GELD-Magazin, Juni 2016

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imMigrationsflut aus Afrika droht – Bestsellerautoren warnen

4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 06 | 2016 ° 3,90 Euro

Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte

„Die Geldpolitik verursacht gefährliche Anomalien im Finanzsystem” US-Starökonom Nouriel Roubini ab Seite 14

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° editorial  06/2016 Vertrauen in die EZB sinkt

P

olitische Reformen in den EU-Ländern setzten nach der Finanz­krise die Unterstützung durch die Europäische Zentralbank voraus. Denn die Staatsbudgets waren knapp und die sinkenden Bonitäten trieben die Zinsen für Staatsanleihen in die Höhe. Um den Mitgliedsstaaten nun den nötigen Spielraum für Reformen zu geben und damit Wirtschaftswachstum und Inflation zu induzieren, kauft die EZB – seit Anfang 2015 direkt – massenweise Staatsschulden (Quantitative Easing) und verringerte damit den Zinsaufwand der Staaten (z.B. fiel die Rendite 10-jähriger italienischer Staatsanleihen von 7,5 Prozent Ende 2011 bis heute auf 1,32 Prozent). Dabei verließ sich die EZB darauf, dass die Mitgliedsstaaten zur Einhaltung des Reform- und Stabilitätspaktes zurückkehren würden. Die Senkung der Zinsen auf den niedrigsten Stand seit 20 Generationen hat aber weder zu Wachstum, noch zu Infla­ tion und schon zu gar nicht zu einem Schuldenabbau geführt. Im Gegenteil, der Reformwillen in den EU-Staaten erodiert, die Schulden steigen weiter.

Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin

Mit den geldpolitischen Maßnahmen hat die EZB bewusst in Kauf genommen, dass durch die extrem niedrigen Zinsen risikoarme Geldanlagen immer unrentabler wurden. Bereits die Hälfte aller Staatsanleihen im EU-Raum weisen derzeit negative Renditen auf. Schulden machen wird belohnt, Kapitalanlage wird bestraft. Das gilt (als Kollateralschaden) auch für die Pensionsvorsorge, wie Lebensversicherungen, Pensionskassen etc. Kein Wunder, wenn der Anteil der EU-Bürger, die auf die EZB-Politik vertrauen, heute bereits auf ein Drittel gesunken ist. Selbst der als Hardliner bekannte deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble übt bereits offen Kritik am Niedrigzinskurs der EZB. Eine zunehmende Gefahr für die EU wird zudem die Zuwendung der Bevölkerung zu nationalistischen und rechtspopulistischen Parteien durch Protestwahlen. Mittlerweile kommt auch Kritik von internationalen Organisatio­ nen. Die OECD oder auch der IWF, die lange zu Befürwortern der lockeren Geldpolitik zählten, warnen nun auch, dass weitere geldpolitische Lockerung kontraproduktiv sein könnte.

º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º  Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, office@geld-magazin.at º  Herausgeber Dr. Wolfgang Freisleben º  GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic  º Chefredakteur Mario Franzin º  Redaktion Mario Franzin (mf), Dr. Wolfgang Freisleben (wf), Mag. Harald Kolerus (hk), Wolfgang Regner (wr) º  GrafiK Noura El-Kordy º  Bilder Shutterstock º CoverFOTO Shutterstock º  Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º  Verlagsleitung Snezana Jovic º  Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller  º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º  Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-33 • abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.


14 Stillstand der

Weltwirtschaft: Nouriel Roubini sieht den Grund in zunehmenden Anomalien im Finanzsystem

geldanlage 28 ° PANORAMA. Land des Monats: Spaniens erfolgreiche Reformen + Studie: Investmentfonds gewinnen an Beliebtheit + ETF Securities: „Palladium möglicher Gewinner des Jahres.“

30 ° dividendenstrategien. Regelmäßige Aus-

schüttungen lassen die Kassa klingeln und stabilisieren außerdem die Kursentwicklung.

33 ° interview mark peden. Dem Aktien-Exper-

06 ° PANORAMA. EU-Studie: Arme Landbevölke-

34 ° High yield bonds. Hochzinsanleihen bieten attraktive Renditechancen bei kalkuliertem Risiko.

rung – Bulgarien besonders betroffen + Energiewende: Crowdfunding für sauberen Strom + Match der SportGiganten: Punktesieg für Adidas über Nike.

35 ° interview david hawa. Der Fixed Income-

08 ° Interview friedrich / weik. Die deutschen

36° etfs und nachhaltigkeit. Ethische Anlage-

Ökonomen Marc Friedrich und Matthias Weik warnen vor einer weiteren Flüchtlingswelle aus Afrika.

12 ° kommentar des herausgebers. Wolf-

Spezialist bei Robeco favorisiert europäische High Yields.

themen lassen sich jetzt auch mit ETFs abdecken.

38 ° interview dag rodewald. Der ETF-

gang Freisleben über den Linksruck der Republik.

Spezialist von UBS glaubt an Wettbewerbsvorteile nachhaltiger Unternehmen.

14 ° stillstand der weltwirtschaft. Die

40 ° institutional investors congress.

Konjunktur will und will nicht in Schwung kommen. Ökonomen sowie Politiker zeigen sich rat- und machtlos. Um nicht zu sagen: verzweifelt.

20 ° Finance Watch. Europas Bankerin des

Jahres: Ana Patricia Botín + „Sheriff “ der Wall Street: Schwerer Rückschlag für Preet Bharara + Credit Suisse: Abschied von Panama.

BANKING 22 ° PANORAMA. Happy Birthday: Der Österrei-

chische Verband Financial Planners wird 15 + Marketing: Raiffeisen setzt auf neue Webtechnologie.

24 ° roboter als finanzberater. Computergesteuerte Vermögensverwaltung macht dem altgedienten Bankgeschäft Konkurrenz.

26 ° länderkampf. Warum es US-Banken besser geht als ihren europäischen Pendants.

4 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

Anlageprofis beleuchten Wachstumsbranchen.

44 ° biotechnologie. Eine neue Generation von Medikamenten eröffnet wieder Gewinnchancen.

47 ° interview Silvia schanz. Die Spezialistin der BB Biotech AG zu den Schlüsselfaktoren der Biotechnologiebranche.

48 ° immobilien Europa. Bei der Auswahl des Standortes ist Vorsicht geboten.

52 ° börse russland. Die Börse Moskau hat zu eine kräftigen Erholung angesetzt.

56 ° best of funds. Durch eine geschickte Kauf-

und Verkaufsstrategie können aktive Fondsmanager die Volatilität der Börsen in bare Münze verwandeln.

59 ° interview René Sapper. Der Geschäfts-

führer von AIF erläutert seine erfolgreiche Alternative Investments-Strategie.

CrediTS: Shutterstock

Brennpunkt

ten von Kames Capital gefallen Titel mit jahrzehntelanger Dividenden-Tradition.


° Inhalt  06 / 2016

48 Immobilienmärkte Europa

Alternative Investments 70 ° PANORAMA. Kuwait: Riesiger Staatsfonds will massiv in Infrastruktur investieren + Zertifikateprofis: Die besten Tipps.

72 ° rohstoff-radar. Erdöl: Gewinnmitnahmen dämpfen Rally + Gold: Aufholpotenzial durch Schmuckkäufe + Kaffee: Gute Ernte in Sicht.

Aktien

Versicherung & vorsorge

60 ° Panorama. Palfinger: Rekord-Akquisition in

74 ° panorama. EM-Fieber: Während Fußball-

Norwegen + CA Immo: Starkes erstes Quartal.

61 ° interview peter seilern. Der Vorstand von

Großereignissen steigen die Autounfälle deutlich + Uniqa: Am Steuer bitte nicht telefonieren!

Seilern Investment Management über das „Dreigestirn des Erfolgs“.

75 ° FLv-Listing. Der monatliche Überblick über die

62 ° weltbörsen. USA: Laue Wirtschaft + Europa:

76 ° gesundheitsversicherung. Finanzieller

64 ° anlagetipps. 3M: Innovations-Weltmeister +

80 ° pensionsreform. Die SPÖ mahnt auch

Robuste Verfassung + Japan: Am Rande der Rezession.

Straumann: Schweizer Präzision + Under Armour: Sportliche Aufholjagd.

66 ° börse wien. Brexit beeinflusst auch den ATX. 68 ° börse deutschland. DAX pendelt zwischen Sommer-Rally und Lethargie.

fondsgebundenen Lebensversicherungen.

Schutz und beste medizinische Behandlung.

­Unternehmer zur Verantwortung.

81 ° wissen. Was bedeutet „Cooling-off “? 82 ° buchtipps. Wolfgang Hetzer: Rechtsbruch als

Staatsraison + Hannes Hofbauer: Feindbild Russland + Dieter Grimm: Europa ja – aber welches?

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Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 5


brennpunktPanorama bulgarien

Starke Worte ´´ Land des Monats

„Ich empfehle ihnen eine Umorientierung auf das, was Österreich braucht.“ Vizekanzler Reinhold Mitterlehner schießt im Interview mit dem Kurier scharf gegen die Sozialpartnerschaft. Sie solle sich auf das Wohl des Landes konzentrieren, und nicht darauf, „was die jeweilige Gruppe gerade braucht“.

Armut. Eine Ende Mai veröffentlichte Er-

hebung der EU-Statistikbehörde Eurostat brachte zutage, dass die Landbevölkerung in den ­meisten Mitgliedsstaaten der Union stärker von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht ist, als die Stadtbewohner. Im EUDurchschnitt lag der prozentuelle Anteil der betroffenen Bürger (laut Kriterien von Eurostat) bei 24,4 Prozent in Städten, bei 22,2 Prozent in kleineren Städten und Vororten sowie bei 27,1 Prozent in ländlichen Gebieten. Absoluter Negativ-Spitzenreiter ist der ländliche Raum in Bulgarien, wo 51,4 Prozent der Bevölkerung von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sind. Interessantes Detail am Rande: Österreich ist laut der EU-Statistikbehörde einer von nur sieben Mitgliedsstaaten, deren Städter (28,3 Prozent) stärker armutsbedroht sind als die Landbevölkerung (14,1 Prozent).

ECKDATEN (Republik Bulgarien)

Staatsform Parlamentarische Republik Hauptstadt Sofia Amtssprache Bulgarisch Staatsoberhaupt Rosen Plevneliev Regierungschef Boyko Borisov Fläche 111.002 km2 Einwohner etwa 7,2 Millionen Bevölkerungsdichte (Kernland) rund 64,9 pro km2 Währung Lew BIP (2014) 42 Milliarden Euro Kfz-Kennzeichen BG Internet-TLD .bg Internat. Telefonvorwahl +359 Unabhängig seit 1878 Nationalfeiertag 3. März Größte Städte Sofia, Plowdiw, Warna, Burgas Verwaltungsgliederung Zentralstaat, 28 Verwaltungsbezirke Nachbarstaaten Griechenland, Mazedonien, Rumänien, Serbien, Türkei Höchste Erhebung Musala (2925 m)

Zahlenspiel

der Lösung und nicht Teil des Problems!“ Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske weist die Vorwürfe Mitterlehners entschieden als „untergriffige Argumentation“ zurück und empfiehlt dem Vizekanzler, endlich selbst Lösungskompetenz zu zeigen.

„Wenn jemand eine

Umorientierung braucht, dann die Bundesregierung.“ Auch WirtschaftskammerPräsident Christoph Leitl

jährlich

den nämlich auch diesen Sommer wie-

möchte Mitterlehners Aus-

grüSSt... das Mur-

der Linienflüge aufgrund des nach wie

sagen nicht unkommen-

meltier. Das sprichwörtliche Nagetier

vor bestehenden Pilotenmangels ge-

tiert lassen. Gerade von

dürfte, so munkeln böse Zungen, mitt-

strichen. Die „Ausdünnung“ des Flug-

einer Regierungsstelle, die

lerweile nicht mehr ausschließlich in

plans betrifft vorerst 150 Rotationen im

in letzter Zeit nicht durch

Österreichs Bergen, sondern auch am

Juni und soll mithelfen, das Risiko von

erregende Performance aufgefallen ist, müsse

Wiener Flughafen anzutreffen sein. Wie

ungeplanten Flugausfällen in der Hoch-

man sich so etwas nicht sagen lassen.

die AUA kürzlich verlautbaren ließ, wer-

saison zu mindern.

6 ° GELD-MAGAZIN – juni 2016

CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

150

Und

„Wir sind Teil


ENERGIEWENDE Die Crowd verleiht Rückenwind. „Wir

müssen endlich damit aufhören, Öl und Kohle zu verbrennen“, fordert Johann Hansmann. Offensichtlich keine leeren Phrasen des „Business Angels des Jahres“, der seinen Worten – mit einem Investment in das Energieunternehmen neovoltaic – auch Taten folgen lässt. Hansmann befindet sich dabei in guter Gesellschaft: Auch der ehemalige AUA- und Siemens-Vorstand Alfred Ötsch, der Unternehmer Gerold Pankl sowie die DiTech-Gründerin Aleksandra Izdebska haben bereits in die Hartberger Firma investiert, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Konsumenten in die Energie-Autarkie zu führen. Nunmehr haben auch Crowdinvestoren die Möglichkeit, ihren Teil zur Energiewende „made in Styria“ beizutragen. Seit Anfang Juni kann

auf Österreichs größter Crowdinvesting-Plattform Conda in Form eines Nachrangdarlehens in neovoltaic investiert werden. Seit der Unternehmensgründung im Jahr 2010 hat sich neovoltaic der Entwicklung und dem Vertrieb von Stromspeicherlösungen auf Basis von mehr als 20 Jahre haltbaren Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien verschrieben. Diese eignen sich ideal zur Speicherung von überschüssiger Solarenergie und fördern so die Energieautonomie der Haushalte. „Die Batterien verlieren kaum an ­Leistungsfähigkeit und lassen sich mehrere tausend Mal aufladen“, erklärt Werner Posch, Gründer und CEO von neovoltaic, der mit seinem Unternehmen auch Großspeicher für die Industrie anbietet. Mittels der Online-Plattform Neocontrol lässt sich der eigene Verbrauch auch abfragen, überwachen und optimieren. Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit sollten bei diesem Projekt also nicht im Widerspruch stehen.

Kampf der Giganten. Eine

Fußball-Welt- oder Europameisterschaft ist schon lange nicht mehr ausschließlich ein rein sportliches Großereignis. Rollt das runde Leder, wird auch „Big Business“ gemacht,lautet das Credo; spätestens seit den 1980er-Jahren. Der meistbeachtete Wettstreit abseits des grünen Rasens ist dabei jeweils jener der Sportartikel­ giganten Adidas und Nike.Auch wenn der wahre Europameister erst am 10. Juli in Paris gekürt wird, steht der Sieger im Kampf um die Ausrüsterverträge bereits jetzt fest. Während Nike „nur“ sechs der teilnehmenden Nationalteams einkleiden darf, sicherte sich Adidas gleich neun Ausrüsterverträge. Unter den „Drei-Streifen-Teams“ ist seit jeher auch die Deutsche Nationalmannschaft. Und diese gilt als besonders zugkräftig: Im Lauf des letzten Großturniers, der 2014er-WM in Brasilien, konnte Adidas alleine rund zwei Millionen Deutschland-Trikots verkaufen; von Schuhen und anderen Merchandising-Produkten ganz zu schweigen. Mittlerweile haben die beiden Branchengrößen – trotz ihrer nach wie vor bestehenden Vormachtstellung – damit begonnen, sich gegen verstärkte Konkurrenz zu wappnen. Diese droht ihnen zwar nicht von weiteren etablierten Playern wie etwa Puma (der Österreich-Ausstatter hat insgesamt fünf EM-Teilnehmer unter Vertrag), sondern von US-Newcomern wie New Balance oder Under Armour, die das lukrative Fußball-Business auch für sich entdeckt haben.

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juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 7


Eine Immigrationsflut aus Afrika wird Europa überschwemmen Die EU ist auf die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten fixiert. Dabei negiert sie die Armut in Afrika. Der Kontinent wird seit 100 Jahren von westlichen Geschäftemachern gnadenlos geplündert. Hunderte ­Milliarden Dollar werden jährlich der Bevölkerung gestohlen und in Steueroasen verbracht. Zurück bleibt ­bittere Armut. Wolfgang Freisleben sterreichs Außenminister Sebastian Kurz warnte Anfang Februar 2016 vor einer neuen Migrationswelle. Aus Afrika könnten sich Millionen Menschen auf den Weg machen, das Potenzial an Migranten sei weitaus höher als jenes aus Syrien oder dem Irak. Zu den Schätzungen, dass in Libyen 200.000 potenzielle Migranten auf die Überfahrt nach Europa warten, meinte der deutsche Innenminister Thomas de Maizière (CDU) trocken: „Ich halte sie für zu niedrig.“ Vor allem in Subsahara-Afrika gebe es noch viel mehr „Menschen, die sich mit dem Gedanken tragen, nach Europa zu kommen. Der Migrationsdruck bleibt hoch“. General Paolo Serra, Militärberater des UN-Gesandten für Libyen, nannte eine Flüchtlingszahl von einer Million, die in Libyen nur darauf warten, die gefährliche Überfahrt nach Europa zu wagen. Das ist aber nur ein Bruchteil aller vertrie-

benen Afrikaner, die über Libyen in Schlepperbooten Richtung Europa aufbrechen, sagt Francois Roméo Ntamag, Migrant aus Kamerun in Frankreich und Mitbegründer der Selbsthilfeorganisa­tion ARACEM, die in Mali abgewiesene Flüchtlinge aus west- und zentral­afrikanischen Ländern betreut. Allein im Norden und Nord­osten Nigerias sind durch den Terror von Boko Haram mehr als 2,1 Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht. Aus Nigeria stammen auch mit einem Anteil von 18 Prozent die meisten afrikanischen Immigranten in Europa, die in Libyen in See stechen. Aus Gambia 15, aus Senegal zehn, Mali neun sowie aus Guinea und der Elfenbein­küste je acht Prozent. Fünf Prozent der Bootsflüchtlinge kommen aus Marokko. Aus Angst vor eingesickerten Terroristen will Kenia das Flüchtlingslager Dadaab mit über 340.000 vorwiegend aus Somalia Die Top 10 Nationalitäten der Migranten stammenden Menauf der Mittelmeer-Route schen bis November schließen. Zum Kamerun 3% Vergleich: Graz hat Sudan 3% Somalia 5% etwa 280.000 EinMarokko 5% wohner. Innerhalb Elfenbeinküste 8% des afrikanischen Guinea 8% Kontinents gibt es Mali 9% fast keine MöglichSenegal 10 % keit für VertrieGambia 15 % bene, in andere Nigeria 18 % Länder zu fliehen. 0 5 % 10 % 15 % 20 % Die unterschiedDiese Top 10 machen 84 Prozent aller Ankünfte via Mittelmeer aus. lichen von Europa Quelle: IOM

8 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

forcierten Länderblöcke wie etwa in Zentralafrika oder Westafrika haben strenge Visabestimmungen eingeführt und die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Wirtschaftliche Krisen Neben kriegerischen Auseinandersetzungen sind vor allem wirtschaftliche Krisen die Hauptgründe für die Flucht der Afrikaner. Alleine in Westafrika drängen jährlich 19 Millionen Menschen neu auf den Arbeitsmarkt. Jedes Land würde ein jährliches Wirtschaftswachstum von sieben statt gegenwärtig vier bis fünf Prozent benötigen, damit genügend Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Italiens Premier Matteo Renzi appellierte bisher vergeblich an alle EU-Staaten zur Umsetzung des „Migration Compact“ – eines EUInvestitionsplans zur Wirtschaftsankurbelung und Stabilisierung Nordafrikas. Bei ihren Berichten vermischen die Medien die Nahostflüchtlinge mit den Migranten aus Schwarzafrika, die schon seit Jahrzehnten über das Mittelmeer nach Italien und Spanien drängen. Die EU hatte sogar einst mit dem libyschen Diktator al-Gadaffi gegen Bares ein Abkommen, damit dieser die Immigrationsroute sperrt. Seit dem Überfall der NATO unter Führung der französischen Luftwaffe, der Zerstörung staatlicher Strukturen und der Ermordung Gadaffis ist dieser Migrationsweg wieder offen wie ein Scheunentor. Über die Situation in Afrika führten wir das folgende Gespräch mit den Bestseller-Autoren Matthias Weik und Marc Friedrich, die soeben ein weiteres Buch unter dem Titel „Kapitalfehler“ herausgebracht haben.

credit: beigestellt

Ö


°

Im Gespräch mit Marc Friedrich und Matthias Weik   brennpunkt

GELD ° Europa steht vor einer Zerreißprobe

nicht nur durch die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten. Denn die Rede ist von Millionen ­jungen Afrikanern, die andrängen werden. Was hat ­Europa mehr zu bieten als Afrika, das uns als Urlaubsziel so erstrebenswert erscheint?

matthias weik: Europa bietet Freiheit, Demokratie und die Chance auf eine Zukunft mit Wohlstand. In Europa muss niemand verhungern. So lange große Konzerne aus der westlichen Welt und China sowie korrupte Eliten den Kontinent ausbeuten, dürfen wir uns nicht wundern, wenn immer mehr Menschen sich aufgrund von Perspektivlosigkeit auf den Weg nach Europa machen.

Marc Friedrich und Matthias Weik (v.l.n.r.): Die deutschen Ökonomen, Querdenker, Betreiber einer Agentur für Vermögenssicherung sowie Bestseller-Autoren, haben soeben ein weiteres Buch unter dem Titel „Kapitalfehler“ herausgebracht, in dem sie auch der tristen wirtschaftlichen Lage Afrikas und den daraus resultierenden Konsequenzen auf den Grund gingen.

Bringt der Rohstoffreichtum Afrikas nicht auch

Bedeuten die Boden­schätze nicht auch Wirt-

Können Sie für die „moderne Form der Plünde-

Wohlstand?

schaftswachstum und ­Arbeitsplätze?

rung ein Beispiel nennen?

MARC FRIEDRICH: Egal, ob Erdöl- und/ oder Erdgasvorkommen, Phosphat, Bauxit, Gold, Holz oder Edelsteine – der Rohstoffreichtum wird für diese Länder zum Fluch statt zum Segen. Statt Wohlstand und Wohlfahrt grassieren Korruption, Gewalt und immer häufiger sogar Kriege. Die Bodenschätze werden mit Hilfe westlicher Konzerne ausgebeutet, die Gewinne extrem ungerecht verteilt und von einigen Wenigen in Steueroasen versteckt.

Leider äußerst selten. Gründe hierfür sind neben den korrupten Eliten, dass zumeist die Staaten und ihre Führer von den großen Konzernen günstig abgespeist werden und die Gelder oben versickern. Aber auch, dass die gut bezahlten Jobs vermehrt an Personal aus dem Ausland vergeben werden und, wenn überhaupt, nur Hilfsarbeiterjobs für die ­eigene Bevölkerung bleiben.

Ja, das Schweizer Unternehmen Glencore. In Sambia wurden die Löhne der Bergarbeiter jahrelang prozentual höher besteuert als die Gewinne der multinationalen Bergbaukonzerne. Zwischen 2010 und 2012 wurden im Kongo hochwertige Bergbaukonzessionen unter größter Geheimhaltung, größtmöglicher Steuerbefreiung und größtmöglicher Gewinnbeteiligung von regierungsnahen Herrschaften verschleudert. Laut Annan sind dem kongolesischen Staat deshalb rund 1,3 Milliarden Dollar an Einnahmen verloren gegangen. Mit diesem Geld hätte man das Jahresbudget für Gesundheit und Bildung leicht verdoppeln können. Diverse OffshoreFirmen mit Sitz auf den britischen Virgin Islands waren im Kongo auch an der Aufteilung des staatlichen Bergbauunternehmens Gecamines in der reichsten Rohstoffprovinz Katanga beteiligt. Die Lizenzen wurden weit unter Wert verhökert. Inländische Kleptokraten und ausländische Konzerne machen dann den großen Reibach, indem sie die Lizenzen mit Profitraten von mehreren hundert Prozent weiterverkaufen.

Wie ist das möglich?

Eine kleine Elite aus Politik und Wirtschaft bereichert sich auf Kosten der Mehrheit. Die­se Umverteilung von Vermögen schadet der Stabilität des Landes und ist mitverantwortlich für Armut, mangelnde Bildung und das Verharren auf dem Niveau eines Drittwelt-Landes. Hier liegen auch die Ursachen der weltweiten Fluchtbewegungen. Vielfach ausgerechnet in jene Länder, aus denen sich Geschäftemacher eine goldene Nase mit Rohstoffen aus eben den Fluchtländern verdienen.

Und was geschieht mit den Steuereinnahmen?

Mit der Vorgabe, keine oder fast keine Steuern zu zahlen, plündern seit Jahrzehnten westliche Konzerne den Kontinent aus. Afrika ist das Steuerschlupfloch schlechthin. Laut dem ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan gehen den Ländern Afrikas jährlich über 30 Milliarden Dollar verloren, weil Unternehmen von windigen Steuererlassen profitieren oder ihre Gewinne ungehindert in Steueroasen abführen. Annan spricht von einer modernen Form der „Plünderung“. Nach unserer Recherche gehen wir sogar von mehreren Hundert Milliarden Dollar aus, die den Menschen in Afrika pro Jahr geraubt werden.

Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 9


brennpunkt ° Im Gespräch mit Marc Friedrich und Matthias Weik

meisten Migranten aus Afrika. Wieso?

Nigeria brachte das Öl nicht die große Verheißung, sondern es zerstörte das Land. Als man 1956 erstmals Öl aus den Sümpfen des NigerDeltas pumpte, begann ein rapider Wandel des Landes. Das einst naturschöne Flussdelta ist heute eine durch Öl verschmutzte und verseuchte Industrielandschaft, dessen Bewohner zu den ärmsten des Landes gehören. In den vergangenen Jahren wuchs die Wirtschaft Nigerias zwischen vier und sieben Prozent. Aber immer noch mehr als 60 Prozent der Bevölkerung leben in bitterer Armut. Mehr als 90 Prozent der Exporteinnahmen des weltweit achtgrößten Ölproduzenten stammen aus der Ölindustrie. Aber die Technik der Raffinerien ist in einem so kastrophalen Zustand, dass Nigeria sogar auf Benzineinfuhren angewiesen ist. Im Jahr 1970 lebte ein Drittel der damals knapp 56 Millionen Nigerianer unter der Armutsgrenze. Heute – 450 Milliarden USDollar Erdöleinnahmen später – leben sage und schreibe 120 Millionen der insgesamt 180 Millionen Einwohner, also zwei Drittel der Bevölkerung, unter der Armutsgrenze. Nach wie vor kann eine vollkommen unterentwickelte Landwirtschaft den inländischen Nahrungsmittelbedarf nicht decken. Wer profitiert also von den Öleinnahmen?

Lange Zeit kassierten Konzerne wie beispielsweise Shell und Total. Inzwischen stopft sich eine inländische Elite die Taschen voll. Die Bevölkerung bekommt weiterhin nichts vom großen Öl-Kuchen ab. Laut Schätzungen versickert rund die Hälfte der Erdöleinnahmen in privaten Taschen. Das bedeutet, dass Hunderte von Milliarden Dollar seit der Entdeckung der Ölfelder der Bevölkerung gestohlen wurden. Laut einer Studie der Analysefirma New World Wealth wird es 2018 in Nigeria daher über 20.000 Millionäre geben.

verlassen scharenweise den Kontinent, um woanders eine Zukunft zu haben. können sie Beispiele nennen?

Leider vor allem negative: Angola, Nigeria, Sambia etc. Auch in Simbabwe hat die Bevölkerung nichts von den Rohstoffen ihres Landes. Gegenwärtig liegt dort die Wirtschaft komplett am Boden. Eine Hyperinflation à la Weimarer Republik grassiert, während das Land und dessen Infrastruktur zerfallen. Der 100 Trillionen Dollar-Schein Simbabwes, den es bei eBay für ca. 20 Euro gibt, ist bei Numismatikern besonders beliebt. In dem Land werden wertvolle Bodenschätze wie Gold, Platin und Diamanten allerdings nicht von ausländischen Konzernen gefördert, sondern von einem durch und durch korrupten Staat mit einem korrumpierten, steinalten Diktator. Manche Minen hat sogar das Militär übernommen. Menschen aus der Region arbeiten dort als Zwangsarbeiter. können sie auch ein positives Beispiel nennen?

Nur ein Land hat vieles richtig gemacht, was andere falsch gemacht haben: Botswana. Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1966 war es noch eines der ärmsten Länder der Welt. Dank seiner Diamantenschätze und einer umsichtigen Elite und deren nachhaltiger Politik ist Botswana heute eine der reichsten und stabilsten Demokratien des afrikanischen Kontinents. Nachdem die Di-

10

° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Gibt es auch eine kehrseite der Medaille?

Ja. Trotz des Rohstoffreichtums beklagt Botswana aktuell eine Arbeitslosenquote von 18 Prozent. Und der richtige Härtetest wird erst noch kommen. 70 Prozent seiner Staatseinnahmen verdankt das Land den glitzernden Steinchen. Die Abhängigkeit der Volkswirtschaft vom Diamanten kann man getrost als ›Klumpenrisiko‹ bezeichnen. Denn es wird immer schwieriger und teurer, die Steine zu finden. Ab 2020 soll der »Peak Diamond« erreicht und in zwanzig bis dreißig Jahren der Quell des Reichtums endgültig versiegt sein. Was dann? Hat man bis dahin alternative Branchen aufgebaut, die den Ausfall auffangen können? Hat man nachsichtig und vorsorglich investiert? Falls nicht, werden Bildung und die derzeit noch kostenlose medizinische Versorgung nicht mehr zu finanzieren sein. Schließlich gibt es ein gravierendes medizinisches Problem: 18,5 Prozent aller Erwachsenen leiden an Aids – die dritthöchste HIV-Rate der Welt. Wie tauglich ist die Entwicklungshilfe, die alljährlich nach Afrika überwiesen werden?

Existiert nicht so etwas wie industrialisierung?

Dafür sehen wir sehr wenig Anzeichen. Afrika wird auch in Zukunft aufgrund seiner korrupten Eliten wirtschaftlich nicht auf die Beine kommen. Zusätzlich fehlt es an Bildung, Infrastruktur und erschwerend kommen religiöse Fanatiker hinzu. Die jungen Menschen

amanten entdeckt worden waren, holte man sich einen kompetenten Partner ins Land. Zusammen mit dem Weltmarktführer De Beers wurde ein Joint Venture gegründet. 50 Prozent der Gewinne gehen an den botswanischen Staat. Und diese Gewinne versickern nicht etwa wie andernorts in dunklen Kanälen, sondern sie werden gerecht verteilt und von gewissenhaften Politikern bisher klug in Bildung, Gesundheitswesen und Infrastruktur investiert. Möglich war dies durch funktionierende Institutionen und eine tüchtige Verwaltung, eine unabhängige Justiz und eine relativ niedrige Korruptionsrate.

KaPitalfehler Wie Unser WOhlstanD Vernichtet WirD UnD WarUM Wir ein neUes WirtschaftsDenKen BraUchen Matthias Weik & Marc friedrich, eichborn Verlag, 352 seiten

Sie ist leider sehr oft pure Verschwendung und wenig effizient, sofern sie überhaupt bei den Menschen ankommt. Oftmals zerstört sie sogar die lokale Wirtschaft. Hilfe zur Selbsthilfe ist das Stichwort. Aber ohne tugendhafte Politiker und Institutionen wird das niemals etwas werden. Die Länder brauchen Bildung, Infrastruktur und erst dann kann eine wertschöpfende Industrie und Wirtschaft entstehen.

credit: beigestellt

Aus dem ölreichen Nigeria kommen die


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Die vorliegende Marketingmitteilung der Allianz Investmentbank AG stellt keine Anlageanalyse, Anlageberatung oder Anlageempfehlung dar. Insbesondere ist sie kein Angebot und keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Investmentfondsanteilen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zu. Ein Ranking, Rating oder eine Auszeichnung ist kein Indikator für die künftige Entwicklung und unterliegt Veränderungen im Laufe der Zeit. Die Prospekte und die Wesentlichen Anlegerinformationen (Kundeninformationsdokumente) der Investmentfonds der Allianz Invest Kapitalanlagegesellschaft mbH, Hietzinger Kai 101–105, A-1130 Wien, sind kostenlos ebendort sowie bei der Allianz Investmentbank AG, Hietzinger Kai 101–105, A-1130 Wien und im Internet unter www.allianzinvest.at in deutscher Sprache erhältlich.


Brennpunkt ° Kommentar

Linksruck in der Republik Was der (wahrscheinliche) künftige Bundespräsident Alexander Van der Bellen und der neue Bundeskanzler Christian Kern alles gemeinsam haben: U. a. eine sozialistische Heimat, den Mangel an demokratischer ­Legitimierung und das komfortable Leben auf Kosten der Steuerzahler. Wolfgang Freisleben

n der politischen Spitze der Republik sind zwei neue Lichtgestalten angekommen, nach denen vor zwölf Monaten noch kein Hahn gekräht hat. Alexander Van der Bellen (VdB) wird als Bundespräsident (trotz Wahlanfechtung) die nicht sehr nervenaufreibende Aufgabe des freundlichen Herrn am Ballhausplatz, der er realpolitisch sein sollte, brav ausfüllen. Auch wenn die Grün-Partei in absehbarer Zeit seine aktive Wahlkampfhilfe einfordert. Christian Kern, der in einjähriger Konspiration hinter den Kulissen gemeinsam mit dem Medien-Macher Gerhard Zeiler am Sturz von Werner Faymann gearbeitet hat, hat sich erfolgreich zum SP-Kanzler aufgeschwungen. Obwohl demokratisch durch eine Wahl vom Volk noch nie legitimiert, kann er dennoch bis längstens September 2018 als Regierungschef amtieren. Sofern er nicht auf den ultralinken Forderungen nach Arbeitszeitverkürzung und der Maschinensteuer beharrt und damit den Koalitionspartner vergrault. Ansonsten haben Kern und VdB durchaus einiges gemeinsam. So zum Beispiel die links-linke Weltanschauung und die sozialistische Heimat – zumindest temporär. VdB war in jungen Jahren noch bekennender Kommunist, ab Mitte der 1970er bekennender Sozialist, von wo ihn sein einstiger Doktorand Peter Pilz Ende der 1980er mit Aussicht auf eine schnellere Karriere zum bekennenden Grünen wandelte. Bei der damaligen 4,8-Prozent-Partei brachte er es tatsächlich rasch zum längst amtierenden Bundessprecher. Mit bewundernswerter Wendigkeit verleugnete er sich aber im BP-Wahlkampf und bezeichnete sich als „parteiunabhängig“ – ein Taschenspieler-

12 ° GELD-MAGAZIN – juni 2016

trick, um aus dem grünen 12-ProzentGhetto herauszukommen. Mit intensiver Unterstützung der SPVP-Koalition, der Wahlverliererin Irmgard Griss, der Grünen, von Printmedien, dem ORF-TV wie auch Künstlern in einem Personenkomitee hat VdB in der Stichwahl eine dünne Mehrheit erhalten, die eine nähere Betrachtung verdient. Denn eigentlich wollte ihn persönlich eine satte Zwei-Drittel-Mehrheit der Bevölkerung nicht wirklich ins Amt wählen. Von den 6.382.484 wahlberechtigten Bürgern haben ihn nämlich im zweiten Wahlgang nur 2.251.517 und somit 35,27 Prozent gewählt. Für viele dieser Wähler war gemäß den Wahlanalysen das Motiv gar nicht Zustimmung, sondern vielmehr Verhinderung des FP-Gegenkandidaten Norbert Hofer, der den ersten Wahldurchgang mit 35,1 Prozent der abgegebenen Stimmen vor VdB (21,3 Prozent) gewonnen hatte. Von den rund 1,914 Millionen (30 Prozent) Nicht-Wählern darf man annehmen, dass sie keinen der beiden Kandidaten wollten. Dennoch passt VdB gut in das politische Spektrum des Landes. Schließlich erhielt er zum rot-grünen Koalitionsbeginn in Wien im Februar 2011 den eigens für ihn geschaffen Job eines Beauftragten für Universitäten und Forschung. Unbezahlt, wie er im Wahlkampf betonte – aber wenigstens mit einem Jahresbudget von zumindest 210.000 Euro aus Steuergeldern dotiert. So lässt es sich auch unbezahlt gut leben. Zumal er ja monatlich die Uni- und die Politikerpension auf dem Konto hat. Mit der Angelobung darf er auch den neuen Oberbefehlshaber des Bundesheeres

„Eigentlich wollte VdB eine satte Zwei-Drittel-Mehrheit nicht wirklich ins Amt wählen” Wolfgang Freisleben, Herausgeber

abgeben. Skurril, denn er hat sich, obwohl tauglich, vor dem Präsenzdienst erfolgreich gedrückt. Hoffentlich wird er es in dieser Funktion tatsächlich beim „Grüß-August“ belassen und nicht ins Kommando eingreifen. Aber er will nach eigenem Bekunden ja ohnedies in erster Linie viel reisen und Österreich in der Welt repräsentieren. Auch der neue Bundeskanzler Christian Kern ist ein Steuergeld-Experte, soweit es sein Einkommen betrifft. Begonnen hat er allerdings als Journalist u.a. beim GELD-Magazin, als es noch, wie von mir einst gegründet, OPTION hieß. Dann ging es ab in die „rote“ Politik, wo er mit schicken Anzügen, gepflegter Sprache und souveränem Auftreten als einer von der „smarten Truppe der Vranitzky-Boys“ aktiv war. Wie üblich wurde er dann mit Spitzenjobs in staatsnahen Betrieben belohnt: An der Spitze des Stromkonzerns Verbund und dann als Generaldirektor der ÖBB, die 2015 rund 800 Millionen Euro aus dem Staatsbudget erhalten hat – u.a., um die Gage von Christian Kern bezahlen zu können. Das wäre sich nämlich mit den mehr als 20 Milliarden Euro ÖBB-Schulden und den rund 23 Milliarden Euro Haftungen der Republik sonst nicht ausgegangen.

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BRENNPUNKT ° Weltwirtschaft

„Was zur Hölle ist hier los?“

W

ir schreiben das neunte Jahr der Krise. Ökonomen und Politiker rätseln: Was ist nur mit der Weltwirtschaft los? Warum kommt das gewohnte Wirtschaftswachstum nicht in Schwung? Und je nach Interessenlage werden Ratschläge erteilt. Mal heißt es, der Neoliberalismus sei schuld. Dann wieder ist es die soziale Marktwirtschaft. Andere leiten aus der Staatsquote ab, dass der Staat die Marktwirtschaft erdrücke, die doch jahrzehntelang den Fortschritt gesichert habe. Treffend hat der US-amerikanische Nationalökonom Nouriel Roubini, Professor an der zur New York University gehörenden Stern School of Business und Vorsitzender von Roubini Global Economics, den Ist-Zustand der Weltwirtschaft formuliert: „Willkommen bei der Neuen Abnormalität des Wachstums, der Inflation, der Geldpolitik

Warren Buffett: „Die Klasse der Reichen führt Krieg und wird gewinnen.“

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° GELD-MAGAZIN – JUNI 2016

und der Vermögenspreise. Fühlen Sie sich wie zu Hause. Es sieht so aus, als würden wir noch eine Weile hier bleiben. In einem Zustand der Weltwirtschaft mit irrealen Zügen.“ Was genau ist es aber, das die heutige globale Wirtschaft abnormal macht? Sicher nicht die vom deutschen Kanzler Ludwig Erhard einst „erfundene“ soziale Marktwirtschaft. Die gleicht eher einer Errungenschaft ohne Zeitablauf. Es scheint vielmehr eine neue Gemengelage zu sein, das Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte in Wirtschaft und Politik, das nicht mehr funktioniert. Das Wirtschaftssystem der westlichen Industriestaaten ist bekannt: Marktwirtschaft, getragen von einem Geld- und Finanzsystem mit „Fiat Money“ – dem Geld, das aus Luft erzeugt wird. Und geprägt vom Machtkampf zwischen Kapitalismus und Sozialstaat, den in den letzten Jahrzehnten klar Ersterer gewonnen hat – in den USA deutlicher, in Europa etwas abgeschwächt. „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“, bekannte der US-amerikanische Super-Spekulant Warren Buffett, einer der reichsten Männer der Welt. Einkommen und Vermögen driften da wie dort immer schneller auseinander. Die Strippenzieher im Hintergrund agieren von verschiedenen Machtzentren wie New York, Washington, London, Paris, Brüssel und Berlin aus. Zu ihrer Unterstützung kaufen sie sich Experten und Expertisen, mit denen sie unbedarfte Politiker beeindrucken und lenken. Doch die Rezepte sind ebenso wenig von Dauer wie die alten Lehrbücher der Nationalökonomie.

Denn die Welt hat sich im letzten Jahrzehnt verändert. So sehr, dass jetzt sogar drei Forscher des Internationalen Währungsfonds (IWF) mit dem Neoliberalismus und zwei entscheidenden „neoliberalen Maßnahmen“ (so der IWF) abrechnen: Mit dem freien Kapitalverkehr durch Öffnung der Finanzmärkte und einer Haushaltspolitik der fiskalischen Konsolidierung (Austerität) ohne Neuverschuldung. Genau diese beiden hätten die Ungleichheit hervorgerufen, schreiben die IWF-Ökonomen. „Das könnte das Wachstum bremsen, obwohl die neoliberale Agenda genau das doch ankurbeln will.“ Dies hat 2014 bereits eine OECD-Studie offenbart. In den Jahren von 1990 bis 2010 hätte es um sechs Prozent mehr Wachstum in Deutschland gegeben, wenn die Ungleichheit bei Einkommen im selben Zeitraum nicht zugenommen hätte. In Österreich liege dieser Wert rund zwei Prozent niedriger. Die Liberalisierung der Kapitalmärkte im Besonderen sollte der neoliberalen Theorie zufolge ausländisches Kapital ins Land locken, das dann die nationale Wirtschaft ankurbelt. Doch tatsächlich holen sich Entwicklungsländer so vor allem Ärger ins Haus, sagen die IWF-Ökonomen. Denn die Kapitalflüsse erhöhten das Risiko eines Finanzcrashs. Solche Krisen würden die Ungleichheit stark erhöhen. ÖKONOMEN SIND ÜBERRASCHT: „WAS ZUR HÖLLE IST HIER LOS?“ Die IWF-Autoren argumentieren nicht theoretisch, sondern beziehen sich auf die Analyse von Daten. „Politiker und Institutionen wie der IWF, die sie beraten, dürfen sich nicht von „glauben“ lenken lassen“,

CREDITS: wikimedia/Andrzej Barabasz, Kent Sievers/Shutterstock.com , Archiv

Der Internationale Währungsfonds, eigentlich ein Exekutionsorgan des Neoliberalismus, zweifelt an dessen Zielen. Der US-Ökonom Nouriel Roubini identifiziert eine Abnormalität der Weltwirtschaft, die noch länger andauern wird. Statt Wirtschaftspolitik gibt es nur mehr den Geldregen der Notenbanken. Das Ergebnis ist Wolfgang Freisleben Stillstand.


