Eurokrise: ein bericht der EZB warnt vor neuen euro-beitritten
Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte
4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 09 | 2015 ° 3,60 Euro
Die Bedrohung aus China
Was die Verlangsamung des Wachstums bedeutet. Wie groß die Gefahr für die Weltwirtschaft ist. Droht am Ende ein globaler Crash? ° Lobbying-affäre
° Bargeld-Verbot
° Krebs-Therapie
Mit einer heimlichen Ausnahmegenehmigung der EU-Kommission wechselte der frühere Handelskommissar Karel De Gucht die Seiten. Eine schräge Optik.
Die Verwendung von Bargeld soll bald der Vergangenheit angehören. Ein zweifelhafter Plan, um Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit zu unterbinden.
Aggressiven Tumorzellen wird der Kampf angesagt. Neue Behandlungsmethoden revolutionieren die Therapie. Auch für Investoren eröffnen sich große Chancen.
Was erwarten Sie von einem europäischen Aktienfonds?
Erfahrung
Stetigkeit
Stabilität
24
1.
83
Jahre
Quartil
Jahre
durschnittliche Erfahrung der Portfoliomanager des Fonds
Ăźber 1, 3, 5 und |,CJTG
Asset-ManagementErfahrung der Capital Group
Capital Group European Growth & Income Fund (LUX)š 1 Jahr bis 30. Jun., % Fonds Index
2011
2012
2013
2014
2015
13,3 14,9
-0,1 -4,6
24,8 16,0
22,6 22,7
22,2 13,5
Ergebnisse des Capital Group European Growth and Income (LUX) nach Abzug von GebĂźhren, Z-Anteile in Euro, Stand ,WPK 3WGNNG /QTPKPIUVCT &KTGEV 8GTICPIGPJGKVUGTIGDPKUUG UKPF MGKP *KPYGKU CWH \WMĂ˜PHVKIG 'TIGDPKUUG 9GTV WPF 'TVTCI XQP #PNCIGP MĂ’PPGP UEJYCPMGP UQ FCUU #PNGIGT KJT KPXGUVKGTVGU -CRKVCN OĂ’INKEJGTYGKUG PKEJV \WTĂ˜EMGTJCNVGP #WĆƒGIWPI FGT #PVGKNUMNCUUG FGU (QPFU CO #RTKN &CXQT GT\KGNVG 'TIGDPKUUG DG\KGJGP UKEJ CWH FKG Ă€NVGTGP #PVGKNUMNCUUGP WPF UKPF DGK $GFCTH DGTGKPKIV WO FKG 8GTYCNVWPIUIGDĂ˜JT FGT GORHCPIGPFGP #PVGKNUMNCUUG CWH\W\GKIGP +PFGZ KUV FGT /5%+ 'WTQRG +PFGZ OKV 9KGFGTCPNCIG FGT 0GVVQFKXKFGPFGP WPF FKGPV NGFKINKEJ CNU *KPYGKU
Mehr unter thecapitalgroup.com/emea
ISIN: LU0817813032
NUR FĂ&#x153;R PROFESSIONELLE INVESTOREN 1.Bis September 2014 Capital International European Growth and Income. Quelle und Copyright: Citywire. Der Fonds hat fĂźr den europäischen Aktiensektor im Berichtszeitraum das Rating â&#x20AC;&#x17E;Silberâ&#x20AC;&#x153; von Citywire erhalten 31. Dezember 2007 - 31. Dezember 2014. Morningstar-Kategorie: Europäische Large-Cap-Aktien (Mischung) Quelle und Urheberrecht: Morningstar. Weitere Informationen zur Bestimmung der Morningstar-Ratings erhalten Sie unter www.morningstar.com. Dieses von der Capital International Management Company SĂ rl (CIMC), 37A Avenue J.F. Kennedy, L-1855 Luxembourg, herausgegebene Dokument dient nur der Information. CIMC wird von der Commission de Surveillance du Secteur Financier (CSSF, der Luxemburger Finanzmarktaufsicht) reguliert. CIMC managt diese(n) Fond(s) als Teilfonds des Capital International Fund (CIF). Er ist als Investmentgesellschaft mit variablem Kapital (SICAV) nach Luxemburger Recht aufgelegt und von der CSSF als UCITS zugelassen. Alle Angaben entsprechen dem 5VCPF \WO &G\GODGT HCNNU PKEJV CPFGTU CPIGIGDGP WPF WPVGTNKGIGP OĂ&#x2019;INKEJGTYGKUG  PFGTWPIGP 'KPG XQNNUVĂ&#x20AC;PFKIG ¸DGTUKEJV Ă&#x2DC;DGT FKG <CJNUVGNNGP WPF &KUVTKDWVGWTG Ć&#x201A;PFGP 5KG CWH FGT genannten Webseite. Dieser Fonds ist mĂśglicherweise nur fĂźr eine langfristige Anlage geeignet. Risikofaktoren, die vor einer Anlage zu beachten sind: r 9GPP +JTG #PNCIGYĂ&#x20AC;JTWPI IGIGPĂ&#x2DC;DGT FGT 9Ă&#x20AC;JTWPI CWHYGTVGV KP FGT FKG #PNCIGP FGU (QPFU FGPQOKPKGTV UKPF XGTNKGTV +JTG #PNCIG CP 9GTV r &GT 8GTMCWHURTQURGMV WPF FKG 9GUGPVNKEJGP #PNGIGTKPHQTOCVKQPGP -++& PGPPGP \WUĂ&#x20AC;V\NKEJG 4KUKMGP ,G PCEJ (QPFU MĂ&#x2019;PPGP FC\W CWEJ FKG 4KUKMGP XQP #PNCIGP KP 'OGTIKPI /CTMGVU WPF QFGT High-Yield-Anleihen zählen. Weitere wichtige Informationen: Angeboten wird der Fonds ausschliesslich im Verkaufsprospekt, zusammen mit den Wesentlichen Anlegerinformationen (KIID). Diese Dokumente enthalten zusammen mit der Unternehmenssatzung, dem aktuellen Rechenschaftsbericht, dem Halbjahresbericht und anderen nach dem Recht Ihres Landes ggf. erforderlichen Dokumenten umfassendere +PHQTOCVKQPGP Ă&#x2DC;DGT FGP FKG (QPF U CWEJ Ă&#x2DC;DGT 4KUKMGP )GDĂ&#x2DC;JTGP WPF -QUVGP WPF UQNNVGP XQT GKPGT #PNCIG UQTIHĂ&#x20AC;NVKI IGNGUGP YGTFGP &KG &QMWOGPVG WPF CPFGTG HQPFUTGNGXCPVG +PHQTOCVKQPGP werden aber nicht an Personen in Ländern ausgegeben, in denen dies rechtswidrig wäre oder gegen aufsichtsrechtliche Vorschriften verstiesse. Sie erhalten die Dokumente online unter YYY VJGECRKVCNITQWR EQO GOGC YQ 5KG CWEJ FKG CMVWGNNGP (QPFURTGKUG Ć&#x201A;PFGP &KG UVGWGTNKEJG $GJCPFNWPI JĂ&#x20AC;PIV XQP +JTGT RGTUĂ&#x2019;PNKEJGP 5KVWCVKQP CD WPF MCPP UKEJ KP <WMWPHV Ă&#x20AC;PFGTP #PNGIGT sollten daher eigenen steuerlichen Rat einholen. Diese Informationen sind kein Angebot und keine Aufforderung zum Kauf oder zum Verkauf von Wertpapieren oder zur Inanspruchnahme von Investmentleistungen. Š 2015 Capital Group. Alle Rechte vorbehalten.
° editorial 09/2015 Weitreichend D
ie dominierenden Themen an den Börsen sind die Schwächezeichen in der chinesischen Industrie und die zu erwartende Zinserhöhung in den USA. In Bezug auf China lesen Sie im Artikel auf Seite 32 unsere Analyse. Vorweggenommen: Es ist nicht so schwarz zu sehen, wie es derzeit von vielen Medien dargestellt wird. Unseres Erachtens handelt es sich um Wachstumsschmerzen bei der Wandlung einer stark exportorientierten Nation hin zur stärkeren Ausrichtung auf die Binnenwirtschaft. Die geplante Zinsanhebung in den USA ist viel diffiziler zu sehen. Mit Argusaugen beobachtet die Federal Reserve (Fed) Wirtschaftszahlen, Arbeitsmarkt und Inflation, um den richtigen Zeitpunkt für eine erste Anhebung der Leitzinsen zu finden. Obwohl es das oberste Ziel der Fed ist, die USA in das Fahrwasser einer stabilen Prosperität zu bringen, sind die Auswirkungen der US-Geldpolitik über den Dollar als Leitwährung weltweit zu spüren – und wirken wieder zurück auf die USA.
Mario Franzin Chefredakteur GELD-Magazin
Bereits das Auslaufen des dritten Quantitative Easing-Programms im Herbst 2014 verursachte innerhalb knapp eines Jahres einen Dollar-Anstieg von rund 30 Prozent (!) – und das zu wichtigen Währungen wie Euro und Yen. In diesen beiden Währungsblöcken agieren die Zentralbanken noch konträr zur Fed mit Zinsen von anhaltend null Prozent und großzügigen Geldmengenausweitungen. Einen weiteren Dollar-Anstieg, der durch eine Zinsanhebung induziert würde, können die USA aber nicht gebrauchen. Auch China, das seine Währung stark am Dollar orientiert, begann die Auswirkungen des schwachen Euro und Yen schmerzlich zu spüren und zog mit einer Währungsabwertung die Bremse. Ein Nebenschauplatz der globalen Wirtschafts- und Währungsentwicklungen sind die niedrigen Notierungen der meisten Rohstoffe, die vielen Anlegern Rätsel aufgeben (siehe dazu die Artikel auf Seite 66 und Seite 68). Während Rohstoffexporteure damit unter Druck kommen, wirken die relativ tiefen Preise wie ein globales Konjunkturprogramm. Aus Sicht der Industrienationen eigentlich ein Segen – vor allem für die Konsumenten.
° Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH ° Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, office@geld-magazin.at ° Herausgeber Dr. Wolfgang Freisleben ° GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic ° Chefredakteur Mario Franzin ° Redaktion Mario Franzin (mf), Dr. Wolfgang Freisleben (wf), Mag. Harald Kolerus (hk), Wolfgang Regner (wr) ° GrafiK Noura El-Kordy ° Bilder Shutterstock ° CoverFOTO Shutterstock ° Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct ° Verlagsleitung Snezana Jovic ° Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller ° Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 ° Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-33 • abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.
24 Dunkle Geschäfte
36 Krebs-Killer
Brennpunkt
geldanlage
06° PANORAMA. Land des Monats: Singapur
30° PANORAMA. Indien: Profitable Geschäfte +
08° hypo alpe adria. Undurchsichtige Provi
32° China-Krise. Das Reich der Mitte auf der Suche
10° kommentar des herausgebers. Wolfgang
36° Die Krebs-Killer. Neue Therapieansätze schaf
sionen in Milliardenhöhe sind geflossen – auch heute fällt noch ein diskreter Geldregen.
Freisleben über das Totalversagen der EZB-Geldpolitik.
12° EU & Strukturkrise. Jetzt warnt sogar die EZB
Kursmassaker in China: Gesundheitsbranche hält sich gut + ETF-Innovation: Neues Produkt auf Emerging Markets-Staatsanleihen.
nach der eigenen Mitte: Börsenabsturz und schwache Konjunktur gefährden die gesamte Weltwirtschaft.
fen Hoffnung für Patienten – Investoren können von innovativen Biotech-Unternehmen profitieren.
weitere EU-Länder vor einem Beitritt zum Euro! Die Turbulenzen rund um die europäische Einheitswäh rung gehen in die nächste Runde.
40° interview thomas hartauer. Der Vorstand
18° EU & Lobbyismus. Ex-Handelskommissar Karel
einen Richtungswechsel und setzen immer stärker auf aktives Management.
De Gucht hat die Seiten gewechselt und betreibt jetzt in Brüssel konzernfreundliche Politik.
22° Finance Watch. RBS-Verkauf: Hedgefonds
naschen mit + Deutsche Bank: US-Finanz ermittelt + Investmentbank Citi: Comeback des Aktienhandels.
22° dunkle seite der börse. In sogenannten
Dark Pools werden massenhaft Aktien gehandelt – es fehlen Kontrolle und Transparenz.
der Lacuna über den Boom am Healthcare-Sektor.
42° exchange traded funds. ETFs vollziehen
Aktien 48° Panorama. Schwerer Vorwurf: Nestlé in
S klaverei verwickelt? + Bundesanleihen: Österreichische Papiere jetzt leichter handelbar.
50° Weltbörsen. USA: Warten auf die Zins
BANKING
erhöhung + Europa: In Deutschland spielt die Musik + Japan: Kursverlust und Konjunkturschwäche + Brasilien: Willkommen im Bärenmarkt.
26° PANORAMA. Tourismus: Hoteliers stecken in
52° anlagetipps. Cisco: Hohe Dividende lockt +
28° bargeldverbot. Sind Scheine und Münzen
54° börse wien. Der ATX im Stahlgewitter der
der Kreditklemme + Markenkampf: Chinesen kopieren Goldman Sachs.
ein Auslaufmodell?
4 ° GELD-MAGAZIN – September 2015
Medtronic: Medizintechnik hat immer Saison + Gerres heimer: Gut verpackt + Infrastruktur-ETF: Sehr mobil.
internationalen Börsenkorrektur.
CrediTS: Shutterstock
schreibt Erfolgsgeschichte weiter + Tatort Ruhestand: Polizisten gehen besonders früh in Pension + Rauch gebot: Nikotinsüchtige füllen das Staatsbudget.
° Inhalt 09 / 2015 56° börse deutschland. Der DAX wird weiter heftigen Schwankungen ausgesetzt bleiben.
58° auto-aktien. Mit wenigen Ausnahmen befin den sich die europäischen Autobauer auf Talfahrt.
62° bank-aktien. Titel aus der Finanzbranche
haben stark unter der Wirtschaftskrise gelitten – viele Analysten halten sie jetzt für günstig bewertet.
Alternative Investments 64° PANORAMA.
Investmentlegende und Philanthrop: George Soros wird 85 + Kunstmarkt: Auktionen setzen über acht Milliarden Dollar um.
66° rohstoff-radar. Erdöl: Entspannung durch
Versicherung & vorsorge 74° panorama. Land des Monats: Slowenien
als Schuldnerparadies? + Österreich: Krankenkassen erwarten ein Minus von 130 Millionen Euro + Forum Alpbach: Armut macht krank.
75° FLv-Listing. Der monatliche Überblick über die fondsgebundenen Lebensversicherungen.
76° Pensionsvorsorge. Die Möglichkeit der freiwilligen Höherversicherung innerhalb des staat lichen Umlagesystems wird oft übersehen.
78° Fondsgebunden. Bei der FLV sollte man
unbedingt auf die Kosten achten – und „ungezillmerte“ Tarife bevorzugen.
Iran-Atomgespräche + Gold: Das Edelmetall bleibt volatil + Kaffee: China kommt auf den Geschmack.
service
68° Commodity-aktien. Der China-Blues lässt
81° buchtipps. Ex-Finanzminister Yanis Varoufa
die Rohstoffnachfrage fallen – einige Energie-Unterneh men, Minenbetreiber & Co. erscheinen aber attraktiv.
72° crowd funding. Alternative Finanzierungs plattformen boomen – doch Vorsicht: Der Totalverlust des eingesetzten Kapitals ist möglich.
kis: Lösung der Eurokrise + Mark Leibovich: Politzirkus Washington – wer regiert eigentlich die Welt? + Joris Luyendijk: Unter Bankern.
82° wissen: Squeeze out. Wie Aktionäre von der Börse gedrängt werden können.
trivium Immobilienanleihe >ĂŶŐĨƌŝƐƟ Ő ʹ ƵǀĞƌůćƐƐůŝĐŚ ʹ ƌƚƌĂŐƌĞŝĐŚ ŝŶ ŬŽŶƐĞƌǀĂƟ ǀĞƐ /ŶǀĞƐƚŵĞŶƚ ŵŝƚ ƐƚĂďŝůĞŵ ƌƚƌĂŐ ƵŶĚ ĞƐŝĐŚĞƌƵŶŐ ĚƵƌĐŚ /ŵŵŽďŝůŝĞŶ ʹ ϰй sĞƌnjŝŶƐƵŶŐ ʹ DŝŶĚĞƐƟ ŶǀĞƐƚŵĞŶƚ hZ ϭ͘ϬϬϬ ʹ tĞƌƚƉĂƉŝĞƌŬĞŶŶƵŵŵĞƌ͗ ϭ ϭϰt ʹ /^/E͗ ϬϬϬ ϭ ϭϰtϬ tŝƌ ĨƌĞƵĞŶ ƵŶƐ ƺďĞƌ /ŚƌĞ <ŽŶƚĂŬƚĂƵĨŶĂŚŵĞ͗ dĞů͘ нϰϯ ;ϬͿ ϭ ϱϮϮ ϰϬ ϬϯͲϬ ŐĞƌŚĂƌĚ͘ŵŝƩ ĞůďĂĐŚΛƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ ǁǁǁ͘ƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ
September 2015 – GELD-MAGAZIN ° 5
BRENNPUNKTPanorama SINGAPUR
Land des Monats
eCKDAteN
HaPPY BirTHdaY. Kürzlich feierte der Stadt-
staat Singapur seinen 50. Geburtstag. Die einstige britische Kronkolonie, die von 1963 bis 1965 zu Malaysia gehörte, erlangte am 9. August 1965 ihre bis heute währende Unabhängigkeit. Mittlerweile gehört der einst bitterarme Inselstaat zu den wohlhabendsten Ländern der Welt. Der Wohlstand Singapurs gründet auf den traditionell wirtschaftsfreundlichen Gesetzen sowie seinem Ruf als attrak-
tiver Finanzplatz und ist nicht zuletzt auch den erfolgreichen Staatsfonds des Landes geschuldet. Nicht verschwiegen werden darf jedoch, dass die Einwohner Singapurs ihren Reichtum auch mit der teils rigiden Einschränkung ihrer persönlichen Freiheiten erkaufen mussten. Die seit 1965 ununterbrochen regierende PAP-Partei setzt seit jeher auf strenge Regeln und drakonische Strafen, die auch Ausländer schon oft zu spüren bekamen.
Staatsform Republik Hauptstadt Singapur Amtssprache Chinesisch, Englisch, Malaiisch, Tamil Staatsoberhaupt Tony Tan Keng Yam Regierungschef Lee Hsien Loong Fläche 718 km2 Einwohner etwa 5,47 Millionen Bevölkerungsdichte rund 7.600 pro km2 Währung Singapur Dollar BIP (2014) 232 Milliarden Euro Kfz-Kennzeichen SGP Internet-TLD .sg Internat. Telefonvorwahl +65 Unabhängig seit 1965 Nationalfeiertag 9. August Verwaltungsgliederung 5 CDC-Distrikte Höchste Erhebung Triglav (2.864 m)
StArKe WOrte ´´
Wifo-Chef Karl Aiginger
„Der Staat und seine Bediensteten sind Schmarotzer!“
„Zentralismus
ist nicht die richtige Antwort.“
ist davon überzeugt, dass bis zu 70.000
Der streitbare Ökonom
Asylsuchende in die
und selbsternannte
heimische Wirtschaft
„Anarchokapitalist“ Hans-
und den Arbeitsmarkt
Hermann Hoppe ließ im
integriert werden können.
Rahmen der Alpbacher Rechtsgespräche mit
Günther Platter fordert
sellschaften in ganz Europa eine große Chance
dieser besonders kontro-
im Gespräch mit der APA
darstellen.
6
Tirols Landeshauptmann
Die Zuwanderer würden für die alternden Ge-
° GeLD-mAGAZIN – September 2015
versiellen Meinung aufhorchen.
allen Ernstes mehr Föderalismus ein.
CREDITS: beigestellt/Archiv, www.bmi.gv.at, Shutterstock
„Das ist durchaus möglich!“
Zahlenspiel
98
36,4
Jahr 2003 steigt das Pensionsantrittsalter im öffentlichen Dienst
logie. Raucher würden zwar Mehrkosten für das Gesundheitssystem bedeuten,
nämlich stetig an und liegt mittlerweile bei 60,9 Jahren, also sogar
diese jedoch durch ihr durchschnittlich um fünf Jahre früheres Ableben wie-
1,3 Jahre über jenem der unselbstständig Beschäftigten. Die unrühm-
der mehr als „wettmachen“. Für ihre Studienzwecke ließen Professor Berthold
liche Ausnahme innerhalb der Beamtenschaft bildet jedoch der Exe-
Wigger und sein Mitarbeiter Florian Steidl die reale deutsche Gesellschaft aus
kutivdienst. Während das Antrittsalter in allen anderen Teilbereichen
dem Jahr 2011 – in dieser rauchten 30 Prozent der Männer und 21 Prozent
des öffentlichen Dienstes in der jüngeren Vergangenheit gestiegen
der Frauen – und eine theoretische, ausschließlich aus Nichtrauchern beste-
ist, ist selbiges bei Polizisten und Justizwachebeamten im Fallen be-
hende Gesellschaft in einer Modellrechnung gegeneinander antreten. Das
griffen und liegt bei 58 Jahren. Stolze 98 Prozent der Beamten im
Ergebnis war eindeutig: Die „Nichtraucher-Gesellschaft“ war um rund 36,4
Exekutivdienst gehen vor ihrem 65. Lebensjahr in Ruhestand.
Milliarden teurer für die Allgemeinheit, als ihr reales Pendant.
Tatort Ruhestand. Frühpensionierungen seien besonders in der Beamtenschaft weit verbreitet, heißt es an
so manchem Stammtisch. Weit gefehlt. Seit der Pensionsreform im
Rauchen ist gesund... für den Staatshaushalt. Das besagt zumindest eine kürzlich veröffentlichte Studie aus
der Feder zweier deutscher Wissenschaftler vom Karlsruher Institut für Techno-
Hilferuf des Mezzogiorno.
Dass der Süden Italiens große wirtschaftliche Schwierigkeiten hat und dem Norden des Landes um Längen hinterherhinkt,ist auch diesseits des Brenners bekannt.Die Zahlen, die das italienische Wirtschaftsforschungsinstitut Svimez kürzlich vorgelegt hat, attestieren dem Mezzogiorno jedoch noch weit katastrophalere ökonomische Zustände als bisher landläufig angenommen. So schrumpft die Wirtschaft der Region seit sage und schreibe sieben Jahren kontinuierlich. Von 2000 bis 2014 betrug das Wirtschaftswachstum Süditaliens insgesamt lediglich 13 Prozent, was in etwa nur der Hälfte des Wachstums Griechenlands im selben Zeitraum entspricht. Die Beschäftigung in der Region liegt aktuell etwa auf dem Niveau des Jahres 1977. Damit nicht genug, lebt ein Drittel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze und die Jugendarbeitslosigkeit liegt in Süditalien bei über 50 Prozent. Matteo Renzi zeigte sich angesichts dieser Zahlen naturgemäß beunruhigt, leistete sich jedoch einen politischen Schnitzer. Mit Jammern sei dem Süden nicht geholfen, stattdessen müsste man schnellstmöglich „die Ärmel hochkrempeln“, ließ der Ministerpräsident ausrichten. Eine Woge der Empörung war die Folge. Der bekannte Journalist und Schriftsteller Roberto Saviano veröffentlichte etwa einen offenen Brief in der Zeitung La Repubblica, in dem er Renzi zu Recht vorwarf, am beschleunigten Abschwung des Südens Mitschuld zu tragen. Mittlerweile würde nicht nur die arbeitsfähige Bevölkerung den Süden in Scharen verlassen, sondern sogar die Mafia: „Nicht einmal mehr Blutgeld ist im Süden im Umlauf.“
Bevölkerung – vs. – politik
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September 2015 – GELD-MAGAZIN ° 7
Brennpunkt ° Hypo Alpe Adria Bank
Fragwürdige Geldflüsse auch nach der Verstaatlichung
A
m 17. Juli 2015 kam eine eher bescheidene Meldung an die Öffentlichkeit: Die einstige Hypo Alpe Adria Bank International (HAA), die nunmehr als HETA Asset Resolution AG firmiert, meldete den endgültigen Verkauf ihrer Südosteuropa-Töchter an den US-Finanzinvestor Advent und die Entwicklungsbank EBRD. Die einstigen Filetstücke der Kärntner Skandalbank wurden um den geradezu lächerlichen Kaufpreis von 50 Millionen Euro verhökert. Dieser kann abhängig vom Jahresergebnis 2014 und 2015 um bis zu 150 Millionen Euro steigen, was noch immer nicht gerade lukrativ wäre. Wobei es auf die Definition in den Verträgen und darauf ankommt, ob die neuen Eigner eine Bilanz erstellen werden, die auch tatsächlich den maximalen Kaufpreis an die Österreicher fundiert. Von den 50 Millionen fließen natürlich fette Millionen-Honorare von der staatlichen HETA an ihre Berater. Und damit setzt sich der Geldfluss an eine erkleckliche Anzahl von Personen fort, die seit der rasenden internationalen Expansion der HAA höchst einträgliche Geschäfte machen. Bis zu 1,5 Milliarden Euro flossen über die Jahre nach Analyse des Sanierungs-Experten Manfred Moschner für Provisionen und Honorare aus den Kassen der HAA und somit letztlich der Steuerzahler an Berater, Vermittler und Provisionäre, die selber gar keine Kreditoder sonstigen Bankgeschäfte mit der HAA getätigt haben. Sie kassierten als diskrete und flexible Werkzeuge enorme Honorare seitens der HAA für die Vermittlung und Verteilung von Krediten und Projektfinan-
8 ° GELD-MAGAZIN – September 2015
zierungen bis hin zu Privatkrediten und Leasinggeschäften. Bei einfachen Finanzierungen waren dies bis zu drei Prozent der zugezählten Summe. Je „schwieriger“, also risikoreicher, die Aufgabe, umso fetter die Honorare. Ein Spezialfall für Honorare und Provisionen waren bei der HAA immer Immobilien- und Tourismusprojekte. Für deren Entwicklung wurden in der Regel umfangreiche Kredite aufgenommen. So wie zuvor schon für den Ankauf der Immobilie. Für deren weiteren Ausbau wurde das Kreditvolumen durch entsprechende Gestaltung der Projektkos ten künstlich aufgebläht. Da Entwicklungsund Beratungskosten nur bis zu einem bestimmten Prozentsatz an den Gesamtkosten glaubwürdig verrechnet werden konnten, ohne aufzufallen, wurde über Zulieferer ein Netzwerk an „Beratern“ dirigiert, deren Hauptaufgabe die Umleitung von Projektkosten war – kleine Gefälligkeiten inklusive. Je illegaler das Grundgeschäft, umso höher war der Anteil. In der Praxis flossen zwischen zehn und 20 Prozent nach Abzug allfälliger „Eigenkosten“ und vor allem eventueller Steuereffekte in die dunklen Kanäle. Berater kassieren auch nach der Verstaatlichung Die Geldflüsse versickerten auch nach der „Not-Verstaatlichung ohne Not“ Ende 2009 nicht, die die frühere OGH-Richterin Irmgard Griss mit ihrer gleichnamigen Kommission schonungslos als politischen Willkürakt der Regierung auf Kosten der Steuerzahler enttarnt hat.
Seither durfte die HAA/HETA – vielleicht auch das Finanzministerium – Berater-Günstlinge mit mehr als 300 weiteren Millionen Euro überschütten. Der frühere Finanzminister Michael Spindelegger ließ beispielsweis an den deutschen InvestmentBanker Dirk Notheis, den er als Berater ab Februar 2014 beigezogen hatte, eine „marktübliche Vergütung auf Grundlage eines „Manntagessatzes“ für Managing Directors von 5.000 Euro und für Executive Directors von 3.000 Euro auszahlen. Die Kosten seien immerhin mit 100.000 Euro pro Monat gedeckelt worden, berichtete Spindeleggers Nachfolger Hans-Jörg Schelling in einer parlamentarischen Anfrage beantwortung. Wie viel Geld insgesamt an Notheis geflossen ist, war dem ÖVP- Minister nicht zu entlocken. Er löste den Vertrag jedenfalls erst Ende Jänner 2015 auf. Wie viel und welche Berater das Finanzministerium um welchen Preis zusätzlich für den Verkauf der Unternehmensteile engagiert hat, wird wohl erst der Rechnungshof, vielleicht sogar der parlamentarische Untersuchungsausschuss aufklären. Finanzminister Schelling hüllt sich jedenfalls in diskretes Schweigen. Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) dürfte ähnlich gehandelt haben. Denn schließlich müssen die Spitzen dieser Institutionen nicht unbedingt mit Expertenwissen ge segnet sein – schon gar nicht mit ein schlägigem, nicht wahr? Zum Skandal mutieren die 300-Millionen-Honorare ab der Verstaatlichung, wenn man sie mit Beratungsleistungen am freien
credit: Shutterstock
Bei der Hypo Alpe Adria Bank flossen Honorare und Provisionen für Beratungs- und sonstige Leistungen abseits des Bankgeschäftes in Milliardenhöhe. Es waren durchaus krumme Geschäfte. Die Aufträge dafür wurden unter der Hand vergeben. Auch von der Regierung ist keine Ausschreibung bekannt. Wolfgang Freisleben
Hypo Alpe Adria Bank
Markt vergleicht. Experte Moschner führt den Vergleich anhand von Beispielen: 1. Wäre die HAA eine Bank ohne Probleme, so könnte für das Stammkapital in Höhe von zwei Milliarden Euro ein Verkaufspreis von etwa drei Milliarden Euro erzielt werden. Ein großzügig bemessenes Erfolgshonorar für den Verkaufsberater beliefe sich auf etwa 0,5 Prozent – also 15 Millionen. Die bisherigen Beratungskosten von 300 Millionen Euro liegen astronomisch höher und entsprechen somit dem 20-fachen Erfolgshonorar für einen optimalen Verkauf. 2. Die Vorbereitung für einen Verkauf würde im Normalfall etwa zwei bis drei Millionen Euro kosten. Für die gezahlten Honorare könnten also 100 gleichartige Fälle durchgeführt werden. 3. Um 300 Millionen Euro könnten also professionelle Berater den Aufbau von zwei bis drei neuen Banken begleiten. ein auFsichtsrat VOn ahnungslOsen und Wegschauern Mitverantwortlich für die „Vergabe mit der lockeren Hand“ war der Aufsichtsrat der HAA, der ein besonderes Kapitel österreichischer Wirtschaftsgeschichte repräsentiert: Als Ansammlung von Wegschauern, Ahnungslosen und Abnickern. Ihre Proto-
kolle lesen sich laut Manfred Moschner „wie Wirtschaftskabarett vom Feinsten und sollten in die Ausbildung unserer Wirtschafts-Jugend eingehen als Musterbeispiel, wie man es nicht macht“. Daran änderte sich auch mit der Verstaatlichung Ende 2009 nichts. Die nervenaufreibende Tätigkeit, mit der sich Aufsichts-, Bei- und sonstige Räte bei der HAA beschäftigten und Entscheidungen vor sich herschieben mussten, wurde nach 2009 sogar üppiger entlohnt als in den Jahren davor. Der Aufsichtsratspräsident und sein Stellvertreter erhielten jeweils kolportierte 0,5 Millionen p.a., auch „einfache“ Mitglieder sackten ein Salär jenseits der 100.000 Euro-Grenze ein. In Summe in vier Jahren somit Kosten von etwa sechs Millionen Euro. Fürs Wegschauen, wohlgemerkt. astrOnOMisch ÜBerhÖhte hOnOrare Waren selBstVerstÄndlich Zum Zug kam nach der Verstaatlichung auch ein anonym waltender ehemaliger Staatsanwalt als Generalbevollmächtigter, der die Seiten gewechselt hat. Für seine – bis heute nicht wahrnehmbaren – Dienste kassierte er für einen Teilzeitjob 1,245 Millionen pro Jahr, die sich in drei Jahren auf geschätzte 3,75 Millionen summiert haben dürften. Zwangsweise eingehoben von den österreichischen Steuerzahlern.
° Brennpunkt
Dass die astronomisch überhöhten Honorare bei der HAA seit jeher gezahlt wurden setzte voraus, dass die Beratungsleistungen nicht am freien Markt und somit zu marktüblichen Konditionen ausgeschrieben wurden. Diese Verpflichtung negierten die ÖVPFinanzminister Fekter, Spindelegger und Schelling und ihre Mitarbeiter ebenfalls. Hoch qualifizierte Berater, die der HAA ihre Leistungen im Verlauf der letzten Jahre angeboten haben, berichteten, dass von ihnen enorme Vorleistungen verlangt wurden, obwohl im Nachhinein klar ersichtlich war, dass eine Beauftragung niemals ernsthaft in Betracht gezogen wurde. In dieses anstößige Sittenbild passt die Aussage eines Insiders: „Es ist unfassbar, wie Honorare ins Ausland verbracht werden. Das Prinzip ist immer dasselbe: Junge österreichische Uni-Absolventen jetten zwischen Frankfurt, Klagenfurt und Wien. Dabei vollbringen sie meist einfache Routine- und Standardtätigkeiten von hohem repetitiven Charakter. Verrechnet werden diese über ausländische Beratungsunternehmen zu exorbitant hohen Sätzen.“ Für die überhöhten Honorare mussten die Begünstigten natürlich Gegenleistungen erbringen – mitunter durchaus kriminelle: So mussten z. B. Teile des „Mehrerlöses“ weitergereicht werden – durch Beschäftigung von Sub-Beratern oder für „wohltätige Zwecke“. Ob dies auch für die Hypo-Berater der letzten Jahre gilt, sollte eigentlich der parlamentarische U-Ausschuss klären. Auf jeden Fall muss der Berater seinem Auftraggeber zu Willen sein, wenn es gilt, diesem genehme Aussagen als „Expertenmeinung“ zu untermauern. Nur so ist es zu verstehen, dass gerade im Zusammenhang mit der HAA zahlreiche „Experten“ aufgeboten wurden, die mit Bankensanierung oder Insolvenzrecht noch nie zu tun in Berührung kamen und meist nicht einmal die Bilanzen der HAA gelesen hatten. SEptEMbEr 2015 – GELD-MAGAZIN °
9
BRENNPUNKT ° Kommentar
Totalversagen der EZB-Geldpolitik Seit sieben Jahren gaukelt EZB-Chef Mario Draghi vor, mit seiner Geldpolitik die Konjunktur in der Eurozone stützen zu können. Doch er hat alle Ziele verfehlt. Das Inflationsziel von zwei Prozent ist in weiter Ferne. Die Arbeitslosigkeit steigt ebenso wie die Staatsschulden.
ario Draghi hat Erfolge. Aber nur aus Sicht der Finanz- und Börsenwelt. Mit seiner Versicherung, weiterhin Milliarden in die Märkte zu pumpen, hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) den DAX zumindest am 3. September wieder aus seiner Tristesse gerissen und nach oben schnellen lassen. Für die Realwirtschaft bleiben die Erfolge indes aus. Denn bisher hat die lockere Geldpolitik weder die Inflationsrate auf die gewünschten zwei Prozent getrieben, noch als nachhaltiger Stimulans für das Wirtschaftswachstum die Erwartungen erfüllt. Und das im siebenten Jahr der Krise! Draghi hat daher mit Nachdruck bekräftigt, das monatliche Anleihenkaufprogramm von 60 Milliarden voll auszuschöpfen. Der Plan läuft bis Ende September 2016 oder noch darüber hinaus, wenn es nötig ist. Und zwar so lange, bis sich die Inflation nachhaltig in Richtung zwei Prozent bewege. Die expansive Geldpolitik wird noch durch die Entscheidung unterstrichen, das Limit für Anleihenkäufe anzuheben. Künftig genehmigt sich die EZB, bis zu 33 Prozent statt wie bisher 25 Prozent einer einzelnen Anleihe aufzukaufen. Das hat ein Strohfeuer an den Börsen bewirkt. Denn so fließt noch mehr frisch gedrucktes Geld zu den Banken und damit in die Finanzwirtschaft. Die Realwirtschaft bleibt hingegen am Geldtropf der Banken hängen. Mario Draghi gaukelt der Öffentlichkeit also eine Schimäre vor. Wenn die EZB den Prozess ihrer Geldschöpfung in Gang setzt, Milliarden mit der Computertastatur aus dem Nichts erzeugt und damit den Geschäftsbanken Staatsanleihen abkauft, wird dies kaum die Konjunktur anschieben. Denn
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was die Banken damit machen, entzieht sich dem Einfluss der EZB. Sie können das Geld gegen minimale Zinsen, aber ohne Risiko, bei der EZB einlegen. Oder sie können Kredite an Unternehmen für Investitionen und Haushalte für Konsumzwecke vergeben, was sie zuletzt eher vernachlässigt haben. Denn die Zentralbanken von 60 Ländern haben durch ihre gemeinsame übergeordnete Bank, die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) im schweizerischen Basel, ab 2013 mit dem Reglement Basel III eine Erhöhung des Eigenkapitals der Banken verfügt. Und zwar in einer derartigen Höhe und kurzen Zeit, dass viele Banken diese Bedingungen weder durch die Einbehaltung entsprechender Gewinne, die sie in der Wirtschaftskrise gar nicht erwirtschaften konnten, noch durch Eigenkapitalzuführung von Seiten ihrer Aktionäre erfüllen konnten. Damit hatten sie gar keine andere Wahl, als eben die andere Seite der Bilanz, nämlich die Aktivseite, auf der das Kreditgeschäft verbucht wird, entsprechend zu kürzen, um das geforderte Verhältnis auf beiden Seiten der Bilanz herzustellen. Nachdem dies in den Industriestaaten gleichzeitig geschehen ist, wurde die Konjunktur abgewürgt. Denn ohne Kreditwachstum gibt es kein Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig waren die EU-Staaten angehalten, die überbordenden Staatsschulden in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) – gemäß den Maastricht-Regeln 60 Prozent – durch entsprechende Sparprogramme in den öffentlichen Haushalten zu reduzieren. Die Austeritäts-Programme wurden aber nicht in der Form praktiziert, dass in der Administration kräftig gespart, die Produktivität im öffentlichen Sektor entsprechend
„Mario Draghi gaukelt der Öffentlichkeit die Schimäre vor, mit der Geldflut die Konjunktur anzuschieben.” Wolfgang Freisleben, Herausgeber
erhöht und kräftige Strukturänderungen, wie die Erhöhung des Pensionsalters in den Sozialsystemen, vorgenommen worden wären. Stattdessen wurde am falschen Platz gespart – nämlich bei Investitionsausgaben, die Impulse für die Wirtschaft gebracht hätten. Das Ergebnis dieser verheerenden und nicht aufeinander abgestimmten Mixtur von Eingriffen in das Wirtschaftsgefüge erzeugte eine Bremsspur quer durch Europa in Form von steigender Arbeitslosigkeit, ständiger Deflationsgefahr, sinkenden Konsumausgaben, Zurückhaltung der Unternehmen bei Investitionen und weiter steigenden Staatsschulden. Einen positiven Effekt hat das AnleihenKaufprogramm der EZB auf jeden Fall. Denn es handelt sich dabei um eine – wenngleich indirekt über die Banken laufende – Staatsfinanzierung. Die EZB hat damit jene Rolle übernommen, die den nationalen Zentralbanken durch die EU-Verträge untersagt wurde. Besondere Beachtung verdient in diesem Zusammenhang, dass jene Länder mit eigener Währungshoheit und geldschöpfenden Zentralbanken wie Norwegen, Schweden, Schweiz, Tschechien, Rumänien, Bulgarien oder auch China kein Schuldenproblem haben.
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Brennpunkt ° Euro-Krise
Schlechte Noten für den Euro
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ie europäische Gemeinschaftswährung steckt in vielerlei Hinsicht in Turbulenzen. Das zeigt sich an den unbarmherzigen Gradmessern der Devisenmärkte. Gegenüber der chinesischen Währung ist der Euro binnen einem Jahr auch nach der jüngsten Abwertung des Renminbi/Yuan um mehr als 13 Prozent eingebrochen. Gegenüber dem US-Dollar um mehr als 16 Prozent. Der Euro ist also zur Weichwährung verkommen. Das macht Urlaube jenseits der Euro-Grenzen und Importprodukte teurer. Doch das ist nur das geringste Problem. Zumal die latente Abwertung den Export aus der Eurozone fördert und hilft, die Gespenster der Deflation zu verjagen, um die sich die Europäische Zentralbank (EZB) so große Sorgen macht. Dass tatsächlich hinter der lockeren Geldpolitik die Erkenntnis eines veritablen Schuldenproblems der Euro-Staaten steckt, wird natürlich nicht pointiert ausgesprochen. Griechenland ist nur die Spitze des Eisberges, auf den der Euro die meisten Länder hinführt. Denn es wurden entscheidende Fehler bei dem Versuch gemacht, eine drohende Spaltung der Europäischen Währungsunion und der Europäischen Union (EU) insgesamt von vornherein durch kluge und vorausschauende wirtschaftspolitische Maßnahmen abzuwehren. Bestätigt hat dies jüngst die Europäische Zentralbank (EZB) selbst, als sie eine ver bale Bombe zündete und in einer Studie, die im „Economic Bulletin“ 5/2015 publiziert wurde, weitere Interessenten von einem Beitritt zur Währungsunion warnte. Dies gelte insbesondere für EU-Mitglieder, die den Abstand zur wirtschaftlichen Speer spitze der Union verkleinern wollen.
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Gründungsmitglieder drifteten auseinander Um zu diesen Erkenntnissen zu kommen, haben die EZB-Experten die Performance der ursprünglichen zwölf Mitglieder der Währungsunion wie die Entwicklung des BIP pro Kopf im Zeitraum 1999 bis 2014 verglichen und analysiert, dass seit der Einführung des Euro die Konvergenz zwischen den Mitgliedstaaten, also die Angleichung der ökonomischen Entwicklung wie Wachstum, Niveau der Volkswirtschaften, Wettbewerbsfähigkeit, Einkommen der Bevölkerung etc., de facto zum Erliegen gekommen ist bzw. sogar den Rückwärtsgang eingelegt hat. Die Wohlstandskluft hat sich vergrößert. So ist beispielsweise Italien, immerhin die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, seit der Einführung des Euro praktisch nicht mehr vom Fleck gekommen. „Italiens Wirtschaftswachstum lag die meis te Zeit unter dem Durchschnitt der Euro zone“, heißt es in dem Bericht. Begründet wird diese Entwicklung mit mangelhafter Effizienz der italienischen Wirtschaft: Kapital und Arbeitskraft wurden in Italien – so wie in Spanien – nicht so Gewinnbringend eingesetzt wie anderswo in der Eurozone, und diese Schwäche betraf nicht nur Dienstleistungen und Bausektor, sondern auch die Warenproduktion und somit den Export. Neben Italien haben auch die Euro-Pioniere Spanien und Portugal nicht aufgeholt. Im krisengeschüttelten Griechenland hat sich der Abstand zur Avantgarde der Eurozone in den vergangenen 15 Jahren sogar noch vergrößert – ein Trend, der nicht ausschließlich auf die katastrophale Entwicklung in den vergangenen Jahren zurückzuführen ist.
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Ein Bericht der EZB warnt weitere EU-Länder davor, der Eurozone beizutreten. Denn die Gemeinschafts währung habe die ökonomische Kluft zwischen den bisherigen Mitgliedsländern nicht verringert, sondern einzementiert. Die Ratingagentur S&P droht mit einer Abstufung. Wolfgang Freisleben
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Euro-Krise Brennpunkt
Die EZB legte damit die Schwäche der Gemeinschaftswährung offen: Es wurden Volkswirtschaften in eine Währung gezwungen, die nicht zusammenpassen, weil sie zu unterschiedliche Entwicklungen hatten und haben. Durch die Einheitswährung wurde der Rückstand ihrer Wettbewerbs fähigkeit gleichsam einzementiert. All die Krisenerscheinungen, die vor allem die Eurozone seit nunmehr sechs Jahren erlebt, haben somit zur Enthüllung struktureller Defizite des europäischen Integrationsprozesses beigetragen. Diese waren aber von vornherein absehbar. Versuche mit fixen Wechselkursen scheiterten seit 1973 Den ersten Schritt in Richtung Einheitswährung hatten Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande mit der „Währungsschlange“ schon ab März 1973 versucht. Diese war durch eine Zone flexibler Währungskurse charakterisiert, die sich zueinander wie Schlangen nur in einer Marge von 2,25 Prozent auf oder ab um die vereinbarten Leitkurse bewegen durften. Obwohl die Zentralbanken intervenierten, waren diese Kursrelationen wegen unterschiedlicher Entwicklungen von Preisen, Arbeitskosten und Leistungsbilanzen in den verschiedenen Länder nicht zu halten und mussten immer wieder geändert werden. Frankreich und Italien beendeten schließlich das Experiment mit ihrem Austritt. Die endgültige Auflösung des Währungsverbunds erfolgte Anfang 1979. Noch im selben Jahr startete die Europäische Gemeinschaft mit dem Europäi schen Währungssystem (EWS) den nächs
ten Versuch. Aber nur Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg und die Niederlande wendeten anfangs den Wechselkursmechanismus (WKM) an. Andere Länder folgten erst später: 1989 Spanien, 1990 Großbritannien, 1992 Portugal. Im Rahmen des WKM waren die Zentralbanken angehalten, die Währungen durch Interventionen innerhalb eines vorgegebenen Korridors in einer jeweiligen Schwankungsbreite von 4,5 Prozent zu stabilisieren. Italien wurden zwölf Prozent eingeräumt, da es als einziges Land 1978 noch eine zweistellige Inflationsrate aufwies. Staatsschulden nicht als Problem angedacht Wirtschaftspolitisch lag fortan der enge Fokus auf begrenzten Inflationsraten und Wechselkursstabilität. Konjunktur und Beschäftigung wurden ausgeblendet, Staatsschulden als Problem nicht einmal angedacht. Erstmals existierte mit dem ECU (European Currency Unit) eine virtuelle europäische Währungseinheit als stabiler Maßstab zur Orientierung der Wechselkurse, die auch als Zahlungsmittel und Reservewährung der Zentralbanken unter einander verwendet wurde. Zwischen 1979 und 1993 waren in nur 14 Jahren 17-mal Korrekturen der Leitkurse (Realignments) nötig. Das hätte eigentlich lehrreich genug sein sollen. Regierungen und Ökonomen in Europa mussten also wissen, was auf Europa mit einer gemeinsamen Währung zukommen würde. Dass man aber ignoriert hat, wie wichtig das Instrument einer Währungsabwertung zum Ausgleich von Wettbewerbsnachteilen ins-
september 2015 – GELD-MAGAZIN ° 13
Brennpunkt ° Euro-Krise
Nach dem Herrhausen-Mord gab helmut Kohl klein bei Bei der Einrichtung der Gemeinschaftswährung spielte der deutsche CDU-Kanzler Helmut Kohl eine zentrale Rolle. Obwohl seine Berater deutlich darauf hinwiesen, dass es problematisch sei, mit Ländern eine Währungsunion einzugehen, die von den wirtschaftlichen Strukturen, der industriellen Leistungsfähigkeit, der Mentalität und der Lebensart der Völker her so unterschiedlich seien wie die 18 heutigen EuroLänder. Viele Ökonomen haben zwar hinter den Kulissen gewarnt, meist aber öffentlich geschwiegen, um die eigene Karriere nicht zu gefährden. Daher waren sowohl Helmut Kohl als auch sein enger Berater Alfred Herrhausen, Vorstandssprecher der Deutschen Bank, zunächst vehement gegen eine gemeinsame europäische Währung. Wenn überhaupt, dann kam für Kohl eine gemeinsame europäische Währung erst in ferner Zukunft in Frage. Dieser Widerstand wurde indes wenige Wochen nach dem Fall der Berliner Mauer dadurch gebrochen, dass Alfred Herrhausen am 30. November 1989 ermordet wurde – obwohl für den Bankenchef die höchste Sicherheitsstufe galt. Kaum einen Kilometer von seinem Haus entfernt, zerfetzte kurz nach 8.30 Uhr eine Bombe, mit Hilfe einer Lichtschranke gezündet, seinen gepanzerten Dienst-Mercedes. Alfred Herrhausen war auf der Stelle tot, sein Fahrer Jakob Nix überlebte schwer verletzt. Die Bombe militärischer Bauart bestand aus sieben Kilogramm TNT-Sprengstoff und einer gewölbten Kupferplatte. Durch die Explosion hat sich laut Untersuchungsbericht die Platte zu einem großen Projektil ver formt, das den Wagen mit unvorstellbarer Wucht durchschlug. Herrhausen starb
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Ex-Kanzler Helmut Kohl: Entscheidung für den Euro im Alleingang
Kommissionspräsident Juncker: Sein Investitionsprogramm gefährdet das S&P-Rating
durch Splitter der gepanzerten Tür. Der Mord wurde nie wirklich aufgeklärt, sondern einfach der Terrororganisation „Rote Armee Fraktion“ (RAF) zugeschoben, die sich sofort damit brüstete. Zweifel an deren Fähigkeiten für das technisch anspruchsvolle Attentat bestehen bis heute. Kohl zeigte sich von der Ermordung seines Ratgebers und Freundes tief geschockt. In diesem Zustand unterschrieb er eine Woche später beim EU-Gipfel in Straßburg Anfang Dezember 1989 den Vertrag, der Deutschland zwang, die D-Mark aufzugeben. Kohl soll diesen Tag später als die schwärzesten Stunden seines Lebens bezeichnet haben. Der spätere Bundesbank-Präsident Hans Tietmeyer, damals noch NotenbankVize, erfuhr von Helmut Kohls überraschender Entscheidung für den Euro, die er offenbar im Alleingang getroffen hat, erst nachträglich per Telefon.
