GELD-Magazin, Februar 2017

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RBI-Chef Dr. Karl Sevelda im Interview: „Nationalismus ist brandgefährlich!”

DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE

4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 02 | 2017 ° 3,90 Euro

Elektronische Zahlungsmittel boomen. Wird die totale Überwachung Realität?

Bargeld

Wie lange noch? ° Wachstumsmärkte: Wo die höchsten Erträge zu erwarten sind ° Donald Trump: So gefährlich ist der US-Präsident ° Nachhaltigkeit: Was sind die Gütesiegel wert?


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° editorial  02/2017 Was folgt der Trump-Rally?

S

eit dem Wahlsieg von Donald Trump steigen die Aktienbörsen. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial überstieg zuletzt die 20.000 Punkte-Marke und selbst die Wiener Börse erwachte aus ­ihrem Dornröschenschlaf. Doch ist der Zusammenhang zwischen Trumps Aufstieg zur Nummer eins in den USA und der Börsenrally wirklich kausal? Dazu muss man sich das „Arbeits“-Programm des neugebackenen US-Präsidenten ansehen: Der Mauerbau zu Mexiko ließ die Fantasie in der gesamten Bau- und Zulieferbranche steigen. Höhere Infrastrukturinvestitionen (inkl. Pipelines) gehen in die gleiche Richtung. Trump kommt eben aus der Baubranche. Dass es in anderen Bereichen der Wirtschaft ohne Trump gut läuft, bewiesen zuletzt die guten Ergebnisse zahlreicher Unternehmen und die historisch niedrigen US-Arbeitslosenzahlen.

Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin

Das Credo, das Trump bereits im Wahlkampf versprühte, lautet „America first“. Und das setzt er seit dem ersten Tag seiner Amtseinführung mit brutaler Gewalt um. So schaffte es Trump, innerhalb nur einer Woche zum unbeliebtesten US-Präsidenten aller Zeiten zu werden. In kurzen Abständen „bittet“ er die führenden US-Unternehmen zu sich ins Weiße Haus und fordert von ihnen, nicht im Ausland zu investieren, sondern Produktionsorte und Jobs in den USA zu schaffen. Er brüskiert ein Staatsoberhaupt nach dem anderen, indem er ihnen die Schuld am hohen Handelsbilanzdefizit der USA und dem starken Dollar gibt – Mexiko, Japan, China, ­Europa, Australien, praktisch jede wichtige Wirtschaftsmacht wird angeprangert. Das sieht ganz nach der Anzettelung eines handfesten Wirtschafts- und Währungskrieges aus. Damit scheint es trotz aller momentanen Euphorie an den Börsen ungemütlich zu werden. In zahlreichen Unternehmen werden bereits Taskforces eingerichtet, um die zukünftige Entwicklung zu analysieren und die Auswirkung auf das eigene Unternehmen abzuschätzen. Auch werden sich die zahllosen Staatsoberhäupter, die Trump regelrecht in die Mangel nimmt, nicht allzu lange vorführen lassen. Der Überraschungseffekt ist noch auf seiner Seite, aber der wird nicht lange andauern.

º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12, T: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, E: office@geld-magazin.at º Herausgeber 4profit Verlag GmbH º GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic  º Chefredakteur Mario Franzin º Redaktion Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Wolfgang Regner, Michael Kordovsky º grafik Noura El-Kordy º Bilder shutterstock.com, º CoverFOTO Shutterstock º Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º Verlagsleitung Snezana Jovic º eventmarketing Ivana Jovic º Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller º IT-management Oliver Uhlir º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-12 • abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.


08 Bargeldverbot

BRENNPUNKT

BANKEN

06 ° PANORAMA. Brexit: Britische Regierung legt Weißbuch vor + Inflation: Teuerung könnte über fünf Prozent steigen + USA: Deregulierung der Finanzmärkte durch Trump + Wifo: Möglicher Handelskrieg birgt enormes Bedrohungspozenzial.

22 ° PANORAMA. Zinsuntergrenze: VKI gewinnt Rechtsstreit gegen Bank Austria + Mobile Payment: Deutsche Kunden sehen wenig Nutzen + Privatkonkurs: Regierung plant Reform.

zurückgedrängt. So sollen Schattenwirtschaft und Kriminalität bekämpft werden. Experten zeigen sich skeptisch und befürchten einen Anschlag auf unsere persönliche Freiheit.

24 ° FREMDWÄHRUNGSKREDITE. Wer auf Franken gesetzt hat, wandelt „am Rande des Vulkans“. 26 ° FINANZIERUNG. Gasteiner Bergbahnen setzen bei Großprojekt auf Crowdfunding.

12 ° INTERVIEW KARL SEVELDA. „Nationalismus

GELDANLAGE

14° KEINE ANGST VOR TRUMP. Der polternde US-

28 ° PANORAMA. Vergleich: Deutsche Aktien haben mehr Potenzial als US-Titel + ETFs: Rohstoffe und Robotik im Aufwind + Unternehmensanleihen: USA in guter Position.

ist brandgefährlich“, warnt der Vorstand der Raiffeisen Bank International. Er selbst verabschiedet sich bald vom Chefsessel.

Präsident wird Wall Street und Weltwirtschaft nicht abwürgen, meinen Fondsmanager.

16 ° FINANZPOLITIK. Türkei: Anleihen driften auf

Ramsch-Niveau ab + IWF: „Verheerende Systemfehler“ belasten die EU + Großbanken: Massive Personalverlagerung + Griechenland-Krise ohne Ende: EuroRettungsschirm ESM soll einspringen.

WIRTSCHAFT 18 ° PANORAMA. Slowenien gegen Österreich: Streit

um Sozialdumping geht in die nächste Runde+ Startups: Unterstützung durch Förderungs-Programm + Arbeitslosigkeit: Zahl der Jobsuchenden in Österreich erneut gestiegen.

20 ° DIGITALISIERUNG. Viele heimische Unterneh-

men sind auf Industry 4.0 und die Internet-Revolution nur mangelhaft vorbereitet.

4 ° GELD-MAGAZIN – FEBRUAR 2017

30 ° JAPAN. Nach zwei „verlorenen Jahrzehnten“ könnte der Turnaround jetzt gelingen.

34 ° EMERGING MARKETS. Indien und Russland

präsentieren sich als die aussichtsreichsten Schwellenländer.

38 ° NACHHALTIGKEIT. Halten Gütesiegel für

ethische Investments wirklich, was sie versprechen?

44 ° GOLD. Donald Trump sorgt für Verunsicherung – davon sollte Gold profitieren. 46 ° HEALTHCARE. Asien birgt enormes Potenzial für die Gesundheitsbranche.

50 ° SMART-BETA. Rendite auf Vordermann. 52 ° BEST OF FUNDS. Mit Biotech, Gold und Indien konnte 2016 besonders viel verdient werden.

CREDITS: Shutterstock

08 ° BARGELDVERBOT. Cash wird zunehmend


° INHALT 02 / 2017 AKTIEN

IMMOBILIEN

56 ° PANORAMA. Post AG: Portal shöpping.at startet bald + voestalpine: Kostenexplosion bei US-Werk.

70 ° PANORAMA. Erste Immobilien: Investitionsoffensive gestartet + Frisches Geld: Immo-Entwickler 6B47 plant Kapitalerhöhung.

58 ° WELTBÖRSEN. USA: Laues Wirtschaftswachstum + Europa: Robuste Konjunktur + China: Überzeugend.

72 ° WOHNUNGSMARKT Starke Nachfrage treibt

60 ° ANLAGETIPPS. Thermo Fisher: Für eine gesunde

Preise weiter nach oben. Besondes sind Immobilien Ballungsgebieten gefragt.

62 ° BÖRSE WIEN. Käufer stürmen das Parkett.

VERSICHERUNG UND VORSORGE

bauern droht das Abseits.

64 ° BÖRSE DEUTSCHLAND. Trump-Effekt: Auto-

76 ° PANORAMA. Cybercrime-Versicherung für KMU und Private + Flexible Fondspolizze.

ALTERNATIVE INVESTMENTS

im Überblick.

66 ° PANORAMA. Nach der Insolvenz: Crowdfunding als neue Chance + Zertifikateprofis: Die besten Tipps.

günstiger als Kündigung.

Welt + DWS Top Rendite: Allzeithoch.

77 ° FLV-LISTING. Fondsgebundene Versicherungen 78 ° LEBENSVERSICHERUNGEN. Rücktritt kommt

67° ZERTIFIKATE-LISTING. Attraktive Produkte auf

80 ° WISSEN. Wie sogenannte DisruptiveTechnologies die Weltwirtschaft umwälzen.

68 ° ROHSTOFF-RADAR. Erdöl: OPEC sorgt für Fragezeichen + Palladium: Umwelttrend unterstützt.

82 ° BUCHTIPPS. Wirtschaftswachstum + Die Macht

einen Blick.

der Geographie + Börsenolymp Nebenwerte.

Immobilieninvestments in schwierigen Zeiten WƌŽĮƟĞƌĞŶ ^ŝĞ ǀŽŶ͗ Ͳ ŶƚǁŝĐŬůƵŶŐƐŐĞǁŝŶŶĞŶ ĞŝŶĞƌ /ŵŵŽďŝůŝĞ ŽĚĞƌ Ͳ ƌƚƌĂŐƌĞŝĐŚĞŶ sŽƌƐŽƌŐĞǁŽŚŶƵŶŐĞŶ ŵŝƚ &Ƶůů ^ĞƌǀŝĐĞ WĂŬĞƚ ƵŶĚ DŝĞƚŐĂƌĂŶƟĞ tŝƌ ĨƌĞƵĞŶ ƵŶƐ ƺďĞƌ /ŚƌĞ <ŽŶƚĂŬƚĂƵĨŶĂŚŵĞ͗ dĞů͘ нϰϯ ;ϬͿ ϭ ϱϮϮ ϰϬ ϬϯͲϬ ŐĞƌŚĂƌĚ͘ŵŝƩĞůďĂĐŚΛƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ ǁǁǁ͘ƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ FEBRUAR 2017 – GELD-MAGAZIN °

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brennpunktPanorama „Trump geht mit der ,Abrissbirne gegen unsere Grundwerte‘ vor.“ Der Kanzlerkandidat der SPD, Martin Schulz, ­­äußerte sich im ZDF entsetzt über die Politik des US-Präsidenten. Man könne ihm deshalb durchaus auch sagen, dass man mit seiner Politik nicht einverstanden ist.

„Wir müssen entscheiden, in welcher Welt wir leben wollen.“

Der Präsident der Europäi­ schen Kommission, Jean Claude Juncker, betonte die Wichtigkeit der Zu­ sammenarbeit in der EU, um in Sicherheit reisen, studieren und leben zu können, höchste Gesundheits- und Lebensmit­ telstandards zu genießen und als Unternehmer vom europäischen Binnenmarkt zu profitieren.

„Uns droht ein Wirtschaftskrieg mit Amerika.“ Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sorgt sich wegen der aktuellen Lage. „Alles in allem seien 1,6 Millionen Arbeitsplätze in Gefahr, wenn die Wirtschaftsbeziehungen zu Amerika auf null heruntergefahren werden“, ergänzte der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest.

6 ° GELD-MAGAZIN – Februar 2017

Weissbuch für den brexit Scheidungspapiere. Das britische Unter­

haus stimmte Anfang Februar in zweiter Le­ sung mit überwältigender Mehrheit für ein Ge­ setz, das der Premierministerin Theresa May die Vollmacht gibt, den Austritt Großbritan­ niens aus der Europäischen Union (EU) einzu­ leiten. Tags darauf veröffentlichte die britische Regierung in einem 77-seitigen Weißbuch ei­ nen detaillierten Fahrplan, wie sie die Trennung Großbritanniens von der EU gestalten will. Da­ bei werden zwölf Ziele formuliert, von der Ein­ wanderungskontrolle bis hin zu einem Feihan­ delsabkommen mit der EU. Es wird in diesem Fahrplan auch festgehalten, dass Großbritan­ nien definitiv nicht mehr Mitglied des Binnen­ marktes sein werde und wenn überhaupt, nur eingeschränkt an der Europäischen Zoll­union teilnehmen wird. Gleichzeitig hielt Brexit-Minis­ ter David Davis bei der Vorstellung des Weiß­ buches fest, dass man weiterhin politisch wie ökonomisch eine erfolgreiche EU schätze und sich Goßbritannien in einer ­neuen konstruk­ tiven Partnerschaft mit der EU sehe. Ziel bleibe es, den bestmöglichen Zugang zum Binnen­ markt zu wahren, ohne durch die Hintertüre in der EU zu bleiben. Offen ist noch der Punkt, wie Großbritannien mit den rund drei Millionen EU-Bürgern, die dort leben und großteils arbeiten, genau ver­ fahren will. Die Konservative Partei forderte hier eine Klarstellung bzw. eine Garantie, dass deren Rechte gewahrt bleiben. Davis ging auf

diesen Punkt nicht näher ein, sondern behielt sich dieses Thema offensichtlich als Tausch­ handel für die Einforderung der gleichen Rech­ te für die britischen Bürger in der EU vor. Nach der erwarteten Zustimmung im Unterhaus in der dritten Lesung muss noch das House of Lords (Oberhaus) dem Brexit-Gesetz zustim­ men. Dort beginnen die Beratungen am 20. Fe­ bruar. Die Einbringung der offiziellen AustrittsErklärung in Brüssel wird Ende März erwartet. Die Schottische Nationalpartei drohte indes, falls der „harte Brexit“ durchgesetzt werde, wolle man eine neuerliche Volksabstimmung gegen den EU-Austritt durchführen. Dieses An­ sinnen lehnte der britische Verteidigungsminis­ ter Michael Fallon allerdings kategorisch ab.

Zahlenspiel

5%

Prozent Inflation. Peter

­ uber, Gründer von StarCapital, er­ H wartet bis 2020 einen Anstieg der Inflation auf „deutlich über fünf Prozent“. Seine Theorie stützt sich vor allem auf eine weitere Aufwärts­ bewegung bei den Rohstoffpreisen (Kapazitäts­ abbau). Diese Basisentwicklung werde zu Zweit­ rundeneffekten und steigenden Konsumenten­ preise führen. Zusätzlich betreibe US-Präsident Donald Trump eine Politik, die in jeder Bezie­ hung inflationär sei. Der wichtigste Faktor für Huber ist jedoch China, wo die Entwicklung der Produzentenpreise innerhalb eines Jahres von

minus sechs auf plus 5,5 Prozent gedreht ha­ ben. „Was China früher als Deflation in die Welt exportiert habe, exportiert es jetzt als Inflation.“ Huber veranschaulicht seine Erwartung mit ei­ ner Ketchup-Flasche: Wie beim anfänglichen Schütteln einer Ketchup-Flasche druckten die Notenbanken Tausende von Milliarden, aber es komme keine Inflation heraus. „Auch bei der Ketchup-Flasche kommt erst nichts raus, irgend­ wann kommen ein paar Spritzer – in der Situa­ tion sind wir jetzt –, aber es wird weiter Geld ­gedruckt und irgendwann kommt dann der Schwall.“

CrediTS: beigestellt, DIW/B.Dietl, SPD/Susie Knoll,Shutterstock

Starke Worte ´´


Starke Worte ´´

„Ein angezettelter Handelskrieg hat echtes Bedrohungspotenzial.“ Wifo-Chef Christoph Badelt beschreibt die Dimension der Handelsbeziehungen zwischen Österreich und den USA, auf die sich ein Handelskrieg negativ auswirken würde. Österreichs Exporte in die USA machen 9,1 Milliarden Euro aus, der Exportüberschuss liegt bei 3,8 Milliarden Euro. Das generiert in Österreich eine Wertschöpfung von rund 4,5 Milliarden Euro und 60.000 Arbeitsplätze. Rechnet man die indirekten Exporte – vor allem via Deutschland – hinzu, stehen in Österreich damit 80.000 Jobs auf dem Spiel.

kürzung der ölfürderung OPEC. Die Organisation Erdöl exportierender Länder habe laut Schät­

zungen der Experten von Bloomberg die Fördermenge zum Jahresauftakt deutlich – um durchschnittlich 840.000 Barrel pro Tag – gesenkt (1 Barrel = 159 Liter). Dennoch sei die Ende 2016 vereinbarte Produktionskürzung – eine Reduzierung der Fördermenge um insgesamt etwa 1,8 Millionen Barrel pro Tag – nur teilweise umgesetzt worden. Bei der Vereinbarung einigten sich die OPEC-Länder im Schulterschluss mit anderen wichtigen Ölstaaten wie Russland auf eine. Die Vereinbarung trat Anfang des Jahres in Kraft und gilt für sechs Monate. Seit Beginn war aber klar, dass einzelne Förderländer die zugesagte Kürzung nur schrittweise erreichen werden. Die tägliche Förder­ menge des Ölkartells habe im Jänner im Schnitt bei 32,2 Millionen Barrel pro Tag gelegen, hieß es weiter. Damit setzte die OPEC im ersten Monat der vereinbarten Förderkürzung nur etwa 60 Prozent der anvisierten Reduzie­ rung tatsächlich um. Mit der geringeren Fördermenge wollen die Ölstaaten die Ölpreise stabilisieren. Am Mittwoch hatte der russische Energieminis­ter Alexandr Novak erklärt, es sei die weltweite Produktion im Jänner nach vorläufigen Daten um täglich 1,4 Millionen Barrel zurückgegangen. Manche Länder hätten sogar mehr gekürzt, als vereinbart worden war. Novak erwartet, dass das globale Ölüber­ angebot bis zur Jahresmitte verschwinden wird.

