Banken in der Bredouille: Sie haben das Internet-banking verschlafen
4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 12 | 2015 ° 3,60 Euro
Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte
6 1 0 2 K C I L B S U A • Anleihen, die Sie jetzt meiden sollten • Aktien, die weiterhin hohe Profite versprechen • Immobilien, die ausreichend Rendite bringen ° Edelmetalle
° Emerging Markets
° Nachhaltigkeit
Die Nachfrage nach Gold ist anhaltend hoch. Und dennoch haben sich die Preise in den letzten vier Jahren halbiert. Ist das normal oder wird hier manipuliert?
China leidet unter Wachstumsschwäche. Der Börsencrash im Sommer ist noch gut in Erinnerung. Andere Märkte stehen hin gegen vor einem kräftigen Aufschwung.
Ethische Investments boomen. Das The ma hat die obersten Etagen der Finanz industrie erreicht. Die Vorteile für gute Gewinne sind eindeutig in der Überzahl.
DNB Technology – Ein Investment in die Zukunft
DNB Technology (LU0302296495) – ein Technologiefonds weit vor dem Markt Investieren Sie mit dem „DNB Technology“, einem Long-only Aktienfonds im UCITS-Mantel, in das globale Technologie-, Medien- und Telekommunikations-Universum und profitieren Sie von einem erfahrenen und stabilen Managementteam, unter der Leitung von Anders Tandberg-Johansen.
DNB Technology Wertentwicklung August 2007 – November 2015* 325 300 275 250 225 200 175 150 125 100 75 50 25 Aug-07
+202,91 %
+90,50 % +61,97 % Apr-09
DNB Technology
Dez-10
Jul-12
Benchmark TMT Index
Mär-14
Nov-15
Benchmark MSCI World
* Daten vom 16.08.2007 bis zum 15.11.2015 nach Abzug von Gebühren. Bitte entnehmen Sie Detailinformationen zur Benchmark dem Verkaufsprospekt.
DNB Asset Management S.A. · 13, rue Goethe, L-1637 Luxembourg · Tel.: +352 45 49 45 1 · funds@dnb.no · www.dnb.no/lu/de Die Inhalte dieses Dokuments sollten nicht als ein Angebot, eine Empfehlung oder eine Aufforderung verstanden werden, in UCITS Fonds, Hedgefonds, Wertpapiere oder in andere Finanzprodukte von DNB Asset Management S.A. oder einer anderen Firma innerhalb der DNB Gruppe oder eines anderen Finanzinstitutes zu investieren oder diese zu verkaufen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit gibt keinen Aufschluss über die künftige Wertentwicklung. Investments in UCITS und Hedgefonds sind von Natur aus spekulativ und bergen Risiken unterschiedlichen Grades. Investments sind nicht für alle Investoren auf gleiche Art und Weise geeignet, da die Möglichkeit besteht, dass sie einen Großteil, oder schlimmstenfalls die gesamte Investition, verlieren.
° editorial 12/2015 – 01/2016 Holperstrecke H
euer konnte man schön beobachten, wie abhängig die Märkte von den Zuwendungen der Zentralbanken geworden sind. Im Wettlauf darum, die landeseigene Konjunktur zu stützen und mit Hinblick auf die sich abschwächende Weltkonjunktur werden rund um den Globus die Leitzinsen gesenkt und massenweise Schuldtitel gekauft (Quantitative Easing). Jedes Land versucht von einem kleiner werdenden Kuchen ein noch ausreichend großes Stück zu erhaschen. Und der Kuchen wird deswegen kleiner, weil Wirtschaftswachstum in den letzten Dekaden vornehmlich durch neue Schulden finanziert wurde, wobei die Zinsbelastung eine natürliche Obergrenze darstellt – normalerweise. Die Marktverzerrungen, die wir jetzt sehen, entstehen durch künstliche Verschiebungen dieser Obergrenze durch die Zentalbanken, indem sie die Zinsen extrem tief halten und die Märkte mit Geld fluten.
Mario Franzin Chefredakteur GELD-Magazin
Für Geldanleger war das bislang ein Segen – vor allem Anleihen und viele Aktien erlebten einen Boom. Immer billigeres Geld trieb aber auch die Preise von Immobilienanlagen nach oben. Wir haben immerhin eine sieben Jahre andauernde Boomphase hinter uns. Dieser Trend zeigt aber jetzt Ermüdungserscheinungen und professionelle Anleger werden zu Recht immer nervöser, wie man am August-Trauma erleben konnte. Das Tückische daran ist, dass Preissteigerungen bei Sachwerten in der Regel nur Buchgewinne sind, die sich bei einem Platzen einer Überbewertungs-Blase wieder in Luft auflösen. Aus diesem Szenario kann man nun eine Strategie für die Geldanlage ableiten: Staatsanleihen sind zu meiden, sofern sie keine zusätzlichen Währungschancen bieten – lieber breit gestreut in höher verzinsliche Schuldtitel investieren. An den Aktienmärkten sollte man sich jene Perlen herauspicken, die von Megatrends profitieren, wie zunehmende Automatisierung, IT-Vernetzung, Energiespeicherung, demografische Entwicklung etc. – vor allem in Europa. Zusätzlich bieten sich alternative Anlagestrategien an, die Marktrisiken vermeiden: Long/Short-Produkte sowohl im Anleihen- als auch im Aktienbereich, Währungspaare oder auch Global Macro-Fonds.
º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, office@geld-magazin.at º Herausgeber Dr. Wolfgang Freisleben º GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic º Chefredakteur Mario Franzin º Redaktion Mario Franzin (mf), Dr. Wolfgang Freisleben (wf), Mag. Harald Kolerus (hk), Wolfgang Regner (wr) º GrafiK Noura El-Kordy º Bilder Shutterstock, Manfred Burger º CoverFOTO Shutterstock º Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º Verlagsleitung Snezana Jovic º Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-33 • abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.
28 ° Exchange traded funds. Das Angebot an ETFs wächst rasant – so finden Sie die besten Produkte.
34 ° interview david Roberts. Der Kames-
Fondsmanager meint: „Flexibilität öffnet Chancen am Anleihenmarkt.“
36 ° Europa-aktienfonds. Immer mehr spricht für die Börsen des Alten Kontinents.
28 Ausblick 2016
40 ° interview comgest-Europateam. Re
becca Kaddoum, Franz Weis und Eva Fornadi erklären, wo die besten europäischen Aktien zu finden sind.
06 ° PANORAMA. Finnland: Frauen sind die besten Chefs + Studie: Sind Österreicher zu geizig?
08 ° Interview Edeltraud Hanappi-Egger.
Die neue Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien über die Rolle der Frau in Wirtschaft und Politik.
12 ° kommentar des herausgebers. Die Zweifel an der Europäischen Union wachsen.
14 ° Umbruch im bankensektor. Struktur änderungen bedrohen europäische Institute.
20 ° Finance Watch. USA: Banken verdienen prächtig + JPMorgan/Citigroup: Boni ohne Ende.
BANKING 22 ° PANORAMA. USA vs. Europa: Amerikanische Banken haben die Nase vorne + London: Manager bangen um Prämien.
24 ° Sperrgebühren. OGH-Urteil: Das Sperren von Bankomatkarten darf nichts kosten.
42 ° frontier markets. Schwellenländer aus der „zweiten Reihe“ wollen ganz weit nach vorne.
45 ° interview Richard Yang. Der Bond-
Experte von Nexus glaubt, dass asiatische Anleihen unterschätzt werden.
46 ° nachhaltigkeits-fonds. Energieeffizienz ist einer der wichtigsten Trends der kommenden Jahre.
50 ° gold. Stecken Manipulationen hinter dem fallenden Preis des Edelmetalls?
54 ° institutional investors congress. Anlageprofis blicken verhalten optimistisch in das Jahr 2016.
57 ° interview stefan löwenthal. Der Mac quarie-Experte sieht kaum Alternativen zu Aktien.
58 ° Panorama. Scheidung: Börse Wien verlässt
Börse Budapest + Heiko Thieme: „Lumpensammeln“ als Investmentstrategie.
60 ° Weltbörsen. USA: Robuster Arbeitsmarkt + Europa: Geldflut bleibt aus + Indien: Hohes Tempo.
62 ° anlagetipps. Fielmann: Klare Sicht +
geldanlage
McDonald’s: Fette Dividende + W&W: Sehr günstig bewertet + Dorma&Kaba: Rekordhoch.
26 ° PANORAMA. „Dr. Doom“: Marc Faber setzt auf
66 ° börse wien. Wenn Dividende und Bewertung
27 ° interview M. Bhatkuly / R. Mito. Die
68 ° börse deutschland. Abgesehen vom VW-
Edelmetalle + Hedgefonds-Liebling: Amazon.
Aktienexperten vergleichen die spannenden Märkte Indien und Japan.
4 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
stimmen – heimische Aktien mit Potenzial.
Crash hat sich der DAX gut entwickelt und birgt noch immer Potenzial.
CrediTS: Shutterstock
Brennpunkt
° Inhalt 12 / 2015
74 Immobilien
84 Vorsorge-Trends
alternative investments
Versicherung & vorsorge
70 ° PANORAMA. Indonesien: Verheißungsvoller
82 ° panorama. Ergo: Klassische Lebensversiche
Schuldenerlass + ETF Scurities: Dollar wird schwächer.
72 ° private equity. Keine Alchemie: Das hei
rung ade! + Spängler: Österreichs Pensionssystem ist dringend reformbedürftig.
mische Unternehmen Ecoduna will aus Algenzucht bare Münze schlagen.
83 ° FLv-Listing. Der monatliche Überblick zu
74 ° immobilien. Sachwerte bleiben für den Ver
84 ° vorsorge-trends. Die Absicherung für den
mögenserhalt höchst attraktiv.
77 ° interview mario kmenta. Der trivium-
Geschäftsführer verrät, welche Immobilien attraktive Renditen abwerfen.
78 ° rohstoff-radar. Erdöl: Ende der Durst
fondsgebundenen Lebensversicherungen.
Ruhestand rückt weiter in den Fokus.
service 87 ° wissen. Gefahr aus dem Internet: Schutz gegen Hacker (Cyber-Security) gewinnt an Bedeutung.
strecke? + Kupfer: Schlechte Diagnose + Zucker: Investoren dohen saure Zeiten.
88° steuertipps. Dem Fiskus keinen Euro schenken.
80 ° Contracts for difference. Hebelwir
90° buchtipps. Berufsausbildung zum Trader + Die
kung auch bei fallenden Kursen nutzen.
große Enteignung + NATO-Geheimarmeen in Europa.
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Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 5
Raiffeisen Vorsorge Wohnung
brennpunktPanorama FINNLAND
Zahlenspiele Land des Monats
1,61
Starke Frauen. Laut einer im November veröffentlichten Erhe
bung der Wirtschaftsauskunftei Crif sind Frauen die besseren Führungskräfte. Während 3,25 Pro zent der Unternehmen mit männlichen Chefs Pleite gehen würden, sind lediglich 1,61 Prozent der von Frauen geleiteten Firmen von Insolvenzen
ECKDATEN
Staatsform Parlamentarische Republik Hauptstadt Helsinki Amtssprache Finnisch und Schwedisch Staatsoberhaupt Sauli Niinistö Regierungschef Juha Sipilä Fläche 338.145 km2 Einwohner etwa 5.479.000 Millionen Bevölkerungsdichte rund 16,2 pro km2 Währung Euro BIP (2014) 204 Milliarden Euro BIP pro Kopf (2014) 37.351 Euro Kfz-Kennzeichen FIN Internet-TLD .fi Internat. Telefonvorwahl +358 Unabhängig seit 1917 Nationalfeiertag 6. Dezember Größte Städte Helsinki, Espoo, Tampere, Vantaa Verwaltungsgliederung 6 Regionalverwaltungsbezirke plus Aland Inseln Nachbarstaaten Norwegen, Russland, Schweden Höchste Erhebung Haltitunturi (1324 m)
Fixit? Erstmals in der Geschichte der europäi
betroffen. „Befürworter für mehr Frauen in Füh
schen Gemeinschaftswährung könnte 2016 die Bevölkerung eines Mitgliedsstaates über den Verbleib ihres Landes im Euro abstimmen. In Finnland wurde im November mit einem Volksbegehren, das von rund 50.000 Bürgern unterzeichnet wurde, zumindest der Grund stein für ein künftiges Euro-Referendum gelegt. Der ehemalige Musterschüler aus dem hohen Norden steckt aktuell in der längsten Rezes sion seiner jüngeren Geschichte, wofür ein Teil der Bevölkerung nicht zuletzt die Europäische Union und die gemeinsame Währung verant wortlich zu machen scheint. Obwohl sich alle finnischen Parlamentsparteien, darunter sogar die rechtspopulistischen „Wahren Finnen“, für einen Verbleib im Euro aussprechen, scheint eine Volksabstimmung im kommenden Jahr nicht gänzlich unmöglich. Die gute Nachricht: Auch wenn das Parlament in Helsinki grünes Licht für das Referendum geben sollte, spre chen die Umfragen dafür, dass sich nur rund ein Drittel der Finnen für den „Fixit“ ausspre chen wird.
rungspositionen können sich über dieses Ergeb nis freuen. Es zeigt relativ deutlich, dass Unter nehmen, deren Leitung mit einer oder mehreren Frauen besetzt ist, rentabler arbeiten“, kommen tiert Crif Österreich-Geschäftsführer Boris Recsey. Nichtsdestotrotz geben laut der Wirtschaftsaus kunftei nach wie vor die Männer den Ton in der heimischen Wirtschaft an.
60.000
Bevölkerungszu-
wachs. Österreichs Bevölkerung wird künftig
„Dann ist er das größte Kapitalistenschwein.“
Zahlenspiele
400.000.000
um rund 60.000 Menschen pro Jahr wachsen, wie die Statistik Austria Ende November bekannt gab. Dieses starke Wachstum sei laut StatistikGeneraldirektor Konrad Pesendorfer vor allem der Migration geschuldet. Würde der Zuzug von Asyl werbern weiterhin so stark bleiben, ist sogar ein
Unternehmer Georg Pfeif-
China. Getrieben durch immanente demogra
Anstieg von knapp 100.000 Menschen pro Jahr
fer, durch die Pleite seiner
fische und soziale Problemstellungen wurde die
möglich. Halten die aktuellen Prognosen, wird die
Supermarktkette Zielpunkt
seit 1979 gültige Einkindpolitik für beendet er
Alpenrepublik voraussichtlich im Jahr 2022 die
ins mediale Rampen-
klärt. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xin
Marke von neun Millionen Einwohnern knacken.
licht gerückt, zeigt sich
hua zu vermelden wusste, ist es chinesischen
Momentan leben in Österreich 1,45 Millionen
in einem Profil-Interview
Paaren ab sofort erlaubt, zwei Kinder zu bekom
Menschen, die nicht hierzulande geboren wur
entsetzt über die unter-
men. Die vor über 35 Jahren als „Bremse“ für das
den. Bis zum Jahr 2030 wird ihre Anzahl um über
nehmerfeindliche Stimmung im Land. Firmen
explosionsartige Bevölkerungswachstum im Reich
40 Prozent, auf 2,07 Millionen, steigen. Kärnten
würden nur geduldet, solange sie Arbeitsplätze
der Mitte eingeführte Regelung, soll – so offizielle
und die Steiermark sind die einzigen beiden Bun
schaffen, sollten aber „tunlichst darauf achten,
Schätzungen – über die Jahrzehnte zu rund 400
desländer, die langfristig mit einem Rückgang
kein Geld zu verdienen“.
Millionen Geburten weniger geführt haben.
der Bevölkerung zu kämpfen haben werden.
6 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
Starke Worte ´´
studie des monats Geiziges Österreich? Eine vom Financial
Planning Standards Board, der internationalen CFP-Dachorganisation, in Auftrag gegebene GfK- Erhebung gibt nun Aufschluss über die finan ziellen Wünsche und Ziele der österreichischen und europäischen Bevölkerung. Die finanziellen Ziele der Europäer unterscheiden sich vielfach nur geringfügig voneinander. „Nichtsdestotrotz gibt es einige ausgeprägte länderspezifische Eigenheiten sowie alters-, geschlechts- und einkommensspezifische Unterschiede“, kom mentiert Helmut Siegler, Vorstandsmitglied des Österreichischen Verbandes Financial Plan ners, die Studienergebnisse.Wie in den meisten europäischen Ländern hat die Schuldenfreiheit mit 57 Prozent auch in Österreich die obers te Priorität. Die weiteren Finanz-Ziele unserer Landsleute folgen danach mit etwas Respektab
stand. So gaben beispielsweise 45 Prozent der Österreicher als Ziel an, ihren Lebensstandard auch in der Pension beibehalten zu können. Sein enges Umfeld im Fall der Fälle finanziell unterstützen zu können und bei Bedarf ausrei chend liquide Mittel für größere Anschaffungen zu haben, sind 36 beziehungsweise 35 Prozent der Menschen im Land wichtig. Österreich ist auch für den wohl interessantesten statistischen „Ausreißer“ der Studie verantwortlich. Während das Ziel, ein ausreichend großes Vermögen für seine Nachkommen zu hinterlassen, im EuropaSchnitt immerhin bei zwölf Prozent liegt, gaben lediglich fünf Prozent der befragten Österrei cher selbiges als Priorität an. Generell dürfte der deutsche Sprachraum in puncto Vererben am egoistischsten denken. In Deutschland und der Schweiz gaben ebenfalls nur acht beziehungs
weise sieben Prozent der Befragten an, dass es ihnen wichtig sei,ein ansehnliches Vermögen an die nächste Generation weitergeben zu können. In den Niederlanden (12 Prozent), Frankreich (16 Prozent), Irland und Großbritannien (jeweils 17 Prozent) sind die Werte diesbezüglich weit höher angesiedelt.
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Stand: März 2015. Die hier von AXA Investment Managers Deutschland GmbH bereitgestellten Informationen stellen kein Angebot zum Kauf, Verkauf oder zur Zeichnung von Fondsanteilen bzw. Finanzinstrumenten oder ein Angebot für Finanzdienstleistungen dar. Ein Kauf von Fondsanteilen erfolgt ausschließlich auf Basis der jeweils gültigen Verkaufsprospekte und den darin enthaltenen Informationen. Die Verkaufsprospekte, wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) und Jahres- und Halbjahresberichte erhalten Sie kostenlos bei AXA Investment Managers Deutschland GmbH, Bleichstraße 2 – 4, 60313 Frankfurt/Main, oder der jeweiligen Informations- und Zahlstelle in Österreich oder unseren Vertriebspartnern sowie unter www.axa-im.at.
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Gender als pures Selbstverständnis Die neue Rektorin der Wirtschaftsuniversität Wien erläutert im Gespräch mit dem GELD-Magazin das Phänomen des Zeitgeistes und die Stellung der Frauen in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft. Ihre Aufgabenziele an der WU sieht sie durch ein knappes Budget gebremst. Wolfgang Freisleben Was hat Sie zum Wechsel von Fach
und Universität bewogen?
PROF. DR. EDELTRAUD HANAPPI-EGGER: Informatikerin mit Gender-Themen beschäftigt. Insbesondere nach der Dissertation. Im Zuge meiner Forschungsarbeiten zu Social Shaping of Technology. Über die inhaltliche Notwendigkeit von Organisationsstudien bin ich dann auf Gender-Fragen gestoßen. Darüber hinaus bin ich als eine Frau, die an der TU Informatik studiert hat, auch immer wieder zur Frage, warum so wenige Frauen Technik studieren, angefragt worden. In Informatik war der Prozentsatz gar nicht so klein wie im Vergleich zu Maschinenbau und Elektrotechnik, aber im Vergleich zur Architektur natürlich weitaus geringer. Ich habe mich dann im Fach Angewandte Informatik habilitiert und 2002 an der WU um den neuen Lehrstuhl „Gender and Diversity Organisation“ im Fachbereich Betriebswirtschaft beworben.
Wofür steht bei Ihnen persönlich Gender?
Gender ist eigentlich ein multi-dimensionales Konzept, das unterschiedliche Faktoren betrifft. Insofern ist es eine gesellschaftliche OrdnungsKategorie. Das heißt, es gibt Vorstellungen davon, wie Frauen und Männer sein sollen, und gleichzeitig auf der Wirtschaftsseite eine vergeschlechtlichte Konnotation von Tätigkeiten bzw. Berufen. Zu Recht?
Nein. Das ist in Wirklichkeit eine massive Engführung von Qualifikationsprofilen. Wir haben uns das in vielen Bereichen angeschaut. Es gibt interessante Beispiele, wie sich diese Geschlechterzuschreibungen von Berufen auch verändern. In der Literatur wird das Geschlechtswandel von Berufen genannt. Die frühesten Programmierarbeiten wurden von Frauen ausgeführt. Da war das noch als Datatypistin konnotiert. Als es dann der prestigeträchtige Programmierberuf geworden ist, wurde er interessanterweise ein Männerberuf. Sind Sie Feministin? Steigen Sie für die Rechte der Frauen auf die Barrikaden?
Ich steige für Chancengleichheit und Gleich behandlung auf die Barrikaden (lacht). Sind Frauen in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft benachteiligt?
Ich würde es nicht so biologisierend sehen wollen – die Frauen, die Männer. Aber: Weiblich konnotierte Tätigkeiten, Fertigkeiten und Kompetenzen werden mitunter anders bewertet als maskulin konnotierte. Berechtigt? Ticken Frauen anders als Männer?
Prof. Dr. Hanappi-Egger: „Ich steige für Chancengleichheit ... auf die Barrikaden“
8 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
So einfach ist das nicht. Da sind oft andere Korrelationen wichtiger. Sehr oft müssen wir ja Gender kombinieren, z.B. mit Ausbildung.
Durch welche Schulen und Bildungsinstitutionen sind die Menschen gegangen. Und da haben sie untereinander oft mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Ich glaube zum Beispiel, dass ich als Informatikerin mit Technikern mehr gemeinsam hatte als mit Künstlerinnen. „Die Zeit“ fragt in einer der letzten Ausgaben: Sind Frauen die besseren Anleger?
Das wäre mir zu simpel. „Die Frauen“ und „Die Männer“ würde ja rein inhaltlich implizieren: Jeweils 100 Prozent machen es so oder anders. Mich würde bei so einer Frage interessieren: Wie korreliert das zum Beispiel mit Ausbildung? Mit bestimmten Universitäten und MBAs? Es gab gerade eine Untersuchung, wonach Frauen Firmen seltener in die Insolvenz führen als Männer. Sehen Sie dafür einen Grund?
Das ist wirklich eine spannende Frage. Ich würde mich hinreißen lassen zu der Annahme, dass möglicherweise diese Firmen interessante Firmen-Charakteristiken aufweisen. Und vielleicht in Summe qualitätsvoller arbeiten und agieren und daher Frauen auch entsprechende Karrieren machen können. Möglicherweise korrelieren solche Phänomene also mit den Unternehmenskulturen, die Frauen ermöglichen, Leitungsfunktionen zu übernehmen und dann tatsächlich erfolgreicher und nachhaltiger sind. Ist die gendergerechte Schreibweise für Sie zwingend?
Geschlechtergerechte Sprache ist für mich eine absolute Selbstverständlichkeit. Wir leben das auch an den Universitäten. Dass Sprache das Denken bestimmt und umgekehrt, ist ein Faktum. Insofern, und da denke ich jetzt als Informatikerin, haben wir in der deutschen Sprache zumindest die Genus-Gruppen und es
creditS: Manfred Burger, beigestellt
GELD °
°
Im Gespräch mit Prof. Dr. Edeltraud Hanappi-Egger, Wirtschaftsuniversität Wien Brennpunkt
hat einen höheren Informationsgehalt, wenn ich die jeweilige Genus-Gruppe, die ich meine, auch sprachlich ausdrücke. Wenn ich beide meine, muss ich auch beide nennen. Legen sie Wert darauf, dass auch Bücher in der gendergerechten Schreibweise gedruckt werden?
Die Bücher, die Sie hier sehen, sind alle von mir und natürlich geschlechtergerecht geschrieben (lacht und deutet auf das Bücherregal mit -zig Büchern). Idente Entlohnung für Frauen und Männer?
Ich gehe schon vom Verständnis aus, dass für die gleiche Arbeit auch der gleiche Lohn zu zahlen ist.
ben, in der ja auch Väter für sich in Anspruch nehmen, Familie und Beruf zu vereinbaren. In den skandinavischen Ländern ist dies ohnedies schon längst Realität. Die Frage ist also bereits eine anachronistische. Man müsste fragen, ob die Wirtschaft gewappnet ist für Vereinbarkeits-Modelle von Familie und Erwerbstätigkeit für Männer und Frauen. Und da würde ich sagen: Ja, sie kommt in Schwung. Denn ich stelle in vielen Diskussionen mit Führungskräften bereits fest, dass die sehr wohl wissen, dass sie gut qualifizierte Personen nur dann halten können, wenn sie ein gewisses Maß an Flexibilität anbieten. Sind Sie hier im Haus zufrieden mit der Reflexion von Gender in der Betriebs wirtschaftslehre?
Aber die Realität in der Wirtschaft ist eine andere!
Ja. Es gibt zweifellos eine Lohn-Schere, die man ja immer wieder auch diskutiert. Daher sollte man nachforschen, warum das so ist! Und wenn es keinen plausiblen Grund gibt, dann gibt es einen unplausiblen und dann ist es eine Form von Benachteiligung und Diskriminierung, die abgestellt gehört. Werden Sie von Ihrer Position als Uni-Rektorin
Zufrieden kann man nie sein. Es gibt immer noch Verbesserungsbedarf. Aber wir haben an der WU immerhin eine spezielle Betriebswirtschaftslehre „Diversitätsmanagement“, wo wir unseren Studierenden – auch in Kooperation mit Firmen – Modelle zeigen, wie entsprechende Unternehmenskulturen und Rahmenbedingungen geschaffen werden können, die solche Vereinbarkeits-Thematiken, aber auch generell die Frage von Inklusion a dressieren und lebbar machen.
„Ich gehe davon aus, für die gleiche Arbeit auch der gleiche Lohn zu z ahlen ist.“
zur person: Univ.Prof. DI Dr. Edeltraud Hanappi-Egger ist seit 1.10.2015 Rektorin der WU Wien. Das Studium der Informatik schloss sie an der TU Wien und an der Universität Stockholm mit dem Doktorat ab. Von 1993-1996 Stipendiatin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. 1996 Habilitation für Angewandte Informatik an der TU Wien. Seit 1.10.2002 Professorin für „Gender & Diversity in Organizations“ an der WU Wien. Im Dezember 2014 Gastprofessorin an der McGill Universität (Desautels Faculty of Management) und an der Universität Montreal. Univ. Prof. Hanappi-Egger hat mehr als 350 Publikationen zu Gender/Diversität in Organisationen verfasst, war an mehreren internationalen Forschungsinstitutionen (zuletzt an der LSE und McGill University) und wurde für ihre wissenschaftlichen Arbeiten mehrfach ausgezeichnet. Ihre Forschungsschwerpunkte waren Organisationsstudien zu Gender/Diversität, Gender und Technik, Feministische Ökonomie und Managementmythen.
aus dahingehend Druck machen?
Ich kann mich dafür einsetzen, aber das sollte selbstverständlich sein. Wird das in die Lehre an Ihrer Universität Einfluss finden?
Wir haben an der Universität einen Kollektivvertrag. Hier wird man aufgrund der Tätigkeit entlohnt und nicht aufgrund der Gender-Zugehörigkeit. Natürlich findet das Thema auch Eingang in die Lehre. Bereits zu Beginn des Studiums haben wir Lehrveranstaltungen, die sich damit beschäftigen. Aktuell z.B. „Special Topics in Economic Policy: Gender Relations and Economics“, in deren Rahmen sich Studierende unter anderem auch genau mit der Gehalts problematik auseinandersetzen.
Was verstehen Sie unter „Feministische Ökonomie“ und „Unbezahlte Care-Arbeit“?
Diese Themen sind makroökonomische Fragestellungen, nämlich, welche Rolle Geschlechterverhältnisse in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung spielen. Für das zweite Thema gab es sogar einen Nobelpreis. Es ist ja schließlich eine interessante Frage, wie man bislang unbezahlte Leistungen, sofern sie privat erbracht werden, in ein ökonomisches Prinzip der Beurteilung und damit auch in Wirtschaftlichkeitsüberlegungen eingliedern kann. Es sind also Themen, die tatsächlich schon diskutiert werden. Praktisch und nationalökonomisch scheinen sie aber nicht auf!
Benachteiligen Kinder die Karriere der Mutter oder umgekehrt?
Das Thema hat sich insofern modernisiert, als wir eine neue Generation von Menschen ha-
Makroökonomische Modelle sind Erklärungs versuche für empirisch beobachtbare Phänomene unter bestimmten Grundannahmen und als solche immer auch der Refle
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 9
xion unterworfen. Ökonomische Modelle sind z.B. früher davon ausgegangen, rationale EntscheidungsträgerInnen hätten immer alle Informationen. Herbert Simon war der Erste, der schon in den frühen siebziger Jahren festgestellt hat, dass dies eine nicht haltbare Annahme ist, weil man nur beschränkte Informationskapazitäten hat. Der ganze ökonomische Diskurs ist seit vielen Jahren sehr lebendig.
bedeutet das: Ich werde für die wichtigen Vorhaben eigene Mitteln aufstellen müssen. Weil ich mir nicht leisten kann und will, diese Universität zum Stillstand zu verurteilen. Insofern wird es auch notwendig sein, Effizienz steigernde Maßnahmen zu setzen und nach Einsparungsmöglichkeiten zu suchen. Aber ganz sicher will ich nicht bei der Qualität von Lehre und Forschung sparen.
Beispielsweise sind die Randzeiten für Übungsplätze unbeliebter. Andererseits kommt es zu Spitzen an den bevorzugten Zeiten. Daraus ergibt sich manchmal ein Verteilungsproblem. Aber wir schaffen es auch kurzfristig, zusätzliche Studienplätze bereitzustellen, wenn unerwartet mehr Personen an den Kursen teilnehmen wollen. Darin sind wir inzwischen hoch effizient.
Ich vermisse von WU-Ökonomen Erklärungen
Eigenmittel heißt was? Studiengebühren?
Kritisiert wird auch, dass man die SBWLs –
über die Besorgnis erregende weltwirtschaft-
Nein. Reserven, die wir haben, beziehungsweise Sponsorgelder.
Spezielle Betriebswirtschaftsfächer – nicht frei
liche Entwicklung seit September 2008. Ein Manko?
Man muss akzeptieren, dass die Wirtschaftswissenschaften Diskurs-Räume sind im Sinne von unterschiedlichen Zugängen und Erklärungen. Die gibt es auch an der WU. Die Wirtschaftswissenschaften und insbesondere die WU als DIE Wirtschaftsuniversität schlechthin im Sinne einer öffentlichen Universität haben die Aufgabe, sich in den Diskurs einzubringen. Und hier sage ich bewusst: wissenschaftlich generiertes Wissen zur Verfügung zu stellen! Ich würde mir wünschen, dass viele Gremien und Politiker auf dieses Wissen ernsthaft zurückgreifen und sich auch beraten lassen. Da sind Universitäten sicher eine gute Adresse. Ein Schwerpunkt in den nächsten vier Jahren seitens des Rektorats ist die Frage der Forschungskommunikation: Wie können wir das Wissen, dessen Generierung ja auch mit öffentlichen Geldern finanziert wird, tatsächlich zur Verfügung stellen. Und wie können wir Wirtschaftswissenschaften so kommunizieren, dass ein Thema verständlich und nachvollziehbar wird.
auswählen kann, sondern Kriterien erfüllen oder Aufnahmetests machen muss.
Studenten klagen, dass sich zu Semester
Es wird also sogar bei den Spezialisierungen
beginn jeweils Hunderte gleichzeitig binnen
noch absichtlich schwer gemacht, das zu
drei Sekunden per Internet für Kurse anmelden
studieren, was einen interessiert.
müssen, weil sie sonst keinen Platz haben und
Wir haben ausreichend SBWL-Plätze geschaffen, damit die Studierenden auch alle einen Platz haben. Aber wir haben eben ein paar „Superstars“ unter den Lehrenden, zu denen alle wollen. Es gibt also eine Ungleichverteilung in der Nachfrage. Ich kann aber nicht rein nachfragegesteuert Plätze vergeben und einem Institut zumuten, dass es viermal mehr Studierende nehmen muss als andere. Das heißt, wir haben ein Verteilungsproblem und kein quantitatives Problem insgesamt. Die WU macht regelmäßig Feedbackschleifen mit Studierenden. Dabei hat sich gezeigt, dass über 90 Prozent ihre präferierte SBWL erhalten und über 80 Prozent die zweite Wahl. Und da ärgert es mich natürlich ein bisschen, wenn die WU eine schlechte Reputation kriegt, die sie sich nicht verdient hat.
womöglich erst ein ganzes Semester später es nochmals auf gleiche Art versuchen können.
Darauf werde ich oft angesprochen. Wir haben im Bachelor Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ganz zu Beginn ein Aufnahmeverfahren. Bei der Anmeldung zu Kursen, die an sich ausreichend zur Verfügung stehen, gibt es aber halt die beliebten Zeiten und ein paar unbeliebtere.
Eine letzte Frage: Stört es Sie nicht, dass Privatgeschäften nachgehen, kaum auf der WU
Euro für den neuen Campus waren da, doch
anzutreffen sind und ihre Assistenten den Lehr-
im Betrieb fehlt das Geld für ausreichend
betrieb „schupfen“? Immerhin werden die Pro-
Personal.
fessoren ja für Voll- und nicht Teilzeit bezahlt!
Der Universitäts-Campus ist unbestrittenermaßen eine große Errungenschaft und ein historischer Meilenstein mit viel internationaler Anerkennung. Allerdings hat sich in den Leistungsvereinbarungen mit dem Ministe rium gezeigt, dass nicht ausreichend Geld zur Verfügung steht, um die Vorhaben, die ich gerne in den nächsten Jahren umgesetzt hätte, zu finanzieren. Das heißt, dass alle neuen Vorhaben gestrichen wurden. Für mich als Rektorin
Ich weiß nicht, woher Sie diese Behauptung haben. Tatsache ist, dass sich unsere Profes sorinnen und Professoren vielfältigen Aufgaben widmen. Dazu zählt das – nebenbei erwähnt – vertraglich geregelte Engagement in der Lehre ebenso wie Forschung und organisatorische bzw. administrative Angelegenheiten. Von außen fehlt hier vielleicht einfach der Einblick, wieviel tatsächlich bewältigt werden muss.
10 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
„Ganz sicher will ich nicht bei der Qualität von Lehre und Forschung sparen.“
credit: Manfred Burger, beigestellt
etliche WU-Professoren in erster Linie ihren WU-Studenten lamentieren: 500 Millionen
C-QUADRAT ARTS Total Return Balanced Verlässlichkeit mit Top-Performance-Chancen *5
Jahre | 21,75 %
*1
Jahr | 2,95 %
*5 * seit
Jahre p.a. | 4,01 %
Auflage p.a. | 5,84 %
Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds zu und garantieren keine gleiche oder ähnliche Performance für die Zukunft. Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko verbunden. Kurse können sowohl steigen als auch fallen. Ausgabe- und Rücknahmespesen sind in der Berechnung der Performanceergebnisse nicht berücksichtigt. Die Performance wurde unter Anwendung der Berechnungsmethode der OeKB (Österreichische Kontrollbank) berechnet. * Berechnungsquelle: Cyberfinancials Datenkommunikation GmbH.
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Wertentwicklung 10 Jahre 30.11.05 – 30.11.15
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Der C-QUADRAT ARTS Total Return Balanced verfügt über flexible Anlagerichtlinien und überzeugt seit mehr als zehn Jahren durch seine Top-Performance. Er kann bis zu 50 % in Aktienfonds und bis zu 100 % in Anleihen- und Geldmarktfonds bzw. geldmarktnahe Fonds und Bankguthaben investieren. Die Erfüllung der Aktienquote kann teilweise auch durch Investments in Einzelaktien erfolgen. Der C-QUADRAT ARTS Total Return Balanced ist ein quantitativ gemanagter Dachfonds der nach dem erfolgreichen ARTS Managementansatz verwaltet wird. Der Fonds verfügt über Top Ratings und ist vielfach ausgezeichnet.
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Diese Marketingmitteilung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt kein Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen dar, noch ist sie als Aufforderung anzusehen, ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung oder Nebenleistung abzugeben. Dieses Dokument kann eine Beratung durch Ihren persönlichen Anlageberater nicht ersetzen. Grundlage für den Kauf von Investmentanteilen sind die jeweils gültigen Verkaufsprospekte, der Jahresbericht und, falls älter als acht Monate, der Halbjahresbericht. Das Kundeninformationsdokument (»KID«, »KIID«) und der veröffentlichte Verkaufsprospekt (inklusive Fondsbestimmungen) für den »C-QUADRAT ARTS Total Return Balanced« in seiner aktuellen Fassung stehen dem Interessenten auf Deutsch bei der Kapitalanlagegesellschaft Ampega Investment GmbH, Charles-de-Gaulle-Platz 1, D-50679 Köln und bei der C-QUADRAT Kapitalanlage AG, Schottenfeldgasse 20, A-1070 Wien, sowie am Sitz der Zahl- und Informationsstelle in Deutschland, Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA, Kaiserstraße 24, D-60311 Frankfurt am Main, sowie im Internet unter www.ampega.de und www.c-quadrat.com kostenlos zur Verfügung. ©2015 Morningstar. Alle Rechte vorbehalten. Details zum Morningstar Rating unter www.morningstar.de. Alle Angaben ohne Gewähr. Stand Dezember 2015
Brennpunkt ° Kommentar
Zweifel am EU-Zentralstaat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ortet eine Zerreißprobe für die Europäische Gemeinschaft. Die Instanzen haben in der Flüchtlingskrise kläglich versagt. Manche Länder wollen die Bevormundung aus Brüssel nicht uneingeschränkt akzeptieren. Wolfgang Freisleben
ie Bürokraten in Brüssel scheinen derzeit ziemlich verstört. So, dass es JeanClaude Juncker fast schon entsetzt auf den Punkt brachte, als er bekannte: Die Union sei in einem schlechten Zustand und sehe sich einer Zerreißprobe ausgesetzt. Der Streit um das dritte Hilfspaket für Griechenland und der mögliche Grexit, also ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion, hat in der EU bereits tiefe Gräben aufgerissen. Ein Brexit, also der Austritt Großbritanniens aus der EU insgesamt, wäre der Anfang vom Ende der heutigen EU. Denn wenn einmal jedes Land beginnt, die Vor- und Nachteile der EU oder der Währungsunion zu überprüfen, dann ist der Ausgang heute ungewiss. Die Wirtschafts-, Finanz- und Sozialkrise, in der sich die Gemeinschaft nun bereits das achte Jahr befindet, hat bereits tiefe Gräben aufgerissen. Das offensichtliche Missmanagement in der Flüchtlingskrise und das Unvermögen, bei den ersten Anzeichen die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, hat das Vertrauen in die EU-Kommis sion und auch in die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, die mit ihrer WillkommensUnkultur Flüchtlinge aus den Lagern in Griechenland und der Türkei herbeigelockt hat, zutiefst erschüttert. Der anhaltende Flüchtlingsstrom droht die EU nun endgültig auseinander zu reißen. Dabei geht es auch um ein Glaubensbekenntnis: Mehr oder weniger Zentralstaat. Müssen sich die Brüsseler Bürokraten wirklich in jedes intimste Detail des täglichen Lebens einmischen und europaweit ein einheitliches Reglement vorschreiben? Kann man sich auf sie verlassen? Oder genügt nicht doch, was schon Charles de Gaulle verlangt hat: eine Union der Vaterländer an
12 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2015
Stelle eines einheitlichen Zentralstaates nach US-Vorbild. Doch wer in Brüssel in eine Spitzenposition aufgerückt ist, zeigt nur mehr wenig Bereitschaft, die Perspektive der Einzelstaaten zu berücksichtigen bzw. diese einzunehmen. Stattdessen legen diese Politiker eine dogmatische Grundhaltung an den Tag: Das eigene EU-Bild wird unkritisch vorausgesetzt oder für unumstößlich gehalten und durch Immunisierungsstrategien gegen Hinterfragungen verteidigt. Diese Überheblichkeit zeigt sich aktuell darin, dass den Griechen angedroht wird, sie aus dem Schengen-Verbund auszuschließen, wenn sie nicht bis Mitte Dezember den Strom der Flüchtlinge durch ihr Land zügeln, die EU-Außengrenze besser sichern und die Migranten besser kontrollieren. Umgekehrt haben die Dänen eben erst in einem Referendum mit 53 Prozent der Stimmen gegen eine engere Kooperation mit den EU-Polizei- und -Justizbehörden gestimmt und Brüssel eine schallende Ohrfeige verpasst, indem sie die Annahme jener 22 EU-Gesetze ablehnten, von denen die Dänen bisher ausgenommen waren. Die Mehrheitsentscheidung innerhalb der EU war gegen den Widerstand von Tschechien, Ungarn, Rumänien und der Slowakei getroffen worden. Tschechien und die Slowakei haben mit Klagen beim Europäischen Gerichtshof gedroht. Schließlich stellte sich kein Geringerer als EU-Ratschef Donald Tusk hinter die Länder, die sich gegen eine erzwungene Zuteilung von Flüchtlingen wehren und fordert eine klare Begrenzung des Flüchtlingsstroms, der bereits zu groß sei. Und während der Streit um die Aufteilung der Kriegsflüchtlinge und Wirtschaftsmigran
„In Brüssel gibt es wenig Bereitschaft, die Perspektiven der Einzelstaaten zu berücksichtigen.” Wolfgang Freisleben, Herausgeber
ten eskalierte, wurde ein internes Papier des Europäischen Rates mit der DokumentenNummer 14300/15 vom 1. Dezember bekannt, in dem eine zweijährige Aussetzung des Schengen-Abkommens für alle Mitglieder vorgesehen ist. Gleichzeitig gab der Innenausschuss des Europaparlaments grünes Licht für Pläne zu einer europäischen Fluggastdatenbank. Das Votum der Abgeordneten ist der beste Beweis dafür, dass nach den verheerenden Anschlägen vom 13. November das zwischeninstitutionelle Pendel in der EU in Richtung der Nationalstaaten ausgeschlagen ist. Im Kampf gegen den IS scheint heute plötzlich vieles recht zu sein, was gestern noch als undenkbar galt. Die Terror-Anschläge in Paris sind jedenfalls der willkommene Anlass dazu, um in der EU Freiheit gegen – vermeintliche – Sicherheit einzutauschen. Allerdings demonstrierten die Attentate von Paris, dass Daten kein Allheilmittel gegen Terror sind. Einige der Terroristen waren nämlich längst auf der Watchlist, sie wurden nur nicht ausreichend überwacht. Gegen Datenspeicherung gibt es überdies ernst zu nehmende Einwände, wie das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom April 2014 zeigt, das grenzenlose Datenspeicherung auf Vorrat untersagt.
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Brennpunkt ° Umbruch im Bankensektor
Überleben in der Schrumpfbranche Europäische Banken haben gegenwärtig an mehreren Fronten zu kämpfen. Die Zentralbanker verlangen immer mehr Eigenkapital, um die Banken krisenfester zu machen. Gleichzeitig erfordern das Vordringen neuer Technologien und das veränderte Kundenverhalten eine gravierende Strukturänderung des Geschäfts. Wolfgang Freisleben och nie hat es in der Zweiten Republik die Banken in Österreich so gebeutelt wie jetzt. Zur Ehrenrettung der Branche sei allerdings an die Bank-, Finanzund Wirtschaftskrise erinnert, die seit September 2008 die Weltwirtschaft lähmt und von den New Yorker Großbanken verur sacht wurde. Zahllose Gerichtsprozesse, Kongress-Hearings und Milliardenstrafen bezeugen dies. Letztere waren allerdings so bemessen, dass sie gleichsam „aus der Portokassa“ berappt werden konnten. Und die Wall Street-Banker sind einfach „too big to jail“ – zu mächtig, um auch tatsächlich im Gefängnis zu landen. Während die Wall Street dank schier unbegrenzter sofortiger Finanzhilfe von Staat und Federal Reserve Bank of New York – inklusive der Haftungen in Billionenhöhe – und laxen Gesetzen längst wieder Rekordgewinne einfahren, würgen europäische Banken noch immer an den Auswirkungen. Die Geld- und Kreditwirtschaft mutiert sogar zur Schrumpfbranche. Hinzu kommt die einzementierte Nullzins-
Politik der Europäischen Zentralbank (EZB), mit der das Zinsgeschäft zu wenig Gewinn abwirft, um daraus genügend Eigenkapital zu generieren. Denn am meisten verdienen die Banken, wenn das Zinsniveau auf Reisen geht – egal, ob nach unten oder nach oben. Gehen die Zinsen rauf, dann heben die Banken zuerst die Kreditzinsen an; die Zinsen der Spareinlagen folgen erst knapp vor dem Aufruhr der Sparer, und dann natürlich nicht im gleichen Ausmaß. Begibt sich das Zinsniveau auf Talfahrt, dann brechen zuerst die Sparzinsen weg. Bei der Senkung der Kreditzinsen schlafen den Bankern dann die Hände ein, so langsam geht das vor sich. Doch in der eingefrorenen Nullzins-Phase können die Banken von diesen Möglichkeiten nur träumen. Gleichzeitig trifft sie „Basel III“ mit voller Wucht. Die so bezeichneten neuen Regulierungsvorschriften umfassen ein Reformpaket, dessen Kern die Eigenkapitalstärkung der Banken ist. Dass die Banken wenig Lust verspüren, neue Kredite mit geringem Zinsgewinn und erhöhtem Erfor-
° Die gröSSten Banken Europas (nach Bilanzsumme) 1. HSBC 2. BNP Paribas 3. Barclays 4. Deutsche Bank 5. Crédit Agricole 6. Royal Bank of Scotland 7. Société Générale 8. Banco Santander 9. Lloyds Banking 10. ING Group
Großbritannien Frankreich Großbritannien Deutschland Frankreich Großbritannien Frankreich Spanien Großbritannien Niederlande
2177 Milliarden Euro 2078 Milliarden Euro 1749 Milliarden Euro 1709 Milliarden Euro 1589 Milliarden Euro 1353 Milliarden Euro 1308 Milliarden Euro 1266 Milliarden Euro 1101 Milliarden Euro 993 Milliarden Euro Quelle: Bloomberg, EU-Kommission
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dernis von Rücklagen zu vergeben, ist verständlich. Doch ohne Kreditwachstum gibt es kein Wirtschaftswachstum. „Geld aus Luft“ (Fiat Geld) können nämlich lediglich Zentral- und Geschäftsbanken generieren. („schöpfen“). Im Euroraum mussten die staatlichen Notenbanken dieses Privileg an die Europäische Zentralbank (EZB) abtreten. Daher haben die Euro-Staaten auch größere Probleme als die restliche EU. Suche nach neuen Wegen zur Verbesserung der Rentabilität Die Finanzbranche sucht nun nach neuen Wegen, um inmitten der Sorgen um die Weltwirtschaft profitabel zu bleiben. Weitere Sparprogramme wie die Eliminierung ganzer Geschäftsfelder folgen, um die Gewinne zu steigern, aus denen die vorgeschriebenen Kapitalerhöhungen vorgenommen werden können. Der bevorstehende gravierende Umbruch bei der Bank Austria mit dem kolportierten Verkauf des Kundengeschäfts und dem Transfer des Ostgeschäfts nach Mailand ist ein Ausdruck dieser Verwerfungen und zugleich ein Hinweis darauf, dass auch die italienische Konzernmutter UniCredit und deren Münchener Tochter HypoVereinsbank (HVB), der unmittelbare Großaktionär der Bank Austria, einer dringenden Reorganisation bedarf. Die HVB wird bis Ende 2015 fast die Hälfte ihrer rund 580 Filialen abbauen. HSBC nach Hongkong, Standard Chartered nach Singapur? Europas größtes Geldhaus HSBC (einst: Hongkong & Shanghai Banking Corpora tion) sieht in seiner neuen Geschäftsstrategie vor, global zwischen 22.000 und 25.000
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Kostenlose Apps von Banken: Von ihrer Weiterentwicklung hängt der Erfolg des Mobile-Bankings im Bankgeschäft ab.
Stellen zu streichen. Aus Verärgerung über die wachsenden Abgaben, die scharfe Bankenregulierung in London und als Vorsorge für einen möglichen Austritt des Königreichs aus der EU haben Aktionäre der HSBC wie auch der Standard Chartered Bank einen Umzug nach Asien ins Gespräch gebracht, wo beide Institute den Großteil ihrer Geschäfte machen. Beobachter halten im Fall eines Umzugs eine Rückkehr der HSBC nach Hongkong für nahe liegend, wo das Institut vor rund 150 Jahren gegründet worden war. Es zog erst 1993 nach London, als es die Midland Bank übernahm. Standard Chartered wiederum hat seit der Fusion der Tradit ionsbanken Standard und Chartered im Jahr 1969 die Zentrale in der britischen Hauptstadt. Die Geschichte von Chartered begann im 19. Jahrhundert gleichfalls in Asien. Kandidat für einen neuen Hauptsitz von Standard Chartered dürfte Singapur sein, wo schon jetzt die meisten Geschäfte getätigt werden. Der Konzernsitz in London steht schon länger auf dem Prüfstand. Für beide Institute zusammen wird dieses Jahr eine Bankensteuer von umgerechnet rund 1,89 Milliarden Euro fällig, 2014 waren es 1,42 Milliarden Euro. Die
Abgabe war 2010 eingeführt worden, um die Institute an den durch die Finanzkrise ausgelösten Kosten der öffentliche Hand für Bankenrettungen zu beteiligen. Die Steuer wurde seitdem acht Mal erhöht. London ist der größte Finanzplatz Europas, was mitunter die Politik der britischen Regierung in EU-Regulierungsfragen stark beeinflusst. Die zweitgrößte Londoner Bank Barclays, das monetäre Flaggschiff der Privatbankiers Rothschild an der Börse, verlor schon im Jahr 2013 7300 Stellen. Im Juli 2015 berichtete die Londoner Zeitung „The Times“, dass nach dem Rauswurf von Konzernchef Anthony Jenkins binnen zwei Jahren mehr als 30.000 weitere Jobs wegfallen sollten. Dann könnte die Zahl der Mitarbeiter weltweit unter 100.000 fallen. Dies werde als einzige Möglichkeit erachtet, das Institut zu stärken und den Aktienkurs zu beflügeln. Brexit vertreibt internationale GroSSbanken aus London Die Royal Bank of Scotland baute 2014 10.000 Mitarbeiter ab und will weitere 14.000 eliminieren, indem sie das ÜberseeGeschäft verkauft und das Investmentbanking weiter schrumpfen lässt. Lloyds streicht
9000 Stellen und schließt 150 Filialen. Sollten Großbritanniens Bürger 2017 oder gar schon 2016 für den Brexit votieren und die Insel der EU den Rücken kehren, dann könnten auch internationale Banken den Standort in London überdenken, wo sie vom Binnenmarkt profitieren. „Am wahrscheinlichsten würden wir einen wesentlichen Teil unseres Geschäfts von London in die Eurozone verlagern – die offensichtlichsten Anwärter wären Paris oder Frankfurt“, ließ Michael Sherwood, Co-Chef der US-Investmentbank Goldman Sachs, schon vor einigen Monaten wissen. Sein Geldhaus beschäftigt rund 7000 Mitarbeiter in Europa, 6000 davon in Großbritannien und nur 200 in Frankfurt. Auch Citigroup, Morgan Stanley und die Bank of America sollen laut Zeitungsberichten ähnliche Pläne haben. Auch Schweizer Banken schwer unter Druck Andere Probleme plagen die Schweizer Banken. Der ehemalige Chefökonom des Branchengrößten UBS, Klaus Wellershoff, zeigte auf dem letzten Bankfachkongress in der Schweiz auf, dass die Bedeutung des Finanzplatzes Schweiz in den letzten Jahren dramatisch abgenommen hat: „Die Finanz-
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 15
Brennpunkt ° Umbruch im Bankensektor
Deutsche Bank schlingert im Krisenmodus Besonders schwer angeschlagen ist die Deutsche Bank. Und zwar so schlimm, dass der frühere Abteilungsleiter im Brüsseler Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung
IST DIE DEUTSCHE BANK EINE KRIMINELLE VEREINIGUNg? Die gescheiterte Idee der Austeritätspolitik Wolfgang Hetzer, Westend-Verlag, 224 Seiten.
