GELD-Magazin, Dezember 2016 / Jänner 2017

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Invesco-Chefökonom John Greenwood: „USA bleiben auf der Überholspur”

4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 12 | 2016 ° 3,90 Euro

DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE

Das neue Jahr wird turbulent! Dennoch gibt es zahlreiche Chancen. Setzen Sie jetzt auf die richtigen Produkte!

° Regionen-Überblick: Wo Sie die höchsten Renditen erzielen ° Branchen-Überblick: Neue Megatrends als Ertragsbringer ° Anleihen: Wie Sie der Zinsfalle entgehen


C-QUADRAT ARTS Total Return Bond Der C-QUADRAT ARTS Total Return Bond überzeugt als chancenreicher, verlässlicher Portfoliobaustein in jeder Marktphase. Die Flexibilität seiner Anlagerichtlinien ermöglicht ihm, bis zu 100 % sowohl in Anleihen- als auch in Geldmarktfonds bzw. geldmarktnahe Fonds und in Bankguthaben zu investieren. Bei der Umsetzung der Anlagepolitik wird verstärkt einem Total Return-Ansatz gefolgt. Das Fondsmanagement nutzt ein von ARTS Asset Management entwickeltes technisches Handelsprogramm mit einer kurz- bis mittelfristig trendfolgenden Ausrichtung. Die Anlagestrategie orientiert sich nicht an einer Benchmark, angestrebt wird vielmehr längerfristig in allen Marktphasen einen absoluten Wertzuwachs zu erwirtschaften. Der Fonds verfügt über Top Ratings und ist vielfach ausgezeichnet. * 5 Jahre | 32,61 % * 5 Jahre p.a. |

5,80 %

* seit Auflage | 90,04 %

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* seit Auflage p.a. |

Wertentwicklung 10 Jahre 30.11.06 – 30.11.16

+73,78 % (5,68 % p.a.) 160

Performanceergebnisse der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko verbunden. Kurse können sowohl steigen als auch fallen. Die Per formance wurde unter Anwendung der OeKB/BVI-Methode berechnet. Ausgabe- und Rücknahmespesen sind in der Berechnung der Performanceergebnisse nicht berücksichtigt. Bei einem Anlagebetrag von EUR 1.000,– ist vom Anleger ein Ausgabeaufschlag iHv max. EUR 50,– zu bezahlen, welcher die Wertentwicklung seiner Anlage entsprechend mindert. Eventuell anfallende Depotkosten mindern den Ertrag des Anlegers zusätzlich. *Berechnungsquelle: Cyberfinancials Datenkommunikation GmbH.

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Vielfache Auszeichnungen Lipper Leader Stand: 31.10.2016 2007 • 2008 • 2009 • 2010

9 X IN FOLGE BESTER DACHFONDSMANAGER ÖSTERREICHS 2011 • 2012 • 2013 • 2014 • 2015

1. Platz: 3 Jahre 2. Platz: 1, 5 Jahre

Morningstar Rating Gesamt Stand: 31.10.2016 TM

Diese Marketingmitteilung dient ausschließlich unverbindlichen Informationszwecken und stellt kein Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen dar, noch ist sie als Aufforderung anzusehen, ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung oder Nebenleistung abzugeben. Dieses Dokument kann eine Beratung durch Ihren persönlichen Anlageberater nicht ersetzen. Grundlage für den Kauf von Investmentanteilen ist der jeweils gültige Verkaufsprospekt, die wesentlichen Anlegerinformationen (»KID«, »KIID«) sowie der Jahresbericht und, falls älter als acht Monate, der Halbjahresbericht. Diese Unterlagen stehen dem Interessenten bei der Kapitalanlagegesellschaft Ampega Investment GmbH, Charles-de-Gaulle-Platz 1, D-50679 Köln und bei der C-QUADRAT Kapitalanlage AG, Schottenfeldgasse 20, A-1070 Wien, sowie am Sitz der Zahl- und Informationsstelle in Deutschland, Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA, Kaiserstraße 24, D-60311 Frankfurt am Main, sowie im Internet unter www.ampega.de und www.c-quadrat.com kostenlos in deutscher Sprache zur Verfügung. Alle dargestellten Wertentwicklungen entsprechen der Bruttoperformance, welche alle anfallenden Kosten auf Fondsebene beinhaltet und von einer Wiederanlage ev. Ausschüttungen ausgeht. Performanceergebnisse der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Eine Kapitalanlage in Investmentfonds unterliegt allgemeinen Konjunkturrisiken und Wertschwankungen, die zu Verlusten – bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals – führen können. Es wird ausdrücklich auf die ausführlichen Risikohinweise des Verkaufsprospektes verwiesen. Trends können sich ändern und negative Renditeentwicklungen nach sich ziehen. Ein trendfolgendes Handelssystem kann Trends über- oder untergewichten. ©2016 Morningstar. Alle Rechte vorbehalten. Details zum Morningstar Rating unter www.morningstar.de. Stand Dezember 2016

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Nähere Infos zum C-QUADRAT ARTS Total Return Bond erhalten Sie bei Ihrem persönlichen Anlageberater oder bei Ihrer Hausbank. ISIN: AT0000634720 (T) . Deutsche WKN: A0B6WZ (T) . C�QUADRAT Kapitalanlage AG . Schottenfeldgasse 20 . A-1070 Wien . Fax +43 1 51566-159 C�QUADRAT Info-Hotline: +43 1 515 66-0 . www.c-quadrat.com . blog.c-quadrat.com


° editorial  12/2016-01/2017 Hochschaubahn

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itte 2016 haben sich mehrere Trendwechsel bemerkbar gemacht: Nachdem bereits zu Beginn des Jahres der Goldpreis zu einem Höhenflug ansetzte und ab Februar der Rohölpreis nach oben folgte, starteten die Aktienbörsen just nach der gefürchteten Brexit-Entscheidung eine kräftige Aufwärtsbewegung. Im ­August reagierten die Anleihenmärkte mit Zinsanstiegen und Kursverlusten. Überraschend gewann Immobilien-Tycoon Donald Trump am 8. November die US-Präsidentschaftswahlen – die Angelobung wird am 20. Jänner erfolgen. Wichtig war zuletzt auch die Ablehnung der Senats-Reform in Italien am 4. Dezember mit dem daraufhin folgenden Rücktritt des Premiers Matteo Renzi und dem Entscheid der EZB, das Anleihenkaufprogramm zu verlängern. Bereits jetzt kann gesagt werden, dass das neue Jahr spannend und abwechslungsreich wird. Ab Jänner wird Donald Trump des Öfteren von sich reden machen, es stehen Wahlen in Italien, Frankreich und Deutschland an, wobei ein Aufschwung populis­tischer EU-kritischer Parteien befürchtet wird. Die Fed wird voraussichtlich die Zinsen vorsichtig weiter erhöhen und die EZB wird alle Hände voll zu tun haben, die Zinsen niedrig zu halten und ­mögliche Krisensituationen in Europa abzufedern. Bei allen Unabwägbarkeiten ist aber die langsame Erholung der Wirtschaft ein Lichtblick. Auf der Verliererseite werden nach wie vor die Sparbuch-Sparer bleiben, die bei anziehender Inflation weiterhin mit null Zinsen ­abgespeist werden.

Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin

In der Ihnen vorliegenden Jahresend-Ausgabe des GELDMaga­zins finden Sie als „Ausblick 2017“ zahlreiche Kommentare von Fachleuten – z.B. der Ökonomen-Legende John Greenwood von Invesco. Wir haben für Sie die zu erwartenden Entwicklungen zusammengefasst: unter anderem über die Anleihenmärkte (Seite 32), die Aktienmärkte, aufgegliedert nach den wichtigsten Regionen (Seite 40) und Branchen (Seite 48) sowie ein Special über die Wiener Börse (Seite 70). Wir freuen uns darauf, Sie auch im Jahr 2017 zu begleiten und Ihnen mit zahlreichen Tipps bei Ihren Anlageentscheidungen zur Seite zu stehen. Prosit Neujahr!

º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, E: office@geld-magazin.at º Herausgeber 4profit Verlag GmbH º GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic  º Chefredakteur Mario Franzin º Redaktion Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Wolfgang Regner, Mag. Linda Benkö º grafik Noura El-Kordy º Bilder Shutterstock º CoverFOTO Shutterstock  º Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º Verlagsleitung Snezana Jovic º eventmarketing Ivana Jovic º Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller º IT-management Oliver Uhlir º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-12 • abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.


32 Ausblick 2017

08 Hans-Peter Haselsteiner

Brennpunkt

geldanlage

06 ° PANORAMA. Indien: Radikalreform +

22 ° Panorama. Veruntreuung: Malaysischer

08 ° Interview Hans-peter Haselsteiner. Der

24 ° interview john greenwood. Der Chef-

Industrielle warnt vor dramatisch steigender Arbeitslosigkeit und fordert mehr Verteilungsgerechtigkeit in Österreich und Europa.

10 ° Finanzpolitik: Kurzmeldungen. Türkei: Lira stürzt ab + EZB: Digitalen Währungen auf der Spur + OeNB: Gold kehrt nach Österreich zurück.

wirtschaft 12 ° PANORAMA. Schweden: Immense Besteuerung von Arbeit + Wirtschaftskammer: Milliardenschweres Vermögen angehäuft.

14 ° Körperschaftsteuer. Heimische Unternehmen sollen entlastet werden, Experten sehen aber die Gefahr von Steuerdumping.

banking & finanzierung 16 ° PANORAMA. Irland: Europas Bankenmetropole + HYPO NOE: Die Zukunft von Basel IV.

18 ° Interview susanne höllinger. Die Chefin der Kathrein Privatbank über robuste Märkte.

20 ° wissen. Das zentrale Kontenregister bedeutet nicht das Ende des Bankgeheimnisses.

4 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2016

Staatsfonds unter Verdacht + Anlegerbarometer: Fonds gewinnen an Beliebtheit.

volkswirt von Invesco hegt Zweifel am „Trump-Effekt“.

28 ° institutional investors congress.

Finanzprofis werfen einen profunden Blick auf 2017.

32 ° anleihen. Nur durch aktives Management kann man der Zinsfalle entgehen.

35 ° interview Saida Eggerstedt. Die Deka-

Expertin hat nachhaltige Renteninvestments im Visier.

36 ° interview Stephan Kuhnke. Der BantleonSpezialist rechnet mit Kursverlusten bei Anleihen.

38 ° interview StephEn jones. Der CIO von

Kames Capital sieht die europäische Konjunktur weiter im Aufwind.

40 ° Ausblick: Regionen.

2017 bringt stabiles Wachstum und weiterhin volatile Aktienmärkte.

42 ° Europa. Der „Alte Kontinent“ ist hinter die Wall Street zurückgefallen – das könnte sich bald ändern.

44 ° USA. Trump hat die US-Börsen beflügelt – die Outperformance wird nicht ewig anhalten.

45 ° interview Jason Kotik. Der Aberdeen

Fondsmanager über die Attraktivität der US Small Caps gegenüber klassischen Large Cap-Titeln.

CrediTS: Shutterstock, beigestellt/Strabag

Öster­reich I: Leichter Rückgang bei Arbeitslosen + Österreich II: Exportschwäche.


° Inhalt  12 / 2016 78 Rohstoff-Radar

46 ° emerging markets. Leichte Aufhellung. 48 ° Ausblick: Branchen. Sektorrotation läuft auf Hochtouren.

50 ° healthcare. Die Gesundheitsbranche könnte vom Wahlsieg Trumps profitieren.

52 ° interview ottmar heinen. Der neue

Geschäftsführer will die grundsätzliche Ausrichtung der Lacuna nicht ändern.

54 ° banken. Steigende Zinsen verleihen der Finanzbranche Rückenwind.

55 ° Technologie. Hohes Wachstum hält an. 56 ° Goldminen. Der Turnaround ist da. 58 ° Nachhaltigkeit. Clean Energy hofft auf

74 ° börse deutschland. Turbulentes Jahr

­erwartet; Exporteure könnten unter Trump leiden.

alternative investments 76 ° panorama. Volltreffer gelandet: Rapid

I­ nvesTOR wirft hohe Zinsen ab + Zertifikate-Listing: Interessante Angebote.

77 ° interview Claus hecher. Der BNP-Experte erklärt die Vorzüge von ETFs.

78 ° rohstoff-radar. Edöl: OPEC macht bei

Drosselung Ernst + Gold: Starker Dollar als Belastung + Lithium: Neuer Überflieger.

immobilien

­baldige Konsolidierung.

80 ° panorama. Immofinanz: Höchst aktiv in der

aktien

81 ° interview mario kmenta. Der trivium-

62 ° panorama. voestalpine: Standort Mexiko wächst und gedeiht + Harter Übernahmekampf: Washington gegen Peking.

64 ° weltbörsen. USA: Konjunktur läuft am

Slowakei + Studie: Schönes Wohnen wird wichtiger.

Geschäftsführer erklärt, wie mit Immobilien zweistellige Renditen zu erzielen sind.

82 ° Immobilien-Projekte. Neue Beteiligungsmöglichkeiten für Micro-Living & Co.

Schnürchen + Europa: Politische Krisen belasten + Indien: Währungs-Chaos + Japan: Schwache Konjunktur.

versicherung

66 ° anlagetipps. Saint-Gobain: Es begann in

84 ° panorama. VIG: Starkes Georgien-Geschäft +

Versailles + iShares MSCI China: Günstige Aktien im Fokus + LVMH: Luxus ist wieder in Mode.

68 ° rückblick. Nebenwerte als Erfolgsfaktor. 69 ° interview Ernst Vejdovszky. Der Chef der

S IMMO erklärt, wie man Marktnischen geschickt nützt.

70 ° börse wien. Der ATX ist „aufgewacht“: Die Top-Favoriten 2017.

Basta: Uniqa zieht sich aus Italien zurück.

85 ° FLV-Listing. Fondsgebundene im Überblick. 86 ° vorsorge-trends. Fondspolizzen weiter auf dem Vormarsch.

90 ° buchtipps. Einspruch: Über den Zustand der Republik + Nicht um jeden Preis: Mehr Freude im ­Business + Der Fluch des Geldes: Banknoten ade.

Dezember 2016 – GELD-MAGAZIN ° 5


brennpunktPanorama indien

Land des Monats

ECKDATEN (Republik Indien)

Staatsform Parlamentarische Bundesrepublik Hauptstadt New Delhi Amtssprache Hindi, Englisch und 21 weitere anerkannte Sprachen Staatsoberhaupt Pranab Kumar Mukherjee Regierungschef Narendra Modi Fläche 3.287.000 km2 Einwohner etwa 1,25 Milliarden Bevölkerungsdichte rund 380 pro km2 Währung Indische Rupie BIP (2015) 1746 Milliarden US-Dollar Kfz-Kennzeichen IND Internet-TLD .in Internat. Telefonvorwahl +91 Nationalfeiertage 26. Jänner, 15. August Größte Städte Mumbai, Delhi, Bangalore, Hyderabad Verwaltungsgliederung 29 Bundesstaaten und 7 Unionsterritorien Nachbarstaaten Bangladesch, Bhutan, China, Myanmar, Nepal, Pakistan Höchste Erhebung Kangchendzönga (8586 m)

Zahlenspiel

0,2

Positiv-Trend. Erstmals seit

se fünf Prozent positiv hervor. Nur in zwei Bundes­

dem Jahr 2011 ist die Arbeitslosig-

ländern, nämlich Niederösterreich und Wien,

keit in Österreich rückläufig, wenn auch nur leicht.

stieg die Arbeitslosigkeit im Verglich zum Novem-

Per Ende November waren insgesamt 429.139

ber 2015 an, und zwar um zwei beziehungsweise

Menschen hierzulande arbeitslos vorgemerkt

0,3 Prozent. Uneinheitlich zeigt sich der Arbeits-

oder in Schulungen, was einem kleinen Minus

losen-Trend in den verschiedenen demografi­

von knapp 1000 Personen oder 0,2 Prozent im

schen Gruppen. Während die Jugendarbeits­

Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Auf

losigkeit (15 bis 24 Jahre) österreichweit um 8,9

Bundesländer-Ebene stechen Tirol und Salzburg

Prozent zurückging, stieg die Arbeitslosenrate der

mit einem Rückgang von sieben beziehungswei-

ab 50-Jährigen um 5,9 Prozent an.

6 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2016

rund um Ministerpräsident Narendra Modi hat sich mit ihrer radikalen Bargeldreform – bei der am 9. November dieses Jahres, wortwörtlich über Nacht, alle Geldscheine im Wert von über 100 Rupien für ungültig erklärt wurden – keine Freunde gemacht. Die auf die blühende Schattenwirtschaft und die Verringerung des Schwarzgeldanteils abzielende Regelung sieht vor, dass nur jene Menschen neue Banknoten erhalten sollen, die ihre alten Scheine zuvor auf ein Bankkonto einzahlen. Der größte „Haken“ dabei ist jedoch, dass vor allem die arme Bevölkerung aus ländlichen Gebieten kein Bankkonto besitzt. Wie lokale ­Medien berichten, sind darüber hinaus auch die Bank­filialen in den Städten heillos überlaufen und die Bankomaten leer. Nicht nur internationale Experten, sondern auch der prominente indische Ökonom und Ex-Premierminister kritisieren das Vorgehen der Regierung scharf. „Die Reform fügt den einfachen Bürgern extremes Leid zu und wird das BIP-Wachstum um zwei Prozentpunkte nach unten ziehen“, so Manmohan Singh. Indiens Premier Modi hatte hingegen angekündigt, dass das Ziel die weitgehende Abschaffung des Bargelds in Indien sei.

CrediTS: beigestellt, Wirtschaftsbund, Archiv, wikimedia/FNDE/CC-BY-SA 4.0, Shutterstock, AMS/P: Spiola

Radikalreform. Die indische Regierung


Starke Worte ´´

„Großbritannien ist der Investment-Banker Europas!“

GELD-NEUJAHRSVORSÄTZE Grundregeln. 2016 wird als Jahr der Ver-

änderung in die – voraussichtlich digitalen – Geschichtsbücher der Zukunft eingehen.Viele Auswirkungen der heuer eingeleiteten Veränderungen werden jedoch auch für Investoren erst im kommenden Jahr zu spüren sein. Der Österreichische Verband Financial Planners hat einige wichtige „Neujahrsvorsätze“ zusammengefasst, die Konsumenten dabei unterstützen sollen, ihr Geld sicher durch die kommenden zwölf Monate zu manövrieren. Gerade wenn es um die persönlichen Finanzen geht, gelte es beispielsweise, keinesfalls überstürzte Entscheidungen zu treffen. Ein seriöser Finanzberater würde seinen Klienten immer dazu raten, zuerst umfassend die finanzielle Ist-Situation zu erheben, dann klare Zielvorgaben zu definieren und erst danach über mögliche Investitionsmöglichkeiten oder Produkte nachzudenken, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Um der für 2017 zu erwartenden Volatilität an den Kapitalmärkten ein „Schnippchen“ zu schlagen,

sei es im kommenden Jahr darüber hinaus notwendig, Investitionsentscheidungen mit einem langfristigen Horizont zu planen, jedoch eine realistisch kalkulierte und kurzfristig verfügbare Liquiditätsreserve miteinzuberechnen. Eine breite Streuung der Investitionen sei 2017 ebenfalls besonders wichtig. Auch Assetklassen abseits der klassischen Finanzinstrumente sowie die persönlichen Lebensumstände sollten in die Betrachtung und Entscheidungsfindung miteinbezogen werden. Weiters sind „Inves­ toren gut beraten, den Herdentrieb so gut wie möglich auszuschalten und nicht ausschließlich prozyklisch zu investieren“, so der Vorstandsvorsitzende des Verbands,Professor Otto Lucius,der Anlegern auch dazu rät, sich selbst genügend Know-how anzueignen und nur auf qualifizierte Experten zu vertrauen. Neben Fachwissen, Objektivität und Integrität wären es dabei vor allem Zusatzausbildungen und Zertifizierungen – wie etwa jene zum CFP –, die einen kompetenten Berater auszeichnen.

Der britische Notenbankchef Mark Carney ist davon überzeugt, dass ein Aufrechterhalten der ­engen Finanz-Beziehungen zwischen Großbritannien und der EU vor allem im Interesse der Union sein müsste.

„Die Lage in Griechenland ist besser als gedacht.“ Finanzminister Hans Jörg Schelling will weiterhin nichts von einem Schuldenerlass für Griechenland wissen. Das langjährige Sorgenkind Europas würde aktuell Wachstum und erstmals wieder höhere Steuereinnahmen

export-schwäche

verzeichnen.

Defizit. Kürzlich veröffentlichte Daten der Sta-

tistik Austria zeigen, dass sich der Außenhandel Österreichs in den ersten drei Quartalen verhalten entwickelt hat. Der Gesamtwert der Einfuhren von Waren lag im Zeitraum Jänner bis September 2016 laut vorläufiger Ergebnisse mit 100,12 Milliarden Euro um 0,9 Prozent über dem Vorjahreswert, die Ausfuhren von Waren verzeichneten einen Zuwachs von 0,3 Prozent auf 97,90 Milliarden Euro. Das Defizit der Handelsbilanz belief sich somit auf 2,22 Milliarden Euro, nach 1,68 Milliarden Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres.Während der Handel mit den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union in beiden Verkehrsrichtungen Zuwächse verzeichnete, „schwächelte“ in den ersten drei Quartalen des Jahres vor allem der Außenhandel mit Drittstaaten. Vor allem die rot-weiß-roten Exporte in die USA gingen mit 5,1 Prozent stark zurück.

„Im schlimmsten Fall für China springen die weltweiten Investoren ab, die dieses Schneeballsystem möglich machen.“ Der prominente ehemalige Börsenhändler Dirk Müller erklärt im Gespräch mit dem Standard, dass ein Platzen der China-Blase nur eine Frage der Zeit sei. Stark dafür spreche, dass die Verschuldung chinesischer Unternehmen bei mittlerweile 160 Prozent des BIP liege.

Dezember 2016 – GELD-MAGAZIN ° 7


„Menschen wollen Brot und Spiele“ Mit dem Ausgang der Bundespräsidentschaftswahl zeigt sich der Industrielle Hans-Peter Haselsteiner zufrieden.

Nicht glücklich ist er hingegen mit der Verteilungsgerechtigkeit in Österreich und undifferenzierter Medienberichterstattung. Angesichts der Industrie 4.0 warnt der Ex-Strabag-Chef vor rasant steigender Arbeitslosigkeit. Harald Kolerus

Herr Haselsteiner, Sie haben im Vor-

feld der letzten Runde zur Bundespräsidentschaftswahl eine Anti-Öxit/Anti-Hofer-Kampagne ins Leben gerufen und Van der Bellen ab dem zweiten Wahlgang unterstützt. Wie fühlen Sie sich nach der Entscheidung der Österreicher und Österreicherinnen für Van der Bellen?

Hans-Peter Haselsteiner: Ich bin sehr erfreut und erleichtert, dass Van der Bellen es geschafft hat. Nachdenklich und betrübt macht mich allerdings die Tatsache, dass Norbert Hofer rund 46 Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen konnte. Er ist ohne Zweifel ein Rechtspopulist, das ist angesichts dessen, was er gesagt und schwarz auf weiß geschrieben hat, kein Geheimnis. Eigentlich fährt er ein krasses Minderheitenprogramm, das nur Hardcore-Rechte ansprechen dürfte. Tatsächlich ist das aber nicht der Fall, dieser Wermutstropfen bleibt nach der Wahl bestehen. Ebenso, dass Verhetzung, Verleumdung und Demagogie ­offensichtlich in Österreich toleriert werden.

raum. Wobei ich es ja für blanken Hohn halte, dass Hofer als Dritter Nationalratspräsident gegen Eliten ins Feld zieht. Natürlich ist auch er Teil der Elite. Wobei es sich bei Establishment oder Elite um mediengetriebene Begriffe handelt. Vielleicht werden sie ja zu den Wörtern bzw. Unwörtern das Jahres 2016. Jedenfalls haben die Medien mit der Überstrapazierung dieser Begriffe einen Gutteil der Arbeit für Hofer erledigt. Es wurden symbolhafte, aber leere Worthülsen hochgezogen, deren Inhalt nicht diskutiert wird. So hat jeder seine Interpretation von Elite oder Establishment. Schon bald werden diese Worthülsen durch andere – ähnlich sinnlose – medial ersetzt werden. Persönlich fühle ich mich nicht angegriffen, weil ja eben keine Substanz dahintersteckt. Außerdem muss man sich einen Elite-Status erarbeiten, und man kann ihn auch wieder verlieren. Wie lässt sich nun populistischen Bewegungen mit realpolitischen Maßnahmen der Wind aus den Segeln nehmen?

Es stellt sich die Frage: Warum ist der Kurs Hofers und der FPÖ kein Minderheitenprogramm?

Es steht außer Frage, dass es eine große Gruppe an Wählern gibt, die sehr verärgert sind. Sie legen ein Protestverhalten an den Tag und wollen ein Zeichen setzen – und wenn es einfach das Zeichen ist, dagegen zu sein. Gewettert wird ja vor allem gegen „das Establishment“ oder gegen „die Eliten“. Inwiefern fühlen Sie sich als erfolgreicher Unternehmer hier angesprochen bzw. vielleicht sogar angegriffen?

Die FPÖ wird auch bei den nächsten Wahlen ihren Anti-Establishmentkurs fahren. Das ist einfach, man könnte natürlich auch sagen, es geht gegen „die Reichen“, aber der Begriff der Elite eröffnet einen noch breiteren Spiel-

8 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2016

Ich meine, vieles lässt sich auf „panem et circenses“ herunterbrechen. Schon immer wollten und brauchten die Menschen „Brot und Spiele“. Das war in der Antike so und lässt sich leicht in die Gegenwart transferieren. Nun meine ich, dass die „Spiele-Dimension“ heute mehr als großzügig abgedeckt wird. Wenn wir an das „Brot“ denken, wird die Situation schon viel schwieriger. Ich meine, eines der Grundprobleme ist die geringe Differenz zwischen Arbeitseinkommen und Arbeitsloseneinkommen. Wenn man ohne Beruf an die 850 Euro monatlich erhält und für einen Vollzeitjob vielleicht 1050 Euro netto, dann ist die Arbeitsmotivation natürlich überschaubar. Um dieses wesentliche Problem herum kristallisiert sich alles andere: Menschen fürchten um ihr soziales Prestige, fühlen sich nicht ernst genommen etc. Die Politik könnte

hier mit vernünftigen Maßnahmen gegensteuern. Da aber verschiedene Interessen und Schwierigkeiten im Wege stehen, scheut man vor echten Reformen zurück. Um welche Schwierigkeiten handelt es sich und welche Maßnahmen sollten getroffen werden?

Um die Spreizung zwischen Arbeitseinkommen und Arbeitsloseneinkommen zu erhöhen, könnte man zum Beispiel die ersten verdienten 20.000 Euro von den Sozialversicherungsbeiträgen befreien. Das würde die Einkommen erhöhen und die Differenz zu Arbeitslosengeld oder Mindestsicherung spürbar erhöhen. 200 Euro Unterschied sind hier zu wenig, an die 500 Euro würden die Motivation, zu arbeiten, hingegen steigern. Um solche Maßnahmen zu finanzieren, braucht man natürlich nicht wenig Geld – und woher soll das kommen? Natürlich könnte man auf der Ausgabenseite Einsparungen vornehmen, etwa was eine Föderalismusreform oder das Gesundheitssys­tem betrifft. Allerdings wird dieser Weg von der Politik nicht eingeschlagen, die vor unpopulären Maßnahmen zurückschreckt. Aus dem einfachen Grund, weil man fürchtet, nicht mehr gewählt zu werden. Eine andere Möglichkeit wäre es, die Einnahmen und somit die ­Steuern zu erhöhen. Aber auch diese Alternative erweist sich aus demselben Grund für die Politik als nicht gangbar, gefürchtet wird wiederum die Revanche der Bürger an der Wahlurne. Neue Schulden als Finanzierungsquelle in Betracht zu ziehen, erscheint aufgrund der Vorgaben aus Brüssel auch nicht als machbar. Die Politik befindet sich also in einem Dilemma, welche Lösungsmöglichkeiten sehen Sie?

Was wir brauchen würden, wäre eine Politik, die nicht von Kleingeistigkeit, Nationalismus

credit: Strabag

GELD °


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Im Gespräch mit Hans-Peter Haselsteiner   Brennpunkt

Haselsteiner: „Hofer ist klarer Rechtspopulist.“

und dem Schielen auf die nächste Wiederwahl geprägt ist. Stattdessen sollten längerfristige Visionen im Mittelpunkt stehen, für das eigene Land und für Europa. Nun sind nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa populistische und nationalistische Bewegungen auf dem Vormarsch. Wie dramatisch sehen Sie hier die zukünftige Entwicklung für die EU?

Wichtige Wahlen stehen in Deutschland, Frankreich und Italien an. Deutschland wird wohl ein Erstarken der AfD hinnehmen müssen, sie ist aber von einer Mehrheitsfähigkeit weit entfernt. Die Dimensionen sind hier andere als etwa in Österreich. In Frankreich wird sich, glaube ich, die lange Tradition durchsetzen, über politische Grenzen hinweg denken zu können. Ich meine also, dass im zweiten Wahlgang der sozialistische oder konservative Kandidat gewinnen wird. Möglicherweise schafft es Le Pen gar nicht in die zweite Runde. Und auch wenn sie ein starkes Ergebnis einfährt, erscheint mir eine Zustimmung von rund 46 Prozent wie in Österreich nicht realistisch. In Italien wird die Devise wohl lauten: Alle gegen die Grillini, also gegen die Fünf-Sterne-Bewegung von Beppe Grillo. Wobei schwer zu sagen ist, ob Grillo tatsächlich bis zum bitteren Ende antieuro­päisch eingestellt ist oder ob hier nicht auch viel Wahlkampfrhetorik mitspielt. Le Pen ist hingegen ganz klar gegen Europa gerichtet. Jedenfalls meine ich, dass auch die Grillini keine Mehrheit finden werden. Alles in allem lautet für mich das Fazit: Die angesprochenen Wahlen in Euro­ pa werden direkt keine riesige Bedeutung für die EU haben. Dennoch hat Europa natürlich mit dem Rechtspopulismus zu kämpfen und muss sich bemühen, nationalistische Begierden einzudämmen, aber auch etwas gegen die ungleiche Vermögensverteilung zu unternehmen.

In der Diskussion um soziale Gerechtigkeit hat Bundeskanzler Kern eine heiße Diskussion um

zur person:

die sogenannte Maschinensteuer entfacht...

Dr. Hans-Peter Haselsteiner wurde 1944 in Wörgl (Tirol) geboren. Er studierte an der Wirtschaftsuniversität Wien und promovierte 1970 zum Doktor der Handelswissenschaften. Nach der Praxis bei einem Wirtschafts- und Steuerprüfer trat er 1972 in das Bauunternehmen Isola & Lerchbaumer (spätere Ilbau) ein, zu dessen Vorstandsvorsitzendem er aufstieg. Aus dem Unternehmen entstand durch Zukäufe und Fusionen der Strabag-Konzern. Von 2006 bis 2013 war Haselsteiner Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Am 14. Juni 2013 trat er von der Konzernspitze zurück, heute ist er dort als Generalbevollmächtigter tätig. Weiters ist Haselsteiner seit 2002 Obmann des Fachverbandes der Bauindustrie, Wien. Auch politisch war Haselsteiner aktiv und 1994 bis 1998 Abgeordneter zum Nationalrat im Liberalen ­Forum. Im vergangenen Präsidentschaftswahlkampf machte er gegen mögliche Öxit-Bestrebungen mobil.

In Wirklichkeit handelt es sich hier um eine Verbreiterung der Basis für Unternehmensgewinne. Nun ist der Begriff Maschinensteuer ideologisch besetzt, die Analyse des Status quo und der weiteren Entwicklung ist aber klar: Die Industrie 4.0 wird dem Arbeitsmarkt nicht gut tun und zu einer Beschäftigungslosigkeit führen, die die heutigen Zahlen angenehm erscheinen lassen wird. Das bekannte Sozialsystem wird sich unter zukünftigen Prämissen, etwa der alternden Bevölkerung, nicht halten lassen. Deshalb muss man die Treffsicherheit des Sozialsystems erhöhen und unangenehme Fragen stellen. Etwa, ob es Familienbeihilfe für jeden geben sollte, egal, ob finanzieller Bedarf besteht oder nicht. www.strabag.at

dezember 2016 – GELD-MAGAZIN ° 9


BRENNPUNKT ° Kurzmeldungen aus der Finanzpolitik

EU-Gelder fließen weiter Türkische Lira stürzt ab – Erdogan ruft das Volk auf

Die Kommission hat bei aller Kritik aber darauf verzichtet, Italien oder einem anderen Land einen „besonders schwerwiegenden Verstoß“ gegen die Vorgaben vorzuwerfen. Dies erspart ihr u.a. einen offenen Konflikt mit Italien zu einem heiklen Zeitpunkt. Spanien und Portugal hatten sich bereits im Sommer eine Verschärfung der laufenden EU-Defizitverfahren eingebrockt, da sie die wiederholt verlängerten Fristen zur Senkung ihrer Defizite verfehlt hatten. Damals hat die EU auf die Verhängung von Geldbußen verzichtet, aber mit der Einfrierung von Mittelzusagen aus den EU-Struktur(mf) und Investitionsfonds gedroht.

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Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan erntet nun die Früchte seiner despotischen Politik. Investoren verlassen fluchtartig das Land, die Währung geht auf Talfahrt. Nun rief er seine Landsleute auf, ihre Devisenbestände in Lira oder Gold zu tauschen. Erdogan rief sein Volk zum Verkauf ihrer Devisenreserven auf: „Die, die Devisen unter ihrem Kissen haben, sollen kommen und ihr Geld in Gold umwandeln“, sagte Erdogan kürzlich in Ankara. „Sie sollen kommen und ihr Geld in türkische Lira umwandeln. Soll die türkische Lira an Wert gewinnen. Soll Gold an Wert gewinnen.“ Gleichzeitig fordert Erdogan die Banken auf: „Es gibt keine andere Wahl, als die Zinsen zu senken.“ Die logische Folge war, dass die Landeswährung auf ein neues Rekordtief von 0,272 Euro absackte. Binnen eines Jahres hat die Lira im

Die türkische Lira verlor binnen eines Jahres 20 Prozent an Wert.

Vergleich zum Euro damit mehr als 20 Prozent eingebüßt. Anfang Dezember hatte die türkische Notenbank ihren Leitzins überraschend deutlich von 7,5 Prozent auf acht Prozent angehoben. Sie setzte sich mit diesem Schritt über Erdogans Aufrufe zur Zinssenkung hinweg. Der Effekt der ersten Leitzinsanhebung seit Anfang 2014 verpuffte aber, die Lira verlor weiter an Wert. (mf)

EZB erforscht den Einsatz digitaler Währungen

Gold wieder in Österreich

In einer gemeinsamen Studie mit der japanischen Notenbank untersucht die Europäische Zentralbank (EZB) den Einsatz digitaler Verfahren, die der Währung Bitcoin zugrunde liegen.

Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) holt weiter Gold aus Zürich und London zurück nach Österreich. Nun lagern wieder die ersten 30 Tonnen in der Nationalbank.

Der digitalen Währung Bitcoin liegt die Distributed Ledger Technologie (DLT) zugrunde. Sie zeichnet im digitalen Zahlungsverkehr die Geschäfte zwischen den Nutzern auf, ohne dass dabei eine zentrale Stelle jede einzelne Finanztransaktion legitimieren muss. Dabei funktioniert DLT wie eine geteilte Datenbank mit einem öffentlich geführten Kontobuch. Obwohl diese Technologie noch nicht für den Massenbetrieb tauge, trauen viele Experten neuen virtuellen Bezahlsystemen, wie etwa Bitcoin, großes Zukunftspotenzial im Zahlungsverkehr zu. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny hält die virtuelle Währung hinge-

Die OeNB ließ 2016 neuerlich 15 Tonnen Gold nach Wien bringen, 2015 wurden bereits die ersten 15 Tonnen in die eigenen Tresorräume unterhalb der Nationalbank eingelagert. 2017 sollen laut Franz Partsch, Direktor der Abteilung Treasury in der Nationalbank, weitere 30 Tonnen repatriiert werden, die einen Wert von rund einer Milliarde Euro haben. Das Ziel ist, bis 2020 die Hälfte der 280 Tonnen der österreichischen Goldreserven in Wien zu lagern, den Rest an den großen Goldhandelsplätzen London und Zürich. Etwa die Hälfte der heimischen Währungsreserven von 21 Milliarden Euro werden laut Partsch in Gold gehalten. (mf)

° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

Bitcoin: Das Interesse der großen Notenbanken an digitalen Währungen ist geweckt.

gen für „extrem problematisch“ und sehe sie als undurchsichtige Entwicklung, die längerfristig keine Zukunft habe. Dennoch haben mehrere Großbanken bereits Systeme für den Anleihenhandel getestet, die auf solchen Verfahren beruhen. Die wichtigsten Erkenntnisse aus der EZB/BoJ-Studie sollen (mf) nächstes Jahr veröffentlicht werden.

CREDITS: Shutterstock

Die EU-Kommission hat in den jährlichen „Herbstzeugnissen“ festgestellt, dass insgesamt acht Staaten mit ihren Budgetplänen für 2017 die EU-Vorgaben verletzen – allen voran Italien, Spanien und Portugal.


Kurzmeldungen aus der Finanzpolitik

° BRENNPUNKT

EU-Hilfsgelder versickern in der Ukraine Die seit 2007 von der EU aufgelegten Unterstützungsprogramme für die Ukraine – insgesamt 11,2 Milliarden Euro – hätten bisher nur eingeschränkt Wirkung gezeigt, kritisieren die EUFinanzkontrollore in ihrem Bericht. Die „unzulängliche Erfolgsbilanz in Bezug auf die Korruption“ gefährde das gesamte Hilfsprogramm. „Die Korruptionsbekämpfung in der Ukraine ist ins Stocken geraten, weil die Strafverfolgungseinrichtungen nicht ausreichend unabhängig sind und die Oligarchen Einfluss auf politische Parteien ausüben“, heißt es in dem Bericht. Bis zum Jahr 2014 sei der Reformeifer der damaligen ukrainischen Regierung überhaupt sehr begrenzt

gewesen. Nach der Maidan-Revolution habe es zwar Fortschritte gegeben, die Ergebnisse des neuen Hilfspaketes über 11,2 Milliarden Euro blieben aber unbeständig. Im Prüfungszeitraum von 2007 bis 2015 zahlte die EU an die Ukraine Zuschüsse in Höhe von 1,6 Milliarden Euro sowie Darlehen in der Höhe von 3,4 Milliarden Euro. Neben dem zu großen Einfluss von Oligarchen auf die Politik hat aber auch der Konflikt in der Ostukraine die wirtschaftlichen und finanziellen Herausforderungen dramatisch verschärft. Das BIP ging 2014 um 6,6 Prozent und im Jahr 2015 um 9,9 Prozent zurück. 2016 soll das erste Jahr mit Wachstum werden. Der Rechnungshof schlägt der EU-Kommission nun vor, bei ausbleibenden Fort-

Das Parlament in Kiew steht unter starkem Einfluss der ukrainischen Oligarchen.

schritten bei den Reformen die Budgethilfezahlungen auszusetzen. Zudem wird unter anderem empfohlen, die wirksame Umsetzung zentraler Reformen in den Bereichen öffentliches Finanzmanagement und Korruptionsbekämpfung zur Bedin(mf) gung weiterer EU-Hilfen zu machen.

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WIRTSCHAFTPanorama SCHWEDEN

ECKDATEN (Königreich Schweden)

ARBEITSBESTEUERUNG. Der Anteil der Be-

Parlamentarische Monarchie Stockholm Schwedisch sowie anerkannte Minderheitensprachen Staatsoberhaupt König Carl XVI. Gustaf Regierungschef Stefan Löfven Fläche 449.696 km2 Einwohner etwa 9,85 Millionen Bevölkerungsdichte rund 21,9 pro km2 Währung Schwedische Krone BIP (2015) 439,6 Milliarden Euro Kfz-Kennzeichen S Internet-TLD .se Internat. Telefonvorwahl +46 Nationalfeiertag 6. Juni Größte Städte Stockholm, Göteborg, Malmö, Uppsala Verwaltungsgliederung 21 Provinzen Nachbarstaaten Finnland, Norwegen Höchste Erhebung Kebnekaise (2099 m)

steuerung von Arbeit an den Gesamtsteuern liegt in Österreich bei 57,4 Prozent, wie aus einem aktuellen Bericht der EU-Kommission hervorgeht, der auf Basis von Vergleichsdaten aus dem Jahr 2014 erstellt wurde. Im „Ranking“ der 28 EU-Länder nimmt die Alpenrepublik somit Platz zwei ein, der unionsweite Durchschnitt liegt bei 50,5 Prozent. Nur in Schweden ist der Anteil der Arbeitsbesteuerung am Gesamtsteueraufkommen mit 58,5 Prozent noch höher als hierzulande. Beim Vergleich des Anteils der Kapitalbesteuerung an der gesamten Steuerbelastung schaffte es Österreich mit 5,1 Prozent lediglich auf Platz 23 von 28. Hier liegen Zypern und Malta mit jeweils 18,7 Prozent an der Spitze. Der niedrigste Kapitalbesteuerungsanteil ist mit 3,7 Prozent in Ungarn zu finden.

PESSIMISTISCHE ARBEITNEHMER ZUNKUFTSSORGEN. Die nun schon Jahre

andauernde Wirtschaftskrise hinterlässt ihre Spuren. Nicht zuletzt im „Gemüt“ der heimischen Arbeitnehmer, wie eine Eigenstudie von meinungsraum.at beweist. „Die österreichischen Arbeitnehmer blicken pessimistisch in die Zukunft. Zwei Drittel der 1000 Befragten glauben, dass es immer schwieriger wird, einen Job zu finden. Ein Drittel fühlt sich von der steigenden Arbeitslosigkeit zutiefst verunsichert.20 Prozent haben sogar Angst,dass sie irgendwann arbeitslos werden“, so Christian Hintermayer, Studienleiter bei der Agentur meinungsraum. at. Beunruhigend ist darüber hinaus, dass auch

12 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

STARKE WORTE ´´

„Mit diesem Satz wird Ungarn europaweit die besten steuerlichen Konditionen anbieten.“ Ungarns umstrittener Ministerpräsident Victor Orban plant, die Körperschaftsteuer für alle Unternehmen im kommenden Jahr auf neun Prozent – und somit den niedrigsten Steuersatz der gesamten Union – zu senken.

ZAHLENSPIEL junge Arbeitnehmer bis zum 30. Lebensjahr erstaunlich negativ eingestellt sind. „Bereits ein Viertel der unter 30-Jährigen glaubt, dass sie nur schwer einen neuen passenden Job finden werden. In der Gruppe der 30- bis 39-Jährigen ist das fast jeder Dritte“, präzisiert Hintermayer. Wenig überraschend korrelieren die Zukunftssorgen der Arbeitnehmer auch mit deren Zufriedenheit im derzeitigen Job: Bei den Arbeitnehmern, die pessimistisch in die Zukunft blicken, sind nur 59 Prozent mit ihrer Arbeit zufrieden. Von jenen, die optimistisch eingestellt sind, liegt die Arbeitszufriedenheit mit 81 Prozent deutlich höher.

542

WKO. Eine parlamentarische Anfrage der Neos brachte Ende

November zum Tageslicht, dass die Bundes- und die Landeswirtschaftskammern insgesamt auf einem Wertpapiervermögen in der Höhe von über 542 Millionen Euro „sitzen“. Addiert man dazu das Anlagevermögen, die Bankguthaben und Rücklagen der Kammern, ergibt sich ein „Vermögen“ in der Höhe von mehr als 1,5 Milliarden Euro. „Alle schimpfen über die Heuschrecken, aber ausgerechnet die Kammer veranlagt mit den Beiträgen ihrer Pflichtmitglieder in großem Stil“, kritisiert der streitbare Neos-Mandatar Sepp Schellhorn.

CREDITS: Archiv, Wikipedia/EEP Summit, Shutterstock

Staatsform Hauptstadt Amtssprache

Land des Monats


GASTBEITRAG

MÜLLER PARTNER RECHTSANWÄLTE

Neues Erbrecht bringt Änderungsbedarf für Privatstiftungen

M

it 01.01.2017 tritt das Erbrechtsänderungsgesetz 2015 in Kraft und bringt weitreichende Änderungen für Privatstiftungen. Ein zentraler Eckpunkt der Reform ist die Neuregelung des Pflichtteilsrechts, dem für Nachfolgeregelungen erhebliche Bedeutung zukommt.

