FinTechs im Vormarsch: Sind unsere Banken bald endgültig überflüssig?
Das Magazin für Wirtschaft, Politik & Investmentprodukte
4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 10 | 2016 ° 3,90 Euro
° Investmentfonds: Höhere Erträge mit Qualitätsaktien ° Versicherungen: Der richtige Mix macht's aus ° Immobilien in Wien: Der Wohnungsmarkt boomt
Populismus Nationalistische Parteien werden immer stärker. Die EU-Länder driften zunehmend auseinander. Kann ein Zerfall der Union noch gestoppt werden?
Eine Information der HYPO NOE Gruppe Bank AG
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° editorial 10/2016 Fliehkräfte nehmen zu
D
ie Europäische Union kämpft ums Überleben. Die Frage ist, ob sich die zu beobachtenden Zersetzungstendenzen letztendlich in Wohlgefallen auflösen werden oder die Währungsunion zerfallen wird. Als Ausdruck der Unzufriedenheit der Bevölkerung schwemmt es in zahlreichen Ländern populistische Regierungsfraktionen nach oben (siehe Seite 10). Und sie haben leichtes Spiel. Sie emotionalisieren die Themen Flüchtlingspolitik, Steuergeldverschwendung und Pensionssorgen. Hinzu kommt Bankenbashing und korrupter Nationalismus. So muss man sich zum Beispiel über das politische Überleben des ungarischen Staatspräsidenten Viktór Orbán wundern, nach gescheitertem Referendum, Veruntreuungen von Staatsgeldern via Nationalbank-Stiftungen etc. Die zunehmenden Fliehkräfte in der EU schleuderten bereits Großbritannien aus dem Staatenbund. Das Pfund wertete ab, der britische Aktienmarkt wusste es kurzfristig zu danken. Die nächste Feuerprobe steht in Italien an, wo Matteo Renzi nicht nur ums politische Überleben kämpft, sondern in erster Linie um Struktur reformen (überbordende Staatsverschuldung) und um die Lösung der Bankenkrise (u.a. Monte di Paschi). In Österreich schwemmt es die FPÖ nach oben mit einem möglichen Bundespräsidenten Norbert Hofer, in Deutschland die AfD, in Frankreich die Front National (Marine Le Pen) und in Spanien eine mögliche unheilige Allianz aus González und PRISA. Das sind keine guten Aussichten.
Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin
Zudem ist auch der Wahlkampf in den USA höchst spannend. Nicht auszudenken, wenn tatsächlich Donald Trump zum ersten Mann im Staate gekürt werden würde. Ein Paradebeispiel von Populist – Sprüche klopfend, emotionalisierend und höchst unsachlich. Man kann nur hoffen, dass die Vernunft siegt. Im Anlagebereich sollte demnach zurzeit kein zu hohes Risiko eingegangen werden, lesen Sie die zahlreichen Tipps in dieser Ausgabe des GELDMagazins nach. Etwas trockenes Pulver für eventuell schärfere Korrekturen kann ebenso nicht schaden. Der Gewinn liegt bekanntlich im Einkauf!
º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T.: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, office@geld-magazin.at º Herausgeber 4profit Verlag GmbH º GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic º Chefredakteur Mario Franzin º Redaktion Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Wolfgang Regner º GrafiK Noura El-Kordy º Bilder Shutterstock º CoverFOTO Shutterstock º Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º Verlagsleitung Snezana Jovic º Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-12 • abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performancewerte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.
BANKING 24 ° PANORAMA. Algerien: Privatisierungswelle
12 Populismus und Ökonomie
unter Banken + Jubiläum: Bank Austria wird 25.
26 ° BANKEN ALS AUSLAUFMODELL? FinTechs,
niedrige Zinsen und strenge Regulatorien setzen den etablierten Finanzinstituten schwer zu. Experten sprechen sogar von einem Verschwinden der altehrwürdigen Banken.
28 ° INTERVIEW PETER HAROLD. Der Vorstand der HYPO NOE Gruppe setzt auf intensive Kundenbeziehungen als Erfolgsrezept. GELDANLAGE 30 ° PANORAMA. Anleihen: Venezuela als Geheim-
tipp + Initiative „Venture Space“: Investments in wachstumsstarke Unternehmen.
06 ° PANORAMA. Bahamas: Köpferollen im Para-
dies + Vermögensreport: Die fetten Jahre sind vorbei + Wirtschaft Deutschland: Stimmung hellt auf.
08 ° INTERVIEW NICK EDWARDSON. Der Multi Asset-Spezialist bei Kames Capital glaubt nicht an baldige Zinserhöhungen und das Platzen einer Anleihen-Blase.
12 ° POPULISMUS UND ÖKONOMIE. Die Demagogen sind auf dem Vormarsch: Das wirbelt die Politik, aber auch die Wirtschaft durcheinander. 18 ° FINANCE WATCH. Nobelpreisträger Stiglitz: Italien verlässt die Eurozone + EZB: Käufe gedrosselt + Deutsche Bank: Im Kreuzfeuer + Brexit: Finanzbranche fürchtet Milliardenverluste. WIRTSCHAFT 20 ° PANORAMA. Wifo: Arbeitslosigkeit bleibt hoch +
31 ° INTERVIEW PETER SEILERN. Der Vorstand von Seilern Investment Management erklärt, worauf es bei konsequentem Stock Picking ankommt. 32 ° INSTITUTIONAL INVESTORS CONGRESS.
Anlageprofis sind sich einig: Angesichts des Niedrigzinsumfelds ist bei Anleihen aktives Management gefragt.
36 ° TOP-AKTIEN. „Qualitative Growth“ hat sich als
Erfolgsrezept erwiesen. Jetzt stellt sich die Frage, ob die Wachstumskaiser nicht schon überteuert sind.
41 ° INTERVIEW FLASKAMP/EXNER. Die Experten von Flaskamp Invest über die Vorzüge von ValueStrategien: „Man muss den Aktienmarkt verstehen.“
42 ° HEALTHCARE. Die Gesundheitsbranche klagt über einige „Wehwehchen“, langfristig ist aber deutliche Besserung in Sicht. 46 ° BEST OF FUNDS. Ausgewählte Aktien sind noch immer günstig – eine gute Chance für die Stock-Picker unter den Fondsmanagern.
Billig-Tourismus: Hotellerie in der Sackgasse + Studie: Flüchtlinge besser integrieren.
AKTIEN
22 ° INSOLVENZABWEHR. Wie der Pleitegeier in die
50 ° PANORAMA.
Flucht geschlagen werden kann.
4 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2016
Europa: IPOs schwächeln + Whistleblowing: Lukrative Indiskretion.
CREDITS: Shutterstock
BRENNPUNKT
° INHALT 10 / 2016 52 ° WELTBÖRSEN. USA: Zinserhöhung als „Weih-
66 ° PRODUKT-CHECK. Welche Versicherungen gehören zur Basisausstattung und worauf muss man bei der Auswahl achten? Eine Orientierungshilfe.
54 ° ANLAGETIPPS. RTL Group: Show must go on +
71 ° FLV-LISTING. Der monatliche Überblick zu fondsgebundenen Lebensversicherungen.
56 ° BÖRSE WIEN. Sinkende Kurse werden wieder zu
72 ° INTERVIEW WILLI BORS. „In der Berufsunfähigkeits-Versicherung steckt noch einiges an Potenzial“, weiß der neue Direktor der Dialog Lebensversicherung in Österreich.
nachtsgeschenk“ + Europa: Unscharfes Konjunkturbild + Japan: Notenbanker in Sorge.
Christian Hansen: Gesunde Gewinne + FVS Multiple Opportunities: Der Renditejäger.
Käufen genützt.
58 ° BÖRSE DEUTSCHLAND. Drama um die Deutsche Bank beherrscht das Geschehen. ALTERNATIVE INVESTMENTS 60 ° PANORAMA. Kongo: Waterloo für US-Hedgefonds + Zertifikateprofis: Die besten Tipps. 62 ° ROHSTOFF-RADAR. Rohöl: Opec dreht den
Hahn fester zu + Gold: Optimismus überwiegt + Kupfer: Aufschwung erwartet + Kaffee: Im Aufwärtstrend.
VERSICHERUNG 64 ° PANORAMA. China: Die staatliche Kranken-
versorgung wird kräftig ausgebaut + Uniqa: Der Konzernumbau ist abgeschlossen.
IMMOBILIEN 74 ° PANORAMA. Kanada: Gefahr einer ImmobilienBlase wird immer größer + sWohnbaubank: Neue Anleihe für Selbstständige. 76 ° WOHNUNGSMARKT ÖSTERREICH. Hohe Nachfrage und verhaltenes Angebot treiben die Preise weiter an. 80 ° WISSEN. Die Taylor-Regel will Notenbankpolitik leichter nachvollziehbar machen.
82 ° BUCHTIPPS. Admati/Hellwig: Des Bankers neue
Kleider + Jeremy Miller: Warren Buffetts fundamentale Investmentgeheimnisse + Angenendt/Dröge/Richert: Klimawandel und Sicherheit.
Immobilieninvestments in schwierigen Zeiten WƌŽĮƟĞƌĞŶ ^ŝĞ ǀŽŶ͗ Ͳ ŶƚǁŝĐŬůƵŶŐƐŐĞǁŝŶŶĞŶ ĞŝŶĞƌ /ŵŵŽďŝůŝĞ ŽĚĞƌ Ͳ ƌƚƌĂŐƌĞŝĐŚĞŶ sŽƌƐŽƌŐĞǁŽŚŶƵŶŐĞŶ ŵŝƚ &Ƶůů ^ĞƌǀŝĐĞ WĂŬĞƚ ƵŶĚ DŝĞƚŐĂƌĂŶƟĞ tŝƌ ĨƌĞƵĞŶ ƵŶƐ ƺďĞƌ /ŚƌĞ <ŽŶƚĂŬƚĂƵĨŶĂŚŵĞ͗ dĞů͘ нϰϯ ;ϬͿ ϭ ϱϮϮ ϰϬ ϬϯͲϬ ŐĞƌŚĂƌĚ͘ŵŝƩĞůďĂĐŚΛƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ ǁǁǁ͘ƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ
BRENNPUNKTPanorama BAHAMAS
STUDIE DES MONATS Land des Monats
DIE FETTEN JAHRE SIND VORBEI. Der kürz-
lich veröffentlichte „Allianz Vermögensreport“ kommt zum Schluss, dass die globale Vermögensentwicklung an einem kritischen Punkt angelangt ist und die „fetten Jahre“ erst einmal der Vergangenheit angehören. 2015 erzielte das globale Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte mit 4,9 Prozent eine Zuwachsrate, die nur noch knapp über der Wachstumsrate der allgemeinen Wirtschaftstätigkeit lag. In den drei Jahren davor war das Vermögen dagegen mit im Schnitt neun Prozent noch rund doppelt so schnell gewachsen. „Offensichtlich verliert die extrem expansive Geldpolitik der Zentralbanken auch als Treiber der Vermögenspreise an Wirkung. Ein wichtiger Faktor des Vermö-
ECKDATEN
Parlamentarische Monarchie im Commonwealth Hauptstadt Nassau Amtssprache Englisch Staatsoberhaupt Elisabeth II. Regierungschef Perry Christie Fläche 13.880 km2 Einwohner etwa 324.600 Bevölkerungsdichte rund 23,4 pro km2 Währung Bahama-Dollar BIP (2015) ca. 9,2 Milliarden USD Kfz-Kennzeichen BS Internet-TLD .bs Internat. Telefonvorwahl +1 Unabhängig seit 1973 Nationalfeiertag 10. Juli Größte Städte Nassau, Freeport, Coopers Town Verwaltungsgliederung 31 Kommunalverwaltungsdistrikte plus Insel New Providence Höchste Erhebung Mount Alvernia (63 m) Staatsform
6 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2016
Papers war offenbar vor den Bahamas-Leaks. Die jüngsten Enthüllungen rund um den Medien zugespielte Dokumente zu Briefkastenfirmen und Stiftungen auf den Bahamas könnten einige prominente politische Köpfe rollen lassen. Die frühere EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes teilte etwa bereits mit, dass sie bereit sei, die volle Verantwortung für ihren Verstoß gegen die im Verhaltenskodex der EU-Kommission festgelegten Offenlegungspflichten zu übernehmen. Ein Eingeständnis der Geldwäsche oder Steuerhinterziehung ist der Besitz oder die Leitung einer Briefkastenfirma, wie eben im Fall von Kroes, freilich noch nicht. Ein fahler Beigeschmack des KaribikEngagements bleibt aber wohl bestehen. Markus Meinzer vom Tax Justice Network vertrat kürzlich in einem Interview mit dem Standard die Auffassung, dass es „weltweit nur wenige Steueroasen gibt, in denen sich Geld noch besser verstecken lässt“, als auf den Bahamas. „Wir gehen davon aus, dass (weltweit) 21 bis 32 Billionen US-Dollar offshore und grenzüberschreitend jenseits von Zugriffen von Steuerbehörden angelegt sind. Tendenz steigend“, sagte er der Zeitung weiter.
genswachstums fällt daher weg. Gleichzeitig rutschen die Zinsen immer tiefer, bis weit in den negativen Bereich. Für Sparer sind das keine guten Aussichten“, kommentiert Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz. Laut dem Versicherungskonzern sei es daher kein Zufall, dass vom Rückgang des Vermögenswachstums vor allem Westeuropa, die USA und Japan betroffen waren. Am meisten wuchs das Vermögen in der Region Asien (exklusive Japan) mit einem Plus von 14,8 Prozent. Der Abstand zum Rest der Welt wird dabei immer größer. Von den insgesamt 155 Billionen Euro weltweiten Brutto-Geldvermögens entfallen inzwischen 18,5 Prozent auf die Region Asien, wiederum exklusive Japan. In Österreich wuchs das Netto-Geldvermögen, also das Brutto-Geldvermögen abzüglich Verbindlichkeiten, um 0,8 Prozent auf 51.060 Euro pro Person, der Wert liegt damit bereits im fünften Jahr in Folge unter dem westeuropäischen Durchschnitt, der sich bei 58.600 Euro befindet.
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TROUBLE IN PARADISE. Nach den Panama-
STARKE WORTE ´´
„Wir wollen das unbedingt verhindern!“
SHIMON PERES Kopf des Monats
ABSCHIED. „Sein Erbe gibt uns Hoffnung!“ AlWirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner ist bestrebt, den mit einer Strompreiserhöhung von bis zu 30 Prozent einhergehenden Rauswurf Österreichs aus dem gemeinsamen Strommarkt mit Deutschland noch zu vermeiden. Er dürfte hier jedoch leider auf verlorenem Posten stehen.
„Ich brauche keinen Job!“ Der 85-jährige Formel 1 Mastermind Bernie Ecclestone möchte den Spekulationen über seine Zukunft im Interview mit dem TV-Sender Sky ein für alle Mal ein Ende setzen. Seine einzigen Verpflichtungen wären zu sterben und
leine dieser Satz aus der Trauerrede des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu sagt bereits sehr viel über den am 28. September verstorbenen Friedensnobelpreisträger Shimon Peres und seine verbindliche und verbindende Politik aus. – Die Tatsache, dass Netanyahu und sein Vorgänger Peres einst erbitterte politische Gegner waren, unterstreicht die Wertschätzung, die Peres jenseits aller Parteigrenzen entgegengebracht wurde, dabei eindrucksvoll. Der ehemalige Außenminister sowie Staats- und Ministerpräsident Israels hat sein Leben, wie auch Netanyahu nochmals betonte, einer Friedensregelung zwischen seinem Land und den Palästinensern gewidmet. Auch wenn Peres „sein“ Ziel zu Lebzeiten nicht erreichen konnte, hat er doch wichtige Meilensteine für dieses so wichtige Friedensprojekt im Nahen Osten gelegt. Der vor dem Begräbnis ausgetauschte Handschlag zwischen dem israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu und Palästinenserpräsident Abbas lässt zumindest einen Funken Hoffnung darauf zu.
seine Steuern zu bezahlen.
ZAHLENSPIEL
109,5
EIN „WICHTIGER PFLOCK“. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich,
trotz des schwierigen ökonomischen Umfelds, deutlich verbessert. Der ifo Geschäftsklimaindex ist von 106,3 Punkten (saisonbereinigt korrigiert) im August auf 109,5 Punkte im September gestiegen. Dies ist der höchste Stand seit Mai 2014. Die Unternehmer blicken merklich optimistischer auf die kommenden Monate. Zudem waren sie zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage. Die deutsche Wirtschaft erwartet laut dem ifo Institut also einen goldenen Herbst. „Wow! Das war ein wichtiger Pflock, den die Unternehmen gegen den zunehmenden Pessimismus eingeschlagen haben“, kommentiert Andreas Scheurle von der Dekabank und erwartet, dass die vielfach noch immer grassierenden Brexit-Sorgen damit erst einmal „vom Tisch“ sein sollten.
OKTOBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
7
Brennpunkt ° Im Gespräch mit Nick Edwardson, Kames Capital
knifflige Suche nach rendite Das hartnäckige Niedrigzinsumfeld macht das Leben von Anlegern und Investmentexperten nicht gerade einfach. Nick Edwardson, Multi Asset-Spezialist bei Kames Capital, verlässt ausgetretene Pfade, um die Performance zu Harald Kolerus steigern. Die Beteiligung an Flugzeug-Leasing ist nur ein Beispiel dafür. wir sieben bis acht Prozent an. Der Fonds setzt also auf eine flexible, dynamische Asset Allocation und eine aktive Auswahl der einzelnen Investmentobjekte. Dabei fassen wir vor allem zwei Elemente ins Auge: Die Assets sollen natürlich Rendite generieren, sie sollen aber auch Wachstumspotenzial aufweisen. Wesentlich ist im gesamten Prozess auch ein konsequentes Risiko-Monitoring und -Management.
GELD ° Herr Edwardson, die Renditen für
Staatsanleihen höchster Bonität liegen bekanntlich am Nullpunkt oder befinden sich sogar im negativen Bereich. An diesen Rahmenbedingungen wird sich den meisten Experten zufolge auf absehbare Zeit nichts Signifikantes ändern. Die Aktienmärkte sind wiederum von hoher Volatilität geprägt – wie kann man in diesem Umfeld attraktive Renditen generieren, ohne den Sicherheitsgedanken völlig zu vernachlässigen?
Wie sind Sie mit der Performance des Fonds
NICK EDWARDSON: Tatsächlich befinden sich die Renditen für „risikolose“ Anlageklassen auf ihren historischen Tiefstständen. Das gilt etwa für Staatsanleihen der Eurozone, der USA und Japans. Die Suche der Investoren nach sicherer Rendite komprimiert eben gerade die Renditen der globalen Fixed Income Assets. Diese Bewegung scheint weiter anzuhalten. Wir befinden uns natürlich in einer außergewöhnlichen Situation, wer hätte noch vor wenigen Jahren gedacht, dass jemand sein Geld für Negativzinsen herborgen würde. Um in diesem Umfeld reüssieren zu können, muss man flexibel handeln und auf unterschiedlichste Assetklassen zurückgreifen.
zufrieden? Konnten die Zielvorgaben bisher erfüllt werden?
Ja, sie wurde sogar übertroffen. Die UK-Version des Fonds hat seit dem Start im Februar 2014 eine positive Performance von 8,34 Prozent per annum generiert (Stand 31. August 2016, Anm.). Wir haben zuvor bereits das niedrige Renditeumfeld angesprochen – welche Titel landen nun konkret im Portfolio, um Mehrwert zu
Der flexible Ansatz liegt im Trend und erscheint auch logisch nachvollziehbar. Wie wird die Strategie bei Kames aber in die tägliche Praxis umgesetzt?
Ein gutes Beispiel für die Funktionsweise und Anwendung unseres Multi Asset-Ansatzes liefert der Kames Global Diversified Income Fund. Wichtig ist, dass wir hier kein BenchmarkDenken verfolgen – das würde uns in unserer Handlungsfreiheit beschränken. Wir messen uns stattdessen an dem selbst gesetzten Ziel, jährlich eine Rendite von zumindest fünf Prozent zu erwirtschaften. Mittelfristig, also über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren, streben
8 ° GELD-MAGAZIN – OktObEr 2016
Nick Edwardson: „Flexible Strategien sind jetzt das Gebot der Stunde“
Die „Yield-Compression“ wird auf absehbare Zeit weiter anhalten. Deshalb gilt: Wer mehr Rendite will, muss im High Yield-Bereich Ausschau halten. Dieses Areal ist für viele Anleger wenig bekannt und ungewohnt, der Zugang zu Strukturen und Regionen im High YieldSektor ist für sie nicht einfach. Deshalb helfen hier spezielle Fondslösungen, um die zweifellos vorhandenen Möglichkeiten zu nützen. Im Kames Global Diversified Income Fund halten wir typischerweise rund um die 200 Titel im Portfolio. Das Spektrum reicht von Investment Grade- über High Yield Bonds, globale Aktien und Immobilien bis hin zu „Specialist income“. Letztgenannte Kategorie umfasst etwa die Bereiche erneuerbare Energien oder auch Flugzeug-Leasing. Man muss eben ideenreich sein und alternative Wege finden,
credit: beigestellt
generieren?
Mehr Infos über die Erfolgspartnerschaft sehen Sie im Video.
Dr. Heinrich Schaller, Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank OÖ und Dr. Dieter Siegel, CEO Rosenbauer International AG
ERFOLGSPARTNER:
Raiffeisenlandesbank OÖ und Rosenbauer International AG Eine Partnerschaft auf Augenhöhe: Seit mehr als 25 Jahren steht die Raiffeisenlandesbank OÖ als kompetenter und verlässlicher Bankpartner zur Seite. Rosenbauer International AG ist mit Sitz in Leonding und 3.000 Mitarbeitern weltweit einer der industriellen Leitbetriebe, die den Wirtschaftsstandort OÖ zum stärksten in ganz Österreich machen. Neben Rosenbauer vertrauen insgesamt drei von vier oö. Industrieunternehmen auf die Fachkompetenz der Raiffeisenlandesbank OÖ.
www.rlbooe.at
Raiffeisen Landesbank Oberösterreich
Brennpunkt ° Im Gespräch mit Nick Edwardson, Kames Capital
um Rendite zu erwirtschaften. Auch ist die Diversifikation zwischen Assetklassen wichtig, die geringe Korrelationen zueinander aufweisen, um Risiken zu verringern. Denn Investoren wünschen sich konstante Einkommensströme und wollen sich vor Risiken und Volatilitäten schützen. Erneuerbare Energien sind ja mittlerweile auch unter vielen Anlegern wohl bekannt, FlugzeugLeasing klingt da schon um einiges ungewöhn licher – wie kann man in diesem Bereich konkret investieren?
Zum Beispiel über das Unternehmen „Doric Nimrod Air Two“, das am Specialist Fund Mar-
ket der London Stock Exchange gelistet ist. Das Geschäftsmodell besteht darin, Flugzeuge zu beschaffen, zu leasen und zu verkaufen. „Doric Nimrod Air Two“ hat zum Beispiel sieben Maschinen vom Typ Airbus A380-861 an die Emirates Airlines verleast. Auch DP Aircraft ist in diesem Business tätig – beide genannten Unternehmen finden sich in unserem Portfolio. In den Bereich der erneuerbaren Energien veranlagen wir beispielsweise über Greencoat UK Wind, die über Beteiligungen an Windanlagen verfügt. Bei den Titeln, in die wir investieren, legen wir jedenfalls größten Wert darauf, dass Transparenz, Liquidität und tägliche Handelbarkeit stimmen.
Zinsen und hofft auf eine Normalisierung der Situation, bisher warten wir aber vergeblich. Man muss hinzufügen, dass auch die Quantitative Easing-Maßnahmen ihre gesteckten Ziele nicht wirklich erfüllt haben: Nämlich das Wirtschaftswachstum deutlich zu beschleunigen und die Inflation anzuheben. Wir befinden uns zwar nicht in einem Umfeld negativen Wachstums, die Dynamik der Wirtschaft hat in den hoch entwickelten Industriestaaten aber bereits vor 30 bis 40 Jahren nachgelassen. Die Emerging Markets haben nach der Jahrtausendwende ebenfalls an Tempo verloren. Tatsache ist, dass die Zentralbanken bereits viel von ihrem „Pulver verschossen“ haben. Es bleibt nicht mehr viel Handlungsspielraum übrig. Wie wird in naher Zukunft die US-Notenbank Fed reagieren? Zinserhöhungen wurden und werden ja von der Fed selbst sowie von Marktbeobachtern schon seit geraumer Zeit in den Raum gestellt – passiert ist aber bisher noch nichts...
Am 2. November, bei der nächsten Sitzung des Federal Open Market Committees, rechne ich jedenfalls mit keinem neuen Zinsschritt. Auch aus dem einfachen Grund, weil das Fed-Zusammentreffen knapp vor den US-Präsidentschaftswahlen am 8. November stattfinden wird. So sind alle Augen auf die nächste Sitzung im Dezember gerichtet. Wenn es überhaupt zu einer Zinserhöhung kommen sollte, glaube ich aber nicht, dass sie die 25 Basispunkte überschreiten wird. Die zugrunde liegende wirtschaftliche Entwicklung gibt einfach nicht mehr her.
Nick Edwardson ist Produktspezialist in der Multi Asset-Abteilung von Kames Capital. Seine Aufgabe ist es, das Team dabei zu unterstützen, Produkte und Investmentprozesse des Unternehmens zu definieren, um für die Anleger einen möglichst hohen Mehrwert zu generieren. Edwardson kam von einer kleineren Gesellschaft außerhalb des Finanzsektors zu Kames, deren Geschäftsführer er war. Zuvor war er in verschiedenen Funktionen in der Investment industrie tätig, in der er auf eine Berufserfahrung von 17 Jahren zurückblickt. Edwardson studierte an der University of Exeter auch Russisch.
10 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
Kommen wir nochmals auf das nach wie vor dominierende Anlagethema zu sprechen: Das
Immer wieder ist von einer Anleihen-Blase
Niedrigzinsumfeld. Wie lange wird es uns noch
und ihrem baldigen Platzen die Rede. Wie
erhalten bleiben?
wahrscheinlich ist das in Wirklichkeit?
Ich meine, dass die Leitzinsen noch geraume Zeit niedrig ausfallen werden. Wie lange – das kann auch ich Ihnen leider nicht beantworten. Die Zinsen befinden sich bereits länger auf niedrigem Niveau, als irgendjemand damit gerechnet hätte. Zum Ausbruch der Finanzkrise 2008 waren viele Beobachter davon ausgegangen, dass nach rund 18 Monaten eine Normalisierung einkehren würde. Bekanntlich ist das nicht geschehen – der Markt hat sich geirrt. Der Markt wünscht sich höhere
Diese Möglichkeit wird seit rund sieben Jahren heraufbeschworen, vielleicht hält die Diskussion noch genauso lange an. Ich sehe diese Gefahr aktuell nicht, auch weil wir eben noch länger mit niedrigen Zinsen konfrontiert sein werden. Natürlich gilt es, auch weiterhin genau zu beobachten. Das schöne an einer Multi AssetStrategie ist jedenfalls, dass man das Portfolio abstimmen und vor Crashs schützen kann. www.kamescapital.com
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Brennpunkt ° Populismus und Ökonomie
Die Volksverführer
F
ür die etablierten Parteien wird es eng: In mehreren europäischen Kernländern eilen populistische Parteien von einem Wahlsieg zum nächsten. Ein Ende des Erolgslaufs ist noch nicht absehbar (siehe Grafik unten). Hier stellt sich die Frage: Mit welchem Phänomen sind wir hier konfrontiert und was genau bedeutet Populismus eigentlich? Dazu meint Werner T. Bauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Österreichischen Gesellschaft für Politikberatung und Politikentwicklung (ÖGPP), im Gespräch mit dem GELD-Magazin: „Genau genommen gibt es keine streng wissenschaftliche Definition von Populismus. Der Begriff geht auf eine US-amerikanische Farmerbewegung zurück, die Ende des 19. Jahrhunderts gegen die Vorherrschaft des Großkapitals rebellierte.“ In den Vereinig ten Staaten ist dem Experten zufolge der Be-
griff Populismus auch positiver besetzt als in Europa. Hier wird er oft mit Demagogie (griechisch für Volksverführung) gleichgesetzt. Annähern kann man sich dem Phänomen Populismus laut Bauer auch wie folgt: „Es wird versucht, latent vorhandene, angebliche Befindlichkeiten in der Bevölkerung sichtbar zu machen, zu artikulieren und damit zu verstärken.“ Gefühlsebene anvisiert Ist Populismus deshalb aber priori bedenklich? Bauer: „Ja, echter Populismus ist prinzipiell bedenklich, weil er mit Vorurteilen und negativen Stereotypen agiert. Er operiert nur mit Gefühlen und lässt keine rationalen Argumente zu.“ Bauer beschäftigt sich wissenschaftlich intensiv mit dem Thema Populismus (seine Studien sind auch auf www.politikberatung.or.at abrufbar). So
umfragewerte populistische parteien in Europa 49 Brexit (GB) % Umfragewerte gesamt
44
Trump (USA)
39 FPÖ (Österreich) 34 5 (Italien) 29 Le Pen (Frankreich) 24 03/2016
04/2016
05/2016
06/2016
07/2016
08/2016
09/2016
In vielen Ländern befinden sich Populisten auf dem Vormarsch, in Großbritannien beispiels weise waren sie maßgeblich für den Brexit-Entscheid verantwortlich. Quelle: RealClearPolitics, Wikipedia, ETF Securities
12 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2016
hält er etwa in der Analyse „Rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien in Europa“ fest, dass sich bereits in den späten 1970er-Jahren in den westeuropäischen Parteiensystemen erstmals Krisenerscheinungen der Repräsentation abzeichneten. Davon profitierten zunächst die neuen Protestbewegungen am linken Rand, später zunehmend auch solche am rechten. Hier schreibt Bauer: „Die Vermutung liegt nahe, dass die Globalisierung das Entstehen rechtspopulistischer Strömungen gefördert hat. Die neoliberale Individualisierungsund Flexibilisierungswut führt zur Auflösung der alten Bindungen (nach Klassen und sozialen Gruppen) und die immer mehr ,auf sich selbst zurückgeworfenen‘ Menschen suchen nach Ersatzidentitäten. Durch die ökonomischen Folgen der Globalisierung wurde die Bevölkerung in Globalisierungsgewinner und -verlierer mit jeweils typischen Interessenlagen gespalten. Darüber hinaus bewirkte die Internationalisierung vieler Entscheidungsprozesse eine immer stärkere Entfremdung zwischen den politischen Parteien (und Institutionen) und weiten Teilen der Wählerschaft.“ Die Vertreter der neuen Bewegungen am rechten Rand würden es deshalb als ihre Hauptaufgabe sehen, die so entstandene Lücke zu füllen und die Interessen der politisch entfremdeten Globalisierungsverlierer politisch zu artikulieren. Der Wahlerfolg der FPÖ in Österreich ist für Bauer kein Einzelfall: „In nahezu allen europäischen Ländern sind rechtsextreme und rechtspopulistische Parteien auf dem Vormarsch. Ihr politisches Angebot ist weitgehend übereinstimmend: Sie sind gegen jede weitere Zuwanderung und prangern den ,Asylmissbrauch‘ an,
creditS: beigestellt, Archiv
Demagogie und Populismus sind bereits seit der Antike überliefert, heute feiern sie in neuem Gewand ein erstaunliches Comeback. Populistische Bewegungen sind in vielen Staaten Europas auf dem Vormarsch und setzen ehemalige Großparteien stark unter Druck. Das ist nicht nur demokratiepolitisch bedenklich, sondern kann auch die Wirtschaft teuer zu stehen kommen. Harald Kolerus
°
Populismus und Ökonomie Brennpunkt
„Populistische Strömungen könnten zu einer steigen den Inflation beitragen“ James Butterfill, ETF Securities
bringen Kriminalität und Drogenhandel in Zusammenhang mit Ausländern und offenen Grenzen, kritisieren daher die EU, lehnen einen Beitritt der Türkei ab und treten gesellschaftspolitisch für die traditionelle Familie, für den Tierschutz und gegen die ,Homoehe‘ auf. An die Stelle des Antisemitismus früherer Zeiten ist vielfach der Anti-Islamismus getreten.“ Die Identitätsbildung erfolge dabei nach dem FreundFeind-Schema „wir da unten, die da oben“. Sehr ähnlich sind laut dem Experten auch die Methoden der neuen Rechten: „TabuBrüche gehören ebenso zu ihrem Repertoire wie Fremdenfeindlichkeit und Kapitalismus-Kritik. Die Wähler rechtspopulisti scher Parteien gehören mehrheitlich den unteren sozialen Schichten und den kleinbürgerlichen Mittelschichten an.“ Rechts und links Ist Populismus also überwiegend „rechts“ ausgeprägt? „Grundsätzlich ist Populismus nicht rechts, der Zeitgeist steht momentan aber rechts der Mitte. Linkspopulismus mobilisiert mit dem Schema ,unten gegen oben‘. Rechtspopulismus setzt auf das gleiche Muster, hinzu kommt noch eine horizontale Ebene. Es heißt: ,Wir‘ gegen die Anderen. Also zum Beispiel wir Österreicher, wir Deutsche oder wir Briten gegen Ausländer, Linke, Muslime usw. Diese zusätzliche Ebene erklärt das größere Poten zial des Rechtspopulismus“, erklärt Bauer. Wie kann nun Populisten der Wind aus den Segeln genommen werden? Bauer meint dazu: „Patentrezepte gibt es keine. Am sinnvollsten erscheint eine authentische Politik, bei der sowohl der Verstand als auch die Gefühlsebene stärker angesprochen werden.
„Die Auswir kungen der Wirtschaftskri se unterstützen populistische Bewegungen“ Gerhard Winzer, Erste AM
Die Politik sollte näher bei den Menschen, wortwörtlich auf der Straße sein und sich deren Sorgen anhören. Das bedeutet Knochenarbeit und ist nicht einfach, weil Politiker unter Zeitdruck leiden und oft von einer internen Besprechung zur anderen hetzen. Man könnte sagen: Die Politik ,kocht in ihrem eigenen Saft‘. Hier ist ein starkes Umdenken erforderlich.“ Steigende ungleichheit Die Gründe für den Auftrieb des Populismus sind vielschichtig. Oft treffen diffuse Ängste vor „dem Fremden“ auf harte Tatsachen. So muss man wohl keine groß angelegten Analysen betreiben, um die im letzten Jahr einsetzenden Flüchtlingsströme als einen Katalysator für Populismus zu identifizieren. Letztlich ist es aber die wirtschaftliche Entwicklung, die den Ausschlag gibt: It´s the economy, stupid! In diesem Zusammenhang lohnt sich der Blick auf eine interessante Studie von ETF Securities, einem führenden unabhängigen Anbieter von Exchange Traded Products (ETPs). Diese Forschungen kommen zu dem Ergebnis, dass Quantitative Easing (QE) enger mit der zunehmenden sozialen Ungleichheit verbunden ist, als das bisher angenommen wurde. ETF Securities geht davon aus, dass die Ungleichverteilung zu einer Stärkung des politischen Populismus geführt hat bzw. weiter führen wird. Stefan Bruckbauer, Chefökonom Bank Austria, meint dazu: „Zwischen der steigenden Ungleichheit und der Zunahme populistischer Bewegungen ist sicher eine Verbindung zu finden, man darf beide Entwicklungen aber nicht eins zu eins gleichsetzen, das wäre etwas zu simpel.“ So weist der Experte darauf hin, dass in Öster-
„Die Politik konnte das Wirtschafts wachstum nicht befriedi gend steigern“ Stefan Bruckbauer, Bank Austria
reich ein Anstieg der Ungleichverteilung nicht so klar ausgeprägt sei, die FPÖ aber eine der stärksten populistischen Parteien in Europa ist (und die FPÖ wird zumeist als populistisch bezeichnet, nicht zuletzt in der internationalen Berichterstattung). „In Deutschland beispielsweise haben wir durch Hartz 4 und andere Reformen mehr Ungleichheit in der Gesellschaft beobachtet, populistische Parteien sind dort allerdings deutlich schwächer“, so Bruckbauer. Für wesentlicher als den Faktor Ungleichheit
° Historisch betrachtet Eine exakte wissenschaftliche Definition von Populismus existiert nicht, der Begriff lässt sich aber historisch ableiten:1892 wurde in den USA die Populist Party (auch People’s Party genannt) gegründet; besonderen Anklang fand die Be wegung bei den Farmern im mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Die Bewegung kämpfte gegen das Großkapital und für eine Politik billi ger Kredite, die Errichtung landwirtschaftlicher Verwertungsgenossenschaften sowie den Aus bau der plebiszitären Demokratie. Ausgehend vom Aufstieg der People’s Party in den USA entwickelte der amerikanische Soziologe Lawrence Goodwyn Ende der 1970er-Jahre seine Theorie vom „populistischen Moment.“ Goodwyn postu liert, dass der (Rechts-)Populismus eine „Kern strömung“ sei, es allerdings eines bestimmten historischen Augenblicks bedürfe, damit diese aktiviert werde. Ein solcher „populistische Mo ment“ sei dann gegeben, wenn das Tempo der Modernisierung der Gesellschaft zu rasant sei und die Menschen diesem Transformationspro zess nicht mehr folgen könnten.
oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 13
Brennpunkt ° Populismus und Ökonomie
hält er die schwache Einkommensentwicklung in Österreich und anderen europäi schen Staaten: „Die Politik hat keine befriedigenden Ergebnisse bei der Steigerung von Wirtschafts- und Einkommenswachstum erzielt. Das nährt Unzufriedenheit und auch Neid in der Bevölkerung. Bei realen Einkommenszuwächsen von sagen wir drei bis vier Prozent jährlich würde die meisten Menschen eine zunehmende Ungleichheit weniger stören – derzeit sehen wir aber gar keinen realen Anstieg der Einkommen.“ Krisensyndrom Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste Asset Management, fügt hinzu: „Einen Zusammenhang zwischen steigender Ungleichheit von Einkommen und zunehmenden Populismus herzustellen, ist richtig. Wir dürfen aber keinesfalls auf die große Rezession aus 2008/09 und die Eurokrise vergessen – die Auswirkungen dieser Phänomene spüren wir noch immer und ich würde sie als die wichtigste Ursache des aufkommenden Populismus bezeichnen und nicht etwa die QE-Maßnahmen.“ QE habe
° Top-Länder 2015 nach Geldvermögen pro kopf Vermögen J/J* Rang 2000 1 Schweiz 170.590,– € + 0,2 % 1 2 USA 160.950,– € + 1,6 % 2 3 Großbritannien 95.600,– € + 0,8 % 5 4 Schweden 89.940,– € + 9,3 % 11 5 Belgien 85.030,– € + 3,3 % 4 6 Japan 83.890,– € + 1,4 % 3 7 Dänemark 81.290,– € + 11,7 % 12 8 Taiwan 81.240,– € + 3,9 % 15 9 Niederlande 80.180,– € + 4,7 % 7 10 Singapur 79.260,– € + 3,7 % 14 11 Kanada 76.960,– € + 5,7 % 8 12 Israel 71.370,– € + 4,2 % 10 13 Neuseeland 67.900,– € + 4,6 % 13 14 Australien 58.870,– € + 6,3 % 19 15 Italien 53.490,– € + 2,8 % 6 16 Frankreich 53.430,– € + 5,1 % 9 17 Österreich 51.060,– € + 0,8 % 17 18 Deutschland 47.680,– € + 5,6 % 18 19 Irland 41.910,– € + 10,2 % 16 20 Finnland 27.470,– € + 5,1 % 20 * Veränderung der Geldvermögen im Jahresvergleich
Quelle: Allianz, 21. September 2016
14 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2016
zwar viele Assetklassen gestützt, wovon vor allem Vermögende profitiert hätten, aber auch die Besitzer von Fonds, entsprechenden Versicherungsprodukten oder Eigentumswohnungen. Wer sich all das nicht leisten kann, schaut zwar durch die Finger, Winzer meint aber, dass die positiven Effekte der expansiven Geldpolitik die negativen überwiegen: „Die Ziele von QE, die wirtschaftlichen Aktivitäten zu stützen und die Inflation an die EZB-Vorstellungen anzunähern, sind richtig. Auch läuft die Entwicklung in die richtige Richtung, so gehen wir etwa in Europa von einem Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent aus.“ Für Winzer sind jedenfalls die im Schnitt stagnierenden und bei den unteren Einkommensschichten sinkenden Lebensstandards hauptsächlich für den Aufstieg der Populisten verantwortlich. Die erstarkenden populistischen Kräfte erhöhen nun jedenfalls den Druck auf Politik und Notenbanken. Dazu Bruck bauer: „Damit steigt die Wahrscheinlichkeit für den Einsatz geldpolitischer Maßnahmen, die weit aus dem normalen Rahmen fallen und noch nicht wirklich erprobt sind. Ein Beispiel wäre etwa das immer wieder diskutierte Hubschrauber-Geld.“ So sei etwa Japan nicht weit entfernt vom Helicopter Money, auch wenn es offiziell nicht
so bezeichnet wird. Auch für Europa hält Bruckbauer den Einsatz dieses Instruments in etwas abgemilderter Form für nicht ausgeschlossen, falls die Ziele steigende Infla tion und Wirtschaftswachstum nicht auf herkömmlichen Wegen erreicht werden können. Wobei für die Ankurbelung der Wirtschaft neben der Geldpolitik prinzi piell immer zwei Möglichkeiten zur Verfügung stehen: Strukturreformen und konjunkturelle Maßnahmen (Investitionen). Bruckbauer: „Strukturreformen haben den Vorteil, dass sie langfristig wirken, dafür werden sie aber auch nicht so schnell spürbar. Sie können anfangs auch in die falsche Richtung gehen, so wenn etwa durch eine Verwaltungsreform mehr Arbeitslosigkeit entsteht, was natürlich die Staatsausgaben erhöht, die Kaufkraft senkt und somit mehr Wachstum entgegensteht.“ Für Investitio nen sieht der Experte jedenfalls viel Raum in Österreich sowie Europa, weshalb er auch dem Juncker-Plan einiges abgewinnen kann: „Investitionen in Bildung und Infrastruktur, wie etwa Netzsicherheit sowie Breitbandausbau, sind auch langfristig sinnvoll. Dafür muss man natürlich Geld in die Hand nehmen. Eine kurzfristige kontrollierte Ausweitung des Budgetdefizits ist aber überhaupt nicht dramatisch. Problematisch
Soziale Ungleichheit (Palma-Ratio 2013/14, lt. OECD) Chile Mexiko USA Türkei Israel GB Spanien Portugal Griechenland Italien Kanada Frankreich Deutschland Österreich Norwegen Island 0
0,5
1
1,5
2
2,5
3
Die Palma-Ratio ist eine Kennzahl für soziale Ungleichheit. Diesem Indikator zufolge sind vor allem Chile und Mexiko von ungerechter Verteilung betroffen, auch die USA liegen weit vorne. Quelle: Bloomberg, ETF Securities, Börsenschluss am 8.9.2016
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Die vorliegende Marketingmitteilung der Allianz Investmentbank AG stellt keine Anlageanalyse, Anlageberatung oder Anlageempfehlung dar. Insbesondere ist sie kein Angebot und keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Investmentfondsanteilen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zu. Ein Ranking, Rating oder eine Auszeichnung ist kein Indikator für die künftige Entwicklung und unterliegt Veränderungen im Laufe der Zeit. Die Prospekte und die Wesentlichen Anlegerinformationen (Kundeninformationsdokumente) der Investmentfonds der Allianz Invest Kapitalanlagegesellschaft mbH, Hietzinger Kai 101–105, A-1130 Wien, sind kostenlos ebendort sowie bei der Allianz Investmentbank AG, Hietzinger Kai 101–105, A-1130 Wien und im Internet unter www.allianzinvest.at in deutscher Sprache erhältlich.
