Wirtschaftsforscher Hans-Werner Sinn Über die Probleme in der Eu
4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 07-08 | 2016 ° 3,90 Euro
Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte Deutsche Nebenwerte Total Return-Fonds Wachstumsländer Aktien Österreich Neue Energien Nachhaltigkeit EM-Anleihen Industrie 4.0 Technologie Immobilien
Die Börsen im Krisenmodus. Kursrückgänge bieten gute Kaufgelegenheiten. Wo Ihnen Profis jetzt zum Einstieg raten. ° Die Spinnen, die briten
° Nur keine Verluste!
° Mächtige indexfirmen
Diskussionen rund um den Austritt Großbritanniens aus der EU werden uns über Monate begleiten. Lesen Sie, wie sich der Exodus auf Europas Wirtschaft auswirkt.
Die Risiken an den Börsen steigen. Es gibt aber für unruhige Zeiten hervorragende Anlage-Alternativen: Wir stellen Ihnen hier die besten Total Return-Fonds vor.
Index-Anbieter haben eine riesige Macht über Kapitalströme – der Großteil der Investmentfonds orientiert sich an ihnen. Insider können damit Milliarden verdienen.
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Im Wealth Management sind maßgeschneiderte Lösungen gefragt, gerade bei Institutionellen Kunden. Wir überzeugen mit individuellen, transparenten Anlagekonzepten und höchstem Qualitätsbewusstsein. Dr. Manfred Oberhauser, Wealth Management – Institutionelle Kunden
Vermögen verantwortet. Persönlichkeit verbindet. Wealth Management der Hypo Vorarlberg Bregenz: Hypo-Passage 1, 6900 Bregenz Wien: Wildpretmarkt 2, 1010 Wien Dr. Manfred Oberhauser, Institutionelle Kunden, T 050 414-1455 Mag. Beatrice Schobesberger, Direktorin Wealth Management, T 050 414-7441 Stefan Schmitt, BA, Leiter Wealth Management Bregenz, T 050 414-1494 www.hypovbg.at
v.l.n.r. Mag. Beatrice Schobesberger, Stefan Schmitt, BA
° editorial 07-08/2016 Brexit als Chance
M
arktbewegungen werden subjektiv bewertet. Fallen die Aktienkurse, vermeidet man, einen Blick auf das Wertpapierdepot zu werfen. Steigen die Notierungen, werden Glückshormone freigesetzt. Eine Buy and hold-Strategie (Augen zu und durch) hat in den vergangenen Jahren zwar bei Anleihen funktioniert und auch bei Immobilienveranlagungen, an den Aktienmärkten aber nur sehr selektiv. Denn verschiedene Krisenszenarien wie Brexit, EU-Zerfallsängste, schwaches Wirtschaftswachstum, hohe Staatsverschuldungen, Bankenkrise in Italien, Sorgen um Chinas Wirtschaft usw. haben zu hohen Kursschwankungen geführt. Erfolgreiche Anleger zeichnen sich aber dadurch aus, dass sie Krisenzeiten auch als Chance erkennen und nützen. Bei fallenden Kursen kaufen, das ist noch einfach. Genauso gehört aber auch dazu, bei steigenden Kursen wieder Liquidität zu schaffen.
Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin
Ein Freund von mir ist über die derzeitige Entwicklung richtig glücklich. Er hat sein Aktiendepot mittels DAX-Futures abgesichert und war im britischen Pfund short, was ihm ansehnliche Gewinne einbrachte. Das kann aber nicht jeder. Dazu braucht man hohe Marktkenntnisse und ein gutes Gespür für wirtschaftliche und politische Veränderungen. Allen Anlegern, denen dies nicht in die Wiege gelegt wurde, stehen Asset Manager zur Verfügung, die solche Entscheidungen treffen. Dazu haben wir uns in dieser Ausgabe des GELD-Magazins den Bereich der Total Return-Fonds angesehen, deren gemeinsames Ziel es ist, primär mögliche Kursverluste gering zu halten (flexibel gemanagte gemischte Fonds, Multi AssetFonds oder auch Global Macro-Strategien, siehe Seite 34). Investoren, die dennoch etwas Zeit für ihre Kapitalanlage aufbringen, seien die günstigen Kurse an den Aktienmärkten als zumindest mittelfristige Kaufgelegenheit ans Herz gelegt. Dazu finden Sie in dieser Ausgabe zahlreiche Tipps für Veranlagungen in Einzelwerte wie auch in Aktien- und Anleihenfonds. Wir verabschieden uns mit dieser Ausgabe des GELD-Magazins in die wohlverdiente Sommerpause und wünschen Ihnen viel Erfolg!
º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, office@geld-magazin.at º Herausgeber Dr. Wolfgang Freisleben º GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic º Chefredakteur Mario Franzin º Redaktion Mario Franzin (mf), Dr. Wolfgang Freisleben (wf), Mag. Harald Kolerus (hk), Wolfgang Regner (wr) º GrafiK Noura El-Kordy º Bilder Shutterstock º CoverFOTO Shutterstock º Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º Verlagsleitung Snezana Jovic º Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-33 • abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.
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Brennpunkt
geldanlage
06 ° PANORAMA. Reiches Österreich: Zahl der Millio
28 ° PANORAMA. Pakistan: Börse hochgestuft +
08 ° Interview hans-werner sinn. Der be
30 ° Interview Klaus kaldemorgen. Der DWS
näre steigt + Marc Faber: „EU-Monster“ ist gescheitert.
kannte Wirtschaftsforscher glaubt, dass der Euro ein Irrweg für schwache Ökonomien ist.
12 ° kommentar des herausgebers. Wolfgang
Healthcare: Keine Ende des Biotech-Booms.
Fondsmanager ließ sich vom Brexit nicht überraschen.
32 ° Sommergespräch Dirk fischer. Für den
Freisleben über Brexit und EU-Unzufriedenheit.
Geschäftsführer von Patriarch ist Kundenvertrauen das höchste Gut.
14 ° brexit. Kommentar von Guido Barthels, Ethe
34 ° marktneutrale investments. Auch wenn
nea, zum irrationalen Verhalten der Briten.
16 ° indexfonds. Die ultimative Macht an den
die Börsen floppen, wollen marktunabhängige Strate gien eine konstant positive Rendite erwirtschaften.
inanzmärkten konzentriert sich in den Händen weni F ger Index-Anbieter.
38 ° emerging markets. Schwellenländer steuern
20 ° Finance Watch. Brexit: Londons Finanz-Elite
41 ° Sommergespräch hauke hess. „Grünes
zittert + Deutsche Bank: Massiver Umbau + UBS: Wealth Management in neuem Gewand.
BANKING 22 ° PANORAMA. Portugal: Ineffiziente Banken + Bawag: Trennung von Sparvereinen.
23 ° Sommergespräch daniel reisenhofer. „Vertrauen ist emotionales Vermögen“, meint der Grün der des Unternehmens Vertriebsimpulse.
24 ° Sommergespräch Susanne höllinger Die Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank über die Bedeutung von persönlicher Beratung.
26 ° Sommergespräch Johannes Hefel. Der Vorstand der Hypo Vorarlberg spricht über die Vorzüge einer klassischen Beraterbank.
4 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
wieder auf Erholungskurs.
Licht für Emerging Markets“ sieht der Geschäftsführer von Veritas.
42 ° Sommergespräch William palmer. Der Investment-Manager bei Barings setzt auf die Vorzüge von Qualitäts-Aktien.
44 ° industrie 4.0. Künstliche Intelligenz findet in den Fabriken Einzug und bietet Investmentchancen.
46 ° Sommergespräch Mike judith. Der Head of Portfolio Management bei DNB Asset Management beleuchtet die attraktivsten Technologie-Trends.
48 ° Sommergespräch André Rüegg. Der Ge schäftsführer von Bellevue Asset Management über die neuen Fonds seines Hauses.
50 ° Clean Energy. Die Investitionen in saubere Energien feiern neue Höchststände.
creditS: Songquan Deng/Shutterstock
Die Macht der Index-Agenturen: Sie verursachen riesige Kapitalströme, von denen Insider durchaus profitieren könnten.
34 38 44 50 54 56 68 74 80 84
54 ° Institutional investors award. Experten sind überzeugt: „Nachhaltigkeit sorgt für Performance.“
56 ° anleihen-ausblick. Der Bullenmarkt von Government-Bonds ist noch nicht zu Ende.
59 ° Sommergespräch frédéric guibaud. Der Experte von Petercam spricht über die neuen Sy nergien aus dem Zusammenschluss mit Degroof.
60 ° Sommergespräch stephen jones. „Die europäische Wirtschaft könnte vor einer völligen Neu ausrichtung stehen“, so der CIO von Kames Capital.
62 ° Sommergespräch Thomas hartauer.
° Inhalt 07-08 / 2016
Marktneutrale Investments Wachstumsländer Technologie / Industrie 4.0 Clean Energy Nachhaltige Geldanlage Ausblick Anleihenmärkte Spezielle Anlagetipps Deutsche Nebenwerte In Gold we Trust Immobilien kaufen oder mieten?
Alternative Investments 76 ° PANORAMA. Conda: Hotel-Crowdinvesting + Zertifikatelisting: Interessante Produkte.
78 ° sommergespräch heiko geiger. „Im
a ktuellen Umfeld nicht auf Aktienanleihen vergessen“, rät der Experte der Bank Vontobel.
80 ° rohstoff-radar. Gold: Brexit verleiht Flügel + Silber: Sicherer Hafen + Erdöl: Langsame Erholung.
immobilien
Der Gründer der Lacuna AG berichtet unter anderem über Robotik als Treiber im Gesundheitssektor.
82 ° panorama. Bella Italia: Immo-Nachfrage steigt
Aktien
83 ° sommergespräch Mario Kmenta. Der
64 ° Panorama. Osteuropa: CEE wird unterschätzt + Dieselgate: Neue Klage gegen Volkswagen.
65 ° Sommergespräch Ernst Vejdovszky. Der Vorstand der S Immo AG berichtet über das „Jahr der Rekorde“.
66 ° weltbörsen. USA: Anleger bewahren Nerven + Europa: Brexit sorgt für Turbulenzen.
68 ° anlagetipps. Reckitt Benckiser: Kursgewinn totz Brexit-Schock + NXP: Autonomes Fahren.
70 ° börse wien. Brexit ist Gift für die Wiener Börse. 72 ° börse deutschland. Die Impulse für eine Sommer-Rally fehlen.
74 ° Sdax. Kleine Aktien machen große Performance.
+ ImmobilienScout24: Neue Online-Orientierungshilfe für Investoren.
Geschäftsführer von trivium meint: „ImmobilienProjekte boomen weiter.“
84 ° kaufen oder mieten? Vor dieser Entschei dung stehen viele Menschen. Eine Orientierungshilfe.
Versicherung & vorsorge 86 ° panorama. Schweiz: Versicherungen in Bedrängnis + Event: The Magic of Innovation.
87 ° FLv-Listing. Der monatliche Überblick zu fondsgebundenen Lebensversicherungen.
88 ° pensionsreform. FPÖ fordert Vereinheit lichung des Systems.
90 ° buchtipps. Anglo-amerikanisches Establish ment + Verteilungskampf + Russland und Eurasien.
Juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 5
brennpunktPanorama kroatien
Starke Worte ´´ Land des Monats
„Wir können nur hoffen,
dass mehr Länder aus diesem gescheiterten EU-Monster austreten.“ Der als „Dr. Doom“ bekannte Börsenguru Marc Faber hat eine etwas eigenwillige Sicht auf den Ausgang des Brexit-Referendums. Der Brexit sei
Staatsform Parlamentarische Republik Hauptstadt Zagreb Amtssprache Kroatisch sowie Minderheitensprachen Staatsoberhaupt Kolinda Grabar-Kitarović Regierungschef derzeit vakant Fläche 56.538 km2 Einwohner etwa 4,3 Millionen Bevölkerungsdichte rund 76 pro km2 Währung Kuna BIP (2015) 43,7 Milliarden Euro Kfz-Kennzeichen HR Internet-TLD .hr Internat. Telefonvorwahl +385 Unabhängig seit 1991 Nationalfeiertag 25. Juni Größte Städte Zagreb, Split, Rijeka, Osijek, Zadar Verwaltungsgliederung 20 Gespannschaften plus Zagreb Nachbarstaaten Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien, Slowenien, Ungarn Höchste Erhebung Dinara (1831 m)
Top-Destination. Kroatien steht als
Polit- und Finanz-Elite, verriet er dem Schweizer
Urlaubsdestination der Österreicher hoch im Kurs. Genauer gesagt, belegt der Adriastaat heuer erstmals den Spitzenplatz der heimischen „Urlauber-Charts“; das ergab die jährlich durchgeführte Tourismusanalyse-Umfrage des Spectra-Instituts. Demnach werden stolze 19 Prozent der über 1000 Befragten ihren Haupturlaub in diesem Sommer in Kroatien verbringen. Der Vorjahressieger Österreich liegt 2016 mit 15 Prozent auf Platz zwei, der vielmalige Auslands-Spitzenreiter Italien auf Rang drei. Besonders erfreulich: Noch nie gab es mit 44 Prozent so viele zur Urlaubsreise fest Entschlossene wie heuer. „Die Zunahme der Reiseabsichten ist ein klarer Hinweis für einen leichten Wirtschaftsaufschwung“, kommentiert Peter Zellmann vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung, kurz IFT.
Online-Portal „finews“.
„Wir haben nicht
die Ambitionen eines Spitzenlandes!“ Wifo-Chef Karl Aiginger kritisiert, dass Österreich sich zu sehr am Durchschnitt orientiere – das sei zu wenig. Das Wirtschaftsforschungsinstitut schlägt daher eine „Reformagenda“ vor, die den Abstieg in das Mittelmaß stoppen soll.
„Das ist mehr oder weniger
Zahlenspiel
versteckte Parteienfinanzierung.“
70
6,7
versteigert werden, fand aber keinen Käufer. Der
ten in Österreich auch heuer nahtlos fort. Im Ver-
Mario Pulker, Obmann
Grund: Der vom Auktionshaus Sotheby’s festge-
gleich zum ersten Halbjahr 2015 stieg die Anzahl
des Fachverbandes der
legte Mindestpreis von 70 Millionen US-Dollar
der Firmeninsolvenzen in den ersten beiden
Gastronomie in der Wirt-
dürfte letztendlich doch etwas zu hoch gewählt
Quartalen 2016 um 9,6 Prozent auf insgesamt
schaftskammer, lässt kein
worden sein. Das Höchstgebot für den in Bots
2830 an. Die gute Nachricht: Trotz dem steilen
gutes Haar am Registrier-
wana entdeckten, tennisballgroßen Diamanten
Anstieg der Insolvenzen waren um 26,4 Prozent
kassen-Privileg für Parteien und kündigt recht-
mit dem Namen „Lesedi La Rona“ lag dem Ver-
weniger Mitarbeiter betroffen als im ersten Halb-
liche Schritte an.
nehmen nach bei 61 Millionen Dollar.
jahr 2015.
Overpriced. Der größte in den vergangenen hundert Jahren gefundene
Rohdiamant der Welt sollte Ende Juni in London
6 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
Dramatisch. Wie Mitte Juni bekannt wurde, setzt sich der Ende
2015 eingeläutete Negativtrend bei FirmenpleiCrediTS: beigestellt, Archiv, wko, Shutterstock
ECKDATEN (Republik Kroatien)
ein Sieg der gewöhnlichen Leute gegen eine
halBWissen Kann Viel GelD KOsTen vier anLeGer-FaLLen. Möchten Anleger ihr
Vermögen Gewinn bringend investieren und begeben sich dazu auf die Suche nach ertragreichen Fonds beziehungsweise einer Gewinn bringenden Anlagestrategie, lauern beim Auswahlprozess einige Gefahren. Vorsicht sei etwa bei der Interpretation von statistischen Daten geboten, heißt es in einer Aussendung der Zürcher Kantonalbank Österreich. „Daten werden oft nur punktuell beleuchtet. Man erhält stichtagbezogene Informationen, erfährt aber nur wenig über den Verlauf. Zudem werden bei der Analyse von Wertpapieren oft Äpfel mit Birnen verglichen“, kritisiert Christian Nemeth, Vorstand und Asset Management-Chef des auf die Betreuung von vermögenden Kunden spezialisierten Hauses. Wer mittel- und langfristig mit Investitionen im Aktienbereich Erfolg haben möchte, benötigt außerdem einen langen Atem. „Je niedriger die aktuelle Bewertung, desto besser sind die Chancen, in den nächsten fünf Jahren ein positives Anlageergebnis zu erzielen“, so Nemeth. Wird der Anlagehorizont hingegen auf ein Jahr verkürzt, ergebe sich praktisch kein statistischer Zusammenhang zwischen Bewertung und Ergebnis mehr. Ganze 69 Prozent, also die überwie-
gende Mehrheit der Anleger, sind zudem sogenannte Stock Picker. Sie setzen im Zuge ihres Investmentprozesses zuerst auf eine fundamentale Einzeltitelanalyse. Laut Nemeth ein falscher Ansatz, da Aktienperformance im langfristigen Durchschnitt zu über 75 Prozent auf Makro-Faktoren und zu weniger als einem Viertel auf unternehmensspezifischen Faktoren beruht. Eine weitere Gefahr stellt laut den Experten der ZKB Österreich auch die Überschätzung des eigenen Fachwissens dar. „Vereinfacht gesagt, ist es so, dass top-informierte Profis statistisch gesehen – wenig überraschend – die besten Anleger sind. Dahinter folgen jedoch gleich all jene, die von der Materie überhaupt keine Ahnung haben und Titel beispielsweise zufällig auswählen. Die schlechtesten Ergebnisse erzielen die durchschnittlich oder leicht überdurchschnittlich informierten Investoren“, beschreibt Christian Nemeth. Nur Top-Informationen haben also einen Wert, durchschnittliche Information sollte optimalerweise ignoriert werden.
sTUDie Des MOnaTs LanD Der schULDner? Eine im Auftrag der
ING Group vom Institut Ipsos in 13 europäischen Ländern durchgeführte Umfrage zum Thema Konsumschulden attestiert Herrn und Frau Österreicher einen etwas „laxen“ Umgang mit ihren Verbindlichkeiten und Geld im Allgemeinen. 47 Prozent der Österreicher nutzen mittels Privatkredit, Kontoüberziehung oder Kreditkarten die Möglichkeiten von „jetzt konsumieren, später bezahlen“ und leben damit zum Teil deutlich über ihren ganz persönlichen Finanzverhältnissen (Anm.: Hypothekarkredite nicht eingerechnet). Im Detail gaben 19 Prozent der befragten Österreicher an, einen Konsumkredit aufgenommen zu haben, 17 Prozent überziehen regelmäßig ihr Girokonto. Sieben Prozent der insgesamt 1000 Umfrageteilnehmer aus Österreich haben Schulden bei Freunden oder
Familie. Fünf beziehungsweise drei Prozent schulden Kreditkartenunternehmen und Handelsunternehmen Geld.Während Österreich, die Anzahl der Privatschuldner betreffend, leicht unter dem europäischen Durchschnitt liegt, zeigt sich bei der Schuldenhöhe ein drastischeres Bild: Was die Höhe der individuellen Schulden anbelangt, liegen die Österreicher nämlich zum Teil deutlich über dem Durchschnitt. In kaum einem anderen befragten Land ist der Anteil der Privatschuldner mit Schulden über 20.000 Euro so hoch wie bei uns. So gaben zwölf Prozent der Österreicher an, dass die Höhe ihrer Privatschulden 20.000 bis 50.000 Euro betrage. Der Europa-Durchschnitt liegt hier bei sechs Prozent.Acht Prozent der Österreicher, aber nur drei Prozent der befragten Europäer haben Konsumschulden über 50.000 Euro.
aUsTRO-MilliOnÄRe sTarKer ansTieG. Die Zahl der Millionäre in Österreich stieg im vergangenen Jahr sprunghaft an, das geht aus dem kürzlich veröffentlichten World Wealth Report von Capgemini hervor. Während 2014 „nur“ 114.000 Millionäre in Österreich lebten, waren es im Jahr 2015 bereits 121.000, was einem Plus von 5,9 Prozent innerhalb von nur zwölf Monaten entspricht. „Ein Großteil dürfte wohl aus der Immobilienbranche kommen, da es hier insgesamt einen Preisanstieg von 3,4 Prozent gab, während das Bruttoinlandsprodukt lediglich um 0,8 Prozent wuchs“, so Capgemini ÖsterreichBoss Bernd Bugelnig im Standard. Auch wenn das überdurchschnittliche Millionärs-Wachstum in der Alpenrepublik stattlich erscheint, kommt es doch nicht annähernd an das Wachstum in der Weltregion Asia-Pacific heran. Dort nahm die Anzahl an Millionären innerhalb des Vergleichszeitraums um ganze 9,9 Prozent zu. Global gesehen summierte sich das Vermögen der 15,4 Millionen Millionäre weltweit (+ 4,9 Prozent im Vergleich zu 2014) im Jahr 2015 auf insgesamt 58,7 Billionen Dollar, was wiederum ein Plus von vier Prozent darstellt. Laut Capgemini hat sich das Vermögen der sogenannten High Net Worth Individuals, kurz auch HNWI, seit dem Jahr 1996 in etwa vervierfacht.
JuLI/AuGust 2016 – GELD-MAGAZIN °
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„Die Wirtschaft wurde durch kreditfinanzierte Löhne aufgeblasen“ Der langjährige Chef des Münchener ifo Instituts für Wirtschaftsforschung, Professor Dr. Hans-Werner Sinn, nimmt im Interview kritisch Stellung zu aktuellen Fragen über das Dilemma der Europäischen Union. Der Euro für ökonomisch schwache Länder sei ein Irrweg. Von der Wertschöpfungssteuer hält er nichts.
GELD °
Wolfgang Freisleben
Zwei Ereignisse haben zuletzt be
eindruckt. Das spektakuläre politische BrexitVotum und die kaum wahrgenommene „IWFStudie Neoliberalism: Oversold?“. Beginnen wir mit Letzterem: Hat die Götterdämmerung des Neoliberalismus mit der Austerität als Allheilmittel begonnen?
HANS-WERNER SINN: Der IWF singt schon immer das hohe Lied des Keynesianismus. Nur für Europa passt es nicht. Südeuropas Arbeitslosigkeit resultiert aus der inflationären Kreditblase, die der Euro erzeugt hat. Es sind total überteuerte Volkswirtschaften entstanden, die durch keynesianische Drogen nur an echten Reformen gehindert werden. Welche Reformen vermissen Sie?
Es geht stets um Reformen auf dem Arbeitsmarkt, die die Löhne nach unten flexibel machen. Nur so lässt sich die Wettbewerbsfähigkeit der überteuerten Länder im Euro wiederherstellen.
und die Wettbewerbsfähigkeit ging kaputt. Die Theorie, die hinter Ihrer Frage steckt, hat die Misere verursacht. Die betroffenen Länder brauchen weniger Kaufkraft der Arbeiter und mehr Kaufkraft der Unternehmen, sodass Konsumnachfrage durch Investitionsgüternachfrage ersetzt werden kann. Nur so gibt es wieder Wachstum, und dann steigen auch die Steuereinnahmen.
drückt. Alle Kredit-, Miet- und Lohnkontrakte würden von Euro auf Drachme umgestellt. Die Abwertung der Drachme ließe die Nach frage der Griechen nach heimischen Produkten hochschnellen, was die Wirtschaft beleben würde. Außerdem käme das Fluchtkapital zurück und würde einen Bauboom auslösen. War die Bankenrettung als Ursache der ausufernden Verschuldung ab September 2008
„Großbritannien hat sich
nicht gegen Europa, sondern gegen die Brüsseler Rent-Seeking-Apparatur unter Leitung einer zunehmend selbstherrlich agierenden Elite gewandt!“
sinnvoll?
Ab September 2008 bis September 2009, ja. Danach nicht, denn dann zog die Weltwirtschaft wieder an. Wer danach noch Problem hatte, hatte sie aus strukturellen Gründen, und da wären Pleiten angebracht gewesen. Wie dramatisch ist die Verschuldung der EuroStaaten wirklich?
Sehr dramatisch. Fast alle haben ihre Schuldenquoten vergrößert, obwohl sie im Fiskalpakt von 2009 versprachen, sie zu verringern.
Wechselkursen in Europa an der unterschied
Was werden die Konsequenzen daraus sein?
zielführend?
lichen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der
Ich finde, die Troika setzt viel zu leichtfertig das Geld der europäischen Steuerzahler aufs Spiel. Sie betreibt das größte Programm zur Minderung der von den Märkten erzwungenen Austerität, das die Welt gesehen hat. So bleibt Griechenland lange viel zu teuer, was die Massenarbeitslosigkeit dauerhaft verfestigt.
Länder gescheitert. War der Euro in dieser all
Ja, ohne ihn hätte der Süden seine inflationäre Kreditblase nicht gehabt. Außerdem könnte man nun abwerten, um wieder wettbewerbs fähig zu werden.
Die EU verliert ihre Glaubwürdigkeit. Die e igenen Regeln werden nicht eingehalten. Die Gemeinschaftshaftung drückt die Zinsen. Der Fiskalpakt sollte verhindern, dass des wegen mehr Kredit aufgenommen wird. Aber das schafft er nicht. Europa marschiert in den Schuldensumpf.
umfassenden Konstruktion nicht ein Irrweg?
Wäre ein Austritt aus dem Euro für Griechen
Ist die EZB mit dem Ankauf von Staats- und Un
Aber Löhne zu kürzen bedeutet doch weniger
land eine Option?
ternehmensanleihen auf dem richtigen Weg?
Kaufkraft/Konsum. Bremst das nicht die
Ein temporärer Austritt mit Rückkehr zur Drachme würde eine Abwertung ermöglichen, ohne dass man die Löhne durch Verhandlungen
Nein, wir entwickeln uns zu einer Zentralverwaltungswirtschaft mit einem Produktionsfonds, den das Zentralkomitee in Frankfurt verwaltet.
Wirtschaft und damit das Aufkommen von Umsatz- und Einkommensteuern?
8 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2016
creditS: beigestellt
Vor dem Euro sind die Experimente mit fixen Ist die Medizin der Troika für Griechenland
°
Im Gespräch mit Hans-Werner Sinn, ifo BRENNPUNKT
zur person:
Was halten Sie davon, dass das deutsche Verfassungsgericht diese Zentralverwaltungs wirtschaft jetzt abgesegnet hat?
Ich bin enttäuscht. Das Gericht hat sich darauf beschränkt, zu prüfen, ob der EuGH Willkür an den Tag gelegt hat. Es findet die Entscheidung zwar falsch, aber nicht willkürlich. Deswegen bleibt das OMT (unbeschränkter Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB, Anm.) bestehen.
Hans-Werner Sinn, 68, ist einer der bekanntesten Nationalökonomen Europas, emeritierter Präsident am ifo Institut für Wirtschaftsforschung und Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er gründete und leitete das internationale CESifoForschernetzwerk und das Forschungsinstitut CES. Ausgezeichnet mit mehreren Ehrendoktorwürden und Preisen, beschäftigte er sich in den letzten Jahren – u.a. in zahlreichen Sachbüchern – vor allem mit dem Euro, Griechenland, der Europäischen Zentralbank, grüner Energie, der Demografie und der Migration. Zuvor widmete er sich der deutschen Wiedervereinigung, dem Steuerwesen, der Bankenregulierung und dem Versicherungswesen. Der Träger zweier Verdienstkreuze der Bundes republik war überdies zwei Jahre Professor an der University of Western Ontario (Kanada). Gastprofessuren nahm er an der London School of Economics sowie den Universitäten Bergen, Stanford, Princeton und Jerusalem wahr. Als bislang einziger Deutscher hielt er die Yrjö Jahnsson Lectures in Helsinki und die Tinbergen Lectures in Amsterdam. Seit 1988 ist Professor Sinn Fellow des National Bureau of Economic Research, Cambridge (USA). Von 1997 bis 2000 war er Vorsitzender des Vereins für Socialpolitik, des Verbandes der deutschsprachigen Ökonomen, und von 2006 bis 2009 Präsident des International Institute of Public Finance, des Weltverbandes der Finanzwissenschafter. Seit 1989 ist er Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, der Leopoldina (Deutsche Akademie der Naturforscher), der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste, der Nordrheinwestfälischen Akademie der Wissenschaften und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
wettbewerbsfähig. Dass Großbritannien die EU verlässt, ist eine Zeitenwende. Die „ever closer union“ ist zu einem Ende gekommen. Großbritannien hat sich nicht gegen Europa, sondern gegen die Brüsseler Rent-Seeking-Apparatur unter Leitung einer zunehmend selbstherrlich agierenden Elite gewandt. De Gaulle hat eine Union als „Europa der Va terländer“ präferiert und den Beitritt Großbri
Ist die Nullzins-Politik zielführend?
tanniens jahrelang verhindert. War er nicht
Ja, wenn es darum geht, die Schuldner in Südeuropa zu entlasten. Nein, wenn das Ziel die Gesundung Europas ist.
doch auf dem richtigen Weg?
Nein, er wollte nur einen Rivalen fernhalten. Jetzt sind wir der französischen Planification ausgeliefert.
Will Draghi nicht die Wirtschaft ankurbeln?
Doch. Aber eine Fortsetzung der Schuldenorgie ist keine Gesundung. Europa wird durch die Ankurbelung mit billigem Geld immer kränker. Es ist ähnlich, wie wenn ein Mensch zu viel Kaffee und Drogen zu sich nimmt. Hat der Brexit wirklich so prekäre negative ökonomische Konsequenzen, wie im Vorfeld der Abstimmung öffentlich getrommelt?
Die City wird bluten, aber die Abwertung des Pfund macht das verarbeitende Gewerbe wieder
Wie ist das zu verstehen?
Die Sperrminorität der freihandelsorientierten Länder im EU-Ministerrat geht verloren. Deutschland wird nun bei vielen EU-Beschlüssen, die man mit einer Sperrminorität von 35 Prozent verhindern könnte, überstimmt werden. Wir sind die großen Verlierer dieser Entscheidung auch deshalb, weil die Gruppe derjenigen EU-Staaten, die für Freihandel und marktwirtschaftliche Grundprinzipien eintritt, mit dem Austritt deutlich verkleinert wird.
juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 9
BRENNPUNKT ° Im Gespräch mit Hans-Werner Sinn, ifo
Schon wegen dieser dramatischen Veränderung muss Deutschland eine Neuverhandlung des Maastrichter Vertrages verlangen. Sonst sitzt es in der Falle. Das „Fortress Europe“, das man nun bauen wird, wird die deutsche Exportindustrie treffen. Wir leiden auch, weil die Briten unsere drittgrößten Handelspartner sind.
ne der Beschäftigten in Deutschland seit Jahren deutlich langsamer als die Gewinne der Unterneh men und die Einkommen aus Vermögen, etwa durch Mieten und Kapitalerträge.
Wirklich? Woher haben Sie das denn? Die Einkommensverteilung ist eher gleicher geworden. Das schreibt Ihr Kollege Marcel Fratzscher vom
Halten Sie den Zentralis
DIW Berlin in seinem neu
mus à la Brüssel für ein
en Buch. Anderes Thema:
Erfolgsmodell?
Die Regulierung der Ban
Die Frage können Sie nicht ernst meinen. Damit nicht noch mehr Länder der EU den Rücken kehren, ist es nun an der Zeit, zwei große Politikfehler der EU zu korrigieren: die Regeln, nach denen der Euro funktioniert, und die Regeln, nach denen eine Immigration in die Sozialstaaten möglich ist. Weder der Euro noch das Inklusionsprinzip haben sich in ihrer jetzigen Form bewährt. Man kann sie halten, aber nur mit gravierenden Reformen.
ken in Europa wird immer stringenter. Aber: Basel II William White hat als Chefökonom der Bank
konnte den Crash nicht verhindern. Und Basel
für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ)
III, offenbar ebenso untauglich, ist gerade im
und auch nach seinem Ausscheiden den
Begriff, durch Basel IV ersetzt zu werden. Ist
ehemaligen FedPräsidenten Greenspan und
hier nicht ziemlich viel faul?
Bernanke vorgehalten, sie hätten die infla
Ja, die Banken wehren sich dagegen, mehr Eigenkapital halten zu müssen, weil das ihre Renditen verwässern würde, aber genau das wäre zur Stabilisierung der Banken erforderlich.
tionären Spekulationsblasen ignoriert, zu lange an niedrigen Zinsen festgehalten und sie dadurch weiter befeuert. Die Zinserhöhungen brachten sie zum Platzen. Machen Mario Draghi in der EZB und Jant Yellen in der Fed
In der gängigen Nationalökonomie fehlen viele
jetzt die gleichen Fehler?
Der Krisenbeginn im September 2008 war ein
Bestandteile, die von großem Einfluss sind.
Ja, ich glaube, White hatte Recht. Wenn die Inflation anzieht, wird die EZB die Geldmenge kaum noch einfangen können. Es wird schon heute eine Blase am deutschen Immobilienmarkt aufgebaut.
von der Wall Street ausgehender monetärer
Z. B. das FiatgeldSystem mit der alleinigen Allmacht der Geschäftsbanken, ausschließ lich über Kredite die Geldmenge erhöhen zu können. Oder das Finanzsystem insgesamt. Sind die vorherrschenden Theorien noch taug
Tsunami, der sich rasch nach Europa ausge breitet hat. Die Ursache waren betrügerische Wertpapiere in einer riesigen Dimension. Helfen da ein paar Prozentpunkte mehr Eigenkapital überhaupt, wenn sich so etwas
lich?
White hat auch bemängelt, dass bei der
wiederholt und der InterbankenGeldfluss
Sie haben ja ein bizarres Bild von unserem Fach. Ich empfehle Ihnen, es zu studieren.
Berechnung der offiziellen Inflation die Preis
unterbrochen wird?
steigerungen der Vermögenswerte wie Aktien
Ein paar Prozentpunkte nicht. Man muss schon deutlich mehr fordern.
und Immobilien ausgeklammert werden. Ist Danke, das mache ich ständig. Ich stelle die
das tatsächlich ein gravierender Fehler? Hinzu
Frage präziser: Werden nicht die Auswirkungen
kommt, dass der weltweite Verfall der Rohstoff
Es gibt Ökonomen, die sagen: die nächste Krise
des Finanzkapitalismus auf die Realwirtschaft
und Energiepreise (Öl,Treibstoffe etc.) tatsäch
kommt in einigen Jahren bestimmt, sie wird
zu wenig berücksichtigt? Immerhin bewegen
lich immun gegen Zinsmanipulationen ist.
aber anders aussehen als die letzte.Teilen Sie
die Schattenbanken rund 70 Billionen Dollar
Nein, das ist kein Fehler. Die Inflationsrate bezieht sich auf produzierte Waren.
diese Meinung?
DerivateWert für Währungen, Rohstoffe und
Ist für Sie das Auseinanderdriften von Einkom
Der neue österreichische Kanzler Christian
Zinskontrakte ausgewiesen.
men und Vermögen ein Thema, das man be
Kern bringt eine „Wertschöpfungsabgabe“ als
Das Thema ist wichtig. Die Finanzmarkttheorie beschäftigt sich intensiv damit.
achten muss? Auch, dass der Mittelstand unter
neue Steuer ins Spiel. Was halten Sie davon?
die Räder kommt? Immerhin steigen die Löh
Nichts.
rund um den Globus und der OTCMarkt wird
Ja.
von der BIZ derzeit mit knapp 500 Billionen
10
° GELD-MAGAZIN – juLI/AuGust 2016
Vorsorgewohnungen der trivium Gruppe Wir suchen seriöse, gut ausgebildete Vertriebspartner ŝĞ ƚƌŝǀŝƵŵ 'ƌƵƉƉĞ ĂůƐ /Śƌ ǀĞƌůćƐƐůŝĐŚĞƌ ^ƉĞnjŝĂůŝƐƚ im Vermögensmanagement kann auf eine sehr dynamische Entwicklung zurückblicken. Durch ĚŝĞƐĞƐ ƐƚĞƟŐĞ tĂĐŚƐƚƵŵ ŝŶƐďĞƐŽŶĚĞƌĞ ĂƵĐŚ ŝŵ Bereich der Vorsorgewohnungen suchen wir nun neue Vertriebspartner.
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Brennpunkt ° Kommentar
Brexit, Juncker und die Populisten Die Briten hatten einst als Gründungsmitglied umgehend die EFTA ins Wanken gebracht. Der Wechsel zur EWG wurde skeptisch aufgenommen und vor 41 Jahren durch eine Volksabstimmung gleich wieder gefährdet. Heute profitieren Populisten von der Unzufriedenheit über eine EU nach amerikanischem Vorbild. Wolfgang Freisleben
er Brexit erschüttert die EU. Schuld zuweisungen zielen auf „die popu listischen Parteien“. „Populismus“ leitet sich indes vom Lateinischen „vox populi“ ab – „Stimme des Volkes“. Und in der Tat ist nicht zu leugnen, dass sich in den EU-Län dern Unmut über die Brüsseler Bürokratie ausgebreitet hat, die den Populisten zugute kommt. EU-Kommissionspräsident JeanClaude Juncker legte noch nach, als er – er folglos – versuchte, den europäisch-kana dischen Handelspakt CETA an den LänderParlamenten vorbeizuschwindeln, um da durch auch ein Präjudiz für den ungeliebten Freihandelspakt TTIP mit den USA zu schaffen. Gemäß seinem Credo: „Wir be schließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was pas siert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“ Diese Strategie hat er von Jean Monnet abgekupfert, der damit als erster EU-Lob byist im Sold der USA nach Ende des Zwei ten Weltkriegs maßgeblich das Unions-Pro jekt nach amerikanischem Vorbild voran trieb. Dafür flossen massive finanzielle Un terstützungen über den am 18. September 1947 gegründeten amerikanischen Aus landsgeheimdienst CIA. Mit dessen Hilfe sollte für die US-Konzerne ein europäischer Absatzmarkt ohne Grenzen, mit einheitli chen Gesetzen und einheitlicher Währung, aufgebaut werden. Eine Art Kolonisierung Europas. Wirtschaftlich wie politisch. Das klingt zwar nach Verschwörungstheorie, war und ist aber nachgewiesene Praxis. Deutschland hatte sich als Kriegsverlierer
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ohnehin bedingungslos zu unterwerfen. Die berühmt-berüchtigte „Kanzlerakte“, lt. Wil ly Brandt ein „Unterwerfungsbrief “, den je der deutsche Kanzler bei Amtsantritt unter schreiben muss, garantiert bis heute dafür. Von April 1948 weg stellte das ACUE (American Committee on United Europe) unter Kontrolle amerikanischer Geheim dienste, die ab 1948 auch das OPC (Office of Policy Coordination) für verdeckte Ope rationen betrieben, die Weichen in Europa. Dem großen Ziel diente zunächst der Marshall-Plan (ERP-Programm) zum Wie deraufbau der europäischen Wirtschaft, von dessen Fonds-Geldern beständig fünf Prozent für das OPC abgezweigt wurden. Jean Monnet, inzwischen Leiter des französischen Planungsamts, entwarf schließlich den im April 1951 unterzeichne ten „Vertrag von Paris“, der Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, Luxemburg und die Niederlande in der supranationalen Montanunion (EGKS) politisch zusammen schweißte. Für militärischen Druck sorgte die 1949 gegründete NATO (North Atlantic Treaty Organization). Als offizielle Galionsfigur wurde der Belgier Henri Spaak aufgebaut: Zunächst Präsident der ersten UN-Generalversamm lung, dann Vorsitzender der parlamenta rischen Versammlung des neuen Europa rates, Präsident der EGKS und schließlich Vorsitzender des Ausschusses zur Vorberei tung der Römischen Verträge und Grün dung der EWG. Die Klammer von der EUPolitik zum US-Militär festigte er ab 16. Mai 1957 bis April 1961 als Generalsekretär der NATO. Die US-Pläne durchkreuzten allerdings am 4. Jänner 1960 die sieben Länder Groß
„Charles de Gaulle verweigerte den Briten den EWGBeitritt und wollte eine Union der Vaterländer” Wolfgang Freisleben, Herausgeber
britannien, Schweiz, Norwegen, Österreich, Dänemark, Portugal und Schweden mit der Gründung der Europäischen Freihandels zone EFTA. Auf Druck der USA sollten die Briten aber wieder abspringen und der 1958 gegründeten EWG beitreten. Im Sommer 1961 reichten Großbritannien, Irland und Dänemark schließlich in Brüssel offiziell einen Antrag auf Mitgliedschaft ein, kurz darauf folgte Norwegen. Eineinhalb Jahre wurde um die Bedin gungen gefeilscht. Dann unterlief der fran zösische Staatspräsident Charles de Gaulle die Regieanweisung aus Washington am 14. Jänner 1963 und verhinderte durch sein Veto den Beitritt Großbritanniens. Er hatte von vornherein die Brüsseler Integrations philosophie abgelehnt und wollte als Grund lage der Union ein „Europa der Vaterlän der“ des Kontinents in Form einer Allianz zwischen souveränen Regierungen. Erst am 22. Jänner 1972 folgte Großbritanniens Bei tritt zur EWG. Kaum erreicht, wurde er wie der infrage stellt. Am 5. Juni 1975 fand zum ersten Mal in der Geschichte des Landes eine Volksabstimmung statt: 67,2 Prozent stimmten für den Verbleib. 41 Jahre später verlangte eine Mehrheit wieder die Souve ränität zurück. Und Juncker gilt inzwischen als rücktrittsreif.
credit: beigestellt
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Brennpunkt ° Marktkommentar
„Die spinnen, die Briten…“ ...würde derzeit vermutlich Obelix sagen. Während sich die globalisierte Welt weiter vernetzt, besinnen sich die
Briten auf ihren Inselstatus. Und am Ende hat es offenbar doch keiner so richtig gewollt. Welche Konsequenzen hat dies für die Märkte? Guido Barthels, Portfolio Manager bei ETHENEA Independent Investors S.A.
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s gibt so ein paar Datenpunkte, die brennen sich einem ins Gedächtnis – einige nur als Eselsbrücken, wie „753 – Rom schlüpft aus dem Ei“ oder „333 – bei Issos Keilerei“, andere aus der Literatur, wie „1066 – Schlacht bei Hastings“. Und dann gibt es solche, die einen persönlich berühren, wie 9/11 und nun auch der 23. Juni 2016. Der unwahrscheinliche Fall eines Brexit ist nun eingetreten: Die Engländer wollen allen Ernstes die Europäische Union verlassen. Mit knapp 52 Prozent der Stimmen haben sie für den Austritt aus der EU votiert. Die Kommentare aus England im Anschluss an das Referendum lassen jedoch mittlerweile den Verdacht aufkommen, dass, mit Ausnahme der UKIP-Wähler, viele der Brexit-Befürworter weder ernsthaft den Austritt anstrebten, noch damit gerechnet haben, sich durchsetzen zu können. Offenbar wollten viele nur die eigene Frustration über die scheinbar allmächtigen, nicht demokratisch legitimierten Eurokraten in Brüssel zum Ausdruck bringen. So ist das leider oft mit Volksabstimmungen. Unsere Kollegen in der Schweiz sind in dieser Hinsicht leidgeprüft. In vielen Fällen wird tatsächlich über Fragen abgestimmt, die gar nicht gestellt wurden. Es gibt allem Anschein nach gute Gründe, warum die allermeisten Staaten repräsentative Demokratien sind und die Hürden für basisdemokratische Entscheidungen sehr hoch liegen. Allerdings scheint sich David Cameron, als er das Referendum 2013 ankündigte, um den rechten Flügel seiner Tories zu beschwichtigen, derartigen Detailfragen nicht gewidmet zu haben. Jetzt haben lediglich 37 Prozent der Wahlberechtigten – 51,9 Prozent Zu-
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Yves Longchamp, Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG
stimmung bei 72,2 Prozent Wahlbeteiligung – ein so fundamental wichtiges Thema wie die Mitgliedschaft in einem Staatenbund für sich entschieden, möglicherweise sogar auf der Basis von Fehlinformationen. Und jetzt haben wir den Salat. Das vormals Vereinigte Königreich ist tief gespalten, geografisch wie auch demografisch. Wie immer nun der neue Premierminister heißen mag, ob er oder sie den Scheidungsprozess nach Artikel 50 des Vertrags von Lissabon einleiten kann bzw. will, bzw. darf, mit oder ohne Zustimmung des Parlaments, eines ist klar: Großbritannien ist nicht mehr ganz so groß wie vor der Abstimmung. Es scheint wahrscheinlich, dass Schottland ein erneutes Unabhängigkeitsreferendum abhalten wird, um bei Erfolg in der EU zu verbleiben. Die Nordirland-Frage, die Europa über viele Jahrzehnte hinweg beschäftigt hat, wird bei einem erfolgrei chen Brexit mit ziemlicher Sicherheit wieder aufflackern. London wird sicher nicht unabhängig von Rest-England werden, auch wenn innerhalb weniger Tage bereits über drei Millionen Unterschriften für ein derartiges Referendum gesammelt wurden. Es ist ziemlich klar, dass es hier keinen wirklichen Gewinner gibt Der größte Verlierer allerdings scheint Großbritannien selbst zu sein. Der Versuch der Brexit-Befürworter, die Unabhängigkeit von Brüssel und damit die volle Kontrolle über die eigenen Grenzen, auch gegenüber EU-Bürgern, zurückzuerhalten, bei fortbestehendem Zugang zum europäischen Binnenmarkt quasi zum Nulltarif, ist gescheitert. Der Europäische Rat hat klare Aussa-
gen diesbezüglich getroffen. Großbritannien wird sich auf harte Verhandlungen mit der EU einstellen müssen, wenn bzw. falls diese Austrittsverhandlungen beginnen. Es liegt nämlich im politischen Eigeninteresse der EU-Staaten, hier eine harte Linie zu fahren, um den allerorts aufstrebenden populistischen Parteien keine weitere Nahrung zu geben. Das Vereinigte Königreich bewegt sich mal wieder in Richtung einer splendid isolation, die es bereits im 19. Jahrhundert kultiviert hat. Seitdem sind viele Jahre ins Land gezogen. Großbritannien hat sich längst vom Status einer Industrienation verabschiedet und ist auf den internationalen Handel angewiesen. Denn die Insel ist Teil einer globalisierten Welt. Auch wenn das der eine oder andere Engländer vielleicht nicht so gerne hören möchte: Die Welt wartet nicht auf England oder englische Produkte. Neue Absatzmärkte können erschlossen und Alternativprodukte gekauft werden. Die Tatsache, dass Euro-Finanzprodukte innerhalb der EU gehandelt werden müssen, wird dem Finanzzentrum London wahrlich nicht zu neuer Größe verhelfen. Die Immobilienmakler in Dublin, Frankfurt und Paris freuen sich schon aufs Neugeschäft. Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Marktkommentars (30. Juni, Anm.) lief die Meldung über den Ticker, dass Boris Johnson nicht als Nachfolger für den zurückgetretenen Premierminister David Cameron kandidieren wird. Als führender Tory-Politiker des Brexit-Lagers ist das schon starker Tobak. Nach der Erkenntnis, das Land an den Abgrund der Isolation geführt zu haben, also den Bürgern des Vereinigten Königreichs einen echten Bärendienst erwiesen
Foto: © Stock.com/RBOZUK und © Stock.com/pidjoe
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Marktkommentar Brennpunkt
zu haben, nun nicht die Grandesse zu besitzen, nach A auch B zu sagen, das wirft ein äußerst schlechtes Licht auf Mr. Johnson. Die Wahrscheinlichkeit von Neuwahlen steigt gerade und damit auch möglicherweise der Exit aus dem Brexit. Aber genug von Politik. Que sera, sera. Im Folgenden wollen wir uns dem Abschluss der Märkte widmen. Während der Wechselkurs des britischen Pfund gegen über dem USD am Tag nach dem Referendum in der Spitze 13 Prozent verloren hat und damit einen 30-jährigen Tiefststand erreichte, fiel der Verlust gegenüber dem Euro mit zehn Prozent etwas geringer aus. Offenbar diskontiert der Markt eine deutliche Lockerung der Geldpolitik durch die Bank of England für den Fall des tatsächlichen Austritts Großbritanniens aus der EU. Da die EZB ihrerseits im Falle einer deutlichen Verlangsamung des Eurozonen-Wachstums allerdings wohl kaum untätig bleiben wird, steht uns hier mal wieder ein Kopf-an-KopfRennen bevor. Nachdem nun auch die Null nicht länger als natürliche Untergrenze für Zinsen dient, ist kein Ende in Sicht. The race to the bottom hat begonnen. Die Banken sehen sich ihres Geschäftsmodells in dieser lower for longer-Welt beraubt. Der Markt hat Gleiches erkannt und straft Bankaktien entsprechend ab. Obwohl in diesem Jahr bisher nun wahrlich keine rauschenden Feste auf Europas (virtuellen)
Börsenparketts gefeiert wurden, steht der STOXX 600 Index mit einem Jahresverlust von ca. neun Prozent noch ganz proper da, wenn man sich die Bankaktien anschaut: minus 30 Prozent bis dato und kein wirkliches Ende in Sicht. Wir denken, es ist noch viel zu früh, an eine mögliche Trendumkehr zu glauben, und halten uns von diesem Sektor in Europa weitestgehend fern. Die Niedrigzinspolitik von EZB und BoE wird nicht nur weiter andauern, sie wird sich ziemlich sicher noch verstärken. Es bleibt noch der Blick auf die US-Notenbank Fed Als scheinbar letzte Bastion der Normalität und geistigen Gesundheit im Meer von ZIRP (Zero Interest Rate Policy, Nullzinspolitik) und NIRP (Negative Interest Rate Policy, negative Zinspolitik) ließ die Fed im Dezember letzten Jahres Hoffnung auf eine uns vertraute Welt positiver Zinsen aufkeimen. Während des äußerst turbulenten ersten Halbjahres 2016 schwankte die implizierte Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Zinsschritt zwischen null und 45 Prozent hin und her. Nachdem die Wirtschaftsdaten im Juni eine weitere Abschwächung des USWachstums bereits deutlich erkennen ließen, erwartet der Kapitalmarkt, dass die USNotenbank nach dem Brexit-Votum nun endgültig die Segel streicht. Die Schwarmintelligenz des Kapitalmarktes glaubt nicht
mehr an eine Zinserhöhung bei der nächsten Fed-Sitzung am 27. Juli 2016. Doch nicht nur das: Auch hinsichtlich zukünftiger Zinsschritte wird erwartet, dass sie viel moderater ausfallen, als noch zu Beginn des laufenden Jahres angenommen. Damals erschienen dem Markt Zinserhöhungen von 150 Basispunkten innerhalb der nächsten vier Jahre wahrscheinlich. Während der letzten Wochen ist diese Erwartung auf gerade mal 50 Basispunkte geschrumpft, und das im Hinblick auf die nächsten vier Jahre. Mit anderen Worten: Falls sich die Markterwartungen bewahrheiten, dann wäre auch diese letzte Bastion gefallen. Und die uns vertraute Situation, in der Geld einen Preis hat, wäre damit in weite Ferne gerückt. In diesem nicht so optimistischen Zins umfeld wird man über kurz oder lang sicherlich nicht an Aktien als Investition vorbeikommen. Trotz allem sollte man sich immer vor Augen halten, dass einem die attraktivste Dividendenrendite nichts nützt, wenn die Aktie ins Bodenlose fällt, weil politische Risiken die Märkte dominieren. Im Spezialfall Großbritannien sind diese Risiken absolut hausgemacht, unnötig und möglicherweise auch ergebnislos. Wir werden zurückerinnert an die Zeiten von Monty Python’s Flying Circus und deren Ministry of Silly Walks. Daher bleibt uns zum Schluss nur mit einem zwinkernden Auge zu sagen: Die spinnen, die Briten.
juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 15
Brennpunkt ° Börsenindex-Anbieter
Die ultimative Macht an den Finanzmärkten Die vier größten Index-Anbieter haben eine riesige Macht über Kapitalströme. Als Großaktionäre finden sich dieselben Investmentgesellschaften wie bei den großen Wall Street-Banken. Der Großteil der Investmentfonds orientiert sich an Indizes. Insider können damit Milliarden-Gewinne lukrieren.
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hinesische Unternehmen müssen weiter auf die Aufnahme ihrer Aktien in einen der globalen Indizes des US-Anbieters MSCI warten. Und das, obwohl in China der zweitgrößte Aktienmarkt der Welt und der drittgrößte Anleihenmarkt beheimatet ist. China müsse zuvor den Marktzugang für ausländische Investoren verbessern, begründete MSCI am 15. Juni 2016 die Entscheidung. Wegen der Devisenrestrik tionen sei der Zugang zu A-Aktien an der Börse Shanghai für internationale Anleger immer noch schwierig. Zum dritten Mal verweigerte der US-Finanzdienstleister somit, chinesische Aktien in seinen Schwellenländerindex aufzunehmen, in dem derzeit Papiere im Wert von etwa 1,5 Billionen Dollar gelistet sind. Wie zum Hohn zeichnete MSCI hingegen Pakistan am 14. Juni 2016 durch die Aufnahme in den MSCI Emerging Markets Index aus.
