GELD-Magazin, Juli 2014

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Wachstumsmärkte: nach drei jahren das comeback der underdogs Ausgabe 7 | 2014, € 3,60 4profit Verlag GmbH 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 Nr. 03Z035262 M

Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte

Wo bleibt das Wachstum? Orientierungslosigkeit in der Wirtschaftspolitik. Konjunktur und Kapitalmärkte geraten ins Stocken. Die Niedrigzinspolitik der EZB verfehlt ihre Wirkung.

° eurasien

° ungleichheit

° Kriegsgefahr

Wladimir Putin hat soeben die Eurasische Union gegründet und einen 30-JahresGasvertrag mit China abgeschlossen. Ein neuer riesiger Wirtschaftsraum entsteht.

Wie die Verknüpfung von Wirtschaft und Politik die Bürger benachteiligt und für die Konzentration von Reichtum in wenigen Händen sorgt.

Seit einem Jahr steigen die Aktienkurse der Rüstungskonzerne. Ein verlässlicher Indikator. Denn tatsächlich brechen neue bewaffnete Konflikte aus.


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Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds zu und garantieren keine gleiche oder ähnliche Performance für die Zukunft. Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko verbunden. Kurse können sowohl steigen als auch fallen. Ausgabe- und Rücknahmespesen sind in der Berechnung der Performanceergebnisse nicht berücksichtigt. Die Performance wurde unter Anwendung der Berechnungsmethode der OeKB (Österreichische Kontrollbank) berechnet. * Berechnungsquelle: Cyberfinancials Datenkommunikation GmbH.

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Wertentwicklung 10 Jahre 30.06.04 – 30.06.14

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+83,39 % (6,27 % p.a.) 140

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Der C-QUADRAT ARTS Total Return Balanced verfügt über flexible Anlagerichtlinien und überzeugt seit mehr als zehn Jahren durch seine Top-Performance. Er kann bis zu 50 % in Aktienfonds und bis zu 100 % in Anleihen- und Geldmarktfonds bzw. geldmarktnahe Fonds und Bankguthaben investieren. Die Erfüllung der Aktienquote kann teilweise auch durch Investments in Einzelaktien erfolgen. Der C-QUADRAT ARTS Total Return Balanced ist ein quantitativ gemanagter Dachfonds der nach dem erfolgreichen ARTS Managementansatz verwaltet wird. Der Fonds verfügt über Top Ratings und ist vielfach ausgezeichnet.

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Diese Marketingmitteilung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen dar, noch ist sie als Aufforderung anzusehen, ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung oder Nebenleistung abzugeben. Dieses Dokument kann eine Beratung durch Ihren persönlichen Anlageberater nicht ersetzen. Grundlage für den Kauf von Investmentanteilen sind die jeweils gültigen Verkaufsprospekte, der Jahresbericht und, falls älter als acht Monate, der Halbjahresbericht. Das Kundeninformationsdokument (»KID«, »KIID«) und der veröffentlichte Verkaufsprospekt (inklusive Fondsbestimmungen) für den »C-QUADRAT ARTS Total Return Balanced« in seiner aktuellen Fassung stehen dem Interessenten auf Deutsch bei der C-QUADRAT Kapitalanlage AG, Stubenring 2, A-1010 Wien, sowie am Sitz der Zahl- und Informationsstelle in Deutschland, Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA, Kaiserstrasse 24, D-60311 Frankfurt am Main, sowie im Internet unter www.c-quadrat.com kostenlos zur Verfügung. Hinweis für Endverbraucher: Den Ausgabeaufschlag kann Ihre Bank oder Ihr Vermittler erhalten. Die Verwaltungsvergütung kann eine Vertriebsprovision beinhalten, die Ihre Bank oder Ihr Vermittler ggf. teilweise erhält. Die Produkte sind über Ihren Anlageberater, Ihre Bank oder Ihre Sparkasse erhältlich. Konzession der C-QUADRAT Kapitalanlage AG: Die Verwaltung von Kapitalanlagefonds nach dem österr. Investmentfondsgesetz sowie die Anlageberatung und Portfolioverwaltung nach dem österr. Wertpapieraufsichtsgesetz. ©2014 Morningstar. Alle Rechte vorbehalten. Details zum Morningstar Rating unter www.morningstar.de. Alle Angaben ohne Gewähr. Stand Juli 2014


° editorial  07-08 / 2014 Know-how ist gefragt V

iele Anleger setzen sich seit Monaten mit dem Problem der niedrigen Marktzinsen auseinander. Das Geld am Sparbuch schrumpft und führt zu einer Reduzierung der Kaufkraft, da die Zinsen unterhalb der Inflationsrate liegen. Selbst bei Kapitalsparbüchern mit Bindungsfristen von mehreren Jahren sind bestenfalls 1,5 Prozent drinnen. Abzüglich Kapitalertragsteuer (KESt) landet man hier bei netto 1,13 Prozent. Selbst der beliebte Bausparvertrag bietet mit netto rund 0,9 Prozent p.a. inklusive staatlicher Prämie einen nur mageren Anlageerfolg (siehe Seite 78). Auch bei Staatsanleihen guter Bonität und ohne Währungsrisiko stellt sich ein ähnliches Rendite-Problem. Zudem schlagen Spesen überproportional zu Buche, denn der Ausgabeaufschlag und die Depotgebühr müssen mit Minizinsen über Jahre erst wieder verdient werden, damit Sie als Anleger tatsächlich in den Gewinn kommen.

Mario Franzin Chefredakteur GELD-Magazin

Unter den niedrigen Renditen leiden auch zunehmend die Lebensversicherungen. Denn die Verzinsungen ihrer Anleihenportfolios sinken konstant. Anleihen mit höheren Kupons aus Vorzeiten werden getilgt und das frei werdende Kapital wird nun in Anleihen mit niedrigeren Kupons veranlagt. Umso länger die Niedrig­zinsphase dauert, desto ungünstiger wirkt sich das im Deckungsstock aus. Dieser Mechanismus ist auch der Grund, ­warum der Garantiezins der klassischen Lebensversicherung Anfang 2015 von 1,75 auf 1,5 Prozent weiter reduziert wird. Ungut ist die Situation besonders deshalb, da gerade viele Erwerbstätige in Österreich durch Einblick in ihr Pensionskonto auf ihre – zumeist unerwartet hohe – Pensionslücke aufmerksam gemacht werden. Der daraus folgende Wunsch, die private Vorsorge zu verbessern, wird durch mangelnde attraktive Geldanlagen konterkariert. Die Gretchen-Frage ist, wie es im zweiten Halbjahr 2014 und darüber hinaus weitergehen wird. Eine kompetente Analyse und Schlussfolgerungen daraus finden Sie ab Seite 34. Die schlechte Nachricht dabei ist, dass sich die Situation an den Märkten in den kommenden Monaten kaum bessern wird. Nur mit speziellen Produkten kann man diesem Anlagenotstand entkommen.

° Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH °  Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, office@geld-magazin.at °  Herausgeber Dr. Wolfgang Freisleben °  GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic  °  Chefredakteur Mario Franzin °  Redaktion Mario Franzin (mf), Dr. Wolfgang Freisleben (wf), Mag. Harald Kolerus (hk), Wolfgang Regner (wr) °  GrafiK Noura El-Kordy  °  Bildmaterial shutterstock.com °  Coverfoto Shutterstock °  Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct  °  Verlagsleitung Snezana Jovic  °  Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller ° Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 °  Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-33 • abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.


Wo bleibt das Wirtschaftswachstum? Bereits seit 2013 wird von Ökonomen eine Konjunktur-Erholung erwartet. Aktuelle Zahlen sprechen aber eine andere Sprache.

Brennpunkt

GELDANLAGE

06 ° PANORAMA. Macao: Glücksspiel bringt

32 ° PANORAMA. Liechtenstein: Unterschätzter

08 ° Interview wolfgang Hetzer. Der renom-

34 ° ausblick 2014. Wo sind im weiteren Jahres­

45 Milliarden Dollar ein + China: Überarbeitung fordert 600.000 Tote jährlich + Teuerung: Österreich ist Inflations-Europameister.

mierte Buchautor über den gefährlichen Einfluss der „Finanz-Mafia“.

10 ° Kommentar des herausgebers. Wolfgang Freisleben hinterfragt die angebliche Erfolgsgeschichte von Semperit.

12 ° ukraine. Wie die USA ihren Einfluss in

Finanzmarkt + Österreich: Schmerzliche Verluste bei Sparguthaben der Privaten + Insider-Trading: FMA wünscht sich mehr Kompetenzen.

verlauf die interessantesten Renditen zu finden?

37 ° interview karola gröger. Die M&G-

Expertin meint, dass Anleger keine Vogel-Strauß-Politik betreiben sollten.

41 ° interview stefan löwenthal. Der CIO von

Eurasien sichern wollen.

Macquarie Investment Österreich erklärt, wie auch mit Anleihen schöne Renditen zu holen sind.

18 ° Finanzkapitalismus. Verbandelung von

42 ° interview Franz Weis. Der Comgest-Fonds-

24 ° Finance watch. Deutsche Bank: Millionen­

44 ° interview André Rüegg. Der CEO

BANKING

46 ° emerging markets. Nach mühsamen Jahren

Wirtschaft und Politik benachteiligt einfache Bürger.

schwerer Anlegerskandal + Barclays: Erneute Betrugsvorwürfe + Goldman Sachs: Datenpanne schockt.

26 ° PANORAMA. Ungarn: Regierung schröpft Banken + Madoff-Skandal: Durchatmen für Bank Austria + Studie: Heimische Banken verdienen wenig.

27 ° interview robert karas. Der Leiter des

Asset Managements der Schoellerbank setzt stark auf asiatische Aktien.

28 ° interview Peter harold. Der Vorstandsvorsitzende der HYPO NOE über Kundennähe und starken Service als Erfolgsfaktoren.

30 ° interview Susanne höllinger. Die Vor-

standsvorsitzende der Kathrein Privatbank zur weiteren Entwicklung der Weltwirtschaft – und den Charakte­ ristika ihres Hauses.

4 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

manager stezt gerne auf europäische Qualitäts-Aktien.

von Bellevue Asset Management sieht interessante ­Anlagechancen im Gesundheitsbereich, aber auch auf dem afrikanischen Kontinent.

der Underperformance versuchen Schwellenländer jetzt ein Comeback.

48 ° interview Ingo Grabowsky. Der LacunaVertriebsdirektor erklärt, warum Healthcare ein Megatrend bleibt.

50 ° smart Beta-Fonds. Eine neue Fonds-Generation verspricht jetzt systematische Outperformance. Stimmt das?

54 ° Nachhaltige investments. Von der ­belächelten Nische zum globalen Trend.

56 ° Institutional Investors congress. Finanzprofis verraten die besten Anlagechancen im ­Universum der ethischen Veranlagungen.

creditS: shutterstock.com, wikimedia/021127-N-3653A-003

34


° Inhalt  07-08 / 2014

aktien

Versicherung

60 ° PANORAMA. EVN: Energieverlust in Bulga-

76 ° PANORAMA. Pensionskonto: Angst vor Alters-

rien + Palfinger: Kranbauer visiert Argentinien an + Hauptversammlungen: Schlechte Nachrichten werden „ausgelagert“.

62 ° Weltbörsen. USA: Gute Nachrichten + ­Europa:

armut steigt + Studie: VAV ist beste Kfz-Versicherung + Pensions­kassen: Erneut respektable Performance.

77 ° FLV-Listing. Der monatliche Überblick über die Portfolios fondsgebundener Lebensversicherungen.

Union der Nachzügler + China: Reformprogramm greift + Japan: Steuerkeule schlägt zu.

78 ° bausparen. Niedrige Zinsen & reale Verluste.

64 ° anlagetipps. TUI: Auf Touren gekommen

78 ° wissen. Perpetuum mobile: Sind mit Call-Opti-

+ Guangdong: Wasser Marsch in China + SAP: Neu­ ausrichtung + Bertrandt: Auf der Überholspur.

66 ° börse wien. Günstige Bewertung bei hoher

onen unendliche Gewinne möglich?

82 ° buch-tipps. Jürgen Roth: „Der stille Putsch“ + Daniel Stelter: „Die Krise ist vorbei ...“

Rendite: Vieles spricht für heimische Aktien.

68 ° Börse deutschland. Schwache Wirtschaftsdaten und schlechte Unternehmensnachrichten belasten die Kursentwicklung.

70 ° militärindustrie. Der Kurs von Rüstungs­

70

aktien ist nicht zuletzt ein aussagekräftiges „Kriegs­ barometer“.

Alternative Investments 72 ° PANORAMA. ETF Securities: Rohstoffe wieder gefragt + Zertifikateprofis: Die besten Tipps.

74 ° rohstoff-radar. Erdöl: Kriegsgetöse heizt Preise an + Gold: Als Krisenwährung wieder gefragt? + Kupfer: Wilde Spekulationen + Agrarrohstoffe: Schlechte Ernte ­verteuert Zucker.

Globale Rüstungsindustrie & Krisenherde: Wenn das Militär aufmarschiert, rollt der Rubel – besser gesagt: Es fließen US-Dollar...

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 5


brennpunktPanorama MACAO

Zahlenspiel Land des Monats

600.000

Work„Death“-

Balance. Hunderttausende Chinesen arbeiten sich Jahr für Jahr zu Tode. – Und das ist in diesem Fall leider nicht sprichwörtlich, sondern ganz wortwörtlich zu verstehen. Laut übereinstimmenden Angaben der Zeitung China Youth Daily und des Radiosenders China Radio International sterben jährlich etwa 600.000 Chinesen an den Folgen von Überarbeitung und Job-bedingtem Stress. Dass diese schleichende Seuche nun Lukratives Gambling. Die chinesische

mehr und mehr an die Öffentlichkeit gelangt, ist

Sonderverwaltungszone Macao hat im Ranking der Länder mit dem höchsten Pro-Kopf-BIP einen weiteren Sprung nach vorne geschafft. Laut einem Bericht der renommierten Financial Times liegt die ehemalige portugiesische Kolonie, die im vergangenen Jahr GlücksspielEinnahmen in der Höhe von rund 45 Milliarden Dollar realisieren konnte, mittlerweile auf Platz vier der Rangliste, die jedoch die beiden „GeldHochburgen“ Monaco und Liechtenstein nicht umfasst. Macao, das 2013 ein Bruttoinlandsprodukt von über 91.000 Dollar pro Einwohner verzeichnete, musste sich in besagtem Ranking lediglich Luxemburg, Norwegen und Katar geschlagen geben. Auch die Einwohner ­Macaos’, das mit einer Fläche von etwa 28 Quadratkilometern kleiner ist als der 10. Wiener Gemeindebezirk, profitieren persönlich und direkt vom vorherrschenden Glücksspiel-Boom: So wie vorgesehen, werden heuer 1.200 Dollar an jeden Einwohner ausgeschüttet, von Arbeitsplätzen etc. ganz zu schweigen.

wahrscheinlich auch einem besonders bekannten Opfer geschuldet. Li Jianhua, seines Zeichens prominenter Bankenaufseher in China, verstarb kürzlich im Alter von nur 48 Jahren, als er gerade damit beschäftigt war, noch vor Sonnenaufgang eilig ein Dossier für seinen Arbeit­ geber, die China Banking Regulatory Commis­ sion, fertig zu bekommen.

ECKDATEN

Staatsform Sonderverwaltungszone d. VR China Amtssprache Chinesisch und Portugiesisch Regierungschef Fernando Chui (Chefadministrator) Fläche 28,2 km2 Einwohner 583.000 Bevölkerungsdichte etwa 20.500 pro km2 Währung Macao-Pataca Internet-TLD .mo Internat. Telefonvorwahl +853 Zeitzone UTC+8 Sonderverwaltungszone seit 1999

Starke Worte ´´

„Dass die SPÖ nicht gerne spart, das wissen wir schon.“

„Wir haben in der österreichischen Parteienlandschaft fast nur Umverteilungsparteien!“

IHS-Chef Christian

Vizekanzler Michael

Keuschnigg spart anläss-

Spindelegger kritisiert

lich der Veröffentlichung

seinen Koalitionspartner

des Wirtschaftsberichts

für dessen fehlende Be-

Neo-ÖIAG-Boss Siegfried

der Regierung nicht mit

geisterung für eine große

Wolf lässt im Interview mit

Kritik. Die Steuer- und

Strukturreform. Das Klima

dem Nachrichtenmagazin

Abgabenbelastung der

zwischen den „Groß­

News kein gutes Haar an

Arbeit in Österreich sei erdrückend.

6 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

parteien“ dürfte rauer werden.

der heimischen Politik.

CrediTs: Archiv, Shutterstock

„Das Steuersystem ist aus dem Ruder gelaufen.“


+ + + TICKER + + + TICKER + + + TICKER + + + TICKER + + + TICKER + + +

Willibald Cernko Kopf des Monats

Kritiker. „Letztlich läuft das auf eine Enteignung hi-

naus. Und das sollte in einem Rechtsstaat wie Österreich nicht der Fall sein“, so Bankenverbands-Präsident Willibald Cernko Anfang Juli im ORF-Radio. Blättert man dieser Tage in den heimischen Zeitungen, wird man noch viele weitere, ähnlich lautende Statements des Bankers zum Hypo-Sondergesetz entdecken. Im Radio, im TV oder dem Internet ebenso. Gebetsmühlenartig bemüht sich der gebürtige Steirer, den seitens der Regierung beschlossenen Haircut für Nachranggläubiger als das anzuprangern, was er im Endeffekt auch ist: nämlich purer Unfug und „ein unverzeihlicher Fehler“. Als hätte die Politik dem heimischen Kapitalmarkt nicht schon genug „Bärendienste“ erwiesen, setzt sie mit ihrem populistischen Vorstoß nun auch noch dessen letzten Kredit aufs Spiel. Allen Beteuerungen zum Trotz, das Gesetz sei nur ein Einzel- oder Sonderfall, wird es das Vertrauen in die Republik und ihre Institutionen massiv und nachhaltig beeinträchtigen, denn, so Cernko: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht!“

LIST OF DOOM Wirtschaftskrise ante portas? „Zu oft

lernen wir nicht aus der Geschichte und handeln nicht im Angesicht einer Krise, von der wir wissen, dass sie bevorsteht.“ Diese mahnenden Worte kommen von niemand Geringerem als Arturo Bris. Der Leiter des World Competitiveness Centers und Finanz-Professor an der IMD Lausanne warnte kürzlich eindringlich vor einer Weltwirtschaftskrise im kommenden Jahr. Die Finanzkrise würde wahrscheinlich ab April 2015 akut werden, aber nicht von langer Dauer sein, so der Wissenschafter, der prognostiziert, dass der „Spuk“ bereits im März 2016 wieder beendet sein sollte. Als Ursachen für die wahrscheinlich bevorstehende Krise hat Bris acht Szenarien parat: Das Platzen einer Blase könnte für eine bis zu 35-prozentige Korrektur an den weltweiten Aktienmärkten sorgen. Ein Zusammenbruch des chinesischen Schattenbanken-Systems könnte schwerwiegende

Konsequenzen für die Entwicklung der Weltwirtschaft haben. Für den Fall, dass die USA ihre Gasexporte massiv forcieren, rechnet Bris damit, dass sich Russland in die Enge getrieben fühlen würde und diese Konstellation einen „geopolitischen Sturm“ auslösen könnte. Eine weitere Immobilienblase in Brasilien, China, Kanada oder Deutschland scheint nicht ausgeschlossen und würde globale Auswirkungen nach sich ziehen. Unternehmensinsolvenzen könnten massiv zunehmen. Laut Bris würde bei einem zweiprozentigen Zinsanstieg die Hälfte des Unternehmenssektors ausgelöscht. Der weltweite Anstieg der Armut ist Besorgnis erregend „und immer, wenn die Armen noch ärmer werden, ist ein sozialer Konflikt zu erwarten“. Auch die übermäßigen Geldmittelbestände bei Zentralbanken und Unternehmen könnten der Weltwirtschaft großen Schaden zufügen.

SPITZENREITER Teuerung. Laut den Mitte Juni veröffentlichten Daten der ­europäischen Statistikbehörde Eurostat lag Österreich in puncto Inflation im Mai erneut an der – wenig schmeichelhaften – Spitze der gesamten Union. Die sogenannte Jahres-Inflationsrate der Alpenrepublik stieg im Mai auf 1,8 Prozent. Der EurozonenDurchschnitt lag hingegen bei nur 0,5 Prozent. +++

50 AUTOS Kuba-Krise – zumindest für Autohersteller. Unter großem Getöse hatte der karibische Staat Kuba im Jänner den Markt für ausländische Autos geöffnet, mit mäßigem Erfolg. Im ersten halben Jahr wurden auf der Insel lediglich 50 Autos und vier Motorräder verkauft. Wenig überraschend, verdient jeder Kubaner durchschnittlich doch ­lediglich rund 20 US-Dollar pro Monat. +++

PENSIONS-ZUSCHUSS Anstieg. Der staatliche Zuschuss zu den Pen­sionen kostet den Bund Jahr für Jahr Unsummen an Steuergeld. So weit, so bekannt.Wie massiv die Zuwendungen wirklich sind, wird einem erst beim Blick in den Rechnungsabschluss für 2013 bewusst. So pumpte der Bund im vergangenen Jahr rund 8,7 Milliarden Euro in das heimische Pensions­s ystem. Im Jahr 2003 lag dieser Wert mit 5,6 Milliarden Euro noch weit niedriger. Innerhalb von nur zehn Jahren stiegen die Bundeszuschüsse somit um beachtliche 55 Prozent.

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 7


Mafia und Finanz-Krieg Banken, Unternehmer und Manager landen immer häufiger vor Gericht. Derzeit sind sogar Verfahren gegen die Europäische Zentralbank (EZB) beim deutschen Verfassungsgericht und dem Europäischen Gerichtshof ­anhängig. Warum das so ist, erklärt Buchautor Dr. Wolfgang Hetzer im Gespräch mit dem GELD-Magazin. Wolfgang Freisleben GELD °

Herr Dr. Hetzer, Sie durchleuchten in

Die Medien berichten national und internatio-

Ihren Büchern als Jurist kritisch die Finanzwelt.

nal von einer Flut von Wirtschaftsdelikten. Gibt

Was sagen Sie dazu, dass jetzt sogar die

es zu viele Gauner?

­Europäische Zentralbank gerichtlich auf dem

Wolfgang Hetzer: Dabei geht es um die sogenannte Rettungspolitik. Der Europäische Gerichtshof muss das bestehende Europäische Recht auslegen und prüfen, ob die Vorgangsweise der EZB rechtmäßig ist.

Die Gesetzesumgehung ist bei dem Streben nach höchstmöglichem Gewinn ein fast natürlicher Reflex. Das gleitet dann leicht in Wirtschaftskriminalität ab. Dabei können Täter leicht einen weit größeren Schaden anrichten als jedes Individuum durch „normales“ kriminelles Verhalten.

Die Klage war ursprünglich aber beim deut-

Derzeit gewinnt man den Eindruck, dass Ban-

schen Bundesgerichtshof, der sie nach Luxem-

ken von US-Behörden geradezu gejagt werden.

burg abgeschoben hat. Ist das nicht seltsam?

Für europäische Banken wurden zuletzt histo-

Nein. Der EuGH wird die Causa ja nicht abschließen, sondern nach seinem Rechtsspruch wieder zurück an das deutsche Verfassungsgericht schicken. Dieses muss nach Beantwortung der Fragen, die sie in dem sogenannten Vorlagebeschluss gestellt hat, dann prüfen, ob die erhaltene europäische Rechtsauslegung dem deutschen Grundgesetz entspricht – sie darf jedenfalls nicht damit kollidieren. Denn es gibt keine Hierarchie des Rechts, da die EU kein Bundesstaat, sondern ein Staatenbund ist. Da kann es immer zu Konflikten und Widersprüchen kommen.

rische Höchststrafen verhängt, zuvor schon für

Prüfstand steht?

Doch während bei Mafia-Verbrechen konkrete Täter und Opfer identifizierbar sind, gerät beim Handeln der Banken, wie zum Beispiel bei der Manipulation von Währungen und Zinsen, ein ganzes System ins Visier. Das hat noch keine Mafia geschafft. Ein weiterer Unterschied ist die Schadenshöhe. Das, was manche Banker an Schaden verursachen, stellt jedes Verbrechen der Mafia in den Schatten. Jede Mafia-Organisation ist im Vergleich zu einer kriminell handelnden Bank eine fast schon folkloristisch harmlos anmutende Erscheinung. Banken sind hinsichtlich der Beute und Schadenshöhe erfolgreicher als die Mafia.

US-amerikanische. Sind Banken früher leichter

Gibt es eine regelrechte Kultur des Betrugs?

ohne Strafe davongekommen?

Von Kultur kann man da wohl nicht sprechen. Aber es hat eine Erosion bestimmter Maßstäbe stattgefunden. Das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns hat Schrammen abbekommen. Prinzipien der Gier, des Egoismus, des Nichtgenug-kriegen-Könnens sind in eine neue Dimension vorgestoßen. Es gibt eine Arbeits­ hypothese zwischen Justizbehörden und Polizei, wonach organisierte Kriminalität dann vorliegt, wenn sich mehrere dauerhaft zusammengeschlossen haben, um Straftaten mit erheblicher Bedeutung zu begehen. Und dabei auch vor Gewalt, Einschüchterung, Erpressung, aber auch Medien und Politik nicht zurückschrecken.

Banken sind unverzichtbar für eine moderne Volkswirtschaft und dürfen zulässigerweise Profit machen, müssen dabei aber ein hoch differenziertes Regelwerk beachten. Dabei schlagen sie manchmal über die Stränge. Vieles davon bleibt im Dunkeln. Die hohen Strafzahlungen zeigen aber, dass hier ein ernstes Problem entstanden ist, das nicht unbeantwortet bleiben kann. Strafverfolgungs- und Aufsichtsbehörden müssen darauf reagieren. Das ist aber keine Jagd, sondern Rechtspflege. Sie nennen ein Buch Finanz-Mafia. Wollen Sie

8 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

lität auf die Finanzwelt übergegriffen hat?

Reicht zur Bekämpfung das Strafrecht aus?

Es stellt sich unter dem Eindruck der Erfahrungen der letzten Jahre die Frage: was unterscheidet, verbindet und trennt Mafiosi von einer bestimmten Art von Bankern. Gemeinsam ist beiden, dass sie gelegentlich fast enthemmt, rücksichtslos und egoistisch auf Gewinn aus sind – koste es, was es wolle. Dabei schrecken sie auch nicht vor Betrug zurück.

Zum einen sind die Geschehnisse sehr komplex. Dafür braucht man viel Sachverstand und Erfahrung. Beides ist aber in den klassischen Ermittlungsbehörden nur sehr spärlich vorhanden. Denn man ist ja nicht mit einem eindeutigen Ergebnis konfrontiert. Es gibt weder Leichen noch trägt jemand sichtbare Verletzungen davon. Tatwerkzeuge sind vielmehr

creditS:Westend Verlag, beigestellt

damit andeuten, dass die organisierte Krimina-


°

Im Gespräch mit Wolfgang Hetzer   Brennpunkt

Bilanzen, die schwierig zu verstehen sind. Es ist auch schwer zu bestimmen, was die strafbare Verursachung eines Profits ist. Schließlich ist ja jedes Geschäft und insbesondere das Bankgeschäft riskant. Noch riskanter wird es, wenn Banken an Kunden Kredite verleihen, deren Bonität erkennbar schlecht ist und wenn sie diese dann in handelbare Wertpapiere verpacken und verkaufen, wohl wissend, dass sie gleichsam mit Schrott gefüllt sind. Das geht dann mehr oder weniger in den strafrechtlichen Bereich über. Nicht zu übersehen ist jedenfalls, dass in Deutschland von zwei Landesbanken der gesamte Vorstand vor Gericht erscheinen musste und dass Ermittlungen gegen andere Landesbanken laufen. Die Zulassung der Anklage in München war aber deswegen etwas holprig, weil die Eingehung von geschäftsspezifischen Risiken als Straftatbestand unterschiedlich betrachtet werden kann.

Buchautor Wolfgang Hetzer: Eine Mafia-Organisation ist im Vergleich zu einer kriminell handelnden Bank eine fast schon folkloristisch harmlos anmutende Erscheinung.

Ein anderes Ihrer Bücher trägt den Titel ­„Finanz-Krieg“. Worin besteht dieser?

Er entsteht dann, wenn Systeme und Staaten ohne Rücksicht auf bestimmte Grund­sätze, auch völkerrechtlicher Natur, vor allem des freundlichen und verständlichen Miteinanders, nur zugunsten ihres eigenen Vorteils handeln. Wenn Sie an die Zeiten von Margret Thatcher und Ronald Reagan denken, dann wissen Sie, dass gerade im angelsächsischen Wirtschaftsraum eine merkwürdige Philosophie entstanden ist, die in erster Linie von der Durchsetzung nationaler Interessen geprägt war. Anders formuliert: Ein Krieg ist immer die höchste und schlimmste Form des Versuchs, eigene nationale Interessen durchzusetzen. Natürlich hat sich das Kriegsbild gewandelt. In diesem Fall geht es um eine heftige, rücksichtslose Konkurrenz im Wettbewerb, im Run auf möglichst viel Vermögen. Und dabei wird der Nachteil anderer gnadenlos bis hin zur existenziellen Gefährdung in Kauf genommen. Das hat mich dazu gebracht, diesen provokanten Begriff dafür zu verwenden. Ist damit der Kapitalismus schlechthin ­gemeint?

Nein, denn hinter dem Kapitalismus steckt ja letztlich eine gute Absicht. Aber der Kapitalismus heute ist natürlich ein anderer als zu Zeiten

von Karl Marx. Wir sprechen ja inzwischen auch von einem Finanzkapitalismus. Sektoren der Wirtschaft haben sich von anderen abgesetzt. Die einen beschäftigen sich noch mit der Herstellung von Gütern. Und die anderen mit der möglichst vergnüglichen und Gewinn bringenden Verwendung von Geld in den verschiedensten Kreationen, das reichlich vorhanden ist. Und das hängt mit verschiedenen Entscheidungen wie zum Beispiel der Privatisierung der Altersversorgung zusammen. Da haben Stiftungen von den Universitäten, Versicherungen und ­andere auf einmal Zugriff zu Kapital gehabt, ohne dass dieses Kapital sinnvollerweise in ­produktive Prozesse zu in­ vestieren war. Da hat sich ein Bruch ereignet, eine Verselbstständigung. Was halten Sie von der Ansicht mancher ­erfolgreicher Geschäftsleute, die da lautet: Wenn Sie reich werden wollen, müssen Sie ­jemand anderem etwas wegnehmen?

Das ist ja nicht wirklich neu. Es gibt ja so etwas wie ein Pareto-Optimum (Anm.: das besagt sinngemäß, dass man die eigene Position nicht verbessern kann, ohne die Position eines anderen zu verschlechtern). Dieser Ansatz führt in riskante Verhältnisse. Einst verstand man unter Wirtschaften die Bedürfnisbefriedigung

unter den damals vorherrschenden Bedingungen von Knappheit. Heute versteht man Wirtschaften als Übervorteilen eines anderen, als Wegnehmen. Das war lange Zeit sogar Tradition und wurde Kolonialismus genannt. Es gab keine Handelsregeln nach den Grundsätzen von Fairness und sozialer Gerechtigkeit, sondern es zählte die entscheidende Frage: Wer hat wie viele Kanonen auf wie vielen Schiffen und ist in der Lage, Länder zu erreichen, die Reichtümer haben, die man ihnen wegnehmen kann. Diese Zeiten sind nur teilweise vorbei. Denken Sie nur an bestimmte Formen der Politik gegenüber Entwicklungsländern. Dort hat man in der Fischerei und der Landwirtschaft nicht zugelassen, dass das bestehende Niveau weiter fortgeführt oder verbessert wird, sondern man hat diese Märkte von außen geöffnet, um die eigenen hoch subventionierten Produkte abzusetzen. Und man hat diesen Volkswirtschaften nicht nur Geschäftsvorteile genommen, sondern sogar die Lebensgrundlagen. Heute zahlen wir die Rechnung. Die italienische Marine ist ­bekanntermaßen zurzeit damit beschäftigt, viele tausende Menschen aus Seenot zu retten, die in ihren Herkunftsländern kein menschenwürdiges Leben mehr führen können. Danke für das Gespräch!

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 9


Brennpunkt ° Kommentar

Ein Manager als peinlicher Fehlgriff Als „CEO des Jahres“ wurde Thomas Fahnemann von einer Tageszeitung tituliert. Er hat das Glück, sich mit fremden Federn schmücken zu können. Die eigenen Ergebnisse stellen sich aber als weniger glänzend heraus, als behauptet. So zum Beispiel die Liquidität, die auf Pump aufgeblasen wurde.

as WirtschaftsBlatt hat einen neuen „CEO des Jahres“ gekürt: Thomas Fahnemann von Semperit. Doch der hält nicht, was das Attribut verspricht. Die ­herausgestellten „Erfolge“ sind nämlich gar keine. Fahnemann zeichnete sich in den letzten beiden Jahren u.a. dadurch aus, dass er via Presseaussendung als Erfolgsnachweis verkündete, dass eine üppige Liquidität in der Kassa sei. Verschwieg aber gleichzeitig den Aktionären, dass die Liquidität mit Krediten „erkauft“ wurde, die bei den Jubelmeldungen glatt unter den Tisch fielen. So ließ er in einer Ad-hoc-Meldung am 21. März 2013 die Steigerung der liqiden Finanzmittel um 36,2 Prozent auf 133,3 Millionen Euro publizieren. Verschwieg aber, dass da, wo in der Bilanz 2011 noch eine glatte Null stand, Ende 2012 ein Kreditbetrag von 101,1 Millionen Euro vermerkt war. Im Mai 2014 wurden die liquiden Mittel von 188,1 Millionen Euro zum Jahresende 2013 betont. Und wieder wurde verschwiegen, dass gleichzeitig Schuldscheindarlehen von fast 126 Millionen Euro und weitere Bankkredite von 13,1 Millionen Euro in den Büchern standen. Außerdem erreichten die Verbindlichkeiten für Lieferungen und Leistungen den historischen Höchstwert von 73 Millionen Euro, was immerhin um 45 Prozent höher war als ein Jahr zuvor. 2011 betrugen diese Verbindlichkeiten nur 38,3 Millionen Euro. Auch von den Umsatzzahlen geht der Lack ab, wenn man nur leicht daran kratzt. Denn mit der Akquisition von Latexx Partners in Malaysia im Jahr 2012 um mehr als 150 Millionen Euro wurde eine Produktion von medizinischen Handschuhen gekauft, die 2011 einen Umsatz von umgerechnet 104 Millionen Euro erwirtschaftet hat. Gemeinsam mit dem Semperit-Umsatz von 820 Mil-

10 ° GELD-MAGAZIN – juli 2014

lionen Euro errechnete sich 2011 somit ein Gesamtumsatz der beiden Unternehmen von 924 Millionen Euro. 2012 ging der Gesamtumsatz der beiden Firmen auf 919,9 Millionen zurück – ein Minus von 5,5 Millionen. Ausgewiesen in der Semperit-Bilanz wurde aber nur ein Monat von Latexx, der Zeitraum nach der Fusion, wodurch das ausgewiesene Semperit-Konzernergebnis geringfügig höher war als 2011. Und jetzt kommt die Überraschung: 2013 betrug der vollkonsolidierte Jahresumsatz (= Konzernumsatz) gar nur mehr 906,3 Millionen Euro. Der Umsatz beider Firmen insgesamt schrumpfte also unter Fahnemann um etliche Millionen Euro. Ähnlich sieht es beim operativen Ergebnis (EBIT) aus: 2011 lag es für beide Unterneh­ men zusammengerechnet bei 99,1 Millionen Euro, 2013 bei 87,8 Millionen Euro (-15 Prozent). Und das bei historisch niedrigen Rohstoff- und Materialkosten. Durch Tricksereien wurden die Zahlen etwas geschönt. Echte Erfolge sehen dennoch anders aus. Thomas Fahnemann konnte sich 2011, nachdem er als RHI-Chef vom Aufsichtsrat wegen unliebsamer Vorfälle über Nacht auf die Straße gesetzt worden war, bei Semperit gleichsam „ins gemachte Nest“ setzen und sich mit den Federn seines Vorgängers schmücken. Allerdings sorgt er seit Amtsantritt 2011 bei den Handschuhfabriken in Thailand für Zoff. Diese sind 1989 als 50:50 Joint Venture mit dem thailändischen Partner Sri Trang auf der grünen Wiese gegründet worden, der bisher die Geschäfte der Fabriken höchst erfolgreich geführt hat. Seither hat sich Semperit als mustergültig globalisierter Kautschukkonzern international einen Namen gemacht. Seit Amtsantritt versucht Fahnemann nun, den Partner loszuwerden. Und das dem

„Durch Tricksereien wurden Zahlen geschönt. Echte Erfolge sehen anders aus.“ Wolfgang Freisleben, Herausgeber

Vernehmen nach in richtig gehässiger Manier. Denn mit Zukäufen lassen sich bekanntlich die Umsätze besonders leicht steigern. Da Fahnemann Latexx in Malaysia ohne den Partner gekauft hat, verweigert Sri Trang den nunmehrigen Konkurrenten konsequenterweise den Zutritt zu den Fabriken, um Werksspionage zu verhindern. Letztlich erhebt sich somit die Frage: Gibt es wirklich in Öster­ reich niemand Besseren, der als „CEO des Jahres“ in Frage kommt? Hauptaktionär von Semperit ist eine Holding der B&C-Stiftung, die auch die Lenzing AG beherrscht. Bei der brach der Umsatz 2013 um fast neun Prozent auf 1,9 Millionen Euro ein und das EBIT sogar um fast 63 Prozent. Schon im November 2013 hatte der Vorstand der Lenzing AG Belegschaft und Öffentlichkeit mit der Ankündigung geschockt, 600 Arbeitsplätze abbauen zu müssen. Seitdem kommt der börsennotierte Faserhersteller nicht zur Ruhe. In beiden Unternehmen stehen übrigens an der Aufsichtsrats-Spitze der B&C-Holding-Vorstand Michael Junghans und der pensionierte Papier-Manager Veit Sorger. Die Entwicklung dürfte aber bei B&C-Stiftungsvorstand Erich Hampel gar nicht gut ankommen. Denn in Industriekreisen verdichten sich die Gerüchte, dass für Junghans bereits ein Nachfolger gesucht wird.

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Brennpunkt ° Eurasien

Ukraine als Beute der USA Hinter den Attacken der NATO-Staaten auf Russland stecken handfeste wirtschaftliche Interessen. Die Gas­vorkommen wurden bereits an westliche Energie-Multis verkauft. Die hegemonialen Pläne Washingtons hat Wladimir Putin durch den Gasvertrag mit China und die Eurasische Union durchkreuzt. Wolfgang Freisleben

ass Österreich vom europäischen Ausland dafür gegeißelt wurde, weil es Bundespräsident Heinz Fischer, der neue ÖIAG-Präsident Siegfried Wolf und andere Spitzen des Landes aus Wirtschaft und Politik „gewagt haben“, den russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin zu einem Arbeitsbesuch in Wien zu empfangen, hatte wenig mit Moral zu tun. Vielmehr wird die Ukraine schon seit 15 Jahren von den USA heiß begehrt. Zugunsten dieser Interessen ließen sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und die bereits mit Ablaufdatum versehenen Politspitzen in Brüssel von den USA willig instrumentalisieren. Anbiedern bei den Mächtigen könnte schließlich einer Karriere nach dem EU-Amt förderlich sein. Dass auch der neue ukrainische Außenminister die Angelegenheiten Österreichs mitbestimmen wollte, zeugt von einer ziemlichen Unverfrorenheit. vor der ukrainischen küste bohren exxonmobil, shell und omv Die Interessen der USA an der Ukraine sind eindeutig. Im August 2012 wurden Ölund Gasvorkommen im ukrainischen Scythian-Schelf vor der ukrainischen Schwarzmeerküste an den amerikanischen Ölkonzern ExxonMobil, das holländischbritische Unternehmen Royal Dutch Shell, die rumänische Gesellschaft OMV Petrom (mit Beteiligung der österreichischen OMV) und das ukrainische Staatsunternehmen Nadra verkauft. Für die Erschließung der Schiefergas-Felder in Yuzivske und Oleske hatten sich Shell und die texanische Chev­ ron Corp. im Mai 2012 die Rechte gesichert. Russlands Ölgigant Lukoil hatte jeweils das Nachsehen. Um die amerikanischen Interes­

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sen abzusichern, hat US-Vizepräsident Joe Biden seinen Sohn Hunter Biden in den Vorstand der Burisma Holding gehievt, dem größten privaten Gasproduzenten der ­Ukraine. Und es wäre kein Wunder, würde die Regierung Obama-Biden nicht auch USSteuergelder zur Unterstützung der neuen Machthaber in Kiew locker machen. Schließlich generiert die Plutokratie in Ost und West üblicherweise auch über politische Einflussnahme und die Verwendung von Steuergeldern ihre Reichtümer. Zentrale Lage in der ­geopolitischen Strategie Doch das Interesse Washingtons an der Ukraine ist auch geopolitischer Natur. Das Land haben die US-Strategen eine Sonderstellung als geopolitischer „Dreh- und Angelpunkt“ zugeordnet – ebenso wie Aserbaidschan, Südkorea, der Türkei und dem Iran. Dabei handelt es sich um Staaten, deren Bedeutung sich aus ihrer prekären geografischen Lage und aus den Folgen ergeben, die ihr Verhalten aufgrund ihrer potenziellen Verwundbarkeit bestimmen. In einigen Fällen verdanken sie ihre Sonderrolle dem Zugang zu geopolitisch wichtigen Gebieten oder der Tatsache, dass sie einem geostrategisch bedeutsamen Akteur bestimmte Ressourcen verweigern können. Details der imperialen Strategie beschrieb Zbigniew Brzezinski 1999 in seinem Buch „The Grand Chessboard. American Primary and Its Geostrategic Imperatives“ (dt.: „Die einzige Weltmacht“). Er ist seit Jahrzehnten die graue Eminenz der US-Außenpolitik demokratischer wie auch republikanischer Präsidenten und gilt als Mentor der globalen Politik des derzeitigen US-

Präsidenten Barack Obama. In dem Buch skizzierte er Eurasien als riesiges, merkwürdig geformtes Schachbrett, auf dem der Kampf um die von den USA beanspruchte globale Vorherrschaft von Lissabon bis Wladiwostok ausgetragen wird. West- und Mitteleuropa als ­amerikanische Protektorate West- und Mitteleuropa sollten nichts weiter als amerikanische Protektorate bleiben – alliierte Staaten, die an Vasallen und Tributpflichtige von einst erinnern. Dies sei aber „kein gesunder Zustand, weder für Amerika noch für die europäischen Nationen“, räumte Brzezinski ein. Die Dominanz auf dem gesamten eurasischen Kontinent sei die Voraussetzung für eine globale Vormachtstellung. Abgeleitet von der Terminologie der alten Weltreiche lauten die drei großen Imperative US-imperialer Geostrategie nach den Worten von Brzezinski: Absprachen zwischen den Vasallen zu verhindern und ihre Abhängigkeit in Fragen der Sicherheit zu bewahren; die tributpflichtigen Staaten fügsam zu halten und zu schützen und dafür zu sorgen, dass die „BarbarenVölker“ sich nicht zusammenschließen. Durch die faktische Annexion der Krim bleibt Moskau zwar der russische Flottenstützpunkt im Schwarzen Meer erhalten, der auch den Zugang zum Mittelmeer ­öffnet. Die USA haben diese Entwicklung aber möglicherweise provoziert. Denn sonst ­wären weiterhin fremde Truppen in der ­Ukraine stationiert, was eine Präsenz der NATO ausschließen würde. Die USA hatten also gleichfalls ein Interesse daran, die Krim mitsamt den darauf stationierten

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Eurasien   Brennpunkt

Machtzentrum Kreml: Ehrgeizige geopolitische Ziele statt Abgleiten in die geopolitische Bedeutungslosgkeit als Gegengewicht zu EU-USA.

russischen Seestreitkräften zu „entsorgen“ und damit den Weg in die Ukraine für die NATO frei zu machen. Gefährlichstes Szenario für die USA wird Realität „Wenn Moskau wieder die Kontrolle über die Ukraine erlangt“, schrieb Brze­ zinski in seinem Buch, würde Russland „automatisch wieder das nötige Kleingeld erlangen, um ein leistungsfähiger imperialer Staat zu werden, der sich über Europa und Asien spannt.“ Doch auch ohne die Ukraine wird der Albtraum von Zbigniew Brze­zinski Realität – das seiner Meinung nach gefährlichste Szenario für die USA: eine Koalition zwischen den beiden Großmächten China und Russland Die beiden Giganten haben seit vielen Jahren allen Grund, um infolge der tiefsitzenden Unzufriedenheit mit den Großmachtansprüchen der USA ein geeintes antihegemoniales Bündnis anzustreben. Russland wurde in den letzten Jahren durch die militärisch aggressive Einkreisungspolitik der NATO von den baltischen Staaten an der Ostsee über Polen bis Bulgarien am Schwarzen Meer in die Enge getrieben und konnte nicht mehr anders als unverzüglich zu reagieren. China registriert gleichfalls provokante Aktivitäten im pazifischen Raum bis ins südchinesische Meer, wo die USA den Konflikt durch Handels- und sons­tige Abkommen mit Anrainerstaaten unter Ausschluss Chinas schüren.