Brennpunkt ° Populismus und Ökonomie
wird es dann, wenn dauerhaft vom Staat zuviel ausgegeben wird bzw. die Ausgaben steigen, wie z.B. bei den Zuschüssen für das Pensionssystem. Das wäre also ein Fall für strukturelle Änderungen.“ Investitionen, wie von Juncker vorgesehen, würden das Wachstum unterstützen und gleichzeitig der Bevölkerung zeigen, dass etwas in Bewegung gesetzt wird, was wiederum den Populisten einigen Wind aus den Segeln nehmen könnte. Allerdings hilft das Juncker-Paket nur bei der Finanzierung, richtig Geld gibt der Staat hier nicht aus. Trotzdem, meint Bruckbauer, mehren sich die Anzeichen stärkerer fiskalischer Impulse über den Juncker-Plan hinaus, wobei hier die Wahlen in Deutschland noch entgegenwirken: „Kanzlerin Merkel wird in der deutschen Bevölkerung noch immer hohe Wirtschaftskompetenz zugesprochen. Es herrscht die Meinung vor, sie habe den südlichen europäischen Ländern ,das Sparen beigebracht‘. Merkel und Finanzminister Schäuble wollen keinen Kratzer auf diesem Image und werden fiskalpolitisch jetzt nicht die Tore öffnen. Ich meine, dass die Chancen für fiskalische Impulse nach den deutschen Wahlen steigen werden.“ Also ist für Lösungsansätze nicht zuletzt der Staat gefragt, wobei Winzer vor „falschem Keynesia nismus“ warnt, der Geld nicht weise einsetzt und langfristig nur die Defizite noch
stärker ausweiten würde: „Stattdessen geht es darum, Projekte mit positivem Return zu finden. Hier sind etwa sinnvolle Infrastrukturinvestitionen zu nennen. Um ein klassi sches Beispiel zu nennen: Es ist nicht zweckdienlich, überall neue Straßen zu bauen, in Italien zum Beispiel herrscht hier in manchen Regionen aber nach wie vor Mangel.“ Wenn populistischer Druck nun zu höheren Staatsausgaben führte, wäre das also nicht prinzipiell zu verdammen, es käme darauf an, wie die Investitionen eingesetzt würden. Vor allem aber die langfristigen nachteiligen Auswirkungen des Populismus können gut argumentiert werden: „Der Brexit liefert hier ein Negativbeispiel. Der Populismus strebt nach Protektionismus, also danach, Mauern hochzuziehen. Dabei wäre aber freier Handel und eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes innerhalb und zwischen den EU-Ländern wünschenswert“, so Winzer. Ein wichtiger Punkt sind für den Experten auch Strukturreformen: „Solche Reformen gehen mit den Forderungen der Populisten nicht immer Hand in Hand, weil sie ja auch schmerzliche Einschnitte erfordern können. Dennoch sind Reformen notwendig, wofür aber entsprechende Institu tionen notwendig sind. Diese fehlen aber auf europäischer Ebene zu einem großen Teil. Zwar wurden im Zuge der Krise einige Institutionen aufgebaut, aber für eine Fis-
Soziale Ungleichheit und quantitative lockerung
1,16
Palma-Ratio Spanien, Italien, Frankreich, Deutschland & Österreich (li. Skala)
3.200 2.700
1,14
2.200
Bilanz der EZB (zeitversetzt 1J, re. Skala)
1,12
1.700
1,10 1,08 2003
in Milliarden Euro
Deprivation als % der Gesamtbevölkerung
1,18
1.200 2005
2007
2009
2011
2013
2015
700
Eine neue Studie von ETF Securities stellt den direkten Bezug zwischen dem Quantitative Easing-Programm der EZB und steigender sozialer Ungleichheit (Palma-Ratio) her. Quelle: OECD, Bloomberg, ETF Securities, Börsenschluss am 8.9.2016
16 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2016
kalunion und wirkliche gemeinsame Wirtschaftspolitik mangelt es der EU noch immer an entsprechenden Institutionen. Diese müssen erst geschaffen werden.“ „Populistische Investments?“ Abgesehen von all diesen Prozessen könnte sich der Populismus auch auf die Anlageausrichtung auswirken, wie James Butterfill, Head of Research and Investment Strategy bei ETF Securities, meint: „Das Problem der sozialen Ungleichheit kann nicht über Nacht gelöst werden. Deshalb glauben wir, dass die Verunsicherung auf hohem Level weiterbestehen wird, zumindest im kommenden Jahr. Das begünstigt sicherere, weniger volatile Anlageklassen. Nicht immer führt aufkommender Populismus zur Niederlage des politischen Establishments, allerdings wirken einige typisch populistische Maßnahmen zur Beruhigung der Gesellschaft inflationssteigernd. Anleger können ihre Portfolios schützen, indem sie auf Anlageklassen setzen, die in inflationären oder populistischen Szenarien gut performt haben. Dazu zählen Aktien, inflationsgebundene Anleihen, Edelmetalle oder Infrastrukturinvestments.“ Bruckbauer zeigt sich wiederum skeptisch, eine komplette Anlagestrategie aufgrund der starken populistischen Bewegungen und politischer Überlegungen aufzubauen: „Die Vergangenheit hat bewiesen: Politische Börsen haben zumeist kurze Beine und Angst ist auch für Investments ein schlechter Ratgeber.“ Die Mehrheit der Marktteilnehmer sieht nicht die Gefahr einer überbordenden Inflation, die den massiven Kauf von Edelmetallen nahe legen würde – obwohl Gold & Co. zur Abrundung eines gut diversifizierten Portfolios kein Fehler sind. Bruckbauer: „Ebenfalls sind inflationsgeschützte Anleihen als Beimischung sinnvoll und besser als fixverzinsliche Anleihen, weil die Tendenz besteht, dass die Zinsen am langen Ende langfristig steigen werden. Sollte das Wachstum durch diverse politische Maßnahmen aber wieder steigen, wird es jedoch Anlageklassen geben, die dadurch besser performen. Hier sollte man zum Beispiel an Aktien denken.“
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brennpunkt ° Meldungen aus der Hochfinanz
Joseph Stiglitz: „Italien wird den Euro verlassen“
EZB drosselte Käufe
Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stiglitz glaubt, dass Italien künftig nicht mehr Teil des gemeinsamen europäi schen Währungsraums sein werde. Gegenüber der deutschen „Welt“ ortet der US-Volkswirt als Ursache den Mangel an Strukturreformen in der EU.
In der letzten September-Woche kaufte die Europäische Zentralbank (EZB) Schuldtitel im Volumen von 11,6 Mil liarden Euro, in der Woche zuvor waren es noch 15,4 Milliarden.
Joseph Stiglitz: Der Nobelpreisträger macht die mangelnde Solidarität in der EU für einen Zerfall der Währungsunion verantwortlich.
notwendige Reformen wie etwa die Schaffung einer Bankenunion und einer gemeinsamen Einlagensicherung anzugehen. In Europa fehle es an der nötigen Solidarität über Grenzen hinweg. Deshalb werde der gemeinsame Währungsraum vermutlich in den kommenden Jahren zerbrechen, sagte der Ökonom gegenüber der deutschen Zeitung „Welt“. So habe Deutschland schon akzeptiert, dass Griechenland die Eurozone verlassen werde. (mf)
Zwangsabgabe
Brexit könnte die Finanzbranche Milliarden kosten
Die weltweiten Schulden sind auf 152 Billionen Dollar weiter angewachsen. Der IWF machte nun neuerlich den Vorschlag, eine Zwangsabgabe auf Vermögen einzuheben.
Die britische Premierministerin Theresa May gab Anfang Oktober am Tory-Parteitag bekannt, die Austrittsverhandlungen mit der EU spätestens Ende März 2017 zu beginen. Einer Berechnung der Beratungsfirma Oliver Wyman zufolge, wird ein Brexit mit dem Verlust, britische Dienstleistungen in Europa zu verkaufen, alleine die Finanzbranche Milliarden kosten.
Mit den weltweiten Schulden von 152 Billionen Dollar (225 Prozent des globalen BIP) wurde ein neuer Rekordstand erreicht. Im Jahr 2002 lag er noch bei 200 Prozent. Rund zwei Drittel davon sind durch Privatschulden angehäuft worden. Der Zuwachs sei laut der IWF-Studie besonders in China und Brasilien erfolgt und biete Anlass zur Sorge. Nun wurde der Plan, eine Zwangs abgabe auf Vermögen einzuheben, wieder aus der Schublade geholt. Für die Eurozone hatte der IWF vor Jahren eine Abgabe von zehn Prozent vorgeschlagen. (mf)
20 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
Die ersten Auswirkung des geplanten EUAustritts sind bereits spürbar. Infolge der Pfund-Schwäche rutschte die Wirtschaftsleistung Großbritanniens kürzlich hinter jener von Frankreich zurück. Der Plan, den EU-Binnenmarkt zu verlassen und die Immigration deutlich einzuschränken, ließ das Pfund bereits ordentlich sinken. Von
der EU wird zwangsläufig ein harter Kurs gefahren: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte bereits mehrmals, Großbritannien bei den Verhandlungen nicht übermäßig entgegenzukommen. Da London das wichtigste Finanzzentrum in Europa ist und nicht gerade das Liebkind von Theresa May, wird es unter den Einschränkungen besonders leiden. Immerhin steuert die Finanzbranche mit einem Umsatz von rund 200 Milliarden Pfund den größten Teil zu den britischen Exporten bei und beschäftigt 1,1 Millionen Menschen. Zudem ist die Finanzbranche in Großbritannien die wichtigste Steuerquelle. In einer Studie der Beratungsfirma Oliver Wyman sei zu befürchten, dass bei einem „harten Brexit“ zumindestens 75.000 Arbeitsplätze im Finanzsektor verloren gehen werden. (mf)
creditS: Shutterstock, varandah/Shutterstock
„Die Italiener sind zunehmend vom Euro enttäuscht“, meint Joseph Stiglitz, der 2001 den Wirtschafts-Nobelpreis erhielt und dem breiten Publikum mit der Veröffentlichung des Buches „Die Schatten der Globalisierung“ bekannt wurde. „In Italien setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass Italien im Euro nicht funktioniert“, meinte Stiglitz, der von jeher als Kritiker der Europäischen Union bekannt ist. Ohne zügiger Durchführung tief greifender Reformen gibt Stiglitz der Währungsunion wenig Chancen, weiter zu funktionieren. Die Politik wird die Währungsunion langfristig nicht retten können, da es den Mitgliedsländern an Entschiedenheit mangle,
Seit dem Start der Käufe im März 2015 erwarb die EZB Anleihen der Euro-Länder im Volumen von rund 1,06 Billionen Euro. Damit will die EZB die Zinsen tief halten und der Konjunktur auf die Sprünge helfen. Das erklärte Ziel ist, die Inflationsrate in der EU auf zwei Prozent zu bringen. Das Anleihenkaufprogramm läuft bis Ende März 2017 und hat einen Gesamtumfang von 1,74 Billionen Euro. Seit Juni dieses Jahres kauft die EZB auch Unternehmensanleihen. Erworben wurden unter anderem Titel von Siemens, Bayer und Bosch. In der Woche bis 30. September reduzierten die Euro-Wächter nicht nur den Kauf von Staatsanleihen, auch der Erwerb von Unternehmensanleihen ging von 2,32 Milliarden Euro auf 1,85 Milliarden Euro zurück. (mf)
°
Meldungen aus der Hochfinanz brennpunkt
Deutsche Bank unter massivem Beschuss Die Deutsche Bank kämpft in den USA um eine Reduzierung der Strafzahlung in Höhe von 14 Milliarden Dollar, zu der sie im Zusammenhang mit der Hypothekenkrise von US-Behörden verdonnert wurde. Die zahlreichen Kalmierungsversuche seitens deutscher Wirtschaftstreibender und der Politik werden durch immer härtere Kritik am Geschäftsmodell der Deutschen Bank konterkariert. Während renommierte Unternehmer die Bedeutung der Deutschen Bank für die Wirtschaft hervorheben, räumten bereits einige Hedgefonds-Manager ihre Konten leer. John Cryan, Chef der Deutschen Bank, bemüht sich derweil, das renditeschwache
Institut, das in zigtausende Rechtsstreitig keiten verwickelt ist, als ausreichend kapitalstark darzustellen. Seitens der deutschen Politik wird betont, dass keine Steuergelder für eine Rettung der Bank notwendig seien. So mancher Marktteilnehmer fühlt sich an die Lehman-Krise im Jahr 2007 erinnert. Der IWF stufte die Deutsche Bank im vergangenen Jahr aufgrund ihrer Probleme und der starken internationalen Verflechtung als „die gefährlichste Bank der Welt“ ein. Die Europäische Zentralbank (EZB) gibt zwar „einzelne Fälle von Banken mit Problemen“ zu, betont aber im gleichen Atemzug, dass das Bankensystem in Europa insgesamt solide sei. Der größte Investor der Deutschen Bank – neben dem Emirat Katar – ist der US-Fondsriese BlackRock.
Deutsche Bank: Reduziert in Deutschland von 723 auf 535 Filialen.
Deutsche Bank: In zig-tausend Rechtsstreitigkeiten verwickelt.
Dessen Vize-Chef Philipp Hildebrand regte nun die Fusion zwischen europäischen Großbanken an. Angesichts niedriger Zinsen, schwachem Wirtschaftswachstum und Bergen an faulen Krediten (laut IWF rund 900 Milliarden Euro) soll eine radikale Neuorientierung der Geschäftsmodelle notwendig sein. (mf)
wirtschaftPanorama Starke Worte ´´
„In Österreich wird man leichter Millionär als in den USA.“
Zahlenspiel
1,3
Prognosen. „Wir müssen uns an ein bescheidenes Wachstum und lei-
der auch an hohe Arbeitslosenraten gewöhnen.“ Schon diese Aussage des neuen Wifo-Chefs
Andreas Peichl vom
Christoph Badelt ließ für die Präsentation der BIP-
Mannheimer Wirtschafts-
Prognosen für 2017 nichts Gutes erwarten. Und
forschungsinstitut ZEW
so kam es dann schließlich auch. Sowohl das
überrascht mit dieser
Wifo, als auch das IHS senkten ihre traditionellen
Aussage im Interview
Herbstprognosen für das kommende Jahr um je-
mit dem Standard. Der
weils 0,2 Prozentpunkte auf 1,5 beziehungswei-
Ökonom ortet diesbe-
se 1,3 Prozent. Vor allem die durch den privaten
züglich jedoch auch das Problem der weiter
Konsum und Anlageinvestitionen getragene Bin-
zunehmenden Ungleichheit sowie fehlenden
nenkonjunktur dürfte im kommenden Jahr wieder
politischen Willen, diese zu bekämpfen.
abflauen. Um dem Negativtrend gegenzusteuern, fordern die Wirtschaftsforscher von der heimi
der Zweiklassengesellschaft aufkommen.“
deneres Handeln ein. Die wirtschaftspolitische
Discount-Tourismus. Billigpreise füh-
Agenda müsse sich künf-
ren die heimische Hotellerie in die Sackgasse, davon ist man beim Unternehmen Furnirent überzeugt. „Überkapazitäten und zu Discountpreisen angebotene Hotelzimmer sorgen dafür, dass heimische Tourismusbetriebe zwar oftmals passable Umsätze generieren, Gewinne lassen sich damit jedoch nicht erzielen. Um die Niedrigpreispolitik zu durchbrechen, braucht es Investitionen in die Qualität der Ausstattung“, heißt es in einer Aussendung der in Kärnten ansässigen Anbieter von Miet- und Mietkaufsystemen für Hotels. Auch große Hotelketten würden ihre Zimmer oftmals zu Niedrigpreisen anbieten, um die Auslastung zu steigern. Buchungsplattformen und der Versuch vieler Betriebe, ihre Konkurrenz über die Preisschiene auszustechen, hätten dazu geführt, dass es sich beim Gast in den letzten Jahren eingebürgert hat, stets nach dem günstigsten verfügbaren Angebot Ausschau zu halten. „Für Betriebe ist es einfacher, Gäste über die Niedrigpreispolitik zu gewinnen, als sie von der hohen Qualität der angebotenen Dienstleistungen zu überzeugen. Wirtschaftlich erfolgreich ist auf lange Sicht aber nur, wer seinen Gästen echten Mehrwert bietet und mit Qualität punktet. Mit diesem Konzept kann der Hotelier nämlich sein Produkt aufwerten“, so Furnirent-Geschäftsführer Hansjörg Kofler. Gerade für Klein- und Mittelbetriebe wären Discountpreise kein gangbarer Weg, um im harten Konkurrenzkampf der Branche zu bestehen.
tig an den Themen Bildung, Forschung und Tech-
Die Bundesgeschäfts-
nologie orientieren. Darü-
führerin der Jungen
ber hinaus sei es wichtig,
Wirtschaft, Elisabeth
eine Senkung der Abga-
Zehetner-Piewald, geht
benbelastung herbeizu-
das im Sommer präsen-
führen, den Faktor Arbeit
tierte Maßnahmenpaket
endlich stärker zu entla-
für Start-ups nicht weit
sten und die Steuerstruktur Chef des Wirtschafts-
genug. Sie fordert eine Ausweitung der Lohnne-
umzukrempeln, so der Ex-
benkostenbefreiung auf alle Neugründungen.
perte.
Christoph Badelt, forschungsinstitutes Wien (Wifo)
studie des monats Flüchtlinge und Arbeitsmarkt. Laut
einer kürzlich publizierten Erhebung des Beratungsunternehmens EY drängen Österreichs Unternehmen vehement auf eine bessere Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen. Mehr als zwei Drittel, genauer gesagt 68 Prozent, der insgesamt 900 befragten mittelständischen Unternehmer orten Verbesserungspotenzial bei den Integrationsmaßnahmen, 42 Prozent sogar in „erheblichem“ Ausmaß. Nur jeder hundertste Unternehmensverantwortliche bezeichnet die derzeitigen Maßnahmen als „eher gut“, kein einziger als „sehr gut“. Dabei sei eine zügige Integration aus Sicht der Befragten in Mittelstandsunternehmen besonders wichtig: 83 Prozent sprechen sich dafür aus, asylberech-
20 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
tigte Flüchtlinge so rasch wie möglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren, nur jeder Sechste spricht sich „eher“ dagegen aus. „Für eine erfolgreiche Arbeitsmarktintegration braucht es dringend gemeinsame Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“, kommentiert Helmut Maukner, Country Managing Partner von EY Österreich. Die überwiegende Mehrheit der heimischen Mittelstandsunternehmen würde Flüchtlinge übrigens mit offenen Armen in ihrem Betrieb empfangen – der ohnehin schon hohe Anteil ist im Vergleich zum Jahresbeginn nochmals gestiegen. Im Jänner 2016 gaben bereits 76 Prozent an, Flüchtlinge grundsätzlich in ihrem Unternehmen beschäftigen zu wollen. Mittlerweile sind es sogar 82 Prozent.
CrediTS: beigestellt, Shutterstock, Junge Wirtschaft/Lisi Specht
„Da kann schnell das Gefühl
SACKGASSE?
schen Regierung mehr Dynamik und entschie-
Investmentausblick 2017 MEGATRENDS Welche ökonomischen Entwicklungen, Branchen und Regionen werden das kommende Jahr prägen? Von welchen Trends werden Investoren 2017 am meisten profitieren, welche sollte man wiederum meiden? Ein umfangreicher Expertenausblick gibt Ihnen hier kompetente Antworten. Informieren Sie sich über das breite Angebot und diskutieren Sie mit den Experten.
Impulsvortrag: „Hochleistung im Verkauf“ Weshalb Kunden wieder echte Verkäufer brauchen! Daniel Reisenhofer, High Performance Trainer & Keynote Speaker
Aktien auf der sichereren Seite – Dividenden-Strategien Dr. Paul Varga, Leiter Repräsentanz Österreich und CEE DekaBank
23. NOVEMBER 2016
Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr Vorträge: 9:00 bis ca. 12:30 Uhr anschließend Mittagsbuffet
Ort der Veranstaltung Haus der Industrie Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien „Ludwig Urban – Saal“
All you need is growth – navigating successfully through a global environment Sandra Crowl, Mitglied des Anlageausschusses Carmignac
Jung, erfahren und erfolgreich – der GAMAX Junior Funds A ist der Jungbrunnen der Veranlagung! Michael Kopf, Senior Schulungs- und Vertriebsleiter Patriarch Multi-Manager
Zielgruppen/Gäste Fondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen, CFOs, Private Banker, Kundenbetreuer von Banken, etc.
Healthcare 2.0 – Mehr als Spritzen und Pillen Ingo Grabowsky, Vertriebsdirektor/Prokurist Lacuna
Die Farbe Rot und die Suche nach Kapitalerträgen Hans-Jörg Naumer, Global Head of Capital Markets & Thematic Research Allianz Global Investors Ja, ich melde mich zur kostenlosen Teilnahme an der Veranstaltung Institutional Investors Congress am 23. November 2016 im Haus der Industrie an. Titel, Vor- und Zuname Firma
Veranstalter
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wirtschaft ° Fortbestehensprognose
Einer Insolvenz vorbeugen
B
eginnen wir mit der schlechten Nachricht: In den ersten drei Quartalen 2016 gab es in Österreich einen Anstieg der Firmenpleiten von knapp drei Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, so die aktuelle Statistik des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV1870). Mit 2366 eröffneten Insolvenzverfahren liegt 2016 etwa 2,3 Prozent über dem Vorjahr. Bei den mangels Vermögens nicht eröffneten Fällen (1561) beträgt das Plus etwa 3,5 Prozent. Die eröffneten Verfahren betreffen Verbindlichkeiten von immerhin 2,4 Milliarden Euro – das ist ein sattes Plus von fast 60 Prozent. Der KSV1870 weist allerdings darauf hin, dass darin zwei Unternehmen enthalten sind, deren Aktivitäten sich im Wesentlichen außerhalb Österreichs abspielten (Activ Solar und Slav Holding). Ohne diese beiden eigentlich nicht österreichischen Unternehmen lägen die Passiva „nur“ ca. 20 Prozent über dem Wert des Vorjahres. Bei den betroffenen Arbeitsplätzen sieht die Entwicklung nicht gar so krass aus: Hier zeigt sich, dass mit 14.400 Personen knapp drei Prozent mehr Arbeitnehmer betroffen waren als im Vergleichszeitraum 2015. Dennoch kann auch das natürlich nicht als gute Nachricht durchgehen. Positiv stimmt hingegen, dass es gar nicht so weit kommen muss: Mithilfe der richtigen Selbsteinschätzung und realistischer
Kalkulation ließe sich der Pleitegeier in vielen Fällen schon von Weitem abwehren. Erkenne dich selbst Gerald Dürrschmid, Partner bei der Unternehmensberatung Wiesmayr & Partner, bringt es auf den Punkt: „Ein guter Koch oder Kellner muss noch lange kein guter Gastronom sein. Auch ein ausgezeichneter Automechaniker ist nicht automatisch der geborene Unternehmer. Aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich sagen, dass Selbstüberschätzung gleichzeitig ,Mutter und Vater‘ von Managementfehlern ist, die zu Insolvenzen führen können. Oft wird einfach nicht wahrgenommen, dass das eigene Unternehmen in Schieflage gerät.“ Diese Einschätzung wird auch wiederum vom KSV1870 bestätigt: „Die Hälfte (51 Prozent) der Pleiten des Vorjahres lassen sich auf interne Fehler zurückführen. Durch mehr Know-how bzw. bessere Fähigkeiten im oberen Management hätten viele Unternehmenszusammenbrüche vermieden werden können. Diese Ursache ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen und hat im 10-Jahres-Vergleich (2006: 36 Prozent) nun einen Höchststand erreicht“, heißt es in einer Studie der Experten. Rückläufig als Insolvenzursache ist hingegen Fahrlässigkeit mit elf Prozent – 2006 waren es noch 22 Prozent. Die Schlußfolgerung des Kredit-
° Insolvenzstatistik Österreich (1.-3. Quartal) Eröffnete Insolvenzen Nicht eröffnete Insolvenzverfahren (mangels Masse) Gesamtinsolvenzen Geschätzte Insolvenzverbindlichkeiten
2016 2.366 1.561 3.927 2.411,– Mio.€
2015 2.312 1.508 3.820 1.515,– Mio.€
veränd. + 2,3 % + 3,5 % + 2,8 % + 59,1 % Quelle: KSV1870
22 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2016
schutzverbandes: „Es sind immer weniger vorsätzliches Fehlverhalten, Überheblichkeit oder überzogene Risikobereitschaft die Auslöser für Insolvenzen. Mehrheitlich scheitern die Betriebe an fachlicher Unwissenheit, also schweren internen Fehlern. Fehlende Planung, falsche Kalkulationen, unterschätzte Kostensteigerungen oder Absatzschwierigkeiten – oft mangelt es in den Betrieben an fundamentalem Know-how.“ „Damals wie heute sind Personen in den obersten Rängen zugange, die das kaufmännische Einmaleins nicht ausreichend beherrschen. Jedoch erfordern viele Aufgaben heute auch mehr Fachkenntnis als noch vor zehn Jahren – man denke nur an das Steuerrecht, das Jahr für Jahr komplexer wird. Hinzu kommt, dass das Aufgabenspektrum des heutigen Managements bedeutend vielfältiger ist als noch vor zehn oder 20 Jahren“, analysiert Dr. Hans-Georg Kantner, Leiter Insolvenz beim KSV1870. So werden die bürokratischen Auflagen immer mehr und es kommen stetig neue Themen hinzu – Stichwort Compliance, Datenschutz, Barrie refreiheit etc. Kantner: „In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob das Management die richtigen Prioritäten setzt, ausreichend Zeit für die überlebenswichtigen Aufgaben aufwendet und die restlichen Themen delegiert.“ Fehlerquellen gibt es im Unternehmertum also zur Genüge. Dürrschmid, er ist auch allgemein be eideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für die Fachgruppen Kredit, Banken und Börsen, weiß, dass viele Unternehmen etwa die Kostenbelastung grob unterschätzen: „Das stellt einen ganz massiven Block unter den Insolvenzursachen dar. Diverse Kosten für Steuerzahlungen, Abga-
creditS: WKO, Shutterstock
Jedes Unternehmen, das Pleite geht, ist definitiv eines zuviel. Oft ist ganz einfach die Selbstüberschätzung der Firmenlenker Schuld daran. Deshalb gilt es rechtzeitig vorzubeugen. In Krisensituationen sollte das Instrument der Fortbestehensprognose intelligent eingesetzt werden. Harald Kolerus
°
Fortbestehensprognose wirtschaft
„Krisen müssen frühzeitig erkannt und Sanierungsschritte gesetzt werden“ Christoph Leitl, WKO
ben, Versicherungen, Umbauten etc. werden nicht richtig wahrgenommen. Auch die Anlaufkosten werden unterschätzt.“ Der Experte sieht auch die Problematik diverser Abhängigkeiten – von Märkten, Lieferanten oder Kunden. „Ein Unternehmen kann sehr leicht ins Schlingern kommen, wenn es auf nur zwei, drei oder gar nur einen Kunden angewiesen ist. Hier sollte eine breitere Basis angestrebt werden.“ Dürrschmid rät dazu, vor allem in der Gründungsphase, Unterstützung von Fachleuten zu suchen: „So bietet etwa die Wirtschaftskammer entsprechende Leistungen an. Auch die Gründerzentren in den Banken sind empfehlenswert. Der größte Fehler von Unternehmern ist es, wenn sie nach dem Motto ,Ich kann und weiß alles‘ agieren und sich als beratungsresistent erweisen.“ Faktor eigenkapital Natürlich sollte auch ein wachsames Auge auf die notwendige Eigenkapital deckung gelegt werden. Dürrschmid meint dazu: „Die Kapitalausstattung der Unternehmen fällt in Österreich im Vergleich zu anderen Ländern dürftig aus. Natürlich ist aktuell ein zu hoher Eigenkapitalanteil aufgrund des herrschenden Niedrigzinsumfeldes kein Thema. Aber die Situation kann sich ja auch wieder einmal ändern.“ Werfen wir in diesem Zusammenhang noch einen Blick auf die Statistik des KSV1870: Obwohl die Unternehmen Österreichs traditionell vorsichtig sind, wenn es darum geht, Inves toren ins Boot zu holen, ist auch der Kapitalmangel als Ursache zurückgegangen – von 16 (2006) auf neun Prozent im Vorjahr. „In Zeiten von Basel III ist das Bewusstsein für solide Unternehmensfinanzierung
merkbar gestiegen. Man weiß, dass der schnelle Kredit in der gewünschten Höhe nicht immer gewährt wird und sorgt daher vermehrt für eine solide Grundausstattung“, so die Experten. Fortbestehensprognose Dennoch schlittert, wie wir festgestellt haben, noch immer eine Unzahl von Unternehmen in die Insolvenz bzw. in deren Nähe. „Für die erfolgreiche Krisenbewältigung und Sanierung von Unternehmen ist entscheidend, dass möglichst frühzeitig die Krisensituation erkannt wird und entsprechende Sanierungsschritte gesetzt werden. Bereits das Planungs- und Rechnungswesen eines Unternehmens muss daher stark auf Krisenerkennung ausgerichtet sein, um möglichst zeitnahe Informationen für die Entwicklung und Zukunft eines Unternehmens zu liefern“, so WirtschaftskammerPräsident Christoph Leitl. Er bezieht sich hier auf die neue Überarbeitung des Leitfadens zur Fortbestehensprognose. Dabei handelt es sich um ein Instrument der Überschuldungsprüfung, das von Unternehmen in Schieflage erstellt wird. Gegenstand der Fortbestehensprognose ist die Beurteilung der künftigen Zahlungsfähigkeit des Unternehmens innerhalb des primären Planungszeitraums (Primärprognose) sowie der darüber hinaus gehenden Überlebensfähigkeit des Unternehmens (Sekundärprognose). Im Rahmen der Überschuldungsprüfung liegt trotz rechnerischer Überschuldung keine Überschuldung im Sinne des Insolvenzrechts vor, wenn eine positive Fortbestehensprognose gegeben ist. Hier sieht man also, wie essenziell die Fortbestehens prognose sein kann, weshalb ein Arbeits-
kreis unter Beteiligung der WKO, der Kammer der Wirtschaftstreuhänder (KWT) und anderer Experten den Leifaden zur Erstellung einer soliden Fortbestehensprognose überarbeitet hat (abrufbar unter www.kwt. or.at). Arbeitskreis-Mitglied Alfred Brogyányi von der KWT: „Im Vorfeld einer Insolvenz besteht meist ein sehr starker Zeitdruck. Es muss klar sein, wie eine Fortbestehensprognose zu erstellen ist. Genau diese Sicherheit soll die vorliegende Stellungnahme zur Fortbestehensprognose geben.“
° Die Wichtigsten Insolvenzursachen 40 Prozent: Fehlen des unbedingt notwendigen kaufmän nischen Weitblicks, der rationellen Planung bei Funktionsänderungen, Absatzschwierigkeiten.
14 Prozent: Geänderte Marktlage, geänderte Konkurrenz situation, Kreditrestriktionen, Lohn- und Steuererhöhungen usw.
8 Prozent: Das im Unternehmen vorhandene Kapital ist zu gering, um den vom Betrieb geforderten Aufwand zu befriedigen.
7 Prozent: Unvermögen der differenzierten Beurteilung der Wirtschaftsvorgänge, Gründungsfehler, Unerfahrenheit.
7 Prozent: Kalkulationsfehler, Produktionsmisserfolge. Quelle: KSV1870
oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 23
bankingPanorama algerien Privatisierung. Die sinkenden Ölpreise
machen Algerien – wie auch den meisten an deren Öl produzierenden Staaten – seit ge raumer Zeit schwer zu schaffen. Nachdem die Staatsausgaben bereits rigide zusam mengestrichen wurden, macht sich die Re gierung nunmehr auf die Suche nach neuen Einnahmequellen. Wie aktuell kolportiert wird, denkt man in Algier über eine teilweise Privatisierung der sechs staatlichen Banken des Landes nach. Kein unbedeutendes Vor haben, halten die besagten sechs Institute doch rund 85 Prozent der Vermögenswerte im Maghrebstaat. Die restlichen Assets wer den wiederum von einer Hand voll privaten Bankhäusern verwaltet, die bisher über einen
Land des Monats
algerischen Mehrheitseigentümer verfügen mussten. Auch das soll sich künftig ändern, hört man aus Algier. Ausländische Investoren seien herzlich willkommen.
Zahlenspiel
25
Jubiläum. Happy birthday, Bank Austria. Mittlerweile ist es 25 Jahre
her, dass die legendäre „Z“, also die Zentral sparkasse, und die Länderbank fusionierten. Die Geschichte des fortan als Bank Austria bekannten Instituts wurde seither von mindes tens genauso vielen Down’s wie Up’s geprägt. Nur drei Jahre nach der Übernahme der Credit anstalt im Jahr 1998 wurde die Bank Austria 2001 selbst von der HypoVereinsbank „ge
ECKDATEN (Demokratische Volksrepublik Algerien)
Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung BIP (2015)
Republik Algier Arabisch und Tamazight Abdelaziz Bouteflika Abdelmalek Sellal 2.381.741 km2 etwa 39,5 Millionen rund 16,6 pro km2 Algerischer Dinar ca. 175 Milliarden USD
Kfz-Kennzeichen DZ Internet-TLD .dz Internat. Telefonvorwahl +213 Unabhängig seit 1962 Nationalfeiertag 1. November Größte Städte Algier, Oran, Constantine, Annabe Verwaltungsgliederung 48 Wilayat (Verwaltungsbezirke) Nachbarstaaten Libyen, Mali, Marokko, Mauretanien, Niger, Tunesien Höchste Erhebung Tahat (2908 m)
schluckt“. Diese wurde wiederum nur vier Jahre später von der UniCredit, jenem Konzern, zu dem die Bank Austria noch heute gehört, über nommen. Das „Geburtstagsgeschenk“ der itali enischen Muttergesellschaft, nämlich die Ver ordnung eines rigiden Sparkurses samt Abzug des Osteuropa-Geschäfts aus Wien, dürfte je doch trotz des stolzen Jubiläums nicht zu frene tischen Feierlichkeiten in der Bank Austria-Zen trale führen.
Starke Worte ´´
„Diese Art von Konsumentenschutz ist der ärgste Feind des Kunden!“ Professor Otto Lucius,
„Wenn sich nichts ändert, droht der Weltbank das reale Risiko, auf internationaler Bühne ein Anachronismus zu werden!“
„Die Bundesregierung beteiligt sich an solchen Spekulationen nicht!“
des Österreichischen Ver
Die Mitarbeitervereini
Steffen Seibert, Sprecher
bands Financial Planners,
gung der Weltbank
der deutschen Bundes
kritisiert im Interview mit
wirft ihrem Chef, dem
regierung, tritt Gerüchten
dem Kurier, dass die über
Präsidenten des Insti
über einen Notfallplan für
bordenden EU-Konsu
tuts, Jim Yong Kim, in
die Deutsche Bank entge
mentenschutzregeln à la MiFID oder PRIIPs den
einem offenen Brief
gen und schließt Staats
Bankkunden im Endeffekt mehr schaden als
Führungsschwäche
hilfen aus. Ohnehin wären
nutzen würden. Letztendlich würden die Ban
und Intransparenz vor. Die „Jahrzehnte der
Hilfen durch den Steuerzahler auch juristisch
ken dazu gezwungen sein, den Konsumenten
Hinterzimmer-Absprachen“ müssten endlich
schwierig – zunächst hätten Eigentümer und
nur mehr Standardprodukte anzubieten.
der Vergangenheit angehören.
Gläubiger der Bank zu haften.
