibel - Glb. 7,1 % 6,8 % 6,8 % Anleihen EUR 0,5 % 1,9 % 6,2 % Quellen: Lipper IM; Performance in Prozent p.a. in Euro, Stichzeitpunkt: 31. August 2018

46 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

„Nach über 50 Jahren Berufs­ erfahrung lässt sich beweisen, dass es zeit­ lose Erfolgsprin­ zipien an den Börsen gibt“ Jens Ehrhardt, DJE Kapital AG

vestitionen auch in den Genuss der verbesserten Ertragslage kommen. Es ist also wichtig, Aktien zu kaufen, die auch im richtigen Investitionszyklus liegen.“ UniRak – Ein eingespieltes Team Unter den global veranlagenden flexiblen Mischfonds liegt der UniRak von Union Investment mit 6,8 Prozent p.a. auf 30 Jahre auf Platz eins. Zur Organisation des Fondsmanagements äußert sich Thomas Jökel, Portfoliomanager des Aktienteils des UniRak, wie folgt: „Es hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen, den Aktien- und den Rententeil vom jeweiligen Assetklassen-Experten managen zu lassen. Zudem hat sich Kontinuität bewährt, denn der letzte Managerwechsel fand bei uns im Jahr 2001 statt. Seitdem arbeiten Renten-Fondsmanager Jörg Warncke und ich als Tandem zusammen.“ Hinzu kommt die Verzahnung von Portfoliomanagement und Analyse, was Warncke wie folgt skizziert: „Jeder einzelne ist bei uns nicht nur Portfoliomanager, sondern auch Analyst für einen Teilmarkt. Diese Expertise fließt einerseits in das eigene Fondsmanagement ein, wird aber auch allen anderen Portfoliomanagern zur Verfügung gestellt. Das schweißt zusammen und stellt sicher, dass möglichst viele Informatio­ nen und Analysen den Portfolios zugute kommen.“ Zum Investmentansatz meint ­Jökel: „Auf der Aktienseite steht die Titel­ selektion im Mittelpunkt der Analyse. Im Rententeil ist es die Steuerung der Dura­ tion, also der Zinsbindungsdauer, die Positionierung auf der Zinsstrukturkurve und die Titelselektion im Bereich der Unternehmensanleihen.“


ADVERTORIAL

ABERDEEN STANDARD INVESTMENTS

Gezielt in chinesische A-Aktien investieren

I

m Juni wurden 234 der in Yuan denominierten Titel chinesischer Festlandunternehmen in die globalen und regionalen Indizes von MSCI aufgenommen. Inzwischen erwägt MSCI bereits die Gewichtung der A-Aktien in Schlüsselindizes auf 20 Prozent zu erhöhen, und auch FTSE Russell hat angekündigt, China A-Aktien in seine globalen Indizes aufzunehmen.

Das ist nicht überraschend: Aufgrund der Größe und des Umfangs des chinesischen Aktienmarktes wird dessen Gewicht in wichtigen regionalen und globalen Indizes weiter steigen. Diese in die Indizes aufgenommenen Aktien, vorwiegend aus dem Large Cap-Bereich, stellen aber nur einen Tropfen im Ozean chinesischer Aktien dar. Für erfolgreiche Investments in China ist daher auch weiterhin eine tiefgreifende Marktkenntnis und eine selektive Titelauswahl unabdingbar. CHINA IM UMBRUCH Der Übergang zu nachhaltigem Wachstum versetzt China in den tiefgreifendsten wirtschaftlichen Wandel der letzten 40 Jahre. Zum ersten Mal hat Nachhaltigkeit für die Kommunistische Partei eine höhere Priorität als die reinen Wachstumszahlen. Die politischen Entscheidungsträger steuern die Wirtschaft weg von der Abhängigkeit von industrieller Fertigung

ABERDEEN GLOBAL – CHINA A SHARE EQUITY FUND +50%

Fonds MSCI China A

+40% +30% +20% +10% 0% -10% -20% -30% QII-IV/2015

2016

2017

QI-III/2018

Quelle: Lipper IM, 30. September 2018. Fonds: Anteilsklasse A Acc USD. In der Vergangenheit erzielte Performance bietet keine Gewähr für die zukünftige Entwicklung.

und Exporten hin zu einem Wachstum, das vom Binnenkonsum und Dienstleistungen angetrieben wird. Die wachsende Bevölkerung mit mittlerem Einkommen wird die Gewinne und Bewertungen der lokalen Unternehmen in den kommenden Jahren positiv beeinflussen – und historisch gesehen steht China noch am Anfang seiner wirtschaftlichen Entwicklung. Dadurch bieten sich günstige Gelegenheiten, Unternehmen mit langfristigen Wachstumsaussichten in Segmenten wie Internet-Technologie, Reisen oder Gesundheit zu finden. All dies sind Dinge, die Menschen nachfragen, wenn sie wohlhabender werden. NICHOLAS YEO, Director and Head of Chinese and Hong

SELEKTION UND MARKTKENNTNIS WEITER UNABDINGBAR Emerging-Marktes-Investments bergen aber auch Risiken. So ist das Unterfangen, am chinesischen Markt Qualität zu finden, keine leichte Aufgabe. Es bestehen zwischen den vielzähligen Unternehmen noch deutliche Qualitätsunterschiede. Und schließlich belastet der Handelskrieg zwischen den USA und China weiter die chinesische Wirtschaft. Passive Investments auf Indizes sind daher nicht zielführend. Die Öffnung des Marktes für A-Aktien bietet aber aktiven Stock Pickern eine niemals dagewesene Fülle an Titeln, um an der Entwicklung Chinas zu partizipieren. Sie ermöglichen Anlegern Zugang zu Sektoren, die an der Börse in Hongkong kaum vertreten sind. Zahlreiche führende chinesische Blue Chips sind nur in Shanghai oder Shenzhen gelistet. Einige Unternehmen sind aktuell nur national tätig, haben aber das Potenzial, weltweit Marktführer zu werden. Diese gilt es mit einem aktiven Stock Picking-Ansatz ausfindig zu machen, wofür es einer tiefgreifenden Kenntnis des Marktes bedarf, wie sie Aberdeen Standard Investments bereits seit Jahrzehnten vorweisen kann. Seit den 1980er Jahren sind wir vor Ort präsent und haben derzeit alleine in Singapur und Hongkong über 20 Investmentexperten.

Kong Equities bei Aberdeen Standard Investments

STOCK PICKING SCHLÄGT INDEX Für anspruchsvolle Investoren kann ein gezieltes Investment in chinesische A-Aktien ein Weg zu stattlichen potenziellen Renditen bedeuten. Zudem war der Markt für A-Aktien erfahrungsgemäß weniger mit den globalen Aktien korreliert als die in Hongkong gelisteten H-Aktien, was Investoren darüber hinaus Diversifikationsvorteile eröffnen kann. So bietet der Aberdeen Global – China A Share Equity Fund bereits seit über drei Jahren ein konzentriertes Portfolio mit rund 30 viel versprechenden A-Aktien-Unternehmen. Diese konnten sich ein starkes Standbein in ihren Branchen aufbauen und haben internationale Managementpraktiken übernommen. Mit 1,5 Mrd. Euro Fondsvolumen ist er derzeit das größte Produkt am Markt. Über drei Jahre kann der Fonds eine annualisierte Wertentwicklung von 11,9 Prozent und damit eine deutliche Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt in Form des MSCI China A aufweisen, der im selben Zeitraum eine annualisierte Performance von -7,3 Prozent erzielte (Stand 31. August 2018). www.aberdeenstandard.at

Disclaimer: Unter der Marke Aberdeen Standard Investments ist das Anlagegeschäft von Aberdeen Asset Management und Aberdeen Standard Investments zusammengefasst. Der Wert jedes Investments und die Einkünfte daraus können sowohl steigen als auch fallen und Sie erhalten möglicherweise weniger als den investierten Geldbetrag zurück. Dieses Dokument stellt keine Anlage-, Rechts-, Steuer oder irgendeine andere Art von Beratung dar und darf nicht als Grundlage für Anlageentscheidungen herangezogen werden. Diversifikation ist keine Garantie für Gewinne und schützt nicht vor Verlusten Vor der Zeichnung von Fondsanteilen sollten Sie sich mittels des Verkaufsprospekts und den Wesentlichen Anlegerinformationen sowie dem letzten Jahres- bzw. Halbjahresberichts informieren. Diese finden Sie auf. www.aberdeenstandard.at. OKTOBER 2018 – GELD-MAGAZIN °

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geldanlage ° Faktorfonds

Systematische Gewinne Eine neue Generation von Exchange Traded Funds (ETF) findet zunehmend Anklang an den Finanzmärkten. Denn diese Fonds bilden Indizes nicht nur eins zu eins ab, sondern korrigieren so manche Schwäche der herkömmlichen Börsenbarometer. Das Ergebnis ist eine deutliche Outperformance. Wolfgang Regner n den letzten Jahren wurden unzählige neue Indizes für verschiedene Anlageklassen und Segmente entwickelt, die von Finanzexperten häufig als „Smart Beta“-Lösungen bezeichnet werden. Der Begriff bezeichnet Indexstrategien, die sich von den üblicherweise eingesetzten „traditionellen“ marktkapitalisierungsgewichteten Indizes unterscheiden. Die Idee ist, dass die Gewichtung nach dem Börsenwert vergangenheitsorientiert ist, da dabei gewissermaßen die „Gewinner der Vergangenheit“ hoch gewichtet werden, die ihre Aufstiegsphase schon hinter sich haben. Die jungen, aber noch kleinen Newcomer sind dagegen kaum nennenswert repräsentiert. Doch was bedeutet Smart Beta eigentlich? Beta steht für das Gesamtmarktrisiko eines Investments. Je höher das Beta, desto höher auch

das Marktrisiko z. B. eines Fonds oder einer Aktie. Smart Beta-Lösungen streben meist danach, einen Teil des Marktrisikos aus den Produkten herauszunehmen, das Beta also zu reduzieren. Und da gibt es eine ganze Reihe alternativer Ansätze. Zahlreiche Strategien Die fundamentale Idee hinter dem Smart Beta-Ansatz ist, die wesentlichen Vorteile von aktiv und passiv gemanagten Portfolios zu kombinieren: Flexibilität und Möglichkeit der Outperformance von der aktiven Seite sowie Transparenz und Kos­ ten­effizienz von der passiven Seite. Jene Fondstypen, die sich auf einen oder einige Faktoren konzentrieren, werden auch Faktorfonds genannt. Mit diesen Fonds können Investoren Teilbereiche der Finanzmärkte

° Tipps zu Faktorfonds Smart Beta: Amundi ETF Global Equity Multi Smart Allocation – ISIN LU1602145119, Börse Frankfurt Amundi legte Anfang 2014 den ETF Global Equity Multi Smart Allocation Scientific Beta auf. Der zugrunde liegende Index wurde von der EDHEC Business School entwickelt. Das französische Institut bringt die Faktoren geringe Volatilität, Substanz, Momentum und Unternehmensgröße zusammen. Dazu kommt eine Risikogleichgewichtung. Die Jahresperformance von 8,5 Prozent überzeugt in den derzeit eher schwachen Aktienmärkten. iShares Multifaktor ETF: Vier Faktoren sind besser als einer – ISIN IE00BZ0PKT83, Börse Frankfurt Mit dem globalen Aktien-ETF iShares Edge MSCI World Multifactor UCITS ETF USD setzen Anleger auf die Faktoren Value, Momentum, Quality und Low Size, was in der Vergangenheit sehr erfolgreich gewesen wäre (statistische Rückrechnung). Bei den Ländern und Sektoren sind die Unterschiede zum MSCI World Index nicht gravierend, bei den Einzelwerten indes schon. Die Jahresperformance von 12,7 Prozent kann sich sehen lassen. Invesco Markets III Euro Stoxx: High Dividend Low Volatility ETF – ISIN: IE00BZ4BMM98, Börse Frankfurt Der Invesco Powershares ETF kombiniert die Dividendenstrategie mit der Low-Vola-Strategie. Der ETF investiert nur in die 50 Aktien des Euro Stoxx Index, die die höchste Dividenden-Rendite und die geringste Volatilität aufweisen. Der ETF kombiniert somit zwei der bewährtesten und ­relevantesten Faktoren. Zuletzt kamen diese Faktoren allerdings nicht so richtig ins Laufen. Die Jahresperformance liegt bei minus 2,45 Prozent, hat dafür aber Aufholpotenzial.

48 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

stärker gewichten. Die häufigsten Faktoren sind etwa Value, Growth, Minimum Volatility, Unternehmensgröße (Size), Momentum oder Quality. Hermann Pfeifer, Head of ETF, Indexing & Smart Beta Germany, Austria and EE bei Amundi Asset Management, erklärt: „Unsere Einzelfondslösungen ermöglichen es den Anlegern, im Gegensatz zu den herkömmlichen Indizes, in einen ETF zu inves­tieren, der nach einem besonderen Faktor ausgerichtet ist: Der Größe (Size), der Volatilität oder des Value-Kriteriums. Beim Amundi ETF Euro Stoxx Small Cap ist es der Größenfaktor. Dagegen bildet der Amundi ETF MSCI Europe High Dividend den Value-Faktor ab. Und schließlich bietet der Amundi ETF MSCI Europe minimum volatility ein möglichst wenig schwankungsanfälliges Investment. Beim Einzelfonds muss der Anleger eine bestimmte Marktmeinung umsetzen. Wir bieten aber auch Multifaktorfonds für Europa, die USA und die globalen Märkte an, die mit dem Ehec Risk Institute Scientific Beta entwickelt wurden. Hier erhält der Anleger ein bereits gut diversifiziertes Investment. Wir haben zuletzt unser Angebot um einen innovativen marktneutralen Multifaktor ETF erweitert- für Investoren, die ihr Portfolio von Marktbewegungen isolieren wollen.“ Top-aktuell: MultiFaktor Fonds Patrick Doser, ETF-Produktspezialist bei Blackrock in London, fasst aus seiner Sicht zusammen: „Faktorfonds konzentrieren sich gemäß langfristiger Daten auf funktionierende Renditetreiber, deren mittelfris­ tige Outperformance durch Studien belegt wurde. Sie streben drei Ziele an: die Perfor­ mance zu verbessern, Risiken zu reduzieren

credit: Pixabay

I


°

Faktorfonds   geldanlage

° Wichtige Begriffe kurz erklärt

und die Diversifikation zu erhöhen. Sie werden nach objektiven quantitativen Kriterien konstruiert, sind also gezielte, sehr transparente und kosteneffiziente Investments und weisen eine hohe Liquidität auf. Unser Angebot umfasst insgesamt 24 iShares-ETFs auf Einzelfaktoren (Value, Size, Quality, Momentum und Minimum Volatility) auf den MSCI World, MSCI Europe und MSCI USA sowie den MSCI Emer­ging Markets – und das alles bei voller täglicher Transparenz über die gehaltenen Einzeltitel.“ Alle Fonds zielen auf eine Outperformance gegenüber den breiten Marktindizes ab, bei vergleichbaren Risiken. „Eines muss Inves­ toren klar sein: Bei Value, Size und Momentum erhöhen sie das Risiko, gemessen an der Standardabweichung, aber sie erhöhen auch die Ertragschancen. Bei Minimum Volatility und Quality sind sie defensiver und reduzieren das Risiko“, erklärt Doser. Faktorfonds waren vor Smart Beta am Markt Seine Wurzeln hat das Smart Beta-Konzept im Faktor-Investing. Schon in den 1930er-Jahren hat Benjamin Graham nachgewiesen, dass der Value-Faktor mittelfris­ tig eine Outperformance generiert. Später

wurde für Faktoren wie Qualität oder Momentum nachgewiesen, dass diese höhere risikoadjustierte Erträge bei verbesserter Diversifikation liefern. So richtig durchstarten konnte das Konzept der Anlagefaktoren aber erst in den 1990er-Jahren, da die deutlich gestiegene Leistungsfähigkeit der Computer und die Verfügbarkeit hoch qualitativer Datensätze erst wissenschaftlich fundierte Tests einzelner Faktoren zuließen. Ein Meilenstein in dieser Entwicklung war 1993 die Erkenntnis von Nobelpreisträger Eugene Fama und Kenneth French, dass die Faktoren Größe (Size) und Value eine Art des systemischen Risikos erfassen können, die das Markt-Beta nicht erfasst. Daraus entstand das Dreifaktorenmodell (Size, Value, Betafaktor). 2015 ergänzten Fama und French ihr Modell mittels zweier weiterer Faktoren, nämlich Profitabilität (je höher, desto besser) sowie Investitionen (hohe Investitionen auf regelmäßiger Basis, also das Wachstum von Assets in der Bilanz führt zu höherer Verschuldung und tieferen Renditen). Letzte beide Kriterien werden heute im Quality-Faktor zusammengefasst. Für den norwegischen Staatsfonds wurde nachgewiesen, dass dessen Outperformance nicht nur auf die hohe Expertise der Fonds-

BSP.: ishares Quality Europe

BSP.: ishares Momentum Europe

25%

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-5%  iShares MSCI Europe Quality Factor  MSCI Europe

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iShares MSCI Europe Momentum Factor  MSCI Europe 2016

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Bei Qualitätswerten ist die Entwicklung weniger volatil und die Performance etwas besser.

Der Faktor Momentum zeigte 2018 zum Gesamtmarkt eine deutliche Outperformance.

Quelle: Lipper IM

Quelle: Lipper IM

Minimum Volatility: Diese Strategie setzt auf schwankungsarme Aktien und versucht so das Gesamtrisiko zu reduzieren. Sie hat sich insbesondere in Krisensituationen bewährt, vor allem in volatilen, risikoaversen und/oder fallenden Märkten. Value: Value-Investoren suchen nach Aktien, die, bezogen auf ihr Wachstumspotenzial, unterbewertet sind. Günstige Aktien trumpfen vor allem in der frühen Phase eines Wirtschaftszyklus auf. Wenn die zuvor gut gelaufenen Aktien die Erwartungen nicht mehr erfüllen, schieben sich Value-Unternehmen schnell nach oben. Momentum: Momentum-Investoren springen auf Trends auf. Die Strategie funktioniert am besten in Phasen mit klaren Aufwärts- oder Abwärtsmärkten. Bei drastischen Trendwenden müssen Investoren mit Verlusten rechnen. Für dieses Risiko werden sie mit einer Prämie belohnt. Größe: Diese Strategie hat kleinere Unternehmen im Fokus. Insbesondere im frühen Sta­ dium eines Wirtschaftsaufschwungs liegen sie in der Regel vorn. Allerdings: Kleinere Unternehmen reagieren stärker auf Marktbewegungen, sind anfälliger gegenüber einer wirtschaftlichen Abkühlung und weniger liquide. Qualität: Grundgedanke der Strategie ist, dass Unternehmen mit gesunden Bilanzen ihr Kapital klüger nutzen, solide Geschäftsmodelle haben und sich besser als ihre weniger effi­ zienten Wettbewerber entwickeln. Vor allem in späteren Zyklusphasen und im wirtschaftlichen Abschwung zahlt sich der Faktor Qualität aus. Multifaktorfonds: Noch bessere Ergebnisse als ein Investment in einzelne Faktoren kann eine Kombination verschiedener Faktoren bieten. Value-Strategien etwa konzentrieren sich auf unterbewertete Aktien. Momentum-Strategien machen letztlich das Gegenteil. Da die beiden von sehr unterschiedlichen Phänomenen getrieben werden, korrelieren sie in der Regel nur sehr gering miteinander und ergänzen sich gut im Portfolio. Der MSCI World Diversified Multiple Factor Index, der die vier Faktoren Value, Momentum, Qualität und Größe vereint, hat seit 2001 bis Ende 2015 den MSCI World um 4,6 Prozent pro Jahr geschlagen.

