GELD-Magazin, März 2016

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US-professor michael werz im interview: hillary clinton wird gewinnen!

4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 03 | 2016 ° 3,60 Euro

Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte

Smart Home Das Haus, das mitdenkt Digitales Wohnen als Zukunftstrend Aktien der neuen Branche boomen

° staatsfonds

° hypo-affäre

° Sichere Geldanlage

Der Kurssturz an den Börsen ist enträtselt: Weil die Öleinnahmen absackten, muss­ ten die Fonds arabischer Golfstaaten riesige Aktienbestände abstoßen.

Wie sich Kärnten jetzt mit einem Gutach­ ten armgerechnet hat, um die AnleiheGläubiger der einstigen Hypo-Alpe-Adria vor Prozessen abzuschrecken.

In unsicheren Zeiten verzeichnen Fonds, die zumindest den Kapital­erhalt ver­ sprechen, großen Zulauf. Dabei führen unterschiedliche Strategien zum Erfolg.


Neue Perspektiven fĂźr die globale Aktienanlage. Neu verfĂźgbarer Fonds.

Capital Group New Perspective Fund (LUX) Wer im schwierigen Umfeld von heute erfolgreich investieren will, braucht einen globalen Ansatz. Fßr uns zählt nicht nur, wo ein Unternehmen seinen Firmensitz hat. Mindestens ebenso wichtig ist, in welchen Ländern es seine Umsätze erzielt. Denn davon hängen Chancen und Risiken massgeblich ab. Auf dieser Vision beruht unsere New-Perspective-Strategie, mit der wir in den USA seit ßber 40 Jahren stabile, ßberdurchschnittliche Erträge erzielen. Jetzt kÜnnen auch europäische Anleger in New Perspective investieren. Dazu legen wir einen Luxemburger Fonds mit UCITS-Fonds Status auf.

New Pespective: Ăœber 40 erfolgreiche Jahre Erträge in USD

New-Perspective Strategie

MSCI ACWI1

Mehrertrag2

'TVTCI R C UGKV #WĆƒGIWPI KO ,CJT

4,8%

&KG 'TIGDPKUUG FGT 8GTICPIGPJGKV UKPF MGKP *KPYGKU CWH MĂ˜PHVKIG 'TIGDPKUUG &GT %CRKVCN )TQWR 0GY 2GTURGEVKXG (WPF .7: YWTFG GTUV CO 1MVQDGT CWHIGNGIV UQFCUU PQEJ MGKPG CWUUCIGMTĂ€HVKIG 2GTHQTOCPEGJKUVQTKG XQTNKGIV &KG JKGT IG\GKIVGP 'TIGDPKUUG UKPF FKG FGU %CRKVCN )TQWR 0GY 2GTURGEVKXG %QORQUKVG GKPGT )TWRRG XQP 2QTVHQNKQU FKG PCEJ FGTUGNDGP +PXGUVOGPVUVTCVGIKG IGOCPCIV YGTFGP QFGT FCUUGNDG #PNCIG\KGN JCDGP &COKV YQNNGP YKT WPUGTG 'THCJTWPI WPF -QORGVGP\ KO NCPIHTKUVKIGP /CPCIGOGPV FKGUGT 5VTCVGIKG \GKIGP 7PUGT .WZGODWTIGT (QPFU IGJĂ’TV UGKV #PHCPI 0QXGODGT \W FKGUGT )TWRRG

Der neue Fonds wird vom gleichen Investmentteam gemanagt wie New Perspective in den USA. Auch der Ansatz ist gleich: Wir investieren weltweit in Blue Chips aller GrĂśssenklassen WPF XGT\KEJVGP CWH GKPG $GPEJOCTM 9GKN WPUGTG 5VTCVGIKG UQ ĆƒGZKDGN KUV MĂ’PPGP WPUGTG 2QTVHQNKQOCPCIGT YGNVYGKV 9CEJUVWOUEJCPEGP .CPIHTKUVVTGPFU WPF *CPFGNUUVTĂ’OG PWV\GP wenn sie Ertrag versprechen. Weltweit integriertes Research bei der Capital Group

Ăźber

375

Investmentspezialisten weltweit3

63

Jahre internationaleAnlagen

22

Jahre durchschnittliche Erfahrung unserer Portfoliomanager3

/GJT Ă˜DGT PGWG 2GTURGMVKXGP HĂ˜T FKG INQDCNG #MVKGPCPNCIG Ć‚PFGP 5KG WPVGT thecapitalgroup.at/newperspective NUR FĂœR PROFESSIONELLE INVESTOREN 2GTHQTOCPEG KP 75& 5VCPF ,CPWCT #PPWCNKUKGTVG 'TIGDPKUUG FGU %CRKVCN )TQWR 0GY 2GTURGEVKXG %QORQUKVG CWH $CUKU FGT OKV FGO #PNCIGXQNWOGP \W /QPCVUDGIKPP IGYKEJVGVGP /QPCVUGTVTĂ€IG XQT #D\WI XQP )GDĂ˜JTGP #WĆƒGIWPI FGU %QORQUKVG /Ă€T\ &KGUG #PICDGP GTIĂ€P\GP FKG PCEJ )+25Š XGTRĆƒKEJVGPFGP QFGT GORHQJNGPGP +PHQTOCVKQPGP FKG YKT +JPGP CWH 9WPUEJ \WT 8GTHĂ˜IWPI UVGNNGP )+25 KUV GKPG *CPFGNUOCTMG FGU %(# +PUVKVWVG Quelle: Capital Group 1. 5GKV 5GRVGODGT /5%+ #NN %QWPVT[ 9QTNF +PFGZ PGV FKXKFGPFU TGKPXGUVGF \WXQT /5%+ 9QTNF PGV FKXKFGPFU TGKPXGUVGF 3WGNNG /5%+ 2. Arithmetisch berechneter Mehrertrag. 3. Stand 31. Dezember 2015. Die Unternehmen der %CRKVCN )TQWR OCPCIGP #MVKGP KP FTGK 5RCTVGP FKG KJTG #PNCIGGPVUEJGKFWPIGP CWVQPQO VTGHHGP WPF WPCDJĂ€PIKI XQPGKPCPFGT CWH *CWRVXGTUCOONWPIGP CDUVKOOGP &KG #PNGKJGURG\KCNKUVGP UKPF HĂ˜T FCU #PNGKJGTGUGCTEJ WPF FCU #PNGKJGOCPCIGOGPV KO IGUCOVGP 7PVGTPGJOGP XGTCPVYQTVNKEJ $GK CMVKGPĂ€JPNKEJGP #PNGKJGP YGTFGP UKG CDGT CWUUEJNKGÂťNKEJ HĂ˜T GKPG FGT FTGK #MVKGPURCTVGP VĂ€VKI &KGUGU XQP FGT %CRKVCN +PVGTPCVKQPCN /CPCIGOGPV %QORCP[ 5ÂźTN %+/% # #XGPWG , ( -GPPGF[ . .WZGODQWTI JGTCWUIGIGDGPG &QMWOGPV FKGPV PWT FGT +PHQTOCVKQP %+/% YKTF XQP FGT %QOOKUUKQP FG 5WTXGKNNCPEG FW 5GEVGWT (KPCPEKGT

%55( FGT .WZGODWTIGT (KPCP\OCTMVCWHUKEJV TGIWNKGTV %+/% OCPCIV FKGUGP (QPFU CNU 6GKNHQPFU FGU %CRKVCN +PVGTPCVKQPCN (WPF 'T CNU +PXGUVOGPVIGUGNNUEJCHV OKV XCTKCDNGO -CRKVCN 5+%#8 PCEJ .WZGODWTIGT 4GEJV CWHIGNGIV WPF XQP FGT %55( CNU 7%+65 \WIGNCUUGP #NNG #PICDGP DG\KGJGP UKEJ PWT CWH FGP IGPCPPVGP <GKVRWPMV HCNNU PKEJV CPFGTU CPIGIGDGP WPF MĂ’PPGP UKEJ Ă€PFGTP 'KPG XQNNUVĂ€PFKIG ¸DGTUKEJV Ă˜DGT FKG <CJNUVGNNGP Ć‚PFGP 5KG CWH FGT IGPCPPVGP 9GDUGKVG &KGUGT (QPFU KUV OĂ’INKEJGTYGKUG PWT HĂ˜T GKPG NCPIHTKUVKIG #PNCIG IGGKIPGV Risikofaktoren, die vor einer Anlage zu beachten sind: Wert und Ertrag von Anlagen kĂśnnen schwanken, so dass Anleger ihr investiertes Kapital mĂśglicherweise nicht zurĂźckerhalten. Wenn Ihre Anlagewährung gegenĂźber der Währung aufwertet, in der die Anlagen des Fonds denominiert sind, verliert Ihre Anlage an Wert. Der Verkaufsprospekt und die Wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) nennen zusätzliche Risiken. Je nach Fonds kĂśnnen dazu auch die Risiken von Anlagen in Emerging Markets und/oder High-Yield-Anleihen zählen. Die Märkte der Emerging-Market-Länder sind volatil und kĂśnnen illiquide werden. Weitere wichtige Informationen: #PIGDQVGP YKTF FGT (QPFU CWUUEJNKGÂťNKEJ KO 8GTMCWHURTQURGMV \WUCOOGP OKV FGP 9GUGPVNKEJGP #PNGIGTKPHQTOCVKQPGP -++& &KGUG &QMWOGPVG GPVJCNVGP \WUCOOGP OKV FGT 7PVGTPGJOGPUUCV\WPI FGO CMVWGNNGP 4GEJGPUEJCHVUDGTKEJV FGO *CNDLCJTGUDGTKEJV WPF CPFGTGP PCEJ FGO 4GEJV +JTGU .CPFGU IIH GTHQTFGTNKEJGP &QMWOGPVGP WOHCUUGPFGTG +PHQTOCVKQPGP Ă˜DGT FGP (QPFU CWEJ Ă˜DGT 4KUKMGP )GDĂ˜JTGP WPF -QUVGP WPF UQNNVGP XQT GKPGT #PNCIG UQTIHĂ€NVKI IGNGUGP YGTFGP &KG &QMWOGPVG WPF CPFGTG HQPFUTGNGXCPVG +PHQTOCVKQPGP YGTFGP CDGT PKEJV CP 2GTUQPGP KP .Ă€PFGTP CWUIGIGDGP KP FGPGP FKGU TGEJVUYKFTKI YĂ€TG QFGT IGIGP CWHUKEJVUTGEJVNKEJG 8QTUEJTKHVGP XGTUVKGÂťG 5KG GTJCNVGP FKG &QMWOGPVG QPNKPG WPVGT YYY VJGECRKVCNITQWR EQO GOGC YQ UKG CWEJ FKG CMVWGNNGP (QPFURTGKUG Ć‚PFGP &KG UVGWGTNKEJG $GJCPFNWPI JĂ€PIV XQP +JTGT RGTUĂ’PNKEJGP 5KVWCVKQP CD WPF MCPP UKEJ KP <WMWPHV Ă€PFGTP #PNGIGT UQNNVGP FCJGT GKIGPGP UVGWGTNKEJGP 4CV GKPJQNGP &KGUG +PHQTOCVKQPGP UKPF MGKP #PIGDQV WPF MGKPG #WHHQTFGTWPI \WO -CWH QFGT \WO 8GTMCWH XQP 9GTVRCRKGTGP QFGT \WT +PCPURTWEJPCJOG XQP +PXGUVOGPVNGKUVWPIGP Â… %CRKVCN )TQWR #NNG 4GEJVG XQTDGJCNVGP


° editorial  03/2016 Geld, Gedanken und Geduld

G

old erlebt seit Jahrsbeginn ein fulminantes Comeback. Vom Beinahe-Tief bei 1060 Dollar kletterte die Notierung des Edelmetalls rapide auf 1275 Dollar. Goldminen-Aktien sind derzeit die Renner. Einige Analysten proklamierten zuvor noch einen fairen Wert für Gold von unter 800 Dollar je Unze. Im Jahr 2011 – an der Spitze des Hypes (bei 1950 Dollar) – lagen die Kursziele hingegen noch weit über 2000 Dollar. Dylan Grice von der Société ­Générale erklärte im September 2011 sogar, dass der faire Wert nicht weniger als bei 10.000 Dollar je Unze liege. In Wahrheit ist der Goldpreis ein Spielball. Das Volumen der Derivate, denen der Goldpreis als Referenzwert zugrunde liegt, macht ein Vielfaches des Handelsvolumens von physischem Gold aus. Damit entspricht der Goldpreis vielmehr der Stimmungslage von Spekulanten, die via Derivate mehr oder weniger virtuelle Nachfrage generieren, als dem tatsächlichen Wert, der bei Explorations- plus Produktionskosten plus einer angemessenen Marge anzusetzen wäre. Die Produktionskosten (Cashkosten) lagen im zweiten Quartal 2015 übrigens bei durchschnittlich rund 650 Dollar.

Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin

Das Interessante am Goldmarkt ist, dass die Preisbildungen aus dem Blickwinkel von fundmentalen Untersuchungen besonders irrational sind. Ähnliche Kuriositäten erlebt man aber auch an den wesentlich größeren Anleihen- und Aktienmärkten. Wir haben uns z.B. mit dem Ausdruck „negative Zinsen“ abgefunden. Genau genommen ist es eine Strafgebühr für jeden, der Geld besitzt, die ihm vor Augen führen soll, dass er besser investieren und Schulden machen solle anstatt zu sparen. Auf dem falschen Fuß werden Anleger (und Kredit­nehmer) aber immer dann erwischt, wenn sie sich an einen Trend gewöhnt haben. Das war beim Platzen der New Eco­ nomy-Blase so, beim Platzen der Immobilien-Blase in den USA oder auch beim Schweizer Franken. Ein gutes Rezept für die erfolgreiche Geldanlage sind daher die vom ehemaligen Börsen-Alt­ meister André Kostolány definierten drei „G“: Geld (kein Kredit), Gedanken (seriöse Analysen) und Geduld. Viel Erfolg!

º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º  Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, office@geld-magazin.at º  Herausgeber Dr. Wolfgang Freisleben º  GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic  º Chefredakteur Mario Franzin º  Redaktion Mario Franzin (mf), Dr. Wolfgang Freisleben (wf), Mag. Harald Kolerus (hk), Wolfgang Regner (wr) º  GrafiK Noura El-Kordy º  Bilder Shutterstock º CoverFOTO Shutterstock º  Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º  Verlagsleitung Snezana Jovic º  Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller  º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º  Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-33 • abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.


16 Staatsfonds

54 Smart Home

Brennpunkt

geldanlage

06 ° PANORAMA. Bermuda: „Himmel auf Erden“

28 ° PANORAMA. Fidelity: Investmentchance

08 ° leserbriefe. Reaktionen und Anregungen an die Redaktion des GELD-Magazins.

10 ° interview michael werz. Der Politologe und

­Südafrika + Studie: Österreicher lieben Immobilien.

29 ° Nachhaltigkeit. Foundsboutique Sycomore erhält das Österreichische Umweltzeichen.

30 ° erdöl. Saudi-Arabien & Co. pumpen das

ausgewiesene US-Experte meint: „Hillary Clinton wird das Rennen machen!“

schwarze Gold weiterhin auf Hochtouren aus dem ­Wüstensand. Der Ölpreis ist ein Spielball der Politik, was Verschwörungstheorien aufleben lässt.

14 ° kommentar des herausgebers. Wolfgang

34 ° goldpreis. Das besonders edle Metall zeigt

16 ° staatsfonds. Sie bewegen Billionenbeträge an

36 ° vermögensverwaltung. Aktive Invest-

20 ° Finance Watch. Deutsche Bank: Problem­

42 ° best of funds. Die Top-Performer des Monats,

Freisleben über die falsche Therapie der Zentralbanken.

den Finanzmärkten – mächtige Staatsfonds. Jetzt werden im großen Stil Aktien abgestoßen.

bewältigung + HSBC: Schwere Verluste + UBS: Vorwurf der Geldwäsche.

BANKING 22 ° PANORAMA. Bosnien-Herzegowina: Heta

v­ erkauf symbolträchtiges Holiday Inn + HYPO NOE: Kommentar zu flexiblem Risikomanagement.

24 ° hypo-alpe-adria. Der Schulden-Poker wird fortgesetzt: Es geht um Milliarden.

26 ° fremdwährungen. Herbe Verluste mit Franken-Krediten; jetzt sind auch Negativzinsen möglich.

4 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

­wieder neuen Glanz.

ments sind in volatilen Zeiten gefragt – ein Fall für Asset Allocation Fonds.

die aussichtsreichsten Highflyer der Zukunft.

46 ° aktienfonds europa. Auch wenn das

Wachstum noch bescheiden ist: Vieles spricht für Investments in den „Alten Kontinent“. Das GELD-Magazin stellt die Top-Europafonds vor.

50 ° Militärindustrie. Ein „unmoralisches“ Angebot? Immer mehr Anleger greifen angesichts der vielen bewaffneten Konflikte zu Rüstungs-Aktien.

54 ° smart home. Neuer Zukunftstrend: ­Digitales Wohnen soll unser Leben bequemer und sicherer ­machen. Gleichzeitig öffnen sich interessante Investmentchancen. Einfach smart.

CrediTS: Shutterstock

für Konzerne + Wien: Am absteigenden Ast? + 35.000 Euro: Locke von John Lennon versteigert.


° INHALT 03/ 2016 Aktien

versicherung & vOrsOrge

58 ° pAnOrAMA. Italien: Starbucks will Kaffee-

74 ° pAnOrAMA. Schlechte Stimmung: Selbststän-

Hochburg einnehmen + Volkswagen: Currywurst beliebter als Autos.

60 ° weltBörsen. USA: Industrie schwächelt +

dige als „Melkkühe“ der Nation + Technologisierung: Gefahr oder Chance für Versicherungen? + Träge: Kaum Wechsel bei Kfz-Versicherungen.

Europa: Sorgen um Deutschland + Japan: ExportEinbruch + China: Rückgang bei Währungsreserven.

75 ° fOndsgeBunden. Der monatliche Überblick

62 ° AnlAgetipps. Kion: Gute China-Verbindung + Atlantia: Lukrative „Kilometerfresser“ + Fintech: Bank goes Internet.

76 ° Berufsunfähigkeit. Das unterschätzte Risiko: Spezielle Versicherungen helfen, wenn einen Krankheiten oder Unfälle aus der Bahn werfen.

64 ° Börse wien. Wer suchet, der findet: Qualitäts-

79 ° interview MichAel stille. Der Dialog-Vor-

papiere zum Schnäppchenpreis.

66 ° iMMO-Aktien. Das GELD-Magazin stellt die Platzhirsche am Wiener Parkett vor. 68 ° Börse deutschlAnd. DAX bleibt fragil. AlternAtive investMents

über die fondsgebundenen Lebensversicherungen.

stand warnt: „Bei der Vorsorge nicht alleine auf Vater Staat verlassen.“

service 80 ° pensiOnskAssen. Stabilität: Vor allem die langfristige Performance der Betrieblichen Vorsorge kann sich sehen lassen.

70 ° pAnOrAMA. Studie: Immo-Markt kommt zur Ruhe + Zertifikateprofis: Die besten Tipps.

81 ° pensiOnskAssen-listing. Die aktuellen

72 ° rOhstOff-rAdAr. Erdöl: Bären gegen Bullen + Industriemetalle: Nachfrage steigt + Kakao & Co.: Furcht vor Niña.

82 ° Buchtipps. Daniel Stelter: Eiszeit + Beate Sander: Wohlstand sichern + Paul C. Roberts: Amerikas Krieg gegen die Welt.

Zahlen, Daten und Fakten.

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MärZ 2016 – GELD-MAGAZIN °

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BRENNPUNKTPanorama BERMUDA

Land des Monats

ECKDATEN (Bermuda)

eLF MILLIarden. Bermuda gilt nicht nur unter

vielen Touristen als Stück „Himmel auf Erden“. Auch einige internationale Konzerne schätzen das britische Überseegebiet ganz besonders – wenngleich aus vollkommen anderen Motiven. Wie etwa aus der Bilanz der niederländischen Google-Tochter, Google Netherlands Holdings BV, hervorgeht, schleuste der amerikanische Internetriese im Jahr 2014 rund elf Milliarden Euro von Europa aus in Richtung des steuerrechtlich „attraktiven“ Bermuda. Google wird – auch in diesem Zusammenhang – nicht

müde zu betonen, dass man sich stets an alle nationalen Steuergesetze halte; was leider auch den Tatsachen entsprechen dürfte. Wie viele andere Multis auch, bedienten sich die Amerikaner bei ihrem Coup einer als „double irish, double dutch“ bekannten Strategie, die auf einem komplizierten Firmengeflecht mit Standorten in den Niederlanden und Irland beruht. Ein weiterer Weckruf für die Finanzpolitiker der Europäischen Union, die das immer lauter werdende „Klingeln“ jedoch nach wie vor nicht hören wollen.

Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Entdeckt Inseln Verwaltungsgliederung Höchste Erhebung

Britisches Überseegebiet Hamilton Englisch Elizabeth II. Michael Dunkley 53,2 km2 etwa 64.000 rund 1.200 pro km2 Bermuda Dollar .bm +1 1503 360 (rund 20 davon bewohnt) 9 Parishes und 2 Municipalities Town Hill (79 m)

sTArKE WorTE ´´

seine Grenze definiert, muss der andere leiden. Das ist nicht mein Europa!“

für manche die europäische Lösung darin zu bestehen, dass sich alles in Österreich sammelt.“

„Frau Merkel will als die

metaphorische ,Mutti‘ des Staates das negative Faktum der nicht vorhandenen oder zu wenigen eigenen Kinder (…) wieder gutmachen.“

Deutschlands Bundes-

Österreichs Innenministe-

kanzlerin Angela Merkel

rin Johanna Mikl-Leitner

Marcus Franz stellt in

kritisiert Österreich in der

weist die Kritik aus Berlin

einem Blogeintrag auf der

ARD-Talkshow „Anne Will“

als „absurd“ zurück.

österreichischen Plattform

ungewohnt scharf. Europa

Österreich wird voraus-

Fisch+Fleisch eine doch

müsse einen gemein-

sichtlich auch 2016 mehr

recht provokante und

samen Weg in der Flücht-

Menschen aufnehmen als

lingspolitik finden.

6

„Anscheinend scheint

° GELD-MAGAzIN – März 2016

die meisten anderen Länder.

Der ÖVP-Abgeordnete

eigenwillige Theorie zur Flüchtlingskrise auf.

CREDITS: beigestellt, Archiv, F. Schiffl/ÖVP, Shutterstock

„Wenn der eine


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Uli HoeneSS. Deutschlands wohl prominentester Häftling der vergangenen Jahre ist wieder auf freiem Fuß. Wie das bayrische Justizministerium mitteilte, wurde der Unternehmer und FC Bayern-Manager am 29. Februar, also exakt zur „Halbzeit“ seiner dreieinhalbjährigen Haftstrafe, entlassen. Obwohl Gefängnisstrafen meist erst nach zwei Drittel zur Bewährung ausgesetzt werden, kam der verurteilte Steuerhinterzieher Hoeneß in den Genuss der sonst nur äußerst selten angewandten „Halbstrafenregelung“.

VIENNA FALLING. Kürzlich veröffentlichte Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat für das Jahr 2014 sehen Wien nur mehr auf Platz 17 der reichsten Regionen Europas. Während die Bundeshauptstadt in den 2010er-Jahren noch regelmäßig unter den Top 10 der wohlhabendsten Gebiete zu finden war, rutscht sie seither langsam, aber stetig ab. Salzburg, die zweitreichste Region Österreichs, konnte ihren 20. Platz im Ranking hingegen auch 2014 verteidigen. Die reichste Region des Kontinents ist wenig überraschend die Londoner City. Die ärmste Region Europas liegt laut Eurostat in Bulgarien und wird Severozapaden genannt.

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David Cameron Kopf des Monats

Hasardeur. Das mediale Interesse in ganz

Zahlenspiel

160.000

Rekord. Die CFP-Zerti-

fizierung kann weltweit mittlerweile in 26 Ländern erworben werden. Im vergangenen Jahr gelang es nun erstmals, die Schallmauer von 160.000 CFP-Experten zu brechen. Wie das Financial Planning Standards Board, Träger des internationalen Zertifizierungsprogramms für Finanzplaner, kürzlich mitteilte, stieg die Anzahl

35.000

der Certified Financial Planner im Lauf des Jah-

menschliches Haar ein teures Gut ist, dürfte sich

insgesamt 26 nationalen Mitgliedsorganisa­

zumindest in der Damenwelt bereits herumge-

tionen – darunter auch der Österreichische Ver-

sprochen haben, erfreuen sich Haarverlänge-

band Financial Planners – konnten Netto-Zu-

rungen doch nach wie vor ungebrochener Be-

wächse verbuchen. Die größten Steigerungen

liebtheit. Eine kürzlich um 35.000 US-Dollar ver-

wurden in den USA, Brasilien und Japan verzeich-

steigerte Haarlocke stellt alles bisher Dagewe-

net. Die Zahl der in Österreich ausgebildeten und

sene jedoch locker in den Schatten. – Und das,

tätigen CFP-Experten liegt aktuell bei 327. „Durch

obwohl das zehn Zentimeter lange Haarbüschel

das gesteigerte Qualitätsbewusstsein der Kun-

höchstwahrscheinlich nicht unbedingt für eine

den sind unsere Berater gefragter als je zu-

„Hair Extension“ geeignet oder vorgesehen sein

vor“, erklärt Professor Otto Lucius, Vorsitzender

dürfte. Die Erklärung scheint trotzdem schlüssig:

des Vorstands des Österreichischen Verbandes

die braune Locke stammt von niemand Gerin-

Financial Planners. Laut Lucius unterstützt das

gerem als dem 1980 ermordeten Beatles-Sänger

Gütesiegel CFP nicht nur die Kunden dabei, ei-

John Lennon. Das nunmehr von einem britischen

nen kompetenten und vertrauensvollen Finanz-

Sammler in den USA ersteigerte Unikum wurde

experten auszuwählen. Die Ausbildung zum CFP

Lennon 1966 in Hamburg abgenommen, als die-

würde sich auch als Karriere-Turbo für die zertifi-

ser für eine Filmrolle eine neue Frisur verpasst

zierten Berater und als ein wertvolles Asset

bekam.

für deren Arbeitgeber erweisen.

Sündteure

res 2015 um 4240 Finanzexperten und lag zum

Locke. Dass das

Jahreswechsel bei 161.826. Über drei Viertel der

Europa konzentriert sich seit Monaten fast ausschließlich auf zwei Politiker. Neben Angela Merkel, die nach wie vor mit den Auswirkungen ihrer Flüchtlingspolitik auf den gesamten Kontinent zu kämpfen hat, steht vor allem David Cameron im „center of attention“. Großbritanniens Premier hat mit seiner Ankündigung eines Referendums um den Verbleib seines Landes in der Europäischen Union nicht nur seine eigene Karriere und die Zukunft des Vereinigten Königreichs auf dem politischen Roulette-Tisch verwettet, sondern auch das Weiterbestehen der gesamten Union – zumindest in jener Form, wie wir sie heute kennen – aufs Spiel gesetzt. Noch ist jedoch noch lange nicht klar, ob der 1966 in London geborene Torie als strahlender Sieger oder großer Verlierer aus dem politischen Poker aussteigen wird. Gesetzt den Fall, dass sich die Briten am 23. Juni für den Verbleib in der EU aussprechen, könnten sich Camerons in Brüssel erzielten Verhandlungserfolge – und hier vor allem die Koppelung der Sozial- an die Arbeitsleistung – als Reformturbo für ganz Europa herausstellen. Votiert Großbritannien für den Brexit, würde dies jedoch den Startschuss für ein Auseinanderbrechen oder zumindest ein Auseinanderdriften der Union bedeuten. Genauso wie die Flüchtlingskrise wird also auch das Votum der Briten das Antlitz der EU nachhaltig verändern. Ob zum Besseren oder zum Schlechteren bleibt abzuwarten.

März 2016 – GELD-MAGAZIN ° 7


Brennpunkt ° Leserbriefe

GELD-Magazin Februar 2016 „aufgedeckt: banken erzeugen mit Krediten geld aus Luft“ das Problem mit den bilanzierungsschritten nach der geldschöpfung durch die Kreditvergabe Ich bin sehr aufmerksamer Leser Ihres Magazins, das ich grundsätzlich sehr schätze. Bei Ihrem Artikel „Aufgedeckt: Banken erzeugen mit Krediten Geld aus Luft“ hat man aber meines Erachtens die bilanzielle Abbildung einer Kreditver­ gabe nicht fertig gedacht. Nachfolgend mein Einwand: Sie unterstellen bei Ihrem Beispiel, dass mit der Kreditver­ gabe eine Bilanzverlängerung stattfindet (aktivseitig neuer Kre­ dit, passivseitig neue „Einlage“). Ich meine, dass üblicherweise bei der Kreditvergabe der Kredit in der Bilanz solange nicht ab­ gebildet wird, solange er nicht für den jeweiligen vereinbarten Kreditzweck (z.B. Hauskauf, sonstiges…) abgerufen wird. Wird er abgerufen, sprich durch eine Überweisung „ausge­ nützt“, findet man den ausgenützten Kreditteil auf der Aktivseite der Bankbilanz, und eine Verbindlichkeit auf der Passivseite, was nicht unbedingt bedeuten muss, das sich die Bilanz verlän­ gert. Es könnte auch ein „Aktivtausch“ in der Form sein, dass bei unveränderter Passivseite, also gleichbleibenden Einlagen von Kunden, die Summe der Kredite steigt und die ebenfalls aktivsei­ tig abgebildeten bankeigenen Veranlagungen/Guthaben bei Fremdbanken sinken. Auch wenn man die Kreditvergabe in der von Ihnen darge­ stellten Form vornimmt (neuer Kredit auf der Aktivseite, Ver­ wendung der Kreditvaluta als neue „Einlage“ auf der Passivseite und damit Bilanzverlängerung), ist davon auszugehen, dass die neue „Einlage“ für den jeweiligen Kreditzweck abgerufen wird und damit der kreditvergebenden Bank verloren geht. Nur um der zusätzlichen Einlage willen wird ja kein Kreditnehmer auf die Idee kommen, einen Kredit aufzunehmen, und die Bank auf die Idee kommen, Kredite zu vergeben! Natürlich muss die Aktivseite der Bankbilanz (im Wesent­ lichen Summe der ausbezahlten/ausgenützten Kredite und even­ tuelle Eigenveranlagungen der Bank) passivseitig „refinanziert“ werden. Im Falle einer Primärbank erfolgt dies immer noch großteils durch die Summe der Kundeneinlagen. Dies funktio­ niert, da in Normalzeiten nicht davon auszugehen ist, dass alle Einlagenkunden/Sparer ihre Einlagen gleichzeitig abziehen/ab­ heben. Der im Artikel dargestellte Kreditprozess stellt natürlich nur die Sicht auf die kreditvergebende Bank dar. Gesamtwirtschaft­ lich betrachtet fließt die Kreditvaluta bei Ausnützung als Liqui­ ditätszufluss beim Gegenüber des Kreditnehmers zu, was wiede­ rum entsprechende Auswirkungen auf das Gesamtsystem hat. Grundsätzlich pflichte ich aber bei, wenn festgestellt wird, dass die Geschäftsbanken durch Kreditvergabe „Geld schöpfen“.

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° GELD-mAGAzIN – märz 2016

In volks­ wirtschaftlich sinnvoller Weise sollte dies zur Finanzierung von Investi­ tionen und Konsum erfolgen und nicht der Finanzierung von „Spekulationsblasen“ dienen. Die diesbezüglichen Gefahren sind ja seit 2008 hinlänglich bekannt. Aber dieses Wissen wird weder von Regulatoren, noch von Banken umgesetzt, die in vielen Län­ dern seitdem die Kreditvergabe für Nicht­BIP­Aktivitäten (d.h. Finanztransaktionen) deutlich erhöht haben. Zu den Zinsen ist noch zu erwähnen, dass ja nicht nur Kre­ ditzinsen verlangt, sondern grundsätzlich auch Einlagezinsen gezahlt werden. Außerdem arbeiten in einer Bank auch Men­ schen, die ein Gehalt für ihre Arbeit wollen. Gelegentlich gibt es Kreditausfälle usw. Die Zinsspanne ist ein Teil der Bankeinnah­ men, um all diese Kosten zu decken und auch noch einen Ge­ winn zu schreiben, um die entsprechenden Eigenmittelvor­ schriften erfüllen zu können und nicht zuletzt dem Steuerzahler und damit der Allgemeinheit durch Bankenrettungsmilliarden auf der Tasche zu liegen. Letzteres ist auch für mich – auch ich bin Steuerzahler/Familienvater – unerträglich! Ich würde mich über eine Antwort zu meinem Einwand freuen und werde Ihr Magazin trotz meiner Bedenken zum angeführten Artikel weiterhin mit Neugier lesen und es auch zu­ künftig wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch interessierten Menschen weiterempfehlen. Mag. Rudolf Sperl Raiffeisenbank Attergau Egen (Mbh) 4880 St. Georgen Im Attergau Anm. der Redaktion: Wir haben den Leserbrief an Prof. Richard Werner an der Universität Southampton weitergeleitet, der die empirischen Nachweise für diese Theorie der Geldschöpfung erbracht hat. Auf die Antworten werden wir in der April­Ausgabe eingehen.

„Kredite und ihr Luftgehalt“ Rechtliche folgen auf eU-ebene Sie schreiben in Ihrem Kommentar von den rechtlichen Fol­ gen. Die gibt es in Ungarn und der Ukraine bereits mit einem Sondergesetz und der Beweislastumkehr. Ähnliche Lösungen


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Leserbriefe   Brennpunkt

gibt es in Polen, Kroatien usw. Bei uns bekannt als die „unga­ rischen Verhältnisse“ nach Herrn Außenminister Sebastian Kurz bzw. als die „Eskapaden des ungarischen Ministerpräsi­ denten Viktor Orban“ laut Herrn Generaldirektor Dr. Walter Rothensteiner von der RZB. Diese „ungarischen Verhältnisse“ möchte man in Österreich verhindern, obwohl es auch in Öster­ reich viele direkt Betroffene und Geschädigte gibt. Der Ge­ richtshof der Europäischen Union hat übrigens im April 2014 entschieden, dass ein nationales Gericht eine missbräuchliche Klausel durch eine nationale Rechtsvorschrift ersetzen darf, damit die Ausgewogenheit zwischen den Vertragsparteien wiederhergestellt wird und der Vertrag Bestand hat. DI Werner Papst 8565 St. Johann Ob Hohenburg

Regulierung hat Banken nicht sicherer gemacht Ich verfolge die Werke von Professor Richard Werner seit gut zehn Jahren und finde seine Schlussfolgerungen sehr auf­ schlussreich, vor allem aber richtig. Schmunzeln musste ich, als Sie schrieben, „dass die vorherrschende Bankenregulierung zu suboptimaler oder gar verfehlter Bankenregulierung führt, weil die ökonometrischen Modelle keine Banken beinhalten“. Tat­ sächlich haben die Regulierungsmaßnahmen nicht dafür ge­ sorgt, das Bankensystem sicherer zu machen. Der Regulie­ rungsaufwand führt im Gegenteil dazu, dass noch größere Bankinstitute geschaffen werden, als sie schon bestehen. Damit vergrößern sich in der Folge auch die Risiken für das Gesamt­ system. Und es erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Rettungs­ aktionen der Nationalbanken und Staaten. Generell gilt: Logisch denken kann fast jeder. Aber bei der Auswahl der Grundlagen (= Prämissen) wird sehr oft die Sorg­ falt vernachlässigt. Geht man von falschen Voraussetzungen aus, wie eben jene, dass Messsysteme ohne Banken das Geld­ system erklären sollen, kann eigentlich nichts Gescheites ­herauskommen. Am Ende fehlt im Bankensystem persönliche Verantwortung. Wer Geld aus dem Nichts schaffen kann, wird nur dann dazu bereit sein, darüber nachzudenken, wenn sein eigenes Vermögen und das seiner Familie involviert ist. Ist das nicht der Fall, mag zwar Anstand herrschen. Aber es wird die Konsequenz fehlen, um alle Aspekte aufmerksam zu beobach­ ten und in der Folge auch Spekulationsblasen gar nicht erst ­entstehen zu lassen.

Tickt hier eine Bombe? Ihre beiden Artikel machen in vielerlei Hinsicht fassungs­ los! Und zwar nicht, weil ich an Ihrer Darstellung oder an Ihrer fachlichen Argumentation etwas auszusetzen hätte, sondern wegen der Brisanz ihres Inhalts. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bis heute auch nur irgendjemand begriffen hat, welche Bombe da tickt! In einem ausführlichen Gutachten von Profes­ sor Hörmann wird auf eben diese Problematik ausführlichst hingewiesen bzw. sind entsprechende bilanztechnische Erläute­ rungen auch von anderer Seite zu finden. Interessant sind auch die Übungen des deutschen Wirtschaftsanwalts Hans Scharpf, der auf YouTube (https://www.youtube.com/ watch?v=M8JHzSw8ehw) den Sachverhalt sehr anschaulich präzisiert. Das Thema ist zweifellos gesellschaftspolitisch und finanzwirtschaftlich hochbrisant. Es stellt sich die Frage: 1) Welche Folgen und Auswirkungen hatte und hat diese Giralgeldschöpfung samt den dazugehörigen Zinsen „aus dem Nichts“ auf die Wirtschaft? Kann das irgendjemand abschätzen oder in einem theoretischen Modell darstellen? 2) Hätte man nicht schon viel früher draufkommen kön­ nen? Wer hat davon gewusst? Wann hat das begonnen? 3) Nachdem – jedenfalls in Österreich – kein Luftgeldkredit ohne ausreichende Besicherung (Bürgen, Grundbuch, sons­ tiges) gewährt wurde: Was bedeutet das in all jenen Fällen, in denen die Bank wegen Fälligstellung des Kredits dann eine Zwangsenteignung/Vollstreckung durchgeführt hat? Was ist mit all jenen Liegenschaften – und davon gibt es einige, sei es privat oder betrieblich –, die aus o.a. Gründen ins Eigentum der Bank übergegangen sind? Wie sehr ist/war das rechtens? Da tun sich schon ein paar unglaubliche Fragen auf! Jeder gute Jurist stellt ja schon am Anfang eines Falles die kluge alte Frage: Cui bono? Und: Wen mache ich mir zum Feind? Mag. Bernhard Rabl Rabl Consulting KG 5411 Oberalm Anm. der Redaktion: Der Auto-Tycoon Henry Ford hatte 1946 bereits geunkt: „Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.“

Mag. Gerhard Massenbauer Censeo Vermögensverwaltung GmbH 1070 Wien Richten Sie Ihre Leserbriefe bitte an Office@geld-magazin.at

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„Hillary Clinton wird das Rennen machen!“ Der in Washington lehrende deutsche Professor Michael Werz analysiert im schriftlich via Internet geführten Interview das Umfeld der Präsidentschaftswahlen in den USA. In der Politik Barack Obamas sieht er große Erfolge und Neuerungen. Außenpolitisch sieht er die USA auf dem Weg zu einer neuen Weltordnung. Wolfgang Freisleben

Barack Obama zum US-Präsidenten am

amerikanischen Zukunftsgenerationen der Minderheitengemeinschaften.

4. November 2008 eine Analyse mit dem Titel „Das Ende des amerikanischen Jahrhunderts?“

Sie haben drei wichtige innenpolitische

geschrieben. Fühlen Sie sich bestätigt?

­Herausforderungen genannt. Was ist daraus

MICHAEL WERZ: Absolut. Es war ja mit Fragezeichen. Mir ging es darum, auf die massiven innergesellschaftlichen Veränderungen in Richtung einer Gesellschaft ohne ethnische Mehrheiten, den Prozess der zweiten Verwestlichung der USA durch die Verschiebung des Bevölkerungsschwerpunktes in den Südwesten des Landes sowie die pazifische Neuausrichtung der US-Politik hinzuweisen. Und zwar als Argument gegen den Schwanengesang vom Ende des amerikanischen Jahrhunderts. Diese Entwicklungen haben sich seit 2008 intensiviert und verfestigt. Für Europa bedeutet dies eine große Herausforderung.

geworden?

Die Gesundheitsreform ist trotz Dauerfeuer der politischen Gegner implementiert worden. Über 30 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner sind erstmals voll krankenversichert und die Steigerungen der Versicherungsprämien halten sich in Grenzen – ein Epochenprojekt.

Inwiefern?

Die pazifische Ausrichtung der US-Gesellschaft verstärkt die Sogkraft der bestimmenden geopolitischen Konkurrenz zwischen den Ver­ einigten Staaten und China. Die daraus folgende Lagerbildung erzeugt immense Anforderungen an die amerikanische Sicherheitspolitik und hohe Solidaritätserwartungen in Japan, SüdKorea, Vietnam, den Philippinen und anderen Verbündeten in der Region. Wenn der Pazifik zum Scharnier des 21. Jahrhunderts wird, dann findet sich Europa im Schatten der Weltpolitik wieder. Verschärfend kommt noch hinzu, dass die europäische Politik und Diplomatie das gleiche Problem hat wie die republikanische Partei – sie kommuniziert vornehmlich mit vergreisenden Ostküsteneliten und nicht mit den

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In der Energiepolitik gab es deutliche Fortschritte. Das Stimulus-Paket, das nach der Weltfinanzkrise verabschiedet wurde, beinhaltete fast 80 Milliarden Dollar Investitionen in Umweltschutz und erneuerbare Energien. Die USA sind einer der größten Solarzellenhersteller der Welt und über vier Millionen Hybridfahrzeuge sind im Umlauf. Barack Obamas enger Vertrauter John Podesta hat 2014 nahezu im Alleingang die chinesische Regierung zu Klima­ konzessionen gebracht und Außenminister John Kerry war eine der zentralen Figuren für den Erfolg bei den COP 21- (Klima-) Verhandlungen in Paris im vergangenen Jahr. Die Migrationsreform steckt allerdings fest und trotz des vom Präsidenten dekretierten Abschiebestops für Jugendliche kommt die Diskussion nicht voran. Zugleich bricht die Abschiebepraxis der Obama-Administration alle Rekorde (440.000 Abschiebungen 2014 und im letzten Jahr nochmals über 230.000). Eine Praxis, die ihm zu Recht viel Kritik eingebracht hat. Hat sich nicht das amerikanische Dilemma der Rassendiskriminierung noch verschärft?

Professor Michel Werz: Große Herausforderung für Europa im Schatten der Weltpolitik.

Nein, im Gegenteil. Die rasante Integration verschiedener ethnischer Herkunftstraditionen hält unvermindert an. Dass in den vergangenen drei oder vier Jahren Hautfarbenkonflikte ein enormes öffentliches Echo gefunden haben, ist Ausdruck dieses Prozesses, nicht Beleg des Gegenteils. Barack Obamas Präsidentschaft mit einer schwarzen Familie im Weißen Haus hat darüber hinaus Ressentiments herausgefordert, die sonst nicht sichtbar geworden wären – auch das ist ein Fortschritt. Der aktuelle Vorurteilsdiskurs am rechten Rand der republikanischen

credit: beigestellt

GELD ° Sie haben 2009 nach der Wahl von


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Im Gespräch mit Michael Werz   BRENNPUNKT

Partei bedient eine kleine Minderheit, es ist der letzte Aufschrei weißer Unterschichten, die um den Verlust illegitimer Privilegien bangen. Was meinen Sie damit?

Vor allem der politische Erfolg von Ted Cruz (Anfang 40), erst im Jänner 2013 in den US-Senat gewählt und Sinnbild eines reaktionären Liberalismus, der die weißen Unterschichten in den Rausch treibt. Er will keinen Staat, möglichst wenig Regierung, vertritt eine strenge Sozialmoral und sozialdarwinistische Gesellschaftsvorstellungen. Diese Bevölkerungsschichten sind anfällig für Ressentiment-geladene Rhetorik und doktrinäre Erstarrung. Sie dienen als Beruhigungsmittel angesichts der Verunsicherung in Zeiten des Umbruchs. Ironischerweise ist Cruz ein Produkt der Eliteuniversitäten in Princeton und Harvard, arbeitete in einer renommierten Anwaltskanzlei, wurde texanischer Staatsanwalt und Professor an der Universität in Austin, dann Mitarbeiter der Planungsabteilung der US-Handelsbehörde. Nun inszeniert er sich mit riesigem Erfolg als extremistischer Hitzkopf und konservativer Robin Hood. Ist die tiefe Kluft zwischen Arm und Reich ein politisches Problem?

Natürlich. Für eine liberale Gesellschaft mit Glücksversprechen ist die zunehmende soziale Polarisierung unhaltbar. Die gesellschaftliche Reaktion darauf spiegelt sich im aktuellen Vorwahlkampf: Bernie Sanders und Hillary Clinton haben sich mit fortschrittlichen, sozialdemokratischen Argumenten positioniert und selbst bei den Republikanern sprechen Marco Rubio und der ehemalige Gouverneur von Ohio, John Kasich, diese Themen an. Das Thema wird nicht nur das Wahljahr 2016 bestimmen, sondern auch die politischen Diskussionen in den Folgejahren. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass in dem einzigen Land der Welt ohne sozialistische Arbeiterbewegung diese sozialdemokratischen Positionen gesellschaftliche Mehrheiten produzieren.