Die Ansprüche übergangener Pflichtteilsberechtigter stellen für Privatstiftungen ein großes Risiko dar, da Pflichtteilsberechtigte mitunter bei Ermittlung ihrer Pflichtteilsansprüche auch die Vermögenswerte in der Stiftung zugrunde legen dürfen. Bei unzureichendem Nachlass können Vermögenswidmungen an Privatstiftungen zurückgefordert werden. Auf diesem Weg kann bis zu 50 Prozent des Stiftungsvermögens nach Ableben des Stifters gefährdet sein. An dieser Rechtslage hat sich grundsätzlich auch nach der Erbrechtsreform nichts geändert; solange der Stifter sich wesentlich Einflussrechte in der Stiftung vorbehält (etwa ein Änderungs- oder Widerrufsrecht), ist das Stiftungsvermögen bei der Ermittlung der Pflichtteilsansprüche zu berücksichtigen. Allerdings muss sich ein Pflichtteilsberechtigter ab Jänner 2017 alles auf seinen Anspruch anrechnen lassen, was er als Begünstigter einer Privatstiftung schon zu Lebzeiten, aber auch aus Anlass des Todes des Erblassers und danach erhält. Im Folgenden werden überblicksartig die wesentlichen Änderungen der Rechtslage dargestellt. EIGNUNG EINER BEGÜNSTIGTENSTELLUNG ZUR PFLICHTTEILSDECKUNG Im Rahmen einer Liberalisierung der bislang sehr strengen Regelungen darüber, welche Zuwendungen zur Pflichtteilsdeckung geeignet sind, wird im neuen Erbrecht erstmals auch die Einräumung einer Begünstigtenstellung in Privatstiftungen explizit erwähnt. Nach bisherigem Recht war es vereinfacht gesagt so, dass nur solche Zuwendungen zur Pflicht-

ten, die Ergänzung seines Pflichtteiles fordern. Ein solcher Anspruch kann – je nach familiärer und vermögensrechtlicher Situation des Stifters und Ausgestaltung der Stiftungserklärung – die Hälfte des gesamten Stiftungsvermögens betreffen. Stiftern und Privatstiftungen ist daher zu empfehlen, mögliche pflichtteilsrechtliche Risiken für die Stiftung abzuklären, um eine böse Überraschung zu vermeiden. DR. MARTIN MELZER & DDR. KATHARINA MÜLLER, Müller Partner Rechtsanwälte

teilsdeckung geeignet waren, die dem Pflichtteilsberechtigten sofort zukamen. Nunmehr ist gesetzlich verankert, dass auch Zuwendungen, die dem Pflichtteilsberechtigten erst über einen längeren Zeitraum liquide zufließen, grundsätzlich zur Pflichtteilsdeckung geeignet sind; so auch die Begünstigtenstellung in einer Privatstiftung. Damit eine Begünstigtenstellung pflichtteilsdeckend ist, bedarf es einer konkreten Ausgestaltung in der Stiftungserklärung, sodass die Begünstigtenstellung einer Bewertung zugänglich ist. Stiftern ist daher zu empfehlen, die Begünstigtenregelungen in der Stiftungserklärung allenfalls neu zu gestalten. SCHENKUNGSANRECHNUNG NEU Wie bereits bisher kann ein Pflichtteilsberechtigter verlangen, dass dem Nachlass bestimmte Schenkungen, die der Verstorbene bereits zu Lebzeiten oder von Todes wegen gemacht hat, hinzugerechnet werden. Darunter fallen Vermögenswidmungen an Privatstiftungen und (nunmehr explizit erwähnt) die Einräumung der Stellung als Begünstigter einer vom Erblasser errichteten Stiftung. Reicht der Nachlass nicht aus, um den rechnerisch um die Schenkungen erhöhten Pflichtteil zu erfüllen, kann der verkürzte Pflichtteilsberechtigte von den Beschenkten, im konkreten Fall die Privatstiftung und die Begünstig-

NEUE AUSKUNFTSVERPFLICHTUNG FÜR PRIVATSTIFTUNGEN Bislang scheiterten viele dieser gerade erwähnten Pflichtteilsergänzungsansprüche daran, dass der verkürzte Pflichtteilsberechtigte nicht wusste, an wen und in welcher Höhe Schenkungen getätigt wurden. Der bisher im Zivilrecht vorgesehene Auskunftsanspruch richtete sich nämlich nur gegen den Erben, nicht aber gegen dritte Geschenknehmer. Dies ist nun anders: Der Pflichtteilsberechtigte kann von allen Geschenknehmern Auskunft darüber verlangen, ob sie Zuwendungen des Erblassers erhalten haben und wenn ja, in welcher Höhe. Privatstiftungen – als Geschenknehmer des durch den Stifter gewidmeten Stiftungsvermögens – werden daher in Zukunft vermehrt mit solchen Auskunftsansprüchen konfrontiert werden. SITUATION DES STIFTUNGSVORSTANDES Der Stiftungsvorstand ist durch drohende Pflichtteilsergänzungsansprüche in einer unangenehmen Situation. Es besteht einerseits das Risiko, durch Pflichtteilsergänzungsansprüche bis zur Hälfte des Stiftungsvermögens zu verlieren. Andererseits muss er unter gewissen Umständen diese drohende Gefahr auch bei der Gewährung von Zuwendungen im Rahmen der Zuwendungssperre des § 17 Abs 2 PSG berücksichtigen. Andernfalls drohen haftungsrechtliche Konsequenzen. www.mplaw.at

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

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wirtschaft ° Körperschaftsteuer

Entlastung oder Steuerdumping? Die Industriellenvereinigung wünscht sich bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen und plädiert für eine Senkung der Körperschaftsteuer bei nicht entnommenen Gewinnen. Die Gewerkschaft wittert hingegen einen schädlichen Steuerwettbewerb, der das Wachstum weiter gefährden könnte. Harald Kolerus er Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Kapsch, sorgt für Gesprächsstoff. Er wünscht sich Erleichterungen bei der Körperschaftsteuer (KöSt) und favorisiert folgende Variante: Ausgeschüttete Gewinne sollen weiterhin mit 25 Prozent besteuert werden; einbehaltene Gewinne sollen aber nur mehr einem KöStSatz von 12,5 Prozent unterliegen. Gleichzeitig werden zum Beispiel auch in Ungarn Pläne zur Senkung der Unternehmens­steuer gewälzt. Bei Gewerkschaftern stößt das nicht gerade auf Gegenliebe. Georg Kovarik, Leiter der Abteilung Volkswirtschaft im ÖGB, kommentiert: „Grundsätzlich sind wir für die Förderung von Realinvestitio­ nen, ein im Steuerrecht geeignetes Mittel sind Investitionsbegünstigungen wie zum Beispiel die degressive Abschreibung. Für spezielle Steuersätze bei thesaurierten Gewinnen sind wir offen gesagt nicht. Wenn jemand Geld im Konzern hortet, muss man das nicht steuerlich begünstigen.“ Bestätigt wird diese Auffassung laut Kovarik auch von der OECD: „Sie ist für mehr öffentliche Investitionen der Industriestaaten. Groß

° Unternehmenssteuer sätze 2016 (Auswahl) Frankreich Italien Deutschland Österreich Spanien Großbritannien Irland Bulgarien EU15 EU28

34,4 % 31,4 % 30,2 % 25,0 % 25,0 % 20,0 % 12,5 % 10,0 % 25,9 % 22,5 % Quelle: Wifo

14 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2016

angelegte Steuersenkungen für Unternehmen hält die OECD hingegen für den falschen Weg. Viele Unternehmen besäßen hohe Bargeldvorräte, weshalb niedrige ­Steuern das schwächelnde Wachstum kaum beflügeln könnten.“ Heißt das also: Steuerspirale nach unten statt Entlastung der Unternehmen? Alfred Heiter, Bereichsleiter Finanzpolitik & Recht der IV, meint gegen­ über dem GELD-Magazin dazu: „Die Forderungen und Bestrebungen nach einer Senkung der KöSt können tatsächlich zu Steuerwettbewerb zwischen den Staaten führen. Fairer Steuerwettbewerb ist auch ausdrücklich zu begrüßen, zwingt er doch die öffentliche Hand zu einem effektiven und effizienten Einsatz der Mittel.“ Steuerwettbewerb sei ein Element des Standortwettbewerbs und führe daher nicht zwangsläufig zu immer niedrigeren Steuern: „Wenn das eingenommene Geld sinnvoll und effizient für andere Standortfaktoren wie zum Beispiel Infrastruktur, Bildung, Sicherheit, Rechtstaatlichkeit und stabile Rahmenbedingungen oder auch eine hohe Lebensqualität verwendet werden, wiegen diese die Nachteile eines höheren Steuersatzes auf. Der Boden für Steuerwettbewerb liegt also dort, wo andere Standortfaktoren nicht mehr finanzierbar sind. Dass Steuerwettbewerb auch für den Staat ein lukratives Geschäft sein kann, zeigte die letzten Körperschaftsteuersenkung 2005 von 34 auf 25 Prozent: Die Steuereinnahmen sind in den folgenden Jahren rasant gestiegen.“ Skepsis bei Wissenschaftern Wie stehen nun Wirtschaftsexperten zu einer KöSt-Senkung? Margit Schratzenstaller vom Wifo meint: „Der Vorschlag der IV

„Der internatio­ nale Steuer­ wettbewerb scheint wie­ der an Fahrt zu gewinnen“ Margit Schratzenstaller, Wifo

ist mit einigen Problemen verbunden. Er ist nicht nur administrativ aufwändig, sondern auch international schwer kommunizierbar, da im internationalen Umfeld solche gespaltenen Körperschaftsteuersätze so gut wie überall abgeschafft worden sind. Fraglich ist auch, ob ein gespaltener Körperschaftsteuersatz mit den Doppelbesteuerungsabkommen vereinbar ist. Ebenso läuft er den gegenwärtigen Bemühungen um eine Harmonisierung der körperschaftsteuerlichen Bemessungsgrundlage in der EU zuwider.“ Mit einem nominellen KöSt-Steuersatz von 25 Prozent und einem effektiven Satz von 23 Prozent stehe Österreich laut der Expertin im EU-Vergleich ohenedies nicht schlecht da: Insbesondere, wenn man die im Europa-Vergleich großzügige steuerliche Forschungsförderung sowie die attraktive Gruppenbesteuerungsregelung berücksichtige. Wobei Schratzenstaller zufolge der internationale Steuerwettbewerb wieder an Fahrt aufzunehmen scheint: „So verschiebt sich die Steuerlast zunehmend auf Arbeitseinkommen und Konsum, die wesentlich weniger mobil sind. Das ist nicht nur beschäftigungs- und verteilungspolitisch problematisch, sondern unterminiert auch die soziale und politische Akzeptanz des Steuer­ systems.“

credit: beigestellt/Archiv

D


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bankingPanorama IRLAND

Zahlenspiel Land des Monats

Banken-Metropole. Dublin scheint im

Wettkampf um außereuropäische Banken, die im Angesicht des bevorstehenden Brexit nach Alternativen zu London als Standort suchen, ­einen wichtigen Teilerfolg gegen die Konkurrenz aus Paris und Frankfurt eingefahren zu haben. Der US-Bankenriese Citi plant Medienberichten zufolge, zumindest 900 Banker aus der „City“ nach Irland zu versetzen. Die Bank habe im Oktober bereits eine Vorstandssitzung in Dublin abgehalten und sei nun damit beschäftigt, Büroräumlichkeiten in der irischen Hauptstadt zu suchen, hieß es dazu kürzlich in der Sunday Times.

Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung BIP (2015) Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Unabhängig seit Nationalfeiertag Größte Städte Nachbarstaat Höchste Erhebung

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Also doch. Das Engagement der

ECKDATEN (Irland)

Parlamentarische Republik Dublin Irisch und Englisch Michael D. Higgins Enda Kenny 70.282 km2 etwa 4,75 Millionen rund 67,6 pro km2 Euro 214,6 Milliarden Euro IRL .ie +353 1922 17. März Dublin, Cork, Galway, Tallaght Großbritannien (Nordirland) Carrauntoohil (1041 m)

heimischen Banken in Osteuropa hat

sich bisher, allen Unkenrufen zum Trotz, mehr als ausgezahlt. Einer Untersuchung der Oesterreichischen Nationalbank zufolge verdienten die ­Institute zwischen 2003 und 2015 insgesamt 17 Milliarden Euro in CEE. Obwohl insgesamt rund acht Milliarden Euro an Abschreibungen verkraftet werden mussten, übersteigt der Gewinn von 25 Milliarden Euro diese um ein Vielfaches. In Summe Geld verloren hätten die heimischen Banken laut OeNB nur in Slowenien, der Ukraine und Ungarn.

Die Zukunft der gewerblichen ­Immobilienfinanzierung unter Basel IV

A

ls Basel IV bezeichnet man die regulatorische Erweiterung des bisherigen Basel III-Regimes mit den inhaltlich weitreichendsten Änderungen in den Regulierungsbestimmungen für die Immobilienfinanzierung seit Beginn der Finanzkrise. Derzeit ist das zweite Konsultationspapier des Baseler Komitees noch in Diskussion und wird wahrscheinlich ab 2018 in Kraft treten. Im ­Wesentlichen geht es darum, wie Kreditrisiken zu bewerten und mit Eigenkapital zu unterlegen sind. Konkret werden für die gesamte Branche folgende Auswirkungen erwartet: Banken benötigen mehr Eigenkapital. Kreditfinanzierungen werden teurer.

16 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2016

Die Kreditvergabe wird zurückgehen. Investoren werden mehr Eigenkapital in Immobilienprojekte einbringen müssen. Grundstücksbevorratungen mit Bankkrediten zu finanzieren wird schwieriger. Developmentprojekte werden weniger rentabel sein. Kreditfinanzierungen werden durch den Kapitalmarkt oder durch die Crowd sukzessive ersetzt werden. Für KMU, die häufig weniger kapitalstark sind als börsennotierte, wird der Zugang zum Kreditmarkt deutlich erschwert. Die Loan to Values (LtV) werden niedriger werden bzw. wird in Zukunft die Kondition abhängig von der Höhe des LtV sein.

Dazu kommen zusätzliche Mindestanforderungen in Bezug auf quantitative Analysen oder Kennzahlen für jede Finanzierungsentscheidung. RelationshipBanking, Hausbankprinzip sowie die Qualität und Reputation des Sponsors bzw. der operativen Manager werden an Bedeutung gewinnen.

Dr. Peter Wendlinger, MRICS Head of Real Estate Finance, HYPO NOE Gruppe

www.hyponoe.at

CrediTS: beigestellt, Shutterstock

kolumne

HYPO NOE Gruppe


Im Gespräch mit Daniel Reisenhofer, Vertriebsimpulse

° BANKING

Berater wissen oft zu viel! Verkaufen heißt, Menschen zu Taten motivieren. Mit dem richtigen „Mindset“ sind Erfolge möglich, die beinahe an

Wunder grenzen. Das zeigen Beispiele aus dem Spitzensport. Auch hier ist neben der körperlichen Verfassung die richtige Einstellung der entscheidende Faktor über Sieg oder Niederlage – so auch im Verkauf.

GELD ° Welche Trends können Sie als

Wie steht es um das Engagement der Berater

Vertriebstrainer auf der Ausbildungsseite im

an der Verkaufsfront?

Banken- und Versicherungssektor erkennen und

Wie in vielen anderen Branchen ist es auch hier so, dass es ca. 15 bis 20 Prozent gibt, die sich vom rauen Gegenwind auf Kunden- und Marktseite nicht aus dem Gleichgewicht bringen lassen. Berater sollten erkennen, dass sie sich neu positionieren müssen. Wer den ganzen Tag Dinge tut, die auch eine Maschine tun könnte, wird durch diese Maschine ersetzt. Nicht heute, nicht morgen, aber übermorgen dann doch. Das betrifft übrigens jede Abteilung in einem Unternehmen. Der Mensch im Vertrieb muss sich die essenziell wichtige Frage stellen, welchen wesentlichen Mehrwert er am Ende des Abends für den Kunden generieren kann. Wenn man auf diese Frage keine kristallklare Antwort hat, hat man was anderes, nämlich ein Problem. Wenn man hingegen eine ungetrübte, charakterfeste Antwort findet, werden alle Aktivitäten mehr Wirkkraft entfalten.

wie steht es um die Bereitschaft der Institute,

CREDIT: beigestellt

in solche Maßnahmen zu investieren?

DANIEL REISENHOFER: Das ist komplett unterschiedlich. Die Institute sind sehr uneinheitlich zum Thema vertriebliche Aus- und Weiterbildung eingestellt. Einerseits treffe ich auf viele Unternehmen, die erkannt haben, wie wichtig gerade jetzt die Stärkung des Vertriebsarms ist. Denn die schon lange voranschreitende Digitalisierung, der mündige sowie gut informierte Anleger und ein hohes Maß an Transparenz stellen klassische Berater vor enorme Herausforderungen. Leider gibt es auch andere Institute, die sich in eine Art Warteposition gebracht haben und beobachten, welche Herausforderungen an der Verkaufsfront bleiben werden und welche nicht. Das ist eine suboptimale Haltung, denn aus vielen Trainings weiß ich, dass die Verkäufer jetzt neue „Werkzeuge“ an die Hand brauchen. Nicht morgen. Zu warten, bis sich der Nebel verzieht, ist schlichtweg die falsche Einstellung. Insofern man nie die absolut klare Sicht auf die Dinge erwarten darf. Aktivität im Verkauf ist nicht archivierbar. Sie ist nicht nachzuholen. Sie ist für immer verloren. Hinsichtlich der Ausbildungs-Trends stelle ich fest, dass viele Auftraggeber neben gesprächsbezogenen Schwerpunkten auch die mentale Einstellung der Leute verbessern möchten. Viele Verkäufer müssen sich neu erfinden, weil sie eben keine klassischen Verkäufer sein möchten, sondern bloß hochwertige Berater. Genau hier wollen die Unternehmen die Perspektive ändern. Denn die Zeit der Re-Aktivität ist vorbei. Der Vertrieb braucht neue Ideen, Mut und die unermüdliche Bereitschaft, Widerstand in der Akquise zu begrüßen.

Welchen Tipp geben Sie jenen Personen, die sich im Unternehmen mit der Verkaufsausbildung und deren Planung auseinander setzen?

Ich denke, dass viele Verkaufspersönlichkeiten auf der Fachseite zu gut geschult sind. Klingt seltsam, ist aber so. Viele Berater überladen den Kunden mit Fachdetails und Faktenregen. Das ist für den Verkaufserfolg ab einem bestimmten Punkt jedoch nicht mehr relevant. Trainingsmaßnahmen sollten immer mentale Schwerpunkte beinhalten, die der Verkaufspersönlichkeit verdeutlichen, weshalb beispielsweise auch regelmäßiges Scheitern ein wesentlicher Bestandteil des Erfolges ist. Ebenso sollten Berater in einer Maßnahme präzise erarbeiten, was ihr „Warum“ ist. Das gibt mehr Energie als man glaubt. Kurzum: Weniger Content, mehr „Mindset“.

Daniel Reisenhofer, Trainer & Keynote Speaker

Ihr Leitsatz ist „Hochleistung im Verkauf“. Ist das bloß eine Parole oder steckt hier mehr dahinter?

Es klingt tatsächlich wie eine Parole. Es steckt jedoch viel mehr in diesen drei Worten. Ich übernehme hier Parallelen aus dem Leistungssport in den Verkauf. Ein Beispiel: Die besten Athleten verfügen nicht nur über eine herausragende physische Verfassung sondern auch über „mentale Härte“, um an einem bestimmten Punkt, an dem es schwierig wird, durchhalten zu können. In anderen Worten: Neben dem „Wie“ steht das „Warum“ im Mittelpunkt. Im entscheidenden Moment zu wissen, warum man etwas tut, gibt Energie, wo eigentlich keine mehr sein kann. Im Verkauf haben 99 Prozent der Menschen bereits ein gut ausgeprägtes „Wie“. Sprich, sie kennen ihre Produkte bis ins kleinste Detail und wissen auch, wie man mit dem Wesen Kunde darüber spricht. Die mentalen Kapazitäten werden hingegen oft vernachlässigt. Die Frage nach dem „Warum“ kommt selten an die Oberfläche. Aber nur das zündet die Maschine der Schöpfung. www.reisenhofer-vertriebsimpulse.at

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

17


AUSBLIC

GELDANLAGE ° Im Gespräch mit Xxxxxx Xxxxx

„Unterschätzte Robustheit“

Mit Brexit und Trump sind 2016 „angekündigte Katastrophen“ eingetreten. Die Märkte hätten sich allerdings als stärker erwiesen, als von vielen Beobachtern angenommen – so Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende Harald Kolerus der Kathrein Privatbank. 2017 sei es für Anleger wieder wichtig, breit zu diversifizieren. GELD °

Frau Höllinger, wir leben – wie

man so schön sagt – in bewegten Zeiten. Wie geht die Kathrein Privatbank mit brennenden Themen wie der zunehmenden Bedeutung von sogenannten FinTechs um?

SUSANNE HÖLLINGER: Private Banking lebt von der intensiven persönlichen Auseinandersetzung und vor allem vom Vertrauen. Wir haben die Erfahrung, dass Online-Reporting und Online-Zahlungsverkehr natürlich State of the Art sind und daher von uns auch angeboten werden. Komplexe Vermögenstransaktionen online jedoch nicht. Da vermögende Kunden in der Regel im Private Banking Vermögensverwaltungs- oder Vermögensberatungsverträge haben, wird ein online Transaktionsservice am Depot der Privatbank bei uns fast nie nachgefragt. Da die Beratung inkludiert ist, ist es ein Mehrwert für den Kunden, vor einer Transaktion mit dem Private Banker zu sprechen und diese Transaktion gleich bei ihm in Auftrag zu geben. Dies entbindet den Kunden vom Transaktionsrisiko durch eine mögliche Fehleingabe, das er sonst selbst tragen müsste und bietet einen Re-Check über die eigene Marktmeinung.

war auch geprägt von angekündigten Katastrophen, die sich niemand wünschte und dann doch gekommen sind. Brexit und Trump wurden als Gefahr für die Märkte bezeichnet, wobei offensichtlich die Robustheit dieser bei weitem unterschätzt wurde. Ob nun das Ende der Globalisierung und des Freihandels bevorsteht, wird sich zeigen, doch sollte man sich nicht gleich wieder ins Bockshorn jagen lassen. Wie wird sich 2017 entwickeln, ist weiterhin mit hohen Volatilitäten an den Aktienmärkten und niedrigen Zinsen zu rechnen?

Die Volkswirtschaften in USA, UK und in der Eurozone sind weiterhin auf einem niedrigen Wachstumspfad. Die Wirtschaftsdaten in diesen Ländern wechseln zwischen positiven und negativen Überraschungen. Die Maßnahmen der EZB und Bank of Japan zur Ankurbelung der Inflation haben bislang nicht gegriffen, weshalb die Notenbanker ihre bisherigen Schritte überdenken. Die amerikanische Notenbank Fed wird die Zinsen mit hoher Wahrscheinlichkeit im Dezember erhöhen (das Gespräch fand kurz vor der Entscheidung statt, Anm.). Für das kommende Jahr werden dann ein bis

zwei Zinsschritte nach oben erwartet. Für die Aktien- und Anleihenmärkte sollte dieser erwartete Zinszyklus kein Problem darstellen. Auch die Emerging Markets sollten diese Entwicklung ohne starke Rückschläge verkraften. Dennoch gibt es Gegenwind für die entwickelten Märkte in Form von weiter rückläufigen Unternehmensgewinnen in den USA, die das sechste Quartal infolge fallen könnten (-2,3% im Jahresvergleich bzw. -10% vom Höchststand der Gewinne). Trotz der Stabilisierung beim Ölpreis sind die Gewinne im Energiesektor nach wie vor schwach (-66%). Laut dem Informationsdienst FactSet wären die Gewinne in den USA ohne den Energiesektor in vier der letzten fünf Quartale gestiegen. Der negative Trend beim Umsatzwachstum sollte heuer beendet werden, da neun von elf Sektoren bereits Zuwächse verzeichnen. Ein weiterer Störfaktor an den Finanzmärkten könnte die aktuell prekäre Lage der Deutschen Bank sein, die mit Forderungen der US-Behörden von 14 Milliarden Dollar konfrontiert ist. Die Renditen an den Anleihemärkten könnten angesichts der rückläufigen Notenbankaktivitäten steigen. Aufgrund der niedrigen Inflation

Wir stehen knapp vor dem Jahreswechsel: Was hat 2016 für die Weltwirtschaft und vor allem

Für 2016 war bereits die Zinswende erwartet und zur Vorsicht bei Anleihen gemahnt worden. Dabei stellt sich das Jahr durchaus positiv für Anleihen-Investoren dar. Speziell High Yield- und Emerging Market-Anleihen konnten sehr gut performen, wenn auch mit einigen Rückschlägen im vierten Quartal. Die Frage ist, ob sich nun die Zinswende abzeichnet oder wir noch länger auf diesem ultra tiefen Zinsniveau verharren. Steigende Ölpreise und eine weiterhin starke Konjunktur in den USA könnten die Zinswende nun endgültig einläuten. Das Jahr

18 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

ZUR PERSON: Susanne Höllinger hat Wirtschaftspädagogik an der WU Wien studiert und ihr akademisches Wissen um den PhDr. in Gesundheitsmanagement erweitert. Sie ist seit 1990 in der Finanzbranche tätig und hat ihre Marktkenntnisse und Managementerfahrungen durch verschiedene Führungspositionen im Wertpapierbereich aufgebaut. Ab 2004 war sie Leiterin Private Banking der Erste Bank AG. Seit Jänner 2013 ist sie Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank AG. Die Kathrein Privatbank AG wurde 1923 gegründet und bietet als Privatbank die gehobene Verwaltung und Vermehrung von Stiftungs- und unternehmerischem Privatvermögen ab einer Million Euro an. Als 100-prozentige Tochter der Raiffeisen Bank International AG verbinden sich dabei die Vorteile einer flexiblen, serviceorientierten Privatbank mit der Sicherheit einer großen internationalen Bankengruppe.

CREDIT: beigestellt

für die Anleger gebracht?


CK 2017

Im Gespräch mit Mag. PhDr. Susanne Höllinger, Kathrein Privatbank

und der moderaten Erwartungen sollte der Renditeanstieg aber nicht allzu groß ausfallen. Der US-Dollar ist weiterhin zum Euro überbewertet, könnte allerdings noch fester zum Euro notieren, sollte die Situation rund um die Deutsche Bank eskalieren. Vermögensberatung ist natürlich sehr individuell, lassen sich aber dennoch schon bestimmte Investmenttrends für 2017 erkennen?

Zum Beispiel bei Aktien, Anleihen, Rohstoffen oder Immobilien?

Das Nullzinsumfeld und das stockende Wirtschaftswachstum verunsichert die Kunden. Die Unsicherheiten infolge des Brexit haben einmal mehr gezeigt, wie volatil die Märkte sind. Wichtig ist, seine Vermögensanteile gut aufzuteilen. Im Bondbereich empfehlen wir eine breite Diversifizierung, nicht nur in Euro-Staatsanleihen, durchaus auch mit Anleihen aus Emerging

° BANKING

Markets oder Südamerika, wobei wir die Gewichtung regelmäßig anpassen. Staatsanleihen von Entwicklungsländern in lokaler Währung bieten derzeit sehr attraktive Renditen und gleichzeitig eine Perspektive bei der Währungsentwicklung, da viele dieser Währungen nach Kaufkraftparität unterbewertet sind. Bei Aktien sind wir weiterhin optimistisch und bevorzugen US-Titel, aber auch Emerging Markets. In welche Richtung geht die Nachfrage Ihrer Kunden im Anlagebereich – vielleicht zu mehr Flexibilität oder doch zu Garantieprodukten in unsicheren Zeiten?

Mag. PhDr. Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank AG

Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst; „Vermögen sorgsam vermehren“ ist für uns mehr als ein Schlagwort; das heißt, unsere Kunden können nach einer intensiven Analysephase ein auf sie individuell abgestimmtes Portfolio erwarten. Wir sehen uns als Partner auf gleicher Augenhöhe. Je unsicherer das Umfeld, desto mehr haben Gelderhalt nach Inflation und Sicherheit Vorrang. Die Tendenz geht klar zur Vermögensverwaltung, man will wieder, dass die Spezialisten Verantwortung übernehmen. Sehr viel liquides Geld auf null verzinsten Konten wird wieder investiert! Am stärksten wird unser breit diversifizierter Asset Allokation Fonds Mandatum 25 mit einer durchschnittlichen Aktienquote von 25 Prozent nachgefragt. Dieser Fonds hat ein sehr gut ausgewogenes Return/RisikoProfil und wurde bei den Dachfonds Awards mit dem ersten Platz in der Kategorie „Anleihenorientiert – dynamisch“ ausgezeichnet. In einem unsicheren Umfeld ist Diversifikation die beste Strategie.

www.kathrein.at

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

19


WISSEN

Zentrales kontenregister

Bankgeheimnis bleibt, aber... Im Kampf gegen Steuerbetrug, Wirtschaftskriminalität und Schwarzgeldhandel folgte auch Österreich dem ­international immer stärker werdenden Trend zum „gläsernen Steuerpflichtigen“. Zu diesem Zweck wurde das zentrale Kontenregister geschaffen. Wer hat nun leichten Einblick auf Ihr Geld und wer nicht? Panik ist für ­heimische Anleger jedenfalls nicht am Platz. Harald Kolerus

J

üngere Leserinnen und Leser können sich vielleicht nicht mehr oder nur noch schemenhaft daran erinnern: Sparbücher wiesen früher in der Regel keinen Namen des Besitzers oder sonst eine Zuordnung zu ihm auf. Entscheidend war das Kennwort, mit dem jeder, der das anonyme Sparbuch in Händen hielt, Geld bei der Bank beheben oder einzahlen konnte. Paradiesische Zustände also für alle, die sich vom Fiskus nicht in die Karten blicken lassen wollten. Diese Zeiten sind allerdings vorbei. „weissgeldstrategie“ Auf dem internationalen Tapet setzte sich nämlich immer mehr die „Weißgeldstrategie“ durch, sprich: das Bestreben, Steuerbetrug und Geldwäsche einen Riegel vorzuschieben. Österreich war in Gefahr, wegen seiner ablehnenden Haltung zur Lockerung des Bankgeheimnisses hier auf der internationalen Blacklist zu landen. Eine Entscheidung über die zukünftige Steuerpolitik war gefragt und die österreichische Bundesregierung handelte nun schnell, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Der Gesetzgeber veröffentliche Anfang Mai 2015 einen Begutachtungsentwurf zum Bankenpaket. Dann ging es Schlag auf Schlag: Gesetzesbeschluss im Nationalrat am 8. Juli 2015, Beschluss im Bundesrat am 23. Juli und letztendlich das Inkrafttreten der neuen gesetzlichen Regelungen mit 1. Jänner 2016. Wesentlicher Punkt ist dabei das zentrale Kontenregister. Rund 40 Millio­nen Konten wurden seitens der österreichischen Banken bei diesem Register des Bundesrechenzentrums elektronisch gemeldet und sind seit 5. Oktober 2016 abrufbar. Erfasst

20 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2016

sind alle Konten, Depots und Sparbücher in- und ausländischer Konteninhaber sowie juristischer Personen per März 2015. Damit sollte verhindert werden, dass Konten/Depots im Zeitraum zwischen Veröffentlichung der Gesetzesgrundlage und deren Inkrafttreten unbemerkt geschlossen werden. Mit den Kontonummern wurden personenbezogene Daten über den Inhaber bzw. vorhandener vertretungsbefugter Personen sowie der Tag der Eröffnung bzw. Schließung und der Name des depotführenden Kredit­ instituts übermittelt. Konto- bzw. Depotsalden werden im Kontenregister allerdings nicht erfasst. Bankgeheimnis weiter gelockert Das österreichische Bankgeheimnis wurde mit Einführung des Regis­ters ohne Frage gelockert: Das Bundesministerium für Finanzen erhielt deutlich erweiterte Befugnisse. Auch die Staatsanwaltschaft und die Bundesabgabenbehörde können Einsicht nehmen. „Die österreichische Finanzbehörde kann damit im finanzstrafrechtlichen Verfahren auf Knopfdruck erheben, wer wie viele Konten bei welcher Bank führt und wer darauf zugreifen kann. Hegt die Abgabenbehörde ,berechtigte Zweifel an der Richtigkeit der Angaben des Abgabepflichtigen‘, kann diese auch außerhalb eines Finanzstrafverfahrens mit richterlicher Genehmigung eine Kontoöffnung beantragen“, schreibt Steuer­expertin Elisabeth Günther in einer Analyse der Schoellerbank zum Thema. Im Gespräch mit dem GELD-Magazin betont sie allerdings, dass damit „kein wahlloser Zugriff seitens der Behörden, etwa bei Erbschaften, besteht. Nicht jeder Finanzbeamte kann willkürlich in das Kon-

toregister Einblick nehmen.“ Stattdessen besteht eine strenge Vorgehensweise: Taucht der Verdacht von Unregelmäßigkeiten auf, so setzt sich zunächst die Finanzbehörde mit dem Steuerpflichtigen/Kontoinhaber in Verbindung. Will der Betreffende nicht kooperieren oder entsteht der Eindruck, er wolle etwas verheimlichen, folgt der nächste Schritt. Der zuständige Beamte legt den Sachverhalt seinem Vorgesetzten in der Finanzlandesdirektion zur Prüfung vor. Erst danach kann ein richterlicher Beschluss für Einsicht in das zentrale Kontenregister beantragt werden. Gibt der Richter sein Placet, wird von der entsprechenden Bank der Kontozugriff verlangt. Das Institut muss dann unverzüglich die Daten offen legen. Somit sind also interne und externe Checks gegeben. Außerdem ist jede Einsichtnahme seitens der Behörde zu protokollieren und der Betroffene in Kenntnis zu setzen. Keine Einsicht haben neben den österreichischen Sozialversicherungen ebenso wenig Notare, Rechtsanwälte und Steuerberater. Im Zuge einer routinemäßigen Abgabenerhebung im Rahmen der Arbeitneh­ merveranlagung ist eine Einsicht in das Kontenregis­ter in der Regel ebenfalls nicht begründet. Deshalb zieht auch Expertin Günther den Schluss: „Das Bankgeheimnis hat sich nicht in Luft aufgelöst. Es ist im Inland noch insofern intakt, als der Zugriff auf das Kontenregister nur einem sehr eingeschränkten Teilnehmerkreis unter strengen Voraussetzungen möglich ist. Seit Beginn des internationalen automatischen Informationsaustausches gehört das Bankgeheimnis für Auslandskunden österreichi­ scher Banken jedoch endgültig der Vergangenheit an.“


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GELDANLAGEPanorama MALAYSIA

STARKE WORTE ´´ Land des Monats

„Europäische Aktieninvestoren verschwenden eine Menge Energie darauf, die nächsten Schritte von Politikern oder Zentralbanken vorherzusagen.“ Tawhid Ali vom Asset Management-Haus AB ist davon überzeugt, dass sich Anleger im aktuellen Marktumfeld vielmehr auf Unternehmen mit starken Fundamentalwerten konzentrieren sollten, anstatt

ECKDATEN

Staatsform Parlamentarische Wahlmonarchie Hauptstadt Kuala Lumpur Amtssprache Malaysisch Staatsoberhaupt Abdul Halim Mu’adzam Shah Regierungschef Najib Razak Fläche 330.252 km2 Einwohner etwa 31 Millionen Bevölkerungsdichte rund 93,9 pro km2 Währung Ringgit BIP (2015) 266,7 Milliarden Euro Kfz-Kennzeichen MAL Internet-TLD .my Internat. Telefonvorwahl +60 Unabhängig seit 1957 Nationalfeiertag 31. August Größte Städte Kuala Lumpur, Subang Jaya, Klang, Johor Bahru Verwaltungsgliederung 13 Bundesstaaten und drei Bundesterritorien Nachbarstaaten Brunei, Indonesien, Singapur, Thailand Höchste Erhebung Mount Kinabalu (4095 m)

WENIG KOOPERATIV. Bereits seit Sommer

zu versuchen, (geld-)politische Entschei-

2015 ermittelt die Schweizer Bundesanwaltschaft gegen Verantwortliche des malaysischen Staatsfonds 1MDB wegen mutmaßlicher Veruntreuung von Geldern in Milliardenhöhe. Konkret werden den Beschuldigten strafbare Handlungen, die den Schweizer Finanzplatz betreffen, vorgeworfen, darunter etwa Bestechung fremder Amtsträger und Geldwäsche. Wenig kooperativ in der Causa, in die auch Schweizer Banken verwickelt sein sollen, zeigt sich Malaysia selbst. Die beiden Rechtshilfeersuchen der Bundesanwaltschaft wurden von der Staatsanwaltschaft in Kuala Lumpur unter Verweis auf eigene Ermittlungen prompt abgelehnt. Die Eidgenossen lassen sich von der fehlenden Unterstützung aus Malaysia jedoch wie zu erwarten nicht von ihren Vorhaben abbringen. „Wenn die internationale Zusammenarbeit – aus welchen Gründen auch immer – ausfällt, werden wir andere Wege finden“, wird Bundesanwalt Michael Lauber zitiert.

dungen vorauszuahnen.

„Österreichs private Haushalte setzen das Armsparen fort.“

Allianz Österreich-CIO Martin Bruckner kommentiert die Ergebnisse einer Studie seines Hauses zum Geldvermögen der privaten Haushalte in insgesamt neun europäischen Ländern. Seit dem Jahr 2012 stieg das Geldvermögen der heimischen Haushalte um durchschnittlich 2,9 Prozent pro Jahr. Der zweitschlechteste Wert im gesamten Vergleich und weit hinter dem Spitzenreiter Finnland (+ 6,7 Prozent pro Jahr).

FONDS. Laut dem von Union Investment im Quartalsrhytmus publizierten „Anlegerbarometer“ sind Investmentfonds bei Privatanlegern aktuell so beliebt wie seit Jahren nicht mehr. Zumindest in unserem Nachbarland. Der durch das Niedrigzinsumfeld ausgelöste Leidensdruck bei Sparern scheint mittlerweile so hoch zu sein, dass die Deutschen nach Alternativen Ausschau

22 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

halten: 39 Prozent stufen Investmentfonds laut der Erhebung als attraktive Geldanlage ein,neun Prozentpunkte mehr als im Vorquartal. 42 Prozent und damit so viele wie nie zuvor halten es sogar für sinnvoll, zumindest einen kleinen Teil ihres Geldes in chancenreichere Anlageformen wie Aktien oder Investmentfonds anzulegen. Allerdings geben auch 46 Prozent der Sparer

an, dass sie Anlageformen bevorzugen, die sie schon einmal genutzt haben. Hier zeigt sich die Schwierigkeit: „Anleger trauen chancenorientierten Anlageformen durchaus etwas zu, aber sie scheuen vor einem Investment zurück, weil ihnen Erfahrungswerte fehlen“, kommentiert Union-Geschäftsführer Giovanni Gay das Ergebnis der Studie.

CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

HÖHENFLUG


ADVERTORIAL

BANKHAUS KRENTSCHKER

Im Dialog mit dem Menschen

V

ertrauensvolle Kundenbeziehungen auf persönlicher Basis sind dem Bankhaus Krentschker zentrales Anliegen. Damit steuert die Privatbank der Digitalisierungoffensive vieler großer Geldinstitute entgegen und setzt bewusst auf zeit- und personalintensive persönliche Beratung.

Dem Trend vieler Großbanken, Kunden per Videokonferenz beraten zu wollen, können die Vorstände des Bankhauses Krentschker, Georg Wolf-Schönach und Alexander Eberan, nichts abgewinnen. Das Institut mit Hauptsitz in Graz und Niederlassung in Wien verfolgt vielmehr einen strukturierten, mehrstufigen Beratungsprozess, bei dem mit Hilfe mathematischer Modelle individuelle Rendite- und Risikoerwartungen, das Generationenmanagement sowie der Liquiditätsbedarf des Kunden erhoben werden. Im nächsten Schritt erarbeiten Kunde und Berater die persönliche Vermögensstruktur, um schließlich die Frage der Umsetzung festzulegen. WAHLMÖGLICHKEITEN Bei der Frage der Umsetzung kann der Kunde grundsätzlich zwischen zwei Möglichkeiten wählen: Da ist zunächst die Vermögensberatung, bei der der Kunde seine Anlageziele dem persönlichen Ansprechpartner bei Krentschker präsentiert und von diesem in der Entscheidungsfindung unterstützt und begleitet wird. Das Vermögensmanagement, das zweite Beratungsmodell, geht einen Schritt weiter. Hier übernimmt ein hoch spezialisiertes Team des Bankhauses die Entscheidungen innerhalb der klar definierten Vermögensstruktur der Kundenportfolios. Diese Portfolio Allokation beinhaltet in unterschiedlicher Gewichtung Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe und Gold. Hedgefonds kommen nicht zum Einsatz. Vor allem im Aktienbereich kauft Krentschker keine Einzeltitel, sondern diversifiziert global über indexnahe Fonds, um die Kosten tief zu halten.

Maxime seines Investmentverhalts macht, vermeidet die typischen Fehler vieler Investoren, bei steigenden Kursen auf den Zug aufzuspringen und bei fallenden Kursen das vermeintlich sinkende Schiff zu verlassen. „Denn zyklisches und emotionales Verhalten gefährdet den langfristigen Erfolg im Vermögensaufbau“, wie Alexander Eberan in diesem Zusammenhang ergänzt. INVESTIEREN MIT FAKTOREN

MAG. ALEXANDER EBERAN Vorstand der Bankhaus Krentschker & Co AG

REBALANCING Fixer Bestandteil der Asset Allocation ist das konsequente Rebalancing. Dabei geht es primär um eine antizyklische Umschichtung des Vermögens nach Erkenntnissen der modernen Verhaltenspsychologie. Dank des Rebalancings ist es der Privatbank möglich, Risiken und Renditen in den Portfolios langfristig optimal in Einklang zu bringen und auf den Kundenbedarf auszurichten. Typische psychologische Fallen in der Geldanlage – wie das Kaufen bei steigenden Kursen und Verkaufen bei fallenden Kursen – werden so vermieden. Vielmehr werden bei dieser Methode Anlageklassen, die stark an Wert gewonnen haben, anteilig verkauft und Anlageklassen, die an Wert verloren haben, werden zugekauft, was dazu beiträgt, die strategische Vermögensstruktur wieder herzustellen. GROSSE VORBILDER Wie in so vielen Bereichen des Lebens zählt auch beim Investieren Geduld zu den obersten Tugenden. Dieser Meinung waren und sind auch Investmentgrößen wie Carl Mayer Rothschild und Warren Buffet. Wer Geduld zur

Bei den Anlageklassen Aktien und Anleihen verlässt sich das Bankhaus Krentschker auf den wissenschaftlichen Hintergrund, den die beiden US-Ökonomen Eugene F. Fama und Kenneth French mit ihrem sogenannten Faktorenmodell geliefert haben. Fama und French konnten mit ihrem Modell beweisen, dass über lange Zeiträume gewisse Marktsegmente gegenüber dem allgemeinen Markt eine höhere Performance erbringen. Solche Marktsegmente sind zum Beispiel klein kapitalisierte Firmen mit hohen Wachstumsaussichten oder sogenannte „Qualitätstitel“, also Unternehmen mit niedriger Verschuldung, stabilen Cashflows und einem herausragenden Geschäftsmodell. Diese Marktsegmente werden in der Finanzwissenschaft auch als Faktoren bezeichnet. KOSTENSTRUKTUR Das Bankhaus Krentschker verwendet nur zu einem geringen Teil Investmentfonds mit aktivem Managementansatz und kann dadurch sehr kostenbewusst und -transparent agieren. Im Fokus des Geldinstituts stehen zu veranlagende Finanzvermögen ab rund 300.000 Euro. Ab einem Finanzvermögen von rund zehn Millionen Euro kommen individuell auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmte Spezialfonds zum Einsatz. Zusätzlich zum Vermögensmanagement bietet das Bankhaus Krentschker – im Gegensatz zu den meisten anderen Privatbanken – als Universalbank alle gängigen Leistungen „rund ums Geld“, wie etwa Sparkonten, Kreditkarten und Finanzierungsmodelle, an. www.krentschker.at

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

23


AUSBLIC

GELDANLAGE ° Im Gespräch mit Xxxxxx Xxxxx

Zweifel am Trump-Effekt

Nach einem ziemlich turbulenten Jahr an den Finanzmärkten ist weitere Volatilität wahrscheinlich – etwa wegen der Abwicklung des Brexit. Wie es in den wichtigsten Wirtschaftsregionen der Welt weitergeht, erläutert John Greenwood, Chefökonom bei Invesco, im folgenden Interview. Welchen zukünftigen Verlauf könnte

der Brexit nehmen?

JOHN GREENWOOD: Die Debatte über dieses Thema hat sich in einen ‚Scheinkrieg‘ gewandelt. Wir werden keine greifbaren Resultate sehen, solange die britische Regierung nicht den Ausstiegsartikel 50 des Vertrages von Lissabon auslöst. Offenbar soll dies frühestens im März 2017 erfolgen. Aber dann muss es noch immer nicht mit den Verhandlungen losgehen, da man wahrscheinlich die wichtigen Wahlen in Frankreich und Deutschland, letztere erst im Oktober 2017, abwarten muss. Meiner Meinung nach werden die Verhandlungen – egal, wann sie nun beginnen – einen langwierigen Verlauf nehmen, da wird mit harten Bandagen um jeden Artikel gekämpft werden. Und jedes Mal, wenn ein solcher dann vereinbart ist, werden die Märkte volatil nach oben oder unten ausschlagen. Das wird auch für die Investoren kein Spaziergang, sondern eine lange Zeit der Unsicherheit – von den Unternehmen ganz zu schweigen. Diese brauchen Planungssicherheit – doch diese werden sie längere Zeit nicht oder nur in geringem Maße haben.

Ankurbelung der Wirtschaft bzw. über die Einwanderungspolitik. Wie sehen Sie die Politik der großen Notenbanken?

Diese sind deutlich voneinander zu unterscheiden. Während die japanische Notenbank weitere Lockerungsmaßnahmen verfolgt, wird in der Europäischen Zentralbank (EZB) schon intern darüber diskutiert, die Anleihen-Kaufprogramme nicht über März 2017 hinaus zu verlängern. Und die US-Notenbank Fed wird ihre kurzfristigen Zinsen 2017 wohl mindestens zwei Mal erhöhen.

„Die EZB hat leider ein fehlerhaftes QE-Programm – sonst wäre das Wachstum in Europa deutlich besser, inbesondere was die Kreditvergabe anbelangt.“

Wie sieht Ihr Wachstumsszenario für 2017 in den großen Volkswirtschaften der Welt aus?

Wird es einen harten Brexit geben?

Da Großbritannien eine konservative Regierung hat, wird das Abschlussdokument wohl eher näher einem harten als einem weichen Brexit sein. Also etwa der Verzicht auf den Zugang zum EU-Binnenmarkt im Austausch mit einer strikten Einwanderungskontrolle. Der jetzige Status quo wird nicht aufrechtzuerhalten sein. Der Ausstiegsvertrag wird eher dem Modell der Welthandelsorganisation oder dem KanadaModell entsprechen als dem Norwegen- oder Schweizer Modell. Aber auch innerhalb der EU besteht keine Einigkeit darüber, wie es nun nach dem Brexit weitergehen soll – so gibt es keine Einigung über mehr Staatsausgaben zur

24 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

ausfallen, was die Performance von exportorientierten EM belastet. EM-Industrien und das Gewerbe abseits des Rohstoffsektors werden von der Erholung in den USA profitieren.

Das Wachstum wird weiterhin gedämpft ausfallen, die Inflation wird allerdings etwas stärker anziehen. Während die Notenbanken ihre Assets stabil halten oder sogar weiter expandieren lassen (Japan), werden die anderen Finanzinstitute, Unternehmen und Haushalte ein ge ringes Geld- und Kreditwachstum verzeichnen. In den Emerging Markets (EM) belasten das schwächere Wachstum in China, die Rezessionen in Russland und Brasilien die gesamte Region und darüber hinaus die Rohstoffpreise. Die hier vielfach noch vorhandenen, zum Teil massiven Überkapazitäten werden einen stärkeren Anstieg der Rohwarenpreise verhindern. Weiters werden die globalen Handelsströme schwach

Wie stellt sich die wirtschaftliche Situation in den USA dar?

Nach den schwachen ersten beiden Quartalen 2016 hat das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) zuletzt deutlich angezogen, und zwar annualisiert auf 3,2 Prozent. Es war der größte Anstieg seit zwei Jahren. Die stärkste Stütze sind nach wie vor die persönlichen Konsumausgaben der Privathaushalte mit einem realen Wachstum von 2,7 Prozent, während andere Komponenten wie die Unternehmensinvestitionen unter den langjährigen Normen zurückbleiben. Die US-Konsumenten haben heute höhere Ersparnisse, eine geringere Verschuldung und höhere reale Nettolöhne als noch vor einigen Jahren. Deshalb hat das US-Wachstum Fortschritte gemacht, während andere große Volkswirtschaften deutlich zurückblieben. Das Wachstum der Stundenlöhne hielt sich mit gut drei Prozent auf hohem Niveau. Für 2017 sind jedoch Belastungen zu erwarten: strengere Bonitäts-Standards bei Krediten, leicht sinkende Unternehmensgewinne, ein langsamer wachsendes Beschäftigungsniveau und steigende Gesundheitsausgaben. Die größten Sorgen bereitet mir aber der Zustand des Unternehmenssektors. Nach den starken Kürzungen bei den Kapitalausgaben 2015 hat es 2016 hier kaum eine Erholung gegeben. Dagegen haben der starke Dollar und der schwache internationale Handel das Umsatzwachstum belastet, das auf die Zwei-Prozent-Marke zurückfiel. Auch für Unternehmen gibt es seit Kurzem verschärfte Bonitätsstandards bei Bankkrediten. Für 2016 liegt meine Schätzung für das BIP-Wachstum bei 1,6 Prozent. Für 2017 jedoch erwarte

CREDIT: beigestellt

GELD °


CK 2017

Im Gespräch mit John Greenwood, Invesco

° GELDANLAGE

„Die USA bleiben bei den entwickelten Staaten auf der Überholspur“

ich eine Beschleunigung – wenn auch nicht besonders stark – auf 2,1 Prozent. Wird die US-Notenbank (Fed) ihre Ziele erreichen?

An der Inflationsfront hat die Fed ihr Zwei-Prozent-Ziel bereits erreicht, jedenfalls, wenn man die Kerninflation betrachtet. Diese enthält nicht die volatilen Nahrungsmittel- und Energiepreise. So lag der Konsumentenpreisindex (CPI) zuletzt bereits bei 2,3 Prozent. Ein anderer Konsum-Inflations-Indikator jedoch verharrte in der Kernrate zuletzt bei 1,6 Prozent. Angesichts der sehr moderaten Geld- und Kredit-Wachstumsraten der letzten zwei bis drei Jahre wird die Inflation nicht erheblich steigen können. Für 2017 erwarte ich einen Anstieg des CPI inklusive Nahrungsmittel und Energie um 1,6 Prozent. Die Konsensprognosen liegen sogar bei 2,3 Prozent. Auch das Ziel der Vollbeschäftigung – eine Arbeitslosenrate von maximal fünf Prozent – ist bereits erreicht. Wie geht es der Eurozone?

Seit dem Start des Anleihekaufprogramms der EZB haben wir eine allmähliche Erholung der Eurozone gesehen. Das liegt zum Teil daran, dass die fiskalischen Sparprogramme in vielen Ländern der Eurozone zurückgefahren oder gar beendet wurden. Daher sollte diese Region ein Wachstum zwischen 1,5 und 2,0 Prozent erreichen. Doch das wird nur schwer gelingen. Zwar verharrte das Nettowachstum der Exporte im positiven Bereich, aber auch Europa macht das geringe Geldmengen- und Kreditwachstum zu schaffen. Das Resultat ist eine unter dem offiziellen Inflationsziel der EZB liegende Preissteigerungsrate. In Reaktion darauf hat die EZB ihr QE-Programm ausgeweitet und weitere vier langfristige Refinanzierungsoperationen (TLTRO) gestartet. Doch das QE-Programm

hat weniger gut funktioniert als etwa in den USA – vor allem wegen einiger grundlegender Konstruktionsfehler. Es ist kein Zufall, dass gerade jene zwei Wirtschaftsregionen, die negative kurzfristige Zinsen, unterdurchschnittliches Wachstum sowie sehr niedrige Inflation verzeichnen müssen, nämlich die Eurozone und Japan, gerade jene Regionen sind, in denen die Notenbanken fehlerhafte QE-Operationen fahren. Deshalb sehe ich für die Eurozone nur ein BIP-Wachstum 2017 von 1,2 Prozent, nach 1,6 Prozent 2016. Da die USA deutlich schneller wachsen, wird dies den Dollar unterstützen. Wo sehen Sie die Kardinalfehler der QE-Programme der EZB?

Die EZB hat sich darauf konzentriert, die Geldbasis (Bankeinlagen bei der EZB plus Cash-Devisen-Positionen) auszuweiten und darauf gehofft, dass dies zu größerem Ausgabenwachstum in der gesamten Eurozone führen wird. Doch während es einen verlässlichen Zusammenhang zwischen dem Wachstum der breiteren Geldmengenaggregate (M2 oder M3) und dem nominellen BIP gibt, gibt es einen solchen zwischen der Notenbank-Geldbasis und dem BIP leider nicht. In Zeiten wie diesen, wenn die Banken bei Krediten zurückhaltend sind und die Unternehmen kaum investieren, ist das M2 oder M3-Wachstum (das sich zumeist aus dem Bankkreditwachstum ableiten lässt) unzureichend, um ein nominelles BIP-Wachstum zu generieren, damit so das zweiprozentige Inflationsziel erreicht wird. Aufgrund dieser Fehler und dem weiteren Bedarf, die Bankenbilanzen in der Eurozone zu reparieren, siehe die Probleme der Deutsche Bank und in Italien, wird das Wachstum in der Eurozone bescheiden ausfallen. Dazu werden die politischen Risiken 2017 hoch sein, weshalb Europa von den Großinvestoren eher gemieden wird.

ZUR PERSON: John Greenwood (MA der Universität von Edinburgh) startete seine Karriere 1970 im Research bei der Bank of Japan. Bereits nach vier Jahren wechselte er als Chefökonom zu Invesco in Hongkong, später in San Francisco. Er arbeitete unter anderem ein Währungssystem fixer Wechselkurse für die Anbindung des Hongkong Dollar an den US-Dollar aus, um die asiatische Devise zu stabilisieren. Weitere vier Jahre lang war Greenwood Direktor des Clearing-Hauses der Hong Kong Futures Exchange, 1992 wurde er Ratsmitglied der Börse Hongkong und ökonomischer Berater der Hongkonger Regierung (für ein Jahr). Heute ist er auch Mitglied des Schatten-Komitees für Geldpolitik in England und sitzt im Kuratorium der Hongkong Association in London.

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

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GELDANLAGE ° Im Gespräch mit John Xxxxxx Greenwood, Xxxxx Invesco

Wird China die Stabilisierung seines Wachs-

Aber andere EMs sind auf der Überholspur...

tums gelingen?

Ja, das stimmt, ein gutes Beispiel ist Indien. Nach der Einführung einer veränderten Berechnungsweise übertrifft das reale BIP Indiens regelmäßig jenes von China. Allerdings ist die chinesische Ökonomie weitaus stärker gegenüber dem Ausland geöffnet als die indische, abzulesen an dem viel größeren Handelssektor. 2015 exportierte China Waren im Wert von 2,2 Billionen Dollar, Indien aber nur 355 Milliarden Dollar. Bei den Importen zeigt sich ein ähnliches Bild. Das bedeutet, dass China weiterhin eine viel größere regionale und globale Bedeutung haben wird als Indien.