Weltwirtschaft

schreiben die Ökonomen. „Sie sollten geleitet werden von Nachweisen, was wirklich funktioniert.“ In der Ökonomen-Szene löste der IWF-Artikel Überraschung aus. „Was zur Hölle ist hier los“, fragte etwa Dani Rodrik in der Financial Times. Der Harvard-Professor gilt als eher globalisierungskritischer Ökonom. Außer Acht gelassen wird aber auch vom IWF eine tendenziell immer gravierendere Ungleichheit in der Weltwirtschaft. Neben der Realwirtschaft wuchert nämlich eine immer stärker wachsende Finanzwirtschaft abseits der traditionellen Bank- und Versicherungsgeschäfte mit kaum zu bremsender wirtschaftlicher Kraft, die allerdings weitgehend der Öffentlichkeit verborgen bleibt. Sie wächst jährlich um sieben bis acht Billionen Dollar, die ihr für die weltweiten Kreditschulden von inzwischen rund 212 Billionen Dollar an Zinsen zufließen. Rund 70 Billionen Dollar sind in Steueroasen gebunkert, von wo aus sie auf verschlungenen Pfaden durch die Weltwirtschaft geistern. Ihre Herrn und Meister sind die „Schattenbanken“, die bankähnliche Geschäfte betreiben, ohne von den Regulierungen für die echten Banken auch nur gestreift zu werden. Ihre Vermögen von rund 75 Billionen Dollar dürften zum Großteil mit den Geldern in den Steueroasen der Karibik und der britischen Kanalinseln korrelieren. Sie wie auch die Großbanken wie JPMorgan Chase, Citigroup, Goldman Sachs und Morgan Stanley betreiben sie u.a. „Over the Counter“ (OTC)-Geschäfte mit Derivaten abseits der geregelten Börsen. Ihre riesige Hebelkraft kann ein Volumen bewegen, das allerdings wegen der Niedrigzinspolitik der Zentralbanken und der dadurch geschwundenen Attraktivität der Zinspapiere von fast 700 Billionen Dollar zur Jahresmitte 2008 auf inzwischen nur mehr rund 500 Billio-

Harvard-Professor Dani Rodrik: Von der kritischen IWF-Studie positiv überrascht.

nen Dollar zur Jahresmitte 2015 zurückgegangen ist. Das war immer noch das 6,7Fache des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2015 der gesamten Welt in Höhe von 74,55 Billionen Dollar. Die Auswirkung auf die Preise der den Derivaten zugrunde liegenden Produkte wie Währungen, Zinspapiere, CDS, Rohstoffe, Nahrungsmittel etc. lässt sich erahnen. Aufstieg und Fall der Preise von Gold und Rohöl sind zweifellos durch diese „finanziellen Massenvernichtungswaffen“, wie sie von Warren Buffett bezeichnet werden, ausgelöst oder zumindest verstärkt worden. DIE KLUFT ZWISCHEN FINANZ- UND REALWIRTSCHAFT Der Einfluss der Realwirtschaft auf die Finanzwirtschaft ist minimal, wenn man die Zinszahlungen außer Acht lässt. Umgekehrt hingegen maximal. Denn ohne Kreditwachstum kann es kein Wachstum der Realwirtschaft geben. Diese Interdepen-

° BRENNPUNKT

denzen finden zwischen Finanz- und Realwirtschaft in Lehrbüchern und der angewandten Theorie keinen Niederschlag. In den Computerprogrammen der Wirtschaftsforscher ebenso wenig wie bei den Politikern und deren Beratern. Die Vielzahl der gezielten Einflüsse auf die Realwirtschaft hat in den letzten beiden Jahrzehnten zu jenen Abnormitäten geführt, die Nouriel Roubini wie folgt identifiziert. Das beginnt damit, dass das potenzielle Wachstum in den Industrie- und Schwellenländern deutlich zurückgegangen ist. Gründe dafür sind die Last hoher privater und öffentlicher Schulden, die schnelle Alterung (und damit höhere Ersparnisse und geringere Investitionen) sowie eine Vielzahl von Unsicherheiten, die die Kapitalinvestitionen blockieren. Darüber hinaus konnten viele technologische Innovationen nicht in höheres Produktivitätswachstum verwandelt werden. Die Einführung von Strukturreformen bleibt zögerlich und die zyklische Stagnation langwierig. Zweitens steckt das tatsächliche Wachstum unterhalb seines potenziell möglichen Trends fest. Ein Grund dafür ist laut Roubini der „schmerzhafte Prozess des Schuldenabbaus“ – zuerst in den USA, dann in Europa und schließlich in den hoch verschuldeten Entwicklungs- und Schwellenländern. Drittens ist die Wirtschaftspolitik – insbesondere die Geldpolitik – immer unkonventioneller geworden, die Grenze zwischen Geld- und Haushaltspolitik aufgelöst. Wer hat vor zehn Jahren schon von Begriffen wie Nullzinspolitik, quantitative Lockerung, Krediterleichterung, vorausschauende Zielsetzung, negative Einlagenzinsen oder unsterilisierte FX-Interventionen gehört? Niemand, denn damals existierten sie noch JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN °

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BRENNPUNKT ° Weltwirtschaft

BILANZ DER EZB 3500

in Billionen Euro

Preise für Öl, Energie und andere Rohstoffe zusammengebrochen – das Ergebnis der Konjunkturverlangsamung in China, dem Überangebot an Energie und industriellen Metallen (nach erfolgreicher Exploration und Überinvestitionen in neue Kapazitäten) und des starken Dollar, der die Rohstoffpreise drückt. Die weltweite Spekulationsblase bei Wertpapieren aufgrund der lockeren Geldpolitik (QE) verliert durch die aktuellen Marktturbulenzen zwar langsam an Luft, könnte aber durch eine Ausweitung unkonventioneller Geldpolitik noch weiter aufrechterhalten werden. Die Realwirtschaft

BLICK IN DIE VERGANGENHEIT DECKT IRRTÜMER AUF Wobei sich die Interdependenzen seit der intensiven Globalisierung enorm verstärkt haben. Zusätzlich zu den von Roubini georteten Anomalien gibt es bei den Inter-

BASISZINSSATZ FÜR KREDITE

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Anleihenkäufe erhöhten die Bilanzsumme der EZB auf 3000 Billionen Euro.

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Professor Nouriel Roubini: „Beziehung von Geldversorgung und Preisen wurde zerstört.“

hingegen hält Nouriel Roubini in den meisten Industrie- und Schwellenländern für ernsthaft krank. Roubini stellt sich daher die Frage: „Wie lange können Wall Street und Main Street (Finanz- und Realwirtschaft, Anm.) noch auseinanderklaffen?“ Tatsächlich ist diese Abweichung ein Aspekt der sechsten Abnormität. Der andere ist, dass die Finanzmärkte, zumindest bis jetzt, ebenfalls kaum auf die wachsenden geopolitischen Risiken reagiert haben – auf die Zustände im Nahen Osten, Europas Identitätskrise, wachsende Spannungen in Asien und ein aggressiveres Russland. Wieder stellt sich die Frage, wie lange dieser Zustand – in dem die Finanzmärkte nicht nur die Realwirtschaft, sondern auch die politischen Risiken ignorieren – noch andauern kann? Die Antwort wird nicht leicht zu finden sein. Nouriel Roubini folgert daher, dass die bisher bekannten Grundsätze der Nationalökonomie scheinbar nicht mehr gelten würden. So sehr werden sie bereits seit Jahren, und zwar spätestens seit 2007/08, ad absurdum geführt. Und dies nicht nur auf der Ebene einzelner Länder, sondern in der weltweiten globalisierten Wirtschaft.

° GELD-MAGAZIN – JUNI 2016

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2001 2004 2007 2010 2013 2016

Der Basiszinssatz für Kredite liegt annähernd bei null – ohne Tendenz eines Trendwechsels.

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Und noch immer liegt die Inflationsrate in der gesamten EU bei praktisch null.

CREDIT: seyephoto/Shutterstock.com

nicht. Aber heute sind diese unkonventionellen geldpolitischen Maßnahmen in den meisten Industriestaaten die Norm – und sogar in einigen Schwellenländern. Und die jüngsten Aktionen und Signale der Europäischen Zentralbank und der Bank von Japan lassen vermuten, dass noch mehr solcher Maßnahmen zu erwarten sind. Die vierte Anomalie ortet Roubini darin, dass die Inflation trotz der unkonventionellen Maßnahmen und geradezu explodierenden Bilanzen der Zentralbanken immer noch zu gering ist. Der Grund dafür bestehe darin, dass die traditionelle Kausalverbindung zwischen der Geldversorgung und den Preisen zerstört wurde. Teilweise liege dies daran, dass die Banken die zusätzlichen Gelder in Form übermäßiger Reserven horten, anstatt sie zu verleihen. In ökonomischen Begriffen ausgedrückt hat sich die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes verlangsamt. Darüber hinaus bleibt die Arbeitslosigkeit weiterhin hoch und damit die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer gering. Und die Produktmärkte vieler Länder bleiben angesichts großer Produktionslücken und geringer Preismacht der Unternehmen weiterhin gelähmt – ein Problem zu hoher Kapazitäten, das durch chinesische Überinvestitionen noch verstärkt wird. Gleichzeitig – und dies ist die fünfte Anomalie – sind nach einem massiven Rückgang der Immobilienpreise in Ländern, die einen starken Auf- und Abschwung erlebt hatten, in letzter Zeit die


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BRENNPUNKT ° Weltwirtschaft

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° GELD-MAGAZIN – JUNI 2016

sehnlich an, sodass manche bereits wieder von gefährlichen Spekulationsblasen sprechen, die irgendwann platzen könnten. Würde alles in einem Topf gemeinsam bewertet, dann würden sich alle wundern, dass plötzlich das Inflationsziel des Mario Draghi erreicht, wenn nicht sogar übertroffen ist. Im Zusammenspiel zwischen diesen Vermögenspreisen und der Zinspolitik der Notenbanken tritt der vierte Irrtum zutage. Während die Fed-Präsidenten Alan Greenspan und sein Nachfolger Benjamin „Ben“ Bernanke bis zum Beginn der 2000er Jahre und dann wieder bis zum Crash im September 2008 auf ihrer Niedrigzinspolitik beharrten, weil eine Spekulationsblase im Voraus angeblich nicht zu erkennen sei, platzten ihnen die Blasen regelrecht unter dem Hintern. Zuerst die Dotcom- und Biotechnologie-Blase an den Börsen ab April 2000. Und dann die Immobilien-Blase mit dem Subprime-Hypotheken-Desaster 2007/08. Mit verheerenden Folgen. POLITIKER VERLASSEN SICH AUF DIE ZINS- UND LIQUIDITÄTSPOLITIK DER EZB EZB-Präsident Mario Draghi wiederum hält an seiner Nullzinspolitik fest, obwohl er seine Ziele, nämlich Wachstum und kontrollierte Inflation, nicht und nicht erreichen kann. Er sitzt nämlich dem nächsten (fünften) Irrtum auf (oder tut zumindest so), dass eine aktive Wirtschaftspolitik durch eine Zins- und Liquiditätspolitik der Zentralbank ersetzt werden kann, die sich aber nur an die Geschäftsbanken richtet. Die EU-Politiker sehen gleichsam mit offenem Mund regungslos dem Geldexperiment des Herrn Draghi zu und denken nicht daran, selbstständig Alternativen zu entwickeln. Sie übersehen dabei aber, dass zwischen der Realwirtschaft, für die sie zuständig wären, und der Finanzwirtschaft mit Draghi an der Spitze keine Harmonie, sondern geradezu ein Konkurrenzverhältnis besteht. Fließt Geld in den Finanzkreislauf, fehlt es in der Realwirtschaft, sofern der Abfluss nicht durch weitere Kreditvergaben der Geschäftsbanken ausgeglichen wird. Denn Geld und damit produktives Kapital

EZB-Präsident Mario Draghi: Trotz Nullzinspolitik Ziele nicht erreicht.

entsteht in dem vorherrschenden System des Fiat-Geldes, also des fiktiven Scheingeldes (im wahrsten Sinn des Wortes), nur durch neue Kredite. Die Diskussion über eine Abschaffung von Bargeld bestätigt, dass Euro-Scheine und -Münzen an sich keinen Wert haben, sondern diesen nur dadurch erhalten, dass der Euro als Zahlungsmittel für die abzuführenden Steuern offiziell legitimiert ist. Was im Übrigen bereits vom fiktiven Giral- (Buch-) Geld auf den Bankkonten weitgehend erledigt wird. Irrtum Nummer sechs betrifft die Bankenregulierung des „Basler Ausschusses“ der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und deren Glauben, Basel III und bald Basel IV würden die Banken sicherer machen. Das Gegenteil ist jedoch der Fall. Die Überregulierung lässt die Banken wanken und konterkariert die expansive Geldpolitik der EZB: Letztere gibt den Banken billiges Geld, damit sie es als Kredite an die Wirtschaft weitergeben; die Basel-Regulierung behindert eben dieses, indem sie so strenge Kriterien vorgibt, dass die Banken wegen der hohe Eigenkapitalerfordernisse Kredite beschränken und Wirtschaft wie auch Private nur dann einen Kredit erhalten, wenn sie ihn gar nicht brauchen.

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pretationen der Weltwirtschaft schon seit Längerem einige Irrtümer, die zu korrigieren mit Blick in die Vergangenheit möglich gewesen wären. Den ersten Irrtum hat schon vor Jahrzehnten der Wirtschaftswissenschafter Kenneth Boulding (1910-1993) etikettiert: „Wer glaubt, dass unendliches Wachstum in einer endlichen Welt möglich ist, ist entweder ein Irrer oder ein Ökonom.“ Boulding hatte immerhin 1000 Veröffentlichungen und etwa 40 Monographien zu Papier gebracht und wurde mit über 30 Ehrendoktorwürden von verschiedensten Universitäten ausgezeichnet. Er lehrte an der Harvard University, der University of Chicago, der University of Michigan und der University of Colorado at Boulder und war unter anderem Präsident der American Economic Association, der Society for General Systems Research, der International Peace Research Society und der American Association for the Advancement of Science. Dagegen nehmen sich die Finanzakrobaten Mario Draghi (EZB), Ben Bernanke (ehemals Fed-Präsident), Janet Yellen (derzeit Fed-Präsidentin) und Mark Carney (Gouverneur der Bank of England), die – abgesehen von ihren Privatkassen – jahrelang erfolglos in der Finanzwelt herumturnten und dabei nur die Staatskassen leerten und die Staatsschulden erhöhten, wie Studenten aus. Der zweite Irrtum liegt darin, zu glauben, dass Wachstum sofort jene Inflation erzeugt, mit der die Staatsschulden automatisch entwertet würden. Denn Inflation entsteht erst dann, wenn eine steigende Nachfrage auf stagnierende Kapazitäten trifft. So ist es an den Wertpapierbörsen, auf dem Immobilienmarkt und in der Realwirtschaft. Wird die Nachfrage nicht gestärkt, bewirkt Überproduktion hingegen ein Absinken der Preise. Der dritte Irrtum betrifft die Berechnung der Inflation an sich. Ausgewiesen sind nämlich nur die Verbraucherpreise, nicht aber die Vermögenspreise. Letztere beziehen sich in erster Linie auf Wertpapiere und Immobilien. Sie steigen zumindest in Europa und den USA durchaus an-


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brennpunkt ° Meldungen aus der Hochfinanz

Ana Patricia Botín – Europas Bankerin des Jahres Die Aufsichtsratsvorsitzende der spanis­chen Großbank Banco Santander, Ana Patricia Botín, ist zum „European Banker of the Year“ gewählt worden. Damit wird Botíns Tatkraft bei der Umstrukturierung der mit einem Börsenwert von rund 60 Milliarden Euro wertvollsten Bank der Währungsunion gewürdigt. Botín folgt auf den Verwaltungsratsvorsitzenden der schweizerischen Großbank UBS, Axel Weber, der im vergangenen Jahr ausgezeichnet worden war. Die Banco Santander wird bereits in vierter Generation von der Familie Botín geführt und steht mehrheitlich in deren Eigentum. Ana Botín will die Kosten der Bank mit einer auf das Privatkundengeschäft kon-

zentrierten, eher risikoarmen Strategie bis Ende des Jahres 2018 um drei Milliarden Euro senken. Dafür streicht die Bank Stel-

Ana Patricia Botín: Sie leitet in vierter Generation die wertvollste Bank in der EU.

len und schließt Hunderte von Filialen. Sogar die Chauffeure schafft Spaniens größtes Geldhaus ab. Lediglich die Mitglieder der obersten Führungsspitze müssen nicht selber am Lenkrad drehen. Seit Juni können nur noch die Vorsitzende Ana Botín, die beiden Vize-Vorsitzenden und Bankenchef Jose Antonio Alvarez auf die Dienste von Fahrern zurückgreifen. Andere leitende Angestellte wie die 21 Vice Presidents müssen sich nunmehr selbst ans Steuer ihrer Firmenlimousinen setzten. Ihr fahrbarer Untersatz ist üblicherweise ein Audi A8 mit einem Listenpreis von rund 88.000 Euro. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Aktie der Bank nach Zahlen für das erste Quartal auf der exklusiven „Conviction Buy List“ mit einem Kursziel von 5,65 Euro belassen. (wf)

Herber Rückschlag für den Sheriff der Wall Street

„Keine Person soll zu mächtig sein, um im Fall eines Betrugs dem Gefängnis zu entgehen“, forderte Clinton. Das „Wall Street Journal“ kommt in einer Prüfung aller Strafund Zivilverfahren gegen die zehn größten Wall Street-Banken seit 2009 zu dem Ergeb­ nis, dass bei 156 Klagen insgesamt nur 47 Einzelpersonen angeklagt wurden. Einige der Schuldsprüche wurden zudem nach einem Berufungsverfahren wieder aufgehoben – so wie ein 2014 verhängtes Urteil gegen die Bank of America und eine frühere Managerin von Countrywide Financial, das

20 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

2008 von der jetzt zweitgrößten US-Bank übernommen worden war. Die Bank of America sollte eine Geld­strafe von 1,3 Milliarden Dollar zahlen, die Managerin Rebecca Mairone eine Million Dollar. Begründung des Freispruchs: Die Bundesstaatsanwaltschaft in New York unter Leitung des als „Sheriff der Wall Street“ bekannten Preet Bharara habe nicht den Beweis erbracht, dass es sich um eine „vorsätzliche Täuschung“ handelte. Für Bharara ein herber Rückschlag. Schon Ende 2014 hatte ein Berufungsgericht ein prominentes Urteil gegen zwei Hedgefondsmanager wegen Insiderhandels aufgehoben. Angesichts verbreiteter Kritik an der weitgehenden Straffreiheit ranghoher Banker hatte das US-Justizministerium im vergangenen Jahr eine Initiative gestartet, um Einzelpersonen in Wirtschaftsverfahren zur Rechenschaft zu ziehen. Neue Richtlinien sehen vor, dass Unternehmen nur dann auf mildernde Umstände hoffen können, wenn sie Informationen über einzelne Angestellte

an die Behörden geben. „Für die Fälle, die aus der Finanzkrise resultieren, kommt das leider zu spät“, sagte der New Yorker Bundesrichter Jed Rakoff, der den Mangel an Klagen gegen Spitzenmanager immer wieder kritisiert hat. Er war vor zwei Jahren der Richter in dem Verfahren gegen Rebecca Mairone gewesen. (wf)

Preet Bharara: Urteile des „Sheriffs der Wall Street“ von Berufungsgerichten aufgehoben.

creditS: World Economic Forum from Cologny, Switzerland; Shutterstock/Archiv

Im US-Präsidentschaftswahlkampf schossen die beiden ­demo­kratischen Bewerber scharf gegen die Finanzbranche. Bernie Sanders, Senator aus Vermont, bezeichnete das gesamte „Geschäftsmodell der Wall Street“ als Betrug. Konkurrentin Hillary Clinton kritisierte gleichfalls – obwohl Sanders ihr zu enge Beziehungen zu Banken und deren Spitzenmanagern vorwarf.


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Meldungen aus der Hochfinanz   brennpunkt

Abschied aus dem Offshore-Paradies Panama Die Credit Suisse (CS) zieht sich aus dem Private Banking in Panama zurück. Der Entschluss fiel nur kurz nach der Veröffentlichung der „Panama Papers“. Der Entscheid habe damit aber nicht zu tun, sondern gehe vielmehr auf Kosten- und Effizienzgründe zurück, teilte die Bank mit. In den „ge­ leakten“ Dokumenten der panamaischen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca war die CS unter den zehn Banken, die die meisten – annähernd 1000 – Offshore-Firmen und -Konstrukte für ihre Kunden in Panama gründen ließ. Die von CS verwalteten Vermögen in Panama sind 2015 um 40 Prozent gesunken. Die Wachstumsperspektiven waren daher nicht

mehr gegeben. Insofern machte für die CS der Standort in Panama wenig Sinn, zumal sie sich vergangenes Jahr auch aus dem US Private Banking zurückgezogen hat. Die CS teilte in einem Statement mit, dass den bestehenden Kunden künftig die gleichen Beratungsleistungen in der Schweiz geboten werden. Zudem will die CS den Rückzug aus Panama keinesfalls als Beispiel für den gesamten lateinamerikanischen Markt verstanden wissen. Die Großbank ist vor allem in Brasilien bestens verankert. Sie hat kürzlich aber auch in Mexico stark inves­ tiert und das Private Banking im Frühling mit rund einem Dutzend Kundenberatern ausgebaut, die von der UBS kamen. Die Panama-Schließung ist daher im Kontext einer Offshore-Bereinigung zu sehen und

Credit Suisse: Kundenschwund und Schließung des Privatkunden-Geschäfts in Panama.

nicht als Ausdruck regionaler Strategie­ überlegungen. Panama war ein klassischer Standort für Offshore Private Banking und bleibt ein beliebter Standort für OffshoreFirmen, da die Gesetze dort anonyme Eigentümerschaften erlauben. (wf)


BANKINGPanorama HAPPY BIRTHDAY

INTERACTIVE

15 JAHRE ARBEIT ZUM WOHL DER ANLE-

RAIFFEISEN FÄLLT AUF. Viele heimische Ban-

GER. Der Österreichische Verband Financial

ken bemühen sich in letzter Zeit verstärkt, ihr Image mittels innovativer Werbekampagnen aufzupolieren. Neben berühmten Testimonials vertrauen die Institute vor allem auf den Faktor Technik. Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien setzt dabei seit Kurzem auf die brandneue Webtechnologie WebGL, die unter anderem faszinierende Animationen und 3-D-Visualisierungen ermöglicht. Gemeinsam mit den Experten des auf mobile Technologien und Kommunikationslösungen spezialisierten Wiener Unternehmens IQ mobile wurden vier mobile Kampagnen entwickelt, die vor allem auf eine gesteigerte Interaktion mit den Kunden abzielen und diesen einen erkennbaren Mehrwert bieten sollen. „Smartphone und Tablet sind per se interaktive Geräte, die zu Touch und Swipe animieren. Diese Features stehen im Vordergrund der Kreation”, beschreibt IQ mobile-CEO Harald Winkelhofer Details seiner Kampagne, die thematisch unter anderem auf den Services rund um einen Kontowechsel oder dem Express-Kredit der RLB NÖ-Wien aufbaut.

Planners feiert diesen Sommer sein 15-jähriges Bestehen. So wie bereits bei der Gründung im Jahr 2001 steht auch heute nach wie vor die qualitative Weiterentwicklung der Finanzberatung in Österreich und damit das Wohl der heimischen Konsumenten und Anleger im Zentrum der Tätigkeit des Verbands. Dieser zählt mittlerweile fast 1300 Finanzexperten als Mitglieder, die – so der Verband in einer Aussendung – ausschließlich die Interessen der Kunden in den Mittelpunkt ihrer täglichen Arbeit stellen. Vor mittlerweile 15 Jahren hat der damals neu gegründete Österreichische Verband Financial Planners mit dem CFP-Zertifikat ein völlig neues Konzept nach Österreich gebracht: Zertifizierung nach internationalen Kriterien, gebunden an eine exzellente Ausbildung mit anschließender Prüfung, Praxiserfahrung und einem strengen Ethikkodex. „Damit war auch Österreich im Zeitalter der privaten Finanzplanung angekommen“, blickt Professor Otto Lucius, Vorstandsvorsitzender und Gründungsmitglied des Verbands, zufrieden zurück.

STARKE WORTE ´´

„Wir beobachten, dass die europäischen Vermögensverwalter in puncto Servicequalität etwas zu selbstbewusst sind.“ Oliver Heist, Leiter des Bereichs Asset Management beim Beratungsunternehmen EY, kommentiert eine Umfrage seines Unternehmens, die vielen Vermögensberatern Verbesserungspotenzial hinsichtlich der Befriedigung von Kundenbedürfnissen attestiert.

HYPO NOE GRUPPE

D

unkle Anzüge, elegante Kostüme, strenge Hierarchien und jede Menge Vorschriften – stellt man sich so eine innovative Umgebung vor? Wohl nicht. Und dennoch ist das einer jener Orte, wo über das weitere Bestehen von Geschäftsmodellen diskutiert und mögliche Innovationen entschieden wird. Die Rede ist von Banken. Oft über Jahrzehnte gewachsen und streng reguliert. Wer Innovation sagt, meint oft „the next big thing“. Bei Banken sollte aber zuerst Freiraum für Innovation geschaffen werden. Starre Arbeitsprozesse und straffe Strukturen müssen hinterfragt und gegebenenfalls auch

22

° GELD-MAGAZIN – JUNI 2016

aufgebrochen werden. Das ständige Hinterfragen bewährter Dinge bedeutet harte Arbeit im Detail. Vorschläge sollten auf ihre Umsetzung, nicht aber auf ihre Unmöglichkeit geprüft werden. Diesen Mut braucht es vor allem von Seiten des Top-Managements. Unabhängig davon, ob die Ideen aus der Bank oder von außerhalb (z.B. von Kunden) kommen. Gerade in einer vom (Bank-)Geheimnis geprägten Branche ist die Einbindung externer Partner („Open Innovation“) in interne Innovationsprozesse meist keine Selbstverständlichkeit. Es gibt aber auch viel zu gewinnen. Denn nur dadurch entsteht eine Kultur der Innovation, die

MAG. KLAUS TAUBER Head of Credit Risk Management / HYPO NOE Gruppe Bank

vielleicht zu „the next big thing“ führt. Jedenfalls aber führt es zu einer Kultur der laufenden Verbesserung und der offenen Diskussion. www.hyponoe.at

CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

KOLUMNE

Innovation – vom Schlagwort zur Kultur!


SELBST IN DER G E FA H R L I EG T S C H Ö N H E I T. MAN MUSS NUR WISSEN – WO!

Wir haben 27 Jahre Erfahrung im komplexen und volatilen Schwellenländeruniversum, sind erfolgreich mit einem aktiven und flexiblen Ansatz, der sich nicht vom blinden Glauben an die Hauptmarktindizes beirren lässt. Einzigartige Makroanalyse, gepaart mit einem disziplinierten Anlageprozess, verhalfen unserem Fonds Carmignac Emergents dazu, 84% seiner Peers seit Auflage im Jahr 1997 zu outperformen sowie im 1. Quartil seiner Kategorie über 5 Jahre und seit Auflage zu bestehen 1. Dazu kommt noch, geringere Volatilität 1, nämlich +13,2% gegenüber 15,5% für den Index MSCI EM und 14,7% gegenüber seiner Morningstar-Kategorie. Natürlich ist die Wertentwicklung der Vergangenheit keine Garantie für die zukünftige Performance des Fonds, und mit dem Fonds ist das Risiko eines Kapitalverlusts verbunden. carmignac.de

Kumulierte Wertentwicklungen % (Quelle Carmignac: 31.03.2016): Name

2 Jahre

5 Jahre

10 Jahre

seit Auflage

Carmignac Emergents A EUR Acc

12.39

13.52

38.31

411.48

Referenzindikator MSCI EM NR (EUR)2

6.86

-3.83

22.11

83.74

Laufende Kosten: 1,87% (zum 31.12.2015) 2 Seit dem 01/01/2013 werden die Referenzindikatoren für Aktien inklusive reinvestierender Dividenden berechnet. Die Wertentwicklungen berücksichtigen keine Gebühren (mit Ausnahme der Ausgabegebühren, die der Vertriebsstelle zustehen).

*SRRI aus den wesentlichen Anlegerinformationen (KIID). Dieser Indikator kann sich im Laufe der Zeit ändern. 1 bedeutet nicht risikolos.

Niedrigeres Risiko Potenziell niedrigerer Ertrag

1

2

3 4

Höheres Risiko Potenziell höherer Ertrag

5

6

7

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an unser Team vor Ort: Carmignac Deutschland Gmbh Junghofstraße 24, 60311 Frankfurt am Main Tel : (+49) 69 71042 36 11 Performanceranking basierend auf Carmignac Emergents A EUR Acc (FR0010149302), abzüglich Gebühren per 31.03.2016, verglichen mit den Vergleichsfonds der Morningstar-Kategorie „Global Emerging Markets Equity“ seit Auflegung am 31. Januar 1997. Morningstar Direct http://www.morningstar.com. Dieser Fonds zählte 2015 zu den 5% der Fonds mit der geringsten Volatilität seiner Kategorie (annualisierte Standardabweichung basierend auf den täglichen Renditen). Der Carmignac Emergents ist ein französischer, von Carmignac Gestion verwalteter OGAW.

1

FÜR Werbezwecke - Dieses Dokument darf weder ganz noch teilweise ohne vorherige Genehmigung durch die Verwaltungsgesellschaft reproduziert werden. Es stellt weder ein Zeichnungsangebot noch eine Anlageberatung dar. In diesem Dokument enthaltene Informationen können unvollständig sein und ohne Vorankündigung geändert werden. Für bestimmte Personen oder Länder kann der Zugang zum Fonds beschränkt sein. Er darf insbesondere weder direkt noch indirekt einer „USPerson“ wie in der US-amerikanischen „S Regulation“ und/oder im FATCA definiert bzw. für Rechnung einer solchen US-Person angeboten oder verkauft werden. Der 8ŅĹÚŸ ĜŸƋ ĵĜƋ åĜĹåĵ U±ŞĜƋ±ĬƴåųĬƚŸƋųĜŸĜĩŅ ƴåųÆƚĹÚåĹţ %Ĝå ĜŸĜĩåĹØƤƚĹÚ UŅŸƋåĹ ŸĜĹÚ ĜĹ ÚåĹ åŸåĹƋĬĜÏĘåĹ eĹĬåčåųĜĹüŅųĵ±ƋĜŅĹåĹ Š eFšƤ x Ĝĵ UƚĹÚåĹĜĹüŅųĵ±ƋĜŅĹŸÚŅĩƚĵåĹƋ ŠUF%š ÆåŸÏĘųĜåÆåĹţ %Ĝå {ųŅŸŞåĩƋåØ XØƤ eF x UF%Ƥ ƚĹÚ I±ĘųåŸÆåųĜÏĘƋå ÚåŸ 8ŅĹÚŸ ŸƋåĘåĹ ±ƚü Úåų åÆŸĜƋå ƵƵƵţϱųĵĜčűÏţÚåxƵƵƵţϱųĵĜčűÏţ±Ƌ DŽƚų åųüƟčƚĹč und sind auf Anforderung bei der Verwaltungsgesellschaft bzw. in Österreich bei der Ersten Bank der österreichischen Sparkassen AG OE 01980533/ Produktmanagement Wertpapiere, Petersplatz 7, 1010 Wien, erhältlich. Die Wesentlichen Anlegerinformationen / das Kundeninformationsdokument sind / ist dem Zeichner vor der Zeichnung auszuhändigen. CARMIGNAC GESTION 24, place Vendôme - 75001 Paris Tél : (+33) 01 42 86 53 35 Vermögensverwaltungsgesellschaft (AMF-Zulassungsnummer GP 97-08 vom 13/03/1997). Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 15.000.000 Euro - Handelsregister Paris B 349 501 676 ; CARMIGNAC GESTION Luxembourg City Link - 7, rue de la Chapelle - L-1325 Luxembourg Tel : (+352) 46 70 60 1 Tochtergesellschaft der Carmignac Gestion. OGAWVerwaltungsgesellschaft (CSSF-Zulassungsnummer vom 10/06/2013). Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 23.000.000 Euro


BANKING ° Robo-Advisors

Systematische Vermögensberatung

N

och nie gab es so einen Hype um Jungunternehmer wie jetzt. Start-ups zu gründen ist der Traum vieler Studenten – als Alternative zu Hunderten erfolglosen Bewerbungen um eine der wenigen offenen Stellen in der traditionellen Wirtschaft. Auch die Banken entlassen jede Menge Mitarbeiter und nehmen keine neuen mehr auf. Doch wenn sie Pech haben, machen gerade die ihnen Konkurrenz, die sie jetzt auf die Straße setzen. Haben manche Geldinstitute zunächst schon das Internet-Banking verschlafen, so haben sie jetzt die Fintechs (abgeleitet von „Finanztechnologie“) am Hals, die gerade in klassische Bankbereiche wie Zahlungsabwicklung und Kreditgeschäft vordringen. Die jüngste Konkurrenz heißt allerdings „Robo-Advisors“. Es sind junge Fintech-Unternehmen, die automatisierte Vermögensdienstleistungen kostengünsti­ ger anbieten als Banken. Ob auch besser, müssen sie allerdings erst beweisen. Wissenschaftlich fundierte Investitionsstrategien Die Frage ist nämlich, ob ein Computerprogramm mit einem Allokations-Algorithmus für die Kunden die Steuerung von Kapitalanlagen automatisiert und ohne Qualitätsverlust übernehmen kann. Tatsächlich basieren die Anlagekonzepte der meisten Robo-Advisors auf fundamentalen finanzwissenschaftlichen Zusammenhängen zwischen Rendite und Risiko. Im Vordergrund steht dabei aber nicht die Erzielung von überproportional hohen Renditen, sondern die Beachtung wichtiger Investmentregeln wie die Sicherstellung einer ausreichenden Diversifikation, das Vereinnahmen von erzielbaren Risikoprämien, der

24 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

weitgehenden Eliminierung von emotionalem Handeln und die Reduktion der ­Investitionskosten. Damit greifen diese ­Anlagekonzepte nicht nur den Trend hin zu einer passiven ETF-basierten Investitionsstrategie auf, sondern sie sind auch wissenschaftlich fundiert und damit durchaus glaubwürdig. Komfortabler,transparenter und kostengünstiger Die Idee, Dienstleistungen für die private Geldanlage nicht nur online anzubieten, sondern auch komfortabler, transparenter und kostengünstiger zu gestalten, wirkt auf den ersten Blick bestechend. Neu ist sie hingegen nicht. So entstanden bereits vor mehr als 20 Jahren Onlinebroker wie „direktanlage.at – Österreichs Online Broker Nr. 1“ (heute: Hello bank!), Comdirect, Consors oder ING-DiBa. Auch andere etablierte Finanzdienstleister forcieren seit geraumer Zeit den Online-Kanal. Und sogar Anbieter von Finanztechnologien, die heute dem Segment der Robo-Advisors zuzurechnen wären, wurden bereits vor mehr als zehn Jahren gegründet. Wo Kunden trotz kostspieliger Beratung häufig unzufrieden sind, öffnet die digitale Umwälzung nun einen Prozess, den Optimisten bereits in einer Größenordnung sehen, wie sie die Reisebranche im letzten Jahrzehnt erlebte. Dabei gehen die Start-ups aber durchaus unterschiedliche Wege. Das Frankfurter Fintech-Start-up Vaamo wurde im April 2013 von Yassin Hankir, Thomas Bloch und Oliver Vins in Frankfurt am Main gegründet. Mit seinem OnlineDienst will es die Geldanlage am Kapitalmarkt für Privatanleger stark vereinfachen,

wozu eine Kooperation mit der Fondsplattform FFB eingegangen wurde, die als Partnerbank die Depotführung und die Transaktionsabwicklung des Nutzers übernimmt. Den Zug der Zeit nützend, sammelten die Gründer in der zweiten Finanzierungrunde im Oktober 2014 2,5 Millionen Euro ein. Das Geld kam von der US-amerikanischen Investmentfirma „VC Route 66 Ventures“, deren Beteiligungen auf Finanzdienstleister fokussiert sind, sowie einer Gruppe deutscher Business Angels, die zu einem großen Teil bereits in der ersten Finanzierungsrunde im November 2013 in Vaamo in­ vestiert hatten. Erfolge erhofft sich die Münchener Scalable Capital Vermögensverwaltung GmbH von einer Risikomanagement-Technologie, die Privatinvestoren bislang nicht zur Verfügung stand. Dadurch habe das Start-up die Aktienquote bereits im Herbst „drastisch reduziert“, erklärte Gründer Erik Podzuweit, der sieben Jahre lang bei der Investmentbank Goldman Sachs in London und Frankfurt gearbeitet hat. Das Unternehmen investiert das Geld zwar auch automatisiert in ETFs, quantifiziert aber die ­Risiken für jedes Portfolio und schichtet ­dynamisch je nach Marktumfeld ETFs um, damit die jeweilige Risikovorgabe des Kunden eingehalten wird. Einen ungewöhnlichen Weg beschritt das Berliner Start-up Cashboard. 2012 und 2013 hatte es 450.000 Euro über die Crowdfunding-Plattform Seedmatch eingesammelt und 2014 schließlich zwei Millionen Euro Venture Capital-Geld aufgestellt, um die Crowd-Investoren mit 48 Prozent Gewinn wieder auszubezahlen und in Wachstum investieren zu können. Cashboard

credit: beigestellt

Banken bekommen es zunehmend mit neuartiger Konkurrenz zu tun, die in ihre angestammten Geschäftsfelder einbricht. Das betraf zunächst den Zahlungsverkehr und Kredite. Zuletzt tauchten Robo-Advisors auf, die mit der computergesteuerten Vermögensverwaltung bereits in den USA erfolgreich sind. Wolfgang Freisleben


°

Robo-Advisors   Banking

­ iversifiziert auch in alternative Anlagen d wie zum Beispiel in Immobilien via Crowdfunding oder P2P-Lending-Anlagen, die nicht mit dem Aktienmarkt korrelieren und in schwachen Börsephasen stabile Renditen bringen. Etablierte Anbieter versuchen Schritt zu halten Der Erfolg der Robo-Advisors aus dem Fintech-Lager ist indes keineswegs sicher. Sicher ist allerdings, dass die bisherigen Anbieter ihre Marktanteile nicht kampflos aufgeben werden. Im Gegensatz zu den Robos verfügen viele von ihnen nicht nur über eine starke Marke, sondern auch über langjährig gefestigte Kundenbeziehungen. Zudem wird sich die Trägheit vieler Kunden in ihren finanziellen Angelegenheiten voraussichtlich zu Gunsten der etablierten Anbieter auswirken. Und diese setzen bereits zum Gegenangriff an. Im Dezember 2015 startete die Deutsche Bank mit dem „AnlageFinder“ ihren eigenen Robo-Advisor zusammen mit dem Fintech Maxblue. Auch die Commerzbank plant ein solches Tool. Insbesondere die großen traditionellen Anbieter werden beide Kanäle gleichzeitig forcieren, damit Kosteneinsparungen realisieren und abwanderungsbereite Kunden im eigenen Haus halten. Bei standardisierten Kundenanforderungen und kleinen Vermögen werden der erhöhte Wettbewerb und die zunehmende Akzeptanz von Online-Dienstleistungen mittelfristig zu einer Gebührensenkung und damit fast notwendigerweise auch zu einer zunehmenden Automatisierung mit dem Vorbild der heutigen Robo-Advisors führen. Aber auch bei Kunden, die bisher den Offline-Kanal prä-

ferieren oder speziellen Anlagebedarf aufweisen, können intelligente Robo-AdviceAlgorithmen oder der geschickte Einsatz moderner Kommunikationstechnologie den Berater zumindest zu einer kosten­ günstigeren und qualitativ hochwertigeren Dienstleistung befähigen.

Die beiden vaamo-Gründer: Oliver Vins (l.) und Thomas Bloch.

Wer nutzt eigentlich RoboAdvisors? Die Hauptzielgruppe der meisten RoboAdvisors besteht aus internetaffinen, kapitalstarken Erwachsenen jüngeren bis mittleren Alters – der sogenannten Generation X und Y. Diese Zielgruppe der heute 18- bis unter 45-Jährigen umfasst in den USA ungefähr 115,8 Millionen Menschen und ist damit mehr als viermal so groß wie die deutsche mit ca. 25,7 Millionen Menschen. Für die deutschen Robo-Advisors bedeutet dies, dass zur Gewinnung der gleichen Kundenanzahl ein um den Faktor 4,5 größerer Anteil der Zielgruppe vom eigenen Angebot überzeugt werden muss. Rein statistisch betrachtet ist das natürlich eine ungleich größere Herausforderung. Neben diesem signifikanten Größenunterschied wird die Zielgruppe in den USA zudem deutlich schneller wachsen als in Deutschland – in den nächsten fünf Jahren um mehr als 24 Millionen Personen. Das entspricht annähernd der Größe des heutigen deutschen Gesamtmarktes. In Österreich beträgt das Anlagekapital privater Haushalte knapp 570 Milliarden Euro, wovon nur vier Prozent oder knapp 23 Milliarden Euro in Aktien und doppelt soviel in Investmentzertifikaten investiert sind. Dieser Markt ist daher so klein, dass sich ein Robo-Advisor-Start-up kaum rech-

net. Da das Internet aber keine Grenzen kennt, docken österreichische Interessenten einfach in Deutschland an. Grundsätzlich wähnen sich die RoboAdvisors in der Lage, kostengünstig solide Anlageempfehlungen zu generieren und ­d iese mit anderen Dienstleistungen zu einem attraktiven Service zu kombinieren. Auf den ersten Blick scheinen die Zeichen für Robo-Advisors daher auf Wachstum zu stehen und genau auf dieses ist ihr Geschäftsmodell zwangsläufig ausgelegt. Bei Kostenquoten von teilweise weniger als 50 Basispunkten des verwalteten Vermögens müssen sie den Massenmarkt für sich gewinnen, wenn sie langfristig als eigenständiger Anbieter erfolgreich sein wollen. Doch von den innovationsfreudigen Erstnutzern dorthin ist es ein weiter Weg. In den USA verwalteten beispielsweise die elf größten Robo-Advisors nach jährlichen Wachstumsraten von über 200 Prozent bereits 2014 ein Kundenvermögen von ca. 19 Milliarden US-Dollar. Selbst wenn sich dieses Wachstum 2015 trotz erhöhter Konkurrenz beschleunigt hätte, sind die verwalteten Volumina angesichts des 25 Billionen Dollar schweren US-Marktes noch immer überschaubar. Bei allen Robo-Advisors dreht sich daher zurzeit alles um Kundenund Vermögens-Wachstum.

Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 25


Banking ° Bankaktien

Auf Berg- und talfahrt Die großen Banken haben schon bessere Zeiten gesehen. In Europa wird die Branche durch ein schwaches wirtschaftliches Umfeld und eine übermäßige Regulierung beeinträchtigt. In den USA scheint es den Großbanken besser zu gehen. Die Aktienkurse ziehen seit Mitte Februar wieder kräftig an. Wolfgang Freisleben

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as Gespenst der Bankenkrise ist wie­ der aufgetaucht. Die Kurse von Bank­ aktien sind zu Jahresbeginn dramatisch ein­ gebrochen. Die Aufschläge, mit denen sich Käufer von Bankanleihen das gestiegene Ri­ siko vergelten lassen, sind in die Höhe ge­ schnellt. Bankvorstände, Aufseher und Po­ litiker versichern zwar ständig, dass sie die Lage im Griff haben und wollen die Märkte beruhigen, doch sie erreichen damit genau das Gegenteil. Der STOXX Europe 600 Banks Index gab 2016 bis Ende Mai um 18 Prozent und über zwölf Monate gar um 31,8 Prozent nach, tendiert aber seit seinem Tief am 11. Februar wieder nach oben. Die österreichischen Banken perform­ ten dem allgemeinen Trend entsprechend: Die Erste Group Bank verzeichnete heuer bis Ende Mai ein Minus von 15 Prozent. Analysten von JPMorgan bestätigen aber ihr Overweight­Rating und ihr Kursziel von 40 Euro für die Aktie. Ausgehend vom Kurs 24,33 Euro Ende Mai entspricht dies einem Kurspotenzial von mehr als 60 Prozent. Das

anleger SchöPfen hoffnUng Bei deUtScher Bank Den anderen europäischen Banken ging es heuer nicht viel besser. Die Titel der Deut­ schen Bank verloren bis Ende Mai 28 Pro­ zent, finden sich allerdings seit Mitte April wieder auf Erholungskurs. Ein unerwarteter Gewinn im ersten Quartal hat die gebeu­ telte Aktie stabilisiert. Die Commerzbank büßte 19 Prozent ein. Die italienische Bank Austria­Mutter UniCredit lag mit 42 Pro­ zent im Minus. Auch BNP Paribas und So­ ciété Générale aus Frankreich, die britischen Geldhäuser Barclays und Royal Bank of

kein ende der BankenkriSe in eUroPa in Sicht Während die Banken ab dem Frühjahr 2007 die große Krise in erster Linie selbst verursacht hatten, ist es diesmal anders: in den Zahlen der Banken spiegelt sich näm­ lich vor allem die kriselnde Realwirtschaft wider. In Europa laufen überdies Debatten,

ErStE GrouP BAnk

rAiffEiSEn BAnk intErnAtionAL

DEutScHE BAnk

Vergleichsweise gut konnte sich der Kurs der stark im Osten verankerten Bank halten.

marode ostbeteiligungen und die dünne Kapitaldecke ließ Anleger aus der Aktie flüchten.

milliardenverluste und oftmalige Verurteilungen wegen Fehlverhaltens belasten massiv.

° GELD-MAGAZin – Juni 2016

durchschnittliche Kursziel (Median) aller 27 Analysten, die die Aktie zuletzt durch­ leuchteten, liegt aber nur bei 30,85 Euro. Die Raiffeisen Bank International (RBI) gab heuer bis Ende Mai um 14 Prozent nach. Ein rapider Absturz vom 22. April weg war den Gerüchten über eine Fusion mit der Konzernmutter Raiffeisen Zentralbank (RZB) geschuldet.