Shanghai-Composite-Index 5500 5000 4500 4000 3500 3000 2500 2000
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Börsenindex Shanghai: MSCI nahm kurioserweise Pakistan statt China in den Index.
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Damit wäre zu erklären, warum zu Jahresbeginn 2016 aus zunächst nicht ganz plausiblen Gründen eine Verkaufswelle internationaler Großinvestoren den Shanghai-Composite-Index ebenso wie den Hang Seng Index der Hongkong Stock Exchange durch enormen Kapitalentzug um rund 17 Prozent nach unten prügelte. Denn Investmentfonds und sonstige internationale Investoren orientieren sich bei ihren Entscheidungen häufig an MSCI-Indizes. Wenn ein Teil davon in spekulativer Erwartung einer möglichen Aufnahme in den MSCI – insbesondere von Hedgefonds durch Einsatz von Derivaten mit Hebelwirkung – bereits investiert war, dann würde der Rückzug zum Kurssturz beigetragen oder diesen sogar ausgelöst haben. Diese Annahme wird dadurch untermauert, dass nach dem Ausverkauf Jänner/ Februar die offiziell verlautbarte Ablehnung Mitte Juni keinerlei Aufregung mehr ver ursachte. Der Shanghai-Composite-Index verbuchte sogar Zuwächse von mehr als 1,5 Prozent. Weltweit 294 Billionen US-Dollar in Wertpapieren veranlagt Insgesamt wurde der weltweite Investment-Markt laut Sanjeev Sanyal, bis 2015 Global-Stratege der Deutschen Bank, auf ein Volumen von rund 294 Billionen Dollar im Jahr 2014 geschätzt. Dies ergab sich aus Daten von McKinsey Global Institute, Haver Analytics, der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und Schätzungen der Deutschen Bank. Davon entfielen 69
Billionen auf den Aktienmarkt, 58 Billionen auf Staatsanleihen, 60 Billionen auf Anleihen von Finanzfirmen, 31 Billionen auf andere Unternehmensanleihen, 14 Billionen auf verbriefte Kredite. Das restliche Kreditvolumen betrug 62 Billionen Dollar. Das ist natürlich ein weites Feld für die Indexierung. Die Aufnahme in einen Index wird daher auch in langer Vorbereitung getroffen. Und schafft damit Raum für Insidertrading durch jene, die rechtzeitig über die endgültige Entscheidung informiert sind. Und dabei geht es um Milliarden-Gewinne. Denn die Aufnahme in einen Index zieht Investment-Milliarden an, die unweigerlich Kurssteigerungen der betreffenden Wertpapiere bewirken. Der Kreis der Insider von Entscheidungen der Indexfirmen ist begrenzt. Aber er inkludiert natürlich die milliardenschweren US-Vermögensverwalter, die mit ihren voluminösen Ordersummen täglich die Kurse bewegen und zugleich Großaktionäre der Indexfirmen sind. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass bei MSCI schon zu Jahresbeginn feststand, China womöglich aus politischen Gründen, darunter die verschärfte Konfrontation der beiden Supermächte im Südchinesischen Meer, nicht in den Index aufzunehmen. Oder auch, um damit den Druck zu erhöhen, die chinesischen Finanzmärkte weiter für die amerikanischen Finanzriesen zu öffnen. An der Wall Street bleiben derartige Überlegungen natürlich nicht geheim. Insider-Trading dieser Art gehört dort einfach zur Tagesordnung.
creditS: Songquan Deng/Shutterstock
Wolfgang Freisleben
New York Stock Exchange: 37 Prozent aller Index-Aktienfonds sind im S&P 500-Index investiert.
Index-Provider haben mit aktivem Management bei ETFs begonnen Angesichts ihrer ultimativen Macht an den Finanzmärkten verdient die diskrete Welt der Index-Provider eigentlich größte Aufmerksamkeit. Zumal sich diese inzwischen selbst am aktiven Management beteiligen und Methoden entwickeln, um die Entwicklung ihrer eigenen traditionell gewichteten Indizes bei Investments noch zu übertreffen. Der Großteil dieser Macht ist bei lediglich vier großen Index-Providern konzentriert (siehe Kasten rechts). Mitspieler sind auch die Russell Investment Group und die Deutsche Börse AG. Die Russell Investment Group ist mit 21 Indizes im Bereich der Value- und Growth-Aktien verankert. Ursprünglich im Eigentum von North western Mutual /USA, wurde Russell 2014 eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der London Stock Exchange Group. Am 1. Juni 2016 verlautbarte TA Associates gemeinsam mit Reverence Capital Partners die Übernahme von Russell Investments zu einem kolportierten Kaufpreis von 1,15 Milliarden Dollar. Die Deutsche Börse AG hält im Gegensatz zu vielen anderen Börsen selber die Markenrechte an den mit ihr zusammenhängenden 35 Indizes: DAX®, MDAX®, TecDAX®, SDAX® usw. Zusammen beherrschen diese genannten Provider den Großteil der Welt der Indizierung. Und das bedeutet, dass sie gewaltigen Einfluss über das Geld der Welt haben. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass ein Finanz-Index schließlich kein harmloses Buch-Register ist. Es wäre auch
eine unrealistische Annahme, würde man so einen Index als rein mathematisches Vergnügen sehen, bei dem man z. B. mit den 500 größten börsennotierten amerikanischen Firmen zugleich auch den S&P 500 Index erklärt. Jeder Index-Gestalter hat nämlich einen individuellen GestaltungsSpielraum, der ihm erlaubt zu sagen, dass eine Gesellschaft für den Index von größerer wirtschaftlicher Bedeutung ist als eine andere Gesellschaft. Um beim S&P 500 als Beispiel zu bleiben: Die fünfhundertzweigrößte Gesellschaft nach Marktkapitalisierung könnte einfach unter die 500 geschoben werden, wenn ein kleiner Kreis mächtiger Personen von S&P durch simples Abnicken das enstscheidet. Oder es bleibt ein Unternehmen mit größerer Marktkapitalisierung willkürlich ausgeschlossen. So
berichtete z. B. das US-Wirtschaftsmagazin Forbes am 14. Mai 2015, dass W.R. Grace & Co eine größere Marktkapitalisierung habe als der S&P 500-Bestandteil Xylem. Bedeutung der Index-Anbieter von weltweiter Dimension 37 Prozent aller Index-Aktien-Fonds sind im S&P 500 investiert. Wenn S&PAnalytiker Verschiebungen im Index vornehmen, werden umgehend etliche Milliarden Dollar an der Börse durch Kauf oder Verkauf von Aktien bewegt. Ein gutes Beispiel war der US-Mischkonzern ITT, der im Oktober 2011 aus dem S&P 500 herausgenommen und durch die ITT-Tochtergesellschaft Xylem ersetzt wurde. Auf diese Änderung reagierten natürlich alle der sogenannten aktiv verwalteten Aktienfonds, die
° Die weltweit gröSSten Index-Anbieter 1. S&P Dow Jones Indices ist ein Joint Venture von S&P Global (bis 27. April 2016: McGraw-Hill) mit der Index- und Ratingfirma Standard & Poor‘s als kontrollierender Partner und der CME Group als Minderheitsaktionär, das seit Februar 2010 90 Prozent von S&P Dow Jones Indices mit seinen 130.000 Indices besitzt und als Lizenzgeber der S&P DJI Indices wie auch als Datenlieferant fungiert. 2. MSCI (steht für Morgan Stanley Capital International, den ersten globalen Markt-Index, der 1968 konstruiert wurde) in New York als Provider der gleichnamigen 160.000 Aktien-, Anleihen- und sonstigen Indizes. MSCI Inc. wurde 1998 von Morgan Stanley und Capital International gegründet und 2007 an der New York Stock Exchange gelistet. 2009 trennte sich Morgan Stanley vollständig von MSCI. 3. Die FTSE Group bietet mehr als 200.000 verschiedene Indizes an. Sie wurde 1995 als Joint Venture der Financial Times und der Londoner Börse gegründet und ist heute ein Tochterunternehmen der London Stock Exchange Group. 4. Die größte Londoner Bank Barclay’s übernahm im Herbst 2008 Teile von Lehman Brothers und damit den Lehman Aggregate Bond Index, den dominierenden (Barclay’s) World Bond Funds Index.
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Brennpunkt ° Börsenindex-Anbieter
den S&P 500 in der Performance der großen Aktionäre, die auch in schlagen wollen (und 95 Prozent den großen amerikanischen des S&P in den Portfolios haben). Bankkonzernen der Wall Street Mit dem nachfolgenden Höhenund multinationalen Indusflug der Aktie wurde nicht nur triegruppen das Sagen haben. DaXylem erheblich aufgewertet, durch sind die Indexfirmen ähnsondern auch ITT als verbliebelich den großen Ratingagenturen ner Großaktionär. Die Macht gleichsam Schwesterfirmen diewird noch offensichtlicher beim ser Banken. Barclays Aggregate Bond Index Auch die Deutsche Börse ist der versucht, das Volumen der fest in der Hand von institutioAnleihe-Emissionen in einem nellen Investoren – davon aus den Gebiet oder der ganzen Welt wiUSA 31 Prozent, aus Großbritanderzuspiegeln. Er kann einen London Stock Exchange: Fusion mit Deutscher Börse wackelt seit der nien 28, aus Deutschland 15 und ziemlich großen Prozentsatz aller Brexit-Abstimmung. aus anderen Regionen 26 ProBondemissionen gar nicht erfaszent. Nur fünf Prozent der Aktien sen. Resultat: Ein großer Ermeshalten private Investoren. Barsensspielraum, welche Anleihen in den In- terliegen und zum Teil erklären, sie würden clays ist ein Kapitel für sich, weil sich die dex aufgenommen werden, und ebenso eben den Kapitaleignern gehören, deren Struktur der institutionellen Aktionäre inGelder sie verwalten. große Einflüsse auf die Kapitalströme nerhalb der letzten 10 Jahre durch zahlUnter diesem Aspekt kann es kaum ver- reiche Umstrukturierungen und NamensGröSSte Aktionäre der Indexwundern, dass die als „Schattenbanken“ änderungen für den außenstehenden Befirmen als Milliarden-Investoren klassifizierten Vermögensverwalter auch trachter verändert hat. Aber das ist noch nicht alles, was die kontrollierende Beteiligungen an den InBei der London Stock Exchange Group, Finanzmärkte bewegt. Es sind auch die dexfirmen halten. So ergibt sich ein dichtes deren geplante Fusion mit der Deutschen Netzwerk von interessengesteuerten Über- Börse AG seit dem Brexit-Votum von der großen Aktionäre der Index-Anbieter, die Aufmerksamkeit erregen. Denn 2007 iden- kreuzbeteiligungen, das sowohl über der deutschen Finanzmarktaufsicht Bafin abgetifizierten Systemanalytiker der ETH Zü- weltweiten Real- als auch Finanzwirtschaft lehnt wird, waren Mitte Juni unter den Aktiliegt. rich exakt 147 Firmen in der Welt, die als onäre auch die Qatar Investment Authority Bei den fünf weltweit dominierenden mit 10,3 % und Hedgefonds mit 8 %. Der Aktionäre einen Großteil der multinatioIndex-Firmen finden sich z. B. mit Van- Rest entfällt auf weitere institutionelle Invenalen Konzerne beherrschen und ihrerseits guard, Blackrock, State Street und Fidelity wiederum von Investmentgesellschaften storen. dominiert werden, deren Eigentümerschaft jene amerikanischen „Big Four“ mit einem Wie groß der Einfluss der Indizes geneallerdings im Dunkeln verborgen ist, weil Finanzvermögen 2014 im Wert von insge- rell auf das Marktgeschehen ist, hat das USdiese keinerlei Veröffentlichungspflicht un- samt 15,7 Billionen US-Dollar an der Spitze Magazin Forbes schon 2011 analysiert. Von
S&P 500
ITT
XYLEM
US-Mischkonzern ITT: Wurde willkürlich aus dem S&P 500 entfernt
ITT-Tochter Xylem: Ersetzte ITT und wurde durch voluminöse Aktienkäufe aufgewertet
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US-Index S&P 500: Der weltweit wichtigste Bestandteil in Indexfonds
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creditS: Pres Panayotov/Shutterstock
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Börsenindex-Anbieter Brennpunkt
den damals 25,7 Billionen Dollar der weltweiten Vermögenswerte waren 2,2 Billionen und somit 8,7 Prozent direkt in Index-Vehikeln wie ETFs und anderen indexorientierten Fonds investiert und weitere 22,3 Billionen Dollar oder 87 Prozent indirekt. Wie Forbes berichtete, deckte die Studie eines Hedgefonds nämlich auf, dass die aktiv gemanagten Fonds 95 Prozent ihrer Veranlagungen nach Index-Gesichtspunkten investieren. Das bedeutet, dass nur fünf Prozent der investierten Geldmittel tatsächlich durch das Urteil eines aktiven Managers ausgesucht werden. Der Großteil der Fondsindustrie ist verpflichtet, sich an Risiko-Standards zu halten. Deshalb tendieren aktive Manager dazu, Portfolios ähnlich jenem Index zu strukturieren, der ihre Benchmark ist. Damit vermeiden sie in der Performance große Abweichungen von der Benchmark, die sie den Job kosten könnten. Billionen-Investments in Index-Investmentfonds 2014 waren weltweit 33,4 Billionen USDollar (2011: 24,7 Billionen) in Investmentfonds konzentriert, davon 17,8 Billionen oder 53 Prozent in den USA. Auf Aktienfonds entfielen 52 Prozent, auf Anleihefonds 22, auf Geldmarktfonds 17 und Hybrid-Fonds neun Prozent. Die Popularität von Indexfonds und indexbasierenden börsengehandelten Exchange Traded Funds (ETFs) nimmt vor allem in den USA, dem weltgrößten Markt für Investmentfonds, immer weiter zu. Dies führte dazu, dass dort
von 2007 bis 2014 Aktienindex-Fonds und einschlägige ETFs einen Zufluss von einer Billion Dollar inklusive der reinvestierten Dividenden hatten, wobei die Index-ETFs doppelt so schnell wie die anderen expandierten. Weltweit gibt es inzwischen rund 4500 passive Indexfonds. Sie verwalten ein Volumen von mehr als drei Billionen Dollar. Wie dem „Factbook der Investmentgesellschaften 2015“ des US-amerikanischen „Investment Company Institute“ (ICI) zu entnehmen ist, verwalteten in den USA zum Jahresende 2014 382 Indexfonds bereits ein Volumen von 2,1 Billionen Dollar. Von dem Jahreszuwachs von 148 Milliarden Dollar flossen 41 Prozent in Fonds, die an regionalen Indizes orientiert waren, 26 Prozent waren an Welt-Indizes orientiert und weitere 33 Prozent an Bond- oder Hybrid-Indizes. In Summe waren 82 Prozent der Assets von Indexfonds in Fonds investiert, die Aktienindizes abbildeten. Davon entfielen auf den S&P 500 allein 33 Prozent. Der Anteil von Aktienindex-gebundenen Fonds an der Gesamtheit der Aktienfonds erhöhte sich auf 20 Prozent. Die wachsende Popularität von IndexFonds Aktien-Indexfonds bilden die Performance von Aktienindizes wie dem DAX oder S&P 500 nach. Die Indizes selbst spiegeln die Wertentwicklung der in ihnen enthaltenen Aktien, also beim DAX beispielsweise die von 30 deutschen Großunternehmen. Diese Kategorie wird meist in Form
vanguard Total stock market 700 %
500 %
300 %
100 % 0% 1995
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2010
2015
Vanguard Total Stock ETF: Mit 369 Milliarden Dollar der weltgrößte Investmentfonds.
von ETFs angeboten, den börsengehandelten Fonds. Diese sind spesengünstiger und etwas transparenter als klassische Aktienfonds und eignen sich für nahezu jeden Anleger. Die steigende Nachfrage hat etliche Exchange Traded Funds zu echten Riesen heranwachsen lassen. Der größte Indexfonds der Welt, der Vanguard Total Stock Market ETF, ist 369 Milliarden Euro schwer. Damit ist er nicht nur der Spitzenreiter unter den börsengehandelten Indexprodukten, sondern generell der größte aller Fonds. Indexfonds werden somit riesig, wenn sich viele Anleger für den abgebildeten Index und den zugrunde liegenden Markt interessieren. Folgerichtig haben Indexfonds auf viel beachtete Indizes wie den Euro Stoxx 50 oder den S&P 500 ein höheres Volumen als solche, die beispielsweise in Nebenwerte aus Schwellenländern investieren.
° Die Top 10 institutionellen Investoren der Index-Provider S&P GLOBAL Vanguard Group Blackrock Institutional State Street FMR (Fidelity) Capital Research & Mgmt. Morgan Stanley Inv. Mgmt. J.P. Morgan Invest. Mgmt. Edgewood Management Principal Management Teachers Advisors
CME GROUP Vanguard Group Blackrock Institutional State Street Blackrock Fund Advisors Capital World Investors Capital Int. Investors JP Morgan Chase Oppenheimer Funds Thornburg Invest. Mgmt. Janus Capital Management
MSCI Vanguard Group Blackrock Institutional State Street FMR (Fidelity) Blackrock Fund Advisers Janus Capital Mgmt. Wellington Management Price (T.Rowe) Associates Fiera Capital Corp. Valueact Holdings
LONDON STOCK exch. Vanguard Group BlackRock Investment Mgmt. Veritas Asset Management FMR (Fidelity) Invesco Asset Management AEGON Scottish Equitable Threadneedle Asset Mgmt. Artemis Inetment Mgmt. Gov. Pension Fund of Norway AXA Investment Managers
DEUTSCHE börse Vanguard Group BlackRock Fund Advisors State Street Global Advisors Artisan Partners Jupiter Asset Management Deutsche Börse AG Invesco Asset Mgmt. Schroder Invest. Mgmt. Deutsche Asset Management Old Mutual Invest. Group
BARCLAYS Bank Of America Price (T.Rowe) Associates Fisher Asset Management FMR (Fidelity) Dimensional Fund Advisors Brandes Investment Partners Northern Trust Corporation Renaissance Technologies Arrowstreet Capital Causeway Capital Management
juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 19
brennpunkt ° Meldungen aus der Hochfinanz
Exit nach Brexit: Das große Zittern in der Londoner City Nach dem EU-Austrittsbeschluss rund 1000 Stellen nach Paris zu verle Großbritanniens herrscht vor gen. Die US-Investmentbank Morgan allem in der Finanzbranche NerStanley denkt ebenfalls über Verände vosität: London ist das mit Abrungen nach. stand wichtigste Finanzzentrum Wie tief die Einschnitte in London Europas. Von dort aus vertreiben am Ende tatsächlich ausfallen, hängt internationale Fondsgesellschaften vom Ausgang der Verhandlungen ab. und Banken ihre Produkte in Nicht wenige Banker hoffen, dass die der ganzen EU. Der Zugang zum britische Regierung zu günstigen Kon europäischen Binnenmarkt ist ditionen aus der EU ausscheidet – und London: Weniger Jobs in der Finanzbranche befürchtet. nun infrage gestellt. Viele Großwomöglich auch der Zugang zum Bin banken hatten schon im Vorfeld nenmarkt erhalten bleibt. angekündigt, Jobs an andere Standorte Die amerikanische Großbank JPMorgan Außerdem hoffen manche, dass Großbri innerhalb der EU zu verlagern. hatte bereits im Vorfeld der Abstimmung tannien sich auch ohne EU-Mitgliedschaft Innerhalb der nächsten zwölf Monate könnten 50.000 bis 70.000 Jobs aus der Finanzbranche abwandern. Im Londoner Finanzdistrikt arbeiten derzeit 400.000 Menschen, im ganzen Land rund zwei Mil lionen in der Branche. Jobs könnten v.a. nach Frankfurt, Paris und Dublin verlagert werden. Der Finanzplatz London wird zwar nicht sterben, aber schwächer werden.
intern angekündigt, jeden vierten der 16.000 Jobs in Großbritannien im Falle eines Brexit zu verlagern. Womöglich sei es notwendig, die organisatorischen Struk turen im Europa-Geschäft und auch den Standort einiger Aufgaben zu ändern, hatte JPMorgan-Chef Jamie Dimon in einem Memo geschrieben. Bei der britischen Großbank HSBC gibt es längst Überlegungen, bei einem Brexit
als unabhängiger Finanzstandort etablie ren kann. Jede britische Regierung wird im Falle eines Ausstiegs die regulatorischen Rahmenbedingungen verändern, sodass sich wieder neues Geschäft in London an siedelt, heißt es in der City optimistisch. Die Bedeutung von Handelsaktivitäten wer den vielleicht sinken, dafür könnte etwa die Vermögensverwaltung einen höheren Stel lenwert erhalten. (wf)
Die Deutsche Bank strukturiert ihr Privat- und Firmenkundengeschäft mit acht Millionen Kunden in Deutschland um und trägt damit nach eigenem Bekunden dem veränderten Kunden-
Deutsche Bank: Reduziert in Deutschland von 723 auf 535 Filialen.
20 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2016
verhalten und den -wünschen Rechnung. Dafür legt die Bank im Laufe des Jahres 2017 einen Teil ihrer derzeit 723 Filialen zu 535 größeren Standorten zusammen. Bis 2020 wird die Bank zudem rund 750 Millionen Euro in digitale Produkte und Beratung investieren. Bereits 60 Prozent der Kunden wollen heute ihren Zugang zur Deutschen Bank flexibel wählen, heißt es. Für die große Mehrheit der unter 30-Jährigen ist das Digitalange bot inzwischen das wichtigste Kriterium für die Wahl ihrer Bank. Etwa die Hälfte der Kunden kommt nur noch einmal im Jahr in eine Filiale. Der Umbau des Geschäfts mit Privat- und Firmenkunden ist Teil der Strategie 2020, die die Deutsche Bank im
vergangenen Jahr vorgestellt hat und deren Umsetzung nun beginnt. Im ersten Schritt fallen in Deutschland knapp 3000 Stellen weg, davon rund 2500 im Geschäftsbereich Privat- und Firmenkunden. Zudem will das Unternehmen verstärkt im Private Banking-Geschäft mit mittelstän dischen Firmenkunden und wohlhabenden Privatkunden wachsen. Private BankingBeratung soll mit der neuen Filialstruktur in allen 535 Niederlassungen geboten wer den. Dazu stockt die Bank die Zahl ihrer Private Banking-Berater um 100 Stellen auf. Zugleich soll weiter in die digitale Aus stattung des Filialnetzes investiert werden, etwa mit Formaten wie Videoberatung oder Co-Browsing, bei dem ein Berater seine Kunden virtuell auf der Webseite der Bank begleitet. (wf)
creditS: Jorg Hackemann/Shutterstock, Philip Lange/Shutterstock, Polina Shestakova/Shutterstock
Massiver Umbau der Deutschen Bank
°
Meldungen aus der Hochfinanz brennpunkt
Neue Organisation für Private Banker der UBS Anfang Juli tritt bei der größten Schweizer Bank UBS eine neue Organisation im Wealth Management in Kraft. Unklar war bis jetzt, wie der Umbau die Schweizer Mitarbeiter im Private Banking treffen würde. Die neue Struktur soll Hunderte Millionen Franken einsparen und wird auch zu einem Stellenabbau führen. Back Office-Einheiten werden zentralisiert, die Wealth Management-Einheiten Euro pa und Emerging Markets unter der Führung des bisherigen SchwellenlandChefs Paul Raphael zusammengeführt. Bei der anstehenden Reorganisation im Kerngeschäft der Schweizer Großbank bleibt vorerst unklar, was der Kraftakt für
deren Private Banker in der Schweiz be deutet. Von einem Kahlschlag im Schweizer Wealth Management war bereits die Rede, berichtete „finews.ch“. Die UBS habe be reits die Kündigungsfristen im Kader verkürzt. Personelle Anpassungen sollen sich im Schweizer Wealth Management aber in überschaubarem Rahmen halten. Die gewohnten Strukturen und Funktio nen wie die regionale Aufteilung bleiben offenbar erhalten. Das Wealth Management Schweiz ist in zehn Regionen tätig, um die Zusammenarbeit mit dem Retail- und Fir menkundengeschäft zu gewährleisten. Die Vor-Ort-Präsenz und die Zusammen arbeit mit anderen Banksparten habe sich bewährt, heißt es im Umfeld der Bank. Al lerdings dürfte klar sein, dass die Dinge bei
UBS Zürich: Reorganisation im Kerngeschäft Private Banking.
der UBS Schweiz im Fluss bleiben, wenn sich das Umfeld weiter eintrübt. Die Markt turbulenzen zehrten dabei auch am Gewinn der Sparten Wealth Management und dem Wertpapiergeschäft. (wf)
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Die bessere Entscheidung
BANKINGPanorama PORTUGAL
Land des Monats
ZAHLENSPIEL
1300
SPARVEREINE IN NOT. Wie im Juni bekannt wurde,
kündigt die Bawag P.S.K. alle 1300 Sparvereins-
ECKDATEN (Portugiesische Republik)
Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung BIP (2014) Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Unabhängig seit Nationalfeiertag Größte Städte Verwaltungsgliederung Nachbarstaaten Höchste Erhebung
Republik Lissabon Portugiesisch Marcelo Rebelo de Sousa Antonio Costa 92.345 km2 etwa 10,6 Millionen rund 114,8 pro km2 Euro 173,1 Milliarden Euro P .pt +351 1143 10. Juni Lissabon, Porto, Amadora, Braga, Setubal 18 Distrikte plus Azoren und Madeira (Autonome Regionen) Spanien Torre (1993 m)
INEFFIZIENT. Laut der „Retail Banking Radar
konten, und das bereits per Ende September. Be-
2016“-Studie des Beratungsunternehmens A.T. Kearney sind Portugals Banken die ineffizientesten am gesamten Kontinent. Doch auch Österreich beziehungsweise die heimischen Banken bekommen in der jährlichen Studie ihr „Fett“ weg. Betrachtet man das Cost Income Ratio (CIR), also das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag, liegt die Alpenrepublik sogar auf dem letzten Platz; nur knapp hinter Deutschland, wohlgemerkt. Reiht man die einzelnen Märkte nach der von A.T. Kearney entwickelten Total Efficiency Ratio, die neben der CIR auch noch „Loan Loss Provisions“, also Kreditrisikovorsorgen, in die Betrachtung miteinbezieht, rückt Österreich in ein marginal besseres Licht. Die Rote Laterne geht in diesem Fall an Portugal. Andreas Pratz von A.T. Kearney bringt die Studienergebnisse auf den Punkt: „Die Situation der europäischen Banken für Privatkunden entspannt sich langsam, wenngleich die meisten Institute ihre Ausgaben nicht in den Griff bekommen haben.“
gründet wird der Schritt mit der Gesetzesnovelle zum Kontodatenregister, die es erforderlich macht, Daten der Sparvereine und deren Mitglieder zu melden, sowie dem GemeinsamerMeldestandard-Gesetz. „Die fehlenden Daten müssten erst über die Sparvereinsobleute erhoben werden, was eine Arbeitsbelastung größeren Ausmaßes für diese darstellen würde“, heißt es am Georg Coch-Platz. Darüber hinaus sollen die Sparvereinskonten auch kein besonders lukratives Geschäft mehr sein. Die Aufregung über den Schritt der Bawag ist dem Vernehmen nach nicht nur bei den betroffenen Vereinen selbst groß. Auch viele heimische Wirte sind über die Kündigungen alles andere als glücklich. Kein Wunder, bringt ein Sparverein mit 150 Mitgliedern einem Wirtshaus, laut Wirtschaftskammer, doch einen zusätzlichen Jahresumsatz von 35.000 bis 50.000 Euro. Andere Banken wollen, APA-Recherchen zufolge, zumindest vorerst am Geschäft mit den insgesamt rund 15.000 Sparvereinen in Österreich festhalten.
STARKE WORTE ´´
„Wir haben lausige Systeme!“
„Wenn ich mir nicht ziemlich sicher wäre, dann hätten wir es nicht angezettelt.“
„Die Vermögenden haben eine latente Angst!“
Diese Aussage des DeutRaiffeisen Zentralbank-
LGT-Co-Geschäftsführer
gewann kürzlich wieder
Boss Walter Rothenstei-
Dietmar Baumgartner
an Aktualität. Durch ein
ner verteidigt im Rahmen
kommentiert das Ergebnis
„Darstellungsproblem im
eines Besuchs im Klub
einer Umfrage seines
Online-Banking“ wurden
der Wirtschaftspubli-
Hauses, das den Öster-
am 1. Juni durchgeführte Abbuchungen bei
zisten die viel kritisier-
reichern ein deutliches
vielen Kunden doppelt abgebildet, was zu
ten Fusionspläne seines
großem Ärger und Verunsicherung führte.
22
° GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2016
Hauses mit der Raiffeisenbank International.
Misstrauen gegenüber dem politischen System im Land attestiert.
CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
sche Bank-Chefs John Cryan aus dem Vorjahr
Interview Interview mit Roger mit Daniel Bundi, Reisenhofer, CIO Watamar D.R.Vertriebsimpulse Asset Management
° SOMMERGESPRÄCH
Vertrauen ist emotionales Vermögen Finanzberater haben im Laufe der letzten Jahre einiges an Selbstbewusstsein eingebüßt, meint Kommunikationsprofi Daniel Reisenhofer. Wie man das ändern und seine eigene Verkaufsperformance deutlich steigern kann, verrät er im Gespräch mit dem GELD-Magazin. GELD ° Herr Reisenhofer, Sie sind Gründer
und Inhaber von D.R. Vertriebsimpulse. Welches Ziel verfolgt Ihr Unternehmen?
DANIEL REISENHOFER: Wir sprechen die Zielgruppe vom klassischen Außendienstverkäufer über Key Account Manager oder CallcenterVerkäufer bis hin zum Großkundenbetreuer an. Sie alle haben dieselbe Herausforderung: Nämlich den Kunden am Ende des Tages zu motivieren, und zwar zu einer Unterschrift, um den Verkaufsprozess abzuschließen. Hier setzen die praxisnahen Trainings von D.R. Vertriebsimpulse an. Mit gezielten, auf die Teilnehmer und deren Ansprüche abgestimmten Maßnahmen wollen wir gemeinsam für nachhaltig positive Resultate sorgen und die Leistungen steigern. Sprich: Unsere Teilnehmer sollen mehr verkaufen und dabei auch mehr Freude an ihrer Tätigkeit haben. Banken bauen gerade massenhaft Mitarbeiter ab. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn
CREDIT: beigestellt/Igor Vitomirov
diese Freude zunehmend verloren geht...
Sie haben Recht, in Gesprächen mit Menschen, die in der Finanzbranche als Berater und Verkäufer tätig sind, herrscht Unruhe. Das hat mehrere Ursachen: So befanden sich die Märkte und Kunden immer schon im Wandel – das Tempo hat aber in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Ein Wendepunkt war der Ausbruch der globalen Finanzkrise 2008, der wiederum zu strengeren Bestimmungen für Finanzprodukte führte. Ein evolutionärer Prozess ist wiederum das unaufhaltsame Voranschreiten des Internets bzw. neuer Medien, das vor der Finanzbranche natürlich nicht Halt macht. Was hat das zur Folge?
Eine Konsequenz ist, dass die Finanzberater im Umgang mit Kunden sehr viel vorsichtiger
geworden sind. Das hat mit den strengeren Regulatorien zu tun, die der Berater im Hinterkopf hat. Er will unbedingt alles richtig machen, was sich in Zurückhaltung im Verkaufsgespräch niederschlägt. Am Ende des Gesprächs wird dann kein Geschäft abgeschlossen, es ist also nichts passiert. Bis auf Folgendes: Verkäufer, die ihre Kunden nur beraten, sind ein sehr wichtiger Bestandteil der Wertschöpfungskette – allerdings für den Mitbewerber. Soll heißen: Der Kunde informiert sich beim Berater A und schließt dann beim Berater B ab. Welche Lösungsansätze gibt es hier?
Selbstverständlich muss der Beratungsprozess aufsichtsrechtlich und kaufmännisch korrekt ablaufen. Der Kunde muss jedoch anschließend auch über die „Ziellinie“ geführt werden. Der Kunde benötigt eine Entscheidungshilfe im Kaufprozess, die wiederum der gute Verkäufer bietet. Dazu ist Selbstvertrauen notwendig, das seit 2007/08 aus genannten Gründen in der Branche abgenommen hat. Der gute Verkäufer weiß, dass er eine wichtige Dienstleistung am Kunden erbringt. Er muss sich das vor Augen halten und dementsprechend kommunizieren. Wenn also ein Schlüsselwort Selbstvertrauen lautet, wie lässt sich dieses wieder steigern?
Der wirkliche Verkaufserfolg beginnt bereits im Kopf des Beraters. Er sollte sich fragen: Welchen Sinn hat das, was ich tue? Verfolge ich nur vorgegebene Ziele oder auch höhere Werte? Was sind diese Werte? Und ich meine, es hat einen großen Wert, dabei zu helfen, das Vermögen eines Menschen zu erhalten und nach Möglichkeit auch zu vermehren. Der Berater trägt also große Verantwortung und muss sich das Vertrauen des Kunden verdienen. Ich sage: Vertrauen ist das emotionale Vermögen, sich ohne
Daniel Reisenhofer, Trainer & Keynote Speaker, D.R. Vertriebsimpulse
Absicherung in die Verantwortung eines anderen zu begeben. Hier herrscht wohl auch das Motto: „Erkenne dich selbst.“ Gibt es in diesem Sinne so etwas wie eine Check-List für Finanzberater?
Nein, ein einfacher Fragebogen zum Ankreuzen wäre hier unseriös und fehl am Platz. Der Berater muss sich prinzipiell drei Fragen selbst beantworten. Erstens: Bin ich mit mir selbst, meinen eigenen Fähigkeiten zufrieden? Zweitens: Überzeugen mich die Produkte, die ich verkaufe, und schaffen sie einen Wert für meine Kunden? Drittens: Wie wohl fühle ich mich in dem Unternehmen, in dem ich arbeite – kann ich mich damit identifizieren? Schön, wenn man sich mit allen drei Punkten im Einklang befindet. Sehr oft ist das aber nicht der Fall und es sollte die Kommunikation im Unternehmen gesucht werden. Als externe Hilfe haben sich individuelle Coachings als zielführend erwiesen. www.reisenhofer-vertriebsimpulse.at
JULI/AUGUST 2016 – GELD-MAGAZIN °
23
„Laufend um Kunden kümmern“ Was eine erfolgreiche Bank ausmacht und welche Anlagefavoriten sie für die kommenden Monate sieht, erklärt Susanne Höllinger im Gespäch mit dem GELD-Magazin. Die Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank sieht Internet-Finanzberatung auch nicht als Konkurrenz für das exklusive Geschäftsmodell ihres Hauses.
einfachste: Welche Strategien empfehlen Sie?
Susanne Höllinger: Das Nullzins umfeld und die Aktienrückgänge im Jänner verunsicherten die Kunden zu Jahresbeginn. Im Bondbereich empfehlen wir ein breit diversifiziertes Portfolio mit starker Dura tionssteuerung, Emerging Markets- und Inflation Linked Bonds, Staatsanleihen, Cor porate-, Global- und High Yield (HY) Bonds, dessen Gewichtung wir regelmäßig anpassen. Staatsanleihen von Entwicklungsländern in lo kaler Währung bieten sehr attraktive Renditen und gleichzeitig eine Perspektive betreffend der Währungsentwicklung, da viele dieser Wäh rungen nach Kaufkraftparität unterbewertet sind. Bei den Aktien sind wir weiterhin opti mistisch und bevorzugen hier amerikanische Titel, aber auch Emerging Markets. Mit Blick auf das zweite Halbjahr 2016: Welche Anlage-Favoriten sehen Sie?
Im zweiten Halbjahr wird uns die Brexit-The matik weiterhin beschäftigen. Die Panik an den Märkten nach dem Referendum scheint uns aber übertrieben zu sein. Die Unsicherheit über Wachstum, Notenbankpolitik, Wahlen in den USA und andere geopolitische Ereignisse bleibt weiterhin bestehen. In dieser Situation ist ein gut diversifiziertes Portfolio die beste Veranlagungsstrategie. In unseren Portfolios sind aktuell HY, Emerging Markets und Roh
stoff-Fonds übergewichtet und Staatsanleihen untergewichtet.Die Aktiengewichtung wurde leicht reduziert. Interessant erscheint das Konzept des „Kathrein Arche Noah Fund”. Können Sie kurz darauf eingehen? Und welche Fonds haben sich zuletzt besonders erfolgreich entwickelt?
Der Kathrein Arche Noah Fund unterliegt dem österreichischen Investmentfondsgesetz und strebt als Anlageziel moderates Kapitalwachs tum an. Der Fonds investiert zwischen 0 und 40 Prozent in Aktienfonds und 0 und 100 Pro zent in Rentenfonds, -einzeltitel, Geldmarkttitel sowie Sicht- und Termineinlagen. Die Gewich tung passt sich an den Fondskurs des Kathrein Arche Noah an, so wird bei fallenden Kursen in Renten-,Geldmarkttitel oder Sicht- und Ter mineinlagen umgeschichtet und vice versa. Die Verlustobergrenze beträgt minus 15 Prozent vom höchsten Fondskurs seit 1.9.2014 und minus 10 Prozent per annum vom Fondskurs zum Start des Kalenderjahres. Wobei für die Erreichung dieses Zieles von der Verwaltungsgesellschaft keine Garantie abgegeben wird. Das Fremdwäh rungsrisiko (vorwiegend aus den Aktien- und Rentenfonds resultierend) in den Währungen USD, JPY, GBP wird mittels Devisentermin geschäften auf Basis eines internen Modells dynamisch abgesichert. Die Veranlagungsstra tegie des Fonds beruht auf einem modifizierten TIPP-Konzept (Time invariant portfolio protec
° Auswahl Erfolgreicher Kathrein-Fonds FONDSname seit jahresbeginn Kathrein Mandatum 25 2,5 % Kathrein Euro Bond 4,2 % Kathrein US Equity – 3,1 % Kathrein Yield + 0,4 %
24 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2016
Perf. 1 J. 1,8 % 7,1 % 2,3 % 0,1 %
3 JAHRE 17,5 % 21,1 % 65,6 % 4,2 %
3 J.p.a. 5,5 % 6,6 % 18,3 % 1,4 %
5 JAHRE 26,5 % 36,1 % 122,1 % 8,3 %
5 J.p.a. 4,8 % 6,4 % 17,3 % 1,6 %
tion), das die Zielgewichtung täglich prüft und unter Einhaltung eines Tradingfilters anpasst. Zu den erfolgreichen Fonds: Der Kathrein Yield ist ein geldmarktnaher Fonds, der durch aktive Strategien einen Zusatzertrag erwirtschaftet. Kathrein Euro Bond: Euro Staatsanleihenfonds, der durch ein starkes Durationsmanagement einen Zusatzertrag erwirtschaftet und diverse Auszeichnungen erhalten hat. Kathrein Man datum 25: Das breit diversifizierte Portfolio für unsere Privatkunden, in dem unsere Hausmei nung zur globalen Asset Allocation umgesetzt wird. Kathrein US Equity: Durch einen quan titativen Ansatz gelingt ihm bei US Blue Chips eine Outperformance über drei und fünf Jahre. Welche Produkte und Serviceleistungen werden am stärksten nachgefragt?
Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst: „Vermögen sorgsam vermehren“ ist für uns mehr als ein Schlagwort; das heißt, unse re Kunden können sich nach einer intensiven Analysephase ein auf sie individuell abge stimmtes Portfolio erwarten. Wir sehen uns als Partner auf gleicher Augenhöhe. Je unsicherer das Umfeld, desto mehr haben Gelderhalt (nach Inflation) und Sicherheit Vorrang. Am stärksten wird unser breit diversifizierter As set Allokation Fonds Mandatum 25 mit einer durchschnittlichen Aktienquote von 25 Pro zent nachgefragt. Dieser Fonds hat ein sehr gut ausgewogenes Return/Risiko-Profil. In einem unsicheren Umfeld ist Diversifikation die beste Strategie. Der Kathrein Dynamic Asset Alloca tion Fund (KDAA) ist ein Total Return Fonds mit dem Ziel, unabhängig von der gegenwär tigen Marktphase einen absoluten Ertrag zu erzielen. In diesem Fonds wird die völlig flexi ble Aktienquote (0 bis 100 Prozent) von einem quantitativen Modell bestimmt. Der Algorith
credit: beigestellt
GELD ° Das Umfeld für Anleger ist nicht das
°
Interview mit Mag. PhDr. Susanne Höllinger, Kathrein Privatbank AG sommergespräch
mus untersucht unterschiedliche Anlageklassen in Ländern, Sektoren auf Trends, die es dem In vestor ermöglichen, von aktuellen Markttrends zu profitieren. Die Umsetzung selbst erfolgt effi zient mittels Exchange Traded Funds (ETF). Was macht eine gute Privatbank aus?
2015 wurden wir vom renommierten Fuchs briefe-Verlag als „Empfehlenswert“ sowie als einer der TOP-Aufsteiger des Jahres aus gezeichnet. Im Jahr 2014 vom Fachmagazin Euromoney in sieben Kategorien ausgezeichnet – darunter für „Best Private Banking Services Overall“ –, bietet die Kathrein Privatbank maß geschneiderte Veranlagungen unter dem Motto „Vermögen sorgsam vermehren“. Hier liegt auch der wesentliche Unterschied zu den anderen Privatbanken. Die Kathrein Privatbank hat sich in besonderem Maße auf die Bedürfnisse von Unternehmern, Unternehmerfamilien und Privatstiftungen spezialisiert. Unser Leis tungsspektrum umfasst alle für diese Klientel wichtigen Dienstleistungen: Dazu zählen die Beratung bei Gründung und Führung einer Stiftung, bei Nachfolgeregelungen, Vererbung, Schenkung sowie bei Unternehmenskäufen und -verkäufen. Als Privatbank sehen wir uns in erster Linie der Integrität, Rechtschaffenheit und Diskretion verpflichtet. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf das Veranlagungsge schäft für Private, Stiftungen und Unternehmer (inklusive Kunden-Lombardfinanzierungen & Hypothekarfinanzierungen). Nur etwa zehn Prozent unserer Assets sind Einlagen, der Rest Vermögensverwaltung. Eine eingehende Ana lyse der Bedürfnisse unserer Kunden steht daher am Beginn jeder Geschäftsbeziehung. Wir managen unsere wichtigsten Anlagebau steine selber und kombinieren gleichzeitig mit sorgfältiger Auswahl innerhalb unserer offenen Produktarchitektur. Erst danach entwickeln wir die persönliche Veranlagungsstrategie – vom individuellen Depot, dem kundenspezifischen Spezialfonds, bis zur Vermögensverwaltung. Welchen Weg wird Kathrein 2016 gehen?
Am wichtigsten ist es, unseren Kunden wei terhin einen Platz zur Verfügung zu stellen, wo sie das bekommen, was sie sich von einem Businesspartner in wichtigen Fragen erwarten. Einen Ort, wo genau zugehört, der Bedarf des
Kunden analysiert wird, mit unserem Knowhow Vorschläge und Empfehlungen abgegeben werden und genügend Raum und Zeit für Kom munikation miteinander ist. Wo sich jemand auch nach dem Geschäftsabschluss laufend kümmert.Wir wollen als Bank ertragreich sein, denn eine ertragreiche Bank ist ein attraktiver Partner in Finanzangelegenheiten. Dabei müs sen Ertrag und Leistung in transparentem und gutem Einklang stehen. So simpel das klingt, dieser Bedarf wird für Kunden nicht überall gedeckt. Ein weiteres Ziel ist es, zyklische An leger wieder davon zu überzeugen, strategische und langfristige Entscheidungen zu treffen. Das heißt, das Vermögen auch langfristig zumin dest zu erhalten, wenn nicht zu vermehren. Was in diesem Zins- und Inflationsumfeld nicht
ganz einfach ist. Dazu gehört auch, dass Inves titionen in Unternehmen (Aktienkäufe) nicht als „Spekulation“ gesehen werden, sondern als echte Anlagealternative mit einem langfristigen Horizont. Wichtig dafür ist eine konsequente und qualitativ hochwertige Hausmeinung, die in der Kathrein Privatbank oberste Priorität hat, um den hohen Ansprüchen unserer Kunden in jeder Weise gerecht zu werden. Das Internet verändert auch die Banken. Wie gehen Sie mit den Herausforderungen um?
Private Banking lebt von der intensiven per sönlichen Auseinandersetzung und vor allem vom Vertrauen. Wir haben die Erfahrung, dass Online-Reporting und Online-Zahlungsver kehr natürlich State of the Art sind und daher von uns auch angeboten werden. Komplexe Vermögenstransaktionen online jedoch nicht. Da vermögende Kunden in der Regel im Pri vate Banking Vermögensverwaltungs- oder Vermögensberatungsverträge haben, wird ein Online-Service am Depot der Privatbank bei uns fast nie nachgefragt. Da die Beratung inklu diert ist, ist es ein Mehrwert für den Kunden, vor einer Transaktion mit dem Private Banker zu sprechen und diese Transaktion gleich bei ihm in Auftrag zu geben. Dies entbindet den Kunden vom Transaktionsrisiko durch eine mögliche Fehleingabe. Unsere Lösungen ent stehen erst im Gespräch mit den Kunden und werden maßgeschneidert für sie ausgearbeitet. www.kathrein.at
° im profil Susanne Höllinger hat Wirtschaftspädagogik an der WU Wien studiert und Ihr akademisches Wissen um den PhDr. in Gesundheitsmanagement erweitert. Sie ist seit 1990 in der Finanz branche tätig und hat ihre Marktkenntnisse und Managementerfahrungen durch verschiedene Führungspositionen im Wertpapierbereich aufgebaut. Ab 2004 war sie Leiterin Private Banking der Erste Bank AG. In dieser Funktion war sie maßgeblich am Aufbau des Private Banking in Österreich und CEE beteiligt. Seit Jänner 2013 ist sie Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank AG. Die Kathrein Privatbank AG wurde 1923 gegründet und bietet als Privatbank die gehobene Verwaltung und Vermehrung von Stiftungs- und unternehmerischem Privatvermögen ab einer Million Euro an. Als 100-prozentige Tochter der Raiffeisen Bank International AG verbinden sich dabei die Vorteile einer flexiblen, serviceorientierten Privatbank mit der Sicherheit einer großen internationalen Bankengruppe.
juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 25
Beraterbank mit breitem Spektrum Die Hypo Vorarlberg existiert seit bald 120 Jahren und wurde kürzlich mit dem Gütesiegel „Hervorragende Kundenorientierung“ ausgezeichnet. Das Haus sieht sich traditionell als Beraterbank mit hoher Kompetenz in den Bereichen Private Banking und Asset Management. Aktuelles Thema im Umfeld
der Hypo-Banken ist wohl die Frage einer möglichen staatlichen Insolvenz der HETA. Wie beurteilen Sie die Lage?
johannes hefel: Nach dem jetzigen Stand der Dinge scheint eine Lösung zustande zu kommen. Nachdem das ursprüngliche Angebot an die Gläubiger gescheitert ist, konnte im Mai schließlich eine Grundsatzeinigung zwischen Österreich und großen deutschen Finanzinstituten erzielt werden. Es ist nun mit einer Rückzahlung von 90 Prozent der Investitionen zu rechnen, was deutlich mehr ist, als das Finanzministerium und Kärnten ursprünglich angeboten hatten. Ich gehe davon aus, dass eine Insolvenz der HETA bzw. des Bundeslandes Kärnten damit vom Tisch ist und mit der Zeit wieder Ruhe in der Bankenlandschaft und die Refinanzierungsmöglichkeiten der österreichischen Banken einkehrt. Wie ist die Positionierung der Hypo Vorarlberg und in welchen Bereichen liegen Ihre speziellen USP?
Ambitioniert, achtsam, ausgezeichnet – mit Fokus auf diese Markenwerte sind wir früher wie heute erfolgreich. Neben ausgezeichneten Produkten und individueller Beratung schätzen viele Kunden vor allem die Vorarlberger Mentalität an unserer Bank: Absolute Verlässlichkeit, hohes Kosten- und Qualitätsbewusstsein sowie Handschlagqualität. Dass wir damit auf dem richtigen Weg sind, zeigt das Gütesiegel für „Hervorragende Kundenorientierung“, über das wir uns kürzlich freuen durften. Im Private Banking schätzen unsere Kunden vor allem die professionelle und langfristig partnerschaftliche Beratung und Betreuung. Wir nehmen uns Zeit für intensive Kundengespräche und für die Erarbeitung maßgeschneiderter In-
26 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
vestmentlösungen und verfolgen eine offene Produktarchitektur, die sich den Kundenbedürfnissen anpasst. Im Asset Management basiert unsere Kernkompetenz auf der aktiven Verwaltung von Kundenvermögen sowie der Entwicklung leistungsstarker und innovativer Investment-Produkte. Wir bieten Anlagelösungen und Anlagestile für alle wesentlichen traditionellen und alternativen Anlageklassen sowie verschiedene Risiko- und Renditeziele. Das dauerhaft niedrige Zinsniveau macht Anleihenmärkte zunehmend unattraktiv. Wo kann man heute noch Alpha generieren? Welchen Aktienthemen sollte man aus Ihrer Sicht Aufmerksamkeit schenken?
Eine Anlage in EUR-Staatsanleihen ist wegen der bereits negativen Verzinsung bis zu zehn Jahren Laufzeit nur noch sehr beschränkt empfehlenswert. Dennoch sind Kurssteigerungen wegen des unaufhaltsamen Kaufrausches der Notenbanken nicht auszuschließen. Nicht viel besser ist die Situation bei den Unternehmensanleihen mit Investment Grade-Qualität. Renditepotenzial durch Diversifikation im Anleihensegment besteht jedoch weiterhin: Unter Akzeptanz deutlicher Bonitätsabstriche ist das Segment der Hochzinsanleihen attraktiv; durch die Erweiterung der Anleihenankäufe der EZB auf Unternehmensanleihen werden Verdrängungseffekte erwartet. In den Schwellenländern bestehen nach wie vor attraktive Zinsniveaus. Insofern ist auch dieses Anleihensegment in teressant. Des Weiteren scheint der Zeitpunkt für den Einstieg in inflationsindexierte Produkte reif zu sein. Im Aktienbereich bieten europäische, insbesondere deutsche Aktien auf dem aktuell gedrückten Kursniveau wieder ein gutes Chancen-Risiko-Verhältnis. Fundamental steigen die
Gewinne erstmals seit fünf Jahren und monetär kann man sich keine größere Geldschwemme vorstellen. Mit der Brexit-Entscheidung ist eine Unsicherheit vom Tisch, wenngleich die Auswirkungen des UK-Austritts aktuell neu geschrieben werden. Die Barreserven der weltweiten Aktienfonds sind mit 5,7% auf dem niedrigsten Stand seit 2001. Geld, das in Aktien investiert werden kann. Wegen der weit überdurchschnittlich hohen Volatilität der Aktienmärkte sind Timing-Entscheidungen wichtiger geworden. Ein schlechtes Timing kann die ganze Rendite kosten. Auf dem aktuell gedrückten Niveau (DAX ca. 9350) sind mittel- und langfristig attraktive Renditen zu erwarten. Die Hypo Vorarlberg ist stark im Private Banking. Wie haben sich die Bedürfnisse der Anleger in den letzten Monaten verändert?
Die Verunsicherung der Anleger hat – vor allem bedingt durch den schlechten Börsenstart 2016 – seit Anfang des Jahres weiter zugenommen. Weitere Gründe für die Verunsicherung sind die EZB-Politik, die zu einer Verschärfung bei den Zinsen führte, die rückgängigen Wachstumsraten in den Emerging Markets (allen voran China), die möglichen Auswirkungen des Brexit sowie die bevorstehenden US-Wah len. Im Vorfeld dieser Ereignisse nehmen viele Anleger eine abwartende Haltung ein. Trotz niedriger Verzinsung stellen wir daher fest, dass die Kunden relativ hohe Cash-Bestände halten. Die Risikoaversion der Anleger zeigt sich auch deutlich im gesunkenen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Im DAX war das KGV an 85% der Tage höher als aktuell. Vor allem hat sich auch das Bedürfnis nach Sicherheit weiter verstärkt. Die Hypo Vorarlberg befindet sich mit ihrem „A-“-Rating von Stan-
credit: beigestellt
GELD ° Magazin:
°
Interview mit Dr. Johannes Hefel, Hypo Vorarlberg sommergespräch
dard & Poor’s im Spitzenfeld der österreichischen Banken und erfährt dank ihrer guten Bonität großen Zuspruch von den Kunden.
Bausteine im Rahmen einer ganzheitlichen Anlageberatung, die wir unseren Kunden bieten. Gold – eine schon langjährige Empfehlung des Hauses – sollte in jedem Depot in physischer Form zur Risikoabsicherung beigemischt sein.