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(OLAF), Wolfgang Hetzer, seinem neuen Buch den Titel verpasste: „Ist die Deutsche Bank eine kriminelle Vereinigung?“ Kein Zweifel, der Brite John Cryan als neuer Konzernchef hat mehr zu tun als die üblichen Aufräumarbeiten bei Managementversagen. Daran lässt Betrugs-Spezialist Hetzer keine Zweifel, wenn er die Vorwürfe gegen das Geschäftsmodell der Bank penibel an den Strafgesetzen misst und so detailliert erläutert, dass sich jeder Staatsanwalt viel Arbeit erspart. Er zeigt aber auch auf, wie leicht und tief Banker ins Kriminal abrutschen können, wenn sie lediglich Satzungen, Geschäftsziele und Vertragsrecht im Auge haben, aber die strafrechtliche Relevanz ihrer Handlungen nicht erkennen. Statt mit Gewinnen machte die Deutsche Bank Negativ-Schlagzeilen mit Razzien, Milliardenstrafen, Rekordverlust und mehreren Chefwechsel. Die ehrgeizigen Pläne von seinem Vorgänger Anshu Jain, der die Bank vor allem im Investmentbanking an der Weltspitze verankern wollte, hat Cryan erst einmal begraben. „Die Deutsche Bank hat kein Strategieproblem“, grantelte er. Es hapere aber an der Umsetzung. Cryan verordnet nun dem deutschen Branchenprimus einen harten Sparkurs. Weniger Personal, weniger riskante Geschäfte, weniger Auslandsmärk te. Nach Rekordverlusten streicht die Bank gleich einmal 9.000 Stellen, fast die Hälfte davon in Deutschland. Im Zuge ihres im April verkündeten Strategieschwenks wird sie nicht nur die Postbank mit ihren 14 Millionen Privatkunden abstoßen, sondern auch 200 der rund 750 eigenen Filialen schließen. Das Internet-Banking verdrängt Filialen und Mitarbeiter Doch gravierende Probleme betreffen die ganze Branche. „Die überwiegende Mehrheit hat bisher zwar Kosten gespart, aber ohne fundamentale Änderungen in ihrem Geschäftsmodell“, fasste Aymen Saleh, Managing Director der Boston Consulting Group in London, zusammen. Da die Gewinne wegen der steigenden Kosten sinken und immer mehr Kunden Gebrauch vom
„Die Deutsche Bank hat kein Strategieproblem – es hapert mit der Umsetzung“ John Cryan, CE0 Deutsche Bank
I nternet-Banking machen, schließen die Banken nun weltweit Filialen und setzen Mitarbeiter frei. Das Konsumentenverhalten hat sich eben gravierend geändert. Immer mehr Kunden sind mit dem Internet und immer schnelleren Technikzyklen groß geworden. Diese sogenannten „Digital Natives“ werden immer zahlreicher, die „Internetverweigerer“ hingegen sterben aus. Deswegen muss sich jede Bank intensiv mit den Herausforderungen durch das Internet und den Konsequenzen für das Filialgeschäft auseinandersetzen. Laut Meinungsumfrage des deutschen Bankenverbands erledigen mittlerweile 54 Prozent aller Deutschen einfache Bankgeschäfte wie das Abfragen des Kontostands oder das Überweisen von Geld online. Das sind fünfmal so viele wie noch zur Jahrtausendwende. Natürlich bieten auch die Filialbanken längst Online-Banking an. Das Wachstum kostengünstiger Direktbanken wie der ING-DiBa haben sie damit aber nicht stoppen können. Gerade für die jüngere Klientel ist inzwischen das Internet die wichtigste Anlaufstation in Finanzfragen – nicht mehr die Filiale. Fintechs dringen rasant in das Bankgeschäft vor Wie fortgeschritten diese Entwicklung ist, zeigte vor gut einem Jahr eine Umfrage in England, wonach nur noch 13 Prozent der 18- bis 30-Jährigen ihre Finanzgeschäfte vorwiegend in der Filiale abwickeln. Knapp die Hälfte der Befragten gab an, nicht einmal zu wissen, wo sich die nächste Zweigstelle ihrer Bank überhaupt befindet, berichtete die Londoner Zeitung Independent am 15. November 2015.
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branche in der Schweiz wird zu einer Schrumpfbranche.“ Der Marktanteil der Schweizer Banken beim Offshore-PrivateBanking sei in den letzten 18 Jahren von 40 auf 28 Prozent gefallen. Kein Wunder, dass die UBS seit 2012 das Investmentbanking herunter fährt. Weltweit wurden 10.000 Stellen abgebaut, 2.500 davon in der Schweiz. Gleichzeitig wurde die Vermögensverwaltung in Asien gestärkt. Nach der Restrukturierung soll die Bank nur noch rund 54.000 Vollzeitstellen zählen. Die zweitgrößte Schweizer Bank Credit Suisse verlautbarte im Juli, dass sie weitere 2000 Jobs oder vier Prozent der Beschäftigten streichen wird, nachdem der Gewinn im Investmentbanking eingebrochen ist. Der neue Credit Suisse-Chef Tidjane Thiam verordnete eine neue Strategie. Und die hat es in sich: Die Kosten müssen um weitere 3,5 Milliarden Franken herunter, obwohl die aktuelle Kürzungsrunde noch läuft. In der Schweiz fallen zehn Prozent der Arbeitsplätze weg, gestärkt wird dafür das Asien-Geschäft. Das Investmentbanking schrumpft um 200 Milliarden Franken - vor allem der Anleihehandel muss bluten. Viele langjährige Vorstände werden ausgetauscht und drei neue Divisionen (Schweiz, AsienPazifik, Vermögensverwaltung) geschaffen. Das Private Banking in den USA wird an den Konkurrenten Wells Fargo verkauft – es ist zu teuer.
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Brennpunkt ° Umbruch im Bankensektor
18 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
„Rückbesinnung auf die Filiale“ als falsches Konzept ab Mai 2004. Erich Hampel, Bank Austria, damals Generaldirektor
leistungsfähigen Apps, die eine wachsende Zahl von Services für das Mobile-Banking bieten. Jeder vierte Verbraucher in Europa nutzt Mobile-Banking, so das Analysehaus Forrester Research. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber 2011, als mobile Bankgeschäfte erst von neun Prozent der Verbraucher getätigt wurden. Die Analysten prognostizieren, dass Mobile-Banking das Online-Banking am PC zukünftig bei alltäglichen Bankgeschäften ablösen wird. Weltweit ist Mobile Banking laut einer Studie von Bain & Company bereits heute die vorherrschende Form des Bankings. Leistungsfähige Apps auf dem Vormarsch Der Erfolg des Mobile-Bankings hängt eng mit der Weiterentwicklung der dazugehörigen Apps zusammen – der Software, die mobile Bankgeschäfte erst möglich macht. Die Apps werden von Banken meist kostenlos zum Download angeboten. Sie unterscheiden sich zum Teil erheblich in ihrer Funktionalität, Nutzerfreundlichkeit und Sicherheit. „Die besten Apps zeichnen sich durch einen großen, laufend erweiterten Funktionsumfang und hohen Bedien komfort aus“, sagt Michael Koch, Leiter Online- und Mobile-Banking im Privatund Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank. „Sie erleichtern den Banking-Alltag durch innovative und leistungsstarke Funktionen.“ App-Banken haben bereits Millionen Kunden Die „Meine Bank“-App der Deutschen Bank wurde seit ihrer Einführung 2010 bereits über eine Million Mal heruntergeladen und hat jetzt in einem unabhängigen Ver-
Soll die Bank Austria lebendig zu Tode filettieren: Willibald Cernko, Bank Austria, Generaldirektor
gleichstest von 35 Mobile-Banking-Apps den geteilten ersten Platz in der Kategorie der eigenständigen Applikationen (Standalone Banking-Apps) belegt. Verfasser der Studie war das Marktforschungsunternehmen MyPrivateBanking Research. Das Beratungsunternehmen Consileon Research attestiert: Revolutionäre Anbieter verändern die Spielregeln. Die Bereitschaft zum Filialbesuch nimmt weiter ab. Der massive digitale Umbau der Vertriebskanäle erscheint somit unausweichlich. Die Banken müssen schnellstens neue Zugangswege zum Kunden finden. Genau das hat die Bank Austria verpasst. Im Mai 2004 rief der damalige Vertriebschef Willi Cernko zur „Rückbesinnung auf die Filiale“ mit 100 neuen Mitarbeitern auf. Der Vorstandsvorsitzende Erich Hampel applaudiert. Für diesen trüben Weitblick wurden beide sogar noch belohnt: Cernko avancierte im Oktober 2009 zum Vorstandsvorsitzenden, Hampel wechselte in den Aufsichtsrat, dessen Vorsitzender er heute noch ist. Ihre neue Aufgabe besteht nun darin, Österreichs größte Bank, für die ihr Vorgänger Gerhard Randa Österreichs monetäre Visitenkarte (O-Ton Hannes Androsch) Creditanstalt-Bankverein gekapert und das neue Gebilde dann an die Münchener HypoVereinsbank verscherbelt hatte, lebendig zu Tode zu filetieren: Mit der Übersiedlung des Osteuropa-Geschäfts von Wien nach Mailand und dem Verkauf des Filialgeschäfts hofft sich die marode italienische Konzern-Großmutter UniCredit zu sanieren. Mit einer alternativen drastischen Reduzierung des Filialgeschäfts will Cernko aber noch versuchen, seinen eigenen lukrativen Arbeitsplatz zu retten.
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All dies sind Anzeichen dafür, dass die Branche momentan von der Digitalisierung geradezu überrollt wird. Sie drängt das Filialkonzept ins Abseits. Immer mehr Fintech- und Online-Wettbewerber drängen in den Markt, zum Teil mit großem Erfolg. Die klassischen Banken müssen sich darum wehren. Für die Branche gilt es, die Geschäftsmodelle zu verändern, um sich robust und zukunftsfähig aufzustellen. Ein Weitermachen wie bisher wird jedenfalls nicht zum Erfolg führen. Im Vordergrund steht die Interaktion zwischen Bank und Kunde. Digitale soziale Netzwerke haben unsere Lebensgewohnheiten verändert. Die digitale Welt ist längst Wirklichkeit – und sie wird sich weiter entfalten. Google und Apple halten sich mit Banklizenzen „Google Wallet“ und „Apple Pay“ als Bezahldienste, die zu den eher dynamischeren Teilen der beiden Konzerne gehören. Vom weltweit größten InternetAuktionshaus eBay hat sich vor ein paar Monaten mit einem Börsegang der Bezahldienstleister PayPal abgespalten. Dieser erscheint dem US-Großinvestor Carl Icahn so attraktiv, dass er seine eBay-Anteile in PayPal umgeschichtet hat. Derartige Unternehmen graben sich inzwischen tief in die Wertschöpfungskette der Banken hinein, während sogenannte Peer to Peer-Plattformen als P2P-Lender sogar ins eigentliche Kerngeschäft der Branche vordringen: die Kreditvergabe. Tausende sogenannter Fintechs (abgeleitet von Financial Technology) schossen in den vergangenen Jahren aus dem Boden bzw. den Computern. Die etablierten Banken stehen nun vor der Wahl, Kooperatio nen mit aufstrebenden Fintechs einzugehen oder eigene zu entwickeln. Der größere Teil der Unternehmen in diesem Sektor sind kleine Start-ups, die eher noch für Venture Capital-Finanzierer interessant sind. In zunehmender Zahl tummeln sich aber auch Fintech-Milliardenunternehmen an der Börse. Und selbst die ganz Großen sind in dem Bereich tätig. Immer mehr Kunden erledigen ihre Bankgeschäfte außerdem mobil mit dem Smartphone oder Tablet. Sie profitieren von
KOMMENTAR
DIRK HERRMANN
Bank neu denken
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eine andere Berufsgruppe wurde in der Finanzkrise so angefeindet, wie die Banker. Sie galten als gierig, skrupellos und kalt. Die Krise war für die Bankenwelt Fluch und Segen zugleich. Segen aber nur, wenn sie es verstanden haben, die Stimmen der Kunden zu hören. Jede Krise ist für etwas gut und sei es nur für die Erkenntnis, dass es so nicht weitergeht. Wer kennt ihn nicht, den Satz „Schatz, wir müssen reden“. Ein Satz, der das Leben verändern kann. Diesen Weckruf haben die meisten Banken zwar gehört, aber nicht verstanden.
Eine glückliche Beziehung kann nichts erschüttern, aber eine unglückliche schon. Gerade in der Finanzkrise haben deutsche und österreichische Verbraucher ein „Konto“ beim Bezahldienstleister Paypal eröffnet. Heute nutzen mehr als eine Millionen Österreicher Paypal für Zahlungen im Internet. Zahlungsverkehr ist zwar nur ein Teil des Bankgeschäfts, aber ein wichtiger für Österreichs Banken. Und dieser wird wegfallen, da Konten zukünftig kostenlos geführt werden müssen. Das geht aber nur, wenn das Geld irgendwo anders in der Wertschöpfungskette verdient werden kann. Ein Blick nach Deutschland zeigt, dass die sonst so konkurrierende Bankenwelt Einigkeit zeigt und mit dem Bezahlsystem paydirekt dem Konkurrenten aus den USA die Stirn bieten will. Die Digitalisierung erfordert Mut – Mut zum Wandel. Und ein Blick auf die aktuelle Situation macht deutlich, dass die Digitalisierung mit unverminderter Geschwindigkeit voranschreitet – sich gleichsam zu einem digitalen Tsunami entwickelt und scheinbar von nichts und niemand aufgehalten werden kann. Auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Berufe nimmt der Bankmitarbeiter mittlerweile Platz zwei ein. Der Zahlungsverkehr zeigt uns, wie schnell es gehen kann. Manuelle Überweisungen werden in spätestens zwei Jahren der Vergangenheit angehören. Natürlich gibt es für diesen digitalen Wandel keinen Schalter, der von heute auf morgen umgelegt werden kann. Es ist ein
phone mit fast 100.000 Kunden binnen weniger Monate etabliert haben. Die Fintechs werden etablierte Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister zwingen, ihr Geschäftsmodell anzupassen. Die Digitalisierung ist keine Modeerscheinung, sie wird wie die Elektrifizierung, die Automobilisierung zu einer nachhaltigen Verhaltensveränderung führen. ENTWICKLUNGEN, DIE EINEN GROSSEN NUTZEN BIETEN, SETZEN SICH DURCH
DIRK HERRMANN International Consultant
Prozess über viele Monate. Es liegt in der Natur des Menschen, dem Neuen gegenüber erst mal kritisch eingestellt zu sein. ZU BEGINN EINER REVOLUTIONÄREN VERÄNDERUNG STEHT IMMER SKEPSIS Rückblickend gibt es in der Geschichte viele Beispiele, an denen sich die Angst und Ratlosigkeit des sich ergebenden Wandels aufzeigen lässt. Vor mehr als 200 Jahren hat die Dampfmaschine ihren Einzug in der Textilindustrie und im Bergbau begonnen. Damals stürmten Arbeiter die Fabriken und zerstörten diese neuen Ungetüme – aus Angst, sie würden ihre Arbeitsplätze vernichten. Ein banales Beispiel für die Hilflosigkeit bei gravierenden Veränderungen. Durch die Digitalisierung werden im klassischen Bankgewerbe 50 bis 60 Prozent der Stellen wegfallen. Am Beispiel von Number 26, einer Start-up-Bank, die von sich selbst behauptet, das modernste Girokonto Europas anzubieten, zeigt sich, wie zwei Österreicher in Berlin ein Bankkonto voll digitalisiert mittels Smartphone und nur mit Smart-
In fünf Jahren über ein voll digitalisiertes Bankkonto zu sprechen, oder gar über eine digitale Finanzplanung, wird genau so banal sein, wie heute von einer elektrifizierten Küche zu reden. Finanzplanung wird genauso einfach werden wie die Nutzung eines Navigationssystems im Auto. Musste man noch vor zehn bis 15 Jahren eine Landkarte zu Hilfe nehmen, die Verkehrsschilder mit der analogen Karte und den gefahrenen Kilometern abgleichen, während man sich noch auf den Verkehr konzentrieren musste, macht das heute das Navi automatisch. Heute sind Parameter wie Risiko/Ertrag, Laufzeiten und Fristen und andere Begriffe der Finanzplanung fremd. Zukünftig kann der Anleger sein Ziel eingeben und die digitalen Systeme zeigen die verschiedenen Wege dorthin an. Das ist der Aufbruch in eine neue Welt. Hätte man die Menschen um 1886 gefragt, was sie sich wünschen, hätten sie von schnelleren und stärkeren Pferden gesprochen, aber niemals von einem Auto. So ist es heute auch. Es geht heute nicht darum, den einen oder anderen Prozess in der Bank zu verändern – nein, das Geschäftsmodell und die gesamte Wertschöpfungskette eines Finanzdienstleisters wird neu gedacht. Die Digitalisierung verändert nahezu alle Bereiche. Es geht zukünftig darum, das komplette Geschäft in Frage zu stellen. Wie würde ich eine Bank aufbauen, wenn ich sie heute neu gründen würde. Das sind die Fragen, die sich ein moderner Finanzdienstleister heute stellen muss. www.dirkherrmann.com
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aktien ° Meldungen aus der Hochfinanz
US-Banken schreiben Gewinne, als hätte es „Lehman“ nie gegeben Sie haben an den Märkten gezockt, gutgläubige Anleger übers Ohr gehauen und das Finanzsystem an den Rand des Abgrunds getrieben. Schließlich musste der Staat und die Federal Reserve Bank of New York mit Billionen Dollar einspringen, um die Institute vor dem Bankrott zu retten. Seither verdienen die US-Banken wieder prächtig. Laut einem Reuters-Bericht sind die Bilanzgewinne der Großbanken seit 2009 grandios in die Höhe geschossen. So „erwirtschafteten“ JPMorgan Chase, Citigroup, Bank of America, G oldman Sachs und Morgan Stanley zuletzt gemeinsam im Durchschnitt 41,7 Milliar den US-Dollar pro Jahr. Von 2002 bis 2008 waren es nur 25,1 Milliarden USDollar. Wesentlich dazu beitragen haben Gewinne aus eigenen Handelsaktivitäten. 2014 ist das Konzernergebnis der zehn größten Kreditinstitute der USA – berei-
nigt um positive Steuereffekte – um 24 Prozent auf 82 Milliarden Euro zurück-
Citigroup in New York: Seit 2009 wieder Supergewinne trotz Strafzahlungen.
gegangen. Bei den europäischen Banken stieg das Konzernergebnis zwar um 25 Prozent auf knapp 24 Milliarden Euro, es blieb damit aber erneut stark hinter den Gewinnen der US-amerikanischen TopBanken zurück. Die Supergewinne fuhren die Banken trotz des dramatischen Anstiegs der Klagen und Verurteilungen wegen Betrügereien ein. Zuletzt mussten sechs Banken aus den USA und Großbritannien gemeinsam knapp sechs Milliarden Dollar wegen weiterer Manipulationen auf dem Devisenmarkt berappen. 2014 mussten die jeweils zehn größten Geldinstitute dies- und jenseits des Atlantiks insgesamt knapp 47 Milliarden Euro an Strafen zahlen, davon die US-Banken 36,3 Mil liarden Euro. Die 16 weltgrößten Banken, zu denen auch die Deutsche Bank gehört, mussten 2010 bis 2014 kumuliert rund 280 Milliarden Euro an Strafzahlungen berappen. (wf)
Viele europäische Banken setzen den Rotstift an und kürzen Bonus-Zahlungen für ihre Mitarbeiter. Die amerikanische Großbank JPMorgan, die nach Erträgen weltgrößte Investmentbank, zeigt sich davon unbeeindruckt und wird ihren Bonuspool gegenüber 2014 weitgehend unverändert belassen. Dies teilte das Institut ihren Top-Managern mit. Sollten die Geschäfte im Dezember besser laufen als erwartet, könnte noch nachgebessert werden. Auch die Citigroup hält ihren Bonuspool für Händler und Banker gegenüber 2014 unverändert bei, berichtete der Finanznachrichtendienst Bloomberg. Die Entscheidungen kommen zu einer Zeit, in der einige der weltgrößten Investmentbanken ihr Geschäft reduzieren
20 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2015
und die Mitarbeiterzahlungen wegen der strengeren Kapitalregeln und eines Einbruchs im Zinsgeschäft reduzieren. Darunter Morgan Stanley, die in diesem Bereich ein Viertel der Belegschaft abbauen wird. Goldman Sachs hat bereits angekündigt, die Bonuszahlungen um 16 Prozent zu reduzieren. Europäische Banken hatten gleichfalls Einschnitte bei den Boni für ihre Mitarbeiter vorzunehmen. Die Credit Suisse will ihren Pool um bis zu 60 Prozent reduzieren. Einige Banker bei Barclays erhalten möglicherweise gar keinen Bonus in diesem Jahr, berichtete die Londoner Sunday Times. Die Deutsche Bank kürzt ihren Bonuspool um rund ein Drittel und spart damit etwa 500 Millionen Euro ein. In erster Linie natürlich als kurzfris tiger Beitrag zum Umbau, aber durchaus
auch aus ethischen Gründen. „Ich glaube, dass die Leute im Bankensektor zu viel Geld verdienen“, sagte der seit Anfang Juli neu amtierende Deutsche sBank-Chef John Cryan auf einer Veranstaltung an der Frankfurter Goethe-Universität. „Ein Problem in der Krise war, dass das Management als Ziel vorgegeben hat, so viel Geld wie möglich zu verdienen und die Bezahlung hat das reflektiert.“ Was er damit genau meint, birgt Sprengstoff für die Mitarbeiter: Auch sieben Jahre nach der Finanzkrise hätten die Banken das Thema Gier nicht in den Griff gekriegt, so Cryan. Der Brite, der erst wenige Monate im Amt ist, baute Mitte Oktober den Vorstand stark um. „Neue unbelastete Leute an der Spitze sind der richtige Schritt“, lobt ein Betriebsrat. „Aber es ist noch zu früh, um den Effekt zu bewerten.“ (wf)
creditS: Deutsche Bank,
JPMorgan und Citigroup zahlen weiterhin üppige Boni
°
Meldungen aus der Hochfinanz aktien
Neuerlich Sammelklage gegen zehn Großbanken Den großen Banken droht erneut juristischer Ärger – und schon wieder ist die Deutsche Bank mitten drin: Zehn weltweit führende Geldhäuser und zwei Handelsplattformen sollen mit Absprachen den Wettbewerb auf dem 320 Billionen Dollar schweren Markt für sogenannte Zinsswaps behindert haben. Eine entsprechende Klage wurde am 25. November 2015 bei einem Gericht im New Yorker Finanzdistrikt Manhattan eingereicht. Sie richtet sich unter anderem gegen die Deutsche Bank, aber auch große US-Häuser wie JPMorgan Chase, Goldman Sachs, Bank of America und die Citigroup. Auch die Schweizer UBS und die Credit Suisse wur-
den verklagt, ebenso die britische Barclays und die Royal Bank of Scotland. Eingereicht wurde die Klage von Pensions fonds aus Chicago, die nach eigener Darstellung wegen des eingeengten Wettbewerbs zu viel bezahlen mussten, um solche Derivate-Angebote der Banken in Anspruch zu nehmen. Die Institute verhinderten nämlich einen stärkeren Handel von Zinsswaps auf elektronischen Plattformen. Das habe ihnen über die Jahre Milliarden zusätzlich eingebracht, so die Anklage. Viele Marktteilnehmer nutzen Swaps, um sich gegen Zinsänderungsrisiken abzusichern. Der neuerliche Skandal nach den aufgeflogenen Manipulationen an den Devisenmärkten und von Referenzzinssätzen wie dem Libor zeigen erneut anschaulich,
John Cryan muss sich als neuer Chef der Deutschen Bank mit Klagen herumschlagen.
wie die Großbanken nach wie vor ungeniert mit illegalen Methoden arbeiten und systematisch ihre Kunden betrügen, um Gewinne zu maximieren, obwohl sie bereits zu hohen Milliarden-Dollar-Strafen ver urteilt wurden. (wf)
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 21
bankingPanorama europa – vs. – usa Amerikanische Überlegenheit. Die aktuelle Gemütslage
der Banker dies- und jenseits des Atlantiks könnte unterschiedlicher nicht sein. Während in Europa eine Kündigungs- und Rationalisierungswelle die andere jagt, darf sich ein Großteil des US-Bankensektors in regelmäßigen Abständen über neue Rekordgewinne freuen. Das Online Finanzportal finews.ch hat nun versucht, den Ursachen für dieses eklatante Ungleichgewicht auf den Grund zu gehen und eine Liste der zehn wichtigsten Gründe dafür veröffentlicht. Laut den Schweizern hätten die US-Banken beispielsweise oftmals kompetente Chefs, während die europäischen Geldinstitute nicht selten von „Schönwetter-CEOs“ geleitet würden. Die konsequenten Regulatoren – ja, diese gibt es, auch entgegen der landläufigen Meinung – würden den US-Geldhäusern langfristig gut tun; außerdem hätte die amerikanische Regierung im Zuge der Finanzkrise überhaupt das bessere Krisenmanagement betrieben. Weitere Pluspunkte für die US-Banken wären, so finews, der Bankplatz New York als Zugpferd und globale Finanzmetropole Nummer eins, die verstärkte Fokussierung der amerikanischen Institute auf das Investmentbanking sowie der Größenvorteil der US-Banken. Darüber hinaus sei die Neid-Debatte rund um Bonuszahlungen alles andere als förderlich für den europäischen Bankensektor. In den Vereinigten Staaten gelte nach wie vor der Grundsatz TopBezahlung für Top-Manager. Ein zusätzlicher Vorteil sei auch die Tatsache, dass der Heimatmarkt der US-Banken der größte Finanzmarkt der Welt ist. Weiters würden die Arbeitsmarktgesetze in den USA mehr Flexibilität zulassen, und auch beim Thema Fintech seien die Amerikaner den Europäern weit voraus.
Starke Worte ´´
„Eine Vorreiterrolle der OeNB ist hier unangebracht.“ OeNB-Sprecher Chris tian Gutlederer reagiert auf die Forderung des Nationalbank-Betriebsrats, die Wochenarbeitszeit bei gleichem Lohn von 38,5 auf 35 Stunden zu senken, mit Unverständnis. Die 35-Stunden-Woche sollte „auf Ebene Regierung und Sozialpartner entschieden werden“.
„Wir sind in derselben Situation wie ein Drogenabhängiger.“
Deutschlands Finanzmi nister Wolfgang Schäuble fordert von der EZB eine baldige Erhöhung des Leitzinses und zieht dabei
Zahlenspiele
einen drastischen Vergleich. Eine Normalisierung als Risiko anzusehen, erinnere ihn an das Verhalten eines Abhängigen.
„Der Strukturwandel in der Kreditwirtschaft wird auch vor Österreich nicht Halt machen.“
16
9
britischen Online-Dienstleisters Emolument
Ewald Nowotny sollte sich
mond James Financial. Der Geschäftsbereich
werden die Londoner Investmentbanker für 2015
die heimische Banken-
wurde im Jahr 1999 im Zuge der Übernahme von
ein deutliches Minus bei ihren Boni hinnehmen
landschaft auf eine um-
Bankers Trust durch die Frankfurter erworben.
müssen. Im Vergleich zu 2014 dürften die Bonus-
fassende Strukturbereini-
Auch das amerikanische Top-Management der
zahlungen um durchschnittlich neun Prozent zu-
gung gefasst machen. In
Deutsche Bank wird zu Raymond James wech-
rückgehen. Einzig die Aktienhändler in der Londo-
anderen Ländern wären
seln, wie das Unternehmen mit Hauptsitz in Flori-
ner City dürften relativ ungeschoren davonkom-
bereits Stellen in massivem Ausmaß gestrichen
da in einer Aussendung bekannt gab. Das Private
men, während die Boni ihrer Kollegen, die sich
worden. Diesbezüglich stehe uns „noch einiges
Banking der Deutschen Bank in den USA ist hin-
mit Anleihen, Rohstoffen und Währungen be-
bevor“, so der Nationalbanker.
gegen nicht „part of the deal“ und wird somit
schäftigen, laut Emolument mit Einbußen zu
auch weiterhin von den Deutschen betrieben.
rechnen haben.
wurde, verkauft die Deutsche Bank ihre
US-Privatkundensparte nach 16 Jahren an Ray-
22 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
Bonus-Kahlschlag. Laut einer Anfang Dezember veröffentlichten Studie des
Laut OeNB-Gouverneur CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock; OeNB/Meinrad Hofer
Goodbye. Wie kürzlich bekannt
AKTIV V E R W A LT E T E ANLAGEN. FÜR EINEN AKTIVEREN R U H E S TA N D .
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banking ° Zahlungsdienstegesetz
Sperrgebühren sind rechtswidrig In einem Urteil des OGH wurde festgestellt, dass Banken keine Gebühren für das Sperren einer Bankomatoder Kreditkarte verrechnen dürfen. Wer dafür bereits bezahlt hat, kann die Gebühr wieder zurückverlangen. Ebenso gibt es bereits ein erstes Urteil gegen die Verrechnung von Kreditbearbeitungsgebühren. Mario Franzin
D
24 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
bot. Nach dem Zahlungsdienstegesetz sei die Versendung von Bankkarte oder Code nur zulässig, wenn sie entweder mit dem Kunden vereinbart ist oder der Kunde die Bank dazu auffordert. Die Bank darf dem Kunden auch keine Benachrichtigungs pflicht auferlegen, falls er die an ihn ver sandte Karte oder den PIN nicht erhalten hat. Das Risiko der Versendung oder einer nicht autorisierten Nutzung hat die Bank zu tragen. Banken und Kreditkartenunternehmen. Vollständigkeitshalber sei aber auch festge halten, dass die BAWAG ihren Kunden seit 31. März 2013 – seit dem erstinstanzlichen Urteil – laut eigenen Angaben kein Sperr entgelt mehr verrechnet habe. Weitere Klauseln wurden vom OGH klargestellt Aber auch zu anderen Klauseln stellte der OGH klar, wie das ZaDiG auszulegen sei. Jene Klausel, die nach mehrmaliger Ein gabe des PIN-Codes den Einzug der Banko matkarte vorsieht, sei intransparent. „Es sei der Begriff ,mehrmals‘ im allgemeinen Sprachgebrauch keineswegs klar und es müsse daher eine eindeutige und unmiss verständliche Formulierung gewählt wer den“, so der OGH. Nicht in Ordnung sei auch die Klausel, die bei Nichtrückgabe der Bankomatkarte bei Kontokündigung die kostenpflichtige Sperre vorsieht. Das Argu ment der BAWAG, der entsprechende Pas sus im Zahlungsdienstegesetz sei europa rechtswidrig, ließ der OGH nicht gelten. Die Klausel, die das Kreditinstitut be rechtigt, die Maestro-Karte sowie den dazu gehörigen PIN zu versenden, verstößt aus Sicht des OGH gegen das Transparenzge
Kreditbearbeitungsgebühren wurden ebenfalls bemängelt Nach einer Klage des VKI im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) gegen die Bank für Tirol und Vorarlberg (BTV) bestätigte das Oberlandesgericht Innsbruck, dass die Verrechnung der Kreditbearbeitungsge bühr gesetzeswidrig sei. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Schon die Koppelung der Höhe der Gebühr am ausgeliehenen Betrag sei eine gröbliche Benachteiligung der Kun den. Nachteilig sei auch, dass die gesamte Abgabe auf die Konsumenten abgewälzt werde, obwohl etwa zur Erstellung einer Haushaltsrechnung oder Kreditprüfung die Bank gesetzlich verpflichtet sei. „Wenn der Bank in Erfüllung ihrer vertraglichen und gesetzlichen Pflichten Kosten entstehen, sollen diese nicht auf die Kunden abgewälzt werden“, so VKI-Juristin Beate Gelbmann. Auch am Landesgericht St. Pölten hatte der VKI mit einer Beschwerde wegen der Kre ditbearbeitungsgebühren gegen die Hypo NÖ nicht rechtskräftig Erfolg. Dort bemän gelte das Gericht zudem die Intransparenz der Gebühr. In Deutschland hatte das Bun desgericht die Kreditgebühr bereits im Vor jahr verboten.
credit: Shutterstock
as Zahlungsdienstegesetz, das im No vember 2009 in Kraft getreten ist, brachte Bankkunden zahlreiche Vorteile. Denn für Informationen und Nebenleis tungen durften Banken ab diesem Zeit punkt nichts mehr extra in Rechnung stel len – so auch für die Sperre von Bankomatund Kreditkarten. Das stellte der Oberste Gerichtshof bereits im Jahr 2012 nach einer Verbandsklage des Vereins für Konsu menteninformation (VKI) fest. Im Rahmen des damaligen Urteils gegen die Bank Aus tria wurden 16 Bestimmungen in den AGBs als rechtswidrig befunden. So darf z.B. das Entgelt für die Kontoführung nur erhöht werden, wenn der Kunde zumindestens zwei Monate vorher darüber schriftlich in formiert wird und er eine zweiwöchige Ein spruchsfrist eingeräumt bekommt. Auch die damals vom VKI bemängelten Gebüh ren bei Diebstahl oder Verlust einer Banko mat- oder Kreditkarte wurde vom Obersten Gerichtshof (OGH) als rechtswidrig festge stellt. Die Bank Austria versprach Besse rung, doch die meisten Banken verrechne ten weiterhin Sperrgebühren – z.B. im Falle „kostenfreier“ Kontoschließungen oder bei Verschulden des Kunden. Kürzlich wurde jedoch eine Verbands klage der Arbeiterkammer (AK) gegen die BAWAG vom OGH entschieden, indem er neuerlich feststellte, dass Banken ihren Kunden für das Sperren der Bankomatoder Kreditkarte in keinem Fall etwas ver rechnet werden dürfe. Kunden können laut Arbeiterkammer ein bereits abgebuchtes Entgelt wieder zurückfordern – unabhängig von einer Verschuldensfrage. Das Urteil ist insofern beachtlich, da es nicht nur für die BAWAG gilt, sondern auch für alle anderen
Eine Information der HYPO NOE Gruppe Bank AG
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geldanlagePanorama TOP-PICKS
FABERS FAVORITEN
Zahlenspiel
Edelmetalle. Börsenguru Marc Faber brach
Hedgefonds kopieren? Für alle, die mo-
mentan in Einzelaktien investieren möchten, könnte sich ein Blick in die aktuelle Ausgabe des US-Magazins Forbes durchaus lohnen. Die Redakteure der renommierten Finanzpublika tion haben nämlich umfassend recherchiert, für welche Titel sich die größten Hedgefonds der Wall Street in den letzten Wochen interessiert haben. Ganz oben auf der Liste findet sich dabei die Aktie von Amazon, die sich im dritten Quartal insgesamt neun Hedgefonds in ihr Depot legten. Auf den Plätzen zwei und drei folgen mit einigem Abstand jd.com aus China und der Pharmakonzern Allergan. Weiters in den Top 10 gelandet sind darüber hinaus das Medienunternehmen Comcast, der Bezahldienstleister paypal, Delta Airlines, der Speicherhersteller EMC, die Biotech-Firma Amgen, ebay und der Medienriese Time Warner Cable.
kürzlich eine dicke Lanze für Investments in Edelmetalle. Neben Direktinvestments favorisiert Faber vor allem die Aktien von auf Edelmetalle spezialisierten Bergbauunternehmen. Wie lange es noch dauern würde, bis der Goldpreis und seine „Verwandten“ wieder in die Höhe schnellen, darauf wollte sich der Investmentexperte nicht festlegen. Dass dies passieren würde, sei aber nur eine Frage der Zeit. Im Vergleich zu Aktien wären Edelmetalle einfach zu billig. An alle weiteren Rohstoffe glaubt Faber aber nur bedingt. Rohstoffe im Allgemeinen hätten zwar ihren Boden gefunden, eine besonders deutliche Erholung sei angesichts der schwachen Nachfrage aus China aber unwahrscheinlich.
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How to ... manage a fund of funds. Hakan Semiz, Manager des
beim Dachfonds-Award des GELD-Magazins ausgezeichneten swisspartners-Fonds „SSF Internatio nal Growth Fund Selection“, gab kürzlich einen kleinen Einblick in die „Geheimnisse“ erfolgreicher Dachfondsmanager. Laut Semiz sei das Ziel, nämlich eine Outperformance bei gleichzeitig höherer Produktqualität zu erwirtschaften, nur mittels eines besonders strikten Zielfonds-Selektionsprozesses zu erreichen. Da lediglich zehn bis 20 Prozent der aktiven Manager wirklich added value generieren würden, werden beim Selektionsprozess von swisspartners bereits im ersten Schritt rund 70 Prozent aller Zielfonds ausgeschlossen. Danach wird die Outperformance der restlichen Produkte
Starke Worte ´´
„Nach meiner Einschätzung haben wir 95 Prozent der Strecke zurückgelegt.“
„Ins neue Jahr
würde ich mit geringem Risiko gehen.“
verifiziert und analysiert und auch die Performance Attribution geprüft. Langfristigen Erfolg haben nur jene Dachfondsmanager, die es schaffen, Fehler größtenteils zu vermeiden, ist sich Semiz sicher: „Hierbei ist es essenziell, unfaire Vergleiche zu vermeiden, sogenannte Eintagsfliegen
Starinvestor Bill Gross
ments von vornherein auszuschließen. Generell
Pierre Moscovici ist opti-
empfiehlt, 2016 weni-
zeichnen sich gute Manager dadurch aus, dass
mistisch, der seit Jahren
ger Kreditrisiko und ein
sie den Spagat zwischen zu einseitigen und über-
heiß diskutierten Einfüh-
reduziertes Aktienexpo-
diversifizierten Portfolios professionell meistern.“
rung einer europäischen
sure zu „fahren“. Die
Darüber hinaus gelte es, das Gefühl, man müsse
Finanztransaktionssteuer
Notenbanken würden die
überall dabei sein und jedem Trend sofort fol-
schon sehr nahe zu sein.
Märkte aktuell in Richtung
gen, ebenso auszuschalten wie jenes, das
Eine politische Einigung sei bereits in
des nächsten Crashs steuern, so der beken-
schlechteste Pferd im Stall regelmäßig auswech-
Griffweite.
nende Kritiker von Fed, EZB und Co.
seln zu müssen.
26 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
rechtzeitig zu erkennen und emotionale InvestEU-Währungskommissar
Im Gespräch mit Reiko Mito und Madhav Bhatkuly
° GELDANLAGE
Asien für jeden Geschmack Japans Börse war 2015 ein absoluter Highflyer; Indien wird wiederum als Star der Zukunft gehandelt. Was
trennt die beiden Länder, was verbindet sie? „Gute Gewinnchancen“ werden von den Portfoliomanagern Reiko Harald Kolerus Mito und Madhav Bhatkuly jedenfalls als gemeinsamer Nenner genannt.
GELD °
Wenn wir einen Blick auf Asien wer-
fen – welche Chancen bieten sich für Anleger?
REIKO MITO: Früher war oft von Asien und „Asia ex Japan“ die Rede, das Spektum ist aber viel breiter, als es diese grobe Differenzierung suggeriert. Somit sind auch die Investmentmöglichkeiten vielfälltig. Obwohl es also schwierig ist, von „einem“ Asien zu sprechen, ist doch eine asiatische Vision auszumachen. Ähnlich wie in der Europäischen Union werden Handelsschranken abgebaut und einheitliche Industriestandards geschaffen. Es bestehen bereits viele Handelspartnerschaften in Asien zwischen den einzelnen Ländern und dieser Prozess schreitet weiter voran. Es wird aber auch am Fortschreiten der transpazifischen Partnerschaft mit den Vereinigten Staaten gearbeitet. Diese Trends werden die asiatische Wirtschaft noch weiter verfestigen und stärken. MADHAV BHATKULY: Neben „Asia ex Japan“ wurde Asien bis vor Kurzem gerne als eine mehr oder weniger einheitliche Assetklasse angesehen. Vor rund drei bis vier Jahren hat sich das Bild aber geändert und Indien wird getrennt behandelt. In den vergangenen zwei Jahren hat sich diese Tendenz noch weiter verstärkt. Warum ist das so? Eher nicht, weil Indiens Wirtschaft um so vieles fortschrittlicher ist als in anderen Staaten der Region, sondern weil die Ökonomie des Subkontinents sehr stark binnenwirtschaftlich orientiert ist. Im Unterschied zu den anderen asiatischen Volkswirtschaften, die auf den Export fokussiert sind. Welche Eigenheiten fallen noch auf, wenn wir
CREDITS:beigestellt
von Indien sprechen?
BHATKULY: In den hoch entwickelten westlichen Industrieländern, aber etwa auch in Japan oder China, ist eine Überalterung der Bevölkerung festzustellen – mit den bekannten Herausforderungen für die Wirtschaft. Indien
zeichnet sich hingegen durch eine sehr günstige demografische Entwicklung aus. 45 Prozent der Bevölkerung sind unter 25 Jahren alt, das Durchschnittsalter beträgt 26 Jahre. Sprich: Wir haben es mit einem sehr „jungen“ und dynamischen Land zu tun. Was ebenfalls ins Gewicht fällt ist die soReiko Mito, Fondsmanagerin genannte „dependency Madhav Bhatkuly, FondsJB Japan Stock Fund ratio“. Sie gibt Auskunft da- manager GAM Star India Euity rüber, wie viele Personen in einem Haushalt werktäSun Pharmaceutical Industries, übrigens dertig sind. In Indien steigt diese Zahl, was heißt, dass mehr Kapital für Konsum, Ersparnisse und zeit die größte Position im Portfolio. Investments zur Verfügung steht, was die WirtWas spricht für Japan-Investments? schaft weiter in Schwung bringt. MITO: Die Wirtschaftsreformen des PreWelche Aktien aus Indien sind für den GAM miers Shinzō Abe tragen zweifellos Früchte Star India Equity interessant? und werden auch weiterhin positive AuswirBHATKULY: Wie angedeutet, gehen wir von kungen zeigen. Die viel zitierten ersten beiden einer guten wirtschaftlichen Entwicklung in Pfeile der „Abenomics“ betreffen Quantitative Indien aus. Aber was passiert, wenn diese ProEasing-Maßnahmen und konjunkturelle Stignose nicht aufgeht? Als Antwort suchen wir mulus-Pakete. Sie haben ihr Ziel nicht verfehlt. nach Aktiengesellschaften, die sowohl bei Der dritte Pfeil umfasst Deregulierungen und „Regen als auch Sonnenschein“ gute Geschäfte Reformen für eine langfristige Wachstumsstramachen. Ich nenne diese Titel „individuelle In- tegie. Die Umsetzung zeigt ebenfalls Erfolge, sie seln“, sie profitieren von sehr offensichtlichen benötigt aber Zeit. Hier waren die MarkterwarTrends, die konjunkturunabhängig sind. Ein tungen wohl zu groß. sehr drastisches Beispiel: In zehn Jahren sollen rund ein Drittel aller Inder unter Diabetes Wie finden Sie die besten Aktien? leiden! Inder lieben Zucker, der Konsum steigt MITO: Im JB Japan Stock Fund kombinieren wir zwei Ansätze: Eine Growth- und eine Valueweiter, wobei außerdem eine genetische Disposition vorliegt, die für Diabetes anfällig macht. Strategie. Im Portfolio finden sich sehr bekannte Auch wenn diese Entwicklung traurig stimmt, führende Unternehmen wie Honda, Toyota oder Mitsubishi, aber auch weniger bekannte Titel ist es als Anleger nur logisch, in Unternehmen zu investieren, die auf die Bekämpfung der Zu- wie Symsex aus dem Gesundheitsbereich oder ckerkrankheit spezialisiert sind. So wie etwa der Konsumwert Kao. DEZEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
27
geldanlage ° ETFs
AUSBLIC
Exchange Traded Funds: Das Universum expandiert
Mehr als 1000 ETFs notieren inzwischen an deutschen Börsen und jeden Monat kommen weitere hinzu. Für Anleger ist die Vielfalt von Vorteil. Dennoch bleibt eine Frage: Wie findet man den besten ETF? Sich auf die Kosten und die Art der Replikation des zugrunde liegenden Index zu beschränken, genügt jedenfalls nicht. Wolfgang Regner ei der Auswahl von börsengehandelten Fonds (ETFs, Exchange Traded Funds) sollten Anleger eine Reihe unterschiedlicher Prüfkriterien anwenden. Ein guter Auswahlprozess umfasst mindestens sechs Punkte: die Qualität der Indexreplikation, die Reputation des ETF-Emittenten, die Gesamtkostenquote, eventuelle Kontrahentenrisiken, die verwendete Replikationsmethode- physisch oder synthetisch und, je nach
steuerlicher Situation des Investors, die Steuereffizienz des ETF. Der ETF-Anbieter Blackrock (iShares) empfiehlt einen ähnlichen sechsstufigen Prüfungsprozess: Nach den Vorstellungen der Fondsgesellschaft sollten sich Anleger zunächst über die Struktur und Replika tionsmethode und über die damit verbundenen jeweiligen Risiken informieren. Anschließend sollten steuerliche Aspekte ge-
° definitionen Direkte Replikation Bei der direkten Replikation bildet der ETF einen Index ab, indem er alle Wertpapiere kauft, aus denen der Index besteht. Diese Methode wird auch als „physische“ oder „voll replizierende“ Indexabbildung bezeichnet. Bei Indizes, die sehr viele Titel oder wenig liquide Wertpapiere enthalten, kommt manchmal eine Variante dieser Methode zum Einsatz. Bei der „Sampling“- oder „Optimized“-Technik kauft der ETF nur eine möglichst repräsentative Auswahl der Index-Titel, um den Handelsaufwand zu begrenzen. Indirekte Replikation Um ihrem jeweiligen Basis-Index so eng wie möglich zu folgen, wird oftmals die indirekte („synthetische“) Replikation angewendet. Dabei investiert der ETF mindestens 90 Prozent des Fondsvermögens in ein weitgehend konstant gehaltenes Wertpapier-Portfolio. Die jeweils benötigte Index-Rendite sichert sich der ETF durch ein Tauschgeschäft mit einer Investmentbank (=Swap). Kontrahenten Vertragspartner z.B. eines Finanzgeschäftes, bei ETFs meist ein ETF-Anbieter und eine Investmentbank, die den Swap (Tauschgeschäft) anbietet. Der dabei beteiligte ETFs wird auch als synthetischer ETF bezeichnet. Net Asset Value (NAV) Wert der durch den Fonds gehaltenen Positionen zu einem bestimmten Zeitpunkt. Über den Vergleich des NAV mit dem Börsenkurs können Anleger die Handelsqualität beurteilen.
28 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
klärt werden. Sodann gelte es, im Rückblick festzustellen, wie gut die Performance des ETF im Vergleich mit seinem Underlying – dem zugrunde liegenden Index bzw. Aktien- oder Anleihenkorb – gewesen ist, also ob der ETF wirklich den Index genau abgebildet hat. Viertens sei zu bewerten, wie flexibel der ETF zu handeln sei. Fünftens sollten Investoren die Gesamtkosten des ETF prüfen. Als sechster und letzter Schritt sei schließlich zu klären, ob das Fonds management mit dem Verleihen von Wertpapieren Zusatzerträge generiert und ob der Anleger damit verbundene Risiken – etwa der Insolvenz des Vertragspartners (Kontrahenten) – tragen will. Art der Replikation Die direkte Replikation ist einfach zu verstehen, jedoch ist mit dieser Methodik oftmals ein größerer Handelsaufwand verbunden. So muss der ETF die Zusammensetzung des Fondsportfolios anpassen, wenn sich im zugrunde liegenden Index die Gewichtung der Index-Titel verschiebt oder wenn ein Index-Mitglied ersetzt wird. Zusätzlich müssen alle Aktiensplits, Dividendenausschüttungen, unterschiedliche Währungen und steuerliche Faktoren eins zu eins nachgebildet werden. Für den ETF bedeuten solche Veränderungen also stets Kosten. Je höher die Kos ten, desto schwerer fällt es dem ETF, seinem Basis-Index zu folgen. Mancher direkt replizierende ETF versucht deshalb, durch Zusatzgeschäfte die Kosten aufzufangen. Eine häufig verwendete Technik dazu ist die
credit: Shutterstock
B
CK 2016
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ETFs geldanlage
Das Universum der ETFs expandiert rasant: Alleine in Europa sind bereits über 400 Milliarden Euro in ETFs veranlagt, ein Plus von 20 Prozent (2015).