Scotland sowie die niederländische ING kamen an der Börse schlecht weg. Die Aktie der größten Schweizer Bank UBS verlor zwar seit Jahresbeginn 22 Pro­ zent. Der Schweizer Bankenprimus legte aber Anfang Mai überraschend das beste Quartalsergebnis seit fast fünf Jahren vor. Der Reingewinn erhöhte sich um 88 Pro­ zent auf 1,98 Milliarden Franken. Die Cre­ dit Suisse hingegen er wischte den schlechtesten Jahresstart seit der Finanzkri­ se. Turbulenzen an den Finanzmärkten und Wertberichtigungen im Anleihengeschäft verursachten im Auftaktquartal einen Ver­ lust von 302 Millionen Franken.

crEDit: Shutterstock

D


°

Bankaktien   Banking

ob man den Banken nicht die Luft zum At­ men nehme und sie gerade durch ein Zuviel an Regulierung und Bürokratie umbringe. Zudem nagen die niedrigen Zinsen an den Margen der Banken. Die Ertragslage stellt sich weiterhin problematisch dar. Das Geschäftsmodell des Investmentbankings, dem zuvor lukrativen Handel mit Zinspa­ pieren, Rohstoffen und Währungen, wird infrage gestellt. Einige Institute haben daher begonnen, diese Geschäftssparte zu reduzie­ ren oder gänzlich zu streichen. Die Berichte über das erste Quartal fielen allerdings nicht immer so schlecht aus wie von Analysten er­ wartet. Weil die Lage weniger dramatisch ist wie befürchtet, stiegen die Kurse einiger Bankaktien wieder. Doch die Lage bei Euro­ pas Großbanken bleibt ernst. Praktisch alle befinden sich auf Sanierungskurs. „US-Banken sind gefährlich wie Atomkraftwerke“ Auch in Asien und in den USA zählten Finanzwerte heuer zunächst zu den Verlie­ rern. Analysten der New Yorker Citigroup registrieren, dass die Schätzungen für die Gewinne der Branche zuletzt weltweit ge­ senkt wurden. Der Sektor wird demnach so negativ gesehen wie kein anderer. Für eine echte Wende spricht derzeit zwar nicht allzu

JP Morgan

Ansehnliche Gewinne trieben den Kurs in den vergangenen Jahren wieder nach oben.

viel. Dennoch zog der Dow Jones U.S. Banks Index seit 11. Februar 2016 um rund 18 Pro­ zent wieder kräftig an. Am 16. Februar 2016 erklärte Neel Kashkari am Vortragspult der Brookings Institution in Washington, der Nummer drei der einflussreichsten Denkfabriken weltweit: „Ich glaube, der (Dodd-Frank) Act geht nicht weit genug … die größten Banken sind immer noch zu groß, um sie untergehen zu lassen. Sie stellen weiterhin ein signifikantes, dauerhaftes Risiko für un­ sere Wirtschaft dar.“ Speziell in einer Schwächephase drohen immer noch Domi­ no-Effekte, die die gesamte US-Wirtschaft gefährden könnten, sagt der Präsident der Federal Reserve Bank of Minneapolis: „Was ich 2008 gelernt habe, ist: Wir werden die nächste Krise nicht kommen sehen. Und sie wird anders aussehen, als wir erwarten.“ Seine Forderung: Große Banken müssten in kleinere, weniger eng vernetzte Institute zerschlagen werden.

rierung bescherte Citigroup, Nummer vier der Branche in den USA, einen Einbruch des Nettogewinns um 27 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar. Goldman Sachs als einstiger Star der Wall Street hat sich von allen großen USBanken zu Jahresbeginn am schlechtesten geschlagen. In den ersten drei Monaten stürzte der Nettogewinn um gut 56 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar (1,1 Milliarden Euro) ab. Verantwortlich war der schwache Handel mit Anleihen, Rohstoffen und Devi­ sen und Aktien. Es war der bereits vierte Er­ gebnisrückgang der erfolgsverwöhnten Bank in Folge.

° Aktien-Performance per 1. Juni 2016

JPMorgan mit gröSStem Risiko fürs Finanzsystem JPMorgan Chase ist einer Studie der US-Regierung zufolge weiterhin jene ame­ rikanische Bank, von der das größte Risiko für das weltweite Finanzsystem ausgeht. Zu den gefährlichsten Geldhäusern zählen auch Citigroup, Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley. Deren System­ bewertungen änderten sich wenig im Ver­ gleich zum Vorjahr. Die Bedrohung, die von Wells Fargo ausgeht, stieg dagegen deutlich an. Doch vorerst beruhigen die gerade noch akzeptablen Quartalsergebnisse. JPMorgan hat nur um knapp sieben Prozent weniger verdient. Ähnlich sah das Bild bei Wells Far­ go aus. Der Hypothekenfinanzierer ist die Nummer drei in den USA. Bei der Bank of America als zweitgrößtem Institut des Landes ging das Ergebnis vor allem wegen eines schwachen Aktien- und Anleihehan­ dels um 18 Prozent zurück. Die Umstruktu­

Europäische Banken STOXX Europe 600 Banks-Index BNP Paribas Erste Group Bank Société Générale Raiffeisen Bank International UBS Group HSBC Royal Bank of Scotland (RBS) Barclays Intesa SanPaolo Commerzbank Deutsche Bank Credit Suisse Unicredit

3 Monate 8,0 % 15,7 % 2,0 % 14,1 % – 0,5 % 0,1 % – 3,2 % 10,1 % 6,0 % – 13,0 % 2,7 % 1,1 % 1,3 % – 30,3 %

1 Jahr – 26,5 % – 9,0 % – 9,2 % – 13,0 % –14,7 % – 24,0 % – 28,5 % – 28,6 % – 32,4 % – 32,4 % – 36,4 % – 41,4 % – 43,7 % – 60,0 %

US-Banken DJ US Banks Index JP Morgan Bank of New York Mellon Wells Fargo Bank of America Wells Fargo Citigroup Goldman Sachs Morgan Stanley

3 Monate 8,8 % 12,1 % 15,7 % 4,7 % 12,7 % – 0,7 % 16,0 % 4,8 % 7,3 %

1 Jahr – 8,8 % – 1,3 % – 5,2 % – 10,5 % – 11,3 % – 13,3 % – 15,4 % – 23,3 % – 29,4 %

Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 27


geldanlagePanorama spanien

Land des Monats

ECKDATEN (Königreich Spanien)

ben panische Märkte, suchen diese geradezu. Spanien ist eine Gelegenheit!“ Dieses Statement des Spieltheoretikers und Fondsmanagers Brian Singer kann getrost als gewagt bezeichnet werden, liegt der spanische Aktienmarkt doch seit geraumer Zeit darnieder. Was lässt den Ex-UBS-Manager, der gemeinsam mit seinem Team mittlerweile 2,7 Milliarden Dollar schwere Fonds für das Investmenthaus William Blair managt, also trotzdem mit Interesse auf die Iberische Halbinsel blicken?

Gegenüber Bloomberg äußerte sich Singer im Mai durchaus positiv über die Fortschritte, die Spanien bei seinen Reformbemühungen erzielt habe. „Das politische Risiko ist die einzige Barriere, die einem Investment im Weg steht“, so der Finanzexperte, der jedoch auch diese, angesichts der Parlamentswahlen am 26. Juni schwelende Gefahr als überschätzt ansieht. Eine marktfreundliche Koalition zwischen der konservativen PP und den liberalen Ciudadanos scheint für Singer alles andere als unmöglich.

Starke Worte ´´

„Palladium wird wohl der Gewinner dieses Jahres sein.“

„Wir tun uns damit selbst weh!“ Peter Kraus, CEO des New Yorker Investmenthauses Alliance Bernstein, rät der

Jan-Hendrik Hein, Head

Asset Management Indus-

of German Speaking

trie im Gespräch mit der

Regions beim Commo-

Financial Times dringend

dity-Spezialisten ETF

zu einer Art Selbstbe-

Securities, hat einen

schränkung. Viele aktiv gemanagte Fonds

klaren Favoriten unter den

wären mittlerweile einfach zu groß, um wirklich

Rohstoffen ausgemacht.

28 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

Outperformance zu generieren.

Parlamentarische Erbmonarchie Madrid Spanisch sowie regionale Sprachen in den autonomen Gemeinschaften König Felipe VI. Mariano Rajoy 505.990 km2 etwa 46,4 Millionen rund 91,7 pro km2 Euro 1058,4 Milliarden Euro E .es +34 12. Oktober Madrid, Barcelona, Valencia, Sevilla, Saragossa 17 autonome Gemeinschaften plus zwei autonome Städte Andorra, Frankreich, Gibraltar (UK), Portugal Pico del Teide (Teneriffa, 3718 m)

studie des monats Trend zu Fonds. Investmentfonds erfreuen

sich hierzulande aktuell steigender Beliebtheit. Das ist eines der Ergebnisse einer ING-DiBa-Umfrage, für die in Österreich rund 1000 Personen über 18 Jahren befragt wurden. Laut einer Aussendung der Direktbank haben 18 Prozent aller Österreicher mittlerweile bereits in Investmentfonds veranlagt. Ein Trend, der sich laut ING-DiBa-Expertin Michaela Kozarits auch weiter fortsetzen sollte: „Die anhaltenden Niedrigzinsen lassen auch bei uns einen verstärkten Trend Richtung Fonds erkennen.“ Glaubt man den Umfrageergebnissen, möchte demnächst auch mehr als jeder Vierte (27 Prozent) Alternativen zum Sparbuch in Betracht ziehen und diese konkret prüfen.Aktuell horten jedoch noch mehr als zwei Drittel der Bürger, genauer gesagt 68 Prozent, den Großteil ihrer Ersparnisse auf einem Sparbuch oder Sparkonto.

CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

Politische Kaufgelegenheit? „Wir lie-

Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung BIP (2014) Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Nationalfeiertag Größte Städte Verwaltungsgliederung Nachbarstaaten Höchste Erhebung


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KBC ASSET MANAGEMENT

Dividenden als Anleihen-Alternative

A

ktien sind nach wie vor eine sehr interessante Anlageform; dividendenstarke Aktien bieten zahlreiche Vorteile für den Anleger. Stabile Erträge jenseits des aktuellen Zinsniveaus ermöglichen stärkere Renditemöglichkeiten als bei Anleihen. Die starke Gewinnerholung, die üppigen Bargeldbestände und die attraktiven Bewertungen veranlassen viele Unternehmen zur Ausschüttung einer (erhöhten) Dividende.

Ausgeschüttete Dividenden fließen umgehend zu den Aktionären zurück. Unternehmen setzen somit ein kräftiges Signal, dass sie an der nachhaltigen Schaffung von Shareholder Value interessiert sind. Auch auf längere Sicht bleiben Dividendenstrategien attraktiv. Zum einen suchen Anleger aus demografischen Gründen nach Wertpapieren, die einen regelmäßigen Einkommensstrom generieren. Zum anderen können die Dividenden langfristig bis zu einem Drittel vom Anlageergebnis einer Aktie ausmachen. Weiters stellt eine High DividendStrategie einen effektiven Inflationsschutz dar. Dennoch sollten Anleger kritisch bei der Auswahl von Dividendentiteln sein, um Risiken zu meiden. In bestimmten Marktphasen sind erhöhte Kursschwankungen möglich. Wer nur auf die Dividendenrendite achtet, begrenzt auto-

EARNINGS YIELD VS. BOND YIELD

matisch die Aktienauswahl auf defensive und langsam wachsende Sektoren und es könnten ungewollte Klumpenrisiken entstehen. ATTRAKTIVE PORTFOLIOBEIMISCHUNG Bei KBC Asset Management sind die Nachhaltigkeit der Dividendenzahlungen und eine regional und branchenneutrale Gewichtung bei den Dividendenstrategien von besonders hoher Bedeutung. Die KBC High Dividend Fonds investieren ausschließlich in Aktien mit hoher und konstanter Dividendenrendite. KBC Asset Management hat vier, mehrfach ausgezeichnete Dividendenfondsstrategien mit unterschiedlichem regionalen Fokus im Portfolio: Global, Nordamerika, Eurozone sowie Emerging Markets. Beim Investmentprozess wird jede der 24 MSCI World Industriegruppen pro Region einzeln bewertet und es werden jene Unternehmen herausgefiltert, deren Dividendenrendite über dem Sektordurchschnitt liegt. In die engere Auswahl kommen die Gesellschaften, deren Cashflow stabil ist und die nachhaltig ausschütten. Insgesamt verwaltet KBC Asset Management seit mehr als 15 Jahren etwa 600 Millionen € in den High Dividend-Strategien. KONSEQUENTER INVESTMENTPROZESS Der Investmentprozess ist bei allen High Dividend Fonds identisch. Es werden über 5800 Ak-

tiengesellschaften kontinuierlich innerhalb und außerhalb des MSCI ACWI gescreent. Das quantitative Modell überwacht hierbei vordefinierte fundamentale Risikofaktoren und klassische Value-Bewertungskennzahlen. Diese Parameter sind einfacher zu prognostizieren als Aktien im Allgemeinen und sorgen zudem noch für Konsistenz im Investmentstil. Das Modell filtert rund 1750 Titel heraus, die in das engere Dividenden-Anlageuniversum fallen. Das dynamische High Dividend-Modell generiert abschließend unter Berücksichtigung der Marktlage, Liquidität, der Marktkapitalisierung und natürlich der relativen Stärke der Fundamentalfaktoren das optimal diversifizierte Portfolio bestehend aus nur noch 190 Aktientiteln. Dieser Investmentprozess verhindert typische Fehlerquellen wie die „Value Trap“, Sektor-Risiken und instabile Dividendenpolitik. Durch den einheitlichen Prozess können sämtliche Regionen als autarke Portfolio-Bausteine verwaltet werden. So bietet KBC AM neben dem global aufgestellten KBC Equity Fund High Dividend auch weitere Regionen an. AUSBLICK In Anbetracht der aktuellen Marktlage ist nicht davon auszugehen, dass sich die Zinsen in Europa in naher Zukunft nach oben entwickeln. Auch in den USA sind die Erwartungen in Bezug auf positive Zinsschritte zumindest seitens der Zentralbank-Chefin Yanet Yellen aktuell gebremst worden. Da der „Spread“ zwischen Staatsanleihen-Zinsen und der Dividendenrendite ein wichtiger Indikator für die Attraktivität von Dividendenfonds ist, bevorzugen wir momentan eher den Euroraum. Hier ist die Zinsdifferenz momentan mit 3,5% noch relativ hoch. Auch im Angesicht einer eventuell ansteigenden Inflation sind Dividenden-Aktien quasi natürlich mit abgesichert. Abschließend bleiben die High Dividend-Strategien auch für Investoren interessant, die Wert auf eine feste Ausschüttung legen und auf fundamental gesunde und diversifizierte Substanzwerte setzen möchten. www.bkb-bank.com

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN °

29


geldanlage ° Dividendenstrategien

Mehr als ein „Körberlgeld“ „Fette“ Dividenden lassen die Augen von Anlegern leuchten und ihre Herzen höher schlagen. Regelmäßige Ausschüttungen darf man aber nicht nur als eine angenehme Nebenerscheinung betrachten – sie stehen auch für die Stabilität eines Unternehmens und beeinflussen die Gesamtperformance eines Wertpapiers überaus ­positiv. Jetzt gilt es nur noch die besten Titel zu finden. Harald Kolerus

D

ie Zinsen fixverzinslicher Veranlagungen sind nach wie vor im Keller beheimatet – ein Umstand, an dem sich auf absehbare Zeit nichts Fundamentales ändern wird. Wo sind Alternativen zu finden? Richtig, natürlich am Aktienmarkt – wobei das oft wilde Auf und Ab an den Börsen natürlich keinen Sparbuchersatz bietet. Risikolose Aktien gibt es nicht, schön wäre es aber, Titel zu finden, die für vergleichsweise hohe Stabilität stehen. Dividenden-Papiere sind in diesem Zusammenhang jedenfalls einen Blick wert. Solide Dividenden-Aktien stehen in der Regel für Unternehmen, die ein solides Geschäftsmodell aufweisen. Sie können oftmals einen konstanten Cashflow generieren, was für Anleger attraktiv ist. Zudem sind Dividenden neben den Kursgewinnen Teil der Gesamtrendite, die Aktien für Investoren be-

reithalten. Reinvestierte Dividenden stehen dabei immerhin für rund 60 bis 80 Prozent der Gesamtrendite aus Aktien. Der DivDAX beispielweise, der jene 15 DAX-Aktien mit der höchsten Dividendenrendite bündelt, hat den DAX seit 1999 um mehr als 70 Prozentpunkte geschlagen. Somit könnten Dividenden-Aktien also gerade im aktuellen Umfeld niedriger Zinsen und hoher Volatilität besondere Vorzüge bieten. Dazu meint Markus Herrmann, Fondsmanager des Lupus alpha Dividend Champions: „Generell haben Dividenden-Aktien eine niedrigere Volatilität als die des Gesamtmarktes, weil die Unternehmen ein stabileres Geschäftsmodell haben. Ein regelmäßiger Cashflow bedeutet häufig auch, dass es eine Beständigkeit im Kurs gibt. Dividenden sind dennoch kein Zinsersatz. Der Zahlungsstrom in Form von Dividende ist im Allgemeinen nicht so sicher, wie die Kupon-Zahlung einer Anleihe.“ Trotzdem bilden Dividenden-

Henderson Global Dividend Index (HDGI)

Attraktive Renditen Auch Jan Sobotta, Leiter Sales Ausland bei Swisscanto Asset Management International, kann den „Dividenden-Kaisern“ einiges abgewinnen: „Dividendenstrategien sind nicht erst seit der lang anhaltenden Niedrigzinsphase ein sinnvoller Baustein in der Asset Allokation. Zur Erzielung attraktiver Renditen gehört die Berücksichtigung dieser Unternehmensausschüttung schon immer zu den interessantesten Möglichkeiten.“ Dass Aktien langfristig betrachtet höhere Renditen generieren als sichere Anleihen, sei kein Geheimnis. Sobotta meint dazu weiter in einer aktuellen Analyse: „Besonders attraktiv ist die Tatsache, dass bei europäischen Aktien die Dividenden einen

Dividendenaktien: Performance nach region

in Prozent

in Prozent

170

220

160

200

150

180

140 130

160

120

140

110

Schwellenländer Asien-Pazifik ohne Japan Großbritannien (GB) Europa ohne GB Nordamerika Japan Global

100

90 2010

2011

2012

2013

2014

2015

’16

Der HDGI untersucht globale Dividendentrends und spiegelt die Performance von 1200 Unternehmen wider. Quelle: Henderson Press

30 ° GELD-MAGAZIN – juni 2016

80

2010

2011

2012

2013

2014

2015

’16

Nordamerikanische Dividendenpapiere zeigen im Regionenvergleich die stabilste Entwicklung. Quelle: Henderson Press

creditS: beigestellt, Shutterstock

120

100 80

Aktien laut Hermann einen wichtigen ­Baustein im Portfolio, besonders wenn es Anteile von krisenresistenten Unternehmen sind.


°

Dividendenstrategien   geldanlage

„Europäische Aktien sind für eine Dividendenstrategie besonders attraktiv“

„Wir konzentrieren uns in ­unse­rer Dividendenstrategie ­tendenziell auf Big Caps“

Jan Sobotta, Swisscanto

gewichtigeren Anteil gegenüber den Kursgewinnen am Gesamtertrag ausmachen. Und im Vergleich zu US-amerikanischen Aktien ist der europäische Dividenden­ ertrag an der Gesamtrendite deutlich höher.“ Investoren sollten daher die Option ­einer europäischen Dividendenstrategie prüfen, um an den regelmäßigen Ausschüttungen zu partizipieren und im Umfeld der anhaltenden Niedrigzinsen adäquate Erträge zu erzielen. Europa bevorzugt Der Vergleich der Dividendenrenditen zeigt, dass vom 31.12.1997 bis Ende März 2016 US-Aktien eine Gesamtrendite von 198,2 Prozent erzielten (Quelle: Datastream). Davon entfielen rund 112 Prozent auf Kursgewinne und auf die Dividendenrendite 86 Prozent. Europäische Aktien weisen im gleichen Zeitraum eine Gesamtrendite von 135,6 Prozent aus, davon entfallen

Stuart Rhodes, M&G

auf die Dividendenrendite rund 100 Prozent und „nur“ 35,7 Prozent auf Kursgewinne. Dazu kommentiert Sobotta: „Zwar konnten Investoren in diesen zwei Dekaden mit US-amerikanischen Aktien einen höheren Gesamtertrag erwirtschaften, jedoch ist aus Dividendensicht dieser Vergleich ein guter Beleg dafür, wie attraktiv europäische Aktien für eine Dividendenstrategie sind. Berücksichtigt man zudem, dass europäi­ sche Aktien bei langfristiger Betrachtung eher günstig bewertet sind, spricht dies künftig ebenfalls für Dividendenpapiere aus Europa.“ Für Anleger bieten laut dem Experten die momentan durchschnittlichen 3,6 Prozent Dividendenrendite europäi­ scher Aktien eine gute Ertragsmöglichkeit. Peter Brändle, Manager des Swisscanto (LU) Equity Fund Top Dividend Europe, geht in Europa zudem von Dividendenerhöhungen von jeweils acht Prozent in den beiden kommenden Jahren aus: „Viele europäische Un-

In Europa steigen Die dividenden

ternehmen sind nach wirtschaftlich herausfordernden Jahren effizient aufgestellt, wodurch sie vom Aufschwung überdurchschnittlich profitieren dürften. Alles in allem sehen wir zwar ein volatileres Umfeld für Aktien als noch in jüngerer Vergangenheit, aber aus Renditegesichtspunkten sollten Anleger mit einem langfristigen Horizont die weiter steigenden Dividenden nutzen.“ Das GELD-Magazin wollte nun wissen, ob sich vielleicht auch österreichische Aktien in dem Fonds wiederfinden? Hier verneint man bei Swisscanto. Österreicher, bitte warten „Es befinden sich aktuell keine österreichischen Werte im Portfolio. Österreichische Aktien werden selbstverständlich für diese Strategie analysiert, aber momentan sieht das Management in anderen Märk­ ten bessere Chancen, die strategiekonform sind. Es gibt aber keinen generellen Grund

dividenden nach regionen (2015)

in Mrd. USD

250

Vereinigtes Königreich 9%

200

Schwellenländer 11%

Asien-Pazifik ohne Japan 11%

Europa ohne VK 20%

Nordamerika 44%

Japan 5%

150 100 50 0

Q1/09 Q1/10 Q1/11 Q1/12 Q1/13 Q1/14 Q1/15 Q1/16

Europäische Aktiengesellschaften konnten mit Dividendenzahlungen im jeweils ersten Quartal in den letzten Jahren punkten.

Die bei weitem höchsten Ausschüttungen werden von nordamerikanischen Unternehmen getätigt.

Quelle: Henderson Press

Quelle: Henderson Press

juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 31


geldanlage ° Dividendenstrategien

Lob für Do&Co Und im Lupus alpha Dividend Cham­ pions findet auch endlich ein Österreicher seinen Platz! Herrmann: „Do&Co gehört zurzeit ebenfalls zu den Top Ten-Titeln im Fonds. Das Unternehmen hat sich auf qualitativ hochwertiges Catering spezialisiert. Der größte Wachstumstreiber ist die Flugzeugcateringsparte, die 70 Prozent der Umsätze ausmacht. Hier stellt Do&Co vor allem

für hochprofitable First- und Business Class-Kunden auf Langstrecken die Verpflegung bereit. Durch das konstante Wachstum der Airline-Kunden – vor allem bei Turkish Airlines, Emirates, Etihad – wächst Do&Co jedes Jahr zweistellig.“ USA und defensive Branchen Stuart Rhodes, Manager des M&G Global Dividend Fund, gibt ebenfalls Einblick in sein Portfolio, wo wiederum schnell der Name Johnson+Johnson fällt: „Die Aktie wurde bereits im Juli 2008 aufgenommen, als der Fonds lanciert wurde. Es handelt sich um ein typisches Beispiel für einen defensiven Wert, der sehr gut performt hat. Die Dividendenrendite hat sich seither um rund 75 Prozent gesteigert und der Aktienkurs hat sich ähnlich erfreulich entwickelt.“ Der Fondsmanager nennt Microsoft als ein anderes erfolgreiches Investment mit progressiver Dividendenpolitik: „Das Dividendenwachstum des Technologieunternehmens beträgt seit seiner erstmaligen Berücksichtigung in unserem Fonds im November 2008 ca. 175 Prozent. Der Aktienkurs hat sich seither sogar mehr als verdreifacht.“ In welchen Regionen und Ländern finden sich nun besonders häufig interessante Dividenden-Titel? Rhodes dazu: „Die Vereinigten Staaten waren immer schon ein ergiebiges ,Jagdrevier‘ für Dividenden-Ideen, nicht zu-

° die besten dividendenfonds Europa ISIN LU0562822386 LU0267986122 DE0009779611 GB00B131RB65 LU0515381530

FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre BGF European Equity Income 3.913 Mio. € – 2,3 % 39,9 % 76,1 % Invesco Pan European Equity Income 155 Mio. € – 7,4 % 46,0 % 68,8 % First Private Euro Dividenden STAUFER 224 Mio. € – 0,8 % 57,0 % 68,0 % Threadneedle Pan Europ. Equity Dividend 101 Mio. € – 4,6 % 32,2 % 61,9 % F&C European Growth and Income 68 Mio. € – 7,9 % 30,3 % 60,5 %

ter 1,81 % 1,72 % 1,64 % 1,69 % 1,77 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Juni 2016

° die besten dividendenfonds Global ISIN LU0611173427 GB00B0MY6T00 DE0009848119 LU0545039389 LU0507265923

FONDSname UBS (Lux) ES - Global High Dividend Newton Global Income Sterling DWS Top Dividende BGF Global Equity Income Deutsche Invest I Top Dividende

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 557 Mio. € 0,4 % 43,3 % 6.061 Mio. € 9,1 % 44,7 % 16.160 Mio. € 6,5 % 41,1 % 2.173 Mio. € 2,7 % 35,0 % 4.292 Mio. € 6,4 % 37,5 %

5 Jahre 82,0 % 81,1 % 70,0 % 69,0 % 64,7 %

ter 1,55 % 1,61 % 1,45 % 1,81 % 1,59 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Juni 2016

32 ° GELD-MAGAZIN – juni 2016

letzt verbunden mit der Größe des Marktes und der langen Geschichte der Dividenden-Politik. Von der Sektorenperspektive her gesehen, verfolgen Dividenden-Strategien gerne eine defensive Ausrichtung, wobei unser dementsprechendes Exposure von den Bereichen Gesundheit und Tabak dominiert wird. Unsere Strategien, sowohl regional als auch global, tendieren zu einem Fokus auf Large Caps.“ Der Lupus alpha Dividend Champions konzentriert sich wiederum auf Small- und Mid Caps. Herrmann erklärt warum: „Sicherlich erfüllen nicht alle Small- und Mid Caps unsere Kriterien hinsichtlich Dividendenstabilität. Die kleineren Unternehmen in unserem Fonds sind jedoch häufig Weltmarktführer in ihrer Nische. In dieser ist für sie oftmals der Konkurrenz- und Preisdruck geringer und sie können überdurchschnittliche Margen verzeichnen, was wiederum gut für die Dividenden ist.“ Buy Back statt dividende? Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf sogenannte Buy Back-Programme. Hier legen Unternehmen den Schwerpunkt nicht auf Ausschüttungen, sondern inves­ tieren Gewinne in den Kauf eigener Aktien, um den Kurs zu stimulieren. Manche ­Beobachter meinen nun, solche Programme seien die „bessere Dividende“. Dazu Herrmann: „Das kommt auf die steuerliche Situa­tion für die Anleger in den einzelnen Ländern an. Je nach Staat und Anleger können Buy Back-Programme steuerlich tatsächlich mehr Sinn machen als Dividenden. Wir präferieren aber dennoch klar die Dividenden, weil Anleger hier frei wählen können, was mit den Cashflows passiert. Sie können das Geld entweder in das ausschüttende Unternehmen reinvestieren, in andere Aktien anlegen oder diese Zahlungsströme an ihre Kunden weiterleiten. Letzteres ist gerade für institutionelle Anleger, wie zum Beispiel Lebensversicherungen oder Pensionsfonds, entscheidend.“

credit: Shutterstock

wie Liquidität oder Dividenden-Politik, die zur derzeitigen Nichtberücksichtigung führen.“ Auch im Kames Global Equity Income Fund finden sich derzeit keine „rot-weißroten“ Papiere, Fondsmanager Mark Peden erklärt das ähnlich klingend damit, dass es derzeit andernorts eben attraktivere Kandidaten gebe. Im Portfolio finden sich zum Beispiel Clorox, Roche, Lockheed Martin oder Johnson+Johnson. Letztgenanntes Unternehmen zahlt bereits seit über 50 Jahren steigende Dividenden aus (siehe auch Interview Seite 33). Besonders erfolgreiche Dividendenaktien nennt auch Herrmann von Lupus alpha: „Ein Beispiel ist die Cancom AG. Sie hat als einziges Unternehmen in Deutschland ein dezidiertes Cloud Produkt für Mittelstandskunden. Dadurch kann es als einer der führenden deutschen IT-Servicedienstleister von den wachsenden ITInvestitionen des Mittelstandes profitieren.“


°

Im Gespräch mit Mark Peden, Kames Capital   geldanlage

Dividende als Performancetreiber Manche Unternehmen können seit Jahrzehnten auf steigende Ausschüttungen verweisen, solche Titel gefallen Mark Peden besonders gut. Der Aktien-Experte bei Kames Capital erklärt auch, warum sich derzeit keine ­Österreicher in seinem Global Equity Income Fund finden. GELD °

Herr Peden, welche Rolle spielen

­Dividenden für die Gesamtperformance?

mark peden: Eine wesentliche, die Dividen­ denrendite ist sogar die stärkste Antriebskraft für die Rendite eines Aktienunternehmens. Langfristige empirische Beobachtungen, die bis 1970 zurückgehen, zeigen auf, dass rund 90 Prozent des Returns auf die Dividendenrendite zurückzuführen ist. Und natürlich stellen schö­ ne Ausschüttungen nicht zuletzt im aktuellen Niedrigzinsumfeld eine interessante Kompo­ nente für Anleger dar. Zu beachten ist auch die hohe Volatilität an den Finanzmärkten, die bis auf Weiteres wohl auch hoch bleiben wird. Da freut man sich über eine stabile Dividende. Wie ist Ihre Strategie im Kames Global Equity Income Fund angelegt?

Wir legen unseren Fokus auf Aktiengesell­ schaften, die eine nachhaltige und stetig steigende Dividendenrendite aufweisen. Bei manchen Unternehmen kann eine solche aktio­ närsfreundliche Politik über Jahrzehnte hinweg beobachtet werden. Bei der Titelauswahl sind wir wiederum, was die Sektoren und Regionen betrifft, an keine Vorgaben gezwungen und können uns somit voll und ganz auf die besten Unternehmen konzentrieren. Am Ende steht ein Portfolio von 40 bis 50 Aktien, von denen wir vollkommen überzeugt sind.

credit: beigestellt

Wie sieht der Auswahlprozess konkret aus?

Wir „fischen“ in einem sehr großen Anlage­ universum aus rund 4500 Aktien, wobei die frei handelbare Marktkapitalisierung über 500 Millionen Dollar liegen muss. Zuerst erfolgt das Screening bezüglich der nachhaltigen und wachsenden Dividende, wobei auch auf einen hohen Return on Equity und eine solide Bi­ lanz Acht gegeben wird. So gefällt es uns etwa gar nicht, wenn in der Bilanz zu hohe Schul­

den auftauchen. Nach diesem Schritt bleiben ca. 450 Stück übrig, dann kommt die funda­ mentale Analyse an die Reihe. Diese beleuchtet diverse Kennzahlen, die Bewertung und tech­ nische Indikatoren. Drittens und letztens wird ein effizientes Portfolio gebildet, wobei eine ständige Diskussion mit regionalen Aktienspe­ zialisten stattfindet. Wir verfolgen auch eine strenge Verkaufs-Disziplin, wenn die Dividen­ de bei einzelnen Unternehmen gefährdet sein sollte. Derzeit halten wir 44 Aktien in unserem Portfolio.

Mark Peden, Senior Investment Manager Internationale Aktien Kames Capital.

Welche Werte finden sich beispielsweise in diesem hochkonzentrierten Portfolio?

Clorox, Roche, Johnson+Johnson sowie Lock­ heed Martin sind Aktien, die sich durch langfristige Rekorde bei den Ausschüt­ tungen auszeichnen. Beispielsweise bezahlt Johnson+Johnson bereits seit 52 Jahren Divi­ denden aus, die sich noch dazu stetig erhöht haben. Solche Aktien zeichnen sich natürlich durch eine hohe Vorhersehbarkeit aus, man findet sie etwa im Gesundheitssektor oder im Bereich des nichtzyklischen Konsums, wobei wir wie gesagt keinen Branchenansatz verfolgen. Im Portfolio befinden sich etwa auch ProSie­ benSat1, ­Allianz oder die Hang Seng Bank. Wir bezeichnen solche Unternehmen als „Hoar­ ders“ (frei übersetzt: „Hamsterer“, Anm.), ihr operationaler Erfolg erlaubt es ihnen, die Aus­ zahlungsquote substanziell anzuheben. Verraten Sie uns auch, welche Titel Ihren ­Ansprüchen nicht mehr gerecht und deshalb verkauft wurden?

Natürlich, denn Transparenz ist für uns ein wichtiges Gebot. Wir kaufen Aktien mit einem Anlagehorizont von ungefähr drei Jahren, also rund ein Drittel des Portfolios wird jedes Jahr ausgetauscht. In den vergangenen zwölf Mo­

naten haben wir uns von folgenden Titeln getrennt: Mattel, RBC, Axiata, BHP Billiton, Telenor, Inditex, Cielo und Seadrill. Gibt es auch österreichische Aktien in Ihrem Fonds oder sind diese Werte einfach zu klein?

Derzeit haben wir keine österreichischen Unternehmen im Fonds, das liegt aber prin­ zipiell nicht an der Größe. Ein Kandidat, den wir ­beobachtet haben, war etwa die voest, es haben sich letztendlich aber schlichtweg inte­ ressantere vergleichbare Titel gefunden. Auch die Uniqa erscheint nicht uninteressant, hier würde allerdings tatsächlich etwas mehr Liqui­ dität keinesfalls schaden. Kames ist eine schottische Fondsgesellschaft, wie sehen Sie die Chancen für einen Brexit?

Laut den Meinungsumfragen wird es jetzt, wo der Termin für die Befragung vor der Tür steht, sehr knapp werden. Oft geben auch die Quoten von Wettbüros nützliche Anhaltspunkte – hier stehen laut den Buchmachern die Brexit-Chan­ cen weniger gut: Setzt man drei Euro auf einen Verbleib in der EU, erhält man nur einen Euro, wenn das tatsächlich der Fall sein sollte. www.kamescapital.com

Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 33


Geldanlage ° High Yields

Hohe Rendite, kalkuliertes Risiko Hochzinsanleihen sind vor allem als Beimischung für ein breit diversifiziertes Portfolio interessant, wobei ­Experten aktuell High Yields aus Europa den Vorzug geben. Auch rückt die viel gescholtene Peripherie des ­Kontinents wieder in den Mittelpunkt des Interesses. Auf Sektorenebene gefallen antizyklische Branchen.

Harald Kolerus

igh Yield, also eine hohe Rendite, werden bei Hochzinsanleihen anvisiert. Diese muss aber mit einem erhöhten Risiko „erkauft“ werden, denn bei Zahlungsunfähigkeit des Schuldners verliert der Investor sein eingesetztes Kapital. Bei High Yield Bonds handelt es sich um Rentenpapiere von Emittenten mit geringer Bonität. Als solche können sowohl Staaten, hier vor allem Emerging Markets, als auch Unternehmen fungieren. Es gilt: Je höher die Zinsen, desto geringer die Kreditwürdigkeit des Emittenten. Für Anleger geht es

deshalb vor allem darum, das Risiko möglichst zu minimieren. Hier können Fonds aufgrund des professionellen Managements und der breiten Streuung gute Dienste erweisen. Bernd Stampfl, er koordiniert den ESPA Bond Europe-High Yield, erklärt, wie Investmentprozess und Titelselektion ablaufen: „Der Fonds veranlagt in hochrentierende europäische Unternehmensanleihen mit Währungssicherung. Zu Beginn steht der makroökonomische Ansatz, hier werden das Marktumfeld und die einzelnen Länder analysiert. Es folgt die Betrachtung

° die besten Anleihenfonds Europa Hochzins ISIN LU0226953981 DE0005319016 LU0153358402 LU0091079839 LU0141799501

FONDSname Robeco European High Yield Bonds Lazard European HighYield F&C European High Yield Bond JPM Europe High Yield Bond Nordea 1 - European High Yield Bond

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 320 Mio. € 3,9 % 14,1 % 39,3 % 44 Mio. € 2,8 % 16,4 % 37,9 % 9 Mio. € 3,0 % 14,5 % 37,4 % 784 Mio. € 2,9 % 15,6 % 37,2 % 5.037 Mio. € 3,3 % 17,5 % 33,8 %

ter 1,18 % 1,23 % 1,39 % 0,95 % 1,33 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

Ausfallsraten von high yield Bonds: USA und Europa LTM-Ausfallsrate in Prozent

30

BofA-ML US High Yields

EU High Yields

25 20 15 10 5 0

2001

2003

2005

2007

2009

2011

2013

2015

In den USA steigen die Default-Rates, in Europa verharren sie auf niedrigem Niveau. Quelle: Bank of America Merrill Lynch Global Research

34 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

„Versorger, Telekoms und Gesundheitsbranche bieten interessante High Yields.“ Bernd Stampfl, ESPA

der unterschiedlichen Sektoren, bevor letztlich die Einzeltitel unter die Lupe genommen werden. Wir wollen wissen, wie die Bilanzen der Unternehmen aussehen, es zählen Faktoren wie Eigenpakitalstruktur und Verschuldungsgrad. Diese Filter werden über das gesamte Anlageuniversum gezogen und letztlich die Investmententscheidungen getroffen.“ Die Analyse führt ak­ tuell zu einer Bevorzugung antizyklischer Branchen, wobei Stampfl Telekommunikation, Gesundheit und Versorger nennt: „Letztere finden sich vor allem in Spanien und Italien. Das zeigt, dass sich die Peripherie Europas nicht mehr im ,Auge des Orkans‘ befindet. Diese Länder haben gute Arbeit geleistet, der Ausblick hat sich verbessert und auch das Wachstum steigt. Die Peripherie gleicht sich Kerneuropa weder an.“ Europa als Favorit Prinzipiell sieht Stampfl europäische High Yields gegenüber ihren Pendants aus den USA im Vorteil. Eine Einschätzung, die auch David Hawa, Anleihen-Spezialist bei Robeco Asset Management, teilt. Er meint, dass die Ausfallsraten in den Staaten steigen, in Europa aber auf niedrigem Niveau bleiben werden. Details verrät Hawa im Interview auf der folgenden Seite.

credit: beigestellt

H


°

Im Gespräch mit David Hawa, Robeco Asset Management   geldanlage

Volatilität durch politische Risiken Der internationale Asset Manager Robeco verwaltet rund 268 Milliarden Euro, 40 Milliarden davon in Anleihen. David Hawa, Fixed Income-Spezialist des Hauses, wirft für das GELD-Magazin einen Blick auf die weltweiten High Yield-Märkte. GELD ° Herr Hawa, wo sehen Sie derzeit die

attraktivsten Chancen für Hochzins-Investments?

David Hawa: Aktuell halte ich europäische High Yields für attraktiver als ihre Pendants aus den Vereinigten Staaten. In den USA ist der Konsum nach wie vor stark, aber die Situa­ tion der Unternehmen hat sich verschlechtert. Wir befinden uns in einer sehr späten Phase des Kreditzyklus, in den USA erleben wir gera­ de das siebente Jahr der Expansion, wobei die durchschnittliche Läge eines Zyklus fünf Jahre beträgt. Die amerikanische Politik versucht die­ sen Zyklus noch weiter auszudehnen, auch mit dem Risiko, dass Ungleichgewichte entstehen könnten. Wir glauben weiters, dass die Ausfalls­ raten in den Vereinigten Staaten steigen werden – vor allem konzentriert auf den Commodi­ ty-Bereich. High Yield-Fondsmanager müssen am Endes dieses Zyklus einen sehr vorsichtigen Ansatz verfolgen. Im Vordergrund steht die Su­ che nach Werten mit guter Bonität.

meisten Marktbeobachtern unterschätzt wird. Meinungsumfragen und auch die Quoten von Wettbüros sagen zwar eine knappe Mehrheit gegen den Brexit voraus, aber genau kann das natürlich niemand sagen. Es wird wohl sehr knapp werden. In Österreich hatten wir vor Kurzem ebenfalls eine sehr enge Wahlentscheidung...

Hier sehen wir ein weiteres politisches ­Risiko: die zunehmende Bedeutung ultrarechter Par­ teien in Europa. Nicht nur in Österreich, sondern auch etwa in Frankreich und den Nie­ derlanden. Auch ist nicht zu vergessen, dass in Spanien und Portugal noch keine Regierungs­ bildung stattgefunden hat. Und natürlich sorgt auch die Flüchtlingsfrage für Unsicherheit. All das erhöht die Volatilität an den Märkten. Die Emerging Markets haben ebenfalls mit Problemen zu kämpfen, wohin wird die Entwicklung dort gehen?

Wie sieht die Situation in der Eurozone aus?

credit: beigestellt

Die Eurozone bereitet uns die geringsten Sor­ gen, selbst wenn auch hier natürlich nicht alles ideal verläuft. Die Geldpolitik der EZB hat noch nicht darin resultiert, die anvisierten In­ flationsziele zu erreichen. Das Kaufprogramm der Zentralbank wird zum Erwerb von Invest­ ment Grade-Unternehmensanleihen führen. Die Politik der EZB ist positiv für High YieldInvestments, weil Anleger auf ihrer Suche nach Rendite auch in diesem Segment aktiv sind. So­ mit ist in der Eurozone alles in allem die Lage besser als in den USA. Wir sehen eine langsame, aber klare Erholung in Europa, wobei allerdings politische Risiken steigen. Um welche Risiken handelt es sich hier?

Es wäre zum Beispiel ein möglicher Brexit zu nennen, ich glaube, dass diese Gefahr von den

Wir alle wissen, dass China mit einer Dämpfung des Wirtschaftswachstums konfrontiert ist. Pe­ king nimmt aber kurzfristige „Schmerzen“ für das Erreichen langfristiger Ziele in Kauf. Näm­ lich den Switch von einer exportorientierten zu einer konsumbasierten und nachhaltigeren Wirtschaft. Weiters werden die Schulden er­ höht, um das Wachstum zu unterstützen. In den Emerging Markets sorgen auch Brasilien und die Rohstoffpreise für Unsicherheiten. Können Sie konkrete Beispiele für attraktive Investments nennen?

Wir haben europäische High Yields übergewich­ tet, aber natürlich finden wir auch anderswo interessante Chancen. Hier sind beispielswei­ se sogenannte Fallen Angels einen Blick wert, die hervorragende Investmentmöglichkeiten bieten. Ein typischer Fall dafür ist etwa Anglo

David Hawa, Fixed Income-Spezialist bei Robeco Asset Management

American. Das eng mit Rohstoffen verbundene Unternehmen bewegte sich vom Investment Grade- zum High Yield-Status. Anglo American hat noch immer gewisse Probleme, es befindet sich aber auf dem Weg der Besserung und er­ scheint jetzt interessant. Aber auch Tesco oder Telecom Italia kann man als Beispiele für Fallen Angels nennen. Welche Renditen sind mit Hochzins-Anleihen auf absehbare Zeit zu erzielen?