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 49


geldanlage ° Faktorfonds

manager zurückzuführen ist, sondern in erheblichem Maße durch das hohe Exposure gegenüber systematischen Faktoren mit langem Anlagehorizont. Diese Konzepte haben aber auch ihre Schwächen: So werden beim Value-Faktor nicht jene Aktien eliminiert, die aus gutem Grund so billig sind, z.B. Aktien von in Zahlungsnot befindlichen Unternehmen. Andere Faktoren können hohe Konzentrationen auf Länder bzw. Branchen oder Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung beinhalten – wie etwa der Low Volatility-Faktor. Der S&P 500 Low Volatility Index hält keine Sektorgrenzen ein. 2012 waren rund 60 Prozent dieses Index nur in zwei Branchen gewichtet: in Versorger und Basiskonsumgüter. Noch kurzer Track Record Mittlerweile mischen immer mehr Finanzhäuser im Bereich Faktorfonds mit – zuletzt z.B. auch Franklin Templeton. Caroline Baron, Head of ETF Sales, EMEA, erklärt: „Nach dem Start mit fünf Smart Beta ETFs im vergangenen Jahr und zwei aktiven Anleihen-ETFs im Juni dieses Jahres legen wir mit zwei Multi-Faktor ETFs für europäi­

sche (Franklin Liberty Q European Equity ETF) und asiatische Aktien (Franklin LibertyQ AC Asia ex Japan ETF) nach. Für unser Multi-Faktor-Modell konzentrieren wir uns auf qualitativ hochwertige Unternehmen, die zugleich attraktiv bewertet sind. Der Faktor Momentum hilft uns, sogenannte Value-Fallen zu vermeiden, der Faktor Volatilität soll das Portfolio vor fallenden Märkten schützen. Die zwei neuen Multi-Faktor ETFs legen ihren Schwerpunkt auf Qualität und Value. Zudem integrieren sie die Faktoren Momentum und Volatilität.“ Tomas Packa, Regional Head of Passive Sales Specialists für Österreich und Ost­ europa bei der DWS, erklärt noch weitere Konzepte für Faktorfonds. „Eine Besonderheit sind Fonds, basierend auf gleichgewichteten Aktienindizes. Hier geht es viel eher um eine alternative Gewichtung mit dem Ziel, eine verbesserte Risikostreuung im Index als die Benchmark zu erzielen. Die Renditeabweichungen gegenüber der Benchmark lassen sich aber auch mit einem Mix verschiedener Faktoren wie zum Beispiel Size und Value darstellen“, sagt Packa.

Und weiter: „Da die Faktoren sich in verschiedenen Marktphasen unterschiedlich entwickeln, kann es für Anleger interessant sein, entsprechende Schwerpunkte mit bestimmten Faktorfonds zu setzen. So haben sich z.B. in einem Szenario mit anziehender Inflation und steigendem Wirtschaftswachstum die Faktoren Minimum Volati­ lity und Value als geeignet erwiesen. Bei rückläufiger Inflation waren dagegen Value und Momentum tendenziell vorzuziehen. Wichtig ist auch die historisch betrachtete geringe bis negative Korrelation der Faktorrenditen untereinander, weshalb sich durch eine dynamische Kombination von Faktoren die Risikostreuung im Portfolio verbessern lässt.“ Anleger sollten aber beachten, dass es auch Phasen geben kann, in denen sich bestimmte Faktoren schlechter als der breite Markt entwickeln. Für den europäischen Aktienmarkt werden zum Beispiel ETFs der DWS auf die Faktoren Value, Minimum Volatility und Nebenwerte (Size) angeboten. Für den globalen Aktienmarkt bietet DWS die Faktoren Minimum Volatility, Momentum, Quality und Value an, sowie verschiedene Dividenden-ETFs.

interview °

GELD ° Können Sie uns einen Überblick über die Geschichte der Faktor-Investments geben? Patrick Doser: Die in der akademischen

Forschung und der Praxis identifizierten langfristigen und nachhaltigen Treiber von Renditen, sogenannte Faktoren, sind keinesfalls neu und gehen bereits bis in die 1930er-Jahre zurück. Während Faktor-In­ vesting lange Jahre eine Spielwiese von aktiven Fondsmanagern war, können Investoren nun auch durch die Innovationen im Indexing auf Faktor-ETFs – sogenannte Smart Beta ETFs – setzen. Was sind die Gründe dafür, mit Faktoren eine Outperformance erzielen zu können?

50 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

Wenn wir herausfinden, warum bestimmte Faktoren zur Outperformance bzw. zur ­R isikoreduzierung beigetragen haben, könnte man daraus ableiten, dass dies auch künftig so sein wird. Wir sehen vor allem drei Gründe, warum Faktoren einen zusätzlichen Ertrag liefern: Belohnung fürs eingegangene Risiko, strukturelle Hindernisse und typisches Investorenverhalten. Funktionieren die Strategien in jeder ­Marktphase gleich?

Faktoren können langfristige Überrenditen erwirtschaften, jedoch sorgt nicht jeder Faktor in jeder Konjunkturphase gleichermaßen für überdurchschnittliche Erträge. Güns­

tiger bewertete Value-Titel punkten zum Beispiel eher in Aufschwungphasen, der eher defensive Qualitäts-Faktor tendenziell in Abwärtsphasen. Mu l t i - F a k t o r - Strategien setzen genau hier an und bilden ein diversifiziertes Portfolio aus Wertpapieren, die hohe Faktor-Charakteristika über die vier Renditetreiber Qualität, Value, Momentum und Size aufweisen und somit eine konjunkturzyklusunabhängige Überrendite bieten können.

credit: beigestellt, Pixabay

Patrick Doser,  ETF-Produktspezialist bei BlackRock in London


KOLUMNE

LIPPER RESEARCH

„Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ – Konjunkturprogramm für die Fondsindustrie?

I

n der Vergangenheit waren Fonds, die nachhaltig investieren, bei den meisten Fondsanbietern nur Nischenprodukte. Auch die Anbieter, die sich komplett dem Thema der nachhaltigen Kapitalanlage verschrieben haben, konnten sich bei den Absatzzahlen nicht gegen ihre konventionell anlegende Konkurrenz durchsetzen. Dies könnte sich allerdings bald ändern. Denn wenn es nach den Plänen der Europäischen Kommission geht, soll es bald Nachhaltigkeitspflichten für institutionelle Investoren und Vermögensverwalter geben und DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA darüber hinaus soll das Thema Nachhaltigkeit verpflichtend in den Kundenberatungsprozess integriert ner hohen Intransparenz des Begriffs Nachwerden. Dies bedeutet, dass das Thema Nach- haltigkeit geführt hat. Zudem wurden die Anhaltigkeit künftig ein Bestandteil von jedem Be- leger durch die Vielfalt der genutzten Begriffe eher von nachhaltigen Investments abgehalten, ratungsgespräch sein wird. da sie die unterschiedlichen Ansätze nicht einKLASSIFIKATIONSSYSTEM FÜR schätzen und bewerten konnten. NACHHALTIGE AKTIVITÄTEN SUSTAINABLE DEVELOPMENT GOALS Zudem will die Europäische Kommission die Transparenz bei nachhaltigen Anlagen erhöhen, dies, indem sie ein Klassifikationssystem für nachhaltige Aktivitäten einführt. Durch diese einheitliche Einordnung von Begriffen in allen Produktkategorien sollen die einzelnen Investmentansätze und deren Auswirkungen für die Anleger vergleichbar gemacht werden. Gerade dieser Schritt ist aus meiner Sicht besonders wichtig, denn bislang konnten die Produktanbieter auch Aktivitäten, die nur bedingt als nachhaltig einzustufen sind, in ihre nachhaltigen Anlagestrategien einbringen, was zu ei-

Die Europäische Kommission hat mit ihrem Aktionsplan „Finanzierung des nachhaltigen Wachstums“ und den dazugehörigen Gesetzesvorlagen einen wichtigen Schritt zum Erreichen der globalen nachhaltigen Entwicklungsziele, den sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), gemacht. Die Geschwindigkeit, mit der die EU-Kommission die Gesetzesvorlagen erarbeitet, macht klar, dass die EU eine führende Rolle in Bezug auf die Erfüllung der SDGs einnehmen möchte. Allerdings könnte das gesamte Verfahren am Ende doch deutlich länger

dauern, als viele Beobachter erwarten, da der Gesetzgebungsprozess in Europa sehr komplex ist. Zudem sind im Mai 2019 Wahlen zum EU-Parlament, was bedeutet, dass die derzeitige Kommission nur noch bis Ende des Jahres 2018 Gesetzesvorlagen verabschieden wird. Das Jahr 2019 wird dann durch die Wahlen und die anschließende Besetzung der Posten sowie der Einarbeitungsphase der jeweiligen Kommissare geprägt sein. Somit werden die in diesem Jahr vorgestellten Gesetze wahrscheinlich erst im Jahr 2020 erlassen werden und müssen dann noch von den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten in lokales Recht umgesetzt werden, was zu einer weiteren Verzögerung bei der Umsetzung der Vorgaben führen wird. Somit bleibt festzuhalten, dass der Vorstoß der EU-Kommission zur Finanzierung des nachhaltigen Wachstums zwar eine Initiative ist, die von allen Seiten Zuspruch findet, deren Umsetzung aber wohl sehr wahrscheinlich noch etwas dauern wird. Diese systembedingten Verzögerungen sind meiner Ansicht nach sehr bedauerlich, denn wenn wir eines für dieses Projekt nicht haben, ist es viel Zeit. Auch bleibt festzuhalten, dass die jetzt veröffentlichten Gesetzesvorlagen nicht komplett sind, was darauf schließen lässt, dass wir in den nächsten Jahren wohl noch weitere Vorstöße der EU-Kommission in diesem Bereich sehen. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Refinitv.

OKTOBER 2018 – GELD-MAGAZIN °

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geldanlage ° Die besten Investmentfonds

USA noch in Hochstimmung Ungeachtet der Handelssanktionen und der Zinsanhebungen seitens der US-Notenbank jagen die US-Börsen von einem Hoch zum nächsten. Gefragt sind Technologiewerte und infolge des steigenden Rohölpreises Energie-Aktien. In Europa hingegen kämpfen die Börsen mit Gegenwind durch den Brexit und Italiens Verschuldungsproblematik. Mario Franzin

P

raktisch alle Gewinner-Fonds stammen derzeit aus der Kategorie US-Aktien oder veranlagen in der Technologie­ branche. Die zehn besten Fonds (siehe Tabelle unten) bescherten den Anlegern immerhin einen Ertrag von 30 bis 50 Prozent alleine in den vergangenen zwölf Monaten. Über drei und fünf Jahre gehen die Wert­ zuwächse auf bis zu einer Verdreifachung hin­auf. Sowohl bei US-Aktien als auch bei den Technologiewerten gehen die meisten Experten davon aus, dass die Kursanstiege noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht hätten – obwohl die fundamentalen

Bewertungen z.T. ansehnlich sind. Aber solange es bei der Inflation keinen Aufwärtsdruck gibt und die US-Notenbank nicht dazu gezwungen wird, die Zinsen rascher anzuheben, drohe keine Gefahr einer stärkeren Korrektur. Der Technologiebereich wird zudem von mehreren Mega­trends angetrieben, wie cloudbasierte IT-Lösungen, Cyber Security, elektrisches Fahren, bis hin zu Innovationen in der Medizintechnik – das sorgt für überproportionale Gewinne. Auf der Verliererseite findet man hingegen zahlreiche Emerging Markets, die unter Kapitalabflüssen leiden (steigende Renditen

in den USA) und einem Anstieg der Fremdwährungsschulden ausgesetzt sind – zusätzlich zu den US-Handelsbeschränkungen. Im September verhängten die USA weitere Strafzölle auf chinesische Wareneinfuhren im Wert von 200 Milliarden Dollar. Mit Anfang kommenden Jahres sollen diese von zehn auf 25 Prozent angehoben werden. In Europa werden hingegen vor allem interne Konflikte ausgetragen: Stichwort Brexit und Italiens Haushaltsplan. Das hält am Alten Kontinent die Börsen in Schach, die aufgrund der günstigeren Bewertung durchaus noch Potenzial hätten.

º 1 Jahr

º 3 Jahre

º 5 Jahre

Die 10 Besten Wertzuwachs in % Alger SICAV-Alger Small Cap Focus US 49,3 Driehaus US Micro Cap Equity 41,2 Morgan Stanley US Growth 38,0 Smith & Williamson Artificial Intelligence 36,9 Bellevue F (Lux) BB Adamant Medtech&Services 35,5 BGF World Technology 35,2 JPM US Technology 34,9 PARVEST Disruptive Technology 34,1 Artemis US Smaller Companies 34,0 JPM US Growth 32,5

Die 10 Besten Wertzuwachs in % Commodity Capital - Global Mining Fund 198,9 StructuredSolutions Next Gen. Res. Fund 153,6 BGF World Technology 111,2 Polar Capital Global Technology 110,9 Stabilitas - Gold+Resourcen Special Situations 110,6 JPM US Technology 104,7 Janus Henderson Global Technology 94,1 DNB Fund Technology 93,7 Meinl Wall Street Capital 91,1 Morgan Stanley US Growth 89,5

Die 10 Besten Wertzuwachs in % Polar Capital Global Technology 191,1 JPM US Technology 183,7 BGF World Technology 178,0 Franklin Technology 175,2 PARVEST Disruptive Technology 175,0 H2O Multibonds 173,8 Morgan Stanley Global Opportunity 173,6 Edgewood L Select US Select Growth 168,1 Morgan Stanley US Growth 167,9 Threadneedle (Lux)-Global Technology 167,4

Die 10 SchwächstEN NESTOR Gold fund Abaris Emerging Markets Equity HSBC GIF Turkey Equity JSS Responsible Equity - Brazil Antecedo Independent Invest ZZ1 ESPA Stock Istanbul PARVEST Equity Turkey UBAM Turkish Equity Curarent+

Die 10 SchwächstEN Wertveränderung in % Amundi Funds Absolute Volatility World Equity – 28,2 Kapital multiflex – 29,4 Robeco QI GTAA Plus – 29,8 PARVEST Equity Turkey – 32,2 UBAM Turkish Equity – 32,3 ESPA Stock Istanbul – 34,4 KBC Equity Turkey – 39,3 Antecedo Independent Invest – 50,4 KBC Renta TRY-Renta – 50,8 Odey Swan I – 51,5

Die 10 SchwächstEN NV Strategie Quattro Plus AMI UBAM Turkish Equity Amundi SF EUR Commodities Kapital multiflex PARVEST Equity Turkey ESPA Stock Istanbul Odey Swan I KBC Equity Turkey KBC Renta TRY-Renta Antecedo Independent Invest

Wertveränderung in % – 28,9 – 29,2 – 31,2 – 32,0 – 33,9 – 35,1 – 40,2 – 40,8 – 41,5 – 45,5

Wertveränderung in % – 35,9 – 37,9 – 38,0 – 43,5 – 45,7 – 46,3 – 47,2 – 49,7 – 57,4 – 60,5

Quelle: Lipper IM, alle Performancezahlen kumuliert und auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. September 2018

52 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

Fotos: beigestellt, CHARTS: Tai-Pan / software-systems.at

6850 Fonds auf dem Prüfstand ° Sieger und Verlierer im Überblick


°

Die besten Aktienfonds   geldanlage

Alois Wögerbauer, 3 Banken-Generali, wurde in den vergangenen zwölf Monaten von Mitbewerbern etwas eingeholt.

Aktienfonds Österreich º Im Bann einiger Krisenherde Stock Picking. An der Börse Wien ver-

3 Banken Österreich-Fonds  RT Österreich Aktienfonds

ISIN Fonds Die fünf Besten AT0000662275 3 Banken Österreich-Fonds LU0659579063 Xtrackers ATX UCITS ETF AT0000619713 Allianz Invest Austria Plus AT0000859293 Raiffeisen-Österreich-Aktien AT0000A05TF3 Amundi Österreich Plus DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000497292 RT Österreich Aktienfonds

diente man über den Sommer am meis­ten mit der Verbund-Aktie, die seit Anfang Juli um 57,4 Prozent zulegen konnte, oder auch die Do&Co-Aktie erholte sich um 48,0 Prozent deutlich. Auf der anderen Seite verlor Lenzing im gleichen Zeitraum 13,4 Prozent, Agrana 13,0 Prozent. Alle anderen Werte liegen dazwischen. Diese hohen Differenzen sind für Stock Picker prinzipiell gute Gelegenheiten, den Gesamtmarkt zu übertreffen, was in den WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren Sharpe Ratio 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 4,8 3,3 7,7 6,2 4,2 3,4

64,4 61,0 67,2 59,9 57,6 55,9

81,7 199 3,50 1,83 1,19 47,2 59 0,00 0,25 1,18 53,4 8 5,00 1,34 1,15 60,3 131 4,00 1,67 1,09 41,9 15 4,00 1,83 1,05 44,1

0,84 0,54 0,58 0,63 0,49

1,4

41,2

29,3

0,83

0,37

520

4,00

2,11

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. September 2018

letzten zwölf Monaten sechs Fonds für sich nützen konnten. Über drei Jahre gesehen verschlechtert sich jedoch die Ausbeute. Hier gelang es nur zwei Österreich-Aktienfonds (3 Banken Österreich-Fonds und Allianz Invest Austria Plus), den ATX merkbar zu übertreffen – der Ertrags-Durchschnitt der Kategorie liegt über drei Jahre um etwa fünf Prozent unter dem Index. Der schlechteste Fonds, der RT ­Österreich Aktienfonds, weist über drei ­Jahre sogar eine Underperformance von 20 Prozent im Vergleich zum ATX auf und verlor auch in den letzten zwölf Monaten wieder knapp zwei Prozent zum Index – 2,11 Prozent (elf Mio. Euro) gehen dabei auf Kosten der Manage­ mentgebühr, wobei man sich hier die Frage stellen muss, wofür genau die Managementgesellschaft elf Millionen Euro kassiert.

Arnaud D'Aligny, Senior Equity Portfolio Manager bei Sycomore Asset Management in Paris.

Aktienfonds Eurozone º Günstiger als US-Aktien  UBS ETF - MSCI EMU Soc. Resp. ETF  TC-Universal-Fonds-Aktien-Europa

Konsolidierung. Wie bei den oben angeführten Österreich-Aktienfonds können auch bei den Euroland-Aktienfonds zahlreiche Exchange Traded Funds (ETF) reüssieren. In­ teressanterweise gelang es speziell ausgerichteten ETFs (z.B. auf Social Responsibility oder niedrigen Schwankungsbreiten – Low Volatility) nicht nur den Kategorien-Durchschnitt, sondern auch den marktbreiten Index zu übertreffen. Unter den Fondsgesellschaften aktiv verwalteter Produkte stechen Sycomore,

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren Sharpe Ratio 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LU0629460675 UBS ETF - MSCI EMU Soc. Resp. ETF 3,9 41,0 69,7 701 0,00 0,28 1,06 0,92 IE00BFTWP510 SPDR Euro Stoxx Low Vol. UCITS ETF 4,9 28,6 – 140 0,00 0,30 0,90 – FR0010117093 Sycomore Shared Growth 2,8 23,5 53,1 152 5,00 1,50 0,82 0,91 DE0009789842 Allianz Wachstum Euroland 1,9 28,4 59,2 381 5,00 1,80 0,71 0,75 LU0089640097 JPM Euroland Equity 0,6 27,1 55,8 872 5,00 1,78 0,67 0,71 DURCHSCHNITT 3,1 15,1 44,0 DER SCHLECHTESTE DE0009781773 TRENDCONCEPT-Fonds-Aktien-Europa – 1,8 – 5,7 6,7 5 5,00 1,77 neg. 0,15 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. September 2018

Allianz und JPMorgan hervor. Der Sycomore Shared Growth wird von Arnaud d'Aligny und Frédéric Ponchon von Paris aus verwaltet. Die Outperformance erreichen die beiden Fondsmanager neben der Auswahl fundamental herausragender Blue Chips auch durch die Beimischung von mittelgroßen Unternehmen, wie Qiagen, Pandora oder Cancom. Insgesamt besteht das 154 Millionen Euro schwere Portfolio aus rund 60 Zielunternehmen. Der gut doppelt so große Allianz Wachstum Euroland ist zurzeit wiederum stärker auf Technologie-Werte ausgerichtet. Vier der Top-Fünf-Positionen sind SAP, Infi­neon, Amadeus IT und ASML – dann folgt Unilever. Beim JPMorgan Euroland Equity fällt die breite Diversifizierung auf rund 150 Werte im 870 Millionen schweren Portfolio auf.