Belastungen aus dem Rückfahren von Überkapazitäten in der Grundstoffindustrie (Stahl, Kohle) und dem Preisverfall für Güter in der Schwerindustrie werden das Wachstum nicht mehr so stark belasten wie bisher, aber immer noch negative Auswirkungen haben. Die Schwäche wird angezeigt durch Indikatoren wie dem Einkaufsmanagerindex (PMI) in der verarbeitenden Industrie, sowohl den offiziellen Indikator als auch den inoffiziellen Caixin PMI (der sich auf die Klein- und Mittelbetriebe konzentriert), die sich nur knapp über der Wachstums-Scheidemarke von 50 halten konnten, betrifft eine ganze Reihe von Industriesektoren, die bisher das Wachstum befeuert haben. Allerdings zeigte der Dienstleistungssektor zuletzt Stärke, hier lag der PMI zuletzt bei über 52 Punkten. Das ist ermutigend, da es einen guten Fortschritt in der Transformation der chinesischen Wirtschaft hin zu einem stärkeren Binnenwachstum signalisiert. Dennoch bleiben erhebliche Schwächen vor allem im Bereich der Staatsbetriebe bestehen, deren Reform seit 2013 immer wieder verschoben wurde. Damit erhalten diese ineffizienten und wenig profitablen öffentlichen Unternehmen nach wie vor den Löwenanteil des Bankkreditvolumens.

Zinsstrukturkurve im Vordergrund stehen. Je deutlicher die Zinsen im langlaufenden Bereich über den kurzen Zinsen liegen, desto besser für die Banken. Die flache Zinskurve ist der BoJ ein Dorn im Auge. Allerdings lernen schon Wirtschaftsstudenten, dass niemand gleichzeitig den Preis und die Menge eines Gutes in einem Markt kontrollieren kann. Wo sehen Sie weitere Defizite in der Notenbankpolitik in Japan?

Die BoJ hat sich dafür entschieden, die Geldbasis auszuweiten (bzw. ihre Bilanz zu verlängern), aber sie zielt nicht auf ein schnelleres Wachs-

„Japan kommt trotz gewaltiger QE-Volumina nicht aus seiner Deflationsfalle heraus“

Aber China fährt auch alternative Konjunktur-

Das stimmt. So gibt es etwa den OBOR (one belt, one road)-Plan, um die Handelsbeziehungen mit Ländern entlang der historischen Seidenstraße zu verbessern sowie die neue Asiatische Infrastruktur-Investmentbank. Mit dem OBOR-Plan verfolgt China gleich mehrere Ziele: Neue Exportmärkte zu erschließen, Rohstoffimporte abzusichern, Absatz-Kanäle für die heimischen Überkapazitäten zu schaffen sowie die weitere Internationalisierung des Renminbi zu fördern. Doch angesichts des notwendigen Deleveraging (Schuldenabbaus) nach sieben Jahren exzessiven Kreditwachstums und des schwachen Wachstums mancher entwickelter Handelspartner Chinas in Europa und Japan sowie der potenziellen US-Handelssanktionen bzw. US-Strafzölle für einige Industrien, kann ich mir nicht vorstellen, dass das Wachstum kurz- oder auch mittelfristig anzieht.

26 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

Kommt Japan aus der Deflation heraus?

Japans Versuche, aus dem wirtschaftlichen Teufelskreis auszubrechen, waren bisher nicht erfolgreich. Der Wachstumspfad verläuft erratisch – einmal gibt es in einem Quartal einen schönen Anstieg, dann fällt das BIP-Wachstum wieder zurück. Im Jahresabstand blieben die Quartals-Wachstumsdaten stets unter einem Prozent. Die BoJ will das Problem der immer kleiner werdenden Differenz zwischen kurzund langlaufenden Staatsanleihen lösen und mehr Kontrolle über die Zinskurve erlangen. Kauft die BoJ also auch kürzer laufende Anleihen, kann sie die Differenz der Zinsen zwischen kurz- und langlaufenden Anleihen selbst mitgestalten. Während bisher die Ausweitung der Geldmenge im Zentrum stand, soll künftig eine bestimmte Gestaltung der sogenannten

tum breiter Geldmengenaggregate (etwa M2). Hätte sie langlaufende Anleihen vorwiegend von Nicht-Banken und nicht fast nur von Banken gekauft, wäre das Resultat ein ganz anderes gewesen. Eine größere Geldmenge M2 wäre in den Händen der Nicht-Banken gelandet. Ein M2-Wachstum von fünf bis sechs Prozent hätte ein Portfolio-Rebalancing (bei den Anleihen) ausgelöst plus größere Effekte auf Investments und Konsumausgaben gehabt, die das US-QEProgramm generiert hat. Doch leider wächst in Japan M2 aktuell nur mit rund drei Prozent, und damit entwickelt sich das Kreditwachstum auch sehr langsam – zuletzt mit 2,8 Prozent. Kein Wunder, dass die japanische Inflation wieder in den Minusbereich abgetaucht ist. www.invesco.com

CREDIT: beigestellt

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016 neigt sich mit Riesenschritten seinem Ende zu. Nach durchaus turbulenten Entwicklungen (zum Beispiel Brexit-Votum, Wahl von Donald Trump) gilt es weiter nach vorne zu blicken: Welche ökonomischen Entwicklungen, Branchen und Regionen werden das kommende Jahr prägen? Von welchen Trends werden Investoren 2017 am meisten profitieren, welche sollte man wiederum meiden? Ein umfangreicher Expertenausblick gab im Zuge des Institutional Inves­ tors Congress hier kompetente Antworten. Wieder hatten sich im Rahmen des vom GELD-Magazin veranstalteten Events renommierte Vortragende und ein zahlreich erschienenes Fachpublikum versammelt. So ging Paul Varga von der DekaBank der Frage nach: Werden wir 2017 endlich höhere Zinsen sehen? Wobei der Experte die Hoffnung auf große Zinssprünge dämpfte. Sandra Crowl von Carmignac Gestion refe-

rierte wiederum über die Bedeutung von Wachstum für den Anlageerfolg und wies dabei auf die Wichtigkeit eines ausgeglichenen, aktiv gemanagten Portfolios hin. Michael Kopf, Experte der Patriarch Multi-Manager GmbH, nahm die Entwicklung verschiedener Branchen genau unter die Lupe und sieht in unterschiedlichsten Bereichen attraktive Investmentchancen. Als Vertreter der Lacuna AG beleuchtete Ingo Grabowsky die internationalen Gesundheitsmärkte, mit dem Fazit: Überalterung und Wohlstandserkrankungen sorgen in diesem Sektor für atemberaubende Dynamik. Hans-Jörg Naumer von Allianz Global In­ ves­tors begab sich in seinem Vortrag abschließend auf die Suche nach attraktiven Kapitalerträgen. Diese gebe es nach wie vor, wobei der Experte auf wieder steigende Unternehmensgewinne verwies. Seine Conclusio: „2017 wird sicher kein langweiliges Jahr werden!“

Deka bank ° Keine großen Zinsschritte gern gesehener Vortragender beim Institutional Investors Congress, bezeichnete sich gleich zu Beginn seines Vortrages als „glühenden Anleihenverfechter. Schon alleine was das investierbare Volumen betrifft, haben Bonds eine vielfach größere Bedeutung als Aktien. Aber natürlich sind auch in dieser Anlageklasse Risiken vorhanden.“ Trump ante portas. In diesem Zusammenhang durfte der Name Donald Trump nicht fehlen, wobei Varga die Politik des künftigen US-Präsidenten als noch nicht klar bezeichnete. Seitdem das Wahlergebnis feststeht, tritt der designierte US-Präsident allerdings spürbar moderater auf als noch im Wahlkampf. „Man kann davon ausgehen, dass er seine zum Teil verstörenden wirtschaftspolitischen Ankündigungen nicht eins zu paul varga, Leiter Repräsentanz eins in die Tat umsetzen wird. Alles in allem weiß man aber immer noch sehr wenig daÖsterreich und CEE, DekaBank rüber, wohin sich die größte Volkswirtschaft der Welt in den nächsten Jahren entwickeln wird“, heißt es dazu in einer aktuellen Analyse der Deka Bank. Weiters warf Varga auch gleich einen Blick in die Zukunft, und zwar auf die mögliche weitere Entwicklung der Leitzisen: „Hier rechne ich im kommenden Jahr allerdings mit keinen wesentlichen Veränderungen. Die Dynamik der Leitzinserhöhungen der US-Notenbank Fed bleibt sehr moderat und datenabhängig. In Euroland und Japan ist ein Ende der ultraexpansiven Geldpolitik noch nicht absehbar“, so der Experte. Im Basisszenario der Deka Bank (Eintrittswahrscheinlichkeit 75 Prozent) liegt die Eurozone mit Blick auf ihre wirtschaftliche Entwicklung zwischen Japan und den USA. Die Reformen der Krisenländer tragen langsam Früchte. Der Rückenwind durch globales Wachstum, durch Euro-Abwertung und durch Energiepreisrückgänge lässt allerdings nach. In Europa sieht Varga im Bondsbereich Chancen auf Kurssteigerung durch Engagement in den paneuropäischen Rentenmärkten. Im Vergleich zu Staatsanleihen bester Bonität würden Corporate Bonds eine höhere Rendite bieten. Globale Konjunktur: Keine großen Überraschungen. Was die Weltwirtschaft betrifft, wird ein moderates Wachstum von 3 bis 3,5 Prozent erwartet. Die Emerging Markets sind auf einen flacheren Wachstumspfad eingeschwenkt; die Industrieländer legen ebenfalls gemächlich zu.

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Bonds bleiben interessantes Thema. Paul Varga, Experte der Deka Bank und


Megatrends 2017

Lacuna ° Healthcare als Milliardenmarkt China und Asien im Fokus. Gemeinhin gelten ja die im wahrsten Sinne des Wortes gesättigten Industrieländer als profitable Zielregion der Healthcare-Branche. Kein Wunder: So sind etwa 38 Prozent der US-Bevölkerung fettleibig, was natürlich negative Auswirkungen auf den Gesundheitszustand zur Folge hat.Aber Asien hat hier kräftig nachgelegt und versucht den westlichen „way auf life“ zu adaptieren. Wohlstandskrankheiten nehmen in Schwellenländern zu. Zum Beispiel sind massive Veränderungen der Essgewohnheiten der Chinesen zu beobachten, die Kalorienzunahme steigt ständig, fette Speisen werden bevorzugt, wie Lacuna-Spezialist Ingo Grabowsky zu berichten weiß: „Im Reich der Mitte sind als Konsequenz von Übergewicht und ungesundem Lebensstil etwa enorme Zunahme der Diabetikerraten zu erwarten. Bereits ­heute Ingo Grabowsky, Vertriebsdirektor/ sind in China rund 100 Millionen Menschen als Diabetiker diagnostiziert, wovon aktuell aber Prokurist, Lacuna AG nur ca. zehn Prozent entsprechend behandelt werden. Das birgt enormes Potenzial für den Healthcare-Sektor.“ Hinzu kommt, dass die chinesische Regierung ein zunehmendes strategisches Interesse am Ausbau der Gesundheitsindustrie hat.All das sind Faktoren, die für einen Healthcare-Boom in China sprechen.Im Reich der Mitte erwartet Grabowsky trotz im Vergleich zur Vergangenheit tieferem BIP-Wachstum im Pharmasektor rund 13 Prozent Wachstum pro Jahr. Man bedenke dabei: Schon heute ist China hinter den USA der zweitgrößte Medikamentenmarkt der Welt. Attraktive Aktien. Aber in Asien wächst nicht nur ein riesiger Nachfragemarkt, auch die lokalen Unternehmen der Gesundheitsbranche sind interessant. Abdecken kann man sie etwa mit dem Fonds Lacuna – BB Adamant Asia Pacific Health, der in in asiatische Generika-, Biotech-, Pharma-,MedTech- und Dienstleistungsunternehmen investiert.

www.lacuna.de

Patriarch ° Qualitätstitel gefragt Profunde Trendanalyse und Stock Picking. Die internationale Börsenwelt ist starken Volatilitäten und nicht zuletzt politischen Risiken ausgesetzt – ein Umstand, an dem sich auf absehbare Zeit höchstwahrscheinlich nichts Signifikantes ändern wird. Wie sollten Investoren in dieser nicht gerade einfachen Situation agieren? Michael Kopf, Senior Schulungs- und Vertriebsleiter der Patriarch Multi-Manager GmbH, hat die Antwort parat und verweist in diesem Zusammenhang auf den GAMAX Funds Junior: „Seine erfolgreiche Strategie ist es, globale nachhaltige Trends zu identifizieren und daraus mittels fundamentalem Stock Picking hochwertige Qualitätstitel auszuwählen. Diese geben dem Portfolio Sicherheit und minimieren das Gesamtrisiko.“ „Jungbrunnen“ fürs Portfolio. Beim GAMAX Funds Junior handelt es sich um Michael Kopf, Senior Schulungs- und ­einen seit knapp 20 Jahren global anlegenden Benchmark-unabhängigen Aktienfonds; Vertriebsleiter, Patriarch Portfoliomanager Moritz Rehmann (DJE Kapital AG) setzt seit 1.10.2007 vor allem auf innovative Marken, die junge und kaufkräftige Konsumenten dauerhaft überzeugen. Kopf bezeichnete deshalb den Fonds auch als „Jungbrunnen in einem Gesamtdepot“. Der Experte verwies dabei auf das Phänomen, dass uns bestimmte Marken praktisch das gesamte Leben lang begleiten – werden Labels bereits in jungen Jahren gut platziert, bleibt der Kunde möglicherweise den entsprechenden Produkten bis ins hohe Alter treu (und das bei ständig steigender Lebenserwartung). Vorteil: Breite Streuung. Dabei handelt es sich beim GAMAX Funds Junior um keinen klassischen Branchenfonds, der nur auf ein beschränktes Anlageuniversum zugreifen kann. Im Gegenteil: Die eingesetzte Strategie sorgt für hohe Diversifikation über Regionen und Sektoren hinweg.

www.patriarch-fonds.de 29

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Megatrends 2017

Allianz global investors ° Die Bedeutung der Farbe Rot Schuld und Sühne. Unter einem durchaus prosaisch klingenden Titel stand der Vortrag von Hans-Jörg Naumer, Global Head of Capital Markets & Thematic Research, Allianz Global Investors: „Die Farbe Rot und die Suche nach Kapitalerträgen.“ Wobei der Spe­ zialist einen interessanten Abriss der Geschichte von 5000 Jahren Schulden und Sühne darbot. So erfuhr man, dass im antiken Griechenland oder in der Hochkultur von Mesopotamien mit Schuldentiteln gutes Geld zu verdienen war: Die Renditen werden auf 20 bis 30 Prozent geschätzt. Negativverzinsung vorherrschend. Von solchen Zahlen sind wir in der Gegenwart allerdings weit entfernt, wobei wiederum „die Farbe Rot“ ins Spiel kommt – gemeint ist damit der Negativzinsbereich bei Staatsanleihen: „Hier dominiert eben die Farbe Rot. Hans-Jörg Naumer, Global Head of Staatsanleihenrenditen bewegen sich am kurzen bis mittleren Ende weiterhin in NegaCapital Markets, Allianz GIobal Investors tivterrain – nicht nur in Europa. Das wirkt als Treiber für die aktive Suche nach anderen Renditebringern. Dabei müssen sich Investoren auf Volatilitäten, zunehmende politische Unsicherheiten und Reflationstendenzen einstellen “, so der Experte. Er glaubt außerdem, dass die Geldpolitik weiter expansiv sein wird und ein „Tapering“ der EZB noch nicht absehbar ist. Was die weitere Wachstumsentwicklung betrifft, rechnet Naumer mit einem Aufwärtstrend – allerdings mit wenig Schwung. Alles in allem bezeichnet er 2017 als „das Jahr der Antizyklik“. Multi Asset als Antwort. Der Experte empfiehlt, im gegenwärtigen Umfeld auf aktive Anlagestrategien zu setzen. Wachstumswerte sollten strukturell vom Niedrigzinsumfeld profitieren – Value benötigt wiederum stärkeres Wachstum und Reflation.

www.allianzglobalinvestors.de

Carmignac ° All you need is growth! am Institutional Investors Congress einen Rundumblick auf die globalen Anlagemärkte und Wirtschaftsregionen. Für die Vereinigten Staaten diagnostizierte sie eine „gewisse Erholung, vor allem durch das Wiedererstarken des Energiesektors. Auch bei den Kon­ sumausgaben ist eine Stärkung zu beobachten, die ich aber als etwas fragil bezeichnen möchte. In Europa würden sich die „Kernländer“ stabilisieren, den Konsumenten fehle es aber noch an Vertrauen. In China habe sich die Situation wiederum durch einen ­„aggressiven Mix“ politischer Maßnahmen verbessert. So wurden im Reich der Mitte etwa im Vorjahr die öffentlichen Ausgaben erhöht, um die schwächeren Ausgaben der privaten Haushalte auszugleichen. „China spielt jedenfalls auch weiterhin die Schlüsselrolle für sandra crowl, Mitglied des Anlage­ die weitere Entwicklung der Emerging Markets. Das Reich der Mitte wird aber auch innerausschusses, Carmignac Gestion halb der Präsidentschaft von Donald Trump eine wesentliche Rolle spielen“, führte Crowl weiter aus. Unterstützung für globale Konjunktur. Laut der Expertin sehen zusammengefasst die makroökonomischen Vorzeichen für das kommende Jahr gar nicht so schlecht aus, ohne dass man deshalb in Euphorie ausbrechen müsste. Die Stabilisierung des globalen Handels sowie der Industrieinvestments (vor allem durch die erwähnte Erholung des Industriesektors) würden dem Konjunkturwachstum 2017 Rückendeckung geben. Breite Streuung nötig. Die Expertin rät Investoren jedenfalls zu einem gut diversifizierten Portfolio, sowohl was das Anleihensegment, als auch die Aktienpositionierung betrifft – hier spielen gemischte Fonds wie der Carmignac Patrimoine eine wichtige Rolle.

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Sichtbare Erholung. Sandra Crowl, Anlageexpertin bei Carmignac Gestion, warf


KOLUMNE

LIPPER RESEARCH

2017 – das Jahr der Zinswende?

D

as Jahr 2016 hielt für die Anleger einige Überraschungen bereit, wie zum Beispiel die Entscheidung der Briten, aus der EU auszutreten, oder der unerwartete Wahlsieg Trumps in Amerika, was in der Folge zu einer erhöhten Volatilität an den Märkten führte. Allerdings ist hierbei anzumerken, dass die Märkte, nach den von politischen Entscheidungen ausgelösten negativen Bewegungen, schnell wieder zur Normalität zurückgefunden haben. Auch das Jahr 2017 könnte für die Anleger einige Überraschungen bereithalten, neben anstehenden Parlaments- und Präsidentschaftswahlen bleibt abzuwarten, welche Maßnahmen Präsident Trump nach seinem Amtseintritt ergreifen wird und welche Auswirkungen diese auf die USA und andere Wirtschaftsregionen, wie zum Beispiel die Emerging Markets, haben. Auch das Votum der Italiener gegen die Verfassungsänderung kann noch im nächsten Jahr nachwirken. Zudem zeigt die Entscheidung der EZB, ihr Anleihenkaufprogramm zu verlängern, dass die Zentralbank auch weiterhin gewillt ist, die Märkte mit Liquidität zu versorgen und die Zinsen niedrig zu halten. Abzuwarten bleibt hingegen, wie die Zentralbanken auf die Rückkehr der Inflation, aufgrund des Basiseffektes beim Öl, reagieren werden. Somit wird auch das Jahr 2017 kein leichtes Jahr für die Anleger werden. Dies bedeutet für Investoren, weiterhin mit Augenmaß zu agieren. ANLEIHEN Die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere waren in den letzten Jahren von niedrigen, zum Teil negativen Zinsen geprägt. Die Tendenz, negative Zinsen auch für mittelfristige Anleihen zu akzeptieren, hat im Jahr 2016, wie schon im Jahr 2015, zu Kursgewinnen bei Anleihen geführt. Aufgrund der derzeitigen Lage an den Märkten sollten Anleger aber nicht davon ausgehen, dass sich dieser Trend fortsetzen wird und somit im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere für das Jahr 2016 auf An-

DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA

leihen mit kurzen Laufzeiten oder sogenannte Floating Rate Notes (FRNs) setzen. Inwieweit Anleihen in Fremdwährungen Erfolg versprechend sind, lässt sich heute noch nicht abschätzen, da hier, neben der Zentralbankpolitik, auch politische Entscheidungen einen großen Einfluss haben. AKTIEN Nachdem verschiedene Aktienmärkte in den Industrienationen, allen voran in den USA, 2016 neue Höchststände erzielen konnten, stellt sich die Frage, wie viel Luft diese Märkte noch nach oben haben. In dem derzeitigen Zinsumfeld erscheinen Aktien mit ihren teilweise sehr hohen Dividenden für viele Investoren alternativlos zu sein. Dementsprechend könnten Aktien auch im Jahr 2017 die Anlageklasse der Wahl sein. Hierbei ist aber zu beachten, dass die Aktienmärkte durchaus hohen Schwankungen unterworfen sein können und schon einzelne negative Meldungen von Unternehmen einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Aktienmärkte haben könnten. Bei der Titel- beziehungsweise Fondsauswahl sollten sie auf Dividendenpapiere von Unternehmen setzen, die in ihren Kerngeschäftsfeldern führend sind, ein auf Shareholder Value ausgerichtetes Management haben und günstig oder zumindest fair bewertet sind. Gerade bei Aktien könnte eine breite Streuung über verschiedene Länder und

Branchen hilfreich sein, um mögliche Verluste zu reduzieren. AUSBLICK Die Rahmenbedingungen für 2017 lassen sich aus heutiger Sicht nur schwer einschätzen. Daher sollten Anleger vorsichtig sein und ihr Portfolio breit über die unterschiedlichen Anlageklassen diversifizieren, um mögliche Kursschwankungen zu reduzieren. Denn trotz der vielen positiven Faktoren könnten sich sowohl Zentralbank und politische Entscheidungen, wie auch unternehmensspezifische Nachrichten zu einem Störfaktor für die Wertpapiermärkte entwickeln. Zudem wird es auch 2017 darauf ankommen, die Chancen und Risiken einzelner Märkte und Segmente richtig zu beurteilen, um Investitionen in mögliche Verlierer zu vermeiden. Ebenso wird die richtige Einschätzung der Entwicklung des Euro einen erheblichen Einfluss auf die Wertentwicklung der Portfolios von Investoren, die auch außerhalb der Eurozone investieren wollen, haben. Auch 2017 sollten mögliche Rückschläge genutzt werden, um eventuell einzelne Positionen im Portfolio aufzustocken. Um diese taktischen Transaktionen durchführen zu können, ist es notwendig, einen Teil des Portfolios als Cash vorzuhalten. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

31


GELDANLAGE ° Anleihen

So entgehen Sie der Zinsfalle Jede dritte Anleihe weltweit weist negative Renditen auf. In bestimmten Segmenten haben aufgrund besserer Wirtschaftsaussichten – vor allem in den USA – bereits Kursverluste eingesetzt. Jetzt ist die aktive Auswahl der richtigen Regionen und Währungsblöcke eine conditio sine qua non, um mit Anleihen noch Geld zu verdienen. Mario Franzin

iele Investoren definieren die am Markt herrschenden negativen Renditen bei Anleihen sehr guter Bonität und Laufzeiten bis zu etwa zehn Jahren als „neue Realität“ – den niedrigen Zinsen sei es geschuldet und angeblich sollen diese auch in Zukunft niedrig bleiben –, zumindest in Europa und Japan. Floskeln wie „neue Realität“ treten erfahrungsgemäß aber immer dann auf, wenn Fehleinschätzungen herkömmliche Bewertungsmodelle aushebeln. So wies zum Beispiel Michael Hasenstab, CIO von Templeton Global Macro, bereits seit Längerem auf die Überbewertung amerikanischer Staatsanleihen hin: „In der ersten Jahreshälfte 2016 wurde die steigende Inflation und die Stärke des US-Arbeitsmarktes unterschätzt. Im Markt kursierte vielmehr die Sorge über das Risiko einer Deflation. Unser Research zeigte jedoch das genaue Gegenteil. Wir warnten die Anleger vor den hohen Bewertungen bei längeren Laufzeiten von US-Treasuries. Im Oktober schwenkte dann die Meinung der Marktteilnehmer um und kippte nach den Wahlen

° HISTORISCHE ERTRÄGE Ø ANLEIHEN-SEGMENT Global gemischt Global Unternehmen Europa gemischt Europa High Yield Eurozone Staaten EUR Unternehmen EUR inflationsgesichert USA gemischt USA Unternehmen Osteuropa Wachstumsmärkte HC

1 Jahr 1,4 % 3,5 % 0,3 % 4,5 % 1,6 % 2,7 % 1,8 % 5,0 % 5,7 % 1,1 % 9,1 %

3 Jahre 18,0 % 19,7 % 9,7 % 12,2 % 12,4 % 9,3 % 9,9 % 33,8 % 40,1 % 10,0 % 26,8 %

5 Jahre 10 Jahre 23,4 % 54,4 % 31,3 % 58,3 % 23,2 % 35,0 % 47,1 % 58,3 % 26,4 % 40,7 % 27,0 % 35,2 % 20,1 % 31,6 % 38,7 % 70,8 % 47,0 % 81,1 % 22,5 % 38,8 % 29,1 % 75,3 %

Quelle: Lipper IM, alle Rendite-Angaben kumuliert und auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06.12.2016

32 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

im November ins Gegenteil. Der Inflationsdruck wurde plötzlich ernst genommen, die Renditen der 10-jährigen US-Treasuries schnellten von 1,4 Prozent Ende Juni auf über 2,2 Prozent.“ Insgesamt zeichnet sich in den USA eine robuste Wirtschaftsentwicklung ab. Die Arbeitslosenzahlen sind auf einem Tiefpunkt, der Lohndruck ist aber noch bescheiden. Zusätzlich wird die Inflation durch die Erholung der Rohstoffpreise getrieben. Bill Gross, einstmals Anleihen-Guru bei der US-Fondsgesellschaft Pimco, ließ sich aber seit dem Ausbruch der Finanzkrise mehrmals täuschen. 2011 waren die Leitzinsen durch die Fed auf ein historisch niedriges Niveau von etwa zwei Prozent gedrückt worden. Gross erwartete naturgemäß eine Gegenbewegung und hatte damals mit seiner Spekulation Pech. Denn die US-Notenbank Fed ließ die Zinsen auf praktisch null weiter fallen, was Gross dazu verleitete, am Anleihenmarkt den Big Short als Spekulation des Lebens auszurufen. Wieder Pech gehabt. Die Fed verschiebt seit drei Jahren

die seither vom Markt erwartete Leitzinsanhebung. Investoren, die auf eine stärkere Marktkorrektur warteten, hatten bislang das Nachsehen, der Bullenmarkt an den Anleihenmärkten setzte sich wie bereits seit dreineinhalb Jahrzehnten fort. Hans-Jörg Naumer, Global Head of Capital Markets bei Allianz Global Investors, holt dazu etwas aus: „Historisch gesehen waren die Zinsen seit 5000 Jahren nicht so tief wie heute. Weltweit gesehen weist ein Drittel aller Anleihen – das entspricht einem Gesamtnominale von 7,87 Billionen Dollar – negative Renditen auf (Anm. Stichzeitpunkt: 5. Oktober 2016). Diese Situation ist insofern verfahren, weil Banken, Versicherungen und Pensionskassen gezwungenermaßen hauptsächlich in Anleihen investieren müssen. Das sehe ich sehr kritisch.“ WIDERSPRÜCHLICHE EINSCHÄTZUNGEN DER ZINSENTWICKLUNG Ausgehend von der guten wirtschaftlichen Entwicklung in den USA dürfte der Dollar zum Euro als auch zum japanischen

BOOM SEIT 35 JAHREN: ANLEIHENKURSE STEIGEN BEI FALLENDEN ZINSEN

12 %

160

10 % 8%

140

6% 4%

120

2% 0%

100

Anleihenkurse (Euro Bund Future in Rot) verlaufen spiegelverkehrt zu den Zinsen (10Jahres-Rendite Deutschland in Grau). Fallen die Zinsen, steigen die Anleihenkurse, da höher rentierliche Anleihen so lange gekauft werden, bis sie die marktkonforme Umlaufrendite aufweisen. Im Falle steigender Zinsen tritt genau der umgekehrte Effekt ein: die Anleihenkurse fallen – umso stärker, je länger die Laufeit einer Anleihe ist, da die erwartete Rendite über die Laufzeit abgezinst werden muss.

CREDITS: beigestellt, Archiv

V


Anleihen

Yen weiter zulegen, zumal in Europa die Wirtschaft nach wie vor lahmt und die EZB ihre expansive Geldpolitik fortsetzen wird. Auch wird die Entwicklung in Europa durch geopolitische Risiken – Stichwort abgelehnte Senatsreform in Italien, Brexit, Wahlen in Italien, Frankreich und Deutschland mit Stärkung populistischer Parteien – von den Zinsen und der Währung her unter Druck bleiben. Gleichzeitig steigt in den USA der Inflationsdruck. Hasenstab erwartet, dass bereits zu Beginn 2017 das Ziel der Notenbank überschritten wird und die Fed die Zinsen weiter anheben wird. Die daraus zu erwartenden Kursverluste bei langlaufenden US-Treasuries dürften aus europäischer Sicht zum Teil über die Dollar-Stärke aufgefangen werden. Als gute Alternative zu USStaatsanleihen bieten sich inflationsgeschützte Anleihen aus dem Dollar-Raum an, mit denen man bei steigenden Zinsen keine Kursverluste erleidet und dennoch von der Dollar-Stärke profitieren kann. Während sich die Erwartungen der Ökonomen zugunsten eines stärkeren Dollars praktisch decken, schwimmt Yves Longchamp, Head of Research bei Ethenea, bei der Einschätzung der Zinsentwicklung etwas gegen die Mehrheitsmeinung. Er erwartet kein prinzipielles Ende des Bullenmarktes bei Anleihen, denn „Renditen sollten nur dann nachhaltig steigen, wenn die Inflation nachhaltig steigt“, so Longchamp, „und wir sehen den derzeitigen Inflationsanstieg hautsächlich als Folge des höheren Rohölpreises. Da wir diesen aus mehreren Gründen als nicht sehr nachhaltig einschätzen, dürfte die Inflation zwar langsam weitersteigen, aber nur sehr moderat. Die Kerninflationsrate ist hüben wie drüben äußerst stabil.“ DIE EZB WILL IN EUROPA UNBEDINGT DIE NIEDRIGE ZINSEN ERHALTEN In Europa setzt die EZB das Quantitative Easing fort. Bei der Sitzung am 8. De-

zember 2016 wurde der Einlagenzinssatz bei minus 0,4 Prozent belassen und das Anleihenkaufprogramm, das im März 2017 abläuft, bis Ende 2017 verlängert. Die monatlichen Käufe werden ab April von 80 auf 60 Milliarden Euro reduziert. Das entspricht in Summe etwa dem, was vom Markt erwartet wurde. Viele Volkswirte verstehen dies zwar als Signal, dass die Notenbank langsam zur „Normalität“ zurückkehren will, doch EZBChef Mario Draghi stellte mit der Reduzierung der Anleihenkäufe gleichzeitig auch klar, dass die EZB „anhaltende Präsenz zeigen wird“ und sich Sparer auf einen längeren Zeitraum mit null Zinsen einstellen sollten. Bei Bedarf soll das Anleihenkaufprogramm auch über 2017 hinaus verlängert werden. Das ist nachvollziehbar, denn die Inflationserwartungen sind noch vom Ziel der EZB (2%) entfernt. Heuer dürfte die Teuerungsrate in Europa bei rund 0,2 Prozent liegen, für 2017 erwarten die Währungshüter 1,3 Prozent, für 2018 1,5 Prozent und für 2019 1,7 Prozent. Mittelfristig werden damit in Europa sowohl die Anleihen- als auch die Aktienmärkte durch die anhaltende Niedrigzinspolitik unterstützt.

° GELDANLAGE

„Es ist Humbug, institutionelle Investoren dermaßen in die Anleihenmärkte zu zwingen“ Hans-Jörg Naumer, Global Head of Capital Markets, Allianz Global Investors

„Die Frage, ob die viele Jahrzehnte andauernde Rentenhausse vorbei ist, beantworten wir mit einem klaren Nein“ Yves Longchamp, Head of Research, Ethenea

Eine bessere Wirtschaftsentwicklung unterstützt besonders den Sektor der Unternehmens-Anleihen, da sich die Spreads durch Bonitätssteigerungen (bessere Gewinnentwicklungen der Unternehmen) verringern. Das trifft, wenn auch in geringerem Maße, ebenso für den europäischen Raum zu. Daher: europäische Staatsanleihen mei-

° DIE BESTEN ANLEIHENFONDS GLOBAL ISIN LU0278466700 LU0162480882 LU0336083497 AT0000A00L57 LU0546921023

FONDSNAME BGF Fixed Income Global Opportunities Pioneer Funds Strategic Income Carmignac Portfolio Global Bond UNIQA Dollar Bond NN (L) Global Bond Opportunities

VOLUMEN PERF. 1 J. 7.268 Mio. € 6,7 % 3.471 Mio. € 9,5 % 782 Mio. € 9,4 % 255 Mio. € 3,1 % 213 Mio. € 5,8 %

3 JAHRE 5 JAHRE 38,3 % 51,7 % 39,4 % 51,1 % 29,6 % 36,6 % 29,4 % 34,1 % 29,8 % 30,1 %

TER 1,23 % 1,72 % 1,24 % 1,16 % 0,97 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09.12.2016

° DIE BESTEN ANLEIHENFONDS UNTERNEHMEN EUROZONE ISIN LU0549543014 LU0117072461 LU0113257694 AT0000819487 DE0005316285

FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. BlueBay Inv. Grade Euro Aggregate Bond 1.646 Mio. € 4,4 % UniEuroRenta Corporates 835 Mio. € 3,3 % Schroder ISF EURO Corporate Bond 8.225 Mio. € 4,5 % Apollo Euro Corporate Bond Fund 292 Mio. € 4,3 % Allianz Corps-Corent 231 Mio. € 5,9 %

3 JAHRE 5 JAHRE 18,4 % 55,0 % 12,1 % 36,6 % 15,0 % 36,2 % 13,4 % 34,5 % 16,2 % 33,0 %

TER 0,95 % 0,77 % 1,05 % 0,97 % 0,60 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09.12.2016

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

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GELDANLAGE ° Anleihen

JAPAN BLEIBT UNINTERESSANT Blickt man Richtung Fernost, gleich vorweg: japanische Staatsanleihen bleiben ein Verlustgeschäft. Sowohl Europa als auch Japan brauchen schwache Währungen, um ihre Exporte und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Die Bank of Japan nimmt bei dem Thema Zinspolitik überhaupt den Spitzenplatz ein. War sie doch die erste Zentralbank, die bereits 2010 den Leitzins in den negativen Bereich drückte. Die Staatsverschuldung kletterte indes aufgrund verzweifelter Konjunkturprogramme weiter und liegt derzeit bei 230 Prozent des BIP. Die Inflation kommt mit 0,1 Prozent noch immer nicht in die Gänge. Die oftmals monierte Bedrohung durch die extrem hohe Staats-

verschuldung scheint indes gelöst. Erstens liegen die Zinsen sowieso bei null und zweitens kauft die Zentralbank ganz massiv Staatsanleihen. Und das kann und wird sie praktisch unbegrenzt machen. EMERGING MARKETS-ANLEIHEN BIETEN SELEKTIV GUTE CHANCEN Da Investitionen in Anleihen außerhalb des Euroraums auch immer eine Währungskomponente aufweisen, sind Anleihen besonders bei einem zunehmend schwachen Euro aus „unterschätzten“ Volkswirtschaften interessant. „Die Märkte für zahlreiche Schwellenländer reagierten im November auf die US-Wahl negativ, weil sie nachteilige Folgen aus der protektionistischen US-Politik befürchten“, so Hasenstab, „es gibt aber mehrere Szenarien, in denen die tatsächlichen Folgen einer geänderten US-Handelspolitik, die vorauseilend in bestimmten Schwellenländern zu Unterbewertungen geführt hat, auf bestimmte Volkswirtschaften nur minimal bzw. vernachlässigbar sein dürften – besonders Mexiko, Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Indonesien und Malaysia stechen hier hervor.“ Zum Beispiel rentieren zehnjährige Mexiko-Anleihen mit 7,1 Prozent. Mögliche Handelseinschränkungen wurden zuletzt im Peso zu stark eingepreist und lassen eine Erholung der mexikanischen Währung erwarten, beson-

° DIE BESTEN ANLEIHENFONDS EMERGING MARKETS LW ISIN LU0963865083 AT0000989090 LU0029876355 LI0026536628 LU0292261301

FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. Aberdeen Global - Frontier Markets Bond 70 Mio. € 16,5 % ZZ1 719 Mio. € 25,6 % Templeton Emerging Markets Bond 3.703 Mio. € 14,1 % LGT Select Bond Emerging Markets 515 Mio. € 13,5 % Capital Group EM Debt (Lux) 912 Mio. € 12,9 %

3 JAHRE 5 JAHRE 52,6 % – 48,6 % 54,1 % 29,7 % 45,0 % 27,2 % 30,5 % 26,2 % 32,4 %

TER 1,79 % 1,01 % 1,90 % 1,59 % 1,71 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09.12.2016

° DIE BESTEN ANLEIHENFONDS GLOBAL UNTERNEHMEN ISIN IE00B296XB43 LU0469576283 LU0636596651 LU0408846375 LU0282388437

FONDSNAME Kames Investment Grade Global Bond JPM Flexible Credit SLI Global SICAV Global Corporate Bond JPM Global Corporate Bond PARVEST Sustain. Bond World Corporate

VOLUMEN PERF. 1 J. 152 Mio. € 9,6 % 215 Mio. € 10,1 % 606 Mio. € 9,7 % 4.925 Mio. € 8,1 % 200 Mio. € 7,2 %

3 JAHRE 5 JAHRE 49,4 % 73,5 % 44,7 % 60,9 % 46,3 % 60,4 % 45,6 % 56,8 % 45,6 % 57,9 %

TER 0,92 % 1,00 % 1,10 % 1,00 % 1,12 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09.12.2016

34 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

„Die Anleihen einiger Emerging Markets werden deutlich unterschätzt“

Michael Hasenstab, CIO Global Macro, Franklin Templeton

„Eine schnelle Zinserhöhung gehört zu den größten Risiken und erfordert Flexibilität im Anleihenmanagement“

Didier Saint-Georges, Managing Director, Carmignac

ders, wenn sich dort die Zentralbank weiterhin für eine starke Landeswährung einsetzt. Hasenstab gefällt in dieser Beziehung auch Indonesien sehr gut: „Während die Rohstoffpreise einbrachen und sich Chinas Wachstum verlangsamte, legte Indonesien noch um fünf Prozent zu – bei einer ausgeglichenen Leistungsbilanz. Und obwohl die Währung 2016 abgestraft wurde, entstand daraus für das Land kein Bonitätsproblem.“ Zehnjährige indonesische Staatspapiere rentieren mit 7,8 Prozent und die Währung sollte sich aufgrund der zugrunde liegenden Fundamentaldaten wieder erholen. FAZIT Alle Fachleute sind sich aufgrund der zu erwartenden unsicheren Marktentwicklungen bei den Zinsen und Währungen einig: Benchmarkdenken ist out – aktives Management von Anleihenportfolios ist heute notwendiger denn je – inklusive der Möglichkeit von diversen Hedging-Strategien. Wir stellen Ihnen in den Tabellen (Seite 33 und links) die besten Fonds für die 2017 voraussichtlich aussichtsreichsten Anleihensegmente vor.

CREDITS: beigestellt, Archiv

den und selektiv in Unternehmensanlehen investieren. Ein Kuriosum in Österreich ist, dass Finanzminister Hans-Jörg Schelling eine neue Laufzeit bei Staatsanleihen einführen will – nämlich 100 Jahre. Für die Alpenrepublik ist das natürlich eine hervorragende Möglichkeit, die zukünftige Zinslast zu verringern. Aber wer kauft Anleihen mit 100 Jahren Laufzeit und loggt sich über diesen Zeitraum in eine Verzinsung von etwa 1,5 Prozent ein? Denn würden die Zinsen am langen Ende nur um ein Prozent steigen, würde der Kurs der Anleihe um mehr als 25 Prozent im Kurs verlieren.


Im Eggerstedt, Gespräch mit Xxxxxx, Deka Im Gespräch mit Saida Deka Investment

° GELDANLAGE

Nachhaltige Renteninvestments im Visier Der Deka-Nachhaltigkeit Renten schaffte auch in diesem Jahr trotz eines niedrigen Zinsumfelds und eines weltwirtschaftlich herausfordernden Szenarios eine attraktive Wertentwicklung von 4,88 Prozent (per 7.12.2016). Der Fonds wurde mehrfach ausgezeichnet, zuletzt von der Rating-Agentur Feri, und hält fünf Sterne bei Morning Star. Wie relevanten Marktchancen genutzt und gemanagt werden, wird im Folgenden ausgeführt. GELD ° Der Deka-Nachhaltigkeit Renten inve-

Welche Märkte/ Regionen entwickelten sich

stiert nur in Wertpapiere, die nach Grundsätzen

2016 positiv, welche weniger günstig?

der Nachhaltigkeit ausgewählt werden. Welche

Die Rentenmärkte hatten einen schwierigen Start in das Jahr 2016. Die große Verunsicherung, ob die Weltwirtschaft für eine US-Zinswende und einen schwachen Ölpreis stark genug ist, hatte sich weltweit auf alle Märkte gelegt und auch Unternehmensanleihen in Europa in Mitleidenschaft gezogen. Als dann die EZB ihre Anleihekäufe ausgeweitet und auch Unternehmensanleihen mit in das Aufkaufprogramm einbezog, haben sich die die Märkte weltweit massiv erholt. Trotz des BREXIT-Votums haben sich auch Finanzanleihen und Crossover-Titel gut entwickelt. Auch einzelne nachhaltige Green Bonds aus den Emerging Markets haben gut abgeschnitten.

Kriterien werden hier angewandt?

SAIDA EGGERSTEDT: Wir investieren in Aussteller von Anleihen, die verantwortungsvoll und transparent mit Menschen und der Umwelt umgehen. Die globalen Emittenten werden regelmäßig nach den Kriterien Umweltmanagement (Klimaschutz, Umweltpolitik, Wassermanagement), soziale Verantwortung (Menschenrechte, Sozialstandards in der Lieferantenkette, Sicherheit und Gesundheit) sowie Unternehmensführung (Governance, Transparenz und Berichterstattung) bewertet. Unternehmen oder Staaten, die Cluster-Munition, Anti-Personen-Minen, genmanipuliertes Saatgut oder gefährliche Chemikalien herstellen, scheiden ganz aus. Es werden alle Titel ausgeschlossen, die gegen die definierten Nachhaltigkeitskriterien verstoßen. Aus dem verbleibendem Universum werden anschließend die Titel ausgewählt, die über alle Nachhaltigkeitskriterien hinweg zu den besten „ihrer Klasse“ gehören. Dass diese Ausrichtung nicht zu Lasten der Rendite gehen muss – wie manche Kritiker Nachhaltigkeitsfonds immer wieder vorwerfen - zeigt die Performance: In den letzten drei Jahren im Durschnitt etwa 4,9 Prozent per annum.

CREDIT: beigestellt

Wie sieht die Risikostreuung des Fonds aus?

Durch den Fokus auf die Best-in-Class-Titel werden von Anfang an die besten und transparentesten nachhaltigen Titel herausgefiltert. Das Ziel ist – auch unter Berücksichtigung von Risikofaktoren - nachhaltig gute Performance

Saida Eggerstedt, Portfoliomangerin Unternehmensanleihen, Deka Investment

zu liefern. Gewinnmitnahmen und Käufe in schwachen Marktphasen gehören dazu. Durch eine breite Diversifikation auf Sektoren, Laufzeiten, Länder und Einzeltitel sind Risiken sehr gut ausgesteuert. Die größten Einzelpositionen belaufen sich jeweils auf ein Prozent des gesamten Fondsvermögens. Was ist zur aktuellen Fondspolitik zu sagen? Welche Sektoren lieferten zuletzt die attraktivsten Erträge?

Vor dem Hintergrund des jüngsten Rendite-Anstiegs und positiver Wirtschaftszahlen aus den USA und zum Teil auch aus Europa bevorzugen wir weiterhin attraktiv bewertete nachhaltige Anleihen ohne die Kapitalbindungsdauer, also die Duration, zu erhöhen. Auf der Sektorenseite sind aktuell die Finanzwerte die Gewinner. Gut gemanagte Titeln aus zyklischen Sektoren wie Rohstoffe, Konsum und Energie haben wieder angezogen und sind ebenfalls teilweise attraktiv bewertet.

Was ist zum Risiko- und Ertragsprofil zu sagen? Mit welchem Prozentanteil sollte dieser Fonds in einem ausgewogenen Portfolio vertreten sein?

Im Hinblick auf den Ertrag bieten Unternehmensanleihen im Vergleich zu Staatsanleihen bester Bonität höhere Renditechancen. Auf der anderen Seite unterliegen Unternehmensanleihen einem höheren Kursänderungsrisiko. Der Fonds eignet sich deshalb zur mittelfristigen Beimischung für Investoren, denen verantwortungsvollen Anlegen wichtig ist. Wie hoch der Anteil prozentual sein sollte, hängt davon ab, welche anderen Geldanlagen der Anleger in seinem Portfolio hat. In einem ausgewogenen Portfolio könnte der Anteil zum Beispiel bei 10 bis 20 Prozent liegen. www.dekabank.de

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

35


GELDANLAGE ° Im Gespräch mit Stephan Kuhnke, Bantleon

Anleihen gehören aktiv gemanagt! Zinsanstiege führen bei Anleihen zu Kursverlusten. Und seit Juni ist ein deutliches Anziehen der Renditen in den USA, aber auch in Japan und Europa zu beobachten. Grund dafür sind konjunkturelle Aufwärtsbewegungen und aufkeimende Inflationsängste. Stephan Kuhnke rät zu Umschichtungen im Portfolio.

einer regelrechten Aufbruchstimmung gekommen. Die Renditen der US-Treasuries sind deutlich gestiegen. Wie schätzen Sie den weiteren Verlauf hier ein?

STEPHAN KUHNKE: Der November war weltweit von steigenden Renditen geprägt. So zogen die Zinsen für zehnjährige US-Staatsanleihen mit 2,41 Prozent auf den höchsten Stand seit Juni 2016 an. Gleichzeitig erreichten japanische Langläufer, zehnjährige Bundesanleihen und Schweizer Eidgenossen ebenfalls neue zyklische Höchststände. Alle diese Märkte haben gemein, dass die Renditen seit vier Monaten aufwärts gerichtet sind. Grund dafür ist, dass nahezu gleichzeitig mit dem Erreichen der historischen Renditetiefststände zur Jahresmitte die Konjunkturdynamik sowohl in den USA, als auch in Deutschland, in Japan und der Schweiz deutlich zulegte. Damit zogen auch die Inflationserwartungen in den USA sowie in Deutschland und Japan markant an. Dieser Mix aus konjunktureller Aufwärtsbewegung und aufkommender Inflationsangst ist pures Gift für die Anleihenmärkte. In den USA kommt hinzu, dass die Fed bereits im Dezember mit Zinserhöhungen auf diese Entwicklung reagieren dürfte. Ist damit der seit 35 Jahren bestehende Bullenmarkt bei Anleihen passé?

Ja, der Bullenmarkt ist vorbei – zumindest temporär. Betrachtet man das langfristige Chartbild von US-Treasury-Futures seit 1981, dann wird klar, dass der Renditeanstieg im November zu einem Bruch des seit 35 Jahren bestehenden Abwärtstrends geführt hat. Deshalb besteht in den kommenden Monaten das akute Risiko, dass sich Anleger durch Verkäufe von Zinsterminkontrakten vor einem weiteren Zinsanstieg schützen werden und dadurch die Renditen weiter nach oben treiben. Diesem Sog dürf-

36 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

Stephan Kuhnke, Vorsitzender der Geschäftsleitung und Leiter Portfoliomanagement, Bantleon Bank AG

ten sich auch deutsche Bundesanleihen und Schweizer Eidgenossen nicht entziehen können. Deshalb ist auch hier mittelfristig mit Kursverlusten zu rechnen. Aus charttechnischer Sicht ist ein Niveau von ein Prozent für zehnjährige Bundesanleihen und die NullLinie bei langlaufenden Eidgenossen realistisch. Sollte sich weder die Konjunktur-, noch die Inflationsentwicklung markant umkehren, dann dürfte der Bullenmarkt bei Staatsanleihen weltweit zunächst vorüber sein und uns eine Phase steigender Zinsen bevorstehen. Entsprechend dürfte in den kommenden Quartalen aktives Management von Staatsanleihen einer passiven Indexabbildung deutlich überlegen sein. Oder anders ausgedrückt: Besitzer von Anleihen-ETFs müssen in den nächsten Monaten mit deutlichen Kursverlusten rechnen. Wie sehen Sie die Situation in Europa? Hier sorgt die EZB weiterhin für Niedrigzinsen...

Der Stimulus-Effekt der expansiven Zentralbankpolitik lässt nach. Auch hier hat der

Anleihenmarkt seinen Gipfel erreicht. Das verwundert insofern nicht, da die Zinsen in den Kernländern der Eurozone theoretisch viel höher liegen müssten. Die EZB kann die Finanzierung der Staaten aber nicht dem freien Markt überlassen, da es zu einem sprunghaften Renditeanstieg kommen würde. Daher war die EZB im Dezember praktisch dazu gezwungen, das Anleihenkaufprogramm über den März 2017 hinaus zu verlängern. Sie hat aber auch die technischen Parameter dafür verändert. Die Mindestrendite von minus 0,4 Prozent für einen Ankauf wurde aufgehoben und das Laufzeitenspektrum von mindestens zwei Jahren auch auf kurzfristige Anleihen mit einem Jahr Laufzeit erweitert. Das Fazit für die Märkte ist, dass die EZB die Anleihenkäufe noch sehr lange fortführen wird, zumindest bis Herbst 2018. Gleichzeitig hält sie sich die Option offen, bei Krisenszenarien die Käufe wieder auszuweiten. Gerade Italien macht mit den hohen Staatsschulden und den Problembanken Sorgen. Wie könnte hier eine Lösung aussehen?