In der Beratung Ihrer Anleger verfolgen Sie einen Best in class-Ansatz. Bei welchen
Dr. Johannes Hefel, Mitglied des Vorstandes Hypo Vorarlberg
Themen favorisieren Sie jedoch Produkte Ihrer KAG? Worin liegen die Stärken der eigenen Fondsprodukte?
Auf eigene Produkte greifen wir insbesondere dann zurück, wenn wir unseren Kunden Aktienengagements mit Wertsicherung empfehlen. In diesem Segment haben unsere Kunden mit der Ende 2003 eingeführten Vermögensverwaltungsstrategie Aktien Dynamik sehr gute Erfahrungen gemacht. In der Krise 2008/09 hat sich diese Strategie hervorragend bewährt. Auch langfristig freuen sich die Kunden über das Ergebnis. Ein favorisiertes Fondsprodukt ist auch ein Absolute Return-Fonds, ein quantitativer Multi Asset-Ansatz mit zugrunde liegender Portfolio optimierung nach Markowitz. Das aktuelle Marktumfeld erfordert ein stark diversifiziertes und wenig miteinander korreliertes Wertpapier-Portfolio. Diese Flexibilität ist in dem genannten Fonds gegeben, der sich auch im internationalen Vergleich behauptet. Ein dritter Favorit in unserer Produktpalette ist ein ausgewogenes Produkt – ein Klassiker. Aktien und Anleihen stehen in einem ausbalancierten Verhältnis zueinander. Im Rentensegment bestehen wegen der extremen Käufe der EZB und anderen Notenbanken
Worin liegt aus Ihrer Sicht
Chancen auf Kurssteigerungen Die Neutralgewichtung im Aktiensegment beträgt 40%, die Maximalquote beträgt 50%. Für die Eignung des Fonds für Pensions- und Abfertigungsrückstellungen und die Vorgaben für Veranlagungen gemäß Pensionskassengesetz werden strenge Emittentengrenzen und andere Vorgaben eingehalten. Welche Bedeutung kommt Real Assets (Immobilien und v.a. Rohstoffen) im Rahmen Ihrer Beratung zu?
Wir legen großen Wert auf eine Diversifizierung des Anlegerportfolios, daher spielen Immobi lien schon seit vielen Jahren eine wichtige Rolle in der Vermögensanlage. Die Nachfrage nach dieser Assetklasse hat sich trotz Preisexplosion und sinkender Verfügbarkeit kontinuierlich verstärkt. Übertriebene Renditeerwartungen mit Immobilieninvestments sind heute wegen des inzwischen hohen Preisniveaus fehl am Platz. Bei den meisten Rohstoffen ist die Talsohle durchschritten und wir gehen davon aus, dass die Kurse in nächster Zeit wieder anziehen werden. Beide Assetklassen sind neben Aktien, Anleihen und Geldmarkt-Papieren wichtige
die Bedeutung der individuellen, persönlichen Beratung?
Wir sind überzeugt, dass die Beratung von Mensch zu Mensch bei aller Digitalisierung weiterhin ihre Daseinsberechtigung und klare Vorteile hat. Der Kunde wird in Zukunft entscheiden, über welchen Kanal er mit uns in Verbindung tritt. Gewisse Produkte und Serviceleistungen wollen immer öfter von zu Hause aus in Anspruch genommen werden (Girokonto, Überweisung, einfache Wertpapierkäufe und -verkäufe etc.). Unabhängig davon wird es auch in Zukunft finanzielle Themen geben, bei denen eine Beratung unverzichtbar ist: z.B. bei größeren Investitionen oder einer umfangreichen Veranlagung. Gerade beim Abschluss von komplexen Produkten kann aus unserer Sicht das persönliche Gespräch zwischen Kunde und Berater durch nichts ersetzt werden, daher steht bei uns weiterhin der persönliche Kontakt im Mittelpunkt. Trotz aller Vorteile durch die Digitalisierung – den Menschen wird sie nie ersetzen können. www.hypovbg.at Marketingmitteilung im Sinne des Wertpapieraufsichtsgesetzes
Juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 27
geldanlagePanorama pakistan
Land des Monats
Zahlenspiel
15
Rendite durch Innovation. Der Biotech-Sektor gilt als treibende Kraft im
Gesundheitsbereich und kann seit einigen Jahren stetige Zuwächse vorweisen. Dank neuer Entwicklungen sowie eines steigenden Bedarfs an Gesundheitsleistungen ist im Moment kein Ende dieses Trends in Sicht. Für Investoren herrschen aktuell gute Einstiegsmöglichkeiten vor, da die Unternehmensbewertungen nach leichten Korrekturen wieder auf günstigem Niveau sind, so die Experten der auf den Healthcare-Bereich spe-
ratschi die Sektkorken – zumindest die sprichwörtlichen, da Sekt im muslimischen Pakistan nicht zu den bevorzugten Getränken zählen dürfte. Der Grund für die anhaltende Jubelstimmung in der größten Stadt des Landes, in der nicht zuletzt auch die pakistanische Börse beheimatet ist, ist die von MSCI bekannt gegebene Hochstufung Pakistans vom weniger entECKDATEN (Islamische Republik Pakistan)
Staatsform Parlamentarische (islamische) Bundesrepublik Hauptstadt Islamabad Amtssprache Urdu und Englisch Staatsoberhaupt Mamnoon Hussain Regierungschef Nawaz Sharif Fläche 796.000 km2 (exklusive Gilgit-Baltistan, Azad Jammu, Kashmir) Einwohner > 180 Millionen (Schätzung) Bevölkerungsdichte > 200 pro km2 Währung Pakistanische Rupie BIP (2014) 270 Milliarden Euro Kfz-Kennzeichen PK Internet-TLD .pk Internat. Telefonvorwahl +92 Unabhängig seit 1991 Nationalfeiertage 23. März, 14. August Größte Städte Karatschi, Lahore, Faisalabad, Rawalpindi Verwaltungsgliederung 4 Provinzen plus Hauptstadtterritorium, 2 Gebiete unter Bundesverwaltung und ein teilautonomes Gebiet Nachbarstaaten Afghanistan, China, Indien, Iran Höchste Erhebung K2 (8611 m)
28 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2016
wickelten „Frontier Market“ zum Schwellenland. Dabei handelt es sich um ein Comeback, da der südasiatische Staat bereits zwischen 1994 und 2008 zum Kreis der Schwellenländer gehörte, von MSCI aber Ende des Jahres aufgrund einer temporären Schließung der Börse aus dem Emerging Markets-Index geworfen wurde. Der Markt in Karatschi, der bereits zuvor der bestperformendste in ganz Asien war, könnte durch die MSCI-Entscheidung zu weiteren Höhenflügen ansetzen.
zialisierten deutschen Fondsgesellschaft Lacuna. Die wachsende Bedeutung des Sektors beruht dabei vor allem auf zahlreichen Innovationen, etwa in der Krebsimmuntherapie, und dem Bereich Biosimilars, also den Generika der BiotechMedikamente. Mit einem Umsatzwachstum von rund 15 Prozent wächst Biotech stärker als alle anderen Gesundheitssubsektoren, mit einem Gesamtjahresvolumen von 130 Milliarden Dollar liegt der Wirtschaftszweig nur noch knapp hinter Generika.
Starke Worte ´´
„Die Folgen für die Realwirtschaft kann man wohl nur mit jenen der Finanzkrise von 2007/08 vergleichen.“
„Rund 44 Prozent der Befragten gaben an, dass sie schon so manche Nacht durch die Gedanken an die eigenen Vermögensentscheidungen schlaflos verbracht haben.“ Sebastian Klein, Vor standsvorsitzender der Fürstlich Castell’schen
Hedgefonds-Star George
Bank, kommentiert das
Soros rechnet damit,
Ergebnis einer Umfrage
dass der Brexit noch
seines Hauses unter
drastischere Auswir
vermögenden Privat
kungen auf die Weltwirt
personen. Die Belastung durch das eigene
schaft mit sich bringen
Vermögen sei demnach sehr hoch und würde
wird, als gemeinhin angenommen.
nicht auf die leichte Schulter genommen.
CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock, Adrin Shamsudin/Shutterstock
Hochgestuft. Seit Mitte Juni knallen in Ka-
KOMMENTAR
AYONDO
Social Trading – die moderne Art zu investieren
S
DAS PORTFOLIO DES FOLLOWERS
ocial Trading hat sich in der Finanzbranche etabliert: Vor allem hohe Transparenz und effiziente Kostenstrukturen machen es zu einem interessanten und zukunftsweisenden Investment.
Die Bankenlandschaft verändert sich. Social Trading stellt hierbei eine wegweisende Innovation dar, die den Handel auf globalen Märkten grundlegend revolutioniert. Social Trading ist eine moderne Form des Investments, basierend auf der Idee sozialer Netzwerke. Ein Leitsatz, der den Grundgedanken des Social Tradings passend beschreibt: Gemeinsam erfolgreich sein. Auf einer Social Trading-Plattform wie ayondo finden sich Signalgeber (Top Trader) und Signalnehmer (Follower) zusammen. Top Trader veröffentlichen ihre Handelsstrategien, die für Follower vollständig einsehbar und zugleich automatisiert investierbar sind. FÜR WEN IST SOCIAL TRADING GEEIGNET? Durch die von den Top Tradern offen gelegten Handelsstrategien ist Social Trading sowohl für Einsteiger, als auch für erfahrene Anleger geeignet. Social Trading bietet Followern die Möglichkeit, ohne großen Zeitaufwand und bereits mit geringen Anlagesummen an den globalen Finanzmärkten aktiv zu werden. Top Trader können dabei nicht nur ihr Können öffentlich unter Beweis stellen, sondern zudem zusätzliche Einkünfte erzielen. DAS KONZEPT SOCIAL TRADING Social Trading nutzt den Netzwerkgedanken der modernen Informationsgesellschaft, um interessierte Anleger (Follower) und Trader zu verbinden. Dies geschieht über Online-Plattformen, wie sie ayondo anbietet. Follower können dort offen gelegte Handelsstrategien erfahrener Top Trader einsehen und sogar direkt auf ihre eigenen Handelskonten kopieren. Auf diese
SARAH BRYLEWSKI Chief Marketing Officer ayondo
Weise kann mit ayondo jeder automatisiert an der Expertise anderer teilhaben. Insbesondere Transparenz zeichnet den neuen Handelsansatz des Social Tradings aus. So muss bei ayondo jeder Top Trader seine Strategie und seine gesamte Transaktionshistorie offen legen. Die daraus resultierende historische Wertentwicklung der Handelsstrategie samt Risikokennzahlen, wie etwa der maximale Verlust oder die Volatilität, werden angezeigt. Statt auf traditionelle Instrumente setzt Social Trading bei ayondo auf CFDs, kurz für Contracts for Difference. Sie bieten die Möglichkeit, von steigenden oder fallenden Kursen zu profitieren, ohne den zugrunde liegenden Basiswert zu erwerben. Der Handel mit CFDs ist kostengünstig und erlaubt bereits mit geringem Kapitaleinsatz eine Investition an den globalen Finanzmärkten – ideal für Social Trading.
Zur Bewertung der Top Trader hat ayondo neben der Offenlegung aller relevanten Kennzahlen ein einzigartiges Karrieremodell konzipiert, das ein striktes Risiko- und Money Management voraussetzt. Hierbei sind für den Aufstieg über fünf Karrierestufen jeweils steigende Anforderungen an Performance und Risiko zu erfüllen. Das Modell erlaubt einen einfachen und schnellen Zugang für die Bewertung der Strategien und die Abstimmung auf das persönliche Risikoprofil. Nach der Analyse geeigneter Top Trader können Follower bis zu fünf Signalgeber in ihr eigenes Portfolio aufnehmen. ayondo hat diese Funktion vereinfacht, um das Handeln für Follower noch intuitiver zu gestalten: Top Trader werden ganz einfach per „Drag & Drop“ ins eigene Portfolio übernommen. Durch eine Diversifikation mit unterschiedlichen Strategien und ChanceRisiko-Profilen lässt sich so ein ausgewogenes Portfolio erstellen. KALKULIERBARES RISIKO Sind alle Top Trader gewählt, kann das Portfolio ausgeführt werden: Damit werden alle vom Top Trader ausgeführten Handelssignale vollautomatisiert auch auf dem Follower-Konto ausgeführt. Stop-Orders zur Risikobegrenzung oder festgelegte Take-Profits werden mit übertragen. Flexibilität bietet hierbei die Möglichkeit, die Ordergrößen und Einzelwerte jedes einzelnen Traders ganz nach den individuellen Bedürfnissen anzupassen. Mit der Loss Protection kann das eigene Konto zusätzlich vor unerwarteten Verlusten geschützt werden. Sicherheit bieten zudem die kostenlose Zusatzversicherung, die Kundengelder bis zu GBP 500.000 absichert, sowie der Verzicht auf die Nachschusspflicht, also den Ausgleich negativer Kontosalden. Das Risiko des Investments bleibt damit immer kalkulierbar. www.ayondo.com
JULI/AUGUST 2016 – GELD-MAGAZIN °
29
„Waren auf Brexit vorbereitet“ Warum man auf britische Aktien nicht unbedingt verzichten muss, erklärt Klaus Kaldemorgen, „Parade-
Fondsmanager“ und Aushängeschild bei DWS. Der Experte spricht vom „Schildkrötentempo“ der europäischen Wirtschaft und sieht etwas sorgenvoll in Richtung China. Der „Deutsche Concept Kaldemor-
gen“ verfolgt einen Total Return-Ansatz. Wie unterscheiden sich Absolute- und Total Return?
Klaus kaldemorgen: Beginnen wir mit den Gemeinsamkeiten – Absolute- und Total Return-Produkte versuchen beide, eine positive Rendite für den Anleger zu erwirtschaften und sie folgen keiner Benchmark. Zu den Unterschieden: Der Absolute Return-Ansatz versucht, völlig unabhängig von den Marktbewegungen, eine positive Rendite zu erzielen. Der Total Return-Ansatz hat eine gewisse Abhängigkeit von den Märkten, zumindest eine Assetklasse sollte also im Plus sein, um eine positive Rendite zu erzielen. Wie würden Sie selbst nun Ihren Fonds charakterisieren?
Der „Deutsche Concept Kaldemorgen“ richtet sich mit einem klaren Risikoprofil an die Investoren. Wir bieten Anlegern mit diesem Produkt einen risikokontrollierten Zugang zu den Kapitalmärkten, wobei die Volatilität auf den einstelligen Bereich beschränkt bleiben soll, ebenso wie der maximale Verlust innerhalb eines Jahres. Natürlich streben wir stets eine positive Rendite an, was uns auch regelmäßig gelingt. So liegt der Fonds etwa seit Jahresanfang year to date (Stichtag 28.6., Anm.) leicht im Plus, während der breite Aktienmarkt einen Verlust von rund vier Prozent erlitten hat. Ich kann natürlich nicht versprechen, dass der Fonds nicht auch einmal im Minus liegt. Welche Zeiten bzw. Phasen der Finanzmärkte waren für den Fonds am schwierigsten?
Es gibt in jedem Jahr schwierige Abschnitte. Zum Beispiel sind heuer zu Beginn des Jahres die Märkte eingebrochen. Wir standen dann vor der Überlegung, ob wir Einstiegschancen nutzen oder das Risiko begrenzen sollten.
30 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2016
Nachdem der Fonds verspricht, dass er Risiken kontrolliert, haben wir dieses Versprechen natürlich nicht gebrochen und entsprechend agiert. Wir haben die Situation gut gemeistert, indem wir Aktien reduziert und die Positionen an Unternehmens- sowie Hochzinsanleihen erhöht haben. Verluste im Aktienbereich konnten so überkompensiert werden.
schein zu nehmen und entsprechend zu agieren. Das hat sich zum Beispiel gerade jetzt beim Brexit wieder erwiesen: Pfund Sterling hat massiv an Wert verloren. Es sind aber nicht alle britischen Aktien gefallen, einige sind sogar gestiegen. Diese Aktien hatten wir frühzeitig gegen Währungsverluste abgesichert, was eine gute Entscheidung war.
Wird der Total Return-Ansatz in den gestressten
Welche Auswirkungen hatte der Brexit auf Ihre
Märkten von heute immer wichtiger?
Asset Allocation?
Zunächst möchte ich in Frage stellen, dass die Kapitalmärkte heute mehr gestresst sind als etwa vor zehn Jahren. Allerdings war es vor rund fünf, sechs Jahren einfacher, sein Vermögen anzulegen. Wenn man, ganz grob gesagt, damals rund die Hälfte des Kapitals in festverzinsliche Werte investiert hat und die andere Hälfte in Aktien, ist man damit gar nicht so schlecht gefahren. Heute funktioniert das nicht mehr so gut, vor allem wegen der Nullbzw. Negativzinsen beim Großteil der sicheren europäischen Staatsanleihen. Im aktuellen Marktumfeld sind Multi Asset-Produkte, zu denen auch Total Return-Produkte zählen, stark gefragt. Sie bieten die Möglichkeit einer breiten Diversifikation, flexibel zu investieren und die Vorteile unterschiedlicher Assetklassen zu nutzen. Wichtig dabei ist auch das richtige Währungsmanagement. Auch ist die richtige Unternehmensselektion entscheidend. Im Aktiensegment finden sich Papiere mit niedrigerer und höherer Wertigkeit. Zu letztgenannter Kategorie zähle ich beispielsweise Unternehmen, die eine hohe und nachhaltige Dividende auszahlen.
Wir haben nicht mit einem Brexit gerechnet, aber wir waren gut vorbereitet. Das bedeutet eine relativ defensive Positionierung auf der Aktienseite sowie eine Absicherung des britischen Pfund. Nach wie vor haben wir britische Aktien im Portfolio, nämlich von Unternehmen, die sich auf das internationale Geschäft konzentrieren. Diese Papiere haben sich auch vorteilhaft entwickelt. Nach dem Brexit-Votum mussten wir jedenfalls keine unmittelbaren Anpassungen im Fonds vornehmen, das Portfolio war bereits robust ausgerichtet.
Welche Rolle spielt Währungsmanagement für eine ausgeklügelte Anlagestrategie?
Es ist von entscheidender Bedeutung, die Entwicklung von Währungen genau in Augen
Welchen Einfluss wird der Brexit langfristig auf den Fonds ausüben?
Natürlich muss die weitere Entwicklung ganz genau beobachtet werden, es gilt aber generell, bei der Titelselektion mehr Augenmerk auf das Risiko zu richten denn auf die regionale Auswahl. Und wiederum möchte ich auf die Bedeutung des Währungsmanagements hinweisen. Auf jeden Fall ist es nicht damit getan, jetzt Aktien aus dem Vereinigten Königreich zu verkaufen und dafür beispielsweise Schweizer Aktien zu erwerben. Andere Parameter sind bedeutender als ein Denken in Regionen, zum Beispiel ist eine stetige bzw. steigende Dividendenausschüttung ein sehr wichtiges Qualitätskriterium für Aktien – nicht zuletzt in Zeiten niedriger und negativer Zinsen. Eben-
credit: beigestellt
GELD °
°
Im Gespräch mit Klaus Kaldemorgen, DWS geldanlage
falls wichtig im Hinblick auf den Brexit ist das Geschäftsfeld eines Unternehmens. Was bedeutet der Brexit für die Konjunktur aussichten Europas?
Die Wirtschaft wächst langsam, aber stark genug, um den Unternehmen ein – wenn auch mäßiges – Gewinnwachstum zu bescheren. Die Wachstumsprognosen für Europa werden für heuer und das kommende Jahr aufgrund des Brexit nach unten revidiert werden, ich schätze um 0,2 bis 0,3 Prozent. Die Konsensschätzungen könnten dann 2017 bei einem BIP-Wachstum von 1,2 bis 1,3 Prozent liegen. Wir sprechen schon seit Längerem von einem „Schildkrötenwachstum“. An diesem Tempo wird sich auch durch den Brexit nichts Wesentliches ändern. Könnte aber vielleicht das Vereinigte Königreich in die Rezession schlittern?
Diese Möglichkeit kann nicht zur Gänze ausgeschlossen werden. Ich schätze die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines solchen Szenarios aber unter 50 Prozent ein.
Klaus Kaldemorgen, Fondsmanager DWS
die Exportmärkte in Europa und den USA abschwächen. Was kommt nach dem Brexit als Nächstes? Donald Trump als neuer US-Präsident?
Was die politische Berechenbarkeit und Stabilität der USA angeht, können die Wahlen natürlich für Verunsicherung sorgen. Aus Marktsicht wäre Clinton der berechenbare Kandidat. Wo sehen Sie derzeit die größten Gefahren für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft?
Welche Folgen hat der Brexit für die Weltwirtschaft? Und abgesehen davon, befürchten manche Kritiker eine Rezession in den USA...
Ein Abrutschen der Vereinigten Staaten in die Rezession sehe ich in diesem und nächsten Jahr nicht. Jedoch werden die Wachstumsraten voraussichtlich unter 2% liegen. Die nächste Zinsanhebung in den USA wird aufgrund der durch den Brexit verursachten Unsicherheit eher ans Ende des Jahres verschoben. Die Abschwächung des Wachstums in Europa wird insgesamt auch auf die Weltwirtschaft ausstrahlen, da Europa rund 25% des weltweiten BIP darstellt. Natürlich müssen wir auch sorgfältig die Wirtschaftsentwicklung in China beobachten. Diese wird vermutlich leiden, wenn sich
Wenn Sie mich so direkt fragen, würde ich China als das größte Risiko einschätzen. In der Industrie gibt es Überkapazitäten, es ist eine zunehmende Verschuldung festzustellen, der Immobilienmarkt ist zumindest teilweise problematisch und auch das Finanzsystem scheint nicht so stabil zu sein, wie man es sich wünscht. Auffällig ist, dass der Yuan beunruhigend schwächer wird. Jetzt stellt sich die Frage: Warum ist das so? Aufgrund der Schwäche der Wirtschaft? Oder vielleicht, weil chinesische Investoren vermehrt im Ausland aktiv sind? Diese Fragen lassen sich derzeit nicht restlos beantworten. Ich möchte jetzt wirklich nicht den großen Crash an die Wand malen. Die Regierung in Peking hat den Willen und aufgrund
der hohen Währungsreserven das Potenzial, durch Interventionen beruhigend einzugreifen. An der Feinabstimmung einer ausgewogenen Wirtschaft wird gearbeitet. Dennoch beunruhigt mich China schon einige Zeit und es gibt noch keine klare Sicht der Dinge Kommen wir abschließend noch auf aussichtsreiche Branchen zu sprechen...
Ich möchte hier vor allem drei Sektoren nennen. Erstens muss man wohl kein großer Prophet sein, um zu erkennen, dass die Technologie rund um das Internet zu den Wachstumsbranchen der nächsten Jahre zählen wird. Auch wenn sich die Konjunktur eher verhalten weiterentwickelt. Die Aktienauswahl ist hier aber besonders schwierig, weil ältere Geschäftsmodelle sehr schnell am Abstellgleis landen können. Zweitens gefällt mir der nicht zyklische Konsum gut, also zum Beispiel Nahrungs- und Genussmittel oder Kosmetika, die aufgrund ihrer Stabilität und teilweise hohen Dividendenrendite in einem Nullzinsumfeld als Alternative zu Anleihen besonders attraktiv sind. Drittens: Der Gesundheitsbereich hat heuer nicht großartig performt, er bietet aber etwa aufgrund des demografischen Wandels interessante Anlagechancen. www.dws.de
juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 31
„115 Millionen Kundenvertrauen können nicht irren!“ In Zeiten von Nullzins, hoher Verunsicherung an den Kapitalmärkten und drohender Altersarmut, brauchen Anleger dringender als je zuvor Partner an ihrer Seite, die bewährte Lösungen anbieten und denen man vertrauen kann. Dazu sprach das GELD-Magazin mit Dirk Fischer von der Patriarch. GELD ° In Österreich kennt man die Patriarch
tetes Volumen verfügen. Wie wollen Sie diesen
Multi-Manager GmbH als vorausschauen-
Vorbehalten begegnen?
den Produktentwickler, der den Investoren
Auf das bisherige Angebot bezogen, sind diese Aussagen auch korrekt. Aber genau davon werden wir uns deutlich unterscheiden. Unser Haus ist seit Gründung mittlerweile seit 13,5 Jahren im Fondsvermögensverwaltungssegment tätig. Das ist der längste verfügbare Track Rekord in diesem Bereich im freien Beratermarkt. Und speziell seit Einführung unserer „TimingFondsvermögensverwaltung“ Trend 200 in 2011 in Deutschland und 2012 in Österreich über die Hello bank hat das Thema einen wahren Run erfahren. In den verschiedenen Trend 200-Produktarten verwalten wir nach fünf Jahren als kleines Haus mittlerweile über 115 Millionen Euro. Und genau diese bewährten Strategien, und nicht etwa irgendwelche Neukreationen, werden wir in unser Robo-Advisor-Tool einbauen. Damit werden wir zum Jahresende 2016 vermutlich der erste Robo-Advisor-Anbieter sein, der einen langen Track Rekord, ein knapp neunstelliges Volumen, ein bewiesenes TopFondsmanagement – mit der DJE Kapital AG nach dem Patriarch Best Advice-Ansatz – und ein integriertes Absicherungssystem offerieren kann. Ein enormer Qualitätsunterschied für interessierte Berater und Endkunden.
liefert. Sie wurden auch schon oft mit dem Österreichischen Dachfonds Award prämiert. Was bewegt einen „Ingenieur“ für Finanz lösungen in Zeiten wie diesen?
Dirk Fischer Nun, aktuell sind das diverse Themen. Zum einen die starke Verschiebung im Beratungssegment – sowohl in Österreich als auch in Deutschland. War unsere Branche lange Zeit ein Beratermarkt, so dreht sich dies seit einigen Jahren immer stärker in Richtung „Selbstberatung“ der Kunden, dem sogenannten „Execution Only-Segment“. Die Anzahl der freien Berater ist in beiden Ländern seit Jahren dramatisch rückläufig, fachlicher Nachwuchs nahezu überhaupt nicht in Sicht und die ausufernde Regulatorik unterstützt diesen Trend leider auch noch massiv. Dies greift auch direkt auf das zweite große Thema „Digitalisierung“ durch. Fand man die Kunden als Berater früher allerorten noch „in natura“ an, so tummelt sich mittlerweile eine Großzahl der Anleger heute im Social Media-Bereich. Themen wie beispielsweise Robo-Advisor oder Online-Anbieter wie z.B. Wikifolio werden durch diese Tendenzen unterstützt und getrieben. Auf diese neue Welt gilt es als kreativer Produktanbieter sein Geschäftsmodell anzupassen und die richtigen Antworten zu liefern. Wie machen Sie dies im Detail?
Wir bauen beispielsweise gerade ein bipolares Robo-Advisor-Tool für unsere Fondsvermögensverwaltungslösungen hinter den Kulissen. In einer Variante für Berater – dort mit Ab-
32 ° GELD-MAGAZIN – juli/August 2016
Dirk Fischer, Geschäftsführer der Patriarch Multi-Manager GmbH
schlussprovision, vereinfachter Abwicklung und dem Fokus auf Fund of Fund-Konstruktionen – und in einer zweiten Form für den Execution Only-Kunden, der keine Beratung will – dort ohne Abschlussprovision und mit stärkerem Fokus auf ETFs als Zielinvestments. Dazu starten wir parallel ein weiteres Großprojekt, um unseren Bekanntheitsgrad im Social Media-Bereich kontinuierlich zu steigern und unsere Produktqualität auch dort aufzuzeigen. Das wird sicherlich den Beratern im Nachgang den Einstieg ins Beratungsgespräch mit Finanzlösungen eines Boutiquenanbieters, wie uns, zukünftig deutlich erleichtern.
Sie haben den Erfolg Ihres „Trend 200-Sys tems“, z.B. angewandt im seit zehn Jahren bewährten und mehrfach mit dem Österreichischen Dachfonds Award ausgezeichneten Patriarch Select Chance, bereits aufgezeigt. Was macht den Charme der Systematik aus?
Den Anbietern von Robo-Advisor-Tools wird ja
Warum entschieden sich in den letzten Jahren
aktuell vorgeworfen, dass diese bisher über
so viele Investoren für diese Absicherungsstra-
kaum Erfahrungswerte und nahezu kein verwal-
tegie und was macht sie so einzigartig?
credit: beigestellt
immer wieder spannende Nischenprodukte
°
Dirk Fischer, Patriarch Multi-Manager GmbH sommergespräch
Nun, zum einen ist unsere Absicherungsstrategie über die 200 Tage-Linie leicht verständlich und nachvollziehbar und hatte bisher eine tadellose Trefferquote. Das überzeugt sowohl Berater als auch Endkunden. Die Volatilität des Konzeptes ist mit rund acht Prozent absolut überschaubar. Die laufenden Kosten, z.B. bei den Managed Depots der Hello bank, sind mit 1,25 Prozent p.a. ebenfalls sehr fair. Und natürlich ist das Wichtigste, dass das Ergebnis stets gestimmt hat. In den letzten fünf Jahren erzielten die Trend 200-Kunden nach laufenden Kosten zwischen 4,75 und 5,75 Prozent p.a. – stressfrei, täglich liquide und in den bewährten Händen eines Top-Managements. Sie waren im Markt, wenn es aufwärts ging (2012 bis 2014) und sicher am Seitenrand, wenn es brenzlig wurde (zweite Jahreshälfte 2011 oder auch seit Ende August 2015). Anlegerherz, was willst du mehr?
es ein internationaler Dividendenfonds mit jährlichem Ausschüttungsziel von vier Prozent und vierteljährlicher Auszahlung ist, oder der „TSI-Fonds“, der mit seinem Ansatz der Relativen Stärke einem Börsenbarometer, wie dem DAX, bisher jährlich stets über sieben Prozent p.a. Renditedifferenz abgerungen hat, oder der GAMAX Junior, der mit seinen Investitionen
ausschließlich dem Gespür der jungen Konsumenten folgt. Alles Investmentideen, die wir auch den österreichischen Marktteilnehmern zukünftig noch näher bringen wollen. Sie sehen also, wir haben im Sinne der Berater und Endkunden noch viel vor. Mit den Lösungen der Patriarch wird es am österreichischen Finanzmarkt mit Sicherheit nicht langweilig.
Patriarch-Strategien im Vergleich mit dem EuroStoxx 50
Abschließend gefragt, was ist Ihre Vision für die Patriarch über die nächsten drei bis fünf Jahre?
Wir wollen die veränderte Marktsituation als Chance nutzen. Über unsere beschriebenen Projekte Marktanteile und neue Kundengruppen gewinnen. Und mittelfristig natürlich auch das verwaltete Volumen von derzeit 235 Millionen Euro deutlich ausbauen. In Österreich speziell wollen wir die Wahrnehmung für unsere ausgezeichneten Aktienfonds erhöhen. Hier verbindet man uns noch nahezu ausschließlich mit unseren vermögensverwaltenden Fondslösungen, während in Deutschland unsere innovativen, weltweiten Aktienfonds, wie der Patriarch Classic TSI, der Patriarch Classic Dividende 4 Plus oder auch der GAMAX Junior Fund, mindestens eine ebenso hohe Bedeutung erlangt haben. All diese Finanzlösungen sind auf allen österreichischen Plattformen erhältlich und verfügen jeweils über die ganz besondere „Patriarch-Handschrift“ von besonders außergewöhnlichen Investmentideen. Ob
Die neue Systematik „Trend 200“ liefert konstante Performance durch Vermeidung von starken Abwärtsphasen und lässt Anleger ruhiger schlafen.
° Porträt: Patriarch Multi-Manager Gmbh Die Patriarch Multi-Manager GmbH fokussiert sich mit ihrer Produktpalette auf breit diversifizierte Dachfonds und Vermögensverwaltungsstrategien. Vor allem unabhängigen Finanzberatern liefert Patriarch wertvolle Bausteine für die Asset Allocation. Die Patriarch wurde im Jahr 2004 gegründet und verwaltet heute rund 235 Millionen Euro. Für größere Partner legt Patriarch auch Dachfonds mit eigenem Label auf. Patriarch selektiert für seine Anleger dabei die besten Verwalter und mandatiert diese mit dem Management der initiierten Produkte. So bekommen die Investoren Zugang zu Know-how, das sonst nur sehr vermögenden Familien und Institutionen offen steht, und können gleichzeitig sicher sein, mit Patriarch immer von den Leistungen der Markt- und Innovationsführer zu profitieren. Da rüber hinaus ist Patriarch als Produktschmiede für Aktienfonds und Labelpolizzen bekannt.
juli/August 2016 – GELD-MAGAZIN ° 33
geldanlage ° Marktneutrale Fonds
Auf der sicheren Seite Absolute Return und Total Return-Strategien unterscheiden sich durch Details – gemeinsam ist ihnen, dass sie möglicht unabhängig von der breiten Marktentwicklung eine positive Rendite erzielen wollen. Das ist gerade in Zeiten anhaltender Volatilitäten an den Aktienbörsen und des hartnäckigen Niedrigzinsumfeldes von weiter zunehmender Bedeutung. Harald Kolerus er Brexit sorgt für höchste Verunsicherung unter Investoren – als wäre nicht schon genug Unruhe in den Märkten vorhanden: Die Probleme der europäischen Wirtschaft sind lange nicht gelöst und im Nahen Osten herrscht noch immer großteils (Irak, Syrien) Chaos. Blicken wir etwas weiter in die Ferne, so geistert regelmäßig ein „hard landing“ Chinas als Schreckgespenst durch den Medienwald und auch von einer möglichen Rezession der US-Wirtschaft ist manchmal zu hören. Außerdem droht auch noch Donald Trump als nicht auszuschließender neuer Präsident. Die Turbulenzen schlagen sich in Form von Schwankungen an den Aktienbörsen nie-
der, wobei diese Volatiliät laut den meisten Experten noch lange anhalten wird. Ebenso wird uns das Niedrigzinsumfeld noch einige Zeit beschäftigen, da Erhöhungen aufgrund der eher schleppenden konjunkturellen Entwicklung immer weiter nach hinten geschoben werden.
° Geringes risiko
BSF European Absolute Return
Es gibt eine Vielzahl von Produkten, die eine marktunabhängige, positive Rendite anstreben. Um dem Leser eine Orientierungshilfe zu geben, wurden vom GELDMagazin drei Risikokategorien (Niedrig, Mittel, Hoch) erstellt und die besten Fonds anhand von Performance- und Risikokennzahlen ausgewählt und gereiht. Als Basis diente die Datenbank von Lipper. In der Kategorie „Geringes Risiko“ findet sich der BSF European Absolute Return aus dem Hause Blackrock an erster Stelle. In einer Einschätzung von Morningstar heißt es, der Fonds biete ein sehr solides Angebot im Bereich der Long-Short-Investments. Der Fonds hat sich zum Ziel gesetzt, den Drei-Monats-Libor zu übertreffen und will gleichzeitig ein geringeres Risiko anstreben als konventionelle Long-Only-Produkte.
Unabhängige Rendite Da wäre es doch schön für Investoren, könnte man all diesen Problemen zum Trotz auf eine konstante, attraktive Rendite blicken. Dieses Versprechen geben marktneutrale Investments ab, wie Max Anderl von UBS Asset Management ausführt: „Unsere Definition marktneutraler Investments lau-
25 Prozent plus waren mit diesem Fonds auf Sicht von fünf Jahren möglich.
tet: Die Veranlagung sollte sich insgesamt über eine längere Zeitspanne neutral gegenüber dem jeweiligen Markt entwickeln.“ Anderl ist Portfoliomanager für die globalen und europäischen Concentrated Alpha Long-only- und Long/Short-Strategien bei UBS: „Wir managen den UBS Equity Opportunity Long Short, eine Absolute Return-Aktienstrategie. Diese strebt nach einer langfristigen und nachhaltigen positiven Wertentwicklung, unabhängig von den Bewegungen des Aktienmarktes. Um das zu erreichen, hat der Fonds die Flexibilität, sein Marktengagement von netto positiv bis netto negativ anzupassen. Die Long- und Short-Aktienpositionen werden auf Basis einer fundamentalen, qualitativen und quantitativen Einzeltitelanalyse ausgewählt. Außerdem setzt der Fonds, wenn erforderlich, Futures ein, um sich vor eventuellen einschneidenden Verlusten nach Möglichkeit zu schützen.“ „Ausgleichende Positionen“ Wei-Jin Tan, Investment Risk and Portfolio Construction Manager bei Aviva Inves tors, führt weiter aus: „Marktneutrale Investments wenden ausgleichende Positio nen an, wie etwa Long oder Short, die nicht von der Direktionalität der breiten Märkte abhängig sind. Die Korrelation ist bei der
° die besten fonds Absolute Return EUR LOW ISIN LU0411704413 AT0000858089 LU0305721655 AT0000615836 LU0336084032
FONDSname BSF European Absolute Return ESPA BOND DURATION SHIELD Bond Absolute Return ARIQON Konservativ Carmignac Portfolio Capital Plus
Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre ter 1.853 Mio. € 2,8 % 7,9 % 25,0 % 1,86 % 69 Mio. € 1,5 % 3,5 % 11,5 % 0,58 % 71 Mio. € – 0,2 % 5,8 % 11,5 % 1,24 % 140 Mio. € – 1,0 % 4,8 % 9,9 % 2,10 % 2.387 Mio. € – 2,3 % 2,1 % 9,5 % 1,20 % Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 02. Juli 2016
34 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
creditS: beigestellt
d
°
Marktneutrale Fonds geldanlage
„Die Frage lau tet, welche An lageklasse bei begrenztem Risiko die beste Rendite bringt“
„Die Flexibili tät hat inner halb der Asset Allocation an Bedeutung zugenommen“
Asbjørn Trolle Hansen, Nordea
Einschätzung dieser Positionen, des Beta und bei der entsprechenden Messung der Trades sehr wichtig, um eine absolute Rendite zu erwirtschaften.“ Marktneutrale Strategien können laut dem Experten viele Formen und Gestalten annehmen, wobei der ausschlaggebende Punkt ist, dass der Inves tor versucht, von einem relativen Wert zu profitieren – in der Regel innerhalb einer Vermögensklasse, zum Beispiel Aktienmarkt vs. Aktienmarkt. Ziel: Absolute Return Unter „marktneutrale Investments“ versteht das Fondsmanagementhaus Loys ähnlich lautend solche Produkte, deren Wertentwicklung unabhängig vom Entwicklungstrend eines Gesamtmarktes ist. „Die Zielsetzung marktneutraler Investmentprodukte ist die Erzielung von Absolute Return. In der Investmentindustrie ist es üblich, diese Erträge auf Kalenderjahresbasis anzustreben. Die Marktneutralität ist allerdings nur ein Teil des Weges, um das Ziel bei Absolute Return-Strategien zu erreichen. Wir verfügen mit dem Loys Global L/S über einen seit viereinhalb Jahren bewährten aktienbasierten und risikobeschränkenden Investmentansatz, der unter Hinzunahme eines derivativen Sicherheitsnetzes Marktabschwünge, sogenannte Draw Downs,
Gerhard Breulig, ESPA
weitgehend vermeidet“, so Ufuk Boydak, Vorstand der Loys AG und Fondsmanager des Loys Global L/S. Die Strategie des Fonds basierts einerseits aus der Wirksamkeit der Absicherung, nämlich des Hedgens von Aktien durch Index Futures, und Devisentermingeschäften. Auf der anderen Seite wirkt die Generierung von Alpha aus der Aktienselektionsseite. Boydak: „Die Verknüpfung von Selektionsalpha und weitgehender Marktneutralität generiert ein weitestgehend risikoaverses Chancen-Risiko-Profil. Aufgrund dieses risikoarmen Leistungsprofils lässt sich der Fonds auch für eher kurzund mittelfristige Anlageperioden einsetzen.“ Long/Short-Strategien spielen bei
marktneutralen Investments also eine bedeutende Rolle, so auch beim Global Equity Market Neutral Fund von BMO Global Asset Management, der von Erik RubinghChristopher Childs gemanagt wird. Letzterer fasst auf Anfrage des GELD-Magazins die Philosphie des Fonds in wenigen Worten zusammen: „Unser Ansatz entspricht einer recht geradlinigen Long-Short-EquityStrategie, mit der wir marktneutral agieren. Dabei fokussieren wir uns auf verschiedene Faktoren, die als Garant für eine positive Überrendite angesehen werden. Denn um zu bewerten, auf welche Aktie wir Long oder Short gehen, reichen uns einzelne Faktoren oder Charakteristiken, beispielsweise
Nordea 1 – Stable Return
° Mittleres Risiko Sieger-Fonds in dieser Kategorie ist der Nordea 1 – Stable Return. Sein Ziel ist der Kapitalerhalt (über einen Anlagehorizont von drei Jahren hinweg) sowie die Gewährleistung einer soliden positiven Eigenkapitalrendite. Die Veranlagung erfolgt weltweit in Aktien, Anleihen (einschließlich Wandelanleihen) sowie Geldmarktinstrumente, die auf unterschiedliche Währungen lauten. Außerdem kann in Finanzderivate investiert werden, wie zum Beispiel in Aktien- und Anleihenfutures, um das Beta und die Duration des Portfolios anzupassen. Der Nordea 1 – Stable Return hat jedenfalls sein Versprechen gehalten, einen kontinuierlichen Mehrwert zu erwirtschaften: In den letzten zehn Jahren betrug die Performance über fünf Prozent p.a.; auf Sicht von fünf Jahren sogar mehr als sieben Prozent p.a.
Über 40 Prozent plus erzielte der Fonds in den vergangenen fünf Jahren.
° die besten fonds Absolute Return EUR Medium ISIN LU0227384020 AT0000634720 AT0000802491 DE000A0RFJW6 LU0228348941
FONDSname Nordea 1 - Stable Return C-Quadrat ARTS Total Return Bond ESPA Portfolio Balanced 30 MEAG FairReturn GREIFF Special Situations Fund OP
Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 14.867 Mio. € 7,9 % 23,9 % 42,3 % 85 Mio. € – 2,3 % 16,4 % 28,0 % 328 Mio. € – 0,6 % 10,6 % 22,9 % 662 Mio. € – 1,1 % 9,4 % 22,4 % 156 Mio. € 0,6 % 13,0 % 21,4 %
ter 1,90 % 1,89 % 1,35 % 0,66 % 2,00 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 02. Juli 2016
Juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 35
geldanlage ° Marktneutrale Fonds
das Kurs-Buchwert-Verhältnis, nicht aus. Wir berücksichtigen sowohl erwünschte als auch unerwünschte Faktoren.“ Childs verdeutlicht diese Überlegungen anhand eines Fallbeispiels: „Nehmen wir beispielsweise eine ,günstige‘ Aktie, die zeitgleich ein hohes Beta aufweist. Diese Aktie zu erwerben, wäre nicht marktneutral. Unser ,True Styles‘-Ansatz korrigiert die einzelnen Rohfaktoren um weitere Charakteristiken eines Einzelwertes.“ Dabei steht der Investmentstil „Size“ für die Hypothese, dass Unternehmen mit geringerer Marktkapitalisierung ihre größeren Pendants outperformen. Entsprechend fokussiert sich eine „Size Strategy“ in der Rohfassung darauf, Aktien von kleineren Unternehmen zu kaufen und solche von größeren zu verkaufen. „Die „True Styles“-Methode bedient sich an dem Size-Modell und setzt sie ins Gleichgewicht mit anderen Ansätzen, etwa Land, Sektor, Momentum und Value“, so Childs. Aber wie sieht es mit der Marktunabhängigkeit aus, wenn die ganze Börse crasht oder zumindest von „Mini-Crashs“ erschüttert wird? Childs dazu: „Grundsätzlich kann eine marktneutrale Strategie einem Crash
am globalen Aktienmarkt standhalten. Allerdings kommt es im Einzelfall natürlich immer darauf an, welche Einzeltitel am stärksten abgestoßen werden.“
° Höheres risiko
HAIG return global
Über fünf Jahre erzielte der Fonds eine Performance von rund 40 Prozent.
Max Anderl, UBS
diverser Mischfonds ein. „In Produkten wie dem ESPA Portfolio Balanced 30 oder Portfolio Balanced 50 verwenden wir auch Long/Short Equity-Strategien. Die Flexibilität der Asset Allocation ist wichtig, so kann beim Portfolio Balanced 50 die Aktienquote zwischen null und 50 Prozent variieren. Beim Balanced 30 sind es null bis 30 Prozent. Im Anleihenbereich wird auch auf High Yields und Emerging Markets Bonds zurückgegriffen“, erklärt der Experte. Starke performance Das Spektrum an Produkten mit marktneutralem Ansatz ist sehr breit, als Orientierungshilfe hat das GELD-Magazin eine Auswahl erfolgreicher Prdukte aufgelistet, die Sie auf dieser und den zuvorgehenden Seiten finden. Es erfolgte eine Dreiteilung entsprechend der Risikoeinschätzung in „Gering“, „Mittel“ und „Hoch“. Eine starke Performance lieferte etwa der Nordea 1 – Stable Return Fund: Über 40 Prozent plus in fünf Jahren. Fondsmanager Asbjørn Trolle Hansen kommentiert: „Unserer Auffassung nach sollte die zentrale Frage bei der Anlagen-Allocation nicht lauten, welche Anlageklasse die größte Rendite bringt, sondern bei begrenztem Risiko die beste Rendite. Statt das Risiko lediglich am Ende des Investmentprozesses zu überprüfen, ist es bei unserem Fonds die zentrale Größe.“
° die besten fonds Absolute Return EUR HIGH ISIN LU0140354944 LU0553164731 LU0095938881 AT0000990346 LU0445386369
FONDSname HAIG Return Global DJE - Zins & Dividende JPM Global Macro Opportunities Value Investment Fonds Klassik Nordea 1 - Multi Asset
Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 47 Mio. € – 5,1 % 15,8 % 40,5 % 233 Mio. € 0,3 % 26,3 % 40,3 % 5.798 Mio. € 4,4 % 31,5 % 38,8 % 700 Mio. € 1,3 % 18,2 % 33,8 % 416 Mio. € 14,4 % 22,9 % 23,5 %
ter 1,71 % 1,92 % 1,45 % 1,51 % 1,34 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 02. Juli 2016
36 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
credit: beigestellt
Der HAIG Return Global ist ein gemischter Wertpapierfonds, dessen Zinsen- und Dividendeneinnahmen thesauriert werden. Der Fonds lautet auf Euro und investiert überwiegend in Schuldverschreibungen, Aktien und Zertifikate in den OECD-Ländern (v.a. Europa, Nordamerika und Japan). Der Fonds agiert aktiv und opportunis tisch. Auf der Basis eines kombinierten Top down/Bottom up-Ansatzes werden die jeweils attraktivsten Assetklassen und deren Einzeltitel nach fundamentalen und markttechnischen Kriterien ausgewählt. Die Absicherung von Kursrisiken jedweder Art ist dabei Bestandteil der Anlagepolitik. Der Fonds ähnelt laut Selbstbeschreibung in seiner Ausrichtung einer individuellen Vermögensverwaltung und eignet sich vor allem für längerfristig orientierte Investoren.
Steigende Bedeutung Werden nun marktneutrale Investments in Zeiten anhaltender Volatilität immer wichtiger? Dazu Childs: „Es gibt nicht nur die ,eine‘ marktneutrale Strategie, allerdings beobachten wir ein zunehmendes Interesse an Absolute- und Alternative Return-Strategien. Einfach ausgedrückt: Je mehr Kapital in marktneutrale Strategien fließen, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Rendite und damit auch die Sharp Ratio dieser Strategie fällt. Allerdings ist es bis dahin noch ein langer Weg.“ Auch Gerhard Breulig von der Ersten Sparinvest (ESPA) konstatiert, dass vor allem konservative Anleger heute jene Sicherheit vermehrt schätzen, die von marktneutralen Investments geboten werden. Er ist seit vielen Jahren im Bereich Multi Asset Management bei der ESPA tätig und beschäftigt sich intensiv mit solchen Strategien, bzw. setzt sie aktiv in der Allokation
„Marktneutrale Investments wollen eine langfristige, positive Ren dite erzielen“
KOLUMNE
LIPPER RESEARCH
Marktneutrale Strategien – Rendite ohne Risiko?
U
m den Bedürfnissen der Anleger zu entsprechen, hat die Fondsindustrie in den vergangenen Jahren immer wieder neue Produktideen präsentiert. Viele dieser neuen Fondskonzepte haben aber in der Folge nicht so funktioniert, wie von den Anlegern erwartet. Eine von den Branchenbeobachtern weitgehend unbemerkte Ausnahme bildeten hier die Alternative UCITS, zu denen auch die sogenannten marktneutralen Fonds gehören. Nach der Finanzkrise in 2008 und der Euro-Krise in 2011 haben sich diese Produkte als die vom Markt gewünschten Anlageinstrumente erwiesen. Dies ist nicht verwunderlich, denn viele der beliebten Misch- beziehungsweise Multi Asset-Fonds investieren nach wie vor stark in festverzinsliche Wertpapiere und die Investoren stellen in Frage, ob diese Fonds auch bei einem möglichen Zinsanstieg ihre Erfolge aus der Vergangenheit wiederholen können. Zudem hat sich die Volatilität an den Aktienmärkten erhöht, wodurch die Schwankungsbreite der Fonds gestiegen ist. Als Lösung für die hieraus entstehenden Probleme bieten sich marktneutrale Strategien an. Sollen diese Fonds doch unabhängig von der Marktentwicklung einen positiven Ertrag erwirtschaften oder zumindest eine deutlich reduzierte Volatilität bieten. WIE FUNKTIONIEREN MARKTNEUTRALE STRATEGIEN?
Marktneutrale Strategien werden hauptsächlich als Aktienportfolios angeboten, obwohl es auch möglich ist, diese Strategien im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere umzusetzen. Ein marktneutrales Portfolio besteht aus sogenannten Long- und Short-Positionen. Long-Positionen sind dabei die Titel, die tatsächlich im Portfolio gehalten werden, während Short-Positionen aus Papieren bestehen, die
DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA
der Fonds verkauft hat, ohne sie zu besitzen. Um ein marktneutrales Portfolio aufzubauen, geht der Fondsmanager in den Aktien Long, die ihm im Vergleich zum Gesamtmarkt oder ihrem Sektor als unterbewertet erscheinen, während er auf der anderen Seite die Titel Short geht, die nach seinen Maßstäben, im Vergleich zum Markt oder ihrem Sektor, überbewertet erscheinen. Die Wertentwicklung des Portfolios ergibt sich dann aus der relativen Entwicklung der Long- und Short-Positionen und nicht aus der Entwicklung des unterliegenden Marktes. Was sich in der Theorie logisch und einfach anhört, ist in der Praxis ein relativ komplexer Prozess, der für den Fondsmanager, wie aber auch für den Anleger einige Tücken bereithält. Zum einen können sich die einzelnen Titel und Sektoren anders entwickeln, als der Fondsmanager dies in seinem Portfolio erwartet. Nur weil eine Aktie bereits teuer erscheint, bedeutet dies nicht, dass diese nicht noch teurer werden kann, dies gilt auf für den umgekehrten Fall. Zum Anderen gibt es immer wieder Marktphasen, in denen die Bewertungen von Unternehmen keine Rolle spielen und die Märkte beziehungsweise die Anleger sich irrational verhalten, wodurch die vom Fondsmanager entwickelte Strategie ad absurdum geführt werden kann. Zudem weisen viele Fonds, trotz ihres marktneutralen Ansatzes, eine Abhängigkeit
zu der generellen Entwicklung an den jeweiligen Märkten auf, wodurch sie im Falle eines starken Markteinbruchs, wenn auch nur gedämpft, ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass das Management von Short-Positionen, aufgrund von deren asymmetrischen Risikoprofilen, deutlich höhere Anforderungen an die Portfoliomanagementprozesse und das dazugehörige Risikomanagement stellt, als ein „LongOnly“-Portfolio. Von daher sollten Anleger bei der Fondsauswahl darauf achten, dass sowohl der Portfoliomanager, wie aber auch der Anbieter über eine entsprechende Erfahrung und die notwendigen Kapazitäten für das Management von Short-Positionen verfügt. Von daher müssen bei der Fondsanalyse nicht nur die Strategie und Managementkapazitäten des Fonds untersucht, sondern auch deren Abhängigkeiten zu der Marktentwicklung bestimmt werden. Nur so lässt sich einschätzen, wie marktneutral ein Fonds tatsächlich ist und wie er sich im Falle eines Markteinbruchs verhalten wird. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.
JULI/AUGUST 2016 – GELD-MAGAZIN °
37
geldanlage ° Emerging Markets
Die wachstumsstory geht weiter Viele Schwellenländer befinden sich in einem langfristigen Aufhol- und Wachstumszyklus. Zwar gab es in den letzten Jahren eine Schwächephase zu überstehen, doch nun geht es weiter aufwärts. Wir haben Top-Fondsmanager zu diesem Thema befragt – die Ergebnisse machen Hoffnung.