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 53


geldanlage ° Die besten Aktienfonds

Aktienfonds global º Die besten Fonds schaffen doppelt so hohe Renditen wie der Durchschnitt  LO Funds - Generation Global  GAM Star Global Selector

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren Sharpe Ratio 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LU0428704042 LO Funds - Generation Global 14,4 63,0 119,6 1.467 5,00 1,87 1,60 1,16 LU0629158030 Wellington Global Quality Growth 19,4 53,7 137,0 2.816 5,00 0,88 1,54 1,33 LU0552385295 Morgan Stanley Global Opportunity 17,8 76,1 173,6 6.902 5,75 1,87 1,45 1,24 LU0187079347 Robeco Global Consumer Trends Equ. 23,2 53,9 97,7 2.317 5,00 1,70 1,43 1,21 LU0864709349 MainFirst - Global Equities 12,5 55,6 123,1 322 5,00 1,87 1,06 1,25 DURCHSCHNITT 7,6 29,3 51,7 DER SCHLECHTESTE IE00B5BQX573 GAM Star Global Selector – 8,9 – 6,3 – 2,4 11 5,00 1,50 neg. neg. Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. September 2018

Aktienfonds usa º US-Konjunktur zeigt trotz Zinserhöhungen noch keine Bremsspuren  Stryx America  CS (Lux) USA Value Equity Fund

ISIN Fonds Die fünf Besten IE00B1ZBRN64 Stryx America LU0073868852 Edgewood L Select US Select Growth LU1681038243 Amundi NASDAQ-100 UCITS ETF LU0225737302 Morgan Stanley US Advantage LU0119063898 JPM US Growth DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0187731129 CS (Lux) USA Value Equity Fund

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren Sharpe Ratio 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 25,2 24,9 30,7 29,4 32,5 17,2

69,3 72,4 79,4 65,5 68,7 44,6

-2,0

28,1

156,8 156 5,00 1,73 2,05 168,1 4.624 3,00 1,91 1,51 186,4 661 0,00 0,23 1,45 142,3 6.760 5,75 1,68 1,43 142,5 519 5,00 1,80 1,42 95,0

1,55 1,32 1,60 1,17 1,12

0,57

0,02

23,0

29

5,00

2,19

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. September 2018

Aktienfonds japan º Japan kann durchaus vom Handelskrieg USA-China profitieren  T. Rowe Japanese Equity  Gutmann Nippon Portfolio

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0230817339 T. Rowe Japanese Equity IE0004767087 Comgest Growth Japan IE0003012535 GAM Star Japan Equity LU0578148453 BL Equities Japan LU0053696224 JPMorgan Japan Equity DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000955596 Gutmann Nippon Portfolio

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren Sharpe Ratio 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 17,3 24,6 12,3 16,3 23,1 11,5 2,5

60,5 87,8 649 5,00 1,73 1,70 68,2 126,7 1.253 4,00 1,60 1,49 55,6 83,2 534 5,00 1,61 1,38 56,4 101,6 525 5,00 1,49 1,28 51,8 82,3 4.299 5,00 1,76 1,06 38,0 63,2

1,13 1,30 1,02 1,20 0,63

0,37

0,39

19,6

34,0

56

3,00

2,35

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. September 2018

Aktienfonds Asien/Pazifik ex Japan º Heuer erzielten nur wenige Fonds Wertzuwächse  Stewart Investors Asia Pacific Sust.  BNY Mellon Asian Equity

ISIN Fonds Die fünf Besten GB00B0TY6S22 Stewart Investors Asia Pacific Sust. LU0345361124 Fidelity Funds AsiaPacific Opp. IE00B88WFS66 Hermes Asia ex-Japan Equity IE00B02T6L79 Veritas Asian IE00B16C1G93 Comgest Growth Asia Pacific ex Japan DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE IE0003795394 BNY Mellon Asian Equity

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren Sharpe Ratio 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 13,4 11,4 7,7 4,3 2,4 1,9

29,7 75,7 472 4,00 1,65 1,42 54,6 83,9 132 5,25 1,95 1,29 58,0 100,6 3.437 5,25 1,59 1,17 45,2 97,8 1.794 0,00 1,16 0,99 41,4 112,5 504 4,00 1,61 0,92 30,8 44,0

1,13 1,04 1,01 0,78 0,86

– 7,3

19,0

0,44

neg.

17,0

36

5,00

2,25

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. September 2018

54 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018


Interview mit Francis Ellison, Columbia Threadneedle Investments

° EXPERTSTALK

Am Puls der Finanzmärkte Francis Ellison, Portfoliomanager bei Columbia Threadneedle, beobachtet akribisch alle Einflüsse auf Börsen und Aktienkurse. Damit kann er im Vorfeld böse Überraschungen vermeiden. Andererseits findet er manchmal wieder eine gute Aktie, die zu Unrecht unter die Räder gekommen ist. Auf seine Fonds wirkt sich das natürlich positiv aus. GELD ° In Europa gibt es im Wesentlichen drei Entwicklungen, die die Märkte negativ beeinflussen können: US-Zollschranken, der Brexit und die Verschuldungsproblematik in Italien. Wie schätzen Sie die Entwicklung zu diesen Themen ein? FRANCIS ELLISON: Wir glauben, dass die Ein-

fuhrzölle niemandem helfen werden. Europa ist dabei weniger direkt betroffen als beispielsweise China, das ein spezifischeres Ziel von Trumps Politik ist. Aber umgekehrt ist Europa indirekt stärker betroffen, da es mehr vom internationalen Handel abhängt. Wir haben natürlich die Auswirkungen auf die Unternehmen in unseren Fonds, wie den Threadneedle (Lux) European Select Fund und Threadneedle (Lux) Pan European Fund, sorgfältig geprüft, was auch unsere Aktienauswahl beeinflusst hat. Aber viele der am stärksten betroffenen Unternehmen wurden bereits als „schlechte Anlagen“ zuvor aussortiert – zum Beispiel einige der großen Automobilhersteller. Gleiches gilt für das Thema Italien – die am stärksten betroffenen Unternehmen sind hier im Bankensektor zu finden, der von anderen Problemen (Überkapazitäten, geringe Kapitalisierung etc.) betroffen und daher in den meisten unserer Portfolios nicht vertreten ist. Beim Brexit ist es anders – er betrifft uns aufgrund der Auswirkungen, die wir auf britische Investmentfonds haben. Hier haben wir wirksame Maßnahmen dagegen ergriffen. Aber es gibt eine weitere unvermeidliche Implikation – alle britischen Unternehmen sind betroffen, nicht unbedingt auf operativer Ebene, sondern einfach deshalb, weil ihre Aktienkurse in Britischen Pfund lauten, deren Wertentwicklung vom Brexit abhängt. Einige unserer Fonds haben Universen definiert, die Großbritannien ausschließen, wie der Threadneedle (Lux) European Select Fund. Andere investieren aber auf gesamteuropäischer Basis, wie etwa der Thread-

needle (Lux) Pan European Fund – und da haben wir die operativen Auswirkungen besonders sorgfältig geprüft. Aber andererseits gibt es in Bezug auf die Bewertung neue und attraktive Möglichkeiten – dort, wo Aktien gefallen sind, aber die operativen Auswirkungen vernachlässigbar klein sind oder einfach überschätzt werden. Welche Branchen würden Sie in einem Umfeld steigender Zinsen präferieren, welche meiden?

Höhere Zinssätze werden in der Regel als gut für den Banken- und Versicherungssektor angesehen. Aber das ist nicht immer wahr. Die Preise hängen von Angebot und Nachfrage ab, und Europa ist in den meisten Regionen fürchterlich überbeansprucht, während die Kunden zunehmend am Online-Banking interessiert sind. Dies ist eine schlechte Nachricht für Banken mit alten Filialnetzen und Mitarbeitern, da ihre Kostenbasis zu hoch ist. Wir konzentrieren uns daher stärker auf die Schuldenlast im Industriesektor, wenn es um Zinseffekte geht. Gibt es auch Unternehmen, die speziell von Krisenszenarien profitieren?

Ja, Asset Manager! Unsere Aufgabe ist es, die richtigen Investments für unsere Kunden an günstigen Einstiegspunkten zu kaufen. Krisen verursachen an den Aktienmärkten oft Überreaktionen und geben uns diese Einstiegspunkte. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein und uns daran erinnern, dass diese Überreaktionen die Kunden auf kurze Sicht belasten und sie die Volatilität der Vermögenswerte beobachten. Welchen Megatrends geben Sie in Europa die größten Chancen? Haben Sie ein Beispiel für ein außergewöhnliches Unternehmen?

Technologie schafft Chancen – und es ist falsch anzunehmen, dass nur die großen amerika-

Francis Ellison, Client Portfolio Manager, Columbia Threadneedle Investments

nischen Firmen wie Google und Facebook davon profitieren. Ich werde Ihnen ein Beispiel geben: Interxion, ein niederländisches Unternehmen, bietet Co-Location-Services an, speichert und verarbeitet Kundendaten an einem Ort, sodass Datenbanken sie blitzschnell miteinander austauschen können. Hedgefonds, die kurzfristige Arbitragemodelle betreiben, automatische Autos, die mit straßenseitigen Dateneingaben kommunizieren, sogar Netflix, die Filme über Telekommunikationsnetzwerke bereitstellen – sie alle hängen vom ultraschnellen Datenaustausch ab. Sobald Interxion eine Gruppe von Kunden auf einer Webseite hat, wollen rasch auch andere daran teilnehmen, da nur diese Webseite die Konnektivität bieten kann, die sie benötigen. Kein Wunder, dass das Unternehmen die Schlagzeile verwendet: „Unsere Kunden verstehen den Wert einer Millisekunde.“ Daher verfügt Interxion über ein Geschäftsmodell, das schwer nachzuahmen und somit beinahe konkurrenzlos ist – dies gibt Preissetzungsmacht, Wachstum und vorhersehbare hohe Renditen. www.columbiathreadneedle.at

OKTOBER 2018 – GELD-MAGAZIN °

55


geldanlage ° Die besten Branchen-Aktienfonds

Aktienfonds Branche Technologie º Innovationen treiben die Gewinne  BGF World Technology  nordasia.com

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0056508442 BGF World Technology IE0030772275 Polar Capital Global Technology LU0082616367 JPM US Technology LU0109392836 Franklin Technology LU0302296495 DNB Fund Technology DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE DE0009792176 nordasia.com

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren Sharpe Ratio 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 35,2 111,2 178,0 1.315 5,00 1,82 1,68 29,9 110,9 191,1 2.567 5,00 1,66 1,68 34,9 104,7 183,7 932 5,00 1,79 1,59 26,1 86,7 175,2 2.592 5,00 1,82 1,55 25,1 93,7 164,4 562 5,00 1,60 1,43 16,9 62,1 119,2

1,19 1,23 1,05 1,23 1,34

1,02

0,62

3,8

44,8

51,5

166

5,00

1,17

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. September 2018

Aktienfonds Branche Gesundheit º Demografie unterstützt die Gesundheitsbranche  AB SICAV I-International Health Care  Edmond de Rothschild Healthcare

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0058720904 AB SICAV I-Int. Health Care LU0119891520 MEDICAL BioHealth LU0122379950 BGF World Healthscience IE00B28YJN35 Polar Capital Healthcare Opp. LU0114720955 Fidelity Funds - Global Health Care DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU1160356009 Edmond de Rothschild Healthcare

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren Sharpe Ratio 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 19,6 29,8 18,4 20,9 20,1 14,3

41,4 59,9 33,9 27,7 23,6 23,1

4,5

12,2

119,4 647 5,00 2,06 1,10 143,7 242 5,00 2,23 0,82 110,9 3.349 5,00 1,82 0,80 128,8 1.543 5,00 1,72 0,64 93,1 789 5,25 1,90 0,59 89,8

1,07 0,95 0,89 0,88 0,99

0,30

0,74

70,1

350

3,00

2,19

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. September 2018

Aktienfonds Branche Energie º Öl- und Gaspreise klettern wieder nach oben  Invesco STOXX Eur. 600 Oil & Gas ETF  Investec GSF Global Energy

ISIN Fonds Die fünf Besten IE00B5MTWH09 Invesco STOXX Eur. 600 Oil & Gas ETF AT0000A0XMK6 DSC Equity Fund - Energy IE00BYTRR863 SPDR MSCI World Energy UCITS ETF LU0119201019 NN (L) Energy IE00B435CG94 Invesco Energy S&P US Sel. Sector ETF DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0345779275 Investec GSF Global Energy

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren Sharpe Ratio 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 24,3 17,7 14,7 15,8 13,8 10,6 7,1

63,7 38,1 36,2 32,6 28,7 39,7

39,2 35 0,00 0,30 1,04 14,0 34 3,00 1,55 0,78 20,7 352 0,00 0,30 0,74 13,2 97 3,00 1,80 0,61 19,0 214 0,00 0,14 0,47 4,8

0,38 0,10 0,09 neg. neg.

0,22

neg.

12,5 – 23,0

460

5,00

1,92

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. September 2018

Aktienfonds Branche Edelmetalle º Gold ist trotz Krisenszenarien wenig gefragt  Commodity Capital - Glb. Mining Fund  Falcon Gold Equity

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0459291166 Commodity Cap. - Glb. Mining Fund LU0308790152 Stabilitas - Gold+Res. Spec. Sit. LU0357130854 Bakersteel Global SICAV Prec.Metals LU0290140358 Stabilitas - Pacific Gold+Metals LU0229009351 Stabilitas - Gold+Resourcen DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0794517200 Falcon Gold Equity UCITS Fund

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren Sharpe Ratio 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre – 11,5 198,9 30,7 110,6 – 14,2 76,6 – 6,1 71,4 – 13,5 45,4 – 18,8 – 24,6 – 24,5

65,0 15 5,00 2,97 1,07 34,1 5 5,00 4,17 0,74 68,1 158 5,00 3,01 0,59 62,6 61 5,00 2,31 0,57 29,0 11 5,00 2,73 0,41 – 8,2

0,29 0,18 0,32 0,27 0,15

0,10

neg.

10,1 – 21,4

286

2,00

2,05

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. September 2018

56 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018


Trendfolger, Faktorprodukte und Künstliche Intelligenz

24. OKTOBER 2018

VORTEILE DURCH AUTOMATISIERUNG Passive Produkte können aktiv gemanagte Fonds auch auf lange Sicht durchaus outperformen. Viele glänzen mit durchdachten Konzepten und niedrigen Gebühren. Mit welchen Strategien Sie als Anleger am besten fahren und die Spreu vom Weizen trennen können.

Beraterhaftung: Aktuelle Schlaglichter nach MiFID II Dr. Clemens Völkl Völkl. Rechtsanwälte

Marktkapitalisierung vs. Faktoren – ETFs als effizienter Zugang zu Anlagestrategien

Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr Vorträge: 9:00 bis ca. 12:15 Uhr anschließend Mittagsbuffet

Ort der Veranstaltung Haus der Industrie Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien „Ludwig Urban – Saal“

Sebastian Stöhr, ETF Sales Manager Wealth Management Invesco Asset Management

The Trend is your Friend?! Mag. Gernot Heitzinger, Geschäftsführer SMN Investment Services

Data-driven forecasting and statistical learning – Millburn’s approach

Zielgruppen/Gäste Fondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen, CFOs, Private Banker, Kundenbetreuer von Banken, etc.

Shezad Syed, Managing Director for Millburn International (Europe) LLP Bank of America Merrill Lynch Alternative UCITS Platform

Adaptiv auf Marktgegebenheiten reagieren mit künstlicher Intelligenz

Fabian Dori, Investment Manager & Quantitative Strategist im Team der Systematic Trading Group Aquila Capital Ja, ich melde mich zur kostenlosen Teilnahme an der Veranstaltung Institutional Investors Congress am 24. Oktober 2018 im Haus der Industrie an. Mit meiner Anmeldung bin ich damit einverstanden, dass meine angegebenen Daten für die Event-Abwicklung von der 4profit Verlag GmbH elektronisch gespeichert und verarbeitet werden dürfen.

Titel, Vor- und Zuname

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AKTIENPanorama LENZING

WACHSTUMSMARKT ASIEN. Von den knapp

STOPP IN DEN USA. Für die Aktionäre des Tex-

13 Umsatzmilliarden erwirtschaftete voestalpine im vergangenen Geschäftsjahr über eine Milliarde Euro im Zukunftsmarkt Asien, davon 550 Millionen Euro alleine in China. Diesen Umsatz will voestalpine bis 2020 auf 800 Millionen Euro steigern. Dazu wurde ein zweites Joint Venture für Weichensysteme gegründet. Mit dem bereits 2007 eingegangenen Joint Venture mit Chinese New Turnout Technologies hat sich voestalpine bereits eine führende Position im Bahninfrastruktursektor erarbeitet. Auch der Automotive-Bereich wird ausgebaut. Nach der 2015 in Shenyang errichteten Produktionsstätte ist nun auch jene in Tianjin in Betrieb gegangen. Dort werden hochkomplexe Karosseriebauteile für Automobilkunden gefertigt. Zudem will voestalpine im Bereich 3-D-Metall-Druck Fuß fassen und ist in Taiwan und Singapur an entsprechenden Forschungszentren beteiligt. Der gute Ausblick veranlasste die Analysten der Baader Bank, das Kursziel für die voestalpine-Aktie mit der Empfehlung „Kaufen“ auf 44 Euro anzuheben.

tilfaser-Herstellers Lenzing war es ein kleiner Schock. Der Vorstand ließ am 26. September verlauten, dass er den Ausbau des Lyocell-Werkes in Mobile, USA, vorerst auf Eis legt. Lenzing argumentierte die Entscheidung mit der steigenden Wahrscheinlichkeit höherer Handelszölle, gepaart mit einer möglichen Überschreitung der Baukosten aufgrund des boomenden US-Arbeitsmarktes, was die Investitionsplanung für das Werk negativ verändert hätte. Um die Nachfrage nach Lyocellfasern bestmöglich bedienen zu können, konzentriert sich Lenzing nun auf die Erweiterung der Kapazitäten in Prachinburi,Thailand. Allerdings werde Lenzing nun neben der 25.000-Tonnen-Erweiterung in Heiligenkreuz im Burgenland in den kommenden zwei Jahren keine zusätzlichen Lyocellfaser-Mengen auf den Markt bringen können, was den Expansionsplan verlangsame. Die Lenzing-Aktie schmierte von 105 auf 88 Euro ab, die Analysten der Baader Bank senkten das Kursziel von 136 auf 118 Euro, blieben jedoch bei der Empfehlung „Kaufen“.

PORR

KAPSCH TRAFFICCOM

OMV

URENGOY-GASFELD. Neben den Verhandlungen der OMV in Malaysia, wo sie zu 50 Prozent bei Sapura Upstream für rund 800 Millionen Dollar einsteigen will, kaufte sie sich nun ins Urengoy-Gasfeld ein. Statt des bisher geplanten Anteilstausches (gegen 38,5 % an OMV Norge) muss die OMV aber jetzt für den knapp 25 Prozent-Anteil am Achimov-IV/V-Projekt (Urgengoy-Gasfeld) tief in die Tasche greifen und einen Milliardenbetrag cash bezahlen. Dazu soll mit Gazprom noch eine finanzielle Lösung gefunden werden. Durch den Achimov-Einstieg wird die OMV-Produktion aber immerhin um ein Fünftel gesteigert werden.

WIENERBERGER

TUNNELBAU. Der Baukonzern Porr ist bereits

NEUE AUFTRÄGE. Der Auftrag zum weiteren

AUSBLICK ANGEHOBEN. Die Geschäfte bei

lange im Tunnelbau tätig. Das größte Projekt hierzu war 2012 das Projekt „Stuttgart 21“ im Volumen von 700 Millionen Euro. Jetzt erhielt Porr den Auftrag, gemeinsam mit Gülermak und Energopol-Szczecin einen Tunnel durch den Meeresarm in der Ostsee in Swinemünde, Polen, zu errichten. Die Gesamtlänge des Projektes beträgt 3,2 Kilometer, das Auftragsvolumen wird mit 150 Millionen Euro beziffert. Mit der Fertigstellung des Tunnels im Herbst 2022 wird eine direkte Verbindung der Insel Usedom mit dem polnischen Festland geschaffen.

Betrieb des Lkw-Mautsystems in Tschechien ist höchstwahrscheinlich verloren.Zudem brach der Gewinn der Kapsch TrafficCom bereits im ersten Quartal aufgrund von Projektverschiebungen um 62,3 Prozent auf 2,5 Millionen Euro ein, woraufhin der Vorstand für das Geschäftsjahr 2018/19 eine Gewinnwarnung ausgab. Der Aktienkurs fiel von Anfang 2018 bei 50 Euro auf derzeit rund 35 Euro – etwa auf das Niveau von Anfang 2016. Nun konnte Kapsch TrafficCom wieder mit einer guten Nachricht aufwarten: In Argentinien, Peru und Panama wurden Aufträge zur Errichtung von Verkehrsmanagementsystemen im Gesamtwert von 15 Millionen Euro an Land gezogen. Dabei werden tausende Kreuzungen verwaltet sowie öffentliche Verkehrsmittel wie Züge, Busse und U-Bahn mit einbezogen. Schon bisher sind Verkehrssteuerungssysteme von Kapsch TrafficCom in Lateinamerika, unter anderem in Rio de Janeiro (Brasilien), Santo Domingo (Dom. Republik) und Quito (Ecuador), installiert.

Wienerberger laufen ausgezeichnet. Nachdem der weltgrößte Ziegelkonzern bereits 2017 den operativen Gewinn auf 415 Millionen Euro, und damit auf den höchsten Wert seit zehn Jahren, steigern konnte, hob der Vorstand zuletzt die Gewinnprognose für 2020 kräftig an. Das EBITDA solle auf statt zuvor erwartete „etwas mehr als 600 Millionen Euro“ nun auf 680 Millionen Euro zulegen. Das bedeutet, dass Wienerberger bei gleichbleibendem Kurs dann nur mit dem Vierfachen des EBITDA bewertet sein würde. Positiv für die Aktionäre ist zudem das Aktienrückkaufprogramm, über das Wienerberger bis Anfang September bereits eigene Papiere im Wert von 25,9 Millionen Euro erworben hat. Dass der Vorstand von einer weiterhin positiven Entwicklung der Wienerberger überzeugt ist, zeigt auch die Tatsache, dass sowohl Heimo Scheuch wie auch Willy Van Riet kräftig in Aktien der Wienerberger investieren. Alleine im September kauften sie 9000 Stück im Wert von gut 200.000 Euro.