Sollte es in Italien gröbere Probleme geben, wird die EZB temporär den Aufteilungsschlüssel außer Acht lassen und vermehrt italienische Staatsanleihen kaufen. Nach den derzeitigen Regeln kann sie das jederzeit tun, sofern sie es mittelfristig wieder ausgleicht. Aber selbst diese Regel ist nicht in Stein gemeißelt. Wie sollte ein Anleiheninvestor nun reagieren?

Erstens die Duration im Portfolio verringern bzw. über Zinsfutures absichern, zweitens inflationsgeschützte Anleihen kaufen und drittens in interessante Unternehmensanleihen investieren, denn steigende Zinsen gehen parallel mit einer besseren Konjunktur und geringeren Ausfallsraten. www.bantleon.com

CREDIT: beigestellt

GELD ° Herr Kuhnke, in den USA ist es zu


(Gordon Gekko) Ob auch Gordon Gekko sich bei uns informiert, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass finanzen.at von mehr als 500.000 österreichischen Anlegern* pro Monat genutzt wird!

*Mit einer Reichweite lt. ÖWA 09/16 von 0,5 Mio Unique Usern und 1,52 Mio. Visits ist finanzen.at Österreichs führendes Finanzportal.


AUSBLIC

GELDANLAGE ° Im Gespräch mit Xxxxxx Xxxxx

„Konjunktur zieht weiter an“

Sowohl in Europa als auch in den USA sind die Wachstumsaussichten nicht die schlechtesten, meint Stephen Jones, Chief Investment Officer von Kames Capital. Dass Donald Trump die Weltwirtschaft auf den Kopf Harald Kolerus stellen wird, glaubt der Experte nicht. Ein gewisses Unwohlsein bleibt trotzdem. Herr Jones, werfen wir einen Blick

internationalen Handelsabkommen zumin-

auf das kommende Jahr und die Entwicklung

dest skeptisch. Handelt es sich hier vor allem

der globalen Konjunktur: Wie geht es im neuen

um Wahlkampfrhetorik oder bergen die Pläne

Jahr weiter?

langfristig eine ernsthafte Gefahr für das

STEPHEN JONES: Die Entwicklung der Weltwirtschaft und wichtiger Regionen ist für Anleihenmanagement natürlich von Bedeutung, wobei wir für 2017 alles in allem ein positives Bild zeichnen. Aber werfen wir zunächst einen Blick zurück auf 2016: Hier ist aufgefallen, dass das Wachstum in der Eurozone zurückgekommen ist und sich gegen Jahresende noch beschleunigt hat. 2017 könnten wir vielleicht noch höhere Levels sehen und bei einem Wachstum rund um die zwei Prozent landen. Wenn wir die Vereinigten Staaten betrachten, ist augenfällig, dass die Wirtschaft jenseits des Großen Teichs gut läuft, im kommenden Jahr könnte die US-Konjunktur zwischen drei und 3,5 Prozent anziehen. Für den wichtigsten Emerging Market, China, sehen wir das Wachstum bei 6,5 Prozent.

Auch hier muss man noch abwarten, was Trump tatsächlich realisieren will und überhaupt realisieren kann. Das Team, das sich rund um den neuen Präsidenten herauskristallisiert, ist jedenfalls wirtschaftsfreundlich eingestellt. Das gilt auch für die Mitglieder des Kongresses und natürlich für die republikanische Partei. Die Geschäfts- und Handelsorientierung ist hier vorherrschend. Ich glaube also, dass das Umfeld Trumps es nicht zulassen wird, dass allzu negative Maßnahmen umgesetzt werden. Ich mache mir deshalb momentan keine wirklich großen Sorgen in dieser Beziehung. Natürlich gibt es andere Aspekte, die beunruhigend sind. So wie zum Beispiel, dass Trump scheinbar eine „policy of tweet“ verfolgt, also Politik via Twitter macht.

In den Vereinigten Staaten stehen ja jetzt die

Werfen wir jetzt einen Blick auf die Politik

heiß diskutierten Trumponomics im Mittelpunkt,

der Zentralbanken: Werden die Zinsen 2017

wobei hier noch vieles im Dunkeln liegt und

schrittweise angehoben oder haben wir es

diffus erscheint. Zeichnet sich bereits ein Weg

noch länger mit einem hartnäckigen Niedrig-

der neuen US-Wirtschaftspolitik ab und kann

zinsumfeld zu tun?

man auch schon Auswirkungen absehen?

Es ist davon auszugehen, dass es entsprechende Schritte der US-Notenbank Fed geben wird, im Wesentlichen gehe ich aber auch im neuen Jahr von einem niedrigen Zinsniveau aus. Außerdem wird in Europa die Politik des Quantitative Easing fortgesetzt werden.

Tatsächlich ist noch nicht klar, welche seiner im Wahlkampf getätigten Aussagen von Trump auch wirklich umgesetzt werden. Wie es aussieht, wird es aber Steuererleichterungen und Investments in Infrastruktur geben. Das wird zu einer gewissen Beschleunigung der Wirtschaft mit steigenden Wachstumszahlen und höherer Inflation führen.

globale Wachstum?

Kames Capital konnte zuletzt wieder eine internationale Auszeichnung für sich gewinnen und wurde bei den „Professional Pensions In-

Der künftige US-Präsident hat aber auch laut-

vestment Awards“ zum „Absolute Return Bond

stark posaunt, er wolle die Wirtschaft Ameri-

Strategy Manager“ des Jahres 2016 gewählt.

kas besser schützen und zeigt sich gegenüber

Wie sieht gutes Anleihenmanagement aus?

38 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

Anlageverwaltung ist unser einziges Geschäftsfeld, das deshalb absolute Priorität genießt. Wir konzentrieren uns ausschließlich auf jene sechs Bereiche, in denen wir unseren Kunden ein überzeugendes Angebot bieten können: Festverzinsliche Wertpapiere, Aktien, Immobilien, Absolute Return, ethische Investments und Multi-Asset-Lösungen. Sowohl für die von Ihnen angesprochene Absolute Return-Strategie, als auch für alle anderen Strategien gilt bei

Kames Capital: Es herrschen klare Strukturen, die auf einer sehr breiten Wissensbasis sowie umfassenden Ressourcen fußen. Wir verfügen über ein erfahrenes Team von über 300 Mitarbeitern und rund 100 Anlageexperten. Für

CREDIT: beigestellt/Archiv

GELD °


CK 2017

Im Gespräch mit Stephen Jones, Kames Capital

unsere Kunden verwalten wir derzeit Assets in Höhe von rund 60 Milliarden Euro. Kames Capital ist eine schottische Gesell-

° GELDANLAGE

auch Diskussionen darüber, dass Großbritannien vielleicht doch in der EU bleiben wird. Das glaube ich allerdings nicht: Der Brexit wird vollzogen werden, die Frage ist nur wie.

schaft mit Niederlassungen in Edinburgh und London – wie hat sich das Brexit-Votum bisher

Kames Capital verfügt über eine breite

auf das Vereinigte Königreich ausgewirkt?

Fondspalette, können Sie daraus unseren

Tatsächlich entwickelt sich die Wirtschaft gut, das gilt für das herstellende Gewerbe, aber etwa auch für den Tourismus.

Lesern ein interessantes Produkt nennen?

Zum Beispiel investiert der Kames Global Diversified Income Fund in ein Portfolio aus Aktien,

Stephen Jones, Chief Investment Officer, Kames Capital

ZUR PERSON:

Der Brexit ist aber kein Non-Event?

Natürlich hat der Austritt weitreichende Konsequenzen. Jetzt muss man die Ergebnisse und Details abwarten, die sich erst aus den BrexitVerhandlungen ergeben werden. Es gibt ja

Bonds und Derivativen. Anlageziel ist es, stabile Einkommen zu generieren und dabei qualitatives Wachstum nicht zu vergessen.

Stephen Jones ist Chief Investment Officer (CIO) und Mitglied der Geschäftsleitung von Kames Capital. Zu seinen Verantwortlichkeiten gehört die Investment Performance und Strategie des schottischen Vermögensverwalters. Er verfügt über mehr als 25 Jahre Industrieerfahrung. Jones studierte Recht und Wirtschaft an der University of Newcastle. Kames Capital plc ist eine spezialisierte Investment-Management-Gesellschaft mit Sitz in Edinburgh und London. Das Unternehmen beschäftige rund 320 Angestellte und verwaltet 59 Mrd. Euro (Stand 30.09.2016) für seine britischen und internationalen Kunden - darunter Pensionsfonds, Finanzinstitute, Vermögensverwalter, Family Offices und Finanzberater.

www.kamescapital.com

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

39


GELDANLAGE ° Regionen

AUSBLIC

Überwiegend positives Bild

Trump und Brexit zum Trotz entwickeln sich Börsenlandschaft und Konjunktur gut. Das weltweite BIP sollte im kommenden Jahr um rund 2,5 Prozent wachsen. Von einer Rezession fehlt also jede Spur, was die Aktienmärkte fundamental unterstützen sollte. Regionale Unterschiede sind natürlich zu beachten: So sind USHarald Kolerus Papiere bereits sehr gut gelaufen, jetzt könnte Europa zur Aufholjagd ansetzen. ört man sich unter Fondsmanagern und Ökonomen um, so dürfte das kommende Jahr gar nicht schlecht ausfallen: „Wir glauben, dass sich die entwickelten Industriestaaten fest im Wachstumsmodus befinden. China wird unserer Meinung nach an seinen langfristigen Infrastrukturplänen festhalten, trotz der Sorgen um die Stabilität der Bankenlandschaft“, so James Buttefill, Head of Research & Investment Strategy beim ETP-Anbieter ETF Securities. Damit spricht er einen möglichen „Problemfall“ für die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft an, nämlich ein nicht auszuschließendes „Hardlanding“ Chinas. Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, ist 2017 für das Reich der Mitte positiv eingestellt und rechnet mit einem Wachstum von 6,2 Prozent. Das Risiko, dass China eine weltweite Wirtschaftskrise auslösen könnte, sieht der Experte aber steigen. Mit Sorge blickt er etwa auf den enormen Verschuldungsgrad des privaten Sektors (mehr

zum Thema China lesen Sie auf Seite 46). Alles in allem zeigt sich Bruckbauer für die globale Konjunkturentwicklung aber optimistisch und führt etwa an, dass die „Brexit-Delle“ für den Euroraum nicht gekommen ist: „Wir hatten für das zweite Halbjahr 2016 einen leichten Stimmungsabfall erwartet, der aber nicht eingetreten ist. Im Gegenteil: Die Stimmungsindikatoren im Euroraum sind besser ausgefallen als angenommen. Wir rechnen jetzt für 2017 mit einem BIP-Wachstum von rund 1,5 Prozent, also auf dem gleichen Niveau wie heuer.“ Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste Asset Management, zeichnet ebenfalls ein überwiegend positives Bild: „Im Jahr 2009 begann ein unangenehmer Trend: Die globalen Wachstumsvorhersagen haben der tatsächlichen Entwicklung nicht standgehalten. OECD und andere Organisationen mussten ihre Prognosen regelmäßig nach unten revidieren, der Trend zeigte abwärts. Das gilt heute nicht mehr: Das weltweite BIP-Wachstum hält bei 2,5 Prozent, was weniger ist als in den Jahren vor DIVIDENDEN GLOBAL IM 3. QUARTAL der Krise, aber auch in Mrd. USD nicht als schwach be300 zeichnet werden kann. 250 Ich würde hier sogar von einer bemerkenswerten 200 Gleichmäßigkeit sprechen.“ 2017 wird uns laut 150 dem Experten aber eine 100 bedeutende Änderung erwarten, nämlich die 50 Ausweitung des Budget0 defizits in den USA, ver2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 ursacht durch die angeAusschüttungen sind zuletzt zurück gegangen. kündigten InvestitionsQuelle: Henderson

40 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

maßnahmen Trumps. „Das bedeutet, dass das Wachstum in den Vereinigten Staaten zunehmen und nach Regionen noch heterogener werden könnte. Es ist ebenfalls möglich, dass wir in Europa eine moderate Ausweitung der Defizite mit positiven Konjunktureffekten sehen werden.“ Negativ sieht Winzer, dass Trumps Politik zu mehr Protektionismus führen und sogar in einem Handelskrieg mit China gipfeln könnte. ENDE DES SPARKURSES Deflationsrisiken sieht der Ökonom allerdings durch den Trend zu mehr Deficit Spending und anziehende Rohstoffpreise (vor allem Metalle, Energiebereich) gedämpft: „Die Defizite werden nicht per se steigen, sie werden aber zumindest nicht mehr fallen. Ich sehe somit ein Ende der Austeritätspolitik, die das Wirtschaftswachstum abschwächte, in der entwickelten Welt.“ Eine wesentliche Änderung ist laut dem Experten ebenfalls, dass es seitens der Geldpolitik keine zusätzlichen Impulse geben wird – also etwa weitere Zinssenkungen durch die EZB. Ebenfalls sei zwar kein Ende der Anleihenkäufe geplant, aber eben auch keine Ausweitung. Somit würde durch die restriktivere Geldpolitik ein wesentlicher Treiber für alle Assetklassen wegfallen. So glaubt Winzer etwa, dass der 35-jährige Bullenmarkt für Anleihen vorbei sei, weil das Kapital aus globaler Sicht knapp würde. Bereits heute ist die sogenannte „Trumponomic“ in aller Munde, mit Details wird aber noch gegeizt. Selbst wenn diese einmal bekannt sein werden, sind die ersten realwirtschaftlichen Auswirkungen aber frühestens erst im zweiten Halbjahr 2017 zu erwarten. Winzer: „Der Markt hat hier bereits

CREDITS: Archiv/Manfred Burger

H


CK 2017 „Das weltweite BIP-Wachstum wird im kommenden Jahr bei 2,5 Prozent halten.“

Stefan Bruckbauer, Bank Austria

tatsächlich in die Tat um, dann würde das langfristig höhere Inflation aufgrund höherer Kosten und geringere Handelsüberschüsse bedeuten. Neben Mexiko wäre vermutlich Asien besonders betroffen – aber auch in Deutschland finden sich dann einige ehemalige Globalisierungsgewinner, die Trump fürchten müssen. Ich denke da zum Beispiel an deutsche Autobauer wie BMW oder Daimler.“ HEIKLE WAHLEN Aber nicht nur in den USA haben Volksentscheide für Aufregung gesorgt: Neben der Bundespräsidentschaftswahl in Österreich hatte das Nein zur Verwaltungsreform in Italien die Gemüter erhitzt. Bruckbauer meint, dass der Ausgang des Referendums jetzt nicht automatisch mit einem Abwenden des Landes von der EU oder gar einem italienischen Exit gleichzusetzen ist: „Ich glaube nicht, dass ein Austritt in Italien mehrheitsfähig ist. Die europakritische Fünf Sterne Bewegung alleine wäre dazu wohl nicht fähig. Alles in allem sorgt das Votum in Italien wohl für zusätzliche Unsicherheiten an den Märkten, man darf hier aber keine Katastrophenszenarien ableiten.“ Was Aktieninvestments betrifft, könnte in Europa 2017 mehr Potenzial stecken als in den USA, wobei Bruckbauer vor allem auf

° DIE BESTEN AKTIENFONDS GLOBAL ISIN LU0203365449 LU0428704042 LU0069449576 LU0203975437 LU0112467450

FONDSNAME Goldman Sachs Global CORE Equity Pf. LO Funds - Generation Global Fidelity Funds - World Robeco BP Global Premium Equities Nordea 1 - Global Stable Equity

° GELDANLAGE

„Die ,BrexitDelle‘ ist für den Euroraum nicht gekommen, die Stimmung ist gut.“

Gerhard Winzer, Erste Sparinvest

sehr viel vorweggenommen und die USBörsen sind gestiegen. Ist die Trumponomic einmal eingepreist, wäre das positiv für die Aktien anderer Länder. Wobei für Europa wieder steigende Unternehmensgewinne zu erhoffen sind. Ich glaube jedenfalls nicht, dass der Trend der US-Börsenoutperformance anhalten wird. Es ist nicht empfehlenswert, einfach einen US-Aktienindex zu kaufen und zu halten. Wichtig ist stattdessen eine dynamische Allokation mit ständigen Anpassungen. Durch Trump wird die Volatilität steigen, wodurch sich Investmentchancen ergeben, die man mit aktivem Management nutzen kann.“ Für die nächsten rund drei Monate erwartet der Experte noch eine positive Entwicklung für US-Aktien. Mit einem steigenden US-Dollar würden die Börsen anderer Regionen aber an Attraktivität gewinnen. Wobei Trump eine Beschränkung des Welthandels und mehr Protektionismus in Amerika propagiert. Lassen sich, falls diese Politik umgesetzt wird, Auswirkungen auf die US- und globalen Aktienbörsen ausmachen? Dazu meint Martin Rupp, Fondsmanager bei der 3Banken Generali und als solcher unter anderem Hauptverantwortlicher für den global agierenden 3Banken Sachwerte-Aktienstrategie Fonds: „Setzt Trump einige der im Wahlkampf getätigten populistischen Aussagen

Regionen

VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE 785 Mio. € 15,3 % 65,9 % 1.078 Mio. € 15,3 % 67,7 % 1.299 Mio. € 11,3 % 58,0 % 2.363 Mio. € 14,3 % 53,4 % 2.297 Mio. € 11,8 % 55,5 %

5 JAHRE 134,7 % 132,2 % 124,5 % 119,8 % 101,9 %

TER 1,50 % 1,87 % 1,90 % 1,43 % 1,90 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2016

die Bewertungsunterschiede hinweist. Weiters sei der Euro gegenüber dem Dollar tendenziell im Vorteil, weil der Greenback schon sehr hoch gestiegen sei. Gefallen sind hingegen die weltweiten Dividendenrenditen, wie eine Studie von Henderson Global Investors verdeutlicht (siehe Grafik linke Seite). Die globalen Ausschüttungen verringerten sich im Jahresvergleich im dritten Quartal um vier Prozent auf 281,7 Milliarden Dollar. Alex Crooke, Head of Global Equity Income bei Henderson, kommentiert: „Das Dividendenwachstum verläuft in diesem Jahr etwas schleppend. Bedeutendster Trend ist der Rückgang in den USA. Wir sehen darin jedoch keinen Anlass zu größerer Besorgnis – nach mehreren Jahren mit zweistelligen Zuwächsen musste das Dividendenwachstum in den USA auf ein nachhaltigeres Niveau zurückkehren.“ Mehr zu den wichtigsten Anlageregionen lesen Sie auf den kommenden Seiten.

° KONJUNKTURAUSBLICK BIP-Wachstum OECD USA Japan China EU-28 Eurozone Deutschland Frankreich Italien Spanien Großbritannien Österreich Portugal Griechenland

2015 2,1 % 2,6 % 0,6 % 6,9 % 2,2 % 2,0 % 1,7 % 1,3 % 0,7 % 3,2 % 2,2 % 1,0 % 1,6 % – 0,2 %

2016 1,6 % 1,6 % 0,7 % 6,5 % 1,8 % 1,7 % 1,9 % 1,3 % 0,7 % 3,2 % 1,9 % 1,7 % 0,9 % – 0,3 %

2017 1,8 % 2,1 % 0,8 % 6,2 % 1,6 % 1,5 % 1,5 % 1,4 % 0,9 % 2,3 % 1,0 % 1,5 % 1,2 % 2,7 %

2018 1,8 % 1,9 % 0,4 % – 1,8 % 1,7 % 1,7 % 1,7 % 1,0 % 2,1 % 1,2 % – 1,4 % 3,1 %

Quelle: Wifo, Statista.com, Internationaler Währungsfonds

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

41


GELDANLAGE ° Europa

Startschuss zur Aufholjagd? Beim Wirtschaftswachstum und der Börsen-Performance hinkt Europa den USA hinterher. Das könnte sich 2017 laut Experten in manchen Belangen ändern, so sind die Aktien am „Alten Kontinent“ günstiger bewertet als an der Wall Street. Allerdings blickt man mit Sorge auf die politische Entwicklung in Europa und wichtige Harald Kolerus Wahlen in Frankreich und Deutschland.

E

in Chart sagt oft mehr tausend Worte: Der Euro Stoxx 50 ist hinter den sehr breiten MSCI World zurückgefallen, noch eindeutiger ist die Diskrepanz zur US-Börse (siehe Grafik unten). Warum entwickeln sich aber die Aktienmärkte in den USA besser als in Europa? Dazu sagt Nick Sheridan, Manager des Henderson Horizon Euroland Fund, gegenüber dem GELD-Magazin: „An der US-Börse ging es für Qualitätswerte seit Beginn der Hausse, die auf die Finanzkrise folgte, praktisch immer nur aufwärts. Das Interesse an europäischen Aktien wurde u.a. durch politische Ungewissheit, die Griechenland-Krise und allgemeine Sorgen um die wirtschaftliche Entwicklung getrübt. Noch verstärkt wurde der Performance-Unterschied durch die Aufwertung des USDollars und die Schwäche des Euros.“ Laut dem Experten spricht jetzt allerdings einiges dafür, dass ein Favoritenwechsel von Wachstum zu „Value“ bevorsteht – für Europa wäre das ein positiver Faktor: „Da in den nächsten zwölf Monaten in mehre-

EURO STOXX 50 160 % 120 %

ren europäischen Staaten Wahlen stattfinden, könnten ungewisse politische Verhältnisse eine solche ,Rotation‘ auf kurze Sicht verhindern, doch längerfristig sind die Aussichten für europäische Aktien günstig.“ ATTRAKTIVE BEWERTUNG Für Sheridan bietet die Eurozone somit sehr interessante Gelegenheiten für Anleger, die auf den „Value“-Stil setzen. Nimmt man beispielsweise das Kurs-Gewinn-Verhältnis nach Shiller (das sogenannte ShillerKGV, siehe Grafik auf der rechten Seite) als Maßstab, so zeigt sich, dass die Region mit deutlichem Abschlag gegenüber anderen internationalen Märkten (insbesondere den USA) bewertet ist. „Auch gemessen am langfristigen Mittel für die Region ist das aktuelle Bewertungsniveau stark ermäßigt. In die Aktienkurse ist noch immer eine ordentliche Dosis negatives Sentiment eingepreist, obwohl die Unternehmen in der Eurozone in den letzten Jahren laufend Verbesserungen vorgenommen, Kosten gesenkt und ihre Bilanzen gestärkt haben“, führt der Experte weiter aus. James Butterfill vom ETP-Experten ETF Securities argumentiert in eine ähnliche Stoßrichtung: „Europäische Aktien bieten gleich einen zweifachen Vorteil – sie sind im Vergleich mit US-Titeln günstiger bewertet und weisen eine hö-

here Dividendenrendite auf.“ Auch Sandra Crowl, Anlageexpertin bei Carmignac, weist auf die günstige Bewertung europäischer Aktien hin: „Sie sind, sowohl was das KGV, als auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis betrifft, billiger als US-Papiere. Von einem anziehenden Wachstum in den USA könnte auch die Eurozone durch gesteigerte Exportnachfrage und einem wettbewerbsfähigen, günstigeren Euro profitieren.“ UK BLEIBT WICHTIG Crowl bezeichnet weiters Großbritannien als das am schwersten gewichtete Land innerhalb der Europa-Portfolios von Carmignac: „Auch weil an der London Stock Exchange viele multinationale UK-Konzerne gelistet sind. Wir glauben, dass hier Sektoren wie die Pharmabranche oder die Konsumgüterindustrie nicht nur von ihrer Marktführerschaft, sondern auch vom abgewerteten britischen Pfund profitieren werden. Auch in den Niederlanden sind wir aufgrund der attraktiven Listings von multinationalen Telekom- und Energieunternehmen investiert.“ Henderson-Experte Sheridan fügt zum Thema Brexit hinzu: „Wir gehen davon aus, dass der Brexit Großbritannien schlechter bekommen wird als der Eurozone. So ist – jedenfalls langfristig – eine Abwanderung hoch qualifizierter Ar-

80 %

0% -40 %

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

Europäische Aktien liegen weit hinter den US-Börsen und auch dem MSCI World zurück. Quelle: Lipper IM

42 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

ISIN LU0313923228 LU0631859229 GB0000796242 LU0325073012 DE0008470337

FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE BSF European Opportunities Extension 617 Mio. € 5,2 % 74,4 % Bellevue (Lux) BB Entrepreneur EurSmall 52 Mio. € 13,4 % 62,4 % Baring Europe Select Trust 1.936 Mio. € 3,4 % 41,5 % JPM Highbridge Europe STEEP 71 Mio. € 3,0 % 40,7 % Invesco Europa Core Aktienfonds 86 Mio. € 2,3 % 31,1 %

5 JAHRE 200,5 % 131,1 % 130,4 % 98,3 % 87,2 %

TER 1,87 % 2,39 % 1,56 % 1,80 % 1,14 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2016

CREDIT: beigestellt

° DIE BESTEN AKTIENFONDS EUROPA

40 %


Europa

° GELDANLAGE

„Europäische Aktien sind vor allem gegenüber den USA günstig bewertet“ Nick Sheridan, Henderson

beitsplätze über den Kanal zu erwarten. Ansonsten will er keine Länderbewertungen vornehmen: „Bei uns gibt es keine Vorgaben, wie das Portfolio nach Sektoren oder Ländern/Regionen aufgeteilt sein soll. Wir gehen dorthin, wo wir Wertpotenziale sehen – allerdings bevorzugen wir in der Tat die qualitativ besseren regulatorischen Rahmenbedingungen in den entwickelteren europäischen Staaten.“ POLITISCHE BÖRSEN Welche Trends sollten Anleger 2017 nun noch im Blick haben? Im nächsten Jahr finden in einer Reihe europäischer Staaten Wahlen vor dem Hintergrund starker populistischer Strömungen statt. Nach dem britischen EU-Referendum und dem weithin unerwarteten Wahlsieg von Donald Trump in den USA ist im Fall eines ähnlichen Ausgangs in Europa möglicherweise eine Zunahme von Volatilität und Unsicherheit zu erwarten, wenn auch vielleicht nur kurzzeitig. „Die Anleihemärkte könnten Schwäche zeigen, und falls es zu erheblichen Kursverlusten käme, würden auch die Aktienmärkte unter Druck geraten. Denkbar ist außerdem eine teilweise oder völlige Abkehr von der Sparpolitik, wenn die europäische Politik auf die neuen Gegebenheiten reagiert“, so Sheridan. Das größte Risiko für die Aktienmärkte in der Eurozone (und im Grunde weltweit) sieht er darin, dass die Politik den gegenwärtigen Status quo, nämlich einen langsamen positiven Trend in einem wachstumsschwachen globalen Umfeld, aushebeln könnte: „Wertorientierte Anleger benötigen jedoch einen längeren Atem und sollten Unternehmen in allererster Linie nach ihren Qualitäten beurteilen. Sollten

die Marktschwankungen andauern, werden sich größere Unterschiede herausbilden. Für den Henderson Horizon Euroland Fund könnten sich dadurch eine Fülle interessanter Möglichkeiten eröffnen, auf attraktivem Niveau in Qualitätswerte zu investieren.“ Beim „Fahnden“ nach geeigneten Ideen für den Fonds verfolgt Sheridan einen überwiegend wertorientierten Ansatz: Unsere Suche richtet sich auf Unternehmen mit starker Marktstellung, deren Wachstum vom Markt unterbewertet wird. Weitere Kriterien sind eine überdurchschnittliche Kapitalrendite und eine attraktive Dividendenpolitik. INTERESSANTE AKTIEN Sheridan gewährt dem GELD-Magazin auch einen Blick ins Fondsportfolio und nennt Beispiele für attraktive Titel wie Schaeffler: Es handelt sich um einen weltweit tätigen Autozulieferer und Maschinenbaukonzern mit erfahrener Leitung. Der aktuelle Kurs der Aktie impliziert zwar ein dauerhaft negatives Wachstum – darin spiegeln sich Ängste um die Zukunft des Verbrennungsmotors wider. Das Unternehmen bemüht sich aber aktiv um Schuldenabbau, investiert in neue Technologien und die Senkung seiner Zinslast, deshalb würde sich Kurspotenzial ergeben. RELX ist wiederum ein führender Medienkonzern und Anbieter von Online-Datenbanken (mit starker Stellung unter anderem in den Bereichen Medizin und Recht), dessen Geschäftsmodell hauptsächlich auf wiederkehrenden Umsätzen/Abonnements basiert. Sheridan: „Das Unternehmen erzielt gute Gewinnmargen und eine hohe Kapitalrendite. Es profitiert von beträchtlichen Eintrittsbar-

rieren, bedingt durch gute Kundenbeziehungen und die hohe Attraktivität des Produkts.“ FUNDAMENTALDATEN IM FOKUS Zum Abschluss sei dem Leser ein interessanter Kommentar des Asset Managers AB nicht vorenthalten, hier heißt es: „Europäische Aktieninvestoren verschwenden eine Menge Energie darauf, die nächsten Schritte von Politikern oder Zentralbanken vorherzusagen. Dabei sollten sie im aktuellen Marktumfeld vielmehr auf Unternehmen mit starken Fundamentalwerten achten. Wir halten es für unabdingbar, neben dem Kurs/Buchwert-Verhältnis und dem KGV den Wert des Cashflows abzuschätzen, dabei das Schuldenprofil der Unternehmen zu berücksichtigen und genau zu verstehen, wie sich gewählte Bilanzansätze auf die Bewertung auswirken“, so Tawhid Ali, Chief Investment Officer European Value Equities bei AB.

° KGV-VERGLEICH GLOBAL Shiller-KGV Italien Japan Spanien Euroland Portugal Frankreich Großbritannien Deutschland Welt Schweiz USA

10,2 21,3 11,0 13,4 8,9 16,3 14,4 17,0 21,1 20,6 25,5

Langfristiger Median 25,2 40,9 18,8 20,3 13,8 22,3 18,0 19,6 23,2 21,3 22,9

Abschlag – 60 % – 48 % – 41 % – 34 % – 36 % – 27 % – 20 % – 13 % –9% –3% 11 % (Aufschlag)

Quelle: JP Morgan; das „Shiller-KGV“ ist ein konjunkturbereinigtes Kurs-Gewinn-Verhältnis, das den Kurs einer Aktie ins Verhältnis zum mittleren Gewinn der letzten 10 Jahre setzt. Stand August 2016.

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

43


GELDANLAGE ° USA

Trump beflügelt die Börse Die US-Wirtschaft läuft rund und die Wall Street feiert einen Rekord nach dem anderen, wobei der Wahlsieg von Donald Trump nochmals für zusätzlichen Elan am amerikanischen Aktienmarkt gesorgt hat. Können diese „paradiesischen Zustände“ noch lange anhalten oder droht gar ein abrupter Absturz? Die Wahrheit Harald Kolerus dürfte wohl in der Mitte liegen.

V

errückte Welt: Trump wurde von Ökonomen und Marktteilnehmern vor den Präsidentschaftswahlen gebrandmarkt; es entstand der Eindruck, als würde der – sagen wir einmal – sehr eigenwillige Politiker die USA schnurstracks ins Verderben führen. Nach seinem Erfolg haben die Börsen allerdings positiv reagiert und ein Kursfeuerwerk abgeschossen – ist das nicht unlogisch? Dazu meint Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, im Gespräch mit dem GELD-Magazin: „Momentan steht in Bezug auf Trump die ,kurzfristige Ebene‘ mit Steuersenkungen und angekündigten Stimulationsmaßnahmen im Vordergrund. Sie erscheint klarer als die ,mittelfristige Ebene‘, die Pläne zu mehr Protektionismus und den Rückzug aus Freihandelsabkommen beinhaltet. Wir werden erst sehen, wie Trump hier tatsächlich agieren wird. Außerdem ist die US-Wirtschaft bereits ohnedies sehr gut unterwegs, wobei Trump in Segmenten, die zuletzt nicht so gut gelaufen sind, für zusätzlichen Schwung sorgt. Zu nennen ist hier etwa die Bauwirtschaft oder der Energiesektor.“ Die USKonjunktur wird somit 2017 wahrscheinlich stärker wachsen als erwartet, Bruckbauer geht von zwei bis drei Prozent aus. Der Experte will aber die „dritte Eebene“ nicht verschweigen: „Es geht um das Risiko

„Makroökonomie ist von Bedeutung, sie diktiert aber nicht unser Portfolio“

bedeuten im Gegenzug ordentlichen Gegenwind für US-Konzerne.“ So könnte es auf der Aktienseite also zu Korrekturen nach unten kommen, ein tiefer Absturz erscheint aber nicht sehr realistisch, auch weil die amerikanische Wirtschaft floriert, wobei Tump zumindest kurzfristig für weitere Impulse sorgt. Wie sehen die Chancen nun für Anleiheninvestments aus?

Jason Greenblath, Aberdeen

der Unberechenbarkeit von Trumps Persönlichkeit. Hier hat sich nichts verändert.“ ÜBERTRIEBENE EUPHORIE Abgesehen von diesem Unsicherheitsfaktor rechnen manche Beobachter (Trump hin oder her) damit, dass die USA vor einer zyklischen Rezession stehen, die schon Ende 2017 eintreten könnte. Martin Rupp, Fondsmanager des global agierenden 3 Banken Sachwerte-Aktienstrategie, meint dazu: „Momentan kann sich das ja kaum jemand vorstellen und es deuten derzeit auch nur wenige Indikatoren darauf hin. Allerdings teile ich die aktuelle Euphorie an den USBörsen nicht. Die versprochenen US-Infrastrukturprogramme – falls sie wirklich irgendwann so umgesetzt werden – muss man in Relation zur Größe der Gesamtwirtschaft setzen. Ein starker Dollar und steigende US-Zinsen, wie wir sie derzeit sehen,

BONDS: SCHWANKUNGEN NUTZEN Jason Greenblath, Head of North American Credit Research bei Abderdeen Asset Management, kann der Präsidentschaft Trumps in diesem Zusammenhang etwas Gutes abgewinnen: „Rund um sein Programm herrscht noch Unicherheit und es ist davon auszugehen, dass das zu steigender Volatilität führen wird. Diese können wir dazu nutzen, um unterbewertete Bonds zu identifizieren.“ Prinzipiell hält der Experte wenig von Makro-Wetten: „Sie sind risikoreich, entscheidend für den Anlageerfolg ist die Qualität der Anleihen.“

S&P 500 2200 2000 1800

° DIE BESTEN AKTIENFONDS USA FONDSNAME Vanguard US Opportunities AB - US Small and Mid-Cap Portfolio Legg Mason CB US Large Cap Growth JPM US Smaller Companies Fidelity Funds - America

1600

VOLUMEN 2.128 Mio. € 111 Mio. € 362 Mio. € 682 Mio. € 8.902 Mio. €

PERF. 1 J. 3 JAHRE 23,9 % 94,3 % 35,3 % 77,7 % 14,5 % 80,2 % 30,9 % 79,0 % 16,7 % 75,8 %

5 JAHRE 215,6 % 166,3 % 162,7 % 160,6 % 159,4 %

TER 0,95 % 2,00 % 1,74 % 1,90 % 1,88 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2016

44 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

1400 1200

2012

2013

2014

2015

2016

Die US-Aktienmärkte feiern 2016 historische Höchststände. Quelle: Lipper IM

CREDITS: beigestellt

ISIN IE00B03HCW31 LU0493246853 IE00B19Z8W00 LU0053697206 LU0048573561


Im Gespräch mit Jason Kotik, Aberdeen Asset Management

° GELDANLAGE

Der Charme der Small Caps US-Small Caps erwiesen sich in diesem Jahr aufgrund ihrer angemessenen Bewertungen und der im Vergleich zu den Vorjahren nun günstigeren Aussichten für langfristiges Gewinnwachstum als attraktive Anlageklasse. Und auch weiterhin dürften kleinere Unternehmen eine viel versprechende Anlageklasse bleiben. GELD ° Was sind die wesentlichen Unter-

schiede zwischen US-Small- und Large Caps?

JASON KOTIK: Small Caps weisen im Vergleich zu Large Caps größeres Wachstumspotenzial auf, was für Investoren, die nach langfristigem Einkommen und Wachstum suchen, von Vorteil sein kann. In der Regel bieten sie gegenüber größeren Unternehmen mehr Spielraum für weitere Margensteigerungen. Gerade Anleger, die sich erstmalig im US-Markt engagieren wollen, könnten von einem Einstieg mittels Small Caps profitieren.

Jason Kotik, Manager des Aberdeen GlobalNorth American Smaller Companies Fund

Was sind die Vorzüge von Small Caps im Vergleich zu Large Caps?

Von ihrer Ausrichtung her sind US-Small Caps eher auf den Binnenmarkt ausgerichtet. Dies steht im Gegensatz zu den großen US-Konzernen, die eher multinational aufgestellt sind. Falls Anleger explizit in die Binnenwirtschaft der USA investieren wollen, bieten Small Caps somit möglicherweise die gezieltere Anlageform. Mit ihrem Fokus auf den Binnenmarkt sind Small Caps zudem weniger anfällig für Entwicklungen der Weltwirtschaft und Wechselkursschwankungen. Stattdessen werden sie eher von nationalen Ereignissen wie der jüngsten Präsidentenwahl beeinflusst.

der Small Caps beschleunigen. Dadurch steigen die Cashflows, was wiederum zu zusätzlichen Investitionen und Erträgen führt. Haben Small Caps im aktuellen Marktumfeld noch Chancen auf organisches Wachstum?

Ungeachtet des politischen Umfeldes sind die Fundamentaldaten bei zahlreichen Small Caps in guter Verfassung. Unternehmen aller Größenordnungen versuchen immer zu wachsen. Qualitativ hochwertige Small Caps mit Nischenprodukten und -dienstleistungen sind aber eher in der Lage, organisch zu wachsen, indem sie ihre Marktanteile steigern – selbst in schwierigen konjunkturellen Umfeldern.

CREDIT: beigestellt

Was ist bezüglich der Bewertung von Small Caps zu sagen? Lohnt sich aktuell noch ein

Wie könnte sich Donald Trumps Wirtschafts-

Einstieg?

politik auf die Entwicklung der US-Aktien

Es ist noch nicht zu spät, sich in dieser Anlageklasse zu engagieren. Und in der Tat haben viele Anleger in letzter Zeit wieder Gelder in den USMarkt investiert, nachdem sie ihm einige Zeit ferngeblieben waren. Natürlich gibt es auch Risiken, die man berücksichtigen muss, wenn man die Attraktivität dieser Anlageklasse für Anleger beurteilt. Aber wenn die Wirtschaft schneller wächst, wird dies auch das Gewinnwachstum

auswirken?

Nach dem Sieg des designierten US-Präsidenten Donald Trump könnten seine angekündigten Maßnahmen zur Steuerreform und zu Infrastrukturausgaben dazu beitragen, das industrielle Amerika nach der Abschwächung der letzten Jahre wieder zu stimulieren. Während der Wahlausgang die Aktienmärkte zunächst völlig überrascht hat, kamen die von der pro-

tektionistischen Rhetorik Trumps ausgehenden Impulse den kleineren Unternehmen überproportional stärker zugute als den großen Konzernen, da sie eher US-orientiert sind. Wir glauben zwar auch, dass die Trump’sche Politik Wachstum und Inflation treiben könnten und die Zinsniveaus dies eventuell entsprechend vorwegnehmen. Allerdings scheinen die Märkte einige Annahmen hinsichtlich seiner Prioritäten anzustellen, die sich wahrscheinlich nicht eins zu eins so umsetzen lassen werden. Zudem gehen wir nicht davon aus, dass er alle Versprechen seines Wahlkampfes wortwörtlich einlöst. Es herrscht immer noch viel Unsicherheit und die Volatilität könnte nach der offiziellen Amtsübernahme durch Trump zunehmen. Dennoch gibt es einige Unternehmen, deren Gewinne und Liquidität sich erheblich verbessern könnten, wenn die von Trump vorgesehenen Änderungen – vor allem hinsichtlich weniger Regulierung und niedrigerer Steuern – tatsächlich umgesetzt werden. Wie gehen Sie bei der Titelselektion vor?

Es nicht leicht, diese Unternehmen zu finden. Und das ist wahrscheinlich der Grund dafür, warum die durch aktives Management erzielbare Rendite bei Small Caps größer ist, als dies bei Großkonzernen der Fall ist. So ist der Aufwand für Due Diligencen und eigenes Research bei Small Caps größer, da sie weniger Aufmerksamkeit an der Wall Street genießen und von weniger Analysten abgedeckt werden. Weil viel weniger Informationen öffentlich zugänglich sind, müssen Small Cap-Vermögensverwalter ihre Hausaufgaben komplett selber machen. Dadurch ergeben sich gute Chancen, qualitativ hochwertige Unternehmen ins Visier zu nehmen – ungeschliffene Diamanten, die andere vielleicht übersehen haben. www.aberdeen-asset.de

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

45


GELDANLAGE ° Emerging Markets

Vorsicht ist geboten Das Image der Schwellenländer wurde in den vergangenen Jahren angekratzt – Wachstum und Börsen blieben hinter den hoch gesteckten Erwartungen zurück. Zuletzt zeichnete sich eine Erholung ab und Aktien sind relativ günstig bewertet. Bei der Titelauswahl sollte man aber sehr selektiv vorgehen. Harald Kolerus

I

m Zuge der internationalen Finanzkrise haben die Emerging Markets an Boden verloren. Keine unlogische Entwicklung: Internationale Investoren hatten auf der Suche nach „sicheren Häfen“ hoch entwickelte Industriestaaten (Developed Markets) bevorzugt und auf der Gegenseite Schwellenländer untergewichtet. Doch die Großwetterlage hat sich mittlerweile für die Wachstumsmärkte wieder aufgehellt. Sandra Crowl, Mitglied des Investmentkomitees bei der französischen Fondsschmiede Carmignac, führt aus: „Die Aktienbörsen der Emerging Markets sind im Vergleich zu den Developed Markets heute günstig bewertet. Das alleine ist aber nicht hinreichend, um jetzt undifferenziert quer über die Schwellenländer hinweg zu investieren. Noch immer gibt es Länder, wie zum Beispiel die Türkei oder Südafrika, die sensitiv auf einen stärker werdenden US-Dollar bzw. steigende US-Zinsen reagieren. Emerging Markets werden auch weiterhin volatil bleiben, nachdem sowohl die Geld-, als auch die

MSCI EMERGING MARKETS 15 %

„Die Notenbankbilanz der People’s Bank of China ist größer als die der Fed“

Martin Rupp, 3 Banken-Generali

Steuerpolitik immer wieder überraschen können. Was zuletzt etwa durch die Entwertung der 500- und 1000 Rupien-Geldnoten in Indien unter Beweis gestellt wurde.“ Somit sind aktives Ländermanagement und entsprechendes Stock Picking notwendig, um in den Emerging Markets reüssieren zu können. Nicht die schlechteste Idee ist es aus Gründen der Diversifikation, auch solide Blue Chips aus Industrieländern ins Portfolio zu holen, die in den Schwellenländern stark engagiert sind. Crowl: „Es gibt einige multinationale Unternehmen, deren Einnahmen primär aus Emerging Markets strömen. Zwei Beispiele sind Lafarge Holcim aus der Zementbranche und der Lebensmittelkonzern Unilever.“ CHINA UND ROHSTOFFE Ein Faktor, der 2017 die Börsen mitprägen wird, ist China. Dazu meint Martin

10 % 5% 0%

Rupp, Fondsmanager des global agierenden 3 Banken Sachwerte-Aktienstrategie: „Was viele nicht wissen – die Notenbankbilanz der People’s Bank of China ist größer als die der Fed.“ Dabei hat jede Expansion oder Kontraktion der chinesischen Zentralbank, wie wir sie zwischenzeitlich in 2015 gesehen haben, weitreichende Auswirkung auf die wirtschaftliche Aktivität in China und damit auch zum Beispiel auf die Nachfrage von Rohstoffen. Rupp führt weiter aus: „Hatten wir deshalb in 2015 beim Fonds in der Rohstoffallokation nur Gold- und Silberminenaktien gewichtet, sind derzeit auch Aktien dabei, die von steigenden Preisnotierungen bei Industriemetallen wie Zink, Kupfer oder Aluminium profitieren. Mittelfristig ist da China der entscheidende Faktor – nicht Trump und sein Infrastrukturprogramm! Wir beobachten hier die Nachfrageentwicklung sehr genau und sind uns auch der langfristigen strukturellen Risiken in China durchaus bewusst. Ein weiter dynamisch abwertender Yuan, samt seiner damit verbundenen monetären Implikationen, ist auch so ein Faktor, der in 2017 negatives Überraschungspotenzial birgt.“ James Butterfill von ETF Securities fügt hinzu: „Neben anderen Treibern wird die Nachfrage der Emerging Markets, speziell aus China, Rohstoffe unterstützen.“

–5 % –10 % –20 % –25 % –30 %

2014

2015

2016

Schwellenländer sind in den letzten drei Jahren hinter den MSCI World zurückgefallen.

ISIN GB0033873919 IE0033535182 LU0254836850 FR0000292278 LU0132412106

FONDSNAME Stewart Invs Global Em. Mkts. Leaders Comgest Growth Emerging Markets Robeco Emerging Stars Equities Magellan C Aberdeen Global - Em. Mkts. Equity

VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE 5 JAHRE 3.150 Mio. € 14,5 % 27,1 % 54,9 % 4.228 Mio. € 14,2 % 30,5 % 50,2 % 662 Mio. € 20,7 % 25,7 % 47,1 % 3.127 Mio. € 13,5 % 28,3 % 46,4 % 5.584 Mio. € 17,9 % 20,5 % 32,9 %

TER 1,58 % 1,57 % 1,69 % 1,89 % 2,04 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2016

46 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

CREDITS: beigestellt

° DIE BESTEN AKTIENFONDS EMERGING MARKETS GLOBAL

–15 %


JETZT AUF


GELDANLAGE ° Branchen

AUSBLIC

Die große Rotation

Wenn man sich die Branchen und ihre Performance 2016 ansieht, so liegen in einigen Fällen Welten dazwischen. So fiel der Healthcare-Sektor um 15 Prozent, während der Rohstoffbereich in einigen Segmenten um 50 Prozent zulegte. Auch den Banken scheint der Turnaround zu gelingen, zudem wird über den ZusamWolfgang Regner menschluss von Geldhäusern in Europa spekuliert.

2

016 scheint sich ein neuer Trend abzuzeichnen, der sich 2017 weiter etablieren könnte: Billionen Euro an Investmentkapital werden aus den defensiven, wachstumsstabilen Sektoren wie Basiskonsumgüter oder Gesundheit (Healthcare) abgezogen und in zyklische, konjunkturempfindliche Sektoren umgeleitet: Vor allem in Rohstoffe und den jahrelang geprügelten Finanzsektor. Wir empfehlen für 2017 einen Branchenmix aus Technologie und Healthcare, die wachstumsstabil sind, sowie aus den zyklischen Bereichen Banken und Rohstoffe. Was den Bereich Gesundheit anbelangt, so ist die Empfehlung etwas riskant: die schlechte Performance könnte sich 2017 fortsetzen, zumal der neue US-Präsident Trump angekündigt hat, nun doch gegen die Preispolitik mancher Pharmakonzerne vorgehen und mit billigen Reimporten Medikamente in die USA umleiten zu wollen, die dort derzeit ein Vielfaches z.B. des Preises in Europa oder Kanada kosten. Das wird allerdings nicht einfach, denn z.B. Kanada benötigt den Großteil seines Medikamentenangebots selbst. Doch wenn Trump sich vorwiegend auf die Marktkräfte stützen will, dann dürften die Auswirkungen nicht dramatisch sein. Zumal der Faktor Innovation gerade im Healthcare-Bereich ohnehin seit eh und je entscheidend ist: BioPharmaKonzerne, die neue, besser wirksame Medi-

° BRANCHEN-EMPFEHLUNGEN NAME BGF World Healthscience DNB Technology Comstage Stoxx Europe 600 Banks Lyxor ETF MSCI World Material

48 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

ISIN LU0122379950 LU0302296495 LU0378435399 LU0533033824

kamente gegen bisher nicht oder nur schlecht behandelbare Krankheiten entwickeln, werden den potenziellen Preisdruck weit weniger zu spüren bekommen als jene, die den x-ten Cholesterinsenker auf den Markt bringen. Global gesehen wird das Ausgabenwachstum weitergehen. ASIEN – DER WACHSTUMSMOTOR 1970 gaben die OECD-Staaten, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, nur fünf Prozent für die Gesundheit aus. Bis 2014 stiegen die Ausgaben auf neun Prozent, aktuell schon auf zehn bis elf Prozent. Spitzenreiter sind die USA mit 17,4 Prozent (2014). Global werden 7600 Milliarden Dollar ausgegeben (2014) – dreimal soviel wie 1995. Aktuell ist Asien die wachstumsstärkste Region: von 2004 bis 2014 stiegen die Ausgaben um 60 Prozent auf 1400 Milliarden Dollar – vor allem in China. Bis 2020 werden die globalen Ausgaben auf 9000 Milliarden Dollar ansteigen, 21 Prozent davon werden aus Asien kommen, fast die Hälfte aus China. Das Land ist ein Paradebeispiel für den Ausbau der Gesundheitssysteme in den Emerging Markets, das Ziel lautet eine generelle Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen, eine Gesundheitsversicherung mit einer Deckung für jeden Bürger. Steigende Löhne lassen auch die Privatausgaben für Gesundheitsprodukte deutlich anziehen. Biotech weist mit über zehn Prozent pro Jahr die TITELART höchsten WachstumsraInvestmentfonds ten im GesundheitssekInvestmentfonds tor auf. Big Pharma ETF bringt es nur auf knapp ETF fünf Prozent. Ich denke,

dass wir den Beginn einer neuen Ära sehen. Biotech-Firmen gelingt es, echte Blockbuster-Medikamente mit Jahresumsätzen von über einer Milliarde Dollar auf den Markt zu bringen. Zukunftspotenzial versprechen allerdings Antikörpertechnologien für die Checkpointinhibition (Krebstherapie) und das Gene-Editing für die Kontrolle bzw. Korrektur der Genaktivität. Auch Biosimilars, Nachahmer von biotechnologischen Medikamenten, können nun rascher auf den Markt kommen. Dies führt zur Freisetzung neuer Mittel, die wieder für neue Innovationen zur Verfügung stehen. Zudem erhöht es den Innovationsdruck bei den Originalherstellern. Dank Biosimilars, den Generika der Biotech-Medikamente, rechnen Experten mit der nächsten Wachstumswelle der Branche. Im Vergleich zu 2010 wird bis 2020 eine Verfünf- bis Verzehnfachung des Gesamtvolumens prognostiziert. TECHNOLOGIE: DIGITALISIERUNG Zwar hat etwa Facebook seinen Aktionären mit einem enttäuschenden Ausblick zuletzt eine kalte Dusche verpasst. Aggressive Investitionen werden zu einem deutlichen Anstieg der Ausgaben führen. Zudem hat Facebook erkannt, dass man seinen Kunden nicht unbegrenzt Werbeanzeigen zumuten kann. Aber man kann sicher sein, dass es Mark Zuckerberg gelingen wird, neue Einnahmequellen zu erschließen. Die wichtigsten Technologie-Themen sind breit gestreut. Cisco Systems sagt für den weltweiten Cloud-Traffic von 2014 bis 2019 eine Vervierfachung von 2,1 Milliarden auf 8,6 Milliarden Terabyte voraus.