Generationenwechsel: An den Wahlen im November werden erstmals mehr Millenials (1980 bis 1999 Geborene, Anm. d. Red.) als Baby Boomer teilnehmen. Die Stimmung im Land ist geprägt von einer beispiellosen politischen Polarisierung zwischen wohlwollenden Linken und scheußlichem rechtem Populismus. Nach den Erfahrungen der Kriege in Afghanistan und Irak, der Weltfinanzkrise und den darum fehlenden Zukunftsinvestitionen braucht die amerikanische Gesellschaft eine Konsolidierungsphase.

dem legendären Verfahren der konservativen Gruppe „Citizens United“ gegen die nationale Wahlbehörde die Geldschleusen auf irrwitzige Weise geöffnet haben. Unter einer Milliarde Dollar ist nichts zu machen – und das gilt für alle Kandidaten. Aber dass Wahlen nicht gekauft werden können, haben zuletzt Mitt Romney und in diesem Jahr Jeb Bush bewiesen – mit überfinanzierten Kampagnen, die bestenfalls mittelmäßige Resultate gebracht haben. Hat Barack Obama als Präsident rückblickend die Erwartungen seiner Wähler erfüllt?

Sind die Republikaner weiterhin in einer ­zerrissenen Partei?

Das ist leider der Fall – mit schädlichen Auswirkungen auf die politische Öffentlichkeit im ganzen Land. In den aktuellen Vorwahlen hat ein Wettrennen um den Titel als größter Mexikanerhasser, Muslimkritiker, Folterbefürworter und Abtreibungsgegner eingesetzt. „A race to the bottom“, wie die politischen Berichterstatter hier sagen. Donald Trump zerlegt die Partei von innen, unter tatkräftiger Mithilfe von Ted Cruz und Ben Carson. Das Parteiestablishment steht staunend am Rande eines Vorwahlkampfes, der mehr einem Ringkampf der World Wrestling Federation gleicht als einer politischen Debatte.

Diejenigen, die den Messias erwartet haben, wurden enttäuscht. Aber in den vergangenen Jahren ist viel geschehen, was ohne Obama kaum vorstellbar war: Er hat mit einer faszinie-

Mit wenigen Ausnahmen war ein steter ­Wechsel zwischen republikanischen und ­demokratischen Präsidenten nach der jeweiligen Wiederwahl die Regel. Kommt jetzt ein Republikaner ins Weiße Haus?

zur person:

In der Tat, drei Amtszeiten von Präsidenten der gleichen Partei sind sehr untypisch. Aber die USA sind nach wie vor einer aufgeklärten so­ zial-liberalen Politik gegenüber aufgeschlossen. Man spürt einfach, dass viele Leute wissen, dass das politische Projekt, das Barack Obama begonnen hat, noch nicht abgeschlossen ist und dass das republikanische Motto ethnischer und religiöser Zwietracht in den USA einfach nicht funktioniert. Aus diesen Gründen wird Hillary Clinton mit großer Wahrscheinlichkeit dieses Mal das Rennen machen.

Michael Werz (51) studierte Philosophie, Amerikanistik, Politikwissenschaft an der Universität Frankfurt und an der University of California, Berkeley (USA). Es folgten Habilitation, Lehr- und Forschungsaufenthalte in Hannover, Washington D.C. und an der Universität Harvard. Derzeit arbeitet er als Senior Fellow des Center for American Progress und als Adjunct Professor am BMW Center for German and European Studies der Georgetown University in Washington D.C. Als Experte für die Politik Barack Obamas sowie für innen- und migrationspolitische Fragen in den USA und Europa legt er Schwerpunkte auf die transatlantischen Beziehungen und die Außen­politik. Er ist Mitglied der Atlantik-Brücke.

In was für einem Umfeld wird im November der neue US-Präsident gewählt?

Wird der finanzielle Einsatz die Wahlen

In einer schwierigen Situation allgemeiner Verunsicherung, der strukturellen Überforderung der USA als Weltordnungsmacht und einem

­entscheiden?

Es ist unbestreitbar, dass die konservativen Verfassungsrichter mit ihrer Entscheidung in

märz 2016 – GELD-MAGAZIN ° 11


BRENNPUNKT ° Im Gespräch mit Michael Werz

Wurden die Sanktionen gegen Moskau von den USA initiiert?

Nicht initiiert, aber mit geopolitischem Gewicht ausgestattet. Und durch militärische Machtdemonstration in den baltischen Staaten wurde

12 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

angemessene Ernsthaftigkeit demonstriert. Die Positionen der europäischen Staaten gegen­über Russland sind weit weniger konsequent – aus zum Teil wirtschaftlichen Gründen, teils nicht nachvollziehbarer stiller Sympathie. Wie beurteilen Sie in Washington die außen­ politische Position der USA?

Sehr schwierig und voller Anforderungen. Man muss sich in Erinnerung rufen, dass die Stabilität der Alten Welt auf dem funktionierenden Ordnungsmechanismus der Blockkonfrontation beruhte. Heute bedarf es einer Ordnungsmacht, um den Rückfall in Anarchie und Staatszerfall zu bremsen. Die USA sind als einziges Land global handlungsfähig und auch willens, nicht ausschließlich im nationalen Eigen-, sondern auch im Gemeininteresse zu agieren. Man muss Barack Obama hoch anrechnen, dass er schnell gesehen hat, dass eine Supermacht nicht so mächtig ist wie zwei, dass die Mechanik der globalen Einflussnahme mit dem Ende des Kalten Krieges eine andere ist und die USA die Rolle als Ordnungsmacht nur in Kooperation mit anderen ausfüllen kann. Das ist aber nicht so einfach: Europa ist geschwächt, vielleicht auf Dauer; China betreibt eine autoritäre Weltpolitik im blanken Eigeninteresse; Russland degeneriert politisch immer mehr; und in vielen demokratischen Transformationsgesellschaften von der Türkei über Indien bis hin nach Brasilien werden Demokratie und Rechtsstaatlichkeit durch eine intransparente Verschmelzung von politischer und wirtschaftlicher Macht untergraben und geschwächt.

men, auf die Situation effektiv zu reagieren. Der politische Denker Joscha Schmiere hat bereits vor einigen Jahren darauf hingewiesen, dass die globale politische Ordnung funktionierende Staaten braucht. Sie sind elementare Voraussetzung zur Bekämpfung von transnationalem Terrorismus, der Proliferation von Massenvernichtungswaffen, Pandemien, Klimawandel sowie Armut, Hunger und Durst. Haben nicht die USA viele Jahre lang an der Erschütterung autoritär regierter, aber immerhin stabiler Staaten gearbeitet?

Ja, das ist richtig und in Einzelfällen, wie etwa im Falle Saudi-Arabiens, ist das auch heute noch der Fall. Dass die USA als Weltmacht nicht den Luxus haben wie etwa Österreich, sich vornehm aus unappetitlichen Konflikten herauszuhalten, kann dabei nicht als Legitimation gelten. Aber die traditionelle Realpolitik aus der Zeit der Blockkonfrontation hat sich unter Obama grundlegend geändert. Er hat, trotz allen Krisenmanagements, das er vom Tag des Amtsantritts an zu bewältigen hatte, wichtige Fragen thematisiert – etwa das Spannungsverhältnis von Selbstbestimmungsrechten und demokratischer Friedensordnung. In der Rede zu seinem verfrühten Nobelpreis sagte er in Oslo, dass die „Überzeugung, dass Friede wünschenswert ist, selten ausreicht, um ihn auch zu verwirklichen“. Seine Reden in Ankara, Kairo und Rio de Janeiro 2009 bis 2011 machten deutlich, dass die Administration versucht, die Epochenwende hin zu einer neuen Weltordnung kooperativ und sehr fortschrittlich zu formulieren.

Hat sich die 2009 bereits in Unordnung

Eisenhower warnte in seiner Abschiedsrede als

­geratene Welt gefestigt?

US-Präsident 1961 vor dem Einfluss des in-

In vielen Regionen sieht es sehr viel besser aus als noch vor zehn oder 20 Jahren: dazu gehören alle lateinamerikanischen Gesellschaften, große Teile Asiens und ein nicht unwesentlicher Teil Afrikas. Auf der anderen Seite gibt es schier unlösbare Konflikte wie den in Syrien. Hier werden alle Probleme einer in Unordnung geratenen Welt sichtbar. Der Konflikt sieht aus wie ein Stellvertreter-Krieg, ist aber keiner. Vielmehr erleben wir eine neue Version eines ideologischen Weltbürgerkriegs, den die Islamisten ausgerufen haben. Ist ein Staat zerfallen, fehlen der Weltgemeinschaft die Ordnungsmechanis-

dustriell-militärischen Komplexes. Zu Recht?

Präsident Eisenhower wusste, wovon er redete. Und der Einfluss der sogenannten „defense contractors“ ist immer noch zu groß. Aber man sollte es sich auch nicht zu einfach machen. Amerikanische Außenpolitik muss sich zu jedem Konflikt an jedem Ort der Erde posi­ tionieren, weil die USA die einzige globale Macht sind und darum universeller Referenzpunkt. Entscheidungen daher auf Grundlage vielfältiger Motive getroffen werden. Zu glauben, dass hier ein Flugzeughersteller oder Schiffbauer steuern könnten, wäre ein wenig einfältig.

credit: beigestellt

renden Wahlallianz aus Minderheiten, Frauen, Bildungseliten und Einwanderern die demokratische Partei auf Dauer mehrheitsfähig gemacht. Dazu kommen weitere außenpolitische Erfolge trotz der republikanischen Dauerblockade: das Transpazifische Freihandelsabkommen und die Neufokussierung der US-Politik auf den Pazifik; die Führung der internationalen Koalition gegen den Islamischen Staat; das Iran-Abkommen; die Normalisierung der Beziehungen zu Kuba; die zentrale Rolle der USA in der Unterstützung des Friedensprozesses in Kolumbien; der neue START-Vertrag zur Reduktion von Nuklearwaffen sowie die gemeinsam mit der EU durchgesetzten Sanktionen gegen Russland.


Mag. Leo Willert, Head of Trading

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Brennpunkt ° Kommentar

Die Folgen der falschen Therapie Die Geldpolitik der niedrigen bis negativen Zinsen seitens der großen Zentralbanken ist vorerst erfolglos ­verpufft. Wirtschaftspolitische Erfolge zur Stimulierung der Konjunktur sind nicht zu spüren. Und mehr vom Gleichen erscheint wie eine gefährliche Drohung. Die Enteignung durch finanzielle Repression droht. Wolfgang Freisleben

ie Industriestaatenorganisation OECD senkte kürzlich ihre Wachstumspro­ gnosen für die Weltwirtschaft, die USA, die Eurozone und sogar Deutschland. Eine kräf­ tige und dauerhafte Belebung bleibt also auch im neunten Krisenjahr ein Wunsch­ konzert. Investiert und konsumiert wird we­ nig, der Produktivitätsfortschritt ist fast zum Stillstand gekommen. All das vor einem höchst unsicheren weltpolitischen Szenario. Die OECD fordert nunmehr eine „stär­ kere gemeinsame Antwort“ der Wirtschafts­ politik mit koordinierten staatlichen In­ vestitionsprogrammen in den wichtigsten Ländern. Doch die überstimulierte Welt­ wirtschaft reagierte schon bisher kaum auf die Therapie. Dennoch lautet die Standardantwort von Wirtschaftspolitikern und Öko­ nomen: mehr vom Gleichen – wenn viel nicht hilft, ist mehr auf jeden Fall besser. Gut möglich, dass mehr vom Gleichen aber ge­ nau die falsche Therapie ist: dass sie mehr schadet als nützt. Wir reden zwar seit der Finanzkrise be­ rechtigterweise über Schuldenabbau. Aber die Welt häuft immer noch alljährlich zwi­ schen sieben und neun Billionen Dollar an neuen Schulden an – zusätzlich zu den rund 212 Billionen Dollar weltweit von Staaten, Haushalten und Unternehmen. Der Schul­ denturm wird immer höher, obwohl er be­ reits bedrohlich wackelt. Doch das liegt am Geldsystem, in dem frisches Geld fast nur durch Kredite der Geschäftsbanken entsteht und lediglich drei Prozent von den Zentral­ banken stammen. Die Zinszahlungen wir­ ken dann wie eine permanente Schulden­ peitsche, weil sie über die Tilgungen hinaus mehr aus der Realwirtschaft abschöpfen, als ursprünglich durch Kredit hineingeflossen

14 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

ist. Die Weltwirtschaft steht also auf einem rissigen Fundament. Sie ist in einer Schul­ denspirale gefangen, in der immer mehr bil­ liges Geld benötigt wird, um die Illusion der Bedienungsfähigkeit bestehender Schulden aufrechtzuerhalten. Schon die Krise 2008 wurde durch hohe Schulden ausgelöst. Der Versuch, sie mit noch mehr Schulden und billigem Geld zu bekämpfen, hat zusätzliche Probleme ge­ schaffen. Nun herrscht Ratlosigkeit. In den USA wird beispielsweise an der seit zwei Jahren diskutierten und eben erst begon­ nenen allmählichen Straffung der Geldpoli­ tik schon wieder gezweifelt. In Europa ge­ hen die Uhren ohnedies anders. Hier wird eher eine neuerliche Anhebung der Strafge­ bühr auf Zentralbankeinlagen angedacht. Die würde aber die ohnehin fragile Finanz­ wirtschaft weiter destabilisieren, der die Zinseinnahmen schon jetzt schmerzlich feh­ len. Wie sollen sie denn die faulen Kredite ihrer Kundschaft in Höhe von rund 1000 Milliarden Euro in Europa, davon rund 200 Milliarden allein in Italien, verdauen? Vielleicht ist das auch der Grund, wa­ rum sich in der Eurozone unversehens „der Markt“ regt. Gegen den Trend steigen die Anleiherenditen der ehemaligen Euro-Kri­ senstaaten Griechenland und Portugal so­ wie – in schwächerem Ausmaß – in Italien und Spanien. Vereinzelt gibt es die höchsten Renditeaufschläge gegenüber deutschen Pa­ pieren seit Anfang 2014. Offenbar schwindet der Glaube an die allmächtigen Fähigkeiten von Wirtschaftsund Geldpolitik. Zu Recht. Die Zinsen lie­ gen nahe null, zum Teil sogar im negativen Bereich. Das gab es noch nie. Die Negativ­ zinsen der Notenbanken drohen sogar auf

„Die einzig positive Strategie ist der Kauf von Schuldpapieren durch die Zentralbanken.” Wolfgang Freisleben, Herausgeber

Sparkonten nebst Bargeldbeschränkung überzugreifen. Es läuft also auf eine finan­ zielle Repression hinaus – die schleichende Enteignung der Sparer. Als einzig positive Strategie kann der Ankauf von Schuldpapieren durch die Zen­ tralbanken gelten. Damit entschärfen sie das Staatsschuldenproblem und werden wohl oder übel die angekauften Schulden dauer­ haft monetisieren, um teilweise die Staatsfi­ nanzierung zu übernehmen und den Teu­ felskreis von Schulden und Zinsen zu durch­ brechen. Denn dazu sind sie ja einst gegrün­ det worden. Auf diese Weise kann man das Staatsschuldenproblem wie auch das Kapi­ talproblem der Banken lösen. China geht diesen Schritt mit seiner staatlichen Noten­ bank still und leise ohnedies bereits. Japan bereitet ihn vor. Und die US-Fed finanziert schon seit Jahren die gesamte Neuverschul­ dung des Staates. Um Regierungen damit nicht in den Leichtsinn zu jagen, genügt eine Schulden­ bremse nach Schweizer Vorbild: Seit Inkraft­ treten 2003 hat sich der Schuldenstand un­ gefähr stabilisiert, die Verschuldungsquote ist rückläufig. Das Wirtschaftswachstum soll heuer 1,5 Prozent betragen und die Ar­ beitslosenquote bei 3,6 Prozent verharren. Ein herzeigbarer Erfolg.

credit: beigestellt

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Brennpunkt ° Staatsfonds

Staatsfonds stoßen Aktien ab

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er Kurssturz an den Aktienmärkten ist offenbar das Resultat des Preisverfalls an den Rohölmärkten. Die Kurse an den großen Weltbörsen büßten in den ersten beiden Monaten 2016 zum Teil mehr als zehn Prozent ein. Die Börsen der Emerging Markets wurden noch härter getroffen. „Wir wissen, dass manche Staatsfonds gezwungen sind, zu verkaufen, was den Druck auf die Kurse erhöht“, äußerte sich Philippe Ferreira, Direktor bei Lyxor Asset Management. Vor allem die Regierungen der Ölländer am Persischen Golf hätten die Fonds angewiesen, die Wirtschaft zu stützen, nachdem der Ölpreis das erste Mal seit zwölf Jahren unter die 30 Dollar-Marke je Barrel Rohöl (je 159 Liter) und damit die Export­erlöse stark gefallen sind. Die Fondsgesellschaft Lyxor schätzt, dass die Bestände von Staatsfonds in der Golf-Region in den letzten Monaten um rund 300 Milliarden Dollar reduziert worden sind. Die „Monetary Agency“ von Saudi-Arabien, die für die Investments des Königreichs im Ausland

Lange Talfahrt des ölpreis

Arabische Ölproduzenten sind durch den Preisrückgang jetzt knapp bei Kasse.

16 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

zuständig ist, hat im letzten Jahr rund 70 Milliarden Dollar von externen Vermögensmanagern abgezogen, um die eigene Wirtschaft zu stützen, berichtete die Londoner Financial Times (FT). Das Defizit im Staatshaushalt bewegt sich derzeit auf Rekordniveau. Wie aus einer Studie der Deutschen Asset and Wealth Management (DeAWM) hervorgeht, gab es Ende 2013 weltweit 69 Staatsfonds (engl. Sovereign wealth funds – SWF), die Kapital im Auftrag eines Staats an den Kapitalmärkten anlegen. Etwa 64 Prozent dieser Investmentvehikel sind erst zwischen den Jahren 2000 und 2013 entstanden. Die meisten stammen aus Asien und dem Nahen Osten. Dementsprechend rasant war das Wachstum des verwalteten Reichtums. Mitte der 1990er waren es gerade mal 500 Mil­ liarden Dollar, Ende 2013 bereits 6,3 Billio­ nen Dollar. Zwischen 2010 und 2013 haben Staatsfonds durchschnittliche Erträge von acht Prozent pro Jahr erzielt. Diese konnte der chinesische CIC, der auf ein stark diversifiziertes Portfolio setzt, 2010 sowie 2012 und 2013 jeweils übertreffen. Lediglich 2011 rutschte er ins Minus. Wie zu erwarten, mischen staatliche Investoren auch bei Übernahmen und Fusionen kräftig mit. Im ersten Halbjahr 2014 gaben sie beispielsweise nach Daten von Thomson Reuters hierfür 24,5 Milliarden Dollar aus. Das war der höchste Betrag in einem Sechs-MonatsZeitraum seit 2010. Sorge um politische Einfluss­ nahme nicht unbegründet Aufgrund der riesigen Vermögen ist der Einfluss staatlicher Investoren jedenfalls ge-

waltig: Dem Official Monetary and Finan­ cial Institutions Forum (OMFIF) zufolge verwalten Notenbanken, Pensions- und Staatsfonds insgesamt ein Vermögen von 29,1 Billionen Dollar. Dies entspricht etwa 40 Prozent der weltweiten jährlichen Wirtschaftsleistung. Selbst bei einer vergleichsweise niedrigen Aktienquote von zehn Prozent bedeutet dies ein Anlagevolumen von 2,9 Billionen Dollar an den Börsen. Das entspricht in etwa dem Börsenwert aller im paneuropäischen Leitindex EuroStoxx50 gelisteten Unternehmen. Bedenklich ist dabei, wie sehr Entscheidungen von Staatsfonds die Märkte bewegen können – gerade in der Nullzins-Phase. „Kredit- und Kapitalströme werden politisiert“, urteilt denn auch Steve Hanke, Wirtschaftsprofessor an der Johns Hopkins Universität in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland und Forscher bei der Ideenschmiede Cato Institute. „Das ist ein beunruhigender Trend und wird zu Heulen und Zähneklappern führen… Sobald etwas politisiert ist, wird es undurchschaubar… Die Einschätzung, dass Staatsfonds nicht politisiert werden, ist ein Witz.“ Und er nährt Bedenken, dass ausländische Staatsfonds eine verborgene Agenda betreiben könnten. Denn auch Infrastruktur steht bei vielen auf der Einkaufsliste. David Marsh, Geschäftsführer des OMFIF, das die Geschäfte öffentlicher Finanz-Organisationen untersucht, warnt: „Es gibt eindeutig potenzielle und wirkliche Interessenkonflikte. Es sollte eine Art Verhaltenskodex geben.“ Für Diskussionsstoff sorgt z. B. der Kauf von Farmen durch den chinesischen Staatsfonds in Afrika. China will auf diesem Weg seine Nahrungsmittel-Versorgung sichern.

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Reiche Staaten investieren weltweit rund 6,3 Billionen Euro in Aktien, Anleihen und Immobilien. An der Spitze agieren die Norweger mit einem Volumen von rund 740 Milliarden Euro. Wegen des Ölpreisabsturzes liquidierten arabische Fonds große Aktienbestände und verstärkten die Turbulenzen an den Aktienmärkten. Wolfgang Freisleben


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Staatsfonds   Brennpunkt

Andere Fonds werden ganz gezielt politisch instrumentalisiert. So sollte zu Beginn der Ukraine-Krise die staatliche russische Pensionskasse den Löwenanteil eines 15 Milliar­ den Dollar schweren Hilfspakets für die ­Ukraine zur Verfügung stellen. Staaten wie Kasachstan, Kuwait oder Irland zapften wiederum ihre Fonds an, um der heimi­ schen Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Int. Organisa­tionen verlangen freiwillige ­Selbstverpflichtung Yngve Slyngstad, Chef des weltgrößten Staatsfonds aus Norwegen, ist sich der Verlockung, mit gezückten Brieftaschen politische Hindernisse aus dem Weg zu räumen, durchaus bewusst. „Ich nehme dieses Thema nicht auf die leichte Schulter“, betont er. Aus diesem Grund gebe es in seinem Haus klare Selbstverpflichtungen. Hierzu gehör­ ten eine Maximalgrenze für Beteiligungen und klare Aussagen darüber, wie der Fonds seine Rolle als Eigner ausübe. Slyngstad ist Herr über ein verwaltetes Vermögen von 740 Milliarden Euro. Das entspricht fast dem Doppelten der jährlichen Wirtschaftsleistung des skandinavischen Landes. Aber auch internationale Organisatio­ nen wollen möglichem Machtmissbrauch durch Staatsfonds einen Riegel vorschieben. So rief der Internationale Währungsfonds (IWF) 2008 eine Runde ins Leben, die freiwillige Transparenz- und Verhaltensregeln erarbeitet. Auch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat entsprechende Richtlinien zusammengestellt. Darunter eine strikte Trennung zwischen den Rollen des Staates als Eigner und als Regulierer, der die Rahmenbedingungen der Wirtschaft festlegt. Norwegischer Staatsfonds: welt­ gröSSter unter Seines­gleichen Auf der Suche nach Alternativen zu unrentablen Anleihen drängen immer mehr Staatsfonds als Aktionäre vor allem in deutsche Großunternehmen. Auch Dubai, Singapur und China lassen ihre Investmentgesellschaften in Europa nach Anlagechancen suchen. In Österreich ist beispielsweise der

Staatsfonds IPIC ( International Petroleum Investment Company) aus Abu Dhabi mit knapp 24,9 Prozent an der Ölgesellschaft OMV beteiligt. Der Syndikatsvertrag mit der Staatsholding ÖBIB läuft zwar heuer aus, soll aber verlängert werden. Der Staatsfonds des Königreichs Norwegen beeindruckt auf der Homepage (www.nbim.no) mit einer Art digitaler Schuldenuhr, auf der sich die Ziffern rasend schnell ändern. Allerdings bedeuten die Zahlen nicht Schulden, sondern den Marktwert des Staatsfonds, der Ende Februar 2016

schen und 1,3 Prozent der weltweiten Ak­ tienbestände. Außerdem hat er wie viele andere Fonds in der Krise „Betongold“ aufgestockt. Allein 2013 wurden von Staatsfonds weltweit Immobilien um 22 Milliarden Dollar gekauft. Darunter waren so spektakuläre Deals wie der Kauf des Broadgate Center in der City of London: Die Hälfte am 13 Hektar-Büro-Komplex ließ sich der SingapurFonds GIC 1,7 Milliarden Pfund (zwei Milliarden Euro) kosten. Das treibt die Preise hoch und einheimische Investoren dazu, neue Spielwiesen suchen zu müssen.

Norwegische Ölplattform in der Nordsee: Die Erlöse aus dem Ölverkauf fließen u.a. in den Staatsfonds als Vorsorge für künftige Generationen.

bei 740,63 Milliarden Euro notierte (Ende Dezember 2015: 754,67 Milliarden Euro). Investiert ist das Geld in 9000 Unternehmen in 75 Ländern. Davon je 39 Prozent in Europa und Nordamerika und 18 Prozent im asia­tisch-pazifischen Raum. Im zuletzt ausgewiesenen dritten Quartal 2015 entfielen auf Aktien-Investments 49,7 Prozent, auf festverzinsliche Wertpapiere 37,3 und auf Immobilien drei Prozent. In diesem Quartal schüttete der Fonds 28,6 Milliarden Euro aus und erhielt 1,25 Milliarden von der Regierung. Laut DeAWM besitzt der Norwegische Staatsfonds rund 2,5 Prozent der europäi­

Das besondere Veranlagungsgeschick der norwegischen Fondsmanager zeigte sich 2009 mit einer Jahresrendite von 25,62 Prozent, nach –23,31 Prozent im Crash-Jahr davor. Im Jahr 2013 gab es ein Plus von 15,95 Prozent, im Jahr danach 7,58 Prozent, während der ersten drei Quartale 2015 allerdings einen minimalen Verlust von 0,79 Prozent. Von 1. Jänner 1998 bis Ende des dritten Quartals 2015 lag der durchschnittliche Jahresertrag bei 5,5 Prozent. Das Vermögen soll zukünftigen Generationen zugute kommen, wenn das schwarze Gold einmal nicht mehr fließt, so die Grundidee des Fonds. Der Fonds besteht

märz 2016 – GELD-MAGAZIN ° 17


aus zwei Teilfonds, die im Jahr 2006 zusammengeführt wurden. Formell ist das norwegische Finanzministerium Eigner des Fonds und entscheidet über dessen grundsätzliche strategische Ausrichtung. Die Investitionen unterliegen außerdem ethischen, sozialen und ökologischen Regeln. Dadurch sind Beteiligungen an etlichen Unternehmen ausgeschlossen, wie etwa an bestimmten Teilen der Rüstungsbranche. Der kleinere Fondsteil mit dem Namen „Staatlicher Pensionsfonds Norwegen“ (GPFN) verwaltet die Mittel der Sozialversicherung und wurde bereits 1967 eingerichtet. Er investiert zu 85 Prozent in Norwegen und zu 15 Prozent in anderen nordischen Ländern, wobei 60 Prozent in Aktien und maximal 40 Prozent in verzinsliche Wertpapiere angelegt werden. Der „Staatliche Pensionsfonds Ausland“ (GPFG) wurde 1990 als Ölfonds gegründet, um die Einnahmen aus der Erdölförderung zu verwalten. Die Gestionierung obliegt der Zentralbank-Tochter Norges Bank Investment Management. Die Mittel sind ausschließlich in Aktien, verzinsliche Wertpapiere und Immobilien im Ausland angelegt. Der Fonds hält in Deutschland 219 Beteiligungen im Wert von 32,9 Milliarden Dollar. Die größten hochkarätigen Aktien-Investments sind Volkswagen, Hochtief, Daimler, BASF, BMW und Bayer. Anders als der Qatar-Fonds, der bei seinem größten Investment an Volkswagen 17 Prozent der Anteile hält, begnügt sich Norwegen bei seinen Beteiligungen meist mit Anteilen zwischen 1,8

und 3,2 Prozent – dennoch ist der Fonds zweitgrößter Einzelinvestor in Deutschland. Er wird nur von BlackRock übertroffen. Der GPFG ist überdies der größte Einzelaktionär der britischen Supermarktkette Tesco, obwohl der Anteil Ende 2015 auf unter sechs Prozent reduziert wurde. Zum Immobilienbesitz gehört seit 2014 u. a. auch das Bostoner Bürohochhaus One Beacon Street. 1,48 Billionen Dollar aus China in drei Staatsfonds An zweiter Stelle hinter den Norwegern folgt der 1973 aufgelegte Abu Dhabi Investment Authority Fonds mit einem Volumen von 773 Milliarden Dollar. China hat insgesamt 1,84 Billionen Dollar auf drei Fonds aufgeteilt, wovon die China Investment Corporation (CIC) weltweit Platz drei mit 746,7 Milliarden Dollar belegt. CIC-Chefinvestor Li Keping ist derzeit auf der Suche nach deutschen Investitionszielen. Wegen des schwachen Euros häufen sich Übernahmen von Unternehmen in Europa. Besonders interessiert sind die Chinesen an Firmen, die sich mit dem Thema Industrie 4.0 beschäftigen – der Verbindung von Produktion und digitaler Welt. China hatte den mächtigen Staatsfonds 2007 gegründet, um einen Teil seiner gewaltigen Devisenreserven im In- und Ausland anzulegen. Peking will nämlich seine Abhängigkeit von US-

Staatsanleihen reduzieren, in denen noch immer der größte Teil von Chinas rund 3,7 Billionen Dollar schwerem Währungsschatz steckt. Nummer vier ist der auf Öleinnahmen basierende SAMA Foreign Holdings Fonds aus Saudi-Arabien mit 676 vor der Kuwait Investment Authority mit 592 Milliarden Dollar. Die SAFE Investment Company aus China investiert 547 Milliarden Dollar. Hongkong und Singapur sind mit 417,9 bzw. 344 Milliarden Dollar weltweit unterwegs. Der Golfstaat Qatar, der dank großer Gas- und Öl-Vorkommen zu den reichsten Ländern der Welt zählt, ist mit 256 Milliarden Dollar international ein gefragter Inves­ tor. Die Scheichs gelten als verlässliche In­ vestoren, weil sie langfristig denken. In Deutschland hat Qatar nach eigenen Angaben direkt und indirekt 18 Milliarden USDollar (13,9 Milliarden Euro) investiert und gilt als größter Investor von Daimler- und Volkswagen-Aktien. Der National Social Security Fund aus China verfügt über 236 Milliarden Dollar. Die Temasek Holdings, gleichfalls aus Singapur, verfügt über 193,6 Milliarden Dollar, das Abu Dhabi Investment Council (VAE) über 183, der Australian Future Fund über 95 und der Samruk-Kazyna JSC aus Kasachstan über 85,1 Milliarden Dollar. Auch Russland ist mit einem Staatsfonds an den Finanzmärkten aktiv.

° Die zehn grössten Staatsfonds (Stand: Dezember 2015) in Mrd. USD Government Pension Fund Global - Norwegen 824,9 Abu Dhabi Investment Authority 773,0 China Investment Corporation (CIC) 746,7 SAMA Foreign Holdings - Saudi-Arabien 668,6 Kuwait Investment Authority 592,0 SAFE Investment Company China 547,0 Hongkong Monetary Authority Investment 417,9 Government of Singapur Investment Corp. 344,0 Qatar Investment Authority 256,0 National Security Fund – China 236,0 Quelle: statista

18 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

Rohölverarbeitungs-Anlage in Saudiarabien: Fehlende Erträge muss der Staatsfonds decken.

credit: beigestellt (Saudi Aramco)

Brennpunkt ° Staatsfonds


Wer packt den Bären bei den Hörnern Bärenmärkte erwischen die Bullen oft über Nacht. Damit sich Ihr Vermögen in jeder Marktsituation bullish entwickelt, sorgt der BB Global Macro (Lux) Fund von Bellevue Asset Management gerade in schwächeren Phasen für Stabilität in Ihrem Portfolio. Egal, welche Stimmung an den Märkten vorherrscht, der BB Global Macro bildet immer mehrere Szenarien gleichzeitig ab. Er greift dabei auf ein weltweites Anlageuniversum von unterschiedlichen Anlageklassen zurück und hat die Möglichkeit, Long- wie auch ShortPositionen aufzubauen. Gewiss, Rekordernten sind nicht zu erwarten, aber eine klassische Hedge-Fonds-Strategie will etwas anderes. Nämlich eine langfristig positive Rendite über alle Konjunkturzyklen. Im Fall des BB Global Macro sogar mit täglicher Liquidität (in EUR und CHF). ISIN B-EUR: LU0494761835

www.bellevue.ch

Obige Angaben sind Meinungen von Bellevue Asset Management und sind subjektiver Natur. Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Entwicklungen. Unterlagen zum BB Global Macro (Lux) Fonds können kostenlos bei der österreichischen Vertreterin Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen AG, Graben 21, 1010 Wien, bezogen werden.


BRENNPUNKT ° Meldungen aus der Hochfinanz

Die Deutsche Bank löst allmählich ihre Probleme Die Deutsche Bank baut weiter Baustellen ab. Die Finanzaufsicht BaFin hat mehrere Sonderprüfungen ohne weitere Konsequenzen für das Frankfurter Geldhaus beendet. Im Fokus der Untersuchungen standen umstrittene Praktiken im Umgang mit Zinssätzen, Geschäfte mit der italienischen Bank Monte dei Paschi di Siena sowie Derivate- und Edelmetallgeschäfte. Die BaFin erkennt laut Deutscher Bank nun an, „dass der Vorstand der Bank die geübte Kritik ernst nimmt und ein klares Bekenntnis dazu abgelegt hat, die Defizite aufzuarbeiten und mit Abhilfemaßnahmen zu unterlegen. Sie fordert die Bank auf, die geplanten Maßnahmen weiter zu konkretisieren und schnellstmöglich umzusetzen.“ In der sogenannten Libor-

Affäre attestierten die Kontrollore der Bank entlastende Fortschritte. Die BaFin halte weitergehende Maßnahmen gegen die Deutsche Bank oder frühere und gegenwärtige Mitglieder des Vorstands nicht für notwendig, teilte das Institut mit. Ihre Entscheidung begründete die Behörde damit, dass in der Zwischenzeit bereits zahlreiche Veränderungen und Maßnahmen umgesetzt wurden. Ex-Vorstand Rolf-E. Breuer dürfte sich an den Kosten für die Affäre rund um die Pleite des Medienkonzerns Kirch mit bis zu fünf Millionen Euro beteiligen. Deutschlands größte Bank schlägt sich seit Jahren mit zahlreichen teuren Rechtsstreitigkeiten herum, die ihr auch die Bilanz im vergangenen Jahr verhagelten. „Wir haben zahlreiche Schritte unternommen, um unsere Kontrollen und Prozesse

John Cryan: Kontrollen, um die Führung der Bank zu verbessern.

sowie die Führung der Bank zu verbessern“, sagte Co-Chef John Cryan laut Mitteilung. Mehrere Aufsichtsbehörden, darunter auch die BaFin, schauen sich allerdings noch den Geldwäsche-Skandal in Russland an, in den die Deutsche Bank (wf) verwickelt ist.

Die schwache Konjunktur in China hat Ende vergangenen Jahres das Geschäft der HSBC belastet. Im vierten Quartal 2015 machte Europas größte Bank einen unerwarteten Vorsteuerverlust in Höhe von 858 Millionen Dollar. Über das gesamte Jahr gesehen stieg der Vorsteuergewinn um ein Prozent auf 18,87 Milliarden Dollar. Das ist eine hohe Summe, aber deutlich weniger, als Experten erwartet hatten. Das am 3. März 1865 in Hongkong gegründete Institut ist traditionell stark auf Asien konzentriert, wo 2015 83,5 Prozent des gesamten Vorsteuergewinns erzielt wurden. Seit vergangenem Sommer forciert HSBC-Chef Stuart Gulliver einen Sparkurs und baut das Unternehmen um. Nun kündigte er an, das Türkei-Geschäft solle vorerst nicht verkauft, sondern stattdessen umgebaut werden.

20

° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2016

Finanzminister George Osborne hatte den Großbanken nach dem klaren Wahlsieg der konservativen Tories im vergangenen Mai steuerliche und regulatorische Zugeständnisse gemacht. Er war damit vom bisherigen Kurs nach der Finanzkrise abgerückt. Unter anderem hatte der Politiker die Führung der wichtigsten Finanzaufsichtsbehörde FCA neu geregelt. Die HSBC hatte erst kürzlich entschie-

HSBC-Chef Stuart Gulliver: Forciert den Sparkurs und den Umbau der Bank.

den, ihre Zentrale in London zu belassen – selbst wenn Großbritannien die EU verlässt. Unter den Finanzfirmen hatte vor allem die HSBC mit der Übersiedlung in ein anderes Land bzw. nach Hongkong gedroht, falls die schärferen Regulierungen für Banken in Großbritannien nicht gestoppt würden. HSBC beschäftigt in Großbritannien rund 45.000 Menschen und ist ein wichtiger Steuerzahler. Die unklare Zukunft von Großbritannien in der Europäischen Union spielte für HSBC bei der Entscheidung zugunsten Londons keine große Rolle. Sollte das Land aus der EU austreten, werde die Bank nur einige Aufgaben und Jobs von London nach Paris verlagern, erklärte Verwaltungsratschef Flint. „Wir sind in der glücklichen Lage, eine bedeutende Bank in Frankreich zu haben.“ Er betonte aber, dass es sein Haus lieber sehe, wenn (wf) Großbritannien in der EU bleibe.

CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

Großbank HSBC macht deutliche Verluste


Meldungen aus der Hochfinanz

° BRENNPUNKT

UBS wehrt sich gegen WillkĂźr bei Strafen gegen Banken Der Vorstandschef der Schweizer GroĂ&#x;bank UBS, Sergio Ermotti, hat das Vorgehen der Justiz bei der Aufarbeitung der Banken-Skandale kritisiert. „Meiner Meinung nach ist die Koordination zwischen den BehĂśrden stark verbesserungswĂźrdig“, sagte der Manager bei einer Finanzkonferenz in Frankfurt. Die WillkĂźr, mit der Summen festgelegt werden, sei Ăźberdies problematisch, so Ermotti. In den vergangenen Jahren seien bereits immense Strafen verhängt worden. Unter der nicht abgeschlossenen Aufarbeitung der Fehler der Vergangenheit leide das gesamte Bankgeschäft. In Teilen sei das Vorgehen der BehĂśrden zwar verständlich, es

trage aber auch zur derzeitigen Unsicherheit im Bankensektor bei und belaste die Profitabilität der Institute. Die UBS war so wie fast alle der internationalen GroĂ&#x;banken in der Vergangenheit zu hohen Strafen etwa im Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze verdonnert worden. Die Bank hatte sich aber oft, etwa im Steuerstreit mit den USA, besser als viele Konkurrenten aus der Affäre gezogen, weil sie schnell eng mit den Ermittlern kooperierte. FĂźr noch offene Rechtsstreitigkeiten hat die Bank per Ende 2015 insgesamt rund drei Milliarden Franken beiseite gelegt. Dass Ermotti nicht vor Kritik an BehĂśrden zurĂźckschreckt, ist nicht neu: So verĂśffentlichte er vor einem Jahr einen

EU-Zentrale in ZĂźrich: Weitere Marktanteile und Ăœbernahmen im Visier.

FĂźnf-Punkte-Plan fĂźr einen attraktiveren Wirtschaftsstandort Schweiz. Die Bank mĂśchte indes Marktanteile gewinnen und sei auch offen fĂźr weitere Ăœbernahmen in Europa, sagte UBS-Manager Jakob Stott. (wf)

Healthcare September 2014

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Our Dx Pick: LabCorp Over Quest Diagnostics

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Spotlight on Sonic Healthcare

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Healthcare Outlook

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Focus Lists

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Coverage Lists Debbie S. Wang Senior Analyst, Devices + 1 312 384-3937 debbie.wang@morningstar.com

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New changes on the horizon spurred by health care reform are creating substantial changes in the diagnostic lab market and squeezing reimbursement. We think the largest labs with narrow economic moats, including LabCorp LH, Quest Diagnostics DGX, and Sonic Healthcare SHL, are best-positioned to take advantage of the new opportunities. Based largely on cost and scale advantages, we project these labs should outpace market growth through 2020. From a valuation 'HHS 9DOXH %OHQG *URZWK +LJK and strategic perspective, we believe LabCorp represents 9DOXH *URZWK the best competitor to benefit from this evolving landscape.

Elements of Competitive Strength Company

LabCorp Quest Diagnostics Sonic Healthcare

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Source: Morningstar

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Damien Conover, CFA Director, Pharmaceuticals + 1 312 696-6052 damien.conover@morningstar.com

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Chris Kallos, CFA Analyst, Healthcare + 61 2 9276 4428 chris.kallos@morningstar.com

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MĂ„RZ 2016 – GELD-MAGAZIN °

21


bankingPanorama Bosnien und Herzegowina

Land des Monats

ECKDATEN (Bosnien und Herzegowina)

Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung BIP (2014)

Abbau. Die Heta hat Mitte Februar angekün-

digt, das Holiday Inn in Sarajevo so schnell wie möglich an den Mann bringen zu wollen. Nun wäre es an sich noch keine Nachricht mit besonderem Neuigkeitswert, dass die Hypo Alpe Adria Abbaugesellschaft ein Hotel verkaufen möchte, an dem sie eine Hypothek hält.

Denn der 1980er-Jahre-Bau, der im Zuge der Kriegshandlungen beschossen wurde, obwohl Journalisten im Hotel untergebracht waren, erlangte internationale Bekanntheit. Er gilt mittlerweile als nationales Symbol der ­Erinnerung für die junge südosteuropäische Republik Bosnien und Herzegowina.

Parlamentarische Republik Sarajevo Bosnisch, Serbisch, Kroatisch Vorsitzender des Staatspräsidiums (alle acht Monate rotierend) Denis Zvizdic 51.197 km2 etwa 3,8 Millionen rund 74,2 pro km2 Konvertible Mark (Marka) etwa 14,11 Milliarden Euro

Kfz-Kennzeichen BIH Internet-TLD .ba Internat. Telefonvorwahl +387 Unabhängig seit 1992 Nationalfeiertage 1. März und 25. November (Föderation BuH) Größte Städte Sarajevo, Banja Luka, Tuzla, Zenica Verwaltungsgliederung 2 Entitäten (Föderation Bosnien und Herzegowina und Republika Srpska) Nachbarstaaten Kroatien, Montenegro, Serbien Höchste Erhebung Maglic (2386 m)

Flexibles Risikomanagement

D

er Fall der HETA zeigt, dass man im Risikomanagement die unerwarteten Ausfälle mehr fürchten muss, als die statis­ tisch beherrschbaren erwarteten Verluste. Un­ erwartete Events und kaum beeinflussbare politische Interessenlagen erschweren im­ mer mehr, Risiken beherrschbar zu machen. Einfache Risikokalkulationsmodelle müssen Stressszenario- und Break Even-Modellen weichen. Reservepolitik tritt vor die Preispo­ litik, was Risikokosten in der Kalkulation ver­ teuert. Das ist eine ehrlichere Preisfindung, weil dadurch sehr viel klarer wird, welche

22 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

Risikohöhen man aus Ausnahmefällen in Kauf nehmen will und kann. Dies ist aber nicht nur in der Bank so, sondern auch insbeson­ dere bei jenen, die mit Projekt- und Event­ risiken zu tun haben. Das geht von der Ent­ scheidung aus, wo man Zweigwerke und Nie­ derlassungen baut (vgl. Asamer in Libyen), ­Märkte bearbeitet (vgl. Ukraine/Russland), mit welchen Regierungen man Geschäfte be­ treibt („Pakttreue“ Kärnten) und in welche Branchen man investiert (vgl. Regelsystem­ risiken, wie z.B. Gesundheitssysteme). Die un­ erwarteten Risiken können ganze Geschäfts­

Mag. Nikolai de Arnoldi CFO/CRO HYPO NOE Gruppe Bank

modelle kippen. Darum ist es so wesentlich, sich mit Reservepolitik und strategischer Fle­ xibilität anzufreunden und im Unternehmen zu ­implementieren. www.hyponoe.at

CrediTS: Archiv, Shutterstock

kolumne

HYPO NOE Gruppe



Brennpunkt ° Heta Asset Resolution AG

Schulden-Poker in Kärnten Anleihe-Gläubiger der früheren Kärntner Bank Hypo-Alpe-Adria feilschen um rund zehn Milliarden Euro. Kärnten bietet einen Rückkauf mit einem Abschlag von 25 Prozent an. Die französische Consulting-Firma ­Lazard Frères hat dort lediglich Vermögenswerte von 564 Millionen Euro gefunden. Wolfgang Freisleben ärnten will statt dem Nominale von rund zehn Milliarden Euro nur 75 Prozent davon für landesgarantierte Anleihen der Kärntner Hypo – jetzt Abbaubank Heta – zurückzahlen. Unterstützt mit einigen Milliarden aus Steuergeldern des Bundes. Eine Gläubiger-Pool mit Forderungen von rund 5,5 Milliarden Euro ließ allerdings verlauten, nicht klein beigeben zu wollen, was den Schuldenschnitt verhindern würde, wofür ein Drittel der Forderungen genügte. Das Angebot lag immerhin deutlich über dem erwarteten Wert des Heta-Schuldenschnitts, der rund 58 Prozent betragen dürfte. Bei Annahme des Angebots würde das Geld sogar unmittelbar fließen. „Die Gläubiger haben daher auch einen Barwertvorteil; die Liquidität dafür ist bereitgestellt“, stellte die Kärntner Finanzlandes­ rätin Gaby Schaunig heraus. Finanzminister Hans Jörg Schelling bot kürzlich den Umtausch des 75 Prozent-Nominales der Hypo-Anleihen in eine unverzinste Bundesanleihe an, die nach 18 Jahren zu den ursprünglichen 100 Prozent getilgt würde. Andernfalls drohte die Gefahr, dass überhaupt nur mehr ein Bruchteil des Nominales an die Gläubiger floss. Denn das Vermögen des haftenden Bundeslandes ist nicht gerade üppig. Zumindest nach jener Vermögensbewertung und „Debt Sustain­ ability“-Analyse, die sich die Kärntner Landesregierung und die Kärntner Landesholding (KLH) von der französischen Consulting-Firma Lazard Frères SAS und der Lazard & Co. GmbH erstellen ließen. Aufgabe war die Identifizierung von Vermögenswerten, die in einem hypothetischen Insolvenzfall in die „Insolvenzmasse“ (vollstreckbares Vermögen) fallen würden.