Tunnelbau

58 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2018

CREDITS: beigestellt

VOESTALPINE


ADVERTORIAL

IG MARKETS

Warum die 200-Tage-Linie so beliebt ist

D

ie 200-Tage-Durchschnittslinie gehört zu den ältesten Indikatoren, die in der Chart-Analyse heute noch zum Einsatz kommt. Diese Glättungslinie zählt zu den einfachsten mathematischen Berechnungsmethoden und gehört somit in jeden „charttechnischen Werkzeugkasten“. Bei richtiger Anwendung liefert der gleitende Durchschnitt dem Anleger großen Mehrwert. Wir möchten an dieser Stelle zuerst mit der Kritik gegenüber der 200-Tage-Linie beginnen. In den Medien und der Fachpresse wird oft die Signalgenerierung bemängelt. Und dies auch zu Recht. Ein Kaufsignal liegt vor, wenn der Kurs des Basiswertes über der Durchschnittslinie schließt. Im umgekehrten Fall wird ein Ausstiegssignal geliefert. Die Fehlerquote ist hierbei in der Tat recht groß. Vor allem in trendlosen Marktphasen versagt die Glättungslinie und es fallen etliche Verlust-Trades an. RICHTIGES KNOW-HOW ENTSCHEIDEND Eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, ist, auf die herkömmliche Anwendung zu verzichten und neue Wege zu gehen. Elementare Voraussetzung ist, dass der Durchschnitt steigt und der Kurs des Basiswertes darüber notiert. In diesem Fall liegt ein mittelfristiger Aufwärtstrend vor. Fällt hingegen die 200-Tage-Linie und die Notierungen liegen deutlich darunter, sprechen wir von einem klassischen Abwärtstrend.

WENDEPUNKTE SIND BESONDERS INTERESSANT Nach einer gewissen Zeit steigt der Durchschnitt nicht mehr und die Durchschnittslinie beginnt zu fallen. Bei einem Rückgang des gleitenden Durchschnitts von drei Prozent, ausgehend von dem Hoch, verwandelt sich der Aufwärtstrend in einen Abwärtstrend. In der ersten Grafik ist der deutsche Leitindex DAX zu sehen. Mitte Juli 2016 hatte die gewichtete Glättungslinie dieses Aktienindex ein lokales Minimum erreicht und begann darauf zu steigen. Im Oktober des gleichen Jahres hatte der Trendfolgeindikator nachhaltig nach oben gedreht. Im weiteren Verlauf entwickelte sich eine Hausse, die bis über die Marke bei 13.000 Punkten stieg. Seit Anfang Februar 2018 fällt die Glättungslinie, wenngleich noch nicht signifikant. Dies könnte sich jedoch in Kürze wieder ändern. In diesem Fall wäre die seit 2009 andauernde Aufwärtsbewegung beendet (siehe Grafik unten links).

„TODESKREUZ“ UND „GOLDENES KREUZ“ Eine weitere Möglichkeit, Fehlsignale zu vermeiden, ist die Anwendung von zwei gleitenden Durchschnitten. Aber auch hier spielt die Tatsache, ob der Kurs über oder unter der Glättungslinie liegt, keine Rolle. Ein Einstiegssignal entsteht, wenn die kürzere die längere Durchschnittslinie von unten nach oben kreuzt. Im umgekehrten Fall liegt ein Ausstiegssignal vor. Die Periodenlänge kann frei gewählt werden. Sehr bekannt ist der Einsatz der einfachen 50- und 200-Tage-Linien. Schließt der 50iger Durchschnitt unterhalb der 200-Tage-Linie, wird das sogenannte „Todeskreuz“ generiert. Liegt der 50-Tage-Durchschnitt über der längeren Glättungslinie, dürfen sich die Anleger über ein „Goldenes Kreuz“ freuen, das in der Regel steigende Notierungen verspricht. Beim „Todeskreuz“ sollten die Marktteilnehmer lieber die Finger von Aktien lassen. www.ig.com

DAS BAISSE-SZENARIO Vor der jüngsten Hausse befand sich der DAX in einer Baisse. Im August 2015 erreichte der gewichtete 200-Tage-Durchschnitt sein lokales Maximum und drehte anschließend gen Süden. Das deutsche Börsenbarometer lag zu diesem Zeitpunkt bereits unter dem Trendfolgeindikator. Am 1. Oktober 2015 war die Glättungslinie nachhaltig gefallen. Seit diesem Tag befand sich der DAX auf dem Rückzug und verlor rund sieben Prozent an Wert (siehe Grafik rechts unten).

DAX MIT 200-TAGE-LINIE IM AUFWÄRTSTREND

Quelle: IG Handelsplattform

CHRISTIAN HENKE ist seit 2001 im Finanzbereich tätig und interessiert sich bereits seit seinem Studium der Betriebswirtschaft für das Thema Technische Analyse. Nach seinem Abschluss zum Certified Financial Technician (CFTe) arbeitete Herr Henke als Aktienanalyst bei einer renommierten Bank in Düsseldorf. Neben der klassischen Chartanalyse gehören die Point & Figure Methode, gleitende Durchschnitte sowie die Beschäftigung mit unterschiedlichen Handelssystemen zu seinen beruflichen „Steckenpferden“.

DAX MIT 200-TAGE-LINIE IM ABWÄRTSTREND

Quelle: IG Handelsplattform

OKTOBER 2018 – GELD-MAGAZIN °

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aktien ° Börsen International

USA ° Weiterhin solide Konjunktur StarkeVorlaufindikatoren.Die US-Wirtschaft präsentiert sich weiterhin in sehr guter Verfassung. Die ISM Indizes (Einkaufsmanagerindex) für die Industrie und den Dienstleistungssektor sowie die robusten Auftragseingänge unterstreichen dies. Solide fallen auch die Daten vom US-Arbeitsmarkt aus. Da konnte die Notenbank Fed nicht nachstehen und erhöhte ihren Leitzinssatz auf 2,0 bis 2,25 Prozent. Bis Ende 2019 sind noch vier weitere Zinserhöhungen geplant. Bei über drei Prozent würde der Notenbankzins eine restriktive Zinsphase einleiten. Folgendes wird US-Präsident Trump gar nicht gefallen: Das Handelsbilanzdefizit ist im September auf 75 Milliarden Dollar angeschwollen, was auf die Wachstumsrate des dritten Quartals drücken könnte. Vor allem die Exporte zeigten sich schwächer: Aufgrund der US-Zölle kauft China z.B. weniger Soja in den USA ein. Damit sind es die US-Verbraucher, die S&P 500 die ökonomische Last von Trumps Strafzöllen 3.000 tragen müssen. Doch noch ist die Stimmung gut. Der Konsumentenvertrauensindex des US2.800 Conference Board kletterte im September auf 2.600 138,4 Punkte – das höchste Niveau seit 18 2.400 Jahren. Schwächezeichen sendet der Immobiliensektor. Dort liegen die Preiszuwächse auf 2.200 einem Elf-Monats-Tief. Der Case-Shiller 20-Ci2.000 ty Index stieg um nur mehr 0,1 Prozent und im Jahresabstand um 5,9 Prozent – 2019 werden 1.800 2015 2016 2017 2018 nur mehr 4,5 Prozent erwartet. (wr)

Neue Rekordhochs ° Nach Überwindung des starken Widerstands bei 2780 Punkten konnte der S&P 500-Index ein neues Rekordhoch bei 2931 Punkten markieren. Der Chart eröffnet weiteres Kurspotenzial bis auf 3050 Punkte. Das Stopp Loss wird auf 2738 Punkte nachgezogen.

China ° Handelskonflikt mit den USA wird schärfer Stimmungsloch. In der chinesischen

60 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

Abwärtstrend gestoppt ° Der Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI) konnte sich nach dem Absturz von 12.500 auf 10.200 Punkte stabilisieren und läuft seither seitwärts. Nun kämpft er um den Widerstand nahe der 11.000er-Marke. Das Stopp Loss liegt weiterhin bei 9800 Punkten.

creditS: Lipper

Hang seng China Enterprises Industrie hinterlässt der Handelskonflikt mit den USA gemäß den offiziellen Einkaufsma14.000 nagerindizes bereits deutliche Spuren. Die Stimmung unter den Unternehmern hat sich 12.000 erheblich eingetrübt. Auch Chinas Automarkt schwächelt – die Autoverkäufe gingen zuletzt im Vorjahresvergleich um 5,4 Prozent auf 1,6 10.000 Millionen Fahrzeuge zurück. China hatte als Reaktion auf erhöhte US-Einfuhrzölle die Im8.000 portabgaben für Autos aus US-Produktion von 2015 2016 2017 2018 25 auf 40 Prozent erhöht. Sollten die US-Zölle gegen Jahresende von zehn auf 25 Prozent steigen, dann könnte der Bremseffekt auf das BIP 0,3 bis 0,5 Prozentpunkte betragen und ein Wachstumsverlust von insgesamt etwa 1,2 Prozentpunkten von 2019 bis 2021 eintreten. Die chinesische Regierung hat gegen die Renminbi-Schwäche hart anzukämpfen, denn ein weiterer Währungsverfall gegenüber dem Dollar würde die Beziehungen zu den USA noch stärker belasten. In den Freihandelszonen wurden die Bedingungen für Devisentransaktionen verschärft, insbesondere die Kosten, den Renminbi zu shorten, wurden deutlich erhöht. Das alles konnte jedoch einen starken Kursverfall an Chinas Aktienbörsen nicht verhindern. Etwas verbessert hat sich die Stimmung, als bekannt wurde, dass der Indexanbieter MSCI darüber nachdenkt, das Gewicht chinesischer Aktien in seinem globalen Index zu erhöhen. (wr)


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Börsen International   AKTIEN

europa ° Neue Euro-Turbulenzen in Sicht? Italien beunruhigt die Märkte. Investoren machen sich zunehmend Sorgen

Volatil seitwärts ° Der Euro Stoxx 50 konnte sich nach dem Tief vom Mai und Juni wieder etwas erholen und erreichte ein August-Hoch von rund 3500 Punkten. Seither ging es jedoch wieder bergab, die Marke von 3400 Punkten konnte nicht gehalten werden. Das Stopp Loss bleibt bei 3250 Punkten.

über einen Schuldenstreit zwischen Italien und der EU. Das hoch verschuldete Land löste mit seiner Ankündigung neuer Schulden Turbulenzen an den europäischen Finanzmärkten aus. Die populistische Regierung plant für die kommenden drei Jahren ein Defizit von 2,4 Prozent der Wirtschaftsleistung, um ihre teuren Wahlversprechen umzusetzen. Aus der EU-Kommis­ sion kamen Signale, dass sie die Pläne aus Rom nicht gutheiße. Die Vorgängerregierung hatte mit ihr ein Defizit von 0,8 Prozent vereinbart. Daraufhin rauschten italienische Staatsanleihen ebenso in den Keller wie die Mailänder Börse. Diese Entwicklung trifft viele Finanzhäuser, die italienische Staatsschulden horten. Dazu gehören vor allem die heimischen Institute – Intesa Sanpaolo gab um fast achteinhalb Prozent an nur einem Tag nach, UniCredit büßte 7,0 ProEuro Stoxx 50 zent ein. All dies kommt zu einem ungüns­tigen 3.800 Zeitpunkt. In der Eurozone kann sich die Wirtschaft nicht aus der Konjunkturdelle be­freien. 3.600 Das Wachstum für Deutschland wurde für 3.400 2019 um 0,3 Prozent nach unten revidiert, die 3.200 Kernteuerung ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise fiel von 1,0 auf 0,9 Pro3.000 zent. Das wird die EZB gar nicht freuen. Doch 2.800 solange die Arbeitslosigkeit hoch bleibt und wie zuletzt bei 8,2 Prozent verharrt, wird sich 2.600 2015 2016 2017 2018 daran nichts ändern. (wr)

japan ° Starke Frühherbstrally Nikkkei 225

Neues Jahreshoch ° Der Nikkei-Index konnte seinen kurzfristigen Aufwärtstrend weiter aus­ bauen und kletterte bis auf 24.130 Punkte. Damit wird der Widerstand bei 22.000 Punkten zu einer mittelstarken Unterstützung. Das nächste Kursziel liegt bei knapp unter 25.000 Punkten.

Gute Stimmung. In Japan präsentiert

sich laut dem von der Bank of Japan für das zweite Quartal ermittelten Tankan-Index eine 24.000 stabile Konjunktursituation. Japan erlebte im zweiten Quartal das stärkste Wirtschaftswachs22.000 tum seit zwei Jahren. Die Industrieproduktion 20.000 stieg um 0,7 Prozent, die Einzelhandelsumsätze legte um 2,7 Prozent zu. Trotzdem wird 18.000 die Bank of Japan nicht an der Zinsschraube 16.000 drehen. Dies vor allem wegen der geplanten Mehrwertsteuererhöhung im Oktober 2019. 14.000 2015 2016 2017 2018 Auch die politische Stabilität trug zur guten Börsenstimmung bei. Nach der Wiederwahl von Premier Shinzo Abe zum Chef der Regierungspartei LDP wird dieser zumindest noch drei Jahre Japans Premierminister bleiben. Analysten erwarten einen neuen Nachtragshaushalt, der die Inlandsnachfrage um etwa 0,9 Prozent des BIP erhöhen sollte. Die größte Bedrohung für den nationalen Wohlstand Japans geht von der Gefahr eines US-Zolls von 25 Prozent auf japanische Exporte von Auto/Autoteilen aus. Dies könnte das BIP um bis zu einem halben Prozent und die Unternehmensgewinne um bis zu 15 Prozent sinken lassen. Ohne eine solche Eskalation erwarten Analysten jedoch ein Gewinnwachstum der Unternehmen von 18 Prozent im laufenden Jahr – der stärkste Wert seit Jahren. Der nächste Auslöser von Kursgewinnen sollte also mit Beginn der Ergebnissaison ab Mitte Oktober eintreten. (wr)

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 61


aktien ° Anlagetipps

Wo die nächste Finanzkrise lauert Nach der Krise ist vor der Krise: Zehn Jahre nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers und der Beinahe-Kernschmelze des Finanzsystems mehren sich die Kassandra-Rufe, dass der Weltwirtschaft neues Ungemach droht. Wolfgang Regner

D

ie von den Notenbanken mit viel billigem Geld zugedeckten Probleme würden bei steigenden Zinsen in verschärfter Form zurückkehren. Aber was könnte die nächste Krise konkret verursachen? „Ich vermute, es könnte der Immobilienmarkt sein“, warnte die oberste Bankenwächterin der Europäischen Zentralbank (EZB), Daniele Nouy, jüngst. Auch aus den Schwellenländern drohen Erschütterungen. Dort hat die Verschuldung in fremden Währungen zuletzt gefährliche Höhen erreicht. Nachdem die großen Notenbanken das Finanzsystem mit Anleihekäufen und radikalen Zinssenkungen wieder aufgepäppelt haben, ist der Patient noch nicht vollständig genesen. So schleppen Europas Banken als Hinterlassenschaft der jahrelangen Wirtschaftsflaute weiter einen riesigen Berg an faulen Krediten mit sich herum – alleine in der ­Eurozone waren es Ende des ersten Quartals nach Daten der EZB-Bankenaufsicht 688 Milliarden Euro. Das bremst nicht nur

die Kreditvergabe, es schmälert auch die Widerstandskraft der Banken im Falle eines erneuten Wirtschaftseinbruchs. Zudem lagen nach Schätzungen der deutschen Bundesbank 2017 die Preisübertreibungen am Immobilienmarkt in den Städten bei 15 bis 30 Prozent. Viele Krisen in der Vergangenheit gingen vom Immobilienmarkt aus. Denn Problemen in diesem Bereich gehen oft hohe Verschuldungsgrade voraus. In vielen Schwellenländern ist die Lage ebenfalls angespannt. Sie haben hohe Dollar-Schulden aufgetürmt. Niedrigzinsen haben Fremdwährungskredite für sie lange ­attraktiv gemacht. Nach Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat sich seit der Finanzkrise ihr Umfang mehr als verdoppelt. Im ersten Quartal lag das Volumen der Fremdwährungskredite in den Schwellenländern bei 3,7 Billionen Dollar. Höhere US-Zinsen machen den Dollar für Investoren attraktiver und lassen ihn aufwerten. Die Folge: Aus Schwellenlän-

dern wird Kapital abgezogen, das dort aber dringend gebraucht wird. Sogar China ist in Gefahr: Dort könnte ein explosives Gemisch aus hoher privater Verschuldung und Preisblasen am Immobilienmarkt die nächste große Krise entzünden. Bislang gelang der Pekinger Regierung das Schuldenmanagement gut. Und Banken sind nach Ansicht vieler Experten heute weniger anfällig für eine gegenseitige Ansteckung im Krisenfall. Doch Schattenbanken sind weitgehend unreguliert. In Europa hat dieser Sektor, zu dem unter anderem Hedgeund Geldmarktfonds sowie alternative Investmentfonds gezählt werden, 2017 einen Anteil von rund 40 Prozent am gesamten Finanzsystem erreicht. Inzwischen werden abseits der Banken mit Kredit- und Finanzgeschäften Vermögenswerte in Europa von 42,3 Billionen Euro bewegt. Die Informatio­ nen über diesen Sektor sind spärlich, daher ist auch das mögliche Risiko, das von ihm ausgeht, nur schwer abschätzbar.

Europäische Versorger-Aktien haben laut Analysten von Morgan Stanley erstmals seit 2014 wieder die Chance auf eine bessere Wertentwicklung als der Gesamtmarkt. Dank einem günstiger gewordenen Rohstoffumfeld, Besserungen auf der Ergebnisebene und einem etwas günstigeren regulatorischen Hintergrund sollte sich der Sektor jetzt wieder besser entwickeln können als der Gesamtmarkt. So sind die Revisionen bei den Gewinnschätzungen in diesem Jahr für den Sektor bisher zwar negativ ausgefallen, die neuesten Daten deuten diesbezüglich jedoch verbesserte Trends an. Insbesondere gel-

62 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

te dies mit Blick auf die Gewinnschätzungen für 2020. Morgan Stanley geht davon aus, dass sich dieser Trend angesichts steigender Strompreise fortsetzen und dass es zu steigenden Gewinnen kommen wird. Zudem seien die Bewertungen im Schnitt recht attraktiv. Der spanische Versorger Iberdrola hat im zweiten Quartal trotz eines Umsatzsprungs etwas weniger verdient, operativ kam das Unternehmen jedoch gut voran. Der Konzern sollte in der Lage sein, den Gewinn je Aktie und die Dividende je Anteilsschein in den Jahren 2018 bis 2022 im Schnitt um sieben Prozent p.a. zu steigern.

Ein KGV von 14,2 für 2018 stellt einen Bewertungsabschlag zur Branche von zehn Prozent dar, die Dividendenrendite kann sich ebenfalls sehen lassen. Der Chart zeigt einen mittelfristigen Seitwärtstrend. Kauf bei rund 6,14 Euro, Stopp Loss bei 5,38 Euro. ISIN ES0144580Y14  Börse Frankfurt (Xetra)

charts: onvista.de

Iberdrola ° Power aus Spanien


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Anlagetipps   aktien

Axel Springer ° Digital-Offensive zeigt erste Früchte Streaming-Dienste sind gerade dabei, die Medienbranche umzukrempeln. Am besten lässt sich diese Entwicklung am klassischen TVGeschäft beobachten. Mit dem Internet haben sich auch moderne Streaming-Angebote am Markt durchgesetzt, das klassische TV-Geschäft wird immer unbeliebter. Damit sinken auch die Werbeeinnahmen, das operative Geschäft erodiert. Ähnlich wettbewerbsintensiv präsentiert sich der Markt für Online-Werbung. Etwas abseits vom Duell zwischen Alphabet und Facebook hat sich der deutsche Verleger Axel Springer („Bild“, „Die Welt“, zahlreiche

Online-Marktplätze und Portale) zu einem Multimediakonzern gemausert. Im ersten Halbjahr konnte Springer nahtlos an seine letzten Erfolge anknüpfen: Der Umsatz stieg um 5,9 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro und der Gewinn um rund zwei Drittel auf 1,57 Euro pro Aktie. Springer hat den strukturellen Wandel als einziges Verlagsunternehmen in Deutschland mit Bravour gemeistert. Bis Ende des Jahres sollen rund 90 Prozent der Umsätze im digitalen Bereich erwirtschaftet werden. Springer hat es damit geschafft, sich eine starke Marktposition neben den US-Tech-Riesen aufzubauen.