24 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
CrediTS: 360b/Shutterstock, Archiv, Shutterstock
Vorstandsvorsitzender
15. – 17. November 2016, Wien
ϭϬ͘ :ĂŚƌĞƐĨŽƌƵŵ
ŝĞ 'ĞƐĂŵƚďĂŶŬƐƚĞƵĞƌƵŶŐ t Praxisbericht: ^Z WͲWƌƺĨĂŶƐĂƚnj aus Sicht der Bank t ĂƐĞů ϯ͘ϱ͗ Aktuelle Herausforderungen im Kreditrisikomanagement t ^ƚƌĞƐƐƚĞƐƚƐ ĂůƐ ƐƚƌĂƚĞŐŝƐĐŚĞƐ dŽŽů im / WͲWůĂŶƵŶŐƐƉƌŽnjĞƐƐ
ǁǁǁ͘ŝŝƌ͘ĂƚͬŐĞƐĂŵƚďĂŶŬƐƚĞƵĞƌƵŶŐ
&ƺƌ ǁĞŝƚĞƌĞ /ŶĨŽƌŵĂƟŽŶĞŶ ŬŽŶƚĂŬƟĞƌĞŶ ^ŝĞ͗ Magdalena Ludl, Customer Service, IIR GmbH E-Mail: anmeldung@iir.at Tel.: +43 (0)1 891 59 – 212
Ɛ ƉƌćƐĞŶƟĞƌĞŶ ƐŝĐŚ͗
OktObEr 2016 – GELD-MAGAZIN °
25
banking ° FinTechs
Des Bankers neue Kleider Der Vormarsch der FinTechs wirbelt alteingesessene Institute durcheinander. Dabei werden Ineffizienzen und eine zu hohe Filialdichte in einigen europäischen Staaten sichtbar – nicht zuletzt in Österreich. Es stellt sich die provokante Frage: „Wozu überhaupt noch Banken?“ Unter diesem Titel fand eine hochkarätige Diskussion in der Österreichischen Nationalbank statt. Das GELD-Magazin war dabei. Harald Kolerus mmer mehr Banken fürchten sich davor, Teile ihres Geschäfts an neue Marktteilnehmer im Bereich FinTechs zu verlieren“, heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung PwC. Immerhin 76 Prozent der Banken, die an der Umfrage teilgenommen haben, sind der Meinung, dass ihnen FinTechs Teile ihres Geschäfts streitig machen werden. „Banken müssen mitansehen, wie Start-ups sich über sie hinweg direkt an den Endverbraucher wenden. Daher überrascht es nicht, dass der Bankensektor diese Entwicklung als zentrale Bedrohung betrachtet und daraus die Sorge vor Marktanteilsverlusten und steigendem Wettbewerbsdruck resultiert“, so die PwC-Analyse. Kunden orientierung ist laut den Unternehmensberatern nach wie vor ein Schwachpunkt im traditionellen Bankengeschäft und gleichzeitig eine Stärke der Start-ups: „Die Markt neulinge haben die Chancen erkannt, die bestehenden Schwachstellen aus Sicht der
Kunden für sie bergen, und entwickeln Lösungen, um Kundenwünschen zu entsprechen. Traditionelle Banken hinken dabei häufig weiter hinterher, wenn es darum geht, merkliche Verbesserungen anbieten zu können.“ Unter Druck Diese und andere Studien sowie die laufende mediale Berichterstattung machen deutlich, dass die Banken vor „erheblichen Herausforderungen“ stehen, wie das so gerne euphemistisch formuliert wird. Auf gut Deutsch könnte man auch sagen: Die Branche hat massive Probleme. Bereits Ende letzten Jahres ließ Ewald Nowotny, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank (OeNB), mit der Aussage aufhorchen, dass der heimische Bankensektor in den nächs ten Jahren rund ein Drittel seiner Jobs verlieren könnte. Somit wären immerhin an die 25.000 Arbeitsplätze betroffen! Die Lage
welche kanäle werden wie oft genutzt? Kunden internationaler Banken (Umfrage unter 32.642 Pesonen) 20
Online/Internet 10
Mobil
20
9
Geldautomat Filiale
37
0%
18
20 9
29
18
monatlich selten/nie 7
29 33
40%
täglich
14
40
37
20%
8
12
49
4
Call Center 3
21
6
wöchentlich
10
einige Male im Jahr
37 60%
80%
100%
Studien belegen, dass sich das Bankgeschäft mehr und mehr ins Internet verlagert. Das stellt „herkömmliche“ Filialbanken vor große Herausforderungen. Quelle: EY
26 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2016
„In 20 bis 40 Jahren könnte es Banken, wie wir sie kennen, nicht mehr geben“ Franz Hahn, Wifo
erscheint somit wirklich brenzlig, weshalb die OeNB nun auch zu einer hochkarätigen Podiumsdiskussion zu dieser Thematik in ihre Räumlichkeiten bat. Der Titel der Veranstaltung war durchaus herausfordernd gewählt: „Wozu überhaupt noch Banken?“ Trennung der Syteme Nowotny selbst verwies in diesem Zusammenhang auf ein bekanntes Zitat von Mark Twain, der die Nachricht von seinem Ableben als stark übertrieben bezeichnet hatte. Dasselbe lasse sich auch auf die Banken umlegen, die außerdem kein homogener Bereich seien. Eine Reihe von ökonomischen, regulatorischen und technologischen Aspekten sowie hausgemachte Probleme würden Banken allerdings dabei behindern, ihre Funktion zu erfüllen. Zu letztgenanntem Punkt zähle in Österreich der höchste Anteil an Fremdwährungskrediten und variabel verzinsten Krediten in der EU oder die geringe Finanzierungsrate auf der Kapitalmarktseite. Als zukünftiges System für Österreich wünscht sich Nowotny die „pragmatische Universalbank“: Also eine Bank, die für ihre Kunden entsprechende Bank-Dienstleistungen erbringt und das Investmentgeschäft nur so weit verfolgt, wie das für die
creditS: beigestellt
I
°
FinTechs banking
„Für gute Qualität ist der Kunde nach wie vor bereit zu bezahlen“
Karl Sevelda, Raiffeisen Bank International
Kunden notwendig ist. „In den USA ist die Trennung von Universal- und Investmentbank bereits weiter gediehen als in Europa, obwohl diese Tendenz auch bei uns zu beobachten ist. Eine Universalbank trägt weniger Risiko als eine Investmentbank, es sind aber auch geringere Erträge zu erzielen.“ Nowotny bezeichnete Österreich als „overbanked“, dazu kämen eben die FinTechs als neue Marktteilnehmer: „FinTechs tummeln sich vor allem im Zahlungsverkehr, dieser macht aber nur einen kleinen Teil des Bankwesens aus. Wahrscheinlich werden wir nach einer anfänglichen Vielzahl von Anbietern später einen Konzentrationsprozess sehen.“ Der OeNB-Chef verwies nicht zuletzt auf die Bedeutung des Einlagengeschäfts sowie der Einlagensicherung: „Diese ist sehr wichtig. Wer soll sie leisten – Anbieter, deren Geschäftsmodelle wir oft gar noch nicht kennen?“, so Nowotny unter Anspielung auf die FinTechs. Schwanengesang? Einen durchaus kritischen Blick warf Wifo-Experte Franz Hahn auf den Bankensektor: „Ich kann mir schon vorstellen, dass es Banken in ihrer heutigen Form in 20 bis 40 Jahren nicht mehr geben wird. Dienstleistungen, die derzeit primär etablierte Banken anbieten, wird es auch in Zukunft geben. Aber diese müssen nicht unbedingt von Banken als Institution, wie wir sie heute kennen, abgewickelt werden.“ Das Problem der Banken werde aufgrund der neuen Technologien deutlich sichtbar: „Kredite als der Wettbewerbsvorteil von Banken werden angesichts unterschiedlicher Formen von Peer-to-Peer-Lending (siehe Kasten rechts) an Bedeutung verlieren. Banken sind nicht
„Wir reduzieren Kosten, investieren aber stark in Digitalisierung“ Robert Zadrazil, UniCredit Bank Austria
dazu bereit, Kostenvorteile durch neue Technologien an ihre Kunden weiterzugeben.“ Kostengünstig operierende FinTechs rollen dadurch den Markt auf. So schwarz wollen die Vertreter der Großbanken die Lage naturgemäß nicht sehen. Robert Zadrazil, Vorstandsvorsitzender UniCredit Bank Austria, meinte: „Banking wird es auch in Zukunft geben, auch wenn kein leichter Weg bevorsteht. Wir arbeiten jedenfalls daran, unsere Serviceleistungen weiter zu verbessern und die Kostenstrukturen zu verschlanken. Filialen und die physische Beratung wird für uns jedenfalls auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen.“ Zum Thema Filialschließungen erläuterte Zadrazil, dass der Markt in Österreich zum Beispiel gegenüber Holland, wo dreimal so viele Einwohner auf eine Filiale kämen, immer noch über zu viele Zweigstellen verfüge. Hierzulande habe der durchschnittliche Kunde jährlich ca. 80 Kontakte mit seiner Bank, wobei die Hälfte davon bereits online oder mobil passiere. Man müsse daher den optimalen Mix finden, um dem geänderten Kundenverhalten Rechnung zu tragen: „Online ist kein reines Jugendphänomen, aber man muss bei der jüngeren Zielgruppe stärker an Relevanz gewinnen“, so Zadrazil. Aus diesem Grund investiere man sehr stark in die Digitalisierung und betreut in der Online-Filiale der Bank Austria mit 270 Mitarbeitern mittlerweile über 100.000 Kunden. Karl Sevelda, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Bank International, führte weiter aus: „Banken haben im Zuge der Finanzkrise einen Imageverlust erlitten, aber der persönliche Kundenberater wird sehr wohl geschätzt. Der Konsument lege in hohem Aus-
„Die Nachricht vom Ableben der Banken ist stark übertrieben“
Ewald Nowotny, Oesterreichische Nationalbank
maß Wert auf Beratung und braucht sie auch. Allerdings ändert sich das Konsumentenverhalten, was beispielsweise bei Onlineund Smart-Banking im Sinne der Kostenreduktion auch im Interesse der Bank selbst liegt.“ Sevelda meinte abschließend: „Man kann viel von FinTechs lernen und man muss Andockstellen schaffen. Man darf die neuen Martteilnehmer zwar nicht unterschätzen, man soll sie aber auch nicht überschätzen. Für gute Qualität ist der Kunde nach wie vor bereit zu bezahlen.“
° Schöne neue welt Das Internet krempelt unsere Welt gehörig um, davon ist auch der Finanzbereich nicht ausgenommen. Unter dem Begriff FinTech (Finanztechnologie) werden neuen Möglichkeiten und Marktteilnehmer zusammengefasst. Hier sehen wir eine breite Palette, zum Beispiel Peer-to-Peer-Lending, also Kredite, die direkt von Privatpersonen an Privatpersonen vergeben werden, ohne dass ein klassisches Finanzinstitut als Vermittler auftritt. Auch erfreuen sich Crowdfunding und Crowdinvesting steigender Beliebtheit: Ein Schwarm (Crowd) von Inves toren stellt hier Kapital zur Verfügung, um Projekte, meistens von Start-ups, zu finanzieren. Dafür wird man dann am Unternehmenserfolg beteiligt, falls die Geschäftsidee aufgeht. Auch hier fließen die Finanzströme an den etablierten Banken vorbei. Hinzu kommen noch Anbieter von mobilen Payment-Systemen. All das wirbelt die Finanzindustrie kräftig durcheinander. Eine Verschmelzung bzw. die vermehrte Kooperation der altbekannten Banken mit den Newcomern erscheint als eine mögliche Entwicklung.
oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 27
Bankgeschäft ist Beziehungsgeschäft FinTechs sind auf dem Vormarsch – auf persönliche Beratung und ausführliche Kundengespräche kann ein erfolg-
reiches Finanzinstitut aber auch in Zukunft nicht verzichten, meint Peter Harold, Vorstandsvorsitzender der HYPO NOE Gruppe. Er spricht sich auch für das Wahrnehmen sozialer Verantwortung durch Banken aus. GELD ° Herr Harold, ich
NOE Landesbank. Was war
nehme an, die Zeiten waren
für diesen Schritt ausschlag-
für den Vorstand einer Bank
gebend und wie gehen die
schon einmal einfacher. Das
betroffenen Mitarbeiter
Niedrigzinsumfeld erweist
damit um?
Wir erwarten uns durch die Zusammenlegung eine sind von Restrukturierungen weitere Steigerung der betroffen. Mit FinTechs sind Effizienz; bei Ablauf, Organeue Marktteilnehmer in den nisation und Logistik sollen Wettbewerb eingetreten. Wie eine einfachere Abstimmung gehen Sie mit diesen Rahzwischen den Banken erzielt menbedingungen um? und Kosten reduziert werden. Peter Harold: An erster Der Merger läuft nach Plan, Stelle steht für unser Haus wobei wir natürlich höchsten und für mich: Bankgeschäft Wert auf unsere Mitarbeiist und bleibt Beziehungsgeter legen. Veränderungen wie schäft. Das bedeutet, dass es diese Verschmelzung könfür Banken in der von Ih- Peter Harold: „Wir werden nicht auf unser typisches Filialnetz und das vertrauensnen mit Ängsten verbunden nen angesprochenen, nicht volle Gespräch verzichten.“ sein, die wir aber gar nicht einfachen Situation umso aufkommen lassen wollen. wichtiger ist, seine Kunden Kommunikation ist dabei der zu kennen. Das ist bei der HYPO NOE Grup- schwierigen Zinsumfeldes und der herausfor- entscheidende Faktor. So haben wir zum Beipe ohne Zweifel der Fall. Wir sind regional dernden regulatorischen Rahmenbedingungen spiel eine anonymisierte Mitarbeiterbefragung aufgestellt und entsprechend tief verwurzelt. einen Periodenüberschuss vor Steuern von 17,2 durchgeführt. Die erste Auswertung zeigt uns Gemeinsam suchen wir mit unseren Kunden Millionen Euro. Das ist, gegenüber dem Vorjahr, ein positives Feedback. nach Lösungen in den verschiedensten Be- nahezu eine Gewinnverdoppelung. Unsere Strareichen. In persönlichen Gesprächen werden tegie – basierend auf Regionalität, Kundennähe Effizienzsteigerung ist wohl auch notwendig, die Kundenwünsche erfasst und umfassende und Nachhaltigkeit – trägt also Früchte. Das weil das Internet-Zeitalter auch schon bei den Informationen zu den betreffenden Themen Rating „A“ mit stabilem Ausblick von Standard Banken angebrochen ist. Wie gehen Sie mit der & Poor’s im ersten Halbjahr unterstreicht wei- Thematik um? wie Finanzierung, Förderungen etc. vermittelt. Natürlich wird in diesen Gesprächen auch die ters die hohe Bonität der Bank und reflektiert Wir werden den Online-Auftritt weiter ausdazu passende Produktpalette der HYPO NOE auch international die Solidität der HYPO NOE bauen, aber hauptsächlich für Routineaktivisamt ihrem 100 Prozent-Eigentümer, dem Land täten, die einfach von zu Hause oder unterwegs vorgestellt. Niederösterreich. Unter dem Strich heißt das: mobil erledigt werden können. Damit meine Wir haben eines der besten Ratings unter den ich natürlich nur Produkte, für die keine BeLässt sich der Erfolg der Kundennähe auch österreichischen Banken und einen stabilen Ei- ratung notwendig ist. Technisch muss man messen? Wie hat sich Ihr Haus in jüngerer gentümer, der fest zu dem Unternehmen steht. Vergangenheit operativ entwickelt? natürlich auf dem letzten Stand der Dinge sein, Dass unser Konzept aufgeht, beweisen nicht Zahlungsabwicklungen etc. werden kostenzuletzt die aktuellen Geschäftszahlen: Wir ver- Im Juni dieses Jahres fiel die Entscheidung günstig und effizient angeboten. Wir werden zeichneten im ersten Halbjahr 2016 trotz des zur Fusion der HYPO NOE Gruppe und HYPO aber nicht auf unser typisches Filialnetz und sich nach wie vor als hart-
28 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2016
creditS: beigestellt
näckig und viele Institute
°
Im Gespräch mit Peter Harold, HYPO NOE Gruppe banking
„Nachhaltigkeit liegt uns wirklich am Herzen und wir arbeiten aktiv an deren Umsetzung.“
das vertrauensvolle Gespräch verzichten, denn Bankgeschäfte beruhen auf Vertrauen. Welcher Automat kann Sie zum Beispiel schon über die vielfältigen Förderungsmöglichkeiten informieren? Auch können Gespräche eine fruchtbare Eigendynamik entwickeln: Vielleicht sucht ein Unternehmer einen Nachfolger und vielleicht wäre ein anderer Unternehmer an dieser Aufgabe interessiert. Ihr Haus verfolgt auch zahlreiche Aktivitäten Sie haben zuvor Nachhaltigkeit als einen
außerhalb des klassischen Bankgeschäfts –
wesentlichen Punkt Ihrer Geschäftspolitik
können Sie uns hier einen kleinen Einblick
genannt. Nur hängen sich heute fast schon alle
geben?
Unternehmen ein „grünes Mäntelchen“ um...
Wir fördern soziale bzw. philanthropische Projekte, wobei nicht zuletzt unsere Mitarbeiter kräftig mithelfen. Die HYPO NOE ist sich ihrer gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung gegenüber der Region sowie den Menschen sehr bewusst. Wir sind, um ein Beispiel zu nennen, stolz darauf, die Initative e.motion nachhaltig unterstützen zu können. e.motion ist ein gemeinnütziger Verein, der neben dem Lichtblickhof in Wald bei Pyhra einen Standort im sozialmedizinischen Zentrum Baumgartner Höhe – Otto-Wagner-Spital in Wien – hat und dessen Tätigkeitsschwerpunkt die Therapie mit Tieren für schwer kranke und traumatisierte Kinder ist. Zuletzt brachte unser zur Tradi tion gewordener Flohmarkt der bankinternen IT-Abteilung 2700 Euro für den guten Zweck ein. Der Betrag wurde an den Verein e.motion übergeben und unterstützt dringend notwendige Baumaßnahmen und ist der Startschuss für eine langfristige Partnerschaft. Wir pflegen aber auch die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern wie dem Roten Kreuz oder den freiwilligen Feuerwehren, die wir in ihren Aktivitäten unterstützen.
Nachhaltigkeit liegt uns wirklich am Herzen und wir arbeiten aktiv an der Umsetzung. Dass wir es mit dem Thema ernst meinen, wurde auch von unabhängiger Stelle bestätigt. Mit dem „Prime“-Rating von der führenden Nachhaltigkeitsratingagentur oekom research zählt die HYPO NOE zu den Besten in der Branche und ist eine der wenigen österreichischen Banken, die derzeit über dieses hervorragende Nachhaltigkeitsprofil verfügen. Aber nicht nur das Unternehmensrating, sondern auch das Rating der Anleihen hat sich im Bereich Nachhaltigkeit weiter deutlich verbessert. Können Sie uns Beispiele für nachhaltiges Handeln nennen?
Die HYPO NOE hat hier in den letzten Jahren zahlreiche Initiativen und Aktionen umgesetzt: Sei es im Betrieb der Standorte oder durch Finanzierungen und Kooperationen in den Bereichen Soziales, Infrastruktur, Bildung und Gesundheit. Durch die ethischen Leitlinien der HYPO NOE werden die strengen Kriterien zur Förderung des sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalts und zur Einhaltung von Wohlverhaltensregeln (Compliance, Anm.) konzernweit implementiert.
Die HYPO NOE ist aber auch sehr sportlich
Viele Erfolge und einen bekannten Namen kann natürlich der Damenhandballklub Hypo Niederösterreich aufweisen. Aber auch Fußball und Volleyball werden gefördert. Es geht darum, jungen Menschen den Weg zum Sport zu ermöglichen und gleichzeitig auch nicht die schulische Ausbildung zu vernachlässigen. Ob man dann im Europacup Triumphe feiert oder nicht, ist nicht das entscheidende Thema. www.hyponoe.at
zur person: Dr. Peter Harold, geboren 1960 in Korneuburg bei Wien, ist seit Mai 2008 Vorstandsvorsitzender der HYPO NOE Gruppe. Als CEO der im 100-ProzentEigentum des Landes Niederösterreich stehenden Bankengruppe zeichnet er konzernweit für rund 900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie eine Bilanzsumme von 16,2 Milliarden Euro verantwortlich. Nach seinen Studien an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Webster University St. Louis sowie vor Eintritt in die HYPO Niederösterreich bekleidete Harold zahlreiche Führungsfunktionen in nationalen und internationalen Großbanken. Er ist derzeit auch Präsident des Verbandes der österreichischen Landes-Hypothekenbanken. Was seine Hobbys betrifft, ist Harold vor allem als leidenschaftlicher Segler bekannt.
unterwegs...
oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 29
geldanlagePanorama VENEZUELA
Land des Monats
Top-Pick? Staatsanleihen aus westlichen In-
ECKDATEN (Bolivarische Republik Venezuela)
Staatsform Bundesrepublik Hauptstadt Caracas Amtssprache Spanisch und diverse indigene Sprachen Staatsoberhaupt Nicolás Maduro Moros Regierungschef ebendieser Fläche 916.445 km2 Einwohner etwa 30,9 Millionen Bevölkerungsdichte rund 33,7 pro km2 Währung Venezolanischer Bolivar BIP (2015) ca. 132 Milliarden USD
Kfz-Kennzeichen YV Internet-TLD .ve Internat. Telefonvorwahl +58 Unabhängig seit 1811 Nationalfeiertag 5. Juli Größte Städte Caracas, Maracaibo, Valencia, Barquisimeto Verwaltungsgliederung 23 Bundesstaaten, Hauptstadtdistrikt, Bundesgebiete Nachbarstaaten Brasilien, Guyana, Kolumbien Höchste Erhebung Pico Bolivar (4981 m)
dustrieländern bereiten Anlegern derzeit nicht besonders viel Freude. Da sich dieser Zustand auch in näherer Zukunft kaum ändern dürfte, sehen sich viele Anleihe-Investoren mittlerweile auch abseits der „ausgetrampelten Pfade“ nach Papieren mit besseren Renditen um. Laut dem Bond-Experten Bent Lystbaek lohnt sich aktuell etwa ein Blick nach Venezuela.Trotz der schwelenden Wirtschaftskrise im Land bewertet der Danske Invest-Fondsmanager sehr kurz laufende venezolanische Anleihen derzeit als interessant. Die Regierung in Caracas wisse genau, dass sie es sich absolut nicht leisten könne, die Staatsanleihen oder die von der staatlichen Ölgesellschaft ausgegebenen Anleihen nicht zu bedienen, solange ihre Währungsreserven ausreichen.
Starke Worte ´´
„Schwankungen zu erwarten,
zu ertragen und Gewinn bringend zu nutzen, bleibt oberstes Gebot und Herausforderung!“ Gecam-Portfoliomanager
VENTURE + CROWD
Daniel Zindstein kann der vorherrschenden politi
Crowdinvesting-Marktführer Conda und die Venture Capital-Spezialisten von Arax Capital Partners beschreiten mit ihren Investoren neue Wege in der Wachstumsfinanzierung. Anleger können mittels der neuen Initiative „Venture Space“ in nicht börsennotierte und wachstums orientierte Unternehmen investieren und im Erfolgsfall von deren Wertsteigerung profitieren. Insgesamt sollen bis zu 20 Unternehmen finanziert werden. Für die Anleger entstehen Rückflüsse durch regelmäßige Zinszahlungen der Beteiligungsunternehmen, sobald diese eigenkapitalpositiv sind, und durch geplante ausgeschüttete Gewinne über Anteilsverkäufe. „Der Zeitraum bis zu den geplanten Verkäufen wird von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich sein und dauert in der Regel
30 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
mehrere Jahre“, informiert Christian Tiringer, Mitbegründer und Partner bei Arax. Die Beteiligung erfolgt über den Erwerb von KG-Anteilen an der Araconda 2016 GmbH & Co KG. Zentraler Aspekt der Venture Space-Initiative ist die Mitbestimmung. „Die Investoren entscheiden, bei welchen Unternehmen Beteiligungen realisiert werden. Dazu gibt es einen eigenen Investor-Room mit Voting-Mechanismen zur mehrheitlichen Entscheidungsfindung“, erläutert Michael Lipper, Head of Investment Management bei Conda. Das Modell „Venture Space“ ist so konzipiert, dass diese Investmentmöglichkeit für einen großen Personenkreis interessant ist. Investoren haben die Möglichkeit, mit verhältnismäßig kleinen Beträgen ähnlich wie Business Angels in eine Vielzahl an jungen Unternehmen zu investieren.
schen Unsicherheit in Europa auch Positives abgewinnen. Anleger sollten die Chancen jedoch zu nutzen wissen, die ihnen politische Ereignisse bieten.
„Regulierung ja, aber bitte in einem vernünftigen Ausmaß!“ Heike Arbter, Head of Structured Products bei der Raiffeisen Centrobank, fordert von der Europäi schen Union Augenmaß bei ihren Gesetzesvorhaben ein. Anlegerschutz sollte immer im Sinne der Anleger sein.
CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
Wachstumsfinanzierung. Österreichs
Im Gespräch mit Peter Seilern, Vorstand Seilern IM
° GELDANLAGE
Disziplin als Erfolgsprinzip Seilern IM, ein britisches Investmenthaus, entwickelt Fonds, die für kontinuierliche Erträge stehen. Das Unternehmen ist auf die Selektion von Aktien ausgerichtet, die wachstumsstark und besser als ihre Benchmark sind. Seit einigen Jahren stehen gut vernetzte und breit aufgestellte Tec-Unternehmen im Visier der Manager. GELD ° Herr Seilern, Ihr Haus steht für kon-
sequentes und diszipliniertes Stock Picking. Welche Kriterien müssen heute Wachstumstitel der Old Economy erfüllen, um von Ihnen
niert man diese Faktoren, steigt das Risiko von diesbezüglichen Investments rasant an und ist daher aus unserer Sicht für unsere Kunden nicht tragbar.
längerfristig im Portfolio gehalten zu werden?
PETER SEILERN: Kriterien unterscheiden nicht nach Old Economy oder New Economy. Das ausgewählte Unternehmen muss Branchenführer sein, keinesfalls zyklisch agieren und für vorhersehbares und konstantes Umsatz- und Ertragswachstum stehen. Es soll möglichst schuldenfrei sein und von einem erfolgsorientierten Management geführt werden, dessen Prinzipien in Einklang mit den Interessen seiner Investoren stehen. Sie agieren in Ihrem Investmentstil benchmarkunabhängig. Wie wichtig sehen Sie generell die Relevanz von Indizes für das Fondsmanagement?
ETFs haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und die Relevanz von Indizes in lichte Höhen getrieben. Ein Umstand übrigens, der darauf zurückzuführen ist, dass aktives Portfoliomanagement nur noch von einer kleinen Anzahl von Investmentmanagern mit Erfolg betrieben wird. Für Seilern Investment Management stellen Indizes hingegen eher Benchmarks dar, die es outzuperformen gilt. Sie sind repräsentativ für aktives Portfoliomanagement, das analytisch arbeitet und stets auf der Suche nach Werten mit hohen Erträgen und minimalen Risiken ist. Welche Gefahren sehen Sie bei einem
CREDIT: beigestellt
Engagement in den Emerging Markets?
Die Gefahr in diesen Märkten liegt in ihrer Unberechenbarkeit. Diese ist auf mangelnde Unternehmenskultur, ungenügende Kapitalmarktregulierungen sowie auf unkalkulierbare politische Gefahren zurückzuführen. Kombi-
Welche Unternehmen stehen bei der Selektion im Technologie-Sektor im Fokus?
Ein Beispiel solcher technologischer Trends, von denen das Seilern Universum profitiert, ist beispielsweise die Roboter- und Automationstechnologie. Künstliche Intelligenz, verbesserte Sicherheitssysteme und breite Vernetzungsmöglichkeiten haben hier neue Anwendungsbereiche und damit einhergehend neue Kundenkreise erschlossen; denn die Automationstechnik hat sich sowohl in Industrieländern wie auch in den Emerging Markets gleichermaßen rasant ausgebreitet. Resultat unserer konsequenten Selektion ist z.B. FANUC – ein führender Entwickler von Robotern mit einzigartigem Leistungsspektrum, nachhaltigem Wettbewerbsvorteil und einem exzellenten Managementteam, das einen klaren Fokus auf eine langfristig ausgerichtete Wachstumsstrategie gesetzt hat. Welchen Stellenwert hat für Sie die internationale Vernetzung von Tec-Unternehmen sowie die Zugehörigkeit zu Plattformen ?
Plattformen sind eine Art hoch effizienter Zentralen, die zur Bereitstellung vielfältiger Serviceleistungen dienen, wie sie von führenden Technologiekonzernen heute gefordert werden. Eine gut entwickelte Plattform ermöglicht grenzenlosen, ortsunabhängigen Zugang über „die Cloud“ und erlaubt so erst höchstmögliche Flexibilität für maßgeschneiderte Kundenlösungen. Individualisierte Lösungsprozesse sind Garanten für hohe zukünftige Wachstumspotenziale. Speziell Geschäftsmodelle dieser Art wecken unser Interesse.
Peter Seilern, Vorstand Seilern Investment Management
Im Technologiebereich stehen Unternehmen mit langem Produktlebenszyklus im Fokus, darunter auch der Consulting-Sektor. Welche Rolle spielt in diesem Bereich der HealthcareSektor und weshalb?
Führende Consultingunternehmen sind heute Experten im Implementieren neuer Technologien, die die treibende Kraft erfolgreicher Kundenakquise darstellen. Consultingunternehmen, die unseren Erwartungen entsprechen, sind immer Branchenleader, die sich konsequent weiterentwickeln. Der Healthcare-Sektor profitiert in diesem Zusammenhang von zahlreichen langfristigen Trends. Unser Investmentuniversum spiegelt diese Entwicklung wider, wobei sorgfältig darauf geachtet wird, sowohl Gefahren zu starker Konzentration ähnlicher Technologien beziehungsweise technischer Risiken zu meiden. Wir tun das, indem wir unser Augenmerk auf sehr diversifizierte Geschäftsmodelle mit multiplen Wettbewerbsvorteilen legen. www.seilerninvest.com
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S
owohl kleine Sparer als auch große institutionelle Investoren wissen ein (trauriges) Lied anzustimmen: Es handelt sich um den Blues von niedrigen bzw. gar nicht mehr vorhandenen Zinsen. Dieser Rhythmus wird aller Voraussicht nach noch einige Zeit gespielt werden – ein Umfeld, das die Wertanlage nicht gerade vereinfacht. Es gilt aber nicht zu verzagen und den Blick auf Zinsen & Währungen zu schärfen. Bei geschickter Diversifizierung lässt sich aus der Kombination von Staats-, Unternehmens- und dynamischen High Yield-Anleihen ein renditestarkes und dennoch risikoarmes Portfolio „zaubern“. Am Institutional Investors Congress (IIC) erfuhr das zahlreich erschienene Fachpublikum, auf welche Anleihensegmente und regionale Gewichtungen man jetzt setzen sollte. Der IIC wird vom GELD-Magazin mittlerweile schon traditionell im Haus der Industrie in Wien ver-
anstaltet. Als Vortragende agierten namhafte Finanzexperten wie Eliezer Ben Zimra von Edmond de Rothschild. Er nahm die Gestaltung eines Anleihenportfolios im Angsicht des angesprochenen Niedrigzinsumfeldes unter die Lupe. Felicita Fiala, Fixed Income-Spezialistin bei Kames Capital, wies wiederum auf die zunehmende Schwierigkeit der Prognostizierbarkeit von Rentenmärkten hin. Ihr Rat lautet daher: Weg von starrem Benchmark-Denken – hin zu einer flexibleren Strategie. Auch Peter Wendt von Invesco begab sich auf die schwierige Suche nach einer attraktiven Rendite und beleuchtete die beherrschenden Themen der Finanzmärkte. Magda Branet, Emerging Markets-Spezialistin bei Candriam, erklärte, warum Anleihen aus Schwellenländern mehr als nur einen Blick wert sind. Pierre Verlé von Carmignac Gestion verwies unter anderem auf interessante Chancen bei „fallen angels“.
kames capital ° Flexibler Ansatz heute vor allem eines: Man muss sich von beengender Benchmark-Abhängigkeit loslösen. Die Entwicklung der Fixed Income-Märkte ist kaum noch voraussagbar. Investoren müssen sich dessen bewusst sein, dass die attraktivsten Chancen von heute nicht die Performance-Bringer von morgen sein müssen. In diesem schwierigen Umfeld ist Flexiblität ein wesentlicher Punkt für den Anlageerfolg“, so Felicita Fiala, Fixed Income-Spezialistin bei Kames Capital. Kritik an Zentralbanken und Quantitative Easing. Zweifellos beeinflussen die geldpolitischen Entscheidungen der wichtigen Notenbanken, wie der US-amerikanischen Fed, der EZB oder der Bank Of Japan, die Rentenmärkte stark und Felicita fiala, Fixed Income-Produkthaben zu einer extrem niedrigen Zinskurve geführt. Aber wohin die Reise weitergeht, das spezialistin bei Kames Capital erscheint unklar. Fiala führt aus: „Viele Experten kritisieren die expansive Geldpolitik der Zentralbanken, weil sie ihr gesetztes Ziel, eine Belebung der Wirtschaft, verfehlt habe. Vielleicht steht ja jetzt ein Wechsel zu einer gezielteren Steuerpolitik bevor. Das würde Asset Manager vor neue Herausforderungen stellen, wobei unterschiedliche wirtschaftliche Szenarien möglich sind. Was wiederum die Bedeutung von Flexibilität unterstreicht.“ Diversifikation wird immer schwieriger. Die Expertin wies am Institutional Investors Congress auch darauf hin, dass sich seit dem Betreiben der expansiven Geldpolitik die Korrelation zwischen den verschiedenen Anlageklassen erhöht hat. „Somit ist ausreichende Diversifikation nicht mehr mit standardisierten Modellen möglich. Ich plädiere deshalb für ein sehr breites Portfolio, das wiederum aktiv und flexibel gemanagt werden muss“, analysiert die Kames-Expertin. Infrage kommen Anlageformen wie High Yields, Emerging Markets Bonds oder Unternehmensanleihen. „Der Einsatz solcher unterschiedlicher Instrumente kann die Streuung und die Rendite chancen erhöhen – aber natürlich sind sie ebenfalls mit einem gesteigerten Risiko verbunden“, so Fiala. Die Expertin spricht sich für die Kombination eines Top-Down-Approaches mit einem Bottom up-Ansatz aus, um mögliche Risiken erkennen und abdecken zu können.
www.kamescapital.com 32
geld-magazin oktober 2016
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Bitte kein starres Denken. „Wichtig für eine erfolgreiche Anleihenstrategie ist
Institutional investors congress ° Die
besten Anleihen-Strategien
EDMOND DE ROTHSCHILD ° Nicht auf Europa vergessen Große Tradition. Der Name Rothschild wird praktisch automatisch mit Reichtum und finanziellem Erfolg gleichgesetzt. Mit Spannung verfolgte demnach auch das Fachpublikum am Institutional Investors Congress dem Vortrag von Eliezer Ben Zimra, Portfolio Manager bei Edmond de Rothschild Asset Management. Der Experte stellte klar, dass man mit Blick auf Anleiheninvestments auch in der Eurozone noch immer interessante Möglichkeiten findet. Vor allem im Corporate-Bereich sind die Favoriten beheimatet, währenddessen auf der anderen Seite Staatsanleihen bereits teuer geworden sind. „Europäische Unternehmen präsentieren sich in einer guten Verfassung, ihre Anleihen sind somit nach wie vor attraktiv und werden von verschiedenen Faktoren unterstützt. Dazu zählen die Entwicklung der Makroökonomie und die Geldpolitik der EZB. Quantitative Easing hat sich als wichtige Maßnahme erwiesen“, so der elizer ben zimra, Portfolio Manager Fondsmanager. Anlagemöglichkeiten seien sowohl im Investment Grade-Sektor als auch unbei Edmond De Rothschild A.M. ter High Yields zu finden: „Wir haben hier bereits Gewinne realisiert, sind aber noch immer stark in Corporate Bonds exponiert“, so der Spezialist. Wachstum sorgt für gesunde Basis. Der Experte kam während seiner weiteren Ausführungen auf die makroökonomischen Rahmenbedingungen zurück, die Unternehmensanleihen durchaus Rückenwind verleihen würden. Immerhin soll die europäische Wirtschaft heuer um 1,7 Prozent wachsen; 2017 und 2018 sollen es jeweils 1,6 Prozent sein. „Das Wirtschaftswachstum stagniert zwar, aber auf einem zufriedenstellenden Niveau“, urteilt der Fachmann. Natürlich wurde im Rahmen des Vortrags nicht der Eindruck vermittelt, dass in Europa nur eitel Sonnenschein herrsche. Sehr wohl wurde auf Risiken, auch politischer Natur, aufmerksam gemacht. Immerhin stehen in gewichtigen Ländern wie Deutschland oder Frankreich brisante Wahlen an.
www.edmond-de-rothschild.com
invesco ° Auf der Suche nach Rendite Rohstoffe, Brexit, Trump und Co. Laut dem Invesco-Experten Peter Wendt bestimmen derzeit vier bis fünf große Themen die Finanzmärkte. Dazu zählt er die weitere Entwicklung der Rohstoffpreise, eine mögliche Normalisierung des US-Zinsniveaus, verschiedene politische Risiken (zum Beispiel das Rennen ums Weiße Haus zwischen Clinton und Trump, die Flüchtlingsproblematik oder den Brexit-Entscheid), aber auch strukturelle Verschiebungen in China (Umbau der Wirtschaft mit dem Ziel einer stärker konsumbasierten Ökologie). Problemfall China? „Viele Experten meinen, dass ein Hard Landing im Reich der Mitte durchaus im Bereich des Möglichen liegt. Das sorgt natürlich für einige Verunsicherung“, so Wendt. Die Suche nach einer möglichst attraktiven Rendite sei in diesem Peter Wendt, Client Portfolio Umfeld nicht gerade einfach. Manager bei Invesco Fixed Income Staatsanleihen mit negativen Renditen. Der Experte verwies auch auf die Tatsache, dass Staatsanleihen im Gesamtwert von über 13 Billionen Euro derzeit eine negative Rendite aufweisen (darunter Deutschland, Schweiz, Schweden oder Japan). Wendt stellte in Folge einige Lösungsansätze bzw. Fonds von Invesco vor. So wie zum Beispiel den Active Multi-Sector Credit Fund: „Er verfolgt eine maßgeschneiderte Multi Credit Allokations-Strategie, die höhere Erträge als Investment Grade-Anleihen generiert, aber weniger volatil als High Yield-Anleihen ist. Solche Lösungen erlauben einen effizienten und diversifizierten Zugang zu Kreditrisikoprämien und können daher gerade im Niedrigzinsumfeld einen signifikanten Mehrwert für das zu erzielende Gesamtergebnis des Investors liefern“, so der Spezialist. Erforderlich für die Umsetzung seien aber umfassende Ressourcen und eine globale Perspektive der Anleihemärkte.
www.invesco.at 33
geld-magazin oktober 2016
Die besten Anleihen-Strategien
candriam ° Emerging Markets im Fokus Gute Performance, aber... Auf der Suche nach attraktiven Renditen lohnt sich für Investoren oft auch ein Blick in die Ferne: „Year to date hat sich die Assetklasse Emerging Markets Debt erfreulich entwickelt und gut performt“, weiß Magda Branet, Senior Fund Managerin und Expertin für Schwellenländeranleihen bei Candriam, zu berichten. Allerdings sind auch die Emerging Markets von niedrigen bis negativen Renditen gekennzeichnet. „Nur wenige Bonds sind im positiven Sinne wirklich aufregend. Die interessantesten Anleihen sind schwer zu finden, deshalb ist hier genaues Research und viel Know-how notwendig.“ Der Vorteil von Ineffizienzen. Die Expertin verweist darauf, dass Emerging Markets Debt als Anlageklasse nach wie vor Ineffizienzen aufweist, woraus man durch Magda Branet, Senior Fund Manager gezieltes Management Vorteile ziehen und Outperformance erzielen kann. Die InhomoEmerging Markets Debt bei Candriam genität erklärt sich unter anderem durch die unterschiedlichen makroökonomischen Entwicklungen der Volkswirtschaften und differierende politische Risiken. Branet führt weiter aus: „Wir sind der Meinung, dass wir durch die Anwendung unseres strikten, auf Relative Value ausgerichteten Investmentansatzes Alpha generieren können. Unsere Strategie zielt darauf ab, eine möglichst große Anzahl von unkorrelierten Value-Strategien einzusetzen.“ Nachhaltigkeit ist wichtig. Laut der Expertin spielt in dem Investmentprozess von Candriam auch die Beachtung von ESG-Risiken (Environmental, Social, Governance) eine wesentliche Rolle. „Innerhalb unserer Analyse von Ländern, Strukturreformen und politischen Risiken beziehen wir ESG-Faktoren explizit mit ein, um Situationen und Entwicklungen besser einschätzen zu können.“
www.candriam.at
Carmignac ° Aktives Management gefragt Gestion, zeigte sich am Institutional Investors Congress durchaus optimistisch: „In den heute angespannten Zeiten bietet aktives Managment viele Möglichkeiten für Investoren. So können zum Beispiel Volatilitäten vorteilhaft genützt werden. Für den Anlageerfolg ist ein flexibler, opportunitischer und nicht benchmarkgebundener Ansatz von essenzieller Bedeutung.“ Für den Experten empfiehlt es sich weiters, einen übergeordneten Top DownAnsatz mit genauem Bottom up-Research zu kombinieren, um die besten Resultate zu erzielen. Gefallene Engel. Als eine interessante Investmentchance bezeichnet Verlé etwa sogenannte „fallen angels“, also Unternehmen bzw. deren Anleihen, die in ihrer Bonität Pierre Verlé, Head of Credit bei herabgestuft worden sind, aber eine Erholung in Sicht ist. Wozu er zum Beispiel einige USCarmignac Gestion Fracking-Unternehmen zählt. Aber auch in anderen Bereichen gibt es vielversprechende Kandidaten zu finden, wobei der Experte noch konkreter wird und exemplarisch Freeport McMoran nennt, ein US-amerikanisches Unternehmen aus der Bergbauindustrie. Interessant sind für Verlé auch eine Reihe von argentinischen Konzernen, die Corporate Bonds mit einer höheren Risikoprämie ausgeben können – zum Beispiel Cablevision, Arcor oder Pampa Energia. Gutes Chancen-Risiko-Profil. Collateralized Loan Obligations (CLOs), also Verbriefungen von erstrangig besicherten Unternehmenskrediten, werden von vielen Anleger als „zerbrochene“ Assetklasse bezeichnet. Hier kann sich aber laut Verlé wiederum das Verfolgen eines opportunistischen Investmentansatzes als zielführend erweisen. Für den Experten bieten CLOs ein interessantes Risiko/Return-Profil.
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geld-magazin oktober 2016
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Schwankungsfreudigkeit nützen. Pierre Verlé, Head of Credit von Carmignac
KOLUMNE
LIPPER RESEARCH
Rentenfonds – Die richtige Anlagealternative im Niedrigzinsumfeld?
D
ie Entwicklungen an den internationalen Zinsmärkten vor Augen führt schnell zu dem Schluss, dass ein Investment in festverzinsliche Wertpapiere aktuell mehr Risiken als Chancen bietet. Schließlich ist die Verzinsung vieler Anleihen mittlerweile negativ und die Zentralbankrhetorik in den USA lässt darauf schließen, dass die Zinsen in Amerika bald weiter steigen werden. Im Gegensatz dazu setzen die Europäische Zentralbank (EZB) und die Japanische Zentralbank (Bank of Japan, BoJ) ihre expansive Geldpolitik weiter fort, wodurch die Zinsen in den entsprechenden Wirtschaftsräumen wohl weiter niedrig bleiben werden. Viele professionelle Investoren sprechen in diesem Zusammenhang, selbst bei den hoch bewerteten Staatsanleihen aus der Eurozone, nicht mehr von einem risikolosen Zins, sondern von einem zinslosen Risiko. Betrachtet man in diesem Kontext die Mittelbewegungen in Investmentfonds, stellt man fest, dass die europäischen Anleger, zumindest bis Ende des ersten Quartals 2016, dies auch so gesehen haben. Denn obwohl viele Sektoren in dem Bereich der festverzinslichen Wertpapiere im Jahr 2015 gute Renditen erreichen konnten, waren sogenannte Multi Asset Fonds und Alternative UCITS die Anlageklassen mit den höchsten Mittelzuflüssen im Jahr 2015 sowie im ersten Quartal 2016. Allerdings zeigten gerade diese Produkte in den Marktturbulenzen des vieren Quartals 2015 und den folgenden Monate Schwächen und mussten zum Teil erhebliche Kursverluste hinnehmen. In der Folge setzten europäischen Fondsanleger wieder verstärkt auf Rentenfonds , was dazu führte, dass die Anlageklasse festverzinsliche Wertpapere zum Ende des dritten Quartals 2016 mit Mittelzuflüssen in Höhe von 100,85 Milliarden Euro die Anlageklasse mit den höchsten Mittelzuflüssen in Europa (Gesamtmittelzuflüsse 153,17
tenfonds mit Schwerpunkt US-Dollar Anleihen (+7,38 Milliarden Euro) die Anlagekategorien mit den höchsten Mittelzuflüssen waren, wiesen Fonds mit den Anlageschwerpunkten globale Wandelanleihen (-6,68 Milliarden Euro), Staatsanleihen aus der Eurozone (-6,16 Milliarden Euro), hochverzinsliche US-Dollar-Anleihen (-4,56 Milliarden Euro) sowie langlaufende Staatsanleihen aus der Eurozone (-3,31 Milliarden Euro) und europäische Wandelanleihen (-2,69 Milliarden Euro) die höchsten Mittelabflüsse in den ersten drei Quartalen des Jahres 2016 auf. VORSICHT, FALLE!
DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA
Milliarden Euro) war. Diese Mittelzuflüsse verteilten sich auf „aktiv gemanagte“ Rentenfonds (97,4 Milliarden Euro), ETFs (23,28 Milliarden Euro) sowie Laufzeit- und andere Fonds (3,45 Milliarden Euro).
INVESTOREN SIND BEREIT, RISIKEN EINZUGEHEN Auf ihrer Suche nach Rendite setzten die europäischen Investoren aufgrund der oben genannten Gründe nicht auf solche Fonds, die sich auf Investitionen in Staatsanleihen spezialisiert haben, sondern versuchen durch das bewusste Eingehen von Risiken die von ihnen gewünschten Erträge zu erzielen. Dies spiegelt sich entsprechend auch bei den Mittelzuflüssen auf Ebene der Anlagekategorien wider. Während global anlegende Rentenfonds (+14,74 Milliarden), gefolgt von Schwellenländerfonds in Hartwährung (+12,77), Unternehmensanleihenfonds in Euro (+9,78 Milliarden Euro) sowie Schwellenländerfonds in lokalen Währungen (+7,75 Milliarden Euro) und Ren-
Auch wenn die von den europäischen Investoren gewählten Anlagekategorien in dem derzeitigen Niedrigzinsumfeld noch attraktive Renditen bieten, stellt sich trotzdem die Frage, ob die Risiken, die von den Investoren in diesen Sektoren eingegangen werden, auch über den gezahlten Zins vergütet werden. Marktbeobachter sehen zudem eine der größten Gefahren in der Tatsache, dass einige der Segmente zwar in dem derzeitigen Umfeld eine gute Liquidität aufweisen, die aber in schwierigen Phasen auch schnell verschwinden kann, was in der Folge zu einem Kursrutsch an den Märkten führen könnte. Wenn dieser Fall eintritt, kann es passieren, dass einige Fonds die Rücknahme von Anteilen einstellen müssen und die Anleger auf unbestimmte Zeit in ihrem Investment gefangen sind. Dementsprechend sollten Anleger, insbesondere bei Investitionen im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere, genau prüfen, ob die ausgewählten Fonds auch zu ihrem Risikoprofil passen und nicht nur aufgrund der Wertentwicklung in der Vergangenheit und der Renditeerwartung in einen Fonds investieren. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.
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geldanlage ° Qualitätsaktien
Premium-Wachstum Auf dem Tableau der global anlegenden Aktienfonds können Anleger unter einer Vielzahl von Investmentstilen auswählen. In den letzten Jahren besonders erfolgreich war der „Quality Growth“-Ansatz. Doch nun stellt sich die Frage: Sind Qualitätsaktien nicht schon zu teuer geworden? Wolfgang Regner
B
eginnen wir damit, was man unter Qualitätsaktien überhaupt versteht: Sie zeichnen sich durch mehrere gut nach vollziehbare Merkmale aus, wie zum Bei spiel eine grundsolide Bilanz, wobei die Schulden nicht größer als ihr Eigenkapital sein dürfen, eine Eigenkapitalrendite, die höher als zehn Prozent liegt und eine solide Eigenkapitalausstattung. Dazu kommen ein nachhaltiges Dividendenwachstum, eine Dividende über zwei Prozent und die jahre lange Regelmäßigkeit der Auszahlungen. Weiters sollte ein Qualitätsunternehmen in nicht allzu kapitalintensiven Branchen tätig sein, damit es kontinuierliche und konjunk turunempfindliche Einkünfte erzielen kann. Und schließlich sollte es über Wettbewerbs vorteile und ein schwer kopierbares Ge schäftsmodell aufweisen, mit denen es sich von ihren Mitbewerbern abhebt, um so mit Preismacht ausgestattet eine überdurch schnittliche Rentabilität erwirtschaften zu können. Diese Rentabilität äußert sich dann in einem hohen freien Cashflow. Qualität in Einzelfällen zu teuer So meint etwa Guy Wagner, Managing Director Banque de Luxembourg Invest
ments: „Generell spielt bei allen Bewer tungsmodellen das Zinsniveau eine wich tige Rolle – nämlich in Bezug auf die Dis kontierung (Abzinsung) der zukünftigen Gewinne und Dividenden. Es versteht sich von selbst, dass sich mit einem sehr niedrig angesetzten Diskontierungssatz praktisch jeder Preis rechtfertigen lässt. Das heißt: Je niedriger der im Bewertungsmodell ver wendete Zinssatz ist, desto geringer ist auch die Sicherheitsmarge und desto größer die Gefahr für Aktien im Falle steigender Zin sen.“ Verwendet man einen Diskontie rungssatz von etwa neun Prozent, der in der Vergangenheit – als die Zinssätze noch nicht von den Zentralbanken manipuliert wur den – als angemessen gegolten hat, so sieht man, dass defensive Unternehmen derzeit tatsächlich relativ teuer sind, aber noch nicht in einem überzogenen Maß. Vergli chen mit dem Markt als Ganzem sind sie nicht teurer als in der Vergangenheit. Ihr überdurchschnittlich guter Kursverlauf er klärt sich durch die positivere Entwicklung ihrer Unternehmensgewinne. Unter den global anlegenden Aktien fonds ist der Comgest Monde bereits seit 25 Jahren auf dem Markt und immer gut dabei,
° Ausgewählte globale Aktienfonds ISIN LU0203975437 LU0267984937 LU0426412945 FR0000284689 LU0097333701 GB00B39R2S49 DE0008471467 LU0309191657
FONDSname Robeco Global Premium Equities Invesco Global Structured Equity Investec Global Franchise Fund Comgest Monde Flossbach von Storch Global Quality M&G Global Dividend Allianz Global Equity Dividend BL Equities Dividend
Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 1.828 Mio. € 10,1 % 47,0 % 127,4 % 624 Mio. € 6,2 % 56,4 % 108,2 % 2.562 Mio. € 12,2 % 50,3 % 97,8 % 512 Mio. € 6,4 % 41,2 % 88,8 % 282 Mio. € 11,2 % 42,9 % 85,6 % 7.154 Mio. € 11,4 % 22,7 % 80,1 % 178 Mio. € 6,3 % 21,8 % 71,3 % 812 Mio. € 6,8 % 26,6 % 51,4 %
ter 1,43 % 1,29 % 1,68 % 2,10 % 1,18 % 1,91 % 1,96 % 1,23 %
Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. Oktober 2016
36 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2016
was die Performance anbelangt. Dieser Fonds verfolgt den oben skizzierten Invest mentansatz „Quality Growth“. Fondsmana gerin Celine Piquemale-Prade achtet neben den oben genannten Faktoren auf mehrere Wachstumstreiber: Portfoliokandidaten müssen über starke Geschäftsmodelle mit hohen Eintrittsbarrieren verfügen, denn so können sie der Konkurrenz Marktanteile abjagen. Beispiele für Wachstumstreiber Ein Beispiel wäre etwa die chinesische HIK Vision, eine A-Aktie. Hierbei handelt es sich um den globalen Marktführer bei ka mera- bzw. videogesteuerter Überwachung (sieben Prozent Marktanteil, in China sogar fast 20 Prozent). Aufgrund der günstigen Kostenbasis in China kann HIK Vision Marktanteile gewinnen, denn das Unter nehmen bietet Qualität zum niedrigeren Preis. HIK Vision profitiert von erhöhten Sicherheitsanforderungen und einem Up grade-Zyklus, dem Umstieg von analogen zu Digitalkameras mit Internetanbindung. Ein weiterer Wachstumstreiber eines typischen Qualitätsunternehmens ist die Digitalisierung. Diese spielt etwa China Mobile in die Hände (Marktanteil China bei 73 Prozent). Der Mobilfunkriese hat viel in die Qualität seiner Telekom- bzw. InternetInfrastruktur investiert (LTE bzw. 4G) und bietet nun superschnelle Web-Zugänge zum günstigen Preis. Wachstumstreiber Nummer drei wäre die Präsenz in den Emerging Markets (vor allem durch Erhöhung der Produktivität). Ein Beispiel ist Inner Mongolia Yili Group, der größte Molkereikonzern in China (Marktanteil rund 35 Prozent). Immer mehr
°
Qualitätsaktien geldanlage
Invesco Global Structured Equity Fund
M&G Global Dividend
Allianz Global Intellectual Capital Fund
Dieser Fonds verfolgt einen low-volatilityAnsatz verbunden mit quantitativer Aktienauswahl und benchmarkunabhängiger Optimierung. Neben Bewertung (gemäß der im Aktienkurs enthaltenen erwarteten Gewinnrendite gegenüber der prognostizierten Rendite) fließen auch das Kurs-Momentum (relative Stärke) sowie Gewinnentwicklung (Gewinnrevisionen) und Managementqualität ins Anlagemodell ein. „Wir beurteilen alle Aktien immer relativ zur Attraktivität ihrer Vergleichsgruppe. Demnach interessiert uns nicht das absolute Bewertungsniveau einer Aktie (etwa das KGV), sondern nur, wie attraktiv die Bewertung im Vergleich zu Alternativen ist. So lassen sich gute von schlechten Aktien unterscheiden“, erklärt Fondsmanager Michael Fraikin.
Aktien von Unternehmen, die die Dividende stetig anheben, entwickeln sich auf lange Sicht deutlich besser als der Marktdurchschnitt – bei geringeren Kursschwankungen. Darauf setzt der M&G Global Dividend. Im Zentrum steht nicht die Höhe der Dividendenrendite, sondern das Potenzial für Dividendenwachstum. Fondsmanager Stuart Rhodes investiert vorwiegend in Unternehmen, die die Ausschüttung seit mindestens 25 Jahren stetig anheben. In den USA hat Rhodes rund 100 derartige Konzerne ausfindig gemacht, sog. „Dividenden-Aristokraten“. Er konstruiert das Portfolio auf drei Bereiche: Qualität (stabiles Wachstum, z.B. Johnson & Johnson), Assets (zyklisches Wachstum, z.B. Solvay) und schnelles Wachstum (strukturelles Growth).
Das Portfolio wird mit nur rund 40 bis 50 Einzeltiteln bestückt, die überall auf der Welt zu finden sind – auch in den EM. Eine vernünftige Bewertung ist nur attraktiv, wenn das Gewinnwachstum und die Geschäftsentwicklung (innovative Produkte, Kundenstock, Lagerbestände, Patente) in der Zukunft diese Bewertung auch unterstützen. Die optisch hohe Bewertung wird von dauerhaften Gewinnströmen aufgrund einzigartiger Produktzyklen gerechtfertigt. Solche Geschäftsmodelle sind nicht einfach kopierbar. Besonders achtet der Fondsmanager auf den Aufbau von intellektuellen Assets, die die Geschäftsmodelle mittelfristig vorantreiben. Dafür müssen Unternehmen mindestens ein Prozent ihrer Umsätze in Forschung und Entwicklung (F&E) investieren.
ISIN LU0267984937 Börse Frankfurt
ISIN GB00B39R2S49 Börse Frankfurt
ISIN IE0008479408 Börse Frankfurt
Menschen in Asien konsumieren Milch bzw. Milchprodukte, in China wird aber erst 50 Prozent so viel konsumiert wie in Taiwan (berechnet nach dem Bevölkerungsanteil). Wachstumslokomotive Nummer vier ist die alternde Bevölkerung (Demografie). Davon profitiert etwa die japanische Olym pus, der Weltmarktführer bei Endoskopen für nicht invasive Chirurgie. Kurse rauf, Gewinne runter „Traditionell sind Bärenmärkte immer aus folgenden Gründen ausgebrochen: niedrige Cash-Levels, große Euphorie (z.B. wegen technologischer Innovationen) und einer beginnenden Rezession der Volks
wirtschaften. Das alles haben wir heute nicht – auch eine Rezession ist trotz des Mi ni-Wachstums nicht in Sicht“, so die Com gest-Managerin. Das ist aber ohnehin nur Nebensache, denn: „Uns interessiert nicht, ob die Wirt schaft in den USA, Europa oder Japan gera de gut oder schlecht läuft, bei uns dreht sich alles um die Einzigartigkeit der Geschäfts modelle unserer Portfoliounternehmen. Wir erwarten ein Gewinnwachstum von mindestens zehn Prozent pro Jahr bzw. auch etwas weniger, wenn die Qualität überra gend ist, und wollen diese Qualität zu einem vernünftigen Preis kaufen. Das gelingt uns immer wieder – etwa mit Shimano, dem
Leader bei Fahrradtechnologie (Gewinn wachstum zehn Prozent), aber auch Unile ver. Bei Letzterer erachten wir ein KGV von 17 noch als günstig, denn es geht mit einem Umsatzwachstum von sieben Prozent ein her und 57 Prozent der Umsätze werden in den Emerging Markets erzielt.“ Die Quali tät zeigt sich beim Comgest Monde an einer operativen Gewinnmarge der Fondsunter nehmen von 19 Prozent, bei nur zehn Pro zent beim MSCI World, und bei der Ver schuldung, gemessen am Ratio der NettoVerschuldung zum Eigenkapital (51 Pro zent beim MSCI gegenüber nur 14 Prozent beim Fonds). Das Fonds-KGV liegt bei 19, beim MSCI World bei 15,7. oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 37
geldanlage ° Qualitätsaktien
Auch Steve Berexa, Global CIO Equities bei Allianz Global Investors, meint: „Trotz des weit fortgeschrittenen Zyklus finden wir noch immer viele attraktiv bewertete Unter nehmen, die unseren Qualitätskriterien ent sprechen. Eine vernünftige Bewertung ist nur dann auch wirklich attraktiv, wenn das Gewinnwachstum und die Geschäftsent wicklung (Produktzyklen, innovative neue Produkte, Kundenstock, Lagerbestände, Pa tente) in der Zukunft diese Bewertung auch unterstützen. Wir finden Kandidaten so wohl im hohen KGVSegment als auch im niedrigen. Oberflächlich betrachtet sind unsere Portfoliowerte Mobileye oder Intui tive Surgical wohl hoch bewertet, doch die se Bewertung wird von jahrelangen dauer haften Gewinnströmen aufgrund einzigar tiger Produktzyklen gerechtfertigt. Ihre Ge schäftsmodelle sind nicht einfach kopier bar. Besonders achten wir auf den Aufbau von intellektuellen Assets, die die Geschäfts modelle mittelfristig absichern bzw. voran treiben. Dafür müssen mindestens ein Pro zent ihrer Umsätze in Forschung und Ent wicklung (F&E) investiert werden.“ Interes sant ist auch das von der Allianz intern ent wickelte „Grassroots Research Network“, das frühzeitig Investmentchancen aufdeckt, indem intensiv auf der gesamten Unterneh mensebene eine Art Feldforschung betrie ben wird, welche innovative Firmen und Geschäftsmodelle aufspüren soll.
Beim Invesco Global Structured Equity Fund hat Fondsmanager Michael Fraikin Sorgen, was die Unternehmensgewinne an belangt. „Seit Langem hinken die realisier ten Unternehmensgewinne den Gewinner wartungen der Marktteilnehmer hinterher. Das hat dazu geführt, dass die Aktienmär kte aktuell höher bewertet sind als vor eini gen Jahren. Aus unserer Sicht bewegen sich die Aktienmärkte weltweit aktuell in der Nähe ihrer fairen Bewertungsniveaus. Wei teres Kursanstiegspotenzial hängt wesent lich davon ab, ob es den Unternehmen ge lingt, die Gewinne zu steigern. Wir finden aber weiterhin solche Unternehmen und haben kein Problem, voll investiert zu sein. Allerdings sind die geopolitischen Risiken an den Märkten deutlich gestiegen (US Wahl, Wahlen in Europa, Wachstumsschwä che in China).“ Auch Fraikin beobachtet, dass das Feld der eher defensiven Aktien (Qualitätsaktien) tendenziell teurer gewor den ist. „Mit einem reinen Fokus auf diesen Faktor besteht daher durchaus die Gefahr, überbewertete Aktien zu kaufen.“ hohE DiviDEnDE = Qualität? Stuart Rhodes, Fondsmanager des M&G Global Dividend Fund, meint zu aktuellen Entwicklungen des Fonds: „Wir haben die mehrfachen Kursverluste an den Aktien märkten für Käufe von Unternehmen mit starker WachstumsCharakteristik genützt.
rELAtIvE bEWErtuNG voN quALItätsAktIEN
Relatives Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)
DIE brEItE MArktbEWErtuNG Ist AbEr GEstIEGEN Gewinnwachstum
50
1,2
40
1,1
30 20
1,0
10
0,9 0,8 1995
Expansion des KGV
%
1,3
Solche Kaufchancen sind sehr selten, da Fir men mit strukturellem Wachstum mit einer Prämie gegenüber dem Gesamtmarkt ge handelt werden. So sind wir bei Mastercard eingestiegen. Interessante neue Ideen bietet auch der seit Längerem underperformende Sektor Global Health Care. Nach wie vor haben wir keine Allokation in den Be reichen Versorger und Telekom – wegen des Mangels an ausreichendem Wachstum. Gut zehn Prozent sind in den Emerging Markets investiert – in Unternehmen, die dort direkt oder indirekt engagiert sind. Stuart Rhodes verfolgt eine „Drei TöpfeStrategie“. Im ersten Topf sind Unter nehmen mit starken Assets enthalten, im zweiten Qualitätsunternehmen und im drit ten solche mit starkem Wachstum. Master card gehört in diesen „Wachstumstopf “, der aktuell 17 Prozent des Fondsvolumens aus macht. Neben dem M&G Global Dividend zählt auch der Investec GSF Global Fran chise Fund zu den besten globalen Aktien fonds der vergangenen Jahre. Fondsmana ger Clyde Rossouw meint dazu: „Wir inve stieren beim Investec GSF Global Franchise in die unserer Einschätzung nach 30 bis 50 qualitativ besten Unternehmen dieser Welt. Diese müssen einen beständigen Wettbe werbsvorteil und eine hohe Innenfinanzie rungskraft haben.“ Rossouw mag daher Un ternehmen mit einem hohen freien Cash flow, die sich daher aus eigener Kraft finan
0 -10 1999
2003
2007
2011
2015
Das relative KGv von Qualitätsaktien gegenüber dem Markt bewegt sich in einem ähnlichen Korridor wie in der Vergangenheit. Quelle: Minack Advisors
38 ° GELD-MAGAZIN – oktobEr 2016
2012
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2015
nicht steigende unternehmensgewinne, sondern ein steigendes KursGewinn-Verhältnis (KGV) hat die Aktienmärkte in die Höhe getrieben. Quelle: BCA Research, Geopolitical Strategy - December 2015
Lichtblick oder potenzielle Fallgrube: Welche Aktien lohnen sich? Ist es zu spät, um noch in Aktien zu investieren – jetzt, da die Konjunkturerholung in ein spätzyklisches Stadium eingetreten ist? Unserer Meinung nach sollten sich Anleger auf Qualitätsaktien konzentrieren, deren Tendenz nur geringfügig durch den Konjunkturzyklus beeinflusst wird. Nick Clay, Portfolio Manager im Global Equity Team, Newton Investment Management Unserer Meinung nach ist die lediglich schleppende Erholung der US-Wirtschaft mittlerweile in ein spätzyklisches Stadium eingetreten und scheint vorerst auch keine Fahrt mehr aufzunehmen. Deshalb werden die Zinsen sowie die Anleihenrenditen noch längere Zeit niedrig bleiben. Je höher die Volatilität am Markt, desto grösser auch die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbanken weltweit weitere Ankurbelungsmassnahmen ergreifen werden. US-Aktien sind inzwischen teuer bewertet. Im Vergleich dazu machen europäische Aktien deshalb mittlerweile einen attraktiveren Eindruck. Qualitätsaktien haben sich zuletzt besser entwickelt als der MSCI World-Index (USD, August 2006 bis August 2016) 250
230.7
200 167.3 150
100
50 0 Aug 06
Aug 08
Quelle: MSCI, August 2016
Aug 10
Aug 12 Aug 14 MSCI World Quality
Aug 16 MSCI World
Qualitätsunternehmen haben bewiesen, dass sie höhere Erträge als der breite Markt erzielen können – und das bei einem geringeren Risiko – und auch über die erforderliche Finanzkraft für langfristige Investitionen verfügen. Welche Titel Investoren besitzen sollten Zu bevorzugen sind Aktien von Unternehmen mit konstanten Cashflows, robusten Bilanzen, einer gewissen Preismacht und einer flexiblen Kostenbasis wie beispielsweise: Kühne & Nagel: Dieses Unternehmen verfügt am stark zersplitterten Markt für See- und Lufttransporte über eine führende Position. Darüber hinaus profitiert es von einer sehr guten Bilanz und einem hohen freien Cashflow. Der Titel verfügt über eine Dividendenrendite von 3,8% und wir erwarten Gesamtrenditen von über 10% über die nächsten fünf Jahre.
Microsoft: Der Geschäftskundenbereich von Microsoft, in dem die Kundenbindung seit vielen Jahren ebenso stabil ist wie die Rendite auf das investierte Kapital, repräsentiert 80% des Gesamtgeschäfts. Dies bildet die Grundlage für eine freie Cashflow-Rendite von 6%, eine historische Dividendenrendite von 2,7% und eine Liquiditätsreserve von 19% der Marktkapitalisierung. Fazit • Die Weltwirtschaft hat nach wie vor mit Problemen zu kämpfen. Deshalb sollten Anleger mit Blick auf den Preis, den sie für das Eingehen von Risiken zu zahlen bereit sind, grosse Vorsicht walten lassen. • Unserer Meinung nach sollten Investoren auch in schwankungsintensiven Phasen nach Anlagechancen Ausschau halten, anstatt sich durch die Risiken verunsichern zu lassen. • Wir vertreten ferner die Auffassung, dass Anleger mit einem sehr aktiven Investmentansatz am besten beraten sind. Ausserdem halten wir es für sehr vorteilhaft, sich auf Qualitätsaktien mit vergleichsweise geringer Volatilität und konstanten Cashflows zu fokussieren.
Der BNY Mellon Global Equity Income Fonds • Benchmark agnostisch; sehr flexibler Investmentansatz bei globalen Aktien, dessen Ergebnisse an denen des FTSE World-Index gemessen werden. • Der Fonds setzt auf Aktien von Unternehmen mit hohen Cashflows sowie sehr attraktiven und nachhaltigen Dividendenrenditen. • Auflegungsdatum: 29. Juli 2010 • Vergleichsindex: FTSE World Index TR • AUM: $736 Mio. (AUM Strategie: $9.8 Mrd., 31.7.2016) • ISIN: IE00B90MJZ61 www.bnymellonim.com > Fonds Ihr Ansprechpartner zu den BNY Mellon Produkten: Mick Schneider, CFA Sales Executive +41-43 443 8109
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Maßstab für die zukünftige Wertentwicklung. Der Wert von Investments kann sinken. Deshalb besteht die Möglichkeit, dass Anleger den investierten Betrag nicht in voller Höhe zurückerhalten. Die laufenden Erträge eines Investments können schwanken und werden nicht garantiert. Ausschließlich für professionelle Kunden. Dies stellt ein Produktangebot dar und stellt keine Anlageberatung dar. Eine vollständige Übersicht der Risiken dieses Fonds finden Sie im Verkaufsprospekt oder in den weiteren Produktunterlagen. Vor einem Investment sollten Anleger den aktuellsten Verkaufsprospekt, die Jahresberichte sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) des entsprechenden Fonds aufmerksam lesen. Diese Dokumente finden Sie auf www.bnymellonim.com. Investments sollten nicht als kurzfristig betrachtet und in der Regel mindestens fünf Jahre gehalten werden. Die Portfoliopositionen können jederzeit ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Der Fonds ist ein Teilfonds der BNY Mellon Global Funds, plc, einer nach irischem Recht gegründeten offenen Investmentgesellschaft mit variablem Kapital, beschränkter Haftung und Haftungstrennung zwischen den einzelnen Teilfonds. Das Unternehmen ist von der Zentralbank Irlands als OGAW-Fonds zugelassen. Die Verwaltungsgesellschaft ist BNY Mellon Global Management Limited, die von der Zentralbank Irlands zugelassen ist und von dieser auch beaufsichtigt wird. Eingetragener Firmensitz: 33 Sir John Rogerson’s Quay, Dublin 2, Irland. Sofern nicht anders angegeben, handelt es sich bei den hierin enthaltenen Auffassungen und Meinungen um die des Investmentmanagers. Sofern nicht ausdrücklich anders angegeben, verstehen sich die Wertentwicklungsergebnisse vor Abzug der Verwaltungsgebühren. Verwaltungsgebühren können erhebliche Auswirkungen haben. Ausführliche Informationen dazu sind auf Anfrage erhältlich. Bei BNY Mellon handelt es sich um den Markennamen der The Bank of New York Mellon Corporation sowie deren Tochtergesellschaften. In Österreich sind der aktuelle Verkaufsprospekt sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen kostenlos bei der Raiffeisen Zentralbank Österreich Aktiengesellschaft, Am Stadtpark 9, A-1030 Wien erhältlich. Dieses Dokument wird in Österreich von BNY Mellon Investment Management EMEA Limited, BNY Mellon Centre, 160 Queen Victoria Street, London EC4V 4LA, herausgegeben. Registriert in England unter der Nummer 1118580. Reguliert und autorisiert nach den Aufsichtsbestimmungen der Financial Conduct Authority. INV00393 - 25/11/2016. T4791 10/16
geldanlage ° Qualitätsaktien
zieren können und einer hohen Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROIC). Von außen betrachtet (etwa mit dem KGV) mögen manche Titel optisch hoch bewertet sein. Rossouw irritiert dies aber nicht. „Wir blei ben unserem Investmentstil treu und zah len gern einen Bewertungsaufschlag für erstklassige Unternehmen, wenn dieser durch die Qualität und die Wachstumsper spektiven gerechtfertigt ist“, sagt der Mana ger. Und das KGV lässt die Schulden der Unternehmen außer Acht. Wenn man bei Qualitätsunternehmen mit teils hohen Cash-Positionen in der Bilanz diese Barmit tel einkalkuliert, relativiert und verringert dies die optisch hohe Bewertung. FvS global quality Für Fondsmanager Karsten Friebe sind zwei Dinge entscheidend: Qualität der Ge schäftsmodelle und die Attraktivität der Be wertung. Beides spiegelt sich im Chance-
Risiko-Verhältnis jeder Aktie wider. „Ja, das tiefe Zinsumfeld hat die Bewertung stabiler Geschäftsmodelle über die vergangenen fünf Jahre gestützt. Aus diesem Grunde ha ben wir beispielsweise die Quote im nicht zyklischen Konsumbereich zwischenzeit lich um sechs Prozentpunkte reduziert und in Aktien von Unternehmen aus dem zykli schen Konsum und vereinzelt in Industrie werte investiert. Grundsätzlich sind wir aber weiterhin überzeugt, dass sich Unter nehmen mit robusten Geschäftsmodellen in der zunehmend fragileren Zeit gut entwi ckeln werden. Qualität bedeutet für uns zu verlässiges Gewinnwachstum. Der Schutz wall eines Unternehmens ist dabei ein zen traler Inputfaktor. Die Gewichtungen un serer drei größten Blöcke Konsum, Gesund heit und Informationstechnologie haben sich nur unwesentlich verändert. Gemessen am allgemeinen Zinsniveau ist der USMarkt aus unserer Sicht nicht überbewertet.
Die größten Risiken für die Finanzmärkte? „Stark steigende Zinsen, diese sind aber un wahrscheinlich.“ robeco global premium equity Kein reinrassiger Qualitätsansatz wird beim globalen Aktienfonds von Robeco ge fahren. Die Investmentphilosophie basiert auf drei fundamentalen Grundsätzen: Un ternehmen mit niedriger Bewertung out performen solche mit einer hohen Bewer tung (Value-Disziplin). Unternehmen mit starken Fundamentaldaten (hoher ROCI) laufen besser als solche mit schwachen Da ten. Und schließlich schlagen Unternehmen mit einem positiven Geschäftsmomentum (steigende Gewinnschätzungen) solche mit einem negativen Momentum. Versorger, REITs, Basiskonsumgüter und Telekom er achtet man bei Robeco als zu teuer, Health care, Technology und Financials dagegen als unterbewertet.
interview °
GELD °
Zuletzt gab es starke Kursgewinne
bei Zyklikern…
Celine Piquemale-Prade: Wir haben in den letzten Monaten eine starke zyklische Erholung gesehen – kurzfristig konnten viele Qualitätsaktien da nicht ganz mithalten. Seit Mitte Februar ist der globale Aktienmarkt um 22 Prozent gestiegen, die Emerging Markets (EM) um 32 Prozent, seit Mitte Juni immerhin noch um elf Prozent. Wir spielen keine zyklischen Erholungen, das heißt aber nicht, dass wir unser Qualitätsportfolio nicht aufstocken, wenn es wieder attraktiv gewordene Aktien am Markt gibt.
nen nur mehr ein Mini-Wachstum. Nicht steigende Gewinne, sondern eine Expansion der Multiples, namentlich des Markt-KGVs, haben diese Aktienerholung angetrieben. Die Firmenprofite sind 2015 um 1,9 Prozent gesunken und sollen 2016 um magere zwei Prozent wachsen – in den Industriestaaten um gar nur 1,4 Prozent (z.B. nur ein Prozent in den USA und 1,2 Prozent in Europa), in den EM um sechs Prozent (Asien aber nur um +/- 0 Prozent). Auffällig ist, dass die USAktienrückkäufe um 30 Prozent gesunken sind – ein bisher wichtiger Markttreiber. Wie kommt Ihnen diese paradoxe Markt
Wie schätzen Sie die Börsenlage ein?
situation entgegen?
Aus der Makro-Sicht von oben betrachtet befinden wir uns in einer paradoxen Situa tion: Die Aktienmärkte sind gestiegen, obwohl die Unternehmensgewinne seit 2011 gleich geblieben bzw. teils sogar gesunken sind. Auch die Volkswirtschaften verzeich-
Wenn die Unternehmensgewinne sehr niedrig sind, sollte man in Qualitätsaktien investieren bzw. dort investiert bleiben. Historisch haben wir nämlich in dieser Aktienklasse in einem solchen Umfeld zumeist eine Outperformance gesehen. Denn Quali-
40 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2016
tätsunternehmen haben die Fähigkeit, selbst in einem schwachen Umfeld ihre Gewinne deutlich zu steigern. Da sie zumeist auch wenig bis kaum verschuldet sind, können sie ihre Expansion selbst finanzieren. Für 2016 erwarten wir ein Gewinnwachstum im Qualitätssegment von zehn Prozent, im übrigen Markt nur eines von zwei Prozent. 2015 lag das Wachstum bei elf (Qualität) bzw. sogar bei minus zwei Prozent (zyklischer Sektor). Ein Großteil des Qualitätswachstums ist organisch – kommt also infolge der inneren Stärke dieser Unternehmen zu Stande, weil diese Firmen über langfristige Wachstumstreiber verfügen. Dadurch können sie auch ihren Konkurrenten Marktanteile abjagen.
credit: beigestellt
Celine Piquemale-Prade, Fondsmanagerin des Comgest Monde
Im Gespräch mit Dr. Jürgen Flaskamp und Christian Exner, Flaskamp Invest
° GELDANLAGE
Den Aktienmarkt verstehen Flaskamp Invest konnte mit seinem Flaggschiff-Fonds, dem Kapital all opportunities Fonds 2016, bisher eine Rendite von rund sechzehn Prozent generieren. Das Team verfolgt einen Value-Ansatz, geht selektiv vor und investiert ausschließlich in exzellent geführte, Cashflow-starke Unternehmen, die attraktiv gepreist sind. GELD °
Sie gehen bei der Aktienselektion
extrem diszipliniert vor. Welches Analysemodell verfolgen Sie und welche Sektoren stehen explizit im Fokus?
CHRISTIAN EXNER: Wir haben ein quantitatives Modell entwickelt, das wie ein Filter arbeitet und das gesamte Aktienuniversum nach passenden Kandidaten durchforstet. Investiert wird aber nur, wenn wir die Unternehmen nach unserer Analyse auch tatsächlich vollumfänglich verstanden haben. Beispielsweise sind Banken u.a. aufgrund fehlender Transparenz und Bewertbarkeit ein Tabu für unser Portfolio. Eine Übergewichtung von Einzelsektoren sowie zyklische Geschäftsmodelle meiden wir ebenfalls. Auf Einzeltitelebene lassen wir eine Gewichtung bis zu fünf Prozent zu. Wie verhalten Sie sich in „teuren“ Aktienphasen? Wie begegnen Sie dem Risiko eines Kursverlustes?
CHRISTIAN EXNER: Unsere Bewertungsannahmen sind stets konservativ und an der nachhaltigen Ertragskraft orientiert. Entsprechend verkaufen wir in „teuren“ Marktphasen diszipliniert die „voll bezahlten“ Unternehmen, bauen Kassa auf und rüsten so das Portfolio für unruhige Zeiten. So schaffen wir strategische Kaufkraft, um zum einen ein Börsengewitter ohne große Performanceverluste zu überstehen und zum anderen im Anschluss zu vernünftigen Preisen einsteigen zu können (z.B. nach dem Brexit). Viele Fondsmanager klagen über die Schwächen des Kapitalmarktes. Sie nützen ge-
CREDIT: beigestellt
rade diese aktiv. Wie sieht hier Ihr Ansatz aus?
JÜRGEN FLASKAMP: An der Börse wird nicht immer rein auf die Zahlen geschaut. Häufig mischen sich Emotionen wie Angst und Gier in die Entscheidungsfindung. Hier helfen uns Prozesse
aus dem Behavioral Finance-Ansatz. Lösen sich Übertreibungen vom tatsächlich fundamentalen Bild, nutzen wir diese Fehlbewertungen gezielt. Wir gehen hier sehr mathematisch vor. Welcher Cashflow wird heute eingepreist, was heißt das für die zu erwartenden Umsätze und Erträge etc. Diese Marktannahmen vergleichen wir dann mit dem tatsächlichen fundamentalen Bild. So können wir ableiten, wo Fehleinschätzungen vorliegen und sich Investmentchancen nutzen lassen. Es ist dann nur eine Frage der Zeit, wann sich eine Fehlbewertung im Sinne eines steigenden Aktienkurses auflöst. Wie gehen Sie bei der Analyse und Bewertung
Christian Exner, Fondsmanager des Kapital all opportunities Fonds
der Unternehmen vor?
CHRISTIAN EXNER: Über das veröffentlichte Zahlenmaterial (Jahresabschlüsse etc.) erzählt jedes Unternehmen eine Geschichte über die Qualität des Geschäftsmodelles, Stärken und Schwächen sowie die Leistungskraft des Managements. Offene Fragen diskutieren wir direkt mit dem Unternehmen. Im Fokus steht der Kapitalallokationsprozess – also die Frage, ob die freien Mittel im Unternehmen stets wertschaffend eingesetzt werden. Eine gute Kapitalallokation macht ein Unternehmen krisensicher und ist die Saat für zukünftigen Geschäftserfolg. Wie aussagekräftig ist aus Ihrer Sicht die Bilanzkenngröße Cashflow?
CHRISTIAN EXNER: Im Gegensatz zu Gewinngrößen wie EBITDA, offenbart der Cashflow ein unverfälschtes Bild der tatsächlichen Leistungskraft eines Unternehmens. Es ist so nicht von Banken abhängig, kann aus eigener Kraft wachsen und ist selbst in Krisen handlungsfähig. Zudem eignet sich die Entwicklung des Cashflows im Zeitverlauf hervorragend, um die Leistungsfähigkeit des Managements zu
beurteilen. Viel wichtiger noch: Es lässt sich empirisch nachweisen, dass Cashflow-starke Unternehmen einen klaren Renditevorteil für Investoren liefern. Wie lautet Ihre persönliche Definition von optimaler Portfoliosteuerung?
JÜRGEN FLASKAMP: Starre Investitionsquoten liegen uns fern. Unsere Portfolioallokation „atmet“ mit der Anzahl an investierbaren Unternehmen. Investierbar ist ein Unternehmen nur dann, wenn es all unsere anspruchsvollen Qualitäts- und Bewertungskriterien erfüllt. Hier gibt es keine Ausnahmen! Gibt es nicht genügend Opportunitäten, investieren wir nicht und bevorzugen kassennahe Vermögenswerte. So schaffen wir es weitestgehend, einen marktphasenunabhängigen Ansatz zu fahren. Im Gegensatz zu Wettbewerbern, die meistens stark long only denken, kann bei uns die Kassa sehr hoch sein. Diese starke Flexibilität ist für eine eher unruhige Zukunft der bessere Ansatz. www.flaskamp-invest.eu
OKTOBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
41
geldanlage ° Healthcare
Mit globalen Healthcare-Investments zur Outperformance Seit Jahresbeginn zählt die Healthcare-Branche zu den schlechtesten Performern – und musste Ängste über verstärkten Preisdruck bei Medikamenten in den USA und den Ausgang der US-Präsidentenwahlen Tribut zollen. Längerfristig ermöglicht der Sektor jedoch eine Outperformance. Wolfgang Regner iese Tatsache ist auch die Grundaus sage einer der wenigen wissenschaft lichen Studien über den globalen Health care-Sektor als Ganzes. Diese wurde ausge arbeitet und verfasst von Gregor Dorfleit ner, Professor für Finanzwissenschaften an der Universität Regensburg. Beginnen wir mit den Stimmen zum Healthcare-Markt, die die häufigsten Meinungen zu diesem Sektor wiedergeben: Grundsätzlich sei die Gesundheitsbranche ein defensives Invest ment und läuft eigentlich immer. Zudem gebe es aufgrund großer staatlicher Ein griffe (z.B. Krankenversicherungspflicht, Preisvorgaben für Medikamente) keinen ganz freien Markt in diesem Sektor, der aber wegen seiner langfristigen Wachstumscha rakteristik aufgrund der demografischen
Entwicklung attraktiv erscheint. Dazu er läutert Professor Dorfleitner: „Wir untersu chen die Performance von Healthcare-Ak tien aus vielen verschiedenen Ländern und stellen dabei fest, dass es tatsächlich mög lich ist, Überrenditen mit einem weltweiten Healthcare-Investment zu erzielen. Dabei gehen wir auf folgende Aspekte ein: Ver schiedene Regionen und Sub-Branchen im Healthcare-Bereich, den Einfluss der Wäh rung des Investors sowie den Einfluss von Bären- und Bullenmärkten. Am Anfang steht die Frage: Wie misst man eigentlich (Über-)Performance von In vestments? Ein Aktienindex als Benchmark ist ein guter Start, reicht aber nicht für alle Teilaspekte. Denn die erzielte Rendite ist am übernommenen Risiko zu messen und mit
Chronische Erkrankungen nehmen mit dem alter stark zu Prävalenz von Krankheiten unterteilt nach Altersgruppen %
25-44
45-64
65+
60 50 40 30 20 10 0
Koronare BlutHerzkrank- hochheiten druck
Hirnschlag
Diabetes
Lungen- chron. emphysem Bronchitis
Krebs
Arthritis Asthma Heu(Diagnose) schnupfen
Aufgrund der Zunahme vieler unterschiedlicher chronischer Krankheiten und des steigenden Alters nimmt die Zahl an älteren Intensivpatienten überproportional stark zu. Quelle: Nomura
42 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
entsprechenden Investments zu verglei chen. Das Risiko wird dabei als systema tisches Risiko (= Gesamtmarktrisiko) ge messen, etwa mit dem Capital Asset Pricing Model (CAPM). Verwendet werden Rendi ten minus risikoloser Zins auf Basis einer bestimmten Frequenz (z.B. monatlich).“ Das Vier-Faktoren-Modell In empirischen Studien hat sich heraus gestellt, dass Aktienrenditen nicht nur durch das systematische Risiko (Marktrisi ko) erklärt werden können, sondern auch drei weitere Effekte zu berücksichtigen sind: der Size-Effekt, der Value-Effekt und der Momentum-Effekt. Diese Faktoren lassen sich auch als weitere Risikofaktoren inter pretieren. Der Size-Effekt bedeutet die Fest stellung, dass Aktien kleinerer Unterneh men besser performen als die von größeren Unternehmen. Berücksichtigt wird das durch den Small-minus-big-Faktor, kurz: SMB. Der Value-Effekt sagt aus, dass Aktien von Unternehmen mit hohem Buch- zu Marktwertverhältnis (Value stocks) besser performen als solche mit niedrigem Buchzu Marktwertverhältnis (Growth stocks). Berücksichtigt wird das durch den Highminus-low-Faktor, kurz: HML. Schließlich der Momentum-Effekt: Aktien mit besserer Performance im letzten Jahr performen bes ser als Aktien mit schlechter Performance im letzten Jahr. Berücksichtigt wird das durch den Winner-minus-loser-Faktor, kurz: WML. Dieser ist aber von Region zu Region bzw. in den Healthcare-Teilbran chen unterschiedlich hoch.
credit: Shutterstock
D
°
Healthcare geldanlage
Portfoliobildung Es wird ein Portfolio betrachtet, das im Zeitraum von Anfang 2000 bis Mitte 2015 monatlich u.U. angepasst wird. Jeweils alle Ak tien, die zu diesem Zeitpunkt existieren und lt. Reuters Industry Code zur Branche gehören, sind enthalten, in dieser Studie waren es 3680. Dabei werden die Gewichte gemäß der Marktkapitalisierung gewählt. Mergers, Delistings oder Neuausrichtungen außerhalb des Gesundheitsbereichs sind automatisch berücksichtigt. Auch der Effekt eines Survivorship Bias ist ausgeschaltet, da 160 gescheiterte Unternehmen, die heute nicht mehr investierbar wären, in der Stich probe enthalten sind und nicht zwecks Performance-Verbesserung unter den Tisch fallen. Regionenportfolios: ein signifikant positives Alpha (marktun abhängige Überrendite) ist nur in den USA und Asien feststellbar. Asien ist mit 0,5 Prozent pro Monat am stärksten (sechs Prozent pro Jahr). Betrachtet man die vier Haupt-Subsektoren sind alle Alphas positiv. Die Überrenditen kommen vor allem in den Bullenmärkten zu Stande – in Bärenmärkten gibt es kein positives Alpha (das Beta ist dennoch kleiner als eins, also geringere Verluste als der Bench mark-Index). In Euro sind Asien und Europa am besten, man muss aber Bullenmärkte erwischen. Alpha: Signifikante Überrendite von 4,3 Prozent p.a. in US-Dol lar – in Euro ist es etwas weniger In allen vier Regionen: Alpha größer als null Am stärksten in Asien (sechs Prozent p.a. Überrendite) Realistischere Anlagestrategien Statt einer Wertgewichtung der Aktien kann man auch eine Gleichgewichtung wählen (equal weighted). Zudem lässt sich vor Anwendung der Wertgewichtung eine Filterung einbauen, die alle Aktien mit geringem monatlichen Börsenumsatz (weniger als 20 Prozent des Freefloats) ausschließt (liquidity). Eine Gleichgewich tung bringt eine völlig andere Risikostruktur und ermöglicht in Bul lenmärkten eine noch höhere Überrendite, u.a. deshalb, da die SMB Faktoren deutlich positiv sind (mehr kleinere Unternehmen stärker gewichtet).