Der Robeco Global High Yield Bonds Fonds, er verwaltet Assets von rund sechs Milliarden Euro, hat in den vergangenen zehn Jahren 7,52 Prozent per annum erwirtschaftet (brutto, vor Abzug der Gebühren, per 30.04.2016, in Euro, Anm.). Damit wurde die Benchmark mit einer Performance von 6,14 Prozent klar übertrof­ fen. Auf Sicht der nächsten zwei Jahre rechnet das Fondsmanagement des Robeco Global High Yield Bonds mit rund fünf Prozent jährlich. www.robeco.de

Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 35


geldanlage ° ETFs und Nachhaltigkeit

Einfach gut Ethische Investments befinden sich weiter auf dem Vormarsch – Exchange Traded Fonds (ETFs) sind ­wiederum aufgrund ihrer schlanken Kostenstruktur und einfachen Funktionsweise beliebt. Eigentlich ist es ­naheliegend, dieses bequeme Instrument mit dem „guten“ Anlageuniversum zu verbinden. Es gibt bereits ­entsprechende Produkte, weiteres Potenzial ist aber vorhanden. Harald Kolerus as Gesamtvolumen nachhaltiger Geld­ anlagen beläuft sich alleine in Öster­ reich auf die stolze Summe von 10,2 Milliar­ den Euro. Tendenz weiter steigend, wobei es sich natürlich um kein auf die Alpen­ republik beschränktes Phänomen handelt. Nachhaltigkeitsfonds haben in den letzten Jahren rund um den Globus an Zahl und Volumen zugenommen. Medial sind sie stark präsent, ebenso wie sich auch Aktien­ unternehmen ökologische und soziale Ver­ antwortung groß auf die Fahnen geschrie­ ben haben. Von auf Nachhaltigkeit speziali­ sierten Exchange Traded Fonds (ETFs) hört man hingegen seltener. Welche Rolle spielt das Thema nun bei großen ETF-Anbietern? Hat es an Bedeutung zugenommen bzw. welches Potenzial ist vorhanden? Dazu meint Heike Fürpaß-Peter, Head of Public Distribution ETF Germany and Austria bei Lyxor: „Wir erkennen deutlich, dass das In­

Verteilung Nachhaltiger ­Investments Private Investoren Institutionelle Investoren

Prozent

100 80 60

74%

78%

81%

86%

77%

77%

26%

22%

19%

14%

23%

23%

40 20 0

2010 2011 2012 2013 2014 2015

Institutionelle Investoren stellen in Öster­reich den Großteil nachhaltiger Veranlagungen. Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen

36 ° GELD-MAGAZIN – juni 2016

teresse der Anleger an nachhaltigen Strate­ gien auch im Bereich der ETFs zunimmt. Gerade die aktuellen Bemühungen der in­ ternationalen Politik, die Treibhausgase zu reduzieren, geben wichtige neue Impulse für die Investmentbranche als auch für die Anleger. Lyxor arbeitet daher auch am The­ ma Low Carbon ETF, mit dem in solche Un­ ternehmen investiert werden kann, die sich klimaschonend verhalten.“ Platz nach oben dürfte jedenfalls noch reichlich vorhanden sein, wenn man sich folgende Zahlen vor Augen führt: „Lyxor verwaltet gegenwärtig fast 46 Milliarden Euro in ETFs. Unsere ak­ tuell drei nachhaltig ausgerichteten Fonds machen dabei naturgemäß nur einen Bruch­ teil aus. Selbst wenn die Nachfrage nach entsprechenden Fonds künftig anziehen dürfte, bleiben nachhaltige ETFs bei allen ETF-Anbietern vorerst aber ein Nischen­ thema“, so Fürpaß-Peter. Wachsender Markt Wie sieht nun die Situation bei Black­ Rock aus, die mit ihrer Sparte iShares einer der Platzhirsche im globalen ETF-Geschäft sind? Roland Leithäuser, Vice President BlackRock Corporate Communications EMEA, zeichnet wiederum folgendes Bild: „Das Thema Nachhaltigkeit spielt bereits seit Jahren ein wichtige Rolle in unserem Hause. Wir haben hier stetige Wachstums­ raten von über 20 Prozent jährlich gesehen – natürlich von einer relativ niedrigen Basis ausgehend. Man kann jedoch klar erken­ nen, dass die Bedeutung weiterhin zunimmt und wir rechnen nicht mit einer Abschwä­ chung.“ Daher ist für den Experten Nach­ haltigkeit eines der absoluten Top-Fo­ kusthemen und wird es auch langfristig auf

globaler Ebene bleiben: Zum Beispiel sind wir mit MSCI als einem der führenden ESGResearch Anbieter eine Kollaboration ein­ gegangen und implementieren deren Daten in unser weltweites RisikomanagementProgramm. Damit haben wir nun das The­ ma rigoros sozusagen in unsere ,DNA‘ auf­ genommen. Die Entwicklung steht daher unserer Meinung nach erst am Anfang und wir sehen massives Potenzial.“ 2015 hat man bei iShares jedenfalls Netto-Zuflüsse in Höhe von weit über 300 Millionen US-Dol­ lar in Nachhaltigkeits-ETFs gesehen. Leit­ häuser: „2016 sind es bereits über 250 Mil­ lio­nen Dollar. Damit sind unsere Kunden mit momentan knapp 1,9 Milliarden Dollar in unsere Nachhaltigkeits-ETFs investiert.“ Regionen und Branchen Wo und wie sind nun NachhaltigkeitsETFs aktiv? Werfen wir dazu einen kurzen Blick auf verschiedende Produkte, wie zum Beispiel den „Deka Oekom Euro Nachhal­ tigkeit UCITS ETF“. Es handelt sich um ei­ nen UCITS IV- konformen Publikums­ fonds, der die Performance des Solactive Eurozone Sustainability Index nachbildet. Er besteht aus den 30 größten nachhaltigen Unternehmen der Eurozone, basierend auf dem Rating der unabhängigen Ratingagen­ tur oekom research. Die Aktien werden nach Free Float Market Cap gewichtet, wo­ bei ein Cap pro Unternehmen bei zehn Pro­ zent liegt. Im Portfolio finden sich unter an­ derem Siemens, SAP, Allianz, AXA, Deut­ sche Telekom, ING Groep oder Telefonica. Auch Heike Fürpaß-Peter gewährt einen Blick ins Produktangebot: „Der Lyxor UCITS ETF World Water ist ein UmweltThemenfonds, der zeigt, dass man auch mit

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ETFs und Nachhaltigkeit   geldanlage

„Auch mit nachhaltigen Investments ist eine sehr gute Performance zu erzielen“ Heike FürpaßPeter, Lyxor

nachhaltigen Investments eine gute Rendite erzielen kann. Ziel des Fonds ist es, in solche Unterneh­ men zu investieren, die sich um die Bereit­ stellung sauberen Wassers bemühen. Dazu bildet er den World Water Net CW Total Return Index ab – ei­ nen globalen Index, der die 20 größten Un­ ternehmen aus den Bereichen Wasserver­ sorgung und Wasseraufbereitung enthält.“ Um eine effiziente Diversifikation zu ge­ währleisten, ist die Gewichtung eines ein­ zelnen Wertes auf zehn Prozent begrenzt. Die Überprüfung der Zusammensetzung des von Dow Jones berechneten Index er­ folgt vierteljährlich durch das renommierte Analysehaus SAM (Sustainable Asset Ma­ nagement). Ein weiterer Umwelt-Themen Fonds aus dem Hause Lyxor ist der New Energy UCITS ETF. Er ist auf Unternehmen

Performance: 12 Monate Nachhaltige ETF-Aktien

in Prozent

No Go: Alkohol, waffen ... Bei BlackRock bzw. iShares verfolgen einige Nachhaltigkeits-ETFs einen „Best in Class“-Ansatz, wobei die Indizes nach ESGKriterien optimiert werden – dem soge­ nannten Positive Screening. „Jedoch wer­ den in dem von uns gewählten Ansatz bei dieser Produktfamilie dann auch noch ge­ wisse Industrien und Geschäftsbereiche ex­ plizit ausgeschlossen: nämlich Alkohol, Ta­ bak, Glücksspiel, Rüstung, Waffen und nicht jugendfreie Unterhaltung. Hier können un­ sere Kunden entweder global oder auch mit regionalem Fokus investieren. Darüber hi­ naus bieten wir sowohl Scharia-konforme ETFs als auch einen ETF mit Fokus auf er­

neuerbare Energien an“, so Fürpaß-Peter. Die Expertin sieht weiters im Allgemeinen eine stetig wachsenden Nachfrage nach An­ leihe-ETFs: „Dies gilt auch für den Nach­ haltigkeits-Bereich. Dies spiegelt sich auch darin wider, dass in unseren am Anfang des Jahres aufgelegten ,iShares Sustainable Euro Corporate Bond 0-3yr UCITS ETF‘ über 250 Millionen Dollar investiert wurden.“ In diesem Fall wird der „Barclays MSCI Euro Corporate 0-3 yr Sustainability ex Contro­ versial Weapons Index“ abgebildet. Diesem liegt der ESG-Bewertungsprozess von MSCI zugrunde. Mit 200 Mitarbeitern analysiert MSCI etwa 9000 Unternehmen, die Anlei­ hen begeben haben. Beim Ratingprozess von MSCI fließen über 1000 Datenpunkte und Informationen aus Aktionärsversamm­ lungen der letzten 13 Jahre mit ein. Hierbei wird jedem Unternehmen nach einem in­ dustriespezifischen „Best in Class“-Ansatz ein individuelles ESG Rating gegeben. Für­ paß-Peter: „Das heißt, dass nur die in ihrer jeweiligen Industrie am besten bewerteten Unternehmen am Ende übrig bleiben. Ganz zum Schluss werden noch Firmen ausge­ schlossen, die jeglichen Umgang im Bereich kontroversieller Waffen haben.“ Über wei­ tere Aspekte von Nachhaltigkeits-ETFs in­ formiert das Interview mit Dag Rodewald, UBS, auf der nächsten Seite.

° die besten Nachhaltigkeits-ETFs

ETF-Aktien (Gesamtmarkt

ausgerichtet, die im Bereich der alterna­ tiven Energien tätig sind, hierzu bildet er den Referenzindex World Alternative En­ ergy CW Net Total Re­ turn so genau wie mög­ lich ab. Der Index enthält die global 20 größten Unternehmen, die im Bereich der alternativen Energie tätig sind. Auch hier ist jedes Unternehmen auf eine Gewichtung von max. zehn Prozent ­begrenzt.

-12 -10 -8 -6

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Nachhaltige ETFs mussten Verluste hinnehmen, waren aber vergleichsweise erfolgreich. Quelle: software-systems.at

ISIN FR0010527275 LU0328475529 LU0629459743 LU0629460675 DE000A0F5UG3

FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre Lyxor UCITS ETF World Water 486 Mio. € 14,3 % 63,2 % 123,1 % db x-trackers DJ Isl. Mkt. Tit. 100 UCITS ETF 21 Mio. € 0,5 % 48,6 % 86,2 % UBS ETF MSCI World Soc. Resp. UCITS ETF 139 Mio. € – 1,7 % 40,1 % – UBS ETF MSCI EMU Soc. Resp. UCITS ETF 79 Mio. € – 0,6 % 39,6 % – iShares DJ Eurozone Sust. Scr. UCITS ETF 107 Mio. € – 9,6 % 21,9 % 30,9 %

ter 0,60 % 0,50 % 0,38 % 0,28 % 0,41 %

Quelle: Lipper IM, FER-Rating/software-systems, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Februar 2016

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geldanlage ° Im Gespräch mit Dag Rodewald, UBS

„Grüne“ Wettbewerbsvorteile Nachhaltiges Wirtschaften und Investieren eröffnet attraktive Gewinnchancen, zeigt sich Dag Rodewald, ­Spezialist für ETFs bei UBS, überzeugt. Unternehmen, die sozial und ökologisch agieren, steht seiner Meinung nach die Zukunft weit offen. Herr Rodewald, der Markt für Nach­

haltigkeit bzw. SRI, also Socially Responsible Investments, erfreut sich wachsender Beliebt­ heit. Warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Dag Rodewald: Immer mehr Menschen möchten auch bei ihren Investments in Einklang mit ihren persönlichen Werten stehen und trotzdem nicht auf Rendite verzichten, das ist die Ursache für die stetig steigende Bedeutung von SRI. Hierbei ist es wesentlich, festzuhalten, dass nachhaltige Investments ähnliche Erträge bieten wie konventionelle Veranlagungen. So hat etwa der MSCI World SRI Index von September 2007 bis März 2016 eine Performance von 126,24 Prozent erzielt, der „normale“ MSCI World Index erreichte 120,25 Prozent. Auch andere Vergleiche zeigen, dass SRI keine Performancenachteile generiert. Im Gegenteil: Nachhaltiges Wirtschaften bietet sogar einen Wettbewerbsvorteil und eröffnet Gewinnchancen. Können Sie das etwas genauer erklären? Man würde ja vielleicht meinen, dass rücksichtloses Handeln den eigenen Interessen nützt ...

Märkte und Unternehmen müssen sich ­heute und in Zukunft neuen Herausforderungen stellen. Das betrifft etwa eine strengere Gesetzgebung im Umweltbereich, veränderte Verbrauchergewohnheiten oder die Beteiligung von Interessengruppen. Unternehmen, die das erkannt haben, verfügen über Wettbewerbsvorteile. Unternehmen, die sich hingegen einer nachhaltig orientierten Geschäftsführung verweigern, werden von Konsumenten und Investoren zunehmend gemieden. Wie kann man nun bei UBS mithilfe von ETFs in

men. MSCI kann einerseits eine über 40-jährige ESG-Research-Expertise vorweisen und andererseits werden sämtliche global relevanten Aktienmärkte mit der identischen SRI-Methodologie abgedeckt. Der Selektionsprozess bei den MSCI SRI Indizes läuft so ab: Zuerst werden wertbasierte Ausschlusskriterien angewandt, das betrifft kontroverse Geschäftsfelder wie zum Beispiel Alkohol, Tabak, Glücksspiel, Atomenergie, Grüne Gentechnik oder Waffen. Die zweite Selektionsstufe folgt dem Best in Class-Ansatz: Es werden Unternehmen mit dem besten Nachhaltigkeits-Rating je Sektor ausgewählt. Drittens kommt es zum Negativscreening – Unternehmen, die Gegenstand von Kontroversen sind, sollen vermieden werden. Werden zum Beispiel die Produzenten von ­Alkohol automatisch ausgeschlossen?

Es existieren gewisse Toleranzgrenzen: Bei Alkoholproduzenten enden sie bei mehr als 500 Millionen Euro oder über fünf Prozent des Umsatzes. Die Hersteller von Tabak sind wiederum zur Gänze ausgeschlossen. Bei Zulieferern dieses Sektors, zum Beispiel aus der Papierindustrie, sowie Groß- und Einzelhändlern liegt die Toleranzgrenze bei 15 Prozent. Produzenten von nuklearen, chemischen und biologischen Waffen, Streubomben, Landminen oder mit Uran angereicherten Waffen kommen auf keinen Fall in die Auswahl. Ebenso Unternehmen, die mit der genetischen Veränderung von Pflanzen – Saatgut und Getreide – und anderer Organismen für die landwirtschaftliche Nutzung oder den menschlichen Verzehr Erträge erwirtschaften. Firmen, die nur an der Forschung genetisch veränderter Organismen involviert sind, werden hingegen nicht ausgeschlossen.

Nachhaltigkeit investieren?

Wir arbeiten auf diesem Gebiet mit MSCI als Indexanbieter und Produktpartner zusam-

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Können Sie den genannten Punkt Negativ­ screening noch etwas näher ausführen?

Dag Rodewald, Leiter Vertrieb UBS ETF Deutschland und Österreich

Hier untersucht der MSCI ESG Impact Monitor, welche Auswirkungen die Aktivitäten eines Unternehmens auf die Umwelt und die Gesellschaft haben. Das Hauptaugenmerk liegt in der Einhaltung internationaler Normen und Prinzipien, wie zum Beispiel dem UN Global Compact (weltweites Abkommen zwischen Unternehmen und der UNO, um Globalisierung sozialer und ökologischer zu gestalten, Anm.). Die Bewertungsskala reicht von 0 bis 10, um in den Index aufgenommen zu werden, muss eine Bewertung von 4 oder höher vorliegen. Eine wichtige Rolle spielen etwa Themen wie Menschenrechtsverletzungen oder Kinderarbeit. Insgesamt hat UBS acht Nachhaltigkeits-ETFs im Programm, sie decken alle großen Anlageregionen ab, wie etwa die Vereinigten Staaten durch den UBS ETF – MSCI USA SRI oder den UBS ETF – MSCI EMU SRI für die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion. Aber auch die Emerging Markets oder einzelne Länder wie Japan oder Großbritannien werden berücksichtigt. Der UBS ETF – MSCI World SRI ist wiederum weltweit auf der Suche nach den ­besten Nachhaltigkeits-Unternehmen und sorgt somit für globale Streuung. ww.ubs.com

credit: beigestellt

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kolumne

lipper research

Nachhaltig investieren mit ETFs

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nders als in vielen anderen Berei­ chen der Fonds- und Vermögensver­ waltungsindustrie ist der Trend zu nachhal­ tigen Investments bisher noch nicht wirk­ lich bei Anbietern von börsengehandel­ten Indexfonds (ETFs) angekommen. Aktuell scheint sich dies aber zu ändern. So wer­ den immer mehr Produkte mit einem auf nachhaltigen Kriterien beruhenden Index als Basiswert auf dem Markt lanciert. Ob auf nachhaltige Themen setzende ETFs von den Anlegern ausreichend stark angenommen werden, bleibt noch abzuwarten, denn gerade bei nachhaltigen und/oder ethischen Investitionen spielen die persönlichen Präferenzen der Anleger eine große Rolle. Die individuellen Wünsche lassen sich aber in der Regel nicht mit breiten Ansätzen, wie dem häufig für die Indexkonstruktion verwendeten „Best-in-ClassAnsatz“ umsetzen. Diese können nicht auf individuelle Ansprüche eingehen und der Begriff der Nachhaltigkeit wird für viele Inves­toren hier zu allgemein erfasst. Dadurch sind die entsprechenden Produkte aus deren Sicht ungeeignet. Wachstumsfeld nachhaltige Investitionen Da der Trend in Richtung nachhaltiger Kapitalanlagen heute von immer mehr Investoren angenommen wird, müssen die ETF-Industrie und vor allem die Indexanbieter nach Wegen suchen, um von diesem Trend zu profitieren. Damit können sie sich einen weiteren Wachstumsmarkt erschließen. Ein Beispiel für den Einsatz dieser „neuen“ Daten ist der Kohlendioxidausstoß (CO2-Ausstoß) eines Unternehmens, der vom Indexan­ bieter MSCI für die Konstruktion von nachhaltigen Indizes genutzt wird. Für die Investoren ist dies eine transparente Variante der Indexkonstruktion, denn die CO2-Emissionen eines Unternehmens haben direkten Einfluss auf die Umwelt und können vom Indexanbieter auf Basis eines standardisierten Reportings (UN Global Compact) ermittelt und auf Branchenebene

verglichen werden. Zwar gibt es auch an diesem Ansatz verschiedene Kritikpunkte, insbesondere, dass andere Aspekte der Nachhaltigkeit vernachlässigt werden. Dennoch scheint die Berücksichtigung der Kohlen­dioxidemissionen auf­grund der Transparenz der Kriterien zur Indexkonstruktion geeignet und von den Investoren akzeptiert zu sein. Dementsprechend gibt es mittlerweile nicht nur aktiv gemanagte Fonds, die sich dem Thema Klimawandel (Climate Change) widmen, sondern auch Indizes und entsprechende ETFs, in denen die Titel anhand ihrer CO2 Emissionen gewichtet werden. Die Akzeptanz dieses Ansatzes ist dabei nicht nur mit der Transparenz des Ansatzes zu begründen, es scheint auch so zu sein, das die Investoren das Thema Klimawandel verstehen und sehen, dass sie es mit einem CO2-Ansatz ohne großen Aufwand in ihrem Portfolio umsetzen können. Nachhaltigkeit als Thema für Smart-Beta-ETFs? Aufgrund der Möglichkeiten, die sich durch die Einbeziehung von nicht bilanziellen Daten in die Gewichtung der Aktien ergeben, bietet sich das Thema Nachhaltigkeit meiner Ansicht nach besonders für die sogenannten „Smart-Beta“ETFs an. Denn gerade bei diesen Fonds und den entsprechenden Indizes suchen die Produktentwickler immer nach Kennzahlen und anderen Kriterien, mit denen sie einen Index entwickeln können, der im Vergleich zu einem marktkapitalisierungsgewichteten Index einen potentiellen Mehrertrag erzielen könnte. So wäre es den Anbietern zum Beispiel möglich, die drei Faktoren E (Environmental = Umwelt), S (Social = Soziales) und G (Governance = Unternehmensführung) aus dem sogenannten ESG-Investing als einzelne Kriterien zu nutzen, um entsprechende Indizes zu entwickeln.

Detlef Glow, Head of Lipper Research EMEA

vestments“ assimiliert. Die ETF-Anbieter können mit entsprechenden Produkten rasch eine große Zahl von Anlegern erreichen, wenn die angebotenen Fonds deren Vorstellungen entsprechen. Damit könnte die ETF-Industrie auch den Megatrend Nachhaltigkeit in ihrem eigenen Interesse nützen und ihr zukünftiges Wachstumspotenzial sichern.

FaZit

www.lipperleaders.com

Insgesamt erscheint es mir sinnvoll, dass die ETF-Branche den Megatrend „nachhaltige In-

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 39


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ie modernen Zeiten sind schon längst angebrochen: Branchen wie Informations-Technologie, Healthcare, Infrastruktur oder Automotive-Systems sind aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Die große Nachfrage treibt das Innovationsbestreben, das wiederum für stark steigende Umsätze sorgt – zudem werden innovative Unternehmen mit hohe Margen belohnt. Ein jahrzehntelanger Aufholbedarf macht auch bestimmte Länder und Regionen zu einem Eldorado für Anleger. Wie man am besten vom Megatrend der Zukunftsbranchen profitieren kann, erfuhr das interessierte Fachpublikum in den Vorträgen am Institutional Investors Congress, der vom GELD-Magazin mittlerweile schon traditionell im Haus der Industrie in Wien veranstaltet wird. So beleuchtete etwa Hakan Semiz von der swisspartners AG die Investmentchancen an den globalen

Emerging Markets. Er plädierte dabei für eine differenzierte Sichtweise, denn die diversen Schwellenländer würden sich in sehr unterschiedlicher Verfassung befinden. Ein großes Lob sprach er etwa für den wirtschaftspolitischen Kurs Chinas aus. Auch Matthias Siller von Baring Asset Management warf einen Blick auf die Emerging Markets, für ihn steht es im Vordergrund, Qualitätsaktien zu finden, die für Wachstum zu einem angemessenen Preis stehen. Fündig ist er zum Beispiel – im oft gescholtenen Russland – geworden. Evelyne Pflugi, 
Portfolio Managerin bei
GAM, ortet wiederum sehr gute Investmentchancen im Energiebereich. „Dieser profitiert von fortschreitender Technologie, steigendem Umweltbewusstsein und dem Bestreben von immer mehr Staaten, Energie-Autarkie zu erreichen“, verriet die Expertin.

swisspartners ° Emerging Markets – Chance oder Sackgasse? Finanzdienstleister in der Schweiz und an vier Standorten mit rund 80 Mitarbeitern vertreten. Spezialisiert ist man auf diskretionäres Portfoliomanagement, wobei Unabhängigkeit, Kontinuität und Qualität zu den Grundwerten der Gesellschaft zählen. Hakan Semiz, 
Portfolio Manager und Head Fund Selection von siwisspartners, warf in seinem Vortrag einen Blick auf die weltweiten Emerging Markets und stellte dabei die Frage in den Raum, ob die Schwellenländer gute Opportunitäten öffnen würden oder ob sie sich vielleicht doch sogar als Sackgasse erweisen könnten. Differenzierte Sichtweise. Für den Experten ist es jedenfalls eindeutig,dass die Chancen im Vordergrund stehen:„Investoren sind durchschnittlich gesehen nur mit rund fünf Prozent Hakan semiz, Portfolio Manager und ihres Kapitals in den Emerging Markets vertreten.Somit sind sie eindeutig unterrepräsentiert,vor Head Fund Selection bei swisspartners allem, wenn man an ihre vielfältigen Möglichkeiten denkt.“ Jedenfalls warnt der Spezialist davor, alle Schwellenländer über einen Kamm zu scheren: „Emerging Markets präsentieren sich aber sehr heterogen. So hat zum Beispiel auch die schnelle und starke Aufwertung des US-Dollar nicht alle diese Staaten in gleichem Umfang betroffen.Auch ist ein starker Greenback nicht nachhaltig negativ.“ Semiz plädiert deshalb für eine differenzierte Sichtweise: „Einige Märkte haben noch Nachholbedarf, andere haben ihre Hausaufgaben gemacht und zum Beispiel ihre Rohstoffabhängigkeit reduziert. In diesem Zusammenhang muss man etwa China ein Kompliment aussprechen. Man sieht hier Erfolge bei der Umstellung der Volkswirtschaft auf mehr Nachhaltigkeit und Konsum, die Rohstoffabhängigkeit geht zurück.“ Musterschüler und Problemkinder. Ein weiteres Land, das dem Experten gut gefällt, sind die Philippinen: „Hier wurden die Hausaufgaben bewältigt, es gab auch keine Korrekturen. Anders sieht die Situation in Malaysia aus, wo kein Reformwille zu erkennen ist, das gefällt uns natürlich weniger. In Brasilien stellt sich wiederum die Frage, ob der Wechsel an der Staatsspitze ausreichend sein wird. Hier ist Skepsis geboten, das Land ist sozusagen in zweiter politischer Generation in Korruption verstrickt. Aber in jedem Emerging Market muss man auch eben nicht investiert sein“, zieht der Experte sein Fazit.

www.swisspartners.com 40

geld-magazin Juni 2016

creditS: Shutterstock, Archiv

Diskretionärer Ansatz. Die swisspartners AG ist einer der größten unabhängigen


Institutional investors congress ° Wachstumsregionen

und -branchen

baring Asset management ° Wachstum zum richtigen Preis Qualität im Fokus. Auch Matthias Siller, 
Investment-Experte bei Baring Asset Management, hat in seinem Vortrag die internationalen Emerging Markets einer tiefgehenden Analyse unterworfen. Er zeigte sich davon überzeugt, dass Qualitätswachstum die Grundlage für Outperformance in diesen Regionen und Ländern bietet. Nachhaltiges Wachstum und Rendite. „Wir bleiben dieser Philosophie treu und suchen nach den besten Aktien, die Wachstum zu einem angemessenen Preis bieten. Solche Unternehmen versprechen nachhaltig höhere Renditen bei geringerer Volatilität. Dem Qualitätsansatz folgend, begeben wir uns auch nicht in die Gefahr, Opfer von Market Timing zu werden“, erklärte der Experte. Perlen aus dem Osten. Siller hatte zu seinem Vortrag am Institutional Investors ConMatthias siller, 
Investment Managress auch Beispiele für attraktive Aktien mitgebracht. „Yandex etwa verfügt über den größten ger bei Baring Asset Management Marktanteil im Bereich der russischen Online-Suche und Internetwerbung. Das ist spannend, denn ein Großteil des russischen Werbeetats fließt nach wie vor in digitale Werbung.Konservative Prognosen senken überdies die Hürde für zukünftige Überraschungen auf der Ergebnisebene. Alles in allem ist Yandex im Vergleich zu seiner Qualität und zu den Wachstumsaussichten unterbewertet.“ Dem Spezialisten gefällt auch die Sberbank sehr gut: „Es handelt sich um die größte Bank Russlands mit 35 Prozent Marktanteil bei Darlehen und 45 Prozent bei Privatkundeneinlagen. Dabei ist die Kreditdurchdringung in Russland weiterhin niedrig, es ist also noch einiges Potenzial vorhanden. Das Unternehmen ist im Vergleich zu Mitbewerbern in den Schwellenländern ­günstig bewertet.“ Der Experte sprach in seinem Fazit den Aktien aus den Emerging Markets also gute Chancen aus, es gelte aber eben, die attraktivsten Unternehmen zu finden und die schönsten Perlen zu heben.

www.barings.com/de

gam ° Energie fürs Portfolio Volle Kraft voraus! „Für den Energiesektor gibt es gleich mehrere starke Treiber“, zeigt sich Evelyne Pflugi, Portfolio Managerin bei
GAM, überzeugt. Dazu zählt sie unter anderem die Tatsache, dass immer mehr Staaten rund um den Globus mehr Unabhängigkeit im Energiebereich anstreben. Einen weiteren Faktor bietet die fortschreitende Technologie, die neue Möglichkeiten eröffnet. So werden etwa erneuerbare Energien effizienter, aber auch die Förderung fossiler Brennstoffe macht Fortschritte, was zum Beispiel sehr eindeutig am Beispiel von Schiefergas zu sehen ist. Diese Technologie ist umstritten, als Investor wäre es aber fahrlässig, diese Möglichkeit einfach links liegen zu lassen. Als weiterer Treiber fungiert natürlich nicht zuletzt das steigende Umweltbewusstsein, das sich auf internationaler politischer Ebene eindeutig auf der Klimakonferenz in Paris Ende Evelyne Pflugi, Portfolio Managerin letzten Jahres manifestiert hat. bei GAM Richtige Auswahl entscheidet. „Es geht darum, gute Aktien mit günstiger Bewertung zu finden, denn natürlich gibt es auch im Energiebereich schlechte Firmen. Die Spreu muss vom Weizen getrennt werden“, weiß Pflugi. Abgesehen von intelligentem Stock Picking ortet die Expertin interessante Wachstumschancen in den Bereichen Energie-Infrastruktur und Energie-Speicherung. Im Solarsektor sieht sie als positive Entwicklung, dass die Kosten gesunken sind, wobei auch hier eine genaue Titelauswahl zu treffen sei. So geht es etwa Spezialisten für Solarinstallationen besser als Modul-Produzenten, die unter dem Preisdruck leiden. Abschied von Atomenergie. Im Nuklearbereich sieht die Expertin hingegen kaum Investmentchancen, weil auch das Wachstum begrenzt sei, was wiederum politisch bedingt ist.

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Wachstumsregionen und -branchen

DNB Asset management ° Digitaler Umbruch Taxi kommt gleich. Es waren schon mitunter durchaus erstaunliche Fakten, die Mike Judith von der norwegischen DNB Asset Management am Institutional Investors Congress zu bieten hatte: „Uber besitzt selbst keine Fahrzeuge, es handelt sich aber mittlerweile um das größte Taxiunternehmen der Welt. Facebook hat sich wiederum zu einer immensen Kommunikationsplattform und dem beliebtesten Medienhaus rund um den Globus entwickelt, produziert aber keine Inhalte – das übernehmen die User. Facebook schöpft ab und generiert so eine Nettomarge von 60 Prozent. Alibaba, die wertvollste Handelsplattform der Welt, hat keinen eigenen Lagerbestand, und Airbnb, der weltgrößte Vermittler von Unterkünften, besitzt keine eigenen Hotels.“ Anders Fernsehen. Heute verbinden digitale Netzwerke Milliarden Menschen, und mike judith, Head of Sales and Portbleiben wir gleich beim Stichwort Internet: Laut Judith verdrängt dieses das „stationäre folio Management bei
DNB Asset Fernsehen“ zunehmend. So können wir etwa via Netflix die TV-Auswahl bequem von der Management. Couch aus selbst bestimmen. Interessant ist auch, dass es YouTube bereits zum größten TV-Sender in den USA geschafft hat. „Aber nicht alle Hightech-Aktien sind auch gleich eine Investmentempfehlung. So erscheint uns zum Beispiel Netflix mit einer Gebühr von acht Euro pro Monat nicht profitabel. Eine Verdoppelung wäre notwendig, dem Unternehmen fehlt aber die Preis-Durchsetzungsmacht.“ Technologieaktien sind laut Judith nicht immun gegen Marktschwankungen, aber die Situation unterscheide sich sehr stark von der Dotcom-Blase Ende der 90er Jahre: „Hightechs sind nicht teuer, öffnen bei der richtigen Titelauswahl aber schöne Wachstums- und Gewinnchancen.“ Den mehrfach ausgezeichneten DNB Technology gibt es übrigens als Long-Only-Aktienfonds aber auch in Form einer Absolute Return-Strategie.

www.dnb.no

BB biotech AG ° Innovationsmotor für Medizin reits im November 1993 in der Schweiz gegründet und zählt heute zu einem der größten Biotech-Investoren in Europa – das investierte Kapital liegt bei 2,7 Milliarden Schweizer Franken. Silvia Schanz, 
Director Investors Relations
der BB Biotech, bezeichnete in ihrem Vortrag Biotechnologie als Innovationsmotor der Medizin und analysierte
Perspektiven und Anlagechancen in diesem Sektor. Viele Krankheiten steigen altersbedingt. Den Rückenwind für die Branche sieht die Expertin durch mehrere Faktoren bestätigt, wie etwa die höhere Lebenserwartung und damit verbunden die Zunahme von chronischen Krankheiten. Das führt logischerweise zu steigender Nachfrage nach Gesundheitsprodukten und diver­sen Dienstleistungen silvia schanz, Director Investors im Healthcare-Bereich. Für die Biotech-Industrie schlägt sich das in Form von zweistelligen Relations bei der
BB Biotech AG Wachstumsraten nieder. Laut Schanz eine solide Basis für Gewinne, wobei es natürlich gilt, die richtige Auswahl zu treffen: „Wir suchen nach innovativen Gesellschaften, die neue Medikamente mit Potenzial für einen therapeutischen Paradigmenwechsel haben.“ Der Fokus liegt dabei auf profitablen Unternehmen mit interessanter Pipeline, die sich besonders unter den Mid Caps finden lassen. Das Portfolio konzentriert sich auf fünf bis acht Kernbeteiligungen, die Diversifikation erfolgt durch kleinere Positionen. Keine Blasenbildung in Sicht. Übertreibungen bei den Preisen von Biotech-Aktien kann die Expertin nicht erkennen: „Zur Jahrtausendwende war eine Blasenbildung zu beobachten. Die Situation hat sich aber nachhaltig verbessert, denn die Industrie ist mittlerweile reif und profitabel geworden.“

www.bbbiotech.com 42

geld-magazin Juni 2016

creditS: Shutterstock, Archiv

Gesunde Gewinne. Die BB Biotech AG wurde als Beteiligungsgesellschaft be-


Nachhaltige Investments 22. JUNI 2016

VERANTWORTUNG Vom Nischenprodukt zum Mainstream – immer mehr Investoren setzen auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Wirtschaftsleben. Mit Neuen Energien, Ressourceneffizienz und vielen anderen „SRI/ESG“-Themen lässt sich mit gutem Gewissen auch mehr Geld verdienen.

Pictet-Global Environmental Opportunities Marc-Olivier Buffle, Senior Product Specialist, Pictet Asset Management

Nachhaltiges Investieren: Performance-Bringer oder Performance-Verhinderer? Jamie Jenkins, Portfoliomanager des F&C Responsible Global Equity Funds von BMO Global Asset Management

Sustainable investing & best effort approach

Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr Vorträge: 9:00 bis ca. 12:00 Uhr anschließend Mittagsbuffet

Ort der Veranstaltung Haus der Industrie Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien „Ludwig Urban – Saal“

Zielgruppen/Gäste Fondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen, CFOs, Private Banker, Kundenbetreuer von Banken, etc.

Jean-Marc Pont, Investmentspezialist Aktien, Generali Investments Europe

Nachhaltigkeit gut und günstig mit ETF´s abbilden Gordon Rose, Leiter ETF Management und Entwicklung, Deka Investments

Veranstalter

Ja, ich melde mich zur kostenlosen Teilnahme an der Veranstaltung Institutional Investors Congress am 22. Juni 2016 im Haus der Industrie an. Titel, Vor- und Zuname Firma

4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 12/1, 1010 Wien T: +43 1 997 17 97 0 F: +43 1 997 17 97 97

Position Straße PLZ, Ort Telefon

FAX

Anatol Eschelmüller a.eschelmueller @ geld-magazin.at T: +43 1 997 17 97 21

E-Mail Datum

Unterschrift

bitte um Antwort per E-Mail: s.jovic@geld-magazin.at

Snezana Jovic s.jovic @ geld-magazin.at +43 1 997 17 97 12


geldanlage ° Biotech

Von der Innovation profitieren Im Technologiesektor musste die Biotechbranche die stärksten Verluste hinnehmen. Es waren weniger Rückschläge in der Forschung, als vielmehr zum Teil Kritik an einigen wenigen sehr hohen Medikamentenpreisen. Wir haben Branchenexperten dazu und zum Ausblick befragt. Wolfgang Regner

E

in Grund für die massive Korrektur von bis zu 30 Prozent im Nasdaq Biotech­ nology Index (Einzelaktien verloren 50 bis 60 Prozent und mehr) lag sicher an der zu­ vor starken Performance, was irgendwann immer zu Gewinnmitnahmen vor allem von branchenfremden Investoren führt, die keine mittelfristige Perspektive sehen. Aber natürlich hat der Abschwung in nahezu al­ len wichtigen Aktienmärkten, vor allem im US Nasdaq 100 Technologie Index, der eine starke Korrelation zu Biotechwerten auf­ weist, obwohl viele gar nicht in ihm enthal­ ten sind, die Biotechbranche ebenfalls belas­ tet. Was den Bereich Forschung und Ent­ wicklung (F&E) angeht, so gab es zuletzt

kaum größere Rückschläge, sodass die In­ novation ein mittelfristig kursstabilisie­ render Faktor bleiben sollte. Für vorüberge­ hende Unruhe führt auch immer wieder die Kritik von Politikern an den zum Teil hohen Preisen mancher Biotechmedikamente. „Anlass dafür waren übertriebene Preisstei­ gerungen von Turing Pharma für ein altes Malariamedikament, ohne dass neue kli­ nische Studien neue Erkenntnisse gebracht hätten. Der Preis wurde von 13,50 auf 750 Dollar pro Tag erhöht. Dies führte zu Em­ pörung und politischen Scharmützeln so­ wie Druck von Versicherungen auf die Preispolitik. Demgegenüber stehen Einspa­ rungen durch bessere Medikamente (nichts

20 Jahre Biotechnologie: Entwicklung zu einer reifen Industrie in Mrd. USD

120 105 90

Index-Punkte

operativer Gewinn (Mrd. USD) Nettogewinn (Mrd. USD) PX Performance des NBI (Nasdaq Biotechnology Index)

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Eine neue Ära bricht an: Nun bringen auch kleinere Biotechfirmen Blockbuster auf den Markt. Quelle: Bellevue Asset Management; Bernstein Research, April 2016

44 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

ist teurer als Intensivpflege ohne Therapie)“, erläutert Christian Lach, Fondsberater des BB Adamant Biotech Fonds. Ein besseres Beispiel ist Gileads neueste Hepatitis CTherapie Sovaldi. 80.000 Dollar für eine Therapie Behandlungskosten von ca. 80.000 Dol­ lar pro Patient scheinen auf den ersten Blick tatsächlich ein stolzer Preis zu sein. Aller­ dings: Patienten mit chronischen Hepatitis C-Infektionen entwickeln mit der Zeit eine Leberzirrhose. Oft muss eine Lebertrans­ plantation vorgenommen werden, und für diese allein fallen Kosten von 200.000 bis 500.000 Dollar pro Patient an. „Unter dem Strich ist deshalb die Behandlung mit So­ valdi, nach der der Patient mit fast 100-pro­ zentiger Sicherheit geheilt ist, günstiger für das Gesundheitssystem. Die Behandlungs­ dauer reduziert sich auf drei Monate. Dazu kommt, dass ein Kombinationspräparat von Gilead (Harvoni) noch besser wirkt und Gi­ lead trotz Konkurrenz etwa von Merck oder Abbvie schon im ersten Jahr (2015) über zehn Milliarden Dollar an Umsatz erlösen konnte, was ein Weltrekord ist“, meint Silvia Schanz von der Beteiligungsgesellschaft BB Biotech. Doch nicht nur Sovaldi ist ein Bei­ spiel, dass Biotechmedikamente effizienter sind und helfen können, Behandlungskos­ ten zu sparen. Viele derartige Medikamente sind in der Onkologie angesiedelt. Interes­ sant ist die CAR-T-Zell-Technologie, die Novartis von der University of Pennsylvania lizenziert hat. Dabei werden dem Patienten T-Zellen entnommen, im Labor mit den Tumor-Antigenen CD19 „geimpft“ und dem Patienten danach wieder infundiert. Die so veränderten T-Zellen sind nun in der


Biotech

Lage, Tumorzellen zu erkennen. Mit dieser personalisierten T­Zell­Therapie konnten bei Patienten mit Leukämie (ALL) bahnbre­ chende Resultate erzielt werden. „Ein wei­ terer, viel versprechender Ansatz ist Incytes IDO (Indolamin­2,3­DiOxygenase). Dieses Enzym ist auch in der Plazenta von Schwan­ geren aktiv und verhindert dort, dass der Fötus vom Immunsystem abgestoßen wird. Mit den neu entwickelten IDO­Hemm­ stoffen kann man das körpereigene Immun­ system stimulieren und zum Angriff gegen den Tumor schicken“, erklärt Lach. Diese und andere Ansätze der Immuntherapie ge­ gen Krebs sind derzeit brandheiß. auch ÖsTerreich MischT MiT Die Forscher vom Wiener Institut für Molekulare Biotechnologie haben einen Wirkstoff gegen Metastasen entwickelt und an Mäusen ausprobiert. Fazit: Er wirkt. Und was den Menschen angehe, „sollte es eben­ falls möglich sein, eine Pille gegen Metasta­ sen herzustellen“, sagt Institutsvorstand Josef Penninger. Der neue Wirkstoff beein­ flusst das Verhalten von sogenannten natür­ lichen Killerzellen, deren Job darin besteht, Tumore abzutöten. Allerdings ist ihre Akti­ vität im Normalfall durch ein Protein na­ mens „Cbl­b“ gedrosselt. Diese molekulare Bremse lässt sich lösen, wie Penninger ge­ zeigt hat. Sehr interessant sind sogenannte Checkpoint­Blocker zur Stimulierung des Immunsystems bei Krebserkrankungen. Diese hemmen die Tumorzellen dabei, wenn sie die Abwehrzellen außer Gefecht setzen wollen. Neben Bristol Myers haben auch Roche und Merck USA sowie Incyte diese PD­1 Blocker in der klinischen Ent­ wicklung. Die neuen Immunstimulanzien gelten als wissenschaftlicher Durchbruch und es besteht die Hoffnung, dass Krebs bei einigen Patienten in eine chronische Er­ krankung gewandelt werden kann, ähnlich wie dies vor Jahren bei HIV gelungen ist. „Am bekanntesten wurde mit Keytruda ein Medikament mit einem derartigen Mecha­ nismus (Merck & Co. Bristol Myers, aber auch Incyte forscht in diesem Bereich), das dem bereits von seinen Ärzten aufgege­ benen Ex­US­Präsidenten Jimmy Carter

das Leben rettete, indem es eine bereits aus­ therapierte Gehirnmetastase eliminierte“, weiß Rudi Van den Eynde, Head of Thema­ tic Global Equity bei Candriam. Der Cand­ riam Biotech ist auch in der Gentherapie in­ vestiert. „Hier gab es nun endlich große Fortschritte, wobei spezielle virale Vektoren die das defekte Gen heilende DNA in die Körperzellen transportieren und diese ge­ plant infizieren (Spark, Biomarin). Die erste Gentherapie gegen die seltene Fettstoff­ wechselkrankheit Lipoproteinlipasedefi­ zienz (LPLD) wurde in Europa zugelassen. Glybera von der kleinen niederländischen Firma UniQure soll das defekte Gen im Körper der Patienten mittels eines Virus­ vektors ersetzen und so den Fettstoffwech­ sel wiederherstellen“, erklärt Van den Eyn­ de. Trotz aller Erfolge kommen auch einige Herausforderungen auf die Biotechbranche zu – neben den politischen Eingriffen.

° geldanlage

„Auch im Biotech­Sektor kommt es nun zu Patentabläufen. Etwa bereits 2015 bei Copa­ xone (Teva, Multiple Sklerose), Tracleer (Bluthochdruck im Lungenkreislauf, Acte­ lion), Neulasta (Amgen, Neutropenie, Ver­ minderung weißer Blutkörperchen), Syna­ gis (Astra/Medimmune, RSV, virale Atem­ wegserkrankung vor allem bei Kindern) und Viread (HIV) in 2018 (Gilead). paTenTablÄufe 2016 sind vor allem Pharma­Block­ buster betroffen, wie z.B. Crestor (Choleste­ rinsenker, Astra Zeneca), Cubicin (Infek­ tionskrankheiten, Merck & Co.), Gleevec (Leukämie, Novartis), Lantus (Diabetes, Sa­ nofi)“, weiß Lach. Die Antisense­Technolo­ gien (greifen in den Vorgang der Tumorent­ stehung schon auf DNA­RNA­Ebene ein) haben bisher nicht die hohen Erwartungen erfüllen können, vor allem in Hinblick auf

° DIE BEstEN BIotEchNoLoGIE-AktIENfoNDs iSiN AT0000746748 LU0108459040 DE0009769976 LU0415392322 LI0130449403

FONdSNAMe eSPA StOcK BiOtec candriam equities L Biotechnology dWS Biotech Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech HBM Global Biotechnology Fund

VOLUMeN 194 Mio. € 474 Mio. € 439 Mio. € 61 Mio. € 23 Mio. €

PerF. 1 J. – 22,7 % – 23,6 % – 28,2 % – 26,6 % – 22,7 %

3 JAHre 100,7 % 97,2 % 87,6 % 98,8 % 125,9 %

5 JAHre 208,1 % 205,5 % 196,9 % 186,3 % –

ter 2,15 % 1,83 % 1,50 % 2,32 % 2,06 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

DIE ZuLAssuNG NEuEr thErAPEutIschEr MoLEkÜLE NIMMt stEtIG Zu Anzahl Moleküle

60 53

50

45 39

40 30

39 36

35 29

30

30 27 24

20

41

21 17

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29

26 21

18

10 0

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Die Zulassungsstatistik der fDa (US-Gesundheitsbehörde) bleibt auf hohem Niveau. Quelle: FDA, www.fda.gov, Stand: 31. Dezember 2015

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN °

45


geldanlage ° Biotech

die Sicherheit und Nebenwirkungen. Mit Spannung erwartet werden die Daten für den Überlebensvorteil der neuen Choleste­ rinhemmer Repatha (Amgen) und Praluent (Sanofi/Regeneron). Positiv ist auch die in den USA neu eingeführte Zulassungsart „Breakthrough Designation“. Das bedeutet schnellere, unkomplizierte Zulassungen für Durchbrüche bei der Behandlung schwerer Krankheiten. Auch bei sog. (Waisenerkran­ kungen, Orphan Diseaes), die dadurch ge­ kennzeichnet sind, dass sie sehr geringe Pa­ tientenzahlen aufweisen. Um bei diesen meist erblich bedingten Leiden wirksame Medikamente profitabel auf den Markt zu bringen, sind z.T. optisch extrem hohe Prei­ se unvermeidbar. Wie etwa Soliris: Für das Medikament, das zur Behandlung der Paro­ xysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH), eine seltene, durch einen Gendefekt

bedingte Erkrankung blutbildender Stamm­ zellen, zugelassen wurde, hat Alexion Phar­ ma einen jährlichen Preis von etwa 400.000 Dollar festgesetzt – pro Patient. Anlagestrategie & Ausblick Die meisten Biotech-Fondsmanager verfolgen eine Mid Cap-Strategie. Mit die­ sem Ansatz bevorzugt man Unternehmen, die den Cashflow ihres/ihrer ersten zugelas­ senen Medikaments/Medikamente in wei­ tere Forschungen investieren. Denn bei Bio­ techfirmen werden vor allem jene profitie­ ren, die gerade ein wichtiges Produkt lan­ cieren und zusätzlich bereits Produkte am Markt etabliert haben – in dieser Phase ist das Wachstums- und damit das Kurspoten­ zial am größten (S-Kurven-Effekt). „Die Zukunft jedoch liegt in der Kombination unterschiedlicher Ansätze und Mechanis­

men. Deren gibt es viele – etwa LAG3 (Lym­ phozyten-aktivierendes Gen 3), das an der Oberfläche von T-Zellen Proteine bildet. Dabei handelt es sich um einen CheckpointRezeptor, der von dazu passenden Medika­ menten blockiert werden kann (sog. Check­ point-Inhibitoren) und somit an der Förde­ rung des Wachstums von Krebszellen ge­ hindert wird. Oder GITR, Mitglied in der Familie von Tumor-Nekrose-Faktor-(TNF) Rezeptoren. Ein TNF führt normalerweise bei Krebszellen den automatischen Zelltod herbei. GITR stimuliert das Immunsystem (v.a. T-Zellen) und wirkt gegen Krebszellen, die den TNF außer Gefecht setzen wollen. Es gibt noch Dutzende andere Mechanis­ men, deren Kombination in Hunderten von klinischen Studien getestet wird. Erste Er­ gebnisse soll es in ein bis zwei Jahren geben“, schließt Van den Eynde.

interview ° Michael Sjöström,  Co-founder & CIO Sectoral Asset Management Wo wird es für Sie bzw. Ihre

­Biotech-Portfolios demnächst interessante Events geben?