EU verlässt. In Großbritannien soll die Bevölkerung im kommenden Jahr über die EU-Mitgliedschaft abstimmen. Die Warnung begründete S&P aber eher dubios mit dem von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker propagierten Investi tionsprogramm mit dem Europäischen Fonds für strategische Investitionen (EFSI), das der Gemeinschaft aus der Krise helfen soll. Mit dem „Juncker-Plan“ können private und öffentliche Investitionen über 315 Milliarden Euro angestoßen werden, indem die EU Garantien über 16 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Bei Verlusten hafte die EU vorrangig, hebt S&P hervor und äußert damit indirekt auch Zweifel an der Tauglichkeit des Programms. Im Ergebnis stelle dies eine deutliche Zunahme der Eventualverbindlichkeiten der EU dar – also Verbindlichkeiten, für welche die EU am Ende womöglich geradestehen muss. Dabei dürfte S&P auch irritiert haben, dass die EZB zwar 1.140 Milliarden Euro an neu geschaffenem („geschöpftem“) Geld im Zuge der „Quantitativen Lockerung“ (QE) in die Finanzmärkte pumpt, die EU-Kommission aber nicht das Geld findet, einen europäischen Investitionsplan ausreichend zu finanzieren. Darüber hinaus verweist S&P auf die Bonitätsbewertung großer EUMitgliedsländer. So sei der Ratingausblick schon für die zweit- und drittgrößten EUBeitragszahler Großbritannien und Frankreich negativ.
Ratingagentur S&P droht mit Abstufung der EU Die nun aufbrechende strukturelle Schwäche der EU hat die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) Ende Juli 2015 bewogen, mit einer Abstufung ihrer Bonitätsnote zu drohen. Vorerst wurde lediglich der Ausblick von „Stabil“ auf „Negativ“ gesetzt. Derzeit verfügt die EU über die zweit höchste Kreditnote „AA+“. Eine Abstufung ist u.a. denkbar, wenn ein Mitgliedsland die
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besondere in Rezessionszeiten ist, erwies sich inzwischen als fataler Leichtsinn. Für Länder wie Griechenland, die eher den Status eines Entwicklungs-, denn eines Industrielandes vermitteln, wirkt sich nun die Bindung an den Euro und damit unter anderem auch an die Hochleistungswirtschaft Deutschlands geradezu verheerend aus.
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Brennpunkt ° Euro-Krise
schaffen können, wird mindestens zehn Jahren dauern“, schrieb er in seiner Expertise. Flassbeck betonte auch: „Den Weg in die Währungsunion unumkehrbar zu nennen, wie das viele Anhänger der europäischen Idee tun, ist naiv.“ Damit zielte er in die Richtung jener, die meinen, der Euro in dieser Form könnte sich nicht als Friedensprojekt, sondern als Spaltpilz für Europa erweisen. Er meinte sogar, dass dieser Zustand Europa-Gegnern in die Hände spielen würde, wenn aus der politischen Diskussion die Möglichkeit eines Ausstiegs verdrängt werde. Schon aus rein rationalen Gründen hielt Flassbeck eine solche Position für falsch. Er verdeutlichte dies an einer allgemeinen Erkenntnis: „Alle sozialen Regeln, die Menschen erdacht haben, sind rückgängig zu machen und werden auch rückgängig gemacht, wenn sie scheitern.“ Bestätigt werden derartige Warnungen dadurch, dass die Eurokrise inzwischen eine Kluft zwischen Nord- und Südländern aufbrechen ließ – zwischen Ländern für und gegen die Austeritätspolitik. Diese Differenzen über die richtige Methode zur Bekämpfung der Krise wuchsen sich zu einer politischen Spaltung zwischen dem eher
Internationaler Währungsfonds: Neue Griechenlandhilfe nur mit Schuldenschnitt
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Ökonom Heiner Flassbeck: „Gemeinsame Währung ist existenziell bedroht“
rechtskonservativen Norden und einem Süden mit den Mittelmeerländern aus. Inzwischen hat auch der IWF selbst offenbar erkannt, dass seine Austeritätsprogramme die Finanzkraft Griechenlands nicht gestärkt, sondern zusätzlich geschwächt haben. Daher fordert er jetzt einen – nach 2012 bereits zweiten – Schuldenschnitt und macht seine künftige Teilnahme an Finanzhilfen davon abhängig. Die Chance, den IWF loszuwerden Damit eröffnet sich indes in Europa die Gelegenheit, den IWF loszuwerden. Denn von den drei Mitgliedern der Troika ist der IWF mit Abstand dasjenige, das die ideologisch am stärksten geprägten Forderungen an Griechenland stellte, die viel zu neoliberal für den europäischen Kontinent sind. Die Lösung für die Griechenland-Krise ist daher ganz eng verbunden mit der Lösung des Problems, das der IWF darstellt. Ein Problem, das sich von seiner eher mickrigen Finanzierung von gerade einmal 21 Milliarden Euro im Juni 2015 ableitet. „Der IWF ist eine ,Hilfe‘, die Europa belastet, von der Europa sich befreien sollte, um sein Problem eigenständig, ohne Einmischung der USA, lösen zu können“, wie der europäische unabhängige Think-Tank „Laboratoire Européen d’Anticipation Politique“ (LEAB) in einer Analyse schreibt. Bemerkenswert an der Krise ist, dass Griechenland bis 2007, gemessen an heu-
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Euro als „Spaltpilz für Europa” Die kritischen Berichte von Seiten der EZB und S&P kommen nicht von ungefähr. Denn schon vor zwei Jahren hatten die Ökonomen Heiner Flassbeck und Costas Lapavitsas in der Studie „The Systemic Crisis of the Euro – True Causes and Effective Therapies“ unmissverständlich aufgezeigt, dass die gemeinsame europäische Währung existenziell bedroht ist. Die entscheidenden Elemente einer neuen Strategie wären laut Flassbeck der Abbau der Lücke in der Wettbewerbsfähigkeit – vor allem über Lohnerhöhungen in Deutschland – und die sofortige Beendigung des fiskalischen Austeritätskurses. Um die schwierige Übergangsphase für die Schuldnerländer zu überbrücken, müsste die EZB Kredite gewähren, ergänzt durch Eurobonds oder Hilfen durch den Euro-Rettungsschirm ESM bzw. aus den restlichen Geldern der Vorgängerorganisation EFSF. Flassbeck gab allerdings zu bedenken, dass auch diese Art der Euro-Rettung einen „langen Atem“ bräuchte. „Der Rückweg zu einer Lage, bei der die Schuldnerländer wirtschaftlich auf eigenen Füßen stehen, Wachstum erzeugen und Arbeitsplätze
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Euro-Krise Brennpunkt
tigen Verhältnissen, kein unlösbares Staatsschuldenproblem hatte: 107,4 Prozent vom BIP. Das war gegenüber 97 Prozent im Jahr 1995 binnen 12 Jahren ein Plus von 10,4 Prozentpunkten – eine Entwicklung ähnlich jener Deutschlands: 1995 exakt 55,6 Prozent und 2007 schließlich 65,2 Prozent – also ein Plus von fast 10 Prozentpunkten. Erst 2008 setzte in Griechenland die Schuldenexplosion ein. Es war aber nicht nur der Beginn der griechischen, sondern der europäischen Krise überhaupt. Und der fiel mit der Krise des Weltfinanzsystems zusammen. Doch statt diese richtigerweise als Ursache des Schuldenproblems zu identifizieren, wurden die Verursacher, nämlich die Großbanken der New Yorker Wall Street, die zugleich zu den Top 10 der dominierenden Gläubiger Europas zählen, in keiner Weise in die Haftung genommen. So zum Beispiel,
indem die identifizierbaren Schäden, bestehend aus den Milliardenprorammen der Staaten zur Rettung von systemrelevanten Banken, mit ausstehenden Schulden gegengerechnet worden wären. Stattdessen wurde die Wall Street auf Kosten der amerikanischen Steuerzahler gerettet. Und die europäischen Staaten mussten tief in den Schuldensumpf eintauchen, um ihrerseits auch hier die willkürlich ernannten „systemrelevanten“ Banken aus der betrügerischen Wertpapier-Flut der Wall Street zu retten. fälschliche schuldzuweisungen an die schludnerländer Der anglo-amerikanischen Finanz-Lobby ist es in Brüssel also ohne große Widerstände gelungen, erfolgreich die Fokussierung auf fiskalische Fragen („Staatsschuldenkrise“) zu lenken und eine umfassende und zielgerichtete Therapie zu verhindern.
Darüber hinaus haben die einseitigen und fälschlichen Schuldzuweisungen an die Schuldnerländer und die von ihnen verlangte Austeritätspolitik eine Wirtschaftskrise in Gang gesetzt, deren negative Folgen für die Lebensverhältnisse der Menschen die nationalen demokratischen Systeme infrage stellen und das friedliche Zusammenleben der BürgerInnen in Europa für Jahrzehnte belasten werden. Und während die „Troika“, bestehend aus Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission, die Realwirtschaften und die Bürger Europas mit AusteritätsProgrammen quält, feierte die Finanzwirtschaft mit den Hilfsgeldern von Staaten und Zentralbanken jahrelang eine spekulative Börsen- Hausse nach der anderen und die Wall Street die größten Gewinne aller Zeiten.
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BRENNPUNKT ° Lobbying in der EU
Drehtür in die Korruption Mit einer Ausnahmegenehmigung der EU-Kommission wechselte der frühere Handelskommissar Karel De Gucht ebenso wie zwei ehemalige Mitarbeiter nahtlos die Fronten und landete im Sumpf des Lobbyismus. Schon bei den Verhandlungen zum Handelsabkommen TTIP zeigte er sich besonders konzernfreundlich. Wolfgang Freisleben
er Einfluss der rund 20.000 Lobbyisten in der Brüsseler EU-Zentrale wächst, mächtige Unternehmen und Verbände bestimmen immer häufiger die EUGesetze. Und das hat viel mit Korruption zu tun – mit offener und versteckter. Die Veröffentlichungen des Amts für Betrugsbekämpfung OLAF bestätigen dies. Im Kampf gegen Korruption und Betrug haben die Fahnder 2014 die Rekordzahl von 1.417 Hinweisen auf Verdachtsfälle von Behörden und Privatpersonen erhalten, 234 Verfahren wurden neu eröffnet. Unter dem Präsidenten Jaques Santer musste die EU-Kommission am 15. März 1999 sogar geschlossen zurücktreten. Doch selbst OLAF-Chef Giovanni Kessler steht unter Verdacht. Bei dem vom früheren Kommissions-Präsidenten José Manuel Barroso erzwungenen Rücktritt des maltesischen Gesundheitskommissars John Dalli am 16. Oktober 2012 wegen nie bewiesener angeblicher Geldforderungen für Änderungen an der Reform der EU-Tabakrichtlinie sollen Kessler und eine Mitarbeiterin Beweismittel gefälscht haben, um Dalli gezielt zu belasten. Bei der Vorlage des Tätigkeitsberichts im EU-Haushaltskontrollausschuss Ende April 2013 stellte die französische Generalstaatsanwältin Catherine Pignon, eines der fünf Mitglieder des Überwachungsausschusses, die Legalität des Verfahrens gegen Dalli wegen „Interessenkonflikten“ des Olaf-Chefs Kessler in Frage. Die deutsche EU-Abgeordnete Inge Gräßle forderte entsetzt sogar den Rücktritt von Kessler und rief dem ein paar Reihen hinter ihr sitzenden Kessler zu: „Der Fisch stinkt vom Kopf.“ Er ist bis heute im Amt.
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EU-KOMMISSION GENEHMIGT FRAGWÜRDIGE SEITENWECHSEL Nun ist die Brüsseler Zentrale um eine weitere Affäre reicher, der gleichfalls das Odium der Korruption anhaftet. Denn der am 1. November 2014 ausgeschiedene und als besonders konzernfreundlich bekannte Ex-Handelskommissar Karel De Gucht drängte nicht nur ungestüm durch die berüchtigte „revolving door“, die Drehtüre zwischen Politik und Wirtschaft. Die neue EU-Kommission unter Führung von JeanClaude Juncker gab ihm sogar klammheimlich nach nicht einmal fünf Monaten am 18. März 2015 den Sanktus für einen vorzeitigen Wechsel in die hochbezahlten Vorstandsetagen des belgischen Telekom-
Steht selbst unter Verdacht: OLAF-Chef Giovanni Kessler
munikationskonzerns Belgacom und der Privatbank Merit Capital NV. Beide Unternehmen betreiben Lobbyarbeit auf EU-Ebene. VERBOT FÜR LOBBYARBEIT BESTEHT NUR AUF DEM PAPIER Gemäß dem aktuellen Verhaltenskodex für EU-Kommissare besteht für alle ausgeschiedenen Kommissare grundsätzlich über 18 Monate, nachdem sie ihr Amt verlassen haben, ein Verbot für Lobbyarbeit bezüglich ihres ehemaligen Ressorts im Rahmen einer neuen wirtschaftlichen Erwerbstätigkeit. Bestehende Kontakte zu Mitgliedern der Kommission und deren Mitarbeitern dürfen nicht genützt werden. Die offizielle Wartezeit würde für De Gucht erst Ende April 2016 auslaufen. Doch die Regeln sind offenbar nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind. Denn die Tätigkeit für seine neuen Brötchengeber lassen Interessenkonflikte des Ex-Kommissars klar erkennen. Doch wer kontrolliert das? Und wie? De Gucht hat jedenfalls schon in seinem EU-Mandat gezeigt, dass er ein Meister der diskreten Besprechungen hinter verschlossenen Türen ist. Die 27 neuen Kommissare und ihr Präsident Jean Claude Juncker haben mit ihrem
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BRENNPUNKT ° Lobbying in der EU
INSIDERWISSEN FÜR LOBBY-ARBEIT LEICHT ZU VERSILBERN Auch wenn De Gucht formell keine Lobbyarbeit bei der EU-Kommission betreiben und nicht auf sein Insiderwissen aus zurückgreifen darf, lässt sich seine Zeit als Kommissar nun diskret leicht versilbern. Zwei seiner engsten Mitarbeiter sind bereits direkt in der Führungsriege internationaler Lobbyfirmen angelangt. Dass innige Kontakte zum beiderseitigen Vorteil schon während der EU-Tätigkeit bestanden, ist nur allzu logisch. Und auch bei De Gucht schimmert ein enger Zusammenhang zwischen den Interessen seiner neuen Arbeitgeber und seiner vormaligen Rolle als EU-Handelskommissar durch. In dieser Funktion besetzte er nämlich generell die Schlüsselposition für alle Unternehmensinteressen in der EU. Um wenigstens den Anschein einer Interessenverknüpfung zu vermeiden, hätte die EU-Kommission den Wechsel für die Dauer der Karenzzeit untersagen müssen. Zudem wird De Guchts amtliches Insiderwissen sowie sein politisches Kontaktnetzwerk den neuen Arbeitgebern zugute kom-
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men, auch wenn De Gucht nicht offiziell für die Lobbyarbeit der Unternehmen zuständig ist. Dies gilt insbesondere für den Telekommunikationskonzern Belgacom, der bereits während De Guchts Zeit als EUKommissar in Sachen Handelspolitik in engem Kontakt mit der EU-Kommission stand. TELEKOM- UND IT-BRANCHE DRITTGRÖSSTE LOBBYAKTEURE BEI TTIP Einer Analyse der Nichtregierungsorganisation Corporate Europe Observatory (CEO) zufolge war der Telekommunikations- und IT-Sektor die drittgrößte Lobbygruppe, hinter der Agrar- und Lebensmittelindustrie und branchenübergreifenden Unternehmensgruppen. Und Belgacom ist als der größte Telefonbetreiber Belgiens eine auf dem belgischen und internationalen Markt tätige Telekommunikationsunternehmensgruppe. Das Unternehmen ist im derzeit freiwilligen EU-Lobbyregister durch sein Tochterunternehmen Proximus vertreten. Außerdem ist Belgacom Mitglied der Lobbygruppe „European Telecommunications Network Operators‘ Association“ (ETNO) und der „Federation of Enterprises in Belgium“ (FEB). Innerhalb der Amtszeit de Guchts als Handelskommissar haben ETNO und die Belgacom-Tochter Skynet Treffen mit der EU-Kommission wahrgenommen. VERHANDLUNGEN ÜBER TTIP SIND BESONDERS KONZERNFREUNDLICH Als EU-Handelskommissar erarbeitete sich der Belgier den Ruf, besonders konzernfreundlich zu sein. Die Verhandlungen über das transatlantische Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA führte er vorzugsweise im Geheimen. In Lobbyisten-Manier pries er die Vorteile an, musste sich aber vor der Kamera des ARD-Magazins „Monitor“ als schamloser Schwindler enttarnen lassen. Gerade hatte er versprochen, TTIP werde Milliardengewinne und „hunderttausende neue Jobs“ für Europa bringen. Da wurde er mit dem Ergebnis einer Studie konfrontiert, die aus seiner eigenen Behörde stammt. Die Studie
Meister der versteckten Gespräche hinter verschlossenen Türen: Karel De Gucht, Ex-Handelskommissar
sagt einen nur minimalen Wachstumsschub voraus: 0,05 Prozent pro Jahr. De Gucht unterbrach das Interview und fragte den Reporter verblüfft: „Ist das die Studie, die wir bestellt hatten?“ Als er sah, wie sich in Europa der Widerstand gegen TTIP formierte, wollte er vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) im April 2014 die demokratischen Hürden für die Verabschiedung von TTIP niederreißen lassen. Das gelang nicht. Wird TTIP als reines Abkommen zwischen der EU und den USA gewertet, so müssen am Schluss lediglich die Mehrheiten der EURegierungen und das Europaparlament zustimmen. Für TTIP als gemischtes Handelsabkommen müssen am Schluss neben dem Europarlament letztlich alle EULänder zustimmen beziehungsweise ratifizieren. Dementsprechend intensiv arbeiten daher die Lobbyisten. Von Beginn der Verhandlungen im Jahr 2012 sind durch die Nichtregierungsorganisation (NGO) Corporate Europe Observatory (CEO) bis 2014 528 Treffen von Mitgliedern der EUHandelskommission mit Lobbyisten aufgelistet. Mit nicht kommerziellen Entitäten wie Gewerkschaften, Umweltschützern und anderen NGOs fanden lediglich 53 Kontakte statt – das sind ganze acht Prozent. Demgegenüber hatte die seit 1. November 2014 wirkende neue Handelskommissarin Cecilia Malmstöm in den ersten sechs Monaten nach ihrem Amtsantritt 122 Meetings. Davon hundert mit Lobbyisten. 22 weitere Interessenvertreter („Stakeholders“) kamen aus dem öffentlichen Bereich. Letzteres ist eine gewaltige prozentuelle Steigerung im Vergleich zur Amtszeit De Guchts.
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Placet jedenfalls ein Präjudiz für sich selber geschaffen, wenn sie sich während ihrer Amtszeit bereits ein Sprungbrett in höchstbezahlte Wirtschaftsdienste gestalten. Sie können künftig damit rechnen, nahtlos an einen neuen Futtertrog wechseln zu können. Dann sind sie als Lobbyisten für Konzerne besonders wertvoll und bringen als Mitgift hochaktuelle Kontakte, Wissen und Dokumente über laufenden Agenden ein. Dass Derartiges überhaupt möglich ist, liegt daran, dass die EU-Kommission als ausgesprochen antidemokratische Institution konzipiert wurde. Alle 28 EU-Kommissare werden weder von den Bürgern direkt gewählt noch von einer Volksvertretung. Sie werden vielmehr von den nationalen Regierungen nominiert. Das EU-Parlament nickt dann die Kommissare ab – alle auf einmal. Dennoch verfügt die Kommission und nicht das EU-Parlament über das alleinige Initiativrecht für EU-Gesetze.
Healthcare September 2014
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New Prescription for Diagnostic '( Labs: Headwinds Ease and Moats Open Doors to New Opportunities 2
Key TTakeaways
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New Rx: Low-Cost Structure to Survive the Unrelenting Reimbursement Squeeze
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Our Dx Pick: LabCorp Over Quest Diagnostics
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Spotlight on Sonic Healthcare
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Healthcare Outlook
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Focus Lists
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Calendar
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Source: Morningstar
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Chris Kallos, CFA Analyst, Healthcare + 61 2 9276 4428 chris.kallos@morningstar.com
New changes on the horizon spurred by health care reform are creating substantial changes in the diagnostic lab market and squeezing reimbursement. economic moats, including LabCorp LH, Quest Diagnostics DGX, and Sonic Healthcare SHL, are best-positioned to take advantage of the new opportunities. Based largely on cost and scale advantages, we project these labs should outpace market growth through 2020. From a valuation and strategic perspective, we believe LabCorp represents the best competitor to benefit from this evolving landscape.
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Bankenherbst 22. â&#x20AC;&#x201C; 23.09.2015 29.09.2015 29. â&#x20AC;&#x201C; 30.09.2015
07.10.2015
FinTechs Strukturwandel im Bankkundengeschäft Private Equity und Venture Capital: Triebfeder Risikokapital
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Private Wohnbaufinanzierung
brennpunkt ° Meldungen aus der Hochfinanz
Hedgefonds naschten beim Verkauf der verstaatlichten RBS mit Der britische Staat nimmt bei der eingeleiteten Privatisierung der in der Finanzkrise mit Steuergeldern geretteten Royal Bank of Scotland (RBS) Verluste in Kauf. Bei der Veräußerung eines ersten Anteils in Höhe von 5,4 Prozent bekam die Regierung Anfang August je RBS-Aktie nur 3,30 Pfund – ein Drittel weniger, als bei der insgesamt 45,8 Milliarden Pfund schweren Rettung vor sieben Jahren gezahlt wurde. So entstand bisher ein Verlust von 1,1 Milliarden Pfund (1,6 Mrd. Euro). Der Staatsanteil sinkt auf 72,9 Prozent. Nach und nach sollen nun Aktienpakete auf den Markt gebracht werden. Weitere Verluste sind dabei nicht ausgeschlossen. Einem Bericht der britischen „Financial Times“ zufolge könnten Hedgefonds mit genascht haben. So sollen einige Anleger bereits vorzeitig von den anstehenden Verkäufen des britischen Staats Wind be kommen und daraufhin erfolgreich auf fallende Kurse gewettet haben. Insgesamt seien Aktien im Wert von 230 Millionen Pfund ausgeliehen und verkauft worden,
Finanzminister George Osborne: RBS-Privatisierung rasch und um jeden Preis
so die „FT“. Beim sogenannten Shortsel ling werden die Papiere dann später zu einem niedrigeren Preis zugekauft und an den ursprünglichen Besitzer zurück gegeben. Finanzminister George Osborne vertei digte die Transaktion gegen Kritik der Opposition, die von einem überhasteten Schritt sprach. „Auch wenn es am ein
fachsten wäre, sich vor schwierigen Entscheidungen zu drücken und die RBS in Staatshand zu lassen, ist es doch das Richtige für die Wirtschaft und die Steuer zahler, mit dem Verkauf unserer Anteile zu beginnen.“ Osborne hatte nach dem Wahlsieg der Konservativen im Mai angekündigt, die Privatisierung so bald wie möglich anzu gehen. In den kommenden fünf Jahren sollten mindestens drei Viertel der Betei ligung veräußert werden. Bei der ebenfalls geretteten Großbank Lloyds konnte die Regierung den Anteil inzwischen Ge winn bringend von über 40 auf unter 14 Prozent senken, auch dank der Erholung des Instituts. Bei der RBS liege die Sache aber anders, weil der Bank wegen Altlasten aus der Krise am US-Immobilienmarkt noch eine hohe Strafe drohe, sagte der Finanzexperte Chris Leslie von der oppositio nellen Labour-Partei. Das Geldhaus hat dafür 2,1 Milliarden Pfund zurückgelegt. Experten schätzen allerdings, dass der Fall RBS bis zu neun Milliarden Pfund kosten könnte. (wf)
Der Verdacht auf verbotene Russland-Geschäfte der Deutschen Bank hat Medienberichten zufolge weitere US-Regulierer auf den Plan gerufen. Nach den Ermittlungen der New Yorker Finanzaufsicht DFS habe nun das Justizministerium in Washington ein strafrechtliches Untersuchungsverfahren eingeleitet, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter Berufung auf eingeweihte Kreise. Nach dem Führungswechsel bei der Deut schen Bank leitet anstelle von Jürgen Fitschen und Anshu Jain nun John Cry an das Geldhaus. Das sorgte international
22 ° GELD-MAGAZIN – September 2015
natürlich für Aufsehen. Doch der neue Boss hat auch neue Probleme. Denn in Russland kommentierten Medien umge hend ausgiebig den Geldwäsche-Verdacht gegen Mitarbeiter der Bank in Moskau. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob russische Kunden der Deutschen Bank über bestimmte Finanzgeschäfte wie den Handel mit Derivaten an den Behörden vorbei Rubel etwa in britische Pfund und US-Dollar getauscht haben. Dabei könnte unter anderem auch gegen bestehende Sanktionen verstoßen worden sein. Bloomberg zufolge geht es bei dem Geld wäsche-Verdacht um Transaktionen in Moskau und London über möglicher
weise rund sechs Milliarden Dollar. Der Zeitraum der Untersuchung umfasse die Jahre 2011 bis Anfang 2015. Eine Spre cherin der Deutschen Bank verwies auf frühere Aussagen, wonach das Geldhaus bei den Ermittlungen kooperiere, und wollte keine weiteren Angaben machen. Mitte Juli hatte Bloomberg berichtet, dass die DFS im Rahmen ihrer Ermittlungen in dem Fall E-Mails, Mitteilungen, Kun denlisten und weitere Details von der Deutschen Bank angefordert habe. Das Geldhaus hatte wiederholt auf laufende interne Untersuchungen verwiesen, bis zu deren Abschluss eine kleine Zahl von Händlern beurlaubt sei. (wf)
creditS: wikimedia/HM Treasury, Shutterstock
US-Justiz untersucht Russland-Geschäfte der Deutschen Bank
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Meldungen aus der Hochfinanz brennpunkt
US-Investmentbank Citi baut Aktienhandel wieder aus Die US-Investmentbank Citi will Finanzkreisen zufolge gegen den Bran chentrend wieder stärker in den Ak tienhandel investieren. Die Bank hoffe damit in eine Lücke zu stoßen, die der Rückzug vieler Institute aus diesem Geschäft gerissen hat. Citi, nach der Bilanzsumme drittgrößte Bank der USA, hatte sich traditionell stets mehr auf den Anleihehandel konzentriert, das Aktiengeschäft wird von Konkurrenten wie Goldman Sachs, Morgan Stanley und JPMorgan dominiert. Citi hat vor allem Hedgefonds als neue Kunden im Visier, die von anderen Ban ken nicht mehr bedient werden, weil sie dafür viel Kapital zurücklegen müssten,
berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Citi fühle sich dagegen nach der Tren nung von Randbereichen und mit einem dicken Kapitalpolster im Rücken stark genug. Hedgefonds handeln mehr und zahlen damit mehr Gebühren als Vermö gensverwalter, die klassische Kundschaft der Investmentbanker von Citi. Als Teil der neuen Strategie wolle die Bank die Sparte mit mehr Kapital ausstatten, ihre HandelsTechnologie auf Vordermann bringen und das Aktien-Research ausbauen. Die Citigroup liegt im Investmentbanking international auf Rang fünf und erreichte damit im ersten Halbjahr 2015 ein Er gebnis von 2,216 Milliarden Dollar. 501 Millionen davon wurden mit M&A-Bera tungen eingenommen, 835 Millionen über
United States Treasury Savings Bonds: Bekommen bei der Citibank Aktien-Konkurrenz
das Anleihegeschäft. An der Spitze liegt weltweit aber JPMorgan, der Investment teil des Konzern JPMorgan & Chase, der in den ersten sechs Monaten 2015 mit 3,309 Milliarden Dollar um 19 Millionen mehr verdiente als der nächste Konkurrent Gold man Sachs. (wf)
September 2015 – GELD-MAGAZIN ° 23
BRENNPUNKT ° Dark Pools
Schattenhändler im Aktiengeschäft
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ls die Börsenkurse weltweit am Montag, dem 24. August 2015, um mehrere Prozent absackten, gab es viele Erklärungen: Das nachlassende Wachstum in China, das schon seit Ende April die chinesischen Aktienkurse um bisher fast 30 Prozent auf Talfahrt schickte. Oder Zweifel an der Stärke der Weltwirtschaft überhaupt. Und natürlich die angekündigte Straffung der Geldpolitik mit einer ersten Zinserhöhung seitens der US-Zentralbank Federal Reserve. Auch megagroße Investoren könnten die Märkte durch große Verkäufe deroutiert haben. In den Fokus rückten aber auch die sogenannten „Dark Pools“, zu denen nur Großanleger Zugang haben. In diesen unregulierten Handelsplattformen kaufen oder verkaufen Händler riesige Aktien-Pakete in einem Paralleluniversum zu den Börsen, in einer virtuellen Blackbox gleichsam. Der größte Teil des deutschen Aktienhandels findet inzwischen in dieser dunklen Nebenwelt statt. Dort wollen die großen institutionellen Investoren unter sich sein, um sich nicht vom öffentlichen Markt in die Kurse pfuschen zu lassen. Die an den Börsen ausgewiesenen Kurse spiegeln also den wahren Umfang der Transaktionen in einer Aktie womöglich nur höchst unzureichend wider. Schon im Jänner 2015 war der für die Außenwelt kaum sichtbare Markt plötzlich ins Rampenlicht gerückt. Auslöser war ausgerechnet die britische Barclays Bank. Sie hatte schon zwei Jahre zuvor zweifelhaften Ruhm erlangt. Damals war aufgeflogen, dass sie jahrelang den wichtigen ReferenzZins Libor manipuliert hatte. Nun wurde bekannt, dass die Bank eines der wichtigsten
24 ° GELD-MAGAZIN – September 2015
Gebote des exklusiven Netzwerks für Großanleger missachtet hatte: Sie ließ in ihrem Pool sogenannte Hochfrequenzhändler mitmischen. Dabei sind gerade die es, vor denen sich große Investoren eigentlich schützen wollen, wenn sie auf Dark Pools ausweichen. Sofort kamen weitere Fragen auf. Wenn so etwas über längere Zeit unentdeckt blieb – welche Unwägbarkeiten verbergen sich noch in diesem Markt? Und ist es nicht möglich, dass auch der weltweite Börsen-Crash im August damit zusammenhängen könnte? Womöglich haben sich Hochfrequenzhändler in den Londoner Dark Pool eingeschlichen, um einen Crash zu provozieren und mit Derivaten daran mit Riesengewinnen zu partizipieren? Ein Totaler Kollaps hätte unabsehbare Folgen Abgesehen von der Teilnahme von Hochfrequenzhändlern haben solche Dark Pools durchaus ihren Zweck. Aktienhandel abseits der regulierten Börse gab es in der einen oder anderen Form schon immer. Denn manche Deals sind einfach zu unhandlich für die reguläre Börse. Außerdem würden sie dort unnötig Unruhe stiften und die Kurse in verrückte Bahnen lenken. Doch wie so vieles in der Finanzwelt sind auch die Dark Pools mittlerweile aus dem Ruder gelaufen. Selbst den Nutznießern der Schattenbörsen wird die Sache unheimlich. Sie rufen nach dem Gesetzgeber und stärkerer Regulierung. Denn mittlerweile steht fest: Ein Kollaps in den Dark Pools hätte u nabsehbare Folgen – bis hin zu einer neuen Krise. Bei den Dark Pools spielen aber nicht nur Londoner und US-Banken, sondern
auch große Schweizer Geldhäuser und die Deutsche Bank ganz vorne mit. Durch diese Zersplitterung des Handels sind undurchschaubare Strukturen entstanden, von denen vor allem die Hochfrequenzhändler profitieren, die in Bruchteilen von Sekunden Geschäfte machen und dabei jede winzige Unebenheit des Markts zu ihrem Vorteil nutzen. Diese Zersplitterung hat dazu geführt, dass heute kaum noch jemand durchschaut, wie der Handel mit Aktien tatsächlich funktioniert. Jeffrey Sprecher, der über seine Börsengesellschaft ICE Eigentümer der New York Stock Exchange (NYSE) in der Wall Street ist, sagte beispielsweise in einem Interview mit dem deutschen Handelsblatt: „Wir wissen bis heute nicht, was 2010 zu dem Flash-Crash geführt hat, bei dem der Dow Jones Index um 1.000 Punkte eingebrochen ist.“ Auch der Absturz des Dow um 610 Punkte am „schwarzen“ Montag, dem 24. August 2015, ist nicht geklärt. Jeffrey Sprecher will jedenfalls den Handel mit USAktien, der zurzeit über 13 Börsen und rund 50 Dark Pools läuft, wieder dahin zurückholen, wo er seiner Meinung nach hingehört: an die Wall Street. Dafür hat er den großen Banken einen Gebührennachlass von 80 Prozent angeboten, wenn sie im Gegenzug die Dark Pools schließen. Die NYSE hatte früher rund 80 Prozent Marktanteil im Aktienhandel. Dort will Sprecher wieder hin. „Es gibt bereits Reaktionen auf den Vorschlag, positive wie auch negative“, sagte er. Die Technologiebörse Nasdaq wiederum, der ewige Konkurrent der NYSE mit Sitz am Times Square, hat indes eigene Pläne. Sie möchte sich weltweit als Dienstleis
credit: Shutterstock
Die Zersplitterung im weltweiten Wertpapierhandel hat dazu geführt, dass niemand mehr durchschaut, wie der Aktienhandel genau funktioniert. In unregulierten Dark Pools werden riesige Aktienpakete hin und her geschoben. Auch Hochfrequenz-Trader mischen dort mit. Wolfgang Freisleben
ter für Handelstechnik profilieren. Daher hat sie den Banken angeboten, deren Dark Pools für sie zu führen – ein Vorstoß, der Sprechers Plänen zuwiderläuft. Der ICE-Chef ist ein AuSSenseiter in der Finanzwelt Jeffrey Sprecher hatte im Jahr 2000 die ICE in Atlanta auf der Basis eines Unternehmens gegründet, das er für einen Dollar gekauft hatte. Sie sollte dem Energiehandelsunternehmen Enron Konkurrenz machen, das bald darauf zusammenbrach. Er baute die ICE zu einem Netz von elf Börsen und fünf Clearinghäusern weltweit aus. Der Schwerpunkt liegt im Derivategeschäft, der Aktienhandel trägt nur sechs Prozent zum Gewinn bei. Sprecher kritisierte, dass die NYSE ihr Geschäft auf fünf verschiedene Handelsplattformen verteilt. Er will aber den Parketthandel vorerst beibehalten: „In besonderen Situationen, etwa bei einem großen Börsengang, ist es besser, nicht alles den Maschinen zu überlassen.“ Und er möchte klare Gebührenstrukturen durchsetzen. Ihn stört das Verfahren, Broker dafür zu bezahlen, dass sie Geschäft an die Börse bringen. Die zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen, im Crash-Fall den Aktienhandel einfach zu stoppen, finden bei Sprecher keine Gegenliebe: „Das ist so, als würde eine Autofirma sagen: Wenn das Gaspedal klemmt und der Wagen losrast, schalten wir ihn aus. Das ist doch dumm.“ Und es ist sinnlos, weil eben die großen Banken mit anonymen, außerbörslichen Plattformen in den Aktienhandel vorgedrungen sind. Da-
mit haben sie nicht nur der NYSE in der Wall Street Marktanteile abgeknöpft. Sie haben auch einen Teil ihrer Kunden ver ärgert, die sich durch aggressive Hochfrequenzhändler in den von den Banken betriebenen Dark Pools übervorteilt fühlten. Entstanden ist die Zersplitterung des Aktienhandels in den USA vor allem durch die Initiative der US-Aufsicht, die die Konkurrenz in der Branche stärken wollte. Doch die gut gemeinte Regulierung hatte eben umstrittene Folgen. Große Fondsgesellschaften wie Fidelity, BlackRock, Invesco und T. Rowe Price wollen daher eine eigene, gemeinsame Handelsplattform für Aktien gründen. Wie aus Finanzkreisen bestätigt wird, geht es ihnen darum, große Pakete unbehelligt kaufen und verkaufen zu können. Dabei bestehen Zweifel, ob diese MegaInvestoren nun für Stabilität sorgen oder von ihnen nicht doch ein systemisches Risiko für die Finanzmärkte ausgeht. Denn der weltweit größte Finanzmoloch BlackRock mit einem unvorstellbaren Volumen von 4.700 Milliarden Dollar ist an allen größeren Aktiengesellschaften dieser Welt betei ligt. An allen DAX-Konzernen hält die Fondsgesellschaft Anteile: sechs Prozent an BASF, sechs Prozent an der Deutschen Bank, sechs Prozent an Daimler. Benjamin Braun vom deutschen MaxPlanck-Institut für Gesellschaftsforschung kommt in einer Untersuchung sogar zu dem Ergebnis, dass große Spieler wie BlackRock den Aktiengesellschaften zuführen, wonach jede börsennotierte Firma fieberhaft sucht
– jenes Kapital nämlich, das nicht hektisch von einer Aktie in die nächste umgeschichtet wird, sondern langfristig angelegt ist. ETFs machen das Leben leichter Das hat mit einer Besonderheit BlackRocks zu tun: Rund 3.100 Milliarden Dollar, also etwa zwei Drittel des verwalteten Vermögens, sind in sogenannten ETFs oder verwandten Anlageformen investiert. Das Kürzel steht für Exchange Traded Funds und ist Ausdruck eines einfachen Prinzips: ETF bilden die Wertentwicklung eines Börsenbarometers wie des DAX exakt nach, indem sie anteilig Aktien aller im Index vertretenen Firmen kaufen. Legt der DAX beispielsweise um zwei Prozent zu, gewinnt so auch der ETF zwei Prozent, bei Verlusten vice versa. Mit anderen Worten: In den meisten BlackRockFonds entscheiden eben keine Fondsmanager über den Kauf einer bestimmten Aktie. Die Fonds bilden den Index stattdessen rein mechanisch nach. Es spielt also keine Rolle, ob eine Aktie gerade attraktiv erscheint oder nicht – BlackRocks ETF-Sparte (bekannt unter dem Namen iShares) investiert stets, solange ein Unternehmen Mitglied eines Börsenindex ist. Forscher Braun nennt dieses Geld darum „patient capital“, geduldiges Kapital. BlackRock verweist darum gerne darauf, dass man ja auch gut 1.600 Milliarden Dollar in klassischen Fonds verwalte, in denen Manager die Anlageentscheidungen treffen. Allein in einer einzigen Fondsgruppe, den Mischfonds der „Global Allocation“Reihe, stecken rund 75 Milliarden Dollar.
September 2015 – GELD-MAGAZIN ° 25
BANKINGPanorama STARKE WORTE ´´
HOTELS IN DER BREDOUILLE KREDITKLEMME. Hoteliers, die derzeit in ihre
Betriebe investieren möchten oder müssen – sei es in ein Renovierungsprojekt, einen Umbau oder eine Modernisierung der Ausstattung –, haben häufig enorme Schwierigkeiten, eine passende Finanzierung zu bekommen. Auf die Banken alleine als Fremdkapitalgeber ist oft kein Verlass mehr. Nicht zuletzt die strengeren Eigenkapital-Vorschriften nach Basel III reduzieren die Kreditvergaben der Banken und treiben Hoteliers in finanzielle Engpässe. Hotelfinanzierungen erhalten aufgrund des Betreiberrisikos auch ein schlechteres Rating als zum Beispiel Büro- oder Handelsgebäude, was dazu führt,
dass mehr Eigenkapital verlangt wird, um das Risiko auszugleichen. Ein Kärntner Unternehmen, die in Villach beheimatete Furnirent GmbH, hat nunmehr auf Hotels maßgeschneiderte Miet- und Mietkaufsysteme entwickelt und schafft somit Abhilfe. „Wir unterstützen Hotelbetriebe beispielsweise mit individuell gestalteten Finanzierungslösungen, wobei wir nur die Haftung über 50 Prozent der Finanzierungssumme benötigen – etwa über eine Bankgarantie – und damit die errechnete Gesamtsumme zur Verfügung stellen. 50 Prozent des Investitionsrisikos übernehmen wir“, erklärt Furnirent-Gründer Hansjörg Kofler.
„Es ist bekannt, dass ausländische Kläger es schwer haben, Gerichte in China vom Vorliegen einer Markenrechtsverletzung zu überzeugen.“ Paul Haswell, Partner der in Hongkong ansässigen Anwaltskanzlei Pinsent Masons, schätzt die Chancen von Goldman Sachs, sich erfolgreich gegen eine kürzlich aufgetauchte chinesische Bank Namens Goldman Sachs (Shenzhen) zur Wehr zu setzen, als sehr gering ein.
HYPO NOE GRUPPE
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ür große Ballungszentren wie Wien, Berlin oder München erwarten alle namhaften Experten in den nächsten Jahren und Jahrzehnten ein deutliches Bevölkerungswachstum, sowohl direkt in diesen Zentren, als auch im zugehörigen Umland. Diese Prognose ergibt sich aus den natürlichen Migrationsströmen und wird durch die aktuelle Flüchtlingsproblematik intensiviert, und es scheint sogar wahrscheinlich, dass die bisherigen Prognosen die tatsächlichen Entwicklungen deutlich unterschätzen. Bei den Preisen für Wohnungen, Häuser und Grundstücke konnte in den vergangenen Jahren ein deutlicher Anstieg der Anzahl der transaktionierten Objekte, als auch der Transaktionspreise beobachtet werden. Nachdem durch die beschriebenen Migrationsströme die Nachfrage vor allem
26
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
nach Flächen, die für den Durchschnittsbürger gut verwendbar sind (Singlewohnungen, Familienappartements, Einfamilienhäuser), weiterhin hoch bleiben, möglicherweise sogar noch ansteigen wird, ergibt sich als kausale Schlussfolgerung auch ein weiteres signifikantes Wachstum der Preise für Wohnimmobilien in sämtlichen Lagekategorien in der Großstadt Wien und im angrenzenden Umland. Offen bleibt die Frage der Leist- und Finanzierbarkeit für die Wohnraumnutzer. Geht mit der steigenden Nachfrage der Trend verstärkt Richtung Eigentum, dann werden vor allem die lokalen Banken gefordert sein, entsprechende Finanzierungsmöglichkeiten für den Endverbraucher anzubieten. Derzeit besteht das Problem häufig darin, dass Private keine ausreichende Bonität für die mittler-
weile sehr strengen Kriterien der Bankenszene aufweisen und daher nicht kreditwürdig sind. Gleichzeitig müssen sie sich eine Miete leisten können, die möglicherweise höher ist als eine langfristige Rückzahlungsrate für einen Wohnungskredit. Es ist zu erwarten, dass eine hohe Zahl der Migranten genau in kategorie fällt.
PETER WENDLINGER, Head of Real Estate Finance, HYPO NOE Gruppe Bank AG
diese Bevölkerungswww.hyponoe.at
CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
KOLUMNE
Migrationsströme – Immobilienpreisentwicklung – Immobilienfinanzierung
ADVERTORIAL
SCHOELLERBANK AG
Vermögensverwaltung im Nullzinsumfeld
D
ie Schoellerbank ist eine moderne Privatbank und zählt zu den führenden Häusern in Österreich. Seit mehr als 20 Jahren ist die mehrfach ausgezeichnete Vermögensverwaltung, neben der Anlageberatung und dem Vorsorgemanagement, eine der Kernkompetenzen der Bank. Sie kann auf eine lange und erfolgreiche Geschichte zurückblicken. Mit 12 Standorten und 315 Mitarbeitern ist die Schoellerbank in ganz Österreich vertreten. Sicherheit, Stabilität und Performance – diese Werte sind untrennbar mit der Schoellerbank verbunden. Daher setzt sie in der Veranlagung stets auf langfristige, nachhaltige Perspektiven und nicht auf schnelle, risikoreiche Gewinne. Eine Strategie, die sich in der Anlagephilosophie „Investieren statt Spekulieren“
ausdrückt. Die Schoellerbank verfolgt einen rigorosen Qualitätsansatz in der Vermögensverwaltung. Das heißt zum einen, dass Investments außerhalb des Kompetenzkreises konsequent vermieden werden. Dazu zählen Hedgefonds, High Yield-Anleihen sowie die meisten Emerging Markets. Zum anderen folgt die Bank einem strengen Prozess bei sämtlichen Investments, die für ihre Kunden getätigt werden. Und das mit Erfolg: Mittlerweile vertrauen die Kunden der Bank ein Vermögen von mehr als 10 Milliarden Euro an. Mag. Franz Witt-Dörring, Vorstandsvorsitzender der Schoellerbank, meint in diesem Zusammenhang: „Die einfachen Verdienstmöglichkeiten sind rar geworden. Aus einem Niedrigzinsumfeld wurde in den letzten Mo-
naten ein Nullzinsumfeld. Viele Anleger stellen sich berechtigt die Frage, ob die Finanzwelt neuerdings aus den Fugen geraten ist? Für uns ist ganz klar, bei allen VeranMAG. FRANZ lagungen strikt auf WITT-DÖRRING, Sicherheit und QualiVorstandsvorsitzender tät zu achten. Unsere Kunden können sich der Schoellerbank AG darauf verlassen, auch bei turbulenten Marktbedingungen einen erfolgreichen und verlässlichen Partner an ihrer Seite zu haben.“ www. schoellerbank.at
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SMART-INVEST GMBH
Dividendenstrategie gefragt
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lassische Dividendenfonds investieren in Top-Unternehmen und versprechen attraktive Renditen. In Abwärtsphasen drohen jedoch Verluste. Mehr Sicherheit können Fonds mit eingebauten Absicherungsstrategien geben – etwa der DIVIDENDUM AR von smart-invest. Wer Renditechancen sucht, muss sich auf Aktien mit attraktiven Ausschüttungen fokussieren. „Eine durchschnittliche Dividendenrendite der DAX-Unternehmen von etwa 2,7 Prozent ist eine starke Alternative zur zehnjährigen Bundesanleihe, die vor Kurzem für 0,65 Prozent platziert wurde, aber auch zu Unternehmensanleihen mit guter und sehr guter Bonität“, ist Arne Sand, Geschäftsführer der smart-invest und Fondsmanager des smartinvest DIVIDENDUM AR, überzeugt.