Die Axel Springer-Aktie befindet sich in einem mittelfristigen Abwärtstrend, auch kurzfristig sieht das Chartbild negativ aus. Für mutige Anleger könnte sich aber bei rund 52 Euro eine attraktive Kaufchance ergeben. Stopp Loss bei 44,8 Euro platzieren. ISIN DE0005501357  Börse Frankfurt (Xetra)

Digitale Transformation ° Allgeier

Die Allgeier-Aktie befindet in einem sauberen Aufwärtstrend, der Kurs konnte in den letzten beiden Jahren verdoppeln. Dennoch sollten spekulative Anleger bei einem Rücksetzer in den Bereich von 31 Euro einsteigen. Stopp Loss bei 23,78 Euro setzen. ISIN DE000A2GS633  Börse Frankfurt (Xetra)

Allgeier ist eines der führenden IT-Unternehmen für digitale Transformation. Mit einer auf Innovationen und Zukunftstrends ausgerichteten Wachstumsstrategie sowie einem integrativen unternehmerischen Modell ergreift Allgeier die Chancen der Digitalisierung. Allgeier hat ein starkes erstes Halbjahr hingelegt. Der Umsatz wurde gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent auf 328 Millionen Euro gesteigert, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag bei 20 Millionen Euro (nach 9,3 Millionen im Vorjahr). Das bedeutet ein deutliches Plus von 115 Prozent. Für die

zweite Jahreshälfte erwartet der Allgeier-Vorstand anhaltendes Wachstum bei Umsatz und Ergebnis, und zwar um 25 bis 30 Prozent. Allgeier will sich zudem in zwei Teile aufspalten. Das strategische Ziel ist der Ausbau des Entwicklungs- und Servicegeschäfts für Software. Dagegen hat die IT-Personaldienstleistung, die in der Sparte Experts gebündelt ist, ein anderes Geschäftsmodell und andere Kunden. Eine stärkere Fokussierung auf das wachstumsund margenstarke Entwicklungs- und Servicegeschäft ist daher genau der richtige Schritt, um den Wert des Unternehmens zu steigern.

BayWa ° Agrarkonzern profitiert von hohem Weizenpreis Auf rund eine Milliarde Euro schätzt der deutsche Bauernverband die durch die Dürre entstandenen Verluste der deutschen Landwirte. Der größte Agrarrohstoffhändler im Lande profitiert davon jedoch – von höherer Nachfrage und steigenden Erzeugerpreisen. Vor allem, weil die Münchner ihren Schwerpunkt im Süden haben, die größten Schäden aber im Einzugsgebiet des Konkurrenten Agravis im Norden liegen. Der Weizenpreis hat im Jahresvergleich um fast 30 Prozent zugelegt. Nach den traditionell mageren Zahlen des ersten Quartals haben die Bayern stark aufgeholt. Das

Vorsteuerergebnis fiel zwar im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte auf 32 Millionen Euro, weil das Geschäft mit Erneuerbaren Energien zum Jahresbeginn schlecht lief. Der Umsatz jedoch legte um knapp drei Prozent auf 8,3 Milliarden Euro zu. Vor allem der internatio­nale Agrar- und Obsthandel ersetzt hier die Aus­ fälle in Deutschland. Interessant: BayWa rechnet zum Jahresende noch mit dem Verkauf von einigen Wind- und Solarparks der Tochter BayWa-Re. Positive Überraschungen sind also noch möglich. Auch für das kommende Jahr ist BayWa relativ optimistisch.

Der Chart der BayWa-Aktie befindet sich in einem kurzfristigen Aufwärtstrend, mittelfristig aber im Abwärts­trend. Vorsichtige Anleger steigen daher erst ein, wenn der Aktie der Sprung über die 32 Euro-Marke gelingt. Stopp Loss bei 24,78 Euro platzieren. ISIN DE0005194062  Börse Frankfurt (Xetra)

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 63


aktien ° Österreich

Schlechte Stimmung in Europa Während die US-Börsen boomen, kommen die europäischen Indizes nicht von der Stelle. Der Newsflow ist hier auch nicht gerade berauschend. Stärke Differenzen beim Thema Brexit, weiterhin drohende US-Zölle und eine zu hohe Neuverschuldung Italiens lassen Anleger auf Abstand gehen. Mario Franzin ie Konjunktur in Europa zeigt erste Bremsspuren. Gleichzeitig schrauben der steigende Ölpreis und Forderungen nach höheren Löhnen die Inflationserwar­ tungen nach oben. Gepaart mit einer re­ striktiveren Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantiks trübt sich das Umfeld für Un­ ternehmen etwas ein. Hinzu kommen euro­ paspezifische Probleme wie ein möglicher Hard Brexit und eine heraufdämmernde Verschuldungskrise in Italien. Kein Wun­ der, wenn Aktienkäufe bei der Vermögens­ veranlagung derzeit hintangestellt werden. Die beste Strategie in dieser Zeit ist es, güns­ tige Werte zu kaufen und das Depot tempo­ rär via Short-ETFs oder Derivaten teilweise abzusichern. Steigende energiepreise Ab 1. Oktober wurde das Stromnetz Deutschland-Österreich voneinander ge­ trennt, was bei uns zu höheren Stromprei­ sen geführt hat. Gleichzeitig ist der Ölpreis deutlich über die 80 USD-Marke geklettert, was auch auf die Gaspreise durchschlägt. Das unterstützt die Aktien von EVN und Verbund (siehe Kasten auf der rechten Sei­

te). Denn der Verbund produziert Strom vor allem aus Wasserkraft und ist kaum ge­ genüber Preiserhöhungen bei den Primär­ energieträgern anfällig. Trotzdem werden die Verkaufspreise dem allgemeinen Markt­ niveau angepasst, was die Margen deutlich steigert. Dieser Effekt ist auch bei der EVN, wenn auch in geringerem Umfang, zu ­beobachten, da der Anteil an Erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung der EVN nur rund 40 Prozent ausmacht. Bankaktien erholen sich wieder Prinzipiell stehen die Banktitel unter ­einer Spannung: Auf der einen Seite wird die Hoffnung gehegt, dass steigende Zinsen wieder die Zinserträge anheben würde – auf dieses Szenario wartet man bereits seit Lan­ gem –, auf der anderen Seite drohen ­Verluste an den Anleihenmärkten, von denen beson­ ders italienische und spanische Banken be­ troffen sind. Man sah zuletzt in der Grie­ chenland-Krise, dass das Thema der Ver­ luste durch griechische Staatsanleihen die gesamte, untereinander stark vernetzte Ban­ kenbranche belastete. Interessant ist jedoch die Bawag, die seit ihrem Börsengang nicht

Austrian Traded index (ATX) Konsolidierung. Der ATX pendelt weiterhin zwischen 3250 und 3400 Punkten. Charttechnisch läuft der Index in eine Dreiecksbildung hinein. Bei dieser Formation nimmt man an, dass die Richtung, die aus dem Dreieck hinausführt, zukunftsweisend ist. Also sollte man die Unterstützung bei 3250 Punkten mit einem Stopp Loss versehen. Derzeit scheint der Widerstand bei 3400 Punkten nach oben überschritten zu werden, doch für eine Entscheidung noch etwas zu zögerlich.

64 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

wirklich reüssieren konnte. Von der Erstno­ tiz bei 48 Euro liegt der aktuelle Kurs noch um knapp 20 Prozent darunter. Belastend wirkte hier u.a. die Trennung von der Öster­ reichischen Post, die das Filialnetz der Ba­ wag deutlich reduziert. Durch die ­geplante Banklizenz der Österreichischen Post – als Joint Venture mit der Fintech-Group – ent­ steht zusätzlich eine neue Konkurrenz. Den­ noch fiel zuletzt auf, dass v.a. Vorstand Anas Abuzaakouk und Aufsichtsrat Christopher Brody laufend Bawag-Aktien kaufen. Es könnte durchaus lukrativ sein, sich hier an­ zuhängen, zumal für heuer eine Dividen­ denrendite von rund 5,3 Prozent erwartet wird. Charttechnisch hat der Kurs gerade den Abwärtstrend verlassen und den Wi­ derstand bei 41 Euro über­wunden. Konsolidierung bei den Immobilien-Aktien Dass die Kurse der Immobilien-Aktien nicht in den Himmel wachsen würden, war immer klar. Dennoch konnten die Unter­ nehmen vom Immobilienboom extrem pro­ fitieren. Auf der einen Seite stiegen die Im­ mobilien-Preise und auf der anderen Seite wurden die Finanzierungen immer güns­ tiger. Zusätzlich stiegen die Bewertungen durch Übernahmen (Conwert und Buwog durch Vonovia), die Beteiligung der Immo­ finanz an der S Immo und der Einstieg von Starwood bei der CA Immo. Bei Immo­ finanz und S Immo wird letztendlich eine Fusion erwartet – wahrscheinlich durch ein Übernahmeangebot, das den Kurs der S Immo voraussichtlich auf gut 20 Euro trei­ ben wird. Trotz weiterhin gut laufender Ge­ schäfte (abzulesen an den Funds From Ope­ rations) sind die Quartals- und Jahresge­ winne durch die niedrigeren Bewertungser­

Charts: Tai Pan/software-sysstems

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Österreich   AKTIEN

Verbund ° Bewertung hat ein faires Niveau erreicht

gebnisse rückläufig. Daher konsolidieren die Aktienkurse derzeit, was bei allen drei großen Gesellschaften zunehmend wieder Kaufchancen eröffnet. ISIN

Do&Co mit tollen Aufträgen Wie der Phönix aus der Asche erhob sich der Kurs der Do&Co-Aktie etwa seit der Jahresmitte. Ursprünglich wurde die Aktie durch die Türkei-Krise (Sparpro­ gramm bei Turkish Airlines, negativer Wäh­ rungseffekt), dem Wegfall der Fußball-WM und dem Ausfall des Caterings bei der Flug­ gesellschaft Niki schwer in Mitleidenschaft gezogen. Der Kurs gab von 105 Euro (April 2016) bis auf 40 Euro nach. Anfang Septem­ ber wurden die Aktionäre mit der Meldung über tolle Neuaufträge überrascht: Für die kommenden zehn Jahre wird Do&Co das Airline-Catering von British Airways und Iberia übernehmen. Dazu sind in London und Madrid Großküchen mit rund 4000 Mitarbeitern geplant, Do&Co wird die Um­ satzmilliarde spielend überspringen. Der Aktienkurs legte bereits von 50 Euro auf 75 Euro zu, die Kursziele wurden seitens der Analysten auf 85 bis 90 Euro angehoben – Kaufempfehlung inklusive.

AT0000746409

Kurs (04.10.2018) Marktkap.

42,98 € KGV 2018 e

20,5

14,93 Mrd. € KGV 2019 e

15,3

2,91 Mrd. € KGV 2020 e

12,6

UMSATZ 2018 e Buchwert/Aktie 2018 e

15,42 € Div.-Rendite 2018 e 2,17 %

Der Strompreis steigt und damit auch der Kurs der Verbund-Aktie. Unterm Strich wird heuer ein Gewinnanstieg von 301 auf 370 Millionen Euro erwartet, der im kommenden Jahr auf rund 510 Millionen Euro weiter zulegen sollte (KGV 15,3). Aufgrund der gleichzeitigen Reduzierung der Nettofinanzverbindlichkeiten auf rund 2,2 Milliarden Euro – 2015 waren es noch 3,7 Milliarden – hob Moody‘s zuletzt das Rating des Verbund auf Baa1 mit positivem Ausblick. Ende August hoben bereits die Wertpapierexperten der RCB das Kursziel für die Verbund-Aktie von 19,50 auf 30,50 Euro an, die Empfehlung lautet jedoch „Reduce“.

Vienna Insurance Group ° Fusion mit s Versicherung

ISIN AT0000908504 Kurs (04.10.2018)

25,22 € KGV 2018 e

11,0

Marktkap.

3,23 Mrd. € KGV 2019 e

10,2

UMSATZ 2018 e

9,61 Mrd. € KGV 2020 e

9,4

Buchwert/Aktie 2018 e

38,03 € Div.-Rendite 2018 e 3,76 %

Neben laufenden kleinen Akquisitionen in Osteuropa schloss die Wiener Städtische nun die Fusion mit ihrer Tochter, der s Versicherung, ab. Damit avanciert sie mit einem Marktanteil von 23 Prozent zum größten österreichischen Versicherungskonzern und bietet im Bankvertrieb (Erste Bank und Sparkassen) auch neben den Leben- und Unfallversicherungen (ursprüng­ liches Geschäft der s Versicherung) auch Sachversicherungen der Wiener Städtischen an. Analysten setzen aufgrund der guten Aussichten für die Vienna Insurance Group und die relativ günstige Bewertung die Kursziele für die Aktie auf plus/minus 30 Euro.

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aktien ° Deutschland

Vorbereitung auf den Brexit Die EU-Austrittsverhandlungen mit den Briten kommen in die Zielgerade. Doch die Gespräche erweisen sich als zäh. Immer mehr Beobachter halten auch einen harten Austritt ohne Einigung für möglich. Und immer mehr DAX-Konzerne bereiten sich auf das Worst Case-Szenario vor.

I

mmer mehr deutsche Unternehmen mit Geschäft in Großbritannien kalkulieren mit einem ungeordneten EU-Austritt des Landes im kommenden Frühjahr. Bankkonzerne wie Commerzbank oder Deutsche Bank ziehen bereits Geschäft aus London ab. Der Autohersteller BMW will im April kommenden Jahres unmittelbar nach dem Brexit sein Mini-Werk in Oxford vier Wochen lang schließen, um Risiken einer Unterbrechung der Teilezulieferungen zu minimieren. Ein Brexit ohne Deal gilt zwar als Worst Case-Szenario für die deutsche Wirtschaft, wird aber angesichts des politischen Streits über die Brexit-Ausgestaltung immer wahrscheinlicher. Laut Industrie- und Handelskammertag DIHK stellen sich viele Betriebe bereits notgedrungen auf einen ungeordneten Brexit ein, also auf „Grenzkontrollen, Zölle, mehr Bürokratie und deutlich höhere Kosten“, so der DIHKAußenwirtschaftschef Volker Treier. Auch bei ThyssenKrupp laufen die Vorbereitungen. Der Industriekonzern spricht mit seinen Geschäftspartnern, um Brexit-Risiken zu erfassen und einzugrenzen.

Wolfgang Regner

Hard Brexit = höhere Kosten Klar ist, dass ein harter Brexit den Warenverkehr oder die Zollabfertigung negativ beeinflusst. Das ist schlecht für integrierte Wertschöpfungsketten. Siemens verweist darauf, dass es für den Konzern wichtig sei, dass Produkte, Dienstleistungen und Mitarbeiter relativ leicht zwischen Großbritannien und der EU hin und her pendeln können. Bei einem harten Brexit käme es bei Siemens zu erhöhten Kosten sowie zu einer verringerten Wettbewerbsfähigkeit. Besonders betroffen wären aber auch Banken. Bereits seit 2015 verlagert die Commerzbank Bereiche aus dem Front- und Back Office sowie der IT von London nach Frankfurt. Auch die Deutsche Bank bereitet sich darauf vor, wesentliche Teile ihres bisher in London gebuchten Geschäfts nach Deutschland zu bringen. Der „Financial Times“ zufolge soll es um rund drei Viertel von insgesamt 600 Milliarden Euro gehen, die in den nächsten drei bis fünf Jahren von London nach Frankfurt transferiert werden. Die Bank reagiere damit auf entsprechende Forderungen der Bankenaufsicht

dax Weiter seitwärts. Der Deutsche Aktienindex (DAX) konnte die 200-Tage-Linie erneut nicht halten und fiel bis auf 11.900 Punkte, bevor er sich bis zum Widerstand bei rund 12.400 Punkten erholen konnte. Seither sind die Kursausschläge minimal. Das wird auch so bleiben, solange es dem Index nicht gelingt, die 200-Tage-Linie bei rund 12.620 Punkten zurückzuerobern oder ­solange er nicht unter die 11.800er-Marke fällt. Diese Unterstützung sollte unbedingt halten, sonst könnte es auf 11.200 Punkte bergab gehen.

66 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

der Europäischen Zentralbank. Gut vorbereitet sieht sich der Versicherungskonzern Allianz, der mit verschiedenen Gesellschaften vertreten ist. „Es gibt keine Pläne für eine Verlagerung des UK-Geschäfts“, sagte eine Allianz-Sprecherin. Man habe Vorkehrungen getroffen, um auch nach einem Brexit weiter zu wachsen, unter anderem mit neuen Joint Ventures. Ifo-Index überrascht positiv Trotz allem gab das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer im September nur marginal nach (von revidierten 103,9 auf 103,7). Dass es so gering nach unten ging, ist als Zeichen der Stärke zu werten. Aktuell sind eine Reihe von belastenden Faktoren auszumachen, die durchaus das Potenzial gehabt hätten, einen stärkeren Rückgang hervorzurufen. So waren die Auftragseingänge im laufenden Jahr eine herbe Enttäuschung. Auch die Wachstumsraten der Industrieproduktion waren zuletzt nach unten gerichtet. Die Automobilbranche entwickelte sich hierbei zum Sorgenkind. Das WLTP-Testverfahren drückt unerwartet deutlich auf die Produktion. Möglicherweise steht nun mit einer möglichen HardwareNachrüstung für Dieselfahrzeuge der Euro5-Norm gleich ein weiterer Belastungsfaktor vor der Tür. Auch der fortwährende Zollstreit zwischen den USA und China ist ein Stimmungskiller. Dies zeigt aber auch, wie stark die Binnenwirtschaft ist – die gute Beschäftigungssituation ist positiv für die private Kauflaune. Und in Anbetracht tiefer Zinsen läuft die Bauwirtschaft rund. Geschuldet ist der Rückgang des wichtigsten Frühindikators für die deutsche Konjunktur allein der

creditS: Shutterstock


°

Deutschland   AKTIEN

Allianz ° trotzt den Hurrikans

exportabhängigen Industrie, die unter den von US-Präsident Trump angezettelten Handelskonflikten leidet. Metro und die Leerverkäufer Der Kurs der Metro-Aktie ist in den ers­ ten Monaten dieses Jahres deutlich gefallen. Nach Ansicht von Metro-Chef Olaf Koch ist dies zu großen Teilen auf Börsenspekulanten zurückzuführen. Zum Hintergrund: Die Metro-Aktie notierte Mitte Februar dieses Jahres bei knapp 18 Euro. In der Folge ging es auf bis auf 14 Euro zurück. Als dann noch eine Gewinnwarnung folgte, sackte die Metro-Aktie auf nur noch knapp über zehn Euro ab. In den vergangenen Wochen legte sie wieder um rund 35 Prozent zu. Unter anderem wegen einer möglichen Übernahme. So hat sich der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky mit seinem Kompagnon Patrik Tkac den Zugriff auf neun Prozent der Metro-Aktien gesichert, die bisher von der Elektronikkette Ceconomy gehalten wurden. Bereits im August hatte Kretinsky überraschend 7,3 Prozent der Metro-Stammaktien vom Duisburger Familienkonzern Haniel übernommen – plus eine Option auf den Kauf der restlichen 15,2 Prozent. Nutzt der tschechische Milliardär all seine Kaufoptionen, kann er seinen Anteil an dem Unternehmen – zu dem neben den Metro-Großmärkten auch noch die kürzlich zum Verkauf gestellte Supermarktkette Real gehört – auf mehr als 30 Prozent steigern. Damit wäre die Schwelle überschritten, ab der ein Übernahmeangebot unterbreitet werden müsste. Auch für Ceconomy ist der Deal positiv, da so die Liquidität des Konzerns steigt. Gleichzeitig werden Risiken, die mit dem Aktienpaket verbunden sind, ausgeräumt. Zuletzt hatten die Kursverluste der Metro-Aktie wegen der dadurch notwendig gewordenen Wertberichtigungen die Ceconomy-Bilanz erheblich belastet und waren auch zum Teil für die Gewinnwarnungen verantwortlich.

ISIN

DE0008404005

Kurs (05.10.2018) Marktkap. Umsatz 2018 e

192,78 € KGV 2018 e

11,1

129,66 Mrd. € KGV 2019 e

10,4

84,08 Mrd. € KGV 2020 e

9,9

Buchwert/Aktie 2018 e 152,99 € Divid.rend. 2018 e 4,47 %

Dank seiner breiten Aufstellung konnte der Allianz-Konzern ein überzeugendes Halbjahresergebnis vorlegen. Mit einem operativen Gewinn von drei Milliarden Euro verdiente der DAX-Konzern deutlich mehr als ein Jahr zuvor. Der Fokus ist mit einem Anteil von rund 47 Prozent auf das defensive Nicht-Lebengeschäft ausgerichtet. Der Rest besteht aus dem Asset Management und einem Lebens- und Kranken-Versicherungsbereich. Der Markt unterschätzt das Potenzial der Versicherung, der die eigenen Größenvorteile dazu nützt, um Marktanteile zu gewinnen. Speziell auf dem asiatisch-pazifischen Markt gibt es große Wachstumschancen.

sap ° Neues Allzeithoch erreicht

ISIN

DE0007164600

Kurs (05.10.2018) Marktkap. Umsatz 2018 e

104,52 € KGV 2018 e

24,2

129,66 Mrd. € KGV 2019 e

21,6

24,59 Mrd. € KGV 2020 e

19,4

Buchwert/Aktie 2018 e

23,10 € Divid.rend. 2018 e 1,36 %

Nicht nur der Kursverlauf, auch das operative Geschäft überzeugt. Der hohe Anteil an wiederkehrenden Umsätzen ist auf die hohen Kosten für die Kunden bei einem Anbieterwechsel zurückzuführen, denn die Produkt-Suite ist tief in die Geschäftsprozesse der Kunden eingebunden. Der große Kundenstamm und das System­ integratoren-Netzwerk von SAP untermauern das Wartungsgeschäft und sorgt für Ertragsstabilität. Mit dem Release von C4/HANA will SAP nun im CRM-Bereich Marktanteile gewinnen. Dies sollte auch zu einer anhalten­den Dynamik der Cloud-Erlöse führen. Der Lizenzumsatz dürfte sich im zweiten Halbjahr beschleunigen.

klöckner ° profitiert von Strafzöllen

ISIN Kurs (05.10.2018)

DE000KC01000 9,80 € KGV 2018 e

12,0

Marktkap.