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Deregulierung der US-FInanzmärkte Dodd-Frank-Gesetz. US-Präsident Donald Trump hatte bereits

kurz nach seinem Wahlsieg im November angekündigt, die Finanz­ marktregulierung aufzuweichen. An der Wall Street führte dies zu Beifallskundgebungen und die Kurse an der Börse stiegen. Gegen­ über Unternehmern meinte Trump damals: „Die Regulierung hat sich in der Tat als schrecklich für Konzerne herausgestellt, aber für kleine Unternehmen war es noch schlimmer. Der Unternehmergeist leidet, der Zugang zu Krediten ist erschwert, Dodd-Frank ist einfach ein Desaster.“ Nun will Trump mit seinem Versprechen Ernst ma­ chen und mehrere Dekrete unterzeichnen, die auf eine Revision des Gesetzes zur Regulierung von Banken abzielt. Kern dieses Gesetzes ist der 2010 von Barack Obama unterzeichnete Dodd-Frank-Act, der Finanzinstituten riskante Wetten untersagt, und der Aufsicht die Möglichkeit einräumt, in Notlage geratene Banken unter Zwangs­ verwaltung zu stellen und geordnet abzuwickeln. Unmittelbar haben die Dekrete keine Wirkung. Den Dodd-Frank-Act kann nur der Kon­ gress ändern. Dort dominieren allerdings die Republikaner, die von Beginn an diesem Gesetz gegenüber kritisch eingestellt waren. Auch Trumps Finanzminister Steven Mnuchin, ein ehemaliger Gold­ man Sachs-Mitarbeiter, gilt nicht als Freund der Regulierung.

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Februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 7

Von den Besten lernen.


Brennpunkt ° Bargeldabschaffung

Cash unter Druck Die massive Zurückdrängung von Bargeld soll die Schattenwirtschaft bekämpfen und die Konjunktur ankurbeln. Experten zeigen sich gegenüber dem Erreichen dieser Ziele jedoch äußerst skeptisch. Stattdessen könnte die Verbannung von Cash den letzten Schritt zum gläsernen Menschen bedeuten. Wollen wir tatsächlich die absolute Überwachung unseres „Geldlebens“? Harald Kolerus eld stinkt nicht“, meinte zumindest Kaiser Vespasian im alten Rom – in unseren modernen Zeiten scheint dieses Motto aber zunehmend in Frage gestellt zu werden. Vor allem Bargeld haftet immer mehr das Image des Anrüchigen an. Die Argumente gegen Cash, die gar nicht wenige Ökonomen ins Treffen führen, lassen sich im Wesentlichen in drei Punkten zusammenfassen. Erstens: Die Bargeldabwicklung käme verhältnismäßig teuer (zum Beispiel das Befüllen von Bankomaten, Sicherheitsmaßnahmen beim Transport, gegen Diebstahl/Einbruch etc. sowie letztlich die Produktion der Scheine inklusive aufwändiger Fälschungs­sicherheit). Der elektronische Zahlungsverkehr würde hingegen wesentlich günstiger kommen. Zweitens: Cash würde die Schattenwirtschaft, also von

Schwarzarbeit über Korruption und Menschenhandel bis hin zum Steuerbetrug, begünstigen. Drittens: Eine Abschaffung (oder zumindest das starke Zurückdrängen) von Bargeld würde das Durchsetzen einer effizienten Negativzinspolitik der Notenbanken ermöglichen. Der Gedankengang dahinter lautet wie folgt: Sparer können negativen Zinsen ausweichen, indem sie ihr Geld von der Bank abheben und unter dem sprichwörtlichen Kopfpolster verstecken oder – was vernünftiger wäre – in einem Tresor sicher aufbewahren. Gäbe es kein Bargeld, würde dieser „Fluchtweg“ natürlich wegfallen, das Geld in den Konsum fließen und die Wirtschaft ankurbeln – so zumindest das ­t heoretische Konzept. Der „Feldzug“ gegen Bargeld wird jetzt von durchaus prominenter Seite unterstützt, ein

gründe für ausschliessliche barzahlung (Deutschland) Gefühl besserer Ausgabenkontrolle

65%

Einfacher als mit Karte

43%

Sicherer als mit Karte

33%

Schneller als mit Karte

29%

Schönes Gefühl, Bargeld in der Hand zu haben Kartenzahlungen werden registriert: Potenzieller Datenmissbrauch Geheimnummer der Karte schlecht zu merken

20% 13% 12%

Bessere Akzeptanz von Bargeld im Handel

9%

Bargeld kostengünstiger für die Allgemeinheit

8%

Kartenterminals oft schmutzig und unhygienisch

1%

Sonstiges

1% 0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Die Beliebtheit von Bargeld hat oft emotionale Ursachen (schönes Gefühl, es in der Hand zu haben), aber auch Sicherheitsaspekte werden oft genannt. Quelle: Deutsche Bundesbank

8 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

besonders vehementer Vertreter ist der Harvard-Professor Kenneth S. Rogoff, der von 2001 bis 2003 immerhin Chefökonom des Internationalen Währungsfonds war. In seinem Buch „Der Fluch des Geldes“ vertieft er die Argumente gegen die bare Münze, wobei er sich zum Beispiel wiederum auf die Verbrechensbekämpfung bezieht. So schreibt Rogoff: „Große Scheine, die 80 bis 90 Prozent der weltweiten Bargeldmenge ausmachen, zirkulieren gößtenteils in der Untergrundwirtschaft und leisten der Steuerhinterziehung, dem Verbrechen und der Korruption Vorschub, und das in gro­ ßem Stil. Steuerhinterziehung auf allen Ebenen macht mehr als drei Prozent des BIP in den USA aus und vermutlich noch viel mehr in den meisten europäischen Ländern.“ Dem Autor zufolge dürften außerdem die direkten und indirekten sozialen Kosten krimineller Aktivitäten potenziell weit bedeutsamer sein als die Steuerhinterziehung: „Wenn eine Verringerung des Papiergeldes auch nur zu einer marginalen Reduzierung illegaler Aktivitäten führt, wäre dies ein gewaltiger Vorteil“, folgert Rogoff. Der Chef der US-Notenbank Fed bezeichnete „Der Fluch des Geldes“ übrigens als faszinierendes und wichtiges Buch. Auch sonst findet das „Bargeld-Bashing“ in der Fachwelt (u.a. bei Vertretern des IWF) durchaus positiven Widerhall. Wird uns Bargeld also tatsächlich bald „abhanden“ kommen – und wie wünschenswert wäre das für uns? skepsis unter ökonomen Das GELD-Magazin hat sich unter Experten umgehört, die durchaus berechtigten Zweifel anmerken. Stefan Bruckbauer, Chefökonom der Bank Austria, zeigt sich skep-

creditS: beigestellt, Shutterstock

G


°

Bargeldabschaffung   Brennpunkt

„Kriminelle können ihre illegale Tätigkeit auch ohne Bargeld weiter fortsetzen“ Stefan Bruckbauer, Bank Austria

tisch, dass die Bargeldabschaffung auch tatsächlich ein adäquates Instrument zur Verbrechens- und Korruptionsbekämpfung sei: „Ein professioneller Krimineller wird seine illegale Tätigkeit auch ohne Bargeld fortsetzen können. Bei Kleinkriminalität und Steuerbetrug wäre das schon schwieriger. Prinzipiell kann man der Meinung sein, eine bargeldlose Gesellschaft würde Sinn machen, wenn die technischen Voraussetzungen und das entsprechende Vertrauen der Bevölkerung in die Politik gegeben wären. Dieses Vertrauen ist etwa in Skandinavien größer, bei uns aber nicht so stark ausgeprägt – mit abnehmender Tendenz in Teilen des Südens Europas. Wird das korrekte Bezahlen der Steuern als gute Sache erachtet, ist auch die Akzeptanz der Kontrolle da. Herrscht jedoch die Einstellung, der Staat gehe nicht gut mit dem Steuergeld um, sinkt die Steuermoral und die Versuche der Umgehung nehmen zu. Wie das etwa in manchen Ländern, etwa Griechenland, der Fall ist.“ Der Experte meint jedenfalls: „Bei einer ablehnenden Haltung der Menschen wäre eine Abschaffung des Bargelds natürlich nicht angebracht.“ Fraglicher Konsumschub Bruckbauer glaubt auch nicht, dass im Zuge einer Bargeldverbannung Negativzinsen automatisch zu mehr Investitionen oder Konsum führen würden: „Es gibt überhaupt keine empirischen Belege dafür, dass negative Nominalzinsen zu einer Ankurbelung der Konjunktur führen. Negativzinsen und Bargeldabschaffung könnten sogar den gegenteiligen Effekt haben: Dass Menschen noch mehr mithilfe von alternativen Instrumenten ,sparen‘, zum Beispiel dass sie mit

Immobilien spekulieren.“ Die Möglichkeiten der Geldpolitik seien somit beschränkt und eine mögliche Bargeldabschaffung kein geeignetes Instrument für wirtschaftspolitische Erfolge: „Kein Unternehmer wird eine neue Halle oder Fabrik bauen, nur weil es negative Nominalzinsen gibt. Stattdessen sollten Tools der Fiskalpolitik genützt werden, um für ökonomische Impulse zu sorgen. Möglich wäre eine Senkung der Umsatzsteuer, um nur ein Beispiel zu nennen.“ Cash unter Druck Gute Gründe sprechen also dafür, dass die Tage des Bargelds (noch) nicht gezählt sind. „Die Vorstöße gegen den Zahlungsverkehr mit Bargeld nehmen aber immer weiter zu“, so Hans-Jörg Naumer, Global Head of Capital Markets & Thematic Research Allianz Global Investors, in einer Analyse zu dem Thema (siehe: www.oekonomenstimme.org). Er hält ein massives Zurückdrängen von Bargeld in Europa für möglich, positioniert sich aber gleichzeitig als Gegner einer solchen Tendenz. Im Gespräch mit dem GELD-Magazin erklärt er: „Bargeld ist der letzte Zufluchtsort der Privatsphäre und bietet auch andere Vorteile. So ist es ein Mittel des Wettbewerbs gegen andere Zahlungsformen. Der elektronische Zahlungsverkehr bedeutet Kosten für Händler, die mit monopolistischen Anbietern konfrontiert sind, hier herrscht kaum Wettbewerb. Verhaltensökonomische Untersuchungen haben außerdem festgestellt, dass man Geld leichter ausgibt, wenn kein Verlustgefühl entsteht. Das ist bei elektronischer Zahlung der Fall, der Kontakt zum Geld geht dabei verloren. Die Rechnung

wird dann präsentiert, wenn Überziehungszinsen von 8 bis 16 Prozent zu begleichen sind. So könnte durch den Verlust des Bargeldsystems der Verschuldung Vorschub geleistet werden und ein großes ökonomisches Problem entstehen.“ Naumer geht auch auf den postulierten Zusammenhang zwischen Kriminalität und Cash ein: „Dabei ist es laut Sicherheitsfachleuten durchaus fraglich, ob das Verbot von Bargeld tatsächlich zu einer höheren Sicherheit und niedrigeren Kriminalität führen würde. Das organisierte Verbrechen, wie auch der

° seltsame blüten In einigen Teilen der Welt wurde mit dem Verbot von großen Banknoten bereits Ernst gemacht. Und zwar praktisch über Nacht. So geschehen in Indien, aber auch in Venezuela. Dort wurden die 100 Bolívares-Scheine innerhalb von 72 Stunden aus dem Verkehr gezogen. Warum dieser einschneidende Schritt erfolgte, bleibt schleierhaft. Die Rede war von der Abwehr einer Attacke des US-Finanzministeriums auf die Wirtschaft Venezuelas. Angeblich soll in den vergangenen Jahren gezielt Bargeld aus dem Land abgezogen worden sein, in irgendwelchen Bunkern und Tresoren feindlich gesinnter Länder würden sich nun 100 Bolívares-Scheine stapeln. Beweise dafür: keine. Tatsächlich getroffen wurde nur die ohnedies krisengeplagte Bevölkerung des Landes: Die 100 Bolívares-Scheine waren mit einem Anteil von rund 50 Prozent des im Umlauf befindlichen Bargeldes das bei weitem wichtigste Zahlungsmittel. Die Abschaffung stürzte Venezuela (noch tiefer) ins Chaos.

februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 9


Brennpunkt ° Bargeldabschaffung

Terrorismus, seien längst in der Lage, ihre Verbrechen weitestgehend bargeldlos abzuwickeln, mit Bitcoins etwa. Auch die Bundesbank gibt sich äußerst vorsichtig. Ein Ausweichen bei kriminellen Aktivitäten auf alternative, bargeldlose Zahlungsmittel oder auf Bargeld in Fremdwährungen wäre in vielen Fällen vorstellbar.“ Der Ansatz, Bargeld abzuschaffen, um mittels negativer Zinsen direkt das Verbraucherverhalten steuern zu können, passt laut Naumer wiederum in das Bild einer Geldpolitik, deren ursprüngliche Aufgabe, die Geldwertstabilität zu verteidigen, immer mehr ausgeweitet wird – bis hin zur unmittelbaren Konjunktursteuerung durch Strafzinsen auf den Nichtkonsum. „Geld- und Fiskalpolitik werden durchmischt. Eine geldpolitische Institution, die de facto Steuern erhebt, besitzt dafür nicht die politische Legitimation. Denn: Die negativen Zinsen werden letztlich über den

Zentralbankgewinn an die Regierung ausgeschüttet und wirken damit als eine de facto Zinssteuer, die von den Geschäftsbanken an die Sparer weitergereicht werden. Die Abschaffung des Bargelds und die de facto Einführung einer Zinssteuer wäre ein gro­ ßer – nicht nur ordnungspolitischer – Fehler, der nicht zu rechtfertigen wäre “, kritisiert der Experte. Nicht mehr „hipp“ Nachdem wir nun das Pro und Contra einer theoretischen Bargeldabschaffung diskutiert haben, bleibt die Frage zu klären, wie realistisch die Umsetzung eines solchen Schritts wäre? Trotz seiner Skepsis kann sich Naumer gut vorstellen, dass Bargeld nach und nach „aus der Mode kommen wird. Man könnte sagen: Bargeld wird zunehmend ,unhipp‘. Über die Konsequenzen wird nicht nachgedacht.“ (s. Interview u.) Christian Glocker,

Ökonom am Wifo, bezeichnet eine mögliche Bargeldabschaffung als „Extrembeispiel ohne Erfahrungswerte“ und verweist darauf, dass es von offizieller Seite noch keine Statements zu einem Cash-Verbot gibt. Auch Bruckbauer von der Bank Austria sieht weder bei Notenbankern, Politikern sowie in der Gesellschaft selbst überhaupt keinen Konsens für eine Abschaffung des Bargelds: „Hier scheinen einige Ökonomen etwas von der Spur und abseits der Realität geraten zu sein. Die Politik hat keine Lust auf ein Experiment, das gegen das Grundbedürfnis der Menschen nach Bargeldbesitz verstoßen würde. Das würde bei den nächsten Wahlen sicherlich negativ quittiert werden.“ Alles in allem spricht der Experte von einem evolutionären Prozess, in dem Bargeld an Bedeutung verliert: „Eine Abschaffung auf absehbare Zeit ist aber nicht realistisch.“ Vielleicht heißt es also doch noch eine Zeit lang: pecunia non olet.

interview ° Hans-Jörg Naumer,  Allianz global Investors

wir in Europa noch mit Bargeld bezahlen

steht eine Grenze von 5000 Euro im Raum. Es tut sich also was um uns herum.

können?

Hans-Jörg Naumer: Ich würde die Wahrscheinlichkeit, dass die Verwendung von Bargeld in den kommenden fünf Jahren mehr oder weniger ausstirbt, mit 20 bis 30 Prozent beziffern. Die Wahrscheinlichkeit steigt, wenn sie den Zeithorizont weiter fassen, etwa auf zehn Jahre. Wir reden hier nicht von einem Bargeldverbot, sondern von einem schleichenden Prozess, der aber nicht zufällig passiert. Zum Teil wird massive Propaganda gegen Cash betrieben, wie zum Beispiel in Schweden. Wobei sich die schwedische Zentralbank massive Gedanken darüber macht, wie Geldpolitik ohne Bargeld zu steuern ist. Im Euro-Raum laufen die 500er-Scheine aus, in Frankreich besteht bereits eine Beschränkung auf Bargeldverwendung von 1000 Euro pro Transaktion. In Deutschland wird das auch diskutiert, hier

10 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

Wie sieht es mit der Bekämpfung von

Ist das Zurückdrängen des Bargelds

Schattenwirt-

­wünschenswert?

schaft aus?

Aus meiner Sicht ist es das nicht. Das würde einen massiven Angriff auf die Privatsphäre darstellen. Es geht doch niemanden etwas an, was ich konsumiere etc. All das würde durch die völlige Umstellung auf elektronische Bezahlung transparent werden. Zusätzlich bietet Bargeld den Vorteil, dass es nicht hackbar ist. In einer bargeldlosen Gesellschaft könnte ich außerdem auch kein Geld abheben und zur Not im Tresor lagern, um mich so vor negativen Zinsen der Zentralbank schützen. Dabei wollen ja gerade einige Geldpolitiker negative Zinsen als Mittel der Geldpolitik ermöglichen. Negative Zinsen würden so als Vermögenssteuer wirken, die von keinem Parlament beschlossen worden ist!