Russische Gegenallianz zu US-Europa mit China Russland als flächenmäßig größtes und China als viertgrößtes und bevölkerungsreichstes Land der Erde unterzeichneten am 21. Mai 2014 nunmehr die Quittung für die aggressive amerikanische Geopolitik – den nach zwei Jahrzehnten Verhandlung zustande gekommenen Aufsehen erregenden Gasvertrag mit einem Volumen von rund 400 Milliarden Dollar. Die Lieferung von 38 Milliarden Kubikmetern Russen-Gas pro Jahr ab 2018 über einen Zeitraum von 30 Jahren verschafft dem fernöstlichen Reich eine neue Lebensader und bindet die beiden Mächte aneinander. Der Energie-Kooperation werden zwangsläufig weitergehende Aktivitäten folgen. China wird sich nicht nur an den Kos­ ten für die Errichtung der notwendigen neuen Pipelines in erwarteter Höhe von 14 Milliarden Dollar beteiligen, sondern zwangsläufig als Wirtschaftspartner stärker eingebunden. Denn durch die Energie­ importe entsteht ein dauerhaftes Handelsdefizit mit Russland, das zum Ausgleich ­Gegenlieferungen erfordert. Durch diese Entwicklung entsteht ein neuer, riesiger Wirtschaftsraum vom Pazifik bis an die Grenzen der EU. Schon jetzt locken Synergien in der Entwicklung neuer Militärtechnologien. Russland ist gerade dabei, Dutzende Sukhoi Su35-Kampfjets neuester Bauart an die Chinesen zu verkaufen. Eine Partnerschaft in der

Luftverkehrsindustrie wird diskutiert. Und 2018 könnte Moskau ultra-ausgefeilte S-500 Luftabwehrraketensysteme an Peking liefern. Von der Energie- und Rüstungskooperation zur militärischen Allianz als Gegengewicht zur NATO ist dann kein weiter Weg mehr. Im Kampf um die globale Vorherrschaft erwächst somit eine neue Kraft, die droht, nicht nur ihr Kernland, sondern auch zahlreiche Anrainerstaaten zu dominieren, die an einem Anschluss an das neu entstehende Pipeline-Netz interessiert sind. So wird der Ball weitergespielt. Damit würde sich Eurasien deutlich anders entwickeln, als es sich die amerikanischen „Think-Tanker“ ausgedacht haben. Mit der Eurasischen Union unterläuft Putin die US-Ambitionen Die Ausdehnung von EU und NATO nach Osten nährt in Moskau natürlich ehrgeizige geopolitische Ziele, um nicht ein Abgleiten in die geopolitische Bedeutungslosigkeit zu riskieren. Die Politik der USA gegenüber den wichtigen geopolitischen Angelpunkten Ukraine und Aserbaidschan musste zwangsläufig einen Konflikt heraufbeschwören. Putin hat daher die geostrategische Entscheidung getroffen, den Wiederaufstieg Russlands auf der Bühne der Weltpolitik mit der Gründung der Eurasischen Union am 29. Mai 2014 gemeinsam mit Weißrussland und Kasachstan zu starten und dadurch womöglich die Strategie der USA zur Ausdehnung ihres Einflusses zu

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Brennpunkt ° Eurasien

Eurasien als gröSSter Kontinent der Erde Eurasien inklusive Westeuropa spielte in Brzezinskis Visionen als größter Kontinent der Erde eine wichtige Rolle. Eine Macht, die Eurasien beherrscht, würde über zwei der drei höchstentwickelten und wirtschaftlich produktivsten Regionen der Erde gebieten, schrieb er. Die Kontrolle über

US-Präsident Obama vertraut genauso auf Zbigniew Brzezinski wie seine Vorgänger.

14 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

­ urasien zöge fast automatisch die über E Afrika nach sich und brächte die westliche Hemisphäre und Ozeanien gegenüber dem zentralen Kontinent der Erde geopolitisch in eine Randlage. Nahezu 75 Prozent der Weltbevölkerung leben in Eurasien, und in seinem Boden wie auch den Unternehmen steckt der größte Teil des materiellen Reichtums der Welt. Eurasien stellt 60 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts und ungefähr drei Viertel der weltweit bekannten Energievorkommen. Präsent ist die Macht der USA derzeit lediglich in der schmalen Zone an der westlichen Peripherie Eurasiens. Das fernöstliche Festland beherrscht der immer mächtiger und unabhängiger werdende „Schachbrett-Spieler“ China mit seiner riesigen Bevölkerung. Der US-Macht dienen als militärische Stützpunkte in Fernost lediglich Armee-Basen auf der japanischen Inselkette, der Insel Guam und auf der Halbinsel (Süd-) Korea. Zwischen den westlichen und östlichen Randgebieten dehnt sich ein gewaltiger, dünn besiedelter und politisch eher instabiler mittlerer Raum aus, der einst von der ­Sowjetunion okkupiert war – einem Gegner, der sich dem Ziel verschrieben hatte, die USA aus Eurasien hinauszudrängen. Südlich von diesem großen zentraleurasischen Plateau liegt eine an Energievorräten reiche Region, die sowohl für die europäischen als auch die ostasiatischen Staaten sehr wichtig werden könnte. Russland sollte sich in das ­europäische Bündnis eingliedern Seit dem Zerfall der Sowjetunion war es das Ziel der USA, Russland zu zeigen, dass es nur die Alternativen hätte: Entweder sich Europa unter amerikanischer Führung anzuschließen und auf den Weltmacht-Status zu verzichten; oder Europa zugunsten einer eurasischen Identität und Existenz den Rücken zu kehren. Brzezinski ging davon aus, dass sich Russland unter Protesten wahrscheinlich damit abfinden werde, dass die NATO-Erweiterung mehrere mitteleuropäi­ sche Länder einschließe. Es war ihm aber bewusst, dass es Russland schwer fallen

Wladimir Putin: Hegemoniale Pläne der USA in Eurasien vorerst unterlaufen.

müsste, sich mit einem EU- und NATOBeitritt der Ukraine abzufinden. An der vollen Mitgliedschaft Kiews ließ der USStratege keinen Zweifel. Demnach hatten die USA schon 1999 beschlossen, alles daran zu setzen, um die Ukraine in die westlichen Bündnisse einzugliedern. Um jede Regierung mit einer Nähe zu Russland auf Dauer zu verhindern, unterstützten die USA 2004 auch federführend die Orange Revolution in Kiew, die mit den ukrainischen Präsidentschaftswahlen begann. Sie baute auf einem Muster auf, das zuerst in Jugoslawien entwickelt wurde, um die Regierung von Slobodan Milošević zu stürzen, und wurde in Form der sogenannten Rosenrevolution in Georgien weitergeführt. Diese Umstürze waren Resultate einer umfangreichen Untergrundtätigkeit, Konspiration und Zusammenarbeit innerhalb oppositioneller Gruppen. Jedem Umsturz ging eine Wahl voraus, bei der die prowestliche Opposition verlor, woraufhin Demonstrationen und andere Aktionen erfolgten. Die Aktivisten dieser Bewegungen wurden in den Taktiken gewaltlosen Widerstands ausgebildet – von einer Koalition professioneller westlicher Berater, Helfer und Meinungsforscher, die durch eine Reihe von westlichen Regierungen, Agenturen und Organisationen finanziert und unterstützt wurden. Dazu gehörten zum Beispiel

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unterlaufen und einen eigenen ökonomischen und politischen Block nach EUVorbild zwischen Westeuropa und China zu bilden. Eine gemeinsame Wirtschaftskommission mit Sitz in Moskau koordiniert die Zusammenarbeit. Mittelasiatische Republiken wie Armenien und Kirgistan stehen als nächste Beitrittskandidaten bereits vor der Tür. Unterstützt wird diese Politik durch die robuste russische Wirtschaft, die allen westlichen Rezessions-Prognosen zum Trotz in den ersten fünf Monaten 2014 um 1,1 Prozent gewachsen ist – wovon die Eurozone nur träumen kann. Die Staatsverschuldung liegt bei lediglich knapp zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Und Russland ist nach den USA und China immerhin der drittgrößte Handelspartner der EU28 und erzielt durch die Energielieferungen dauerhaft einen Handelsüberschuss. Krisen sehen anders aus.


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Brennpunkt ° Eurasien

us-steigbügelhalter für Wiktor juschtschenko Juschtschenkos amerikanische Ehefrau Kateryna Tschumatschenko hatte in der ­Reagan- und der George H.W. Bush-Administration im US-State Department und im Finanzministerium gearbeitet und damals eine Vertretung der Barents Group of KPMG Consulting LLC in der Ukraine geleitet. Sie war als Vertreterin der US-­Ukraine Foundation in die Ukraine gekommen, in deren Vorstand mit Grover Norquist ein einflussreicher Republikaner saß, der rechtsgerichtete Organisationen für die Unterstützung der Präsidentschaft von George W. Bush gewann. Sie agierte überdies in den Gremien der amerikanischen neokonservativen Think-Tanks „New Atlantic Initiative“ (zusammen mit dem derzeitigen polnischen Außenminister Radosław Sikorski) und der „Heritage Foundation“. Juschtschenko war zwar sofort bereit, den Wünschen seiner amerikanischen Steigbügelhalter nachzukommen und die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine zu unterschreiben. Doch Deutschland und Frankreich waren dagegen. Schon vor den Wahlen hatte Juschtschenko

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Bundespräsident Heinz Fischer: Als Gastgeber des russischen Präsidenten heftig kritisiert.

v­ ersprochen, dass er den Plan für einen ­euro-asiatischen Wirtschaftsraum zerreißen werde, sollte er gewinnen. In den wählerstärksten Gebieten seines Gegenspielers Wiktor Janukowytsch in der Süd- und Ostukraine wurde die Revolution als Umsturzversuch gesehen. Janukowytsch war zwischen 2002 und 2005 sowie erneut 2006 und 2007 Ministerpräsident der ­Ukraine und wurde im Februar 2010 zum Staatspräsidenten gewählt. Er wollte eine neutrale Ukraine mit guten Beziehungen zu Ost und West. Die EU stellte allerdings für den umstrittenen Freihandelsvertrag Forderungen, die der Präsident nicht unterschreiben wollte. Am selben Tag begannen die lange vorbereiteten Maidan-­Unruhen. Janukowytsch hinterließ einen rechtsgültigen Vertrag, der Russland den Flottenstützpunkt auf der Krim bis 2047 statt wie zuvor bis 2017 sicherte. Seine Amtsenthebung durch eine Mehrheit im Parlament am 22. Februar 2014 im Zuge der Unruhen in Kiew gilt mangels gesetzlicher Legitimierung als illegal. Die hegemoniale Weltordnung der USA bekommt Risse Trotz – oder vielleicht sogar wegen – der unübersehbaren weltpolitischen Aktivitäten der USA gibt es in letzter Zeit auffäl-

lige Beispiele dafür, dass sich das „amerikanische System“ der Weltordnung verändert: Zum einen die Erklärung der Direktorin des IWF, Christine Lagarde, eigentlich Schutzheilige der transatlantischen Achse, in der sie die Möglichkeit erwägt, den Sitz ihrer Organisation schon bald nach Peking zu verlegen, und sich darüber echauffierte, dass die Amerikaner jede Reform der Stimmrechte zugunsten der neuen großen Beitragszahler China, Indien und Brasilien torpedieren; und auf der anderen Seite die eigentlich unerhörte Weigerung des australischen Premierministers Tony Abbott, die drei zentralen „Macher“ der Washingtoner Wirtschaftspolitik (US-Finanzminister Jack Lew, Christine Lagarde und Weltbank-Präsident Jim Yong Kim) zu treffen, obwohl er doch das nächste Treffen der G20 im kommenden November in Brisbaine vorbereiten muss. Dafür lässt Abbott einige Tage später verlauten, dass er sehr wohl beabsichtige, Wladimir Putin wie gewohnt als Teilnehmer des G20-Meetings willkommen zu heißen und dass sein Tagesordnungsentwurf zur Frage des Kampfs gegen den Klimawandel sich eher an den chinesischen als an den amerikanischen Vorstellungen ausrichten werde, die bisher nicht gerade konstruktiv waren.

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die Konrad Adenauer Stiftung und – laut der britischen Tageszeitung The Guardian – das „US State Department“ zusammen mit USAID, dem „National Democratic ­Institute“, dem „International Republican Institute“, der „Freedom House NGO“ und dem Milliardär George Soros mit seinem „Open Society Institute“. Die deutsche ­Wochenzeitung „Die Zeit“ behauptete u ­ nter anderem, Wiktor Juschtschenko und seine Kreise hätten allein aus den USA mindes­tens 65 Mil­lionen US-Dollar über verschiedene Kanäle erhalten. Juschtschenko gab dafür die willige Marionette ab, die von ­Dezember 1999 bis Mai 2001 als Ministerpräsident und von Jänner 2005 bis Februar 2010 als Staatspräsident der Ukraine ­fungierte. Das war jener Zeitraum, den Brzezinski 1999 für die Eingliederung der Ukraine in die EU und die NATO vorgegeben hatte. Die von den USA verursachte ­Finanzkrise machte eine Terminverschiebung notwendig.


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Brennpunkt ° Finanzkapitalismus

Gier und Ungleichheit Die Verknüpfung von Wirtschaft und Politik benachteiligt die meisten Bürger, fördert Gaunereien und einige wenige profitieren davon. Die Vereinnahmung des Staates durch Interessengruppen führt letztlich zur Konzentration von Reichtum. Der Trend zu Ungleichheit ist ein weltweites und österreichisches Phänomen. Wolfgang Freisleben

ie Diskussion um eine Steuerreform innerhalb der Regierung und das ­Hinausschieben beweist, wie sehr Finanzminister Michael Spindelegger als auch Bundeskanzler Werner Faymann in ihren politischen Ämtern von der Bürger-Realität abgehoben haben. Faymann weigert sich, die 22 staatlichen Sozialversicherungen auf höchstens drei zusammenzulegen, um Verwaltungskosten einzusparen. Und Spin­ delegger trägt die Uneinigkeit darüber nicht auf dem Rücken der Bürger aus, indem er sich weigert, die Folgen der kalten Progression mit einer Steuerreform zu beseitigen. Allein 2014 werden die Bürger um 2,65 Milliarden Euro geneppt. Zunächst frisst den Großteil der Lohnerhöhungen schon die Inflation. Und zusätzlich rücken immer mehr Arbeitnehmer in höhere Steuerklassen vor, sodass ein Teil ihrer Lohnsteigerungen umgehend vom Finanzamt abgeschöpft wird, da die für die Lohnsteuer maßgeblichen Einkommensgrenzen gleich bleiben. Für den durchschnittlichen Arbeitnehmer bedeutet dies, dass von einem Brutto-Gehaltsplus von 2,4 Prozent abzüglich Infla­ tion (zwei Prozent) und Steuern (0,4 Prozent) 2013 de facto nichts übrig geblieben ist. Besonders betroffen sind Menschen im unteren und mittleren Einkommensbereich. Das ist einer der Gründe für die wachsende Ungleichheit in der Republik, aber nicht der einzige. Ist die Ungleichheit politisch erwünscht? Wäre das Ausmaß der Ungleichheit politisch unerwünscht, könnte als Korrekturwerkzeug die Steuerprogression dienen, schreibt Chrystia Freeland in ihrem neuen

18 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Finanzminister Spindelegger: Weigert sich, die kalte Progression zu entschärfen.

Kanzler Faymann: Weigert sich, 22 Sozialversicherungen zu rationalisieren.

Buch „Die Superreichen – Aufstieg und Herrschaft einer neuen globalen Geldelite“. Diese Bemessung unterliege aber keiner Skala mit „richtig“ oder „falsch“, sondern willkürlichen politischen Wertungen. Und die seien eben geprägt von Lobbyisten und Anwälten der Reichen. Freeland beschreibt zwar Verhältnisse in den USA. Durch die Zulassung von Lobbyisten in der EU und damit auch Österreich werden aber am ­„alten“ Kontinent auch die politischen Verhältnisse amerikanisiert. Bezüglich der von Freeland angesprochenen Steuerprogression erscheint Österreich schon jetzt in einem besonders schiefen Licht. Wir gehören nämlich zu nur drei OECD-Staaten, in denen das Abgabensys­ tem nicht progressiv, sondern degressiv wirkt. Das hat die OECD in einer Sonderauswertung ihrer jährlichen Steuerstudie „Taxing Wages“ 2013 ermittelt. Der Unterschied: In einem progressiven System steigt die Abgabenlast (in Prozent des Einkom-

mens) mit zunehmendem Einkommen an, während sie bei degressiven Systemen ab einem bestimmten Einkommen wieder sinkt. Ergebnis: Bis rund 60.000 Euro steigt die Abgabenlast auf 52,5 Prozent immer weiter an. Bis zu diesem Punkt ist das Abgabensystem progressiv. Danach nimmt die Abgabenbelastung wieder ab: Ein Alleinstehender mit rund 102.000 Euro jährlich zahlt mit 49,6 Prozent wieder in etwa so hohe Steuern und Abgaben wie ein Durchschnittsverdiener. Ähnlich degressiv ist der Steuerverlauf nur in Deutschland und Spanien (dort allerdings auf niedrigerem Niveau). Grund für den Rückgang der Abgabenlast bei Spitzenverdienern sind laut OECD die Sozialabgaben. Während die Steuersätze nämlich mit dem Einkommen ansteigen, ist der Sozialversicherungsbeitrag gedeckelt: Ab 4.440 Euro Monatsbrutto (2013) werden keine zusätzlichen Beiträge mehr fällig. Damit ist die Alpenrepublik nur eines von drei Industrieländern, in denen

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Finanzkapitalismus   Brennpunkt

Spitzenverdiener eine geringere Abgabenlast zu schultern haben als der Mittelstand. In den Zahlen nicht berücksichtigt war die seit dem Vorjahr geltende „Solidarabgabe“ für Spitzenverdiener ab 186.000 Euro. Wenn Interessengruppen den Staat vereinnahmen Verteilungsdebatten sind keine Neid­ debatten, schreibt Chrystia Freeland und zitiert Daron Acemoglu und James Robinson. Die haben im Wirtschaftsbuch des Jahres 2012, „Wie Nationen scheitern“, geschildert, wie der wirtschaftliche Wohlstand in Gefahr gerät, sobald Interessengruppen den Staat kapern. Und das ist in einer Demokratie, in der sich hochoffiziell Lobbyisten als Vertreter der Interessengruppen einnisten dürfen, zwangsläufig der Fall. Denn die Gier kennt keine Grenzen. Sie erobert sukzessive das politische Parkett, macht deren Darsteller korrupt und damit gefügig. Das muss nachdenklich stimmen. Denn in Österreich war der Lobbyismus in der „Sozialpartnerschaft“ sogar institutionalisiert. Die Interessengruppen dominieren immer noch: Gewerkschafter und Arbeiterkämmerer auf der einen Seite, Bundeskämmerer, Bauernvertreter, Raiffeisen und Industrielle auf der anderen; und Landeshauptleute auf beiden. Die Parteiorganisationen spielen sogar eine wesentlich größere Rolle als in den USA. Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) hatte bei einer Gala im Casino Baden dem Nationalbank-Direktor Kurt Pribil unverblümt öffentlich vorgehalten, dass er den Job allein der ÖVP zu verdanken habe. Ohne Partei wäre Pribil „nichts“. Genauso wie Faymann und Spin-

delegger. Kanzler und Vizekanzler sind eben nur die Marionetten der mächtigen Hintermänner, die ihre persönlichen Interessen durchsetzen. Österreich ist in Richtung ­Kleptokratie abgebogen Das Amalgam aus Interessenvertretern, Politikern und Wirtschaft hat Österreich in Richtung einer Kleptokratie abdriften lassen, in der sich Politiker und ihre Günstlinge selber luxuriöse Segnungen aus dem Geld der Steuerzahler genehmigen können. Auch für ihre Parteien haben sie 2012 tief in den Steuertopf gegriffen und die jährliche Förderung der Bundesparteien einfach von 15,259 auf 29,13 Millionen Euro fast verdoppelt. Eine dreister Missbrauch der Macht zur eigenen Bereicherung. Wenn man alle Förderungen für alle Parteien (Parteienförderung bei Bund, Land und Gemeinden, Klubförderung, Geld für die Parteiakademien, Wahlkampfkosten-

Landeshauptmann Erwin Pröll: Verweist auf die Jobgarantie durch die ÖVP.

rückerstattung) zusammenrechnet, zahlt jeder Wahlberechtigte 32 Euro an die Parteien. Das gab 2012 bei den mehr als 6,33 Millionen Wahlberechtigten eine Gesamtsumme von rund 200 Millionen Euro. Damit sei man innerhalb der EU-Staaten endgültig die Nummer eins bei der Parteiför­ derung, rechnete der Politologe Hubert ­Sickinger vor. Auch weltweit drängen sich unsere Politiker an die Spitze. Allerdings nur bei den Kosten der Demokratie. Der deutsche Politologe Karl-Heinz Naßmacher von der Uni Oldenburg verglich im Jahr 2004 die Parteiausgaben pro Kopf in Relation zur Wirtschaftsleistung. Demnach hat Japan die höchsten Ausgaben für Parteien. An zweiter Stelle folgt bereits Österreich. Deutschland lag in der Statistik in der Mitte, am Ende rangierte Großbritannien. Staatsholding ÖIAG von privatem Freundeskreis gekapert Die Verteilungsdebatte, die in Europa und USA die Gemüter bewegt, lässt zwei Vettern markant hervortreten: Ungleichheit und Gier – das Eine die Folge des Anderen. Mit der innigen Verbindung zwischen Politik und Wirtschaft kann sich ungeniert aneignen, wer dank politischer Macht oder guter Verbindungen die Gelegenheit dazu hat. Dafür gibt es hierzulande zahllose Indizien und Beispiele. Die Staatsholding ÖIAG beispielsweise hat von der ÖVP-FPÖ-Regierung im Jahr 2000 ein neues Gesetz bekommen, nach dem Aufsichtsräte der ÖIAG in Abweichung vom Aktiengesetz nicht von der Hauptversammlung bestellt werden, sondern für eine einmalige Periode von acht (!) Jahren von den Aufsichtsratsmitgliedern

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Brennpunkt ° Finanzkapitalismus

Zwielichtige Geschäftemacher im Dunstkreis der Politik Die Telekom hat jedenfalls eine besondere Vergangenheit. Sie ist nämlich mit der Manipulation des eigenen Aktienkurses, Korruption, Politiker-Schmieren und anderen Durchstechereien in kriminelles Fahrwasser gerutscht und zum „Bankomaten“ der Parteien und der diese umschwirrenden Lobbyisten-Abzocker geworden, ehe sich

Die supperreichen. aufstieg und herrschaft einer neuen globalen geldelite. Chrystia Freeland.Westend Verlag. 368 Seiten.

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Staatsanwälte um sie kümmerten. Der ehemalige Telekom-Generaldirektor Heinz Sundt hat bei den Malversationen wie durch ein Wunder nicht einmal ein blaues Auge abgekriegt. Der Richter nahm nämlich tatsächlich an, dass er von der Aktienkurs-Manipulation nichts gewusst hat, die ihm zu einer Prämie von 390.000 Euro verholfen hat. Während rund um ihn alle verurteilt wurden, musste Sundt die Beute nicht einmal zurückzahlen. Mächtige Freunde mit langen Armen in Politik und Justiz hinein sollen ihm dabei die Mauer gemacht haben. Kein Wunder, dass er auch bei dem dubiosen Immobilien-Prozess „Schillerplatz“ trotz „einiger Indizien“ (so die Richterin) freigesprochen wurde. Telekom-Manager hätten die Immobilie um 5,4 Millionen Euro und damit zu billig an das Ehepaar Huber verkauft, hieß es in der Anklage. Ex-Chef Sundt konnte sich an nichts erinnern. Kaum ein Jahr später verkaufte die Firma des ehemaligen ÖBB-Chefs die Immobilie um fast elf Millionen Euro an die Seeste Bau weiter. Ob sich Martin Huber mit irgendjemandem den fetten Gewinn von 5,6 Millionen Euro teilte, wurde nicht einmal erfragt. So wie zahlreiche Telekom-Angestellte landeten auch andere Geschäftemacher im Dunstkreis der Politik, wie Ex-Minister Ernst Strasser, Walter Maischberger, Peter Hochegger und der Immobilienmakler Ernst Karl Plech vor Gericht. Jetzt soll auch Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser dort erscheinen. Doch die Justiz ist selber politisch durchdrungen und handhabt das Recht nicht immer penibel. Hochegger kann beispielsweise grinsend erklären, er sei mittellos und lebe arm in einem brasilianischen Fischerdorf. Wer wohl Anwalt und Flug­ kosten zahlt? Im Bawag-Prozess konnte der in New York mit einer Enkelin des früheren US- Präsidenten Dwight D. Eisenhower verheiratete Wolfgang Flöttl als einer der Hauptangeklagten ungeniert der Richterin Claudia Bandion-Ortner ein kleines Geschichtchen aus der großen weiten Finanzwelt erzählen: Seine Computer-Festplatte sei kaputt gegangen – alle Daten weg. Auf die Idee, dass alle Börsen- und Bank-

daten selbstverständlich auch auf den Rechnern der betreffenden Banken und Broker archiviert sind, kam die Richterin gar nicht. Trotzdem – oder deswegen? – erschien sie der ÖVP als Justizministerin geeignet. Sie wurde aber bald wieder entsorgt. Mit Unwillen bei der Justiz kämpft sogar die Finanzmarktaufsicht (FMA), die gerade den Europäischen Gerichtshof zu Hilfe ruft. Denn zahlreiche Insidergeschäfte an der Börse, die laut Gesetz international und auch hierzulande streng verboten sind, werden von den Gerichten nicht geahndet, ­obwohl es handfeste Beweise auf illegale ­Bereicherung gibt. Die dunklen Seiten des „Systems Österreich“ Die Staatsaffäre um die Kärntner Hypo Alpe Adria (HAA) hat erschreckende Einblicke nicht nur in die kleine Welt Kärntens gewährt, sondern auch in das „System Österreich“, wie es abseits der Bürger funktioniert. Dazu gehört nicht nur die politische Kaste in Wien, sondern u. a. auch Tilo Berlin, einst enger Freund von Jörg Haider. Er akquirierte bei Freunden und Bekannten zusätzliches Kapital, das diesen eine Sonderdividende in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro einbrachte, wofür er kurzzeitig Banken-Generaldirektor spielen durfte. Das Kapital verprasste er mit vollen Händen – u. a. ließ er für die Einladung von Freunden, nützlichen Bekannten und Neo-Aktionären zum Hahnenkammrennen in Kitzbühel mehr als eine Million Euro springen. Für exakt 23 Monate Arbeit kassierte er nach seiner Abberufung inklusive „Erfolgsprämien“ und Abfertigungen ein Vorstandsgehalt von exakt 3,021.665 Euro (rd. drei Millionen) – und jetzt eine, noch nicht rechtskräftige Haftstrafe von 26 Monaten. Zur ­Erinnerung: Die Bank arbeitete damals bereits mit Krediten, die durch die Notverstaatlichung dem Steuerzahler umgehängt wurden. Kaum ist eine Affäre aus den Schlagzeilen verschwunden, taucht schon die nächste auf. Letzte Woche in Gestalt des smarten Herrn Julius V. Meinl, mit dem es ein weiteres schwarzes Schaf aus den „besten Krei-

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selbst ausgewählt werden. Notenbank-Präsident Claus Raidl (ÖVP) ließ schon 2012 öffentlich verlauten, dass von zehn Mitgliedern als Kapitalvertreter acht in einem gegenseitigen Abhängigkeits-, Verpflichtungsund Belohnungsverhältnis stehen, das ­schier unfassbar sei. Er schrieb in der „Presse“ von einem privaten Freundeskreis, der ohne Rücksicht auf Eigentümerinteressen des Staates frei schalten und walten könne. Den in Russland tätigen ehemaligen Stronach-Manager Siegfried Wolf kürten seine Kollegen jetzt trotz Bedenken aus Regierungskreisen sogar zum Aufsichtsratspräsidenten. Inzwischen läuft der mehrheitliche Verkauf der Telekom an den weltweit Reichsten, den Mexikaner Carlos Slim. Wer daran mitverdient, wird man nie erfahren.



sen“ erwischt. Aber immer gilt bekanntlich die Unschuldsvermutung. Auch für den Mann, dessen Bank jetzt laut Kurier vom 10.7.2014 zu 99,99 Prozent einer niederländischen B.V.Belegging-Maatschappij „Far East“ gehört. Es wäre nicht verwunderlich, wäre diese oder ihr Mehrheitseigentümer als Briefkastenfirma in Curacao auf den Niederländischen Antillen angesiedelt, weil sie dadurch de facto Steuerfreiheit genießen würde. Diesen Steuer-Trick hat Meinl einst bei Silvio Unterguggenberger gelernt, der für die Veitscher Magnesitwerke AG eine intime Geschäftsbeziehung mit Julius V. aufbaute und schließlich zu einigen Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Jetzt soll sich der österreichische Banker mit englischem und israelischem Pass gemeinsam mit drei anderen Personen wegen des Vorwurfs der Untreue vor einem Strafgericht verantworten. Darüber hinaus läuft gegen seine schräge Privatbank aus der Wiener Innenstadt noch eine Sammelklage von 5.400 Anlegern der „Meinl European Land“ mit einem Schadensvolumen von 206 Millionen Euro. verquickung mit politik fördert den Finanzkapitalismus Einige dieser gerichtsbekannten Skandale wie auch die Kaperung der Staatsholding ÖIAG durch einen industriellen Freundeskreis zeigen, dass in Österreich die Verquickung von Politik und Wirtschaft selbstverständlich ist, auch wenn nur die Spitze des Eisberges bekannt wird. Diese Verquickung fördert auch den Finanzkapitalismus. Und der fördert jene Ungleichheit, von der die Masse der österreichischen Lohn- und Gehaltsempfänger betroffen ist. Wohin das führt, hat Chrystia Freeland in ihrem Buch umfassend dargelegt. Darin zitiert sie u. a. den amerikanischen Ökonom und Politiker Henry George, der im 19. Jahrhundert ein glühender Verfechter des Freihandels war und so sehr an das freie Unternehmertum glaubte, dass er gegen die Einkommensteuer war. Für ihn war das Aufkommen der Plutokraten seiner Ära, der Räuberbarone, die große „Schicksalssphinx“: „Der geheimnisvolle Zusammenhang zwischen Fortschritt und Armut – er

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ist das große Rätsel unserer Zeit“, schrieb er. „Solange all der aufgespeicherte Reichtum nur dazu dient, das Vermögen einzelner maßlos zu vergrößern, den Luxus zu steigern und den Gegensatz zwischen Besitz und Mangel zu verschärfen: Solange ist der Fortschritt kein wahrhaftiger und kann auch kein bleibender sein.“ Anderthalb Jahrhunderte später ist die große Sphinx zurückgekehrt. Die großen Vermögen wachsen rasant, die Kluft zwischen Arm und Reich wird immer größer. Geldelite wird durch politische Entscheidungen gefördert Wie die Autorin feststellt, haben politische Entscheidungen dazu beigetragen, dass die Geldelite überhaupt erst entstehen konnte. Und während die Wirtschaftsmacht dieser Schicht wächst, nimmt auch ihr politischer Einfluss zu. Die Rückkoppelungsschleife zwischen Geld, Politik und Ideen ist zugleich Ursache und Folge ihres Aufstiegs. Aber auch die ökonomischen Kräfte fallen ins Gewicht. Die Globalisierung und die technologische Revolution – und das von ihnen angefachte weltweite Wirtschaftswachstum – sind fundamentale Triebkräfte für das Heranwachsen von Plutokraten. Selbst jene, die ihre Reichtümer vor allem begünstigenden Regierungsentscheidungen verdanken, durch die sie sich lukrative Erträge auf Kosten der Allgemeinheit sichern, sind zum Teil durch diesen wachsenden globalen Wirtschaftskuchen reicher geworden. USA richtungweisend für den Rest der Welt Über die Bedeutung der Politiker schreibt Freeland, dass sie manchmal als ein weiterer Zweig der „Neuen Klasse“ bezeichnet werden und enorm abhängig von der Superelite sind. In den USA spielt in erster Linie die Einwerbung von Spendengeldern eine Rolle, aber die Verbindungen reichen tiefer, als jedes Auskunftsformular zur Offenlegung verborgener Interessen zutage fördern würde. Zunächst einmal gehört in den USA ein wachsender Teil der Politiker selbst zur Superelite. 2010 waren beinahe 50 Prozent al-

ler Kongressmitglieder (insgesamt 250) Millionäre, ihr mittleres Einkommen betrug 913.000 Dollar, mehr als das Neunfache des landesweiten Durchschnittseinkommens. Dabei verzeichnete ihr Nettoeinkommen zwischen 2004 und 2010 einen Zuwachs von 15 Prozent. Mindestens zehn amerikanische Volksvertreter sind ausgewachsene Plutokraten mit Vermögen von über 100 Millionen Dollar. Freeland zitiert auch eine wissenschaftliche Untersuchung, der zufolge diesen Politikern der Dienst in Washington beim Reichwerden zugute kommt. Denn die Aktienportfolios der Mitglieder des Abgeordnetenhauses schlugen den Markt um sechs Prozent, während die Investitionen der Senatoren um zwölf Prozent über dem Durchschnitt lagen. Die Ökonomen schrieben dieses Investitionsgeschick einem „beträchtlichen Informationsvorsprung“ zu. Präsident Obama verbot diese Unwesen mit Unterzeichnung eines Gesetzes im April 2012. Der materielle Wert einer politischen Karriere zeigt sich aber auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt. Vor ihrem Abschied können Politiker aus ihren plutokratischen Netzwerken nicht ungezügelt Kapital schlagen; danach besteht aber für sie die Möglichkeit, zu Multimillionären zu werden. Zwischen 2000 und 2007 verdienten z. B. die Clintons 111 Millionen Dollar, beinahe die Hälfte davon Vortragshonorare des ExPräsidenten, von denen viele von Plutokraten wie dem Ukrainer Wiktor Pintschuk bezahlt wurden. Tom Daschle, ehemaliger demokratischer Mehrheitsführer im Senat, stand über vier Jahre lang auf der Gehaltsliste des Investors Leo Hindery und verdiente dabei über zwei Millionen Dollar plus Extras. Diese Verbindungen verursachen gelegentlich einen politischen Skandal – wie die Beraterhonorare der Universitätsassisten­ ten, die 2010 den Fehler begingen, Charles Ferguson für seinen oscarprämierten Dokumentarfilm „Inside Job“ Interviews zu geben. Die eigentliche Geschichte handelt jedoch nicht von individueller Korruption, sondern von der Kaperung des Systems insgesamt.

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Brennpunkt ° Finanzkapitalismus


KOMMENTAR

IM FOKUS

Vermögenssteuer – eine Polemik

V

ermögenssteuern sind verwirrend. Für das Finanzamt sowieso. Dort gelten Vermögens- und Erbschaftssteuern als sehr aufwändig in der Erhebung und daher als besonders teuer. Jede aufwändige Steuereinhebung ist ein Garant für die Demotivation des betriebsprüfenden Finanzbeamten. Aber auch für den Eigentümer. Vermögen ist ja ein Sammelbegriff. Was darunter fällt: gemeinsame Konten von Eheleuten, Miteigentum an Patenten, Lizenzen oder Geschäftsanteilen?

vention dämpft Wachstum und fördert Vernachlässigung. JA, ABER WOZU DANN DAS GANZE?

ERZIEHUNG DES STAATSBÜRGERS ZUM LÜGEN Wenn dann der Staat Vermögen besteuert, will er vom Eigentümer eine Selbsteinschätzung, wie vermögend er ist; dieser weiß das nicht auf Knopfdruck. Ist es da nicht einfacher und billiger, zu lügen, als gründlich und gewissenhaft Vermögen einzubekennen? Nicht aus Bosheit, sondern aus Mangel an Wissen, Zeit, Lust oder sonstigen Ausreden. Oder man wendet sich an einen gerichtlich beeideten Vermögensschätzmeister. Übrigens ein Beruf mit Zukunft und ein aktiver Beitrag zur Verteilungsgerechtigkeit. Verteilungsgerechtigkeit setzt aber voraus, dass alle von dem Kuchen, den es zu verteilen gilt, haben möchten. Das ist sachlich falsch, wie jeder aus seiner Umgebung weiß. Der eine fühlt sich als Beamter sicher. Er braucht keine Millionen. Der andere reist statt zu sparen, und so haben die meisten Menschen Wichtigeres zu tun, als ihr Leben mit dem Aufbau und dem Erhalt eines Vermögens zu verschwenden. Diese Menschen sagen, das Leben ist hier und jetzt. Vermögen ist die Summe der gesammelten Erlebnisse und nicht irgendwelche materiellen Vermögenswerte. „Sollen sie meine Erinnerungen besteuern!“ Und die Erben von Vermögen sorgen ohnehin für Umverteilung, indem sie mehr ausgeben als sie einnehmen. Bei so gut wie allen Umverteilungen verdient der Staat mit, durch Umsatzund Ertragssteuern, Abgaben, Gebühren und indirekt durch die Besteuerung der Nutznießer dieser Umverteilung.

DR. PAUL VARGA

VERMÖGENSSTEUER HEIZT DEN GLOBALEN STEUERWETTBEWERB ZUSÄTZLICH AN Und wenn ein Millionär nicht zahlen will? – Angeblich soll es das ja geben… Dann helfen Anwälte, Steuerberater und Private Banker gegen eine geringe Geldleistung beim Weg ins Ausland. Aber auch das ist eine Form der Umverteilung. Manche fallen auch auf unredliche Berater herein. Auch das ist dann wohl ein Fall von Verteilungsgerechtigkeit. Der französische Präsident der Finanzverwaltung des Senates, Philippe Marini, schätzte 2007 die Steuerflucht von Franzosen ins Ausland auf etwa zwei Milliarden Euro pro Jahr. Das ist etwas mehr als die Hälfte der eingenommenen Steuer in der Höhe von 3,8 Milliarden in 2008. Aber die „cabinets d’avocats fiscalistes“, die die Kapitalflucht betreuen und vermutlich besser informiert sind, geht von zwischen 75 und 150 Milliarden Euro aus. Eine Zahl, die vom „ministère de l’Economie et des Finances“ bestätigt wird, der auf 130 Milliarden Euro gekommen ist, die das Land zwischen 1997 und 2006 verlassen haben und vermutlich 200 Milliarden Euro seit Einführung der französischen Vermögenssteuer. Geld, das Frankreich heute für Strukturreformen bitter brauchen würde. Politische Inter-

Ich kann nur zwei Gründe erkennen: Die Reichen sollen bluten. Gut. Und die Befürworter wollen sich ein Honorar verdienen, indem sie sich als übergeordnete Institution etablieren, die für ihre Tätigkeit Personal und Geld beansprucht. Wäre eine Unterlassungspension nicht billiger? Es heißt: „Es sind ja eh nur ganz wenige Reiche, die es betrifft.“– „Und es kostet ja eh fast nix.“ Unredlich wird von der Ist-Situation ausgegangen. Mit der Zeit kommt Inflation und immer mehr Menschen sind plötzlich Millionäre. Das nennt man kalte Progression. Natürlich hat der Staat bei Anpassungen dann alle Zeit der Welt. Warum sind aber Vereine und Körperschaften öffentlichen Rechts ausgenommen? Was ist der Unterschied zwischen einer reichen Familie und einem reichen Verein? Und warum soll eine Körperschaft öffentlichen Rechts mit ihren Millionenreserven anders behandelt werden als eine Familie, die auch Reserven bildet? – Ist die Million einer Universität etwas anderes als die Million eines Rentners? Sind nicht alle Begründungen sehr willkürlich unter dem Blickwinkel „Nimm, aber nicht von mir!“? – „Ich habe ja nichts mehr, ist alles schon gestiftet…“ VERMÖGENSSTEUERN KÖNNEN VERMÖGENSUNGLEICHHEIT NICHT BESEITIGEN, NUR ZEITWEILIG MINDERN Aber ist es nicht ungerecht, dass einer viel hat und der andere wenig? – Die praktischen Erfahrungen aus dem Realen Sozialismus (19181989) zeigen, dass Umverteilung die Armen nicht reicher, aber die Reichen ärmer macht. Meine Großmutter pflegte zu sagen: „Wir hatten alle nichts. Das verbindet.“

Der Inhalt des Kommentars gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder und muss nicht der Meinung der Redaktion entsprechen.