1,00 Mrd. € KGV 2019 e

12,6

Umsatz 2018 e

6,66 Mrd. € KGV 2020 e

12,1

Buchwert/Aktie 2018 e

12,78 € Divid.rend. 2018 e 3,14 %

Die von US-Präsident Trump verhängten Straf­zölle sieht der Großteil der deutschen Unter­ nehmen skeptisch – nicht jedoch der Stahlhändler Klöckner. Durch die verhängten Schutzzölle auf Stahl und Aluminium steigen in den USA die Preise – was den Gewinn von Klöckner beflügelt. Das operative Ergebnis stieg im zweiten Quartal um 30 Prozent auf 82 Millionen Euro. Für den Umsatz ging es um 9,0 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Euro nach oben. Gut kommt der Stahlhändler auch bei der Umsetzung seiner „Strategie 2020“ voran. So konnte der über digitale Kanäle generierte Umsatzanteil bereits auf 21 Prozent gesteigert werden.

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 67


alternative investmentsPanorama Immobilien-Aktien

Zertifikate-Awards in Deutschland DZB Sonderpublikation | Dezember ���� | Schutzgebühr �,�� Euro

Interessante Produkte. Am 22. No-

reichischen Immobilien-AGs Immofinanz, CA Immo und S Immo untereinander hält die Spekulation am Laufen, dass es zu einer großen Immobilien-Lösung kommen könnte – sprich: einer Fusion der drei Unternehmen. Zumindest ist das Zusammengehen von Immofinanz mit der S Immo vakant und am Wiener Parkett kein großes Geheimnis mehr, stellte Immo­ finanz-Vorstand Oliver Schumy doch anlässlich der letzten Hauptversammlung dezidiert die Vorteil dieser Lösung deutlich in den Raum. Die CA Immo scheint durch den Einstieg von Starwood Capital noch am ehesten eine Stand-alone-Lösung zu präferieren. Jedenfalls dürfte die Aufmerksamkeit auf diesen Sektor wie auch Aktienrückkaufprogramme die Kurse wieder nach oben treiben. Partizipieren kann man daran unter anderem mit dem Immobilien-ATX-Zertifikat der Commerzbank (DE000CB14ZZ4).

vember zeichnet „Der Zertifikateberater“ gemeinsam mit n-tv sowie den Hauptsponsoren Börse Frankfurt Zertifikate und Börse Stuttgart zum insgesamt 17. Mal die besten Zertifikate-Emittenten des Jahres aus. Beim Gala-Abend in der Hauptstadtrepräsentanz von Bertelsmann in Berlin werden zehn Awards für die einzelnen Produktkategorien verliehen. Unter anderem werden die Häuser mit dem besten Anlegerservice und dem besten PrimärmarktAngebot ausgezeichnet und die Gesamtpreise vergeben. Über die Preisträger entscheidet eine mit mehr als 30 renommierten Experten besetzte Fachjury. Interessant sind dabei vor allem jene Produkte, die von den Anbietern in das Rennen um das Voting „Zertifkat des Jahres“ geschickt werden: Bayer Express (HypoVereinsbank,WKN HVB2TL), Discount Canopy Growth (Commerzbank, WKN CV7F0Y), EUR/USD-Wechselkursanleihe

(DekaBank, WKN DK0RMM), ICF Nordic Fish Farmer (Deutsche Bank, WKN DM9SEA), Research Nachhaltigkeits-Favoriten (LBBW, WKN LB8FAN) und RICI Enhanced Brent TR ETC (BNP Paribas, WKN PB6R1B). Jedes einzelne hat seinen eigenen Reiz, vielleicht ist das eine oder andere für Sie dabei. Foto: istockphoto | TommL

Dreierlösung? Die Verflechtung der öster-

Hebelprodukte haben wieder die Nase vorn

A

nlagezertififkate, im Speziellen Aktienanleihen, zählen zu den liebsten Investmentprodukten österreichischer Privatanleger, weiß Heiko Geiger, Head Public Distribution Europe, aus langjähriger Erfahrung. Gerade im aktuellen überhitzten Börsenumfeld sieht er optimale Möglichkeiten, mit strukturierten Produkten zu punkten, die aus einem Portfolio Risiko nehmen und gleichzeitig attraktive Renditen erwirtschaften. DAS SEITWÄRTS-SZENARIO Eine gute Möglichkeit, speziell bei SeitwärtsBewegungen oder begrenzten Korrekturen von Aktien oder Indizes Rendite zu erwirtschaften, stellen Protect Aktienanleihen dar. Diese können im eben beschriebenen Marktszenario eine interessante Alternative zum Direktinvestment in die Aktie darstellen. Wird dabei die

68 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER Oktober 2018 68

zuvor definierte Barriere des Basiswertes nicht unterschritten, erhält der Anleger nicht nur eine Couponzahlung, sondern auch das eingesetzte Kapital zurück. Fällt der Basiswert jedoch auf oder unter die Barriere, ist mit hohen Verlusten zu rechnen. Vontobel hat in diesem Zusammenhang beispielsweise ein Produkt mit einjähriger Laufzeit auf den Euro Stoxx 50 emittiert, das eine Verzinsung von 4,50 Prozent auf den eingesetzten Betrag liefert, wenn der Euro Stoxx während der Laufzeit nicht unter 2800 Punkte sinkt. Sollte der Index diese Barriere berühren oder unterschreiten, ist mit Verlusten zu rechnen. DER MULTIFUNKTIONALE ALLROUNDER Protect Multi Aktienanleihen gehen hier noch einen Schritt weiter, sie bieten einen attraktiven Coupon, der über dem Marktzins liegt. Da

sich das Produkt auf mehrere Basiswerte bezieht, bietet es mehr Renditemöglichkeiten bei gleichzeitig deutlich erhöhtem Risiko. Gerade in unsicheren Zeiten mit hoher VolaHEIKO GEIGER tilität sind defenHead Public sive Protect Multi Aktienanleihen sinnvoll, Distribution Europe da die Coupon-Zahlungen unabhängig von der Wertentwicklung der Basiswerte erfolgt. Der Anleger baut also gegen begrenzte Verluste vor, muss jedoch auf die Dividendenzahlung verzichten. Auch hier bietet Vontobel eine große Vielfalt interessanter Produktlösungen. www.vontobel.com

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Kurs Basis

Strike

12,80 € 39,00 € 67,98 € 58,30 € 20,90 € 22,04 € 63,74 € 4,78 € 16,29 € 152,94 € 12,40 € 107,42 € 43,61 € 77,34 € 90,66 € 15,46 € 43,50 € 8,76 € 11,21 € 104,70 €

13,00 € 40,00 € 70,00 € 60,00 € 20,00 € 22,00 € 65,00 € 4,80 € 16,00 € 150,00 € 12,00 € 110,00 € 45,00 € 78,00 € 92,00 € 15,00 € 42,00 € 8,50 € 11,00 € 105,00 €

Koupon p.a. 15,00 % 14,00 % 13,00 % 14,00 % 12,00 % 13,00 % 12,00 % 13,00 % 10,00 % 10,00 % 10,00 % 12,00 % 10,00 % 12,00 % 9,00 % 11,00 % 9,50 % 9,50 % 11,00 % 10,00 %

Bewertungstag 21.06.2019 21.06.2019 21.06.2019 21.06.2019 21.06.2019 21.06.2019 21.06.2019 20.09.2019 21.06.2019 21.06.2019 20.09.2019 21.06.2019 21.06.2019 21.06.2019 21.06.2019 20.09.2019 21.06.2019 21.06.2019 20.09.2019 20.09.2019

Max. Rendite p.a. Briefkurs 14,66 % 13,90 % 13,55 % 13,28 % 13,04 % 12,97 % 12,71 % 11,97 % 11,45 % 11,22 % 11,18 % 11,15 % 11,00 % 10,79 % 10,71 % 10,43 % 10,37 % 10,35 % 10,35 % 10,33 %

100,54 % 100,32 % 99,92 % 100,51 % 99,49 % 99,80 % 99,34 % 100,91 % 99,19 % 99,07 % 99,08 % 100,40 % 99,22 % 100,96 % 99,00 % 100,62 % 99,56 % 99,33 % 100,69 % 99,79 %

Stand: 02.10.2018, alle Angaben ohne Gewähr

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Faktor 5x Long VERBUND Faktor 5x Long OMV Faktor 5x Long ERSTE GROUP BANK Faktor 5x Long ÖSTERREICHISCHE POST

Kurs Basiswert 186,70 € 104,95 € 76,51 € 54,35 €

Basiswert

Cap

185,00 € 100,00 € 75,00 € 53,00 €

Bewertungstag 15.03.2019 15.03.2019 21.06.2019 21.06.2019

max. Rendite p.a. 24,79 % 22,38 % 13,07 % 12,55 %

SOLGLAI Index (Künstliche Intelligenz) Titan 20 Index (Blue Chips) DNA Revolution Index (Biotech/Pharma) WANT Index (Weibo, Alibaba, Netease, Tencent) China BioTech Index (Biotech/Pharma)

75,38 Pkt. 61,96 Pkt. 51,39 Pkt. 50,78 Pkt. 45,15 Pkt.

Basispreis

Briefkurs

Basiswert

Basispreis

Briefkurs

Verbund OMV Erste Group Bank Österreichische Post

33,09 € 38,86 € 29,54 € 29,01 €

20,65 € 11,08 € 10,67 € 8,84 € 7,54 €

24,81 € 21,60 € 14,63 € 6,98 €

Brief

166,08 % 90,87 % 68,63 % 48,56 %

seit Start

106,50 % 10,80 % 6,70 % -11,60 % -24,60 %

seit Start

148,10 % 116,00 % 46,30 % -30,20 %

Stand: 28.09.2018, alle Angaben ohne Gewähr

JULI/AUGUST 2018 – GELD-MAGAZIN °

69


rohstoffe ° Aktuelle Trends

Rohöl ° Opec dreht Hahn nicht auf, Trump poltert Munter in die Höhe. Das US-Energieministerium hatte Ende September verkündet, dass die US-Rohöllagerbestände überraschend um 1,9 Millionen auf 396 Millionen Barrel gestiegen sind. „Das ist der erste Anstieg der Ölreserven nach fünf Rückgängen in Folge.Analysten hatten im Konsens hingegen mit einem Rückgang um 1,5 Millionen Barrel gerechnet“, heißt es auf der Branchenplattform www.godmode-trader.de. Die gut gefüllten Tanks in Amerika können den Ölpreis allerdings nicht davon abhalten, weiter munter in die Höhe zu klettern.Der schöne kurzfristige Aufwärtstrend ist somit seit Mitte August intakt; noch schöner ist, dass mit dieser Bewegung die horizontale Widerstandslinie bei 80 Dollar pro Fass geknackt werden konnte. Somit wurde auch der langfristige Aufwärtstrend von Jänner 2016 bestätigt. Die Ursachen für die MiniHausse sind bekannt. So hat sich die Opec dazu entschlossen, ihre Ölhähne nicht wieder ein Rohöl (Sorte Brent) Stück weiter aufzudrehen – offensichtlich gefallen dem Kartell die annehmbaren Preise zu gut. Kein Geheimnis ist außerdem, dass Venezuelas Wirtschaft vor dem Kollaps steht, worunter auch die Effizienz der Ölexporte leidet, was gleichzeitig die Preise unterstützt. Weiters kommt der scharfe US-Kurs gegen den ölreichen Iran ins Spiel, wobei Beobachter aus jüngeren Reden Donald Trumps sogar Kriegspläne gegen den das Land herausgehört haben wollen. Möge uns das erspart bleiben. (hk)

Lithium ° Profitieren vom E-Trend Solactive global lithium

attraktiven Modellen und bezahlbaren Preisen 160 wollen die großen Autohersteller den Elektroautos zum Durchbruch verhelfen. Abseits von 140 Spezial-Anbietern wie Tesla. „Allein VW will im Jahr 2020 zirka 150.000 Elektroautos verkau120 fen. Audi und Mercedes stellten kürzlich ihre 100 künftigen SUV-Elektroautos vor. Die Produk­ tion will Audi noch 2018 beginnen, Mercedes 80 hat 2019 angepeilt. Das neue E-Auto von BMW wird voraussichtlich in 2021 vom Band rollen“, 60 2015 2016 2017 2018 heißt es in einem Bericht von Swiss Resource Capital.Angesichts dieses Vormarsches ist der Kampf um Kobalt, Kupfer, Lithium, Nickel & Co. bereits voll entbrannt, also um Rohstoffe, die für die E-Mobilität entscheidend sind. Wobei Lithium-Ionen-Speicher immer leistungsfähiger und beliebter werden. Die Akkus kommen aber nicht nur bei E-Autos zum Einsatz, sondern auch in Smartphones und Laptops, außerdem werden sie als stationäre Stromspeicher für den Ausbau Erneuerbarer Energien immer wichtiger. In diesem Sinne ist es wohl keine schlechte Idee, auf Lithium als Zukunftsidee zu setzen. Wer nicht in den Rohstoff selbst investieren will, könnte den SG Solactive Global Lithium Index ins Auge fassen. Hier veranlagt man in Unternehmen, deren Hauptgeschäftstätigkeit in der Exploration und/oder dem Abbau von Lithium bzw. der Herstellung von Lithium-Batterien liegt. (hk)

70 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2018

Schnell ans Ziel: E-Autos gewinnen an Effizienz und Beliebtheit, da sollte auch der Lithium-Kurs aufs Tempo drücken.

Aktien-Lösung ° Der Societe Generale ­Solactive Global Lithium Index veranlagt in Unter­ nehmen, die an der gesamten Wertschöpfungs­ kette des Lithiumsegments teilhaben. Vom Abbau des Rohstoffes bis zur Herstellung von leistungs­ fähigen Batterien (ISIN: DE000A1EY8J4).

lithiumreserven

Chile China Argentinien Australien Portugal

7,5 Mio. Tonnen 3,2 Mio. Tonnen 2,0 Mio. Tonnen 1,5 Mio. Tonnen 60.000 Tonnen

CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: pixabay

Mobilität. Und sie bewegt sich doch: Mit


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Aktuelle Trends   rohstoffe

Gold ° Nach dem Zinsentscheid Schwierige zeiten. Mit Spannung waren alle Augen auf die Fed-Sitzung Ende September gerichtet, auch Goldinvestoren beobachteten die Zins-Entscheidung genau – und zeigten sich bearish: Bei Gold-ETPs kam es im Vorfeld des Fed-Treffens die zweite Woche in Folge zu Abflüssen. Mit dem Goldpreis ging es bergab. Ein Trend, der sich auch nach dem Entschluss, die Zinsen weiter anzuheben, fortsetzte. Alles in allem kann man also sagen: Das (Chart-)Bild für das wichtigste Edelmetall sieht nicht gut aus. Und das sowohl kurz- als auch langfristig. Anfang des heurigen Jahres notierte die Feinunze immerhin noch bei 1350 Dollar, von den 1850 Dollar in 2011 wollen wir fast gar nicht mehr sprechen. Solche lichte Höhen scheinen bis auf Weiteres der Vergangenheit anzugehören – aktuell muss man sich mit rund 1180 Dollar zufrieden geben. Gründe für die Goldpreis-Schwäche gibt es genug: Ein starker Dollar belastet ebenso Goldpreis wie der Anstieg der US-Zinsen. Insgesamt zeigt sich die Nachfrage in spekulativer, aber auch physischer Hinsicht schwach. In einem Kommentar der Rohstoffexperten von WisdomTree heißt es: „Die Stimmung gegenüber Gold ging weiter zurück, nachdem das Gelbmetall trotz eines Ausverkaufs der Schwellenländer keine Gewinne verzeichnete.“ Allerdings halten die Spezialisten zumindest eine kurzfristige GoldRally als Gegenreaktion auf das fast schon zu schlechte Sentiment für möglich. (hk)

agrarrohstoffe ° Handelskrieg belastet Kaffeepreis

Keine Trendwende° Die Abwärtsspirale beim Kaffeepreis bleibt weiterhin intakt: Charttechnisch sind keine positiven Impulse mit freiem Auge zu erkennen. Fundamental belastet die gute Ernte in Brasilien, die für ein Überangebot am Kaffeemarkt sorgen sollte.

Kaffeeproduktion

Brasilien Vietnam Kolumbien Indonesien Äthiopien

3,0 Mio. Tonnen 1,4 Mio. Tonnen 0,7 Mio. Tonnen 0,6 Mio. Tonnen 0,5 Mio. Tonnen

Kalter Kaffee. Agrarrohstoffe (Soft-

Commodities) haben – wie die allgemeine Stimmung an den Finanzmärkten – mit der Instabilität des Handelskrieges zu kämpfen. Hinzu kommen die Spezifika bei den einzelnen Rohstoffen. Der schwächere brasilianische Real und die erhöhten Ernteerwartungen an Kaffee bleiben gegenläufig zu den Kaffeepreisen. Auch Weizen dürfte einen Rückgang erleiden, da ein höheres Angebot aus den USA und Russland das geringere Angebot aus der EU teilweise ausgleichen dürfte. Betrachten wir aber etwas genauer das Chartbild von Kaffee: Setzen wir langfristige Maßstäbe an, befinden sich die Preise schon seit Mai 2011 im Abwärtstrend. Zwar gab es immer wieder starke Ausschläge nach oben, unter dem Strich geht die Reise aber abwärts, auch im heurigen Jahr war hier keine Änderung in Sicht. Aus fundamentaler Sicht ist ebenfalls wenig Entspannung in Sicht, denn das Angebot bleibt hoch. So bestätigte die Prognosebehörde ­Conab, dass die brasilianische Kaffeeernte 2018/19 einen neuen Rekord aufstellen dürfte. 59,9 Millionen Sack sollen es demnach werden, gegenüber der schwachen Vorjahresernte wäre dies ein Anstieg um immerhin ein Drittel. Die Erwartung eines deutlichen Überschusses am globalen Kaffeemarkt 2018/19 bleibt somit bestehen – und drückt somit die Preise. Eine Trendwende scheint aktuell nicht in Sicht. (hk)

oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 71


versicherungPanorama Wiener Städtische: Fusion mit s Versicherung „Historischer schritt.“ Mit Eintragung

im Firmenbuch ist der Zusammenschluss von der Wiener Städtischen und der s Versi­che­­­rung offiziell abgeschlossen.„Nach Ungarn,Slowakei und Kroatien konnten wir in Österreich jetzt unsere größte Bankversicherungsgesellschaft mit unserem größten lokalen Allspartenversicherer planmäßig und erfolgreich verschmelzen“, erklärt Elisabeth Elisabeth Stadler, Stadler, GeneraldirektoGeneraldirektorin rin der Vienna Insurance VIG Group. „Das ist ein histo­ rischer Schritt in unserer Unternehmensgeschichte. Die Wiener Städtische Versicherung kann ab sofort neben dem eigenen Außendienst und dem Partnervertrieb auch auf den Bankenvertrieb setzen – damit verfügen wir über drei sehr starke Vertriebs-

wege“, sagt Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung. Die s Versicherung bleibt allerdings als Marke bestehen, denn neben der Lebens- und Unfallversicherung können Bankkunden nun aus einem breiteren Produktangebot wählen. „Gemeinsam mit unseren Partnern Erste Bank und Sparkassen sehen wir vor allem in der Krankenund Sachversicherung erhebliches Potenzial“, so Lasshofer. Das Unternehmen ist ab sofort der größte Lebensversicherer in Österreich mit einem Prämienvolumen von knapp 1,4 Milliarden Euro und einem Marktanteil von mehr als 23 Prozent. Die Gesamtprämien aller Sparten summieren sich auf mehr als drei ­Milliarden Euro, damit wird der zweite Marktrang gefestigt. Das verwaltete Vermögen erhöht sich auf rund 22 Milliarden Euro. Manfred Bartalszky wurde mit der Fusion in den Vorstand der Wiener Städtischen berufen, er wird den Bankenvertrieb verantworten. Zuletzt war er Vorstand der s Versicherung.