Zusammenfassung der Ergebnisse Es ist sowohl für USD- als auch für EUR-Investoren möglich, sehr ordentliche Überrenditen von über vier Prozent p.a. durch eine Investition in weltweite Healthcare-Aktien zu erwirtschaften. In Euro ist der Effekt etwas schwächer. Bei den Regionen zeigt sich, dass diese Outperformance am stärksten in Asien ausgeprägt ist. Zudem sind die oft unterschätzte Medizintechnik und die PharmaBranche am profitabelsten für den Investor, was aber nicht zwin gend impliziert, dass die andere Bereiche zu vernachlässigen wären. In Bullen-Phasen wird die Benchmark deutlich geschlagen, in
° Hauptergebnis: Überrendite im globalen Kontext (in US-Dollar) Anzahl Alpha Beta SMB HML WML Global 3680 0,36 0,63 – 0,19 0,08 0,08 Interpretation: Beta (systematisches Risiko gegenüber dem Gesamtmarkt): wie erwartet kleiner 1, also defensiver als der Markt. SMB: signifikant negativ, große Unternehmen dominieren das (wertgewichtete) Portfolio HML: insignifikant, d.h. kein nachweisbarer Einfluss, da Mischung aus Value- und Growth-Aktien WML: gewisser positiver Momentum-Effekt vorhanden
° Überrendite nach Sub-Branchen Anzahl Alpha Beta SMB HML WML Biotechnologie & Med. Forschung 944 0,15 0,95 2,28 – 1,39 0,58 Gesundheits-Artikel 984 0,24 0,76 0,54 – 0,08 0,14 Gesundheits-Dienstleistungen 524 0,11 0,68 0,38 0,64 0,13 Pharmazie 1228 0,45 0,57 – 0,50 0,10 0,03 In allen vier Sub-Branchen: Das Alpha ist größer null, am stärksten im Pharma-Bereich
° Analyse aus Sicht eines EUR-Investors Biotechnologie & Med. Forschung Gesundheits-Artikel Gesundheits-Dienstleistungen Pharmazie
Alpha Bear 0,37 0,33 0,49 -0,15
Alpha Bull 0,68 0,36 0,38 0,32 Quellen: Prof. Gregor Dorfleitner
Oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 43
geldanlage ° Healthcare
ärenmärkten gibt es allerdings keine signi B fikante Überrendite.
kann Jahre dauern. Bis dahin kann man da ran verdienen, wenn man investiert ist.
Zukunftsausblick Die Überrendite des Healthcare-Sektors lässt sich einerseits mit der Altersstruktur (Altersgruppe >60 wächst stark) erklären. Denn die Häufigkeit von Krankheiten nach Alter – außer Allergien – nimmt mit dem Alter zu, und nicht zuletzt werden schwere Erkrankungen im Alter häufiger. Schließ lich hat auch das Vorhandensein immer besserer Therapien in fast allen Therapiebe reichen einen erheblichen Einfluss. Warum die beste Performance in Asien zu beobach ten ist, hängt mit dem starken Wachstum des Kontinents zusammen. Das führt auch dazu, dass das Interesse am Gesundheitswe sen in Asien stark zunimmt. Der Ausblick ist vorerst noch positiv, doch jede Überper formance nimmt irgendwann ab, wenn alle neuen Entwicklungen eingepreist sind. Dies
Lacuna Asia Pacific Health Der Lacuna BB Adamant Asia Pacific Health ist einer der ganz wenigen Fonds, die von den dynamischen Gesundheitsmärkten in Asien und im pazifischen Raum profitie ren. Gerade im so schwierigen HealthcareMarkt 2016 konnte der Fonds klar outper formen. 25 Prozent des Kapitals sind in Ja pan investiert, fast ebenso viel in China, 20 Prozent in Südkorea und zehn Prozent in Australien/Neuseeland. Die Portfoliounter nehmen sind im gesamten Healthcare-Sek tor aktiv: Pharma, Generika, Medtech, Bio tech, Services (Spitäler) und Diagnostika. Das hohe Wachstum resultiert von der Po pulationsdynamik (steigende Mittel schichten, immer älter werdende Patienten). Auch Veränderungen im Lebensstil (so än dern sich die Essgewohnheiten der Chine
sen deutlich) sind ein starker Wachstums treiber. „Bei den Gesundheitsausgaben hin ken die asiatischen Länder noch klar hinter her: So hat z.B. Singapur ein höheres ProKopf-Einkommen als Deutschland – doch die Ausgaben für die Gesundheit sind ge messen am Bruttoinlandsprodukt nur we niger als halb so hoch. Ein typisches Beispiel für Asiens Gesundheitsmärkte, wo ein großes Maß an Verantwortung von den ein zelnen Patienten getragen werden muss. Sie müssen entscheiden, ob sie einen Selbstbe halt, also eine finanzielle Eigenleistung, akzeptieren. Zunehmender Wohlstand be deutet auch eine steigende Nachfrage nach Gesundheit. Das stark gestiegene Lohn niveau zieht nach sich, dass sich die Menschen nun vermehrt leisten können, in ihre Gesundheit privat zu investieren“, zeigt sich Ingo Grabowsky, Vertriebsdirektor bei Lacuna, vom Zukunftspotenzial Asiens überzeugt.
interview °
GELD ° Wie würden Sie das Capital Asset
Pricing-Modell (CAPM) einem Durchschnittsanleger erklären?
Prof. Gregor Dorfleitner: Das CAPM macht eine konkrete Aussage zur Binsenweisheit, dass mehr erwartete Rendite mit mehr Risiko einhergeht. Das Risiko einer Aktie, eines Fonds oder einer Anlagestrategie wird gemessen mit dem Beta-Faktor, der üblicherweise zwischen null und zwei liegt, aber auch noch höher ausfallen kann, und der sagt, wieviel mehr oder weniger an Rendite man erwarten kann. Dabei gilt, dass ein Beta-Faktor von eins mit einer Rendite korrespondiert, wie sie ein breiter Marktindex bietet. Unterhalb hat man weniger Risiko als der Markt, folglich auch weniger zu erwartende Rendite, oberhalb jeweils mehr.
aber außerhalb in der allgemeinen ökonomischen Situation suchen, so finden wir ein höheres Wirtschaftswachstum in Asien, gepaart mit einem zunehmenden Interesse an der Gesundheit bzw. an Healthcare in diesen Ländern. Dies ergibt mehr Wachstumspotenzial, das sich in den vergangenen 15 Jahren bereits teilweise realisiert hat. Zudem ist der SMB-Faktor hier signifikant positiv. Das heißt, dass wir hier im Gegensatz zu den anderen Regionen mehr kleine Healthcare-Unternehmen in unserem Portfolio haben. Dies führt dazu, dass wir die Messlatte, über die man „drüberspringen“ muss, schon etwas höher legen, weil wir bereits wissen, dass kleine Unternehmen besser performen. Und zum Alpha von 0,5 (Prozent pro Monat, also sechs Prozent p.a.): Dieses ist statistisch hoch signifikant.
Wie erklären Sie die Top-Position von Asien?
Das statistische Untersuchungsdesign liefert uns keine Begründung. Wenn wir diese
44 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
Wie interpretieren Sie das Beta der globalen Strategie von 0,63?
Die 0,63 waren der Wert des Beta-Faktors der globalen Strategie, dies heißt, dass man vom systematischen Risiko her von diesem Portfolio nur erwartet, dass es 63 Prozent der Marktrendite bringen muss (vgl. Antwort auf Frage 1). Sollte man sich in der Lage sehen, mehr Risiko zu stemmen, etwa ungefähr das Risiko des Marktportfolios, so müsste man mit einem Hebel investieren, also etwa pro 1000 anzulegende Euro nochmal 580 Euro als Kredit aufnehmen und 1580 Euro in das Health care-Portfolio investieren, dann ist das Beta etwa eins (und die Rendite entsprechend auch höher).
credit: beigestellt
Prof. Gregor Dorfleitner, Universität Regensburg
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geldanlage ° Die besten Investmentfonds
Ineffizienzen in Rendite verwandeln Die Angst vor steigenden Zinsen geht um. An den Anleihenmärkten scheint sich der 30-jährige Bullenmarkt seinem Ende zuzuneigen. Ausgewählte Aktien – vor allem in Europa und Fernost – sind noch immer günstig und versprechen in den kommenden Jahren ansprechende Renditen. Das ideale Umfeld für Stock-Picker. Mario Franzin
A
n den Börsen geht es turbulent zu. Auf der einen Seite dürfte die Fed gegen Ende des Jahres nun endgültig die Zinsen anheben, was den Dollar unterstützt. Auf der anderen Seite gab die EZB bekannt, das laufende Anleihenkaufprogramm zu reduzieren – vom Markt wird vielmehr eine Verlängerung über März 2017 hinaus erwartet. Doch das letzte Wort ist hier nicht gesprochen. Während sich die Börsen in Fernost und die Rohstoffpreise erholen, ist es beim Goldpreis angesichts zu erwartender steigender Zinsen und festerem US-Dollar zu einer Korrektur unter 1300 Dollar pro Unze gekommen. Da die Goldaktienfonds heuer
auf einem dicken Gewinnpolster sitzen, rangieren sie in der Ein-Jahres-Übersicht mit einem Plus zwischen 100 und 160 Prozent noch immer an den Top-Positionen. Solange Inflation kein Thema ist und die Aussicht auf eher steigende Zinsen besteht, dürfte es für das gelbe Edelmetall schwierig werden, neue Höchststände zu erklimmen. Im Drei-Jahres-Vergleich rangieren ebenfalls Goldminentitel weit oben, doch von vielen Anlegern unbemerkt, haben sich hier Indien-Aktienfonds nach vorne geschoben. Das erinnert uns an die Aussage eines Fondsmanagers im vergangenen Jahr zum Thema Wachstumsmärkte: „Das sind
Jahrzehnte-Zyklen, erst wuchs China/Asien überproportional, dann wird Indien folgen und zuletzt Afrika.“ Er bezog sich sowohl auf den Ausgangslevel der wirtschaftlichen wie auch auf der demografischen Entwicklung in den entsprechenden Regionen. Quod erat demonstrandum. Biotech bleibt langfristig obenauf. Auch nach der z.T. heftigen Korrekur hat sich die Branche in der langfristigen Entwicklung ordentlich gemausert. Hier ist zwar nicht mehr mit exorbitanten Steigerungsraten zu rechen, aber doch mit ordentlichen Zuwächsen – so wie im allgemeinen Technologie-Bereich auch.
6790 Fonds auf dem Prüfstand° Sieger und Verlierer im Überblick º Über 1 Jahr
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Die 10 Besten Stabilitas - Silber+Weißmetalle Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds Bakersteel Global PreciousMetals Fund Stabilitas - Pacific Gold+Metals Konwave Gold Equity Fund NESTOR Gold Fund Earth Gold Fund UI Stabilitas - Gold+Resourcen Special Situations Stabilitas - Gold+Resourcen Craton Capital Precious Metal Fund
in % 166,2 158,6 149,0 131,6 129,8 120,3 111,1 109,0 104,4 96,4
Die 10 Besten in % kumuliert Bakersteel Global PreciousMetals Fund 149,9 PineBridge India Equity 139,8 Stabilitas - Pacific Gold+Metals 135,4 Jupiter JGF India Select 133,1 Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds 129,5 Comgest Growth India 126,1 Goldman Sachs India Equity 125,1 Amundi Funds Equity India Infrastructure 123,7 Invesco India Equity 114,6 Morgan Stanley Indian Equity 112,6
Die 10 Besten in % kumuliert Candriam Equities L Biotechnology 268,6 ESPA Stock Biotec 266,3 Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech 255,0 Franklin Biotechnology Discovery 249,8 CS (Lux) Global Biotech Innovators Equity Fund 248,3 UBS (Lux) Equity Fund - Biotech 242,7 DWS Biotech 239,0 BSF European Opportunities Extension 233,0 Janus Global Life Sciences Fund 227,2 JPM Global Healthcare 216,3
Die 10 SchwächstEN AXA WF Framlington Italy Insight - Absolute Insight Currency QIC GCC Equity JABCAP (LUX)-Global Balanced CS (Lux) Italy Equity Fund Threadneedle Absolute Return Bond Schroder GAIA Paulson Merger Arbitrage GAM Star Tactical Opportunities Global Trend Fund - Japan Janus Europe
in % – 20,1 – 20,4 – 20,4 – 20,8 – 22,2 – 22,4 – 22,5 – 22,7 – 24,7 – 32,9
Die 10 SchwächstEN CYD Diversified Commodities Credit Suisse Gains LBBW Rohstoffe Pioneer SF EUR Commodities Raiffeisen-Active-Commodities Credit Suisse Backwardation Callander Fund - Central Europe Schroder ISF Global Energy Pioneer SF Com Alpha ex-Agriculture DB Platinum Commodity
Die 10 SchwächstEN in % kumuliert Earth Exploration Fund UI – 39,7 Allianz Global Metals and Mining – 40,2 Allianz Rohstofffonds – 40,4 Edmond de Rothschild Goldsphere – 41,0 Pioneer SF EUR Commodities – 43,0 Pioneer Funds Austria - Gold Stock – 43,4 Amundi Funds Equity Global Gold Mines – 45,0 Raiffeisen-Active-Commodities – 45,1 Stabilitas - Gold+Resourcen Special Situations – 47,2 DB Platinum Commodity – 49,4
in % kumuliert – 32,6 – 33,6 – 34,4 – 35,0 – 35,2 – 35,7 – 36,6 – 36,7 – 38,6 – 39,1
Quelle: Lipper IM, alle Performancezahlen kumuliert und auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. Oktober 2016
46 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
°
Die besten Investmentfonds geldanlage
Alois Wögerbauer, 3 Banken Generali, behält seine Führungsposition mit dem 3 Banken ÖsterreichFonds.
Aktienfonds Österreich º Kurserholungen tun gut Wiener Börse im Plus. Die Erholung
3 Banken Österreich-Fonds Meinl Equity Austria
der Börsenkurse seit der Brexit-Abstimmung Ende Juni hat beim ATX zu einem Plus von gut 20 Prozent geführt. Auf die vergangenen zwölf Monate gesehen, liegt der Zugewinn bei acht Prozent. Das schlägt auch auf die Performance der Österreich-Aktienfonds durch, die sich aber aufgrund der hohen Volatilität an der Börse zur Zeit etwas schwer tun. Der als ETF passiv verwaltete iShares ATX rutschte auf die vorderen Plätze, während sich alle anderen
ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten AT0000662275 3 Banken Österreich-Fonds 9,7 23,6 68,6 121 3,50 1,94 0,41 0,59 AT0000857412 Pioneer Funds Austria - Austria Stock 5,7 5,4 51,3 204 5,00 1,72 0,10 0,47 AT0000859293 Raiffeisen-Österreich-Aktien 9,1 10,4 51,4 97 4,00 1,69 0,20 0,44 DE000A0D8Q23 iShares ATX 10,5 1,1 46,1 46 0,00 0,32 0,02 0,41 AT0000859491 SemperShare Austria 9,3 7,6 42,9 17 5,00 1,98 0,13 0,39 DURCHSCHNITT 7,1 1,4 37,9 DER SCHLECHTESTE AT0000859368 Meinl Equity Austria – 0,1 – 12,2 0,5 4 5,00 1,61 neg. neg. Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. Oktober 2016
Fonds in der 12-Monats-Performance schwer taten. Doch was bei Aktienfonds zählt, ist der langfristige Erfolg. Und hier kann sich Alois Wögerbauer, Fondsmanager des 3 Banken Österreich-Fonds, zurücklehnen. Mit einem Plus über drei Jahre von 23,6 Prozent liegt er weit über dem Durchschnitt, der im gleichen Zeitraum ein Plus von gerade einmal 1,4 Prozent zusammenbrachte (Lipper Global Aktien Österreich). Im Ein-Jahres-Bereich folgen Wögerbauer der SemperShare Austria und der Raiffeisen-Österreich-Aktien dicht auf den Fersen. Etwas nachgelassen hat der Pioneer Funds Austria - Austria Stock, seitdem Fondsmanager Fritz Erhart das Unternehmen im Februar 2015 verlassen hat. Hier muss sich sein Nachfolger Andreas Wosol noch beweisen. Wir halten ihm die Daumen.
Claus Vorm – dem Fondsmanager sind im Nordea Global Stable Equity bereits mehr als 2,6 Milliarden Euro anvertraut.
Aktienfonds Global º Regionen- und Branchen-Rotation GroSSe Auswahl. In den vergangenen
Fotos: beigestellt, CHARTS: Tai-Pan / software-systems.at
Nordea 1 - Global Stable Equity GAM Star Global Selector
ISIN Fonds Die fünf Besten LU0112467450 Nordea 1 - Global Stable Equity LI0106892966 LGT Sustainable Equity Fund Global GB00B0C3H830 Newton Global Opportunities GB0030978612 Stewart Investors Worldwide LU0552385295 Morgan Stanley Global Opportunity DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE IE00B5BQX573 GAM Star Global Selector
zwölf Monaten kam es zu einer Verlagerung der Performancebringer. Auf der Branchenseite punkteten vor allem Edelmetall- und Immobilien-Aktien, von den Regionen her erlebten Brasilien, Indonesien, Australien oder auch Russland z.T. fulminante Comebacks. Globale Aktienfonds-Manager haben bei der beinahe unbegrenzten Anzahl an Investmentmöglichkeiten die Qual der Wahl, wobei viele Fondsmanger „einfach günstige Aktien kaufen” und WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 14,3 24,7 11,9 16,9 18,7 7,1
54,1 69,4 48,6 45,1 84,5 29,0
– 7,5
– 3,9
Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre
111,6 2.660 5,00 1,90 1,24 140,6 266 5,00 1,79 1,47 109,3 416 5,00 1,65 1,26 116,8 48 4,00 1,79 1,12 170,0 990 5,00 1,90 0,94 76,4 35,5
53
5,00
1,72
neg.
1,40 1,38 1,37 1,27 0,96
0,19
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. Oktober 2016
sich die Regionen- und Branchengewichtung automatisch ergibt. In der Betrachtung des Fünf-Jahres-Bereiches weist der Nordea Global Stable Equity die höchste Sharpe Ratio auf (Ertrag zum Risiko) und punktet stark mit seiner relativ niedrigen Volatilität von rund zehn Prozent – nomen est omen. Der in Dänemark geborene Fondsmanager Claus Vorm ist seit 2004 bei Nordea tätig und managt den Nordea Global Stable Equity gemeinsam mit Robert Naess seit 2007. Obwohl der Fonds bereits ein Volumen von gut 2,6 Milliarden Euro aufweist, ist er zum Mischfonds Nordea Stable Return aus dem gleichen Hause ein Leichtgewicht. Aber auch bei diesem Fonds mischt Claus Vorm mit. Beim Stable Return wurde aufgrund des Volumens von knapp 20 Milliarden Euro ein Soft Closing durchgeführt.
Oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 47
geldanlage ° Die besten Gemischten Fonds
Mischfonds Defensiv (Anleihenorientiert) º Aktien werden vereinzelt beigemischt Pioneer Funds Austria - Ethik Fonds Vontobel Fund T.R. Defensiv
ISIN Fonds Die fünf Besten AT0000857164 Pioneer Funds Austria - Ethik Fonds AT0000809249 Allianz Invest Konservativ DE0008476250 Kapital Plus AT0000737697 Macquarie Business Class LU0243957239 Invesco Pan European High Income DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0505244425 Vontobel Fund Target Return Def.
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 6,8 7,1 4,2 5,7 5,8 2,2
22,9 20,7 23,0 22,8 18,2 9,0
– 0,3
– 1,3
Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre
44,4 180 3,50 1,04 1,38 43,4 70 3,00 1,06 1,23 52,1 3.528 3,00 1,15 1,22 46,4 9 4,00 0,85 1,22 75,5 6.810 5,00 1,62 0,94 20,4
1,52 1,54 1,56 1,42 1,35
neg.
0,02
1,2
22
5,00
2,03
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. Oktober 2016
Mischfonds AUsgewogen º Aktien und Anleihen halten sich etwa die Waage KEPLER Vorsorge Mixfonds StrategieInvest Classic VI
ISIN Fonds Die fünf Besten AT0000969787 KEPLER Vorsorge Mixfonds LU0323578145 Flossbach von Storch - Multi Asset - Bal. AT0000779822 Kathrein Mandatum 50 LU0058893917 JSS GlobalSar - Balanced AT0000708763 Apollo Ausgewogen DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000A02X51 StrategieInvest Classic VI
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 6,4 10,0 5,7 6,2 6,2 2,5
28,4 27,3 22,2 22,5 24,1 12,6
– 6,1
4,6
Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre
69,6 129 3,00 1,18 1,40 43,8 1.150 5,00 1,64 1,13 42,6 20 5,00 1,45 1,13 50,4 57 5,00 1,91 0,87 63,7 12 5,25 1,72 0,81 31,0
1,80 1,14 1,33 1,12 1,21
0,26
0,10
3,6
4
4,50
3,67
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. Oktober 2016
Mischfonds Aggressiv (Aktienorientiert) º Höhere Erträge bei entsprechendem Risiko Squad Capital - Squad Growth Börsenampel Fonds Global
ISIN Fonds Die fünf Besten LU0241337616 Squad Capital - Squad Growth LU0323578491 Flossbach von Storch - Multi Asset Growth DE000A0M8HD2 Frankfurter Aktienfonds f. Stiftungen AT0000809231 Allianz Invest Dynamisch LU0119195450 NN (L) Patrimonial Aggressive DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE DE0009763268 Börsenampel Fonds Global
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 19,4 9,8 9,2 8,9 6,0 2,6 – 3,4
Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre
62,9 144,6 80 5,00 2,17 1,66 31,8 57,5 217 5,00 1,67 1,01 28,7 73,9 1.720 5,00 1,83 0,92 30,9 67,5 72 4,00 1,45 0,84 28,2 72,4 149 3,00 1,52 0,79 15,9 43,8
1,93 1,12 1,17 1,09 1,10
0,21
neg.
4,7
– 4,4
7
4,00
1,31
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. Oktober 2016
Mischfonds Flexibel º Änderung der Aktienquote – je nach Marktlage Allianz Strategy 50 PSM Value Strategy UI
ISIN Fonds Die fünf Besten LU0352312184 Allianz Strategy 50 FR0010601906 Sycomore Partners AT0000497235 WSS-International AT0000934583 Seilern Global Trust AT0000A0QRA0 Pf. Wachstum (Euro) Alt. ZKB Oe DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE DE000A0J3UE9 PSM Value Strategy UI
WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 5,6 7,0 12,8 9,3 8,2 1,9
29,4 22,1 29,6 33,0 35,1 9,3
– 2,0
– 1,0
Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre
65,7 2.515 4,00 1,40 1,18 61,7 1.120 3,00 2,06 1,14 70,2 11 5,00 1,95 1,06 83,0 8 3,00 2,01 1,00 77,2 206 5,00 2,50 0,84 22,0
1,44 1,40 1,21 1,25 1,10
neg.
neg.
5,7
48
5,00
1,15
Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. Oktober 2016
48 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
EMPFEHLUNG
**** SUPERIOR HOTEL PANORAMA AM WALCHSEE
„November-Blues“ adieu!
J
eder von uns kennt es: Kurze Tage, die scheinbar dunkel beginnen und dunkel enden, tristes Regenwetter und trübe Stimmung. Sie fühlen sich niedergeschlagen und möchten „nix wie weg“! Der gefürchtete „November-Blues“ hat Sie voll erwischt.
Es gibt wohl keinen besseren Ort als das wunderschöne 4 Sterne Superior Hotel Panorama, um alle Vorzüge Tirols zu genießen und der trüben Herbststimmung zu entfliehen! Die Palette reicht von kulinarischen Höchstleistungen über das Spa-Vital-Resort des Hauses mit höchst effektiven Anwendungen bis hin zur malerischen Herbstlandschaft rund um das Hotel. Das kleine Örtchen Kössen liegt eingebettet im wunderschönen Tiroler Kaiserwinkltal und ist perfekter Ausgangspunkt für Wander-, Kletterund Bergtouren. 200 km beschilderte Wanderwege führen durch die unberührte Berglandschaft. Der geschulte Wanderführer des Hauses bietet wöchentlich geführte Wanderungen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Altersstufen an. Oder doch eine Runde Golf auf einem der drei umliegenden Plätze? Das absolute Juwel der Umgebung ist der klare und naturbelassene Walchsee. Das benachbarte Schwesterhotel bietet eine top gepflegte Tennishalle, einen Indoor Beachvolleyballplatz sowie einen exklusiven Radverleih. Im hauseigenen Reitstall findet man zehn Pferde mit unterschiedlichen Stockmaßen, gerne können auch die eigenen Lieblinge mit in den Urlaub gebracht werde.
DER PERFEKTE URLAUBSTAG Das 4 Sterne Hotel Panorama verwöhnt den Gast mit vielen Annehmlichkeiten. Angefangen vom 1800m2 großen Wellness-Reich, das mit seiner exklusiven Saunawelt, den modernen Relaxliegen und dem traumhaften Blick auf das Kaisergebirge punktet, über den hochmodernen Fitnessraum bis hin zum Spa-Vital-Resort des Hauses. Und das Beste dabei: All diese Vorzüge genießt man in absoluter Ruhe, denn das Hotel Panorama ist ausschließlich für erwachsene Gäste ausgerichtet. Zu jedem perfekten Tag gehört auch eine genussvolle Kulinarik. Das Hotel ist weitum als Feinschmeckerhotel bekannt und ist neben Reduktions- und Diätkost auf die Detoxküche spezialisiert. Als Abschluss noch genüsslich einen edlen Tropfen am offenen Kamin genießen
und dabei den Tag bei feinen Klavierklängen Revue passieren lassen. Romantische Kuscheltage: 3 Übernachtungen für 2 Personen mit Halbpension, inklusive aller VerwöhnhotelExtras, eine Flasche Sekt am Zimmer, 1x romantisches Candlelight-Dinner, 1x gefüllten Picknickkorb für einen romantischen Ausflug, 1x Körperpeeling (20 Minuten) sowie 1x Aromaölmassage (25 Minuten) für Sie und Ihn gibt es ab € 380.- pro Person. **** Superior Hotel Panorama Familie Münsterer, Münsterer Hotel GmbH A-6345 Kössen/Tirol T: +43 5374 5661 Email: panorama@seehof.com
www.verwoehnhotels.com
OKTOBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
49
AKTIENPanorama SPANIEN
Land des Monats
ECKDATEN (Königreich Spanien)
Parlamentarische Erbmonarchie Madrid Spanisch sowie diverse Sprachen der autonomen Gemeinschaften Staatsoberhaupt Felipe VI. Regierungschef Mariano Rajoy Fläche 505.990 km2 Einwohner etwa 46,6 Millionen Bevölkerungsdichte rund 91,7 pro km2 Währung Euro BIP (2014) 1058,4 Milliarden Euro Kfz-Kennzeichen E Internet-TLD .es Internat. Telefonvorwahl +34 Nationalfeiertag 12. Oktober Größte Städte Madrid, Barcelona, Valencia, Sevilla, Saragossa Verwaltungsgliederung 17 autonome Gemeinschaften, 2 autonome Städte Nachbarstaaten Andorra, Frankreich, Portugal Höchste Erhebung Pico del Teide (Teneriffa, 3718 m) Staatsform Hauptstadt Amtssprache
CANCELLED. Während sich der globale IPOMarkt im dritten Quartal 2016 auf Erholungskurs befand, schwächelte mit Europa gerade jene Region vor sich hin, die noch im ersten Halbjahr weltweit die sprichwörtliche Nase vorne hatte. Nach dem überraschenden BrexitVotum scheinen die Zeichen für Börsengänge in der „Alten Welt“ nach wie vor auf Abwarten zu stehen. Symptomatisch für diesen Zustand ist unter anderem auch die Absage des IPOs
der spanischen Telxius. Noch Anfang September hatte es geheißen, der Telekomkonzern Telefonica wolle seine Netzwerksparte nun doch an die Börse bringen. Bereits einige Wochen später waren die Börsenpläne der Spanier wieder in den Schubladen der Konzernzentrale verschwunden. Die Nachfrage der Anleger sei nicht hoch genug gewesen. Nun prüfe man strategische Alternativen, heißt es aus den Reihen der Telefonica.
ZAHLENSPIEL
22
LUKRATIVER „VERRAT“. Whistleblowing kann sich offensichtlich auch
finanziell bezahlt machen; zumindest in den Ver-
STARKE WORTE ´´
„Ich weiß nicht,
ob ich lachen oder weinen soll.“
„Wir haben
das Potenzial!“
einigten Staaten. Wie Reuters mitteilte, wurden einem ehemaligen Mitarbeiter des umstrittenen und nunmehr von Bayer „geschluckten“ Saatgutkonzerns Monsanto bereits im August mehr als 22 Millionen Dollar als Prämie zugesprochen. zweithöchste, jemals von der SEC ausbezahlte Prämie, hänge mit einer Strafe in der Höhe von
Der deutsche Bundeswirt-
80 Millionen Dollar zusammen, die im Februar
schaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) findet es
Zalando-Finanzchef Rubin
mit Monsanto zur Beilegung eines Falles verein-
komisch, dass „die Bank,
Ritter sieht den deut-
bart worden sei, so der Anwalt des anonymen Tipp-
die das Spekulantentum
schen Blue Chip-Index
gebers. In der besagten Causa ging es laut Reu-
zum Geschäftsmodell
DAX ganz und gar nicht
ters um Rabatte für einen Unkrautvernichter, die
gemacht hat, sich jetzt zum Opfer von Speku-
außer Reichweite. Vor
nicht korrekt verbucht wurden. Im Rahmen des im
lanten erklärt“. Dass Gabriel mit seinem Seiten-
allem, zumal Ritter ankün-
Jahr 2011 aufgelegten Informanten-Programms
hieb auf die Deutsche Bank abzielt, muss wohl
digte, „in einigen Jahren“ einen Umsatz von
hat die US-Behörde bisher Prämien von insge-
nicht extra erwähnt werden.
20 Milliarden Euro anzupeilen.
samt 107 Millionen Dollar 33 Tippgebern gezahlt.
50 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2016
CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock, BMWi/Maurice Weiss
Und das von der US-Börsenaufsicht SEC. Diese
Live-Verlosung am -Stand 20. Oktober, 15:00 Uhr 21. Oktober, 11:00 Uhr
Wir freuen uns auf Ihren Besuch am Stand C11d. www.
Copyright: Perutskyi Petro / Shutterstock.com
Besuchen Sie uns am 20. und 21. Oktober auf der GEWINN-Messe.
aktien ° Börsen International
USA ° Zinserhöhung noch vor Weihnachten? Anzeichen leichter Erholung. Zwar zeigten sich die Konjunkturdaten mit Ausnahme des Immobiliensektors und des Arbeitsmarktes nicht gerade dynamisch, doch deutet einiges darauf hin, dass die Zahlen zum US-Wachstum im dritten Quartal etwas anziehen werden. So wurde das Wachstum im zweiten Quartal von 1,1 auf 1,4 Prozent nach oben revidiert. Auf den ersten Blick immer noch wenig, doch gibt es neben den robusten US-Konsumenten nun auch bei den Unternehmensinvestitionen Anzeichen einer Besserung. Diese stiegen nämlich um ein Prozent. Ohne den Absturz der Investitionen im Energie- und Rohstoffsektor (-57 %) sind die Investitionen sogar um satte zehn Prozent gestiegen. Und die Belastung durch den Energiebereich sollte sich deutlich reduzieren, nachdem sich der Ölpreis stabilisiert hat. Das deutet alles auf ein deutlich stärkeres drittes Quartal hin – Analysten rechS&P 500 nen derzeit mit einem Wachstumsplus von drei 2200 Prozent. Die Konsumausgaben stiegen zuletzt um 4,3 Prozent. Die Lagerbestände sind ge2000 sunken, was einen die Konjunktur stärkenden Lageraufbau im dritten Quartal wahrschein1800 lich macht. Da werden die im September leicht 1600 gesunkenen Ausgaben für dauerhafte Konsumgüter nicht viel daran ändern. Denn die 1400 Auftragseingänge für Industriegüter stiegen um 0,6 Prozent – bereits zum dritten Mal hin1200 2012 2013 2014 2015 2016 tereinander. (wr)
Seitwärts, aber robust ° Nach der starken Erholung auf 2100 Punkte ist der breite USAktienindex leicht zurückgefallen, hält sich aber klar über der 2150er- bzw. 2100er-Marke. Seither tut sich nicht viel – eine Korrektur (US-Zinsen, Präsidentschaftswahlen!) würde dennoch nicht überraschen.
China ° Wachstum schwächt sich ab Geldpolitik erfolgreich. Das
52 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2016
RekordSprung Verpasst ° Nachdem sich der HSCEI deutlich erholt hatte, war bei rund 10.000 Punkten wieder einmal Endstation. Seither hat der Index um fünf Prozent nach unten korrigiert. Nun kommt es darauf an, dass die Unterstützungszone zwischen 9000 und 9500 Punkten hält.
cHARTS: Lipper IM
Hang SenG Wachstum in China dürfte sich zum Jahresende hin abschwächen – auf 6,6 Prozent im 28.000 vierten Quartal. Zwar haben die Stimulanzpakete und die lockere Geldpolitik zur Förderung 26.000 der Wirtschaft Erfolge gezeigt, doch nun macht 24.000 sich die Regierung in Peking Sorgen um die hohe Verschuldung. Die Staatsführung will nun 22.000 Überkapazitäten abbauen und den Schulden20.000 berg reduzieren. Beides wird die Konjunktur im vierten Quartal belasten. Die Entscheidung des 18.000 2012 2013 2014 2015 2016 Internationalen Währungsfonds (IWF), den chinesischen Renminbi in den Weltwährungskorb aufzunehmen, poliert das wirtschaftliche Renommee Chinas beträchtlich auf. Von Oktober an ist die chinesische Währung mit 10,9 Prozent gewichtet. Den Kurs setzt der IWF fest, die Sonderziehungsrechte werden nicht an der Börse gehandelt. Nach ihrem Börsengang ist die chinesische Postbank nur auf verhaltenes Interesse der Anleger gestoßen – diese machen sich Sorgen über den Berg an faulen Krediten im Bankensektor. Zudem wird die Bank über ihrem aktuellen Buchwert bewertet. Ein Grund sei aber darin zu sehen, dass die Postbank einen geringeren Anteil an notleidenden Krediten hält, so die Analysten in Hongkong. Was die Entwicklung der Chinabörsen anbelangt, so wurden die Aktienkurse auch durch die geänderte Geld- und QE-Politik der japanischen Notenbank nach oben befördert. (wr)
°
Börsen International AKTIEN
europa ° Gemischte Daten Hurra, die Preise steigen! Die Inflationsrate in der Eurozone stieg im Septem-
Volatil seitwärts ° Der Euro-Aktienindex fiel unter die Unterstützung bei 2980 Punkten, erholte sich dann aber auf 3050 Punkte. Seither ist er jedoch, wie hier schon vermutet, wieder unter 3000 Punkte gefallen – nur um sich neuerlich etwas darüber zu erholen. Die Korrekturgefahr hält dennoch an.
ber auf 0,4 Prozent (Vormonat: 0,2 Prozent). Aufgrund der auslaufenden preisdämpfenden Ölpreiseffekte wird es in den kommenden Monaten weiter nach oben gehen. Die Kerninflationsrate (ohne Energie und Lebensmittel) verharrt derweil aber bei 0,8 Prozent, und genau damit könnte EZB-Chef Mario Draghi ein Problem bekommen. In Deutschland jedoch legte die Inflation deutlich zu (0,7 Prozent). Die Marke von einem Prozent sollte zügig geknackt werden. Das ist aber immer noch weit entfernt vom EZB-Ziel von zwei Prozent. In Spanien stiegen die Preise im September um 0,3 Prozent und damit erstmals seit Juli 2015. Positiv ist auch, dass der deutsche ifo-Geschäftsklimaindex unerwartet deutlich auf auf 109,5 Punkte zulegte. Da aus der deutschen Industrie zuletzt schwache Daten kamen, ist der Anstieg umso Euro Stoxx 50 bemerkenswerter. Die Schwungräder der Wirtschaft sind nach wie vor der private Konsum 3800 und die Bauwirtschaft. So manche der „harten“ 3600 3400 Daten fielen aber nicht so gut aus. Der Mar3200 kit-Einkaufsmanagerindex, der Industrie und 3000 Dienstleister zusammenfasst, fiel im Septem2800 ber in der Eurozone auf den niedrigsten Stand 2600 seit Jänner 2015. Vor allem bei den Dienstleis 2400 tern ging das Wachstum leicht zurück. Auch in 2200 Deutschland zeigte der Index eine sinkende 2000 2012 2013 2014 2015 2016 Dynamik. (wr)
japan ° Notenbank sorgt für steigende Aktienkurse Nikkei 225
Hartnäckig seitwärts ° Der japanische Aktienindex pendelt nun schon seit über einem Monat zwischen den Marken von 16.000 und 17.000 Punkte hin und her. Solange die Unterstützungszone zwischen 16.000 und 15.000 Punkten hält, ist die Gefahr einer stärkeren Korrektur gering.