Wertpapierleihe. Dabei werden Wertpapiere aus dem Fondsvermögen an andere Marktteilnehmer gegen eine Gebühr verliehen. Kritikpunkt dabei ist: Oft sind die Ausleiher Hedgefonds, die auf fallende Kurse spekulieren – sozusagen der Feind im eigenen Bett. Bei indirekt replizierenden ETFs sollten Anleger darauf achten, dass das dafür nötige Tauschgeschäft (Swap) nicht unbedingt mit Investmentbanken abgeschlossen wird, die genau denselben ETF über ihre Fondstöchter anbieten. Das Risiko steigt dadurch zwar nicht, doch könnten für den Anleger versteckte Zusatzkosten anfallen, wenn sich die beiden Swap-Kontrahenten aus demselben Bankenkonzern ein zusätzliches Körberlgeld sichern wollen. Das Swap-Geschäft Ein Swap funktioniert folgendermaßen: Der ETF überträgt die Erträge seiner Wertpapiere auf den Kontrahenten (eine Bank). Die Bank liefert im Gegenzug dem ETF die Index-Erträge. Der Vorteil dieser Methode ist, dass der ETF nicht direkt in die Titel des Index investieren muss. Dadurch erspart er sich Transaktionen und entsprechende Kos ten, die bei direkt replizierenden ETFs anfallen – beispielsweise, wenn sich die Index-
Zusammensetzung ändert. Die indirekte Replikation ist dann sinnvoll, wenn der Index schwer zugängliche Wertpapiere enthält, etwa chinesische Aktien oder wenig liquide Anleihen. Ein weltweit vertretener Swap-Partner kann in solchen Märkten einfacher handeln als die ETF-Gesellschaft. Auch die Verbuchung ausländischer Dividenden ist über eine internationale Investmentbank oft von Vorteil. Mit ETFs lässt sich daher eine Dividendenstrategie effi zienter verfolgen, denn herkömmliche EFTs erhalten ihre Dividenden deutlich später. Bei manchen Anlageklassen kommt für ETFs ohnehin nur die indirekte Abbildung in Frage. Zum Beispiel bei Rohstoff-Indizes: Dort müsste schließlich ein direkt replizierender ETF größere Mengen von Öl, Metallen und anderen Waren einlagern, was einen hohen Aufwand bedeuten würde. Weitere Vorteile sind: Voll replizierende ETFs können keine Strategieindizes (z.B. Short DAX-Index), keine Rohstoffindizes und auch keine Anleiheindizes nachbilden, denn nicht alle für die Abbildung notwendigen Anleihen sind auch am Markt erhältlich. Ob direkte oder indirekte Abbildungsmethode, die Anlage in einen ETF ist stets ein geschütztes Sondervermögen: Das heißt,
das Anlagekapital der Fondsanleger ist vom Vermögen der Investmentgesellschaft getrennt. Dadurch ist das Fondsvermögen unabhängig von Wertänderungen der anderen Fonds der Fondsgesellschaft. Vor allem aber ist das in den Fonds investierte Geld der Anleger vor dem Zugriff der Investmentgesellschaft und ihrer Gläubiger geschützt – auch im Insolvenzfall. Hohe Sicherheit Dennoch sind theoretisch bei beiden Abbildungsmethoden Situationen vorstellbar, in denen das Fondsvermögen teilweise belastet würde. Durch entsprechende Sicherheits-Vorkehrungen bauen die meisten Fondsgesellschaften allerdings diesen Risiken vor. Bei direkt replizierenden ETFs, die Wertpapierleihe betreiben, könnte die Wertentwicklung des Fonds beeinträchtigt werden, wenn der ETF die von ihm verliehenen Wertpapiere nicht zurückerhält. Meist müssen die Ausleiher deshalb ausreichende Sicherheiten auf Sperrkonten hinterlegen. Bei indirekt replizierenden ETFs könnte das Vermögen durch den Ausfall eines Swap-Partners beschädigt werden. Solch ein Ausfall beträfe jedoch höchstens einen kleinen Teil des Fondsvermögens:
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 29
geldanlage ° ETFs
Rechtlich darf der Wert des Swap nicht mehr als zehn Prozent des Fondsvermögens gegenüber einem Kontrahenten ausmachen. In der Praxis liegt der Anteil jedoch meist deutlich niedriger. Manche Anbieter haben bei synthetischen ETFs sogar noch ein weiteres Sicherheitsnetz eingezogen: Sie sichern den ETF gegen mögliche Ausfälle des Swap-Partners, indem sie zusätzlich Wertpapiere, z.B. Anleihen, in einem separaten Depot bei einer Depotbank halten. Der Wert dieser Sicherheiten übersteigt in der Regel die Zahlungsverpflichtungen des Swap-Partners. Die von den ETF-Anbietern ausgewiesenen laufenden Kosten sind ein einfaches und deswegen oft verwendetes
AUSBLIC Vergleichskriterium. Hier lohnt in jedem Fall aber ein genauerer Blick. Die Gesamtkostenquote (TER, Total Expense Ratio) spiegelt nämlich meist die tatsächlichen Kosten eines ETF nicht korrekt wider.
Kosten im Fonds (TER) Teilweise liegen die echten Kosten für den Anleger höher, nicht selten jedoch auch darunter. Im Prinzip setzt die TER die jährlichen Gesamtkosten des ETF ins Verhältnis zum Fondsvermögen. Zur Verwaltungsgebühr fließen in die TER noch weitere Gebühren ein, beispielsweise die Kosten der Depotverwaltung, rechtliche Gebühren oder auch Prüfgebühren für den Jahresbe-
° Drei Musterportfolios – konservativ bis dynamisch FONDS Das offensive Portfolio db X-trackers DAX Comstage Stoxx Europe 600 Source S&P 500 Amundi MSCI Emerging Markets iShares Euro HY Corporate Bond iShares MSCI Quality Faktor dbx € Sovereign Yield Plus Lyxor FTSE EPRA FONDS Das ausgewogene (balanced) Portfolio Comstage MSCI World iShares MSCI Quality Faktor Source MSCI Europe SPDR S&P US Div. Aristocrats Amundi MSCI Emerging Markets db X-trackers Global Sovereign Lyxor Euro Corporate Bond
WKN
ANLAGEKLASSE
PORTFOLIOANTEIL
DBX1DA ETF060 A1JM6F A1C9B1 A1C3NE A12ATE DBX0HM LYX0FL
Aktien Deutschland Aktien Europa Aktien USA Aktien Schwellenländer Hochzinsanleihen Welt Aktien Welt Staatsanleihen Europa Immob. aktien Europa
15 Prozent 15 Prozent 15 Prozent 10 Prozent 20 Prozent 10 Prozent 10 Prozent 5 Prozent
WKN
ANLAGEKLASSE
PORTFOLIOANTEIL
ETF110 A12ATE A0RGCM A1JKS0 A1C9B1 DBX0A8 LYX0EE
Aktien Welt Aktien Welt Aktien Europa Aktien USA Aktien Schwellenländer Staatsanleihen Welt Untern. anleihen Welt
10 Prozent 10 Prozent 15 Prozent 10 Prozent 10 Prozent 25 Prozent 20 Prozent
FONDS WKN ANLAGEKLASSE Das konservative Portfolio Comstage MSCI World ETF110 Aktien Welt Source MSCI Europe A0RGCM Aktien Europa Lyxor FTSE EPRA LYX0FL Immob. aktien Europa iShares USD Treasury Bond A0J207 Staatsanleihen USA iShares Euro Corporate Bond 251124 Untern. Anl. Europa dbx EUR Sovereign Yield Plus DBX0HM Staatsanleihen Europa iShares USD HY Corporate Bonds A1H5UN US-Hochzinsanleihen Cash
PORTFOLIOANTEIL 20 Prozent 15 Prozent 5 Prozent 20 Prozent 15 Prozent 10 Prozent 10 Prozent 5 Prozent Quelle: World Gold Council
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richt. Die gute Nachricht dabei ist, dass Zusatzerträge aus Wertpapierleihe oder ähnliche Tricks die Kosten senken oder sogar eine Extrarendite bringen können. Bei einigen ETFs gelingt das besonders gut, etwa bei ETFs auf den Euro Stoxx 50-Index. Einige Anbieter konnten in der Vergangenheit sogar Zusatzerträge generieren, die über den laufenden Kosten lagen.
Handelskosten für den ANleger Die schlechte Nachricht bezüglich der Kosten ist, dass dem Anleger beim Kauf und Verkauf Handelskosten entstehen, denn er muss den ETF ja schon definitionsgemäß an einer Börse kaufen. Ausgabeaufschläge von bis zu fünf Prozent, wie bei traditionellen Investmentfonds, fallen dabei zwar nicht an, wohl aber Börsengebühren und Kosten des Handelspartners (Market Maker). Zusätzliche Kosten entstehen durch die GeldBrief-Spanne. Sie bezeichnet die Differenz, zwischen den An- und Verkaufskursen der Market Maker (meist eine Bank) an der Börse oder den elektronischen Handelsplattformen. Typischerweise liegt der Ankaufskurs der Händler unter dem tatsächlichen Wert (NAV) des ETF, der Verkaufskurs liegt hingegen darüber. Für Anleger heißt das: Wenn sie den ETF kaufen, zahlen sie im Prinzip etwas zu viel, wenn sie ihn verkaufen, bekommen sie etwas zu wenig. Je größer die Handelsspanne (der „Spread“), desto ungünstiger ist das für den Anleger. Glücklicherweise ist der Spread bei ETFs auf den DAX oder den Euro Stoxx sehr gering. Bei den DAX ETFs beträgt beispielsweise die Handelsspanne an der Deutschen Börse typischerweise weniger als 0,03 Prozent des Kurses. „Die Höhe der Assets bzw. des Fondsvolumens ist ein Indikator für die Attraktivität und die Handelsliquidität des ETF. Je höher die Assets, desto liquider ist in der Regel der Handel bei diesem Fonds und desto niedriger sind der Spread und die anderen Kaufspesen“, erklärt Markus Kaiser, Manager der Starcapital ETF-Dachfonds. Im Schnitt setzt die Deutsche Börse mit ETFs monatlich ein Volumen von rund 16 Milliar den Euro um. Damit ist sie nach eigenen
KOMMENTAR
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ETF SECURITIES
Ausblick 2016: Zinserhöhungen und Konsenserwartungen
Z
war unterscheiden sich alle Zinserhöhungszyklen in der Vergangenheit auf bestimmte Weise voneinander, aber es gibt auch Gemeinsamkeiten. Um das aktuelle Szenario so gut wie möglich nachzubilden, haben wir vier von acht möglichen Zinserhöhungszyklen nach Inkrafttreten des Bretton-Woods-Abkommens ausgewählt. Die Zeitabschnitte im Dezember 1976, Dezember 1986, Februar 1994 und Juni 2004 sind der heutigen Situation insofern am ähnlichsten, als in diesen Zeiträumen die Zinsen entweder fielen oder davor für längere Zeit relativ niedrig waren. TENDENZ ZUM AUSVERKAUF BEI US-STAATSANLEIHEN Zum Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung standen die Anlageklassen – und besonders Aktien – in der Vergangenheit am oberen Ende ihrer Bewertungsspannen oder nahe daran. Die Höchststände bei der Anlagenklassenbewertung sind ähnlich, nur sieht diesmal die Bewertung der US-Staatsanleihen statt der Aktien am überzogensten aus. Laut der Analyse steigen die nominalen Renditen von US-Staatsanleihen häufig um durchschnittlich ein Prozent. Die Situation könnte sich ähnlich entwickeln wie 1994: Die Anleihenbewertungen waren damals ähnlich überzogen und die Renditen stiegen innerhalb eines Jahres um 280 Basispunkte. Die Situation heute ist insofern einzigartig, als dass die Trennlinie zwischen US-Staatsanleihen als Anlageklasse auf der einen und als politisches Werkzeug auf der anderen Seite noch nie so verschwommen war. Es ist besonders schwer vorherzusagen, wie stark sich die Renditen verändern, weil das Anleihenkaufprogramm der Fed die normale Marktdynamik verändert. ZINSERHÖHUNGEN SCHADEN DEM GOLD NICHT Gold ist eines der Beispiele, bei denen die Entwicklung unterschiedlich verlief: 1976, 1986
JAMES BUTTERFILL, Executive Director – Head of Research & Investment Strategy, ETF Securities
und 2004 stiegen die Preise jeweils um 22 Prozent, 25 Prozent bzw. elf Prozent, während die Preise 1994, ein Jahr nach der ersten Zinserhöhung, um 2,6 Prozent fielen. Für den Preisanstieg 1976 und 1986 war wahrscheinlich die Inflation verantwortlich. Aber das trifft für 2004 nicht zu, denn zu diesem Zeitpunkt war die Inflation besser unter Kontrolle. Ein Hauptunterschied war 1994, dass die Realzinsen um drei Prozent stiegen, während sie in den anderen Zeiträumen stagnierten oder sanken. Damit wird die Annahme bestätigt, dass steigende Realzinsen häufig negative Auswirkungen auf die Goldpreise haben. Wir halten eine Wiederholung der Entwicklung von 1994 für unwahrscheinlich, da die Staatsverschuldung eine Erhöhung der Realzinsen begrenzen dürfte und da die Zinserhöhungen der US-Notenbank vermutlich langsamer als der Anstieg der Inflationsrate ausfallen. DER USD – KAUFEN BEIM GERÜCHT, VERKAUFEN BEI DER ANKÜNDIGUNG Vor Zinserhöhungen stagniert der Wechselkurs des USD meistens oder er steigt. In jedem Fall war er dann volatil und der Wechselkurs fiel innerhalb eines Jahres um durchschnittlich sie-
ben Prozent. Diese Tatsache mag kontraintuitiv erscheinen, da die Begrenzung der Geldmenge dazu führt, dass weniger USD im Umlauf sind. Wir glauben, dass die wahrscheinlichste Erklärung dafür ist, dass die Märkte die Aussicht auf eine stärkere Konjunktur und Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt voll einpreisen, bevor dies überhaupt eingetroffen ist. Ein schwächerer USD hat positive Auswirkungen für andere Anlageklassen, speziell für Rohstoffe und Aktien aus Schwellenländern. Die Daten zeigen, dass die Rohstoffpreise jedes Mal um durchschnittlich zwölf Prozent anstiegen, wodurch untermauert wird, dass sich die Preise entgegengesetzt zum USD entwickeln. Industriemetalle zeigen außergewöhnlich gute Ergebnisse, während sich Rohöl anfangs stark entwickelt, dann jedoch oft seitwärts tendiert und im folgenden Jahr volatil bleibt. US-AKTIEN MIT SCHWÄCHERER PERFORMANCE Globale Aktien zeigten mit Kursanstiegen von durchschnittlich sechs Prozent eine tendenziell positive Entwicklung, während US-Aktien zur Volatilität neigen und die Kurse im Jahr nach der ersten Zinserhöhung normalerweise stagnieren. Dieses Mal wird die Entwicklung wohl ähnlich sein, da die Bewertungen von US-Aktien, an den meisten Kennzahlen gemessen, jetzt hoch wirken und US-Unternehmen durch den immer wettbewerbsintensiveren Arbeitsmarkt erhöhtem Margendruck ausgesetzt sind. Die Entwicklung kann für Aktien aber durchaus unterschiedlich verlaufen und hängt von der Glaubwürdigkeit der Fed ab. Wenn es, wie in den Jahren 1976 und 1986, politische Fehlentscheidungen gab, brachen die Aktienmärkte ein. Obwohl wir das Risiko, dass es zu einem politischen Fehler kommen könnte, im bevorstehenden Zinserhöhungszyklus als relativ gering einstufen, würde eine Fehleinschätzung durch die US-Notenbank den Aktienmarkt belasten. www.etfsecurities.com
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geldanlage ° ETFs
Angaben der führende Handelsplatz dieser Art in Europa. Auch das Wachstum auf dem gesamten Kontinent beeindruckt.Vor Kurzem hat das Volumen des ETF-Markts in Europa die Schallmauer von 400 Milliarden Euro geknackt. Das lässt die Gebühren purzeln: Die jährlichen Fees für Produkte auf den DAX oder Euro Stoxx 50 liegen oft nur bei 0,09 Prozent. Es geht aber noch günstiger: Während Branchenkrösus iShares den S&P 500 gegen einen jährlichen Obolus von 0,07 Prozent abbildet, gibt sich die britische Emittentin Source beim US-Leitindex schon mit fünf Basispunkten im Jahr zufrieden. Zum Standardprogramm der Branche zählt beispielsweise der MSCI World. In diesem Börsenindex sind rund 1600 Aktien aus mehr als 20 Industrieländern enthalten. Im ETF-Mantel ist der viel beachtete Index mittlerweile gegen eine TER von 0,20 Prozent zu haben. Auch im kommenden Jahr werden einige bereits laufende Trends weitergehen oder sich sogar verstärken. So meint etwa Martin Eberhard Siegel, Leiter ETF Produktservice, DEKA Bank: „Interessant ist sicherlich die Entwicklung der Fak-
AUSBLIC tor- bzw. Smart Beta-Produkte. Smart Beta ETFs verfolgen meist eine Gewichtungsstrategie, die von der in den Indizes praktizierten Methode der Gewichtung nach Marktkapitalisierung wegführt. Damit lassen sich verschiedene Anlagestile 1:1 umsetzen, etwa die Strategien Value, Size (= Gleichgewichtung), Quality Growth, Minimum Volatility oder Momentum. Diese von den üblichen, nach Marktkapitalisierung gewichteten Indizes sind oft vorteilhaft, aber es gibt auch Negativbeispiele: Investoren, die in den vergangenen Monaten etwa auf einen DAX-DividendenstrategieETF setzten, wurden enttäuscht. Die schlechte Kursentwicklung wichtiger Dividendenaktien wie RWE, E.ON oder Volkswagen ließ den DIV DAX ETF deutlich hinter dem gesamten DAX zurück. Auch interessant sind in Zeiten extrem niedriger Zinsen Renten-ETFs, die versuchen, das niedrige Zinsniveau zu optimieren oder die durch flexible Durationssteuerung die Wahrscheinlichkeit potenzieller (Zinsänderungs-)Verluste verringern.Generell wird der Anteil von ETFs im Vermögensmanagement weiter steigen, insbeson-
dere die Entwicklung von ‚Robo-Advisors‘ wird hier eine große Rolle spielen.“
Beratung durch Robo-Advisors Robo-Advisors sind sogenannte virtuelle Online-Vermögensberater, die den Menschen in dieser Funktion ersetzen können und in den vergangenen Jahren zur Perfektion gebracht wurden. „In der Geldanlage ist eine Zeitenwende im Gange. Der Vermögensberater könnte zunehmend durch Online-Werkzeuge ersetzt werden, mit denen sich ein Anlage-Portfolio maßschneidern lässt“, meint Siegel. In der Praxis ermittelt eine ausgeklügelte Software die Anlagebedürfnisse des Kunden in ein paar kurzen Fragen, checkt seine Risikobereitschaft und errechnet in wenigen Millisekunden eine Anlagestrategie, die aus einem Mix aus Dutzend passiver Indexfonds auf den Aktien-, Renten- oder Rohstoffmarkt besteht. Gefällt dem Nutzer das Musterportfolio, kauft er es mit wenigen Mausklicks direkt beim angeschlossenen Broker. Dann braucht er nur noch ein jährliches Rebalancing (Ursprungsgewichtung wieder herzustellen).
interview ° Bahram Sadighian, ETF-Experte bei iShares (Blackrock) Welche sind Ihrer Ansicht nach
die größten Vorzüge von ETFs?
Bahram Sadighian: Erstens die weitaus günstigeren fondsbezogenen Kosten, wie Management Fee und Transaktionskosten. Denn innerhalb des ETF wird ja nicht gehandelt, es sei denn, es gibt eine Veränderung beim Underlying (dem Benchmark-Index). Zweitens die passive Gestionierung – es gibt keinen Fondsmanager, der – wie recht häufig – seine eigene Benchmark nicht schlagen kann oder gar hinter ihr zurückbleibt. Dazu kommt die Tatsache, dass die Liquidität im ETF-Sektor in den letzten Jahren massiv zugenommen hat. Und schließlich gibt es bei voll physisch replizierenden ETFs kein Emittentenrisiko und eine höhere Transparenz,
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da sich Anleger das ETF-Portfolio täglich ansehen können. Alle ETFs von iShares sind voll replizierend.
ETCs Zertifikate sind. iShares bietet dennoch alle Assetkslassen an.
Bedingt eine voll physische Abbildung der Benchmark in Ihren ETFs nicht tendenziell
Viele ETF-Anbie-
höhere Kosten?
ter wählen Swaps
Nicht unbedingt – das kommt auf das Underlying an. Manche sind leicht abzubilden, bei anderen wird es schwieriger und damit teurer. Ein Problem bildet der Rohstoffsektor. Hier wird der Benchmark-Index meist mit Aktien abgebildet – eine unvollkommene Methode, die auch weniger Diversifika tion mit sich bringt. Oder der Anleger wählt ETCs (Exchange Traded Commodities), doch damit hat er ein Emittentenrisiko, da
als Replikationsmethode – wo liegen die Vorteile?
Theoretisch ja, zumindest was die Kosten betrifft. Allerdings sind diese Swaps für Anleger völlig intransparent, sodass nicht festgestellt werden kann, ob in der SwapKonstruktion nicht doch versteckte Kosten enthalten sind. Dazu kommt das höhere Risiko, nämlich das Kontrahentenrisiko. Der Swap-Vertragspartner könnte ja ausfallen.
credit: beigestellt
GELD °
CK 2015
Was können wir schon heute für morgen tun?
Dr. Heinrich Schaller Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ
Nur eine Bank, die Ihr Geschäft versteht, versteht ihr Geschäft. Ob bei der Erschließung neuer Märkte oder bei der Realisierung laufender Projekte: Um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu sein, brauchen Kunden einen zuverlässigen Finanzpartner, der ihr Business versteht. Die Raiffeisenlandesbank OÖ unterstützt Unternehmen mit maßgeschneiderten Finanzdienstleistungen – von der Optimierung der Kapitalstruktur bis hin zur Absicherung von Markt-, Währungs- und Zinsrisiken.
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Raiffeisen Landesbank Oberösterreich
www.rlbooe.at
Chancen durch Marktverzerrungen Die Anleihenmärkte korrelieren global gesehen derzeit relativ stark. Viele Investoren folgen einem Mainstream,
der z.T. durch die irrationale Geldpolitik der Notenbanken verursacht wird. Dadurch ergeben sich für uns als Anleiheninvestoren zahlreiche Chancen. Man muss nur flexibel darauf reagieren können. einzuschätzen. Wie sind diese Akteure derzeit positioniert?
Beide fokussieren stark auf die noch immer geringe globale „Headline“-Inflation. Diese ist jedoch zum großen Teil durch das preiswerte Öl bestimmt. Die Kerninflationsraten in den einzelnen Ländern sind jedoch gar nicht mehr so niedrig. Aus fundamentaler Sicht müssten deshalb die aktuellen Marktrenditen höher sein. Insbesondere die Staatsanleihen der Hartwährungsländer sind derzeit zu teuer.
Daten deuten darauf hin, dass wir uns am Ende des Konjunkturzyklus befinden. Hat die US-Wirtschaft also ein falsches Zinsniveau?
Das aktuelle Zinsniveau ist für die Verfassung der US-Wirtschaft zu niedrig. Indem sie ihre Entscheidung so lange hinauszögert, läuft die Fed Gefahr, wieder Inflation zu produzieren. Sind die Zentralbanken Ihrer Ansicht nach also zu träge?
Vor allem an den Anleihenmärkten bestimmen die Notenbanken das Geschehen. Was versetzte die Anleger dieses Jahr derart
GELD ° Herr Roberts, auch an den Anleihen-
märkten geht ein turbulentes Jahr zu Ende. Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?
David Roberts: Die Märkte waren viel ruhiger als in den vergangenen Monaten. In Bezug auf Staatsschulden begann der Dezember schlecht, auch die Veröffentlichung der US-Arbeitsmarktdaten ließ eine Zinserhöhung noch vor Ende des Jahres erwarten. Europäische Vermögenswerte folgten, sodass wir Kernprodukte wie fünf- und 30-jährige deutsche Anleihen auf tiefem Niveau kaufen konnten. Doch im weiteren Monatsverlauf bekräftigte die Europäi sche Zentralbank ihre Absicht, die Lockerung der Geldpolitik zu verlängern. Dies und die tragischen Ereignisse von Paris drückten die Erträge; wir verkauften daher vieles, was wir zuvor aufgenommen hatten. Ein Teil Ihres Erfolges beruht darin, die Notenbanken und die Marktteilnehmer richtig
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in Unruhe?
Die Politik der Zentralbanken war für Inves toren schwer verständlich und einschätzbar. Dies hat am Rentenmarkt zu einer enorm hohen Volatilität geführt. Bei den Bundesanleihen kam es ja phasenweise zu einer richtigen Kaufpanik. Viele Anleger sind besorgt und wollen deshalb eine höhere Kompensation ihrer Risiken.
Der tiefe Ölpreis hat zuletzt die Inflation Also ist die EZB für die Panik verantwortlich?
gedrückt. Bleibt das auch in Zukunft so?
Draghi ist ein Meister darin, die Märkte zu manipulieren. Aber manchmal hat er wohl selber den Eindruck, dass er zu weit gegangen ist. Dann rudert er zurück. Das ist sehr irritierend. Wie groß die Verunsicherung der Anleger ist, sieht man ziemlich deutlich am schwankenden Kurs des Buxl-Futures, der sehr lang laufende Bundesanleihen abbildet.
Vorerst bleibt die Inflation unter Kontrolle. Denn die Weltwirtschaft wächst moderat und regional viel gleichmäßiger als früher, was beruhigend ist. Doch die Inflationserwartungen der meisten Anleger sind zu niedrig. Die Inflationsraten könnten nächstes Jahr wieder etwas zunehmen, da der Abwärtstrend beim Ölpreis sich deutlich verlangsamt hat.
Wie ist der Leistungsausweis der
Wie setzen Sie diese Einschätzung in Ihren
US-Zentralbank Fed?
Investments um?
Die Fed hätte mit Zinserhöhungen schon vor einem Jahr beginnen sollen. Denn im Lauf des Jahres sind die US-Wachstumsraten bereits wieder etwas zurückgegangen. Alle vorhandenen
Seit Herbst kaufen wir TIPS, die derzeit sehr preiswert sind. Diese US-Inflations-Linker kommen im Kames Strategic Global Bond Fund inzwischen auf einen Anteil von rund zehn Prozent.
credit: beigestellt
David Roberts, Manager des Kames Strategic Global Bond Fund
Nicht durchwegs. In manchen Bereichen wurde sogar zuviel des Guten getan. Die ultralockere Geldpolitik hat sicher das Wachstum stimuliert, doch das billige Geld ist teilweise in die falschen Bereiche geflossen. Daraus resultiert etwa das gegenwärtige Überangebot an Rohstoffen, vor allem bei Öl. Denn die Geldschwemme führte auf dem US-Ölsektor zu einem Investitionsboom. Leider drückte der Boom vor allem den Ölpreis und hatte nur einen vergleichsweise geringen Beschäftigungseffekt.
°
Im Gespräch mit David Roberts, Kames Capital geldanlage
Wie sind Sie bei „normalen“ Staatsanleihen
Aber welche Rolle spielen die steigenden
Das neue Jahr beginnt in zwei Wochen:
positioniert?
Zinsen bei Unternehmensanleihen?
Was raten Sie Anlegern für 2016?
Die Zinskurve dürfte sich abflachen. Die Renditen der fünfjährigen T-Bonds werden leicht anziehen, während es am langen Ende zu keiner wesentlichen Veränderung kommen dürfte. Daher sind wir bei Staatsanleihen nur sehr begrenzt investiert. Wir haben ShortFutures genutzt, um uns für den erwarteten Renditeanstieg bei den kurzlaufenden Bonds zu positionieren.
Bei den High Yields sind keine drastischen Veränderungen zu erwarten. Bei diesen Papieren spielen das Defaultrisiko und andere Faktoren eine größere Rolle. Wir erwarten, dass die Risikoaufschläge der Hochzinsanleihen wieder sinken werden, was uns und anderen Anlegern Kursgewinne bringen würde.
Ich glaube, kurzfristig wird es bessere Einstiegsmöglichkeiten geben. Stand heute, würde ich Staatsanleihen in Euro shorten, Aktien von europäischen Unternehmen mit einem hohen Anteil an global erwirtschafteten Erträgen favorisieren und mittel- bis längerfristig laufende US-Staatsanleihen ins Portfolio nehmen. Im Verlauf des Jahres – genauer im Juni bzw. Juli – habe ich mir Emerging MarketsAnleihen vorgemerkt. Ich würde auch einige Euro-Unternehmensanleihen kaufen, aber auf größere liquide Namen fokussieren, um irgendwann nächstes Jahr wieder auszusteigen.
Gibt es weitere Themen, die Sie kürzlich gespielt haben?
Eine Untergewichtung von Staatsanleihen macht sicher Sinn, aber gibt es keine regionalen Unterschiede?
Vor einigen Wochen habe ich erwähnt, dass Staatsanleihemärkte in der Regel hoch korreliert sind, vor allem bei den G7, wo die Konjunkturzyklen in der Regel im Tandem verlaufen. Dies will ich differenzieren. Üblicherweise verläuft die Marktrichtung entsprechend der Stärke der Bewegung und trennt Gewinner von Verlierern. Es gibt aber Zeiten, in denen die Korrelation schwindet. Wenn dies geschieht, können extreme Bewertungspunkte entstehen. Derzeit gibt es viele gute Gründe, warum europäische Anleihen weniger Sinn machen als ihre US-Äquivalente.
Erwähnenswert ist die zunehmende Übergewichtung der „grünen“ Anleihen. Unternehmen und besonders Banken haben Schuldverschreibungen emittiert, die sie für Umwelt- oder Nachhaltigkeitszwecke eingegrenzt haben. Diese Anleihen werden normalerweise mit einem Abschlag emittiert. Der Grund dafür variiert, aber sobald die Anleihen im Markt gehandelt werden, verschwindet diese Differenz. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass sie längerfristig eine Renditequelle sein werden, lohnt sich der Kauf dieser Premium-Emissionen. Sobald der Markt einmal etabliert sein wird, wird diese Großzügigkeit von Seiten der Unternehmen wieder aufhören zu existieren.
www.kamescapital.com
zur person: David Roberts ist seit 2004 bei Kames Capital und leitet das Fixed Income-Team. Er ist zudem verantwortlich für das Flagship-Produkt, Kames Strategic Global Bond Fonds. Seit der Auflage des Fonds im Jahr 2007 bewegt sich das Risiko meist unter dem Durchschnitt der Kategorie. Aufgrund der gleichzeitig guten Wertentwicklung erhielten die Anleger bis dato eine hohe risikoadjustierte Performance. Auch im Absolute ReturnBereich ist Kames Capital sehr erfolgreich unterwegs. Der schottische Asset Manager hat sein Angebot basierend auf dem anhaltenden Erfolg des Flagship-Fonds Kames Absolute Return Bond laufend ausgebaut und umfasst nun mehrere Absolute Return-Produkte im Aktien- sowie im Rentenbereich. Insgesamt verwaltet Kames Capital rund 79 Milliarden Euro.
Im Hintergrund schwelen die globalen Risiken. Wie groß sind diese wirklich?
Also sehen Sie trotz steigender US-Leitzinsen den US-Anleihenmarkt positiv?
Wir sind bei langlaufenden US-Staatsanleihen long, aber vor allem bei Unternehmensanleihen. Wir haben derzeit rund die Hälfte unserer Assets in Investment Grade-Anleihen investiert. Zurzeit sehen wir bei Unternehmensanleihen sowohl Investment Grade als auch High Yields als ausgesprochen preiswert an – sowohl im historischen Vergleich, als auch in Relation zu anderen Märkten.
Das Risiko besteht, dass die Politik der Zentralbanken nicht zu einem schwächeren Euro und auch nicht zu europäischem Wachstum oder Inflation führen wird. Wenn sich die US-Wirtschaft in zwei oder drei Jahren abkühlt, wird die Arbeitslosigkeit in Europa immer noch über acht Prozent liegen. Dann müssen wir auf eine starke, konsumgetriebene Wirtschaft in China hoffen, ansonsten werden wir wieder eine Rezession sehen. Die Risiken liegen aber derzeit eher bei Brasilien als bei China.
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AUSBLIC
geldanlage ° Europa-Aktienfonds
Europäische Aktienfonds: Die Überflieger 2016
Wenn man sich das wirtschaftliche Umfeld ansieht, so spricht einiges für ein Investment in europäische Aktien. Wachstum und Investitionen erholen sich, auch die Unternehmensgewinne sollten erstmals seit fünf Jahren nicht enttäuschen. Wir sprachen mit Top-Europa-Aktienfondsmanagern. Wolfgang Regner
G
leich vorweg einige Daten, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Europas Volkswirtschaften machen. Der ifo Geschäftsklimaindex für die gewerbliche Wirtschaft Deutschlands ist deutlich gestiegen, von 108,2 Punkten im Oktober auf 109,0 Punkte im November. Die Einschätzungen zur aktuellen Geschäftslage haben sich wieder verbessert. Der Optimismus mit Blick auf die zukünftigen Geschäfte nahm das dritte Mal in Folge zu. Auch die Auftragseingänge stiegen zuletzt. Deutschland bleibt also seiner Rolle als Konjunkturlokomotive treu. Und der Konsum läuft gut – kein Wunder. Deutsche Autofahrer sparen 2015 10,5 Milliarden Euro Spritkosten. Mit 2014 noch krisengeplagten Ländern können die Deutschen dennoch nicht mithalten: Spaniens Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg zuletzt um 3,6 Prozent, Italien um 2,6
Prozent und Irland sogar um 6,7 Prozent. Der Gesamt-PMI (Einkaufsmanagerindex) für die Eurozone stieg auf 53,9 Punkte – der höchste Wert seit vier Jahren. Zudem zeigten Daten der EZB eine Verbesserung der Kreditbedingungen. Die eng definierte Geldmenge M1, bestehend aus Bargeld und Sichteinlagen, die als Indikator für die kurzfristigen Ausgaben gilt, stieg im September mit einer hohen Jahresrate von 11,7 Prozent. Dazu nehme man noch die DollarStärke und die Ölschwäche und fertig ist der Mix für einen Aufschwung. Und die Wirtschaftsstatistiken könnten weiterhin dank der niedrigen Vergleichsmaßstäbe für positive Überraschungen sorgen. Ein stärkeres Investitionswachstum sowie höhere Staatsausgaben für die Bewältigung der Flüchtlingsströme könnten das BIP-Wachstum um bis zu 0,5 Prozent anschieben. Michael
ifo-geschäftsklima deutschlAnd
Ifo-Konjunkturtest November 2015: Der Stimmungsindikator ist im Aufwärtstrend. Quelle: ifo
36 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
Fraikin, Head of Research, Invesco Quantitative Strategies, fasst die Pro-Argumente zusammen: „Unternehmen bauen Verschuldung ab und investieren wieder, Gewinne und Dividenden wachsen zumindest moderat, auch die Übernahmetätigkeit ist auf einem neuen Hochpunkt mit Übernahmeprämien über dem historischen Durchschnittsniveau.“ Hoher Gewinnhebel Fundamental dürften sich die Unternehmensgewinne 2016 stärker verbessern, als bei dem enttäuschenden Anstieg für 2015, der auf 6,5 Prozent geschätzt wird, zu beobachten ist. Grund dafür ist, dass viele Unternehmen ihre Dollar-Umsätze zu früh gehedged haben und so der Währungs-Gewinnschub erst 2016 voll einsetzen wird. Es gibt aber auch einiges an Gegenwind zu verkraften: Igor de Maack, Fondsmanager bei DNCA Investments, meint dazu: „Die sinkende Nachfrage aus China belastet die großen multinationalen Konzerne: Vor allem Rohstoffproduzenten, Automobilbauer und die großen Produzenten von Konsumartikeln sind betroffen. So kommt Europa der Wechselkurseffekt zwar beim US-Dollar zugute, doch leiden europäische Unternehmen unter der Abwertung der Schwellenländerwährungen gegenüber dem Euro. Dennoch rechnen die südeuropäi schen Unternehmen (Frankreich eingeschlossen) für 2016 mit einem zweistelligen Gewinnwachstum. Nicht unplausibel, denn gerade Frankreich, Italien und Spanien weisen die dynamischste und schnellste wirt-
CK 2016
°
Europa-Aktienfonds geldanlage
schaftliche Entwicklung auf – obgleich sie langsamer wachsen als bei einem typischen Aufschwung.“ Uwe Zöllner, Head of Pan-European Equity, Franklin Asset Management, glaubt, dass sich jeder Anstieg der Verkaufszahlen exponentiell in den Geschäftsergebnissen der Unternehmen niederschlagen dürfte. „Viele Unternehmen in der Eurozone arbeiten mit hohem Gewinnhebel, d. h., sie erzielen weniger Umsätze, können jedoch höhere Gewinnmargen halten. Sollte die erwartete Verbesserung des Verbrauchervertrauens zu mehr Umsätzen führen, dann könnten großzügige Margen höhere Gewinne bescheren“, erklärt Zöllner. „Die Staaten der Eurozone haben Budgeteinsparungen und Strukturreformen in Angriff genommen, insbesondere im Hinblick auf die Arbeitskosten. So haben zum Beispiel Irland und Spanien ihre Arbeitskosten in den letzten fünf Jahren um 10,5 Prozent gesenkt. Selbst Griechenland, das Problemkind der Eurozone, hat die Arbeitskosten um 18 Prozent senken können.“ Insgesamt sieht Zöllner die Gefahr eines Rückschlags an den Aktienmärkten dennoch wachsen. „Nur die niedrigen Zinsen und Ölpreise verhindern derzeit einen Crash“, so Zöllner.
Anlagestrategien: Ein bunter Mix Thorsten Paarmann, Fondsmanager des Invesco Pan European Structured Equity Fund, selektiert Aktien aus allen Sektoren und Ländern, sofern sie bestimmte Eigenschaften aufweisen. Zyklische Aktien sind aktuell sogar deutlich übergewichtet, wobei es nicht unbedingt Value-Titel sind. „Wir investieren in die Aktien, die relativ zu ihrer Vergleichsgruppe (gleiche Industrie, gleiche Region) überdurchschnittliche Gewinn revisionen aufweisen. Unser Ziel sind nicht Aktien mit dem höchsten Gewinnwachstum. Das kann auch bedeuten, Gewinne stabil zu halten, wenn sie woanders stark fallen. Das absolute Gewinnwachstum des Gesamtmarktes interessiert uns nicht“, erklärt Paarmann. Nicht nur der Quality Growth-Ansatz ist mit über sieben Jahren einer Outperformance in die Jahre gekommen – auch die Dividendenstrategie er-
scheint aktuell etwas überlaufen zu sein. Doch Mark Nichols, Fondsmanager des Threadneedle Pan European Equity Dividend, winkt ab: „Das Aktienmarkt-KGV verglichen mit dem Anleihemarkt-KGV befindet sich auf einem hundertjährigen Tief.“ Er achtet auf ein stabiles, durch starke Markenartikel abgesichertes und hohe nachhaltige Cashflows gekennzeichnetes Geschäftsmodell. „Dabei gefallen uns vor allem jene Firmen, die von Angebotsengpässen profitieren. Wie eben bei Markenartiklern (Luxusanbieter Richemont), bei Anbietern einzigartiger Technologien oder Anbietern patentgeschützter Produkte, wie z.B. Pharmakonzerne. Diese profitieren von hoher Preismacht, einem hohen Schutz vor Margenerosion und gut prognostizierbaren, steigenden Cashflows“, sagt Nichols. Werden die Unternehmen diesmal nicht enttäuschen? Dazu meint Nichols: „Die Schwäche kommt vor allem aus dem Industrie- und Kapital-Investitionsgütersektor. Im Dienstleistungsbereich sieht es deutlich besser aus, wie die jeweiligen Einkaufsmanagerindizes belegen. Für 2016 erwarten Analysten ein Gewinnwachstum von 8,6 Prozent. Selbst wenn die Unternehmensgewinne nur um drei bis vier Prozent wachsen, ergibt sich plus einer Dividende von im Durchschnitt 3,5 Prozent und Aktienrückkäufen von einem Prozent und Sonderdividenden eine Gesamtrendite von rund acht Prozent. Das lässt sich noch steigern, indem man die schwachen Sektoren konsequent meidet – wie Öl, Bergbau und Energie sowie Telekom, Versorger und Banken, aber die
starken übergewichtet, wie Basis- und zyklischen Konsum sowie den Gesundheitssektor.“ Auch Zykliker können durchaus attraktiv sein Auch zyklische Unternehmen, deren Aktivitäten sich vor allem auf (Kern-)Europa konzentrieren, können attraktiv sein, und zwar vor allem in Sektoren, die nicht von Währungsschwankungen betroffen sind. Ein gutes Beispiel wäre der Telekomsektor. „Unser Investmentstil ist vom Value getrieben. Das heißt, wir investieren in Aktien, die unter ihrem fairen Wert notieren. Zusätzlich müssen diese Firmen stabile Erträge erzielen und über solide Bilanzen verfügen“, erklärt DNCA-Experte de Maack. Matt Siddle, Europa-Fondsmanager bei Fidelity, sieht positive Macro-Faktoren, z.B. fallende Finanzierungskosten – nicht nur bei Bankkrediten, sondern auch am Corporate Bond-Markt, den tiefen Euro und tie fere Ölpreise. „Risiken für eine zyklische Erholung (steigende Anleiherenditen, steigender Euro, weniger Exporte, vor allem nach China, das Auslaufen struktureller Reformen, schwächerer Handel innerhalb der Eurozone) sind eher erst 2017 zu erwarten. Positive interne Faktoren sind günstige Finanzierungsbedingungen, steigende Zuversicht unter den Unternehmen, starker privater Konsum auch wegen eines anziehenden Lohnwachstums“, meint Siddle. Auch er bevorzugt Qualitätsunternehmen, die hohe Cashflows generieren und über robuste Geschäftsmodelle verfügen. Er mei-
° Die besten Aktienfonds Europa ISIN LU0313923228 IE0004766014 LU0212178916 IE00B5VJPM77 LU0125944966 IE0002921975 IE00B4ZJ4188 LU0489687243 LU0260085492 LU0271656307
FONDSname BSF European Opportunities Extension Comgest Growth Mid-Caps Europe PARVEST Equity Europe Small Cap EI Sturdza Strategic Europe Value Fund MFS Meridian Funds-Europ. Sm. Comp. Metzler European Smaller Companies Comgest Growth Greater Europe Opport. Mandarine Small&Mid Caps Europe Jupiter JGF European Growth Pioneer Funds European Potential
Volumen Perf. 1 J. 3 J.p.a. 691 Mio. € 36,1 % 32,5 % 119 Mio. € 31,4 % 19,8 % 2.125 Mio. € 28,0 % 21,6 % 841 Mio. € 23,8 % 20,8 % 1.307 Mio. € 21,9 % 18,5 % 613 Mio. € 31,8 % 22,8 % 151 Mio. € 26,6 % 18,3 % 805 Mio. € 27,1 % 20,0 % 2.416 Mio. € 27,6 % 18,9 % 1.587 Mio. € 25,2 % 20,8 %
5 J.p.a. 21,5 % 17,0 % 16,3 % 15,3 % 16,6 % 14,1 % 16,0 % 14,2 % 14,3 % 14,8 %
ter 5,67 % 1,63 % 2,24 % 3,07 % 1,97 % 1,78 % 1,61 % 2,85 % 2,00 % 2,05 %
Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Reihung nach Ertrag/Risiko, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2015
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 37
AUSBLIC
geldanlage ° Europa-Aktienfonds
det aber zyklische Unternehmen nicht von vornherein. Es gibt auch „Quality of cyclical Growth“ – wie z.B. bei SAP. Taktische Positionen hält Siddle im Energiesektor. „Die Buchwerte der großen Ölförderer sind so tief wie seit 60 Jahren nicht mehr. Kürzungen bei Explorationsinvestitionen legen viel Cashflow frei und lassen das Ölangebot sowie die Lagerbestände sinken. Die Nachfrage steigt langsam wegen der tiefen Preise“, erklärt Siddle. Den übrigen Rohstoffsektor jedoch meidet Siddle. Bei Banken ist er weiterhin vorsichtig. „Die Nettozinsmargen sind stark unter Druck, zudem gibt es eine große Kluft zwischen operativen Gewinnen und Gewinnen pro Aktie – infolge Anteilsverwässerungen bei Kapitalmaßnahmen. Ich bin untergewichtet und halte einige Positionen in Skandinavien, UK und der Schweiz.“ Für die Unternehmensgewinne ist er positiv gestimmt. „Die Downgrades betrafen vor allem den Rohstoffsektor und Unternehmen mit hoher Exposure in den Schwellenländern, vor allem durch Währungsabwertungen.“ Cédric de Fonclare, Fondsmanager des Jupiter European Opportunities, sieht einige Vorteile bei Unternehmen, die stark in der Eurozone verankert sind. „Es spricht zumindest dafür, dass die guten Nachrichten von Unternehmen kommen, die stark auf die europäische Binnenwirtschaft angewiesen sind. Und es ist gut möglich, dass Unternehmen, die von der Erholung der europäischen Wirtschaft profitieren, auch diejenigen sein werden, die 2016 am besten wachsen werden.“ Er
meint, dass europäische Gewinne nicht insgesamt enttäuscht haben. Unternehmen der Eurozone konnten nach aktuellen Maßstäben relativ starke Gewinne verzeichnen, wohingegen die Schweiz und Großbritannien das europäische Gesamtergebnis in Mitleidenschaft gezogen haben. Nichts destotrotz gibt es nach Jahren der Umstrukturierung sehr wenig Raum, die Profita bilität zu verbessern. Steigende Gewinne würden also ein größeres Umsatzwachstum erfordern.
der Einnahmen aus dem Bereich der elektronischen Bauteile ist Conti kaum noch ein Reifen-, sondern ein Technologiekonzern. Auch der Comgest Growth Europe kann einen langjährigen erfolgreichen Track Record vorweisen. „Europa hat ein Wachstumsproblem. Über die vergangenen zehn Jahre haben Unternehmensgewinne in Europ a quasi stagniert. Man kann diese Wachstumsschwäche als strukturell bezeichnen. Daher investieren wir in Unternehmen, deren Wachstum weitgehend unabhängig vom Konjunkturzyklus ist, z.B. durch erfolgreiche Innovationen. So sind Unternehmen wie Geberit, Iliad oder Lindt trotz Fokussierung auf Europa in der Vergangenheit stark gewachsen. Inditex wächst weiter stark in den Schwellenländern, wo die Penetration der Modekette Zara noch nicht so weit fortgeschritten ist wie etwa in Europa“, erklärt Franz Weis, Teamleiter Europa von Comgest.
Skeptisch gegenüber Banken „In diesem Umfeld ist besonders wichtig, selektiv zu sein und nicht zu viel für Wachstum zu bezahlen, um erfolgreich zu sein. Wir beabsichtigen am Markt keine oder kaum Prämien für ein Portfolio aus Unternehmen zu zahlen, die über gute Bilanzen und einen bewährten Track Record hinsichtlich der Generierung eines konstanten Cashflows verfügen“, sagt de Fonclare. Autohersteller wie Peugeot sind Schwankungen des Wirtschaftskreislaufs ausgeliefert und haben auch historisch gesehen Probleme gehabt, dauerhaft über den Kapitalkosten Rendite zu erwirtschaften. Unternehmen wie VW und BMW sind von der Autonachfrage in China abhängig. Dagegen suchen wir nach Firmen, die über ein strukturelles Wachstum verfügen, das über die Zahl verkaufter Autos hinausgeht. Unsere Beteiligung an Continental passt in diese Kategorie. Mit mehr als 12.000 Softwareentwicklern und einem signifikanten Anteil
Bilanzreparatur bei Banken kommt voran Eurozone M3 & Kreditvergabe der Banken (%yoy) Kredite
Ausblick: Heiter bis wolkig „Wir stehen einer Erholung des Gewinn wachstums ohne ein Anspringen der Konjunktur skeptisch gegenüber. Hohe Fiskaldefizite, das globale Output Gap und hohe Arbeitslosigkeit in Europa machen uns nicht zu Konjunkturoptimisten. Gewinnwachstum für ein europäisches Aktienport folio kann man nur über Stock Picking erreichen. Das Kriterium Qualität spielt in unseren Fundamentalanalysen die wichtigste Rolle. Qualität bedeutet geringes Risiko und gute Vorhersehbarkeit – so wie bei
Exportrate der Industrieländer nach China Exporte nach China in % des BIP Durchschnitt für 2012- YTD 2015 Australien Kanada Japan Deutschland USA Frankreich Italien UK
Kredite an den privaten Sektor
M3 (%yoy)
Sowohl die Geldmenge M3 als auch das Volumen der Bank kredite befinden sich im Aufwärtstrend. Quelle: Macrobond, 16.10.2015
38 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
Unter den entwickelten Ländern weisen Australien, Kanada, Japan und Deutschland ein relativ hohes China-Exposure auf. Quelle: IMF DOTS und Macrobond, 16.10.2015
CK 2016
°
Europa-Aktienfonds geldanlage
eurozone: bescheidener BIP-zuwachs lässt Dennoch die gewinne der Unternehmen steigen 6
45 35
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25
2
15 5
0
-5 -15
-2
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2014
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2010
2008
2007
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2002
2001
1999
1998
1996
1995
-6
-25
BIP für die Eurozone (linke y-Achse) in Prozent MSCI Eurozone EPS 12-Monat-Prognose (rechte y-Achse) in Prozent
1993
-4 1992
Unternehmen wie Inditex, Wirecard, Essilor oder Bayer. Es gibt auch das etwas zykli schere Qualitätswachstum, das wir in unserem opportunistischen Quality GrowthFonds Comgest Greater Europe Opportunities abbilden. Unternehmen wie Atlas Copco gehören dazu. Die Fokussierung auf Wachstumsnischen sowie schlanke Geschäftsmodelle erlauben Wachstum mit hohen Gewinnmargen. Geberit schafft es seit Jahren in einem rückläufigen europäischen Baumarkt, doppelstellig zu wachsen“, schließt Experte Weis. Das gelingt Geberit durch konsequentes Marketing bei Klempnern und anderen Installationsfirmen. Der Comgest Growth Europe beweist, dass hohe Gewinne auch bei niedrigem volkswirtschaftlichen Wachstum möglich sind. Der Fonds rentiert auch 2015 sehr gut.
-45
Die Unternehmensgewinne hinkten dem BIP-Wachstum zuletzt etwas hinterher. Quelle: JPMorgan, IBES. 7. Oktober 2015
interview ° Igor de Maack, Fondsmanager bei DNCA Investments für Invest Convertibles GELD °
Wie sehen Sie die aktuellen
Fundamentaldaten aus Europa?
Igor de Maack: Die Makrostatistiken Europas der jüngsten Zeit sind recht positiv ausgefallen, vor allem die Einkaufsmanagerindizes. Das Kreditwachstum verbessert sich langsam, aber sicher, und die Aktivitäten im Privatsektor waren noch nie so hoch – sogar in Frankreich. Die EZB macht zwar grundsätzlich einen guten Job, doch da gibt es einen entscheidenden Nachteil: Der Markt in Europa ist stark fragmentiert und leidet unter nationalen rechtlichen Unterschieden und zahlreichen Ineffizienzen. Die neu geschaffene EU-weite Bankenaufsicht sollte hier wichtige Verbesserungen bringen. Dennoch: Bisher ist der einzige Erfolg des QE-Programmes der EZB die Abschwächung des Euro.
credit: beigestellt
Wo liegen die größten Risiken für Europa?
Vor allem in den USA. Eine Rezession dort – wenn auch derzeit nicht sehr wahrscheinlich – würde dramatische Konsequenzen für die gesamte Weltwirtschaft
und auch für Europa haben. Andere exogene Risiken wären eine harte Landung in China, doch diese hätte vor allem für asiatische Länder wie Vietnam, Korea, Thailand und Indonesien negative Auswirkungen. Europa wäre davon nicht so stark betroffen.
Die Gewinnrevisionen waren 2015 negativ, da die britischen Gewinne pro Aktie schwächer tendierten. Doch gerade diese britischen Unternehmen haben in Europa-Indizes ein hohes Gewicht. Wenn man sich den Gewinntrend für 2015/16 in Frankreich, Italien und Spanien ansieht, so zeigt sich jeweils ein zweistelliges Wachstum. Allerdings hat vor allem die Abschwächung in China den positiven Gewinnrevisionen wieder ein Ende gesetzt. Auf China sollte man sich nicht allzu sehr verlassen. Vielmehr sollten die tiefen Finanzierungskosten, der weiter schwache Euro und der niedrige Ölpreis die Profitabilität der kontinentaleuropäischen Firmen tendenziell verbessern. Dadurch kommt auch ein relativ hoher Gewinnhebel 2016 zu Stande.
Mit welcher Begründung?
Die Eurozone ist von der EZB bisher gut abgeschirmt worden. Neben dem schwachen Euro, den tiefen Ölpreisen und sinkenden geopolitischen Risiken – alles externe Faktoren, die sich 2016 abschwächen werden, gibt es auch positive interne Einflüsse. Zu nennen sind da vor allem die sehr niedrigen Finanzierungskosten dank der Geldpolitik der EZB. Weitere interne Faktoren wären die hohen Sparguthaben, die für den privaten Konsum zum Teil realisiert werden könnten, sowie die gute Zuteilung von Krediten. Und es werden Reformen durchgeführt, wenn sie auch nicht ausreichend sind. Auf der Mikro-Ebene haben vor allem die Unternehmensgewinne enttäuscht…
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 39
In Wachstumswerte investieren Die französische Fondsgesellschaft Comgest liebt die Kunst des Stock Picking. Die Anlageprofis sind immer auf der
Suche nach den besten Aktien, wobei Qualitätswachstum als Auswahlkriterium an vorderster Stelle steht. Nicht zuletzt in Europa wird das Team fündig. Harald Kolerus Wie wird sich die Wirtschaft der Euro-
zone 2016 und darüber hinaus entwickeln? Sehen Sie makroökonomische Vorteile gegenüber anderen großen „Wirtschaftsblöcken“ wie den USA oder den Emerging Markets?