D
er Zusammenbruch der USInvest mentbank Lehman Brothers, die grie chische Schuldenkrise, das Ende der quan titativen Lockerung in den USA, der Roh stoffpreiseinbruch, die Konjunkturverfla chung und Währungsabwertung in China, der Krieg in der Ukraine, die Sanktionen gegen Russland: Sie alle trugen dazu bei, dass das starke Wachstum in den Schwel lenländern nach zehn Jahren ein Ende fand. Besonders getroffen hat es jene Emerging Markets (EM), die in den letzten Jahren hohe Schulden und Budgetdefizite aufbau ten – etwa Brasilien, Südafrika und Vene zuela. Notwendige Reformen wurden un terlassen. Doch seit Anfang 2015 zeichnet sich langsam, aber sicher ein Turnaround ab. Viele Länder, deren Währung an Wert verloren hat, vermelden derzeit steigende Exporte. Dies trifft vor allem auf Staaten zu, die stark vom verarbeitenden Gewerbe ge
prägt sind (und weniger auf Nettoexpor teure von Rohstoffen). Etwa auf China, wo der entsprechende Einkaufsmanagerindex über die Signalmar ke von 50 Punkten geklettert ist. Im Dienst leistungsbereich liegt dieser Indikator sogar bei fast 54. Auch die Erholung der Rohstoff preise und die verbesserten Leistungsbilan zen sind Faktoren dafür, dass viele EMAk tienbörsen seit Anfang 2016 jene der entwi ckelten Staaten outperformt haben. Den noch bleiben viele Marktakteure weiterhin skeptisch, manche meinen sogar, dass die strukturelle Wachstumsstory vorbei sei und die EM nicht nur mit geringeren Wachs tumsraten werden leben müssen, sondern dass der Wachstumstrend nunmehr auch in eine zyklische Konjunkturentwicklung ein schwenkt. Das bedeutet, dass es auch hier konjunkturelle Schwächeperioden, auch Rezessionen, geben kann.
Aus EMErGING MArKEts-FoNDs wIrD wENIGEr GELD ABGEZoGEN Fondszu-/-abflüsse (in US Milliarden-Dollar)
95,7 83,0
80 60 32,5 32,5 6,9
0
6,1
4,9
7,7
–3,6 –3,6 –0,1
–2,7
-20
15,3
–5,1 –26,7 –28,5
-40 –46,2
-60
2016
2015
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
–68,2
1996
-80
–46,2
2014
20
52,3
51,1
40
2013
100
verbesserung im ersten Quartal 2016 nach rekordhohen Abflüssen 2015. Quelle: EPFR Global, Morgan Stanley Research (Daten per Ende 31.3.2016), Aberdeen
38
° GELD-MAGAZIN – juLI/AuGust 2016
Die von uns befragten Experten sind vorsichtig optimistisch. So meint Matthew Vaight, Manager des M&G Global Emerging Markets Fund, dass die negative Korrelation zwischen dem USDollar und der Perfor mance von EMAktien weiter stark bleiben wird. Denn viele Anleger, aber auch Unter nehmen haben sich im niedrig verzinsten Dollar verschuldet und EMWährungen mit höherer Zinsrendite gekauft. Steigt der Dollar, müssen diese „CarryTrades“ zum Teil wieder aufgelöst werden und der Druck auf die EMWährungen steigt. „Steigende Zinsen im DollarRaum sind positiv für die EM, da die Anleger dann von der Stärke der weltgrößten Volkswirtschaft überzeugt sind und stärker ins Risiko gehen, da sie positive Effekte für die Schwellenländer erwarten“, meint Vaight. Auch der Fondsmanager des Candriam Equity Emerging Markets Jan Boudewijns sieht noch Belastungsfaktoren. „Der relativ starke USDollar ist ein Indiz für reduzierte Liquidität und steigende RisikoAversion der Anleger. Besonders negativ betroffen sind Länder mit hohen Finanzierungserfor dernissen, wie die Türkei oder Südafrika. Die Zuflüsse in die Assetklasse EM bleiben weiterhin schwach. Viele Investoren sind dort aber stark untergewichtet, was ein ho hes Aufholpotenzial auslösen könnte. Ins gesamt sehen wir beim EMWachstum be stenfalls eine Stabilisierung, das zeigt sich in gedrückten Unternehmensgewinnen. Aber immerhin: Die Leistungsbilanzen haben sich deutlich verbessert, auch dank der vie len schwachen EMWährungen. Als Haupt risiko bleibt eine strikter als erwartete US Zinspolitik. Wenn die USZinsen zu stark
credit: Shutterstock
Wolfgang Regner
Emerging Markets
steigen, dann fallen die Rohstoffpreise, EM Währungen und auch die EMAktien. Auch ein schwaches ChinaWachstum wirkt sich ungünstig aus. Dafür sind die EM kaum vom Brexit betroffen. Die Bewertungen sind günstig, doch von starken Divergenzen zwi schen den Sektoren ,Value‘ und ,Growth‘ (Value ist zuletzt besser gelaufen) gekenn zeichnet“, so der CandriamFondsmanager.
CHINAs wIrtsCHAFt stABILIsIErt sICH wIEDEr
AnleGeR KeHRen zURÜCK Mark GordonJames, Fondsmanager des Aberdeen Global – Emerging Markets Equity Fund, meint hierzu: „Die EMStory ist noch lange nicht am Ende. Der langfris tige Ausblick hat aus unserer Sicht nicht an Attraktivität verloren. Diese Anlageklasse bietet Zugang zu Regionen mit beispiel losen Wohlstandszuwächsen, in denen die meisten Waren produziert werden, die die Welt braucht, wo sich das Ausmaß der wirt schaftlichen Aktivität aber noch immer nicht in der Börsenkapitalisierung wider spiegelt. Die wachsende Mittelschicht sorgt für eine steigende Nachfrage nach allen Pro dukten, von weißer Ware bis hin zu Techno logie (z.B. Smartphones) und Finanzpro dukten. Hier finden wir zahlreiche Mög lichkeiten, in gut geführte Unternehmen mit starken Bilanzen zu investieren, die in der Lage sind, Geschäfts und Wachstums möglichkeiten zu nutzen“, meint Gordon James. In seiner Analyse sieht Gordon James solide Bilanzen im privaten und öf fentlichen Sektor, ein sich beschleunigendes Wachstum, attraktive Bewertungen und steigende Unternehmensgewinne als die größten Stärken der EM und die Chancen vor allem im Strukturwandel durch Re formen (z. B. Inflation in Indien, Bürokra tieabbau in Indonesien, Regierungswechsel in Brasilien). Als Hauptschwächen nennt er die teils noch schlechte Corporate Gover nance, schwache staatliche Institutionen und Leistungsbilanzdefizite außerhalb
48
54
Caixin Markit
° geldanlage
IP (Industrieproduktion) Einzelhandelsumsätze
reales Wachstum(% y/y)
Nationales Statistikamt
25
53 20
52 51
15
50
10
49
5
2016
2012
2010
2008
2006
2003 2004
0 46 2011 2012 2013 2014 2015 2016 verbesserungen im Einkaufsmanagerindex und bei den Einzelhandelsumsätzen.
2014
47
Quelle: CLSA, April 2016
Quelle: Emerging Advisors Group, März 2016, Aberdeen
Asiens. Bleiben als Schwachpunkt noch die niedrigen Eigenkapitalrenditen vieler EM Unternehmen. „Wir rechnen mit einer Er holung der Renditen in den EM. Vergleicht man die Bewertungen drängt sich die Frage auf, weshalb überhaupt mehr für die Märkte in den Industrieländern mit ihren gerin geren Wachstumsaussichten und aufgebläh ten Vermögenspreisen bezahlt wird“, kriti siert GordonJames. Hoffnung sieht Ross Teverson, Fondsmanager des Jupiter Emerging Markets Global Unconstrained. „Wie wir von unseren Unternehmen hören, sehen diese ihre ExportWettbewerbsfähig keit steigen, dank der abgeschwächten EM Währungen sowie eine geringere Abhängig keit vom Dollar als Verschuldungswährung. Immer mehr Firmen nehmen Kredite in lo kaler Währung auf. Positiv für die Zukunft
ist, dass EMInvestoren Gewehr bei Fuss stehen und nur auf den geeigneten Ein stiegszeitpunkt in EMAssets warten. Viele glauben nach wie vor an den Investment Case der EMs strukturelles Wachstum.“ AnlAGestRAteGien Besonders favorisiert Xavier Hovasse beim Carmignac Emergents Asien, da viele asiatische Staaten rekordhohe Leistungs bilanzüberschüsse und viele Sektoren nur eine geringe Marktdurchdringung haben. Ein Beispiel wäre Bharti Infratel, die im Boomsektor der TelekomInfrastruktur In diens operiert. Indien ist überhaupt ein po sitives Beispiel, obwohl das Reformtempo langsam ist und das Wachstumspotenzial noch nicht ausgeschöpft wird. Doch trotz des schwachen Außenhandels hat sich die
° DIE BEstEN AKtIENFoNDs EMErGING MArKEts GLoBAL iSiN GB00B64TS881 LU0160155395 LU0040507039 LU0048575426 IE00B1VC7227
FONdSNAMe Stewart investors Global eM Sustain. rAM (Lux) SF-emerging Markets equities Vontobel Fund emerging Markets equity Fidelity Funds - emerging Markets comgest Growth GeM Promising comp.
VOLUMeN PerF. 1 J. 3 JAHre 383 Mio. € – 6,2 % 22,5 % 2.125 Mio. € – 11,0 % 19,0 % 4.188 Mio. € – 3,4 % 18,1 % 3.738 Mio. € – 9,2 % 22,9 % 291 Mio. € – 4,5 % 29,0 %
5 JAHre 50,8 % 37,6 % 37,5 % 30,1 % 23,1 %
ter 1,72 % 1,79 % 2,10 % 1,94 % 1,64 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 02. Juli 2016
juLI/AuGust 2016 – GELD-MAGAZIN °
39
geldanlage ° Emerging Markets
Leistungsbilanz auf minus 1,1 Prozent des BIP deutlich verbessert, die Devisenreser ven haben sich auf 17 Prozent des BIP ge steigert und die indische Rupie hat die meis ten Asien-Währungen outperformt. Auch die Budgetdaten verbessern sich, dank stei gender Steuereinnahmen und reduzierter Subventionen. Die Inflation ist deutlich ge sunken und dank der sehr geschickten Geldpolitik relativ stabil. „Indien bietet einen Reformkurs der Regierung, steigende Makrodaten, eine stabile Währung, eine disziplinierte Notenbank, die die Inflation deutlich reduziert hat, sodass weiteres Zins senkungspotenzial besteht. Davon profitie ren die Investitionen und Konsumausga ben“, so Hovasse. „In China konzentrieren wir uns auf die ‚New Economy‘, also junge, private Unternehmen. Bevorzugte Sektoren sind dabei der IT- und Internet-Bereich, der Konsumsektor und insgesamt Unterneh
men mit hohen Finanzreserven in ihren Bi lanzen“, meint Hovasse. Asien mit viel Potenzial Asiatische Aktien bieten derzeit das höchste Potenzial. Der Rückgang der Akti enkurse ist zu stark ausgefallen. Auch Aber deen-Experte Gordon-James favorisiert derzeit Indien. „Der Rückgang der Inflation in Kombination mit Reformen zur Beseiti gung angebotsseitiger Engpässe hat positive Auswirkungen für Aktien (die Kapitalko sten sinken) und inländische Anleihen (die Renditen gehen zurück)“, so Gordon-James. Bei Candriam werden Südkorea (profitiert vom starken Yen), China und Taiwan favo risiert, während Indien, Malaysia, die Phi lippinen und Thailand schon ziemlich teuer sind. Für M&G-Fondsmanager Vaight ist es nicht eine strukturelle Wachstumsstory, die die EM für Investoren attraktiv machen. „Es
gibt keine langfristige positive Korrelation zwischen der Wachstumsrate von Schwel lenländern und deren Börsenperformance. Wir sehen die EM als Assetklasse, die uns eine breite Palette an Unternehmen unter schiedlicher Qualität bietet. Wir spüren jene auf, deren Corporate Governance sich posi tiv entwickelt.“ Die fallenden Eigenkapital renditen gehen auf die zurückgehende Effi zienz des Kapitaleinsatzes der Unterneh men zurück. Viele Unternehmen haben auf den Wachstumseinbruch seit 2010 nicht re agiert, sondern sogar noch ihre Kapazitäten erweitert. Bei nachlassender Gesamtnach frage ist das natürlich sozusagen „tödlich“. Nun gibt es jedoch Anzeichen, dass sich die ser Negativtrend umzukehren beginnt. Die Kapazitäten sinken wieder, und das sollte mittelfristig die operativen Renditen erhö hen. Die Steigerung der Profitabilität könnte das Vertrauen in die EM zurückbringen.
interview ° Xavier Hovasse, Fondsmanager bei Carmignac Wieso haben die Emerging
Markets (EM) die Industrieländer im ersten Quartal outperformt?
xavier hovasse: Ein etwas günstigeres Wirtschaftsklima, ein Rebound bei den Rohstoffpreisen, ein schwächerer US-Dollar, eine US-Notenbank, die ihre Zins-Rhetorik abgeschwächt hat und die Stabilisierung wichtiger Wirtschaftsindikatoren in China haben wieder neues Leben in die Emerging Markets (EM) gebracht. Wir glauben, dass die EM als Assetklasse vor allem von China abhängig sind. Als es Befürchtungen über Chinas Zahlungsbilanz und die starken Kapitalabflüsse gab – so um die Jahreswende setzte auch prompt wieder ein Schwächeanfall an den EM-Börsen ein. Doch diese China-Angst hat sich seither gelegt. China hat drakonische Maßnahmen gegen die potenzielle Kapitalflucht ergriffen. Zudem hat die Notenbank ein Konjunkturprogramm aufgelegt, wodurch jedoch das Kreditvolumen schwindelerregende Ausmaße
40 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2016
angenommen hat – durch einen Zuwachs im Gegenwert von fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts Chinas in kaum zwei Monaten. Seither haben sich jedoch die Indikatoren auf breiter Front verbessert. Doch ist die strukturelle Wachstumsstory noch intakt?
Mittelfristig gesehen bleiben für alle EM strukturelle Probleme ungelöst: Ein schwacher Welthandel, ein zu geringes Wachstum in der entwickelten Welt, ein zu hoher Kredithebel und Überkapazitäten in manchen Industrien. Daher sehen wir in den EM aktuell gute Chancen – aber gleichzeitig auch hohe Risiken –, etwa Brasiliens MegaSkandal um die ihres Amtes enthobene Präsidentin Rousseff, Chinas risikoreicher Wirtschafts-Transformation, der Reform prozess in Indien. Daher gilt es, Unternehmen mit strukturellen Wachstumschancen, die in der Lage sind, hohe Cashflows zu generieren, aufzuspüren.
Wie selektieren Sie die von Ihnen favorisierten Märkte?
Wir beim Carmignac Emergents suchen EM mit gesunden Makro-Daten, die hohes Binnenwachstum, solide Leistungsbilanzen und noch wenig entwickelte Marktsegmente, die von langfristigen Wachstumsthemen profitieren, bieten können. Wir bevorzugen Bereiche, wo es Unternehmen mit wenig von fixen Assets und Verbindlichkeiten belastete Bilanzen gibt, wie den IT-Sektor und den Einzelhandel/Konsum. Ein Beispiel ist auch Lateinamerika, wo der Bankenund Konsumsektor noch viel Expansionspotenzial, wenig gehebelte Bilanzen und eine starke Cashflow-Generierung offerieren.
credit: beigestellt
GELD °
Interview mit Roger Bundi, Interview CIO Watamar mit Hauke Asset Management Hess, Veritas
° SOMMERGESPRÄCH
Grünes Licht für Emerging Markets Schwellenländer sind zweifelsohne eine der treibenden Kräfte der Weltwirtschaft. Da sie jedoch sehr volatil sind, werden sie in vielen Portfolios zu wenig berücksichtigt. Mehr über den positiven Rendite-Effekt einer neutralen Emerging Market-Strategie im Format eines ETF-Mantels lesen Sie im folgenden Interview. GELD ° Der Brexit ist derzeit in aller Munde.
den dabei berücksichtigt und wie wird damit
Wie haben sich denn die Fonds von Veritas
Risiko begrenzt?
geschlagen?
Im Trendphasenmodell kommt eine Kombination mehrerer Trendfolge-Indikatoren, wie gleitende Durchschnitte, MACD oder auch RSI, zu einem gemeinsamen Urteil über die Trendlage in einem Markt – sei es der gesamte MSCI Emerging Markets oder auch nur China. Pro Markt entscheiden tagesbasierte Indikatoren über 25 Prozent Exposure und wochenbasierte Indikatoren über 75 Prozent Exposure, die dann durch passende ETF auf- oder abgebaut wird. Nachhaltige Abwärtstrends werden so frühzeitig erkannt und durch entsprechend verringerte Positionen in Sicherheit abgewartet.
HAUKE HESS: Vergleichsweise gut! So hat unser Infrastrukturfonds sowie unser Multi Asset Fonds in den ersten Tagen nach dem „Leave“Votum lediglich einen Verlust von unter einem Prozent verzeichnet. Grund hierfür ist unter anderem, das Risk@Work jederzeit davon ausgeht, dass Kurseinbrüche wie diese passieren können. Zumindest mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu einer Million. Und unter die fiel auch der Brexit mit seiner 50:50-Chance. Im Infrastrukturfonds hat uns der extreme Value at Risk geholfen, besonders schwankungsanfällige Aktien aus der Selektion auszuschließen, unabhängig davon, ob gerade Brexit ist oder nicht.
Hauke Hess, Geschäftsführer Portfolio Management Veritas Investment GmbH
Welche Ressourcen bietet eine neutrale Schwellenländer-Aktienallokation auf der
Der Emerging Market ETF-Fonds Veri ETF-Allocation Emerging Markets (DE0005561682)
Wie definieren Sie Emerging Markets und wo
von Veritas investiert in Schwellenländer-An-
liegen – fundamental gesehen – die Chancen
leihen und -Aktien. Wie sieht die Verteilung
und Risiken?
zwischen Aktien und Anleihen aus beziehungs-
Zu den Emerging Markets zählen wir grundsätzlich alle Länder im MSCI Emerging Markets, d.h. solche, die an der Schwelle zur Industrienation stehen. Schwellenländer zeichnen sich zumeist durch ein niedriges oder mittleres durchschnittliches Einkommen und sehr hohe Wachstumsraten aus. Gleichzeitig verfügen sie meist über eine günstige demografische Struktur, der Wohlstand wächst und damit auch der private Konsum und Investitionen in Infrastruktur. Meist sind diese Länder auch besonders rohstoffreich. Gerade die relative Abhängigkeit zu den Rohstoffpreisen auf den Weltmärkten kann dabei Fluch und Segen sein. In den letzten Jahren war es mehr Ersteres.
weise welche Länder werden favorisiert?
CREDIT: beigestellt
Renditeseite?
Die Aktienquote wird nach dem Trendphasenmodell gesteuert und beträgt maximal 60 Prozent. Die Grundallokation für Renten liegt demnach bei 40 Prozent. Sind wir mal weniger in Aktien investiert, wird die Hälfte der nicht in Aktien investierten Mittel in Renten investiert und die andere Hälfte in Cash gehalten. Das spart Transaktionskosten beim Wiedereinstieg. Die Renten werden mit dem Frühindi kator gesteuert. In Extremsituationen kann die Rentenquote somit auch mal bei null liegen. Grundsätzlich schließen wir weder Länder noch Branchen aus. Wir versuchen möglichst viele Märkte abzudecken und breit zu streuen. Aufgrund der aktuellen Signallage ist derzeit Asien ggü. Lateinamerika und Europa untergewichtet.
Wir schätzen die Risikoprämie auf Schwellenland-Aktien immer ein bis zwei Prozent höher ein als den Spread auf Schwellenland-Staatsanleihen. Derzeit liegt deren effektive Rendite bei 5,3 Prozent. Daher sollten Schwellenland-Aktien mittelfristig sechs bis sieben Prozent p.a. abwerfen. Rentenseitig ist die Allokation wesentlich uneinheitlicher als bei der Aktienselektion. Weshalb geben Sie bei den Anleihen Ländern wie Brasilien, Mexiko und Russland den Vorzug vor Malaysia, Chile oder den Arabischen Emiraten?
Bei der Indexselektion kommt ein Trendphasen-
Wir sind hierbei von der Verfügbarkeit geeigneter, d.h. insbesondere ausreichend liquide handelbarer ETF abhängig. Auf der Rentenseite gibt es praktisch nur „Schwellenländer-Anleihen weltweit“ ETF, die unseren Kriterien genügen. Deren aktuelle Rendite liegt bei etwa 5,3 Prozent p.a. – das entspricht auch unserer Erwartung.
modell zur Anwendung. Welche Parameter wer-
www.veritas-investment.de
JULI/AUGUST 2016 – GELD-MAGAZIN °
41
Qualität sorgt für Rendite In den Schwellenländern finden sich noch immer Wachstumsaktien zu einem günstigen Preis – wenn man nur genau genug sucht. Solide Fundamentalanalyse und Vor-Ort-Research bilden dabei die Basis für Investment erfolge, weiß William Palmer, Emerging Markets-Spezialist bei Barings.
lange als das Zukunftsinvestment schlechthin, dieses Image ist in den letzten Jahren aber stark verblasst: Das Wirtschaftswachstum entsprach nicht mehr den Erwartungen und die Performance hat gelitten. Wie kann man in den Schwellenländern dennoch eine attraktive Rendite erzielen?
WILLIAM PALMER: Das Problem, das viele Investoren mit Emerging Markets haben, ist, dass sie zu sehr auf das makroökonomische Umfeld fixiert sind. Ich bestreite ja nicht, dass die Makroökonomie einen Einfluss auf die einzelnen Unternehmen ausübt, dieser ist aber eher kurzfristiger Natur und langfristig gesehen nicht so wichtig. Die empirische Beobachtung hat zu dem Ergebnis geführt, dass BIP-Wachstum und Investment-Returns in den Emerging Markets nicht korrelieren. Das soll heißen: Der Großteil des Erfolges und der Performance hängt von den Unternehmen selbst ab. Deshalb konzentrieren wir uns auf einen Bottom up-Ansatz und genaue Fundamentalanalyse, so wie im Baring Global Emerging Markets Fund. Können Sie die Strategie des Fonds gleich etwas genauer vorstellen?
Um es kurz zusammenzufassen, setzen wir hier auf „quality Growth at a Reasonable Price“, auch als quality GARP bekannt – also auf Qualitätswachstum zu einer angemessenen Bewertung. Um die passenden Aktien zu finden, untersuchen wir sie in Bezug auf drei Hauptkriterien. Hier spielt logischerweise Wachstum eine wichtige Rolle. Wir suchen nach Aktien, die eine nachhaltige Wachstumsrate von zehn bis 20 Prozent pro Jahr aufweisen. Außerdem muss die Qualität eines Unternehmens gegeben sein, das beinhaltet die Sicherheit, dass man eine glaubhafte Prognose der Gewinnent-
42 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2016
wicklung für die nächsten drei bis fünf Jahre stellen kann. Der angemessene Preis stellt das dritte Kriterium dar. Was nicht bedeuten soll, dass die entsprechende Aktie möglichst billig sein soll. Es ist auch durchaus möglich, dass eine Aktie für uns von Interesse ist, wenn sie mit einem gewissen, kurzfristigen Aufpreis am Markt gehandelt wird. Dieser Aufschlag muss aber durch die langfristigen Aussichten und Profitabilität gerechtfertigt sein. In der Vergangenheit hat sich jedenfalls gezeigt: GARP-Aktien haben für überdurchschnittliche Gewinne gesorgt, und das bei geringerer Volatilität. Viele unserer Leser interessiert es sicherlich, welche Aktien konkret in Ihrem Portfolio landen, können Sie ein paar Beispiele nennen?
Gerne! Eine Aktie, die uns beispielsweise sehr gut gefällt, ist Sunny Optical Technology. Das Unternehmen aus China ist die weltweite Nummer eins für die Entwicklung optischer Linsen, die in Kameras bei Automobilen eingesetzt werden. Sunny Optical nimmt hier einen Marktanteil von immerhin 30 Prozent ein. Anwendung findet die Kamera-Technologie etwa bei Parkraumsensoren oder automatischen Bremssystemen. Wir erwarten in diesem Sys tem anhaltendes Wachstum, unterstützt vom Trend zu noch höher entwickelten Kameras und nicht zuletzt durch neue regulatorische Bestimmungen. In den Vereinigten Staaten sollen automatische Bremssysteme bei neu zugelassenen Fahrzeugen bereits 2018 verpflichtend zur Standardausstattung gehören. Und die Erfahrung hat gezeigt, dass die USA oft eine Vorreiterrolle einnehmen und die Entwicklungen dort auf kurz oder lang auch von anderen Ländern übernommen werden. Europa und Asien könnten mit solchen Vorgaben also bald fol-
gen. Die bereits heute solide Nachfrage nach entsprechenden Kameralinsen wird also noch weiter steigen und es ist mit einem Wachstumsschub in diesem Segment in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu rechnen. Auch der zu erwartende Vormarsch bei selbstfahrenden Autos sollte für Unterstützung sorgen. Sind solche Automobile nicht noch Zukunftsmusik?
Natürlich kann man keinen Zeitpunkt festlegen, wann sich diese Technologie tatsächlich durchsetzt und serienreif zum Einsatz kommen wird. Manche Experten glauben, dass es schon innerhalb der nächsten zehn Jahre soweit sein wird. Ich meine jedenfalls, dass es keine Frage des „Ob“, sondern des „Wann“ ist. Die Entwicklung wird auch von demografischen Trends unterstützt, wie der zunehmenden Urbanisierung und Alterung der Gesellschaft. Selbstfahrende Autos könnten in diesem Zusammenhang dabei helfen, den Verkehr sicherer und effizienter zu machen. Auch sind unsere Automobile heute in Wirklichkeit sehr unmobil – 90 Prozent der Zeit sind sie nicht in Betrieb und stehen einfach herum. Ich glaube, dass sich hier auch beim System des Autobesitzes einiges ändern wird. Sunny Optical ist jedenfalls ein gutes Beispiel für eine Aktie, die langfristig von Umwälzungen profitieren wird und die sich selten in Standardportfolios von Fonds wiederfindet. Dabei weist das Unternehmen ein Wachstum von rund 30 Prozent per annum auf und der Aktienkurs hat sich auf Sicht eines Jahres verdoppelt. Weiter sorgt der ausgeweitete Produkt-Mix für eine Steigerung der Gewinnmarge und des Return on Equity. Welche spannenden Aktien finden sich noch im Baring Global Emerging Markets Fund?
credit: beigestellt
GELD ° Herr Palmer, Emerging Markets galten
°
Interview mit William Palmer, Barings sommergespräch
Es gibt in den Emerging Markets eine Reihe von interessanten Unternehmen, man muss aber genau suchen und sich abseits des Mainstreams bewegen. Mediclinic ist etwa ein Betreiber von Krankenhäusern, der ein komplettes Angebot an Gesundheitsservices in Südafrika, den Vereinigten Arabischen Emiraten, aber auch in der Schweiz im Programm hat. Das Unternehmen verfügt über ein erprobtes Management-Team mit starkem Fokus auf Gewinnmaximierung. Durch die starke Positionierung im Mittleren Osten sollte Mediclinic vom Ausbau des Gesundheitssystems in der Region profitieren. Ein weiteres Beispiel aus dem Healthcare-Bereich bietet Odontoprev, der führende Anbieter von Zahnversicherungen in Brasilien. Wir sehen für das Unternehmen langfristige, interessante Wachstumschancen, nachdem es in einem Markt aktiv ist, in dem die Durchdringung mit entsprechenden Versicherungen sehr gering ist. In den Vereinigten Staaten liegt die Penetration bei 60 Prozent, in Brasilien hingegen lediglich bei elf Prozent.
kette Magnit eine wunderbare Investmentmöglichkeit dar. Man sieht also, dass attraktive Aktien nicht auf bestimmte Sektoren beschränkt sind. Gibt es dennoch Branchen, die Ihnen nicht so gut gefallen?
Ich möchte es so ausdrücken: Wir wollen keine Unternehmen, die vom Staat abhängig sind oder in Staatsnähe operieren. Vom Staat gehaltene
Können Sie zum Abschluss die Vorteile, Investmentchancen, aber auch Risiken von Emerging Markets zusammenfassen?
Ein großes Risiko besteht darin, wenn man blind breiten Indizes folgt. Eine Eigenheit der Schwellenländer ist es, dass sie von großer Diversität und Ineffizienz gekennzeichnet sind, das bietet somit Chancen für aktives Stock Picking. Dann sind die Emerging Markets viel besser geeignet, wachstumsstarke Aktien zu einem angemessenen Preis zu finden, als die Developed Countrys. Die Emerging Markets bieten nicht zuletzt aufgrund der aufstrebenden Mittelklasse und der Verbesserung der Infrastruktur dafür einen fruchtbaren Boden.
Dem Gesundheitsmarkt werden ja prinzipiell große Wachstumschancen zugesprochen, in welchen Sektoren sind Sie außerdem aktiv?
Wie bereits gesagt, orientieren wir uns an keinen Benchmarks und konzentrieren uns voll und ganz auf die Identifizierung der besten Unternehmen. Solche sind in vielen Branchen zu finden, da hätten wir zum Beispiel Alibaba, den E-Commerce-Giganten Chinas. Das Unternehmen nimmt mit einem Marktanteil von 80 Prozent eine dominante Position im größten Online-Retailmarkt der Welt ein. Im Reich der Mitte kaufen heute „nur“ 25 Prozent der Konsumenten online ein, im Vergleich dazu sind es in den Vereinigten Staaten 50 Prozent, womit also in China noch gehöriges Potenzial besteht, auch sollte die immer weitere Expansion der Produktkategorien für Rückenwind sorgen. Der weltweite Online-Retailmarkt soll Prognosen zufolge bis zum Jahr 2020 um 24 Prozent per anno wachsen. Er würde dann 1,5 Billionen Dollar schwer sein und 22 Prozent des gesamten Retailmarktes ausmachen – 2014 waren es noch elf Prozent. Bleiben wir noch kurz im Internet-Bereich: Hier erscheint auch Yandex, so zusagen das Google Russlands, interessant. Ebenfalls in Russland stellt die Supermarkt-
Aktiengesellschaften zeigen eine eindeutige Underperformance. Die zuvor gegebenen Beispiele zeigen aber deutlich auf, dass auch in Ländern mit starkem Einfluss des Staates auf die Wirtschaft attraktive Unternehmen zu finden sind. Wie wollen die Emerging Markets auch nicht über multinationale westliche Großkonzerne spielen, das trifft nicht den Kern der Emerging Markets- und der GARP-Story. Stattdessen konzentrieren wir uns hauptsächlich auf Mid Caps. Zur Umsetzung unserer Strategie sind Vor-OrtBesuche der Unternehmen, die wir konstant durchführen, von erheblicher Bedeutung. Wir sind auch in den entsprechenden Regionen präsent, alleine in Asien unterhalten wir drei Büros. In unserem Hauptsitz in London treffen wir auf wöchentlicher Basis mit Unternehmensführern zusammen und informieren uns natürlich auch ständig via conference calls.
www.barings.com
° zur person William Palmer ist Investment Manager im Barings Global Emerging Markets Equity Team und Co-Manager einer Reihe von Portfolios, einschließlich des Flaggschiffproduktes von Barings, dem Global Emerging Markets Fund. Bevor er im Oktober 2011 zu Barings kam, war er als Senior Asset Manager/Head of Asia ex Japan Equities bei KBC Asset Management in Dublin tätig. Seine Tätigkeiten bei KBC Asset Management umfassten außerdem die Positionen eines Asset Managers mit Fokus auf asiatische (ohne Japan) Aktien sowie eines Aktienanalysten mit der Aufgabe, Aktienanalysen über irische und asiatische Unternehmen zu erstellen. William Palmer verfügt über einen Hochschulabschluss in Betriebswirtschaft mit Fachrichtung Wirtschaft und Finanzen der University of Limerick.
juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 43
geldanlage ° Technologiefonds
Maschinen an der Macht Die viel beschworene Industrie 4.0 ist weiter auf dem Vormarsch. Maschinen kommunizieren miteinander und werden „intelligenter“. So laufen Arbeitsprozess effizienter ab und sollen die Leistung steigern. Inwiefern eignet sich dieser revolutionäre Prozess auch als Anlagethema? Experten orten große Chancen – und haben keine Angst vor einer neuen Technologie-Blase. Harald Kolerus ndustrie 4.0 steht für die Digitalisierung der Produktion und unterschiedlichster Wirtschaftsprozesse – sie birgt somit neue Zukunftschancen für Unternehmen und nicht zuletzt Investoren. „Durch die Integration von Informations- und Kommunikationstechnologien in physische Produkte und Prozesse wird ein zusätzlicher Kundenmehrwert geschaffen. Jedes Objekt – sei es Maschine, Werkstück oder Werkzeug – wird mit künstlicher Intelligenz ausgestattet. Soweit die Theorie. Doch in der Praxis wissen Unternehmen oft nicht, was Industrie 4.0 für sie bedeutet und wie sie Industrie 4.0 für sich sinnvoll nutzen können“, heißt es seitens der internationalen Forschungsorganisation Fraunhofer. Industrielle Revolution Der Umgang mit dem Digitalisierungsprozess will also gelernt sein, dass den vernetzten, intelligenten Maschinen die Zukunft gehört, daran gibt es aber kaum Zweifel. Etwa sagt man bei der Credit Suisse zum
robotics/Automation-ETF
Der „Roboter-ETF“ fischt im Gewässer der Industrie 4.0 (ISIN: DE000A12GJD2) Quelle: xxxxxx = TAB_Fußnote (Absatzformat)
44 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2016
Thema: „Wir glauben, dass der technologische Fortschritt unsere Gesellschaft verändern wird. Angefangen bei der ersten industriellen Revolution im 18. Jahrhundert über die Massenfertigung bis zur digitalen Revolution, technologische Innovationen wurden stets durch den Wunsch getrieben, Produktivität, Wohlstand und Arbeitserleichterung zu erzielen. Nun befinden wir uns mitten in der vierten industriellen Revolution, die primär von Automatisierung und künstlicher Intelligenz geprägt ist.“ Neuer Spezialfonds Gerade eben (am 30. Juni 2016) wurde dazu passend der Credit Suisse (Lux) Global Robotics Fonds lanciert. Wobei das Unternehmen auch auf gewisse Risiken hinweisen möchte: „Es ist zu beachten, dass der Anleger in Wachstumswerte investiert, wenn er sich für diese Thematik interessiert. Innovation ist der wichtigste Treiber, dementsprechend hoch sind hier bei einem Fehlschlag auch die Risiken. Daher macht aus unserer Sicht ein Portfolio-Ansatz im Sinne eines Fonds am meisten Sinn für den Investor.“ Der genannte Fonds veranlagt nicht in klassische Blue Chips, sondern in Firmen, die in innovativen Nischen tätig sind und eher dem kleinen und mittleren Segment zuzuordnen sind. Dementsprechend hoch können auch die Bewertungen ausfallen. Die zwei Bereiche Industrie 4.0 und künstliche Intelligenz sind laut den Experten der Credit Suisse thematisch mit einander verknüpft, daher mache es für Investoren eher wenig Sinn, diese Komplexe zu trennen. Eine gesamtheitliche Betrachtung sei zielführender. „Aus unserer Sicht ist das Segment der künstlichen Intelligenz
breiter gefasst – hier gibt es Anwendungen zum Beispiel auch im Konsumbereich –, während Industrie 4.0 primär ihren Fokus auf die industrielle Produktion hat“, so die Credit Suisse. Im Fonds haben die Experten drei attraktive Sub-Themen definiert: Produktivitätssteigerung (in diese Kategorie fällt unter anderem auch Industrie 4.0), die Verbesserung der Lebensqualität (zum Beispiel Operationsroboter oder selbstfahrende Fahrzeuge) und die Ausführung gefährlicher Tätigkeiten (hier dient etwa der Robotereinsatz im Atomkraftwerk Fukushima als drastisches Beispiel). Robo-ETF Auch bei ETF Securities hat man sich des Themas angenommen und einen ETF (Exchange Traded Fund) zum „Robo Global robotics and automation Index“ aufgelegt. Jan-Hendrik Hein, Associate Director und Head der deutschsprachigen Regionen bei ETF, führt weiter aus: „Die Themen Robotik, Industrie 4.0 sowie künstliche Intelligenz sind für den Index bzw. den ETF von entscheidender Bedeutung. Die Subsektoren umfassen unter anderem industrielle Fertigungsprozesse und Lagerlogistik, aber auch den Gesundheits- sowie Konsumbereich – hier finden sich viele Themen aus der Industrie 4.0. Künstliche Intelligenz wird durch Investments in EDV-Technologie und dessen Umfeld abgedeckt.“ Im Index finden sich unter den Top-Positionen zum Beispiel Cyberdyne, Kuka, Keyence, Nabtesco oder Faro Technologies. „Inves tiert wird in viele interessante Unternehmen, von denen der Anlegergemeinschaft vielleicht nicht alle bekannt sind. Zum Bei-
creditS: Shutterstock, beigestellt
I
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Technologiefonds geldanlage
„Die Bedeutung von künstlicher Intelligenz für das Wirtschaftsleben wächst rasant“
„Die Dynamik der Industrie 4.0 reicht von der Produktion bis zum Gesundheitswesen“
Mikko Ripatti, DNB Asset Management
spiel ist die Amano Corporation aus Japan der Marktführer im Bereich von automatischen Einparksystemen. Aus Israel haben wir Mobileye und Mazor Robotics, aus Schweden ist Arcam vertreten. Man sieht also: Es erfolgt eine breite Diversifikation über Europa, Asien und die USA hinweg.“ Mikko Ripatti, er ist Senior Portfolio Manager und Mitglied des vierköpfigen Technologieteams von DNB Asset Management, kann künstlicher Intelligenz und Industrie 4.0 ebenfalls viel abgewinnen: „Wir behandeln die Themen ganzheitlich, wobei sie einen Teil unseres Bottom up-Stock Picking-Prozesses bilden. Die Bedeutung von künstlicher Intelligenz wächst rasch und sie wird eine wichtige Rolle in vielen Bereichen spielen – von selbstfahrenden Systemen bis hin zu Serviceleistungen im Finanzbereich.“ Der Experte zeigt sich auch vom steigenden Einfluss der neuen Technologien auf Wirtschafts- und Börsengeschehen überzeugt: „Bereits heute macht der Technologiesektor rund 20 Prozent der Gewichtung des MSCI World aus, dieser Anteil und die Bedeutung werden noch weiter zunehmen.“ Keine Blase So weit, so gut – aber welche Risiken könnten die neuen Technologien den In
Jan-Hendrik Hein, ETF Securities
vestoren möglicherweise bescheren? Gibt es Gefahren analog zur Internet-Bubble zu Beginn des Jahrtausends? Also einem Boom, der auf Fundamentalzahlen und Bewertungsgrundsätze vergessen ließ... Dazu meint Ripatti: „Natürlich ist auch der Technologiesektor immun gegen Marktvolatilitäten. Die Situation heute unterscheidet sich aber eindeutig von der angesprochenen Dotcom-Blase. So ist die Bewertung heute eine andere und es agieren etablierte Technologie-Unternehmen, die solide Bilanzen aufweisen, einen hohen, positiven Cashflow generieren und ihren Gewinn pro Aktie steigern. Unser Ansatz im Technologiebereich fußt demnach auch stark auf den Fundamentaldaten und der Bewertung eines Unternehmens, weiters erfolgt eine sorgfältige Abstimmung mit anderen Indikatoren, so wie etwa die Positionierung der Unternehmen in den entsprechenden Themenbereichen und das Momentum einer Aktie. Wir versuchen auch Volatilität zu nutzen, um Alpha zu generieren.“ Als interessante, börsennotierte Unternehmen nennt der Experte etwa Priceline, Playtech und SAP.
S uisse sieht man momentan eher Hindernisse auf regulatorischer/rechtlicher Ebene. „Ein Beispiel: Wer trägt die Schuld bei einem tödlichen Unfall mit einem selbstfahrenden Auto? Der Fahrer, der Hersteller oder der Programmierer des Fahrzeugs? Die gleiche Fragestellung ergibt sich auch im Bereich der Industrie 4.0. Daher spielt auch Sicherheit eine sehr wichtige Rolle: Wir glauben, ohne Sicherheit wird Robotik/ Automatisierung nicht funktionieren“, so die Experten. Fazit: Die Vertreter der Industrie 4.0 sind fundamental viel besser aufgestellt als die Exponenten der New Ecnomy zur Jahrtausendwende. Dennoch ist breite Streuung ratsam, die von Technologiefonds (siehe Tabelle unten) und ETF geboten werden.
° was ist künstliche intelligenz? Künstliche Intelligenz befasst sich mit der Automatisierung intelligenten Verhaltens. Im Allgemeinen handelt es sich um den Versuch, eine menschenähnliche Intelligenz nachzubilden. Das bedeutet, einen Computer zu kreieren bzw. zu programmieren, dass er eigenständig Probleme bearbeiten kann und lernfähig ist. Als einer der Pioniere auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz gilt Alan Turing (1912-1954). Der Mathematiker und Informatiker schuf einen großen Teil der theoretischen Grundlagen für die moderne Informations- und Computertechnologie. Wegen seiner Homosexualität wurde Turing übrigens im prüden England das Leben durch gerichtliche Verfolgung schwer gemacht, was nicht gerade für menschliche Intelligenz spricht.
Problem der Haftung Natürlich stellt sich noch die Frage, welche technischen Probleme der Industrie 4.0 im Wege stehen könnten? Bei der Credit
° die besten technologiefonds ISIN IE00B3VSSL01 LU0302296495 LU0099574567 LU0101692670 DE0005152623
FONDSname Technology S&P US Sel. Sector Source ETF DNB Fund Technology Fidelity Funds - Global Technology Pictet-Digital Communication Deka-Technologie
Volumen Perf. 1 J. 3 JAHRE 511 Mio. € 5,1 % 72,1 % 262 Mio. € 5,5 % 72,0 % 968 Mio. € 4,0 % 76,9 % 643 Mio. € 2,2 % 69,9 % 327 Mio. € 4,1 % 59,8 %
5 JAHRE 134,2 % 129,2 % 125,2 % 108,7 % 104,6 %
ter 0,30 % 2,42 % 1,91 % 2,00 % 1,46 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 02. Juli 2016
juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 45
Spezialisten für Technologieaktien, Total Return und nordische Anleihen Mit DNB Asset Management verbindet man vor allem den mehrfach ausgezeichneten DNB Technology und den DNB TMT Total Return. Aber die norwegischen Fondsmanager haben noch mehr zu bieten: Das Thema Nachhaltigkeit wird traditionell groß geschrieben und sie sind auch absolute Spezialisten im nordischen Bondbereich.
am bekanntesten ist, ist der DNB Technology, der im Vergleich zur Peer Group wesentlich besser performte. Worauf führen Sie diesen Erfolg zurück?
Mike Judith: Der Fonds wird von ausgewählen Spezialisten gemanagt, die ein besonderes Know-how im Bereich TMT (Technologie, Media und Telekom) haben. Es ist nicht nur wichtig, Trends frühzeitig zu erkennen, sondern auch genau jene Unternehmen zu finden, die davon am meisten und am nachhaltigsten profitieren. Ganz essenziell dabei ist zusätzlich, die entsprechenden Beteiligungen zu einem vernünftigen Preis zu bekommen. Gerade im Bereich Technologie kommt es immer wieder zu Übertreibungen – solchen Kursavancen laufen wir nicht nach, sondern nützen sie vielmehr, um auch einmal Gewinne mitzunehmen. Es zeigt sich immer wieder, dass Kursübertreibungen in kräftigen Kursrückgängen enden – das Risiko ist dann einfach zu hoch.
Vermittler von Unterkünften avanciert und besitzt kein einziges eigenes Hotel. Auf den Punkt gebracht: Wir investieren in Unternehmen, die beim technologischen Wandel und bei der globalen Vernetzung in der ersten Reihe mitspielen. Diese Unternehmen profitieren automatisch von den zahlreichen Modetrends, wie Robotik oder E-Mobilität – sie sind aber nicht auf einen einzigen Trend beschränkt. Zum Beispiel: BMW oder Volkswagen wollen jetzt auch stark in E-Mobilität investieren. Würden Sie aus diesem Grund in diese Unternehmen investieren, kaufen Sie aber auch das Autohersteller-Risiko mit ein. Wir setzten hier lieber z.B. auf Infineon, von der die Autohersteller die Steuerungsmodule für die E-Autos beziehen. Dort ist das profitable Wachstum. Besonders die stark skalierbaren Geschäftsmodelle kommen manchmal in Konflikt mit der Old Economy. Z.B. Uber mit Taxiunternehmen, Airbnb mit der Hotellerie usw. Befürchten Sie, dass stärkere Regulierungen diese neuen
Es bieten viele Technologie-Trends an, wie
Geschäftsmodelle bremsen könnten?
Robotik, E-Mobilität, Internet der Dinge. Wo
Das denke ich nicht. Das sehen Sie z.B. an Google, die schwer zu fassen ist – besonders, da die Dienste für den Nutzer kostenfrei sind. Letzten Endes sind die Regulatoren viel zu langsam, Google ist ihnen immer voraus. Auch im Medienbereich hat sich z.B. mit YouTube der in den USA bereits größte TV-Sender etabliert. Einzelne Nutzer, wie z.B. PewDiePie, haben bis zu 40 Millionen Abonnenten und verdienen selber Millionen mit ihren Channels. Wie wollen Sie so eine Entwicklung regulatorisch bremsen?
sind Sie mit den Fondsbeteiligungen dabei?
Wir setzen vor allem auf die Weiterentwicklung des Internets, Geschäftsmodelle, die sehr skalierbar sind und geringe Fixkosten aufweisen, intelligente Anwendungen usw. Nehmen Sie zum Beispiel Uber. Es ist mittlerweile das weltgrößte Taxiunternehmen, ohne ein einziges eigenes Auto. Oder Facebook, das zum populärsten Medienhaus aufgestiegen ist, aber keinen eigenen Inhalt produziert. Alibaba ist das wertvollste Handelshaus der Welt und verfügt über keinen eigenen Lagerbestand. Oder Airbnb ist in kurzer Zeit zum weltgrößten
46 ° GELD-MAGAZIN – juli/August 2016
Da Sie YouTube als Beispiel genommen haben. Man sieht generell starke Umbrüche in der
Medienlandschaft. Z.B. den Versuch, für OnlineContent zunehmend Geld zu verlangen...
Etablierte Medien, wie TV, Radio oder auch Print, kommen stark unter Druck. Da wandert viel in den Online-Bereich. Die alteingesessenen Medienhäuser versuchen zwar auch im OnlineBereich zu punkten, wie z.B. Pro7, aber das Geschäftsmodell umzustellen ist nicht leicht. Die Entwicklung ist einfach unglaublich rasant. Wir stellen dabei immer wieder fest, dass die Gewinner in einem Bereich sehr rasch an Marktanteilen zulegen und davon enorm profitieren, während die Konkurrenten temporär distanziert werden. Das sahen wir bei Microsoft, bei Apple, Google usw. Oder erinnern Sie sich an die Entwicklung von Nokia im Rahmen des Handy-Booms. Die Aktie stieg von 1997 bis 2000 um 1000 Prozent. Dann kamen die Smartphones, das iPhone von Apple. Nokia verlor zwischen 2009 und 2012 rund 50 Prozent an Wert, während die Apple-Aktie um 600 Prozent zulegte. Wer diese Trends frühzeitig erkennt, profitiert natürlich enorm davon. Auf welche Trends setzen Sie derzeit?
Auf den nächsten Schritt in der Entwicklung des Internets, die digitale Revolution, die Omnipräsenz des Internets, die intelligente Verknüpfung einzelner Geräte, von persönlichen Daten und den entsprechenden Angeboten. So erhalten Sie z.B. als Nutzer vieler Internetseiten genau auf Sie zugeschneiderte Werbeangebote. Bei dem einen User erscheint ein Banner mit Autoangeboten, beim anderen auf der gleichen Seite Banner mit Restaurants in der Nähe – je nach Vorlieben. Oder schauen Sie sich an, welche Angebote Sie von Amazon bekommen. Immer Artikel, für die Sie sich irgendwann interes-
credit: beigestellt
GELD ° Ihr Hauptprodukt, das in Österreich
°
Mike Judith, DNB Asset Management sommergespräch
siert haben. Diese Form von persönlichem Marketing ist wesentlich effizienter. Das ist auch der Grund, warum z.B. Facebook mit beinahe unendlich Nutzerdaten heute eine Nettogewinnmarge von 60 Prozent aufweist.
Endeffekt ist der DNB TMT Absolute Return ein marktneutraler L/S-Aktienfonds. Diese Marktneutralität zeigte sich beispielsweise deutlich im Jahr 2007, als die Aktienmärkte im Rahmen der Finanzkrise einbrachen – und Technologiewerte ganz besonders. In diesem Jahr erzielte der DNB TMT Absolute Return eine Rendite von 18,8 Prozent! Auch heuer liegt er trotz globaler Marktkorrekturen seit Jahresbeginn mit 6,8 Prozent im Plus (Stichzeitpunkt 20. Juni).
Gibt es auch Trends, die zurzeit propagiert werden, die Sie aber meiden?
Wir sehen z.B. einen Trend weg von Hardware hin zu Anwendungen. Bei Mike Judith, Head of Sales and Portfolio Management Hardware-Herstellern gibt es kaum mehr bei DNB Asset Management Innovationen. Z.B. bietet das neue iPhone7 keinen wirklichen Mehrwert. Daher setzen wir immer weniger auf einzelne Hardware-Her- dezidierten SRI-Fonds sind die Ausschlusskristeller. Ich denke, dass dieser Bereich in zwei bis terien noch strenger und schließen z.B. auch drei Jahren für Anleger uninteressant sein dürf- Alkohol-Industrie, Glücksspiel usw. aus. Das te. Das betrifft z.B. auch den Bereich Robotic sind ganz große Themen bei uns in Norwegen. – das ist auch hauptsächlich Hardware. Profitieren von diesem Trend werden hingeggen die Sie bieten neben dem DNB Technology als Anbieter von intelligenten Steuerungen und Long-only-Aktienfonds mit dem DNB TMT Absolute Return auch einen Long/Short-Aktienfonds der digitalen Vernetzung, von Herstellern, die die Geräte in diesen Bereichen leistungsfähiger an. Was ist dessen Mehrwert? machen. Z.B. Verbindung von Fernsehern oder Es liegt auf der Hand, dass wir unser KnowFeuermeldern mit dem Internet mit anschlie- how auch im Short-Bereich einsetzen. Unsere Fondsmanager stolpern bei ihrer Reßend nutzenorientierten Angeboten. cherche beinahe täglich über zu hoch bewertete Technologie-Unternehmen. Da macht es naEin aktuell großes Thema ist Nachhaltigkeit. türlich Sinn, solche Aktien leer zu verkaufen DNB hat als norwegisches Unternehmen frühund einem Long-Portfolio gegenüberzustellen zeitig SRI- oder ESG-Kriterien in das Fonds– und damit einen marktneutralen L/S-Akmanagement integriert. Mit dem DNB Global tienfonds zu verwalten. Viele Anleger wollen SRI und dem DNB Global Emerging Markets das Marktrisiko vermeiden und lieber reines SRI haben Sie auch zwei ausgezeichnete Nachhaltigkeits-Aktienfonds im Programm. Alpha generieren. Das funktioniert im TechWieso führen Sie die Bezeichnung SRI nicht nologie-Bereich, in dem es häufig zu Überauch z.B. beim DNB Technology? und Untertreibungen kommt, ganz hervorraAlle unsere Fonds werden prinzipiell entspre- gend. Das Portfolio des DNB TMT Absolute chend nachhaltiger Kriterien verwaltet. Das ist Return weist etwa 100 bis 110 Positionen auf. für uns – wie Sie bereits erwähnten – als nor- Dabei entspricht die Long-Seite relativ genau wegisches Haus selbstverständlich. Die Fonds der Zusammensetzung unseres bewährten DNB Technology, und durch die Short-Positionen, unterliegen alle gewissen Basis-SRI-Kriterien, wie z.B. Ausschluss von Herstellern von Land- auch etwa 50, eliminieren wir das Marktrisiko und reduzieren den Ertrag auf das Alpha – im minen, Atomkraft, Pornografie usw. Bei den
Weniger bekannt ist der von Ihnen angebotene DNB Nordic High Yield. Ist das Thema für einen europäischen bzw. österreichischen Investor nicht zu eng?