CK 2017 Die Bank of America-Tochter Merrill Lynch sieht die Umsätze mit künstlicher Intelligenz bis 2025 von zwei Milliarden auf 127 Milliarden Dollar explodieren. Die Deutsche Bank zeigt in einer Studie, dass dem Halbleitermarkt für Fahrassistenzsysteme und autonomes Fahren von 2015 bis 2020 jährliche Zuwachsraten von 16 Prozent zugebilligt werden. Zwischen 2020 bis 2025 soll das Wachstum zwölf Prozent pro Jahr betragen. Die Analysten der Credit Suisse glauben, dass Virtual und Augmented Reality in zehn Jahren größer sein könnte als der heutige Smartphone-Markt von rund 400 Milliarden Dollar. Virtual Reality gilt als „nächstes großes Ding“ in der Technologie-Branche und wird z.B. die Unterhaltungselektronik spürbar verändern. Das Internet of Things (Smart Homes etc.) expandiert bis 2030 mit zweistelligen Raten. Man sieht: Der IT-Sektor profitiert nach wie vor von äußerst positiven langfristigen Wachstumstreibern. BANKEN: BASEL IV ANTE PORTAS Was die Banken-Regulierung anbelangt, soll schon Basel IV kommen – ein Regelwerk, das die Kreditvergabe ändern soll, vor allem, was die Berechnung der Kreditrisiken anbelangt. Dramatische Verschärfungen der Eigenkapitalanforderungen sind aber nicht wahrscheinlich, trotz der geplanten Einschränkung des Einsatzes bankinterner Rechenmodelle. Fundamental gesehen wird die Konkurrenz im Bankensektor hart bleiben, obwohl die vielfach erwartete Fintech-Revolution möglicherweise den Durchbruch nicht schaffen wird: Nam-

hafte Analysten glauben nicht, dass selbst innovative Softwarefirmen in der Finanzbranche („Fintechs“) Banken und Versicherungen in Zukunft ersetzen können. Stattdessen bauen 86 Prozent der Fintechs nach einer neuen Studie von Roland Berger auf die Kooperation mit den etablierten Unternehmen. Die kleinen Softwareunternehmen sind häufig damit beschäftigt, Lösungen für einzelne Probleme der Digitalisierung im Finanz- und Versicherungssektor anzubieten Das gilt z.B. für die zum Teil 25 bis 30 Jahre alten Datenverarbeitungssysteme. Abgesehen davon spekulieren viele Investoren auf Bankenfusionen. Angesichts der niedrigen Zinsen, die auf die Erträge der Banken drücken, hatte es jüngst vermehrt Spekulationen über größere Zusammenschlüsse unter Europas Geldhäusern gegeben. Der Chef der niederländischen Großbank ING Groep rechnet trotz aller Probleme in der Branche nicht mit einer Konsolidierungswelle in der europäischen Bankenlandschaft. Ralph Hamers begründete seine Einschätzung mit Unsicherheiten bei der künftigen Bankenregulierung: „Solange Basel IV nicht klar ist – wer will da vorangehen?“ Besonders wenig Chancen sieht er angesichts des Basel-Prozesses für grenzüberschreitende Transaktionen – schon gar nicht unter deutscher Beteiligung. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre kommen die deutschen Institute auf eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von gerade einmal zwei Prozent. Zum Vergleich: Die Banken in Frankreich und den USA liegen jeweils bei acht Prozent, die Häuser in der Schweiz bei sieben und in Großbritannien bei sechs Prozent. Sie alle wurden zwischendurch von der weltweiten Finanzkrise durchge-

Branchen

° GELDANLAGE

schüttelt, haben sich aber schneller erholt. Investoren sollten daher auf US-Banken und einige Top-Institute Europas setzen. Attraktiv sind skandinavische Banken wie Swedbank oder Nordea. ROHSTOFFE: LITHIUM-BOOM? Angesichts des rasanten Wachstums der E-Automobile innerhalb der Fahrzeugbranche und des hohen Bedarfs an Lithium für neue, leistungsstärkere Batterien bietet sich hier eine, allerdings sehr spekulative Investmentchance. Laut aktuellen Prognosen der Experten von Goldman Sachs werden in knapp zehn Jahren weltweit schon pro Jahr 25 Millionen Elektrofahrzeuge verkauft werden. Heute sind erst 1,3 Millionen Elektrofahrzeuge weltweit zugelassen. Die großen Gewinner dieses Booms dürften nicht die Autokonzerne sein, sondern Minenunternehmen, die den kritischen Rohstoff für den Erfolg der Elektrofahrzeuge bereitstellen. Die Preise für Lithium werden aktuell noch hauptsächlich von den wachsenden Verkäufen von Smartphones, Tablets und Notebooks getrieben. Die Nachfrage wird jedoch aus zwei Gründen explodieren. Bei der Stromversorgung der Zukunft geht ohne Lithium nichts mehr. Und die Autoproduktion steht vor einem Umbruch. Batterien für E-Autos werden um ein Vielfaches Mal mehr Lithium benötigen als heute weltweit abgebaut wird. Bis es Alternativen gibt, werden mindestens zehn Jahre vergehen. Interessante Unternehmen sind Sociedad Quimica y Minera de Chile S.A. (SQM, WKN 895007), FMC Corporation (WKN 871138) oder Pure Energy Minerals (WKN A111EG). Sehr spekulativ ist die chinesische Dajin Resources Corp. (WKN A1XF20). DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

49


GELDANLAGE ° Healthcare

Positiver Trump-Effekt? Die Ängste schärferer Preiskontrollen durch die Demokraten sind mit der Wahl von Donald Trump wohl vom Tisch. Deshalb hat sich der Gesundheitsbereich zuletzt etwas von seiner schwachen Performance erholt. Der mittelfristige Ausblick ist positiv. Wolfgang Regner

egen massive Markteingriffe Trumps spricht auch die massiv höhere Forschungseffizienz in den USA. In den zehn Jahren bis 2007 kamen 118 von 252 neu zugelassenen Medikamenten aus der US-Forschung. Das wird ein Präsident Trump („Make America great again“) nicht behindern wollen. In erster Linie will Trump das bei den Republikanern unbeliebte, von ExPräsident Obama eingeführte neue staatliche Krankenversicherungssystem („Obamacare“) wieder abschaffen. „Wie das genau erfolgen soll, ist aufgrund der großen Tragweite des Affordable Care Act (Ausweitung des staatlichen Programmes Medicaid, Healthcare-Börsen, Biosimilars sowie der unabhängige Finanzierungsbeirat) schwer abzuschätzen“, meint Marc-André Marcotte, Head of Research bei Sectoral Asset Management (SAM). „Wahrscheinlich werden marktbasierte Mechanismen ausgebaut und bürokratische Regulierungs-Mechanismen abgeschafft, wie der Beirat oder das Center für Medicare/Medicade-Innovation. Weiterführende Maßnahmen (Zurücknahme der Expansion des Medicaid-Programms) würden gerade viele Trump-Wähler negativ betreffen. Die größten Risiken haben die Segmente Services, Managed Care und Dienstleister im Bereich der GesundheitsSozialleistungen zu tragen“, so Marcotte.

PREISE BLEIBEN EIN THEMA Natürlich werden die US-Medikamentenpreise ein Thema bleiben – doch die von Trump bisher vorgeschlagenen Maßnahmen, wie der Direktimport günstigerer Medikamente (etwa aus Kanada), sind schwer umsetzbar, weil Kanada keinerlei Medikamentenüberschüsse zu exportieren hat. Dazu kann er sich direkte Verhandlungen der Medikamentenpreise zwischen der Biopharma-Industrie und staatlichen Behörden vorstellen. Darüber hinaus setzt er offenbar auf die Selbstregulierung der Biopharmaindustrie. Die größten Profiteure sind MidCap-Biopharma-Unternehmen, wenn die Steuerreform eine Repatriierung der im Ausland befindlichen angehäuften Gewinne der Industrie zu günstigen Bedingungen möglich macht. Denn zuerst wird als Folge davon der M&A-Markt anspringen. Der Prozess der Neubewertung biopharmazeutischer Unternehmen hat erst begonnen – er wird noch zumindest 2017 weiterlaufen. Dass die Selbstregulierung funktionieren kann, zeigt etwa das Beispiel von Amgens Rheumamittel Enbrel, dessen Preis nach Ablaufen des Patents unter Druck geraten ist. Demnächst werden auch immer mehr Biotech-Patente auslaufen. Auch Daniel Koller, Head Investment Team BB Biotech, zeigt sich recht optimistisch. „Nach

° DIE BESTEN AKTIENFONDS HEALTHCARE ISIN LU0119891520 LU0329630999 LU0122379950 LU0119209004 LU0415391431

FONDSNAME FCP OP Medical Biohealth-Trends MIV Global Medtech Fund BGF World Healthscience NN (L) Health Care Bellevue F (Lux) BB Adamant Medtech

VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE – 1,0 % 57,6 % 107 Mio. € 684 Mio. € 10,1 % 74,2 % – 1,9 % 59,1 % 2.820 Mio. € 234 Mio. € 0,3 % 57,3 % 129 Mio. € 8,4 % 61,6 %

5 JAHRE 176,8 % 170,1 % 160,9 % 145,6 % 120,3 %

TER 2,09 % 1,61 % 1,81 % 1,84 % 2,31 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2016

50 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

„Donald Trump wird nicht massiv in die Healthcare-Branche eingreifen“ Marc-André Marcotte, Sectoral Asset Management

einem rekordverdächtigen Jahr 2015 wird 2016 in Bezug zu der Anzahl Produktezulassungen eher ruhiger ausfallen und wir erwarten für 2017 erneut einen Anstieg an Zulassungen. Gleiches gilt für die Firmenübernahmen, für die wir nach einem ruhigen 2016 eine Beschleunigung der Anzahl bei Transaktionen erwarten. „Obamacare“ wird nicht leicht abzuschaffen sein, da hierfür auch Vertreter der US-Demokraten im Senat zustimmen müssten. Dass aber aufgrund der stark steigenden Versicherungskosten eine Anpassung und Verbesserung notwendig ist, wird aber von niemandem bezweifelt. Die Idee der Health Savings Accounts (Gesundheitssparkonten) ist einer der möglichen Ansätze, die Akzeptanz des Beitrittes in den Versicherungspool zu erhöhen und damit das System tragbarer zu machen“, so Koller. AUSBLICK Der Ausblick für die Biotech-PharmaBranche 2017 ist positiv. Beim Thema Obamacare kann sich Trump einige Elemente vorstellen, die auch er unterstützt: etwa die Mitversicherung von Kindern bis 26 Jahre. Die größten Risiken sind in der günstigen Bewertung des Gesundheitssektors bereits enthalten.

CREDIT: beigestellt

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AUSBLIC

GELDANLAGE ° Im Gespräch mit Xxxxxx Xxxxx

Führungswechsel bei Lacuna

Mit Jahreswechsel erhält die Lacuna AG einen neuen Vorstand. Der bisherige Geschäftsführer der Lacuna Projekt GmbH, Ottmar Heinen, seit 2010 im Unternehmen, übernimmt die Agenden des scheidenden Vorstands Thomas Hartauer. An Ausrichtung und Zielen des Unternehmens wird sich nichts ändern. Mit Jahreswechsel übernehmen Sie

die Geschäftsführung der Lacuna Gruppe und ersetzen den bisherigen Vorstand Thomas Hartauer an der Spitze. Worin liegen die Gründe dafür und was wird sich dadurch ändern?

OTTMAR HEINEN: Nach 15 spannenden und erfolgreichen Jahren, die Thomas Hartauer bei der Lacuna verbracht hat, möchte er sich künftig neuen beruflichen Herausforderungen stellen. Seit mehr als sechs Jahren bin ich bei der Lacuna tätig und bereits seit 2015 Geschäftsführer der Lacuna Projekt GmbH. Ich freue mich, nun die operative Geschäftsführung der Unternehmungen übernehmen zu dürfen. Die Unternehmensphilosophie der Lacuna ist es, Geschäftsfelder, in denen wir tätig sind, mit großer Sorgfalt und auf Langfristigkeit ausgelegt auszuwählen. Mit den von uns definierten Schwerpunkten wollen wir die Weichen für den zukünftigen Geschäftserfolg stellen. Im Aktienbereich setzen Sie mit dem Lacuna BB Adamant Asia Pacific Health und dem Lacuna BB Adamant Global Healthcare voll und ganz auf den Gesundheitssektor. Warum glauben Sie, dass dieser Bereich über Jahre hinweg attraktiv bleibt?

Gesundheit bewegt uns alle! Sie begleitet uns vom Tag unserer Geburt bis zu unserem Tod… so gesehen ist Healthcare eine unendliche, sehr facettenreiche Geschichte. Die Weltbevölkerung wächst weiter stark und die Überalterung der Gesellschaft nimmt zu. Gleichzeitig wird der Lebenswandel vieler Menschen immer ungesünder. 2030 wird es rund eine Milliarde fettleibige Menschen geben. Diese Umstände führen dazu, dass wir uns mit daraus resultierenden Erkrankungen und deren Behandlung befassen müssen. Aus unserer Sicht wird der Gesundheitsmarkt über Jahrzehnte hinweg an Bedeutung gewinnen. Es werden immer mehr

52 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

Ottmar Heinen, Geschäftsführer der Lacuna AG

innovative Lösungen für gesundheitliche Probleme gefunden, gleichzeitig tauchen andere, teilweise neue Krankheitsbilder verstärkt auf. Zusammengefasst bringt das ein hohes Ertragspotenzial für Anleger mit sich. Platt gesagt: des einen (gesundheitlichen) Problem ist des anderen (wirtschaftliche) Chance. Welche Vorteile hat ein Investor durch ein ausgewogenes Healthcare-Portfolio? Welchen Mehrwert hat es gegenüber anderen Fonds?

Wie bereits angedeutet, wird uns der demografische Wandel und das Thema Gesundheit ständig begleiten. Es gibt noch viele, nicht final erfolgreich zu behandelnde Krankheiten und somit genügend Raum für Innovation. Gelingt einem Pharma- oder Biotechunternehmen der Durchbruch, ist das Potenzial für Milliardenumsätze vorhanden, wovon auch unsere Anleger profitieren. Alle Subsektoren

im Gesundheitsbereich wachsen stärker als die Weltwirtschaft. Die Subsektoren Pharma, Medtech und Services weisen beträchtliche jährliche Wachstumsraten auf. Hervorzuheben sind nach wie vor Biotech mit ca. zehn bis 15 Prozent und Generika mit acht bis zehn Prozent. Healthcare gilt als krisenresistente Branche, das hat sich etwa zu Jahresbeginn während der Turbulenzen an den asiatischen Börsen wieder bewiesen. Healthcare-Titel sind wesentlich besser durch diese schwierige Phase gekommen als andere Branchen. Einen weiteren attraktiven Aspekt der Healthcare-Branche stellen Generika dar, die dem Sparzwang der Gesundheitssysteme entgegenkommen. Sie bieten eine optimale Versorgung der Patienten bei geringen Kosten. Insbesondere im verwandten Bereich der Biosimiliars, also in der Replikation von Biopharmazeutika, sehen wir noch großes Potenzial. Darüber hinaus erwarten wir aber auch weitere Durchbrüche in zukunftsträchtigen Sektoren wie Medtech und Biotech. Mit dem Asia Pacific Health legen Sie einen ganz besonderen Fokus auf Asien. Warum hat gerade der asiatische Markt aus Ihrer Sicht hohes Potenzial?

Neben der starken Bevölkerungsentwicklung erleben wir in Asien eine Verwestlichung der Gesellschaft. Der Wohlstand nimmt zu und der Lebensstil des Westens wird kopiert. Damit einher geht ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel. Mehr Wohlstand heißt aber auch, dass sich immer mehr Menschen in Asien Gesundheitsvorsorge leisten können und qualitativ hochwertige Angebote auf diesem Sektor nachfragen und einfordern. In Asien gibt es mittlerweile viele Innovationen auf dem Gesundheitssektor. Lokale Firmen erkennen lokale Bedürfnisse und können diese erfüllen. Hat sich eine Lösung etabliert, können Firmen

CREDIT: beigestellt

GELD °


CK 2017

Im Gespräch mit Ottmar Heinen, Lacuna AG

expandieren und mit ihrem Modell international erfolgreich sein. Insbesondere in China ist mittlerweile „Best in Class“ das neue Motto. Ein Beispiel hierfür ist der Kampf gegen und die Behandlung von Diabetes. Welche Auswirkungen wird der Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl Ihrer Meinung nach auf den Healthcare-Sektor haben?

Trump polarisiert, aber warten wir erst einmal ab, wenn er im Tagesgeschäft angelangt ist. Die Healthcare-Branche in den USA ist während des Wahlkampfs ein wenig unter Druck geraten. Das hat zur Folge, dass Investoren jetzt relativ günstige Bewertungen vorfinden und es somit wieder gute Einstiegschancen auf dem Markt gibt. Wir sehen Präsident Trump durchaus als Chance für den Healthcare-Markt. Natürlich muss man einmal abwarten, wie er bei der Gesundheitsreform Obamacare vorgeht. Trotz allem Wahlkampfgetöse ist mit der kompletten Abkehr von Obamacare nicht zu rechnen. Andererseits ist Obamacare in der bisherigen Form langfristig nicht finanzierbar und muss auf jeden Fall überarbeitet werden. Trump ist Geschäftsmann und betrachtet sich eher als CEO der USA, denn als Politiker. Er wird das veranlassen, was aus seiner Sicht dem Unternehmen USA zugute kommt. Das lässt uns positiv für den Healthcare-Sektor nach vorne schauen.

wurde belegt, dass es möglich ist, Überrenditen mit einem weltweiten Healthcare-Investment zu erzielen. Das gilt sowohl für USD- als auch für EUR-Investoren, die mit weltweiten Gesundheitstiteln von Überrenditen von mehr als vier Prozent pro Jahr profitieren können. In Asien betrug die Überrendite sogar sechs Prozent. Bemerkenswert ist, dass die Benchmark vor allem in Bullen-Phasen deutlich geschlagen wurde. Das ist doch etwas überraschend, da der Gesundheitsmarkt prinzipiell als defensives Investment gilt. Neben den Healthcare-Fonds ist die Lacuna auch noch auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien aktiv. Welche Pläne gibt es hier für 2017?

Wir setzen uns gerade intensiv mit dem internationalen Windenergiemarkt auseinander. Die politischen Rahmenbedingungen in unserem bisherigen Kernland Deutschland

° GELDANLAGE

– beispielsweise durch die 10-H Regelung in Bayern – wurden unnötig verschärft. Deshalb haben wir begonnen, uns auch mit Investmentmöglichkeiten in anderen Ländern auseinanderzusetzen. Insbesondere Kanada erscheint uns für deutsche und österreichische Investoren aufgrund des stabilen Rechtssystems und der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Energiepolitik sehr geeignet zu sein. Die geringe Volatilität des CAN-Dollar zum Euro, verglichen mit anderen Währungen, wie zum Beispiel dem britischen Pfund oder dem USDollar, lässt dortige Investments zusätzlich interessant wirken. Überrenditen von zwei bis drei Prozent pro Jahr gegenüber deutschen PV oder Windprojekten sind realistisch. Bei der Umsetzung der kanadischen Projekte greift die Lacuna auf die langjährige Expertise lokaler Partner zurück. www.lacuna.de

Eine unabhängige wissenschaftliche Studie von Prof. Dorfleitner von der Universität Regensburg hat dem Healthcare-Sektor vor Kurzem überdurchschnittliches Outperformance-Potenzial bescheinigt. Was genau geht aus der Studie hervor?

In der Studie wurde die risikoadjustierte Performance internationaler Healthcare-Aktien im Zeitraum von 2000 bis 2015 untersucht. Dabei DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

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GELDANLAGE ° Banken

Zinsen steigen, Aktien auch Nach jahrelangem Siechtum hat die Bankenbranche zu einer Erholung angesetzt, die bisher jedoch nur kaum 20 Prozent der Kursverluste der letzten Jahre wettmachen konnte. Doch nun besteht neue Hoffnung: Steigende Zinsen könnten die Bankgewinne stärker antreiben als erwartet. Wolfgang Regner

er Finanzexperte bei der deutschen Fondsgesellschaft DWS, Tim Friebertshäuser, schätzt die Gemengelage für die Banken leicht positiv ein. „Noch bietet die Branche vor allem in Europa ein sehr diverses, unklares Bild. Allerdings in der Summe nimmt der Druck auf Banken ab und sie sind günstig bewertet. Sollte die Inflation weiter anziehen, könnte der Bankensektor 2017 zum Top-Performer werden“, meint Friebertshäuser. Dabei wäre allerdings noch zu klären, welcher Effekt stärker wiegt: Die höheren Nettozinsmargen oder Verluste auf Positionen bei Anleihen. Da viele Banken aber Anleihen im Multi-Milliardenwert im Rahmen des QE-Programms der Europäischen Zentralbank verkauft haben, könnten die höheren Zinsen den Ausschlag geben. „Wenn die steigende Inflation auch in steigenden Zinsen mündet, ist das eine positive Entwicklung und die Zinsmargeneffekte sollten die Anleihenverluste klar übertreffen“, sagt auch DWS-Finanzexperte Friebertshäuser. Doch bis dahin könnte es noch einige Stolpersteine geben. Etwa Basel IV. Strittig ist vor allem der Einsatz von internen Modellen, mit denen viele Großbanken selbst berechnen, wie viel Eigenkapital sie für Kredite und andere Geschäfte zur Seite legen müssen. Diesen Modellen wollen die USA nun enge Grenzen setzen. Viele deutsche und europäische Geldhäuser fürchten jedoch, dass die weiter verschärften Kapitalanforderungen an sie dadurch deutlich steigen würden – in Milliardenhöhe. In letzter Minute kam doch ein Kompromiss zu Stande. Danach sollen künftig Untergrenzen bei der internen Berechnung des nötigen Eigenkapitals von Kreditinstituten eingeführt werden. Durch die soge-

54 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

„Steigende Zinsen erhöhen die Zinsmargen und die Gewinne der Banken“

Tim Friebertshäuser, DWS

nannten Output-Floors soll verhindert werden, dass Banken ihre Risiken mit internen Modellen zu stark herunterrechnen. KLEINE BLEIBEN NICHT UNGESCHOREN Der Baseler Ausschuss will auch kleinere Banken stärker an den Risiken der Geschäfte orientieren. Die Kapitalanforderungen sollen dadurch im Schnitt aber nicht steigen. Zudem sollen global systemrelevante Institute wie die Deutsche Bank eine strengere Verschuldungsquote (Leverage Ratio) einhalten müssen als andere Geldhäuser. Doch die Bankenprobleme in Europa haben sich vor allem die EZB, aber auch viele Staaten selbst zuzuschreiben. Zuerst wurde nach der Krise 2007 unterlassen, die Banken queerbeet unter systemischen Gesichtspunkten zu rekapitalisieren – was in den USA aber geschah und die US-Banken nun in die Führungsposition gebracht hat.

Dann wurden fehlerhaft konstruierte QEProgramme eingesetzt, die Anleihen vor allem von Banken, aber kaum von NichtBanken aufgekaufen. So landete das Geld im ohnehin maroden Bankensektor und nicht in der realen Wirtschaft. Beim Eigenkapital im Verhältnis zur Bilanzsumme, eine wichtige Kennziffer, um die Finanzstärke einer Bank festzustellen, liegen die europäischen Banken weit unter den USKonkurrenten. JPMorgan kommt hier auf einen Wert von rund 10,5 Prozent. Die Aussichten sehen sogar so aus, dass im Jahr 2017 dieser Wert auf bis zu 12,3 Prozent steigen wird. Das ist mehr als gesund. Die Deutsche Bank hingegen weist hier nur ein Eigenkapital von 4,2 Prozent der Bilanzsumme auf. Weiters sollen Banken in der EU eine verbindliche Verschuldungsquote (Leverage Ratio) von drei Prozent einhalten. Zudem sollen sie eine verbindliche strukturelle Liquiditätsquote (NSFR) ausweisen. Dadurch soll eine zu große Abhängigkeit von kurzfristigen Refinanzierungen am Interbankenmarkt verhindert werden, die als ein Grund für die Finanzkrise 2008 gilt. Die Quote soll mindestens 100 Prozent betragen. Dies bedeutet, dass Geldhäuser auch in Krisenzeiten über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr ihre Refinanzierung selbst sicherstellen müssen.

° DIE BESTEN AKTIENFONDS FINANZWERTE ISIN IE00B42Q4896 IE00B5NH4W20 LU0114722498 LU0119198637 BE0166985482

FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE Source Financials S&P US Select Sector ETF 711 Mio. € 32,2 % 88,1 % Polar Capital Global Insurance 743 Mio. € 17,6 % 71,5 % Fidelity Funds - Global Financial Services 1.068 Mio. € 14,4 % 53,4 % NN (L) Banking & Insurance 157 Mio. € 21,6 % 49,9 % KBC Equity Fund Finance 36 Mio. € 19,6 % 49,3 %

5 JAHRE 200,0 % 156,1 % 120,6 % 119,1 % 115,9 %

TER 0,30 % 1,40 % 1,92 % 1,84 % 1,81 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2016

CREDIT: beigestellt

D


Technologie

° GELDANLAGE

Die Wachstumsbranche schlechthin Der US-Technologieindex Nasdaq hat 2016 ein neues Rekordhoch aufgestellt. Doch seit einigen Wochen geht es nur noch seitwärts voran. Dennoch ist schwer abzuschätzen, ob und wie stark die Maßnahmen des neuen US-Präsidenten den Sektor betreffen werden – positiv und negativ. Wolfgang Regner

U

nser Ausblick für den Hightech-Sek„ tor 2017 ist jenem für 2016 sehr ähnlich. Der Sektor, bereits 20 Prozent des MCSI World, ,frisst‘ sich sozusagen durch alle anderen Sektoren der Wirtschaft, was weiterhin ein hohes Wachstum sicherstellt. Angesichts des starken Gewinnwachstums ist die Bewertung der Tech-Unternehmen immer noch attraktiv“, erklärt Anders Tandberg-Johansen, Manager des DNB Technology Fund. Wie sich mögliche Maßnahmen des neuen US-Präsidenten Trump auf den Tech-Sektor auswirken könnten, lässt sich derzeit noch nicht genau abschätzen. Auch die Technologiesegmente mit dem größten Wachstum und die Megatrends sind nach wie vor die gleichen: „Die Fragmentierung des TV-Bereichs und anderer traditioneller Medien, die von Online-Medien sukzessive überflügelt werden. Auch das ,alte‘ Internet wächst immer noch kräftig. Alphabet oder Facebook werden die alten Medien-Geschäftsmodelle weiter angreifen und schließlich obsolet machen. Dann ist da natürlich die Migration von IT-Services in die Cloud sowie das Internet der Dinge (Smart Homes) und FinTech (Online-Banking). Schließlich wird auch die Sicherheit der übers Internet geschickten Informationen immer wichtiger. Marktforscher gehen davon aus, dass der Internet Security-Markt

bis 2020 ein Volumen von 170 Milliarden US-Dollar erreichen wird – bei jährlichen Wachstumsraten von zehn Prozent. Damit wächst der Markt für Sicherheitslösungen schneller als der IT-Gesamtmarkt, analysiert Tandberg-Johansen. Der neue US-Präsident Trump plant einen vergünstigten Steuersatz für die Repatriierung von im Ausland angefallenen Gewinnen von US-Unternehmen. Die USTech-Riesen gehören zu jenen Konzernen mit den größten Kapitalreserven im Ausland. So hat Apple rund 215 Milliarden Dollar (91 Prozent der gesamten Cash-Position) im Ausland geparkt und würde – wie auch Alphabet – stark von einer solchen Maßnahme profitieren. Dividenden und Aktienrückkäufe könnten so weiter steigen. TRUMP: PLUS & MINUS Von der geplanten Erneuerung der USInfrastruktur profitiert in einem ersten Schritt neben der US-Industrie auch der ITSektor. Und wenn es den produzierenden US-Unternehmen besser geht, wird mehr in Software investiert – davon profitieren auch Europas Player wie SAP. Allerdings: Die großen Konkurrenten im Telekombereich beschweren sich über die kaum regulierten Online-Medien-Player wie Amazon, Alphabet & Co., die sich nicht um Kosten für die

CREDIT: beigestellt

° DIE BESTEN AKTIENFONDS TECHNOLOGIE ISIN LU0099574567 LU0302296495 LU0444971666 AT0000688858 LU0109392836

FONDSNAME Fidelity Funds - Global Technology DNB Fund Technology Threadneedle (Lux)-Global Technology Raiffeisen-Technologie-Aktien Franklin Technology

VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE 5 JAHRE 1.294 Mio. € 22,8 % 104,3 % 167,7 % 386 Mio. € 19,2 % 82,3 % 157,6 % 60 Mio. € 22,3 % 107,8 % 143,4 % 33 Mio. € 15,5 % 90,3 % 141,4 % 861 Mio. € 15,5 % 84,1 % 123,1 %

TER 1,91 % 2,42 % 2,00 % 2,22 % 1,82 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2016

„Traditionelle Medien-Player werden von den neuen Online-Medien überflügelt“ Anders TandbergJohansen, DNB

Infrastruktur kümmern müssen, sondern sich ganz auf ihr Unterhaltungs- und Werbegeschäft konzentrieren können. Sie nehmen den alteingesessenen Medienriesen Einnahmen weg, mit denen sich die Investitionen in Telefon- und Kabelnetze auszahlen sollten. Eine Schlüsselrolle bei der nun erwarteten Trendwende hat die Federal Communications Commission (FCC). Diese verabschiedete sich bereits von einem Reformvorhaben, gegen das Telekomriesen wie AT&T Sturm gelaufen waren. Auch dürfte die Behörde Insidern zufolge die von ihrem eigenen Chef geplante Liberalisierung des 20 Milliarden Dollar schweren Markts für bestimmte Set-Top-Boxen absagen. Mit solchen Geräten können Kunden der Telekom- und Kabelkonzerne Programme abonnieren. Sie fürchten bei einem freien Zugang zum Boxen-Markt, dass Alphabet und Apple ihnen dieses Geschäft abspenstig machen. Trumps Regierung könnte auch bestehende Regeln abschaffen. So hatten Internetfirmen bei der Netzneutralität triumphiert: Die Betreiber müssen allen Kunden gleich schnellen Zugang zu Inhalten wie von Alphabet und Netflix gewähren. Beim Datenschutz müssen sich die Netzanbieter strengeren Regeln unterwerfen als Web-Unternehmen – was kippen könnte. DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

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GELDANLAGE ° Rohstoffe

Turnaround im Gang Es mehren sich die Anzeichen für ein Ende der Krise bei den Minenwerten. Dafür sprechen verschiedene Signale. Manche Bergbaufirmen haben angekündigt, wieder Dividende zahlen zu wollen. Und nicht zuletzt sind die Preise vieler Industrie-Rohstoffe 2016 deutlich gestiegen. Wolfgang Regner

in Beispiel dafür ist der global agierende Rohstoffproduzent und -händler Glencore. Noch vor einem Jahr war Glencore so etwas wie das Gesicht der RohstoffKrise. Die niedrigen Rohstoffpreise setzten das Unternehmen massiv unter Druck. Gleichzeitig schob Glencore aber noch einen riesigen Schuldenberg vor sich her. Kurzzeitig machten sogar Gerüchte über eine bevorstehende Insolvenz von Glencore die Runde. Aber der Glencore-Vorstandschef Ivan Glasenberg setzte ein ambitioniertes Umstrukturierungsprogramm auf, um die Schuldenlast schnell und effektiv zu senken. Der Erfolg war so durchschlagend in den vergangenen Monaten, dass Glencore jetzt ein klares Signal an die Aktionäre sendet. Glencore wird 2017 wieder eine Dividende bezahlen. Zwei Zahlungen im Jahr 2016 sind ausgefallen. Aber durch die verbesserte Lage soll 2017 rund eine Milliarde Dollar an Dividenden an die Aktionäre ausgezahlt werden. Sollte das Geschäft weiterhin so gut laufen, so erwarten die Experten von Liberium Capital für 2018 sogar schon wieder eine Auszahlungssumme von 1,7 Milliarden Dollar. Das wäre dann schon wieder im Bereich der im Jahr 2014 gezahlten Summe von immerhin 2,3 Milliarden Dollar. Auch Vale, der große Eisenerzkonzern aus Brasilien, will wieder Dividenden ausschütten. KONJUNKTUR POSITIV Die globale Konjunkturerholung scheint weiter an Fahrt aufzunehmen, nicht nur das dürfte den Rohstoffsektor auch 2017 positiv beeinflussen. Zumal Sachwerte von US-Präsident Donald Trumps Infrastrukturprogrammen profitieren. Ein weiterer Stütz-

56 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

„Ein Gleichgewicht am Ölmarkt wird wohl erst im dritten Quartal 2017 erreicht“

Jan-Hendrik Hein, ETF Securities

pfeiler sind die Emerging Markets: sie haben sich 2016 als neue Quelle der RohstoffNachfrage entpuppt. Neben dem Anstieg der weltweiten Nachfrage dürften die Produktionskürzungen der Jahre 2011 bis 2015 das Angebot weiterhin begrenzen. Gold und Silber werden kurzfristig noch relativ schwach bleiben, belastend wirken die bevorstehenden Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Diese könnte die Zinsen, Trump sei „Dank“, öfter erhöhen als erwartet. Allerdings wirken die Konjunkturprogramme Trumps inflationär und die Fed wird wohl hinter der Zinskurve zurückbleiben. Die Realzinsen können daher nur wenig steigen, was sich nach dem ersten Zinsschock positiv für die Edelmetalle auswirken sollte. Von vornherein besser sieht es bei den Industriemetallen aus. Bei diesen wird 2016 als das Jahr der großen Preissteigerungen in die Geschichte eingehen. Aller-

dings meint Jan-Hendrik Hein, Head of German Speaking Regions bei ETF Securities, dass zu befürchten ist, dass die Gewinne etwa bei Kupfer oder Aluminium zum Teil durch spekulative Käufe aus China bedingt sind. Kurzfristig ist daher eine Korrektur möglich. Weiters ist im Vorfeld des 19. Nationalkongresses der KP in Peking im Herbst 2017 zu erwarten, dass die Reformpläne in den Hintergrund rücken und die Überproduktion einiger Metalle in China anhält. Höhere Infrastrukturausgaben als Folge des erfolgreichen Populismus sollten aber grundsätzlich, nach der Korrektur, die Nachfrage nach Industriemetallen beflügeln. Aber auch fundamental gibt es positive Faktoren: So muss etwa Indien, um ein Wachstum von 6,5 Prozent zu erreichen, die Infrastrukturausgaben verdreifachen, auch China wird mehr in diesen Sektor investieren. Last, but not least das Erdöl. Seit der Ankündigung der OPEC, die Produktion kürzen zu wollen und auch der Iran dieser Kürzung zugestimmt hat, hat sich der Rohölpreis knapp über der 50 Dollar-Marke etabliert. Allerdings haben viele Öl produzierende Länder außerhalb der OPEC, wie Russland, Brasilien und Kasachstan, in neue Produktionsanlegen investiert, die sie 2017 auch in Betrieb nehmen wollen. Zudem würde das US-Fracking wieder gestartet.

° DIE BESTEN AKTIENFONDS BERGBAUUNTERNEHMEN ISIN LU0384406160 LU0823419436 AT0000A01VS1 BE0171291868 AT0000A0XMQ3

FONDSNAME Vontobel Fund Future Resources PARVEST Equity World Materials ESPA STOCK COMMODITIES KBC Equity Commodities & Materials DSC Equity Fund - Materials

VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE 5 JAHRE 105 Mio. € 15,9 % 18,5 % 36,0 % 87 Mio. € 23,3 % 31,4 % 35,4 % 44 Mio. € 21,4 % 18,5 % 22,0 % 18 Mio. € 27,4 % 23,4 % 21,8 % 25 Mio. € 22,9 % 31,7 % –

TER 2,07 % 1,98 % 2,18 % 1,82 % 1,56 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2016

CREDIT: beigestellt

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Seit 2007 veranstaltet das GELD-Magazin in regelmäßigen Abständen Kongresse für institutionelle Investoren. In Halbtages-Seminaren stellen dabei jeweils vier bis fünf Gesellschaften ihre Expertise in ihrem speziellen Investmentbereich vor. Abgerundet wird die Veranstaltung durch Impulsreferate unabhängiger Experten, die in inhaltlichem Zusammenhang zur Thematik stehen.

201 7

15. März 2017 – Vermögensverwaltende Fonds & Total Return-Produkte DIE STRATEGIEN. Auch in schwierigen Marktphasen eine positive Performance zu erzielen – diesen hohen Anspruch setzen sich Vermögensverwaltungs- und Total Return-Fonds. Erfahren Sie, welche Strategien zu einem nachhaltigen Erfolg führen und welche wahrscheinlich floppen werden.

Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr Vorträge: 9:00 bis ca. 12:00 Uhr anschließend Mittagsbuffet

26. April 2017 – Die aussichtsreichsten Assetklassen & Strategien RICHTIGE POSITIONIERUNG. Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe – Welche Assetklassen und Strategien heuer die Nase vorne haben werden. Wo Sie das größte Chancen/Risiko-Verhältnis in den kommenden Monaten erwarten können. Hochkarätige Experten stellen die interessantesten aktuellen Trends vor.

17. Mai 2017 – Wachstumsregionen und -branchen AUFSTEIGER. Branchen wie IT, Healthcare, Infrastruktur oder Automotive Systems sind aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Ein jahrzehntelanger Aufholbedarf wird auch bestimmte Länder und Regionen zu einem Eldorado für Anleger machen. Wie Sie am meisten davon profitieren können, erfahren Sie hier.

21. Juni 2017 – Nachhaltige Investments & Neue Energien

Ort der Veranstaltung Haus der Industrie Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien „Ludwig Urban-Saal“ Zielgruppen/Gäste Fondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen, CFOs, Private Banker, Kundenbetreuer von Banken.

VERANTWORTUNG. Vom Nischenprodukt zum Mainstream – immer mehr Investoren setzen auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Wirtschaftsleben. Mit Neuen Energien, Ressourceneffizienz und vielen anderen „SRI/ESG“-Themen lässt sich mit gutem Gewissen auch gutes Geld verdienen.

20. September 2017 – Die besten Anleihenstrategien ZINSEN & WÄHRUNGEN. Bei geschickter Diversifizierung lässt sich aus der

Kombination von Staats-, Unternehmens- und dynamischen High Yield-Anleihen ein renditestarkes und dennoch risikoarmes Portfolio zaubern. Hier erfahren Sie, auf welche Anleihensegmente und regionale Gewichtungen Sie jetzt setzen sollten.

18. Oktober 2017 – Die aussichtsreichsten Aktienmärkte EIGENKAPITAL. Mit Aktien sind generell höhere Renditen zu erzielen. Doch es kommt auf die richtige regionale Positionierung und ein geschicktes Timing an. Die Referenten geben hier Einblick, welche Märkte in nächster Zeit ein gutes Chancen/ Risiko-Profil aufweisen und in welchen Branchen das meiste Geld zu verdienen ist.

29. November 2017 – Investmentausblick 2018 MEGATRENDS. Welche ökonomischen Entwicklungen, Branchen und Regionen werden das kommende Jahr prägen? Von welchen Trends werden Investoren 2018 am meisten profitieren, welche sollte man wiederum meiden? Ein umfangreicher Expertenausblick gibt Ihnen hier kompetente Antworten.

Veranstalter GELD-MAGAZIN Kontakt 4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 12/1 1010 Wien ANFRAGEN & RESERVIERUNG: Anatol Eschelmüller a.eschelmueller @ geld-magazin.at T: +43 1 997 17 97 21 Snezana Jovic s.jovic @ geld-magazin.at +43 1 997 17 97 12


GELDANLAGE ° Nachhaltigkeits-Fonds

„Unaufhaltsamer Megatrend“ Der schnelle Vormarsch von sauberen Energiequellen schien bis vor Kurzem kaum zu stoppen. Sowohl Industrieländer als auch wichtige Emerging Markets sagten in der Klimakonferenz von Paris der umeltschädlichen Kohle und Erdöl den Kampf an. Doch dann kam Trump und leugnete die vom Menschen verursachte Harald Kolerus Erderwärmung. Eine Hiobsbotschaft für Clean Energy ist das aber trotzdem nicht. indräder killen alle Vögel“, zeigte der kommende US-Präsident in einer Radiosendung sein Herz für Tiere. Tausende Vögel würden tot am Boden liegen, darunter auch der stolze amerikanische Adler. Schockierend! Trump hat also wieder einmal den Vogel abgeschossen und klar gestellt, dass er nicht der größte Freund von Alternativenergie ist. Droht jetzt deren Totalabsturz, analog zum amerikanischen Wappentier? Wohl kaum. Klemens Klein, Fondsmanager des erfolgreichen Erste WWF Stock Environment, glaubt nicht, dass die Präsidentschaft Trumps den Siegeszug alternativer Energiequellen stoppen kann: „Diese treten nicht nur aufgrund ökologischer, sondern auch ökonomischer Überlegungen immer mehr in den Vordergrund. Solar und Windkraft werden immer konkurrenzfähiger, vor fünf bis sechs Jahren war das etwa bei Sonnenenergie ohne Subventionen noch nicht der Fall.“ Auch Thiemo Lang, als Senior Portfolio Manager bei RobecoSAM für Smart Energy zuständig, will einige Aussagen Trumps jetzt nicht zu schwarz sehen: „Die von den USA bisher eingeleiteten Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energien – beispielsweise über steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten – sowie ihre Zusage beim Klimagipfel in Paris mit der Weltge-

meinschaft hinsichtlich weiterer Reduzierung des CO2-Ausstoßes zusammenzuarbeiten, lassen sich nicht so leicht wieder rückgängig machen. Etwaige Rückverhandlungen würden Jahre brauchen und wohl schon alleine aufgrund des Widerstands innerhalb der eigenen republikanischen Partei scheitern. So sind etwa auch republikanisch kontrollierte Staaten wie Texas und Iowa sehr stark am weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien interessiert, auch wegen der positiven Auswirkungen für die Beschäftigung.“ Die Sektoren Wind- und Solarenergie beschäftigen heute außerdem schon fast 300.000 Arbeitnehmer in den USA, zumeist Installateure. Damit sind es mehr, als im gesamten Sektor der Öl- und Gasexploration, wo noch gut 200.000 Arbeitnehmer tätig sind. ÖKONOMISCHE ZWÄNGE Jörg Moshuber, Fondsmanager des „Pioneer Funds Austria – Ethik Fonds“ fügt angesprochen auf Trumps Energiepolitik hinzu: „Natürlich ist es besser, wenn sich eine Regierung hinter die Erreichung von Umweltzielen stellt, vor allem, wenn es sich dabei um die USA handelt. Aber der Trend, gerade US-amerikanischer Unternehmen, energieeffizienter zu werden und damit weniger CO2 zu erzeugen, wird weitergehen.

° DIE BESTEN AKTIENFONDS NACHHALTIGKEIT ISIN LU0428704042 LU0348926287 LI0106892966 GB00B0TY6S22 LU0187077218

FONDSNAME VOLUMEN PERF. 1 J. 3 JAHRE LO Funds - Generation Global 1.078 Mio. € 15,3 % 67,7 % Nordea 1 - Global Climate and Environment 134 Mio. € 20,6 % 50,7 % LGT Sustainable Equity Fund Global 334 Mio. € 21,3 % 68,9 % Stewart Investors Asia Pacific Sustnbl 464 Mio. € 11,1 % 53,7 % RobecoSAM Sustainable European Equities 507 Mio. € 5,5 % 22,7 %

5 JAHRE 132,2 % 117,9 % 114,9 % 114,3 % 64,9 %

TER 1,87 % 1,90 % 1,79 % 1,69 % 1,43 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 09. Dezember 2016

58 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

Einerseits, weil der öffentliche Druck auf umweltverschmutzende Unternehmen steigt, was dazu führt, dass Unternehmen, die auf Umweltschutz setzen, eine höhere Reputation genießen. Andererseits, weil in vielen Branchen enorme Kostenreduktionen durch das Heben von Energieeffizienzpotenzialen erreicht werden können.“ INVESTMENT-TRENDS Gehen wir also davon aus, dass Trump Alternativenergien nicht abwürgen kann, lassen sich dann für 2017 dominierende Trends in diesem Breich absehen? Dazu meint Moshuber: „Für die Erreichung der ambitionierten CO2-Ziele, die in Paris beschlossen wurden, hilft es nur zum Teil, die Energieproduktion auf Ökostrom – also zum Beispiel Wind- und Solarstrom – umzustellen. Ein Gutteil der CO2-Einsparungen wird durch Energieeffizienzsteigerungen und neue Technologien in Unternehmen erfolgen müssen. Neben Bereichen, deren Energieeinsparungspotenzial auf der Hand liegt, wie Green-IT, Beleuchtung, Wärmeversorgung und Wärmedämmung, kann speziell in der Industrie einiges im Bereich der Abwärmenutzung, Kältetechnik, bei Motoren und Antriebssystemen, bei Förder- sowie Lufttechnik, Pumpensystemen und Druckluft eingespart werden.“ Portfolio Manager Lang von Robeco fügt hinzu: „Wir gehen davon aus, dass das Interesse an den langfristigen Themen in den Bereichen saubere Energie & Wasser, Ernährung, neue und effiziente Materialien weiter gut anhalten wird. Hierbei ist nicht einmal die regulatorische Unterstützung so entscheidend, sondern unsere Überzeugung, dass wir mit den Themen äußerst in-

CREDITS: beigestellt, Archiv

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Nachhaltigkeits-Fonds

„Der Trend zu sauberen und dezentralisierten Energielösungen hält weiter an“

Jörg Moshuber, Pioneer

teressante Trends mit überdurchschnittlich hohen mittel- bis langfristigen Wachstumschancen abdecken können.“ Vicki Bakhshi, Head of Governance & Sustainable Investment bei BMO Global Asset Management, sieht vor allem drei Trends, die für verantwortungsvolle Investments in den kommenden drei bis fünf Jahren von besonderer Relevanz sind: „Erstens werden ESG-Kriterien (ESG: Environmental Social and Governance, Anm.) im Rahmen einer guten ,Mainstream‘-Investmentpraxis generell immer wichtiger. Zweitens bleibt Klimawandel ein Schlüssel-Anlagethema, wobei sich nach unserer Meinung die umweltbezogene Agenda der Investoren verbreitert. Die erhöhte Aufmerksamkeit fokussiert sich auf die Verantwortung der Unternehmen für die Herausforderungen rund um den Einsatz von Ressourcen und Biodiversität. Drittens wird wahrscheinlich das Wachstum bei Impact Investments weiter anhalten.“ (Impact Investments verfolgen bestimmte ökologische und soziale Ziele und veranlagen direkt in Unternehmen, die in dieses Bild passen.) INTERESSANT: SPEICHERMEDIEN Für einen unumkehrbaren Trend hält wiederum Experte Klein (siehe Interview auf Seite 62) außerdem den Abschied von Kohle: „Sehr viele Versorger sind von der extrem umweltschädlichen Kohle auf Erdgas umgestiegen. Hier wird sicher niemand noch einmal umrüsten. Dafür sind alleine die Kosten schon viel zu hoch.“ Neben den Kosten ist für die weitere Entwicklung regenerativer Energien vor allem ein Faktor entscheidend. Klein: „Der Wind bläst, die Sonne scheint nicht immer. Die gewonnene

Energie ist also Schwankungen unterworfen, weshalb Speichermedien enorm wichtig sind. Sie bilden sozusagen das ,missing link‘ im Bereich der Alternativenergie. Sie dienen dazu, um Stromspitzen zu glätten und sind natürlich auch im wachsenden Sektor der E-Mobilität von entscheidender Bedeutung.“ Dadurch eröffnen sich interessante Investmentmöglichkeiten, wobei die „pure player“ dünn gesät sind und es sich um weniger bekannte Namen handelt. Deshalb empfiehlt sich die Abdeckung des Themas durch einen aktiv gemanagten, breit diversifizierten Fonds; im WWF Stock Environment wurden Speicher/Batterien laut dem Fondsmanager durch einige „kleinere Namen“ aufgestockt. Was weitere Investments betrifft, seien wiederum Felder wie Geothermie oder Brennstoffzellen noch mit Vorsicht zu genießen: „Hier ist das Anlageuniversum eng und auch die Unternehmen sind klein“, so der Experte. SCHWACHE PERFORMANCE In anderen Alternativenergie-Bereichen kann man hingegen durchaus schon von etablierten Schwergewichten sprechen, diverse Aktien und Indizes (zum Beispiel der S&P Global Clean Energy, siehe Grafik rechts) zeigen allerdings eine sehr mäßige Performance. Warum ist das so? Darauf antwortet Expertin Bakhshi von BMO: „Der angesprochene S&P Global Clean Energy umfasst 40 Aktien und wird von Unternehmen dominiert, die ausschließlich in der Wind- und Solarenergie tätig sind. Diese Sektoren wurden allerdings von einer Kombination von Risiken bei Subventionen und Regulatorien beeinflusst. Bei BMO Global Asset Management haben wir immer auf

° GELDANLAGE

„Auch in den USA gibt es starkes Interesse am Ausbau erneuerbarer Energien“ Thiemo Lang, RobecoSAM

zwei klar voneinander separierte Themen Acht gegeben, wenn wir unsere Clean Energy-Investments betrachten: Anpassung und Mitigation (Linderung). Wir versuchen, Unternehmen zu identifizieren, deren primäres Ziel es ist, Emissionen zu reduzieren, während wir auch nach Geschäftsmodellen Ausschau halten, die es der Umwelt ermöglichen, sich an den Klimawandel anzupassen. Das umfasst ein breites Feld von Investmentmöglichkeiten, wie nachhaltige Mobilität und Energie, sowie zum Beispiel Ressourceneffizienz. In unserem Responsible Global Equity Fund halten wir auch Unternehmen, die beim Thema Mitigation führend sind, wie zum Beispiel Umicore.“ Dabei handelt es sich um ein spezialisiertes Chemieunternehmen, das auf saubere Technologien und Materialrecycling fokussiert ist. Umicore ist aber auch führend bei der Entwicklung von Katalysatoren für Automobile. „Das Unternehmen hilft also dabei, die globalen Emissionen zu verringern und fördert verantwortlichen Konsum und Produktion. Ein weiteres gutes

S&P GLOBAL CLEAN ENERGY 20 % 10 % 0% -10 % -20 % -30 % -40 % -50 % -60 %

2011

2012

2013

2014

2015

2016

Neue Energien zeigen derzeit nicht immer eine „saubere Performance“ auf. Quelle: Lipper IM

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

59


GELDANLAGE ° Nachhaltigkeits-Fonds

Beispiel bietet Acuity Brands, das Lösungen für energieeffiziente Beleuchtung entwickelt. Dabei werden digitale Technologien eingesetzt, die den Energieverbrauch drosseln und somit auch Kostenvorteile für die Anwender bieten.“ Moshuber hat ebenfalls eine stichhaltige Erklärung für die mäßige Performance des Energieumfelds bereit: „Aufgrund der sinkenden Strompreise in den vergangenen zwei Jahren sind auch die Gewinne von Energieversorgungsunternehmen zurückgegangen, ungeachtet dessen, ob der Strom nachhaltig produziert wird oder nicht. Da viele Unternehmen von Clean Energy Stromproduzenten sind, zeigt sich der Trend in diesen Indizes stärker als zum Beispiel im S&P 500. Ungeachtet des aktuellen Strompreises wird der Trend zu sauberen, netzfernen und dezentralisierten Energielösungen aber weitergehen, die endlich als finanziell tragbare Alternative für die Stromversorgung in isolierten Regionen

anerkannt werden. Denken Sie nur an den stark wachsenden Energiebedarf der Entwicklungsländer.“ STRATEGIE UND AKTIEN Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick in den Portfolioaufbau am Beispiel des RobecoSAM Smart Energy Fund. Thiemo Lang erklärt: „Im Solarsektor gab es schon gegen Mitte 2016 zunehmend Signale eines Aufbaus von Überkapazitäten. Wir hatten deshalb im Juni/Juli unser Exposure in den Solarsektor in der Anlagestrategie auf ein Minimalgewicht reduziert. Wir sehen derzeit noch kein Nachlassen des Preisdrucks und würden erst dann wieder verstärkt in den Sektor investieren, wenn eine neue Angebots-Nachfrage-Balance ersichtlich werden würde.“ Im Windenergiesektor sieht es positiver aus, dieser Sektor wird auch nächstes Jahr weiter leicht wachsen, die Windturbinenhersteller vermelden nach wie vor eine

gewisse Margenexpansion, die auch in das nächste Jahr hinein weiter anhalten dürfte. Lang: „Wir haben derzeit ca. sechs Prozent des Portfolios in Windturbinenhersteller investiert, somit sind unsere Investitionen auch in diesen Subsektor eher überschaubar.“ Prinzipiell erfolgt der Portfolioaufbau durch einen Mix aus top-down und bottomup, wie der Experte ausführt: „Zuerst identifizieren wir die Subsektoren, um dann hierin die am aussichtsreichsten positionierten Unternehmen auszuwählen. Der Schwerpunkt erfolgt auf Firmen, deren Wachstums- und Gewinnpotenzial unserer eigenen Einschätzung nach vom Konsensus noch nicht genügend erkannt werden. Derzeit sind wir beispielsweise im Bereich Leistungselektronik in Firmen wie Power Integrations, Dialog Semiconductor und Monolithic Power investiert. Bei Smart Grids gefallen uns etwa Schneider Electric, Silver Spring und Itron.“

INTERVIEW ° ERSTE SPARINVEST

GELD ° Donald Trump gilt als Skeptiker

des Klimawandels – befürchten Sie durch

Megatrend zu Alternativenergie 30 bis 50 Jahre Bestand haben.

seine Präsidentschaft Rückschläge für den Kampf gegen die Erderwärmung?