DIVIDENDE IST NICHT ALLES Obgleich die Dividende eine immer wichtigere Rolle bei der Investment-Entscheidung spielt, sollten Anleger nicht ausschließlich auf die Dividendenrendite schauen: „Wichtig ist, dass die Cashflows und die Bilanzen der Unternehmen die hohen Ausschüttungen nachhaltig rechtfertigen. Die Ausschüttungsquote muss sich in einem vernünftigen Rahmen befinden“, erklärt Sand. Denn: Eine hohe Rendite kann auch ein Warnsignal sein und ein Zeichen dafür, dass das Unternehmen in Schwierigkeiten steckt. Die Strategie beim Dividendenfonds DIVIDENDUM AR (WKN: A0JMXF) setzt zum einen auf ein breit gestreutes Aktienportfolio aus vergleichsweise günstig bewerteten, qualitativ hochwertigen Dividendentiteln,
zum anderen auf ein striktes Risikomanagement. Die Absicherungsstrategie greift immer dann, wenn die Mehrzahl der weltweit 1.000 wichtigsten Aktien einen negativen Trend aufweist. Umgesetzt wird die Absicherung über Indexfutures. Das Portfolio bleibt indessen voll investiert. Mit dieser Strategie stellt der Fonds eine sinnvolle Alternative zu herkömmlichen Dividendenfonds dar, die auf Absicherungen verzichten und ihren Anlegern in Abwärtsphasen erhebliche Verluste bescheren können. Der Fonds kann global investieren, der Fokus liegt aktuell aber auf Nordamerika und Europa. Derzeit befinden sich rund 50 Aktien im Fondsportfolio, die ungefähr gleich gewichtet sind. Telefonkonferenz am 1.10.2015 – Anmeldung: www.anmelden.org/dividendum-2015-10
SEPTEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
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Brennpunkt ° Bargeldverbot
Klingende Münze als Auslaufmodell Geht es nach manchen Ökonomen und Politikern, soll die Verwendung von Bargeld in großem Stil bald der Vergangenheit angehören. Als Argument dient die Eindämmung von kriminellen Handlungen wie Steuerhinterziehung, Schwarzarbeit oder Menschenhandel. Aber es steckt noch mehr dahinter: Wenn Cash verschwindet, soll die Wirtschaft wachsen. Ein zweifelhafter Plan. Harald Kolerus er volkstümliche Spruch – „Jemanden das Geld aus der Tasche ziehen“ – könnte möglicherweise in nicht allzu ferner Zukunft eine völlig neue Bedeutung erlangen. In mehreren europäischen Ländern wie Dänemark, Frankreich, Belgien, Italien oder Griechenland wird nämlich laut über eine starke Eindämmung des Bargeldverkehrs nachgedacht. In Griechenland sind für Privatpersonen Geschäfte mit einer Barzahlung von 1.500 Euro und mehr illegal, für Unternehmer liegt die Grenze bei 3.000 Euro. Die dänische Regierung plant den bisherigen gesetzlichen Bargeld-Annahmezwang für kleinere Geschäfte, Tankstellen und Restaurants aufzuheben. In Schweden wiederum läuft unter dem Titel „Bargeldfrei jetzt!“ eine regelrechte Kampagne zur Abschaffung von Cash. Unterstützt wird die Initiative interessanterweise von der Ge-
werkschaft für Finanzdienstleister, die mit sehr markigen Slogans ins Feld zieht, so wie zum Beispiel: „Bargeld braucht nur noch deine Oma – und der Bankräuber.“ Auch nicht von schlechten Eltern: „Bargeld ist das Blut in den Adern der Kriminalität.“ Etwas hochtrabend möchte man meinen, aber über Geschmack und Stil lässt sich schwer streiten ... Steuerhinterziehung & Co. Kriminalitätsbekämpfung wird – jedenfalls vordergründig – als ein Hauptargument für die Einschränkungen des Bargeldverkehrs genannt. Die Rechnung erscheint auf den ersten Blick simpel: Wer über kein Bargeld verfügt, kann es auch nicht ohne Rechnung für diverse Leistungen und Produkte ohne Rechnung ausgeben – und so an der Steuer vorbeischmuggeln. Geldwäsche
bargeldbestand im portemonnaie, Deutschland Angaben in Prozent. Z.B.: Sechs Prozent der Deutschen haben mehr als 300 Euro in der Geldbörse
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300 € und mehr 200 bis unter 300 € 150 bis unter 200 €
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2014 Mittelwert: 103 €, davon 5,73 € in Münzen
2011 Mittelwert: 103 €, davon 5,90 € in Münzen
2008 Mittelwert: 118 €, davon 6,70 € in Münzen
Die Geldbörsen sind noch immer gut mit Scheinen und Münzen gefüllt Quelle: Deutsche Bundesbank
28 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
und Schwarzarbeit könnten ebenso vermieden werden wie eben Steuerbetrug, meinen die Befürworter. Außerdem sei es doch viel effizienter und praktischer, nur noch elektronisch zu bezahlen. Scharfe Kritik Ganz so einfach ist die Sache aber nicht, wie eine große Zahl von Kritikern einwendet. So wie zum Beispiel der Makroökonom und Strategieberater Daniel Stelter auf seinem Blog „think-beyondtheobvious.com“ meint: „Vieles spricht für Bargeld: Es erlaubt ein gewisses Maß an Privatheit, denn nicht alles, was ich tue, geht den Staat, die Banken und das Internet etwas an. Es ist weiters eine Forderung gegen die Notenbank und damit von deutlich besserer Bonität als die Forderung gegen meine Bank.“ Womit der Experte einen wesentlichen, aber oft unterschätzten Punkt anspricht. Der überwiegende Teil des Geldes, mit dem wir jeden Tag bezahlen, wird nämlich nicht von den Zentralbanken geschaffen, sondern von den privaten Geschäftsbanken. Diese schaffen das Geld, indem sie – hoffentlich gegen Sicherheiten guter Qualität – Kredite gewähren, die wiederum zu Sichteinlagen bei Banken führen. Stelter weiter: „Das Geld, das Sie auf Ihrem Bankkonto haben, ist lediglich eine Forderung gegen die Bank – und einem entsprechenden Risiko ausgesetzt. Es ist damit schlechteres Geld als der 50-EuroSchein in ihrem Portemonnaie, wobei auch dieser nur so gut ist wie die Qualität der Aktiva der Europäischen Zentralbank, die sich vor allem aus Staatsanleihen und Krediten an Banken und den dafür hinterlegten Sicherheiten zusammensetzen. Es stimmt jedenfalls nicht, dass zwischen der Qualität
credit: beigestellt
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°
Bargeldverbot Brennpunkt
des Bargeldes ,in der Tasche‘ und Forderungen gegenüber Banken kein Qualitätsunterschied besteht, so wie das die Befürworter einer Cash-Einschränkung gerne behaupten“, so Stelter im Gespräch mit dem GELD-Magazin. Wachstum im Visier Für Stelter und andere Ökonomen ist überdies die Bekämpfung der Kriminalität durch eine Cash-Eindämmung nur ein vordergründiges Argument, in Wirklichkeit gehe es um etwas anderes: „Zwischen 1980 und 2010 hat sich die Verschuldung in den Industrieländern relativ zum Bruttoinlandsprodukt mehr als verdoppelt. Regierungen und Notenbanken sind bei der Bewältigung der Schuldenkrise mit ihrem Latein am Ende, wobei der Schuldenberg die Wirtschaft lähmt. In Folge wird ein Verbot von Bargeld offen gefordert“, so der Experte. Die Logik dahinter wird verständlich, wenn man sich die extrem niedrigen Zinsen vor Augen hält, zum Teil sind wir ja sogar schon mit negativen Zinsen konfrontiert. Sparen ist somit unattraktiv geworden, anstatt das Geld auf die hohe Kante zu legen, sollten somit Investitionen theoretisch attraktiver werden. Doch wie so oft erweist sich die Theorie als grau: „Die Annahme, dass man die Zinsen nur weit genug in den negativen Bereich drücken muss, um Investitionen zu befeuern, ist reichlich naiv. Unternehmen investieren, weil sich Projekte lohnen, nicht weil man ihnen Geld schenkt.“ Und auch Privatpersonen reagieren jetzt auf unattraktive Sparzinsen nicht mit ungebremster Konsumlaune. Negative Zinsen könnten hingegen dazu verleiten, das sauer Ersparte abzuheben und unter dem sprichwörtlichen „Kopfpolster“ zu verstecken. Bei größeren
Geldbeträgen bietet sich natürlich ein Tresor oder Bankschließfach an. Christian Glocker, Spezialist für Makroökonomie und europäische Wirtschaftspolitik beim Wifo, führt weiter aus: „Die Befürworter einer Bargeld-Eindämmung wollen verhindern, dass Geld aus dem Wirtschaftskreislauf entnommen wird. Anstatt Cash zu horten, sollen Leistungen und Produkte konsumiert und somit die Wirtschaft angekurbelt werden. Ein Bargeldverbot würde somit also im Sinne einer effizienteren Geldpolitik stehen.“ Der Experte fügt schnell hinzu, „dass viele Ökonomen diese geplante Vorgehensweise, salopp gesagt, für einen Blödsinn halten. Ich kann mich dieser Meinung anschließen.“ Kein Königsweg So stehen dem Bargeldverbot eine Reihe praktischer Hindernisse im Wege. Zum Beispiel verfügt die Eisdiele ums Eck oder andere kleine Geschäfte über keine elektroni schen Zahlungsmöglichkeiten. Pensionisten bzw. ältere Menschen, immerhin in Wohlstandsländern eine schnell wachsende Bevölkerungsgruppe, könnten mit Zahlungen per Konto-, Kreditkarte & Co. ebenfalls ihre Schwierigkeiten haben. Womit wir wieder bei der in Schweden verballhornten „Oma“ angekommen werden – warum sollen ihre Bedürfnisse und Geldgewohnheiten eigentlich nicht respektiert werden? Aber abgesehen davon, glaubt Glocker nicht an den Automatismus, dass ein Cash-Verbot zu mehr Konsum und somit Wirtschaftswachstum führen würde: „Menschen könnten auf strukturierte Finanzprodukte zurückgreifen und in Aktien oder Gold investieren – ganz ohne Bargeld. Letztlich würde die Abschaffung nichts bringen.“ Glocker sieht die
„Nicht alles geht den Staat etwas an: Bargeld erlaubt ein gewisses Maß an Privatheit.“ Daniel Stelter, Ökonom
Diskussion auch bereits in einem Stadium der Abflachung, weil sich die wirtschaftliche Lage in Europa verbessert hat und weitere Zinssenkungen nicht notwendig erscheinen. Stelter, er selbst spricht sich klar gegen eine Eindämmung des Bargeldverkehrs aus, meint, dass die Debatte schnell wieder aufflammen könnte, weil das eigentliche Problem, nämlich die ausufernde Überschuldung, nicht gelöst sei. Laut dem Experten wäre ein koordinierter Schuldenschnitt der richtige Weg, die EZB könnte die Schulden der Staaten aufgekauft. Sinnvoller als ein Cash-Verbot wäre das allemal.
Verbreitung von zahlungskarten (Deutschland) 100
Angaben in Prozent; gemäß Selbstauskunft der Befragten 97
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girocard Kreditkarte
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2014
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2008
Rund ein Drittel der Deutschen verfügt über eine Kreditkarte Quelle: Deutsche Bundesbank
Absolute Return mit Qualität! Macquarie Investment Management Austria KAG verwaltet seit 17 Jahren institutionelles Kundenvermögen nach den modernsten Methoden der Finanzwissenschaften | www.macquarie.at/mim (Aktuelle Verkaufsprospekte der KAG in deutscher Sprache verfügbar)
september 2015 – GELD-MAGAZIN ° 29
GELDANLAGEPanorama INDIEN
DEFENSIVES EXPOSURE Land des Monats
FERNOST. Das Geschehen an den chine-
ECKDATEN (Republik Indien)
de, verkauft die Deutsche Bank ihre indische Fonds-Sparte an den US-Konzern Prudential, der die Transaktion über seine indische Tochter Pramerica Asset Managers durchführt. Das sehr profitable Wealth-Management der Deutschen Bank am Subkontinent ist nicht Teil des Deals und soll weiter vorangetrieben werden. „Das Indien-Geschäft hat insgesamt starke Ergebnisse erzielt. Wir werden unser Engagement hierzulande weiter ausbauen und entwickeln, da dieser Markt für die weltweiten Wachstumsziele der Deutschen Bank eine strategisch wichtige Rolle einnimmt“, so DBIndin-Chef Ravneet Gill.
STARKE WORTE ´´
„Das tut uns in unserer jetzigen budgetären Situation natürlich weh.“
NEU AM MARKT
Salzburgs Finanzrefe-
ETF-INNOVATION. Lombard Odier Investment
rent Christian Stöckl
Managers und ETF Securities haben Anfang September einen ETF auf lokale Staatsanleihen der Emerging Markets an der Londoner Börse gelistet. Der „ETFS Lombard Odier IM Emerging Market Local Government Bond Fundamental GO UCITS ETF“ ergänzt die drei bereits aufgelegten fundamental gewichteten Anleihen-ETFs der beiden Unternehmen. „Die Bewertungen auf den Anleihemärkten der Emerging Markets entwickeln sich relativ dynamisch. Unser nach
ist aktuell in einer recht undankbaren Situation. Das Bundesland hat bekanntlich mit dem Geld von gemeinnützigen und steuerbegünstigten Fonds spekuliert, dieses aber – wie im Sommer bekannt wurde – nicht versteuert. Nachzahlung ans Finanzamt: 130 Millionen Euro.
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Staatsform Parlamentarische Bundesrepublik Hauptstadt Neu Delhi Amtssprache Hindi und Englisch Staatsoberhaupt Pranab Mukherjee Regierungschef Narendra Modi Fläche 3.287.000 km2 Einwohner etwa 1,29 Milliarden Bevölkerungsdichte rund 371 pro km2 Währung Indische Rupie BIP (2013/2014) 1.877 Milliarden USD Kfz-Kennzeichen IND Internet-TLD .in Internat. Telefonvorwahl +91 Unabhängig seit 1947 Nationalfeiertage 26. Jänner, 15. August Größte Städte Mumbai, Delhi, Bangalore, Hyderabad, Ahmedabad Verwaltungsgliederung 29 Bundesstaaten und 7 Unionsterritorien Nachbarstaaten Bangladesch, Bhutan, China (Tibet), Myanmar, Nepal, Pakistan Höchste Erhebung Kangchendzönga (8.586 m)
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
Fundamentaldaten gewichteter Ansatz bietet Investoren einen Zugang zu diesen Märkten, wobei die einzelnen Schuldtitel nach Qualitätskriterien diversifiziert werden“, kommentiert Kevin Corrigan, Head of Fundamental Fixed Income bei Lombard Odier IM, die Produktinnovation und ergänzt: „Durch unsere Partnerschaft mit ETF Securities können wir einer breiten Basis von Investoren den Zugang zu Staatsanleihen von Emerging Markets über diesen innovativen Ansatz bieten.“
CREDITS: beigestellt/Archiv, www.salzburg.gv.at, Shutterstock
GERMAN EXIT. Wie im August bekannt wur-
sischen Börsen in den vergangenen Wochen und Monaten als Kursmassaker zu beschreiben, ist wohl nicht einmal übertrieben. Die Wucht der Kurseinbrüche erwischte viele Experten und Anleger auf dem falschen Fuß, um nicht zu sagen völlig unvorbereitet. Die derzeitige Situation im Reich der Mitte steht dabei sinnbildlich für die Lage in vielen, teilweise überbewerteten Emerging Markets in Fernost. Investoren, die weiterhin an das Potenzial der asiatischen Börsen glauben, sollten daher vorerst einen defensiven Zugang zu besagten Märkten wählen und sich in geeigneten Nischenbereichen umsehen. Der Healthcare-Sektor etwa konnte die allgemeinen Kurseinbrüche bisher beinahe unbeschadet überstehen. Wie die auf den Gesundheits-Bereich spezialisierte Regensburger Fondsgesellschaft Lacuna kürzlich mitteilte, konnte Healthcare seinen defensiven Charakter auch während der jüngsten Verwerfungen unter Beweis stellen. Während der MSCI All Country Asia im zweiten Quartal 2015 beispielsweise substanziell an Wert verlor, konnte der auf Gesundheitstitel spezialisierte Fonds Lacuna – Adamant Asia Pacific Health im gleichen Zeitraum sogar einen leichten Anstieg verbuchen. „Im asiatischen Gesundheitsmarkt steckt noch ein enormes Wachstumspotenzial. Deshalb erwarten wir, trotz der jüngsten Turbulenzen, weiterhin, dass die chinesische Gesundheitsindustrie jährlich um etwa 13 Prozent wachsen wird“, blickt Ingo Grabowsky von Lacuna auch optimistisch in die Zukunft.
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BELLEVUE ASSET MANAGEMENT
BB Global Macro: Keine Angst vor steigenden Zinsen
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GEZIELTE SHORT-POSITIONEN
iele Anleger setzen sich zum Ziel, jedes Jahr absolut positive Erträge zu erwirtschaften. In Zeiten rekordtiefer Zinsen scheint das nur mit Investments an den Aktienmärkten möglich. Eine Alternative bieten Multi-Asset-Strategien in einer Fondslösung wie dem BB Global Macro (Lux) Fonds, der in den vergangenen Jahren attraktive Renditen über sehr unterschiedliche Marktphasen hinweg erzielt hat.
Während beispielsweise Staatsanleihen früher eine verlässliche attraktive Grundverzinsung boten, hat in den letzten Jahren das immer weiter gesunkene Zinsniveau die Renditen tief in den Keller gedrückt, sodass viele Staatsanleihen zeitweise unter dem Strich sogar Verluste brachten. Ein reines Engagement in Aktien birgt aber naturgemäß hohe Risiken. Anlagen in einen vermögensverwaltenden Ansatz wie den BB Global Macro Fonds versetzen Anleger in die komfortable Lage, unabhängig von der Großwetterlage an den Finanzmärkten positive Renditen anzuvisieren. Auf Drei-Jahres-Sicht wurden die Vorgaben des Fondsmanagements, jährlich zwischen fünf und sieben Prozent Wertzuwachs zu erzielen, sogar übertroffen: Im Schnitt schlägt ein Jahresplus von 7,8 Prozent zu Buche, bei einer annualisierten Volatilität von 5,5 Prozent (per Ende August 2015). NEUTRALES MISCHPORTFOLIO MIT HOHER STABILITÄT Ein klassisches, konzentriertes Mischportfolio aus Aktien und Renten ist in der Regel anfällig gegen steigende Zinsen. Da sich der BB Global Macro an keiner Benchmark orientiert, lässt sich das neutrale Portfolio, bestehend aus 25 Prozent Aktien und 75 Prozent Anleihen, im aktuellen Marktumfeld sehr flexibel bewirtschaften. So kann in die aussichtsreichsten Aktien- und Anleihenmärkte investiert werden. Zudem können Leerverkäufe auf einzelne Märkte getätigt werden, falls es die Markt-
Auf der Anleihenseite ist das Portfolio zurzeit mehrheitlich in US-Staatsanleihen investiert, hauptsächlich in Folge der transparenten Politik der US-Notenbank Fed und als Absicherung für den Aktienanteil. Aber auch die Aktienmärkte in Europa und Japan sind aufgrund der Bewertungen oder der quantitativen Lockerungsprogramme interessant. Unter den Sektoren tätigt das Team gezielt Investitionen in Gesundheitsaktien und europäischen Banken. Eine Leerverkaufsposition von 30 Prozent bestand unlängst auf Bundesanleihen, als auf fünfjährige Anleihen Negativzinsen anfielen. ANLEGEREIGNUNG LUCIO SOSO Lead Portfolio Manager, Bellevue Asset Management
situation erfordert. Dadurch bietet der Fonds ein neutrales Mischportfolio, das auch weiterhin überwiegend konservativ ist, jedoch über deutlich mehr Stabilität verfügt. Bei den aktuellen Niedrigzinsen kann zudem günstig begrenzter Leverage von typischerweise 20 bis 50 Prozent aufgebaut werden, um so eine Extrarendite von ein bis zwei Prozent pro Jahr zu erwirtschaften. Für den flexiblen Mix aus verschiedenen Anlageklassen kommen Aktien, globale Staatsanleihen sowie Währungen und Rohstoffe in Frage. Derzeit werden allerdings Anleihen und Aktien bevorzugt.
Der als Luxemburger UCITS IV aufgelegte Fonds eignet sich sowohl für private, als auch für professionelle Anleger, deren Hauptinteresse dem Kapitalerhalt gilt. Gleichzeitig soll aber auch eine attraktive jährliche Rendite von fünf bis sieben Prozent erzielt werden. Durch die tägliche Liquidität des Fonds ist das eingesetzte Kapital jederzeit verfügbar. www.bellevue.ch
KONTAKTDATEN Bellevue Asset Management AG Seestraße 16 CH – 8700 Küsnacht/Zürich T: +41 44 267 67 00 info@bellevue.ch
KENNZAHLEN BB GLOBAL MACRO (LUX) FONDS Investment Manager
Bellevue Asset Management Portfolio Manager Lucio Soso Rechtsform Luxembourg UCITS IV SICAV Lancierungsdatum 31. März 2010 ISIN-Nummer B-EUR LU0494761835
Obige Angaben sind Meinungen von Bellevue Asset Management und sind subjektiver Natur. Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Entwicklungen. Unterlagen zum BB Global Macro (Lux) Fonds können kostenlos bei der österreichischen Vertreterin Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG, Graben 21, 1010 Wien, bezogen werden.
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geldanlage ° China
China stürzt Börsen in Turbulenzen Was im Reich der Mitte so vor sich geht, ist für viele Investoren ein einziges, riesiges Rätsel. Zuerst schießt die Börse Shanghai in den Himmel – dank staatlicher Förderungen –, nur um binnen Wochen um 50 Prozent abzustürzen. Dazu kommen eine überraschende Währungsabwertung und schwache Wirtschaftsdaten. Einige Experten versuchen, Licht ins Dunkel zu bringen. Wolfgang Regner as ist bloß mit China los? Zuerst steigt der Shanghai Composite um 140 Prozent, auch dank der Förderungen des Aktiensparens durch die Regierung, die dann allerdings Angst vor der eigenen Courage bekommt und die Förderungen größtenteils wieder zurücknimmt und die China-Börsen mit regulatorischen Vorschriften einzubremsen versucht. Der Versuch endet in einem Crash. So muss man es wohl nennen, wenn ein Aktienindex binnen Wochen fast 50 Prozent seines Wertes verliert. Allein am „Schwarzen Montag“ (24.8.15) stürzten die China-Indizes zeitweise rund neun Prozent in die Tiefe. Und dazu gesellen sich schwache Konjunkturdaten. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende chinesische Gewerbe fiel auf 47,1 und damit auf das niedrigste Niveau seit 2009 – den sechsten Monat hintereinander unter die kritische Marke von 50 Punkten, die eine Wachstumsexpansion anzeigt. Zugleich fielen Exporte, die im Juli um 8,9 Prozent unter dem Vorjahreswert lagen, und auch die Industrieproduktion kam von einem Wachstum jenseits der Sieben-ProzentMarke zurück – auf nur mehr 6,0 Prozent. Ein nach dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Kiang benannter Wirtschaftsindex, der den Energieverbrauch, die Kreditvergabe und die Eisenbahnfrachttonnen erfasst, zeigt inzwischen nur noch eine Zunahme des chinesischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von etwas über vier Prozent. Das sollte aber die Untergrenze sein, denn es gibt auch einige positive Indikatoren: In den chinesischen Apple-Stores liefen die Geschäfte in den letzten zwei Wochen so gut wie nie zuvor in diesem Jahr. Und es verwundert nicht, wenn in der großen
32 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
Transformationsphase, in der Chinas Regierung die Wirtschaft völlig umpolen will, von einer export- und von Finanzinvestments getriebenen auf eine stärker vom Binnenkonsum gestützte Ökonomie, nicht alles völlig glatt gehen kann. Doch der Service sektor scheint in der Lage zu sein, den Staffelstab zu übernehmen. Der Immobilien-
Achterbahnfahrt in China 5500 5000 4500 4000 3500 3000 2500 2000
2014
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Der Shanghai A-Share-Index stieg innerhalb eines Jahres um 140 Prozent und fiel anschließend wieder um 50 Prozent.
sektor und die Industrieproduktion verlieren an Schwung, während sich der Dienstleistungssektor seit Anfang 2014 belebt hat, mittlerweile 50 Prozent des BIP ausmacht und das Wachstum der Konsumausgaben und Services unverändert bei zehn Prozent liegt. Im Service- und Konsumbereich sind die Transformationswehen jedoch noch ohne Konsequenzen geblieben (z.B. gab es zuletzt ein Elf-Monats-Hoch im Markit China Service PMI-Index). Viel problematischer ist der jüngste Vertrauensverlust in
die Aktivitäten der Regierung: Denn selbst seit der groß angekündigten Stützungsmaßnahmen für den Aktienmarkt durch Peking hat der Shanghai Composite nun weitere 25 Prozent verloren. Vor diesem Hintergrund wird es in nächster Zukunft interessant sein, die weitere Entwicklung des Renminbi zu beobachten. Nach der überraschend deutlichen Abwertung im August erwarten Be obachter weitere dramatische Schritte. Genau dies würde jedoch der offiziellen Strategie der Regierung widersprechen, aus China eine Binnenwirtschaft zu machen. Denn China will vom Billig- zum Qualitätsproduzenten aufsteigen und Waren mit höherer Wertschöpfung liefern. Da wäre auch ein stärkerer Renminbi keine wirkliche Hürde. Rätselhafte Abwertung Deshalb sieht auch Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer (CIO) der Deutsche Asset & Wealth Management (DeAWM), die Lage nicht so düster wie manche seiner Expertenkollegen. „Zunächst rätselten die Märkte, welcher der drei wahrscheinlichsten Gründe für die Abwertung das größte Gewicht habe: Erfüllung der Anforderungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) angesichts der angestrebten Aufnahme des Yuan in den Währungskorb der Sonderziehungsrechte (SZR). Unterstützung der Exporte, die im Juli 8,9 Prozent unter dem Vorjahreswert lagen. Oder eine Reaktion auf Kapitalabflüsse, die im Juli 43 Milliarden US-Dollar und in den letzten zwölf Monaten 300 Milliarden USDollar ausmachten. Für uns steht der erstgenannte Punkt im Vordergrund.“ Pekings wichtigstes Ziel ist also, in internationalen Institutionen wie dem IWF als gleichwer-
creditS: Shutterstock, beigestellt
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China geldanlage
interview ° Tanguy Kamp, Fondsmanager für asiatische Aktienfonds, Banque de Luxembourg Investments GELD °
fen, das Aussetzen von Börsengängen, ein Veräußerungsverbot für Aktionäre, die mehr als fünf Prozent eines börsennotierten Unternehmens besit z e n , u n d d i e Aussetzung des Handels bei knapp der Hälfte aller gelisteten Aktien die Panik noch an. Chinas Börse ist relativ teuer, und 62 Prozent der Unternehmen veröffentlichten enttäuschende Ergebnisse. Dieses Szenario verlangt größte Vorsicht.
Welches sind die wahren Gründe
für den Aktien-Crash in China?
tiger Partner behandelt zu werden. Eine Aufnahme in die SZR würde für den Renminbi die prestigeträchtige Anerkennung als eine Weltwährung bedeuten. Von einem Währungskrieg kann keine Rede sein. Kurzfristig mag es da anders aussehen: Denn in Reaktion auf die Renminbi-Abwertung fielen auch andere asiatische Währungen zum Teil deutlich (der Singapur-Dollar, der südkoreanische Won, der Taiwan-Dollar, das malaysische Ringgit und die indonesische Rupiah). Diese fielen in den vergangenen Tagen ebenso stark wie der Yuan und verdeutlichten damit, dass Asien künftig nicht mehr als „US-Dollar-Zone“, sondern als „Yuan-Zone“ zu sehen ist. Und nicht zu vergessen: Der Renminbi ist in den letzten Jahren gegenüber dem Dollar um gut zwölf Prozent gestiegen – auch gegenüber dem Euro war er stark. Da fällt eine Abwertung von fünf Prozent nur wenig ins Gewicht und wird die Exporte kaum antreiben. Kein Währungskrieg „Dennoch hilft eine Aufhebung der USDollar-Bindung dem Renminbi, eine weitere Aufwertung zu vermeiden, besonders angesichts der möglichen Zinswende in den USA. Zudem kommt der Einstieg in einen Währungskrieg vor dem Besuch von Chinas Präsident Xi Jinping in den USA und der Überprüfung der Aufnahme des Yuan in den SZR-Währungskorb im November als politischer Schritt wohl kaum in Frage“, analysiert DeAWM-CIO Wöhrmann. „Für uns ist die Änderung des Währungsregimes Teil des breiteren chinesischen Liberalisierungsprogramms der Finanzmärkte, das sich auf Zinsen, Wechselkurse und die eigenen Kapitalmärkte erstreckt. Zur Steigerung
tanguy kamp: Chinas Markt durchläuft seit dem 12. Juni 2015 eine Korrektur. Zuvor hatte Shanghais Börse innerhalb eines Jahres – in Yuan und in US-Dollar – knapp 160 Prozent zugelegt. Die Börse Shenzhen stieg in diesem Zeitraum sogar um 196 Prozent. Damit hatten die Bewertungen ein sehr hohes Niveau erklommen, nämlich das 26-Fache der für 2015 erwarteten Gewinne in Shanghai und das 78-Fache in Shenzen. Gleichzeitig deuten sämtliche Konjunkturbarometer Chinas seit einem Jahr auf eine Verlangsamung hin. Die Aktivität im verarbeitenden Gewerbe ist rückläufig, die Exporte lassen nach, der Binnenkonsum zeigt sich zurückhaltend. All dies hat in den vergangenen zwölf Monaten bereits diverse Interventionen der chinesischen Behörden ausgelöst. Hierzu zählen Zinssenkungen, die Herabsetzung der Mindestreservesätze für Banken sowie Konjunkturpläne. Diese Geldspritzen ließen chinesische Aktien ihren Höhenflug fortsetzen, obwohl die Unternehmen kein Gewinnwachstum vermeldeten. Als der Indexanbieter MSCI am 9. Juni jedoch die Aufnahme chinesischer Festlandaktien vertagte, brachen A-Aktien ein, und aufgrund von Nachschusspflichten für Kredite gerieten viele Anleger unter enormen Druck. Diese Entwicklungen führten zum Crash.
Wie beurteilen Sie die Abwertung des Yuan?
Am 11. August 2015 hatte China angekündigt, den Marktkräften bei der Entwicklung der Landeswährung mehr Freiheiten einzuräumen. Es folgte eine Abwertung um knapp drei Prozent. Denn trotz aller Interventionen verliert die Wirtschaft weiter an Dynamik. Eine Stellschraube blieb allerdings noch: die Abwertung. Die Tatsache, dass die Notenbank die Währung so rapide abwertete, legte der Markt als Zeichen dafür aus, dass das chinesische Wachstum anfälliger ist als vorhergesehen und deshalb gestützt werden muss. Die Entscheidung könnte auch mit Pekings Ziel zusammenhängen, eine Integration der Landeswährung in den sogenannten Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu erreichen. Über die Aufnahme des Yuan in diesen Korb, der eine Reservewährung – die sogenannten Sonderziehungsrechte – bildet, möchte China die Internationalisierung der Währung vorantreiben. Der IWF entscheidet erst im November über die Integration, hat die Bedingungen jedoch bereits klargestellt: Chinas Währung muss sich je nach Marktschwankungen bewegen und „frei verwendbar“ sein. Das wird wohl noch ein gutes Jahr dauern, also bis 2016.
Wie wird es bis Jahresende und darüber hinaus weitergehen?
Eine Zeit lang konnte sich der Markt durch die staatlichen Eingriffe wieder erholen, obwohl die positive Wirkung immer weiter nachließ. Die jüngsten Maßnahmen zur Stützung der Märkte Ende Juni – Absenkung der Zinsen sowie der Mindestreservesätze – verpufften schließlich wirkungslos und konnten die anschließende Korrektur von über 30 Prozent nicht mehr verhindern. Dazu fachten das Verbot von Leerverkäu-
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geldanlage ° China
drei Wachstums-Zylinder holpern Michael Hasenstab von der US-Investmentfirma Franklin Templeton sieht jedoch noch einige erhebliche Herausforderungen. Erstens das Deleveraging, also der Schuldenabbau. Die Zentral- und lokalen Regie-
rungen haben Schulden in Höhe von 65 Prozent des BIP aufgebaut. Berücksichtigt man auch das Schattenbanksystem und die Unternehmen, vor allem die Staatskonzerne, steigt der Verschuldungsgrad schon auf 280 Prozent. Auf der anderen Seite hat die Volksrepublik durch ihre hohen Export überschüsse einen gigantischen Devisenschatz angesammelt. Seit dem Jahr 2006 ist er der größte der Welt. Inzwischen sind die Devisenreserven auf einen Wert von fast vier Billionen Dollar angewachsen. Das ist mehr als das BIP Deutschlands. „Doch stottern gleich drei Wachstumsmotoren in China zur gleichen Zeit: Erstens schwächelt der Immobilienmarkt, lokale Regierungen müssen nun ihre Schulden abbauen und können weniger investieren, und dazu kommen einige wichtige Bereiche der verarbeitenden Industrie, die schrumpfen“, sagt Hasenstab. Das vom Lohnwachstum, dem Wachstum im Dienstleistungssektor und neuen Infrastrukturinvestitionen getriebene Konsumwachstum gleicht jedoch die simultane Kontraktion dieser anderen drei Sektoren aus. Dazu kommt ein demografisch bewirkter Rückgang des Wachstums der Arbeitskräfte. „Das steigert den Lohndruck, was die Wettbewerbsfähigkeit des traditionell exportorientierten Fertigungssektors reduziert. Der Rückgang des Wachstums der Arbeitskräfte bedeutet jedoch, es werden weniger Arbeitsplätze für eine Vollbeschäftigung benötigt – Schätzungen zufolge
China rückt näher an die USA heran Bruttoinlandsprodukt in Billionen Dollar
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0 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 Das Potential von Chinas Wirtschaftswachstum ist noch lange nicht ausgeschöpft Quelle: Bloomberg
34 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
drei Millionen pro Jahr gegenüber einem historischen Höchstwert von zwölf Millionen. Das schnellere Wachstum des Dienstleistungssektors dürfte ausreichen, um dies zu ermöglichen“, analysiert Hasenstab. Außerdem hat die Zentralregierung keine Schulden im Ausland. Diese Faktoren helfen, das Risiko einer klassischen Schuldennachhaltigkeitskrise zu minimieren. flexible Wechselkursfixierung Trotz eines aufwertenden Renminbi konnte die Volksrepublik in den vergangenen Jahren kontinuierlich ihren Anteil an den weltweiten Exporten vergrößern (zuletzt rund 13 Prozent). Allerdings eine Aufwertung um über 50 Prozent seit 2005, das war den chinesischen Staatsbossen doch zu viel des Guten. Was dann passierte, war eigentlich recht wenig. Die Notenbank änderte die Fixingmethodologie des Renminbi. Daraufhin wertete die chinesische Währung an drei aufeinanderfolgenden Tagen um 1,9, 1,6 beziehungsweise 1,1 Prozent gegenüber dem US-Dollar ab. Nun wird beim Yuan-Fixing auch der Vortagesschlusskurs des Devisenmarktes berücksichtigt. Dies führt dazu, dass Angebot und Nachfrage eine stärkere Rolle bei der Wechselkursfestsetzung spielen. Und diese Flexibilisierung der Kursbildung der chinesischen Währung ist der Grundstein für den Eintritt des Renminbi in die heiligen Hallen der vom IWF anerkannten Weltleitwährungen. Ein weiterer Grund liegt sicher in der Unterstützung der schwächelnden Wirtschaft. Denn durch die enge Bindung an den USDollar haben sich mit dessen Stärke auch chinesische Ausfuhren in den vergangenen Monaten praktisch gegenüber allen anderen Währungen verteuert. Hinter dem festeren Renminbi steckt somit nicht eine stärkere Volkswirtschaft. Die Abwertung soll als positiver Nebeneffekt auch die Exporte wieder ankurbeln. Dahinter steckt jedoch keine Absicht, in den Währungskrieg einzutreten, denn kaum sank der Renminbi, gingen auch die Währungen vieler asiatischer Nachbarn auf Talfahrt – und das wussten Chinas Staatenlenker sicherlich im Voraus. Zudem würde ein Cocktail aus
creditS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
der Produktivität und Wachstumsqualität könnte China auf lange Sicht sogar eher eine starke Währung vorziehen“, meint Wöhrmann. Der private Konsum liegt jedoch mit nur 36 Prozent des BIP etwa halb so hoch wie in den USA. Chinas Anteil am Welthandel entspricht mit ca. 15 Prozent etwa dem der Eurozone und liegt weit über dem Anteil der USA (zehn Prozent). Trotz der Aufwertung des Renminbi ist er in den letzten Jahren weiter gestiegen. Da kann die große Transformation Chinas Wirtschaft noch einiges an Wachstumspotenzial verleihen. „Aufgrund der aktuellen Schwäche der chinesischen Wirtschaft rechnen wir mittelfris tig mit einer weiteren Abwertung, länger fristig jedoch mit einer starken Währung“, folgert Wöhrmann. Last, but not least emanzipiert sich die chinesische Zentralbank von der Politik der US Federal Reserve und ihrem Zinserhöhungskurs. Seit der letzten Senkung liegt der führende Zinssatz bei 4,6 Prozent und der Mindestreservesatz der Banken bei 18 Prozent – da hat die Bank of China noch einiges an Stimulierungs-Power, während die anderen großen Notenbanken ihr Pulver verschossen haben.
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China Brennpunkt
„Der notwendige Schuldenabbau, der schwache Immobilienmarkt und die rückläufige Industrieproduktion werden China belasten.“
„Sechs Prozent der Ausfuhren der Eurozone gehen nach China – und zehn Prozent der Importe kommen von dort. Das ist wirklich nicht dramatisch.“
Michael Hasenstab, Fondsmanager Franklin Templeton
niedrigen Zinsen, niedrigen Rohstoff- und Energiepreisen eine zukünftige Expansion stärker stimulieren als Währungsveränderungen es können. Auch hat der Crash an den Festlandbörsen kaum etwas mit den Konjunktursorgen zu tun. Diese Börsen in Shanghai und Shenzen sind größtenteils nur Inländern zugänglich und diese sehen in der Aktienspekula tion so etwas wie wir in Europa im Lotto, Toto oder in den „Euromillionen“. Noch dazu hatte die Regierung die Sparer zu Aktieninvestments ermuntert, etwa mit der teilweisen Freigabe kreditfinanzierter Aktienkäufe. Im Verlauf von 2014 verzehnfachte sich das Wertpapierkreditvolumen, bis Juni 2015 verdoppelte es sich nochmals auf 365 Milliarden Dollar. Insgesamt waren rund 90 Millionen Privatanleger an der Börse investiert. Sie bestritten rund 80 Prozent des täglichen Handelsvolumens, hielten etwa zwei Drittel des Free Float der chinesischen Aktien und zeichneten auch für die Aufblähung des Wertpapierkreditvolumens maßgeblich verantwortlich. Dies war so nicht gewollt und die Börsenaufsicht versuchte die Spekulanten wieder an die Kandare zu nehmen, als das Börsenexperiment außer Kontrolle zu geraten drohte, mit der Folge eines veritablen Crashs. Die negative Börsenstimmung steckte jedoch auch die in Hongkong gehandelten China-Aktien an, die von Ausländern gekauft werden können. Heute notieren diese mit einem KursGewinn-Verhältnis von unter zehn, was einem Bewertungsabschlag von über 80 Prozent gegenüber den US-Aktien entspricht. Volkswirtschaftlich halten Experten die Folgen des Kursrückgangs für verkraftbar: Während der Free Float der Börse in Shanghai rund 18 Billionen Renminbi
Martin Skanberg, Europa-Fondsmanager Schroders
betrage (2,6 Bio. Euro), verfügen die chinesischen Haushalte über Bankeinlagen von rund 53 Billionen Renminbi (7,7 Bio. Euro). Zu keinem Zeitpunkt haben die kredit finanzierten Aktienkäufe mehr als vier Prozent der bestehenden Bankeinlagen betragen. Die Auswirkungen auf den Konsum seien daher überschaubar. Chinas GröSSe: Alles ist relativ Derzeit (2015 erwartet) produziert China ein Bruttoinlandsprodukt von 11.000 Milliarden Dollar. Wenn das Wachstum um einen Prozentpunkt niedriger ausfallen sollte, dann wären das 110 Milliarden Dollar weniger. Das entspricht 0,15 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Die Weltwirtschaft würde also nicht um 3,5 Prozent wachsen, sondern vielleicht um 3,3 oder 3,4 Prozent. Das ist nichts, was die Konjunkturperspektiven (und die Weltbörsen) umwerfen sollte. „Nur“ fünf Prozent Wachstum würden immer noch einem stolzen Zuwachs von 550 Milliarden Dollar entsprechen. Andererseits repräsentiert China allein 13 Prozent des globalen BIP und 30 Prozent des Emerging Market-BIP. Auf-
grund seiner überragenden Bedeutung für Europa sind die Außenhandelsdaten zwischen Deutschland und China besonders interessant. Und hier kommt Überraschendes zutage: Die Goldgräberstimmung in China ist eigentlich schon lange vorbei. Nachdem die deutschen Exporte nach China 2010 und 2011 um 75 Prozent gestiegen waren, lag das Exportwachstum in den vergangenen drei Jahren nur noch bei 4,5 Prozent pro Jahr. Die Ausfuhr in die USA und nach Großbritannien wuchs im gleichen Zeitraum doppelt so stark. Dennoch ist China viertgrößter Abnehmer deutscher Waren. Insgesamt lieferte Deutschland 2014 Waren und Dienstleistungen im Wert von 75 Milliarden Dollar nach China, das entspricht 6,5 Prozent der Gesamtausfuhren, wobei Umsätze in den Werken vor Ort, also etwa von VW in Shanghai, nicht berücksichtigt sind, und fast 40 Prozent in die gesamten Emerging Markets. Insoferne wären Probleme in China schon eine ernstliche Belastung, denn dann würde das deutsche Exportgeschäft auch mit den übrigen Schwellenländern leiden, vor allem die Automobilindustrie und Investitionsgüter.
° Die besten Aktienfonds mit Schwerpunkt China ISIN GB00B0TY6S22 GB0030183890 LU0326948709 LU0411150922 IE00B543WZ88 IE00B16C1G93 IE0030351732 LU0405327148 LU0067412154 LU0327786744
FONDSname First State Asia Pacific Sustainability First State Asia Pacific Schroder ISF Asian Total Return Allianz China A-Shares Neuberger Berman China Equity Comgest Growth Asia Pac ex Japan Comgest Growth Greater China Wells Fargo (LUX) WW China Equity UBS (Lux) EF - China Opportunity Henderson HF China
Volumen Perf. 1 J. 413 Mio. € 3,5 % 950 Mio. € 1,1 % 1 835 Mio. € 4,7 % 27 Mio. € 65,6 % 610 Mio. € 10,9 % 187 Mio. € 13,3 % 126 Mio. € 12,0 % 43 Mio. € 7,5 % 1 036 Mio. € 4,7 % 103 Mio. € 4,6 %
3 J.p.a. 5 J.p.a. 13,2 % 12,6 % 10,5 % 10,2 % 8,8 % 9,3 % 22,0 % 8,4 % 16,4 % 8,1 % 14,6 % 7,6 % 15,9 % 6,7 % 14,4 % 6,5 % 20,2 % 6,0 % 15,0 % 4,5 %
ter 1,67 % 1,87 % 1,94 % 2,31 % 2,16 % 1,57 % 1,65 % 2,25 % 2,38 % 1,97 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Fünf-Jahres-Performance, Stichzeitpunkt: 4. September 2015
September 2015 – GELD-MAGAZIN ° 35
geldanlage ° Krebsforschung
Die neuen Krebskiller Die neuen Krebskiller bedienen sich des körpereigenen Immunsystems, um Tumorzellen auszuschalten. Dabei greifen sie die Moleküle an, mit deren Hilfe es die Tumore geschafft haben, sich vor der Enttarnung durch das Immunsystem zu schützen. Wir nennen einige attraktive „Krebs-Aktien“. Wolfgang Regner uf der diesjährigen global wichtigsten Fachkonferenz für Onkologie, der American Society of Clinical Oncology (ASCO), waren die sogenannten „Checkpoint-Inhibitoren“ in aller Munde. Denn sie heben zentrale Mechanismen der Immununterdrückung auf und mobilisieren auf diese Weise den Angriff auf die Tumorzellen. Etwa bei bösartigem Hautkrebs. Bei bis zu 80 Prozent aller Patienten erzielen die neuen Heilmittel in klinischen Tests ein zeitliches oder dauerhaftes Nachlassen der Krankheitssymptome. 20 Prozent aller Pa tienten mit metastasierendem Melanom haben inzwischen eine Überlebenszeit von zehn Jahren. Christian Lach, Fondsberater des Lacuna Adamant Global Healthcare, gibt einen Überblick über die Entwicklung:
„Klassisch wurde Krebs durch Zellgifte, Chemotherapie oder Bestrahlung therapiert, was in einem zweiten Schritt mittels Biotech-Trägersubstanzen zielgerichteter und effizienter gemacht wurde. Allerdings stellte sich heraus, dass eine Heilung ohne eine Rolle des Immunsystems nicht möglich ist. Tatsächlich ist es so, dass der Körper mittels seines Immunsystems einen Tumor erkennt, diesen aber nicht effektiv angreifen kann, weil der Tumor die als Reaktion darauf gebildeten Abwehrzellen so moduliert, dass sie abgeschwächt oder gar gestoppt werden. Die nun entwickelten CheckpointInhibitoren hemmen die Tumorzellen dabei, wenn sie die Abwehrzellen außer Gefecht setzen wollen. Führend in dieser neuen Technologie sind BristolMyers, Roche und
Es kann etwas getan werden!