Michael Sjöström: Spannend wird es für uns demnächst bei Tesaro (experimentelles Medikament gegen Eierstockkrebs), Novavax’ RSV Vakzin (gegen Atemwegsinfektionen bei Kleinkindern) und Sage (seltene Form von rückfallbedingter Epilepsie). Was die Therapiegebiete anbelangt, favorisieren wir die Bereiche Onkologie, seltene Krankheiten (Orphan Diseases). Allerdings haben sich die politischen und Preisrisiken in den letzten Jahren erhöht. Dem kann man nur entgegenwirken, wenn man sich auf Biotechfirmen mit Top-Forschungs-Pipelines konzentriert. Wo laufen aussichtsreiche klinische Tests?

Interessante klinische Tests laufen z.B. im Bereich der Gentherapie, etwa bei der Bluterkrankheit Hämophilie, Augenerkrankungen (Netzhaut, Spark) und anderen schweren Erbkrankheiten (Biomarin, Spark), Uni-

46 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

qure, Avexis (Gehirnerkrankungen) und Ionis sowie Alnylam. Um in derartige Smallund Mid Caps mit kontrolliertem Risiko investieren zu können, ist die Wahl eines guten Biotechfonds dringend zu empfehlen. Natürlich gab es auch R&D-Rückschläge, wie bei Incyte (solide Tumore) und einigen kleineren Unternehmen. Den großen Flop gab es jedoch nicht. Allerdings versagte die US-FDA einem Mittel von Biomarin gegen schwere neuromuskuläre Erkrankungen (Duchenne Muscular Dystrophy, DMD) die Zulassung und ließ auch die Data-Sets von PTC Therapeutics durchfallen. Wo gab es erfreulich rasche Zulassungen?

Gute Phase III-Daten bei atopischer Dermatitis (schwere chronische Hautentzündung) führten dazu, dass der Pharmariese Pfizer den Entwickler Anacor übernahm, während Sanofi/Regeneron gute Daten für ein injizierbares Medikament für besonders schwere Fälle meldeten. Wichtige Neuzulassungen 2016 waren Ocaliva von Intercept gegen

eine s eltene Leberinfektion, Nuplazid von Acadia Pharma gegen Parkinson-Psychose und einige Big Pharma-Medikamente im Krebsbereich (Abbvie, Roche), Asthma (Teva) und Psoriasis (Eli Lilly). Welches sind die Therapien der Zukunft?

Langfristig am aussichtsreichsten sind die Therapieansätze Immunonkologie und Gentherapie. Nach vielen Rückschlägen wurden die ersten Gentherapieprodukte zugelassen – dazu gibt es Hunderte von klinischen Studien gegen Hämophilie, spinale Muskelatrophie (Muskelschwund im Rückenmarks-Bereich) und seltene Stoffwechselerkrankungen wie Morbus Pompe, eine Glykogen (Zucker)-Speicherkrankheit, die zu Muskelschwäche führt.

credit: beigestellt

GELD °


Im Gespräch mit Dr. Silvia Schanz, BB Biotech AG

° GELDANLAGE

Biotech: Top beim Wachstum Trotz der Kursverluste seit 2015 konnte die BB Biotech AG auf Drei-Jahres-Sicht mit plus 133 Prozent eine doppelt so hohe Performance erzielen wie der Vergleichsindex. Mehr darüber erfahren Sie im Interview mit Dr. Silvia Schanz, Director Investor Relations bei der BB Biotech AG. GELD ° Welches sind die Schlüsselfaktoren,

die das Wachstum der Biotech-Branche weiter-

Biotech-Unternehmen schneller wachsen, haben sie eine relativ tiefere Bewertung.

hin antreiben?

SILVIA SCHANZ: Man kann zumindest fünf Treiber identifizieren. Erstens den Wandel von Lifestyle und globaler Demografie (höhere Lebenserwartung und Zunahme chronischer Krankheiten), zweitens den Faktor Innovation, der gerade in den letzten beiden Jahren eine Reihe von Biotech-Blockbustern hervorgebracht hat und Katalysator für zweistellige Wachstumsraten ist. Drittens den Faktor Patentverluste, vor allem im Pharma-Sektor, aber zum Teil auch schon in der Biotech-Branche. Die davon betroffenen Unternehmen versuchen, ihre Umsätze teils durch M&A-Aktivitäten – also die Übernahme von anderen Unternehmen – zu halten bzw. auszubauen. Der vierte Treiber ist, dass die personalisierte Medizin zu treffsichereren Therapien führt, was Kosteneinsparungen und einen erhöhten Nutzen für die Patienten mit sich bringt. Und fünftens: das große Aufholpotenzial in den Gesundheitsmärkten der Schwellenländer. Wie sehen Sie aktuell die Bewertung des

Sie sprachen die hohe Innovationskraft der Biotechs an. Welches waren zuletzt die Highlights in den Pipelines?

Gilead wird demnächst das neue HIV-Medikament TAF auf den Markt bringen. Bei Novo Nordisk haben zwei positive Studien im Diabetesbereich überzeugende Resultate gebracht. Weitere regulatorische Meilensteine konnten Neurocrine und Medivation im Bereich zentrales Nervensystem bzw. Krebs erreichen, und auch Vertex, Incyte und Celgene machten klinische Fortschritte. Das ist nur eine kleine Auswahl, zeigt aber, dass wir im Biotech-Sektor den Beginn einer neuen Ära sehen. Biotech-Firmen gelingt es, echte Blockbuster-Medikamente mit Jahresumsätzen von über einer Milliarde Dollar auf den Markt zu bringen. Beispiele sind im Bereich der Krebstherapie Celgene (bei multiplem Myelom) und Medivation (Xtandi gegen Prostatakrebs entwickelt sich zum Milliardenseller). Und nicht zuletzt hat Gilead mit Zydelig sein erstes Blockbuster-Krebsmedikament auf den Markt gebracht.

CREDIT: beigestellt

Biotech-Sektors gegenüber anderen Bereichen der Life Science-Branche?

Welche Anlagestrategie verfolgt BB Biotech?

Biotech weist mit über zehn Prozent pro Jahr bis 2018 die höchsten Wachstumsraten im Gesundheitssektor auf. Big Pharma bringt es nur auf knapp fünf Prozent. Dennoch ist die Biotech-Branche mittlerweile zu einer reifen Industrie herangewachsen. Die Bewertungen sind relativ günstig, insbesondere wenn man das Kurs-Gewinn-Verhältnis in Relation mit den Wachstumsraten sieht. Die PEG-Ratios (Kurs-Gewinn-Verhältnis adjustiert um das geschätzte Gewinnwachstum) der Biotechs sind im Vergleich zu Big Pharma meist niedriger, teilweise sogar tiefer als eins. Das heißt, obwohl die

Als börsennotierte Beteiligungsgesellschaft legen wir den Fokus auf bereits profitable Mid Caps, die zumindest ein Produkt auf den Markt gebracht haben und über eine interessante Pipeline verfügen. Diese bieten ein ideales Chancen-Risiko-Profil. Wir halten in der Regel fünf bis acht Kernbeteiligungen, die Diversifikation wird durch kleinere, sehr wachstumsstarke Positionen erzielt. Dabei verstehen wir uns als langfristige Investoren und haben uns eine Performance von 15 Prozent pro Jahr als Ziel gesetzt, was ein besonders gründliches Research und viel Fachkompetenz unseres Management-

Dr. Silvia Schanz, Director Investor Relations, BB Biotech AG

Teams erfordert. Auf Therapieebene sind wir breit aufgestellt, mit einem Fokus auf die Bereiche Onkologie (35 %), seltene Erkrankungen (23 %) sowie Infektionskrankheiten (12 %). Wo wird es demnächst für das Portfolio von BB Biotech zu spannenden Events kommen?

Wir erwarten in diesem Jahr noch rund zehn weitere Neuzulassungen und rund 20 Resultate aus klinischen Studien der dritten und letzten Testphase. Interessant wird sein, ob die angestrebten Indikationserweiterungen von Soliris (Alexion), Opsumit (Actelion) oder Revlimid (Celgene) klappen. Positive Phase IIIDaten erhoffen wir uns bei Vertex (zystische Fibrose) sowie bei Ionis (Amyloide Polyneuropathie, eine Nervenerkrankung). Auch die Phase II-Studie von Incyte mit PD1-Antikörpern (sog. Checkpoint-Blocker zur Regulierung des Immunsystems) gegen eine Form des Lungenkrebses ist interessant. Diese PD1-Blocker hemmen die Tumorzellen dabei, wenn sie die Abwehrzellen außer Gefecht setzen wollen. www.bbbiotech.com

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN °

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geldanlage ° Immobilienmärkte in Europa

hotspots für Immobilien-Investments Auch seit Jahresbeginn entwickeln sich Europas Immobilienmärkte gesamt gesehen positiv. Allerdings muss man die besten Segmente in den richtigen Städten aufspüren. Wir haben die Anlagestrategien von Immobilienfondsmanagern genauer unter die Lupe genommen.

E

s macht Sinn, die beiden größten Im- chert ist wie in London, erzielt man nur in mobilien-Segmente, den Büromarkt wirklich guten Lagen hohe Mieten. Auch und den Markt für Wohnimmobilien, ge- Stockholm zeigt weiter stabile Mietpreiszutrennt voneinander zu betrachten. Im Büro- wächse, befindet sich aber wie Berlin und segment zeigt die sogenannte Immobilien- Manchester an der Schwelle zu langsamerem Uhr des Immo-Spezialisten JLL (Jones Lang Wachstum. London City und London WestLaSalle) einige auffällige Entwicklungen – End verzeichnen ebenfalls nicht mehr so und zumeist sind es positive Trends (siehe starke Zuwächse, wie übrigens auch Berlin. Grafik unten). Der spanische Immobilien- Und die übrigen vier deutschen BüroimmoEMEA Offices Researchsich in einem interessanten markt befindet Zentren? Sie befinden sich allesamt auf der Turnaround. Auch Mailand läuft im Büro- sich abflachenden Preiskurve. Dies gilt für sektor wieder besser. Besonders kräftig er- die Hauptmärkte München, Stuttgart, holt haben sich die Mieten im Pariser Fi- Frankfurt und Hamburg. nanzdistrikt, hier zeigt die Immobilien-Uhr • Europäischer Büro-Mietpreisindex legt im 1. Quartal 2016 um 0,6% zu Europäischer BürodroHT nUn eIne Immo-BLase? ein höheres Mietpreiswachstum. Das be• Ein Plus von 14 % gegenüber dem 1. Quartal des Vorjahres sorgt für Nutzermarkt startet stark In manchen Städten sind sowohl Bürodeutet aber auch wenig Neubau, und wenn bestes Umsatzresultat seit 2011 als auch Wohnungsmieten in den letzten auch das Mietwachstum nicht so breit gefä-

JLL Büroimmobilienuhr Q1 2016

• Europäische Büro-Leerstandsquote mit 8,6 % auf niedrigstem Stand seit Anfang 2009

° DIE ENtwIcKLuNG DEr BÜroMIEtEN IN EuroPA Lyon, Oslo Köln Frankfurt Hamburg Stuttgart München London West-End Kopenhagen London City Berlin, Dublin Luxemburg, Manchester Stockholm Amsterdam, Barcelona Budapest, Edinburgh, Madrid Mailand Paris CBD Lissabon Brüssel, Rom

Verlangsamtes MietpreisWachstum

Beschleunigter Mietpreisrückgang

Beschleunigtes MietpreisWachstum

Verlangsamter Mietpreisrückgang Moskau Genf, Warschau Kiew, St. Petersburg Athen, Bukarest, Düsseldorf, Helsinki, Istanbul, Prag, Zürich

die Immobilien-Uhr zeigt, wo sich die Büromärkte nach Einschätzung von JLL innerhalb ihrer Ende März 2016 befinden.

Quelle:Mietpreis-Kreisläufe JLL, April 2016

Quelle: JLL, April 2016

Die Uhr zeigt, wo sich die Büromärkte nach Einschätzung von JLL innerhalb ihrer Mietpreis-Kreisläufe Ende März 2016 befinden. Der lokale Markt kann sich in der Uhr in verschiedene Richtungen und mit verschiedenen Geschwindigkeiten bewegen. Die Uhr ist eine Methode zum Vergleich der Positionen der Märkte in ihrem Kreislauf. Die Positionen sind nicht zwingend repräsentativ für den Investment- und Projektentwicklungsmarkt. Die Positionen der Märkte beziehen sich auf die Spitzenmieten. Es gibt Märkte, die keinem konventionellen Zyklus folgen und sich eher zwischen 9 und 12 Uhr bewegen. In diesem Fall repräsentiert 9 Uhr einen Mietanstieg nach einer Periode der Mietstabilität.

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° GELD-MAGAZIN – JuNI 2016

Jahren massiv gestiegen. Auch die Immobilienwerte haben kräftig zugelegt, was es Immobilienunternehmen ermöglicht, ihre Gewinne mit Höherbewertungen aufzupeppen. Ist das noch eine gesunde Situation? „Hier muss man differenzieren“, sagt Nicolas Scherf, Immobilienexperte und Portfoliomanager des Henderson Pan European Property Equity Fund. „In manchen Städten wie London, Dublin oder Stockholm sind die Märkte tatsächlich etwas heißgelaufen. Doch die von manchen Analysten immer öfter gesichtete Immobilienblase in Deutschland kann ich noch nicht erkennen. So profitiert etwa Berlin vom anhaltenden Zuzug und damit steigender Nachfrage. Die Mietpreise sind also durch die Nachfrage gestützt, das ist kein Anzeichen für eine Blase“, erklärt Scherf. Auch der relativ hohe Vorvermietungsgrad bei Neuprojekten weist nicht darauf hin. In zentralen Lagen, wo das Angebot knapp und die Nachfrage gut ist, können die Preise auch zweistellig steigen, in Randlagen oder zwischen den größeren Städten gelegene Objekte mit zehn bis 14 Prozent Leerstand können auch jetzt noch durchaus im Preis sinken“, weiß Scherf. „In London sehen wir allerdings eine Abschwächung des Mietenwachstums – von plus zehn Prozent in 2015 auf maximal fünf Prozent und darunter in 2016/17. Doch der Leerstand bleibt mit rund vier Prozent gering und die neuen Fertigstellungen liegen unter dem Durchschnitt, ziehen aber leicht an. Die Prognosen für London sagen in den nächsten Jahren einen Einwohnerzuwachs von 100.000 Personen pro Jahr voraus. Derzeit hängt jedoch das Damoklesschwert eines möglichen ‚Brexit‘ über London. Sollte Großbritannien die EU verlassen, würde

credit: Shutterstock

Wolfgang Regner


Immobilienmärkte in Europa

sich dies negativ auf die Nachfrage nach Büroflächen in London auswirken“, erläutert Scherf. „Generell kann man nicht sagen, dass sich Städte/Märkte in einer Investmentblase befinden. Residential in London, Genf, Zürich oder Paris haben aber aktuell ihre historischen Höchstwerte bereits erreicht.“, meint Gabriela Tinti, Fondsmanager des ESPA Stock Europe-Property. dIe FUndamenTaLdaTen sInd o.K. In Deutschland zeigt auch ein Blick auf die Baugenehmigungen, dass es insgesamt gesehen keine Preisblase gibt. Trotz eines Zuwachses um 30 Prozent im ersten Quartal 2016 reicht das aber immer noch nicht aus, um genügend bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Zu dem Boom trägt außerdem auch die Unterbringung Hunderttausender Flüchtlinge bei. Experten zufolge müssen in Deutschland aber bis 2020 jährlich insgesamt rund 400.000 Wohnungen und damit rund 140.000 Mietwohnungen mehr als noch 2015 gebaut werden, um den Bedarf zu decken. Das spricht für eine anhaltend gute Baukonjunktur und ebenfalls einen sich rege entwickelnden Immobilienmarkt. Dazu kommt, dass die Aktien aus dem deutschen Wohnimmobiliensektor im Schnitt mit einem Abschlag zum geschätzten Nettoinventarwert (NAV) für 2017 von acht Prozent gehandelt werden. Hinzu kommt eine schöne durchschnittliche Dividendenrendite von 3,3 Prozent. Zudem werden die

Banken immer vorsichtiger bei der Kreditvergabe – Preisanstiege in Berlin um 15,6 Prozent innerhalb eines Jahres, in München um 13,7 Prozent und in Stuttgart um 20 Prozent werten sie als Alarmsignal. Deutschland jedoch nähert sich erst dem Normalwert der Immobilienbewertung an. Das ist ein Ergebnis des aktuellen empirica Blasenindex. Dieser wurde im blasenfreien Jahr 2014 auf null gesetzt. Im Tief sackte der Gesamtindex auf minus 55 Prozent ab. Nun hat der Index aufgeholt, notiert aber immer noch rund zehn Prozent unterhalb des Startwertes. Dennoch ist das der höchste Wert seit 2004. dIe „Good perFormer“ In den deutschen Topstädten wird es mittlerweile eng. Das bezieht sich nicht nur auf die Attraktivität von Städten wie Berlin und München. Es wird auch eng in Bezug auf die Rendite. Nettorenditen von kaum mehr als drei Prozent sind eher die Regel in den deutschen Metropolen. Doch bei den Städten in der zweiten Reihe finden sich einige „Good Performer“. Denn hinter den führenden deutschen Städten, wie eben Berlin, München oder auch Köln, hat sich eine Riege an Städten gebildet, die alle durch stabile demografische Zahlen gekennzeichnet sind und auch eine ökonomisch stabile Entwicklung aufweisen. Dazu gehören Städte wie Braunschweig, Kiel oder auch Erfurt. Hinzu kommen auch die klassischen Uni-

° DIE BEstEN IMMoBILIEN-AKtIENfoNDs EuroPA iSiN LU0088927925 IE00B5N74G68 LU0216734045 BE0058187841 BE6213829094

FONdSNAMe Henderson HF Pan europ. Property equ. F&c real estate Securities AXA WF Fram. europe real estate Sec. Petercam Securities real estate europe Petercam real estate europe dividend

VOLUMeN 530 Mio. € 139 Mio. € 848 Mio. € 432 Mio. € 241 Mio. €

PerF. 1 J. 10,3 % 7,8 % 7,3 % 9,7 % 11,4 %

3 JAHre 5 JAHre 72,0 % 93,4 % 72,2 % 90,7 % 58,0 % 75,5 % 55,6 % 68,1 % 53,0 % 59,8 %

ter 1,89 % 1,93 % 1,65 % 1,82 % 1,87 %

° geldanlage

versitätsstädte wie Freiburg, Mannheim oder auch Augsburg. All diese Städte vereinen bestimmte Kriterien: Sie haben zwischen 200.000 und 500.000 Einwohner und ziehen oft aus dem Umland viele neue Einwohner an. Gleichzeitig steigen die Mieten und die Kaufpreise legen ebenfalls stetig zu. Neben den Immobilienaktienfonds, die sich vor allem für konservative Anleger eignen, können risikobewusste Investoren auch auf einzelne Aktien setzen. Neben den ganz Großen wie Vonovia oder Deutsche Wohnen sind kleinere Player wie Adler Real Estate oder ADO Properties interessant. Adler fährt gerade die oben skizzierte Strategie, in sog. B-Städten mit guten Fundamentaldaten zu investieren. Das ermöglicht überdurch-

° DEfINItIoNEN Net asset Value (NaV) Net Asset Value: grob gesagt der Buchwert des Eigenkapitals, bereinigt um latente Steuerpositionen (minus aktivierter latenter Steuern zuzüglich passivierter latenter Steuern, also Steuerrückstellungen). Der Goodwill – etwa aus Firmenwerten übernommener Gesellschaften – ist abzuziehen. Stille Reserven sind jedoch hinzuzurechnen, falls Vermögenswerte in der Bilanz nicht nach dem Fair Value-Prinzip bilanziert wurden (z.B. bei selbst betriebenen Hotels ist eine positive Differenz zwischen buchhalterischem Wert und dem Verkehrswert zum NAV hinzuzurechnen). funds from operations (ffo) Funds from Operations: eine vom Cashflow (Ergebnis vor Abschreibungen und Steuern) abgeleitete Kennzahl, adjustiert um Bewertungs-Zuschreibungen und Investitionen. In Österreich gibt es die Tendenz, Veräußerungsgewinne als einen Teil des FFO zu inkludieren. International dagegen werden solche Ergebniseffekte oft als Einmalerlöse betitelt und damit bereinigt, um eine nachhaltige Gewinngröße zu erhalten. Auch bei der Bewertung von Zinsabsicherungsgeschäften wird nicht einheitlich vorgegangen – manchmal wird der Barwert dieser bei der NAV-Berechnung rückgerechnet.

Quelle: Liper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

JuNI 2016 – GELD-MAGAZIN °

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geldanlage ° Immobilienmärkte in Europa

schnittliche Renditen. ADO wiederum ist auf Berlin konzentriert. Top-Fonds: Henderson, Petercam Neben dem Henderson Pan European Property Equity (ISIN: LU0088927925) erscheint auch der Petercam Real Estate Europe Dividend (ISIN: BE6213828088) attraktiv. Damien Marichal, Senior Portfolio Manager European REITs, sieht vor allem in Madrid und Barcelona eine Beschleunigung der Mieten von tiefen Niveaus aus (sechs Prozent plus statt nur zwei Prozent 2015). „Auch Stockholm zeigt noch Potenzial. Für Paris erscheint mir die Immobilienuhr etwas zu optimistisch zu sein. Es gibt dort

zwar ein schwaches Mietenwachstum, doch die Mietanreize, die Vermieter gewähren müssen, bringen das Wachstum auf nahezu null.“ Und zu seiner Anlagestrategie: „In den aktuellen Märkten ist es schwer, ValueZonen zu entdecken, wo die Bewertungen noch günstig sind. Die Städte mit den höchs­ten Mietrenditen wie Budapest und Bukarest sind bei langlaufenden Mietverträgen attraktiv. Generell gibt es immer noch einen interessanten Renditeaufschlag gegenüber Anleihen. Wir favorisieren Städte mit Wachstum, wie London, Stockholm, Berlin oder Madrid und Barcelona. Bei Paris, Frankfurt oder Brüssel halten wir uns abseits“, so Marichal. Im Wohnimmobilien-

bereich sei Deutschland weiterhin am günstigsten, hole aber langsam von einer sehr niedrigen Basis auf. „Am teuersten in diesem Segment sind Stockholm und London“,. Einzelhandelsobjekte gegenüber Büros, da erstere weniger zyklisch sind. Auch Logistikimmobilien gefallen ihm dank ihrer hohen Renditen, doch auch hier sind die Dauer der Mietverträge, die Lage und generell die Qualität entscheidend. Für den Wohnungsbereich sind wir generell nicht positiv gestimmt, vor allem wegen der niedrigen Renditen, der hohen Kapitalbindung, der sehr hohen Quadratmeterpreise und des sehr geringen Mietenwachstums. Mit einer Ausnahme: Deutschland“, schließt Marichal.

interview ° Nicolas Scherf,  Portfoliomanager des Henderson Pan European Property Equity Fund

gewichteten London favorisieren Sie?

Nicolas Scherf: Besonders interessant bleibt Deutschland, vor allem der Wohn­ immobilienmarkt. Denn der aktuelle Zubau liegt immer noch unter dem Wohnungsbe­ darf. Es werden rund 300.000 bis 400.000 Einheiten pro Jahr neu errichtet. Doch das reicht gerade, um den Bedarf auf stabiler Höhe zu halten, vor allem in den Großstäd­ ten. Denn der weitere Zuzug in die Städte bleibt ein mittelfristiger Trend. Nicht nur in Berlin oder Hamburg, auch in Wien, Stock­ holm, Madrid, London und zum Teil auch in Paris. Stellen Sie nach den Preissteigerungen in den vergangenen Jahren eine Immobilienblase fest?

Der Preisanstieg im Wohnbereich resultiert vor allem aus der höheren Nachfrage und ist auch deshalb nicht spekulativ, da sich die Pa­ rameter der meisten Immobiliendeals – wie etwa der Verschuldungsgrad (Loan-to-Va­ lue-Ratio) oder der Miet-Kaufpreisfaktor bei Eigentumswohnungen (wie oft die Jah­ resmiete im Gesamtkaufpreis enthalten ist) – nach wie vor im gesunden Bereich bewe­

50 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

gen. Es gibt nur vereinzelte Ausreißer mit Miet-Kaufpreisfaktoren über 20. Zudem steigen die Preise in Deutschland nach Jahr­ zehnten des relativen Stillstands erst in den letzten sieben, acht Jahren und sind mit ­wenigen Ausnahmen wie einige Hotspots in München, Frankfurt oder in Hamburg im internationalen Vergleich nach wie vor ­moderat. Wie sieht es speziell im Office-Bereich aus?

Die Indikatoren für den Wohnbereich gel­ ten auch für den Büromarkt: Wir wählen unsere Investments nach Faktoren wie Bevölkerungswachstum, Jobwachstum, Le­ bensqualität, Wirtschaftswachstum und Marktungleichgewichte aus – also eine Nachfrage, die das Angebot übersteigt. Ein Blick auf die noch erzielbaren Renditen weist nicht auf Blasengefahr hin. Im Bürobereich sind etwa in Deutschland durchschnittliche Renditen von vier bis fünf Prozent drin, im Wohnbereich fünf bis sechs Prozent. Nur in absoluten Toplagen sinken die Renditen in Einzelfällen auf zwei bis drei Prozent. Aus unserer Sicht attraktive Märkte sind Berlin, Stockholm, London und als TurnaroundStory Madrid.

Wie wählen Sie Immobilienunternehmen für Ihren Fonds aus?

Immobilienun­ter­ nehmen wählen wir sowohl nach qualitativen als auch nach quan­ titativen Kriterien aus. Zu Letzteren gehören der FFO (Funds from Operations), und zwar nur die wie­ derkehrenden Einnahmen. Weiters sehen wir uns den Net Asset Value (NAV), das Mietpreiswachstum, die Leerstandsquoten und die Mietvertragsstrukturen an (Miet­ dauer, Indexanpassung, Mieterhöhung bei Vertragsverlängerung oder Risiko einer sinkenden Neumiete bei Fehlen einer der­ artigen Klausel) und die Finanzierung des Unternehmens (Potenzial für Einsparungen bei den Zinskosten durch Kredit-Umschul­ dungen). Die Investmentstrategie geht dahin, den Fonds breit aufzustellen: nicht nur in Büros und Wohnungen zu investie­ ren, sondern auch in Logistikimmobilien, Einkaufszentren, Self Storage sowie auch Studentenwohnungen.

credit: beigestellt

GELD ° Welche Märkte neben dem stark


TRIVIUM GMBH

D

er Begriff „Microliving“ ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Trotz der groÃ&#x;en Nachfrage ist aber in Österreich Microliving durch das bestehende Mietrecht nur eingeschränkt umsetzbar. Kleine Wohneinheiten sind aber nur ein Parameter neuer und nachgefragter Wohnformen. Eine weitere wichtige Anforderung des Marktes ist das Mieten auf kurze Zeit, oft unter einem Jahr. Es gibt viele Lebenssituationen (Scheidung, Ausbildung, Ableben von Partnern…), die einen Bedarf wecken, der in herkömmlichen Mietvereinbarungen rechtlich nur schwer umsetzbar ist. Mindestlaufzeiten von drei Jahren, Vergebührung, Kündigungsfristen von mind. einem Jahr usw. machen es hier dem Mieter schwer, das Optimale für seine Situation zu finden. Ein dritter Aspekt ist, dass sich Personen, die kleine Wohnungen kurzfristig mieten möchten, keine Einrichtung dafür kaufen wollen. Un-

term Strich kann man sagen, dass die Nachfrage nach möblierten Kleinwohnungen, die kurzfristig mietbar sind, enorm hoch ist. Ähnlich wie in einem Hotel mietet man sich für einen überschaubaren Zeitraum ein. Lösungen für Investoren, die diesen Bedarf decken wollen, sind Apartmenthäuser, die serviciertes Wohnen anbieten und deren Wohnungen separat an einzelne Investoren verkauft werden. Diese Wohnungen werden inkl. Servicepaket, das die Vermietung, die Pflege der Einrichtung und den Erhalt der Allgemeinflächen miteinbezieht, veräuÃ&#x;ert. Der Investor muss sich also um nichts kümmern und hat die Chance auf eine sehr ansehnliche Rendite, die deutlich über dem Niveau von herkömmlichen Mietwohnungen liegt. Ein weiterer Vorteil für den Investor ist die Kleinteiligkeit. Ein 25m² Apartment, voll möbliert, kostet nicht viel und man kann sich anstatt einer 50m² Wohnung

KOLUMNE

Investieren in neue Wohnformen zwei Wohnungen kaufen und das Mietausfallsrisiko aufteilen. Weiters hat man keine Probleme mit Mietobergrenzen, säumigen Mietern und Kündigungsfristen oder MARIO KMENTA, daraus resultierenden Geschäftsführer, Gerichtsprozessen. trivium GmbH Wenn Sie in so ein Modell investieren wollen, dann achten Sie darauf, dass das Objekt in einem Ballungszentrum ist. In Wien und Graz entstehen aktuell einige Projekte dieser Art. Diese Investments sind sicherlich sehr sinnvoll und langfristig ertragreich. mario.kmenta@trivium.at

Healthcare September 2014

6HLWH YRQ

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0RUQLQJVWDU $QDO\VW 5DWLQJ

r

New Prescription for Diagnostic '( Labs: Headwinds Ease and Moats Open Doors to New Opportunities

18

Our Dx Pick: LabCorp Over Quest Diagnostics

21

Spotlight on Sonic Healthcare

23

Healthcare Outlook

23

Focus Lists

25

Calendar

26

Coverage Lists Debbie S. Wang Senior Analyst, Devices + 1 312 384-3937 debbie.wang@morningstar.com

$XIOHJXQJVGDWXP

0LR (85

$NWLHQ 6W\OH 0DS

New changes on the horizon spurred by health care reform are creating substantial changes in the diagnostic lab market and squeezing reimbursement. We think the largest labs with narrow economic moats, including LabCorp LH, Quest Diagnostics DGX, and Sonic Healthcare SHL, are best-positioned to take advantage of the new opportunities. Based largely on cost and scale advantages, we project these labs should outpace market growth through 2020. From a valuation 'HHS 9DOXH %OHQG *URZWK +LJK and strategic perspective, we believe LabCorp represents 9DOXH *URZWK the best competitor to benefit from this evolving landscape.

Elements of Competitive Strength

LabCorp Quest Diagnostics Sonic Healthcare

Price ($) Fair Value ($)

102.96

127.00

Price/FV(XURSD $IULND (%) Moat

$PHULND

Source: Morningstar

0.81 Narrow

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Positive Stable Stable

Strong Disadvantage

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Slight

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Analytics IT Investment Investment

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Sector Research

3333

3HUIRUPDQFH

Moat Trend Cost Structure

61.49 65.007KRPDV 6FK¿VVOHU 0.95 Narrow AUD 17.57 AUD 18.00,YR :HLQRHKUO 0.98 Narrow

$Q]DKO 0DQDJHU

Damien Conover, CFA Director, Pharmaceuticals + 1 312 696-6052 damien.conover@morningstar.com

$VLHQ $XVWUDOLHQ

0RUQLQJVWDU 5DWLQJ

'(8 (85

7

$NWLHQ 5HJLRQHQ

Company

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7

Major Diagnostic Reference Labs

Key:

Chris Kallos, CFA Analyst, Healthcare + 61 2 9276 4428 chris.kallos@morningstar.com

0LFUR

New Rx: Low-Cost Structure to Survive the Unrelenting Reimbursement Squeeze

)RQGVYHUP¹JHQ $NWXHOOH 5HQGLWH

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Key Takeaways

3

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2

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Strong Advantage

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JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN °

51


geldanlage ° Börse Russland

Lohn der Angst in Moskau Mit dem Ölpreis sind 2015 auch die russischen Aktien im Tal der Tränen gelandet. Doch seit 10. Jänner hellt sich die Stimmung auf. Öl der Sorte Brent verteuerte sich seither wieder um 75 Prozent und zog die Aktienkurse an der Moskauer Börse nach oben. Der RTX-Index verteuerte sich um 51 Prozent. Wolfgang Freisleben in Investment in russische Aktien war noch nie etwas für schwache Nerven. Zuletzt ergriffen Investoren scharenweise vor dem Jahresende 2014 die Flucht – mitunter um jeden Preis. Denn ab 24. Juni 2014 hatte sich der Ölpreis von 112,66 US-Dollar pro Barrel (zu je 159 Liter) auf Talfahrt begeben und sackte bis Jahresende auf 58 Dollar ab. Die realistische Erwartung von 30 Dollar und weniger vertrieb die Investoren aus dem Land, dessen Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffexporten nur noch von den OPEC-Staaten am Persischen Golf, Venezuela und Nigeria übertroffen wird. Tatsächlich machte der Ölpreissturz erst am 21. Jänner 2016 bei 27,62 Dollar Halt. Da hatte der russische Aktienindex RTX in USDollar berechnet gerade eine viereinhalbjährige Talfahrt von fast 70 Prozent hinter sich. Dann startete der Ölpreis aber einen überraschend fulminanten Turnaround. Die Sorte Brent ist seither bis Ende Mai um rund 80 Prozent auf 50 Dollar gestiegen. Und der RTX kletterte bis Ende Mai um 51 Prozent nach oben. Der deutsche Leitindex DAX gerade mal um acht Prozent. Der Jänner könnte das zyklische Tief gewesen sein Momentan herrscht beim Rohöl zwar noch ein Überangebot, das sich aber in der zweiten Jahreshälfte oder 2017 verknappen könnte. Denn der Iran wird in absehbarer Zeit nicht imstande sein, nach Ende der Wirtschaftssanktionen die Produktion übermäßig hinaufzuschrauben. Gleichzeitig ist in Nigeria die Ölförderung aufgrund mehrerer Anschläge auf Pipelines um rund 40 Prozent gesunken. In Kanada haben Waldbrände rund eine Million Barrel pro

52 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

Russischer Börsenindex (RTX) im Vergleich zum Rohöl-Preis IndexPunkte

Die hohe Korrelation des RTX zum Rohstoffsektor ist unübersehbar.

Tag vom Markt genommen. Und die Fracking-Ölförderung in den USA wurde Opfer des Preiskriegs und kann selbst zu heutigen Preisen noch nicht mit den nötigen Gewinnen produzieren. Schließlich sind auch die globalen Investitionen im Öl- und Gassektor um 25 Prozent reduziert worden. In den USA ist die Anzahl der Ölförderanlagen sogar um fast 80 Prozent zurückgegangen. Russland hat jedenfalls seine Ölförderung 2015 nach Angaben des Energieminis­ teriums in Moskau auf mehr als 534 Millionen Tonnen und damit auf den Höchststand seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 gesteigert. Die Rohstoffmacht hat trotz des Preisverfalls im Durchschnitt 10,7 Millionen Barrel (je 159 Liter) täglich produziert – im Vergleich zu 10,6 Millionen 2014. Russ­land kann es sich leisten. Denn es produziert in den Weiten der Tundra mit 17,20 Dollar je Barrel zwar teurer als die Golf-

staaten, aber wesentlich billiger als alle anderen Produzenten. „Die Investoren setzen auf eine Trendwende beim Ölpreis“, bestätigt Angelika Millendorfer, Leiterin Aktien CEE & Global Emerging Markets bei der Raiffeisen Capital Management. „Eine derartige Entwicklung könnte dann auch den russischen Aktienmarkt nachhaltig stabilisieren“, folgert sie. „Allerdings wurde durch die jüngste Rally an der Moskauer Börse schon viel davon eingepreist, sodass es eine temporäre Korrektur geben könnte. Die sich daraus ergebenden Niveaus könnten aber eine gute Einstiegsgelegenheit sein.“ Attraktive Dividenden der staatlichen Unternehmen Wie es aussieht, haben etliche russische Aktien für Investoren mit starken Nerven heuer attraktive Renditen zu bieten. Positiv für Investoren ist, dass die Regierung Druck

Foto: Shutterstock, Foto: Tai Pan/software-systems

E


°

Börse Russland   geldanlage

auf die staatskontrollierten Unternehmen ausübt, höhere Dividenden auszuzahlen. Davon werden auch die Minderheitsaktionäre profitieren. „Überdurchschnittlich hohe Renditen sind schon seit Längerem eine wichtige Unterstützung für den Markt“, so Angelika Millendorfer. Im Durchschnitt lägen diese bei ca. fünf Prozent, in manchen Fällen sogar im zweistelligen Bereich. Raiffeisen Capital Management setzt daher ak­ tuell stark auf das Dividendenthema. Zu den Negativfaktoren zählt Millendorfer den eingeschränkten Zugang der russischen Wirtschaft zum internationalen Kapitalmarkt aufgrund der Wirtschaftssank­ tionen. Das russische Staatsbudget ist dadurch deutlich ins Minus gerutscht, was weitere Steuererhöhungen für den immer noch sehr profitablen Energiesektor befürchten lässt. „Vermutlich wird Russland auch 2016 mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung und sinkenden Realeinkommen rechnen müssen. Allerdings könnte im zweiten Halbjahr eine Erholung beginnen“, hofft Expertin Millendorfer. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht Russland bald wieder auf dem Wachstumspfad. Könnte es also sein, dass ängstliche Anleger „eine der größten Rallys in diesem Jahr verpassen“, wie es die

britische Fondsgesellschaft GAM ausdrückt? Positiv dürfte sich jedenfalls auswirken, dass die Zentralbank ihren Leitzins Prognosen zufolge von derzeit elf Prozent im Jahresverlauf um mehr als 300 Basispunkte senken dürfte. Die hohen Zinsen sollten ursprünglich den drastisch sinkenden Rubel-Kurs stützen, wodurch aber auch das Kreditwachstum und die Konjunktur gebremst wurden. In den letzten drei Monaten erholte sich der Rubel gegenüber dem Euro aber wieder um rund 14 Prozent. Russische unternehmen profitieren besonders Gazprom als weltweit größtes Erdgasförderunternehmen und mit 110 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung eines der größten Unternehmen Europas erwirtschaftete 2015 nach internationalen Rechnungsstandards trotz Rezession einen Überschuss von 787 Milliarden Rubel (10,7 Milliarden Euro). Der Umsatz legte um 8,6 Prozent auf 6,1 Billonen Rubel zu. Aus dem Gasgeschäft nahm Gazprom im vergangenen Jahr 2,1 Billionen Rubel netto ein, rund ein Viertel mehr als 2014, als ein monatelanger Schuldenstreit mit der Ukraine, die gesunkene Nachfrage nach Gas in Europa und auch die Rubel-Schwäche dem Staatskonzern zu

schaffen gemacht hatten. Auch in Euro vervierfachte Gazprom seinen Gewinn im vergangenen Jahr auf 10,6 Milliarden Euro. Dies, obwohl nach eigenen Angaben 2015 nur 418,5 Milliarden Kubikmeter Gas gefördert wurden. 2014 waren es noch 444,4 Milliarden und 2013 sogar 487,4 Milliarden Kubikmeter gewesen. Mit dem Gewinn ist der Aktienkurs in den letzten drei Monaten um mehr als 22 Prozent gestiegen. Die sinkenden Zinsen und die wirtschaftliche Erholung könnten vor allem Finanzunternehmen wie dem landesweit größten Kreditinstitut Sberbank zugute kommen. Auch der Blick auf einige andere

° Börse Moskau Performance 3 Monate RTS-Index (Moskau) 20 % RTX NRG-Index (Energie) in Rubel 22 % RTX NRG Index (Energie) in Euro 33 % Sberbank 34 % Gazprom 17 % Gazprom Neft 21 % Rosneft 29 % Surgutneftegas – 1,5 % LukOil 24 % MMC Norilsk Nickel 19 % PhosAgro 17 % Quelle: xxxxxx

Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 53


geldanlage ° Börse Russland

Öl- und Gasunternehmen wie Surgutneftegas und Bashneft lohnt sich, die trotz der sinkenden Ölpreise 2015 besser als europäi­ sche Aktien abschnitten. Düngemittelhersteller wie PhosAgro verzeichnen gleichfalls ein zweistelliges Gewinnwachstum und weisen eine Dividendenrendite von sechs bis sieben auf. Ein noch höheres Gewinnwachstum von 35 Prozent bei attraktiven Bewertungen lässt sich im Lebensmitteleinzelhandel ausmachen. In der gesamten Volkswirtschaft haben sich die Unternehmen in diesem Jahr auf die operative Effizienz konzentriert, um ihre Margen und Erträge zu steigern. Wenn die Konjunktur sich in den nächsten sechs bis zwölf Monaten erholt und die Umsätze anziehen, sollte sich der höhere Operating Leverage unmittelbar auf die Gewinne auswirken und auch die Aktienkurse stützen. Bis diese Entwicklung einsetzt, können sich mutige Anleger mit den derzeit niedrigen Bewertungen trösten: Selbst auf sek-

torbereinigter Basis werden russische Aktien mit einem Abschlag von rund 20 Prozent gegenüber anderen Schwellenmärkten gehandelt, und das bei einem erwarteten Gewinnwachstum von sieben Prozent im Jahr 2016 und einer Dividendenrendite von über fünf Prozent. 2016 könnte also durchaus ein weiteres gutes Jahr werden. Steinmeier für stufenweisen Abbau von Russland-Sanktionen Als ausgesprochener Turbo für die Aktienbörse wird sich ein Ende der EU-Sank­ tionen erweisen. Der deutsche Bundes­ außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat bereits eingeräumt, dass der Widerstand gegen die Russland-Sanktionen in der Europäischen Union (EU) wächst. Auch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat sich für weitere Gespräche mit Russland und den schrittweisen Abbau der Sanktionen ausgesprochen. 2015 waren nach Angaben des Ost-Ausschusses der

„Überdurchschnittlich hohe Renditen sind eine wichtige Unterstützung für den Markt“ Angelika Millendorfer, Raiffeisen Capital Management

deutschen Wirtschaft die deutschen Exporte nach Russland um 7,5 Milliarden Euro oder 25,5 Prozent eingebrochen. Auch die Mehrheit der Deutschen ist laut einer Forsa-Umfrage dafür, die EU-Sanktionen gegen Russland aufzuheben. Zudem hat der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, den Ausschluss Russland aus der Gruppe großer Industriestaaten vor zwei Jahren als Fehler bezeichnet.

° Russland-Aktienfonds im Gleichklang

DWS Russia

ISIN

Raiffeisen-Russland

LU0146864797

Kurs (03.06.2016)

161,06 € Ertrag 1 J.

– 8,4 %

Fondsvolumen

136 Mio. € Ertrag 3 J.

– 25,2 %

Auflagedatum

15.06.2004 Ertrag 5 J.

– 26,9 %

ISIN

AT0000A07FQ5

Kurs (03.06.2016)

ISIN

55,90 € Ertrag 1 J.