Warum aber konnte die Performance von

CLEMENS KLEIN: Gewisse Trends werden sich durch Trump nicht aufhalten lassen, wenn auch das Tempo durch seine Präsidentschaft vielleicht nachlassen wird. Ich spreche hier von Megatrends, die von anderen Ursachen als politischen Entscheidungen angetrieben werden. Gemeint ist der Vormarsch erneuerbarer Energien wie Wind und Solar, nicht zuletzt aufgrund fallender Kosten. Beide Energiequellen sind in vielen Bereichen und Teilen der Welt bereits konkurrenzfähig. Die Politik wird in den Hintergrund gedrängt, weil Förderungen oft nicht mehr notwendig sind. Natürlich gilt es zu differenzieren: So bieten sich zum Beispiel für Sonnenergie in Kalifornien bessere Voraussetzungen als etwa in Norddeutschland. Jedenfalls, meine ich, wird der

Clean Energy-Aktien in der jüngeren Vergan-

60 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

genheit nicht überzeugen?

Die Preise sind alleine im heurigen Jahr um mehr als 20 Prozent gefallen. Über die letzten Jahre betrachtet liegen die Rückgänge, je nach Zeitraum, bei 60, 70 Prozent und mehr. Diese Rückgänge werden durch Überkapazitäten verursacht, die vor allem in China produziert werden. Das drückt natürlich die Margen der Hersteller und die Performance dieser Aktien. Hingegen profitieren SolarVersorger, die wir auch im Erste WWF Stock Environment übergewichtet haben. Der gesamte Sektor benötigt aber eine weitere Konsolidierung: Es sind zu viele Kapazitäten am Markt und in China sind einige Solarunternehmen als „lebende Tote“ zu bezeichnen. Das erste Halbjahr 2017 wird sicher noch

schwierig bleiben, vielleicht sind in der zweiten Jahreshälfte erste Lichtblicke zu erwarten. Für die Solarindustrie erhoffe ich mir eine Entwicklung wie bei der Windenergie. Nämlich, dass sich nach einer Konsolidierung die Top-Unternehmen etablieren und der Markt weniger zersplittert ist. Der große Durchbruch für Alternativenergien wird dann kommen, wenn sie prinzipiell günstiger als konventionelle Quellen sein werden. Der Trend geht wie gesagt bereits in diese Richtung. Die Entscheidung für regenerative Energie wird für Konsumenten, Produzenten, Investoren und somit auch große Konzerne dann auch aus ökonomischen Gründen eindeutig ausfallen.

CREDIT: beigestellt

CLEMENS KLEIN,


Vor kurzem wurde der erste Humanvermögensbericht einer mehrstufigen Bankengruppe im deutschsprachigen Raum publiziert. Darin wird der Beitrag der Raiffeisen Bankengruppe zur Humankapitalbasis – durch Aus- und Weiterbildung generiertes Leistungspotenzial der Beschäftigten – und seine volkswirtschaftliche Bedeutung in Österreich erhoben. Der Bericht ist online unter www.rzb.at/nachhaltigkeitsmanagement/wertschoepfungsberichte abrufbar. Hohe Representativität der Ergebnisse Der Bericht wurde auf Basis einer umfassenden Fragebogenerhebung mit geprüften Daten aus dem Jahr 2015 in Zusammenarbeit mit dem Economica Institut für Wirtschaftsforschung erstellt. Die Highlights daraus: 20 Millionen Euro Ausgaben pro Jahr für Weiterbildung Mit Ausgaben für Aus- und Weiterbildung von 816 Euro pro Beschäftigten (Österreich-Durchschnitt: 425 Euro) und 25,4 Weiterbildungsstunden pro Jahr (Österreich-Durchschnitt: 10 Stunden) leistet die Raiffeisen Bankengruppe einen weit überdurchschnittlichen Beitrag zum heimischen Produktivitäts- und Wirtschaftswachstum. Denn, jeder Euro, der in betriebliche Aus- und Weiterbildung investiert wird, erhöht die Wertschöpfung um 3,60 Euro. Regionalität schafft Zeitkostenersparnis und schont die Umwelt Die flächendeckende Präsenz der Raiffeisen Bankengruppe führt für die Beschäftigten zu vergleichsweise kurzen Arbeitswegen mit durchschnittlichen Pendelzeiten von 10,1 Minuten (Österreich-Durchschnitt: 18,6 Minuten). Das Resultat der kurzen Wegzeiten lässt sich monetär mit 10,6 Millionen Euro Zeitkostenersparnis bewerten. Auch auf die

Umwelt hat dieser Effekt - durch die Einsparung von mindestens 3,3 Tonnen CO2-Äquivalent - positive Auswirkungen. Ausbildung von 40 Prozent aller Bank-Lehrlinge Die Raiffeisen Bankengruppe bietet Arbeitnehmern Perspektiven entlang aller Ausbildungsniveaus. 2015 wurden in der Raiffeisen Bankengruppe 40 Prozent aller Bank-Lehrlinge in Österreich ausgebildet. 82 Prozent der jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden nach ihrem positiven Lehrabschluss in den fixen Personalstock übernommen. Beschäftigte sind produktiver als der Branchenschnitt Die Produktivität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Raiffeisen Bankengruppe ist um 17 Prozent höher als im Branchendurchschnitt. Darüber hinaus sind die Beschäftigten überdurchschnittlich gut ausgebildet und tendenziell jünger als im österreichischen Schnitt. Hohe Investitionen in die Gesundheitsvorsorge Zahlreiche Präventionsmaßnahmen im Gesundheitsbereich führen zu überdurchschnittlich hohen Pro-Kopf-Ausgaben von 141,55 Euro und einer Gesamtsumme von 3,5 Millionen Euro jährlich für die betriebliche Gesundheitsförderung.

Foto: Lukas Beck

Nach der Analyse des ökonomischen Fußabdrucks 2014 und der publizierten Ökobilanzierung 2015, vervollständigt der vorliegende Humanvermögensbericht die Darstellung der gesamtgesellschaftlichen Bedeutung Raiffeisens in Österreich. Der Bericht liefert wissenschaftlich erhobene Kennzahlen, die zeigen, dass wir mit unseren Humankapitalinvestitionen einen überdurchschnittlichen Beitrag zu Wirtschaftswachstum und Produktivität leisten. Schließlich zählt Humankapital neben Innovationen zu den wichtigsten Faktoren wirtschaftlichen Wachstums.

Dr. Walter Rothensteiner, Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbands und Generaldirektor der Raiffeisen Zentralbank Österreich AG

Rückfragen unter: Mag. Andrea Sihn-Weber Leitung Nachhaltigkeitsmanagement RZB-Gruppe und Geschäftsführung Raiffeisen Klimaschutz-Initiative Telefon: +43-1-26 216-6069 andrea.sihn-weber@rzb.at

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Humanvermögensbericht der Raiffeisen Bankengruppe zeigt: Investitionen in Aus- und Weiterbildung rechnen sich


AKTIENPanorama MEXIKO

Staatsform Bundesrepublik Hauptstadt Mexiko City Amtssprache Spanisch sowie indigene Sprachen Staatsoberhaupt Enrique Pena Nieto Regierungschef ebendieser Fläche 1.964.375 km2 Einwohner etwa 119,5 Millionen Bevölkerungsdichte rund 60,8 pro km2 Währung Mexikanischer Peso BIP (2015) 1307 Milliarden US Dollar Kfz-Kennzeichen MEX Internet-TLD .mx Internat. Telefonvorwahl +52 Unabhängig seit 1821 Nationalfeiertag 16. September Größte Städte Mexiko City, Ecatepec de Morelos, Guadalajara, Puebla, Juarez Verwaltungsgliederung 31 Bundesstaaten und ein Bundesdistrikt Nachbarstaaten Belize, Guatemala, USA Höchste Erhebung Popocatepetl (5462 m)

GROSSAUFTRAG. Die Voestalpine hat sich

mittlerweile als Technologiepartner der Automobilindustrie etabliert. Erst kürzlich wurde ein knapp 600 Millionen Dollar schwerer Automotive-Auftrag vermeldet, den der Konzern mit einem Premiumhersteller abschließen konnte. Für dessen Umsetzung werden nun über 30 Millionen Euro in den Auf- und Ausbau von Standorten in Mexiko, Deutschland, Rumänien sowie China investiert und damit 165 neue Arbeitsplätze geschaffen. Der Großteil der Investitionssumme fließt in den boomenden Automotive-Markt Mexikos, das bis 2020 zum fünftgrößten Automobilproduzenten weltweit aufsteigen möchte. In Aguascalientes entsteht eine neue Komponenten-Fertigung mit rund 80 Mitarbeitern. Insgesamt werden die in den neuen beziehungsweise erweiterten Voestalpine-Standorten produzierten Automobilteile künftig in über einer Million Autos verbaut.

STARKE WORTE ´´

„Im Moment sieht es nicht

danach aus, als ob die Finanzmärkte ernsthaft an Italiens Zukunft in der Eurozone zweifeln!“

„Es scheint, als würden die Märkte etwas selbstgefällig auf das Ergebnis des Referendums reagieren.“

Neil Wilson, Analyst beim

James Butterfill, Head of

Handelshaus ETX Capital,

Research and Investment

kommentiert die uner-

Strategy beim britischen

wartete Ruhe an den inter-

Emissionshaus ETF Secu-

nationalen Aktienmärkten

rities, befürchtet, dass das

nach dem sprichwört-

„Nein“ der Italiener län-

lichen „Sturm“ des italienischen Verfassungsreferendums.

62 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

gerfristig die EU-Mitgliedschaft des Landes gefährden könnte.

WASHINGTON GEGEN PEKING BRISANTE ÜBERNAHME. Der deutsche

Anlagenbauer Aixtron wird zum Spielball der internationalen Politik. Das Veto von US-Präsident Barack Obama, das die geplante Übernahme des Aixtron-US-Geschäfts durch die Fujian Grand Chip Investment wegen „Sicherheitsbedenken“ untersagt, stößt der chinesischen Regierung sauer auf. Man verwehre sich gegen die „grundlosen Vorwürfe“ aus Washington und sei „absolut gegen die Politisierung einer normalen kommerziellen Übernahme“, hieß es aus dem Außenministerium in Peking. Die Verantwortlichen des Unternehmens aus Herzogenrath bei Aachen haben die Hoffnung, zumindest noch einen Teil des Deals – nämlich jenen abseits des US-Geschäfts – durchzubekommen, noch nicht aufgegeben. „Wir prüfen alle Möglichkeiten“, so ein Firmensprecher Anfang Dezember. Der Produzent von Anlagen zur Herstellung von Halbleitern, der rund 700 Mitarbeiter beschäftigt, könnte eine Kapitalspritze für F&E sowie eine weitere Auslandsexpansion dringend gebrauchen. Ursprünglich wollten sich die Chinesen die Übernahme 676 Millionen Euro kosten lassen. Wie viel davon noch übrig bleiben wird, ist abzuwarten.

CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

ECKDATEN (Vereinigte Mexikanische Staaten)

Land des Monats


ADVERTORIAL

BB BIOTECH AG

BB Biotech: Alles Nervensache

Z

ahlreiche Produktzulassungen in Krankheitsfeldern mit hohem medizinischen Bedarf sind die treibende Kraft für ein beschleunigtes Wachstum im BiotechSektor. Immer stärker in den Vordergrund rücken dabei neue Therapieansätze gegen Nervenerkrankungen. Die Biotech-Branche setzt in zahlreichen Krankheitsfeldern mit hohem medizinischen Bedarf Akzente mit neuen innovativen Therapien. Dazu zählt auch das weite Terrain an Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, kurz ZNS. GROSSE CHANCEN, HOHES RISIKO Bedingt durch das häufig mangelnde Verständnis der Krankheitsauslöser gibt es in kaum einem anderen Gebiet der Arzneimittelentwicklung mehr klinische Fehlschläge als im ZNS-Bereich. Dieses hohe Risiko zeigt sich etwa darin, dass Substanzen in frühen klinischen Studien Erfolg versprechende Ergebnisse liefern, um dann in zulassungsrelevanten größeren Studien keine Wirkung zu zeigen. NEUE THERAPIEN VOR DEM DURCHBRUCH Zugleich nehmen mit der Zahl der viel versprechenden klinischen Ansätze die Opportunitäten für Investments zu. Auf der Suche nach neuen Beteiligungen hält das Team von BB Biotech hier Ausschau in den Krankheitsfeldern Depression, Schizophrenie, Migräne, Alzheimer und auch Multiple Sklerose (MS). Von Erfolg gekrönt war hier die Investition in die US-Firma Receptos, die einen neuen Behandlungsansatz gegen MS verfolgt und von Celgene für 7,2 Mrd. USD übernommen wurde. Sehr aussichtsreich ist auch ein neuer Ansatz zur Behandlung von chronischer Migräne. Unter den vier Firmen, deren Antikörper sich in der klinischen Endphase befinden und bei positivem Ausgang bis 2018 den Markteintritt schaffen sollten, zählt mit Alder Biopharma eine neuere Beteiligung von BB Biotech.

NEWCOMER MIT NEUEN THERAPIEANSÄTZEN Die Biotech-Firma Intra-Cellular Therapeutics zielt mit ihrer Technologie auf die Wirkung der verschiedenen Neurotransmittersysteme, also auf die Signalübertragung zwischen Milliarden von Nervenzellen. Am weitesten fortgeschritten ist ITI-007 in der klinischen Endphase III zur Behandlung von Schizophrenie. Sage Therapeutics testet zurzeit zwei klinische Substanzen in fünf Krankheitsfeldern, vier weitere Wirkstoffe befinden sich im präklinischen Stadium. Dem Präparat SAGE-217 gegen Wochenbettdrepressionen, wovon 15 Prozent aller gebärenden Frauen, mehr als 500.000 alleine in den USA, betroffen sind, wurde von der FDA der Breakthrough-Status verliehen. Mit SAGE-547 adressiert das Unternehmen rund 400.000 Betroffene pro Jahr in der Indikation supra-refraktärer Epilepsie. Branchenexperten beziffern die jährlichen Behandlungskosten pro Patient für ein neues Mittel in dieser Indikation auf 25.000 bis 75.000 US-Dollar. Bei den Alzheimer-Therapien bleibt BB Biotech in der deutschen Firma Probiodrug investiert, die 2017 erste Daten einer Wirksamkeitsstudie in Phase II veröffentlichen sollte. Diese sind wegweisend für weitere Studien und ob eine Partnerschaft gefunden wird. EIN WEITERER TOP-PERFORMER Aus dem ZNS-Portfolio von BB Biotech hat Neurocrine Biosciences die Produkte mit der größten Marktreife. Für Elagolix gegen Endometriose ging Neurocrine eine Partnerschaft mit dem Pharmakonzern Abbvie ein. Abbvie will 2017 den Zulassungsantrag einreichen und wird bei Markteintritt Umsatzbeteiligungen (Royalties) an Neurocrine zahlen. Mit der Entwicklung von Ingrezza steht das Unternehmen vor dem großen Durchbruch: Im April 2017 wird die FDA ihre Stellungnahme für eine Zulassung von Ingrezza zur Behandlung von Spätdyskinesien abgeben, für die es bisher noch keine zugelassenen Therapien gibt und von denen allein in den USA 500.000 Patienten betroffen sind.

DR. DANIEL KOLLER, Head Investment Team BB Biotech

WIE DAS PORTFOLIO VON BB BIOTECH MILLIARDENMÄRKTE ADRESSIERT Im Portfolio von BB Biotech per Ende September 2016 machen Neurologische Erkrankungen mittlerweile fast zehn Prozent aus. Darüber hinaus ist BB Biotech hier im Zuge von weiteren klinischen Fortschritten ständig auf der Suche nach neuen Anlageopportunitäten. Der Portfolioaufbau aus fünf bis acht höher gewichteten Kernbeteiligungen und 25 bis 30 weiteren Positionen aus Firmen mit viel versprechenden klinischen Kandidaten hat sich für BB Biotech in den vergangenen Jahren durch eine Outperformance des Nasdaq Biotechnology Index als Leitindex der Biotech-Branche ausgezahlt. Das Investmentteam ist zuversichtlich, mit diesem Ansatz auch in Zukunft das Wachstumspotenzial der Biotechnologie optimal abzuschöpfen und eine überdurchschnittliche Rendite zu erzielen. Die zahlreichen Produktzulassungen, die das Team im Zeitraum 2016 bis 2020 erwartet, werden bei den Beteiligungsfirmen zu einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von mehr als 20 Prozent führen. Das Portfolio von BB Biotech wächst damit etwa doppelt so schnell wie die gesamte Industrie, was sich auch wie in den vergangenen Jahren in einer Outperformance des Aktienkurses niederschlagen sollte. www.bbbiotech.com

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

63


aktien ° Börsen International

USA ° Trump-Effekt wird überschätzt US-Konjunktur kommt auch ohne Trump aus. Der wichtigste Konjunkturtreiber ist der US-Geschäftszyklus. Dieser befindet sich im Aufwärtstrend und ist von Trumps angekündigten Maßnahmen weitgehend unabhängig. Das meint jedenfalls John Greenwood, Chefökonom bei Invesco. Die US-Banken haben ihre Bilanzen repariert und können nun ein Kreditwachstum von acht Prozent pro Jahr finanzieren – in Europa liegt dies bei knapp einem Prozent. Auch die US-Privathaushalte haben ihre Verschuldung gesenkt und können nun wieder ordentlich konsumieren. Mit einer deutlich höheren Inflation als Folge von Trumps Maßnahmen sei laut Greenwood nicht zu rechnen, denn dafür müsste das Geldmengen- und Kreditwachstum viel höher sein. Dies würde aber die Fed nicht zulassen bzw. durch Zinserhöhungen drosseln. Zudem dämpft der starke Dollar die Inflation. „Trotz Steuer- und S&P 500 Infrastrukturprogramm ist nur ein moderat positiver Effekt auf das Wachstum zu erwarten – er 2200 wird unter den aktuellen Markterwartungen liegen“, meint Greenwood. Mit ein Grund: Die 2000 Kapitalaufbringung wird alles andere als leicht. 1800 Steuererhöhungen sind ausgeschlossen, bei Schuldenaufnahmen sind die Zinshüter der 1600 Fed zur Stelle, um keine zu starke Inflation zu1400 zulassen. Auch deshalb erwartet Greenwood kein deutliches Ansteigen der Inflation über 1200 2012 2013 2014 2015 2016 das Fed-Ziel von zwei Prozent hinaus.

Rekordhochs ° Nach dem Bruch des kurzfristigen Aufwärtstrends nach unten brachte der Ausgang der US-Präsidentenwahlen ein gewaltiges Reversal: den raschen Durchbruch nach oben. Der S&P 500 erreichte neue Rekordhochs bei 2260 Punkten. Kurzfristig ist die 2300er-Marke erreichbar.

indien ° Chaos nach Währungs-Experiment Chaos ohne Ansage. Die indische

64 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2016

Erholung ° Nach dem Währungsschock tauchte der indische Aktienindex um sieben Prozent ab, um sich bald wieder zu erholen. Dennoch ist der Index aus seinem kurzfristigen Abwärtstrend weiter nach unten ausgebrochen. Eine Pendelbewegung zwischen 26.000 und 27.000 Punkten dürfte folgen.

creditS: Lipper

BSE SENSEX (Bombay) Regierung hat ein abenteuerliches Währungs30.000 experiment gestartet, indem sie die Banknoten 28.000 mit den höchsten Denominationen für ungültig erklärte, und zwar jene im Nennwert von 26.000 500 Rupien (6,90 Euro) und 1000 Rupien 24.000 (13,80 Euro). Das kommt einem Ad-hoc-Ver22.000 bot für 86 Prozent des umlaufenden Bargelds 20.000 gleich. Neue 500er- und 2000er-Scheine kom18.000 men im Gegenzug nur langsam in Umlauf – in 16.000 einem Riesenland, in dem 95 Prozent der Be2012 2013 2014 2015 2016 zahlvorgänge bar abgewickelt werden. Damit will die Regierung Modi Schattenwirtschaft und Terrorismusfinanzierung bekämpfen sowie Falschgeld aus dem Verkehr ziehen. Die Folge: Chaos an den Geld- und Immobilienmärkten (Immobilienkäufe werden oft in bar, also „schwarz“ abgewickelt) und Versorgungsengpässe. Seit Wochen ist die landwirtschaftliche Erzeugung von Lebensmitteln beeinträchtigt, weil Bauern ohne Bargeld kein Saatgut kaufen können. Millionen Laster stehen infolge der Liquiditätskrise still, Großmärkte schließen. In den ersten fünf Tagen nach Verkündung des Bargeldverbots ist das Geschäftsvolumen in praktisch allen Wirtschaftszweigen um 30 bis 80 Prozent eingebrochen. Der Goldpreis kletterte weit über internationales Niveau, der Goldhandel brach massiv ein. In ländlichen Regionen werden Güter wieder wie früher getauscht, denn viele Landbewohner haben kein Bankkonto. (wr)


°

Börsen International   AKTIEN

europa ° Aufschwung durch Polit-Krisen gefährdet Trump färbt positiv ab. Unterstützt wurde die gute Stimmung durch die EZB, die

Ausbruch nach oben ° Während einige Länderindizes wie etwa der deutsche DAX neue Jahreshochs erklimmen konnten, ist der Euro-Aktienindex davon noch ein gutes Stück entfernt. Bei einem Stand von 3200 Punkten wäre dies die Marke von 3300 Punkten, die aber durchaus in Kürze erreichbar ist.

ihre Anleihekäufe bis Dezember 2017 verlängerte. Dass das Kaufvolumen ab April 2017 um 20 auf 60 Milliarden Euro gekürzt wird, tat der Euphorie keinen Abbruch. Angesichts der politischen Umbrüche in Italien und der Wahlen in Frankreich im nächsten Jahr wollte der Markt wissen, dass die EZB bei ihrem Kurs bleibt. Weiters wurde die Mindestrestlaufzeit der von ihr kaufbaren Anleihen von zwei Jahren auf ein Jahr reduziert. Zudem wird sie auch Anleihen mit einer laufenden Verzinsung unterhalb des EZB-Einlagenzinses kaufen können. Damit zeigt die EZB, dass sie sich der von ihr verursachten Knappheitsprobleme im Anleihemarkt durchaus bewusst ist. Damit und auch dank des US-Wahlergebnisses haben sich die Deflationsängste in Luft aufgelöst. So rechnet die Deutsche Bundesbank 2017 mit einer Inflation Euro Stoxx 50 von bereits 1,4 Prozent. 10-jährige deutsche Bundesanleihen rentieren wieder positiv. Auch 3800 die Stimmungsindizes der Wirtschaft haben ihr 3600 3400 gutes Niveau gehalten. Der europäische Ein3200 kaufsmanagerindex kletterte um 0,8 auf 54,1 3000 Punkte. Die Auftragsbestände stiegen sogar 2800 so stark wie seit Mai 2011 nicht mehr. Des2600 halb weiteten Unternehmen ihre Kapazitäten 2400 aus, was im November für den zweithöchs­ 2200 ten Beschäftigungszuwachs seit der globalen 2000 2012 2013 2014 2015 2016 Finanzmarktkrise sorgte. (wr)

japan ° Hoffnung auf besseres Jahr 2017 Nikkei 225

Kräftiger Anstieg ° Der japanische ­Aktienindex pendelte monatelang zwischen den Marken von 16.000 und 17.000 Punkte hin und her. Nun ist er über die Marke von 17.000 ausgebrochen und hat stark bis auf 19.000 Punkte angezogen. Damit weist er eine leicht positive Performance 2016 auf.

Konjunktur bleibt schwach.

Die japanische Wirtschaft kommt trotz vieler Belebungsversuche nicht recht auf die Beine. 20.000 Zuletzt stieg zwar die Produktion in der Indus18.000 trie stärker als erwartet, demgegenüber gaben aber Verbraucherpreise und Konsum­ausgaben 16.000 nach. Die Inflation sank um 0,5 Prozent und 14.000 blieb damit weiter deutlich hinter dem Ziel der 12.000 japanischen Notenbank (BoJ) zurück. Diese 10.000 will die Inflation auf zwei Prozent erhöhen und versucht dies seit Jahren mit ­einer extrem lo8.000 2012 2013 2014 2015 2016 ckeren Geldpolitik. Doch es fehlt ein Treiber, um die Konjunktur anzukurbeln. Das Inflationsziel wurde nun auf 2019 verschoben. Manche Japan-Experten sehen aber, dass der strukturelle Reformprozess bereits im Gange ist. BIP-Wachstum und Inflation sollten 2017 und 2018 anziehen. Das BIP-Wachstumsziel von drei Prozent bleibt dennoch klar außerhalb der Reichweite. Was die Reformen anbelangt, so ist bereits eine Arbeitsmarktreform angelaufen und eine Liberalisierung geschützter Wirtschaftssektoren. Auch die Produktivität ist im Aufwärts­ trend. Die Regierung will für Investitionsvorhaben ein neues Programm von 100 Mil­liar­den Dollar auf den Weg bringen. Dieses sollte bis zu den Olympischen Spielen in Tokio 2020 laufen. Doch Japans Banken kämpfen mit den gleichen Problemen wie ihre Konkurrenz in ­Europa: niedrige Zinsspannen und schwache Kreditnachfrage sowie die Negativzinsen. (wr)

Dezember 2016 – GELD-MAGAZIN ° 65


aktien ° Anlagetipps

Zu früh gefreut? Die Börsenrally als Folge des überraschenden Resultats der US-Präsidentschaftswahlen war nur von kurzer Dauer und könnte für die Investoren noch ein unsanftes Erwachen mit sich bringen. Denn Donald Trump – obwohl noch nicht einmal vereidigt – macht tatsächlich Ernst. Wolfgang Regner

Z

war gibt es auch potenziell positive Ele­ mente in Trumps Programm. Im Mit­ telpunkt seiner Wahlversprechen für die Binnenwirtschaft stehen insbesondere eine lockerere Haushaltspolitik in Form erhöhter Ausgaben für die Infrastruktur und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Dies könnte als Grundlage für eine globale Steigerung der Nachfrage dienen. Größere Sorgen wür­ de jedoch eine protektionistische Entwick­ lung des Handels bereiten – so hat Trump bereits angekündigt, das TTP-Handelsab­ kommen mit Lateinamerika und Asien auf­ zukündigen. Selbst wenn sich Trump von den extremeren Maßnahmen abwendet, die er in diesem Bereich geäußert hat, wäre die Abkehr von einem regelbasierten Handel mit großen Risiken verbunden – insbeson­ dere, weil die Unsicherheiten zunehmen würden. Diese hätten an den Finanzmärk­ ten eine Steigerung der Risikoprämien und damit sinkende Aktienkurse bzw. steigende Anleiherenditen zur Folge. Ob diese Aus­

wirkungen durch stimulierende Effekte von Steuersenkungen und höheren öffentlichen Ausgaben kompensiert werden könnten, wird noch längere Zeit unklar bleiben und zu starken Schwankungen an den Börsen führen. Positiv für Aktienanleger wäre, dass eine steigende Inflation eine Verlagerung weg von Anleihen und hin zu Dividendenti­ teln auslösen könnte, wenn die Leitzinsen steigen und am langfristigen Ende der Ren­ ditekurve das höhere Inflationsrisiko einge­ preist wird. Vor allem zyklische Aktien, ins­ besondere in den Sektoren Infrastruktur, Banken und harte Rohstoffe (Metalle) wür­ den profitieren. Wenn die Auslandsgewinne von US-Unternehmen heimgeholt würden, wäre dies gut für die Stimmung an den USBörsen. Dies würde sich positiv auf viele multinationale US-Konzerne auswirken – jedoch auch negative Folgen für andere Länder haben. Das größte Risiko ist dabei jedoch die Tatsache, dass Einschnitte in den globalen Handel bereits vor der US-Wahl

begonnen hatten. Die Welthandelsorganisa­ tion korrigierte kürzlich ihre Wachstums­ prognose für den Welthandel für dieses Jahr auf 1,7 Prozent, nach einer Schätzung von 2,8 Prozent im April. Nach einer Spitze von 3,5 Prozent hat sich die jährliche Wachs­ tumsrate der realen Exporte und des realen Bruttoinlandsprodukts auf ein Prozent re­ duziert. Ein weiteres Absinken in Richtung einer Schrumpfung würde die Gefahr einer globalen Rezession heraufbeschwören. Be­ sonders negativ würde sich dies auf die Emerging Markets auswirken, die gerade erst seit Mitte 2016 zu einer Erholung ange­ setzt haben. Besonders negativ wäre eben die Rückführung von Kapital in die USA durch US-Konzerne, gestützt auf die Steuer­ reform, von der nur diese profitieren wür­ den. Allerdings bestehen aus mittelfristiger Sicht die Chancen einer Stärkung der Bin­ nenwirtschaft vor allem in Asien. Kursein­ brüche 2017 wären dann als Einstiegschan­ cen zu sehen.

Saint-Gobain geht auf die Spiegel-Werkstätten aus dem Jahr 1665 zurück, die die Fenster für das Schloss Versailles geliefert hatten. Heute ist jedes zweite europäische Auto mit Scheiben des Konzerns ausgestattet. Mehr als 1000 Tochtergesellschaften arbeiten für die Sparten Baumaterialien, Hochleistungsprodukte (Keramik, Kunststoffe und Polituren), Flachglas und Konstruktionsprodukte. Der Umsatz zum Halbjahr ging zwar aufgrund von Unternehmensverkäufen und negativen Wechselkurseffekten um 1,6 Prozent zurück, auf bereinigter Basis ist der Konzern aber um 2,9

66 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2016

Prozent gewachsen. Der Gewinn stieg um 6,8 Prozent (pro Aktie um 8,1 Prozent) und das EBIT um 7,3 Prozent auf 1,37 Milliarden Euro. In allen Sparten hat Saint-Gobain operativ mehr verdient. Regional ist der Konzern nur in Westeuropa gewachsen. Die operativen Ergebnisse haben sich aber in allen Regionen verbessert. In der zweiten Jahreshälfte will Saint-Gobain noch besser abschneiden. Entsprechend hat das Management auch für das Gesamtjahr einen Anstieg des operativen Ergebnisses in Aussicht gestellt. Die robuste Baukonjunktur in Europa sollte für Rückenwind sorgen.

Vor allem der Hauptmarkt Frankreich ist auf Erholungskurs. Dazu kommt noch die Übernahme der Schweizer Sika. Die Franzosen zahlen eine solide Dividende von 3,2 Prozent. Hinzu kommen Aktienrückkäufe. Kauf bei 38 Euro, Stopp Loss bei 29,68 Euro. ISIN FR0000125007  Börse Frankfurt (Xetra)

charts: onvista.de

Saint-Gobain ° Baumaterial auf Französisch


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Anlagetipps   aktien

iShares MSCI China A ° Günstige China-Aktien Viel Leid mussten China-Freunde im vergangenen Jahr ertragen. Im Juni keimte zwar die Hoffnung auf, dass nun endlich die lokalen A-Aktien in die großen MSCI Indizes aufgenommen werden, aber dies erwies sich abermals als Trugschluss. Erst im Juni 2017 gibt es die nächste Chance. Zumal auch die Wirtschaft in gutem Zustand zu sein scheint. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und den Service-Sektor konnte im Oktober überraschend zulegen und präsentiert sich damit so stark wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Zudem ist auffällig,

dass die Dynamik hauptsächlich vom Binnenmarkt getrieben ist. Inzwischen macht der Dienstleistungssektor mehr als 50 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, und der Konsum ist laut Weltbank in den ersten neun Monaten dieses Jahres für 71 Prozent des BIP-Wachstums Chinas verantwortlich. Wer von diesem Binnenwachstum profitieren möchte, setzt am besten auf die in Shanghai und Shenzhen gelisteten Aktien. Hier hat man bei den breit diversifizierten Indizes die Wahl zwischen dem CSI 300 und dem MSCI China A. Letzterer bietet jedoch einige Vorteile.

Der MSCI Index enthält 435 Titel. Einzeltitel sind mit max. zwei Prozent gewichtet. Zudem sind weniger Finanztitel enthalten (28% statt 41% beim CSI 300). Der Index wird halbjährlich neu angepasst. Kauf bei 3,24 Euro, Stopp Loss bei 2,78 Euro. ISIN IE00BQT3WG13  Börse Frankfurt (Xetra)

Bautitel-Favorit ° Forbo

Neben der operativen Entwicklung spricht für Forbo die Eigen­ kapitalquote von 60 Prozent. Anleger sollten trotz der guten Ent­ wicklung versuchen, möglichst günstig zu kaufen. Einstieg daher bei 1120 Euro, Stopp Loss bei 978 Euro. ISIN CH0003541510  Börse Frankfurt (Xetra)

Die schweizerische Forbo Holding hat die Franken-Aufwertung gut verdaut, das Unternehmen ist auch im ersten Halbjahr profitabel gewachsen. Forbo ist ein weltweit führender Hersteller von Bodenbelägen (Flooring Sys­ tems) sowie Kunststoffbändern (Movement Systems). Im Bereich Linoleum hält Forbo einen Weltmarktanteil von über 60 Prozent. Beide Sparten und alle Regionen haben zum Wachstum beigetragen. In der Sparte Flooring Systems hat Forbo von der Geschäftsbelebung in den wichtigen Absatzmärkten Frank­reich und USA profitiert. Die operative Marge klet-

terte von 11,3 auf 12,3 Prozent. In der Sparte Movement Systems ging sie zwar von 11,9 auf 11,4 Prozent zurück, aber hier gab es schon 2015 erhebliche Rentabilitätsfortschritte. Mittelfristig wird der Konzern besonders in Europa von der Erholung des Gewerbebaus profitieren. Wachstumsimpulse sollten zusätzlich die Erschließung neuer Kundenkreise sowie Akquisitionen liefern. Zudem geht bald eine neue Produktionsstätte in den Niederlanden in Betrieb. Die Sparte Flooring Systems kann dann auch Vinylbeläge anbieten. Die Dividendenrendite liegt bei 1,5 Prozent.

LVMH ° Luxusmarken wieder angesagt Luxusweltmarktführer LVMH lässt seinen Wettbewerbern derzeit keine Chance: Wie schon zum Halbjahr übertraf der Konzern trotz erschwerter Marktbedingungen auch im dritten Quartal die Erwartungen. Die Franzosen steigerten mit Marken wie Givenchy, HennessyCognac oder Uhren von Tag Heuer den Umsatz um sechs Prozent auf 9,14 Milliarden Euro. Experten hatten im Durchschnitt nur 8,91 Milliarden Euro erwartet. Börsianer feierten das Zwischenergebnis mit einem Kursaufschlag von mehr als fünf Prozent. LVMH hat indes weiteres Kurspotenzial: Experten sehen Er-

holungstendenzen auf dem Luxusgütermarkt, vor allem in Europa, Asien und China. Positiv ist auch, dass die Zuwächse trotz des terrorbedingten Touristenschwunds im Heimatland zustande kamen. In den ersten neun Monaten stieg der Umsatz um vier Prozent auf 26,3 Milliarden Euro. Treiber im dritten Quartal war besonders das Geschäft in Asien. Dort stellte LVMH eine deutliche Verbesserung fest. Der amerikanische Markt und Europa befänden sich aber auch auf einem guten Weg. Die Verkäufe von Weinen, Spirituosen, Parfum und Kosmetik legten hier besonders deutlich zu.

Der Kurs zeigt einen soliden charttechnischen Aufwärtstrend. Konservativen Anlegern ist ein Discount-Zertifikat mit Cap bei 160 Euro zu empfehlen. Das Papier bietet z.B. einen Discount von zwölf Prozent und einen max. Gewinn von zehn Prozent. ISIN zertifikat DE000CE2ENB0  Börse Frankfurt (Xetra)

dezember 2016 – GELD-MAGAZIN ° 67


aktien ° Anlagetipps Rückblick 2016

2016: Ein kleines Wunder Ungeachtet aller Schwankungen sieht es so aus, als ob die Weltbörsen das Aktienjahr 2016 mit leicht positiven Renditen beenden würden. Da darf auch unsere Rubrik „Internationale Anlagetipps“ nicht nachstehen. Ein Fokus auf Nebenwerte war der Schlüssel zum Erfolg. Wolfgang Regner

T

rotz aller Diversifikation haben wir auch 2016 hier und da Schwerpunkte gesetzt. Der Großteil der Empfehlungen kam aus Europa und den USA. Angesichts der schwachen Entwicklung der großen In­ dizes eine leicht zweistellige Performance zu schaffen, ist fast schon ein kleines Kunst­ stück – und das ohne die zuletzt gut lau­ fenden Emerging Markets. Natürlich gehört da auch eine gesunde Portion Glück dazu, denn wir konnten in der massiven Korrek­ tur im Frühjahr 2016 eine Reihe interes­ santer Werte zum Diskontpreis kaufen. Von 30 Positionen schlossen immerhin 22 im Plus, nur acht im Minus. Die dabei gesetz­ ten und auch ausgelösten Stopp-Loss-Li­ mits erwiesen sich in den meisten Fällen als die richtige Entscheidung – es nämlich dem Markt zu überlassen, ob er uns Gewinne oder (gekappte) Verluste bescheren will. Die Top-Performer waren der deutsche Techno­ logiekonzern Infineon, die deutsche Mittel­ standsholding Indus, die US-Technologie Inc. Johnson Controls sowie die von Über­ nahmeofferten angetriebenen Kion (Gabel­ stapler) und NXP (spezielle kundenspezi­ fische Halbleiter). Wirklich enttäuscht hat nur die Bayer AG, die sich dafür entschie­ den hat, den Fokus vom Pharmabereich in den Agrarchemiebereich zu verlagern. Für 2017 empfehlen wir, den Schwerpunkt we­ niger auf die hoch bewerteten Qualitätsak­ tien (Growth), sondern auf günstigere Value-Titel zu legen. Dass wir die meisten Growth-Titel im Portfolio mit der Empfeh­ lung „Halten“ bedachten, ist da kein Wider­ spruch, wenn man auch mit etwas nied­ rigeren Renditen rechnen muss. Ein guter Value-Fonds zu diesem Zeitpunkt wäre der Nordea European Value Fund.

68 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2016

° Aktien/Fonds gleichgewichtet (Performance: + 11,8 %) Titel/Name

Kaufkurs

akt. Kurs Gewinn/Verlust Kommentar

Indus

40,50 €

52,40 €

+ 29,4 %

halten

SPDR-Infrastruktur-ETF

25,40 €

26,80 €

+ 5,5 %

halten

Cisco

22,90 €

28,40 €

+ 24,0 %

halten

Wirecard

36,50 €

45,60 €

+ 24,9 %

halten

Pepsico

82,20 €

96,50 €

+ 17,4 %

halten

Bechtle

68,50 €

90,20 €

+ 31,7 %

halten

105,20 €

94,10 €

- 10,5 %

ausgestoppt

32,50 €

43,80 €

+ 34,8 %

halten

Bayer Johnson Controls iShares Factor MSCI World ETF

4,60 €

5,10 €

+ 10,9 %

halten

Infineon

10,60 €

16,10 €

+ 51,9 %

halten

Mastercard

88,20 €

100,10 €

+ 13,5 %

halten

158,20 €

154,60 €

- 2,3 %

halten

60,50 €

59,80 €

- 1,2%

halten

iShares EMU Small Cap Fielmann dormakaba Holding

590,20 €

690,40 €

+ 16,9 %

halten

Wüstenrot & Württemb.

16,70 €

17,90 €

+ 7,2 %

halten

Siemens

84,80 €

107,60 €

+ 26,9 %

zukaufen

Nestlé

63,50 €

64,80 €

+ 2,0 %

zukaufen

6,90 €

6,10 €

- 11,6 %

halten

Capital Stage Norma

43,90 €

36,90 €

- 15,9 %

ausgestoppt

Kion

42,10 €

54,80 €

+ 30,2 %

halten

Fintech Group

15,70 €

14,80 €

- 5,7 %

verkaufen

Atlantia

21,60 €

19,70 €

- 8,8 %

halten

Brit. Am. Tobacco

50,10 €

52,50 €

+ 4,8 %

halten

Danone

59,10 €

60,30 €

+ 2,0 %

verkaufen

Loys Europa System

31,20 €

32,50 €

+ 4,2%

zukaufen

db X-trackers China A-H 50 ETF

17,10 €

21,70 €

+ 26,9 %

halten

Under Armour

28,50 €

28,90 €

+ 1,4 %

verkaufen

Grand City Properties

16,60 €

15,30 €

- 7,8%

halten

Arkema

71,50 €

89,10 €

+ 24,6 %

halten

NXP Semiconductors

73,90 €

94,15

+ 27,4 %

halten


2017

Im Gespräch mit Mag. Ernst Vejdovszky, S IMMO AG ° AKTIEN

Ein guter Grund für Immobilien Die S IMMO AG ist eine europäische Immobilien-Investmentgesellschaft, die auf die Bereiche Commercial (Büros, Geschäfte, Hotels) und Wohnen spezialisiert ist. Das Unternehmen ist in attraktiven Marktnischen tätig und investiert in Immobilien mit Potenzial. Zurzeit werden mehr als 1,2 Millionen Quadratmeter Immobilienflächen gemanagt, die zu mehr als 90 Prozent vermietet sind. GELD ° Das Geschäftsmodell der S IMMO AG

wird aus eigener Sicht als „robust“ beschrieben. Wo liegen Ihre geografischen Schwerpunkte und was ist zur Portfoliodiversifikation zu sagen?

ERNST VEJDOVSZKY: Ca. 62 Prozent unserer Immobilien befinden sich in Österreich und Deutschland, die restlichen 38 Prozent verteilen sich auf Zentral- und Südosteuropa. Deutschland ist aktuell sicher der Markt, den wir am meisten im Fokus haben. Grundsätzlich ermöglicht es uns unsere Strategie, Wachstumsmärkte wie Bukarest mit „sicheren Häfen“ wie Wien oder Berlin zu kombinieren. So streuen wir das Risiko und können gleichzeitig die Potenziale der einzelnen Märkte und Nutzungsarten ideal nützen. Etwa zwei Drittel unseres Portfolios sind gewerblich genutzte Immobilien, also Büros, Einkaufszentren und Hotels. Wohnimmobilien in Österreich und Deutschland stellen mit ca. einem Drittel ebenfalls eine wichtige Säule unseres Geschäftsmodells dar. Diese Streuung nach Nutzungsart und Region ist Basis und wesentlicher Faktor unseres Erfolgs. Durch das Wahrnehmen von attraktiven Marktnischen erwirtschaften Sie Mehrwert. Wodurch qualifiziert sich eine Marktnische aus Ihrer

CREDIT: beigestellt

Sicht als attraktiv?

Je mehr Interessenten es für ein Produkt gibt, umso teurer wird das Produkt – so funktioniert die Wirtschaft nun einmal. In Berlin sind die Preise in den letzten Monaten zum Beispiel stark angestiegen. Im Wohn-Segment so stark, dass wir uns dazu entschlossen haben, einen Teil unseres deutschen Wohnportfolios zu veräußern. Im Bürobereich gibt es dagegen noch Opportunitäten. Wir haben ein Team von lokalen Experten, die ein gutes Gespür für solche Immobilien haben. Eine Nische kann man

hier zum Beispiel über das Volumen finden: wir kaufen gerne dort, wo die Mittel von privaten Investoren nicht mehr ausreichen, die Immobilie für einen institutionellen Investor aber noch zu klein ist. Mit dieser Taktik konnten wir in den letzten Monaten immer wieder sehr schöne Zukäufe realisieren. Was macht Berlin so attraktiv? Welche anderen deutschen Städte haben aus Ihrer Sicht Potenzial?

Berlin befindet sich aktuell im Wandel von einer Großstadt hin zu einer Weltstadt. Die demografischen Daten, die Anzahl an Unternehmensgründungen, die Stimmung in der Stadt – all das hat für einen enormen Boom vor allem am Wohnungsmarkt gesorgt. Wir sind bereits 2006 nach Berlin gegangen und konnten von den Preisanstiegen der letzten Jahre deutlich profitieren. Wie lange dieser Trend anhält, ist schwer zu sagen. Möglich, dass es noch einige Jahre so weitergeht, möglich aber auch, dass die Decke schon bald erreicht ist. Aus diesem Grund haben wir uns im Sommer dazu entschieden, ca. ein Drittel unserer deutschen Wohnflächen zu veräußern. Frei nach dem Motto „Was man hat, hat man.“ In anderen deutschen Städten ist das Preisniveau noch deutlich niedriger, die demografischen Daten aber ähnlich viel versprechend. Wir haben zuletzt zum Beispiel in Leipzig zugekauft. Das sind Immobilien, die langfristig eine stabile Rendite bringen und in der Mietentwicklung durchaus noch Potenzial haben. Was sind die aktuell attraktivsten Projekte in Ihrer Pipeline?