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brennpunkt ° Meldungen aus der Hochfinanz

Deutsche Bank in Anlegerskandal verwickelt Die Deutsche Bank taumelt von einer Affäre in die nächste. Zuletzt musste sie Privatkunden für Geschäfte mit zweifelhaften Immobilienfonds entschädigen. Insgesamt rund 10.000 Anleger haben alles in allem rund 342 Millionen Euro über die Deutsche Bank in diese Immobilienfonds investiert. Viele Investoren haben mit der Investi­ tion in zweifelhafte Immobilienfonds via Deutsche Bank rund 90 Prozent ihres Geldes verloren. Die Entschädigung wäre durchaus akzeptabel, hätte die Bank nach Informationen der „Welt am Sonntag“ nicht mit zweierlei Maß gemessen: Während sie manchen Kunden ihre Verluste weitgehend ersetzte, verweigert sie anderen einen außergerichtlichen Vergleich. Die Affäre begann 2005, als die Deutsche Bank gut situierten Kunden Anteile an Immobilienfonds der Gesellschaft DCM verkaufte. Einem Anleger, der z. B. im Jahr 2005 vermeintlich 105.000 Euro in den Renditefonds 23 der Fondsgesellschaft DCM investierte, wurden vorweg

gleich einmal 11,5 Prozent an Ausgabeaufschlag und anderen Gebühren abgezwackt. Dann kassierte die Bank beim Vertrieb Provisionen und Gebühren, die sich bei einzelnen Fonds auf annähernd zehn Prozent summierten. 2007 wurden insgesamt vier Fonds in eine börsennotierte Immobiliengesellschaft, einen sogenannten REIT, umgewandelt. Dabei verlor der Anleger weitere drei Prozent der Vermögenswerte als Verwertungsgebühr und 1,5 Prozent unter dem Titel „Strukturierungsgebühr“. Die so entstandene Prime Office AG ging im Jahr 2011 an die Börse, organisiert ebenfalls von der Deutschen Bank, die fünf Prozent des Emissionsvolumens als Beratungshonorar und 3,1 Prozent als zusätzliche Gebühren und Honorare kassierte. In den darauf folgenden Jahren halbierte sich der Aktienkurs. 2014 betrug der Restwert des Investments gerade noch 10.900 Euro. Die Deutsche Bank befand sich während der Beratung in einem Interessenkonflikt, da sie ein maßgeblicher Gläubiger der Gesellschaft war (Darlehen über fast 290

Millionen Euro). Ein Teil dieser Kredite drohte auszufallen, wenn die Prime Office AG ihren Börsengang abgesagt hätte. Erst kurz vor dem tatsächlichen Börsengang im Jahr 2011 legte die Deutsche Bank ihr Mandat nieder. Die Prime Office-Aktien wurden zu einem Kurs von 6,20 Euro platziert, was nur einem Bruchteil des ursprünglich anvisierten Erlöses entsprach. Ein Prime Office-Sprecher lehnte jeglichen Kommentar zu den Geschehnissen ab. Die Bank verwies in ihrer Stellungnahme gegenüber der „Welt am Sonntag“ darauf, dass die Fondsanleger selbst beschlossen hätten, ihre Fonds in die Prime Office AG einzubringen. Die Bank habe die Beratung der Anleger „auf Basis der Verkaufsprospekte durchgeführt“, erklärte ein Sprecher. „Wir bedauern die für die Anleger enttäuschende Entwicklung ihres Investments.“ Zu einzelnen Kundenverbindungen könne man sich nicht äußern. Ebenso wenig wollte die Bank kommentieren, inwiefern sie Anleger entschädigt hat und warum nicht alle Kunden gleichbehandelt wurden. (wf)

Die britische Barclays Bank sieht sich erneut mit einer Klage konfrontiert. Der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates New York wirft dem Geldinstitut „systematischen Betrug und Täuschung“ beim Aktienhandel vor. Die Aktien der Bank fielen daraufhin am 26. Juni um über fünf Prozent auf den tiefsten Stand seit November 2012. Die Klage von Staatsanwalt Eric Schneiderman richtet sich gegen den bankeigenen Handelsplatz, den sogenannten Dark Pool. Die Staatsanwaltschaft wirft Barclays vor, Anleger mit falschen Versprechen in diesen gelockt zu haben. Kunden wurde versichert, dass sie dort besser gegenüber aggressiven

24 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Händlern geschützt seien. Aber genau das Gegenteil sei der Fall, sagte Schneiderman US-Medienberichten zufolge. Barclays Dark Pool sei „voll mit Raubtieren – dort hingekommen auf Einladung der Bank“. Barclays habe zudem bei der Abwicklung von Kauf- und Verkaufsaufträgen seiner Kunden bevorzugt seinen Dark Pool gewählt. Dark Pools sind von Banken eingerichtete Handelsplätze abseits der Börse. Im Gegensatz zu den großen Börsen in London, Frankfurt und New York sind Dark Pools weit weniger transparent und reguliert und daher von außen kaum kontrollierbar. Auf die Vorwürfe des Staatsanwalts reagierte Barclays mit einer knappen Stellungnahme

und sicherte die Zusammenarbeit mit den Behörden zu. „Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst und kooperieren mit dem New Yorker Generalstaatsanwalt“, so ein Barclays-Sprecher. Schon in der Vergangenheit sah sich Barclays, die größte Bank im Finanzreich der Rothschild-Gruppe und damit das monetäre Schlachtschiff des Hauses, immer wieder mit Vorwürfen konfrontiert und wurde zu Geldstrafen verurteilt. Im Mai musste die Bank rund 32 Millionen Euro für Manipulationen des Goldpreises zahlen. 2012 wurde gegen die Bank bereits eine Strafe über 450 Millionen Dollar für die Manipulation des Referenz-Zinssatzes Libor verhängt. (wf)

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Schon wieder Betrugsvorwürfe gegen die Barclays Bank


°

Meldungen aus der Hochfinanz   brennpunkt

Datenpanne: Goldman Sachs schickt Kundendaten an falsche Mail-Adresse Die Mitarbeiterin einer Vertragsfirma hatte hochvertrauliche Kundendaten von Goldman Sachs (GS) aus Versehen an eine falsche E-Mail-Adresse versandt. Google kam nun nach einem Gerichtsbeschluss der Bitte nach, die E-Mail zu blockieren. Die E-Mail beinhaltet eine Untersuchung zu internen Prozessen bei Goldman Sachs, die zahlreiche Anlegerkonten betreffen könnte. Die externe Mitarbeiterin hatte laut Reuters verschiedene Szenarien getes­tet, die Berichte von Goldman Sachs an die Financial Industry Regulation Authority betreffen. Die Ergebnisse sollten eigentlich an einen Kollegen bei Goldman Sachs gehen. GS zufolge wollte die Mitarbeiterin die Informationen an einen firmeneigenen A ­ ccount

mit der E-Mail-Endung „@gs.com“ schicken. Tatsächlich landete die Mail aber auf einem Google-Konto, das über „@gmail. com“ zu erreichen war. GS hat anschließend versucht, den versehentlich angeschriebenen Empfänger zu kontaktieren, dabei jedoch keinen Erfolg gehabt. Goldman Sachs-Sprecherin Andrea Ra­ phael bestätigte, dass Google den Zugang zur betroffenen E-Mail auf Ersuchen der Bank blockiert habe. Da sie vom Empfänger noch nicht gelesen worden sei, läge auch keine Verletzung des Datenschutzes vor, erklärte Raphael. Eine externe endgültige Löschung der E-Mail wollte Google aber nur nach einem entsprechenden Gerichtsbeschluss vornehmen. Dann ist es offenbar problemlos möglich, die betreffende EMail aus dem gmail-Konto des Nutzers zu

entfernen. Goldman Sachs hatte daher am 27. Juni bei einem Gericht in New York einen Antrag auf nachträgliche Löschung der E-Mail seitens Google eingereicht, wie Reuters berichtete. „Eine sofortige Hilfe ist nötig, um einen unnötigen und massiven Bruch des Datenschutzes von Goldman Sachs-Kunden und einen unnötigen Reputationsverlust von Goldman Sachs zu verhindern“, habe das Finanzunternehmen erklärt. Am 3. Juli kam das Gericht dem Antrag der Investmentbank nach. Laut Goldman Sachs seien Kundendaten nicht verletzt worden, die brisanten Informa­ tionen blieben unter Verschluss. „Google hat uns ebenfalls mitgeteilt, dass auf das fragliche Konto nicht zugegriffen wurde, seit die E-Mail verschickt wurde“, sagte die Bank-Sprecherin. (wf)

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Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 25


bankingPanorama ungarn

GUTE NACHRICHTEN ... Land des Monats

...von jenseits des Atlantiks. Die Bank

Balaton-Desaster. Österreichs Banken

wünschen sich mittlerweile wahrscheinlich, sie hätten den Schritt über unsere östliche Landesgrenze nie getan. Die ungarische Regierung lässt weiterhin keine Gelegenheit aus, die Banken im Land zu schröpfen. Da sich eine besonders große Anzahl an Ungarn vor der Finanzkrise mit Fremdwährungskrediten eingedeckt hatte und unsere Nachbarn heute – aufgrund der Aufwertung des Franken zum Forint – massive Probleme haben, diese wieder zurückzuzahlen, nimmt Budapest im großen Stil die Geldhäuser in die Pflicht. Die nun verabschiedete Verpflichtung zur Rückzahlung von Zinserhebungen sind dabei nur die Spitze des Eisbergs. Die ungarische Notenbank rechnet damit, dass den Banken durch die Maßnahmen der Regierung Kosten von bis zu knapp drei Milliarden Euro entstehen werden.

ECKDATEN

Staatsform Parlamentarische Republik Hauptstadt Budapest Amtssprache Ungarisch Staatsoberhaupt Janos Ader Regierungschef Viktor Orban Fläche 93.036 km2 Einwohner etwa 9,9 Millionen Bevölkerungsdichte etwa 106 pro km2 Währung Forint Kfz-Kennzeichen H Internet-TLD .hu Internat. Telefonvorwahl +36 Unabhängig seit 1918 Nachbarstaaten Kroatien, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien Höchste Erhebung Kekes (1.014 m) Verwaltungsgliederung 19 Komitate plus Budapest

Austria kann in der Causa Madoff aufatmen. Zu­ mindest vorerst. Wie Anfang Juli bekannt wurde, ist der prominente Gläubigeranwalt James Pi­ card kürzlich mit seiner Mega-Sammelklage vor dem US-Supreme Court abgeblitzt, und zwar endgültig. Picard, der als gerichtlich bestell­ ter Abwickler eingesetzt war und ist, hatte die UniCredit-Tochter sowie die Bank Medici ins­ gesamt auf sagenhafte 19,6 Milliarden Dollar verklagt. Medici-Eigentümerin Sonja Kohn und andere Personen sowie Geschäftspartner – wie eben die Bank Austria, die auch Medici-Anteile hielt – hätten sich auf Kosten der Anleger be­ reichert. „Über 20 Jahre hat Kohn ein riesiges illegales System gelenkt und ihre besondere Beziehung zu Madoff ausgenutzt, um mehr als 9,1 Milliarden Dollar an fremdem Geld in sein Schneeballsystem zu pumpen“, war in der nun abgewiesenen Klagsschrift zu lesen.

Zahlenspiel

84

Wenig „Marie“. Laut einer Stu­

Starke Worte ´´

„Zum Nulltarif

gibt es mehr Sicherheit nicht – weder für die Banken, noch für die Bankkunden!“

„Kunden werden

mehr und mehr als Risiko- und Kostenfaktor wahrgenommen.“

die des Beratungsunternehmens A.T.

Kearney verdienen die heimischen Banken ak­ tuell im Durchschnitt lediglich 84 Euro pro Privat­ kunde und Jahr. Ein alarmierend niedriger Wert; nicht nur im Vergleich mit der Schweiz, wo der Gewinn pro Privatkunde bei 364 Euro liegt, son­ dern auch im Vergleich mit dem Rest des Konti­ nents (127 Euro pro Jahr als europäischer Durch­

Gabriele Zgubic, Leiterin

tute liegt dabei ganz klar auf der Kostenseite, so

bald Cernko „droht“ den

der Konsumentenschutz-

die Studienautoren. Vergleicht man die Cost-In­

heimischen Bankkunden.

abteilung der Arbeiterkam-

come-Ratio, kurz CIR, liegt die Alpenrepublik

Die stetig steigenden

mer, kritisiert die teils un-

­europaweit sogar nur auf dem vorletzten Platz.

­Regulierungskosten im

durchsichtigen Methoden

Anders als etwa ihre skandinavischen Pendants,

Bankensektor werden

zur Bonitätsprüfung und

hätten die heimischen Banken die „digitale Trans­

teilweise auch auf den

fordert klare gesetzliche

formation“ bislang noch zu wenig konsequent

Schultern der Kunden abgeladen werden.

26 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Regelungen.

umgesetzt.

credits: Shutterstock, Bank Austria, Archiv

schnitt). Das Problem der österreichischen Insti­ Bank Austria-Boss Willi-


Im Gespräch mit Robert Karas, Schoellerbank AG

° GELDANLAGE

„Wir setzen stark auf Asien“ Um ansprechende Renditen zu erzielen, bleiben Aktien das Mittel der Wahl. Von der regionalen Gewichtung her meiden wir zunehmend die USA und favorisieren Europa und die asiatischen Märkte. GELD °

Monaten wiesen wir auf die negative Stimmung gegenüber den asiatischen Aktienmärkten hin. Diese negative Stimmung bestärkte uns als antizyklische Investoren, hier weiter investiert zu bleiben. Das bestätigte sich in den letzten Monaten auch tatsächlich, ist aber für uns erst der Beginn einer längeren positiven Entwicklung.

Das erste Halbjahr hat positiv

geendet. Wie sieht die Schoellerbank die Aktienmärkte für den Rest des Jahres?

ROBERT KARAS: Die Schoellerbank ist in den Vermögensverwaltungen seit Anfang 2012 durchgehend positiv auf Aktien. Auch in die zweite Jahreshälfte 2014 gehen wir mit einer übergewichteten Aktienquote. Ich denke, unsere Positionierung ist eine klare Aussage.

Bei sicheren Anleihen schaut es bei den Renditen mittlerweile mau aus. Was macht die

Die letzte größere Korrektur liegt schon weiter zurück. Haben Sie Angst vor Rückschlägen?

Es ist tatsächlich so, dass die großen Rückschläge schon weiter in der Vergangenheit liegen und die Anleger damit auch mutiger werden. Das ruft natürlich die Warner auf den Plan, dass die nächste Korrektur unmittelbar bevorsteht. Tatsächlich hat aber niemand die Glaskugel, um den nächsten Rückschlag mit hoher Sicherheit vorauszusagen. Korrekturen an den Aktienmärkten sind etwas Normales und bieten auch immer die Chance, attraktive Werte zuzukaufen. In den letzten Monaten beeindruckte mich die relative Stärke der Aktienmärkte, die alle negativen Nachrichten schnell abschüttelten. Sie sehen also noch kein schnelles Ende des aktuellen Bullenmarktes?

Sterben wird der aktuelle Bullenmarkt wohl in einer Euphorie, die wir anhand unserer gemessenen Stimmungsindikatoren aber noch nicht feststellen können. Die Widerstandskraft der Aktienmärkte werten wir als Zeichen der Stärke und nicht als Sorglosigkeit der Marktteilnehmer. Bevorzugen Sie bei Aktien vor allem österreichische Titel?

Unser Motto bei Aktien lautet: „Die besten Geschäftsmodelle weltweit zu fairen Preisen oder darunter.“ Damit haben österreichische börsennotierte Unternehmen eine sehr harte

Schoellerbank aus dieser mageren Suppe?

Robert Karas, Leiter Asset Management, Schoellerbank AG

Konkurrenz. Die Qualität eines Unternehmens messen wir an langfristig verteidigbaren Wettbewerbsvorteilen, einer soliden Bilanz, einem ehrlichen und fähigen Management und anderen Faktoren. Die Wettbewerbsvorteile nennt Warren Buffett den „moat“ – also den Burggraben, den ein Unternehmen um sein Geschäftsmodell zieht. Nur wenn es diesen Burggraben gibt, wird es möglich sein, mehr als die Kapitalkosten zu verdienen. Aktuell haben wir übrigens kein österreichisches Unternehmen auf unserer Aktienliste. Aber wir sind für Anregungen immer offen. Welche Regionen sind dann bei Ihnen vertreten?

Innerhalb der Aktienquote setzen wir nach wie vor auf die asiatischen Märkte mit einer starken Übergewichtung. Wir empfehlen eine breite Allokation in die entwickelten Märkte wie auch die Emerging Markets der Region. Damit bewegen wir uns bewusst weg von den mittlerweile teuren US-Aktienmärkten. Innerhalb der Einzeltitelselektion finden wir zwar auch dort nach wie vor Qualitätswerte zu fairen Preisen, in der Breite hat die Börse jedoch bereits viel Positives eingepreist. Vor ein paar

Mager in der Tat. Das ist eine gefährliche Zeit, wenn man sich als Investor dazu verführen lässt, die Qualitätsstandards immer weiter abzusenken, um noch eine ansprechende Rendite zu erzielen. Das geht niemals gut aus. Wir sehen aber noch Chancen in einer Anlageklasse, die von vielen Privatinvestoren vernachlässigt wird: inflationsgeschützte Anleihen. Erwartet uns denn eine galoppierende Inflation? Die allgemeine Angst in Europa ist doch eher vor einer Deflation.

Wie so oft an den Märkten, vernahm man aus der Medienlandschaft im letzten Quartal die Todesmeldungen der Inflation und das Heraufbeschwören der großen Deflation Europas. Gleichzeitig stabilisierten sich aber die Inflationserwartungen und bewegten sich zuletzt sogar leicht nach oben. Das bedeutete ein gutes letztes Quartal für inflationsgeschützte Anleihen. Das Ende der Fahnenstange ist hier noch nicht erreicht. Wir empfehlen weiterhin eine prominente Gewichtung von inflationsgeschützten Papieren. Um es ganz deutlich zu machen: Wir erwarten keine galoppierende Inflation in Europa. Für eine erfolgreiche Investition in dieser Anlageklasse reicht es bereits, wenn die Inflationserwartung weiterhin von sehr tiefen Niveaus wieder leicht anzieht. www.schoellerbank.at

JULI 2014 – GELD-MAGAZIN °

27


Kunden genießen zahlreiche Vorteile „Eine starke Regionalbank ist das Bankmodell der Zukunft“, ist Dr. Peter Harold, Vorstandsvorsitzender der HYPO

NOE überzeugt. Die persönliche Kundennähe, der starke Servicecharakter und die hohen Eigenmittel bieten sowohl der öffentlichen Hand wie auch Kommerz- und Privatkunden vielfache Vorteile. Mario Franzin Die Eigenmittelquote der HYPO NOE

Sondergesetz geführt. Das Rating von zahl-

ist mit 17,9 Prozent hoch. 2013 wurden Kre-

reichen Banken wurden kürzlich von Moody’s

dite in der Höhe von einer Milliarde Euro neu

abgestuft. Wie sehr betrifft die Bonitätsfrage

vergeben. Insgesamt ist jedoch das Kreditvolu-

die HYPO NOE?

men um rund 145 Millionen Euro geschrumpft.

Die Vorgangsweise der internationalen Rating­ agentur Standard & Poor’s (S&P), alle sieben von ihr gerateten österreichische Banken – darunter auch die HYPO NOE Gruppe Bank AG – auf „Credit Watch Negativ“ zu setzen, war die erste Reaktion auf das Hypo-Sondergesetz. Eine derartige Phase der besonderen Beobachtung durch S&P als Reaktion auf unerwartete signifikante Ereignisse ist durchaus üblich. Die HYPO NOE befindet sich naturgemäß in einer ganz anderen Ausgangslage als die für den Gesetzesvorschlag anlassgebende Hypo Alpe Adria oder die anderen von der Ratingmaßnahme betroffenen öffentlichkeitsnahen oder systemrelevanten Banken. Mit dem Land Niederösterreich verfügt die HYPO NOE über einen 100-Prozent-Eigentümer, dessen Unterstützung uns sicher ist. Die HYPO NOE befindet sich auf unverändertem Erfolgskurs und bekam von S&P erst am 3. Juni 2014 eine Bestätigung der langfristigen A und kurzfristigen A-1 Emittentenratings sowie eine Ausblicksverbesserung um zwei Stufen von „negativ“ auf „positiv“. Dafür verantwortlich waren vor allem die verstärkte Konzentration auf den Kernmarkt Niederösterreich und Wien sowie die im österreichischen Bankenvergleich sehr starke Kapitalisierung und das erwartete Ertragspotenzial der HYPO NOE. Zudem blieb unser bestehendes Pfandbrief-Rating Aaa von Moody’s unverändert und wurde neuerlich bestätigt.

Auch das Zinsergebnis ist leicht zurückgegangen. Was ist nun Ihre Strategie für 2014?

Peter harold: Unsere Kernkapitalquote ist 2013 von 12,3 Prozent auf 14,7 Prozent und die Eigenmittelquote von 16,3 auf 17,9 Prozent gestiegen. Damit bewegen wir uns deutlich über den von Basel III geforderten Quoten und unser Konzern verfügt über eine der höchsten Kernkapitalquoten aller österreichischen Banken. So sehen wir auch dem neuen Geschäftsjahr mit Optimismus entgegen. Mit einer Neu-Kreditvergabe von über einer Milliarde Euro konnte die HYPO NOE auch 2013 ihrem Auftrag nachkommen, für das Bundesland Niederösterreich als Konjunkturmotor zu fungieren. Neben Öffentliche Hand- und Immobilienfinanzierungen wurden auch im Privat- und Firmenkundenbereich über die Tochter HYPO NOE Landesbank über 300 Millionen Euro an Krediten neu vergeben. Der von Ihnen angesprochene Rückgang bei Forderungen an Kunden um 0,1 Milliarden Euro resultierte vor allem aus Rückführungen im Geschäftsfeld Public Finance und betrifft insbesondere die Reduktion des Ungarn-Exposure. Neben einer soliden Entwicklung der Zinsmargen im Kundengeschäft konnte die langfristige Refinanzierungsbasis bei höheren Zinsaufwendungen verbessert werden. Das Zinsergebnis in 2013 war außerdem durch das negative Ergebnis aus den at-equity bewerteten Unternehmen – im Wesentlichen der HYPO NOE First Facility GmbH sowie des gemeinnützigen EWU-Teilkonzerns – beeinflusst. Derzeit wird eine heiße öffentliche Diskussion um Ratingverschlechterungen durch das HYPO-

28 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Public Finance ist einer der Schwerpunkte der

ten und Gemeinden merklich spürbar. Größere Investitionen werden zeitlich nach hinten verschoben. Die HYPO NOE Gruppe Bank AG setzt in diesem Umfeld auf direkte Kundenbeziehung mit qualitativ hochwertiger Beratung. Aufgrund der budgetären Situation der Länder und Gemeinden werden heute verstärkt Public Private Partnership-Lösungen und Sonderfinanzierungsmodelle im öffentlichen Hochbau nachgefragt. So konnten mehrere Projekte im Bildungs- und Gesundheitsbereich umgesetzt werden, wie etwa der Kindergarten in Korneuburg, der im Dezember 2013 eröffnet wurde. Dieses Projekt wurde in Zusammenarbeit mit der HYPO NOE Leasing GmbH realisiert, wodurch dem öffentlichen Kunden das Bau- und Kostenrisiko abgenommen werden konnte. Im vierten Quartal konnte außerdem der Zuschlag zum Zu- und Umbau des Krankenhauses St. Pölten gewonnen werden. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Intensivierung der Zusammenarbeit mit Förderbanken, wie beispielsweise der Europäischen Investitionsbank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau, deren maßgeschneiderte Darlehen zahlreiche Vorteile für Kunden des Hauses bedeuten. Nach den Überschwemmungen im Frühjahr 2013 wurde für die hochwassergeschädigten Gemeinden das „HYPO NOE Wiederaufbauhilfe-Paket“ ins Leben gerufen, das rasche und unbürokratische Zwischenfinanzierungen für Schäden an kommunaler Infrastruktur ermöglichte. Heute ist Kreativität gefragt: neue Modelle für den Lebenszyklus des Projektes mit Baukosten-, Energiekostengarantien, bis hin zum Faci­lity Management und Versicherung. Die HYPO NOE geht hier stark in Richtung Cross Selling.

HYPO NOE. Bemerken Sie hier eine Investi­ tionszurückhaltung durch die Sparbudgets?

Wie entwickelt sich das Immobiliengeschäft

Die budgetären Auswirkungen, unter anderem des Stabilitätspaktes, sind bei Ländern, Städ-

bzw. das Geschäft der First Facility, die Sie 2012 übernommen haben?

credit: beigestellt

GELD °


°

Interview mit Dr. Peter Harold, HYPO NOE Gruppe Bank AG   sommergespräch

2013 konnte insbesondere im Auslandsgeschäft, aufgrund des Rückzuges vieler großer deutscher Banken, das vorhandene Geschäftspotenzial optimal zur Portfolioweiterentwicklung genutzt werden. Das Marktumfeld wirkte sich positiv auf die Ertragssituation im Immobilienfinanzierungsgeschäft aus. Beim Investmentgeschäft waren ein hoher Wettbewerb und ein fühlbarer Druck auf die Margen spürbar. Für Immobilien-Developments war es im Jahr 2013 deutlich schwieriger, da insbesondere für manche Immobilienklassen keine bzw. wenige Nutzer vorhanden waren, was teilweise in ansteigenden Leerstandsraten resultierte. Die HYPO NOE First Facility verfolgt weiterhin den konsequenten Aufbau der mobilen technischen Serviceeinheiten, um auch mittlere und kleinere Immobilien kosteneffizient mit kurzen Reaktionszeiten betreuen zu können. Im Rahmen einer im vierten Quartal 2013 gestarteten Umstrukturierung wurde die Organisation den Marktanforderungen nachhaltig angepasst, die Vertriebsaktivitäten in den Segmenten öffentliche und private Auftraggeber intensiviert und die Kosten im Overheadbereich reduziert. Der Vorsteuergewinn ist um 45 Millionen Euro auf 75 Millionen Euro gestiegen – zum Großteil durch einen Einmaleffekt in der Höhe von 57,9 Millionen Euro. Welches Ergebnis erwarten Sie für heuer?

Der deutliche Vorsteuergewinn zeigt das starke Geschäftsjahr 2013. Die Ergebnisentwicklung im Konzern war 2013 durch erfolgreiches Neugeschäft, einen hohen einmaligen Ertrag sowie durch geringere Aufwendungen der Risikovorsorgen für das Kreditgeschäft geprägt. Anhand des Konzernperiodenüberschusses vor Steuern mit 75,0 Millionen Euro zeigt sich, dass neben der starken Geschäftsentwicklung, die die Basis der deutlich positiven Bilanz bildete, auch

Dr. Peter Harold, Vorstandsvorsitzender der HYPO NOE Gruppe Bank AG

die rückerstatteten 57,9 Millionen Euro, die vor allem zur Stärkung der Eigenmittelbasis der Bank sowie zur Unterlegung von Neugeschäft genutzt werden, zum hohen Überschuss beitrugen. Der IFRS-Konzernüberschuss nach Steuern und Minderheiten legte von 22,8 auf 53,7 Millionen Euro zu.

sportliche Events kommen nicht zu kurz. So unterstützen wir die HYPO NOE Handballdamen, sind Hauptsponsor des SKN St. Pölten, des VCA Amstetten und einer der Hauptsponsoren des Moser Medical UHK Krems. Sie wollen den Bereich „Kirchen, Interessenvertretungen und Agrar“ als Kundengruppe

Kürzlich ist die HYPO NOE eine neue Partner-

ausbauen. Welches Potenzial sehen Sie hier?

schaft mit dem Arbeiter-Samariter-Bund NOE

Als langjähriger kompetenter Partner von Körperschaften öffentlichen Rechts liegen unsere Schwerpunkte in der Finanzierung von regio­ naler und sozialer Infrastruktur auf unserer traditionell konservativen und werthaltigen Produktpalette, bei der wir eine „ethische“ Veranlagungskompetenz auf- und ausbauen. Damit sind wir geradezu prädestiniert, den Bereich für kirchliche Institutionen, Interessenvertretungen und Agrar weiterzuenwickeln. Dies gilt insbesondere für den Immobilienbereich, da die Kundenbedürfnisse bereits vollständig von der HYPO NOE Gruppe Bank AG und seinen Töchtern, HYPO NOE Real Consult, HYPO NOE First Facility und HYPO NOE Immobi­ lienmanagement abgedeckt werden können. Für den kirchlichen Bereich geht es darum, ­historisches Immobilienvermögen zu erhalten, zu sanieren bzw. im Sinne des speziellen Kundeninteresses weiterzuentwickeln.

eingegangen. Was ist die Strategie dahinter und welche Partner haben Sie darüber hinaus?

Wir sehen es als Bank der Niederösterreiche­rin­ nen und Niederösterreicher als Verpflichtung, jenen Regionen, in denen wir wirken, auch etwas „zurückzugeben“. Wir unterstützen dort mit ausgewählten Partnerschaften und Kooperationen gemeinsame Werte wie Sicherheit und Tradition sowie soziales Engagement und gesellschaftliche Verantwortung. So haben wir Partnerschaften mit sechs Garnisonen des öster­reichischen Bundesheeres, mit dem Roten Kreuz NÖ, dem NÖ Landesfeuerwehrverband und dem Arbeiter-Samariter-Bund NÖ. Wir unterstützen laufend karitative Vereine und Projekte. Im Bereich Kunst & Kultur fördern wir die NÖ Landesausstellung, die NÖ Kulturwirtschaft und organisieren über die HYPO NOE Young Art Collection Vernissagen und Auktionen von jungen Künstlern aus dem Donauraum in unserer Konzernzentrale. Auch

www.hyponoe.at

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 29


„Private Banking bringt einen nicht zu unterschätzenden Mehrwert“ Sowohl bei Kapitalveranlagungen als auch bei der Lösung von steuerlichen und rechtlichen Fragen rund um das Thema Stiftungen kann die Kathrein Privatbank AG mit ihrem umfangreichen Know-how und einem dichten Netzwerk an Spezialisten punkten. GELD ° Wie schätzen Sie die derzeitige Situ-

Hat Europa die Schuldenproblematik im Griff?

ation der Weltwirtschaft und ihre ­kommende

Was wurde bisher richtig gemacht und was

Entwicklung 2014 ein?

gibt es noch zu tun?

Susanne Höllinger: Die Weltwirtschaft dürfte in diesem Jahr um ordentliche 3,3 Prozent wachsen, das ist etwas mehr als im vergangenen Jahr (2,9 Prozent). Diese Durchschnittswerte überdecken jedoch unterschiedliche regionale Entwicklungen. Während das Wachstum in China und einigen Emerging Markets nachlässt, wachsen die USA bereits rasch. Der Euro-Raum wiederum kehrt zu einem bescheidenen Wachstum zurück. Die japanische Wirtschaft ist im ersten Vierteljahr dank „Abenomics“ um 1,5 Prozent gegenüber dem Schlussquartal 2013 gewachsen und ist damit wieder eine wesentliche Stütze der Weltkonjunktur. Die Aktienmärkte dürften im Herbst aber darunter leiden, dass die Spekulationen über höhere US-Leitzinsen nach dem Ende der Anleihenkäufe intensiver werden. Entscheidend dürfte auch das Wachstum im zweiten Quartal in den USA werden, da hier erwartet wird, dass der massive Rückgang im ersten Quartal (–2,9 Prozent q/q) nur temporär und wetterbedingt war. Daher wird ein vielleicht schwaches Wachstum im zweiten Quartal in den USA die Wachstumsprognosen für das Jahr 2014 massiv belasten.

Europa hat vieles in der Schuldenkrise richtig gemacht, hat sich aber dafür viel zu lange Zeit gelassen. Die Entscheidungsschwäche der europäischen Institutionen hat sich als wesentlicher Hemmschuh erwiesen. Konjunkturpakete sind kein Ersatz für Strukturreformen. Davon ist der Harvard-Ökonom Prof. Dr. Kenneth Rogoff überzeugt und dem können wir uns nur anschließen. Für Europa führt nur Wachstum aus der Krise, doch dieses ist nur schwer zu generieren. Europa muss verhindern, wie Japan – nach einem verlorenen Jahrzehnt – auf einem enormen Schuldenberg zu sitzen, dessen Rückzahlung kaum realistisch ist. In Europa und Österreich ist immer wieder von notwendigen Strukturreformen die Rede, ­welche Maßnahmen wären wirklich sinnvoll?

Die Förderung von Unternehmensgründun­ gen und von bestehenden Unternehmen – ganz generell die Schaffung eines unternehmerfreundlichen Klimas und ein erleichteter Zugang zu Finanzierungen (Banken, Mezzaninkapital, Private Equity etc.) Statt einer Spar-Politik sollte man höhere Erträge durch steigende Unternehmensgewinne anstreben.

Ich bitte Sie um einen Ausblick zur weiteren Entwicklung der Finanzmärkte: Kann der „BullRun“ an den Börsen noch lange fortgesetzt werden oder droht ein jäher Abschwung?

Am positiven Ausblick auf Aktien halten wir fest und empfehlen in diesem Marktumfeld eine etwas höhere Gewichtung dieser Assetklasse. Wir sind der Meinung, dass sich die meisten Aktienmärkte in einem sogenannten „secular bull market“ befinden, wo zweistellige Kurssteigerungen eher die Regel als die Ausnahme sind. Die Bewertungen (KGV, relativ zu Anleihen oder auch Dividendenrendite) steigen in einem „bull market“ üblicherweise über die langfristigen Mittelwerte. Vorsicht ist erst geboten, wenn diese Bewertungen extreme Werte annehmen. Derzeit sind diese Kennzahlen nur leicht über den historischen Mittelwerten. Die Gewinnentwicklung der Unternehmen sollte die Märkte weiterhin unterstützen. Daran anknüpfend: Welche Anlagestrategie –

de sie nur im Bewusstsein von Anlegern und

Hart diskutiert wird derzeit eine Steuerreform –

Assetklassen, Investmentinstrumente, Regio­

­Konsumenten in den Hintergrund gedrängt?

Entlastungen in niedrigen Einkommens-

nen etc. – empfehlen Sie Ihren Kunden?

Die schwere Wirtschaftskrise gilt als bewältigt. An den Folgen werden wir aber längere Zeit laborieren. Nicht zuletzt trägt auch die starke Regulierung im Bankensektor zu einem zögerlichen Anlaufen von Investitionen durch die Wirtschaft bei.

segmenten und gleichzeitig die Einführung von

Wir raten zu einem breit diversifizierten Portfolio, in dem sichere Euro-Staatsanleihen ein wichtiger Baustein eines konservativen Portfolios bleiben. Um jedoch im niedrigen Zinsumfeld das Anlageziel „realer“ Vermögenserhalt zu erreichen, soll das Portfolio auch

30 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Vermögenssteuern. Was halten Sie davon?

Grundsätzlich ist eine Entlastung von niedrigen Einkommenssegmenten ein Impuls für Konsum­ausgaben und somit die Förderung der Wirtschaft. Die Einführung von Vermögens-

credit: beigestellt

Ist die Wirtschaftskrise nun gelöst oder wur-

steuern sehe ich berufsbedingt kritisch, da das Kapital Vermögender sehr flexibel ist und es für Österreich wichtig wäre, dass Vermögende ihr Kapital im Inland behalten. Die Erbschafts­ steuer, die im Gegensatz zur Vermögenssteuer nur einmal pro Generation anfällt, ist meiner Meinung nach sicherlich zu diskutieren.


°

Interview mit Mag. PhDr. Susanne Höllinger, Kathrein Privatbank AG   sommergespräch

Euro-Staatsanleihen mit geringerer Bonität, Unternehmensanleihen mit guter Bonität, Emerging Markets-Staatsanleihen in Lokalwährung und Aktien enthalten. Welche Produkte aus Ihrem Haus sind in ­diesem Zusammenhang empfehlenswert?

Die Kathrein Privatbank bietet eine Palette an Asset Allocation-Fonds, in denen unsere Hausmeinung umgesetzt wird. Eine individualisierte Gestaltung der Veranlagung ist in Form von Vermögensverwaltungsmandaten möglich. Ab welcher Investmentsumme können Anleger Ihre Dienste in Anspruch nehmen?

Ab einer Million Euro. Wobei hier das Gesamtvermögen zählt, nicht nur die liquiden Mittel. In den letzten Jahren ist auf Seiten der Kunden sehr viel Geld in reale Werte geflossen. In Grund und Boden, Wohnungen, Gold etc. Es kam zu ­einer Verschiebung der Assets. Kathrein wurde u.a. für „Best Privatbanking

Mag. PhDr. Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende, Kathrein Privatbank AG

wollen die Kunden gerne vom Beziehungsgeflecht, das eine Privatbank hat, profitieren. Wir kümmern uns um das Vermögen der Kunden – das ist unsere einzige Aufgabe. Dabei verfallen wir jedoch nicht in Kosten erhöhenden Aktionismus, sondern in kluge notwendige Anpassung der jeweiligen Kundenstrategie und Asset Allocation. Am Ende des Tages geht es immer um die Performance und Vermögens­ absicherung.

Services Overall“ ausgezeichnet – was sind

Im Rahmen von Ausbildungsveranstaltungen („Kathrein Akademie“) bieten wir darüber hinaus praxisorientierte Vorträge zu den wesentlichen Stiftungsthemen – steuerlich wie auch zivilrechtlich. Daneben beschäftigen wir uns auch allgemein mit Themen zur Vermögensweitergabe, wie etwa Nachfolgeregelung im Betrieb, Erbschaft und Schenkung sowie der steuerlichenPlanungvonVermögensübergaben. Mit dem bereits seit zehn Jahren bestehenden „Kathrein Privatbank Stiftungspreis“ fördert die Kathrein Privatbank wissenschaftliche Arbeiten zu stiftungsrechtlichen Fragen aus dem Steuer- wie auch Zivilrechtsbereich. Zahlreiche der prämierten Arbeiten wurden auch als Buch publiziert und so einem größeren Leserkreis geöffnet. Mit diesem Förderungspreis soll die Bedeutung und Entwicklung der vergleichsweise „kleinen“ Rechtsmaterie des Stiftungsrechts nachhaltig gefördert und unterstützt werden. Wie bereitet sich Kathrein auf wichtige Veränderungen wie Basel III vor? Welche weiteren Schritte sind in Ihrem Haus geplant, um für die

die besonderen Charakteristika Ihres Hauses?

Ein besonders wichtiger Bereich für Kathrein

Zukunft gewappnet zu sein?

Diese Auszeichnungen bestätigen die herausragende Kompetenz und Professionalität der Kathrein Privatbank in allen Bereichen der Vermögensberatung und -verwaltung. Gemäß unserem Motto „Vermögen sorgsam vermehren“ steht die ganzheitliche Beratung im Vordergrund und wir bieten unseren Kunden keine Standardlösungen an, sondern finden im gemeinsamen Gespräch heraus, was ihren Wünschen und Bedürfnissen optimal entspricht.

sind Stiftungen. Worauf müssen Stifter derzeit

Wichtige Veränderungen in den Rahmenbedingungen des nationalen bzw. europäischen Bankenwesens, wie ambitionierte Mindestkapital- und Liquiditätsstandards, kündigen sich nicht von heute auf morgen an. Wir haben schon rechtzeitig – auch im Rahmen unserer Einbettung in die Raiffeisen International Banking Gruppe – begonnen, sowohl unter Bündelung des internen Know-hows als auch in Zusammenarbeit mit Experten unseres Eigentümers, den großen Themenkomplex Basel III mit seinen vielschichtigen Auswirkungen auf die Bankenlandschaft – insbesondere auf uns als Privatbank – zu analysieren und in der Folge die für unser Haus jeweils erforderlichen Umsetzungsmaßnahmen getroffen.

Was sind die Vorzüge einer guten Privatbank, v.a. im Vergleich zu „konventionellen“ Banken?

Ganz wichtig ist die Diskretion, weil man als Private Banker einfach mehr über einen Kunden weiß als bei anderen Bankgeschäften. Die Kunden erwarten sich auch, dass in der organisatorischen Abwicklung alles klappt. Zusätzlich

besonders achten und was können Sie ihnen anbieten?

Die Kathrein Privatbank gilt als die führende Stiftungsbank in Österreich und ist nicht nur auf die Veranlagung von Stiftungsvermögen spezialisiert, sondern bietet auch umfangreiche Beratungs- und Informationsleistungen. Gemeinsam mit einem Netzwerk von führenden Stiftungsexperten sind wir bei der Gründung von Stiftungen ebenso Ansprechpartner wie bei allen rechtlichen und steuerlichen Fragen rund um Stiftungen. Für Stifter ist angesichts des unsicheren ­rechtlichen Umfeldes eine fundierte ­Beratung ein ganz wesentliches Kriterium, um die

www.kathrein.at

­jeweils richtigen Schritte setzen zu können.

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 31


geldanlagePanorama + + + TICKER + + + TICKER + + + TICKER + + + TICKER + + + TICKER + + +

LIECHTENSTEIN

Unter Wert geschlagen? Das Wealth

Management Unternehmen swisspartners bricht eine Lanze für Liechtenstein. Obwohl in der internationalen Berichterstattung über das Fürstentum nach wie vor die negativen Töne überwiegen würden, sei dieses heu­ te nicht mehr nur ein stabiler, sondern mehr denn je auch ein moderner und transparenter Finanzplatz, so die Vermögensverwalter in einer Aussendung. Viele wohlhabende Privat­ personen und Institutionen,die Kapital an einem Finanzplatz mit lange gewachsenem Knowhow in Sachen Private Banking und Ver­ mögensverwaltung – kombiniert mit einer liberalen und stabilen politischen Tradition – anlegen möchten, denken oftmals zualler­ erst an die Schweiz. Und das, obwohl auch „der kleine Schweizer Bruder“ Liechtenstein alle genannten Vorzüge vereint und darüber hinaus als EWR-Mitglied über beste Verbin­ dungen von und nach Europa verfügt. „Vom

alten Dogma der steuerlichen Intransparenz als USP für den Finanzplatz hat man sich in Liechtenstein schon längst verabschiedet“, konstatiert Markus Wintsch, CEO der swiss­ partners Gruppe, die bereits seit 2002 mit ei­ ner eigenen Tochtergesellschaft im Kleinstaat präsent ist. Auch Österreicher, die eine Stiftung errichten möchten, sollten laut swisspartners einen Blick nach Liechtenstein riskieren. Han­ delt es sich bei der geplanten Stiftung nämlich etwa um eine sogenannte intransparente Stif­ tung, würde diese von den österreichischen Behörden als Steuersubjekt anerkannt. Im Endeffekt bedeutet das beispielsweise, dass die laufende Besteuerung nach dem, in diesem Fall vorteilhaften liechtensteinischen Recht vorgenommen wird.