*pro 100.000, altersbereinigt zur US Population im Jahr 2000
100
80
60
40
20
Jahr:
1920
1930
1940
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
Altersbereinigte Krebs-Todesraten* Männer nach Auftreten, USA, 1930-2009 Quelle: American Cancer Society 2013
36 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
Merck (USA), es gibt aber viele andere Biotech-Firmen mit ähnlichen Ansätzen wie Incyte und Celldex. Incyte hat sich auf einen indirekten Aktivierungsweg, die Hemmung von IDO (Indolamin-2,3-DiOxygenase), spezialisiert. Dieses Enzym ist auch in der Plazenta von Schwangeren aktiv und verhindert dort, dass der Fötus vom Immunsystem abgestoßen wird. Mit den neu entwickelten IDO-Hemmstoffen kann man das körpereigene Immunsystem stimulieren und zum Angriff gegen den Tumor schicken. Das könnte ein bedeutsamer Therapieansatz werden, mit dem man das letzte Drittel der Krebspatienten, denen man bisher nicht helfen kann, erfolgreich therapieren könnte.“ Rasche Fortschritte möglich Auch Michael Sjöström, Fondsmanager des Pictet Biotech, sieht große Chancen der neuen Krebstherapien. „Die Immunonkologie verspricht Heilungschancen bei geringeren Nebenwirkungen als bei der Chemotherapie. Ein anderer spannender Bereich der Forschung ist die Gentherapie, bei der Krankheiten, die wegen fehlender oder inaktiver Gene entstehen, durch die Wiederherstellung oder Aktivierung jenes Gens in den Zellen eines Patienten geheilt werden können. Nach verschiedenen Rückschlägen in diesem Bereich wurde das erste Gentherapieprodukt vor Kurzem in Europa zuge lassen. Zahllose weitere Studien für ein breites Spektrum von Krankheiten werden zudem zurzeit durchgeführt oder sind ge plant, wie etwa Hämophilie und seltenen schweren Stoffwechselkrankheiten.“ Lacuna-Experte Lach hält insgesamt zwar den Schweizer Roche-Konzern bei der Krebs-
credit: Shutterstock
A
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xxxxxxxx geldanlage
Amgen ° Günstiger Biotech-Pionier Auch Amgen forscht an neuen, spannenden Krebsmedikamenten, auch an den schon berühmten Checkpoint-Inhibitoren. Gegenüber dem Vorjahr schaffte das Biotech-Unternehmen ein Umsatzplus von vier Prozent auf 5,37 Milliarden Dollar (zweites Quartal).Auf der Umsatzseite haben vor allem das Rheumamittel Enbrel und die beiden Osteoporose-Arzneien Xgeva und Prolio positiv überrascht. Zudem hob der US-Konzern den Ausblick fürs Gesamtjahr an: Statt der bislang erwarteten 20,3 bis
20,9 Milliarden Dollar Konzernumsatz liegt der neue Zielkorridor bei 21,1 bis 21,4 Milliarden. In den kommenden Jahren werden neue Produkte wie das Herzmittel Corlanor, der gerade zugelassene Cholesterinsenker Repatha und die Immuntherapie T-Vec gegen Krebs ihr Gewinnpotenzial entfalten. Gespannt erwarten Anleger auch auf neueste Studienergebnisse für Kyprolis und den Krebskiller Vectibix, die bereits Milliardenumsätze erzielen. ISIN US0311621009 Börse Frankfurt (Xetra)
Der Krebsforschungs-Leader ° Roche Holding Der Schweizer Konzern ist als Hauptgewinner aus der diesjährigen Onkologie-Konferenz ASCO hervorgegangen. Viel versprechend ist ein neues Mittel gegen Lungenkrebs. Dabei aktivieren sogenannte PD-L1-Hemmer die T-Zellen der Immunabwehr. Bei einer Studie in Kombination mit Chemotherapie sprachen 67 Prozent der Patienten auf die Behandlung an. Das wäre ein deutlicher Fortschritt gegenüber der Standardtherapie mit dem Medikament Opdivo von Bristol Myers. Das Medikament
gilt als Therapiedurchbruch zur Behandlung von Lungen- und Blasenkrebs. Diesen Status erhalten nur Medikamente, denen die US-Gesundheitsbehörde (FDA) das Potenzial für einen erheblichen Behandlungsfortschritt zubilligt und die rasch zu den Patienten gelangen sollen. Roche forscht noch an sieben immuntherapeutischen Wirkstoffen in mehr als 40 klinischen Programmen. Auch im Bereich Hautkrebs wird es bald spannend. ISIN CH0012032048 Börse Frankfurt (Xetra)
Celldex ° Kampf dem Gehirntumor Deutlich spekulativer ist das US-Unternehmen Celldex, das mit seinem ersten Hoffnungsträ ger zur Behandlung von bösartigem Gehirn tumor unmittelbar vor dem klinischen Durchbruch stehen könnte. Celldex ist ein interes santes Biotech-Unternehmen im Bereich Im munonkologie. Die Firma wurde von ehe maligen M edarex-Mitarbeitern gegründet, nachdem Medarex von Bristol Myers übernommen wurde und den heutigen Grundstein für Bristols führende Rolle im Bereich Immun
onkologie legte. Celldex entwickelt neben Antikörpern auch therapeutische Krebsvakzine (Impfungen). Am weitesten fortgeschritten ist das Vakzin Rindopepimut (EGFRvIII) gegen bösartige Gehirntumore. Dabei ist der Wachstumsfaktor EGFR aktiviert, der unterdrückt werden soll. Noch ist das Unternehmen ein „One-trick-Pony“, also mit nur einem weit fortgeschrittenen Produkt in der Entwicklung. Ein Erfolg hätte die Kursverdoppelung zur Folge. ISIN US15117B1035 Börse Frankfurt (Xetra)
september 2015 – GELD-MAGAZIN ° 37
geldanlage ° Krebsforschung
Immuntherapie für ,,am besten aufgestellt“ und sieht auch AstraZeneca und Merck (USA) gut im Rennen, bescheinigt Bristol aber, zurzeit die Führungsposition innezuhaben. ,,Es sieht so aus, als ob Opdivo die Standardtherapie werden wird“ – mit Mil liardenumsätzen. Zurzeit laufen mehr als 50 onkologische Studien, bei denen Opdivo als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Wirkstoffen ausprobiert wird. Erfolg hatte etwa die klinische Prüfung mit Opdivo gegen Hautkrebs. Allerdings könnte der Schweizer Konzern Roche der Hauptgewinner werden. Viel versprechend sind vor allem die klinischen Resultate bei Lungenkrebs. Dort aktivieren sogenannte PD-L1Hemmer (Checkpoint Inhibitoren) die TZellen der Immunabwehr und verwandeln sie in echte Krebskiller. Michael Sjöström ist da noch ein wenig zurückhaltend: „Opdivo
ist natürlich ein Meilenstein in der Onkologie, da es der erste Antikörper ist, der die Tumorbremse löst (anti PD1 mAb). Ob die Wettbewerber Antikörper wie das von Roche tatsächlich besser wirken, werden die klinischen Daten zeigen. Der Antikörper von Roche ist etwas selektiver (anti PDL1 mAb), ob dies auch einen klinischen Vorteil bringt, ist noch unklar.“ T-Zellen spielen viele Rollen… Das zeigt auch die CAR-T-Zell-Technologie. Dabei werden dem Patienten T-Zellen entnommen, im Labor mit den Tumor-Antigenen CD19 „geimpft“ und dem Patienten danach wieder infundiert. Die so veränderten T-Zellen sind nun in der Lage, Tumorzellen zu erkennen. Mit dieser personalisierten T-Zell-Therapie konnten bei Pa tienten mit Leukämie (ALL) bahnbrechende
Resultate erzielt werden. Auch Juno Therapeutics, Kite Pharma oder Bluebird haben sich auf genveränderte T-Zellen-Therapien spezialisiert. Der Ausblick ist viel versprechend: „Wir erwarten 2015 zehn neue USZulassungen, die Krebsmedikamente betreffen – inklusive Indikationenerweiterungen und Kombinationsmöglichkeiten“, meint Sjöström. Neben den Pharma- und Biotech-Riesen wie BMS, Roche, Merck (USA) oder Amgen gibt es noch eine große Anzahl kleinerer Krebsspezialisten. Diese Unternehmen haben natürlich ein erhöhtes Anlagerisiko, sind aber für spekulative Investoren wegen des hohen Kurspotenzials interessant. Dazu zählen etwa Medivation oder Celldex. Medivation hat das beste Antiandrogen-Medikament, Xtandi, bei metastasiertem Prostatakrebs. Es hemmt männliche Sexualhormone (Androgene).
interview ° Christian Lach, Fondsberater des Lacuna Adamant Global Healthcare
erachten Sie für besonders aussichtsreich?
christian lach: Immunonkologische Ansätze stehen unserer Meinung nach zu Recht im Zentrum des Interesses. Dazu gehören die verschiedenen Checkpoint-Inhibitoren, von denen einige schon zugelassen sind – Keytruda von Merck & Co. sowie Opdivo und Yervoy (gegen Hautkrebs) von Bristol-Myers Squibb. Es ist wahrscheinlich, dass diese Produkte auch noch für weitere (Onkologie-)Indikationen zugelassen werden. Auch sind sie prädestiniert dazu, als Kombinationspräparate entwickelt zu werden – sei es mit anderen immunonkologischen Produkten oder mit bereits existierenden Ansätzen. Welche interessanten Krebs-Medikamente wurden in den letzten zwölf Monaten zuge lassen und welche stehen knapp davor?
Etwa Opdivo (ein Anti-PD1 mAb-Wirkstoff) zur Behandlung von nicht kleinzelligem Lungenkrebs und fortgeschrittenem Melanom
38 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
oder Pfizers Ibrance (CDK4/CDK6 Inhibitor) gegen fortgeschrittenen Brustkrebs bei Frauen nach der Menopause (HER2-negative, das heißt, das HER-Gen ist nicht aktiviert). Keytruda von Merck & Co. ist wirksam gegen fortgeschrittenen Hautkrebs, wenn keine Operation mehr zielführend erscheint. Auch eine Kombi-Therapie mit Ibrance und Amgens Femara für Frauen mit Östrogen-Rezeptor-positivem, HER2-negativen Brustkrebs scheint viel versprechend. Vor der Zulassung stehen etwa Amgens Talimogene gegen metastasierenden Hautkrebs, Astra Zenecas Iressa zur Behandlung von nicht kleinzelligem Lungenkrebs, bei dem bestimmte Wachstumsfaktoren aktiviert sind, BMS mit seinem Präparat Yervoy bzw. einer Kombination mit Opdivo gegen fortgeschrittenes Melanom, Teva Pharmas Bendamustine gegen verschiedene Formen der Leukämie. Auch der Schweizer Pharmariese Roche setzt auf neuartige Krebsmittel gegen Hautkrebs. Und schließlich PharmaEngines neue Formulierung von
Nanopartikel-Liposomen (Wasserkügelchen mit Membranhülle) gegen dasmetastasierende Pankreaskarzinom. Inwieweit mausert sich der Biotech-Riese Amgen nun auch zum Krebsspezialisten?
Amgen war schon immer im Bereich Onkologie vertreten mit seinen etablierten Medikamenten Epogen/Aranesp und Neupogen/Neulasta bei verschiedenen Formen des Blutkrebses. Auch im Bereich der personalisierten Medizin hat Amgen mit Vectibix (Dickdarmkrebs) und Kyprolis (multiples Myelom) interessante Medikamente. Besonders Kyprolis (Carfilzomib) zeigte an der heurigen ASCO beeindruckende Daten gegenüber dem Wettbewerber-Medikament Velcade von Takeda/Millennium und sollte der neue Standard in Kombination mit Chemotherapeutika werden.
credit: beigestellt
GELD ° Welche neuen Therapieansätze
KOLUMNE
LIPPER RESEARCH
Wertpapierleihe bei Investmentfonds – Fluch oder Segen für Anleger
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in Thema, das insbesondere im Segment der börsengehandelten Indexfonds (ETFs) in der Vergangenheit häufig diskutiert wurde, ist die sogenannte Wertpapierleihe. Bei diesen Geschäften leiht ein Fonds Wertpapiere, die er in seinem Portfolio hält, gegen eine Gebühr an einen Dritten aus. Zusätzlich zu dieser Gebühr muss der Ausleiher noch eine Sicherheit, das sogenannte Collateral, stellen, um das Geschäft, zumindest auf dem Papier, abzusichern.
Einer der heiß diskutierten Kritikpunkte an der Wertpapierleihe war und ist der Punkt, dass die Zusatzeinnahmen aus diesen Leihgeschäften zwischen dem Fondsanbieter und dem Investor in den jeweiligen Fonds geteilt werden, obwohl der Investor allein das Risiko bei diesen Transaktionen trägt. Die Frage, die sich damals wie heute stellt, ist: Warum wurde und wird dieses Thema auch heute noch nur im Bereich der ETFs diskutiert? Schließlich nutzen auch andere Fonds diese Möglichkeit, um Mehrerträge und Mehreinnahmen zu erzielen. QUALITÄT DER BESICHERUNG – EIN WICHTIGER ASPEKT Neben der Teilung der Erträge war bei den Diskussionen in der Vergangenheit häufig auch die Qualität der zur Besicherung hinterlegten Wertpapiere ein wichtiger Punkt, der teilweise heftig diskutiert wurde. Letztendlich haben diese Diskussionen dazu geführt, dass sich einzelne Anbieter strenge Regeln hinsichtlich der Qualität der als Collateral akzeptierten Wertpapiere auferlegt haben, wodurch insgesamt betrachtet die Gesamtqualität der Collaterals gestiegen ist. Dennoch finden sich auch heute noch viele fragwürdige Wertpapiere in den Collaterals, da die von den Regulatoren vorgegebenen Mindeststandards für die zur Besicherung der Wertpapierleihe geeigneten Papiere sehr niedrig sind.
DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA
Die ETF-Industrie hat sich auch bei dieser Diskussion wieder einmal als Trendsetter bewiesen. Denn während die meisten Anbieter von aktiv gemanagten Fonds nicht oder nur eingeschränkt auf diese Diskussion reagierten, hat sich die Mehrzahl der Anbieter von börsengehandelten Indexfonds entweder eine Selbstverpflichtung hinsichtlich der Menge an Papieren, die ausgeliehen werden dürfen, und der Qualität der zur Besicherung akzeptierten Papiere auferlegt oder verzichtet komplett auf die Wertpapierleihe. PREISSENKUNGEN BEI DEN FONDSANBIETERN Schaut man sich die Veränderungen im europäischen Fondsmarkt in der jüngeren Vergangenheit an, stellt man fest, dass die letzten zwölf Monate, neben anderen Trends, insbesondere von Preissenkungen bei den Fonds-
anbietern geprägt waren. Diese Preissenkungen waren bei den aktiv gemanagten Fonds hauptsächlich durch regulatorische Anforderungen wie dem „Retail Distribution Review“ (RDR) und anderen Initiativen geschuldet, während diese Schritte im Bereich der ETF auf den sich verschärfenden Wettbewerb der Anbieter untereinander zurückzuführen waren. Unabhängig davon, was der Grund ist, führen Preissenkungen bei den Fondsanbietern natürlich zu Mindereinnahmen, die, um die Gewinnmarge der Anbieter zu erhalten, an anderen Stellen im Wertschöpfungsprozess wieder ausgeglichen werden müssen. Ist ein Anbieter hierbei auf der Kostenseite schon sehr effizient aufgestellt, müssen zur Erreichung dieses Ziels die Einnahmen erhöht werden. Da dies aber nicht mehr, wie in der Vergangenheit üblich, durch die Erhöhung der Verwaltungsvergütung möglich ist, müssen die Anbieter alternative Einnahmequellen, wie zum Beispiel die Wertpapierleihe, finden, um ihre Ziel zu erreichen. Ob und wie weit die Investoren diese Firmenpolitik mittragen werden, wird sich in der Zukunft zeigen. Da bei vielen Investoren leider die Kosten der Fonds mehr im Fokus stehen als die genutzen Managementtechniken und deren Auswirkungen auf das Risikoprofil, wird die Ausweitung der Wertpapierleihe meiner Ansicht nach wahrscheinlich keine negativen Auswirkungen auf den Fondsabsatz einzelner Anbieter haben. Es sei denn, es kommt tatsächlich zu dem Fall, dass das Risiko einmal mehr zuschlägt. Denn wenn ein Leihenehmer ausfällt und das durch ihn hinterlegte Collateral dann nicht die angesetzten Preise erzielt, tragen die Fondsinvestoren den Schaden, während die Fondsanbieter vorher risikolos Gewinne eingefahren haben. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.
SEPTEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
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Healthcare hat die Nase vorn Die Lacuna AG ist auf die Entwicklung von Spezialfonds in den Bereichen Healthcare und alternative Energien ausgerichtet. Besondere Bedeutung kommt seit Jahren dem Gesundheitsbereich zu, wobei das Unternehmen die Märkte weltweit beobachtet und selektiv in spezielle Branchen und Anbieter investiert. BB Biotech ist der exklusive Advisor für die Bereiche Pharma, Biotech, Generika und Medtech. Herr Hartauer, Sie sind seit Jahren
mit Investmentprodukten im Healthcare-Sektor
und verstärkte Ausgaben im Gesundheitsbereich dieser Länder sein.
erfolgreich am Markt präsent. Einer der Grün-
ausländischer Investor dirket in chinesische A-Shares investieren. Wir werden dies in unseren Fonds zum Jahresende umsetzen können. Damit erweitert sich unser Anlageuniversum in China um ca. 40 Unternehmen.
de für die stark positive Entwicklung dieses
In Zusammenhang mit der urbanen Entwick-
Bereiches ist – international gesehen – die
lung ist China einer der Wachstumstreiber der
Überalterung der zivilisierten Gesellschaften.
Gesellschaft. Welche Potenziale liegen hier
Welche Länder haben hier die Nase vorn?
und welche Auswirkungen könnten die aktuel
Welche anderen Länder in der Region sind für
Thomas Hartauer: Aktuell haben hier die Länder in Mitteleuropa, wie Italien, Österreich, Deutschland, und Skandinavien die Nase vorn. Nicht zu vergessen ist natürlich das Land mit der weltweit höchsten durchschnittlichen Lebenserwartung: Japan. Hier ist der Anteil der über 60-Jährigen bereits jetzt bei mehr als einem Viertel der Gesamtbevölkerung. Im Jahr 2050 wird die Welt allerdings anders aussehen. Die Vereinten Nationen rechnen damit, dass die Überalterung ein praktisch globales Problem darstellen wird. Sämtliche Kontinente außer Afrika werden massiv davon betroffen sein. Diese Entwicklungen haben dazu geführt, dass der Healthcare-Sektor in den letzten Jahren ein stetiges Wachstum verzeichnen konnte. Investmentprodukte in diesem Bereich haben somit auch zukünftig viel Potenzial.
len Kurseinbrüche an den chinesischen Börsen
Investitionen in den Gesundheitssektor noch
auf die Gesellschaft haben?
viel versprechend?
Die bereits genannten Entwicklungen – sowohl bei der Überalterung, als auch beim Einkommen – finden in verstärkter Form in China statt. Zum einen liegt das an der wirtschaftlichen Dynamik in China, die mittlerweile auch dazu geführt hat, dass größere Teile der Bevölkerung vom starken Wachstum profitieren. Ein Zeichen dieser Entwicklung ist die zunehmende Urbanisierung, ein Prozess, der auch in den nächsten Jahren anhalten wird. Zum anderen hat die Ein-Kind-Politik dazu geführt, dass die Überalterung in China unheimlich schnell voranschreitet. Im Moment sehen wir an den chinesischen Börsen nach einem jahrelangen Boom einen starken Kurseinbruch, der zu einem gewissen Teil durchaus vorhersehbar war, wenn auch nicht in dieser Heftigkeit. Eine Korrektur war hier längst überfällig. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass diese großen Entwicklungen in der chinesischen Volkswirtschaft weiter anhalten werden. Das bedeutet, dass sich immer mehr Menschen eine gute medizinische Versorgung leisten können und dass das sich derzeit im Aufbau befindliche Gesundheitssystem weiter wachsen wird. Davon sollte auch der Gesundheitssektor in der gesamten Region Asien-Pazifik profitieren. Unsere Investmentfonds werden von dem dynamischen Wachstum auf dem chinesischen Gesundheitsmarkt künftig noch direkter profitieren können. Durch die Liberalisierung kann man auch als
Zwei weitere interessante Länder sind aus unserer Sicht Indien und Indonesien. Die Gesundheitsindustrie beider Staaten ist im Moment vor allen Dingen exportgetrieben. So ist Indien einer der größten Generikaproduzenten weltweit und liefert einen Großteil der Medikamente in die USA. Indonesien dagegen ist das bevölkerungsreichste, islamische Land und produziert unter anderem Medikamente für die islamische Welt. Diese Märkte, die im Moment ihren Fokus stark auf den Export legen, haben das Potenzial, dass durch den steigenden Wohlstand auch die eigene Bevölkerung in den Genuss eines funktionierenden Gesundheitssystems kommen wird. Aktuell werden hier die Ausgaben für Gesundheit noch größtenteils privat gestemmt. Um den sozialen Frieden zu stärken, planen die Regierungen allerdings eine gesetzliche Grundversorgung einzurichten. Dadurch würde die gesamte Gesundheitsindustrie in der Region noch eine zusätzliche Dynamik entwickeln. Korea beispielsweise gewinnt in den Bereichen Pharma, Biotech und Medtech an Visibilität und könnte sich sehr bald zu einem ernst zu nehmenden Marktteilnehmer entwickeln.
Wie entwickelt sich die „Mittelklasse” in den einzelnen Kontinenten?
Hiermit ist die Einkommensschicht gemeint, die weder zu den Einkommensschwachen, noch zu den am besten Verdienenden gehört. Dieser Bevölkerungsanteil bleibt in den nächsten 15 Jahren in den Industrienationen voraussichtlich relativ stabil bzw. leicht rückläufig. In Südamerika und Afrika wird es ein leichtes Wachstum geben. Im asiatisch-pazifischen Raum erwartet man hingegen eine sehr dynamische Entwicklung: in dieser Region wird sich der Mittelstand versechsfachen. Die Folgen werden steigende Konsumausgaben
40 ° GELD-MAGAZIN – September 2015
Neben dem klassischen Pharmabereich nimmt die Bedeutung von Biosimilars konstant zu.Worin liegt die besondere Attraktivität dieser Sparte?
Von Biosimilars spricht man bei Medikamen-
credit: beigestellt
GELD °
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Im Gespräch mit Thomas Hartauer, Lacuna geldanlage
ten aus dem Biotech-Sektor, die den Patentschutz verloren haben. Da es sich hierbei um biologische Produktionsprozesse handelt, kann ein „nachgemachtes“ Medikament immer nur ähnlich sein, aber nie ganz identisch. Bei klassischen Pharma-Medikamenten ist das anders. Deshalb spricht man hier auch von Generika. Dadurch sind Biosimilars deutlich komplexer in der Produktion und auch die Zulassungsverfahren sind um ein Vielfaches aufwändiger als bei Generika. Wir gehen in diesem Markt moderat gesehen bis zum Jahr Thomas Hartauer, Vorstand der Lacuna AG 2020 von jährlichen Wachstumsraten von acht Prozent aus, und das bei einem deutlich geringeren Ri- Team ist jetzt sogar um zwei Personen stärker, siko als bei klassischen Biotechs und erheblich sodass die erfolgreiche Zusammenarbeit lehöheren Margen als bei klassischen Generi- diglich unter neuem Namen weiter fortgesetzt ka. Zu den führenden Unternehmen in diesem wird. Die Stärke von Bellevue liegt in der ausBereich zählen klingende Namen wie Sandoz geprägten Healthcare-Expertise, die sich auf die Gesundheitsmärkte weltweit erstreckt. Ein Biopharmaceuticals, aber auch aktuell noch weniger bekannte Gesellschaften wie Hospira Mitarbeiter des Healthcare-Teams sitzt in den USA und ein weiterer in Singapur, sodass wir und andere. über ein starkes, internationales Netzwerk in der Branche verfügen. Lacuna arbeitete seit dem Jahr 2000 mit dem Dies ermöglicht ein grundsolides, auf eigenen schweizerischen Analysehaus Adamant zuVor-Ort-Informationen aufbauendes Fundasammen, das im April 2015 von der Bellevue mentalresearch. Das wiederum führt zu der Asset Management übernommen wurde. Woausgezeichneten Performance unserer Healthrin sehen Sie die USPs dieses Hauses für Ihre care-Fonds. Produkte? Seit mehr als zwölf Jahren setzen wir auf die Expertise von Adamant. Die handelnden Per- Die Lacuna AG bietet mit dem Asia Pacific und sonen in unserem Fondsmanagement sind dem Global Healthcare zwei attraktive Fonds, die für private wie institutionelle Investoren nach der Übernahme gleich geblieben. Das
attraktiv sind. In welche Portfoliotypen und mit welchem Anteil sollten Investoren heute in Gesundheitsfonds investieren?
Gemessen am MSCI World, n i m m t d e r He a l t h c a re-Sektor aktuell etwa 14 Prozent des breiten globalen Aktienmarktes ein. Das bedeutet, bis zu einem Anteil von ca. 15 Prozent findet keine Übergewichtung des Gesundheitssektors statt. Dieser Bereich konnte in den vergangenen Jahren eine kontinuierliche Outperformance gegenüber dem breiten Markt erzielen, was unter anderem auf die erwähnten gesellschaftlichen Entwicklungen zurückzuführen ist. Deshalb ist es auch empfehlenswert, den Aktienanteil eines Portfolios zu 15 bis 20 Prozent durch Gesundheitswerte abzudecken. Lacuna bietet als einziger europäischer Anbieter Investitionen in die asiatisch-pazifische Gesundheitsbranche. Gerade das schnelle und anhaltende Wachstum macht dieses Anlagesegment so attraktiv. Hier stecken die Gesundheitssysteme erst in den Kinderschuhen, daher können wir auch in Zukunft mit wachsenden Investitionen in diesem Bereich rechnen. Durch neue und moderne technologische Entwicklungen kann aber auch der globale Gesundheitsmarkt stetig steigenden Bedarf verzeichnen. Mit dem Adamant-Global Healthcare investieren wir in die erfolgreichsten Gesundheitsunternehmen in verschiedenen Healthcare-Bereichen – und das weltweit. www.lacuna.de
September 2015 – GELD-MAGAZIN ° 41
geldanlage ° Exchange Traded Funds
Fondsmanager versus Mathematiker Die meisten aktiv verwalteten Fonds unterliegen langfristig ihrem Vergleichsindex. Das war das Haupt argument für Exchange Traded Funds (ETFs), die passiv und gebührenschonend die diversen Börsenindizes abbilden. Nun brechen ETFs zunehmend in die Domäne der aktiv verwalteten Fonds ein, indem sie systematisch auch fundamentale Strategien verfolgen. Mario Franzin ktuelle Statistiken über die Entwicklung der Fondsvolumina von ETFs zeigen, dass dieses Fonds-Segment weiter im Aufwind ist. Mitte August knackten die Nettomittelzuflüsse weltweit die 200 Milliar den Dollar-Marke. Insgesamt werden derzeit laut Researchinstitut ETFGI global gesehen 2,83 Billionen Dollar in ETFs verwaltet und 143 Milliarden Dollar in ETPs (Exchange Traded Products). In Europa sind rund 426 Milliarden Euro in gut 1.500 ETFs investiert – hinzu kommen 630 ETPs, in denen 19 Milliarden Euro verwaltet werden. Im institutionellen Bereich, wie zum Beispiel bei der Verwaltung von Dachfonds oder der Konzeption von Portfolios im Private Banking, haben ETFs bereits ihren fixen Platz gefunden. Bei Privatanlegern sind ETFs hingegen noch nicht wirklich salonfähig und aus zwei Gründen nur gut informierten Anlegern vorbehalten: Erstens haben Vermögensberater, die von Provisionen
leben (und das gilt letztendlich auch für Bankberater), kein Interesse, ETFs anzubieten, weil sie mit deren Verkauf weder einen Ausgabeaufschlag verdienen können noch eine jährliche Bestandsprovision lukrieren. Damit wird jeder Anleger, der für seine Anlagestrategie einen Berater hinzuzieht, prinzipiell von ETFs ferngehalten – mit Ausnahme von jenen, die nur auf Honorarbasis arbeiten. Der zweite Grund für die noch geringe Durchdringung von ETFs in den Portfolios von Privatanlegern ist die oftmals schwierige Einschätzung, wann ein ETF eine sinnvolle Alternative zum aktiv gemanagten Investmentfonds bzw. im Rohstoffbereich zu Derivaten (Zertifikat, Future, CFD etc.) ist. Aktiv versus passiv Betrachten wir zum Beispiel die Lage an unserer Heimatbörse: Hier gibt es drei ETFs, die den Wiener Börsenindex ATX ab-
Entwicklung der ETFs in Europa
Der Siegeszug der Exchange Traded Funds (ETFs) ist ungebrochen. Alleine in Europa sind in mehr als 1.500 ETFs bereits 426 Milliarden Euro veranlagt. Quelle: ETFGI
42 ° GELD-MAGAZIN – September 2015
bilden: den db x-trackers ATX (Fondsvolumen 266 Millionen Euro), den iShares ATX Ucits ETF (Fondsvolumen 48 Millionen Euro) und den Comstage ATF ETF (Fondsvolumen 16 Millionen Euro). Bei der jährlichen Gebührenbelastung (TER, Total Expense Ratio) punkten der Comstage ATX und der db x-trackers ATX mit 0,25 Prozent p.a. im Vergleich zum iShares ATX mit 0,32 Prozent p.a. Im Endeffekt liegt der db x-trackers ATX in der Ein-Jahres-Performance mit einem Plus von 3,65 Prozent um mehr als fünf Prozent vor den beiden anderen. Vergleicht man die drei ETFs, die den ATX abbilden, mit aktiv verwalteten Aktienfonds, zeigt sich, dass man in den Wiener Aktienmarkt längerfristig mit aktiv verwalteten Investmentfonds wesentlich besser investiert ist. Spitzenfonds, wie der 3 Banken Österreich-Fonds, der Raiffeisen-Öster reich-Aktien oder der Pioneer Funds Austria - Austria Stock, liegen über alle Zeiträume deutlich vor den beiden ETFs – obwohl die aktiv verwalteten Fonds jährliche Gebühren von 1,58 bis 1,69 Prozent zum Abzug bringen (s. Tabelle auf der rechten Seite). Und dennoch haben die ETFs einen gewissen Reiz: Erstens wird kein Ausgabeaufschlag verrechnet, der erst wieder verdient werden muss, was kürzerfristig orientierten Anlegern entgegenkommt. Und zweitens gibt es in der Kategorie der Aktienfonds Österreich einzelne aktiv verwaltete Fonds, die noch schlechter performen als die ETFs. Die wahrhafte Stärke der etfs liegt in der Flexibilität Neben den klassischen Index-ETFs gibt es zahlreiche Produkte, die bestimmte Vermögensklassen bzw. Sektoren abbilden, in
credit: Shutterstock
A
°
Exchange Traded Funds geldanlage
die man sonst kaum investieren kann. Man denke nur an gehebelte Produkte, ShortETFs, mit denen man einfach auf fallende Börsen setzen kann, oder eine Reihe von Rohstoff-ETFs (Exchange Traded Commodities). Doch bleiben wir im Aktienbereich: Hier wurden bzw. werden als sogenannte Smart Beta-ETFs – oder treffender als Strategie-ETFs bezeichnet – neue Produktpaletten aufgelegt. Wobei die Idee dazu nicht ganz neu ist. Bereits in den USA etablierten sich in den späten 80er-Jahren die ersten SmartBeta-Produkte. Die Grundidee war, eine Alternative zu den rein volumensgewichteten Indizes zu schaffen. Der Auslöser für diese Entwicklung war damals die massive Zunahme des japanischen Aktienmarktes im Weltaktienindex. In der Spitze der japanischen Aktienhausse erreichte der Anteil an japanischen Aktien im Weltaktienindex satte 51 Prozent – und enthielt natürlich vor
allem massiv überbewertete japanische Aktien. Institutionelle Investoren gingen dazu über, die entsprechenden Indizes nach dem Bruttoinlandsprodukt der enthaltenen Länder zu gewichten und nicht nach der Kapitalisierung der Aktienmärkte. Dieselbe Entwicklung wurde in Europa durch die Technologie-Bubble im Jahr 2000 ausgelöst, bei der es zu einer starken Übergewichtung extrem teurer Technologie/Internet-Unternehmen gekommen war. Ähnlich ist im Anleihen-Bereich die Abbildung von Indizes problematisch, da auch hier die Volumsgewichtung gerade jene Länder bevorzugt, die hoch verschuldet sind. Aber auch im Anleihenbereich gibt es neue Lösungen. So legte z.B. ETF Securities bereits drei AnleihenETFs auf, die nach fundamentalen Kriterien investieren: einer in Euro-Unternehmensanleihen, einer in Unternehmensanleihen global und der dritte in Staatsanleihen global. Und jüngst kam zu dem Trio der ETFS
Aktiver vs. passiver Fonds
° Aktienfonds Österreich und ATX-ETFs
3 Banken Österreich-Fonds iShares ATX Ucits ETF
In ineffizienten Aktienmärkten führt aktive Aktienselektion häufig zu einer Mehrrendite.
ISIN AT0000662275 AT0000859293 AT0000857412 AT0000859491 AT0000619713 AT0000858147 AT0000647698 LU0659579063 AT0000952460 DE000A0D8Q23 LU0392496690 AT0000A05TF3 AT0000706528 AT0000497292
FONDSname 3 Banken Österreich-Fonds Raiffeisen-Österreich-Aktien Pioneer Funds Austria - Austria Stock SemperShare Austria Allianz Invest Austria Plus ESPA Stock Vienna KEPLER Österreich Aktienfonds db x-trackers ATX (DR) ViennaStock iShares ATX (DE) ComStage ATX Ucits ETF Österreich Plus ERSTE Responsible Stock Austria RT Österreich Aktienfonds
Lombard Odier IM Emerging Market Local Government Bond Fundamental GO UCITS ETF hinzu. Fundamentale Faktoren werden stärker berücksichtigt Neben den Strategie-ETFs, die der reinen Volumsgewichtung der herkömmlichen Börsenindizes ausweichen, indem sie die enthaltenen Aktien einfach gleichgewichten („equal weight“), setzten sich in den vergangenen Jahren die Dividenden-ETFs besonders durch: Von den rund 150 an der deutschen Börse bzw. Xetra gehandelten Strategie-ETFs sind rund ein Drittel Dividenden-ETFs. Der Grund mag vielleicht darin liegen, dass das Modell am leichtesten zu verstehen ist: Es werden nur jene Aktien in das Portfolio genommen, die (nachhaltig) hohe Dividenden zahlen. Ausgefeiltere Modelle berücksichtigen bei der Auswahl der einzelnen Aktien eine
Volumen Perf. 1 J. 105 Mio. € 9,8 % 85 Mio. € 8,8 % 284 Mio. € 2,8 % 17 Mio. € 2,4 % 5 Mio. € -0,5 % 80 Mio. € 6,6 % 30 Mio. € 1,1 % 266 Mio. € 1,9 % 31 Mio. € 1,6 % 48 Mio. € 0,7 % 16 Mio. € 0,8 % 36 Mio. € 2,3 % 10 Mio. € 2,1 % 433 Mio. € 6,6 %
3 J.p.a. 5 J.p.a. 10,9 % 7,7 % 9,9 % 3,8 % 9,5 % 5,2 % 7,8 % 4,0 % 7,4 % 2,6 % 7,2 % 1,1 % 6,7 % 1,7 % 6,7 % – 6,7 % 2,5 % 6,2 % 0,5 % 6,1 % 0,3 % 6,0 % 0,9 % 5,9 % -0,7 % 4,8 % -0,3 %
ter 2,25 % 1,69 % 1,72 % 1,97 % 1,34 % 1,99 % 1,60 % 0,25 % 1,44 % 0,32 % 0,25 % 1,73 % 1,80 % 2,06 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Drei-Jahres-Performance, Stichzeitpunkt: 1. September 2015
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geldanlage ° Exchange Traded Funds
funDAmentAle strAtegien sinD keine neuerfinDung Systematisch gemanagte Fonds nach fundamentalen Kriterien gibt es bereits seit gut zehn Jahren, insbesondere den RAFIund den CROCI-Ansatz. RAFI leitet sich vom Firmennamen Research Affiliates her, deren Analysten 2005 eine Serie FTSE RAFI-Indizes lanzierten, auf deren Basis zahlreiche Indexfonds und ETFs emittiert wurden. Heute sind nach diesem System knapp 140 Milliarden Dollar veranlagt. Eine ähnliche Strategie (CROCI) entwickelte DB Markets Research, eine ehemalige Tochter der Deutsche Bank, die in der Deutsche Asset & Wealth Management aufgegangen ist. CROCI ist die Abkürzung für Cash Return on Capital Invested und sagt eigentlich bereits alles über die grundlegende Strategie.
risikoADJustierte verAnlAgung Als neuer trenD Neuere Trends bei den Strategie-ETFs sind risikogewichtete Ansätze. Dabei können verschiedenen Assetklassen von ihrem Risiko her gleich gewichtet werden, was einen Multi-Asset-Fund mit definiertem Gesamtrisiko ergibt (Risk Parity-Ansatz). Oder es wird einem fundamentalen Research die Risikosteuerung als Overlay hinzugefügt. Das heißt, es werden prinzipiell Aktien verkauft, wenn deren Volatilität einen Grenzwert erreicht. Sehr erfolgreich wird mit dieser Strategie bereits seit Jahren beispielsweise der Invesco Pan European Structured Equity Fund oder auch der Nordea Global Stable Equity verwaltet. Ähnliche Konzepte wurden nun auch in ETFs gegossen, wie z.B. in den Source Equal-Risk European Equity UCITS ETF. Der SourceETF berücksichtigt dabei die beiden Risikofaktoren Volatilität und Korrelation. Der zugrunde liegende Index wählt die Aktien europäischer Unternehmen mit größter Marktkapitalisierung sowie ausreichender Handelsliquidität aus und gewichtet sie nach Equally-weighted Risk Contribution (ERC) Models.
EINE FuNDAMENtALE StrAtEGIE
EINE DIvIDENDEN-StrAtEGIE
EINE Low-voLA-StrAtEGIE
PowerShares FTSE RAFI Europe ETF FIAP Aktien Europa
Die rAfi-strategie bot in Abwärtsphasen keinen Vorteil, die Hausse wurde z.T. verpasst.
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UCITS ETF, werden die aus dem MSCI Europe Index ausgewählten Aktienunternehmen mit mittlerer Marktkapitalisierung einfach gleich gewichtet.
Beispielhaft möchten wir an dieser Stelle vier zu Jahrebeginn neu aufgelegte ETFs von iShares beschreiben, um die Systematik und die Vielfalt der fundamentalen Strategien zu verdeutlichen: Dabei bilden alle vier ETFs die Wertentwicklung von Aktien im MSCI Europe ab. In Abhängigkeit des gewählten Strategieansatzes unterscheidet sich jedoch die Auswahl und Gewichtung der Einzelwerte nach Unternehmensgröße, Unternehmensbewertung, Momentum und Ertragsqualität. Beim iShares MSCI Europe Quality Factor UCITS ETF erfolgt die Auswahl der Aktienunternehmen innerhalb einzelner Sektoren auf Basis von drei qualitativen Faktoren: Dividendenrendite, niedriger Verschuldungsgrad und stabile Ertragskraft. Zurzeit sind 124 Unternehmen aus 15 Industrieländern im Referenzindex. Dem iShares MSCI Europe Momentum Factor UCITS ETF liegt hingegen eine Momentum-Strategie zugrunde. Bei diesem Ansatz werden Unternehmen mit hohem Momentum (Aktienkursbewegung) ausgewählt. Der iShares MSCI Europe Value Factor UCITS ETF ermöglicht wiederum einen Zugang zu einer wertbasierten Anlagestrategie. Es werden Aktienunternehmen auf Basis von drei Faktoren ausgewählt: KursGewinn-Verhältnis, Kurs-Buchwert-Verhältnis und Unternehmenswert-CashflowVerhältnis. Beim vierten und letzten ETF, dem iShares MSCI Europe Size Factor
° GELD-MAGAZIN – SEptEMbEr 2015
iShares DivDAX (DE) DAX ®
Auch die Dividendenstrategie überzeugt beim iShares DivDAX in keiner Weise.
Amundi ETF MSCI Europe Minimum Volatility FIAP Aktien Europa
Die strategie von Amundi kann in der Boomphase mit dem Index zumindest mithalten.
cHartS: Tai-Pan / software-systems; credit: Shutterstock
Kombination von Fundamentalkennzahlen, die dem Analysevorgang von aktiven Fondsmanagern angelehnt ist. Diese multifaktoriellen Modelle sollen sicherstellen, dass ausschließlich fundamental günstige Aktien in das Portfolio gekauft werden – systematisch nach einer definierten Kombination von Dividendenhöhe, Kurs-Buchwert-Verhältnis, Kurs-Gewinn-Verhältnis, Gewinnwachstum usw. Diese ETFs tragen im Namen Bezeichnungen wie „Value“, Growth“, „Quality Factor“ etc. Aber auch diese Idee ist nicht neu.
ADVERTORIAL
ETF SECURITIES
Fundamental gewichtete Anleihe-ETFs
I
INVESTMENT-PROZESS
m Rahmen einer Kooperation mit Lombard Odier Investment Managers hat ETF Securities in diesem Frühjahr die ersten fundamental gewichteten Smart Beta ETFs auf Staats- und Unternehmensanleihen an der London Stock Exchange emittiert. Damit stehen institutionellen und privaten Anlegern attraktive Investmentopportunitäten im Anleihenbereich zur Verfügung. Als wahre Innovation, speziell für Anleihe-affine Anleger, die im aktuellen Niedrigzinsumfeld nach gangbaren Investment-Alternativen suchen, stellen die transparenten und kosteneffektiven Anleihe-ETFs von ETF Securities und Lombard Odier Investment Managers (LOIM) ein ideales Instrument dar. LOIM hat bereits ab dem Jahr 2010 fundamental gewichtete Indizes und Anleiheninvestments in Form klassischer Investmentfonds entwickelt. ETF Securities stellt nun ergänzend dazu seine Expertise auf dem Gebiet der Produktstrategie und Infrastruktur für ETFs zur Verfügung. Das Unternehmen ist ein Pionier im Bereich spezialisierter Investmentlösungen und hat 2003 den damals weltweit ersten Gold-ETC auf den Markt gebracht. PRODUKTINNOVATION Traditionell ist die Mehrheit der Anlagen bei festverzinslichen Wertpapieren in Strategien investiert, die einem traditionellen Marktkapitalisierungsansatz folgen. Im Aktienbereich beispielsweise hat das zur Folge, dass generell in die größten Aktiengesellschaften des Index investiert wird. Im Anleihenmarkt bedeutet das analog, dass dem Emittenten mit dem größten Emissionsvolumen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Bei näherer Betrachtung erweist sich diese Strategie oft als sehr eindimensional, denn die Größe eines Schuldners sagt nichts über dessen Fähigkeit aus, die Schulden auch einmal zurückzahlen zu können. Vielmehr werden diejenigen Staaten bzw. Unternehmen übergewichtet, die bereits die höchsten Schulden aufweisen. Das Konzept von LOIM und ETF
BERNHARD WENGER Head of European Distribution, ETF Securities
Securities gewichtet jedoch diejenigen Schuldner höher, bei denen die Rückzahlungswahrscheinlichkeit am höchsten ist. Ein Ansatz, der dem gesunden Menschenverstand entspricht. FOKUS AM SCHULDNER Das Anleihen-Team von LOIM stellt aus diesem Grund bei der Länder- und Unternehmens-Selektion zunächst fundamentale Faktoren in den Mittelpunkt der Betrachtung. Bei Staatsanleihen wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Verhältnis zur Staatsverschuldung betrachtet. Darüber hinaus werden Faktoren wie die finanzwirtschaftliche und politische Stabilität bewertet. Bei Unternehmensanleihen stehen Parameter wie Umsatz, Verschuldungsgrad, Kapitalfluss und Kreditqualität im Fokus. Ein weiteres Kriterium stellt der Beitrag der jeweiligen Branche zur gesamten Wirtschaftsleistung dar. PRODUKTPALETTE Aktuell stehen dem Investor seit April vier ETFs zur Verfügung, die an der London Stock Exchange notieren und auch in Stuttgart handelbar sind. Es handelt sich dabei um zwei Unternehmensanleihen-ETFs, einer davon auf Unternehmen aus dem Euro-Raum; der zweite ist auf Unternehmen global ausgerichtet. Der Staatsanleihen-ETF ist geografisch nicht eingeschränkt und investiert weltweit. Seit 2. September ist nun auch ein Emerging Markets ETF erhältlich.
Beim Staatsanleihen-ETF werden die im LOIM Fundamental Global Government Index enthaltenen Emittenten nach einem dreistufigen fundamentalen Ansatz gescreent: Dabei werden der aktuelle Verschuldungsgrad, die Höhe der Steuereinnahmen sowie die soziale und politische Stabilität berücksichtigt (bei einer traditionellen Betrachtungsweise werden nur die Höhe des BIP oder jene der Steuereinnahmen bewertet). Bei den ETFs, die in Unternehmensanleihen investieren, werden ein Top-down- mit einem Bottom-up-Ansatz kombiniert. Top-down werden die einzelnen Sektoren und Regionen betrachtet, Bottom-up kommt die Beurteilung der einzelnen Emittenten zum Einsatz. Bei der Titelselektion liegt der Fokus auf Emittenten, die jeweils im LOIM Fundamental Euro sowie im LOIM Global Corporate Index enthalten sind. Bei einer traditionellen Betrachtungsweise steht wie erwähnt beinahe ausschließlich die Marktkapitalisierung im Fokus. Bei den LOIM Fundamental Indices werden folgende Daten genau betrachtet: die Höhe der Umsätze, die Bonität, der Kapitalfluss, das EBITDA-Wachstum und – bei Unternehmen aus der Finanzbranche – die Qualität der Vermögensgegenstände in der Bilanz. Bei dieser Betrachtungsweise ist es möglich, das Portfoliorisiko zu diversifizieren und die risikoadjustierten Renditen (Sharp-Ratio) zu optimieren. ETF-KONSTRUKTION Mit den ETFs haben sowohl private als auch institutionelle Investoren die Möglichkeit, kostengünstig und einfach in die fundamentalen Indizes zu investieren. Die Fonds stellen die Indexperformance durch physische Replikation bzw. optimiertes Sampling dar, die Erfahrung des LOIM-Teams bei der Umsetzung trägt hierbei zur Effizienzsteigerung und Minimierung des Tracking Errors bei. Die vier von ETF Securities und LOIM bisher gemeinsam entwickelten ETFs sind in Österreich zum generellen Vertrieb zugelassen. Mehr Informationen finden Sie auf www.etfsloim.com
SEPTEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
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GELDANLAGE ° Im Gespräch mit Martin xxxxxxxxxx Eberhard Siegel, Deka
Blindtext.Ero Aktien-ETF imcore Fokus dolore Die Deka hatcore Blindtext.Ero als dolore Wertpapierhaus doluptat. Ipis derat.Sparkassen Dunt eugue in faciliqui den letzten eroJahren conse commolorem eine Reihe von voluptat. ETF entwickelt, Nis essi blaore die auf verschiedenen velis aliquatumDAX-Indizes quis num alisl basieren. dolortisMartin nostio et Eberhard do conulputpat. Siegel, Leiter To odionsequat, ETF Marketing veraestie und Produktservice, faccum ilit nonsespricht quis nitim lupta. Folgenden velis über die Entwicklung der einzelnen Fonds und ihre individuellen Besonderheiten. Autor GELD °
ETF ist die hohe Mindestliquiditätsquote – auch Liquidity-Coverage Ratio genannt –, die insbesondere in der institutionellen Kapitalanlage von hoher Bedeutung ist.
INT_Frage Die Deka bietet Investoren mit ihren
INT_ANTWORT_NAME: INT_Antwort UCITS-konformen Aktienfonds auf ETF-Basis Investmentvehikel, die unterschiedlichen Anlegerprofilen gerecht werden. Der Deka DAX UCITS ETF bildet die Performance der 30 größten und umsatzstärksten deutschen
Mit den DAX UCITS ETFs bietet die Deka dem
Aktiengesellschaften ab. Wie sehen Sie die
Investor die Möglichkeit, unter verschiedenen
Entwicklung dieses ETF auf mittlere Sicht?
Gesichtpunkten am deutschen Aktienmarkt zu
MARTIN EBERHARD SIEGEL: Wir sehen die Entwicklung weiter sehr positiv. Der Deka DAX UCITS ETF (WKN ETFL01) gehört zu den umsatzstärksten Produkten auf dem XetraHandelssystem. Er hat einen exzellenten Track Record und ist unser ETF-Flaggschiff. Die physische Replikation des Index und die Auflage in Deutschland sind seine Stärken.
partizipieren. Für welche Investoren-Typen – gleich, ob privat oder institutionell – sind die einzelnen ETF konzipiert?
Für das Investment in den Deka DAX UCITS Bild/Infografik_Erstes ETF sprechen vier guteWort, Gründe: volle ReplikaBild/Infografik_Text tion, volle Flexibilität, volle Transparenz und unser exzellenter individueller Service. Damit machen wir die Entscheidung für jeden Investorentyp leicht.
Beim Deka DAXplus Maximum Dividend UCITS Wie lange ist die Behaltedauer der einzelnen
schaften um eine Reihe ausländischer Unternehmen erweitert. Welchen Branchen gehören
Martin Eberhard Siegel Leiter ETF Marketing und Produktservice
diese an und welchen Beitrag leisten deren Erträge zur Fondsperformance?
Das Anlageuniversum für den Deka DAXplus Maximum Dividend (WKN ETFL23) ist der HDAX, also die Vereinigung von DAX, MDAX und TecDAX mit insgesamt 110 Aktien. Der Index besteht aus 20 Aktien. Unternehmen mit ausländischen Muttergesellschaften sind im Moment mit etwa zehn Prozent gewichtet, zum Beispiel Telefonica Deutschland.
vor dem DAX. Auch in den letzten, sehr volatilen Handelswochen hielt er sich besser als der DAX. Meiner Meinung nach hängt die weitere Entwicklung sehr stark von der globalen Wirtschaftsentwicklung ab, nicht zuletzt von China. Die meisten im Index enthaltenen Unternehmen sind sehr exportabhängig. Auch unser MDAX-ETF (WKN ETFL44) zeigt einen hervorragenden Track Record.
Beim Deka MDAX UCITS ETF wird das Spektrum der mittelgroßen deutschen Unternehmen
Mit dem Deka DAX ex Financials 30 UCITS
durch ausländische Mid Cap-Werte ergänzt.
ETF schließlich wird der DAX, bereinigt um die
Wie beurteilen Sie aktuell das Potenzial von
Branchen Banken und Versicherungen, dar-
Aktien des mittleren Segments aus Perfor-
gestellt. Welche Potenziale birgt dieser ETF und
mance-Sicht im Vergleich zum klassischen
welche Perspektiven bietet er aktuell?
Blue Chip-Segment?
Die Finanzwerte in Deutschland haben sich auf längere Sicht deutlich schlechter entwickelt als der Gesamtmarkt. Das Hauptmerkmal dieses
Wenn ich mir hier die Performance der letzten fünf Jahre anschaue, liegt der MDAX 63 Prozent
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° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
Titel in den Fonds und nach welchen Kriterien werden Umschichtungen vorgenommen?
ETF sind passive Anlageprodukte mit deutlichen Kostenvorteilen für die Anleger. Die Deka-ETF bilden einzelne Märkte und Regionen ab. Durch die vollständige Replikation der Aktien bilden wir mit unseren Umschichtungen nur die Vorgaben des Indexanbieters nach, sodass nur diese Transaktionen durchgeführt werden. Welche neuen ETF-Projekte sind im Aktienbereich aktuell in der Pipeline?
Wir richten uns bei der Einführung neuer Produkte an den Bedürfnissen unserer Kunden aus. Unser jüngstes Produkt ist der Deka Oekom Euro Nachhaltigkeit UCITS ETF (WKN ETFL47). Nach festen, auf Verantwortungsbewusstsein bestehenden Regeln vollziehen wir hier eine zukunftsorientierte Anlagepolitik. www.deka.de
CREDIT: beigestellt CREDITS:
ETF wird der Kreis deutscher Aktiengesell-
Die Nr. 1 der europäischen Asset Manager(1)
Ihr Vertrauen gewinnen heißt: Ihnen ein exzellentes Index-Management anzubieten.