Das denke ich nicht, ich stoße durchaus auf großes Interesse. Institutionelle Investoren in Österreich suchen gerade im Bondbereich Möglichkeiten zur Diversifikation. Und als größte norwegische Bank haben wir im Bereich Bonds ein außergewöhnlich hohes Know-how und auch den nötigen Marktzugang. Der Bondmarkt im nordischen High Yield-Bereich ist rund 30 Milliarden Euro groß, davon verwalten wir alleine etwa eine Milliarde, wir sind das größte norwegische Fixed Income-Haus. Unser DNB Nordic High Yield ist im RatingBereich von zumindestens B-, im Durchschnitt BB- positioniert. Der Fonds weist rund 100 Positionen von 80 Emittenten auf, womit wir das Ausfallsrisiko durch ausreichende Diversifizierung reduzieren. Mit Ende Mai lag die Yield bei 8,92 Prozent bei einer Duration von rund einem Jahr. Zuletzt profitierten die Anleger auch durch die Aufwertung der norwegischen Krone, die zuvor im Rahmen des Ölpreisverfalls gelitten hatte. Neben dem High Yield-Fonds werden wir aufgrund der vermehrten Anfragen demnächst auch einen nordischen Anleihenfonds im Investment Grade-Bereich anbieten. www.dnb.no/lu/de
juli/August 2016 – GELD-MAGAZIN ° 47
Bellevue übernimmt StarCapital: Eine ideale Ergänzung Die Schweizer Fondsboutique Bellevue Asset Management übernahm heuer den deutschen Vermögensverwalter StarCapital. Damit stiegen die Assets under Management auf 7,8 Milliarden Schweizer Franken und die Fonds palette wurde um ausgezeichnete Produkte in den Assetklassen Fixed Income und Gemischte Fonds erweitert. nisch, wohl mehrheitlich durch Performance erzielen – damit legt das Fondsvolumen ja ebenfalls zu. Die andere erwünschte Hälfte ha ben wir nun mit StarCapital zugekauft. Durch die erweiterte Angebotspalette, v. a. im defen siven Bereich, dürften wir nun auch verbesserte Chancen haben, vermehrt auch über neue Geld er zu wachsen. Durch die Diversifikation können wir auch unser Geschäftsmodell absichern. Denn Sie brauchen im Fondsmanagement relativ konstante Erträge, um den Kunden langfristig auch ein erstklassiges Management zusichern zu können – über alle Zyklen.
GELD ° Für Bellevue Asset Management ist
das Highlight des Jahres die Übernahme des deutschen Vermögensverwalters StarCapital, womit das verwaltete Vermögen – rückblickend auf Ultimo 2015 – von 5,3 auf 7,8 Milliarden Schweizer Franken (7,2 Milliarden Euro) ge stiegen ist. Was sind die Vorteile der Akquisi tion für Bellevue bzw. für deren Kunden?
48 ° GELD-MAGAZIN – juli/August 2016
André Rüegg, Geschäftsführer der Bellevue Asset Management
Sie erweitern mit der Übernahme von StarCa pital die Angebotspalette wie gesagt vor allem im Fixed Income-Bereich und bei Mischfonds. Gibt es da auch Synergie-Effekte?
geboten. Der Gründer Peter E. Huber, den ich nunmehr seit einigen Jahren kenne und schätze, hatte sich schon früher über seine langfristige Nachfolge und die Weiterentwicklung seines Unternehmens und Teams Gedanken gemacht und ist froh, mit unserem Haus einen nach haltigen Partner bekommen zu haben – eine klassische Win-win-Situation. Die zweite Überlegung für die Übernahme von StarCapital ergibt sich aus der industriellen Notwendigkeit, unsere kritische Geschäftsmas se zu erweitern. Wohl ist unser verwaltetes Vermögen seit 2010 von 1,5 auf über fünf Mil liarden Schweizer Franken gewachsen, doch stellt sich die Frage, wie wir absehbar auf zehn Milliarden kommen. Die Hälfte des Zuwachses können wir aufgrund unserer Positionierung in Wachstumsthemen voraussichtlich orga
Der Synergie-Effekt, wenn Sie so wollen, liegt für uns im Marktzugang. In der Schweiz ist der Bereich Wealth Management aus bekannten Gründen geschrumpft. Der Auslandsvertrieb wird für uns vermehrt wichtig und wir wissen auch nicht genau, wie es mit der Regulierung im Finanzbereich Schweiz/EU weitergeht. Unsere Fonds sind zwar vor allem UCITS-Fonds, aber es kann in Zukunft durchaus auch ein Vorteil sein, die deutsche Vermögensverwaltungs-Li zenz von StarCapital zu nützen. Wir haben damit auch rechtlich einen Fuß in Deutschland und damit einem der wichtigsten EU-Länder. Wir wollen daher nicht StarCapital Bellevue Asset Management unterordnen, sondern das Team und die Marke parallel und gleichbe rechtigt führen. In Deutschland werden wir Bellevue Asset Management sozusagen an Star Capital andocken. Dazu haben wir Alexander
credit: beigestellt
André Rüegg: Zunächst geht es um strate gische Diversifikation. Wir haben schon lange Kontakt zu dem Management von StarCapital und deren Team arbeitet ganz hervorragend. Während unsere Fondspalette auf Aktienfonds in Nischenmärkten konzentriert ist, wie Entre preneurs, Healthcare/Biotech/Medtech oder auch Afrika und wir dezidierte Stock Picker und Sektorenspezialisten sind, hat StarCapital hingegen große Erfahrung im Bereich Anlei hen, vermögensverwaltende Gemischte Fonds und ETF-Dachfonds-Strategien – mit einem ganzheitlichen Ansatz und einer klar antizykli schen Philosophie. Einen ersten Ansatz, uns außerhalb des Aktien managements zu diversifizieren, haben wir mit dem BB Global Macro aus eigener Kraft reali siert. Den Fonds, den wir im Oktober 2010 ins Leben gerufen haben, zählt nunmehr zu den besten seiner Klasse. Aufgrund dieser anhal tenden Performancequalität ist es uns nun auch gelungen, den Fonds endlich auf einen vielver sprechenden Wachstumspfad zu bringen. Er verwaltet heute knapp 200 Millionen Schweizer Franken (172 Millionen Euro) und wächst in kleinen, aber kontinuierlichen Schritten weiter. Um jedoch rascher eine relevante Balance unseres bisherigen Geschäftsmodells zu reali sieren, hat sich der Zusammenschluss unserer Kräfte mit dem Team von StarCapital jetzt an
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André Rüegg, Bellevue Asset Management AG sommergespräch
Gerstadt im Juni zum Vorstandsvorsitzenden von StarCapital ernannt, der neben profunden Marktkenntnissen eine langjährige Marke ting- und Vertriebserfahrungen mitbringt. Die weitere Stärkung unseres lokalen Vertriebs in Deutschland erfolgt nun im 2. Halbjahr 2016. Wie sehen Sie die derzeitige Situation an den Märkten? Zu welchen Assets raten Sie derzeit Ihren Kunden?
Unsere Fonds von Bellevue Asset Management weisen durch die Ausrichtung auf Aktienmärkte und gleichzeitig auf Sektoren wie Biotech oder Medtech ein hohes Beta auf. Ebenso, wie wir unseren Kunden ein langfristig hervorragendes Management bieten, empfehlen wir ihnen, die Fonds auch als langfristiges Investment zu se hen. Das ist die ideale Partnerschaft. Wir sind überzeugt, dass der Healthcare-Sektor auch in Zukunft überproportionale Renditen liefern wird. Auch wenn die Börsen derzeit etwas Ge genwind durch die Brexit-Entscheidung haben und die Wahlen in den USA einen Preisdruck im Pharma-/Biotech-Sektor befürchten las sen – unter dem Motto einer günstigeren Gesundheitsversorgung für alle US-Bürger. Aber unter dem Strich werden die innovativen Unternehmen, die wir herausfiltern, immer überproportional viel Geld verdienen.
Es gibt zwischen den Fonds der Bellevue Asset Management und jenen der StarCapital prak tisch keine Überschneidungen?
Richtig, das ist genau der Vorteil. Anlegern, die ihr Aktienexposure trotz allem reduzieren wol len oder müssen, können wir jetzt zusätzlich zu unserem BB Global Macro auch hauseigene aus gezeichnete Anleihenfonds, Gemischte Fonds und ETF-Dachfonds-Strategien anbieten, die zum Großteil langjährige Track Records auf weisen. So z.B. den StarCap Winbond plus, der
unter der Leitung von Herrn Peter Huber und seinem Team seit über zehn Jahren äußerst er folgreich gemanagt wird. Innovativ sind auch die STARS ETF-Fonds, die von Herrn Markus Kaiser mittels eines bewährten systematischen Trendfolge-Konzepts verwaltet werden. Wir ha ben mit StarCapital somit nicht nur Volumen zugekauft, sondern freuen uns auch, in den Be reichen Fixed Income und Gemischte Fonds mit einem hervorragenden Team zusammen zuarbeiten.
° Porträt: Bellevue Asset Management Bellevue Asset Management ist eine 100 Prozent-Tochtergesellschaft der Bellevue Group, einer unabhängigen, schweizerischen Finanzgruppe mit Sitz in Zürich und Listing an der Schweizer Börse SIX. Bellevue Asset Management wurde 1993 gegründet und zählt heute zu den führenden Investment-Boutiquen der Schweiz. Sie verfügt über ein breit diversifiziertes Produktangebot im Bereich Healthcare und ist seit über 20 Jahren mit der im Stoxx Europe 600 gelisteten Beteiligungsgesellschaft BB Biotech AG erfolgreich am Markt. Zusätzlich bietet Bellevue Luxemburger Anlagefonds mit Fokus auf Medizintechnik, Biotechnologie, Generika und Healthcare Asien an. Weitere Schwerpunkte umfassen Luxemburger Anlagefonds mit Fokus auf strukturelle Wachstumschancen in ausgewählten aufstrebenden Märkten, wie etwa Afrika, sowie Portfolios, die in börsennotierte familien- bzw. eigentümergeführte Unternehmen investieren. Mit der Übernahme des deutschen Vermögensverwalters StarCapital Anfang 2016 steigert Bellevue Asset Management das verwaltete Volumen auf 7,8 Milliarden Schweizer Franken und erweitert die Fondspalette im Anleihenbereich und mit vermögensverwaltenden Gemischten Fonds.
° die FondsPalette von Bellevue Asset Management und StarCapital ISIN LU0415392322 LU1318738835 LU0415391431 LU0433847240 LU0415391860 LU0631859229 LU0494761835 LU0247050130 LU1011973440 LU0137341789 LU0137341359 LU0137341359 LU0137341359 LU0137341359 LU0137341359 LU0137341359 LU0137341359 LU0137341359
FONDSname Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech Bellevue F (Lux) BB Adamant Global Generics Bellevue F (Lux) BB Adamant Medtech Bellevue F (Lux) BB African Opportunities Bellevue F (Lux) BB Entrepreneur Europe Bellevue F (Lux) BB Entrepreneur EurSmall Bellevue F (Lux) BB Global Macro Lacuna - BB Adamant Asia Pacific Health Lacuna - BB Adamant Global Healthcare StarCapital - Argos StarCapital - Priamos StarCapital Bondvalue StarCapital Huber - Strategy StarCapital Starpoint StarCapital Winbonds plus STARS Defensiv STARS Flexibel STARS Offensiv
Kategorie Aktien Global/Biotech Mischfonds Global/Generics Aktien Global/Medtech Aktien Afrika Aktien Europa Aktien Europa/Small & Mid Caps Alt. Global Macro Aktien EM/Healthcare Aktien Global/Healthcare Anleihen Global Aktien Global Anleihen Global Mischfonds Flex. Global Aktien Global Mischfonds EUR Kons. GLobal Mischfonds EUR Ausgew. Global Mischfonds EUR Flex. Global Mischfonds EUR Aggr. Global
Volumen AUflage Perf. 1 J. 53 Mio. € 03/2009 - 34,9 % 22 Mio. € 12/2015 – 135 Mio. € 09/2009 1,3 % 78 Mio. € 06/2009 - 18,8 % 79 Mio. € 04/2009 - 13,9 % 20 Mio. € 06/2011 - 4,6 % 172 Mio. € 03/2010 1,6 % 145 Mio. € 03/2006 - 4,1 % 32 Mio. € 04/2014 16,1 % 568 Mio. € 12/2001 - 0,6 % 63 Mio. € 12/2001 - 18,2 % 91 Mio. € 09/1997 - 0,8 % 150 Mio. € 03/2008 - 9,2 % 167 Mio. € 01/2014 - 10,2 % 471 Mio. € 06/2006 - 3,5 % 6 Mio. € 09/2013 - 7,2 % 62 Mio. € 09/2013 - 13,8 % 3 Mio. € 09/2013 - 12,5 %
3 Jahre 72,8 % – 58,7 % - 3,6 % 19,1 % 70,1 % 21,6 % 51,3 % – 8,6 % 13,2 % 7,0 % 23,0 % – 11,2 % – – –
5 Jahre Morningstar 186,3 % ÙÙÙÙ – zu jung 85,6 % ÙÙ 9,2 % ÙÙÙ 31,9 % ÙÙ – ÙÙÙÙ 21,3 % k.A. 87,4 % ÙÙ – zu jung 23,1 % ÙÙÙÙÙ 12,8 % Ù 17,9 % ÙÙÙÙ 32,4 % ÙÙÙÙ – Ù 24,8 % ÙÙÙÙ – zu jung – zu jung – zu jung
Quelle: Lipper IM, Morningstar Direct, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 28. Juni 2016
juli/August 2016 – GELD-MAGAZIN ° 49
geldanlage ° Clean Energy
Eine welt unter strom Weltweit sind die Investitionen in erneuerbare Energien auf ein Rekordhoch von 286 Milliarden Dollar gestiegen und haben den konventionellen Kraftwerksbau überholt. Indien und China haben dabei Europa oder die USA deutlich abgehängt. Wir analysieren die Investmentchancen. Wolfgang Regner
016 – Muttertag in Deutschland. An diesem Tag wurden zeitweise 90 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Energien gedeckt. An einem durchschnittlich sonnigen Tag mit ein bisschen Wind wird ein Wert um die 60 bis 70 Prozent erreicht. Im vergangenen Jahr deckten erneuerbare Energien maximal 83 Prozent des Strombedarfs. In Deutschland ist im vergangenen Jahr so viel Ökostrom produziert und verbraucht worden wie noch nie. Jede dritte Kilowattstunde (32,5 Prozent) stammte aus Wind-, Solar-, Wasser- oder Bioenergiekraftwerken. So hat Europas größte Volkswirtschaft trotz der Stilllegung von Atomkraftwerken Strom im Überfluss, der massiv ins Ausland verkauft wird – ein Zehntel des in Deutschland produzierten Stroms. Obwohl die Börsenstrompreise im freien Fall sind und Deutschland 2015 mit 31,60 Euro pro Megawattstunde nach Skandinavien die zweitniedrigsten Großhandels-
preise in Europa aufwies, dürften 2016 die Haushaltsstrompreise leicht steigen. Grund dafür sind gestiegene Umlagen für den Ausbau der Energiewende. Profitieren von den niedrigen Stromhandelspreisen können derzeit nur Großbetriebe der Industrie. Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet für die kommenden 20 Jahre Investitionen im Bereich alternativer Energien von 6000 Milliarden Dollar. „Gäbe es nicht die zunehmend irrwitzige Mindestpreisbildung in der EU für chinesische Module, die sie inzwischen gut 30 Prozent teurer machen als auf dem freien Markt erhältlich, wären derzeit noch weit niedrigere Preise möglich“, kritisiert Thiemo Lang, Fondsmanager des RobecoSAM Smart Energy Fund. Auch global sind die Preise massiv im Fallen. „Ein neues Solarprojekt in Dubai bekam gerade den Zuschlag für 3,0 US Cent/ kWh. Wir gehen davon aus, dass die Stromgestehungskosten von erneuerbaren Ener-
ENErGIEQuELLEN IM ÜBErBLICK Terrawattstunden 3000
6000
erneuerbare Energien
9000
12.000
15.000 2014 Veränderungen bis 2040
Kohle Gas Atomkraft Erdöl
davon: Wasserkraft Windenergie Sonnenenergie andere erneuerbare Energien
Die Erzeuger erneuerbarer Energien führen die Transformation des Energiesystems an. Quelle: IEA, Ansys, Pictet Asset Management
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° GELD-MAGAZIN – juLI/AuGust 2016
gien auf absehbare Zeit in fast allen Ländern niedriger als die konventioneller Energieträger sein können. Deshalb wird es umso wichtiger werden, die Netzintegrationskosten (etwa über dezentrale Speicher) ebenfalls signifikant zu reduzieren“, sagt Lang. PREiSE AUF StURZFlUG An guten Standorten ist Strom aus Onshore-Wind auch ohne Förderung günstiger als Strom aus Kohle- oder Kernkraftwerken, sagt Roland-Berger-Partner Torsten Henzelmann. Aber in Zeiten sinkender Subventionen und Ölpreise müssen Windparks effizienter werden, um wettbewerbsfähig zu sein. Vor allem bei den Wartungskosten ließe sich viel Geld sparen. „Auch bei den Komponenten gehen die Preise massiv zurück. Ein Solarmodul kostete in der Herstellung im Jahre 2009 noch vier Dollar/W, inzwischen sind die führenden Anbieter bei 0,4 Dollar/W und prognostizieren eine weitere Reduktion auf 0,3 Dollar/W bis Ende 2017. Dies schlägt damit unmittelbar auf weiter sinkende Stromgestehungskosten durch. Diese sind für Solar in den letzten sieben Jahren um insgesamt 75 bis 80 Prozent gefallen. Dieser Trend sollte sich auch über die nächsten zehn Jahre mit zehn bis 15 Prozent Reduktion pro Jahr weiter fortsetzen“, erklärt RobecoSAM-Experte Lang. Die Windenergie gilt im Vergleich zu Solar als ausgereifter. Je nach Standort sind die Kosten heute schon bei drei Cent/kWh und damit teilweise unter denen von Kohle und Erdgas. Damit ist die Netzwerkparität zum Teil schon heute erreicht. In Deutschland kostet die Stromerzeugung durch Wind im Durchschnitt derzeit 6,5 bis 7 Cent/kWh. Doch auch in anderen Bereichen sind noch
credit: Shutterstock
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Clean Energy
technologische Fortschritte notwendig. Speichertechnologien kommen in der Elektrizitätswirtschaft eine Schlüsselrolle zu, seien es elektrisch betriebene Wärmepumpen oder Wärmespeicher, Batteriespeicher oder auch eventuell die Speicherung überschüssigen erneuerbaren Energiestroms in Form von Wasserstoff. „Wir sind gespannt, inwieweit sich zukünftig Wasserstoff preisgünstig über strominduzierte Elektrolyse produzieren lassen wird. Bei Batteriespeichern sehen wir jetzt schon massive Kostenreduktionen. Batteriefirmen werden schon im Jahr 2020 Li-Ionen-Batterien inklusive des Batteriemanagementsystems von unter 100 Dollar/kWh anbieten können, damit werden die Kosten nochmals gut 50 Prozent geringer als heute ausfallen“, erklärt Lang. KoStEN SiNKEN WEitER Gemäß den aktuellen Regularien haben Windkraft- oder Sonnenkollektoranlagen die Netzwerkparität in 20 US-Bundesstaaten, Italien, Spanien und auch Deutschland erreicht. Dazu kommt noch eine steile Effizienzkurve bei den erneuerbaren Energien – Ende 2010 kostete Solarstrom noch 220 bis 300 Dollar pro MWh, heute nur mehr 50 bis 125 Dollar pro MWh. In günstigen Lagen ist Kohlestrom teurer als die Sonnenenergie. Die Hauptrolle spielen aber kaum noch die europäischen Märkte, sondern die USA, China und Indien. „Bei kleineren Dach-Solaranlagen besteht bereits jetzt die Netzwerkparität oder genauer gesagt die Steckdosenparität. Das heißt, die Preise für erneuerbare Energien, hier eben aus Solaranlagen, sind gegenüber den Preisen für konventionelle Energieformen konkurrenzfähig, teilweise liegen sie sogar darunter. Besonders ist dies in Ländern der Fall, wo die Einzelhandelspreise für Strom hoch sind, wie in Italien, Dänemark, Hawaii und in sehr sonnigen Gegenden wie in Kalifornien oder in Australien“, sagt Paul Schofield, Portfoliomanager des Allianz
° geldanlage
° CLEAN ENErGY-ANLAGEtIPPs: BrEIt GEstrEut infineon (ISIN DE0006231004) Der Schwenk der großen Autobauer in Richtung Elektroautos weckt Hoffnungen für Infineon. Das Unternehmen ist der führende Hersteller von Leistungshalbleitern (Power Chips) für die Autoindustrie und beliefert mit seinen Chips unter anderem BMW und Tesla. NXP Semiconductor (ISIN NL0009538784) gilt als der größte Chip-Zulieferer für die Autoindustrie und als Marktführer bei energieeffizienten Hochleistungschips, die zum Beispiel in den iPhones von Apple benötigt werden. Alternative energieversorger: Windturbinenhersteller Nordex (ISIN DE000A0D6554) wird die Windkraftsparte des spanischen Konkurrenten Acciona übernehmen und damit weltweit zur Nummer 5 der Branche aufsteigen. Der Stromerzeuger capital Stage (ISIN DE0006095003) expandiert ebenfalls. Am Heimatmarkt werden die Margen aus dem Betrieb angesichts geringerer Einspeisevergütungen für Wind und Sonne sinken. Mit neuen kostengünstigen Kraftwerken in Europa sollte das die Firma auffangen können. Capital Stage betreibt 74 Solar- und 8 Windparks. PNe Wind (ISIN DE000A0JBPG2) ist ein deutscher Windpark-Projektierer. Das Unternehmen deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab – von der Entwicklung, Projektierung und Realisierung, über Finanzierung und Betrieb bis zum Vertrieb und Repowering von Windparks an Land und offshore. Saft Groupe (ISIN FR0010208165) ist ein französischer Batteriehersteller, der unter anderem an der nächsten Generation von Lithium-Ionen-Akkus arbeitet. itc holdings (ISIN US4656851056) ist ein US „Smart Grid”-Unternehmen, das im Bereich Stromübertragung aktiv ist. Dazu werden auch Wind- und Solarfarmen an das Stromnetz angeschlossen. Der deutsche Solartechnikkonzern SmA (ISIN DE000A0DJ6J9) hofft durch den neu entwickelten Solarstromspeicher des US-Elektroautobauers Tesla auf Rückenwind. Als einziger Hersteller bietet SMA einen Wechselrichter für Hochvolt-Batterien wie die Powerwall von Tesla. renault (ISIN FR0000131906) und deren Tochter Nissan dürften zu den Hauptprofiteuren der Kaufprämie für Elektroautos gehören, denn der Renault Zoe war in 2015 das meistverkaufte Elektroauto in Europa (23.086 Fahrzeuge). Nissan (ISIN JP3672400003) stellt mit dem Nissan Leaf das weltweit meistverkaufte Elektroauto. Samsung electronics (ISIN US7960502018) ist nicht nur der weltgrößte Smartphone-Hersteller, die Tochter Samsung SDI ist auch der größte Hersteller von Lithium-Ionen-Batterien. Samsung liefert z.B. die Akkus für den BMW i3 und den Fiat 500e. Jinko Solar (ISIN US47759T1007) fertigt Solar-Module mit YieldCo-Fantasie, denn die Module werden in eigens konzipierte Solarparks eingebaut und als YieldCos an die Börse gebracht. Jinko kann beim Stromverkauf aus seinen Solarparks Bruttorenditen von 50 bis 60 Prozent erzielen – 30 Jahre lang. Sunpower (ISIN US8676524064) ist ein diversifizierter Solarstromkonzern und umfassender Serviceanbieter im Bereich Energiemanagement und Speicherlösungen, aber auch im Segment „smart home“ aktiv.
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geldanlage ° Clean Energy
Global EcoTrends. Die Kosten der Energieerzeugung sind in den letzten fünf Jahren um 60 Prozent gesunken – bei OnshoreWindturbinen immerhin noch um 40 Prozent. „Trotz der je nach Wetterlage teils extrem niedrigen oder sogar negativen Großhandelspreise für Strom, können wir auf die konventionellen Energieversorger nicht verzichten“, meint Bruno Bertocci, Fondsmanager des UBS (Lux) Equity Fund Global Sustainable. Und das, obwohl es für sie am genannten Muttertag schlecht aussah. Konventionelle Kraftwerksbetreiber mussten zeitweise bis zu 13 Cent pro Kilowattstunde zahlen, um ihren Strom aus Kohle und Gas an der Energiebörse loszuwerden. Doch sie werden trotzdem gebraucht. Die große Streitfrage liegt in der Speicherung und Weiterleitung des Stroms bei Angebotsspitzen. „Vor allem Unternehmen benötigen eine verlässliche und stabile Grundlastver-
sorgung. Daraus folgt, dass ein extrem hohes Potenzial für Verbesserungen vorhanden ist, vor allem bei effizienter Stromspeicherung und -weiterleitung je nach Bedarf. Für ein solches ‚Smart Grid‘ wären jedoch hohe Investitionen erforderlich. In Deutschland werden die viel teureren Erdkabel verlegt“, sagt Bertocci. Auch die Energieeffizienz ist wichtig, denn Strom macht nur rund 20 Prozent des Energiebedarfs aus. E-Mobilität „Bei alternativen Automobilantrieben hätte die Wasserstoff-Brennstoffzelle den Vorteil des schnelleren Auftankvorgangs, doch müssen die Kosten noch herunterkommen. Auch müssten die Stromnetze noch intelligenter werden (Smart Grid), sonst bekommen sie beim Aufladen wiederum ein von Kohle angetriebenes Fahrzeug heraus“, weiß UBS-Experte Bertocci. „Der
Elektrizität gehört die Zukunft. Die Erfüllung der Klimaziele wird nur mit einer Elektrifizierung des Wärmemarktes und des Verkehrssektors einhergehen. Speichertechnologien (s. S. 51) kommen in der zukünftigen Elektrizitätswirtschaft eine Schlüsselrolle zu“, sagt Allianz-Fondsmanager Schofield. In Deutschland werden voll elektrische Automobile mit 4000 Euro gefördert, Hybridfahrzeuge mit Verbrennungsmotor und kleinem E-Motor mit 3000 Euro. Allerdings müssen die Wagen mit einer elektrischen Aufladevorrichtung ausgestattet sein, was Automobilhersteller aus Europa (Renault, BMW, Daimler oder Volkswagen) bevorzugt. Toyota geht bei seinem Hybrid-Flaggschiff Prius vorerst leer aus. Interessant wären die E-Autos auch als Zwischenspeicher für Angebotsspitzen an erneuerbaren Energien. Man sieht: es bleibt spannend.
interview °
GELD °
Woran messen Sie den Fortschritt
bei den Alternativenergien?
charlie thomas: Die Lernkurve der Solarenergie ist exponentiell geworden und hat den langfristigen Aufwärtstrend (um 20 Prozent sinkende Kosten bei Verdoppelung des Produktionsvolumens) noch nach oben durchbrochen – das hat viele Experten überrascht. Ende 2014 lag die globale Kapazität der Sonnenenergie beim Neunfachen von jener, die die IEA (Internationale Energieagentur) als ihr Basisszenario 2007 prognostiziert hatte.
hig sind. Auf Fünfjahressicht werden immer mehr solche Regionen dazukommen. In den USA unterstützen Industrievertreter sogar das allmähliche Auslaufen der Förderungen, – was auch für uns Investoren positiv wäre, weil man dann den Fortschritt der Branche der erneuerbaren Energien besser prognostizieren könnte. Allerdings ist erneuerbare Energie noch nicht kosteneffizient speicherbar. Hier benötigen wir noch weit bessere Batteriesysteme. Daher brauchen wir weiterhin grundlastfähige Energieformen, etwa Kohle oder Erdgas, wenn gerade zuwenig Sonnen- oder Windstrom im Netz ist.
Wie kalkulieren Sie die Kosten?
Wir beobachten die nivellierten Kosten für alle Energiequellen. Diese zeigen uns die Basiskosten einer Energieform exklusive staatlicher Förderungen und Subventionen für die Entwicklung neuer Anlagen. In vielen Regionen der Welt wären keine Subventionen mehr notwendig, da Solar- oder Festland-Windstrom bereits konkurrenzfä-
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Wie sehen Sie die E-Mobilität?
Was die E-Mobilität anbelangt, so investieren wir nicht in die Automobilproduzenten, sondern in unverzichtbare Zulieferer, etwa von Sensoren und intelligenten Chips, oder auch insolche,dievonstrengerenAbgasregelungen in Zukunft profitieren. Lukrativ sind auch ausgewählte Infrastrukturanbieter (Netz-
werkanbieter, Player in den Bereichen Energietransport, Anbindung alternativer Energieparks an d as St romnetz). Ein gutes Beispiel ist China Longyuan Power, Chinas größter Entwickler von Windfarmen. Dieses Unt ern ehmen hat eine dramatische Transformation vom Kohlestromproduzenten zum Windstromanbieter geschafft. Auch DONG Energy ist attraktiv – als weltgrößter Investor in Offshore-Windkraftanlagen. Der Jupiter Global Ecology Growth ist jedoch breiter aufgestellt – erneuerbare Energien sind nur eines von vielen Segmenten, in die der Fonds investiert – wie „Clean Technology“, Ressourceneffizienz, Transport, Wasserversorgung und Abfallwirtschaft samt Recycling.
credit: beigestellt
Charlie Thomas, Manager des Jupiter Global Ecology Growth SICAV
EMPFEHLUNG
THERMENHOTEL STOISER ****SUPERIOR IN LOIPERSDORF
Wetterbericht: Sommer jeden Tag
A
ktiv-Ferien mit Badespaß – egal, welches Gesicht uns das Wetter zeigt? Spaß für die Kids, Entspannung für die Erwachsenen und ein ausgezeichnetes Wellness- und Kulinarikangebot? „Das wär schön“, schwärmt eine Mutter, die auf der Suche nach dem perfekten Urlaubsdomizil für die Familienzeit im Sommer ist. Schließlich möchten Groß und Klein auf ihre Kosten kommen.
Wegen seinem umfangreichen Angebot ist hier das Thermenhotel Stoiser die erste Adresse für Junge und Junggebliebene, für Aktivurlauber ebenso wie Ruhesuchende. „Wir bieten unseren Gästen Entspannung auf höchstem Niveau in unserem hoteleigenen WellnessReich, eine Vielzahl an Freizeitmöglichkeiten und natürlich wissen sie auch unsere exquisite Kulinarik zu schätzen. Schließlich sind gutes Essen und erlesene Weine ebenso unverzichtbar für einen gelungenen Urlaub wie Wetterunabhängigkeit“, erklärt Hotelier Gerald Stoiser. Dass diese Unabhängigkeit gegeben ist, sieht man bei einem Rundgang durch das großzügige Hotelareal mit exklusivem Bade- und SaunaReich. Outdoor sind die Aktivmöglichkeiten beinahe grenzenlos. Biken, Wandern, Adrenalin-Kicks bis hin zu gemütlichen Kultur-Touren. GOLF-TIPP Bis zum 31. August profitiert man von den günstigen Golfangeboten. In der Therme Loipersdorf, die durch einen Glasgang direkt mit dem Hotel verbunden ist, gibt es mit dem Angebot „Family Summer“ für Kinder bis 16 Jahre den Eintritt
in die Therme während des Sommers um nur € 1,–. Dafür wird Spaß und Action im Fun Park, ein umfangreiches Animationsprogramm und ein großzügiger Freibereich angeboten. „Action für die Kids, Ruhe und Entspannung für die Erwachsenen – hier kann man alles erleben!“, erzählt eine begeisterte Familie beim Abendessen und genießt zum Abschluss des Tages ein exquisites Menü mit steirischen Einflüssen und passender Weinbegleitung. „Die beste Entscheidung des Sommers – noch dazu sind während des gesamten Juli & August Kinder bis zwölf Jahre auf Basis Nächtigung im Zimmer der Eltern gratis!“, sind sich alle einig und
freuen sich auf den nächsten Ferientag – ohne auf den Wetterbericht zu achten! Die Pauschale Sommerhit 4 Nächte ist ab € 435,– pro Person im Doppelzimmer buchbar und inkludiert 4 Nächte mit Verwöhnpension, 4 Morgentarifkarten für die Therme Loipersdorf, 1 Behandlungsgutschein im Wert von € 20,–, 1 HimalayaSalzTepidarium sowie alle Stoiser Inklusive-Leistungen. Thermenhotel Stoiser ****Superior A-8282 Loipersdorf 153 Tel. +43 /3382/ 8212 Email: thermenhotel@stoiser.com
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JULI/AUGUST 2016 – GELD-MAGAZIN °
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PICtet asset manaGement ° Pictet – Global Environmental Opportunities Auch der Umwelt zuliebe. Nachhaltiges Investieren schließt Wachstumsbranchen generell nicht aus. Im Gegenteil, der Trend zu umweltschonenden Technologien, auf die der Pictet – Global Environmental Opportunities setzt,kommt erst so richtig in Schwung.Aufgrund der wachsenden Bevölkerung auf unserem Planeten und dem steigenden Lebensstandard, der einen höheren Energie- und Ressourcenverbrauch induziert, hat die Verschmutzung von Luft, Wasser und Ackerflächen derart zugenommen, dass mittlerweile zahlreiche Initiativen gestartet wurden, um zumindest eine weitere Beschleunigung zu verhindern. So hat China beispielweise einen 300 Milliarden Dollar-Aktionsplan zur Luft- und Wasserverbesserung gestartet, in Europa wurde u.a. die „circular Economy“-Initiative ins Leben gerufen und in den USA der EPA Clean Power Plan.Insgesamt umfassen die Themen Wasser, Erneuerbare EnerMarc-oLIVIer BUFFe, senior Product gien, Nachhaltige Landwirtschaft, Müll-Vermeidung/-Recycling, Energieeffizienz und specialist bei Pictet asset Management Dematerialisiertes Wirtschaften einen diversifizierten Zwei-Billionen-Dollar-Markt, der mit einer Rate von sechs bis sieben Prozent p.a.wächst. Konsumenten erkennen die Notwendigkeit. Die Sensibilität hinsichtlich ökologisch negativer Auswirkungen ist in der Bevölkerung stark gestiegen. Produkte und Services, die Ressourcen schonen und ökologisch verträglich sind, erleben eine wesentlich größere Nachfrage. Und genau auf diesen Megatrend setzt der Pictet – Global Environmental Opportunities. Der Fonds wird von einem Spezialisten-Team gemanagt, das sich seit 20 Jahren mit dem Thema Umwelt beschäftigt und nach Unternehmen sucht, die Technologien zur Vermeidung von Umweltschäden anbieten bzw. einsetzen – die 50 besten schaffen es schlussendlich ins Portfolio des Pictet Fonds. Insgesamt verwaltet das Spezialisten-Team 24 Milliarden Dollar zu diesem Thema. www.pictetfunds.com
BmO asset manaGement ° Performance durch Nachhaltigkeit gensverwaltungstochter der Bank of Montreal, der viertgrößten Bank in Kanada, und verwaltet knapp 200 Milliarden Euro. Im Jahr 2014 übernahm BMO die in London ansässige F&C Asset Management, die seither sowohl als Europa-Zentrale von BMO fungiert, als auch als Investment-Boutique für nachhaltige Geldanlage. Das Responsible Equity-Team wird von Jamie Jenkins geleitet, der im Jahr 2000 von Hill Samuel Asset Management zu F&C wechselte. Insgesamt verwaltet das ESG-Team von F&C rund 1,6 Milliarden Euro in globalen Aktienfonds, in EM-Aktienfonds und in UK-Aktien- und -Anleihenfonds. F&C Responsible Global Equity Fund. Der international auf Aktiengesellschaften – vor allem mit mittlerer Marktkapitalisierung und Wachstumswerte JaMIe JenKIns, Portfoliomanager des – ausgerichtete Fonds ist derzeit rund 140 Millionen Euro schwer, die in 50 bis 70 BeF&c responsible Global equity Fund teiligungen investiert sind. Sie stellen das Konzentrat aller Investment-Ideen und dem von BMo Global asset Management integrierten Nachhaltigkeits-Research von F&C dar. Bei der Ideenentwicklung liegt die Größe des Anlageuniversums noch bei rund 5000 Unternehmen. Durch der Filterung nach fundamentalen Daten, entsprechender Nachhaltigkeitskriterien und mehrerer Risikokennzahlen schrumpft das investible Universum auf etwa 100 Unternehmen, gut die Hälfte davon schafft es letztendlich ins Portfolio. Aktives Engagement. Ein wichtiger Teil der Arbeit des ESG-Teams bei F&C ist die Ausübung der Stimmrechte der Portfolio-Unternehmen. Oftmals werden auch Beteiligungen eingegangen, die auf den ersten Blick wenig nachhaltig erscheinen, aber ein großes Potenzial in diese Richtung besitzen. Dieses Potenzial zu besseren Standards wird durch konsequente Einflussnahme auf das Management gehoben.
www.bmogam.com 54
geld-magazin Juli/auguST 2016
CREDITS: Shutterstock, Archiv
Tochter der Bank of Montreal. BMO Global Asset Management ist die Vermö-
Institutional investors congress ° Nachhaltige
Geldanlagen
Generali Investments ° Nachhaltiges Investieren und Best effort-Ansatz Lange Erfahrung. Die Generali Group begann bereits frühzeitig – auch aus ihrem Geschäftsfeld eines Versicherungskonzerns heraus – die Wichtigkeit des Themas Nachhaltigkeit ernst zu nehmen und begann 2006 über all ihre Investments einen ethischen Filter zu legen (mit Ultimo 2015 exakt 431,5 Milliarden Euro). 2010 wurde ein eigenes Team mit SRI-Spezia listen zusammengesetzt, die ein sektorbezogenes Research aufbauten. Die Definition von nachhaltiger Geldanlage, die per se sehr schwammig ist, wurde in Form des hauseigenen SRI „Best effort“-Ansatzes in eine konkrete Form gegossen, deren Umsetzung seither von unzähligen Auszeichnungen begleitet ist. Generali SRI-Ansatz. Generali Investments kombiniert nun diesen sektorbasierten Best effort-Ansatz (26 definierte Sektoren) mit dem hauseigenen Ethik-Filter (u.a. auch Jean-Marc Pont, Investmentspezia Ausschlusskriterien) und einem aktiven Engagement. Das Resultat ist ein beinharter systemalist Aktien bei Generali Investments tischer und unbestechlicher Selektionsmechanismus. Europe Mandate und Fonds. Unter der Ägide des umfangreichen SRI-Researchs von Generali Investments werden derzeit 30 Milliarden Euro verwaltet – in Form von vier dezidierten Generali SRI-Fonds (zwei Aktienfonds und zwei Multi-Asset-Strategien), aber auch als institutionelle Mandate oder auch als SRI-overlay/advisory-Service für externe Asset Manager. Derzeit wird den Kunden vor allem der Themenfonds GIS SRI Ageing Poulation ans Herz gelegt oder der nicht themenbezogene GIS SRI European Equity. Beim GIS SRI Ageing Population wird auf das Wachstum des europäischen Healthcare-Sektors unter Berücksichtigung des Generali-SRI-Ansatzes gesetzt. Das Wachstum in diesem Sektor wird mit 18 Prozent p.a. angenommen. Der Fonds wurde im Oktober 2015 gestartet und weist mit Stichzeitpunkt 28. Juni ein Volumen von 45 Millionen Euro auf.
www.generali-invest.com
Deka Investments ° Nachhaltigkeit ist gut und günstig mit ETFs abzubilden Gelebte Nachhaltigkeit. Die gesamte Deka-Gruppe (Bank und Asset Management) hat sich seit Jahren einer nachhaltigen Entwicklung verschrieben. Obwohl eine allgemeingültige Definition von Nachhaltigkeit schwierig ist, so ist sie mit dem diesbezüglichen Leitsatz der Deka folgendermaßen zusammengefasst: „Nachhaltige Entwicklung ist eine dauerhafte und tragfähige Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“ Dementsprechend wurden nicht nur zertifizierte Umweltleitlinien konzernweit umgesetzt, auch die Eigenanlagen in Höhe von gut 15 Milliarden Euro werden nachhaltig gemanagt. Von Seiten der Anleger gibt es hingegen unterschiedliche Zugänge und Vorstellungen über NachhalGordon Rose, Leiter ETF-Managetigkeit, denen Deka Investments in Form des „Best in class“-Ansatzes entspricht. Daher ment und -Entwicklung bei Deka weisen alle von Deka gemanagten Fonds im Nachhaltigkeitsrating von Morningstar sehr Investments hohe Werte auf. Um Anlegern auch einen kostengünstigen und flexiblen Zugang zu nachhaltigen Investments zu eröffnen, wurde im August 2015 der folgende ETF aufgelegt: Deka Oekom Euro Nachhaltigkeit UCITS ETF. Diesem ETF liegt der Solactive Eurozone Sustainability Index (Preisindex) zugrunde, der von der Ratingagentur Oekom Research definiert wurde und an die sich verändernden Marktverhältnisse angepasst wird. Er besteht aus den 30 größten nachhaltigen Unternehmen der Eurozone, wobei die einzelnen Investments voll repliziert und nach der Marktkapitalisierung des Streubesitzes gewichtet werden. Einzelne Beteiligungen dürfen den Anteil von zehn Prozent im Portfolio jedoch nicht überschreiten. Die Management-Gebühr liegt bei 0,40 Prozent, der maximale Spread bei zwei Prozent.
www.deka-etf.de 55
geld-magazin JuLi/AUGUST 2016
Geldanlage ° Anleihen
Der phänomenale Bullenmarkt Solange in den meisten Regionen – allen voran in Europa – die Zinsen nach unten tendieren, ergibt sich daraus eine Unterstützung für Fixzins-Anlagen. Die Höhe der Kuponverzinsung ist hierzulande aber bereits uninteressant. Doch andere Länder, andere Renditen. Es zahlt sich aus, etwas weiter über die Grenzen zu blicken.
D
Mario Franzin
er 14. Juni 2016 wird von Finanzhistorikern als jener Tag vermerkt, an dem die Renditen der 10-jährigen Deutschen Bundesanleihen erstmals in den negativen Bereich drehten. Damit tauchten sie ebenso wie bereits seit Längerem die Schweizer Staatsanleihen, die bei schmerzlichen minus 0,5 Prozent „rentieren“, unter die NullLinie. Das bringt institutionelle Investoren, die aufgrund von Regulatorien, die sie an den europäischen Staatsanleihenmarkt binden, in die Bredouille. Ihnen fällt es zunehmend schwer, einst versprochene Zinsen (z.B. Garantiezins der Lebensversicherun gen) an die Kunden zu verdienen. Derzeit mildern die tendenziell noch immer sinkenden Zinsen in Europa und der dadurch bedingte Kursanstieg der Anleihen das Kapitalertrags-Desaster ab. An der Grafik unten in der Mitte ist der Bullenmarkt bei europäischen Anleihen deutlich zu sehen. Obwohl durch die Europäische Zentralbank (EZB) der Fixed Income-Markt massiv verzerrt ist, scheint es so, als ob die
induzierte Blase auf absehbare Zeit nicht platzen dürfte. Andrew Bosomworth, Leiter des deutschen Portfoliomanagements bei PIMCO, betitelte seinen letzten Marktkommentar mit „Der phänomenale Bullenmarkt für Anleihen könnte länger andauern als erwartet“. Teils wegen der Unsicherheit über die Auswirkungen des Brexit, teils wegen der Negativzinspolitik der EZB und ihrer Anleihenkäufe in Höhe von 80 Milliarden Euro pro Monat und teils wegen der lang fristigen Kräfte, die Druck auf die Investi tionsquote ausüben und die Sparquote in die Höhe treiben, rutschten Deutsche Bundesanleihen zwischenzeitlich unter die Null-Linie auf minus 3 Basispunkte. „Während sich negative Zinssätze am ehesten als unnatürlich beschreiben lassen und negativ rentierende Anleihen sicherlich keine überzeugende Anlageoption sind, werden weise Anleger ihre Aufmerksamkeit auf die Finanzgeschichte richten. Diese erinnert uns an John Maynard Keynes – ein brillanter Ökonom, der indes als Spekulant herbe Ver-
Zinsen Österreich 10 Jahre
Anleihen Europa gemischt
„Wir sehen den Bullenmarkt der weltweiten Staatsanleihen noch nicht für beendet.“ Andrew Bosomworth, Leiter dt. Portfoliomanagement bei PIMCO
luste erlitt –, der sagte: ‚Der Markt kann länger irrational bleiben, als Sie solvent bleiben können.‘ Demnach sind wir nicht in Eile, diesen phänomenalen Bullenmarkt der weltweiten Staatsanleihen schon für beendet zu erklären“, so Bosomworth. Privatanleger können auf andere Märkte ausweichen Während sich institutionelle Investoren nun zwangsläufig mit dem europäischen Anleihenmarkt herumschlagen müssen, sieht es hingegen bei Privat(wirtschaftlichen)
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0%
Bei Staatsanleihen europäischer Länder sind die Kupon-Verzinsungen historisch niedrig.
56 ° GELD-MAGAZIN – Juli/August 2016
2007
2009
2011
2013
2015
Anleihenfonds, die in europäische Emittenten investieren, profitieren vom Zinsrückgang.
-10% 2005
2007
2009
2011
2013
2015
Portfolios mit globalen Anleihen weisen eine höhere Volatilität und höhere Renditen auf.
credit: beigestellt
-10% 2005
0%
°
Anleihen geldanlage
Anlegern anders aus. Sie haben die Möglichkeit, auf andere Märkte und Währungen auszuweichen. Ein gutes Beispiel ist die Anlagestrategie des Templeton Global Bond, der von Michael Hasenstab verwaltet wird. Seine größten Positionen mit Ende März waren mexikanische Staatsanleihen mit einem Kupon von fünf Prozent, malaysische mit einer Verzinsung von 3,4 Prozent oder auch brasilianische mit einem Kupon von glatt zehn Prozent. Unter den Top Ten-Positionen rangiert im Templeton Global Bond keine einzige europäische Staatsanleihe – in den oberen Rängen finden sich bestenfalls einige polnische Papiere. Daher ist es für Anleger, die mit Anleihen weiterhin Renditen erzielen wollen ein Gebot der Stunde, zu diversifizieren. Asiatische Anleihen sind immun gegen Brexit-Folgen Beispielhaft betrachten wir im Folgen den den asiatischen Anleihenmarkt, auch wenn man sich Osteuropa ansehen sollte, sowie andere Anleihenkategorien, wie Unternehmensanleihen oder Wandelanleihen. Aber zu Asien: Joyce Tan, Portfolio Specialist Asian Debt bei NN Investment Partners in Singapur, beschreibt treffend die Reak tion der Märkte auf den Brexit: „Als am 24.
Anleihen Wachstumsländer 90% in Landeswährungen (LC) 80% in Hartwährungen (HC) 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% -10% -20% 2005 2007 2009 2011
Juni deutlich wurde, dass die Briten für einen Austritt aus der Europäischen Union (EU) gestimmt hatten, setzte sofort eine Flucht in sichere Häfen ein. Die Anleger zogen ihr Kapital aus Rohstoffen und aus globalen Aktien ab. Das Pfund Sterling brach auf den schwächsten Stand seit 30 Jahren ein. Wie erwartet, legten traditionelle sichere Häfen wie Gold, der US-Dollar und der Yen zu und die Renditen von 10-jährigen US-Treasuries fielen auf 1,56 Prozent, den niedrigsten Stand seit Mitte 2012. Und Tan weiter: „Eines hatten die Märk te vielleicht nicht in dieser Form erwartet: Asiatische US-Dollar-Anleihen erwiesen sich in den Brexit-Turbulenzen ebenfalls als sicherer Hafen. An den Märkten für asiatische Unternehmensanleihen, die traditionell als ‚riskante Vermögenswerte‘ angese-
hen werden, war die Lage nach dem Referendum bemerkenswert ruhig; es gab kaum Anzeichen für Panikverkäufe. Der JPMorgan Asia Credit-Index erzielte am 24. Juni eine positive Gesamtrendite in Höhe von 0,24 Prozent. Grund dafür sind die niedrigeren US-Treasury-Renditen, die eine Ausweitung der Credit Spreads zum Teil kompensierten.“ Auf die Frage, auf welche Einflüsse asiatische Anleihen – abgesehen vom Brexit – reagieren, folgert Tan: „Aus technischer Sicht sind die asiatischen Rentenmärkte inzwischen weniger anfällig für Stimmungsumschwünge bei den internationalen Anlegern, da der Anteil einheimischer Anleiheninhaber gestiegen ist. Rund 70 Prozent der neu begebenen Unternehmensanleihen werden heutzutage von asiatischen Anle-
° die besten Anleihenfonds Global gemischt ISIN LU0430493139 LU0012053665 IE00B296YP53 AT0000497466 LU0064321150
FONDSname JPM Aggregate Bond BGF World Bond Kames Strategic Global Bond ESPA RETURN SYSTEM-EXTRA Nordea 1 - Global Bond
Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 2.860 Mio. € 7,4 % 35,0 % 65,7 % 1.360 Mio. € 6,1 % 32,9 % 60,2 % 779 Mio. € 2,3 % 28,8 % 57,2 % 32 Mio. € 10,6 % 26,5 % 45,5 % 136 Mio. € 10,6 % 28,8 % 40,0 %
ter 1,00 % 1,06 % 0,87 % 0,90 % 0,95 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 02. Juli 2016
° die besten Anleihenfonds Europa gemischt ISIN AT0000799846 AT0000A0G4D4 DE0008476037 LU0003562807 AT0000856802
FONDSname KEPLER Europa Rentenfonds Bond Strategy Euro All Term Allianz Europazins UniEuropaRenta Gutmann Europa-Anleihefonds
Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 290 Mio. € 4,6 % 22,9 % 46,0 % 328 Mio. € 7,9 % 21,5 % 42,1 % 614 Mio. € 6,1 % 23,8 % 41,8 % 341 Mio. € 6,7 % 26,1 % 41,5 % 381 Mio. € 6,8 % 19,8 % 35,4 %
ter 0,64 % 0,48 % 0,94 % 1,16 % 0,55 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 02. Juli 2016
° die besten Anleihenfonds Emerging Markets HW*
2013
2015
Anleihen aus den Emerging Markets litten zuletzt durch die US-Zinsanhebung.
ISIN LU0082283374 LU0110449138 LU0555020303 IE00B2NPKV68 LU1160351208
FONDSname KBC Bonds Emerging Markets Goldman Sachs Emerging Markets Debt NN (L) Emerging Markets Debt (HC) iShares JP Morgan EM Bond UCITS ETF Edmond de Rothschild - Emerging Bonds
Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 269 Mio. € 10,9 % 42,4 % 79,2 % 4.485 Mio. € 9,8 % 40,9 % 77,1 % 2.834 Mio. € 9,0 % 37,7 % 74,7 % 4.824 Mio. € 9,9 % 42,4 % 74,6 % 259 Mio. € 18,1 % 35,3 % 62,9 %
ter 1,34 % 1,50 % 1,55 % 0,45 % 1,20 %
*) HW = Hartwährung (im Gegensatz zu lokalen Währungen); Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Auswahl nach Performance/Risiko, Stichzeitpunkt: 02. Juli 2016
Juli/August 2016 – GELD-MAGAZIN ° 57
gern erworben; vor zwei Jahren waren es noch 50 Proeznt. Deshalb handelt Asien zu einem niedrigeren Beta als andere globale Schwellenländer. AuÃ&#x;erdem hat es sich aus technischer Sicht in diesem Jahr als günstig erwiesen, dass deutlich weniger neue Anleihen platziert wurden, da chinesische Emittenten ihre in Dollar denominierten Finanzierungen auf Onshore-Yuan umgestellt haben. Mittelfristig könnte Asien daher weiterhin von der Suche nach Renditen profitieren. Es wird bereits zunehmend damit gerechnet, dass die Zentralbanken in den entwickelten Ländern ihre Leitzinsen senken, um die Auswirkungen des Brexit unter Kontrolle zu halten. Der soeben erst eingeleitete Straffungszyklus der US-Federal Reserve scheint bereits verpufft zu sein. Mit einer Rendite von rund 4,2 Prozent bis zum Laufzeitende erscheinen die risikobereinig ten Renditen asiatischer Papiere, verglichen mit den Alternativen, durchaus attraktiv.â&#x20AC;&#x153;
Doch Tan relativiert ein wenig: â&#x20AC;&#x17E;All dies bedeutet jedoch nicht, dass Asien gegen die Folgen des Brexit gänzlich immun ist. Vor allem Chinas Reaktion auf die neu aufgeflammte Volatilität wird für die asiatischen Rentenmärkte von entscheidender Bedeutung sein. Kurzfristig besteht eines der gröÃ&#x;ten Risiken darin, dass der stärkere US-Dollar zu Druck auf den Yuan führen und eine weitere Runde von Kapitalabflüssen auslösen könnte. 2015 wurden bereits geschätzt 906 Milliarden US-Dollar abgezogen, und auch in diesem Jahr sind die Kapitalflussbilanzen im Defizit. Dagegen ist es als positiv anzusehen, dass Chinas Zentralbank begriffen zu haben scheint, wie wichtig eine gute Kommunikation für die Marktstimmung ist. Freitag vor einer Woche erklärte sie den Anlegern in einer kurzen Mitteilung, dass sie Pläne ausgearbeitet habe, um dem Schock des Brexit-Referendums entgegenzuwirken.â&#x20AC;&#x153; Und was hält uns die Zukunft
â&#x20AC;&#x17E;Asiatische ÂAnleihen bieten nicht nur Schutz vor BrexitTurbulenzen.â&#x20AC;&#x153; Joyce Tan, Portfolio Specialist Asian Debt bei NN Investment Partners, Singapur
bereit? Dazu meint Joyce Tan abschlieÃ&#x;end: â&#x20AC;&#x17E;In den kommenden Monaten wird die ÂVolatilität angesichts der politischen Aus einandersetzungen zwischen GroÃ&#x;britannien und der EU anhalten. Ironischerweise erscheint Asiens politische Landschaft vergleichsweise ruhig. Auf der Suche nach Âsicheren Häfen könnten die Anleger gut Âdaran tun, auf asiatische Hartwährungs anleihen zu setzen.â&#x20AC;&#x153;
Healthcare September 2014
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New Prescription for Diagnostic '( Labs: Headwinds Ease and Moats Open Doors to New Opportunities
New Rx: Low-Cost Structure to Survive the Unrelenting Reimbursement Squeeze
18
Our Dx Pick: LabCorp Over Quest Diagnostics
21
Spotlight on Sonic Healthcare
23
Healthcare Outlook
23
Focus Lists
25 26
Calendar Coverage Lists Debbie S. Wang Senior Analyst, Devices + 1 312 384-3937 debbie.wang@morningstar.com
)RQGVYHUP¹JHQ $NWXHOOH 5HQGLWH
$XIOHJXQJVGDWXP
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$NWLHQ 6W\OH 0DS
New changes on the horizon spurred by health care reform are creating substantial changes in the diagnostic lab market and squeezing reimbursement. We think the largest labs with narrow economic moats, including LabCorp LH, Quest Diagnostics DGX, and Sonic Healthcare SHL, are best-positioned to take advantage of the new opportunities. Based largely on cost and scale advantages, we project these labs should outpace market growth through 2020. From a valuation 'HHS 9DOXH %OHQG *URZWK +LJK and strategic perspective, we believe LabCorp represents 9DOXH *URZWK the best competitor to benefit from this evolving landscape.