Auch das halte ich für wenig stichhaltig. Es wird immer die Möglichkeit geben, auf andere Zahlungsmittel zurückzugreifen und Geld ­g lobal zu transferieren. Ich denke hier an inter­nationale Währungen oder Bitcoins. Bargeldabschaffung zur Bekämpfung der Kriminalität? Da könnte man auch sagen: Reißen wir die Autobahnen nieder, weil Einbrecher sich darauf bewegen. Trotz all der genannten Argumente könnte ich mir vorstellen, dass Bargeld in Europa ganz einfach aus der Mode kommen wird. Für viele junge Menschen wird bargeldloses Bezahlen zur Regel.

credit: beigestellt

GELD ° Herr Naumer, wie lange werden


C-QUADRAT ARTS Total Return Bond Der C-QUADRAT ARTS Total Return Bond überzeugt als chancenreicher, verlässlicher Portfoliobaustein in jeder Marktphase. Die Flexibilität seiner Anlagerichtlinien ermöglicht ihm, bis zu 100 % sowohl in Anleihen- als auch in Geldmarktfonds bzw. geldmarktnahe Fonds und in Bankguthaben zu investieren. Bei der Umsetzung der Anlagepolitik wird verstärkt einem Total Return-Ansatz gefolgt. Das Fondsmanagement nutzt ein von ARTS Asset Management entwickeltes technisches Handelsprogramm mit einer kurz- bis mittelfristig trendfolgenden Ausrichtung. Die Anlagestrategie orientiert sich nicht an einer Benchmark, angestrebt wird vielmehr längerfristig in allen Marktphasen einen absoluten Wertzuwachs zu erwirtschaften. Der Fonds verfügt über Top Ratings und ist vielfach ausgezeichnet. * 5 Jahre | 31,74 % * 5 Jahre p.a. |

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Wertentwicklung 10 Jahre 31.01.07 – 31.01.17

+74,98 % (5,75 % p.a.) 160

Performanceergebnisse der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko verbunden. Kurse können sowohl steigen als auch fallen. Die Per formance wurde unter Anwendung der OeKB/BVI-Methode berechnet. Ausgabe- und Rücknahmespesen sind in der Berechnung der Performanceergebnisse nicht berücksichtigt. Bei einem Anlagebetrag von EUR 1.000,– ist vom Anleger ein Ausgabeaufschlag iHv max. EUR 50,– zu bezahlen, welcher die Wertentwicklung seiner Anlage entsprechend mindert. Eventuell anfallende Depotkosten mindern den Ertrag des Anlegers zusätzlich. *Berechnungsquelle: Cyberfinancials Datenkommunikation GmbH.

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Vielfache Auszeichnungen Lipper Leader Stand: 31.12.2016 2007 • 2008 • 2009 • 2010

9 X IN FOLGE BESTER DACHFONDSMANAGER ÖSTERREICHS 2011 • 2012 • 2013 • 2014 • 2015

1. Platz: 3 Jahre 2. Platz: 1, 5 Jahre

Morningstar Rating Gesamt Stand: 31.12.2016 TM

Diese Marketingmitteilung dient ausschließlich unverbindlichen Informationszwecken und stellt kein Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen dar, noch ist sie als Aufforderung anzusehen, ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung oder Nebenleistung abzugeben. Dieses Dokument kann eine Beratung durch Ihren persönlichen Anlageberater nicht ersetzen. Grundlage für den Kauf von Investmentanteilen ist der jeweils gültige Verkaufsprospekt, die wesentlichen Anlegerinformationen (»KID«, »KIID«) sowie der Jahresbericht und, falls älter als acht Monate, der Halbjahresbericht. Diese Unterlagen stehen dem Interessenten bei der Kapitalanlagegesellschaft Ampega Investment GmbH, Charles-de-Gaulle-Platz 1, D-50679 Köln und bei der C-QUADRAT Kapitalanlage AG, Schottenfeldgasse 20, A-1070 Wien, sowie am Sitz der Zahl- und Informationsstelle in Deutschland, Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA, Kaiserstraße 24, D-60311 Frankfurt am Main, sowie im Internet unter www.ampega.de und www.c-quadrat.com kostenlos in deutscher Sprache zur Verfügung. Alle dargestellten Wertentwicklungen entsprechen der Bruttoperformance, welche alle anfallenden Kosten auf Fondsebene beinhaltet und von einer Wiederanlage ev. Ausschüttungen ausgeht. Performanceergebnisse der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Eine Kapitalanlage in Investmentfonds unterliegt allgemeinen Konjunkturrisiken und Wertschwankungen, die zu Verlusten – bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals – führen können. Es wird ausdrücklich auf die ausführlichen Risikohinweise des Verkaufsprospektes verwiesen. Trends können sich ändern und negative Renditeentwicklungen nach sich ziehen. Ein trendfolgendes Handelssystem kann Trends über- oder untergewichten. ©2017 Morningstar. Alle Rechte vorbehalten. Details zum Morningstar Rating unter www.morningstar.de. Stand Februar 2017

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Nähere Infos zum C-QUADRAT ARTS Total Return Bond erhalten Sie bei Ihrem persönlichen Anlageberater oder bei Ihrer Hausbank. ISIN: AT0000634720 (T) . Deutsche WKN: A0B6WZ (T) . C�QUADRAT Kapitalanlage AG . Schottenfeldgasse 20 . A-1070 Wien . Fax +43 1 51566-159 C�QUADRAT Info-Hotline: +43 1 515 66-0 . www.c-quadrat.com . blog.c-quadrat.com


„Nationalismus ist brandgefährlich“ Karl Sevelda hat die heißen Kartoffel aus dem Feuer geholt und die Raiffeisen Bank International nach der Finanz-

krise wieder auf Schiene gebracht. Mit 20. März übernimmt Kollege Strobl die Führung des mit der RZB fusionierten Bankkonzerns. Sevelda bleibt dann mehr Zeit für Familie und Politik. Mario Franzin

eisen Bank International mit Bilanzverkürzung, Steigerung des Kernkapitals und der Reduzie­ rung der Kreditrisiken – droht mit dem Aufkom­ men der sogenannten FinTechs den Banken neuerliches Ungemach?

Karl Sevelda: In diesem Bereich tut sich einiges. Aber so ganz altmodisch ist die Raiff­ eisen Bank ja auch wieder nicht. Wir haben den höchsten Anteil an Internetbanking von allen Banken in Österreich – wir arbeiten an der „di­ gitalen Regionalbank“ –, das ist sicherlich die Zukunft, auch in Osteuropa. Unsere Tochter Tatrabank ist z.B. als Technologieführer in Ost­ europa ausgezeichnet worden. Da wird bereits mit Stimmerkennung gearbeitet – alles bereits state of the art. Wir gehen mit der Entwicklung mit und investieren da auch sehr viel Geld. Vor allem in Zentral- und Osteuropa geht alles stark in Richtung mehr Prozessorientiertheit. Natürlich sehen wir auch, dass sich einige Fin­ Techs rasant entwickeln. Die spezialisieren sich auf ein oder zwei Produkte, die risikoarm und ertragreich sind. Wir treten da aber nicht wirk­ lich in Konkurrenz. Wir sind über die neue PSD2 (Payment Services Directive, überarbeite­ te Zahlungsdiensterichtlinie, Anm.) sogar dazu gezwungen, mit den FinTechs zu kooperieren, indem wir unsere Plattformen für Zusammen­ arbeiten öffnen müssen. Hier sehe ich zweifellos großes Potenzial. Wir erweitern ja selbst auch laufend unsere Produkt­angebote, Prozesse und Serviceleistungen. Ich finde besonders die jun­ gen Leute interessant, die sie entwickeln. Bei einer Zusammenarbeit erlebe ich, wie sie den­ ken und arbeiten – umgekehrt sehen sie bei uns auch, wie ein Bankbetrieb funktioniert, welchen Regulatorien er unterworfen ist usw. FinTechs werden heute gar nicht reguliert. Wenn sie dann in die Bankdomäne kommen, wie Kundeneinla­ gen etc., spüren sie natürlich auch die strengen

12 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

Regulierungen – dann schaut die Welt für sie auch schon anders aus. Ich sehe die Entwick­ lung für beide Seiten als Win-win-Situa­tion. Wir können uns die Agilität der FinTechs zu Nutze machen und die FinTechs profitieren von uns Banken, weil wir kapitalstark sind und über eine breite Kundenbasis verfügen – das ist ja auch nicht so unwichtig. Sehen Sie einen Zusammenhang zwischen den Entwicklungen im FinTech-Bereich und den niedrigen Zinsen?

Nein, viel eher mit der unglaublichen Entwick­ lung in der digitalen Kommunikation. Wenn Sie bedenken, dass Sie mit dem Smartphone einen Computer in der Tasche tragen, der leistungs­ stärker ist als die gesamte digitale Technik bei der ersten Mondlandung, ist das schon bemer­ kenswert. FinTechs profitieren davon, dass sie niedrigere Spesen verlangen. Bankkunden sind gegenüber diesem Thema empfindlicher geworden.

Das niedrige Zinsumfeld ist für die Banken eine massive Belastung, da muss man an der Kosten­ schraube drehen und andere Ertragsquellen suchen. Wir sind mit unserem starken Anteil in Osteuropa aber noch in einer vergleichs­ weise günstigen Situation, denn dort sind die Zinsmargen noch wesentlich interessanter. In Europa befürchte ich auch 2017 anhaltend nied­ rige Zinsen, was ich übrigens für die gesamte Wirtschaft sehr ungesund halte. Man hat ja auch gesehen, dass die Impulse auf die Wirtschaft ge­ ring sind. Für Investitionsentscheidungen ist es wesentlich wichtiger, eine langfristig positive und stabile Zukunft erwarten zu können.

Also, was unser Geschäft betrifft, gehen die Re­ gulierungen bereits viel zu weit. Basel II kam ja bereits im Jahr 2007 – also vor der Finanzkrise. Dass dann mit Basel III alles verschärft wur­ de, kann ich auch noch nachvollziehen. Aber jetzt gehen die Regulationen eindeutig zu weit. Ich musste z.B. für die Bonusregelungen im Konzern 60 Seiten studieren, die Vorschriften reichen runter bis zu den Bonifikationen in den Filialen – das ist bereits unerträglich. Oder wussten Sie, dass jeder Kredit über 25.000 Euro nach Frankfurt gemeldet werden muss? Mit einem Formular, in dem 98 Felder ausgefüllt werden müssen – Sie haben schon richtig ge­ hört: 98 Felder. Hinsichtlich der Compliance müssen sie als Bank dokumentieren können, wer genau hinter welcher Firma steht. Das ist bis zu einem gewissen Grad auch richtig – aber was Sie heute an z.T. notariell beglaubigten Do­ kumenten einfordern müssen, können Sie sich nicht vorstellen. Das führt bei den Banken na­ türlich zu einer Kostenexplosion. Als ich in der Raiffeisen Bank als Firmenkundenvorstand an­ gefangen habe, hatten wir im Risikobereich 60 Leute angestellt, heute sind es 300! Auf der einen Seite streng reguliert, auf der anderen Seite hat die EZB die Banken dazu ­gezwungen, Staatsanleihen zu kaufen, und das mit null Risikobewertung.

Ja, diese Eingriffe der Politik halte ich auch für bedenklich. Sie haben da völlig Recht. Wie kann es sein, dass Griechenland-Anleihen mit null Risiko bewertet werden und wenn ich eine Nestle-Anleihe kaufe, muss ich sie mit Ei­ genkapital hinterlegen? Ich verstehe schon die Intention der EZB, sie ist hier eine ganz andere. Sie will damit einfach die Staaten unterstützen.

Die EU bzw. die EZB versuchen, durch niedrige Zinsen und stark Regulierungen für eine posi­

Apropos stabile Zukunft. Wie schätzen Sie die

tive Zukunft zu sorgen...

populistischen Tendenzen in Europa ein?

credit: Raiffeisen International

GELD ° Nach der Konsolidierung der Raiff­­­


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Im Gespräch mit Dr. Karl Sevelda, Raiffeisen Bank International   brennpunkt

Bei den nationalistischen Bewegungen, die sich auch gegen den Freihandel richten, wird völ­ lig absurd argumentiert. Z.B. die Ablehnung der Schiedsgerichte ist Unfug. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: In Kroatien wurden die Banken per Gesetz dazu gezwungen, die Kredite von der Fremdwährung Schweizer Franken in die Fremdwährung Euro zu historischen Kursen zu konvertieren. Glauben Sie, dass Gerichte in Kro­ atien wirklich so einen Unsinn frei entscheiden? Internationale Schiedsgerichte sind da ein guter Ausweg, um die Konsumenten vor so einer Will­ kür zu schützen. Diese Strömun­gen „mein Land zuerst“, wie man sie in Europa sieht und es jetzt Trump in den USA umsetzt, halte ich für brand­ gefährlich. Wir wissen von unseren Eltern, welche Katastrophe nach dem Zerfall der Mo­ narchie durch den Nationalismus über die ganze Welt hereingebrochen ist. In Europa ist die Strömung nicht neu. Visegrad ist mit der Flüchtlingspolitik wieder aufge­ flammt, die baltischen Staaten und Polen rufen nach der NATO, weil sie Russland fürchten…

Ja, das verstehe ich z.T. aus der Geschichte der Länder heraus. In den baltischen Staaten ist z.B. der russische Anteil in der Bevölkerung sehr hoch. Aber wieso gehen diese Länder in die EU, wenn sie dann eigene Interessengruppen bilden? Man muss diesen zentrifugalen Kräften konse­ quent ein vereintes Europa entgegensetzen. Ich halte hier unter anderem den Freihandel für eine der größten Errungenschaften. Sie wollen sich nach dem Abgang aus der Raiffeisen Bank politisch engagieren. Was haben Sie da genau vor?

Ich schätze liberales Gedankengut sehr – Re­ spekt, Transparenz, Fairness. Daher bin ich auch bei respekt.net engagiert. Ich kann auch sehr gut mit den liberalen NEOS, mit ­Matthias Strolz und Beate Meinl-Reisinger, aber auch Hans Peter Haselsteiner, den ich sehr schätze. Prin­ zipiell werde ich mich dafür engagieren, gegen die überbordenden Bevormundungstendenzen einzutreten und gleichzeitig etwas gegen die ­antieuropäischen Bestrebungen zu setzen. Ab 20. März habe ich dann mehr Zeit dafür :-)

zur person: Nach dem Abschluss seines Studiums an der WU Wien arbeitete Karl Sevelda von 1977 bis 1983 als Referent für Kommerzkredite und Exportfinanzierun­ gen in der Creditanstalt, 1983 bis 1985 war er wirt­ schaftspolitischer Leiter des Büros von Minister Nor­ bert Steger. 1986 wechselte er wieder in die Creditan­ stalt, in der er bis zur Privatisierung 1997 Hauptabtei­ lungsleiter für Exportfinanzierungen, stellvertretender Leiter des Bereichs Finanzierungen und zuletzt Leiter des Bereichs Firmenkunden war. 1998 wechselte Se­ velda zur Raiffeisen Zentralbank Österreich und war dort als Mitglied des Vorstandes für den Geschäftsbe­ reich „Firmenkundengeschäft und Corporate“ verant­ wortlich. Zwischen 2010 und 2013 war er stellvertre­ tender Vorstandsvorsitzender der Raiffei­sen Bank In­ ternational. Nach dem Rücktritt von Herbert Stepic ist Karl Sevelda seit 7. Juni 2013 Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen Bank International. Im März wird Sevel­ da den Vorsitz nach vollzogener Fusion von RZB und Raiffeisen Bank International an seinen Vorstandskol­ legen Johann Strobl übergeben.

februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 13


Brennpunkt ° US-Börse

Keine angst vor Mr. Trump „Sprich sanft, aber nimm einen großen Knüppel mit“, stellte Theodore Roosevelt rund um das Jahr 1900 sein diplomatisches Credo vor. Der heutige Präsident hält hingegen wenig von leisen Zwischentönen und zerbricht massenhaft politisches Porzellan. Ironischerweise läuft die „Trump-Börse“ aber gut und mit ausgesuchten Harald Kolerus amerikanischen Aktien kann man auch weiterhin Kassa machen. ie gute Nachricht zuerst: Es gibt noch einen Politker, der seine Wahlversprechen einhält. Die schlechte Nachricht: Es handelt sich dabei um Donald Trump. Für den Mauerbau zu Mexiko stehen die Mischmaschinen bereits in den Startlöchern (als Kosten werden zehn bis 40 Milliarden Dollar kolportiert) und auch mit dem Einreiseverbot für Muslime wurde Ernst gemacht. Auch das transpazifische Handelsabkommen TTP wurde wie angekündigt gekippt. Die Erwartungen mancher Beobachter, dass Trump sich von seinen im Wahlkampf verkündeten Plänen verabschieden würde, scheinen also nicht aufzugehen. Jedenfalls haben sich die US-Aktienmärkte von der neuen „Rüpelpolitik“ nicht abschrecken lassen und nach dem überraschenden Sieg Trumps ein Kursfeuerwerk gezündet. Der Dow Jones feierte sogar einen historischen Erfolg und konnte erstmals die Marke von 20.000 Punkten knacken, auch der S&P 500 feierte ein All-Time-High. Manche Kritiker sprechen allerdings von einem Strohfeuer

und meinen, jetzt sei bereits viel Hoffnung eingepreist. Dazu kommentiert Christoph Tullner, Fondsmanager im Team des Raiffeisen-US-Aktien: „Die ,Trump-Rally‘ ist aufgrund der Erwartungen in Bezug auf niedrigere Steuern, höhere Staatsausgaben und eine geringere Regulierung vielleicht teilweise gerechtfertigt. Diese Dinge sind jedoch mit langfristigen Kosten verbunden und die Reaktion des Anleihenmarktes auf die Möglichkeit, dass die von Trump geplanten Ausgaben die Staatsfinanzen unter Druck setzen könnten, steht noch aus.“ stock PickinG GeFrAGt Im Allgemeinen richtet der RaiffeisenUS-Aktien seine Aufmerksamkeit aber nicht so sehr auf makroökonomische Entwicklungen und investiert stattdessen auf der Grundlage fundamentaler Bottom-upUnternehmensanalysen. Tullner führt weiter aus: „Die Anlagephilosophie entspricht mehr oder weniger einem langfristigen substanzorientierten Ansatz. Wir investie-

uSa: bIP in Prozent gegenüber dem Vorquartal 6 5 4 3 2 1 0 -1 -2 2011

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Die Wirtschaft der Vereinigten Staaten hält sich im Vergleich zu Europa gut; von Trump erhoffen sich einige Beobachter eine weitere Ankurbelung der Konjunktur. Quelle: Destatis, Prognose DekaBank