Franz Weis: Zuverlässige Prognosen zur Wirtschaftsentwicklung zu erstellen ist sehr schwierig: Auch die anerkanntesten Ökonomen und Organisationen wie der Weltwährungsfonds sind ständig gezwungen, ihre Schätzungen zu ändern. Gerade deshalb verfolgen wir bei Comgest die Wirtschaftsentwicklung nur am Rande und natürlich insoweit sie einzelne Unternehmen betrifft. Mit unserem klar auf Qualitätswachstum ausgerichteten Anlagestil konzentrieren wir uns allerdings auf diejenigen Unternehmen, die in der Lage sind, auch ohne eine Konjunkturbeschleunigung dynamisches Umsatz- und natürlich Gewinnwachstum zu erzielen. In 2016 wird die Eurozone wachsen, aber dieses Wachstum bleibt wahrscheinlich auf moderatem Niveau und scheint sich nicht zu beschleunigen: Die Staatsbudgets werden nach wie vor restriktiv gehalten; die Konsumenten verhalten sich angesichts der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit vorsichtig; die Unternehmen sehen keinen Grund, ihre Investitionen zu erhöhen und die Exportdynamik ist durch die konjunkturelle Entwicklung in den Schwellenländern abgeschächt. Von der Dynamik insgesamt wird die Eurozone nach wie vor mit den USA und den Schwellenländern nicht mithalten können. Alle diese Tendenzen werden auch in den zahlreichen Gesprächen bestätigt, die wir mit Unternehmen regelmäßig führen. Sie sind Bottom-up-Investor, dennoch sei die Frage erlaubt, ob die EZB Ihrer Meinung nach die richtigen Rahmenbedingungen für Europas Wirtschaft setzt? Welche Impulse würden Sie sich erhoffen?
40 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2015
Weis: Die EZB hat wunderbare Arbeit geleistet, indem sie während der Finanz- und Wirtschaftskrise und der europäischen Staatsschuldenkrise den Teufelskreis des Pessimismus brach und Anlegern wieder Zuversicht einflößte. Ob das massive Programm des „Quantitative Easing“ auch wirklich der Wirtschaft hilft oder nur die Preise an den Finanz- und Immobilienmärkten hochtreibt, das bleibt dahingestellt. In den USA haben mehrere Quantitative EasingProgramme eine nur geringe Beschleunigung der Konjunktur herbeigeführt, und das auch nicht sofort. Das Problem in der Eurozone ist, dass man der EZB abverlangt, alle Probleme zu lösen, wobei sie eigentlich durch die verantwortungslose Fiskalpolitik und mangelnde Wirtschaftsreformen von den nationalen Regierungen maßgeblich mitverursacht wurden. Außer in den Ländern, die aufgrund der Staatsschuldenkrise zu Reformen gezwungen wurden, ist in der Eurozone wenig an Reformwillen zu erkennen: Politiker finden es eben leichter, die EZB um Hilfe zu bitten, als selbst womöglich unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Was macht den „Alten Kontinent“ Europa für
weniger bekannte, aber sehr innovative Unternehmen. Man muss sie nur identifizieren, aber gerade darin liegt die Herausforderung für uns als Stock Picker. Erklären Sie bitte kurz den Growth-Ansatz von Comgest?
Eva Fornadi: Bei Comgest suchen wir Unternehmen, die nicht nur wachsen, sondern dies dynamisch, nachhaltig und zuverlässig tun. Konkret bedeutet dies, dass wir ein jährliches zweistelliges Gewinnwachstum über mindes tens fünf Jahre sehen wollen, das zudem wenig von der Konjunktur, riskanten Akquisitionen oder großen unvorhersehbaren Entscheidungen abhängt oder einfach durch Kostensenkungsprogramme erzielt wird. Comgest verfolgt keinen Growth-Ansatz im Sinn eines kurzfris tigen Wachstumsmomentums, sondern einen Qualitätswachstumsansatz, der langfristig ausgerichtet ist, versucht, Risiken zu vermeiden und auch nichtfinanzielle Nachhaltigkeitskriterien (ESG) in Betracht zieht. Das Kriterium Qualität spielt in unseren Fundamentalanalysen die wichtigste Rolle : Qualität bedeutet geringes Risiko und Vorhersehbarkeit.
Aktieninvestoren im gegenwärtigen Umfeld interessant?
Können Sie konkrete Beispiele für Growth-Titel
Rebecca Kaddoum: Egal, wie die Konjunktur sich entwickelt, gibt es in Europa Unternehmen mit einzigartigen Produkten, Markennamen oder technischem Know-how, die oft eine weltmarktführende Position einnehmen, sich in dynamisch wachsenden Nischen positionert haben, innovative Produkte auf den Markt bringen oder auch in neue Regionen vordringen und dadurch attraktives Wachstum erzielen. Wer weltweit in den Sparten Modekleidung, Kosmetik oder Software investieren will, der kommt an Firmen wie Inditex, L’Oréal oder SAP nicht vorbei. Zudem gibt es so einige
in den verschiedenen Csomgest-Portfolios nennen?
Weis: Inditex ist die größte Position im Comgest Growth Europe. Das Unternehmen wächst sowohl durch die Eröffnung neuer Läden, als auch die Expansion in neue Länder und einen sehr erfolgreichen Online-Auftritt. Das einzigartige Geschäftsmodell und die Positionierung der Marke sind erfolgreich in bisher 86 Staaten, wobei der Marktanteil teils noch verschwindend gering ist: daher also das Potenzial, das starke Gewinnwachstum noch über viele Jahre hin fortzusetzen.
credit: beigestellt
GELD °
°
Im Gespräch mit R. Kaddoum, F. Weis, E. Fornadi, Comgest geldanlage
Fornadi: Im MidCap Europe halten wir Sartorius Stedim Biotech, ein weltweit führender Ausrüster für die Biopharmazeutik. Eine steigende Anzahl neu zugelassener Medikamente sind Biopharmazeutika, die auch zunehmend mit Einwegprodukten hergestellt werden: Gerade das ist die Stärke von Sartorius Stedim, dessen Position auch durch hohe Markteintrittsbarrieren geschützt ist. Kaddoum: Greater Europe Opportunities sucht besonders dynamisches Gewinnwachstum und findet dies in Unternehmen wie Criteo: Die französische, aber an der US-Börse notierte Firma analysiert die Kaufabsicht von Konsumenten und erhöht durch eine gezielte Schaltung von Werbung die Erfolgschancen von Online-Verkäufern. Comgest bietet drei Europa-Akteinfonds an – wo liegen die Unterschiede?
Weis: Comgest Growth Europe ist unser Flagship-Fonds, der mit unserem seit 25 Jahren bewährten Anlageansatz in dynamisch wachsende Unternehmen investiert und dabei sehr auf die Vermeidung von Risiken bedacht ist. Die meisten Firmen sind trotz ihrer Größe nach wie vor in der Lage, zweistelliges Gewinnwachstum zu generieren, wobei der Fonds natürlich auch immer in einige mittelgroße Unternehmen investiert. Die durchschnittliche Marktkapitalisierung liegt bei ca. 55 Milliarden Euro. Fornadi: Der einzige Unterschied des Comgest Growth MidCap Europe ist, dass dieser Fonds in kleinere Unternehmen investiert (im Schnitt vier Milliarden Euro). Diese Firmen sind Weltmarktführer, aber in kleinen Nischen, oder aber es handelt sich um Unternehmen, die bereits bewiesen haben, dass sie ein erfolgreiches Konzept haben, das man ausbauen kann. Das heißt, diese Firmen sind noch klein, aber auf dem besten Weg, viel größer zu werden. Kaddoum: Der Fonds Comgest Growth Greater Europe Opportunities setzt den Qualitätswachstumsansatz opportunistischer an. Der Fonds bevorzugt besonders dynamisch wachsende Unternehmen. Um dies zu erreichen, beharrt er nicht unbedingt auf die strengste Erfüllung aller Qualitätskriterien, vermeidet aber gemäß dem Stil des Hauses sehr riskante Titel, wie starke zyklische oder unverhersehbare Geschäftsmodelle.
In allen drei Fonds ist die Gesundheitsbranche stark gewichtet – warum?
Weis: Bei Comgest besteht die Portfoliokonstruktion zu 100 Prozent aus der Einzeltitelauswahl. Anders gesagt, wir investieren da, wo wir Qualitätswachstum identifizieren, unabhängig, welcher Branche ein Index die Aktie zuteilt oder in welchem Land das Unternehmen seinen Hauptsitz hat. In den Branchen Gesundheit finden wir Erfolgreiche Europa-Fondsmanager (v.l.): Rebecca Kaddoum, Franz einfach viele Unternehmen, Weis, Eva Fornadi von Comgest. die Innovationen auf den Markt bringen, die einzigartige Produkte oder Dienstleistungen anbieten, Europe. Besonders im aktuellen schwierigen Konjunkturumfeld, in dem die europäischen aber zur gleichen Zeit durch Patentschutz oder Unternehmen insgesamt in den letzten zehn aufsichtsrechtliche Vertriebszulassungen vor möglichen neuen Konkurrenten geschützt sind. Jahren und auch in 2015 wieder nur geringfügig, Außerdem bedeutet der weltweite demogra- wenn überhaupt, die Gewinne steigern konnfische Trend der alternden Bevölkerung eine ten, ist diese Wachstumsdynamik ein wichtiger klar vorhersehbare Steigerung der Nachfrage Differenzierungsfaktor und Kurstreiber. nach medizinischen Produkten und Lösungen. Comgest wurde erneut von Feri Eurorating als Im Comgest Growth Europe liegt bei der
bester Asset Manager in der Kategorie Aktien
Länder-Allokation Frankreich vorne. Ist hier ein
fonds ausgezeichnet. Der Comgest Growth
gewisser „home bias“ vorhanden oder verfügt
Greater Europe Opportunities wurde zum
Frankreich tatsächlich über so viele hervor
besten Europa-Aktienfonds gekürt. Was ist
ragende Unternehmen?
das Geheimnis des Erfolges?
Fornadi: Die Frankreich-Gewichtung im Comgest Growth Europe ist einzig allein das Ergebnis der Einzeltitelauswahl. Das hat mit dem Sitz von Comgest in Paris nichts zu tun. Das Europa-Team bei Comgest besteht aus mehreren Nationalitäten, und wenn man die Ländergewichtungen der beiden anderen Fonds betrachtet, dann führt dort die Einzeltitelauswahl zu einem unterschiedlichen Ergebnis, also einer geringeren Gewichtung Frankreichs.
Weis: Die Auszeichnung durch Feri freut uns natürlich, weil es die harte Arbeit der letzten Jahren aller Kollegen im Europa-Team anerkennt. Bei Comgest bleiben wir seit unserer Gründung vor 30 Jahren dem Qualitätswachstumsstil treu: Wir konzentrieren uns ausschließlich auf die Aktien, von denen wir zuverlässiges Wachstum erwarten, ohne große Risiken in Kauf nehmen zu müssen. Auch wenn dieser Fonds ein wenig oppunistischer agiert, so hält uns dennoch die konsequente Anwendung unseres Anlagestils davon ab, Wetten auf Konjunktur, Währungen, Zinsen, politische Ereignisse oder auch auf Stil- oder Sektorrotation im Markt einzugehen. Bei unseren Qualitätswachstumsunternehmen sehen wir eine deutlich bessere Vorhersehbarkeit bezüglich des langfristig bedeutendsten Faktors für die Wertentwicklung: das Gewinnwachstum.
Welche Vorteile bieten vor allem europäische Mid Caps im Sinne des Growth-Gedankens?
Fornadi: Kleinere Unternehmen finden es einfacher, schneller zu wachsen. Wir gehen bei den Unternehmen des Comgest Mid Cap Europe in den kommenden fünf Jahren von jährlich 16 Prozent aus, das bedeutet ganze drei bis vier Prozent mehr als im Comgest Growth
dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 41
AUSBLIC
geldanlage ° Frontier Markets
Grenzgänger mit Potenzial
Schwellenländer litten zuletzt unter gebremstem Wachstum – internationale Investoren zogen als Konsequenz massiv Kapital ab. Einige Experten halten diese Bewegung aber für bereits übertrieben und rechnen mit einem Comeback. Sogenannte Frontier Markets sollen im Zuge dieser Erholung aus der zweiten Reihe für positive Überraschungen und hohe Gewinne sorgen. Harald Kolerus er an Emerging Markets denkt, dem kommt an erster Stelle zumeist China in den Sinn. Immerhin hat sich das Reich der Mitte zur global zweitgrößten Volkswirtschaft hinter den USA hinaufgekämpft und hat noch immer Lust auf mehr. In der Vergangenheit beeindruckte China die Welt mit Wachstumsraten im zweistelligen Bereich. An Fahrt verloren Doch diese Zeiten sind vorbei und man muss sich mit einer BIP-Steigerung weit unter zehn Prozent zufrieden geben: Skeptische Beobachter haben die Prognosen sogar auf bis zu fünf Prozent per annum zurückgeschraubt, was alle asiatischen Märkte in Mitleidenschaft gezogen hat. An dieser Stelle muss aber sofort hinzugefügt werden, dass die Abschwächung, wenn schon nicht gewollt, so doch von Peking in Kauf genommen wird. Dazu kommentiert Thu Hoai Nguyen, Managing Direktorin bei VinaWealth Fund Management JSC, einer Tochtergesellschaft der in Vietnam beheimateten Investment-Gesellschaft VinaCapital: „Das Reich der Mitte befindet sich in einer Periode der Transformation, die Wirtschaft, die bisher vom Export getragen wurde, wird jetzt auf Binnenkonsum umgestellt. Obwohl das Wachstum Chinas auf fünf bis
sechs Prozent gesunken ist, bleiben diese Zahlen nach wie vor beeindruckend. Die Stabilität Chinas könnte eine bedeutende Rolle bei der Erholung der gesamten Emerging Markets spielen.“ Und es mehren sich die Stimmen von Experten, die so ein Comeback für immer wahrscheinlicher halten. Bei Mirae Asset Global Investments zeigt man sich vor allem für Asien optimis tisch, weil hier „die Mittelklasse auf dem Vormarsch ist und kräftig konsumiert“, wie es in einer Präsentation des Unternehmens heißt. Für Emerging Asia spreche auch die in vielen Ländern günstigere demografische Ausgangslage im Vergleich zu den hoch entwickelten westlichen Industriestaaten. Wobei die Augen nicht nur auf „klassische“ Emerging, sondern auch sogenannte Frontier Markets gerichtet sind. Frage der Definition An dieser Stelle ist es an der Zeit für eine kurze Begriffsbestimmung. Die Grenzziehung fällt zwar oft schwierig, prinzipiell kann aber gesagt werden, dass Emerging Markets höher entwickelt sind als Frontier Markets, und zwar, was die allgemeinen wirtschaftlichen Strukturen als auch den Aktienmarkt betrifft. Aber gehen wir weiter in die Tiefe, bei Schroders findet man etwa diese Definition: Frontier-Märkte (auch
° die besten AktienFonds Frontier Markets ISIN IE00B68FF474 LU0666200349 LU0562313402 LU0566482161 LU0390136736
FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 J.p.a. 5 J.p.a. Charlemagne Magna New Frontiers 17 Mio. € 3,1 % 15,7 % – HSBC GIF Frontier Markets 300 Mio. € 1,3 % 14,8 % – Schroder ISF Frontier Markets Equity 1.006 Mio. € -9,1 % 14,5 % – Aberdeen Global - Frontier Markets Equity 260 Mio. € -1,4 % 8,7 % – Templeton Frontier Markets 868 Mio. € -5,3 % 6,3 % 2,8 %
ter 6,69 % 1,54 % 2,12 % 1,89 % 2,59 %
Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Dezember 2015
42 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
Grenzmärkte genannt) bieten Zugang zu einigen der dynamischsten und wachstumsstärkstenVolkswirtschaften der Welt und werden dabei von starken langfristigen Wachstumstreibern unterstützt. Ähnlich günstig sind die Anlagemöglichkeiten, da die Marktliberalisierung an Tempo gewinnt und die Bewertungen, absolut gesehen, im Vergleich zu den Industrie- und Schwellenländern attraktiv erscheinen.“ In einem von Unsicherheiten beherrschten globalen Umfeld bieten sich laut Schroders den Anlegern durch die geringe Korrelation der FrontierMärkte zu den Industrie- (und Schwellen-) ländern zudem erhebliche Diversifikationsvorteile. Stichwort streuung An diesem Punkt knüpft Franklin Adatsi, Mitglied des Global Emerging Markets-Teams bei Jupiter Asset Management, an: „Unabhängig betrachtet und mit derselben Sorgfalt und Due Diligence wie andere Anlagen in Schwellenländern beurteilt werden, können Frontier Markets ein wertvolles Diversifikationspotenzial bieten. Da die Schwellenmärkte durch einen starken Dollar, sinkende Rohstoffpreise und wachsende Unsicherheit in Bezug auf China gebeutelt werden, kann sich Diversifikation als besonders wertvoll erweisen.“ Der Experte findet es auch wichtig, das Image dieser aufstrebenden Märkte ins rechte Licht zu rücken: „Frontier Markets bzw. Grenzmärkte – allein der Name lässt in unserem Kopf das Bild eines Ortes am Rande der Gesetzlosigkeit entstehen. Eine Art Wilder Westen, in den sich nur die mutigsten Anleger vorwagen. Dieser Ruf ist unserer Ansicht nach weitgehend unberechtigt, über-
creditS: beigestellt, Archiv
W
CK 2016
°
Frontier Markets geldanlage
„China könnte eine bedeu tende Rolle bei der Emerging Markets-Erho lung spielen.“
„Die Defini tion als Frontier Markt hängt von der Reife des Aktien marktes ab.“
Thu Nguyen, VinaWealth
schattet er doch einige der zahlreichen positiven Eigenschaften, die diese Märkte besitzen: Aussichten auf starkes Wirtschaftswachstum, günstige demografische Gegebenheiten, gesunde Staatshaushalte, gute Corporate Governance und hohe Ausschüttungen seitens der Unternehmen.“ In diesem Zusammenhang können laut dem Spezialisten in Frontier Markets notierte Unternehmen einen wertvollen Bestandteil einer umfassenden Schwellenländerstrategie darstellen. Jean Médecin, Miglied des Investmentkomitees bei der französischen Fondsgesellschaft Carmignac, bringt noch ein weiteres Pro-Argument ins Spiel: „Frontier Markets sind weit weniger vom ,Tapering-Tantrum‘ betroffen als andere Emer ging Markets. Unser Investmentansatz für Schwellenländer lautet jedenfalls: Zuerst das richtige Land finden, dann den passen den Sektor und schließlich die besten Aktien, wobei wir Qualitätstitel favorisieren.“ Marktreife entscheidet Auch Wlliam Ballard, Manager des „Aviva Investors Emerging Markets Equity Small Cap Fund“, haben wir nach seiner Definition für Emerging/Frontier Markets gefragt: „Die Klassifizierung eines Landes als Frontier Markt ist mehrheitlich bestimmt durch die Zugänglichkeit und die Tiefe dessen Aktienmarktes. Das heißt, dass ein Frontier Aktienmarkt über weniger liquide Wertpapiere verfügt. Oft gibt es sogar Einschränkungen für ausländische Investoren. Die Bezeichnung Frontier Markt spiegelt hingegen nicht die Wachstumsperspektive eines Landes, dessen Entwicklungsniveau oder dessen Bruttoinlandsprodukt wider.“ Peru beispielsweise wurde laut dem Exper-
William Ballard, Aviva
ten kürzlich im MSCI vom Frontier Markt zum Schwellenland heraufgestuft. Das Land läuft aber Gefahr, wieder heruntergestuft zu werden, sollte sich die Anzahl börsenkotierter Unternehmen vom gegenwärtigen Niveau zurückentwickeln. Kuwait wiederum verfügt über signifikant mehr börsenkotierte Unternehmen und höhere Liquidität als Peru, ist aber aufgrund der Zugangsbeschränkung für ausländische Investoren als Frontier Markt eingestuft. Prinzipiell optimistisch für die „Gattung“ der Frontier Markets fällt die Einschätzung von Stefan Böttcher, Fondsmanager bei Charlemagne Capital, aus: „Die Volkswirtschaften der Frontier Märkte wachsen stärker als die der Emerging Markets und der Industriestaaten. Es ist auch eine überdurchschnittliche Steigerung der Unternehmensgewinne in den Frontier Markets zu erwarten“, so der Experte (Charlemagne ist ausschließlich auf Emerging Markets spezialisiert). Ins selbe Horn stößt auch Malek Bou-Diab, Lead Portfolio Manager des BB African Opportunities Fund: „Emerging Markets haben in den vergangenen 20 bis 30 Jahren ökonomische Reformen gestartet, die zu hohen BIP-Wachstums-Niveaus geführt haben. Das hat ihnen erlaubt, den Anstand zu den Deveolped Contries zu reduzieren. Wir sehen Frontier Markets als Ökonomien, wo Reformen die Wirtschaft potenziell ebenfalls vorantreiben können. So kommen die Emerging Markets in Tuchfühlung.“ Chris tian Mejrup, Fondsmanager bei der auf Schwellenlandinvestitionen spezialisierten Investmentboutique Global Evolution, fasst für das GELD-Magazin nochmals die Vorzüge der Frontier Markets zusammen: „Performance-Treiber inkludieren noch unbe-
rührte natürliche Ressourcen, ökonomisches Aufholpotenzial, ausländische Direktinvestitionen, eine sich verbessernde politische und wirtschaftliche Governance sowie die Entwicklung der lokalen Finanzmärkte. Frontier Märkte sind von ausländischen Investoren zudem noch nicht ,überlaufen‘ worden.“ Argentinien bis Lettland Werfen wir nun konkret einen Blick auf die Länder, die in diversen Frontier Markets-Indizes enthalten sind. Solche werden bereits von großen Anbietern wie Dow Jones, MSCI, FTSE, Russell oder Standard & Poor’s berechnet und zur Verfügung gestellt. Hier stößt man doch auf die eine oder andere Überraschung: Es finden sich Länder wie Argentinien ebenso wie die Elfenbeinküste, Botswana, Jordanien oder Bangladesch, aber auch Rumänien, Estland, Litauen oder Lettland. Letztgenannte vier Staaten sind bekanntlich Mitglieder der Europäischen Union. Obwohl die Story der
MSCI Frontier Markets
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Auch die „Grenzländer“ konnten sich der Krise der Emerging Markets nicht entziehen.
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AUSBLIC
geldanlage ° Frontier Markets
Schwache Entwicklung Was die Performance betrifft, konnten sich die „Grenzgänger“ übrigens nicht aus dem Sog der allgemeinen Emerging Markets-Krise befreien: So ist etwa der FTSE Frontier 50, er repräsentiert eine Aktienauswahl aus 26 Frontier Märkten, auf Sicht der vergangenen zwölf Monate um rund 15 Prozent gefallen. In den letzten fünf Jahren schlägt ein Minus von über zehn Prozent zu Buche. Vielleicht ist es also doch nicht die beste Idee, sich auf Frontier Markets zu kon-
° was sind frontier markets? Der Ausdruck Frontier bedeutet Grenzland und ist ein Überbegriff für kulturelle, weltanschauliche oder staatliche Abgrenzung. Der Begriff Frontier-Market hat sich für Länder etabliert, die unter anderem ein niedriges Pro-Kopf-Einkommen und einen im Vergleich zu den weiter entwickelten globalen Schwellenländern einen relativ unterent wickelten Kapitalmarkt aufweisen. Zu den Grenzmärkten im Sinne des MSCIFrontier-Markets-Index gehören 26 Staaten in Asien, Afrika und Lateinamerika sowie im Nahen Osten. Allerdings gibt es innerhalb der Grenzmärkte von den sehr wohlhaben den Volkswirtschaften im Nahen Osten bis zu den weniger entwickelten, aber rasant wachsenden afrikanischen Staaten sehr starke Kontraste. Die genaue Grenzziehung zwischen Frontier- und Emerging Markets kann also manchmal schwerfallen.
44 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
zentrieren? Dazu meint Ballard: „Bei uns unterscheiden unsere Fondsmanager nicht zwischen Frontier und Emerging Markets, sondern vereinen beide in einem Anlage universum. Wir glauben, dass dies aus der Optik eines aktiven Managers mehr Sinn macht, da die Zugänglichkeit zu Frontier Märkten von Land zu Land und manchmal sogar von Investment zu Investment va riiert. Manchmal ist sie sogar besser als bei Schwellenländern. Rumänien zum Beispiel ist ja sogar Teil der Europäischen Union, auch wenn der Aktienmarkt aufgrund der limitierten Anzahl an Wertpapieren zu den Frontier Märkten zählt. Es gibt keine materiellen Barrieren, die eine Investition in rumänische Wertschriften verhindern. Zudem ist das Handelsvolumen anständig und das regulative Umfeld überschaubar.“
Titelauswahl entscheidet In diesem Zusammenhang interessant ist die Philosophie von Jean-Louis Scandella, Head of Equities bei Baring Asset Management. Er hält makroökonomische Betrachtungen bei der Verwaltung eines Schwellenländeraktienfonds für irrelevant. „Sie können sogar kontraproduktiv wirken“, sagt er, denn seinen Erkenntnissen nach existiert schlichtweg keine Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und Marktrenditen. „Beim erfolgreichen Investieren kommt es allein auf die Unternehmen an“, betont Scandella, „denn unsere Recherchen zeigen, dass 50 bis 70 Prozent der Erträge auf unternehmensspezifischen Faktoren beruhen.“ Das Global Emerging MarketsTeam von Barings konzentriere sich jedenfalls auf Qualitätsunternehmen, die Wachstum zu einem angemessenen Preis bieten. Scandella zeigt sich jedenfalls aufgrund der „vielen hochwertigen Wachstumsunternehmen“, die Barings identifiziert habe, opti mistisch: „Unserer Einschätzung nach verfügen diese Unternehmen über das Poten zial, Wachstum zu erzielen, selbst wenn die Schwellenmärkte sinkende Wachstumsraten aufweisen“, erklärt der Co-Investment Manager des Baring Global Emerging Markets Fund. Fassen wir aber nochmals zusammen: Argumente für eine Investition in
„Frontier Mar kets können wertvolles Diversifikations potenzial bieten.“ Franklin Adatsi, Jupiter
Frontier Märkte sind deren schnelleres Wachstum gegenüber Emerging Markets (und natürlich developed countries), die vorteilhafte demografische Struktur und der Zugang zu signifikanten Rohstoffquellen. Zudem bieten sie eine gute Diversifikationsmöglichkeit, da sie aufgrund ihrer wenig weitgehenden Integration in die Weltwirtschaft eine geringere Korrelation mit den Emerging Markets und den Industrie ländern aufweisen. „Deshalb sind sie aber nicht immun gegenüber globalen Kräften. Die Auswirkungen von Chinas abgeschwächtem Wirtschaftswachstum und die fallenden Rohstoffpreise machen sich auch in den Frontier Märkten bemerkbar“, fügt Ballard hinzu. Risiken und Chancen Es darf ebenfalls nicht vergessen werden, dass Frontier Märkte auch ihre eigenen länderspezifischen Risiken haben. Die U kraine beispielsweise ist ein Frontier Markt und kämpft noch immer mit Instabilität. Zudem sind die Bewertungen allgemein nicht billig, auch wenn die Frontier Märkte seit Anfang des Jahres korrigiert haben. „Denn diese Bewegung steht in Zusammenhang mit sinkender Unternehmens profitabilität. Frontier Märkte werden noch immer mit einem Kurs-/Gewinn-Verhältnis von knapp zwölf und damit mit einer Prämie gegenüber Schwellenländern gehandelt. Zudem ist die Bewertung nur wenige Punkte tiefer als beim Höchst vor fünf Jahren, das bei 14 lag“, kommentiert Ballard. Frontier Markets sollten somit nur als Teil aspekt eines Gesamtportfolios gesehen werden. Wer breiter über die Emerging Markets hinweg streuen möchte, könnte auf die Fonds auf Seite 42 zurückgreifen.
credit: beigestellt, Archiv
Frontier Markets ohne Zweifel seinen Charme aufweist, darf doch die Kritik einer gewissen Inhomogenität erlaubt sein. Ballard von Aviva holt zu einer Erklärung aus: „Die Definition bezieht sich nicht auf die Länder und deren wirtschaftliche Situation, sondern wie oben beschrieben auf die Zugänglichkeit und Tiefe der Aktienmärkte. Das kann dazu führen, dass Länder mit ganz unterschiedlichen Aussichten lediglich aufgrund ihrer jeweiligen Aktienmarktstruktur zusammen in einen Topf geworfen werden.“
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Im Gespräch mit Richard Yang, Nexus
° GELDANLAGE
„Gut diversifizierter Markt“ Das Image von Schwellenländern hat in jüngerer Vergangenheit erheblich gelitten – man müsse hier aber differenzieren statt zu pauschalisieren, meint Experte Richard Yang und bezeichnet Asien als die interessanteste Emerging Markets-Region. Harald Kolerus
RICHARD YANG: Ich habe seit über 20 Jahren praktische Erfahrung in diesem Bereich gesammelt – früher galten Bonds aus Asien eher als Nischenmarkt, das hat sich im Laufe der Zeit aber wesentlich geändert. Die Bedeutung ist mit der Wirtschaftsleistung und den Aktienbörsen der Emerging Markets stark gewachsen. Ein gutes Beispiel für die rasante Entwicklung bietet China: Hier waren bis 1993/94 keine Anleihen-Emittenten zu finden, heute machen chinesische Bonds rund die Hälfte aller neuen Emissionen in den Emerging Markets aus. Es handelt sich beim Reich der Mitte um einen wirklich aufregenden Markt, der auch überaus liquide ist.
Wir sehen Schwierigkeiten vor allem in der „old economy“. Damit meine ich die klassische Schwerindustrie wie etwa in den Bereichen Stahl, Zement oder Kohle. Hier gibt es viel Überproduktion und es ist für Unternehmen schwer, Gewinne zu erzielen. Die „alte Wirtschaft“ hat also keine guten Karten, dafür befindet sich die „modern economy“ auf der Gewinnerstraße. Dazu zählt der Bereich Konsum, Serviceleistungen, E-Commerce sowie generell Finanzdienstleistungen. So werden auch in der IT- und Biotechnologiebranche neue Jobs geschaffen und gesucht. Niemand hat behauptet, dass die wirtschaftliche Neuausrichtung Chinas einfach verlaufen wird, es gibt viele Herausforderungen. Ich glaube dennoch, dass man sich auf einem guten Weg befindet, und die Regierung hat den Willen sowie die Möglichkeiten, um steuernd einzugreifen. Auch wenn prinzipiell mehr Marktfreiheit angestrebt wird.
Viele Beobachter blicken allerdings voller Sor-
Asiatische Aktienbörsen haben Rückschläge
gen auf die chinesische Volkswirtschaft: Das
hinnehmen müssen – auch in China...
BIP wachse zu langsam und der Außenhandel
Die chinesische Börse wird zu einem guten Teil von Spekulationen und Gerüchten bestimmt, es herrscht eine gewisse Casino-Mentalität. Der Bonds-Markt ist hingegen anders strukturiert: Hier sind vor allem institutionelle Investoren am Werk, die langfristig denken. Ich möchte deshalb den chinesischen Anleihenmarkt als sehr stabil bezeichnen.
GELD °
Herr Yang, Sie verwalten im Auftrag
von RAM Active Investments den Asia Bond Total Return. Für einige Leser ist der asiatische Anleihenmarkt ein eher „unbekanntes Wesen“ – was sind seine Charakteristika?
CREDIT: beigestellt
schrumpft deutlich, meinen die Kritiker...
Chinas Ökonomie befindet sich in einem komplexen Wandlungsprozess, der seine Zeit benötigt. Die Führung in Peking ist fest dazu entschlossen, die Wirtschaft zu restrukturieren. Angestrebt wird bekanntlich ein Paradigmenwechsel von einer exportorientierten Industrie hin zu einem binnenwirtschaftlich getragenen Modell. Investoren wurden von jährlichen BIPWachstumsraten rund um die zehn Prozent in der Vergangenheit verwöhnt, wir müssen einfach akzeptieren, dass es jetzt „nur“ noch fünf oder sechs Prozent sind. Dafür sehen wir aber ein nachhaltiges und qualitatives Wachstum. Welche Auswirkung hat das heute konkret auf Chinas Wirtschaft?
Welche Vorteile bieten Asien-Bonds?
Der Markt ist sehr diversifiziert – im Gegensatz etwa zu Lateinamerika, wo eine starke Rohstofflastigkeit herrscht. Heute leiden etwa Länder wie Russland oder Südafrika unter den niedrigen Energiepreisen. Asien profitiert hingegen von den günstigen Preisen, weil etwa Staaten wie Indien, Taiwan oder China Energieimporteure sind. Nur Malaysia ist in Asien
Richard Yang, Asien-Experte bei Nexus Investment Advisors
ein Netto-Energieexporteur. Abgesehen davon bietet Asien jedenfalls viele Investmentmöglichkeiten und wächst immer noch dynamisch. Außerdem beweist die historische Betrachtung, dass Asien eine niedrige Default-Rate aufweist, sie liegt sogar unter der Ausfallsrate in den entwickelten Ländern. Kurz zusammengefasst überzeugt Asien durch ein sehr gutes Risiko/ Return-Verhältnis – für Bonds-Investoren ist Asien meiner Meinung nach die beste Emerging Markets-Region. Wie ist der Asia Bond Total Return prinzipiell strukturiert?
Rund 50 Prozent bis zu zwei Drittel der Titel verfügen über Investmentgrade-Status. Der übrige Teil des Portfolios setzt sich aus High Yields, Convertible Bonds und manchmal auch aus Anleihen in Lokalwährung zusammen. Was die regionale Aufteilung betrifft, unterscheiden wir zwischen Greater China, Südostasien, Indien, „Developed Asia“ – dazu zählen wir Hongkong, Taiwan, Singapur und Südkorea – sowie den Mittleren Osten. Derzeit sind wir in „Developed Asia“ übergewichtet. DEZEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
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geldanlage ° Nachhaltigkeits-Fonds
Es grünt so grün
Ethische Investments boomen. Schon lange sind es keine belächelten „Althippies“ mehr, die von nachhaltigen Veranlagungsformen schwärmen. Das Thema hat in die obersten Chefetagen der Finanzindustrie Einzug gehalten. Das öffnet – Stichwort Greenwashing – auch Risiken die Tore, die Vorteile für gute Gewinne befinden sich aber in eindeutig in der Überzahl. Harald Kolerus ie Bereitschaft, „sauber zu investie ren“, ist groß. Fünf von zehn Österrei cherinnen und Österreichern finden ein solches Investment interessant oder zumin dest gleich interessant wie andere Geldanla gen (Quelle: IMAS). Dementsprechend steil bergauf geht es mit dem als nachhaltig aus gewiesenen Fondsvolumen in Österreich: War vor zehn Jahren erst knapp eine Mil liarde Euro nachhaltig investiert, so stieg dieser Wert Ende 2014 auf bereits 5,75 Mil liarden Euro (Forum Nachhaltige Geldanla gen, FNG). Experten-Rundruf Der Boden ist also gut aufbereitet – „grüne Investments“ haben sich vom Ni schenthema zum Mainstream weiterent wickelt und sind „erwachsen geworden“. Welche Trends werden nun die Nachhaltig keits-Branche 2016 und darüber hinaus be gleiten bzw. prägen? Das GELD-Magazin hat sich unter Experten umgehört – unter anderem bei Gerold Permoser, Veranla
„Das Anlagethema Nachhaltig ist überdurchschnittlich gewachsen.“ Gerold Permoser, Erste AM
gungschef (Chief Investment Officer) der Erste Asset Management, und Alexander Osojnik, Senior ESG-Analyst des Unterneh mens. Permoser: „Wir sind als Erste Asset Management führender Anbieter im Nach haltigkeitsbereich in Österreich mit einem kumulierten nachhaltigen Fondsvolumen von rund vier Milliarden Euro. Der erste Trend, der sich eindeutig feststellen lässt, ist, dass das gesamte Thema überdurch schnittlich gewachsen ist. Das ist gut, weil es jetzt ein viel breiteres Angebot gibt. Die ne gative Seite ist, dass auch sogenanntes Greenwashing zugenommen hat (der PR-
Kräftiger Volumensanstieg im Nachhaltigkeitsbereich
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56 Mrd.€ 52 Mrd.€ 48 Mrd.€ 44 Mrd.€ 40 Mrd.€ 36 Mrd.€ 32 Mrd.€ 28 Mrd.€ 24 Mrd.€ 20 Mrd.€
Nachhaltige Fonds im deutschsprachigen Raum sind heute 52 Milliarden Euro schwer. Quelle: FER
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Versuch, einer Unternehmung ein umwelt freundliches Image zu verschaffen, das es gar nicht verdient, Anm.).“ Osojnik glaubt jedenfalls, dass der Trend zu mehr Nachhal tigkeit 2016 und auch danach „in der Tiefe und Breite weitergehen wird. Eine interes sante Entwicklung ist, dass die Unterschiede zwischen nachhaltigem und traditionellem Management immer kleiner werden. Unter nehmen haben gelernt, mehr Verantwor tung zu übernehmen und setzen vermehrt auf Transparenz und Good Governance. Nachhaltigkeit hat auch immer mit Infor mation zu tun. Investoren wollen wiederum wissen, was mit ihrem Kapitaleinsatz ge macht wird. Eine wenig nachhaltige Politik zahlt sich auch finanziell nicht aus. Inves toren werden von Skandalen wie bei Volks wagen abgschreckt.“ Laut Osojnik werden folgerichtig die Erwartungen und Anforde rungen an das Nachhaltigkeitsreporting der Unternehmen steigen. Ein Thema, das den beiden Experten zufolge bereits jetzt, aber in Zukunft wohl noch mehr für Gesprächs stoff sorgen wird, ist die Frage der Besteue rung von Unternehmen und das Schließen von „Schlupflöchern“. Wichtig ist es für Osojnik und Permoser zu betonen, dass die Performance von nachhaltigen Investments der von konventionellen Anlageformen um nichts nachstehen. Das haben bereits zahl reiche Metastudien detailliert bewiesen. Vorsicht, Falle! Die Rendite stimmt also, die Wachs tumschancen auch. Gerade deshalb ist es wichtig, dass dort, wo Nachhaltigkeit ver sprochen wird, keine Mogelpackung enthal ten ist. Hier kommen wir zum bereits ange sprochenen Thema Greenwashing zurück –
creditS: beigestellt, Shutterstock
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Nachhaltigkeits-Fonds geldanlage
einem Phänomen, das leider gar nicht so selten anzutreffen ist. In diesem Zusam menhang warnte software-systems.at, ein heimische Finanzdatenanbieter mit hoher Nachhaltigkeits-Expertise, zu Vorsicht bei Klimafonds. In einer Analyse des Unterneh mens heißt es: „Seit der Jahrtausendwende, insbesondere aber seit der globalen Finanzund Wirtschaftskrise, explodierte das An gebot an nachhaltigen, grünen, ethischen oder Impact Investing-Finanzprodukten (Impact Investing steht für die Bestrebung, direkt bei der Lösung eines ökologischen oder sozialen Problems zu helfen, Anm.). Anleger wissen aber inzwischen auch, dass mancher Fondsmanager seinem Fonds ger ne ein ,grünes Mäntelchen‘ umhängt, um vom Impact Investing-Boom profitieren zu können. Doch was kann schon schiefgehen, wenn ein Fonds ausdrücklich als Klima fonds bezeichnet und beworben wird?“ Portfolioanalyse nötig Offensichtlich eine ganze Menge: Laut software-systems.at investiert eine Reihe von Klimafonds nicht in Solarstrom, Wind kraft und Umwelttechnik, sondern zu über 90 Prozent in nicht oder nur geringfügig klimarelevante Positionen. Dabei handelt es sich um keine Einzelfälle. Der Schroder ISF Global Climate Change Fund veranlagt zum Beispiel nur 5,43 Prozent des Fondsvolu mens in wirklich klimarelevante Inhalte. Der Global Warming Prevention Equity Fund der Deutsche Bank hatte wiederum 2015 Aktien von Helmerich & Payne im Portfolio, einem US-Unternehmen, das im Auftrag von Öl- und Gaskonzernen Explo rationsbohrungen, Förderbohrungen und Fracking durchführt. Der Fondsmanager hatte zuvor in den Ölkonzern Noble Energy und den Pipelinebetreiber Kinder Morgan investiert. Man kann sich also nur der Emp fehlung von software-systems.at anschlie ßen, sich nicht von wohllautenden Fonds bezeichnungen blenden zu lassen. Was wirklich in den Portfolios steckt, analysie ren Profis wie eben software-systems.at oder die rennommierte deutsche Rating agentur oekom research. Viele Daten sind öffentlich und gratis zugänglich.
„Dezentrale Speicherung von Energie gewinnt zunehmend an Bedeutung.“ Thiemo Lang, RobecoSAM
Investmenttrends Aber wo kann nun „mit grünem Geld“ nicht nur Umwelt und Mitmensch geschont, sondern auch Kassa gemacht werden? – Was ja kein Widerspruch sein soll. Werfen wir zunächst einen Blick zurück: Im Jahre 2015 konnte die Solar- und Windindustrie wei tere schöne Zuwächse verzeichnen. Die Wettbewerbsfähigkeit zu herkömmlichen Energieträgern hat sich weiter verbessert, inzwischen ist schon heute in bestimmten Regionen die Wind- oder Solarenergie die kostengünstigste Form der Energieerzeu gung. Thiemo Lang, Senior Portfolio Mana ger für die RobecoSAM Smart Energy Anla gestrategie, führt weiter aus: „Für das nächs te Jahr wird die weitergehende Integration der verteilten Energieerzeugung in die Energienetze, inklusive ihrer teilweise de zentralen Speicherung, und das Verbrauchs management an Bedeutung gewinnen. Die Vernetzung dieser einzelnen Systeme nimmt zu, und damit werden Integrations themen Smart Home, Smart Grid und Smart Cities zunehmend wichtiger.“ Auf der Ener gieerzeugungsseite legten laut dem Exper ten insbesondere die Windturbinenherstel ler im Jahre 2015 sehr gut zu, sie profitierten von weiter steigenden Margen. Christoph Keidel, Fondsmanager des LBBW Global Warming, pflichtet bei: „Windenergie war der prägende Faktor. Die hier tätigen Unter nehmen konnten sich operativ gut entwi ckeln. Dies hat auch die Kurse getrieben. 2016 gehen wir von einer Fortsetzung der guten Ertragslage aus.“ Sonne als Problemkind? Windkraft sollte also weiterhin Auftrieb erhalten, wie sieht es aber mit der Sonnen
„Wir glauben an eine weiterhin gute Ertragslage für Windenergieunternehmen.“ Christoph Keidel, LBBW
energie aus? Der gesamte Sektor litt lange Zeit unter zunehmender Billigkonkurrenz aus Asien, vor allem aus dem Reich der Mit te. Der beinharte Verdrängungswettbewerb führte dazu, dass einige namhafte Bran chengrößen sogar Konkurs anmelden muss ten. Wie weit ist die Konsolidierung der So larenergie-Branche nun fortgeschritten? Lang mit Blick auf 2015: „Die Entwicklung einzelner Aktien der Solarbranche aufgrund von Finanzierungsbefürchtungen und Zins ängsten war eher zurückhaltend. Wir sind zuversichtlich, dass sich die Entwicklung im neuen Jahr aufhellen sollte, da viele Firmen über eine weiter anwachsende Projektpipe line berichten.“ Derzeit sieht der Experte relativ wenig Konsolidierungsfantasie im Sektor. Der Upstream-Bereich (Poly-Sili zium, Zellfertigung) sei schon gut konsoli diert und auf Installationsseite beobachtet Lang derzeit nur wenige Synergieeffekte. Effizienz nicht vergessen Was weitere Anlagethemen betrifft, glaubt Permoser von der Ersten Asset Ma nagement, dass in der Verbesserung der Energieeffizienz „viel Potenzial steckt. Es handelt sich hier um einen Treiber für die gesamte Branche!“ Dieser Meinung kann sich auch Lang anschließen. Er geht noch weiter ins Detail: „Den stärksten positiven Performancebeitrag erzielten wir im Jahr 2015 innerhalb des Energieeffizienzsektors über den Teilbereich Halbleiter-Powerma nagement. Halbleiter-Powermanagement chips werden in den vielfältigsten Bereichen benötigt, um elektrische Stromverbraucher zu optimieren, sei es im Verkehrswesen, der Industrie- und Automatisierungstechnik oder in der IT und der Konsumelektronik.“
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geldanlage ° Nachhaltigkeits-Fonds
Energiepreis – quo vadis? Ein Faktor sollte nicht vergessen wer den, wenn wir von Energie und Nachhatig keit sprechen: Die meisten Experten gehen von weiterhin niedrigen Öl- und Energie preisen aus – wie wirkt sich das auf die Un ternehmen im Bereich der erneuerbaren Energieträger aus? Dazu Lang: „Wir stellen immer wieder fest, dass niedrige Öl- und Energiepreise das Sentiment im Sektor der Alternativenergien negativ beeinflusst, teil weise sind auch Auswirkungen auf die Fi nanzierungsbedingungen der Firmen spür bar. Wir sehen jedoch derzeit nicht, dass der weitere Ausbau der erneuerbaren Energien dadurch wesentlich gebremst werden könnte, konkurrieren sie in der Strom erzeugung doch im Wesentlichen mit Kohle und Erdgas, die schon seit Jahren stark ge drückte Preise aufweisen. Fakt ist, dass es zukünftig keine billigere Möglichkeit geben wird, Strom zu erzeugen, als über die er neuerbaren Energien. Die Kostenreduktio nen gehen weiter, der Zeitfaktor spielt uns zunehmend in die Hände.“ Keidel sieht das ähnlich. „Bisher sind die niedrigen Ölpreise kein Problemfaktor. Die Nachfrage nach Ökostrom via Länderzielen steigt weiter.“ Mit den Vorgaben einzelner Staaten sind wir auch schon bei den regionalen „Hot spots“ des Nachhaltigkeitsmarktes ange kommen sind. Interessanterweise scheint auch auf diesem Gebiet China die erste Geige zu übernehmen. Nicht etwa die USA oder das „grüne Vorzeigeland“ Deutsch land stellen nämlich heute den weltweit größten Markt für regenerative Energie
quellen, sondern das Reich der Mitte, das sein Image als Umweltsünder so schnell wie möglich ablegen will.
Unglaubliches Potenzial Roberto Cominotto, Manager des JB Energy Transition Fund bei GAM, ist einer der Experten, der deshalb China für ein überaus interessantes Land mit noch immer schier unendlichem Wachstumspotenzial für nachhaltig gesinnte Investoren hält. Denn Peking hat erkannt, dass die SmogBelastung in den Städten oder die Vergif tung der Flüsse ein nicht mehr tragbares Ni veau erreicht hat und deshalb kräftig mit umweltpolitischen Maßnahmen gegen steuert. Cominotto: „So soll laut den Plänen der chinesischen Führungsspitze bis 2030 die CO2-Intensität des BIP um 60 bis zu 65 Prozent unter dem Niveau von 2005 liegen.“ Zu diesem Zweck werden wegen ihrer offi ziell guten CO2-(Schein-)Bilanz mehr und mehr Atomkraftwerke auf die grüne Wiese gestellt – das ist die schlechte Nachricht. Die bessere Nachricht lautet: Saubere Alterna tivenergie soll schrittweise die alten, extrem umweltbelastenden Kohlekraftwerke erset zen. Was natürlich auch für Investoren at traktiv klingt. Allerdings rät Cominotto dazu, bei Wind- und Solarinvestments nicht nur auf die Nachfrageseite zu schauen, son dern auch auf das Angebot. „Wenn die An gebotskapazitäten bei Windturbinen oder Solarmodulen zu stark wachsen, wie es vor einigen Jahren der Fall war, könnten trotz Nachfragewachstums schwierige Zeiten auf die Branche zukommen.“ Derzeit sei dies allerdings laut dem Experten nicht zu er kennen, deshalb bewertet er aktuell ver schiedene Solar- und Windenergieunter nehmen als attraktiv. Dazu zählen Comi notto zufolge das chinesische, an der New
° die besten AktienFonds Nachhaltigkeit Global ISIN LI0106892966 LU0428704042 LU0113400328 LU0158827195 LU0061928585
FONDSname LGT Sustainable Equity Fund Global LO Funds - Generation Global Candriam Equities L Sustainable World Allianz Global Sustainability OekoWorld OekoVision Classic
Volumen Perf. 1 J. 180 Mio. € 19,7 % 36 Mio. € 18,0 % 355 Mio. € 10,7 % 36 Mio. € 12,1 % 508 Mio. € 13,6 %
3 J.p.a. 17,8 % 20,4 % 15,2 % 15,1 % 13,4 %
5 J.p.a. 10,8 % 13,5 % 11,2 % 10,3 % 10,5 %
ter 1,77 % 1,88 % 1,83 % 1,85 % 2,46 %
Quelle: Lipper Hindsight, alle Angaben auf Euro-Basis, Reihung nach Ertrag/Risiko, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2015
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York Stock Exchange gelistete Unterneh men Jinko Solar ebenso wie der global auf gestellte US-Modulhersteller Sunpower und das spanische Unternehmen Gamesa, das Windkraftanlagen produziert und vor allem in Lateinamerika und Indien eine starke Marktposition habe. Erst Anfang Novem ber hatte Gamesa zwei neue Aufträge für Windparks in Indien mit einer Gesamtka pazität von 200 Megawatt bekannt gegeben. Neben den Schlüsselsektoren Solar- und Windenergie hält Cominotto zudem bis lang eher von Investoren „übersehene“ Be reiche wie die bereits erwähnte Energieeffi zienztechnologie für interessant. Und auch Elektroautos könnten von den Bemühungen zur Senkung des Treibhausgasausstoßes profitieren. Hier rät Cominotto allerdings zu etwas Geduld: „Ich denke nicht, dass elektrische Fahrzeuge sich vor 2020 zu einem Massenmarkt entwickeln werden.“ Dafür nämlich müssten die Preise deutlich sinken – und das werde ohne weitere staatli che Anreize nur langsam vonstatten gehen.
Interessante Titel Nun wurden von Cominotto bereits ei nige attraktive Einzelwerte genannt – aber auch von Thiemo Lang wollten wir wissen, welche Vorzüge Unternehmen eigentlich aufweisen müssen, um in seinem Portfolio zu landen? „Mit am interessantesten sind si cherlich wachstumsorientierte Firmen, die über Produktpositionierung und Technolo gie-Know-how hohe Eintrittsbarrieren auf weisen. Die Tendenz hin zur Entwicklung komplexerer, ,smarter‘ Energiesysteme be günstigt den Trend, derartige Firmen zu identifizieren. Derzeit mögen wir im Be reich Halbleiter-Leistungsmanagement Fir men wie Monolithic Power Systems und Po wer Integrations, im Solarsektor Canadian Solar und SMA Solar Technology und im Sektor Energiemanagement Firmen wie Sil verspring Networks oder Saft Groupe.“ An dieser Stelle sei erwähnt, dass Investments in Einzeltitel natürlich immer ein gewisses Risiko bergen. Auf Seite 47 finden interes sierte Leser zur breiteren Streuung auch eine Auswahl von ausgezeichnet perfor menden Nachhaltigkeits-Fonds.
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Auch in das nächste Jahr hinein sieht der Experte sehr interessante Investmentideen in diesem Bereich und hat sich entspre chend positioniert.