Elements of Competitive Strength Company
LabCorp Quest Diagnostics Sonic Healthcare
102.96
127.00
0.81 Narrow
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Source: Morningstar
Stable Stable
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Analytics Investment
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Damien Conover, CFA Director, Pharmaceuticals + 1 312 696-6052 damien.conover@morningstar.com
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Price/FV(XURSD $IULND $PHULND Price ($) Fair Value ($) (%) Moat
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Major Diagnostic Reference Labs
Key:
Chris Kallos, CFA Analyst, Healthcare + 61 2 9276 4428 chris.kallos@morningstar.com
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58
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Unser Analyst Access Service bietet Vermögensverwaltern direkten Zugang zu unseren Analysten, um internes Research zu ergänzen und zu vertiefen. Für institutionelle Investoren und Berater liefern wir aktuelles Research auch auf unserer Investment Plattform Morningstar DirectTM und für Privatanleger auf Morningstar.de
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Interview mit RogerInterview Bundi, CIO mitWatamar Frédéric Guibaud, Asset Management Petercam sommergespräch
Das Beste aus zwei Welten Degroof Petercam ist ein belgisches Unternehmen, das in den Bereichen Brokerage, Private Banking, Fund Services und Institutional Asset Management tätig ist. Hervorgegangen ist das Haus aus dem Zusammenschluss der 1871 gegründeten Banque Degroof und dem seit 1968 bestehenden Asset Management-Unternehmen Petercam. GELD ° Können Sie uns ein paar Informa
tionen zum aktuellen Merger und den geschäft lichen Zielen des Unternehmens geben?
Frédéric Guibaud: Der Grund für die Fusion liegt in einer effizienteren Auslastung in einigen Businessbereichen. Im institutionellen Asset Management liegt der Grund in der sehr großen Komplementarität der Expertise der beiden jeweiligen Institutionen, Degroof und Petercam. In den Benelux-Ländern sind wir als „financial brand“ sehr bekannt; in Österreich sind wir dabei, uns am Markt zu etablieren. Degroof Petercam ist ein Long-Only Manager, der die beiden Expertisen „Top down“ und „Bottom up“ im aktiven Asset Management verbindet. Wir sehen uns als Pionier im institutionellen AM an. Beispielsweise haben wir bereits 1984 den ersten Bondsfonds lanciert, der immer noch aktiv verwaltet wird (Petercam L Bonds Universalis Uncontrained Fonds), dessen Managementstil dann geändert wurde und der nun einen Total Return-Ansatz verfolgt. Wie sieht im aktuellen Niedrigzinsumfeld Ihr
credit: beigestellt
Engagement bei Anleihen aus?
Im Bereich der Staatsanleihen managen wir bereits seit Jahrzehnten Fonds und Mandate, heute für mehrere Milliarden Euro, primär im EURBereich. Unserer Meinung nach kann man der Herausforderung negativer Zinsen begegnen, indem man den Umfang des investierbaren Universums um Segmente erweitert, die in den globalen, heterogenen Rentenmärkten durchaus noch interessante Opportunitäten bieten, wie z.B. Schwellenländeranleihen in Lokalwährung, globale Staatsanleihen und Investment Grade-Unternehmensanleihen. Effiziente Diversifikation nach Ländern und Sektoren (wenn möglich „unconstrained“) tragen dazu bei, Rentenportfolios robuster zu machen. Inves
toren sollten pragmatisch in allen Segmenten nach Opportunitäten suchen und den Portfoliodiversifikationseffekt nicht vergessen. Mit anderen Worten: Eine Anlageklasse kann einzeln betrachtet, riskant erscheinen – im Portfoliokontext kann sie sich jedoch bewähren und effizient zu einer höheren Verzinsung des Gesamtportfolios beitragen. Welcher Stellenwert kommt dem REITs-Bereich in Ihrem Portfolio zu?
Das aktive Management von europäischen REITs ist eine Nische, die wir seit dem Jahr 1999 konsequent und erfolgreich ausfüllen. Der europäische REITs-Markt ist nicht mehr billig, befindet sich aber in einer guten fundamentalen Verfassung. Nach der großen Krise ab 2007 hat die Industrie ihre Hausaufgaben gemacht, die Verschuldungsrate ist wesentlich zurückgegangen, wie auch das Zinsniveau – es ist durchaus noch Luft nach oben, wir gehen in einem „base case“ von einer Jahresrendite von acht Prozent aus. Wir managen in einem Team von drei Portfoliomanagern über EUR 900 Millionen in Fonds und Mandaten, teilweise Benchmark- orientiert, teilweise „High Conviction“ oder noch mit einem Dividendenfokus (Petercam Real Estate Europe Dividend), der den Diversifikationseffekt noch verstärkt. Nach welchen Kriterien erfolgt bei Nachhaltig keitsfonds die Selektion und welche Produkte werden angeboten?
Da das Aktienkapital von Degroof Petercam seit Jahrzehnten von denselben Aktionärsfamilien bzw. auch von den Mitarbeitern der Firma gehalten wird, sind nachhaltige Aspekte der Unternehmensführung zentral für unser Unternehmen. Beim Petercam L Bonds Emerging Markets Sustainable werden Staatsanleihen
Frédéric Guibaud, Petercam
a ller Schwellenländer und Frontier Markets vor der Investmententscheidung auf Nachhaltigkeit hin überprüft. Wir haben gesehen, dass der Nachhaltigkeitsfilter hierbei als veritabler Risikofilter fungiert. Dies gilt auch für den Petercam L Bonds Government Sustainable Fonds, der in Staatsanleihen von entwickelten Ländern investiert. Auch bei diesem Fonds konnten wir aufgrund seiner Nachhaltigkeitsausrichtung große Kapitalverluste vermeiden; beispielsweise haben wir hier die Euro-Krise ab 2009 komplett umschifft, da bereits seit Lancierung dieses Fonds im Jahr 2007 die Peripheriestaaten der Eurozone aufgrund von fehlender Nachhaltigkeit ausgeschlossen wurden. Zudem investieren wir auch in Aktien- und Unternehmensanleihenfonds mit Nachhaltigkeitsfilter. Bei allen diesen Fonds wird z.B. darauf geachtet, ob die „Global Compact“-Regeln von den Unternehmen eingehalten werden. Zudem werden Sektoren und Unternehmen ausgeschlossen, die wir als zu kontrovers einstufen. Weitere Fonds werden zeitnah lanciert, so z.B. ein nachhaltiger Mischfonds, der mit Hilfe eines Nachhaltigkeitsfilters in Einzeltitel investieren wird. www.petercam.com
Juli/August 2016 – Geld-Magazin ° 59
Brexit und die Folgen – Warum viele Menschen „Es reicht!“ schreien Das Vereinigte Königreich sagt „goodbye“ zur Europäischen Union. Warum das so ist, analysiert Stephen Jones von Kames Capital im Gespräch mit dem GELD-Magazin. Der Anlagestratege sieht jetzt außerdem die Möglichkeit für eine völlige Neuaufstellung der europäischen Wirtschaftspolitik.
Stephen Jones: Ja, ich bin überrascht, wie viele andere auch. Die Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU waren ohne Zweifel schon länger sehr angespannt. Dennoch ist es so, dass die meisten Beobachter zwar mit einer knappen Entscheidung gerechnet haben, sie dachten aber doch, dass das Referendum mit einem Verbleib in der EU enden würde. Ich glaube, dass das Resultat sogar die Promoter des Brexit überrascht hat.
Maßnahmen wie der Schnitt bei den Zinsen, die Stützung der Finanzmärkte oder Quantitative Easing haben nicht funktioniert. Der Mix hat nicht zu den gewünschten Resultaten geführt und die negativen Zinsraten haben ihr Poten zial verloren, sie sind als Instrument nicht stark genug. Es wurde versucht, über das Finanz- und Bankensystem die Kreditwirtschaft und mehr Wachstum zu schaffen. In der Praxis haben sich die Banken aber als „Flaschenhals“ erwiesen, das Kapital floss nicht in die Realwirtschaft, weil die Banken zu schwach sind und noch immer unter der Krise der Vergangenheit leiden.
Was sind nun die Ursachen für den Brexit?
Welche wirtschaftspolitischen Maßnamen
Hier spielen sicher sehr viele unterschiedliche Faktoren zusammen. Der Ausgang des Referendums hat die starke Spaltung des Vereinigten Königreichs offen zutage gebracht. Die Entscheidung, die EU zu verlassen, wurde von Bürgern unterstützt, die geringe Vermögenswerte besitzen. Sie partizipierten zum Beispiel nicht an der Aufwertung der Aktienkurse, die durch die Quantitative Easing-Maßnahmen hervorgerufen worden sind. Es handelt sich also um jene Menschen, die sich am „falschen Ende“ des ungerechten Prozesses der Neuverteilung des Wohlstands befinden, der in den vergangenen Jahren zu beobachten war. Sie haben nun aufgeschrien: „Es reicht uns!“ Damit sind sie sozusagen das Echo von vielen Menschen in der industriell hoch entwickelten Welt, die ebenso denken und fühlen.
wären jetzt sinnvoll?
Königreichs für ein Verlassen der EU hat die meisten Menschen überrascht, Sie auch?
Was führte zu dieser Entwicklung?
Das Brexit-Ergebnis zeigt deutlich, dass die fast schon verzweifelten Bemühungen der Zentralbanken letztlich nicht gefruchtet haben.
60 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
Es geht um keine Einzelaktionen – vielleicht eröffnet sich aus dem Brexit nun die Möglichkeit für einen Wechsel der Steuer- und Geldpolitik. Mit dem Ziel, das Wachstum endlich wieder anzukurbeln und mehr Wohlstand zu schaffen, der auch beim ärmeren Teil der Bevölkerung in Europa ankommt.
ausrichtung, die das Geld auch wirklich bei der breiten Masse der Bevölkerung ankommen lässt. Wenn sich die Geldpolitik als ineffektiv erweist, was kann dann noch helfen?
Eine wirkungsvolle Steuerpolitik könnte darauf abzielen, jene Menschen mit mehr Geld zu versorgen, die eine starke Tendenz dazu aufweisen, es auch wieder auszugeben. Das würde direkt die Konsumausgaben steigern und den Einfluss der extrem niedrigen Kreditkosten verstärken. Natürlich, solche Überlegungen sind nicht bahnbrechend neu und sie wurden in verschiedenen Ländern wie Japan und den USA auch in die Tat umgesetzt. Die Tendenz ging aber hin zu Einzelmaßnahmen, die daran scheiterten, eine sich selbst tragende Anhebung des Konsums und der wirtschaftlichen Aktivitäten zu generieren. Was jetzt versucht werden könnte, ist eine Kombination aus höheren Löhnen, niedrigeren Steuern und Infrastrukturinvestments. Diese umfassende Herangehensweise hätte bessere Chancen, zu funktionieren.
Wie könnte so eine umfassende Neuausrichtung aussehen?
Welche Auswirkungen hat der Brexit auf die
Negativzinsen und die Unterstützung des Finanzsystems reichen nicht aus – sinnvoller wären sozusagen direkte Aktionen. Die vergangenen Monate haben einen steigenden Bedarf an einem ganzheitlichen Ansatz zur Ankurbelung der Konjunktur gezeigt. Bisher wurde dieses Bedürfnis nicht zuletzt deshalb ignoriert, weil sich die Politik zu einem Abbau der Schulden verpflichtet fühlte. Ich wäre nicht überrascht, wenn der Brexit zu einem Umdenken der Politiker und zu einem radikalen und globalen Wechsel führen würde. Einer Neu-
globale Wirtschaft?
Der Brexit hat zweifelsohne einen regionalen Schock ausgelöst, der Europa mit voller Wucht trifft – auf die Welt wirkt er sich auf abgelinderte Weise aus. Das Vereinigte Königreich steuert zum globalen BIP in etwa zwei bis drei Prozent bei. Es handelt sich also global gesehen um kein systemisches Risiko – oder gar das Ende der Welt. Abgesehen davon sind wir jedoch makroökonomisch gesehen mit einer Menge von Herausforderungen konfrontiert. Zu nennen ist zum Beispiel die Abwertung des chinesischen
credit: beigestellt
GELD ° Herr Jones, das Votum des Vereinigten
°
Interview mit Stephen Jones, CIO Kames Capital sommergespräch
Yuan, der demografische Wandel in Asien und Europa oder die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten, die ebenfalls für Unruhe sorgen. Das Wachstum und die Inflation niedrig bleiben, ebenso die Zinssätze – ein Thema, das die Märkte unserer Einschätzung nach wohl noch bis zum Ende des Jahrzehnts beschäftigen wird.
Anleihen, globale Aktien, notierte Immobiliengesellschaften und Spezialanbieter festverzinslicher Produkte. Wie will Kames als schottische Fondsgesellschaft am Kontinent reüssieren?
Stephen Jones, CIO von Kames Capital
Welche Investmentmöglichkeiten eröffnen sich in diesem angespannten Umfeld?
Am langen Ende erscheinen Staatsanleihen nach wie vor attraktiv, etwa von Großbritannien, Frankreich und den Vereinigten Staaten. Wobei wir prinzipiell Investments in US-Assets und ein Dollar-Exposure favorisieren. Emerging Markets erscheinen aufgrund des noch immer höheren Wachstums als in den hoch entwickelten Industriestaaten und den besseren Gewinnchancen ebenfalls interessant. Wie sehen die Chancen für Gold aus?
Gold hat ein sehr starkes Comeback gefeiert und im Jahresverlauf rund 25 Prozent an Wert zugelegt. Ich meine: Kurzfristig gesehen war das fürs Erste jetzt vielleicht einmal genug. Gold übt ja auch die Funktion eines Inflations-Hedges aus, wobei wie gesagt derzeit keine Inflationsgefahr besteht. Das könnte sich ändern, wenn tatsächlich wirtschaftliche Stimulus-Programme greifen und die Teuerung anheizen würden. Gold wäre dann als strategische Position zu se-
hen, aber im Moment ist es nach der starken Rally nicht notwendig, Gold zu kaufen. Aus Diversifikationsgründen immer etwas Gold zu besitzen, ist hingegen nicht falsch.
Trotz des Brexit setzen wir unsere Expansion in Europa fort. Entscheidend sind ein erfahrenes Team, erprobte Anlagestrategien und natürlich die richtigen Produkte. Vor Kurzem ging etwa der Kames Global Sustainable Equity Fund an den Start. Als einer der führenden Anlageverwalter Großbritanniens im Bereich ethischer Investments setzen wir weiterhin auf den Nachhaltigkeits-Trend. www.kamescapital.com
In der gegenwärtigen Situation nimmt die Nachfrage nach Multi Asset-Produkten zu. Auch Kames hat hier einen neuen Fonds lanciert...
° zur person
Ja, der Kames Global Diversified Income Fund soll Investoren nicht nur attraktive, stabile Erträge, sondern auch Kapitalwachstum bringen. Zu diesem Zweck ist er breit diversifiziert und hält rund um den Globus nach Anlagechancen Ausschau. Ziel ist es, einen jährlichen Ertrag von fünf bis sechs Prozent zu erzielen, dazu kombinieren wir makroökonomische Top down-Ansichten mit einer Bottom up-Titelauswahl. So entsteht ein vollständig diversifiziertes Portfolio mit geringer Marktkorrelation, das sich gewöhnlich aus 200 bis 300 Positionen zusammensetzt. Das Anlageuniversum des Fonds umfasst Hochzins- und Investment Grade-
Stephen Jones ist Chief Investment Officer (CIO) und Mitglied der Geschäftsleitung von Kames Capital. Zu seinen Verantwortlichkeiten gehört die Investment Performance und Strategie des schottischen Vermögensverwalters. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Industrieerfahrung. Jones studierte Recht und Wirtschaft an der University of Newcastle. Kames Capital plc ist eine spezialisierte Investment-Management-Gesellschaft mit Sitz in Edinburgh und London.
juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 61
Der Gesundheitssektor als TurboBooster der Investmentindustrie Die Lacuna AG ist der führende Entwickler von Investmentfonds, die sowohl von der demografischen Entwicklung hin zu einer immer älter werdenden Gesellschaft, als auch von der Verwestlichung der asiatischen Gesellschaften profitieren. Ein weiterer Faktor ist der Bereich Robotik, der immer mehr an Bedeuung gewinnt. bezeichnet sie allerdings als Biosimilars und nicht als Generika, da sie nur ähnlich und nicht identisch sind. Die Ursache liegt in der biotechnologischen Herstellung dieser Medikamente. Insgesamt handelt es sich dabei um ein noch relativ neues Thema mit unglaublichen Wachstumsaussichten, vor allem in Südkorea.
GELD ° Mit den beiden Gesundheitsfonds Asia
Pacific und Global Healthcare nimmt die Lacuna AG eine Sonderstellung am europäischen Fondsmarkt ein. Kaum ein anderes Unternehmen investiert so spezifisch in die attraktivsten Gesundheitsmärkte der Welt.Was sind vom Managementstil her gesehen die Gründe für den Erfolg dieser Fonds?
Eine der treibenden Kräfte ist der BiotechSektor. Was waren die größten Innovationen der letzten Jahre, die hier für Potenzial gesorgt haben? Welche Rolle spielen Generika in diesem Zusammenhang?
Der Biotech-Sektor bringt viele Innovationen und wächst nach wie vor sehr dynamisch um ca. 15 Prozent pro Jahr und damit stärker als alle anderen Healthcare-Subsektoren. Haupttreiber sind neue Medikamente, die teilweise zu einem Durchbruch bei Behandlungsmög-
62 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
Neben dem Biotech-Sektor kommt den Themen Robotik und Healthcare-IT immer mehr Bedeutung zu. In welchen Bereichen kommt Robotik zum Einsatz und welche Potenziale sind hier noch vorhanden? Wie entwickelt sich der Healthcare-IT-Markt?
Thomas Hartauer Vorstand der Lacuna AG
lichkeiten geführt haben. Insbesondere in der Immunonkologie gab es viele Fortschritte. Hier sind beispielsweise neue Therapieformen bei Blutkrebs zu nennen, die eine nie dagewesene Wirksamkeit erzielen. Ein weiteres Beispiel, das zwar schon etwas länger zurückliegt, aber sehr prominent ist, ist das Medikament Sovaldi von Gilead gegen Hepatitis C. Dadurch ist diese schwere Lebererkrankung heilbar geworden. Biotechnologie ist mittlerweile eine reife Branche geworden. Man sieht das auch daran, dass einige Patente ausgelaufen sind. Diese Medikamente können nun nachgeahmt werden. Man
Healthcare ist mittlerweile weit mehr als Spritzen und Pillen. Die Entwicklung ist sozusagen bei Healthcare 2.0 angelangt. Die ersten Felder der Robotik fanden ihre Anwendung in der Unterstützung von Chirurgen bei Operationen. Dadurch wird es ihnen ermöglicht, noch genauer zu arbeiten. Neuere Einsatzbereiche gibt es im Bereich der Reha, beispielsweise von Schlaganfall-Patienten, die das Gehen erst wieder lernen müssen. Robotik kann auch als Unterstützung für Pflegekräfte zum Einsatz kommen. Healthcare-IT ist selbstverständlich ebenfalls ein Bereich, der immer stärker wächst. Das beginnt bei digitalen Vertriebskanälen von Medikamenten und geht bis zu sozialen Plattformen für Ärzte und Pharmahersteller. Vor allem in Asien gibt es auf diesem Gebiet spannende Unternehmen. Wie entwickelt sich die Nachfrage im weltweiten Gesundheitssektor? Welche Potenziale sind hier für die kommenden Jahre vorhanden? Welche Rolle spielt dabei die Überalterung der Gesellschaft?
creditS: beigestellt, iStock
Thomas Hartauer: Aus meiner Sicht bilden verschiedene Faktoren die Basis für den Erfolg der Lacuna AG. Zunächst einmal bewegen wir uns mit Investitionen in den Gesundheitssektor definitiv auf dem richtigen Markt. Allein aufgrund der demografischen Entwicklung wächst der Gesundheitsmarkt weltweit durchschnittlich um drei Prozent pro Jahr. Zusätzlich stellen wir in Asien eine Verwestlichung der Gesellschaft fest. Die Menschen haben weniger Bewegung bei gleichzeitig steigender Kalorienaufnahme. Das führt zu Problemen wie Übergewicht, Diabetes und anderen Zivilisationskrankheiten, auf die reagiert werden muss. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die langjährige Expertise unseres Fondsmanagers Bellevue Asset Management, gerade auch auf den asiatischen Gesundheitsmärkten.
°
Interview mit Thomas Hartauer, Lacuna AG sommergespräch
Allein die weltweite demografische Entwicklung und die immer älter werdende Gesellschaft führen, wie eingangs erwähnt, zu einem Wachstum des Gesundheitsmarktes von ca. drei Prozent pro Jahr. Zusätzlich sehen wir starken technologischen Fortschritt, wie beispielsweise innerhalb der Biotech-Branche. Dies führt weltweit zu einer weiter steigenden Lebenserwartung. Gerade im höheren Alter nimmt das Risiko, zu erkranken, aber deutlich zu. Somit kann man davon ausgehen, dass auch die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen weltweit steigen wird. Das ist umso deutlicher für jene Länder zu erwarten, deren Gesundheitssysteme noch aufgebaut werden müssen, wo es also Aufholpotenzial gibt und eine gute konjunkturelle Entwicklung die Fortschritte auch möglich machen. Hierbei denke ich vor allem an Asien. Der Erfolg des Asia Pacific Health Fonds wird speziell durch die dynamische Entwicklung der Volkswirtschaften in Asien gesteuert. Wie nachhaltig sehen Sie die Entwicklung vor allem im Hinblick auf die Dynamik des chinesischen Marktes?
Ich bin davon überzeugt, dass dieser Trend noch lange anhalten wird, da hier das Gesundheitssys tem immer weiter ausgebaut wird. Zwar sind mittlerweile mehr als 90 Prozent der Bevölkerung krankenversichert, allerdings ist darunter nur eine Grundversorgung zu verstehen. Im neuen 5-Jahres-Plan ist die Gesundheitsversorgung auch ein großes Thema, der Bereich soll noch weiter ausgebaut werden. Die Regierung lässt dabei auch bewusst Raum für private Anbieter, um ein Premium-Segment zu etablieren. Eine Entwicklung in China, die wir beobachten konnten, ist der Fokus auf spezialisierte Krankenhäuser. So gibt es beispielsweise eine große private Gruppe, die im Bereich Psychiatrie in einem Netzwerk von neun Spitälern 2400 Betten anbieten kann. Ein anderes Netzwerk von elf Krankenhäusern hat sich mit 2500 Betten dem Bereich Orthopädie verschrieben. Zwar haben wir aufgrund der Turbulenzen auf dem chinesischen Markt im Laufe des letzten Jahres die Gewichtung innerhalb des Portfolios reduziert und erst in der jüngeren Vergangenheit den Anteil wieder nach oben gefahren, langfristig rechnen wir hier aber auch wieder mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Lo-
Robotik – einer der neuen Mover des Gesundheits-Sektors.
kale Firmen können beispielsweise deutlich von der steigenden Nachfrage nach Insulin infolge steigender Diabetes-Erkrankungszahlen profitieren.
profitieren davon in weiterer Folge selbstverständlich die Anleger. Der Healthcare-Sektor wird – wir haben es schon eingangs erwähnt – immer wieder durch
Das Management des Fonds liegt seit langen
Innovationen vorangetrieben. Was sind die „Big
Jahren bei der Bellevue Asset Management,
Mover” aktuell, ich denke exemplarisch an den
die ja vergangenes Jahr mit der Adamant AG
Mobile Health-Bereich in China? Welche
fusionierte. Was zeichnet dieses Unternehmen
Entwicklungen sind in der Pipeline?
aus? Worin liegt seine USP?
Mobile Healthcare ist in der Tat ein Markt, auf dem in China großer Wettbewerb herrscht. Gute Ideen werden schnell kopiert, die First Mover müssen in einem schmalen Zeitfenster handeln. Patienten bzw. User werden in erster Linie über Smartphone-Apps angesprochen und erreicht. Es gibt auf dem gesamten Gebiet viele interessante Ideen von kleinen Start-ups. Auch die großen, etablierten Unternehmen im Bereich Online investieren massiv.
Die handelnden Personen sind bereits seit deutlich mehr als zehn Jahren – zuerst als Adamant, nun als Bellevue – erfolgreich. Sie beobachten den Markt sehr genau und kennen durch regelmäßige Research-Reisen den Markt und die Unternehmen vor Ort wie kaum ein Zweiter. Das einzigartige Fachwissen der Fondsmanager über die Entwicklungen in den einzelnen Ländern des Portfolios und über die Subsektoren des Marktes kommt der Lacuna AG natürlich sehr zugute beziehungsweise
www.lacuna.de
Juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 63
aktienPanorama rumänien der CEE-Region stehen womöglich vor einer Trendwende. Laut den Analysten der größten heimischen Fondsgesellschaft, Erste Asset Management, würden sich zumindest die Anzeichen für eine Erholung mehren. „Zentral- und Osteuropa stehen in vielen Punkten positiver da, als man annehmen könnte“, so Erste-Experte Robert Senz. Neben der niedrigen Verschuldungsquote der Staaten und Unternehmen spricht vor allem das Wirtschaftswachstum für die Region. Dieses dürfte 2016 klar über jenem der Kern-EU-Staaten liegen. Neben Ländern wie der Türkei, der Slowakei oder Polen, die sich heuer allesamt hervorragend entwickeln, sticht mit Rumänien ein Land besonders hervor: Der Karpaten-Republik werden derzeit 4,2 Prozent Wirtschaftswachstum prognostiziert. Investments in der Region würden jedoch auch – hauptsächlich politische – Risiken bergen, andererseits sind die Börsen in CEE mit einem KGV von 11,3 aktuell vergleichsweise günstig bewertet.
„Family Office Day“ im Hotel Imperial Aktiengesellschaften. Am Family Office
spezialisierten Unternehmens, das seine AktiDay präsentierten am 22. Juni fünf börsenvitäten auf derzeit acht Kernmärkte in Europa notierte Unternehmen: OMV, Flughafen Wien, fokussiert hat. Günther Ofner,Vorstand des FlugImmofinanz, Cross Industries und UMT United hafen Wien, präsentierte den Flughafen und Mobile Technology aus Deutschland. seine Tochtergesellschaften als Entwickler, ErStefan Pierer, CEO der Cross Industries-Gruppe richter und Komplettbetreiber des operativen (KTM, Husqvarna, Pankl etc.), sprach in seinem Flughafenbetriebes in Schwechat und stellte Vortrag über die hervorragenden Aussichten auch die Tätigkeit der Gesellschaft als umfasseiner Beteiligungsunternehmen. Rainer Seele, senden Infrastrukturanbieter vor. CEO der OMV, präsentierte mit dem Öl- und Gaskonzern eines der größten börsennotierten Unternehmen Österreichs – mit einer Marktkapitalisierung von neun Milliarden Euro. Bettina Schragl, Head of Investor Relations der Immofinanz, führte durch die v.l.n.r.: Bettina Schragl (Immofinanz), Stefan Pierer (Cross IndusProjekte des auf Büro- und tries), Karl Arco (Constantia Privatbank), Rainer Seele (OMV) und Sabine Duchaczek (Advantage) Einzelhandelsimmobilien
64 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2016
ECKDATEN
Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung BIP (2015) Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Unabhängig seit Nationalfeiertag Größte Städte Verwaltungsgliederung Nachbarstaaten Höchste Erhebung
Republik Bukarest Rumänisch Klaus Johannis Dacian Ciolos 237.500 km2 etwa 19,9 Millionen rund 83,8 pro km2 Leu 156,9 Milliarden Euro RO .ro +40 1878 1. Dezember Bukarest, Cluj (Klausenburg), Temeswar, Jassy 41 Kreise + Bukarest Bulgarien, Moldawien, Serbien, Ukraine, Ungarn Moldoveanu (2544 m)
Dieselgate.
Volkswagen droht seit Kurzem neues Ungemach in der umgangssprachlich als „Dieselgate“ bezeichneten Abgasaffäre. Zusammen mit rund 50 weiteren institutionellen Anlegern hat der riesige norwegische Staatsfonds VW aufgrund des Dieselskandals verklagt. Die Klage habe die Anwaltskanzlei Quinn Emanuel beim Landgericht Braunschweig eingereicht, erklärte der Fonds Ende Juni. Die eingeforderte Summe beläuft sich dabei laut APA auf insgesamt etwa 680 Millionen Euro. Die Großanleger werfen dem Volkswagen-Konzern vor, er habe die Öffentlichkeit im vergangenen Jahr über die Manipulation von Millionen Diesel-Fahrzeugen zu spät informiert. Aktuell sieht es also so aus, als würden die Wolfsburger auch an der Investoren-Front tief in die Tasche greifen müssen.
NORWEGEN – vs. – vw
CrediTS: Shutterstock
Wachstumsmotor. Die Aktienmärkte
Land des Monats
Interview mit Roger Bundi, Interview CIOmit Watamar Ernst Vejdovszky, Asset Management S IMMO
° SOMMERGESPRÄCH
Das Jahr der Rekorde Die S IMMO AG konnte im letzten Geschäftsjahr ihren Jahresüberschuss verdoppeln. Wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen hat die gute Entwicklung am deutschen Immobilienmarkt. Ein weiteres Asset stellt das niedrige Zinsniveau dar, das auf die nächsten zehn Jahre abgesichert werden konnte. GELD ° Das letzte Geschäftsjahr war ein Re-
kordjahr, der Jahresüberschuss konnte verdoppelt werden, war jedoch auch von regen Kaufund Verkaufsaktivitäten geprägt. Aus welchem
Hinweise darauf, dass hier weiterhin sehr Vieles in Bewegung ist. In den kommenden Monaten und Quartalen haben wir einige sehr spannende Projekte geplant.
Grund und in welchen Sparten fanden Zu- und Verkäufe statt?
Was ist zur Entwicklung der Aktivitäten in
ERNST VEJDOVSZKY: Extrem positiv war die anhaltend gute Entwicklung am deutschen Immobilienmarkt. Hier haben wir uns vor allem auf Berlin konzentriert und profitieren jetzt von dem kontinuierlichen Wachstum. Im vergangenen Geschäftsjahr haben wir sechs Immobilien in Deutschland und Österreich veräußert. Dazu zählen das Hotel 2 im Viertel 2 in Wien, ein Büro in Wiener Neustadt, zwei Wohnimmobilien in Berlin und zwei Gewerbeimmobilien in Hamburg. Vor allem bei Wohnimmobilien ist langsam eine Sättigung erreicht, wohingegen der positive Aufwärtstrend bei Gewerbeimmobilien – besonders in unserem Fokusmarkt Berlin – nach wie vor anhält. In insgesamt 28 Transaktionen wurde das Portfolio um 130.000 m2 erweitert. Aufgrund der guten Aussichten sind auch für 2016 weitere Ankäufe von Büroimmobilien in Berlin geplant.
Österreich zu sagen?
Worin liegt die Attraktivität des Berliner Immo-
CREDIT: beigestellt/Jakob Polacsek
bilienmarktes?
Der Berliner Wohnimmobilienmarkt weist zurzeit insgesamt eine hohe Dynamik auf. Ob und wie lange die Entwicklung weitergeht, ist für uns nicht abschätzbar. Daher haben wir uns dazu entschieden, einen Teil der Wohnimmobilien im Sinne unserer zyklusorientierten Strategie zu veräußern. Deutschland bleibt aber weiterhin ein wichtiger Markt: Wir sehen aktuell vor allem bei Büroimmobilien ein ausgeprägtes Potenzial. Der große Zuzug aber auch die steigende Zahl an Unternehmensneugründungen – vor allem in der Kreativ- und Technologiebranche – sind
Die S IMMO AG ist als Investor beim Quartier Belvedere Central beteiligt. Gemeinsam mit Bauherren, Architekten und Projektpartnern erfolgte am 24. Juni 2016 die Grundsteinlegung für die Projekte QBC 3 und 4. Bei ersterem handelt es sich um eine Büroimmobilie, die – genauso wie die anderen Bauteile – nach den Kriterien von ÖGNI und LEED zertifiziert werden. Die Fertigstellung ist für Herbst 2017 geplant. Im Quartier Belvedere Central wurde der häufig angesprochene Trend der Verknüpfung von Lebens- und Arbeitsraum tatsächlich umgesetzt.
Mag. Ernst Vejdovszky Vorstand der S IMMO AG
erweitert. Anschließend bietet es Platz für bis zu 40 neue Geschäfte. Die finale Fertigstellung ist für das erste Quartal 2018 geplant.
Was Osteuropa betrifft, sind viele Unternehmen aktuell sehr reserviert und vorsichtig. Wie sieht
Wie haben sich die Aktien und Genussscheine
Ihre Strategie dort aus?
der S IMMO AG entwickelt?
Rumänien hat sich in letzter Zeit sehr positiv entwickelt. Zentrale Wirtschaftsdaten sind in einem akzeptablen Level angekommen, Korruption wird zunehmend bekämpft und internationale Unternehmen entdecken den Standort wieder für sich. Ein aktuelles Entwicklungsprojekt der S IMMO in Rumänien ist The Mark – ein Büroprojekt im zentralen Geschäftsbezirk. Der 15 Geschosse hohe Büroturm mit seinem sechs Etagen umfassenden Sockel wird im Endausbau rund 24.000 m2 vermietbare Fläche bieten. Definitiv eine Immobilie, die neue Maßstäbe im Bereich gehobener Büroarchitektur setzen wird. Eine weitere Immobilie der S IMMO in Bukarest ist das Einkaufszentrum Sun Plaza. Sechs Jahre nach der Eröffnung im Februar 2010 wird es nun renoviert und um 20.000 m2
Wir verfolgen eine nachhaltige, gut kalkulierbare und stabile Dividendenpolitik. Die Positionierung der S IMMO Aktie im Markt entspricht der langfristigen Strategie des Unternehmens. Der S IMMO INVEST Genussschein entwickelt sich weiterhin sehr gut, allerdings sind aktuell nur mehr ca. 630.000 Stück am Markt. Anlass zur Freude ist vor allem die Entwicklung der S IMMO Aktie: Mit Ende 2015 notierte unser Wertpapier bei 8,20 Euro, was einem Plus von 32,9 Prozent zum Vorjahr entspricht. Zum Vergleich: Der ATX lieferte eine Jahresperformance von 11,2 Prozent, der Immobilienbranchenindex IATX erzielte ein Plus von 17,6 Prozent. Somit konnten wir beide Indizes erneut und deutlich outperformen. www.simmoag.at
JULI/AUGUST 2016 – GELD-MAGAZIN °
65
aktien ° Börsen International
europa ° Brexit-Schockwellen auf dem Kontinent Erhebliche Belastung. Am stärks ten betroffen ist zweifellos Deutschland mit einem Exportvolumen nach Britannien von fast 100 Milliarden Euro, das sind gut zehn Prozent der Gesamtexporte. Andere große EU-Staaten wie Spanien, Italien, mit Abstrichen auch Frank reich, haben weit weniger unter dem Brexit zu leiden. Auf Branchenebene trifft es die Automo bilhersteller, die Chemie, den Maschinenbau, Fluglinien, die Banken und die britische Immo bilienbranche. Auffällig ist, dass Deutschland als EU-Zugpferd in all diesen Branchen stark vertreten ist und nur bei Immobilien profitiert. Kein Wunder, wenn die Wachstumsprognosen schon jetzt nach unten revidiert werden – mit insgesamt bis zu minus 0,7 Prozent für die kom menden zwei Jahre (exkl. 2016). Interessant ist, dass die Londoner Börse den Brexit-Schock am schnellsten verkraftet hat und der FTSE 100-Index mittlerweile sogar höher als auf vor dem Brexit notiert. Es zeigt sich wieder einmal, dass Abwertungsbörsen (das Pfund fiel zum
Dollar auf ein 30-Jahres-Tief) nach der Abwer tung gut, wenn nicht am besten performen. Nur britische Firmen mit Ausrichtung auf den Heimatmarkt und ohne nennenswerte inter nationale Umsatzströme trifft es wirklich hart. Doch das sind meist Mid- und Small Caps, die man in nächster Zeit auch meiden sollte. An gesichts dieser Tatsachen wurden wichtige Konjunkturindikatoren vom Markt fast ignoriert.
Der deutsche Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Juni um 0,9 auf 108,7 Punkte – vor dem Refe rendum. Zudem befürchtet mehr als Drittel der Industrieunternehmen die Nachteile eines Bre xit. Alles kommt nun darauf an, die Periode der Unsicherheit möglichst kurz zu halten und den Brexit rasch über die Bühne zu bringen, sonst können wir eine noch positive Performance 2016 schon jetzt abschreiben. (wr)
Euro Stoxx 50 3800 3600 3400 3200
Brexit-Absturz ° Der Euro-Aktienindex fiel
3000 2800
unter die Unterstützung bei 2980 Punkten. Seither kämpft
2600
er um den Wiederanschluss, schaffte es aber nur bis
2400
2900 Punkte. Doch das Februartief bei 2680 Punkten
2200 2000
hat gehalten. Bestätigt sich dieses Signal, kann es bald 2012
2013
2014
2015
’16
wieder aufwärts gehen.
China ° Kämpft gegen Konjunkturabschwächung Kaum Brexit-Einfluss. Die chinesi schen Exporte sind im Mai wegen der weltweit schwachen Nachfrage überraschend stark ge fallen. Sie schrumpften um 4,1 Prozent zum Vorjahresmonat. Analysten hatten lediglich ein Minus von 3,6 Prozent erwartet. Die chi nesische Zentralbank rechnet nun damit, dass die Ausfuhren auch im Gesamtjahr 2016 um ein Prozent schrumpfen werden. Bislang war sie von einem Wachstum von drei Prozent aus gegangen. Die Importe schrumpften dagegen deutlich weniger stark als vorhergesagt. Sie ga ben im Mai nur um 0,4 Prozent nach. Das ist der kleinste Rückgang seit November 2014. Experten hatten ein Minus von sechs Prozent prognostiziert. Zum Teil dürften höhere Roh stoffpreise eine Rolle spielen, aber auch eine bessere Binnennachfrage dank staatlicher Konjunkturpakete. Auch der Autoabsatz ge wann zuletzt an Dynamik: Im Mai legte er um 11,4 Prozent zu. In den ersten fünf Monaten lag das Plus bei 7,7 Prozent. Die Zentralbank
66 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
rechnet ungeachtet der Exportschwäche heuer mit einem Wirtschaftswachstum von 6,8 Pro zent. Anziehende Investitionen sollen dabei den Dämpfer vom Außenhandel wettmachen. Die Weltbank sagt für China ein Wachstum von 6,7 Prozent voraus. Zudem beruhigte die Sta bilisierung des Devisenbestandes die „hard landing“-Ängste. Dennoch könnte die Renmin bi-Abwertung weitergehen. Der Kurs könnte
wie schon im vergangenen Jahr um weitere 4,5 Prozent auf dann 6,8 Yuan je Dollar fallen – das stützt die Exporte. Das Gewicht Britanniens bei asiatischen Exporten ist relativ gering – Bre xit-Sorgen macht sich daher in Asien niemand. Nur bei einer Euro-Schwäche und Rezession in Europa könnten die Exporte von Ländern wie Singapur, Malaysia, Thailand und Taiwans stär ker betroffen sein. (wr)
Hang SenG 28.000 26.000 24.000
Seitwärtstrend ° Der „Brexit Event“ war
22.000
schnell verkraftet und der HSCEI erholte sich auf fast 8800 Punkte. Die erste Widerstandszone zwischen 9000
20.000 18.000
und 9200 Punkten bleibt aber weiterhin unüberwindlich. Nach unten sollte die Unterstützungszone bei 7500 bis 2012
2013
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2015
’16
8000 Punkten halten.
°
Börsen International AKTIEN
USA ° Brexit-Schock schnell verkraftet Wall Street ging man bereits am zweiten Bör sentag nach dem Brexit zur Tagesordnung über, denn der direkte US-GB-Handel macht nur 0,7 Prozent des US-BIP aus. Die Konjunk turdaten fielen wie so oft uneinheitlich aus. So zeichnen rückläufige Auftragseingänge kein stabiles Konjunkturbild der US-Industrie, während die Stimmung im Dienstleistungs sektor ihren Abwärtstrend zumindest stoppt. Der US-Arbeitsmarkt zeigt sich laut Stellenauf bau weiterhin angeschlagen. Zuletzt wurden viel weniger neue Jobs geschaffen als erwar tet. Dafür hat sich das Geschäftsklima im Juni deutlich aufgehellt und der ISM-Einkaufsmana gerindex weist für die verarbeitende Industrie das stärkste Wachstum seit 15 Monaten aus. Die US-Automobilproduzenten freuen sich über die stärksten Juniverkäufe seit über einem
Jahrzehnt. Auch die Konsumausgaben stiegen deutlich, was auf ein kräftigeres BIP-Wachstum im zweiten Quartal hindeutet – rund drei Pro zent, nach nur 1,1 Prozent im ersten Quartal. Die Inflation legte nur um 0,2 Prozent zu, im Jahresabstand aber immerhin um 0,9 Prozent.
Eine wichtige Auswirkung hat der Brexit für die USA dann doch: Die Märkte preisen die nächste Zinserhöhung erst für 2017 ein. Manche Ana lysten rechnen sogar mit einer Zinssenkung noch 2016. Zumal auch die Unternehmens investitionen um 1,8 Prozent fielen. (wr)
S&P 500 2200 2000 1800
Sehr robust ° Der breite US-Aktienindex fiel
1600
nur kurz auf die 2000er-Marke, um sich rasch auf über 2100 Punkte zu erholen. Damit liegt er 1,5 Prozent unter
1400 1200
halb seines Rekordhochs. Da sich die Zinserhöhungen nach hinten verschieben dürften, stehen die Chancen auf 2012
2013
2014
2015
’16
eine Sommerrally gut.
japan ° Wirtschaft wächst etwas kräftiger Nikkei 225
Vom Brexit-Schock getroffen ° Anders als die meisten anderen asiatischen Börsen brachen die Kurse an der Tokioter Börse kräftig ein. Immerhin gelang eine teilweise Erholung von 14.900 auf 15.700 Punkte. Nun lauert die Widerstandszone zwischen 16.000 und 16.500 Punkten.
MARK & MARK
nervenstarke Börsianer. An der
Es gibt viel zu erzählen. Konsum stützt. Das japanische BIP
legte von Jänner bis März annualisiert um 1,9 Prozent zu. Die vorläufige Schätzung hat 20.000 te noch 1,7 Prozent ergeben, nachdem die 18.000 drittgrößte Volkswirtschaft der Welt Ende 2015 geschrumpft war. Ein stärkeres Wachstum 16.000 wurde durch sinkende Investitionen der Unter 14.000 nehmen verhindert.Dagegen wuchs der private 12.000 Konsum etwas kräftiger als angenommen. Die 10.000 Stimmung an der Tokioter Börse hat sich den Verschaffen Sie sich einen Überblick überverweisen unsereaufStrategie noch eingetrübt. Analysten die 8.000 2012 2013 2015 ’16 unter 2014 www.simmoag.at/equitystory erneute Stärke des Yen. Viele Experten zweifeln auch an der Effektivität der „Abenomics“-Re formen. Anleger sollten sich auf inländische Marktführer konzentrieren, die von Mega-Trends wie einer immer älter werdenden Bevölkerung profitieren. Ein Beispiel dafür ist das Drogerie unternehmen Sugi Holdings. Es verfügt über eine starke Marktposition, nachdem Sugi die Konsolidierung des Apotheken- und Drogeriemarktes maßgeblich vorangetrieben hat. Da rüber hinaus profitieren viele Firmen von der großflächigen Einführung internetbasierter Geschäftsmodelle. Positiv auch die deutliche Senkung der Unternehmensbesteuerung. Da rüber hinaus gelang es, die Deflations-Spirale zu stoppen. Inzwischen ziehen die Löhne in Japan wieder an. Allerdings muss die zweite Phase der Umsatzsteuererhöhung wieder ver schoben werden – dafür ist die Binnenkonjunktur offenbar doch noch zu schwach. (wr)
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aktien ° Anlagetipps
Schock für die Märkte Da hatten sich offenbar viele Anleger zu früh gefreut. Noch am Abend des Referendums stiegen die Börsen in froher Erwartung eines „Bremain“-Sieges. Doch es kam ganz anders – und nun ist guter Rat teuer. Lassen sich die mittelfristigen Auswirkungen überhaupt abschätzen? Wolfgang Regner
A
m „Schwarzen Freitag“ (dem 24. Juni) wurde bei Aktien ein Wert von fünf Milliarden Dollar vernichtet – das Doppelte der britischen Wirtschaftskraft. In einer ers ten Reaktion haben deutsche Ökonomen die Wachstumsprognosen für Deutschland für 2016 um 0,5 bis 0,7 Prozent nach unten revidiert. In der gesamten Eurozone sieht es nicht besser aus. Mit einem deutschen Exportvolumen von fast 100 Milliarden Euro, das entspricht über zehn Prozent der Gesamtexporte, sind die Briten der zweitwichtigste Handelspartner der EU – noch vor den USA als Top-Player und China, sowie der drittwichtigste Markt für Deutschland. Das damit viel stärker betroffen ist als etwa Spanien, aber auch Frankreich. Die Briten stehen – obwohl nur mit zehn Prozent der Bevölkerung – für 20 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung der EU. 2600 Milliarden Euro würden aus der EU-Statis tik herausfallen, dazu fünf Milliarden an Nettozahlungen. Auf Branchenebene trifft
es vor allem deutsche Auto- und Maschinenbauer, die Chemie sowie Fluglinien und – nicht zu vergessen – Finanzwerte. BMW exportiert zehn Prozent seiner Wagen nach Großbritannien, die gesamte deutsche Autobranche exportiert 20 Prozent ihrer Produktion (810.000 Wagen!) dorthin, was sogar noch China übertrumpft. Darüber kann die Freude in Frankfurt über zusätzliche Arbeitsplätze von Unternehmen, die ihren Sitz dorthin verlegen, nicht hinwegtäuschen. Von den 75.000 Bankern in der City of London könnten 10.000 nach Frankfurt übersiedeln, was immerhin die Immobilien preise anziehen lassen wird. Morgan Stanley hat bereits die Verlegung von 2000 Mitarbeitern angekündigt. Auch könnten viele Kapitalanlagegesellschaften (KAGs) einen neuen Sitz in Frankfurt etablieren, um so weiterhin über den gesamten EU-Raum (ohne GB) ihre Finanzprodukte mit dem EU-„Finanzpass“ ungehindert vertreiben zu können. Am schlechtesten wäre die Pro-
gnose, wenn aus dem Austritt der Briten ein echter Rosenkrieg wird und gegenseitige Zollschranken neu aufgezogen würden. Das werden sich die Briten zweimal überlegen – gehen doch 45 Prozent ihrer Exporte in den EU-Raum – und nur 28 Prozent von der EU nach Britannien. In London, aber auch außerhalb, wird der britische Immobilienmarkt schwer getroffen werden, was neue Befürchtungen über die Solidität des britischen Bankensektors aufkommen lassen wird. Wenn man auf die Schweizer Lösung verweist und meint, alles sei ja gar nicht so schlimm, so sei diesen Optimisten gesagt, dass die Schweizer Verhandlungen mit der EU über acht Jahre gedauert haben. Zwei Jahre, die der Vertrag von Lissabon im Austrittsfall dafür vorsieht, werden kaum reichen. Schon wegen der disparaten Struktur der EU 27. Eine so lange Phase der Unsicherheit wird die Märkte lähmen und die Freude auf neue Investitionen Anleger wie Unternehmer verderben.
Marktneutral gewinnen ° Faktorinvestments werden alternativ Faktoren, die eine Überrendite ermöglichen, sind derzeit vor allem eine Spielwiese für ETFs. BMO (Bank of Montreal) hat nun einen Long-/ Short-Fonds lanciert, der systematisch Markt anomalien ausnutzt. Der BMO Global Equity Market Neutral setzt auf einen verfeinerten Auswahlprozess der Investmentkandidaten. Manager Erik Rubingh kombiniert fünf verschiedene Stile: Value, Momentum, Low Volatility, Size und GARP (Growth at a Reasonable Price, Wachstum zum vernünftigen Preis). Die Kombination dieser Stile ermöglicht laut dem Manager aufgrund der geringen Korrelation untereinander
68 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2016
stabile Erträge und mindert gleichzeitig Einzelwertrisiken sowie unerwünschte Faktorrisiken. Der Fonds investiert ausschließlich in Aktien aus dem MSCI World. Das Portfolio besteht dann aus jeweils 200 bis 400 Long-/ und Shortpositionen. Der Fonds ist jedoch so konstruiert, dass die Performance der Strategie über einen Total Return Swap geliefert wird. Diese Konstruktion ist auch bei ETFs verbreitet, die auf illiquidere Märkte setzen. Ziel des Fonds ist ein jährlicher Mehrertrag von 4,5 Prozentpunkten gegenüber dem Geldmarkt. Die Volatilität soll dabei nur etwa bei sechs Prozent liegen. Der Fonds ist sowohl als
US-Dollar-Tranche als auch als Euro-gehedgte Tranche erhältlich. Dass die Nachfrage nach dem Produkt groß ist, zeigt sich daran, dass die Erstanteilsausgabe vor nur knapp zwei Monaten erfolgte (8. April) und das Fondsvolumen bereits auf 73,4 Millionen Dollar angewachsen ist.
Der Fonds wird marktneutral ohne Long- oder Short-Bias gemanagt. Daher ist die Korrelation zu Aktien als auch zum globalen Hedgefondsindex bei null. Der BMO Fonds ist der erste Long-/ Short-Fonds, der auf Faktorinvestments setzt. WKN LU1391430862, Fondsgesellschaft
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Anlagetipps aktien
Arkema ° Die Chemie stimmt Bei Arkema handelt es sich um ein führendes Chemieunternehmen aus Frankreich mit einer gut diversifizierten, globalen Aufstellung, das über Standorte in Asien, Europa und Nordame rika verfügt. Die Gesellschaft ist unter anderem in der Herstellung verschiedener petrochemischer Produkte tätig. Im Vorjahr hat eine erfolgreiche Übernahme des Klebstoffspezia listen Bostik GmbH, der Verzicht auf Kapazitätserweiterungen und stabile Preise bei einigen wichtigen Produkten zu einem soliden Resultat geführt. Darüber hinaus erfolgte der Nettoschuldenabbau schneller als erwartet.
Für den Titel sprechen auch sieben Quartale in Folge mit positiven Ergebnisüberraschungen. Das ist ein Trend, der nach Ansicht von Analysten anhalten sollte. Dafür würde weiterer R ückenwind durch die Bostik-Übernahme ebenso sprechen wie zyklische Verbesserungen im Umfeld. Demzufolge rechnen Analysten mit weiter steigenden Ergebnissen, womit man die Bewertung als niedrig bezeichnen kann. Konkret wird der Gewinn je Aktie in diesem Jahr bei 5,39 Euro gesehen, nach 4,24 Euro im Vorjahr. 2017 sollen es 6,55 Euro werden und 2018 7,34 Euro (KGV 2017 bei 9,7).