Geldflut steigt weiter an. Die ja-
panische Notenbank (BoJ) hält sich die Option auf eine zusätzliche Ausweitung der Geldflut 20.000 offen. Vorerst wird zwar am jährlichen Volu18.000 men der Wertpapierkäufe von 80 Billionen Yen (rund 700 Milliarden Euro) und am Negativzins 16.000 von minus 0,1 Prozent festgehalten, doch hat 14.000 sie sich mehr Flexibilität bei ihrem Wertpapier12.000 kaufsprogramm verschafft, um das Problem 10.000 der immer kleiner werdenden Differenz zwischen kurz und lang laufenden Staatsanleihen 8.000 2012 2013 2014 2015 2016 zu lösen. Kauft die BoJ also auch kürzer laufende Anleihen, kann sie die Differenz der Zinsen zwischen kurz und lang laufenden Anleihen selbst mitgestalten. Damit soll künftig die Gestaltung der Zinsstrukturkurve (das Verhältnis der Zinsen von kurz und lang laufenden Anleihen) im Vordergrund stehen. Je deutlicher die Zinsen im lang laufenden Bereich über den kurzen Zinsen liegen, desto besser für die Banken. Der Verzicht auf eine Verschärfung des Strafzinses ließ denn auch die Bankaktien in die Höhe schnellen. Denkbar ist auch, dass die Notenbanker künftig noch stärker auf Indexfonds und auf Aktien (ETFs) setzen. Ein erster „Erfolg“ zeigt sich schon: So stieg die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen erstmals seit März dieses Jahres wieder auf null Prozent. Viele Analysten glauben jedoch, dass dies nicht ausreicht und die Regierung weitere fiskalische Förderprogramme für die Wirtschaft auflegen muss. (wr)
oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 53
aktien ° Anlagetipps
Wird Helikoptergeld bereits abgeworfen? Spätestens seit der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, die Idee des Konzepts eines sogenannten Helikoptergeldes als „äußerst interessant“ bezeichnete, fragen sich immer mehr Börsianer, ob sich die EZB bereits für einen derart revolutionären Akt der Geldpolitik rüstet. Wolfgang Regner
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ie Theorie dahinter ist, dass die Zen tralbank das Wirtschaftswachstum und die Inflation dadurch ankurbelt, dass sie im Prinzip Geld ‚druckt‘ und es vorbe haltlos an die Öffentlichkeit verteilt“, erklärt Matthias Hoppe, Senior Vice President und Portfolio Manager bei Franklin Templeton Solutions. „Es gibt historische Beispiele für ihre Umsetzung (Weimarer Republik in den 1920er-Jahren und Simbabwe in den 1990erJahren), mit verheerenden Folgen für die Inflation.“ Die Ausgangslage ist ja schon bedenk lich genug: Alle Multi-Milliarden-QE-Pro gramme haben bisher ihr Ziel weit verfehlt. Daher haben die Bank of Japan und die EZB bereits das Konzept der quantitativen Lo ckerung hinter sich gelassen und negative Zinsen eingeführt – bisher ebenfalls ohne Erfolg. Wie könnte also dieses Konzept des Helikoptergeldes in der Praxis umgesetzt
werden? „Wohl nur dadurch, dass die EZB neu aufgelegte Staatsanleihen kaufen wür de. Die Erlöse dieser Anleihen (das neu ge druckte Geld) würde dann dazu genutzt, um Infrastrukturprojekte zu finanzieren oder für Steuersenkungen. Der Hauptunter schied zu den QE-Anleihekaufprogrammen ist, dass bei einem „Helikopterabwurf “ die Zentralbank verspricht, die Anleihen nie mals zu verkaufen und damit das Geld nie mals aus dem Verkehr zu ziehen. Auf diese Weise ‚schenkt‘ die Zentralbank gewisser maßen die Barmittel der Öffentlichkeit. Theoretisch sollte dies die Verbraucher dazu veranlassen, ihre Ausgaben zu erhö hen, die Preise dürften steigen und letztend lich auch das BIP-Wachstum zunehmen“, erläutert Templeton-Experte Hoppe. Der Unterschied zu QE wäre, dass die Gesamt nachfrage direkt beeinflusst würde. Man muss dann nicht auf indirekte Effekte durch
künstlich niedrige Zinsen hoffen. „Da die Öffentlichkeit und die Verbraucher wissen, dass das zusätzliche Geld nicht aus dem Verkehr gezogen wird, wären sie eher ge neigt, es auszugeben, was das Wirtschafts wachstum nachhaltig ankurbeln würde. So gesehen existiert eine Spielart des Helikop tergeldes bereits“, sagt Hoppe. Ein Großteil der neu aufgelegten Staatsanleihen landete seit 2008 in den Bilanzen der Zentralban ken dieser Welt. „Man kann realistisch da von ausgehen, dass die Zentralbanken welt weit nicht die Absicht haben, die zusätzliche Liquidität, die sie geschaffen haben, jemals wieder abzubauen, d. h. die Anleihen zu rück an den Finanzmarkt zu verkaufen – obwohl dies niemals ausdrücklich kommu niziert wurde. In diesem Sinne ist das Heli koptergeld in so mancher Hinsicht bereits Realität“, so Hoppe. Viel Erfolg! – kann man in diesem Fall nicht wünschen.
Die Verbraucher in Deutschland sind guter Dinge, die Digitalsparte wächst – das schiebt die Aktie des Medienkonzerns RTL an, der mit mehr als 20 neuen Formaten in die kommende Saison startet. Mit Unterhaltungsshows wie „Dance Dance Dance“ will der Sender den Vorsprung gegenüber der Konkurrenz ausbauen. Im ersten Halbjahr steigerte RTL den Umsatz um 3,2 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro, der operative Gewinn legte um 8,6 Prozent auf 580 Millionen Euro zu. Zwar blieb RTL damit etwas hinter den Erwartungen zurück, denn die Fußballeuropameisterschaft, übertragen von ARD
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und ZDF, hatte das Geschäft gebremst.Trotzdem verbesserte RTL in Deutschland den Halbjahresprofit das siebente Mal in Folge. Auch der französische Sender M6 sowie die Content-Produktionsgesellschaft Fremantle steigerten das Ergebnis. Die 2016er-Prognose wurde kürzlich angehoben. Von Jänner bis Juni steigerte RTL die Erlöse hier um mehr als ein Fünftel. Die in diesem Segment angesiedelten Dienstleister standen hinter 123 Milliarden Onlinevideo-Abrufen. Seit 2014 ist der digitale Umsatzanteil auf 9,2 Prozent gestiegen. Dazu kommt eine hohe Dividende von fast sechs Prozent.
Für einen weiteren Schub soll die Übernahme des OnlinevideoVermarkters Smartclip sorgen. Der Chart sieht allerdings nicht berauschend aus: Die RTL-Aktie bewegt sich in einem Seitwärts trend. Kauf bei 70,90 Euro, Stopp Loss bei 58 Euro setzen. ISIN LU0061462528 Börse Frankfurt (Xetra)
charts: onvista.de
RTL Group ° Die Show kann beginnen
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Anlagetipps aktien
Chr. Hansen ° Zurück zur Natur Der dänische Lebensmittelspezialist Chris tian Hansen profitiert von dem Wunsch der Menschen nach gesünderen und natürlichen Lebensmitteln. Nach den Ergebnissen einer Nestlé-Studie 2016 achten 53 Prozent der Deutschen beim Lebensmittelkauf auf Qua lität. Die Verbraucher nannten am häufigsten den guten und natürlichen Geschmack (70%) und eine hohe Lebensmittelsicherheit (63%). Durch Probiotik kommen Lebensmittel heute frisch und ohne künstliche Zusatzstoffe auf den Tisch. Die steigende Nachfrage nach na
türlichen Kulturen, Enzymen und Farbstoffen in Nahrung, Medikamenten und Tierfutter schlägt sich positiv in der Bilanz nieder. Mit einem Um satzanstieg um 13,5 Prozent auf 859 Millio nen Euro (2015) und einem EBIT von 232,5 Millionen Euro (+19%) steht das Unterneh men gut da. Rund zehn Prozent betrug allein das organische Umsatzwachstum. Auch im ak tuellen Geschäftsjahr läuft es gut. Der Umsatz zog im zweiten Quartal um zehn Prozent auf 229 Millionen Euro an, das EBIT kletterte um 22 Prozent auf 64 Millionen Euro.
Chr. Hansen forscht, um Krankheiten wie Diabetes oder Krebs zu verhindern. Im Chart zeigt die Aktie eine Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau. Kauf bei rund 50 Euro, Stopp Loss bei 38 Euro. ISIN DK0060227585 Börse Frankfurt
Top-Renditejäger ° FvS Multiple Opportunities
Der Chart spricht Bände: Der FvS Multiple Opportunities hat zuletzt ein neues Allzeithoch erreicht. Auch konservative Anleger können beim aktuellen Rücksetzer im Bereich 220 bis 225 Euro zuschlagen. Stopp Loss sollte keines platziert werden. ISIN LU0323578657 Börse Frankfurt
Das Investmenthaus Flossbach von Storch ver folgt beim Multiple Opportunities Fonds eine simple Strategie: Oberstes Ziel ist es, nach haltig attraktive Renditen zu erwirtschaften. Bis dato geht diese Strategie voll auf. Seit die Kölner ihr Flaggschiffprodukt im Herbst 2007 lanciert haben, steht ein Zugewinn von 135 Prozent zu Buche. Unternehmensgründer und Fondsmanager Bert Flossbach vertraut bei der Asset Allocation auf sein eigenes, unab hängiges Weltbild. Er überprüft wirtschaftliche, politische sowie demografische Parameter. Konkrete Investitionen geht der Manager erst
nach einer gründlichen Unternehmensanalyse ein. Momentan ist der mehr als zehn Milliar den Euro schwere Mischfonds offensiv ausge richtet. 58 Prozent des Kapitals liegen in Ak tien, wobei Flossbach einen Schwerpunkt auf defensive Unternehmen setzt. Das gilt allen voran für Nestlé, danach folgen Daimler, Berk shire Hathaway und Unilever. 13 Prozent des Fonds sind in Edelmetalle investiert, während Rentenpapiere gut ein Zehntel besteuern. Die Cashquote von 19 Prozent gibt Flossbach je derzeit ausreichend Spielraum für neue „Op portunities“.
Es gibt viel zu erzählen. Verschaffen Sie sich einen Überblick über unsere Strategie unter www.simmoag.at/equitystory
aktien ° Österreich
Die Top-Picks
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ie Zinsängste in Amerika und das De bakel um die Deutsche Bank führten Ende September/Anfang Oktober zu hef tigen Kursschwankungen an den Börsen. Auch der ATX pendelte nach dem Anstieg seit Anfang Juli (Brexit) von 2000 Punkten derzeit um die 2400 Punkte-Marke, konnte sie bislang aber nicht signifikant überschrei ten. Auch wenn immer wieder mit Rück schlägen gerechnet werden muss, sollte man den Wiener Aktienmarkt aber nicht ab schreiben. Es gibt hier einfach zu viele gute Unternehmen, deren Werte noch immer un terschätzt werden und weitere Kurssteige rungen versprechen. Zudem sind bei dem einen oder anderen Unternehmen jährlich satte Dividenden zu erwarten. Besonders reizvoll an der Wiener Börse sind einige Technologie- und Immobilien unternehmen. Wir diskutierten mit Wolf gang Matejka, Geschäftsführer der Matejka & Partner Asset Management Gesellschaft, über die aussichtsreichsten Aktien. Beson ders gut gefällt ihm unter den Technologie werten die AMAG. Sie weist als Aluminium herstellender und verarbeitender Betrieb
ein sehr stabiles Geschäftsmodell auf. Die Auslastung der Kapazitäten ist mit langfris tigen Lieferverträgen – unter anderem mit der Auto- und der Flugzeugindustrie – über Jahre hinweg gesichert. Als besonderes Highlight galt die Errichtung der Warm walzwerke, die es der AMAG ermöglichen, die sehr gefragten Aluminiumbahnen mit mehr als zwei Metern Breite herzustellen. Im ersten Halbjahr wurde bei der Absatz menge mit 206.300 Tonnen ein neuer Re kordwert erreicht, der Cashflow erhöhte sich von 26,6 auf 69,6 Millionen Euro. Ebenso gefällt Matejka der MikrochipHersteller ams (Austriamicrosystems). Er litt im Jahr 2015 unter einem verloren ge gangenen Auftrag von Apple – Verstärker für NFC-Antennen, die wiederum vom nie derländischen Partner NXP Semiconduc tors hergestellt werden. Apropos NPX, für den Halbleiterhersteller interessiert sich derzeit der US-Riese Qualcomm, der für eine Übernahme von NXP rund 30 Milliar den Dollar auf den Tisch legen müsste. Das wäre die größte Übernahme in der europäi schen Technologiebranche. Bislang liegt der
Austrian Traded index (ATX) Widerstand bei 2400 Punkten. Seit der Abstimmung in Großbritannien zugunsten des Brexit legte der ATX wieder um 20 Prozent zu. Bei knapp über 2400 Punkten kommt der Index aber vorläufig nicht mehr voran. Bei einer allfälligen Korrektur sollte die Unterstützung bei 2312 Punkten, besser noch bei 2350 Punkten, nicht unterschritten werden. Bis dahin bleibt der Aufwärtstrend intakt. Bei einem Überschreiten der 2400 Punkte-Marke wird diese zur Unterstützung.
56 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
Kauf des Chipdesigners ARM durch die ja panische Softbank an erster Stelle. Im Ver gleich mit NXP ist ams jedoch mit einer Marktkapitalisierung von rund zwei Milliar den Euro ein Leichtgewicht, wird heuer knapp 600 Millionen Euro Umsatz machen und einen Gewinn von etwa 85 Millionen Euro erzielen (KGV rund 22). Wagt man ei nen Blick in das Jahr 2018, dürfte sich der Gewinn bis dahin etwa verdoppeln und sich das KGV auf rund elf verringern – sensatio nell für einen Hightech-Wert. Wenn wir in der Halbleiter-Branche bleiben, stoßen wir in Österreich zwangsläufig auch auf AT&S. Matejka ist ebenso wie wir von dem Halblei ter-Hersteller begeistert. Die hohen Investi tionen in das Werk in Chongqing sollten sich ab kommendem Jahr in steigenden Umsätzen und Gewinnen niederschlagen. 2018 wird AT&S die Umsatz-Milliarde kna cken und das KGV bis 2020 auf etwa sechs fallen. Sollte es hier zu einem Übernahme angebot kommen, dürften sich die Groß aktionäre Hannes Androsch und Willibald Dörflinger, die zusammen gut 35 Prozent an AT&S halten, kaum unter 25 Euro von ihren Beteiligungen trennen. Unter den herausragenden Technolo giewerten findet sich auch Palfinger. Der Kranhersteller hat in die Bereiche Hydrau lik und maritime Kräne expandiert wie auch stark internationalisiert. Damit vereinein halbfachte Palfinger den Umsatz in den ver gangenen fünf Jahren auf 1,23 Milliarden Euro (2015). Heuer soll der Umsatz um knapp zehn Prozent weiter wachsen und der Gewinn überproportional zulegen. Als Di vidende werden für heuer 0,62 Euro je Aktie erwartet, was einer Rendite von 2,5 Prozent entspricht (siehe Kasten rechts).
Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse
Die Börsianer sind derzeit zwar verunsichert, aber tendenziell positiv eingestellt. Das zeigt sich an den relativ geringen Korrekturen an den Aktienmärkten. Zeitweise fallende Kurse werden rasch wieder für Käufe genützt. Und nicht zu Unrecht – es gibt noch allerhand günstige Aktien in Wien. Mario Franzin
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Österreich AKTIEN
AT&S ° Hohe Anlaufkosten in China drücken auf den Gewinn
Weiteres Potenzial bei Immobilienunternehmen Als besonders attraktiv unter den Im mobilienwerten erachtet Matejka die CA Immo. Aufgrund großer Grundstücksreser ven in attraktiven innerstädtischen Lagen ergibt sich ein hohe Entwicklungspotenzial. „Im Hinblick auf eine künftige Fusion mit der Immofinanz ist CA Immo der funda mental bessere Wert. Auf der anderen Seite verfügt die Immofinanz über einen kurzfris tig höheren Trigger, wenn das Problem mit dem Russland-Portfolio gelöst ist“, so Ma tejka. Der Buchwert liegt 2016 bei 3,40 Euro, der aktuelle Börsenkurs bei 2,10 Euro. Sehr günstig ist auch S IMMO. Obwohl Vorstand Ernst Vejdovszky heuer Aufwertungen des Immobilienportfolios in Höhe von 107 Mil lionen Euro vorgenommen hat, sollte noch ein beachtlicher Spielraum nach oben blei ben. Deshalb strebt der Kurs (derzeit 9,80 Euro) dem Buchwert von 10,46 Euro entge gen. Ende September wurde ein neues Ak tienrückkaufprogramm von bis zu einem Prozent der ausstehenden Aktien beschlos sen, was auch den Buchwert weiter steigert. UBM wird voraussichtlich im Kurs nachspringen. Der seit Juni 2016 neu designierte Vorstand Thomas Winkler ist gerade dabei, das Unternehmen neu zu ord nen und die Transparenz zu erhöhen (Ver quickung zwischen Strauss&Partner sowie der Porr AG). Mit einem für 2016 erwar teten KGV von 7,4 und einer Dividenden rendite von knapp sechs Prozent dürfte der Kurs der UBM-Aktie nur den Weg nach oben nehmen. Die Kursziele der Analysten liegen zwischen 41 und 58 Euro, derzeit no tiert UBM Development bei rund 33 Euro. Baader-Analyst Jan-Haucke Jendrny schätzte in seinem letzten Bericht den Ge winn/Aktie für 2016 sogar auf 4,54 Euro (KGV 7,2) und die Dividende auf zwei Euro je Aktie, was auf derzeitiger Kursbasis eine Dividendenrendite von 6,11 Prozent erge ben würde.
ISIN Kurs (03.10.2016)
AT&S meldete für das erste Quartal (mit Ende Juli) einen Umsatzrückgang um acht Prozent auf 179 Millionen Euro, das Ergebnis drehte mit 13,6 Millionen Euro ins Minus. Bereinigt um die Anlaufkosten der Werke in Chongqing blieb der operative Gewinn (Ebit) jedoch mit 19,1 Millionen Euro deutlich positiv. Vorstand Andreas Gerstenmayer betonte, dass das Kerngeschäft auf einem soliden Niveau sei und seine Jahresprognose halten dürfte. Demnach soll der Umsatz der AT&S heuer um zehn bis zwölf Prozent zulegen und die Ebitda-Marge auf Vorjahresniveau liegen. Bis Jahresende soll die Produktion der ersten Linie in Chongqing bereits voll ausgelastet sein.
AT0000969985 11,05 € KGV 2016/17 e
55,3
Marktkap.
429 Mio. € KGV 2017/18 e
13,8
Umsatz 2016/17 e
846 Mio. € KGV 2018/19 e
7,4
Buchwert/Akt. 2016/17 e 14,61 € Divid. 2016/17 e 2,44 %
CA IMMO ° Vorbereitung auf die Fusion mit Immofinanz
CA Immo konnte die Mieteinnahmen im ersten Halbjahr durch die Übernahme des EBRD-Port folios um 18,3 Prozent auf 81,3 Millionen Euro steigern. Das Ebitda legte um gut 20 Prozent auf 61,4 Millionen Euro zu. Infolge hoher Aufwertungen (113,1 Millionen Euro) verdoppelte sich der Periodengewinn beinahe von 55 auf 99 Millionen Euro. Zuletzt wurde gemeldet, dass der Aktienrückkauf nach dem Erwerb von zwei Millionen Aktien vorzeitig beendet wurde – somit hält CA Immo derzeit 5,06 Prozent der ausgegebenen Papiere. Neben der weiterhin erwarteten guten fundamentalen Entwicklung wird in den kommenden Monaten die geplante Fusion mit der Immofinanz großes Thema sein.
ISIN AT0000641352 Kurs (03.10.2016) Marktkap. Umsatz 2016 e Buchwert/Akt. 2016 e
17,23 € KGV 2016 e
16,4
1681 Mio. € KGV 2017 e
14,7
217 Mio. € KGV 2018 e
13,1
23,29 € Dividende 2016 e 3,30 %
Palfinger ° Operatives Wachstum durch Akquisitionen ergänzt
ISIN Kurs (03.10.2016)
AT0000837307 26,65 € KGV 2016 e
14,6
Marktkap.
1002 Mio. € KGV 2017 e
12,0
Umsatz 2016 e
1343 Mio. € KGV 2018 e
9,8
Buchwert/Akt. 2016 e
Palfinger konnte auch im zweiten Quartal seinen Wachstumstrend fortsetzen. Der Umsatz stieg um zehn Prozent auf 666 Millionen Euro. Dabei konnte die gute Entwicklung in Europa Schwächen in den USA (Restrukturierung) und Brasilien kompensieren. Das Konzernergebnis legte in den ersten sechs Monaten von 34,5 auf 39,7 Millionen Euro zu. Per Ende Juni wurde die Übernahme des Schiffausrüsters Harding abgeschlossen, die das Marine-Segment verstärkt. Bei der Übernahme der im gleichen Bereich tätigen TTS scheiterte Palfinger jedoch entgegen den Erwartungen. Analysten sehen das Kursziel zwischen 33 Euro (RCB) und 35,60 Euro (Berenberg Bank).
14,44 € Dividende 2016 e 2,29 %
Oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 57
aktien ° Deutschland
Drama um die Deutsche Bank Wären keine Banken im DAX enthalten, der Deutsche Aktienindex hätte wahrscheinlich längst ein neues Jahreshoch erklommen. Dennoch: Angesichts überraschend guter Konjunkturdaten ist ein Anstieg in Richtung der 11.000er-Marke nach der US-Präsidentschaftswahl durchaus möglich.
E
ine Hiobsbotschaft folgte auf die ande re: Die traditionsreiche Deutsche Bank geriet von allen Seiten unter Beschuss. Vor allem die ungelösten Rechtsstreitigkeiten aus der Zeit der Tricksereien am US-Immo bilienmarkt und das Schlupfloch mit dem Zweck, ausländischen Investoren zu ermög lichen, Steuer-Rückvergütungen bei Divi dendenausschüttungen doppelt zu kassie ren (Cum-/Ex-Geschäfte), belasteten den Aktienkurs. Dazu kamen noch Spekulatio nen, dass einige große Hedgefonds ihr Geld von der Deutschen Bank abgezogen haben. Die entscheidende Frage für die Rettung der Deutschbanker: Wie kann die Deutsche Bank an das zur Abdeckung der Strafzah lungen, aber auch zur Modernisierung der veralteten IT-Infrastruktur und das für die geplante Restrukturierung nötige Kapital kommen, ohne die Aktie in Richtung ein stelliger Kurse zu treiben? Bisher legte die Bank nur gut fünf Mil liarden Euro für die laufenden Verfahren zurück. Dabei gibt es Spekulationen über weitere Prozesse wegen Geldwäsche in Russland oder den Verdacht von Devisen markt-Manipulationen. Angesichts der wil
Wolfgang Regner
den Gerüchte spielten Fundamentaldaten der Bank keine Rolle mehr, obwohl ein Blick in die Bilanz gezeigt hätte, dass die Liquidi tätslage deutlich besser ist als noch 2007 vor dem Ausbruch der Finanzkrise. Allerdings weiß niemand, welche operativen Risiken noch in der Bilanz schlummern. Deshalb suchten vor allem Investoren der nachran gigen Anleihen des Instituts das Weite, weil sie als erste von einer möglichen Restruktu rierung der Deutschen Bank betroffen wä ren. Wenn auch Privatkunden ihre Spargut haben abziehen, könnte es für den deut schen Branchenprimus kritisch werden. Appell der Analysten Angesichts des zeitweise panikartigen Aktienhandels kam ein so noch nie dagewe sener Appell gerade richtig – nicht nur von Seiten des CEO John Cryan, sondern auch von einer Riege bekannter Finanzanalysten, allen voran von Goldman Sachs, an die In vestoren und Sparer, doch die Nerven zu bewahren. Die große Erleichterung trat ein, als die Nachricht durchsickerte, dass die Deutsche Bank in den USA deutlich glimpf licher davonkommen könnte, als befürchtet
dax Weiter seitwärts. Aktuell droht der Deutsche Aktienindex unter den Haltebereich um 10.250/60 zu fallen. Dort stabilisierten Käufe den Markt und bewahrten ihn vor einem Test der nächsten stärkeren Unterstützung um 10.000/10.100. Hält diese nicht, sind weitere Abgaben bis 9800/9600 Punkte zu befürchten. Auf dem Weg nach oben warten auf den DAX die Widerstände bei 10.635 und darüber bei 10.743 (Jahresanfangskurs) sowie 10.802 Punkten. Schließlich trifft der Index bei 11.154 auf die nächste Barriere.
58 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
– anstatt der zuerst genannten 14 Milliar den Dollar „nur“ mit rund fünf Milliarden. Dennoch könnte eine Kapitalerhöhung er forderlich werden. Dabei käme es mögli cherweise zu der paradoxen Situation, dass ein Unternehmen mehr Geld über die Börse aufnimmt, als die Höhe seiner Marktkapita lisierung ausmacht. Daher will CEO Cryan auch die Eigenkapitaldecke über den wei teren Abbau von Risiken stärken, indem ris kante Wertpapiere einfach verkauft werden. Aber nicht immer findet man schnell einen Käufer. Zudem gibt es ein weiteres Problem. Die weit verbreiteten fünfjährigen Kredit ausfall-Versicherungen für Anleihen der Deutschen Bank (CDS = Credit Default Swap) haben sich zuletzt auf 228 Euro mehr als verdoppelt. Dies könnte das operative Geschäft der Frankfurter beeinträchtigen. Denn viele Unternehmen dürfen Geschäfte nur mit Partnern abwickeln, deren CDS un ter einem bestimmten Schwellenwert liegt. Je nach Unternehmen und Branche werden Werte ab 150 als kritisch gesehen. Liegt der Geschäftspartner darüber, wird kein Neu geschäft mehr abgeschlossen. Nur hartge sottene Spekulanten sollten derzeit zur Deutsche Bank-Aktie greifen. Alte „neue“ Player am Energiemarkt Die ebenfalls schwer gebeutelten Ener gieversorger E.ON und RWE machten zu letzt mit Abspaltungen positiv von sich re den. Der E.ON Spin-off mit Namen Uniper ist bereits gelistet, RWE bereitet den Bör sengang von Innogy vor. Während sich E.ON und Innogy vorwiegend auf neue Energ ieformen konzentrieren, beackern RWE und Uniper eher das Feld der her kömmlichen Produktion. E.ON behält den
creditS: Shutterstock
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Deutschland AKTIEN
Siemens ° Auf zu neuen Höhen
ISIN
Bereich der „sauberen“ Stromversorgung mit Wind- und Solarenergie, gleichzeitig aber auch bestehende deutsche Kernkraft werke (und die Risiken der Kosten für den Atomausstieg) und das Versorgungsnetz. Kohle- und Gaskraftwerke in Europa und Russland gehen an Uniper. Allerdings kom men noch Wasser- und Kernkraftwerke in Schweden sowie der Energiehandel hinzu. RWE indes behält Kohle- und Gaskraft werke plus Energiehandel. Ökostrom plus die Versorgungsnetze gehen an die Erneuer bare Energien-Tochter Innogy. Weil dieses Zukunftsgeschäft gut 80 Prozent der Ge winne von RWE ausmacht, will der Tradi tionsversorger Mutterkonzern mit Mehr heitsbeteiligung bleiben. RWE will zehn Prozent der Anteile von Innogy über eine Kapitalerhöhung auf den Markt bringen. E.ON hält einstweilen eine Minderheitsbe teiligung von 47 Prozent an Uniper. Vereinfacht lässt sich die ganze Neuord nung so auf den Punkt bringen: E.ON glie dert die Vergangenheit aus, RWE dagegen die Zukunft. Daraus kann man aber nicht pauschal ableiten, dass Papiere von E.ON und Innogy per se die bessere Wahl sind. E.ON wiederum muss zunächst seine Tal sohle durchschreiten. Immerhin belaufen sich die Abschreibungen auf Uniper auf über elf Milliarden Euro. Deshalb behält sich der Konzern vor, seinen Aktienbestand an Uniper nach und nach zu verkaufen. Auf Geldzufluss durch den künftigen Abverkauf von Innogy-Papieren setzt auch RWE. Der Konzern sitzt nicht nur auf gut 27 Milliar den Euro Schulden, sein Geschäftsvolumen lässt auch zusehends nach, während Innogy wächst. Grundsätzlich rentiert sich aus An legersicht ein Investment in Stromnetze und erneuerbare Energien.
DE0007236101
Kurs (07.10.2016)
105,55 € KGV 2016 e
14,8
Marktkap.
89,84 Mrd. € KGV 2017 e
13,5
Umsatz 2016 e
79,82 Mrd. € KGV 2018 e
12,6
Buchwert/Aktie 2016 e
43,24 € Divid.-rend. 2016 e 3,54 %
Der deutsche Elektronikriese Siemens profitiert vor allem vom Trend zu Automation und Digitalisierung. Die Geschäfte laufen gut. Erst im August hat das Management zum zweiten Mal in diesem Jahr die Gewinnprognose angehoben. Anfang 2016 zog Siemens den größten Auftrag der Unternehmensgeschichte an Land. Der Bau von Gas- und Dampfkraftwerken in Ägypten hat einen Auftragswert von 3,1 Milliarden Euro. In Argentinien hofft Siemens auf Aufträge für den Bau von Elektrizitätswerken, die auf erneuerbaren Energien basieren. Mit der Fusion der Windsparte mit dem spanischen Windkraftanlagenbauer Gamesa werden die Münchner die globale Nummer eins an Land und auf See.
Deutsche Telekom ° Platzhirsch als Innovator
ISIN
DE0005557508
Kurs (07.10.2016)
14,44 € KGV 2016 e
16,8
Marktkap.
67,98 Mrd. € KGV 2017 e
15,4
Umsatz 2016 e
71,97 Mrd. € KGV 2018 e
13,6
Buchwert/Aktie 2016 e
6,70 € Divid.-rend. 2016 e 3,93 %
Die Deutsche Telekom ist Europas größtes Telekom-Unternehmen und das drittgrößte weltweit. Die dynamische Kundenentwicklung von T-Mobile USA trug maßgeblich zum Umsatzanstieg im ersten Halbjahr bei. Auf organischer Basis stieg der Umsatz um 3,9 Prozent. Dies trotz der Reduzierung des margenschwachen Geschäfts mit Mobilfunk- Endgeräten. Das operative Ergebnis (EBITDA) erhöhte sich um 9,9 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Mit hohen Investitionen in den Netzausbau treibt die Deutsche Telekom ihre Strategie voran, das führende europäische Telekommunikationsunternehmen zu werden. Im Inland erweist sich das beste Netz der Deutschen Telekom als Kundenmagnet.
Linde ° Anhaltende Fusionsfantasien
ISIN
DE0006483001
Kurs (07.10.2016)
150,25 € KGV 2016 e
21,5
Marktkap.
28,28 Mrd. € KGV 2017 e
20,0
Umsatz 2016 e
17,39 Mrd. € KGV 2018 e
18,3
Buchwert/Aktie 2016 e
76,71 € Divid.-rend. 2016 e 2,32 %
Wieder aufgeflammte Spekulationen auf eine Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair haben der Linde-Aktie Auftrieb gegeben. Analysten werten das Stühlerücken im Top-Management von Linde nach den geplatzten Fusionsverhandlungen als Vorbereitung für einen zweiten Anlauf. Der Abgang zahlreicher Schützlinge des AR-Chefs Wolfgang Reitzle könnte ein Indiz für eine Linde-Übernahme sein. Die geplatzte Fusion kostete der Linde-Spitze die Jobs – Reitzle behält die Lederhosen an. Er muss nun durchsetzen, dass die Linde-Zentrale in München ein starker Standort bleibt. Ein Grund für das Scheitern: Praxair macht nur etwa halb so viel Umsatz wie Linde, ist aber wesentlich profitabler.
Oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 59
alternative investmentsPanorama kongo
Land des Monats
ECKDATEN (Demokratische Republik Kongo)
Waterloo. Der Kongo dürfte sich für Och-
Ziff als eine Art Waterloo herausstellen. Nachdem der US-Hedgefonds bereits seit geraumer Zeit im Verdacht stand, Regierungsvertreter im ehemaligen Zaire, in Niger, im Tschad und in Guinea bestochen zu haben, um sich Minen lizenzen sichern zu können, wurde nun eine Einigung zwischen dem Management von
Och-Ziff und den amerikanischen Behörden erzielt. Eine doch recht kostspielige, wohlgemerkt. Wie die US-Börsenaufsicht SEC Ende September mitteilte, wird der Fonds insgesamt 413 Millionen Dollar an die Behörden zahlen. 213 Millionen Dollar gehen als Strafzahlung an das Justizministerium, die SEC selbst erhält 200 Millionen Dollar von Och-Ziff.
Ehemaliger Ländername Zaire Staatsform Republik Hauptstadt Kinshasa Amtssprache Französisch & vier Nationalsprachen Staatsoberhaupt Joseph Kabila Kabange Regierungschef Augustin Matata Ponyo Mapon Fläche 2.345.410 km2 Einwohner etwa 79 Millionen Bevölkerungsdichte rund 33,7 pro km2 Währung Kongo Franc BIP (2015) ca. 35,24 Milliarden USD Kfz-Kennzeichen CGO Internet-TLD .cd Internat. Telefonvorwahl +243 Unabhängig seit 1960 Nationalfeiertag 30. Juni Verwaltungsgliederung 10 Provinzen & Hauptstadtdistrikt Nachbarstaaten Angola, Burundi, Ruanda, Republik Kongo, Sambia, Südsudan, Tansania, Uganda, Zentralafrikanische Republik Höchste Erhebung Margherita Peak (5109 m)
GOLD – NEUE WÄHRUNGSABSICHERUNG BNP Paribas emittierte kürzlich ein Gold Zertifikat mit einer neuen Art der Währungsabsicherung: EUR Hedged. Das neue EUR Hedged Open End Zertifikat auf Gold (ISIN: DE000PS7XAU5) der BNP Paribas bedient sich einer im Markt für institutionelle Inves toren beliebten Währungsabsicherungsstrategie. Dadurch wird ein effektiver Währungsschutz ermöglicht und die Kosten der Währungsabsicherung deutlich reduziert. Für gewöhnlich nutzen Emittenten bei strukturierten Wertpapieren wie Zertifikaten die Quanto-Absicherung, die mit hohen Kosten verbunden ist. Der EUR Hedged Mechanismus basiert auf dem Erwerb einer Währungsabsicherung mit einer Laufzeit von einem Monat, die jeden Monat erneuert wird. Die Kosten der Währungsabsicherung können damit um bis zu über 80 Prozent reduziert werden. Die Verwaltungskosten liegen bei 0,4 Prozent jährlich. Der Basiswert ist eine Feinunze (31,1035g) des Edelmetalls Gold.
60 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
INSPIRIERT VON WARREN BUFFETT Die Deutsche Bank hat auf die neuen StrategieIndizes von TraderFox die ersten Zertifikate emittiert. Eines davon ist das TraderFox High-Quality Stocks USA Index Zertifikat (ISIN: DE000XM8TF22). Im zugrunde liegenden Index sind 20 Unternehmen aus dem Russel 3000 enthalten. Die Indexkonzepte sind auf durchschnittliche Jahresrenditen von zehn bis 15 Prozent ausgelegt und werden nach klaren Regelwerken gebildet. Die enthaltenen Aktien werden in einem zweistufigen Verfahren ausgewählt. Zunächst wird auf Basis der Marktkapitalisierung sowie von technischen und fundamentalen Kennzahlen nach einer unter-nehmerischen Methode der TraderFox GmbH (=Indexsponsor) eine Vorauswahl von Aktien getroffen. Im Anschluss daran bestimmt ein Index-Komitee die 20 Aktien, die aufgrund ihrer Branchenzugehörigkeit und Marktkapitalisierung bei der nächsten regulären vierteljährlichen Anpassung im Index gleichgewichtet enthalten sind.
QIX DEUTSCHLAND Das Open End Index-Zertifikat auf den QIX Deutschland der UBS (ISIN: DE000UBS1QX7) bildet die Wertentwicklung des zugrunde liegenden Index, nach Abzug der Managementgebühr von 1,50 Prozent p.a. ohne Laufzeitbegrenzung 1:1 ab. Der QIX Deutschland, kurz für Qualitätsaktien-Index, wird von der TraderFox GmbH verwaltet und von der Solactive AG berechnet. Der Index bildet die Wertentwicklung der Aktien von 25 deutschen Unternehmen ab. Zur Identifikation von Qualitätsaktien werden eine Reihe von betriebswirtschaftlichen Größen und Finanzkennzahlen herangezogen und mittels einer regelbasierten Anlagestrategie mit 15 Qualitäts- und Bewertungskriterien (Eigenkapitalquote, Kurs-Gewinn-Verhältnis, Nettogewinnmarge, Eigenkapitalrendite) ermittelt und an jedem Anpassungstermin innerhalb des Index gleichgewichtet. Indexanpassungen finden regulär halbjährlich, jeweils zum ersten Börsenhandelstag im April und Oktober, statt. Etwaige Netto-Dividenden werden in den Index reinvestiert.