Amundi Indexing Preismacht des führenden Asset Managers mit einem (1) verwalteten Vermögen von 1.100 Milliarden US-Dollar. Flexible und maßgeschneiderte Lösungen. Hervorragende Expertise bei SRI- und innovativen (2) Smart-Beta-Lösungen. 25-jähriger Track Record mit institutionellen Kunden.
indexing.amundi.com
(1) Die Nr. 1 der Asset Manager mit Unternehmenssitz in Europa hinsichtlich des gesamten verwalteten Vermögens. Quelle: IPE „Top 400 Asset Managers“, veröffentlicht im Juni 2015, Daten per Dezember 2014. Amundi hat alle verwalteten Vermögen um Volumen der Vermögensverwaltung sowie die Bestände von Gesellschaften mit außereuropäischer Mutter- bzw. Holdinggesellschaft bereinigt. (2) Socially Responsible Investment (SRI). Smart-Beta-Strategien sollen die Wertentwicklung durch die passive Nachbildung eines Index verbessern, der nicht auf einer traditionellen Marktkapitalisierungsgewichtung basiert. Die in diesem Dokument enthaltenen Angaben dienen ausschließlich Werbezwecken. Sie stellen weder eine Empfehlung noch eine Anlageberatung oder ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten dar. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist keine Garantie für aktuelle oder zukünftige Wertentwicklungen. Alle Empfänger dieses Dokuments sollten vor einer Anlageentscheidung ihren Rechts- und/ oder Steuerberater oder ihren Finanzberater zu Rate ziehen, um vor einem Engagement oder einer Anlage deren Eignung zu prüfen bzw. die damit verbundenen Risiken zu bewerten. Amundi SA, französische Aktiengesellschaft mit einem Aktienkapital von 596.262.615 Euro - ein von der Autorité des Marchés Financiers (AMF, französische Finanzmarktaufsicht) regulierter Portfoliomanager, eingetragen unter der Nummer GP04000036 - Eingetragener Sitz: 90 boulevard Pasteur - 75015 Paris - Frankreich - 437 574 452 RCS Paris - www.amundi.com |
AKTIENPanorama THAILAND
ECKDATEN (Königreich Thailand)
Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung BIP (2013) BIP pro Kopf (2013) Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Nationalfeiertag Größte Städte Verwaltungsgliederung Nachbarstaaten Höchste Erhebung
Erbmonarchie Bangkok Thai König Bhumibol Adulyadej Prayut Chan-o-cha 513.115 km2 etwa 64,7 Millionen rund 126,1 pro km2 Baht 287,50 Milliarden Euro 4.214 Euro T .th +66 5. Dezember Bangkok, Nonthaburi, Samut Prakan, Udon Thani 77 Provinzen Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar Doi Inthanon (2.565 m)
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Land des Monats
SKLAVEREI FÜR PROFIT? Der Schweizer Nestlé-Konzern hat mit einem veritablen Imageproblem zu kämpfen. Nicht nur die Wasser-Sparte des Multis sah sich in der jüngeren Vergangenheit herber Kritik aus den Reihen von NGOs, aber auch aus breiten Teilen der Bevölkerung ausgesetzt. Mittlerweile hat sich für die Eidgenossen ein weiteres, hierzulande medial noch wenig beachtetes „Schlachtfeld“ aufgetan. Eine US-Anwaltskanzlei reichte im Sommer im Namen von 12.000 amerikanischen Verbrauchern eine Sammelklage gegen den Konzern wegen Beihilfe zur Sklaverei in Kalifornien ein. Nestlé wird darin vorgeworfen, wissentlich von Versklavung und Menschenhandel zu profitieren. Wie kolportiert wird, grassieren auf thailändischen Fischkuttern, die Meeresfrüchte für Tiernahrungsprodukte des Schweizer Konzerns fangen, Sklaverei und Kinderarbeit. Männer und Jugendliche, etwa aus Myanmar und Kambodscha, würden an Fischerei-Kapitäne in Thailand verkauft, um dort ohne Bezahlung, jedoch unter Misshandlungen und gefährlichen Bedingungen, zu schuften, heißt es in der Klage. Nestlé reagierte prompt und wies alle Vorwürfe zurück. „Zwangsarbeit hat keinen Platz in unserer Lieferkette“, hieß es in einer Aussendung.
NORMALISIERUNG. Griechenland. Die Wiederaufnahme des Handels an der Athener Börse am 3. August ist schon einige Wochen her. Mittlerweile dürfen Investoren in Hellas auch wieder Leerverkäufe tätigen. Auch wenn vielerorts mit einer Verlängerung des diesbezüglichen Verbotes gerechnet wurde, ist es Ende August sang- und klanglos ausgelaufen. +++
PRESSEFREIHEIT? Nie gehört. Ein chinesischer Finanzjournalist hat sich mit einem Artikel über den möglichen Börsen-Rückzug einiger Staatsfonds gehörigen Ärger eingehandelt. Die Regierung in Peking warf Wang Xiaolu vor, das Vertrauen der Anleger mit falschen Informationen untergraben und damit für Panik und Unruhe an den Aktienmärkten gesorgt zu haben. Der Redakteur, ein Beamter und vier Börsenhändler wurden daraufhin verhaftet. +++
TRANSPARENZ UND LIQUIDITÄT. Bundesanleihen. Seit Anfang September sind alle fix und variabel verzinsten Anleihen der Republik Österreich in den fortlaufenden Handel an der Wiener Börse eingebunden. Bisher waren die heimischen Staatspapiere täglich nur in einer einmaligen Auktion handelbar.Als Market Maker für Bundesanleihen konnten zum Start die beiden deutschen Brokerhäuser Baader Bank und Walter Ludwig Wertpapierhandelsbank gewonnen werden.
STARKE WORTE ´´
Birgit Kuras, die Chefin
„Das, was die E.ON
werden will, ist der Verbund bereits.“
„Ich habe PCC schon lange bewundert!“ Starinvestor Warren
der Wiener Börse, komVerbund-Boss Wolfgang
nen bisher größten Deal
dem Kurier das Faktum,
Anzengruber gibt sich
gewohnt lapidar. Buffetts
wonach der direkte Aktien-
im Gespräch mit dem
Beteiligungsholding Berk-
besitz hierzulande nach
WirtschaftsBlatt selbstbe-
shire Hathaway gab im
wie vor unter vier Prozent
wusst. Der Verbund würde
liegt. Die Österreicher seien einfach „nicht mit Aktien aufgewachsen“ und das Thema sei politisch außerdem „nicht positiv besetzt“.
48
Buffett kommentiert sei-
mentiert im Interview mit
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
August die Übernahme
bereits heute 95 Prozent
des Flugzeug-Zulieferers Precision Castparts
des Stroms mit erneuer-
Corp um sage und schreibe 37,2 Milliarden
baren Energien erzeugen.
Dollar bekannt.
CREDITS: beigestellt/Archiv, Shutterstock
„Das ist erschreckend klein.“
Rahofer.
WIR WERDEN IMMER BESSER IM ZUHÖREN, VERSTEHEN UND AGIEREN
PALFINGER AG · 5020 Salzburg, Österreich · E-Mail h.roither@palfinger.com
Luciane Moreira Human Resources and Legal Manager BA South America
Wir leben den aktiven Austausch mit allen unseren Stakeholdern – vom österreichischen Händler bis zum Projektleiter im chinesischen Rudong. Wir hören zu, versuchen zu verstehen – und agieren entsprechend. Dadurch können wir gezielt auf die Interessen und Ansprüche unserer Stakeholder eingehen. Gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen ist integraler Bestandteil unserer Unternehmenskultur. Wie unsere Stakeholder-Orientierung gegenseitigen Nutzen stiftet, lesen Sie auf www.palfinger.ag/de/nachhaltigkeit
aktien ° Börsen International
USA ° Zinserhöhung doch ante portas? Wachstumsüberraschung. Die Revision des US-Bruttoinlandsproduktes für das zweite Quartal brachte eine handfeste Überraschung: Statt mageren 2,3 Prozent ist die US-Wirtschaft nun stolze 3,7 Prozent gewachsen. Hauptgrund für die höhere Schätzung waren vor allem die Unternehmensinvestitionen, die die US-Konjunktur so lange blutleer er scheinen ließen. Diese stiegen nämlich um 3,2 Prozent – nach einem Minus von 0,6 Prozent. Stellt sich dieses Wachstum als nachhaltig heraus, könnte die erste US-Zinserhöhung nun doch schon im September stattfinden. Auch die Konsumausgaben wurden von 2,9 auf 3,1 Prozent hinaufrevidiert – im ersten Quartal waren es noch schwache 1,8 Prozent plus. Die La gerbestände legten von 110 auf 121 Milliarden Dollar zu – ein Sondereffekt, der sich so nicht wiederholen wird. Immerhin: Die finalen Umsätze im Privatsektor stiegen von 2,5 auf 3,3 Pro zent und diese enthalten keine Veränderungen S&P 500 der Lagerbestände. Der Ausblick ist allerdings 2200 weniger toll: Im dritten Quartal soll das USWachstum bei 2,8 Prozent liegen. Und doch: 2000 Wegen der China-Turbulenzen ist zuletzt der hochrangige FED-Gouverneur William Dudley 1800 von einer Zinserhöhung am 16./17. September 1600 abgerückt. Zumal der US-Arbeitsmarkt trotz des schönen offiziellen Bildes an innerer Schwä 1400 che leidet – immer mehr Arbeitslose fallen aus der offiziellen Statistik heraus, weil sie die Job 1200 2012 2013 2014 2015 suche aufgegeben haben. (wr)
Im Rückwärtsgang ° Der S&P 500 hat die Unterstützung bei 2.050 Punkten nach unten durchbrochen und befindet sich im Korrekturmodus. Auch die 2.000er-Marke hielt nicht und der Index fiel bis 1.860 Punkte. Nun ist auch der Aufwärtstrend seit 2011 gebrochen – das riecht nach Gefahr im Verzug.
brasilien ° Immer tiefer in die Rezession chaotisch. Brasilien macht der Preis
50 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
Bärenmarkt ° Der brasilianische Aktien index stürzte nach einem Top bei 62.500 Punkten bis auf 44.000 Punkte ab, bevor eine Erholung auf 47.000 Punkte einsetzte. Gegenüber Krisenstaaten wie etwa Russland oder der Türkei blieb der Bovespa aber relativ stabil. Nächstes Kursziel sind 50.000 Punkte.
creditS: Lipper
rückgang bei vielen Rohstoffen zu schaffen, Bovespa 70000 während gleichzeitig Korruptionsskandale die Wirtschaft lähmen. Analysten erwarten für Bra 65000 silien wegen der Konsumschwäche und der 60000 hohen Inflation auch für 2016 einen Rückgang 55000 der Wirtschaftsleistung. Bisherigen Projektio nen von Ökonomen zufolge ist für dieses Jahr 50000 mit einem Einbruch beim Bruttoinlandsprodukt 45000 von 2,1 Prozent zu rechnen. Die aktuelle Kri se genügt eigentlich schon, der Autoabsatz ist 40000 2012 2013 2014 2015 heuer um rund 20 Prozent eingebrochen. Und die Notenbank macht es neben der reform unwilligen Regierung kaum besser, indem sie mitten in der Rezession die Zinsen erhöhte. Allerdings sind die Preissteigerungen in Brasilien auf den höchsten Stand seit zwölf Jahren gestiegen. Im Juli lag die Inflation bei 9,56 Prozent – auch „dank“ der schwachen Währung. Das Land wird derzeit von einem Einbruch der Industrieproduktion und einem Korruptions skandal erschüttert. Ausländische Autobauer drosseln die Produktion und setzen Tausende Beschäftigte auf die Straße. Inländische Produzenten folgen auf dem Fuß. Dazu drohen Herabstufungen durch die Ratingagenturen. Und Präsidentin Rousseff dürfte nun wegen Bi lanzfälschung und Korruptionsdelikten unter Anklage gestellt werden. Die Zufriedenheitsrate der Bevölkerung mit ihrer Regierung sank zuletzt auf mickrige 7,7 Prozent. (wr)
°
Börsen International AKTIEN
europa ° Deutschland bleibt das Zugpferd Wachstum nicht hoch, aber stabil. Noch trotzt die deutsche Wirtschaft
Korrektur geht weiter °
Die Konsoli
dierung seit Mitte März setzte sich im August verstärkt fort. Der Euro-Aktien-Index konnte die Unterstützung bei 3.400 Punkten nicht halten und fiel bis auf 3.030 Punkte zurück. Die Unterstützung bei 3.200 Zählern konnte allerdings wieder zurückerobert werden.
dem China-Crash: Das Barometer für das ifo-Geschäftsklima stieg im August überraschend den zweiten Monat in Folge – um 0,3 auf 108,3 Punkte. Doch wird Deutschland in Zukunft von der China-Schwäche stärker betroffen sein als etwa Frankreich oder die südeuropäischen Länder. Der Indikator hierzu: Die Exporterwartungen der deutschen Unternehmen sind bereits fünf Monate in Folge gefallen und das ifo-Konjunkturbarometer reflektiert die China-Turbu lenzen noch nicht.Trotzdem stieg der Einkaufsmanagerindex für die deutsche Privatwirtschaft im August um 0,3 auf 54,0 Punkte. Die deutsche Wirtschaft stellte so viele Mitarbeiter ein wie seit Ende 2011 nicht mehr. Das Teil-Barometer für die Industrie kletterte sogar auf den höchs ten Stand seit fast anderthalb Jahren. Allerdings schrumpfte im Juli der Absatz deutscher Autobauer in China um 7,1 Prozent auf 1,5 Mil Euro Stoxx 50 lionen Fahrzeuge. Die Preise sind im Sinkflug. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt wuchs von 3800 April bis Juni um 0,4 Prozent zum Vorquartal. 3600 3400 Allerdings reichte das nicht, um die Eurozone 3200 mitzuziehen. Zwar stieg der Einkaufsmanager 3000 index der Eurozone im August um 0,2 auf 54,1 2800 Punkte, was einer der besten Werte der ver 2600 gangenen vier Jahre ist, doch das Wachstum 2400 schwächte sich auf von 0,4 auf 0,3 Prozent ab, 2200 weil Frankreich in die Stagnation fiel und auch 2000 2012 2013 2014 2015 Italien schwächelt. (wr)
japan ° Schwächeanfall der Konjunktur Nikkei 225 20000 18000 16000
Heftige Kursverluste °
Die turbu
lenten China-Börsen forderten nun auch beim Nikkei 225 Index ihren Tribut. Er fiel bis auf 17.800 Punkte. Die Unter
14000 12000
stützung bei 20.000 ist kein Thema mehr. Sie wird nun zu
10000
einem harten Widerstand. Nach unten sollte die Marke von
8000
17.200 Punkten unbedingt halten.
China bremst. Die schwächelnde Kon
junktur in China hat im Juli die Exporte des Nachbarlandes Japan belastet. Der Wert der Exporte stieg im Juli zwar um 7,6 Prozent, allerdings ist der Anstieg durch den extrem schwachen Yen überzeichnet. Den Preiseffekt herausgerechnet, fiel das reale Exportvolu men um 0,7 Prozent. Gleichzeitig gingen die japanischen Importe im Juli um 3,2 Prozent zurück. Analysten hatten angesichts der deut lich gesunkenen Ölpreise mit einem stärkeren 2012 2013 2014 2015 Rückgang um 8,2 Prozent gerechnet. Das De fizit der japanischen Handelsbilanz fiel somit insgesamt größer aus als erwartet. Doch es kam noch schlimmer: Obwohl Japans produ zierendes Gewerbe sich erholt hat und die Erwerbstätigkeit gestiegen ist, sank das BIP der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt im zweiten Quartal um eine hochgerechnete Jahresrate von 1,6 Prozent. Ökonomen hatten allerdings mit einem noch deutlicheren BIP-Rückgang gerechnet. Im Vorquartal hatte Japans Wirtschaft noch um eine Jahresrate von 4,5 Prozent zugelegt. Der Privatkonsum schwächte sich um real 0,8 Prozent ab. Die Ausfuhren nach China sanken um 4,4 Prozent. Die schwache Nachfrage des Haupthandelspartners, insbesondere aus der Automobilbranche, machte den Exporten zu schaffen. Auch für das laufende Quartal haben Ökonomen in Tokio keine allzu großen Wachstumserwartungen. (wr)
september 2015 – GELD-MAGAZIN ° 51
AKTIEN ° Anlagetipps
Salami-Crash an den Börsen Was lange Zeit von vielen an den Aktienmärkten unterinvestierten Anlegern herbeigesehnt wurde, ist nun mit voller Wucht über die Börsen hereingebrochen. Ausgehend von China gab es eine selten gesehene Baissewelle, die rund um den gesamten Erdball lief. Wolfgang Regner
C
rash oder funktionsunfähig? Diese Frage war zwar den meisten Anlegern am „Schwarzen Montag“ (dem 24. August 2015) ziemlich egal, ist aber für mittelfristig denkende Investoren von großer Bedeutung. Denn ein Crash kann eine längere Baissephase an den Börsen einleiten. Sind die Börsen aber „bloß“ dysfunktional, also nicht fähig, ihre angestammte Rolle als Vermittler zwischen Käufern und Verkäufern zu spielen, dann kann das zumindest kurzfristig ganz anders aussehen. Und dysfunktional, das waren die großen Weltbörsen an besagtem Montag, sogar die Wall Street in New York. Da konnte es passieren, dass der Dow Jones Index mit einem Verlust von über 1.000 Punkten eröffnete (fast minus sechs Prozent) und damit einen Negativrekord aufstellte, nur um wenige Stunden später auf minus 150 Punkte auszuholen. Manche Trader mit guten Nerven am New Yorker Parkett konnten sich an diesem Tag krumm und dämlich verdienen – und das
mit Blue Chips, die blauer gar nicht sein können. So notierte etwa Apple im Tief bei 92 Dollar, nur um wenig später auf 109 Dollar hinaufzuschnellen. Ähnliches gab es bei einer ganzen Reihe von Dow Jones-Werten. Doch was bedeutet dysfunktional eigentlich genau? Da geht es vor allem um drei Dinge: Erstens den computergesteuerten Handel per Algorithmen. Wird da ein Signal ausgelöst, wollen immer mehr Investoren bei der gleichen Tür zur Börse hinaus. Schätzungen zufolge gibt es Handelstage an der Wall Street, an denen algorithmische Programme den Handel dominieren, besonders wenn wenig Liquidität im Markt ist – und das ist im Sommer besonders der Fall. Zweitens geht es um ebendiese Liquidität. Als Folge der Finanzkrise und verschärfter Regulierung der Banken durch die Aufsichtsbehörden haben viele früher stark an der Börse aktive Banken ihre Eigenhandelsabteilungen aufgelöst – und damit ist ein erheblicher Teil an Liquidität futsch. Selbst mit-
telgroße Aufträge können dann in nervösen Marktphasen die Kurse stark beeinflussen. Und drittens der ETF-Handel: Er hat ähnlich wie bei den Handelssystemen ein immer größeres Volumen an sich gezogen, das aber an schwachen Börsentagen ebenso wie die Algo-Trader gleichzeitig zur Tür hinaus will. Und was kann man dem Durchschnittsanleger raten? Wer ein bisschen Geld auf der Seite hat, um gestaffelt einsteigen zu können, sollte sich gerade solche Tage heraussuchen, um Aktien zu kaufen. Schließlich liegt das Geld auf der Straße und es ist nicht einzusehen, warum nur ein paar gewiefte US-Trader es aufheben dürfen. Der Einstieg sollte gestaffelt über mehrere Positionen erfolgen, um die hohen Kursschwankungen auch wirklich ausnützen zu können. Außerdem sollte eine ausgesuchte Aktienoder Fondsauswahl zu möglichst tiefen Kursen gekauft werden – die Kurse bei einem oder wenigen Werten hinunterzumischen kann gefährlich werden.
Seit der digitalen Revolution gehören auch Netzwerke zum Bereich Infrastruktur. Cisco Systems ist der weltweit führende Entwickler und Hersteller von High-Performance-Multimedia- und Multi-Protokoll-Internetworking-Produkten für Computer-Netzwerke. Die Produkte (Router und Switches) decken eine große Bandbreite an Endto-EndNetzwerk-Hardware,SoftwareundServices ab. Hauptkunden sind Telefongesellschaften, Internet-Service-Anbieter, Energieversorger, der Staat und kleine bis mittelständische Unternehmen. Im dritten Quartal stieg der Nettogewinn um zwölf Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar.
52
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
Der Umsatz kletterte um fünf Prozent auf 12,1 Milliarden Dollar und übertraf damit die Prognosen der Wall Street. 24 Prozent erwirtschaftete der Konzern mit Dienstleistungen und 76 Prozent durch den Verkauf von Produkten. Dank neuer Hardware-Produkte ist Cisco wieder auf der Überholspur. Cisco hat sich viel vorgenommen und beansprucht den riesigen Markt, der durch Digitalisierung und das „Internet der Dinge“ entsteht. Dabei setzt man auf Software und Cloud-Applikationen. Für 2015 wird eine deutliche Steigerung des Gewinns erwartet. Cisco weist auch hohe Gewinnmargen auf.
Cisco glänzt mit einer niedrigen Bewertung und einer Dividendenrendite von drei Prozent. Zwar ist die Konkurrenz im Sektor gewachsen, doch ist Cisco zu einer starken Marke geworden. Kauf bei 20,50 Dollar, Stopp Loss bei 14,68 Dollar setzen. ISIN US17275R1023 Börse Nasdaq
CREDIT: Shutterstock; CHARTS: Tai-Pan / software-systems
CISCO ° Vom Internet-Pionier zum Versorger
Anlagetipps
° AKTIEN
MEDTRONIC ° Kardiologie-Marktführer Big is beautiful – das bedeutet bei Medtronic nicht nur internationale Präsenz und ein breites Produktportfolio. Mit operativen Margen von 25 Prozent setzt der größte Medizintechnikkonzern der Welt auch bei der Profitabilität Akzente. Einen neuen Umsatz- und Gewinnschub verspricht sich Medtronic durch die Akquisition von Covidien. Neben Steuervergünstigungen durch Verlegung des Firmensitzes nach Irland bringt die Übernahme erhebliche Synergien bei Einkauf und Vertrieb. Eine wichtige Rolle spielen Produkteinführungen. Das gilt für die Kardiologiesparte mit ihren neuen Transkathe-
ter-Herzklappen, die minimalinvasiv eingeführt werden. Bislang werden sie bei Patienten angewendet, bei denen ein chirurgischer Eingriff nicht mehr möglich ist. Top ist das USUnternehmen auch bei neuen Geräten zur dauerhaften Messung der Blutzuckerwerte. Dazu rüstet Medtronic Krankenhausketten mit Katheterlaboren aus. Mit diesen Produktneuheiten will Medtronic das Gewinnwachstum wieder beschleunigen. Für das Geschäftsjahr 2015/16 (30. April) will Medtronic die Dividende um 25 Prozent anheben. Dazu kommt ein milliardenschweres Aktienrückkaufprogramm.
Der prozentuale Anteil der Dividende am Gewinn soll von 35 auf 40 Prozent steigen. Die Gewinne sollen im hohen einstelligen Bereich nachhaltig steigen. Das KGV (2016) liegt bei günstigen 15,8. Kauf bei 62,80 Dollar, Stopp Loss bei 48,70 Dollar. ISIN IE00BTN1Y115 Börse New York (NYSE)
Der Verpackungskünstler ° GERRESHEIMER
Bereits 2016 wird Centor ein Fünftel des operativen Gewinns besteuern. Auch das Verhältnis von Cashflow zum Unternehmensgewinn soll sich von 41 auf 48 Prozent verbessern. Das KGV liegt bei 16,8. Kauf bei 50,88 Euro (Stopp bei 38,78 Euro). ISIN DE000A0LD6E6 Börse Frankfurt
Der Gerresheimer-Konzern ist ein führender Anbieter von hochwertigen Verpackungs- und Systemlösungen aus Glas und Kunststoff. Der wichtigste Absatzmarkt des Unternehmens ist die Pharma- und Medizinindustrie weltweit. Auf Basis modernster Produktionstechnologien bietet Gerresheimer zum einen pharmazeutische Primärverpackungen und Drug Delivery-Systeme an (Verabreichungstechnologien für Medikamente), zum anderen Diagnostiksysteme und das komplette Spektrum an Glasprodukten für die Life Science-Forschung. Dazu kommen medizinische Kunststoffprodukte wie
Asthma-Inhalatoren und Blutzuckermessgeräte. Mit der Übernahme der US-Firma Centor gibt Gerresheimer seinem operativen Geschäft einen neuen Wachstumsschub. 725 Millionen Dollar legte CEO Uwe Röhrhoff dafür auf den Tisch. Der Unternehmenswert entspricht etwa dem Zehnfachen des Ebitda. Das ist ein stolzer Preis, den die hohe Profitabilität wieder aufwiegt: Centor kam 2014 auf eine Ebitda-Marge von 44 Prozent, mehr als das Doppelte der 20 Prozent von Gerresheimer. Centor ist in den USA führend bei Kunststoffverpackungen und Verschlüssen für Medikamente.
SPDR-INFRASTRUKTUR-ETF ° Einmalige Mischung Der SPDR Morningstar Global Multi-Asset-Infrastructure ETF verbindet jeweils 50 Prozent Aktien und Anleihen aus dem Infrastrukturbereich. Damit erhält man einen stabilen, renditestarken ETF. Seitdem die Staaten hohe Schuldenlasten drücken, müssen immer stärker Unternehmen einspringen, um zusammen mit den Regierungen die Herausforderungen zu stemmen. McKinsey schätzt, dass bis 2030 57 Billionen Dollar weltweit in Infrastruktur investiert werden müssen. Infrastrukturanlagen haben eine Reihe von Vorteilen: Sie weisen eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen
auf und sind gegenüber Konjunkturzyklen weniger empfindlich. Oft besitzen solche Unternehmen eine monopolartige Marktstellung und bieten zudem einen gewissen Inflationsschutz. Darunter fallen etwa Mautstraßenbetreiber, Flughäfen, Strom- und Wasserversorger oder auch Pipelinebetreiber. Sie erzielen auch bei steigender Inflation durch Indexklauseln stabile oder auch steigende Erträge. Dazu kommen jährliche Tariferhöhungen. Seit 2005 lag der maximale Drawdown bei 28 Prozent. Der normale Mix-Index verlor 31 Prozent und der MSCI World 54 Prozent.
EUR 30,00 29,50 29,00 28,50 Mai
Juni
Juli
August
Der SPDR-ETF investiert in vier Bereiche: Transport (Hafenbetreiber, Mautstraßen, Flughäfen); die Kommunikation (Satellitenbetreiber, Kabelnetze); Versorger (Wasserversorger, Pipelines) sowie in soziale Infrastruktur (Krankenhäuser, Schulen). ISIN IE00BQWJFQ70 Börse Frankfurt
SEPTEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
53
aktien ° Österreich
Aktien werden wieder günstig Die durch die EZB befeuerte Aktien-Hausse im ersten Quartal fiel wieder in sich zusammen. Die erwartete Zinsanhebung in den USA und Wachstumssorgen in China halten Investoren von der Börse fern. Doch in der Krise liegen wie immer auch Chancen – es ist Zeit, auf Schnäppchenjagd zu gehen. Mario Franzin as Umfeld für den österreichischen Aktienmarkt ist derzeit uneinheitlich. Neben weitreichenden negativen interna tionalen Einflüssen, wie Wachstumsverlangsamung in China und überfälliger Zinsschritt in den USA, bereitet in Europa mangelndes Wachstum und anhaltend niedrige Inflation die meisten Sorgen. An der positiven Wirkung der massiven Anleihenkäufe durch die EZB kommen langsam Zweifel auf. Die Inflation verharrte im August bei 0,2 Prozent. Betrachtet man die ökonomi schen Einflüsse im Hinblick auf die Auswirkungen auf österreichische Unternehmen, stechen besonders das niedrige Zinsumfeld und die tiefen Rohstoffpreise hervor. Finanztitel leiden unter den niedrigen Zinsen Die Banken befinden sich durch das niedrige Zinsniveau in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite sinken die Zinserträge, die Haupteinnahmequelle der Banken, auf der anderen Seite verringern sich die Kreditausfallsrisiken. Dementsprechend konnte die Erste Group Bank im ersten Halbjahr einen Nettogewinn von 487,2 Mil-
lionen Euro erzielen, wobei für heuer rund 100 Millionen Euro weniger für Kreditvorsorgen rückgestellt werden als ursprünglich prospektiert. Analysten hoben aufgrund der guten Zahlen die Kursziele auf 28 bis 33 Euro. Lediglich die Analysten der Berenberg Bank beharren auf einem fairen Wert für die Erste Bank von 15 Euro je Aktie, die derzeit bei 25,60 Euro notiert. Etwas komplizierter ist es bei der Raiff eisen Bank International (RBI). Die Nachrichtenagentur Reuters titulierte es treffend mit „Konzernumbau wird für Raiffeisen zum Hürdenlauf “. Denn bei ihrer selbstverordneten Schrumpfkur zugunsten der Eigenkapitalquote treten bei den Verkäufen der Töchter in Polen, Ukraine und Slowenien Probleme auf – in Polen durch ein geplantes Gesetz, das Kreditnehmern die Umwandlung von Franken-Krediten zu einem für sie günstigeren Wechselkurs ermöglichen soll. Das ist wertmindernd, zumal die Polbank zur Jahresmitte Fremdwährungskredite in der Höhe von 3,21 Milliarden Euro ausstehen hatte. Die Tochter in Slowenien wird mangels Kaufinteressenten nun abgewickelt und in der Ukraine soll sich we-
Austrian Traded index (ATX) Salami-Crash. Der ATX kippte am 20. August wieder unter die Marke von 2.400 und fiel rasant weiter bis auf 2.322 Punkte. Grund dafür war der Crash in China. Erst bei 2.174 fand der ATX wieder Halt und korrigierte nach oben. Doch es will zurzeit keine rechte Stimmung aufkommen, zu widersprüchlich sind die Wirtschaftsdaten aus den USA und aus China, den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Eine Bodenbildung könnte jedoch zwischen 2.170 und 2.000 Punkten gelingen.
54 ° GELD-MAGAZIN – September 2015
nigstens die EBRD zu 25 Prozent an der Raiffeisen Bank Aval beteiligen. Der Kurs der Raiffeisen Bank International ist dementsprechend wieder im Sinkflug. Ölbranche leidet unter den tiefen Rohölpreisen Der Preis für ein Fass Rohöl der Sorte Brent konnte sich seit dem Tief bei 42,24 Dollar am 24. August wieder auf rund 50 Dollar erholen. Das ist zwar noch immer nicht üppig, doch die OMV hat den Vorteil zweier Standbeine und kann dadurch die Auswirkungen des Ölpreisverfalls zum Teil kompensieren. Während das Betriebsergebnis im Upstream-Geschäft (Förderung) im ersten Halbjahr um 67 Prozent auf 135 Millionen Euro einbrach, konnte das Ergebnis im Downstream-Bereich (Raffinerie) auf 357 Millionen Euro knapp verdoppelt werden. Unterm Strich sank der Umsatz um 40 Prozent auf 11,5 Milliarden Euro und das Ebit gab um 50 Prozent auf 451 Millionen Euro nach (siehe auch Kasten rechts). Erfolgsgeschichten in der Österreichischen Industrie Sieht man von den problembehafteten Branchen ab, eröffnen sich ganz andere Perspektiven. Denn der starke Dollar, niedrige Zinsen und tiefe Rohstoffnotierungen stellen für viele Industrieunternehmen eine mehrheitlich unterstützende Wirkung dar. So konnte Lenzing – dem starken Dollar sei Dank – ein über den Erwartungen liegendes Halbjahresergebnis präsentieren. Bei einem um 6,2 Prozent höheren Konzernumsatz (955,4 Millionen Euro) verdreifachte sich der Nettogewinn auf 51,6 Millionen Euro. Das Eigenkapital legte von 1,07 auf 1,13 Milliarden Euro zu. Im kommenden Jahr
Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse
D
°
Österreich AKTIEN
Kapsch Trafficcom ° Das Blatt hat sich gewendet
Neue Aufträge. Kapsch TrafficCom (KTC)
konnte im vergangenen Geschäftsjahr v.a. durch Einsparungen wieder ein positives Ergebnis in der Höhe von 11, 4 Millionen Euro erzielen (den Aktionären 3,6 Millionen zurechenbar) und bezahlt eine Dividende von 0,50 Euro je Aktie (Rendite: 1,81%). Erfreulich ist, dass KTC seit Jahresbeginn trotz des schwierigen Umfeldes mehrere neue Aufträge akquirieren konnte – in England, USA, Weißrussland und zuletzt in Chile. Im ersten Quartal steigerte Kapsch TrafficCom den Gewinn nun bei gleichbleibendem Umsatz von 0,3 auf 11,5 Millionen Euro. Die Kursziele der Analysten wurden auf rund 30 Euro angehoben.
ISIN AT000KAPSCH9
sollte es Lenzing schaffen, die Zwei-Milliarden-Grenze beim Umsatz zu überschreiten und einen Gewinn in der Höhe von gut 130 Millionen Euro zu erwirtschaften. Das würde das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf attraktive 12,3 reduzieren. Auch der Leuchtenhersteller Zumtobel befindet sich im Aufwind. Im mit 30. Juni beendeten ersten Quartal dürfte der Umsatz um rund vier Prozent auf 330 Millionen Euro zugelegt haben. Beim Ebit wird eine Verdoppelung auf gut 20 Millionen Euro erwartet. Damit ist das Unternehmen auf einem guten Weg, das Ebit-Jahresziel von 90 Millionen Euro zu erreichen. Das KGV wird bei rund 16,6 zu liegen kommen. Relativ entspannt können sich auch die Aktionäre des oberösterreichischen Herstellers von Feuerwehrfahrzeugen, Rosenbauer, zurücklehnen – vor allem aufgrund der weiterhin guten Auftragseingänge (480 Millionen Euro im ersten Halbjahr). Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten um 14 Prozent auf 417 Millionen Euro, das Konzern-Ebit blieb relativ unverändert bei 19,5 Millionen Euro. Als Jahresgewinn werden 27,5 Millionen Euro erwartet (KGV 16,3). Wenn sich Aktienkurs-Korrektur auf unter 70 Euro fortsetzen sollte, kommt die Aktie langsam wieder auf ein Kaufniveau. Und nicht zuletzt konnte auch Palfinger im ersten Halbjahr ein Rekordergebnis vorlegen. Der in Salzburg ansässige Kran- und Hydraulikhersteller steigerte den Umsatz um 14 Prozent auf 606 Millionen Euro, das Ebit kletterte um 30 Prozent auf 53,7 Millionen Euro. Damit bleibt das erwartete Jahresergebnis von knapp 60 Millionen Euro in Reichweite (KGV 15,2). Auch hier kann die Korrektur auf derzeit 23,60 Euro für Käufe genützt werden.
Kurs (05.09.2015)
27,65 € KGV 2015/16 e
15,1
Marktkap.
359 Mio. € KGV 2016/17 e
12,5
Umsatz 2015/16 e
476 Mio. € KGV 2017/18 e
14,9
Buchwert/Akt. 2015/16 e 17,30 € Divid. 2015/16 e 2,17 %
OMV ° Niedriger Ölpreis drückte wieder auf den Kurs
Neue Projekte. Mit zunehmender Dauer
ISIN Kurs (05.09.2015) Marktkap. Umsatz 2015 e Buchwert/Akt. 2015 e
des niedrigen Rohölpreises wandern die Kursziele für die OMV immer weiter nach unten – auf derzeit rund 25 Euro. Doch die OMV ist nicht untätig. Nach dem Scheitern der Nabucco-Pipeline wird jetzt am NordstreamProjekt gearbeitet. Zudem verhandelt die OMV mit Gazprom um eine Ölfeld-Beteiligung gegen einen Asset-Swap und beginnt mit viel versprechenden Probebohrungen im Schwarzen Meer. Sollte der OMV heuer der erwartete Gewinn von rund 800 Millionen Euro gelingen, entspräche das einer Rendite auf das Aktienkapital von elf Prozent. Die Dividendenrendite liegt bei gut fünf Prozent. Unter 22 Euro ein klarer Kauf.
AT0000743059 22,32 € KGV 2015 e
9,1
7,28 Mrd. € KGV 2016 e
9,8
27,67 Mrd. € KGV 2017 e 36,81 € Divid. 2015 e
7,7 5,24 %
Vienna Insurance Group ° Niedrigzinsumfeld belastet
Im freien Fall. 2014 konnte der Versiche-
ISIN Kurs (05.09.2015)
AT0000908504 27,44 € KGV 2015 e
9,4
Marktkap.
3,51 Mrd. € KGV 2016 e
8,8
Prämien 2015 e
9,12 Mrd. € KGV 2017 e
8,7
Buchwert/Akt. 2015 e
rungskonzern den Gewinn noch von 235 auf 352 Millionen Euro steigern. Heuer zeigten sich im ersten Halbjahr jedoch deutliche Bremsspuren: Die Prämieneinnahmen sanken um 1,5 Prozent auf 4,91 Milliarden Euro, das Konzernergebnis gab um 13,7 Prozent auf 192,5 Millionen Euro nach. Trotz einer sensationellen Verbesserung der Combined Ratio (Prämien/ Leistungen) konnte das niedrigere Finanzergebnis nicht kompensiert werden. Der Vorstand befürchtet für das Gesamtjahr ein um einen „dreistelligen Millionen-Betrag“ niedrigeres Finanzergebnis. Der Aktienkurs ist im freien Fall. Hier sollte man auf eine Bodenbildung warten.
32,48 € Dividende 2015 e 5,28 %
September 2015 – GELD-MAGAZIN ° 55
aktien ° Deutschland
Keine positiven Vorzeichen für den DAX Nach den crashartigen schweren Kursverlusten an den Weltbörsen dürften größere Schwankungen auf der Tagesordnung bleiben. Mit der Wohnungsgesellschaft Deutsche Annington steigt erstmals ein Immobilienwert in den Leitindex auf, während Lanxess absteigen muss.
D
er DAX hat den September so begonnen, wie er den August beendet hat – mit klaren Verlusten. Dafür sorgten anhaltende Befürchtungen um die chinesische Wirtschaft und der festere Euro. Er dürfte weiter recht stark schwanken, bis in China Ruhe einkehrt und die Anleger mehr Sicherheit über den Zeitpunkt der lang erwarteten Zinswende in den Vereinigten Staaten haben. Nach dem crashartigen Ausverkauf und der anschließenden ersten Erholungsbewegung kommt es nun darauf an, ob und wann sich ein durchgreifendes Kaufinteresse manifestiert, das für den Beginn eines möglichen zweiten „Aufwärtsbeins“ im Sinne einer charttechnischen „ABC“-Gegenbewegung spräche. Doch wie wir wissen, ist der DAX letztlich von den Vorgaben aus den USA abhängig: wenn die Wall Street Schnupfen hat, bekommen die europäischen Börsen gleich Grippe. Marginale Impulse bringt die erstmals seit drei Jahren bevorstehende Veränderung des Leitindex. Für seine Zusammensetzung
Wolfgang Freisleben
sind zwei harte Faktoren entscheidend: die Marktkapitalisierung, gewichtet nach dem Streubesitz (anhand des volumengewichteten Durchschnittspreises der letzten 20 August-Handelstage), und der Börsenumsatz (ermittelt aus den addierten Umsätzen auf der Börsenhandelsplattform Xetra der Monate September 2014 bis einschließlich August 2015). Die Neuberechnung wurde vom Arbeitskreis Aktienindizes anhand der Ranglisten der Deutschen Börse am 3. September veröffentlicht. Wirksam wird sie an der Börse zum 21. September. Die Lufthansa darf nach fundierten Zweifeln im Dax bleiben Aufgrund der relevanten Zahlen hat die Lufthansa, über deren Verbleib im DAX zuvor viel spekuliert worden ist, den Klassenerhalt geschafft. Der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess muss hingegen den DAX verlassen, weil er die Kriterien nicht mehr erfüllt. Die Wohnungsgesellschaft Aktien von Vonovia SE (vormals Deutsche An-
dax Vorsicht. Investoren sollten sich derzeit in Geduld und Vorsicht üben. Nach derartigen Crashs und der Herausbildung eines ersten Tiefs als wichtigem Referenzpunkt sind typischerweise zunächst recht hohe Kursschwankungen anhängig, bevor nach Auslaufen der gesamten Gegenbewegung eine erneute markante Abwärtswelle startet. Da ein solcher Prozess Zeit benötigt, dürfte sich der DAX auf kurzfristiger Basis weiterhin im Modus „Erholungsbewegung“ mit starken Schwankungen befinden.
56 ° GELD-MAGAZIN – September 2015
nington Immobilien SE), steigt stattdessen in den DAX auf. Und zwar als erstes Immobilienunternehmen in der Geschichte des deutschen Leitindex – das reflektiert auch einen Bedeutungszuwachs von Immobilienaktien in den vergangenen Jahren. ProSieben-Sat1, über deren Aufstieg als erstes Medienunternehmen in den Index gleichfalls spekuliert worden war, hat es hingegen nicht geschafft. celesio und gerry Weber verlassen den mdax, man folgt später Auch in den MDAX kommt Bewegung. MAN hat einen Wechsel vom Prime Standard in den General Standard der Frankfurter Börse angekündigt. Damit fällt der Lkwund Maschinenbauer aus dem Index der mittelgroßen Werte heraus. Der MDAXAbschied könnte aber etwas länger dauern. Der Antrag wird erst von der Börse geprüft und dann innerhalb von drei Monaten darüber entschieden. Damit könnte der Wechsel zur Dezember-Anpassung stattfinden. Auch die Aktie des Pharmahändlers Celesio AG räumt den Platz. Mit dem Widerruf der Zulassung zum Regulierten Markt entfällt die Mitgliedschaft im Prime Standard. Der angeschlagene Modekonzern Gerry Weber seigt in den SDAX ab. hella und die deutsche pfandbriefbank sind neu im mdax In den MDAX wurden zudem die Aktien des Ende 2014 an die Börse gegangenen westfälischen Automobilzulieferers Hella KGaA Hueck & Co aufgenommen. Den Aufstieg schaffte auch die erst Mitte Juli an
creditS: Shutterstock
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Deutschland AKTIEN
FRESENIUS SE ° Starke Zahlen die Börse gegangene Deutschen Pfandbriefbank AG (PBB). Sie war aus der 2009 mit der HRE fusionierten Depfa hervorgegangen. Zuletzt war noch fraglich gewesen, ob sie das sogenannte Börsenumsatzkriterium erfüllen würde; das war schließlich der Fall. Weitere chancenreiche Anwärter für den MDAX sind künftig die beiden SDAX-Unternehmen Ströer und Bertrandt. ISIN
sixt leasing kommt in den SDAX, villeroy & boch geht Im SDAX finden sich nunmehr neu auch die Aktien der Leasing-Tochtergesellschaft des Autoverleihers Sixt. Hingegen muß der Keramikhersteller Villeroy & Boch den Index verlassen. Im Tec-DAX bleibt alles beim Alten. aufnahme in den index beflügelt eine aktie nur kurzfristig Grundsätzlich erhält eine Aktie mit dem Aufstieg in den DAX deutlich stärkere Aufmerksamkeit. Nach Untersuchungen der Deutschen Bank entwickeln sich Aktien, die in den DAX aufrücken, in den Tagen vor der Ankündigung bis zur tatsächlichen Aufnahme durchschnittlich 8,3 Prozent besser, danach häufig schlechter als der Gesamtmarkt. Dahinter stecken vor allem Um schichtungen institutioneller Investoren. So kaufen Indexfonds genau jene Aktien, die im jeweiligen Index enthalten sind. Auch andere institutionelle Anleger sind zu Umschichtungen gezwungen. Genau darauf wird jedoch schon immer früher spekuliert. Daher beginnen die indexbedingten Kursbewegungen schon Wochen vor der Ankündigung. Spätestens bei der Umstellung der Zusammensetzung des Index lösen die spekulativen Anleger ihre Positionen wieder auf, die Kurse der Aufsteiger stehen einige Zeit unter Druck. Umgekehrt, wenn auch oft weniger stark ausgeprägt verläuft die Spekulation bei den Absteigern. Dementsprechend haben auch die Veränderungen beim Aktienindex Euro Stoxx 50 Einfluss auf deutsche Aktienkurse. Dort hat der deutsche Krankenhauskonzern Fresenius SE aus Bad Homburg nämlich den Energiekonzern RWE beerbt.
Kurs (05.09.2015)
DE0005785604 62,61 € KGV 2015 e
24,3
Marktkap.
34,60 Mrd. € KGV 2016 e
21,5
Umsatz 2015 e
27,80 Mrd. € KGV 2017 e
19,3
Buchwert/Aktie 2015 e
19,41 € Divid.-rend. 2015 e 0,85 %
Der Gesundheitskonzern Fresenius SE & Co. KGaA lässt sich von den Turbulenzen in Schwellenländern nicht aus dem Tritt bringen. Das Unternehmen bekräftigte seine Ziele für das laufende Jahr und kündigte einen Anstieg der Dividende „um deutlich mehr als 20 Prozent“ an. Die Aussichten für das Jahr 2016 schätzt Konzern-Chef Ulf Schneider auch in der derzeitigen Phase allgemeiner Unsicherheit über die Entwicklung der Weltwirtschaft „sehr positiv“ ein. Das für 2017 ausgegebene Ergebnisziel von 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro werde bei derzeitigen Wechselkursen bereits in diesem Jahr erreicht. Der Aktienkurs sollte vom Aufstieg in den EuroStoxx 50 profitieren.
BEIERSDORF ° Anhaltende Margenstärke
ISIN Kurs (05.09.2015) Marktkap. Umsatz 2015 e Buchwert/Aktie 2015 e
Das Analysehaus Kepler Cheuvreux hat die Aktien von Beiersdorf in seine Liste der besten deutschen Werte aufgenommen. Die Einstufung der Aktie wurde auf „Buy“ mit einem Kursziel von 85 Euro belassen. Wegen des derzeitigen Marktumfelds mit stark schwankenden Börsenkursen und zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheiten habe er einen weiteren „wetterfesten“ Wert in die deutsche „Top-Pick“Liste aufgenommen, schrieb Analyst Bernd Laux in einer Studie. Die US-Bank Citigroup hat die Einstufung für Beiersdorf auf „Buy“ mit einem Kursziel von 87 Euro belassen. Die Aktie sei wegen Margensteigerungen und des langfristigen Umsatzpotenzials kaufenswert.
DE0005200000 72,50 € KGV 2015 e
24,9
18,74 Mrd. € KGV 2016 e
23,0
6,74 Mrd. € KGV 2017 e
21,5
17,87 € Divid.-rend. 2015 e 1,03 %
MÜNCHENER RÜCK ° Differenzierte Bewertungen
ISIN Kurs (05.09.2015)
DE0008430026 163,80 € KGV 2015 e
8,9
Marktkap.
27,69 Mrd. € KGV 2016 e
9,5
Umsatz 2015 e
49,78 Mio. € KGV 2017 e
9,3
Buchwert/Aktie 2015 e
Die Deutsche Bank hat Munich Re (Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft) von „Sell“ auf „Hold“ hochgestuft. Das Kursziel erhöhte Analyst Hadley Cohen in einer Studie zur deutschen Lebensversicherungsbranche von 173,40 auf 180,00 Euro. Seit Ende des ersten Quartals seien die Aktien aber der Branche deutlich hinterher gelaufen. Das Düsseldorfer Bankhaus Lampe hat das Kursziel für Munich Re indes von 170 auf 165 Euro gesenkt und die Einstufung auf „Halten“ belassen. Begründung: Trotz des zuletzt guten Quartals würden die Herausforderungen in der Schaden- und Unfallrückversicherung sowie in der deutschen Lebensversicherung unverändert bestehen bleiben.