Potenzielle Risiken sind ein schwächer ausfallendes Wirtschaftswachstum, stärkere Kapazitätsausweitungen in Teilbereichen des Geschäftes als derzeit angenommen oder auch Probleme an der Devisenfront. Stopp Loss bei 48,78 Euro setzen. ISIN FR0010313833 Börse Frankfurt
Intelligente Chips ° NXP Semiconductors
NXP hat als erster Anbieter ein Komplettsystem für autonomes Fahren entwickelt. Als Herzstück der Plattform bietet die „BlueBox“, die bei führenden Autoherstellern im Test ist, viele automatisierte Anwendungen. Stopp Loss bei 54,48 Euro setzen. ISIN NL0009538784 Börse Frankfurt (Xetra)
Abseits des schrumpfenden PC-Marktes eröffnen sich neue Chancen für Chiphersteller. Dazu trägt die weiter voranschreitende Vernetzung bei. Ein Beispiel sind Minicomputer, die direkt am Körper getragen werden – das Stichwort lautet hier Wearables. Darunter fallen auch die Smart Watches wie die Apple Watch. Mittlerweile sind die Uhren am Handgelenk selbst kleine leistungsfähige Mini-Computer. Das geht nur durch den Einsatz hochwertiger Chips. Das Geschäft wächst stark. Noch vor drei Jahren lag das Umsatzvolumen bei Halbleitern in diesem Segment nur im zweistelli-
gen Millionenbereich (auf Dollar-Bsasis). Bis zum Jahr 2019 soll das Marktvolumen auf sie ben Milliarden Dollar ansteigen. Der niederländische Chiphersteller NXP ist Marktführer bei energieeffizienten Hochleistungschips, die zum Beispiel in den neuen iPhones von Apple benötigt werden, um diese Smartphones auch für das kontaktlose Bezahlen in Geschäften nutzen zu können. Aber NXP ist nach dem Zusammenschluss mit Freescale Semiconductor auch Marktführer bei intelligenten Chips für die Automobilindustrie, im Bereich Microcontroller und bei Chips für Sicherheitslösungen.
Reckitt Benckiser ° Kursgewinn trotz Brexit-Schock Der britische Haushaltsartikelhersteller Reckitt Benckiser setzt seine Umstrukturierung konsequent um. Mit der Abspaltung der Pharma sparte konzentriert sich der Konzern jetzt viel stärker auf sein Kerngeschäft. Im Fokus steht dabei die Weiterentwicklung der Traditionsmarken Cilit Bang und Calgon. Vor allem in den aufstrebenden Schwellenländern kann Reckitt mit seinem starken Markenimage punkten. Doch Reckitt muss seinen Expan sionskurs deutlich beschleunigen, um wieder höhere Gewinne einfahren zu können. Der Start in das neue Geschäftsjahr ist – gerade
vor diesem Hintergrund – geglückt. Im ersten Quartal konnte der Wachstumskurs wieder an Dynamik hinzugewinnen. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf 2,3 Milliarden Pfund. Dazu hat vor allem die Grippewelle in Europa beigetragen. Die Umsätze für rezeptfreie Medikamente gegen Husten, Heiserkeit und Kopfschmerzen schnellten in die Höhe. Auch in Indien und China liefen die Geschäfte besser als erwartet. Auf Jahressicht werden sich aber vor allem die Währungseffekte bemerkbar machen. Reckitt macht einen erheblichen Anteil seines Umsatzes im Ausland.
Reckitt profitiert bei der Währungsumrechnung zur Bilanzerstellung vom schwachen Pfund. Bände spricht die Kursentwicklung am Tag des Brexit-Schocks: Der Aktienkurs stieg (!) um rund ein Prozent. Mutige Anleger kaufen jetzt. ISIN GB00B24CGK77 Börse Frankfurt (Xetra)
juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 69
aktien ° Österreich
Unsicherheit in ganz Europa Das Votum zugunsten eines Ausscheidens Großbritanniens aus der EU wirbelte die Börsen durcheinander. Investoren können die Auswirkungen – u.U. auch Ansteckungseffekte – noch nicht abschätzen. Gleichzeitig flammt in Italien die Bankenkrise wieder auf. Diese Gefahrenmomente sind auch Gift für die Wiener Börse. Mario Franzin as Brexit-Referendum fiel für viele Marktteilnehmer überraschend zugunsten der Austritts-Befürworter aus. Durch die Finanzmärkte ging zwei Tage lang (24. und 25. Juni) eine Verkaufswelle. Die Regierung in Großbritannien spielt nach dem ersten Schock auf Zeit. Laut Innen ministerin Theresa May – und kolportierte Nachfolgerin des noch amtierenden Pre mierministers David Cameron – will Großbritannien das Austrittsgesuch laut Artikel 50 der EU-Verträge nicht vor Ende 2016 bei der EU einreichen. Das dadurch entstehende Entscheidungs-Vakuum lässt nun viel Raum für Spekulationen. An der Börse Wien reagierten vor allem der Baustoffkonzern Wienerberger und der Leuchtenherseller Zumtobel, die entsprechend ihrer Produktionsstandorte einen stärkeren Bezug zu Großbritannien haben, mit den größten Kursverlusten. Die Aktien von Wienerberger verbilligten sich am 24. und 25. Juni um zwölf Prozent, Zumtobel stürzte um 15 Prozent ab. Aber auch Banken- und Versicherungswerte gerieten in den Abwärtssog.
Tritt man einen Schritt zurück und nimmt den Kursverlauf im Monatsvergleich, zeigt sich ein ähnliches Bild: Der größte Kursverlierer ist zwar Valneva aufgrund einer negativ ausgefallenen Phase II/ III-Studie beim Impfstoffkandiadaten gegen Pseudomonas Aeroginosa, doch dann folgen Wienerberger (-25,1%), Uniqa (-25,1%), Erste Group Bank (-17,5%) und Vienna Insurance Group mit -16,2 Prozent. Es ist anzunehmen, dass gerade bei diesen Werten die Aktienkurse auch in den kommenden Monaten hohe Volatilitäten aufweisen werden. Hintergrund für den Kursverlust bei Banken und Versicherungen ist, dass durch den EU-Ausstieg Großbritan niens das erwartete Wirtschaftswachstum in der EU nach unten revidiert wurde. Das bedeutet Druck auf die Inflation und das Zinsniveau sowie bei den Banken u.U. steigende Kreditausfallsraten. Deutlich bekam man das bei den italienischen Banken zu sehen, deren Kurse nach dem Referendum um 30 Prozent (UniCredit) und mehr (z.B. Banca Monte dei Paschi di Siena) im Kurs verloren, obwohl Italiens Banken nicht be-
Austrian Traded index (ATX) Abwärtstrend. Die Erholung nach dem Indexrückgang im Rahmen des Brexit-Votums war relativ schwach. Nach wenigen Tagen ging es wieder bergab, wobei die Marke von 2000 Punkten bereits zum zweiten Mal unterschritten wurde. Damit ist mit einem Rückfall auf das Tief im Februar bei 1930 Punkten zu rechnen. Mangels positiver News dürfte auch eine weitere zwischenzeitliche Erholung lediglich als technische Korrektur gewertet werden – der Abwärtstrend bleibt vorherrschend.
70 ° GELD-MAGAZIN – juli/august 2016
sonders stark in Großbritannien engagiert sind. Doch die seit Monaten schwelende Bankenkrise in Italien ist mit der Unsicherheit durch den Brexit voll entflammt. Italien ist nun um Schadensbegrenzung bemüht und will einen Bankenrettungsfonds mit Steuermitteln ausstatten. Über Ansteckungsgefahren im Finanzbereich haben wir bereits während der Finanzkrise 2007/08 und im Rahmen der Griechenland-Krise 2014/15 einiges gelernt. Bei den Banken und Versicherungen in Österreich könnte es im Notfall zu mehr oder weniger hohen Abschreibungen von Schuldtiteln italieni scher Banken kommen, wobei ein allfälliger Schaden hier aber sehr begrenzt sein dürfte. Nicht abzuschätzen ist derzeit jedoch, ob es an den (v.a. europäischen) Aktienmärkten bei einer Bankenpleite in Italien nicht zu einer Panikreaktion kommt. Daher ist es dringend zu empfehlen, im Wertpapier depot keinen Leverage zu fahren. Auch gute Nachrichten Trotz des tristen Umfeldes überzeugt auf Einzeltitelebene die Erste Bank, bei der im laufenden Geschäftsjahr ein Gewinn von rund 1,1 Milliarden Euro erwartet wird – eine wahrscheinliche Reduzierung der Bankensteuer in Österreich noch nicht eingerechnet. Das würde eine Rendite auf das Aktienkapital von 13,4 Prozent bedeuten – Tendenz in den folgenden Jahren steigend. Als gute Nachricht kann auch der Einstieg der EBRD und des ungarischen Staates bei der Erste Bank Ungarn gewertet werden. Die beiden neuen Aktionäre werden eine Kapitalerhöhung zeichnen und dann Anteile von je 15 Prozent an der Erste Bank Ungarn halten. Von Seiten der Analysten
Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse
D
°
Österreich AKTIEN
AT&S ° Das stabile Kerngeschäft trägt die hohen Investitionen
Neue Werke belasten. Trotz eines schwa-
ISIN
liegen die Kursziele für die Erste Bank zwischen 27 und 33 Euro. Die Empfehlungen liegen mehrheitlich bei Halten bzw. Kaufen. Günstig scheint auch derzeit das Kursniveau der Vienna Insurance Group bei rund 16 Euro zu sein. Der Gewinn des österreichischen Versicherungskonzerns brach im vergangenen Geschäftsjahr zwar von 367 auf 98 Millionen Euro ein, doch heuer sollte er wieder auf rund 280 Millionen Euro zulegen. Die Kursziele liegen derzeit zwischen 22,20 und 25,00 Euro. Die letzten Analys ten-Empfehlungen lauten hier: Kaufen. Gut sieht es auch bei Agrana aus. Der Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern ver öffentlichte Anfang Juli die Absicht, die serbische Zuckerfirma Sunoko zu übernehmen, was die produzierte Zuckermenge um ein Drittel erhöhen würde. 2015/16 musste Agrana zwar einen leichten Umsatz- und Ergebisrückgang hinnehmen, doch der Jahresgewinn von 81 Millionen Euro ließ eine Dividendenanhebung von 3,60 auf vier Euro zu (Rendite von 4,22 Prozent). Die Auszahlung erfolgte am 8. Juli. Für das laufende Geschäftsjahr ist aufgrund der steigenden Zuckerpreise und der voraussichtlich zugekauften Sunoko wieder mit einem Umsatzund Ergebnisanstieg zu rechnen. Die Kursziele für die Aktie liegen zwischen 90 und 109 Euro – aktuell notiert sie bei 93,50 Euro. Auch der Faserhersteller Lenzing präsentierte starke Zahlen: Der Umsatz legte im ersten Quartal um 8,1 Prozent auf 513 Mil lionen Euro zu, der Gewinn verdreifachte beinahe von 16,6 auf 44,1 Millionen Euro aufgrund von Kostensenkungen und einer Konzentration auf die Produktion margenstärkerer Fasern. Bei diesen Zahlen verwundert es nicht, dass sich der Aktienkurs gegen die Börsenturbulenzen immun gezeigt hat.
Kurs (05.07.2016)
chen Smartphone-Marktes blieb das Kerngeschäft von AT&S im Geschäftsjahr 2015/16 stabil. Der Umsatz legte um 14,4 Prozent zu. Das Ergebnis reduzierte sich durch Start investitionen in das IC-Substratwerk in Chong qing erwartungsgemäß von 69,3 auf 56 Millionen Euro. Für heuer erwartet das Unternehmen einen Umsatzanstieg um gut zehn Prozent und eine durchschnittliche EBITDA-Marge von 18 bis 20 Prozent. Die Belastung durch die neuen Werke drückt seit Monaten auf den Aktienkurs – aus heutiger Sicht zu Unrecht. Eine nachhaltige Erholung dürfte aber erst mit erfolgreicher Produktion in den neuen Werken stattfinden.
AT0000969985 10,01 € KGV 2016/17 e
27,3
Marktkap.
389 Mio. € KGV 2017/18 e
10,0
Umsatz 2016/17 e
979 Mio. € KGV 2018/19 e
6,5
Buchwert/Akt. 2016/17 e 14,74 € Dividende 2016/17 2,91 %
Kapsch Trafficcom ° Rekordergebnis in 2015/16
Attraktive Dividende. KapschTrafficCom
konnte aufgrund des erfolgreichen Restrukturierungsprogramms im Geschäftsjahr 2015/16 positiv überraschen. Der Umsatz stieg um 15 Prozent auf 526 Millionen Euro, der Gewinn kletterte um 220 Prozent auf 36,5 Millionen Euro. Die Dividende wurde von 0,50 auf 1,50 Euro je Aktie angehoben (Rendite: 4,53 Prozent). Auch das laufende Geschäftsjahr sieht gut aus. Kapsch hat mehrere Projekte in der Angebotsphase und baut das neue Geschäftsfeld „Intelligente Verkehrsleitsysteme“ auf. Analys ten erwarten für heuer einen Gewinn von rund 35 Millionen Euro und empfehlen die Aktie mit Kursziel 37 bis 38 zum Kauf.
ISIN AT000KAPSCH9 Kurs (05.07.2016)
33,12 € KGV 2016/17 e
11,1
Marktkap.
431 Mio. € KGV 2017/18 e
10,0
Umsatz 2016/17 e
636 Mio. € KGV 2018/19 e
10,7
Buchwert/Akt. 2016/17 e 19,31 € Dividende 2016/17 3,00 %
Immofinanz ° Fokus auf Büro- und Gewerbeimmobilien
Umstrukturierung. Nach dem erfolg-
ISIN Kurs (05.07.2016) Marktkap. Umsatz 2016/17 e
reichen Spin-off der Buwog im April 2014 verkaufte Immofinanz nun im Juni die restlichen 18,5 Millionen Aktien um 352 Millionen Euro an die deutsche Sapinda-Gruppe. Auch die Russland-Immobilien stehen zum Verkauf, wofür sich die russische O1-Gruppe interessiert. Damit würde Immofinanz nicht nur weiteres Cash für neue Projekte generieren, sondern auch den von Investoren bemängelten Klotz „Russland“ vom Bein bekommen. Der Gewinn der Immofinanz sollte laut Analysten-Schätzungen bis 2017/18 auf knapp 100 Millionen Euro steigen (KGV 24), die Kursziele liegen zwischen zwei und 2,50 Euro.
AT0000809058 1,85 € KGV 2016/17 e
34,6
1.806 Mio. € KGV 2017/18 e
24,0
372 Mio. € KGV 2018/19 e
15,6
Buchwert/Akt. 2016/17 e 3,38 € Dividende 2016/17 3,00 %
juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 71
aktien ° Deutschland
Brexit-Ängste bremsen den Markt Die Erholung an den deutschen Börsen nach dem Brexit-Schock könnte sich stabilisieren, sofern die US-Daten weiterhin positiv bleiben. Für die Quartalsergebnisse ist es noch zu früh. Und die übrige Nachrichtenlage ist dürftig: Kuka geht an Chinesen, HeidelbergCement kauft zu, ThyssenKrupp wird von den Ereignissen gestoppt. Wolfgang Freisleben
as Thema Brexit sorgt weiter für politische und ökonomische Unsicherheit. Angesichts des politischen Chaos in London droht eine Hängepartie um den Ausstieg des Landes aus der EU. Daher muss jederzeit mit Kursrückschlägen gerechnet werden. Hinzu kamen neue Finanzängste mitten in der Brexit-Krise mit Sorgen um den italienischen Bankensektor, der auf einem Berg fauler Kredite sitzt und allemal das Zeug dazu hat, für große Unruhe zu sorgen. Eine wahrlich brisante Mischung für die Märkte. Allerdings hoffen die Anleger darauf, dass die Notenbanken notfalls neue Mittel in die Märkte pumpen. Kuka-GroSSaktionäre verkaufen an die Chinesen Wenig Optimismus vermittelte allerdings der „Trendkompass“ der deutschen Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt AG. Denn in diesem gab es Anfang Juli eine besondere Konstellation. Von den 71 deutschen Einzelwerten, die im Rahmen der „HSBC Marktbeobachtung App“ auf wöchentlicher Basis nach den Kriterien der re-
lativen Stärke und des Momentums gefiltert werden, befanden sich lediglich noch sechs in einem Aufwärtstrend. Die KukaAktie stand zu Monatsbeginn weiter im Bann chinesischer Investoren, die der geplanten Übernahme einen großen Schritt näher gekommen sind. Der deutsche Technologiekonzern und Kuka-Großaktionär Voith wird seine Anteile am deutschen Roboterbauer an den chinesischen Investor Midea verkaufen. Der Unternehmer Friedhelm Loh hat sein Aktienpaket von zehn Prozent bereits abgegeben. Versorger sehr beliebt, Lufthansa stark Im DAX zeigten sich zuletzt E.ON und RWE fest. Sie waren gefragt, nachdem die Société Générale RWE-Papiere als „sicheren Hafen“ für Anleger nach dem Brexit bezeichnet hatte. Lufthansa-Konzernchef Carsten Spohr bekräftigte die Jahresprognose eines Betriebsgewinns von leicht
dax Widerstand. Die Aufwärtsbewegung im DAX pausierte unterhalb des charttechnischen Widerstandsbereichs um 9800/9850 Punkte. Die seit März/April vorherrschende SeitwärtsHandelsspanne blieb vorerst intakt. Doch ein Heranlaufen an die obere Begrenzung, zumindest aber ein Erreichen der 200 TageLinie bei etwa 10.060 Punkten, wäre eine Überraschung. Unterhalb der 9500 PunkteMarke geht es hingegen abwärts. Die Risiken sind jedenfalls nicht kleiner geworden.
72 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
mehr als 1,8 Milliarden Euro. Das überraschende Brexit-Votum der Briten belaste Spohr zufolge die Nachfrage bislang nicht. Schwacher Absatz von VW und BMW in den USA Wenig erfreulich verlief es für die deutschen Autobauer. Der Volkswagen-Absatz ist auf dem amerikanischen Markt im Juni um 21,8 Prozent eingebrochen, der BMWAbsatz sackte um 11,9 Prozent ab. Daimler verkaufte hingegen 2,3 Prozent mehr Autos. Derweil warnte VW-Chef Matthias Müller, eine Entschädigung der europäischen Kunden nach US-Vorbild könnte den Konzern finanziell überfordern. Allianz rutscht ab, Heidelbergcement kauft zu Allianz-Papiere wurden durch eine Kurszielsenkung der Analysten von JPMorgan gedrückt. Deren fairer Wert für die Aktie des Versicherers wurde von 175 auf 161 Euro gesenkt. Positiv läuft es hingegen für HeidelbergCement. Der erste Schritt auf dem Weg zur Übernahme des italienischen Zementherstellers Italcementi ist mit dem Kauf des 45-prozentigen Anteils der Familie
credit: Shutterstock
D
°
Deutschland AKTIEN
henkel ° Viel versprechend Pesenti um 1,67 Milliarden Euro abgeschlossen. Knapp die Hälfte wurde in Aktien bezahlt, sodass die Familienholding Italmobiliare mit 5,3 Prozent zu einem der größten Aktionäre des einzigen deutschen Bauwertes im DAX aufsteigt. Voraussichtlich Ende August soll den verbleibenden Aktionären ein Pflichtangebot unterbreitet werden. Insgesamt kostet die Übernahme des italienischen Marktführers 3,7 Milliarden Euro. Deutsche Bank braucht keine Kapitalspritze Für die Deutsche Bank gab Vorstandschef John Cryan insofern Entwarnung, als er sich in einem „Spiegel“-Interview zuversichtlich zeigte, dass Deutschlands größtes Geldhaus das Kapital organisch aufbauen könne, was es bedauerlicherweise über viele Jahre nicht getan habe. Die Aktie befand sich zuletzt auf steter Talfahrt. Kaufempfehlung für Rheinmetall und Zalando Im MDAX hielt sich die RheinmetallAktie besser als der Markt. Es gab an der Börse zwar Bedenken hinsichtlich des weiteren Wachstums der Automotive-Sparte. Das Umfeld für das Rüstungsgeschäft hingegen besserte sich. Bei den Aktien von Zalando könnte sich nach Einschätzung der Deutschen Bank ein Einstieg wieder lohnen. Nach den deutlichen Kursverlusten im bisherigen Jahresverlauf sei die Bewertung des Online-Modehändlers relativ zum Umsatz auf das niedrigste Niveau seit dem Börsengang gefallen. Die Papiere wurden daher von „Hold“ auf „Buy“ hochgestuft. Aktionärsrevolte bei Stada Aktivistische Aktionäre um den Inves tor Active Ownership (AOC), der fünf Prozent am Unternehmen hält, wollen die Auswahl neuer Mitglieder des Aufsichtsrates nicht dem Unternehmen überlassen. Sie haben andere institutionelle Investoren aufgefordert, Kandidaten der Kapitalseite für das Kontrollgremium zu benennen. Externe Personalberater werden bei der Kandidatensuche helfen.
ISIN
Eine der sechs Aktien im Aufwärtstrend laut „HSBC Trendkompass“ ist jene von Henkel. Vom Brexit-Schock erholte sich die Notierung binnen sechs Tagen um fast 16 Prozent, sodass wieder eine Korrektur fällig war. Die Commerzbank hat die Einstufung für die Aktie angesichts der Übernahme des US-Waschmittelherstellers Sun Products auf „Buy“ mit einem Kursziel von 120 Euro belassen. Zusammen mit Sun Products würde der deutsche Konsumgüterhersteller zur Nummer zwei auf dem nordamerikanischen Waschmittelmarkt vorrücken. Zudem dürfte Henkel durch die Übernahme auch sein Geschäft in den USA besser in Schwung bringen können, hieß es.
DE0006048432
Kurs (08.07.2016)
107,30 € KGV 2016 e
21,7
Marktkap.
44,08 Mrd. € KGV 2017 e
20,1
Umsatz 2016 e
18,37 Mrd. € KGV 2018 e
18,9
Buchwert/Aktie 2016 e
33,82 € Divid.-rend. 2016 e 1,41 %
RWE ° Aufspaltung
ISIN
DE0007037129
Kurs (08.07.2016)
14,81 € KGV 2016 e
13,7
8,82 Mrd. € KGV 2017 e
13,0
46,45 Mrd. € KGV 2018 e
10,1
Marktkap. Umsatz 2016 e
Die französische Großbank Société Générale stufte die Papiere des Versorgers RWE auf „Buy“ hoch und hob das Kursziel von 12 auf 20 Euro an. RWE ersetzt zudem EdF auf der „Key Buy“-Liste der SocGen. Und das lag nicht nur an gestiegenen Strompreisen in Deutschland. RWE spaltet sich nämlich als Folge der Energiewende auf. Die Zukunftsgeschäfte Vertrieb, Netze und Ökostrom gliedert der Konzern dabei in die neue Großtochter Innogy aus. Sie solle künftig 70 bis 80 Prozent ihres bereinig ten Gewinns an die Eigentümer ausschütten, erklärte die Konzernführung auf einer Investo renveranstaltung in London. Innogy soll noch in diesem Jahr an die Börse kommen.
Buchwert/Aktie 2016 e
11,28 € Divid.-rend. 2016 e 1,83 %
THYSSENKRUPP ° Spekulativ
ISIN
DE0007500001
Kurs (08.07.2016)
17,50 € KGV 2016 e
20,0
9,62 Mrd. € KGV 2017 e
11,3
40,70 Mrd. € KGV 2018 e
9,3
Marktkap. Umsatz 2016 e
Die Aktie des Stahlunternehmens ThyssenKrupp befand sich Anfang Juli auf einer Hochschaubahn der Gefühle. Zunächst erholte sich der Kurs rasch vom Brexit-Schock. Dann kamen Medienberichten zufolge wegen des Brexit die Fusionspläne der europäischen Stahlsparten von ThyssenKrupp und des indischen Mischkonzerns Tata ins Stocken und ließen den Kurs wieder abstürzen. Das Unternehmen betont regelmäßig, als einer der wenigen noch profitablen Stahlhersteller in Europa aus einer Position der Stärke heraus an einer Marktbereinigung partizipieren zu wollen. Die Baader Bank hat die Einstufung für ThyssenKrupp auf „Buy“ mit einem Kursziel von 25 Euro belassen.
Buchwert/Aktie 2016 e
5,92 € Divid.-rend. 2016 e 1,14 %
Juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 73
aktien ° Deutschland / SDAX
Die Überflieger Das kleine Index-Segment der Deutschen Börse hat Anfang Juni als erstes ein neues All-Time-High markiert. Die Kauflust der Investoren hat die Besten mit bis zu 50 Prozent Kursgewinn an die Spitze der Börsenlieblinge katapultiert. Der Kaufrausch kann zwar stocken, zu bremsen wird er aber kaum sein.
Wolfgang Freisleben
D
ie Firmen aus der dritten Börsenreihe stehen bei Investoren weiterhin hoch im Kurs. Von der Anfang Dezember 2015 begonnenen marktbreiten Korrektur haben sich die anderen deutschen Indizes, DAX, TecDAX, MDAX, noch nicht gänzlich erholen können. Der SDAX hingegen ist im Mai aus der Seitwärtspendelbewegung seit April 2015 mit einem neuen Kaufsignal nach oben herausgelaufen und hat als erster deutscher Auswahlindex am 8. Juni mit 9481 Punken ein neues All-Time-High erreicht.
° Top 10 SDAX Gewinner der letzten 3 Monate Unternehmen Koenig & Bauer Hypoport Heidelberger Druckm. CEWE Stiftung Klöckner & Co GfK SGL Carbon Hapag-Lloyd Scout24 Hornbach Holding
ISIN performance DE0007193500 50,9 % DE0005493365 38,2 % DE0007314007 23,3 % ADE0005403901 13,8 % DE000KC01000 13,1 % DE0005875306 12,0 % DE0007235301 10,8 % DE000HLAG475 9,4 % DE000A12DM80 8,5 % DE0006083405 7,7 % Quelle: finanzen.net
Aufgrund der guten technischen Gesamtverfassung sollte das nächste technische Etappenziel im SDAX in diesem HausseZyklus bei 10.000 Punkten liegen. Beteiligt an dem Höhenflug waren die soliden „Überflieger“ im Index, die allein in den letzten drei Monaten einen Kurssprung bis zu 51 Prozent gemacht haben. Mit einem Plus von fast 52 Prozent binnen drei Jahren per Ende Mai hat das Börsenbarometer die beiden wichtigeren Indizes abgehängt. Der Deutsche Aktienindex (DAX) für die Standardwerte legte lediglich 21 Prozent zu, der MDAX für die mittelschweren Aktien immerhin knapp 44 Prozent. Der Technologieindex TecDAX distanzierte aber mit 67 Prozent sogar den SDAX. Der Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer, Autovermieter Sixt und der Aus rüstungsproduzent für Büros und Lagerhäuser, Takkt, gehören mit den Immobi lienwerten Ado Properties und TLG Immobilien zu jenen charttechnischen Perlen im Small Cap-Segment an der Deutschen Börse, die Chefanalyst Achim Matzke von der deutschen Commerzbank für neue, mittelfristige technische Käufe hervorhebt. Ande-
sdax Viele Nebenwerte sind weniger stark von konjunkturellen Schwankungen abhängig und entwickeln sich daher in wirtschaftlich schwachen Zeiten oft besser als Zykliker aus Bereichen wie Technologie, Automobil und Einzelhandel. Zudem sind Aktien kleinerer Firmen in der Vergangenheit oftmals unterbewertet gewesen. Auf der Suche nach interessanten Anlagemöglichkeiten gehen die großen Investoren inzwischen auch auf Werte aus der dritten Börsenreihe zu. Deren meist geringe Liquidität provoziert oft große Kursausschläge.
74 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
re der insgesamt 14 Favoriten mit charttechnischer Fundierung würden aufgrund der sehr deutlichen Kursgewinne in den letzten Monaten bereits eine mittelfristig überkaufte Lage aufweisen. (Zu-)Käufe hätten daher zurzeit prozyklischen Charakter. SIXT glänzt mit einer hohen operativen Marge Das Analysehaus Warburg Research hat die Einstufung für Sixt nach Zahlen zum ersten Quartal auf „Buy“ mit einem Kursziel von 61 Euro belassen. Der Vorsteuergewinn aus dem Vermietgeschäft sei trotz beträchtlicher Wachstumsinvestitionen solide ausgefallen. Die Privatbank Berenberg hat Sixt mit „Buy“ und einem Kursziel von 59,50 Euro in die Bewertung aufgenommen. Begründung: Der Autovermieter steche als Marktführer auf dem größten Mietwagenmarkt Deutschland durch außerordentlich hohe operative Margen heraus. Sixt habe eine starke Wettbewerbsposition durch sein großes Netzwerk, die Strategie und seine Markenstärke und dürfte einer der größten Profiteure der Branchenkonsolidierung in Westeuropa werden. TAKKT überrascht mit exzellenten Zahlen im zweiten Quartal Die Takkt AG gehört am deutschen Aktienmarkt zu den technischen Marathonläufern. Experte Achim Matzke charakterisiert die Aktie als Musterbeispiel für einen defensiven technischen Wachstumswert mit einer attraktiven Dividendenrendite (2,99 Prozent). Die Hamburger Privatbank Berenberg proklamierte „Buy“ mit einem Kursziel von 23 Euro. Der Büroausstatter könne nach überraschend starkem Jahresauftakt exzellente Zahlen für das zweite
°
Deutschland / SDAX AKTIEN
Koenig & Bauer ° 25-jährige Seitwärtsbewegung verlassen
ISIN
Quartal vorlegen. Zudem seien weitere Übernahmen möglich.
Kurs (08.07.2016) Marktkap. Umsatz 2016 e
Viele SDAX-Werte zahlen üppige Dividenden Viele Firmen aus dem MDAX und SDAX bewegen sich in einer Marktnische und haben es dadurch leichter, ihre Preise durchzusetzen. Die großen DAX-Unternehmen müssen sich hingegen im harten internationalen Wettbewerb behaupten, der die Preise diktiert. Dementsprechend attraktiv sind auch die Dividendenrenditen: Immerhin 21 Unternehmenspapiere locken mit Renditen von 2,11 Prozent (Grammer) bis 5,08 Prozent Prozent (Amadeus Fire).
° Top-Dividenden im SDAX Unternehmen DIv/Akie 2016 e div.-rendite Amadeus Fire 3,37 € 5,08 % DIC Asset 0,37 € 4,70 % Washtec 1,70 € 4,70 % Biotest Vz. 0,70 € 4,62 % Hamborner REIT 0,42 € 4,46 % Comdirect 0,40 € 4,08 % Capital Stage 0,15 € 3,95 % TLG Immobilien 0,72 € 3,75 % SAF Holland 0,40 € 3,74 % Gerry Weber 0,40 € 3,31 % Wüstenrot & Württ. 0,60 € 3,26 % Sixt 1,50 € 3,15 % TAKKT 0,50 € 2,99 % Wacker Neuson 0,40 € 2,92 % HHLA 0,52 € 2,87 % BayWa 0,85 € 2,83 % CEWE Color 1,60 € 2,77 % Bertrandt 2,50 € 2,46 % Indus Holding 1,00 € 2,29 % Borussia Dortmund 0,10 € 2,12 % Grammer 0,75 € 2,11 %
Buchwert/Aktie 2016 e
Die Aktie von Koenig & Bauer, deren Geschäftsschwerpunkt die Entwicklung, die Fertigung und der Vertrieb von kommerziellen Druckpressen und Papierzuführmaschinen ist, war lange Zeit wohl einer der am meisten unterschätzten Werte im SDAX. Erst Anfang 2015 startete der Titel bei sehr hohen Handelsvolumina an der Börse einen neuen Hausse-Trend, der an die massive Widerstands-Zone um 30 Euro heranführte. Diese verließ er im Mai und sprintete auf und davon, um im Juni nach +122 Prozent binnen Jahresfrist ein neues Allzeithoch bei 48,40 Euro zu markieren. Die technische Neubewertung der Commerzbank sieht als nächstes Etappenziel den Bereich um 50 Euro.
DE0007193500 42,45 € KGV 2016 e
15,6
699 Mio. € KGV 2017 e
12,7
1.131 Mrd. € KGV 2018 e
11,6
17,91 € Divid.-rend. 2016 e 1,25 %
Sixt ° Technische Bilderbuch-Hausse
ISIN Kurs (08.07.2016)
Stammaktie: DE0007231326 43,64 € KGV 2016 e
17,4
Marktkap.
1,94 Mrd. € KGV 2017 e
15,4
Umsatz 2016 e
2,42 Mrd. € KGV 2018 e
14,0
Buchwert/Aktie 2016 e
Die Sixt Stammaktien befinden sich seit März 2009 in einer langfristigen Aufwärtsbewegung. Sie hat damit sowohl die aktuell bei ca. 39 Euro liegende, steigende untere Trendkanallinie, als auch die parallele, obere Trendkanallinie bei ca. 55,50 Euro mehrmals getestet. Innerhalb des Trendkanals sorgt ein Wechselspiel von kurzfristigen Aufwärts trends und Konsolidierungen für eine intakte Aufwärtsbewegung. Die gute technische Gesamtlage signalisiert eine Fortsetzung der langfristigen Aufwärtsbewegung, wobei sich als nächstes mittelfristiges technisches Etappenziel der Bereich von 58 bis 60 Euro andeutet. Bis dahin ist noch ein weiter Weg.
22,47 € Divid.-rend. 2016 e 3,15 %
TLG Immobilien ° Defensiver Wachstumswert
ISIN Kurs (08.07.2016)
DE000A12B8Z4 18,52 € KGV 2016 e
16,9
Marktkap.
1,24 Mrd. € KGV 2017 e
15,4
Umsatz 2016 e
142 Mio. € KGV 2018 e
14,6
Buchwert/Aktie 2016 e
Unter den favorisierten Immobilienwerten erhöhte die US-Bank JPMorgan unter Beibehaltung der Empfehlung „Overweight“ das Kursziel von TLG Immobilien auf 22 Euro. Die Gewinnschätzungen (EPS) für die Jahre 2016 und 2017 wurden angehoben. Die Gesamterträge im europäischen Immobiliensektor ließen zwar etwas nach, das Aufwärtspotenzial sei aber insgesamt immer noch attraktiv, schrieb die Bank in einer Branchenstudie. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux erwartet 22,50 Euro. Die Aktie von Ado Properties wurde zwar noch im Mai von mehreren Banken mit „Buy“ bewertet. Die Spanne der Kursziele zwischen 34 und 36 Euro hat die Aktie aber schon weitgehend abgearbeitet.
15,34 € Divid.-rend. 2016 e 4,42 %
Quelle: http://mydividends.de/content/top-dividende-sdax
Juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 75
alternative investmentsPanorama HOTEL-CROWDINVESTING
unverändert vor großen Herausforderungen. Nicht nur die Mehrwertsteuererhöhung und der Fachkräftemangel machen der Branche zu schaffen, sondern auch strengere Eigenkapitalvorschriften nach Basel III erschweren weiterhin die Kreditvergaben durch Banken. So können oft notwendige Investitionen nicht wie geplant umgesetzt werden.Das Unternehmen furniRENT und der heimische Crowdinvesting-Marktführer Conda wirken dieser Problematik nun gemeinsam
Starke Worte ´´
„Investoren mit langfristigen Verpflichtungen sollten auch auf der Assetseite langfristig denken.“ Mercer-Experte CarlHeinrich Kehr bricht anlässlich der Präsentation der „European Asset Allocation Survey 2016“ seines Hauses eine Lanze für Private Equity-Investments im institutionellen Bereich.
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Kurs Basis 108,65 € 172,35 € 88,62 € 45,09 € 14,66 € 12,22 € 65,41 € 42,00 €
Basiswerte (unter anderem) Netgear, General Electric, Logitech, ... Facebook, Amazon, Netflix, ... Fresenius MED, Lifetech, Chemed, ... Gold Silber Strike 100,00 € 160,00 € 73,95 € 40,00 € 13,50 € 10,50 € 65,00 € 40,00 €
Koupon p.a. 6,00 % 8,00 % 5,35 % 8,00 % 5,50 % 6,50 % 9,00 % 9,00 %
Kurs 54,55 € 53,56 € 109,53 € 133,70 € 19,45 €
Emission seit Start 29.07.2015 8,02 % 15.09.2015 6,04 % 03.11.2015 8,41 % 28.10.2015 14,05 % 26.11.2015 36,85 %
Bewertungstag Max. Rendite p.a. 16.06.2017 5,13 % 16.06.2017 6,24 % 19.05.2017 6,32 % 16.06.2017 7,76 % 17.03.2017 7,89 % 17.03.2017 8,91 % 17.03.2017 10,89 % 17.03.2017 10,81 %
Laufzeit open end open end open end open end open end
Briefkurs 100,83 % 101,63 % 99,27 % 100,20 % 98,52 % 98,58 % 98,98 % 98,87 %
Stichzeitpunkt: 07. Juli 2016, alle Angaben ohne Gewähr
76 76 ° GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST juli/august 2016
credit: Finanz Monitor
Premiere. Die heimische Hotellerie steht
entgegen: Die Website hotel-crowdfunding.com eröffnet Hoteliers neue Finanzierungsoptionen und bietet Investoren gleichzeitig interessante Anlagemöglichkeiten.Das erste CrowdinvestingProjekt der Plattform, der Osttiroler Ortnerhof, ist seit Kurzem online. Anleger, die via hotel-crowd funding.com in ein Hotelprojekt investieren möchten, haben zwei verschiedene Varianten zur Auswahl. Beim sogenannten Gutscheinmodell erhalten die Unterstützer jährlich einlösbare Gutscheine der Hotels, außergewöhnliche Bonifikationen beim Vorkauf von Hotelaufenthalten und ganz persönliche Zusatzleistungen. Bei der Umsetzung in Form eines partiarischen Nachrangdarlehens erhalten die Anleger eine fixe Verzinsung des eingesetzten Kapitals und auch erfolgsabhängige Bonuszinsen. Zinsausschüttungen – in der Höhe von vier bis sieben Prozent p.a. – erfolgen jährlich, die Kapitalrückzahlung am Ende der Vertragslaufzeit.
ADVERTORIAL
ABERDEEN ASSET MANAGEMENT
Alternative Ertragsquellen im UCITS-Mantel
D
ie Bedeutung alternativer Investments nimmt zu. Denn Anlegern wird zunehmend klar, dass sie mit Hilfe von Investmentfonds, die alternative Strategien nutzen, aufgrund derer geringen Korrelation mit klassischen Assetklassen ihre Portfolios sinnvoll diversifizieren und verbesserte risikoadjustierte Erträge erzielen können. Anleger stehen vor zunehmenden Herausforderungen: Nicht nur erschwert das anhaltende Niedrigzinsumfeld die Suche nach rentablen Kapitalanlagen. Viele Investoren sind zudem über den aktuellen Zustand der Aktien- und Rentenmärkte und die zukünftig möglicherweise stärkeren Korrelationen zwischen den Assetklassen besorgt. Vor diesem Hintergrund hat die Nachfrage nach alternativen Investmentstrategien deutlich zugenommen, weil Anleger so ihre Erträge von traditionellen Assetklassen diversifizieren können. Hier wird der Bedarf weiter wachsen. Die Beratungsgesellschaft PwC geht beispielsweise davon aus, dass sich das Anlagevolumen in alternativen Anlagen bis zum Jahr 2020 auf 15,3 Billionen US-Dollar verdoppeln wird.
Liquidität, Transparenz und Regulierung diese Vehikel oft nicht nutzen. Hier setzen Fondslösungen wie der Aberdeen Alternative Strategies Fund an. Dieser bietet nun privaten und institutionellen Anlegern einen Zugang zu alternativen Investments in einer UCITS-regulierten Struktur mit täglicher Liquidität – auf Basis einer seit Jahren bewährten Strategie. OPTIMIERUNG VON BESTEHENDEN PORTFOLIOS Ziel des Fonds ist die risikokontrollierte Generierung von langfristigem Wachstum durch eine Kombination verschiedener alternativer Strategien. Der Fonds basiert auf einer „Manager of Managers“-Struktur – anstatt externe Produkte zu kaufen, wird das Portfolio mit einem ausgesuchten Pool von erstklassigen externen Fondsmanagern für alternative Investments zusammengestellt, die innerhalb des Fonds einzelne dezidierte Mandate betreuen. Dies erlaubt eine bessere Kontrolle und höhere Transparenz bei Investitionen, was zu einer wesentlich detaillierteren Risikoanalyse und schlussendlich zu mehr Liquidität führt. Der Aberdeen Alternative Strategies Fund bie-
EINE FRAGE DES ZUGANGS
CREDIT: beigestellt
Durch die Einbeziehung unterschiedlichster Anlageklassen und -konzepte führen alternative Investmentstrategien nicht nur zu positiven Diversifizierungseffekten, sie können insgesamt besser risikoadjustierte Erträge generieren. In der Vergangenheit waren die attraktivsten Chancen unter den alternativen Investments allerdings nur durch wenig regulierte und wenig liquide Offshore-Vehikel erhältlich, die Privatanlegern nicht zugänglich waren. Auch viele institutionelle Investoren konnten aufgrund ihrer Vorgaben im Hinblick auf Komplexität,
ABERDEEN ALTERNATIVE STRATEGIES FUND (STAND: 31.03.2016) Auflagedatum: 24. Dezember 2015 Fondsvolumen: 606 Mio. USD Fondstyp: UCITS (OEIC mit variablem Kapital) Domizil: Irland Anteilsklasse: A (EUR) Acc, thesaurierend ISIN: IE00BYW7KM88 Gebühren: Ausgabeaufschlag max. 5,00 % Laufende Kosten: 2,41 % Mindestanlage: 1.500 USD oder Gegenwert in einer anderen Währung
tet insbesondere die Möglichkeit, ein bereits bestehendes Portfolio zu optimieren – er wurde speziell für Anleger konzipiert, die ihre traditionellen Aktien- und Anleihenportfolios ergänzen möchten.
GLOBALE PLATTFORM FÜR ALTERNATIVE ANLAGEN Die globale Plattform für alternative Anlagen von Aberdeen besteht aus spezialisierten Anlageteams aus aller Welt. Innerhalb des Spektrums alternativer Strategien konzentrieren sich mehr als 100 Anlageexperten auf Multi-Manager-Research, Auswahl von und Portfoliomanagement für Hedgefonds-Strategien (einschließlich liquider alternativer Strategien), Private Equity und Private Debt, Immobilien und Sachwerte sowie Direktinvestitionen in Infrastrukturprojekte. Diese Teams sind ganz bewusst aus Mitgliedern verschiedener Altersgruppen und Sprachen zusammengesetzt, die vielseitige Fähigkeiten für die Auswahl, Anlage und Verwaltung von Portfolios mitbringen. Unser globaler Multi-Strategy- Ansatz bietet einzigartige Vorteile bei der Umsetzung und Erreichung kundenspezifischer Ziele. Insgesamt verwaltet Aberdeen im Bereich alternativer Anlagen ein Vermögen von 27,5 Milliarden Euro (Stand: 31.03.2016).
KONTAKTDATEN Aberdeen Asset Managers Limited Deutschland Branch Bettinastraße 53–55 60325 Frankfurt am Main, Deutschland E: thomas.body@aberdeen-asset.com E: diana.sippel@aberdeen-asset.com
www.aberdeen-asset.at
Disclaimer: Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück. Der Aberdeen Alternative Strategies Funds („der Fonds“) bildet Teil einer Umbrellastruktur, ist Teilfonds der Strategic Active Trading Funds PLC und in Irland zugelassen. Der Fonds ist ein OGAW-Fonds unter Irischem Recht. Die in diesen Marketingunterlagen enthaltenen Informationen stellen weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder Finanzinstrumenten dar. Zeichnungen von Fondsanteilen dürfen nur auf der Grundlage des letzten Verkaufsprospekts, der wesentlichen Anleger informationen („KIID“) sowie des letzten Jahres- bzw. Halbjahresberichts getroffen werden, die in Österreich bei der Zahl- und Informationsstelle UniCredit Bank Austria AG, Schottengasse 6-8, 1010 Wien sowie per E-Mail an info@sig-global.com kostenlos bezogen werden können. Herausgegeben von Aberdeen Asset Managers. Limited, einer in Großbritannien der Zulassung und Aufsicht der Financial Conduct Authority unterliegenden Gesellschaft.
JULI/AUGUST 2016 – GELD-MAGAZIN °
77
sommergespräch ° Interview mit Heiko Geiger, Vontobel
Aktienanleihen: Für ruhige Passagen
GELD ° Wie funktioniert eine Aktienanleihe?
Sie haben da noch eine Innovation emittiert…
Heiko Geiger: Die Emittenten kombinieren eine Geldmarktanlage mit dem Verkauf einer Put-Option (= das Recht, einen Basiswert zu einem bestimmten Kurs zu verkaufen) auf den zugrunde liegenden Basiswert. Aus diesem Verkauf resultiert die Prämie, die dem Anleger mit dem Geldmarktzins als fix vorgegebener Kupon ausgezahlt wird. Nur wenn der Kurs des Basiswertes am Bewertungstag unterhalb des Ausübungspreises der Put-Option liegt, wird diese ausgeübt und der Anleger erhält statt des Nennwertes eine entsprechend vorgegebene Anzahl an Aktien des Basiswertes ins Depot geliefert (bei Wertpapieren mit der Abwicklungsart ‚physische Lieferung‘). Die Kuponzahlung erfolgt aber in jedem Fall.
Ja, dabei handelt es sich um sogenannte Protect Multi Aktienanleihen mit mehreren Basiswerten und voller Partizipation an steigenden Kursen der Basiswerte. Diese Aktienanleihen erhöhen die Rendite-Chancen, da die Rückzahlung an die Entwicklung mehrerer Basiswerte gekoppelt ist. Je niedriger die Korrelation (Gleichlauf) der Basiswerte zueinander ist, desto höher kann die Kuponzahlung bzw. umso niedriger können die Barrieren ausfallen. Im Gegenzug fällt das Risiko im Vergleich zu klassischen Aktienanleihen deutlich höher aus. Nehmen wir als Beispiel die Protect Multi Aktienanleihe Quanto mit Partizipation auf Exxon Mobil Corp. / Royal Dutch Shell PLC / Total SA / BP PLC. Es macht Sinn, alle Basiswerte aus derselben Branche zu wählen, da dann die Korrelation meist hoch und das Risiko entsprechend niedriger ausfällt. Notiert mindestens einer der Basiswerte auch nur einmal auf oder unter seiner Barriere und erreicht am Ende nicht mehr den Wert des Basispreises, so erhält der Anleger einen Barausgleich, der auf Basis des Durchschnitts der Wertentwicklungen aller Basiswerte ermittelt wird. Liegt die durchschnittliche Wertentwicklung der vier Basiswerte z. B. bei plus 20 Prozent, so erhält der Anleger 120 Prozent (100 Prozent Basispreis plus 20 Prozent Partizipation an der Performance) des Nennbetrages ausbezahlt. Notiert mindestens einer der Basiswerte auch nur einmal auf oder unter seiner Barriere, so erhält der Anleger einen Barausgleich. Dabei wird stets die Wertentwicklung des Basiswerts mit der schlechtesten Wertentwicklung zugrunde gelegt. In diesem Fall kann der Auszahlungsbetrag zuzüglich der Verzinsung unter dem Kaufpreis des Wertpapiers liegen und der Anleger erleidet einen Verlust.
Wie erkennt ein Anleger, ob eine Aktienanleihe für ihn das richtige Investment ist?
Das ist eine sehr wichtige Frage. Jeder Anleger sollte sich vor einem Investment – egal in welchem Marktsegment – über seine Risikotragfähigkeit klar werden. So sollte der Anleger einen Basiswert auswählen, wenn er für diesen für die Länge der Laufzeit eine stabile (seitwärts oder leicht auf- bzw. abwärts) Wertentwicklung erwartet. Und er muss bereit sein, auf die Dividende zu verzichten und einkalkulieren, dass die Rückzahlung nicht in Cash (d.h. dem Nennbetrag) erfolgt, sondern in Aktien des Basiswertes, die wertmäßig dann unterhalb des Wertes des Nennbetrags liegen. Stark vereinfacht, lassen sich die Chancen und Risiken wie folgt beschreiben: Je niedriger der Basispreis, desto niedriger ist das Risiko, dass der Basiswert am Ende unterhalb des Basispreises liegt. Umso niedriger fallen dann aber die vereinnahmte Put-Prämie und damit der Zinskupon aus. Umgekehrt ist die Prämie umso höher, je
78 ° GELD-MAGAZIN – Juli/August 2016
Heiko Geiger, Head of Public Distribution, Bank Vontobel Europe AG
näher der Basispreis am aktuellen Aktienkurs gewählt wird, dann steigt die Wahrscheinlichkeit einer Aktienlieferung. Gleiches gilt, wenn die Schwankungsbreite des Basiswertes (Volatilität) vergleichsweise hoch ist, dann steigt auch die Put-Prämie, aber auch die Wahrscheinlichkeit einer Aktienlieferung. Ihre Produktpalette in diesem Marktsegment hat aber noch viel mehr zu bieten…
Das stimmt. So bieten wir auch sogenannte Protect-Aktienanleihen an. Diese verfügen über eine zusätzliche Kursschwelle unterhalb des Basispreises bei Emission. Berührt oder unterschreitet der Kurs des Basiswertes während der Laufzeit der Anleihe diese Barriere zu keinem Zeitpunkt, erhält der Anleger am Fälligkeitstermin in jedem Fall den Nennwert ausbezahlt, selbst wenn der Basiswert gefallen sein sollte. Wird die Barriere berührt bzw. durchbrochen, ist noch nicht alles verloren: Steigt der Basiswert bis zum Ende der Laufzeit wieder auf den Basispreis, wird der Nennwert ausbezahlt.
www.vontobel-zertifikate.de
credit: beigestellt
Bei erstklassigen deutschen Staatsanleihen sind die Renditen in den negativen Bereich abgesunken. Warum es Sinn machen kann, etwas Risiko zu übernehmen und in Aktienanleihen zu investieren, erklärt Heiko Geiger, Head of Public Distribution Europe bei der Schweizer Privatbank-Gruppe Vontobel. Wolfgang Regner
Der Wirtschaftspreis fĂźr nachhaltig erfolgreiche Unternehmen Das WirtschaftsBlatt und seine Partner KSV1870 und PwC Ă&#x2013;sterreich suchen zum 18. Mal die erfolgreichsten Unternehmen des Landes.
! n e h c i e r n i e t Jetz /alc t a . v s k . w w unter w 6 1 0 2 r e b m bis 2. Septe
rohstoffe ° Aktuelle Trends
Rohöl ° Nur kurzer Schock durch Brexit Risikoscheu. Auch den Ölpreis hat der Brexit keineswegs kalt gelassen, in den ersten Tagen nach dem Votum mussten Kursverluste hingenommen werden. Die Begründung dafür war, dass Großbritanniens Austrittsentscheidung die an den Märkten ohndies weit verbreitete Risikoaversion noch weiter anführte. Dass der Brexit allerdings die Weltwirtschaft in die Rezession stürzen und somit die Erdölnachfrage massiv dämpfen könnte, ist nicht zu erwarten. Kaum beachtet wurden innerhalb des Brexit-Trubels Medlungen über die Schließung von USÖlbohrplattformen, die jetzt aber auch nicht von entscheidender Bedeutung für die Zukunft des schwarzen Goldes sind. Allen Ängsten, der unsicheren Zukunft der EU und den chaotischen politischen Zusänden im Vereinigten Königreich zum Trotz, ist also ein nachhaltiger Rückfall des Ölpreises aus fundamentaler Sicht kaum zu rechtfertigen. Deshalb war auch bald nach dem Rohöl (Sorte Brent) Referendum wieder eine Erholung der wichtigen Ölsorten zu registrieren. „Wir sehen Rohöl der Sorte Brent mit 55 Dollar pro Barrel zum Jahresende 2016 als fair bewertet an“, so Jan-Hendrik Hein, Head of German Speaking Regions von ETF Securities. Dies entspricht dem 75. Perzentil der Kostenkurve der Ölproduktion, an der es gewöhnlich zu einer Angebots- und Nachfragereaktionen kommt. Fazit: So wie es momentan aussieht, kann der Brexit die langsame Erholung des Ölpreises nicht aufhalten. (hk)
Silber ° Sicherer Hafen Silber
dung für den Austritt Großbritanniens aus der EU wurde Gold – siehe Artikel rechts oben – neues Leben eingehaucht. Wie präsentiert sich nun das aktuelle Umfeld der Verunsicherung für den „kleinen Bruder“ Silber? Nicht schlecht, wenn man Experten wie Nitesh Shah, RohstoffStratege bei ETF Securities, Glauben schenkt. Er kommentiert: „In der Folge des Brexit ist Silber um 10,2 Prozent gestiegen und kann, ähnlich wie Gold, während Markterschütterungen als sicherer Hafen für Anlagen fungieren. Long Positionen am Silber Futures Markt erreichten letzte Woche Höchststände, da Investoren eine sichere Anlage zur Wertbewahrung suchten.“ Der Experte weist ebenfalls darauf hin, dass die derzeitigen Einstiegspreise und die starken langfristigen Wachstumstreiber für das glänzend weiße Metall überzeugend sind: „Die enge Korrelation von Silber mit Gold zeigt auch dessen defensiven Charakter. Historisch gesehen ist Silber im Vergleich zu Gold relativ günstig. Silber liefert in Zeiten von Markterschütterungen, wie wir sie derzeit erleben, üblicherweise eine gute Performance.“ Zusätzlich zu diesen defensiven Eigenschaften biete Silber durch seinen hohen industriellen Nutzwert die Möglichkeit einer positiven Preisentwicklung, vorausgesetzt, die Konjunktur wächst weiter. Die Nachfrage sei weiterhin gut, während Kürzungen bei Investments in Minen das Angebot drücken würden. (hk)
80 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
Im Zeichen des BREXIT: Gold und andere Edelmetalle profitieren von der Unruhe rund um den Austritt des Vereinigten Königreichs.