Wir haben einige spannende Projekte in Berlin, unter anderem planen wir ein bestehendes Objekt in Hochfrequenzlage in Neukölln – aktuell

Mag. Ernst Vejdovszky Vorstandsvorsitzender der S IMMO AG

einer der aufstrebenden Bezirke Berlins – umund auszubauen. Aber auch in Bukarest und Wien sind wir aktiv. In Bukarest entwickeln wir eine Büroimmobilie in bester Innenstadtlage, in Wien bereiten wir eine Projektentwicklung im fünften Bezirk vor und sind am Quartier Belvedere Central beteiligt. Was ist zur aktuellen Umsatz-, Ergebnis- und Cashflow-Entwicklung zu sagen? Wie sieht Ihre Dividendenpolitik aus?

Wir sind auf dem besten Weg, 2016 mit einem Rekordergebnis abzuschließen. Dazu hat natürlich der Verkauf in Berlin maßgeblich beigetragen, aber auch darüber hinaus konnten wir schöne operative Erfolge erzielen. Wir haben 2011 erstmals eine Dividende ausgezahlt und den Ausschüttungsbetrag seitdem jedes Jahr erhöht – zuletzt auf EUR 0,30 je Aktie. Es ist uns ein Anliegen, unsere Aktionärinnen und Aktionäre am Unternehmenserfolg zu beteiligen. In welcher Höhe das für 2016 genau passieren wird, wird vom finalen Jahresergebnis abhängen, aber ich bin sehr zuversichtlich. www.simmoag.at

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

69


aktien ° Österreich

Deutliche Lebenszeichen Seit Mitte 2016 boomt der Aktienmarkt, einzelne Werte starteten bereits zu Jahresanfang ihren Aufschwung. Der ATX legte seit Ende Juni um 28 Prozent zu. Mit einem satten Plus im Portfolio lässt sich jetzt gemütlich die weitere Strategie festlegen. Wir analysieren, mit welchen Aktien Sie 2017 am besten fahren werden. Mario Franzin as Umfeld ist für Aktien gut. Besonders seit der Jahresmitte 2016 zeichnet sich eine Erholung der Wirtschaftsdaten in den Industrieländern ab – deutlich in den USA, aber auch zaghaft in Europa und Japan. Selbst China bleibt – entgegen zwischenzeitlicher Befürchtungen eines Hard Landings – relativ stabil am Wachstumspfad. Damit haben die Rohstoffpreise wieder zu steigen begonnen, gleichzeitig legte der US-Dollar zu den meisten anderen Währungsblöcken zu. Die Erwartungen hinsichtlich der Inflationsentwicklung begannen ebenso zu steigen, was seit der Jahresmitte die Renditen an den Anleihenmärkten in die Höhe getrieben hat – beschleunigt noch durch die Wahl Donald Trumps zum nächs­ ten US-Präsidenten. Die Angst vor einer Deflation hat sich verflüchtigt. Die Reaktion der großen Notenbanken ist bezeichnend: In den USA muss die Fed mit einer Zinserhöhung fast zwingend auf die Bremse steigen, auch in Europa hat die EZB die ers­ten Signale gesendet, aus der expansiven Geldpolitik auszusteigen, wenn auch sehr, sehr vorsichtig – Grund für die Vorsicht ist vor

allem die abgelehnte Senatsreform plus der daraus erfolgten Regierungskrise in Italien. 2016 war ein hervorragendes Aktienjahr Wenn man sich die Kursgewinner seit Mitte 2016 betrachtet – abgesehen von Zumtobel (84,2%), die durch den Brexit enorm billig waren –, haben auch genau jene Werte, die von steigen­den Rohstoffpreisen und dem festeren Dollar profitieren, im Kurs zugelegt: z.B. Lenzing um 48,3 Prozent, RHI um 45,6 Prozent, voestalpine um 32,2 Prozent oder Agrana um 24,4 Prozent. Die OMV (+32,4%) und Schoeller Bleckmann (+39,2%) kletterten parallel zum Rohölpreis, der seit Jahresmitte auf DollarBasis (Sorte Brent) um 13,3 Prozent zulegen konnte. Von den steigenden Zinsen (zumindest am langen Ende) werden Banken und Versicherungen profitieren. Die Aktien der Raiffei­s en Bank International legten seit Ende Juni im Kurs um satte 61,2 Prozent zu, jene der Erste Group Bank um 42,1 Prozent. Die Uniqa und die Vienna Insurance Group

Austrian Traded index (ATX) Kalt und warm. Sorgen um die Weltwirtschaft und speziell um Chinas Wachstumskraft lie­ ßen die Börsen 2015 kräftig korrigieren. Mitte 2016 sorgte der Brexit für einen neuerlichen Rückgang. Doch seither hat das Sentiment gedreht. Der ATX stieg um 28 Prozent auf knapp 2600. Die deutliche Überwindung des Widerstandes bei 2500 Anfang Dezember be­ stätigte den Aufwärtstrend. 2500 ist jetzt eine wichtige Marke, die zur Gewinnabsicherung herangezogen werden kann.

70 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2016

trotten mit plus 30,6 Prozent bzw. mit plus 21,3 Prozent hinterher. Immobilienanlagen boomen bereits seit Jahren aufgrund der niedrigen Zinsen, wurden aber genau deswegen – besonders im Wohnbaubereich – in jüngster Zeit etwas eingebremst. Dennoch stieg die WarimpexAktie in den letzten sechs Monaten um 40,2 Prozent, S Immo legte weiter um 21,0 Prozent zu und UBM um 15,3 Prozent. Die Baukonjunktur brummt aufgrund des Immobilienbooms und dem Anlagenotstand institutioneller Investoren. Der Kurs der Porr-Aktie kletterte in den vergan­genen sechs Monaten um 49,7 Prozent, jene der Strabag um 24,7 Prozent, Letztere seit Jahresbeginn sogar um 42,5 Prozent. Also alles in allem ein glänzendes Aktienjahr. Selbst der ATX stieg seit Jahresmitte um 28,1 Prozent, seit Jahresbeginn um 8,4 Prozent – und hier sind, wie bei allen Kurs­anstiegen, die Dividendenzahlungen nicht eingerechnet. Was wird 2017 bringen? Nun könnte man meinen, dass die Kursgewinne langsam ausgereizt sind. Bei halbwegs intelligenter Aktienauswahl liegt das Portfolio jetzt ordentlich im Plus. Bei einigen Aktien wird es – spätestens nach der berühmten Jahresendrally – zu Gewinnmitnah­ men kommen. Es ist sogar eine stärkere Korrektur nicht ausgeschlossen, auch wenn nur mit geringer Wahrscheinlichkeit. Kurzfris­ tige Gefahrenmomente könnten von einer enttäuschenden US-Konjunktur drohen, wenn sich der Hype um das Wirtschaftsprogramm Trumps nicht bewahrheitet oder wenn die langfristigen Zinsen durch Deriva­ te (Absicherungstendenzen) sprunghaft in die Höhe schnellen. Daher die Strategie der

Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse

D


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Österreich   AKTIEN

AT&S ° Unser spekulativer Favorit für 2017

ISIN

AT0000969985

Kurs (09.12.2016)

Wahl: Gewinne laufen lassen und über Stop Loss-Orders gegen Kurverluste absichern. Wenn wir uns auf die Suche nach den Kursgewinnern 2017 machen, so muss man Aktien suchen, die ihr Aufwärtspotenzial noch nicht ausgeschöpft haben, was bei den Bank- und vor allem den Versicherungsaktien der Fall sein dürfte, aber auch selektiv bei Immobilien-, Bau- und Industriewerten. Oder aber man setzt auf jene Werte, die den letzten Kursanstieg infolge von Sonderfaktoren nur geringfügig mitgemacht haben, wie Immofinanz (geplante Fusion mit der CA Immo), AT&S (Unsicherheiten beim Anlaufen des Werkes in Chong Qing) sowie einen Turnaround erwarten lassen, wie z.B. Do&Co.

9,70 € KGV 2017 e

69,3

Marktkap.

377 Mio. € KGV 2018 e

12,3

Umsatz 2016 e

800 Mio. € KGV 2019 e

Buchwert/Aktie 2016 e

14,00 € Divid. 2016 e

5,4 1,03 %

Immofinanz ° Fusions-Fantasie trotz einiger Fragezeichen Immofinanz kaufte Ende Juli 26 Prozent an der CA Immo um 23,50 Euro je Aktie der russi­ schen O1 Group ab. Die Optik war schief, denn im Oktober 2014 kaufte O1 das Aktienpaket von der Bank Austria um 16,50 Euro je Aktie. Gleichzeitig ist O1 via EG Immobilien und PHI mit 10,1 Prozent an der immofinanz beteiligt. Jetzt dürfte Wind in den Kurs kommen, denn auch Petrus Advisors will bei der Immofinanz mitmischen. Und alle Beteiligten haben an höheren Kursen der Immofinanz Interesse. Der Kurs übersprang vor kurzem die Zwei-Euro-Mar­ ke. Es ist davon auszugehen, dass die Fu­sion mit der CA Immo ein M&A-Glanzstück wird.

ISIN AT0000809058 Kurs (09.12.2016)

AT&S und Warimpex weisen das gröSSte Kurspotenzial auf AT&S wird an der Börse mit lediglich 377 Millionen Euro bewertet. Vergleichsweise dazu wird der Leiterplattenhersteller 2018 die Umsatzmilliarde überschreiten, wenn die Werke in China auf Hochtouren laufen. Genau diese Werke sind aber der Grund, warum die AT&S-Aktie knapp unter zehn Euro notiert anstatt bei „fairen“ 20 bis 25 Euro (s. Kasten rechts). Warimpex ist mit einem für 2016 erwarteten KGV von 6,3 noch immer sehr günstig, doch der Handel in der Aktie ist extrem dünn und der Spread zumeist hoch. Das Kurspotenzial liegt auf Jahressicht bei etwa 100 Prozent, obwohl der Aktienkurs aufgrund des guten Halbjahresberichts Anfang September bereits um knapp 50 Prozent in die Höhe sprang. Ein weiterer Anstieg auf etwa 1,50 Euro wäre fundamental gerechtfertigt, aber die Aktie ist leider wenig liquide.

Im Sommer 2016 gab AT&S bekannt, dass die erste Linie im neuen Werk nicht ganz wie ge­ plant anlaufe. Daher sei mit höheren Anlaufkos­ ten und einer Verzögerung beim Umsatz- und Gewinnbeitrag zu erwarten. Im Herbst musste eine Investition im Werk in Shanghai vorgezo­ gen werden, die den gleichen Effekt auslöst. Unterm Strich dürfte AT&S damit heuer trotz stabilem Kerngeschäft keinen Gewinn machen. Geht man davon aus, dass AT&S die Probleme sehr wahrscheinlich in den Griff bekommt, kann auf Jahressicht mit einer Kursverdoppelung gerechnet werden. Das erwartetete KGV 2019 läge dann noch immer nur bei rund elf.

Marktkap.

2,01 € KGV 2017 e

25,1

1.962 Mio. € KGV 2018 e

15,5

Umsatz 2016 e Buchwert/Aktie 2016 e

350 Mio. € KGV 2019 e 3,00 € Divid. 2016 e

12,0 3,00 %

UBM Development ° Eine der günstigsten Aktien in Wien

ISIN Kurs (09.12.2016)

AT0000815402 32,10 € KGV 2016 e

7,6

Marktkap.

240 Mio. € KGV 2017 e

6,4

Umsatz 2016 e

470 Mio. € KGV 2018 e

Buchwert/Aktie 2016 e

UBM erhöhte im April 2015 das Kapital mit 40 Euro je Aktie. Man kann sich vorstellen, dass die Investoren über den Kursverlauf wenig begeistert sind. Sie sitzen noch auf einem Kurs­ verlust von gut 20 Prozent. Daher werden bis 40 Euro nur wenige Aktien in den Markt zurück­ kommen, zumal UBM eine Dividende von mehr als sechs Prozent bezahlt. Zudem liegt der Buchwert bei 46 Euro je Aktie und das für heuer geschätzte KGV bei lediglich 7,6. Hier spricht viel dafür, dass die Aktie in absehbarer Zeit in einen kräftigen Aufwärtstrend einschwen­ ken wird. Als untere Latte des Kurszielkorridors kann man sich eben die 40 Euro vormerken.

46,65 € Divid. 2016 e

5,4 6,23 %

Dezember 2016 – GELD-MAGAZIN ° 71


aktien ° Österreich S IMMO ° Der Aufwärtstrend ist nach wie vor intakt Der Aktienkurs der S Immo hat sich seit 2014 glatt verdoppelt. Auch 2016 steuert der Immo­ bilien-Konzern wieder auf ein Rekordergebnis zu. In den ersten drei Quartalen lag der Gewinn bereits bei 119,8 Millionen Euro – z.T. durch Aufwertungsgewinne. Hier ist das Ende der Fah­ nenstange aber noch nicht erreicht. Besonders das Portfolio in Osteuropa birgt noch einiges an Aufwertungspotenzial. Die Kursziele der Ana­ lysten liegen zwischen elf und zwölf Euro, die Analysten der Erste Bank schätzen es sogar auf 12,50 Euro. Die Dividendenrendite (Auszahlung Anfang Juni von geschätzt 0,32 Euro je Aktie) wird bei etwa 3,20 Prozent liegen.

ISIN Kurs (09.12.2016)

AT0000652250 9,96 € KGV 2016 e

14,0

Marktkapitalisierung 665 Mio. € KGV 2017 e

15,3

Umsatz 2016 e

15,6

Buchwert/Aktie 2016 e

190 Mio. € KGV 2018 e

10,80 € Divid.Rend. 2016 e 3,21 %

Raiffeisen bank International ° 60 Prozent Kursplus Der Kurs der RBI hatte bis Mitte 2016 aufgrund der Kapitalschwäche und des hohen Ost-Enga­ gements stark gelitten. Obwohl der Buchwert bei rund 27 Euro lag, fiel der Aktienkurs Ende Jänner 2015 bis auf 9,20 Euro. Die Fusion mit der RZB nach der Bereinigung der Ostbeteili­ gungen und der Stabilisierung des Zinsniveaus gaben Mitte 2016 den Startschuss für eine Kurserholung. Der neue Vorstand Johann Strobl versprach trotz Fusion mit der RZB Kontinuität bei den Geschäften, dämpfte aber gleichzeitig die Hoffnung auf eine rasche Dividende. Lang­ fristig sollte der Aktienkurs wieder den Buchwert erreichen. Kaufen aber erst unter 15 Euro.

ISIN Kurs (09.12.2016)

AT0000606306 15,62 € KGV 2016 e

11,9

Marktkapitalisierung 4.58 Mrd. € KGV 2017 e

7,5

Betriebserträge 2016 e 4,51 Mrd. € KGV 2018 e

6,1

Buchwert/Aktie 2016 e

28,14 € Divid.Rend. 2016 e 0,96 %

Kapsch Trafficcom ° Das Geschäft ist wieder in Schwung Kapsch TrafficCom (KTC) wurde lange Zeit un­ terschätzt. Verzögerungen bei Mautsystemen in Südafrika und Polen drückten auf den Gewinn, was den Kurs der Aktie im Jahr 2014 auf bis zu 16,30 Euro fallen ließ. Seither ging es wieder bergauf. Nach dem Verlustjahr 2013 (-4,3 Mil­ lionen Euro) wird KTC heuer wieder knapp 40 Millionen Euro verdienen. Zuletzt erhielt KTC den Zuschlag von Seiten Asfinag zur Errichtung und den Betrieb des österreichische Lkw-Maut­ systems. Die Rendite auf das Aktienkapital liegt derzeit bei knapp acht Prozent, neue Abschlüs­ se bei laufenden Ausschreibun­gen sollten zu Kurstriggern werden.

72 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2016

ISIN Kurs (09.12.2016)

AT000KAPSCH9 39,25 € KGV 2016 e

13,6

Marktkapitalisierung 510 Mio. € KGV 2017 e

13,0

Umsatz 2016 e

12,9

Buchwert/Aktie 2016 e

659 Mio. € KGV 2018 e

18,53 € Divid.Rend. 2016 e 2,55 %

Banken haben ihr Kurspotenzial noch nicht ausgereizt Der Kurs der Raiffeisen Bank Inernational hat seit Anfang Juli um gut 60 Prozent zugelegt. Das spiegelt das Aufatmen der Aktionäre wider, dass sich Raiffeisen aus kritischen Märkten zurückgezogen hat. Lediglich in Polen scheiterte zuletzt der Verkauf der Polbank an die Alior Bank. Jetzt muss für die Polbank ein Börsegang vorbereitet werden. Vertraut man den Schätzungen der Analysten, wird Raiffeisen Bank International 2017 gut 600 Millionen Euro verdienen. Das entspricht einer Rendite auf das Ak­ tienkapital von 7,5 Prozent (s. Kasten links). Aber auch der Kurs der Erste Bank-Aktie legte seit Jahresmitte 2016 von 20 auf 28 Euro zu. Beide Banken konnten die Rückstellungen für notleidende Kredite stark reduzieren, was wieder ansehnliche Gewinne ermöglichte. Für 20107 wird für die Erste Bank ein Gewinn in der Höhe von 1,27 Milliarden Euro erwartet, was ein günstiges KGV von 9,4 ergibt. Außerdem will die ­Erste Bank die Dividende auf einen Euro je Aktie verdoppeln, was den Aktionären im Mai eine Dividende in der Höhe von rund 3,2 Prozent bringen wird. Stabile Gewinn­entwicklungen Auch wenn der Aktienmarkt in Österreich sehr klein ist, lassen sich für langfris­ tige Veranlagungen gute Wert finden. So können z.B. der Anlagenbauer Andritz, der Wohnimmobilienkonzern Buwog, die CA Immo, der Kartonhersteller Mayr-Melnhof, die voestalpine oder auch der Ziegelhersteller Wienerberger mit einem stabilen Geschäft aufwarten. Alle genannten Unternehmen erwirtschaften für ihre Aktionäre Renditen zwischen sechs und acht Prozent p.a. und schütten einen Teil als Dividende aus, die dann zwischen drei und 3,5 Prozent liegt – außer Wienerberger, deren Dividende für 2016 bei etwa 1,5 Prozent erwartet wird. Auch unter dem Aspekt Kurs-BuchwertVerhältnis sind alle genannten moderat bewertet. Für Käufe sollten aber wieder ­e twas tiefere Kurse abgewartet werden, ­derzeit sind alle genannten Aktien eine ­Halteposition.


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Österreich   AKTIEN

Palfinger ° Weitere Expansion durch Zukäufe geplant Der Autozulieferer Polytec wurde lange Zeit unterschätzt, deren Aktienkurs dümpelte über Jahre mit einem KGV von weit unter zehn an der Börse dahin. Vor allem machten sich die Aktionäre um den Autozulieferer wegen der etwas unter Druck geratenen großen Autohersteller Sorgen (Stichwort Dieselgate). Im Juni startete die Aktie jedoch eine Aufholbewegung. Der Sprung über den langjährigen Widerstand bei acht Euro löste weitere Kursanstiege aus. Doch auch bei derzeit zehn Euro ist Polytec noch immer nicht zu teuer.

ISIN

AT0000758305

Kurs (09.12.2016)

28,00 € KGV 2016 e

14,6

Marktkapitalisierung 1.053 Mio. € KGV 2017 e

12,8

Umsatz 2016 e

11,3

1.339 Mio. € KGV 2018 e

Buchwert/Aktie 2016 e

Unternehmen, die Für 2016 hohe Dividenden zahlen 18 Unternehmen werden für das Geschäftsjahr 2016 Dividenden über drei Prozent bezahlen, drei davon gar mehr als sechs Prozent. Den Spitzenplatz nimmt die Uniqa mit 6,91 Prozent ein, dann folgt die Österreichische Post mit 6,43 Prozent und UBM Development mit 6,23 Prozent. Wichtiger als die ausbezahlten Dividenden ist jedoch, was das Unternehmen für den Aktionär tatsächlich erwirtschaftet – also die Gewinnrendite. Zählt man die erwarteten Gewinne für 2016 und 2017 zusammen, verdient z.B. UBM 28,9 Prozent, Conwert 20,7 Prozent, Polytec 23 Prozent, die Erste Bank 20,6 Prozent und die CA Immo 18,5 Prozent. Das sind natürlich auch gute Aussichten für die entsprechenden Aktienkurse.

14,31 € Divid.Rend. 2016 e 2,17 %

Der Kranhersteller Palfinger steigert jedes Jahr den Umsatz um rund zehn Prozent. Heuer wird er von 1230 auf 1340 Millionen Euro anwach­ sen – zum Teil durch geschickte Akquisitionen. Dabei kommt die Profitabilität nicht zu kurz. Der Gewinn wird 2016 von 64,4 auf knapp 70 Millio­nen Euro mitwachsen. Zukäufe plant die mittlerweile international gut aufgesellte Palfinger in nächster Zeit im asiatischen Raum. Das mittelfristige Kursziel für die Aktie lautet 33 Euro (RCB-Analyse) – also ist noch etwas Luft nach oben. Das für 2017 erwartete KGV von 12,8 ist tatsächlich angesichts der guten Unternehmens­entwicklung noch günstig.

Vienna Insurance Group ° Wurde zu stark abgestraft

ISIN

AT0000908504

Kurs (09.12.2016)

20,51 € KGV 2016 e

9,6

Marktkapitalisierung 2,63 Mrd. € KGV 2017 e

9,6

PrämienEinn. 2016 e 9,23 Mrd. € KGV 2018 e

9,4

Buchwert/Aktie 2016 e

34,19 € Divid.Rend. 2016 e 3,87 %

Das niedrige Zinsumfeld belastet den Versiche­ rungskonzern seit Jahren, denn die Kapitalerträ­ ge werden immer magerer. So sank das Finanz­ ergebnis in den ersten drei Quartalen 2016 um zehn Prozent auf 703 Millionen Euro. Doch das Ergebnis fiel nach den IT-Abschreibungen im vergangenen Jahr nicht schlecht aus. Die Prämieneinnahmen stiegen um 0,7 Prozent auf 6,96 Milliarden Euro, der Gewinn kletterte um 67,9 Prozent auf 219,8 Millionen Euro. Obwohl die Aktie bereits wieder von 16 auf 20 Euro zugelegt hat, ist sie noch immer günstig, zumal der Buchwert bei 34 Euro liegt und eine Divi­ dende für 2016 von 3,87 Prozent winkt.

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Dezember 2016 – GELD-MAGAZIN ° 73


aktien ° Deutschland

Deutsche Wirtschaft blickt nach Amerika Die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten wird nach Einschätzung von Fachleuten vorerst ­keine größeren Folgen für Deutschland haben. Mittelfristig aber könnte eine Politik der wirtschaftlichen ­Abschottung zum Risiko für exportorientierte deutsche Unternehmen werden.

D

ie entsprechenden Auswirkungen würden in Deutschland frühestens Ende 2017 spürbar, sind die Experten über­ zeugt. Mit Konsequenzen für den Arbeits­ markt rechnen sie vorerst kaum, sondern allenfalls zeitversetzt – selbst wenn Trumps angekündigter Kurs deutsche Exporteure treffen und sie zu gedrosselten Investitionen veranlassen könnte. Der deutsche Arbeits­ markt habe sich schon früher in schwie­ rigen Zeiten als krisenfest erwiesen, be­ tonten die Ökonomen. Deshalb bleibt der private Konsum im Aufwärtstrend und ­manifestiert damit seinen Status als Wachs­ tumsgarant. Die Exporte sind hingegen eine herbe Enttäuschung. Gegenüber dem Vor­ quartal gingen die Ausfuhren um 0,4 Pro­ zent zurück. Robuster Arbeitsmarkt Mögliche mittelfristige Gefahren für die deutsche Wirtschaft sieht auch DZ-BankÖkonom Michael Holstein. Allerdings

Wolfgang Regner

warnt er davor, Trumps Ankündigungen im Wahlkampf zu wörtlich zu nehmen: „Trump wird nicht alles 1:1 umsetzen. Die Republi­ kaner werden sicher nicht in allen Punkten Trumps politischen Kurs mittragen.“ Ande­ re Volkswirte erwarten von Trumps Politik vorübergehend sogar wirtschaftliche Im­ pulse. „Das von Trump geplante Konjunk­ turprogramm könnte zu einem positiven Input führen“, vermutet Heiko Peters von der Deutschen Bank. Andererseits drohten mit der geplanten lockeren Ausgabenpolitik des republikanischen Präsidenten später dann steigende US-Zinsen und damit Kapi­ talabflüsse aus den Schwellenländern in den US-Dollar. Das würde wiederum EU-Im­ porte in diese Länder erschweren. Für 2017 rechnen die Ökonomen mit einem Wachs­ tum zwischen 1,0 und 1,4 Prozent – nach voraussichtlich 1,7 Prozent in diesem Jahr –, immerhin schon eine kleine Abschwä­ chung. Im November blieb der deutsche Ar­ beitsmarkt nach Berechnungen der Volks­

dax Nach oben ausgebrochen. Nach einer langen Seitwärtsbewegung zwischen den Kursmarken 10.200 und 10.800 ist dem DAX dank Donald Trump und EZB der Durchbruch durch den starken Widerstand bei 10.800 Punkten gelungen. Auch die Barrieren bei 11.000 und 11.160 Punkten wurden überschritten. Nun liegt das nächste Kursziel bei rund 11.400 Punkten. Allerdings hat der DAX beim Ausbruch zwei Kurslücken (10.780 und 11.000 ) hinterlassen, die im Zuge einer Korrektur wieder geschlossen werden konnten.

74 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2016

wirte weiter auf Rekordkurs. Mit voraus­ sichtlich 2,53 Millionen dürfte die Zahl der Erwerbslosen auf ein neues Allzeittief ge­ sunken sein. Dies wären rund 10.000 Job­ sucher weniger als im Oktober und rund 93.000 weniger als vor einem Jahr. Maschinenbauer: schwache Aufträge Die Maschinenbauer in Deutschland haben weiter mit schwachen Bestellungen zu kämpfen. Im Oktober sank der Auf­ tragseingang, gemessen am Vorjahresmo­ nat, real um zehn Prozent, teilte der Bran­ chenverband VDMA am Donnerstag in Frankfurt mit. Einzig die Bestellungen aus dem Inland brachten einen kleinen Zu­ wachs von einem Prozent. Die Order aus dem Ausland seien dagegen um 15 Prozent gefallen. Der weniger schwankungsanfällige Drei-Monats-Zeitraum von August bis Ok­ tober fällt indes besser aus. Der Auftragsein­ gang habe hier real um drei Prozent unter dem Vorjahreswert gelegen, hieß es. Der ex­ portorientierte Maschinenbau, eine der deutschen Schlüsselbranchen, leidet schon länger unter der schwächelnden Weltkon­ junktur und politischen Unsicherheiten. Die globale Nachfrage nach Investitionsgü­ tern kommt daher nicht in Schwung. 2016 wird der Maschinenbau stagnieren – für 2017 rechnen Experten aber mit einer Bes­ serung. Dann soll die Produktion um ein Prozent zulegen. Das Bankhaus Lampe er­ wartet ein schwankungsreiches DAX-Jahr 2017. DAX-Anleger müssen sich auf ein turbulentes Börsenjahr 2017 einstellen.


°

Deutschland   AKTIEN

tui ° Reiseveranstalter trotzt Krisen Turbulentes DAX-Jahr 2017 Der deutsche Leitindex wird voraus­ sichtlich in einer Spanne von 9200 bis 12.200 Punkten schwanken, prognostiziert Analyst Ralf Zimmermann vom Bankhaus Lampe. Da Aktien im Vergleich zu Anleihen weiter­ hin attraktiv seien, sieht er den Leitindex Ende 2017 bei 11.400 Punkten. Kurstrei­ bend seien Hoffnungen auf einen Wirt­ schaftsboom unter dem künftigen US-Prä­ sidenten Donald Trump. „Die Analyse bis­ heriger Fiskalprogramme zeigt, dass Aktien sehr wohl kräftig auf staatliche Konjunkturprogramme reagieren – allerdings muss dies nicht nachhaltig sein, wie insbesondere ja­ panische Erfahrungen zeigen“, betont Ex­ perte Zimmermann. Außerdem lasse der Effekt der Flut billigen Notenbank-Geldes nach und die politischen Risiken nehmen zu. Im kommenden Jahr stehen unter ande­ rem Präsidentschaftswahlen in Frankreich, Italien und Bundestagswahlen an. Aus dem Schneider dürften die großen Energiekon­ zerne RWE und E.ON sein, was ihre Haf­ tungen für den Atomausstieg anbelangt. Vor Kurzem wurde ein Gesetzespaket zur Finanzierung des Atomausstiegs verab­ schiedet. Danach sollen die vier Unterneh­ men Vattenfall, E.ON, RWE und EnBW ab Jänner bis zum Jahr 2022 rund 23,55 Mil­ liar­den Euro bar in einen staatlichen Fonds überweisen, der die Zwischen- und Endla­ gerung von Atommüll in den nächsten Jahr­ zehnten managen soll. Das Geld stammt aus dem Finanzpolster der Konzerne, den soge­ nannten Rücklagen, und enthält auch einen Risikozuschlag von fast 6,2 Milliarden Euro. Im Gegenzug für den Milliarden-Risikoauf­ schlag können sich die Unternehmen von einer Haftung bis in alle Ewigkeit „freikau­ fen“ – dieses Risiko liegt beim Steuerzahler. Atomausstieg fixiert Dank eines Richterspruchs des Bundes­ verfassungsgerichts (BVerfG) haben RWE & Co. nun einen Etappensieg errungen. Demnach ist die Regierung verpflichtet, die Konzerne für die aus ihrem Vorgehen ent­ standenen Folgen „angemessen“ zu entschä­ digen. Eine schnelle Einigung zeichnet sich aber auch nach dem Urteilsspruch nicht ab.

ISIN

DE000TUAG000

Kurs (13.12.2016)

12,81 € KGV 2016 e

12,3

7,42 Mrd. € KGV 2017 e

10,9

18,87 Mrd. € KGV 2018 e

9,6

Marktkap. Umsatz 2016 e

Buchwert/Aktie 2016 e

4,84 € Divid.-rend. 2016 e 4,70 %

Wegen negativer Währungseffekte musste TUI einen Umsatzrückgang hinnehmen. Die Einnahmen im am 30. September enden­den Geschäftsjahr sanken um zwei Prozent auf 17,2 Milliarden Euro. Der operative Gewinn allerdings stieg um fünf Prozent auf gut eine Milliarde Euro. Wären die Wechselkurse stabil geblieben, hätte das EBIT mit einem Plus von 14,5 Prozent sogar zweistellig zugelegt. Der Touristikkonzern verdankt diese Erfolge zwei Umständen. Mitt­ lerweile werden rund die Hälfte aller Umsät­ ze mit eigenen Hotels und Kreuzfahrtschiffen gemacht. Dazu kommt die Transformation vom Reisehändler zu einem Reiseveranstalter.

daimler ° Rekordverkäufe

ISIN

DE0007100000

Kurs (13.12.2016) Marktkap. Umsatz 2016 e

68,96 € KGV 2016 e

8,3

72,62 Mrd. € KGV 2017 e

8,5

152,70 Mrd. € KGV 2018 e

8,4

Buchwert/Aktie 2016 e

52,73 € Divid.-rend. 2016 e 4,84 %

Daimler hat zum 45. Mal in Folge Rekordabsätze gemeldet. Insgesamt hat der Konzern zu Ende November so viele Autos verkauft wie im gesam­ ten Vorjahr zusammen. Nirgends verkauft Daim­ ler mittlerweile mehr Autos als im Reich der Mitte, nämlich 20 Prozent. 2016 lag das Wachs­ tum bei 28 Prozent. Weltweit lag das Absatz­ wachstum bei zwölf Prozent. Allerdings laufen die Steuererleichterungen für kleine Motoren in China aus. Daimler will das Wachstum in China auch mit vor Ort produzierten Elektroautos sei­ ner neuen Marke EQ ankurbeln und schon 2016 das erst für 2020 angepeilte Ziel des profitabel­ sten Premiumherstellers weltweit erreichen.

allianz ° Positive Überraschung trotz Negativzinsen

ISIN Kurs (13.12.2016) Marktkap. Umsatz 2016 e

DE0008404005 156,45 € KGV 2016 e

10,6

70,80 Mrd. € KGV 2017 e

10,2

113,68 Mrd. € KGV 2018 e

9,7

Buchwert/Aktie 2016 e 151,50 € Divid.-rend. 2016 e 4,74 %

Dem Versicherungskonzern ist es im dritten Quartal gelungen, den Nettogewinn von 1,6 auf 1,9 Milliarden Euro zu erhöhen. Analysten waren davon positiv überrascht, hatten sie doch nur mit 1,6 Milliarden Euro gerechnet. Das operative Jahresergebnis sieht der Vorstand weiter bei rund 10,5 Milliarden Euro. Analysten erwarten für den Versicherungsbereich positive Impulse, wenn sich die für 2017 erwartete Zinsspanne nach oben verschieben sollte. Die Allianz sollte durch das sehr große Exposure hinsichtlich traditioneller, garantiebehafteter Lebensversi­ cherungen überdurchschnittlich vom aktuellen Anstieg der langfristigen Zinsen profitieren.

Dezember 2016 – GELD-MAGAZIN ° 75


alternative investmentsPanorama VOLLTREFFER FÜR DIE CROWD FuSSball-Investment. Aus sportlicher

Sicht waren die letzten Wochen für den SK Rapid nicht gerade leicht, etwa 1500 Rapid-Crowd­ investoren haben in diesen Tagen aber auf jeden Fall ungeteilten Grund zur Freude. Sie alle haben sich Ende 2015 oder Anfang 2016 am „Rapid InvesTOR“, dem bisher erfolgreichsten Crowd­ investing-Projekt Österreichs, beteiligt und in Summe drei Millionen Euro zur Finanzierung der neuen Heimstätte ihres Lieblingsvereins, des Allianz Stadions, beigesteuert. „Ziel dabei ist es, die Zinsen für die Kredite nicht den Banken, sondern unseren Fans und Mitgliedern zu zahlen“, sagte Michael Krammer, Präsident des SK Rapid, als das Crowdinvesting-Projekt Ende

Starke Worte ´´ November 2015 der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Genau das ist jetzt auch der Fall, denn aktuell werden die ersten Zinsen für das Investment ausbezahlt. Die „Rapid InvesTOREN“ erhalten zwischen 3,5 und 4,5 Prozent, in Summe belaufen sich die Zinsen auf 120.000 Euro. „Das Projekt ‚Rapid InvesTOR’ hat nicht nur zahlreiche Fans und Mitglieder ihrem Herzensklub noch ein Stück nähergebracht, sondern beweist auch, dass Crowdinvesting für die breite Masse lukrativ ist. Zinserträge von vier Prozent oder darüber sind für die Investoren finanziell sehr attraktiv“, erklärt der Vorstand der verantwortlichen Crowdinvesting-Plattform Conda, Daniel Horak, anlässlich der erstmaligen Zinszahlung.

„Der Schock war groß. Das Versteck (...) war nur ganz wenigen Vertrauten bekannt.“

Superfund-Gründer Christian Baha spricht in der Kronen Zeitung über den Diebstahl seiner Gold- und Silbermünzen im Wert von 3,3 Millionen Euro. Ein Verdächtiger, ein langjähriger Mitarbeiter Bahas, wurde bereits festgenommen.

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Produkte Partizipations-Zertifikate WKN Name PS7XAU GOLD EUR Hedged Open End Zertifikat PS7XAG SILBER EUR Hedged Open End Zertifikat

Basiswert Emissionstag Gold 28.10.2015 Silber 26.11.2015

Aktienanleihen Classic WKN Basiswert PB8X2Z E.ON PB8E3J ThyssenKrupp PB8Q3B Bayer PB8QS0 Linde PR0RM7 Allianz PB81WT Continental PB8QW0 Deutsche Bank

Strike 6,50 € 21,00 € 88,00 € 155,00 € 146,00 € 170,00 € 11,00 €

Kurs Basis 6,43 € 23,51 € 94,54 € 161,00 € 157,25 € 182,80 € 17,34 €

Exchange Traded Commodities (ETC) WKN Name PB6R1B RICI® Enhanced Brent Öl (TR) ETC PB6R1G RICI® Enhanced Erdgas (TR) ETC PB6R1H RICI® Enhanced Heizöl (TR) ETC PB6R1W RICI® Enhanced WTI Öl (TR) ETC PB8R1A RICI® Enhanced Aluminum (TR) ETC PB8R1C RICI® Enhanced Kupfer (TR) ETC PB8R1N RICI® Enhanced Nickel (TR) ETC PB8R1Z RICI® Enhanced Zink (TR) ETC PB8R1E RICI® Enhanced Energie (TR) ETC PB8R1M RICI® Enhanced Industriemetalle (TR) ETC

76 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2016

Koupon p.a. 15,00 % 13,00 % 8,50 % 8,85 % 6,00 % 5,50 % 9,00 %

Kurs 112,43 € 16,86 €

YTD 4,22 % 18,82 %

Bewertungstag Max. Rendite p.a. 16.06.2017 20,36 % 16.06.2017 10,36 % 16.06.2017 9,25 % 17.11.2017 8,85 % 18.11.2016 6,83 % 15.09.2017 5,86 % 20.10.2017 5,19 %

Basiswert RICI® Enhanced Brent Crude Oil TR Index RICI® Enhanced Natural Gas TR Index RICI® Enhanced Heating Oil TR Index RICI® Enhanced WTI Crude Oil TR Index RICI® Enhanced Aluminum TR Index RICI® Enhanced Copper TR Index RICI® Enhanced Nickel TR Index RICI® Enhanced Zinc TR Index RICI® Enhanced Energy TR Index RICI® Enhanced Industrial Metals TR Index

Laufzeit endlos endlos Briefkurs 97,86 % 101,49 % 99,76 % 99,68 % 99,70 % 99,80 % 103,25 %

Kurs Emission Laufzeit 63,53 € 02.09.2016 endlos 21,16 € 14.09.2016 endlos 50,62 € 14.09.2016 endlos 57,11 € 14.09.2016 endlos 42,33 € 10.11.2016 endlos 75,19 € 13.10.2016 endlos 68,08 € 13.10.2016 endlos 27,94 € 13.10.2016 endlos 49,32 € 10.11.2016 endlos 42,28 € 10.11.2016 endlos

CrediT: beigestellt

Service

ZERTIFIKATE ° Listing


Im Gespräch mit Claus Hecher, BNP Paribas Investment Partners

° EXCHANGE TRADED FUNDS

Neue ETF-Plattform für Österreich Seit diesem Jahr ist BNP Paribas Investment Partners mit seiner BNP Paribas Easy ETF-Palette auch am österreichischen Markt präsent. Mit seinen Smart-Beta-Produkten sowie mit Spezialitäten-ETFs, die beispielsweise auf REITs begeben werden, erweitert das Unternehmen die heimische Angebots-Palette signifikant. Im Folgenden werden die USPs der von BNP Paribas Investment Partners gemanagten Produkte dargestellt. GELD ° Herr Hecher, die ETFs von BNP Pari-

bas Easy sind ab nun auch in Österreich für Investoren zugänglich. Wie aufnahmebereit sehen Sie den heimischen Markt und worin sehen Sie Ihre USP zum Mitbewerb?

CLAUS HECHER: Inzwischen sind 19 BNP Paribas Easy ETFs in Österreich registriert und steuertransparent. Institutionelle Anleger sowie Dachfondsmanager schätzen das Instrument ETF immer mehr als einfachen und kostengünstigen Portfoliobaustein. Die weltweite Wachstumsstory für ETFs gilt auch für den österreichischen Markt. Eine Stärke unseres Angebots ist die Anwendung der aus Sicht unseres Indexportfolio-Managementteams effizientesten Abbildungsmethode. Die BNP Paribas-Gruppe bietet hervorragende Research-Kapazitäten für die Entwicklung spannender Smart-Beta-Ansätze.

Claus Hecher, Head of Business Development ETF & Index Solutions, D, A, CH

Welche Neuentwicklungen sind aktuell in der Pipeline? Wann können Anleger in Österreich

ternehmen, in die man über den BNP Paribas Easy NMX 30 Infrastructure Global UCITS ETF investieren kann.

damit rechnen, Zugang zu diesen zu erlangen?

ETFs. Was zeichnet diese spezielle Klasse aus?

Ab 2017 werden wir weitere bereits erfolgreich eingeführte ETFs unserer Palette den österreichischen Anlegern anbieten können. Dazu gehören Indexklassiker, die die Wertenwicklung europäischer Blue Chips und US Large Cap Aktien abbilden. Darüber hinaus werden ETFs auf nachhaltige Indizes für US- und Schwellenländeraktien unser Angebot in Österreich ergänzen. Dabei kommt eine Vielzahl von Nachhaltigkeitsfiltern zur Anwendung, wie z.B. der Ausschluss von Unternehmen der Tabakindustrie, Kernenergie, Alkoholherstellung, Glücksspiel oder Feuerwaffen. Die soziale Verantwortung der Unternehmen spielt entsprechend beim ESG Ranking des Indexanbieters MSCI eine Rolle. Da die Nachfrage nach Anleihen-ETFs generell stark gestiegen ist, werden wir 2017 auch für diese Anlageklasse unseren österreichischen Kunden die passenden Lösungen via ETF anbieten.

Unsere Faktor-ETFs gehören sicherlich zu den besten am Markt. Sie basieren auf einer ausge-

www.easy.bnpparibas.de

Ihr Haus bietet dem Investor die Möglichkeit,

CREDIT: beigestellt

feilten Methodik, die unsere Kollegen in Paris schon vor einigen Jahren entwickelt und ausgiebig getestet haben. Für Renditefaktoren wie Low Volatility, Momentum, Value und Quality bieten wir unseren Anlegern eine anspruchsvolle Indexmethodik an, die einen Mehrwert in Form von überzeugender Wertentwicklung bietet. Nachdem Investoren bei Smart-Beta-ETFs über den Renditefaktor Low Volatility 2016 auf den Geschmack gekommen sind (der BNP PARIBAS EASY Equity Low Vol Europe UCITS ETF verwaltet inzwischen rund 500 Mio. €), könnten andere Renditefaktoren wie Value oder Momentum 2017 mehr Beachtung finden.

thematisch anzulegen. Können Sie uns einige

Inwieweit spielt das Thema Nachhaltigkeit bei

Beispiele dazu geben?

Ihren ETFs eine Rolle?

Mit dem kürzlich auf XETRA gelisteten BNP Paribas Easy FTSE EPRA/NAREIT Developed Europe ETF erhalten Anleger Zugang zu europäischen Immobilienunternehmen und börsennotierten Real Estate Investment Trusts (REITs) mit Sitz in Europa. Die Gewichtung innerhalb des Index erfolgt nach Marktkapitalisierung bei physischer Abbildung des Index. Der ETF ergänzt damit den bereits gelisteten BNP Paribas Easy FTSE EPRA/NAREIT Eurozone Capped UCITS ETF, den bislang einzigen REITs-ETF auf die Eurozone. Immobilien-basierte Aktien entwickelten sich über zehn Jahre besser als Aktien, Anleihen oder Rohstoffe. Die Ausschüttungsrendite liegt derzeit für beide bei rund 3,6% p.a. Ein weiteres spannendes Anlagethema sind Aktien von Infrastrukturun-

Wir haben ETFs auf zehn regionale Aktienindizes entwickelt, die die Wertentwicklung der MSCI Global ex Controversial Weapons Indizes abbilden. Unternehmen, die sich an der Produktion von Streubomben, Landminen, biologischen, chemischen oder nuklearen Waffen beteiligen, kommen in diesen ETFs nicht vor. Für Anleger, die mit gutem Gewissen sozial verantwortungsvoll investieren möchten, stellen diese ETFs die bessere Wahl dar, da sie nach SRI-Kriterien veranlagen, ohne auf Performance verzichten zu müssen. Eine Spezialität Ihres Hauses sind Smart-Beta-

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

77


rohstoffe ° Aktuelle Trends

Rohöl ° OPEC macht Ernst Koordinierte Aktion. An den Ölmärkten sorgte zuletzt vor allem ein Thema für Gesprächsstoff: Die Entscheidung der OPEC, ihren Output zu drosseln. Es handelt sich dabei natürlich nicht um die erste Beschränkung dieser Art, bisher verpufften sie allerdings an der mangelnden Disziplin der OPEC-Mitglieder und ungedämpfter Produktion anderer ölreicher Staaten. Warum das diesmal anders sein könnte, erklärt Bob Minter, Investment Strategist bei Aberdeen Asset Management. Er unterstreicht, dass diesmal eine koordinierte Aktion mit Ländern außer­ halb des Kartells angestrebt wird, so wurde auch Russland miteinbezogen: ­„Außerdem hat man beschlossen, die Produktion in stärkeren Volkswirtschaften zurückzufahren und gleichzeitig den schwächeren erlaubt, die Förderung zu erhöhen. Es wird einige Monate dauern, bis man sieht, ob die geforderte Absenkung tatsächlich durchgeführt wurde. Allerdings hat man die EinRohöl (Sorte Brent) richtung eines Komitees angekündigt, das die Produktion beobachten soll. Deshalb scheint das Abkommen Erfolg versprechend zu sein.“ Der Experte meint, der Ölpreis könnte nun in Bereiche zwischen 50 und 60 Dollar pro Barrel vordringen. Allerdings sei ein deutlicher Nachfrageanstieg beim Öl in den kommenden Jahren nicht gewiss, weil wie Indien und China ihre Abhängigkeit vom schwarzen Gold reduzieren wollen und zunehmend auf erneuerbare Energien setzen. (hk)

Lithium ° Der Überflieger 2017? Lithium Index Strategie Fonds

Stelle wurde schon darauf hingewiesen, dass viele Marktbeobachter Lithium in den kommenden Monaten für ein heißes Eisen halten. Die argumentative Grundlage dafür erscheint logisch: Immer mehr Industriestaaten, aber auch wichtige Schwellenländer (siehe Bericht oben) streben danach, fossile Brennstoffe zurückzudrängen. Dafür werden regenerative Energieträger und nicht zuletzt auch der Bereich der Elektro-Mobilität gefördert. An diesem Punkt kommen Lithium-Ionen-Speicher ins Siel, sie werden in Handys und Laptops eingesetzt und gewinnen auch für die Elektromobilität sowie als stationäre Stromspeicher für den Ausbau erneuerbarer Energien an Bedeutung. Der den Batterien zugrunde liegende Rohstoff Lithium sollte Experten zufolge also vom Öko-Boom kräftig profitieren. Zwar ist Lithium beinahe unbegrenzt vorhanden, die Förderung ist aber aufwändig. In diesem Zusammenhang sind nicht nur der Rohstoff selbst, sondern auch Unternehmen, die in dem Bereich aktiv sind, interessant. So hat zum Beispiel der Solactive Lithium Performance-Index, der auf einen Korb solcher Aktien setzt, auf Sicht von drei Jahren rund 170 Prozent an Wert zugelegt. In den vergangenen zwölf Monaten schlägt ein schönes Plus von ca. 130 Prozent zu Buche. Was denn Rohstoff Lithium betrifft, müssen sich Investoren allerdings auf relativ starke Volatilitäten einstellen. (hk)

78 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2016

Öl könnte durch Förderkürzungen der OPEC an Boden gewinnen; Gegenwind setzt es aber durch den Ausbau alternativer Energien.

schwankungsfreudig ° Lithium wird eine große Zukunft vorhergesagt: Verantwortlich dafür sollte der Ökologie-Boom und der Einsatz von Lithium in Speichermedien sein, die zum Beispiel für E-Mobilität essenziell sind. Der LithiumChart ist allerdings für seine Volatilität bekannt.

lithiumreserven

Chile China Argentinien Australien Portugal

7,5 Mio. Tonnen 3,2 Mio. Tonnen 2,0 Mio. Tonnen 1,5 Mio. Tonnen 60.000 Tonnen

CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock

Ökologie-Gewinner. An dieser


°

Aktuelle Trends   rohstoffe

Gold ° Unter Druck Starker Dollar. Es ist vor allem der Wahlerfolg von Donald Trump, der den „GoldBullen“ einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. So profitierte der Dollar vom Sieg des Exzentrikers durch steigende US-Anleihenrenditen – unter anderem aufgrund der Aussicht auf schuldenfinanzierte Infrastrukturmaßnahmen und einem möglicherweise stärkeren Wirtschaftswachstum in den Staaten. Bekanntlich entwickelt sich Gold konträr zum US-Dollar, weshalb eben Kursverluste des Edelmetalls sowie Abflüsse aus entsprechenden ETPs zu verzeichnen waren. Ein weiterer Grund für den Einbruch waren Befürchtungen, dass die Fed die Zinsen 2017 aufgrund der zunehmenden Inflation weiter anheben könnte. „Wir sind der Überzeugung, dass dieses Szenario wenig wahrscheinlich ist und dass die Anleger lediglich empfindlich auf die hohe Volatilität des Dollar reagieren“, heißt es dazu etwa von ETF Securities. Es gibt außerdem Goldpreis auch Faktoren, die den Goldpreis unterstützen. Einer davon ist laut einer Analyse von HSBC die Nachfrage aus den Schwellenländern. Zu steigendem Bedarf dürfte auch die Tatsache führen, dass die indische Regierung im Kampf gegen Korruption und Schwarzmarkt die hohen Bargeldscheine für ungültig erklärt habe. Ebenfalls Unterstützung bringen könnte die politische Unsicherheit in Europa (Italien-Referendum, wichtige anstehende Wahlen in Frankreich sowie Deutschland) und den USA. (hk)

Aluminium ° Vorsicht Aluminiumpreis

Starke Produktion ° Aus China wird wieder fleißig Aluminium exportiert, gleichzeitig dürfte der spekulative Handel mit Industriemetallen im Reich der Mitte zu Ende sein. Diese ­Faktoren könnten den massiven Preisaufschwung bei ­Aluminium wieder dämpfen.