24 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

Untersuchung des Marktwertes der Vermögensteile Bei der Ermittlung der Marktwerte wurden marktübliche Bewertungsmethoden angewendet. Bewertungen und Analysen Dritter (z.B. Liegenschaften, Grundstücke, WBF-Darlehen), die in die Vermögensbewertung eingeflossen sind, wurden keiner gesonderten Verifizierung durch Lazard unterzogen. Anknüpfend an die Vermögensbewertung vom 24.11.2015 wurde zudem nicht nur eine Widmungsänderung, sondern überhaupt die Liquidation der KLH unter Berücksichtigung der Gläubiger­ gleichbehandlung unterstellt. Das Ergebnis dieser Analyse geht außerdem als Inputgröße in die Ermittlung der zukünftigen Verschuldungskapazität des Landes Kärnten ein. Das Vermögen der KLH setzt sich demnach aus dem Zukunftsfonds, sonstigen Vermögenswerten und mehreren Beteiligungen zusammen (s. Kasten unten).

° Vermögenswerte der KLH (in Mio. €) 536

Zukunftsfonds

4

Liquide Mittel

Diesem Vermögen in Höhe von 567 Millionen Euro stehen diverse Eventual­ verbindlichkeiten gegenüber, die teilweise strittig sind (Körperschaftsteuer; Sonder­ dividende; sonstige Verbindlichkeiten; Haftungsverbindlichkeiten Heta; bundes­ garantierte Heta-Anleihe), aber das Vermögen deutlich übersteigen. Weitere Vermögenswerte des Landes Kärnten wurden mit einem indikativen Verkehrswert/Buchwert von 59 Millionen bewertet, ergänzt durch den Anteil am Unternehmenszentrum Klagenfurt im Wert von 61 Millionen Euro. Abzüglich Transaktionskosten in Höhe von 1,5 Prozent der zu erwartenden Erlöse würden somit 564 Millionen Euro für die Gläubiger übrig bleiben. Daher beträgt die zu erwartende, fiktive ­Liquidationsquote unter den getroffenen Annahmen nur 4,6 Prozent. Bei dieser ­Quote lassen sich im Fall der Liquidation der KLH 504 Millionen Euro lukrieren. Für die Bewertung der Erlöse aus einer Liqui­ dation der KLH wurde unterstellt, dass es eine mit allen Gläubigern einvernehmliche Liquidation gibt. Lazard hat allerdings die Vollstreckbarkeit der Vermögenswerte keiner eigenen

31

Seeliegenschaftengesellschaft Kärnten (SIG) Land Kärnten Beteiligungen

5

KLH (Holdinggesellschaft)

4

° Eventualverbindlich keiten der KLH (in Mio. €)

Kärntner Flughafen

3

Haftungsverbindlichkeiten KLH (HETA)

Kärntner Messe

2

Bundesgarantierte HETA Anleihe (Innenregress)

Kärnten Werbung Marketing und Innovationsmgmt.

0

Körperschaftsteuer

Entwicklungsagentur Kärnten

0

Sonstige nur KLH behaftete Verbindlichkeiten der HETA 61

Liquidationskosten Gesamte Vermögenswerte

(15)

Sonderdividende

567

Gesamte Verbindlichkeiten

Quelle: Lazard Frères

10.993 1.190 78 22 12.345 Quelle: Lazard Frères

credit: Wirtschaftsbund

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Heta Asset Resolution AG

° Brennpunkt

rechtlichen Prüfung unterzogen, sondern die Einschätzungen der Rechtsberater der Kunden bzw. deren Gutachter übernommen. Land und KLH ließen in einem eigenen Rechtsgutachten die Vollstreckbarkeit einzelner Vermögenswerte in einer hypothetischen Insolvenz beurteilen. VerschUldensFÄhigkeit in der ZUkUnFt releVant Da Kärnten die Anleihegläubiger der Heta nur mit neuen Schulden auszahlen kann, ist wiederum die aktuelle Verschuldungsfähigkeit des Landes relevant. Deren Höhe hängt von bestimmten Input-Parametern ab und kann folglich bei deren Variierung mehr oder weniger stark schwanken. Das Ergebnis der Verschuldungsanalyse sollte daher nicht mechanisch oder starr interpretiert werden. Nach Maßstäben des Internationalen Währungsfonds (IWF) „müssen die Ergebnisse einer Verschuldungsanalyse im Kontext mit den relevanten länderspezifischen Gegebenheiten gesehen werden (inklusive der spezifischen Eigenschaften der Schulden und des politischen Handlungsspielraums)“. Die Analyse von Lazard kommt im Basisszenario, in dem Kärnten die erforderlichen Mittel eigenständig am Kapitalmarkt aufnehmen muss, zu dem Ergebnis, dass der maximale Beitrag, den das Land Kärnten zur Ablösung von Garantieansprüchen potenzieller Haftungsgläubiger an das SPV leisten kann, auf 800 Millionen Euro begrenzt ist. Die maximale Zahlungskapazität des Landes Kärnten ist definiert als der maximale Beitrag, den Kärnten zu leisten im Stande ist, ohne die nachfolgenden Zielsetzungen zu verletzen: Ein langfristiges Zielverhältnis der öffentlichen Verschuldung zu Einnahmen von ca. 150 Prozent im Jahr 2025. Ein langfristiges Zielverhältnis des Bruttofinanzierungsbedarfs zu Einnahmen von ca. 10 Prozent im Jahr 2025. Bei einer Unterstützung des Bundes in Form einer Finanzierung zu Vorzugskonditionen würde sich die maximale

Finanzminister schelling: Greift wieder in den Steuertopf für ein Kompromissangebot.

Zahlungskapazität des Landes Kärnten auf 1,2 Milliarden erhöhen. Eine Vorzugsfinanzierung durch den Bund reduziert die zukünftigen Zinslasten des Landes Kärnten, infolgedessen Kärnten seine öffentliche Verschuldung im Verhältnis zu seinen Einnahmen schneller reduzieren kann. Gleichzeitig reduziert sich auch der durchschnittliche Bruttofinanzierungsbedarf Kärntens in der Zukunft. Die Reduzierung der Zinslast würde Kärntens maximale Zahlungskapazität um 400 Millionen erhöhen. Angesichts dieser wenig ermutigenden Analysen fassten die Landesfinanzreferenten der anderen Bundesländer als Gläubiger mit ihren Hypo-Landesbanken Anfang Februar einstimmig den Beschluss, das vorliegende Angebot des Kärntner Ausgleichszahlungsfonds im Zusammenhang mit der „Heta Asset Resolution AG“ anzunehmen und sich mit 75 Prozent der Forderungen zufrieden zu geben. Es sei eine bessere Alternative zur Insolvenz der Heta und den sich daraus ergebenden Konsequenzen. Dabei haben sich

die Landespolitiker von Experten aus dem Ministerium das vorliegende Angebot und die Möglichkeiten sowie die allfälligen Konsequenzen genauestens erläutern lassen. Wenig später hatte Finanzminister Hans Jörg Schelling am 15. Februar in einem Vortrag vor dem Wirtschaftsforschungs-Institut „Agenda Austria“ Druck gemacht: Der „Pleiteschutz“ der Republik für Kärnten gelte nur bis Ende Mai 2016. Bis dahin habe das Land Kärnten Zeit, sich mit den Gläubigern auf einen Rückkauf von landesbesicherten Heta-Anleihen zu einigen. Nach Ende dieser Frist sei auch eine Insolvenz Kärntens wieder möglich. Mit anderen Worten: Der Bund werde das Land nicht um jeden Preis retten. Die Gläubiger müssten sich dann auf einen jahrelangen Rechtsstreit einstellen, in dem Kärnten sämtliche Möglichkeiten bis zum Ende ausschöpfen würde. Dabei ist nicht einmal außer Streit gestellt, dass die Haftungen Kärntens gültig sind. Auch darum müsste erst prozessiert werden. Und die Prozesskosten in Millionenhöhe erhöhen wiederum das Risiko – auf beiden Seiten. MärZ 2016 – GELD-MAGAZIN °

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banking ° Fremdwährungskredite

Negativzinsen bei Krediten möglich Mit Fremdwährungskrediten in Schweizer Franken waren Bankkunden schlecht beraten. Ein Todesfall überschattet die Zwangsvollstreckung der Sparkasse OÖ. Inzwischen gibt es erste Gerichtsurteile zugunsten der Kreditnehmer. Details der Verrechnung von Zinsen und Spesen verdienen eine nähere Durchleuchtung. Wolfgang Freisleben ausende Häuslbauer und mittelständische Unternehmer haben mit Franken-Krediten herbe Vermögensverluste erlitten. Die Zwangsvollstreckungen der Banken häufen sich. Ganze Familien werden aus ihren Häusern delogiert. Doch das Thema „Fremdwährungskredit“ (FWK) beschäftigt inzwischen zunehmend die Gerichte. Und auch die Politik mischte sich bereits ein. Im Auftrag des Sozialmi­nisteriums hatte beispielsweise der Verein für Konsumenteninformation (VKI) Verbandsklage zunächst gegen die UniCredit Bank Austria und dann auch gegen die Hypo Bank Burgenland AG eingebracht und vor Gericht Recht bekommen. Hinzu kommt ein weiteres rechtliches Problem für die Banken. Wie der deutsche Finanzprofessor Richard Werner mit einer von einem TV-Team der britischen BBC penibel dokumentierten empirischen Untersuchung bei drei deutschen Banken nachgewiesen hat, müssen sich die Banken bei der Kreditvergabe gar nicht refinanzieren. Sie betätigen sich nämlich mit dem Prozess der Krediteinräumung selber als Geldproduzenten (siehe GELD-Magazin Ausgabe 2/2016). Einfach so. Aus dem Nichts. Damit tun sich die Geldhäuser jetzt schwer zu behaupten, sie hätten Refinanzierungskosten und müssten entsprechende Zinsen verlangen. Auch die Verrechnung von üppigen Spesen für angebliche Konvertierungen zu jedem Zinstermin von z.B. 40 Euro könnte illegal sein, weil der Wechsel zwischen Währungen nur fiktiv ist und in der Realität nie stattfindet. Im Fall des Schweizer Franken kommt hinzu, dass sie nicht einmal theoretisch einen Zinsaufwand hätten, weil die Schweizer Leitzinsen negativ sind.

26 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

Bindende Urteile des EuGH für Ungarische banken Ungemach bereitete österreichischen Banken bereits Ungarn. Dort verurteilte das Höchstgericht bereits die Usance, dass die Banken bei Änderungen der Wechselkurse die Kunden benachteiligen. Denn Fremdwährungskredite laufen zwar in Devisen, die Banken zahlten den Kredit aber in Forint (in Österreich in Euro) aus und auch der Kunde muss in Forint zurückzahlen. Bei der Auszahlung des Darlehens berechneten die Kreditinstitute den zu zahlenden ForintBetrag auf Grundlage des Einkaufspreises für Franken. Bei der Tilgung wurde dem Kunden jedoch der Frankenverkaufspreis verrechnet. Diese für den Kunden nachteilige Praxis ist auch in Österreich üblich. Die Differenz bleibt den Instituten als Gewinn. Da aber nie tatsächlich Forint in Franken umgetauscht wurden, sei die Vorgehens­ weise illegal, urteilte das ungarische Höchstgericht. Diese Rechtsprechung hat den Europäi­ schen Gerichtshof (EuGH) veranlasst, nach einer Klage mehrere Vertragsklauseln aus Fremdwährungskrediten für ungültig zu erklären. Gemäß dem Spruch des EuGH können ungarische Gerichte jetzt direkt in FWKreditverträge eingreifen und diese abändern, wenn einzelne Bestimmungen zu einem übermäßigen Nachteil für eine der Parteien werden. Laut EuGH müssen diese Veränderungen so vorgenommen werden, dass das eigentliche Vertragsziel für beide Seiten erreichbar und der Vertrag in seinem Kern rechtsgültig bleibt oder wieder wird. Für den Kreditnehmer muss aus dem ­Vertrag klar das Risiko sich verändernder Ratenhöhen aufgrund von Wechselkurs-

schwankungen erkennbar sein. Auch alle sonstigen mit dem Kredit und seiner Tilgung in Bezug stehenden Kosten müssen im Vertrag grundsätzlich verankert werden. Außerdem wurde den Banken das Recht ­abgesprochen, einseitig und ohne nachvollziehbare Begründung die Zinsen für Kunden anzuheben. Hinzu kommt die Praxis, dass bei Rollover-Terminen, bei denen die FW-Kredite ein- bis viermal im Jahr weiter „gerollt“ werden, unterschiedliche Zinssätze zur Verrechnung gelangen: Ein 12-Monats Zinssatz ist höher als ein 3-Monats-Termin. Auch das geschieht natürlich nur fiktiv und wird vom Bank-Computer errechnet. FW-Kredite sind also für den Kreditgeber äußerst lukrativ. Nicht zuletzt auch wegen der Tilgungsträger, wenn es Wertpapierdepots bei der Bank sind (und nicht gerade eine Lebensversicherung). Da verrechnen manche Banken gerne Höchstspesen. Neues Gesetz folgt GERICHTsUrteil ZUGUNSTEN DER KUNDEN In der Folge hat die Regierung in Budapest per Gesetz festschreiben lassen, dass die Banken die Währungsverluste zurückzahlen müssen. Inkludiert im Gesetz ist auch eine Beweislastumkehr zugunsten der Kreditnehmer. Wie gut die Banken daran verdient haben, lässt sich daran ermessen, dass Bankanalysten die Belastungen, die auf die betroffenen Geldinstitute zukommen, auf insgesamt bis zu 1,6 Milliarden Euro geschätzt haben. Hauptbetroffen sind die Wiener Erste Group Bank und die Raiffeisen Bank International (RBI), die in Ungarn stark verankert sind.

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Fremdwährungskredite   Banking

Auftrag des Sozialministeriums an Konsumentenschützer Zuletzt klagte die Mattersburger Druckerei Wograndl ihre Bank auf 1,66 Millionen Euro Schadenersatz. 2007 hatte die Druckerei nämlich um acht Millionen Euro eine neue Druckmaschine angeschafft. Die In­vestition wurde bei einem Kurs von damals 1,62 Franken je Euro finanziert und mit Lebensversicherungen als Tilgungsträger hinterlegt. 2011 versicherte man laut Klage Wograndl noch, dass alles in Ordnung sei. Denn unter 1,20 Franken je Euro könne der Kurs nicht fallen: Den ­garantiere die Schweizer Nationalbank, hieß es. Ab 2012 ist der Bank der FWK ­offenbar selber nicht mehr ganz geheuer ­gewesen. Sie überlegte sich eine nämlich eine Exit-Stra­tegie. Dabei habe die Bank vorrangig eigene Interessen verfolgt, heißt es in der Klage. Bei Fremdwährungs-Krediten erfolgt die Anpassung der Sollzinsen in der Regel auf Basis des europäischen ­R eferenz­-

zinssatzes LIBOR. Ausgehend von dessen Wert vereinbart der Kreditnehmer mit der jeweiligen Bank ­e inen bestimmten Aufschlag. Die Zinsen, die Kreditnehmer zu zahlen haben, setzen sich also aus dem LIBOR und dem Aufschlag zusammen. Nun ist der Franken-LIBOR 2015 über­ raschend unter null gesunken. Die Kon­ sequenz: Kämen LIBOR und Marge ins­ gesamt unter null zu liegen, müsste die Bank ihren Kreditnehmern „Negativzinsen“ zahlen. Die Banken wollen aber die Auszahlung von Negativzinsen bei Krediten in Schweizer Franken nicht akzeptieren. Die Hypo Bank Burgenland versandte beispielsweise im Frühjahr 2015 an Fremdwährungskreditnehmer ein Schreiben, in dem sie den vereinbarten Aufschlag als Mindestzinssatz sehen wollte, solange der Referenzzinssatz negativ sei. Das Landesgericht Eisen­stadt hob dies mit der Entscheidung 27 Cg 32/15x vom 15.11.2015 auf. Begründung: Bei den Zinsgleitklauseln seien Ober- oder Untergrenzen des Zinssatzes eben nicht vorgesehen. Es könne nicht davon ausgegangen werden, dass redliche Parteien das Einfrieren des Sollzinssatzes bei Null vereinbart hätten. Im Übrigen könne die Bank den Aufschlag ohnedies auch bei negativen Libor-Zinssätzen weiterverrechnen. Der Bank wäre es letztlich offen gestanden, in den Verträgen Zinssatzgrenzen nach oben und unten vorzusehen, dies sei allerdings nicht erfolgt. Die konkrete Gestaltung der Zinsgleitklausel liege in der Formulierungsverantwortung der Bank.

Im Rahmen der einfachen Vertrags­ auslegung ergebe sich, dass die Bank im Fall, dass die Addition des negativen Indikatorswertes zuzüglich Aufschlag ein negatives Ergebnis ergibt, dieses dem Kredit­ nehmer gutzuschreiben oder auszuzahlen hat. Im Übrigen könne es nicht im Belieben der Bank liegen, die Veränderung des ­vereinbarten Indikators nicht oder nicht zur Gänze an die Vertragspartner weiter­ zugeben. Davon ausgehend stellt die Ankündigung der Bank im Schreiben vom Frühjahr 2015 eine gesetzwidrige Geschäftspraxis dar, da die darin enthaltene Auslegung nicht den Anforderungen des § 6 Abs 1 Z 5 Konsumentenschutzgesetz (KSchG) entspricht. Insofern ist die im Schreiben der Bank geäußerte Rechtsansicht unrichtig, da die Bank suggeriert, dass der Vertrag für den Fall eines negativen Indikators keine Regelung vorsieht. Wie immer gibt es aber auch hier unterschiedliche Rechtsauffassungen. Das Urteil ist daher vorläufig infolge der Berufung seitens der Bank noch nicht rechtskräftig. unicredit verfügte einen mindestzinssatz von 0,00001 Prozent Auch die UniCredit Bank Austria ­wurde vom VKI geklagt, der vor dem Handels­ gericht Wien sowohl gegen die Form einer Vertragsänderung als auch gegen ein einseitig festgelegtes Limit Recht bekam. Die UniCredit wollte bei bestehenden Kreditverträgen keine Negativzinsen zahlen und verfügte als Untergrenze einen Sollzinssatz von 0,00001 Prozent. Auch dieses Urteil ist noch nicht rechtsgültig, weil die Bank Berufung eingelegt hat.

märz 2016 – GELD-MAGAZIN ° 27


geldanlagePanorama SÜDAFRIKA

Land des Monats

ECKDATEN (Republik Südafrika)

internationalen Anleger, egal ob privat oder ­institutionell, scheut Emerging Markets-Investments derzeit wie der Teufel das Weihwasser. Genau dieses Marktumfeld könnte jedoch attraktive Einstiegschancen bergen, so der prominente Fidelity-Fondsmanager Nick Price. Während sich Price aufgrund des niedrigen Ölpreises und der teils stark unter Druck geratenen Lokalwährungen für diverse Schwellenländer, wie etwa die Türkei, optimistisch gibt, haben es ihm drei recht unterschiedliche ­Märkte besonders angetan. Neben den „üb-

Starke Worte ´´

„Die Stützräder

abgenommen zu bekommen, ist eine Sache, dann aber gleich einen steilen Abhang hinunter zu müssen, eine andere.“ Martin Garske vom Investmenthaus Apano ist der Meinung, dass eine baldige weitere Zinsanhebung durch die Fed den Märkten nicht besonders gut bekommen würde.

28 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

lichen Verdächtigen“ Indien und China setzt der Finanzexperte aktuell vor allem auf Südafrika. Übertriebene Sorgen um die lokale Wirtschaft sowie insbesondere der schwache Rand hätten zu guten Einstiegschancen bei einigen südafrikanischen Titeln geführt.

studie des monats So tickt Österreich. Das Meinungsfor-

schungsinstitut Spectra hat die österreichische Bevölkerung auch heuer wieder zur subjektiven Attraktivität diverser Anlageformen befragt. Die Ergebnisse der auf Interviews von 1000 Personen über 15 Jahre aufbauenden Studie sind nicht sonderlich überraschend, geben aber einen guten Überblick über das Investitions„Mindset“ von Herrn und Frau Österreicher. Wie schon in den letzten Jahren liegen Immobi­lien in den Augen der Österreicher ganz vorne, wenn es um die ideale Geldanlage geht. 53 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass es zurzeit ideal wäre, sein Geld in Wohnungen, Häusern, Grundstücken etc. anzulegen. Die klassischen Sparformen Bausparer und Sparbuch bilden wie zuletzt die zweite Ebene der attraktivsten Anlageformen. Seit letztem Jahr hat der Anteil jener Österreicher, die einen Bausparvertrag als attraktive Anlageform betrachten, von 33 auf 35 Prozent zugenommen. Für Spar­bücher

zeigt sich eine ähnliche und sogar noch stärker ausgeprägte positive Entwicklung als bei den Bausparern: Beurteilten im Jänner 2015 nur 26 Prozent das Sparbuch als eine attraktive Anlageform, so waren dies im Jänner des heurigen Jahres wieder bereits 31 Prozent. Auf Platz vier des diesjährigen Attraktivitätsrankings liegen Edelmetalle (27 Prozent). Fonds und Aktien konnten sich nur schleppend, aber doch, verbessern. Immerhin ergibt sich über die letzten fünf Jahre eine Verbesserung von je vier Prozentpunkten bei Fonds (von acht auf zwölf Prozent) und Aktien (von sechs auf zehn Prozent).

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Einstiegsgelegenheit? Ein großer Teil der

Staatsform Föderale Republik Hauptstadt Pretoria Amtssprache Afrikaans, Englisch und 9 weitere Staatsoberhaupt Jacob Zuma Regierungschef ebendieser Fläche 1.219.090 km2 Einwohner etwa 54 Millionen Bevölkerungsdichte rund 44,3 pro km2 Währung Südafrikanischer Rand BIP (2014) etwa 249 Milliarden Euro Kfz-Kennzeichen ZA Internet-TLD .za Internat. Telefonvorwahl +27 Unabhängig seit 1931(formal) Nationalfeiertag 27. April Größte Städte Johannesburg, Kapstadt, eThekwini (Durban) Verwaltungsgliederung 9 Provinzen Nachbarstaaten Botswana, Lesotho, Mosambik, Namibia, Simbabwe, Swasiland Höchste Erhebung Mafadi (3.450 m)


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Sycomore Asset Management   geldanlage

Österreichisches Umweltzeichen Sycomore ist eine französische Fondsboutique, die sich auf fundamentales Research konzentriert. Alles wird hausgemacht – auch die Einschätzung der Nachhaltigkeit der Unternehmen fließt in die Fonds mit ein. Nun erhielt Sycomore auch das Österreichische Umweltzeichen für den Sélection Crédit Fund.

Mario Franzin

S

ycomore Asset Management ist in ­Österreich relativ unbekannt. Doch der französische Asset Manager hat hervorragende Produkte. Das Management ist streng fundamental ausgerichtet und legt zudem großen Wert auf nachhaltige Investments. Für den Anleihenfonds Sycomore Sélection Crédit erhielt die Gesellschaft nun das Österreichische Umweltzeichen. Daneben verwaltet das Team von Sycomore noch einen dezidierten ESG-Aktienfonds, den Sycomore Sélection Responsable. Die Fondsmanager investieren nur in Unternehmen, die sie praktisch in- und auswendig kennen. Ist das Management von den Qualitäten einer Firma und dessen Entwicklung überzeugt, dann werden nicht nur Aktienanteile erworben, sondern bei Bedarf auch dessen Anleihen. Sycomore SÉlection Crédit Der nach ESG-Kriterien verwaltete Fonds setzt auf Unternehmens-Anleihen vornehmlich aus dem Euro-Raum. Der Schwerpunkt liegt aus praktischen Gründen bei französischen Unternehmen. Denn einerseits sind zahlreiche französische Unternehmen sowieso auf Europa ausgerichtet und zweitens ist es einfacher, die Unternehmen vor der eigenen Haustüre wirklich gut zu kennen, einzuschätzen und zu begleiten. Das Management versteht sich als Manager von Bonitäten und hält daher die Duration

relativ kurz, um die Zinsänderungsrisiken gering zu gehalten. Von den Bonitäten der Anleihen her unterliegt das Management keinen Einschränkungen. Ein besonderes Faible hat Senior Portfolio Manager Emmanuel de Sinety für Non-Rated Bonds, da diese oft höhere Renditen aufweisen – nicht, weil die Bonität der Emittenten schlechter ist, sondern weil sich die meisten anderen Anleihenfonds nur mit gerateten Unternehmen beschäftigen und daher die Nachfrage in diesem Segment größer ist. Die Rendite bei Fälligkeit des Portfolios beträgt beim ­Sycomore Sélection Crédit derzeit über fünf Prozent. Sycomore SÉlection Responsable Das fundamentale Research beinhaltet prinzipiell auch die Nachhaltigkeit der Unternehmensführung nach ESG-Kriterien. Bei der Beurteilung der einzelnen Unternehmen verlässt sich Sycomore ausschließlich auf eigene Analysen und kauft keine externen Auswertung ein. Der Sycomore Sélection Responsable investiert in europäi­ sche Unternehmen – vornehmlich aus dem Small- und Mid Cap-Bereich. Derzeit sind die Aktienmärkte höheren Volatilitäten ausgesetzt. Doch auch im schwierigen Monat Jänner konnte der Fonds seinen Vergleichsindex sowohl auf Seiten der Wertentwicklung wie auch bei der Volatilität übertreffen. „Die Untergewichtung im Finanzsektor, wo

„Bei uns basiert alles auf intensivem, fundamentalem Research.“ Emmanuel de Sinety, Senior Portfolio Manager des Sycomore Sélection Crédit

in Hinsicht auf unsere ESG-Ansprüche noch viel zu viele Kontroversen bestehen, und unsere Übergewichtung im Gesundheitssektor waren die wichtigsten Faktoren für diese Outperformance“, so Bertille ­Presta, Head of Extra Financial ESG Research bei Sycomore und sie fügt hinzu: „Dank der Tiefstände gab es auch neue Anlagegelegenheiten: Wessanen, ein Spezialist für Bio-Produkte, und Smith and Nephew, ein Spezialist für orthopädische Implantate, wurden in den Fonds aufgenommen.“ Sycomore Partners FUnd Der Sycomore Partners Fund ist ein flexibel gemanagter „Stock Picking Fund“, bei dem die Aktien-Quote je nach Marktverhältnis zwischen null und 100 Prozent liegen kann. Das Ziel ist, die besten (maximal 200) Unternehmen auszuwählen, die am Markt zu einem Discount im Verhältnis zu ihrem Intrinsic Value erhältlich sind.

° in Österreich zugelassene Sycomore-fonds ISIN FR0011288489 FR0010971705 FR0010601898

FONDSname Sycomore Sélection Crédit I Sycomore Sélection Responsable I Sycomore Partners Fund I

Kategorie EUR Corporate Bond SRI Eurozone Equity SRI EUR Flexible Allocation

Volumen 166 Mio. € 198 Mio. € 644 Mio. €

Perf. 1 J. (Ø Kat.) -3,85 % (-2,81 %) -0,10 % (-4,79 %) 1,73 % (-3,93 %)

3 J. p. a. (Ø Kat.) 3,99 % (2,96 %) 12,12 % (7,44 %) 7,62 % (3,35 %)

5 J. p. a. (Ø Kat.) ter – 0,60 % 9,76 % (4,12 %) 1,00 % 5,55 % (2,06 %) 1,28 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 26. Februar 2016

märz 2016 – GELD-MAGAZIN ° 29


geldanlage ° Ölbranche

Das große Öl-Puzzle Der Abgabedruck auf das Rohöl hat sich auch 2016 fortgesetzt. Die Erdöl produzierenden Länder machten bisher keine ernsthaften Anstalten, die Produktion zu senken. Das gibt Anlass für zahlreiche Verschwörungstheorien. Das GELD-Magazin versucht, das große Öl-Puzzle in weiten Teilen zusammenzusetzen. Wolfgang Regner er Datenkranz rund um das Erdöl weist eine Reihe zum Teil überraschender Statistiken auf. So ist etwa der ­enorme Ölpreisverfall nicht auf eine sinkende weltweite Nachfrage zurückzuführen. Diese stieg 2015 sogar um 1,8 Millionen Fass pro Tag – der höchste Anstieg seit 2010. Der Ölpreisverfall ist vielmehr das Ergebnis von Produktionssteigerungen in den USA, die nicht durch entsprechend sinkende Fördermengen in den OPEC-Staaten ausgeglichen wurden. Allerdings sind die US-Ölplattformen von 1600 auf 600 gefallen (US Rotary Rig Count, Oil, Februar 2016). Dennoch sind die US-Rohöllagerbestände weiter gestiegen und erreichten Anfang März ein Rekordniveau. Wie passt nun das wieder zusammen? Dass die US-Ölproduktion nicht nennenswert zurückgegangen ist, liegt daran, dass zwar einerseits zahlreiche kleinere Player wegen der tiefen Preise aufgeben oder ihre Anlagen vorübergehend

herunterfahren mussten, diese Produktions­ menge jedoch durch die großen, qualitativ besser positionierten Anbieter durch höhere Fördermengen wieder (mehr als) ausgeglichen wurden. Denn diese Anbieter haben reine Produktionskosten von 20 bis 30 US-Dollar. Darin sind die langfristigen Investitionskosten noch nicht enthalten, dennoch können diese Anbieter mindestens 2016 ohne große Probleme durchhalten. Ein weiterer Teil des Öl-Puzzles betrifft die Tatsache, dass 2016 unter den Anlegern vor allem die Furcht vor den Nachteilen des tiefen Ölpreises grassiert – die Vorteile werden weniger hoch bewertet. Viele Investo­ ren fürchten, dass die deutliche Abschwächung der chinesischen Wirtschaft nicht ohne Folgen auf die weltweite Konjunktur bleibt und dass vom Verfall der Rohstoffpreise, insbesondere des Ölpreises, eine Ansteckungsgefahr ausgehen könnte. Speziell im US-Energiesektor könnte es zu einer

ÖlAngebot und -Nachfrage

Auch 2016 sollte die Ölnachfrage bestenfalls stagnieren oder leicht fallen. Quelle: IHS, Guggenheim Investments

30 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

Welle von Insolvenzen kommen. US-Banken wie etwa JPMorgan haben bereits ihre Risikovorsorgen deswegen deutlich hochgefahren. US-Energiebranche vor der Krise? Investoren sorgen sich darum, dass der US-Energiebranche die Rolle zufallen könnte, die 2008 die Immobilienbranche übernommen hatte, und in einem Dominoeffekt eine allgemeine Finanzkrise auslösen könnte. Viele Unternehmen der Branche haben Anleihen begeben – insgesamt rund 200 Milliarden Dollar. 80 Prozent davon müssen bis 2017 umgeschuldet werden. Nun wird es für sie angesichts des aktuellen Ölpreises schwer, ihre Schulden zu bedienen, denn viele Investoren haben sich mit Energiebonds bereits die Finger gehörig verbrannt. Oft werden die von diesen Unternehmen begebenen Anleihen von Fonds mit täglicher Liquidität gehalten. Diesen Fonds drohen Rückzahlungsforderungen der verängstigten Investoren. Und da es ihnen nicht möglich sein wird, die illiquide gewordenen High Yield-Energie-Anleihen zu verkaufen, müssen sie eventuell zwangsweise hochwertige Papiere zu Cash machen. Das ist dann die zuvor schon erwähnte Ansteckung, die darin besteht, dass durch Notverkäufe von Qualitätspapieren auch die besser gerateten Segmente der Unternehmens-Anleihen unter Druck kommen. Eine weitere Art der Ansteckung wäre, dass die von den USA ausgehende Insolvenz­ welle auf Europa überschwappt – obwohl der Corporate Bond/High Yield-Markt des Alten Kontinents ein viel geringeres Gewicht im Energiesektor aufweist. Allerdings ist das Volumen der hochverzinslichen An-

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Ölbranche   geldanlage

Total ° Überrascht beim Gewinn

leihen aus der US-Energiebranche deutlich geringer als seinerzeit das der Immobilienpapiere. Schließlich sind heute diese Anleihen nicht mehr weitgehend in der Bilanz von Banken. Man kann nur hoffen, dass sich der Ölpreis bald stabilisiert, andernfalls gewinnen tatsächlich die Nachteile der Ölschwemme die Oberhand. Denn nach einer Prognose der Unternehmensberatung Deloitte wackelt jede dritte der 500 weltweit untersuchten Energiefirmen, viele davon in den USA. Wenn sie ihre Verbindlichkeiten nicht mehr begleichen können, trifft die Krise auch die Banken. Wie hoch allerdings das US-Bankenexposure im US-Energiesektor ist, weiß niemand – angeblich sind es nur 30 Milliarden Dollar an Kreditvolumen. Das allein wäre wohl keine Zutat für eine veri­ table Finanzkrise. Preisanstieg auf 80 US-Dollar Weiters ist zu sagen, dass sich die Produktionskürzungen der großen Multis nur mit erheblicher zeitlicher Verspätung bemerkbar machen, denn der Ölmarkt verhält sich sehr zyklisch. „Von 2004 bis 2008 sind die Ölpreise stark gestiegen, was auch die Investitionen immer höher getrieben hat. Diese hohen Investitionen fallen den Produzenten nun seit rund zwei Jahren, beginnend mit 2014, auf den Kopf, denn seit die neuen Bohrplattformen in Betrieb sind, ist der Ölpreis deutlich gefallen. Wenn jetzt wieder die Welle zurückschwappt und massiv weniger investiert wird, könnte der Ölpreis bis 2017/18 auf rund 80 Dollar pro Fass zulegen. Viel mehr erwarten wir nicht, denn die Oil Majors haben ihre bereits laufenden Förderungen noch nicht dramatisch

Der französische Öl-Konzern Total stemmt sich mit einer höheren Produktion und Sparmaßnahmen gegen den Ölpreisverfall. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn sank 2015 zwar fast um ein Fünftel auf 10,5 Mil­ liarden US-Dollar, lag damit aber deutlich über den Erwartungen von Analysten. Jetzt will der Konzern seine Investitionen von 23 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 19 Milliarden kappen. Die Produktion hat Total wegen hoher Nachfrage nach Benzin und Schmierstoffen um 9,1 Prozent erhöht. Die Dividendenrendite ist damit gesichert und mit über vier Prozent attraktiv.

gekürzt und die technologischen Fortschritte im US-Schieferölbereich gehen rasch voran. Und nicht zuletzt wird sich die Nachfrage nicht so dynamisch wie im letzten Aufwärtszyklus entwickeln, da das Angebot an erneuerbaren Energien immer größer wird“, analysiert David Wech, Geschäftsführer der JBC Energy GmbH. 2016 wird der Rohölpreis daher nur moderat steigen. „Wir erwarten zwar, dass das NichtOPEC-Angebot um rund 600.000 bpd zurückgehen wird, während das Angebot aus dem OPEC-Raum um ebenfalls rund 600.000 bpd steigen wird. Der Hauptgrund liegt in der Weigerung Saudi-Arabiens, ihre eigene Produktion deutlich zurückzufahren“, erklärt Wech. Denn die Saudis haben mit Produktionskürzungen schlechte Erfahrungen gemacht – so haben sie in den 80er-Jahren ihre Produktion auf 2,5 Millionen bpd gesenkt, doch das haben andere Anbieter ausgenützt, um ihre Produktion

ISIN FR0000120271  Börse Frankfurt

° Exchange Traded Funds für Rohstoffe Exchange Traded Commodities / Currencies (ETCs) sind ETFs sehr ähnlich. Sie bilden jedoch die Wertentwicklung des Rohstoffmarktes mit Hilfe der physischen Replikation oder mit Termin-Kontrakten ab, um ihr Investmentziel zu erreichen. ETCs sind vollständig durch Einlagen abgesichert, wodurch das Kontrahentenrisiko egalisiert werden kann. Der Hauptunterschied zwischen ETFs und ETCs ist, dass Letztere abgesicherte Schuldverschreibungen sind und nicht Fonds. Abgesichert bedeutet: ETCs werden von Zweckgesellschaften mit Sondervermögen ausgegeben, mit dem physischen Vermögenswert unterlegt oder mit einem Derivat besichert. Bei ETCs mit Futures müssen diese wegen ihrer begrenzten Laufzeit verkauft und durch einen neuen Future ersetzt werden. Ist dieser teurer als der ausgelaufene Future, entstehen Rollverluste als Folge negativer Roll-Yields. Diese lagen 2015 bei rund minus 1,5 Prozent pro Monat, sind jedoch schon im Februar 2016 auf minus 8,0 Prozent gefallen. ETCs mit Futures-Struktur sind daher aktuell nicht attraktiv. Außerdem können diese Produkte bei extremen Ölpreis­ bewegungen wie z.B. zuletzt im Jänner mit großen Abweichungen vom NAV notiert werden.

märz 2016 – GELD-MAGAZIN ° 31


geldanlage ° Ölbranche

zu erhöhen. Daher besteht das Land nun darauf, die freien Marktkräfte am Ölmarkt wirken zu lassen. Jene Produzenten, die sich auf die OPEC verlassen haben, die den Preis schon nach unten absichern werden, haben sich geirrt – jetzt gibt es keine Sicherheit mehr. Der groSSe Bluff Vor Kurzem haben Saudi-Arabien, Katar, Russland und Venezuela sich darauf ­geeinigt, ihre Produktion auf dem JännerNiveau einzufrieren. Doch dies wird sich kaum positiv auf den Preis auswirken, da „zufällig“ Ende Jänner ein neues Produk­ tionshoch erreicht wurde. Selbst wenn die

Ölproduktion weltweit – nicht nur in SaudiArabien, Russland, Venezuela und Katar – auf dem Jännerniveau eingefroren würde, gäbe es im laufenden Jahr ein Überangebot von 300 Millionen Barrel. Da sich der Iran weigert, sich diesem Abkommen anzuschließen, dürfte das Überangebot noch weiter steigen. Von Verschwörungstheorien übrigens, etwa jener, wonach die Saudis nahe am Limit produzieren, um die US-Schieferölindustrie zu ruinieren, hält JBC-Energiexperte Wech nichts. „Die Operationen der Saudis sind auf mittel- bis langfristige Optimierungen angelegt und nicht darauf, die USSchieferölindustrie aus dem Markt zu drän-

gen“, lautet sein Resümee. Dennoch müssen sich die Saudis etwas einfallen lassen, denn neue Budgetausgaben in Höhe von 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts pro Jahr, um dem Staatsvolk die gewohnten finan­ ziellen Wohltaten zuteil werden zu lassen, werden nicht nachhaltig möglich sein. Ein positives Puzzle-Stück zum Schluss: Die USA haben seit 2011 die Erdölförderung verdoppelt und sind damit zum dritten großen Spieler am Ölmarkt geworden. Sie sind in der Energieversorgung nicht mehr vom Ausland abhängig. Wegen dieser Auslandsabhängigkeit vom Öl hat Amerika zahlreiche Kriege geführt. Das ist nun auf absehbare Zeit nicht zu befürchten.

interview °

GELD °

Was ist für den tiefen Rohölpreis

vorwiegend verantwortlich?

david wech: Es liegt eindeutig an dem zu hohen Ölangebot. Unsere Datenreihen zeigen, dass die Ölnachfrage 2015 sowohl in Europa, als auch in den USA und natürlich auch global durchwegs gestiegen ist, und zwar um rund zwei Prozent, in Asien sogar um drei Prozent. Das Rohölangebot ist allerdings ebenfalls gestiegen, und zwar global gesehen deutlich stärker. Auffällig ist, dass die Produktion vor allem bei den Nicht-OPEC-Produzenten kräftig zugelegt hat. In der ersten Jahreshälfte 2016 sehen wir vorerst weiterhin ein massives Überangebot von 1,5 Millionen Barrel pro Tag (bpd). Das entspricht ungefähr der Nachfrage Frankreichs. Dazu kommt, dass die Lagerkapazitäten bald ihre Grenzen erreicht haben (,tank tops‘). Aber wirkt sich der stark gesunkene Ölpreis nicht auf das Angebot aus?

Bisher kaum, sogar die US-Schieferöl- bzw. -gasproduzenten können noch länger durchhalten, vor allem die größeren Player. Es stimmt, eine Reihe von Schieferöl-Glücksrittern, vorwiegend kleine Anbieter, sind

32 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

mittlerweile Pleite gegangen, doch insgesamt macht dies (noch) nicht viel aus. Die Großen machen unverdrossen weiter. Insofern ist die durch die Medien gegangene Zahl von einem US-Rig Count, der von 1600 auf 600 Bohrplattformen zurückgegangen sein soll, zu relativieren. Zudem ist es bei Schieferöl recht schnell möglich, die Förderkosten herunterzufahren, während bei den traditionellen großen Erdölkonzernen erst die Investitionen gekürzt werden müssen. Da kann es Jahre dauern, bis das Ölangebot auf geringere Investitionen reagiert. Man muss zwischen zwei Faktoren unterscheiden: Erstens die operativen Kosten, die sich direkt auf den Cashflow auswirken – dabei kann die Produktion zu Preisen von bis zu zehn Dollar pro Fass aufrechterhalten werden. Zweitens geht es um die langfristigen Projektkosten – wenn man diese auch einkalkuliert, liegen die Produktionskosten im US-Shale Oil-Sektor bei 50 bis 60 Dollar. Deshalb konnten die US-Produzenten bis jetzt und werden wohl noch eine ganze ­Weile weiter überleben. Das heißt, die Schieferölproduzenten sind deutlich flexibler…

Ja, durchaus. Wenn sie eine konventionel­le Ölquelle still­legen oder geplante Investitionen zu­rückfahren, wie es die Ölmultis derzeit tun, dann kann es mehrere Jahre dauern, um die Produktion wieder hochzufahren. Bei einer Schieferölquelle dauert das nur zwei bis fünf Monate. Da die Nicht-OPEC-Mitglieder weiter nahe ihrer Kapazitätsgrenzen fördern, nicht zu Kürzungen bereit sind und zumal einige OPEC-Mitglieder die Produktion nur auf einem sehr hohen Niveau einfrieren wollen, etwa Katar und Saudi-Arabien, wird auch 2016 ein globales Überangebot von 800.000 bpd prognostiziert, das ist knapp ein Prozent der Weltproduktion. Auch Russland hat bisher mit hoher Produktion überrascht. Die Nachfrage wird sich normal entwickeln, also nur geringfügig steigen, jedenfalls langsamer als 2015. Daher erwarten wir 2016 nur einen moderaten Preisanstieg beim Öl.

creditS: Shutterstock, beigestellt

David Wech,  Geschäftsführer der JBC Energy GmbH


KOLUMNE

LIPPER RESEARCH

Multi-Asset-Fonds – Enttäuschungspotenzial bei den Blockbustern des Jahres 2015?

M

it Mittelzuflüssen in Höhe von 95,35 Milliarden waren Mischbeziehungsweise Multi-Asset-Fonds im Bereich der langfristig ausgerichteten Investmentfonds die Produktkategorie mit den höchsten Mittelzuflüssen im Jahr 2015 in Europa. Das mag viele Marktbeobachter verwundern, denn normalerweise wurden die Spitzenplätze in der Vergangenheit immer von Renten- oder Aktienfonds belegt. Doch das derzeitige Marktumfeld mit außergewöhnlich niedrigen Zinsen und einer hohen Volatilität an den Aktienmärkten führt dazu, dass die Anleger Anlagealternativen suchen, die eine ihren Wünschen entsprechende Rendite und/oder ein mit ihren Zielen zu vereinbarendes Rendite-/Risikoprofil liefern.

Wenn diese Annahmen richtig sind, müssten die meistverkauften Produkte in Europa zumindest eines dieser Kriterien, eine hohe Rendite oder besondere Eigenschaften bei der Risikovermeidung, aufweisen. Um dies zu überprüfen, hat Thomson Reuters Lipper alle in Europa zum Vertrieb zugelassenen Misch- und Multi-Asset-Fonds über den Zeitraum von fünf Jahren (01.01.2011 – 31.12.2015) hinsichtlich dieser Eigenschaften untersucht. Das Ergebnis zeigt, dass die Gründe für den Kauf eines gemischten Portfolios allerdings andere sein müssen, denn hinsichtlich Wertentwicklung fand sich der beste der zehn meistverkauften Mischfonds auf Platz 78 aller in Europa zum Vertrieb zugelassenen Mischfonds. Erstaunlich war bei dieser Analyse zudem, dass sich kein weiterer der zehn meistverkauften Produkte unter den Top 100 Fonds befand. Auch hinsichtlich des Risikos, gemessen an dem im Vergleichszeitraum aufgetretenen maximalen Verlust, dem sogenannten „Maximum Drawdown“, lagen die zehn Fonds mit den

dersherum wurden diese Fonds natürlich auch von den Kursrückgängen an den Märkten nicht so stark getroffen, was ihnen hinsichtlich des Risikoprofils einen Vorteil brachte.

DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA

höchsten Mittelzuflüssen im Jahr 2015 nicht auf den vorderen Plätzen. Der beste Fonds aus dieser Gruppe belegte Platz 263, was im Umkehrschluss bedeutet, dass 262 Produkte in dem betrachteten Fünf-Jahres-Zeitraum einen geringeren Maximalverlust aufwiesen. Wie kann es bei diesen Ergebnissen sein, dass die meistverkauften Fonds in diesem Segment trotzdem so hohe Mittelzuflüsse auf sich vereinen konnten? Zum einen liegt es daran, dass dieser Vergleich zwar alle Fonds umfasst, diese aber nicht für jeden Anleger erhältlich sind, denn nicht jeder Fonds ist in allen europäischen Ländern zum Vertrieb zugelassen und kann so entsprechend Mittelzuflüsse erzielen. Zum anderen hinkt der Vergleich ein wenig. Zwar wurden hier Äpfel mit Äpfeln verglichen, aber es sind unterschiedlichen Sorten (Vergleichsgruppen) im Korb. Dies bedeutet, dass zum Beispiel Multi-Asset-Fonds mit einem hohen Aktienanteil stark von den Kursgewinnen an den Aktienmärkten profitieren konnten, während Fonds, die per Anlagegrundsatz nur einen geringen Teil Aktien halten dürfen, dies nicht konnten. An-

Dennoch bleibt das Ergebnis bestehen, Investoren, die im vergangenen Jahr Mischfonds kauften, waren nicht von der absolut erzielten Rendite getrieben. Dies ist per se erst einmal ein gutes Zeichen, denn die Anleger haben anscheinend erkannt, dass gerade bei den Mischfonds der Ertrag nicht alles ist und scheinen bei der Fondsauswahl darauf zu achten, dass die Fonds zu ihren Anforderungen passen. Schaut man sich die Blockbusterfonds aus dieser Perspektive an, das heißt vergleicht man sie innerhalb ihrer jeweiligen Vergleichsgruppen, haben die meisten dieser Fonds sogar ein überdurchschnittliches Ergebnis abgeliefert. Auch wenn die Mehrzahl der meistgekauften Mischfonds innerhalb ihrer Vergleichsgruppen über den Fünf-Jahres-Vergleich ein überdurchschnittliches Ergebnis erzielen konnten, bleibt dennoch ein Wermutstropfen. Denn es ist fraglich, ob die Strategien in Krisensituationen auch wirklich das leisten können, was ihr Marketing verspricht. Viele der Fonds wurden während der Eurokrise 2011 hart getroffen und zeigten hohe Verluste. Zudem sind einige der Fonds erst nach dem Jahr 2008 aufgelegt worden, was bedeutet, dass diese Produkte sich bisher noch nicht während einer globalen Krise an den Finanzmärkten beweisen mussten. Das heißt, diese Fonds konnten das Funktionieren ihrer Investmentstrategie und Risikomanagementsysteme noch nicht während extremer Bedingungen an den Wertpapiermärkten unter Beweis stellen. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

MÄRZ 2016 – GELD-MAGAZIN °

33


Geldanlage ° Edelmetalle

Gold mit neuem Glanz

W

er hätte das gedacht: Gold gehört wieder zu den Favoriten der Inves­ toren. Die größten Gold-ETFs verzeichnen seit Jahresbeginn wieder signifikante GeldZuflüsse, die in Summe von knapp 61 auf zuletzt über 64 Millionen Unzen stiegen. Damit konnten zumindest die Abflüsse aus November und Dezember 2015 wieder wett­gemacht werden. Die Trendwende bei Gold dürfte durch die großen Spekulanten an der New Yorker Terminbörse verursacht worden sein, die erhebliche Short-Positionen in Gold-Fu­ tures liquidierten, als die Aktienmärkte un­ ter Druck kamen. Den Analysten von HSBC zufolge bringen inzwischen die Zuflüsse in Exchange Traded Funds (ETFs) dem Edel­ metall starke Unterstützung. Die Bestände des SPDR Gold Shares, dem weltgrößten Gold-ETF, sind in der letzten Februar-Wo­ che auf den höchsten Stand seit März 2015 gestiegen. Je länger sich Gold über der Mar­ ke von 1200 US-Dollar pro Feinunze halten kann, umso stärker wird die Unterstützung. Zwar seien nicht alle Indikatoren Gold-po­ sitiv, doch „solange sich Gold-ETFs so gut

Goldpreis über 10 Jahre

schlagen, gehen wir da­ von aus, dass die Gold-Rally nach­ haltig ist“, so die HSB C-Analys­ ten. Au c h d i e großen Münz­ prägestätten ver­ zeichneten zuletzt einen wahren Ab­ satzboom. Die USMint konnte allein am ers­ ten Verkaufstag 2016 ungefähr ein Drittel dessen an Goldunzen verkaufen wie im gesamten Jänner 2015. Ähnliche Verkaufszahlen wurden auch von den ande­ ren wichtigen Münzprägestätten in Austra­ lien, Österreich und dem Vereinigten Kö­ nigreich vermeldet. Das Ergebnis: Das Edelmetall hat sich in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres zunächst um 18 Prozent bis auf 1250 US-Dollar je Feinunze am 24. Februar ver­ teuert, ist dann aber wieder auf 1222,55 USDollar zurückgefallen, sodass ein Plus von 15 Prozent verblieb. Die Rally startete am 17. Dezember 2015 von 1051 Dollar weg. Gleichzeitig riss das gelbe Metall zunächst auch Silber mit. Dessen Preis schwächte sich allerdings zuletzt wieder merklich ab, so­ dass heuer lediglich ein Plus von fünf Pro­ zent übrig blieb. Analysten überbieten sich mit optimistischen Prognosen Der fallende US-Dollar und eine anzie­ hende Inflation könnten Gold tatsächlich zu einem Comeback verhelfen. Denn der Goldpreis weist gewöhnlich eine negative

34 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

Korrelation zum US-Dol­ lar auf. Kein Wunder, dass sich die Analys­ ten in den Banken mit optimistischen Prognosen über­ bieten. Und auch so mancher Ver­ mögensverwalter hat die Goldquote in seinen Portfolios auf­ gestockt. Vontobel etwa meldete, man habe die Ge­ wichtung von Gold abermals um 2,5 Prozentpunkte auf jetzt 7,5 Prozent er­ höht. Erst Ende Jänner hatte der Vermö­ gensverwalter die Quote um 2,5 Prozent­ punkte auf fünf Prozent angehoben. Die kühnste Prognose für den Goldpreis­ äußerte aber die britische Bank HSBC, die einem Bericht zufolge nicht ausschließen wollte, dass der Goldpreis bald das Niveau aus dem Jahr 2011 erreichen könnte – das wäre dann mit 1.881,65 Dollar wieder der höchste Goldpreis aller Zeiten. Dass Gold in der jüngsten Vergangen­ heit kräftigen Rückenwind hatte, liegt auch an der technisch angeschlagenen Situation an den Aktienmärkten. Höchst interessant ist dabei die aktuelle Einschätzung der UBS, die sowohl ein Ende des Sieben-Jahres-Zy­ klus der Aktienhausse sieht, als auch ein für eine Großbank sensationelles Preisziel für Gold. Die UBS vergleicht den aktuellen Preisverlauf mit dem der 1970er-Jahre und Blasen bei Aktienindizes und kommt zum Schluss, dass 3300 Dollar je Unze eine „kon­ servative Prognose“ wäre. Dies wäre im Ver­ gleich zu anderen Blasenverläufen nur eine „kleine Spekulationsblase“.

credit: Shutterstock

Seit Dezember 2015 bahnt sich beim Preis der Edelmetalle eine Trendwende an. Gold-ETFs sind wieder ­gefragt. Und die großen Münzprägeanstalten verzeichnen einen Absatzboom. Analysten liefern wieder ­optimis­tische Prognosen. Die Schweizer Großbank UBS prognostiziert sogar 3300 Dollar je Feinunze. Wolfgang Freisleben


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geldanlage ° Vermögensverwaltung

Dynamisch und flexibel zum Erfolg Die Finanzmärkte sind von hohen Volatilitäten geprägt – ein Trend, der sich höchstwahrscheinlich weiter fortsetzen wird. In solch schwierigen Zeiten bieten passive Investments zumeist keine idealen Ergebnisse mehr, dafür sind ausgeklügelte Asset Allocation-Lösungen en vogue. Harald Kolerus ich auf nur eine Anlageklasse oder einen Investmentstil zu fokussieren, kann ins Auge gehen. So bleiben etwa nur wenige Ausweichmöglichkeiten übrig, wenn man in einen 100-prozentigen Aktienfonds in­ vestiert ist und die Aktienmärkte nach unten sausen. Deshalb sind Flexibilität und möglichst breite Diversifikation die neuen Zauberworte der Finanz­i ndustrie. Hier kommen Asset Allocation-Fonds ins Spiel. Welche Vorteile und Charakteristika bieten nun solche Konzepte und wie unterscheiden sie sich von „einfacheren“ Investments?

Risiko unter Kontrolle Den Reigen eröffnet Michael Kopf, Senior Vertriebsleiter bei der Patriarch MultiManager GmbH: „Intelligente Vermögensverwaltungskonzepte unterscheiden sich von ,eindimensionalen Investments‘ durch die breite Streuung und durch ein erfolgreich erprobtes, progressiv eingesetztes Risikomanagement. „Dabei bieten wir seit 2002 in Deutschland fünf unterschiedliche Risikostufen im klassischen ,Buy and Hold‘Bereich an. In den Jahren 2011 (Deutschland) bzw. 2012 (Österreich) haben wir die

° die besten Total Return-Fonds ISIN LU0095938881 LU0553164731 LU0411704413 LU0547714526 LU0445386369

FONDSname JPM Global Macro Opportunities DJE - Zins & Dividende BSF European Absolute Return DNB Fund TMT Absolute Return Nordea 1 - Multi Asset

Volumen Perf. 1 J. 3.004 Mio. € 8,0 % 177 Mio. € 2,0 % 2.121 Mio. € 5,7 % 122 Mio. € 9,9 % 366 Mio. € 4,7 %

3 J.p.a. 5 J.p.a. 11,9 % 6,9 % 8,1 % 6,7 % 2,8 % 4,7 % 6,3 % 3,5 % 3,5 % 3,1 %

ter 1,45 % 1,92 % 1,86 % 2,68 % 1,35 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 02. März 2016

° die besten Gemischten Fonds Flexibel Europa ISIN FR0010601906 LU0159548683 LU0179866438 FR0010611293 LU0154656895

FONDSname Volumen Perf. 1 J. Sycomore Partners Fund 661 Mio. € -0,8 % DJE - Europa 132 Mio. € -5,1 % AXA WF Optimal Income 579 Mio. € -5,2 % Echiquier Arty 1.114 Mio. € -7,5 % HSBC Trinkaus Aktienstrukturen Europa 20 Mio. € -7,0 %

3 J.p.a. 5 J.p.a. 7,6 % 5,3 % 5,2 % 4,5 % 3,2 % 3,4 % 3,1 % 2,9 % 2,4 % 2,5 %

ter 0,58 % 1,91 % 1,37 % 1,50 % 1,68 %

Quelle: Lipper IM, Morningstar Direct, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 02. März 2016

° die besten Gemischten Fonds Flexibel Global ISIN LU0490817821 LU0288319352 LU0150613833 AT0000859517 LU0141062942

FONDSname Squad Capital - Squad Makro Global Opportunities HAIG WorldSelect ME Fonds - Special Values Raiffeisen-Nachhaltigkeitsfonds-Mix HWB Victoria Strategies Portfolio

Volumen Perf. 1 J. 84 Mio. € -0,1 % 26 Mio. € 7,6 % 78 Mio. € -1,1 % 223 Mio. € -3,6 % 42 Mio. € 7,6 %

3 J.p.a. 5 J.p.a. 11,5 % 9,1 % 12,6 % 8,5 % 9,7 % 7,2 % 6,8 % 6,0 % 17,4 % 3,9 %

ter 2,10 % 1,85 % 1,65 % 1,43 % 2,35 %

Quelle: Lipper IM, Morningstar Direct, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 02. März 2016

36 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

drei aktienlastigen Varianten, um den immer lauter werdenden Kundenwunsch nach einer sinnvollen Kombination aus Risiko und Rendite entgegenzukommen, unter der Bezeichnung ,Trend 200‘ mit einem erprobten Risikomanagement ausgestattet. Die Fondsauswahl und -steuerung übergeben wir per Mandat immer einem externen, unabhängigen Vermögensverwalter. In unserem Beispiel ist das die DJE Kapital AG.“ DJE als Verwalter darf sich insgesamt mit 15 Prozent in den Portfolios selber gewichten, jeder andere KAG ist auf zehn Prozent limitiert. Mit dieser Vorgabe soll ein bewusster Markt und Managermix im Depot erreicht werden. Außerdem können die Aktienanteile – im Wechsel zu den Rentenanteilen – um bis zu 20 Prozent abweichen. Das Risikomanagement „Trend 200“ steuert die Augsburger Aktienbank mit dazu. Die Strategie basiert auf der Chart­analyse nach der „200-Tage-Linie“. Dabei wird der Tageskurs der jeweiligen Benchmark im Verhältnis zu seinem 200-Tage-Durchschnitt verglichen: „Liegt der Tageskurs über der 200-Tage-Linie, sind wir an den Märkten engagiert. Liegt er drunter, sind wir in Cash investiert. Damit erreichen wir ein gutes Markttiming und können im Regelfall massive Kursverluste à la 2008 vermeiden“, erklärt Kopf. Gemischte Fonds Neben Spezialgesellschaften wie Pat­ riarch, die sich voll und ganz auf Vermögensverwaltung fokussiert haben, gibt es natürlich auch große, breiter auf­gestellte KAGs, die das Gebiet ebenfalls ­abdecken. Hier rücken Einzelfonds in den Vordergrund, die auch unter der Kategorie gemischte Fonds subsumiert werden können.

creditS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

S


°

Vermögensverwaltung   geldanlage

„Ziel ist es, hohe, regelmäßige Erträge bei gleichzeitig ge­ mäßigtem Risi­ ko zu erzielen.“ Paul Read, Invesco

Da hätten wir, um nur ein Beispiel zu nennen, den Invesco Pan European High Income Fund. Er investiert mindestens 50 Prozent in europäische Hochzins-Unternehmens- und Staatsanleihen. Daneben kann er auch in europäische Aktien inves­ tieren. Diese Aktienquote liegt zwischen null und 30 Prozent und wird aktiv von den Fondsmanagern gesteuert. „Das Portfolio wird so an die Marktgegebenheiten angepasst. Ziel sind hohe regelmäßige Erträge bei gemäßigtem Risiko. Gleichzeitig kann der Anleger von den Chancen des Aktienmarktes profitieren, ohne sein Portfolio immer wieder anpassen zu müssen“, so Paul Read, ­Manager des Fonds.

„Die Aktien­ märkte sind nach massiven Kurskorrekturen wieder attraktiv bewertet.“

„Wir wollen möglichst un­ abhängig von Marktphasen positive Ergeb­ nisse erzielen.“

Markus Peter, Bellevue

Thorsten Rauch, smart-invest

investieren. Durch die gezielten Leerverkäufe auf einzelnen Märkten erzielen wir deutlich mehr Stabilität im Portfolio. Bei den aktuellen Niedrigzinsen kann zudem günstig begrenzter Leverage von typischerweise 20 bis 50 Prozent aufgebaut werden, um so eine Extrarendite von ein bis zwei Prozent pro Jahr zu erwirtschaften. Für den flexiblen Mix aus verschiedenen Anlageklassen kommen Aktien, globale Staatsanleihen sowie Währungen und Rohstoffe in Frage. Derzeit werden allerdings Anleihen und Aktien bevorzugt“, so Peter.

Liquide anlageklassen Markus Peter, Leiter Produkte und Mandate bei Bellevue Asset Management, gibt anhand eines praktischen Beispiels ebenfalls Einblick in die Investmentphilosophie seines Hauses: „Um ambitionierte Renditeziele zu erreichen, gehen wir in un-

serer BB Global Macro Strategie vom Ansatz eines Mischfonds aus. Ein klassisches konzentriertes Mischportfolio aus Aktien und Renten ist in der Regel jedoch anfällig auf steigende Zinsen. Das Portfolio Management-Team des BB Global Macro stellt deshalb sein Portfolio breit auf und investiert weltweit in sämtliche liquide Anlageklassen.“ Hierzu gehören Aktien – besonders in Form von Aktienindizies – und Anleihen, aber auch Rohstoffe und Währun­ gen. Zur Bewirtschaftung des Fonds können auch Short-Strategien umgesetzt und Leverage in einem begrenzten Umfang eingegangen werden. Die Ausrichtung des Portfolios an einer klassischen Benchmark entfällt dadurch. Peter führt weiter aus: „Wir erachten, ein neutrales Portfolio besteht aus 75 Prozent Staatsanleihen und 25 Prozent Aktien im aktuellen Umfeld als gute Basis für eine Absolute Return-Strategie. Die hohe Anlageflexibilität ermöglicht es dem Management, in die jeweils attraktivsten Aktien- und Anleihenmärkte weltweit zu

JPM Global Macro Opport.

Invesco Pan Eur. High Income

bellevue BB Global Macro

Mit drei Milliarden Euro Fondsvolumen ist der JPM-Fonds ein absolutes Schwergewicht.

Die Aktienquote darf zwischen null und 30 Prozent liegen. Das reduziert die Volatilität.

Die breite globale Streuung der Anlageideen führt zu einem konstanten Aufwärtstrend.

Absolute oder Total Return? Nun ist bereits der Begriff Absolute Return gefallen, der im Zusammenhang mit Vermögensverwaltungs-Lösungen eine wesentliche Rolle spielt. Kurz zur Begriffs­ erklärung: Ein Total Return-Konzept setzt sich zum Ziel, über einen Investment-­ Zyklus von in der Regel drei Jahren eine positive absolute Performance zu erzielen. Dies im Gegensatz zu einem Absolute Re-

März 2016 – GELD-MAGAZIN ° 37


geldanlage ° Vermögensverwaltung

tativen Risikomanagementindikatoren sehen derzeit eine deutlich erhöhte Rezessionsgefahr in der wichtigsten Volkswirtschaft der Welt, den USA, die zeitverzögert auch auf Europa überschwappen könnte.“

Makroökonomie VV-Fonds wollen den Anlegern Stabilität bieten und schmerzvolle Kursverluste verhindern. Es handelt sich also um Alleskönner, die sich zielsicher auf den Märkten bewegen sollen. Doch bei den Anlageentscheidungen spielen makro­ökonomische Überlegungen nicht immer die erste Geige. Dazu meint Rauch: „Wir verfolgen einen prognosefreien Ansatz und stellen deshalb auch keine Vorhersagen über die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft an. Grundsätzlich mögen wir Aktien – die Dividendenrendite vieler Unternehmen liegt über der Umlaufrendite entsprechender Unternehmensanleihen oder Staatsanleihen. Wir sehen aber noch weiter anhaltende größere Korrekturgefahren, weswegen wir den Aktien derzeit ein Sicherheitsnetz verpassen.“ Der Experte hat noch eine Aussage parat, die hellhörig werden lässt: „Unsere quanti-

Droht der Abschwung? Welchen Einfluss haben diese Einschätzungen nun auf das VV-Konzept von smartinvest? „Der erhöhten Rezessionsgefahr ­begegnen wir mit einer Erhöhung unserer Absicherung gegen Kursverluste an den ­Aktienmärkten. Die Absicherung unserer Positionen wurde im Jänner nochmals erhöht (Fonds Dividendum) bzw. nach Trendbrüchen (Fonds Helios) haben wir uns fast komplett in den Geldmarkt zurückgezogen“, erklärt Rauch. Der smart-invest Helios AR ist ein seit über zwölf Jahren am Markt. Er investiert weltweit in Fonds, ETFs oder Futures mit eigens entwickelter Trendfolgesystematik. Der smart-invest Dividendum AR ist wiederum ein quantitativ gemanagter Dividendenaktienfonds, der in günstig bewertete Titel investiert und ein Wertsicherungskonzept gegen größere Abwärtstrends an den Aktienmärkten bietet. Wie sieht man nun bei Patriarch die weltwirtschaftliche Situation? Dazu Kopf: „Die Märkte erlebten den schlechtesten Jahresstart aller Zeiten, was dazu führte, dass der Internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft reduzierte. Gemessen am weltweiten Aktien­index in Euro verloren die Aktien-

smart-invest Dividendum AR

Sycomore Partners Fund

Investiert wird in Dividendenaktien, ein quantitatives Modell soll Kursverluste vermeiden.

Der Fonds variiert den sorgfältig ausgewähl­ten Aktienanteil zwischen null und 100 Prozent.

38 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

märkte 6,7 Prozent, beim deutschen Aktien­ index waren es 8,8 Prozent. Einige Börsen verzeichneten gar ein Minus in Höhe von 20 Prozent im Vergleich zu ihrem letzten Höchststand und galten nach gängiger Definition damit als Bärenmärkte.“ Geprägt wurde der Berichtszeitraum insbesondere von drei Themen: Kursrückgänge und Konjunkturunsicherheit in China, Investitionskürzungen für langlebige Anlagegüter und dem Rückgang des Ölpreises. Auch der Währungskorb der Schwellenländer sank auf ein Allzeittief. In den USA war der erste Handelstag des neuen Jahres der schlechteste seit 2008. Die Gewinner des letzten Jahres gehörten diesmal zu den größten Verlie­rern. Der Einkaufsmanagerindex für die Industrie fiel unerwartet auf das niedrigste Niveau seit 2009. Kopf: „Der Bericht für den Arbeitsmarkt war zwar extrem gut, doch die Börsen fielen. Die Federal Reserve hielt an ihren Plänen fest, die Zinsen zu erhöhen. Auch Europa bot im Berichtszeitraum kein klares Bild. Die Europäische Zentralbank sah zum Jahresanfang keinen Bedarf für weitere geldpolitische Schritte, ließ aber eine Türe für weitere Maßnahmen offen.“ Diffuses Bild Uneinheitlich war laut dem Experten auch die Lage in den einzelnen europäi­ schen Ländern: „In Deutschland war die Flüchtlingskrise das Top-Thema. Der IfoGeschäftsklimaindex fiel deutlich schwächer aus als erwartet. In Frankreich wurden Stimmen laut, die Sanktionen gegen Russland zu beenden. In Griechenland will Alexis Tsipras eine Rentenreform gegen Widerstände durchsetzen. In Asien wiederum war vor allem das von Bedeutung, was in China passierte. Dort wurde, nachdem der Leitindex um mehr als sieben Prozent gefallen war, der Handel ausgesetzt. Auslöser hierfür war unter anderem ein unerwartet schwacher Einkaufsmanagerindex. Weltweit für Verunsicherung sorgte eine weitere Abwertung des Yuan. Aufgrund dessen wurde die Regierung zu der Beteuerung veranlasst, die Exporte nicht über eine schwache Währung ankurbeln zu wollen. In

creditS: Shutterstock

turn-Ansatz, der ohne Ausnahme in jedem Jahr eine positive Rendite erwirtschaften soll. Thorsten Rauch, er leitet den Vertrieb der smart-invest Fonds in Deutschland und Österreich, fügt hinzu: „Absolute Return bedeutet für uns, möglichst unabhängig von der Marktphase positive Ergebnisse zu erzielen, also während Aufwärtstrends aktienähnliche Renditen zu erzielen und während Abwärtstrends das Kapital zu erhalten. Sinn und Zweck unserer VV sind langfristig aktienähnliche Renditen bei reduziertem Rückschlagpotenzial.“


Im Gespräch mit Stefan Keller, Candriam

° GELDANLAGE

Stabile Erträge bei niedrigen Zinsen Die aktuelle Geldpolitik der Zentralbanken sowie die unsichere Weiterentwicklung der europäischen und USamerikanischen Wirtschaft steigern den Bedarf an Multi-Asset-Produkten. Die Candriam-Asset-AllokationStrategien investieren nicht benchmarkorientiert, sondern streben Ertrag bei vorgegebenem Risikobudget an. GELD °

Was hat sich seit Anfang des Jahres

verändert?

KELLER: Die Zentralbanken verfolgen eine noch lockerere Geldpolitik als bisher. Sowohl die Bank of Japan als auch die Europäische Zentralbank haben ihren Leitzins im negativen Bereich verankert und verfolgen ein massives Anleihekaufprogramm. Auch die US-amerikanische Federal Reserve wird den Pfad der erwarteten Zinserhöhungen im Vergleich zu Dezember absenken, und die chinesische Zentralbank befindet sich auf dem Weg einer weiteren geldpolitischen Lockerung. Allerdings verlieren die Märkte das Vertrauen in die Geldpolitik, unter anderem aufgrund des negativen Einflusses auf die Zinsmargen der Banken und des letztlich geringen Einflusses auf die volkswirtschaftliche Entwicklung und des Wechselkurses. Die Reaktion der Zentralbanken ist darauf zurückzuführen, dass sich die Wirtschaft und die Inflation schwächer entwickelt haben als erwartet. Da sich die US-Wirtschaft eher in einem späten Wachstumsstadium befindet, ist die Reaktion der Märkte besonders heftig ausgefallen aus Furcht vor einem Abschwung. In Europa hat der Anstieg der politischen Risiken, wie z.B. die Flüchtlingskrise oder das EU-Referendum in Großbritannien, weitere Unsicherheiten geschürt. Allerdings bleiben billige Rohstoffpreise, ein schwacher Euro und lockerere Geld- und Fiskalpolitik als Wachstumstreiber bestehen. Mit Ihren Candriam Multi Asset Income Fonds wollen Sie auch in schwierigen Marktphasen eine positive Performance erzielen. Sind fünf

le Ausschüttungen zu erzielen. Über Aktien und Renten hinaus positionieren wir uns auch in sogenannte Relative Value Trades, beispielsweise im Bereich Währungen. So nutzen wir die Konsolidierung an den Rohstoffmärkten und die geringeren Erwartungen an die Straffung der US-Geldpolitik, um den kanadischen gegen den US-Dollar ins Portfolio zu nehmen. Ferner haben unsere Modelle im Februar gezeigt, dass die zu erwartenden Renditen für die nächsten zwölf Monate recht attraktiv sind. So haben wir Einstiegschancen bei Unternehmensanleihen oder bei Emissionen in den Schwellenländern ausfindig gemacht. Durch diese Positionierung ist es uns möglich, relativ hohe Risikoprämien abzuschöpfen und diese ins Portfolio zu nehmen. Welche Wege aus der Zinsfalle sieht Candriam?

Wir gehen davon aus, dass das extrem niedrige Zinsumfeld auf vorhersehbare Sicht weiter bestehen bleibt und die Zinsen mit den Aktienmärkten weiter korrelieren. Daher ist auch eine klassische Aktien-/Renten-Diversifikation nicht mehr ausreichend. Viele Anleger werden durch das Niedrigzinsumfeld in risikoreichere Instrumente gezwungen, um höhere Renditen zu erreichen. Wir bevorzugen allerdings einen Multi-Asset-Ansatz, um eine hohe Diversifikation zu ermöglichen. Durch den Zugang zu einer breiten Anlagepalette erlaubt uns dieser Ansatz in jedem Marktumfeld einen hohen Grad an Flexibilität, der auch frei von jeglichen Benchmark-Zwängen ist.

CREDIT: beigestellt

Prozent Ausschüttung in diesem Umfeld überhaupt möglich?

Was sind Ihre stärksten Überzeugungen, die

Ja, davon gehen wir aus. Der Schlüssel liegt unserer Ansicht nach darin, tatsächlich in viele verschiedene Anlageklassen zu investieren, um mit einem breit diversifizierten Portfolio stabi-

Sie in den Candriam Multi Asset Income Fonds umsetzen?

Bezüglich Renten halten wir insgesamt eine relative kurze Duration. Unsere stärksten Über-

Dr. Stefan Keller, Asset Allocation Strategist, Candriam

zeugungen gelten Unternehmensanleihen guter Qualität in USA und Europa, die Anfang des Jahres stark gefallen sind und ein sehr negatives Szenario eingepreist haben. Im Bereich der Staatsanleihen halten wir nun auch Emissionen aus Schwellenländern, da wir dort eine Stabilisierung der Volkswirtschaften erwarten. Im Bereich der Staatsanleihen haben wir auch in sogenannte Inflation-protected Bonds investiert, die mit dem Fall der Rohstoffpreise extrem attraktiv sind. Letztlich gehen wir von einer Stabilisierung der Rohstoffpreise aus, die seit Sommer 2014 stark gefallen sind. Das erklärt auch unsere Positionierung in Devisen, die von dieser Entwicklung profitieren können, wie z. B. der kanadische Dollar. Auf der Aktienseite gilt unser Augenmerk auch den Schwellenländern, da diese heute billiger bewertet sind als z. B. während der Finanzkrise 2008/09. Derzeit halten wir auch Aktien, die in Großbritannien notiert sind. Interessanterweise profitieren die FTSE 100-Unternehmen, die lediglich ein Fünftel ihres Umsatzes auf der Insel erwirtschaften, von dem schwächeren Pfund. MÄRZ 2016 – GELD-MAGAZIN °

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geldanlage ° Vermögensverwaltung

Drei zukunftsszenarien Fehlt noch die Einschätzung von Bellevue Asset Management: „Wir versuchen insbesondere die Faktoren, die die Märkte zu einem gegeben Zeitpunkt bewegen, zu verstehen und leiten daraus in der Regel drei Zukunftsszenarien mit unterschiedlicher Eintrittswahrscheinlichkeit ab. Gemäß unserem aktuellen Hauptszenario, das wir mit 45-prozentiger Eintrittswahrscheinlichkeit gewichten, wird die Kreditkrise in den aufstrebenden Märkten noch Zeit brauchen,

Patriarch Trend 200

Kippt der Trend an den Aktienmärkten (200-Tages-Linie), wird in den Geldmarkt gewechselt.

40 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

um überwunden zu werden. Schwellenländer-Märkte leiden unter vier negativen Faktoren: große Schuldenanhäufung seit 2008, sich verlangsamendes Wirtschaftswachstum, sinkende Rohstoffpreise und schwächer werdende Währungen. Natürlich leiden nicht alle aufstrebenden Länder unter den gleichen Faktoren“, so Bellevue-Spezialist Peter. China beispielsweise habe eine relativ stabile Währung und profitiert als Importeur von niedrigen Rohstoffpreisen. Peter: „Ein zweites Szenario ist das Risiko einer Ansteckung der Industrieländer durch die Schwellenländerkrise. Das dritte Szenario ist positiv: Wir haben bereits eine starke Korrektur gesehen und die Aktienmärkte sind nach den massiven Kurskorrekturen wieder attraktiv bewertet.“ Daraus zieht Peter folgenden Schluss: „2016 wird ein sehr herausforderndes Jahr. Mit historisch sehr sicheren Anlagen, wie beispielsweise Deutsche Bundesanleihen, lässt sich kaum mehr eine positive Rendite erzielen. Auf der Staatsanleihen-Seite bevorzugen wir nach wie vor US-Treasuries. Der künftige Zinsanstieg ist in der Zinskurve bereits eingepreist, und US-Treasuries bieten weiterhin eine gute Alternative zu Aktien. Auf dieser Seite bevorzugen wir wiederum Titel aus Europa sowie asiatische Aktien, Japan zum Beispiel bietet besonders viele Chancen.“ Dort sind die Bewertungen laut dem Experten attraktiver als anderswo und die lockere Geldpolitik der Zentralbank dürfte dem japanischen Aktienmarkt noch auf längere Sicht Rückenwind verleihen. Auswahl der Assets Nach dieser kleinen Rundreise durch Regionen und Assetklassen stellt sich natürlich noch eine entscheidende Frage: Wie erfolgt letztlich die Auswahl von Einzeltiteln innerhalb der VV? Dazu nochmals Peter: „Eine der zentralen Herausforderungen bei globalen Investments in mehrere Anlageklassen besteht in der Größe des Anlageuniversums. Unser Anlageprozess startet mit der Analyse des Wirtschaftszyklus in den verschiedenen Regionen der Welt. Auf Grundlage der Analyseergebnisse formulieren wir drei Anlageszenarien. Im zweiten

„Wir versuchen, in den Port­ folios so breit und so flexibel wie möglich zu agieren.“ Michael Kopf, Patriarch

Schritt suchen wir Anlageideen, die unter den Szenarien mit der größten Eintrittswahrscheinlichkeit eine positive Performan­ ce bieten. Bei der Evaluation bedienen wir uns mehrerer quantitativer Modelle, die wir im Laufe der letzten 20 Jahre entwickelt haben. Dank dieser Modelle können wir fundierte Entscheidungen über Aktien aus mehr als 50 Ländern und Bondmärkten in über zehn Währungen treffen.“ Der dritte Schritt besteht in der Konstruktion des Portfolios. Dies geschieht bei Bellevue mit Hilfe der firmeneigenen „Risk Engine“, einem für das Risikomanagement konzipierten Tool, das das Gesamtrisiko des Portfolios und die Risikoauswirkung jeder einzelnen Position analysiert. Peter: „Auf diese Weise können wir die passende Größe für jede Position bestimmen.“ Auch Kopf von Patriarch gewährt Einblick in den Prozess der Asset Allocation auf Einzeltitelebene: „Neben den obligatorischen Fondsmanagergesprächen setzt unser Manager, die DJE Kapital AG, ihre selbst entwickelte und seit Jahrzehnten erfolgreiche FMM-Methode ein. Dabei werden die drei Marktkomponen­ ten – fundamentale, monetäre und markt­ technische Faktoren – je nach taktischer oder strategischer Allokation unterschiedlich stark gewichtet. Bei der längerfristigen, strategischen Ausrichtung wird verstärkt auf die fundamentalen Werte und bei der kurzfristigeren, taktischen Alloka­t ion ­verstärkt auf die Markttechnik fokussiert.“ Fazit: Asset Allocation-Lösungen bzw. Vermögensverwaltungs-Konzepte bedürfen einer umfassenden Betrachtungsweise. So umfassend, dass sie ein Privatanleger kaum mit Einzelinvestments „imitieren“ kann. Da ist der Griff zu professionellen Fonds (siehe Seite 36) schon zielführender.

creditS: beigestellt, Shutterstock

Japan verschlechterte sich die Tankan-Umfrage für das verarbeitende Gewerbe. Außerdem geht die Hälfte der Unternehmen des Landes von ­einer unausweichlichen Deflation aus. Im Kampf gegen eine Konjunkturabschwächung führte die japanische Notenbank im Jänner Strafzinsen für Finanzinstitute in Höhe von 0,1 Prozent auf laufende Bank of Japan-Konten ein“, so Kopf. Alles in allem bietet sich somit ein, sagen wir einmal, durchwachsenes Bild – wie reagiert Pat­riarch darauf? „Aktuell sind alle unsere ,Trend 200‘-Strategien in Cash und warten die turbulente Börsenphase ab. Bei einer Re-Investition würden wir eher die Old Economies wie die Vereinigten Staaten und vor allem Europa als Aktieninvestments bevorzugen. Im asiatischen Bereich liegt der Fokus eher auf Small Companies“, erläutert Kopf. Bevorzugte Branchen als Beimischung sind Healthcare, Multi Media und Global Technologie.


KOMMENTAR

SEILERN INVESTMENT MANAGEMENT

Wachstumstitel im Fokus

N

ur über Aktien sind im aktuellen Wirtschaftsumfeld attraktive Erträge zu generieren. Doch klassische Dividendenpapiere sind in jüngerer Zeit oft weit hinter den in sie gesetzten Erwartungen zurückgeblieben. Ein Problem, das vielen institutionellen Investoren, allen voran Pensionskassen, zu schaffen macht. Mit verlässlichen Wachstumspapieren, die regelmäßig Kursgewinne erzielen, sind Investoren entschieden besser beraten.

Reales Wirtschaftswachstum und funktionierende Kapitalmärkte stellen Garantien für den Wohl stand erwerbstätiger Menschen in westlichen Gesellschaftsordnungen dar. Eine Tatsache, die generell für jeden verantwortungsvollen Investor Relevanz besitzt und im Besonderen für Pensionsversicherungen ihre Gültigkeit hat. Durch Investitionen in ausgesuchte Unternehmenswerte mit ausgeprägt hohen Wachstumsraten können auch Pensionsfonds an dieser Art solider Wertsteigerung mitpartizipieren. AKTIEN SIND TRUMPF Auf lange Sicht erzielen Pensionsfonds die notwendigen Erträge nur durch Engagement in Qualitätsunternehmen, also Börsenwerte, die sich durch außerordentliches Wachstum und exzellente Perspektiven auszeichnen. Diese werden optimal selektiert und in konzentrierten Portfolios zusammengefasst. Eine Sichtweise, mitunter sehr konträr zu so mancher Expertenmeinung. Tatsache ist aber, dass Investitionen in reales Wachstum, diszipliniert gemanagt, erst einmal die Voraussetzungen liefern, angestrebte bzw. notwendige Erträge der zu veranlagenden Pensionsvermögen überhaupt realisieren zu können. Der erfolgreiche britische Pensionsfondsmanager George Ross Goobey war seiner Zeit voraus, als er im Jahr 1956 die Pensionsindustrie in Großbritannien neu definierte. Schon vor 60 Jahren sah er eine erfolgreiche Veran-

lagung von Pensionsvermögen – und die Erfahrung von heute bestätigt das – eindeutig in Aktien und nicht in festverzinslichen Wertpapieren. ZEITLOS GÜLTIG Damals wie heute gilt: festverzinsliche Anlageprodukte erzielen Erträge von ca. ein bis zwei Prozent, während Dividendenausschüttungen von in Aktienfonds investierter Vermögen nahezu vier Prozent erzielen. Nach wie vor scheuen jedoch die meisten Fondsmanager, Pensionsvermögen in Wachstumswerte anzulegen und bescheiden sich lieber mit Investments in mehr oder weniger verlässlichen Anlageklassen – wie sie Dividenden akkumulierende Fonds repräsentieren. Dies geschieht, obwohl ein analytischer Blick zurück in die Charts Ross Goobey eindeutig Recht gibt! STATISTISCH ERWIESEN Allein über den Betrachtungszeitraum der letzten zehn Jahre gesehen, hat eine Auswahl von zwei Dutzend hochklassiger Aktien eine jährliche Wachstumsrate von 7,4 Prozent (1) erzielt. Diese Resultate stellen Investments in den Schatten, die Fondsmanager aus allzu großer Sorge über kurzfristige Kursschwankungen üblicherweise tätigen und sich darüber hinaus in der trügerischen Sicherheit von Staatsanleihen wähnen. US-Bundesanleihen erzielten über dieselbe Periode eine jährliche Wachstumsrate von 4,9 Prozent und der MSCI World Total Return (1) war mit einer jährlichen Zuwachsrate von fünf Prozent kaum besser. In einer Zeit, in der die Finanzpolitik mit Hilfe negativer Zinsen um Wirtschaftswachstum ringt, zählt diese Argumentation umso mehr. Hohe Kursgewinnverhältnisse sollten in diesem Zusammenhang nicht von einem Investment abhalten, ganz im Gegenteil, sie sind gerechtfertigt, wenn entsprechendes Unternehmenswachstum vorhanden ist und dieses Wachstum auch für kommende Perioden erwartet werden darf.

PETER SEILERN, Chairman, Seilern Investment Management Ltd

ZEICHEN DER ZEIT Auch wenn in den letzten 60 Jahren die Zeitrahmen für Vorsorgepläne immer wieder – vor allem politisch motiviert – verkürzt wurden und festgelegte Beitragspläne Rentenauszahlungen schon ab dem vollendeten 55. Lebensjahr zulassen, bleibt die Tatsache bestehen, dass Pensionsveranlagungen über Zeiträume von 40 bis 50 Jahren betrachtet werden müssen. Wenn zukünftige Pensionisten mit ihren Beitragszahlungen im Alter von 20 Jahren beginnen und man von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80 Jahren ausgeht, müssen Pensionsbeiträge entsprechend progressiv investiert werden, damit Renten in zugesagter Höhe und entsprechend wertgesichert auch in Zukunft ausbezahlt werden können. Wenn man dieses Versprechen einhalten möchte, muss man aus heutiger Erkenntnislage wachstumsgenerierende Aktienfonds, einhergehend mit einer ausgewogenen Risikogewichtung, in jedem Fall berücksichtigen. Den heutigen wie zukünftigen Rentnern gebührt nicht nur eine verantwortungsvolle Pensionsveranlagung,sondern eine, die sich nicht den Opportunitäten, wie sie die internationalen Kapitalmärkte bieten, verschließt. www.seilerninvest.com

Disclaimer: (1) Daten für den Zeitraum 31.12.05 – 31.12.15: Seilern Stryx World Growth Fund (Anteilsklasse in USD enthält jährliche Managementgebühren von 1,5 Prozent) Brutto-Dividenden werden reinvestiert. – Quelle: Seilern Investment Management Ltd., MSCI World Index Total Return (USD) Brutto-Dividenen reinvestiert, US Staatsanleihen/Bondmarkt – Quelle Bloomberg.

MÄRZ 2016 – GELD-MAGAZIN °

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geldanlage ° Die besten Investmentfonds

Der Vergleich macht sicher Die größten Gewinne in den vergangenen zwölf Monaten erzielten überraschenderweise Goldaktienfonds. Über drei und fünf Jahre weisen hingegen Biotech- und Healthcare-Fonds noch immer die höchsten Renditen auf. Aber auch ­einzelne Europa-Aktienfonds und Alternative Investments konnten überzeugen. Mario Franzin

D

ie unten stehende Auflistung widerspiegelt die großen Trends an den Börsen. Im Ein-Jahres-Bereich finden sich unter den Top Ten vor allem Fonds, die in Goldminen-Aktien investieren. Der Goldpreis erholte sich überraschend stark von 1050 Dollar (Mitte Dezember) bis auf derzeit 1175 Dollar je Unze, wodurch die Kurse der Minentitel ordentlich in die Höhe gehebelt wurden. Noch ist nicht ganz klar, inwieweit das nur eine kurzfristige Erholung in einem überverkauften Markt war, denn im Fünf-Jahres-Bereich und zum Teil im DreiJahres-Zeitraum rangieren im Wesentlichen die gleichen Fonds mit Verlusten von 70

Prozent und mehr noch in den untersten Rängen. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden auch Fonds, die in den Ölund Energiebereich investieren und in das stark vom Ölexport abhängige Brasilien. Mit diesen Fonds wurde in den vergangenen zwölf Monaten gut ein Drittel des Vermögens verloren. Als Dauerbrenner hingegen entpuppen sich wieder einmal die in Biotechnologie und in die Gesundheits-Industrie investierenden Fonds. Sie mussten zwar in den vergangenen zwölf Monaten im Durchschnitt rund 20 Prozent Federn lassen, auf Sicht von z.B. fünf Jahren weisen sie aber auf-

grund des Booms zwischen 2008 und Mitte 2015 noch immer einen durchschnittlichen Ertrag von rund 140 Prozent auf. Vergleichs­ weise dazu schließen die besten BiotechFonds noch weit besser ab. So weist der TopFonds ESPA Stock Biotec über fünf Jahre ­einen Ertrag von 218 Prozent auf. Interessant ist, dass sich im Ein-JahresBereich neben den Goldaktienfonds auch Fonds aus dem Bereich der sogenannten Alternativen Investments und Anleihenfonds mischen. So generiert beispielweise der Asse­nagon Alpha Volatility seinen Ertrag durch das Ausnützen von relativen Preisdifferenzen und gilt als marktneutraler Fonds.