Im Aufwärtstrend ° Auch Silber profitiert vom Brexit-Schock: Der Chart stieß nach der Entscheidung weiter kräftig nach oben vor, wobei der Aufwärtstrend bereits Anfang des Jahres eingeleitet worden ist. Fundamental sprechen auch gute Nachfrage und knappes Angebot für Silber.
Mexiko Peru China Australien Chile
4500 Tonnen 4000 Tonnen 4000 Tonnen 1900 Tonnen 1400 Tonnen
CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock
BREXIt-Gewinner. Nach der Entschei-
°
Aktuelle Trends rohstoffe
Gold ° „In Gold we Trust“ Comeback. Auf US-Banknoten befindet sich bekanntlich der Spruch „In Gold we Trust“, in Abwandlung davon wurde jetzt eine aktuelle Studie der Incrementum AG mit „In Gold we Trust“ übertitelt.Darin heißt es: „Gold ist zurück! Mit der stärksten Quartals-Performance seit 30 Jahren stieg das Edelmetall aus dem Bärenmarkt empor. Ausschlaggebend für das Comeback ist die steigende Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Genesung der Post-Lehman-Ökonomie. Die generelle Unsicherheit nimmt im Zusammenhang mit den jüngsten Entwicklungen rund um den Brexit nochmals zu.“ Die Stunde für inflationssensitive Anlagen hat nach Meinung der Studienautoren Ronald-Peter Stoeferle und Mark J. Valek jetzt geschlagen: „Neben Gold sind auch Silber und Minenaktien höchst interessant. Nach einer mehrjährigen Rosskur ist es nun wahrscheinlich, dass Minentitel nun einen deutlich höheren Hebel auf steigende GoldGold preise aufweisen“, so die Experten. Sie fühlen sich von den Ereignissen der jüngeren Vergangenheit bestätigt und halten an dem vor zwölf Monaten geäußerten Kursziel für Juni 2018 von 2300 US-Dollar fest. Somit wäre noch einige Luft nach oben vorhanden, obwohl der Goldpreis – nicht zuletzt im Zuge des überraschenden Brexit – bekanntlich bereits kräftig angezogen hat. Anfang Juni notierte die Feinunze bei rund 1350 Dollar, der Trendpfeil ist stark nach oben gerichtet. (hk)
Kupfer ° Wenig Reaktionen Kupfer
Resistent ° Der Brexit zeigte kaum Auswirkun gen auf die Entwicklung des Kupferpreises. Ein Rückfall der chinesischen Wirtschaft könnte hingegen die Nachfrage nach dem Industriemetall deutlich negativ beeinflussen. Die meisten Experten rechnen aber nicht mit einem hard landing Chinas.
Chile Peru USA Indonesien China
160.000 Tonnen 63.000 Tonnen 35.000 Tonnen 31.000 Tonnen 30.000 Tonnen
Keine Belastung. Kupfer ist ein sehr
sensitives Industriemetall und somit auch ein vielbeachteter Indikator („Dr. Copper“ genannt) für die Entwicklung der weltweiten Konjunktur. Wie hat sich nun der Brexit auf den Kurs von Kupfer ausgewirkt? Die Antwort lautet: Die Reaktion an den Märkten ist als eher bescheiden zu bezeichnen. Mit 23.000 Tonnen im vergangenen Jahr ist der Konsum von Kupfer in Großbritannien auch eine zu vernachlässigende Größe. Daher überrascht es kaum, dass der Brexit bisher keine breiten Spuren hinterlassen hat, wie auch die Experten der UniCredit im aktuellen „Metals Weekly“ schreiben. Die Analysten werden weiters auf der Online-Plattform godmode-trader.de zitiert: „Eine Ansteckung ganz Europas könnte aus fundamentaler Sicht ein größeres Problem sein. Das Risiko sollte sich während der Sommermonate klären, doch bis dahin könnten die Metallpreise stärker schwanken und relativ richtungslos sein“, so die UniCredit. Aber auch China rückt wieder in den Mittelpunkt: Das Reich der Mitte konsumiert rund elf Millionen Tonnen Kupfer pro Jahr, wobei das Land bekanntlich schon einmal bessere wirtschaftliche Zeiten gesehen hat. Ein hard landing könnte auch die Nachfrage nach dem Metall einbrechen lassen. Die Prognose der UniCredit-Analysten für den Kupferpreis im dritten Quartal liegt weiterhin bei 4800 US-Dollar je Tonne. (hk)
Juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 81
IMMOBILIENPanorama ITALIEN
Land des Monats
ECKDATEN (Italienische Republik)
Parlamentarische Republik Rom Italienisch sowie anerkannte Minderheitensprachen (regional) Staatsoberhaupt Sergio Mattarella Regierungschef Matteo Renzi Fläche 301.338 km2 Einwohner etwa 60,7 Millionen Bevölkerungsdichte rund 201,4 pro km2 Währung Euro Kfz-Kennzeichen I Internet-TLD .it Internat. Telefonvorwahl +39 Unabhängig seit 1861 (Einheit Italiens) Nationalfeiertag 2. Juni Größte Städte Rom, Mailand, Neapel, Turin, Palermo, Genua Verwaltungsgliederung 20 Regionen Nachbarstaaten Frankreich, Österreich, San Marino, Schweiz, Slowenien, Vatikanstadt Höchste Erhebung Mont Blanc (4810 m, umstritten), Gran Paradiso (4061 m) Staatsform Hauptstadt Amtssprache
IMMO-APPETIT. Europäische Immobilien stehen bei Großanlegern offenbar hoch im Kurs. „Wir konnten letztlich einen wahren Appetit von Investoren auf europäische Immobilien feststellen. Das hängt damit zusammen, dass die Region sich am Beginn einer Erholungsphase befindet und die Preise, verglichen mit anderen Regionen, nach wie vor attraktiv sind“, so Guillaume Cassou von der Private EquityGesellschaft KKR & Co., die erst kürzlich 739 Millionen Dollar für ihren ersten europäischen Immobilienfonds einsammeln konnte. Neben deutschen Immobilien und WohnimmobilienProjekten in spanischen Städten interessiert sich KKR laut einem Bloomberg-Bericht vor allem für Einzelhandels- und Büroobjekte in Italien, die aktuell besonders preiswert zu bekommen seien.
STARKE WORTE ´´
„Was ein Bürogebäude ist
und was es können muss, wird künftig neu gedacht werden.“
„Wir bleiben
Österreich treu!“
Rainer Thaler, Geschäftsführer von Investa Capital
Beck legt sich im Inter-
Büroimmobilienmarkt
view mit dem Wirtschafts-
im Wandel begriffen.
Blatt auf den Standort
Gemeinsam mit Union
Österreich fest. Weder
Investment hat ICM
82
Conwert CEO Wolfgang
Management, sieht den
die Börsennotiz, noch der
kürzlich einen ersten Spezial-AIF aufgelegt,
Firmensitz in Wien seien in Gefahr. Auch ein
der Institutionellen Zugang zu sogenannten
doppeltes Listing in Wien und Frankfurt werde
Campus-Immobilien bietet.
derzeit nicht angestrebt.
° GELD-MAGAZIN – JULI/AUGUST 2016
Kauf einer Immobilie oder ist eine Miete sinnvoller? Die Frage „mieten oder kaufen“ dürfte viele Österreicherinnen und Österreicher bereits ein- oder mehrmals beschäftigt haben. ImmobilienScout24 stellt Wohnungsuchenden mit dem Kauf-Miet-Indikator nunmehr eine Entscheidungshilfe zur Seite. Das Online-Portal errechnete dabei, wie viele Jahre man eine durchschnittliche Wohnung mieten könnte, um den Kaufpreis zu erreichen. Das Ergebnis: Obwohl am Immobilienmarkt eine Beruhigung eingetreten ist und die rasanten Preisanstiege momentan der Vergangenheit angehören, ist laut dem aktuellen Kauf-Miet-Indikator der Kauf einer Immobilie aufgrund des hohen Preisniveaus bei Eigentum nur noch in St. Pölten und Eisenstadt empfehlenswert. „Rein analytisch ist das Mieten von Wohnungen in der Mehrheit der österreichischen Landeshauptstädte derzeit die günstigere Variante“, so Christian Nowak, Geschäftsführer von ImmobilienScout24 in Österreich. Aus ökonomischer Sicht gar nicht sinnvoll ist ein Immobilienkauf aktuell – wenig überraschend – in Wien und Salzburg. In den beiden Städten müssten Konsumenten eine Wohnung 31 beziehungsweise 32 Jahre lang mieten, um den durchschnittlichen Kaufpreis von Eigentum in dieser Region zu erreichen. Der Trend zum Eigenheim ist laut Christian Nowak trotzdem ungebrochen: „Der Kauf einer Immobilie ist selten rein ökonomisch motiviert, sondern beinhaltet in der Regel auch einen hohen emotionalen Faktor. Die Eigentumsquote liegt bei 49 Prozent, damit ist jeder zweite Österreicher auch Besitzer seines Domizils.“
KAUFEN – vs. – MIETEN
CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
PARADIGMENWECHSEL. Lohnt sich der
°
Interview mit Roger Interview Bundi, CIO mit Mario Watamar Kmenta, Assettrivium Management gmbh sommergespräch
Immobilien-Projekte boomen trivium bietet Beteiligungen an Immobilien-Projekten an. Und das Geschäft läuft ganz hervorragend. Investoren erzielten über den durchschnittlichen Projektzeitraum von drei Jahren eine Rendite von 13,7 Prozent p.a.* Das GELD-Magazin sprach mit Geschäftsführer Mario Kmenta über sein Business. Mario Franzin
gemeinsam mit Kunden Immobilien-Projekte und beteiligen sie dann am Gewinn. Das sind keine langfristigen Immobilien-Investments?
mario Kmenta: Das kommt darauf an. Auf Wunsch können wir natürlich auch eine Immo bilie einfach vermitteln und der Kunde behält sie langfristig als Mietobjekt. Unser Kerngeschäft ist es aber, interessante Projekte zu realisieren. Wir kaufen z.B. ein Zinshaus, sanieren es, bauen den Dachboden aus und verkaufen es weiter – oder wir verkaufen die einzelnen Einheiten, z.B. als Vorsorgewohnungen. Das funktioniert in den österreichischen Ballungsgebieten Wien, Graz oder auch in Vorarlberg blendend. Da ist die Nachfrage anhaltend hoch. Neben Wohn immobilien setzen wir aber auch zahlreiche Gewerbeimmobilien-Projekte um.
Jahren und der Messbarkeit des Erfolgs anhand des realisierten Gewinns bieten wir auch völlige Transparenz. Die Investoren haben bei uns das Recht zur Büchereinsicht und können jederzeit den Fortschritt des Projektes und die Einhal tung des Businessplans überprüfen. Das wird zum Teil auch weidlich genützt, da viele unserer Kunden selbst Steuerberater oder Anwälte sind. Wie liefen die Projekte in der Vergangenheit? Mit welcher Rendite konnten die Kunde abschließen?
Im Durchschnitt – über alle unsere abgeschlos senen Projekte gerechnet – lag die Laufzeit bei drei Jahren und der Kunde hatte nach Abzug al ler Spesen einen Ertrag von 13,7 Prozent p.a.* Bei dieser Rendite muss man auch von einem Risiko ausgehen. Wie schaut das aus?
Wie ist der Kunde da beteiligt?
Unser Kunde bzw. Investor stellt einer für ein Projekt gegründeten Gesellschaft Eigenkapi tal zur Verfügung, das über einen Bankkredit vervier- bis verfünffacht wird. Bei vielen Pro jekten investieren wir auch selbst mit – z.B. unlängst 400.000 Euro in ein Sanierungs-Pro jekt in Graz. Das heißt, der Eigenkapitalanteil der Projektgesellschaft, an der der Investor ent sprechend seiner Einlage beteiligt ist, liegt in der Regel bei etwa 20 bis 25 Prozent. Dann ent wickeln wir das Immobilien-Projekt über eine Dauer von zwei bis fünf Jahren und realisieren den Gewinn. Dieser fließt unmittelbar danach mit dem ursprünglich investierten Kapital an den Kunden zurück. Der Gewinn wird zwi schen Investor und uns 50:50 geteilt. Die Hälfte an uns ist unser Honorar. Damit geht der Inves tor sicher, dass wir das allergrößte Interesse an einem Erfolg des Projektes haben. Neben der zeitlichen Überschaubarkeit von zwei bis fünf
Mario Kmenta, geschäftsführender Gesellschafter der trivium gmbh
Unsere Investoren sind Miteigentümer der Pro jektgesellschaft und natürlich gehen sie damit ein unternehmerisches Risiko ein. Es kann im schlimmsten Fall passieren, dass wir nicht den Gewinn entsprechend unserer Planung machen – z.B. wenn wir nicht die erwarteten Verkaufs erlöse erzielen. Sollte dieser Fall eintreten – den wir bislang nur einmal hatten –, überlegt man einen Plan B. Zum Beispiel die Immobilie be halten, Einheiten zu vermieten und das Geld dann so zu verdienen. Letztendlich besitzt man trotzdem einen realen Wert. Am Immobilienmarkt wird über eine Preisblase gemunkelt. Besteht da nicht die Gefahr eines Preisrückganges? Vielleicht auch durch die Unsicherheit in der EU – Stichwort Brexit?
Wir können keine Preisblase bei Immobilien entdecken. Im Gegenteil, in Österreich be kommt man in den Ballungsgebieten kaum Projekte. Zum Beispiel wächst Wien jedes Jahr
um 30.000 bis 40.000 Einwohner. Sie bekom men derzeit keine billigen Wohnungen, obwohl relativ viel gebaut wird. Aber alle wollen in der Stadt wohnen, in der Nähe des Arbeitsplatzes und mit guter Infrastruktur. Ein Ende dieser Nachfrage ist nicht abzusehen und das Angebot wächst nach wie vor langsamer als die Nachfra ge. Ich mache mir da über die Entwicklung der Immobilienpreise überhaupt keine Sorgen. Sie haben auch nach den Auswirkungen des Brexit gefragt: Ich bedaure persönlich die Zer fallserscheinungen in der EU. Wirtschaftlich gesehen konnte uns als Immobilienentwickler aber gar nichts Besseres passieren. Wir haben in letzter Zeit vermehrt Anfragen nach Immobi lienbeteiligungen, weil viele Leute aufgrund der Unsicherheit an den Aktienmärkten ihre De pots auflösen und nach realen Werten suchen. Da sind sie im Immobilienbereich natürlich gut aufgehoben. www.trivium.at
* Disclaimer: Historische Renditen sind Erfahrungswerte aus der Vergangenheit und lassen sich nicht unbedingt in die Zukunft übertragen.
Juli/August 2016 – Geld-Magazin ° 83
credit: beigestellt
GELD ° Herr Kmenta, Sie entwickeln für bzw.
immobilien ° Kauf oder Miete
Wenn die Bank ins Grundbuch geht Mieten oder Kaufen ist für vor allem für jüngere Menschen die Gretchenfrage. Dabei ist aber nicht nur das Geld entscheidend. Denn Mobilität ist in der Arbeitswelt gefragt und ein Mietvertrag schneller aufgelöst als ein Haus verkauft. Im Bundesländervergleich zeigt sich ein deutliches Ost-West-Gefälle. Wolfgang Freisleben ie aktuelle Konstellation von stei genden Mieten und extrem niedrigen Zinsen lässt vor allem jüngere Menschen unter 40 darüber nachdenken, ob sie mit dem Kauf einer Wohnung oder eines Hauses nicht besser beraten wären als mit einer Miete. Denn die Überlegung, die einstige Mietzahlung zur Rückzahlung einer Fremd finanzierung zu verwenden, den Gegenwert der Miete somit zu Eigentum zu machen und gleichsam in die eigene Tasche zu zah len, hat natürlich viel Charme. Miete be zahlt man schließlich ein Leben lang. Sie steigt nachhaltig, weil dort nicht nur Infla tion, sondern auch Finanzierungszinssätze einfließen. Darlehen und Kredite hingegen sind irgendwann einmal getilgt. Inflation entwertet einen gleichbleibenden Kredit betrag, gemessen an einem steigenden Ein kommen und womöglich der Wertsteige rung der Immobilie. Aber Inflation bedeu tet gleichzeitig höhere Zinsen und eine Erhöhung von 1,5 auf drei Prozent p.a. – immerhin eine Verdoppelung der Zins kosten, ein durchaus realistischer Zinssatz von 4,5 Prozent eine Verdreifachung. Bereits jung mit Wohneigentum zu star ten bringt u.a. den Vorteil, dass die Kredit laufzeit länger sein kann. Man gibt Geld für Wohnen statt für Konsum aus. Wer bereits konkret mit dem Erwerb einer Immobilie liebäugelt, sollte sich aber nicht auf den Kauf eines neuen Objekts versteifen. Second Hand-Wohnungen oder -Häuser sind oft günstiger als komplette Neubauten. Auch Genossenschaften bieten attraktive Mög lichkeiten, die allerdings mit Wartezeiten verbunden sind. Bei näherem Hinsehen ge stalten sich die Überlegungen also nicht ge rade simpel. Der Standort der Liegenschaft
84 ° GELD-MAGAZIN – Juli/august 2016
spielt gleichfalls eine große Rolle. Junge Menschen erhoffen sich natürlich, nach den ersten Berufsjahren in einen besser bezahl ten Job zu wechseln. Doch die Zeiten haben sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Bessere Jobs gibt es nicht mehr „vor der Haustür“. Mobilität ist gefragt. Ein Miet vertrag ist dann schnell aufgelöst. Aber das Eigentum an Haus oder Wohnung aufzuge ben ist wesentlich komplizierter. Es kann Monate dauern, bis ein Käufer gefunden ist, der den erwarteten Preis zu zahlen bereit ist. Da sollte das Heim aber bereits geräumt und die neue Bleibe bezogen sein. Die Fi nanzierung in dieser Konstellation wird dann zum Problem: Denn während die eine Fremdfinanzierung noch offen ist, muss für den Ankauf des neuen Wohnsitzes gleich falls eine Finanzierung aufgestellt werden. Mieten um durchschnittlich 14,9 Prozent gestiegen Tatsache ist, dass der Trend österreich weit eher in Richtung Miete geht und beina he jeder Zweite in einer Mietwohnung lebt. Der Grund dafür liegt auch in der gesamt gesellschaftlichen Entwicklung, die weniger gefühlte Sicherheit bietet als früher. So kön nen immer weniger Personen über einen längeren Zeitpunkt mit einer fixen Summe kalkulieren und schrecken daher vor einer verpflichtenden monatlichen Belastung (womöglich über Jahrzehnte) durch einen Kredit zurück. Auch der Umstand, dass es immer mehr Singles gibt, spielt eine Rolle – vor allem diese sehen in einer fremdfinan zierten Eigentumswohnung eher Nachteile als Vorteile. Allerdings steigen die Mieten stetig an – in den letzten fünf Jahren österreichweit
laut Erhebung der Statistik Austria um durchschnittlich 14,9 Prozent. Privat ver mietete Wohnungen um 16,5 Prozent. Ge nossenschaftswohnungen sind um 12,9 Prozent teurer als noch vor fünf Jahren. Die durchschnittliche Miete bei Neuvermie tungen beträgt 8,7 Euro pro Quadratmeter, die Miete einer 70-Quadratmeter-Wohnung somit durchschnittlich 609 Euro. Wobei die regionalen Unterschiede bei den Wohnkosten enorm sind. Wien ist mit durchschnittlich 9,40 Euro pro Quadratme ter laut Immobilienpreisspiegel des ImmoFachverbands der Wirtschaftskammer (WKO) und einer Steigerung binnen Jah resfrist um 2,5 Prozent am teuersten – doch zumindest dort weiß man, dass manche Vermieter, gemessen an den Bestimmungen des Mietrechtsgesetzes (MRG), auch zu viel verlangen. Salzburg folgt mit 8,10 Euro pro Quadratmeter (+1,6%) Vorarlberg mit 8,90 (+2,8%) und Tirol mit 8,10 Euro (+1,6%). Kärnten ist mit 5,75 Euro pro Quadratmeter (+1,8%) vergleichsweise billig, genauso wie Niederösterreich mit 6,20 Euro (+1,9%), die Steiermark (6,0 Euro, +1,4%), Oberöster reich 6,3 (+1,6%) und das Burgenland (6,0 Euro). Für Ordnung im Mietwesen sorgt der §16 Abs. 2 Mietrechtsgesetz (MRG), in dem die Berechnung von Richtwertzinsen vorge schrieben ist, an denen sich die Vermieter zu orientieren haben. Wobei die verschie denen Kategorien von A (Bestausstattung) bis D entscheidend sind. Immobilien stehen weiterhin hoch im Kurs „Betongold“, also Eigentumswohnung oder Haus, ist erstmals seit 2006 für die
credit: Shutterstock
D
°
Kauf oder Miete immobilien
ÖsterreicherInnen die at traktivste Spar- bzw. Anlageform. Wie eine im Mai 2016 veröffentlichte GfKErhebung ergeben hat, liegt der jahrelang auf Rang eins thronende Bausparvertrag nur noch an dritter Stelle der Beliebtheits skala. Die hohe Nachfrage vor dem Hinter grund extrem niedriger Finanzierungszin sen hat die Immobilienpreise in den letzten Jahren gehörig in die Höhe getrieben. Allein gegenüber dem Vorjahr sind die Preise von Baugrundstücken für freistehende Einfami lienhäuser neuerlich gestiegen. Den höchs ten Anstieg gab es mit einem Plus von 5,1 Prozent im Bundesland Salzburg, den ge ringsten mit einem Plus von 1,5 Prozent in Tirol. Absoluter Spitzenreiter war erneut Wien, am günstigsten waren Baugrund stücke in der Steiermark. Bei Einfamilienhäusern gab es nur mo derate Preissteigerungen: die höchsten mit 3,5 Prozent in Tirol sowie 3,3 Prozent in der Steiermark. Die relativ stabilen Preise von Reihenhäusern waren nach wie vor in der Steiermark am niedrigsten, in Wien am höchsten. Bei Eigentumswohnungen im Erstbe zug zeigen sich im Bundesländervergleich deutliche Unterschiede: Während in Tirol die Preise mit 4,7 Prozent am stärksten ge stiegen sind, hat es in Niederösterreich einen Preisrückgang um sechs Prozent ge geben. Bei gebrauchten Eigentumswoh nungen hat sich der Höhenflug der Preise weiter eingebremst. Ausnahme ist Tirol, wo die Durchschnittspreise in diesem Segment um 10,2 Prozent zugelegt haben.
Kauf mit Hypothekardarlehen nur mit Grundbuch möglich Wer Wohnung oder Haus kaufen will und die Kaufsumme nicht in bar bezahlen kann, kommt an einem Hypothekardarle hen kaum vorbei – es sei denn, es steht ein Bausparkredit zur Verfügung. In jedem Fall sichert sich die Bank ab, indem sie „ins Grundbuch geht“. Kann der Kredit nicht ab bezahlt werden, geht das Eigentum an die Bank über. Am Anfang steht bei allen Kreditansu chen die Prüfung der Bonität des Kunden und das Schätzgutachten über den Wert der Immobilie. Dabei zahlt es sich aus, über das eigene Bundesland hinaus Banken zwecks eines Vergleichs zu kontaktieren – auch mit dem Risiko, im internen Bankeninfosystem gespeichert und eventuell mit schlechterer Bonität versehen zu werden. Daher sollte man möglichst anonym bleiben und einen Kreditvergleich offen ansprechen. Wer über so hohe Eigenmittel verfügt, dass er nur einen geringeren Teil an Fremd mitteln benötigt, der wird sich bei der Ver handlung mit einer Bank natürlich leicht tun. Mit den meist geforderten 30 Prozent Eigenkapital muss man sich aber schon als verlässlicher Zahler vorstellen können und einen entsprechenden Einkommensnach weis vorlegen, aus dem sich die Zahlungsfä higkeit über eine weite Strecke der Laufzeit ableiten lässt. Ein sicherer Beruf mit einem geregelten Einkommen ist Banken sehr viel wert. Auch zusätzliche Sicherheiten oder Bürgen erleichtern das Projekt. Fast drei Viertel der Befragten einer TNS-Umfrage waren im Jahr 2013 der Mei nung, dass es schwieriger ist, Eigentum zu erlangen, als noch zehn Jahre zuvor. Genau so viele waren besorgt, ob sich junge Leute Eigentum überhaupt noch leisten können. 25 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 29 Prozent der 25- bis 34-Jährigen sparten fürs Wohnen. Seither haben sich die Rahmenbe dingungen aber nicht gebessert. Im Gegen
teil: Die Preise für Häuser und Wohnungen sind erheblich gestiegen. Immobilien-Profi Werner Bernkopf zweifelt allerdings an einschlägigen Umfra gen mit dem Ergebnis, dass die Wohnkosten in den eigenen vier Wänden vor allem auf grund der tiefen Kreditzinsen derzeit nur halb so hoch sind wie in einer gemieteten Wohnung. Er verweist auf andere Studien mit der Aussage, dass kaufen lediglich zehn Prozent günstiger sei als mieten. „Außer dem gibt es beachtliche regionale Diffe renzen“, so Bernkopf. Und verweist auf Nachteile: Frühe Bindung an einen Ort und Unsicherheit über die Entwicklung in der Zukunft. Andererseits könne die Wohnung jederzeit wieder verkauft werden – vielleicht ohne großen Verlust, unter Umständen so gar mit Gewinn. Finanzberater Gerhard Massenbauer hält mit dem Argument dage gen, dass die Liegenschaftspreise wegen der niedrigen Zinsen für spekulative Käufe be reits sehr hoch seien und mit Zinserhö hungen die Preise fallen würden. die zeit der niedrigen Zinsen wird irgendwann zu ende sein Jede Kaufüberlegung „auf Kredit“ setzt eine Gewissheit über die Folgekosten vo raus. Das beginnt bei der Annuität, die sich bei konstanten Rückzahlungsbeträgen (Ra ten) aus einem Zins- und einem Tilgungs anteil zusammensetzt. Da mit jeder Rate ein Teil der Restschuld getilgt wird, verringert sich der Zinsanteil zugunsten des Tilgungs anteils. Am Ende der Laufzeit ist die Kredit schuld vollständig getilgt. Der Zinssatz wird über die komplette oder nur eine begrenzte Kreditlaufzeit festgeschrieben, nach der va riable Marktzinsen verrechnet werden. Die Tilgung sollte im ersten Jahr mindestens ein Prozent der Kreditsumme betragen. Ange sichts von derzeit äußerst tiefen Zinsen ist es durchaus wahrscheinlich, dass diese in fünf oder zehn Jahren klar über dem heu tigen Niveau liegen.
Juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 85
VERSICHERUNGPanorama versicherung schweiz
die aus dem Hause EY kam kürzlich zu dem Schluss, dass bis zum Jahr 2030 45 Prozent der Schweizer Versicherungsgesellschaften aus dem (Heimat-)Markt gedrängt werden
ECKDATEN (Schweizerische Eidgenossenschaft)
Staatsform Föderale Republik Hauptstadt Bern (Bundesstadt) Amtssprache Deutsch, Französisch, Italienisch, Rätoromanisch Staatsoberhaupt Bundesrat als „Kollektives Staatsoberhaupt“ Fläche 41.285 km2 Einwohner etwa 8,3 Millionen Bevölkerungsdichte: rund 201 pro km2 Währung Schweizer Franken BIP (2014) 645 Milliarden Schweizer Franken Kfz-Kennzeichen CH Internet-TLD .ch Internat. Telefonvorwahl +41 Gegründet 1291 Nationalfeiertag 1. August Größte Städte Zürich, Genf, Basel, Lausanne, Bern Verwaltungsgliederung 26 Kantone Nachbarstaaten Deutschland, Frankreich, Italien, Liechtenstein, Österreich Höchste Erhebung Dufourspitze (4634 m)
VERANSTALTUNG
INSURANCE INNOVATION DAY
MOI – THE MAGIC OF INNOVATION
T
HE MAGIC OF INNOVATION wurde für trendbewusste Manager der österreichischen Versicherungsbranche geschaffen, die bereit sind, die Erwartungen der neuen Generationen zu verstehen. Das Event MOI zeigt die verschiedensten Möglichkeiten neuer Technologien auf, behandelt unter anderem Themen wie Digitalisierung, Mobilität und Konnektivität. Es werden ungenutzte Chancen aufgedeckt und Lösungen für aktuelle Probleme gefunden. Mit diesem Event wird ein starkes Zeichen in der Versicherungswelt, ganz nach dem Motto: „CONNECTED WORLD“, gesetzt. Die Kundenerwartungen in der Versicherungsbranche steigen tagtäglich. Es ist da-
86 ° GELD-MAGAZIN – Junli/august JULI/AUGUST 2016 86 2016
her sehr wichtig zu wissen, welche Trends die Zukunft bestimmen werden und wie man als Versicherer erfolgreich Strategien dafür entwickeln kann. Neue Chancen und neues Wissen, Trends und Zukunftsmanagement, Ideen und Lösungen schneller und systematisch finden: das ist das Ziel dieser Veranstaltung. Was erwartet dieTeilnehmer? NEW TRENDS to use! MOI, das sind spannende Fachvorträge von bekannten Branchenexperten wie Munich Re, Swiss Re, Zürich Versicherung AG, Nürnberger Versicherung AG. Es wird ein Workshop-Hopping mit Top-Experten angeboten und motivierte Start-ups erzählen ebenfalls ihre
Erfolgsgeschichten. Weiters begeistert die Networking-Area nicht nur kulinarisch, sondern es stehen auch geballtes Insider-Knowhow und aktives Netzwerken mit Experten sowie versierter Input von Lösungsanbietern auf dem Programm. THE MAGIC OF INNOVATION Das Event für Führungskräfte und Entscheider aus der Versicherungsbranche Termin: 6. Sept 2016 BENE Lab | Neutorgasse 4-8 | 1010 Wien ticket@magicofinnovation.eu
www.magicofinnovation.eu
CrediTS: Archiv, Shutterstock
Rosig ist anders. Eine Versicherungsstu-
könnten. Die Schweizer Versicherungsbranche steht laut den Studienautoren vor einem radikalen Umbruch. Während sich das Marktumfeld verschlechtert und das Versicherungsgeschäft stagniert, setzen sich die Unternehmen ehrgeizige Wachstumsziele, was wiederum zu einem intensiven Verdrängungswettbewerb führe. „Diese Entwicklung ist durchaus wahrscheinlich, das hat sich in anderen Branchen gezeigt“, analysiert Achim Bauer von EY und führt weiter aus: „Als die Umsätze im Mobiltelefonmarkt stagnierten, traten neue Konkurrenten auf, mit dem Resultat, dass sich sämtliche der zuvor führenden Hersteller zurückziehen mussten. Den gleichen Umbruch hat die Reiseindustrie durchlebt, wo OnlinePlattformen die traditionellen Reiseagenturen aus dem Markt gedrängt haben.“ Keine allzu rosigen Zukunftsaussichten für den Versicherungsmarkt in der Schweiz und wahrscheinlich in ganz Europa.
Land des Monats
Fondsgebundene Lebensversicherungen ° Listing Service
Portfolios am Prüfstand Performance fondsgebundene Lebensversicherungen Anbieter
Portfolio
Allianz Elementar Lebensversicherung AG
Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus
1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at
FinanceLife Lebensversicherung AG 1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: service@financelife.com www.financelife.com
Vermögensaufteilung
2013
2014
2015
100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend
2,0 % 5,6 % 10,1 % 12,3 % 16,1 % 5,2 %
8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %
0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 %
4,0 % 1,2 % -0,6 % -3,0 % -3,3 % -2,1 %
4,8 % 4,7 % 3,9 % 3,1 % -0,4 % 2,6 %
100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)
0,1 % 4,0 % 0,4 % -9,0 % 19,8 % -4,7 % -3,2 % 8,9 %
6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %
-1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 %
3,5 % 6,3 % 1,2 % 1,1 % -11,6 % 5,6 % 2,0 % -10,3 %
4,7 % 5,6 % 5,8 % 3,3 % -2,0 % 4,0 % 4,5 % 3,0 %
-0,3 % 3,0 % 2,3 % 3,5 %
2,9 % 1,6 % 1,5 % -0,4 %
4,5 % 5,3 % 5,7 % 6,0 %
(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)
0,0 % 2,5 % 4,1 % 5,4 %
1,6 % 0,3 % -1,6 % -3,8 %
3,1 % 3,2 % 2,6 % 1,3 %
(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)
0,5 % 2,0 % 4,8 % 7,4 %
2,6 % 2,1 % -1,1 % -4,2 %
4,4 % 3,5 % 1,8 % 0,0 %
(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)
-0,1 % 2,4 % 3,4 % 4,6 %
2,7 % 3,2 % 1,9 % -0,4 %
4,0 % 4,6 % 4,3 % 4,1 %
(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)
FinanceLife-Lebensversicherung AG / Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 0,3 % 4,8 % II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien 3,8 % 7,7 % III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien 2,8 % 9,0 % IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien 8,5 % 9,8 % FinananceLife-Lebensversicherung AG / Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten -0,7 % 4,5 % II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien -1,4 % 8,4 % III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien 3,5 % 10,7 % IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien 7,0 % 12,5 % FinanceLifeLebensversicherung AG / Kepler Fonds Polizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten 1,5 % 6,6 % II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien 4,8 % 7,6 % III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien 9,5 % 10,9 % IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien 15,2 % 14,3 % FinanceLife-Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten 0,0 % 5,3 % II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien 1,6 % 10,2 % III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien 3,4 % 9,8 % IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien 8,1 % 10,2 %
1.1.-30.6. Ø seit Start (p.a.)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften
Generali Versicherung AG 1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at
WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group 1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at
Aktienanteil
Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 30.06.16
Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse
ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %
15,13 € 15,75 € 16,70 € 17,19 € 17,13 € 13,50 € 14,62 € 15,92 € 16,79 € 16,41 € 11,77 € 13,25 € 14,81 € 15,98 € 15,29 € 7,81 € 9,05 € 10,34 € 11,33 € 10,61 €
A 25 A 50 A 75 A 100
ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %
10,32 € 10,74 € 11,39 € 11,73 € 11,69 € 8,56 € 9,27 € 10,09 € 10,63 € 10,38 € 7,33 € 8,25 € 9,22 € 9,95 € 9,50 € 5,87 € 6,80 € 7,77 € 8,51 € 7,97 €
Portfolio
Vermögensaufteilung
2013
2014
2015 1.1.-30.06 . Ø seit Start (p.a.)
UNITED FUNDS OF SUCCESS
WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds
2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend
4,0 % 4,4 % 7,3 % 4,4 % 4,9 %
8,1 % -3,3 % 8,5 % -6,1 % 13,1 % -4,2 % 8,6 % -10,7 % 9,8 % -5,4 %
0,3 % -2,9 % -4,2 % -4,2 % -0,9 %
3,8 % 3,2 % 4,2 % 0,9 % 4,1 %
(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400
JULI/AUGUST – GELD-MAGAZIN ° 87
vorsorge ° Pensionsreform
„Es geht zu schleppend voran“
Ö
VP und SPÖ haben Ende Februar Vorschläge für eine Pensionsreform präsentiert. Von der Opposition hagelte es dazu hauptsächlich Kritik, gibt es aber vielleicht auch Ansätze, die auf Zustimmung stoßen? Dazu bezieht Nationalratsabgeordneter Werner Neubauer Stellung, der als Seniorensprecher im freiheitlichen Parlamentsklub fungiert: „Einige wenige Punkte entsprechen im Ansatz unseren Vorstellungen, doch gehen sie entweder zu wenig weit bzw. lassen uns Erfahrungswerte an der erfolgreichen Umsetzung zweifeln. Stichwort Rehabilitationspaket: Alle Maßnahmen, die Menschen länger gesund im Arbeitsprozess halten, sind grundsätzlich zu begrüßen, wir sehen die erfolgreiche Umsetzung durch diese Bundesregierung aber skeptisch. Die Pensionskommission kann aus unserer Sicht gänzlich abgeschafft werden. Die Harmonisierung der Systeme ist ja nicht neu und von uns immer wieder gefordert. Nur geht es viel zu schleppend voran und es gibt immer noch Superprivilegierte, wie z.B. OENB-Pensionisten. Was die pensionsbegründete Anrechnung der Kindererziehungszeiten für ab 1955 geborene Frauen betrifft, sind grundsätzlich natürlich alle Maßnahmen, die zur Verbesserung führen, zu begrüßen.“ Strukturreform gefordert Was sind nun die Kernforderungen der FPÖ für eine nachhaltige Pensionsreform? Neubauer: „Die Umstellung auf EIN System nach ASVG für ALLE ohne Privilegien. Das heißt auch die vor allem bei manchen B eamtengruppen noch vorhandenen Schlupflöcher in die Frühpension zu schließen. Weiters muss eine Strukturreform
88 ° GELD-MAGAZIN – juli/August 2016
„Luxuspensio nen müssen abgeschafft, die Systeme vereinheitlicht werden.“ Werner Neubauer, FPÖ
dringend in Angriff genommen werden. Die 22 Sozialversicherungsträger müssen drastisch reduziert werden.“ Wie soll aber die Finanzierung des gesamten Pensions systems gewährleistet werden? Länger arbeiten, staatliche Zuschüsse erhöhen, Beiträge erhöhen – das alles klingt für den Bürger wohl nicht sehr attraktiv...? Neubauer führt weiter aus: „Wenn oben angeführte Reformen umgesetzt sind, ist schon viel zu einer langfristigen Sicherung beigetragen. Das Problem der ,Altersarbeitslosigkeit‘ ist natürlich vor allem in der Arbeitsmarktproblematik begründet. Bei einem Überhang auf dem Markt von etwa 500.000 Arbeitskräften bleiben die älteren unweigerlich auf der Strecke. Mit anderen Worten: Bei guter Beschäftigungslage bekommen auch die Älteren wieder Arbeit. Leider sieht man aber in Österreich tatenlos zu, wie sich die Zahl der Menschen ohne Beschäftigung jeden Monat erhöht. Die Forderung von Sozialsprecher Kickl nach einer sektoralen Schließung des Arbeitsmarktes für ausländische Arbeitskräfte wurde abgelehnt. Billigarbeitskräfte aus dem Osten überschwemmen den Arbeitsmarkt und verdrängen die heimischen Arbeitskräfte und davon besonders die älteren. Es kommt zu Lohndumping, somit fließen von niedrigen Löhnen
wenig an Beiträgen in das System. Dem muss dringend entgegengewirkt werden.“ Die FPÖ verlangt außerdem die Abschaffung von „Luxuspensionen“, die mit der Forderung nach einem einzigen System nach ASVG einhergehen soll. „Das bedeutet, die ASVG-Höchstpension soll die maximale Pension aus der ersten Säule, das heißt aus Steuergeldern finanziert, sein. Die Abschaffung der Luxuspensionen ist für uns eine der Grundsäulen für ein sicheres und gerechtes Pensionssystem“, so Neubauer. Wie steht die FPÖ nun zu Frauen und Familienarbeit? „Entgegen der von politischen Mitbewerbern immer wieder aufgestellten Behauptung, die FPÖ hätte ein ,rückständiges und vorgestriges Frauenbild‘ und sehe die Frauen am liebsten ,hinter dem Herd‘, fordern wir für Frauen ,echte Wahlfreiheit‘. Die Entscheidung einer Frau, sich einige Jahre ausschließlich der Erziehung und Betreuung ihrer Kinder zu widmen, sollte ebenso geachtet und respektiert werden wie der baldige Wiedereinstig in den Beruf. Hingegen erleben wir, dass diese Frauen oft belächelt und diskriminiert werden und mit großen Hürden beim Wiedereinstieg konfrontiert sind. Die von uns geforderte echte Wahlfreiheit muss gewähr leisten, dass sich eine Frau ohne finanziellen Druck frei entscheiden kann, ob sie bei ihren Kindern zu Hause bleibt und sie selbst erzieht oder ob sie teil- oder vollzeitbeschäftigt arbeiten will. Ein Gehalt wird von uns nicht gefordert, jedoch die Einrechnung der Kindererziehungszeiten als Vordienstzeiten bei der Gehaltseinstufung zur Verringerung des Einkommensunterschiedes zwischen Männern und Frauen“, so Neubauer abschließend.
credit: beigestellt
SPÖ, Grüne und Neos haben im Rahmen einer Serie an dieser Stelle bereits ihre Vorschläge zur Sicherung unserer Rente vorgestellt. Heute kommt die FPÖ als größte Oppositionspartei zu Wort. Werner Neubauer, Seniorensprecher im Parlamentsklub, fordert unter anderem die rasche Harmonisierung der Pensionssysteme. Harald Kolerus
PEPP
WISSEN
Die EU denkt an die Zukunft Die private Altersvorsorge soll die staatliche Pensionsversicherung ergänzen. Das ist ein alter Hut. Dass die EU-Kommission jetzt vorprescht und mit der Pan-European Personal Pension (PEPP) ein völlig neues Modell propagiert, ist neu und überrascht. Die Altersstruktur in der EU ändert sich jedenfalls dramatisch. Wolfgang Freisleben
D
er Not gehorchend, soll es in der EU bald eine private „Europa-Rente“ geben: PEPP, die Pan-European Personal Pension. So, als gäbe es nicht bereits einschlägige Produkte von Banken und Versicherungen. Der Hintergrund ist jedenfalls klar: In ganz Europa gibt es einen wachsenden Bedarf für private Altersvorsorge. Wie in Österreich ist die zentrale Säule der Alterssicherung auch in den meisten anderen Mitgliedstaaten ein umlagefinanziertes System, das durch den demografischen Wandel immer stärker unter Druck gerät und immer höhere Zuschüsse aus dem Staatshaushalt erfordert. Während heute in der EU fünf Arbeitnehmer auf einen Pensionär kommen, wird das Verhältnis im Jahr 2060 nur noch zwei zu eins betragen. Das Renten niveau in Europa wird deshalb laut dem „Ageing Report 2015“ der Europäischen Kommission in den nächsten Jahrzehnten deutlich sinken – von heute 46,5 Prozent des durchschnittlichen Einkommens auf 38,4 Prozent im Jahr 2060. Besonders deutlich wird der Rückgang zum Beispiel in Frankreich, Italien und vielen osteuropäi schen Staaten sein. Die Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung EIOPA (European Insurance and Occupational Pensions Authority) hat bereits ein 49 Seiten starkes Konsultationspapier darüber produziert, in dem wichtige Eckpfeiler für eine „Europa-Rente“ skizziert sind. Mit PEPP soll demnach ein privates Altersvorsorgeprodukt geschaffen werden, das überall in Europa angeboten werden kann, aber die bestehenden nationalen Lösungen ausdrücklich nicht ersetzen soll. Nach den Vorstellungen der EIOPA
soll jedes Produkt, das als „Europa-Rente“ angeboten werden könnte, u. a. drei Merkmale erfüllen: Es generiert ein zusätzliches Einkommen nach dem Ende des Erwerbs lebens. Das angesparte Kapital kann nicht – oder nur unter Inkaufnahme finan zieller Nachteile – vor Beginn des Ruhestandes ausgezahlt werden. Es verfolgt grundsätzlich eine langfris tige Anlagestrategie und beachtet dabei auch die Unbeständigkeit der Finanzmärkte. neues Vorsorgeprodukt ohne strenge veranlagungsvorgaben Für PEPP sollen nicht die nationalen Produktregulierungen vereinheitlicht, sondern zusätzlich ein völlig neues Produkt geschaffen werden. Jedes europäische Finanz institut soll das PEPP anbieten können – also Banken, Kapitalanlagegesellschaften, Versicherungen, Pensionsfonds etc. Es verwundert nicht, dass PEPP kaum zwingende Vorgaben enthält, weil diese Finanzinstitute rechtlich völlig unterschiedlich vorgeprägt sind und verschiedene Geschäftsmodelle verfolgen. Die wenigen Vorgaben betreffen etwa Informationspflichten, Veranlagungsoptionen und Anbieterwechsel, den Produkterstellungsprozess und die Beaufsichtigung. In der Zurückhaltung liegt wohl die Logik, dass weniger Vorgaben die Chance erhöhen, dass das Produkt wirklich großflächig angeboten wird und der Binnenmarkt schnurrt. Dementsprechend will EIOPA, dass das PEPP auch online vertrieben wird. Allerdings muss sich PEPP natürlich an der individuellen Vorsorgesituation unter
Berücksichtigung der Familiensituation, der ASVG-Pension (in Österreich), der Abfertigung Neu, einer Betriebspension, eines Eigenheims etc. orientieren, um darauf aufbauend ein maßgeschneidertes Konzept hervorzubringen. Viele Länder fördern daher schon bestimmte Vorsorgeprodukte steuerlich. Gleichzeitig ist die private Altersvorsorge in anderen Ländern – vor allem in Süd- und Osteuropa – noch wenig ausgebildet. Anders als in Deutschland sind die Erfahrungen dort sehr gering, der Markt und passende Altersvorsorgeprodukte kaum entwickelt. Im Baltikum, in Rumänien oder Kroatien, wo es heute praktisch keine private Vorsorge gibt, soll in Zukunft aber ein Zehntel bis ein Drittel aller Ausgaben für die Rente auf private Vorsorgesys teme entfallen. Eine „Europa-Rente“ könnte dabei helfen und es idealerweise auch einfacher machen, bei einem Umzug innerhalb der Europäischen Union eine geförderte Vorsorge fortzuführen, so die Vorstellung der EIOPA und der Europäischen Kom mission. Damit private Altersvorsorgeprodukte über Grenzen hinweg verkauft werden können, schlägt die EIOPA vor, einen „Produktpass“ einzuführen. Ein Angebot, das in einem Mitgliedstaat nach den gemeinsamen Regeln genehmigt wurde, soll dann auch in allen anderen EU-Staaten angeboten werden können. Ein wichtiger Vertriebsweg soll dabei das Internet werden. Darum legt die EIOPA großen Wert auf Verbraucherschutz und Standards für gute Beratung und Produktinformationsblätter. Vor allem aber sollen die Produkte so gestaltet werden, dass sie keinen oder einen möglichst geringen Beratungsaufwand erfordern.
juli/august 2016 – GELD-MAGAZIN ° 89
NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE
VERTEILUNGSKAMPF Warum Deutschland immer ungleicher wird Marcel Fratzscher,Verlag Hanser, 263 Seiten
Marcel Fratzscher, Präsident des deutschen Wirtschaftsforschungsinstituts DIW Berlin, attestiert Deutschland im vorliegenden Buch, an seinem Ideal „Wohlstand für alle“ gescheitert zu sein. In der Marktwirtschaft werde mit gezinkten Karten gespielt; in kaum einem anderen Industrieland herrsche eine so hohe Ungleichheit in Bezug auf Einkommen und Vermögen; die Investitionen sinken, die Abhängigkeit vom Staat nehme zu, die soziale Teilhabe nehme ab. Der Verteilungskampf werde härter. Verantwortlich dafür macht der Autor primär die hohe Chancenungleichheit, die Menschen davon abhält, ihre Fähigkeiten zu entwickeln. Fratzscher zeigt, wie die Politik die Chance der Zuwanderungswelle nutzen kann und was sie tun muss, um die Spaltung der Gesellschaft abzuwenden. Im letzten Kapitel liefert der Autor fünfzig Seiten Lösungsvorschläge. Er zeigt, dass der Staat schlecht umverteilt. Andere Staaten würden es mit einem geringen Volumen an Umverteilung zwischen seinen Bürgern schaffen, die soziale Ungleichheit effizienter zu bekämpfen. So will er vor allem eine Umverteilung, die den Ärmsten direkt zugute kommt und weniger innerhalb derselben sozialen Schichten umverteilen. Ein kostenloser Zugang zu Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen nützt den Armen direkt und spürbar. Er erläutert die verheerenden Folgen der Armut für die Menschen: Sie verschulden sich, leben ungesünder, können nicht in ihre oder die Bildung ihrer Kinder investieren. Die Folge: Sie haben kaum Chancen, aufzusteigen und der Gesellschaft kommt ihr Potenzial nicht zugute.
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Anfang der 1950er-Jahre erklärte Baron Ismay, erster Generalsekretär der NATO, der Zweck der North Atlantic Treaty Organization sei es, „die Russen draußen, die Amerikaner drinnen und die Deutschen unten zu halten“. Anstatt die NATO nach 1990 bedachtsam abzubauen, haben dementsprechend vier amerikanische Präsidenten nacheinander die Strategie verfolgt, die NATO bis vor die Haustür Moskaus und Chinas zu erweitern. Engdahl geht von einer unausgesprochenen geopolitischen Agenda des Westens aus, die 2014 George Friedman, Direktor der texanischen Strategie-Denkfabrik Stratfor, die wegen ihrer engen Verbindungen nach Washington oft auch als „Schatten-CIA“ bezeichnet wird, in einem Interview offen einräumt: „Aus Sicht der Vereinigten Staaten wäre das gefährlichste potenzielle Bündnis eine Allianz zwischen Russland und Deutschland. Es wäre eine Allianz der Technologie und des Kapitals Deutschlands mit den natürlichen und menschlichen Ressourcen Russlands.“ Engdahl beschuldigt die USA, einen Finanzkrieg und einen militärischen Stellvertreterkrieg gegen Russland zu führen und es zu dämonisieren. Er beschreibt Russlands überraschende Reaktionen, die jene Krise in eine einmalige Chance verwandeln, neue Bündnisse zu schmieden und bestehende zu vertiefen. Das Auftauchen dramatischer neuer alternativer Initiativen von China bis Russland bietet Europa, insbesondere der Bundesrepublik Deutschland, eine einmalige Gelegenheit, bei einem neuen wirtschaftlichen Aufschwung, der die Geschichte verändern kann, eine führende Rolle zu spielen.
RUSSLAND UND DIE NEUE VERNETZUNG EURASIENS Wer mischt die Karten in der Geopolitik? F. William Engdahl, Kopp Verlag, 256 Seiten
DAS ANGLO-AMERIKANISCHE ESTABLISHMENT Die Geschichte einer geheimen Weltregierung Carroll Quigley, Kopp Verlag, 416 Seiten
Carroll Quigley (1910-1977) war ein hoch angesehener Professor an der Georgetown University in Washington D. C., Lehrer von Bill Clinton und lehrte auch in Princeton und Harvard. Neben seinem Bestseller „Tragödie und Hoffnung“ hat er ein weiteres Meisterwerk geschrieben: Das Buch über das anglo-amerikanische Establishment, das Jahrzehnte lang in London die Kontrolle über „The Times“, das Chatham House (bis 2004: The Royal Institute of International Affairs) – bis heute der zweitwichtigste Think Tank der Welt nach seinem US-Ableger „Council on Foreign Relations“ in New York City -, weiters die Round Table-Gruppen, Rhodes Trust und All Souls. Quigley enthüllte Macht und Hintermänner einer „geheimen Weltregierung“, gegründet von Cecil Rhodes in London unter dem Decknamen „Milner-Gruppe“ samt den Namen der Personen im inneren Zirkel mit Cecil John Rhodes und dem Bankier Nathan Rothschild an der Spitze sowie den Kreisen der „Helfer“ auf vier Kontinenten. Von den Mainstream-Historikern verschwiegen, sicherte sich diese Geheimgesellschaft bedeutenden Einfluss auf die Politik Londons und später auf die gesamte Weltpolitik. Quigley zeigt, wie der Zirkel, der anfangs nur aus einer Handvoll Männern bestand, immer mehr Gesinnungsgenossen fand und nach und nach Einfluss auf Gesellschaft und Geopolitik gewann. So erfährt man viel über wahre Strippenzieher der Weltpolitik im 20. Jahrhundert – die Kriegstreiber, die Profiteure, die Entscheider über das Leben von Millionen Menschen und die Freiheit oder Unfreiheit ganzer Völker.
CREDITS: beigestellt
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