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„Der US-Aktienmarkt ist historisch und im internationalen Vergleich teuer bewertet“ Christoph Tullner, Raiffeisen KAG

ren in sämtliche Branchen, sofern wir die Geschäftstätigkeit nachvollziehen können, das Unternehmen eine angemessene Bilanz aufweist und die Aktie im Verhältnis zu der Kapitalrendite, die sie langfristig erzielen kann, billig gehandelt wird.“ Wobei die Vereinigten Staaten laut dem Experten einen fruchtbaren Boden bieten: „Die USA haben ein gutes – wenn auch nicht perfektes – politisches System und eine der dynamischsten Volkswirtschaften der Welt mit einigen der besten Unternehmen. Das Land hat außerdem den tiefsten und breitesten Aktienmarkt der Welt und bietet im Vergleich zu anderen Regionen eine große Auswahl. Zum Glück ändert auch die Wahl von Trump daran nichts. Selbst wenn er dies wollte, ist es unwahrscheinlich, dass er einige seiner abwegigsten Wahlversprechen umsetzen könnte, und das Team, das er zusammengestellt hat, erscheint recht rational und vernünftig. Das Problem mit dem USMarkt sind die Bewertungen.“ keine schleUDerPreise Der US-Markt ist laut Tullner nämlich insgesamt teuer, sowohl an seinen eigenen historischen Standards gemessen, als auch im Vergleich zu anderen globalen Märkten: „Ein gewisser Aufschlag mag aufgrund der

CREDITS: beigestellt, Shutterstock

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US-Börse   Brennpunkt

besseren Wachstumsaussichten des Landes angemessen sein, jedoch nicht in dem Umfang, den wir derzeit beobachten. Angesichts der derzeitigen Bewertungen ist es über mehrere Jahre lang unwahrscheinlich, dass der durchschnittliche Anleger auf dem US-Markt eine zufriedenstellende Rendite erzielen wird. Zum Glück bieten einige Sektoren immer noch interessante Gelegenheiten, wie die Finanz-, Energie- und allgemeinen Industriewerte. Mit Blick auf die Zukunft ist jedoch eine defensive Positionierung angebracht.“ Peter Shapiro, AktienAnalyst mit besonderer Expertise für USTitel bei Comgest, meint hingegen, dass die inflationsadjustierte Bewertung amerikani­ scher Aktien historisch gesehen nicht überteuert sei: „Die USA verfügen über eine kompetative Wirtschaft, der Wachstumstrei­ ber für Aktien wird sowohl mittel- als auch langfristig die Gewinnentwicklung sein.“ Attraktive Unternehmen Auch bei Comgest setzt man traditionell auf Fundamentalanalyse – mit Fokus auf Quality Growth, also wachstumsstarke Qualitätsunternehmen. Im Comgest Growth America finden sich derzeit Microsoft, Eli Lily und Comcast als die drei größten Positionen im Portfolio. Gekauft wurden 2016 unter anderem Allergan, Biogen, Cisco und Facebook. Im Portfolio des Raiffeisen-US-Aktien sind wiederum Banken stark gewichtet, Fondsmanager Tullner erklärt, warum: „Die hohe Allokation von Banken war auf die Tatsache zurückzuführen, dass sie zum Jahresanfang und auch jetzt zu den wenigen Aktien auf dem USamerikanischen Markt gehörten, die unserer Ansicht nach zu attraktiven Bewer-

„Der Wachstumstreiber in den USA ist die Gewinnentwicklung der Unternehmen“ Peter Shapiro, Comgest

tungen gehandelt wurden. Der Bankensektor hat seit der Finanzkrise insgesamt in erheblichem Umfang ­Risiken abgebaut und weist sauberere Bilanzen und die höchsten Kapitalbestände seit mehreren Jahrzehnten auf. Das Niedrigzinsumfeld hat die Tatsache verschleiert, dass einige dieser Unternehmen qualitativ recht hochwertig sein können, wenn sie richtig geführt werden. Wir sind der Ansicht, dass der Markt dies immer noch nicht vollständig zur Kenntnis genommen hat.“ Dieses gute Zeugnis für den Bankensektor ist also unabhängig von den „Trumponomics“ zu sehen. Diese stehen für eine stärkere wirtschaftliche Abschottung der USA, die Neuverhandlung von Freihandelsabkommen und ein gewisses Zurückdrängen erneuerbarer Energien. Letztlich kann aber niemand wirklich wissen, welche Maßnahmen in welcher Form tatsächlich umgesetzt werden. Trump hat sich allerdings so umfangreich zu Steuern und Infrastruktur geäußert, dass es wahrscheinlich ist, dass dies seine Prioritäten sein werden und er etwas davon umsetzen wird. Tullner dazu: „Dort, wo die Gewinne aufgrund von Regulierung unter Druck geraten sind, wie bei den Banken und vielleicht einigen Energieunternehmen, sollte seine Politik Vorteile bringen. Unternehmen mit Infrastruk-

turbezug wie Grundstofflieferanten und Maschinen­bauer könnten kurzfristig von höheren Infrastrukturausgaben profitieren.“ Überwiegend binnenmarktorientierte Unternehmen, die hohe Steuern zahlen, sollten wiederum von Steuersenkungen begünstigt werden, ebenso wie einige Technologieunternehmen mit hohen Barbeständen im Ausland. Vielleicht sind sie in der Lage, diese kostengünstig ins Inland zurückzuführen, was zu Sonderdividenden oder Aktienrückkäufen führen könnte. Politische Börse Zieht man ein Fazit, so darf sich niemand erwarten, dass die Trump-Rally in dieser Tonart weitergehen wird. Panik ist aber ebenfalls fehl am Platz, wie auch eine Analyse der Schoellerbank zeigt, sie hat die Amtszeit Barack Obamas unter die Lupe genommen. In diesen acht Jahren kletterte der S&P 500 um über 180 Prozent. Die Auswertung zeigt weiters: In den letzten Jahren konnten einige Treffer erzielt werden, wenn zur richtigen Zeit auf die Aktienfavoriten des US-Präsidenten gesetzt wurde. Jedoch gab es auch einige überraschende Wendungen und „Fehlsignale“. Spätestens die Finanzkrise hat veranschaulicht, dass es in einer Legislatur zu vielen unvorhersehbaren Krisen kommen kann. Deshalb folgert die Schoellerbank: „Bei der richtigen Titelauswahl sollten politische Börsen keine Rolle spielen. Die große Kunst der Veranlagung ist, die richtigen Unternehmen zu identifizieren. Eine langfristige und breit gestreute Investmentstrategie mit sorgfältig ausgewählten Werten schützt am besten vor unvorhersehbaren politischen Ereignissen. Keine Panik also vor der Trump-Börse.“ februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 15


brennpunkt ° Kurzmeldungen aus der Finanzpolitik

Türkei ist Ramsch

IWF: „Verheerende Systemfehler in der EU“

Die Ratingagentur Fitch hat die Kreditwürdigkeit der Türkei auf BB+ abgestuft. Auf dem nunmehrigen „Ramsch-Niveau“ gelten türkische Staatsanleihen als risikoreich.

In einem Arbeitspapier fordert der Internationale Währungsfonds (IWF) eine Änderung der EU-Regeln, um geschönte Haushalte, exzessive Schuldenaufnahme und die Umgehung der Regeln durch die Teilnehmer zu unterbinden. Denn ­diese „Unsitten“ hätten in den vergangenen 20 Jahren stark zugenommen. Laut Reuters stellte der IWF der Eurozone ein verheerendes Zeugnis aus. Von 1995 bis 2015 habe es bei den Teilnehmern der Gemeinschaftswährung geschönte Haushalte, exzessive Schuldenaufnahme und Umgehung der Regeln der EU gegeben. Gleichzeitig sei die Überwachung durch die Institutionen mangelhaft gewesen. Die durchschnittliche Staatsverschuldung in

ESM soll bei Griechenland-Hilfe einspringen

UniCredit: Rüge von EZB

Da sich der IWF weiterhin weigert, sich ohne einem vorherigen Schuldenschnitt an Griechenlands Hilfspaket zu beteiligen, will der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble nun den Euro-Rettungsfonds ESM stärker einbinden.

Die Kernkapitalquote der UniCredit ist aufgrund hoher Abschreibungen auf acht Prozent gefallen. Bis Ende ­Februar verlangt die EZB von der UniCredit ­einen schlüssigen Sanierungsplan.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) sagte im Spätsommer 2016 seine Teilnahme am dritten Hilfsprogramm für Griechenland in der Höhe von 86 Milliarden Euro zwar zu, machte sie aber von Reformfortschritten abhängig und drängte auch auf einen Schuldenschnitt – jedoch ohne Beteiligung seinerseits. Auch nach Monaten steht der IWF weiterhin auf dem Standpunkt, dass die Schulden Griechenlands nicht tragfähig seien und weigert sich, Gelder für das Hilfspaket auszubezahlen. Nun bereitet der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäub-

16 ° GELD-MAGAZIN – Februar 2017

Wolfgang Schäuble will sich bei den Griechenland-Hilfen nicht mehr auf den IWF verlassen.

le der Bild-Zeitung zufolge eine Fortsetzung der Griechenland-Hilfen ohne die von ihm bisher erwartete Beteiligung des IWF vor. Die dadurch entstehende Lücke soll der ­Euro-Rettungsfonds ESM füllen. Und der gibt sich zuversichtlich. Er sehe keinen Grund für eine alarmistische Einschätzung der griechischen Schuldensituation. (mf)

Das italienische Bankinstitut und Mutter der Bank Austria kam aufgrund ihrer faulen Kredite immer mehr unter Druck. Die Kapitalquote ist wegen hoher Abschreibungen (12,2 Milliarden Euro) unter acht Prozent gefallen. Das liegt um zwei Prozentpunkte unter den Kapitalvorgaben der Aufsicht. Insgesamt soll die UniCredit auf faulen Krediten in der Höhe von 17,7 Milliarden Euro sitzen. Jetzt platziert UniCredit eine Kapitalerhöhung von 13 Milliarden Euro und will drei Milliarden Euro aus der deutschen Tochter HVB als Sonderdividende ziehen. Das stößt nun auch den deutschen Behörden sauer auf. (mf)

creditS: Shutterstock; Archiv

Fitch begründete die Herabstufung mit der Unsicherheit im Hinblick auf die poli­tische Stabilität und Sicherheit des Landes. Nach dem Putschversuch im vergangenen Sommer sei die Notstandsgesetzgebung immer noch in Kraft. Zudem würden Terroranschläge das Verbrauchervertrauen und den Tourismussektor belasten. Das Wirtschaftswachstum hat sich im zweiten Halbjahr 2016 deutlich abgeschwächt. Die türkische Lira verfällt zusehends, was die hohe Auslandsverschuldung der Türkei zum Problem macht. Die Herabstufung durch Fitch verteuert die Schuldenaufnahme der Türkei weiter, was die wirtschaftliche Krise des Landes verschärfen dürfte. (mf)

der Eurozone sei auf mehr als 90 Prozent gestiegen, erlaubt seien 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Manche Schwierigkeiten und Herausforderungen in der Eurozone seien das Ergebnis fehlerhaft wirkender finanzpolitischer Instrumente, auf nationaler wie auf europäischer Ebene. Die IWF-Experten warnten vor der Neigung der Mitgliedsstaaten, durch die Bemühungen um bessere finanzpolitische Rahmensetzungen in der Eurozone aus ihrer eigenen Verantwortung entlassen zu sein. Nach wie vor gelte, dass die Finanzpolitik in der Eurozone in erster Linie in der Verantwortung der einzelnen Länder liege. Dazu benötige es aber eine breite politische und öffentliche Unterstützung. (mf)


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Kurzmeldungen aus der Finanzpolitik   brennpunkt

Großbanken planen massive Personalverlagerungen Die grenzüberschreitenden Tätigkeiten der Banken innerhalb der EU von London aus stehen nach dem BrexitEntscheid in Frage. Ein Ausweg für die Banken ist es, Tochtergesellschaften in Kontinentaleuropa zu etablieren bzw. auszubauen. Im Falle eines harten „Brexit“ verlieren die britischen Bankinstitute den „EUPass“, wodurch sie zur Anpassungen ihrer Geschäftstätigkeiten und zur Verlagerung an andere Finanzstandorte gezwungen wären. Mehrere große Finanzinstitute planen bereits, tausende Mitarbeiter aus London an andere Standorte in der EU zu verlagern. Goldman Sachs erwägt, bis zu 1000 Beschäftigte aus London nach

Frankfurt zu verlegen, in London würde sich die Zahl der Mitarbeiter auf etwa 3000 halbieren. Ein Teil solle auch nach Polen, Frankreich oder Spanien gehen. HSBC hingegen besitzt bereits eine Bank in Frankreich, will aber im Fall des Falles dennoch rund 1000 Arbeitsplätze aus ihrem traditionellen Hauptsitz in London in die EU verlegen. Sie schätzt, dass etwa 20 Prozent des Handelsgeschäfts vermutlich nach Paris wandern werden. Auch die Schweizer Großbank UBS prüft bereits einen Teilabzug aus London – etwa 1000 Mitarbeiter wären betroffen. Die deutsche Commerzbank hat ihr Investmentbanking in London bereits stark gekürzt, die US-Bank Citigroup will Hunderte Arbeitsplätze nach Dublin verlagern. Bri-

Theresa May: Die britische Premierministerin befürwortet konsequent einen „harten Brexit“.

tische Banken fordern nun großzügige Übergangsregelungen, wie zum Beispiel ein Stillhalteabkommen für weitere drei Jahre nach dem Abschluss der „Brexit“Verhandlungen. JPMorgan schätzt, dass die Verlagerungen allein die wichtigsten acht Banken zusammen 7,5 Milliarden Dollar kosten könnten. (mf)

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wirtschaftPanorama KARRIERE

Starke Worte ´´

Neue Partner bei PwC Mag. Christoph Obermair verantwortet seit 1. Jänner

SloWenien gegen Österreich.

2017 – mit über 17 Jahren

Bereits im Dezember reichten mehr als hundert slowenische Firmen Beschwerde bei der EU-Kommission gegen das neue österreichische Gesetz zur Bekämpfung von Lohn- und Sozialdumping ein. Sie beklagen, dass das Gesetz gegen EU-Recht verstoße, weil es ausländische Firmen diskriminiere. Die Kritik der slowenischen Unternehmen richtet sich besonders gegen die Ausweitung der Auftraggeberhaftung im Bau-Bereich für Lohnansprüche grenzüberschreitend tätiger Arbeitnehmer. Demnach muss ein österreichischer Auftraggeber, der Bauleistungen bei einem ausländischen Unternehmen beauftragt, für die Lohnansprüche der ausländischen Arbeitnehmer haften. Weil dies für inländische Firmen nicht gilt, fühlen sich slowenische Unternehmen indirekt diskriminiert. Da Österreich eine Änderung ablehnt und „extrem hohe und unverhältnismäßige Strafen auch für bürokratische und kleine Mängel“ verhängt, droht die Regierung Sloweniens nun mit einer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH), „sollte die Problematik auf bilateraler Ebene nicht zu lösen sein“.

tegie- und Managementbe­ ratung – die Fachbereiche Strategy & Operations und Compliance mit Fokus auf die Umsetzung regula­ torischer Anforderungen in Banken. Mag. Martin Spornberger leitet bereits seit 2012 die Abteilung für Abgabenver­ fahrensrecht und Finanz­ strafrecht (Tax Litigation) bei PwC Österreich, die er aufgebaut hat. Er ist auch Fachautor und Vortragender zu den Themen Finanzstrafrecht und Verfahrensrecht. Dkfm. Timo Steinmetz wechselte 2009 nach 15 Jahren bei PwC Deutsch­ land zu PwC Österreich und ist mitverantwort­ lich für die Prüfung von Banken. Er ist auch Vor­ tragender zu den Themen Aufsichtsrecht, Bank­ bilanzierung und Kreditgeschäft.

will den Standort Österreich stärken und Arbeitsplätze sichern. Zu diesem Zweck soll ein Programm zur Förderung von Start-ups bis Jahresende vorliegen,2018 soll es dann umgesetzt werden. Der Plan ist, Banken, Versicherungen und Stiftungen zu animieren, rund eine Milliarde Euro zu investieren. Der Beitrag der Republik sollen staatliche Garantien, eine Flexibilisierung des Stiftungsrechts und/oder eine Reform der Veranlagungsvorschriften sein. Aber auch andere Bereiche der Wirtschaft sollen Unterstützung erhalten. So soll es die Möglichkeit der vorzeitigen Abschreibung in Höhe von 30

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statt Wahlprogramm“ be­zeichnet Finanz­­minis­ ter Hans Jörg ­Schelling seine Vorhaben für 2017 und die kommen­ den Jahre, die er Mitte Jänner im Rahmen des „Jahresauftaktes“ im Finanzminis­terium präsentierte.