6700 Fonds auf dem Prüfstand° Sieger und Verlierer im Überblick º Über 1 Jahr

º Über 3 Jahre

º Über 5 Jahre

Die 10 Besten STABILITAS - Pacific Gold+Metals BAKERSTEEL Global SICAV PreciousMetals Fund STABILITAS - Gold+Resourcen Secial Situations db x-trackers CSI300 Real Estate UCITS ETF STABILITAS - Gold+Resourcen Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds Assenagon Alpha Volatility UBS ETF Solactive Global Pure Gold Miners Edmond de Rothschild Fund-Emerging Bonds KEPLER Asset Backed Securities Fund

in % 41,7 41,5 27,7 27,1 24,0 21,7 19,8 18,9 17,8 15,6

Die 10 Besten in % kumuliert HBM Global Biotechnology Fund 128,9 BSF European Opportunities Extension 105,9 MLIS Graham Systematic Macro UCITS 104,8 Polar Capital Healthcare Opportunities 98,6 Janus Global Life Sciences Fund 97,3 ESPA STOCK BIOTEC 96,7 BZ Fine Fund - Pharma 95,3 CS (Lux) Global Biotech Innovators Equity Fund 93,2 Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech 92,9 Morgan Stanley Global Opportunity 91,8

Die 10 Besten in % kumuliert ESPA Stock Biotec 217,9 Candriam Equities L Biotechnology 201,9 DWS Biotech 200,5 Franklin Biotechnology Discovery 199,7 JPM Global Healthcare 199,4 CS (Lux) Gl Biotech Innovators Equity Fund 198,3 Polar Capital Healthcare Opportunities 187,5 UBS (Lux) EF - Biotech 185,3 Janus Global Life Sciences Fund 184,5 Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech 173,9

Die 10 SchwächstEN iShares Oil & Gas Expl. & Production UCITS ETF Source STOXX Euro 600 Opt. Basic Resources ETF Risse Inflation Opportunities LO Funds - Global Energy SSgA EMU Equity Fund Allianz Energy Schroder ISF Global Energy UBS ETF Solactive Global Oil Equity UCITS Goldman Sachs NAm Shale Revo &En Infra ETFS US Energy Infrastructure MLP GO UCITS ETF

in % – 33,2 – 33,6 – 34,8 – 34,9 – 36,2 – 37,0 – 38,0 – 40,3 – 41,3 – 43,4

Die 10 SchwächstEN in % kumuliert Risse Inflation Opportunities – 52,1 UBS ETF Solactive Global Oil Equity UCITS – 52,1 UBS - Rogers International Commodity Index – 52,2 JPM Brazil Equity – 53,4 Amundi Funds Equity Brazil – 53,7 PARVEST Equity Brazil – 54,8 STABILITAS - Silber+Weißmetalle – 55,5 Allianz Rohstofffonds – 55,5 Allianz Global Metals and Mining – 55,8 HSBC GIF Brazil Equity – 58,8

Die 10 SchwächstEN in % kumuliert BGF World Mining – 65,9 NESTOR Australien Fonds – 67,0 Schroder ISF Global Energy – 67,1 JPM Global Natural Resources – 67,8 STABILITAS - Silber+Weißmetalle – 71,4 Allianz Global Metals and Mining – 71,5 Allianz Rohstofffonds – 71,6 Craton Capital Precious Metal Fund – 73,3 STABILITAS - Gold+Resourcen Secial Situations – 75,9 Earth Exploration Fund UI – 77,5 Quelle: Lipper IM, alle Performancezahlen auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. März 2016

42 ° GELD-MAGAZIN – März 2016


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Die besten Investmentfonds   geldanlage

Alois Wögerbauer verteidigt mit dem 3 Banken ÖsterreichFonds e­ rfolgreich seinen Spitzenplatz.

Aktienfonds Österreich º Stock Picking führt zum Erfolg  3 Banken Österreich-Fonds  Meinl Equity Austria

Up and Down. Ende September schwang sich der Wiener Börseindex ATX nach einer viermonatigen Abwärtsbewegung wieder zu einer Erholung auf. Betitelt wurde dies als „verfrühte Jahresend-Rally“. Doch der Traum platzte bereits Anfang Dezember und damit vor dem Jahrsultimo. Grund dafür war die Zinsanhebung der Fed mit befürchteten Auswirkungen auf das bereits gebeutelte China – und damit auf die Weltwirtschaft. Am besten durch diese Zeit kam Fondsmanager

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten AT0000662275 3 Banken Österreich-Fonds – 5,0 14,3 12,5 93 3,50 2,25 0,25 0,10 AT0000859293 Raiffeisen-Österreich-Aktien – 8,1 3,2 – 9,3 88 4,00 1,69 0,05 – 0,11 AT0000857412 Pioneer Funds Austria - Austria Stock – 9,8 1,6 – 1,9 203 5,00 1,72 0,03 – 0,04 AT0000859491 SemperShare Austria – 10,0 – 1,2 – 6,2 15 5,00 1,96 – 0,03 – 0,08 AT0000619713 Allianz Invest Austria Plus – 10,9 – 3,7 – 8,6 5 4,00 1,34 – 0,03 – 0,11 DURCHSCHNITT – 12,5 – 6,1 – 15,9 DER SCHLECHTESTE AT0000859368 Meinl Equity Austria – 10,8 – 16,1 – 32,3 36 5,00 1,61 – 0,59 – 0,51 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. März 2016

Alois Wögerbauer mit dem 3 Banken Österreich-Fonds. Er weist über die vergangenen zwölf Monate mit minus 5,0 Prozent den geringsten Verlust auf und konnte damit in den vergangenen drei Jahren mit 14,3 Prozent um 11,1 Prozent mehr verdienen als der zweitbeste Fonds – und um 20,4 Prozent mehr als der Durchschnitt. Bei den Lipper Fund Awards 2016 wurde der Fonds übrigens über alle drei Bewertungszeiträume (10, 5 und 3 Jahre) zum Sieger in seiner Kategorie gekürt. Etwas aufholen konnte der Raiffeisen-Österreich­Aktien, der über drei Jahre noch um 11,1 Prozent hinten liegt, den Abstand über ein Jahr jedoch auf 3,1 Prozent verringern konnte. Zum Jahresultimo waren seine Top-Fünf-Positionen: Erste Group Bank, Lenzing, Raiffeisen Bank International, Do&Co sowie voestalpine.

Claus Vorm erzielte mit dem Nordea Global Stable Equity über fünf Jahre die höchste Sharpe Ratio.

Aktienfonds Global º Sorge um schwache Weltwirtschaft

CreditS: beigestellt, Tai-Pan / software-systems.at

LGT Sustainable Equity Fund Global  Aberdeen Global - World Equity

GroSSe Auswahl. Es ist erfrischend zu sehen, dass unter den besten globalen Aktien­ fonds mit dem LGT Sustainable Equity Fund Global ein auf Nachhaltigkeit ausgerichtetes Produkt zu finden ist. Seit Anfang 2012 wird der Fonds von Christian Scherrer verwaltet, weist ein Fondsvolumen von knapp einer halben Milliarde Euro auf und ist in nur knapp 40 Positionen investiert. Auf Platz zwei rangiert der Global Stable Equity von Nordea. Dieser Fonds wird von Claus Vorm und Robert Naess

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LI0106892966 LGT Sustainable Equity Fund Global 5,1 63,4 65,3 183 5,00 1,77 1,30 0,73 LU0112467450 Nordea 1 - Global Stable Equity 1,0 54,1 87,8 2.073 5,00 1,90 1,22 1,17 LU0135991064 ValueInvest Lux Global 7,2 56,5 76,1 711 5,00 2,13 1,20 0,99 LU0552385295 Morgan Stanley Global Opportunity 5,0 91,8 100,8 702 5,00 1,90 1,06 0,49 BE0170209713 Candriam Equities B Leading Brands – 2,0 50,6 97,0 61 2,50 1,93 0,94 1,08 DURCHSCHNITT – 10,2 24,1 35,1 DER SCHLECHTESTE LU0094547139 Aberdeen Global - World Equity – 14,7 7,7 30,1 781 6,00 1,68 – 0,19 0,04 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. März 2016

verwaltet.Vorm ist Ökonom und Mathematiker. Im Portfolio befinden sich gut 100 Positionen, die über ein computergestütztes quantitatives Screening ausgewählt werden. Als wichtigste Faktoren fließen Marktstellung der Unternehmen, nachhaltig stabile Gewinne, Cashflows und Dividenden in den Auswahlprozess mit ein. Herausragend hinsichtlich seiner Erträge ist der Morgan Stanley Global Opportunities. Er konnte das Kapital in den vergangenen fünf Jahren glatt verdoppeln, was einer Performance von 15,7 Prozent p.a. entspricht. Die Auswahl der Assets erfolgt bei diesem Fonds nach fundamentalen Kriterien, wobei große Wachstums-Unternehmen (v.a. Technologie) hoch gewichtet sind. So finden sich unter den Top-Positionen (Ende Jänner) z.B. Facebook, an Stelle drei liegt Amazon.com.

März 2016 – GELD-MAGAZIN ° 43


geldanlage ° Die besten Aktienfonds

Aktienfonds USA º Seit einem Jahr im Abwärtstrend – die besten Fonds sind knapp im Plus  Pioneer Funds US Fund. Growth  CS (Lux) USA Value Equ. Fund

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LU0347184581 Pioneer Funds US Fund. Growth – 1,1 67,7 114,3 2.144 4,75 1,76 1,26 1,18 AT0000779665 Kathrein US-Equity 0,9 67,5 108,0 44 3,50 1,80 1,26 1,07 IE00B1ZBRN64 Stryx America 2,2 74,5 123,1 15 5,00 1,73 1,09 0,90 IE00B19Z8W00 Legg Mason CB US Large Cap Growth 0,0 71,8 120,5 266 5,00 1,74 1,05 0,85 LU0035765741 Vontobel Fund - US Equity 1,1 61,4 122,7 1.216 5,00 2,03 0,84 0,96 DURCHSCHNITT – 7,3 50,0 78,3 DER SCHLECHTESTE LU0187731129 CS (Lux) USA Value Equity Fund – 14,5 7,9 32,6 425 5,00 2,12 – 0,17 0,09 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. März 2016

Aktienfonds Japan º Konsolidierung nach drei Jahren heller Freude  Comgest Growth Japan  Meinl Japan Trend

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten IE0004767087 Comgest Growth Japan 8,1 75,8 81,7 115 4,00 1,76 1,12 0,82 LU0578148453 BL Equities Japan 10,1 59,9 – 244 5,00 1,35 1,10 – LU0135991148 ValueInvest Lux Japan 8,9 48,3 67,8 7.663 5,00 2,01 1,01 0,78 LU1060955314 Fidelity Funds - Japan Aggressive 5,2 75,4 89,4 132 5,00 1,91 0,89 0,71 LU0270818197 Schroder ISF Japanese Opportunities 0,2 49,1 56,8 1.042 5,00 1,94 0,78 0,58 DURCHSCHNITT – 6,4 36,4 37,2 DER SCHLECHTESTE AT0000805064 Meinl Japan Trend – 15,1 4,4 3,2 1,00 5,00 3,18 0,12 0,06 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. März 2016

Aktienfonds Wachstumsmärkte Global º Im Schnitt 20 Prozent minus im letzten Jahr  Stewart Investors Global EM Sust.  LO Funds Em. Equ. Factor Enh.

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten GB00B64TSC26 Stewart Investors Global EM Sustain. – 11,8 7,9 38,2 345 4,00 1,72 – 0,03 0,35 LU0307839646 Fidelity Funds - Emerging Markets – 13,7 10,7 18,8 3.372 5,25 1,94 – 0,08 – 0,06 GB00B2PDTP51 Stewart Invstors Global EM Leaders – 11,1 4,1 34,9 3.027 4,00 1,57 – 0,10 0,32 LU1120174450 Quoniam - EM Equity MinRisk – 16,9 – 3,1 20,5 1.633 5,00 1,08 – 0,13 0,27 LU0571085330 Vontobel Fund MTX Sust. EM Leaders – 12,6 6,2 – 128 5,00 2,06 – 0,14 – DURCHSCHNITT – 19,8 – 9,4 – 6,2 DER SCHLECHTESTE LU0293415914 LO Funds Em. Equity Factor Enh. – 20,3 – 19,8 – 118 5,00 1,79 – 0,83 – Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. März 2016

Aktienfonds Indien º Trotz heftiger Korrektur bleibt langfristig noch immer ein satter Gewinn  Pinebridge India Equity  HSBC GIF Indian Equity

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten IE00B0JY6M65 Pinebridge India Equity – 11,5 71,5 64,6 727 6,00 2,13 0,66 0,23 LU0333810181 Goldman Sachs India Equity – 17,5 50,2 63,8 1.385 5,50 2,25 0,44 0,26 LU0231203729 Franklin India – 18,1 35,9 33,3 2.754 5,75 1,89 0,32 0,06 IE00B03DF997 Comgest Growth India – 18,9 40,5 34,5 133 4,00 2,16 0,30 0,06 LU0231490524 Aberdeen Global - Indian Equity – 19,1 32,5 44,6 3.142 6,00 2,15 0,29 0,13 DURCHSCHNITT – 22,3 34,9 28,7 DER SCHLECHTESTE LU0066902890 HSBC GIF Indian Equity – 29,2 2,4 – 10,7 1.407 5,00 1,90 – 0,07 – 0,20 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. März 2016

44 ° GELD-MAGAZIN – März 2016


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Aktienfonds Immobilien Global º Korrektur führte zu leichten Verlusten  JSS Real Estate Equity - Global  RP Global Real Estate

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LU0198389784 JSS Real Estate Equity - Global – 3,5 31,0 58,8 64 5,00 2,02 0,62 0,66 LU0266012235 AXA WF Fram. Glb. Real Estate Sec. – 3,8 26,8 61,7 156 5,50 1,91 0,54 0,67 GB00B1F76L55 First State Global Property Securities – 6,5 30,0 61,9 320 4,00 1,64 0,40 0,53 IE00B0H1QD09 Invesco Global Real Estate Securities – 6,2 26,5 56,7 82 5,00 1,80 0,19 0,27 LU0209137388 Henderson HF Glb. Property Equities – 3,0 24,5 53,9 367 5,00 1,83 0,13 0,23 DURCHSCHNITT – 7,8 19,6 46,5 DER SCHLECHTESTE DE000A0KEYG6 RP Global Real Estate – 0,3 – 12,9 – 15,8 32 5,00 2,57 – 0,42 – 0,34 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. März 2016

Aktienfonds Immobilien Europa º Schwacher Euro brachte höhere Renditen  Henderson HF Pan Europ. Prop. Equ.  SemperProperty Europe

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LU0088927925 Henderson HF Pan Europ. Prop. Equ. – 2,6 66,1 83,3 488 5,00 1,84 1,28 0,79 BE0058187841 Petercam Sec. Real Estate Europe – 5,0 52,7 61,5 344 3,00 1,87 1,03 0,63 IE00B5N74G68 F&C Real Estate Securities – 6,8 66,2 84,5 99 5,00 1,93 0,99 0,58 LU0216734045 AXA WF Fram. Europe Real Est. Sec. – 7,2 54,6 68,6 758 5,50 1,65 0,96 0,64 LU0283511359 PARVEST Real Estate Sec. Europe – 5,8 47,0 50,6 544 3,00 2,02 0,90 0,48 DURCHSCHNITT – 6,5 41,6 47,2 DER SCHLECHTESTE AT0000746250 SemperProperty Europe – 11,5 35,7 39,8 24 5,00 2,23 0,69 0,43 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. März 2016

März 2016 – GELD-MAGAZIN ° 45


geldanlage ° Aktienmarkt Europa

Europäische Aktienfonds: Favoriten für 2016 Wenn man sich das wirtschaftliche Umfeld ansieht, so spricht einiges für ein Investment in europäische Aktien – trotz des schwachen Wachstums. Die Binnenmärkte erholen sich, und auch die Unternehmensgewinne sollten erstmals seit fünf Jahren nicht enttäuschen. Wir stellen einige Top-Europafonds vor. Wolfgang Regner

D

abei ist jedoch nicht zu übersehen, dass Europa vor zahlreichen Heraus­ forderungen steht: Politische Unsicher­ heiten, etwa die Regierungskrisen in Spa­ nien und Portugal, anhaltende Migrations­ ströme nach Europa und der Konflikt da­ rüber, wie man mit der Flüchtlingskrise umgehen soll, wobei ein Zusammenbruch des Schengen-Systems sicherer Außengren­ zen gerade exportorientierte Länder wie Deutschland schwere Schäden zufügen würde, das britische Referendum über ei­ nen EU-Austritt, wobei ein „Brexit“ ein Schadenpotenzial von mehreren Hundert Milliarden Euro in sich birgt, fehlende nach­ haltige Lösungen für die Eurokrise und die strukturelle Schwäche der französischen Wirtschaft machen aus Europa ein perma­ nentes „Krisengebiet“ und verhindern, dass die Region ihr wirtschaftliches Potenzial voll ausschöpft. Da ist es kein Wunder, wenn

die Stimmung unter den Unternehmern ­etwas unterkühlt ist. So blicken Börsenpro­ fis derzeit mit wachsender Sorge auf die deutsche Wirtschaft. Der wichtige ifo-Ge­ schäftsklimaindex ist nun schon zum drit­ ten Mal hintereinander deutlich gefallen – das war historisch gesehen oft ein Verkaufs­ signal für Aktien und ein Vorbote einer Re­ zession. Doch noch ist die deutsche Binnen­ wirtschaft sehr stabil, insbesondere der pri­ vate Konsum. Allerdings verliert auch in der Eurozone der Aufschwung an Kraft. Das Positive daran: Aufgrund des anhaltend niedrigen Ölpreises, des schwachen Lohnund Gehaltsanstiegs und des geringeren ­Zuwachses der Bilanzsumme der Europäi­ schen Zentralbank (EZB) – verglichen mit jenem der US Federal Reserve und der Bank of Japan – sind in Europa schon im März weitere quantitative Lockerungsmaß­ nahmen wahrscheinlich.

eurozone: bescheidener bip-zuwachs lässt trotzdem gewinne je aktie steigen in Prozent 6

Eurozone-BIP im Vergleich zu Anstieg des Gewinns je Aktie (GjA)

4

BIP für die Eurozone (linke y-Achse) MSCI Eurozone EPS 12-Monat-Prognose (rechte y-Achse)

Inflation sinkt weiter Zuletzt sorgte auch der absolute Preis­ rückgang in der Eurozone für eine Überra­ schung. Die Inflation sank in der Eurozone im Februar zum Vorjahr um 0,2 Prozent. Doch solange das Wachstum bei rund 1,5 Prozent verharrt, bleibt das Umfeld für die Unternehmen relativ günstig. Auch die Be­ wertungen sind attraktiver geworden, denn europäische Aktien haben seit Jahresbeginn etwa zehn Prozent an Wert verloren und da­ mit den schlechtesten Jahresauftakt seit 40 Jahren hingelegt. Aber auch wenn die ­Märkte zurzeit im Minus sind, gibt es kei­ nen Grund, von einer neuen Finanzkrise auszugehen, da die positiven Vorzeichen überwiegen. „Europa ist für Aktienanleger zweifellos nach wie vor attraktiv, denn der schwächere Euro, das billige Öl und die niedrigen Zinssätze bieten eine klare Per­ spektive“, sagt Pierre Nebout, Co-Leiter

ifo konjunkturtest in Prozent 45 35 25

2

15 5

0

-5

-2

-15 -25

-4

-35 -6 -45 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016E

Geringes BIP-Wachstum stoppt die Unternehmensgewinne nicht. Quelle: JPMorgan, IBES. Daten vom 7. Oktober 2015.

46 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

Negativ ist der starke Rückgang der Geschäftserwartungen zu werten. Quelle: ifo


°

Aktienmarkt Europa   geldanlage

Invesco Pan European Structured Equity Fund

DNCA Invest Europe Growth

Henderson Euroland

Der Fokus des Invesco Pan European Structured Equity Fund liegt auf Aktien mit einem attraktiven Risiko-Rendite-Profil. Identifiziert werden diese Aktien mit Hilfe eines haus­eigenen systematischen Investmentprozesses auf Einzeltitelebene, der auf vier Konzepten basiert: Gewinnerwartungen, Marktsentiment, Management & Qualität sowie Bewertung. Dieser Ansatz kann zu sehr aktiven Positionen und Abweichungen im Verhältnis zum Referenzindex führen. Fondsmanager Thorsten Paarmann lässt sich von keinen Benchmarks einschränken. Der Invesco-Europafonds strebt vor allem danach, unnötige Volatilität zu vermeiden. Forschungen zeigen, dass das Eingehen von Risiken nicht belohnt wird und hochvolatile Aktien im Durchschnitt niedrigere Erträge erzielen. Deshalb fährt Invesco einen „low volatility“-Ansatz. Das Resultat ist eine niedrige Korrelation zu traditionellen Aktieninvestments und ein reduziertes Verlustrisiko.

Der DNCA Invest Europe Growth setzt auf ausgewählte Wachstumsaktien aus Europa. Im All-Cap-Fonds befinden sich rund 40 Titel, die hoch gewichtet werden. Leadmanager Carl Auffrets Erfolgsgeheimnis liegt in einem konzentrierten Growth-Portfolio. Dieses besteht vor allem aus Large Caps, aber auch Small und Mid Caps befinden sich im Fondsvermögen. Die fünf größten Positio­nen machen gut 25 Prozent des Fondsportfolios aus. Auffret ist stets zu mindestens 95 Prozent investiert und nutzt keinerlei Derivate. Um die richtigen Titel für seinen Fonds auszuwählen, setzt Auffret auf acht Kriterien, anhand derer er Aktien und Unternehmen analysiert. Dazu gehören ein organisches Wachstum von mehr als fünf Prozent, ein hoher Cashflow sowie eine prognostizierte Verbesserung des Unternehmensergebnis­ses. Weiterhin ausschlaggebend ist eine angemessene Bewertung der Aktie. Hinzu kommen solide Finanzen und eine gute Unternehmensführung.

Seit November 2011 managt Nick Sheridan den Henderson Euroland Fund. Seither zählt er in Hausse- und Baissephasen zu den bes­ ten Euroland-Aktienfonds. Im europäischen Aktienteam von Henderson nimmt Sheridan die Rolle als Quality-Value-Investor ein, während Tim Stevenson in Quality-Growth-Aktien investiert und John Bennett einen flexiblen Blend-Stil verfolgt. Sein Motto lautet: „Der Gewinn liegt im Einkauf.“ Sheridan ist jedoch kein Deep-Value-Investor, der nur auf die Bewertung schaut. Sheridan kauft lieber Quality-Value-Aktien. Das heißt, er mag Unternehmen, die profitabel sind, eine Dividende zahlen und gering verschuldet sind, die Anleger jedoch vorübergehend abstrafen – etwa, weil negative Gerüchte aufkommen. Das ist seine Chance, günstig in Qualitätsaktien einzusteigen. Der Henderson Euroland weist mit 18,4 Prozent einen höheren Return auf als der Index. Die höhere Rentabilität der Aktien ist typisch für den Henderson-Fonds.

ISIN LU0119750205  Börse Frankfurt

ISIN LU0870553459  Börse Frankfurt

ISIN LU0011889846  Börse Frankfurt

­ uropean Equity Management bei Edmond E de Rothschild Asset Management (France). Der Aktienexperte aus dem Hause Edmond de Rothschild erwartet, dass die Lage sich auch auf den Haushaltszyklus positiv aus­ wirken wird, da die Sparpolitik gelockert wird und die Kreditvergabe, dank der Geld­ politik der Europäischen Zentralbank (EZB), anzieht. „Es ist wichtig, sich vor Au­ gen zu halten, dass sich Europas Unterneh­ men, die seit 2009 Restrukturierungsmaß­ nahmen durchlaufen, in ausgezeichneter

Verfassung befinden. Diese fortlaufenden Anstrengungen haben ihre Ergebnisse ro­ buster gemacht“, so Nebout. Soll heißen:

Selbst bei schwachen Makrodaten (etwa beim BIP-Wachstum) können die Unter­ nehmen relativ gute Gewinne liefern.

° die besten Aktienfonds Europa/Eurozone ISIN LU0313923228 IE00B5VJPM77 LU0011889846 LU0119750205 LU0870553459

FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 J.p.a. BSF European Opportunities Extension 625 Mio. € 9,9 % 27,5 % EI Sturdza Strategic Europe Value Fund 917 Mio. € 3,8 % 16,4 % Henderson HF Euroland 1.071 Mio. € -3,2 % 15,1 % Invesco Pan European Structured Equity 6.786 Mio. € -5,7 % 12,5 % DNCA Invest Europe Growth 415 Mio. € 1,3 % 14,2 %

5 J.p.a. 19,5 % 14,1 % 12,3 % 11,4 % –

ter 1,89 % 1,43 % 1,88 % 1,57 % 2,56 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 03. März 2016

März 2016 – GELD-MAGAZIN ° 47


geldanlage ° Aktienmarkt Europa

JPM Europe Equity

Der JPM Europe Equity zeigt, dass die Kombination aus Value und Growth funktioniert.

48 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

„Träges globales Wachstum ist vorteilhaft für unseren Investmentansatz.“

Cédric de Fonclare, Jupiter Asset Management

ter als die Lage – denn die Probleme etwa in den Emerging Markets (China) sind mitt­ lerweile allgemein bekannt und betreffen vor allem den Energie- und Rohstoffbe­ reich, wo wir untergewichtet sind. Wir glau­ ben, dass die M&A-Aktivitäten wieder an­ ziehen und die Stimmung an den Märkten verbessern werden. Der Credit Suisse Glo­ bal Risk Appetite Index hat zuletzt ein nega­ tives Rekordniveau erreicht, was wir als gu­ ten Kontra-Indikator und als Chance ein­ stufen, bei Aktien verstärkt zuzugreifen.“ Hauptrisiko China John Bennet, Manager des Henderson Gartmore Continental European Fund (ISIN LU0201071890), ist nicht so zuver­ sichtlich. „Es herrscht derzeit ein fast ewiger Kampf um den Value an europäischen Ak­ tienmärkten – dieser ist trotz der Kursein­ brüche nicht leicht zu finden. Das Haupt­ risiko für Europa liegt demnach in China. Wir sehen, dass zumindest auf Sektorebene einige Bereiche bereits in die Rezession ab­ getaucht sind, wie z.B. der Kapitalgütersek­ tor. China wird vom Kunden zum Rivalen auf den globalen Märkten. Sollte China sei­ ne Währung massiv abwerten, dann erwar­ ten wir eine regelrechte globale Rezession“, befürchtet Bennett. Dennoch gibt es Invest­ mentchancen in Europa: Ein attraktiver Sektor ist die Kabel-Telekom-Branche. Und wir haben bei Energiewerten wie Total oder Royal Dutch den großen Zeh ins Wasser ge­ steckt.“ Demgegenüber ist Matt Siddle, Ma­ nager des Fidelity European Growth Fund (ISIN: LU0048578792), optimistisch für Eu­ ropa-Aktien. „Europa ist die Heimat vieler Weltmarktführer, die alle Vorteile auf ihrer Seite haben. Sie operieren in Märkten mit strukturellem Wachstum, besitzen renom­

mierte Marken, haben solide Bilanzen und sind breit aufgestellt.“ Er verfolgt eine Stra­ tegie, die den Kauf von Qualitätsaktien zu einem attraktiven Preis vorsieht. Fallen die Kurse dieser Aktien wie zuletzt sehr stark, schlägt er zu. Wichtig ist dabei immer, dass die Aktien seine Qualitätskriterien erfüllen: Es müssen starke Unternehmen mit kompe­ tentem Management sein, die in der Lage sind, nachhaltig hohe Erträge zu liefern, einen hohen Cashflow zu erwirtschaften und die ihre Erträge reinvestieren, um das Unternehmenswachstum zu fördern. Ak­ tuell hat Siddle die Untergewichtung von Firmen mit hohem Umsatzanteil in den Schwellenländern zurückgefahren. „Zu­ gleich halte ich an der Übergewichtung von europäi­schen Unternehmen mit Ausrich­ tung auf die USA und der Untergewichtung von europäischen Firmen mit Ausrichtung auf den Heimatmarkt fest.“ Bei Banken ist er weiterhin vorsichtig. „Die Nettozinsmar­ gen sind stark unter Druck, zudem gibt es eine große Kluft zwischen operativen Ge­ winnen und Gewinnen pro Aktie – infolge Anteilsverwässerungen bei Kapitalmaß­ nahmen.“ Quality Value-Strategie Stephen Macklow-Smith, Fondsmana­ ger des JPM Europe Equity Fund, zu seiner Strategie: Unsere Anlagestrategie ist vor allem auf den Value-Stil ausgerichtet, denn sollte das Wachstum sich beschleunigen, werden Substanzwertaktien besonders stark zulegen können. Gleichzeitig achten wir auf die relative Stärke – halten also Aktien, die sich im bisherigen Abwärtszyklus am bes­ ten gehalten haben. Sollte das Wachstum ­schwächer werden, dürften sich Qualitäts­ aktien besser entwickeln. Deshalb sind wir auch in Growth-Aktien investiert – beson­ ders in strategisches Growth. Dieses defi­ nieren wir als Wachstum, das von zykli­ schen Konjunkturschwankungen nur wenig betroffen ist, wie z.B. Novo Nordisk (Diabe­ tes-Marktführer), Fresenius Medical Care (Dialyse), Autoteilehändler wie Valeo oder Continental (Technologien zur Emissions­ reduktion). Cédric de Fonclare, Manager des Jupiter European Opportunities, sieht

creditS: beigestellt

Crash der Bankaktien Doch deutet der Bankencrash der letz­ ten Monate nicht, dass doch eine neue Re­ zession vor der Tür steht? „Die jahrelangen Anstrengungen auf dem Gebiet der Regu­ lierung haben zu einer Stärkung der Bi­ lanzen geführt, auch wenn dies erheblich zu Lasten der Ertragskraft geht. Und die EZB hat einen klaren Auftrag, die Kreditvergabe wieder in Gang zu bringen“, sagt Roth­ schild-Experte Nebout. Im aktuellen Um­ feld, niedrige Zinsen und schwaches Welt­ wirtschaftswachstum, bevorzugt Pierre Ne­ bout ertragsstarke Aktien – Aktien von Un­ ternehmen, die hohe, freie Cashflows er­ wirtschaften – und binnenwirtschaftlich orientierte Unternehmen, die nach wie vor attraktiv bewertet sind. So meint Stephen Macklow-Smith, Manager des JPM Europe Equity Fund (ISIN LU0053685029), dass es trotz einiger enttäuschender Berichte von der Konjunkturfront noch zahlreiche Wachstumsinseln gibt: „So etwa die Ar­ beitsmärkte – die Arbeitslosigkeit ist zuletzt zurückgegangen, das Konsumentenvertrau­ en ist stark, wir sehen reales Lohnwachstum und auch der Kreditbereich zeigt Erho­ lungstendenzen. Die Eurozone sollte 2016 rund 1,5 bis 2,0 Prozent wachsen. Was unse­ re Investments im Aktienbereich anbelangt, so konzentrieren wir uns derzeit mehr auf binnenorientierte Unternehmen, also auf solche, die stark in der Weltwirtschaft ver­ ankert sind“, erklärt Macklow. Und er bestä­ tigt: „Die Investorenstimmung ist schlech­


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Aktienmarkt Europa   geldanlage

Vorteile bei Unternehmen, die stark in der Eurozone verankert sind. Europa – die mikro-perspektive „Aus unseren Gesprächen mit den Ge­ schäftsleitungen vieler Unternehmen ist deutlich geworden, dass die Aussichten auf zukünftige Einnahmequellen sektorunab­ hängig eher gering sind. Es gibt jedoch starke Unterschiede zwischen spezifischen Unternehmen. Aktuell bekommen wir mehr positive Rückmeldungen von Unterneh­ men, die mit der sich verbessernden inlän­ dischen Wirtschaft verknüpft sind, beson­

ders wenn die Unternehmen über Wettbe­ werbsvorteile verfügen. Ryanair ist ein Bei­ spiel mit einem in erster Linie europäischen Kundenstamm, das von der verbesserten wirtschaftlichen Dynamik profitiert. Auch im Retail-Bereich sehen wir Unternehmen, die überzeugen: Schmuckhersteller Pando­ ra verkündete, dass der Konzernumsatz 2015 um 40 Prozent im Jahresvergleich ge­ stiegen ist.“ Weniger positive Beispiele sind Néstle und AB InBev (alle nicht im Port­ folio). „Bei beiden scheint das organische Wachstum nachzulassen, während sie gleichzeitig hoch bewertet sind. Wir sind

der Meinung, dass teure defensive Unter­ nehmen nicht wirklich defensiv sind. In un­ serer Suche nach qualitativen Unternehmen zu vorteilhaften Preisen suchen wir Unter­ nehmen, die verhältnismäßig unbeliebt sind, weil sie in einer konjunkturempfind­ lichen Branche tätig sind, aber einen struk­ turellen Wachstumscharakter aufweisen. Ein Beispiel wäre Johnson Matthey, das Ka­ talysatoren für Lkw herstellt. Die Aktie wur­ de im Zuge des VW-Skandals abgewertet. Jedoch stammen die Einnahmen vor allem aus dem Markt für Schwerlastfahrzeuge, der nicht in der Lage ist, Diesel aufzugeben.“

interview ° Interview Stephen Macklow-Smith,  Fondsmanager des JPM Europe Equity Fund GELD °

Wie sieht Ihre Makro-Sicht auf

­Europa aus?

Macklow-Smith: Die aus Europa kommenden Fundamentaldaten waren zuletzt sehr gemischt – die Außenhandelsdaten bzw. Indikatoren präsentierten sich eher schwach, während sich der Binnenmarkt als sehr stabil erwiesen hat und wohl weiterhin Stärke zeigen wird. Schwach ist vor allem der Sektor der verarbeitenden Industrie, obwohl die Einkaufsmanagerindizes (PMIs) sich nach wie vor in einer expansiven Phase befinden. Besser sehen der Bereich Dienstleistungen und zyklischer Konsum aus. Wie schätzen Sie die Maßnahmen der ­Europäischen Zentralbank ein?

Die EZB macht einen guten Job – im Rahmen ihres Mandates. EZB-Chef Mario Draghi hat wiederholt darauf hingewiesen, dass die Geldpolitik allein nicht die Wachstumsaussichten verbessern kann. Eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik ist ebenfalls erforderlich. Die Erholung des Kreditsektors geht jedenfalls nicht auf das QE-Programm zurück, sondern auf die erfolgreichen Stresstests der EZB bei den Banken 2014 und das LTRO-Programm (Long-Term Refinancing Operation), mit dem die EZB die Liquiditätsversorgung der

Banken sicherstellte. Dazu sieht das Wachstum der breiten Geldmenge M1 sehr gesund aus und lässt auf zukünftiges Wachstum der Wirtschaft und der Unternehmensgewinne hoffen. Dank der gut kapitalisierten Banken sollte sich auch der Kreditsektor stärker erholen.

Die bisherigen negativen Gewinnrevisionen 2016 konzentrierten sich auf den Energie- und Rohstoffsektor.In Großbritannien und Norwegen sanken die Gewinne 2015 um 23 bzw. 15 Prozent. In der Eurozone, ohne diese negativen Einflüsse wie dem tiefen Ölpreis oder Währungsverschiebungen (z.B. im Schweizer Franken), dagegen stiegen die Gewinne 2015 um acht Prozent und sollten 2016 um weitere fünf Prozent wachsen. Deswegen setzen wir im JPM Europe Equity auch stärker auf den Binnenmarkt und sind im Energie- und Rohstoffbereich sowie in Großbritannien untergewichtet. Gute Chancen sehen wir in den Versicherungs-, Nahrungsmittelhandel- und Versorgersektoren. Was den kontroversen Bankensektor anbelangt, meiden wir Investmentbanken und setzen auf Banken, die auf ihren Heimatmärkten stark sind – etwa im Hypotheken-, Kredit- und Einlagengeschäft. Bei Investmentbanken schwanken die Erträge sehr stark.

Warum sollten Anleger in europäische Aktien investieren?

Unser positives Investmentszenario baut auf steigenden Unternehmensgewinnen bei gleichzeitig attraktiven Bewertungen auf. Auf zyklisch adjustierter Basis befinden sich Europas Aktienmärkte auf Kaufniveau. Was die jüngsten Kursverluste anbelangt, so haben diese die Aktien-Risikoprämien in ungerechtfertigte Höhen getrieben. Demgegenüber haben zukünftige Cashflows und Zinsen, die die Aktienbewertung ebenfalls beeinflussen, eine geringere Rolle gespielt. Daran sieht man: Die Marktstimmung ist schlechter als die Lage. Dazu ist Europa ein Nettoimporteur von Energieträgern und profitiert von den tiefen Ölpreisen. Und die EZB könnte im März die Anleihekäufe ausweiten. Wie gut geht es eigentlich Europas ­Unternehmen?

März 2016 – GELD-MAGAZIN ° 49


geldanlage ° Rüstungsindustrie

Todsichere Investments Der Krieg gegen den Islamischen Staat (IS) im Nahen Osten und jetzt auch wieder in Libyen lässt Investoren zu den Waffen greifen. Zumindest an den Börsen. Denn die Militärausgaben steigen und Rüstungsaktien glänzen mit nachhaltigen Kursgewinnen. Wolfgang Freisleben

D

er Krieg ist der Vater aller Dinge“, orakelte schon vor 2500 Jahren der griechische Philosoph Heraklit. Seither hat sich nichts geändert. Denn die unentwegten kriegerischen Auseinandersetzungen auf unserem Globus zerstören noch immer viel und schaffen daraus Neues. Beides sorgt für wirtschaftliche Impulse. Aus der Zerstörung zieht einer der lukrativsten Geschäftszweige besonderen Profit: die Rüstungs­industrie. Sie gilt trotz Finanz- und Wirtschaftskrise seit der Jahrtausendwende als eine der wenigen verlässlichen Wachstumsbranchen und einer der großen globalen Gewinner. Das spiegelt sich auch in den Börsenkursen wider. Während der breite US-Index S&P 500 in den vergangenen 15 Jahren gut 40 Prozent gewonnen hat, konnte der Arca-Rüstungsindex seinen Wert verdreizehnfachen. International gefragt sind vor allem modernste Kriegstechnik und Waffen gegen Cyberkriminalität. Entsprechend sind Anleger mit Rüstungsfirmen wie Lockheed Martin, Northrop Grumman oder BAE

S­ ystems in den letzten Jahren gut gefahren, deren Gewinne gestiegen sind. Die Börse ist eben nicht gerade für ihr besonderes moralisches Urteilsvermögen bekannt. An den Finanzmärkten geht es nicht um Gut und Böse oder darum, ob etwas gar verwerflich ist, sondern schlicht um die Frage, wie viel Geld mit einem bestimmten Wertpapier oder einem ganzen Markt zu machen ist. Und da sind die Bör­ sianer nicht zimperlich, sondern geradezu unmoralisch. Das zeigte sich an den Reak­tionen auf die Terroranschläge von Paris am 13. November 2015. Umgehend legten jene Papiere eine Kursrally hin, die von Krieg und Konflikt profitieren. Nachdem die Börse die Zukunftserwartungen abbildet, war die Erwartung klar, dass Frankreich und andere Länder ihre Verteidigungsausgaben deutlich anheben würden. Und das würde die Gewinne der großen Rüstungskonzerne treiben. Das Motto „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“ trieb die Rüstungs-Aktien zu weiteren Kursgewinnen. Die Papiere des franzö-

sischen Technologiekonzerns Thales, der Anlagen zur militärischen Aufklärung und Raketenabwehrsysteme verkauft, legten in der Spitze umgehend um fast zehn Prozent zu. Über die letzten fünf Jahre waren es 167 Prozent. In Europa glänzten in den letzten fünf Jahren auch EADS (+166 Prozent) und mit Abstand BAE Systems (+55 Prozent). In den USA schoss der Dow Jones US-Defense ­Rüstungswerteindex, der die zehn größten amerikanischen Waffenbauer umfasst, nach dem Pariser Terror binnen sechs Tagen um sechs Prozent nach oben. Über fünf Jahre summierte sich der Kursgewinn auf 132 Prozent. Die im Index enthaltenen Aktien finden Sie in der Tabelle auf der rechten Seite.

Thales

EADS (Airbus)

bae systems

USA mit dem gröSSten ­Rüstungsetat der Welt Führend im kriegerischen Geschäft behaupten sich seit dem Zweiten Weltkrieg die USA. Sie üben sich im Dauerkrieg. Und seit Jahren im Nahen und Mittleren Osten. Und noch für lange Zeit. Am 2. Februar 2016 hatte US-Verteidigungsminister Ash Carter in

credit: USAF/Archiv, Shutterstock

50 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016


°

Rüstungsindustrie   geldanlage

Washington erklärt, dass das Pentagon im Jahr 2017 ein Budget von 582,7 Milliarden Dollar in Anspruch nehmen werde, wovon 7,5 Milliarden für den Kampf gegen den IS vorgesehen seien – doppelt so viel wie 2016. Damit verfügt das Land weiterhin über den mit Abstand größten Rüstungsetat der Welt. Das Budget basiert auf fünf Schlüssel-Faktoren: die wachsende Stärke von Russland und China, die von Nordkorea ausgehende Gefahr für die USA und ihre pazifischen Verbündeten, die Bedrohung der Verbündeten im Persischen Golf durch den Iran und der anhaltende Krieg gegen den IS. Der Islamische Staat als Langzeit-Projekt Bereits am 5. November 2014 hatte USPräsident Barack Obama die laufenden Militäraktionen im Irak und in Syrien gegen den Islamischen Staat (IS) als Langzeit-Projekt bezeichnet. Da den US-Streitkräften in

dem im Rahmen der Operation „Inherent Resolve“ geführten Luftkrieg gegen den IS die Bomben ausgingen, beantragte das Pentagon im Februar 2016 45.000 neue Laser- und GPS-gesteuerte Bomben für 1,8 Milliarden US-Dollar. Zuvor wurden insgesamt Bomben und Raketen für 1,3 Milliarden Dollar abgeworfen. Allerdings nicht gerade mit rauschendem Erfolg. Der IS konnte sogar ungehindert irakisches und syrisches Öl mit endlosen Kolonnen von Tanklastwagen in die Türkei verschieben, ohne von den US-Bombern behelligt zu werden. Der NATO-Partner Türkei finanziert mit seinen Käufen somit den IS, betei­ligt sich aber gleichzeitig an den Bombardements. Und die USA haben weiterhin eine Rechtfertigung für die militärische Präsenz in der Region. Und während Russland am Pranger steht, berichtet die NGO „Airwars“ im Februar von mindestens 880 Zivilisten, die bei den Bombardements mit mehr als 35.000 Bomben der US-geführten Allianz getötet wurden. Luftangriffe bescheren insbesondere den amerikanischen Munitions-Herstellern wie Raytheon, Lockheed Martin, General Dynamics und Orbital ATK florierende Geschäfte. Entsprechend führen die Investmentbanken genau Buch darüber, wie viele Angriffe Amerikaner und Franzosen gegen IS-Stellungen in Irak oder Syrien und jetzt auch wieder in Libyen fliegen. Dabei werden monatlich bis zu 900 Bombardements gezählt. Das Pentagon berichtete, dass per 10.

° Aktien des DJ US-DEFENSE Rüstungswerte-Index ISIN Unternehmen US5398301094 Lockheed Martin US3695501086 General Dynamics US7551115071 Raytheon US6668071029 Northrop Grumman US5024241045 L-3 Communications US4464131063 Huntington Ingalls US68557N1037 Orbital ATK US3024451011 FLIR Systems US2315611010 Curtiss-Wright US5645631046 ManTech Int.