Zahlenspiel

12,9

Dickes Minus. Laut einer

Starke Worte ´´

„Finanzkrisen lassen

dauerhafte Narben zurück!“

Berechnung des Forschungs­

instituts EcoAustria und der Tageszeitung Kurier haben die Sparguthaben der privaten Haushalte in Österreich seit 2010 ganze 12,88 Milliarden Euro eingebüßt. Dieser enorme „reale Zinsver­ lust“, der sich durch den Abzug von Kapitaler­

James McCann, Europa-

tragssteuer und Teuerung von den Zinserträgen

Analyst bei Standard Life,

ergibt, ist sicherlich auch mit ein Grund für die

ist davon überzeugt, dass

aktuell historisch niedrige Sparquote im Land.

der Verlust an Wirtschafts-

2013 legten die Österreicher durchschnittlich

aktivität seit 2008 leider

lediglich 6,6 Prozent ihres Einkommens zur Sei­

nicht mehr gänzlich

te. Vor 2008 lag dieser Wert mit zehn bis zwölf

­aufzuholen sein wird.

32 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Prozent noch beträchtlich höher.

+++

BEST OF Ranking. Morningstar hat anlässlich des Er­ reichens der Jahresmitte untersucht, welche „Fonds-Kategorien“ in den ersten beiden Quar­ talen am besten performt haben. Laut den Experten des Analysehauses haben Euro-In­ vestoren, die in Indien-Aktienfonds investiert haben,demnach die größte Rendite eingefahren. Auch Edelmetall-Aktienfonds, Lebendvieh- oder Türkei-, Indonesien- und Dänemark-Aktienfonds konnten im ersten Halbjahr überzeugen. +++

SELBSTJUSTIZ Insider-Trading. Die heimische Finanzmarkt­ aufsicht, kurz FMA, ließ kürzlich mit einem ungewöhnlichen Vorschlag aufhorchen. Die Auf­ seher fordern, Verwaltungsstrafverfahren bei Insider-Handel bis zu einem Betrag von einer halben Million Euro künftig selbst durchführen zu können. Besagte Deals sind in Österreich zwar mit strengen Strafen bedroht, ein Groß­ teil der Insider würde aktuell trotzdem straffrei ausgehen. Anders als in der diesbezüglichen EU-Richtlinie vorgesehen, muss in Österreich nämlich beispielsweise auch ein vorsätzliches Handeln nachgewiesen werden.

CrediTs: Archiv, Shutterstock

KLEIN, ABER OHO

GEPOKERT ... ... und verloren hat die niederösterreichische Gemeinde Bruck an der Leitha, als man sich auf ein SWAP-Geschäft einließ, das der Gemein­ dekassa im Endeffekt 355.000 Euro Verlust bescherte. Verpokert dürfte sich jedoch auch die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien haben, die von der Gemeinde wegen unzureichender Beratung geklagt worden war, einen ihr angebo­ tenen Vergleich ausschlug und nun – noch nicht rechtskräftig – zur Rückzahlung der Schadens­ summe verurteilt wurde.


BESTÄNDIGES GOLD Gold ist ein wichtiger Bestandteil für heutige Portfolios.

Gold liefert unserer Meinung nach im langfristigen

Trotz der aktuellen Volatilität hat Gold über die letzten

Bereich ein attraktives Renditepotential und

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Gold

Immobilien

Aktien

Anleihen

Geldmarkt

Exchange-Traded Products (ETPs)1. ETF Securities hat

12,8%

9,1%

7,5%

5,1%

1,5%

das global erste, physisch hinterlegte Gold Exchange

Quelle: ETF Securities, Bloomberg

Traded Product 2003 auf den Markt gebracht und bietet

Gold: PM Fix

eine breite Produktpalette an, die die unterschiedlichsten

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1

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geldanlage ° Ausblick 2014

Die „Witwenmacher“ Seit Jahren ist von einigen Ökonomen und Portfoliomanagern zu hören, dass die Zinswende erreicht sei und Renditeanstiege bevorstünden. Hier drängt sich aber ein Vergleich mit Japan auf: Auch dort wurde immer wieder auf Renditeanstiege gesetzt. Da diese aber nie eintrafen und daher zu Verlusten führten, wurden sie als „Witwenmacher“ bekannt. Gerhard Winzer en ursprünglichen Erwartungen nicht entsprechend, haben auch in diesem Jahr die Renditen von vielen Anleiheklassen den fallenden Trend fortgesetzt. Genauer gesagt: Die Renditen der kreditrisikolosen Staatsanleihen sind gefallen und die Rendi­ teaufschläge für das Kreditrisiko haben sich reduziert. Zudem haben auch Aktien be­ achtliche Erträge erwirtschaftet. Was steckt dahinter? Wird sich der Trend fortsetzten? Ist es bereits zu einer Übertreibung auf den Finanzmärkten gekommen? Investoren sind gelassen gegenüber den groSSen Risiken Die steigenden Wertpapierkurse werden von fallenden impliziten Volatilitäten auf den Finanzmärkten begleitet. Mittlerweile haben sie sehr tiefe Niveaus erreicht (siehe Grafik auf der rechten Seite). Das ist deshalb so bemerkenswert, weil die implizite Volati­ lität ein Maß für die in den Kursen einge­

preisten zukünftigen Schwankungen von Wertpapierkursen ist. Damit stellt sie eine der wichtigsten Risikokennzahlen dar. Zu­ dem ist die Volatilität neben der Kurven­ steilheit (Unterschied zwischen den langfris­ tigen und kurzfristigen kreditrisikolosen Zinsen) und dem Renditeaufschlag für das Kreditrisiko (Unterschied zwischen Anlei­ herenditen mit und ohne Kreditrisiko) eine der wichtigsten Kennzahlen für den Zustand der Finanzmärkte. Niedrige Volatilität be­ deutet Boomphase, hohe Volatilität bedeutet Krise. Der dominierende Grund für das nied­ rige, vom Aggregat der Marktteilnehmer eingepreiste und damit geforderte Risiko ist das volkswirtschaftliche Umfeld und die ­Reaktion der Zentralbank-Politik darauf. In den Industriestaaten ist die Erholung nach der Großen Rezession schwach und lang­ sam. Das niedrige Wirtschaftswachstum im­ pliziert unausgelastete Ressourcen, d.h.

Die Zinsen in Europa liegen auf historisch niedrigem Niveau ...

Die Rendite von zehnjährigen deutschen Bundesanleihen liegt bei 1,20 Prozent. Für AnleihenInvestoren ist das eine ungünstige Voraussetzung, um ansprechende Erträge zu erzielen.

34 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

e­ inen schwachen Arbeitsmarkt und einen Sparüberschuss, der wiederum eine hohe Nachfrage nach Finanzinstrumenten be­ wirkt. Die Inflationsraten bleiben in diesem Umfeld niedrig. Weder eine wirtschaftliche Boomphase noch eine Kontraktion sind ab­ sehbar. Das wichtigste Risikoszenario „Sta­ gnation“ (mit oder ohne Deflation) konnte von den extrem expansiven (=wirtschafts­ unterstützenden) Zentralbank-Politiken bis dato erfolgreich abgewendet werden. Ande­ re große Risiken, die möglicherweise noch drohen, sind: eine „harte“ Landung in Chi­ na, das Auseinanderbrechen der Eurozone, kräftig ansteigende Inflation und ein explo­ dierender Ölpreis. Keines dieser Risiken wird zurzeit adäquat berücksichtigt. Die Herkulesaufgabe Die Aktionen der Zentralbanken kön­ nen in mehrere Teile gegliedert werden. Ers­ tens: Die Leitzinsen sind in vielen Ländern nahe null Prozent (=Nullzinspolitik, siehe Grafik auf Seite 36). Zweitens: Die Zentral­ banken in den USA, im Vereinigten König­ reich und in Japan kaufen in großem Aus­ maß Anleihen (=Quantitative Easing). Drit­ tens: Im Notfall wird unbeschränkt Liquidi­ tät zur Verfügung gestellt (siehe z.B. das OMT-Programm der EZB). Viertens: die Kreditvergabe der Banken soll angeregt wer­ den (=Credit Easing). Dazu gehört auch das neue, von der Europäischen Zentralbank eingerichtete, für rund vier Jahre angelegte Programm für die zielgerichtete langfristige Refinanzierung der Banken. Fünftens: Die zukünftigen Zentralbank-Politiken werden kalkulierbar, weil die Zentralbank-Mit­ glieder ihre Erwartungen und Handlungs­ alternativen den Markteilnehmern kommu­

credit: Shutterstock

D


°

Ausblick 2014   geldanlage

Ist ein kräftiges Wirtschaftswachstum in Sicht? Zumindestens prophezeihen Ökonomen seit langem eine Konjunkturerholung in Europa. Die Fakten sprechen leider eine andere Sprache.

nizieren. Die sogenannte Forward Guidance der Zentralbanken ist ein wichtiges Instru­ ment geworden. So signalisiert die EZB, dass die Leitzinsen für die kommenden Jahre bei null Prozent bleiben werden, während die Fed nur von vorsichtigen Zinsanhebungen ab dem nächsten Jahr spricht. Sechstens: Die Geldpolitik ist weiterhin vorrangig für die Erhaltung von Preisstabilität verantwortlich – und im Fall der USA zusätzlich für Vollbe­ schäftigung. Für die Stabilität des gesamten Finanzsystems ist die makroprudenzielle Po­ litik mit den Instrumenten der Regulierung und der Aufsicht verantwortlich. Darauf deuten unter anderem die Einrichtung von finanzpolitischen Komitees (siehe die Bank of England) und die Aussagen von Chairwo­ man Janet Yellen Anfang Juli hin. Anders ge­ sagt: Leitzinsanhebungen, um eine mögliche Übertreibung auf den Finanzmärkten zu ver­ hindern, sind nicht absehbar. Niedrigeres Potenzialwachstum Die langfristigen Faktoren, die das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts be­

stimmen, sind Beschäftigungswachstum und Produktivitätswachstum, d.h., wie viel wird von wie vielen Beschäftigten produ­ ziert. Zusätzlich hat in den vergangenen Jahrzehnten das Kreditwachstum, d.h. die zunehmende Verschuldung, das Wirt­ schaftswachstum beflügelt. Zu guter Letzt

hat mit der Öffnung von China und dem Fall des Eisernen Vorhangs ein gewaltiger Globalisierungsschub eingesetzt, der unter anderem zu einer starken Nachfrage nach Rohstoffen und einem boomenden Welt­ handel geführt hat. Jeder der vier treibenden Faktoren für das Wirtschaftswachstum hat

... die Risikoerwartung hat stark abgenommen

Die Volatilität, hier am Beispiel des VDAX, hat seit der Finanzkrise wieder stark abgenommen und liegt am unteren Rand der historischen Bandbreite.

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 35


geldanlage ° Ausblick 2014

Expansive Zentralbanken: Leitzinsen nahe null Prozent  USA  Eurozone  Großbritannien  Japan  and. entw. Volkswirtschaften

Der Finanz- und Wirtschaftskrise begegneten die meisten Zentralbanken mit massiven ­Zinssenkungen. In allen Industrienationen rangieren die Leitzinsen bei oder bei knapp null.

arbeitskräftepotenzial in prozent der gesamtbevölkerung  USA  Eurozone  Japan  Großbritannien

Die Grafik zeigt, dass der Anteil der arbeitsfähigen Bevölkerung im Verhältnis zur Gesamtpopulation stetig abnimmt. Dadurch fällt auch das durchschnittliche Wirtschaftswachstum.

produktivitätswachstum: output pro gearbeiteter stunde  USA  Eurozone  Japan  Großbritannien

Seit Jahrzehnten ist das Produktivitätswachstum bereits rückläufig – besonders stark aber in den vergangenen Jahren. Das ist eine der Bremsen für Wirtschaftswachstum.

36 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

sich verschlechtert, sprich: das Potenzial­ wachstum hat abgenommen. Das ist jenes Wachstum, das erreicht wird, wenn alle volkswirtschaftlichen Ressourcen (phy­ sisches Kapital, Arbeitskräfte, Humankapi­ tal) optimal ausgenützt werden. In den In­ dustriestaaten fällt das Wachstum des Ar­ beitskräftepotenzials, d.h. die Anzahl der Menschen im Alter zwischen 15 und 64 Jah­ ren (siehe Grafik links Mitte). Auch das Pro­ duktivitätswachstum befindet sich seit eini­ gen Jahren in einem fallenden Trend. Egal, ob man die in einem Jahr produzierten, in Geldeinheiten gemessenen Güter und Dienstleistungen (also das Bruttoinlands­ produkt) pro gearbeiteter Stunde oder pro Beschäftigtem misst: die Richtung zeigt nach unten (siehe Grafik links unten). In dem Buch „House of Debt“ von Atif Mian und Amir Sufi, einem der wohl wich­ tigsten Wirtschaftsbücher in diesem Jahr, wird argumentiert, dass viele Finanzkrisen von einem zu starken Anstieg der Verschul­ dung der privaten Haushalte verursacht wer­ den. Indikatoren wie Leistungsbilanzdefizi­ te, niedrige Zinsen, laxe Regulierungen und eine gewisse Gelassenheit gegenüber den Ri­ siken seien Begleiterscheinungen. Auch in der Zeit vor der letzten Finanzkrise ist die private Verschuldung kräftig angestiegen. Nach der Großen Rezession in den Jahren 2008/09 haben sich die Haushalte in den In­ dustriestaaten in Zurückhaltung geübt. Tat­ sächlich sind die Verschuldungsquoten der Haushalte seit Ende 2007 von 83 Prozent auf 75 Prozent gefallen. Wenn die Haushalte we­ niger nachfragen, wird auch weniger produ­ ziert. Das bedeutet, die Unternehmen benö­ tigen weniger Beschäftigte, investieren we­ niger und die Kreditnachfrage bleibt be­ scheiden. So ist es wenig verwunderlich, dass die Verschuldungsquoten des Unter­ nehmenssektors bei rund 91 Prozent stabil geblieben sind. Um einen Kollaps, also eine Depression, in den Volkswirtschaften zu verhindern, haben die Regierungen eine drastische Zunahme der Staatsverschuldung zugelassen. Seit Ende 2007 ist im Durch­ schnitt in den Industriestaaten die Staats­ schuldenquote von 77 Prozent auf 112 Pro­ zent angestiegen (siehe Grafik unten).


° SOMMERGESPRÄCH

„Cash“ ist der Feind Anleger, die eine Vogel-Strauß-Politik betreiben und zu konservativ investieren, haben das Nachsehen, denn zu viel Vorsicht ist gefährlich. M&G´s Income Allocation Fund verfolgt eine Multi Asset-Strategie und schafft damit eine jährliche Rendite von rund vier Prozent.

Niedrigzinsumfeld konfrontiert?

KAROLA GRÖGER: Ich sehe zwei große Dilemmas auf Seiten vieler Anleger. Erstens sehen wir uns nicht nur in Österreich, sondern in vielen europäischen Ländern mit einer alternden Gesellschaft konfrontiert, die immer stärker auf eine Pensions- und Versorgungslücke zusteuert. Zweitens sind viele Anleger seit der Finanzkrise 2008 immer noch so verunsichert, dass sie trotz der Unattraktivität von „Cash“ lieber negative reale Renditen in Kauf nehmen, um sich in einer vermeintlichen Sicherheit zu wiegen. Allein in Österreich machte der Anteil an Barmitteln 2011 fast 46 Prozent am Finanzvermögen der privaten Haushalte aus. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld lauert hier unserer Ansicht nach derzeit der größte Feind des Anlegers.

Welche Auswege und Lösungen sehen Sie für die oben genannten Herausforderungen?

Wir setzen hier auf Multi Asset-Strategien, die Anlegern ein breit diversifiziertes Portfolio verschiedenster Anlageklassen bieten. Idealerweise sollte dieses Produkt aber auf einen Einkommensstrom abzielen, der Anlegern ein regelmäßiges Einkommen mit einer attraktiveren Rendite als „Cash“ ermöglicht. Wir können auf ein gut aufgestelltes und erfahrenes Multi Asset-Team, das seit 1999 die erste Multi Asset-Strategie entwickelte, zurückgreifen. In Österreich bieten wir den M&G

Was würden Sie Anlegern aktuell raten?

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2014

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2012

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-I9:0I.#AB8.4#CDEFG#J93I5H# Globale Aktien (MSCI World) -I9:0I.#AB8.4#CDEFG#J93I5H#

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2010

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2009

@/2.33+#AB8.4#CDEFG#A>/2360H# @/2.33+#AB8.4#CDEFG#A>/2360H# Österr. Aktien (MSCI Austria)

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ÜBERGROSSE VORSICHT BIRGT GEFAHR

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-./0123.4562.#6470894/:.3.646;2<#645.=6.32#0>?#&%%# Gesamtrendite %&+&&+'%%$# %&+&&+'%%$# inflationsbereinigt, indexiert auf 100

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Das überwiegend schwache, aber stetige Wachstum und die niedrigen Inflationsraten in den meisten Teilen der Welt haben ein relativ freundliches Umfeld für langfristig denkende, aktive Anleger in fast allen Anlageklassen geschaffen. Wir sehen aber, dass Anleger keine große

Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung?

Ich wage keine Prognose über den künftigen Zinsverlauf, aber es ist bemerkenswert, dass die USA und Großbritannien bislang die Zinsen nicht erhöht haben, trotz einer veritablen wirtschaftlichen Erholung, die schon weiter fortgeschritten ist als in der Eurozone. Lange vor der EZB wurden die Leitzinsen in den USA und in Großbritannien stark gesenkt und die quantitativen Lockerungsmaßnahmen eingeführt. Unter diesen Umständen kann man also erwarten, dass die Zinsen in der Eurozone noch länger sehr niedrig bleiben und Staatsanleihen etablierter Märkte sowie „Cash“ den Anlegern kaum oder sogar negative Renditen liefern werden. Wir denken deshalb, dass Multi Asset Fonds, die das Potenzial mehrerer Anlageklassen ausnutzen und gleichzeitig darauf ausgerichtet sind, ein stabiles Einkommen über eine realistische Zielrendite zu ermöglichen, für Anleger interessant sind. %&+%"+'%&,# %&+%"+'%&,#

forderungen sehen Sie Anleger im aktuellen

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Income Allocation Fund seit Ende 2013 an. Dies ist ein Multi Asset Fonds, der vor allem in Vermögenswerte mit laufenden Einnahmen, wie zum Beispiel aus Anlagen in Dividendenaktien, Unternehmensanleihen und Staatsanleihen, investiert. Der Fondsmanager Steven Andrew ist der Ansicht, dass man unabhängig vom Marktumfeld mit einem Mix aus verschiedenen Anlageklassen eine jährliche Rendite von rund vier Prozent erwirtschaften kann. Der Fonds hat somit eine jährliche Rendite von vier Prozent sowie zusätzlich langfristig zwei Prozent pro Jahr Kapitalwachstum im Fokus. Das Produkt zielt somit auf realistische Renditen zu Gunsten des Kapitalwachstums ab, um den Kapitalstamm des Fonds zu wahren. Die Erträge werden je nach Anlegerwunsch entweder monatlich ausbezahlt oder reinvestiert.

Neigung haben, wieder ins „Risiko“ zu gehen. Dabei wäre es wichtig, dass man zwischen kurzfristiger Volatilität und der Gefahr dauerhafter Verluste unterscheidet. Wir haben festgestellt, dass seit der Leitzinssenkung der EZB auf ein Prozent von den wichtigsten Anlageklassen nur „Cash“ eine negative Rendite abgeworfen hat. Anleger wären demnach mit jeder Anlageklasse besser gefahren. Aktien haben selbst in der Phase, als Europa in einer tiefen Wirtschaftskrise steckte, sehr gut abgeschnitten. Anleger mussten jedoch dabei teilweise volatile Aktienmärkte in Kauf nehmen.

GELD ° Frau Gröger, mit welchen Heraus-

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Interview mit Mag. Karola Gröger, M&G

www.mandg.at

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JULI 2014 – GELD-MAGAZIN °

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geldanlage ° Ausblick 2014

In den Schwellenländern sieht die Situa­ tion anders aus. Jeder Wirtschaftssektor zeigt einen Anstieg der Verschuldung. Das ist besonders im Unternehmenssektor aus­ geprägt, wo sich die Verschuldung von 58 Prozent Ende 2007 auf 92 Prozent Ende 2013 erhöht hat. Dieser Trend war der wichtigste Grund für das bis vor Kurzem sehr starke Wachstum in den Schwellenländern. Mitt­ lerweile hat sich das Wachstum in den Schwellenländern deutlich abgeschwächt, die Kapitaleffizienz ist gefallen – d.h., es sind immer mehr Investitionen notwendig, um eine Einheit Output zu erzielen. Mit einer Investitionsquote von knapp 50 Prozent hat

dieses Thema vor allem in China eine be­ sondere Bedeutung. Dahinter stecken das fallende Produktivitätswachstum, die rück­ läufige Profitabilität der Unternehmen, die restriktive Kreditvergabe der Banken, der kräftige Anstieg der Lohnstückkosten und die geringere Nachfrage aus den entwickel­ ten Volkswirtschaften. Das hat den Druck für Strukturreformen erhöht. China und Mexiko glänzen hier mit positiven Beispie­ len. In Indien hat die Wahl von Modi zum neuen Premierminister starke Hoffnungen auf Reformen geweckt. Für den langfristigen Ausblick ist eine Erhöhung des Produktivi­ tätswachstums wesentlich: Ausbau der In­

schwache erholung der wirtschaftsleistung

Im Vergleich zu 2007 konnten nur wenige Volkswirtschaften ihr Bruttoinlandsprodukt steigern. Besonders die Zuwachsraten liegen noch weit unter jenen von vor sieben Jahren.

ansteigende verschuldung (in % zum BIP)   Staat   Unternehmen   priv. Haushalte

Trotz Sparbemühungen und restriktiver Kreditbedingungen ist die Gesamtverschuldung angestiegen – auch in den Schwellenländern.

38 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

frastruktur, Liberalisierung geschützter Sek­ toren, Abbau der Korruption, Verbesserung der Rechtsstaatlichkeit und des Humankapi­ tals, weitere Entwicklung der Kapitalmärkte. Zudem müssen einige Ungleichgewichte re­ duziert werden. Dieses Rezept wurde für die Schwellenländer geschrieben. Bei genauer Betrachtung gilt es aber auch für einige In­ dustriestaaten. Je weniger diese Maßnah­ men gesetzt werden, umso mehr droht so­ wohl in den Schwellenländern als auch in den Industriestaaten eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts pro Einwohner. Ein Paradoxon Die Unternehmen und die Haushalte sind hinsichtlich der Ausgaben bzw. der Kre­ ditnachfrage vorsichtig. Die Banken versu­ chen auf Druck der Regulatoren ihre Bi­ lanzen in Ordnung zu bringen. Auch die Staaten versuchen, die Neuverschuldung zu reduzieren. Hinsichtlich der Verschuldung ist damit eine paradoxe Situation entstan­ den: Obwohl weltweit die Verschuldungs­ quoten weiter ansteigen, dämpft das Bemü­ hen, das Schuldenwachstum zu reduzieren, die wirtschaftliche Aktivität. Niedrige Leit­ zinsen helfen, können aber den Spardruck nicht kompensieren. Das globale Wirt­ schaftswachstum ist und bleibt daher schwach. Im ersten Quartal 2014 ist die Weltwirtschaft im Vergleich zum vierten Quartal 2013 mit nur 1,5 Prozent auf das Jahr hochgerechnet gewachsen. Für das zweite Quartal 2014 deuten die Frühindika­ toren auf ein nur leicht höheres Wachstum von 2,0 Prozent hin. Mit diesen niedrigen Werten liegt das Wachstum der Weltwirt­ schaft unter dem (gefallenen) Potenzial­ wachstum von rund 2,5 Prozent und hält den Inflationsdruck niedrig. Ausblick Immerhin beginnt im zweiten Halbjahr das sechste Jahr der wirtschaftlichen Erho­ lung, auch wenn sie schwach, langsam und fragil ist. Für die kommenden Monate deu­ ten einige Frühindikatoren auf eine mode­ rate Beschleunigung des globalen Wirt­ schaftswachstums zwischen 2,5 und 3,0 Pro­ zent hin. Die Inflationsraten bleiben mit der


ADVERTORIAL

DEKABANK DEUTSCHE GIROZENTRALE

Mit Qualitätszertifikaten auf Erfolgskurs

D

ie DekaBank hat bei der Entwicklung strukturierter Produkte über die Jahre hinweg große Expertise erworben. Vermehrt werden Zertifikate auch privaten Inestoren angeboten, wobei auf qualitative Produkte mit einfacher und transparenter Funktionsweise gesetzt wird. Sparer und Anleger bunkern ihr Geld heute vermehrt auf täglich fälligen respektive auf kurzfristig verfügbaren Konten. Diese Haltung ist jedoch nicht sehr zielführend, denn insgesamt haben die Kapitalmärkte in den letzten zehn Jahren eine sehr gute Wertentwicklung gezeigt. Es gab in diesem Zeitraum aber auch Phasen mit starken Kurskorrekturen. Die in diesen Zeiten gemachten Erfahrungen haben viele Anleger vorsichtig werden lassen. Sie setzen auf Geldanlagen, mit denen sie ohne Berücksichtigung der Inflation vermeintlich nichts verlieren können. Auf langfristig attraktivere Anlageformen wird dagegen von vornherein verzichtet. Die Rendite ist zweitrangig geworden. Bei den aktuell niedrigen Zinsen ist das ein viel größeres Problem als in den Jahren zuvor. ALTERNATIVEN GEFRAGT Um Investoren in diesem Umfeld attraktive Alternativen bieten zu können, entwickelt die DekaBank qualitativ hochwertige ZertifikatStrukturen, die einfach und transparent gebaut sind und vor ihrer Emission aus Sicht eines Endkunden analysiert und bewertet werden.

AKTIENANLEIHE Laufzeit in der Regel 1 - 3 Jahre: Der Käufer einer Aktienanleihe wünscht eine attraktive Verzinsung und setzt dabei darauf, dass seine ausgewählte Aktie (der „Basiswert“) zum Ende der Laufzeit nicht unter eine bestimmte Kursschwelle, den sogenannten Basispreis, fällt. MÖGLICHE SZENARIEN Szenario 1: Notiert der Basiswert am relevanten Stichtag, dem „Bewertungstag“, auf oder über diesem Basispreis, erfolgt die Rückzahlung zum Nennbetrag. Szenario 2: Notiert der Basiswert am Bewertungstag unter dem Basispreis, erfolgt die Rückzahlung durch Lieferung einer vorab festgelegten Anzahl von Aktien. Der Anleger wird dabei so gestellt, als ob er die Aktien zum Basispreis erworben hätte und nicht zum Startwert. Unabhängig von der Entwicklung des Basiswerts erfolgen regelmäßige Zinszahlungen. AKTUELLE MARKTERWARTUNG Aktienanleihen zeichnen sich durch eine hohe Verzinsung aus. Käufer setzen darauf, dass sich die zugrunde liegende Aktie seitwärts entwickelt, nur leicht steigt oder nur leicht fällt. Sollte der Aktienkurs wider Erwarten am Laufzeitende unter dem Basispreis notieren, werden mögliche Verluste durch die Zinsen gemindert. Die Höhe des Zinskupons hängt u. a. von der Laufzeit der Anleihe und von der Schwan-

kungsintensität (Volatilität) der Aktie ab. Als Faustformel gilt: Je stärker die Aktie nach oben und unten ausschlägt, desto höher fällt die Verzinsung der Aktienanleihe aus. Wesentliche Chancen: Jährliche Zinszahlung, unabhängig von der Entwicklung des Basiswerts. Rückzahlung zum Nennbetrag, sofern der Basiswert am Bewertungstag auf oder über dem definierten Basispreis notiert. Der Abstand zwischen Startwert und Basispreis bildet eine Art Sicherheitspuffer. Zinszahlung wirkt als zusätzlicher Sicherheitspuffer bei fallenden Märkten. Börsentägliche Handelbarkeit verschafft dem Anleger Flexibilität. Wesentliche Risiken: Rückzahlung unterhalb des investierten Kapitals am Ende der Laufzeit möglich. Ungünstigster Fall: Totalverlust des eingesetzten Kapitals, wenn die Aktie wertlos geworden ist. Dem Anleger verbleiben in diesem Fall nur die Zinsbeträge. Schwankungen im Marktpreis der Anleihe während der Laufzeit können bei vorzeitigem Verkauf zu einem Verlust führen. Anleger sind dem Risiko der Insolvenz, das heißt einer Überschuldung oder Zahlungsunfähigkeit des Emittenten, ausgesetzt. Ein Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich.

KONTAKTDATEN Dr. Paul Varga, Leiter Repräsentanz Österreich und CEE DekaBank Deutsche Girozentrale Schottenring 16, 1010 Wien Telefon: (+43) 1-53712-4190 E-Mail: paul.varga@deka.at

Hinweis: Diese Darstellung ist beispielhaft. Die verwendeten Werte sind kein verlässlicher Indikator für die Wertentwicklung des Basiswerts.

JULI 2014 – GELD-MAGAZIN °

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geldanlage ° Ausblick 2014 divergierende trends bei den realinvestitionen (in % des BIP)  Schwellenländer  Global  Industriestaaten

Gedämpfte Investitionstätigkeit in den Industriestaaten trotz niedriger Zinsen. Der Boom in den Schwellenländern ist zu Ende.

renditeaufschläge für unternehmensanleihen niedriger Bonität  Konkursraten  Renditeaufschlag für das Konkursrisiko

Der geringe Renditeaufschlag bei Unternehmensanleihen, der das erwartete Konkursrisiko abbildet, könnte bei einer schlechter als erwarteten Wirtschaftserholung rapide ansteigen.

erwartete kurs-gewinn-verhältnisse  USA (S&P 500)  Schwellenländer (MSCI EMU)  Industriestaaten (FTSE 100)

Die Aktienkurse sind in den vergangenen Jahren stärker gestiegen als die Unternehmens­ gewinne. Das treibt die Kurs-Gewinn-Verhältnisse nach oben.

40 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Ausnahme von einigen Schwellenländern (Russland, Türkei, Indien, Brasilien) nied­ rig. Der Zeitpunkt für die ersten Zinsanhe­ bungen in den USA und im Ver­einigten Kö­ nigreich rückt näher (Mitte bzw. Anfang 2015). Die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan werden für die kommenden Jahre die Leitzinsen nicht nach oben neh­ men. Dieses Szenario ist in den Märkten be­ reits eingepreist. Die Renditen werden erst dann nachhaltig ansteigen, wenn die einzel­ nen Wirtschaftssektoren (Haushalte, Unter­ nehmen, Staat) um Kapital kämpfen. Ak­ tuell hält der Überschuss an Liquidität die Renditen (von Anleihen und Aktien) auf niedrigen Niveaus. Für Aktien und Unter­ nehmensanleihen ist wesentlich, dass die schwache Erholung eine Fortsetzung findet. Nur dann bleiben die Konkursraten niedrig und halten die in den Kursen eingepreisten Annahmen für das Gewinnwachstum der Unternehmen. D.h., die zukünftigen Erträge von Aktien und Anleihen werden signifi­ kant unter den Werten der vergangenen Jah­ re liegen, wenn die in den Kursen einge­ preiste schwache Erholung tatsächlich statt­ findet. Zudem: Nur im schwachen Erho­ lungsszenario bleibt die Kor­relation zwi­ schen Aktien und Anleihen positiv. Anhal­ tend fallende Renditen sind im Stagnations­ szenario darstellbar, aber dann leiden Ak­ tien. Kräftig steigende Renditen sind im In­ flationsszenario vorstellbar, was anfangs po­ sitiv für Aktien wäre. Die Bestätigung des schwachen Erholungsszenarios, die expan­ siven und kalkulierbaren Zentralbank-Poli­ tiken und überschüssige Liquidität halten die Volatilitäten auf niedrigen Niveaus. Dieses Umfeld begünstigt weiterhin steigende Wertpapierkurse. Das niedrige Niveau der Volatilitä­ten ist klarer Hinweis für angestie­ gene Verletzlichkeit für Kursrückgänge.

Der Autor dieses Artikels, Mag. Gerhard Winzer, ist Chief Economist bei der Erste Sparinvest


Interview mit Mag. Stefan Löwenthal, Macquarie

° SOMMERGESPRÄCH

Gute Renditen – auch mit Anleihen Staatsanleihen bringen Institutionellen kaum mehr die nötigen Erträge, um ihre Pensionsversprechen und

prognostizierten Ablaufsummen einzuhalten. Je länger die Niedrigzins-Phase anhält, desto schlimmer wird es. Es gibt aber Anleihenfonds oder Multi-Asset-Fonds, die aus diesem Dilemma führen können.

GELD °

Viele Experten meinen, dass die EZB

das magere Wachstum in Europa nicht ausreichend stimulieren können wird. Außerdem bringen die niedrigen Zinsen viele institutionelle Anleger unter Druck. Wie sehen Sie das?

STEFAN LÖWENTHAL: Die EZB hat zuletzt primär auf die niedrige Inflationsrate reagiert und eine ganze Reihe von Maßnahmen gesetzt. Ich denke schon, dass sie hier einen nicht zu unterschätzenden Effekt erzielen wird. Vor allem werden wir das sehen, wenn im Herbst der Asset Quality Review der EZB bei den Banken beendet sein wird. Die meisten Banken werden dann das LTRO in Anspruch nehmen, weil die Verzinsung mit 0,25 Prozent sensationell günstig ist. Gleichzeitig werden sie ihr Kreditvolumen steigern müssen, um in zwei Jahren nicht aus dem Programm zu fallen. Zudem hat die EZB noch einige Pfeile im Köcher, wie die Funktion als Kollateral bei KMU-Krediten oder ein ABSKauf-Programm. Auf jeden Fall muss man sich in Europa – zumindestens am kurzen Ende – bis etwa 2016 auf niedrige Zinsen einstellen, was wiederum die Aktienmärkte treibt. Für BondInvestoren sind die vergangenen Jahre auch überraschend gut gelaufen. Jetzt entsteht durch die niedrigen Zinsen ein zunehmender Druck, noch ausreichende Renditen zu erwirtschaften. Das heißt, alles paletti in Europa? Wir wachsen

CREDIT: beigestellt

einfach aus der Krise raus?

Ganz so einfach wird es nicht gehen. Ich sehe das Damoklesschwert in Form von nicht ausreichenden Strukturreformen bzw. der nachlassenden Bereitschaft dazu. Die niedrigen Zinsen gewährleisten eine günstige Refinanzierung der Haushalte und bauen zu wenig Reformdruck auf.

Im Bond-Bereich gibt es dafür gute Alternativen, wie zum Beispiel High Yields, Emerging Markets Bonds oder Wandelanleihen-Fonds. Wir sehen z.B. hohe Fondsmittelzuflüsse in den Emerging Markets-Anleihenfonds. Wir haben in diesem Bereich vor zwei Monaten auch einen neuen UCITS-Fonds aufgelegt, der in Anleihen supranationaler Organisationen in unterbewertete Emerging Markets-Währungen investiert. Die Rendite liegt bei über acht Prozent, das Durchschnittsrating bei AAA und die Duration bei unter drei Jahren. Neben den hohen Kupons erwarten wir uns auch Zusatzerträge aus den vier Hauptwährungen RUB, ZAR, BRL und TRY. Das Timing für den Fondsstart war ausgezeichnet und wir konnten in zwei Monaten bereits eine Rendite von über sechs Prozent erzielen. Apropos Emerging Markets. Was halten Sie von den Aktienmärkten in den Wachstumsländern?

Die Emerging Markets haben durch das USTapering am meisten gelitten. Hier sind nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch die BondMärkte mit Spreads von etwa 300 Basispunkten interessant. Besonders halten wir China für sehr chancenreich. Obwohl Schattenbanken und Häusermarkt noch einige Risiken bergen, bleibt die Wachstumsstory einfach enorm. Zudem ist China sehr daran interessiert, den Renminbi als internationale Handelswährung zu etablieren. Seit Ende 2012 hat sich der Anteil am Handelsvolumen, das in Renminbi abgewickelt wird, von zwölf auf 22 Prozent gesteigert. Auch institutionelle Investoren investieren wieder zunehmend in die Wachstumsmärkte. Was halten Sie von Multi-Asset-Fonds, die ansprechende Renditen bei geringem Risiko versprechen?

Was raten Sie nun Investoren, die mit europäischen Staatsanleihen unglücklich sind?

Bei den Multi-Asset-Produkten muss man aufpassen, dass sie nicht geleveraged sind. Denn

Disclaimer: Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zu. Der Verkaufsprospekt und das Kundeninformationsdokument des genannten Fonds wurden nach InvFG 2011 veröffentlicht. Die geltende Fassung liegt in deutscher Sprache bei der KAG auf. Für die Erreichung einer bestimmten Performance kann keine Garantie übernommen werden.

Mag. Stefan Löwenthal,CIO, Macquarie Investment Management Austria KAG

man sah zum Beispiel im Mai/Juni 2013 deutlich, dass in Abwärtsphasen die Korrelationen stark zugenommen haben und damit bei vielen Risk-Parity-Produkten die Diversifikation nicht mehr risikomindernd funktionierte. Prinzipiell verfolgen wir bei der Macquarie Absolute Return Asset Allocation-Strategie zwar auch einen Multi Asset-Ansatz, vorgelagert ist aber eine qualitative Prüfung der Assetklassen – also, ob wir sie überhaupt ins Portfolio nehmen oder nicht. Erst im zweiten Schritt der Portfoliogestaltung werden die Assetklassen nach einer eingehenden Risikoanalyse zueinander optimiert. Diese Absolute Return-Strategie haben wir sehr offen konzipiert und passen uns den Wünschen unserer Kunden hinsichtlich Zielrendite und der Zielvolatilität an. Aktuell erreichen wir zum Beispiel mit einer Volatilität von fünf Prozent einen Ertrag von Geldmarkt plus 400 Basispunkten und liegen damit deutlich über den Erwartungen. www.macquarie.at/mim

JULI 2014 – GELD-MAGAZIN °

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Interview mit Roger Bundi, Asset Management bei ° sommergespräch sommergespräch  ° Interview mit CIO FranzWatamar Weis, Europafondsmanager Comgest

Qualitätsunternehmen im Fokus Investoren wissen ein Lied davon zu singen: Die Börsen sind von einem ständigen Auf und Ab geprägt. Positiv hervorheben können sich aber immer wieder ausgesprochene Qualitätsaktien, von denen es gerade am Alten Kontinent einige zu finden gibt, so Comgest-Experte Franz Weis. und eine starke Marktposition – aufweisen. Die Einstiegsbarrieren sind für die Konkurrenz dementsprechend hoch. Die Qualitäts-Wachstumsunternehmen, die in unserem Portfolio enthalten sind, haben auch seit Ausbruch der Krise ein erfreuliches Gewinnwachstum ausgewiesen; seit 2010 liegt dieses sogar im zweistelligen Bereich. Aufgrund ihrer guten Positionierung sind solche Unternehmen zwar natürlich nicht vom Auf und Ab der Börse abgekoppelt, sie erweisen sich aber doch als krisenresistenter als der breite Markt.

GELD ° Herr Weis, bevor wir über europäische

Aktien sprechen – wie stellt sich aktuell die ­Situation der Weltwirtschaft dar?

Die Aktienmärkte sind ja generell in der ­jüngeren Vergangenheit mehr als ausgezeich­ net gelaufen, wie lange kann dieser „Bull Run“

Franz Weis, Europafondsmanager bei Comgest

Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ein Null-Wachstum ausgewiesen. 2013 waren wir hier sogar mit einem negativen Wachstum konfrontiert.

noch weitergehen?

Werfen wir einen Blick auf die Ursachen: Wir sehen sehr starke Liquiditätsströme, verstärkt durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Notenbank. Anders ausgedrückt: Geld kostet derzeit praktisch nichts, das hat zu vermehrten Investitionen, neuen Börsengängen, Übernahmen und Fusionen geführt und die Kurse nach oben befördert. Das ist prinzipiell erfreulich, durch die Zinspolitik der EZB ist aber doch eine gewisse Gefahr der Blasenbildung entstanden. Der Markt befindet sich in einer beinahe schizophrenen Situation: Einerseits wird auf eine Verbesserung der Konjunktur spekuliert, andererseits wird Druck auf die EZB ausgeübt, das Quantitative Easing weiter fortzusetzen. Ich glaube nicht, dass das ewig gut weitergehen wird. Außerdem sind Aktien heute teurer als im langjährigen Durchschnitt und die Gewinne der

42 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Hat das zu bedeuten, dass sich die ­Aktionäre

In welchen Branchen finden Sie die ­angesprochenen Unternehmen?

Wir verfolgen einen Bottom up-Ansatz und investieren in Unternehmen mit überdurchschnittlichem aber verlässlichem Wachstum, egal in welcher Region oder Branche sie sich befinden. Es gibt für uns also keine Länder- oder Sektor-Favoriten. Beispielsweise gibt es im Gesundheitssektor viele interessante Unternehmen, sozusagen von der Brille über Pharmazeutika bis hin zu Bestrahlungsgeräten.

auf einen baldigen scharfen Einschnitt ­einstellen müssen?

Wie sieht es zum Beispiel mit dem Konsum­

So schlimm muss es gar nicht kommen. Es ist nicht gesagt, dass die Börse jetzt um 20 Prozent abstürzen wird. Wir wollen also den Teufel nicht an die Wand malen, vielleicht werden wir auch einen volatilen Seitwärtstrend sehen. Viel hängt natürlich von der weiteren Entwicklung der Konjunktur ab, eine gewisse Korrektur an den Börsen ist aber wahrscheinlich.

bereich aus?

Welche Möglichkeiten haben Investoren ­angesichts dieser möglichen Entwicklung?