ADVERTORIAL
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LACUNA AG
Hightech für den Healthcare-Sektor
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ie digitale Entwicklung wird große Teile unseres Lebens in den kommenden Jahren massiv verändern. Nach Prognosen der Boston Consulting Group sollen im Jahr 2025 etwa 67 Milliarden Dollar für die Herstellung von Robotern ausgegeben werden. Dieses Jahr sind es ca. 27 Milliarden Dollar. Vor allem im Gesundheitssektor wird es enorme Veränderungen geben. Roboter werden künftig dem Pflegepersonal und Ärzten bei chirurgischen Eingriffen, in der Altenpflege oder in der Rehabilitation assistieren. Die Lacuna Healthcare Fonds nutzen diese Entwicklung, um in dieses neue Segment der Gesundheitsbranche zu investieren. Durch ihre jahrelange Erfahrung im Healthcare-Bereich werden Entwicklungen am Markt frühzeitig erkannt und Gewinn bringend im Portfolio platziert. In den Industrieländern werden sich die Kosten für die Pflege alter Menschen bis zum Jahr 2050 mindestens verdoppeln. Das geht aus einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor. Steigende Ausgaben für die Pflege und stationäre Behandlung werden folglich zu einer zunehmenden Herausforderung. Neben langen Rehabilitationszeiten und teuren Medikamenten für die Patienten fehlt oftmals gut ausgebildetes Pflegepersonal. Grund für diese Entwicklungen im Gesundheitsbereich ist vor allem die immer älter werdende Weltbevölkerung. Gerade im asiatischen Raum spielt die Überalterung der Gesellschaft eine zunehmend wichtige Rolle. Gründe hierfür sind die stetig sinkende Geburtenrate in Verbindung mit einer steigenden Lebenserwartung. Nirgendwo auf der Welt entwickelt sich der demografische Alterungsprozess dabei so schnell wie in Japan. Beinahe ein Viertel der japanischen Bevölkerung ist mindestens 65 Jahre alt. In diesem Zusammenhang soll bis 2050 der Anteil der Senioren auf 40 Prozent ansteigen. Neben der alternden Bevölkerung stellt insbesondere die rapide Ausbreitung westlicher Zivilisationskrankheiten in den Schwellenländern eine ernst zu nehmende Pro-
blematik dar, die häufig mit erheblichem Behandlungsaufwand verbunden ist. Vor allem asiatische Länder, wie China und Indien, sind von einer dramatischen Zunahme von Adipositas-Raten sowie alarmierenden Zahlen von Typ-2-Diabetes-Erkrankungen betroffen. DIE ROBOTIK EROBERT DEN GESUNDHEITSSEKTOR
INNOVATIVE ENTWICKLUNGEN BEI HEALTHCARE-INVESTMENTS Lacuna ist seit über 15 Jahren mit Investmentfonds, deren Fokus auf den weltweit wachsenden Gesundheitsmärkten liegt, am Markt tätig. Die Anlagestrategie der Healthcare-Fonds konzentriert sich dabei auf attraktive Mid Caps und nicht auf die großen Pharmawerte. „Im Healthcare-Sektor gibt es enorm innovative Entwicklungen. Unternehmen wie InBody, Alibaba Health oder Cyberdyne haben sich hervorragend entwickelt und liefern eine tolle Performance“, so Grabowsky. Cyberdyne Care Robotic bietet beispielsweise Robotik-
Vor diesem Hintergrund werden innovative, technische Entwicklungen, wie die Robotik, im Gesundheitswesen zukünftig eine tragende Rolle spielen. Während dieses Jahr ca. 27 Milliarden Dollar für die Herstellung von Robotern ausgegeben wurden, werden es 2025 laut Prognosen der Boston Consulting Group bereits 67 Milliarden Dollar sein. „Besonders im asiatischen Raum wird aufgrund des wachsenden Lohndrucks immer mehr auf technische Lösungen gesetzt, um Kosten zu sparen. Mit dem Lacuna – Adamant Asia Pacific Health Fonds begegnet das Investmenthaus diesem Trend und fokussiert sich als einziger Anbieter Europas auf Investitionen in der Hightech-Region Asien“, erklärt LacunaVertriebsdirektor Ingo Grabowsky. Vor allem der Ge- ROBOTIK UND IT im Gesundheitswesen der Zukunft sundheitssektor ist auf die technischen Lösungen angewiesen. Roboter für chirurgische Eingriffe, die unterstützung für Reha-Patienten, die es mögAltenpflege oder die Rehabilitation werden dem lich macht, Befehle vom Gehirn über NervenPflegepersonal und Ärzten künftig assistie- strömungen direkt in menschliche Bewegung ren. Reha-Patienten sollen beispielsweise bei umzuwandeln. Zahlreiche viel versprechende der Therapie unterstützt werden, um Behand- Unternehmen in diesem Bereich sind dabei in lungszeiten zu verkürzen und das Personal ef- Asien angesiedelt. Aus diesem Grund ist ca. ein fektiver einsetzen zu können. Weiterhin wird Drittel der weltweiten Lacuna Fonds in Asien die Robotik zunehmend zur Unterstützung von investiert. In Verbindung mit dem rasanten Chirurgen eingesetzt, wodurch noch genauere Wachstum des gesamten Sektors macht dies Eingriffe möglich werden. Die Komplikations- die Lacuna Healthcare Fonds zu einem attrakrate kann infolgedessen entscheidend verrin- tiven Anlageobjekt mit nachhaltigem Potenzial. www.lacuna.de gert werden.
DEZEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
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geldanlage ° Edelmetalle
AUSBLIC
Untersuchung wegen Verschwörung
Für die Rohstoffe insgesamt zeichnet sich eine Preiswende ab. Die Nachfrage für Gold und Silber hat sich 2015 bereits deutlich belebt. Doch die Preise werden nach kräftigen Erholungen wie von Geisterhand immer wieder in den Keller getrieben. Das Londoner Haus Rothschild dominiert den Goldhandel bereits seit 200 Jahren. Wolfgang Freisleben ach fünf Jahren schlechter Perfor mance und Preisverfall bei globalen Rohstoffen zeichnet sich ein möglicher Wendepunkt ab. Zum ersten Mal seit langer Zeit berichtet eine steigende Anzahl von Analysten wieder über verbesserte Aussich ten für Rohstoffe im nächsten Jahr. Die Prei se für Industriemetalle zeigten im Novem ber jedenfalls Erholungstendenzen. Unter stützt werden diese u.a. dadurch, dass es den Preismanipulationen an den Terminbörsen an den Kragen gehen dürfte. Angefangen hat es in China, wo die Nichteisenmetallin dustrie die Aufsichtsbehörden aufgefordert hat, Leerverkäufe in den lokalen MetallTerminkontrakten zu untersuchen. Sollte
° Gold Nachfrage weltweit Jahr 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Quartal Q4’13 Q1’14 Q2’14 Q3’14 Q4’14 Q1’15 Q2’15 Q3’15
tonnen 3,127.2 3,096.2 3,116.0 3,778.3 3,674.0 4,213.0 4,729.0 4,687.8 4,433.7 4,217.4 1,011.1 1,089.0 1,035.9 1,041.9 1,050.6 1,083.6 905.0 1,120.9 Quelle: World Gold Council
50 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
dies zu einem Verbot von Leerverkäufen führen, würde dies wohl viel Druck von den Metallpreisen nehmen. Die Edelmetalle zeigen indes noch kei ne nachhaltigen Erholungstendenzen. Gold wird nach allgemeiner Marktmeinung wei terhin durch den festen US-Dollar belastet. Auch der teilweise starke Anstieg der Ak tienmärkte, der einen höheren Risikoappe tit der Marktteilnehmer ausdrückt, und weitere Abflüsse aus Gold-ETFs, die im dritten Quartal 65,9 Tonnen ausmachten, wirkten sich zuletzt negativ auf den Preis aus. Trotz einer nicht gerade schwachen Nachfrage. Die US-Münzanstalt hat im No vember beispielsweise bereits 97.000 Unzen Goldmünzen verkauft, womit die Münzab sätze auf dem Weg sind, das Niveau vom vorletzten Rekordjahr zu übertreffen. Die kleinen Münzgrößen sind mittlerweile aus verkauft. Der Verkauf von Silbermünzen soll Mitte Dezember enden, da wegen der hohen Nachfrage in Rekordnähe kaum noch Ware zur Verfügung steht. Auf den Silberpreis hatte dies freilich kaum Auswirkungen. Er ist ähnlich wie Gold von einem Zwischenhoch am 14. Ok tober rasch wieder auf Talfahrt gegangen und notierte Ende November um rund zwölf Prozent tiefer bei 14,40 Dollar. Der bereits publizierte Optimismus dürfte wohl doch verfrüht gewesen sein. Hinsichtlich der noch im Dezember erwarteten Zinserhöhung der Fed will JanHendrik Hein, Associate Director – Germa ny & Austria bei ETF Securities, eine Über raschung bei den Edelmetallen dennoch nicht ausschließen. Das Research Team des Anbieters von Exchange Trades Funds (ETF) mit Zentrale in London habe näm
lich in einer Studie untersucht, wie sich die verschiedenen Anlageklassen nach einer langen Niedrigzins-Phase und erstmaliger Zinserhöhung der US-Zentralbank Fed ent wickeln. Interessanterweise hat Gold in sol chen Jahren durchschnittlich 16,8 Prozent Wertzuwachs in den ersten zwölf Monaten nach dem ersten Zinsschritt aufgewiesen, im Vergleich zu minus 0,5 Prozent im S&P 500 Index und 5,6 Prozent im MSCI World Index. Starke Nachfrage, geringeres Angebot Das World Gold Council berichtete für das dritte Quartal 2015 von einer um acht Prozent auf 1120,9 Tonnen gestiegenen Nachfrage. Das war der höchste Wert seit fast zwei Jahren. Die Nachfrage nach Barren und Münzen übertraf das zweite Quartal 2015 sogar um 56 Prozent und das dritte Quartal 2014 um rund 33 Prozent. Die Nachfrage nach Schmuck-Gold stieg um sechs Prozent, obwohl dieser Zeitraum ge wöhnlich der schwächste im Jahr ist. Die
GOLD
Trotz steigender Nachfrage: Gold verliert seit Jahren an Wert.
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CK 2016 Käufe von Zentralbanken und anderen offi ziellen Institutionen erreichten mit 179,5 Tonnen fast den Rekord des dritten Quar tals 2014. Der größte Käufer war wieder ein mal die chinesische Zentralbank Peoples Bank of China (PBoC) mit 239,9 Tonnen – um 13 Prozent mehr als im Vergleichszeit raum des Vorjahres. Gleichzeitig ging die Minenproduktion nach einer längeren Wachstumsperiode im dritten Quartal um ein Prozent auf weltweit 827,8 Tonnen Gold zurück und blieb damit hinter dem Rekord von 836,1 Tonnen im dritten Quartal 2014. Die insgesamt robuste Nachfrage traf also auf ein geringeres Angebot. Das hat norma lerweise gemäß den marktwirtschaftlichen Gesetzen von Angebot und Nachfrage ei nen Preisanstieg zur Folge. Das war aber nur temporär der Fall. Auffallend war be sonders der abrupte Absturz des Gold preises ab 16. Oktober von 1184,10 Dollar um mehr als zehn Prozent auf 1065,45 Dol lar bis 27. November.
Preisverfall mit Verdacht auf Manipulation Tatsächlich gibt es kaum einen Preis, der seit rund 200 Jahren unter der Kontrolle von derart wenigen Händen steht und per manent entgegen den Marktkräften mani puliert wird wie der Goldpreis. Und zwar, seit der deutsch-englische Bankier Nathan Mayer Rothschild 1809 in London begon nen hatte, mit Geld des Kurfürsten Wilhelm von Hessen-Kassel (ohne dessen Wissen) auf Preissteigerungen von Gold zu spekulie
SILBER
Gleiches Schicksal wie Gold: Auch der Silberpreis dürfte manipuliert werden.
ren und fortan den Handel von Goldbarren und Goldmünzen forcierte, die er über den Ärmelkanal schmuggelte. Dank des „plötz lichen Todes“ seiner größten Konkurrenten im Londoner Goldmarkt, Francis Baring und Abraham Goldsmid, beherrschte er ab 1810 mit seiner Bank N.M. Rothschild den Markt – mit weit reichenden Auswirkungen auch auf Kontinentaleuropa. Ab 12. September 1919 wurde dann der Weltmarktpreis für Gold wie schon seit 1897 der Weltmarktpreis für Silber mit dem täg lichen Fixing in London zwei Mal täglich um 10:30 und 15:00 Uhr Ortszeit in einem eige nen Raum der Privatbank NM Rothschild unter den Mitgliedern der London Bullion Market Association/LBMA (engl. bullion: ungemünztes Edelmetall) ausgehandelt. Gründungsmitglieder waren mit dem dauer haften Vorsitz von NM Rothschild & Sons auch Mocatta & Goldsmid (heute: Bank of Nova Scotia–ScotiaMocatta), Samuel Mon tagu & Co. (HSBC). Pixley & Abell sowie Sharps & Wilkins landeten schließlich bei der Deutschen Bank. Letzterer wurde im Jänner 2014 der Boden in dem gesetzwid rigen Gold-Kartell wegen der Flut anderwei tiger Klagen offenbar zu heiß. Sie zog sich nachzunehmendenManipulationsvorwürfen gegen das Gold-Kartell aus dem Gold- und Silberfixing zurück. Schon 2004 hatte NM Rothschild kalte Füße bekommen. Der 200 Jahre alte Hort der weltweiten Goldmacht übersiedelte am 7. Juni das Kartell der Bulli on-Banken in die Barclays-Bank, die als bör sennotiertes „monetäres Schlachtschiff “ des Hauses Rothschild gilt. Dazu gehören seither neben dem neuen Hausherrn die Bank of Nova Scotia-ScotiaMocatta, die HSBC Bank USA, Société Générale – und neu seit 20. März 2015 die Schweizer UBS und die USInvestmentbank Goldman Sachs. Während des Fixings wird von den Teilnehmern na türlich munter weitergehandelt, um Ge winne aus den Absprachen zu erzielen. Es ist eigentlich unverständlich, wie lan ge die tägliche Goldpreis-Manipulation kri tik- und widerspruchslos akzeptiert worden war. In seinem Buch „Der Gold Krieg“ zi tiert Michael Morris eine Untersuchung von Rosa Abrantes-Metz, Professorin an der
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Edelmetalle geldanlage
Stern School of Business der Universität New York, und Albert Metz, Managing Director bei Moody’s Investors Service, die in einer Studie häufige deutliche Bewe gungen bei den Kassapreisen während des nachmittäglichen Fixing-Gesprächs festge stellt haben. Vor 2004 und während der morgendlichen Telefonkonferenzen gab es solche Bewegungen nicht. Außerdem ent deckten sie, dass die Preisbewegungen wäh rend der Nachmittags-Telefonkonferenz überwiegend in die gleiche Richtung liefen, nämlich abwärts. An Tagen, an denen die Wissenschafter deutliche Preisverände rungen während der Telefonkonferenz ent deckten, gingen diese in mindestens zwei Drittel der Fälle abwärts, 2010 waren es so gar 92 Prozent aller Fälle. So also wird der Goldpreis künstlich nach unten gedrückt. Auch dafür hat Gold-Autor Morris eine Er klärung gefunden und zitiert den Berliner Goldhändler Peter Rossmann (Jessef Endel metalle): „Von 2004 bis 2011 haben sie den Goldpreis hochlaufen lassen. Dann wurde vom Platzen einer Blase gesprochen, es kam zu Verunsicherung, in den Computerpro grammen der Händler wurde ein Ende des Preisanstiegs festgelegt, und 2013 ließ man den Preis mittels Computern und Hochfre quenzhandel um 28 Prozent abstürzen. Ein gesammelt hat das dadurch frei gewordene billige Gold vor allem China, die verbliebe ne Menge hat JPMorgan Chase aufgesaugt.“ Inzwischen ermittelt die schweizerische Wett b e we r b skommissi on WEKO gegen die bei den Schweizer Banken UBS (mit Kronzeu genstatus) und Ju lius Bär sowie die ausländischen Finanzinstitute Deutsche Bank, HSBC, Barclays,
der gold krieg Die kurze Geschichte eines großen Fehlers Florian Schui.Verlag Blessing. 256 Seiten.
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 51
Morgan Stanley und Mitsui wegen Ver dachts auf unzulässige Wettbewerbsabre den. In den USA laufen sogar zahlreiche Klagen und behördliche Untersuchungen wegen Verschwörung. Benutzen groSSe Banken Derivate, um den Goldpreis zu drücken? Michael Morris lüftet auch die Geheim nisse um den außerbörslichen (OTC-) Han del mit Gold-Derivaten wie Optionen, Fu tures und Gold-Zertifikaten. Dieser hatte Mitte 2015 ein Marktvolumen von nur mehr 247 Milliarden US-Dollar (Mitte 2008 wa ren es noch 649 Milliarden). Silber: 89 Mil liarden. Dieses Marktsegment ist vor allem auch für Privatanleger von Relevanz, weil dort der Preis des physischen Metalls dra matisch manipuliert wird, wie Paul Craig Roberts, ehemals stellvertretender US-Fi nanzminister der Regierung Reagan, An fang Juli 2015 berichtete. Goldpreis-Manipulation: Broker kommt mit Mini-Strafe davon Tatsächlich spielt der Goldpreis immer wieder auch an der richtungweisenden USTerminbörse COMEX scheinbar verrückt, wo Futures-Kontrakte (Derivate) gehandelt werden. Am 6. Jänner 2014 brach der Gold preis beispielsweise um 10:14 Uhr inner halb von 100 Millisekunden um 30 Dollar von 1245 auf 1215 Dollar ein. Laut einem Bericht des US-Wirtschaftsmagazins Forbes hat COMEX-Betreiber CME Group damals den US-Broker Mirus Futures wegen „un gewöhnlich großer und untypischer Han
AUSBLIC delsaktivität durch mehrere Kunden dieser Firma“ abgestraft. Dies habe „zu einer Ver zerrung bei der Preisbildung auf dem Markt für Gold-Futures“ geführt. Die betreffende Handelspraxis wird als „Quote Stuffing“ be zeichnet. Dabei werden mehrere große Ver kaufsaufträge lanciert und scheinen in den elektronischen Handelsbüchern für alle Händler sichtbar auf. Aufgrund der Auf tragsgröße werden andere Trader zu Ver käufen animiert. Die Scheinaufträge wer den vor einer möglichen Ausführung blitz schnell wieder gelöscht. Auf diese Weise können an den Futures-Börsen mit kleinen Hebeln größere Kursbewegungen ausgelöst werden. Geschehen sie in der Nähe neural gischer Chartformationen, dann können vor dem Hintergrund der zunehmenden Automatisierung von Handelsaktivitäten große Kurseinbrüche initiiert werden. Zwei Trader von der COMEX für 60 Tage ausgeschlossen Im Mai 2015 hat die CME Group zwei Trader wegen ähnlicher ManipulationsPraktiken vom Handel mit Gold- und Sil ber-Futures ausgeschlossen. In Großbritan nien ist ein Trader namens Navinder Sarao deswegen hinter Gitter gewandert. Die Praktiken ähneln dem „Flash-Crash“ am 6. Mai 2010, als der Aktien-Leitindex Dow Jones an der Wall Street innerhalb von nur fünf Minuten um 600 Punkte abgestürzt ist und fast eine Billion Dollar vernichtet wur den. Der verursachende Händler wurde im April 2015 in London festgenommen und an die USA ausgeliefert.
viertes defizitjahr in folge bei platin und palladium 2500 2000 1500 1000 500 0 -500 -1000 -1500 -2000
Marktbilanz in Tsd. Unzen Platin Palladium *Schätzung
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„Flash Crash“ am 6. Januar 2014 im amerikanischen Futures-Handel: 30-Dollar-Einbruch in 100 Millisekunden. Quelle:Forbes.com
52 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
Edelmetalle Platin und Palladium weiterhin im Angebotsdefizit So wie bei Gold und Silber war der Ausflug des Platin-Preises im Oktober bis 1022 Dollar nur von kurzer Dauer. Der Absturz folgte umgehend. Mengenmäßig erwartet der weltgrößte Verarbeiter von Platin und Palladium, Johnson Matthey, 2015 an beiden Märkten letztlich ein An gebotsdefizit. Dieses soll mit 652.000 Un zen (Platin) bzw. 427.000 Unzen (Palladi um) höher ausfallen als noch im Mai pro gnostiziert. Grund hierfür sei bei Platin im Wesentlichen die Investmentnachfrage, die auf 367.000 Unzen steigen soll, was vor allem auf eine starke Barrennachfrage in Japan zurückzuführen ist. Den Einfluss der Platin-ETFs sieht Johnson Matthey in seinem Halbjahresbericht dagegen „neu tral“. Die von Bloomberg erfassten PlatinETFs haben in diesem Jahr bislang aller dings Abflüsse von 295.000 Unzen ver zeichnet. Das Defizit bei Palladium soll trotz gro ßer Abflüsse aus den ETFs zu Stande kom men (-643.000 Unzen seit Jahresbeginn). Als starker Rückhalt ist die Nachfrage aus der Automobilindustrie einzustufen. Diese soll sowohl bei Platin als auch bei Palladium weiter zulegen und bei Letzterem ein neues Rekordhoch erreichen. Angebotsseitig zei gen sich zwei unterschiedliche Tendenzen: So steigt bei beiden Edelmetallen das Mi nenangebot stark an, da sich Südafrika von den langwierigen Streiks erholt. Palladium – GewinneinbuSSen nach Preisanstieg Palladium stieg am 25. November um über drei Prozent, nachdem die staatliche russische Reservebehörde Gokhran be kannt gab, in diesem Jahr von zwei russi schen Produzenten eine Tonne Platin und eine Tonne Palladium zur Aufstockung der Reserven gekauft zu haben. Auch im nächs ten Jahr könnten Platinmetalle gekauft wer den. Zudem sollen diese mindestens zwei Jahre lang nicht verkauft werden. Gokhran hatte den Verkauf von Palladiumreserven 2013 eingestellt und dadurch das Angebot am Weltmarkt spürbar verringert.
credit: Shutterstock
geldanlage ° Edelmetalle
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Our Dx Pick: LabCorp Over Quest Diagnostics
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Spotlight on Sonic Healthcare
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Healthcare Outlook
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Focus Lists
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Calendar
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New changes on the horizon spurred by health care reform are creating substantial changes in the diagnostic lab market and squeezing reimbursement. We think the largest labs with narrow economic moats, including LabCorp LH, Quest Diagnostics DGX, and Sonic Healthcare SHL, are best-positioned to take advantage of the new opportunities. Based largely on cost and scale advantages, we project these labs should outpace market growth through 2020. From a valuation 'HHS 9DOXH %OHQG *URZWK +LJK and strategic perspective, we believe LabCorp represents 9DOXH *URZWK the best competitor to benefit from this evolving landscape.
Elements of Competitive Strength
LabCorp Quest Diagnostics Sonic Healthcare
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Source: Morningstar
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Damien Conover, CFA Director, Pharmaceuticals + 1 312 696-6052 damien.conover@morningstar.com
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Chris Kallos, CFA Analyst, Healthcare + 61 2 9276 4428 chris.kallos@morningstar.com
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elche ökonomischen Entwicklungen, Bran chen und Regionen werden das kommende Jahr prägen? Von welchen Trends werden Investoren 2016 am meisten profitieren? Diese und viele andere Fragen wurden am Institutional Investors Congress in einem umfangreichen Expertenausblick beantwortet. So glaubt man bei ETF Securities, dass eine fortschrei tende Automatisierung gute Investmentchancen birgt: Roboter durchdringen immer mehr Lebensbereiche und sollen den Alltag angenehmer gestalten, Industrie produktion und Wirtschaftsleistung steigen – und las sen noch dazu die Kassen der Anleger klingeln. Bei den einzelnen Vorträgen der Experten schimmerte aber auch ein gewisses Maß an gesunder Skepsis durch. 2016 werde die Weltwirtschaft durchaus auch Gegen wind verspüren, meint man etwa bei BNY Mellon. Die Experten warnen davor, in einen blinden Herdentrieb
zu verfallen und mahnen vor Anlageentscheidungen zu einer globalen Betrachtungsweise. Ebenfalls kri tisch merkt man bei der französischen Fondsgesell schaft Carmignac an, dass sehr viele Investoren in den europäischen Aktienmarkt drängen. Die Chancen für weitere Kursgewinne würden zwar nicht schlecht aus sehen, aber schön langsam könnte es am Börsenpar kett eng werden. Auf das Thema Konsum setzt man bei Gamax, wobei die volkswirtschaftlichen Daten aus den Vereinigten Staaten zuversichtlich stimmen würden – der Arbeitsmarkt brummt in Übersee recht beharrlich. Die Auswahl der richtigen Qualitätstitel im Aktienbe reich sei aber für den Erfolg entscheidend. Einen schwächeren Dollar wünscht man sich bei MEAG und wirft gleichzeitig einen Blick auf die Politik der Noten banken. Alles in allem lautet der Tenor: 2016 wird nicht einfach, Schwarzmalerei ist aber fehl am Platz.
ETF Securities ° Roboter auf dem Vormarsch brochen – darauf hatte das GELD-Magazin in seiner letzten Coverstory hingewiesen und auch Isabella Schmid von ETF Securities teilt diese Auffassung. Die Frage, ob jetzt somit auch der richtige Zeitpunkt gekommen sei, um in die neuen Techologien zu investieren, beantwortet sie eindeutig mit „Ja. Denn es existiert bereits ein großer und weiter wachsender Sektor, der interessante Anlagemöglichkeiten eröffnet.“ Die Roboter befinden sich jedenfalls laut der Expertin in vielen Bereichen auf dem Vormarsch: Das Spektum reicht von 3-D-Printing über den Healthcare-Sektor bis in die Landwirtschaft und den Einsatz von Drohnen (Sicherheit, Agrikultur, Unterhaltung etc.). Schmid: „Die Robotik ist damit aber noch lange nicht am Ende der Entwicklung angelangt, im Gegenteil, sie ist dabei, Richard Lightbound, CEO, immer mehr Branchen zu durchdringen. Es bietet sich somit eine weltweite InvestmentRobo Global Partners thematik, die nicht zuletzt im Mittelpunkt des Medieninteresses, von Research-Instituten und von staatlichen Institutionen steht.“ Anlagemöglichkeiten. Bei ETF Securities hat man gemeinsam mit dem auf das Thema spezialisierten Anbieter Robo-Stox nun einen breiten, globalen Index entwickelt, der vom Boom profitieren und alle Technologien abdecken soll. Der ROBO Global Robotics and Automation UCITS Index investiert in eine Auswahl aus rund 80 Einzelunternehmen, das Universum ist mit mehr als tausend Titeln weitaus größer und ist noch immer im Wachstum begriffen. China ist größter Kunde.Die geografische Zusammensetzung des Portfolios zeigt, dass Unternehmen aus den Vereinigten Staaten auf diesem Gebiet stark vertreten sind. 36 Prozent entfallen auf die USA, gefolgt vom hochtechnologisierten Japan (28 Prozent) sowie Deutschland (acht Prozent) und Taiwan (sieben Prozent). Die stärkste Nachfrage herrscht wiederum im Reich der Mitte: China tritt heute als größter Einkäufer von Roboter-Technologie in Erscheinung. „Und der Appetit wächst ungezügelt, China verfolgt den Plan, seine Fabriken konsequent zu automatisieren“, weiß Schmid zu berichten. Andere Länder, an erster Stelle Japan, haben hingegen bereits einen hohen Grad der Automatisierung erreicht. Dennoch ist auch dort Wachstum zu verzeichnen, getrieben durch die Bestrebung, die „modernen Helferlein“ auf dem neuesten Stand der Dinge zu halten.
www.etfsecurities.com 54
geld-magazin dezember 2015
creditS: Shutterstock, Archiv
Neuer Boom. Das Zeitalter der Robotik und der Automatisierung ist bereits ange-
Institutional investors congress ° Trends
2016
Meag ° Die Welt braucht einen schwächeren Greenback Notenbanken als Big Spender. MEAG-Experte Hakem Sadi sprach in seinem Statement von einer „Reflationierung der Märkte“, die durch die expansive Geldpolitik der großen Notenbanken (EZB, FED, BOJ, BOE etc.) in den vergangenen sieben Jahren erfolgte. Aber auch bei der Peoples Bank of China werde sich wahrscheinlich die Erkenntnis durchsetzen, dass Quantitative Easing-Maßnahmen unumgänglich sind. Die bisherige Entwicklung führte jedenfalls dazu, dass die Risikoprämien im Rentenmarkt quasi nicht mehr vorhanden sind. Sadi bezeichnet sie als „zusammengefallen“. Das Vertrauen in Papiergeld sei erschüttert worden. Droht Deflationsspirale? Mit einem Blick auf die internationalen Währungsmärkte meinte der Experte, dass die Welt einen schwächeren US-Dollar und mehr Inflation brauHakem Sadi, Senior Portfoliomanager, che. Seine Einschätzung geht auch in die Richtung, dass der Greenback bis ins erste MEAG MUNICH ERGO Quartal 2016 hinein noch weiter stark bleiben könnte. Dann könnte eine Phase der Abschwächung folgen. Andere Experten gehen laut ihm aber von einem weiterhin starken Dollar aus. Sadi beobachtet auch ein erhöhtes Spannungsfeld zwischen gemessener und gefühlter Inflation, wobei die eigentliche Gefahr das Abgleiten in eine Deflationsspirale darstellen würde. „Vor so einer Entwicklung stehen wir gerade“, fügte der Spezialist hinzu. Die Deflation gilt ja als eine der gefährlichsten ökonomischen Entwicklungen, weil sie dämpfend auf neue Investitionen wirkt und darüber hinaus wirtschaftspolitische Gegenmaßnahmen schwer fallen. Sadi merkte auch an, dass die sehr starke Ausdehnung der Notenbanken-Bilanzen nicht richtig in der Realwirtschaft angekommen seien. Stattdessen wurde dem Aktienmarkt der Rücken durch massive Zuflüsse gestärkt.
www.meag.com
BNY Mellon ° Auch 2016 weht Gegenwind Globales Denken. Mit einem verwalteten Anlagevermögen von über 1,7 Billionen US-Dollar hat sich BNY Mellon Investment Management zum sechstgrößten Vermögensverwalter für eine weltweite Kundenbasis entwickelt. Dazu greift das Unternehmen auf die Expertise von Fonds-Boutiquen zurück, wie etwa Newton Investment Management. Peter Hensman, Global Strategist bei dieser Investment-Boutique, warf in seinem Vortrag einen ausführlichen Blick auf die Anlagemöglichkeiten im kommenden Jahr. Zu Beginn griff er auf ein Zitat von Mark Twain zurück: Es ist nicht, was Du nicht weißt, was Dir Probleme verursacht. Problematisch ist, wenn Du etwas für sicher hältst, das sich aber als falsch herausstellt.“ Deshalb sei es bei Entscheidungen von großer Wichtigkeit, global und vorausschauend zu denken und alle Investmentideen in einem weltumspannenden Peter Hensman, Global Strategist, Kontext zu betrachten. Bei Newton strebt man immer danach zu verstehen, wie AnlaNewton Investment Management gethemen und Kräfte den globalen Wandel beeinflussen. Zum Thema Deflation meinte er anschließend: „Es gibt viele Wege, die in die Irre führen können. Auch haben in der jüngeren Vergangenheit Fehldiagnosen falsche politische Reaktionen hervorgerufen. Im Jahr 2016 werden wir im Wirtschaftsleben auch weiterhin signifikanten Gegenwind spüren.“ So glaubt Hensman etwa, dass es sich bei den deflationären Tendenzen um kein temporäres Phänomen handelt.Als mögliches größtes Risiko für die Anlagemärkte bezeichnet er daher einen „profit squeeze“, also ein Zurückgehen der Unternehmensgewinne. Der Spezialist warnte auch vor einem gewissen Herdenverhalten von Investoren, das nicht zuletzt durch politische Entscheidungen verursacht worden sei. Problematisch könnte es werden, wenn sich sehr viele Anleger in einer Anlageklasse positioniert haben und dann alle zum gleichen Zeitpunkt wieder den Ausstieg suchen.
www.bnymellon.com 55
geld-magazin dezember 2015
Trends 2016
Carmignac ° Über Chancen und Probleme USA und Schwellenländer mit Fragezeichen.„Es erweist sich als ziemlich schwierig, die langfristige Entwicklung von Wirtschaft und Finanzmärkten zu prognostizieren. Wir glauben aber, dass die Emerging Markets keine unwesentliche Rolle spielen werden, wobei die ökonomische Abschwächung in den Schwellenländern im ersten Halbjahr 2016 den Deflationsdruck erhöhen wird. Die Vereinigten Staaten werden, was das Wachstum betrifft, wahrscheinlich für eine Enttäuschung sorgen, denn die Industrieproduktion bewegt sich nahe null“, so Sandra Crowl, Mitglied des Anlageausschusses bei der französischen Fondsgesellschaft Carmignac. Ambitionierte Bewertung. Eine kritische Anmerkung hatte die Expertin auch zu den Aktienmärkten parat: „In Europa werden die Aktienbörsen aller Voraussicht nach sandra crowl, Mitglied des noch weiter steigen. Die Frage lautet, ob das nicht langsam gefährlich wird und ob wir Anlageausschusses, Carmignac uns nicht in einen Bereich vorbewegen, in dem folgende Frage erlaubt sein muss: Sind die Bewertungen noch gerechtfertigt?“, so Crowl. Mit Blick auf die internationalen Immobilienmärkte beobachtet sie hingegen eine Stabilisierung. Megatrends im Fokus. Im gegenwärtigen Umfeld stezt Carmignac mit seinem Flagship-Fonds Patrimoine auf langfristige Trends, wie zum Beispiel die steigende Lebenserwartung der Bevölkerung, wovon unter anderem Pharmaunternhemen profitieren sollten. Auch gefällt der Expertin das Thema Internet und Technologie weiter gut, als aussichtsreiche Titel nennt sie etwa bekannte Namen wie Google, Facebook oder Amazon. Nachdem langfristig gesehen auch in den Emerging Markets das Wachstum wieder zurückkehren sollte, sei eine ausgewählte Positionierung in den Schwellenländern ratsam.
www.carmignac.at
Gamax ° Konsumtitel bieten Qualität Manager GmbH für sich als Partner gewonnen zu haben; Letztgenannte hat 2015 das Vertriebsmandat der Flaggschiff-Fonds GAMAX Funds Junior A und GAMAX Asia Pacific Funds A für die deutschsprachigen Retail-Märkte übernommen. Patriarch-Experte Michael Kopf warf bei seinem Vortrag einen genaueren Blick auf den Funds Junior, es handelt sich um einen Benchmark-unabhängigen, global anlegenden Aktienfonds, der auf eine bereits sehr lange Historie zurückblicken kann: Seit19 Jahren ist er am Markt vertreten. Durch fundamentales Stock Picking (Bottom up-Analyse) werden hochqualitative Aktien für das Portfolio ausgewählt. Konsum im Trend. Experte Kopf glaubt, dass vor allem im Bereich des Konsums Michael Kopf, Senior Vertriebs- und sehr interessante Titel zu finden sind: „Wenn wir einen Blick auf die Vereinigten Staaten Schulungsleiter, Patriarch werfen, fällt auf, dass die Autoverkäufe angestiegen sind. Das ist ein Zeichen dafür, dass die US-Konjunktur weiter anspringen kann. Auch sind in den USA Lohnsteigerungen zu beobachten und es sind wieder mehr Menschen in ,Lohn und Brot‘ gekommen. Es sollte also mehr Geld für Konsumausgaben bereit stehen.“ Blick nach Asien. Aber nicht nur die USA, als noch immer größte Volkswirtschaft der Welt, bieten gute Chancen für Konsum-Aktien. „Auch Asien ist mehr als interessant, denn immer mehr Menschen dort wollen westliche Standards genießen, das gilt etwa für Markenwaren, Essensgewohnheiten etc.“, zeigt sich Kopf optimistisch. Für den Experten geht es darum, das Konsumverhalten zu erforschen und mit Branchenkennern zu erörtern – erst dann kann die Auswahl von Einzeltiteln anhand strenger Fundamentalanalyse der Einzeltitel erfolgen.
www.gamaxfunds.com 56
geld-magazin dezember 2015
creditS: Shutterstock, Archiv
Flaggschiffe auf Kurs. Die Fondsboutique GAMAX freut sich, die Patriarch Multi-
Im Gespräch mit Mag. ImStefan Gespräch Löwenthal, mit Xxxxxx Macquarie Xxxxx
° GELDANLAGE
Wenig Alternativen zu Aktien Blindtext.Ero core dolore Für Investments in Staatsanleihen wird 2016 kein einfaches Jahr, besser sieht die Ausgangsposition schon für Corporate Bonds Blindtext.Ero core dolore und High doluptat. Yields Ipis aus. at.Die Dunt besten eugue Chancen faciliquisieht ero conse Macquarie-Experte commolorem voluptat. Stefan Löwenthal Nis essi blaore velis aliquatum quis num alisl dolortis nostio et do conulputpat. veraestie faccum Emerging ilit nonseallerdings für Aktien. Besonders auf dem europäischen KontinentToistodionsequat, Aufholpotenzial vorhanden; Autor quis nit lupta. velis als ihr Ruf, aber dennoch mit Vorsicht zu genießen. Markets seien besser GELD °
INT_Frage
INT_ANTWORT_NAME: INT_Antwort
von einer geringen Rezessions-Wahrscheinlichkeit 2016 aus. Wechseln wir von den Vereinigten Staaten zu Europa, wie sehen Sie hier die weitere Entwicklung?
Mag. Stefan Löwenthal, CIO Macquarie Investment Management Austria KAG
GELD °
Was wird uns das neue Jahr auf
makroökonomischer Ebene bescheren, vor allem, wenn man auf die weltweit noch immer stärkste Volkswirtschaft, die USA, blickt?
STEFAN LÖWENTHAL: Wenn man einen historischen Vergleich zieht, so ist die Erholung seit der Finanzkrise 2008 mit einem BIP-Wachstum in den Vereinigten Staaten von rund 13 Prozent langsamer erfolgt als in anderen Phasen. Nach den drei Rezessionen zuvor sahen wir hingegen ein durchschnittliches Wachstum von ca. 25 Prozent. Jetzt mehren sich die Befürchtungen, dass nach sechs Jahren gemächlichen Aufschwungs wieder ein Einbruch erfolgen könnte.
CREDIT: beigestellt CREDITS:
Teilen Sie diese pessimistische Einschätzung?
Bei Macquarie halten wir diese Ängste doch für etwas überzogen und glauben nicht, dass wir in den Vereinigten Staaten im kommenden Jahr ein Abgleiten in die Rezession sehen werden. Dafür sprechen einige fundamentale ökonomische Faktoren wie der solide Arbeitsmarkt. Aber auch die niedrigen Energiepreise sollten der US-Wirtschaft Rückenwind verleihen. Wir gehen also alles in allem für die USA
Gegenüber Europa sind wir sehr optimistisch eingestellt. So beobachten wir etwa am Arbeitsmarkt Anzeichen für eine Verbesserung der Situation. Auch die Kreditvergabe hat sich positiv entwickelt. Das Kapital steht auf der Angebotsseite zur Verfügung und es wird auch vermehrt nachgefragt, für den Konsum, für Hauskäufe etc. Erfreulich ist weiters, dass eben auch Nicht-Finanzunternehmen Kredite nutzen. All das sind Anzeichen dafür, dass die EZB-Maßnahmen Wirkung zeigen. Abgesehen davon, helfen die niedrigen Energiepreise Europa noch mehr als den USA, weil am „Alten Kontinent“ der Energiesektor, der ja negativ betroffen ist, nicht so groß ist wie in den Staaten. Apropos EZB – wie beurteilen Sie die jüngste Entscheidung der Notenbank von Anfang Dezember?
Der Markt hat im Vorfeld schon einiges an Erwartungen eingepreist. Die EZB konnte letztlich mit diesen Erwartungen nicht ganz mithalten. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass sie weiterhin alles tun wird, um ihr Mandat zu erfüllen. Das konjunkturelle Umfeld erlaubt aber derzeit auch ein schrittweises Agieren, es muss also nicht das gesamte Pulver auf einmal verschossen werden. Gleichzeitig zeigt die Marktreaktion wieder einmal, wie volatil bzw. nervös Investoren sind, insbesondere bei Anleihen. Welche Anlagemöglichkeiten bieten sich im aktuellen Umfeld an?
Für Investments in Staatsanleihen wird das kommende Jahr sehr herausfordernd ausfallen, weil die Ausgangslage durch die extrem niedrigen
Renditen sehr getrübt ist. Unternehmensanleihen schätzen wir schon optimistischer ein und sehen Potenzial für 2016. Noch eine Spur besser fallen unserer Einschätzung nach die Chancen für europäische High Yields aus. Auf diesem Gebiet sollte man durch das positive konjunkturelle Umfeld nächstes Jahr schön verdienen können. Wie wird es mit Aktien weitergehen?
Tatsächlich glauben wir, dass in Renditehinsicht Aktien nach wie vor ohne Alternative sind. An Bild/Infografik_Erstes dieser Einschätzung hatWort, sich im Laufe des heuBild/Infografik_Text rigen Jahres nichts geändert und sie gilt weiter. Zwar sind Aktien jetzt nach fast sieben Jahren Bullen-Markt nicht mehr billig, sie sind aber auch nicht übertrieben bewertet. Wo sehen Sie die interessantesten Regionen?
Auch hier ist Europa am attraktivsten. Was die Bewertung der Aktienbörsen, aber auch die Positionierung im Wirtschaftszyklus betrifft, ist Europa derzeit weitaus interessanter als die Vereinigten Staaten. Die USA haben nach Ausbruch der weltweiten Finanzkrise 2008 schon einen weiten Weg zurückgelegt. Europa befindet sich sozusagen noch auf halber Strecke und weist deshalb auch noch mehr Aufholpotenzial auf. Wie schätzen Sie die Emerging Markets ein?
Die Stimmung gegenüber den Emerging Markets ist negativ, zuletzt sogar bei institutionellen Investoren. Das Sentiment könnte sich aber auch schnell wieder drehen. Wir sehen in den Emerging Markets jedenfalls Potenzial, sind aber vorsichtig positioniert. Es gilt, punktuell und nicht breitflächig zu investieren. Empfehlenswert ist eine starke Differenzierung und eine strenge Auswahl von Regionen, Ländern und Managern. DEZEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
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aktienPanorama ungarn
Starke Worte ´´ Land des Monats
„Glauben Sie es oder glauben Sie es nicht, die Bank of Greece ist eine der solidesten und zuverlässigsten Aktien an der griechischen Börse.“ Stavros Kallinos von der Athener Vermögensverwaltung Guardian Trust outet sich gegenüber Bloomberg als „Fan“ der griechischen Zentralbank. Diese sei – insbesondere aufgrund ihrer hohen Dividendenrendite – schon immer einer der interessanten Titel des Athener Parketts.
ECKDATEN
Donau-Deal. Die „Wiener Börse-Mutter“
CEESEG und die Oesterreichische Kontrollbank verkaufen ihre Beteiligungen an der Börse Budapest – vorbehaltlich der Genehmigung durch die zuständigen Aufsichtsbehörden – mit Ende des Jahres an die Ungarische Nationalbank. Über die Details des Deals, in dessen Rahmen sich die CEESEG und die OeKB von ihrem 50,45- beziehungsweise 18,35 ProzentAnteil trennen, wurde wenig überraschend Stillschweigen vereinbart. Die Börse Budapest verfügte per Ende Oktober über eine Marktkapitalisierung von 14,8 Milliarden Euro. Das durchschnittliche monatliche Handelsvolumen beläuft sich auf rund 1,2 Milliarden Euro. Die meistgehandelten Aktien am Budapester Markt sind OTP Bank, Richter Gedeon, MOL, Magyar Telekom und FHB Mortgage Bank.
Staatsform Parlamentarische Republik Hauptstadt Budapest Amtssprache Ungarisch Staatsoberhaupt Janos Ader Regierungschef Viktor Orban Fläche rund 93.030 km2 Einwohner etwa 9,9 Millionen Bevölkerungsdichte rund 106,4 pro km2 Währung Forint BIP (2014) 103,23 Milliarden Euro BIP pro Kopf (2014) 10.467 Euro Kfz-Kennzeichen H Internet-TLD .hu Internat. Telefonvorwahl +36 Unabhängig seit 1918 Nationalfeiertag 20. August Größte Städte Budapest, Debrecen, Miskolc, Szeged Verwaltungsgliederung 20 Komitate Nachbarstaaten Kroatien, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Ukraine Höchste Erhebung Kekes (1014 m)
„Eigentlich bin ich als Optimist wie ein Lumpensammler, der das nimmt, was sonst keiner haben will.““
Börsen-„Altmeister“ Heiko Thieme erklärt im Interview mit der Tageszeitung Der Standard, dass er als Anleger stets auf der Suche nach „Sonderangeboten“ sei und dabei eigentlich immer nur den Preis einer Aktie und nicht das dahinter stehende Unternehmen im Auge habe.
„Die EZB verspricht auf Jahre reichlich Liquidität und niedrige Zinsen.“
Zahlenspiel volumen mit mehr als 1,3 Milliarden Euro rund
wirt Jörg Krämer rechnet
Stuttgart setzte im November laut Order-
acht Prozent über dem Niveau des Vormonats
nach der Verlängerung
buchstatistik rund 6,8 Milliarden Euro um. Für die
und rund 34 Prozent über dem Niveau des Vor-
des Anleihenankaufpro-
Schwaben bedeutet dies einen Anstieg des Han-
jahresmonats. Den größten Anteil am Gesamtum-
gramms durch die Euro-
delsvolumens um fünf Prozent, verglichen mit
satz hatten jedoch verbriefte Derivate. In dieser
päische Zentralbank mit
dem Vormonat, und ein noch kräftigeres Plus in
Anlageklasse wurden im November rund drei Mil-
einem Rekordjahr für den DAX. Dieser könnte
der Höhe von sechs Prozent im Vergleich mit No-
liarden Euro umgesetzt – eine Steigerung von
bis Ende 2016 die 12.600 Punkte-Marke und
vember 2014. Im Aktienhandel lag das Handels-
über elf Prozent im Vergleich zum Vormonat.
somit ein neues Allzeithoch erklimmen.
58 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
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Commerzbank-Chefvolks-
Schwäbische Erfolge. Die Börse
KOLUMNE
BB BIOTECH
Biotechnologie – nachhaltiges Wachstum durch technologischen Fortschritt
D
ie letzten Jahre verliefen für die meisten Biotech-Investoren äußerst positiv. Rekordzahlen an neu zugelassenen Medikamenten verbunden mit technischen Fortschritten und medizinischen Durchbrüchen, sorgten für kräftigen Aufwind. Das Umsatzwachstum der Industrie steht den Kursanstiegen aber in nichts nach. TUMOR-BEKÄMPFENDE VIREN UND GENTHERAPIE – SCIENCE-FICTION?
Von wegen, dies sind nur zwei der vielen Ergebnisse des biotechnologischen und molekularbiologischen Fortschritts in den letzten Jahren und die ersten Therapien dieser Klassen wurden bereits zugelassen. Im Oktober 2015 bekam Amgen die US-Zulassung eines sogenannten „onkolytischen“ – also Tumorzellenauflösenden Virus. Dabei handelt es sich um einen modifizierten Herpes-Virus, der in den Tumor gespritzt wird und dort das Immunsystem rekrutiert. Die Therapie kann als Immuntherapie klassifiziert werden und gehört damit zum momentan heißesten Feld in der Onkologie. Mit Uniqures Glybera ist in Europa die erste Gentherapie für „Hyperchylomikonämie Typ 1“ auf dem Markt. Dabei handelt es sich um eine seltene vererbliche Erkrankung, bei der Patienten gefährlich hohe Blutfette aufweisen. Noch immer fehlen aber bei der Gentherapie Langzeitdaten über die Dauer des Behandlungsnutzens. Mit einem stolzen Preis von über eine Million Dollar pro therapiertem Patienten sollten diese aber unbedingt positiv ausfallen, denn sonst ist das Umsatzpotenzial in Frage zu stellen. Der Preis von Glybera wirkt zwar abschreckend, jedoch handelt es sich um eine einmalige Behandlung. Andere seltene Erkrankungen benötigen chronische Therapie mit Kosten von teilweise über 300.000 Dollar pro Patient pro Jahr. Solche Preise werden aber gebilligt, wenn es nur sehr wenige Patienten betrifft und damit in den Gesamtausgaben des Gesundheits-
systems kaum ins Gewicht fällt. Außerdem ist klar, dass die Medikamentenpreise die Entwicklungskosten decken müssen. Dass die Investition in Innovation in den USA nach wie vor ein wichtiges Thema ist, zeigt auch der 21st Cure Act-Entwurf, der die Zulassung dringend benötigter Therapien weiter vereinfachen soll. DAS NÄCHSTE GROSSE THEMA Das Beispiel Hepatitis C hat in den letzten Jahren gezeigt, wie Biotech-Unternehmen durch Innovation einen riesigen Markt schaffen können. Die nächste große Bewegung, die in vollem Gange ist, stellt die Immun-Krebstherapie dar. Die erste große Medikamentenklasse und das Rückgrat der Immunonkologie sind die PD-1- und PD-L1-Hemmer. Analysten schätzen den Markt dafür auf über 30 Milliarden US-Dollar. Dabei sind die Ansprechraten der Patienten mit 20 bis 30 Prozent noch nicht überwältigend. Mit Kombinationstherapien können diese zwar erhöht werden, sind allerdings mit relativ schweren Nebeneffekten belastet. Sehr viel versprechend sehen hier erste Kombo-Daten von Incyte’s IDO1-Hemmer mit PD1 aus. Ein weiteres, schnell wachsendes Gebiet der Immun-Krebstherapie sind die zellbasierten Therapien, wo T-Zellen auf den Tumor gleichsam abgerichtet werden. Updates aus diesem Bereich werden wir im Dezember von der American Society for Hematology (ASH) erhalten. WEITERE POSITIONIERUNG Mit dem großen Erfolg im Hepatitis C-Bereich muss sich Gilead nun damit auseinandersetzen, wie das Umsatzwachstum fortgesetzt werden kann. Dementsprechend wird in nächster Zeit eine größere Akquisition erwartet. Biogen wiederum musste dieses Jahr die Wachstumserwartungen zurückstufen und ist ebenfalls auf eine Akquisition angewiesen. Celgene hat dieses Jahr mit der Übernahme von Receptos bewiesen, dass es dem Unternehmen mit der Sparte der entzündlichen Erkran-
LYDIA HAUETER, Management Team, BB Biotech
kungen ernst ist. Weitere Deals sind durchaus denkbar und das Unternehmen hat eine sehr starke Cash-Basis. Auch Amgen schließt einen Deal mit einem potenziellen Wert von zehn Milliarden US-Dollar nicht aus. Zahlreiche große Deals wurden dieses Jahr angekündigt, sehr wenige gingen allerdings durch. Mit Pharmacyclics, Synageva, Receptos und Dyax wurden jedoch einige größere Biotechs gekauft. Big Pharma sitzt ebenfalls am Verhandlungstisch: Laut Bloomberg sollen Roche und Johnson & Johnson zusammen über 70 Milliarden US-Dollar in der Kriegskassa haben. Falls der angekündigte Merger von Pfizer und Allergan grünes Licht erhält, hätten wir es dort sogar mit einer Transaktion von 160 Milliarden US-Dollar zu tun. DIE WICHTIGSTEN KURSTREIBER Klinische Daten und Zulassungen bleiben die Haupt-Kurstreiber für den Biotech-Sektor und wir rechnen in den nächsten zwölf Monaten mit zahlreichen Zulassungen von unter anderem bei Actelion, Neurocrine, Intercept und Regeneron, um nur einige zu nennen. An der Börse führen die Spekulationen teilweise zu heftigen Kursausschlägen, wie die Beispiele Clovis und Tetraphase dieses Jahr gezeigt haben. Ein gut aufgestelltes, diversifiziertes Portfolio ermöglicht jedoch die Investition in den spannenden, wachstumsstarken Biotech-Sektor mit einem stark herabgesetzten Risiko.
DEZEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
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aktien ° Börsen International
USA ° Fed geht in die Offensive Zinserhöhung ante portas. Zwar gab es zuletzt vereinzelt weniger gute Wirtschaftsdaten als erwartet, doch der Großteil fiel positiv aus. Besonders der US-Arbeitsmarkt befindet sich in robuster Verfassung. Außerhalb des Landwirtschaftssektors wurden im November 211.000 neue Stellen geschaffen. Jetzt muss die US-Notenbank reagieren. Allerdings wird die Fed dabei nicht aggressiv vorgehen. Denn der letzte Einkaufsmanagerindex der Industrie fiel unter die 50 Punkte-Marke auf 48,6 Punkte – den tiefsten Stand seit Juni 2009. Auch der Index für die Auftragseingänge fiel auf 48,9 Punkte. Interessant ist jedoch, dass der Beschäftigungsindex auf 51,3 Punkte stieg. Dazu komm, dass die Enttäuschung über die letzten Entscheidungen der EZB auch den US-Bondmarkt ins Trudeln brachte. Die Rendite der zweijährigen T-Bonds kletterte auf 0,974 Prozent, den höchsten Stand seit fünfeinhalb S&P 500 Jahren. Solche Zinserhöhungen durch die Hin2200 tertür sind der Fed gar nicht recht. Auch der US-Einzelhandel läuft nicht rund. Die Umsät2000 ze am „Black Friday“, dem inoffiziellen Start der Weihnachts-Einkaufssaison, fielen um gut 1800 zwölf Prozent. Ein Sonderfaktor könnte im De1600 zember bessere Umsätze bringen, nämlich das auf einen späten Termin fallende Chanukkah, 1400 (Lichterfest), ein acht Tage dauerndes, hohes jüdisches Fest. Insgesamt rechnen Ökonomen 1200 2012 2013 2014 2015 mit einem Einkaufsplus von 2,5 Prozent. (wr)
Gegenbewegung gestoppt ° Der S&P 500 hat nach dem stärksten Oktober seit der Finanzkrise wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Bei 2100 Punkten war Schluss mit der Erholung und der Widerstand bei 2130 Punkten wurde nicht einmal angetestet – ein Schwächezeichen.
Brasilien ° Im Kampf gegen die Krise Auf neuem Fundament? Das von
60 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
Volatil seitwärts ° Der brasilianische Aktienindex befindet sich in einem langfristigen Abwärts trend. Die Gefahr, dass die wichtige Unterstützung bei 45.000 Punkten nachhaltig durchbrochen werden könnte, ist noch nicht gebannt. Aktuell notiert der Aktienindex mit 45.300 Punkten knapp über der Unterstützung.
creditS: Lipper
Bovespa den tiefen Rohstoffpreisen und dem schwachen 70000 Real geplagte größte Land Lateinamerikas zeigt Anzeichen einer langsamen Erholung. 65000 Diese ist allerdings noch nicht breit angelegt. 60000 So wurden zwar brasilianische Staatsanleihen von den Ratingagenturen mehrfach abge55000 stuft, der Zellstoff- und Papiersektor jedoch 50000 aufgewertet. Der Bereich profitiert von tiefen 45000 Energiepreisen. Viele Unternehmen haben zudem aus den Kreditexzessen vor 2008 gelernt 40000 2012 2013 2014 2015 und einen Prozess des Schuldenabbaus hinter sich. Der Chemie- und Stahlsektor sowie der Einzelhandel leiden jedoch unter den schwachen Rohstoffpreisen bzw. dem schwachen Real und kürzen ihre Investitionen. Das einzige, das Brasilien vor dem Totalabsturz bewahrt hat, sind die relativ gesunden Außenhandels- und Leistungsbilanzen. Die Auslandsverschuldung ist gering und von hohen Devisenreserven gut abgedeckt. Der halbstaatliche Ölkonzern Petrobras hat sich aus der politischen Umklammerung befreit und zuletzt die Treibstoffpreise erhöht. Die Bonds des Unternehmens setzten daraufhin zu einer kräftigen Rally an (aktuelle Top-Renditen fast 16 Prozent). Auch durch die Regierung ging ein Ruck, denn endlich werden die Staatsausgaben massiv gekürzt – vorerst um 17 Milliarden Dollar, von 39 Ministerien sollen zehn verschwinden. Ein Signal für einen Neustart in Brasilien. (wr)
°
Börsen International AKTIEN
europa ° Keine neue Geldflut EZB enttäuscht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit ihrer Entscheidung, die
Counter-Trend ° Der Euro-Aktienindex konnte die Widerstandszone zwischen 3500 und 3650 Punkten kurz erreichen, prallte dann jedoch ab und sank wieder auf 3300 Punkte. Damit ist die Unterstützung bei 3400 Punkten durchbrochen – das Ende der Weihnachtsrally?
Anleihekäufe um ein halbes Jahr zu verlängern, den monatlichen Betrag aber nicht zu erhöhen und auch den Einlagenzins für Großbanken nur um -0,1 auf -0,3 Prozent zu senken, für Enttäuschung an Europas Aktienmärkten gesorgt. Nicht beachtet wurde EZB-Chef Draghis Hinweis, die Zinseinnahmen aus den gekauften Anleihen zu reinvestieren – damit würde das QE-Programm noch um einiges länger laufen als bis März 2017. Insgesamt betrachtet muss man Draghi Recht geben, sein Pulver noch etwas trocken zu halten, denn es mehren sich die Anzeichen für eine anziehende Erholung der Eurozone. Aus Ländern wie Deutschland, Spanien, Irland und Italien kommen robuste Wirtschaftsdaten. Die deutschen Auftragseingänge legen zuletzt um 1,8 Prozent gegenüber dem Vormonat zu. Bestellungen aus den LänEuro Stoxx 50 dern der Eurozone verzeichnen ein dickes Plus. 4000 Die schuldengeplagten Länder des Währungs3800 raumes vollziehen offenbar eine wirtschaftliche 3600 Aufholjagd – die Orders aus den Nicht-Euro3400 Ländern blieben hingegen schwach. Der von 3200 Markit erstellte Einkaufsmanagerindex für die 3000 2800 Eurozone stieg auf 53,9 Punkte – der höchste 2600 Wert seit vier Jahren. Auf eine Schwäche in 2400 Übersee (Asien) deutet allerdings die massive 2200 Gewinnwarnung des deutschen Parade-In 2000 2012 2013 2014 2015 dustrieunternehmens Linde hin. (wr)
indien ° Reformtempo nimmt zu BSE Sensex
Sozialsystem im Aufbau. Zum
ersten Mal sollen Mindestlebensstandards festgeschrieben werden, um breite Bevölke28000 rungsteile aus der Schattenwirtschaft in das reguläre Bankensystem zu führen. Über die 26000 Erfassung biometrischer Daten, die mit Bank24000 und Mobilfunkkonten verbunden sind, soll die 22000 Bevölkerung eine Basis-Kranken- und Lebens20000 versicherung sowie Sozialleistungen erhalten. 18000 Seit Einführung im September 2014 wurden 16000 190 Millionen Bankkonten eröffnet und 165 2012 2013 2014 2015 Millionen Bankkarten ausgestellt. Auch das Programm „Make in India“, das ausländische Unternehmen zu einer Produktion in Indien bewegen soll, kann Erfolge vorweisen. Auch das MUDRA-Programm zur Kreditvergabe an Kleinstunternehmen, das vor einigen Monaten noch in der Planungsphase schien, ist voll angelaufen und hat bereits 3,5 Milliarden US-Dollar an Krediten ausgegeben, wobei eine staatliche Behörde als Bürge fungiert. In der Landwirtschaft wird eine Ernteausfallversicherung getestet, die nächstes Jahr eingeführt werden soll. Die größten Infrastrukturprojekte in Indien betreffen den Schienenverkehr. Hierfür hat die Regierung den immensen Betrag von 150 Milliarden US-Dollar vorgesehen. Dazu soll eine einzige nationale Umsatzsteuer eingeführt werden. Gute Aussichten also für die indische Börse, zumal Indiens Wirtschaft binnenorientiert ist (Exportanteil nur 23,6 Prozent). (wr) 30000
Erholung gestoppt ° Der führende indische Aktienindex konnte nach einer Erholung auf rund 27.500 Punkte die wichtige Marke von 28.000 Punkten nicht erreichen und fiel wieder etwas zurück. Solange die 25.000 Punkte halten (aktuell bei 25.650), bleibt die Lage relativ stabil.
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 61
aktien ° Anlagetipps
Das Jahr 2016 wird spannend Schon ins Jahr 2015 waren die Börsianer mit recht optimistischen Prognosen für Wachstum bei Konjunktur und Unternehmensgewinnen gestartet. Diese Erwartungen konnten durch die Bank nicht erfüllt werden – und das trotz des tiefen Euro und des schwachen Ölpreises. Was erwartet uns nun 2016? Wolfgang Regner
W
ieder hohe Erwartungen. Auch für 2016 ist der Durchschnitt der Analystenschätzungen recht optimistisch. Die Unternehmensgewinne in Europa sollten um rund zehn Prozent steigen. Woher dieses Wachstum kommen soll, ist allerdings nicht ganz klar. Denn aufgrund statistischer Basiseffekte fallen der schwache Euro und der tiefe Ölpreis kaum noch ins Gewicht – es sei denn, beide stürzen weiter ab. Dafür spricht jedoch wenig. Der Euro wird wohl die Parität zum Dollar halten können und der Ölpreis könnte sogar etwas steigen. Die Schätzungen für die Weltwirtschaft wurden zuletzt wieder einmal nach unten korrigiert. Ein globales Wachstum von rund drei Prozent ist schon das höchste der Gefühle. Und der Welthandel zeigte sich zuletzt über raschend schwach. Die EZB wird ihre Stimulierungspolitik trotz verbesserter Konjunktur in Europa noch einmal intensivieren. Eine Erhöhung der Negativ-Zinssätze auf 0,5 Prozent wird
Banken und vor allen Dingen Kapitalanlage-Institutionen erneut in die Märkte zwingen. Dies schadet wahrscheinlich den Bankaktien. Der Sinn solcher EZB-Maßnahmen erscheint fraglich. Während in den USA höhere Zinsen und schwächere Gewinne belasten und die US-Einzelhandelsumsätze ins Stocken geraten sind, stimulieren in Europa steigende Gewinne und noch niedrigere Zinsen. Das ist unorthodox: eine schwache Währung verlangt eigentlich nach höheren Zinsen. In China stimuliert die Regierung den Immobilienmarkt (durch großzügigeres Zulassen von Kreditkäufen) sowie den Autoabsatz durch Halbierung der Umsatzsteuer bei kleineren Modellen. Ob das reicht, um einen weiteren Wachstumsrückgang zu verhindern, bleibt zweifelhaft. Wegen der überragenden Bedeutung der chinesischen Konjunktur für den Rest der Welt, in absoluten Zahlen liefert China nach wie vor den größten Wachstumsbeitrag, muss
die chinesische Konjunktur auch 2016 genauestens beobachtet werden, da sie durchaus Auslöser für eine globale Rezession sein könnte. Eine solche ist dennoch unwahrscheinlich. Massive Zinssteigerungen oder exzessive Ölpreis- und Währungsverschiebungen sind nicht in Sicht. Auch die Infla tion bleibt eher noch zu niedrig. Und der US-Verbrauch, die weltweit größte Endverbrauchernachfrage, wird wieder auf die Beine kommen. Die Haupt antriebsfedern für die US-Konsumausgaben sind Lohnerhöhungen, Arbeitsstunden und die Zahl der Beschäftigten. Alle drei Faktoren haben sich zuletzt Monat für Monat verbessert. Wichtig wäre aber auch eine Erholung der Unternehmensinvestitionen – doch die Firmen bleiben vorsichtig und kaufen lieber Aktien zurück oder gewähren höhere oder gar Sonderdividenden. Das mag kurzfristig die Aktienmärkte beleben – doch gesund ist diese Entwicklung mittelfristig sicher nicht.
Die Hälfte aller Deutschen trägt eine Brille – und die Hälfte davon ist Kunde bei Fielmann. So wurde im bisherigen Jahresverlauf 2015 der Absatz vom Vorjahr klar übertroffen. Im gesamten Jahr 2014 konnte Fielmann 7,6 Millionen Brillen verkaufen. Im ersten Halbjahr 2015 waren es schon 3,8 Millionen, und im zweiten Halbjahr läuft der Absatz tendenziell sogar noch etwas besser. Im dritten Quartal wuchs der Konzernumsatz um 7,5 Prozent auf 342 Millionen Euro. Vor Steuern verdiente der MDAX-Konzern 77 Millionen Euro und damit um 8,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit übertraf der Konzern
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die Erwartungen der Analysten. Das dritte Quartal gehört zu den gewinnstärksten im Konzern, weil aufgrund der Sommerferien die Marketingkosten in der Regel niedriger sind. Und im Sommer ist der Absatz von Sonnenbrillen höher. Aufgrund seiner marktdominanten Stellung profitiert das Unternehmen stark von der zunehmenden Zahl von Gleitsichtbrillen – und nicht nur bei der alternden Bevölkerung, sondern auch vom Lifestyle der jüngeren Generation. Smartphone bzw. PC-Monitor verursachen Sehschwächen, die Zahl der Brillenträger bei den unter 30-Jährigen steigt nachhaltig.
2008 benötigte ein Viertel der 20- bis 30-Jährigen eine Brille, im vergangenen Jahr war es schon jeder Dritte. Der FielmannChart widerspiegelt die fundamentale Stärke. Das Rekordhoch wird gerade attackiert. Kauf bei Rücksetzer auf 60,50 Euro. ISIN DE0005772206 Börse Frankfurt
charts: onvista.de
Fielmann ° Kräftiges Wachstum
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Anlagetipps aktien
dorma+kaba ° Sicherheit ist Trumpf Dass wir künftig unser Haus oder unsere Woh nung ohne einen Schlüssel betreten werden, liegt nahe. Erst kürzlich hat dorma+kaba eine entsprechende Lösung vorgestellt.dorma+kaba ist ein in der Schweiz ansässiger, aber global tätiger Sicherheitskonzern und bietet Gesamt lösungen für Sicherheit und Organisation beim Zutritt zu Gebäuden sowie beim Zugriff zu Informationen an. Die breite Produktpalet te umfasst neben einfachen Schließsystemen (z.B. Zylinderschlösser) elektronische Zutritts lösungen, physische Zugangssysteme, auto matische Türsysteme sowie ein umfassendes
Angebot an Türbändern, Beschlägen,Türschlie ßern und -stoppern. Dazu kommen Hoch sicherheitsschlösser, horizontale Schiebe wandsysteme und mobile Trennwände. Durch die Fusion mit der dorma Gruppe ist kaba zum drittgrößten Anbieter der Branche aufgestie gen. kaba hat im abgelaufenen Geschäftsjahr seinen Umsatz um 8,1 Prozent auf 1,1 Milliar den Schweizer Franken gesteigert, der Gewinn legte um 8,8 Prozent auf rund 100 Millionen Schweizer Franken zu. Mit Marken wie Silca, Ilco oder Advanced Diagnostics wird die Markt positionierung weiter gefestigt.
Die Dividendenrendite ist mit 2,50 Prozent einigermaßen ansprechend. Der Aktienchart von dorma+kaba sieht viel versprechend aus. Der Kurs hat erst vor Kurzem ein neues Rekordhoch erreicht – Kauf bei Rückfall auf rund 590 Euro. ISIN CH0011795959 Börse Frankfurt
Spottbillig ° W&W
W&W ist günstig bewertet: Das KGV für 2015 sucht mit 6,2 seinesgleichen. Dazu kommt eine Dividendenrendite von drei Prozent und ein Buchwert von 37,97 Euro je Aktie, der mehr als doppelt so hoch wie der Börsenkurs ist. Kauf bei 16,70 Euro. ISIN DE0008051004 Börse Frankfurt (Xetra)
Die Wüstenrot & Württembergische AG (W&W) ist eine unabhängige Finanzdienstleistungs gruppe. Geboten werden Leistungen für Wohn eigentum, Vermögensbildung, Zukunftssiche rung und Risikoschutz aus einer Hand. Dabei gilt das Bauspar- und Baufinanzierungsge schäft als Kerngeschäft des Wüstenrot-Außen dienstes, während das Schaden- und Unfall versicherungsgeschäft die Basis für die Betreuer der Württembergischen ist. Zusätz lich intensivieren beide Vertriebswege mehr und mehr die gemeinsame Marktbearbeitung (Cross Selling). Dabei konzentriert sich W&W
auf Produkte mit hohen Wachstums- und Er tragsperspektiven – besonders im Bereich der Altersvorsorge und der Vermögensbildung. Hierzu zählen Lebens- und Rentenversiche rungen, Geldanlageprodukte, Investmentfonds, aber auch Krankenversicherungen. Das Ergeb nis der W&W AG wird aufgrund ihrer Struktur als Holding von den Ergebnisabführungen ihrer Tochterunternehmen bestimmt. W&W hat seine Prognose für 2015 zum zweiten Mal erhöht. Der Jahresüberschuss soll nun – statt zwischen 200 und 240 Millionen Euro – zwi schen 240 und 280 Millionen Euro liegen.
McDonald’s ° Turnaround in Sicht Essen soll längst nicht mehr nur lecker ausse hen und gut schmecken – gesund soll es sein und qualitativ hochwertig. Auch vegetarische oder vegane Alternativen werden zunehmend nachgefragt oder auch der Verzicht auf be stimmte Inhaltsstoffe. Ein denkbar schwieriges Umfeld für ein Unternehmen wie McDonald’s, das als Fast food-Kette mit Burgern groß ge worden ist, die vor allem preisgünstig angebo ten werden sollten. In den 1990ern hat das ge reicht. Doch längst hat sich der Konzern den neuen Kundengewohnheiten angepasst. Aller orten werden die Filialen modernisiert. Dazu
wird auch ein McCafé integriert, wo es Heiß getränke, Kuchen und Kekse gibt. Längst ist der Veggie-Burger im Sortiment und der Salat im Werbespot zu sehen. Neuerdings wird auch ein Burger mit Bio-Rindfleisch angeboten. Den Kunden soll es auch weiterhin schmecken, damit sich das dichte Filialnetz lohnt. Wachs tumschancen bietet dabei vor allem der chi nesische Markt. Dort konnte McDonald’s den Umsatz im dritten Quartal um satte 26 Prozent steigern. Auch insgesamt lief es überraschend gut: Der Gewinn stieg von 1,07 Milliarden auf 1,3 Milliarden US-Dollar.
McDonald’s ist wieder gefragt. Zuletzt konnte die Aktie mehrere charttechnische Widerstände überwinden und sogar ihr Allzeithoch knacken. Zudem lockt eine Dividendenrendite von geschätzten 3,4 Prozent. Kauf bei Rücksetzer auf 95,80 Euro. ISIN US5801351017 Börse Frankfurt
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 63
aktien ° Anlagetipps – Rückblick 2015
Ein hochprozentiges Börsenjahr Ungeachtet aller Schwankungen sieht es so aus, als ob die Weltbörsen das Aktienjahr 2015 mit zweistelligen Renditen beenden würden. Da darf auch unsere Rubrik „Internationale Anlagetipps“ nicht nachstehen. Ein leichter Fokus auf Nebenwerte war der Schlüssel zum Erfolg. Wolfgang Regner
T
rotz aller Diversifikation haben wir auch 2015 hier und da kleinere Schwerpunkte gesetzt. Der Großteil der Empfehlungen kam aus Europa und den USA. Sicher war es ein Fehler, nur eine einzige japanische Aktie ins Anlagetipps-Portfolio aufzunehmen, doch diese (Toyota) stieg um stramme 27 Prozent. Auch nicht optimal war bei einigen wenigen Positionen der Verzicht auf Stopp-Loss-Limits – vor allem was die Porsche-Aktie anbelangt. Doch dass sich diese fast halbieren würde, lag jenseits unseres Wahrscheinlichkeits-Horizonts. Die Top-Positionen erklommen United Internet, der deutsche unabhängige Telekomanbieter, sowie der US-Sportartikelriese Nike. Dass ein bereits derart großes und hoch bewertetes Unternehmen um fast 50 Prozent weiter in die Höhe schießt, erwarteten wir zwar nicht, es zeigt aber, dass der Quality Growth-Ansatz in Zeiten schwachen Wachstums nach wie vor gut funktioniert. Daher empfehlen wir gleich vorweg für 2016, diesem Investmentansatz wieder entsprechend Platz einzuräumen. Flankiert von guten Zyklikern im Aufwind, wie etwa Ryanair oder Kion, ergab das schon in diesem Jahr eine gute Mischung und man sollte zumindest einer kleineren Auswahl unserer Empfehlungen aus 2015 treu bleiben. Ein weiterer guter Jahresvorsatz für 2016 könnte sein, auch immer wieder spezielle Investmentfonds ins Depot zu nehmen. Besonders im ETF-Bereich gibt es mittlerweile eine breite Palette interessanter Strategiefonds – Stichwort: Smart Beta. Wir machen hierzu in unserem aktuellen GELDMagazin „Moneyguide 2016“ mit einer ETF-Story samt Musterportfolios einen sersten Anfang (siehe Seite 28).
64 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2015
° Aktien/Fonds gleichgewichtet (Performance: +17,7 %) Titel/Name Schaltbau
Kaufkurs 46,52 €
akt. Kurs 51,50 €
Gewinn/Verlust + 10,7 %
Kommentar Aktie halten
Lenovo
1,10 €
0,87 €
- 20,9 %
ausgestoppt
United Internet
31,50 €
50,25 €
+ 59,5 %
Aktie halten
Geberit
250,00 €
315,20 €
+ 26,0 %
Aktie halten
Amgen
110,00 €
155,60 €
+ 41,5 %
Aktie halten
Axel Springer
40,20 €
53,20 €
+ 32,3 %
Aktie halten
Johnson & Johnson
78,50 €
97,20 €
+ 23,3 %
Aktie halten
Leoni
40,30 €
37,40 €
-7,2 %
Aktie verkaufen
8,10 €
14,76 €
+ 82,2 %
Gewinn mitnehmen
Kion
28,50 €
46,30 €
+ 62,5 %
Gewinn mitnehmen
ETF RAFI
12,90 €
15,45 €
+ 19,8 %
Fonds halten
Toyota
46,50 €
59,20 €
+ 27,3 %
Aktie halten
Essilor
94,50 €
124,50 €
+ 31,7 %
Aktie halten
Allianz
136,00 €
167,30 €
+ 23,0 %
Aktie halten
Norilsk Nickel
13,50 €
13,40 €
- 0,7 %
Aktie halten
iShares Eur. Min. Volatility
33,96 €
40,20 €
+ 18,4 %
Fonds halten
Checkpoint Software
75,20 €
81,54 €
+ 8,4 %
Aktie halten
Ryanair
Coloplast
68,20 €
76,70 €
+ 12,5 %
Aktie halten
120,00 €
115,20 €
- 4,0 %
Zertifikat halten
Real Anleihe
98,80 €
96,20 €
+ 2,9 %
inkl. Stückzinsen
Nike
87,80 €
127,30 €
+ 45,0 %
Aktie halten
Porsche
88,20 €
48,35 €
- 45,2 %
Aktie halten
Express Scripts
85,20 €
80,50 €
- 5,5 %
Aktie halten
Freenet
27,50 €
31,60 €
+ 14,9 %
Aktie halten
Visa
58,50 €
75,20 €
+ 28,5 %
Aktie halten
Mylan
64,80 €
52,80 €
- 18,5 %
Aktie halten
PepsiCo
79,70 €
95,20 €
+ 19,5 %
Aktie halten
Bechtle
67,80 €
87,90 €
+ 29,6 %
Aktie halten
425,60 €
368,80 €
- 13,4 %
mit Limit 395 verkaufen
35,80 €
45,72 €
+ 27,7 %
Aktie zukaufen
Solactive Guru Zertifikat
Dräger Genussschein Wirecard
KOLUMNE
LIPPER RESEARCH
Europa – eine unterschätzte Anlageregion
V
iele Anleger übergehen Europa als Anlageregion und untergewichten diese wichtige Wirtschaftsregion dementsprechend in ihren Portfolios. Während Amerika und die großen Volkswirtschaften Asiens im Allgemeinen als Konjunkturlokomotiven angesehen werden, gilt Europa – „die Alte Welt“ – oftmals als Anlageregion mit eingeschränktem Ertragspotenzial. Schließlich hat Europa und insbesondere auch die Eurozone immer wieder mit strukturellen Problemen zu kämpfen, was potenzielle Anleger verunsichert und so von Investitionen in diese Region abhält. Allerdings hat aber das klare Bekenntnis der Politik zum Erhalt der Eurozone dazu geführt, dass sowohl Europa, wie auch der Euro für immer mehr Investoren interessant werden. Zudem gibt es in Europa viele überaus erfolgreiche Unternehmen, die in ihrem Bereich oftmals Weltmarktführer sind. Der Erfolg vieler europäischer Unternehmen zeigt sich unter anderem auch in der Höhe der Dividendenzahlungen. INVESTOREN KEHREN NACH EUROPA ZURÜCK Die hohen Dividenden, die von europäischen Unternehmen gezahlt werden, könnten einer der Gründe sein, warum Aktien aus Europa, in den ersten neun Monaten des Jahres, die be-
VERGLEICHSGRUPPEN MIT DEN HÖCHSTEN MITTELZU- UND -ABFLÜSSEN IN EURO 01.01.2015 - 30.09.2015
Bond Global Mixed Asset EUR Flex - Global Equity Europe Absolute Return Other Money Market EUR Equity EuroZone Mixed Asset EUR Bal - Global Mixed Asset EUR Cons - Global Absolute Return EUR Medium Equity Global Income Money Market GBP Bond GBP Corporates Equity Greater China Mixed Asset GBP Conservative Bond Emrg Mkts Global LC Guaranteed Equity Global Equity Asia Pacific Ex Japan Equity Emerging Mkts Global Equity US
30 25 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20
Quelle: Thomson Reuters Lipper
liebteste Anlageklasse der europäischen Anleger waren, während Aktienfonds USA die höchsten Abflüsse zu verzeichnen hatten. Ein weiterer Grund für die Beliebtheit der Aktien aus der Alten Welt ist sicherlich ihre relative Attraktivität, denn während die Bewertungen für Aktien aus den USA schon teilweise recht ambitioniert erscheinen, wirken viele europäische Werte immer noch sehr moderat bewertet. EINE REGION – UNTERSCHIEDLICHE ANLAGEUNIVERSEN Die große Anzahl von Investitionsmöglichkeiten erschwert allerdings gleichzeitig die Auswahl eines geeigneten Fonds. Somit ist gerade bei der Analyse von Fonds, die in die Anlageregion Europa investieren, entscheidend, die Produkte anhand ihres Anlageschwerpunktes möglichst exakt in unterschiedliche Vergleichsgruppen aufzuteilen. Nur so kann die Vergleichbarkeit der Produkte und damit eine fundierte Entscheidungsfindung sichergestellt werden. Investmentfonds, die in europäische Aktien investieren, unterscheiden sich nicht nur aufgrund ihrer Art (aktiv/passiv), ihres Anlagestils (Value/Growth/Blend) oder der Größe der Unternehmen (Large-, Mid-, Small Caps), in die sie investieren. Das wichtigste Unterscheidungsmerkmal der einzelnen Fonds sind die Länder, in die investiert wird. Eine ganze Reihe von Fonds investiert zum Beispiel nur in Aktien aus der Eurozone, während andere Fonds in ganz Europa investieren und so auch von der Wertentwicklung der Aktien aus Ländern wie Großbritannien, Schweden oder der Schweiz partizipieren. Einige Anbieter haben das Anlageuniversum ihrer Fonds noch um die aufstrebenden Volkswirtschaften aus Osteuropa erweitert. Die Vielschichtigkeit der Anlageregion wird zudem durch die unterschiedlichen Ansätze, nach denen Fondsmanager, die in Europa investieren ihre Aktien auswählen, noch vergrößert. Wie bei allen Aktienfonds ist auch bei Aktienfonds, die in Europa investieren, die Titelauswahl durch den Fondsmanager entscheidend für den Anlageerfolg der Anleger.
EINSATZ IM PORTFOLIO Aufgrund der Vielzahl von Anlagemöglichkeiten können Aktienfonds, die in Europa investieren, nicht nur in Portfolios, die nach einem regionalen Ansatz aufgebaut sind, DETLEF GLOW, Head of Lipper eingesetzt werden, Research EMEA sondern stellen zudem aufgrund der vielfältigen Anlagekonzepte der angebotenen Fonds auch eine attraktive Beimischung zu weltweit anlegenden Fonds dar. Wie bei allen Kapitalmarktprodukten gibt es auch bei Fonds, die in europäische Aktien investieren, keine Methode, die Gewinner von morgen zu bestimmen, da die Favoriten von morgen erst im Nachhinein, also übermorgen, bekannt sind. Allerdings hilft die sorgfältige Analyse der Anlagephilosophie eines Fonds dabei, die Produkte zu finden, die aufgrund ihrer Ausrichtung und des Anlageschwerpunktes zu dem jeweiligen Anlagezweck passen und somit für den Investor langfristig Erfolg versprechend erscheinen. Zudem müssen Investoren vor jeder Kaufentscheidung sowohl den Verkaufsprospekt, als auch sonstige Informationsmaterialien genau lesen, um das Risiko der einzelnen Produkte einschätzen zu können. Da auch eine sehr sorgfältig ausgeführte Analyse nicht verhindern kann, dass ein Fonds ausgewählt wurde, der seine Erfolge aus der Vergangenheit in der Zukunft nicht fortsetzen kann, müssen auch die Ergebnisse der Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Europa regelmäßig kontrolliert werden. Trotz dieser Einschränkungen sind Aktienfonds, die in europäische Aktien investieren, ein wichtiger Baustein für den langfristigen Vermögensaufbau und sollten entsprechend der Ausrichtung ihres Portfolios von den Anlegern genutzt werden. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.
DEZEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
65
aktien ° Österreich
Die Guten ins Körbchen
E
uropa kämpft sich langsam aus der Wirtschaftsflaute. Auf das Gesamtjahr 2015 gesehen wird im EU-Durchschnitt eine reale Expansion von rund 1,5 Prozent erwartet. Österreich hinkt zwar heuer mit etwa 0,8 Prozent hinterher, für das kommende Jahr sollte die Alpenrepublik laut Wifo aber auch ein Wachstum von wenigs tens 1,3 Prozent erzielen. In diesem relativ moderaten wirtschaftlichen Umfeld konnten sich die an der Börse Wien gelisteten Unternehmen in der Mehrheit ganz gut behaupten. Für 2015 steht – nicht zuletzt dank der expansiven Geldpolitik der EZB – beim ATX ein Plus von knapp 14 Prozent zu Buche. Die drei Werte mit den größten Kurssteigerungen (mit 7. Dezember) waren die Erste Group Bank (+49,5%), Wienerberger (+47,5%) und Lenzing (+39,7%). Unter den ATX Prime-Werten stachen Kapsch TrafficCom (+110,4%), Cross Industries (+93,0%) und AT&S (+63,8%) hervor. Auf der anderen Seite waren die Schlusslichter im ATX die Vienna Insurance Group (-30,5%), die Österreichische Post (-15,8%) und der Ver-
bund mit minus 14,4 Prozent. Soweit zur Vergangenheit. Die Gewinner im Jahr 2016 Auf die Frage nach den aussichtsreichs ten Werten für 2016 ziehen wir die aktuel len Gewinnerwartungen für 2015 und die kommenden zwei Jahre heran und errechnen daraus die Rendite auf das Aktienkapital. Als Beispiel: Der Gewinn des Versicherungskonzerns Uniqa wird heuer etwa 320 Millionen Euro betragen, 2016 etwas weniger und 2017 wieder etwa gleich hoch. Das ergibt eine kumulierte Rendite von 37,2 Prozent, wovon rund die Hälfte als Dividende ausbezahlt wird – also etwa 18 Prozent. Unter Berücksichtigung des Kursanstieges seit September von 7,20 Euro auf derzeit 8,40 Euro empfiehlt es sich, für einen Kauf auf etwas schwächere Kurse – etwa unter acht Euro – zu warten. Gleichauf mit Uniqa rangiert mit einer Drei-Jahres-Rendite von 37,1 Prozent der Feuerfesthersteller RHI, dessen Aktienkurs heuer eine Berg-und-Tal-Fahrt hinter sich gebracht hatte. Erst stieg der Kurs bis März
Austrian Traded index (ATX) Widerstand bei 2500. Nachdem der ATX im September wegen Sorgen um China und der Affäre um VW unter 2200 Punkte gefallen war, setzte wieder eine kräftige Erholung ein. Der ATX testete im Rahmen seiner Aufwärtsbewegung nun bereits drei Mal den Widerstand bei 2500 Punkten, wurde aber jedes Mal wieder nach unten gedrückt. Jetzt sieht es nach einer Korrektur auf etwa 2350/2400 Punkte aus, nach der die 2500 Punkte-Marke wieder in Angriff genommen werden sollte.
66 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
von 20 auf 30 Euro, bevor er bis Ende September wieder auf 16,50 Euro nachgab. Nach einem Zwischenhoch ist der Kurs gerade wieder auf Sinkflug und wird voraussichtlich demnächst die 18 Euro-Marke unterschreiten. Auf diesem Niveau ist die Aktie wieder ein glatter Kauf – auch mit der Unsicherheit, dass das Umfeld für die Stahlbranche – die Hauptkundengruppe der RHI – angespannt bleibt (s. auch Kasten rechts). Apropos Stahlbranche. Bei der voestalpine wurde zu Jahresbeginn 2015 einerseits eine Bodenbildung bei den Stahlpreisen erwartet und zweitens große Hoffnung in den Ausbau des US- und China-Geschäfts gesetzt. Dadurch wurde der Kurs der Aktie von 30 Euro bis zur Jahresmitte 2015 auf 42 Euro getrieben. Dann macht sich Ernüchterung breit. Aus dem Energiesektor ließen Aufträge auf sich warten, woraufhin sich der Vorstand dazu veranlasst sah, die Jahresprognose zu reduzieren. Der Kurs ging wieder auf Tauchstation und notiert derzeit wieder um die 30 Euro. Auf diesem Niveau liegt die Drei-Jahres-Rendite bei 35,8 Prozent, die kumulierte Dividendenrendite bei zwölf Prozent – somit ist diese Aktie ebenso ein Kaufkandidat. Als Dividenden-Tipp bietet sich die Österreichische Post an – zumal der Aktienkurs von 47 Euro im April auf 30 Euro gefallen war. Wir hatten im Frühjahr noch von der Aktie abgeraten, da der Kursanstieg nicht durch eine Wertsteigerung unterstützt war. Praktisch der gesamte Jahresgewinn wurde als Dividende ausgeschüttet und vom Börsenkurs abgezogen. Also woher soll der Kursanstieg dann kommen? Jetzt notiert die Aktie bei etwa 34 Euro und weist eine DreiJahres-Rendite von gut 20 Prozent auf – und
Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse
Die Wiener Börse wird auch 2016 wieder zulegen. Denn die hierzulande notierten Aktien sind mit einer Gewinnrendite von durchschnittlich acht Prozent nicht teuer. Dividendenrenditen zwischen vier und 5,5 Prozent sind keine Seltenheit. Bei einigen Aktien sind daher auch kräftige Kursanstiege zu erwarten. Mario Franzin
°
Österreich AKTIEN
Polytec ° Bislang keine negativen Auswirkungen aus Diesel-Gate Kräftiger Umsatzanstieg. Der Kon-
zernumsatz stieg in den ersten drei Quartalen dank der Zukäufe zweier Fabriken in den Niederlanden um 30,5 Prozent auf 465,5 Millionen Euro. Das war aber nicht der einzige Wachstumstreiber, auch organisch legte der Umsatz um sieben Prozent zu. Der Nettogewinn kletterte um 80 Prozent auf 18 Millionen Euro. Befürchtungen, dass die Affäre um VW beim Kfz-Zulieferer Polytec einen negativen Impact auslösen könnte, wurden noch nicht verifiziert. Analysten der RCB reduzierten dennoch vorsichtshalber die Gewinnerwartungen, womit das KGV 2016 auf noch immer günstige acht stieg, jenes von 2017 auf 7,4.
ISIN AT0000A00XX9
die wird in Form von Dividenden wieder fast vollständig ausbezahlt. Das heißt, rund 18 Prozent in den kommenden drei Jahren. Zusätzliche Gewinne aus Kursanstiegen sollte man dabei weniger erwarten. Heisse Nebenwerte Legt man das System der zukünftig zu erwartenden Gewinne auf ATX Prime-Werte um, sticht UBM Development hervor (wird im ersten Quartal 2016 in den Index aufgenommen). Der Immobilienentwickler emittierte Ende November eine Anleihe im Nominale von 75 Millionen Euro, um neue Projekte voranzutreiben. Bestehende Immobilien im Wert von rund 700 Millionen Euro sollen veräußert werden. Das ist ein ganz anderes Geschäft als Immobilien im Portfolio zu halten und von den Mieter lösen zu leben. Die Aktie der UBM notiert mit 35 Euro knapp unter dem Buchwert und weist eine Drei-Jahres-Rendite auf das Ak tienkapital von 40 Prozent auf. Davon sollen rund 18 Prozent als Dividende ausbezahlt werden. Unter 35 Euro ist die Aktie einen Kauf wert – die Kursziele der Analysten liegen mehrheitlich über 50 Euro. Noch besser als UBM, aber aufgrund des geringen Eigenkapitals mit großer Unsicherheit behaftet, könnte sich Frauenthal Keramik entwickeln. Nach dem Verkauf der Automotive Sparte und der Übernahme der ÖAG wird nicht nur der Umsatz von 575 Millionen Euro (2014) auf etwa 700 Millionen Euro klettern, auch der Gewinn dürfte nach jüngsten Schätzungen von einem Jahresverlust von 1,8 Millionen Euro (2014) auf rund 15 Millionen Euro (2016) steigen. Das würde 2016 eine Rendite auf das Aktienkapital von 18,3 Prozent ergeben – kumuliert auf drei Jahre eine Rendite von gut 50 Prozent.
Kurs (07.12.2015)
7,74 € KGV 2015 e
8,1
Marktkap.
173 Mio. € KGV 2016 e
7,9
Umsatz 2015 e
617 Mio. € KGV 2017 e
7,4
Buchwert/Akt. 2015 e
6,95 € Dividende 2015 e 3,62 %
UBM ° Immobilien-Entwicklung ist derzeit ein Mega-Geschäft
unterm Radar. Im Februar 2015 über-
ISIN Kurs (07.12.2015)
AT0000815402 34,77 € KGV 2015 e
10,6
Marktkap.
310 Mio. € KGV 2016 e
7,0
Umsatz 2015 e
431 Mio. € KGV 2017 e
6,0
Buchwert/Akt. 2015 e
nahm UBM Realitäten die aus der Porr abgespaltene PIAG und mutierte zur UBM Development. Das heißt, Bestandimmobi lien abverkaufen und neue errichten. Um die Projekt-Pipeline zügig voranzutreiben, wurde im Mai eine Kapitalerhöhung durchgeführt und im Dezember eine Anleihe im Volumen von 75 Millionen Euro begeben. Die Dynamik des Unternehmens zeigt sich in einem erwarteten Gewinnwachstum auf rund 40 Millionen Euro in 2016. Das entspricht einer Rendite auf das Aktienkapital von 14,4 Prozent. Die Dividende dürfte für 2015 bei 4,5 Prozent liegen und für 2016 auf 7,3 Prozent steigen.
37,55 € Dividende 2015 e 4,49 %
rHI ° Der Feuerfesthersteller behauptet sich im schwierigen Umfeld Traditionell günstig. Während das
ISIN Kurs (07.12.2015) Marktkap. Umsatz 2015 e Buchwert/Akt. 2015 e
Umfeld für RHI im Stahlbereich aufgrund von Überkapazitäten ungünstig bleibt, konnte sich der Rohstoffbereich erholen. Die Verluste im Problemwerk in Norwegen wurden weiter reduziert. Trotz der Schwierigkeiten dürfte RHI heuer den Umsatz um rund drei Prozent steigern und einen Gewinn von etwa 80 Millionen Euro erwirtschaften. Der Kursrückgang aufgrund des negativen Einflusses des brasilianischen Real auf das Ergebnis im dritten Quartal kann für einen Aktienkauf genützt werden. Auch wenn derzeit kein plötzlicher Kursanstieg zu erwarten ist, tröstet die in Aussicht stehende Dividende von 4,6 Prozent über eine Wartezeit hinweg.
AT0000676903 18,05 € KGV 2015 e
9,1
719 Mio. € KGV 2016 e
8,4
1.780 Mio. € KGV 2017 e
7,0
13,53 € Dividende 2015 e 4,60 %
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 67
aktien ° Deutschland
DAX in der Konsolidierung Der deutsche Leitindex bröckelte seit seinem Jahresplus von knapp 16 Prozent per Ende November rapide ab. Die hoch gewichtete Volkswagen-Aktie lastet schwer auf dem Markt. Bei den „Nebenwerten“ lässt die hohe Dynamik zum Jahresende etwas nach. Die lockere Geldpolitik der EZB dürfte auch 2016 die Richtung weisen.
D
ie Freude am ersten Handelstag im Dezember währte nur einige Stunden. Dann wurde der MDAX wieder von seinem neuen historischen Hoch bei 21.679,52 Punkten zurückgeholt. Auch Volkswagen kehrte nur kurz wieder über den Börsenwert des Konkurrenten BMW zurück und sackte im Nachmittagshandel ab, als in den USA ein krachendes Minus bei den November-Verkäufen trotz hoher Rabatte bekannt wurde: minus 24,7 Prozent auf 23.882 Autos der Pkw-Kernmarke VW im Jahresvergleich. Ursache war der Verkaufsstopp der Autos mit 2,0- und 3,0-Liter-Dieselmotoren. Im September und Oktober hatte VW in den USA noch ein Mini-Plus erzielt. Auch sonst gibt es schlechte Nachrichten für den Konzern. Die Ratingagentur S&P hat die Kreditwürdigkeit von VW abgestuft. Die Note sinkt von „A-“ auf „BBB+“. Die Geschäftsaussichten für VW hätten sich eingetrübt, das Image der Marke sei schlechter geworden. Zum Jahreshoch im März war der Volkswagen-Konzern an der Börse noch 120 Milliarden Euro wert und BMW 78,9 Milliarden, ehe der Ausbruch des Skandals
Wolfgang Freisleben
um manipulierte Emissionswerte die VWAktie auf fast ein Drittel des Rekordkurses hinunterprügelte. Erst Mitte November griffen die Investoren wieder zu, als sich herausstellte, dass die Schadensbeseitigung den Konzern weniger kosten würde als zunächst befürchtet. Die Hoffnung auf ein Ende des Skandals hat die VW-Aktie seit dem Jahrestiefstand sogar um 55 Prozent nach oben getrieben, sie liegt aber immer noch bei weniger als 70 Prozent vom Jahresbeginn. Die BMW-Aktie liegt hingegen sogar höher. Nebenwerte-INDIZES performten wesentlich besser Wer Aktien deutscher Unternehmen besitzt, sollte dennoch nicht verzagen. Denn die Mini-Zinsen machen Anleihen und andere festverzinsliche Anlagen weiterhin unattraktiv. Das belastet den Euro und treibt die Aktienkurse immer mehr nach oben. Grund zur Euphorie haben vor allem Inves toren in der zweiten und dritten Börsenliga. Der TecDAX hat binnen Jahresfrist immerhin um 37 Prozent zugelegt, der SDAX um 28 und der MDAX um 26 Prozent. Die
dax Atempause. Für den DAX erscheint es eher unwahrscheinlich, in nächster Zeit den großen charttechnischen Widerstand um 11.800 zu erreichen. Auch aus zyklischer Sicht zeigt sich ab der zweiten Dezemberwoche ein „Knick“. Ein weiterer Abbau der „überkauften“ Lage ist daher zu erwarten. Zumal die Jahresendrally mit dem Schließen der Bücher schon zu Ende gegangen ist. Ein Kursverfall bis 10.200 Punkte wäre möglich. Nach oben wäre die 200 Tages-Linie bei 11.070 Punkten ein erstes Ziel..
68 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2015
Technologietitel weisen allerdings durchwegs hohe KGVs aus (sofern sie überhaupt Gewinne schreiben), die von 13 bei der Software AG bis 127 bei Morphosys reichen. Beim SDAX notieren die KGVs von rund zehn beim Autozulieferer SHW bis 75 beim Sportschuherzeuger Puma. Der Haustierbedarfs-Händler Zooplus ist mit 120 schon extrem teuer, wird aber von der Baader Bank immer noch zum Kauf empfohlen. Der MDAX gibt es zumindest am unteren Ende mit einem KGV von 7,5 der Deutschen Pfandbriefbank billiger, schießt aber dafür auch nach oben mit 228 bei Wincor Nixdorf hoch hinaus. Allerdings steht der Paderborner Geldautomaten-Hersteller Insidern zufolge kurz vor der Übernahme durch den US-Rivalen Diebold. Und da spielt Geld keine Rolle. Die weiterhin expansive EZB-Geldpolitik treibe nicht nur den DAX an, sagte etwa Aktienhändler Andreas Lipkow vom Vermögensverwalter Kliegel & Hafner. „Ein Teil des Kaufinteresses an deutschen Aktien schwappt auch in die zweite und dritte Reihe über.“ Besonders Immobilienunternehmen dürften von dem starken Interesse aus institutionellen Kreisen profitierten. Der MDAX hat außerdem weder einen Problemsektor wie die Versorger und auch keinen Belastungsfaktor, wie die im DAX hoch gewichtete VW-Aktie. Mehr Geschäft für Deutsche Börse in Aussicht Wie der europäische Finanzmarktregulierer ESMA mitteilte, müssen Banken ab dem 21. Juni 2016 ihre Devisengeschäfte untereinander über Clearinghäuser abwickeln. Die Deutsche Börse betreibt mit dem Clearinghaus EurexOTC Clear eines der
°
Deutschland AKTIEN
RWE ° Abspaltungs-Pläne größten dieser Art und kann daher auf mehr Geschäft hoffen. Größte Konkurrenten in Europa sind die Londoner LCH.Clearnet und ICE Clear Europe. Siemens hat seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2015/16 bekräftigt. Trotz konjunktureller Eintrübung werde der Umsatz organisch leicht wachsen, hieß es im neuen Geschäftsbericht. Demnach erwartet die Geschäftsleitung, dass alle industriellen Geschäfte zum organischen Wachstum der Umsatzerlöse beitragen werden. Nur die Sparte „Prozessindustrietechnik und Antriebe“ leide unter einem schwa chen Auftragsbestand. Dafür soll die Bahntechnik ein Wachstumstreiber sein. Firmenchef Joe Kaeser verdiente übrigens im vergangenen Geschäftsjahr 6,5 Millionen Euro, etwas mehr als die 6,2 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Aurubis stürzt trotz Empfehlung von Goldman Sachs ab Die „Conviction-Buy-List“ der Investmentbank Goldman Sachs erwies sich wieder einmal als Kontra-Indikator. Goldman Sachs-Analyst Eugen King wertete die angekündigte Verringerung der Kupferproduktion durch die zehn größten chinesischen Schmelzer positiv für die Kupferschmelze Aurubis. Die MDAX-Aktie stürzte allerdings am 11. Dezember nach Verlautbarung von Zahlen unter den Erwartungen um fast 20 Prozent ab. Wirecard nach optimistischem Ausblick für 2016 gefragt Der Zahlungsabwickler Wirecard rechnet im kommenden Jahr mit einer deutlichen Gewinnsteigerung. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) werde 2016 bei 280 bis 300 Millionen Euro liegen. Am „schwarzen Freitag“, dem 11. Dezember, konnte die Wirecard-Aktie dank einer aktuellen Meldung gegen den Markttrend Kursgewinne einfahren. Durch eine neue Kooperation mit dem zur Alibaba-Gruppe gehörenden Unternehmen Alipay können chinesische Alipay-Kunden ab sofort auch bei angeschlossenen Einzelhändlern in Europa mobil bezahlen.
ISIN Kurs (11.12.2015) Marktkap. Umsatz 2015 e Buchwert/Aktie 2015 e
Ein Jahr nach dem Konkurrenten E.ON verkündete auch RWE die Abspaltung von Geschäften des Versorgers. Ökostrom, Stromnetze und Vertrieb sollen in ein neues Unternehmen ausgegliedert werden. Die RWE AG bleibt dauerhaft Mehrheitsaktionär der neuen Gesellschaft. Der Mutterkonzern soll sich auf die Stromerzeugung aus Gas und Kohle und den Energiehandel konzentrieren. Auch die Atomkraftwerke bleiben bei RWE. Gegen Ende kommenden Jahres sollen im ersten Schritt zehn Prozent der neuen Gesellschaft im Zuge einer Kapital erhöhung an die Börse gebracht werden. Die Erlöse sollen in Wachstumsgeschäfte fließen. Die Aktien legten nach den Plänen deutlich zu.
DE0007037129 10,74 € KGV 2015 e
6,21
6,52 Mrd. € KGV 2016 e
10,03
47,93 Mrd. € KGV 2017 e
9,08
16,42 € Divid.-rend. 2015 e 5,82 %
NEMETSCHEK ° Starkes Wachstum
ISIN Kurs (11.12.2015) Marktkap. Umsatz 2015 e Buchwert/Aktie 2015 e
Die Nemetschek Group wuchs auch im dritten Quartal 2015 dynamisch um 38,2 Prozent. Erreicht wurde es sowohl organisch als auch durch die im Vorjahr akquirierte US-Gesellschaft Bluebeam Software. Die größten Wachstums impulse kamen dabei aus dem Ausland und aus dem Verkauf von Software-Lizenzen. Parallel dazu wurde weiter in den Ausbau der internationalen Marktpräsenz, in den Ausbau von Vertrieb und Marketing sowie in die Erweiterung der BIM5D-Kompetenz investiert. Die Umsatzerwartung für 2015 und die Zielspanne für das KonzernEBITDA hat der Vorstand nun deutlich erhöht. In den ersten neun Monaten stieg das EBITDA um 27,2 Prozent auf 49,4 Millionen Euro.
DE0006452907 43,17 € KGV 2015 e
41,0
1.662 Mio. € KGV 2016 e
34,4
281 Mio. € KGV 2017 e
30,0
4,03 € Divid.-rend. 2015 e 1,04 %
LEG IMMOBILIEN ° Kapitalerhöhung
ISIN Kurs (11.12.2015) Marktkap. Umsatz 2015 e Buchwert/Aktie 2015 e
Das Analysehaus Kepler Cheuvreux und die Deutsche Bank haben unisono das Kursziel für die im MDAX gelistete Aktie der LEG Immobilien von 75 auf 80 Euro angehoben und die Einstufung auf „Buy“ belassen. Ausschlaggebend waren der geplante Zukauf von 13.800 Wohnungen, die Kapitalerhöhung und die Ergebnisse für das dritte Quartal. Die Ergebnis-Schätzungen für 2016 und 2017 wurden angehoben. Die starke Bilanz erlaubt dem Immobilienunternehmen weitere wertsteigernde Übernahmen. Die Kapitalerhöhung im November hatte einen Bruttoerlös von 306,7 Millionen Euro gebracht. Dabei wurden 4,51 Millionen Aktien zu 68 Euro bei institutionellen Investoren platziert.