Kurs MarktKap. (USD) (Mrd. USD) 217,24 63,82 137,11 42,66 124,48 37,22 192,22 34,78 118,92 9,32 133,55 6,25 87,25 5,13 31,05 4,29 70,55 3,23 28,87 1,09

KGV KGV Div./Aktie Rendite 2016e 2017e 2016e 2016e 18,4 15,9 6,71 USD 3,12 % 14,4 13,4 2,92 USD 2,15 % 17,4 15,5 2,89 USD 2,35 % 18,8 16,3 3,37 USD 1,76 % 15,6 14,2 2,95 USD 2,52 % 16,0 13,3 2,00 USD 1,51 % 15,6 13,3 1,08 USD 1,27 % 18,1 15,9 0,47 USD 1,51 % 36,9 15,3 0,52 USD 0,78 % 21,2 19,1 0,84 USD 2,92 %

Februar 2016 die von den USA geführte Kriegs-Koalition insgesamt bereits 10.242 Luftangriffe im Nahen Osten durchgeführt hatte – davon US-Flugzeuge 4.669 im Irak und 3.166 in Syrien. Die anderen Nationen kamen auf 2.199 im Irak und 209 in Syrien. Dabei waren nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums im Irak Flugzeuge aus Australien, Belgien, Kanada, Dänemark, Frankreich, Jordanien, den Niederlanden und Großbritannien eingesetzt. Und in ­Syrien zusätzlich Bahrain, Saudi-Arabien, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate. GröSSte Absatzmärkte im Nahen Osten und in Asien Im Nahen Osten tobt also eine unglaubliche Materialschlacht. Und die bedeutet immer neue Aufträge für die amerikanische Rüstungsindustrie. Nicht nur für den Eigen­ bedarf und längst nicht nur als Lieferant für die westlichen Industrieländer. Die großen Absatzmärkte für Panzer, Kampfflugzeuge, Radaranlagen, Flugabwehrkörper oder Munition in großen Mengen liegen auch im Nahen Osten und in Asien. Die Einfuhr von Waffen legte in jüngster Zeit besonders im Nahen Osten, in Teilen Afrikas sowie in Asien deutlich zu. Vor allem Saudi-Arabien weist besonders hohe Zuwachsraten auf und zählt gemeinsam mit China zu den großen Waffenkäufern. Der Wüstenstaat, der über einen jährlichen Rüstungsetat von rund 81 Milliarden Dollar verfügt, steigerte seine Importe zwischen 2011 und 2015 um 275

Rüstungsaktien boomen 240 200

MSCI Aerospace & Defense  MSCI World Index

160 120 80 40 0

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Quelle: Capital IP, finance.yahoo, FactSet, Stichzeitpunkt: 26. Februar 2016

märz 2016 – GELD-MAGAZIN ° 51


geldanlage ° Rüstungsindustrie

52

° GELD-MAGAZIN – MärZ 2016

nition und nicht zu vergessen die Investitionen in allerlei Überwachungsgeräte. SPitzenStellUng der Vereinigten StAAten im WAFFeneXPort Die Spitzenstellung halten die Vereinigten Staaten, die das internationale Waffengeschäft mit einem Anteil von rund 33 Prozent dominieren. Dahinter folgen Hersteller aus Russland (25 Prozent), China (5,9 Prozent), Frankreich (5,6 Prozent) und Deutschland (4,7 Prozent). Diese Fünf bestreiten gegenwärtig rund drei Viertel aller internationalen Rüstungsexporte. Wer Investments mit minimalem Risiko und hohen Renditen schätzt, wird also amerikanische Rüstungsfirmen kaum ignorieren können. Ob als Aktie, ETF, Zertifikat oder KO-Schein. Es sind wahrhaft todsichere Investments. Sie laufen an der Börse seit Jahren verlässlich. Ihre Anleihen gelten als ausfallsicher. Etwaige Skrupel werden durch unschlagbare Renditen ausgeglichen. Man nennt diesen Sektor allerdings „Defense“ – also Verteidigung. Das Fantastische dabei ist, dass die Börse kriegerische Auseinandersetzungen schon immer vorausahnt. Die Aktien aus dem Sektor der „Verteidigung“, gemessen am NYSE Arca Defense Index, sind in den letzten fünf Jahren von einem Tief bei 1.384 Punkten im Jahr 2011 zunächst bis auf 3.051 Punkte im dritten Quartal 2015 gestiegen, ehe der Index einen – wohl nur vorübergehenden – Schwächeanfall bekommen hat. Das Open-End-Zertifikat auf den Index mit der ISIN DE0009279943 verdoppelte im Fünf-Jahres-Zeitraum seinen Wert. Als ETF kauft man sich in die Branche bequem mit dem iShares U.S. Aerospace & Defense ETF ein, der den Dow Jones U.S. Select Aerospace & Defense Index (in US-Dollar) abbildet und Ende Februar 2016 um 90 Prozent höher lag als fünf Jahre zuvor. ethik- VS. SündenFondS: die Sünde Führt Wirken schon Rüstungswerte allein nicht besonders sittsam, so legt der USA Mutuals Barrier Investor Fonds (VICEX) als echter „Sünden-Fonds“ noch eins drauf,

der allerdings nur in New York notiert. Denn er setzt zwar auf Aktien von Unternehmen mit soliden finanziellen Daten und zukünftigem Wachstumspotenzial, aber vornehmlich aus Branchen, die als sozial unverantwortlich angesehen werden, d.h. neben Rüstung insbesondere auch Glücksspiel, Alkohol und Tabak. Damit hat der Fonds in den letzten drei Jahren einen Wertzuwachs von 32,7 Prozent und in fünf Jahren 67,0 Prozent geschafft. Die größten Gewinne gab es zwischen 2009 und Mitte 2014. Seither tendiert der Fonds seitwärts. nAchhAltigkeitS-indeX kAnn kUrSgeWinne nicht FeStigen Das Gegenteil der Sünde vermitteln Aktien der Dow Jones Sustainability IndexFamilie (kurz DJSI, deutsch: Dow Jones Nachhaltigkeits-Indizes), die neben ökonomischen auch ökologische und soziale Kriterien berücksichtigt. Damit heben sich die DJSI sowohl von klassischen Aktienindizes als auch rein ökologieorientierten Indizes ab. Aus diesen ist abzulesen, wie durch nachhaltiges Wirtschaften der langfristige Wert zu steigern ist. Bemerkenswert ist bei diesem Index, dass die Kriterien nicht mit dem allgemeinen Verständnis einer ethischen oder ökologischen Geldanlage direkt vereinbar sein müssen. So findet sich auch ein Unternehmen wie der französische Öl-Riese Total, der auch in Afrika (insbesondere Nigeria) tätig ist und nimmt damit in Kauf, dass Umweltschutz und die Einhaltung von Mindeststandards bei den Arbeitsrechten nicht immer gewährleistet sind. Auch der Ölkonzern Royal Dutch Shell und der Zigarettenhersteller British American Tobacco ist in diesen Indizes enthalten. Es handelt sich somit nicht in jeder Hinsicht um ethische Investments. Der Dow Jones Sustainability World Index spiegelt die Performance der größten 80 Unternehmen mit Nachhaltigkeitscharakter weltweit wider und hat in den letzten fünf Jahren etwas mehr als zwei Prozent an Wert verloren, weil er ab Mai 2015 eine Talfahrt begonnen hat. Mit Ethik lässt sich also nicht unbedingt nachhaltig Geld verdienen. Mit Sünde eher.

credit: USAF/Archiv, Shutterstock

Prozent, geht aus einem aktuellen Bericht des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri hervor. Trotz sinkender Öleinnahmen in dieser Region dürfte sich der Trend fortsetzen: „Eine Koalition arabischer Staaten setzt vor allem aus den USA und Europa stammende Waffen im Jemen ein“, erläuerte Sipri-Experte Pieter Wezeman. Saudi-Arabiens steiler Aufstieg im internationalen Waffenhandel hängt mit den wachsenden politischen Spannungen mit seinen Nachbarn wie dem Jemen und Iran zusammen. Gegenwärtig rangiert der Wüstenstaat mit einem Weltmarktanteil von sieben Prozent hinter Indien (Anteil: 14 Prozent), aber vor China (4,7 Prozent) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (3,8 Prozent) auf Platz zwei der größten Waffenimporteure der Welt. Im asiatisch-pazifischen Raum weisen Indien und Australien jeweils hohe Zuwachsraten ihrer Wehretats auf. So einigten sich die Rüstungseinkäufer aus New Delhi vor wenigen Monaten mit dem französischen Hersteller Dassault, ihre Luftwaffe künftig mit Kampfjets des Typs Rafale auszurüsten. Die australischen Militärs wollen ihre U-Boot-Flotte in großem Stil modernisieren. Hierfür steht ein Etat von rund 34 Milliarden Euro zur Verfügung. Um diese Aufträge bemühen sich neben einem Rivalen aus Japan auch die deutschen Hersteller Thyssen Krupp Marine Systems sowie Siemens. In Afrika tun sich indessen Algerien und Marokko als die größten Waffenimporteure hervor. In die beiden Länder geht mehr als die Hälfte der gesamten Rüstungslieferungen auf den afrikanischen Kontinent. Während die Importe in Algerien zuletzt leicht zurückgingen, stiegen sie in Marokko an. Die Staaten südlich der Sahara führten indes trotz der vielen Konflikte in Afrika aufgrund ihrer wirtschaftlichen Lage nur wenige Waffen ein. Insgesamt stiegen die Importe afrikanischer Staaten nach den Angaben von Sipri aber immerhin um rund ein Fünftel. Die größten Waffenexporteure sind weiterhin in Nordamerika und Europa zu finden. Ihre Spezialität sind Flugzeuge, Drohnen, Bomben, Panzer, Gewehre, Mu-


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Die Revolutionierung der eigenen vier Wände Digitales Wohnen ist der neueste Zukunftstrend. Unter „Smart Home“ firmiert ein Haus, das mitdenkt. Dank Internetanbindung kann sich das Handy in die Smart Home-Zentrale zu Hause einloggen, alle gewünschten Informationen liefern und sogar die Steuerung aus der Ferne erlauben. Wolfgang Freisleben ie Digitalisierung beeinflusst heute sämtliche Aspekte unseres täglichen Lebens und hat das Potenzial, die Gesellschaft, wie wir sie heute kennen, signifikant zu verändern. Denn sie dringt in immer mehr Lebensbereiche vor. Vom Auto bis zum Bankschalter im Internet schon längst. Und schrittweise erobert sie auch die Wohnhäuser und schafft ein intelligentes Heim: Das Smart Home. Ein Haus, das mitdenkt. Klingt fantastisch. Und ist es auch. Die Digitalisierung des Wohnbereiches ist nach der Elektrifizierung der Privathaushalte somit die nächste große Revolution im technologischen Fortschritt, der das Wohnen weiter vereinfacht und komfortabler gestaltet. Das intelligente Haus verbessert Komfort, Ressourcenverbrauch und Sicherheit seiner Bewohner und schafft einen Markt mit enormem Wachstumspotenzial. Die Tatsache, dass IT-Unternehmen wie Apple und Alphabet plötzlich in die Hauseinrichtungsbranche investieren, könnte ein Zeichen dafür sein, wie bedeutend Smart Home in Zukunft sein wird. Und auch die Kooperation des deutschen Versicherungs-Konzerns Allianz mit dem japanischen Elektronik-Riesen Panasonic deutet in diese Richtung. „Die Wachstumsstrategie von Panasonic Europe zielt darauf ab, unser innovatives Produkt-Lineup um eine große Bandbreite an vernetzter Hardware, Software und Diensten zu erweitern. Unsere Zusammenarbeit mit Allianz Worldwide Partners leistet hierzu einen Beitrag, indem sie unser Engagement im Smart Home-Markt festigt“,

54 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

erklärte Laurent Abadie, Vorsitzender und CEO von Panasonic Europe, anlässlich der neuen Partnerschaft im September 2015. „Mit dem neuen Komplettservice verschaffen wir unseren Kunden in Deutschland das beruhigende Gefühl, dass das eigene Heim sicher und wohlbehütet ist.“ Panasonic baut derzeit für umgerechnet rund 590 Millionen Euro eine Mustersiedlung mit 100 Smart Homes für 3000 Menschen in Japan. Jacques Richier, damals noch Vorsitzender und CEO von Allianz Worldwide Partners, fügte hinzu: „Digitale Technologien und vernetzte Geräte verändern den Umgang der Menschen mit ihren Besitztümern und wie sie die Sicherheit ihres Zuhauses gewährleis­ten. Für Versicherungen und Servicedienstleister wie Allianz Worldwide Partners eröffnet diese Entwicklung neue Möglichkeiten, um unseren Kunden zu helfen und sie zu unterstützen. Durch das Zusammenlegen unserer Assistance-Dienstleistungen mit der Smart Home-Expertise von Panasonic sind wir in der Lage, unseren Kunden den Schutz und die Überwachung ihres Heims aus einer Hand anzubieten.“ Am weitesten verbreitet ist die digitale Steuerung und Vernetzung heutzutage in den Bereichen Haustechnik (Beleuchtung, Beschattung und Belüftung), Sicherheit (Alarmsysteme, Rauchmelder etc.) und Multimedia. Denkbar ist aber nicht nur die drahtlose Netzwerkverbindung des Fernsehers mit dem Internet, die zweifellos eine der am weitesten verbreitete ist, sondern vieles mehr: von der zeitlichen Abstimmung der Kaffeemaschine mit der Heizung und

Vertragspartner Richier und Abadie: Smart Home-Kooperation Allianz und Panasonic.

dem Garagentor bis hin zum Sicherheits­ alarmsystem, das bei Auslösung sämtliche Türen blockiert. Neu ist auch die Vernetzung einzelner Geräte und Mechanismen und die Einbettung von Informationstechnologie, um neue Fähigkeiten zu erhalten, die über die ursprüngliche Bestimmung hinausgehen und

creditS: beigestellt, Shutterstock

D


°

Smart Home   geldanlage

Handy mit richtiger Software: Erlaubt die Verbindung mit der Smart Home-Zentrale.

eine Automatisierung ermöglichen. So etwa, wenn mit einem Blick auf das Smartphone-Display auch von unterwegs alles im Haus kontrolliert werden kann – bis hin zu Herdplatten und Küchengeräten. Das Smart Home öffnet und schließt die Rollläden zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Zimmern, schaltet Lichter ein oder aus und täuscht dadurch die Anwesenheit der Hausbewohner vor. Natürlich gehört auch die Alarmanlage zur Grundausstattung. Möchte der Hausbesitzer trotzdem selbst einmal nach dem Rechten sehen, ist das dank der Übertragung von Bildern der Überwachungskameras auf das Smartphone problemlos möglich. Dank Internetanbindung würde sich das Handy somit in die Smart Home-Zentrale zu Hause einloggen, alle gewünschten Informationen liefern und sogar die Steuerung aus der Ferne erlauben. Was für viele noch nach Zukunftsmusik klingt, ist längst Realität: Entsprechende Softwareprogramme und intelligente Haushaltsgeräte sind bereits heute auf dem Markt. Neues Zertifikat auf Aktien-Basket für Anleger Dieser neue Trend ist auch für Anleger interessant. Die Schweizer Bank Vontobel

bietet dazu ein neu aufgelegtes Partizipa­ tionszertifikat auf einen statischen Basket von Aktien des Smart Home-Segments, das dem Anleger erlaubt, an der Entwicklung dieses Marktes teilzuhaben. Enthalten sind Aktien von Unternehmen, die am stärksten von einem möglichen Aufschwung des Segments erfasst werden könnten. Nachstehende Tabelle zeigt die Startzusammensetzung des Smart Home Basket. Geografisch liegt der Schwerpunkt vor allem auf den USA, und das wirkt sich auch auf die Zusammensetzung der Währungen aus: 70 Prozent der Aktien sind in US-Dollar notiert, 20 Prozent werden in japanischen Yen gehandelt, die verbleibenden zehn Prozent lauten auf Euro. Der Basket umfasst insgesamt 20 verschiedene Aktien und ist in die Branchen Industrieunternehmen, Technologie und Verbrauchsgüter unterteilt. Entsprechend der eingangs beschriebenen Auswirkungen der Digitalisierung auf die gesamte Wertschöpfungskette stammen die Unternehmen aus verschiedensten Sektoren. Mit fünf Unternehmen den größten Anteil besitzt der Sektor Produktionstechnik. Diese Unternehmen sind auf die Produktion von Industrierobotern und CNC-Systemen mit numerischer Computersteuerung speziali-

siert. Vier Unternehmen widmen sich der Herstellung von elektronischen und elektri­ schen Ausrüstungselementen. Dazu zählen unter anderem computerisierte Mess­geräte, die der automatisierten Herstellung und Qualitätssicherung dienen. Ein bekannter Repräsentant des Sektors ist die ­Legrand SA, deren Produkte und Systeme für elektronische Installation und IT-Netzwerke in Wohnbauten, im Handel und in der Industrie genutzt werden. Ebenfalls mit vier Unternehmen sind die Software- und Computerdienstleister vertreten, zu denen auch Alphabet (ehemals Google) zählt. Dem Sektor Haushaltsgeräte und Wohnbau werden drei der enthaltenen Unternehmen zugeordnet. Ein prominenter Vertreter des Sektors ist der Beleuchtungsspezialist OSRAM Licht AG. Ein weiteres Mitglied dieses Sektors ist die iRobot Corp, die ihre Produkte nicht nur über den ­E inzelhandel vermarktet, sondern auch ­Zulieferer der US-Armee und weiterer staatlicher Behörden ist. 92 Prozent des ­Gesamtertrags entfallen dabei auf die ­Sparte „Home Robots“. Weitere vertretene Sektoren sind Supportleistung sowie Hardware und Ausrüstung. Die allgemeinen Industrie­ unternehmen werden vertreten durch ­Honeywell International Inc, ein weltweit diversifiziertes Fertigungsunternehmen, das u.a. Produkte und Dienstleistungen für die Luftfahrt, Steuerungstechnologie, Sensoren und Sicherheitstechnologie, Auto­ mobilprodukte, Spezialchemikalien sowie energie­effiziente Produkte und Lösungen anbietet. Zukunftsstudien lassen rasches Marktwachstum erwarten Der Einbau eines Vernetzungssystems in ein neues Einfamilienhaus kostet ­zwischen 50.000 und 100.000 Euro. Neben Fragen der Sicherheit dürfte dies der Grund für die noch zögernde Nachfrage sein, obschon etliche der Innovationen seit Jahren auf dem Markt sind. 2014 wurden weltweit

März 2016 – GELD-MAGAZIN ° 55


geldanlage ° Smart Home

rund 61 Milliarden Dollar mit Smart Home-Geräten umgesetzt. Dies hat die amerikanische BI Consulting Group errechnet. Bis 2020 werden laut Prognosen von Marktforschern 25 Milliarden Geräte im Internet der Dinge miteinander vernetzt sein. Das globale Marktvolumen soll zu diesem Zeitpunkt 500 Milliarden US-Dollar betragen. Keine Frage: weltweit sind Unternehmen im Begriff, neue Maßstäbe zu setzen. Forscher in einem der Fraunhofer-Institute haben mit „CapFloor“ einen neuen Fußboden entwickelt, der Stürze registriert und automatisch einen Notruf absendet. Das System soll dazu beitragen, dass ältere Menschen möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können. ABB, Bosch und Cisco haben das Joint Venture „Mozaiq“ gegründet, um einen einheitlichen Standard für die Hausautomation zu etablieren. Geräte sollen künftig unabhängig vom Hersteller auf dieser Softwareplattform kommunizieren können. Es gibt Bewegungsmelder, die Hilfsdienste oder Angehörige alarmieren, wenn sie längere Zeit keine Aktivität in der Wohnung

betagter oder kranker Menschen registrieren. Ein intelligenter Medizinschrank sorgt zudem dafür, dass zur richtigen Zeit die richtigen Tabletten eingenommen werden. Die vernetzte Samsung-Waschmaschine lässt sich dank WLAN-Zugangs auch mobil über das Smartphone steuern. Und weiß man nicht, welches Waschprogramm man wählen soll, schlägt die App automatisch das beste Programm vor und sendet es per WLAN an die Waschmaschine. Der intelligente Kühlschrank überwacht den Verbrauch der Bewohner und stellt automatisch eine Einkaufsliste zusammen, die über das Smartphone abrufbar ist. Er bestellt nicht nur selbstständig fehlende oder abgelaufene Lebensmittel, sondern stellt zudem aus den vorhandenen Lebensmitteln ein Rezept für das Abendessen zusammen. Die in smarte Haushaltsgeräte eingebauten Mikrochips kommunizieren nicht nur mit dem Internet, sondern sind auch mit dem Telefonnetz verbunden. So kann man von unterwegs den Herd anrufen und in Erfahrung bringen, ob man ihn ausgeschaltet hat. Der Feuermelder von Nest Labs ist mit einer angenehmen Frauenstimme

ausgestattet und lässt sich im Falle eines Fehlalarms mit einer Handbewegung wieder ausschalten. Der zu Google gehörende Konzern aus Palo Alto arbeitet daran, ungeliebte, aber wichtige Hausgeräte neu zu erfinden. Sensoren in Smart Home-Geräten messen u.a. den Kohlenmonoxid-Gehalt der Luft oder die Pollenbelastung. Bei einer zu hohen Konzentration erhält der Bewohner eine Sicherheitsmeldung auf sein Smartphone oder es wird direkt über den automatischen Fensteröffner gelüftet. Trotz aller Skepsis zeigt der Smart Home-Markt eine rasante Entwicklung. Gemäß einer Statistik von Berg Insight hat sich die Anzahl der installierten Smart Home Solutions in Nordamerika von 2012 bis 2014 von 3,5 Millionen auf 10,1 Millionen nahezu verdreifacht. Die weltweite Anzahl vernetzter Geräte ist laut einer Statistik von GSMA Intelligence im Zeitraum vom 2010 bis 2013 jedes Jahr um mehr als 30 Prozent gestiegen und erreichte 2013 rund 195 Millionen. Eine Statistik von MarketsandMarkets geht davon aus, dass sich der globale Umsatz von 20,38 Milliarden Dollar bis 2020 ebenfalls verdreifachen wird.

AKTIE ALt corp/the Alarm.com Holdings Alphabet ANSYS Autodesk cognex cree FANUc FArO technologies Honeywell international irobot Krones KUKA Legrand Logitech international OSrAM Licht Proto Labs renishaw Spectrum Brands Holdings Yaskawa electric

ICB BRANCHE Industrie Technologie Technologie Technologie Technologie Industrie Technologie Industrie Industrie Industrie Verbrauchsgüter Technologie Technologie Industrie Technologie Verbrauchsgüter Industrie Industrie Verbrauchsgüter Industrie

ICB SEKTOR Supportleistungen Software- und Computerdienstleister Software- und Computerdienstleister Software- und Computerdienstleister Software- und Computerdienstleister Elektronische und elektrische Ausrüstungselemente Hardware und Ausrüstung Produktionstechnik Elektronische und elektrische Ausrüstungselemente Allgemeine Industrie Haushaltsgeräte und Wohnbau Fabrikautomatisierung Industriemaschinen Elektronische und elektrische Ausrüstungselemente Hardware und Ausrüstung Haushaltsgeräte und Wohnbau Produktionstechnik Elektronische und elektrische Ausrüstungselemente Haushaltsgeräte und Wohnbau Produktionstechnik

HAUPTSITZ USA USA USA USA USA USA USA Japan USA USA USA Deutschland Deutschland Frankreich Schweiz Deutschland USA GB USA Japan

WÄHRUNG USD USD USD USD USD USD USD JPY USD USD USD EUR EUR EUR CHF EUR USD GBP USD JPY

GEWICHTUNG IN % 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5 5

Quelle: Bloomberg, 16.11.2015 - Industry Classification Benchmark

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° GELD-MAGAZIN – MärZ 2016

credit: Shutterstock

° STArTZUSAMMENSETZUNG DES SMArT HOME BASKET


°

Smart Home   geldanlage

Software wichtig für Smart Home-Technologie der Gegenwart Wie die Statistiken belegen, hat die Geschwindigkeit, mit der sich die Smart Home-Technologie verbreitet, in den letzten Jahren exponentiell zugenommen. Treiber der Digitalisierung und Vernetzung des alltäglichen Lebens ist die Entwicklung ­neuer Software. Gegenwärtige Smart HomeLösungen verbinden die Geräte und Sensoren über Stromleitungen, Netzwerkkabel oder per Funk mit einer Zentrale, die sich mit Hilfe von Panels, Touch-Displays, Tablets und Smartphones steuern lässt. Das ist nicht nur komfortabel, sondern kann auch zur Verbesserung der Effizienz und Energiebilanz beitragen. Die meisten Systeme verfügen nämlich über Funktionen, die das Sammeln und Auswerten von Informatio­ nen erlauben und entsprechende Reak­ tionen auslösen können. Beispielsweise

e­ rkennt ein solches System, wenn ein ­Fenster zum Lüften geöffnet wird und dreht die elektronischen Heizungsregler ­automatisch aus, bis das Fenster wieder geschlossen wird. Diese Funktionen dürften als Treiber dienen, sowohl für politische Interessenvertreter, die den Energiewandel befürworten, als auch für private Konsumenten, die ihre ­E nergiekosten senken möchten. Smartphone steuert bald den heimischen Alltag Gemäß einer Umfrage hat beispiels­ weise mehr als die Hälfte der Deutschen Interesse an Heimvernetzung in der eigenen Wohnung. So wie heute ein Computer ohne Netzanschluss oder ein Alltag ohne Smartphone kaum mehr denkbar ist, wird in einigen Jahren auch die Digitalisierung des Zuhauses Teil des Alltags sein. Bereits heute

werden mit dem Smartphone Einkäufe erledigt, Flüge gebucht, Rechnungen bezahlt, die Wetterprognosen geprüft – es ist nur konsequent, dass bald auch die Vernetzung des Hauses zum Standard wird und den Zugriff auf Türschloss, Heizung und andere elektronische Geräte erlaubt. Die Ausgestaltung des Zuhauses wird nicht mehr vom Material, sondern von der Software bestimmt werden. Um den disruptiven Wandel herbeizuführen, der mit der Elektrifizierung und zuletzt mit der Lancierung des Smartphones einherging, ist die Schnittstelle entscheidend. Entsprechend konkurrieren derzeit zahlreiche Anbieter aus verschiedensten Branchen darum, eine solche benutzerfreundliche und leicht ­verständliche Plattform zu gestalten. Die dadurch entstehenden Innovationen dienen als Katalysator der Smart Home-Digita­ lisierung.

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Die bessere Entscheidung März 2016 – GELD-MAGAZIN ° 57


AKTIENPanorama ITALIEN

Land des Monats

LIU SHIYU Kopf des Monats

NEUER BOSS. Der als Hardliner und zäher

ECKDATEN (Italienische Republik)

EXPANSION. Der börsennotierte US-Kaffee-

riese Starbucks zeigt sich mutig und wagt sich in die Höhle des Löwen. Rund 30 Jahre nach seiner Gründung expandiert der in Seattle beheimatete Konzern erstmals nach Italien. Während frühere Expansionspläne oft schneller wieder in der Schublade landeten, als so mancher Starbucks-Kaffee in seinem Becher, scheinen es die Amerikaner diesmal wirklich ernst zu meinen. Die für 2017 geplante Eröffnung der ersten Filiale im Mutterland des Kaffees sei das derzeit „wichtigste Projekt“ des Unternehmens, wie CEO Howard Schultz dem „Corriere della Sera“ verriet. Man wolle „Millionen von Dollar investieren“ und viele neue Jobs schaffen, wird der Starbucks-Boss weiter zitiert. Man komme jedenfalls nicht nur mit einer eigenen, starken Kaffeemischung nach Italien, sondern vor allem mit „Demut und Respekt“.

Staatsform Parlamentarische Republik Hauptstadt Rom Amtssprache Italienisch (sowie regionale Amtssprachen) Staatsoberhaupt Sergio Mattarella Regierungschef Matteo Renzi Fläche 301.277 km2 Einwohner etwa 60,7 Millionen Bevölkerungsdichte rund 201,5 pro km2 Währung Euro BIP (Prognose 2015) 1.635,2 Milliarden Euro Kfz-Kennzeichen I Internet-TLD .it Internat. Telefonvorwahl +39 Gründung 1861 (Ausrufung der Einheit Italiens) Nationalfeiertag 2. Juni Größte Städte Rom, Mailand, Neapel, Turin, Palermo Verwaltungsgliederung 20 Regionen Nachbarstaaten Frankreich, Österreich, San Marino, Schweiz, Slowenien, Vatikan Höchste Erhebung Gran Paradiso (4061 m)

Kämpfer gegen Malversationen und Insiderhandel bekannte Chef der chinesischen Börsenaufsicht, Xiao Gang, musste am 20. Februar seinen sprichwörtlichen Hut nehmen. Die Entlassung des 59-Jährigen kam dabei wenig überraschend, hatte sich der von ihm „erfundene“, Anfang des Jahres eingeführte und bereits nach vier Tagen wieder abgeschaffte automatische Stopmechanismus doch als veritabler „Schuss ins Knie“ herausgestellt, der das Desaster am chinesischen Aktienmarkt noch verschärfte. Xiaos Nachfolger im Chefsessel der China Securities Regulatory Commission, kurz CSRC, Liu Shiyu, erhält von einem Großteil der Beobachter durchaus Vorschusslorbeeren. Wenngleich vielfach betont wird, dass es einige Monate dauern könnte, bis der ehemalige Vizegouverneur der chinesischen Notenbank in seinem neuen Amt angekommen und seine Handschrift auch erkennbar ist.

ZAHLENSPIEL

58

eigenen Metzgerei in Wolfsburg am VW-Hauptsitz

ABSATZ-

produzierten Currywürste bei rund 7,2 Millionen

REKORD. Der strauchelnde deutsche Autobauer

Stück. Das waren um fast eine Million mehr als

Volkswagen vermeldete im Februar einen Absatz-

im Jahr davor (6,3 Millionen Stück). Hinzu kamen

rekord. Zum Leidwesen der VW-Aktionäre handel-

608.028 Kilogramm Gewürzketchup, so eine

te es sich dabei jedoch nicht um einen neuen Re-

Sprecherin. Abschießend noch ein kleiner Tipp für

kord an verkauften Fahrzeugen, sondern einen

alle Auto-Enthusiasten unter unseren Lesern: Die

Spitzenwert an verkauften Currywürsten. Wäh-

mit dem Verpackungsaufdruck „Volkswagen Ori-

rend der Autoabsatz der Wolfsburger im Jahr

ginalteil“ versehenen Würste sind nicht nur im

2015 um knappe fünf Prozent auf 5,82 Millionen

VW-Werksverkauf, sondern auch im (deutschen)

Fahrzeuge zurückging, lag die Anzahl der in einer

Lebensmittel-Einzelhandel erhältlich.

° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2016

CREDITS: beigestellt, Archiv, Wikimedia, Shutterstock

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16. MÄRZ 2016

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Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr Vorträge: 9:00 bis ca. 12:30 Uhr anschließend Mittagsbuffet

Ort der Veranstaltung Haus der Industrie Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien „Ludwig Urban – Saal“

Zielgruppen/Gäste Fondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen, CFOs, Private Banker, Kundenbetreuer von Banken, etc.

Marktneutrale Aktienstrategien – Risikostreuung in schwierigen Zeiten Alexander Tavernaro, CFA, Senior Portfolio Manager, Invesco Quantitative Strategies Frankfurt, Invesco Asset Management Die nächste Generation der Multi-Asset-Allokation: Diversifikation nach Renditetreibern Johannes Haubrich, Produkt Spezialist, Nordea Asset Management

Ja, ich melde mich zur kostenlosen Teilnahme an der Veranstaltung Institutional Investors Congress am 16. März 2016 im Haus der Industrie an. Titel, Vor- und Zuname

Veranstalter

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Anatol Eschelmüller a.eschelmueller @ geld-magazin.at T: +43 1 997 17 97 21 Snezana Jovic s.jovic @ geld-magazin.at +43 1 997 17 97 12


aktien ° Börsen International

USA ° Wachstumsschwäche im Industriesektor Gemischte Daten. In den letzten Wochen kamen aus den USA sowohl gute als auch etwas enttäuschende Daten. Auf den ersten Blick positiv fiel die Revision des Wachstums aus – demnach sind die USA im vierten Quartal 2015 um ein Prozent statt vorher um 0,5 Prozent gewachsen. Allerdings kam das Wachstum aus den falschen Quellen, insbesondere aus starken Lagerbestandsaufbauten. Zudem fielen die Konsumausgaben mit plus zwei Prozent schwächer als erwartet aus. Die Unternehmensinvestitionen sind ebenfalls wieder ein wenig zurückgefallen. Die Investitionsgüterausgaben sanken gar um 6,6 Prozent. Im Gesamtjahr 2015 sind die USA nur um 2,4 Prozent gewachsen, so wie auch schon 2014. Der Ausblick ist auch nicht gerade rosig: Der starke Dollar und magere Unternehmensinvestitionen belasten das Wachstum. Doch es gibt wenigstens einige gegenläufige Trends, vor allem am ImmobilienS&P 500 markt. Hier stiegen die Investitionen um acht 2200 Prozent. Zudem zogen die Preise, gemessen am Case-Shiller-Index, in zwölf Monaten um 2000 5,7 Prozent. Positiv aus der Sicht ist der starke Anstieg der Inflation, die sich im Jänner im 1800 Jahresabstand nahezu auf 1,3 Prozent verdop1600 pelte. Die Kernrate (ohne Food & Energy) stieg gar auf 1,7 Prozent. Positiv auch die Einkom1400 men, die im Jänner um 0,5 Prozent zulegten, sowie die Ausgaben für langlebige Konsumgü1200 2012 2013 2014 2015 ter, die um fast fünf Prozent anzogen. (wr)

Schwacher Aufwärtstrend ° Im übergeordneten Abwärtstrend versucht der S&P 500 sich wieder nach oben zu kämpfen. Die 1900er-Marke wurde zwar durchbrochen, doch weiter als bis 1950 reichte der Schwung nicht. Dabei befindet sich eine Widerstandszone zwischen 2000 und 2050 Punkten.

China ° Drastischer Rückgang der Währungsreserven Neue Unsicherheiten. Derzeit lässt

60 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

Gegenbewegung ° Nachdem der HSCEI bei 9000 Punkten Halt gefunden hatte, begab er sich auf einen nur kurzen Erholungskurs. Danach brach der Chinaindex jedoch bis auf 7500 Punkte ein, konnte sich jedoch vorerst knapp auf 8000 Punkte retten. Jetzt sollte eine Gegenbewegung nach oben starten.

creditS: Lipper

Hang Seng die Kapitalflucht die Devisen-Reserven Chinas um 100 Milliarden Dollar pro Monat (!) sinken. 28000 Aktuell liegen die Reserven bei 3,23 Billionen 26000 Dollar.Im gesamten vorigen Jahr gingen sie um mehr als 600 Milliarden Dollar zurück. Damit 24000 könnte der Renminbi weiter unter Druck geraten und die Finanzmärkte Ostasiens durcheinan22000 derwirbeln – etwa durch einen Währungskrieg. 20000 Unter Umständen werden Kapitalkontrollen für Inlands-Chinesen erforderlich. Angesichts der 18000 2012 2013 2014 2015 hohen Binnenverschuldung von Unternehmen und Privatpersonen wäre dies nicht unproblematisch. Die kurzfristigen, spekulativen Kapitalexporte aus China sprechen jedoch gegen einen Erfolg solcher Maßnahmen. Die Regierung wird noch mehr intervenieren müssen, um die Abwertung des Renminbi zu stoppen. Es ist symptomatisch, dass China im Jänner seine Importe aus Hongkong um fast 120 Prozent gesteigert hat, obwohl die gesamten Einfuhren des Landes zurückgegangen sind. Hier haben Importeure offenbar durch überhöhte Rechnungen Geld ins Ausland geschafft und damit die bestehenden Kapitalverkehrskontrollen umgangen. Die beste Methode, die Kapitalflucht zu bremsen und Vertrauen wieder herzustellen, ist eine Aufwertung des Wechselkurses. Doch genau dies könnte wieder die Exporte unter Druck bringen – ein echtes Dilemma für Chinas Notenbank. (wr)


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Börsen International   AKTIEN

europa ° Wachstum 2016 nach unten revidiert Deutschland tendiert schwächer. Börsenprofis schauen mit wachsender

Volatil seitwärts ° Der Euro-Aktienindex kämpft seit Wochen hart um den Anschluss an die wichtige 3000 Punkte-Marke. Doch die ausgeprägte Schwäche im Bankensektor hält den Index unter Druck. Wenn sich der Euro Stoxx unter 3000 Punkten etabliert, könnte die Baisse weitergehen.

Sorge auf die deutsche Wirtschaft. Der wichtige ifo-Geschäftsklimaindex ist nun schon zum dritten Mal hintereinander deutlich gefallen. Das war historisch gesehen immer ein Vorbote einer Rezession. Mit der Flaute in den Schwellenländern und den europäischen Baustellen gibt es derzeit einfach zu vieles, was die Erwartungen der Unternehmen drückt. Der drastische Rückgang der Geschäftserwartungen ist ein Warnsignal. Vor allem die exportlastige In­dustrie sieht Gefahren für ihre Geschäfte aufziehen. Auch die Flüchtlingskrise macht Sorgen: Ein Schengen-Ende wäre für die exportstarke deutsche Wirtschaft ein Super-Gau. Doch noch ist die deutsche Binnenwirtschaft sehr stabil. Die Kauflaune der Deutschen steigt trotz der zuletzt zahlreichen Konjunkturrisiken. In der Euro­zone insgesamt verliert der Aufschwung jedoch an Euro Stoxx 50 Kraft. Der Einkaufsmanager-Index fiel unerwartet deutlich um 0,9 auf 52,7 Punkte – das 3800 signalisiert schwaches Wachstum. Das Posi3600 3400 tive daran: Aufgrund des anhaltend niedrigen 3200 Ölpreises, des schwachen Lohn- und Gehalts3000 anstiegs und des geringeren Zuwachses der 2800 Bilanzsumme der Europäischen Zentralbank 2600 (verglichen mit jenem der US Federal Reserve 2400 und der Bank of Japan) sind in Europa im März 2200 weitere quantitative Lockerungsmaßnahmen 2000 2012 2013 2014 2015 wahrscheinlich. (wr)

japan ° Größter Export-Einbruch seit Finanzkrise Nikkei 225

Weiterer Absturz ° Nach kurzer Stabilisierung rauschte der Japan-Index binnen weniger Tage auf unter 15.000 Punkte, konnte sich aber vorerst über die Marke von 16.000 Punkten retten. Hält diese nicht, droht ein weiterer Rückgang auf 14.000 Punkte. Das wäre ein Zwei-Jahres-Tief.

Neue Schwäche? Die japanischen Ex-

porte sind im Jänner so stark eingebrochen wie zuletzt während der Finanzkrise 2009. Die 20000 schwächere Nachfrage aus China und anderen 18000 wichtigen Absatzmärkten hat zu einem Rückgang um 12,9 Prozent geführt. Ursache waren 16000 vor allem geringere Ausfuhren von Stahl- und 14000 Ölprodukten. Damit verdichten sich Hinweise 12000 auf eine Schwäche im Welthandel: Die chine10000 sischen Ausfuhren waren zum Jahresauftakt mit 11,2 Prozent ähnlich stark zurückgegan8000 2012 2013 2014 2015 gen. Allerdings könnten die Exportdaten aus den beiden größten Volkswirtschaften Asiens auch verzerrt sein. Denn das Neujahrsfest in der Volksrepublik wurde diesmal früher gefeiert. Doch es gibt noch andere Schwächezeichen. Im Schlussquartal 2015 schrumpfte die weltweit drittgrößte Volkswirtschaft um 1,4 Prozent. Analysten rechnen im ersten Quartal 2016 bestenfalls mit einem leichten Wachstum. Zur Ankurbelung der Kreditvergabe wurden im Jänner Strafzinsen für Geschäftsbanken eingeführt, denn die Anreize der Regierung zum Ankurbeln des Konsums fruchteten bislang nicht: Die Ausgaben der Privathaushalte gingen im Jänner um 0,8 Prozent zurück. Exporte in Schwellenländer konnten das nicht ausgleichen. Dennoch raste der Nikkei-Index an einem Tag um sieben Prozent in die Höhe – Anleger an der Tokioter Börse hoffen auf einen neuen Geldsegen von der japanischen Notenbank (wr)

märz 2016 – GELD-MAGAZIN ° 61


aktien ° Anlagetipps

Bären behalten die Oberhand Auch wenn ein Bonmot eines Profi-Börsianers zum Schmunzeln anregt – der aktuelle Kursverfall sei schwer zu begreifen, denn es sei, als handle es sich um einen Krach ohne Eigenschaften –, dürfte den Bullen das Lachen endgültig vergangen sein. Und wird so schnell nicht wiederkehren. Wolfgang Regner

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on seinem Höchstkurs im April 2015 ist etwa der deutsche Aktienindex DAX um knapp 30 Prozent gefallen, seit Jahresanfang waren es zeitweise knapp 20 Prozent. Damit werden die für dieses Jahr geschätzten Gewinne etwa elfmal gezahlt (KGV) und die durchschnittliche Dividendenrendite liegt bei 3,8 Prozent. Geht man davon aus, dass die Gewinne, wie in einer ordentlichen Rezession üblich, um 20 Prozent fallen, so würde das KGV auf 13,7 steigen und eine noch höhere Dividendenrendite winken. Denn Dividenden werden nicht so leicht gekürzt. Die Bewertung des DAX liegt damit aktuell unter dem historischen Durchschnitt und die Dividendenrendite deutlich da­ rüber. Die Aktienmärkte sind also etwa so bewertet, wie es in einer Rezession zu erwarten wäre. Aber sind wir in einer Rezes­ sion? Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der erfolgreichen Phaidros Funds, meint dazu: „Die Aktienkurse sagen ja, die

übli­chen Indikatoren sagen nein.“ So sind beispielsweise die Produktion und Auftragseingänge des amerikanischen Einkaufsmanager-Index (für das zyklische verarbeitende Gewerbe) sehr solide. Die Unternehmensgewinne, soweit sie schon für das Jahr 2015 berichtet wurden, sind im Rohstoffbereich miserabel. Aber der Rest der Wirtschaft verzeichnet leicht steigende Gewinne. Und auch der GDPnow-Indikator der Atlanta Fed sieht die gegenwärtigen Bedingungen als konsistent mit einem jährlichen US-Wachstum von 2,5 Prozent an. Aus diesen Fakten lässt sich also keine Rezession herauslesen. Gefahr droht aber gleich dreifach von anderer Seite: Erstens sind die Börsen nach dem endgültigen Ende der Finanzkrise riskanter geworden: ihnen fehlt der Rückhalt durch die Zentralbanken, die ihr Pulver größtenteils verschossen haben. Zweitens haben viele Anleger festgestellt, dass einige ihrer Aktien doch sehr teuer geworden sind, und zwar weit teurer,

als es die Gewinnentwicklung in den vergangenen Jahren gerechtfertigt hätte. Dies trifft insbesondere auf Wachstumswerte zu, die in einer stagnierenden Welt mit einer Prämie bewertet wurden, die sie nun wieder einbüßen. Und drittens die Stop-Loss-Abwärtsspirale nach dem Motto: „Die Baisse nährt die Baisse.“ Starke Verkäufe aufgrund des scheinbar als Absicherung dienenden Verkaufsstops führen zu immer neuen Verkäufen und es etabliert sich eine Spirale nach unten. Meist werden dabei die Stops der Amateuranleger durch die Börsenprofis „abgeräumt“, die daraufhin ihre Short-Positionen wieder mit Gewinn eindecken. Wo und wann dieser Bärenmarkt zu Ende sein wird, ist unklar. „Wer rational ist, sollte auf die Bewertungen der Aktien sowie den Zustand der Bilanzen und der Geschäftsmodelle achten, das Rezessionsrisiko richtig einschätzen und sich einen langen Zeithorizont bewahren“, rät Georg von Wallwitz.

Auch das bereinigte Ebit legte um neun Prozent auf 482,9 Millionen Euro zu. Der Auftragseingang stieg 2015 um 9,3 Prozent, die operative Gewinn-Marge blieb mit 9,5 Prozent auf hohem Niveau. Im vierten Quartal 2015 wurde sogar eine Rekord-Marge erzielt. Damit sieht auch der Ausblick für 2016 gut aus. KION startete mit einem Auftragsbestand von 864 Millionen Euro ins neue Jahr, 13,1 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Auch in China wächst KION gegen den Markttrend. Apropos China: Gerüchten zufolge plant der chinesische Großaktionär Weichai Power (38,3 Prozent) ein Übernahmeangebot.

Mit seinem Angebot an Automatisierungs- und Systemlösungen ist KION in diesem wichtigen Markt hervorragend positioniert. Kauf bei 42,00 Euro, Stop Loss bei 37,48 Euro. ISIN DE000KGX8881  Börse Frankfurt (Xetra)

Die KION-Group ist mit ihren sechs Marken Linde, STILL, Fenwick, OM STILL, Baoli und Voltas Marktführer für Flurförderzeuge in West- und Osteuropa, weltweit die Nummer zwei und führender ausländischer Anbieter in China. KION bietet Logistiklösungen, Lagertechnik- und Flurförderzeuge, vor allem aber Gabelstapler in mehr als 100 Ländern an. 2015 konnte trotz des Wachstumsknicks in China mehr verkauft und verdient werden. Wachstumstreiber war vor allem das Geschäft in Westeuropa. Der Umsatz stieg um neun Prozent auf 5,2 Milliarden Euro – das war eine positive Überraschung.

62 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

charts: Tai-Pan / software-systems.at

Kion ° Die China-Connection


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Anlagetipps   aktien

Nahrungsmittel-ETF ° Dem Zyklus entfliehen Heftige Stürme fegen über die internationalen Kapitalmärkte. Chinas wirtschaftliche Schwäche beunruhigt Investoren ebenso wie die befürchtete Abschwächung der US-Konjunktur und der schwache Ölpreis. Obwohl die Wahrscheinlichkeit eines Neustarts des Bullenmarktes schwindet, müssen Anleger auf der Suche nach möglichen Investments nicht das Handtuch werfen. Es gibt Aktien, die wegen unternehmensspezifischer Gegebenheiten auch in volatilen Zeiten und über konjunkturelle Zyklen hinweg überzeugen können. Das Motto „Gegessen wird immer“ illustriert bei-

spielsweise, weshalb Unternehmen der Nahrungsmittelbranche zu dieser Kategorie zählen. Ähnliches gilt für die Gesundheitsbranche. Beide Sektoren tun sich im Universum des Stoxx-Europe-Index seit Längerem positiv hervor: In den vergangenen fünf Jahren legten sie mit prozentual dreistelligen Steigerungsraten mehr als doppelt so schnell zu wie der Gesamtmarkt. Die Nachfrage nach Medikamenten oder Lebensmitteln orientiert sich eben eher an langfristigen Trends, wie dem weltweit wachsenden Wohlstand sowie dem demografischen Wandel.