Wir fokussieren uns auf qualitative Wachstumsunternehmen. Das sind Gesellschaften, die gewisse Merkmale – wie eine große Preissetzungsmacht, nachhaltiges Gewinnwachstum

Der Konsumbereich ist zweifellos sehr wichtig und gleichzeitig ein sehr gutes Beispiel, dass man als Fondsmanager differenziert vorgehen muss. So haben wir keine Auto-Aktien im Portfolio und es gibt auch große Retailer, die nicht ideal aufgestellt sind. Andererseits ist Inditex ein sehr interessantes Fashion-Unternehmen mit einem ausgezeichneten Geschäftsmodell. Auch L’Oréal präsentiert sich attraktiv – das Unternehmen ist in den Schwellenländern sehr gut positioniert und wächst überdies schneller als der Marktdurchschnitt. www.comgest.com

credit: beigestellt

franz weis: Natürlich müssen wir den Status quo im Kontext der Weltwirtschafts­krise sehen, die 2008 evident geworden ist. Man kann es so zusammenfassen: Das Schlimmste ist überstanden, wir stehen aber immer noch im Schatten der Krise. Von einem ungetrübten „blauen Himmel“ möchte ich aber in diesem Zusammenhang nicht sprechen. Nachdem viele Investoren während der Krise aus Europa geflohen waren, kamen sie nun in den letzten 18 Monaten wieder zurück zu europäischen Aktien, weil die größten Ängste verflogen sind, etwa die Furcht vor einem Absturz in die Rezession oder vor einem Auseinanderbrechen der Eurozone.


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Erfolg durch Spezialisierung Bellevue Asset Management ist eine Fonds-Boutique, die sich auf Kapitalanlagen in speziellen Regionen und Branchen

konzentriert. CEO André Rüegg erzählt über die intakten Chancen, die er in den Bereichen Healthcare, dem Zukunftsmarkt Afrika, dem Entrepreneur-Investmentansatz und einer globalen Absolute Return-Strategie sieht. Mario Franzin Bellevue Asset Management hat sich

im Wesentlichen auf drei Bereiche spezialisiert: auf Aktienanlagen im Bereich Healthcare (Biotech und Medtech), den Wachstumsmarkt Afrika und auf Investments in eigentümergeführte Unternehmen (Entrepreneur). Beginnen wir mit den Biotech-Titeln: Hier setzte im März eine Korrektur ein. Die BB Biotech AG korrigierte um gut 25 Prozent – hat sich seither aber wieder um knapp 20 Prozent erholt. Ist die ­höhere Volatilität in den vergangenen Monaten das Zeichen einer Top-Bildung? Wie sehen Sie die zukünftige Fantasie in der BiotechBranche?

André Rüegg: In den vergangenen Jahren wartete der Biotech-Sektor mit sehr starken Fundamentaldaten auf. Der Sektor überzeugt durch echte Innovationen, überdurch­schnittliches und konjunkturunabhängiges Umsatz­wachstum sowie durch neue Medikamente mit Blockbuster-Potenzial. So vermochte etwa Gilead mit dem neuen Hepatitis-C-Medikament Sovaldi bereits im ersten Quartal nach der Marktzulassung in den USA einen Umsatz von über zwei Milliarden Dollar zu generieren. Daneben arbeitet die Mehrzahl der börsennotierten Biotech-Unternehmen heute sehr profitabel. Aufgrund der zahlreichen Produktlancierungen, M&A-Transaktionen und des positiven Kursverlaufs erhielten BiotechAktien denn auch zu Recht die Aufmerksamkeit einer breiten Anlegerschaft. Damit erholten sich auch die Kurs-Gewinn-Verhältnisse im Bio­tech-Sektor, die nun wieder auf langjährigen Durchschnittswerten liegen. Nach starken Kurs­anstiegen sind technische Kurskorrekturen, wie wir sie gesehen haben, durchaus üblich. Die Heftigkeit der Korrektur war wohl auch auf die Intervention dreier US Kongressmitglieder zurückzuführen, die von Gilead eine Rechtfertigung des mit rund 80.000 Dollar pro

44 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Patienten angesetzten Preises verlangten. Dank des ungleich höheren klinischen Profils von Sovaldi gegenüber konventionellen Therapien, die dann meist mittelfristig zu teuren Lebertransplantationen führten, konnte aber Gilead sehr wohl den hohen Preis rechtfertigen. Mit der Korrektur ist der Sektor attraktiv bewertet und dürfte dank weiteren F&E-Durchbrüchen, M&A-Transaktionen und Produktzulassungen noch immer sehr attraktives Kurspotenzial aufweisen. Auch in puncto Bewertungen sind etwa US Large Cap Biotech-Aktien, gemessen am Umsatzwachstum, lediglich halb so teuer wie US Large Cap Pharma-Unternehmen.

die sich noch 2014 in der Bilanz niederschlagen werden. Als weitere kurstreibende Faktoren erwarten wir positive Zulassungsentscheide durch die US-Behörde FDA sowie weitere Übernahmeaktivitäten. Weil die Mehrheit der Medizintechnikfirmen mit einem konservativen Geschäftsausblick ins neue Geschäftsjahr startete, sehen wir nur ein limitiertes Enttäuschungspotenzial. Der Wachstumsmarkt Afrika wird für Investoren – zumindest aus Gründen der Diversifikation – zunehmend interessant. Wo liegen die ­Stärken des BB African Opportunities im Vergleich zu anderen Afrika-Fonds? Immerhin gibt es in ­Österreich bereits 16 zum Vertrieb zugelas-

Interessanterweise kam es im Gegensatz zu

sene Fonds und einige ETFs, die Investments in

Biotech-Fonds bei Medtech-Fonds kaum zu

diese Anlageregion anbieten.

­einer Korrektur. Im Gegenteil, der BB Medtech

Afrika ist ein noch weitgehend unberührter Kontinent mit attraktivem Wachstumspoten­zial. Wir orten die primären Wachstumstreiber insbesondereimBereichstrukturellerReformfortschritte. Liberalisierungen, Privatisierun­gen, Infrasrukturinvestitionen sowie der massive Ausbau der Informations- und Kommunikationstechnologie bieten viel versprechende Chancen. Afrikanische Aktienmärkte sind aber oftmals noch sehr jung und nicht immer ausreichend liquide, womit Investoren nur in ausgewählte Märkte mit genügender Transparenz und Liquidität investieren sollten. In den letzten Jahren vermochten die Aktien­märkte in Nord- und Subsahara-Afrika aber nicht nur durch attraktive Renditen zu überzeugen, sondern profitieren insbesondere auch von ­ihrer noch sehr geringen Korrelation zu den Weltaktienmärkten und anderweitigen Schwellenländern. Während in den vergangenen drei Jahren die BRIC-Märkte um 4,3 Prozent korrigierten, vermochten wir mit dem BB African Opportunities Fonds um mehr als 26 Prozent

notiert derzeit auf einem All-Time-High. ­Worauf führen Sie diese im Gegensatz zu Biotech ­unterschiedliche Entwicklung zurück?

Der Medizintechniksektor schaffte in vier der sechs letzten Börsenjahre eine Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt. Dank seines defensiven Charakters schneidet er vor allem in volatilen Börsenphasen überdurchschnittlich gut ab. Noch immer hinken Bewertungen vieler Medtech-Unternehmen jenen in anderen Gesundheitssektoren hinterher, erfahren aber derzeit beachtliches Momentum. In der Summe eröffnet sich für Investoren derzeit ein guter Einstiegszeitpunkt, insbesondere auch zur Diversifikation ihres Gesundheits-Exposures. Angetrieben von weiteren Produkteinführungen sollte sich vor allem in den Bereichen Kardiologie und Orthopädie das Wachstum in den Jahren 2014 und 2015 beschleunigen. Der eigentliche Hebeleffekt bei Gewinn und Margen dürfte sich 2015 bemerkbar machen, wenn die Kosten für Produkteinführungen wegfallen,

credit: beigestellt

GELD °


°

Interview mit André Rüegg, CEO, Bellevue Asset Management   sommergespräch

zuzulegen (in Euro per 30. Juni 2014). Der BB African Opportunities Fonds punktet dabei vor allem durch seine Ausrichtung auf strukturelle Wachstumsopportunitäten in Nord- und Subsahara-Afrika, worin Südafrika und Rohstoffwerte strategisch untergewichtet sind. Der Fonds wird ferner von langjährig erfahrenen Schwellenländer-Spezialisten verwaltet, die mit den lokalen Besonderheiten bestens vertraut sind. Aufgrund seines attraktiven Risiko-Rendite-Profils trifft er sowohl bei Privatanlegern als auch bei institutionellen Investoren wie Family Offices, Vermögensverwaltern und Dachfonds auf hohes Interesse. Sie bieten Entrepreneur-Fonds für verschiedene Regionen an, wie z.B. Europa oder die Schweiz. Ist das eine Modeerscheinung, in

André Rüegg, CEO, Bellevue Asset Management

eigentümergeführte Unternehmen zu ­investieren oder gibt es nachweislich eine ­Outperformance im Vergleich zu „normalen“ Aktienfonds?

Eigentümergeführte Unternehmen suchen den Unternehmensmehrwert ungleich langfristiger zu erreichen als managergeführte Unternehmen, ganz nach dem Motto „Schaffen von Werten über Generationen, nicht über Quartale“. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen wiederholt auf, dass Familienunternehmen in der Tendenz höhere operative Rentabilitätswerte und langfristig stabilere Gewinne ausweisen als Nicht-Familienunternehmen. Darüber hinaus sind sie solider eigenkapitalfinanziert und vermögen damit auch in konjunkturellen Schwächephasen oftmals antizyklisch in Innovationen oder die Erschließung neuer Märkte zu investieren. Dies schlägt sich auch auf den Börsenkurs nieder. So zeigen die Aktienindizes auf eigentümergeführte Werte deutliche Überschussrenditen gegenüber dem breiten Gesamtmarkt auf. Der

CS Family Index beispielsweise, der sich aus 40 Familienunternehmen in den USA und in ­Europa zusammensetzt, vermochte den MSCI Welt Aktienindex in den vergangenen zehn Jahren um mehr als sechs Prozent p.a. zu übertreffen. Als eines der spezialisierten Forschungsinstitute auf diesem Gebiet geht das Center of Family Business der Universität St. Gallen den Ursachen und Wirkungszusammenhängen nach. Als Praxispartner unterstützt dabei Bellevue Asset Management das Team von Prof. Dr. Zellweger. Durch welche weiteren Innovationen zeichnet sich Bellevue Asset Management noch aus?

Im März 2010 legten wir mit dem BB Global Macro einen Fonds auf, der darauf abzielt, in allen Marktphasen eine positive Rendite zu erzielen und bei einer kontrollierten Volatilität im Bereich von fünf bis acht Prozent Verluste weitestgehend zu vermeiden. Anleger profi-

tieren zudem von der Struktur des Fonds in einem Luxemburger UCITS-IV Kleid: Der Fonds ist täglich liquide, nach modernen Standards reguliert, vollkommen transparent und begrenzt Gegenparteirisiken auf ein angemessenes Maß. Der Fondsmanager Lucio Soso setzte ­diese Strategie bereits seit September 2008 für nahestehende Investoren im Rahmen eines Managed Accounts erfolgreich um. In einem anspruchsvollen Umfeld vermochte der Fonds im Durchschnitt jährlich mehr als vier Prozent nach Kosten zu erwirtschaften und erzielte in sechs von sieben Kalenderjahren eine positive Rendite zwischen drei und 13 Prozent. Im ersten Halbjahr 2014 liegt der Fonds bereits 5,3 Prozent im Plus. Dies auch, weil zur Überraschung vieler Investoren die langfristigen Zinsen auf Staatsanleihen in Europa und den USA erneut nachgaben. Von dieser Entwicklung und dem weiterhin positiven Umfeld für Aktien profitierte der BB Global Macro.

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 45


geldanlage ° Schwellenländer wieder im Kommen

Comeback der Underdogs Nach drei Jahren scheint an den Kapitalmärkten der Schwellenländer die Baisse überwunden. Gegenüber der Performance an den europäischen und US-amerikanischen Börsen eröffnet sich inzwischen ein enormes ­Aufholpotenzial. Der Absturz vieler Währungen hat die Wettbewerbsfähigkeit deutlich erhöht. Wolfgang Freisleben

ie ganze Welt blickte während der Fußball-WM nach Brasilien. Dort präsentierten sich zumindest auf dem grünen Rasen auch andere lateinamerikanische Länder wie Mexico, Chile oder Kolumbien grandios. Für einige Wochen ließ das glamouröse Spektakel auch die ökonomische Realität vergessen, die weniger glänzend aussieht. Seit die großen Finanzjongleure aus New York, London und den karibischen Steuerparadiesen ihre Spekulations-Mil­ liarden wieder abgezogen haben, rauschten nämlich die Währungen der Schwellenländer und mit ihnen auch die Aktienkurse an den Börsen nach unten. Auch die Schwellenländeranleihen verloren in den lokalen Währungen kräftig, was die ausländischen Inhaber zu massiven Verkäufen bewegte. Doch der Tiefpunkt der anhaltenden Baisse scheint durchschritten. Die meisten Märkte erholen sich bereits mehr oder weniger deutlich. Die Underdogs der Finanzmärkte der letzten drei Jahre rücken wieder in den Fokus der Anlagestrategen. Laut Bloomberg hinken die Schwellenländer den USA auf Sicht von drei Jahren um 63 Prozent hinterher. Das eröffnet ­enormes Aufholpotenzial. Seit dem Frühjahr 2014 fließen wieder ausländische Anlagegelder auf der Suche nach bestmöglichen Renditen in die Entwicklungsländer.

Erhebliche Investments ­staatlicher Investoren Auch öffentliche Anleger investieren immer mehr Geld in Schwellenländern, zeigt die aktuelle „Global Sovereign Asset Management“-Studie des Fondsanbieters Invesco. Grund dafür sind vor allem Ziele in der strategischen Asset Allocation. In der Nettobetrachtung sind die Neuallokationen in Lateinamerika, Afrika, China, Indien und den aufstrebenden asiatischen Märkten im Jahr 2013 gestiegen. Für 2014 rechnen die Befragten mit einem erneuten Anstieg. Dieser Trend scheine vor allem auf strategische Allokationsziele zurückzuführen zu sein, heißt es von Invesco. Für die Studie hat Invesco mehr als 50 öffentliche Investoren aus aller Welt befragt, die zusammen ein Vermögen von mehr als 5,7 Billionen USDollar verwalten. Die Angaben der Befragten signalisierten, dass sie in den Schwellenmärkten relativ zu ihren Zielen in der strategischen Asset Allocation untergewichtet seien. Das gebe ihnen mehr Spielraum für eine Ausweitung ihres Neu­ engagements in diesen Regionen. Die langfristige strukturelle Verlagerung in Richtung der Emerging Markets scheine nicht durch die schlechte Performance der Schwellen­märkte im Jahr 2013 beeinflusst zu sein.

° Die besten Aktienfonds Schwellenländer Global ISIN GB00B64TS881 IE00B2RGGZ18 LU0040507039 LU0048575426 IE00B1VC7227

FONDSname First State Global Emerging Markets Sust. Coronation Global Emerging Markets Vontobel Fund Emerging Markets Equity Fidelity Funds - Emerging Markets Comgest Growth GEM Promising Comp.

Volumen Perf. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. 365 Mio. € 10,8 % 9,7 % 17,5 % 1.554 Mio. € 16,8 % 8,5 % 16,2 % 4.253 Mio. € 3,4 % 5,5 % 14,7 % 2.962 Mio. € 12,2 % 4,9 % 13,7 % 219 Mio. € 16,4 % 3,3 % 13,9 %

ter 1,68 % 1,29 % 2,06 % 1,95 % 2,31 %

Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 10. Juli 2014

46 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Im Hinblick auf die taktische Asset Allocation gibt es einige Ausnahmen: So sind Mittel- und Osteuropa sowie Russland die einzigen aufstrebenden Märkte, in denen die Befragten ihr Engagement im Jahr 2013 in der Nettobetrachtung reduziert haben. Auch 2014 planen die Befragten keine höheren Investments in diesen Regionen, was vor allem an der instabilen politischen Lage im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise liegt. Viele staatliche Investoren gehen davon aus, dass sie ihre BIP-gewichtete Untergewichtung der Emerging Markets bis auf weiteres beibehalten. Selbst bereinigt um die heimischen Anlagen von Staatsinves­ toren aus den entwickelten Märkten sind die Portfolios der staatlichen Investoren aber der Studie zufolge im Schnitt immerhin zu 56 Prozent in den entwickelten ­Märkten angelegt. Outperformance das ganze Jahr Inzwischen sind aber die osteuropäi­ schen Märkte, denen zuvor die UkraineKrise zugesetzt hatte, gleichfalls hochgeschossen. Experten meinen, dass die Outperformance der Schwellenländermärkte durchaus das ganze Jahr anhalten kann. ­Diese Ansicht wird durch fundamentale Fakten unterstützt wie die potenziell ­stärkere Gewinndynamik der Firmen und die geringe Bewertung im Vergleich beispielsweise zu US-Titeln. Das aussage­ kräftige Shiller-KGV, das die inflations­ bereinigten Gewinne der vergangenen zehn Jahre heranzieht und in Relation zum Aktienkurs setzt, liegt für die Schwellen­ länder bei 14 und für die USA bereits bei 25, wie aus Bloomberg-Daten her­ vorgeht.

creditS: Shutterstock

D


°

Schwellenländer wieder im Kommen   geldanlage

Brasilien als liquidester Markt in Lateinamerika Seit März 2014 drängt auch der brasilianischen Aktienindex Bovespa und der MSCI Brazil nach oben. Markus Ackermann, Spezialist für Schwellenländer bei der deutschen Fondsgesellschaft HSBC Global Asset Management (Deutschland), sieht in Brasiliens Aktienmarkt den liquidesten Markt in Lateinamerika mit einem Anteil von rund 70 Prozent des durchschnittlichen täglichen Handelsvolumens in der Region. Das Land sei daher insbesondere für In­ vestoren attraktiv, die sich Marktineffi­ zienzen zunutze machen möchten, aber zugleich Wert auf ein robustes Marktumfeld legen. Denn die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt zeigt sich im Hinblick auf den Staatshaushalt, die Fiskalpolitik und die außenwirtschaftliche Stärke robuster als ­andere Regionen. Der HSBC-Experte ortet für den brasilianischen Wertpapiermarkt mehrere treibende Kräfte wie den Ausbau der Infrastruktur und die Stärkung der Investitionen, die im Fokus der Wirtschaftspolitik stünden. Außerdem habe der brasilianische Real, der 2013 zu den großen Verlierern an den Devisenmärkten gehört hat, die Wettbewerbsfähigkeit brasilianischer Unternehmen gestärkt. Daraus resultiere trotz der importierten Inflation, die eigentlich geldpolitische Maßnahmen befürchten lassen müsste, ein neu erwachtes Interesse ausländischer Anleger. Positives internationales Umfeld hält an Gestützt werden die Börsen in den Schwellenländern überdies durch ein weiterhin positives internationales Umfeld, auch wenn die meisten Börsen derzeit keine überzeugende Entwicklung zeigen. „Solange das Goldilock-Szenario intakt ist, dürfte der Aktienaufschwung anhalten“, meint Christian Heger, Chief Investment Officer bei HSBC Global Asset Management (Deutschland). Das bedeutet, dass eine Wirtschaft sich gerade richtig entwickelt, wenn sie weder zu heiß läuft, sodass sie Inflation verursacht, noch zu kalt, sodass eine

Rezession entsteht. Daher sollte dies für eine positive Aktienrendite beim jetzigen Bewertungsniveau ausreichen. In einem besseren makroökonomischen Umfeld würden diese Bewertungen traditionell sogar zweistellige Renditen hervorbringen. Heger zieht seinen Optimismus zwar aus der positiven Konjunkturentwicklung in den Industriestaaten. Aber: „Auch von den Emerging Markets gehen keine Rezes­ sionsgefahren aus.“ Höhere Zinsen und Reformen belasteten das Wachstum zwar kurzfristig. Die Stabilisierung der Rohstoffpreise, die anhaltende Dynamik des Aufholprozesses und die anziehende Nachfrage aus den Industrieländern verhindern jedoch einen Einbruch. Rohstoffländer unter Beschuss Bei der Schweizer Fondsgesellschaft Pictet sieht man die Mehrheit der asiatischen Länder, wie die Philippinen, Malaysia und selbst Thailand keineswegs krisenhaft. Skepsis regiert dagegen bei Ländern, die hauptsächlich Rohstoffe exportieren und stark an deren Preisen hängen. Die könnten Chinas geringeres Wirtschaftswachstum und die daraus resultierende geringeren Nachfrage nach Rohstoffen tangieren. Schließlich ist China inzwischen der größte Abnehmer dieser Güter. Das Kupferland Chile und der Energie-Gigant Russland gehören daher nicht zu den Favoriten der Fondsmanager. Vorsicht sei auch bei Ländern mit Handelsbilanzdefiziten, die also mehr Güter ein- als ausführen, angesagt. Das sind insbesondere Brasilien, Indien, Indonesien, Südafrika und das Wachstumswunderland Türkei – das Quintett trägt inzwischen den wenig schmeichelhaften Namen „Die fragilen Fünf “. Durch das Tapering ist global weniger Geld vorhanden, um die Leistungsbilanzdefizite zu finanzieren. Das drücke die Währungen. Unter Anlegern wie Fondsmanagern beginnt nun das Rätselraten, wessen Währungen zu tief gesunken sind, wen es zu Unrecht getroffen hat und wessen Anleihen sich als Erstes wieder erholen. Sinkende Währungen und steigende Spreads sind allerdings gute Nachrichten

MSCi Emerging Markets

Die Börsen in den Schwellenländern drängen nach drei Jahren Baisse wieder nach oben.

MSCI Brazil

Brasilien kann sich auf eine robuste Volkswirtschaft stützen.

MSCI Mexico

Der Aktienmarkt in Mexiko verzeichnet seit Anfang 2014 eine steile Aufwärtsentwicklung.

für Bond-Anleger. Denn endlich gibt es wieder was fürs Geld, wenn man neu einsteigt. Lokalwährungen bringen im Schnitt über sieben Prozent Rendite – mehr als USHochzinsanleihen. Anfang Mai waren es nur knapp über fünf Prozent.

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 47


Excellence in Healthcare & Co Die in Regensburg beheimatete Lacuna AG ist auf die Entwicklung und den Vertrieb von Nischen-Fonds ­spezialisiert. Die Bereiche Healthcare, Medtech und Generika werden mit zwei Fonds abgedeckt, deren ­Management in den Händen der Adamant Biomedical Investments AG liegt. GELD °

Die Lacuna AG arbeitet im Health­

care-Bereich eng mit der schweizerischen Ada­ mant Biomedical Investments AG zusammen. Welche Expertise bietet dieses Haus? Welche Fonds werden von Adamant gemanagt?

Ingo Grabowsky: Als Vermögensverwaltungsgesellschaft blickt Adamant auf langjährige Erfahrung im Gesundheitsbereich zurück. Jeder der bei Adamant tätigen Fachspezialisten verfügt über viele Jahre Praxis in der Gesundheitsindustrie, in der Analyse und im Portfoliomanagement. Darin begründet sich auch die Kernkompetenz des Schweizer Unternehmens, die in den Bereichen Aktienresearch und Portfoliomanagement liegt. Das Anlagespektrum umfasst dabei alle Branchen des Healthcare-Marktes: von Pharma, Biotech, Medtech und Generika bis hin zu Gesundheitsdienstleistungen. Auch die von Adamant betreuten Anlageprodukte investieren vor diesem Hintergrund allesamt in den globalen Gesundheitsmarkt. Für diese Managementleistung wurde Adamant bereits mehrfach ausgezeichnet, u.a. von Standard & Poor´s.

Wir von Lacuna arbeiten bereits seit 2003, also seit mehr als zehn Jahren, erfolgreich mit den Schweizer Experten zusammen. Derzeit betreuen sie die beiden Gesundheitsaktienfonds Lacuna – Adamant Global Healthcare und Lacuna – Adamant Asia Pacific Health. Der asiatische Raum ist für die Lacuna AG im Healthcare-Bereich einer der zentralen Ziel­ märkte. Weshalb gewinnt auf diesem Sektor speziell Asien immer mehr Bedeutung?

Asien vereint die für den Gesundheitsmarkt wichtigsten Wachstumstreiber Demografie und Verwestlichung. Diese Faktoren treffen auf ein niedriges Versorgungsniveau, vor allem in den asiatischen Emerging Markets. Seit einigen Jahren gibt es dort Anstrengungen, Gesundheitssysteme zu etablieren, um den Menschen eine medizinische Grundversorgung zu bieten. Indien beispielsweise hat erst kürzlich mit der Wahl des neuen Premierministers die Weichen für den Ausbau einer Healthcare-Infrastruktur gelegt, die der gesamten Bevölkerung eine Basisversorgung ermöglichen soll. Dabei zeigt

Wachstumsmarkt China

sich die Herausforderung in Asien gleich auf mehreren Ebenen. Zum einen bei der grundsätzlich hohen Bevölkerungsdichte, die es zu versorgen gilt. So leben etwa 60 Prozent der Weltbevölkerung im asiatischen Raum. Daher wirkt sich zum anderen der demografische Wandel spürbar auf die Versorgungssitua­tion vor Ort aus. Bevölkerungsexplosion und steigende Lebenserwartungen führen in einer zusammenwirkenden Spirale zu einer stetig steigenden Nachfrage im Gesundheitssektor. Hinzu kommt eine zunehmende Anpassung des asiatischen Lebensstils hin zu westlichen Gewohnheiten: Stress, zu wenig Bewegung, zu viel des falschen Essens. Wie wir das aus unseren Breitengraden kennen, ist diese Lebensweise nicht gerade gesundheitsförderlich. Diabetes-Erkrankungen nehmen zu, es gibt vermehrt Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen und Ähnlichem mehr. In China zum Beispiel ist nach WHO-Angaben jeder dritte Großstadtbewohner übergewichtig und jedes Jahr gibt es eine Million neu diagnostizierter DiabetesFälle. Die Nachfragesituation entwickelt sich folglich rasant – und mit ihr auch die Anbieterseite. So sind asiatische Gesundheitstitel aufgrund ihrer qualitativ hochwertigen und gleichzeitig günstigeren Produktionsmöglichkeiten nicht nur vor Ort gefragt, sondern auch längst zu bedeutenden Akteuren im internationalen Gesundheitsmarkt aufgestiegen. In welchen Ländern Asiens ist Lacuna ­aktuell engagiert bzw. gibt es auch Länder, die Sie

Medtech wächst in China mit 15 bis 20 Prozent p.a. Quelle: Espicom, Adamant

48 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Ein Portfolio-Schwerpunkt des Lacuna – Adamant Asia Pacific Health liegt im japanischen Gesundheitssektor, insbesondere auf Mid Caps. Sie bieten im Gegensatz zu großen Pharmawerten

credit: beigestellt

­derzeit meiden?


°

Interview mit Ingo Grabowsky, Lacuna AG   sommergespräch

deutliches Aufholpotenzial. Aus Investorensicht besonders spannend zeigen sich beispielsweise Unternehmen aus dem Optik-Bereich, die über Blutanalyse- oder auch MRI-Geräte mitunter zehn- bis 20-prozentige Umsatzsteigerungen pro Jahr erzielen. Mit kritischerem Auge beobachtet unser Management dagegen ­Märkte wie Thailand. Prinzipiell zeigt sich der thailändische Gesundheitssektor als spannendes Marktumfeld mit Top-Akteuren wie dem Krankenhaus Bumrungrad. Aufgrund der schwierigen politischen Situation aber zieht Adamant durchaus in Erwägung, das Portfolio anzupassen.

lars-Markt in den kommenden Jahren doppelstellig wachsen wird. Was sind die aktuellen Treiber der Medtech-Industrie?

Ingo Grabowsky, Vertriebsdirektor Lacuna AG

Welche Branchen deckt Lacuna mit dem Global

gute Opportunitäten. Diese stammen dabei mehrheitlich aus den Bereichen Medtech, Gesundheitsdienstleistungen und Biotech.

Healthcare Fonds ab und welche sind aufgrund größerer Chancen stärker gewichtet?

Welche Potenziale bietet aktuell die Generika-

Mit dem Lacuna – Adamant Global Healthcare decken wir das gesamte, weltweite HealthcareUniversum ab. Hier sind Unternehmen sowohl aus dem Pharma- als auch aus dem Biotech-, Generika-, Medtech- und Gesundheitsdienstleistungsmarkt allokiert. Um hieraus die 40 besten Gesundheitstitel herauszufiltern, setzt Adamant auf eine spezifische Strategie: In einem der ersten Schritte erfolgt die Gewichtung der vier globalen Gesundheitsregionen Westeuropa, Nordamerika, Emerging Markets und Japan/Australien. Abhängig von ihrer Entwicklung werden sie mit 15 Prozent unter- oder mit 35 Prozent übergewichtet bzw. mit 25 Prozent neutral allokiert. Aus jeder der vier Regionen werden dann zehn Gesundheitsunternehmen ins Portfolio aufgenommen. Derzeit sieht Adamant auch in nordamerikanischen Healthcare-Unternehmen

Industrie und in der nahen Zukunft?

Der Generika-Sektor bietet aus zweierlei Sicht attraktive Potenziale in die Zukunft hinein: Hier geht es zum einen um die Chancen in den etablierten Industrieländern, mit generischen Arzneimitteln hohe Einsparpotenziale zu realisieren. In den Schwellenländern dagegen bieten Generika die Möglichkeit, die große Nachfrage, die im Zuge sich etablierender Gesundheitssys­ teme entsteht, kostengünstig zu decken. Einen weiteren interessanten Markt sehen wir im generischen Biotech-Umfeld, bei den sogenannten Biosimilars. Denn auf Biosimilars entfällt bislang lediglich ein Marktanteil von 0,6 Prozent. Das Segment bietet daher großes Potenzial. IMS Health, einer der weltweit führenden Anbieter von Informationen und Dienstleistungen für die Pharma- und Gesundheitsindustrie, geht vor diesem davon aus, dass der Biosimi-

Das ist nach wie vor hauptsächlich der demografische Wandel. So entwickeln sich die unterschiedlichen Bedarfsfelder vor allem durch Überalterung und Bevölkerungswachstum stetig weiter. Das sind altersbedingte Erkrankungen wie Bluthochdruck und Arthrose, die einen erhöhten Bedarf entsprechender medizinischer Geräte zur Versorgung mit sich bringen. Genauso sind es aber auch die Basismaterialien wie Verbandsmaterial, Spritzen und Ähnliches, die vor allem in den Schwellenländern stark nachgefragt werden und so allein dem chinesischen Medtech-Segment jährliche Zuwachsraten von 15 bis 20 Prozent bescheren. Medizinaltechnik lebt zusätzlich natürlich stark von dem schnell voranschreitenden technischen Fortschritt. Ende letzten Jahres wurde beispielsweise das erste bioprothetische Herz implantiert. Ein künstliches Herz, das dort, wo es mit Blut und menschlichem Gewebe in Kontakt kommt, aus biologischem Material besteht und daher vom Körper besser angenommen werden kann. Ein anderes Beispiel zeigt sich im Bereich der optischen Biopsie, wo ein spannender Technologie-Mix aus Optik, Astronomie und Medizin zu erstaunlichen Möglichkeiten führt. So sind hier inzwischen Gewebediagnosen möglich, ohne operativ zuvor entsprechende Proben entnehmen zu müssen. Nicht nur für Patienten und Mediziner, sondern auch für Investoren ein Fortschritt mit positiven Ergebnissen.

www.lacuna.de

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 49


geldanlage ° Smart-Beta-Fonds

Systematische Outperformance Eine neue Generation von Exchange Traded Funds (ETFs) überschwemmt die Finanzmärkte. Diese Fonds bilden Indizes nicht nur passiv ab, sondern korrigieren die Schwächen der herkömmlichen Börsenbarometer. Was kann diese alternative Fondsklasse leisten? Wolfgang Regner n den letzten Jahren wurden unzählige neue Indizes für verschiedene Anlageklassen und Segmente entwickelt, die von Finanzexperten häufig als „Smart Beta“Lösungen gepriesen werden. Der Begriff bezeichnet Indexstrategien, die sich von den üblicherweise eingesetzten „traditionellen“ marktkapitalisierungsgewichteten Strategien (Beispiel S&P 500, MSCI, DAX) unterscheiden. Die Idee dahinter ist, dass die Gewichtung nach dem Börsenwert vergangenheitsorientiert ist, da dabei gewissermaßen die „Gewinner der Vergangenheit“ hoch gewichtet werden, die ihre Aufstiegsphase schon hinter sich haben. Die jungen, aber noch kleinen Newcomer werden dagegen kaum nennenswert gewichtet. Anhand einer Auswahl aus dem schon wieder recht umfangreichen Angebot an Smart-BetaProdukten lassen sich einige besonders interessante Strategien herausfiltern. Doch was bedeutet Smart Beta eigentlich? Der griechische Buchstabe Beta steht für das

Gesamtmarktrisiko eines Investments. Je höher das Beta, desto höher auch das Marktrisiko z.B. eines Fonds oder einer Aktie. Smart-Beta-Lösungen streben meist danach, einen Teil des Marktrisikos aus den Produkten herauszunehmen, das Beta also zu reduzieren. Und da gibt es eine ganze Reihe alternativer Ansätze. „Smart-Beta-Strategien lassen sich in zwei große Felder einteilen. Erstens in einen Bereich mit Ak­tienfokus, in dem mit einem systematischen Anlageprozess die weltweit bekannten globalen Benchmarks neu definiert werden sollen“, erklärt Martin Weithofer, Head of Smart Beta bei Deutsche Asset & Wealth Management (DeAWM). „Das zweite große Feld besteht aus fundamentalen Investmentprozessen, die z.B. makroökonomische Faktoren investierbar machen. So haben wir festgestellt, dass etwa Faktoren wie BIP-Wachstum, Währungsreserven, Verschuldung oder die Zinsentwicklung besonders bei den Emerging Mar-

Performance p.a. in USD

iShares Minimum Volatility funds

Volatilität

Die Volatilität erscheint in der Grafik nach links verschoben, also in den tieferen Bereich, während die Performancekurven jeweils nach oben zeigen – eine Vola-adjustierte Performance also. Quelle: BlackRock, MSCI; S&P

50 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

kets einen signifikanten Einfluss auf die Performance aus­üben.“ Eine andere Möglichkeit, einen Smart-Beta-Fonds zu konstruieren, ist der DB Platinum Equity Risk Premia. Dabei handelt es sich um ein marktneutrales Konzept, das nach bestimmten Aktienfaktoren ein Portfolio bestückt, um die nach diesen Faktoren ermöglichte Überrendite zu isolieren. Dabei handelt es sich um Value, Qualitäts-Aktien, Low Volatility, Small Caps und Aktien mit hohem Kursmomentum. Marktneutral bedeutet, dass der Fonds beabsich­tigt, für eine positive Wertentwicklung ausschließlich diese Risikoprämien zu extrahie­ren und nicht auf steigende Aktienmärkte angewiesen ist. Auch eine Auswahl nach fundamentalen Kriterien – KGV oder Buchwert – können einen Index verbessern. minimale Volatiltität Auch nach der Volatilität der Aktien lässt sich ein Index alternativ gewichten. Aktien mit hoher Vola werden weniger berücksichtigt (= Minimum Volatility). Oder man investiert in jede Aktie zu gleichen Teilen (Gleichgewichtung). Damit vermeidet man, zu sehr in den Rückspiegel zu schauen und bereits groß gewordene Unternehmen mit einer hohen Gewichtung zu belohnen, obwohl die Wahrscheinlichkeit einer weiterhin überproportionalen Performance gering ist. Dazu kommen noch währungsoder gegen Zinsrisiken abgesicherte Produkte. Wichtig dabei ist: Bei allen SmartBeta-Fonds handelt es sich nach wie vor um passiv gemanagte ETFs. Dabei kommen nur alternative Gewichtungsstrategien zum Einsatz. Subjektive Einschätzungen eines Fondsmanagers haben keinen Einfluss auf die Zusammenstellung des Fondsportfolios.

credit: beigestellt

I


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Smart-Beta-Fonds   geldanlage

interview °

° iShares MSCI Emerging Markets Minimum Volatility ETF  MSCI Emerging Markets

Bahram Sadighian,  iShares

Head of Austria and Eastern Europe

Minimum Volatility ETFs sind Fonds, die Anlegern Zugang zu Aktienmärkten bieten, aber die damit verbundenen Schwankungen reduzieren. Neben der Volatilität jeder einzelnen Aktie werden auch die Korrelationen berücksichtigt, d.h. wie stark sich die Kurse von Aktien oder Branchen im Gleichschritt bewegt haben. Hinzu kommt, dass die schwankungsminimierten Indizes diversifiziert sind und die Länder-, Branchen- und Stilgewichtungen im Wesentlichen mit denen ihrer Ursprungsindizes übereinstimmen. ISIN: DE000A1KB2B3

GELD ° Wie sieht

Ihr Produktangebot im Bereich SmartBeta aus?

bahram sadighian: Momentan bieten wir drei alternative Gewichtungsstrategien an: Erstens Minimum-Volatility. Hierzu gehören etwa der iShares S&P 500 Minimum Volatility ETF, der iShares MSCI Europe Minimum Volatility ETF oder der iShares MSCI Emerging Markets Minimum Volatility ETF. Low Volatility-Indizes sind Indizes, in denen Wertpapiere mit geringer Volatilität stärker gewichtet werden.

° iShares MSCI World EUR Hedged UCITS ETF  MSCI World

Die Absicherung der Fondswährung gegenüber dem Euro erfolgt über FX-Forward-Kontrakte auf einmonatiger Basis – dann wird entsprechend weitergerollt. Diese aufwändigen Transaktio­ nen werden dem Anleger abgenommen. Ein weiterer Vorteil: Aufgrund der rekordtiefen Zinsen und der günstigen Zinsdifferenz zwischen Dollar und Euro sind Währungsabsicherungen derzeit äußerst günstig zu haben. Der Unterschied zu normalen ETFs beträgt nur fünf Basispunkte (= 0,05 Prozent). Dazu sinkt die Volatilität eines währungsgehedgten Produkts. ISIN: DE000A1H53Q8

Und die anderen zwei Strategien?

Zwei spezielle Themen werden von unseren Produkten ebenfalls abgebildet: Erstens das Thema Währungsabsicherung und zweitens das Thema Absicherung gegen Zinsrisiken. Letzteres Thema bilden etwa der iShares $ Corporate Bond Interest Rate Hedged ETF und der iShares Euro Corporate Bond Interest Rate Hedged ETF ab. Investoren können aber auch in Produkte investieren, die direkt die Entwicklung währungsgesicherter Indizes abbilden: Den iShares MSCI Japan EUR Hedged ETF, iShares MSCI Japan USD Hedged ETF, iShares MSCI World EUR Hedged ETF und den iShares S&P 500 EUR Hedged ETF.

° DB X-Trackers S&P 500 Equal Weight UCITS ETF 1C  S&P 500

Dieser Fonds basiert auf dem US-Aktienindex S&P 500, dessen Komponenten jedoch gleich gewichtet werden – mit je 0,2 Prozent. Der ETF wird vierteljährlich neu gewichtet. Dieses Rebalancing stellt sicher, dass Gewinne in stark gelaufenen Aktien tendenziell mitgenommen werden, schwach laufende Aktien aber zugekauft werden. Seit Anfang 2012 erzielte dieser Fonds ein Plus von rund 53 Prozent – der herkömmliche, marktkapitalisierungsgewichtete S&P 500 brachte es dagegen nur auf 48 Prozent. ISIN: LU0659579493

Wie funktionieren diese Absicherungen?

Im Anleihesektor bieten wir den iShares Global Corporate Bond EUR Hedged UCITS ETF als währungsgesicherte ­Variante. Die Absicherung funktioniert über FX-Forward-Kontrakte (Terminkontrakte auf Währungen) auf einmonatiger Basis – dann wird entsprechend weitergerollt. Der Unterschied zu normalen ETFs beträgt nur fünf Basispunkte (= 0,05 Prozent).

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 51


geldanlage ° Smart-Beta-Fonds

° DB Platinum CROCI Sectors Fund R3C  MSCI World

Dieser Index besteht aus den Aktien von 30 Unternehmen, die auf der Basis einer wirtschaftlichen Bewertung durch Anwendung der CROCI (Cash Return on Capital Invested)Methode ausgewählt werden. Der Index wählt jeden Monat die drei Wirtschaftszweige mit dem niedrigsten KGV aus, anschließend wird aus jedem dieser drei Wirtschaftszweige die zehn Unternehmen mit dem niedrigsten KGV ausgewählt (monatlich). Vorteil: Bessere Vergleichbarkeit der Bilanzen durch bereinigte Jahresabschlüsse. ISIN LU0419225247

° Lyxor ETF FTSE RAFI Europe EURO  EuroStoxx 50

Anlageziel dieses Fonds ist die Nachbildung des FTSE RAFI (= Research Affiliates Index) Europe Net TR Index in Euro. Die Gewichtung der im RAFI-Index enthaltenen Unternehmen erfolgt nach quantitativen Regeln. Diese beinhalten den Fünfjahresdurchschnitt der fundamentalen Kriterien Buchwert, Umsätze, Cashflow und Dividendenzahlungen. Der FTSE RAFI Europe Index umfasst die europäischen Aktien des FTSE RAFI Global ex-US 1000 Index mit dem größten Fundamentalwert gemessen an vier Kriterien. ISIN: FR0010400770

° Lyxor ETF SG Global Quality Income NTR EUR  MSCI World EUR

52 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Dieser Fonds folgt der Performance des SG Global Quality Income Index NTR (Nettogesamtrendite inkl. Dividenden). Dieser Index bildet eine Auswahl qualitativ hochwertiger Aktien aus einem weltweiten Anlageuniversum ab, die wahrscheinlich hohe bzw. steigende Dividenden ausschütten werden. Dieser Ansatz beruht auf der Erkenntnis, dass auf lange Sicht Unternehmen, die eine hohe (steigende) Dividende ausschütten, eine bessere Performance liefern, während höheres Risiko allein keine höheren Erträge geboten hat. ISIN: LU0832436512

Gemeinsames Merkmal aller Smart-BetaStrategien ist, dass sie transparent, konti­ nuierlich und auf Regeln beruhend angewendet werden. Die Anbieter unterscheiden sich jedoch darin, wie stark sie von dem zugrunde liegenden Index abweichen. Und Was bringt’s? Rückrechnungen und vor allem auch erste Ergebnisse der Smart-Beta-Fonds zeigen ein durchaus positives Bild. So schaffte der von db X-trackers aufgelegte S&P 500 Equal Weight seit Jänner 2012 ein Plus von annähernd 53 Prozent – der traditionelle S&P 500 bringt es nur auf 48 Prozent. Und der auf schwankungsarme Werte setzende iShares Europe Minimum Volatility schneidet mit einer Einjahresrendite von fast 25 Prozent besser als seine Benchmark ab, und das bei geringerer Schwankungsbreite (der Euro Stoxx 50 kommt per Ende Juni auf eine Einjahresentwicklung von 23,5 Prozent). „Gleichgewichtete SmartBeta-Fonds können langfristig in Aufschwungphasen besser abschneiden als traditionelle ETFs, da sie die Kurschancen der noch günstigen kleineren Titel nutzen“, meint Martin Weithofer. Und sein Kollege sagt dazu: „Wichtig ist dabei zu verstehen, dass Smart-Beta-Indizes keine Überrendite gegenüber klassi­ schen Indizes versprechen, denn dies würde höhere Risiken bedeuten. Aber sie können eine Entwicklung mit geringerer Schwankungsbreite oder eine deutlich geringere Abhängigkeit von der Entwicklung traditioneller Anlageklassen bieten“, erklärt Bahram Sadighian, Head of Austria and Eastern Europe bei iShares (Blackrock). Ähnliches gilt auch für Anleihenfonds mit Zinsabsicherung. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit zeigt, dass z.B. die Minimum VolatilityIndizes in den Abschwungphasen nur 64 Prozent Partizipation aufweisen. Dagegen konnten die Indizes Aufschwungphasen meist in großem Umfang nutzen (94 Prozent Partizipation, als Beispiel wurde der S&P 500 Minimum Volatility Index gewählt). So konnten die Indizes gegenüber ihren Ursprungsindizes in den vergangenen zehn Jahren stärkere risikobereinigte Renditen erzielen.