„In Österreich wird europaweit am wenigsten gepfuscht.“ In Österreich wird der Pfusch heuer um acht Prozent auf 18,9 Milliar­ den Euro sinken. Dennoch könne sich die Steuer­ moral angesichts der gegenwärtigen wirtschaft­ lichen Lage vieler Menschen verschlechtern, meint Ökonom Prof. Friedrich Schneider von der Universität Linz.

Unternehmens- und StART-uP-fÖRDERUNG rEGIERUNGS-pROGRAMM. Die Regierung

Als ein „Arbeitsprogramm

Prozent für Betriebe mit einer Mitarbeiteranzahl ab 250 Personen als Investitionsanreiz geben. Die schon lange angekündigte Halbierung der ­Steuer auf Flugtickets soll nun ab 1. Jänner 2018 kommen.Die Forschungsprämie für Unternehmen soll von 12 auf 14 Prozent steigen. Die Werbeabgabe soll bei gleichzeitiger Reduzierung des Steuersatzes auf den Online-Bereich ausgeweitet werden. Änderungen soll es auch beim Insolvenzrecht geben: Wer mit einer Firmengründung scheitert, soll künftig rascher einen Neustart machen können. Die Dauer des Abschöpfungsverfahrens wird auf drei Jahre reduziert, die Mindestquote soll entfallen.

Zahlenspiel

493.852

Arbeitslose.

Österreich ist ein trauriger Rekord gelungen. Im Jänner lag die Zahl der Arbeitslosen bei knapp einer halben Million Bürger. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 0,7 Prozent. Nach nationaler Berechnung liegt damit die Arbeitslosen-Quote bei 10,6 Prozent. Besonders betroffen sind Ausländer und Personen über 50 Jahre, bei denen es hinsichtlich ­ihrer Arbeitslosigkeit einen Anstieg um vier bzw. um 7,2 Prozent gab. Konterkariert wird die Statistik durch einen Rekord bei der Anzahl an offenen Stellen. Diese stiegen laut Arbeitsmarktservice um 35,1 Prozent auf 45.165.

CrediTS: Archiv, Wikipedia/EEP Summit, Shutterstock

Berufserfahrung in der Stra­

„Keine neuen Steuern. Keine Schenkungssteuer. ­Keine Erbschaftssteuer. Keine Vermögenssteuer. Und auch keine Wertschöpfungsabgabe.“


CRIF ADVERTORIAL

Personenauthentifizierung mittels Videochat

I

n Österreich wurde am 3. Jänner Videokonferenzen zur PersonenDie Videoidentifikation mit eSignatur im Detail 2017 die Identifizierung mittels authentifizierung werden bereits in Videokonferenz durch die Finanzeinigen Ländern Europas von den marktaufsicht (FMA) genehmigt. Die Regulatoren offiziell anerkannt und entsprechende digitale Lösung liedaher von Unternehmen zunehmend fert die Wirtschaftsauskunftei CRIF mehr genutzt. Kreditanfragen beiin Kooperation mit der deutschen spielsweise können mit Hilfe dieser WebID Solutions GmbH. neuen Technologie innerhalb weniSie ermöglicht Banken, Versicheger Minuten durchgeführt werden. rungen und Leasingunternehmen eiDie Identifikation erfolgt dabei ortsnen einfachen, schnellen, papierlosen und zeitunabhängig via internetund vor allem sicheren Geschäftsabfähigem Endgerät mit Webcam. schluss mittels Videokonferenz und Online- le und zuverlässige Authentifizierung vorgeAuch die Vertragsunterzeichnung kann dank Signatur. „Nicht nur für die Kunden, sondern beugt werden“, so Boris Recsey, Geschäftsfüh- einer qualifizierten elektronischen Signatur auch für Unternehmen ergeben sich dadurch rer der Wirtschaftsauskunftei CRIF Österreich, (QES) online durchgeführt werden. Um dies zu eine Reihe von Vorteilen, wie beispielsweise die neben Bonitätsauskünften auch innovative ermöglichen, wurde WebID Solutions als offidie Effizienzsteigerung von Abläufen und die Lösungen für Banken, Leasinggesellschaften, zielle Registrierungsstelle der A-Trust (HandySenkung von internen Kosten. Aber auch Be- Versicherungen, Handel und Industrie im Be- signatur) eingetragen. www.crif.at trug und Missbrauch können durch schnel- reich Kreditrisikomanagement anbietet.

19

WIEN NORD

FEBRUAR 2017 – GELD-MAGAZIN °


WIRTSCHAFT ° Digitalisierung

Fluch und Segen

D

er Alpenrepublik lastet ja oft das Image an, gerne in der Vergangenheit zu leben und diese gleichzeitig rührselig zu glorifizieren. Motto: „Früher war doch alles besser. Digitalisierung? Führen wir nicht, fragen Sie doch bitte irgendwo im Silicon Valley nach!“ Aber das ist natürlich eine überspitzte Sichtweise, immerhin haben wir schon bald ein Fünftel des 21. Jahrhunderts hinter uns gebracht und heute gilt es, Aufgaben neu zu gestalten sowie Abläufe entsprechend zu strukturieren. Die Digitalisierung nimmt dabei Einfluss auf sämtliche Wertschöpfungsketten eines Unternehmens: Produktion, Logistik, Vertrieb, Beschaffung und Unternehmenssteuerung. Die Geschwindigkeit und Kraft der Digitalisierung macht auch vor Österreich nicht Halt – aber wie gut sind die heimischen Firmen, ganz speziell KMU, die das Rückgrat der heimischen Wirtschaft bilden, darauf vorbereitet? Sagen wir einmal vorsichtig: Es besteht mitunter Nachholpotenzial. Wobei es zunächst die entscheidende Frage zu klären gilt, welche Chancen und Risiken Digita lisierung für heimische Unternehmen bietet, vor allem für KMU? Darauf antwortet Chris tian Rupp, Digitalisierungsbeauftragter der Wirtschaftskammer und

D.QUARKS Der Weg zum digitalen Unternehmen Carsten Hentrich / Michael Pachmajer. PwC.199 Seiten.

20 ° GELD-MAGAZIN – FEBRUAR 2017

Sprecher der Plattform Digitales Österreich: „Das Internet der Dinge vernetzt alles und alle Daten können zur Steuerung ausgewertet werden. Die Welt wird zum digitalen Dorf, das digital single market-Konzept der EU wird Realität, aber die Herausforderungen nicht einfacher. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind gefordert. Aber auch der Gesetzgeber für gleiche Spielregeln. Cyber Security, grenzüberschreitende Anerkennung elektronischer Signaturen, Gütezeichen, Datenschutz bzw. Urheberrecht usw. werden noch wichtiger, um das Vertrauen in die digitale Welt zu stärken.“ Dieter Harreither, Partner PwC Österreich und Leiter Technology Consulting, fügt hinzu: „Viele mittelständische Unternehmen in Österreich sehen sich mit großen Herausforderungen durch die digitale Transformation konfrontiert. Zwar erkennen sie dabei durchaus die sich bietenden Chancen und Möglichkeiten, verfolgen in den meisten Fällen aber keine klare Strategie“, so die nüchterne Diagnose. MEHRHEIT OHNE STRATEGIE Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt die Studie „Strategic Excellence“ der Unternehmensberatung Ernst & Young (EY) aus dem vergangenen Jahr: „Die meisten Unternehmen erkennen die Relevanz der Digitalisierung im Hinblick auf ihre Branche und ihr Geschäftsmodell: 77 Prozent der befragten Unternehmen sehen in der Digitalisierung den wichtigsten Trend. Knapp die Hälfte der Studienteilnehmer hält das eigene Geschäftsmodell in seiner jetzigen Form nicht für zukunftsfähig. Alarmierend ist dabei die Tatsache, dass 75 Prozent der Unternehmen einen geringen Digitalisierungs-

grad aufweisen und 61 Prozent über keine Digitalisierungsstrategie verfügen“, heißt es in der Analyse. Sind österreichische KMU somit auf Digitalisierung schlecht vorbereitet bzw. investieren sie nicht ausreichend? Rupp: „Alle Umfrage zeigen, dass ein bis zwei Drittel – je nach Branche – bereits realisiert haben, dass die Digitalisierung ihr Geschäftsmodell komplett verändern wird, jedoch nur ein Drittel hat bereits eine digitale Strategie, was sie tun werden.“ Er bestätigt somit den Trend, der etwa in der EY-Untersuchung festgestellt worden ist. Aber wie kann nun die Situation entscheidend verbessert und Unterstützung gewährt werden? Wie können sich die Unternehmen etwa informieren, um bei der „Umrüstung“ auf das digitale Zeitalter keine Fehler zu begehen? Dazu meint Rupp: „Die Digitalisierung ist nicht eine Software, die man einfach installieren kann, sondern bedeutet eine nachhaltige und ständige Adaptierung der gesamten Prozesskette eines Unternehmens. Daher gibt es kein Patentrezept für 4.0, es bedeutet vielmehr Individualisierung. Jeder Unternehmer braucht seine maßgeschneiderte digitale Strategie und dafür eine spezielle Beratung. Aber auch die Berater werden sich dahingehend weiterbilden müssen. Die INCITE Akademie der WKÖ arbeitet gerade spezielle Programm aus bzw. werden diese bereits angeboten.“ Die Wirtschaftskammer offeriert unter anderem Online-Ratgeber (it-safe.at) oder Webinare an (wko.at/digital) bzw. Infotage wie eday.at oder telefit.at. Das BMWFW entwickelt auch gerade mit der WKÖ ein Beratungs- und Weiterbildungsförderprogramm. Siehe: #MakeAustriaDigital.

CREDITS: Shutterstock, beigestellt, PWC, WKO

Das Internet ist weiter unaufhaltsam auf dem Vormarsch und hat auch in der österreichischen Wirtschaft Einzug gehalten. Doch wie gut sind heimische KMU auf die Zeichen der Zeit eingestellt? Die meisten Unternehmen haben die Herausforderung der Digitalisierung angenommen – in der strategischen Umsetzung zeigen Harald Kolerus sich aber mitunter noch Mängel.


Digitalisierung

„Viele Unternehmen scheuen noch immer den Wandel zur Digitalisierung“

„Die Wirtschaft wird primär dem Breitband folgen – nicht Straßen und Schienen“

Carsten Hentrich, PwC

Information ist natürlich entscheidend, aber die Umstellung auf das digitale Zeitalter kostet auch Geld – ist das bei den KMU überhaupt vorhanden? Sind hier spezielle finanzielle Förderungen oder andere Formen der Unterstützung wünschenswert? Vorsichtiger Optimismus ist laut Rupp angesagt: „Die letzten Ministerräte und Regierungsprogramme zur Digitalisierung klingen viel versprechend: Eine Digitalroadmap.at wurde ausgearbeitet, eSkills an den Schulen sollen verstärkt werden, ein Breitbandförderprogramm entwickelt usw. Letzteres ist extrem wichtig, denn die Wirtschaft wird künftig primär dem Breitband folgen – und nicht der Straße oder Schiene. Ohne Infrastruktur keine Digitalisierung, ohne eGovernment keine effiziente Verwaltung.“ Halten wir also das Positive fest: Sowohl die Unternehmer selbst, als auch die Politik scheinen die Dringlichkeit der Lage erkannt zu haben. Finanzielle Unterstützung scheint in Sicht und es bestehen auch ausreichend Möglichkeiten zur Information, wobei noch weiter am Ausbau des Angebots gefeilt wird. In diesem Zusammenhang interessant ist auch das Buch „d.quarks. Der Weg zum digitalen Unternehmen“ der beiden PwC-Spezialisten Carsten Hentrich und Michael Pachmajer. Zum besseren Verständnis: „d.quarks sind elementare Teilchen der digitalen Transformation. Diese beziehen sich auf Fähigkeiten, die ein Unternehmen benötigt, um digitale Wertschöpfung zu gestalten, zu erzeugen und an ihre Kunden zu vermitteln. Im Mittelpunkt stehen dabei die Organisation, Menschen & Kompetenzen, Prozesse und Technologien“, so Autor Hentrich. Wobei laut dem Experten viele Unternehmen

° WIRTSCHAFT

Christian Rupp, WKÖ

den digitalen Wandel noch immer scheuen. Ein Grund dafür sei ganz einfach die Furcht vor Veränderung, es fehle aber auch „ein Navi, ein Wegweiser für digitalen Wandel“. Vielleicht schafft ja hier ein Blick in das Buch „d.quarks“ ein wenig Abhilfe.

terzuentwickeln. Die grundlegende Veränderung liegt in der Art und Weise, wie diese Produkte und Dienstleistungen zukünftig produziert und umgesetzt werden. Die Kommunikation in Fabriken verläuft zukünftig oftmals naht- und drahtlos und ermöglicht eine effizientere Interaktion zwischen Beschäftigten und intelligenten Produktionsmaschinen. Wahrscheinlich ist, dass der Anteil an Routinetätigkeiten sinken wird. Diese werden immer öfter von intelligenten Maschinen übernommen. Einige Berufe werden verschwinden, ganz andere hinzukommen. Gerade im Bereich Industrie 4.0, Internet der Dinge oder im BigData erwartet man sich viele Start-ups und zehntausende von neuen Arbeitsplätzen alleine in Österreich. In Europa um das Hundertfache mehr. Allein die Plattform Industrie40.at geht von tausenden neuen Facharbeitern aus“, schließt Rupp optimistisch.

INTERNET-ATTACKEN UND JOB-KILLER Letztlich bleibt aber noch starke Verunsicherung rund um Digitalisierung bestehen, Cybercrime (siehe Grafik unten) bildet nur ein Stichwort. Aber auch Arbeitnehmer plagt die Angst: So mancher hat den Eindruck, durch Digitalisierung würden mehr Arbeitsplätze verloren gehen als neue geschaffen. Wie sieht das Rupp? „Das Wirtschaften wird digital. Der Mensch bleibt. Menschen werden auch zukünftig die entscheidenden Treiber sein, wenn es darum geht, Innovationen zu schaffen, Produkte und Dienstleistungen kontinuierlich wei-

CYBERCRIME KOMMT UNTERNEHMEN TEUER ZU STEHEN Durchschnittliche Schadenshöhe pro E-Crime-Fall bei Unternehmen in Deutschland Verletzung von Geschäftsund Betriebsgeheimnissen Verletzung von Urheberrechten

609.000 € 584.000 € 348.000 €

Datendiebstahl

337.000 €

Erpressung Ausspähen oder Abfangen von Daten Systembeschädigungen oder Computersabotage Computerbetrug Manipulation von Konto- und Finanzdaten

253.000 € 241.000 € 199.000 € 128.000 €

Die Digitalisierung hat auch ihre Tücken: Attacken aus dem Internet verursachen Kosten in Milliardenhöhe. Das, aber auch die Angst vor Veränderung, schreckt Unternehmer zurück. Quelle: statista.com, KPMG, e-Crime 2015

FEBRUAR 2017 – GELD-MAGAZIN °

21


BANKINGPanorama KONTOERÖFFNUNG PER VIDEO-CHAT

ZINSGLEITKLAUSEL

EZB BRINGT T2S

NEGATIVE KREDITZINSEN? Der Schutz des

kunden bei der Kontoeröffnung in Zukunft auch per Video-Chat. Der Bankkunde hat dabei die Möglichkeit, via PC, Smartphone oder Tablet einzusteigen. Zu seiner Identifizierung ist lediglich ein amtlicher Lichtbildausweis (Reisepass, Personalausweis oder Führerschein) erforderlich und im Nu ist das Konto eröffnet. Ermöglicht wurde diese sowohl zeitsparende als auch unbürokratische Methode durch den Einsatz von IDnow Video-Ident, einer bereits erprobten Online-Identifikations-Software.

Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank, meint in diesem Zusammenhang: „Wir sind damit die erste österreichische Großbank, die dieses System so zeitnah nach seiner Zulassung durch die FMA zum Einsatz bringt. In anderen Ländern wie z.B. Deutschland ist dieses Verfahren bereits länger legitimiert, was Fintechs ermöglichte, diese einfache Identifikationsmethode auch hierzulande anzubieten. „Damit fällt also jetzt ein entscheidender Wettbewerbsvorteil von Fintechs weg“, so Schaufler. Banken in Österreich war das bisher nicht erlaubt gewesen. Bei Online-Eröffnungen von Girokonten gab es im letzten Jahr in der Sparkassengruppe einen Zuwachs von 40 Prozent. Das neue System lässt eine Erhöhung der Abschlussquoten erwarten. Das Service steht sieben Tage pro Wochen zwischen 8 und 24 Uhr unter https://www. erstebank.at/girokonto zur Verfügung. Es können damit Standard-Girokonten und Studentenkonten eröffnet werden. Im Laufe des Jahres wird der Prozess auch für andere Produkteröffnungen zur Verfügung stehen.