Aluminium-Produktion

China Russland Kanada Australien USA

13 Mio. Tonnen 3,3 Mio. Tonnen 3 Mio. Tonnen 1,9 Mio. Tonnen 1,7 Mio. Tonnen

aktives china. Experten der Bank

Von­tobel weisen darauf hin, dass der Alumi­ nium-Markt die steigende Produktion ignoriert: So ist das weltweite Angebot im Oktober laut dem International Aluminium Institute um 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen. Das ist immerhin der höchste monatliche Zuwachs in diesem Jahr (für das Gesamtjahr ergibt sich noch ein kleines Minus von 0,5 Prozent). Wobei die Blicke wieder einmal auf das Reich der Mitte gerichtet sind: Dort sind im Oktober 1,9 Prozent mehr Aluminium produziert worden als im Vorjahr. Die chinesischen Exporte von Alumi­niumhalbfabrikaten haben im Oktober ebenfalls deutliche Zuwächse verbucht, sie lagen um 8,1 Prozent über dem Vorjahreswert. „Insgesamt sprechen die Zahlen für wieder ansteigende Aktivitäten der chinesischen Aluminiumhütten“, so Achim Wittmann, LBBW-Investmentanalyst. Der euphorischen Stimmung an den Metallmärkten konnten diese tendenziell preisbelastenden Faktoren allerdings nichts anhaben und der Preis ist im Jahresverlauf kräftig gestiegen. Angesichts der steigenden Produktion sollten Investoren hier also Vorsicht walten lassen, auch weil das Ende von Chinas „spekulativem Kaufrausch“ bei Industriemetallen die Preise wahrscheinlich kurzfristig schwächen wird. Längerfristig könnten Infrastrukturausgaben (wie zum Beispiel von Trump angestrebt) die Nachfrage erhöhen. (hk)

dezember 2016 – GELD-MAGAZIN ° 79


IMMOBILIENPanorama SLOWAKEI

STARKE WORTE ´´ Land des Monats

„Entweder sind dieser Ankündigung keine Taten gefolgt oder sie hat seither oft Okay gesagt.“ Markus Landerer, Vorstandsmitglied des Vereins Initiative Denkmalschutz, kritisiert Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Diese würde dem Gründerzeithaus-

ECKDATEN (Slowakische Republik)

ZUKAUF. Die Immofinanz kommt dem selbst

definierten Ziel, die Zahl ihrer Fachmarktzentren in Zentral- und Osteuropa, im Unternehmen auch „Stop Shop-Portfolio“ genannt, auf über 100 zu steigern, Schritt für Schritt näher. Wie Mitte November einer Mitteilung zu entnehmen war, erwirbt die Immofinanz zwei Retail Parks in Ungarn und ganze sechs Standorte in der Slowakei. Der Abschluss der insgesamt rund 79 Millionen „schweren“ Transaktionen wird in mehreren Etappen bis Ende des ersten Quartals 2017 erwartet. Das diesbezügliche Portfolio der Immofinanz umfasst dann 66 Standorte in sieben Ländern mit einer vermietbaren Fläche von rund 449.000 m² und einem Buchwert von über 600 Millionen Euro. Weitere Standorte in Serbien und Polen sind in der Projektentwicklungs-Vorbereitungsphase.

Staatsform Hauptstadt Amtssprache Staatsoberhaupt Regierungschef Fläche Einwohner Bevölkerungsdichte Währung BIP (2015) Kfz-Kennzeichen Internet-TLD Internat. Telefonvorwahl Staatsgründung Nationalfeiertage Größte Städte Verwaltungsgliederung Nachbarstaaten Höchste Erhebung

Parlamentarische Republik Bratislava Slowakisch Andrej Kiska Robert Fico 49.034 km2 etwa 5,43 Millionen rund 110,7 pro km2 Euro 75,79 Milliarden Euro SK .sk +421 1993 29. August, 1. September Bratislava, Kosice, Presov, Zilina 8 Landesbezirke (Kraje) Österreich, Polen, Tschechien, Ukraine, Ungarn Gerlachovský štít (2655 m)

Sterben in Wien trotz ihrer Ankündigung, „kein Altbauabriss ohne mein OK“, keinen Riegel vorschieben.

„Wir brauchen nicht mehr Retailflächen, sondern mehr von den besseren!“ Andrew Vaughan, CEO der ImmobilienmanagementGesellschaft Redevco, setzt auf Qualität statt Quantität. Das Wiener Redevco-Projekt „MAHÜ77“ wurde als erster heimischer Retail-Standort mit der Nachhaltigkeitszertifizierung BREEAM „Exzellent“ ausgezeichnet.

WOHNEN. Einer aktuellen,„Wohnen im Wandel der Generationen“ getauften Studie des ImmoPortals Immobilien-Scout24 zufolge, gewinnt der Lebensbereich Wohnen für die Österreicherinnen und Österreicher massiv an Bedeutung. 32 Prozent der durch die Integral Markt- und Meinungsforschung befragen Landsleute betrachten Wohnen als „extrem wichtig“. Knapp dahinter folgt der Bereich Freizeit mit 30 Prozent sowie – bereits mit großem Abstand – die Bereiche Work-Life-Balance und Arbeit mit 20 beziehungsweise 19 Prozent. Überraschenderweise nimmt der hohe Stellenwert des Wohnens

80 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

bei der Bevölkerung ab 50 Jahren ab. Nur für 28 Prozent der Best Ager ist dieser Lebensbereich sehr wichtig, wohingegen 35 Prozent der 16- bis 29-Jährigen Wohnen als „extrem wichtig“ einstufen. Nur noch etwa die Hälfte, genauer gesagt 52 Prozent, der Befragten sieht im Zuhause ein Statusobjekt beziehungsweise eine Möglichkeit, sich gegenüber anderen zu profilieren. Der Bau oder Kauf einer Immobilie gehört nur für jeden Vierten unbedingt zu einem gelungenen Leben. In den ländlichen Gegenden und auch bei Besserverdienenden gilt das mit 28 und 30 Prozent noch etwas stärker.

CREDITS: beigestellt, Archiv, Initiative Denkmalschutz, Shutterstock

STUDIE DES MONATS


Im Gespräch mit Mario Kmenta, trivium

° IMMOBILIEN

Gut zweistellige Renditen trivium bietet Beteiligungen an Immobilien-Entwicklungen an. Und das Geschäft läuft hervorragend. Investoren

erzielten über den durchschnittlichen Projektzeitraum von drei Jahren eine Rendite von über zehn Prozent p.a.* Mario Franzin Das GELD-Magazin sprach mit Geschäftsführer Mario Kmenta über sein Business.

GELD ° Herr Kmenta, Sie entwickeln für Ihre

Kunden Immobilien-Projekte und teilen dann den Gewinn. Das sind keine langfristigen Immobilien-Investments?

MARIO KMENTA: Das kommt darauf an. Auf Wunsch können wir natürlich auch eine Immobilie einfach vermitteln und der Kunde behält sie langfristig als Mietobjekt. Unser Kerngeschäft ist es aber, interessante Projekte zu realisieren. Wir kaufen z.B. ein Zinshaus, sanieren es, bauen den Dachboden aus und verkaufen es weiter – oder wir verkaufen die einzelnen Einheiten, z.B. als Vorsorgewohnungen. Das funktioniert in den österreichischen Ballungsgebieten blendend. Da ist die Nachfrage anhaltend hoch. Neben Wohnimmobilien setzen wir aber auch zahlreiche Gewerbeimmobilien-Projekte um. GELD ° Wie lief das heurige Jahr?

CREDIT: beigestellt

Ganz hervorragend. Wir haben heuer das investierte Volumen im Vergleich zum Vorjahr auf knapp 60 Millionen Euro verdoppelt – mit etwa zwölf Millionen Euro an eingeworbenem Eigenkapital. Wir sahen heuer auch vermehrt Interesse aus dem Private Banking-Bereich und von Stiftungen. Durch unseren guten Track Record und unseren guten Ruf kommen neue Kunden oft durch Mundpropaganda auf uns zu. Zum Beispiel haben wir mit einem Rechtsanwalt ein sehr erfolgreiches Projekt finalisiert. Natürlich will er nun auch für die von ihm betreuten Stiftungen in Projekte von uns investieren. Die Anlagesummen, die pro Investor bislang bei rund 100.000 Euro lag, werden immer größer. Wir bekommen jetzt auch Mandate von einer Million Euro und darüber. Was sind Ihre Ziele für das kommende Jahr? Sehen Sie nicht aufgrund der steigenden Preise ein Abflauen der Nachfrage nach Immobilien?

Nein, das kann ich überhaupt nicht erkennen. Die Nachfrage ist besonders im Wohnbereich anhaltend hoch. Und das ist nur logisch: In Wien werden jedes Jahr durch Zuzug rund 40.000 neue Wohnungen gebraucht. Im Jahr 2020 wird die Anzahl der Einwohner Wiens die Zwei-Millionen-Grenze überschreiten. Obwohl der Neubau zugenommen hat, kann der Bedarf in den kommenden Jahren nicht wirklich gedeckt werden. Aber man sieht starke Bautätigkeit bei Wohnhäusern – vor allem in den Randbezirken...

Das stimmt, aber noch immer zu wenig. Wien dehnt sich vor allem im Norden stark aus. Viel neuer Wohnraum entsteht z.B. in der Seestadt Aspern oder auch entlang der Wagramer Straße – aber z.B. auch in Simmering. In den Innenbezirken ist kaum mehr Platz für Neubauten. Dort kommt es vielmehr zur Verdichtung. Relativ große Altbauwohnungen werden in kleinere Einheiten umgebaut. Die Preise für eine Wohnung z.B. im 7. oder 8. Bezirk sind zugegebenermaßen relativ hoch – hier muss man mit rund 6000 Euro pro Quadratmeter und mehr rechnen. Aber das wird bezahlt, die Nachfrage ist da und das Angebot sehr begrenzt. Wenn man sich den gesamten Umsatz an Zinshäusern in Wien ansieht, dann lag er heuer bei 1,3 bis 1,4 Milliarden Euro. Rund die Hälfte wurde privat – zum Teil über Stiftungen – gekauft. Etwa 40 Prozent des Volumens wird von professionellen Entwicklern, wie wir einer sind, umgesetzt. Die restlichen zehn Prozent der Käufe entfallen auf Institutionelle. Obwohl es im Wohnbau noch gute Chancen gibt, sind wir aber auf dieses Segment nicht fixiert. Bei uns steht das Geschäft und die erzielbare Rendite im Vordergrund. Daher entwickeln wir auch Gewerbeprojekte z.B. in Vorarlberg oder auch Deutschland.

Mario Kmenta, geschäftsführender Gesellschafter der trivium gmbh

Mit welcher Rendite kann ich als Investor nun rechnen?

Immobilienprojekte sind sehr planbar. Die Renditen liegen etwa wie im Private Equity-Bereich, jedoch ohne menschlichen Risikofaktor. In Summe haben wir 23 Projekte abgeschlossen, wobei unsere Investoren innerhalb von durchschnittlich 35 Monaten im Schnitt 46 Prozent verdient haben (rd. 15% p.a.). Unsere Projekte sind mit Investitionen zwischen fünf und 15 Millionen Euro sehr überschaubar. Größere Projekte – ab 30 Millionen Euro aufwärts – sind für Immobilienfonds von Interesse. Diese werden seit Jahren mit Geld zugeschüttet und müssen kaufen. Daher herrscht ein Nachfrageüberhang und die Renditen sind wesentlich geringer. Die Fonds können aber nicht eine Unzahl kleiner Projekte administrieren, obwohl sie rentabler wären. Wir hingegen schon. Als Beispiel: Wir bieten heuer noch Beteiligungen am Zinshausprojekt „Vista Wilhelmine“ an. Da liegt die prospektierte Rendite bei 41 Prozent bei einer Laufzeit von 48 Monaten. www.trivium.at

* Disclaimer: Historische Renditen sind Erfahrungswerte aus der Vergangenheit und lassen sich nicht unbedingt in die Zukunft übertragen.

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

81


ImmobIlIen ° Projekt-Beteiligungen

Neue beteiligungsmodelle Immobilien-Entwickler bieten ihren Co-Investoren heute vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten an und erschließen neue Nischen, etwa Ferienimmobilien oder Micro-Living-Einheiten oder Wohnungen, die über eine Kooperation mit Airbnb verwertet werden. Linda Benkö

ass die Immobilienmärkte angesichts der anhaltenden Tiefzinsphase in Eu­ ropa boomen, ist nicht verwunderlich. Zum einen ist mit so manchen anderen Veranla­ gungsklassen wenig Staat zu machen, zum anderen lässt sich bei den aktuell günstigen Konditionen für Darlehen das Investment in Grund und Boden leichter realisieren. Wer nicht selbst gleich eine Anleger­ oder Vorsorgewohnung besitzen möchte, dem stehen viele andere Möglichkeiten offen, an den Immobilienmärkten zu partizipieren. Über diese Möglichkeiten informierte sich vor Kurzem ein ausgesuchter Kreis beim „Family Office Day Real Estate“. Und was diesen Investoren recht ist, ist den Pri­ vatanlegern nur billig – sofern ein gewisses Sümmchen seiner finalen Bestimmung harrt. Es präsentierten sich fünf Immobi­ lien­Unternehmen, die jeweils ein unter­ schiedliches Geschäftsmodell fahren – mit diversen Strategien, sich zu finanzieren. Al­ len fünf ist gemeinsam, dass sie sich mit Im­ mobilien­Entwicklung beschäftigen, „also mit jenem Bereich, in dem sich die größten Margen erzielen lassen“, so Portfoliomana­ gerin und Mitveranstalterin des Family Of­ fice Days Isabella de Krassny.

PFlegeHeIme Im KOmmen Eyemaxx Real Estate AG konzentriert sich seit jeher auf Gewerbeimmobilien, im Speziellen Fachmarktzentren in Mitteleuro­ pa, und dies in kleinen und mittleren Städ­ ten. Aktuell wird etwa auch ein Logistikzen­ trum in Belgrad errichtet – für die zweite Halle gab es jüngst den Baustart. Seit 2014 werden auch Pflegeheime in Deutschland sowie verstärkt Wohnimmobilien und Ho­ tels in den Ballungszentren Deutschlands

82 ° GeLD-mAGAzIN – Dezember 2016

sowie im Raum Wien entwickelt. „Wir ent­ wickeln im deutschsprachigen Raum das, was die Kunden wünschen“, erklärt Michael Müller, CEO und Gründer der Eyemaxx Gruppe, knapp. Der Mix aus Development und Bestandshaltung sichere einen lau­ fenden Cashflow. Bestandshalter sei man hauptsächlich im Gewerbebereich, dort ist die Rendite mit acht bis zehn Prozent im Schnitt recht ansehnlich, im Wohnbereich hält sie bei fünf Prozent im Schnitt. Bei den Pflegeheimen in Deutschland handle es sich um einen absoluten Käufer­ markt, der Nachfrageüberhang ist mit der Altersstruktur der Bevölkerung rasch er­ klärt. Prominente bonitätsstarke Betreiber, die 20 Jahre laufende Mietverträge unter­ schreiben, sind ebenso rasch gefunden. Im April wurde das mit 160 Millionen Euro In­ vestitionsvolumen größte Projekt der Fir­ mengeschichte, das „Postquadrat“ in Mann­ heim, in Angriff genommen. Müller: „Wir beginnen Projekte erst dann, wenn es Vor­ verwertungen gibt“, eine 60­ bis 70­prozen­ tige Quote sei eine gute Richtschnur. Die Eyemaxx­Aktie notiert in Frankfurt im General Standard Market, im Frühsom­ mer dieses Jahres wurde eine Kapitalerhö­ hung durchgeführt. Eyemaxx begibt aber auch laufend Anleihen, aktuell eine Wan­ delanleihe mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren und einem angestrebten Zinskupon zwischen 4,25 und 4,75 Prozent p.a. Für den Wandlungspreis ist eine Spanne zwischen 9,50 und zehn Euro vorgesehen. DIe lIZenZ AuF FeRIenImmOBIlIen Joachim Semrau, CEO der Porta Mon­ dial AG, hat sich „als First Mover auf ein Li­ zenzsystem auf Ferienimmobilien speziali­

siert“, mit dem Ziel, erster Full­Service­An­ bieter rund um die Ferienimmobilie zu wer­ den. „Das Geschäftsmodell ruht auf drei Säulen“, erklärt Petra Zimmermann, Fran­ chise Relationship Manager International. Die erste bestehe im klassischen Maklerge­ schäft mit Spezialisierung auf Ferienimmo­ bilien, die zweite in der Ferienvermietung unter dem Label „Porta Holiday“ und das dritte Standbein ist das Property Manage­ ment (also die Hausverwaltung i.w.S.). Zim­ mermann: „Mit Porta Holiday bieten wir als erstes Immobilien­Franchisesystem auch die Möglichkeit, sich in Zusammenarbeit mit den Immobilienmaklern vor Ort im at­ traktiven Tourismussegment selbstständig zu machen.“ Man rechnet sich gute Chan­ cen aus, denn Individualreisen würden im­ mer beliebter. Das Besondere an Ferien­ immobilien sei, dass sie gleichzeitig über ei­ nen Marktwert (Verkauf), einen Ertrags­ wert (Ferienvermietung) und einen Erho­ lungswert (Urlaub) verfügten – eine Nut­ zenkombination, die Ferienimmobilien zu begehrten Anlageobjekten mache und für die Gesellschaft erhebliche Synergiepoten­ ziale freisetze. „VIele mIKRO-lAgen mIt BesOnDeRHeIten unD POtenZIAl“ DWK – Die Wohnkompanie GmbH ge­ hört als Wohnbauträger zur deutschen Zech Group, die bereits seit über einem Jahrhun­ dert im Bau­ und Immobilienbereich tätig ist. Die Gruppe ist breit aufgestellt, interna­ tional engagiert, zugleich ein Familien­ unternehmen in dritter Generation. Im Geschäftsbereich Real Estate tritt DWK als inhabergeführte Einheit unter eigenem Namen auf und ist in Österreich – mit

CREDIT: Shutterstock

D


°

Projekt-Beteiligungen   Immobilien

Schwerpunkt Wien – und Deutschland tä­ tig. Das Unternehmen setzt dabei auf frei­ finanzierten Wohnungsbau, sowohl im Neubau als auch im Bereich Bauen im Be­ stand. Zuweilen werden auch gewerblich genutzte Liegenschaften in Wohnimmobi­ lien umgewidmet und umgestaltet. Größter Wert wird auf flexible, praktische Grund­ risse gelegt, Wohnungszusammenlegungen oder -trennungen sollen problemlos mög­ lich sein, um auf geänderte Wohnbedürf­ nisse unkompliziert Rücksicht nehmen zu können. Die Palette reicht vom Investoren­ projekt z.B. in der Brünner Straße 124 in Wien-Floridsdorf, das an die Erste Immobi­ lien KAG vermarktet wurde und sich in der Bauphase befindet, geht weiter über das High-End-Luxus-Wohnungsprojekt Goe­ thegasse 1 in der Wiener Innenstadt, das ebenfalls gerade in der baulichen Umset­ zung ist, und erstreckt sich bis hin zu einem Teil der Quartiersentwicklung OberlaaGrundäcker, wo etwa 350 Wohnungen in der Planungsphase bearbeitet werden. Pich­ ler: „Wir bereiten eine Teilung des Projekts vor, ab Jänner bzw. Februar 2017 werden ­diese ,Stücke‘ auf den Markt kommen. Die Wohnungen werden im Vorfeld auch – schlüsselfertig hergestellt – an interessierte Investoren für die langfristige Vermietung verkauft.“ CPI: Alles im eigenen Haus Die CPI Immobilien Gruppe konzen­ triert sich seit ihrer Gründung 1997 auf den Wiener Wohnimmobilienmarkt – im Be­ sonderen auf die Entwicklung und Opti­ mierung des klassischen Zinshauses in gu­ ten B-Lagen. Bestandswohnungen zu revi­ talisieren, Lift- plus Dachgeschoßausbau zu

betreiben… „Hier gibt es in Wien noch ge­ nug zu tun“, meint der geschäftsführende Gesellschafter Ernst Kreihsler. Mit mehr als 100 Mitarbeitern und einem eigenen Pla­ nungs- und Baubereich könne man flexibel agieren. Kreihsler: „Wir suchen laufend In­ vestoren als Eigenkapital-Partner.“ Hätten sich die Projekte früher in der Regel zwi­ schen fünf und zehn Millionen Euro Ge­ samtinvestment bewegt, würden sie nun zu­ sehends größer. „Die Nachfrage nach Wohnraum übersteigt das Angebot in Wien bei weitem“, erklärt Martin Hübl, Head of Sales and Investment. Man konzentriere sich auf die Wiener Außenbezirke, auf Zins­ häuser in leistbaren B-Lagen. Auch im Be­ reich Micro-Living sei man zunehmend tä­ tig. Ab 100.000 Euro Mindestanlagesumme kann man sich als Investor am Stammkapi­ tal einer Projektgesellschaft beteiligen, die jeweils nur eine Immobilie ankauft und ver­ waltet. 89 Prozent übernehmen die Inves­ toren, die CPI bleibt mit elf Prozent enga­ giert. Während der Laufzeit wird die Ge­ schäftsführung durch die CPI Immobilien­ gruppe wahrgenommen. Zu 70 Prozent wird über die Bank finanziert, für die rest­ lichen 30 Prozent werden die Investoren eingeladen. Am Ende gibt es zwei Exit-Va­ rianten: die verzinste Rückführung des Ka­ pitals nach Ablauf von drei Jahren oder die Übernahme des Objekts zu Development­ kosten ohne gesondertem Aufschlag. Als eines der CPI-Revitalisierungspro­ jekte „mit add-on“ führt Hübl ein Objekt im ersten Bezirk in Wien an, bei dem die Stra­ tegie in einem Mix aus kommerzieller Nut­ zung plus Airbnb-Vermietung der kleinen Wohneinheiten, die auch zur Eigennutzung erworben werden können, besteht.

6B47 Real Estate Club Der Developer 6B47 Real Estate Inves­ tors AG hat sich binnen kürzester Zeit unter CEO Peter Ulm zu einem international täti­ gen Immobilienunternehmen mit einem aktuellen Projektvolumen in Österreich, Deutschland und Polen von 1,5 Milliarden Euro gemausert. 6B47 betreut Immobilien­ projekte von der Projektkonzeption über die Projektumsetzung und -verwertung bis hin zur Projektfinanzierung. Eines der spannendsten Projekte derzeit ist das Ob­ jekt „Althan-Park“ zwischen dem Areal der ehemaligen WU Wien und dem FranzJosefs-Bahnhof. Ursprünglich als Büroge­ bäude der Postdirektion für Wien, Nieder­ österreich und das Burgenland gebaut und genutzt, plant 6B47 den Umbau in ein mo­ dernes Wohnquartier mit ca. 240 Woh­ nungen. In Zuge der Planung wird besonde­ rer Wert darauf gelegt, unterschiedliche Wohnungsgrößen zu schaffen – geplant sind daher Single- und Familien-, Gartenund Penthousewohnungen sowie Lofts. Die außergewöhnliche Architektur des Gebäu­ des mit vier Flügeln und die erhöhte Lage des Objekts durch die teilweise Überbauung der Gleisanlagen des Franz-Josefs-Bahn­ hofs bieten eine beeindruckende Aussicht auf die angrenzenden Bezirke, wie es heißt. Über den „Real Estate Club“ können sich Investoren ab 250.000 Euro an 6B47-Pro­ jekten beteiligen. 25 Prozent des Kapitals kommen bei der Investition von 6B47 selbst, 75 Prozent von den derzeit etwa 150 Inves­ toren des Clubs. Sie können bei jedem Pro­ jekt entscheiden, ob sie co-investieren und sie werden in alle wesentlichen Entschei­ dungen eingebunden. Die Laufzeiten liegen zwischen 24 und 36 Monaten. Dezember 2016 – GELD-MAGAZIN ° 83


VERSICHERUNGPanorama GEORGIEN

STARKE WORTE ´´ Land des Monats

„Wie groß das Potenzial für Versicherungs-Online-Services in Österreich wäre, zeigt sich bei unseren Nachbarn.“ CSC Österreich-Chef Dietmar Kotras verweist auf die Ergebnisse einer Studie seines Hauses, die dem heimischen Versicherungsmarkt

ERTRAGREICH. Die ersten drei Quartale des

Jahres 2016 liefen für die Vienna Insurance Group ganz nach Wunsch. Die Konzernprämien stiegen – trotz der anhaltenden Zurückhaltung beim Abschluss von Einmalerlägen in der Lebensversicherung – um 0,7 Prozent. Das Prämienwachstum ohne Berücksichtigung der Einmalerläge betrug 4,7 Prozent. Mit einem Gewinn (vor Steuern) von 301,3 Mio. Euro ist die Vienna Insurance Group auch bei der Ergebnisentwicklung im Plan. Das starke Plus von 88,4 Prozent ist jedoch auch hinsichtlich der Wertberichtigungen im Vergleichszeitraum 2015 zu betrachten. Der Ergebnisbeitrag der CEE-Märkte betrug dabei rund 65 Prozent. Beinahe alle regionalen Segmente des Konzerns konnten positiv zum Ergebnis beitragen. Spitzenreiter ist dabei ganz klar das Segment Türkei/Georgien mit einem Gewinnanstieg von 80,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Aufholbedarf in Sachen ECKDATEN

Digitalisierung attestiert. Vor allem Deutschland

Staatsform Republik Hauptstadt Tiflis Amtssprache Georgisch und Abchasisch (regional) Staatsoberhaupt Giorgi Margwelaschwili Regierungschef ebendieser Fläche 69.700 km2 (inklusive abtrünniger Landesteile) Einwohner etwa 3,7 Millionen Bevölkerungsdichte rund 53,1 pro km2 Währung Georgischer Lari Kfz-Kennzeichen GE Internet-TLD .ge Internat. Telefonvorwahl +995 Nationalfeiertag 26. Mai Unabhängig seit 1991 Größte Städte Tiflis, Kutaissi, Batumi, Rustawi Verwaltungsgliederung 9 Regionen, 2 autonome Republiken und ein Hauptstadtterritorium Nachbarstaaten Aserbaidschan, Armenien, Russland, Türkei Höchste Erhebung Schchara (5200 m)

und Italien liegen in puncto Online-Versicherungsvertrieb weit vor der Alpenrepublik.

ZAHLENSPIEL

1,9

PLUS BEI LEBENSARBEITSZEIT. Wie die EU-Statistikbehörde Eurostat

im November mitteilte, ist die voraussichtliche

ARRIVEDERCI

Lebensarbeitszeit in der Europäischen Union in den vergangenen zehn Jahren um knapp zwei

nischen Markt zurück. Wie der Konzern Anfang Dezember verlautbarte,hat der Vorstand des Versicherers den Verkauf der Mehrheitsbeteiligung von 99,7 Prozent an ihrer Konzerngesellschaft Uniqa Assicurazioni SpA an den italienischen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit Società Reale Mutua di Assicurazioni beschlossen. Der rechtliche Vollzug des Verkaufs wird nach Vorliegen aller erforderlichen behördlichen Genehmigungen im ersten Halbjahr 2017 erwartet. Der Kaufpreis beträgt 295 Millionen Euro. „Während wir zum Beispiel in Kroatien und Serbien

84 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2016

zugekauft haben und unser Engagement in Österreich im Privatspitalsbereich ausbauen, haben wir Beteiligungen abgegeben, die nicht in unseren Kernmärkten liegen oder nicht ins Versicherungsgeschäft einzahlen. Im Fall der Uniqa Italien trennen wir uns von einer sehr gut geführten und über die Jahre ertragreichen Tochter, die jedoch nicht in unseren Kernmärkten ist“, kommentiert der Vorstandsvorsitzende der Gruppe, Andreas Brandstetter, und verweist damit auf die im Jahr 2011 verabschiedete „Strategie Uniqa 2.0“ und die damit verbundene Fokussierung auf Österreich und CEE.

Jahre angestiegen. Während die zu erwartende Lebensarbeitszeit im Jahr 2005 noch mit 33,5 Jahren angegeben wurde, lag diese 2015 unionsweit bereits bei durchschnittlich 35,4 Jahren. Konkret stieg die Lebensarbeitszeit bei Frauen mit einem Plus von 2,6 Jahren weit stärker an als bei Männern, die ein Plus von 1,2 Jahren hinnehmen mussten, jedoch insgesamt mit 37,9 Jahren noch weit vor den Frauen mit 32,8 Jahren liegen.Auf Länderebene wurde die längste erwartete Lebensarbeitszeit 2015 in Schweden (41,2 Jahre) und die kürzeste in Italien (30,7 Jahre) beobachtet.

CREDITS: CSC, Shutterstock

BASTA. Die Uniqa zieht sich aus dem italie-


FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE

PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER

PORTFOLIO

Allianz Elementar Lebensversicherung AG

Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus

1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at

UNIQA Österreich Versicherungen AG

1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: info@uniqa.at www.uniqa.at

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2013

2014

100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend

2,0 % 5,6 % 10,1 % 12,3 % 16,1 % 5,2 %

8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %

0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 %

100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)

0,1 % 4,0 % 0,4 % -9,0 % 19,8 % -4,7 % -3,2 % 8,9 %

6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %

-1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 %

0,3 % 3,8 % 2,8 % 8,5 %

4,8 % 7,7 % 9,0 % 9,8 %

-0,3 % 3,0 % 2,3 % 3,5 %

2,9 % 1,7 % 5,3 % 7,0 %

4,4 % 5,2 % 5,7 % 6,2 %

(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)

-0,7 % -1,4 % 3,5 % 7,0 %

4,5 % 8,4 % 10,7 % 12,5 %

0,0 % 2,5 % 4,1 % 5,4 %

0,4 % 0,1 % 0,6 % 0,6 %

3,0 % 3,1 % 2,6 % 1,5 %

(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)

1,5 % 4,8 % 9,5 % 15,2 %

6,6 % 7,6 % 10,9 % 14,3 %

0,5 % 2,0 % 4,8 % 7,4 %

2,1 % 4,9 % 5,3 % 6,0 %

4,2 % 3,5 % 2,1 % 0,6 %

(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)

0,0 % 1,6 % 3,4 % 8,1 %

5,3 % 10,2 % 9,8 % 10,2 %

-0,1 % 2,4 % 3,4 % 4,6 %

2,6 % 3,6 % 4,9 % 5,2 %

3,9 % 4,6 % 4,4 % 4,3 %

(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)

Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien KEPLER-FONDS Fondspolizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien UNIQA Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien

2015 1.1.-30.11. 4,1 % 3,7 % 2,7 % 5,1 % 5,2 % 2,9 %

Ø SEIT START (P.A.) 4,6 % 4,7 % 4,0 % 3,5 % 0,1 % 3,2 %

2,6 % 4,5 % 6,5 % 5,4 % 1,2 % 5,6 % 11,0 % 3,9 % -9,8 % -1,8 % 9,5 % 4,2 % 0,4 % 4,2 % 6,3 % 4,4 %

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG

1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group 1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at

Aktienanteil

Kurs 31.12.12 Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 30.11.16

Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

15,13 € 13,50 € 11,77 € 7,81 €

15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €

16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €

17,19 € 16,79 € 15,98 € 11,33 €

17,48 € 17,16 € 16,38 € 11,63 €

A 25 A 50 A 75 A 100

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

10,32 € 8,56 € 7,33 € 5,87 €

10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €

11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €

11,73 € 10,63 € 9,95 € 8,51 €

11,91 € 10,85 € 10,18 € 8,73 €

PORTFOLIO

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2013

2014

4,0 % 4,4 % 7,3 % 4,4 % 4,9 %

8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 %

2015 1.1.-12.12.

Ø SEIT START (P.A.)

UNITED FUNDS OF SUCCESS

WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds

2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend

-3,3 % -6,1 % -4,2 % -10,7 % -5,4 %

2,2 % 2,5 % 5,5 % -2,9 % 0,5 %

3,5 % 2,6 % 3,4 % 0,9 % 4,1 %

(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

DEZEMBER 2016 – GELD-MAGAZIN °

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versicherung ° Trends

Fondspolizzen boomen Das anhaltende Niedrigzinsniveau setzt insbesondere der klassischen Lebensversicherung zu. Sie hat durch den hohen Anleihenanteil im Deckungsstock sowohl für den Kunden als auch für den Versicherer deutlich an Attraktivität verloren. Die großen Profiteure sind die fondsgebundenen Lebensversicherungen. Linda Benkö och vor zehn oder 15 Jahren haben die Assekuranzen neben den steuerlichen Vorteilen mit der Sicherheit und der hohen Rendite der Kapitallebensversicherung geworben. Heute dagegen wird von der Lebensversicherung als Anlageprodukt kaum mehr gesprochen. Denn die nun bereits seit Jahren niedrig – und unter der Inflationsrate – liegenden Zinsen offenbaren es nur allzu deutlich: Für die Versicherer wird es immer schwieriger, ansprechende Renditen zu generieren; am Laufzeitende schaut oft nicht viel mehr als die Summe der einbezahlten Prämien heraus. „Die Klassische Lebensversicherung hat sowohl für den Kunden als auch für den Versicherer deutlich an Attraktivität verloren“, erklärt Wolfgang Menghin, Leiter MFA-Vertrieb bei der Nürnberger Versicherung AG ­Österreich. Und so wird heute damit argumentiert, dass die Lebensversicherung immer noch das einzige Produkt ist, das eine garantierte, lebenslange Rente gewährleistet, unabhängig davon, wie alt man tatsächlich wird – „sieht man mal vom staatlichen Umlage­ system ab“, wirft Wolfram Littich, Vorstand der Allianz Österreich, ein. „Die Renditediskussion kann man in Wahrheit erst am Lebensende führen“, sagt Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen. Die ureigenste Aufgabe der Versicherungen war und ist es, biometrische Risiken von Einzelpersonen, wie etwa Krankheit, Tod oder eben die Langlebigkeit über das Kollektiv der Versicherungsgemeinschaft, abzusichern. „Und die Architekten der Geldpolitik haben es uns verordnet, nur homöopathische Zinsen verdienen zu können“, setzt Lasshofer hinterher. Daumen mal Pi

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veranlagen klassische Lebensversicherungen i.d.R. zu rund fünf Prozent in Aktien, fünf bis zehn Prozent in Immobilien und der Rest entfällt auf Anleihen und andere festverzinsliche Wertpapiere. Neues Jahr, neuer Rechnungszins Der Garantiezins, den die Finanzmarktaufsicht (FMA) festlegt, lag bis zum Jahr 2000 bei vier Prozent. Seitdem geht’s nur bergab und mit 1.1.2017 kommen für neue Verträge 0,5 Prozent zur Anwendung. Dieser garantierte Rechnungszins gilt aber nur für das tatsächlich veranlagte Kapital, das heißt nach allen Kosten (Versicherungssteuer, Provisionen und Verwaltungsgebühren). Demnach wandern in den Deckungsstock der Versicherung im Regelfall nur rund 85 Prozent der einbezahlten Prämie. Menghin: „Man darf nicht außer Acht lassen, dass die konventionelle Lebensversicherung auch heute noch mehr an Garantie bietet, als vergleichbare Anlageformen wie Anleihen oder Sparbücher. Wer heute auf 100 Prozent Garantie setzt, hat keine alternative Anlageformen mit entsprechend höherer Rendite. Von daher ist die Klassische Lebensversicherung nicht schlechter als die vergleichbaren ertragsteuerpflichtigen Anlageformen.“ Zum Garantiezins kommt noch die Gewinnbeteiligung, immer noch gehen manche Versicherer von einer Gesamtverzinsung um die drei Prozent oder sogar darüber aus. Dies zu halten wird jedoch zusehends schwierig. Die gesetzlich erlaubte Aktienquote von 35 Prozent nutzt kaum eine Versicherung aus, um höhere Renditen zu erwirtschaften; zudem ist das Regelkorsett für die Versicherungen mit der EU-Direk­

tive Solvency II hinsichtlich EigenkapitalUnterlegung enger geworden. Immer mehr ohne Garantiezins Daher haben sich manche Versicherungen vor einiger Zeit vom Garantiezins losgesagt. Allen voran die Uniqa, die nur noch Lebenspolizzen ohne Garantiezins anbietet – garantiert ist hier nur die Nettoprämie, also die einbezahlte Prämie abzüglich Versicherungssteuer (Kapitalgarantie). Bei dieser „Leben & Garantie“-Polizze kann der Versicherungsnehmer mit individuellen Bausteinen den Versicherungsschutz erweitern, z.B. eine monatliche Pension für den Fall der Berufsunfähigkeit oder für die Hinterbliebenen eine vereinbarte Versicherungsleistung vereinbaren. Bei der Allianz heißt das analoge Produkt „Fixkos­ ten Plus“. Auch hier wird im Gegensatz zur herkömmlichen Lebensversicherung ohne den garantierten Mindestzins gearbeitet, dafür soll die Gewinnbeteiligung höher ausfallen. Dem Vernehmen nach zieht nun auch die Generali mit einer Polizze nach, bei der der Garantiezins bei null angesetzt ist. Peter Thirring, Chef der Donau-Versicherung, wiederum spricht sich für eine Einschränkung der Garantien in der Lebensversicherung aus, sie sollte sich nur mehr auf die Endfälligkeit beziehen, womit es bei Rückkäufen weniger Geld gäbe. Zuletzt wurden immer wieder Produkte propagiert, bei denen die Schlussgewinne erst bei Laufzeitende dem Kunden der Höhe nach verbindlich zugesagt werden. „Bezüglich Schlussgewinn bzw. -reserve sollte man beachten, dass Schlussgewinne per se eben am Schluss gewährt werden“, meint Menghin. Zu unterscheiden seien neue Entwick-

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Trends   versicherung

„Die klassische Lebensversicherung hat deutlich an Attraktivität verloren“ Wolfgang Menghin, Nürnberger

lungen, wonach auch Teile des bisher jährlich verbindlichen Zinsgewinnes einer Schlussgewinnreserve gewidmet und unter bestimmten Umständen auch verfallen können bzw. zur Garantiestützung verwendet wird. Die Nürnberger bietet diese Formen aktuell nicht an. Patchwork-Lebensläufe ­erfordern flexible Produkte Lebensverläufe und Karrieren werden heute jedoch immer patchworkartiger, die Versicherungen reagieren darauf, indem sie immer flexiblere Produkte entwerfen. Es kann eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit abgeschlossen werden, eine Vereinbarung für Prämienfortzahlung bei Arbeitslosigkeit getroffen werden und vieles mehr. Prämienpausen und variable Zuzahlungen gehören heute ebenfalls zum Standard. Apropos Karriere: Für nicht wenige ­Österreicherinnen und Österreicher wird in der Pension eine empfindliche Lücke zum Letztverdienst klaffen. Wer ein Bild darüber erhalten möchte, kann im Internet Berechnungen anstellen, z.B. unter https://www. pensionskonto.at/index.php/pensionslueckenrechner-2 oder http://www.vorsorgeapp.at/aspx/lueckenrechner.aspx. Fondsgebundene punktet Die großen Profiteure all dieser Tendenzen sind die Fondsgebundenen Lebensversicherungen (FLV). „Wir nahmen zum Halbjahr 2016 gegenüber Vorjahr mit Fondspolizzen um 43,1 Prozent mehr ein. Das starke Wachstum betraf sowohl Produkte mit laufender Prämie, mit einem Plus von 15,7 Prozent, als auch Einmalerläge, wo es fast eine Verdoppelung gab“, sagt An­dreas

„Die RenditeDiskussion kann man in Wahrheit erst am Lebensende führen“ Robert Lasshofer, Wiener Städtische

Bayerle, der bei der Helvetia Versicherungen Österreich Finanzen und Leben als ein Vorstandsressort führt. Ähnlich ist der Trend bei der Nürnberger. Beide sehen als großen Vorteil der Versicherungsprodukte, dass der Zahlung von vier Prozent Versicherungssteuer der Entfall von 27,5 Prozent Kapitalertragsteuer und der Einkommensteuer positiv gegenüberstehen – vorausgesetzt, es werden gewisse Rahmenbedingun­gen eingehalten –, beispielsweise muss die Behaltedauer beim Einmalerlag 15 Jahre, bei Vertragsnehmern ab 50 Jahren zehn Jahre betragen. Ferner können ganz individuelle Wünsche des Investors in puncto Ertragsziel und Risikoneigung erfüllt werden, in-

„Im ersten Halb­jahr hatten wir bei Fondspoliz­ zen eine Prä­ mien­steige­rung um 43 Prozent“ Andreas Bayerle, Helvetia

dem Fonds bzw. gemanagte Portfolios flexibel gemischt werden können. Die meisten Kunden schätzen es, wenn sie die Management-Entscheidungen delegieren können, heißt es bei der Helvetia, wo es die gemanagten Portfolios in drei unterschiedlichen Risiko-Ausprägungen (SafeLane, MainLane und SpeedLane) gibt. Auch mit den schmäleren Brieftaschen der jüngeren Sparer ließe sich so über die Zeit ein größeres Vermögen aufbauen. „Wir halten es für wenig sinnvoll, wenn junge Kunden mit geringem monatlichen Sparvolumen in ein Garantieprodukt investieren, wenn sich noch eine Ansparzeit von 30 Jahren oder mehr ergibt“, geht Menghin auf die

° Arten der Lebensversicherung Die Klassische Lebensversicherung wird heute vor allem in drei Varianten angeboten – als Er- und Ablebensversicherung, als reine Erlebensversicherung und als dezidierte Rentenversicherung. Am beliebtesten ist in Österreich immer noch die Er- und Ablebensversicherung, eine Kombination aus einem Ansparprodukt mit einer vertraglich garantierten Mindestkapitalleis­ tung und einer Risikoversicherung, die bei vorzeitigem Tod des Versicherten die vereinbarte Versiche­rungssumme plus die angesammelten Gewinnanteile an den Begünstigten auszahlt. Bei der Rentenversicherung steht die Auszahlung einer lebensang garantierten monatlichen Pension im Fokus. Jedoch kann bei beiden Varianten flexibel gewählt werden, denn auch eine Er- und Ablebensversicherung kann man sich in Form einer Rente auszahlen lassen und bei der Rentenversicherung ist wahlweise auch die Kapitalauszahlung statt der Rente möglich. Allerdings gilt es zu bedenken, dass bei einer Er- und Ablebensversicherung, die erst am Ende der Laufzeit in eine lebenslange Rente umgewandelt wird, die dann gültigen Rententafeln zur Anwendung gelangen. Bei einer Fondsgebundenen Lebensversicherung hängt die Höhe der Leistungen in erster Linie von der Wertentwicklung der in den jeweils gewählten Fonds zusammengefassten Vermögensanlagen ab. Der Versicherungsnehmer ist gleichermaßen am Gewinn wie am Verlust dieser Vermögensanlage beteiligt – das Risiko der Veranlagung ist somit hier auf den Versicherten abgewälzt.

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versicherung ° Trends

Wolfram Littich, Allianz Österreich

unterschiedliche Thematik je nach Lebensalter der Kunden ein. „Wir setzen in der Nürnberger in diesem Zusammenhang auf garantiegebende Investmentfonds, die allerdings keine harten Garantien im Sinne von z.B. Nettoprämiengarantien abbilden, sondern durchwegs mit Höchststandsgarantien

arbeiten. Dies soll dem Investment auch noch die Möglichkeit geben, mit akti­veren Assets Renditen zu erbringen und gleichzeitig z.B. 80 Prozent des jemals erreichten Höchststandes zu garantieren. Es braucht daher keine Hybridlösungen. Wer höchstmögliche Garantie sucht, ist nach wie vor in einer konventionellen Lebensversicherung gut aufgehoben“, erklärt Menghin. „Jede Garantie kostet“, wirft auch Bayerle ein, deshalb können gerade jüngere Personen mit längerem Zeithorizont Garantien hintanstellen. Im höheren Alter, wo eher die Absicherung des Vermögens im Vordergrund steht, mache es freilich Sinn, schrittweise in risikolosere Produkte umzuschichten. „Ein Todesfallschutz ist bei jeder Fondspolizze auch immer dabei, doch hier gibt es einen großen Spielraum,“ erklärt Bayerle.

Auch bei der Auszahlung bestehen große Freiheiten: Es kann zwischen Kapitalauszahlung und Umwandlung in die Verrentung gewählt werden. Eine konkrete Empfehlung, für welche Altersgruppe sich welches Versicherungsprodukt am besten eignet, lässt sich aufgrund der unterschiedlichen Risikoneigungen und Renditeerwartungen sowie des jeweiligen Absicherungsbedarfs schwer aussprechen. Jedenfalls lässt sich mit Fondspolizzen gut diversifizieren: Bei der Helvetia beispielsweise kann man in zehn verschiedene Fonds investieren. „Neben unterschiedlichen Laufzeiten und Anlageklassen kann man hier auch disponibles Vermögen berücksichtigen“, meint Menghin, der speziell wegen der steuerlichen Thematik auch über 50-Jährige sehr gut in der FLV aufgehoben sieht.

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„Die Lebensversicherung ist immer noch das einzige Produkt, das eine lebenslange Rente garantiert“


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Neuerscheinungen & Pflichtlektüre

einspruch Hannes Androsch, Josef Moser, Peter Pelinka. Verlag: edition a. 158 Seiten.

Österreich ist ja bekannt dafür, dass hier besonders gerne und lautstark „geraunzt“ wird, abgesehen von dieser bekannten Tradition befinden sich populistische Bewegungen, EU-Skepsis und allgemeine Unzufriedenheit mit dem Status quo auf dem Vormarsch. Aber geht es uns tatsächlich so schlecht? Noch wichtiger: Wie lässt sich die Lage der Alpenrepublik verbessern? Diesen Fragen sind Hannes Androsch, Josef Moser (ehemaliger Rechnungshofpräsident) und der bekannte Journalist Peter Pelinka (unter anderem News, Format) in dem Buch „Einspruch. Der Zustand der Republik und wie sie noch zu retten ist“ auf den Grund gegangen. Interessant ist hier schon einmal der Modus Operandi: Pelinka hatte die beiden Kenner der heimischen Politik zu ausführlichen Gesprächen gebeten und diese auch in Interview-Form im vorliegenden Werk wiedergegeben. Das macht das Buch kurzweilig, inhaltlich spannend ist es ohnedies. Letztlich geht es beim Bemühen, Österreich wieder auf Vordermann zu bringen, auch ums liebe Geld. Sowohl Moser als auch Androsch fordern einen effektiveren Einsatz der öffentlichen Mittel. So wäre es laut Moser etwa zielführend, im Gesundheitswesen massiv in den niedergelassenen Bereich, in die Vorsorge und die medizinische Forschung umzuschichten. Androsch weist z.B. wiederum darauf hin, dass sinnvolle Vorschläge für eine Verwaltungs­ reform bereits in den Schubladen liegen, blockiert würden sie aber von Eigeninteressen und Missgunst. In seiner jetzigen Form sei nicht zuletzt der Föderalismus ein Bremsklotz für die gesamtstaatliche Entwicklung Österreichs.

90 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2016

Der Ökonom Kenneth Rogoff hält in seinem aktuellen Buch nach eigenen Worten eine „flammende Grabrede“ – bei dem Ver­ blichenen handelt es sich um einen guten Bekannten: Das Bargeld. Im Laufe der Jahrtausende ist es einem direkt ans Herz gewachsen; die Erfindung modernerer Metallmünzen wird bereits auf das siebte Jahrhundert vor Christus datiert und soll in Lydien (heute Westtürkei) ihren Anfang genommen haben. In weiterer Folge eroberte Bargeld alle großen Zivilisationen und machte internationalen Handel und Globalisierung erst möglich. Bis heute hat Bargeld gute Dienste geleistet: Es sorgt für Anonymität sowie praktisch sofortige Verrechnung und es ist unempfindlich gegenüber Störfaktoren wie Stromausfällen. Somit hat es sich tief im Bewusstsein der Gesellschaft verwurzelt. Warum sollte es jetzt bald obsolet sein? Der Autor verweist darauf, dass vor allem Papiergeld vielen Lastern die Tür öffnet: Große Scheine, die 80 bis 90 Prozent der weltweiten Bargeldmenge ausmachen, zirkulieren demnach größtenteils in der Untergrundwirtschaft und würden der Steuerhinterziehung sowie Verbrechen allgemein in großem Stil Vorschub leisten. Deshalb wird Bargeld laut Rogoff ein Riegel vorgeschoben werden. Weiters könnte eine Abschaffung es Zentralbanken erleichtern, negative Zinssätze wirksam zu machen – die Flucht in Bargeld wäre dann nicht möglich. Sind das wirklich realistische Szenarien? Man wird sehen, auf ein mögliches Bargeld-Adieu kann man sich nach dieser Lektüre jedenfalls schon seelisch einstimmen.

der fluch des geldes Kenneth S. Rogoff. Finanzbuchverlag. 349 Seiten.

nicht um jeden preis Roman Kmenta. Goldegg Verlag. 222 Seiten.

Das Buch des Betriebswirts, Verkaufs- und Marketing-Spezialisten Roman Kmenta richtet sich an Unternehmer, Führungskräfte und Selbstständige. Es soll dabei helfen, „viel zu verkaufen“ – allerdings nicht um jeden Preis, wie der Titel des Werks bereits sagt. Typische Fallen, die zwar den Umsatz steigern, nicht aber Deckungsbeiträge, Margen, Honorare und Gewinne, sollten tunlichst vermieden werden. Grundaussage von Kmenta: „Es geht nie um den Preis, sondern immer nur um den Wert.“ Man kann das vorliegende Werk also als Praxisratgeber verstehen, der zahlreiche Impulse und Ideen liefert. Im Rahmen dessen wird etwa über die (Ir-)Rationalität von Kaufentscheidungen referiert oder der Weg von der „Umsatzgeilheit“ zur Gewinnorientierung vorgestellt. Interessant ist zum Beispiel das Kapitel, das sich ausfühlich mit Preiskämpfen beschäftigt. Hier heißt es: „Auch der Gewinner verliert oft in einem Preiskrieg. Durch Preiskämpfe werden Preise nach unten geschraubt, bisweilen in einer fast endlos erscheinenden Spirale.“ Deshalb sollte man sich auf solche Scharmützel am besten erst gar nicht einlassen, wobei Kmenta Strategien vorstellt, wie dieses Vorhaben gelingen könnte. Es klingt fast schon banal, erfüllt aber seinen Zweck: „Einfach nicht mitmachen und die Gegenden,wo die bösen bzw. die ganz großen Jungs spielen, nicht betreten. (...) Vermeiden Sie Branchen, die von Preiskämpfen versaut sind.“ Man sieht also, dass Kmenta vor sehr bildlicher sprachlicher Ausdrucksweise nicht zurückschreckt, was für die Lektüre durchaus erfrischend ist.

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