KOLUMNE

LIPPER RESEARCH

Nachhaltige Geldanlage – Quo vadis?

A

uch für das Jahr 2013 konnten die Anbieter nachhaltiger Anlageprodukte einen neuen Rekord bei dem verwalteten Vermögen vermelden. Und das, obwohl das Thema „Nachhaltige Geldanlage“ noch immer nicht bei der Masse der Anleger angekommen ist. Woran liegt es, dass sich ein so breit diskutiertes Thema augenscheinlich bei den Investoren nicht endgültig durchsetzen kann? Welche Trends gibt es, die dem Markt für nachhaltige Anlageprodukte zum nächsten Wachstumsschub verhelfen könnten?

Zum einen ist es sicherlich so, dass nachhaltige Investmentfonds aufgrund der unterschiedlichen Ausschluss- und Auswahlkriterien erklärungsbedürftiger sind als andere Produkte. Ein möglicher weiterer Grund dafür, dass sich nachhaltige Investments bisher nicht bei den Investoren durchgesetzt haben, ist die Tatsache, dass viele Anbieter von Investmentfonds das Thema und die entsprechenden Produkte nicht oder nur sehr eingeschränkt vermarkten. Zudem nutzen die meisten Gesellschaften zum Teil sehr unterschiedliche Beschreibungen für ähnliche oder sogar gleiche Sachverhalte, was bei Anlegern und Beratern zu Verwirrung führt. Um diese Probleme beim Vertrieb von nachhaltigen Anlageprodukten zu lösen, müssten sich die Marktteilnehmer in einem ersten Schritt auf einheitliche Begriffe zur Beschreibung ihrer Prozesse einigen und durch gezielte Medienarbeit das Thema nachhaltige Investitionen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Zudem sollten die Anlageberater mit einem einheitlichen Ausbildungsprogramm qualifiziert werden, damit diese auch im Bereich der nachhaltigen Geldanlagen eine qualitativ hochwertige Kundenberatung durchführen können. WETTBEWERB DER STANDORTE Dass es sich bei dem Thema nachhaltige Geldanlage, trotz der derzeitigen Zurückhaltung der Anleger, um ein echtes Wachstumssegment

DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA

handelt, kann man unter anderem auch daran erkennen, dass mit Liechtenstein und Luxemburg zwei der wichtigen internationalen Fondsdomizile damit begonnen haben, spezielle Dienstleistungen für Anbieter und Manager von nachhaltigen Anlageprodukten anzubieten und dies entsprechend als Standortvorteil zu vermarkten. Diese Initiativen sind zwar grundsätzlich als positiv zu bewerten, denn sie schaffen auf der Ebene der Fondsdomizile, durch die mit diesen Initiativen verbundenen Maßnahmen, ein Umfeld, das sich auf den Vertrieb und das Management von nachhaltigen Anlageprodukten fokussiert und dadurch die Akzeptanz dieses Managementansatzes bei den Produktanbietern erhöhen sollte. Allerdings müssen auf die Ankündigungen auch die entsprechenden Taten folgen, denn nur wenn die Standorte den Gedanken der Nachhaltigkeit auf allen Ebenen umsetzen, werden sie mit ihren Initiativen auch erfolgreich sein. DURCH DIE HINTERTÜR IN DEN MASSENMARKT Auch wenn es derzeit insgesamt betrachtet noch nicht so aussieht, als würden nachhaltige Investmentprodukte in der nahen Zukunft von der Mehrzahl der Anleger genutzt werden, gibt es dennoch eine positive Tendenz zu vermelden. Denn immer mehr Anbieter von Invest-

mentfonds beginnen nachhaltige Aspekte, wie zum Beispiel den Ausschluss von Investitionen in Agrarrohstoffe, Kernkraft oder Waffenproduktion, in ihren Investmentprozessen zu berücksichtigen. Durch die Integration dieser einfachen Kriterien aus dem Bereich des nachhaltigen Investierens, den sogenannten Asset Overlays, wird die Berücksichtigung von nachhaltigen Anlagekriterien bei der Geldanlage immer mehr zum Standard und erreicht so den Massenmarkt. Auch gibt es in Europa verschiedene Gesetzesinitiativen, die fordern, dass nachhaltige Anlagekriterien insbesondere von institutionellen Anlegern, wie Pensionskassen und Versicherungen, bei der Kapitalanlage stärker berücksichtigt werden sollen, was in der Folge zu einem entsprechenden Wachstumsschub bei den Anbietern von entsprechenden Anlageprodukten und Dienstleistungen führen sollte. Somit sollte die nachhaltige Kapitalanlage, wenn die Bemühungen der Anbieter, Dienstleister und Gesetzgeber erfolgreich sind, auch in der Zukunft ein echtes Wachstumssegment innerhalb der Finanzindustrie bleiben. www.lipperleaders.com

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

JULI 2014 – GELD-MAGAZIN °

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geldanlage ° Nachhaltige Investments

Ethik bleibt en vogue Sonnenenergie, Wind- und Wasserkraft, Effizienzsteigerung... Das Universum für nachhaltige Investments ist breit aufgestellt und wächst beständig. Ebenso wie die Beliebtheit der „grünen Veranlagungsformen“ – das ­Volumen dieser Assetklasse nimmt unaufhaltsam zu. An ethischen Standards kann heute praktisch kein Unternehmen mehr vorbeigehen. Harald Kolerus

3

8 Milliarden Euro – diese stolze Summe ist alleine in den Ländern Österreich, Deutschland und der Schweiz in Nachhaltigkeits-Fonds veranlagt. Das wirklich Beeindruckende daran: Seit 2007 (also dem Jahr vor Ausbruch der internationalen Finanzkrise) hat sich das hier investierte Volumen verdoppelt (alle Daten stammen vom heimischen Finanzdatenanbieter www.software-systems.at). In den letzten beiden Jahren hat sich zwar eine gewisse Stabilisierung bei den Zuwächsen eingestellt, dennoch befindet sich das Thema Nachhaltigkeit weiterhin auf dem Vormarsch. „Zauberwort“ Engagement Das bestätigen auch Experten wie Alexander Osojnik, Richard Boulanger und Martin Cech von der Erste Sparinvest, mit denen sich das GELD-Magazin in eine kleine Diskussionsrunde zum Thema begeben hat. „Im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit wird Engagement immer wichtiger, also die Einflussnahme von institutionellen Inves­ toren auf die Geschäftspolitik von börsen-

Erste WWF Stock Climate Change

notierten Unternehmen. Wir erstellen unser Nachhaltigkeits-Anlageuniversum jedes Monat neu. Stoßen wir dabei auf Punkte, die uns aus ethischer Sicht verdächtig vorkommen, machen wir die betroffenen Unternehmen darauf aufmerksam. Erfolgt keine Abklärung, wird die Aktiengesellschaft aus dem Anlageuniversum ausgeschlossen“, ­erklärt Osojnik, er ist Senior SRI-Analyst (Sustainable Responsible Investments), zuständig für Erstellung und Weiterentwicklung der diversen Anlageuniversen. Aus für groSSe namen Diesem konsequenten Prozedere sind bereits prominente Namen wie Anheuser Busch zum Opfer gefallen. Boulanger, SRIAnalyst mit den Aufgabengebieten Engagement, Voting, Research und Publikationen, führt weiter aus: „Bei Anheuser Busch erfolgte der Ausschluss aufgrund von Corporate Governance-Überlegungen. Die Unabhängigkeit des Management Boards scheint nämlich fraglich zu sein, weil einige Mitglieder bereits seit mehr als zehn Jahren im Unternehmen tätig sind. Über so einen langen Zeitraum hinweg entstehen oft Freundschaften und Verbindungen, die unabhängigen Entscheidungen zuwiderlaufen können. Wir haben Anheuser Busch zu kontaktieren versucht und um eine Stellungnahme

„Energie­effizienz ist das große Thema im Nachhaltigkeitsbereich.“ Martin Cech, Erste Sparinvest

gebeten. Es erfolgte aber keine Antwort, weshalb wir uns für einen Ausschluss entschieden haben.“ Ebenfalls aus dem Anlageuniversum ist Hennes & Mauritz ausgeschieden, immerhin eines der weltweit bekanntesten Textileinzelhandels-Unternehmen. Verantwortlich war hier das Ausschlusskriterium „Verstoß gegen Arbeitnehmerrechte“ wegen Anschuldigungen gegen einen Zulieferer aus Bangladesch bezüglich der Behinderung der gewerkschaftlichen Organisation von Mitarbeitern. Weiters wurden eine schwache Corporate Governance-Bewertung in den Bereichen Aktio­närsrechte sowie das Fehlen eines Vergütungsausschusses angeführt. Neu aufgenommen wurde hingegen 3M, ein weltweit tätiges Multi-Technologieunternehmen. Positiv hervorgehoben werden hier unter anderem der​ Einsatz von Lebenszyklusanalysen zur nachhaltigeren Ausrichtung der Pro-

40 Prozent plus erzielte der Erste WWF Stock Climate Change in den letzten drei Jahren.

54 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

ISIN LU0113400328 LU0158827195 AT0000A054H4 LI0015327906 LU0187077218

FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. Candriam Equities L Sustainable World 243 Mio. € 13,8 % 12,8 % 15,4 % Allianz Global Sustainability 35 Mio. € 14,9 % 11,2 % 15,0 % ERSTE WWF Stock Climate Change 14 Mio. € 40,1 % 9,8 % 8,1 % LGT Sustainable Equity Fund Europe 68 Mio. € 18,6 % 9,4 % 14,5 % RobecoSAM Sustainable European Equities 462 Mio. € 15,4 % 7,8 % 13,7 %

ter 1,78 % 1,81 % 1,77 % 1,77 % 1,44 %

Quelle: Lipper Hindsight, alle Performanceangaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 10. Juli 2014

creditS: Shutterstock, beigestellt

° die besten Nachhaltigkeits-Fonds


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Nachhaltige Investments   geldanlage

duktpalette und umfassende Maßnahmen zur Reduzierung des produktionsbedingten Abfalls und gesundheitsgefährdender Luftschadstoffe. Im Trend: Energieeffizienz Engagement ist also ein nützliches Instru­ment, um Unternehmen verstärkt zu einer nachhaltigen Geschäftspolitik zu animieren. Ein Instrument, das ursprünlich im angelsächsischen Raum entwickelt wurde, aber jetzt auch vermehrt in unseren Breiten eingesetzt wird. Welche Trends lassen sich im Nachhaltigkeits-Bereich noch feststellen? Martin Cech, Fondsmanager bei der ­Erste Sparinvest, führt weiter aus: „Der Solar-Sektor, der aufgrund der harten Konkurrenz aus Asien unter Druck geraten ist, hat sich bereits letztes Jahr wieder sehr gut entwickelt. Wir beobachten, dass die Konsolidierung hier Fortschritte erzielt hat. Es handelt sich um einen innovativen Sektor, bei dem aber wahrscheinlich noch viele Auf und Ab zu sehen sein werden.“ Als den wichtigsten Trend bezeichnen Cech und andere Experten aber die Energieeffizienz. „Es ist naheliegend, die bereits vorhandene Energie möglichst effizient zu nutzen. Hier sind Investitionen in intelligente Energienetze etc. notwendig. Eigentlich ist Energieeffizienz bereits jetzt das ganz große Thema, es wird aber noch an Bedeutung zunehmen“, urteilt Cech. Die nüchternen Zahlen sprechen für diese Einschätzung, denn der globale Energiebedarf steigt ständig, was nicht zuletzt auf eine wachsende Weltbevölkerung und zunehmenden Wohlstand in Schwellenländern zurückzuführen ist. Laut einer Schätzung des Öl-Multis BP wird der weltweite Energieverbrauch bis 2035 um 41 Prozent zunehmen; 95 Prozent dieses Wachs­tums sollen dabei auf Emerging Markets entfallen. Hier ist guter Rat teuer, soll der Löwenanteil der Energiegewinnung nicht aus klimafeindlichen Quellen stammen. Die Kraft des Wasserstoffs Das führt uns zu einer weiteren Problematik: Es mangelt nämlich an Speicherkapazitäten für den weiteren Ausbau erneuer-

barer Energien. Zurzeit gibt es nämlich nur für bescheidene zwei Prozent der hergestellten Strommenge Speicherkapazitäten, die führende Speichertechnologie stellen dabei Pumpspeicherkraftwerke dar. Solche Kraftwerke sind aber nicht überall beliebig zu errichten, die meisten geeigneten Stellen werden bereits genutzt.Wasserstoffspeicherung könnte dabei einen wichtigen Beitrag zur Lösung liefern. Überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energien kann nämlich durch Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt und dann in das Erdgasnetz eingespeist oder zur Erzeugung von Elektrizität genutzt werden – als Kraftfahrzeugantrieb oder für industriel­le Nutzung. „Bei StromspeicherAnwendungen herrscht riesiger Nachholbedarf, die Investition in Wasserstoff-Unternehmen könnte sich lohnen“, meint Roberto Cominotto, Experte für Energieaktien bei Swiss & Global Asset Management. So gibt es spezialisiertere, investierbare Unternehmen, wie etwa die kanadische Hydrogenics, die auf die Entwicklung von Elektrolyse­ geräten setzt. Oder die französische McPhy Energy, die an neuen Speichertechnologien von Wasserstoff arbeitet. Weiters interessant präsentieren sich für Cominotto, der auch den JB Energy Transition Fund verwaltet, Brennstoffzellenhersteller wie Ballard Power, Plug Power oder Fuel Cell Energy. Wenn man über das Thema Energie spricht, darf auch der Begriff Fracking nicht fehlen: Hier wird bei Tiefenbohrung ein Flüssigkeits­

„Investments in Stromspeicherlösungen könnten sich auszahlen.“ Roberto Cominotto, Swiss & Global AM

gemisch in die Erde „gepresst“, um Risse in den Gesteinsschichten zu erzeugen. So wird die Förderung von schwer zugänglichem Erdgas und -öl ermöglicht. Die ökologischen Konsequenzen sind dabei allerdings höchst umstritten: Auf der einen Seite wird das Verfahren – auch von seriösen Wissenschaftern – als unbedenklich beschrieben. Auf der anderen Seite wird Fracking verteufelt und vor einer Vergiftung des Trinkwassers gewarnt – übrigens ebenfalls von honorigen Universitätsprofessoren. Die Fachwelt ist also zerstritten, wobei die praktische Akzeptanz nicht zuletzt von den rechtlichen Verhältnissen abhängig ist: In den USA gehören Rohstoffe demjenigen, der das Land besitzt, wo sie gefunden werden. In Österreich beispielsweise sind sie hingegen Eigentum des Staates. Wie immer man nun zu Fracking steht, der Boom ist real und wird mit Sicherheit zu einem massiven Umbau der EnergieInfrastruktur führen. Das birgt Investmentchancen, vor denen auch ethische Anleger profitieren könnten.

EDA-Nachhaltigkeits-Index versus WeltAktien-Index

Nachhaltige Aktien konnten den breiten Marktdurchschnitt zuletzt schlagen.

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 55


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ie Experten beim Institutional Investors Congress zum Thema „Nachhaltige Investments & Neue Energien“ waren sich in vielen Punkten einig, vor allem aber in diesem: Nachhaltigkeit bzw. Ethik innerhalb der Geldanlage haben sich von einer Nische zu einem Mainstream-Thema entwickelt. Das merkt man anhand mehrerer Aspekte: So wachsen die Volumen von Nachhaltigkeits-Fonds stärker als der Branchendurchschnitt. Das ist anhand der harten qualitativen Fakten seriöser Finanzdatenanbieter jederzeit nachlesbar. Ebenso wie die Tatsache, dass die Performance der „grünen Investments“ den „konventionellen“ Veranlagungsformen um nichts nachsteht. Der alte Mythos, dass (ethisch) gute Investments nicht mit guten Gewinnen vereinbar seien, sind nicht haltbar. So viel zu den „hard facts“. Weniger leicht nachprüfbar, aber dennoch erkennbar ist ein gewisser Gesinnungswandel. Wenn man als Journalist mit institutionellen Investoren, aber auch Unternehmenslenkern spricht, fallen immer öfter Worte wie „Ethik“, „Verantwortung“, „Umwelt“, „Governance“ und nicht zuletzt eben „Nachhaltigkeit“. Handelt es sich hier um bloße Lippenbekenntnisse? Wohl kaum, denn Politik, Unternehmen und Inves­

toren haben erkannt, dass man das Thema Nachhaltigkeit nicht links liegen lassen kann. Nicht weil die Welt auf einmal besser geworden ist – sie ist heute einfach tansparenter als noch vor zehn oder zwanzig Jahren. Ein schlechtes Image will und darf sich vor allem ein börsennotiertes Unternehmen nicht mehr leisten: Schnell wird in diversen sozialen Netzwerken und anderen modernen (Internet-)Medien gegen einen Konzern mobil gemacht, wenn er auch nur in den Verdacht von Menschenrechtsverletzungen oder Umweltsünden gekommen ist. Eine sinkende Ölplattform? Kinder­ arbeit? Brennende Textilfabriken in Entwicklungsländern? Wohl keine Attribute, die ein geschäftstüchtiges Unternehmen gerne mit dem eigenen Namen in Verbindung sehen will. Das würde dem Absatz und letztlich auch dem Börsenkurs schaden, weshalb Nachhaltigkeit ein Gebot der Stunde darstellt – wie gesagt, eben nicht alleine aus rein altruistischen Motiven. Wichtig ist aber der positive „Kollateralnutzen“: Ethische Investments befinden sich auf dem Vormarsch und erfreuen sich somit weiterhin bester Wachstumsaussichten. Wo die besten Veranlagungschancen liegen, ­lesen Sie auf den folgenden Seiten.

Pictet ° Bereit für Veränderungen gieversorgung auf fossilen Brennstoffen aufgebaut. Besonders problematisch ist vor allem der Einsatz von Kohle und Erdöl, weil hier die Umweltbelastung am höchsten ausfällt. Das haben sowohl Konsumenten als auch die Politik erkannt, weshalb saubere Energieformen – auch Clean Energy genannt – vermehrt in den Fokus rücken. „Das Anlageuniversum ist in diesem Bereich größer und diversifizierter, als man gemeinhin denkt“, urteilt Luciano Diana, Spezialist für Clean Energy-Fonds bei
Pictet Asset Management. So sind zwar Sonnenenergie und Windkraft sehr wichtige, aber bei weitem nicht die einzigen Investmentfelder: „Das größte Wachstumspotenzial bietet der Sektor Energieeffizienz; heute werden immerhin acht Prozent des globalen BIP für Energie aufgewendet. Deshalb ist es Luciano Diana, Spezialist für Green logisch, dass die Politik nicht nur aus Gründen des Umweltschutzes, sondern auch wegen Energy und Fondsmanager bei Pictet der hohen Kosten auf die Einsparung von Energie setzen“, so Diana. Asset Management Die Gas-Revolution hat begonnen. Gas ist wiederum keine klassische ­alternative Energiequelle und im Gegensatz zu Wasser und Solarkraft nicht regenerativ. Die Umweltbelastung ist aber im Vergleich zu Erdöl und Kohle deutlich geringer, weshalb vor allem Kohle zunehmend durch Gas ersetzt wird. Das erfordert immense Investitionen in die Transformation der Energie-Infrastruktur, was wiederum sehr attraktive Veranlagungschancen eröffnet. Der Pictet-Experte setzt dabei nicht so sehr auf die Gas-Produzenten, sondern auf die Ausrüster der Gas-Infrastruktur (Transport, Pipelines etc.). „Diese Unternehmen machen gute Geschäfte, unabhängig davon, ob der Gaspreis einmal etwas höher oder niedriger notiert“, urteilt der Spezialist abschließend.

www.pictet.com 56

geld-magazin juli 2014

creditS: Shutterstock, Archiv

Transformation des Energiesystems. Noch immer ist die weltweite Ener-


Institutional investors congress ° Nachhaltige

Investments

Dekabank ° Ganzheitlicher Ansatz ist entscheidend Vorbeugen ist besser als Schlagzeilen schreiben. Unter diesem auf den ersten Blick ungewöhnlichen Titel stand der Vortrag von Paul Varga, Leiter der Repräsentanz Österreich und CEE der DekaBank. Der Experte erklärte: „Nachhaltigkeit ist nicht nur umweltgetrieben. Wichtig ist ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem auch Governance als wichtiges Element miteinbezogen werden muss. Governance steht hierbei für die Führung von Ämtern, Regierungen und nicht zuletzt Unternehmen. Gute Unternehmensführung, die sich an fixierte Regeln hält, die auch nach außen transparent sind, ist laut Varga notwendig geworden, weil wir in einer komplexer werdenden und immer stärker vernetzten Welt leben. Varga führt weiter aus: „Es ist natürlich vergleichsweise einfach, mit jemanden in Geschäftsverbindung zu stehen, den man relativ gut kennt. Hier kann Paul varga, Leiter Repräsentanz der ehrliche Handschlag ausreichen. Wenn man es aber mit einer Vielzahl von noch ­Österreich und CEE der DekaBank dazu wechselnden Pesonen zu tun hat, gibt die Governance eines Unternehmens Sicherheit.“ Das gilt natürlich nicht nur für Geschäftsbeziehungen (zum Beispiel zwischen Aufraggeber und Lieferant), sondern auch für Aktionäre und andere Ivestoren, die Governance-Richtlinien zunehmend als Orientierungshilfe für ihre Anlageentscheidungen verwenden. Der heikle Umgang mit den Medien. Entscheidend ist natürlich weiters die Präsentation eines Unternehmens in den modernen Massenmedien. Zunehmend haben auch immer mehr Konzerne erkannt, dass sie an dem Thema Nachhaltigkeit nicht mehr vorbeigehen können – ein schlechtes Image wollen und dürfen sich vor allem börsenotierte Gesellschaften nicht mehr leisten. „Deshalb ist es sinnvoller, vorzubeugen und auf solide Governance zu achten, als in den Strudel der Negativ-Schlagzeilen zu geraten“, so Varga abschließend.

www.dekabank.de

Union investment ° Aktive Investoren sind gefragt Die Macht des Engagements. „Im Bereich des nachhaltigen Investierens spielt Engagement eine immer wichtigere Rolle“, weiß Ingo Speich, Senior Portfoliomanager bei Union Investment. Engagement steht für eine aktive Beteiligung der Aktionäre bzw. Investoren und Fondsmanager. Es geht also nicht nur darum, Aktien anhand von diversen Positiv- und Negativkriterien ins Portfolio aufzunehmen, sondern direkt bei den börsennotierten Unternehmen zu intervenieren, wenn die Geschäftspolitik gegen bestimmte Regeln der Nachhaltigkeit verstößt. Das beinhaltet die Teilnahme an Hauptversammlungen inklusive kritischer Fragen und Abstimmungsentscheidungen, die dem Vorstand mitunter nicht gefallen. Es zählt aber auch, den direkten Kontakt mit den Unternehmensführern zu finden und auf unstimmige Punkte aufmerksam zu machen. Zeigen Ingo Speich, Senior Portfolio­ sich die Konzernlenker gegenüber der Kritik taub, kann es schon sein, dass das entspremanager, Union Investment chende Unternehmen aus dem Portfolio von Nachhaltigkeitsfonds „fliegt“. Institutionelle Investoren. Natürlich haben Kleinaktionäre nicht den gleichen Einfluss wie Pensionskassen, Versicherungen und Fondsgesellschaften, wo Kräfte gebündelt werden können: „Union Investment kann die Wünsche unserer Investoren kanalisieren und auf Unternehmen Druck machen. So können wir Fragen der Menschenrechte, des Umweltschutzes, Governance etc. zum Thema machen“, weiß Speich. Immerhin waren Vertreter von Union Investment im vergangenen Jahr bei über 1000 (!) Hauptversammlungen anwesend und haben im Sinne der Nachhaltigkeit abgestimmt – das nennt man wirklich aktives Aktionärstum. Union Investment wurde übrigens 2013 von der Rating-Agentur Feri Trust als bester nachhaltiger Fondsmanager in Österreich, Deutschand und der Schweiz ausgezeichnet.

www.union-investment.de 57

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Nachhaltige Investments

F&C asset management ° Die Vorteile der Verantwortung Nachhaltigkeits-Management ist gutes Management. Bei F&C kann man auf eine stolze, über 30-jährige Tradition im Umgang mit ESG-Investments zurückblicken (ESG: Environmental – Social – Governmental). So hat F&C etwa bereits im Jahre 1984 den ersten Ethik-Fonds in Europa an den Start gebracht. Welche Schlüsse hat man seither gezogen? Diese Frage beantwortete Alice Evans, Fondsmanagerin bei F&C, im Rahmen ihres Vortrages: „Eines muss klar gesagt werden: Gutes ESG-Management ist gleichzeitig prinzipiell gutes Management.“ Das soll heißen, dass NachhaltigkeitsManagement nicht nur in sich selbst eine (ethisch) gute Sache ist, sondern auch einen Indikator für Qualität und Wettbewerbsfähigkeit darstellt. „Wenn ein Unternehmen eine schwache ESG-Performance aufweist, ist das sehr oft ein Warnsignal, dass vielleicht noch Alice evans, Fund Manager, tiefergehende Managementprobleme bestehen“, weiß die Expertin. Wer hingegen auf F&C Asset Management Nachhaltigkeitsaspekte innerhalb der Konzernpolitik großen Wert legt, ist auch im alltäglichen Konkurrenzkampf gut gewappnet. Gelungene Beispiele. Expertin Evans hat auch konkrete Unternehmen parat, die ihre NachhaltigkeitsAgenden sehr gut erfüllen, wie etwa den Schokoladenriesen Lindt & Spruengli: „Es handelt sich hierbei um einen der wenigen Schokoladenhersteller weltweit, der jeden einzelnen Schritt seiner Produktionskette im Griff hat“, so die Spezialistin. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn so können unethische – und nicht zuletzt imageschädliche – Aspekte wie Kinderarbeit, schlechte Entlohnung und andere soziale Spannungsfelder direkt von der Firma selbst gesteuert werden. Und Imagefragen sind in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen: „Denn Nachhaltigkeit hat sich vom Nischen- zum Mainstream-Thema gemausert“, wie Evans weiß.

www.fandc.com

Jupiter ° Umweltrisiken als Wirtschaftsfaktor es her, dass Nachhaltigkeits-Investments von abgebrühten Finanzprofis müde belächelt worden sind. Ethik und Geldanlage in einen Mund genommen, wurde sehr oft als Marketing-Gag oder eine Spielerei für „Gutmenschen“ abgetan. Doch das grüne Blatt hat sich gewendet, wie auch Charlie Thomas, Fondsmanager und Leiter des Environmental Investment-Teams bei Jupiter, bestätigt. „Umfragen ergeben, dass kommerziell orientierte Unternehmen Umweltrisiken heute auch als die wesentlichen Geschäftsrisiken angeben. Nicht zuletzt hat auch die Politik erkannt, dass die zunehmende Umweltbelastung negative Auswirkungen auf Volkswirtschaft und Wirtschaftswachstum ausübt.“ Das alles gibt dem Nachhaltigkeitsbereich Auftrieb, mit dem positiven Effekt, dass das Investmentuniversum immer breiter wird. Wobei Experte Thomas zu bedenken gibt: „Es gibt 100 gute Charlie Thomas, Leiter des Environ­ ,grüne Ideen‘, aber viel weniger gute Investments in diesem Bereich. Deshalb sind Selekmental Investment-Teams von Jupiter tion und professionelles Fondsmanagement entscheidend.“ Ausgezeichnet. In diesem Zusammenhang ist es gut zu wisssen, dass der Jupiter Global Ecology Growth von dem heimischen Datenbankenanbieter www.software-systems.at zum nachhaltigsten Fonds in Österreich gewählt worden ist. Der Jupiter Global Ecology Growth wurde bereits vor über zehn Jahren aufgelegt und investiert in führende Unternehmen, die Lösungen zu den größten Herausforderungen im Umweltbereich stellen. Als die drei wichtigsten Treiber und somit auch Investmentthemen identifiziert Thomas in puncto Nachhaltigkeit und Umwelt: Ressourceneffizienz, Infrastruktur sowie die demografische Entwicklung (zunehmendes Bevölkerungswachstum und steigender Wohlstand).

www.jupiteronline.com 58

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creditS: Shutterstock, Archiv

Eine neue Ära für die Fondsindustrie ist angebrochen. Lange ist


Rahofer.

Egal, wie groß das Projekt ist: Profis benötigen Produkte mit exzellenter Wirtschaftlichkeit. Geringe Lebenszykluskosten, minimale Stillstandzeiten und langlebige Bauteile führen zu einer hervorragenden Kostenbilanz. Deshalb investieren unsere Kunden in Hebe-Lösungen von PALFINGER. Wie Sie von der PALFINGER LIFETIME EXCELLENCE profitieren, lesen Sie auf www.palfinger.ag

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aktienPanorama bulgarien

Starke Worte ´´ Land des Monats

„Die globalen Aktienmärkte wirken überkauft!“ Pictet-Chefstratege Luca Paolini ist der Meinung, dass die Bewertungen speziell in den Industrienationen überhöht sind. Schwellenländeraktien und japanische Titel seien dagegen noch attraktiv.

Gewinns in der Höhe von über 100 Millionen Euro, befürchtet der börsennotierte Energieversorger EVN für das laufende Geschäftsjahr nun einen veritablen Konzernverlust. Negative Auswirkungen von staatlichen Tarifentscheidungen sowie die aktuelle und zukünftig erwartete wirtschaftliche Situation in Mazedonien und vor allem in Bulgarien haben die Niederösterreicher, die in beiden Staaten aktiv sind, dazu gezwungen, Wertminderungen durchzuführen. Der Konzern bemüht sich jedoch zu betonen, dass man in beiden Ländern operativ Geld verdiene und die getroffenen Maßnahmen (insgesamt 261 Millionen Euro) großteils nicht zahlungswirksam seien – und somit keinen negativen Einfluss auf die erwartete Dividende haben würden.

ECKDATEN

Staatsform Parlamentarische Republik Hauptstadt Sofia Amtssprache Bulgarisch Staatsoberhaupt Rossen Plewneliew Regierungschef Plamen Orescharski Fläche 110.994 km2 Einwohner etwa 7,2 Millionen Bevölkerungsdichte etwa 64,8 pro km2 Währung Lew Kfz-Kennzeichen BG Internet-TLD .bg Internat. Telefonvorwahl +359 Unabhängig seit 1908 Nachbarstaaten Griechenland, Mazedonien, Rumänien, Serbien, Türkei Größte Städte Sofia, Plowdiw, Warna, Burgas, Russe Höchste Erhebung Musala (2.925 m) Verwaltungsgliederung 28 Oblaste

Palfinger. Die börsennotierte Palfinger Grup-

jeweiligen Titel unter die Lupe nahmen, müssen Aktionäre mit einer durchschnittlichen negativen Abweichung der Rendite von 6,8 Prozent rechnen, wenn die HV eines Unternehmens weiter als 80 Kilometer vom Hauptsitz der Aktiengesellschaft oder einem Großflughafen entfernt liegt. Schlechte Zahlen und Ergebnisse werden augenscheinlich lieber weit weg „von zuhause“ bekannt gegeben.

pe hat Ende Juni eine 30 Prozent-Beteiligung am argentinischen Familienunternehmen HidroGrubert bekannt gegeben. Das Closing des Deals soll, vorbehaltlich der nötigen Genehmigungen, Ende Juli erfolgen. Wie die Salzburger verlauten ließen, wurde auch eine vertragliche Option vereinbart, die Palfinger die Übernahme der Unternehmensmehrheit am südamerikanischen Kranbauer innerhalb der kommenden drei bis fünf Jahre ermöglichen würde. „HidroGrubert wird uns den lateinamerikanischen Markt für Hubarbeitsbühnen öffnen“, ist Herbert Ortner, CEO der Palfinger AG, überzeugt und ergänzt: „Wir glauben an das langfristige Wachstum in Lateinamerika. Mit dieser Beteiligung stärken wir unsere Marktposition.“

studie des monats

HV-INDIKATOR Der Ort entscheidet. Den Aktionären von

US-Unternehmen droht Ungemach, wenn der Ort der jährlichen Hauptversammlung (HV) weit vom Unternehmenssitz entfernt liegt. Sehr vereinfacht könnte man eine aktuelle Studie des National Bureau of Economic Research so zusammenfassen: Laut besagter Erhebung, für die die Autoren rund 10.000 HVs zwischen 2006 und 2010 sowie die späteren Kursverläufe der

60 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Christian Nemeth von der Zürcher Kantonalbank ­Österreich ist der Meinung, dass der nach wie vor anhaltende Aufwärtstrend sämtlicher Anlageklassen zwar erhöhte Wachsamkeit erfordern würde; Aktien sollten jedoch weiterhin, wenn auch mit „Sicherheitsnetz“, übergewichtet werden.

GAUCHO-BETEILIGUNG

CREDITS: Shutterstock, beigestellt, ZKB

Balkan-„Krise“. Anstatt eines erwarteten

„Eine gewisse Skepsis ist legitim.“


Menschen für Menschen dankt für die Schaltung dieses Gratisinserates. F OTO: R . Z I M M E R M A N N / A Z

Danke Karlheinz Böhm! Dein Lebenswerk führen wir gemeinsam weiter.

Vor über 30 Jahren hat Karlheinz Böhm aus Wut über die Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich den Grundstein für die Organisation Menschen für Menschen gelegt. Hilfe sollte niemals Abhängigkeiten bedeuten, sondern die Menschen befähigen ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Diese Vision und das Lebenswerk Karlheinz Böhms führen wir gemeinsam weiter. Spendenkonto: IBAN: AT28 3200 0000 0022 2000 | BIC: RLNWAT W W

Online spenden: www.mfm.at

Mehr zur Projekt arbeit von Menschen für Menschen: www.youtube.com/ MenschenFMenschen


aktien ° Börsen International

USA ° Wirtschaftserholung nimmt Fahrt auf Einzelhandel schwach. In einer Reihe von Fundamentaldaten stachen nur die Einzelhandelsumsätze negativ hervor. Im Vergleich zum Vormonat setzte die Branche zwar 0,1 Prozent mehr um, Ökonomen hatten aber mit einem Plus von 0,4 Prozent gerechnet. Im Zentrum standen jedoch wie immer die Arbeitsmarktdaten. Und hier gab es eine posi­ tive Überraschung: Außerhalb des Landwirtschaftssektors wurden im Juni 288.000 neue Stellen geschaffen. Die Arbeitslosenquote sank von 6,3 auf 6,1 Prozent. Anders als die un­ erwartet schwachen Zahlen zur Verbraucherstimmung hat sich auch die US-Industrie zuletzt besser entwickelt. Die Industrieproduktion stieg im Mai um 0,6 Prozent auf Monatsbasis. Im Jahresvergleich belief sich der Zuwachs auf 4,3 Prozent. Die Kapazitätsauslastung verbes­ serte sich auf 79,1 Prozent. Von einer Deflation kann in den USA keine Rede sein – die Inflati­ S&P 500 onsrate belief sich zuletzt auf 2,1 Prozent. Die Kernrate stieg auf 2,0 Prozent. Der Einkaufsma­ 3500 nagerindex belief sich im Juni auf 55,3 Punkte (Mai: 55,4 Punkte). Werte über 50 Punkte si­ 3000 gnalisieren Wachstum. An den Finanzmärkten wird eine Zinserhöhung der US-Notenbank in 2500 der zweiten Jahreshälfte 2015 erwartet. Wei­ terhin positive Daten erhöhen jedoch die 2000 Wahrscheinlichkeit, dass die US-Währungs­ hüter bereits in der ersten Jahreshälfte 2015 2011 2012 2013 2014 reagieren müssen.   (wr)

Neue Rekordstände °

Trotz der teils

starken Wirtschaftsdaten kletterten US-Aktienkurse auf neue Rekordniveaus. Zinssorgen gibt es noch nicht. Nach dem Durchbrechen der 1.900er-Marke ist für den S&P 500 nun die 2.000er-Marke in Sicht.

China ° Konjunkturelle Stabilisierung Hang Seng

kündung eines Förderprogrammes für die Privatwirtschaft zeichnet sich in China eine 24000 Konjunkturstabilisierung ab. Die Unterneh­men melden kräftige Anstiege bei Neuaufträgen 22000 und auch die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze gewannen im Mai an 20000 Dynamik. Als Belastung erweist sich jedoch die Abkühlung am Immobilienmarkt – eine struk­ 18000 turelle Bereinigung scheint hier erforderlich. Insgesamt sollte China in 2014 aber weiter­ 16000 2011 2012 2013 2014 hin ein Wachstum erreichen, das zwischen 7,0 und 7,5 Prozent liegt. Immerhin konnte der offizielle Einkaufsmanagerindex im Juni von 50,8 auf 51,0 zulegen. Die dosierten Investi­ tionsprogramme der chinesischen Regierung scheinen zu wirken. Sektorbezogen könnten die Lebensversicherungen in China – ganz im Gegensatz zu Europa – vor einer goldenen Zu­ kunft stehen. Sie haben ihre Bilanzen restrukturiert und verfügen über genügend Kapital für starkes Wachstum im Neugeschäft. Dafür bleiben als Problembranchen der Immobiliensektor und einige industrielle Bereiche mit Überkapazitäten (Zement, Schiffsbau, Stahl und Koh­ le) bestehen. Weitaus positiver sieht es in der Logistikbranche aus, auch dank des rasanten eCommerce in China. Die Wirtschaftsindikatoren fielen zuletzt etwas schwächer aus als er­ wartet. Damit dürfte der eher lauwarme Konjunkturtrend im dritten Quartal anhalten.    (wr)

62 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Stabil am Hoch °

Der Aktienindex in

Hongkong konnte die zuletzt erreichten Jahreshochs verteidigen und den Widerstand bei rund 23.000 Punkten übertreffen. Nun wartet bei 24.200 Punkten der nächste Widerstand. Unterstützung bieten die 22.500 Punkte.

creditS: Lipper

Reformprogramm. Nach der Ver­


°

Börsen International   AKTIEN

europa ° Hinkt den USA deutlich hinterher Schwache Erholung. Die Deflationssorgen haben sich verschärft, auch weil es

Abstieg vom Gipfel °

Der EuroStoxx 50

gab nach Erreichen eines Fünf-Jahres-Hochs etwas nach. Damit stellt sich die Marke von 3.350 Punkten als neuer Widerstand heraus. Die 3.000 Punkte-Marke ist aber weiterhin eine starke Unterstützung.

der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht gelingen will, den Euro schwächer zu reden. Des­ halb will sie die Finanzmärkte mit Geldspritzen von bis zu einer Billion Euro versorgen. Banken könnten von der Liquidität mittels Langfristtender profitieren. Dabei sollen Institute dann fri­ sche Gelder erhalten, wenn sie überdurchschnittlich Kredite vergeben.Allerdings hatte Draghi bereits für September und Dezember zwei Geldspritzen über rund 400 Milliarden Euro ange­ kündigt. Bisher hat die Maßnahme aber kaum Wirkung gezeigt. Der Einkaufsmanagerindex des Markit-Instituts fiel auf 51,8 Punkte, was dem niedrigsten Niveau seit November 2013 entsprach. Die jährliche Inflation belief sich in der Eurozone im Juni gemäß einer Schnell­ schätzung von Eurostat unverändert auf 0,5 Prozent. Die Berichtssaison der Unternehmen Euro Stoxx 50 wird nun Ende Juli an Fahrt gewinnen. Pro­ bleme bereiten nach wie vor die Banken, die bereits einige Gewinnwarnungen ausgespro­ chen haben. Besonders gefährdet sind die 3000 Institute in Italien und Spanien, weil dort de ­facto Deflation herrscht. Ohne Inflation ist es 2500 aber kaum möglich, weiteren Leverage aus den Bilanzen zu nehmen. Und der Carry-Trade, mit billigem EZB-Geld in spekulative Anleihen der 2000 Peripherie­länder zu investieren, diese Gewinn­ 2011 2012 2013 2014 quelle ist ebenfalls am Versiegen.   (wr)

japan ° Politische Trägheit Nikkei 225 16000 14000

Rückstand °

Der Nikkei befindet sich 2014 ge-

12000

genüber den anderen großen Börsen noch immer im Hintertreffen. Immerhin konnte er den Widerstand bei 15.000

10000

Punkten überwinden. Nun könnte das Hoch bei 16.200 Punkten in Angriff genommen werden.