– 8,3 %

Fondsvolumen

58 Mio. € Ertrag 3 J.

– 27,7 %

Fondsvolumen

Auflagedatum

05.05.2008 Ertrag 5 J.

– 26,0 %

Erstausgabe

AuSGABEAUFSCHLAG

5,00 % TER (jährl. Gebühr) 2,05 %

AuSGABEAUFSCHLAG

Fondsgesellschaft:

Deutsche Asset Management, Frankfurt

Fondsgesellschaft:

Top 10-Positionen: (31.03.2016)

PIA – Russia Stock

5,00 % TER (jährl. Gebühr) 2,28 % Raiffeisen KAG, Wien

Top 10-Positionen: (31.03.2016)

AT0000668264

Kurs (03.06.2016)

26,58 € Ertrag 1 J.

– 8,2 %

30 Mio. € Ertrag 3 J.

– 30,6 %

18.11.2002 Ertrag 5 J.

– 28,0 %

AuSGABEAUFSCHLAG Fondsgesellschaft:

5,00 % TER (jährl. Gebühr) 2,34 % Pioneer Investments Austria, Wien

Top 10-Positionen: (29.09.2014)

Gazprom

9,6 % Bank VTB

4,4 %

Sberbank

4,3 %

Magnit

9,3 % Norilsk Nickel

4,3 %

Lukoil

7,7 % Rostelkom

4,2 %

Magnit

8,6 % Gazprom

4,0 %

Lukoil

7,2 % Surgutneftegas

3,6 %

Sberbank

9,6 % Norilsk Nickel

4,1 %

Lukoil

5,2 % Novatek

3,6 %

Gazprom

6,5 % Transneft

3,3 %

Magnit

7,3 % Tatneft

4,0 %

X5 Retail Group

4,7 % Severstal

3,6 %

Sberbank

5,3 % Novatek

3,3 %

Novatec

4,8 % Rosneft

3,9 %

PhosAgro

4,5 % Norilsk Nickel

3,4 %

Tatneft

4,7 % Rosneft

Quelle: Lipper IM, in Euro

54 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

10,0 % Moscow Exchange

Quelle: Lipper IM, in Euro

3,1 % Quelle: Lipper IM, in Euro


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geldanlage ° Die besten Investmentfonds

Schwierige Märkte Anleger sind durch stark schwankende Börsen verunsichert. Unter- und Übertreibungen gehören zur Tagesordnung. Gute Fondsmanager können die hohe Volatilität jedoch nützen, kaufen billig ein und stoßen teuer gewordene Aktien wieder ab. In den folgenden Vergleichen finden Sie die besten Fonds für die jeweiligen Anlageregionen. Mario Franzin

A

ktien von Goldminen erlebten in den vergangenen Monaten einen Höhenflug. So kletterte beispielsweise die Notierung von Barrick Gold von September 2015 bis heute von sechs auf 19 Dollar. Die besten Fonds im Edelmetallbereich konnten dementsprechend in Jahresfrist um gut 50 Prozent zulegen. Hier war aber ein relativ gutes Timing gefragt, denn auf lange Sicht (siehe Fünf-Jahres-Vergleich in der Tabelle unten) sitzen Anleger mit diesen Fonds noch immer auf einem Verlust von gut 50 Prozent. Im Ein-Jahres-Bereich konnte der in Minentitel im Bereich Lithium investierende Structured Solutions Lithium Index Strate-

gie Fonds mit plus 117 Prozent extrem stark zulegen. Er profitierte vom Boom in der Elektroautoindustrie. Treibender Faktor ist Tesla, die in Florida eine Gigafabrik für ­Lithiumionen-Akkus errichten will. Aber auch bei Volkswagen gibt es Pläne, eine ­eigene Batteriefabrikation zu starten, wofür rund zehn Milliarden Euro investiert werden sollen. Lithium ist derzeit offenbar der (Roh)Stoff, aus dem die Träume sind. Und solange die Technologie für Stromspeicher keinen Sprung nach vorwärts macht und von Lithium unabhängig wird, bleibt die Nachfrage nach dem zu den Alkalimetallen zählenden Rohstoff stark nachgefragt.

Richtige Evergreens sind die BiotechFonds. Sie mussten zwar in den vergangenen zwölf Monaten ein Minus von rund 30 Prozent verkraften, das sei ihnen aber nach einem Kursanstieg um etwa 600 Prozent seit 2011 verziehen. Über fünf Jahre steht noch immer ein Plus rund 200 Prozent zu Buche. Hintergrund für den fulminanten Kursanstieg ist die Heranreifung zahlreicher defizitärer Bio­tech-Unternehmen zu kapitalstar­ ken Hightech-Schmieden, die nun Blockbuster im Programm haben und damit ordentlich verdienen. Dieser Trend dürfte auch anhalten, was die Kursentwicklungen in der Branche nach unten hin absichert.

6700 Fonds auf dem Prüfstand° Sieger und Verlierer im Überblick º Über 1 Jahr

º Über 3 Jahre

º Über 5 Jahre

Die 10 Besten in % Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds 116,8 Bakersteel Global SICAV PreciousMetals Fund 76,5 STABILITAS - Pacific Gold+Metals 64,7 Konwave Gold Equity Fund 57,8 STABILITAS - Silber+Weißmetalle 53,4 STABILITAS - Gold+Resourcen 52,9 NESTOR Gold Fonds 48,5 STABILITAS - Gold+Resourcen Special Situations 48,1 Earth Gold Fund UI 46,1 Craton Capital Precious Metal Fund 45,1

Die 10 Besten in % kumuliert HBM Global Biotechnology Fund 125,9 BSF European Opportunities Extension 108,5 ESPA Stock Biotec 100,7 Polar Capital Healthcare Opportunities 99,2 CS (Lux) Global Biotech Innovators Equity Fund 98,9 Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech 98,8 Janus Global Life Sciences Fund 98,5 Morgan Stanley Global Opportunity 97,2 Candriam Equities L Biotechnology 97,2 BZ Fine Fund - Pharma 92,3

Die 10 Besten in % kumuliert ESPA Stock Biotec 208,1 Candriam Equities L Biotechnology 205,5 Franklin Biotechnology Discovery 203,0 CS (Lux) Global Biotech Innovators Equity Fund 202,3 DWS Biotech 196,9 Polar Capital Healthcare Opportunities 189,7 Janus Global Life Sciences Fund 186,8 Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech 186,3 UBS (Lux) Equity Fund - Biotech 183,0 JPM Global Healthcare 178,7

Die 10 SchwächstEN Janus Europe Biotech Opportunities Fund Hamon Greater China Fund LSF - Solar & Sustainable Energy Fund GAM Star China Equity Aberdeen Global - China A Share Equity Vitruvius Greater China Equity Carmignac Portfolio China New Capital China Equity Harvest China A Shares Equity

Die 10 SchwächstEN ME Fonds - PERGAMON NESTOR Australien Fonds PARVEST Equity Brazil JPM Brazil Equity Raiffeisen-Active-Commodities Amundi Funds Equity Brazil Allianz Rohstofffonds Allianz Global Metals and Mining STABILITAS - Silber+Weißmetalle HSBC GIF Brazil Equity

Die 10 SchwächstEN in % kumuliert Raiffeisen-Active-Commodities – 55,8 NESTOR Australien Fonds – 58,2 JPM Global Natural Resources – 59,1 BGF World Mining – 61,1 DB Platinum Commodity Euro – 61,9 Craton Capital Precious Metal Fund – 63,1 Allianz Rohstofffonds – 64,5 Allianz Global Metals and Mining – 64,9 STABILITAS - Gold+Resourcen Special Situations – 66,9 Earth Exploration Fund UI – 67,8

in % – 32,0 – 33,8 – 33,9 – 34,7 – 34,7 – 34,8 – 36,3 – 37,5 – 37,6 – 42,1

in % kumuliert – 46,6 – 46,7 – 47,3 – 47,9 – 48,1 – 48,2 – 48,5 – 48,8 – 51,4 – 51,8

Quelle: Lipper IM, alle Performancezahlen kumuliert und auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

56 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016


°

Die besten Investmentfonds   geldanlage Alois Wögerbauer konnte zuletzt mit dem 3 Banken Österreich-Fonds nicht übermäßig punkten, liegt aber dennoch über drei Jahre weit im Plus.

Aktienfonds Österreich º Dem Markt ausgeliefert Einheitlich schwach. Unter den

3 Banken Österreich-Fonds  Meinl Equity Austria

ISIN Fonds Die fünf Besten AT0000662275 3 Banken Österreich-Fonds AT0000859293 Raiffeisen-Österreich-Aktien AT0000857412 Pioneer Funds Austria - Austria Stock AT0000859491 SemperShare Austria AT0000619713 Allianz Invest Austria Plus DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000859368 Meinl Equity Austria

Aktien an der Börse Wien konnten im vergangenen Monat besonders Lenzing, Zumtobel, Verbund, Agrana und Porr zulegen, zu den Verlierern gehörten vor allem Polytec, Do&Co, Warimpex, Raiffeisen Bank International und UBM. Von den ATX Five-Werten liegen praktisch alle außer Wienerberger in rückblickender Sicht von einem Jahr im Minus. Da verwundert es nicht, dass alle Österreich-Aktienfonds über diesen Zeitraum zwischen elf WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ – 11,6 – 11,6 – 14,1 – 11,6 – 11,1 – 10,2

14,8 4,2 2,1 – 0,2 – 0,6 – 0,4

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

17,4 95 3,50 1,94 0,34 – 2,6 91 4,00 1,69 0,17 2,8 203 5,00 1,72 0,13 – 1,6 16 5,00 1,96 0,10 – 3,1 5 5,00 1,36 0,06 – 8,1

0,16 neg. 0,00 neg. neg.

neg.

neg.

– 13,2 – 15,9 – 32,5

4

5,00

1,61

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

und 13 Prozent abgeben mussten. Die derzeitig auffällig hohe Korrelation dürfe auf den momentan starken politischen Einfluss auf die Börse verursacht sein – mit Stock Picking ist kurzfristig offenbar kein Staat zu machen. Über längere Zeiträume, wie zum Beispiel über drei Jahre, heben sich der 3 Banken Österreich-Fonds, der Raiffeisen-ÖsterreichAktien und der Pioneer Funds Austria positiv hervor. Besonders der von Alois Wögerbauer gemanagte 3 Banken Österreich-Fonds profitiert durch den Schwerpunkt auf Wachstumstitel. Die beiden anderen werden wesentlich näher am Index verwaltet. Der an letzter Stelle rangierende Meinl Equity Austria hat stark an Volumen verloren. Wies er vor einem halben Jahr noch rund 60 Millionen Euro auf, so liegt es derzeit nur mehr bei vier Millionen Euro.

Christian Scherrer liegt trotz – oder gerade wegen – der nachhaltigen Ausrichtung des LGT Sustainable Equity Fund an erster Stelle.

Aktienfonds Global º Die richtigen Schwerpunkte setzen GroSSe Auswahl. Über die vergan­

Fotos: beigestellt, CHARTS: Tai-Pan / software-systems.at

LGT Sustainable Equity Fund Global  GAM Star Global Selector

ISIN Fonds Die fünf Besten LI0106892966 LGT Sustainable Equity Fund Global LU0112467450 Nordea 1 - Global Stable Equity LU0135991064 ValueInvest Lux Global IE0031724127 Stryx World Growth DE0009848119 DWS Top Dividende DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE IE00B5BQX573 GAM Star Global Selector

genen zwölf Monate liegen vor allem Edelmetallfonds im Plus (+14,2 %), danach folgen Aktien in Schweden (+11,9 %), Immobilienaktien in Japan (+11,0 %) und Aktien aus Dänemark (+9,4 %) oder auch Neuseeland (+8,8 %). Daran erkennt man, dass es global gesehen immer irgendwo Geld zu verdienen gibt – auch wenn z.B. im gleichen Zeitraum kleine und mittelgroße Aktien aus China im Durchschnitt 41,6 Prozent im Wert verloren. WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 10,9 6,1 7,0 0,1 5,3 – 8,6 – 18,9

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

62,4 81,0 214 5,00 1,79 1,41 55,8 99,0 2.122 5,00 1,90 1,25 57,9 83,0 774 5,00 1,86 1,13 65,0 114,9 217 5,00 1,69 1,07 41,1 70,0 16.159 5,00 1,45 0,99 24,7 45,4

0,95 1,28 1,05 1,01 1,00

neg.

0,16

7,7

41,6

74 5,00

1,72

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

Neben der richtigen Regionen- und Branchenauswahl kommt dann die Butter durch Stock Picking aufs Brot. Es ist erfreulich zu sehen, dass unter den globalen Aktienfonds der LGT Sustainable Equity Fund Global über drei Jahre an erster Stelle liegt. Das Beispiel zeigt, dass Investmentfonds, die nachhaltig verwaltet werden, keine Performance-Nacheile aufweisen müssen. Im Gegenteil, der LGT-Fonds konnte seine Outperformance besonders in den vergangenen zwölf Monaten ausbauen, in denen er um elf Prozent zulegte, während der Durchschnitt der Fonds um 8,6 Prozent im Minus liegt. Auffällig ist beim LGT-Fonds, dass Fondsmanager Christian Scherrer das Portfolio mit knapp über 32 Positionen trotz des nicht zu knappen Fondsvolumens von 214 Millionen Euro sehr konzentriert hält.

Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 7


geldanlage ° Die besten Aktienfonds

Aktienfonds USA º Sollten im Präsidentschafts-Wahljahr weiter gut laufen  Kathrein US-Equity  CS USA Value Equity Fund

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten AT0000779665 Kathrein US-Equity 3,8 70,2 124,8 48 3,50 1,85 1,21 1,19 AT0000857784 Spaengler IQAM Quality Equity 9,1 66,3 108,1 42 5,00 2,06 1,10 0,85 LU0347184581 Pioneer Funds US Fund. Growth – 1,2 69,4 118,9 2.220 4,75 1,75 1,09 1,21 IE00B19Z8W00 Legg Mason CB US Large Cap Growth 2,2 73,9 140,8 305 5,00 1,73 1,03 1,02 IE00B1ZBRN64 Stryx America 6,2 77,2 138,8 18 5,00 1,73 1,02 1,01 DURCHSCHNITT – 4,6 46,2 92,9 DER SCHLECHTESTE LU0187731129 CS (Lux) USA Value Equity Fund – 8,5 12,4 53,6 37 5,00 2,12 0,01 0,28 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

Aktienfonds Eurozone º À la longue wesentlich attraktiver als europäische Anleihen  Sycomore Selection Responsable  SemperShare Core Europe

ISIN Fonds Die fünf Besten FR0010971721 Sycomore Selection Responsable LU0011889846 Henderson HF Euroland LU1240328812 Invesco Euro Equity Fund DE0009789842 Allianz Wachstum Euroland LU0106235293 Schroder ISF EURO Equity DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000A0PLS7 SemperShare Core Europe

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 1,9 – 0,7 – 6,8 – 3,4 – 4,8 – 9,6

40,1 52,4 49,9 31,7 36,0 22,0

– 3,5

4,8

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

57,2 523 3,00 2,00 0,80 80,5 1.333 5,00 1,88 0,74 57,9 503 5,00 1,72 0,66 60,0 350 5,00 1,80 0,62 48,8 3.240 5,00 1,91 0,61 26,3

0,62 0,75 0,47 0,59 0,46

0,05

0,06

6,3

6 5,00

2,19

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

Aktienfonds Japan º Massive Stimuli der Bank of Japan unterstützen den Aktienmarkt  ValueInvest Lux Japan  Meinl Japan Trend

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0135991148 ValueInvest Lux Japan IE0004767087 Comgest Growth Japan LU0578148453 BL Equities Japan LU0230817339 T Rowe Japanese Equity LU0053696224 JPMorgan Japan Equity DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000805064 Meinl Japan Trend

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 9,3 11,4 11,0 3,8 9,5 – 8,6 – 18,4

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

51,4 90,6 92 5,00 1,86 1,06 80,8 120,0 115 4,00 1,68 0,96 65,4 – 162 5,00 1,35 0,93 48,1 82,2 3 5,00 1,77 0,82 66,4 103,1 2.327 5,00 1,90 0,78 32,3 67,0

0,87 0,93 – 0,77 0,60

0,06

0,26

9,1

23,5

1 5,00

2,19

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

Aktienfonds Wachstumsmärkte Global º Das Wachstum bleibt überproportional  Stewart Investors Global EM Sustainable  Templeton BRIC

ISIN Fonds Die fünf Besten GB00B64TS881 Stewart Investors Global EM Sust. GB0033873919 Stewart Invs Global EM Leaders LU0048575426 Fidelity Funds - Emerging Markets LU0160155395 RAM (Lux) SF-EM Equities LU0040507039 Vontobel Fund EM Equity DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0229945570 Templeton BRIC

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ – 8,4 – 3,2 – 8,9 – 14,0 – 5,1 – 16,9

13,1 9,6 14,6 7,2 5,5 – 1,2

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

46,1 374 4,00 1,72 0,19 42,1 3.094 4,00 1,57 0,18 26,8 3.695 5,25 1,94 0,05 30,5 2.058 2,00 1,79 neg. 32,6 4.092 5,00 2,10 neg. – 0,1

0,40 0,35 0,00 0,03 0,04

neg.

neg.

– 18,9 – 14,2 – 24,0

598 5,75

2,49

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 07. Juni 2016

58 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016


Im Gespräch mit RenÊ Sapper, AIF

° GELDANLAGE

Die Alternative zu Alternatives Der Erfolg des PAM Alpha Fund UCITS beim diesjährigen Alternative Investments Award kommt nicht von ungefähr, er dokumentiert anschaulich, wie wichtig es ist, eine liquide und transparente Anlagestrategie zu verfolgen, wenn nachhaltig Alpha erzielt werden soll. GELD °

Herr Sapper, Sie haben jahrelang als

Anlageberater gearbeitet, bevor Sie als Produktentwickler in die Fondsindustrie gingen. Welche GrĂźnde waren fĂźr diesen Schritt ausschlaggebend?

RENE SAPPER: Ich bin diesen Schritt vor rund 15 Jahren gegangen, also noch einige Zeit vor dem Beginn der fortwährenden und immer noch ungelĂśsten europäischen Bankenkrise aus dem Jahr 2008. In meiner Tätigkeit als Anlageberater fand ich mich immer wieder mit Anlageportfolios konfrontiert, die keine nachhaltige Wertsteigerung erzielten und unzufriedene Investoren hinterlieĂ&#x;en. Die Tatsache, dass Buy-and-Hold in den meisten Portfolien dominierte und Investoren trotz der Krisen in 2000 und 2008 selten Long-Short Strategien wählten, machte mich damals stutzig. Zu dem gesellte sich das neue Phänomen der teilweise oder vĂślligen Illiquidität von Anlagen (Hedge-Fonds, Immobilien-Fonds u.a.m.) dazu. Illiquide VermĂśgenswerte finden sich noch heute in vielen Wertpapierdepots. Weshalb haben Sie sich fĂźr eine Managed Futures-LĂśsung entschieden und nicht nach anderen Ansätzen im Umfeld traditioneller Assets gesucht?

Meine Vorstellung war es von Anfang an, Produkte zu entwickeln, die Investoren einen echten Mehrwert im Portfoliokontext liefern kÜnnen und nicht nur danach streben, hin und wieder eine Benchmark zu schlagen. Hierfßr war es aber wichtig, die o.a. Risiken der Krisenjahre zu vermeiden bzw. durch reale Diversifikation abzumildern. Hierfßr brauchte es eine Strategie, die auf steigende und auf fallende Märkte setzen kann, mit den Märkten sehr wenig korreliert, tägliche Liquidität bietet und maximale Transparenz gewährleistet. Was sind in diesem Zusammenhang die Eckpfeiler ihrer Philosophie und in welchen Produkten wurde sie umgesetzt?

Eckpfeiler sind zum einen Flexibilität, Liquidität und Transparenz des Produkts sowie volle Automation und Systematik im Trading unter Ausschluss von Emotionen (Angst, Gier). Ein UCITS-Fonds stellt fßr uns dabei eine ideale Produktkarosserie dar und wir als Asset Manager ergänzen die passende Motorisierung in Form einer Handelsstrategie, die unsere Philosophie unterstßtzt. Der Investor erhält damit ein leicht verständliches, transparentes, täglich bewertetes Produkt mit attraktivem Ertrags-Risiko-Verhältnis. Investoren kÜnnen zwischen

HISTORISCHE PERFORMANCE DER PAM ALPHA STRATEGIE !"

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dem PAM Alpha Fund (Long/Short S&P 500Ž) und dem PAM Long Only Fund (Long/Cash S&P 500Ž) wählen. Beide Fonds sind Antizykliker (Contrarian-Approach) und unterstßtzen gezielt die Portfolio-Diversifikation. Wie sieht die Handelsstrategie des PAM Alpha Funds (L/S) aus?

Der PAM Alpha Fund (L/S) investiert in den S&P 500ÂŽ Index. Hier werden systematisch kurzfristige Ăœbertreibungsphasen im Index identifiziert. Signalisiert die Strategie steigende Märkte wird „Long“ investiert, signalisiert sie fallende Märkte wird „Short“ investiert. Die Signalstärke entscheidet Ăźber die GrĂśĂ&#x;e der Marktpositionen – kein Signal, keine Position. Die Halteperiode eingegangener Positionen ist relativ kurz und beträgt im Mittel fĂźnf Tage. Handelssignale werden täglich nach BĂśrsenschluss neu berechnet. Im Handelsverlauf kĂśnnen aufgelaufene Gewinne systematisch Ăźber ein Profit-Lock-in zum Teil oder zur Gänze realisiert werden. Eine Stopp-Loss Funktion schĂźtzt im Handelsverlauf vor stärkeren RĂźckschlägen. Welchem AnlegerbedĂźrfnis kommt der Fonds aus Ihrer Sicht speziell entgegen?

Der Fonds ist ein Diversifikationsinstrument erster Gßte. Er korreliert historisch mit keiner anderen Anlageklasse. In der Bankenkrise hat die Fondsstrategie ihre Hedge-Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Wir von AIF haben eine Vorliebe fßr volatile Märkte und in herausfordernden Zeiten, wie jetzt, empfehlen wir eine Beimischung des PAM Alpha Funds von mindestens zehn Prozent. Fßr institutionelle Investoren, Family Offices, Pensionskassen und Privatbanken ist der Fonds zur PortfolioDiversifikation bestens geeignet. www.pam-alpha.li

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN °

59


aktienPanorama norwegen

Land des Monats

ECKDATEN (Königreich Norwegen)

tierte Kranhersteller Palfinger hat Ende Mai die größte Akquisition seiner Unternehmensgeschichte bekannt gegeben. Die Salzburger haben, vorbehaltlich der Zustimmung der zuständigen Behörden, die norwegische Herkules Harding Holding AS und somit die auf Rettungsausrüstung und Lifecycle-Services für maritime Einrichtungen und Schiffe spezialisierte Harding Gruppe vollständig übernommen. Das vormals im Eigentum des Private Equity-Fonds Herkules stehende Unternehmen mit Hauptsitz im norwegischen

Seimsfoss beschäftigt rund 800 Mitarbeiter und erwirtschaftete im Vorjahr Umsätze in der Höhe von etwa 140 Millionen Euro. Der Marinebereich von Palfinger wird durch die Übernahme sein Geschäftsvolumen nahezu verdoppeln und künftig mit über 300 Millionen Euro deutlich mehr als 20 Prozent des Konzernumsatzes verantworten. „Mit Harding kommt Palfinger seinem strategischen Ziel, ein integrierter Marine-Deckausrüster mit weltweiten Servicestandorten zu sein, einen großen Schritt näher“, heißt es in einer Aussendung des Unternehmens.

Starke Worte ´´

„Wir wechseln innerhalb

weniger Wochen von Marktverhältnissen, die sich wie das Ende der Welt anfühlen, zu solchen, in denen es heißt: Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen.“

„Der gefühlte Leidensdruck der

Anleger sorgt offenbar dafür, dass sie sich mit Alternativen für ihre Geldanlage beschäftigen.“ Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investments, kommentiert das kürzlich veröffentlichte

Lukas Daalder, CIO der

Ergebnis des „Union-An-

Investmentgesellschaft

lagebarometers“. Laut der

Robeco, beschreibt die

von Forsa in Deutschland

derzeit an den Märkten

durchgeführten Studie steigt die Bereitschaft

vorherrschende Volatilität

der Anleger, auch in Aktien zu investieren,

sehr treffend.

­aktuell an.

60 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

Erbmonarchie Oslo Norwegisch, Samisch König Harald V. Erna Solberg 385.186 km2 etwa 5,2 Millionen rund 13,5 pro km2 Norwegische Krone 379,9 Milliarden Euro N .no +47 1905 17. Mai Oslo, Bergen, Trondheim, Stavanger, Baerum 19 Verwaltungsprovinzen plus Spitzbergen und Jan Mayen Finnland, Schweden, Russland Galdhopiggen (2469 m)

STARKER START CA Immo. Die börsennotierte CA Immo ist stark

in das Jahr 2016 gestartet, wie das Unternehmen kürzlich in einer Aussendung bekannt gab. CA Immo verbuchte demnach in den ersten drei Monaten des Jahres eine deutliche Steigerung der Mieterlöse um 15,7 Prozent auf 40,2 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, ­Steuern und Abschreibungen (EBITDA) lag mit 28,8 Millionen Euro um 3,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Das Ergebnis aus der Geschäftstätigkeit (EBIT) betrug zum Stichtag 31. März 46,5 Millionen Euro – eine signifikante Steigerung von 84,4 Prozent. Auch für die Zukunft zeigt man sich bei der CA Immo zuversichtlich. Die kontinuierliche Steigerung der nachhaltigen Profitabilität des Unternehmens bleibt definiertes Kernziel. „In diesem Zusammenhang wird die Entwicklung von hoch qualitativen Core-Immobilien in den Kernmärkten der CA Immo als organischer Wachstumstreiber, mit Schwerpunkt Deutschland, auch in den kommenden Geschäftsjahren von zentraler Bedeutung sein“, heißt es in der Aussendung abschließend.

CrediTS: beigestellt, Archiv, Thor Jorgen Udvang/Shutterstock.com

Rekord-Akquisition. Der börsenno-

Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung BIP (Prognose 2015) Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Unabhängig seit Nationalfeiertag Größte Städte Verwaltungsgliederung Nachbarstaaten Höchste Erhebung


Im Gespräch mit Peter Seilern, Seilern Investment Management

° AKTIEN

Das Dreigestirn des Erfolgs Seilern Investment Management bietet seinen Investoren aktuell drei Investmentfonds, die in den USA, Europa und weltweit investieren – ihr gemeinsame Nenner lautet: Risikoavers in starke Wachstumstitel zu investieren, die langfristig kontinuierlichen Ertrag liefern. Resultate unserer Fondsperformance erkennen lassen. Darin liegt auch die größte Chance für Investoren: Veranlagungen in die seit fast drei Jahrzehnten erprobten Investmentlösungen von Seilern I.M. zu tätigen und damit an den Erfolgen der besten Unternehmen weltweit teilzuhaben sowie dabei gleichzeitig die notwendigen Erträge einzufahren.

GELD ° Herr Seilern, aktuell stehen dem

Seilern-Investor drei Fonds zur Verfügung, die nach vergleichbarem Managementstil drei Weltregionen abbilden. Inwieweit ergänzen sich die Regionen: Welt, Europa und Amerika?

PETER SEILERN: Unser Investmentstil ist überregional und vom Ansatz her ident. Unsere Zielvorgabe ist es – definiert nach Qualitätskriterien und Wachstumsfähigkeit –, stets die besten Unternehmen zu finden. Wesentlich festzuhalten ist: wir investieren in keine „Emerging Markets“; tatsächlich suchen wir ausnahmslos nach Unternehmen, deren Aktienpreise von unternehmerischen Qualitäten und Wachstumsperspektiven getragen werden und nicht von möglichen Aussichten auf Risikoprämien, die von der lokalen Politik des jeweiligen Landes abhängig sind, wie dies Börsen in Schwellenländern bieten.

Sie agieren generell benchmarkunabhängig.

Peter Seilern, Vorstand Seilern Investment Management

tragslücken darniederliegender Anleihemärkte zu kompensieren. Wie entwickeln sich die Fonds und welche Chancen und Risiken weisen sie aktuell auf?

Hat sich ein Investor für ein Engagement in Ihre Investmentstrategien entschieden, wählt er in der Regel eine Region aus oder eher

CREDIT: beigestellt

einen Mix aus zwei oder drei Regionen?

Das hängt grundsätzlich vom Typus des Investors ab und davon, ob er bereits geografisch allokiert ist und sich gegebenenfalls explizit für einen amerikanischen oder europäischen Anteil entscheidet. Wer die ganze Welt als Investitionsuniversum sieht, findet im „World Growth Fund“ die absolut besten Möglichkeiten vor. Allen Seilern Fonds gemeinsam ist die Ausrichtung auf sehr langfristige Engagements. Vorzeitige Verkäufe sind selten. Seilern Fonds werden von namhaften Investoren bevorzugt; diese reflektieren gleichsam die Qualität unserer Investments. Einen wichtigen Anteil unserer Investoren stellen Pensionsfonds dar, die erkannt haben, dass Veranlagungen in Wachstumswerte über lange Investitionszeiträume hinweg wesentlich dazu beitragen, entstandene Er-

Die Seilern Stryx Fonds wachsen kontinuierlich und ihre Performance ist ausgezeichnet. Trotz verhaltener Märkte haben sich fast alle unsere Fonds besser entwickelt als deren Benchmarks und bei geringem Risiko hohe Verzinsungen eingefahren. Unsere hervorragenden „Absolute- und Relative-Returns“ bilden dies konstant ab, das ist wie maßgeschneidert für die Bedürfnisse von Pensionsfonds und Lebensversicherungen. Denn aktuell ist das größte Risiko in Bezug auf die relative Performance festzustellen. Ein Umstand, der auf den wieder erwachten Optimismus beziehungsweise auf das aktuelle Wirtschaftswachstum zurückzuführen ist. Wenn Investoren vermuten, dass sich eine starke Erholung anbahnt, beginnen sie häufig, in Banken zu investieren und immer noch hoch verschuldete Papiere mit jeder Menge wertloser Sicherheiten zu erwerben, was wir prinzipiell vermeiden. Dem gegenüber haben unsere Analysten neue Methoden entwickelt, die die guten

Gibt es Referenzindizes, die Sie zu Vergleichszwecken heranziehen?

Wir vergleichen unsere Performance mit Benchmarks, denn wir unterstreichen damit unsere Strategie, nach der eine sorgfältige Auswahl an hoch qualitativen Wachstumsunternehmen über lange Perioden hinweg hervorragende Erträge abwirft. Übrigens, kein Index entspricht dem nächsten, es gibt auch keine strategische Relevanz zu irgendeinem bestimmten Index einer spezifischen Region. Ist der Selektionsprozess der einzelnen Zielunternehmen in allen Regionen gleich oder gibt es einen regional spezifischen Approach?

Der Selektionsprozess unterliegt unserem strengen Anforderungsprofil an Qualitäts- bzw. Wachstumskriterien und umfasst alle Regionen gleichermaßen. Unterschiedliche Regionen weisen unterschiedliche Zinsen aus, diese Unterschiede reflektieren die Diskontraten, die wir zu Bewertungen zukünftiger Ertragsströme heranziehen. Eine weitere Aufgabe ist die Sicherstellung einheitlicher Bewertungskriterien regionaler Bilanzierungsstandards. Es gibt immer wieder Unternehmen, die dazu neigen, ihre Bilanzen zu schönen; es ist für uns von essenzieller Bedeutung, regional unabhängig sorgfältig erstellte und direkt vergleichbare Bilanzdaten zu erhalten. www.seilerninvest.com

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN °

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aktien ° Börsen International

USA ° Schwaches Auftaktquartal Nach oben revidiert. Das Wachstum des US-Bruttoinlandsproduktes (BIP) im ersten Quartal 2015 wurde von 0,5 auf 0,8 Prozent angehoben. Verantwortlich für die Verbesserung waren ein stärkerer Häusermarkt (Baugenehmigungen) und eine Aufstockung der Lagerbestände, die allerdings nicht auf Dauer weitergehen kann. Ökonomen erwarten dennoch im zweiten Quartal ein BIP-Wachstum von rund zwei Prozent. Frühindikatoren wie die Einzelhandelsumsätze und höhere Häuserverkäufe deuten darauf hin. Die ISM-Indizes (Einkaufsmanagerindex) lassen ebenfalls eine Stimmungsverbesserung erwarten. Auch wieder steigende Unternehmensgewinne (im ersten Quartal +0,3 Prozent) könnten unterstützend wirken, obwohl sie im Gesamtjahr 2015 um sechs Prozent gefallen waren. Die Konsumausgaben stiegen um gute 1,9 Prozent. die Unternehmensinvestitionen sind hingegen – S&P 500 abgesehen vom Wohnbau – in allen Kategorien 2200 zurückgegegangen, Ausrüstungsausgaben gar um neun Prozent. Die Daten vom Arbeitsmarkt 2000 waren keine Überraschung – die Anzahl der neu geschaffenen Stellen bewegt sich nach 1800 wie vor um die 200.000er-Marke. Die Industrie1600 produktion im April konnte mit einem Zuwachs von 0,7 Prozent zum Vormonat die schwache 1400 Entwicklung im März nicht ausgleichen. FedChefin Janet Yellen wird es nicht leicht haben, 1200 2012 2013 2014 2015 ’16 für eine Zinserhöhung zu argumentieren. (wr)

Nahe Rekordhoch ° Der breite USAktien­index verharrt nur 1,5 Prozent unter seinem Allzeithoch. Doch die Marke von 2100 Punkten erweist sich als harter Widerstand. Angesichts kommender Risiken – US-Zinserhöhung, möglicher „Brexit“ – ist eher mit einer Korrektur zu rechnen.

China ° Schwacher Renminbi sorgt für Freude Neue Spekulationsblase? Unter

62 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

Seitwärtstrend ° Nachdem der HSCEI auf 7500 Punkte gefallen war, konnte er sich bis auf 9300 Punkte erholen. Von da an ging es wieder bergab, um bei 8400 Punkten erneut nach oben zu drehen. Die Widerstandszone zwischen 9500 und 10.000 Punkten bleibt ’16

noch unüberwindlich.

creditS: Lipper

Hang SenG chinesischen Börsianern sorgte der schwache Renminbi für Freude: Dieser sank zuletzt auf 28.000 den schwächsten Wert zum Dollar seit 2011. Das kommt den vielen chinesischen Export26.000 firmen zugute. Hauptgrund war die Rede von 24.000 US-Notenbankchefin Janet Yellen, in der sie eine graduelle Zinsanhebung in Aussicht stell22.000 te. Für zusätzliche Freude sorgte in China die 20.000 baldige Aufnahme von in Yuan denominierten Festlandsaktien („A-Aktien“) in die Aktienindi18.000 2012 2013 2014 2015 zes von MSCI. Die Grundlage dafür hatten die Börsen in Shanghai und Shenzhen bereits geschaffen. Davon dürften vor allem Finanzwerte profitieren, die zuletzt auch deutlich anzogen. Aufwärts ging es zuletzt auch mit dem Rohstoffbedarf der chinesischen Industrie. So ist der Preis von Eisenerz 2016 um fast 30 Prozent gestiegen. Ob die dafür verantwortlichen Faktoren jedoch nachhaltig sind, bleibt ungewiss, denn die spekulativen Aktivitäten privater Anleger an Chinas Rohstoffbörsen sind ebenfalls deutlich gestiegen. In einigen wenigen Tagen im April war das Futures-Handelsvolumen von Eisenerz höher als die Eisenerz-Gesamtjahresimporte Chinas in 2015. Auch bei Baumwolle gab es massive Spekulationen – das Baumwollkontraktvolumen an einem Handelstag war so hoch, um für jeden Menschen auf der Erde eine Jeans zu produzieren. Das erinnert fatal an die Spekulationsblase, die 2015 geplatzt ist. (wr)


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Börsen International   AKTIEN

europa ° Wachstum niedrig, aber robust Steht der „Brexit“ bevor? Die deutsche Wirtschaft als Zugpferd Europas bleibt

Volatil seitwärts ° Der Euro-Aktien­ index kämpft nach wie vor hart um den Anschluss an die wichtige 3000 Punkte-Marke. Zuletzt konnte er sie wieder überwinden. Doch die Schwäche im Bankensektor und in der Industrie hält den Index weiterhin unter Druck. Bei 3100 ist meist Endstation.

trotz mauer Weltkonjunktur und Sorgen über einen EU-Abschied Großbritanniens im Aufwind. Im ersten Quartal stieg das deutsche BIP um 0,7 Prozent – so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr.Von den 19 Ländern der Eurozone schafften nur Spanien und Zypern stärkere Zuwächse. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Mai überraschend kräftig von 106,7 auf 107,7 Punkte. Auch die Konsumenten ließen sich die Stimmung nicht verderben. Das Marktforschungs­ institut GfK meldete für Juni einen Anstieg des Konsumklimaindex von 9,7 auf 9,8 Punkte. Damit könnte das Wachstum 2016 stärker ausfallen als bislang angenommen. Auch die Manager beurteilten ihre Geschäftsaussichten bereits zum dritten Mal in Folge optimistischer. Ein möglicher Brexit wird ausgeklammert, obwohl in einem solchen Fall bis 2017 Einbußen Euro Stoxx 50 von bis zu 45 Milliarden Euro drohen. Großbritannien ist nach den USA und Frankreich der 3800 drittwichtigste Absatzmarkt für Deutschland. 3600 3400 Und hier zeigt sich dann doch größere Vorsicht: 3200 Eine Handelskammer-Umfrage unter 24.000 3000 deutschen Firmen zeigt, dass Unternehmen 2800 skeptischer auf ihr Exportgeschäft blicken. Den2600 noch steckten Unternehmen zwischen Jänner 2400 und März 1,9 Prozent mehr Geld in Maschinen 2200 und Anlagen. Das ist der stärkste Zuwachs seit 2000 2012 2013 2014 2015 ’16 einem Jahr. (wr)

japan ° An Rezession vorbeigeschrammt Nikkei 225

Lustlos seitwärts ° Der Nikkei-Index konnte sich bis auf 17.500 Punkte erholen. Seither geht es volatil auf- wie auch abwärts. Die Unterstützung bei 16.000 Punkten hat bisher gehalten – wird sie nach unten durchbrochen, droht ein neuerlicher Rückgang auf 15.000 Punkte.

kräftiges Wachstum. Der japani­

schen Wirtschaft blieb dank kauffreudiger Verbraucher eine Rezession erspart. Das BIP 20.000 stieg von Jänner bis März um annualisiert 1,7 18.000 Prozent. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet. Die nach den 16.000 USA und China drittgrößte Volkswirtschaft der 14.000 Welt war im Vorquartal noch um 1,7 Prozent 12.000 geschrumpft. Neben dem privaten Konsum tru10.000 gen steigende Exporte zu der Erholung bei. Doch Ökonomen warnen: „Wenn man sich 8.000 2012 2013 2014 2015 ’16 die Details ansieht, dann gibt es immer noch beunruhigende Bereiche, wie etwa die In­ vestitionen“, sagte Ayako Sera, Marktstratege bei Sumitomo Trust and Banking. Experten raten Ministerpräsident Shinzo Abe deshalb dringend davon ab, die Mehrwertsteuer weiter zu erhöhen. Abe hatte die Steuer 2014 von fünf auf acht Prozent angehoben, was zu einer Rezession führte. Deshalb wurde bislang die zweite Anhebung auf zehn Prozent verschoben. Abe will dies aber im kommenden Jahr nachholen. Dabei entwickelt sich der überraschend starke Yen wieder als Belastungsfaktor. Einem Bericht der Wirtschaftszeitung „Nikkei“ zufolge drohen den 25 größten Exportunternehmen Japans wegen des Yen-Anstiegs Gewinnrückgänge von rund 8,15 Milliarden Euro. Die Zentralbank hatte die Geldschleusen zur Stimulierung der Konjunktur nicht weiter geöffnet und damit die Erwartungen der Märkte enttäuscht. (wr)

Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 63


aktien ° Anlagetipps

Börsen im Seitwärtstrend gefangen Bei der Frage, warum die meisten Börsen der Industriestaaten kaum vom Fleck kommen, spielt neben politi­ schen Risiken (Griechenland, Brexit) die schwache Entwicklung der Unternehmensgewinne die Hauptrolle. Doch liegt dies an einer Schwäche der Firmen an sich? Wolfgang Regner

B

ei einem Blick hinüber nach Deutsch­ land, immerhin Europas größte Volks­ wirtschaft, zeigen sich weitgehend keine Schwächen bei den Unternehmen, auch wenn die Ausblicke für 2016 und 2017 zum überwiegenden Teil nicht besonders opti­ mistisch sind. Eine Studie der Beratungsge­ sellschaft EY (Ernst & Young) zeigt, dass vor allem die Abkühlung der Weltkonjunktur und die ­Euro-Stärke die im Deutschen Ak­ tienindex (DAX) enthaltenen Unternehmen ausgebremst haben. Und diese Faktoren werden weiterhin für Umsatz- und Ergebnisbelas­tungen sorgen. Zwar stieg der operative Gewinn der 29 DAX-Konzerne, die bisher Zahlen für das erste Quartal vorgelegt haben, um zusam­ mengerechnet 7,1 Prozent auf 31,2 Milliar­ den Euro, die Abkühlung der Weltkonjunk­ tur und der wieder stärkere Euro drückten aber auf die Umsätze, die kumuliert gerech­ net um 3,4 Prozent auf insgesamt 284,7 Mil­ liarden Euro zurückgingen.

Spitzenreiter beim operativen Gewinn war EY zufolge die Deutsche Telekom, die dank des Verkaufs eines britischen Tochter­ unternehmens und guter US-Geschäfte ih­ ren Gewinn auf 4,5 Milliarden Euro ver­ dreifachen konnte. Auf Rang zwei folgte der Versicherungsriese Allianz mit 2,8 Milliar­ den Euro. Exportorientierte Unternehmen beka­ men den Gegenwind in vielen Regionen der Welt zu spüren. In Asien verharrten die Umsätze auf Vorjahresniveau, in den USA ging es EY zufolge nur noch um vier Pro­ zent aufwärts. Im Vorjahr war der US-Um­ satz der DAX-Konzerne noch um fast ein Viertel gestiegen. Der wieder stärkere Euro fiel als „Umsatzturbo“ aus. Im vergangenen Jahr hatte die Schwäche der Gemeinschafts­ währung den Konzernen EY zufolge durch Umrechnungseffekte ein Umsatzplus von 50 Milliarden Euro beschert. Angetrieben wurden die Geschäfte von der Konsumfreu­ de der Verbraucher in Deutschland – dank

niedriger Zinsen und steigender Reallöhne. Davon profitieren aber vor allem der Han­ del und die Dienstleistungsbranche. Ein interessantes europaweites Phäno­ men zeigte sich in der Finanzbranche. Die Hoffnung auf bald wieder steigende Zinsen hat die Laune der leidgeprüften Aktionäre etwas aufgehellt. Denn dann sollten sich als­ bald die mickrigen Nettozinsmargen wieder deutlich erholen können. Spekulative Anle­ ger steigen etwas tiefer bei ING Groep oder der Allianz ein. Nicht erfreulich ist, dass sich in den USA das dritte Quartal in Folge mit schwa­ chen Gewinnen und Cashflows abzeichnet. Die letzten drei Phasen von US-Gewinnre­ zessionen, die in den vergangenen 50 Jahren durch die Kombination aus taumelnden Öl­ preisen und einem starken Dollar ausgelöst wurden, dauerten nur zwei Quartale an. Und die „Energiedividende“ ist bisher eine Chimäre geblieben – die US-Konsumenten halten sich dieses Jahr deutlich zurück.

In der Garage gestartet, wurde die US-Bekleidungsfirma zum drittgrößten Sportkonzern weltweit. Vor 20 Jahren gegründet, wagte Gründer und CEO Kevin Plank mit 20 Millionen Dollar Jahresumsatz den Sprung aufs Parkett. Mittlerweile liegen die Umsätze bei 3,96 Milliarden Dollar und der Gewinn bei 240 Millionen Dollar (2015) – bei einer Gewinnrendite von 5,7 Prozent. Im Startquartal hat der Sportkonzern jetzt noch einmal einen draufgelegt. Der Umsatz kletterte um 30 Prozent auf 1,05 Milliarden Dollar. Im Gegenzug schoss der Gewinn um fast zwei Drittel nach oben. Das war das 24. Quartal

64 ° GELD-MAGAZIN – juni 2016

in Folge, dass Under Armour ein Wachstum von mehr als 20 Prozent hingelegt hat. Mit dem rasanten Wachstum hat das Unternehmen Puma bereits vom dritten Rang der größten Sportkonzerne verdrängt. In den USA hat die Marke sogar schon dem Branchenriesen Adidas den Rang abgelaufen und ist nach Nike der erfolgreichste Sportkonzern. Im Rest der Welt ist die Firma aber noch relativ unbekannt. Daher hat sich Under Armour die Auslandsexpansion als nächstes Ziel gesetzt. Besonders stark entwickelte sich zuletzt das Schuhgeschäft, das mittlerweile für ein Viertel der Umsätze sorgt.