22 ° GELD-MAGAZIN – FEBRUAR 2017

Kreditnehmers stand beim aktuellen Entscheid des Handelsgerichts Wien Pate, als es die AGB-Klausel zur Zinsuntergrenze bei Krediten für unzulässig erklärte. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hatte im Auftrag des Sozialministeriums die UniCredit Bank Austria AG geklagt, weil die Kreditverträge von 2016 eine Zinsgleitklausel mit variablem Zinssatz enthalten, der wohl eine Unter-, jedoch keine Obergrenze beinhaltet. Das Gericht befand, dass auch Zinsanpassungsklauseln dem Erfordernis der Zweiseitigkeit entsprechen müssen. Dies besagt, dass bei der Einführung einer Untergrenze für Entgelte auch eine Obergrenze bestimmt werden muss. Es entspricht dem Gedanken der Vertragssymmetrie, dass die Bank zur Senkung von Zinsen in derselben Relation verpflichtet ist, in der sie umgekehrt Erhöhungen vornehmen darf. Für Zinsanpassungen darf nur dann eine Untergrenze eingezogen werden, wenn auch eine adäquate Obergrenze festgelegt ist. Begründet wird diese Entscheidung mit der Verantwortlichkeit der Bank gegenüber den Kreditnehmern. Die Entwicklung des Euribor beispielsweise, der der Zinsgleitklausel zugrunde gelegt wurde, kann einen für den Kreditnehmer wirtschaftlich ruinösen Verlauf nehmen und stellt nur einen von vielen Faktoren dar, die Kreditnehmer a priori nicht einkalkulieren können.

NEUE PLATTFORM. Eine revolutionäre Ände-

rung im Wertpapiergeschäft verspricht die EZB durch die Einführung der neuen Handelsplattform Target2-Securities (T2S). Mit dieser soll laut EZB die Abwicklung von Wertpapiergeschäften in Europa kostengünstiger und effektiver gemacht werden. Dadurch könnten sich für die Finanzbranche Einsparungen in Höhe von zig Milliarden Euro ergeben. Die Einführung des Systems in der Eurozone wird schrittweise vorgenommen. Der Anteil Deutschlands wird in der Gesamtheit 40 Prozent des Gesamtvolumens ausmachen. T2S wird veraltete nationale Systeme in Europa ablösen, wo es derzeit mehr als 20 Zentralverwahrer gibt. Banken sind dann nicht mehr genötigt, Liquiditätspuffer zu halten, weil die Wertpapiertransaktionen zentral und in Echtzeit über die EZB abgewickelt werden. Die Sicherheiten der Geldinstitute können dadurch effektiver eingesetzt werden. Großbanken, die sich diesem System anschließen, werden Zentralverwahrern verstärkt Konkurrenz machen und damit den Markt beleben. Kooperationen, wie beispielsweise jene von UBS, Citi und Clearstream für ein gemeinsames Wertpapierabwicklungssystem, werden begünstigt.

STARKE WORTE ´´

„2017 könnte ein

Revolutionsjahr wie 1917 werden.“

„Ich überlege, Demonstrationen

zu verbieten, wenn sie Geschäftsinteressen zuwiderlaufen.“

Diese Meinung vertritt der

Innenminister Wolfgang

Politologe Ivan Krastev im

Sobotka im Hinblick auf

Hinblick auf den Sieg von

die Tatsache, dass sich

Donald Trump. Dieser ist

die Zahl der angemel-

für ihn das Symbol einer

deten Demonstrationen

reaktionären Zeitenwen-

seit 2006 verdoppelt hat.

de, die als populistische

Die Frage, inwieweit seine

Rebellion der Weißen gegen die Globalisierung

Ideen grundrechtlich umsetzbar sind, bleibt

zu deuten ist.

unbeantwortet.

CREDITS: beigestellt, Shutterstock, Heinrich-Böll-Stiftung/Wikimedia Commons

NOVUM. Die Erste Bank identifiziert ihre Neu-


Wien, 23. / 24. März 2017

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banking ° Fremdwährungskredite

Gefahr für Franken-Schuldner Franken-Kredite sind so gefährlich wie ein schlummernder Vulkan. Dabei arbeitet die Zeit gegen die Kreditnehmer, denn die Wechselkurse kann die Schweizerische Nationalbank nur mittels Interventionen am Devisenmarkt halten. Mit zunehmender Höhe der Währungsreserven schrumpfen aber deren Handlungsspielräume. Michael Kordovsky

ngenommen, die Schweizerische Na­ tionalbank (SNB) würde über Nacht ihre Interventionen einstellen, dann droht eine Aufwertung des Franken in zweistelli­ ger Größenordnung. Zu welchen Bewe­ gungen der Franken fähig ist, zeigte der 15. Jänner 2015, der Tag, an dem die Unter­ grenze von 1,20 Euro aufgehoben wurde: Innerhalb eines Tages fiel das Währungs­ paar Euro/Schweizer Franken von 1,20 auf 0,83, um wieder bei 0,99 zu schließen. Stopps versagten und Kreditnehmer wur­ den zu äußerst ungünstigen Kursen in Euro konvertiert. Ähnliche Turbulenzen – zumindest ein Verfall des Wechselkurses von derzeit ca. 1,07 auf deutlich unter 1,0 – sind zu erwar­ ten, wenn erkennbar wird, dass die SNB ihre Interventionen erneut eingestellt hat. Doch das ist nicht alles. Man glaubt, mit dem Kreditvertrag gut abgesichert zu sein. Das gilt zwar im Normalfall, aber das ABGB ermöglicht es den Banken, sich in einem „Katastrophenszenario“ auf höhere Gewalt zu berufen und dann für deren Kunden „unpopuläre“ Maßnahmen zu ergreifen. Unter höherer Gewalt versteht man heute ein Ereignis, das von außen kommt, unab­ wendbar ist (heimische Banken haben kei­ nen Einfluss auf geldpolitische Entschei­ dungen in der Schweiz) und zudem außer­ gewöhnlich/unvorhersehbar ist. In diese

Kategorie würde ein Ende der Interven­ tionen mit der Folge von Devisenkontrollen im Franken fallen. Devisenkontrollen be­ deuten die Einschränkung des freien Wäh­ rungstausches. In der Folge würden die Franken außerhalb der Schweiz knapp. Dann mögliche Szenarien am österrei­ chischen Kreditmarkt skizziert Stefan Jene­ wein von der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung wie folgt: „Wenn Ban­ ken sich nicht mehr wie bisher in Schweizer Franken refinanzieren können, sind zwei Szenarien denkbar: Entweder werden stei­ gende Refinanzierungskosten, sprich Fran­ ken-Zinsen, an die Kunden weitergegeben oder es kommt zur Durchführung von Zwangskonvertierungen.“ Zwar sind die Devisenkontrollen die Ultima Ratio der SNB jedoch im Bereich des Machbaren. Wa­ rum die nächste Franken-Aufwertungswel­ le bald anrollen könne, dafür sprechen mit­ tel- bis langfristig eine ganze Reihe von Gründen. Inflationsdifferenzen und langjährige Franken-aufwertung Nach wie vor weist die Schweiz eine niedrigere Inflation als der Euroraum auf. Bei gleichbleibenden Wechselkursen be­ deutet dies eine relative Verteuerung von Produkten aus dem Euroraum gegenüber jenen der Schweiz. Um das auszugleichen,

° Bilanz endfälliger Franken-kredite per 24.01.2017 Beginn Zinsersparnis der Laufzeit vor 10 Jahren 5.334,48 € vor 15 Jahren 16.681,73 € vor 20 Jahren 18.818,88 €

Währungs- Gesamt- Gewinn-Schwelle verlust erfolg EUR/CHF* – 50.698,83 € – 45.364,35 € 1,5375 € – 36.666,48 € – 19.984,75 € 1,2587 € – 55.751,59 € – 36.932,71 € 1,4087 €

* Dorthin müsste der Euro zum Franken jetzt gestiegen sein, damit man zur vergleichbaren Alternative eines Eurokredites keinen Nachteil hätte Quelle: INFINA (PROFIN®-Fremdwährungskreditrechner)

24 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

muss der Euro zum Franken abwerten. Im Dezember 2016 stand eine Nullinflation in der Schweiz einem Preisanstieg um 1,1 Pro­ zent im Euroraum gegenüber. Das sind noch immer 1,1 Prozentpunkte Differenz, die jedoch unter langjährigen Durch­ schnittswerten liegt. Somit ist es auch nicht verwunderlich, dass der Franken zum Euro seit Anfang 1980 im Schnitt um zwei Pro­ zent p.a. aufwertete. Schweizer Wirtschaft besser als erwartet Trotz der starken Währung geht es der Schweizer Wirtschaft nach wie vor gut. Das SECO (Staatssekretariat für Wirtschaft) geht für 2017 und 2018 von einem Wirt­ schaftswachstum in Höhe von je 1,8 bzw. 1,9 Prozent aus. Die Exporte sollten 2017 noch immer um 3,2 Prozent wachsen und für 2018 erwarten die Volkswirte eine Wachs­ tumsbeschleunigung auf 3,7 Prozent. Die Arbeitslosenquote sinkt voraussichtlich von 3,3 Prozent im Jahr 2016 bis 2018 auf 3,1 Prozent – im Euroraum zuletzt 9,8 Prozent. Hinzu kommt noch eine vergleichsweise niedrigere Staatsschuldenquote. Schweizer Exportfirmen tauschen deshalb ihre Export­ erlöse konsequent in Franken. Dies erzeugt permanenten Aufwertungsdruck. hohe Devisenreserven mindern den Handlungsspielraum Um dem zunehmenden Aufwertungs­ druck entgegenzusteuern, muss die Schwei­ zerische Nationalbank (SNB) Euro ankau­ fen. Die offiziellen Währungsreserven der Schweiz stiegen bis Ende November 2016 auf 693,7 Milliarden Franken bzw. 107,5 Prozent des BIP. Mit zunehmender Höhe

credit: Shuttertsock

A


°

Fremdwährungskredite   banking

der Reserven sinkt automatisch der Hand­ lungsspielraum der SNB, denn die Verlust­ risiken für die Allgemeinheit steigen. Und genau da kommt die Politik ins Spiel, von deren Seite der Druck auf die SNB bald zu­ nehmen könnte. Mögliche Vorboten für einen Anstieg des Schweizer Franken zeigten sich in den vergangenen Monaten im Kursverlauf. An turbulenten Tagen sah man erste Anzei­ chen, die als Indizien einer kontrollierten Aufwertung des Franken interpretiert wer­ den könnten. Es sah so aus, als wollten die Interventionshändler der SNB kurz „Dampf ablassen“. Dies führte immer wieder zu kurzen „Aufwertungs-Spikes“. Darüber ­hinaus ist im Ein-Jahres-Chart bereits eine gewisse Aufwertungstendenz erkennbar. Generell sind Aufwärtsbewegungen des Franken viel schneller und steiler als die da­ rauf folgenden Korrekturen. Umschulden – aber richtig! Da ein Ende der Interventionen der SNB jederzeit besiegelt werden kann, sollten sich Franken-Schuldner mit risikominimie­ renden Maßnahmen auseinandersetzen. Bei saldoreduzierender Einbringung von Tilgungsträgern und gleichzeitiger Umstel­ lung von endfälligem Modell auf monatlich ratierliche Zahlung bieten Banken im Zuge der Konvertierung Laufzeitverlängerungen an, was die monatliche Ratenbelastung re­ duziert. Oft kommen die Institute dabei mit den Konditionen entgegen: Dazu Harald Draxl, Geschäftsführer des unabhängigen Marktplatzes für Kreditkunden, Kreditinsti­ tute und Kreditberater, Infina: „Fixzinskre­ dite im Euro sind in manchen Fällen güns­ tiger als bei Neuvergaben, da die Banken

Konvertierungen in Euro attraktiv machen und gleichzeitig ihre Fremdwährungsbe­ stände reduzieren möchten.“ Unabhängig davon hat derzeit ein be­ sonders günstiges Angebot die deutsche PSD Bank Niederbayern-Oberpfalz: Bei Kreditbeträgen zwischen 200.000 und 300.000 Euro und einer Beleihung zwischen 60 und 70 Prozent des Immobilienschätz­ wertes gibt es Fixzinskredite auf 15 Jahre zu 2,10 Prozent p.a. (effektiv: 2,45 Prozent p.a.) und variable Kreditzinsen von 0,975 Pro­ zent p.a. (effektiv: 1,24 Prozent p.a.), gebun­ den an den Leitzins der EZB.

Euro zum Schweizer Franken

Seit Mitte 2016 gibt der Euro zum Schweizer Franken wieder sukzessive nach.

° Umschuldungsbeispiel eines Schweizer Franken-Kredits* Aufnahme eines Schweizer Franken-Kredits vor 10 Jahren mit einer Höhe von 100.000 Euro. Die Zinsannahme: 3-Monats-CHF-Libor (aktuell 0,7728%) + 1,50% Marge Die monatliche Zinszahlung betrug 97,05 € Der Kredit entwickelte sich bis 23.1.2017 folgendermaßen: Devisenkurs: 1,0728 €, Zinsersparnis: 5.373,43 €, Währungsverlust: – 50.694,89 € aktueller Kreditbetrag: 150.695,00 € Finanzierungs(miss)erfolg: – 45.321,46 € Der Tilgungsträger (Fondspolizze) entwickelte sich: Kalkulierte Rendite: 4,5 Prozent p.a., Überdeckung: 20 Prozent (Endwert 120.000 € bei Fälligkeit) Die monatliche Sparrate betrug (aufgerundet): 220 € -> Der gesamte monatliche Aufwand lag bisher bei 317,05 € So rechnet sich jetzt eine Umschuldung auf einen Euro-Pauschalratenkredit mit 25 Jahren Laufzeit: Aus dem aktuellen Kreditbetrag von 150.695 Euro abzüglich des Rückkaufwertes des Tilgungsträgers (27.770 Euro bei einer angenommenen Rendite von 1% p.a.) ergibt sich eine neue Kreditsumme von 122.925 € Fixzinsbindung die ersten 10 Jahre: 1,875 Prozent p.a. (effektiver Zins: 2,31 Prozent p.a.) danach 3-Monats-Euribor plus 1,50 Prozentpunkte Aufschlag. -> Die neue monatliche effektive Rate beträgt: 538,42 € *Kalkuliert mit dem Fremdwährungskreditrechner und den Kalkulationstools (PROFIN®) von INFINA.

februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 25


BANKING ° Gasteiner Bergbahnen

Skisparen mit Mehrwert Tourismusinformation der Gasteiner Bergbahnen Die Gasteiner Bergbahnen AG wird 85 Millionen Euro in den Ausbau der Schlossalm investieren. Vorstand Franz Schafflinger hat sich zur Finanzierung einiges einfallen lassen. Neben klassischen Bankkrediten holte er zukünftige Kunden mit ins Boot. Via Crowd Funding vertreibt er Gutscheine in Millionen-Höhe.

Um für die Wintergäste optimale Pistenverhältnisse zu schaffen, sind in Gastein zahlreiche Schneekanonen und über 25 Pistengeräte im Einsatz.

Mario Franzin

I

m Gebiet Bad Gastein, Bad Hofgastein und Dorfgastein sind alle Betriebe gut vernetzt. Die Banken finanzieren die touristischen Betriebe, der Tourismusverband lässt sich neue Ideen zur Kundengewinnung einfallen und die lokalen Anbieter sorgen für das Wohlergehen und den Freizeitspaß der Gäste – egal ob mit Wellness-Angeboten, Skiabfahrten, Erlebniswelten oder einfach mit Gaudi. Ein Teil dieser TourismusSymbiose ist die Gasteiner Bergbahnen AG, Bahn wird von einer kuppelbaren Viedie zum Großteil drei Banken gehört. Wähe Bahn, bestehend aus zwei Abschnit-

BRINGEN UND

t sich die Beförderungskapazität.

Im Rahmen des Umbaus bleiben vier Bahnen bestehen (blaue Linien im Bild unten), drei Bahnen werden abgetragen (rote Linien), zwei Bahnen neu gebaut (grüne Linien).

Pisten“ abinen t man t hinch von Wartegesamt tation nsport kann. sse im quenz n Einen Be-

rend sich die jährlichen Investitionen in die „Die Möglichkeit Bergbahnen im Bereich von rund zehn Milder regionalen lionen Euro pro Jahr bewegen und aus dem Beteiligung Cashflow finanziert werden, hat sich das ist extrem gut Unternehmen nun den Ausbau der Schlossangekommen“ Franz Schafflinger, alm als „Generationenprojekt“ vorgenomGasteiner Bergmen. Das Investitionsvolumen Speicherteich sichert Die Schneesicherheit istbeläuft das entschei- sich SCHNEEGARANTIE dende Kriterium für den wirtschaft- Wasservorrat Der neue Speicherteich Haitzingalm, lichen Erfolg Euro. des gesamten Winterbahnen AG bisDie2020 auf 84,8 Millionen Das ist aus Gasteiner Bergbahnen tourismus im Gasteinertal. Seit 1995 der eine Wasserfläche von 1,6 Hektar verfügt das Skigebiet Schlossalm über und eine Tiefe von 17 Metern aufweist, garantieren Schneesicherdem Cashflow von rund neun Millionen technische Beschneiungsanlagen, die entsteht südlich der neuen Seilbahnheit während der gesamten in den Folgejahren erweitert wurden. trasse Schlossalmbahn oberhalb der Mittelstation. Der Speicherteich bebeschneiten Flächen im gesamten Euro nicht mehr zuDie finanzieren. Daher Skisaison. Die Beschneiung Skigebiet umfassen inzwischen bereits sitzt ein Fassungsvermögen von rund wird weiter ausgebaut. 56,28 Hektar. greift Franz Schafflinger, Vorstand 150.000 der Kubikmeter. ausgegeben werden und der Anlagebetrag Gasteiner Bergbahnen, einerseits auf her- nach sieben Jahren in Cash getilgt wird, und kömmliche Bankkredite zurück, dachte sich drittens das „Gutschein-Modell“ mit laujedoch zusätzlich ein innovatives Finanzie- fender Tilgung, bei dem Zinsen und Tilrungsmodell aus, das vor allem die Bürger gung über fünf Jahre in gleichen Raten in der Region miteinbezieht. Form von Gutscheinen erfolgt. Von der Bergstation können die Wintersportler wählen, ob sie über die Nord- (grüne Linie), die Mittel- (orange Linie) oder die Südflanke (blaue Linie) zur Mittelstation oder weiter ins Tal fahren.