DE000LEG1110 72,40 € KGV 2015 e
22,5
4.544 Mio. € KGV 2016 e
19,6
649 Mio. € KGV 2017 e
18,0
54,75 € Divid.-rend. 2015 e 3,00 %
dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 69
Alternative investmentsPanorama indonesien
Land des Monats
ECKDATEN
Entgegenkommen. Reformen zahlen
sich aus. Im Falle von Burma (Myanmar) sogar wortwörtlich. Eine Gruppe ausländischer Gläubiger hat dem von seiner jahrzehntelangen Militärdiktatur gebeutelten Land Ende Jänner rund 60 Prozent aller Schulden erlassen. Insgesamt verzichten mehrere Geldgeber – allen voran Japan – auf beinahe 4,5 Milliarden Euro. Zusammen mit der Lockerung der westlichen Sanktionen und der von der neuen Regierung Burmas in Aussicht gestellten Öffnung des Landes stellt der groß angelegte Schuldenerlass einen enormen Schritt hin zu einer verheißungsvollen Zukunft für den südostasiatischen Staat dar.
MARKTAUSBLICK
James Butterfill, seit Kurzem neuer Research und Strategie-Chef beim Londoner ETP-Spezialisten ETF Securities, ließ Anfang Dezember mit einem interessanten Marktausblick für 2016 aufhorchen. Der Brite erwartet, im Gegensatz zu vielen anderen Experten, eine Abschwächung des US-Dollars. „Die Zinsen in den Vereinigten Staaten werden steigen, allerdings waren die Aktivitäten der Fed noch nie so ausgedehnt wie heute, weshalb die meisten Assetklassen während des Straffungsprozesses in unbekannten Gewässern segeln werden. Analysen von ETF Securities zu früheren Zinserhöhungszyklen der Fed legen nahe, dass ein Sell-Off des US-Dollars einsetzen könnte“, so Butterfill. Staatsanleihen wiederum hätten eine Blase gebildet, was generell für einen Ausverkauf sprechen würde. Die Grenzlinie zwischen der Rolle von Bonds als Anlageklasse und einem politischen Instrument sei allerdings noch nie so unscharf wie heute
70 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
NEUE PLATTFORM Physisch hinterlegte ETFs. Source,einer
gewesen. Bei den Rohstoffen gibt es, so ETF Securities in einer Aussendung, erste Signale für Störungen der Angebotsseite quer durch fast alle Commodity-Märkte. Hier sei zu bedenken, dass Angebotsdefizite etwa zwei Jahre, nachdem das Ausgabenwachstum seinen Tiefpunkt erreicht hat, zutage treten. Die lange Periode des Rohstoff-Überangebots sollte demzufolge zu Ende gehen und einen Rebound der RohstoffPreise auslösen.
der größten Anbieter börsengehandelter Fonds in Europa, setzt weiterhin auf Wachstum. Mit Source Markets II Plc startet die Fondsgesellschaft eine neue Plattform, mit der sie die Angebotspalette physisch replizierender Produkte ausbauen wird. Als Investmentmanager für die neue Fonds-Plattform hat Source den britischen Vermögensverwalter Legal & General Investment Management bestellt. Mit der Lancierung der neuen Plattform erweitert Source seine Kapazitäten, um eine breitere Palette physisch replizierender Fondsprodukte anzubieten und das bestehende Angebot von insgesamt 15 physischen Produkten zu ergänzen. „Bei der neuen Plattform geht es darum, die Auswahl für Anleger zu vergrößern. Die Investoren sollen in der Lage sein, jene Struktur auszuwählen, die sie bevorzugen und die ihnen am vertrautesten ist. Hinzu kommt, dass wir einen größeren Anlegerkreis ansprechen können, wenn wir in der Lage sind, mehr physische Produkte zu lancieren“, so Lee Kranefuss, Chairman von Source.
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Segeln in unbekannten Gewässern.
Staatsform Republik Hauptstadt Jakarta Amtssprache Indonesisch Staatsoberhaupt Joko Widodo Regierungschef ebendieser Fläche rund 2,02 Millionen km2 Einwohner etwa 250 Millionen Bevölkerungsdichte rund 123,8 pro km2 Währung Rupiah BIP (2014) 888 Milliarden US-Dollar BIP pro Kopf (2014) 3520 US-Dollar Kfz-Kennzeichen RI Internet-TLD .id Internat. Telefonvorwahl +62 Unabhängig seit 1945 (Ausrufung), 1949 (Anerkennung) Nationalfeiertag 17. August Größte Städte Jakarta, Surabaya, Medan, Bandung Verwaltungsgliederung 32 Provinzen, 1 Sonderregion, 1 Hauptstadtregion Nachbarstaaten Malaysia, Papua-Neuguinea, Osttimor Höchste Erhebung Puncak Jaya (4884 m) Anzahl an Inseln 17.508
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Kurs Basis 35,72 € 57,89 € 34,66 € 28,43 € 45,15 €
Strike 28,00 € 52,00 € 30,00 € 28,00 € 38,00 €
Index-Zertifikat WKN Name VS4NSC Solactive SMART CARS TR Index-Zertifikat VZ7HDL Solactive EUROPEAN HIGH DIVID. LOW VOL. TR Ind.-Zert. VZ96WT Solactive WEARABLE TECH TR Index-Zertifikat VS5ZCS CYBER SECURITY TR Index-Zertifikat Aktienanleihen WKN Basiswert VS6DUT DAIMLER VS6R52 DT. TELEKOM VS6DP7 BMW VS6RQK VONOVIA
Kurs Basis 77,24 € 16,24 € 97,27 € 27,93 €
Strike 80,00 € 16,50 € 100,00 € 29,00 €
Basiswerte Fresenius MED, Lifetech Scientific, Chemed Facebook, Amazon, Netflix,... Netgear, General Electric, Logitech... Brent Oil Brent Oil Future
Koupon p.a. 7,50 % 5,00 % 7,00 % 8,00 % 8,50 %
Bewertungstag 16.12.2016 16.12.2016 16.12.2016 16.12.2016 16.12.2016
Max. Rendite p.a. 6,94 % 4,65 % 6,26 % 8,14 % 9,83 %
Basiswerte Continental, Magna, Delphi, Garmin, Mobileye Swiss RE, ABB, Svenska Handelsbanken... Skyworks, Murata, Analog, Garmin, Under Armour Palo Alto Networks, FireEye, Check Point Softw. Koupon p.a. 11,00 % 10,00 % 10,50 % 9,00 %
Bewertungstag 18.11.2016 16.12.2016 16.12.2016 16.12.2016
Kurs 103,29 € 53,63 € 51,60 € 51,93 € 19,88 €
Kurs 116,50 € 109,70 € 104,60 € 104,80 €
Max. Rendite p.a. 12,37 % 11,37 % 12,11 % 13,08 %
seit Start 2,09 % 6,08 % 2,02 % -19,34 % -19,41 % Briefkurs 100,57 % 100,42 % 100,72 % 99,96 % 99,22 %
seit Start 12,85 % 10,10 % 2,92 % 1,90 % Briefkurs 98,66 % 99,32 % 99,16 % 96,87 %
Stichzeitpunkt: 10. Dezember 2015, alle Angaben ohne Gewähr
DIE BESTEN TIPPS DER ZERTIFIKATEPROFIS FINTECH – DIGITALER STRUKTURWANDEL Auf den digitalen Strukturwandel im Finanzsektor setzt das UBS Open End Index Zertifikat auf Solactive FinTech 20 Total Return Index Zertifikat (ISIN: DE000UBS2FT6). In die engere Auswahl für den Index kommen die nach Marktkapitalisierung 20 größten FinTech-Unternehmen, deren Aktien börsegelistet und für ausländische Investoren zugänglich sind. Darüber hinaus muss die Marktkapitalisierung mindestens 250 Millionen Dollar und das durchschnittliche Tageshandelsvolumen mindestens eine Million Dollar betragen. Indexanpassungen finden regulär zweimal im Jahr statt – im März und September. Die Indexmitglieder werden immer gleich gewichtet.
NACHHALTIGKEIT IM TREND Die Winter-Nachhaltigkeit-Anleihe (ISIN: DE000SG6C8Y8) der Société Générale bezieht sich auf den Finvex Ethical Efficient Europe 30 Price Index in Euro. Dieser Index besteht aus 30 Unternehmen, die sowohl nach Rendite- als auch Nachhaltigkeitskriterien ausgewählt werden. Die Anleihe wird am 29. Jänner 2024 fällig. Liegt der Referenzpreis an diesem Tag auf oder über 100 Prozent des Basispreises, erhält der Anleger den Referenzwert ausbezahlt, maximal jedoch die Gewinnobergrenze (Cap) von 170 Prozent des Nominalbetrages. Liegt der Referenzpreis unter 100 Prozent des Basispreises, erhält der Anleger einen Rückzahlungsbetrag, der dem Kapitalschutzbetrag entspricht.
SILBER – NEUE WÄHRUNGSABSICHERUNG BNP Paribas emittierte kürzlich ein zum Euro gesichertes Silber-Zertifikat. Das neue EUR Hedged Open End Zertifikat auf Silber (ISIN: DE000PS7XAG4) bedient sich einer im Markt für institutionelle Investoren beliebten Währungsabsicherung mit deutlich niedrigeren Kosten als bei der Quanto-Absicherung. Der Euro-Hedge basiert auf dem Erwerb einer Währungsabsicherung mit einer Laufzeit von einem Monat, die jeden Monat erneuert wird. Die Kosten der Währungsabsicherung können damit um bis zu über 80 Prozent reduziert werden. Die Verwaltungskosten des oben vorgestellten Silber-Zertifikats liegen bei 0,4 Prozent jährlich. Der Basiswert ist eine Feinunze Silber (31,1035g).
DEZEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
71
alternative investments ° Algenzuchtbeteiligung
Hochwertige Biomasse Die in Bruck/Leitha beheimatete Ecoduna AG wird im Frühjahr 2016 eine Algenzuchtanlage errichten. Das Glashaus, in dem modulartig sechs Meter lange Glasrohre stehen, wird eine Fläche von einem Hektar einnehmen und zur Produktion von rund 200 Tonnen Biomasse pro Jahr dienen. Mario Franzin
A
lgen sind Alleskönner. Bis zu 10.000 verschiedene Algenarten tummeln sich auf dem Globus, hinreichend erforscht sind bislang etwa 400 Arten. Sie produzieren im Wesentlichen aus Wasser und Kohlendioxid (CO2) via Photosynthese Proteine und Öle. Und das nicht zu knapp – pro Hektar Algenfarm wachsen pro Jahr rund 200 Tonnen Biomasse heran. Daraus werden im Falle der Mikroalge Clorella Vulgaris etwa 70 Tonnen Öl gewonnen. Vergleichsweise liegt die Ausbeute an Biomasse eines Rapsfeldes pro Hektar bei 4,4 Tonnen. Um die optimalen Lebensbedingungen für Algen zu schaffen, werden in der Anlage von Ecoduna mehrere Meter lange senkrecht verankerte Glasrohre mit einer Nährlösung und mit Sonnenlicht durchflutet. Die unteren Enden der Glasrohre sind durch U-förmige Metallteile verbunden, in denen Einlassöffnungen für die CO2-Zufuhr angebracht sind. Langsam perlt das Gas in den Rohren nach oben und bringt durch den Auftrieb die Nährlösung in eine langsame Fließbewegung. Haben sich die Algen nach etwa zwei bis drei Wochen ausreichend vermehrt, werden sie durch Filtration abgesondert. Danach wird die dunkelgrüne ölige Masse sprühgetrocknet. Je nach Spezies wird das Öl extrahiert oder die pulverige Algenbiomasse verkauft. Potenzielle Abnehmer sind Nahrungsmittel-, Kosmetik- und Pharma- sowie Tierfutterindustrie.
Euro pro Liter kosten und zu einem Drittel aus Omega 3-Fettsäuren bestehen. In reiner Form kosten Omega 3-Fettsäuren pro Liter rund 120 Euro und dienen als Nahrungsergänzungsmittel. Es sind essenzielle Fettsäuren, die der menschliche Körper nicht selber herstellen kann. Alternative Ausgangsstoffe zur Herstellung von Omega 3-Fettsäuren sind Fischabfälle, bei denen Kontaminationen mit Schwermetallen oft problematisch sind. Neben dem Öl können aus der Algenmasse auch andere Biowertstoffe extrahiert werden, wie Astaxanthin oder Lu tein (Beta-Carotin-Farbstoff), die in der Kosmetik-, Nahrungsmittel- und Chemieindustrie eingesetzt werden und einen Marktpreis von rund 2000 Euro/kg haben.
Hochwertige Substanzen Theoretisch lässt sich aus den gewonnenen Ölen Biotreibstoff herstellen. Doch dazu ist der Herstellungsprozess zu teuer. Deshalb konzentriert sich Ecoduna auf die Produktion hochwertiger Öle, die rund 50
BeteiligungsANgebot Die Errichtungskosten für eine Anlage in der Größe eines Hektars liegt bei rund 20 Millionen Euro. In einem ersten Schritt wird Ecoduna eine Anlage mit halber Kapazität errichten – Kostenpunkt 15 Millionen
72 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
Euro. Die Finanzierung erfolgt über eine Kapitalerhöhung um fünf Millionen Euro (die FMA-Genehmigung wird für Jänner 2016 erwartet), der Rest wird fremdfinanziert – z.T. über geförderte Darlehen. Innerhalb dieses Finanzierungsrahmens bietet Ecoduna aber auch Kleinanlegern die Möglichkeit einer Beteiligung in Form eines Sale- and Lease Back-Vertrages an (ähnlich des Modells einer Bürgerbeteiligung an Solarkraftwerken). Der Anleger kauft in Tranchen von 2500 Euro einen bestimmten Teil der Algenzuchtanlage und vermietet sie wiederum an Ecoduna zurück. Damit hat der Anleger Eigentümerstatus und kann den erworbenen Anlagenteil im Falle einer Insolvenz veräußern, was ein wesentlicher Vorteil gegenüber der bei CrowdFinanzierungen üblichen nachrangingen Darlehen ist. Als Verzinsung werden aus dem laufenden Ertrag vier Prozent pro Jahr an den Anleger ausbezahlt. Es fallen keine Provisionen an, da der Vertrag direkt mit dem Emittenten Ecoduna geschlossen wird.
FOTO: beigestellt
Die Algenmasse in den Glasrohren verdoppelt sich bei guten Bedingungen einmal pro Tag.
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geldanlage ° Immobilien
Run auf Immobilien hält an Die künftig höhere Besteuerung hat schon im ersten Halbjahr die Übertragung von Häusern und Wohnungen innerhalb der Familie auf einen Rekord von 10,8 Milliarden Euro getrieben. Aber auch als Investment bleibt der Sachwert als Schutz vor Vermögensverlust höchst attraktiv. Wolfgang Freisleben iens eben erst wieder gewählter Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) bedankt sich bei den Wählern auf seine persönliche Art. Neben saftigen Steuer- und Gebührenerhöhungen in der Vergangenheit will er diesmal tief in die Taschen all jener greifen, die Grundstücke oder Häuser besitzen. Die Grundsteuer in der Bundeshauptstadt dem aktuellen Marktwert von Grund und Immobilien anzupassen, gilt für Rot/Grün als eines der wichtigsten Ziele, wie Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) kürzlich offenbarte. Das rote Gespann will damit Hans-Jörg Schelling noch toppen. Der Finanzminister verdeutlicht mit der Erhöhung der Grunderwerbsteuer eindrucksvoll, dass die SPÖ/ÖVPBundesregierung weder willens noch imstande ist, durch Einsparungen die Steuerreform zu finanzieren, sondern wiederum durch Steuererhöhungen. Beträgt die Grunderwerbsteuer bei Immobilien-Übertragungen innerhalb der Familie bis Ende 2015 noch zwei Prozent vom dreifachen Einheitswert, so wird ab 1. Jänner 2016 in den meisten Fällen der wesentlich höhere Verkehrswert (Zeitwert der Immobilie) als Bemessungsgrundlage herangezogen. Dieser kann nach Angaben der Rechtsanwaltskammer auf drei verschiedene Arten ermittelt werden: 1. Summe des hochgerechneten (anteiligen) dreifachen Bodenwertes und des Gebäudewertes („Pauschalwertmodell“): Dabei wird der Grundstückswert nach folgender Formel ermittelt: anteilige Grundfläche mal dreifachem Bodenwert pro Quadratmeter mal Hochrechnungsfaktor plus Nutzfläche bzw. anteilige gekürzte Bruttogrundfläche
74 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
mal Baukostenfaktor mal Bauweise-/ Nutzungsminderung. 2. Immobilienpreisspiegel: 71,25 Prozent des anhand des Immobilienpreisspiegels der Wirtschaftskammer Österreich (ab 1.1.2017 Immobilienpreisspiegel der Statistik Österreich) ermittelten Wertes. 3. Durch ein Schätzgutachten Der Steuersatz wird auf jeden Fall einheitlich wie folgt erhöht: Grundstückswert in Euro für die ersten 250.000,-- € für die nächsten 150.000,-- € darüber hinaus
Steuersatz 0,5% 2,0% 3,5%
Diese Steuerpolitik verfehlte ihre Wirkung nicht. Bei den Grundbuchs-Gerichten herrschte bereits im ersten Halbjahr 2015 ein noch nie dagewesener Hochbetrieb. Sie verbücherten beinahe um ein Drittel mehr Immobilien-Verkäufe als im Jahr davor. Rund 54.000 Immobilien-Verkäufe im Wert von 10,8 Millliarden Euro wurden von Jänner bis Juni 2015 im Amtlichen Grundbuch in ganz Österreich verbüchert, meldete das Immobilien-Netzwerk RE/MAX in seinem letzten ImmoSpiegel auf Basis der Kaufvertragssammlung von IMMOunited, Roland Schmid. Dies sind um 31 Prozent mehr Immobilien-Transaktionen als 2014 und um beinahe ein Fünftel mehr als im bisher stärksten ersten Halbjahr 2010. Das Verkaufsvolumen, also der Wert der gehandelten Immobilien, ist im Halbjahresvergleich 2015 zu 2014 ebenfalls um 31 Prozent gestiegen. „Es sind nicht etwa die Preise in die Höhe gegangen, sondern die Anzahl der
Käufe und Verkäufe am österreichischen Immobilienmarkt ist im ersten Halbjahr quasi explodiert. Wir steuern 2015 auf ein neues Rekordjahr mit erstmals über 100.000 Immobilien-Transaktionen zu“, erläuterte Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer von RE/MAX Austria. Die Transaktionszahlen haben in den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich am stärksten in Vorarlberg um 38 Prozent und in Oberösterreich um 37 Prozent zugelegt. Tirol folgt mit einem Plus von 34 Prozent. Wien, Kärnten und Niederösterreich liegen bei plus 31 Prozent, das Burgenland und die Steiermark bei plus 29 Prozent. Die geringste Steigerungsrate bei den Immobilien-Verkäufen weist im Vergleich zum Vorjahr das Bundesland Salzburg mit plus 19 Prozent auf. „Mit diesen Zahlen bei den Kauf-Transakt ionen im ersten Halbjahr kündigt sich also wieder ein Rekordjahr an, auch weil die Bundesländer mit den traditionell meisten Transaktionszahlen – Wien und Niederösterreich – bereits jetzt um zehn Prozent über der bisherigen Rekordzahl des ersten Halbjahres 2010 liegen“, so Reikersdorfer. Immobilien als Investment weiterhin sehr gefragt Beim Wert der betroffenen Immobilien sieht das Wachstums-Ranking der Verbücherungen für das erste Halbjahr 2015 allerdings ganz anders aus: Niederösterreich führt vor Vorarlberg, Tirol, Oberösterreich und Kärnten mit Steigerungsraten von mehr als 40 Prozent. Wien, Salzburg und die Steiermark liegen bei plus 20 Prozent und das Burgenland hinkt mit einem Plus von fünf Prozent deutlich hinten nach.
creditS: wikimedia, Archiv, beigestellt
W
°
Immobilien geldanlage
2015 stagnierten die Preise in Österreich Als teuerste 2014 verkaufte Wohnung in Österreich weist der Immobilienpreisspiegel 2015 der Wirtschaftskammer laut Grundbuch eine Dachgeschoßwohnung in der Wiener Museumsstraße (7. Bezirk) um 8,125 Millionen Euro aus. Auf Platz zwei folgt eine Wohnung in der Schmidgasse im 8. Bezirk um 6,8 Millionen Euro und auf Rang drei eine Wohnung im Dachgeschoß am Schottenring um 6,2 Millionen Euro. Die drei teuersten Wohnungen außerhalb von Wien finden sich allesamt in Tirol: Eine um 5,5 Millionen Euro in Kitzbühel und zwei Wohnungen in Innsbruck in der Höttinger Au um 5,0 bzw. 4,8 Millionen Euro.
Gründerzeit-Zinshaus in Wien: Exquisite Veranlagung mit steigendem Wert
Doch Erben und Schenken ist derzeit nicht die einzige Immobilienfrage. Es geht vielmehr auch um Geldanlage und Rendite – durch Mietertrag und erhoffte Wertsteigerung. Schließlich wird Wohnen europaweit immer teurer. Zumindest in den Städten. Für eine Wohnung in der Londoner Innenstadt zahlte man 2014 etwa 14.000 Euro pro Quadratmeter – 2013 waren es erst 10.000 Euro – wie heute noch in Paris. Wien, Hamburg, Rom und Mailand bilden das Mittelfeld mit rund 3.500 Euro pro Quadratmeter. Am wenigsten bezahlt man übrigens in Porto mit rund 860 Euro. Österreichweit muss man beim Kauf durchschnittlich 2.500 Euro je Quadratmeter hinblättern. „Für Wien spricht Wohnungsknappheit durch die stetig steigende Zuwanderung, der ungebremste Run der Investoren auf die weiter als sichere Anlage geltenden Immobilien und die Erwartungshaltung, dass noch kein Ende des Preisanstieges abzusehen ist“, erläutert Alexander Hohendanner, Partner und Real Estate Leader Deloitte Österreich. Auch die niedrigen Zinsen spielen eine Rolle.
Innsbruck die teuerste Landeshauptstadt Die teuersten Wohn-Bezirke außerhalb von Wien liegen in Tirol und Salzburg: Im Bezirk Landeck kostete eine Wohnung im Schnitt 277.438 Euro und im Bezirk Kitz bühel 273.120 Euro, danach folgte Zell am See mit 208.641 Euro, Hallein mit 205.161 Euro und dann der teuerste Fleck im Ländle: Eine Wohnung im Vorarlberger Bezirk Feldkirch schlägt mit 205.023 Euro zu Buche. Mietpreise leicht gestiegen, in Wien am teuersten Für Mietwohnungen zeigte sich österreichweit ein einheitliches Bild. Im Jahresabstand stagnierten die Preise im Burgenland, in Oberösterreich, Vorarlberg und der Steiermark. In Salzburg gingen sie um 2,5 Prozent auf durchschnittlich acht Euro pro Quadratmeter zurück. In anderen Bundesländern gab es geringfügige Preissteigerungen, wobei die durchschnittlichen Mieten mit 9,2 Euro pro Quadratmeter in Wien um 1,1 Prozent gestiegen sind. Die Spanne reicht von 8,1 Euro im 11. und 16. Bezirk bis 10,4 Euro im 19. und 13 Euro im ersten Bezirk. Erhöht haben sich auch die Betriebskosten wie Kommunalabgaben, Versicherungsprämien etc. In der Kategorie Einfamilienhäuser ist der Markt je Bundesland heterogen. Die
Preise toppen in der Spitze bis 2.649 Euro je Quadratmeter in Salzburg. Bei den Reihenhäusern erstreckt sich die Preisspanne von 1.177 Euro in der Steiermark bis zu 2.519 Euro in Wien. Exklusive Immobilien werden immer noch stark nachgefragt, wobei die Käufer eher wählerisch und kompromisslos sind. Für Baugrundstücke reichte die Spanne der durchschnittlichen Quadratmeterpreise 2014 von 77,20 Euro (+1,6 Prozent) in der Steiermark bis 592 Euro in Wien (+3 Prozent). Europameister beim Neubau von Wohnraum Ein interessantes Ergebnis zeigte der Deloitte Property Index 2015: EU-weit wurden demnach in Österreich im Jahr 2014 die meisten Wohnungen je Einwohner mit der höchsten Zuwachsrate im Neubau pro Einwohner gebaut – nämlich 5,4 begonnene Wohnbauprojekte pro 1.000 Einwohner. Wiener Gründerzeit-Zinshäuser als Top-adressen Für Mietwohnungen zeigte sich österreichweit ein uneinheitliches Bild. Im Jahresabstand stagnierten die Preise im Burgenland, in Oberösterreich, Vorarlberg und der Steiermark. In Salzburg gingen sie um 2,5 Prozent auf durchschnittlich acht Euro pro Quadratmeter zurück. In anderen Bundesländern gab es geringfügige Preissteigerungen, wobei die moderat besten in Wien mit plus 1,1 Prozent registriert wurden. Gestiegen sind hingegen überall die Betriebskosten.
° Durchschnittspreise Die Durchschnittspreise verkaufter Wohnungen in den Landeshauptstädten im Vergleich: Innsbruck 216.303 Euro Salzburg 206.762 Euro Bregenz inkl. Bezirk 201.641 Euro Wien 201.593 Euro Linz 188.287 Euro Klagenfurt 148.306 Euro Graz 136.957 Euro Eisenstadt und Umgebung 93.597 Euro St. Pölten 83.917 Euro Quelle: Wirtschaftskammer
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 75
geldanlage ° Immobilien
° immobilienpreisspiegel 2015 Beispiel Wien Mietwohnungen *: Ø 9,2 €/m² plus 1,1% BEZIRK Durchschnitt Durchschnitt Veränd. 2014 2015 Wien 1 12,50 € 13,00 € +3,6 % Wien 2 9,40 € 9,40 € +0,2 % Wien 3 9,70 € 9,80 € +0,7 % Wien 4 9,80 € 9,50 € -3,2 % Wien 5 8,40 € 8,50 € +0,6 % Wien 6 9,40 € 9,60 € +1,7 % Wien 7 9,00 € 9,20 € +2,5 % Wien 8 10,10 € 10,10 € +0,5 % Wien 9 10,00 € 9,90 € -1,4 % Wien 10 8,40 € 8,70 € +3,5 % Wien 11 8,10 € 8,10 € -0,4 % Wien 12 8,30 € 8,40 € +1,8 % Wien 13 9,70 € 9,50 € -2,1 % Wien 14 8,50 € 8,80 € +3,4 % Wien 15 7,90 € 8,20 € +4,1 % Wien 16 7,90 € 8,10 € +1,9 % Wien 17 8,30 € 8,40 € +0,8 % Wien 18 9,70 € 9,80 € +1,5 % Wien 19 10,20 € 10,40 € +1,4 % Wien 20 8,30 € 8,20 € -0,4 % Wien 21 8,40 € 8,60 € +1,4 % Wien 22 8,90 € 9,10 € +2,6 % Wien 23 9,10 € 9,30 € +1,6 % * für welche die Mietzinsobergrenzen gem. § 16 Abs 2 MRG nicht gelten; Quelle: WKO
76 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
bilien-Spezialist Eugen Otto die Begründung von Wohnungseigentum durch Parifizierung des Hauses oder auch die Nutzungsänderungen wie etwa die Umwandlung in Hotels. Abrisse seien hingegen eher selten, was für ihre hohe bauliche Qualität beziehungsweise ihre ausgezeichnete Adaptierungsfähigkeit spreche und sie zu einer der nachhaltigsten Gebäude-Klassen überhaupt mache. Von 1.530 in diesem Zeitraum in Zinshäuser getätigten Transaktionen wurden bei 240 Liegenschaften Wohnungs eigentum begründet, was einer durchschnittlichen Segmentgröße von rund 16 Prozent entspricht. Die große Mehrheit der Käufer von Wiener Gründerzeit-Zinshäusern waren also mit 84 Prozent klassische Zinshausinvestoren – darunter zu 60 Prozent Privatpersonen und Sonstige wie Privatstiftungen, Versicherungen, Verlassenschaften, Gebietskörperschaften etc., während die Zinshaus-Parifizierung fast ausschließlich von gewerblichen Projektentwicklern betrieben wurde, die vor allem in guten und sehr guten Lagen investieren. Der Umsatz am Wiener Zinshaus-Markt dürfte 2015 die magische Marke von einer Milliarde Euro überschreiten. „Allein in der ersten Jahreshälfte haben wir in unserem Zinshaus-Marktbericht mit 435 Millionen Euro den größten Umsatz seit Beginn unserer Aufzeichnungen im Jahr 2008 registriert“, so Eugen Otto. Hinzu kämen noch die Nachlauf-Transaktionen, die sich in der Vergangenheit immerhin auf bis zu 428 Millionen Euro summierten, wobei die
° immobilienpreisspiegel 2015 Beispiel Bundeshauptstadt Wien WIEN Durchschnitt Durchschnitt 2014 2015 Baugrundstücke 574,- € 592,- € Grundstücke Betrieb 277,- € 277,- € Eigentum - Erstbezug 3.873,- € 3.928,- € Eigentum - Gebraucht 2.616,- € 2.688,- € Reihenhäuser 2.573,- € 2.519,- € Einfamilienhäuser 2.498,- € 2.530,- € Mietwohnungen 9,12 € 9,20 € Büroflächen 10,01 € 10,50 € Geschäftslokale 16,15 € 16,40 €
Veränd. + 3,0 % 0,0 % +1,4 % +2,8 % -2,1 % +1,3 % + 1,1 % + 4,8 % + 1,2 % Quelle: WKO
Immobilienexperte Eugen Otto: „Renditen bis zu drei Prozent innerhalb des Gürtels“
Preise seit Jahresbeginn in fast allen Wiener Regionen deutlich gestiegen seien. Die Spitzenpreise haben vor allem im 1. und 20. Bezirk um 12 Prozent zugelegt. Die Renditen gerieten dadurch allerdings mit Ausnahme der Region 13., 18. und 19. Bezirk teils stark unter Druck. „Für ein schönes Haus aus der Gründerzeit innerhalb des Gürtels mit gut vermieteten Wohnungen können Anleger aber weiterhin mit einer Rendite von rund drei Prozent rechnen“, taxiert Immobilien experte Otto, „außerhalb bis zu vier Prozent.“ Signifikant haben in der ersten Jahreshälfte die Käufe von Zinshaus-Anteilen um rund 35 Prozent zugenommen. Wertmäßig ist allerdings die Übertragung von ganzen Häusern mit 93 Prozent nach wie vor auf hohem Niveau. Fast jedes zweite Zinshaus liegt in der Bandbreite zwischen einer und 2,5 Millionen Euro. Der Trend geht dahin, dass gewerbliche Investoren mehrheitlich Häuser mit Entwicklungschancen und Potenzial suchen. Privatanleger hingegen interessieren sich eher für „Sorglos-Häuser“ mit wenig Arbeit und einem sicheren Ertrag.
CrediTS: beigestellt
Ein exquisites Kapitel am Immobilienmarkt schreiben zweifellos die Wiener Gründerzeit-Zinshäuser, die allerdings nur knapp neun Prozent des Wiener Gebäudebestandes ausmachen. Sie gehen auf die Bautätigkeit zwischen 1840 und 1918 zurück und haben als Hintergrund die damalige Bevölkerungsexplosion im Zuge der Industrialisierung und damit verbunden eine umfangreiche Landflucht – unter anderem der jüdischen Bevölkerung aus den Kronländern der Habsburger Monarchie in die damalige Reichshaupt- und Residenzstadt. Im Stadtkern des ersten Bezirks hatte die rege Bautätigkeit allerdings repräsentative Gründe und diente eher den von maß geblichen Künstlern der Zeit gestalteten Wohnpalästen. Allerdings ist die Anzahl der klassischen Gründerzeit-Zinshäuser seit Herbst 2009 von 15.529 um 785 Stück auf 14.744 gesunken. Als Hauptgrund dafür sieht der Immo-
Im Gespräch mit Mario Kmenta, trivium
° GELDANLAGE
Immobilien à la carte Die trivium-Gruppe wurde 2008 gegründet und ist spezialisiert auf Immobilieninvestments. An interessanten Objekten beteiligen sich mehrere Geldgeber und erwarten überdurchschnittliche Renditen. Jedes ImmobilienProjekt wird von erfahrenen Spezialisten aufbereitet. GELD °
Inwiefern sind Beteiligungsmodelle
zum Immobilienkauf interessant?
MARIO KMENTA: Sie sind ein probates Mittel, um direkt in Immobilien zu investieren, ohne die Arbeit selbst machen zu müssen und zu investieren. Das Modell sollte überschaubar sein und Sie sollten darauf achten, nicht nur das Risiko zu tragen, sondern auch direkt an den Gewinnen partizipieren zu können. Welche Art von Immobilien eignet sich dafür?
Ich denke, das hängt nicht von der Art der Immobilien ab, sondern vom Investmentziel. Unser Konzept ist es, überschaubare und für jeden Investor verständliche Projekte anzubieten. Das führt dazu, dass wir jeweils ein bis fünf Investoren, die sich des unternehmerischen Risikos bewusst sind, in einem Projekt zusammenbringen und mit diesen auch allgemein akkordiert ein Ziel verfolgen. Bei großen Beteiligungsprojekten kann dies nicht dargestellt werden und die Transparenz und das gemeinsame Ziel leiden darunter.
Was ist der Vorteil von Investorenmodellen?
Profis kümmern sich um den operativen Teil, Investoren sind direkt an einer Immobilie beteiligt, können ihre Kräfte bündeln und somit in sinnvollen Größenordnungen investieren, und trotzdem bleibt die Geschichte überschaubar und transparent. Wie sehen solche Projekte konkret aus?
Wie bei jedem Immobilieninvestment ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren, dass es die Möglichkeit einer substanziellen Fremdfinanzierung durch Banken gibt. Dies ist ja bei den meisten herkömmlichen Investmentinstrumenten nicht mehr der Fall. Dadurch kann auf das eingesetzte Eigenkapital eine überdurchschnittlich hohe Rendite erwirtschaftet werden. Ein Gewinn von 80 bis 100 Prozent in einem Zeitraum von ca. vier Jahren auf das eingesetzte Kapital ist durchaus realistisch.
Ich nenne Ihnen zwei Beispiele. Das erste ist der Kauf und die Entwicklung eines Wiener Zinshauses im zweiten Bezirk, danach Abverkauf in einzelnen Einheiten: sechs Investoren, das Gesamtinvestment lag bei fünf Millionen Euro, der Zielgewinn bei ca. 1,2 Millionen, der Eigenkapitaleinsatz betrug 750.000 Euro; die Laufzeit von vier Jahren und ist Ende erstes Quartal 2017 abgeschlossen. Ein zweites Projekt liegt in Vorarlberg: Kauf von Immobilien, Gesamtinvestment 4,2 Millionen; 15 Investoren, Laufzeit 12 Jahre. Das Projekt ist im dritten Jahr und läuft ausnehmend gut; die Zielrendite liegt bei 8,7 Prozent p.a. – für dieses Projekt gibt es einen Kapitalmarktprospekt.
Ist die derzeitige Niedrigzins-Phase dafür
Was ist als Investment besser: Ertrags-
entscheidend?
wohnungen oder Substanzwohnungen?
Die aktuelle Zinssituation schadet sicherlich nicht. Einerseits sind die Finanzierungskosten
Sie sind für unterschiedliche Arten von Investoren geeignet. Die Ertragswohnung ist
Wie sieht die Kosten-/Ertragsrechnung aus?
CREDIT: beigestellt
für Immobilienprojekte niedrig und andererseits werden dadurch herkömmliche Alternativ investments wie z.B. Rentenpapiere unattraktiv. Gleichzeitig führt diese Situation aber auch zu einem verstärkten Wettbewerb am Immobilienmarkt, der die Preise für den Immobilieneinkauf auch für Profis steigen lässt und die Rendite wieder beschneidet. Wir sehen daher die Zinssituation und deren Veränderungen sehr neutral, da Immobilien gute Investments für jede Zins- und Wirtschaftslage sind.
in mittelprächtiger Lage, gebraucht und saniert und hat einen Einkaufspreis von unter 3000 Euro pro Quadratmeter. Die Substanzwohnung ist ebenso zur Vermietung geeignet, aber in besserer Lage, b e s s e re m Zu - Mario Kmenta, Geschäftsstand und daher führer der trivium GmbH auch teurer. Diese Wohnung ist auch geeignet, um selbst darin zu wohnen. Ein wesentlicher Vorteil ist natürlich auch die bessere Liquidität einer solchen Wohnung. Die Ertragswohnung ist einzig und allein dem Renditegedanken untergeordnet. Bei geringen Einkaufspreisen können eben bessere Renditen erzielt werden. Da die Mietpreise nach oben gedeckelt sind, unterscheiden sich diese zwischen den beiden Typen nur wenig. Was für Empfehlungen können Sie geben?
Investieren Sie in überschaubare Immobilienprojekte, die Sie auch verstehen. Sehen Sie sich als Unternehmer und nicht als „unbeteiligter Investor“ und lassen Sie sich von Profis begleiten. Wiener Zinshäuser im Ganzen zu kaufen und in einzelnen Einheiten zu verkaufen ist ein langjährig erprobtes und immer noch gut funktionierendes Geschäftsmodell. Aber auch Prag ist interessant. Die Stadt gleicht von der Struktur her Wien, die Preise sind wesentlich geringer, die internationale Nachfrage groß. Vorarlberg eignet sich toll für langfristige Immobilienengagements mit guten laufenden Renditen. Keine Angst vor Gewerbeimmobilien! DEZEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
77
rohstoffe ° Aktuelle Trends
erdöl ° Experte sieht Preisanstieg Investmentchancen. Bei ihrem Treffen in Wien konnte sich die Opec Anfang Dezember nicht zu einer Änderung ihrer Förder-Politik durchringen, was bedeutet, dass bis auf Weiteres fleißig Öl in den Markt gepumpt wird. Trotzdem glauben Experten an höhere Preise: „The cheapest place to find oil is on Wall Street” meint Chrstopher Wyke, Product Director für die Bereiche Emerging Market Debt und Commodities bei Schroders Investments. „Die letzten 40 Jahre haben uns ein moderates Inflations-Szenario beschert, für 2016 halte ich einen Anstieg der Inflation für möglich bis wahrscheinlich”, führt er weiter aus. Tatsächlich sind die Rohstoffpreise aktuell im Keller, die Preise für Aktien und Anleihen hingegen vergleichsweise hoch. Dieses Szenario wird sich jedoch 2016 drehen, ist Wyke überzeugt, der sowohl im Öl- und Gasbereich, als auch bei Edelmetallen (zum Beispiel Gold und Silber) und Agrarrohstoffen (bspw. Zucker) Preisanstiege kommen sieht. Rohölpreis (Sorte Brent) Der Schroder AS Commodity Fund, den Wyke managt, spiegelt den aktuellen Trend wider. Agrar-Rohstoffe und Metalle werden zu je ca. 25 Prozent gehalten, die restlichen 50 Prozent entfallen auf den Energie-Sektor. Cash-Bestände werden keine gehalten. Insgesamt zählt der Fonds zwischen 15 und 30 Titel, mit denen die zu erwartenden Entwicklungen realisiert werden können. Die aktuelle Höhe der gemanagten Assets liegt bei ca. 2,5 Milliarden Dollar. (hk)
Zucker ° Ende der Hausse Zuckerpreis
dere Marktanalyst hat in den vergangenen Wochen ein Ende der Zucker-Rally prognostiziert. Dafür werden nicht zu vernachlässigende fundamentale Argumente ins Treffen geführt: So hatte ein enttäuschende Monsun-Saison in Indien und extreme Feuchtigkeit in Brasilien zum ersten Angebotsdefizit des Süßstoffes in den letzten sechs Jahren geführt. Das wiederum hatte in den vergangenen Monaten den Zuckerpreis in die Höhe schnellen lassen. Bei den Experten von ETF Securities glaubt man allerdings, dass diese Effekt nun völlig eingepreist sein sollte und der Chart bald wieder nach unten tendieren könnte. Auch der Verlauf der Futures-Kurve auf Zucker würde laut Meinung der ETF Securities-Spezialisten nahe legen, dass die Verknappungen auf der Angebotsseite nur temporärer Natur sein würden. Im Zucker-Chart selbst ist auffällig, dass seit November die Volatilitäten zugenommen haben – der steile Anstieg im September stößt nun offensichtlich tatsächlich auf immer mehr Widerstände. Zwar ist der Trendpfeil nach wie vor nach oben gerichtet, das könnte sich aber bald durch ein Abtauchen unter die Marke von 15 US-Cent ändern. Es ist jetzt nicht gesagt, dass der Zuckerpreis plötzlich nach unten „crashen“ muss, ein Neueinstieg ist Investoren aber nicht ans Herz zu legen. Besser wäre es wohl, Gewinne mitzunehmen. (hk)
78 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
Unheimlicher Anblick: Eine Kupfermine von innen wirkt nicht gerade einladend. Die Bewegung des Kupfer-Charts lässt derzeit ebenfalls keine Freude aufkommen.
Wachsende skepsis ° Im September ging der Zucker-Chart wie mit dem Lineal gezogen sehr steil nach oben. Dieses Bild hat sich jetzt doch deutlich geändert – man ist ins Stocken geraten und die steigende Volatilität könnte der erste Vorbote für Kursrückgänge sein.
Brasilien Indien China USA Thailand
42,8 Mio. Tonnen 22,1 Mio. Tonnen 11,1 Mio. Tonnen 8,0 Mio. Tonnen 7,3 Mio. Tonnen
CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock
Eingetrübtes Bild. Der eine oder an-
°
Aktuelle Trends rohstoffe
Kupfer ° Schlechter Befund von „Dr. Copper“ Industriemetall. Immer mehr Marktbeobachter glauben an einen gewissen Paradigmenwechsel, sozusagen einen Wendepunkt am Rohstoffmarkt: „Ein ausgiebiger Zeitraum negativer Performance hat Bergbauminen, Hüttenwerke, Bohrunternehmen und andere Rohstoff abbauende Unternehmen zur Kürzung ihrer Anlageinvestitionen gezwungen, was im kommenden Jahr zu einem geringeren Angebot führen wird“, so James Butterfill, Head of Research & Investment Strategy bei ETF Securities, in einem aktuellen Kommentar. Sinkendes Angebot bei gleichbleibender oder vielleicht sogar leicht steigender Nachfrage, das könnte also wieder zu einem Preisauftrieb sorgen. Wie sieht die Situation bei Kupfer aus? Dieses Metall ist aufgrund seiner besonderen Konjunktursensibiliät in diesem Zusammenhang sehr interessant und wird auch gerne „Dr. Copper“ genannt. Betrachtet man das Chartbild, könnten die Optimisten Kupferpreis Lüge gestraft werden: Der Kurs ist jetzt nämlich schon seit Jänner 2013 nach unten gerichtet. Im Verlaufe des heurigen Jahres konnte sogar eine Beschleunigung dieses Trends festgestellt werden. An dieser Front ist also keine Entspannung zu beobachten, geht es nach „Dr. Copper“, sollte sich die Konjunktur auch weiterhin verhalten entwickeln.Kupfer selbst könnte langfristig durch steigendes Umweltbewusstsein Auftrieb erhalten, weil es in der Katalysatortechnik und in Elektroautos Verwendung findet. (hk)
kakao ° Schönes Bild Kakaopreis
SüSSer Verführer ° Sowohl charttechnisch als auch fundamental sieht die Lage für Kakao nicht schlecht aus: Der Kursverlauf hat ein Kaufsignal generiert, ungünstiges Wetter in der Elfenbeinküste bedroht die Ernte des wichtigsten Export-Landes.
Elfenbeinküste Indonesien Ghana Nigeria Kamerun
1.650.000 Tonnen 936.300 Tonnen 879.348 Tonnen 383.000 Tonnen 256.000 Tonnen
Aufsteigender ast. Der Kakao-Chart
hat eine Dreiecksformation ausgebildet, die erfreulicherweise nach oben durchbrochen werden konnte. Nach dem charttechnischen Lehrbuch wurde somit ein Kaufsignal ausgesandt.Dazu passt auch die Fundamentalanalyse: Während sich Rohstoff-Experten für Zucker (siehe Bericht links), aber auch Sojabohnen, Kaffee und Weizen eher pessimistisch geben, ist die Einschätzung für Kakao positiv. Auf der Plattform GodmodeTrader.de wird das u.a. damit begründet, dass das trockene Wetter im August und September in den Anbaugebieten der Elfenbeinküste (wichtigster Kakao-Produzent und Exporteur der Welt) die derzeit laufende Haupternte beeinträchtigt haben könnte. Einige Marktteilnehmer gehen deshalb davon aus, dass die zuletzt hohen Lieferungen von Kakaobohnen stark nachlassen könnten. „Jedoch bleibt abzuwarten, ob diese Einschätzungen gerechtfertigt sind, da kürzlich eingesetzter Regen die Erntebedingungen deutlich verbessern könnte“, heißt es in einer Analyse der Commerzbank. Aus rein wirtschaftlichen Überlegungen erscheinen Kakao-Investments durchaus interessant – im Sinne des ethischen Veranlagens sei an dieser Stelle nicht unerwähnt, dass die Produzenten von Kakao immer wieder auf Kinderarbeit zurückgreifen und prinzipiell die Arbeitsbedingungen und Löhne in dieser Industrie nicht zum Besten bestellt sind. (hk)
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 79
Brennpunkt ° Contract for Difference (CFD)
Börseninstrument ohne Börse Mit CFDs beginnt ein Finanz-Derivat allmählich Fuß zu fassen, das einst in London erfunden wurde, um beim Kauf von Aktien Steuern zu sparen. Heute kann man damit alle „Underlyings“ handeln, auf die es auch Futures und Optionen gibt. Der Handel läuft außerbörslich in Sekundenschnelle. Wolfgang Freisleben er die Möglichkeit hat, die Finanzmärkte ständig im Auge zu behalten, wird das Instrument „Contract for Difference“ (CFD) für Spekulationen ins Kalkül ziehen. Eine technische Ausstattung für Onlinehandel ist natürlich Voraussetzung. Das Reizvolle liegt darin, dass CFDs Derivate mit mehr oder weniger großer Hebelwirkung sind. Damit kann der Anleger, der sich als Trader sieht, auf Aktien, Indizes, Devisen, Rohstoffe, ETFs oder ETCs setzen. Und das in beiden Richtungen: Mit CDFs auf Aktien short zu gehen, ist gängige Praxis; Aktien leer zu verkaufen, um von fallenden Kursen zu profitieren, ist hingegen verboten. Natürlich laufen diese Geschäfte nicht über Börsen oder Banken, sondern als OTC (over the counter)-Handel über Broker mit speziellen High-tech-Handelsplattformen. Christian Korte von der FXFlat Wertpapierhandelsbank bestätigt die Ähnlichkeit zu Futures-Kontrakten, sieht aber doch einen Unterschied: „CFDs sind zwar auch per Definition Kontrakte – im Deutschen heißen sie auch ‚Differenz-Kontrakte‘. Einer der wesentlichsten Unterschiede liegt aber darin, dass CFDs anders als Future-Kontrakte kein Ablaufdatum aufweisen. Das macht den Anleger flexibler.“ Interessant ist der Ursprung der Differenz-Kontrakte. Sie dienten nämlich anfangs der legalen Umgehung der Stempelsteuer in Großbritannien. Für jeden Aktiendeal mit britischen Papieren an der Londoner Börse verlangt der Staat 0,5 Prozent „Stempel“. Findige Großanleger wählten deshalb schon vor gut 20 Jahren einen Umweg. Statt direkt an der Börse zu kaufen, konstruierten sie mit einer Gegenpartei
80 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
e inen Vertrag, der sie verpflichtet, die Differenz zwischen dem aktuellen Kaufkurs und einem späteren Verkaufskurs in bar zu begleichen. Die Briten nennen diese Art von Vertrag eben Contract for Difference. Da die Investoren die Aktien nicht kaufen, sondern nur auf Kursveränderungen wetten, entfällt die Stempelsteuer. Vorteile gegenüber regulärem Börsenhandel Mittlerweile sind solche Verträge auf der Insel weit verbreitet. Experten schätzen, dass zurzeit gut 25 Prozent der Börsenumsätze mit CFD-Deals zu Stande kommen. Ambitionierte Privatanleger spekulieren in England schon seit mehreren Jahren mittels CFDs, in der Schweiz und auch in Öster reich sind diese dagegen noch kaum bekannt. Dies trotz diverser weiterer Vorteile: Sie binden viel weniger Kapital als herkömmliche Aktien- oder Fondskäufe und sind spesengünstiger als vergleichbare Derivate. Außerdem sind CFDs viel einfacher und transparenter als die herkömmlichen Optionen und, was besonders wichtig ist, sie verlieren keinen Zeitwert, weil sie kein Ablaufdatum haben. Und sie sind überdies wesentlich preisgünstiger als Optionen. Hohe Chancen – hohes Risiko Der große Hebel – kleiner Einsatz, große Wirkung – ist natürlich höchst erfreulich, wenn man mit geringem Einsatz hohe Gewinne erzielt. Aber auch umso unerfreulicher, wenn der Basiswert in die nicht erwartete Richtung läuft und statt Gewinn ein Verlust in vielfacher Höhe des eingesetzten Kapitals anfällt. Dies unterstreicht: Contracts for Difference sind auf keinen Fall et-
„IG bietet eine Handelsplattform für über 10.000 Produktmärkte“ Gregor Kuhn, Head of PR & Research, IG
was für unwissende Anfänger. In der Risikoerklärung führt z. B. der Broker IG (ehemals IG Markets) diesbezüglich an: „Der Handel mit CFDs birgt ein hohes Risiko und kann nicht für jeden Anleger angemessen sein. Der Handel mit CFDs kann nicht nur zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen, sondern auch darüber hinausgehende Verluste nach sich ziehen. Vergewissern Sie sich, dass Sie alle damit verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von unabhängiger Seite beraten.“ IG ist seit 1974 am Markt und sieht sich als weltweiter Marktführer für CFDs (exklusive Devisenhandel und Online Trading). Nach Angaben von Gregor Kuhn, Head of PR & Research, bietet das Unternehmen eine Handelsplattform für über 10.000 Produktmärkte, die auch mobil mittels App benützbar ist. 99,4 Prozent aller Trades werden dort im monatlichen Durchschnitt in 0,1 Sekunden ausgeführt. Schnelligkeit ist also Trumpf. Mit der Installation des MetaTrader 4 (MT4) auf dem PC oder einem Server sichert sich der Kunde eine ultra-schnelle Ausführung der CFD-Trades in Hochgeschwindigkeit ohne Softwarebrücken. Über Virtual Private Servers führen Expert Advisors (EAs) die Strategien aus,
creditS: beigestellt
W
°
Contract for Difference (CFD) Brennpunkt
„Einen trailing stopp-loss bietet Ihnen kein anderer CFDBroker“
„Mit Stopp-loss wird wie bei Aktien die Position aufgelöst“ Christian Korte, FXflat Wertpapierhandelsbank GmbH
Gabor Mehringer, CMC Markets
selbst wenn der eigene PC ausgeschaltet ist. Die Vorteile: Enge Spreads für mehr als 70 CFD-Märkte inkl. Forex, Indizes und Rohstoffe; verbesserter Handel mit verfügbarem Autochartist und Trading Central Add-ons; ausgezeichneter Service durch einfache Einrichtung der Software und 24-Stunden Support von geschulten Mitarbeitern. Mitbewerber CMC Markets, gleichfalls einer der weltweit führenden Anbieter für CFDs, bietet dem Trader auf seiner Handelsplattform „NextGeneration“ über 10.000 CFDs auf Aktien, Indizes, Rohstoffe, Anleihen, Währungen und über 1000 ETFs an. Bis zum 30. September 2015 stieg der Nettogewinn um 34 Prozent auf 78,9 Mil lionen britische Pfund. Zu diesem Erfolg trug auch das europäische Geschäft bei. Die Nettoerlöse der Niederlassungen in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Norwegen und Schweden stiegen im ersten Geschäftshalbjahr um zwölf Prozent auf 22,1 Millionen britische Pfund. Die Zahl der aktiven Kunden in Europa konnte um zehn Prozent auf knapp 17.000 gesteigert werden. Das weltweit gehandelte Volumen in diesem Zeitraum erreichte einen Rekordwert von 1,1 Milliarden britischen Pfund, was einem Plus von 60 Prozent im Jahresvergleich entspricht. In Deutschland ist der CFD-Broker mit einem Marktanteil von 17 Prozent der größte CFD-Anbieter nach der Zahl der Kunden. Für die wichtigsten Underlyings kann der Kunde zwischen CFDs sowohl auf die Kassa-Produkte als auch die entsprechenden Terminkontrakte (Forwards) wählen. Letztere sind bedeutend günstiger, was die Haltekosten angeht. Auch die Spesen sind moderat. Bei CMC Markets zahlt der Anle-
ger nur beim Handel mit Aktien-CFDs geringe Kommissionen. Bei allen anderen Produkten entstehen nur Kosten in Form des Spreads, also der Differenz zwischen An- und Verkaufspreis, beim DAX zum Beispiel ein Punkt. Hält der Anleger die Position über Nacht, fallen zusätzlich Finanzierungskosten an. Die Preise/Kurse der CFDs orientieren sich an den jeweiligen Kursen der Underlyings an ihren Heimatbörsen bzw. bei den Währungen am InterbankenHandel. Die CFDs bilden die Kursbewegung des Basiswertes nahezu eins zu eins ab. Handel rund um die Uhr in London, New York und Tokio Heikel wird es natürlich über Nacht. Denn die Börse schläft nie. Rund um den Globus werden die Underlyings der Kontrakte in den verschiedensten Zeitzonen in London/Frankfurt, dann in New York und an den Terminbörsen in Chicago und anschließend in Fernost (Tokio/Shanghai/Singapur) gehandelt, ehe die Märkte in Europa wieder ins Spiel kommen. Auf die Frage, was geschieht, wenn über Nacht die CFDs in die Verlustzone geraten, erläutert Christian Korte von der FXFlat Wertpapierhandelsbank GmbH: „Da ist zum einen der Margin Call, also die Aufforderung, Geld auf das Konto nachzuschießen. Damit wird verhindert, dass offene Positionen zwangsaufgelöst werden. Darüber hinaus gibt es sogenannte garantierte Stopps, mit denen sich der Anleger vor Kurslücken schützt. Mit der Stopp-Loss-Order als Absicherung wie bei Aktien ist die Position aufgelöst.“ Gabor Mehringer von CMC Markets verweist als Absicherung neben einer stan-
dardmäßigen Stopp-Loss-Order auch auf den speziellen Trailing Stopp-Loss, dessen Ausführungspreis sich dynamisch mit dem Kurs des CFDs bewegt und somit gut für die Absicherung einmal erzielter Gewinne geeignet ist. Exklusiv bietet CMC überdies die garantierte Stopp-Loss-Order (GSLO) an, womit der Trader im Vorhinein genau weiß, wie hoch sein Verlustrisiko ist, da die Order immer genau zu dem Kurs ausgeführt wird, den er vorher festgelegt hat. Mehringer erläutert: „Sie bezahlen zwar eine Prämie dafür, dass Ihre Order genau zu dem von Ihnen festgelegten Preis ausgeführt wird. Aber dafür können Sie den Auftrag für einen DAX-CFD fünf oder zehn Punkte entfernt platzieren. Eröffnet dann der DAX z.B. 100 Punkte in der für Sie falschen Richtung, beträgt Ihr Verlust dennoch nur die fünf oder zehn Punkte. Benötigen Sie die GSLO dann doch nicht, bekommen Sie bei CMC Markets bis zur Hälfte dieser ,Versicherungsprämie‘ zurück. Das bietet Ihnen kein anderer CFD-Broker.“ Mehringer weist auch darauf hin, dass sich CFDs vor allem aufgrund ihrer Kostenstruktur und Einfachheit als Absicherung für bereits bestehende Aktien- oder Währungspositionen eignen. „Angenommen, Sie haben in Ihrem Depot DAX-Aktien mit einem Gegenwert von 20.000 Euro und glauben an einen Rückschlag an den Märkten. Gehen Sie einfach mit CFDs auf den DAX in diesem Gegenwert short, dafür brauchen Sie aufgrund des Hebels lediglich ein Kapital von 400 Euro. Sollten sich nun noch Ihre Positionen besser schlagen als der Gesamtmarkt, besteht trotz Absicherung die Chance auf eine Outperformance Ihrer Strategie.“
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 81
versicherungPanorama italien
ECKDATEN (Italienische Republik)
Staatsform Parlamentarische Republik Hauptstadt Rom Amtssprache Italienisch Staatsoberhaupt Sergio Mattarella Regierungschef Matteo Renzi Fläche 301.277 km2 Einwohner etwa 60,7 Millionen Bevölkerungsdichte rund 201,5 pro km2 Währung Euro BIP (Prognose 2015) etwa 1635 Milliarden Euro Kfz-Kennzeichen I Internet-TLD .it Internat. Telefonvorwahl +39 Staatsgründung 1861 (Ausrufung der Einheit Italiens) Nationalfeiertag 2. Juni Größte Städte Rom, Mailand, Neapel, Turin, Palermo, Genua Verwaltungsgliederung 20 Regionen Nachbarstaaten Frankreich, Österreich, Schweiz, (San Marino), Slowenien, (Vatikanstadt) Höchste Erhebung Mont Blanc (umstritten, 4810 m), Gran Paradiso (4061 m)
Rückzug. Die deutsche Ergo-Versiche-
rung macht nun Ernst mit dem schrittweisen Rückzug aus dem klassischen Lebensversicherungs-Geschäft. Die bereits länger kolportierten Pläne der Düsseldorfer betreffen offenbar nicht zuletzt das Auslandsgeschäft: Die auf Kranken-, Unfall- und vor allem Lebensversicherungen spezialisierte Mailänder Ergo-Toch-
Land des Monats
ter, Ergo-Italia, wurde kürzlich an die Private Equity Gesellschaft Cinven verkauft. Über den Kaufpreis der vier Teilgesellschaften Ergo Assicurazioni, Ergo Previdenza, Ergo Italia Direct Network und Ergo Italia Business Solutions, die 2014 Prämieneinnahmen in der Höhe von knapp 360 Millionen Euro verbuchten, wurde, wie gewohnt, Stillschweigen vereinbart.