8000

Steuerkeule. Aufgrund der Erhöhung der

Mehrwertsteuer wuchs die japanische Wirt­ schaft zu Jahresanfang extrem stark. Im Mai stiegen dann die Verbraucherpreise im Ver­ gleich zum Vorjahresmonat um 3,4 Prozent und damit so stark wie seit mehr als 30 Jahren nicht mehr. Die Ausgaben der Haushalte gin­ gen – nach den Vorziehkäufen bis Ende April – im Mai um acht Prozent zurück, der ­stärkste Rückgang seit drei Jahren. Trotz aggressiver Geld- und Fiskalpolitik bleibt die nachhaltige 2011 2012 2013 2014 Belebung der japanischen Wirtschaft noch aus. Anleger sorgen sich um das Reformpro­ gramm, das nicht und nicht kommen will. Die Ankündigung des 1.300 Milliarden US-Dollar schweren Government Pension Investment Fund (GPIF), die Aktienquote anheben zu wollen, bringt neue Nachfrage. Dazu kommen noch viele Pensionsfonds, die die Anlagepolitik des GPIF kopieren. Eine Arbeitsmarktreform soll nun die Einkommen privater Haushalte steigen lassen. Doch die Wirtschaftsdaten sehen nicht wirklich gut aus. Die Exporte gehen wieder zurück. Erstmals seit sechs Quartalen sank die Stimmung unter den Industriemanagern des Landes im Juni von 17 auf 12 – stärker als von Ökonomen erwartet. Japans Industrieproduk­ tion ist im Mai im Vergleich zum Vormonat um 0,5 Prozent gestiegen – weniger als erwartet. Auch im Juni dürften die Fertigungen weiter zurückgehen.    (wr)

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 63


aktien ° Anlagetipps

Geht der kollektive Anstieg weiter? An den internationalen Finanzmärkten herrscht derzeit eine seltene Situation vor, denn alle Anlageklassen ­stehen seit Jahresbeginn im Plus. Eine ähnliche Konstellation war im Jahr 2007 vor dem großen Crash zu ­bemerken. Steht also eine massive Korrektur vor der Tür? Wolfgang Regner

D

ie Zürcher Kantonalbank meint hierzu, dass ein Crash insbesondere bei Aktien in weiter Ferne sei. Das volkswirtschaftliche Umfeld sei keinesfalls so überhitzt wie vor dem letzten Crash. Die niedrige Volatilität ist zudem die gewollte Folge der Geldpolitik der Notenbanken. Außerdem habe nicht die Nullzinspolitik zu den steigenden Vermögenspreisen und der geringen Volatilität geführt, sondern die hohe Transparenz der Notenbanken hinsichtlich ihrer zukünftigen Geldpolitik. Empfohlen werden Aktienstrategien mit Sicherheitsnetz. Für den Aufbau eines solchen würden wir jedoch keine speziellen Fonds empfehlen, die oft ihre Absicherungspositionen zu spät aufbauen. Besser sind in dieser Hinsicht Short-ETFs oder auch Put-Optionsscheine. Gerade Letztere profitieren derzeit von der niedrigen Volatilität und sind sehr günstig. Steigt als Folge einer Korrektur auch die Volatilität, so gewinnt der Anleger gleich doppelt. Für kon-

servativere Naturen empfehlen sich Reverse Bonus-Zertifikate, etwa auf den deutschen DAX oder den Euro Stoxx 50. Vor Anleiheinvestments ist eher zu warnen, insbesondere im spekulativen Segment. Der Run auf höher verzinste RisikoAnleihen der südeuropäischen Schuldnerstaaten ist für die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ein Alarmsignal. Zu Recht. Allein im ersten Halbjahr wurden in Europa Schrottanleihen mit hohem Ausfallrisiko im Volumen von 100 Milliarden Dollar emittiert, mehr als im Gesamtjahr 2013! Zum Emittentenrisiko kommt nun auch ein Szenario, wonach die Inflationsraten weltweit ihre Tiefpunkte erreicht haben. Dafür spricht nicht nur die bessere Konjunktur, sondern vor allem der in den letzten Wochen erfolgte Turnaround bei den Energie- und Rohstoffpreisen. Anleger sollten sich in der zweiten Jahreshälfte also von lang laufenden Anleihen fern halten und vor allem keine Ramschanleihen aus

den EU-Problemstaaten mehr kaufen. Und bei Aktien? Deutsche Aktien gehörten zwar im ersten Halbjahr mit einem mageren Plus von 3,2 Prozent im DAX zu den Nachzüglern, könnten den Rückstand aber zum Teil aufholen. Hauptrisiko bei Aktien sind die wohl noch immer zu hoch angesetzten Gewinnerwartungen. Weltweit wird von Analysten ein Wachstum der Unternehmensgewinne von zehn bis 15 Prozent prognostiziert. JPMorgan gibt das geschätzte ZwölfMonats-KGV für den DAX mit 12,8 an – das erscheint doch etwas zu optimistisch. Attraktiv erscheinen aber Aktien aus jenen Schwellenländern, die ihre Währungs­ probleme gelöst haben – vor allem Länder wie Korea, China und Indonesien. Anders die USA – hier kann man tatsächlich den Eindruck erhalten, ein Börsenboom sei ausgebrochen. Seit Jahresanfang sind schon 134 neue US-Firmen an der Börse gestartet. Das bedeutet einen Zuwachs von 63 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die Urlaubszeit steht unmittelbar bevor. Die Vorbuchungen laufen laut Brancheninsidern sehr gut. Besonders von TUI gibt es Meldungen, die aufhorchen lassen. Bislang ist TUI recht zersplittert. Da gibt es den Konzern in München und die Tochter in London. An dieser Struktur soll sich jetzt etwas ändern: Die Verschmelzung zu einer großen Einheit. Diesbezüglich will der größte Tou­ristikkonzern Europas seine Veranstaltertochter TUI Travel, die ihm bislang lediglich zu Hälfte gehört, komplett schlucken. Aus diesem Grund sollen die TUI-Travel-Aktionäre für jedes ihrer Papiere 0,399 neue TUI-Ak-

64 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

tien erhalten. Zeitpunkt der Fusion könnte der Beginn des kommenden Jahres werden. Der TUI-Konzern würde damit deutlich an Schlagkraft gewinnen. Bislang gehört TUI nur die Hotel- und Kreuzfahrtsparte. Die anderen Segmente – inklusive Veranstaltergeschäft und bspw. TUIfly – waren bislang bei der TUI Travel angesiedelt. Die Fusion wird deutliche Synergien bringen. Ab dem dritten Jahr dürften sie bei 45 Milionen Euro liegen. Zudem könnten auch kräftig Steuern gespart werden. Fundamental besitzt der Wert mit einem KGV von 14 noch Luft nach oben.

Nach einem starken Jahr 2013 pendelt die TUI-Aktie seit Jahresbeginn zwischen elf und 14 Euro seitwärts. Daher sollte der Titel möglichst nahe der unteren Begrenzungslinie bei rund 11,80 Euro gekauft werden. Stopp Loss bei 9,78 Euro platzieren. ISIN DE000TUAG000  Börse Frankfurt (Xetra)

charts: onvista.de, cREDITs: Shutterstock

TUI ° Touristikkonzern stellt sich neu auf


°

Anlagetipps   aktien

Chinas städte ° Riesiger Bedarf an Wasserinfrastruktur Anfang der 1980er-Jahre lebten rund 20 Prozent der chinesischen Bevölkerung in den Städten, heute sind es bereits 53 Prozent. In 15 Jahren könnten es schon 70 Prozent sein. Durch die staatliche Förderung des Wirtschaftswachstums und des Konsums wird die Urbanisierung künftig noch schneller voranschreiten. Hält dieser Trend an, wird es in China im Jahr 2025 rund 221 Millionen-Städte geben. In der Folge wird der Wasserbedarf in den Städten bis 2025 voraussichtlich um 70 bis 100 Prozent steigen. In China leben 20 Prozent der Weltbevölkerung, die aber mit sie-

ben Prozent der globalen Frischwasservorräte auskommen müssen. Im weltweiten Vergleich liegt China, gemessen an den Pro-Kopf-Wasservorräten, mit 2.093 Kubikmetern weit hinten, der Schnitt liegt weltweit bei 6.123 Kubikmeter. Darüber hinaus zeigt ein neuer Regierungsbericht, dass etwa 30 Prozent der Flüsse und 60 Prozent des Grundwassers in China verunreinigt sind. Seit 2000 ist die Abwassermenge um 65 Prozent auf 68,5 Milliarden Tonnen gestiegen. Dadurch eröffnen sich enorme Chancen für Anbieter von Wasserund Abwasserbehandlungstechnologien.

Ein führender chinesischer Anbieter von Wassertechnologien ist Guangdong Investment. Ein Blick auf den Chart zeigt, wie stark das Unternehmen vom steigenden Bedarf für Wasser und Abwasseraufbereitung in China profitiert. Kauf bei 0,76 Euro. ISIN HK0270001396  Börse Frankfurt

Softwareriese vor Comeback ° SAP

Durch Skaleneffekte wird die Profitabilität der Cloud-Dienste und der globale Ausbau von Rechenzentren steigen. Der Nachteil: steigende Hardwarekosten für die Infrastruktur und leichterer Anbieterwechsel. Kauf bei rund 56 Euro. ISIN DE0007164600  Börse Frankfurt (Xetra)

SAP steht vor einer umfangreichen Neuordnung des Geschäftsbetriebs. Zunehmend sollen Cloud-Angebote vermarktet werden. Die Folge: Die klassischen Lizenzerlöse werden stagnieren oder sogar rückläufig sein, die laufenden Einnahmen aus Dienstleistungen dagegen nehmen kontinuierlich zu. Die Börse steht diesem Prozess eher skeptisch gegenüber, da das Ergebnis dadurch zunächst belas­ tet wird. Dazu hat SAP zuletzt durch Abgänge im Topmanagement von sich reden gemacht. Das nährt die Zweifel auch bei den Analysten. Seit 2010 arbeitet SAP an einer Neuausrich-

tung mit der Fokussierung auf die In-Memory-Technologie, also der Datenverarbeitung in Echtzeit in sehr leistungsfähigen Arbeitsspeichern und dem Fokus auf Cloud-basierten Lösungen. Und diese Strategie wird weiter fortgesetzt. Noch zweifeln viele Anleger daran, ob SAP langfristig mit dem Cloud-Geschäft Margen erzielen kann wie mit dem klassischen Lizenz-Modell. SAP hat im Cloud-Geschäft bis 2017 ein Umsatzziel von drei bis 3,5 Milliarden Euro ausgegeben. Das bedeutet eine Wachstumsrate von 35 Prozent pro Jahr. Überzeugend, falls das Ziel erreicht wird.

Bertrandt ° Expansiver Fahrzeugingenieur Der deutsche Automobilzulieferer entwickelt Modelle und Antriebstechnologien für die großen Autohersteller in Europa. Dabei bietet der Ingenieurdienstleister innovative Lösungen in den Bereichen Karosserie, Innenraum, Fahrwerk, Motor und Aggregate bis hin zur Serienanlaufbetreuung an. Hierdurch werden die Entwicklungszeiten der Autopro­ duzenten erheblich verkürzt. Die Erholung in der Autobranche hat Bertrandt einen Umsatzschub beschert. Die Erlöse stiegen im ersten Halbjahr um 10,3 Prozent auf 414 Millionen Euro, das Ergebnis nach Steuern um 9,2 Pro-

zent auf 28,7 Millionen Euro. Besonders gut lief es in den USA, China, aber auch in Westeuropa. Bertrandt profitiert davon, dass die Hersteller mehr Geld in die Entwicklung alternativer Antriebe und in die Fahrzeugsicherheit stecken. Das Wachstum von Bertrandt ist aber auch auf die steigende Modellvielfalt der Hersteller zurückzuführen und die Elektrifizierung der Fahrzeuge erfordert neue Batterietechnologien. Die Dividendenpolitik wird fortgesetzt: Das Unternehmen erhöhte seine Ausschüttung um zehn Prozent auf 2,20 Euro je Aktie (Rendite 2,2 Prozent).

Vor dem Hintergrund, dass die Automobilindustrie weltweit steigende Absatzzahlen verzeichnet, setzte Bertrandt im ersten Quartal um 7,5 Prozent mehr um – eine Steigerung auf fast 200 Millionen Euro. Kauf bei 110 Euro, Stopp Loss bei 88 Euro. ISIN DE0005232805  Börse Frankfurt (Xetra)

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 65


aktien ° Österreich

Watschen-Tanz Anfang Juli wurden mehrere Gewinnwarnungen veröffentlicht. Spitzenreiter dabei war die Erste Group Bank mit Wertberichtigungen in der Höhe von 1,7 Milliarden Euro. Damit wird die Geduld der Anleger hinsichtlich ihrer Hoffnung auf eine Markterholung weiter auf die Probe gestellt.

D

ie Zinssenkung belegt das Andauern der Krise in der Eurozone“, kommentierte Angela Merkel die Reduzierung der Leitzinsen von 0,25 auf 0,15 Prozent durch die EZB. Das ist aber nicht das einzige Indiz für die schleppende Entwicklung in der Eurozone, auch zahlreiche Vorlaufindikatoren zeigen nach unten. Zuletzt wurden selbst aus Deutschland schwache Konjunkturdaten gemeldet. Auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) reduzierte ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in Österreich für das zweite und dritte Quartal auf jeweils 0,4 Prozent. Im ersten Quartal expandierte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sogar nur um 0,2 Prozent. Kapitalanleger werden nun vorsichtiger. Die schlechtere Stimmung dämpft die Kaufbereitschaft für Aktien. Der Deutsche ­Aktienindex sprang zwar nach der Zinssenkung kurzfristig über die 10.000 PunkteMarke und der ATX näherte sich dem Widerstand bei 2.600 Punkten, doch das Erfolgserlebnis währte nicht lange – seither ging es wieder bergab. Zudem kamen von Seiten einiger österreichischer Aktien­ gesellschaf­ten Hiobsbotschaften hinsichtlich ihrer Gewinnprognosen.

Mehrere Gewinnwarnungen Mit der Bekanntgabe einer unerwarteten Abschreibung eröffnete die Telekom Austria am 27. Juni den Reigen. Sie wertete überraschend die bulgarische Tochtergesellschaft Mobiltel um 400 Millionen Euro ab, was den neu designierten ÖIAG-Aufsichtsrats-Chef Siegfried Wolf auf den Plan rief. Er fordert als Aktionärsvertreter vom Telekom-Vorstand eine lückenlose Aufklärung über diese negative und seltsame Überraschung. Knapp eine Woche darauf ließ der Vorstand der EVN verlauten, dass sich eine Abwertung der Osttöchter im zweiten Quartal mit 261 Millionen Euro negativ auf das operative Ergebnis (EBIT) auswirken werde. Eine Erhöhungen der Strombezugspreise in Bulgarien und Mazedonien würden zu einer Wertminderung der Tochtergesellschaften führen. Einen Tag später, am 3. Juli, sorgte die Erste Group Bank für den Paukenschlag: CEO Andreas Treichl ließ verlauten, dass heuer infolge von Wertberichtigungen in Rumänien und in Ungarn ein Konzern-Verlust in Höhe von 1,4 bis 1,6 Milliaren Euro entstehen werde. Prompt purzelten die Kursziele der Analys­ ten nach unten, der Aktienkurs rutschte von

Austrian Traded index (ATX) Abgekippt. Mit etwas Fantasie kann man beim ATX noch einen gültigen Aufwärtstrend konstruieren. Doch das Chartbild hat sich seit der Jahresmitte deutlich eingetrübt. Nach einem kurzen Aufflackern der Notierung im Anschluss an die Zinssenkung kippte der ATX unter die wichtige Unterstützung bei 2.380 Punkten. Sollten die nächsten Marken, bei 2.360 Punkten und – noch wichtiger – bei 2.320 Punkten, unterschritten werden, ist ein länger sdauernder Bärenmarkt zu erwarten.

66 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

rund 23 Euro unter die 20 Euro-Marke und verlor in den folgenden Tagen weiter bis auf 17,40 Euro. Treichl beruhigte die Aktionäre insofern, als der Verlust keine neue Kapitalmaßnahme notwendig mache. Das Eigenkapital bliebe nach wie vor über der von Basel III vorgeschriebenen Mindestgrenze. Aber auch die Aktien der Raiffeisen Bank International (RBI) und der Vienna Insurance Group wurde in Mitleidenschaft gezogen, da beide – und das nicht zu knapp – über Osttöchter verfügen. Zudem bestätigte sich bei der RBI das höhere „Ostrisiko“: Die neue Gesetzgebung in Ungarn bei FX-Krediten könnte der RBI heuer zwischen 120 und 160 Millionen Euro kosten. Zuletzt wendete sich (am 10. Juli) auch Wolfgang Anzengruber, CEO des Verbund, über ein Ad hoc-Mitteilung an die Öffentlichkeit: Beim Verbund erwarte man infolge niedriger Wasserführung, dem schwierigen Marktumfeld und Stilllegungen von thermischen Kraftwerken nur mehr ein EBITDA von rund 690 Millionen Euro – anstatt der bisher prognostizierten 850 Millionen. Auf den Jahresgewinn 2014 werde sich das mit einer Gewinnhalbierung auswirken. Da der Verbund die Ausschüttungsquote mit rund 50 Prozent beibehält, wird sich die ­Dividende auf rund 30 Cent ebenfalls halbieren (Rendite 2,1 Prozent). Die nächste negative Meldung kam von Agrana, die verlauten ließ, dass der Umsatz aufgrund des Preisdrucks im ersten Quartal 2014/15 (mit Ende Mai) trotz mengenmäßig gesteigertem Absatz um 19,1 Prozent auf 647,2 Millionen Euro zurückging. Mit einem besseren Finanzergebnis und geringeren Investitionen konnte der Perioden­ süberschuss mit 39,2 Millionen im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert ge-

Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse

Mario Franzin


°

Österreich   AKTIEN

AT&S  ° Turnaround durch solide Bilanz

Europäischer Marktführer. Nach

einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2013/14, in dem AT&S den Umsatz um neun Prozent auf 590 Millionen Euro und den Nettogewinn von 14,1 auf 38 Millionen Euro steigern konnte, lief auch das erste Quartal gut an. Für das Gesamtjahr wird bei voll ausgelasteten Kapazitäten ein moderat steigender Umsatz erwartet. Der Gewinn wird infolge hoher Investitionen und eines negativen Finanzergebnisses mit rund 29 Millionen Euro niedriger ausfallen. Doch viel erwarten sich Analysten von den neuen Apple-Produkten, für die AT&S Platinen herstellt. Im Chart „hängt“ der Kurs knapp unter 10 Euro. Das Kursziel liegt derzeit bei rund 11,50 Euro.

ISIN AT0000969985

halten werden. Betrachtet man sich Kursentwicklungen der beschriebenen „schwarzen Schafe“, so zeigen sich seit Jahresbeginn zum Teil beträchtliche Rückgänge: Die Erste Group Bank verlor seit Anfang Jänner 29 Prozent an Wert, die RBI 13 Prozent, EVN elf Prozent und Verbund sieben Prozent. Die Telekom Austria ist ein Sonderfall, da ein Übernahmeangebot bei 7,15 Euro den Kurs ebendort fixiert. positive News sind rar Aber es gibt bei den Kursentwicklungen auch positive Beispiele: So konnten die Aktien von Zumtobel seit Jahresbeginn um gut 50 Prozent zulegen, AT&S um 34 Prozent (siehe Kasten rechts), Wol­ford erholten sich um 30 Prozent und Do&Co um 25 Prozent. Alois Wögerbauer, Geschäftsführer und Fondsmanager des 3 Banken Österreich Fonds, brachte es in einem unlängst veröffentlichten Kommentar mit einem Zitat von Warren Buffett auf den Punkt: „Spiele werden von jenen Spielern gewonnen, die auf das Spielfeld achten und nicht von jenen, deren Augen an der Anzeigentafel kleben.“ Und am Spielfeld sehe Wögerbauer, dass die OMV langfristig strategisch die richtigen Entscheidungen treffe, dass bei Immofinanz und bei CA Immo der hohe Abschlag zum Buchwert immer weniger argumentierbar würde, weil das Management die richtigen Schritte setze. Defensive Titel wie Post oder BUWOG glänzen mit Dividendenrenditen von über vier Prozent. Und offensive Titel, wie AT&S, machen den ständigen Technologiewandel erfolgreich mit. Dazu gefallen Wögerbauer zahlreiche Unternehmen wie Mayr-Melnhof, Semperit oder Do&Co, die in ihren Segmenten führende Marktstellungen haben.

Kurs (10.07.2014)

9,60 € KGV 2013/14

7,9

Marktkap.

374 Mio. € KGV 2014/15 e

16,0

Umsatz 2014/15 e

599 Mio. € KGV 2015/16 e

15,7

Buchwert 2014/15 e

421 Mio. € Divid. 2014/15 e 2,47 %

CA IMMObilien  ° Immobilienbestand deutlich reduziert

Höhere Margen. CA Immo verkaufte

ISIN Kurs (10.07.2014) Marktkap. Umsatz 2014 e Buchwert 2014 e

vergangenes Jahr Immobilien um etwa 1,3 Milliarden Euro. Damit werden sich die Miet­ erlöse heuer von 281,5 auf rund 180 Millionen Euro reduzieren. Gleichzeitig konnten aber die Verbindlichkeiten auf 1,35 Milliarden Euro gesenkt werden, was den Finanzierungsaufwand ordentlich verringert. Als Jahresgewinn werden im laufenden Geschäftsjahr etwa 75 Millionen Euro erwartet – nach knapp 50 Millionen Euro in 2013. Der Gewinn pro Aktie dürfte bei etwa 0,60 Euro zu liegen kommen (KGV 23,1). Aus dieser Sicht ist die CA Immo trotz eines Buchwertes pro Aktie von etwa 20 Euro nach dem fulminanten Kursanstieg ausreichend bewertet.

AT0000641352 14,42 € KGV 2014 e

23,1

1.370 Mio. € KGV 2015 e

16,8

187 Mio. € KGV 2016 e 1.920 Mio. € Divid. 2014 e

15,0 3,10 %

OMV  ° Stark wachsender Upstream-Bereich

Wachstumstreiber. Exploration & Pro-

ISIN Kurs (10.07.2014)

duktion (E&P) ist der Wachstumstreiber innerhalb des OMV-Konzerns. Hier liegt auch der Investitionsschwerpunkt – wie der Kauf der Beteiligungen in Norwegen und Großbritannien um 2,65 Milliarden Euro im August 2013. Auf der anderen Seite wird das wenig rentable Raffinerie-Geschäft reduziert (Verkauf der ­Bayernoil). Nebenbei wird das Pipeline-Projekt South sStream vorangetrieben. Für heuer wird bei der OMV ein Umsatzrückgang von 42,4 auf 40 Milliarden Euro erwartet und ein Jahresgewinn von 1,17 Milliarden Euro (2013: 1,73 Milliarden Euro). Der Kursrückgang unter 32 Euro kann wieder für Käufe genützt werden.

AT0000743059 31,64 € KGV 2014 e

8,9

Marktkap.

10.355 Mio. € KGV 2015 e

8,1

Umsatz 2014 e

40.017 Mio. € KGV 2016 e

Buchwert 2014 e

12.623 Mio. € Divid. 2014 e

7,2 3,92 %

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 67


aktien ° Deutschland

Negative Weichenstellung Die schwachen Wirtschaftsdaten in Deutschland haben die Börse merklich eingebremst. Da half es wenig, dass die deutsche Finanzmetropole Frankfurt ein Währungsabkommen abgeschlossen hat. Schlechte Unternehmensnachrichten hatten da eine wesentlich stärkere Wirkung – allerdings in negativer Hinsicht. Wolfgang Freisleben

ie immer, wenn die Luft für die Börsen dünner wird, genügten auch Anfang Juli einige Nachrichten, um den DAX auf Talfahrt zu bringen. Zuletzt war die drohende Millionenstrafe gegen die Commerzbank der Auslöser, der den Ak­ tienkurs der Bank um mehr als fünf Prozent nach unten schickte. Händler verwiesen auf einen Bericht der „New York Times“ über Verhandlungen mit der US-­Justiz bezüglich möglicher Strafzahlungen. Dabei gehe es um Verstöße gegen Handelssanktionen bei Geschäften etwa mit dem Iran. Die Deutsche Bank folgte mit zwei Prozent nach unten. Für die Aktien der Lufthansa bedeutete wiederum die Gewinnwarnung von Air France-KLM wegen Problemen mit Überkapazitäten auf Langstreckenflügen einen Vertrauensverlust, der den Kurs um fast vier Prozent einbrechen ließ. AUFTRAGSEINGÄNGE DER INDUSTRIE GERINGER ALS ERWARTET Für den Gesamtmarkt kündigt sich nicht gerade eine Sommer-Rally an. Zumal die Meldung den Markt verunsichert hat, dass die Produktion im verarbeitenden Ge-

werbe im Mai zum dritten Mal in Folge zurückgegangen war – und das gleich so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr. Die Auftragseingänge der deutschen Industrie verringerten sich im Mai mit 1,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat deutlich stärker als prognostiziert. Seither tüfteln die Analysten nicht nur, ob der deutsche Wachstumsmotor tatsächlich ins Stottern gerät, sondern auch, welche Börsenwerte davon betroffen sein könnten. Auch die Entwicklung im April wurde auf ein Minus von 0,3 Prozent nach unten korrigiert, nachdem zunächst ein Zuwachs um 0,2 Prozent gemeldet worden war. Die Schwäche im Mai war breit gefächert, sie betraf sowohl die Herstellung in der In­ dustrie als auch die Aktivität am Bau. Die Energieerzeugung lag dagegen im Plus. Innerhalb der Industrie gab die Produktion von Vorleistungs- und Verbrauchsgütern jeweils kräftig nach, nur Investitionsgüter wurden etwas mehr hergestellt. Die Ökonomen der Commerzbank spekulierte daraufhin sogar für Deutschland mit einer stagnierenden Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal.

dax Korrektur. Bei der Marke von 10.000 Punkten wurde es für die deutschen „Blue Chips“ holprig. Nach dem sechswöchigen Seitwärtsmarkt hat sich ein neuer (und bisher sehr dynamischer) tertiärer Abwärtstrend etabliert, der von einer positiven Umkehr bzw. einem Boden noch weit entfernt scheint. Kurzlebige Aufwärtsreaktionen sind möglich. Nach unten kann es bis zur „200 Tage-Linie“ knapp über 9.400 Punkten gehen. Sie steigt um rund fünf Punkte pro Handelstag.

68 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

ABWICKLUNG VON GESCHÄFTEN IN YUAN ERLEICHTERT Die Stimmung aufgehellt hatte lediglich eine Meldung aus Peking. Der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang teilte anlässlich des Besuchs der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel mit, dass der Finanzplatz Frankfurt als Drehscheibe für den Handel mit Chinas Währung weiter aufgewertet wird. Frankfurt werde ein Kontingent von bis zu 80 Milliarden Yuan (rund 9,5 Milliarden Euro) erhalten. Die deutsche Seite hatte auf 200 Milliarden Yuan gehofft, was Frankfurt nach Hongkong zum Finanzplatz mit dem größten Yuan-Transfer-Volumen gemacht hätte. Dabei geht es um die Erlaubnis, Yuan-Guthaben nach China transferieren zu dürfen. China hat dieses Recht schon anderen Handelsplätzen zugeteilt, zuletzt Südkorea ebenfalls mit 80 Milliarden Yuan. DEUTSCHE EXPORTE NACH CHINA KRÄFTIG GESTIEGEN Firmen und Banken erleichtert das Abkommen die zunehmend übliche Abwicklung von Geschäften in Yuan. Zahlungen in der chinesischen Währung können dann künftig ohne Umweg über andere Handelsplätze und damit verbundene Mehrkosten transferiert werden. Im ersten Quartal 2014 stiegen die deutschen Ausfuhren nach China um 9,8 Prozent auf 15,6 Milliarden Euro, die aus China nach Deutschland um 0,6 Prozent auf 18,7 Milliarden Euro. Nebengeräusche sorgen schon für Aufregung an der Börse Ansonsten sorgt in der Sommerflaute der Nachrichten schon mal ein Sager für

creditS: Shutterstock

W


°

Deutschland   AKTIEN

THYSSENKRUPP ° Verbesserter Ausblick

Aufregung. So geschehen Anfang des Monats, als Analystenberichte für Wirbel sorg­ ten, wonach Daimler-Nutzfahrzeug-Chef und Ex-VW-Manager Wolfgang Bernhard bei einem Termin in Berlin gesagt haben soll, dass die Konkurrenz aus Wolfsburg angeblich eine milliardenschwere Übernahme des US-Nutzfahrzeugherstellers Paccar vorbereite. Daraufhin blieb Volkswagen-Chef Martin Winterkorn fast die Sprache weg. So etwas habe er „noch nie“ erlebt, sagte er knapp – und dementierte. VW habe zwar eine volle Kassa, „... aber 16,17 Milliarden für Paccar hinzublättern ...“, sagte er, ohne den Satz zu Ende zu führen. So hoch ist derzeit Paccars Börsenwert. Abgesehen davon hat Europas größter Autobauer nach dem Merkel-Besuch in China Details seiner jüngsten Wachstumspläne präzisiert. Demnach entstehen zwei Fabriken an der Ostküste in den Städten Qingdao in der Provinz Shandong und in Tianjin. Die Wolfsburger und ihr chinesischer Partner FAW Volkswagen stecken gemeinsam zwei Milliarden Euro in die neuen Werke. Bei der Standortentscheidung hätten der Ausbildungsstand der Bevölkerung und die Infrastruktur den Ausschlag gegeben. China ist für den Konzern bereits der wichtigste Absatzmarkt. Er nimmt etwa jedes dritte verkaufte Fahrzeug auf.

ISIN

ThyssenKrupp erfreute die Aktionäre mit einem Kursgewinn von 87 Prozent seit dem Tief vor einem Jahr. Zuletzt schob die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Verluste im brasilianischen Stahlwerk den Kurs an. Der Kurs ist aber noch weit von seinem Hoch bei 35,30 vor drei Jahren entfernt. Charttechnisch ist der Aktienkurs Anfang Juli jedenfalls aus einem steigenden Dreieck nach oben ausgebrochen. Die Commerzbank hat das Kursziel für die Aktie von 23 auf 26 Euro angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen. Der Ausblick für den Stahl- und Industriekonzern habe sich genauso wie das Chance/Risiko-Profil weiter verbessert, hieß es in einer Studie.

DE0007500001

Kurs (11.07.2014)

21,67 € KGV 2013/14 e

38,8

Marktkap.

12,32 Mrd. € KGV 2014/15 e

17,9

Umsatz 2014 e

40,29 Mrd. € KGV 2015/16 e

13,1

Buchwert/AKTIE 2014/15 e 6,04 € Divid. 2014/15 e 1,42  %

FRESENIUS MEDICAL CARE ° Ausblick verbessert

ISIN

Vom Juli-Tief 2013 bei 46,56 Euro hat sich die FMC-Aktie bis auf ein Hoch bei 54,32 Euro erholt, um drei Mal in die Nähe der Unterstützung bei 46,56 Euro zurückzufallen. Dort setzte allerdings wieder Nachfrage ein und ermög­ lichte den Durchbruch durch den Widerstand bei 48,89 Euro sowie die Ausbildung eines kleinen Bodens. Erst bei einem Durchbruch durch den aktuellen Abwärtstrend bei ca. 51,05 Euro wäre Platz für eine weitere Aufwärtsbewegung bis 54,32 Euro. Ein Rückfall unter 48,89 Euro wäre allerdings bereits wieder ein Rückschlag für die Bullen. Das Hamburger Analysehaus Warburg Research bewertete zuletzt mit „Buy“ und einem Kursziel bei 58 Euro.

DE0005785802

Kurs (11.07.2014)

49,90 € KGV 2014 e

19,3

Marktkap.

15,12 Mrd. € KGV 2015 e

17,6

Umsatz 2014 e

11,08 Mrd. € KGV 2016 e

Buchwert/AKTIE 2014 e

24,59 € Divid. 2014 e

15,7 1,35 %

ADIDAS ° Spekulation auf Turnaround

Noch ist die Abwärtsbewegung der AdidasAktie intakt. Das nächste Ziel auf der Unterseite liegt bei ca. 69,50, vielleicht sogar 65 Euro. Erst eine stabile Rückkehr über 74,76 Euro würde das Chartbild wieder deutlich verbessern. Die Investmentbank Equinet hat Adidas dennoch nach einem Bericht über eine mögliche Partnerschaft mit Manchester United auf „Accumulate“ mit einem Kursziel von 90 Euro belassen. Der ­englische Fußballverein sei ein höchst interessanter und viel umworbener Partner für die globale Positionierung einer Sportmarke, lautete die Begründung. Die Deutsche Bank bewertete zuletzt mit „Hold“ bei einem Kursziel von 78 Euro.

° Die Halbjahresbilanz der wichtigsten Werte Eurostoxx 50 DAX MDax SDax TecDax Dow Jones Industrial S&P 500 Nasdaq Nikkei 225 Gold Rohöl Brent

+ 3,8 % + 2,9 % + 1,5 % + 7,2 % + 12,2 % + 1,5 % + 6,1 % + 5,5 % – 6,9 % + 10,2 % + 1,9 %

ISIN

DE000A1EWWW0

Kurs (11.07.2014)

71,53 € KGV 2014 e

17,6

Marktkap.

15,06 Mrd. € KGV 2015 e

14,5

Umsatz 2014e

14,78 Mrd. € KGV 2016 e

Buchwert/AKTIE 2014 e

28,89 € Divid. 2014 e

12,7 2,29 %

Quelle: software-systems.at

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 69


aktien ° Rüstungsindustrie

Kurs der Rüstungsaktien als Kriegsbarometer Die USA sind das Zentrum der weltweiten Rüstungsindustrie. Dort regiert jener militärisch-industrielle Komplex mit, vor dem einst US-Präsident Eisenhower warnte. Bei den Militärausgaben übertreffen die Yankees die Gesamtsumme der nächsten neun Länder. Die Ukraine-Krise soll die Waffenproduktion anheizen. Wolfgang Freisleben

S

fen. Das besorgte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen beim letzten Tref­ fen der Verteidigungsminister der 28 NATO-Mitgliedstaaten. DREIECK AUS MILITÄR, politikern und rüstungsproduzenten Die Grundlage dieses militärisch-­ industriellen Komplexes bildet das Dreieck aus Militär, Politikern und großen Rüstungs­ produzenten wie zum Beispiel Lockheed Martin, Boeing, McDonnell Douglas oder Northrop Grumman. Zur wirtschaftlichen Seite gehören aber nicht nur die Hersteller von Raketen, Flugzeugen und Panzern, son­ dern zahlreiche weitere Hochtechnologie­ unternehmen wie die Konzerne General Electric, Honeywell oder IBM. Im Zuge des Outsourcings kamen Firmen hinzu, die praktisch die gesamte Infrastruktur für das Militär bereitstellen, von der Versorgung mit Treibstoff über den Bau von Stützpunk­ ten bis zu Wach-, Küchen- und Reinigungs­ diensten.

Das bekannteste dieser Unternehmen ist die texanische Halliburton-Gruppe, de­ ren Vorstandschef von 1995 bis 2000 der frühere Verteidigungsminister und spätere Vizepräsident Richard „Dick“ Cheney war. Den politischen Einfluss des militärisch-in­ dustriellen Komplexes sollen Wahlkampf­ spenden und Heerscharen von Lobbyisten sicherstellen, bei denen es sich zumeist um ehemalige Offiziere handelt. Da Rüstungs­ aufträge häufig ohne Ausschreibung verge­ ben werden, kommt es dabei immer wieder zu Korruptionsskandalen. Kritiker sehen den ganzen Komplex deshalb als ein beson­ deres Biotop für Missmanagement, Ver­ schwendung und Durchstecherei – die Be­ trügerei im Dienst. Allerdings brauchen die meisten Politi­ ker wohl kaum bestochen zu werden, damit sie hohe Militärausgaben unterstützen. Zum einen herrscht ein breiter öffentlicher Konsens darüber, dass die USA ihren Rang als stärkste Militärmacht der Welt um jeden Preis behaupten müssen. Zum anderen gibt

Halliburton

Lockheed Martin

Boeing

credit: wikimedia/021127-N-3653A-003

eit Anfang 2013 steigen die Aktien­ kurse der amerikanischen Rüstungs­ industrie. Das bedeutet nichts Gutes: Zu­ mindest weltweite Aufrüstung, im schlimm­ sten Fall Krieg. Denn das Rüstungszentrum der Welt befindet sich in den USA – jenem Staat, der in den letzten 100 Jahren weltweit die meisten bewaffneten Konflikte begon­ nen und ausgetragen hat. An Stelle der Di­ plomatie regiert seit rund 50 Jahren in Washington jener militärisch-industrielle Komplex mit, vor dem schon Dwight D. Eisenhower am Abend des 17. Jänner 1961 in seiner Abschiedsrede als US-Präsident die Nation gewarnt hatte. Das Land drohe unter die Dominanz einer mächtigen Alli­ anz aus Militär und Rüstungsindustrie zu geraten. Was später auch geschah. Im Kal­ ten Krieg mit der Sowjetunion genügte das Heraufbeschwören der Gefahr, um einen Rüstungswettlauf zu starten, an dem der so­ wjetische Kommunismus zerschellte. Jetzt taugt die Warnung vor Moskau erneut dazu, um zur Aufrüstung des Westens aufzuru­

70 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014


°

Rüstungsindustrie   aktien

USS George Washington, einer von elf atomgetriebenen F­ lugzeugträgern der USA

es ungezählte Kongressabgeordnete, die ­dafür Sorge tragen, dass möglichst viele ­Rüstungsgelder in ihren Wahlkreis fließen. USA führen bei Rüstungs­ ausgaben mit groSSem Abstand Trotz massiver Kürzungen im Rüstungs­ etat haben die USA 2013 laut Aufstellung des Stockholmer Friedensforschungs-Insti­ tuts (Stockholm International Peace Re­ search Institute, SIPRI) mehr als 640 Mil­ liarden US-Dollar ausgegeben – 36,6 Pro­ zent der weltweiten Rüstungsausgaben oder etwa so viel, wie die nachfolgenden neun Länder zusammen. Länder wie China oder Saudi-Arabien holen in der Rangliste aller­ dings stark auf. China rangierte mit 188 Milliarden Dollar auf Rang zwei. Ende des Jahrzehnts dürfte der fernöstliche Riese ver­ mutlich über drei Flugzeugträger verfügen, glaubt man beim Londoner Internationalen Institut für Strategische Studien (IISS). Für die USA schwimmen schon jetzt elf atomge­ triebene Flugzeugträger auf den Welt­ meeren. Russland übertraf mit 87,8 Milliar­ den Dollar Saudi-Arabien (67 Milliarden). Der Sparzwang des Westens sorgte da­ für, dass jährlich die Ausgaben für Rüstung seit 2010 um 2,5 Prozent zurückgingen. Das hat auch die weltweite Rangfolge verändert.

Raytheon

Großbritannien rangiert nur noch auf Platz fünf mit 57,9 Milliarden Dollar. Deutsch­ land liegt mit 48,8 Milliarden auf Platz acht vor Japan und Indien mit jeweils knapp ­weniger. Die militärische Weltkarte beginnt sich nach Auffassung der Experten des IISS in Richtung Asien zu verschieben. Der Westen ist 2010 noch für zwei Drittel der weltweiten Rüstungsausgaben gestanden. 2013 waren es nur noch knapp über 50 Prozent. Das IISS berichtet von einem „dramatischen Verlust an Militärflugzeugen“. Weltweit sei ein Trend zum Ankauf von Drohnen sowie unbemannten Land- und Wasserfahrzeu­ gen zu beobachten. Lockheed Martin als weltgrösster Waffenproduzent Unter den weltweiten Top Ten der Rü­ stungsfirmen dominieren natürlich USamerikanische Unternehmen. In der von SIPRI Anfang 2014 veröffentlichten Studie für das Jahr 2012 zu den größten Waffen­ herstellern der Welt führt der US-Konzern Lockheed Martin die Rangliste an und ver­ buchte 2012 im Militärbereich einen Um­ satz von 36 Milliarden Dollar. Der Konzern liefert Jagdflugzeuge wie die F-35, aber auch Aufklärungs- und Transportflugzeuge so­

wie unbemannte Drohnen und Raketen. Platz 2 besetzt der weltgrößte Flugzeugbau­ er Boeing, der 27,61 Milliarden Dollar mit Kriegsgerät umsetzte: Kampf- und Jagd­ flugzeuge, Bomber und Tankflugzeuge, Waffensysteme und Raketen. Großbritanniens BAE Systems war mit 26,85 Milliarden Dollar Umsatz im militä­ rischen Bereich weltweit die Nummer 3, ge­ folgt von dem US-Raketenspezialisten Ray­ theon. General Dynamics erlöste 2012 als weltweite Nummer 5 mit dem Verkauf von militärischen Flugzeugen, Fahrzeugen und Schiffen 29,94 Milliarden Dollar. Die 92.200 Beschäftigten erzeugten damit aber einen Verlust von 330 Millionen Dollar. Besser erging es auf Platz 6 Northrop Grumman mit einem Gesamtgewinn 2012 von 1,98 Milliarden Dollar. Bekanntestes Produkt ist der mächtige Tarnkappenbom­ ber B-2 Spirit. Auf Platz 7 liegt der europäi­ sche Luftfahrtkonzern EADS (140.000 Mit­ arbeiter, Gewinn 1,58 Milliarden Dollar), gefolgt vom amerikanische Mischkonzern United Technologies. Auf Platz 9 überrascht mit Finmeccanica eine italienische Firma mit Flugzeugen, Hubschraubern, Panzern, Schiffsgeschützen und dem Hochgeschwin­ digkeitszug ETR 500, Platz 10 ging an L-3 Communications.

General Dynamics

EADS

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 71


alternative investmentsPanorama GEFRAGTE ROHSTOFFE Quarterly Report. „Die wachsende Zuver­

sicht in die wirtschaftliche Entwicklung Chinas und die weltweit anziehende Konjunktur ha­ ben die Kurse und die Nachfrage der Investoren nach Rohstoffen steigen lassen“, berichtet das britische Emissionshaus ETF Securities in sei­ nem „Quarterly Report“. Ein Trend, von dem auch und vor allem die Assetklasse der RohstoffETPs profitiert. In den ersten beiden Quartalen des heurigen Jahres verzeichneten RohstoffETPs weltweit Mittelzuflüsse von 275 Millionen US-Dollar. Das weltweit in Rohstoff-ETPs verwal­ tete Vermögen stieg damit per Ende des ersten Halbjahres 2014 auf insgesamt 123,3 Mil­ liarden Dollar. „Allen Rohstoffsegmenten mit Ausnahme von Agrarrohstoffen und Lebendvieh flossen neue Mittel zu. Am stärksten gefragt wa­ ren Edelmetalle“, kommentiert Nicholas Brooks, Leiter Research und Investmentstrategie bei ETF Securities.