Zahlenspiel

72

prozent der 55- bis 64-jährigen Deutschen sind für die Einführung

­einer Mindestrente. Das ergab eine Umfrage im Rahmen des DIA Deutschland-Trends, der im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) durchgeführt worden ist. Über alle Altersgruppen hinweg sprechen sich zwei Drittel der Deutschen für eine Mindestrente aus. Am stärks­ ten treten erwartungsgemäß die rentennahen Jahrgänge für eine solche Regelung ein. Im Osten Deutschlands sind die Befragten etwas häufiger dafür als im Westen (73 zu 65 Prozent). Auch unter den Wählern aller Parteien ist eine mehrheitliche Zustimmung zu finden. Am höchs­ ten liegt sie unter den Wählern von Bündnis 90/ Die Grünen (80 Prozent), am niedrigsten unter den FDP-Wählern (56 Prozent). Lediglich 14 Prozent sind klar dagegen.

372

Top-manager aus der Versicherungsbranche hat BlackRock

zur aktuellen Stimmungslage ihres Sektors befragt. Ergebnis: Die Stimmung unter Versicherern

uniqa: Hole-in-one

Inflation frisst erspartes

ist weltweit relativ gut – trotz des anspruchsvollen Marktumfelds. Fast die Hälfte (47 Prozent) der Studienteilnehmer planen, die Risikopositionen

GolfVersicherung. Erst ist die ­Freude

Allianz Vermögensreport. Rund um

in ihren Portfolios innerhalb der nächsten ein bis

noch groß, aber dann folgt der Schrecken. Wann schafft ein Golf-Amateur schon ein ­Hole-in-One – also auf einmal vom Abschlag ins Hole zu treffen? Wenn das Kunststück gelingt, bleibt möglicherweise nur kurze Zeit zum Jubeln; denn die Kosten können ganz schön auf die Geldtasche gehen. Hier kommt Uniqa ins Spiel, denn hat man eine Golfversicherung abgeschlossen, werden bis 500 Euro der Bewirtungskosten übernommen, die traditionell anlässlich eines Hole-in-One zu bezahlen sind. Um eine Prämie zwischen 44 und 99 Euro pro Jahr, abhängig vom Wert der Golfausrüstung, und ob der Schutz weltweit oder nur in Europa gelten soll, können sich Golfer aber auch ihre Ausrüstung versichern lassen. Dabei sind nicht nur Schäden während der Transporte, Einbruch und Diebstahl gedeckt, sondern auch der Ersatz eines bei einem Turnier in die Brüche gegangenen Schlägers. Vielleicht keine lebensnotwendige Versicherung, sie erleichtert aber das Golferdasein.

den Globus verloren Bankeinlagen im vergangenen Jahr in der Gunst der privaten Haushalte, Aktien und Investmentfonds hingegen boomten. Nur nicht in Österreich. Mit knapp 80 Prozent floss hierzulande auch 2017 der Großteil der frischen Spargelder in Bankeinlagen. Die Inflation konnte Martin Bruckner, damit nicht mehr komCIO, Allianz Gruppe pensiert werden, die Österreich reale Rendite des Geldvermögens fiel 2017 auf 0,1 Prozent. „Die Rückkehr der Inflation ist Gift für die Sparbuch-Sparer, die privaten Spar­ anstrengungen sind hierzulande praktisch im Sand verlaufen“, kommentiert Martin Bruckner, Chief Investment Officer der Allianz Gruppe in Österreich, die Ergebnisse des ­Allianz Global Wealth Reports.

zwei Jahre auszubauen. Im Jahr 2017 hatte die

72 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

entsprechende Quote mit neun Prozent deutlich geringer gelegen. Die Umfrage zeigt weiters, dass Versicherer in ihrer Vermögensallokation insgesamt unvoreingenommen sind. Sie schließen alle Anlageklassen in ihre Planungen ein. Alternative Investments bleiben attraktiv: Das Interesse an Privatplatzierungen ist nach wie vor hoch. Zudem besteht der Wunsch, Chancen in Schwellenländern selektiv zu nutzen, etwa bei chinesischen AAktien. Zudem lassen die Ergebnisse eine zunehmende Relevanz von ESG (Environmental, Social and Governance) erkennen. So geben 83 Prozent der Teilnehmer an, dass ESG-Investments für ihr Unternehmen relevant sind. Trotz der zunehmenden Aufmerksamkeit, die dieses Thema erHaus an entsprechender Expertise mangle. ­Darüber hinaus zeigen zwölf Tiefeninterviews, dass selbst erfahrene ESG-Nutzer momentan Schwierigkeiten damit haben, entsprechende Ansätze in einem Gesamtportfolio zu integrieren.

CrediTS: Archiv, VIG/Ian Ehm

fährt, räumen 70 Prozent ein, dass es im eigenen


FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE

PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER

PORTFOLIO

Allianz Elementar Lebensversicherung AG

Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus

1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at

UNIQA Österreich Versicherungen AG

1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: info@uniqa.at www.uniqa.at

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2015

2016

2017

1.1.-30.9.

100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend

0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 %

5,0 % 5,0 % 4,4 % 7,6 % 7,8 % 4,4 %

2,8 % 3,3 % 7,1 % 7,3 % 9,4 % 5,7 %

-2,0 % -0,7 % -0,5 % 2,4 % 2,6 % 0,5 %

100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)

-1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 %

3,0 % 7,3 % 1,9 % 21,5 % -3,8 % 11,0 % -0,1 % 12,7 %

-1,2 % 1,9 % 4,6 % 10,6 % 7,7 % -7,5 % -0,6 % 32,8 %

-0,3 % 3,0 % 2,3 % 3,5 %

3,4 % 4,6 % 7,3 % 10,2 %

0,8 % 2,4 % 4,7 % 7,0 %

-2,0 % -0,8 % -0,4 % 0,3 %

4,0 % 5,0 % 5,6 % 6,2 %

(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)

0,0 % 2,5 % 4,1 % 5,4 %

0,8 % 1,7 % 3,2 % 4,2 %

-0,6 % 1,1 % 3,5 % 6,2 %

-0,9 % -0,4 % 0,3 % 1,1 %

2,6 % 3,0 % 2,7 % 1,9 %

(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)

0,5 % 2,0 % 4,8 % 7,4 %

2,2 % 6,1 % 7,2 % 8,4 %

0,7 % 3,6 % 5,1 % 6,5 %

-0,5 % -0,2 % 1,9 % 4,0 %

3,9 % 3,4 % 2,4 % 1,2 %

(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)

-0,1 % 2,4 % 3,4 % 4,6 %

3,2 % 4,8 % 6,7 % 7,8 %

0,8 % 1,9 % 4,8 % 7,1 %

-1,6 % 0,3 % 0,0 % 1,4 %

3,6 % 4,3 % 4,3 % 4,4 %

(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)

Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien KEPLER-FONDS Fondspolizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien UNIQA Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien

Ø SEIT START (P.A.) 4,2 % 4,5 % 4,0 % 3,8 % 0,9 % 3,4 %

-0,5 % 4,0 % -0,4 % 5,0 % -2,2 % 5,2 % -4,9 % 4,3 % 6,2 % -0,5 % -0,2 % 3,3 % -3,4 % 3,5 % 2,3 % 6,6 %

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG

1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group 1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at

Aktienanteil

Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 31.12.16 Kurs 31.12.17 Kurs 30.09.18

Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €

17,19 € 16,79 € 15,98 € 11,33 €

17,71 € 17,51 € 16,84 € 12,03 €

17,86 € 18,00 € 17,62 € 12,77 €

17,82 € 18,15 € 17,96 € 13,10 €

A 25 A 50 A 75 A 100

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €

11,73 € 10,63 € 9,95 € 8,51 €

12,07 € 11,08 € 10,46 € 9,03 €

12,17 € 11,38 € 10,96 € 9,59 €

12,14 € 11,48 € 11,17 € 9,84 €

PORTFOLIO

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2015

2016

2017

1.1.-30.9.

Ø SEIT START (P.A.)

0,5 % 0,9 % 6,8 % -2,4 % 0,6 %

3,1 % 3,3 % 7,1 % -3,8 % 1,3 %

6,2 % 10,2 % 7,6 % 13,2 % 7,2 %

-0,5 % 1,3 % 4,2 % -3,1 % -0,6 %

UNITED FUNDS OF SUCCESS

WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds

2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend

3,7 % 3,8 % 5,0 % 1,2 % 4,4 %

(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

OKTOBER 2018 – GELD-MAGAZIN °

73


versicherung ° Unfallversicherung

Ein Unglück kommt selten alleine Viele Menschen hegen sich in trügerischer Sicherheit: Im Fall des Falles würde schon „Vater Staat“ für einen sorgen. Das ist leider eine gefährliche Fehleinschätzung, denn Unfälle in der Freizeit können nicht nur Gesundheit und Arbeitsfähigkeit, sondern zu allem Überfluss auch die finanzielle Existenz gefährden. Spezielle ­Versicherungen bieten umfassenden Schutz an. Harald Kolerus ie nackten Zahlen sprechen für sich: Lediglich jeder zweite Österreicher ist durch eine private Unfallversicherung ge­ gen Freizeitunfälle abgesichert. Das Risiko wird dabei generell deutlich unterschätzt, obwohl 75 Prozent aller Unfälle im Haus­ halt, bei der Ausübung von Sport oder im Rahmen sonstiger Freizeitaktivitäten pas­ sieren. Theresia Merzinger, Expertin für Unfallversicherungen bei der Österreichi­ schen Beamtenversicherung (ÖBV), meint dazu: „Ein verbreiteter Irrglaube ist, dass die gesetzliche Sozialversicherung einen Rundumschutz bietet. Die soziale Unfall­ versicherung kommt lediglich nach Ar­ beitsunfällen für Heil- bzw. Rehabilitations­ kosten und nur in geringem Ausmaß für Folgekosten nach Arbeitsunfällen auf. Die gesetzliche Krankenversicherung deckt wei­ ters nach Freizeitunfällen zwar die Behandlungskos­ten, nicht aber Folgeschä­ den von Freizeit­unfällen ab.“ Worst Case Im schrecklichen Fall einer Quer­ schnittlähmung als Folge eines Freizeitun­ falls sind beispielsweise oftmals nicht nur Einkommenseinbußen zu tragen, sondern aufwändige Investitionen notwendig, um eine Wohnung behindertengerecht zu adap­ tieren oder mit der Anschaffung eines be­ hindertengerechten Autos Mobilität zu er­ möglichen. „Diese Kombination aus Ein­ kommenseinbußen und hohen Investi­ tionskosten können existenzbedrohend sein. Eine private Unfallversicherung si­ chert zumindest diese finanziellen Folgen ab“, so Merzinger. Klaus Jugl, Leiter Unfallversicherung bei der Uniqa, greift diese Argumentation

74 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

auf: „Eine private Unfallversicherung steigt dort ein, wo das staatliche System endet. In Österreich hat jeder über die staatlichen Sys­teme eine Grundversicherung: Erstver­ sorgung, Behandlung, Rehabilitation und nach einem Arbeitsunfall auch eine Rente bei Berufsunfähigkeit. Nur reicht der staat­ liche Schutz oft nicht aus, vor allem, wenn ein Unfall in jungen Jahren passierte und nur wenig Versicherungszeiten zu Buche stehen.“ Berufsunfähigkeit ist laut dem Ex­ perten bei 70 Prozent aller Unfälle gar nicht gedeckt, hier biete nur die private Unfall­ versicherung Schutz: „Die private Unfall­ versicherung deckt je nach gewähltem Pro­ dukt auch bleibende Schäden, Berufsunfä­ higkeit, Bergekosten und Privatarztkosten bei Freizeit- und bei Arbeits­unfällen.“ Breites Spektrum Silke Zettl, Versicherungsexpertin im Market Management der Allianz Gruppe in Österreich, kann dem nur zustimmen und wirft einen Blick auf die Angebote ihres Hauses: „Die private Unfallversicherung schließt die Lücke der gesetzlichen Unfall­ versicherung, indem auch der Freizeitbe­ reich abgedeckt wird. Die Allianz Unfall­ versicherung bietet ein breites Spektrum an Leistungen, die sowohl bei geringen als auch schweren Unfallfolgen für Absiche­ rung sorgen. Von der Kostenübernahme für eine notwendige Hubschrauberbergung über den Kostenersatz für Heilbehelfe bis hin zur einmaligen Kapitalleistung oder monatlichen Rente bei schweren Beein­ trächtigungen sind Folgeschäden abdeck­ bar.“ Wobei ein „Baukasten-System“ dafür sorgt, dass der Kunde seine Unfallversiche­ rung auf die eigenen Bedürfnisse indivi­

„Die gesetzliche Sozialversiche­ rung bietet kei­ nen Rundum­ schutz – das ist ein Irrglaube“

Theresia Merzinger, ÖBV

duell abstimmen kann: „Je nach Bedarf können so beispielsweise zusätzlich Sport­ pakete, Kapitalleistung bei Todesfall oder eine Unfall-Assistance – umfassende Hilfs­ leistungen nach einem Unfall, wie Heimhil­ fe oder Kinderbetreuung – abgeschlossen werden“, führt Zettl weiter aus. Außerdem umfasst die Unfallversicherung laut der ­Expertin zahlreiche prämienfreie Zusatz­ leistungen, wie etwa die Mitversicherung Neugeborener bis zur Vollendendung des zwölften Lebensmonats oder Unfälle infol­ ge eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Zettl: „Darüber hinaus gibt es die Mög­ lichkeit, bei dauernder Invalidität die maxi­ male Kapitalleistung zu verdoppeln. Der Versicherungsschutz gilt weltweit rund um die Uhr.“ Kinder nicht vergessen Walter Kupec, Chief Insururance Offi­ cer Schaden/Unfall der Generali Versiche­ run, verweist ebenfalls auf die Bedeutung von Unfallversicherungen: „Für Kinder bis zum Eintritt in das verpflichtende Kinder­ gartenjahr gibt es überhaupt keinen gesetz­ lichen Unfallschutz, und auch bei Schülern, Studenten, Lehrlingen und jungen berufstä­ tigen Erwachsenen stehen nur Schul- bzw. Arbeits- und entsprechende Wegunfälle un­

creditS: ÖBV/Jöbstl, beigestellt

D


°

Unfallversicherung   versicherung

„Die private Unfallversiche­ rung kann auch Berufs­ unfähigkeit abdecken“

„Unser Bau­ kasten-System erlaubt die Ab­ stimmung auf individuelle Bedürfnisse“

Klaus Jugl, Uniqa

Silke Zettl, Allianz

ter Versicherungsschutz der gesetzlichen Unfallversicherung. Die Abdeckung der bio­metrischen Risiken, zu denen auch das Risiko Unfall zählt, ist unabdingbar und steht im Mittelpunkt der Aktivitäten der Generali. Die Sparte Unfall trägt bei der Ge­ nerali Versicherung mit ca. neun Prozent zum Prämienvolumen der Schaden- und Unfallversicherung bei und hat sich in den letzten Jahren mit überproportionalen Wachstumsraten erfreulich entwickelt.“ Im Bereich Unfall empfiehlt der Exper­ te die Absicherung von schweren Invalidi­ tätsgraden mit hohen Versicherungssum­ men. Der Einschluss von Unfall-Assistance/ Unfallkosten stelle eine sehr gute Ergän­ zung dar. Kupic ergänzt: „In der Praxis ist eine persönliche Beratung durch einen Ver­ sicherungsexperten unerlässlich, um eine auf die familiären Verhältnisse und die fi­ nanzielle Situation optimal abgestimmte Absicherung zu finden.“

Uniqa ist laut Rapf in der Gestaltungsmög­ lichkeit sehr flexibel und kann daher für alle Lebens- und Familiensituationen indivi­ duell angepasst werden: „Für den Einzelnen bis zur Großfamilie mit besonders güns­ tiger Prämie, mit einer Absicherung vom Vierfachen bis zum Sechsfachen der Versi­ cherungssumme für Invalidität, mit lebens­ langen, monatlichen Rentenzahlungen, weltweiter Rückholung und Übernahme von Hubschrauberbergungskosten und ärztlichen und therapeutischen Kosten nach einem Unfall.“

Sport, handy & Co. Manfred Rapf, Vorstandsdirektor der Wiener Städtischen, weist auf einen wei­ teren interessanten Aspekt hin. „Der Stel­ lenwert von Unfallversicherungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das Unfallrisiko ist stark gestiegen, die Menschen sind bewegungsfreudiger als frü­ her und neue Sportarten bergen andere, manchmal größere Unfallrisiken. Auch die Unfallursachen im Alltag haben sich verän­ dert: Unfälle durch ,Ablenkungen‘ häufen sich. Zum Beispiel: Handytelefonieren im Auto, Überqueren der Straße mit Kopfhörer und Blick auf das Handy ... Über 30 Prozent aller Unfälle sind bereits darauf zurückzu­ führen.“ Das aktuelle Unfallprodukt der

verletzte nach lebensbereichen

Für jeden geeignet Für welche Personen sind Unfallversi­ cherungen nun besonders empfehlenswert? Rapf meint dazu: „Hier gibt es keine Ein­ schränkung, vom Baby bis zum aktiven Se­ nior, ein Unfall kann immer und besonders in alltäglichen Lebenssituationen passieren

und mit unangenehmen Folgen verbunden sein.“ Merzinger von der ÖBV nimmt hin­ gegen doch eine stärkere Differenzierung vor: „Da die soziale Unfallversicherung bei Dauerfolgen einkommensabhängige Geld­ leistungen nur nach einem Arbeitsunfall vorsieht, sind Personen mit keinem oder geringem Einkommen nach einem Unfall besonders in ihrer finanziellen Existenz be­ droht. Aufgrund dieser Einkommenssitua­ tion verfügt diese Personengruppe, darun­ ter Kinder, Schüler, Studenten, Hausfrauen oder auch Senioren, über einen geringeren Sozialversicherungsschutz als Erwerbstäti­ ge. Sie sollte sich daher dem erhöhten Risi­ ko eines Freizeitunfalles und den damit ver­ bundenen finanziellen Folgen bewusst sein. Liegen familiäre Verpflichtungen vor, be­ steht ebenfalls ein höherer Risikoabsiche­ rungsbedarf.“ Ähnlich Kupec von der Ge­ nerali: „Ein Unfall kann jeden treffen. Eine

Verkehrsunfälle (davon rund 60% polizeilich gemeldet) 81.100 Arbeit / Schule

113.500

303.900

Haushaltsunfälle

285.900 Freizeitunfälle (inkl. Freizeitsport)

Haushalts- und Freizeit machen den Löwenanteil von Unfällen aus. Quelle: KFV

Oktober 2018 – GELD-MAGAZIN ° 75


versicherung ° Unfallversicherung

eine Frage des preises Ob alt, ob jung, ob Besserverdiener oder Student – für jeden stellt sich natürlich die Frage, wieviel eine Unfallversicherung kostet. Vorab: Sie ist durchaus leistbar, aller­ dings variiert die Prämie je nach gewählten Leistungen und Versicherungssummen. Dazu meint Zettl von der Allianz: „Bei­ spielsweise beträgt die monatliche Prämie für einen erwachsenen Angestellten aus Wien mit überwiegender Bürotätigkeit 8,26 Euro im Monat. Die maximal ausbezahlte Kapitalleistung beträgt hier 300.000 Euro. Des Weiteren sind Unfallkosten bis zu 10.000 Euro für Heilmittel und Heilbehelfe sowie für die erstmalige Anschaffung künst­ licher Gliedmaßen bzw. eines Zahnersatzes, kosmetische Operationen oder Rückhol­ kosten inkludiert. Such­ und Bergekosten stehen zusätzlich bis zu 10.000 Euro zur Verfügung.“ Ähnlich lautet die Kosten­Ein­ schätzung von Merzinger: „Ab zehn bis 15 Euro monatlich ist bereits eine sinnvolle Ba­

° ÜbErschAUbArE kOstEN Günstig Einen Basisschutz bieten Unfallversicherungen bereits ab rund zehn Euro monatlicher Prämie. Natürlich hängt die Preisgestaltung stark vom individuellen Leistungspaket, der Versicherungssumme sowie Risikofaktoren (beispielsweise welches Berufsfeld) ab. An die Jungen denken Auch für Kinder und Jugendliche, die mit etwa 120.000 Unfällen pro Jahr eine Hauptrisikogruppe darstellen, können individuelle Versicherungspakete gestaltet werden. Die Allianz etwa bietet ab einer Jahresprämie von fünf Euro einen Basisschutz für Kinder bis 18 Jahre an.