192,77 € Divid.-rend. 2015 e 4,99 %
September 2015 – GELD-MAGAZIN ° 57
aktien ° Autobranche
China bremst Auto-Industrie ein Die Yuan-Abwertung hat den europäischen Autoaktien einen Schlag versetzt. Doch die deutschen Autobauer befinden sich schon seit dem Frühjahr auf Talfahrt. Lediglich das Papier der französischen Marke Peugeot legte heuer kräftig zu und hat sich von dem Schock rasch wieder erholt. Wolfgang Freisleben erade erst hatten die europäischen Autobauer durchwegs glänzende Zahlen für das erste Halbjahr gemeldet. Da ließ die chinesische Zentralbank mit der Abwertung der Renminbi-Währung am 11. August die Feiern platzen. Die Talfahrt der Autowerte verstärkte sich in dem Moment, als Chinas Zentralbank die Landeswährung Yuan überraschend um 3,5 Prozent binnen zwei Tagen abwertete. An den Börsen wächst zudem die Sorge, dass die Chinesen damit weitermachen könnten – und das gefährdet besonders die exportorientierten deutschen Autohersteller. Denen machen in China Rabattschlachten, der Kampf der Regierung gegen Korruption und die Talfahrt des Aktienmarkts ohnedies schon das Leben schwer. Die teuersten Baureihen werden in Deutschland gebaut Bisher hatten Europas Autobauer im internationalen Währungsspiel der Zentralbanken einen höchst angenehmen Logen-
platz erwischt. Die EZB hat durch ihr groß angelegtes Anleihekaufprogramm dafür gesorgt, dass der Euro gegenüber dem USDollar und dem chinesischen Yuan abgewertet hat. Und das kam gerade der Auto branche zugute: Denn der Export von Fahrzeugen in die beiden wichtigsten Auto märkte wurde dadurch günstiger. Zwar produzieren BMW, Volkswagen und Daimler den überwiegenden Teil ihrer in China und den USA verkauften Autos vor Ort, doch die teuersten und margenträchtigsten Baureihen, Daimlers S-Klasse, der 7er-BMW und Audi A8, werden weiterhin nur in Deutschland hergestellt und nach China verschifft. Korrigieren die deutschen Luxusauto-Hersteller nun nach der YuanAbwertung den Verkaufspreis ihrer Oberklasse-Limousinen nach oben, werden sie wohl weniger Fahrzeuge verkaufen. Halten sie die Preise gleich, knabbert das an der Marge. Und am Ende des Quartals müssen sämtliche in China erzielten Profite dann auch noch mal in die deutsche Bilanz kon-
Devisenkurs Yuan/Euro
peugeot
Abwertung des Yuan: Ertragsausgleich nur durch Erhöhung der Verkaufspreise möglich
Peugeot-Aktie: Kursrückgang binnen einem Monat um 13 Prozent
58 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
solidiert werden – zum schlechteren Wechselkurs. Auch der russische Automarkt wird in den kommenden Monaten aufgrund der Sanktionen drastisch schrumpfen. Seit Jahresbeginn ist er nach Angaben des Unternehmerverbandes AEB, der europäische Firmen in Russland vertritt, bereits um 38 Prozent eingebrochen – schlimmer, als von Experten befürchtet. Für das Gesamtjahr rechnet der Verband mit einem Absatzeinbruch von 36 Prozent auf 1,55 Millionen Fahrzeuge. Bislang lag seine Prognose bei einem Minus von 24,5 Prozent. Ursachen sind die Schwäche der russischen Wirtschaft, die vom gesunkenen Ölpreis getroffen wurde, und die Sanktionen des Westens im Zuge der Ukraine-Krise. Der europäische Markt als Rettungsanker Noch im ersten Halbjahr 2015 brummte der Motor der europäischen Automobil industrie gewaltig. Nach einer jahrelangen Absatzkrise robbte sich sogar der europäi sche Markt der Personen-Kraftfahrzeuge langsam wieder näher an China und die USA heran. Im Jahresvergleich kletterte die Zahl der Neuzulassungen in der Europäi schen Union im Juni um 14,6 Prozent auf 1,36 Millionen – der stärkste monatliche Zuwachs seit Dezember 2009. Nach Angaben des Branchenverbandes Acea schwächelte in China der Absatz aber schon im Juni vor der Yuan-Abwertung. Im gesamten ersten Halbjahr war China mit 9,5 Millionen Neuzulassungen aber noch immer der größte Markt weltweit. Die USA lagen rund eine Million Autos dahinter. In Europa lagen die Zulassungen laut Mitteilung des
credit: Shutterstock; charts: Tai-Pan/software-systems
G
°
xxxxxxxx aktien
Branchenverbandes „The European Automobile Manufacturers’ Association“ (ACEA) mit 7,2 Millionen um 8,2 Prozent höher als ein Jahr zuvor. Damit hielt der Aufwärtstrend bereits seit 22 Monaten an. Peugeot hat das gröSSte Potenzial Aufhorchen lässt jedoch der französische Autobauer Peugeot. Nach Mitteilung des US-Analysehauses Bernstein Research profitiere der PSA-Konzern mit Abstand am meisten vom verbesserten Umfeld in Europa. Analyst Max Warburton hat das Kursziel der Aktie von 18 auf 22 Euro angehoben. Die französische Investmentbank Exane BNP Paribas besserte noch Anfang August von 21 auf 23 Euro nach. „Der Markt unterschätzt nach wie vor das Profitabilitätspotenzial der europäischen Automobilindustrie“, schrieb Analyst Stuart Pearson. Die großen Produktivitätsfortschritte sowie die deutlich zunehmende Auslastung der Werke seien sehr ermutigend. Die Aktie werde sich in den nächsten Monaten besser entwickeln als die Papiere der deutschen Autobauer. Der Turnaround sei sichtbar. Die Peugeot-Aktie hatte seit Jahresbeginn bis Anfang August zunächst 75 Prozent zugelegt, war dann aber mit dem allgemeinen Börsenabsturz binnen einem Monat um 13 Prozent zurückgefallen. Volkswagen schöpft in China groSSe Gewinne ab Für den VW-Konzern steht derzeit besonders viel auf dem Spiel, weil China einen
Großteil des Gewinns einbringt. Nach Jahren der ungebremsten Rekordfahrt steht beim Volkswagen-Konzern die Halbjahresbilanz der Verkäufe allerdings im Minus. Nachdem die Auslieferungen wegen Rückgängen im April und Mai auf Fünfmonatssicht bereits nur noch stagniert hatten, zog ein spürbares Juni-Minus von 4,3 Prozent Europas größten Autobauer nach sechs Monaten sogar auf Talfahrt: Per Juni liegen die Verkäufe des Zwölf-Marken-Konzerns im Vergleich mit dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres um 0,5 Prozent im Minus. Damit wird die Auseinandersetzung unter den Eigentümern verständlich: Ferdinand Piëch, Großaktionär und inzwischen zurückgetretener Aufsichtsratschef von VW, ist schon im Frühjahr auf Distanz zu Vorstandschef Martin Winterkorn gegangen. Die jüngsten Zahlen untermauern seinen Vertrauensschwund. Denn mit dem Bruch reißt bei Volkswagen eine rund fünf einhalb Jahre lange Erfolgsgeschichte ab. Vor dem aktuellen Minus diesen Frühling hatte es zuletzt Ende 2009 Verluste gegeben. Die Gründe sind bekannt: Vor allem das fehlende Tempo in China und teils dramatische Einbrüche auf anderen Märkten würgen derzeit den jahrelangen Absatz-Höhenflug ab, mit dem Volkswagen den Konkurrenten General Motors überholen und dem Rivalen Toyota den Titel des absatzstärksten Autobauers der Welt abjagen konnte. Volkswagen hat aufgrund der geänderten Marktentwicklungen am mit Abstand wichtigsten Markt in China seine Ver-
Hafen Shanghai: Eingangstor zum größten Autoabsatzmarkt der Welt
Volkswagen Vorzug
Volkswagen-Aktie: Aktienkurs verabschiedete sich mit dem Abgang von Ferdinand Piech
daimler
Luxusmarke Daimler: Auch diese Aktie blieb von dem Kurseinbruch nicht verschont
september 2015 – GELD-MAGAZIN ° 59
kaufsprognose für 2015 gesenkt. Statt eines moderaten Wachstums kündigte der Konzern nur mehr Auslieferungen „auf dem Niveau des Vorjahres“ von 10,1 Millionen Fahrzeugen an. Der Konzern prüft sogar, ob er die Produktion in seinen chinesischen Werken herunterfahren solle. Weil auch die Absätze in anderen Märkten wie Brasilien und Russland schwächeln, setzt Volkswagen mit seinen zwölf Marken auch weltweit weniger ab. Der Aktienkurs hatte sich mit Ferdinand Piëch vom Höhenflug verabschiedet. Von 9. April bis Ende August ist er um 32 Prozent eingebrochen. Die Bestätigung lieferte nachträglich der Konzerngewinn mit einem Abschlag von 16 Prozent im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr. Unterm Strich blieben 2,73 Milliarden Euro – weniger als von Analysten erwartet. Das deutet auf gravierendere Probleme in dem Riesenkonzern hin. Da hilft nur wenig, dass die Umsatzzahlen vom schwachen Euro profitierten und wechselkursbedingt um knapp zehn Prozent auf insgesamt 56 Milliarden Euro geschönt wurden. Audi verliert an Boden Nach der Hauptmarke VW schwächelt auch die Oberklassetochter Audi. Der größte Gewinnlieferant des Wolfsburger Autokonzerns stellte Mitte Juli gleichfalls sein Absatzziel in China von 600.000 Autos infrage. Nach einem jahrelangen Boom gingen die Verkaufszahlen im Juni um 5,8 Pro-
bmw
BMW-Aktie: Gewinnrückgang ließ auch den Aktienkurs nach unten driften
60 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
zent zurück. Weltweit hat Audi im ersten Halbjahr zwar mehr Autos verkauft und mehr Geld verdient, verlor im Vergleich zu den Konkurrenten BMW und Mercedes aber an Boden: Mit 902.000 verkauften Autos und einem Zuwachs von 3,8 Prozent war Audi deutlich langsamer unterwegs. Der Betriebsgewinn stieg – auch dank Rückenwind durch positive Währungseffekte – von 2,7 auf 2,9 Milliarden Euro, die Gewinnmarge sank aber leicht. Daimler von Rekorden verwöhnt Gegenwind bläst dem VW-Konzern aber auch seitens der deutschen Konkurrenz entgegen. Mercedes hat mit seinem Kompaktmodell Witterung aufgenommen: Im ersten Halbjahr kam die C-Klasse bei den Neuzulassungen dicht an einen VWKleinwagen heran. Die Börse hat dies jedoch nicht honoriert. Seit dem abrupten Ende des Höhenflugs Mitte März hatte die Aktie bis Ende August 22 Prozent verloren. Der Grund lag wohl in der Konjunkturschwäche Chinas, da der chinesische Markt mittlerweile einen großen Teil zum Gewinn beiträgt. Gegen den Börsenkurs eilte Daimler aber mit den Absatzzahlen noch von Rekord zu Rekord: Mit 960.589 (+15,7%) Fahrzeugen feierte die Oberklasse-Marke Mercedes-Benz nach einem Absatzplus von 38,5 Prozent im Juni den Abschluss des verkaufsstärksten Halbjahres der Unternehmensgeschichte. Mit dem absatzstärksten Monat in China krönte Daimler zudem vorerst die Aufholjagd, um den bayerischen Rivalen BMW bis 2020 als Weltmarktführer unter den Premiumherstellern abzulösen. Doch auf dem weltweit wichtigsten Markt kommt Daimler nur in Trippelschritten voran, weil die Schwaben später als ihre Rivalen in das Land gekommen sind und erst vor Kurzem zwei bis dahin konkurrierende Vertriebsorganisationen zusammengeführt und das Händlernetz erst ausgebaut haben. Europäer bescherten BMW Rekordabsatz im ersten Halbjahr Bei BMW gibt es auf den ersten Blick für Sorgenfalten keinen Grund. In Europa stieg die Nachfrage nach den bayerischen
Luxusautos und kompensierte so den schrumpfenden Absatz in China. Die Folge: Im Juli hat BMW so viele Autos wie noch nie verkauft, weltweit stiegen die Auslieferungen deutlich um 5,6 Prozent auf rund 173.200 Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. Der Wachstumsmotor war Europa: Auf dem größten Einzelmarkt legten BMW und Mini im Juli um gut elf Prozent zu und verkauften 75.600 Autos. Auch in den ersten sieben Monaten war Europa mit einem Plus von zehn Prozent und rund 564.000 verkauften Autos das stärkste Zugpferd für die Münchner. Die Nachfrage in China sank im Juli hingegen um sechs Prozent auf 34.600 Fahrzeuge – und damit noch stärker als im Mai und Juni. In den ersten sieben Monaten blieb in der Volksrepublik nur noch ein leichtes Wachstum von 1,3 Prozent. Im wichtigen US-Markt ging der Verkauf im Juli trotz Rabatten leicht um 0,2 Prozent auf rund 32.000 Fahrzeuge zurück. Vertriebschef Ian Robertson äußerte sich in München „zuversichtlich, dass sich die positive Absatzentwicklung der ersten sieben Monate im weiteren Jahresverlauf fortsetzen wird“. Seit Jahresbeginn lieferte BMW weltweit 1,27 Millionen Fahrzeuge aus, das war ein Plus von 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Solche Zahlen treiben üblicherweise den Aktienkurs nach oben – doch auch bei BMW war es genau umgekehrt. In den letzten drei Monaten sackte der Aktienkurs um mehr als 20 Prozent ab. Der neue BMW-Chef Harald Krüger musste allerdings mit einem Gewinnrückgang ins Amt starten. Das Konzernergebnis vor Steuern sank im zweiten Quartal um 2,7 Prozent auf 2,58 Milliarden Euro. Analysten hatten indes mit einem stärkeren Rückgang gerechnet. In der Kernsparte Automobile enttäuschte BMW die Erwartungen: Hier schrumpfte der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 15,8 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro. Zu Buche schlug die Abkühlung im wichtigen Absatzmarkt China, der Ergebnisbeitrag von dort sank. Zudem verkauften die Münchner mehr kleine und kompakte Fahrzeuge, die weniger abwerfen.
charts: Tai-Pan/software-systems
aktien ° Autobranche
Die besten Anleihenstrategien ZINSEN & WÄHRUNGEN
22. SEPTEMBER 2015
Bei geschickter Diversifizierung lässt sich aus der Kombination von Staats-, Unternehmens- und dynamischen High-Yield-Anleihen ein renditestarkes und dennoch risikoarmes Portfolio zaubern. Hier erfahren Sie die besten Strategien für Ihre festverzinsliche Geldanlage. Diese Vortragsreihe im Rahmen des Institutional Investors Congress bietet Ihnen die Möglichkeit, sich über das breite Angebot zu informieren und mit den Experten zu diskutieren.
Candriam Investors Group A distinctive approach to High Yield management: Benefit from dispersion in corporate credit markets Nicolas Jullien, CFA - Senior Fund Manager High Yield & Credit Arbitrage
EDMOND DE ROTHSCHILD Asset Management Welche Anleihensegmente bieten noch Chancen für Performance? Guillaume Rigeade, Fondsmanager
Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr Vorträge: 9:00 bis ca. 12:30 Uhr anschließend Mittagsbuffet
Ort der Veranstaltung Haus der Industrie Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien „Ludwig Urban – Saal“
Zielgruppen/Gäste Fondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen, CFOs, Private Banker, Kundenbetreuer von Banken, etc.
Franklin Templeton Roadmap for Active Bond Investors John Beck, Senior Vice President and Director of Fixed Income
Kames Capital Kames Absolute Return Anleihenfonds: Unsere Expertise bestimmt die Rendite, nicht das Marktumfeld. Felicita Fiala, Fixed Income-Produktspezialistin
Pictet Asset Management SA How to enhance your portfolio with Short Term High Yield Roman Gaiser, Head of High Yield
Ja, ich melde mich zur kostenlosen Teilnahme an der Veranstaltung Institutional Investors Congress am 22. September 2015 im Haus der Industrie an. Titel, Vor- und Zuname Firma
Veranstalter
4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 12/1, 1010 Wien T: +43 1 997 17 97 0 F: +43 1 997 17 97 97
Position Straße PLZ, Ort Telefon
FAX
Anatol Eschelmüller a.eschelmueller @ geld-magazin.at T: +43 1 997 17 97 21
E-Mail Datum
Unterschrift
bitte um Antwort per E-Mail: s.jovic@geld-magazin.at
Snezana Jovic s.jovic @ geld-magazin.at +43 1 997 17 97 12
aktien ° Finanztitel
Eine sichere Bank? Aktien aus dem Finanzsektor hatten unter der 2008 ausgebrochenen Krise besonders stark gelitten – die Konsolidierung dauerte lange und ist teilweise noch immer nicht abgeschlossen. In den vergangenen Wochen häuften sich Analysten-Empfehlungen für Banken und Co. Ruht diese Einschätzung angesichts des mauen Wirtschaftswachstums aber tatsächlich auf einem stabilen Fundament? Harald Kolerus och bevor die Verwerfungen der jüngsten Vergangenheit an den Börsen einsetzten, gab es viel Lob und positive Einschätzungen zu Aktien aus der Finanzbranche: „Aktien von Banken in den USA und Europa bieten Investoren auf dem mittlerweile erreichten Niveau attraktive Einstiegsmöglichkeiten“, so lautet etwa die Einschätzung der britischen Fondsgesellschaft Source, ein mit einem verwalteten Vermögen von über 18 Milliarden US-Dollar großer Anbieter von börsennotierten Investmentprodukten (Exchange Traded Products, ETPs). „Europäische Banken und US-Institute dürften zu den größten Nutznießern steigender Zinsen und anziehender Immobilienmärkte zählen“, prognostiziert Paul Jackson, Head of Multi-Asset Research bei Source. In dieser optimistischen Tonart geht es weiter: „Wie sich aus Daten des ak tuellen, quartalsweise ermittelten Source Sector Selector ergibt, macht sich die zunehmend steilere Zinskurve schon jetzt positiv bei den Banken jenseits und diesseits des Atlantiks bemerkbar. Denn viele Institute in beiden Regionen verzeichneten während des zweiten Quartals des laufenden Geschäftsjahres gegenüber ihrem jeweiligen Gesamtmarkt eine überdurchschnittlich gute Entwicklung. Darüber hinaus profitieren speziell die europäischen Institute vom
Wirtschaftsaufschwung in der Eurozone“, heißt es von Source. Man führt die Argumente noch weiter aus: Nach Analysen der Experten tendiert die Entwicklung von Banken in der Eurozone dazu, sich am Volumen der Kreditvergabe sowie den Immobilienpreisen zu orientieren. Beide volkswirtschaftliche Größen hatten sich bereits zum Jahresende 2014 ins Positive entwickelt. Mittlerweile sind Source zufolge bei vielen Banken auch steigende Eigenkapitalrenditen zu beobachten – wenn auch von einem niedrigen Niveau aus: Sie betragen 3,4 Prozent in Europa und acht Prozent in den USA, während sich das Kurs-BuchwertVerhältnis der Institute in beiden Regionen mit einem Wert von etwa eins nach den Tiefpunkten in den Jahren 2009 und 2012 wieder normalisiert hat. Alles in allem wird also ein überwiegend positives Bild gezeichnet – nun sind bei kritischer Betrachtung hinter diese Aussagen doch einige Fragezeichen zu setzen. Skepsis bei Zinsschritten So ist zum Beispiel zweifelhaft, ob die Zinsen tatsächlich spürbar steigen werden, bzw. wann das der Fall sein könnte. Denn immer mehr Beobachter gehen von nur sehr, sehr vorsichtigen Zinsschritten aus, wobei hier die Vereinigten Staaten die Vor-
° die besten Fonds: Finanzsektor ISIN IE00B5MTYK77 DE0009769919 LU0114722498 LU0262307480 LU0099863671
FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 J.p.a. Source STOXX Euro 600 Opt Fin. Services ETF 7 Mio. € 23,1 % 27,8 % DWS Financials Typ O 91 Mio. € 10,4 % 23,1 % Fidelity Funds - Global Financial Services 721 Mio. € 12,2 % 16,9 % Jupiter JGF Global Financials 85 Mio. € 16,1 % 17,6 % UBS (Lux) Eq Fd - Financial Services 33 Mio. € 11,9 % 18,3 %
5 J.p.a. 16,1 % 12,3 % 10,2 % 9,6 % 8,6 %
ter 0,30 % 1,71 % 1,91 % 1,98 % 1,85 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. September 2015
62 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
reiterrolle übernehmen sollten. Peter Szopo, Chef-Aktienstratege der Erste Spar invest (ESPA), kommentiert die Situation: „Die Zinsen in den USA werden steigen, aber wesentlich langsamer als in früheren Zinszyklen. In Europa werden die Zinsen aufgrund der EZB-Politik und des schwächeren Wachstums noch länger sehr niedrig bleiben. Das Investorensentiment in Bezug auf US-Banken wird sich mit einer ersten Zinsanhebung – sehr wahrscheinlich noch heuer – deutlich bessern. Auch europäische Banken mit US-Exposure werden davon profitieren.“ Gehen wir also von tasächlich steigenden Zinsen aus, so bleiben dennoch andere „Knackpunkte“ bestehen. So heißt es etwa in der Source-Analyse, europäische Institute sollten vom Wirtschaftsaufschwung profitieren. Allerdings ist so eine Erholung nur unter der Lupe zu beobachten – wurde hier etwas zu optimistisch geurteilt? Szopo drückt es so aus: „Das Wachstum in Europa ist nicht überragend, aber hat im Laufe des Jahres doch positiv überrascht. Die jüngste Berichtssituation der börsennotierten Unternehmen war überwiegend positiv. Die Mehrzahl – ca. 57 Prozent – der Unternehmen im Euro Stoxx 600 übertraf die Gewinnerwartungen, bei Banken lag der Anteil positiver Überraschungen noch darüber.“ Günstige bewertung Jackson bleibt jedenfalls dem Finanzsektor auf beiden Seiten des Atlantiks treu und stuft auch sämtliche Subsektoren einschließlich Banken, Finanzdienstleistungen, Versicherungen und Immobilien mit „Übergewichten“ ein. „Unserer Ansicht nach sind Banken im historischen Vergleich günstig
creditS: beigestellt, Shutterstock
N
°
Finanztitel aktien
„Europäische und US-Banken dürften zu den Nutznießern steigender Zinsen und wieder anziehender Immobilienmärkte zählen. Die Institute bieten attraktive Einstiegsmöglichkeiten.“
„Der Versicherungssektor weltweit ist eine Branche, die langfristig rascher wächst als die Gesamtwirtschaft. Aktuell haben wir USzu europäischen Versicherungen übergewichtet.“
Paul Jackson, Source
Peter Szopo, ESPA
bewertet, wobei das Gegenargument, dass sie sich über zehn Jahre hinweg in einer Blase bewegt haben, sicherlich nicht von der Hand zu weisen ist“, so der Experte. Momentan notieren europäische Banken mit einem erwarteten KGV von 11,3, während die US-Banken mit einem KGV von 11,5 bewertet sind. In Europa beträgt der Abschlag zum Gesamtmarkt 25, in den USA 33 Prozent. Jackson zufolge bleibt die Rentabilität angesichts des begrenzten Kreditwachstums, schwacher Märkte und regelmäßiger Verwässerung aufgrund von Aktienemis sionen problematisch. „Die Eigenkapitalrenditen dürften kaum das Vorkrisenniveau erreichen“, glaubt der Multi-Asset-Analyst. „Allerdings bieten Bankaktien in den genannten Regionen unseres Erachtens überzeugende Anlagechancen. Dafür spricht die Kombination von attraktiven Bewertungen, sich bessernden ökonomischen Fundamentaldaten, steigenden Zinsen und die Tatsache, dass sich Bankaktien in einem insgesamt steigenden Markt überdurchschnittlich gut entwickeln werden.“ Szopo von der ESPA fügt hinzu: „Banken – besonders europäische – haben schwierige Jahre hinter sich. Fundamental hat sich bei den Banken vieles verbessert. Sie sind besser kapitalisiert als noch vor paar Jahren, es wird weniger Kreditrisiko eingegangen, und im Zuge des Aufschwungs ist mit einer Verbesserung der Asset-Qualität zu rechnen. Generell sind die Kurse von Bankaktien eher ,topdown‘-getrieben – das heißt, sie reagieren sensitiver auf makroökonomische Faktoren und globale Risiken als Nicht-Banken. Im Zuge einer Wirtschaftserholung – falls sie anhält – sollten Banken mehr profitieren.“ Die ESPA ist angesichts der globalen
akrorisiken neutral gegenüber dem BanM kensektor eingestellt. „Im Benelux-Raum sowie unter den nordischen Banken gibt es interessante Werte, wenngleich bei Letzteren die Bewertung inzwischen merklich angezogen hat“, so Szopo. Hellas und kein Ende Ein politisch-makroökonomischer Faktor darf weiters nicht außer Acht gelassen werden, wenn man von Banken spricht: Die Griechenland-Krise ist bekanntlich noch nicht überstanden – ist das Sentiment angesichts der Diskussion um Schuldenschnitt usw. für Finanztitel günstig? „Sowohl in Europa haben sich die Bankaktien trotz Griechenland-Krise in den ersten Monaten des Jahres besser entwickelt als der Gesamtmarkt. Das hat sich Ende Juni gedreht und im Zuge der aktuellen, von China ausgehenden Turbulenzen haben Banken deutlicher korrigiert als der Gesamtmarkt. Ein möglicher Schuldenschnitt wird von Inves toren eher als Thema zwischen Staaten, Zentralbanken und Internationalem Währungsfonds gesehen, denn als Problem der privaten Banken“, antwortet Szopo. Was die heimischen Großbanken betrifft, so hat die RCB die Erste Group derzeit mit „Halten“ und Raiffeisen mit „Kaufen“ eingestuft.
ca. 3,4 Prozent am Bloomberg World-Ak tienindex entspricht. In Europa haben Versicherungen ein höheres Gewicht, etwa 7,6 Prozent im EuroStoxx 50. Im ATX halten Vienna Insurance Group und Uniqa zusammen 6,8 Prozent. Szopo meint zu den Anlagechancen: „Angesichts des unterschiedlichen Zinsenausblicks sehen wir US-Versicherungen momentan positiver und halten eine Übergewichtung, während wir in Europa untergewichtet sind. US-Versicherungen sind niedriger bewertet als euro päische Versicherungen, sowohl auf Basis KGV, als auch beim Preis/Buchwert.“ Der Experte abschließend: „Unter fundamentalen Gesichtspunkten ist von Bedeutung, dass der Versicherungssektor weltweit ein Wachstumssektor ist, der langfristig rascher wächst als die Gesamtwirtschaft.“ Fazit: Versicherungen und Banken sind gut positioniert – die aktuellen Korrekturen an der Börse gehen aber auch an ihnen nicht spurlos vorüber. Der beste Weg ist eine Ab deckung über Fonds, siehe Tabelle links.
MSCI World/Financials 90 % 80 % 70 % 60 %
Versicherer: Riesiger Markt Schwenken wir unseren Blick jetzt von den Banken zu den Versicherungsgesellschaften. Der Versicherungssektor ist aufgrund seiner Größe eine Branche, die in globalen oder europäischen Aktienportfolios eine wichtige Rolle spielt. Die globale Marktkapitalisierung beträgt mehr als 2,3 Billionen Dollar, was einem Gewicht von
50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0%
2012
2013
2014
2015
Internationale Finanztitel müssen während der aktuellen Börsenkorrektur Federn lassen.
september 2015 – GELD-MAGAZIN ° 63
ALTERNATIVE INVESTMENTSPanorama GEORGE SOROS Kopf des Monats
85 UND KEIN BISSCHEN LEISE. Starinvestor George
STARKE WORTE ´´ ZAHLENSPIEL
8,1
KUNSTMARKT. Laut den Experten des Unternehmens Artnet hat der in-
ternationale Kunstmarkt im ersten Halbjahr 2015 einen kleinen Teil seiner Anziehungskraft einge-
„Wenn du kein Gold besitzt, kennst du weder die Geschichte, noch die Wirtschaft!“
büßt. Die Erlöse bei Kunstauktionen rund um den Globus sanken im Vergleich zum Vorjahreszeit-
Hedgefonds-Legende
raum um 5,8 Prozent und lagen somit bei immer
Ray Dalio, Gründer von
noch stattlichen 8,1 Milliarden US-Dollar. Nicht
Bridgewater Associates,
von diesem leichten Abwärtstrend betroffen wa-
hat seine Liebe zum edlen
ren jedoch die sogenannten „Trophäen-Werke“,
Metall noch lange nicht
also etwa Bilder aus der Feder von Picasso, Mo-
verloren und rät Anlegern,
net oder Warhol, deren Preise im ersten Halbjahr sogar kräftig angezogen haben.
mindestens zehn Prozent ihres Vermögens in Gold zu veranlagen.
LQWHUQDWLRQDOH ([SHUWHQ XQG (QWVFKHLGHU ZLH
WORK HARD
DREAM BIG ENJOY LIFE Kongress & Gala 24. 09. 2015
Baden bei Wien
Jacek Iljin, mBank, Managing Director • Thomas Goldfuß, GLS Gemeinschaftsbank eG, Bereichsleiter Vermögensmanagement & Treasury • Dr. Christian Ohswald, Deutsche Bank Österreich AG, Vorstandsvorsitzender • Dipl.BW.(FH) Birte Quitt, Erste Bank d. österr. Sparkassen AG, Leiterin Filialvertrieb • Maximilian Tayenthal, CFA, MIM, Number 26 GmbH, Managing Director
Jetzt anmelden: andrea.weiss@emotion-banking.at www.victorgala.com/anmeldung +43 22 52 25 48 45-17 Banken werden besser.
emotion banking ANALYTIK. BERATUNG. INNOVATIVES MARKETING.
3ÁLFKWWHUPLQ I U 9HUDQWZRUWOLFKH 9RUGHQNHU 64
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
®
CREDITS: beigestellt, Archiv, Wikimedia, Shutterstock
Soros beging am 12. August seinen 85. Geburtstag. Der in Budapest geborene Investmentstratege, der spätestens seit einer spektakulären Wette gegen das britische Pfund im Jahr 1992 internationale Bekanntheit genießt, gilt seit Langem als Investmentlegende und Philanthrop. Doch auch seine Rolle als Quergeist pflegt der Absolvent der London School of Economics mit großer Leidenschaft, und das wird sich auch im hohen Alter kaum ändern. Seine Ratschläge an beziehungsweise seine Rundumschläge gegen die (europäische) Politik-Elite sind längst legendär. Das GELD-Magazin gratuliert Mr. Soros sehr herzlich!
KOLUMNE
TRIVIUM GMBH
Die Ferienimmobilie als Investment
CREDIT: beigestellt
V
iele meiner Freunde (und auch ich selbst) wünschen sich oder haben bereits eine Ferienwohnung. Oftmals wird diese als lukratives Investment angepriesen und viele Ferienwohnungskäufer erzählen stolz im Freundeskreis, dass sie das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden haben. Die Frage, ob eine Ferienwohnung ein sinnvolles Investment ist, ist leicht zu beantworten: „nein.“ Etwas, das man sich selbst als Luxus leistet, das man aus einer Emotion heraus kauft, hat selten ein Preis-LeistungsVerhältnis, das auch Rendite bringen kann. Oft wird die geplante Vermietungsstrategie, mit der die Wohnung verkauft wurde, schon im ersten Jahr aufgegeben, weil man ja nicht will, dass „fremde“ Leute das persönliche Inventar abnützen. Der einzige Aspekt, der eine Ferienwohnung auch zum sinnvollen Invest-
ment machen kann, ist der Aspekt der Wertsteigerung. Der Kauf einer Wohnung zum Markttiefstand oder in einer Lage, die nicht „vermehrbar“ ist, bringt natürlich über Jahre hinweg eine Wertsteigerung, die selten einem selbst, aber doch den Nachkommen zugute kommt. Wenn dieser Aspekt für Sie wichtig ist, dann kaufen Sie in Österreich (langfristig stabil, beständige Nachfrage, rechtlich sicher und reell nachvollziehbar) und in Lagen, die ein spezielles USP haben. D.h. in besonders schönen Landschaftslagen, an Seen oder in Stadtzentren. Der Attersee zum Beispiel liegt gut erreichbar von Wien, Linz, Salzburg und München. Die Preisentwicklung in den letzten Jahren war positiv und wird in den nächsten Jahren auch weiter steigen, da Neuentwicklungen schwierig und selten sind und man in Summe vom Effekt des „knappen Gutes“ profitiert. Auch eine Stadtwohnung wird immer
Sinn machen und „liquide“ sein. Eine Wohnung in der Nähe des Wiener Stadtzentrums, die dazu dient, einen selbst drei Wochen im Jahr zu beherbergen und das Gefühl zu geMARIO KMENTA ben, Teil der großen Geschäftsführer, Stadt zu sein, macht trivium GmbH Spaß und wird selten zu Wertverlust führen. Leisten Sie sich also eine Ferienwohnung, haben Sie Spaß daran, aber lügen Sie sich nicht selbst an, wenn Sie daran denken, diese zu vermieten. Eine tolle Wohnung mit Charakter in richtiger Lage wird durch die Wertsteigerung immer zumindest die Kosten abdecken, die Pension wird sie nicht sichern. mario.kmenta@trivium.at
12./13. November 2015 Wien 22. Jahresforum
Credit Risk 2015
Themen-Highlights » Neue Denkansätze im vorausschauenden Risikomanagement » Aktive Portfoliosteuerung: Planungsprozesse und Stresstests » Wettrüsten: Banken vs. Regulator. Wozu sind die internen Modelle wirklich da? DIREKT ZUR ANMELDUNG
KONTAKT Sarah Gammel, gammel@businesscircle.at, T +43/(0)1/522 58 20-20
businesscircle.at
SEPTEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
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rohstoffe ° Aktuelle Trends
erdöl ° Aufbäumen Schwache prognosen. Von Juli 2014 bis Jänner 2015 gab der Preis für ein Barrel der wichtigen Nordseesorte Brent von ca. 110 auf unter 50 Dollar nach. Heuer gab es dann eine eher halbherzige und vorübergehende Erholung auf 68 Dollar im Mai, danach rutschte der Chart wieder unter das Niveau von 50 Dollar. Ende August/Anfang September kam es dann wieder zu einem Aufbäumen und die 50 Dollar-Marke wurde nach oben durchbrochen. Sollte vielleicht jetzt bald eine spürbare Erholung gelingen? Das ist noch keine ausgemachte Sache. Zwar rechnet die Internationale Energie Agentur (IEA) mit einem Anstieg des Öl-Verbrauchs im dritten und vierten Quartal 2015 (94,5 Millionen Barrel pro Tag bzw. 95,2 Millionen Barrel pro Tag, nach 93,5 Millionen Barrel pro Tag im zweiten Quartal), ein „Meilenstein“ für eine Trendwende kann daraus aber nicht abgeleitet werden. Marktexperten rechnen unverändert Rohöl (Sorte BRent) damit, dass die globalen E&P Spendings (Ausgaben für Energie und Petroleum) 2015 um 20 bis 30 Prozent sinken werden. Seitens der globalen Konjunktur weht auch wenig Rückenwind: In seinem jüngsten Bericht hat der Internationale Währungsfonds seine Prognose für das globale Wirtschaftswachstum 2015 von 3,5 Prozent auf 3,3 Prozent gesenkt. Für 2016 prognostiziert der IWF aktuell ein Wachstum von 3,8 Prozent. Ein „Turbo“ für spektakulär erhöhte Öl-Nachfrage sieht anders aus. (hk)
Auf Talfahrt. Kupfer wird gerne als
Kupferpreis Indikator für die Verfassung der gesamten Weltwirtschaft betrachtet, weil es sich hier um ein besonders wichtiges Industriemetall handelt. Zieht man diese Messlatte heran, ist es um die globale Konjunktur nicht zum Besten bestellt, denn Kupfer befindet sich auf Talfahrt. Eine Ursache dafür ist im Reich der Mitte zu suchen: Durch Chinas Abwertung des Renminbi sind etliche Rohstoffe in der letzten Woche auf ein neues Mehrjahrestief gefallen. China ist eines der größten Importländer wichtiger Rohstoffe wie Öl und Industriemetalle, so eben auch von Kupfer. Die Aktivität der Chinesischen Nationalbank hat die Importkosten erhöht und seitdem steigt auch die Sorge über eine sinkende Binnennachfrage. Heutzutage gilt eben der Satz: Geht es China schlecht, geht es der (Welt-)Wirtschaft schlecht. Kupfer leidet besonders darunter – bereits seit dem Jahr 2011 ist ein Abwärtstrend festzustellen, der sich nach einem kurzen Zwischenhoch 2014 und 2015 noch beschleunigt hat. Die Versorgung mit Kupfer übertrifft weiterhin die Nachfrage, was in den vergangenen Monaten zu einem Ausverkauf geführt hat. Ein Ende dieses Trends ist zumindest aus charttechnischer Sicht noch nicht zu erkennen – Ende August ist der Preis sogar unter die psychologisch wichtige Marke von 5.000 US-Dollar gerattert. Kein schönes Bild für Kupfer-Investoren. (hk) 66 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
Banger Blick zum Gold: Zuletzt ging es mit der Krisenwährung wieder bergauf. An Katastrophenschauplätzen und wirtschaftlichen Spannungen rund um den Globus mangelt es derzeit ja tatsächlich nicht ...
Hört die signale! ° Im August hat das Industriemetall Kupfer die psychologisch wichtige Marke von 5.000 Dollar nach unten durchbrochen – das generiert ein charttechnisch gesehen äußerst unerfreuliches Signal, das für weitere Kursverluste sprechen könnte.
Chile Peru USA Indonesien China
5389 Tsd. Tonnen 1274 Tsd. Tonnen 1178 Tsd. Tonnen 970 Tsd. Tonnen 961 Tsd. Tonnen
CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock
Kupfer ° Weiter bergab
°
Aktuelle Trends rohstoffe
Gold ° Bullen im Vormarsch stürmisch. Politisch und wirtschaftlich sah die globale Situation schon einmal besser aus: Die Yuan-Abwertung Anfang August habe laut einem aktuellen Kommentar der Saxo Bank dazu beigetragen, eine negative Kettenreaktion auszulösen. Wie wir alle in den vergangenen Wochen miterlebt haben, kamen die Börsen kräftig ins Rutschen. Der Ausblick für globales Wachstum und Nachfrage habe ebenfalls einen Rückschlag erlitten und die Spekulation darüber angeheizt, ob die Fed in der Lage sein werde, eine Zinserhöhung im September durchzuführen. Auch politisch ist wenig Entspannung in Sicht, nachdem der IS noch immer wütet, die Situation in der Ukraine unübersichtlich bleibt und die EU der Flüchtlingsproblematik offensichtlich nicht Herr wird. Angesichts dieser Krisenszenarien hat sich die Stimmung gegenüber Gold gebessert und die Abwertungswettläufe in den Schwellenländern könnten eine erhöhte Nachfrage nach Goldpreis Gold und Sachanlagen als Absicherung auslösen. „Seit den jüngsten Tiefständen ist Gold, in chinesischem Renminbi und indischer Rupie eingepreist, um mehr als elf Prozent gestiegen, was rund drei Prozent mehr ist, als Gold gegenüber dem Dollar gewonnen hat“, so Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank. Die „GoldBullen“ befinden sich also wieder langsam auf dem Vormarsch, was sich auch im Chartbild in einem – zumindest kurzfristigen – Aufwärts trend widerspiegelt. (hk)
Agrarrohstoffe ° Weizen Weizenpreis
Ladenhüter? ° In weiten Teilen der Welt geht die Produktion von Weizen zurück – in den USA wird allerdings eine sehr gute Ernte erwartet. Der Weizenpreis entwickelte sich im Juni, Juli und August volatil. Der Abwärtstrend ist noch nicht durchbrochen.
China Indien USA Russland Frankreich
121.720 Tsd.Tonnen 93.510 Tsd.Tonnen 57.966 Tsd Tonnen 52.090 Tsd. Tonnen 38.613 Tsd. Tonnen
Miss- und Rekordernte. Wirft man
einen Blick auf Agrarrohstoffe, ergibt sich für Getreide ein gemischtes Bild. So hat die Rückkehr des berühmt-berüchtigten Wetterphänomens El Niño zu einer Korrektur der australischen Weizenproduktion aufgrund einer ausgeprägten Dürre geführt. „Da auch der Produktionsausblick für Europa und Indien niedriger ausgefallen ist, hat der Internationale Getreiderat den weltweiten Ausblick nahe des Dreijahrestiefs angesiedelt“, heißt es in einer Analyse der Saxo Bank. Für die EU rechnet die Europäische Kommission mit einem Minus bei der Weichweizenernte von über sechs Prozent. Alle diese Faktoren haben als logische Folge den Weizen-Kurs im Juni und Anfang Juli drastisch steigen lassen. Allerdings hat das US-Landwirtschaftsministerium für 2015/16 wiederum eine Rekord-Weizenernte in den Vereinigten Staaten prognostiziert. Die Situation präsentiert sich also uneinheitlich und unsicher, was auch zu harten Kursrückschlägen im weiteren Verlauf des Juli und im August geführt hat – die schönen Gewinne der Vorwochen waren schnell wieder verschwunden. Fazit: Weizen-Investments drängen sich jetzt nicht gerade auf, denn langfristig gesehen befindet sich der Chart im Abwärtstrend (bereits seit Juli 2012). Wobei sich seit letztem Juni eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation ausgebildet hat – diese würde sogar für weitere Verluste sprechen. (hk)
september 2015 – GELD-MAGAZIN ° 67
aktien ° Rohstoffe
Commodities: Der China-Blues Die Konjunkturschwäche in China wirkt sich auch auf die Rohstoffe und die sie exportierenden Schwellenländer aus. So fiel beispielsweise der Kupferpreis, ein Indikator für die globale Nachfragesituation, auf ein SechsJahres-Tief – ebenso der Ölpreis. Wir analysieren, welche Rohstoffe am ehesten Erholungspotenzial haben.
D
ie Preise der meisten Rohstoffe befanden sich zuletzt im Tiefflug. Deutlich wird das unter anderem am CRB-RohstoffIndex. Dieser breit über alle Rohstoffsegmente gestreute Index ist auf den tiefsten Stand seit der Finanzkrise gefallen. Viel von dieser negativen Entwicklung ist der Lage in China geschuldet. Das Reich der Mitte ist ein wichtiger Abnehmer, verbraucht es doch mehr als 40 Prozent der globalen Produk tion von Kupfer, Zink, Blei und Zinn und zählt auch bei anderen Rohstoffen – etwa Eisenerz – zu den größten Nachfragern weltweit. Hinzu kommt auch noch ein Überangebot an vielen (Metall-)Märkten. Verstärkt wurde der Preisrückgang zudem durch spekulative Finanzanleger, die sich im großen Umfang von Long-Positionen getrennt bzw. Short-Positionen aufgebaut haben. Sollte aber China neue Konjunktur-
programme auflegen, hätten Bergbaufirmen bzw. deren Aktien mittelfristig ein attraktives Erholungspotenzial. Vor allem in jenen Segmenten, wo Produktionskürzungen und Minenstilllegungen erfolgen. James Sutton, Fondsmanager des JPM Natural Resources Fund, sieht folgende Indikatoren für eine Erholung: „Ein Absinken der Rohstoffpreise unter die Betriebskosten, Insolvenzen und Minenschließungen bzw. Produktionsstopps und ein Anziehen der M&A-Aktivitäten.“ Allerdings sind die Exit-Barrieren sehr hoch – schließlich führen massive Projektstopps bzw. Minenstilllegungen zu hohen Abschreibungen. „Dennoch haben wir den Metallbergbau übergewichtet – obwohl dieser besonders exponiert gegenüber China ist (China importiert 60 Prozent des global vorhandenen Eisenerzes, bei Industriemetallen sind es 50 Pro-
Unternehmen im tiefsten Kostenquartil können Preisrückgänge abfedern 250 %
Eisenerz 62 % Fe CFR Rio Rinto Fortescue Metalle
200 % 150 % 100 %
-6 %
50 %
-46 % -56 %
0%
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Rio Tinto kompensiert tiefe Eisenerzpreise mit Kostensenkungen und Produktionssteigerungen Quelle: Bloomberg, JPMAM Juni 2015
68 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
zent). Auch den schwer gebeutelten Energiesektor haben wir wieder hochgefahren. Erdöl wird sich jedoch vorerst volatil seitwärts entwickeln. „Die amerikanische Fracking-Industrie, der wichtigste Einzelgrund für die Ölpreis-Schwäche. Wir erwarten erhebliche Produktionskürzungen – auch wenn die OPEC vorerst dabei nicht mitspielt. Die meisten Kürzungen werden von teuren, hochpreisigen Förderprojekten kommen (Tiefsee, Ölsand, Ölschiefer), und zwar von außerhalb der USA oder der OPEC. Wenn solche Projekte einmal heruntergefahren sind, können sie nicht so leicht und vor allem nicht rasch wieder hochgefahren werden. Da die OPEC am Top ihrer Kapazitätsauslastung produziert, könnte schon ein kleinerer Marktschock zu einem Preissprung bei Rohöl führen“, erklärt Nitesh Shah, Associate Director Research bei ETF Securities. „Allerdings kann die sehr flexible US-Ölschieferproduktion bei höheren Preisen recht rasch wieder hochgefahren werden, sodass Preise über 70 Dollar erst mittelfristig wieder möglich erscheinen.“ So belastet auch das Ende der US„driving season“. Die Zahl der Bohranlagen in der US-Schieferölindustrie ist seit Jahresbeginn um fast 50 Prozent gefallen. Die USÖlreserven befinden sich auf einem Allzeithoch – und viele Investoren lassen ihr Öl auf Tankern auf den Weltmeeren herumfahren, um eine Preiserholung abzuwarten. Sollten die Lagerkapazitäten zu Ende gehen, könnte der Ölpreis noch weiter fallen, bevor er sich schließlich erholt. „Bei den Edelmetallen setzen wir auf Palladium. Im Energiebereich sehen wir für die nächsten 18 Monate eine hohe Wahrscheinlichkeit für einen Ölpreisanstieg auf 65 bis 70 Dollar je
charts: ....
Wolfgang Regner
°
Rohstoffe aktien
Goldcorp ° Top-Goldwert Der gemessen am Börsenwert von 17,4 Milliarden Euro weltgrößte Goldförderer ist Goldcorp. Die Kanadier haben zuletzt den heimischen Konkurrenten Probe Mines übernommen und bekommen damit Zugriff auf das Borden-Goldprojekt im Norden von Ontario, das als eines der attraktivsten in Kanada betrachtet wird. Goldcorp kann sich den Deal locker leisten, belaufen sich die Schulden des Konzerns doch auf lediglich 16 Prozent des Eigenkapitals - ein sehr niedriger Verschuldungsgrad. Goldcorp will die Förderung 2015 um knapp 20 Prozent auf 3,3 bis 3,6 Millionen Unzen steigern. Zu
dem Plus sollen nicht nur Minen in Kanada, sondern auch in Argentinien und Mexiko beitragen. Die konzernweiten Vollkosten sollen auf 875 bis 950 Dollar je Unze gegenüber dem 2014er-Wert von 950 Dollar gedrückt werden. Die Investitionen sinken um fast 40 Prozent auf 1,2 bis 1,4 Milliarden Dollar. Angesichts des erwarteten starken Gewinnanstiegs bietet die Aktie noch deutliches Potenzial, wenngleich die Ergebnisschätzungen wegen der hohen Volatilität beim Goldpreis mit einem hohen Unsicherheitsfaktor behaftet sind. ISIN CA3809564097
Widersteht der Russland-Krise ° Norilsk Nickel Norilsk hat bei einigen Metallen eine teils monopolartige Stellung. Norilsk Nickel ist der größte Bunt- und Edelmetallkonzern Russlands und weltweit der größte Palladium- und Nickelproduzent. Neben Nickel und Palladium ist der Konzern führend in der Platin- und Kupferproduktion. Ferner befinden sich im Produktportfolio eine Reihe von Nebenprodukten, unter anderem Kobalt, Rhodium, Silber, Gold, Tellur, Selen, Iridium und Ruthenium. Bringt es der Rohstoffkonzern schon bei Platin und Nickel auf Weltmarktanteile von zwölf bzw. 17 Prozent, so kommen bei Palladium 41 Prozent der welt-
weiten Förderung von Norilsk. Und so fielen die Zahlen im ersten Halbjahr durchwegs gut aus. Umsatz und Gewinn konnten gesteigert und die operativen Gewinnmargen verbessert werden. Neben dem Produktionsstart in neuen Minen gibt es eine neue operative Strategie mit größerem Fokus auf Exploration und margenstarke Rohstoffe. Randbereiche sollen verkauft, Kosten gesenkt werden. Den Gesamtwert der nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktiva schätzt Norilsk auf 1,2 Milliarden Dollar. Für 2014 und 2015 sind Sonderdividenden geplant. ISIN US46626D1081
Rio Tinto ° Bergbauriese Rio Tinto ist eine multinationale Bergbaugesellschaft. Das Mineralienportfolio des Konzerns beinhaltet neben Aluminium, Kupfer und Gold auch Diamanten, Industriemetalle, Kohle, Uran, Eisenerz sowie verschiedene andere. Bei Eisenerz ist Rio Tinto Weltmarktführer. Da können es sich die Australier leisten, den Preisrückgang durch ein Hochfahren der Produktion auszugleichen – und kleinere Player aus dem Markt zu drängen. Dennoch brach der Gewinn in den ersten sechs Monaten um 43 Prozent zum Vorjahreszeitraum auf 2,9 Milliarden USDollar ein. Das war aber besser als erwartet.