NEUE TALABFAHRT UND BREITERE PISTEN Das zusammenhängende Kernskigebiet Schlossalm-Angertal-Stubnerkogel verbindet Bad Hofgastein und Bad Gastein und reicht von 850 bis 2.300 Meter Seehöhe. Die neue Pistenplanung garantiert eine optimale Verteilung der Skifahrerströme und entschärft Gefahrenstellen und Engpässe im Abfahrtsbereich.

er Gee Teilger als el- zur r Eint. Die Metern f. Die

GUTSCHEIN-MODELL BÜRGERBETEILIGUNGSMODELL Es folgte im Jänner noch eine zweite In einer ersten Runde bot Schafflinger Pistenbauten sorgen für mehr Sicherheit Entlang der Sendleiten ab dem Bereich Brandbichl führt Das Skigebiet Schlossalm bildet der gemeinsam mit dem Ski- und künftig eine Piste bis zur Mittelstation der neuen SchlosRunde BürgerStammkundenbedem Alternativfinanzierungsgesetz entsprezentrum Angertal und dem Stubnerkogel eine weitläufige salmbahn (Süd, blaue Linie). Skischaukel. Im Rahmen des Großprojektes ist sowohl ein teiligung in Form eines Gutscheinverkaufs. chende Nachrangdarlehen an und meint Neubau, Umbau als auch Rückbau von Pisten bzw. Pistentei- Zweite Talabfahrt schafft Raum für eine len vorgesehen, da einige der bestehenden Pisten im Skigebiet Trainingsstrecke Zusätzlich zur bestehenden von Abfahrt 1000 Aeroplan wird eine Schlossalm nichtDabei mehr den heutigen skitechnischen Anforwerden mit Anlagebeträgen dazu: „Das muss man dem Heini Staudinderungen entsprechen. Vor allem enge Stellen und Pisten mit zweite Talabfahrt in Verlängerung der Sendleiten errichtet größerer Querneigung werden an die Bedürfnisse der Skigäste (Abfahrt Mitte, orange Linie). Im Bereich der Aeroplan Euro (Bronze), 2000 Euro (Silber) und 5000 ger hoch anrechnen, dass er mit seinen Akangepasst. Mit dieser umfassenden Neugestaltung wollen die (Abfahrt Nord, grüne Linie) wird durch die Verbreiterung Gasteiner Bergbahnen die Sicherheit auf den Pisten erhöhen Raum für eine permanente Trainingsstrecke geschaffen. Euro (Gold) über fünf Jahre können gleichmäßig tionen das Alternativfinanzierungsgesetz Nachwuchssportler hier die technischen Disziplinen und ein unbeschwertes Skivergnügen ermöglichen. üben. „In erster Linie haben wir natürlich die Schüler der Komprimierte Pisten machen den Skiraum Skihauptschule Bad Gastein und der Skihotelfachschule Bad gekauft, die man in angestoßen hat. Denn auch bei uns warattraktiver es aufgeteilt GutscheineHofgastein im Blick“, sagt Franz Schafflinger, Vorstand der Durch die Adaptierungen mehrerer Skipisten wird der ge- Gasteiner Bergbahnen AG. „An der Skihotelfachschule sind die Leistungen der Bergbahnen ein wesentliches Ziel, neben der Finanziesamte Skiraum ab der Haitzingalm noch attraktiver und Gasteiner die Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher und Anna Fenninum eine zweite weltcuptaugliche Talabfahrt erweitert. ger ausgebildet worden.“ rung auch die Kunden langfristig an uns zu tauschen kann – mit Stammkundenrabatt binden.“ Abgewickelt wurde die Finanzie- selbstverständlich. So wie es aussieht, dürften bei Erscheinungstermin dieser Ausgabe rung durch die Plattform 1000x1000.at. Und bereits die erste Crowd Funding- des GELD-Magazins bereits alle verkauft sein. „Das Asset ist für uns gar nicht so sehr Runde war ein voller Erfolg. Gestartet am 1. Dezember, waren binnen drei Tagen 1,5 das Geld, sondern vielmehr die KundenbinMillionen Euro platziert. Durchschnittlich dung. Sie glauben gar nicht, was wir mit uninvestierte jeder Anleger 4700 Euro. Im An- serem Angebot bewegt haben, wie viele gebot waren drei Modelle: Erstens das Leute wir in unserer Region damit begeistert „Cash-Modell“ mit jährlichen Zinsen von haben“, resümiert Schafflinger. Die Inbetriebnahme der neuen Schlossvier Prozent und einer Bar-Tilgung nach sieben Jahren. Zweitens das „Gutschein- almbahn ist für Dezember 2018 geplant. Modell“, bei dem die jährlichen Zinsen von Anzunehmen, dass die beteiligten Bürger sechs Prozent in Form von Gutscheinen zu einer Sternfahrt eingeladen werden.

„Skisparen“: Das Projekt „Schlossalm NEU“ bedeutet nach Fertigstellung kein Umsteigen mehr bei der Mittelstation und dann drei Abfahrtsmöglichkeiten mit jeweils mehr als 1200 Höhenmeter. Ab Dezember 2018 wird die neue Einseilumlaufbahn auf die Schlossalm mit Kabinen für jeweils zehn Personen ihren Betrieb aufnehmen. Die Förderkapazität wird auf 3000 Personen pro Stunde mehr als verdoppelt. Die Finanzierung z.T. via Crowd Funding war ein voller Erfolg.

26 ° GELD-MAGAZIN – FEBRUAR 2017

CREDIT: beigestellt

Direkt neben der neuen Talstation kann temporär eine Zielarena errichtet werden. Durch die Pistenüberführungen von der ÖBB-Tauernbahn und der Gasteiner Bundesstraße rücken auch Weltcup-Veranstaltungen in den Bereich des Möglichen.


Seit 2007 veranstaltet das GELD-Magazin in regelmäßigen Abständen Kongresse für institutionelle Investoren. In Halbtages-Seminaren stellen dabei jeweils vier bis fünf Gesellschaften ihre Expertise in ihrem speziellen Investmentbereich vor. Abgerundet wird die Veranstaltung durch Impulsreferate unabhängiger Experten, die in inhaltlichem Zusammenhang zur Thematik stehen.

201 7

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GELDANLAGEPanorama DEUTSCHLAND ÜBERGEWICHTET

REKORDZUFLÜSSE IN ETFs

RELATIV GÜNSTIG. „Deutsche Aktiengesell-

ROHSTOFFE & ROBOTIK. Die Nachfrage

schaften haben im Vergleich zu amerikanischen ein großes Aufholpotenzial. Sie verzeichnen hohe Industriegewinne und profitieren vom Wachstum in China“, meint Fondsmanager Jan Ehrhardt. Er hat im DJE - Dividende & SubstanzFonds rund 25 Prozent des Volumens von 1,26 Milliarden Euro in deutsche Aktien investiert. US-Titel hat Ehrhardt untergewichtet, da US-Unternehmen derzeit eine doppelt so hohe KursUmsatz-Bewertung aufweisen wie deutsche Unternehmen. „Zudem ist der DAX im historischen Vergleich relativ gesehen sehr günstig gegenüber US-Aktien und weist ein großes Potenzial auf”, so Ehrhardt. „Sollten ausländische Investoren zuversichtlicher für Deutschland und Europa werden, sehe ich neue Höchststände für die jeweiligen Aktienmärkte. Außerdem sei in Deutschland und Europa die Industrieproduktion auf einem so guten Wert wie seit 2010 nicht mehr und besser als in den USA.“

nach Rohstoff- und Robotik-ETPs hat bei ETF Securities im Jahr 2016 zu den höchsten Mittelzuflüssen seit 2009 geführt. Dabei lagen sie bei Rohstoffen im vergangenen Jahr bei 4,2 Milliarden Dollar, was bei ETF Securities eine Gesamtsumme von nunmehr 17,56 Milliarden Dollar an Rohstoff-AUM bedeutet. Dabei waren die hohen Zuflüsse in Gold-ETFs von 3,44 Milliarden Dollar bemerkenswert, nachdem es in den letzten drei Jahren noch Abflüsse gegeben hatte. Andere Edelmetalle erlebten mit Zuflüssen von 339 Millionen Dollar ebenfalls ihr erstes positives Jahr seit 2013. Agrarrohstoffe brachten 2016 Zuflüsse von 657 Millionen Dollar. In einem eher schwachen Aktien-ETFMarkt sah ETF Securities Zuflüsse von 246 Millionen Dollar, was vor allem auf die Nachfrage nach Produkten mit Robotik-Aktien (135 Millionen Dollar) und Cyber Security-Aktien (48 Millionen Dollar) zurückzuführen war. Im Fixed Income-Bereich bekam ETF Securities Zuflüsse von 243 Millionen Dollar, angetrieben vor allem durch die Nachfrage nach Produkten, die Positionen in den Schwellenländern (232 Millionen Dollar) bieten. Mark Weeks, CEO von ETF Securities, kommentiert: „Ich freue mich, zu sehen, dass wir weiterhin ein starkes Wachstum unserer AUM in Rohstoffen haben, da diese stets ein wichtiger Eckpfeiler unseres Unternehmens waren, aber wir auch starke Zuwächse bei unseren Aktien-, Fixed Income- und Währungsprodukten einfahren konnten. Wir haben allein von Vermögensverwaltern, die eine unserer wichtigsten Zielgruppen sind, Zuflüsse in Höhe von 800 Millionen Dollar bekommen.“

STARKE WORTE ´´

„Es scheint klar, dass Präsident Trump für Wachstum ist.“ Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers, traut Trump die Umsetzung seiner Wahlversprechen zu. Die neue Regierung unter Trump wird alles versuchen, um das Wachstum durch niedrigere Steuern, weniger Regulierung und zusätzliche Ausgaben anzukurbeln. Für Iggo gibt es daher auch kaum einen Grund für ein baldiges Ende der Wachstumsstory.

„Nicht rumeiern und untergewichten, sondern überhaupt nicht gewichten.“ Klaus Kaldemorgen, Fondsmanager bei der Deutschen Asset Management, rät Anlegern aufgrund seiner Erwartung, dass die Zinsen weiter steigen werden (in den USA noch stärker als in Europa), die Anleihen im Portfolio mittels Short-Kontrakten abzusichern bzw. sogar zu übersichern.

STEUERSENKUNG. Guido Barthels hat über

70 Prozent seines Ethna-Defensiv in US-Corporates investiert. „Durch die Steuersenkungen für Unternehmen, die Donald Trump angekündigt hat, wird viel Geld von US-Unternehmen zurück in die USA fließen. Dadurch werden die jeweiligen US-Firmen besser aufgestellt sein und weniger Anleihen emittieren“, erklärt Barthels

28 ° GELD-MAGAZIN – FEBRUAR 2017

gegenüber Citywire. Das Angebot der US-Unternehmensanleihen würde dann kleiner werden, bei gleich hoch bleibender Nachfrage. Unterstützend dürfte sich auch ein mögliches Ende der US-Aktienmarkt-Rally auf die Renditen der Unternehmensanleihen auswirken. „Trump wird mit seiner Politik schnell an seine Grenzen kommen“, beginnt Barthels und fügt hinzu: „Vor

allem, weil er mit seinen Maßnahmen überwiegend die Old Economy unterstützen will. Der Trump-Effekt wird schnell verpuffen. Das wird die Aktienrally in den USA beenden.“ Aus diesem Grund und weil Barthels eine mögliche Rezession in den USA im Jahr 2019 befürchtet, hält er in seinem Milliardenfonds die Duration aktuell gering.

CREDITS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

GUIDO BARTHELS: „WIR SETZEN JETZT STARK AUF US-UNTERNEHMENSANLEIHEN“


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geldanlage ° Japan

Die Renditen steigen Japan gilt im Westen als jenes Land mit zwei verlorenen Jahrzehnten. Doch in den letzten Jahren mehrten sich die Indizien, dass der Turnaround gelingt und die hartnäckige Deflation überwunden werden kann. Das eröffnet nach wie vor gute Renditechancen für Anleger. Wolfgang Regner ie meisten Japan-Experten sehen die günstige Bewertung der Börse Tokio nicht mehr als Value-Falle, sondern als beeinflusst von kurzfristigen Verkäufen ausländischer Investoren, die das Gewinnwachstum japanischer Unternehmen unterschätzen. Doch zuletzt haben der ROE (Eigenkapitalrendite) und ROIC (Return on Invested Capital) die europäischen Kennziffern überflügelt – erstmals seit mehreren Jahrzehnten. Die Dividendenrenditen liegen oberhalb jenen von US-Unternehmen. Japanische Unternehmen haben weltweit die geringste Verschuldung, die höchsten Barreserven und verfügen über sehr wachstumsstarke Tochtergesellschaften in Asien. Somit sind japanische Unternehmen generell günstig bewertet – und zwar in vielen Fällen zu Unrecht. So ein vor allem bei ausländischen Investoren ungeliebter Aktien-

markt eröffnet gerade Value-Investoren große Chancen. Das neue Corporate Governance-Gesetz und die Einführung des JPX Nikkei 400-Index, der nur Unternehmen enthält, die bestimmte qualitative Hürden überspringen, z.B. bei der Profitabilität, stärkt das Shareholder Value-Denken in Japans Managementetagen. In den Bilanzen japanischer Unternehmen schlummern regelrechte Cash-Berge, die für Aktienrückkäufe und höhere Dividenden genutzt werden könnten. Und Japan scheint nicht mitten im Fadenkreuz des neuen US-Präsidenten Trump zu stehen. Trump dürfte China als neues (handels-) politisches Feindbild ausgemacht haben. Da kommt ihm eine noch engere Partnerschaft mit Japan gerade recht. Auf Sicht der nächsten drei Jahre wird ein staatliches Ausgabenprogramm von umgerechnet mehr als 220 Milliarden Euro

Japanischer yen + schwache m2-geldmenge sind deflationär CPI: Alles außer Nahrungsmittel und Energie 2010

2011

2012

CPI: Alles ohne Frischnahrung 2013

2014

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CPI im Jahresabstand 2016 4 3 2 1 0 -1

Der japanische Yen hat sich zwar abgeschwächt, dennoch verharrt die Inflationsrate (vor allem die Gesamtinflation, CPI, grüne Kurve, aber auch die Kernrate, blau) nur knapp über Null. Quelle: Macrobond, 3. Oktober 2016

30 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

über die Bühne gehen. „Wir sehen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass japanische Firmen ihre Gewinnschätzungen nach oben anpassen. Darüber hinaus werden japanische ­Aktien am meisten von steigenden US-Leitzinsen profitieren, ebenso davon, wenn Anleger sich aus Wertpapieren mit geringer Volatilität mehr in Richtung zyklische und exportorientierte Wachstumsbranchen orientieren“, erklärt Daiji Ozawa, Chief Investment Officer Invesco Japanese Value Portfolios. Zudem hat die Arbeitslosenrate mit drei Prozent ein 21-Jahres-Tief markiert – gut für den Konsum. Kritik an der Notenbank Die BoJ hat sich dafür entschieden, die Geldbasis auszuweiten (bzw. ihre Bilanz zu verlängern), aber sie zielt nicht auf ein schnelleres Wachstum breiter Geldmengenaggregate (etwa M2). Hätte sie langlaufende Anleihen vorwiegend von Nichtbanken und nicht fast nur von Banken gekauft, wäre das Resultat ein anderes gewesen. Eine größere Geldmenge M2 wäre in den Händen der Nichtbanken gelandet. Ein M2-Wachstum von fünf bis sechs Prozent hätte ein Portfolio-Rebalancing (bei den Anleihen) ausgelöst plus größere Effekte auf Investments und Konsumausgaben gehabt, die das USQE-Programm generiert hat. Doch leider wächst in Japan M2 aktuell nur mit rund drei Prozent und damit entwickelt sich das Kreditwachstum auch sehr langsam – zuletzt mit 2,8 Prozent. Kein Wunder, dass die japanische Inflation wieder in den Minusbereich abgetaucht ist. Zuletzt scheint jedoch die Inflation langsam, aber sicher die Oberhand zu behalten. „Während die offi­ ziellen Zahlen zur Inflationsentwicklung

credit: Shutterstock

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nach wie vor enttäuschen, ist es tatsächlich so, dass die Deflations-Spirale bereits durchbrochen ist. Wer in Japan lebt, erkennt, dass niemand mehr seine Konsumausgaben in der Hoffnung auf sinkende Preise zurückhält, wie es in der Vergangenheit teilweise der Fall war. Japan ist eine offene Volkswirtschaft mit einer schwachen Währung, der die steigenden Importpreise zu schaffen machen. Folgerichtig sollte das die Inflation in Schwung bringen. Auch der Arbeitsmarkt in Japan ist sehr angespannt. Die Stundenlöhne steigen pro Jahr um zwei Prozent“, weiß Richard Kaye, Fondsmanager des Comgest Growth Japan. Invesco-Stratege Ozawa meint dazu: „Die Arbeitsmarkt­ reformen kommen nur sehr schleppend ­voran, dabei gibt es jedoch ein gutes Lohnwachstum. Trotzdem stagnierten die Konsumausgaben in den letzten neun Monaten. Die Stimmung der Konsumenten hat sich zuletzt aber verbessert. Steigende Löhne sollten hier die Situation aber allmählich verbessern. Auch die japanische Industrieproduktion hat sich erholt. Steigende Ölpreise würden zwar die Deflation abbauen helfen, aber nur dann, wenn die reale Kaufkraft der Konsumenten nicht geschwächt wird.“ Japan könnte vom neuen US-Präsidenten Trump profitieren – ein starker Dollar bzw. schwacher Yen (wäre ein Ersatz für eine lockere Geldpolitik, denn diese stößt an ihre Grenzen) würde die Exportwirtschaft beflügeln. Diese macht aber nur 17 Prozent des japanischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Allerdings verzeichnet Japan den drittgrößten Überschuss in der Handelsbilanz mit den USA, nach Deutschland und China. Viele japanische Unternehmen haben Produktionsstätten in die USA

verlagert. So betreiben alle großen japanischen Automobilhersteller volumenstarke Fabriken in den USA. Wenn Trump mehr Fabriken in den USA sehen will, könnten japanische Roboter-, Maschinen- und IT-Firmen von deren Errichtung profitieren. Auch die Reformen kommen voran. So soll der Steuersatz für Unternehmen bis 2017 auf 25 Prozent sinken. Aktuell werden Unternehmen noch in keinem anderen Land so hoch besteuert wie in Japan – und zwar mit 39 Prozent, verglichen mit 20 Prozent in Europa und 22 Prozent in den USA. Die hohe Steuer drückt natürlich auf die Eigenkapitalrenditen japanischer Firmen. Auch ein neues Gesetz zur Corporate Governance wurde erfolgreich auf den Weg gebracht. Danach sollen mehr unabhängige Experten von außerhalb der Unternehmen in den Aufsichtsrat einziehen. Weiters hat sich die Profitabilität der japanischen Unternehmen deutlich verbessert. So ist die Eigenkapitalrendite von zwei auf acht Prozent gestiegen. Schwacher Yen beflügelt „Das Ertragswachstum der im Portfolio des Comgest Growth Japan enthaltenen Unternehmen war innerhalb der vergangenen fünf Jahre jeweils zweistellig. Unser Fonds setzt auf strukturelle exportorientierte oder binnenländische Wachstumstrends, die sich nicht über Nacht ändern – z.B. die OnlineDurchdringung in Branchen wie beispielsweise Konsumgüter und Gesundheit oder der Überalterung der Bevölkerung“, erläutert Richard Kaye. „40 Prozent der Portfolio-Unternehmen sind auf Nischenmärkte im Ausland fokussiert, ein Großteil dieser Unternehmen hat seinen globalen Marktanteil um jeweils über 50 Prozent erhöht.