76 ° GELD-MAGAZIN – OktObEr 2018

„Die Ab­ deckung bio­ metrischer Risi­ ken, wozu ein Unfall zählt, ist unabdingbar“ Walter Kupec, Generali

sisabsicherung für dauernde Invalidität und Unfalltod möglich. Eine Komplettabsiche­ rung hängt von der individuellen Risiko­ situation – zum Beispiel Freizeitaktivitäten – ab. Sie kann neben adäquaten Versiche­ rungssummen je nach gewünschter Risiko­ absicherung Unfallkosten, Spitalgeld, Tag­ geld, Knochenbruch und andere Bausteine umfassen.“ Die Expertin erklärt auch noch eine Be­ sonderheit der ÖBV: „Durch unseren Fokus auf den öffentlichen Sektor bieten wir der überwiegenden Mehrheit dieser Berufs­ gruppen Zusatzbausteine mit einem noch besseren Leistungsspektrum an. Darunter fallen beispielsweise Exekutivbeamte oder Bedienstete im Gesundheitswesen, die einem erhöhten beruflichen Risiko einer HIV­ oder Hepatitis C­Infektion ausgesetzt sind.“ Bu statt unFaLLsChutZ? Das GELD­Magazin wollte von den Versicherungsexperten auch noch wissen, ob man statt zu einer Unfall­ nicht gleich zur einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) greifen und so für einen zusätzlichen Schutz sorgen sollte? Dazu meint Wiener Städtische­Vorstand Rapf: „Die BU ist eine sinnvolle Ergänzung, hat aber einen ande­ ren Charakter. Ein Unfall mit dauernden Folgen muss nicht zur Berufsunfähigkeit führen, kann aber einen massiven Ein­ schnitt im weiteren Leben bedeuten, eine Umstellung und Einschränkung, die durch eine BU nicht erfasst wird.“ Das sieht auch Merzinger so: „Die BU sichert das Risiko ab, aus gesundheitlichen Gründen für eine Dauer von voraussichtlich mindestens drei Jahren zumindest zu 50 Prozent berufsun­ fähig zu werden. Der überwiegende Teil der

„Das Unfallrisiko ist stark gestie­ gen, so auch der Stellenwert von Unfallver­ sicherungen“

Manfred Rapf, Wiener Städtische

monatlichen Rentenzahlungen aufgrund Berufsunfähigkeit ist jedoch krankheitsbe­ dingt. Zahlreiche Personen können nach einem Unfall weiterarbeiten, müssen aller­ dings aufgrund der dennoch vorliegenden gesundheitlichen Einschränkungen hohe Folgekosten, beispielsweise für Wohnungs­ umbau, selbst tragen. Solche Kosten können bei einer Unfallversicherung durch Ab­ sicherung von dauernder Invalidität abge­ federt werden, deren Leistungen bei einer unfallbedingten, auf Lebenszeit bestehen­ den körperlichen oder geistigen Leistungs­ fähigkeit erbracht werden – unabhängig von einem Grad an Berufsunfähigkeit.“ geFÄhrLiChe mehrarBeit? Zum Abschluss noch ein Schwenk zu einem heißen politischen Eisen, dem 12­ Stunden­Tag bzw. der 60­Stunden­Woche. Könnte durch diese Neuregelung die Un­ fallgefahr am Arbeitsplatz steigen? Die meisten Assekuranzen wollten aufgrund der nicht vorhandenen Datenlage hier keine Einschätzung abgeben. „Aus unseren Er­ fahrungen heraus können wir hierzu keine Abschätzung möglicher Veränderungen lie­ fern“, so etwa das Statement der Allianz. Rapf meinte allerdings: „Es ist durchaus vorstellbar, dass in bestimmten Berufsbe­ reichen durch eine längere und ununterbro­ chene Tätigkeit die Unfallwahrscheinlich­ keit steigt. Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit könnten abnehmen und das stellt eine potenzielle Unfallgefahr dar.“ Es stimmt, was Jugl zu diesem Thema sagt: „Ganz unabhängig davon, wann oder nach wie vielen Arbeitsstunden ein Unfall passiert, jeder Unfall – Freizeit oder Arbeit – wird gleich behandelt.“ Vorausgesetzt, man ist privat unfallversichert.

creditS: Generali/Lukas Lorenz, VIG/Ian Ehm

längerfristige oder sogar dauerhafte Invali­ dität kann zu einem existenziellen Problem führen. Besonders junge Menschen, Stu­ denten nach Abschluss des Studiums oder Berufseinsteiger, die über weniger als fünf Beitragsjahre verfügen, sind im Falle einer Berufsunfähigkeit über die Sozialversiche­ rung nicht abgesichert.“



ImmobilienPanorama Einfamilienhäuser

Österreichische Immobilien stark nACHgefragt

Wien. Der Preis für ein typisches Einfamilien-

Internationale Investoren. Der öster-

haus in Wien liegt laut Erhebung des Immobilien­ spezialisten Remax bei 585.000 Euro. In der Bundeshauptstadt Wien wurden im ersten Halbjahr 2018 zwar 205 Einfamilienhäuser verkauft, damit um 31 Liegenschaften oder 17,8 Prozent mehr als 2017, aber dennoch weniger als in jedem anderen Bundesland. Der Gesamtverkaufswert lag mit 146 Millionen Euro, um 40,6 Prozent höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Nennenswerte Verkaufsmengen an Einfamilienhäusern erreichten nur die Bezirke Donaustadt (63, Ø 492.116 Euro), Floridsdorf (36, Ø 520.780 Euro), Liesing (22, Ø 490.000 Euro) und Penzing (20, Ø 490.000 Euro). Über alle Bezirke hinweg ergibt sich ein Mittelpreis von 585.037 Euro, um 14,0 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum zuvor und ein neuer Höchstwert. Im Fünf-Jahres-Vergleich sind die Einfamilienhauspreise in Wien im Durchschnitt um 37,0 Prozent gestiegen.

reichische Immobilieninvestmentmarkt erfreut sich in jüngster Vergangenheit so starker Nachfrage seitens internationaler Investoren wie selten zuvor. Bei den 25 größten Transaktionen ab 70 Millionen Euro der vergangenen 18 Monate kamen in 16 Fällen ausländische Käufer zum Zug, in der obersten Größenklasse ab 100 Millionen Euro gaben internationale Investoren mit neun von zwölf Deals bzw. 74 Prozent des Transaktionsvolumens noch eindeutiger den Ton an. Bei beiden Megadeals jenseits der 500 Millionen Euro-Grenze schlugen deutsche Käufer zu (Verkauf des Austria Campus an PGIM Real Estate bzw. des The Icon Vienna an die Allianz). Für den starken Kapitalzufluss gibt es gute Gründe: „Der österreichische Immobilienmarkt ist vor allem für langfristig denkende, sicherheitsorientierte Käufer absolut erste Wahl“, erklärt Franz Pöltl, geschäftsführender Gesellschafter der EHL Investment Consulting. Wenn es aktuell auf dem

Investmentmarkt überhaupt ein „Problem“ gibt, dann ist es die Verfügbarkeit von Objekten. „Es gibt genug Geld im Markt und allein die von EHL betreuten internationalen Investoren würden jederzeit mehrere Milli- Franz Pöltl, arden investieren – wenn geschäftsführender es entsprechend inte- Gesellschafter der ressante Immobi­lien zu EHL Investment kaufen gäbe.“ Der Man- Consulting gel an großvolumigen Büro- und Einzelhandelsimmobilien hat auch dazu geführt, dass verstärkt nach Alternativen gesucht wird. Bemerkenswert ist das stark steigende Interesse am Segment Wohnen, das sich aber ausschließlich auf Neubauobjekte konzentriert, da diese nicht unter den Vollanwendungsbereich des MRG fallen.

Das maßgeschneiderte Bauherrenmodell

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eine Einstellung zu Bauherrenmodellen als ImmobilieninvestmentAllheilmittel ist nach wie vor kritisch. Ich bin nicht der Meinung, dass jeder eine Beteiligung an einem Bauherrenmodell braucht und glaube auch, dass ein Investment, das ausschließlich von der Aussicht auf steuerliche Vorteile in den Anfangsjahren getrieben ist, mit Skepsis zu betrachten ist. Doch es gibt auch Ausnahmen. Die Nachteile von Bauherrenmodellen sind vor allem, dass man als Investor in der Regel das Ruder völlig aus der Hand gibt und von seinem Investment erst in 20 und mehr Jahren wieder etwas sieht – und das auch nur, wenn sich alle Beteiligten einig sind. Damit ist ein Bauherrenmodell für Investoren zumeist eine Black Box, illiquide und auch extrem intransparent. So ein Investment kann man während der ers­ten zwei

78 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2018

Jahrzehnte meist gar nicht vernünftig verkaufen. Wenn es einem aber gelingt, die Transparenz, die Möglichkeit der Mitgestaltung und das Know-how über Mitinves­toren zu erhöhen, kann der Effekt für gutverdienende Investoren auch durchaus positiv sein. Ein Bauherrenmodell macht dann Sinn, wenn man die Verlustzuweisungen mit steuerlichen Verpflichtungen voll gegenrechnen kann und es gemeinsam mit bekannten Co-Investoren umsetzt. Dann hat man auch die Kontrolle über das Unternehmen, das das Modell betreibt und kann auch regelmäßig Einsicht in das Immobilienprojekt nehmen. Das bedeutet für (sehr gut verdienende) Investoren, dass sie sich einen professionellen Partner suchen sollten, der für sie maßgeschneidert ein Bauherrenmodell umsetzt. Projekte auf dieser Basis haben sehr gute Aussichten auf Erfolg. Solche Modelle

können kleine Zinshäuser, Dachbodenausbauten oder Denkmalsanierungen sein. Ab einem Eigenkapital von rund 300.000 Euro ist so ein Modell darstellbar – für einzelne Investoren oft zu viel, mario kmenta, für eine kleine GrupGeschäftsführer, pe jedoch umsetzbar. trivium gmbH Somit sind Bauherrenmodelle eine vernünftige Möglichkeit, Steuereffekte und Immobilieninvestments zu kombinieren. Wie bei allen Investments gilt aber: vorher die Begleitumstände ansehen und erkennen, dass nicht jedes Investment für jeden Kunden geeignet ist. mario.kmenta@trivium.at

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OKTOBER 2018 – GELD-MAGAZIN °

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WISSEN

ÖBIB / ÖSTERREICH-FONDS

Weniger privat, mehr Staat Finanzminister Löger plant, die Beteiligung an heimischen Schlüsselunternehmen aufzustocken. Das soll dazu dienen, den Ausverkauf von heimischen „Geschäftsperlen“ zu stoppen und vor allem unerwünschten Technologietransfer einzudämmen. Ganz neu sind diese Pläne dabei nicht – im Wesentlichen soll es zu einer Harald Kolerus Neuausrichtung der ÖBIB kommen. icht nur in Österreich, sondern europaweit sorgt die Einkaufstour chinesischer Unternehmen für rege Diskussionen. Auch wenn nach dem Rekordjahr 2016 die Zahl der Übernahmen durch das Reich der Mitte 2017 um 20 Prozent auf 247 zurückging, werden noch immer immense Summen bewegt: Im Vorjahr gaben chinesische Unternehmen 57,6 Milliarden Euro für Akquisitionen am Alten Kontinent aus, so eine Studie der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. TAFELSILBER ABVERKAUFT? „Die Zahl der Transaktionen ist im vergangenen Jahr zwar spürbar gesunken, erreichte aber dennoch den zweithöchsten je gemessenen Wert“, so die EY-Expertin EvaMaria Berchtold. Den Rückgang führt sie unter anderem darauf zurück, dass auf europäischer Seite die regulatorischen Anforderungen erhöht wurden: „Daran sind einige Deals gescheitert. Zudem schauen sich chinesische Unternehmen Übernahmekandidaten heute viel genauer an.“ Trotzdem sei der Übernahmeappetit auf chinesischer Seite nach wie vor hoch, betont Yi Sun, Leiterin der China Business Services Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY: „Das Interesse gerade an europäischen Industrie- und Hightech-Unternehmen ist ungebrochen. Wo sich interessante Gelegenheiten ergeben, stehen chinesische Investoren nach wie vor bereit. Wir werden auch immer mehr chinesische Staatsfonds sehen, die alleine oder zusammen mit den strategischen Investoren des Landes hier in Europa investieren.“ Ein Anstieg der Aktivitäten wurde neben Russland, Schweden und Polen auch in Österreich verzeichnet: Chinesische In-

80 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2018

vestoren tätigten hierzulande 2017 fünf Transaktionen – um zwei mehr als im Vorjahr: Für die Übernahme von Tele2 zahlte der Telekommunikationskonzern Hutchison Drei mit Hauptsitz in Hongkong rund 111 Millionen US-Dollar. Bei den vier weiteren Transaktionen wurde der Wert nicht veröffentlicht: Der Mischkonzern HNA Group wurde Mehrheitseigentümer bei der Wiener Fondsgesellschaft C-Quadrat. Die chinesische Haier Group stieg bei dem Kärntner Solar-Unternehmen GREENoneTEC ein. Der Luftfahrt-Hersteller Diamond Aircraft mit Sitz in Wiener Neustadt wurde von der Wanfeng Aviation Industry Corporation übernommen. Die im Eigentum von Ningbo Joyson Electronic stehende PIA Automation Holding übernimmt den Automationsspezialisten M&R Automation aus Grambach bei Graz. ÖBIB NEU Das sich also munter drehende Übernahmekarussell nährt die Befürchtung, dass immer mehr Filetstücke der heimischen Industrie in Richtung China wandern könnten. Das bedeutet also weniger Kontrolle durch österreichische Hände; besonders groß ist die Angst aber davor, dass somit wertvolles Technologie-Know-how abgekupfert werden könnte. Finanzminister Hartwig Löger hat deshalb nun angekündigt, dass ein eigener Österreich-Fonds aktiv ins Geschehen eingreifen und sich an strategisch wichtigen Unternehmen beteiligen soll. Tatsächlich gibt es so ein Modell bereits in Form der ÖBIB. Sie ist „die Beteiligungsgesellschaft der Republik Österreich und vertritt die Eigentümerinteressen des Bundes bei strategisch bedeutsamen Betei-

Hartwig Löger will heimische Vorzeigeunternehmen besser schützen

ligungen“, wie es offiziell heißt. Im Eigentum der ÖBIB stehen derzeit unter anderem die Österreichische Post mit 52,85 Prozent, die OMV mit 31,5 Prozent und die Telekom Austria mit 28,42 Prozent. Die Beteiligung an der Casinos Austria AG beträgt 33,24 Prozent. Die Pläne gehen jetzt in die Richtung, die ÖBIB soweit umzubauen, dass anstelle der bisherigen eher passiven Verwaltung aktives Portfoliomanagement treten soll. Ein entsprechender Gesetzesentwurf soll demnächst zur Begutachtung vorgelegt werden. Dann soll es schnell gehen und der heimische Staatsfonds bereits Ende 2018 starten. Geleitet soll er von parteipolitisch unabhängigen Experten werden – ob das im Staate Österreich auch tatsächlich möglich ist, wird sich erst erweisen. Übrigens: Bereits heute zahlt sich die Beteiligung an heimischen Vorzeigekonzernen aus. So wuchs der Wert des ÖBIB-Portfolios allein im letzten Jahr um 44 Prozent auf über 8400 Millionen Euro.

CREDIT: Archiv/Georges Schneider

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Zusammenhänge verstehen


BUCHTIPPS

NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE HOME SWEET HOME. Unsere Al-

Walter Krämer.Verlag: campus. 205 Seiten. ISBN: 978-3-593-50459-9

LÜGEN WIE GEDRUCKT. Der Begriff Fake News ist ja spätestens seit Donald Trump in aller Munde. Dabei handelt es sich um kein neues Phänomen, früher sprach man aber stattdessen von Falschmeldungen oder schlicht „Zeitungsenten“. Die bewusste Manipulation blickt also auf eine lange Historie zurück – nicht nur, aber auch in der Wirtschaftsberichterstattung. Walter Krämer, Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik, hat sich in vorliegendem Buch ausführlich mit diesem Phänomen beschäftigt. Interessant ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt, dass die Erstauflage von „So lügt man mit Statistik“ bereits 1990 verfasst worden ist – also lange bevor Soziale Medien ihren Siegeszug angetreten haben. Das Werk erfreut sich dabei noch immer reger Nachfrage und kann schon als Klassiker gelten, es wurde unter anderem sogar ins Koreanische und Chinesische übersetzt. Der Autor geht hier zum Beispiel auf irreführende grafische Darstellungen ein, wo etwa Datenachsen selektiv gestaucht werden und so die abgebildete Wirklichkeit verzerren. Auch kann bei Grafiken die untere Achse beschnitten werden, was eine nicht vorhandene Dynamik suggeriert. Das Buch ist gesäumt mit solchen Beispielen, die löblicherweise auch grafisch untermauert und somit anschaulich gemacht werden. Der Autor ruft mündige Leser jedenfalls dazu auf, sogenannte Fakten kritisch zu betrachten und zu reflektieren. Wer denn Denkapparat einschaltet, kann somit viele Fake News, die manchmal aus Schlamperei, manchmal aber auch ganz gezielt entstehen, durchschauen.

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WOHNEN IM EIGENTUM Martin Gruber (Hrsg.).VKI. 164 Seiten. ISBN: 978-3-89879-578-4

WELTGESCHICHTE DER SKLAVEREI Egon Flaig.Verlag: C.H. Beck. 245 Seiten. ISBN: 978-3-406-719196

DIE WARE MENSCH. Es ist ein durchaus schwieriges Thema, das in „Weltgeschichte der Sklaverei“ vom Historiker Egon Flaig behandelt wird: Die Ausbeutung des Menschen durch andere Menschen für kommerzielle Vorteile. Die schlimmste Form dieser Ausbeutung war und ist die Sklaverei, und sie zieht sich durch die Jahrtausende der Menschheitsgeschichte. Bereits in der Antike war Sklaverei leider bereits stark verbreitet – im alten Rom, in Ägypten usw. Was bedenklich stimmt, ist, dass heute die Anzahl der in Unfreiheit geratenen Personen praktisch täglich steigt: „Damit drohen die Menschenrechte zu wertlosem Papier zu werden“, warnt der Autor. Er geht außerdem auf den Zusammenhang zwischen Sklaverei und Rassismus ein, ein Aspekt, der manchmal zu wenig beachtet wird. Rassismus entspringt demnach der Tendenz, die „Anderen“ abzuwerten; verschärft sich die Vorstellung, die „Anderen“ seien „defizient, dann wird man ihre Minderwertigkeit in ihrem Wesen suchen, letztlich in ihrer Natur“, ist hier zu lesen. Diese Betrachtung der absoluten Minderwertigkeit erleichtert die Unterwerfung und somit Versklavung von Menschen, die gar nicht mehr als Menschen angesehen werden. Diese Form des Rassismus sei überall nachweisbar, wo die Sklaverei die Gesellschaft unwiderruflich in zwei Teile spaltete. Flaig rollt hier also ein bedrückendes und zugleich spannendes Thema auf, wobei hinzugefügt werden muss, dass es sich um kein „easy to read-Buch“ handelt. Das liegt natürlich vor allem an der diffizilen Thematik, aber auch an der hochwissenschaftlichen Sprache des Autors.

CREDITS: beigestellt

SO LÜGT MAN MIT STATISTIK

penrepublik ist nicht gerade eine Nation der Eigenheimbesitzer – der überwiegende Teil der Bevölkerung wohnt in Mietverhältnissen. Schade eigentlich, denn das Niedrigzinsumfeld ermöglicht eine relativ günstige Finanzierung für die eigenen vier Wände. Und: Langsam, aber sicher werden die Zinsen wieder anziehen, deshalb könnte man jetzt noch die Gunst der Stunde nützen. Wobei allerdings gilt, dass man bei Wohnungs- und Hausbau nur nichts überstürzen sollte. Es muss das geeignete Objekt gefunden und schon vorab ein Plan für die richtige Finanzierung erstellt werden. Denn leider ist es keine Seltenheit, dass Menschen ihre eigenen finanziellen Möglichkeiten überbzw. die Kosten des Erwerbs unterschätzen. Zum Schluss öffnen sich dann möglicherweise nicht die Pforten des ersehnten Traumhauses, sondern man findet sich in der Schuldenfalle wieder. Damit es nicht so weit kommt, empfiehlt sich die Lektüre von „Wohnen im Eigentum“, einem Ratgeber des Vereins für Konsumenteninformation, der heuer bereits in seiner sechsten Auflage erschienen ist. Hier wird kompakt über wichtige Themen wie Wohnungsauswahl, Kaufpreisgestaltung, Absicherungsmodelle, die rechtliche Situation und eben Finanzierungsmöglichkeiten berichtet. Vor dem Immobilienerwerb erspart das Buch natürlich nicht die ausführliche Information und Beratung bei Fachleuten (Bank des Vertrauens, Makler, unabhängige Vergleichsportale etc.), es hilft aber vorab, wichtiges Wissen zu sammeln. Schließlich kauft man sich ein Haus zumeist nur einmal im Leben.


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