Trotzdem reagiert Rio Tinto scharf: Allein 2015 sollen die Kosten um eine Milliarde Dollar gesenkt werden. Bei den Einsparungen war Rio Tinto im ersten Halbjahr überraschend erfolgreich, dazu trugen auch Wechselkurseffekte und der niedrige Ölpreis bei. Auch die Inves titionen werden weiter gedrosselt und sollen nun noch bei 5,5 Milliarden Dollar liegen. So will Rio Tinto auch weiterhin in der Lage sein, attraktive Dividenden zu zahlen und die Zwischendividende um zwölf Prozent auf 107,5 Cent anheben. ISIN GB0007188757
september 2015 – GELD-MAGAZIN ° 69
aktien ° Rohstoffe
Barrel.“ Der Goldpreis hat sich zuletzt aufgrund der Marktturbulenzen, ausgehend von China, deutlich erholt. Dazu kommt, dass das dritte Quartal aufgrund saisonaler Effekte historisch immer ein recht starkes für Gold war. Sollte die US-Notenbank tatsächlich wegen der negativen Aktienmärkte und der wieder gesunkenen Inflation ihre erste Zinsanhebung verschieben, so könnte Gold einen regelrechten Turbo zünden. Zudem würde sich der Dollar weiter abschwächen, was nicht nur für Gold positiv sein
dürfte. China und Indien repräsentieren rund 50 Prozent der globalen Goldnach frage – die indische Heiratssaison läuft von November bis Mai. Allerdings bewegt sich der Goldpreis nahe den Produktionskosten – da ist es nicht attraktiv, weiteres Angebot auf den Markt zu bringen. Zudem beginnen sich die Reserven zu erschöpfen. Auch das Angebot des Gold-Recyclings ist von 37 auf elf Prozent des globalen Angebots gefallen. Legendäre „Goldbugs“ wie Crash-Guru Marc Faber oder George Soros sind zuletzt
wieder neu in den Goldmarkt eingestiegen. Generell gesehen sollte die lockere Notenbank-Politik in Europa und Asien die Rohstoff-Nachfrage stärken. Der schwächste Bereich wird aber der Energiekomplex bleiben – vorerst jedenfalls. Wenn sich die Marktteilnehmer wieder auf die Fundamentaldaten konzentrieren, könnte dies Metallen wie Palladium, Kupfer, Nickel und Zink einigen Auftrieb verleihen. Denn bei Kupfer, Zink & Co. ist die Angebotsknappheit größer, als viele Marktteilnehmer glauben.
interview ° Duncan Goodwin, Head of Global Resources bei Baring Asset Management Wie schätzen Sie die Chancen des
Energiekomplexes ein?
Duncan Goodwin: Die Belastungsfaktoren für Öl waren bzw. sind weiterhin: Das dank neuerer Technologien im Schiefergassektor steigende US-Angebot, die steigenden US-Ölreserven, das hohe OPEC-Ölangebot und die Weigerung der OPEC, ihre Förderung zu drosseln, das potenzielle neue Ölangebot durch die Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran und schließlich der starke US-Dollar, der eine negative Korrelation zum in Dollar gehandelten Rohöl aufweist. Auch die erwartete Nachfragesteigerung wurde überschätzt. Man muss allerdings bedenken, dass dies nicht die 1980er-Jahre sind. Der Rohölmarkt weist derzeit ein Überangebot von rund 1,5 Prozent auf – 1985 war das Überangebot ein Vielfaches davon. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer kräftigen Gegenbewegung. Wie gut/schlecht geht es dem US-Schieferölsektor?
Die US-Schieferölproduzenten haben ihre Kosten drastisch gekürzt, dennoch haben viele Player zu kämpfen, einen auskömmlichen Cashflow zu erzielen. Auch die teils von den US-Förderern aufgebauten Ölpreis-Hedges zu deutlich höheren Preisen laufen sukzessive aus. Das Gleiche gilt für die anstehenden Neuverhandlungen
70 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
laufender Finanzierungsmodalitäten – angesichts der niedrigen Ölpreise werden die Fremdfinanzierungen gekürzt, was zu Lasten des US-Produktionswachstums gehen sollte. Bleibt es bei den tiefen Preisen, werden wohl eine Anzahl von US-Schiefergasplayern Bankrott gehen, vor allem jene außerhalb der Shale-Oil-Zentren. Die Anzahl der US-Bohranlagen liegt derzeit rund 60 Prozent unter dem Hoch von Ende 2014. Dennoch ist die Förderung bisher nur geringfügig gesunken, was sich ändern wird, wenn es bei den aktuellen Preisen bleibt. Wie sieht es beim Gold aus?
Indien hat fast alle seine Importrestriktionen auf Gold aufgehoben, die Nachfrage aus diesem Land wird daher deutlich zunehmen – jetzt vor allem vor der neuen Weihnachts/ Heiratssaison. Die Einkaufsmanager der großen Schmuckkonzerne beginnen sich bereits einzudecken. Die starke Saison um den Jahreswechsel wird den Goldpreis gut unterstützen. Allerdings war die Bekanntgabe der chinesischen Goldreserven eine negative Überraschung. Wir glauben jedoch, dass es noch erheblich mehr Goldreserven in privaten, institutionellen und Staatstresoren in China gibt. Dazu kommt, dass das Umfeld negativer Zinsen positiv für den Goldpreis ist. Der leichte Zinsanstieg in den USA sollte
den Goldpreis nicht deutlich negativ beeinflussen. Industriemetalle sind zuletzt massiv eingebrochen…
Vor allem dank der China-Schwäche. Die Fundamentaldaten bei Nickel waren längere Zeit recht stark, haben sich jedoch deutlich abgeschwächt und den Markt negativ überrascht. Das Exportverbot in Indonesien hat das Angebot zwar reduziert, doch wurde dies durch global vorhandene Lagerbestände an Konzentrat sowie an raffiniertem Metall vor allem im Schlüsselmarkt China aufgewogen. Dazu hat die schwächer werdende Weltkonjunktur die Nachfrage nach Edelstahl reduziert (der wichtigste Preisfaktor bei Nickel), vor allem in China. Daher sehen wir aktuell Nickel nicht als attraktives Investment, denn es ist am stärksten von der globalen Konjunktur abhängig. Der gleiche Effekt belastet auch andere Industriemetalle, vor allem Kupfer, Zink und Aluminium. In letzterem Metall ist China allerdings ein Nettoexporteur, aber abhängig vom Rohstoff Bauxit und Rohaluminium. Dennoch sehen wir Kupfer und Zink mittelfristig besonders positiv.
credit: beigestellt
GELD °
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° Euro-Krise
Euro-Krise
° BRENNPUNKT
Schlechte Noten für den Euro Ein Bericht der EZB warnt weitere EU-Länder davor, der Eurozone beizutreten. Denn die Gemeinschaftswährung habe die ökonomische Kluft zwischen den bisherigen Mitgliedsländern nicht verringert, sondern einzementiert. Die Ratingagentur S&P droht mit einer Abstufung. Wolfgang Freisleben
ie europäische Gemeinschaftswährung steckt in vielerlei Hinsicht in Turbulenzen. Das zeigt sich an den unbarmherzigen Gradmessern der Devisenmärkte. Gegenüber der chinesischen Währung ist der Euro binnen einem Jahr auch nach der jüngsten Abwertung des Renminbi/Yuan um mehr als 13 Prozent eingebrochen. Gegenüber dem US-Dollar um mehr als 16 Prozent. Der Euro ist also zur Weichwährung verkommen. Das macht Urlaube jenseits der Euro-Grenzen und Importprodukte teurer. Doch das ist nur das geringste Problem. Zumal die latente Abwertung den Export aus der Eurozone fördert und hilft, die Gespenster der Deflation zu verjagen, um die sich die Europäische Zentralbank (EZB) so große Sorgen macht. Dass tatsächlich hinter der lockeren Geldpolitik die Erkenntnis eines veritablen Schuldenproblems der Euro-Staaten steckt, wird natürlich nicht pointiert ausgesprochen. Griechenland ist nur die Spitze des Eisberges, auf den der Euro die meisten Länder hinführt. Denn es wurden entscheidende Fehler bei dem Versuch gemacht, eine drohende Spaltung der Europäischen Währungsunion und der Europäischen Union (EU) insgesamt von vornherein durch kluge und vorausschauende wirtschaftspolitische Maßnahmen abzuwehren. Bestätigt hat dies jüngst die Europäische Zentralbank (EZB) selbst, als sie eine verbale Bombe zündete und in einer Studie, die im „Economic Bulletin“ 5/2015 publiziert wurde, weitere Interessenten von einem Beitritt zur Währungsunion warnte. Dies gelte insbesondere für EU-Mitglieder, die den Abstand zur wirtschaftlichen Speerspitze der Union verkleinern wollen.
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GRÜNDUNGSMITGLIEDER DRIFTETEN AUSEINANDER Um zu diesen Erkenntnissen zu kommen, haben die EZB-Experten die Performance der ursprünglichen zwölf Mitglieder der Währungsunion wie die Entwicklung des BIP pro Kopf im Zeitraum 1999 bis 2014 verglichen und analysiert, dass seit der Einführung des Euro die Konvergenz zwischen den Mitgliedstaaten, also die Angleichung der ökonomischen Entwicklung wie Wachstum, Niveau der Volkswirtschaften, Wettbewerbsfähigkeit, Einkommen der Bevölkerung etc., de facto zum Erliegen gekommen ist bzw. sogar den Rückwärtsgang eingelegt hat. Die Wohlstandskluft hat sich vergrößert. So ist beispielsweise Italien, immerhin die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, seit der Einführung des Euro praktisch nicht mehr vom Fleck gekommen. „Italiens Wirtschaftswachstum lag die meiste Zeit unter dem Durchschnitt der Eurozone“, heißt es in dem Bericht. Begründet wird diese Entwicklung mit mangelhafter Effizienz der italienischen Wirtschaft: Kapital und Arbeitskraft wurden in Italien – so wie in Spanien – nicht so Gewinnbringend eingesetzt wie anderswo in der Eurozone, und diese Schwäche betraf nicht nur Dienstleistungen und Bausektor, sondern auch die Warenproduktion und somit den Export. Neben Italien haben auch die Euro-Pioniere Spanien und Portugal nicht aufgeholt. Im krisengeschüttelten Griechenland hat sich der Abstand zur Avantgarde der Eurozone in den vergangenen 15 Jahren sogar noch vergrößert – ein Trend, der nicht ausschließlich auf die katastrophale Entwicklung in den vergangenen Jahren zurückzuführen ist.
Die EZB legte damit die Schwäche der Gemeinschaftswährung offen: Es wurden Volkswirtschaften in eine Währung gezwungen, die nicht zusammenpassen, weil sie zu unterschiedliche Entwicklungen hatten und haben. Durch die Einheitswährung wurde der Rückstand ihrer Wettbewerbsfähigkeit gleichsam einzementiert. All die Krisenerscheinungen, die vor allem die Eurozone seit nunmehr sechs Jahren erlebt, haben somit zur Enthüllung struktureller Defizite des europäischen Integrationsprozesses beigetragen. Diese waren aber von vornherein absehbar. VERSUCHE MIT FIXEN WECHSELKURSEN SCHEITERTEN SEIT 1973 Den ersten Schritt in Richtung Einheitswährung hatten Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande mit der „Währungsschlange“ schon ab März 1973 versucht. Diese war durch eine Zone flexibler Währungskurse charakterisiert, die sich zueinander wie Schlangen nur in einer Marge von 2,25 Prozent auf oder ab um die vereinbarten Leitkurse bewegen durften. Obwohl die Zentralbanken intervenierten, waren diese Kursrelationen wegen unterschiedlicher Entwicklungen von Preisen, Arbeitskosten und Leistungsbilanzen in den verschiedenen Länder nicht zu halten und mussten immer wieder geändert werden. Frankreich und Italien beendeten schließlich das Experiment mit ihrem Austritt. Die endgültige Auflösung des Währungsverbunds erfolgte Anfang 1979. Noch im selben Jahr startete die Europäische Gemeinschaft mit dem Europäischen Währungssystem (EWS) den nächs-
CREDIT: Shutterstock
D
ten Versuch. Aber nur Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg und die Niederlande wendeten anfangs den Wechselkursmechanismus (WKM) an. Andere Länder folgten erst später: 1989 Spanien, 1990 Großbritannien, 1992 Portugal. Im Rahmen des WKM waren die Zentralbanken angehalten, die Währungen durch Interventionen innerhalb eines vorgegebenen Korridors in einer jeweiligen Schwankungsbreite von 4,5 Prozent zu stabilisieren. Italien wurden zwölf Prozent eingeräumt, da es als einziges Land 1978 noch eine zweistellige Inflationsrate aufwies. STAATSSCHULDEN NICHT ALS PROBLEM ANGEDACHT Wirtschaftspolitisch lag fortan der enge Fokus auf begrenzten Inflationsraten und Wechselkursstabilität. Konjunktur und Beschäftigung wurden ausgeblendet, Staatsschulden als Problem nicht einmal angedacht. Erstmals existierte mit dem ECU (European Currency Unit) eine virtuelle europäische Währungseinheit als stabiler Maßstab zur Orientierung der Wechselkurse, die auch als Zahlungsmittel und Reservewährung der Zentralbanken untereinander verwendet wurde. Zwischen 1979 und 1993 waren in nur 14 Jahren 17-mal Korrekturen der Leitkurse (Realignments) nötig. Das hätte eigentlich lehrreich genug sein sollen. Regierungen und Ökonomen in Europa mussten also wissen, was auf Europa mit einer gemeinsamen Währung zukommen würde. Dass man aber ignoriert hat, wie wichtig das Instrument einer Währungsabwertung zum Ausgleich von Wettbewerbsnachteilen insSEPTEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
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ich bestelle das VORTEILS-ABO von GELD-Magazin JA für 1 Jahr um 34 Euro statt 36 Euro (10 Ausgaben) JA
BRENNPUNKT ° Dark Pools
Schattenhändler im Aktiengeschäft Die Zersplitterung im weltweiten Wertpapierhandel hat dazu geführt, dass niemand mehr durchschaut, wie der Aktienhandel genau funktioniert. In unregulierten Dark Pools werden riesige Aktienpakete hin und her geschoben. Auch Hochfrequenz-Trader mischen dort mit. Wolfgang Freisleben
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Gebote des exklusiven Netzwerks für Großanleger missachtet hatte: Sie ließ in ihrem Pool sogenannte Hochfrequenzhändler mitmischen. Dabei sind gerade die es, vor denen sich große Investoren eigentlich schützen wollen, wenn sie auf Dark Pools ausweichen. Sofort kamen weitere Fragen auf. Wenn so etwas über längere Zeit unentdeckt blieb – welche Unwägbarkeiten verbergen sich noch in diesem Markt? Und ist es nicht möglich, dass auch der weltweite Börsen-Crash im August damit zusammenhängen könnte? Womöglich haben sich Hochfrequenzhändler in den Londoner Dark Pool eingeschlichen, um einen Crash zu provozieren und mit Derivaten daran mit Riesengewinnen zu partizipieren? EIN TOTALER KOLLAPS HÄTTE UNABSEHBARE FOLGEN Abgesehen von der Teilnahme von Hochfrequenzhändlern haben solche Dark Pools durchaus ihren Zweck. Aktienhandel abseits der regulierten Börse gab es in der einen oder anderen Form schon immer. Denn manche Deals sind einfach zu unhandlich für die reguläre Börse. Außerdem würden sie dort unnötig Unruhe stiften und die Kurse in verrückte Bahnen lenken. Doch wie so vieles in der Finanzwelt sind auch die Dark Pools mittlerweile aus dem Ruder gelaufen. Selbst den Nutznießern der Schattenbörsen wird die Sache unheimlich. Sie rufen nach dem Gesetzgeber und stärkerer Regulierung. Denn mittlerweile steht fest: Ein Kollaps in den Dark Pools hätte unabsehbare Folgen – bis hin zu einer neuen Krise. Bei den Dark Pools spielen aber nicht nur Londoner und US-Banken, sondern
auch große Schweizer Geldhäuser und die Deutsche Bank ganz vorne mit. Durch diese Zersplitterung des Handels sind undurchschaubare Strukturen entstanden, von denen vor allem die Hochfrequenzhändler profitieren, die in Bruchteilen von Sekunden Geschäfte machen und dabei jede winzige Unebenheit des Markts zu ihrem Vorteil nutzen. Diese Zersplitterung hat dazu geführt, dass heute kaum noch jemand durchschaut, wie der Handel mit Aktien tatsächlich funktioniert. Jeffrey Sprecher, der über seine Börsengesellschaft ICE Eigentümer der New York Stock Exchange (NYSE) in der Wall Street ist, sagte beispielsweise in einem Interview mit dem deutschen Handelsblatt: „Wir wissen bis heute nicht, was 2010 zu dem Flash-Crash geführt hat, bei dem der Dow Jones Index um 1.000 Punkte eingebrochen ist.“ Auch der Absturz des Dow um 610 Punkte am „schwarzen“ Montag, dem 24. August 2015, ist nicht geklärt. Jeffrey Sprecher will jedenfalls den Handel mit USAktien, der zurzeit über 13 Börsen und rund 50 Dark Pools läuft, wieder dahin zurückholen, wo er seiner Meinung nach hingehört: an die Wall Street. Dafür hat er den großen Banken einen Gebührennachlass von 80 Prozent angeboten, wenn sie im Gegenzug die Dark Pools schließen. Die NYSE hatte früher rund 80 Prozent Marktanteil im Aktienhandel. Dort will Sprecher wieder hin. „Es gibt bereits Reaktionen auf den Vorschlag, positive wie auch negative“, sagte er. Die Technologiebörse Nasdaq wiederum, der ewige Konkurrent der NYSE mit Sitz am Times Square, hat indes eigene Pläne. Sie möchte sich weltweit als Dienstleis-
ter für Handelstechnik profilieren. Daher hat sie den Banken angeboten, deren Dark Pools für sie zu führen – ein Vorstoß, der Sprechers Plänen zuwiderläuft.
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A
ls die Börsenkurse weltweit am Montag, dem 24. August 2015, um mehrere Prozent absackten, gab es viele Erklärungen: Das nachlassende Wachstum in China, das schon seit Ende April die chinesischen Aktienkurse um bisher fast 30 Prozent auf Talfahrt schickte. Oder Zweifel an der Stärke der Weltwirtschaft überhaupt. Und natürlich die angekündigte Straffung der Geldpolitik mit einer ersten Zinserhöhung seitens der US-Zentralbank Federal Reserve. Auch megagroße Investoren könnten die Märkte durch große Verkäufe deroutiert haben. In den Fokus rückten aber auch die sogenannten „Dark Pools“, zu denen nur Großanleger Zugang haben. In diesen unregulierten Handelsplattformen kaufen oder verkaufen Händler riesige Aktien-Pakete in einem Paralleluniversum zu den Börsen, in einer virtuellen Blackbox gleichsam. Der größte Teil des deutschen Aktienhandels findet inzwischen in dieser dunklen Nebenwelt statt. Dort wollen die großen institutionellen Investoren unter sich sein, um sich nicht vom öffentlichen Markt in die Kurse pfuschen zu lassen. Die an den Börsen ausgewiesenen Kurse spiegeln also den wahren Umfang der Transaktionen in einer Aktie womöglich nur höchst unzureichend wider. Schon im Jänner 2015 war der für die Außenwelt kaum sichtbare Markt plötzlich ins Rampenlicht gerückt. Auslöser war ausgerechnet die britische Barclays Bank. Sie hatte schon zwei Jahre zuvor zweifelhaften Ruhm erlangt. Damals war aufgeflogen, dass sie jahrelang den wichtigen ReferenzZins Libor manipuliert hatte. Nun wurde bekannt, dass die Bank eines der wichtigsten
DER ICE-CHEF IST EIN AUSSENSEITER IN DER FINANZWELT Jeffrey Sprecher hatte im Jahr 2000 die ICE in Atlanta auf der Basis eines Unternehmens gegründet, das er für einen Dollar gekauft hatte. Sie sollte dem Energiehandelsunternehmen Enron Konkurrenz machen, das bald darauf zusammenbrach. Er baute die ICE zu einem Netz von elf Börsen und fünf Clearinghäusern weltweit aus. Der Schwerpunkt liegt im Derivategeschäft, der Aktienhandel trägt nur sechs Prozent zum Gewinn bei. Sprecher kritisierte, dass die NYSE ihr Geschäft auf fünf verschiedene Handelsplattformen verteilt. Er will aber den Parketthandel vorerst beibehalten: „In besonderen Situationen, etwa bei einem großen Börsengang, ist es besser, nicht alles den Maschinen zu überlassen.“ Und er möchte klare Gebührenstrukturen durchsetzen. Ihn stört das Verfahren, Broker dafür zu bezahlen, dass sie Geschäft an die Börse bringen. Die zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen, im Crash-Fall den Aktienhandel einfach zu stoppen, finden bei Sprecher keine Gegenliebe: „Das ist so, als würde eine Autofirma sagen: Wenn das Gaspedal klemmt und der Wagen losrast, schalten wir ihn aus. Das ist doch dumm.“ Und es ist sinnlos, weil eben die großen Banken mit anonymen, außerbörslichen Plattformen in den Aktienhandel vorgedrungen sind. Da-
mit haben sie nicht nur der NYSE in der Wall Street Marktanteile abgeknöpft. Sie haben auch einen Teil ihrer Kunden verärgert, die sich durch aggressive Hochfrequenzhändler in den von den Banken betriebenen Dark Pools übervorteilt fühlten. Entstanden ist die Zersplitterung des Aktienhandels in den USA vor allem durch die Initiative der US-Aufsicht, die die Konkurrenz in der Branche stärken wollte. Doch die gut gemeinte Regulierung hatte eben umstrittene Folgen. Große Fondsgesellschaften wie Fidelity, BlackRock, Invesco und T. Rowe Price wollen daher eine eigene, gemeinsame Handelsplattform für Aktien gründen. Wie aus Finanzkreisen bestätigt wird, geht es ihnen darum, große Pakete unbehelligt kaufen und verkaufen zu können. Dabei bestehen Zweifel, ob diese MegaInvestoren nun für Stabilität sorgen oder von ihnen nicht doch ein systemisches Risiko für die Finanzmärkte ausgeht. Denn der weltweit größte Finanzmoloch BlackRock mit einem unvorstellbaren Volumen von 4.700 Milliarden Dollar ist an allen größeren Aktiengesellschaften dieser Welt beteiligt. An allen DAX-Konzernen hält die Fondsgesellschaft Anteile: sechs Prozent an BASF, sechs Prozent an der Deutschen Bank, sechs Prozent an Daimler. Benjamin Braun vom deutschen MaxPlanck-Institut für Gesellschaftsforschung kommt in einer Untersuchung sogar zu dem Ergebnis, dass große Spieler wie BlackRock den Aktiengesellschaften zuführen, wonach jede börsennotierte Firma fieberhaft sucht
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
– jenes Kapital nämlich, das nicht hektisch von einer Aktie in die nächste umgeschichtet wird, sondern langfristig angelegt ist. ETFS MACHEN DAS LEBEN LEICHTER Das hat mit einer Besonderheit BlackRocks zu tun: Rund 3.100 Milliarden Dollar, also etwa zwei Drittel des verwalteten Vermögens, sind in sogenannten ETFs oder verwandten Anlageformen investiert. Das Kürzel steht für Exchange Traded Funds und ist Ausdruck eines einfachen Prinzips: ETF bilden die Wertentwicklung eines Börsenbarometers wie des DAX exakt nach, indem sie anteilig Aktien aller im Index vertretenen Firmen kaufen. Legt der DAX beispielsweise um zwei Prozent zu, gewinnt so auch der ETF zwei Prozent, bei Verlusten vice versa. Mit anderen Worten: In den meisten BlackRockFonds entscheiden eben keine Fondsmanager über den Kauf einer bestimmten Aktie. Die Fonds bilden den Index stattdessen rein mechanisch nach. Es spielt also keine Rolle, ob eine Aktie gerade attraktiv erscheint oder nicht – BlackRocks ETF-Sparte (bekannt unter dem Namen iShares) investiert stets, solange ein Unternehmen Mitglied eines Börsenindex ist. Forscher Braun nennt dieses Geld darum „patient capital“, geduldiges Kapital. BlackRock verweist darum gerne darauf, dass man ja auch gut 1.600 Milliarden Dollar in klassischen Fonds verwalte, in denen Manager die Anlageentscheidungen treffen. Allein in einer einzigen Fondsgruppe, den Mischfonds der „Global Allocation“Reihe, stecken rund 75 Milliarden Dollar. SEPTEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
GELDANLAGE ° Krebsforschung
xxxxxxxx
25
° GELDANLAGE
Die neuen Krebskiller Die neuen Krebskiller bedienen sich des körpereigenen Immunsystems, um Tumorzellen auszuschalten. Dabei greifen sie die Moleküle an, mit deren Hilfe es die Tumore geschafft haben, sich vor der Enttarnung durch das Immunsystem zu schützen. Wir nennen einige attraktive „Krebs-Aktien“.
ES KANN ETWAS GETAN WERDEN!
*pro 100.000, altersbereinigt zur US Population im Jahr 2000
100
80
60
40
20
Jahr:
1920
1930
1940
1950
1960
1970
1980
1990
2000
2010
Altersbereinigte Krebs-Todesraten* Männer nach Auftreten, USA, 1930-2009 Quelle: American Cancer Society 2013
36 °
Merck (USA), es gibt aber viele andere Biotech-Firmen mit ähnlichen Ansätzen wie Incyte und Celldex. Incyte hat sich auf einen indirekten Aktivierungsweg, die Hemmung von IDO (Indolamin-2,3-DiOxygenase), spezialisiert. Dieses Enzym ist auch in der Plazenta von Schwangeren aktiv und verhindert dort, dass der Fötus vom Immunsystem abgestoßen wird. Mit den neu entwickelten IDO-Hemmstoffen kann man das körpereigene Immunsystem stimulieren und zum Angriff gegen den Tumor schicken. Das könnte ein bedeutsamer Therapieansatz werden, mit dem man das letzte Drittel der Krebspatienten, denen man bisher nicht helfen kann, erfolgreich therapieren könnte.“ RASCHE FORTSCHRITTE MÖGLICH Auch Michael Sjöström, Fondsmanager des Pictet Biotech, sieht große Chancen der neuen Krebstherapien. „Die Immunonkologie verspricht Heilungschancen bei geringeren Nebenwirkungen als bei der Chemotherapie. Ein anderer spannender Bereich der Forschung ist die Gentherapie, bei der Krankheiten, die wegen fehlender oder inaktiver Gene entstehen, durch die Wiederherstellung oder Aktivierung jenes Gens in den Zellen eines Patienten geheilt werden können. Nach verschiedenen Rückschlägen in diesem Bereich wurde das erste Gentherapieprodukt vor Kurzem in Europa zugelassen. Zahllose weitere Studien für ein breites Spektrum von Krankheiten werden zudem zurzeit durchgeführt oder sind geplant, wie etwa Hämophilie und seltenen schweren Stoffwechselkrankheiten.“ Lacuna-Experte Lach hält insgesamt zwar den Schweizer Roche-Konzern bei der Krebs-
Auch Amgen forscht an neuen, spannenden Krebsmedikamenten, auch an den schon berühmten Checkpoint-Inhibitoren. Gegenüber dem Vorjahr schaffte das Biotech-Unternehmen ein Umsatzplus von vier Prozent auf 5,37 Milliarden Dollar (zweites Quartal).Auf der Umsatzseite haben vor allem das Rheumamittel Enbrel und die beiden Osteoporose-Arzneien Xgeva und Prolio positiv überrascht. Zudem hob der US-Konzern den Ausblick fürs Gesamtjahr an: Statt der bislang erwarteten 20,3 bis
20,9 Milliarden Dollar Konzernumsatz liegt der neue Zielkorridor bei 21,1 bis 21,4 Milliarden. In den kommenden Jahren werden neue Produkte wie das Herzmittel Corlanor, der gerade zugelassene Cholesterinsenker Repatha und die Immuntherapie T-Vec gegen Krebs ihr Gewinnpotenzial entfalten. Gespannt erwarten Anleger auch auf neueste Studienergebnisse für Kyprolis und den Krebskiller Vectibix, die bereits Milliardenumsätze erzielen. ISIN US0311621009 Börse Frankfurt (Xetra)
Der Schweizer Konzern ist als Hauptgewinner aus der diesjährigen Onkologie-Konferenz ASCO hervorgegangen. Viel versprechend ist ein neues Mittel gegen Lungenkrebs. Dabei aktivieren sogenannte PD-L1-Hemmer die T-Zellen der Immunabwehr. Bei einer Studie in Kombination mit Chemotherapie sprachen 67 Prozent der Patienten auf die Behandlung an. Das wäre ein deutlicher Fortschritt gegenüber der Standardtherapie mit dem Medikament Opdivo von Bristol Myers. Das Medikament
gilt als Therapiedurchbruch zur Behandlung von Lungen- und Blasenkrebs. Diesen Status erhalten nur Medikamente, denen die US-Gesundheitsbehörde (FDA) das Potenzial für einen erheblichen Behandlungsfortschritt zubilligt und die rasch zu den Patienten gelangen sollen. Roche forscht noch an sieben immuntherapeutischen Wirkstoffen in mehr als 40 klinischen Programmen. Auch im Bereich Hautkrebs wird es bald spannend. ISIN CH0012032048 Börse Frankfurt (Xetra)
Deutlich spekulativer ist das US-Unternehmen Celldex, das mit seinem ersten Hoffnungsträger zur Behandlung von bösartigem Gehirntumor unmittelbar vor dem klinischen Durchbruch stehen könnte. Celldex ist ein interessantes Biotech-Unternehmen im Bereich Immunonkologie. Die Firma wurde von ehema ligen Medarex-Mitarbeitern gegründet, nachdem Medarex von Bristol Myers übernommen wurde und den heutigen Grundstein für Bristols führende Rolle im Bereich Immun-
onkologie legte. Celldex entwickelt neben Antikörpern auch therapeutische Krebsvakzine (Impfungen). Am weitesten fortgeschritten ist das Vakzin Rindopepimut (EGFRvIII) gegen bösartige Gehirntumore. Dabei ist der Wachstumsfaktor EGFR aktiviert, der unterdrückt werden soll. Noch ist das Unternehmen ein „One-trick-Pony“, also mit nur einem weit fortgeschrittenen Produkt in der Entwicklung. Ein Erfolg hätte die Kursverdoppelung zur Folge. ISIN US15117B1035 Börse Frankfurt (Xetra)
SEPTEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
ROHSTOFFE ° Aktuelle Trends
Aktuelle Trends
GOLD ° Bullen im Vormarsch
SCHWACHE PROGNOSEN. Von Juli 2014 bis Jänner 2015 gab der Preis für ein Bar-
STÜRMISCH. Politisch und wirtschaftlich sah die globale Situation schon einmal besser aus: Die Yuan-Abwertung Anfang August habe laut einem aktuellen Kommentar der Saxo Bank dazu beigetragen, eine negative Kettenreaktion auszulösen. Wie wir alle in den vergangenen Wochen miterlebt haben, kamen die Börsen kräftig ins Rutschen. Der Ausblick für globales Wachstum und Nachfrage habe ebenfalls einen Rückschlag erlitten und die Spekulation darüber angeheizt, ob die Fed in der Lage sein werde, eine Zinserhöhung im September durchzuführen. Auch politisch ist wenig Entspannung in Sicht, nachdem der IS noch immer wütet, die Situation in der Ukraine unübersichtlich bleibt und die EU der Flüchtlingsproblematik offensichtlich nicht Herr wird. Angesichts dieser Krisenszenarien hat sich die Stimmung gegenüber Gold gebessert und die Abwertungswettläufe in den Schwellenländern könnten eine erhöhte Nachfrage nach GOLDPREIS Gold und Sachanlagen als Absicherung auslösen. „Seit den jüngsten Tiefständen ist Gold, in chinesischem Renminbi und indischer Rupie eingepreist, um mehr als elf Prozent gestiegen, was rund drei Prozent mehr ist, als Gold gegenüber dem Dollar gewonnen hat“, so Ole Hansen, Rohstoffexperte bei der Saxo Bank. Die „GoldBullen“ befinden sich also wieder langsam auf dem Vormarsch, was sich auch im Chartbild in einem – zumindest kurzfristigen – Aufwärtstrend widerspiegelt. (hk)
rel der wichtigen Nordseesorte Brent von ca. 110 auf unter 50 Dollar nach. Heuer gab es dann eine eher halbherzige und vorübergehende Erholung auf 68 Dollar im Mai, danach rutschte der Chart wieder unter das Niveau von 50 Dollar. Ende August/Anfang September kam es dann wieder zu einem Aufbäumen und die 50 Dollar-Marke wurde nach oben durchbrochen. Sollte vielleicht jetzt bald eine spürbare Erholung gelingen? Das ist noch keine ausgemachte Sache. Zwar rechnet die Internationale Energie Agentur (IEA) mit einem Anstieg des Öl-Verbrauchs im dritten und vierten Quartal 2015 (94,5 Millionen Barrel pro Tag bzw. 95,2 Millionen Barrel pro Tag, nach 93,5 Millionen Barrel pro Tag im zweiten Quartal), ein „Meilenstein“ für eine Trendwende kann daraus aber nicht abgeleitet werden. Marktexperten rechnen unverändert ROHÖL (SORTE BRENT) damit, dass die globalen E&P Spendings (Ausgaben für Energie und Petroleum) 2015 um 20 bis 30 Prozent sinken werden. Seitens der globalen Konjunktur weht auch wenig Rückenwind: In seinem jüngsten Bericht hat der Internationale Währungsfonds seine Prognose für das globale Wirtschaftswachstum 2015 von 3,5 Prozent auf 3,3 Prozent gesenkt. Für 2016 prognostiziert der IWF aktuell ein Wachstum von 3,8 Prozent. Ein „Turbo“ für spektakulär erhöhte Öl-Nachfrage sieht anders aus. (hk)
66
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
Ort
LADENHÜTER? ° In weiten Teilen der Welt geht
Industriemetall Kupfer die psychologisch wichtige
die Produktion von Weizen zurück – in den USA
Marke von 5.000 Dollar nach unten durchbrochen
wird allerdings eine sehr gute Ernte erwartet. Der
– das generiert ein charttechnisch gesehen
Weizenpreis entwickelte sich im Juni, Juli und August volatil. Der Abwärtstrend ist noch nicht durchbrochen.
CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock
äußerst unerfreuliches Signal, das für weitere Kursverluste sprechen könnte.
China Indien USA Russland Frankreich
121.720 Tsd.Tonnen 93.510 Tsd.Tonnen 57.966 Tsd Tonnen 52.090 Tsd. Tonnen 38.613 Tsd. Tonnen
Telefonnummer oder E-Mail-Adresse
Datum
MISS- UND REKORDERNTE. Wirft man einen Blick auf Agrarrohstoffe, ergibt sich für Getreide ein gemischtes Bild. So hat die Rückkehr des berühmt-berüchtigten Wetterphänomens El Niño zu einer Korrektur der australischen Weizenproduktion aufgrund einer ausgeprägten Dürre geführt. „Da auch der Produktionsausblick für Europa und Indien niedriger ausgefallen ist, hat der Internationale Getreiderat den weltweiten Ausblick nahe des Dreijahrestiefs angesiedelt“, heißt es in einer Analyse der Saxo Bank. Für die EU rechnet die Europäische Kommission mit einem Minus bei der Weichweizenernte von über sechs Prozent. Alle diese Faktoren haben als logische Folge den Weizen-Kurs im Juni und Anfang Juli drastisch steigen lassen. Allerdings hat das US-Landwirtschaftsministerium für 2015/16 wiederum eine Rekord-Weizenernte in den Vereinigten Staaten prognostiziert. Die Situation präsentiert sich also uneinheitlich und unsicher, was auch zu harten Kursrückschlägen im weiteren Verlauf des Juli und im August geführt hat – die schönen Gewinne der Vorwochen waren schnell wieder verschwunden. Fazit: Weizen-Investments drängen sich jetzt nicht gerade auf, denn langfristig gesehen befindet sich der Chart im Abwärtstrend (bereits seit Juli 2012). Wobei sich seit letztem Juni eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation ausgebildet hat – diese würde sogar für weitere Verluste sprechen. (hk)
WEIZENPREIS
HÖRT DIE SIGNALE! ° Im August hat das
5389 Tsd. Tonnen 1274 Tsd. Tonnen 1178 Tsd. Tonnen 970 Tsd. Tonnen 961 Tsd. Tonnen
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AGRARROHSTOFFE ° Weizen
Banger Blick zum Gold: Zuletzt ging es mit der Krisenwährung wieder bergauf. An Katastrophenschauplätzen und wirtschaftlichen Spannungen rund um den Globus mangelt es derzeit ja tatsächlich nicht ...
Chile Peru USA Indonesien China
Straße | Nummer
4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 12/1 1010 Wien AUSTRIA
° ROHSTOFFE
ERDÖL ° Aufbäumen
KUPFER ° Weiter bergab
Vorname | Zuname
CELLDEX ° Kampf dem Gehirntumor
GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
AUF TALFAHRT. Kupfer wird gerne als KUPFERPREIS Indikator für die Verfassung der gesamten Weltwirtschaft betrachtet, weil es sich hier um ein besonders wichtiges Industriemetall handelt. Zieht man diese Messlatte heran, ist es um die globale Konjunktur nicht zum Besten bestellt, denn Kupfer befindet sich auf Talfahrt. Eine Ursache dafür ist im Reich der Mitte zu suchen: Durch Chinas Abwertung des Renminbi sind etliche Rohstoffe in der letzten Woche auf ein neues Mehrjahrestief gefallen. China ist eines der größten Importländer wichtiger Rohstoffe wie Öl und Industriemetalle, so eben auch von Kupfer. Die Aktivität der Chinesischen Nationalbank hat die Importkosten erhöht und seitdem steigt auch die Sorge über eine sinkende Binnennachfrage. Heutzutage gilt eben der Satz: Geht es China schlecht, geht es der (Welt-)Wirtschaft schlecht. Kupfer leidet besonders darunter – bereits seit dem Jahr 2011 ist ein Abwärtstrend festzustellen, der sich nach einem kurzen Zwischenhoch 2014 und 2015 noch beschleunigt hat. Die Versorgung mit Kupfer übertrifft weiterhin die Nachfrage, was in den vergangenen Monaten zu einem Ausverkauf geführt hat. Ein Ende dieses Trends ist zumindest aus charttechnischer Sicht noch nicht zu erkennen – Ende August ist der Preis sogar unter die psychologisch wichtige Marke von 5.000 US-Dollar gerattert. Kein schönes Bild für Kupfer-Investoren. (hk)
Herr
PLZ
Der Krebsforschungs-Leader ° ROCHE HOLDING
CREDIT: Shutterstock
„Klassisch wurde Krebs durch Zellgifte, Chemotherapie oder Bestrahlung therapiert, was in einem zweiten Schritt mittels Biotech-Trägersubstanzen zielgerichteter und effizienter gemacht wurde. Allerdings stellte sich heraus, dass eine Heilung ohne eine Rolle des Immunsystems nicht möglich ist. Tatsächlich ist es so, dass der Körper mittels seines Immunsystems einen Tumor erkennt, diesen aber nicht effektiv angreifen kann, weil der Tumor die als Reaktion darauf gebildeten Abwehrzellen so moduliert, dass sie abgeschwächt oder gar gestoppt werden. Die nun entwickelten CheckpointInhibitoren hemmen die Tumorzellen dabei, wenn sie die Abwehrzellen außer Gefecht setzen wollen. Führend in dieser neuen Technologie sind BristolMyers, Roche und
ich bestelle das VORTEILS-ABO von GELD-Magazin für 2 Jahre um 68 Euro statt 72 Euro (20 Ausgaben)
AMGEN ° Günstiger Biotech-Pionier
Wolfgang Regner
A
uf der diesjährigen global wichtigsten Fachkonferenz für Onkologie, der American Society of Clinical Oncology (ASCO), waren die sogenannten „Checkpoint-Inhibitoren“ in aller Munde. Denn sie heben zentrale Mechanismen der Immununterdrückung auf und mobilisieren auf diese Weise den Angriff auf die Tumorzellen. Etwa bei bösartigem Hautkrebs. Bei bis zu 80 Prozent aller Patienten erzielen die neuen Heilmittel in klinischen Tests ein zeitliches oder dauerhaftes Nachlassen der Krankheitssymptome. 20 Prozent aller Patienten mit metastasierendem Melanom haben inzwischen eine Überlebenszeit von zehn Jahren. Christian Lach, Fondsberater des Lacuna Adamant Global Healthcare, gibt einen Überblick über die Entwicklung:
Frau
Porto zahlt Empfänger
SEPTEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
67
Unterschrift
Abo-Garantie: Sie können Ihr Abonnement jederzeit bis 4 Wochen vor Ablauf schriftlich kündigen und haben keine weitere Verpflichtung. Ansonsten verlängert es sich automatisch um ein weiteres Jahr zum jeweils gültigen Abopreis. Die Zahlung erfolgt per Erlagschein. Die angeführten Preise beziehen sich nur auf Abonnements im Inland.
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geldanlage ° Crowd Funding
Unterstützung steht im Vordergrund Internet-Plattformen, über die man sich an Start-up-Finanzierungen beteiligen kann, schießen wie die Pilze aus dem Boden. Insbesondere nach der Verabschiedung des Alternativfinanzierungsgesetzes. Doch nicht jedes Investment geht erfolgreich aus. Der Totalverlust des „Spielgeldes“ sollte immer einkalkuliert werden. Mario Franzin
D
ie Vorstellung ist wahrlich verlockend: Ein paar Tausend Euro in ein Startup-Unternehmen zu investieren und damit die Umsetzung einer guten Geschäftsidee zu ermöglichen – und nebenbei vielleicht auch eine Menge Geld zu verdienen. Dass
gute Geschäftsideen einen hohen Reiz aus üben, zeigen die TV-Start-up-Shows „2 Millionen in 2 Minuten“ in puls4 und „In der Höhle der Löwen“ in VOX. Gespannt verfolgt man die unterschiedlichen Geschäfts ideen und fühlt sich zu so mancher hinge-
° Das neue Alternativfinanzierungsgesetz Das Alternativfinanzierungsgesetz (AltFG) wurde am 7.7.2015 vom Nationalrat beschlossen, der Bundesrat stimmt am 23.7.2015 zu, damit ein spezieller Rechtsrahmen für alternative Finanzierungsvarianten und Crowd Funding geschaffen wurde, in dem besondere Pflichten für den Emittenten und Investitionsbeschränkungen für die Anleger definiert sind. Unter das AltFG fallen Genussrechte und Anleihen, nicht jedoch reine Darlehen, die weiterhin nur mit Bankkonzession ausgegeben werden dürfen. Grenzen für den Emissionsgesamtwert für den Emittenten: Sie dürfen Emissionen bis zu 100.000 Euro ohne Prospekt und ohne Informationspflicht anbieten. Für Emissionen von Aktien oder Anleihen zwischen 100.000 Euro und 250.000 Euro bzw. von sonstigen alternativen Finanzinstrumenten mit einem Gesamtgegenwert von bis zu 1,5 Millionen müssen die Informationspflichten nach den AltFG erfüllt werden. Für Emissionen über 250.000 Euro bzw. 1,5 Millionen Euro besteht Prospektpflicht nach § 2 KMG. Grenzen der Investitionshöhe für den Anleger: Die Investitionen dürfen 5.000 Euro pro Anleger innerhalb von zwölf Monaten nicht überschreiten. Bei Nachweis eines Nettoeinkommens von mehr als 2.500 Euro pro Monat darf der Anleger diese Grenze überschreiten und im Wert von zwei Monatsgehältern investieren. Informationspflichten gegenüber Anlegern: 1) Bereitstellung eines Informationsblattes entsprechend der AltFG-InfoVO, das von einem dazu befugten Prüfer hinsichtlich ihrer Kohärenz, Vollständigkeit und Verständlichkeit geprüft wurde. 2) Veröffentlichung eines Jahresabschlusses. 3) Pflichten zur Geldwäscheprävention, insbesondere zur Identifizierung von Anlegern und 4) Werbevorschriften. Pflichten für die Plattform-Betreiber: Pflicht zur Geldwäscheprävention, insbesondere zur Identifizierung von Anlegern; Mindestfinformationspflichten über die eigene Plattform und ihren Betreiber, über Auswahlkriterien für Projekte und über die eingehobenen Entgelte. Veröffentlichung ihres Jahresabschlusses; Verbot, auf der eigenen Plattform als Emittent zu agieren. Hinweispflicht hinsichtlich der empfohlenen Risikostreuung und Warnpflicht betreffend das Risiko eines Totalverlusts der Investition. Werden Zahlungen über eine Internetplattform abgewickelt, sieht das AltFG dazu keine speziellen Regelungen vor. Hier gilt der bisherige Rahmen des Zahlungsdienstegesetzes (ZaDiG).
72 ° GELD-MAGAZIN – September 2015
zogen. Die Begeisterung der Gründer überträgt sich auf die eigene Unternehmungslust. Doch beim Fernsehen bleibt es beim passiven Genuss, in der Realität gab es nur wenige Zugänge zu einer Beteiligungen bzw. der Unterstützung von Unternehmungen. Viel Staub wirbelte Mitte 2013 die Diskussion um den niederösterreichischen Schuhhersteller GEA auf, der sich über Kleindarlehen von Personen aus der Region finanzierte. Die Finanzmarktaufsicht warf ihm vor, widerrechtlich Einlagengeschäft zu betreiben – es wurde Monate um die Auslegung gestritten. Erst mit Inkrafttreten des neuen Alternativfinanzierungsgesetzes (am 1. September) wurde ein rechtlicher Rahmen für private Risikoinvestitionen gesteckt und das Crowd Funding legalisiert und reglementiert (siehe Kasten links). Was bekommt man für sein geld? Beim Crowd Funding sind viele Ausgestaltungsformen möglich. Wenn wir einmal reine Spendenaktionen unberücksichtigt lassen und uns auf Crowd Investing beschränken, hier werden in der Regel Nachrangdarlehen angeboten. Nachrangig heißt, dass das Darlehen nur zurückbezahlt wird, wenn es die Existenz des Unternehmens nicht gefährdet. Auf den ersten Blick scheinen die dafür gebotenen Verzinsungen von rund 4,5 Prozent angesichts des beträchtlichen Ausfallsrisikos bei einem Start-upUnternehmen unattraktiv – auch wenn die „Rendite“ oft mit Naturalien (Warenproben, gestaffelten Rabatten nach Einlagenhöhe etc.) aufgebessert wird. Die Alternative zum reinen Darlehen – oder auch in Kombination mit einem solchen – ist eine Unternehmenswertbeteili-
°
Crowd Funding geldanlage
° Crowd Funding-formen
gung in Form von Genussscheinen oder als Typischer Stiller Gesellschafter. Hier ist man auch am unternehmerischen Erfolg beteiligt, wobei die zu erwartende Rendite schwer abzuschätzen ist. Allein die Höhe der Beteiligung aus den Angeboten rauszu lesen, bedarf oft intensiver Recherche, auf die eine Abschätzung, die Glaubwürdigkeit der gegenwärtigen Unternehmensbewertung und des Businessplans erfolgen müssen. Es ist kaum anzunehmen, dass sich viele Anleger die Mühe machen, sondern vielmehr aus dem Bauch heraus entscheiden, ob sie ein Projekt attraktiv finden oder nicht. Pleiten sollten unbedingt einkalkuliert werden Es lieg in der menschlichen Natur, Misserfolge lieber unter den Tisch zu kehren. Das mag der Grund dafür sein, dass erfolgreiche Start-ups quer durch alle Medien gereicht werden, während die Flops schnell vergessen sind. So z.B. die Insolvenz des steirischen Start-ups Woodero, das 2013 über die Crowd Funding-Plattform 1000x1000.at 166.000 Euro eingesammelt hatte und im März 2015 Insolvenz anmel-
Donation Based Crowd Funding (Geldspende für einen guten Zweck): Vor allem für Projekte aus der karitativen-, Kreativ-, Kultur- oder Kunstszene. Der Spender erhält dafür keine Gegenleistung. Reward Based Crowd Funding (Geld als Anerkennung oder zur Unterstützung von Projektrealisierungen): z.B. Vorbestellung eines noch nicht markteingeführten innovativen Produktes oder die Finanzierung eines Maturaprojektes etc. Crowd Lending (private Mikrokredite für Projekte): Der private Geldgeber verleiht sein Geld über einen Plattformbetreiber oder direkt an eine Person oder ein Unternehmen seiner Wahl in Form eines nachrangigen Darlehens. Als Rückfluss wird eine Verzinsung des Geldbetrags innerhalb einer definierten Laufzeit erwartet. Crowd Investing (Geld für Beteiligung): Für die Frühphasenfinanzierung von Start-ups oder für Innovationsprojekte; die Beteiligung erfolgt über Genussscheine, als Typischer Stiller Gesellschafter oder in Form von Unternehmenswertbeteiligungen. Inves toren können dabei maximal ihre Einlage verlieren (keine Nachschusspflicht).
den musste. Betroffen von der Pleite waren 175 Investoren, die im Durchschnitt 950 Euro investiert hatten, die staatliche Förderbank aws und Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz, der das Start-up über seine Initiative „Werkberg“ gefördert hatte, ebenfalls. Woodero stolperte letztendlich über ein typisches Problem von Start-ups: Die Prognosen waren zu optimistisch angesetzt. Sensationelle Funding-ERfolge sind möglich Für den Start von BauBax – the worlds best Travell Jacket, wurde über die Plattform kickstarter.com um Bestellungen im Gesamtwert von zumindestens 20.000 Dollar geworben. Die Idee der Reisejacke kam jedoch derart gut an, dass bis zum Ende der Funding-Periode 9,19 Millionen Dollar von 44.949 Unterstützern eingesammelt wurden. Die Unterstützer erhalten eine Travell Jacket, jedoch keine Darlehensrückzahlung oder Unternehmensbeteiligung. Dasselbe Konzept finden Sie zum Beispiel auch beim Funding von „simon – Das Minikraftwerk“ auf der Plattform 1000x1000.at (siehe Tabelle unten).