Im iShares Stoxx Europe 600 Food & Beverage ETF sind Nestlé, Anheuser Bush, Diageo und Heineken am stärksten gewichtet. Die TER liegt bei günstigen 0,4 Prozent. ISIN DE000A0H08H3  Börse Frankfurt

Die digitale Bank ° FinTech Group

Der Vorstand rechnet mit einem Zinseinkommen von ein bis zwei Prozent von allen Kundendepots (von rund einer Milliarde Euro). Kauf bei 15,78 Euro, Stop Loss bei 12,68 Euro. ISIN DE0005249601  Börse Frankfurt

Die Digitalisierung ist gerade dabei, die Bankbranche ordentlich umzukrempeln. Fintechs (Online-Banken mit innovativen Financial Technologies) stoßen in klassische Bankbereiche wie Zahlungsabwicklung und Kreditgeschäft vor und machen den traditionellen Banken Konkurrenz. Die FinTech Group ist auf ihrem Kurs schon weit vorangekommen und hat gerade bei Investoren eine Kapital­erhöhung platziert. 2016 soll die Expansion vorangetrieben werden. Mittels M&A hat die FinTech Group 2015 ein neues Gesicht bekommen. Das klassische Kerngeschäft wurde um die Entwicklung und

Bereitstellung von Technologie und Software für die Finanzindustrie sowie um eine „White Label Banking-Plattform“ erweitert. Das bedeutet: Professionelle Bankkunden können bei FinTech Produkte beziehen und diese mit ihrem eigenen Brandnamen ausstatten, also ein scheinbar selbst entwickeltes Produkt mit der eigenen Marke versehen. So gibt es mit dem SafeCharge-Konzern bereits eine Kooperation. 2015 soll das Konzern-EBITDA von minus acht auf mehr als 20 Millionen Euro gestiegen sein. Für 2016 wurde eine weitere Verbesserung auf 35 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Atlantia ° Lukrative Bezahlschranke Atlantia ist Italiens größter Betreiber gebührenpflichtiger Straßen mit einer Gesamtlänge von rund 3.000 Kilometern. Das beinhaltet die Planung, den Bau, die Überwachung, die Instandhaltung und den Betrieb der einzelnen Projekte. Darüber hinaus ist die Gesellschaft an Mautstraßen mit einer Länge von rund 2.000 Kilometern in Polen, Brasilien, Chile und Indien beteiligt. Des Weiteren entwickelt und vertreibt die Unternehmensgruppe Lösungen zur Verkehrsüberwachung, für die Wartung von Straßennetzen und Logistiklösungen zur Verkehrsinformation und betreibt auch die Viacard- und

Telepass-Mautsysteme auf italienischen Auto­ bahnen. Fast 90 Prozent der Konzessionsverträge haben eine Laufzeit von mehr als 20 Jahren, dementsprechend stabil ist der Cashflow. Atlantia ist indirekter Nutznießer einer verbesserten Wirtschaftslage in Italien und ­Europa: Zieht die Nachfrage im Warenhandel an und verfügen die Privathaushalte über höhere Einkommen, bedeutet das mehr Verkehr auf Italiens Straßen. Seit 2013 verfügt Atlantia zudem über die Kontrollmehrheit an den Flughäfen Fiumicino und Ciampino. Die Aktie ist auch etwas für Dividendenjäger.

Die Aktie ist mit einem KGV von 17 nicht zu teuer – zuletzt ­erzielte Atlantia eine Bruttorendite von 22,5 Prozent. Die Dividendenrendite liegt bei 4,50 Prozent. Kauf bei 21,50 Euro. ISIN IT0003506190  Börse Frankfurt

märz 2016 – GELD-MAGAZIN ° 63


aktien ° Österreich

Winterschlussverkauf Abwärtstrends sind immer spannend. Denn oft werden hervorragende Unternehmen an der Börse zu Unrecht bzw. zu heftig abgestraft. Wer nicht auf den ersten Eindruck und den Herdentrieb hereinfällt, kann in diesen Zeiten Qualitätspapiere zu Schnäppchenpreisen aufsammeln. Mario Franzin ie Drängelei in den Geschäften hat wieder nachgelassen. Die Winterware ist bis auf Restposten aus den Regalen verschwunden. Die Wahrscheinlichkeit, ein begehrtes Stück noch günstig und vor allem in der passenden Größe zu ergattern – diese Chance tendiert Anfang März bereits gegen null. Auch an den Börsen gab es zeitgleich diesen Effekt. Die Kursrückgänge im Jänner, die beim ATX zu einem neuen Drei-JahresTief bei 1930 Punkten führten, waren eine ähnliche Situation. Während viele Marktteilnehmer über die hohen Schwankungen an der Börse jammerten, konnte man ihnen auch was Positives abgewinnen: Infolge der negativen Stimmung war so manche Aktie zu einem regelrechten Ausverkaufspreis zu bekommen. Für Aktien­sparer ist das überhaupt eine herrliche Situation, da sich die durchschnittlichen Kaufkurse im Portfolio reduzieren. Aber eine AT&S um knapp über zehn Euro, eine Andritz um 40 Euro, eine Erste Bank um 22 Euro oder eine Uniqa um fünf Euro zu ergattern, um nur einige Beispiele zu nennen – das ist ein regelrechter Schlussverkauf.

Erste Group Bank wieder mit JahresGewinn Das Bankgeschäft ist seit Jahren hart. Sinkende Zinserträge, Zoff mit Fremdwährungskrediten, Bankensteuern, hohe Kreditvorsorgen und immer strengere Eigenkapitalvorschriften machten den Banken und deren Aktionären das Leben schwer. So natürlich auch der Erste Bank, die 2011, 2013 und 2014 zum Teil erhebliche Verluste verkraften musste. Der Aktienkurs konnte sich dennoch vom Tief im November 2011 bei 10,75 Euro einigermaßen erholen. Doch die 30 Euro-Marke, in der Zwischenzeit zweimal getestet, blieb das Maß aller Dinge. Und endlich konnte Vorstand Andreas Treichl wieder gute Nachrichten überbringen. Vor allem aufgrund niedriger Kreditrisikovorsorgen und Kostensparmaßnahmen kam die Erste Bank 2015 auf einen Jahresgewinn von 968 Millionen Euro. Für heuer erwarten Analysten für die Erste Bank sogar einen Gewinnanstieg auf 1,13 Milliarden Euro, was einem KGV von 9,1 entsprechen würde – oder umgekehrt: einer Rendite auf das ­Aktienkapital von elf Prozent!

Austrian Traded index (ATX) Erholungstendenz. Mit dem Tief bei 1930 Punkten am 11. Februar war der Markt stark überverkauft, die Stimmung der Anleger auf einem absoluten Tief. Genau hier setzte eine Gegenbewegung nach oben ein. Sie wird zwar von einigen Skeptikern immer wieder gebremst, doch auffällig ist, dass die Korrek­ turen immer schwächer werden. Das lässt auf eine zunehmende Kaufneigung schließen. Ein Stopp unter 2080 Punkten kann trotz kurzfris­ tig positiver Einschätzung nicht schaden.

64 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

Flughafen Wien hebt nach Rekordgewinn die Dividende an Sehr konstant entwickelte sich hingegen der Gewinn des Flughafen Wien. Eigentlich war man das früher gewohnt – vor dem Skylink-Debakel. Aber diese Causa ist aufgearbeitet, der Flughafen Wien erwirtschaftete 2015 mit 100,4 Millionen Euro, trotz zahlreicher Streichungen von Flügen in Krisengebiete, einen überraschend hohen Gewinn – um 21,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Dividende wird von 1,65 auf zwei Euro angehoben. Damit werden 42 Millionen Euro an die Aktionäre ausbezahlt, die Rendite liegt bei 2,47 Prozent. Das ist zwar nicht gerade üppig, in Zeiten der Nullzinsen aber ein willkommenes Körberlgeld. Vom Aktienkurs sollte man sich bei einem KGV von 17 nicht allzu viel erwarten, zumal er seit Anfang 2012 bereits um 213 Prozent gestiegen ist. Nun bereitet der Flughafen Wien einen Aktiensplit im Verhältnis von 1:4 vor (mit HV-Beschluss am 31. Mai) und will im Mai einen neuen Zehn-Jahres-Plan für Großbauprojekte vorstellen. Man darf gespannt sein. Uniqa zahlt eine Dividende von 7,5 Prozent Von Uniqa gab es zum Redaktionsschluss noch keine Jahreszahlen 2015. Sie werden am 10. März präsentiert. Aber nach den Quartalszahlen und den Analysenschätzungen zufolge wird Uniqa im abgelaufenen Geschäftsjahr etwa 320 Millionen Euro verdient haben. Wenn sie, wie erwartet, davon 140 Millionen als Dividende auszahlt (0,45 Euro je Aktie), dann entspricht das auf den derzeitigen Aktienkurs von 5,78 Euro gerechnet einer Dividendenrendite von 7,79 Prozent. Da verwundert es, dass der Aktien­

Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse

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Österreich   AKTIEN

AT&S ° Neues Werk in China wurde zertifiziert

Produktionsstart. Nach 17 Monaten

des Qualifizierungsverfahrens wurde Mitte Fe­ bruar die erste Produktionslinie zertifiziert und die Serienproduktion der IC-Substrate gestartet. In das Werk wurden bislang 196 Millionen Euro in Sachanlagen investiert. Den Start der zwei­ ten Produktionslinie erwartet AT&S im Herbst dieses Jahres. Während durch das Anlaufen höhere finanzielle Belastungen kalkuliert sind, wird der Gewinn im laufenden Geschäftsjahr von 69 auf etwa 50 Millionen Euro zurückge­ hen. Doch die Aussichten für die kommenden Jahre sind hervorragend: Bis 2017/18 sollte der Umsatz über eine Milliarde Euro steigen und der Gewinn auf etwa 75 Millionen Euro!

ISIN AT0000969985

kurs überhaupt so tief fallen konnte – bis auf 5,01 Euro am 9. Februar. Um nun keine ­Euphorie aufkommen zu lassen, kündigte Vorstand Andreas Brandstetter Mitte Jänner ein Investitionsprogramm in der Höhe von 500 Millionen Euro an. Das wird natürlich den Gewinn – vor allem heuer – schmälern. Trotz allem will Uniqa die Dividendenhöhe halten bzw. weiter steigern, was Aktionären nun jedes Jahr gut sieben Prozent an „Verzinsung“ bringt. RHI Überrascht Aktionäre mit sonderabschreibung Aus allen Wolken fielen die Aktionäre der RHI Mitte Februar. Man wusste zwar, dass das Geschäft mit Feuerfestprodukten in Zeiten niedriger Stahlpreise schwierig ist. Etwas über die Holperstrecke, die größere Schlaglöcher durch das Werk in Norwegen aufwies, half zwar der höhere Dollar, aber unterm Strich ging man noch zur Jahresmitte 2015 von einem Jahresgewinn von gut 100 Millionen Euro aus. Daraus wurde bei weitem nichts. RHI wertete einige Beteiligungen ab und musste eine Rückstellung für einen Energieliefervertrag vornehmen. Im Endeffekt fiel der Jahresgewinn auf 17,6 Millionen Euro. Der Kurs an der Börse widerspiegelt das vermeintliche Desaster. Seit dem Hoch im März 2015 bei 30 Euro hat die Notierung glatt halbiert. Nicht ganz zu Recht: Das KGV 2015 lieg zwar bei unattraktiven 36,4, doch da Abschreibungen und Rückstellun­gen nicht cashwirksam sind, zahlt RHI wieder eine Dividende von 0,75 Euro je Aktie. Das entspricht einer Rendite von 4,66 Prozent. Und das Schöne: Heuer sollte der Gewinn wieder auf rund 70 Millionen Euro klettern, was einen Aktienkurs von zumindestens 20, eher 25 Euro, rechtfertigen würde.

Kurs (01.03.2016)

13,18 € KGV 2015/16 e

10,1

Marktkap.

512 Mio. € KGV 2016/17 e

8,4

Umsatz 2015/16 e

746 Mio. € KGV 2017/18 e

6,9

Buchwert/Akt. 2015/16 e 15,61 € Divid. 2015/16 e 2,35 %

voestalpine ° Stahlpreise steigen wieder langsam

Marktschutz. Strafzölle auf diverse Stahl­

ISIN

AT0000937503

Kurs (01.03.2016) Marktkap. Umsatz 2015/16 e

sorten sollen den EU-Markt jetzt vor Billigimpor­ ten aus China und Russland schützen. Denn Überkapazitäten – vor allem in China – drück­ ten stark auf die Preise. Doch die voestalpine kann sich auch im umkämpften Markt gut behaupten. So wird für das Ende März ablau­ fende Geschäftsjahr ein Gewinn von etwa 520 Millionen Euro erwartet – nach 594 Millionen Euro im Jahr zuvor. Aufgrund des starken Kurs­ rückganges in den vergangenen Monaten ist voestalpine mit einem KGV von 9,2 bewertet und notiert unter ihrem Buchwert. Damit ist das Downside-Risiko extrem gering. Die voraus­ sichtliche Dividende liegt bei 3,63 Prozent.

27,58 € KGV 2015/16 e

9,2

4.825 Mio. € KGV 2016/17 e

10,8

11.218 Mio. € KGV 2017/18 e

9,1

Buchwert/Akt. 2015/16 e 29,72 € Div. 2015/16 e

3,63 %

Wienerberger ° Nach langer Verlustphase wieder ein Gewinn Erholung. Leichtes Marktwachstum und

ISIN Kurs (01.03.2016)

AT0000831706 16,73 € KGV 2015

Marktkap.

1.966 Mio. € KGV 2016 e

Umsatz 2015

2.972 Mio. € KGV 2017 e

Buchwert/Akt. 2015 e

weitere Kosteneinsparungen führten beim Zie­ gel- und Rohrhersteller Wienerberger 2015 zu einem Nettogewinn von 36,5 Millionen Euro. Der Umsatz wuchs dabei um fünf Prozent auf 2,97 Milliarden Euro. Die Dividende wird von 0,15 auf 0,20 Euro je Aktie angehoben, was zwar einer Ausschüttungsquote von zwei Drittel des Gewinns entspricht, trotzdem aber nur einer Rendite von 1,20 Prozent. Daran merkt man, dass die Margen bei Wienerberger noch immer zu wünschen übrig lassen. Das erklär­ te Ziel des Vorstandes ist es, den Umsatz bis 2020 auf vier Milliarden Euro zu bringen – mit einer operativen EBITDA-Marge von 15 Prozent.

15,36 € Dividende 2015

43,7 24,6 17,2 1,20 %

März 2016 – GELD-MAGAZIN ° 65


aktien ° Immobilien

Mehr oder weniger sichere Renditen Wohnungs-, Büro- oder Gewerbe-Immobilien? In Österreich, Deutschland oder in Osteuropa? Solide finanziert oder mit hohem Leverage? Es gibt an der Wiener Börse acht Immobilien-Unternehmen, die hinsichtlich dieser Fragen große Unterschiede aufweisen. Ein Blick hinter die Kulissen. Mario Franzin

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as niedrige Zinsniveau führte in den vergangenen Jahren zu einem Boom im Immobilien-Bereich. Sinkende Renditen bei festverzinslichen Geldanlagen ließen die Gebäudewerte aufgrund der vergleichweise höheren Mietrenditen in die Höhe klettern. Das führte bei Immobilien-Unternehmen wieder zu guten Verkaufsergebnissen und Aufwertungsgewinnen. Die daraus resultie­ renden Dividenden zwischen 2,24 Prozent (Conwert) und 5,25 Prozent (UBM Deve­ lopment) sowie steigende Buchwerte führen zwangsläufig zu höherer Nachfrage nach den Aktien, damit zusätzlich zu Kurs­gewin­ nen. So konnte der Immobilien-ATX, der sechs Immobilien-Unternehmen an der Wiener Börse zusammenfasst, in den ver­ gangenen drei Jahren den Blue-Chip-Index ATX um 38,5 Prozent übertreffen (s. Kurs­ grafik). Doch die Unterschiede in diesem Zeitraum sind gewaltig: Der Aktienkurs der UBM Development stieg beispielsweise um 144 Prozent, jener der Warimpex halbierte sich beinahe von 1,20 auf 0,63 Euro. Um die unterschiedlichen Entwicklun­ gen zu verstehen, muss man sich sowohl das Portfolio hinsichtlich der Sektoren- und Re­

ImmoBilien-ATX vs. ATX

Der Immobilien-ATX konnte den ATX in den vergangenen drei Jahren um 38,5 Prozent übertreffen.

gionenausrichtung ansehen, wie auch die Finanzierungsstruktur (Fremdkapitalanteil und durchschnittliche Verzinsung) sowie die Qualität der Bestandsimmobilien und der Entwicklungsprojekte. Buwog, der Wohnungsspezialist Die aus der Immofinanz hervorgegan­ gene Buwog ist zur Gänze auf Wohnimmo­ bilien in Österreich und Deutschland ausge­ richtet. Zum 31. Oktober 2015 umfasste das

Portfolio 51.049 Einheiten mit einem Fair Value von 3,63 Milliarden Euro. Neben den Mieteinnahmen generiert Buwog rund ein Drittel der Erträge aus dem Asset Manage­ ment. Die Erlöse lagen im ersten Halbjahr (Ende Oktober) insgesamt bei 154 Millio­ nen Euro, davon 99,1 Millionen Euro aus Mieteinnahmen. Für das Gesamtjahr wird ein Umsatz von rund 215 Millionen Euro erwartet und daraus ein Nettogewinn von etwa 90 Millionen Euro. Die Funds from Operations (FFO I) sollten laut Vorstand Daniel Riedl im laufenden Geschäftsjahr rund 100 Millionen Euro erreichen. Für eine weiterhin rosige Zukunft sprechen die rund 6700 in Planung bzw. bereits im Bau befindlichen Einheiten mit einem Projekt­ volumen von 1,9 Milliarden Euro. Die sind im aktuellen NAV von 19,12 Euro/Aktie (mit 31. Oktober 2015) noch nicht wirklich enthalten. Daher geht Riedl von einem „rea­ listischeren NAV“ von etwa 25 Euro/Aktie aus. Als Dividende werden für 2015/16 ­voraussichtlich 0,69 Euro ausbezahlt, was auf den aktuellen Kurs von 19,40 Euro ­gerechnet einer Rendite von 3,92 Prozent entspricht.

ISIN Unternehmen Kurs MARKTKAP. Gewinn `15 GEWINN `16e KGV `15 KGV`16e NAV/Aktie Div./Aktie Rendite (1.3.2016) in Mio. € in Mio. € in Mio. € 2015 (e) 2016 e 2015 (e) 2015 (e) 2015 (e) AT00BUWOG001 BUWOG 19,40 € 1.933 89,65 108,58 20,4 16,8 19,12 € 0,72 € 3,92 % AT0000809058 Immofinanz 1,84 € 1.796 97,60 107,36 17,8 16,2 4,18 € 0,06 € 3,37 % AT0000641352 CA Immobilien 15,91 € 1.572 91,89 98,81 17,0 15,8 20,87 € 0,50 € 3,17 % AT0000697750 Conwert 12,62 € 1.247 52,98 62,92 19,5 16,4 16,61 € 0,28 € 2,24 % JE00B3DCF752 Atrium-ADR 3,22 € 1.208 112,65 120,16 10,4 9,8 5,80 € 0,24 € 8,01 % AT0000652250 S IMMO 7,57 € 506 43,43 40,76 11,7 12,4 10,43 € 0,30 € 3,95 % AT0000815402 UBM Development 30,50 € 183 37,50 42,09 9,3 6,1 34,65 € 1,60 € 5,25 % AT0000827209 Warimpex 0,63 € 34 -10,70 6,48 neg. 5,4 2,44 € 0,00 € 0,00 %

Kurs- Kursziel Chance 21,50 € 17 % 2,55 € 43 % 19,80 € 26 % 13,50 € 8% 4,50 € 44 % 9,20 € 21 % 49,00 € 61 % 1,20 € 85 %

Quelle: FactSet, Erste Bank Reserach, Unternehmensangaben, Stichzeitpunkt: 25. Februar 2016

66 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

Charts: Tai Pan/software-sysstems,

° Immobilien-Aktien, die an der Wiener Börse notieren


°

Immobilien   AKTIEN

CA IMMO ° Spekulationen um russischen Hauptaktionär

Strategiewechsel? Der letzte wichtige

Conwert: Ständige Streitpunkte An und für sich ist Conwert ein Invest­ ment wert, zumal im Unternehmen noch ei­ niges an Potenzial gehoben werden kann. Das zeigte bereits das vergangene Jahr, in dem Gewerbeimmobilien sukzessive ver­ kauft und die Leerstandsrate bei den Be­ standsimmobilien verringert werden konn­ te (von 10,4 auf 8,7 Prozent). Damit stiegen die Funds from Operations in den ersten drei Quartalen 2015 von 25,6 auf 38,1 Mil­ lio­nen Euro, der EPRA NAV kletterte um 5,8 Prozent auf 16,61 Euro je Aktie. Mehr als ein Wermutstropfen ist jedoch die Un­ ruhe im Unternehmen. Großaktionär Hans Peter Haselsteiner verkaufte nach der ge­ scheiterten Übernahme durch die Deutsche Wohnen sein Aktienpaket fluchtartig an den israelischen Milliardär Teddy Sagi, der es nach kurzer Zeit wieder an die deutsche Adler Real Estate weitergab – an besagte Adler Real Estate, die gerade in einer außer­ ordentlichen Hauptversammlung den Auf­ sichtsrat mit lauter eigenen Leuten besetzen will. Und das, obwohl sie nur einen Anteil von 24,8 Prozent an der Conwert hält.

ISIN AT0000641352 Kurs (29.02.2016) Marktkap. Umsatz 2016 e Buchwert/Akt. 2016 e

15,64 € KGV 2015 e

17,7

1.545 Mio. € KGV 2016 e

16,0

220 Mio. € KGV 2017 e

14,4

22,49 € Div. 2015 e

3,17 %

S IMMO ° Hochwertige Immobilien in West- und Osteuropa

Aufwertungsgewinne. In den ersten

ISIN Kurs (29.02.2016)

drei Quartalen 2015 konnte S Immo den Gewinn von 22,2 auf 28,2 Millionen Euro steigern. Nicht zuletzt durch Aufwertungen von Immobilien in Deutschland in der Höhe von 16,8 Millionen Euro. Und das ist noch nicht alles: Im Gesamtjahr wird mit Aufwertungen von deutlich über 56,6 Millionen Euro (im Jahr 2014) gerechnet, was den Gewinn von 33,8 Millionen Euro auf knapp 40 Millionen Euro pushen dürfte (KGV 12,7). Die Funds from Operations liegen bei 34 Millionen Euro, die Dividendenrendite wird bei knapp vier Prozent erwartet. Die Kursziele der Analysten liegen zwischen acht und 9,20 Euro.

AT0000652250 7,71 € KGV 2015 e

11,7

Marktkap.

515 Mio. € KGV 2016 e

12,7

Umsatz 2016 e

194 Mio. € KGV 2017 e

13,1

10,09 € Div. 2015 e

3,98 %

Buchwert/Akt. 2016 e

UBM, Profis bei Development Bei der UBM Development hingegen ziehen die Hauptaktionäre Klaus Ortner und Karl-Heinz Strauss an einem Strang – sie halten syndiziert einen Anteil von 45,54 Prozent. Interessant ist, dass am 21. April 2015 eine Kapitalerhöhung (1,46 Millionen Aktien) zu einem Preis von 40 Euro je Aktie durchgeführt wurde. Seither hat der Bör­ senkurs dieses Niveau nicht mehr erreicht. Doch derzeit stehen die Chancen gut. Nach den vorläufigen Zahlen erwirtschaftete die UBM 2015 ein Rekordergebnis (rund 50 Millionen Euro vor Steuern) und wird die Dividende auf 1,60 Euro erhöhen. Das ent­ spricht einer Rendite von knapp fünf Pro­ zent. Die Kursziele der Analysten liegen bei etwa 50 Euro, was noch einen Kursanstieg von rund 60 Prozent erwarten lässt.

Schritt der CA Immo war die gänzliche Übernahme des EBRD-Portfolios, das damit vollkonsolidiert werden kann. Das führte zu einem Anstieg der Mieterlöse wie auch zu einem positiven Bewertungseffekt von 45 Millionen Euro. Damit sollte die CA Immo das Jahr 2015 mit einem Gewinn von knapp 100 Millionen Euro abschließen können (KGV 17,7). Viele Gerüchte gibt es um den plötzlichen Abgang des langjährigen Vorstandes Bruno Ettenauer und Ex-Aufsichtsrats Franz Zwickl. Es wird befürchtet, dass die O1 Group, die 26 Prozent an der CA Immo hält, russische Immobilien in die CA Immo schieben will. Die O1 Group dementiert.

IMMofinanz ° Abwertung des Russland-Portfolios

Hemmschuh. Das auf Büro- und Logistik-/

ISIN Kurs (29.02.2016) Marktkap. Umsatz 2015/16 e

Retailimmobilien ausgerichtete Portfolio der Immofinanz repräsentiert(e) einen Wert von 6,2 Milliarden Euro – wertmäßig davon ein Viertel in Russland. Die fünf Einkaufszentren in Moskau sind aus Sicht der Anleger die Achilles­ ferse des Unternehmens. Denn infolge der Rezession in Russland müssen Mietpreisnachlässe gewährt werden und die Leerstandsrate steigt. Infolge der niedrigeren Mieterlöse wertete Immofinanz diese Immobilien im dritten Quartal von 1,69 Milliarden Euro um 400 Mil­lio­nen Euro ab. Dennoch versprach der Vorstand für 2015/16 eine Dividende von zumindest 0,06 Euro/Aktie (Rendite: 2,69 Prozent).

AT0000809058 1,87 € KGV 2015/16 e

17,8

1.825 Mio. € KGV 2016/17 e

20,2

464 Mio. € KGV 2017/18 e

15,9

Buchwert/Akt. 2015/16 e 3,66 € Divid. 2015/16 e 2,69 %

März 2016 – GELD-MAGAZIN ° 67


aktien ° Deutschland

Das Börsenparkett bleibt glatt Die Aussicht auf frischen Rückenwind durch die Notenbanken beflügelte die Fantasie der Anleger. Der DAX arbeitet sich zu Monatsbeginn auch nach oben. Trotzdem bleibt die Lage fragil. Die Autobauer trotzten nach der Dieselaffäre überraschend dem Gegenwind aus den USA.

D

ie deutschen Börsen schöpften zuletzt ihren Optimismus aus den Nachrichten – sowohl aus dem fernen China, als auch aus Frankfurt. Die schwachen Konjunkturdaten aus dem Reich der Mitte heizten die Erwartungen an, dass die chinesische Notenbank die Zügel weiter lockern könnte. Der vom staatlichen Handelsverband CFLP ermittelte Einkaufsmanagerindex fiel um 0,4 Zähler auf 49 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit November 2011. Damit schwächte sich die chinesische Industrie den siebenten Monat in Folge ab. Auch die EZB beschäftigt die Anleger mit ihrer Geldpolitik im Kampf gegen die schwache Inflation und zur Ankurbelung der Wirtschaft. Versorger wackelig, Autos auf gutem Kurs Im DAX stand die Aktie der Deutschen Börse zunächst weiterhin im Mittelpunkt des Anlegerinteresses. Nach eigenen Angaben prüfte die amerikanische Terminbörse Intercontinental Exchange (ICE) ein Gegengebot für die Londoner Börse LSE. Damit könnte die Deutsche Börse gezwungen werden, mehr für die LSE zu bieten. Das

Wolfgang Freisleben

drückte den Kurs des Frankfurter Börsenbetreibers, während die Aktie der begehrten Briten stieg. Die Aktien von RWE und E.ON bleiben volatil unter Druck. Einige Anleger sammelten zwar zunächst offenbar die Verlierer vom Februar ein. Doch das fortgesetzte Ringen um eine Lösung bei der Finanzierung des Atomausstiegs belastet die VersorgerTitel. So braucht die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission mehr Zeit. Eigentlich wollte das Gremium bis Ende ­Februar seinen Abschlussbericht mit einem Vorschlag vorlegen. Die Autoaktien legten hingegen zu, nachdem aus der Branche positive Töne kamen. VW-Chef Müller gab sich vor der Fachpresse zuversichtlich. Sowohl BMWChef Harald Krüger, als auch Daimler-Kollege Dieter Zetsche erwarten weiteres Wachstum. Die US-Bank Citigroup hat Daimler mit „Buy“ und einem Kursziel von 85 Euro in die Bewertung aufgenommen. Im Vergleich mit BMW habe die DaimlerAktie wieder deutlich aufgeholt und Anleger sollten sich von dem Papier des Stuttgarter Autobauers vorerst nicht abwenden.

dax Stimmungswechsel. Charttechnisch sieht es im DAX nach einer Bestätigung des langfristigen Aufwärtstrends aus. Dank des Überwindens der letzten beiden Verlaufshochs bei 9579/81 Punkten gelang dem Aktienbarometer somit auch die nachhaltige Rückkehr in den kurzfristigen Abwärtstrendkanal seit April 2015 mit der unteren Begrenzung bei 9464 Punkten. Trotz des sehr impulsiven Kursanstiegs sind kurzzeitige Rücksetzer immer möglich und können in den Bereich von 9581 Punkten abwärts reichen.

68 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

Analyst Michael Tyndall lobte vor allem die in diesem Jahr neuen Modelle. Nach der jüngst eingereichten US-Sammelklage gegen Daimler wegen angeblich überhöhter Abgaswerte verlangt die US-Umweltbehörde EPA Aufklärung vom Autobauer. Man habe Testergebnisse für die US-Diesel­ motoren eingefordert, so EPA-Direktor Christopher Grundler. BASF und Conti erfreuen sich guter Nachfrage Papiere von BASF sind zwar von ihrem Rekordhoch im April 2015 bei 97,22 Euro immer noch weit entfernt. Die Talfahrt scheint aber nach dem vor zwei Wochen erreichten Vierjahrestief bei 56,01 Euro gestoppt. Anleger zeigten sich zufrieden, obwohl die niedrigen Ölpreise und ein schwächeres Wachstum in China das Geschäft belasten. Die Unternehmensleitung hielt die Aktionäre aber mit der Aussicht auf eine um zehn Cent auf 2,90 Euro erhöhte Dividende bei Laune, was bei Analysten prompt als positives Signal interpretiert wurde, zumal die Dividendenrendite von 4,9 Prozent bereits sehr attraktiv erscheint. Neu erstarkt zeigte sich zuletzt die Continental-Aktie. Goldman Sachs hat zwar das Kursziel gesenkt, aber die Aktie auf der „Conviction Buy List“ belassen. Positive Kurstreiber wären laut Goldman vor allem eine Verbesserung der Margen im Auto­ geschäft und eine Anhebung der Ausschüttungsquote. Auch MDax zeigt neue Kraft Im MDAX zeigen sich die Aktien des Stahlhändlers Kloeckner & Co weiterhin bullenstark. Nach einem Rekordverlust im vergangenen Jahr aufgrund hoher Abschrei-

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°

Deutschland   AKTIEN

VOLKSWAGEN ° Mehr Optimismus

ISIN

DE0007664039

Kurs (04.03.2016) Marktkap. Umsatz 2016 e

Die US-Bank Citigroup hat die VolkswagenVorzüge mit „Buy“ und einem Kursziel von 163 Euro in die Bewertung aufgenommen. Es werde zwar noch eine Weile dauern, bis die schlechten Nachrichten rund um den AbgasSkandal nachließen, schrieb Analyst Michael Tyndall in einer Studie. Die Kombination aus Wachstumspotenzial und niedriger Bewertung überzeuge ihn aber. Die französische Investmentbank Exane BNP hat das Kursziel zwar von 143 auf 136 Euro gesenkt, sieht damit aber immer noch rund 30 Prozent Luft nach oben. Die Abgasskandal-Risiken würden überschätzt. Andere, negative Nachrichten zu der VW-Abgasaffäre rücken da in den Hintergrund.

121,00 € KGV 2015

13,5

63.910 Mio. € KGV 2016 e

16,3

213.045 Mio. € KGV 2017 e

20,4

Buchwert/Aktie 2016 e

194,74 € Divid.-rend. 2016 e 1,67 %

THYSSENKRUPP ° Boden gefunden

bungen will der Stahlhandelskonzern 2016 wieder in die Gewinnzone zurückkehren. Unter dem Strich soll zumindest ein kleiner Gewinn stehen. Der Online-Modehändler Zalando hat im vergangenen Jahr seinen Umsatz um fast 34 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro verbessert. Das bereinigte operative Ergebnis legte um 31 Prozent auf 107,5 Millionen Euro zu, die Ebit-Marge ging leicht auf 3,6 Prozent zurück. Unter dem Strich verdiente Zalando 121,5 Millionen Euro, nach 47,1 Millionen im Jahr zuvor. Im laufenden Jahr soll der Umsatz am oberen Ende der mittelfristigen Wachstumsspanne von 20 bis 25 Prozent liegen. Die Ebit-Marge soll zwischen 3,0 bis 4,5 Prozent liegen. Die Aktionäre des Triebwerkbauers MTU können sich über eine erhöhte Gewinnbeteiligung für 2015 freuen. Die Ausschüttung soll um 17 Prozent oder 25 Cent auf 1,70 Euro angehoben werden. Die Hauptversammlung muss am 14. April über diesen Vorschlag abstimmen, der vom Aufsichtsrat bereits getroffen wurde. Auch im laufenden Jahr laufen die Geschäfte gut, ­Gewinn und Umsatz sollen weiter zulegen.

ISIN

DE0007500001

Kurs (04.03.2016)

17,03 € KGV 2015

Marktkap. Umsatz 2016 e

Nach 36 Prozent Kursminus scheint der Boden bei der Aktie von ThyssenKrupp gefunden oder wenigstens in Sicht. Mehrere Kaufempfehlungen in jüngster Zeit unterstreichen dies. Die US-Bank JPMorgan hat das Papier nach den von der EU beschlossenen Importzöllen für Stahlprodukte aus China und Russland sogar auf „Overweight“ belassen. Preiserhöhungen habe er bereits in seinen Schätzungen berücksichtigt, schrieb Analyst Roger Bell. ThyssenKrupp gehört nach wie vor zu seinen bevorzugten Werte unter den europäischen Stahlaktien. Mit der Konzentration auf hohe Margen soll der operative Gewinn auf über eine Milliarde Euro, von zuletzt knapp 800 Millionen Euro, steigen.

27,4

9.390 Mio. € KGV 2016 e

14,4

41.523 Mio. € KGV 2017 e

10,5

Buchwert/Aktie 2016 e

6,60 € Divid.-rend. 2016 e 1,42 %

HOCHTIEF ° Gut verdient

ISIN

DE0006070006

Kurs (04.03.2016)

101,60 € KGV 2015

26,3

7.027 Mio. € KGV 2016 e

21,6

22.620 Mio. € KGV 2017 e

19,3

Marktkap. Umsatz 2016 e

Etablierte Trends tragen bisweilen weiter als angenommen. Allerdings sollten Anleger bei Hochtief dem Stoppmanagement ein verstärktes Augenmerk widmen, da die Aktie kurzfristig überkauft sein könnte. Jedenfalls hagelt es geradezu Kauf- oder zumindest Halten-Empfehlungen. Die DZ Bank hat den fairen Wert für die Aktie von 100 auf 110 Euro angehoben und die Einstufung auf „Kaufen“ belassen. Die Resultate für das vierte Quartal 2015 seien etwas besser als erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Thors­ ten Reigber in einer Studie. Der Baukonzern habe zudem einen positiven Ausblick für 2016 gegeben. Der Experte hob seine Schätzungen aufgrund der starken Projektpipeline an.

Buchwert/Aktie 2016 e

34,33 € Divid.-rend. 2016 e 2,34 %

März 2016 – GELD-MAGAZIN ° 69


ALTERNATIVE INVESTMENTSPanorama Zahlenspiel

studie des monats

gerichtete Regierungen oder einer Umwälzung

Goldener Trend. Der „Rohstoff-Platzhirsch“

an den Finanzmärkten sind nur zwei der Sorgen,

ETF Securities vermeldete kürzlich Mittelzuflüsse

die Investoren aktuell im Kopf haben“, kommen-

in der Höhe von rund 1,2 Milliarden DolImmoDEX. Wie viel Haus (oder Wohnung) be-

lar. Das Bemerkenswerte: Bei den Mit-

komme ich für mein Geld und wie viel mehr ist das noch als 2010? Wo würden sich Immobilienkäufer über den höchsten Wertzuwachs freuen können? Der Anfang März veröffentlichte ImmoDEX-Datenreport des Onlineportals ImmobilienScout24 gibt Antworten auf diese und andere brennende Fragen rund um das Thema Immobilien in Österreich. Laut der Analyse zeigt sich der Immobilienmarkt nach den Jahren des Anstiegs aktuell weitgehend ruhig. Die Preise für Eigentumswohnungen blieben 2015 stabil (+1 Prozent). Auf Nachfrageseite zeigte sich bundesweit ein klarer Trend zu neuwertigen Kauf-Immobilien, sowohl bei Wohnungen (+4 Prozent) als auch bei Häusern (+5 Prozent).

telzuflüssen handelt es sich

tiert James Butterfill, Head of Research and Investment Strategy beim britischen Emissionshaus ETF Secu-

ausschließlich um Zuflüsse

rities, dessen „Gold Bullion

in Gold-ETPs seit Anfang

Securities“ (GBS) aktuell der

des Jahres. Gold scheint in

meistgehandelte Gold-ETP in ganz Europa ist.

der Gunst der Investoren momentan also wieder weit oben zu stehen. „Gold ist laut

Die EZB hält darüber hinaus weiter am Ziel der Preisstabilität fest, was

unseren Modellen derzeit ange-

voraussichtlich zu weiteren Lockerungen in

messen bewertet, dennoch könnte

der Geldpolitik und negativen Zinsen führen

das Risiko eines plötzlichen Schocks

wird und damit den Goldpreis weiter unter-

an den zyklischen Märkten den Goldpreis noch

stützen sollte. Gold dient hier als eine werterhal-

wesentlich höher treiben. Investoren kaufen Gold

tende Anlageklasse – eine Geldanlage, die In­

als eine sichere Anlage – eine Absicherung ge-

vestoren lieber halten, als Währungen, die mögli-

gen die erhöhte Wahrscheinlichkeit der ,tail-

cherweise entwertet werden könnten, meint man

risks‘. Die Ängste vor gegen das Establishment

bei ETF Securities.

Die besten tipps der zertifikateprofis FANG DEN TREND Vier Web-Giganten in einem Index: Der FANG-Index ist ein Aktienindex, der die Dividenden der Indexbestandteile berücksichtigt (Performance-Index) und setzt sich aus den vier an der NASDAQ Börse gelisteten US-amerikanischen Unternehmen Facebook, Amazon.com, Netflix und Alphabet (Google) zusammen. Alle vier Aktien sind im Index gleichgewichtet. Diese Internet-Riesen beeinflussen immer mehr unser reales Leben und wachsen seit Jahren rasant. Gemeinsam kommen sie auf eine Marktkapitalisierung von über einer Billion Euro und damit ungefähr so viel wie alle 30 DAX-Werte zusammen. Die Deutsche Bank emittierte Ende Februar dazu ein Index-Zertifikat bezogen auf diesen FANG-Index (ISIN: DE000DL2FAN9) und hat keine feste Laufzeit. Die Berechnung des Index erfolgt durch die ICF Bank AG (Index-Sponsor) in Euro. Diese ist für die Gestaltung, Berechnung und Zusammensetzung des Index sowie für die Gewichtung der Indexbestandteile verantwortlich.

70 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

GRÜNDERGEFÜHRTE UNTERNEHMEN BNP Paribas Open End Zertifikat, bezogen auf den Solactive Founder-run Companies TR Index (ISIN: DE000PS8CE09), wurde letzten September emittiert. Der Index bildet Aktien von Unternehmen ab, die von ihren Gründern geführt werden und setzt sich anfänglich aus 30 Aktien zusammen, die bei Auflegung gleichgewichtet sind. Maximal zehn Aktien aus einem Sektor können im Index vertreten sein. Der Stimmrechtsanteil der Gründer darf 50 Prozent nicht übersteigen. Dadurch wird gewährleistet, dass der Gründer einen hohen Einfluss behält, aber nicht vollständig entgegen die Interessen der Aktionäre handeln kann. Weitere Aufnahmekriterien sind eine Free Float-Mindestmarktkapitalisierung von einer Milliarde Dollar und ein durchschnittliches tägliches Mindesthandelsvolumen der vergangenen drei Monate von einer Million Dollar. Der Index wird von der ­Solactive AG in US-Dollar berechnet und bietet ­einen branchen- und länderdiversifizierten Zugang zu Aktienunternehmen.

PROFITABLE INDUSTRIE 4.0

Vontobel begibt ein Open End Partizipa­ tionszertifikat (ISIN: DE00VS8Y403) auf den Industry 4.0 Performance-Index. Sowohl die Startzusammensetzung, als auch die fortlaufenden Anpassungen ergeben sich auf der Basis folgender Regeln: Aus dem Auswahlpool selektiert der Indexberater möglichst nach folgenden vier Kriterien die 20 aussichtsreichsten Unternehmen: 1) Hohe Eintrittsbarrieren, gemessen an hoher Markenbekanntheit, umfassendem Patentschutz, an Netzwerken und Allianzen, die hohen Mehrwert schaffen, und Einzigartigkeit des Geschäftsmodells – 2) Produktattraktivität und Marktwachstum: Die vom Unternehmen hergestellten Produkte und Lösungen müssen einen möglichst großen Markt bedienen, der langfristiges und nachhaltiges Wachstum verspricht – 3) Qualität des Managements und – 4) Internationalität des Geschäfts. Sollten weniger als 20 Unternehmen die vier beschriebenen Kriterien erfüllen, so werden entsprechend weniger Unternehmen in den Index aufgenommen.

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Index-Zertifikate WKN Name PS9SEN Solactive SENIOR CARE TR Index Zertifikat PS8CE0 Solactive FOUNDER-RUN COMPANIES TR Index Zertifikat PS6H0M Solactive HOME AUTOMATION TR Index Zertifikat AA1HXV Rici Enhanced BRENT CRUDE OIL TR Index Zertifikat AA1HXU Rici Enhanced WTI CRUDE OIL TR Index Zertifikat Aktienanleihen Classic WKN Basiswert PB2SDQ AAREAL BANK PB2SFJ AIXTRON PB2SHN BASF PB2SLQ CARREFOUR PB2TM7 PRO SIEBEN SAT1 Vz.

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Strike 22,00 € 1,80 € 54,00 € 25,00 € 38,00 €

Index-Zertifikat WKN Name VS8Y40 INDUSTRY 4.0 Performance-Index VZ7HDL Solactive EUROPEAN HIGH DIVIDEND LOW VOLATILITY Index VT0RLV Vontobel REITs Low Volatility Performance-Index VTA3LU Vontobel LUXURY PERFORMANCE Index-Zertifikat

Koupon p.a. 5,00 % 5,00 % 6,00 % 13,00 % 5,00 %

Kurs 94,80 € 51,26 € 52,64 € 44,27 € 41,14 €

Emission 09.10.2015 14.08.2015 03.07.2015 15.12.2008 15.12.2008

seit Start -6,20 % 1,46 % 4,18 % -31,12 % -36,82 %

Laufzeit open end open end open end open end open end

Bewertungstag Max. Rendite p.a. 16.12.2016 5,66 % 16.12.2016 5,41 % 16.09.2016 8,46 % 16.09.2016 18,08 % 16.12.2016 6,54 %

Briefkurs 99,47 % 99,87 % 98,93 % 98,15 % 98,89 %

Basiswerte (unter anderen) Kurs Alphabet, Infineon, Krones, SAP, ... in Zeichung ABB, Sampo, Svenska Handelsbanken, Swiss RE, ... 102,60 € BWP Trust, Gecina, Mori Hils, Stockland, ... 189,00 € Kering, Chrisitan Dior, LVMH, Pandora, ... 107,00 €

seit Start – 1,79 % 85,24 % 4,37 %

Stichzeitpunkt: 03. März 2016, alle Angaben ohne Gewähr

TRIVIUM GMBH

I

nvestments in Immobilienaktien werden von vielen Anlegern gewählt, weil sie denken, dass sie damit ein Investment mit einer laufenden Liquidität verbinden können. Es lohnt sich aber, die unterschiedlichen Möglichkeiten genau anzusehen und vor allem Investmentzweck und Investmentziel für sich selbst festzulegen. Auf Basis des Investmentzieles muss jeder Anleger seinen Bedarf an Liquidität, Risiko und erforderlicher Rendite definieren. Immobilienaktien können ein probates Mittel darstellen. Was sind die Charakteristika solcher Anlagealternativen und inwiefern sind diese mit herkömmlichen Immobilieninvestments vergleichbar? Wie der Name schon sagt, handelt es sich um Aktien, d.h. Anteile an Unternehmen. Der Handel solcher Aktien ist streng geregelt und unterliegt der Aufsicht durch die Behörden. Man kann in vielen Fällen

täglich kaufen und verkaufen. Die Unternehmen, an den man sich beteiligt, sind im Immobiliengeschäft tätig. Die Art des Geschäftes kann unterschiedlich sein und auch das eingegangene Risiko kann bei jedem Unternehmen ein anderes sein. Hier bedarf es eines genauen Blickes in die Unternehmensstrategie. Die Entwicklung eines solchen Investments hängt natürlich einerseits vom Agieren des Unternehmens in seinem Markt, aber auch von Faktoren wie Managementqualität, Liquiditätsbedarf, Marktumfeld usw. ab. Eben Faktoren, wie bei jeder anderen Aktie. Unterm Strich ist ein Investment in eine Immobilienaktie viel mehr ein Aktieninvestment, als es ein Immobilieninvestment ist, und auch die Risiken und Dynamiken sind unterschiedlich. Immobilieninvestments als Direktinvestments oder Beteiligungen an einzelnen Objekten

KOLUMNE

Immo-Aktien vs. Direktinvestments in Immobilien werden vornehmlich von den bekannten Parametern – Einkaufspreis, Bau und Sanierungskosten, Fremdkapitaleinsatz, Zinsentwicklung, Mietpreise und VerkaufsMARIO KMENTA, preise – bestimmt und Geschäftsführer, bedürfen eines regiotrivium GmbH nalen Know-hows und eines längeren Anlagehorizontes. Beide Anlagealternativen haben ihre Berechtigung, mit beiden können Sie gutes Geld verdienen, aber beide Investments sind vollkommen verschieden und dienen unterschiedlichen Zwecken. mario.kmenta@trivium.at

2016 – GELD-MAGAZIN ° MÄRZ 2013

71


rohstoffe ° Aktuelle Trends

Erdöl ° Erholung? Unterschiedliche Meinungen. Zur weiteren Entwicklung der Ölpreise sind sich auch ausgewiesene Experten uneinig: Die einen rechnen mit einer Trendwende nach oben – als Argument wird zumeist angegeben, dass Öl bereits „überverkauft“ sei. Soll heißen: Das schwarze Gold ist bereits sehr günstig zu haben, sogar so billig, dass sich für viele Unternehmen und Staaten die Produktion gar nicht mehr richtig lohne. Als Folge sollten Kapazitäten zurückgeschraubt und somit das Angebot verknappt werden. Bei geringerem Angebot und einer konstanten Nachfrage sollten also die Preise endlich wieder steigen. Tatsächlich waren ja auch schon Produktionskürzungen zu beobachten – vor allem in den Vereinigten Staaten, wo die ­Fracking-Industrie in eine veritable Krise gerutscht ist. Außerdem hätten die geringen Preisniveaus einen positiven Effekt für die Konsumenten, was die Wirtschaft und somit den Bedarf an Energie wieder ankurbeln könnte. ErdölPREIS (Sorte BRENT) Die „Erdöl-Bären“ sehen die Lage bei weitem nicht so optimistisch: Die globale Konjunktur würde weiterhin lau verlaufen, hinzu kämen zusätzliche Kapazitäten durch den Wiedereintritt des Erdölexporteurs Iran. Welche Seite hat nun Recht? Das Chartbild gibt hier momentan auch keine eindeutige Antwort, es spricht aber eher für die Öl-Bullen. Bei 30 US-Dollar je Barrel konnte nämlich eine fester Boden gefunden werden, seither ist der Trendpfeil aufwärts gerichtet. (hk)

Industriemetalle ° Steigende Nachfrage KupferPREIS

von ETF Securities führte eine gesunde Nachfrage bei gleichzeitig knappem Angebot für positive Impulse bei Industriemetallpreisen in diesem Jahr. Langfristig gesehen sollte es auch so weitergehen, wie eine interessante Analyse der Swiss Resource Capital AG nahe legt. Hier wird von einem steigenden Bedarf an Kupfer und anderen Industriemetallen durch rasch expandierende Mega-Citys ausgegangen. Wie schnell Städte wachsen können, sieht man beispielsweise im chinesischen Shenzhen. 1950 noch ein kleines Fischerdorf mit 3000 Einwohnern, beherbergt Shenzhen heute mehr als zwölf Millionen Einwohner! Nach dem Spitzenreiter Tokio liegt das indische Delhi mit mehr als 25 Millionen Menschen an zweiter Stelle. Platz drei belegt Shanghai mit knapp 24 Millionen Bewohnern. Es folgen Sao Paulo, Brasilien, Mumbai, Indien, Mexiko City, Beijing, Osaka in Japan, Kairo in Ägypten und New York. Bei Swiss Resource Capital heißt es weiter: „Die weltweite zunehmende Verstädterung verschlingt immer mehr Rohstoffe, besonders Kupfer. Denn Kupfer besitzt die höchste spezifische Leitfähigkeit für elektrischen Strom und ist damit vielfältig einsetzbar.Als Wärmeleiter dient das Metall bestens.Auch wachsen die Mittelschichten, die sich vermehrt etwa Autos und moderne Technologieprodukte leisten können.“ Hier sei Kupfer ein nicht wegzudenkendes Element. (hk)

72 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

Gold ist in der Gunst der Investoren gestiegen. Vor allem sein Status als Krisenwährung kommt wieder zur Geltung.