CrediTS: Archiv, Shutterstock
Die besten tipps der zertifikateprofis
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Index-Zertifikate WKN Name PS6H0M Solactive HOME AUTOMATION TR Index Zertifikat PS8CE0 Solactive FOUNDER-RUN COMP. TR Index Zertifikat PS9SEN Solactive SENIOR CARE TR Index Zertifikat PS7XAU GOLD EUR Hedged Open End Zertifikat PS7XAG SILBER EUR Hedged Open End Zertifikat Aktienanleihen Classic WKN Basiswert PB8X2Z E.ON PB8EJM DEUTSCHE BANK PB8DRW SALZGITTER PB8E3J THYSSENKRUPP PB8Q3B BAYER PB9DJ2 COMMERZBANK PB8Q01 MÜNCHNER RÜCK PB8Q9K PORSCHE PB8Q8F LVMH PB8Q0B DEUTSCHE TELEKOM
Kontakt ETC Tel.: +49 69 596 736 06 etc@bnpparibas.com www.etc.bnpparibas.com
zertifikate@vontobel.de www.vontobel-zertifikate.de
Raiffeisen Centrobank Tegetthoffstraße 1 1010 Wien Tel. +43 1 515 20 484
Kurs Basis 6,08 € 12,04 € 29,52 € 21,43 € 90,00 € 5,72 € 165,10 € 47,32 € 155,00 € 14,46 €
Exchange Traded Commodities (ETC) WKN Name PB6R10 RICI® Enhanced BENZIN (TR) ETC PB6R1B RICI® Enhanced BRENT OIL (TR) Index PB6R1D RICI® Enhanced DIESEL (TR) Index PB6R1G RICI® Enhanced NATURAL GAS (TR) Index PB6R1H RICI® Enhanced HEIZÖL (TR) Index PB6R1W RICI® Enhanced WTI CRUDE OIL (TR) Index
Basiswerte (unter anderem) Netgear, General Electric, Logitech, ... Facebook, Amazon, Netflix, ... Fresenius MED, Lifetech, Chemed, ... Gold Silber
Strike 6,50 € 13,00 € 30,00 € 21,00 € 88,00 € 5,00 € 160,00 € 42,00 € 145,00 € 13,00 €
Kurs Basis 120,00 € 64,35 € 105,65 € 24,74 € 43,06 € 153,80 €
Koupon p.a. 15,00 % 16,00 % 18,00 % 13,00 % 8,50 % 8,00 % 8,00 % 8,50 % 7,00 % 5,00 %
Strike 125,00 € 64,37 € 110,00 € 25,00 € 42,00 € 135,00 €
Neue Produkte ISIN Basiswert AT0000A1NB71 7% Bayern Protect Aktienanleihe AT0000A1NB89 ATX®/EURO STOXX 50® Bonus&Sicherheit 2 AT0000A1NB22 Europa Dividendenaktien Express
Kurs 60,18 € 57,23 € 112,34 € 122,63 € 16,86 €
Emission seit Start Laufzeit 29.07.2015 20,4 % endlos 15.09.2015 14,5 % endlos 03.11.2015 12,4 % endlos 28.10.2015 5,2 % endlos 26.11.2015 19,4 % endlos
Bewertungstag Max. Rendite p.a. 16.06.2017 23,2 % 20.10.2017 19,8 % 16.06.2017 17,7 % 16.06.2017 15,6 % 16.06.2017 11,4 % 15.06.2018 9,1 % 15.09.2017 8,6 % 20.10.2017 8,3 % 17.11.2017 7,6 % 15.06.2018 5,8 %
Basiswert RICI® Enhanced Benzin TR Index RICI® Enhanced Brent Crude Oil TR Index RICI® Enhanced Gas Oil TR Index RICI® Enhanced Natural Gas TR Index RICI® Enhanced Heating Oil TR Index RICI® Enhanced WTI Crude Oil TR Index
Index-Zertifikate WKN Name VFP33M Vontobel OIL-STRATGY-Index VS9K17 Solactive US QUALITY DIVIDEND LOW VOLATILITY Perf.-Index VT0RLV Vontobel REITs LOW VOLATILITY Performance-Index VS8Y40 Vontobel INDUSTRIE 4.0 Performance-Index VN4AA1 Solactive EURO AM SONNTAG QUALITÄTSAKTIEN Perf.-Index Aktienanleihen WKN Basiswert VN4EPN VOLKSWAGEN VN34RV DAIMLER VN359H SIEMENS VN36HT SÜDZUCKER VN36K6 TOTAL VN3MSU ADIDAS
CREDIT: beigestellt
SERVICE
Attraktive Angebote
Kurs 120,47 € 60,47 € 38,51 € 17,96 € 47,73 € 55,10 €
Emission NAV Laufzeit 14.09.2016 120,19 € endlos 02.09.2016 59,79 € endlos 14.09.2016 38,12 € endlos 14.09.2016 17,94 € endlos 14.09.2016 47,27 € endlos 14.09.2016 54,55 € endlos
Basiswerte (unter anderem) Kurs Canadian Natural Res., Hess Corp., Exxon Mobil, ... 128,80 € Alliant Energy, Philip Morris Int., Ventas, ... 104,70 € BWP, Fraser Centrpoint, Tokyu REIT, ... 195,70 € Alphabet, Dürr, Infineon Technologies, SAP, ... 118,60 € Johnson & Johnson, Nestlé, Wal-Mart, ... in Zeichnung
Koupon p.a. 13,50 % 10,00 % 11,00 % 11,50 % 11,00 % 5,50 %
Briefkurs 95,61 % 96,42 % 100,43 % 98,53 % 98,25 % 98,13 % 99,58 % 100,24 % 99,50 % 98,58 %
seit Start 25,7 % 3,0 % 92,1 % 16,3 % –%
Bewertungstag Max. Rendite p.a. Briefkurs 15.09.2017 13,2 % 99,75 % 15.09.2017 11,3 % 98,41 % 15.09.2017 10,9 % 99,75 % 15.09.2017 10,1 % 101,33 % 15.09.2017 9,0 % 101,87 % 15.09.2017 5,3 % 100,13 %
Produkt-Typ Aktienanleihe Bonus-Zertifikat Express-Zertifikat
Fälligkeit 01.10.2018 29.09.2021 23.09.2021
Briefkurs 103,04 € 102,16 € 101,15 €
seit Start – 0,7 % – 0,2 % – 0,3 %
Stichzeitpunkt: 6. Oktober 2016, alle Angaben ohne Gewähr
OKTOBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
61
rohstoffe ° Aktuelle Trends
Rohöl ° Krisenszenarien OPEC steckt zurück. Der Welt mangelt es derzeit nicht an Krisen: Anhaltender Krieg in Syrien, immer wieder aufflackernder Terror rund um den Globus, unsichere Folgen des Brexit-Votums etc. „Geopolitische Risiken haben unterschiedliche Auswirkungen auf Rohstoffe wie Öl oder Gold. Im Ölbereich führen direkte Unterbrechungen der Produktion durch geopolitische Entwicklungen oft zu höheren Preisen. Zum Beispiel verursachten Terrorattacken auf Pipelines in Nigeria Teuerungen. Der Krieg zwischen Saudi-Arabien und dem Jemen hatte bisher hingegen keine Auswirkungen auf den Preis, weil die Öl-Infrastruktur intakt geblieben ist und die Transitroute über die Straße von Hormus nicht betroffen ist“, analysiert Nitesh Shah, Director – Commodity Strategist bei ETF Securities. Politische Krisen und bewaffnete Konflikte führen also nicht automatisch zu höheren Ölpreisen, es kommt immer auf die Spezifika an, die es genau Rohöl (Sorte Brent) zu analysieren gilt. So warnt Shah auch vor übertriebenen Reaktionen auf den Beschluss der OPEC, die Ölfördermenge zum ersten Mal seit acht Jahren zu drosseln. Für die Preisbildung sei nicht zuletzt von Bedeutung, wie Öl-Exporteure außerhalb der OPEC reagieren würden. Diese könnten versuchen, Marktanteile zu gewinnen, wobei das Verhalten Russlands eine wesentliche Rolle spielt. Bei ETF Securities glaubt man, dass sich Öl in einer Spanne zwischen 40 und 55 Dollar pro Barrel weiter bewegen wird. (hk)
Basismetalle ° Auftrieb erwartet Kupferpreis
nium haben sich in diesem Jahr bereits spürbar verteuert. Die Basismetalle hatten dabei einen starken Jahresauftakt und die Fundamentaldaten verbessern sich laut einer aktuellen Studie von Columbis Threadneedle weiter. David Donora,Head of Commodities des Unternehmens, kommentiert: „Schlagzeilen schreiben die Basismetalle aber nur, wenn Kupfer im Spiel ist. Bislang haben eine gewisse Produktionsausweitung und nur sehr begrenzte Produktionsstörungen den Kupferpreis in diesem Jahr gedeckelt. Ich gehe aber fest davon aus, dass sich die Fundamentaldaten für Kupfer in den nächsten sechs Monaten deutlich verbessern werden und sich die Basismetalle, angeführt von Kupfer, insgesamt verteuern werden.“ Generell zeigt sich der Experte optimistisch für Commodities und verweist dabei auf die makroökonomische Entwicklung: „Die Beschäftigung zieht bereits an und die Löhne steigen. Dadurch und durch die seit mehreren Jahren niedrigen Rohstoffpreise treten endlich auch die Verbraucher wieder in Erscheinung. Fiskalpolitische Stimulusmaßnahmen sollten dem Einzelhandel und den Konsumenten zugute kommen. In Verbindung mit höheren Wachstumsraten in den Schwellenmärkten und dem relativ schwächeren US-Dollar sollte so aus einem makroökonomischen Gegenwind endlich ein Rückenwind für die Rohstoffmärkte werden.“ (hk)
62 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2016
Etwas fester will die OPEC den Ölhahn nun zudrehen. Experten glauben aber, dass das den Preise kaum beeinflussen wird.
akzeptable fundamentaldaten ° Die Konjunktur befindet sich rund um den Globus zwar nicht in einem wahren Freudentaumel, dennoch hält das bescheidende Wachstum weiter an. Davon sollten wichtige Industriemetalle, wie vor allem Kupfer, profitieren.
lithiumreserven
Chile Peru USA Indonesien China
160 Mio. Tonnen 63 Mio. Tonnen 35 Mio. Tonnen 31 Mio. Tonnen 30 Mio. Tonnen
CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock
Kupfer & Co. Zink, Nickel und Alumi
°
Aktuelle Trends rohstoffe
Gold ° Vorherrschender Optimimus unterstützung. „Die niedrigen Zinsen sowie makroökonomische und politische Risiken sind aktuell die wichtigsten Treiber für den Goldpreis. Die gegenwärtige Gold-Rally kann zu einem großen Teil durch den Status als sicherer Hafen erklärt werden. Auch erscheint das Edelmetall im Vergleich zu den Alternativen interessant: So sind Anleihen und Spareinlagen für Investoren bekanntlich weniger attraktiv und die Entwicklung von Aktien erweist sich gegenwärtig als unsicher und volatil“, so Danny Dolan, Managing Director von China Post Global, einem Spezialisten für Emerging Markets und ETFs. „Selbst wenn die US-Notenbank noch in diesem Jahr einen Zinsschritt setzen sollte, werden die beschriebenen Faktoren, die den Goldpreis begünstigen, weiter bestehen bleiben. Die Zinsen werden auch weiterhin historisch niedrig bleiben. Kombiniert mit den makroökonomischen und geopolitischen Risiken wird Goldpreis das sowohl die Goldnachfrage als auch den Preis unterstützen“, meint der Experte weiter. Auch die Spezialisten von ETF Securities zeigen sich gegenüber dem Edelmetall optimis tisch. Unter anderem könnten zunehmende populistische Strömungen dazu führen, dass inflationssteigernde wirtschaftspolitische Maßnahmen (z.B. Infrastrukturinvestments oder Sozialprogramme) gesetzt werden. Hier würde Gold wiederum seine Funktion als Krisenwährung und Inflationshedge ausspielen. (hk)
Agrarrohstoffe ° Kaffee mit Zucker Kaffeepreis
Interessantes Chartbild ° Ende letzten, Anfang dieses Jahres hat Kaffee eine Bodenbildung vollzogen. Seither befindet sich der Chart im Aufwärttrend, was auch schon zu Gewinnmitnahmen geführt hat. Der Trendpfeil ist aber nach wie vor nach oben gerichtet.
Kaffeeproduktion
Brasilien Vietnam Indonesien Kolumbien Äthiopien
2.700.440 Tonnen 1.276.505 Tonnen 634.000 Tonnen 468.540 Tonnen 370.500 Tonnen
Hoff. Es waren vor allem Edel- und Industrie
metalle, die in den vergangenen Wochen im Mittelpunkt des Interesses von Investoren standen. Ole Hansen, Experte bei der Saxo Bank, rät aber dazu, auch Agrarrohstoffe (Soft Commodities) nicht aus den Augen zu verlieren. So kletterten im September Futures auf Rohzucker auf ein Vier-Jahres-Hoch,Arabica-Kaffee-Futures auf ein 19-Monats-Hoch: „Bedenken über eine geringere Versorgung haben starke Anstiege sowohl bei Zucker als auch Kaffee verursacht. Der Rückfall des brasilianischen Real sowie Hedgefonds, die mit Long-Kaffee-Positionen zuletzt Kassa gemacht hatten, führten dann wieder zu einer Dämpfung bei diesem Rohstoff“, so Hansen. Was den Ausblick für Getreide angeht, schrieb wiederum David Donora von Threadneedle bereits Anfang des Jahres, dass das Ende einer moderaten El Nino-Phase das Risiko wetterbedingter Ernteausfälle erhöhen und zu potenziellen Angebotsengpässen bei Getreide und Ölsaaten führen werde: „Nachdem schwierige Witterungsbedingungen sowohl in Argentinien als auch in Brasilien zu schwachen Getreideernten geführt haben, wird die erwartete Rekordernte in Nordamerika für den Aufbau ausreichender Ausgleichsvorräte dringend benötigt. Jedwede Ausfälle werden zu einer Nachfragerationierung über den Preis führen“, so der Experte. Auch Preissteigerungen stehen in Aussicht. (hk)
oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 63
versicherungPanorama CHINA
Land des Monats
50 Prozent. Wenn die Regierung in Peking
Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung BIP (2014) Kfz-Kennzeichen Internet-TLD
Sozialistische Volksrepublik Peking Standard-Hochchinesisch Xi Jinping Li Keqiang 9.597.995 km2 etwa 1,361 Milliarden rund 141,8 pro km2 Renminbi ca. 10.357 Milliarden USD CHN .cn
Internat. Telefonvorwahl +86 Staatsgründung 1949 Nationalfeiertag 1. Oktober Größte Städte Shanghai, Peking, Chongqing, Xi’an Verwaltungsgliederung 22 Provinzen, 5 autonome Regionen, 4 regierungsunmittelbare Städte, 2 Sonderverwaltungs-Regionen Nachbarstaaten Afghanistan, Bhutan, Indien, Kasachstan, Kirgisistan, Laos, Mongolei, Myanmar, Nepal, Nordkorea, Pakistan, Russland, Tadschikistan, Vietnam Höchste Erhebung Mount Everest (8848 m)
Starke Worte ´´
„Kollaboration statt Konfrontation ist hier das Gebot der Stunde.“
„Die Kunden werden von zwei Seiten gezwickt.“ Wifo-Experte Thomas Url
Ralph Hientzsch, Ge-
sieht den Aufbau einer
schäftsführer der IT- und
ausreichend kapitalge-
Management-Beratungs-
deckten Altersvorsorge in
gruppe Consileon, rät Ver-
Gefahr. Die Kunden wür-
sicherungsunternehmen
den einerseits durch die
dazu, stärker mit FinTechs
niedrige Verzinsung der
zu kooperieren und somit
Garantieprodukte und andererseits durch das
die Chancen der Digitalisierung stärker für sich
Risiko, das sie im Zusammenhang mit Fonds-
zu nützen.
produkten in Kauf nehmen müssen, belastet.
64 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
aus 4 mach 1 Versicherungsmarken. Die Uniqa Insu-
rance Group hat den im März angekündigten Umbau der Konzernstruktur nun abgeschlossen und die vier in Österreich tätigen Erstversicherer des Konzerns wurden zu einer Gesellschaft verschmolzen. Die Versicherungsgesellschaften FinanceLife, Raiffeisen Versicherung und Salzburger Landes-Versicherung wurden mit der UNIQA Österreich Versicherungen AG als aufnehmende Gesellschaft fusioniert. Die Versicherungsbestände der vier bisherigen Gesellschaften wurden damit in der UNIQA Österreich Versicherungen AG konzentriert, die eine 100 Prozent-Tochtergesellschaft der börsennotierten UNIQA Insurance Group AG ist. Da Uniqa Österreich als Rechtsnachfolger der drei anderen Gesellschaften fungiert, ergeben sich durch die Verschmelzung für die Kunden aus Vertragssicht keinerlei Änderungen.Wie das Unternehmen in einer Aussendung mitteilt, bleibt einzig die Raiffeisen Versicherung auch in der neuen Struktur als Kundenmarke erhalten.
CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
ECKDATEN (Volksrepublik China)
neue Projekte in Angriff nimmt, wird oft nicht lange gefackelt. So auch im Gesundheitswesen. Rund 480 Milliarden Dollar hat China in den vergangenen sieben Jahren in sein Healthcare-System investiert. Nicht ganz un eigennützig, versteht sich. Volkswirten zufolge ist eine Verbesserung des Gesundheitssystems entscheidend für den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes. Eine bessere Versorgung werde die Chinesen ermutigen, mehr zu konsumieren und weniger zu sparen, schreibe dazu etwa Reuters. Im Sommer hat die chinesische Regierung angekündigt, den Krankenversicherungsschutz für die beinahe 1,4 Milliarden Einwohner des Landes ausweiten zu wollen; und zwar schon in den kommenden Monaten. Bis zum Jahresende sollen demnach rund 50 Prozent aller Kosten für die Behandlung schwerer Krankheiten, wie etwa Krebs oder Diabetes, von der staatlichen Krankenversicherung getragen werden.
LINZ
27.01.2017
GRAZ
03.02.2017
versicherung ° Produkt-Checkliste
Vorsichtig vorsorgen Es gibt Versicherungsprodukte, die in keinem Portfolio fehlen sollten. Zunächst gilt es, gegen elementare Risiken gewappnet zu sein, aber auch der finanzielle Polster im Ruhestand tut natürlich gut. Letztlich will man in Rechtsfragen Rückhalt genießen. Worauf kommt es nun bei der Auswahl der richtigen Versicherungen an? Harald Kolerus
er Vorsorgegedanke hat auch in Österreich Einzug gehalten, wobei viele Experten noch immer Nachholbedarf attestieren. Vielleicht ist das Produktangebot auch so vielfälltig, dass mancher Kunde den Wald vor lauter Bäumen kaum noch sieht?
rUndUMsCHUtZ Als Orientierungshilfe hat sich das GELD-Magazin unter großen Versicherern, aber auch Konsumentenschützern umgehört, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Welche Produkte sind also empfehlenswert und worauf sollte man bei der Auswahl ach-
ten? Unabdingbar als Basis sind laut Hermann Fried, Vertriebsvorstand der Vienna Insurance Group (VIG), jedenfalls eine Haushalts- bzw. Eigenheimversicherung mit privater Haftpflichtversicherung, um Schadenersatzforderungen anderer nachzukommen oder unberechtigte Ansprüche abzuwehren: „Weiters empfehlen wir eine Unfallversicherung, die im Fall des Falles zumindest finanzielle Unterstützung leistet, und eine Ablebensvorsorge, um die Angehörigen im Todesfall entsprechend abzusichern.“ Dem kann Peter Eichler, Vorstand Uniqa Österreich, beipflichten: „Es gibt
° BASIS: GUT VORBEREITET Worauf sollte man vor dem Abschluss von Vorsorgeprodukten, aber auch beim Fondskauf und anderen finanziellen Engagements achten. Hier eine kurze Checkliste, die sich an Ratschläge des Vereins für Konsumenteninformation anlehnt. Fixkosten: Wie hoch sind Ihre Einnahmen und Ausgaben? Wie viel können Sie regelmäßig über längere Dauer anlegen? Reserven: Ist bereits ein Notgroschen für Reparaturen oder überraschende Ausgaben vorhanden? Bestand: Welche Spar- und Anlageprodukte haben Sie (Sparbücher oder Sparkonten, Bausparvertrag, Pensionsvorsorgevertrag, Lebensversicherungen, Wertpapiere...)? Der VKI empfiehlt: Notieren Sie vor dem Beratungsgespräch die jeweilige Bindungsdauer auf einem Zettel zum Mitnehmen. Finanzbedarf: Was haben Sie für die nächsten Jahre geplant? Zum Beispiel hinsichtlich Ausbildung und Beruf: Stehen noch hohe Investitionen bevor? Sind die Einkommensverhältnisse instabil oder befindet man sich in einem relativ sicheren Job? Laufzeit: Für wie lange können oder wollen Sie sich binden? Bei vorzeitiger Auflösung können Kosten anfallen. Risikoneigung: Wie sicherheitsorientiert oder risikobereit sind Sie? Je nach Anlagehorizont empfiehlt sich ein passender Mix, der sich in Richtung „sicherheitsorientiert“ verändert, je näher der Pensionsantritt rückt. Streuung: Lässt sich der Anlagebetrag auf mehrere Produkte mit unterschiedlichem Risiko und verschiedenen Laufzeiten aufteilen? Streuen Sie aber nicht zu breit: Viele verschiedene Produkte bedeuten auch viele verschiedene Spesen.
66 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2016
Versicherungen, die der Basisabsicherung dienen, sprich, die davor schützen, sehr existenziell bedrohliche Geldforderungen abzuwenden. Dazu zählt eine Privathaftpflichtversicherung, die standardmäßig in der Haushaltsversicherung inkludiert ist. Natürlich schützt auch die Haushaltsversicherung vor dem finanziellen Ruin im Fall der Fälle, etwa wenn ein Brand das Haus zerstört. Eine Unfallversicherung zählt ebenso zur Basisausstattung.“ Für Familien, besonders wenn „nur“ ein Elternteil berufstätig ist, könne auch eine Berufsunfähigkeitsversicherung bei einem 100-prozentigen Arbeitsausfall dabei helfen, den gewohnten Lebensstandard fortzuführen. Eichler weiter: „Paare, die einen Kredit gemeinsam aufnehmen, sollten in keinem Fall auf eine Risikoablebensversicherung verzichten. Für Klein- und Mittelunternehmen ist eine Betriebsbündelversicherung ein sinnvoller Baustein, um im Fall der Fälle auf einen finanziellen Airbag zurückgreifen zu können. “ eXIstenZIelle bedroHUnGen Jetzt wurden bereits Berufsunfähigkeits- (BU) und Unfallversicherung angesprochen, die in den Bereich der biometrischen Risiken fallen. Es handelt sich hier um Gefahren, die direkt und plötzlich die finanzielle Existenz gefährden können. Dazu meint Walter Kupec, Vorstand für Schaden/Unfall-, Lebens- und Krankenversicherung der Generali: „Die Abdeckung der biometrischen Risiken Unfall, Ableben, BU ist unabdingbar. Die Unfallversicherung und hier insbesondere eine ausreichende Invaliditätsabdeckung ist existenziell. Eine bleibende Schädigung der körperlichen
CREDITS: beigestellt, Wiener Städtische/P. Spiola, Archiv, Shutterstock
D
Produkt-Checkliste
Leistungsfähigkeit führt in vielen Fällen zu enormen Kosten – Umbau Wohnung, fehlende Mobilität etc. –, bis zum völligen Entfall der Erwerbsfähigkeit.“ Während die Hinterbliebenenvorsorge häufig zentraler Bestandteil eines Beratungsgesprächs ist, wird der Gefahr einer BU laut dem Experten weniger Bedeutung beigemessen: „Zu Unrecht, wie die Statistik zeigt. Denn mehr als neun Prozent aller Pensionen werden in Österreich aufgrund geminderter Arbeitsfähigkeit ausbezahlt. Eine Änderung der ge-
setzlichen Regelung führt zu einer weiteren Verschärfung der Situation: Denn damit wird Personen, die zum 1. Jänner 2014 das 50. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, der Zugang zur BU-Pension erschwert.“ Wie lange dauert es nun im Regelfall, bis eine BU-Versicherung greift und Geld fließt? Dazu meint Kupec: „In den Versicherungsbedingungen ist festgelegt, welche Unterlagen bei der Beantragung einer Leis tung erfor-
° RECHTSSCHUTZ: JURISTISCH GERÜSTET In Rechtsstreitigkeiten kann man oftmals schneller als erwartet verwickelt werden: als Autofahrer, Arbeitnehmer, Wohnungsmieter, Urlaubsreisender oder täglich als Käufer von Waren und Dienstleistungen. Aber auch im Unternehmensbereich besteht Betriebsstätten-, Produkt- bzw. Dienstleistungsrisiko. Hier können zum Beispiel Strafverfahren eine Vielzahl von Personen, von Mitgliedern der Geschäftsleitung über Führungskräfte bis hin zu Mitarbeitern treffen. Grundsätzlich ist vor Abschluss anzuraten, die Allgemeinen Bedingungen für eine Rechtsschutzversicherung anzufordern und zu prüfen. „Diese stellen in jedem Versicherungsvertrag die Grundlage dar. Zusätzlich ist es empfehlenswert, eine ausreichende Versicherungssumme zu wählen und sich zu Zusatzpaketen beraten zu lassen“, so Vertriebsvorstand Hermann Fried von der Vienna Insurance Group. Leistbar sind solche Versicherungen allemal: Der „Privat-Rechtsschutz für Familie“ von der Allianz etwa kommt auf 6,70 Euro pro Monat. Der Privat-Rechtsschutz kostet bei der Uniqa je nach gewählter Variante (Kompakt, Optimal, Premium) zwischen 48 und 330 Euro pro Jahr. Uniqa-Vorstand Eichler: „Unternehmern und Selbstständigen steht der BetriebsRechtsschutz zur Verfügung. Auch hier gibt es verschiedene Varianten, die dem Unternehmensgegenstand und der Betriebsgröße entsprechende Versicherungslösungen möglich machen.“ Wann wird nun eine Rechtsschutzversicherung aktiv? Hin und wieder ist ja zu hören, dass sie manchmal nicht greift, weil der Rechtsfall nicht in den Versicherungsbedingungen enthalten ist. Darauf antwortet Walter Kupec von der Generali: „Auch wenn die Rechtsschutzversicherung einen Großteil der Lebensbereiche abdecken kann, hat die Versicherbarkeit ihre Grenzen. Diese Ausnahmen vom Versicherungsschutz werden in den Vertragsgrundlagen angeführt. So sind zum Beispiel Verwaltungsverfahren generell nicht versichert. Eine Rechtsschutzversicherung greift daher beispielsweise nicht bei Bauverfahren. Streitigkeiten mit der Baubehörde bzw. Bauverhandlungen sind nicht versichert.“
° versicherung
„Die persönliche Bedarfssituation der Vorsorge sollte genau analysiert werden“
Wolfram Littich, Allianz
„Eine Haushaltsversicherung mit privater Haftpflichtversicherung ist unabdingbar“
Hermann Fried, Wiener Städtische
„Eine Unfallversicherung sollte zur Basisausstattung der Kunden zählen“
Peter Eichler, Uniqa
„Biometrische Risiken müssen unbedingt beachtet und abgedeckt werden“ Walter Kupec, Generali
OKTOBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
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versicherung ° Produkt-Checkliste
derlich sind. Zumeist handelt es sich dabei um eine Darstellung zum Eintritt der BU, ärztliche Berichte oder Atteste, Angaben zum Beruf der versicherten Person und eventuell Berichte von pflegenden Personen bzw. Einrichtungen. Die Entscheidung, ob eine Leistung übernommen wird, erfolgt so rasch wie möglich, spätestens vier Wochen nach Vorliegen aller erforderlichen Unterlagen.“ Im Schnitt wird die entsprechende Entscheidung laut Kupec binnen zwei Wochen getroffen. Wie oft kommt nun vor, dass eine BU vom Versicherer nicht akzeptiert wird? „Die Leistungsanträge werden zum Großteil anerkannt. Es gibt natürlich Leistungsansuchen, die abgelehnt werden müssen. Diese sind aber deutlich unterrepräsentiert“, so der GeneraliExperte. Eichler von der Uniqa führt weiter aus:
„In manchen Fällen lassen die uns vorliegenden Befunde keine BU im Sinne der Versicherungsbedingungen erkennen, sodass wir einen Leistungsanspruch ablehnen müssen. Gegebenenfalls werden unklare Fälle von neutralen medizinischen Gutachtern geprüft. Genaue Zahlen dazu zu nennen, wäre nicht seriös, da hier immer individuelle Prüfungen – bezogen auf den Gesundheitszustand und den zuletzt ausgeübten Beruf – erfolgen müssen und sich jeder zu prüfende Fall natürlich anders darstellt.“ VIG-Vorstand Fried meint außerdem: „Es gibt in den aktuellen Allgemeinen Versicherungsbedingungen sehr genaue Vorgaben für den Erhalt der Versicherungsleistung. So gehört zum Beispiel eine ,abstrakte Verweisbarkeit‘, wie sie in der Sozialversicherung gerne Anwendung findet, bei uns längst der Vergangenheit an. In der
Leistungsprüfung gibt es ein sehr einfaches Grundprinzip: Wir leisten, wenn der zuletzt ausgeübte Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann. Dies macht die Vertrags- und Sachlage klar und transparent für beide Seiten und schließt Missverständnisse aus.“ Dazu ein Prämienbeispiel für den Existenzschutz Multi Protect der VIG: Für eine monatliche BU-Rente aus diesem Produkt in Höhe von 1000 Euro würde sich die Prämie für eine 30-jährige Verkäuferin auf 95,10 Euro belaufen. Die Rentenleistung erfolgt für die Dauer der Berufsunfähigkeit, maximal bis zum 65. Lebensjahr. Tipp: Die Prämienhöhe ist davon abhängig, ob der Kunde aufgrund seiner Angaben zur beruflichen Tätigkeit in die richtige Berufsklasse eingestuft wurde. Eine fehlerhafte Einstufung ist dabei oft deutlich prämienrelevanter als Konkurrenzofferte zwischen Mitbewer-
Als biometrische Risiken bezeichnet man Gefahren, die direkt das Leben bzw. den Lebensunterhalt bedrohen. In Österreich verunglücken pro Stunde rund 100 Menschen bei Unfällen. Im Rahmen der gesetzlichen Sozialversicherung sind lediglich Arbeitsunfälle versichert – drei Viertel aller Unfälle sind somit nicht abgedeckt. Trotzdem haben derzeit nur etwa 40 Prozent der Bevölkerung in Österreich eine private Unfallversicherung abgeschlossen. In der Freizeit ereignen sich drei von vier Unfällen. Um möglichst umfassend gegen finanzielle Folgen aus Freizeitunfällen abgesichert zu sein, empfiehlt sich deshalb der Abschluss einer privaten Unfallversicherung. Dabei ist die richtige Wahl einer entsprechenden Versicherungssumme ein wesentliches Kriterium, um ausreichend geschützt zu sein. Hierzu ein Rechenbeispiel von der Allianz Versicherung: Für einen Angestellten mit 75 Prozent Bürotätigkeit beträgt die monatliche Prämie 7,83 Euro (jährlich: 93,96 Euro). Die maximale Kapitalleistung bei bleibender Beeinträchtigung kommt auf 300.000 Euro. Außerdem erfolgt der Ersatz von Unfallkosten: Nach einem Unfall erhält der/die Versicherte bis zu 5000 Euro für Heilmittel und Heilbehelfe sowie für die erstmalige Anschaffung künstlicher Gliedmaßen bzw. eines Zahnersatzes, kosmetische Operationen oder Rückholkosten. Der weltweite Versicherungsschutz gilt rund um die Uhr. Beispielsweise sind Verbrennungen, Verbrühungen, Lebensmittelvergiftungen und Unfälle infolge eines Herzinfarktes oder Schlaganfalles vom Versicherungsschutz umfasst. Vor Abschluss einer Unfallversicherung ist die genaue Analyse der persönlichen Bedarfssituation entscheidend: Wie gut ist man bereits abgesichert? Welche Lücken würden entstehen? Idealerweise sollte
68 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2016
die Absicherung bereits mit dem Einstieg ins Berufsleben erfolgen. Bei einer Unfallversicherung wird auch das Thema Sport unterschiedlich behandelt. Bei einem Profisportler ist das Risiko oftmals ausgeschlossen und nur individuell einschließbar. Unterschätzt wird auch das Risiko von Berufsunfähigkeit: Obwohl in Österreich mehr als jeder fünfte Rentner aufgrund von Berufsunfähigkeit in Pension ist, geben nur 15 Prozent aller Berufstätigen an, Berufsunfähigkeit privat versichert zu haben. Dies ergab eine repräsentative Umfrage der Allianz. Etwa die Hälfte der Beschäftigten ist überwiegend körperlich tätig und hat ein Problem, privat vorzusorgen: Der Verdienst ist im Vergleich zu anderen Berufen in der Regel geringer, doch die Prämien sind aufgrund des höheren Risikos auch entsprechend höher. Die Absicherung gegen Berufsunfähigkeit kostet beispielsweise bei der Allianz für eine monatliche Rente in der Höhe von 1000 Euro bis zum 65. Lebensjahr einen 30-jährigen Arzt 398,76 Euro im Jahr (Produkt BU/Berufskasko); bei einem Maschinenschlosser sind es 427,55 Euro im Jahr (Produkt Körperkasko). Die Rolle der Lebensversicherung als Risikoträger für Schicksalsschläge ist ebenfalls zu beachten, Wolfram Littich von der Allianz dazu: „Neben den Risiken Berufsunfähigkeit, Invalidität und Pflegebedürftigkeit werde gerade das Ablebensrisiko fälschlicherweise unterschätzt: Jeder siebente 40-Jährige erlebt seinen 65. Geburtstag nicht.“ Durch den Abschluss eines Versicherungsvertrages sind Hinterbliebene hingegen finanziell abgesichert. Jährlich wird so die Existenz von über 40.000 Familien gesichert, die dadurch in geringerem Ausmaß auf staatliche Auffangnetze zurückgreifen müssen.
CREDITS: Shutterstock
° RISIKOVERSICHERUNGEN: FÜR DEN FALL DER FÄLLE
Produkt-Checkliste
° versicherung
° VORSORGE: PRODUKTANGEBOT GENAU DURCHFORSTEN Lösungsansatz. Werfen wir dazu einen Blick auf Balance Invest von der VIG (Zielgruppe 50 plus; Einmalerlag; Hybridprodukt: fondsgebundene Lebensversicherung mit klassischem Deckungsstock). Eine Investition von 30.000 Euro als Einmalzahlung führt nach zehn Jahren Vertragsdauer bei einer erwarteten Fondsperformance von zwei Prozent und einer Gesamtverzinsung von ebenfalls zwei Prozent für den klassischen Deckungsstock zu einer Auszahlung von voraussichtlich 32.476,8 Euro, wovon 13.321,2 Euro aus dem Deckungsstockanteil garantiert sind. Tipp zur fondsgebundenen Lebensversicherung (FLV): Während per 1. Jänner 2016 bei Wertpapieren die KESt auf Kursgewinne und Dividenden von 25 auf 27,5 Prozent erhöht wurde, bleiben Wertpapiere im Versicherungsmantel weiterhin davon ausgenommen. „Wer neben den steuerlichen Vorteilen auch höhere Renditechancen wahrnehmen möchte, kann eine FLV mit einem höheren Aktienanteil wählen: Die Allianz bietet eine Bandbreite an Dachfonds an, die einen Aktienanteil zwischen 0 und 100 Prozent aufweisen. Über lange Laufzeiten von über zehn Jahren werden Kursschwankungen geglättet, deshalb lohnt es sich, in Form von monatlichen Beiträgen zu investieren“, so Littich von der Allianz.
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Die Palette der Produkte für die Altersvorsorge ist umfangreich und reicht von einer klassischen Pensions- über die Zukunftsvorsorge bis hin zu fondsorientierten Produkten. Dazu meint Walter Kupec von der Generali: „In einem persönlichen Beratungsgespräch sollten im Vorfeld die individuelle Risikobereitschaft, die finanziellen Möglichkeiten und die Veranlagungsziele analysiert werden.“ Laut dem Experten ist es für den Kunden wichtig, zu erkennen, dass eine Lebensversicherung eben eine Versicherung und kein Anlage- bzw. Ansparprodukt ist: „Im Mittelpunkt muss der klassische Vorsorgegedanke stehen. Sprich eine Absicherung, mit der man mit 20, 30 oder 50 Euro – je nach Einkommen – für sich selbst oder für seine Familie vorsorgt.“ Grundsätzlich bewegt sich die Altersvorsorge laut Beobachtern und Marktteilnehmern verstärkt in Richtung maßgeschneiderte Lösungen – es gibt nicht das eine richtige Produkt für jedermann, die Bedürfnisvielfalt ist sehr bunt. Fried von der VIG: „Allerdings beobachten wir eine Rückbesinnung auf die klassischen Werte der Lebensversicherung, nämlich Risikoabdeckung sowie Sicherheit. Und das in Kombination mit wieder mehr Ertragschancen.“ Laut dem Experten sind intelligente, einfache und schlanke kapitalmarktbasierte Produkte – mit engmaschigem Sicherheitsnetz – ein
bi
s
versicherung ° Produkt-Checklist
bern. Eichler hat auch einen Rat parat: „Wichtig ist, dass man im Anlassfall die Versorgungslücke gedeckt hat. Bei der Unfallversicherung empfehlen wir eine maximale Versicherungssumme des dreifachen Jahreseinkommens.“ Goldener Herbst Werfen wir jetzt noch einen Blick auf die private Altersvorsorge. Deren Basis sollte laut Fried die staatlich geförderte Prämienpension mit Kapitalgarantie sein. Sie biete neben der Förderung eben auch eine Kapitalgarantie, steuerliche Vorteile und könne nicht ausgestoppt werden: „Die Garantiepension ist die optimale Ergänzung zur Sozialversicherung, denn damit kann die zu erwartende Einkommenslücke nach der Pensionierung geschlossen und der Lebensstandard weiter gehalten werden. Weiters empfehlen wir eine Berufsunfähig-
keitsversicherung zur Existenzabsicherung“, so Fried. Wolfram Littich, Vorstandsvorsitzender der Allianz Gruppe in Österreich, rät dem Kunden jedenfalls vor Abschluss einer Vorsorgeversicherung zur genauen Analyse der persönlichen Bedarfssituation: „Wie gut ist man bereits abgesichert? Welche Lücken sind zu erwarten? Bei der Veranlagung kommt dazu, dass die persönliche Risikobereitschaft, die bereits vorhandenen Erfahrungen mit Anlageprodukten und die finanziellen Möglichkeiten zur langfristigen Vorsorge zu berücksichtigen sind.“ Was das Niedrigzinsumfeld betrifft, so hat sich die Allianz laut Littich schon frühzeitig darauf eingestellt: „Wir bieten seit Beginn 2015 das Lebensversicherungsprodukt Allianz Fixkosten Plus an, das einen Garantiezins von null Prozent aufweist, das heißt, dass das Sparkapital garantiert ist. Die gesamte Kundenrendite liegt bei diesem Produkt um
durchschnittlich 0,3 Prozentpunkte höher als bei einer konventionellen Lebensversicherung mit Garantiezins.“ Hierzu ein Beispiel von der Allianz. Zahlt ein heute 30Jähriger bis zu seinem 65. Lebensjahr monatlich 100 Euro ein, so kann er voraussichtlich mit folgendem angesparten Kapital rechnen, KLV (Produkt Fixkosten Plus): 69.968,33 Euro (unter Berücksichtigung der aktuellen Gesamtverzinsung von drei Prozent). Worauf sollten Kunden bei der Auswahl eines Vorsorgeprodukts noch achten? Dazu Eichler: „Der wichtigste Parameter bei einer KLV sind die Rückkaufswerte. Anhand dieser können die Kosten, die tatsächlich verrechnet werden, eingeschätzt werden.“ Weitere Beispiele und Tipps findet der interessierte Leser in den Textkästen in diesem Artikel, wobei Rechtsschutzversicherungen ein ausgeklügeltes Produktportfolio abrunden.
www.care.at IBAN AT77 6000 0000 0123 6000
FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE
PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER
PORTFOLIO
Allianz Elementar Lebensversicherung AG
Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus
1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at
UNIQA Österreich Versicherungen AG
1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: info@uniqa.at www.uniqa.at
VERMÖGENSAUFTEILUNG
2013
2014
2015
100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend
2,0 % 5,6 % 10,1 % 12,3 % 16,1 % 5,2 %
8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %
0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 %
6,6 % 4,9 % 4,6 % 4,8 % 3,4 % 4,0 % 2,3 % 3,4 % 2,2 % -0,1 % 1,5 % 3,0 %
100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)
0,1 % 4,0 % 0,4 % -9,0 % 19,8 % -4,7 % -3,2 % 8,9 %
6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %
-1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 %
4,5 % 4,7 % 9,1 % 5,7 % 3,8 % 5,8 % 6,4 % 3,6 % -8,4 % -1,7 % 7,0 % 4,0 % 2,2 % 4,4 % 1,5 % 4,1 %
0,3 % 3,8 % 2,8 % 8,5 %
4,8 % 7,7 % 9,0 % 9,8 %
-0,3 % 3,0 % 2,3 % 3,5 %
4,0 % 3,4 % 4,0 % 3,2 %
4,5 % 5,3 % 5,7 % 6,1 %
(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)
-0,7 % -1,4 % 3,5 % 7,0 %
4,5 % 8,4 % 10,7 % 12,5 %
0,0 % 2,5 % 4,1 % 5,4 %
1,8 % 1,1 % 0,2 % -1,2 %
3,1 % 3,2 % 2,6 % 1,4 %
(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)
1,5 % 4,8 % 9,5 % 15,2 %
6,6 % 7,6 % 10,9 % 14,3 %
0,5 % 2,0 % 4,8 % 7,4 %
3,6 % 5,3 % 2,7 % 0,5 %
4,4 % 3,6 % 2,0 % 0,3 %
(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)
0,0 % 1,6 % 3,4 % 8,1 %
5,3 % 10,2 % 9,8 % 10,2 %
-0,1 % 2,4 % 3,4 % 4,6 %
3,8 % 4,7 % 4,1 % 2,7 %
4,0 % 4,6 % 4,4 % 4,2 %
(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)
Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien KEPLER-FONDS Fondspolizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien UNIQA Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien
1.1.-30.9.
Ø SEIT START (P.A.)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften
Generali Versicherung AG
1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at
WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group
1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at
Aktienanteil
Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 30.09.16
Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse
ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %
15,13 € 13,50 € 11,77 € 7,81 €
15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €
16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €
17,19 € 16,79 € 15,98 € 11,33 €
17,45 € 16,95 € 16,00 € 11,25 €
A 25 A 50 A 75 A 100
ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %
10,32 € 8,56 € 7,33 € 5,87 €
10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €
11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €
11,73 € 10,63 € 9,95 € 8,51 €
11,89 € 10,72 € 9,95 € 8,44 €
PORTFOLIO
VERMÖGENSAUFTEILUNG
2013
2014
4,0 % 4,4 % 7,3 % 4,4 % 4,9 %
8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 %
2015 1.1.-30.09.
Ø SEIT START (P.A.)
UNITED FUNDS OF SUCCESS
WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds
2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend
-3,3 % -6,1 % -4,2 % -10,7 % -5,4 %
2,5 % 0,5 % 0,4 % -3,8 % 0,3 %
3,9 % 3,4 % 4,5 % 0,8 % 4,2 %
(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)
Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400
OKTOBER 2016 – GELD-MAGAZIN °
71
versicherung ° Im Gespräch mit Willi Bors, Dialog Lebensversicherung
Markt in Veränderung Biometrische Risiken sind das Spezialgebiet der Dialog Lebensversicherung. Willi Bors erklärt, wie er als neuer
Direktor des Unternehmens in Österreich weiter auf Erfolgsschiene fahren will. Denn die Kundennachfrage ist zwar groß, aber auch immer mehr Assekuranzen rittern um das Risiko-Segment. GELD °
Herr Bors, Sie stehen erst seit
Kurzem an der Spitze der Dialog Lebens
agieren. So werden wir auch von Maklern und Kunden wahrgenommen.
versicherung in Österreich. Welcher Kurs ist unter Ihrer Führung zu erwarten?
Ihr Haus ist auch stark im Bereich der Berufs
Willi Bors: Zuerst muss ich betonen, dass die Dialog in Österreich sehr gut aufgestellt ist. Die Geschäfte laufen überaus rund und sind auch weiter gewachsen. Der Dialog ist es gelungen, sich als der Spezialist für die Versicherung von biometrischen Risiken in Österreich erfolgreich zu positionieren – der Marktanteil liegt hier bei 30 Prozent. Aber natürlich ist der gesamte Finanzmarkt Veränderungen unterworfen, das sehen wir etwa bei den Banken. Zum Beispiel könnte die strengere Kreditvergabe auch den Abschluss von Ablebensversicherungen verringern, die ja als Instrument der Absicherung dienen.
unfähigkeits-Versicherungen (BU) positioniert.
derungen um?
Natürlich ist ein schlagkräftiges Team die Grundvoraussetzung. Im Vertrieb setzen wir auf eine noch intensivere Vor-Ort-Betreuung und wollen alle möglichen Vertriebswege zu unseren Partnern – Maklern, unabhängigen Vertrieben, Mehrfachagenten und Kreditinstituten – nutzen. Hier spielt natürlich das Internet eine große Rolle, was aber eben nicht auf Kosten der persönlichen Informations- und Serviceleistungen gehen darf. Auch gibt es in Österreich trotz der hohen Marktdurchdringung der Dialog noch einige Regionen, in denen wir unsere Präsenz weiter ausbauen wollen. Der Marktanteil soll auf jeden Fall gefestigt werden, wobei es jetzt nicht so entscheidend ist, ob wir von 29 oder 31 Prozent im Risikobereich sprechen – ein ertragreiches Geschäft ist ausschlaggebend. Die Strategie der vergangenen rund 15 Jahre wird jedenfalls weiter fortgesetzt. Nämlich als der führende Risiko-Spezialist in Österreich zu
72 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2016
nicht so stark verwendet wie zum Beispiel in Deutschland. Warum ist das so?