Für 2016 verspricht CEO Plank einen Umsatz von fünf Milliarden Dollar – ein Zuwachs von einem Viertel. Allerdings liegt das aktuelle KGV bei 55, 2017 erwartet immer noch bei 39. Kauf bei Korrektur auf 28 bis 29 Euro, Stopp-Kurs bei 24,78 Euro. ISIN US9043111072  Börse Frankfurt (Xetra)

charts: onvista.de

Under Armour ° Nike auf den Fersen


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Anlagetipps   aktien

3M ° Innovationsweltmeister Zu den absoluten Dividendenspezialisten ge­ hört der US-Konzern 3M. Ohne Unterbrechung zahlte er in den vergangenen 98 Jahren Divi­ denden an die Aktionäre aus – für 2015 zum 58. Mal in Folge gesteigert. 3M ist ein Tradi­ tionsunternehmen und gleichzeitig eines der innovativsten Unternehmen der Welt – ein Mischkonzern mit 31 Milliarden Dollar Um­ satz, der rund 60.000 Produkte für den Alltag, die Arbeitswelt wie auch für Medizin und Tech­ nik anbietet. Mit intensiver interdisziplinärer Forschung und 45 eigenen Technologieplatt­ formen gilt 3M als Weltmeister der Produkt-

Neuentwicklungen.Trotz schwächelnder Nach­ frage im Industrie- und Elektronik-Geschäft ist 3M mit mehr Gewinn ins Jahr 2016 gestartet – mit einem Überschuss von 1,3 Milliarden Dollar und damit rund sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dazu trugen höhere Erlö­ se der Sparten für Gesundheit und Sicherheit bei. Beim Umsatz musste 3M jedoch Einbußen hinnehmen: Er schrumpfte wegen des starken Dollar um zwei Prozent auf 7,4 Milliarden Dol­ lar. Dennoch wurde die Rentabilität verbessert, der Barmittelzufluss erhöht und die Margen um einen vollen Prozentpunkt gesteigert.

Für das laufende Jahr peilt 3M einen Gewinn von 8,10 bis 8,45 Dollar je Aktie an. Der Umsatz soll organisch und in Landeswährunge um ein bis drei Prozent zulegen. Dazu kommt eine Dividendenrendite von fast drei Prozent. Kauf bei rund 135 Euro. ISIN US88579Y1010  Börse Frankfurt (Xetra)

Günstiges Betongold ° Grand City Properties

Die Bilanzdisziplin wurde mit einer Eigenkapitalquote von 40 Prozent zu Ende des ersten Quartals 2016 aufrechterhalten. Das Unternehmen ist auf einem guten Weg, seine Jahresziele zu erreichen. Kauf bei 16,50 Euro, Stopp Loss bei 12,78 Euro. ISIN LU0775917882  Börse Frankfurt (Xetra)

Grand City Properties (GCP) ist ein Immobilien­ unternehmen mit dem Schwerpunkt auf Wohn­ immobilien in Deutschland. Der Großteil des Wohnungsbestands befindet sich in Nord­rheinWestfalen in den Städten Köln, Düssel­dorf, Dortmund und Essen. Weitere Bestände befin­ den sich zudem in Bielefeld, Braunschweig und Berlin. Erweiterungen des Portfolios stehen für die Räume Nürnberg, Mannheim, Dresden und Kiel an. Dabei übernimmt GCP alle Aspekte des Wohnungsankaufs und des Wertsteigerungs­ managements. GCP geht es um einen lang­ fristigen Bestand, bei dem Teile des Portfolios,

das aus über 18.000 Wohneinheiten besteht, nur bei überdurchschnittlichem Veräußerungs­ gewinn abgetreten werden. Die Q1-Ergebnisse sind deutlich gestiegen – getrieben durch das Wachstum der Mieteinnahmen (+54 Prozent auf 101 Millionen Euro). Das Ergebnis lag im Einklang mit den Analys­tenprognosen und setzte die starke Dynamik des Jahres 2015 fort. So wurde das Wachstum durch niedrigere Leerstandsraten (10%) und höhere Kaltmieten (Ø 5,3 Euro/m²) unterstützt. Die Funds-FromOperations (FFO I) stiegen um 50 Prozent auf 38 Millionen Euro.

Straumann ° Medizintechnik aus der Schweiz Hochwertige Produkte setzen sich auch trotz des teuren Franken in aller Welt durch. So wie bei Straumann, ein international führender An­ bieter von Dentalimplantaten, dessen Implan­ tatsystem dank ausgezeichneter klini­scher Resultate zu den am meisten dokumen­tierten Implantatsystemen der Welt zählt und in über 70 Ländern verkauft wird. Weiters entwickelt Straumann CADCAM-Prothetik für Zahnersatz und Zahnerhaltungslösungen sowie Produkte für die Geweberegeneration bzw. zur Verhinde­ rung von Zahnverlusten. 2015 erzielte Strau­ mann einen Rekordumsatz von 800 Millionen

Franken (+19%). Der Nettogewinn brach dage­ gen wegen eines Sonderaufwands im Zusam­ menhang mit der Neodent-Übernahme um mehr als die Hälfte ein. Viel wichtiger ist aber, dass Straumann die Franken-Aufwertung mit Sparmaßnahmen kompensieren konnte. Der operative Gewinn (EBIT) kletterte um 25 Pro­ zent auf 186 Millionen Franken. Die operative Marge hat sich nach Sondereffekten sogar von 20,9 auf 21,6 Prozent verbessert. Für dieses Jahr hat Straumann ein Umsatzwachstum von etwa fünf Prozent angekündigt. Gleichzeitig soll die operative Marge verbessert werden.

Ziel ist es, Zahnärzte und Dentallabore für alle Arbeitsprozesse mit Werkzeugen auszustatten. Mit Neodent hat sich Straumann im wachstumsstarken Billigsegment positioniert. Kauf bei 295 Euro, Stopp bei 247,8 Euro. ISIN CH0012280076  Börse Frankfurt (Xetra)

juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 65


aktien ° Österreich

Politische Börse Alle Augen sind auf die Zinsanhebung der Fed und die Brexit-Abstimmung in Großbritannien gerichtet. Je nachdem, wie die momentane Nachrichtenlage gerade ausfällt, wird die Börse nach oben getrieben oder nach unten gedrückt. Bei einzelnen Aktien kann man durch die hohe Volatilität günstig zum Zug kommen. Mario Franzin nternationale Einflüsse bestimmen der­ zeit auch den Trend an der Börse Wien. Während innerhalb der EU trotz der expan­ siven Geldpolitik der Europäischen Zentral­ bank (EZB) die Wirtschaft weiter dahinstot­ tert und die Arbeitslosenrate auf hohem Ni­ veau verharrt, dreht sich das Geschehen um die zu erwartetende weitere Zinsanhebun­g in den USA und um den Rohölpreis, dessen Überschreiten der 50 Dollar-Marke als Zei­ chen für eine aussichtsreichere Entwicklung der Weltkonjunktur steht. Hinzu kommt das Referendum in Großbritannien (Brexit) am 23. Juni, das noch für einige Volatilität an den Börsen sorgen wird. Rohölpreis stützt Rohstoffwerte Anfang Juni verabschiedeten sich die Teilnehmer des OPEC-Treffens in Wien ohne eine neue Vereinbarung hinsichtlich einer Kürzung der Rohöl-Förderung. Der Preis für das „schwarze Gold“ sackte da­ raufhin aber nicht ab, sondern kletterte über die 50 Dollar-Marke – auch etwas unter­ stützt durch den leicht schwächeren Dollar. Vom Anstieg des Ölpreises profitierten

OMV und SBO bislang weniger, als zu er­ warten wäre. Im Monatsvergleich macht das Kursplus bei der OMV lediglich zwei Pro­ zent aus, SBO liegt über diesen Zeitraum gar bei minus 3,4 Prozent. Grund für den schwachen Kursverlauf ist bei der OMV die enge Kooperation mit der russischen Gaz­ prom – das geht über eine potenzielle Betei­ ligung an sibirischen Gasfeldern bis hin zum gemeinsamen Bau der North StreamPipeline. Vielen Anlegern ist noch das 2013 gescheiterte Projekt Nabucco-Pipeline im Gedächtnis. Außer Spesen war nichts gewe­ sen. Bei der Kooperation mit Gazprom liegt der Fall anders: Hier wird ein Asset-Deal er­ wartet, da die OMV die Beteiligung in Sibi­ rien nicht bar bezahlen kann. Also bleibt es spannend. Die beiden Großaktionäre ÖIAG und IPIC verlängerten vor Kurzem ihren Syndikatsvertrag, wobei IPIC für die OMV die Werbetrommel rührte und meinte, dass sie von der OMV in Zukunft hohe Profite erwarte. Analysten sind noch skeptisch, die Kursziele liegen etwa zwischen 20 und 23 Euro und damit unter dem aktuellen Kurs von 25,50 Euro.

Austrian Traded index (ATX) Seitwärts. Der ATX ist nach dem Tief im ­Februar bei 2000 Punkten in eine TradingRange zwischen 2180 und 2320 Punkte eingeschwenkt. Tendenziell zeigt der Leitindex der Wiener Börse leicht nach oben, doch die Unsicherheit um die Brexit-Abstimmung lässt die Aktienkurse je nach gerade vorherrschender Stimmung stark schwanken. Aufgrund der relativ stabilen Gewinnentwicklungen der Unternehmen kann man von kurzzeitigen Einbrüchen über Abstauberlimits profitieren.

66 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

Hochzeit im Bankensektor Am 10. Mai veröffentlichte die Raiff­ eisen Bank International (RBI) nicht nur ih­ ren Quartalsbericht, in dem sie einen An­ stieg des Konzernergebnisses von 83 auf 114 Millionen Euro zum Besten gab, sie verkün­ dete im gleichen Atemzug auch die geplante Fusion mit ihrer Muttergesellschaft RZB. Daraufhin kippte der Aktienkurs der RBI innerhalb von drei Tagen von 13,50 auf 11,20 Euro. Analysten passten ihre Kursziele etwa nach unten an. Sie lauten jetzt zwischen 12 Euro (Berenberg Bank) und 18 Euro (Erste Bank). Bei näherem Hinsehen ist die Idee der Fusion aber nicht schlecht. Es entsteht ein Bankinstitut mit einer Bilanzsumme von rund 250 Milliarden Euro, eine Verbesse­ rung beim Zugang zum Kapitalmarkt sowie weitere Kosteneinsparungen durch Syner­ gieeffekte. Für langfristig orientierte Inves­ toren ist die RBI-Aktie interessant, zumal der Buchwert je Aktie bei gut 29 Euro liegt, beim aktuellen Börsekurs von 12 Euro. spannung bei AT&S Wer sich noch erinnern kann: Der Kurs des Leiterplattenherstellers AT&S stieg in den Jahren 2009 und 2010 (SmartphoneBoom) von 2,50 auf 18,40 Euro! Dann folgte die Entscheidung, in China um 500 Millio­ nen Euro neue Werke zu bauen. Das war für die Aktionäre der Beginn einer Dürreperio­ de. Der Aktienkurs gab bis Mitte 2013 auf 6,20 Euro nach. Denn Investitionen bedeu­ ten vorerst einen Gewinnrückgang. Doch AT&S konnte mit dem Kerngeschäft die ­Kosten gut kompensieren und schraubte den Gewinn bis zum Geschäftsjahr 2014/15 auf 69,3 Millionen Euro, der Kurs legte wie­ der bis auf 16 Euro zu. Parallel zur Wachs­

Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse

I


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Österreich   AKTIEN

Agrana ° Negatives Währungsergebnis schmälerte den Gewinn 2016/17 soll besser werden. Agrana

ISIN

tumsabschwächung in China und Rückgän­ gen beim iPhone-Absatz machten den Kurs der AT&S gegenüber einem Rückgang vul­ nerabel. Derzeit notiert die Aktie bei 11,50 Euro und einem für 2016/17 erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,7. Das ­erste Werk in Chongqing ist bereits im April dieses Jahres angelaufen, das zweite soll die Produktion Anfang 2017 aufnehmen. Im Geschäftsjahr 2017/18 sollte der Umsatz die Milliarden Euro-Marke knacken und das Unternehmen einen Gewinn von knapp 60 Millionen Euro erwirtschaften (auf aktueller Kursbasis ein KGV von 7,8). Der Aktienkurs dürfte sich bis dahin etwa verdoppeln. FACC: Unruhe im Unternehmen Wer bei FACC auf einen Turnaround spekulieren will, hat sich in den vergangenen Wochen einige Aktien unter fünf Euro ge­ kauft – aber eher zum Spaß. Das bodenstän­ dige Unternehmen mit Know-how in der Verbundstoff-Verarbeitung verlor Ende 2015 rund 50 Millionen Euro durch einen sogenannten Fake President Incident. Die Finanzchefin musste gleich gehen. Vor­ standsvorsitzender Walter Stephan wurde nun fünf Monate später, Anfang Juni, vom Aufsichtsrat fristlos entlassen. Daraufhin verabschiedete sich Aufsichtsrat Gregory Peters, woraufhin etwaige Proble­me mit dem Großkunden Boeing kolportiert wur­ den. Der Vorteil der ganzen Misere ist, dass die Aktie der FACC derzeit günstig ist. Im­ merhin konnte 2015 der Umsatz um elf Pro­ zent auf 588 Millionen Euro gesteigert wer­ den und das operative Ergebnis (vor Einmal­ effekten) beläuft sich auf 18,6 Millionen Euro. Für heuer wird ein Gewinn von etwa 23 Millionen Euro erwartet, was ein äußerst günstiges KGV von 9,3 ergebe.

Kurs (09.06.2016)

konnte 2015/16 den Umsatz mit 2,48 Milliarden Euro stabil halten, das EBIT stieg um sechs Prozent auf 129 Millionen Euro. Der Nettogewinn gab aufgrund negativer Währungsergebnisse von 84,6 auf 80,9 Millionen Euro nach. Die Dividende wird auf vier Euro erhöht (Rendite von 4,35 Prozent). Heuer will Agrana sowohl den Umsatz als auch das EBIT um fünf bis zehn Prozent steigern. Die jüngste Erholung bei den Zuckerpreisen kommt dem entgegen. Analysten erwarten für heuer einen Gewinn von gut 100 Millionen Euro, was einer Rendite auf das Aktienkapital von 7,8 Prozent entspricht. Die Kursziele liegen zwischen 96 und 109 Euro.

AT0000603709 88,36 € KGV 2016/17 e

12,6

Marktkap.

1,29 Mrd. € KGV 2017/18 e

10,5

Umsatz 2016/17 e

2,57 Mio. € KGV 2018/19 e

10,1

Buchwert/Akt. 2016/17 e 83,34 € Dividende 2016/17 4,52 %

Lenzing ° Nach Langem wieder Preissteigerungen möglich

starkes Quartal. Obwohl die Baumwoll­

preise im März ein Tief markierten, konnte Lenzing Preiserhöhungen bei seinen Fasern durchsetzen. Damit fiel nicht nur der Umsatz im ersten Quartal mit 512,8 Millionen Euro um 8,1 Prozent höher aus, das Nettoergebnis konnte sogar um 165 Prozent auf 44,1 Millionen Euro gesteigert werden. Die Analysten der Erste Bank hoben daraufhin die Gewinnerwartungen für 2016 auf 165 Millionen Euro, was einem KGV von 13,2 entspricht. Bei der Dividende wird mit einer Anhebung auf rund 2,30 Euro je Aktie (Rendite: 2,78 ) gerechnet. Das sollte den Aktienkurs trotz des Anstieges seit 2014 um 100 Prozent weiter unterstützen.

ISIN AT0000644505 Kurs (09.06.2016)

86,00 € KGV 2016 e

12,4

Marktkap.

2,22 Mrd. € KGV 2017 e

11,3

Umsatz 2016 e

2,09 Mrd. € KGV 2018 e

9,9

Buchwert/Akt. 2016 e

48,16 € Dividende 2016 e 3,22 %

Strabag ° Konzentration auf EBIT-Marge

unspektakulär. Bei Strabag sank die

ISIN Kurs (09.06.2016) Marktkap. Umsatz 2016 e Buchwert/Akt. 2016 e

Bauleistung im ersten Quartal um neun Prozent auf 2,26 Milliarden Euro, der saisonale Jahresverlust fiel mit 117 Millionen Euro in der gleichen Höhe wie im Jahr zuvor aus. Für das Gesamtjahr erwartet Strabag eine Bauleistung wie 2015 (14,3 Milliarden Euro) und eine leichte Verbesserung der EBIT-Marge. Unterm Strich sollte dies zu einem Gewinnanstieg von 156 auf etwa 220 Millionen Euro führen. Die Steigerung der Profitabilität auf Kosten der Bauleistung kommt nicht von ungefähr. 2017 läuft der Syndikatsvertrag der vier Hauptaktionäre aus, wobei Verkaufsabsichten von Anteilen kolportiert werden.

AT000000STR1 28,40 € KGV 2016 e

12,4

3,24 Mrd. € KGV 2017 e

11,9

13,18 Mrd. € KGV 2018 e

11,8

30,94 € Dividende 2016 e 3,42 %

Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 67


aktien ° Deutschland

Zwischen Sommer-Rally und Lethargie Das Umfeld für die Aktienmärkte sorgt für Verwirrung. Brexit-Ängste bremsen die Märkte. Gleichzeitig ­befeuert das Hinausschieben der US-Zinserhöhung die Kurse. Umso erstaunlicher war, dass der SDAX als ­erster deutscher Auswahlindex Anfang Mai neue historische Höchststände erreicht hat.

D

as war schon lange nicht da: Alle DAX-Werte im Plus! So machte der deutsche Leitindex am 7. Juni 2016 einen Sprung von rund 1,7 Prozent und schloss bei 10.287 Punkten. Damit hatte er die Verluste seit Monatsbeginn wieder ausgebügelt. Und Marktchronisten rätselten umgehend: Kommt jetzt die Sommer-Rally? Nicht unbedingt. Denn die Lage ist ­eindeutig komplizierter. Im Markt stecken nämlich auch Brexit-Ängste und Kon­ junktursorgen. Gleichzeitig festigt sich aber die Hoffnung auf eine Verschiebung der nächs­ten US-Zinserhöhung bis zum Herbst. Mit einem Plus von über drei Prozent ragte Bayer an diesem Tag der Freude heraus. Die Infineon-Aktie kletterte sogar auf den höchsten Stand in diesem Jahr. Händler verwiesen auf Spekulationen, dass sich der taiwanesische Auftragsfertiger TSMC womöglich für den Halbleiterhersteller aus Deutschland interessieren könnte. Die Adidas-Aktie kletterte überhaupt auf ein All-­Time-High – obwohl die Trikots der

Wolfgang Freisleben

deutschen Fußball-Nationalmannschaft laut Handelsblatt kaum gefragt waren. Stahl-Titel im Aufwind, Infineon mit Übernahmefantasie Angesagte Produktionskürzungen in China gaben dem Stahlpreis und den Stahlwerten wie ThyssenKrupp im DAX und Salzgitter im MDAX Auftrieb. K+S-Aktien profitieren davon, dass die Staatsanwaltschaft Kassel das seit Dezember 2015 anhängige Ermittlungsverfahren wegen versuchter Gewässerverunreinigung mangels Tatverdacht eingestellt hat. T-Mobile US will Kunden Aktien schenken, Versorger gefragt Für Gesprächsstoff sorgt die Deutsche Telekom mit einer ungewöhnlichen Aktion. Die Telekom-Tochter T-Mobile US will alle Kunden mit festen Verträgen am Unternehmen beteiligen und ihnen jeweils eine Aktie des Unternehmens schenken. „Das hat es noch nie gegeben“, sagte Unternehmenschef

dax Ausbruch möglich. Ohne Verletzung der Schlüsselunterstützungen aus dem ehemaligen Abwärtstrend (aktuell bei 10.085 Punkten), diversen Hoch- und Tiefpunkten sowie der 200-Tage-Linie (aktuell bei 10.096 Punkten) auf Schlusskursbasis wäre ein Ausbruch nach oben möglich. Dabei dürften die deutschen „Blue Chips“ die jüngsten beiden Verlaufhochs bei 10.365 bzw. 10.474 Punkten ins Visier nehmen. Erst ein nachhaltiges Abtauchen unter die 10.100 Punkte-Marke würde ein solches Positiv-Szenario in Frage stellen.

68 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

John Legere. Die Aktien der beiden Versorger RWE und E.ON waren zeitweise sogar die größten Gewinner im DAX, ohne dass es Neuigkeiten von den Unternehmen gibt. Dagegen schwächelten die Daimler-Aktien weiter, obwohl sich das Wachstumstempo bei den Verkäufen des Autobauers im Mai weiter beschleunigt hat. Fresenius zählt Finanzkreisen zufolge zu den letzten beiden Bietern für eine mil­ liardenschwere Sparte des US-Pharmakonzerns Pfizer. Die Pfizer-Sparte, die vor allem Spritzenpumpen zur intravenösen Verabreichung von Medikamenten herstellt, könnte rund 1,5 Milliarden Dollar kosten. Die Fresenius-Sparte Kabi, die in dem Bereich schon lange aktiv ist, könnte durch die Übernahme ihr Geschäft in Nordamerika deutlich ausbauen. Schaeffler neu im MDAX, SDAX mit starken Werten Im MDAX bekam die Stada-Aktie kräftigen Rückenwind, nachdem es an der Konzernspitze einen überraschenden Wechsel gegeben hat. Ein Händler meinte, der bisherige CEO Hartmut Retzlaff habe in der Wahrnehmung der Börse in der Vergangenheit Übernahmeversuche bei Stada eher gebremst. Wie von Experten erwartet, wird der Autozulieferer Schaeffler den Kassensys­ temhersteller Wincor Nixdorf im Index für die mittelgroßen Werte ersetzen. Das könnte der Aktie Auftrieb verleihen, da sie in viele Fonds – vor allem die MDAX-Indexfonds (ETFs) und Small&Mid Cap-Fonds – hineinrutschen wird. Der Tausch im MDAX

credit: Shutterstock


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Deutschland   AKTIEN

BAYER ° Monsanto-Fantasie

wird zum 20. Juni wirksam. Änderungen im TecDAX und DAX gibt es nicht. Im SDAX stechen derzeit die beiden Immobilienwerte ADO Properties und TLG Immobilien, der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer, der Autovermieter Sixt und der Ausrüstungsproduzenten für Büros und Lagerhäuser Takkt ins Auge. Anfang Juni ist der Index mit einem neuen Investment-Kaufsignal aus der Seitwärtsbewegung der letzten Monate nach oben herausgelaufen und hat als erster deutscher Auswahlindex neue historische Höchstkurse erreicht. Die ElringKlinger-Aktie haussierte am 7. Juni sogar mit einem Plus von über sechs Prozent. Der Autozulieferer hat einen Großauftrag über die Lieferung von Türmodul-Trägern für die Kompaktklasse eines globalen Automobilherstellers erhalten. Das Auftragsvolumen umfasst mehr als 100 Millionen Euro bis zum Jahr 2024.

ISIN Kurs (09.06.2016)

12,7

Marktkap.

75,93 Mrd. € KGV 2017 e

11,6

Umsatz 2016 e

47,25 Mrd. € KGV 2018 e

10,8

31,99 € Divid.-rend. 2016 e 2,89 %

BEIERSDORF ° Ergebnissprung

ISIN Kurs (09.06.2016) Marktkap. Umsatz 2016 e

Sartorius hui, Morphosys pfui Im TecDAX haben die Anleger mit massiven Verkäufen von Morphosys-Aktien auf die Veröffentlichung von Testergebnissen für ein Krebsmittel reagiert. Die Aktien der Biotechfirma brachen binnen Minuten um bis zu zehn Prozent ein. Offenbar missfalle Investoren, dass bei dem Medikament gegen Knochenmarkkrebs zwei der fünf behandelten Patienten nur geringfügig auf die Arznei angesprochen hätten, sagte ein Händler. Dagegen konnte die Sartorius-Aktie deutlich zulegen. Die Deutsche Bank hat die Aktie des Pharma- und Laborausrüsters auf die „German Stock Ideas List“ gesetzt und die Einstufung auf „Buy“ mit einem Kursziel von 272 Euro belassen. Das gute Wachstum könnte noch länger andauern als derzeit gedacht.

DE000BAY0017 90,23 € KGV 2016 e

Buchwert/Aktie 2016 e

Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat Bayer in einer Studie auf „Buy“ mit einem Kursziel von 129 Euro belassen. Das wäre fast 45 Prozent höher als das Niveau zu Monatsbeginn. Ausschlaggebend dafür war das langfristige Margenpotenzial im Pharmageschäft. Für die angepeilte Übernahme des US-Agrarchemieriesen Monsanto würden fünf Banken insgesamt etwa 63 Milliarden US-Dollar zur Verfügung stellen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg. Bank of America, Credit Suisse, Goldman Sachs, HSBC und JPMorgan würden jeweils kurzfristig 12,5 Milliarden Dollar finanzieren. Der Überbrückungskredit könnte auch aufgestockt werden, falls Bayer sein Gebot erhöhe.

Buchwert/Aktie 2016 e

Die französische Großbank Société Générale (SocGen) hat die Einstufung für Beiersdorf auf „Hold“ mit einem Kursziel von 87 Euro belassen. Dies geht aus einer Branchenstudie des Instituts zu Konsumgüterwerten hervor. Der Umsatz des Konsumgüterkonzerns sei etwas niedriger als erwartet ausgefallen. Die DZ Bank hat die Einstufung für Beiersdorf nach Zahlen für das erste Quartal auf „Kaufen“ mit einem fairen Wert von gleichfalls 87 Euro belassen. Bei dem Konzern habe sich ein gemischtes Bild ergeben. Während die Klebstoffsparte Tesa wegen der Nachfrageschwäche in Asien enttäuscht habe, habe sich das Geschäft mit Konsumgütern solide entwickelt.

DE0005200000 82,12 € KGV 2016 e

27,2

20,85 Mrd. € KGV 2017 e

25,3

6,72 Mrd. € KGV 2018 e

23,5

19,81 € Divid.-rend. 2016 e 0,89 %

SALZGITTER ° Konsolidierungsende

ISIN Kurs (09.06.2016)

DE0006202005 28,50 € KGV 2016 e

29,1

Marktkap.

1,71 Mrd. € KGV 2017 e

9,7

Umsatz 2016 e

8,30 Mrd. € KGV 2018 e

7,7

Buchwert/Aktie 2016 e

Die Salzgitter-Aktie notiert trotz einer starken Rally seit Februar 2016 immer noch weit unter ihrem Allzeithoch. Davor war die Aktie auf ein Tief bei 16,80 Euro gefallen, ehe sie sich zunächst bis auf 30,81 Euro erholte. Die Schweizer Bank Credit Suisse hat Salzgitter von „Neutral“ auf „Outperform“ hochgestuft und das Kursziel von 31 auf 40 Euro angehoben. Die Privatbank Berenberg hat Salzgitter auf „Buy“ mit einem ambitionierten Kursziel von 41 Euro belassen. Fusionen und Übernahmen seien noch immer der stärkste strukturelle Treiber in der europäischen Stahlindustrie, hieß es in einer Branchenstudie. Die Gewinne im Stahlgeschäft hätten 2016 und 2017 Potenzial nach oben.

52,44 € Divid.-rend. 2016 e 1,41 %

Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 69


alternative investmentsPanorama kuwait

Land des Monats

ECKDATEN

Infrastruktur-Strategie. Kuwait – ge-

nauer gesagt, der riesige Staatsfonds des Emirats – hat Appetit auf Infrastruktur. Anas Al-Saleh, Chairman der Kuwait Investment ­Authority – des nach eigenen Angaben ältes­ ten Staatsfonds der Welt –, bestätigte in einem Bloomberg-Interview kürzlich Gerüchte, wonach sich KIA aktuell verstärkt nach Investi­ tionsmöglichkeiten im Bereich Infrastruktur umsehen würde. Man wolle sich, gemeinsam mit den strategischen Partnern des Fonds, auf

Anlagen konzentrieren, die „die anvisierten Erträge bringen“, so Al-Saleh. Die besagten Renditen dürfte der rund 600 Milliarden „schwere“ Fonds auch dringend benötigen. Laut Berechnungen aus dem Hause Moody’s wird sich das durch den Ölpreisverfall verursachte kuwaitische Haushaltsdefizit heuer auf etwa zehn Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes belaufen. Dem KIA-Chairman zufolge hat die Regierung des Emirats ihren Staatsfonds aus diesem Grund auch bereits „angezapft“.

Staatsform Konstitutionelle Erbmonarchie Hauptstadt Kuwait Stadt Amtssprache Arabisch Staatsoberhaupt Scheich Sabah Al-Ahmad Al-Jaber Al-Sabah Regierungschef Scheich Jaber Al-Mubarak Al-Hamad Al-Sabah Fläche 17.818 km2 Einwohner ca. 4 Millionen (1,3 Millionen Staatsangehörige) Bevölkerungsdichte rund 224,5 pro km2 Währung Kuwait Dinar BIP (Projektion 2015) 181 Milliarden US-Dollar Kfz-Kennzeichen KWT Internet-TLD .kw Internat. Telefonvorwahl +965 Unabhängig seit 1961 Nationalfeiertag 25. Februar Größte Städte Dschalib as-Schuyuch, as-Salimiyya, Hawalli Verwaltungsgliederung 6 Gouvernorate Nachbarstaaten Irak, Saudi-Arabien

GERMANY‘S GLOBALE PLAYER Der Basiswert des GLOBAX – German Global Export Aktienindex Index Zertifikat der Deutsche Bank X-markets (ISIN: DE000DX9GL01) ist ein Aktienindex, der die Wert­ entwicklung der Aktien von Unternehmen abbildet, die relativ zum Gesamtumsatz einen besonders hohen Umsatzanteil außerhalb Europas erwirtschaften. Der GLOBAX fasst die 30 exportstärksten der 100 größten deutschen Unternehmen nach Marktkapitalisierung zusammen. Im Detail erfolgt der Selektionsprozess wie folgt: Zunächst werden Unternehmen mit Firmensitz in Deutschland herausgefiltert, die einen besonders hohen Umsatzanteil außerhalb Europas erzielen. Alle Unternehmen im Index werden gleichgewichtet, so haben alle Unternehmen, unabhängig von Marktkapitalisierung oder sonstiger Faktoren, gleichen Einfluss auf die Wertentwicklung des Index. Jährlich im Mai erfolgt die Anpassung der Index-Gewichte, sodass der Index wieder gleichgewichtet ist. Laufzeit: Open End.

70 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

IT’S GURU TIME Im August 2014 hat die UBS ein Open End Index-Zertifikat auf den Solactive GURU Index (ISIN: DE000UBS1GU4) lanciert. Dieser Index bildet die Kursentwicklung USamerikanischer Aktien ab, die den Top-Beteiligungen einer ausgewählten Gruppe von Hedgefonds entsprechen. Die Selektion basiert auf den öffentlich verfügbaren 13F Filings, die quartalsweise von institutionellen Anlegern, die mindestens 100 Millionen US-Dollar am US-Aktienmarkt angelegt haben, an die US-Aufsichtsbehörde SEC gemeldet werden müssen. Der Index wird viermal jährlich kurz nach Veröffentlichung der 13F Filings neu zusammengesetzt. Das Ziel des Index ist es, die Wertentwicklung derjenigen Beteiligungen abzubilden, für die der Informationsgehalt der 13F Filings am wertvollsten ist. So werden etwa nur Hedgefonds in den Selektionspool aufgenommen, die ihre Beteiligungen möglichst selten umschichten und zugleich prozentual relativ stark in ihre Top-Beteiligung investiert sind.

STRATEGISCH WIE WARREN BUFFETT Die Basis des TraderFox High-Quality Stocks USA Index Zertifikat (ISIN: DE000XM8TF22) der Deutsche Bank X-markets ist ein Aktien­ index der TraderFox GmbH, der bei der Berechnung des Indexstandes die Dividenden der Indexbestandteile berücksichtigt (Performance-Index). Er bildet die Aktienentwicklung von 20 Unternehmen aus dem Russel 3000 ab. Bei diesem Index handelt es sich um die 3000 größten Unternehmen der USA nach Marktkapitalisierung. Die im TraderFox High Quality Stocks USA Index enthaltenen Aktien werden in einem zweistufigen Verfahren ausgewählt. Zunächst wird auf Basis der Marktkapitalisierung sowie von technischen und fundamentalen Kennzahlen nach einer unternehmerischen Methode der TraderFox GmbH eine Vorauswahl von Aktien getroffen. Dann bestimmt ein IndexKomitee die 20 Aktien, die aufgrund ihrer Branchenzugehörigkeit und Marktkapitalisierung bei der nächsten regulären vierteljährlichen Anpassung gleichgewichtet im Index enthalten sind.

CrediT: Archiv, Shutterstock

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ZERTIFIKATE ° LISTING

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Attraktive Angebote PRODUKTE Aktienanleihen Classic WKN Basiswert PB5QCF OSRAM PB5N18 ALLIANZ PB5PFM VOLKSWAGEN VZ. PB5P4S TUI PB5N1M BASF PB5PQM BEIERSDORF PB5N00 DEUTSCHE TELEKOM PB5N97 BMW PB5N4L SIEMENS PB5P9V ZALANDO PB5N7Z INFINEON PB5N0K DAIMLER PB5PDF METRO

Kurs Basis 46,53 € 135,80 € 124,35 € 12,78 € 69,55 € 80,67 € 14,72 € 70,46 € 93,71 € 25,95 € 13,33 € 57,59 € 28,64 €

Strike 48,00 € 140,00 € 115,00 € 12,00 € 68,00 € 82,00 € 14,50 € 70,00 € 90,00 € 25,00 € 11,50 € 52,00 € 25,00 €

Index-Zertifikate WKN Name VFP33M Vontobel OIL-STRATGY-Index VS9K17 Solactive US QUALITY DIVIDEND LOW VOLATILITY Perf.-Index VT0RLV Vontobel REITs LOW VOLATILITY Performance-Index VS8Y40 Vontobel INDUSTRIE 4.0 Performance-Index

Koupon p.a. 19,00 % 6,00 % 14,00 % 10,00 % 8,50 % 9,50 % 7,50 % 6,00 % 7,00 % 6,00 % 9,50 % 5,50 % 5,00 %

Bewertungstag Max. Rendite p.a. 16.12.2016 18,91 % 16.12.2016 14,04 % 16.12.2016 12,63 % 16.12.2016 10,58 % 17.03.2017 10,03 % 17.03.2017 9,34 % 17.03.2017 9,33 % 15.12.2016 9,31 % 17.03.2017 9,23 % 16.06.2017 8,19 % 17.03.2017 8,17 % 15.09.2016 7,67 % 16.12.2016 6,07 %

Basiswerte (unter anderem) Canadian Natural Res., Hess Corp., Exxon Mobil, ... Alliant Energy, Philip Morris Int., Ventas, ... BWP, Fraser Centrpoint, Tokyu REIT, ... Alphabet, Dürr, Infineon Technologies, SAP, ...

Kurs 126,90 € 105,00 € 198,50 € 106,20 €

Briefkurs 100,20 % 95,66 % 100,34 % 99,29 % 98,55 % 99,78 % 98,40 % 94,89 % 98,15 % 97,69 % 100,85 % 97,11 % 99,16 %

seit Start 25,74 % 2,28 % 92,17 % 4,50 %

Stichzeitpunkt: 10. Juni 2016, 9:45 Uhr, alle Angaben ohne Gewähr

VERANSTALTUNG

ERSTER WIENER BÖRSENTAG

Börsentag für Privatanleger

CREDIT: beigestellt

U

nabhängige Beratung und Information für Privatanleger ist das Motto und Ziel der Veranstalter des ersten Wiener Börsentages, der am 18. Juni im Austria Center Vienna stattfindet und über aktuelle Trends am Finanzsektor informiert. Die Finanzbildung breiter Bevölkerungskreise lässt viel zu wünschen übrig. Die Finanzkrise der Jahre 2008/09 hat viele Anleger getroffen und Verunsicherung EXPERTEN stehen beim Börsentag Rede & Antwort hervorgerufen. Ein Rückzug aus „gefährlichen“ Investments war die Folge, die ein enormes Anwachsen traditioneller Sparformen zur Folge hatte. Angesichts der histo- Der Börsentag Wien, der heuer erstmals am 18. risch niedrigen Zinsen wird es für den Durch- Juni im Austria Center Vienna stattfindet, ist eine schnittsbürger immer schwieriger, erfolgreiche Veranstaltung der in Dresden ansässigen MesAnlageentscheidungen zum Vermögensaufbau seagentur B2MS GmbH. Ziel der Messe ist es, Privatanlegern die Möglichkeit zu bieten, sich oder für die Altersvorsorge zu treffen.

bei den zahlreichen Ausstellern sowie beim umfangreichen Vortragsprogramm (vier Säle mit parallel laufenden Präsentationen) über unterschiedliche Themen der Investmentindustrie – wie Aktien, Anleihen, Fonds, Derivate, Charttechnik, Immobilien oder Rohstoffe – zu informieren. Zu den Ausstellern zählen u.a. die Wiener Börse, die Erste Group, Bank Vontobel, Comstage, FlatEx und viele andere. Blickfang der Veranstaltung ist Europas größte Goldmünze, der „Big Phil“, der am Stand des Unternehmens Pro Aurum präsentiert werden wird. Die Jubiläumsmünze, die zum 15. Geburtstag des „Philharmonikers“ 2004 herauskam, ist aus purem Gold und wiegt 31 Kilogramm. www.boersentag.at

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN °

71


rohstoffe ° Aktuelle Trends

Rohöl ° Gedämpfte Rally Gewinnmitnahmen. Bereits im Dezember des Vorjahres setzten steigende Preise beim Rohöl ein, ein Trend, der auch weiterhin anzuhalten scheint, wenn auch in etwas abgeschwächter Form. So berichten die Experten von ETF Securities von Abflüsse aus Rohöl-ETPs aufgrund von Gewinnmitnahmen. Auch geriet die Rally durch die Verteuerung des Dollar und unerwartet hohe US-Lagerbestände etwas ins Stocken. „Die globalen Ölmärkte leiden nach wie vor unter einem Überangebot. Der geringe Heizbedarf aufgrund des warmen Winters in den USA und Europa führte zu hohen Lagerbeständen und die Daten aus dem Iran zeigen, dass die Rohölexporte schneller als erwartet zunehmen“, so Rohstoff-Spezialist Jan-Hendrik Hein von ETF Securities.Auf der anderen Seite stehen Erwartungen,dass sich die US-Rohöllagerbestände bald verringern und die Produktionsausfälle in Kanada, Libyen, Venezuela und Nigeria ausweiten Rohöl (Brent) in USD/Barrell könnten.Aufgrund von Versorgungsstörungen in diesen Ländern ist eine Produktion von rund 2,5 Millionen Barrel Öl pro Tag ausgefallen. „Ohne die Störungen wären die Ölpreise deutlich tiefer“, heißt es in einer Analyse der Saxo Bank. Charttechnisch rückt jetzt die interessante Marke von 50 Dollar pro Barrel in den Vordergrund – diese horizontale Widerstandslinie konnte zuletzt „geknackt“. Wird die Marke nachhaltig überwunden, ist mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen. (hk)

Palladium ° Starke Zuflüsse Palladium in USD/Unze

ETPs (Exchange Traded Products) verzeichneten im vergangenen Mai die höchsten wöchentlichen Zuflüsse seit Juli 2015. In den Augen von ETF Securities soll es in dieser Tonart munter weitergehen: „Unseres Erachtens nach wird Palladium wohl der Gewinner dieses Jahres sein“, heißt es in einer optimistischen Analyse der Rohstoffexperten. Wie Platin weist Palla­dium nämlich seit vier Jahren ein Angebotsdefizit auf, was sich Prognosen zufolge 2016 nicht ändern wird, da die Nachfrage im Automobilsektor in diesem Jahr voraussichtlich um vier Prozent steigen soll. Laut dem Unternehmen Johnson Matthey, dem weltgrößten Verarbeiter von Platin und Palladium, soll es außerdem heuer zu einem Angebotsdefizit von rund 843.000 Unzen Palladium kommen. Das Edelmetall wird vor allem bei der Herstellung von Katalysatoren für Fahrzeuge verwendet. Fast zwei Drittel der Palladiumproduktion werden in diesem Bereich verarbeitet. In der Elektrotechnik kommt ein Fünftel, in der Zahntechnik ein Achtel des Weltangebots zur Anwendung. Auf weltpolitischer Ebene könnte Palladium langfristig gesehen schärfere Abgasrichtlinien zugute kommen, so haben sich bekanntlich die Staatenlenker auf dem letztjährigen Klimagipfel von Paris für eine Eindämmung der Erderwärmung und die Reduktion des CO2-Ausstoßes ausgesprochen. (hk)

72 ° GELD-MAGAZIN – juni 2016

Gold ist in Indien ein überaus beliebtes Geschenk und ein Kultgegenstand. Experten rechnen jetzt mit steigender Nachfrage auf dem Subkontinent.

Angebotsdefizit ° Experten glauben, dass die Produktion von Palladium mit der weltweit steigenden Nachfrage nicht mithalten wird. Das könnte zu steigenden Kursen führen und macht das Edelmetall zu einem der Performance-Favoriten für das heurige Jahr.

Russland Südafrika Kanada USA Simbabwe

82,0 Tonnen 82,0 Tonnen 13,0 Tonnen 12,5 Tonnen 9,0 Tonnen

CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock

Gewinner des jahres. Palladium-­


°

Aktuelle Trends   rohstoffe

Gold ° In Bedrängnis Starker greenback. Edelmetalle sind unter Druck geraten, nachdem der Dollar gegenüber einem Währungskorb von sieben Großwährungen deutlich angezogen hatte. Auch Gold musste nicht unerhebliche Verluste hinnehmen. Die jüngste Schwäche habe Gold-Bären zu einigen taktischen Leerverkäufen verleitet, heißt es dazu in einem Kommentar der Saxo Bank. Dennoch bleiben die Experten positiv für das Edelmetall eingestellt. „Rückschläge können wir nicht ausschließen, insbesondere wenn der Dollar noch stärker wird. Aufgrund der finanziellen, politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, die weiter vorherrschen, glauben wir jedoch, dass Gold die Marke von 1305 Dollar pro Feinunze schaffen wird und danach den Kurs von 1380 Dollar anpeilen könnte“, so die Analyse. Auch könnten laut anderen Marktbeobachtern jetzt viele Anleger den Rückgang des Goldpreises nutzen, um ihre Positionen aufzustocken. Das Gold in USD/Unze war nicht zuletzt an steigenden Zuflüssen von Gold-ETFs zu erkennen. Beim Kauf von Goldschmuck war im ersten Quartal 2016 wiederum ein Rückgang in Indien und China zu verzeichnen gewesen. Für Swiss Resource Capital AG ist das aber kein Grund, schwarz zu sehen: „Denn gerade die indischen Goldkäufer dürften in den Startlöchern stehen. Auch in 2015 sank die Nachfrage im ­ersten Halbjahr und erholte sich dann enorm im zweiten Halbjahr. Dies könnte sich wiederholen“, so die Experten. (hk)

Kaffee ° Brasilien im Fokus Kaffee in US-Cent/Pfund

sehr volatil ° Der Kaffeepreis ist fast schon traditionell hohen Schwankungen unterworfen, ausgehend von März 2015 zeichnet sich allerdings eine Bodenbildung ab. Optimistische Ernteprognosen für Brasilien haben allerdings für einen Dämpfer gesorgt.

Brasilien Vietnam Indonesien Kolumbien Äthiopien

2,7 Mio. Tonnen 1,2 Mio. Tonnen 634.000 Tonnen 468.000 Tonnen 370.000 Tonnen

Gute ernte in sicht. Mitte Mai setzte

– wieder einmal – eine Korrektur beim Kaffeepreis ein. Obwohl das Erntejahr gerade erst begonnen hat, meldete das US-Landwirtschaftsministerium, dass das weltgrößte Erzeugerland Brasilien in diesem Jahr 56 Millionen 60-Kilogramm-Säcke Rohkaffee produzieren wird. Das entspricht einer Zunahme um stolze 13 Prozent zum Vorjahr. Der gute Angebotsausblick sowie die Abwertung des brasilianischen Real gegenüber dem US-Dollar bieten laut einer Analyse von ETF Securities somit eine hinreichende Erklärung für den Rückgang der Exportpreise für Kaffee. Vietnam, ebenfalls ein wichtiger Kaffee-Exporteur, war zuletzt wiederum von hartnäckiger Trockenheit geplagt, wieder einsetzende Regenfälle sorgten hier aber für Entlastung und stellen eine bessere Ernte und somit mehr Angebot in den Raum. Das könnte sich natürlich tendenziell preisdämpfend auswirken. Wie es mit dem Kaffeekurs weitergehen wird, ist aufgrund seiner hohen Volatilität äußerst schwierig zu beantworten. Betrachtet man den Langfristchart, so ist aber doch eine gewisse Erholung zu beobachten: Bereits ausgehend vom März 2015 ist eine Bodenbildung in Angriff genommen worden, der Trendpfeil scheint jetzt leicht nach oben gerichtet zu sein. Schwankende Ernteprognosen haben auf die weitere Preisentwicklung allerdings einen massiven Einfluss. (hk)

juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 73


versicherungPanorama frankreich

Land des Monats

ECKDATEN (Französische Republik)

Riskante Kombination. Fußball-Groß­

ereignisse und Autofahren vertragen sich offensichtlich ganz und gar nicht. Eine Analyse der Wiener Städtischen im Vorfeld der Europameisterschaft in Frankreich zeigt: Während Fußball-Welt- und Europameisterschaften ereignen sich in Österreich um durchschnittlich 9,2 Prozent mehr Kfz-Unfälle pro Tag als während des restlichen Jahres. Zwei Drittel der Kfz-Schäden, die in der Zeit der Turniere passieren, gehen übrigens auf das Konto von Männern. „Vor allem in der Kasko-Versiche-

rung verzeichnen wir deutlich mehr ­Schäden pro Tag. Hier ist die Schadenstendenz klar steigend“, kommentiert Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung, das Ergebnis der Erhebung. Für diese hat sein Haus die Daten während vergangenen Großereignissen – bei denen Österreich bekanntlich meist nur Zuseher war – jenen der spielfreien Zeit gegenübergestellt. Da die österreichische Nationalmannschaft in Frankreich mit dabei ist, könnte es ratsam sein, das Auto vier Wochen lang in der Garage einzumotten.