Langfrist-perspektive ° Kupfer ­befindet sich nach wie vor im Abwärtstrend – Experten ­prognostizieren dem Industriemetall aber enor­ mes, langfristiges Aufholpotenzial aufgrund ­zunehmender Verstädterung, aber auch Technolo­ gisierung der Gesellschaft.

Chile Peru USA Indonesien China

5400 Tonnen 1275 Tonnen 1275 Tonnen 970 Tonnen 960 Tonnen

CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock

Megastädte. Laut den Rohstoffexperten


°

Aktuelle Trends   rohstoffe

Gold ° Gefällt wieder Stimmungsumschwung. Ein recht kräftiges Lebenszeichen ist bei Gold zu erkennen: Im Dezember letzten Jahres wurde ein deutlicher Aufwärtstrend eingeleitet, der das Edelmetall von 1050 auf 1240 US-Dollar je Feinunze führte. Nach dem starken Anstieg könnte der Kurs gerade jetzt in einen Seitwärtstrend umschwenken, was einer gesunden Konsolidierung gleichkommen würde. Bei den Spezialisten der Saxo Bank ist man der Meinung, dass die wochenlangen Zukäufe für einen Stimmungsumschwung ins Positive gesorgt haben. „Sorgen vor einer Rezession und niedrige Leitzinsen haben ein positives Momentum für Gold geschaffen. Das führte zu massiven Zukäufen durch ETFs“, so Ole Hansen, Rohstoffexperte bei dem Institut. 2015 verzeichnete Gold bereits zu Beginn des Jahres durch den sogenannten Frankenschock und das Quantitative Easing der EZB starke Gewinne. Dies wirft nun die Frage auf, ob es sich GoldPREIS auch bei der aktuellen Rally nur um eine kurzfristige Entwicklung handle. „Unserer Meinung nach deuten die derzeitigen Entwicklungen an den Märkten aber tatsächlich auf einen Stimmungswandel zugunsten von Edelmetallen hin. Die Zinswende in den USA sowie der Preisverfall bei Öl und globalen Aktien haben die Nachfrage nach dem gelben Metall erneut angefeuert“, meint Hansen. Luft nach oben wäre jedenfalls vorhanden, vor drei Jahren notierte Gold noch bei rund 1600 Dollar. (hk)

Agrarrohstoffe ° La Niña droht kakaoPREIS

Kakao & Co ° Ende Jänner war eine Erholung bei Kakao feststellbar, bei Weizen beispielsweise ging es wieder bergab. Jetzt stellt sich die Frage: Kommt La Niña oder kommt sie nicht? Auch hat der Zeitpunkt des Eintreffens des Wetterphäno­ mens sehr unterschiedliche Ernteauswirkungen.

Elfenbeinküste Indonesien Ghana Nigeria Kamerun

1.650.000 Tonnen 930.000 Tonnen 880.000 Tonnen 383.000 Tonnen 256.000 Tonnen

„Kleine Schwester“. Das Wetter­

phänomen El Niño ist mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Das Unwetter ist gefürchtet, weil es unter anderem gefährliche Wirbelstürme mit immensen Schäden für Mensch,Tier und natürlich auch Ernten auslösen kann. Heuer war El Niño besonders ausgeprägt und trieb ungeniert sein Unwesen. Nicht ganz so geläufig ist seine „kleine Schwes­ter“ La Niña, ein Wetterereignis, das nicht so starken Einfluss auf die Umwelt ausübt wie El Niño, aber dennoch nicht ganz ohne ist. Eine La Niña, die im Winter unserer Hemisphäre eine mittlere Stärke erreicht, kurbelt üblicherweise die Produktion von Getreide, Kaffee und Kakao an, weshalb eine im Winter auftretende La Niña sich negativ auf diese Preise auswirken könnte. Laut unterschiedlichen Berichten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir nach El Niño heuer auch noch La Niña sehen werden. „Sollte La Niña allerdings erst im Frühling bis Sommer 2017 auftreten, würde sich das wohl überwiegend positiv auf die Preise auswirken“, heißt es bei ETF Securities. Und glaubt man den Meteorologen, wird La Niña sich tatsächlich noch etwas Zeit lassen und erst zu einer späteren Jahreszeit auftreten. Man sieht hier wieder einmal die Schwierigkeit bei Agrarrohstoff-Investments: Sie sind stark vom Wetter abhängig – und das lässt sich eben nicht haargenau vorhersagen. (hk)

märz 2016 – GELD-MAGAZIN ° 73


versicherungPanorama Zahlenspiel

70

Gefahr im Anmarsch. Die Sor­ gen von Versicherungsmanagern –

Stichwort Niedrigzinsumfeld – möchte aktuell wahrscheinlich niemand haben. Laut einer inter­

Starke Worte ´´

„Die Politik muss hier endlich die ideologischen Scheuklappen ablegen!“

nationalen Studie des Beratungsunternehmens PwC machen den CEOs der Assekuranzen, neben

Robert Ottel, Präsident

dem bereits angesprochenen Zinsumfeld, mo­

des österreichischen

mentan vor allem zwei Probleme Kopfzerbre­

Aktienforums, fordert von

…der Nation. Die Stimmung unter Öster­

chen: Rund 60 Prozent der über 100 befragten

der heimischen Politik

reichs Unternehmern ist aktuell denkbar schlecht. Kein Wunder, fühlen sich die Selbst­ ständigen – großteils zu Recht – als Melkkuh der Nation. Die kürzlich veröffentlichten Ergebnisse einer im Auftrag der Jungen Wirtschaft durchge­ führten Market-Umfrage zum Thema Pensionen geben abermals Einblick in die derzeit beson­ ders „düstere“ Gefühlswelt der heimischen Unternehmer. Nach der Lösungskompetenz der Bundesregierung im Pensionsbereich befragt, beurteilten null Prozent der 1200 Studienteil­ nehmer, allesamt Jungunternehmer, diese als „sehr hoch“. Lediglich drei Prozent halten be­ sagte Lösungskompetenz für „eher hoch“. Ganze 83 Prozent der Befragten erwarten, dass sie selbst einmal im besten Fall eine staatliche Mindestpension erhalten werden. Die überwälti­ gende Mehrheit der Jungunternehmer, nämlich 92 Prozent, befürchtet auch, wesentlich länger arbeiten zu müssen als all jene, die derzeit ihre Pension antreten. Die Jungunternehmer hätten angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen „nicht einmal mehr Zorn“, bringt Herbert Rohrmair-Lewis, der Vorsitzende der Jungen Wirtschaft, die Stimmungslage auf den Punkt.

Versicherungsvorstände aus 43 Ländern befürch­

Reformen und steuerliche

ten eine mögliche (negative) Änderung des Kon­

Anreize im Bereich der

sumentenverhaltens sowie der Verbraucheraus­

privaten Altersvorsorge.

gaben im Versicherungen-Bereich. Ein noch grö­ ßerer Teil der CEOs, knapp 70 Prozent, sorgt sich aber um die aktuelle und künftige Geschwindig­ keit des technologischen Fortschritts, den viele Manager in der Branche als Gefahr für ihr Wachs­ tum begreifen. Thomas Windhager, Versiche­ rungsexperte bei PwC-Österreich, versucht je­ doch zu beruhigen: „Die neuen Technologien be­ deuten auch einen Nutzen für die Versicherungs­

Andreas Zakostelsky,

branche – wie zum Beispiel der Einsatz von Tele­

Obmann des Fachver-

matik-Sensoren, Datenanalyse und anderen digi­

bandes der Pensions-

talen Informationsquellen sowie von digitaler

kassen, bezweifelt zu

Vernetzung. All das ermöglicht Risikobeurteilung,

Recht die These, dass die

Preisgestaltung und laufende Kundenbetreuung

Österreicher künftig ihren

in Echtzeit.“

reichische Autobesitzer haben mit dem Wechsel ihrer Kfz-Versicherung 2015 durch­ schnittlich 217 Euro an Prämien gespart. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die das Tarifvergleichsportal durchblicker.at kürz­ lich veröffentlicht hat. Im Einzelfall betrug die jährliche Ersparnis sogar bis zu 1.348 Euro. Während bald zwei Drittel der „neuen“ Auto­ besitzer Versicherungen online verglichen, wechselten bestehende heimische Autobe­

74 ° GELD-MAGAZIN – März 2016

Lebensstandard grosso modo auch in der Pension halten werden können und fordert daher einen „Schulterschluss aller Formen der Pensionsvorsorge“.

„Die Annahme, dass diese Niedrigzinsphase sich über Jahrzehnte erstrecken wird, ist eine sehr mutige.“

studie des monats Wechselfaule Österreicher. Öster­

„Die Zahlen und Fakten sprechen eine klare Sprache: Das geht sich aus heutiger Sicht für viele nicht aus!“

sitzer jedoch kaum ihre Versicherung (lediglich neun Prozent) und ließen damit mehr als eine halbe Milliarde Euro potenzielle Ersparnis auf der sprichwörtlichen Straße liegen. Übrigens: Eine Kündigung der Kfz-Versicherung ist ge­ setzlich zum Ende jedes Versicherungsjahres möglich und muss spätestens ein Monat davor erfolgen. Zusätzlich haben Konsumenten auch nach Prämienerhöhung und nach jedem Scha­ denfall einen Monat Zeit, die Versicherung zu kündigen.

Der Präsident des österreichischen Versicherungsverbands, Günter Geyer, zeigt sich optimistisch und sieht die Zukunft des LebensversicherungsSektors trotz der aktuell vorherrschenden Rahmenbedingungen nicht gefährdet.

CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

MELKKÜHE…


FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE

PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER

PORTFOLIO

Allianz Elementar Lebensversicherung AG

Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus

1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at

FinanceLife Lebensversicherung AG 1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: service@financelife.com www.financelife.com

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2013

2014

2015

100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend

2,0 % 5,6 % 10,1 % 12,3 % 16,1 % 5,2 %

8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %

0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 %

100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)

0,1 % 4,0 % 0,4 % -9,0 % 19,8 % -4,7 % -3,2 % 8,9 %

6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %

-1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 %

1,8 % 1,8 % -0,1 % -6,1 % -11,7 % -0,4 % 1,3 % -10,3 %

4,9 % 5,2 % 6,2 % 1,0 % 2,4 % 3,7 % 4,5 % 4,6 %

0,6 % 5,1 % 5,4 % 7,1 %

0,3 % -0,7 % -2,4 % -4,8 %

4,5 % 5,3 % 5,6 % 5,8 %

(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)

0,6 % 4,2 % 6,7 % 8,8 %

0,7 % -1,5 % -4,0 % -6,7 %

3,1 % 3,2 % 2,5 % 1,1 %

(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)

0,9 % 4,4 % -0,9 % 3,4 % -3,3 % 1,7 % -5,8 % -0,1 %

(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)

0,3 % 0,1 % -2,0 % -4,4 %

(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)

FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 0,3 % 4,8 % II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien 3,8 % 7,7 % III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien 2,8 % 9,0 % IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien 8,5 % 9,8 % FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten -0,7 % 4,5 % II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien -1,4 % 8,4 % III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien 3,5 % 10,7 % IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien 7,0 % 12,5 % FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten 1,5 % 6,6 % II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien 4,8 % 7,6 % III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien 9,5 % 10,9 % IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien 15,2 % 14,3 % FinanceLife-Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 0,0 % 5,3 % II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien 1,6 % 10,2 % III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien 3,4 % 9,8 % IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien 8,1 % 10,2 %

1,3 % 3,8 % 7,3 % 10,7 % 0,8 % 4,4 % 6,4 % 8,2 %

1.1.-29.2.

Ø SEIT START (P.A.)

0,3 % 4,6 % -2,1 % 4,6 % -4,0 % 3,7 % -6,7 % 2,9 % -7,7 % -0,7 % -5,1 % 2,2 %

3,9 % 4,6 % 4,2 % 3,9 %

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG

1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group 1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at

Aktienanteil

Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 29.02.16

Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

15,13 € 13,50 € 11,77 € 7,81 €

15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €

16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €

17,19 € 16,79 € 15,98 € 11,33 €

16,97 € 16,26 € 15,16 € 10,53 €

A 25 A 50 A 75 A 100

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

10,32 € 8,56 € 7,33 € 5,87 €

10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €

11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €

11,73 € 10,63 € 9,95 € 8,51 €

11,58 € 10,29 € 9,42 € 7,91 €

PORTFOLIO

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2013

2014

4,0 % 4,4 % 7,3 % 4,4 % 4,9 %

8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 %

2015 1.1.-29.02.

Ø SEIT START (P.A.)

UNITED FUNDS OF SUCCESS

WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds

2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend

-3,3 % -6,1 % -4,2 % -10,7 % -5,4 %

-2,1 % -5,1 % -6,0 % -4,0 % -1,8 %

3,7 % 3,1 % 4,2 % 0,9 % 4,5 %

(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

MÄRZ 2016 – GELD-MAGAZIN °

75


versicherung ° Berufsunfähigkeit

Ein Unglück kommt selten alleine Eine schwere Krankheit kann auch den tüchtigsten Menschen sehr schnell aus der Berufslaufbahn schleudern. Dann werden die gesundheitlichen Sorgen noch dazu von finanziellen Problemen verstärkt. Das kann sich bis zur Existenzbedrohung steigern – damit es nicht soweit kommt, sollen Berufsunfähigkeitsversicherungen für Schutz sorgen. Harald Kolerus erufsunfähigkeit ist ein Risiko, das jeden treffen kann. Und zwar immer treffen kann. Die Durchdringung mit Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU) ist aber in Österreich noch nicht so groß wie in anderen Ländern, zum Beispiel in Deutschland. Der emotionale Verdrängungsmechanismus funktioniert also hierzulande offensichtlich noch ganz gut. Während sich die Menschen mit dem Thema private Altersvorsorge langsam anfreunden, gilt für die BU nach wie vor das Motto: „Das trifft eh nur die anderen.“ Viele Betroffene Dabei sprechen die offiziellen Zahlen eine ganz andere Sprache. Tatsächlich gibt es in Österreich rund 175.000 Personen, die eine Invaliditätspension (IV) beziehen – die durchschnittliche IV-Pension betrug 2015 rund 1030 Euro. Hinzu kommen jährlich

rund 10.000 Menschen, die sich in medizinischen Rehabilitationsmaßnahmen befinden. Faktum ist aber auch: Menschen mit eingeschränkter Arbeitsfähigkeit landen immer öfter in der Arbeitslosigkeit – mit ­allen damit verbundenen Folgen. BU als Sicherheitsnetz Eine Absicherung wäre daher flächendeckend zu empfehlen. Jedenfalls unverzichtbar ist laut Versicherungskennern wie Michael Miskarik, Geschäftsführer von HDI in Österreich, ein erstklassiger BUSchutz für Selbstständige und Freiberufler, da diese beim Verlust ihrer Arbeitskraft kaum auf staatliche Unterstützung hoffen dürfen. Darüber hinaus gibt es auch Personengruppen, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit besonders exponiert sind: Man denke z.B. an Ärzte, Pflegepersonal, aber auch an Personen, die mit Lebensmitteln in

° Praxisbeispiele (Dialog Lebensversicherung) So viel kostet eine private Berufsunfähigkeitsversicherung monatlich: Jahrespension 18.000 Euro, Laufzeit bis zum 65. Lebensjahr Fall 1: Betriebswirt, Einstiegsalter 25 Jahre bzw. 35 Jahre a) Tarif SBU-solution (altersabhängig kalkuliert, Einstiegsprämie) 16,00 Euro bzw. 24,88 Euro b) Tarif SBU-professional (über die Laufzeit konstante Monatsprämie) 44,78 Euro bzw. 59,32 Euro Fall 2: Industriemechaniker, Einstiegsalter 25 bzw. 35 Jahre a) Tarif SBU-solution (altersabhängig kalkuliert, Einstiegsprämie) 31,12 Euro bzw. 47,93 Euro b) Tarif SBU-professional (über die Laufzeit konstante Monatsprämie) 69,08 Euro bzw. 86,89 Euro

76 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

Berührung kommen oder mit Kindern arbeiten. Für sie stellen Infektionskrankheiten eine große Gefahr dar – in ­vielen Berufen gibt es aufgrund der Ansteckungsgefahr sogar ein Beschäftigungsverbot. Bewusstseinsbildung BU kann somit getrost als schwer unterschätztes Risiko bezeichnet werden – wie könnte die BU-Versicherung nun stärker ins Bewusstsein breiter Bevölkerungsschichten gerückt werden? Dazu meint Miskarik: „Wir setzen auf Aufklärung der BürgerInnen und intensive Schulungsmaßnahmen für unsere Vertriebspartner. Die BU-Aufklärung muss zu einem fixen Bestandteil in einem qualifizierten Beratungsprozess werden. Wenn es um das neue Auto geht, denkt jeder sofort an eine VollkaskoVersicherung, warum denken wir bei Vorsorge nicht auch automatisch an die Absicherung unserer Arbeitskraft?“ Hier ist offensichtlich noch ein Stück Weg zurückzulegen. Aber gibt es abgesehen von einer gewissen Sorglosigkeit von Herrn und Frau Österreicher auch andere Punkte, die der BU-Versicherung entgegenwirken? Berechtigte Kritik? Von Verbraucherschützern, etwa in Deutschland, kommt auch hin und wieder Kritik an BU-Versicherungen. Der Tenor lautet dann: Die Klauseln seien schwer lesbar; und für die einbezahlten Prämien seien die Leistungen im Schadensfall zu gering. Michael Stille, Vorstandsvorsitzender der Dialog Lebensversicherung, legt hier Einspruch ein: „Es ist keinesfalls so, dass Konsumentenschützer prinzipiell gegenüber BU-Produkten negativ eingestellt wären. In

credit: Shutterstock

B


ILFT

FEST IM LEBEN ZU STEHEN.

Mit dem ausgezeichneten Berufsunfähigkeitsschutz.

Krankheit, Unfall und Tod gehören zum Leben. Gegen die meisten Risiken sind wir heute versichert. Warum versichern wir nicht auch unsere Arbeitskraft? Immerhin sind rund 20% aller Berufstätigen infolge einer Krankheit oder eines Unfalles davon betroffen. EGO Top schützt Sie vor den finanziellen Folgen. Sorgen Sie vor! www.hdi-leben.at


versicherung ° Berufsunfähigkeit

Die Kostenfrage Manche Kritiker meinen wiederum, dass BU-Versicherungen prinzipiell zu ­teuer wären. Eine Aussage, die Miskarik von HDI so nicht stehen lassen will: „Auch hier möchte ich auf einen Vergleich mit der Vollkaskoversicherung für das Auto verweisen. Der Nutzen zeigt sich, wenn der Schadensfall eintritt. Aber es stimmt, dass der Preis oft als K.o.-Kriterium für eine BU-Absicherung genannt wird.“ Aus diesem Grund bietet die HDI Lebensversicherung AG dieser Zielgruppe einen leistbaren Existenzschutz an. „Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung EGO Basic ist nicht nur günstiger als eine

78 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

„BU-Aufklärung muss zu einem fixen Bestandteil im Beratungsprozess werden.“ Michael Miskarik, HDI

Berufsunfähigkeitsversicherung, sondern bietet auch eine vereinfachte Gesundheitsprüfung. Damit ist diese Absicherung auch für jene Personen geeignet, die in der Vergangenheit aufgrund der hohen Kosten oder aufgrund einer Vorerkrankung keine Absicherung in Anspruch nehmen konnten“, führt Miskarik aus. HDI hat noch ein weiteres Preisbeispiel bereit: „Ein 20-Jähriger kann sich mit unserem Spezial-Tarif für junge Leute – EGO Young – bereits mit rund 20 Euro im Monat eine monatliche Rente von rund 1000 Euro sichern. Ein 40Jähriger zahlt im Tarif EGO Classic knapp 40 Euro im Monat. Außerdem gilt: Je jünger, desto gesünder und leichter versicherbar“, so Miskarik (weitere Praxisbeispiele mit Prämien und Leistungen finden Sie auf Seite 76, sie stammen von der Dialog Lebensversicherung). Tipps vom VKI Auch der österreichische Verein für Konsumenteninformation (VKI) bezeichnet die BU-Versicherung als prinzipiell sinnvoll. Es gelte allerdings, sich ein güns­ tiges Angebot herauszupicken: „Die BU stockt im Fall einer Berufsunfähigkeit durch eine vorab festgelegte monatliche Rente eine geringe Sozialversicherungsrente auf. Besonders überlegenswert ist sie für jüngere Menschen mit (noch) wenigen SV-Beitragsjahren, für Alleinverdiener sowie bei geringen Ansprüchen auf eine staatliche Berufsunfähigkeitsleistung (Freiberufler, Selbstständige, Nicht-Pensionsversicherte)“, heißt es seitens des VKI. Die Konsumentenschützer bringen aber wiederum die Kostenfrage ins Spiel, wirklich billig seien BU-Versicherungen nie. „Richtig teuer wird es aber für bestimmte Berufsgruppen mit hohem Un-

fall- oder Erkrankungsrisiko, wie Dachdecker, Bauarbeiter, Friseure (Allergien) oder wenn man relativ spät einsteigt und eine Versicherungsdauer bis 65 Jahre wählt“, hieß es in der Fachzeitschrift Konsument. Der VKI beruft sich auf den deutschen Bund der Versicherten, laut dem ein Vertragsabschluss mit 40 Jahren um ungefähr 40 Prozent teurer als mit 30 Jahren sei. „Und für Menschen mit Vorerkrankungen findet sich überhaupt nur sehr schwer ein Anbieter oder überhaupt keiner“, so der VKI. Alternativen Deshalb wird vor Abschluss zu einem ausgiebigen Preis- und Konditionenvergleich geraten. Weiters bezeichnen die Konsumentenschützer die BU-Versicherung als beratungsintensiv: „Neben dem Angebotsvergleich sind auch mögliche Einschränkungen und Ausschlüsse eine Herausforderung für Laien. Unabhängige Beratung ist daher das Um und Auf.“ Auch sollten Alternativen zumindest ins Auge gefasst werden: „Wenn eine BU-Versicherung zu teuer wäre oder bereits Vorerkrankungen bestehen, kann eine Grundfähigkeits- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung das Schlimmste absichern“, so der VKI. Aufmerksam wird auch auf „Must-Haves“ im BU-Vertrag gemacht. Zum Beispiel sei der Verzicht auf die sogenannte abstrakte Verweisung extrem wichtig: Damit ist sichergestellt, dass der Versicherer nicht die Rente verweigern kann, indem er auf einen anderen Beruf verweist (zum Beispiel eine Friseurin mit Kontaktallergie auf einen Verkäuferjob). Enthalten sollte auch eine Nachversicherungsgarantie sein. Sie ermöglicht eine ­Aufstockung der Leistung ohne erneute Gesundheitsprüfung, etwa wenn man besser verdient oder eine Familie gründet. Fazit BU-Versicherungen sind logischerweise nicht umsonst, sie bleiben mit moantlichen Prämien ab dem Bereich von rund 20 Euro aber durchaus leistbar. Vor allem wenn man daran denkt, dass somit wirklich existenzielle finanzielle Risiken abgedeckt werden können.

creditS: beigestellt, Shutterstock

der Broschüre ‚Berufsunfähigkeit gezielt absichern‘ der Verbraucherzentrale Nord­ rhein-Westfalen wird sogar dezidiert zum Abschluss von BU-Versicherungen geraten. Gefreut hat uns, dass hier explizit das von der Dialog entwickelte Modell mit altersgerechter Prämienkalkulation gelobt wird, das jungen Menschen günstige Einstiegsmöglichkeiten bietet.“ Laut Stille sind die Preise von BU-Versicherungen zwar oft ein Thema – besonders für Konsumentenvertreter –, er hält sie aber für durchaus leistbar, vor allem, wenn es um akademische oder kaufmännische Berufe geht. Problematischer sei es bei den handwerklichen Berufen: „Hier empfehle ich die deutlich günstigere Basisabsicherung durch eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung oder, falls es sich um jüngere Versicherungsnehmer handelt, die Absicherung durch unseren altersabhängig kalkulierten Tarif.“ Der Vertragsabschluss in jungen Jahren lohnt sich laut Stille und anderen Experten auf jeden Fall. Er sei wegen der infolge des allgemein guten Gesundheitszustands unproblematischen Gesundheitsprüfung und wegen in der Regel fehlender finanzieller Reserven unbedingt empfehlenswert. Polizzen mit konstantem Beitrag kosten hingegen mehr als das Doppelte im Vergleich zu Polizzen mit altersabhängiger Kalkulation. Mit zunehmendem Alter steigen deren Prämien moderat an. Nach gut 20 Jahren erreichen sie die gleiche Prämienhöhe wie die Polizzen mit konstantem Beitrag.


Im Gespräch mit Michael Stille, Dialog

° VERSICHERUNG

Staat schützt nicht allumfassend Man sollte sich bei der Vorsorge nicht alleine auf „Vater Staat“ verlassen, vor allem im Falle einer Berufsunfähigkeit könnte es böse Überraschungen geben. So die Warnung von Dialog-Vorstand Michael Stille. Er rät Harald Kolerus zu kostengünstigen privaten Versicherungen als Ergänzung. GELD °

Herr Stille, Sie sind seit Okto-

ber letzten Jahres Vorstandsvorsitzender der Dialog Lebensversicherung – wie geht es Ihnen in dieser Position und wie geht es dem Unternehmen?

MICHAEL STILLE: Danke, ich bin hochzufrieden, weil sich die Dialog auch weiterhin sehr gut entwickelt. Für 2015 liegt noch kein Jahresabschluss vor, weshalb ich auch noch keine genauen Zahlen nennen kann. Eine Grundtendenz ist aber eindeutig: Im Neugeschäft und beim Bestand konnten wir erneut Zuwachsraten erzielen – immerhin bereits das vierte Jahr in Folge. Welche Pläne haben Sie als neuer Vorstand des Unternehmens? Was wird neu?

Die Dialog ist ja zum Glück das Gegenteil von einem Sanierungsfall – wir legen zu, obwohl der Markt für Risikogeschäft in Deutschland fällt. Deshalb muss man nicht alles neu machen, sondern auch für Kontinuität sorgen, um den Erfolg fortzusetzen. Das heißt natürlich nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen. So gilt es, bestehende Produkte zu optimieren und Serviceleistungen weiter auszubauen. Ein wesentliches Stichwort lautet hier Digitalisierung. Sie muss an allen Punkten der Wertschöpfungskette anknüpfen. Wir sind auf diesem Gebiet schon sehr weit, aber natürlich gibt es noch einiges zu tun. Über unsere ausgezeichneten Serviceleistungen wollen wir weitere Marktanteile hinzugewinnen. Können Sie die Bedeutung der Digitalisierung

CREDIT: beigestellt

für die Dialog noch weiter konkretisieren?

Wir wollen unseren Maklern das Geschäft so einfach wie möglich machen, hierbei hilft die vollelektronische Unterstützung. Wir bieten technologische Lösungen für alle relevanten Medien an. So haben wir Apps für die Antrags-

erstellung entwickelt, die über PC, Tablett und auch das Smart Phone laufen. Wir beobachten, welche technischen Systeme die Makler nutzen und wie die Datenschnittstelle aussieht, dort „docken“ wir mit entsprechenden Lösungen an. Ich meine, dass dieser Servicecharakter einen Gutteil unseres Erfolges ausmacht. Das gilt natürlich auch für die Produktgestaltung, hier muss man auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden eingehen. Wir setzen deshalb sehr stark auf Flexibilität, sowohl bei den Varianten der Prämienzahlung, als auch bei der individuellen Anpassbarkeit der Produkte. Es besteht die Möglichkeit der laufenden Zahlung, der risikoadäquaten Zahlung oder des Einmalerlags. Ebenfalls ist der Deckungsverlauf flexibel gestaltbar – konstant, linear fallend, annuitätisch fallend oder völlig frei wählbar. Interessant ist auch die von Ihnen erwähnte Produktoptimierung...

Zum 1. April 2016 führen wir deutlich verbesserte Produkte in der Ablebensversicherung und in der Berufsunfähigkeitsversicherung ein. Auch hier ist die Flexibilität entscheidend, die zu sinnvollen Lösungen führt. Nehmen wir als Beispiel den Bereich der Ablebensversicherung: Hier bietet die Dialog zukünftig die Möglichkeit, einen Teil der Versicherungs leistung schon vorzeitig auszuzahlen. Das wäre etwa dann der Fall, wenn ein Arzt bestätigt, dass der Versicherte leider nur mehr eine begrenzte Lebenserwartung aufweist. Mit dem schon bei Vertragsabschluss ausgewiesenen Betrag könnte sich der Betroffene dann beispielsweise einen schon lange gehegten Wunsch erfüllen oder die Mittel zur Linderung seiner Leiden verwenden. Wir gehen also auf unsere Kunden ein und schaffen mit solchen Möglichkeiten ein Alleinstehungsmerkmal, das uns von den Mitbewerbern abhebt.

Michael Stille, seit 1. Oktober 2015 neuer Vorstandsvorsitzender der Dialog Lebensversicherungs-AG

Kommen wir auf die Berufsunfähigkeit (BU) zu sprechen – für wen ist sie interessant?

Prinzipiell für jeden, nicht zuletzt, weil sich der Staat auch in Österreich zunehmend aus der Absicherung in diesem Bereich zurückzieht. Allerdings ist das noch nicht in den Köpfen aller Menschen angekommen, sie vertrauen noch immer auf den allumfassenden Schutz durch den Staat – eine trügerische Hoffnung, weil die gesetzlichen Leistungen oft nicht zur Abdeckung des Lebensbedarfs ausreichen. Wer neu in die Arbeitswelt einsteigt, genießt die ersten fünf Jahre überhaupt keinen Schutz bei Eintritt der Berufsunfähigkeit. Deshalb ist es vor allem jungen Menschen ans Herz zu legen, eine private BU-Versicherung abzuschließen. Bei der Dialog bieten wir speziell für junge Menschen sehr niedrige Einstiegsbeiträge, mit zunehmendem Alter steigen dann die Prämien analog der Gehaltsentwicklung an. Dieses Modell wurde in Deutschland auch von Verbraucherschützern als „intelligente Lösung“ gelobt. Die Experten empfehlen daher, einen solchen altersgerechten BU-Schutz abzuschließen. www.dialog-leben.at

MÄRZ 2016 – GELD-MAGAZIN °

79


versicherung ° Pensionskassen

Zweite Säule weiter stärken Die betriebliche Vorsorge in Österreich feierte im Vorjahr ein rundes Jubiläum: 25 Jahre ist sie alt geworden. Im Wesentlichen wurde hier eine Erfolgsgeschichte geschrieben. Die von den Pensionskassen abgeworfenen Erträge sind zwar nicht astronomisch hoch, dafür fallen sie aber stabil aus. Der Langfristhorizont liegt bei der Veranlagung im Vordergund, wobei die ungünstige Zinssituation das Leben natürlich nicht leichter macht. Harald Kolerus m Jahr 2015 erwirtschafteten die österreichischen Pensionskassen eine Performance von plus 2,36 Prozent. Das Veranlagungsergebnis liegt somit – wie es seitens der Pensionskassen heißt – „ausnahmsweise“ unter dem langjährigen Durchschnitt, der über 25 Jahre bei 5,58 Prozent liegt. Auf Sicht von zehn Jahren waren es 3,83 Prozent per anno. Über drei Jahre berechnet ergibt sich ein Performance von plus 5,93 Prozent per anno, über fünf Jahre ein Plus von 4,54 Prozent jährlich. Man sieht also, dass die Pensionskassen über einen langen Horizont hinweg und auch während unterschiedlicher Zeitfenster eine sehr solide Performance eingefahren haben. Warum wurde nun aber „ausnahmsweise“ eine schwächere Performance erzielt, wollte das GELD-Magazin von Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen in Österreich, wissen. „Geprägt war das Jahr 2015 von ständig wechselnden Einflussfaktoren und anhaltenden Unsicherheiten auf den weltweiten Finanzmärkten. Im Vergleich zu anderen Sparund Veranlagungsformen liegen die Pen­ sionskassen aber weiterhin im absoluten Spitzenfeld“, so der Experte. Als Beispiele nennt er die heikle Abstimmung in Griechenland im Jänner 2015, die massive Abwertung der chinesischen Währung, das Niedrigzinsumfeld, den Einbruch der Ölpreises oder die Diskussion um die Prosperität der Schwellenländer. „Wir hatten es also mit einem extrem unruhigen Jahr zu tun, dafür sind wir durchaus stolz auf die erzielten Ergebnisse. Die österreichischen Pensionskassen verfolgen im Interesse ihrer Kunden eine langfristige Veranlagungsstra-

80 ° GELD-MAGAZIN – märz 2016

tegie. Der Einfluss eines Veranlagungsjahres unter dem Durchschnitt bewirkt kaum eine Veränderung im langfristigen Aufbau einer Pension“, so Zakostelsky. Rück- und Ausblick Die Pensionskassen hatten seit Beginn des Jahres auf eine mögliche Börsen-Korrektur und die massiven Schwankungen an den Finanzmärkten hingewiesen. Die Portfolios wurden auf die sich ankündigenden neuen Rahmenbedingungen rechtzeitig ausgerichtet. Dabei erschwerten die anhaltende extreme Niedrigzinspolitik der EZB und die äußerst niedrigen, bis negativen Zinsen für Anleihen die Rahmenbedingungen. Nach dem dritten Quartal wurde bereits auf ein Erholungspotenzial hingewiesen, das laut aktuellem Pensionskassenbrief schließlich genutzt werden konnte. Die Pensionskassen werfen auch einen Blick in die Zukunft: Zum einen ist keine rasche und deutliche Verringerung der Unsicherheiten in den weltweiten politischen und wirtschaftlichen Einflussfaktoren absehbar. Zum anderen dürfte das Wirtschaftswachstum in Europa, in den USA und in Asien wieder nachhaltiger zunehmen. Daher gehen die Pensionskassen mit Optimismus in das neue Jahr. Stärkung der Betrieblichen Tatsache ist allerdings, dass die betriebliche Vorsorge in Österreich dem europäi­ schen Niveau noch hinterherhinkt. Hierzulande verfügen 23 Prozent der werktätigen Bevölkerung über einen Pensionskassenvertrag – zu wenige, wie Zakostelsky meint. Um den Ausbau der betrieblichen Alters-

„2015 war am ­Finanzmarkt ein extrem un­ ruhiges Jahr.“ Andreas Zakostelsky, ­Fachverband der Pensionskassen

vorsorge weiter zu fördern, sollten deshalb Vereinbarungen über Zusatzpensionen in allen Kollektivverträgen als Möglichkeit vorgesehen werden. „Betriebspensionen führen für Unternehmen und Mitarbeiter weniger an Steuer- und Abgabenbelas­ tungen mit sich als Gehaltserhöhungen. In einigen Branchen bestehen bereits Kollektivverträge mit Vereinbarungen über die betriebliche Altersvorsorge. Eine flächendeckende Ergänzung der 1. Säule wird mittlerweile von allen Experten als notwendig für die Erhaltung der gewohnten Lebensqualität auch im Alter erachtet“, so Za­ kostelsky. Im Sinne eines „Gesamtkonzepts für alle drei Säulen der Altersvorsorge“ sollten Arbeitnehmerbeiträge an Pensionskassen zumindest in gleicher Höhe wie bei der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge – das sind aktuell bis zu 2676,89 Euro – gefördert werden. Zudem fordert der Fachverband, dass Eigenbeiträge der Arbeitnehmer zu Pensionskassen steuerlich absetzbar sein sollen, was bisher nicht der Fall ist. Ein weiteres Manko: Arbeitgeber können für sich selbst nicht in die Pensionskasse einzahlen, Zakostelsky fordert hier eine Gleichstellung mit der Behandlung von Arbeitgeberbeiträgen für Arbeitnehmer.

credit: beigestellt/Archiv

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Hier finden Sie eine Kontaktübersicht der österreichischen überbetrieblichen Pensionskassen sowie deren Veranlagungserfolg in Kurzform. PERF. in %

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2013

2014

2015

3,8 bis 7,7

6,0 bis 11,7

1,6 bis 4,8

4,3 bis 7,7

6,3 bis 12,1

1,2 bis 3,3

4,2 bis 7,3 50 % Generali Holding Vienna AG 50 % Zürich Versicherungs- Aktiengesellschaft

6,2 bis 7,2

2,6 bis 4,3

3,1 bis 10,4

6,9 bis 12,0

0,0 bis 5,0

3,1 bis 7,0

5,8 bis 8,8

2,6 bis 5,0 Ø 3,5

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SERVICE

ÜBERBETRIEBLICHE PENSIONSKASSEN


NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE

EISZEIT IN DER WELTWIRTSCHAFT Die sinnvollsten Strategien zur Rettung unserer Vermögen Daniel Stelter, Campus Verlag, 337 Seiten

Daniel Stelter bezeichnet die anhaltende Stagnation als Eiszeit, den Euro als Schuldenturbo und die demografische Entwicklung als Dauerproblem. Selbst wenn wir die Last der Schulden bereinigt hätten, müssten wir uns auf geringere Wachstumsraten einstellen. Der Versuch der Schuldner, ihre Last durch Sparen zu mindern, führe zu einem so starken Einbruch der Wirtschaft, dass die Schulden relativ zum BIP immer größer statt kleiner werden. Es sei nicht möglich, sich „aus der Pleite zu sparen“. Zu den grundlegenden Problemen der Eurozone zählt Stelter acht Jahre nach dem Beginn der Krise im Jahr 2008 das Bankensystem mit faulen Schulden, die auf bis zu eine Billion Euro geschätzt werden. Die Wettbewerbsfähigkeit der Krisenländer habe sich leicht verbessert, liege aber immer noch deutlich unter dem Niveau in Deutschland. Zugleich werde zu wenig in Bildung, Innovation und Kapitalstock investiert. Die Währungsunion kranke noch immer an den Geburtsfehlern. Es fehle eine gemeinsame Fiskalpolitik mit entsprechenden Transfers und eine gemeinsame Wirtschaftspolitik. Und schließlich fehle weiterhin das Ventil für eine schnelle Reaktion im Fall von Krisen. Letztendlich seien die Versprechen der Politik für Renten, Pensionen und Gesundheitsversorgung nicht gedeckt. Der Glaube, die Krise sei überwunden, ist der Garant für künftige Krisen. Doch es bleibt nicht bei der Analyse. Daniel Stelter legt auch konkrete Empfehlungen vor. Dabei kommt das Thema Vermögensschutz nicht zu kurz.

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° GELD-MAGAZIN – MÄRZ 2016

Weltweit steigt die Lebenserwartung der Menschen. Doch jedes zusätzliche Lebensjahr bedeutet eine höhere finanzielle Belastung im Alter. Bei sinkenden Renten und Nullzinsen ein immer schwierigeres Unterfangen. Für Privatanleger ist es nicht leicht, sich an der Börse zurechtzufinden. Beate Sander gibt hier die richtige Hilfestellung. Die versierte Bestsellerautorin der Geldanlage zeigt auf, wie man systematisch Geld verdienen kann, wenn man in genau die Unternehmen investiert, die von einer alternden Gesellschaft sowie der Digitalisierung und Vernetzung profitieren. Sie analysiert Branchen, Unternehmen und Einzelaktien. Ihrer Meinung nach kann man sich relativ risikoarm Software, Biotechnologie, Medizintechnik und Pharmaindustrie zunutze machen. Vor allem Einsteiger, aber sicher auch versierte Anleger mit bescheidener Vermögensdecke sollten sich ein Depot von preiswerten börsennotierten Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) zulegen, das wichtige Branchen und Märkte abdeckt. Drei ETF-Musterdepots für sicherheitsbewusste, erfolgsorientierte und risikofreudige Anleger finden sich deshalb gleichfalls im Buch. Auch ein guter Rat fehlt nicht: Pro Titel mindestens 1000 Euro einzusetzen, damit die Transaktionskosten prozentual nur geringfügig belasten, umgekehrt aber ansehnliche Gewinne bei einer Langzeitanlage möglich sind. Etwa fünf bis acht Titel im Depot sind durchaus angemessen, meint die Autorin. Sie begründet aber auch, von welchen Anlageformen man die Finger lassen sollte.

WOHLSTAND SICHERN IM DEMOGRAFISCHEN WANDEL Die richtigen Aktien und Entscheidungen in Zeiten des globalen Wandels Beate Sander, FinanzBuch Verlag, 272 Seiten

AMERIKAS KRIEG GEGEN DIE WELT Paul Craig Roberts, Kopp Verlag, 256 Seiten

Der Autor analysiert, dass sich die USA seit der Clinton-Regierung von ihren Idealen entfernt haben und zu Verfechtern einer rein imperialistischen Doktrin des Strebens nach alleiniger Weltherrschaft verkommen sind. Jeder, der der Berichterstattung der westlichen Medien vertraue, besitze keine zutreffende Vorstellung von dem, was gegenwärtig in Syrien geschieht. Das schreibt Paul Craig Roberts und erläutert, wie „durchgeknallte“ Neokonservative, die die westliche Außenpolitik kontrollieren, sowie ihre türkischen und saudiarabischen Vasallen dem Dritten Weltkrieg und einem atomaren Schlagabtausch Tür und Tor geöffnet haben. Der Autor ist durchaus politischer Insider, war stellvertretender Finanzminister der Regierung Reagan und Mitbegründer der„Reaganomics“. Sein Credo: Die Europäer müssen die NATO abschaffen, wenn sie selbst überleben wollen. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin attestiert er ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein und diplomatischer Zurückhaltung. Die Länder Europas seien aber Vasallen Washingtons. Jede Bestrebung, eine Politik der eigenen Souveränität zu betreiben, werde als Bedrohung des imperialen Machtanspruchs entsprechend bestraft. Während der amerikanische Handel mit Russland trotz der Sanktionen blüht und wächst, müssen die Europäer Exporteinbußen in Milliardenhöhe hinnehmen. Für die Gleichschaltung der westlichen Medien hat Roberts nur Spott und Hohn übrig. Medialer Einheitsbrei und stereotype Propaganda würden heute die Medienlandschaft prägen, die von wenigen Konzernen kontrolliert werde.

CREDITS: beigestellt

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