Tatsächlich besteht hier noch Nachholbedarf. Es scheint so, als würde das Thema in Öster reich noch von vielen Menschen von sich weggeschoben bzw. verdrängt. Frei nach dem Motto „Mir wird schon nichts passieren“. Auch ist wohl der Gedanke stark verankert, dass der Staat im Fall des Falles für alles aufkommen wird. Bei einer Berufsunfähigkeit sind der Lebensstandard oder sogar die finanzielle Existenz aber massiv gefährdet. Deshalb ist hier intensive Aufklärungsarbeit gefordert, auch weil es sich bei der BU um eine relativ komplexe Versicherung handelt. In diesem Zusammenhang freut es mich besonders, dass die Dialog Lebensversicherungs-AG erneut die Bestnote für ihre BU-Produkte erhalten hat. Das Institut für Finanz-Markt-Analyse in Köln hat in einer aktuellen Studie festgehalten, dass die Dialog BU-Versicherungen auf höchstem Niveau anbietet. Manche Menschen schrecken vor so einer Versicherung vielleicht auch vor den Kosten zurück?
Wir sind davon überzeugt, dass das Preis-Leis tungs-Verhältnis unserer BU-Produkte stimmt, was auch von den Kölner Experten bestätigt wurde. Natürlich kostet so eine Versicherung Geld, wobei wir verschiedene Möglichkeiten für unsere Kunden anbieten. So kann etwa ein konstanter Tarif gewählt werden. Als groben Richtwert möchte ich folgendes Beispiel nennen: Wenn etwa im Alter von 25 Jahren eine
Willi Bors, Direktor Dialog Lebensversicherung Österreich.
Versicherung bis zum Endalter 65 Jahre abgeschlossen wird, beträgt die Prämie 30 Euro monatlich, die Rente macht im Leistungsfall 1000 Euro pro Monat aus. Die Prämie bleibt auch bei fortschreitendem Alter gleich. Das bietet den Vorteil der Planbarkeit. Für junge Menschen, die genau aufs Geld schauen müssen, empfehlen wir dagegen unseren altersabhängig und damit immer risikoadäquat kalkulierten Tarif SBU-solution®, bei der der 25Jährige nur 11,49 Euro pro Monat zu zahlen hat. Natürlich muss man hinzufügen, dass die Höhe der Prämien nach Berufsgruppen unterschiedlich ausfällt – unser Beispiel bezieht sich auf die Berufsgruppe 1. Eine weitere Möglichkeit bieten Erwerbsunfähigkeitsversicherungen. Sie greifen, wenn der Betroffene überhaupt keiner Erwerbstätigkeit mehr nachgehen kann. Die Eintrittswahrscheinlichkeit ist also geringer als bei der BU, die auf die Arbeitsunfähigkeit in nur einem Beruf ausgerichtet ist. Dadurch fällt die Erwerbsunfähigkeitsversicherung wesentlich günstiger aus. www.dialog-leben.at
credit: beigestellt
Wie geht die Dialog mit den neuen Herausfor
In Österreich wird dieses Instrument aber noch
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Ihre Zukunft in besten Händen. HDI steht für umfassende Versicherungs- und Vorsorgelösungen, abgestimmt auf die Bedürfnisse unserer Kunden aus mittelständischen Unternehmen, den Freien Berufen und Privathaushalten. Was uns auszeichnet, sind zukunftsorientierte, effiziente Produktkonzepte mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis sowie ein exzellenter Service.
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IMMOBILIENPanorama KANADA
Land des Monats
ECKDATEN
Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Unabhängig seit Nationalfeiertag Größte Städte Verwaltungsgliederung Nachbarstaaten Höchste Erhebung glichen wurden, ist das Risiko einer Immobilienblase momentan in Vancouver am größten. Ebenfalls erhöht scheint das Risiko in London, Stockholm, Sydney, München und Hongkong. „Die Situation in den am stärksten überbewerteten Wohnungsmärkten ist fragil. Eine deutliche Steigerung des Angebots, höhere Zinssätze oder Veränderungen der internationalen Kapitalflüsse könnten jederzeit eine erhebliche Preiskorrektur zur Folge haben“, kommentiert Matthias Holzhey, Ökonom bei der UBS.
STARKE WORTE ´´
„Es ist derzeit
viel exotisches Geld am Markt.“
„Preiseingriffe haben intransparente und erratische Verteilungseffekte.“ Der bekannte Ökonom
EHL-Investmentexperte
und Professor an der
Franz Pöltl meint im
Universität St. Gallen,
Gespräch mit dem Stan-
Christian Keuschnigg,
dard, dass der heimische
lehnt Mietpreisdecke-
Immobilienmarkt aktuell
lungen ab und kritisiert
auch bei immer mehr
in einem Kommentar die
Investoren aus dem nicht
österreichische Politik, verstärkt Umverteilungs-
deutschsprachigen Ausland hoch im Kurs ste-
politik über Eingriffe in den Preismechanismus
hen würde.
zu betreiben.
74 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2016
NEU AM MARKT KMU AUFGEPASST. Die s Wohnbaubank begibt auch heuer wieder eine Wohnbauanleihe für Selbstständige. Die neue s Wohnbauanleihe ist speziell auf die Änderungen im Einkommensteuergesetz vom 01.03.2014 abgestimmt, die besagen, dass zur Geltendmachung des Gewinnfreibetrags neben Sachinvestitionen auch Wohnbauanleihen herangezogen werden dürfen.Selbstständige und Freiberufler können somit seit 2014 den wertpapierbasierten Gewinnfreibetrag nutzen, indem sie in Wohnbauanleihen investieren. Die „KMU s Wohnbauanleihe 20162027/06“ hat in den ersten fünf Jahren einen geringeren Kupon bei entsprechend geringerer steuerlicher Belastung. Wenn die Anleihe anschließend ins Privatvermögen übertragen wird, ist sie KESt-befreit und hat eine höhere steuerfreie Verzinsung.
CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
ÜBERHITZT. Laut dem Ende September veröffentlichten UBS Global Real Estate Bubble Index ist aktuell eine erhebliche Überbewertung der Wohnungsmärkte in einigen städtischen Zentren – und somit ein Anstieg des Blasenrisikos – zu beobachten.Nur wenige Jahre nach der letzten großen globalen Korrekturwelle kommt es auf den Wohnimmobilienmärkten erneut zu einer Überhitzung. Glaubt man dem Index, für den die Preise von Wohnimmobilien in 18 ausgewählten Städten auf der ganzen Welt ver-
Parlamentarische Monarchie Ottawa Englisch und Französisch Elisabeth II. Justin Trudeau 9.984.670 km2 etwa 36,3 Millionen rund 3,64 pro km2 Kanadischer Dollar CDN .ca +58 1867 1. Juli Toronto, Montreal, Vancouver, Calgary, Edmonton 10 Provinzen, 3 Territorien Vereinigte Staaten Mount Logan (5959 m)
Steuerliche Veränderungen eine Bremse?
D
ie permanente Verschlechterungen für Immobilieninvestments seitens der Besteuerung hält immer mehr Investoren davon ab, in Immobilien zu investieren. Vor einigen Jahren waren Gewinne aus Immobilieninvestments nach zehn Jahren steuerbefreit. 2012 hat die Regierung in einer „Nacht und Nebel“-Aktion die Immobilienertragsteuer eingeführt und die Gewinne bei Immobilienveräußerungen wurden ab diesem Zeitpunkt mit 25 Prozent besteuert. Diese Steuer wurde später auf 30 Prozent angehoben. Weiters wurden in den letzten Jahren die Abschreibungsrichtlinien für Immobilien verschärft und Investitionen in Immobilien können nun nicht mehr wie früher über zehn Jahre, sondern nur mehr über 15 Jahre abgeschrieben werden. Jeder, der Immobilien besitzt, weiß aber, dass man innerhalb von 15 Jahren doch
einiges erneuern muss (z.B. Reparaturen in Vorsorgewohnungen). Muss man sich auf Basis solcher Veränderungen von einem kaufmännisch vernünftigen, risikoarmen, werthaltigen Investment abbringen lassen? Ich denke nein. Der Staat wird diesbezüglich niemals ein langfristig vertrauenswürdiger Partner sein, die Gesetze werden sich laufend ändern und wir leben in einer Zeit, in der Liberalismus nicht gerade im Vordergrund steht. Dies gilt aber nicht nur für Immobilieninvestitionen, sondern für jegliche Form des Vermögens. Wichtig für jeden Investor ist, dass sie eine vernünftige Basisentscheidung treffen, ein Investment tätigen, bei dem sie ihre Veranlagungsbedürfnisse und das gewünschte Risiko in Bezug auf die Zielrendite abwägen und vereinen. Wenn Sie eine solche Entscheidung getroffen haben, dann gehen Sie zu Ih-
rem Steuerberater und bitten Ihn, das Investment steuerlich zu optimieren, dies ist aber immer nur ein Zusatzeffekt und sollte niemals die Grundlage der InvestmententMARIO KMENTA, scheidung sein. JeGeschäftsführer, des Investment, das trivium gmbh mit dem Argument „Steuersparnis“ getätigt wird, ist in der Regel ein schlechtes Geschäft. Immobilien sind aktuell stärker als je zuvor eine sehr vorteilhafte Investmentform. Es mangelt einfach an Alternativen, die nur annähernd ein ähnliches Rendite-Risiko-Verhältnis aufweisen. mario.kmenta@trivium.at
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KOLUMNE
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Immobilien ° Wohnungsmarkt Pensionsvorsorge in Österreich
Hohe Nachfrage treibt die Preise Durch Zuwanderung und den Trend zu Anlagewohnungen besteht in Österreich ein Neubedarf von 60.000 Wohnungen pro Jahr, errichtet werden derzeit etwa 50.000 p.a. Das lässt für die nächsten Jahre weitere Preissteigerungen erwarten, bis sich das Defizit durch höhere Bautätigkeit bis etwa 2022 ausgleichen dürfte. Mario Franzin ie niedrigen Zinsen in Europa, die bei zahlreichen Staatsanleihen und ver einzelt auch bei Unternehmensanleihen die Renditen bis in den Minusbereich drückten, zwingen sowohl institutionelle wie auch Privatanleger, nach anderen Ertragsquellen für ihr Kapital zu suchen. Es bieten sich hier zwar die Aktienmärkte an, sie weisen aber hohe Kursschwankungen auf. Institutio nelle Investoren, wie Versicherungen, Pen sionskassen und Stiftungen, sind zudem durch Vorgaben gezwungen, risikoarm zu veranlagen. Damit bleiben de facto nur die Immobilienmärkte, in denen das Geld zum Teil noch ertragreich und relativ sicher an gelegt werden kann. Im Wesentlichen kommt es auf die Veranlagungssumme an, welche Möglichkeiten sich hier bieten – für Privatanleger vor allem Vorsorgewohnun gen und Bauherrenmodelle, für betuchtere Kunden Zinshäuser, Büro- oder Gewerbe immobilien. Geeignet sind auch offene Im mobilienfonds, die praktisch jede Bank im
Wohnimmobilienpreise Wien
Österreich ohne Wien
220 200 180 160 140 120 100 2000
2005
2010
2015
In Wien haben sich die Preise seit dem Jahr 2005 im Durchschnitt mehr als verdoppelt. Quelle: Agenda Austria
76 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2016
Programm hat. Und als letzte Möglichkeit bieten sich für Direktinvestitionen noch professionelle Entwicklungsprojekte an. Die grundlegende Frage ist jedoch, ob man durch die Preissteigerung in den ver gangenen Jahren jetzt nicht zu überhöhten Preisen kauft – in einer Blasenbildung am Immobilienmarkt. Dazu meint Reinhard Madlencnik, Head of Real Estate der Bank Austria: „Bei Wohnungen in Wien schätzen wir derzeit eine Überbewertung von rund 20 Prozent. Aber die Preise können durch aus noch weiter steigen. In so einem Preis steigerungszyklus kann man nicht genau sa gen, wann das obere Ende erreicht ist.“ Im Durchschnitt stiegen die Preise frei finan zierter Wohnungen in Wien seit 2005 um mehr als 120 Prozent (siehe Grafik links). Markus Arnold, Geschäftsführer von Ar nold Immobilien, der sich auf die Vermitt lung von Zinshäusern vor allem in Wien und Prag spezialisiert hat, meint, dass viele Investoren einfach risikoarm veranlagen wollen und daher viel Geld in den Immobi lienmarkt ströme. Auf die Frage, welche Renditen hier erwartet werden, kommt die verblüffende Antwort: „Neben Zinshäu sern, die noch Renditen von etwa 2,5 bis 3,5 Prozent abwerfen, sind auch Käufe zu se hen, bei denen die Investoren durch die Mieterlöse kaum mehr etwas verdienen – vor allem bei Prestige-Immobilien. Da zählt einfach die Motivation, in Zukunft kein Geld zu verlieren, der Renditegedanke tritt in diesen Fällen in den Hintergrund.“ Die hohe Nachfrage nach Eigentums wohnungen bestätigt auch der Marktüber blick der Immobilienvermittlungsfirma Re max für das erste Halbjahr 2016: In diesem Zeitraum wurden in Österreich 23.319
„Die größte Gefahr für Investoren sehe ich in einem möglichen Zinsanstieg“ Reinhard Madlencnik Bank Austria
Wohnungen gehandelt. Der Quadratmeter preis stieg im Fünf-Jahres-Vergleich um durchschnittlich 38,7 Prozent auf 2901 Euro. Im mengen- und wertmäßig wich tigsten Wohnungsmarkt Wien stieg der Quadratmeterpreis im ersten Halbjahr 2016 um 4,2 Prozent auf 3515 Euro. Über ganz Österreich gesehen kletterten die Woh nungspreise von Jänner bis Juni um 4,9 Pro zent auf durchschnittlich 178.790 Euro. Nachfrage nach Wohnraum ist signifikant gestiegen Eine funktionierende Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum steht immer im Spannungsverhältnis freier Marktkräfte – dem Angebot und der Nachfrage. Gut ein Viertel der Einkommen wird für die An schaffung von Wohnraum, dessen Erhal tung und der wohnspezifischen Energie kosten verwendet. Die Forderung nach leistbarem Wohnen setzt aber voraus, dass der Wohnungsmarkt zumindestens lang fristig ausgeglichen ist. „Trotz Verwerfun gen in einzelnen Marktsegmenten, wie zum Beispiel bei Luxusimmobilien, war das in Österreich bislang auch der Fall“, meint Karla Schestauber, Immobilienanalystin der Bank Austria. Sie merkt aber an: „Der Fun damentalpreisindikator für Wohnimmobi
creditS: beigestellt, Archiv, Shutterstock
D
° °
Pensionsvorsorge versicherung Wohnungsmarkt in Österreich Immobilien
lien der Österreichischen Nationalbank signalisiert seit Mitte 2015 eine wachsende Überbewertung. Im ersten Quartal 2016 waren demnach Eigentumswohnungen und Eigenheime in Österreich um 6,3 Prozent, Wohnungen in Wien sogar um 23 Prozent überbewertet.“ Verantwortlich dafür war der Immobilienpreisanstieg, der nach einer kurzen Entspannungsphase in der zweiten Jahreshälfte 2015 wieder an Schwung ge wonnen hat und weit über den Zuwächsen der Haushaltseinkommen, Baukosten oder Verbraucherpreise lag. Alleine im vierten Quartal 2015 und im ersten Quartal 2016 sind Eigentumswoh nungen im Österreich, ohne Wien, um durchschnittlich 9,3 Prozent und in Wien um 5,2 Prozent teurer geworden, was durch einen deutlichen Nachfrageüberhang ver ursacht wurde. „Hintergrund dafür ist der Anstieg der Bevölkerung in Österreich um jährlich rund 70.000 Personen – großteils
die Folge der Zuwanderung, die sich 2014 und 2015 im Vergleich zu den zehn Jahren davor mehr als verdoppelt hatte. Und es ist zu erwarten, dass der Nachfragedruck am Wohnungsmarkt in den nächsten Jahren noch zunehmen wird“, so Schestauber, „vor allem, weil die Zahl der 25- bis 40-Jährigen, das Segment der typischen Haushaltsgrün der, in den nächsten zehn Jahren um rund 0,5 Prozent pro Jahr wachsen dürfte.“ In den vergangenen zehn Jahren wur den laut Analyse der Bank Austria durch schnittlich 30.000 Haushalte gegründet, 2014 und 2015 mehr als 44.000. Bis 2022 wird ein jährlicher Anstieg auf rund 37.000 neuen Haushalten prognostiziert, erst da nach sollte der Zuwachs wieder abflachen. Neubaubedarf von 60.000 Wohnungen pro Jahr Für den Mehrbedarf an neuen Woh nungen in Österreich ist vor allem das über
durchschnittlich hohe Zuwanderungsplus verantwortlich. Während der Wohnungsbe darf in Österreich von jährlich 45.000 bis 50.000 Einheiten langfristig gedeckt werden konnte, war die Bauleistung in den letzten drei Jahren mit einem jährlichen Output von bereits 51.500 neuen Wohnungen noch immer zu niedrig. Zusätzlich zur rasch wachsenden Zahl neuer Haushalte wurde die Wohnungsnachfrage vor allem auch durch den wachsenden Bedarf an Anlage wohnungen verstärkt. Auf Basis der jüngsten Haushaltspro gnose von mehr als 40.000 Haushaltsgrün dungen pro Jahr ergibt sich laut Verband ge meinnütziger Bauvereine bis 2020 ein Neu bedarf von etwa 60.000 Wohnungen pro Jahr. Danach sollte der Nachfragedruck am Wohnungsmarkt wieder nachlassen – vor allem durch deutlich weniger Haushalts neugründungen und auch die Zahl sanie rungsbedürftiger Gebäude und Wohnungen
Oktober 2016 – GELD-MAGAZIN ° 77
Immobilien ° Wohnungsmarkt in Österreich
° Vorsorgewohnung Eine Vorsorgewohnung ist eine spezielle Form der Eigentumswohnung, die nicht für den eigenen Wohnbedarf gekauft wird, sondern als Kapitalanlage bzw. als Einnahmequelle. Geldwert wird zum Sachwert. Eine allfällige Inflation wird durch die indexgesicherte Miete kompensiert. Für einen erfolgreichen Kauf einer Vorsorgewohnung sind jedoch einige Punkte zu beachten: Lage: Die Wohnung sollte verkehrstechnisch gut angebunden sein und die nähere Umgebung eine möglichst hohe Lebensqualität bieten. Größe: Die größte Nachfrage liegt bei ZweiZimmer-Wohnungen zwischen 40 und 55 Quadratmeter und bei Drei-Zimmer-Wohnungen bis maximal 70 Quadratmeter. Guter Grundriss: kompakte und praktische Raumaufteilung, die auf die Ansprüche von Mietern Rücksicht nimmt. Qualität: Eine Wohnung, die hohe Bau- und Einrichtungsqualität bietet, vermietet sich leichter: z.B. Energieeffizienz, Raumklima, evtl. Fußbodenheizung, Echtholzparkett, Einbauküche etc. Anbieter: Eine Vorsorgewohnung ist ein Langzeitprojekt (Finanzierung, steuerliche Gebarung, Vermietung, Verwaltung). Daher nur renommierte Anbieter wählen. Sichere Zahlung: Schalten Sie einen Treuhänder ein, der das Geld erst nach Eintragung in das Grundbuch bzw. immer nur für jenen Bauabschnitt überweist, der fertig gestellt wurde. Steuern: Mit dem Kauf einer Vorsorgewohnung werden Sie im steuerlichen Sinn Unternehmer. Sie erhalten die beim Kauf anfallende Mehrwertsteuer zurück. Die Mieteinnahmen müssen in der Einkommen- und Umsatzsteuererklärung erfasst werden. Von den Erträgen können die sog. Werbungskosten abgezogen werden. Dazu zählt eine jährliche Abschreibung in der Höhe von 1,5 Prozent der Anschaffungskosten und alle im Zusammenhang mit dem Kauf und der Vermietung anfallenden laufenden Ausgaben. Liebhaberei: Die Planrechnung (mit realisti schen Annahmen!) sollte in jedem Fall ergeben, dass spätestens nach 20 Jahren ein Gesamt überschuss der Einnahmen über die Werbungskosten entsteht. Anderfalls kann es zu empfindlichen Steuerrückforderungen kommen.
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wird aufgrund der bereits hohen Qualität des Wohnungsbestandes geringer. Baubewilligungen sind 2016 stark gestiegen Trotz der steigenden Immobilienpreise, der günstigen Finanzierungsbedingungen, dem erhöhten Wohnraumbedarf und neuer Baubewilligungsrekorde ist der Wohnbau in Österreich seit Jahren zu schwach geblie ben. In den letzten drei Jahren wurden zwar im Schnitt 64.000 Wohnungsneu- und -um bauten im Jahr bewilligt, in Summe mehr als in den Wohnbauboomjahren Mitte der 90er-Jahre. Die Wohnungsfertigstellungen blieben in diesem Zeitraum allerdings rela tiv konstant. Im ersten Quartal 2016 legten die Baubewilligungen für neue Wohnein heiten weiter kräftig zu und werden damit im Gesamtjahr voraussichtlich etwa 69.000 Einheiten erreichen – die bisher höchste registrierte Zahl in Österreich. Mögliche Trendwende im Wohnbau in 2016 Nach einem relativ schwachen Jahres beginn 2016 signalisieren die Indikatoren derzeit ein Anziehen der Bauproduktion. So legten die Wohnbauinvestitionen im zwei ten Quartal erstmals seit 2011 preisberei nigt wieder um mehr als zwei Prozent zu. Darüber hinaus berichteten die Bauträger – vor allem Wohnbau- und Siedlungsgenos senschaften – im ersten Halbjahr 2016 deut liche Umsatzzuwächse. Letztendlich hat sich die Geschäftserwartung der Hochbau unternehmen insgesamt im Vorjahresver gleich verbessert und es ist der Optimismus bei einigen Baugewerben im Lauf des ersten Halbjahres gestiegen, wie z.B. im Holzbau, bei den Tischlern und Installateuren und im Bauhilfsgewerbe generell. Auch wenn nur ein Teil der überdurch schnittlich hohen Baubewilligungen in kon krete Bauprojekte umgesetzt wird, zeichnet sich ein weiterer Anstieg der Wohnbauinves titionen ab. Anhaltend vorteilhafte Rah menbedingungen, das sind vor allem die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten und erstmals seit Jahren wieder stärker steigende Haushaltseinkommen, begünstigen die Ent
„Die Bauleistung liegt in Öster reich mit 51.500 Wohnungen deutlich hinter dem Neube darf von 60.000 Wohnungen“ Karla Schestauber, Bank Austria
wicklung. Die Wohnbauinitiativen, die bis 2020 die Errichtung von zusätzlich 6000 ge förderten Wohnungen und 2000 frei finan zierten Miet- und Eigentumswohnungen pro Jahr vorsehen, werden den Wohnbau weiter in Schwung bringen. Ob das ausrei chen wird, um die Ungleichgewichte am österreichischen Wohnungsmarkt zu berei nigen, bleibt abzuwarten. Manche Immobilien werden am Markt vorbei geplant Bei der Frage nach leistbarem Wohnen weist der österreichische Wohnimmobi lienmarkt einige Besonderheiten auf. Auf der einen Seite ist zwar die Nachfrage der zeit größer als das neu entstehende Ange bot. Auf der anderen Seite ist die Bautätig keit im sozialen Wohnbau (Gemeindeund Genossenschaftswohnungen) ebenfalls hoch. Viele Wohnungssuchende, die sich hohe Mieten nicht leisten können, wandern in die geförderten Wohnungen ab. In besse ren Wohnlagen drängen sich hingegen jene Mieter, die bereit sind, höhere Mieten zu bezahlen. Aber was ist leistbar? Welchen Quadratmeterpreis bei Eigentumswohnun gen (bzw. äquivalent dazu Mieten) ist man bereit zu zahlen? In guten Lagen werden mittlerweile 4000 Euro und mehr pro Qua dratmeter bei einer Neubauwohnung ver langt. Damit werden für eine 100-Quadrat meter-Wohnung rund 400.000 Euro fällig. Will man so eine Wohnung mit einer Brut torendite von sagen wir vier Prozent ver mieten, muss die Kaltmiete bei rund 1600 Euro liegen. Plus Betriebskosten und Steuern muss der Mieter bereits gut 2000 Euro pro Monat berappen.
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Wohnungsmarkt in Österreich Immobilien
Vorsicht: Kreditfinanzierungen können zu Problemen führen Reinhard Madlencnik hat durch die Be treuung von Immobilienfinanzierungen der Bank Austria in Höhe von rund zehn Mil liarden Euro einen guten Überblick über den Markt: „Das Geschäft boomt. Vergan genes Jahr haben wir 3,7 Milliarden Euro neu finanziert. Auch heuer liegen wir nicht schlecht, im ersten Halbjahr waren es be reits 1,9 Milliarden Euro.“ Auf die Frage,
wie die Kunden mit Zinsabsicherungen um gehen, meint Madlencnik: „Gut, dass Sie das ansprechen. Ich sehe hier eine Gefahr für Kreditfinanzierungen mit variablen Zins sätzen. Alle Marktteilnehmer sind derzeit der Meinung, dass die Zinsen auf lange Sicht niedrig bleiben. Das macht mich vorsichtig. Stellen Sie sich vor, die Wirtschaft entwi ckelt sich im kommenden Jahr besser als er wartet. Das würde wahrscheinlich einen nicht unerheblichen Zinsanstieg auslösen,
bei dem man nicht genau weiß, wie rasant er erfolgt – zumal viele Schuldner dann am falschen Fuß erwischt werden. Ich bin froh, dass mehr als 50 Prozent der Privatanleger, die über uns ihre Immobilien finanzieren, Fixzinskredite abgeschlossen haben. Ich kann das derzeit jedem nur dringend emp fehlen. Zinsabsicherungen werden pro zyklisch vorgenommen. Viele wollen das erst, wenn der Zinssatz bereits deutlich an gestiegen ist – dann wird es aber teuer.“
° Beispiel: Startschuss für 204 frei finanzierte WOhnungen am Rosenhügel
creditS: Rendering Der Rosenhügel © foon
Die Tochtergesellschaften der UBM Development, Strauss & Partner und Immovate, feierten Ende September die Grundsteinlegung am Gelände des ehemaligen Filmstudios am Rosenhügel. Bis Ende 2017 entstehen hier nach zweijähriger Planung sieben Häuser mit 204 frei finanzierten Eigentumswohnungen. Das neue Wohnprojekt wird auf geschichtsträchtigem Boden errichtet. Denn wo einst die berühmten Rosenhügel-Filmstudios Klassiker wie „Mariandl“, „Sissi“ und „Mundl“ produzierten, entstehen heute auf rund 15.000 Quadratmeter sieben Häuser, die nach berühmten internationalen Filmstudios – Atlas, Buena, Constantin, Douglas, Elios, Fox und Goldwyn – benannt wurden. Die großzügige Parkanlage, die die Häuser miteinander verbindet, wurde von den Landschaftsarchitekten Lindle+Bukor gestaltet. Als Bauherren fungieren Strauss & Partner Development und Immovate, gemeinsam vertreten in der Rosenhügel Entwicklungs-, Errichtungs- & Verwertungsgesellschaft. Mit der Ausführung der Bauarbeiten wurde die Porr AG beauftragt. Neben der parkähnlichen Gestaltung des Areals sind die Übergänge zwischen Wohn- und Außenraum gut gestaltet. Alle Wohnungen verfügen über großzügige Freiflächen in Form von Garten, Terrasse oder Balkon. Auch die Lage überzeugt: In unmittelbarer Umgebung befinden sich neben zahlreichen Bildungs- und Kinderbetreuungseinrichtungen auch medizinische
Institutionen wie das Krankenhaus Hietzing. Ein Merkurmarkt befindet sich am Rand der Anlage. In näherer Umgebung liegt die charmante Heurigengegend „Die Mauer“, mit Blick über die Weinberge bis nach Wien, mit unzähligen Ausflugsmöglichkeiten. Köstlichkeiten aus der Region, wie frisches Obst, Gemüse, Fisch, Rauch- und Selchwaren oder auch Honig erhält man am nahe gelegenen Markt am Maurer Hauptplatz (ganztägig jeden Freitag). In Gehweite liegen auch die Hermesvilla und das Naturschutzgebiet des Lainzer Tiergartens mit seinem frei lebenden Wildbestand.
Rosenhügel ist mehr als nur Wohnraum – er ist Lebensraum. Wer hier wohnt, darf sich auf ein Leben voller Spezialeffekte freuen: Wunderschöne grüne Außenanlagen mit Urban Gardening-Flächen erwarten die Bewohner ebenso wie ein bestens ausgestatteter Wellnessbereich, eine praktische Werkstätte sowie ein Atelier für Familienfeste.“ Die Preise für die Wohnungen – von ZweiZimmer-Wohnungen bis hin zum Penthouse – liegen zwischen 4500 und 8000 Euro pro Quadratmeter. Ein Kfz-Stellplatz kostet 22.000 Euro. Laut Anbieter wurden die ersten Wohnungen bereits vor Baustart verkauft. Weitere Informationen zum Projekt „Der Rosenhügel“ und zu den einzelnen Wohnungstypen finden Sie unter www.derrosenhuegel.at
Ronen Seller, Projektleiter bei Strauss & Partner und Co-Geschäftsführer der Projektgesellschaft Rosenhügel, ist vom Erfolg des modernen Wohnkonzepts überzeugt: „Der
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WISSEN
Taylor-regel
„Patentrezept“ für Notenbanker Die Entscheidungen von Zentralbanken sind nicht immer einfach zu durchschauen und veranlassen oft zu weitläufigen Interpretationen bis sogar wüsten Spekulationen. Etwas mehr Licht soll die Taylor-Regel ins Halbdunkel bringen und die Analyse auf ein wissenschaftliches Fundament stellen. Harald Kolerus
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erühmt-berüchtigt für seine krypti schen Zitate war vor allem der frühere US-Notenbankchef Alan Greenspan: „Ich weiß, dass Sie glauben, Sie wüssten, was ich Ihrer Ansicht nach gesagt habe. Aber ich bin nicht sicher, ob Ihnen klar ist, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meinte“, gehört zu den Dauerbrennern in Sachen „Greespanish“. Auch nicht schlecht ist: „Sollten Ihnen meine Aussagen zu klar gewesen sein, dann müssen Sie mich missverstanden haben.“ Alles klar? Wohl nicht. Orakel namens greenspan Die Aussagen des Notenbank-Bosses sorgten jedenfalls neben hohem Unterhaltungswert zu wahren Fluten an Interpreta tionsversuchen innerhalb der Financial Community. Man versuchte dem fast schon mystifizierten Notenbanker förmlich von den Lippen abzulesen, wie die US-Zinspolitik wohl weitergehen könnte. Beachtet wurde nicht nur, was er sagte, sondern auch, wie er etwas sagte – und letztlich was er nicht sagte. Als sehr zielführend erwies sich diese Methodik jedenfalls nicht. Hingegen gibt es Ansätze, die versuchen, die Politik von Notenbanken auf ein wissenschaftliches Fundament zu stellen. Zu den wichtigsten davon zählt die TaylorRegel (Englisch: Taylor Rule), die vom USÖkonomen John B. Taylor im Jahr 1993 aufgestellt worden ist (nicht zu verwechseln mit Frederick Winslow Taylor, 1856–1915. Er gilt wiederum als Namensgeber des Taylorismus, also der genau durchgeplanten Steuerung von Arbeitsprozessen). Die Taylor-Regel sollte nun ursprünglich quasi eine Handlungsanleitung für Notenbanker sein und dabei helfen, deren Geldpolitik bzw.
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den von der Zentralbank gesetzten Leitzins zu bestimmen. Im Umkehrschluss könnten Außenstehende unter Beachtung der Taylor-Regel die im Verborgenen gediehenen Entscheidungen der Notenbankchefs besser nachvollziehen. Aufgaben und Funktionen Führen wir uns zum leichteren Verständnis kurz die Aufgaben von Zentralbanken vor Augen: „Sie sind für die Geldund Währungspolitik innerhalb eines Währungsraumes verantwortlich. Sie legen die Geldpolitik fest, versorgen die Wirtschaft mit Zahlungsmitteln, sichern die Funktionalität des Zahlungssystems und sind darüber hinaus verantwortlich für die Emission von Banknoten, Devisenmarkttransaktio nen und die Verwaltung der Devisenreserven eines Landes“, so eine Zusammenfassung der Universität Ulm. Zentrales Instrumentarium ist der Mindestbietungssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte (Leitzin sen). Dieser Satz bestimmt indirekt den Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld von der Zentralbank leihen können und mit einem Gewinnaufschlag an Unternehmen und private Haushalte weitergeben. Die Aufgabe der Fed, auf sie zielte Taylor in seinen Überlegungen ursprünglich ab, liegt darin, das richtige Ziel für den Geldmarktzinssatz zu finden. Dabei muss sie die Austauschbeziehung zwischen Inflation und Wirtschaftswachstum berücksichtigen. Der Geldmarktzinssatz muss daher steigen, wenn die Inflationsrate zunimmt, und sinken, wenn die realwirtschaftliche Aktivität nachlässt. Dabei nimmt Taylor an, dass der gleichgewichtige reale Zinssatz so-
wie die anzustrebende Zielinflationsrate bei zwei Prozent liegen und das potenzielle Wachstum des BIP 2,2 Prozent pro Jahr beträgt. An dieser Stelle wollen wir nicht zu sehr in die Mathematik ausschweifen und fassen kurz zusammen: Die ursprüngliche Formel enthält die beiden Koeffizienten „Abweichung vom Inflationsziel“ (Infla tionslücke) und „Abweichung vom Produktionspotenzial“ (Produktionslücke), was uns zu folgender Berechnung führt: Der US-Leitzins entspricht der Summe aus der Inflationsrate der letzten vier Quartale plus dem realen Gleichgewichtszins von zwei Prozent plus der Produktionslücke in Prozent multipliziert mit dem Faktor 0,5 plus der Inflationslücke in Prozent multipliziert mit 0,5. Etwas überholt Nun gut, das alles klingt jetzt auch nicht gerade ausgesprochen einfach, Tatsache ist aber, dass sich aus dieser Formel ein Zinssatz errechnet, der über Jahre hinweg mit der tatsächlichen Höhe des US-Leitzinses weitgehend übereinstimmte. Seit den späten 80ern ist aber einiges in Bewegung gekommen und die Finanzmärkte präsentieren sich komplexer und dynamischer. Das „Design“ der Taylor Rule, das auch bewusst einfach konstruiert worden ist, greift jetzt nicht mehr. Null- oder Negativzinsen waren im Konzept nicht vorgesehen. Die „goldene Regel“ hat somit in den letzten Jahren und Jahrzehnten einiges an Bedeutung verloren. Wobei einer es immer schon gewusst hat: „Die Taylor-Regel will mit historischen Daten die Zukunft vorhersagen“, diese skeptischen Worte stammen wiederum – erraten – von Alan Greenspan.
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Zusammenhänge verstehen
NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE
DES BANKERS NEUE KLEIDER Anat Admati / Martin Hellwig Finanzbuchverlag, 528 Seiten
Bei „Des Bankers neue Kleider“ handelt es sich um kein brandneues (Erstauflage 2013), aber nichtsdestotrotz lesenswertes Buch. Denn das behandelte Thema wird uns höchstwahrscheinlich noch geraume Zeit beschäftigen. Wie der Untertitel verrät, geht es nämlich darum, „was bei den Banken wirklich schiefläuft und was sich ändern muss“. Kurz zusammengefasst kann man dazu sagen: Eine ganze Menge. Natürlich werfen die Autoren Anat Admati und Martin Hellwig einen weit ausführlicheren Blick auf die Entwicklung der Bankenlandschaft und deren Probleme. Als eines davon wird die hohe Schuldenlast identifiziert: „Der auffälligste Trend in der Finanzierung von Banken seit Mitte des 19. Jahrhunderts liegt in der steigenden Abnahme der Eigenkapital- relativ zur Fremdkapitalfinanzierung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es noch üblich, das das Eigenkapital von Banken 25 Prozent ihrer gesamten Aktiva ausmachte. Dieser Prozentsatz ist mit der Zeit in den einstelligen Bereich abgerutscht und lag Anfang der 1990er-Jahre in den USA zwischen sechs und acht Prozent“, ist hier zu lesen. Eine zentrale Aussage des Buches ist es auch, dass Schuldenmachen vieles zur schwierigen Lage der Geldinstitute beiträgt, wobei die übermäßige „Produktion“ von Schulden als ineffizient bezeichnet wird. Die Autoren nehmen aber nicht nur die Banken selbst, sondern auch die Politik in die Pflicht und kritisieren, dass die Anstrengungen zur Reformierung des Finanzsystems nach Ausbruch der großen Krise schnell wieder erstickt worden sind. Übrigens: Das Wort bankrott kommt vom Italienischen „banca rotta“ und bedeutet „zerbrochene Sitzbank“.
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Nicht nur der Reichtum von Warren Buffet ist legendär – viele seiner Bonmots sind es ebenso: „Ich habe den Dow gekillt. Dabei habe ich damals nur Peanuts investiert (...) Nicht viel Geld zu haben, ist ein riesiger struktureller Vorteil. Ich glaube, mit einer Million Dollar würde ich Ihnen einen Gewinn von 50 Prozent verschaffen. Nein, ich weiß sogar, dass ich das könnte. Ich garantiere es Ihnen“, so der Finanzguru. Solche Sprüche klingen markig bis vielleicht sogar überheblich, allerdings kommen sie von keinem Möchtegern-Krösus, sondern von einem der reichsten Menschen der Welt. Nebenbei ist er Philantrop und Mäzen, der gerne erhebliche Summen für Spenden locker macht. Jeremy Miller (er arbeitet für das Kapitalanalyse-Unternehmen Vertical Research Partners) hat nun dem Altmeister auf die Finger geschaut und will einige seiner Investmentgeheimisse lüften. Wer sich nun erwartet, dass nach der Lektüre des Buchs der Weg zu unermesslichem Reichtum offen stünde, muss leider enttäuscht werden. Das wäre auch etwas zuviel verlangt, dafür verschafft das Buch aber nützliche Einblicke in das Denken und Handeln des überaus erfolgreichen Investors. Davon kann man schon das eine oder andere in die eigene Anlagestrategie einbauen. So warnt Buffet davor, Investments zu kurzfristig zu betrachten: Zumindest seien drei Jahre das absolute Minimum, um die Performance zu bewerten, noch besser seien fünf Jahre. Weiters setzt Buffet bei der Auswahl seiner Zielobjekte auf Value-Prinzipien; Modeerscheinungen haben in dieser Philosophie keinen Platz.
WARREN BUFFETTS FUNDAMENTALE INVESTMENT-GEHEIMNISSE Jeremy Miller, Finanzbuchverlag, 363 Seiten
KLIMAWANDEL UND SICHERHEIT Angenendt / Dröge / Richert (Hrsg.) Nomos Verlag, 277 Seiten
Dass der Klimawandel voranschreitet und von Menschenhand beschleunigt wird, stellen nur noch sehr wenige Skeptiker infrage. Nun wurde bereits viel zu den möglichen ökologischen sowie auch ökonomischen Auswirkungen der Erderwärmung geschrieben. Nicht immer im Mittelpunkt des Interesses steht zumeist die Frage, inwiefern sich in diesem Zusammenhang auch Sicherheitsrisiken auftun. Diesem Thema hat sich erfreulicherweise das Buch „Klimawandel und Sicherheit“ angenommen. Ohne Übertreibung können die beschriebenen Gefahren als enorm bezeichnet werden: Sie reichen über den Wassermangel in Afrika über eine Bedrohung der globalen Nahrungsmittelversorgung bis hin zu einer möglichen Verschärfung der Flüchtlingsproblematik. Haken wir bei letztgenanntem Punkt ein: Immer mehr einflussreiche Studien aus jüngster Zeit bezeichnen klimawandelbedingte Massenwanderungen als künftiges nationales und internationales Sicherheitsrisiko. „Die meisten dieser Prognosen sind dramatisch: Die Verfasser erwarten, dass in den kommenden Jahrzehnten Hunderte Millionen Menschen ihre Heimatgebiete verlassen und damit neue inner- und zwischenstaatliche Konflikte auslösen werden“, schreibt Steffen Angenendt in dem vorliegenden Werk. Problematisch ist dabei nicht zuletzt, dass es derzeit noch keine probaten internationalen Instrumente gibt, um mit der wachsenden Zahl von Klimaflüchtlingen umzugehen. Es herrscht, wie es so schön heißt, dringender Handlungsbedarf. Auch um den Status des Klimaflüchtlings völkerrechtlich zu definieren.
CREDITS: beigestellt
BUCHTIPPS
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Ăśsterreichischer dachfonds award 16
t RENTEN-DACHFONDS t GEMISCHTE DACHFONDS t AKTIEN-DACHFONDS t FLEXIBLE DACHFONDS t HEDGE-DACHFONDS
AM 17. NOVEMBER IST ES WIEDER SOWEIT Im Rahmen der Abendgala zum â&#x20AC;&#x17E;Ă&#x2013;sterreichischen Dachfonds Awardâ&#x20AC;&#x153; zeichnet das GELDMagazin alljährlich die besten hierzulande zugelassenen Dachfonds aus. Bereits zum sechszehnten Mal in Folge wird in diesem Jahr das gesamte in Ă&#x2013;sterreich angebotene DachfondsPortfolio in Vergleichsgruppen unterteilt, analysiert und bewertet. SchlieĂ&#x;lich werden am 17. November 2016 die Sieger der verschiedenen Kategorien im Rahmen einer groĂ&#x;en Abendgala, dem â&#x20AC;&#x17E;16. Ă&#x2013;sterreichischen Dachfonds Awardâ&#x20AC;&#x153;, präsentiert und ausgezeichnet. Ihre Anfragen bitte an T KPWJD!HFME NBHB[JO BU oder telefonisch an .
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