KARRIEREN IM FOKUS
Neue Gesichter und alte Bekannte Gerfried Karner, Continentale. Der ehe-
malige Aricon-Manager Gerfried Karner erweitert seit November die Geschäftsführung der Continentale Assekuranz Service GmbH in Wien. Der studierte Jurist, der nunmehr als Repräsentant der Continentale in Österreich fungiert, kann auf eine über 20-jährige
Praxiserfahrung im Finanzbereich zurückgreifen. Neben seiner neuen Position beim Lebensversicherungsund BU-Spezialisten Continentale bleibt der gebürtige Kärntner auch weiterhin Vorstandsmitglied des Österreichischen Verbandes Finan cial Planners.
Starke Worte ´´
Josef Zechner, Universi-
„Sie müssen ein bisschen nacharbeiten.“
„Verhindern Sie, dass sich da jemand dazwischen drängelt!““
FMA-Vorstand Helmut Ettl attestiert Teilen der
tätsprofessor und Mitglied
Versicherungswirtschaft
der Wissenschaftlichen
Nachbesserungsbedarf
Leitung bei Spängler
bei deren Vorbereitungen
Der deutsche EU-Kom-
IQAM, kommentiert die
auf „Solvency II“. Das
missar Günther Oettinger
Ergebnisse des Ageing-
neue Regelwerk wird nach
warnt die Versiche-
Reports der EU Kommis
etlichen Verzögerungen
rungsbranche davor, bei
mit Anfang 2016 in Kraft
der Digitalisierung den
sion, wonach der Anteil der Sozialausgaben am BIP bis 2060 auf 35,1 Prozent steigen
treten. Einige heimische Versicherer erfüllen
dürfte und fordert eine umfassende Reform des
die Anforderungen noch nicht in vollem
Die „Schnittstellen zu den Kunden“ müssten
heimischen Pensionssystems.
Umfang, wie es heißt.
verteidigt werden.
82 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
Anschluss zu verpassen.
CrediTS: beigestellt, Archiv, Wikimedia, Shutterstock
„Das sind unglaubliche Zahlen!““
FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE
PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER
PORTFOLIO
Allianz Elementar Lebensversicherung AG
Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus
1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at
FinanceLife Lebensversicherung AG 1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: service@financelife.com www.financelife.com
VERMÖGENSAUFTEILUNG
2012
2013
100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend
11,6 % 11,6 % 10,8 % 9,8 % 9,0 % –
2,0 % 5,6 % 10,1 % 12,3 % 16,1 % 5,2 %
8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %
2,4 % 5,5 % 5,5 % 13,1 % 15,8 % 10,1 %
100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)
9,9 % 13,5 % 15,9 % 15,4 % 16,9 % 12,6 % 2,7 % 20,9 %
0,1 % 4,0 % 0,4 % -9,0 % 19,8 % -4,7 % -3,2 % 8,9 %
6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %
-0,3 % 4,7 % 0,7 % 5,5 % 5,0 % 6,0 % 6,5 % 4,1 % 9,8 % -0,9 % 15,1 % 4,1 % 0,6 % 4,6 % 12,3 % 4,5 %
FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 8,6 % 0,3 % II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien 8,7 % 3,8 % III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien 7,6 % 2,8 % IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien 9,6 % 8,5 % FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten 4,0 % -0,7 % II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien 7,2 % -1,4 % III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien 8,8 % 3,5 % IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien 10,0 % 7,0 % FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten 11,4 % 1,5 % II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien 13,7 % 4,8 % III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien 13,5 % 9,5 % IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien 13,4 % 15,2 % FinanceLife-Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 8,2 % 0,0 % II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien 7,3 % 1,6 % III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien 7,2 % 3,4 % IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien 9,1 % 8,1 %
2014 1.1.-30.11.
Ø SEIT START (P.A.) 4,8 % 4,9 % 4,2 % 3,6 % 0,1 % 3,9 %
4,8 % 7,7 % 9,0 % 9,8 %
0,6 % 5,1 % 5,4 % 7,1 %
4,6 % 5,5 % 5,9 % 6,4 %
(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)
4,5 % 8,4 % 10,7 % 12,5 %
0,6 % 4,2 % 6,7 % 8,8 %
3,2 % 3,4 % 2,9 % 1,7 %
(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)
6,6 % 7,6 % 10,9 % 14,3 %
1,3 % 3,8 % 7,3 % 10,7 %
4,4 % 3,6 % 2,1 % 0,5 %
(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)
5,3 % 10,2 % 9,8 % 10,2 %
0,8 % 4,4 % 6,4 % 8,2 %
4,0 % 4,7 % 4,5 % 4,4 %
(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften
Generali Versicherung AG
1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at
WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group
1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at
Aktienanteil
Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 30.11.15
Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse
ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %
15,13 € 13,50 € 11,77 € 7,81 €
15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €
16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €
17,49 € 17,20 € 16,48 € 11,76 €
A 25 A 50 A 75 A 100
ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %
10,32 € 8,56 € 7,33 € 5,87 €
10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €
11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €
11,94 € 10,89 € 10,27 € 8,84 €
PORTFOLIO
VERMÖGENSAUFTEILUNG
2012
2013
9,1 % 8,3 % 10,6 % 6,3 % –
5,7 % 10,4 % 11,1 % 14,1 % 8,6 %
2014 1.1.-30.11.
Ø SEIT START (P.A.)
UNITED FUNDS OF SUCCESS
WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds
2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds – –
8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 %
2,6 % 4,4 % 11,9 % 0,2 % 2,7 %
4,1 % 3,9 % 5,2 % 1,3 % 6,0 %
(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400
DEZEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
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versicherung ° Trends
Alle Augen auf die Pension gerichtet Vielen Österreicherinnen und Österreichern wird es bang ums Herz, wenn sie an ihren Ruhstand denken: Allzu üppig werden die Zahlungen nicht ausfallen. Deshalb orten heimische Versicherungen die persönliche Existenzabsicherung für die Pension als einen stark steigenden Trend. Weiters nimmt die Digitalisierung auch bei den Assekuranzen zu – was aber kein Widerspruch zu persönlicher Beratung sein muss. Harald Kolerus ie maßgebliche Änderung für die europäische Versicherungswirtschaft steht 2016 mit Solvency II vor der Tür. Die heimischen Vertreter halten sich für die Herausforderungen des neuen Regelwerks gut gerüstet, das GELD-Magazin hatte in seiner vergangenen Ausgabe dazu ausführlich berichtet. Welche anderen Entwicklungen und Trends erwarten uns im neuen Jahr? persönlich und digital Hört man sich in der Branche um, lautet ein entscheidendes Wort: Individualisierung. Robert Lasshofer, Generaldirektor der Vienna Insurance Group (VIG), führt aus: „Vor allem die Produktwelt in der Lebensversicherung wird sich in den nächsten Jahren weiter ausdifferenzieren. Sie wird sich den geänderten Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden noch individueller anpassen und gewissermaßen auch zu ihren ursprünglichen Wurzeln zurückkehren, dem Absichern von biometrischen Risiken wie Langlebigkeit, Tod und den nach wie vor unterschätzten Risiken wie Berufsunfähigkeit und Pflegebedürftigkeit. Ebenfalls ein großes Thema: die fortschreitende Digitalisierung.“ Um mit der Zeit zu gehen, werden Services wie persönliche Versicherungsberatung, Call Center-, Facebookund Website-Informationen die VIG-Kunden seit Kurzem auch per Video beraten. „Wir haben unsere umfangreiche App-Welt auf den neuesten Stand gebracht und bieten neben der Reiseversicherung mit unserer neuen Studentenversicherung ein weiteres Produkt zum Online-Abschluss an. Im nächsten Jahr werden wir unsere Digitalisierungsoffensive fortsetzen“, so Lasshofer. Auch Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzen-
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der der Allianz Gruppe in Österreich, greift das Stichwort Digitalisierung gerne auf und spricht von einer bipolaren Entwicklung in der Versicherungswirtschaft: „Einerseits sehen wir digitale Effizienz-Maximierung und Bequemlichkeit, um dem Kundenbedarf mit Fast Quote-Angeboten Rechnung zu tragen. Andererseits beobachten wir bei den Kunden die ,Sehnsucht‘ nach persönlichem Dialog. Aus Umfragen wissen wir, dass derzeit 93 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher einen persönlichen Ansprechpartner vor Abschluss einer Versicherung konsultieren möchten. Daher wenden sich Kunden mit ihren Fragen zu Bedarfslagen und Versicherungs- und Vorsorgelösungen am liebsten an ihren persönlichen Berater.“ Grundsätzliches Ziel sei es, Kerngeschäftsprozesse auf einfacher, digitaler Oberfläche abzubilden, die durch alle Stakeholder (Kunde, Betreuer) einfach bedienbar sind, rasche Bearbeitung ermöglichen und dem Kunden einen reibungslosen Wechsel des Touchpoints erlauben. Littich: „Inzwischen sind die wichtigsten Gegenstände im Leben der Menschen Handy, Tablet und Co. Die ständige virtuelle Vernetztheit zwischen Menschen und auch Dingen bringt es daher mit sich, wollen wir unseren Kunden in ihrem Alltag begegnen, dass wir das ,mobil‘ tun müssen.“ Laut Peter Thirring, Vorstandsvorsitzender der Generali Gruppe Österreich, schreitet die Digitalisierung auch in seinem Unternehmen sehr rasch voran: „Neben der Vereinfachung vieler interner Prozesse nutzt die Generali auch moderne Medien, um mit ihren Kunden zu kommunizieren. Der elektronische Dokumentenversand wird genauso genutzt wie Social Media-Kanäle – zum Beispiel Face-
„Kunden sehnen sich auch im InternetZeitalter nach persönlicher Beratung.“ Wolfram Littich, Allianz
book, YouTube, Xing etc. Auch diverse Apps stehen unseren Kunden zur Verfügung. Ein für 2016 geplantes Kundenportal wird die Kommunikation weiter erleichtern und den Kunden rasch und einfach Informationen zur Verfügung stellen.“ Die Erschließung der neuen Medien bildet aber auch für die Vertriebswege einen Schwerpunkt, der in der nächsten Zukunft weiter ausgebaut werden soll. Und natürlich ist man auch bei der Uniqa nicht untätig geblieben, was die neuen Medien betrifft: „Wir bauen das Online-Angebot kontinuierlich aus. Derzeit können unsere Kunden zehn Produkte online abschließen. Am beliebtesten sind einfache Produkte wie die Reisekostenversicherung. Kürzlich haben wir auch einige Produkte der privaten Krankenversicherung online gestellt, hier werden wir weiter konsequent ausbauen“, erklärt Franz Meingast, Vertriebsvorstand Uniqa Österreich. Vorsorge ohne Garantiezins Abgesehen von den (Un-)Weiten des WWW wollte das GELD-Magazin natürlich wissen, welche Versicherungs-Gedanken Herrn und Frau Österreicher durch den Kopf gehen. Dazu meint Littich von der Allianz grundsätzlich: „Das Thema Existenzabsicherung/Vorsorge für die Pension wird
creditS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
D
°
Trends versicherung
„Die Produktwelt in der Lebensversicherung wird sich weiter ausdifferenzieren.“
„Das Pensionskonto wird das Bewusstsein für private Vorsorge noch weiter steigen lassen.“
Robert Lasshofer, Wiener Städtische
weiterhin an Bedeutung gewinnen.“ So sieht er auch einen Boom bei der neuen Lebensversicherung „Allianz Fixkosten Plus“. Seit Beginn des Jahres ist man mit dem neuen Lebensversicherungsprodukt auf dem Markt, das einen Garantiezins von null Prozent aufweist: 80 Prozent des Neugeschäfts (Stand: September) kommen inzwischen aus Fixkosten Plus. Littich: „Die gesamte Gewinnbeteiligung liegt hier um durchschnittlich 0,3 Prozentpunkte höher als bei einer konventionellen Lebensversicherung mit Garantiezins. Dieses Produkt bietet die höchste gesamte Gewinnbeteiligung unter den Top-Playern der Branche, eine deutlich höhere Flexibilität in der Ansparphase und die Möglichkeit der steuerbegünstigten beliebig langen Weiterveranlagung mit der Option, jederzeit Teilentnahmen vorzunehmen.“ Mit einer zweiten versicherten Person sei auch die Vermögensweitergabe an die nächste Generation gesichert. „De facto kann heute niemand genau voraussagen, wie hoch seine staatliche Pension in 20, 30 oder mehr Jahren sein wird, aber dass der Finanzierungsbedarf der Fixkosten auch in der Pension weiter besteht, ist sicher“, so Littich. Thirring von der Generali fügt hinzu: „Vorsorge ist und bleibt eines der TopThemen in Österreich. Speziell bei Rentenversicherungen gibt es Nachholbedarf. Vielen Menschen wird bewusst, dass es ergänzend zur staatlichen Pension auch einer privaten Vorsorge bedarf, um nach dem Erwerbsleben seinen Lebensstandard shalten zu können. Im aktuellen Niedrigzinsumfeld ist die Versicherungswirtschaft besonders gefordert, attraktive Produkte für ihre Kunden anzubieten.“ Thirring meint, dass dies der Generali etwa mit dem Generali Life-
Franz Meingast, Uniqa
Plan „hervorragend“ gelungen sei. Aber auch auf anderer Ebene ist sein Unternehmen aktiv: „Die Pensions- und Gesundheitsvorsorge gewinnt in der österreichischen Bevölkerung immer mehr an Bedeutung. Mit Aufklärungskampagnen möchten wir zu einem gesünderen Lebensstil animieren und die Menschen für ihr wichtigstes Gut, ihre Gesundheit, sensibilisieren. Im Bereich der Altersvorsorge sowie der Pflege- und Berufsunfähigkeitsversicherung sehen wir eine anhaltende Nachfrage, der wir mit individueller Beratung nachkommen.“ Pensions-Schock Nicht ganz neu in Österreich ist das Pensionskonto – dafür sind jetzt schon Auswirkungen abzuschätzen. Denn mit dem Zugang zum Pensionskonto wird vielen Menschen erst wirklich bewusst, mit welcher Pension sie rechnen können und wie
hoch die Differenz zu ihrem Aktiveinkommen ist. Thirring: „Die Höhe der tatsächlich zu erwartenden Pension liegt im Regelfall unter den Erwartungen. Diese Erkenntnis hat schon sehr viele Kunden bewogen, in eine private Vorsorge zu investieren. Hierzu bietet die Generali einen besonderen Service. Auf Wunsch schalten unsere Kundenbetreuer im Rahmen eines Kundengesprächs die Handy-Signatur frei und der Kunde bekommt damit den sofortigen Einblick in sein persönliches Pensionskonto. Dieser Service wird von unseren Kunden sehr gut angenommen. Das Pensionskonto ist die Basis für jede seriöse Beratung in Richtung Pensionsvorsorge. Meingast (Uniqa) meint zum Thema: „Mit den längeren Durchrechnungszeiträumen, die zur Ermittlung der Pensionshöhe herangezogen werden, wird die staatliche Pension speziell für junge Menschen kontinuierlich schlechter ausfallen. Dank des neuen Pensionskon-
° So sorgen wir Österreicher vor Laut einer IMAS-Studie im Auftrag der Erste Bank lassen sich die Österreicherinnen und Österreicher grundsätzlich in drei Spartypen einteilen. Erstens: Der „Traditionelle“ spart rund 174 Euro im Monat und möchte für das Alter vorsorgen. Er ist skeptisch gegenüber Wertpapieren und setzt auf die klassischen Produkte wie das Sparbuch, den Bausparvertrag oder die Lebensversicherung. Zweitens: Die Wenigsparer legen im Durchschnitt 156 Euro pro Monat zur Seite. Ein Drittel von ihnen gibt an, nicht genug Geld zum Sparen übrig zu haben. In dieser Gruppe ist das Sparbuch bzw. der Bausparvertrag das Produkt Nummer eins. Jeder Fünfte besitzt aber gar kein Produkt. Jeder Vierte interessiert sich zwar für das Thema Geld und Sparen, weißt aber nicht so recht, wie er sein Geld anlegen soll. Drittens: Die Vielseitigen sehen die frühzeitige Altersvorsorge als Muss. Mit 297 Euro erreichen sie auch den höchsten monatlichen Sparbetrag. Jeder Fünfte ist risikobereit bei der Geldanlage und jeder Zweite denkt oft darüber nach, was die beste Anlageform wäre. Drei von vier haben ihrer Meinung nach für sich auch die beste Anlageform gefunden.
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 85
versicherung ° Trends
FLV für Risikobewusste Von den fondsgebundenen Lebensversicherungen (FLV) wurden bei der Uniqa 5851 Stück FlexSolution verkauft. Im Vergleich zum Vergleichszeitraum des Vorjahres ist das ein leichter Rückgang von rund 2000 Stück. „Bedingt ist das durch den Wegfall des klassischen Anteils in der FlexSolution. Damit haben sich viele Kunden anstelle der FlexSolution für die neue klassische LV entschieden“, so Meingast. Für Kunden mit einer höheren Risikobereitschaft empfiehlt auch Littich die fondsgebundene Lebensversicherung als eine interessante Alternative: „Langfristige Besparung mit soliden Fonds und dem Mantel der Lebensversicherung sprechen für sich. Wer beispielsweise mehr Risiko eingehen möchte, kann eine FLV mit einem höheren Aktienanteil wählen – da bieten wir eine Dachfondspalette von 25 Prozent bis 100 Prozent Aktienanteil. Über lange Lauf-
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zeiten, mehr als zehn Jahre, werden Kursschwankungen geglättet, deshalb empfehlen wir auch immer Sparpläne.“ Neu bei der VIG ist seit 1. Oktober „Plus Invest – Limited Edition“ im Programm. „Sie kombiniert die Vorteile einer KLV mit den Ertragschancen einer Fondsveranlagung und zeichnet sich durch hohe Flexibilität aus: Je nach individueller Lebenssituation sind Kapitalentnahmen, Prämienzuzahlungen oder Prä mienpausen möglich und man kann aus drei – unterschiedlich gewichteten – Ver anlagungspräferenzen in Fonds und Deckungsstock wählen. Wir haben die Angebotsfrist aufgrund der großen Nachfrage bis Sommer 2016 verlängert.“ Aufholpotenzial Was den Vorsorgebereich betrifft, dürfte sich unter den Versicherungsnehmern also schön langsam die Erkenntnis durchgesetzt haben, dass für spätere Zeiten Geld in die Hand genommen werden muss, eben etwa mittels KLV oder FLV. Das GELD-Magazin wollte von den heimischen Assekuranzen aber auch wissen, welche Risiken von Kunden unterschätzt werden? Wo herrscht Nachholbedarf? Lasshofer dazu: „Vor allem in den Bereichen Berufsunfähigkeits- und Pflegevorsorge. Berufsunfähigkeit ist ein Existenz bedrohendes Risiko, das in Österreich noch dramatisch unterschätzt wird. Zum Vergleich: In Deutschland ist jeder Zweite versichert, bei uns nur jeder 40ste. Hier bemühen wir uns – ebenso wie beim Thema Pflege – verstärkt Bewusstsein zu schaffen.“ Ähnlich lautet die Einschätzung von Meingast: „Das Langlebigkeitsrisiko wird am häufigsten unterschätzt. Deswegen entscheiden sich immer noch fast alle Kunden am Ende der Laufzeit einer Lebensversicherung für eine Kapitalauszahlung. Nur etwa fünf Prozent wählen eine monatliche Rentenleistung und das, obwohl knapp zehn Prozent der heute 65-Jährigen den 100. Geburtstag erleben werden.“ Aufholpotenzial gibt es laut dem Experten daher bei Rentenverträgen. Auch die Pflegeversicherung sei ein Thema, das von vielen Menschen häufig ausgeklammert werde. „Auch in diesem Bereich erwarten wir, dass
„Speziell in der Pflege- und Berufsunfähigkeitsversicherung sehen wir viel Potenzial.“ Peter Thirring, Generali
das Bewusstsein der Menschen steigt und das Produkt künftig stärker angenommen werden wird. Unterschätzt wird häufig auch der Kfz-Lenkerschutz: Dieser relativ güns tige Baustein, der in die Kfz-Haftpflichtversicherung eingeschlossen werden kann, schützt Autolenker vor den Unfallfolge kosten und springt auch bei selbst verschuldeten Unfällen ein, wenn kein anderer zum Schadenersatz verpflichtet ist. Zudem übernimmt der Lenkerschutz Kosten für Heilung, Pflege, Verdienstentgang und vieles mehr.“ Auch Littich verweist auf unterschätzte Risiken und fügt hinzu: „Es braucht Versicherungslösungen für die Absicherung von Hinterbliebenen, Berufsunfähigkeit, Pflege, Langlebigkeit und Kapitalaufbau, daran wird sich auch in zehn Jahren nichts ändern, wie die Prognosen zeigen.“ Auch die Einschätzung von Generali-Vorstand Thirring reißt hier nicht aus: „Im Bereich der Vorsorge sehen wir noch sehr großes Aufholpotenzial, speziell in der Pflege- und Berufsunfähigkeitsversicherung. Das Bewusstsein für deren Notwendigkeit ist in der Bevölkerung noch deutlich unterrepräsentiert.“ Kundenwünsche Knapp vor Weihnachten wollten wir von den Versicherern noch wissen, welche Wunschzettel sie denn bei ihren Kunden o rten? Thirring: „Aufgrund sich sehr schnell ändernder Lebenssituationen steht die Flexibilität der Produkte an oberster Stelle der Prioritätenliste der Kunden und Kundinnen.“ Die anderen Assekuranzen wollen dem nicht widersprechen, so fasst Lasshofer zusammen: „Kunden wollen Flexibilität und Transparenz – und am besten eine Kombination aus beidem.“
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tos erwarten wir, dass das Bewusstsein für die private Vorsorge weiter steigt. Die Branche muss speziell für die Klassische Lebensversicherung (KLV) neue Produktideen mit innovativen Lösungen entwickeln, die für Kunden attraktiv sind.“ Die KLV wird laut Meingast in ihrer alten Form mit Garantieverzinsung und aufgrund der Kostenkalkulation immer mehr in den Hintergrund treten. Der Experte: „Konsumenten werden neue Produkte fordern, die flexibler und transparenter sind und Versicherer werden darauf entsprechend reagieren. Uniqa Österreich hat bereits in diesem Jahr auf die häufige Kritik seitens der Konsumentenschützer reagiert und die Klassische Lebensversicherung Neu auf den Markt gebracht.“ Insgesamt wurden bei Uniqa Österreich und der Raiffeisen Versicherung von Jänner bis Ende September 2015 rund 35.000 neue Lebensversicherungsverträge abgeschlossen. Meingast: „Damit verkauft sich die neue klassische Lebensversicherung um mehr als zehn Prozent besser, als sich die alte klassische Lebensversicherung im Vergleichszeitraum verkauft hat. Bis Jahresende erwarten wir insgesamt 40.000 Stück verkaufte neue Lebensversicherungen.“
CYBER-SECURITY
WISSEN
Cyber-Security – das unbekannte Wesen Infektionen durch Schadsoftware nehmen inzwischen den ersten Platz der Gefährdungen für die Unternehmens-IT ein. Datenverluste und IT-Sicherheitsverletzungen gehören zum Alltag. Jeden Tag kommt irgendeine Wolfgang Freisleben Mail herein, die von der Anti-Spy-Software abgewehrt wird.
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F
ür wen sind Schlagworte wie IP-toEverything, IPv6, Smart-Everything, Machine2Machine und Embedded Systems so selbstverständlich wie das Amen im Gebet? Wohl nur für ganz wenige Spezialisten. Und die beschäftigen sich dann mit CyberSecurity. Hoffentlich. Denn Infektion durch Schadsoftware macht immer mehr Computernutzern schwer zu schaffen. Fast täglich lesen wir von Datenverlusten und von IT-Sicherheitsverletzungen. Nicht einmal die Schutzmechanismen wie z. B. digitale Zertifikate von DigiNotar sind vor Hackern sicher. Die Digitalisierung unserer Welt schreitet trotzdem voran und nicht immer stehen Sicherheitsüberlegungen beim Design innovativer Lösungen im Vordergrund. Das potenzielle Risiko von Sicherheitslücken und die rasant ansteigende Zahl von Cyber-Angriffen haben sich zum Schreckgespenst der digitalen Welt entwickelt. Gemäß einer Sicherheitsstudie von Microsoft belegt die Infektion durch Schadsoftware den ersten Platz der Gefährdungen für die Unternehmens-IT. Sie hat damit „Irrtum und Nachlässigkeit der Mitarbeiter“ auf Platz zwei verdrängt. 74 Prozent der Teilnehmer der Studie von 2014 waren in den vorangegangenen zwei Jahren von Malware-Vorfällen betroffen gewesen. Aber ein Hacker muss nicht unbedingt ein Verbrecher sein. Wenn er dem Aufdecken von Sicherheitslücken dient, ist es sogar ein durchaus lukrativer Job. Der Sicherheitstechniker und Hobby-Hacker Jordan Wiens wurde z. B. von United Airlines mit einer Million Flugmeilen belohnt, weil
er die Airline auf Sicherheitslücken auf ihrer Homepage und in der App aufmerksam gemacht hat. Und Hacker, die am „Google Vulnerability Program“ teilnehmen, werden mit bis zu 20.000 Dollar belohnt. Neben Google zahlen auch Swisscom, Facebook und Microsoft im Rahmen ihrer „Bug Bounty“-Programme Prämien an Hacker, die Sicherheitslücken in ihrem Unternehmen aufdecken. AUCH DER US-AUSLANDSGEHEIMDIENST NSA WURDE AUSGESPÄHT Der erste, der einen Internet-Wurm der Computergeschichte entwickelte, hieß Robert Tappan Morris alias rtm. Pikanterweise war sein Vater zu dieser Zeit Chef der Sicherheitsabteilung des US-Auslandsgeheimdienstes National Security Agency (NSA). Morris programmierte den heute legendären Morris-Wurm 1988 im Alter von 23 Jahren und unterrichtet als Professor am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Kevin Mitnick alias Condor wiederum verdankt seinen zweifelhaften Ruhm nicht nur diversen Hacks in die NSA-Computer, sondern auch in das Netzwerk des Pentagon, des Hauptsitzes des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums bei Washington. Er wurde mehrfach verhaftet und durfte einige Jahre lang keine EDV-Systeme nutzen. Heute arbeitet er als Sicherheitsberater und Online-Journalist. Berühmt wurde auch Vladimir Leonidovich Levin, dessen Hack als erster vollständig dokumentierter Online-Bankraub in die Geschichte einging. Levin erleichterte die Citibank in New York um zehn Millionen US-Dollar und
wurde 1995 von Interpol gefasst. Evgeniy Mikhailovich Bogachev alias „lucky12345“ wiederum führte 2014 die sogenannte „Cyber Most Wanted“-Liste des FBI an. Mit dem Botnetz „Gameover Zeus“ soll er bei bis zu einer Million Computern Passwörter ausgespäht und Malware verbreitet haben. Die Welt der Cyber-Kriminalität ist inzwischen so irre, dass Blackhole, eine Web-Anwendung für die Verbreitung von Malware und Spyware, gegen Entrichtung einer Abo-Gebühr sogar von Hackern gemietet werden kann. Blackhole wird (vermutlich) von russischen Cyber-Kriminellen entwickelt, die sehr schnell auf neue Sicherheitslücken reagieren. Als Malware werden Computerprogramme bezeichnet, die darauf abzielen, vom Benutzer unerwünschte und oft schädliche Funktionen auszuführen. Gefährlich sind auch Botnetze (engl. Botnet), in dem mehrere Millionen – oft privater – Computer per Fernsteuerung zusammengeschlossen sind und zu bestimmten Aktionen missbraucht werden. „Bot“ leitet sich von „Robot“ ab und steht für ein Programm, das ferngesteuert auf vernetzten Rechnern läuft – z. B. zum Versand von Spam-Mails oder für Denial-ofService-Angriffe (DoS-Angriffe), die zu einer Überlastung von Infrastruktursystemen führen. Die oft illegal an Dritte weitervermieteten Botnetze werden auch „Zombie-Rechner“ genannt. Der Rechner wird nämlich wie ein Zombie – ein willenloses Werkzeug – zum Leben erweckt: Er erhält die entsprechenden Befehle vom Botnetz-Betreiber und führt sie aus. DEZEMBER 2015 – GELD-MAGAZIN °
87
service ° Steuertipps
Reform steht vor der Tür
K
ritiker nennen sie ein Reförmchen, das nicht den Namen Steuerreform, sonder lediglich Tarifreform verdienen würde. Tatsächlich betrifft das Kernstück des rotschwarzen Elaborats die Steuerstufen. Gleich geblieben ist, dass für ein BruttoEinkommen bis 11.000 Euro pro Jahr keine Steuern zu bezahlen sind. Für Einkommen ab 11.000 Euro pro Jahr gibt es bis jetzt drei weitere Tarifstufen – mit den Änderungen 2016 werden sechs verschiedene Tarifstufen eingeführt. Es handelt sich also um einen Prozess der Ausdifferenzierung (Details siehe Tabelle rechts unten). Entscheidend ist, dass der harte Übergang des Eingangsteuersatzes ab 11.000 Euro Jahresverdienst von 36,5 auf 25 Prozent abgesenkt wird. Das soll leistungsfördernd wirken und unerwünschte Phänomene wie Schwarzarbeit eindämmen. Und natürlich soll auch eine deutliche Entlastung – im Raum stehen rund fünf Milliarden Euro – der Bürger zu spüren sein, um Konsum und Konjunktur anzufeuern. Auf der Agenda stehen weiters zum Beispiel die Erhöhung der Negativ steuer für Kleinstverdiener oder die Erhöhung der Familienbeihilfe. Budgetloch? Prinzipiell ist es eine lobenswerte Idee, in diesen schwierigen wirtschaftlichen Zeiten eine Entlastungsoffensive zu starten. Einziger, aber entscheidender Knackpunkt ist dabei, dass im Staatssäckel natürlich die eine oder andere Milliarde fehlen wird. Gegenmaßnahmen wurden eingeleitet: Mehr Steuerdisziplin, also schärfere Kontrollen durch den Fiskus, soll Vater Staat wiederum mehr Einnahmen verschaffen; die Bekämpfung von Steuerbetrug (Stichwort: Regis-
88 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
trierkassenpflicht, dazu später mehr) soll immerhin 1,9 Milliarden Euro in die ohnedies knappe Staatskassa spülen. Hinzu kommen die erhofften Konjunktur belebenden Effekte. Aber damit ist es noch nicht genug, einnahmenseitig wurden noch andere Änderungen beschlossen, die den Steuerzahler durchaus schmerzen können. Immos: Es wird teurer Das betrifft etwa den Bereich der Immobilienbesteuerung. Hier gibt es massive Änderungen durch die Steuerreform, es wird als Folge mit Mehreinnahmen von 550 Millionen Euro jährlich für Vater Staat gerechnet. Einen drastischen Einschnitt stellt die Anhebung der Grunderwerbsteuer und der Eintragungsgebühr bei unentgeltlichen Übertragungen (Schenkungen, Erbschaften) innerhalb der Familie dar. Bis zum 31. Dezember 2015 beträgt die Grund erwerbsteuer für diese Fälle zwei Prozent vom dreifachen Einheitswert, ab dem 1.Jänner 2016 bemisst sich diese nach dem sogenannten Grundstückswert und unterliegt einem gestaffelten Tarif von 0,5 bis 3,5 Prozent. Es wird also teurer, wobei Casandra Hermann, geschäftsführende Gesellschafterin der Steuerberatungskanzlei Taxservices, einen Tipp parat hat: „Werden Immobilien an Kinder im Sinne einer vorweggenommenen Erbfolge geschenkt, können diese durch Einräumung eines Wohnrechts, Fruchtgenussrechts oder/und durch ein Belastungs- und Veräußerungsverbot geschützt werden.“ Die Expertin rät aber gleichzeitig zur Vorsicht: „Sonderkonstruktionen über Personengesellschaften werden künftig ebenfalls erschwert und sind daher in den meisten Fällen keine Alternative
mehr. Außerdem ist zu beachten: Werden Übertragungen innerhalb von fünf Jahren an ein und dieselbe Person durchgeführt, sind diese zusammenzurechnen und erhöhen damit den Steuersatz.“ Ob sich die Übertragung von Immobilien noch heuer auszahlt – schließlich drängt schon die Zeit –, sei laut Hermann nach genauer Analyse von Fall zu Fall zu entscheiden, wobei jedenfalls die Beratung eines Fachmannes zu suchen sei. Aber nicht nur beim Verschenken und Erben setzt der Fiskus den Hebel an – auch der Verkauf von Immobilien wurde ins Visier genommen. Denn die sogenannte Immobilienertragsteuer wird künftig von 25 auf 30 Prozent klettern. Diese Anhebung gilt sowohl im privaten als auch betrieblichen Bereich, ebenso wie für Altvermögen. Damit erhöht sich die Immobi lienertragsteuer bei Altvermögen (Grundstücke, die vor 31. März 2002 erworben wurden) von 3,5 auf 4,2 Prozent des Verkaufspreises. Tipp von Taxservices: „Maßgeblich ist das sogenannte ,schuldrechtliche Verpflichtungsgeschäft‘, also der Kaufvertrag. Wird dieser noch bis 31. 12. 2015 abgeschlossen, so gilt noch die Altregelung.“ Trotz der eher seltenen Anwendungsfälle könnte man auch folgende zwei Erleichterungen im Auge behalten. Zum einen können Verluste aus Immobilienveräußerungen nunmehr auf 15 Jahre verteilt und zu 60 Prozent mit Einkünften aus Vermietung und Verpachtung gegenverrechnet werden (bisher war dies nur im Jahr der Verlustentstehung möglich). Zum anderen besteht die Möglichkeit, dass bei Versteuerung der Einkünfte zum Tarif auch Ausgaben wie zum Beispiel Beratungskosten, Maklerkosten etc. abgezogen werden.
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Jetzt ist es bald soweit: Nach unendlichen politischen Diskussionen, Querelen und Schlagabtäuschen konnte sich die Regierung auf die mit Spannung erwartete Steuerreform einigen. Mit Beginn des nächsten Jahres tritt sie in Kraft. Tipps, wie sich der brave Bürger auf die Novelle am besten einstellt, kann man schon jetzt geben. Harald Kolerus
°
Steuertipps service
„Ob sich die Immobilien-Übertragung heuer noch auszahlt, ist im Einzelfall zu prüfen.“ Casandra Hermann, taxservices
vermietung und verpachtung Wer sich als Immobilienbesitzer jetzt bereits „geschröpft“ vorkommt, muss noch einmal die Zähne zusammenbeißen. Änderungen stehen nämlich auch bei Einkünften aus Vermietung und Verpachtung an. Sie betreffen einerseits die Abschreibungsmöglichkeiten des Kaufpreises, andererseits die Kosten für Wohnungssanierungen. Bei den Abschreibungssätzen ergeben sich insofern Änderungen, als dass nunmehr der zweiprozentige Abschreibungssatz für Althäuser wegfällt und damit die gesetzliche Abschreibung 1,5 Prozent beträgt, was einer Nutzungsdauer von 66,67 Jahren entspricht. Bei Sanierungsaufwendungen, die bisher auf zehn Jahre zu verteilen waren, verlängert sich die Dauer auf 15 Jahre. Auch sind bisherige Instandsetzungsaufwendungen auf 15 Jahre umzurechnen. Im betrieblichen Bereich gibt es ebenfalls die verpflichtende Verteilung von Instandsetzungsaufwand für Wohnhäuser auf 15 Jahre und die Berichtigungspflicht für Wertsansätze der Vorjahre. Zudem werden bei Gebäuden im Betriebsvermögen die Abschreibungsdauern von bisher 2, 2,5 bzw. 3 Prozent auf 2,5 Prozent für alle Büro- und Betriebsgebäude vereinheitlicht und für alle Wohngebäude auf 1,5 Prozent reduziert. Die Sonderregelung der Aufteilung der Anschaffungskosten in 80 Prozent Gebäude und 20 Prozent Grund und Bodenanteil gab es bisher auch im Betriebsvermögen nicht, hier ist man daher weiterhin auf ein Schätzgutachten angewiesen. Zu beachten: Die Änderungen treten zwar erst ab 2016 in Kraft, jedoch müssen
bei bestehenden Gebäuden diese trotzdem vorgenommen und damit im Jahr 2016 berichtigt werden. Tipp: Auch im Privat bereich kann eine andere Aufteilung als nunmehr 60/40 bzw. auch eine andere Abschreibungsdauer gewählt werden, wenn ein diesbezügliches Schätzgutachten vorliegt. Die unbeliebte Kassa Kommen wir jetzt zum Punkt Steuerehrlichkeit. Mit der Reform wurde die Registrierkassenpflicht ab 1. Jänner 2016 eingeführt. Danach sind alle Bareinnahmen zum Zwecke der Losungsermittlung mit einer elektronischen Registrierkassa oder einem sonstigem Kassensystem einzeln zu erfassen. Betroffen davon sind alle Betriebe, deren Umsätze 15.000 Euro und deren Bar umsätze 7500 Euro im Jahr übersteigen. Achtung: Unter Barumsätze fallen auch Bankomat- und Kreditkartenzahlungen. Steuerberaterin Eva Prent hat in diesem Zusammenhang in ihren „Steuertipps zum Jahresende 2015“ eine kleine Empfehlung
zur Hand: „Sollten Geschäftstreibende bereits heuer in eine neue Registrierkassa investiert haben, so kann eine Prämie in der Höhe von 200 Euro in der Steuererklärung 2015 beantragt werden. Die Prämie wird dem Abgabenkonto gutgeschrieben.“ Bei Taxservices fügt man hinzu: „Da unter Registrierkassa jedes elektronische Aufzeichnungssystem fällt, genügt im einfachsten Fall eine Software für einen PC, ein Notebook, ein Tablet oder auch ein Smartphone mit angeschlossenem Drucker. Auch werden von manchen Softwareherstellern Cloud-Lösungen angeboten.“ Fazit Die Reform zielt auf Entlastung, Vereinfachung, Bürokratieabbau, Konjunkturbelebung und Budgetkonsolidierung ab. Ob die hehren Pläne aufgehen, bleibt abzuwarten. Gerade der Bürokratieabbau und die Einführung der Regestrierkassenpflicht erscheinen als ein Widerspruch in sich selbst – es herrschen Verwirrung und Unmut. Fest zu halten bleibt, dass die Reform nicht nur Entlastungen bringen wird, so wurde auch in gewissen Bereichen die Umsatzsteuer von zehn auf 13 Prozent angehoben.
° 2016: Entlastung durch Tarifreform Tarifmodell NEU Stufe bis Steuersatz 11.000,-- € 0% 18.000,-- € 25 % 31.000,-- € 35 % 60.000,-- € 42 % 90.000,-- € 48 % 1.000.000,-- € 50 % darüber (befristet für 5 Jahre) 55 %
Tarifmodell Bisher Stufe bis Steuersatz 11.000,-- € 0,0 % 25.000,-- € 36,5 % 60.000,-- € 43,2 % darüber 50,0 %
Quelle: taxservices.at
Dezember 2015 – GELD-MAGAZIN ° 89
Neuerscheinungen & Pflichtlektüre
DIE GROSSE ENTEIGNUNG Janne Jörg Kipp. Kopp Verlag, 336 Seiten
Janne Kipp beschreibt ein Kartell von Banken, Politikern und multinationalen Konzernen, von denen die Bürger Europas gezielt immer mehr enteignet werden. Das beginnt bei der Staatsverschuldung, durch die über Steuern und Zinszahlungen immer mehr erarbeitetes Geld aus den Taschen der Bürger in die Kassen der Finanzkonzerne fließt. Der Garant dafür ist das Geldsystem, das der Autor analysiert: Die Banken „schöpfen“ mit der Kreditvergabe ohne viel Arbeit unendlich viel Geld aus Luft, das sie den Kreditnehmern auf den Konten gutschreiben. Dass Staatsbankrotte und Schuldenerlässe immer wieder notwendig sind, darf dann nicht überraschen. Und am Ende gewinnt immer die Bank und der Steuerzahler haftet. Mit dem diskutierten Bargeldverbot entkommt der Bürger der Bank dann überhaupt nicht mehr – sein Guthaben ist im Fall der Bankpleite nur mehr eine Forderung an die Konkursmasse. Nur Bares ist eben Wahres (Geld). Dieses Geldsystem hat auch die Zentralisierung zur Folge. In wessen Interesse, analysiert Janne Kipp ebenso akribisch wie die Konsequenzen der überbordenden Macht der EU-Institutionen und der Regierungen. Er beschreibt sämtlich Formen der „finanziellen Repression“, mit denen wir geschröpft werden – u.a., um die Schuldenpolitik der Regierungen zu finanzieren. Der Ausweg für den Bürger ist die „Smart-MoneyStrategie“, die auch die Großen, die Besitzenden, verfolgen. Hier stellt der erfahrene Analyst Janne Kipp verschiedenste Anlageformen auf den Prüfstand und entwickelt daraus eine konkret umsetzbare Strategie – unter Einschluss von Aktien, Edelmetallen und Edelsteinen.
90 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2015
Uwe Wagner hat einen Leitfaden für all jene verfasst, die eine professionelle und vor allem profitable Beschäftigung als Trader an der Börse anstreben. Das Buch vermittelt verständlich und strukturiert eine Fülle von theoretischen und praktisch umsetzbaren Informationen, die für den persönlichen Tradingerfolg unerlässlich sind und auch Informationslücken füllen, die in der bisherigen Fachliteratur nur zum Teil oder noch gar nicht angeschnitten wurden. Dabei kann der Autor auf 25 Jahre Erfahrung und erfolgreicher Arbeit an den Börsen EUREX und MEFF zurückgreifen. Er stellt die an der Terminbörse gehandelten Produkte verständlich dar, ergänzt durch die „Spurenfindung“ und richtige Interpretation der Aktivitäten dominanter Marktakteure. Wagner stellt zudem die Grundstruktur von Handelsansätzen vor, die er bis heute selbst aktiv am Markt einsetzt. Abgerundet werden die Ausführungen mit Hinweisen zum Umgang mit Verlusten oder den Schwierigkeiten beim Wechsel vom Simulationshandel hin zu Echtgeldhandel. Der Autor erläutert praxisnah die Vorbereitung eines Handelstages und die Beendigung des Tradings durch das Führen eines Handelstagebuches. Darüber hinaus findet der Leser in diesem Buch viele Anregungen und Problemklärungen rund um das Trading, berichtet aus der eigenen Erfahrung des Autors aus seinem langen Berufsleben mit allen Höhen und Tiefen. Nach dem Studium des Buches sollte jeder seine Chancen deutlich erhöhen und mit erfolgreichem Trading seinen Lebensunterhalt aufbessern oder sogar verdienen können. DIE BERUFSAUSBILDUNG ZUM TRADER: DIE PERFEKTE VORBEREITUNG FÜR DAS HANDELN AN DER EUREX. Uwe Wagner, FinanzBuch Verlag, 368 Seiten
NATO-GEHEIMARMEEN IN EUROPA: Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung Daniele Ganser,Verlag Orell Fuessli, 446 Seiten
Dieses Buch zeichnet in der bereits 11. Auflage ein erschreckendes Bild, das wohl kaum an Aktualität verloren hat, auch wenn die Schauplätze und die Art der Bedrohung wechseln. So muss sich wohl jeder fragen, wie es zu den plötzlichen Flüchtlingsströmen kommen konnte, die Europa überfluten, ohne dass davor gewarnt wurde. Bis zum Fall der Sowjetunion war jedenfalls über mehr als 40 Jahre hinweg in mehreren westeuropäischen Ländern ein durch die NATO und die militärischen Geheimdienste koordiniertes Netzwerk von paramilitärischen Einheiten unter dem Namen „Gladio“ in schwere Verbrechen verwickelt, darunter Mord, Folter, Staatsstreich und Terror. Sie wurden vom US-amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA und dem britischen MI6 trainiert. Gezielt wurden Attentate sogar gegen die eigene Bevölkerung ausgeführt, um Unsicherheit zu erzeugen und den Ruf nach einem starken Staat zu unterstützen. So z. B. die Bombenexplosion am Bahnhof von Bologna, bei der 85 Menschen starben und 200 schwer verletzt wurden. Auch in anderen NATO-Staaten wie Belgien und Frankreich waren es keine Gewaltakte der Linken, sondern Staatsterrorismus. Viele dieser Verbrechen sind heute der Öffentlichkeit noch weitgehend unbekannt. Politische Manipulation, verdeckte Kriegsführung, Mord und Terror: Bisweilen ermöglichen historisch-kritische Forschungen Einblicke in Abgründe kaltblütig kalkulierender Politik. Daniele Ganser ist es gelungen, ein schmutziges Kapitel transatlantischer Schattenpolitik sichtbar zu machen.
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