° Aktuelle Crowd Funding-Projekte Plattform Projekt Kurzbeschreibung Beteiligungsform Fundinglimit Schwelle Laufzeit bis CONDA.at Wemove Runningstores Geschäftslokale mit Fachberatung für den Laufsport Darlehen 10 J, 4,5 % + UWB 150.000 € 50.000 € 17.10.2015 1000x1000.at simon – Das Minikraftwerk Solarpaneele 0,69 m x 1,39 m, integrierter Gleichrichter Unterstützung durch Bestellung nach oben offen 567.000 € 30.09.2015 GreenRocket.at Omi‘s Apfelstrudel 2 Zimthaltiger Apfelsaft Genussrecht 10 J, Exitbeteiligung 250.000 € überschritten 01.11.2015 Matratzen Manufaktur Hightech-Matratzen für den Nautic-Bereich Genussrecht 10 J, Exitbeteiligung 249.900 € überschritten 30.09.2015 AB&CD Innovations Recycling von industriellen Nebenprodukten Genussrecht 10 J, Exitbeteiligung 249.900 € überschritten 28.09.2015 DasErtragReich.at Stella Di Mare Bootskauf für Jachtcharter Darl. 5 J, 1,5 % - 5,5 %, Segelrabatt 320.000 € 150.000 € 30.10.2015 Integralbianco Expansion von neuartigem Mehl-Mahlverfahren Darl. 3 J, 4,0 % - 5,5 % + 3,5 % natural 250.000 € 100.000 € 30.10.2015 Seedmatch.de Lampuga Elektrische Surfboards mit Jetantrieb k.A. max. 1 Mio.€ überschritten 26.10.2015 envopark Eco-Energie-Konzept für Industriepark Darl. 7 J, 4,85 % + Bonuszins bis 0,65 % 1,35 Mio.€ 950.000 € 21.10.2015 Companisto.de Returbo Verkauf von Retouren und Zweitmarktprodukten UWB 0,0074 % für je 1.000 € 900.000 € überschritten 23.10.2015 Sawade Pralinen, Trüffel und Schokoladenspezialitäten aus Berlin Darlehen 4 J, 8 % + Warengutschein max. 1 Mio.€ überschritten 18.10.2015 wemowo Digitalisierung des europäischen Fernbusverkehrs UWB 0,0625 % für je 1.000 € mind. 100.000 € 100.000 € 01.11.2015 greenxmoney.com PV Maschinenhaus Photovoltaik-Anlage Schwarze Pumpe - Maschinenhaus Darlehen 15 J, 4,60 % 165.000 € 165.000 € bis Ziel erreicht PV Nebengewinnung Photovoltaik-Anlage Schwarze Pumpe - Nebengewinnung Darlehen 15 J, 4,60 % 190.000 € 190.000 € bis Ziel erreicht Quelle: *UWB=Unternehmenswertbeteilung, Darlehenverzinsungen in % p.a., Angaben der Emittenten, Stichzeitpunkt: 4. September 2015
September 2015 – GELD-MAGAZIN ° 73
VERSICHERUNGPanorama SLOWENIEN
MICHAEL MARMOT
Land des Monats
ARMUT = KRANKHEIT. Der desig-
ZAHLENSPIEL
129,3
KASSEN-MINUS. Während die heimischen Kran-
kenkassen das vergangene Jahr noch mit einem Überschuss von 88 Millionen Euro abgeschlossen hatten, erwarten die Institute für 2015 ein sattes Minus von insgesamt 129,3 Millionen Euro. Neben den konstant steigenden Ausgaben im Bereich der Medikamente (rund 7,2 Prozent im heurigen Jahr) führt der Hauptverband der Sozialversicherungsträger die befürchteten Verluste vor allem auf stagnierende Beiträge aufgrund der anziehenden Arbeitslosenzahlen zurück. 33.000 Arbeitslose mehr seit dem vergangenen Jahr würden für die Krankenkassen einen Einnahmenausfall von 50 Millionen Euro bedeuten, heißt es aus dem Hauptverband. Auf die einzelnen Kassen heruntergebrochen, stellt die Prognose vor allem der Wiener Gebietskrankenkasse ein schlechtes Zeugnis aus. In der Hauptstadt wird mit dem dicksten Minus – über 64 Millionen Euro – gerechnet. Die Sozialversiche-
74
ECKDATEN (Republik Slowenien)
rungsanstalt der Bauern wird 2015 hingegen ein
Staatsform Parlamentarische Republik Hauptstadt Ljubljana Amtssprache Slowenisch Staatsoberhaupt Borut Pahor Regierungschef Miro Cerar Fläche 20.273 km2 Einwohner etwa 2,06 Millionen Bevölkerungsdichte rund 101,6 pro km2 Währung Euro BIP pro Kopf (2013) 17.550 Euro Kfz-Kennzeichen SLO Internet-TLD .si Internat. Telefonvorwahl +386 Unabhängig seit 1991 EU-Mitglied seit 2004 Nationalfeiertag 25. Juni Größte Städte Ljubljana, Maribor, Celje, Kranj Verwaltungsgliederung 212 Gemeinden Nachbarstaaten Italien, Kroatien, Österreich, Ungarn Höchste Erhebung Triglav (2.864 m)
Plus von 53 Millionen Euro einfahren, so die
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
Prognose.
nierte Präsident des Welt-Ärzteverbandes World Medical Association, kurz WMA, ließ im Rahmen der Alpbacher Gesundheitsgespräche mit warnenden Worten aufhorchen. Es sei nicht ein Mangel an Gesundheitswesen, der krank mache. Der Grund für Krankheit liege vielmehr in den sozialen Unterschieden, mahnte der gebürtige Brite, der seine Sorge auch gleich anhand eines Beispiels aus seiner Heimatstadt verdeutlichte: „Ich kann in London mit dem Rad in einer halben Stunde von den reichsten Teilen zu den ärmeren Gebieten fahren. Es gibt einen Unterschied in der durchschnittlichen Lebenserwartung von 20 Jahren.“ Auch die Entwicklung geht, so Marmot, aktuell in die komplett falsche Richtung, auch und vor allem in den reichen europäischen Ländern. In Schweden etwa betrug der Unterschied in der Lebenserwartung von wohlhabenden und armen Frauen in den Jahren 1991 bis 1995 rund 3,2 Jahre. Zwischen 2006 und 2010 stieg die besagte Differenz bereits auf 4,1 Jahre.
STARKE WORTE ´´
„Wir brauchen sie (die Kur, Anm.) dringend.“
„Wir haben eine sehr ausgeprägte Vollkasko-Mentalität.“
ÖGB-Chef Erich Foglar
des Hauptverbandes der
ist irritiert, schon wieder
Sozialversicherungsträ-
einmal. Die derzeitige
ger, ist der Meinung, dass
Debatte um die Kur sei
viele Österreicher mit ihrer
populistisch und nicht
Gesundheit schlechter
zielführend. Man sollte
umgehen würden als mit
Peter McDonald, Boss
„mit einer rein ökono-
ihrem Auto. Der Staat und
mischen Neiddebatte nicht das Kind mit dem
die Sozialversicherung würden es ja im Fall der
Bade ausschütten“, so der Gewerkschafter.
Fälle „schon richten“.
CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
SCHULDNERPARADIES? Die Regierung unseres Nachbarlandes hat sich im Sommer zu einem außergewöhnlichen Schritt entschieden und eine Art „Haircut für Privatpersonen“ verfügt. Die ärmsten rund 100.000 Bürger des Landes können seit Anfang August einen Antrag auf einen quasi Schuldenschnitt stellen. Diese einmalige Maßnahme beruht dabei jedoch auf der freiwilligen Kooperation der Gläubiger. Bisher haben sich nichtsdestotrotz bereits unzählige Unternehmen und Institutionen dazu bereit erklärt, slowenischen Sozialhilfeempfängern einen Teil ihrer Schulden zu erlassen. Neben Kommunen, Banken und Versorgungsunternehmen beteiligen sich auch Versicherungen an der Aktion. Wie viele „Haare“ jeweils geschnitten werden, obliegt ebenfalls den betroffenen Gläubigern.
Kopf des Monats
FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE
PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER
PORTFOLIO
Allianz Elementar Lebensversicherung AG
Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropafonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus
1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at
FinanceLife Lebensversicherung AG 1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: service@financelife.com www.financelife.com
VERMÖGENSAUFTEILUNG
2012
2013
2014
100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend
11,6 % 11,6 % 10,8 % 9,8 % 9,0 % –
2,0 % 5,6 % 10,1 % 12,3 % 16,1 % 5,2 %
8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %
0,2 % 4,7 % 1,3 % 4,8 % 0,8 % 4,0 % 4,3 % 3,2 % 5,4 % -0,6 % 3,7 % 2,9 %
100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)
9,9 % 13,5 % 15,9 % 15,4 % 16,9 % 12,6 % 2,7 % 20,9 %
0,1 % 4,0 % 0,4 % -9,0 % 19,8 % -4,7 % -3,2 % 8,9 %
6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %
-1,9 % -0,8 % 3,0 % 2,5 % 4,3 % 8,6 % 0,4 % 6,5 %
4,9 % 5,3 % 6,3 % 1,8 % 3,2 % 3,8 % 4,6 % 5,6 %
4,8 % 7,7 % 9,0 % 9,8 %
-0,4 % 2,1 % 1,9 % 1,9 %
4,6 % 5,4 % 5,8 % 6,2 %
(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)
4,5 % 8,4 % 10,7 % 12,5 %
-0,1 % 1,0 % 1,7 % 2,3 %
3,1 % 3,3 % 2,6 % 1,4 %
(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)
6,6 % 7,6 % 10,9 % 14,3 %
0,2 % 1,4 % 3,2 % 4,9 %
4,4 % 3,5 % 1,9 % 0,2 %
(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)
5,3 % 10,2 % 9,8 % 10,2 %
-0,3 % 1,6 % 2,4 % 2,3 %
4,0 % 4,6 % 4,3 % 4,2 %
(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)
FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 8,6 % 0,3 % II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien 8,7 % 3,8 % III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien 7,6 % 2,8 % IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien 9,6 % 8,5 % FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten 4,0 % -0,7 % II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien 7,2 % -1,4 % III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien 8,8 % 3,5 % IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien 10,0 % 7,0 % FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten 11,4 % 1,5 % II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien 13,7 % 4,8 % III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien 13,5 % 9,5 % IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien 13,4 % 15,2 % FinanceLife-Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 8,2 % 0,0 % II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien 7,3 % 1,6 % III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien 7,2 % 3,4 % IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien 9,1 % 8,1 %
1.1.-31.8.
Ø SEIT START (P.A.)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften
Generali Versicherung AG
1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at
WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group
1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at
Aktienanteil
Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.08.15
Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse
ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %
15,13 € 13,50 € 11,77 € 7,81 €
15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €
16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €
17,00 € 16,45 € 15,52 € 10,92 €
A 25 A 50 A 75 A 100
ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %
10,32 € 8,56 € 7,33 € 5,87 €
10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €
11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €
11,60 € 10,41 € 9,67 € 8,21 €
PORTFOLIO
VERMÖGENSAUFTEILUNG
2012
2013
2014
1.1.-31.8.
9,1 % 8,3 % 10,6 % 6,3 % –
5,7 % 10,4 % 11,1 % 14,1 % 8,6 %
8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 %
0,4 % 1,0 % 3,9 % -1,6 % 0,4 %
Ø SEIT START (P.A.)
UNITED FUNDS OF SUCCESS
WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds
2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds – –
4,0 % 3,7 % 4,6 % 1,2 % 5,7 %
(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400
SEPTEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
75
VERSICHERUNG ° Freiwillige Höherversicherung
Das Pensionskonto „auffetten“ Für einige Menschen ist er noch in weiter Ferne, andere haben ihn bereits vor Augen: Den mehr oder weniger wohlverdienten Ruhestand. Doch: „Ach, du Schreck“ – die Höhe der Pension wird bei vielen mager ausfallen. Um sich in fortgeschrittenem Alter etwas mehr leisten zu können, bildet neben privater und betrieblicher Harald Kolerus Vorsorge auch die freiwillige Höherversicherung im Pensionssystem eine Option. icht jedermann ist die Möglichkeit der freiwilligen Höherversicherung ein Begriff. Dabei handelt es sich um eine Versicherung, mit der der künftige Pensionsanspruch erhöht werden kann. Der Zeitpunkt der Zahlung(en) und die Beitragshöhe bis zur doppelten monatlichen Höchstbeitragsgrundlage (9.300 Euro dürfen jährlich nicht überschritten werden) sind frei wählbar. Eine Höherversicherung kann außerdem jederzeit begonnen oder beendet werden. Zu beachten ist, dass sie nur zu einer in der Pensionsversicherung bereits bestehenden Pflicht-, Weiter- oder Selbstversicherung mit Antrag eingegangen werden kann. Was die Sache interessant macht: Abhängig vom Einkommen sind Beiträge zur Höherversicherung bis zu einem Viertel als Sonderausgaben steuerlich absetzbar. Der Sonderausgabenrahmen, der dafür vorgesehen ist, beträgt pro Jahr zwischen 2.920 und 5.840 Euro. Was die Auszahlung betrifft, gilt, dass der Steigerungsbetrag zur Pension zu 75 Prozent steuerfrei ist. Die restlichen 25 Prozent werden gemeinsam mit der Pension versteuert. Sehr häufig genützt wird die HöherversiVERSICHERTE/R JAHRGANG/ALTER
weibl. 1963 (50.-59. Lj.) männl. 1963 (50.-59. Lj) männl. 1963 (55.-64. Lj.) weibl. 1983 (30.-39. Lj.) weibl. 1983 (30.-39. Lj.) weibl. 1983 (40.-49. Lj.) weibl. 1983 (50.-59. Lj.) männl. 1983 (35.-44. Lj.) männl. 1983 (35.-44. Lj.) männl. 1983 (45.-54. Lj.) männl. 1983 (55.-64. Lj.)
cherung bis dato allerdings nicht: 2014 haben 5.870 Versicherte Beiträge zur Höherversicherung geleistet; durchschnittlich zahlte ein Versicherter 1.840 Euro Beiträge zur Höherversicherung ein. Die Frage, ob die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) mit diesen Zahl zufrieden ist, „stellt sich für uns nicht, da wir kein gewinnbringendes Unternehmen sind und somit auch keine einzelnen Leistungen bewerten. Wir sind für die Information und umfassende Beratung der Versicherten zuständig“, so die Pressestelle der PVA. BEI NOTSITUATION UND ALTER MACHT SIE KEINEN SINN Wem ist nun die Höherversicherung ans Herz zu legen? Auf Anfrage des GELDMagazins meint dazu die PVA: „Je älter man bei der Einzahlung ist, um so geringer ist der Prozentsatz. Die Entscheidung, ob es noch sinnvoll ist, obliegt jedem Versicherten individuell. Wir unterstützen die Entscheidungsfindung gerne mit umfassender Beratung.“ Das GELD-Magazin wollte auch wissen, was passiert, wenn jemand in eine finanzielle Notsituation gerät und z.B. Min-
ZEITRAUM DER ENTRICHTUNG
HV-BEITRÄGE
HV-BEITRÄGE
MONATLICH
JÄHRLICH
01.2013 - 12.2022 01.2013 - 12.2022 01.2018 - 12.2027 01.2013 - 12.2022 01.2013 - 12.2022 01.2023 - 12.2032 01.2033 - 12.2042 01.2018 - 12.2027 01.2018 - 12.2027 01.2028 - 12.2037 01.2038 - 12.2047
100,- € 100,- € 100,- € 100,- € 200,- € 100,- € 100,- € 100,- € 200,- € 100,- € 100,- €
1.200,- € 1.200,- € 1.200,- € 1.200,- € 2.400,- € 1.200,- € 1.200,- € 1.200,- € 2.400,- € 1.200,- € 1.200,- €
GESAMTSUMME DER BEITRÄGE
destsicherung beantragen muss? (Der Teufel schläft ja nicht.) Wird hier auf eingezahltes Kapital in die Höherversicherung zugegriffen? Bei privaten Vermögen (z.B. Sparbücher) ist das ja der Fall. Bei der PVA beruhigt man: „Nein. So wie die gesamte Pensionsversicherung wird auch die Höherversicherung über das Umlagesystem finanziert. Zu beachten ist nur, dass eine Höherversicherung nicht zu empfehlen ist, wenn die zu erwartende Pension so gering ist, dass eine Ausgleichszulage in Betracht kommt.“ SO ERRECHNEN SIE DIE HÖHE DER ZUKÜNFTIGEN PENSION Die Berechnung des Steigerungsbetrages sieht so aus: eingezahlter Betrag mal Aufwertung zum Pensionsstichtag (Inflationsabgeltung) mal Prozentsatz. Der Prozentsatz hängt vom Alter bei der Einzahlung, vom Alter, in dem man die Pension in Anspruch nimmt und vom Geschlecht ab. Zum besseren Verständnis hat die PVA gemäß ihrer Erfahrungen einige praxisnahe Beispiele errechnet. Der interessierte Leser findet die Resultate in der ausführlichen Tabelle unten.
STICHTAG REGELBESONDERER AMORTISATION PENSIONSALTER STEIGERUNGSBETRAG (OHNE STEUERBEGÜNSTIGUNG)
(SONDERAUSGABEN)
IM JAHR
MTL. (75% STEUERFREI)
12.000,- € 12.000,- € 12.000,- € 12.000,- € 24.000,- € 12.000,- € 12.000,- € 12.000,- € 24.000,- € 12.000,- € 12.000,- €
2023 2028 2028 2048 2048 2048 2048 2048 2048 2048 2048
70,66 € 105,19 € 86,43 € 130,19 € 260,39 € 94,63 € 68,89 € 154,27 € 308,53 € 117,42 € 86,43 €
12 Jahre 2 Monate 8 Jahre 3 Monate 9 Jahre 11 Monate 6 Jahre 8 Monate 6 Jahre 8 Monate 9 Jahre 1 Monat 12 Jahre 6 Monate 5 Jahre 7 Monate 5 Jahre 7 Monate 7 Jahre 4 Monate 9 Jahre 11 Monate Quelle: SVA - Auswertung lt. SIP
76
° GELD-MAGAZIN – SEPTEMBER 2015
CREDIT: Shutterstock
N
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Wien und Oberösterreich wählen weit mehr als einen neuen Landtag. Denn das Ergebnis betrifft ganz Österreich. Wie verändert sich das Kräfteverhältnis? Wie setzt sich die neue Landesregierung zusammen? Wer koaliert mit wem? Und welche Zusammenhänge ergeben sich für die Bundespolitik? Verschaffen Sie sich jetzt acht Wochen lang den kompletten Überblick: wienerzeitung.at/abo oder Telefon: 0810 0810 99
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Zusammenhänge verstehen
versicherung ° Fondsgebundene Lebensversicherung
Lassen Sie sich nicht „zillmern“ Für die meisten Menschen sind die Begriffe ,,gezillmert“ und „ungezillmert“ große Unbekannte. Der Unterschied besteht in nicht unerheblichen Kostendifferenzen für Versicherungsnehmer. Richtig teuer wird es dann, wenn man Produkte vor dem Ende der Laufzeit zurückkaufen will. Harald Kolerus
er Mathematiker August Zillmer ist bereits seit über 120 Jahren tot. Doch an einem von ihm erfundenen „Kniff “ haben Versicherungsnehmer heute noch kräftig zu beißen bzw. finanziell zu schlucken. Prinzipiell funktioniert das wie folgt: Bei gezillmerten Verträgen werden sämtliche Abschlusskosten zu Beginn fällig. Dieser Berg an Belastungen zu Beginn eines Investments muss erst einmal verdaut werden: Das bedeutet, dass die Sparer, abhängig von der Art der Zahlung und der Laufzeit des Vertrages, bis zu fünf, zehn oder gar 20 Jahre lang weniger herausbekommen, als sie einzahlen. Hohe Rückkaufkosten Am deutlichsten wird das System der Zillmerung, und dessen Nachteile, wenn man den Vertrag unerwartet zurückkaufen will. Bei einer angenommenen Nettorendite einer Versicherung von drei Prozent hat man in diesem Fall erst nach 17 Jahren den einbezahlten Betrag wieder erwirtschaftet. Das heißt, 17 Jahre werden ausschließlich
für die Deckung der Kosten verwendet. „Durch den drohenden Verlust ist man de facto gebunden – also alles andere als flexibel, obwohl das die Versicherer gerne behaupten“, so Wolfgang Staudinger, Versicherungsmakler und Geschäftsführer des Versicherungs-Dienstleistungsunternehmens konzept3. Er hat noch ein weiteres Rechenbeispiel bei der Hand: „Bei gezillmerten Verträgen werden die Abschlusskosten der gesamten Laufzeit zu Beginn angelastet und auf fünf Jahre verteilt. Zusammen mit laufenden Verwaltungskosten werden bei 30jähriger Laufzeit fünf Jahre lang fast 50 Prozent Ihres Geldes für die Bezahlung der Kosten verwendet.“ Staudinger geht das gegen den Strich und hat als Konsequenz die Webpage www.ungezillmert.com ins Leben gerufen. Die Informations-Plattform soll Anlegern die kostengünstigsten Tarife, die ohne diese Zillmerung auskommen, näher bringen. „Mit dem Projekt möchte ich über zwei Kernpunkte aufklären: Erstens über Kostenstruktur und -höhe der Produkte sowie die steueroptimierte Vorsorge. Zweitens über
die auswirkung der inflation 0%
über eine Laufzeit von 30 Jahren
-15 % 2 % Inflation
-30 % 3 % Inflation
-45 % -60 %
-45,45% -59,90%
1
5
10
15
20
25
30
Jahre
Die Teuerung „knabbert“ am Ertrag – vor allem Sparbücher sind unattraktiv Quelle: www.ungezillmert.com
78 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
Hintergründe zu den Veranlagungsmöglichkeiten, im Besonderen über den Unterschied zwischen Geld- und Sachwerten. Informieren möchten wir langfristig via Internet, persönliche Beratung sollte vor Ort gewährleistet sein. Daher bauen wir parallel ein Partnernetz mit qualifizierten, unabhängigen Maklern und Finanzdienstleistern in Österreich auf. 14 Kollegen sind bereits an Bord.“ Aber kehren wir jetzt konkret zur Zillmerung zurück – und wie man ihr entgehen kann. Die Lösung lautet: ungezillmerte Produkte wählen. Das Problem lautet: Die meisten Versicherungen bieten diese Tarife erst gar nicht an. Schwindelerregende 95 Prozent aller derzeit vermittelten Produkte basieren laut Staudinger auf gezillmerten Tarifen. Die ungezillmerten holen aber (langsam) auf – wo liegen nun die Vorteile? Eine Frage der Verteilung Bei ungezillmerten Tarifen werden die Kosten fair und gleichmäßig auf die gesamte Laufzeit verteilt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Da der Kostendruck zu Beginn wegfällt, bleibt mehr Geld für Investments übrig, die somit mehr Zeit haben, sich zu entwickeln. Zusätzlich fällt der Zinseszins effekt positiv ins Gewicht. Das Hauptargument für ungezillmerte Produkte liegt aber zweifellos in der Tatsache, dass Rückkäufe viel günstiger ausfallen. Wobei es nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist, dass Versicherungsverträge nicht bis zum Schluss durchgehalten werden, wie Staudinger zu berichten weiß: „Im Durchschnitt wird jeder Vertrag innerhalb der ersten zehn Jahre zurückgekauft.“ Eine Beobachtung, die auch andere Experten wie Andreas Promberger, Prokurist der APK Versicherung,
creditS: beigestellt, Archiv
D
°
Fondsgebundene Lebensversicherung versicherung
„Teure Rückkaufswerte machen ungezillmerte Tarife sehr unflexibel – das widerspricht den Interessen der Versicherungsnehmer. Gezillmerte Produkte weisen entscheidende Vorteile auf.“
„In Zukunft werden wahrscheinlich die meisten Versicherungsgesellschaften sowohl gezillmerte als auch ungezillmerte Produkte in ihrem Angebot führen.“ Andreas Promberger, APK-Versicherung
Wolfgang Staudinger, konzept3
teilen. Er wirft schon lange einen prüfenden Blick auf die Szene und hat in einem Branchenkommentar aus dem Jahr 2012 das Ende von gezillmerten Provisionsmodellen vorausgesagt. Das sei nur noch eine Frage der Zeit, wobei alle Anzeichen auf eine gesetzliche Änderung auf nationaler oder europäischer Ebene hindeuten würden. „120 Jahre Zillmerung sind genug“, hatte er in diesem Zusammenhang angemerkt. (K)ein ende der zillmerung Heute sagt Promberger zum GELD-Magazin, dass er damals vielleicht etwas über das Ziel hinausgeschossen sei: „In absehbarer Zukunft wird es wohl so sein, dass die meisten Versicherungsgesellschaften sowohl gezillmerte als auch ungezillmerte Produkte im Angebot haben werden. Es wird also beides geben, wobei ich doch Tendenzen in Richtung einer steigenden Zahl von ungezillmerten Lösungen sehe.“ Promberger bezeichnet dabei die APK als Vorreiter auf diesem Gebiet: „Wir haben das Thema schon früh in den Markt getragen und
bieten auch nur ungezillmerte Produkte an.“ Er sieht sich auf diesem Weg bestätigt, weil sich gerade des Instrument der FLV seit Jahren auf einer Durststrecke befindet und im letzten Halbjahr sogar ein markanter Einbruch zu beobachten war. Die APK freut sich hingegen in den letzten drei Jahren über ein Prämienwachstum. Promberger weiter: „Als ich 2004 eine Studie an der Uni Wien über die Zillmerung verfasste und öffentlich auf die Probleme hingewiesen habe, wurde dies von der Versicherungsbranche als nicht wünschenswert und nicht umsetzbar deklariert. Mittlerweile mehren sich die Pro-Stimmen für dieses System, sowohl bei den Versicherern als auch bei Maklern.“
te Flexibilität und die zunehmende verpflichtende Kostentransparenz. „Gerade die Kunden und in deren Sog die Konsumentenschützern möchten wissen, wie sich die Kosten ihrer Vorsorge über die tatsächliche Laufzeit verteilen. Niemand will für 30 Jahre vorab bezahlen und somit enorm gebunden sein. Zillmerung und Flexibilität sind ein Widerspruch in sich “, so Promberger. Eine Aussagge, die Staudinger gerne unterstreicht: „Nur wenn Kunden die Form der Veranlagung frei wählen und jederzeit flexibel verändern können, ist ein optimaler Vermögensaufbau möglich.“ Der Experte verweist auf eine Studie des Vereins für
Flexibilität im Fokus Diese Meinungsänderung hat laut dem Experten nicht zuletzt auch mit der verstärk ten Diskussion in der EU zu tun, wo sich die Stimmen nach Änderung des Provisions systems in Richtung laufende Provisionierung mehren. Der Hauptgrund der Meinungsschwankung ist jedoch die propagier-
° Ungezillmert: Die Vorteile Lebensversicherungen sind prinzipiell von der Kapitalertragsteuer (KESt) befreit. Statt 25 Prozent KESt zahlt der Kunde nur vier Prozent Versicherungssteuer und er genießt im Falle einer FLV trotzdem die Vorteile eines Wertpapierdepots. Bei der nach dem Mathematiker August Zillmer benannten Berechnungsmethode „Zillme rung“ werden bei Lebensversicherungen sämtliche Abschlusskosten zu Beginn fällig. Das bedeutet, dass die Sparer, abhängig von der Art der Zahlung und der Laufzeit des Vertrages, bis zu fünf, zehn oder gar 20 Jahre lang weniger herausbekommen, als sie einzahlen. Die Alternative sind so genannte „ungezillmerte“ Tarife, bei denen die Kosten gleichmäßig auf die gesamte Laufzeit verteilt werden. Doch viele Versi cherungen bieten diese ungezillmerten Tarife (noch) nicht oder nur begrenzt an.
entwicklung rückkaufwert 18.000 € 13.500 €
Beispiel mit € 100,monatlicher Prämie
bei 3 % Nettorendite (Verlust/Gewinn) ungezillmert
17.284
11.672
9.000 € gezillmert 4.500 € + 0€ – -4.500 €
+26
-2.914
1 5 10 15 20 25 Die blaue Linie zeigt deutliche Vorteile für den ungezillmerten Tarif
30
Laufzeit in Jahren Quelle: www.ungezillmert.com
september 2015 – GELD-MAGAZIN ° 79
versicherung ° Fondsgebundene Lebensversicherung
Konsumenteninformation (VKI), die verschiedene Ansparprodukte und Ertrags chancen verglichen hat. In der Ausgabe 4/2015 des Magazins Konsument wurden die Ergebnisse veröffentlicht, wobei der Schluss gezogen wurde, dass für längerfris tiges Ansparen, etwa zur Altersvorsorge oder zum Vermögensaufbau, mit den beliebten Klassikern wie Sparbuch und Bausparer beim aktuell niedrigen Zinsniveau keine namhaften Erträge zu erwirtschaften sind. FLV schneiden besser ab, allerdings geht durch die weit verbreitete Zillmerung ein großer Teil des Zinseszinseffektes verloren. Die Konsumentenschützer ziehen den Schluss, dass die fondsgebundene ungezillmerte Lebensversicherung im Vergleich die günstigste Form des Vermögensaufbaus ist – wenn man darauf achtet, dass der Vertrag tatsächlich ungezillmert und kostengünstig ist. Der VKI rät dazu, auf ungezillmerte Verträge zu bestehen und warnt gleichzeitig davor, dass das Prädikat ungezillmert allein nicht reicht und man unbedingt auf die Kosten achten soll. groSSe unterschiede Ein Umstand, auf den auch Staudinger verweist: „Auch bei ungezillmerten Tarifen bestehen enorme Kostenunterschiede. Wir wollten es genau wissen und haben alle zur Verfügung stehenden ungezillmerten Tarife genau geprüft und durchleuchtet. Zu unserer eigenen Überraschung mussten wir
vergleich auszahlungssumme € 100,- monatlich bei 30 Jahren Laufzeit (€ 36.000,-) Euro
53.000
€ 53.284 Nach Abzug von KESt und Gebühren bei 3 % Rendite p.a.
48.667
€ 47.672 € 45.138
44.333 40.000
Wertpapierdepot
gezillmert
ungezillmert
Ungezillmerte Produkte werfen wesentlich mehr Ertrag ab als ihre gezillmerten Pendants. Ver glichen wurden konkrete Versicherungsangebote. Quelle: www.ungezillmert.com/VKI
80 ° GELD-MAGAZIN – september 2015
Kostenunterschiede von bis zu 66 Prozent feststellen. Ein Kostenunterschied von vier statt zwölf Prozent bedeutet, dass Versicherungsnehmer sich fast eine ganz Monatsprämie sparen. Und das jährlich.“ Vorsicht ist also geboten, was sich bei der richtigen Produktauswahl in barer Münze niederschlägt. der Inflation gegensteuern Es gilt keinen Euro zu „verschenken“, wobei Staudinger auf ein Phänomen hinweist, das alle Sparformen betrifft, nämlich die Teuerung. „Auf 30 Jahre gerechnet bedeuten zwei Prozent Inflation, man verliert 45 Prozent an Kaufkraft. Bei einer Infla tionsrate von drei Prozent verliert man schon 60 Prozent“ (zwei Prozent Inflation sind übrigens das offizielle EU-Ziel. Die Inflations-Empfehlung des Internationalen Währungsfonds liegt sogar bei vier Prozent; derzeit liegt die Teuerungsrate in Europa weit tiefer, es spielt sogar die Gefahr defla tionärer Tendenzen mit. Ein Trend, der sich bei anziehendem Wirtschaftswachstum aber wieder ändern sollte). Staudinger wirft in Zusammenhang mit der Geldentwertung einen kritischen Blick auf Garantieversprechungen: „Was nützt eine Garantie, wenn man damit real 45 Prozent oder mehr verliert? Aufgrund der aktuellen Zins- und Inflationslage muss man bei allen Garantieversprechen auf 30 Jahre ganz einfach mit einem Realverlust rechnen.“ Einen Ausweg sieht der Experte in der Veranlagung in Sachwerte, als solche gelten neben Immobilien auch Unternehmen bzw. Beteiligungen an solchen. „Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen zur Verfügung stellen, die jeden Tag benötigt werden, wird es immer geben. Auch nach Krisen. Werkstätten und Fabriken sind Sachwerte, die einen Wert behalten – unabhängig von der Inflation.“ Deshalb investieren Großanleger derzeit häufiger in Unternehmensbeteiligungen durch Aktien. Dabei geht es laut Staudinger nicht um kurzfristige Kurs-Gewinne oder -Verluste, sondern um langfristigen Werterhalt. Doch natürlich zählen Aktien zu den spekulativen Anlageinstrumenten, durchaus hohe Kursschwankungen nach oben und unten sind immer möglich, wie auch
der Kurssturz an den Börsen in den vergangenen Wochen vielen Anlegern schmerzlich vor Augen führte. Eine gewisse Sicherheit bieten professionell gemanagte Fonds, die für breite Streuung sorgen und – je nach Anlagerichtlinie – auch flexibel in andere, weniger risikoreiche Assetklassen (Cash, Immobilien, Anleihen) switchen können. FLV bieten diese Abfederung in Form eines Versicherungsmantels, wobei sich Staudinger dafür ausspricht, dass der Kunde seine Polizze möglichst flexibel gestalten kann. „Gezillmerte Tarife erschweren aus genannten Gründen aber diese Flexibilität“, so Staudinger. Zunehmende Marktakzeptanz Wie erwähnt ist die Zahl der ungezillmerten Produkte überschaubar, eine gewisse Bewegung ist aber festzustellen, so bieten zum Beispiel Helvetia und Nürnberger sowohl ungezillmerte als auch gezillmerte Tarife an, ebenso wie Allianz und Uniqa. Der Erfolg der Ungezillmerten wird aber letztlich auch davon abhängen, wie stark sie von den Versicherungsmaklern akzeptiert werden. Hierzu ist ein Umdenken notwenig, weil der einzelne Makler nicht gleich bei Abschluss einer Versicherung eine „fette Provision“ in die Hand bekommt. Speziell für jüngere Makler, die am Anfang ihrer Berufskarriere stehen und verständlicherweise bald gerne gutes Geld verdienen wollen, könnte das abschreckend wirken. „Prinzipiell ist die ungezillmerte Variante aber für jeden Makler interessant. Er verdient zwar am Anfang nicht so viel, er kann sich aber in Zukunft über laufende Provi sionen, also ein ständiges Einkommen freuen“, zeigt Promberger die Vorzüge auf. Einen weiteren Vorteil für den Kunden sieht der APK-Experte auf jeden Fall: „Erhält ein Makler die Provision bei einem gezillmerten Tarif gleich nach Abschluss des Vertrages, kann es vorkommen, dass die Kundenbindung schwindet. Bei der gezillmerten Va riante ist anzunehmen, dass sich der Makler langfristig mehr um den Kunden bemüht und kümmert.“ Vieles spricht also für die Ungezillmerten – schade, dass diese für viele Menschen eine große Unbekannte ist.
NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE
BESCHEIDENER VORSCHLAG ZUR LÖSUNG DER EUROKRISE Yanis Varoufakis, James K. Galbraith, Stuart Holland.
CREDITS: beigestellt
Antje Kunstmann Verlag. 64 Seiten.
Wer dieses Buch liest, wird verstehen, warum die Gesprächspartner der EU-Führung mit den Ausführungen des griechischen Ex-Finanzministers Yanis Varoufakis regelmäßig überfordert und nicht willens waren, darauf einzugehen. Daher hieß es: „Es gibt keine Alternativen.“ Gleichzeitig begann die EZB mit dem Kauf von Euro-Staatsanleihen bis 1,14 Billionen Euro. Griechische waren ausgeklammert. Als Professor für ökonomische Theorie an der Universität von Athen und an der Lyndon B. Johnson School of Public Affairs der Universität in Austin, Texas, hat sich Varoufakis mit seinen profilierten Co-Autoren ab 2010 intensiv mit dem Schuldenproblem befasst. Sie analysierten die Ursachen der Eurokrise und machen in dem Buch konkrete Vorschläge zu ihrer Lösung. Bankenkrise – Schuldenkrise – Investitionskrise und soziale Krise sehen sie als vier eng zusammenhängende Faktoren. Für jedes dieser Probleme schlagen sie pragmatische Lösungen vor, die weder neue Institutionen erfordern noch gegen geltendes EU-Recht verstoßen und zudem Geber- wie Nehmerländer erheblich entlasten würden. Um die „tödliche Umarmung zwischen Ländern und Banken“ aufzulösen und die Rekapitalisierung gefährdeter Banken den Ländern abzunehmen und der EZB, deren einzige Aufgabe ja ohnedies die Versorgung der Banken mit frisch geschöpftem Geld ist, sowie dem bereits gegründeten Europäischen Stabilisierungsmechanismus ESM zu überantworten. Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschafter James Galbraith ist übrigens der Sohn des bekannten US-Ökonomen John Kenneth Galbraith.
Mit Mark Leibovich durchleuchtet ein Insider den Washingtoner Politikbetrieb. Egal wie viele Wahlen man verliert, wie oft man angeklagt wird oder in wie viele Skandale man verwickelt war – in Washington kann man jederzeit entspannt zum Essen gehen. Die amerikanische Kapitale ist die Hauptstadt des Vergessens. Grenzenlose Schamlosigkeit hält das Regierungskarussell permanent am Laufen. In seinem Bestseller erzählt der Chef-Korrespondent des New York Times Magazines von „dem ungesund engen Verhältnis von Presse, Wirtschaft und Politik“ (Süddeutsche Zeitung). Geld hat Washington im vergangenen Jahrzehnt am meisten verändert. Washington ist nun die wohlhabendste städtische Gegend in den gesamten Vereinigten Staaten – und Geld hat einen größeren Einfluss auf Politik als jemals zuvor. Wer nach Washington kommt, um die Welt zu verbessern, kommt nicht weit. Denn Geld ist dort die Muttermilch der Politik. Daher ist Washington zunehmend eine Stadt geworden, in die Leute kommen, um reich zu werden. Rund um Washington befinden sich heute sieben der zehn wohlhabendsten Bezirke der USA. Bei der engen Verknüpfung von Politik, Wirtschaft und Medien werden die Grenzen zur Korruption immer häufiger verwischt. Das Center for Responsive Politics listet 412 ehemalige Mitglieder des Kongresses auf, die sich ihren Einfluss in Capitol und Weißem Haus nun teuer bezahlen lassen. 305 von ihnen sind offiziell als „Lobbyisten“ registriert. Hunderte weitere nennen sich schlicht „Berater“ und kassieren oft sechs- bis siebenstellige Jahresgehälter.
POLITZIRKUS WASHINGTON: WER REGIERT EIGENTLICH DIE WELT? Mark Leibovich.Verlag sagas.edition. 428 Seiten
BUCHTIPPS
UNTER BANKERN: EINE SPEZIES WIRD BESICHTIGT Joris Luyendijk.Verlag Tropen. 267 Seiten
Der Autor hat lange für die Londoner Zeitung „Guardian“ aus der Innenwelt des Bankwesens berichtet und die Erkenntnisse in dem vorliegenden Buch zusammengefasst. Damit liefert er viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren, unterhält aber auch mit Bonmots wie etwa von einer Brokerin: „Was ist der Unterschied zwischen einem Broker und seinem Kunden? Der Broker sagt erst ,Fuck you!‘, nachdem er aufgelegt hat.“ Auf Basis von Hunderten Interviews mit Investmentbankern, Angestellten aus Rechts- und Risikoabteilungen, Rating-Agenturen, Kontrolleuren, Headhuntern und Therapeuten gelang ihm eine umfassende Analyse des Berufsstandes – zumindest in der Londoner City. Über den Crash von 2008 stellt der Autor fest, dass zwar hinreichend geklärt ist, was passiert ist, aber zur Schuldfrage immer noch kein Konsens herrscht. „Was Al-Qaida im September 2001 nicht annähernd gelungen war, hätte der Finanzsektor im September 2008 um ein Haar geschafft: die tiefgreifende Zerrüttung unserer Gesellschaft“, meint Luyendijk und stellt die berechtigte Frage, ob sich dieses Ereignis wiederholen kann und beim nächsten Mal wirklich den Zusammenbruch des Finanzsystems auslöst. Dazu ist es nötig zu verstehen, wie der Finanzsektor funktioniert und welche Rolle die Banken beim Crash gespielt haben. Eine aufschlussreiche, packende und teilweise schockierende Innenansicht der Finanzwelt, in der allzuoft kurzsichtiges Denken, schneller Profit, Missbrauch und lukrative Verantwortungslosigkeit die Triebfeder des Handelns sind.
SEPTEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
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WISSEN
SQUEEZE-OUT
Hinausdrängen der Aktionäre Mit einem Squeeze-out können sich Mehrheitsgesellschafter der Minderheitsbeteiligten einer Kapitalgesellschaft entledigen. Voraussetzung sind zumindest 90 Prozent Anteil am Stammkapital. Der ungeliebten Minderheit steht aber eine Abfindung zu, die von unabhängigen Sachverständigen errechnet werden muss.
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ie englische Sprache ist bisweilen recht plakativ: Squeeze-out heißt auspressen, herausquetschen. Im Wirtschaftsleben nennt man so ein Verfahren, bei dem ein großer Aktionär die vielen kleinen Aktionäre aus dem Unternehmen drängt. Wenn der Großaktionär frei schalten und walten will, kann er keine unangenehmen Fragesteller brauchen. Oft hat er auch wesentliche werterhöhende Maßnahmen oder gar einen Weiterverkauf der Anteile im Sinn und will die Minderheitsgesellschafter daran partizipieren lassen. Oder der Hauptaktionär will das Börsenspiel ganz im finanzkapitalistischen Sinn weitertreiben und die Gesellschaft temporär von der Börse nehmen, um sie wertmäßig durch Geschäfte oder Beteiligungen aufzuwerten und dann einige Jahr später bei einem neuerlichen Börsengang wieder ein hohes Agio zu lukrieren, das er in diesem Fall nicht mit Minderheitsaktionären teilen muss. Squeeze-out heißt also quasi Enteignung. Der Großaktionär muss den kleineren Anteilseignern aber dafür eine angemessene Barabfindung zahlen. Bis 1996 war in Österreich das „Hinausdrängen“ von Minderheitsgesellschaftern nur sehr rudimentär geregelt. Bis 2005 sogar nur im Wege einer gesellschaftsrechtlichen Umgründungsmaßnahme. 2006 trat dann das Gesellschafter-Ausschlussgesetz (GesAusG) in Kraft, das seither die wesentliche Rechtsgrundlage für den Squeeze-out darstellt. Der Ausschluss erfolgt durch Hauptbzw. Generalversammlungsbeschluss auf Verlangen des Hauptgesellschafters mit dem Begehren, dass die Anteile der übrigen Gesellschafter auf ihn übertragen werden. Der Ausschluss muss sich gegen alle Min-
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derheitsgesellschafter richten. Eine sachliche Begründung oder Rechtfertigung ist nicht erforderlich. Hauptgesellschafter ist, wer zum Zeitpunkt des Ausschließungsbeschlusses 90 Prozent Anteil am Grund- oder Stammkapital hält. In Deutschland liegt die Latte bei 95 Prozent, weshalb der Mehrheitsgesellschafter sich preislich tendenziell mehr anstrengen muss, um die Voraussetzungen für einen Squeeze-out zu schaffen. Anteile von konzernmäßig verbundenen Gesellschaftern sind zusammenzurechnen. Ein Zusammenschluss mehrerer unabhängiger Gesellschafter, um die 90 ProzentSchwelle zu erreichen, ist aber – ohne (vorübergehende) Anteilsabtretung – nicht zulässig. Minderheitsgesellschafter sind die übrigen Gesellschafter. Auch ein einziger Gesellschafter mit zehn Prozent kann Minderheitsgesellschafter sein. Der Beschluss ist zur Eintragung in das Firmenbuch durch Vorstand bzw. Geschäftsführung anzumelden. Mit Eintragung des Beschlusses gehen die Anteile der ausgeschlossenen Minderheitsgesellschafter auf den Hauptgesellschafter über. Sämtliche Kosten des Ausschlusses – insbesondere die Barabfindung – hat der Hauptgesellschafter zu tragen. ANGEMESSENE BARABFINDUNG Allen ausgeschlossenen Minderheitsgesellschaftern steht eine angemessene Barabfindung für ihre Gesellschaftsanteile zu. Sie ist – ohne sachlichen Grund – zwei Monate nach öffentlicher Kundmachung der Firmenbucheintragung des Gesellschafterausschlusses zur Zahlung fällig. Der gesamte Abfindungsbetrag muss hinterlegt bzw. durch eine Bankgarantie abgesichert sein.
Stichtag für die Bewertung ist der Tag der G es el ls chafter versammlung, in der der Squeeze-out beschlossen wurde. Ab diesem Tag ist die Barabfindung auch mit zwei Prozent über dem aktuellen Basiszinssatz zu verzinsen. Der Vorstand (die Geschäftsführung) der Gesellschaft und des Hauptgesellschafters hat einen Bericht über Voraussetzungen und Angemessenheit der Barabfindung zu erstellen, der durch einen sachverständigen Prüfer, der vom Gericht bestellt wird, zu prüfen ist. Wenn ein Aufsichtsrat eingerichtet ist, hat dieser den Bericht über den Ausschluss sowie den Prüfungsbericht zu prüfen und darüber schriftlich zu berichten. Einen Monat vor der Beschlussfassung der Hauptversammlung muss der Vorstand einer AG einen Hinweis auf die geplante Beschlussfassung veröffentlichen. Während eines Monats vor der beschlussfassenden Hauptversammlung sind am Sitz der Gesellschaft der Beschlussantrag, die Berichte von Vorstand, Hauptgesellschafter und Aufsichtsrat sowie der Prüfungsbericht, allfällige Gutachten, auf denen die Beurteilung der Angemessenheit beruht und die Jahresabschlüsse samt Lageberichte der Gesellschaft der letzten drei Jahre zur Einsicht aufzulegen. Bei der GmbH sind die erwähnten Dokumente den Gesellschaftern spätestens vierzehn Tage vor Beschlussfassung zu übersenden.
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Wolfgang Freisleben
schulterwurf
Humanitäre Soforthilfe. Unabhängig. Unparteiisch. Unbürokratisch.
Wir lassen die Hilfe nicht untergehen. Die Tragödie muss gestoppt werden! An den Grenzen Europas sterben Menschen, die auf der Suche nach Schutz aus Kriegsgebieten geflohen sind. Ärzte ohne Grenzen ist mit Schiffen auf dem Mittelmeer unterwegs, um in Seenot geratene Bootsflüchtlinge zu retten und medizinisch zu versorgen.
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