Starke Worte ´´

„Jetzt haben wir eine Pseudo-Genehmigung.“

„Die Rohstoffpreise

werden noch viele Monate lang nach oben gehen.“

Horst Güdel, Vorstand des Emissionshauses RWB, kritisiert die ­Umsetzung des AIF-Gesetzes in

Hedgefonds-Manager

­Österreich. Mit der

und Investment-Legende

­deutschen Regelung,

Jim Rogers bleibt bei

die ursprünglich auch

seiner Meinung, dass der

in ­Österreich Anwendung hätte finden sollen,

­„Commodities Supercycle“ noch lange nicht

gebe es hingegen keine Probleme.

zu Ende sein wird.

EURO-DIVERSIFIKATION Die Euro-Diversifikations-Anleihe 2014 II (ISIN DE000A1ZFLK8) der Société Générale richtet sich an Anleger, die von einer Abschwächung des Euro gegenüber den üb­ rigen im Basiswert enthaltenen Währungen (Südafrikanischer Rand, Türkische Lira, Pol­ nischer Zloty, Ungarischer Forint) ausge­ hen – und das mit 100-prozentigem Kapital­ schutz. Am Laufzeitende der Anleihe – nach sechs Jahren – erhält man einen Rückzah­ lungsbetrag in Abhängigkeit der Wertent­ wicklung des Basiswertes: a) Notiert der Basiswert am letzten Bewertungstag unter 100 Prozent, gibt es eine Rückzahlung i.H.d. des Nominalbetrages multipliziert mit dem höheren Wert aus (a) der Summe aus 100 Prozent und dem Kupon Level und (b) der Summe aus 100 Prozent und der Differenz aus 100 Prozent und der Wertentwicklung des Basiswertes. Notiert der Basiswert auf oder über 100 Prozent (Seitwärtsbewegung bzw. Stärkung des Basiswertes), gibt es eine Rückzahlung i.H.d. Nominalbetrages.

72 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

NACHHALTIGKEIT IM FOKUS Bei der Nachhaltigkeits-Anleihe 09/1409/21 der Société Générale (ISIN: DE000A1ZFLG6) kann der Anleger, bei 100prozentigem Kapitalschutz an der möglichen positiven Wertentwicklung des Basiswerts nach siebenjähriger Laufzeit teilhaben. Die Rückzahlung beträgt 100 Prozent des No­ minalbetrages, zusätzlich erhält der Anleger die Wertentwicklung des Finvex Sustainable Efficient Europe 30 Price Index, sofern diese positiv ist. Ist sie negativ, so greift der Kapi­ talschutz. Das zur Auswahl stehende Aktien­ spektrum umfasst die besten 20 Prozent der 600 größten europäischen Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit, wie sie im Dow Jones Sustainability Europe Index abgebil­ det sind. Mittels Risikoanalyse werden die 30 aussichtsreichsten Aktien ausgewählt. Der Fokus liegt auf einer geringen Volatilität, einer niedrigen Wahrscheinlichkeit extremer Verluste, geringen Konzentrationsrisiken und hoher Marktliquidität. Der Index wird monat­ lich ausgewertet und neu gewichtet.

zoom auf asien Die ASIEN Anleihe (in USD) 07/14-07/20 der Société Générale (ISIN: XS1037602916) bietet eine interessante Anlagemöglichkeit in den breit gefächerten asiatischen Markt. Und die asiatischen Märkte haben kürzlich erheb­ liche Kurseinbußen erlebt, was nun eine Inves­ tition zu günstigeren Kursen besonders inte­ ressant macht. Basiswert der Anleihe ist ein Indexkorb, der aus den vier führenden asia­ tischen Indizes (MSCI Taiwan, Hang Seng, TOPIX und KOSPI 200) besteht. Die Rückzah­ lung der Anleihe erfolgt ohne Cap; die Höhe ergibt sich aus der durchschnittlichen Per­ formance des Indexkorbes (bezogen auf den Basispreis) in der anfänglichen und finalen Bewertungsphase, sofern diese positiv ist. Diese Glättung durch Durchschnittsbildung zielt darauf ab, die Auswirkungen von starken Kursschwankungen in der Anfangs- und End­ phase der Laufzeit abzuschwächen. Die Laufzeit der Anleihe beträgt sechs Jahre und es besteht ein 100-prozentiger Kapitalschutz am Lauf­zeitende.

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Zusammenhänge verstehen. Atlas – das neue Weltmagazin. Städte

Menschen

Atlas

Länder


rohstoffe ° Aktuelle Trends

Rohöl ° Irak-Konflikt ohne Ende Feuer & schwert. Im Irak wütet die extrem-fundamentalistische Isis – und das ist durchaus wörtlich zu nehmen: Abgesehen von den militärischen Erfolgen werden Medienberichten zufolge unliebsame Gegner der Islamisten kurzerhand ans Kreuz geschlagen. Angesichts solcher Barbarei sei die Frage erlaubt, wo die Reaktion der internationalen Staatengemeinschaft bleibt. Allen voran der USA; zwar hat Amtsvorgänger Bush die bittere Suppe im Irak eingebrockt, ganz aus der politischen Verantwortung darf sich der aktuelle Präsident aber auch nicht stehlen. Ansonsten ist Friedensnobelpreisträger Obama beim Einsatz von Kampfdrohnen auch nicht gerade zimperlich... Viel wichtiger als kurzfristige Militäraktionen wäre aber ein langfris­ tiges Kozept zur Einbindung aller Volksgruppen bzw. Religionsrichtungen im Zweistromland. Ein Konzept, das bisher offensichtlich fehlt, ebenso wie ein Eindämmen der Geldströme aus Rohöl Marke Brent einflussreichen Golfstaaten (namentlich Katar, Saudi-Arabien und Kuwait) an die Isis. Abgesehen vom politischen Versagen hat der wieder aufgeflammte Irak-Konflikt den Ölpreis im Juni und Anfang Juli in die Höhe schnellen lassen, in weiterer Folge kam es aber wieder zu einer Korrektur. Rein charttechnisch gesehen befindet sich der Ölpreis seit beginn des heurigen Jahres in einem Aufwärtstrend, wobei auch eine langfristige Widerstandslinie nach oben durchbrochen werden konnte.  (hk)

kupfer ° Berg- und Talfahrt Kupfer-Preis in USD/Tonne

Rohstoff hat im bisherigen Jahresverlauf eine derartige Berg- und Talfahrt gesehen wie Kupfer: Dem tiefen Absturz im März folgte eine ebenso rasche und drastische Erholung in den Wochen danach – die schweren Verluste konnten bereits wieder mehr als wettgemacht werden. Ein Grund für das bemerkenswerte Auf und Ab ist in China zu finden: Ein bedeutender Anteil der chinesischen Kupfernachfrage wurde laut den Experten der Bank Vontobel in der Vergangenheit nämlich durch die Nachfrage nach Kupfer als Sicherheit für Kreditfinanzierungen gespeist. Die chinesische Regierung will nun aber überprüfen, ob umfangreiche Finanzierungen, bei denen eben Kupfer als Sicherheit hinterlegt wurde, den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen. Nun könnte die chinesische Nachfrage wegen diesen Ermittlungen sinken – so weit die Spekulationen. Die Investoren fokussieren sich jetzt offensichtlich aber wieder auf eine weltweite Erholung der Aktivität in der fertigenden Industrie. Vor allem die guten Daten aus den Vereinig­ ten Staaten könnten hier für Optimismus gesorgt haben, glaubt man bei der Bank Vontobel. Die USA sind nämlich immerhin der zweitgrößte Kupferverbraucher der Welt – die Aktivität in der fertigenden Industrie nahm dort den vierten Monat in Folge zu.Vielleicht rücken jetzt die Fundamentaldaten endgültig wieder in den Vordergrund, was den Kupferkurs beruhigen sollte.  (hk)

74 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Martialisch: Im Irak treibt die Isis ihr Unwesen und der Konflikt rund um den Gazastreifen droht zu eskalieren. All das heizt die Energiepreise an.

Beruhigung? ° Die Spekulationen bei Kupfer führten in den vergangenen Monaten und Wochen zu starken Kursausschlägen. Jetzt scheint eine Rückbesinnung auf die Fundamentaldaten wahrscheinlich, was zur Beruhigung führen sollte.

Chile Peru USA Indonesien China

5400 Tsd. Tonnen 1200 Tsd. Tonnen 970 Tsd. Tonnen 970 Tsd. Tonnen 960 Tsd. Tonnen

CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock

Spekulationen. Kaum ein anderer


°

Aktuelle Trends   rohstoffe

Gold ° Verhaltener Optimismus Widerstände. Gold ist es zumindest gelungen, im Juni den horizontalen Widerstand bei 1300 US-Dollar ja Feinunze nach oben zu durchbrechen. Es handelt sich hierbei um keine unwesentliche Marke, war hier der Goldpreis doch im März und Mai „festgelaufen“. Langfristig sieht das Chartbild allerdings um einiges trauriger aus: Immerhin hatte man Ende des Jahres 2012 noch 1800 Dollar anvisiert. Aus dieser Perspektive erscheint der Widerstand bei 1400 Dollar als entscheidende Marke, den es zu überwinden gilt, um von einer wirklichen Trendwende zum Positiven sprechen zu können. Wobei sich zuletzt einige Marktbeobachter wieder vermehrt bullish zu Gold äußerten; über 1600 Dollar werden dem Edelmetal dabei schon durchaus zugetraut (nachzulesen etwas auf der Internet-Plattform www.godmode-trader.com). Diese Prognosen basieren hauptsächlich auf charttechnischen Überlegungen – und deren Treffsicherheit ist GOld-Preis in USD/Unze in der Finanzwelt selbst unter Experten noch immer umstritten. Wie sieht die Situation fundamental aus? Hier kommt die Psychologie ins Spiel – Gold gilt bekanntlich als Krisenwährung und heikle Konflikte gibt es derzeit (siehe Irak, Ukraine usw.) mehr als genug. Dennoch ist das Vertrauen in die Weltwirtschaft im Vergleich zu den Krisenjahren 2008 bis 2011 (als Gold seinen Höhenflug erlebte) doch stark gestärkt. Mit einer schweren Depression wird nicht mehr gerechnet, das Kostet dem Gold Substanz.  (hk)

Agrarrohstoffe ° Zucker Zucker in US-Cent/Pfund

VersüSSt. ° Schlechte Ernteaussichten haben den Zuckerpreis in die Höhe schnellen lassen. Der Trendpfeil ist ebenfalls nach wie vor nach oben gerichtet. Ob das für eine klassische Rally reichen wird, bleibt aber fraglich.

Brasilien Indien China USA Thailand

24 Mio. Tonnen 22 Mio. Tonnen 11 Mio. Tonnen 8 Mio. Tonnen 7 Mio. Tonnen

Schlechte Ernte. Als Kursgewinner

hat sich heuer nicht zuletzt Zucker herauskris­ tallisiert. Wer zeichnet dafür verantwortlich? Vor allem der Wettergott. Die Trockenheit, die zu Jahresbeginn bereits zu einer Verdoppelung des Kaffeepreises führte, zeigt nun auch bei den weltweiten Zuckerpreisen ihre Auswirkungen: Da es von Brasilien bis Indien zu wenig regnet, stieg der Preis für Zucker seit Jahresbeginn kräftg an. Und diese Gangart könnte sich weiter fortsetzen: Hedgefonds positionieren sich bereits auf der Long-Seite des Marktes. Denn führende ­Meteorologen von Brasilien bis China sind sich einig, dass die Wahrscheinlichkeit für die Herausbildung des „El Niño“-Wetterphänomens im August bei 70% liegt. Das könnte zu einem sehr geringen Monsunregen in Indien führen, und der Subkontinent ist nach Brasilien der zweitgrößte Zuckerproduzent der Erde. Jedoch prognostizieren die Analysten von Morgan Stanley eine moderate Erholung der Zuckerproduktion in der Saison 2014/15, da die Regierung sich politisch einsetzen wird, um Rückgänge im Zuckersektor zu verhindern. Die Zucker-Rally steht somit auf etwas wackeligen Beinen – und Investitionen alleine auf Wetterprognosen aufzubauen, erscheint doch etwas gewagt. Rein charttechnisch gesehen befindet sich Zucker aber nach wie vor im Aufwärtstrend, es könnte also noch ein Stück bergauf gehen, ein Kurswunder darf man sich aber nicht erwarten.    (hk)

Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 75


versicherungPanorama CHECKLISTE Altersvorsorge. Altersarmut ist hier-

zulande längst von einer theoretischen Bedrohung zur realen Gefahr geworden. Vielen Österreicherinnen und Österreichern wird diese Problematik jedoch erst durch die momentanen Diskussionen um das staatliche Pensionskonto Neu spät, aber doch verstärkt bewusst. Alle Landsleute, auch viele jüngere und gut situierte Menschen, die der drohenden Altersarmut aktuell noch eher gelassen entgegenblicken, sollten besser heute als morgen damit beginnen, sich Gedanken um ihre Vorsorge zu machen. Der Österreichische Verband Financial Planners hat daher eine Checkliste veröffentlicht, die heimische Konsumenten für die Problematik sensibilisieren und sie dabei unterstützen soll, die wichtige Thematik strukturiert und fokussiert in An-

Starke Worte ´´ griff zu nehmen. Zusammengefasst raten die Experten des Verbandes den heimischen Konsumenten zu allererst Ruhe zu bewahren, die Ist-Situation eingehend zu analysieren, Ziele festzulegen und bekannte Fehler zu vermeiden. Da die Materie reichlich kompliziert ist und darüber hinaus auch die Gefahr besteht, ein Produkt „verkauft“ zu bekommen, das nicht dem Kunden die beste Absicherung, sondern viel eher einem Berater die höchste Provision garantiert, ist es laut dem Verband ratsam, sich an einen gut ausgebildeten und vor allem unabhängigen Experten – etwa einen Certified Financial Planner – zu wenden und nicht, getrieben durch die mediale Diskussion und um die eigene Absicherung bangend, vorschnell Verträge abzuschließen.

KFZ-KÖNIG

„Das Angebot einer Versicherung muss in die digitale Welt übersetzt werden!“

PwC-Versicherungsexperte Thomas Windhager ist davon überzeugt, dass eine Wiederbelebung des Marktes für Lebens­ versicherungen nur unter Einbeziehung des Internet erfolgen kann.

„Seit dem letzten Quartal 2013 geht es mit der Zukunftsvorsorge steil bergauf.“

Heinz Schuster, Boss der

Beste Versicherung. Laut einer kürzlich

s-Versicherung, rechnet

veröffentlichten Untersuchung der Österreichischen Gesellschaft für Verbraucherstudien (ÖGVS) darf sich die VAV nunmehr mit Fug und Recht als die beste Kfz-Versicherung des Landes bezeichnen. Die ÖGVS-Studie, die 16 hierzulande tätige Assekuranzen umfasste, basierte auf einer mehrwöchigen Erhebung in den Kategorien Tarife, Komfort, Kundendienst und Transparenz, die unter anderem auch auf „Mystery Shopping“ aufbaute. „Besonders erfreulich ist, dass die VAV bei der Bewertung der Tarife, die für Versicherungskunden das wichtigste Entscheidungsargument bei der Auswahl einer Kfz-Versicherung darstellen, mehr als 90 Prozent des Maximalwertes erreichte“, so VAVGeneraldirektor Norbert Griesmayr.

für 2014 mit einer Verdoppelung der Neuabschlüsse bei der staatlich prämiengeförderten Zukunftsvorsorge. Er führt diesen Trend nicht zuletzt auf das Pensions­ konto zurück.

Zahlenspiel

4,8

PK-Performance. Wie der Fachverband der Pensionskassen

Anfang Juli bekannt gab, konnten die heimischen Institute im ersten Halbjahr 2014 ein Veranlagungsergebnis von respektablen 4,8 Prozent er-

„Auf Haftungen eines Bundeslandes können wir uns damit nicht mehr verlassen.“

chischen Pensionskassen in der Lage, eine Stei-

Josef Trawöger, CEO der

gerung von 5,1 Prozent zu erwirtschaften. „Wie-

Österreichischen Beam-

der einmal hat sich bestätigt, dass die Pensions-

tenversicherung (ÖBV),

kassen nachhaltig und erfolgreich für ihre Kun-

kritisiert das Hypo-Son-

den wirtschaften und Veranlagungsergebnisse

dergesetz und spricht von

erzielen, die weit über der heute möglichen Ver-

negativen Auswirkungen

zinsung klassischer Sparformen liegen“, zeigt sich der Obmann des Fachverbandes, Andreas Zakostelsky, erfreut.

76 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

für rund 250.000 Kunden seines Hauses.

CREDITS: oebv, s-Versicherung, PwC, Shutterstock

zielen. Im Gesamtjahr 2013 waren die österrei-


FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE

PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER

PORTFOLIO

Allianz Elementar Lebensversicherung AG

Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropafonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus

1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at

FinanceLife Lebensversicherung AG 1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: service@financelife.com www.financelife.com

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2011

2012

2013

100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend

0,1 % -3,9 % -7,4 % -11,1 % -14,9 % –

11,6 % 11,6 % 10,8 % 9,8 % 9,0 % –

2,0 % 5,6 % 10,1 % 12,3 % 16,1 % 5,2 %

5,6 % 5,0 % 5,6 % 4,8 % 5,3 % 3,9 % 4,8 % 2,6 % 4,5 % -1,7 % 3,7 % 1,4 %

100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)

2,3 % -0,4 % -2,8 % -26,2 % -20,9 % 2,4 % 8,9 % -33,2 %

9,9 % 13,5 % 15,9 % 15,4 % 16,9 % 12,6 % 2,7 % 20,9 %

0,1 % 4,0 % 0,4 % -9,0 % 19,8 % -4,7 % -3,2 % 8,9 %

4,2 % 8,1 % 3,8 % 0,7 % 7,1 % 7,2 % 4,1 % 2,9 %

5,2 % 5,5 % 6,7 % 3,0 % 3,3 % 2,6 % 4,9 % 7,1 %

0,3 % 3,8 % 2,8 % 8,5 %

3,7 % 5,1 % 5,1 % 5,2 %

4,8 % 5,5 % 5,9 % 6,2 %

(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)

-0,7 % -1,4 % 3,5 % 7,0 %

2,4 % 4,0 % 4,7 % 5,1 %

3,3 % 3,2 % 2,4 % 0,9 %

(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)

1,5 % 4,8 % 9,5 % 15,2 %

4,6 % 4,6 % 5,0 % 3,5 % 5,7 % 1,5 % 6,3 % -0,7 %

(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)

4,2 % 4,6 % 4,2 % 4,0 %

(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)

FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 4,6 % 8,6 % II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien -1,4 % 8,7 % III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien -4,9 % 7,6 % IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien -8,6 % 9,6 % FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten 3,5 % 4,0 % II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien -3,3 % 7,2 % III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien -9,4 % 8,8 % IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien -15,3 % 10,0 % FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten 4,8 % 11,4 % II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien 3,3 % 13,7 % III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien -1,6 % 13,5 % IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien -6,1 % 13,4 % FinanceLife-Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 4,1 % 8,2 % II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien 1,0 % 7,3 % III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien -3,4 % 7,2 % IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien -7,9 % 9,1 %

0,0 % 1,6 % 3,4 % 8,1 %

1.1.-30.6.

3,8 % 5,4 % 4,9 % 4,7 %

Ø SEIT START (P.A.)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG

1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group 1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at

Aktienanteil

Kurs 31.12.11 Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 30.06.14

Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

14,04 € 12,16 € 10,28 € 6,65 €

15,13 € 13,50 € 11,77 € 7,81 €

15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €

16,29 € 15,28 € 13,98 € 9,64 €

A 25 A 50 A 75 A 100

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

9,58 € 7,70 € 6,41 € 5,00 €

10,32 € 8,56 € 7,33 € 5,87 €

10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €

11,11 € 9,68 € 8,71 € 7,24 €

PORTFOLIO

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2011

2012

2013

1.1.-30.6.

-4,1 % -9,2 % -11,8 % -13,4 % –

7,7 % 8,1 % 10,7 % 4,8 % –

5,7 % 10,4 % 11,1 % 14,1 % 8,6 %

3,9 % 2,4 % 2,6 % 5,8 % 5,1 %

Ø SEIT START (P.A.)

UNITED FUNDS OF SUCCESS

WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds

2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds – –

4,0 % 3,4 % 3,9 % 1,3 % 7,2 %

(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

JULI 2014 – GELD-MAGAZIN °

77


vorsorge ° Bausparen

Realer Verlust trotz Prämie Das niedrige Zinsniveau verursacht bei Sparern reale Verluste. Eco Austria errechnete rund 12,9 Milliarden Euro, die alleine bis Ende 2013 verloren gingen. Heuer sollen nochmals 2,6 Milliarden Euro versickern. Da stellt sich die Frage, ob sich das mit einem prämiengeförderten Bausparvertrag verhindern lässt. Mario Franzin

J

ährlich werden in Österreich rund eine Million Bausparverträge abgeschlossen und das verwaltete Vermögen aller vier Bau­ sparkassen zusammen sprengte vergange­ nes Jahr die 20 Milliarden Euro-Grenze. Damit ist trotz Zinstief der Bausparvertrag offensichtlich nach wie vor eine beliebte Form des Sparens. Erstens ist das Kapital wie beim Sparbuch durch die Einlagensi­ cherung geschützt und zweitens werden durch die staatliche Prämie vergleichsweise hohe Renditen suggeriert. Doch auch bei diesem Produkt drückt das niedrige Zins­ niveau ordentlich auf die Erträge. Die Ver­ zinsung liegt derzeit nach Steuern und Ge­ bühren zwischen 0,8 und 1,24 Prozent – bei einer gesetzlichen Bindungsfrist von sechs Jahren. Die Errechnung des Endergebnisses ist relativ einfach: Die Verzinsung von Seiten der Bausparkasse liegt entweder bei über die gesamte Laufzeit fixierten 1,25 Prozent (die ersten beiden Tarife in der unten ste­ henden Tabelle) oder bei variablen Zinsen,

die derzeit bei rund 1,1 Prozent liegen. Da­ mit errechnet sich nach einem Jahr eine Zinsgutschrift von 13 bis 15 Euro. Davon wird die Kapitalertragsteuer abgezogen und die staatliche Prämie in der Höhe von 18 Euro hinzugerechnet. Dann wird noch die Kontoführungsgebühr – zwischen fünf und sieben Euro – abgezogen. Unterm Strich ha­ ben sich die 1.200 Euro nach einem Jahr um rund 22 Euro vermehrt. Rechnet man dies fünf Jahre weiter, kommt man bei einer Sparleistung von 7.200 Euro auf einen Er­ trag von rund 250 bis 300 Euro oder 0,8 bis 1,2 Prozent p.a. – vor Inflation. Geht man von einer jährlichen durchschnittlichen In­ flationsrate von angenommen 1,5 Prozent aus, verringert sich die Kaufkraft über sechs Jahre um rund 8,5 Prozent. Unterm Strich wurde mit dem Bausparvertrag damit weni­ ger als nichts verdient. Relativ Hohe Einstiegszinssätze Da sich in Österreich lediglich vier Bau­ sparkassen den Markt teilen, werden Kun­

den bei variabel verzinsten Verträgen mit relativ hohen Einstiegszinssätzen bewor­ ben. Zum Beispiel bietet die Volksbank für online abgeschlossene Verträge 3,75 Pro­ zent, die ABV drei Prozent, Wüstenrot vier Prozent und die s-Versicherung drei Pro­ zent – alle Einstiegszinssätze gelten für ­einen Zeitraum von sechs Monaten bis ma­ ximal ein Jahr. Auf den ersten Blick wirken

Euribor 12 Monate

Die Entwicklung der Zinsen. Der Euribor dient als Leitzins für die Bausparzinsen.

Anbieter S-Bausparkasse Wüstenrot S-Bausparkasse ABV Tarif Klass. Bausparen Fixzins Spartarif PLUS Bausparen Klass. Bausparen Sparleistung 7.200,00 € 7.200,00 € 7.200,00 € 7.200,00 € Zinssatz fix 1,25 % fix 1,25 % 1,48 % – 4,0 % Zinsen 322,38 € 321,67 € 220,22 € 219,97 € Staatl. Prämie 108,00 € 108,00 € 108,00 € 108,00 € KESt -80,59 € -80,42 € -55,05 € -54,99 € Kontoführung -29,88 € -43,40 € -29,88 € -38,50 € Auszahlungskapital mind. 7.519,90 € 7.505,86 € 7.443,28 € 7.434,48 € Auszahlungskapital max. 7.519,90 € 7.505,86 € 8.069,71 € 8.110,49 € Effektiver Jahreszinssatz 1,24 % 1,19 % 0,95 % – 3,27 % 0,91 % – 3,41 % Startzinssatz – – 3,0 % (1 Jahr) 3,0 % (bis Juni ´15) Zinsanpassung keine keine 3 J-Euribor – 1,25 % 12M-Euribor x 0,8 – 0,5 %

ABV Wüstenrot 3 plus 3 Bausparen Dyn. Spartarif 7.200,00 € 7.200,00 € 1,43 % – 3,91 % 1,22 % – 4,55 % 218,00 € 170,50 € 108,00 € 108,00 € -54,50 € -42,63 € 38,50 € -43,40 € 7.433,00 € 7.392,47 € 7.930,68 € 8.064,96 € 0,91 % – 2,77 % 0,75 % – 3,25 % 1,1 % bis 06/17 4,0 % (1 J.) 12M-Euribor x 0,8 – 0,5 % 12M-Euribor – 1,3 % * Berechnungsbeispiel: Sparleistung 1.200 €/Jahr, Quelle: durchblicker.at

78 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

creditS: beigestellt, Shutterstock

° Vergleich von Bauspar-Angeboten


°

Bausparen   vorsorge

die Angebote zwar verlockend, doch wirken sich die Einstiegszinssätze aufgrund des niedrigen Sparbetrages im Anfangsjahr nur geringfügig auf das Endergebnis aus. Fixe oder variable Verzinsung Die Fixzinssätze liegen derzeit bei 1,25 Prozent. Tarife mit variablen Zinssätzen werden hingegen jährlich an den Euribor angepasst. Nach der jüngsten Leitzinssen­ kung auf 0,15 Prozent durch die Europäi­ sche Zentralbank (EZB) erwägen s-Bau­ sparkasse und ABV nun ihre Zinsunter­ grenzen von 0,75 Prozent auf 0,5 Prozent zu senken. Bei der Raiffeisen Bausparkasse und Wüsten­rot liegen die Untergrenzen be­ reits bei 0,5 Prozent. Auch die staatliche

Prämie liegt heuer mit 1,5 Prozent an der unteren Grenze ihrer theoretischen Spann­ breite von 1,5 bis vier Prozent. Das Zinsniveau befindet sich derzeit in einem historischen Tief und es wäre eine er­ hebliche Erhöhung notwendig, damit sich die variablen Bauspartarife von den Min­ destzinssätzen wegbewegen. Geht man da­ von aus, dass es zu keinen starken Bewe­ gungen nach oben kommt, empfiehlt sich die Fixzins-Variante. Nimmt man an, dass die Zinsen in den nächsten Jahren merkbar ansteigen, wählt man eher einen Tarif mit variabler Verzinsung. Da die Sparzinsen gegen null tendieren, rentiert sich Bausparen nicht mehr als Spar­ form, sondern nur noch für jene, die in Zu­

Bewegung Sichern Sie sich Ihren Platz am Kongress und auf der Gala! Anmeldung und weiterführende Infos: www.victorgala.com/anmeldung +43 2252 25 48 45 - 17 andrea.weiss@emotion-banking.at Die Teilnahme ist für Banker kostenlos. Erkundigen Sie sich nach unserem Begleitprogramm für Ihren Partner. Veranstalter

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Juli 2014 – GELD-MAGAZIN ° 79


WISSEN

call-option

Theoretisch unendliche Gewinne Die Call-Option ist ein einfaches Finanzprodukt, das durch absichtlich beigefügte spezielle Eigenschaften allerdings äußerst exotisch werden kann. Wer sich dabei nicht auskennt, kann viel Geld verlieren. Man sollte daher darauf achten, dass die Option auch tatsächlich der Bedingung „Plain vanilla“ gerecht wird.

E

ine der einfachsten Derivate-Schöpfungen entpuppt sich bei näherem ­Hinsehen durchaus auch als komplizierte Konstruktion. Denn wie immer steckt der Teufel im Detail. Gemeint ist hier die Kaufoption – im Fachjargon auch Call-Option oder kurz Call genannt. Manchmal wird sie auch als „Vanilla Call“ deklariert, wenn es sich um die einfachste und gängigste Va­ riante der Kaufoption handelt. Der Zusatz „Plain vanilla“ beschreibt die einfachste Form eines Finanzinstruments, den Standard – in Analogie zur „vanilla ice cream“, dem einfachen Vanilleeis ohne zusätzliche Geschmacksrichtungen. Das Gegenteil davon wären „exotic options“, außergewöhnliche Optionen. Eine Call-Option räumt dem Käufer das Recht ein, ein bestimmtes Gut (Basiswert oder Underlying) zu einem im Voraus vereinbarten Preis (Ausübungspreis oder Strike-Preis) in einer im Voraus vereinbarten Menge zu kaufen. Dieses Recht ist aber keine Verpflichtung. Kann der Käufer sein Recht nur zu einem bestimmten Zeitpunkt ausüben, spricht man von einer europäi­ schen Option. Steht ihm für die Ausübung ein bestimmter Zeitraum zur Verfügung, spricht man von einer amerikanischen Option. Der Käufer wird sein Recht nur dann ausüben, wenn der Preis des Basiswertes über dem Ausübungspreis liegt. Als Absicherungsgeschäft ­besonders gut geeignet Der Verkäufer der Call-Option ist dann „short“ (Short Call) und zur Lieferung des Basiswertes verpflichtet. Für diese Verpflichtung erhält er die Optionsprämie vom Käufer der Option.

80 ° GELD-MAGAZIN – juli 2014

Wolfgang Freisleben

Will beispielsweise ein Getreidehändler zur Absicherung (Hedging) des künftigen Ankaufs von zehn Tonnen Weizen den Preis vorweg bis zur Erntezeit fixieren, kauft er eine Kaufoption auf zehn Tonnen Weizen zu je 200 Euro. Sollte bis zur Erntezeit der Preis des Basiswertes (hier Weizen) bei 250 Euro je Tonne Weizen liegen, also über dem Ausübungspreis von 200 Euro, dann muss der Verkäufer der Option dem Händler zehn Tonnen Weizen dennoch zu je 200 Euro verkaufen. Alternativ kann der Händler die zehn Tonnen Weizen auch auf dem Markt für 250 Euro je Tonne kaufen. Der Verkäufer der Option erstattet dem Händler dann (250 Euro minus 200 Euro) x 10 = 500 Euro. Der Getreidehändler hat sich durch die Zahlung einer Optionsprämie gegen einen Getreidepreisanstieg abgesichert. Exotische Optionen werden nicht an Börsen gehandelt Aus simplen Call-Optionen können aber mit speziellen Computer-Programmen durch Hinzufügung von spezifischen Eigenschaften exotische Optionen gebildet werden um ein Investment zu konstruieren, das den Interessen der Absicherung des Preises eines zugrunde liegenden Wertes am besten entspricht. Exotische Optionen tragen dann entsprechende Namen wie „barrier options“, „Asian options“ oder „digital options“ in der weltweit gebräuchlichen englischen Finanzsprache. Wo es geht, werden sie auch eingedeutscht. Exotische Optionen werden aber nie an einer der Derivatebörsen wie der Chicago Board Options Exchange gehandelt, sondern immer nur „over the counter“ (OTC),

also außerbörslich zwischen Finanzinstituten untereinander oder mit Kunden. Grundsätzlich können solche Geschäfte zwischen zwei beliebigen Parteien abgeschlossen werden, ohne dass überhaupt die Absicht besteht, den Basiswert auch tatsächlich je handeln zu wollen. In der Praxis ist dies dann der Fall, wenn beide Partner ein reines Spekulationsgeschäft vereinbaren. Dann wird das abstrakte Geschäft zur Spekulation. Der Käufer einer Call-Option ist in der sogenannten Long-Call-Position (Recht zum Kauf). Er bezahlt eine Optionsprämie, die sich eindeutig berechnen lässt. Ist der Wert des Basiswertes über dem Ausübungspreis, so liegt die Option im Geld (in the money). Am Tag der Ausübung hat die Option einen inneren Wert, wenn der Basiswert über dem Ausübungspreis liegt. Für den Inhaber des Calls war das Geschäft aber nur für den Fall ein Gewinn, wenn der Basiswert so weit über dem Ausübungspreis liegt, dass auch die Optionsprämie kompensiert wird. Der Verkäufer der Call-Option bezahlt dem Käufer dann die Differenz zwischen dem Preis, den der Basiswert zum ausgemachten Zeitpunkt hat, und dem Ausübungspreis. Diese Praxis wird als Barausgleich bezeichnet. Da theoretisch der Wert des Basiswertes ins Unendliche wachsen kann, ist auch die Gewinnchance der darauf basierenden Option theoretisch unendlich. Ist am Tag der Ausübung der Option der Wert des Basiswertes unter dem Ausübungspreis, so ist für den Käufer die gesamte Prämie verloren. Der Verlust des Käufers einer Call-Option ist allerdings auf die Höhe der Prämie beschränkt.

credit: Shutterstock


SUPERIOR GUT WEISSENHOF EMPFEHLUNG

Vom Green ins Pool - oder umgekehrt

F

rühstück am Loch 9? Das Golf-Angebot des 4-Sterne-Superior-Hotels Gut Weissenhof in Radstadt ist einzigartig und ein Garant für einen perfekten Urlaub. Wie lauten die Wünsche eines Golfurlaubers? Ein Hotel mit Stil direkt am Golfplatz – die Terrasse liegt nur einen Abschlag von der Halfway entfernt und hier warten bereits erfrischende Cocktails an der Poolbar. Umfangreich, vielseitig und sehr aktiv lässt sich die Angebotspalette vom 4-Sterne-Superior-Hotel Gut Weissenhof in der historischen Kleinstadt Radstadt beschreiben. „Natürlich fühlen sich Golfer bei uns wohl. Kein Wunder, kann man doch den Cappuccino direkt am Loch 9 genießen“, erzählt die Hoteliersfamilie Habersatter. Die perfekte Lage direkt am 18-Loch-Golfplatz, ermäßigte Greenfee-Preise sowie die neue IndoorGolfanlage sind Garant für einen perfekten Urlaub. Die Hotelanlage ist Ausgangspunkt für sieben weitere Golfplätze im Umkreis von nur wenigen Kilometern, die im Rahmen der Golf Alpin Card angeboten werden. Ein weiterer Angebotsschwerpunkt der Familie Habersatter ist das Thema Reiten. In der großzügigen Reithalle unterrichten die staatlich geprüften Reitausbildner Josef und Marinda von Anfängerkursen bis hin zu Dressur- oder Cavalettistunden. „Die Kinder und Teenies sind von den

Reitkursen begeistert“, erzählt Marinda. „Beim Ausritt reiten wir direkt am Golfplatz vorbei und winken Mama und Papa zu.“ ENTDECKEN, ENTSPANNEN, ENTSCHLEUNIGEN Einfach nur relaxen, lautet das Motto in der hoteleigenen K&K Gutshof-Therme. Im großzügigen Spa- und Wellnessbereich wird das volle Relax- und Beautyprogramm geboten. Ein

Ganzkörper-Salzpeeling, ein entschlackender Meersalz-Algen-Wickel oder in der Sissy-Wanne mit einem Vitalcocktail entspannen. Danach trifft man sich im beheizten Innen- und Außenpool, um mit Blick auf den Golfplatz einige Bahnen zu ziehen. Ebenfalls ein Highlight stellt das kulinarische Angebot des Hotels dar. Dabei kommen selbst bekennende Genießer ins Schwärmen. Einmalige Kombinationen, die am Gaumen nur so dahinschmelzen... solche Tage könnten endlos sein! Die Golfgäste spielen sich danach in der neuen Indoor-Golfanlage noch eine Runde an der Bar aus, damit der Schwung für den nächsten Tag perfektioniert wird. Die „Weissenhof Golf-Alpin-Spezialwoche“ im Juni, September und Oktober 2014 ist bereits ab 1.070 Euro pro Person buchbar und inkludiert sechs Übernachtungen im Doppelzimmer mit Verwöhnpension, fünf Greenfees auf verschiedenen Plätzen, zwei Sportmassagen „Zum Entspannen“ für danach und zahlreiche Extraleistungen.

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JULI 2014 – GELD-MAGAZIN °

81


Neuerscheinungen & Pflichtlektüre

DER STILLE PUTSCH. WIE EINE GEHEIME ELITE AUS WIRTSCHAFT UND POLITIK SICH EUROPA UND UNSER LAND UNTER DEN NAGEL REISST Jürgen Roth. Heyne Verlag. 319 Seiten.

Jürgen Roth ortet in Europa nichts Geringeres als einen stillen Putsch von bestimmten In­ teressengruppen gegen die Demokratie. Durch­ gesetzt wird er sukzessive mit einer zentral gelenkten, neoliberalen Ordnungspolitik. Diese Behauptung könnte man in das Reich der fabu­ lierenden Verschwörungstheorien abschieben, würde er, einer der bekanntesten investigativen Journalisten in Deutschland, nicht in seinem neuen Enthüllungsbuch eine plausible und penible Beweisführung zuwege bringen.

DIE KRISE …IST VORBEI …MACHT PAUSE …KOMMT ERST RICHTIG Daniel Stelter. Münchner Verlagsgruppe. 109 Seiten.

Mit 109 Seiten gehört das Buch von Daniel Stelter nicht gerade zu den dicken Wälzern. Und dennoch ist es eines der informativsten Bücher auf dem Markt. Und eines der besonde­ ren Art. Denn der Autor erspart sich viele Worte

82 ° GELD-MAGAZIN – Juli 2014

Dass Europa nicht ein Projekt für die Bürger, sondern für die Eliten ist, leuchtet ein, wenn er deren exklusive Zirkel wie den European Roundtable of Industrialists (ERT) der Kon­ zernbosse, das nicht weniger einflussreiche BusinessEurope, hinter dem sich die Lobby­ organisation der europäischen Arbeitgeber­ verbände verbirgt und andere Organisationen beschreibt, deren Mitglieder die Öffentlich­ keit scheuen. Und er berichtet über Details der Korruption im Kreis dieser Eliten. Jürgen Roth leuchtet in seinem Enthüllungsbuch wieder einmal hinter die Vorhänge korrupt agierender Netzwerke der Macht und serviert seinen Lesern Analysen, Personen, Detail­ reichtum und harte Fakten. Auch authen­ tische Berichte von Zeitzeugen fehlen nicht. Nicht die Staaten seien die großen „Räuber­ banden“, wie es neoliberale Ideologen ständig proklamieren würden. Die Aufrufe zum Sparen als Devise der meisten europäischen Politiker, um die Krise zu bewältigen und den Wohlstand zu sichern, enttarnt er vielmehr als Strategie der gnadenlosen Durchsetzung einer markt­ fundamentalen Politik – einen stillen Putsch gegen die europäische Zivilgesellschaft. Die Bürger sollten vielmehr begreifen, dass unter den Räuberbanden der Gegenwart be­

stimmte Regierende in Europa und ihre Amigos in den internationalen Konzernen und der pa­ rasitären Finanzindustrie zu finden seien. Der Autor deckt auf, wer die Putschisten sind und was sie bezwecken. Er prangert die Machtgier und Rücksichtslosigkeit auf dem Rücken der Masse an, die in diesem Spinnennetz nur am Faden hängt. Und er beschreibt die mäch­ tige Elite aus Wirtschaft und Politik, der nur ausgewählte Personen angehören und deren Ziel die Durchsetzung langfristiger wirtschafts­ freundlicher Strategien und die Entmachtung des Staates ist. Mit besten Kontakten in die europäische Politik geht es den Strippenzie­ hern darum, eigene Privilegien zu sichern und Kontostände zu erhöhen – selbstverständlich auf Kosten derer, die keine Lobby in Politik und Gesellschaft haben. Diese Schattenspieler sind Vorstandsvorsitzende von multinationalen Konzernen, Banker und Medienvertreter. Ihr Auftrag: Die nationalen und internationalen politischen Entscheidungen zu lenken und zu unterstützen. Und das gelingt ihnen vortreff­ lich. Jürgen Roth nennt die Putschisten und ihre Helfershelfer beim Namen, er deckt auf, wie sie über das Schicksal Europas entschei­ den, und zeigt, warum sich die Bürger nicht länger belügen und täuschen lassen dürfen.

und präsentiert seine Gedanken mit 77 Schau­ bildern/Grafiken, die jeweils durch knappe Texte erläutert werden. Daniel Stelter, 13 Jahre Unter­ nehmensberater bei der Boston Consulting Group und Gründer des Diskussions­forums „Beyond the Obvious“, konzentriert sich auf unangreifbare Fakten, verzichtete auf Meinung und wirkt durch die Form der Präsentation be­ sonders kompetent und glaubwürdig. Natürlich ist das Thema komplex. Aber bei der Lektüre drängt sich die Metapher auf: Jedes Bild sagt mehr als 1000 Worte. Es liefert Fakten, die jeder leicht versteht. Dabei geht es um Milliar­ den und Billionen, ESM und OMT. Gigantische Summen und kryptische Kürzel verschleiern üblicherweise die Hintergründe und Zusam­ menhänge der Finanz-, Euro- und Schulden­ krise. Nach der Lektüre versteht aber jeder: Es geht ausschließlich um unser Geld! Mit diesem Büchlein können wir selbst beurteilen,

ob es richtig ist, wenn es plötzlich heißt: „Ein bisschen Inflation tut gar nicht weh.“ Oder ob ein Land für seine Nachbarn bürgen muss, wie das jetzt in der EU der Fall ist. Statt Politikern und Medien blind zu glauben, lohnt es sich, anhand der Abbildungen selber nachzudenken und sich eine eigene Meinung zu bilden. Dabei greift Daniel Stelter jedes brisante Thema auf. Auch das Pensionsalter. Denn die demogra­ fische Entwicklung mit einem prozentuell steigenden Anteil an Pensionisten hemmt das Wachstum. Weniger Menschen im Arbeitspro­ zess bedeuten weniger BIP. Deshalb stagniert die japanische Wirtschaft seit Jahren: Das BIP pro Kopf steigt zwar, aber die Anzahl der Köpfe sinkt. „So schnell wie hier kann man sich die erschreckenden Fakten zur Lage unserer Finanzen sonst nicht vor Augen führen“, lobte sogar Hans-Werner Sinn, Präsident des deut­ schen ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.

creditS: beigestellt

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