Staatsform Republik Hauptstadt Paris Amtssprache Französisch Staatsoberhaupt Francois Hollande Regierungschef Manuel Valls Fläche 543.965 km2 (exklusive Übersee-Departements) Einwohner etwa 64,2 Millionen (exklusive Übersee-Departements) Bevölkerungsdichte rund 118 pro km2 Währung Euro und CFP-Franc (Übersee-Departements) BIP (2014) 2132,4 Milliarden Euro Kfz-Kennzeichen F Internet-TLD .fr Internat. Telefonvorwahl +33 Nationalfeiertag 14. Juli Größte Städte Paris, Marseille, Lyon, Toulouse, Nizza, Nantes Verwaltungsgliederung 18 Regionen (davon 5 in Übersee) Nachbarstaaten Andorra, Belgien, Deutschland, Italien, Luxemburg, Monaco, Schweiz, Spanien Höchste Erhebung Mont Blanc (4810 m)

Zahlenspiel

28

Sicherheitsrisiko am Ohr. Rund 28 Prozent aller Unfälle sind auf

Starke Worte ´´

„Die wissen, dass das aufgrund der Lebenserwartung nicht so weitergehen wird können.“

„Bleiben Sie uns gewogen,

auch wenn uns der Sturmwind wieder ins Gesicht bläst.““

die Handy-Nutzung am Steuer zurückzuführen, ließ die Uniqa kürzlich via Aussendung wissen. Daher belohnt ein neuer Kfz-Tarif der Assekuranz Kunden nun mit Prämienvorteilen und sogenannten Goodies, wenn das Telefon während der Fahrt nicht verwendet wird. Wer bei Uniqa einen Safe­ line-Tarif abschließt, bekommt schon bisher eine Telematik-Box ins Auto, die über einen Crash-Senverfügt. Neben der Hardware gibt es mit dem

des größten europäischen

neuen Tarif auch eine neue App, die eine Vielzahl

Finanzminister Hans

Versicherungskonzerns

intelligenter Services beinhaltet. „Die App er-

Jörg Schelling ist davon

Allianz, rief seine Aktio­

kennt, wenn das Handy während dem Fahren

überzeugt, dass der Bevöl­

näre im Rahmen der

nicht genutzt wird und sammelt Punkte“, so

kerung weitere Reformschritte in Sachen Pen­

Hauptversammlung dazu

Harald Trautsch, Geschäftsführer der Entwick-

sionen zuzumuten sind. Er selbst werde sich zu

auf, dem Konzern treu zu

lungsfirma Dolphin Technologies. Für diese

diesem Thema wieder verstärkt einbringen und

bleiben. Dieser sei auf die kommenden Heraus­

Punkte erhält der Kunde Freikilometer, die die

„nicht locker lassen“.

forderungen gut vorbereitet.

Versicherungsprämie positiv beeinflussen.

74 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

CrediTS: beigestellt, Glaser, Archiv, Shutterstock

sor, einen Notfallknopf und eine Ortungsfunktion Oliver Bäte, Vorstandschef


FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE

PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER

PORTFOLIO

Allianz Elementar Lebensversicherung AG

Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus

1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at

FinanceLife Lebensversicherung AG 1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: service@financelife.com www.financelife.com

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2013

2014

2015

100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend

2,0 % 5,6 % 10,1 % 12,3 % 16,1 % 5,2 %

8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %

0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 %

3,0 % 4,7 % 1,2 % 4,7 % 0,3 % 3,9 % -1,2 % 3,2 % -1,0 % -0,3 % -0,9 % 2,6 %

100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)

0,1 % 4,0 % 0,4 % -9,0 % 19,8 % -4,7 % -3,2 % 8,9 %

6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %

-1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 %

2,0 % 4,6 % 4,7 % 5,5 % 0,7 % 5,8 % 3,5 % 3,5 % -5,2 % -1,5 % 3,1 % 3,9 % 1,4 % 4,5 % -3,3 % 3,7 %

-0,3 % 3,0 % 2,3 % 3,5 %

2,0 % 2,0 % 0,8 % 0,3 %

4,5 % 5,4 % 5,7 % 6,0 %

(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)

0,0 % 2,5 % 4,1 % 5,4 %

0,9 % 0,3 % -0,6 % -1,7 %

3,1 % 3,2 % 2,6 % 1,4 %

(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)

0,5 % 2,0 % 4,8 % 7,4 %

1,7 % 1,9 % -0,1 % -2,2 %

4,3 % 3,5 % 1,9 % 0,2 %

(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)

-0,1 % 2,4 % 3,4 % 4,6 %

1,9 % 2,0 % 0,9 % -0,2 %

4,0 % 4,6 % 4,3 % 4,1 %

(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)

FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 0,3 % 4,8 % II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien 3,8 % 7,7 % III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien 2,8 % 9,0 % IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien 8,5 % 9,8 % FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten -0,7 % 4,5 % II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien -1,4 % 8,4 % III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien 3,5 % 10,7 % IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien 7,0 % 12,5 % FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten 1,5 % 6,6 % II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien 4,8 % 7,6 % III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien 9,5 % 10,9 % IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien 15,2 % 14,3 % FinanceLife-Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 0,0 % 5,3 % II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien 1,6 % 10,2 % III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien 3,4 % 9,8 % IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien 8,1 % 10,2 %

1.1.-31.5.

Ø SEIT START (P.A.)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG

1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group

1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at

Aktienanteil

Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 31.05.16

Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

15,13 € 13,50 € 11,77 € 7,81 €

15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €

16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €

17,19 € 16,79 € 15,98 € 11,33 €

17,27 € 16,79 € 15,87 € 11,17 €

A 25 A 50 A 75 A 100

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

10,32 € 8,56 € 7,33 € 5,87 €

10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €

11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €

11,73 € 10,63 € 9,95 € 8,51 €

11,78 € 10,62 € 9,87 € 8,39 €

PORTFOLIO

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2013

2014

4,0 % 4,4 % 7,3 % 4,4 % 4,9 %

8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 %

2015 1.1.-31.05.

Ø SEIT START (P.A.)

UNITED FUNDS OF SUCCESS

WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds

2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend

-3,3 % -6,1 % -4,2 % -10,7 % -5,4 %

0,8 % -0,8 % -2,8 % -4,0 % -1,0 %

3,9 % 3,4 % 4,3 % 0,9 % 4,3 %

(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN °

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versicherung ° Gesundheitsvorsorge

Gute Genesung! Immer mehr Menschen sind dazu bereit, für ihr wichtigstes Gut vorzusorgen: die Gesundheit. Individuelle ­Gestaltung und das Abstimmen auf die persönlichen Lebensumstände sowie Prioritäten stehen dabei im ­Vordergrund. Die Angebote der Versicherungsgesellschaften sind dementsprechend vielfältig und reichen von der privaten Sonderklasse über Zahnersatz bis hin zu schweren Krankheiten. Harald Kolerus ür die Österreicherinnen und Österreicher rückt das Thema Gesundheit zunehmend in den Vordergrund. Deshalb verlagert sich auch der Fokus zunehmend in Richtung Gesundheitsvorsorge und Prävention – immer mehr Menschen wollen sich im Krankheitsfall optimal versorgt wissen“, bringt Ralph Müller, Vorstandsdirektor der Wiener Städtischen, die Situation in der Alpenrepublik auf den Punkt. Eine Einschätzung, die auch Emma Kovacs, Leiterin Abteilung Krankenversicherung der Generali Versicherung, teilt: „Die Gesundheitsvorsorge ist ein wachsender Markt und für die Generali ein zentrales Thema. Die Anzahl der Ärzte mit Kassenvertrag sinkt und daher werden mehr Privatärzte konsultiert. Kunden interessieren sich vermehrt für ambulante Versicherungen, die die Kosten für Ärzte bzw. Fachärzte sowie Therapeuten decken. Die private Absicherung ist somit eine sinnvolle Ergänzung zur unbestritten sehr guten medizinischen Grundversorgung in Österreich.“ Die Zahlen sprechen für sich:

„Ungesunde“ Sportarten Fußball Alpinskifahren Radfahren Sonstige Ballsportarten Laufen & Joggen Reiten Snowboardfahren Tennis & Squash Wandern & Bergsteigen Eishockey

Vor allem gegen Freizeitunfälle sollte man abgesichert sein. Quelle: APA-Auftraggrafik/Uniqa

76 ° GELD-MAGAZIN – juni 2016

In Österreich gibt es rund 1.130.000 Personen, die eine private KrankenhauskostenVersicherung abgeschlossen haben. Peter Eichler, Vorstand Uniqa Österreich, zieht zufrieden Bilanz: „Davon sind rund 535.000 Personen bei der Uniqa privat krankenversichert. Das entspricht einem Marktanteil von knapp 50 Prozent. Das steigende Gesundheitsbewusstsein in der österreichi­ schen Bevölkerung zeigt sich auch am hohen Interesse an einer privaten Krankenversicherung. Im Schnitt wachsen die Prämien im Bereich der privaten Krankenversicherungen bei Uniqa Österreich pro Jahr um rund drei Prozent.“ Einen typischen „Krankenversicherungseinheitskunden“ gibt es dabei laut Eichler nicht. Allgemein könne gesagt werden, dass Krankenversicherungskunden gesundheitsaffin sind. Junge Personen kaufen öfters einen Versicherungsschutz, der „nur“ einen Deckungsausschnitt (zum Beispiel Sonderklasse nach Unfall oder Sonderklasse nach Unfall und schweren Krankheiten) vorsieht und der später in eine „volle“ Sonderklasse umgewandelt werden kann bzw. sie erhöhen in späteren Jahren den Versicherungsschutz. Eichler: „Sonderklassetarife mit Selbst­ behalt erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit und immer öfter wird neben der Sonderklasse auch ein Privatarzttarif abgeschlossen. Für Personen mit einem erhöhten Versicherungsbedarf gibt es sogenannte Heilkostentarife, die quasi einen ,RundumVersicherungsschutz‘ bieten.“ Lücken schlieSSen Die private Gesundheitsvorsorge bietet also die Möglichkeit, auf Leistungen zurückzugreifen, die die staatliche Sozialversi-

cherung nicht abdeckt (wie zum Beispiel die Ganzheitsmedizin). Weiters besteht die Ausweichmöglichkeit auf Privatspitäler ohne langen Wartezeiten vor Operationen, eine komfortable Unterbringung sowie die Wahlfreiheit unter den niedergelassenen Ärzten. Kovacs fassst in diesem Zusammenhang die wichtigsten Versicherungsleis­ tungen der Generali zusammen: „Die Direktverrechnung mit Krankenhäusern – auch Privatspitälern – und die Kostenübernahme in Sonderklassezimmern sind Kernleistungen der privaten Krankenversicherung. In den letzten Jahren wurden vor allem Kostenersätze von Honoraren von niedergelassenen Ärzten und Therapeuten von den Kunden versichert. Hier entsteht die Nachfrage zunehmend aus der Alternativ- und Ganzheitsmedizin, die von der ­Sozialversicherung nicht gedeckt ist.“ Steigendes Interesse Auch laut Müller werden aufgrund der Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen Krankenversicherungen privater Anbieter noch wichtiger: „Wir decken die Lücken im Sozialversicherungsnetz ab, wie Akupunktur, Homöopathie, TCM (Traditionelle Chinesische Medizin, Anm.), Bachblüten, um nur ein paar Beispiele aus der Komplementärmedizin zu nennen, aber auch bei Sehbehelfen und Zahnleistungen. Heilbehelfe, Medikamente und der Zugang zum Wahlarztnetz schätzen unsere KundInnen ebenfalls.“ (Privat-)PatientInnen sind laut dem Experten immer besser über Behandlungsoptionen informiert und wollen selbst mitbestimmen: „Hier bemerken wir einen Trend zur individuell besten Behandlung und den Wunsch, dass diese nicht durch die

creditS: beigestellt/Wilke, Archiv, beigestellt, Shutterstock

F


°

Gesundheitsvorsorge   versicherung

„Das Thema Pflege wird ­unterschätzt, aber in Zukunft ­immer wichtiger werden“

„Die Zahl der KassenvertragsÄrzte sinkt, es werden mehr Privatärzte konsultiert“

Ralph Müller, Wiener Städtische

starren Vorgaben des staatlichen Gesundheitswesens beschränkt ist. Komplementärmedizin ist auch sehr beliebt, im Vordergrund steht dabei der Wunsch, dass sich die Ärztin bzw. der Arzt Zeit nimmt.“ Auch Wolfgang Ostermayer, Leiter Krankenversicherung bei der Allianz, hält die private Gesundheitsvorsorge für einen wesentlichen Sektor im Vorsorgebereich, dessen Bedeutung sich stark im Steigen befinde. Welche Produkte sind nun besonders im Kommen? Klassiker Sonderklasse Ostermayer meint dazu: „Die private Gesundheitsversicherung insgesamt wird sehr gut nachgefragt: Die Prämieneinnahmen stiegen von 60,1 Millionen Euro im Jahr 2014 um 5,6 Prozent auf 63,5 Millionen Euro im Jahr 2015. In den vergangenen Jahren wuchs vor allem das Interesse an der Versicherung für ambulante Heilbehandlung besonders stark.“ Zu den Produkten seines Hauses, die der Experte besonders hervorheben will, zählt die Krankenhauskostenversicherung (Sonderklasseversicherung) sozusagen als Klassiker. Die Sonderklasse für ASVG- oder BVA-Versicherte mit Kostengarantie in ganz Österreich bietet die Allianz mit gestaffeltem Selbstbehalt an (bis zum Alter von 40 Jahren halber Selbstbehalt, bei Unfall und ambulanter Operation kein Selbstbehalt). Kostenbeispiele: Für einen 20-Jährigen beträgt die Monatsprämie 43,23 Euro, für einen 30-Jährigen 59,84 Euro und für jemanden im Alter von 35 Jahren kommt die Prämie auf 67,56 Euro. Empfehlenswert ist für Ostermayer aber etwa auch ein Produkt namens BabyBonus: „Damit können Kunden schon vor Eintritt der Schwangerschaft sicher gehen, dass das

Baby ohne Risikoprüfung und damit ohne Einschränkungen im Versicherungsschutz versichert wird.“ Zur bereits erwähnten Versicherung für ambulante Heilbehandlung geht Ostermayer noch weiter ins Detail: „Hier werden die freie Wahl unter den niedergelassenen privaten Ärzten, mehr Zeit für das Patientengespräch, individuel­ lere Behandlung und ganzheitliche Behandlungsmethoden gedeckt. Weiters enthalten sind Leistungen auch für Arzneimittel inklusive homöopathischer Mittel, Physiound Psychotherapie, Heilbehelfe inklusive Sehbehelfe; Gesundheitsförderung – zum Beispiel Raucherentwöhnung, FitnessCheck, Burn-Out-Prophylaxe usw. –, medizinische Hauskrankenpflege; Privathebamme; besondere Untersuchungen, zum Beispiel privates MRT, usw.“ Das GELD-Magazin wollte auch wissen, inwiefern es honoriert wird, wenn Versicherungsnehmer gesund bleiben? „Unsere Tarife für ambulante Heilbehandlung – für Sozialversicherte – sind mit einer garantierten Prämienrück­ erstattung bei Leistungsfreiheit ausgestattet. Bis zu vier Monatsprämien – in Abhängigkeit von der der leistungsfreien Dauer – werden den Kundinnen und Kunden pro Kalenderjahr gutgeschrieben“, so Ostermayer. Dem Alter entsprechend Müller von der Wiener Städtischen ortet wiederum in der Sonderklasse einen Trend zu Tarifen, die auf den jeweiligen Lebensabschnitt angepasst sind: „Wir bieten darauf aufgebaut ein Generationen-Modell an. Für Studenten bis zum 27. Geburtstag gibt es besonders günstig eine Sonderklasseversicherung nach Unfällen, junge Men-

Emma Kovacs, Generali

schen bis zum 35. Lebensjahr bieten wir eine Optionsversicherung: Sie inkludiert Versicherungsschutz für die Sonderklasse nach Unfällen und bestimmten schweren Erkrankungen und später die Möglichkeit, ohne neuerliche Gesundheitsfragen in eine andere, passendere Sonderklasseversicherung zu wechseln. Mit Kostendeckung auch für geplante stationäre Aufenthalte.“ Der Experte weist in diesem Zusammenhang auf das Selbstbehaltkonzept als Generatio­ nenkonzept in seinem Haus hin: „Wir bieten deutlich reduzierte Selbstbehalte (zum Beispiel beim Österreichtarif CLASSIC jährlicher Selbstbehalt 618 Euro, Österreich­ tarif BASIC 1236 Euro). Bis zum 45. Geburtstag wird sogar nur der halbe Selbstbehalt vorgeschrieben. Zudem besteht eine Umstiegsoption: Vom 25. bis zum 45. Geburtstag kann alle fünf Jahre ohne Gesundheitsprüfung und ohne Wartezeit in die nächsthöhere Tarifvariante gewechselt werden, also von BASIC zu CLASSIC und weiter zu PREMIUM ohne Selbstbehalt.“ Als erste österreichische Versicherung hat die Generali laut Müller mit dem „Selbstbehaltsretter“ einen Tarif eingeführt, der den Selbstbehalt bei Spitalsaufenthalten senkt: „Wenn keine Leistung in Anspruch genommen wird, verringert sich mit dem ,Selbstbehaltsretter‘ der tarifliche Selbstbehalt jährlich stufenweise um 20 Prozent, nach fünf Jahren fällt der Selbstbehalt zur Gänze weg.“ Bei der Uniqa findet sich wiederum seit Februar 2014 die Sonderklasse Select Plus Optimal im Angebot. Der Tarif kombiniert Sonderklasse und ambulanten Tarif. Eichler: „Hier kann sich fit sein für jedermann lohnen. Wer sich dem Fitnesstest unterzieht, kann pro Jahr bis zu 200 Euro der

juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 77


versicherung ° Gesundheitsvorsorge

Schwere Leiden Zunehmend in der Palette der Assekurranzen finden sich auch Angebote, die bei schweren Krankheiten, wie zum Beispiel Krebs, greifen sollen. Dread Diseas-Versicherungen (gefürchtete Krankheiten) bietet etwa die Uniqa in Kombination mit der klassischen Lebensversicherung oder als stand alone-Produkt an. Bei der Wiener Städtischen verweist man auf „Multi Protect“. Müller: „Es handelt sich um einen kos­ tengünstigen Existenzschutz, der wichtige Leistungen in einer Polizze abdeckt, wenn die Gesundheit nicht mehr mitspielt. So kann die finanzielle Existenz bei schwerwiegenden Folgen nach einem Unfall oder bei schwerer Krankheit abgesichert werden.“ Bei Verlust von Grundfähigkeiten (zum Beispiel Sehen, Hören, Sprechen, Alltagskompetenz), Pflegebedürftigkeit entsprechend der derzeitigen Pflegestufe 1 und schweren Krankheiten (etwa Herzinfarkt, Schlaganfall, Lähmung) wird die vereinbarte monatliche Rente bis zum 65. Lebensjahr

78 ° GELD-MAGAZIN – juni 2016

„Das Interesse an ambulanter Heilbehandlung steigt besonders stark“

Wolfgang Ostermayer, Allianz

ausbezahlt. Bei Krebserkrankungen gibt es eine einmalige Leistung in Höhe der 36-fachen Monatsrente. Seitens der Generali sagt Kovacs zum Thema: „Das Thema Dread ­Disease ist ein wichtiger Themenkreis. Es besteht derzeit großes Interesse im Bereich von Ausschnittsdeckungen, wie zum Beispiel der Krebsversicherung. Die Generali steht diesem Vorsorgebereich positiv gegenüber und arbeitet an einem attraktiven Angebot für die Kundinnen und Kunden.“ Bei den Krankenhauskostenversicherungen (Sonderklasseversicherungen) der Allianz ist ein Pauschalbetrag bei bösartiger Neubildung im Versicherungsschutz inkludiert. „Außerdem sind in unseren Tarifen natürlich auch Krebsbehandlungen versichert“, so Ostermayer. „Tabuthema“ Pflege Kommen wir abschließend zu einem Punkt, der ebenfalls eng mit der Gesundheit verbunden ist, dem Pflegebereich. Ostermayer meint dazu: „Die Pflegeversicherung wird immer noch vernachlässigt, es kommt erst langsam zu einem Umdenken. Im Jahr 2060 wird jeder dritte Österreicher über 65 pflegebedürftig sein – in absoluten Zahlen sind das über eine Million Personen! Viele Menschen erkennen den Bedarf erst, wenn ihre Eltern pflegebedürftig sind.“ Ähnlich lautet die Einschätzung von Müller: „Die Wichtigkeit des Themas Pflege wird leider nach wie vor unterschätzt und allzu gerne beiseite geschoben. Jedoch ist bemerkbar, dass Menschen, die direkt damit konfrontiert sind, aufgrund von Pflegefällen in der Familie oder im unmittelbaren Umfeld, auch die Notwendigkeit der persönlichen Vorsorge erkennen und schätzen.“ Leider wird auch immer noch unterschätzt, dass

„In Österreich haben rund 1.130.000 Personen eine private KrankenhauskostenVersicherung“ Peter Eichler, Uniqa

Pflegebedürftigkeit keinesfalls eine Frage des Alters ist – das Schicksal kann nach einem Unfall bereits in jüngeren Jahren zuschlagen. „Verantwortungsbewusste Menschen sorgen aus diesem Grund rechtzeitig vor und profitieren von günstigen Prämien: Bei einem Einstieg mit 30 Jahren beläuft sich die monatliche Prämie auf rund sieben Euro“, so Müller. Kovacs von der Generali fügt hinzu: „In der Pflegeversicherung sehen wir einen positiven Trend, wenn derzeit auch noch auf sehr niedrigem Niveau. 
Der Vorteil der privaten Pflegeversicherung liegt in der individuellen Gestaltung. Der Kunde kann die Höhe des Pflegegeldes bei Vertragsabschluss selbst wählen und so seinen individuellen Lebensstandard absichern. Unsere Produkte erlauben die Wahl zwischen einer Absicherung von Pflege ab Stufe 3 oder erst ab Stufe 4. Die Generali leistet auch bei vorübergehender Pflege.“ UniqaVorstand Eichler meint abschließend: „Das Thema Pflege ist eine große gesellschaftspolitische Herausforderung für die nächsten Jahre. 2011 waren laut Statistik Austria rund 400.000 Menschen in Österreich pflegebedürftig. Von den derzeitigen Pflegebedürftigen werden etwa fünf Prozent in Pflegeheimen betreut. Rund zehn Prozent der Betroffenen werden von sozialen Diensten betreut. 80 Prozent werden in der Familie von Angehörigen oder anderen privaten Helfern gepflegt.“ Viele Österreicher verlassen sich laut Eichler darauf, dass im Fall der Pflege der Staat für die Unterbringung und Kosten aufkommt: „Was aber auf den ­einzelnen Pflegebedürftigen finanziell zukommt, das kann sich jedoch niemand vorstellen, solange niemand in der Familie oder im unmittelbaren Freundeskreis davon ­betroffen ist.“

creditS: beigestellt

Prämie zurückbekommen. Das zahlt sich aus. Denn beim neuen Tarif Sonderklasse Select Plus liegt die Prämie zum Beispiel für einen 30-Jährigen bei rund 100 Euro pro Monat. Wer fit ist, kann somit bis zu zwei Monatsprämien sparen.“ Neu ist bei dem Tarif laut Eichler, dass neben der Sonderklasse im Spital auch automatisch ein ambulanter Tarif integriert ist. Die sogenannte Ärztekomponente liegt mit maximal 10.000 Euro dem Experten zufolge auch deutlich über den herkömmlichen Standard-Tarifen, bei denen im Schnitt Ärzterechnungen bis zu 1500 Euro pro Jahr übernommen werden. Dafür deckt der Tarif keine Leistung wie etwa Apothekenrechnungen oder Sehbehelfe ab. Eichler: „Wir haben uns bei diesem Tarif bewusst auf die wesentlichen Risiken beschränkt. Eine Versicherung soll ja in Extremfällen und bei echten Kostenbelas­ tungen einspringen.“ Als Extra inkludiert der Tarif auch eine garantierte Prämienrück­ erstattung, wenn in einem Kalenderjahr keine Leistung der Krankenversicherung in Anspruch genommen wird. Diese entspricht rund 16 Prozent der Jahresprämie.


EMPFEHLUNG

ROMANTIK HOTEL SCHLOSS PICHLARN

Gesundheit, Genuss und Golf

E

ine Gastfreundschaft, die ihresgleichen sucht, wohnen in herrschaftlichen Gemäuern auf allerhöchstem Niveau und der Abschlag direkt vor dem Hotel – das bezeichnet man in Golf-Kreisen als „Luxusklasse“.

Ein Schloss wird nicht neu erbaut und ein Kraftplatz kann nicht einfach erschaffen werden. Die Kombination aus beidem ist im Schloss Pichlarn über Jahrhunderte gewachsen und entstanden. Bei dem großen Umbau in den letzten und Wintermonaten wurde das renommierte Schlosshotel auf exklusivste Art modernisiert und empfängt den Gast auf neuem 5-SterneNiveau in allen Bereichen. Man findet „Entspannung pur“ in der unvergleichlichen RelaxLandschaft, Gesundheitsurlauber schätzen seit vielen Jahren den hauseigenen AyurvedaBereich mit professionellstem Angebot, Golfer haben den Abschlag praktisch vor der Hoteltüre und Verliebte werden im Schloss auf Wolke 7 gehoben und verwöhnt. GREENS & GOURMETS Vor der Kulisse der herrlichen Bergwelt kreieren Golfer in einer der traditionsreichsten Anlagen Europas ihr eigenes Golfmärchen und begegnen dabei der spielerischen Herausforderung des Golfplatzes. Der direkt am Hotel gelegene 18-Loch-Platz macht als Genuss-Golfplatz seinem Namen alle Ehre. Getränke-Service, Genießer-Loch, Frühstücksmöglichkeit zwischen Loch 9 und 10... Der Pichlarn-Gast golft und genießt! Die Golfakademie mit gepflegten Anlagen und einem 3-Loch-Übungsplatz besitzt

einen außerordentlich guten Ruf bei Anfängern und Fortgeschrittenen. „Und so mancher Golfer erlebt nach einer Trainingsstunde sein eigenes Golf-Märchen“, schmunzelt der Golf-Pro. Doch egal, ob Bogey oder Birdie, nach Sonnenuntergang überrascht das Küchen-Team täglich aufs Neue mit kulinarischen Explosionen. Ein exquisiter Tropfen aus der neuen Weinlounge und interessante Gespräche an der Schloss Bar, das „neu eingekleidete“ Romantik Hotel Schloss Pichlarn ist der Stern am österreichischen Golfhimmel. „Golf Genuss für Sie und Ihn“ ist mit 2 Nächten bereits ab € 347,– buchbar. Inkludiert

sind 2 Nächte in einem eleganten Schloss Zimmer Ihrer Wahl, Pichlarner Schloss Kulinarik, Begrüßungscocktail, 2 Greenfees am hauseigenen 18-Loch-Golfplatz für ihn, 80 Euro Wertgutschein für eine Behandlung nach Wahl in unserem Linden-Stöckl für sie sowie Benutzung des Linden Spa inklusive flauschigem Bademantel & Badeschuhen. Romantik Hotel Schloss Pichlarn Zur Linde 1, A-8943 Aigen im Ennstal Tel. +43/3682 24 440-0 Email: romantikhotel@schlosspichlarn.at

www.schlosspichlarn.at

JUNI 2016 – GELD-MAGAZIN °

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vorsorge ° Pensionsreform

Auch Unternehmen sind gefragt Die Oppositionsparteien lassen an den Vorschlägen der Koalitionsregierung zur Sicherung unserer Pensionen kaum ein gutes Haar. Das GELD-Magazin hat im Rahmen einer Serie berichtet. Heute wollen wir der SPÖ die Möglichkeit geben, auf die Kritik zu reagieren und ihre Positionen genauer darzustellen. Harald Kolerus ls „schrottreif “ bezeichneten die Neos an dieser Stelle das österreichische ­System der Alterssicherung. Die Grünen fanden nicht ganz so harte Worte, zeigten sich mit den Maßnahmen der rot-schwarzen Regierung aber auch nicht zufrieden. Wobei auch in der Koalition selbst nicht immer traute Eintracht herrscht. So möchte die ÖVP etwa gerne einen Pensions-Automatismus einrichten, die SPÖ lehnt das ab. „Warum eigentlich?“, wollte das GELD-­ Magazin vom SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch wissen. „international Nicht bewährt“ „Ein Automatismus, der nur auf die ­Lebenserwartung und das Antrittsalter abzielt, geht an der wesentlichen Frage des Pensionssystems vorbei. Wie stabil und sicher unser Pensionssystem ist, hängt nämlich weniger vom gesetzlichen Antrittsalter ab, als von der allgemeinen Beschäftigungssituation. Das wichtigste ist, dass Menschen länger gesund arbeiten können und dass es genügend Arbeitsplätze auch für Menschen über 50 gibt. Zudem hat sich die Pensionsautomatik international nicht bewährt. So musste das schwedische Parlament bereits fünfmal in die Automatik eingreifen, um Altersarmut zu vermeiden. Aus unserer Sicht müssen sich auch die heute unter 50Jährigen darauf verlassen können, dass sie Klarheit darüber haben, wann sie in Pen­ sion gehen können. Das sind wir ihnen schuldig und das entspricht auch dem Vertrauensgrundsatz“, so der Experte. Als weiteres Argument gegen den „herzlosen Automatismus“ wird außerdem gerne genannt, dass dadurch die Flexibilität der Wirtschaftspolitik eingeschränkt würde.

80 ° GELD-MAGAZIN – Juni 2016

„Wie sicher das Pensionssys­ tem ist, hängt stark von der Beschäftigungssituation ab“ Josef Muchitsch, Sozialsprecher SPÖ

Dazu meinen etwa die Neos, dass es nicht Aufgabe des Pensionssystems sei, auf ökonomische Krisen zu reagieren, sondern die einer intelligenten Arbeitsmarktpolitik. Was hält Muchitsch von dieser Aussage, und was ist unter vernünftiger Arbeitsmarktpolitik zu verstehen? „Wenn Menschen länger arbeiten sollen, geht es in ers­ ter Linie um Beschäftigung. Die Wirtschaft muss älteren ArbeitnehmerInnen also auch die Möglichkeit geben, bis zum gesetzlichen Antrittsalter zu arbeiten. Dafür müssen wir vor allem in der Beschäftigungspolitik Maßnahmen setzen, was bereits intensiv getan wird. Wir müssen aber auch an die Verantwortung der Unternehmen appellieren, passende Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen“, so Muchitsch. Mehr als 20 Prozent der Pensionsantritte erfolgen laut dem Politiker aus der Erwerbslosigkeit, elf Prozent aus dem Krankenstand: „Wer will, dass Menschen länger am Arbeitsmarkt bleiben, muss auch dafür sorgen, dass es adäquate Arbeitsplätze für ältere und erfahrene ArbeitnehmerInnen gibt.“ Frauen – später in Pension? Einen weiteren Streitpunkt bildet auch immer wieder eine vorzeitige Anhebung des Frauenpensionsalters. Was spricht da-

gegen? Dazu Muchitsch: „Wir haben in Österreich bereits eine gute Regelung vereinbart: Das Frauenpensionsalter im ASVG wird für Frauen, die nach dem 1. Dezember 1963 geboren oder jünger sind, in Halbjahresschritten angehoben. 2033 ist dann die Angleichung an das Pensionsalter der Männer mit 65 Jahren abgeschlossen. Bis dahin müssen wir dafür sorgen, dass ausreichend altersadäquate Arbeitsplätze zur Verfügung stehen. Außerdem müssen sowohl eine gute Integration von Frauen am Arbeitsmarkt sowie eine gerechte Aufteilung von Sorgeund Familienarbeit zwischen Männern und Frauen gewährleistet sein.“ Bevor diese Ziele nicht erreicht sind, wäre für die SPÖ jede verfrühte Erhöhung des Pensionsantrittsalters für Frauen unfair und würde sie vor allem in die Altersarbeitslosigkeit drängen: „Das würde weder den Frauen etwas bringen, noch dem Staat“, so Muchitsch. Streitfrage Harmonisierung Oft wird weiters die Harmonisierung des Pensionssystems gefordert, vor allem in Bezug auf Beamte. Was ist dagegen einzuwenden? Muchitsch abschließend: „Unser Ziel ist ein gemeinsames Pensionsrecht für alle. Die Harmonisierung muss Schritt für Schritt erfolgen, denn eines darf man nicht übersehen: Bei Pensionsansprüchen handelt es sich um wohlerworbene Rechte und auch der Verfassungsgerichtshof gibt eindeutige Richtlinien vor, an die wir uns halten müssen. Mit der Neuaufstellung der Pensionskommission werden wir die Harmonisierung weiter vorantreiben. Ein gemeinsames Monitoring der gesetzlichen Pensionsversicherung und der Beamten wird uns dabei unterstützen.“

credit: beigestellt

A


cooling-off

WISSEN

Wenn Gesetze „cooling-off“ regeln In Aktiengesellschaften wird der Übertritt vom Vorstandsposten in den Aufsichtsrat durch Vorschriften über eine Cooling-off-Periode geregelt. Bei genauem Hinsehen wird aber nicht so heiß gegessen wie gekocht. Der Corporate Governance Kodex ist strenger als das Gesetz. Bei den Wirtschaftsprüfern gibt es keinen Pardon. Wolfgang Freisleben

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CrediT: Shutterstock

as letzte Mal gab es eine kurze Diskussion zu dem Thema, als Peter Weinzierl Anfang Dezember 2015 als Vorstand der mit Behörden kämpfenden Meinl Bank nach einem nicht rechtskräftig gewordenen Abberufungsbescheid von sich aus zurücktrat und in den Aufsichtsrat der Bank wechselte. Als solcher sollte er die Tätigkeiten des neuen Vorstands überwachen und auch seine eigene aus der Zeit davor beurteilen. Das wird ihm nicht schwer gefallen sein. Aber ob er dabei besonders objektiv gewesen ist, sei dahingestellt. Niemand kann seine Kontrollfunktion von sich selbst abstrahieren. Wer wird sich schon selber belasten? An dem fliegenden Wechsel von Weinzierl innerhalb der Meinl Bank gibt es nichts auszusetzen. Auch wenn er jetzt weiterhin die operativen Entscheidungen trifft. Den Unterschied zu früher macht lediglich das Türschild aus. Denn die Gesetzeslage demonstriert Großzügigkeit bei der Coolingoff-Periode. Darunter wird im Bereich der Rechtswissenschaften ein Zeitintervall verstanden, während dessen die Unvereinbarkeit bestimmter Aufgaben bei juristischen Personen gegeben ist oder ein (Abkühlungs-)Zeitintervall für die Parteien eines Verfahrens. Auch in der Politik gibt es den Grundsatz der Inkompatibilität: Das Paradigma, dass eine Person grundsätzlich nicht zugleich in Amt und Mandat tätig sein soll. Die Gewaltenteilung soll garantieren, dass Legislative, Exekutive und Judikative sich gegenseitig kontrollieren. Das Aktiengesetz schiebt einen kleinen Riegel vor In Aktiengesellschaften ist der fliegende Wechsel vom Vorstandsmitglied in das

Kontrollgremium eine gern geübte Praxis. Der Vorstand als derjenige, der das Unternehmen am besten kennt, soll demselben auch erhalten bleiben und es ohne Pause mit Rat und Tat im Aufsichtsrat unterstützen. Doch dem schiebt in Deutschland das Aktiengesetz in § 100 einen Riegel vor: Vorstandsmitglieder können demnach nicht vor Ablauf von zwei Jahren dem Aufsichtsrat derselben Gesellschaft angehören. Ausnahme: die Wahl des betreffenden Vorstandes erfolgt auf Vorschlag von Aktionären, die mehr als 25 Prozent der Stimmrechte an der Gesellschaft halten. Gemäß Ziffer 5.4.4 des Deutschen Corporate Governance Kodex soll eine solche Entscheidung der Hauptversammlung eine zu begründende Ausnahme sein. Wie in Deutschland wird im österreichischen Aktiengesetz, § 86 Abs. 4 (2), eine Cooling-off-Periode von zwei Jahren festgeschrieben, die sich auch im Österreichischen Corporate Governance Kodex, Ziffer 55, findet. Dabei darf dem Aufsichtsrat nicht mehr als ein ehemaliges Vorstandsmitglied angehören, für das die zweijährige Frist noch nicht abgelaufen ist. Ein Mitglied des Aufsichtsrats einer börsennotierten Gesellschaft, das in den letzten zwei Jahren Vorstandsmitglied dieser Gesellschaft war, kann nicht zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt werden. Allerdings wurde in das österreichische Gesetz von der Wirtschaftslobby eine einschränkende Regelung durchgedrückt: Die Cooling-off-Periode gilt nicht für alle Aktien­g esellschaften, sondern nur für börsen­notierte – und damit nur für einen

sehr kleinen Teil der österreichischen Unternehmen. Und selbst von dieser Bestimmung gibt es noch eine Ausnahme: „Der ­direkte Wechsel eines Vorstands in den ­Aufsichtsrat ist auch bei börsennotierten Unternehmen möglich, wenn 25 Prozent der Aktionäre ihn befürworten.“ Abschlussprüfung bei Unternehmen von Beratung getrennt Ähnlich wurde innerhalb der Europäi­ schen Union mit Beschluss im Mai 2006 ­Euro-Sox eingeführt, wie die 8. EU-Richtlinie oder „Abschlussprüferrichtlinie“ gerne bezeichnet wird. Eine Umsetzung der Vorschriften in nationales Recht hatte von allen EU-Staaten bis Ende Juni 2008 zu erfolgen. Mit der Richtlinie wird das Ziel verfolgt, europaweit das Vertrauen in die Jahresabschlussprüfung zu stärken. Vorangegangen war in den USA der Sarbanes-Oxley-Act, SEC 206, mit dem 2002 eine Cooling off-Periode von ein bzw. zwei Jahren für Wirtschaftsprüfer bei den börsennotierten Unternehmen eingeführt wurde, bevor ein Wirtschaftsprüfer als Abschlussprüfer eine Überwachungsfunktion in diesem Unternehmen wahrnehmen darf.

Juni 2016 – GELD-MAGAZIN ° 81


NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE

RECHTSBRUCH ALS STAATSRAISON DEUTSCHER SONDERWEG IN EUROPA Wolfgang Hetzer, Arnshaugk Verlag, 303 Seiten

Wolfgang Hetzer untersucht die tatsächlichen, rechtlichen und sicherheitspolitischen Voraussetzungen und Folgen, die zu der ernstesten Herausforderung der deutschen und europäischen Politik seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges geführt haben. Er zeigt, dass die Verantwortlichen in der Flüchtlingskrise nach dem Motto „Not kennt kein Gebot“ handeln und darauf angewiesen sind, dass die Zivilgesellschaft mit ihrer „Willkommenskultur“ den Ausbruch von Chaos verhindert. Dadurch wird zwar in vielen Fällen individuelles Leid gemildert, doch Führungsfehler und Staatsversagen gefährden gleichermaßen den offenen Verfassungsstaat und den inneren Frieden. Der Autor stellt in Frage, ob Kanzlerin Angela Merkel ihrem Treueschwur gegenüber dem Volk zu Amtsantritt mit ihren Entscheidungen in der Flüchtlingspolitik auch tatsächlich gerecht wird. Sie schenke vermeintlichen Geboten der Humanität mehr Beachtung als dem geltenden Recht. Die eklatanten Mängel bei dem Bemühen um ein wirksames Management der anhaltenden Flüchtlingskrise würden die innere und äußere Sicherheit Deutschlands und seiner Nachbarstaaten gefährden. Sie stellen auch den Status Deutschlands als Rechtsstaat in Frage. In der Bevölkerung wird das Gefühl der Überforderung und Unsicherheit stärker, da die zuständigen Behörden immer weniger in der Lage sind, ihren Schutzauftrag angemessen zu erfüllen. Die Bundesregierung hat weder hinreichend wirksame Beiträge zur Beseitigung der Fluchtursachen geleistet, noch in Europa für eine solidarische Lastentragung gesorgt.

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° GELD-MAGAZIN – JUNI 2016

Die Europäische Union hat keinen Mangel an Kritik und Akzeptanzproblemen – doch die Ursachen werden häufig an der falschen Stelle gesucht. Während viele hoffen, dass sich durch eine Ausweitung der Kompetenzen des Europäischen Parlaments das Demokratiedefizit der Union beheben lässt, zeigt Dieter Grimm, warum diese Hoffnung trügt. Einen wesentlichen Beitrag leistet der EuGH, der sich die Freiheit herausnimmt, die EU-Verträge nicht so auszulegen wie bei Abschluss der Verträge bei internationalem Recht üblich, also orientiert am Willen der vertragschließenden Parteien und eng, sofern damit Souveränitätseinbußen verbunden waren. Sondern vielmehr wie nationale Verfassungen, also vom historischen Willen der Autoren weitgehend gelöst und an einem objektivierten Zweck orientiert. Dabei maßen sich die Richter auch an, durch ihre bereits als revolutionär bezeichnete Rechtsprechung den Charakter der EU-Verträge zu ändern und diese Änderungen zu konstitutionalisieren. Es waren unbefangene amerikanische Beobachter des Europarechts, die dies als Folge der Urteile zuerst konstatiert haben. In grundsätzlichen Erörterungen und Einzelstudien zeigt Dieter Grimm, einer der renommiertesten deutschen Rechtswissenschaftler, dass eine Ursache für die starken Akzeptanzprobleme meist übersehen wird, nämlich die Verselbständigung der exekutiven und judikativen Organe der EU (Kommission und Europäischer Gerichtshof) von den demokratischen Prozessen in den Mitgliedstaaten und der EU selbst.

EUROPA JA – ABER WELCHES? ZUR VERFASSUNG DER EUROPÄISCHEN DEMOKRATIE Dieter Grimm, C.H.Beck Verlag, 288 Seiten

FEINDBILD RUSSLAND GESCHICHTE EINER DÄMONISIERUNG Hannes Hofbauer, ProMedia Verlag, 304 Seiten

„Feindbild Russland“ erzählt die Beziehungsgeschichte des Westens mit Russland und spürt den wirtschaftlichen und geopolitischen Grundlagen der russophoben Grundstimmung nach, die 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg erneut im Westen herrscht: Einreiseverbote gegen Diplomaten, Sanktionen, gesperrte Konten, Ausschluss Russlands aus internationalen Gremien, Boykott sportlicher Großereignisse und Mobbing gegen „Russlandversteher“. Hannes Hofbauer verfolgt das Phänomen der Russophobie zurück bis ins 15. Jahrhundert, als der Zar im Zuge der kriegerischen Reichsbildung gegen Nordwesten zog. Es ging um Herrschaft, Konkurrenz und Meereszugang. Der Kampf um reale wirtschaftliche und (geo)politische Macht wurde auch damals schon ideologisch begleitet: Der Russe galt seinen Gegnern als asiatisch, ungläubig, schmutzig und kriecherisch, Stereotypen, die sich über Jahrhunderte erhalten haben. Dem Feindbild-Paradigma gehorchend reagiert der Westen auch jetzt empört auf die Politik des Kreml, der mit der Machtübernahme Wladimir Putins innenpolitisch auf Konsolidierung und außenpolitisch auf Selbstständigkeit setzt. Die Wegmarken der neuen Feindschaft sind zahlreich. Sie reichen vom Krieg der NATO gegen Jugoslawien (1999) über die Ost-Erweiterung der NATO, den mit US- und EU-Geldern unterstützten „Farbrevolutionen“ bis zum Krieg um die georgischen Provinzen Abchasien und Südossetien (2008) und hinterlassen die bislang tiefste Kluft im Kampf um Einfluss in der Ukraine (2015).

CREDITS: beigestellt

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