Insgesamt erwarten wir, dass das Ertragswachstum in unserem Fonds auch 2017 über zehn Prozent liegen wird“, sagt Kaye. Anlagestrategien Comgest setzt auch in Japan auf den ­bewährten „Quality Growth Ansatz“. „Wir sind Stock Picker aus Überzeugung und setzen ausschließlich auf konzentrierte Ak­ tienportfolios, die einen hohen Anteil an Aktien außerhalb der Benchmark aufweisen. Im Zuge unseres Selektionsprozesses achten wir stark auf das Gewinnwachstum der beobachteten Unternehmen – ein nachhaltiges Gewinnwachstum bringt überdurchschnittliche Erträge bei unterdurchschnittlichem Risiko. Japan birgt viele globale Weltmarktführer. Wir fokussieren uns hier auf Unternehmen in Marktnischen, die über sehr hohe Markteintrittsbarrieren verfügen. Beispiele hierfür sind etwa Industrieroboter und -software (Fanuc) oder Nidec, der Weltmarktführer für energiesparende und wartungsarme Elektromotoren. Dazu ist der Comgest Growth Japan zu etwas mehr als 50 Prozent in Small und Mid Caps investiert. Das Stock Picking hier macht viel Freude, da die meisten großen Finanzhäuser ihre Analystenabteilungen im Smallund Mid Cap-Bereich geschlossen haben“, sagt Richard Kaye. Daiji Ozawa und sein Japan-Aktienteam sind dagegen überzeugte Value-Investoren. „Das Buchwert/KursVerhältnis der Börse Tokio liegt bei nur 1,3, in den USA etwa bei über 2,5. Mit einer erhöhten Profitabilität wird ein Teil dieses Unterschieds aufgeholt werden können. Wir achten vor allem auf nachhaltige Geschäftsmodelle, eine aktionärsfreundliche Corporate Governance und die Bewertung februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 31


geldanlage ° Japan

auf der Basis normalisierter Gewinne (=Gewinne über mehrere Konjunkturzyklen hinweg, mindestens aber im Zeitraum von zehn Jahren). Positiv ist auch, dass die Unternehmen auf einem Cash-Berg von über 2000 Milliarden Dollar in ihrer Bilanz sitzen, der aktionärsfreundlich abgebaut werden könnte. Im Geschäftsjahr 2016 sollten die Gewinne zwischen zehn und zwölf Prozent gestiegen sein – eine ähnliche Wachstumsrate erwarten wir auch für 2017. Sollte die Deflation überwunden werden, haben binnenmarktorientierte japanische Unternehmen die größten Chancen. Wir setzen vor allem auf den produzierenden Sektor und den Kapitalgütersektor. Der ‚Industrie 4.0‘Prozess macht in Japan rasche Fortschritte“, erklärt Ozawa. Und zum Thema Schuldenabbau? „Wenn die Inflation zurückkehrt, und einiges spricht dafür, wird das nomi-

nelle BIP stärker wachsen und der Prozentsatz der Schulden, gemessen am BIP, würde sinken“, so Ozawa. Ruth Nash, Co-Manager des JOHCM Japan Dividend Growth Fund, sieht ebenfalls viel Positives: „Das Abwärtspotenzial ist gering – heimische Pensionsfonds, Unternehmen und sogar die Bank of Japan (BoJ) treten als Aktienkäufer auf. Die Wirtschaft gewinnt an Schwung und die Unternehmensgewinne stehen vor einem Revisionszyklus, der nach oben führt und ein neues Rekordniveau erreichen könnte. Was die Anti-Deflationspolitik anbelangt, sehen wir uns als Contrarians: Im Gegensatz zu den meisten Marktakteuren glauben wir, dass die Abenomics-Reform ziemlich erfolgreich war (was die Geld- und Fiskalpolitik anbelangt). So ist der Aktienmarkt stark gestiegen, der Yen stark gesunken und andere Kennziffern sind ebenfalls gestie-

gen: So die Dividenden und die Eigenkapitalrenditen, die Mieten, Neubaubeginne und Beschäftigungszahlen. Ein Hauptgrund für Japans langes Verharren in der Deflation war das langsame Lohnwachstum. Die Regierung hat dies erkannt und wird ein neues Lohngesetz auf den Weg bringen, das einen Mindestlohn und untere Grenzen für Lohnerhöhungen vorschreiben wird. Auch der JOHCM Japan Dividend Growth Fund wird nach dem Value-Ansatz gemanagt. Wir suchen Unternehmen mit überdurchschnittlich hohen Dividenden bzw. Dividendenwachstum. Dazu sehen wir uns die Bilanzund Geschäftsberichtsdaten der letzten zehn Jahre an. Dabei stehen der freie Cashflow und die Bilanzeffizienz im Vordergrund. Wir investieren rund 80 Prozent in große Unternehmen, 20 Prozent in Mid Caps“, schließt Nash.

INtErVIEw ° FONDSMANAGER DES COMGEST GROWTH JAPAN

GELD ° Wie sieht Ihre Gesamteinschät-

Der dritte Pfeil im Köcher von Premier

zung des japanischen Aktienmarktes aus?

Abe wurde mit starker Verspätung

RICHARD KAYE: Für den Gesamtmarkt orten wir positive Aspekte. Die japanischen Gewinnrevisionen überzeugen im internationalen Vergleich. Zudem sehen wir Verbesserungen in der Corporate Governance japanischer Unternehmen. Die Aktionärsvergütungen durch Dividenden und Aktienrückkäufe haben sich seit dem Jahr 2009 konstant nach oben entwickelt. Auch der extrem niedrige Anteil der Unternehmen mit externen Aufsichtsratsmitgliedern steigt stetig an und liegt mittlerweile bei über 90 Prozent. Insgesamt kann die japanische Marktbewertung durchwegs als attraktiv bezeichnet werden. Die von Premier Abe geplante Senkung der Unternehmenssteuer dürfte den Konzernen im Land sehr entgegenkommen. Diese werden auch von der Verlagerung der Kapitalflüsse profitieren. Der Anstieg des Aktienanteils japanischer Pensionsfonds dürfte sich fortsetzen. Auch die Notenbank kauft Aktien.

abgeschossen…

32 ° GELD-MAGAZIN – fEbruAr 2017

Es gibt Rückstände bei den Strukturreformen, dennoch wurden bereits Fortschritte erzielt. Der Körperschaftsteuersatz wurde substanziell nach unten korrigiert und wird auch künftig weiter gesenkt werden. Die hohe Steuerlast war einer der Gründe, weshalb japanische Unternehmen, verglichen mit ihren Pendants aus den USA, Europa und sogar aus den Emerging Markets, in der Vergangenheit nur schwache Eigenkapitalrenditen liefern konnten. Auch Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen haben zugenommen, was zeigt, dass sich die Kapitalallokation der japanischen Unternehmen verbessert. Die Gesamtkapitalrenditen haben in den vergangenen Jahren zu Europa aufgeschlossen. Der neue Index JPX Nikkei 400 wurde geschaffen, um Unternehmen mit höherem Aktionärs-Fokus das nötige Exposure zu bieten. Unter den diversen Aufnahmekriterien ist der Drei-Jahres-Return on Equity hier de-

finitiv eines der entscheidenden Merkmale. Sehen Sie die Aktienkäufe der BoJ nicht kritisch? Droht eine Aktienblase?

Keineswegs. Als aktiver Investor finden wir es gut, dass Unternehmen für hohe Erlöse und Wachstum belohnt werden. Japans börsennotierte Gesellschaften unternehmen große Anstrengungen, um in den JPX Nikkei 400 aufgenommen zu werden. Der Index ist auf eine robuste Wertschöpfung der Unternehmen ausgerichtet, die sich anhand eines hohen Return on Equity zeigt. Der ‚Government Pension Investment Fund‘ (GPIF) bedient sich hinsichtlich seiner passiven Investitionen des JPX, was im Endeffekt einer Art Belohnung für Unternehmen mit hohen Erträgen gleichkommt.

credit: beigestellt

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geldanlage ° Emerging Markets

Gute Karten für 2017

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016 wird von vielen Beobachtern gemeinhin als annus horribilis bezeichnet: Brexit-Votum und die Wahl Trumps zum 45. US-Präsidenten trieben Politikern und Anlegern die Schweißperlen auf die Stirn, für Aufregung scheint auch weiterhin zur Genüge gesorgt. Bad news – gute Performance Die Börsen fühlten sich in diesem Umfeld allerdings überraschend wohl, was nicht zuletzt für die Schwellenländer gilt. So legte der MSCI Emerging Markets rund 18 Prozent zu – und das, nachdem der Index 2015 schwer nach unten gerutscht war. Alles in allem scheint sich das Blatt für die Emerging Markets – die nicht zuletzt unter dem gedämpften Wachstum Chinas gelitten hatten – zum Positiven zu wenden. Die ­makroökonomischen Rahmenbedingungen der Schwellenländer haben sich insgesamt leicht verbessert, wobei es unter den einzelnen Ländern große Unterschiede gibt. Die wirtschaftliche Erholung Russlands und Brasiliens nach den tiefen Rezessionen

MSCI Emerging Markets 600 580 560 540 520 500 480 460 440 420 400 380

2013

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Für Schwellenländer-Börsen stehen die Voraussetzungen 2017 gut.

34 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

scheint weiter voranzuschreiten, die Wachstumszahlen in China scheinen sich zu stabilisieren und bewegen sich im Vergleich zu anderen großen Volkswirtschaften immer noch auf hohem Niveau. Der Einsatz konjunkturfördernder fiskalpolitischer Maßnahmen sollte sich speziell im asiatischen Raum wachstumsfördernd auswirken. positive entwicklung Stephan Lukesch, verantwortlicher Fondsmanager des Pioneer Funds Austria – R.I.CH. Stock (PIA RICH Stock), kommentiert: „Geldpolitisch gibt es aufgrund des von der US-Notenbank gestarteten ,Normalisierungsprozesses‘ (sprich: vorsichtigen Erhöhung, Anm.) der Leitzinsen wohl weniger Spielraum, um Impulse zu setzen und von der Inflationsseite sehen wir da mit Ausnahme einiger weniger Länder, wie zum Beispiel der Türkei, keine unmittelbaren Probleme herannahen. Rückenwind kommt natürlich auch von den höheren Rohstoffpreisen. Wachstum und Unternehmensgewinne sollten auch von Seiten der Developed Markets unterstützt werden, wo die letzten Konjunkturindikatoren ein durchaus positives Bild zeichneten. Insgesamt gehen wir von einer stabilen bis leicht positiven Wirtschaftsentwicklung in den Emerging Markets 2017 aus.“ Starkes Wachstum Die Vorteile einer Veranlagung an den Aktienmärkten der Emerging Markets liegen laut Lukesch und anderen Experten im Wachstumspotenzial dieser Volkswirtschaften. Die mittel- bis langfristigen Wachstumsschätzungen liegen im Schnitt über jenen der entwickelten Länder, auch

die öffentliche Verschuldung ist vergleichsweise niedrig. Gabriela Tinti, Fondsmanagerin des ESPA Stock Global Emerging Markets, spricht den Schwellenländern ­einen Ausbau des Tempos zu: „In der jüngeren Vergangenheit ist der Wachstumsvorsprung der Schwellenländer gegenüber den Developed Markets auf rund 2,5 Prozent zurückgegangen. Wir glauben aber, dass sich die Differenz bis 2020 auf über drei Prozent ausweiten wird.“ Neben dem Comeback der Commodities ist die wachsende Mittelschicht laut der Expertin ein entscheidender positiver Faktor für die Emerging Markets: „Die Mittelschicht gewinnt an Einkommen, wovon Volkswirtschaft und Unternehmen profitieren. Weiters ist die fortschreitende Urbanisierung als Treiber zu nennen, sie macht Infrastrukturinvesti­ tionen notwendig und sorgt für steigende Umsätze und Unternehmensgewinne.“ Außerdem wurden in vielen Schwellenländern wirtschaftliche Reformen vorangetrieben, die Menschen haben immer besseren Zugang zu Bildung, Arbeitskräfte und Unternehmen sind zunehmend international konkurrenzfähig. Aufgrund des steigenden Wohlstands wächst die Mittelschicht, was sich wiederum im geänderten Konsumverhalten der Menschen zeigt. Nicht zuletzt begründen auch die stetigen Verbesserungen im Bereich der Corporate Governance die Attraktivität dieser Märkte für Investoren. Die Veranlagung an den Märkten der Schwellenländer kann Anlegern daher Vorteile im Sinne der Diversifikation bieten, das bedeutet das Ertrags-­ Risiko-Profil des Portfolios verbessern. Kleiner Tipp am Rande: Aufgrund der höheren Volatilitäten sind aber ein längerer

creditS: beigestellt, Archiv

Die ehemals verwöhnten Schwellenländer ließen in der jüngeren Vergangenheit kräftig Federn: Das Wachstum blieb hinter den Erwartungen zurück und die Börsen mussten „bluten“. Imageschaden inkludiert. Im Vorjahr gelang aber die Wende zum Besseren und auch die Zukunft sieht interessant aus – dem Störfeuer eines Donald Trump zum Trotz. Harald Kolerus


°

Emerging Markets   geldanlage

Fair bewertet Die Bewertungen der SchwellenländerAktien bleiben laut dem Experten im Vergleich zur historischen Wertentwicklung und zu den Industriestaaten attraktiv, sogar

China: absatz-Boom Bei elektroautos (BEV, PHEV) , 2015/2014 (YTD Sept.)

Tausend 400 350

334.500 2015

300

2014

15.126

Deutschland

0

18.224

50

Frankreich

150

25.067

200

Norwegen

250 91.425

keine politischen scheuklappen Aber nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in den Emerging Markets selbst ist die politische Situation in Bewegung. Dazu analysiert Ross Teverson, Fondsmanager des Jupiter Global Emerging Markets Equity Unconstrained: „2016 war

ein Jahr dramatischer politischer Veränderungen – angefangen mit der Amtsenthebung von Dilma Rousseff in Brasilien bis zur Wahl des selbst ernannten ,Punisher‘ Rodrigo Duterte auf den Philippinen. Viel wichtiger für Anleger sind jedoch meiner Meinung nach die langfristigen Investmentchancen in Schwellenländer-Aktien, die sich aus einer Kombination aus attraktiven Bewertungen, fortlaufenden strukturellen Veränderungen und sich verbessernden Fundamentaldaten von Unternehmen ergeben. Gelegentlich kann eine zu starke Konzentration auf politische Entwicklungen ­diese Chancen verdecken.“

USA

Risikofaktor Trump Die „Großwetterlage“ zeigt sich also durchaus freundlich für die Emerging Markets, dunkle Wolken könnten allerdings aus Richtung der USA aufziehen. Neo-Präsident Donald Trump hat bekanntlich im Rahmen seiner „america first-Politik“ angekündigt, die Wirtschaft seines Landes stärker schützen zu wollen, er stellt dabei internationale Handelsverträge in Frage. Verbal besonders scharf geschossen wird gegen China und Mexiko. Könnte ein erstarkender Protektionismus der Vereinigten Staaten und die mögliche Einschränkung des Welthandels die Emerging Markets besonders schmerzhaft treffen? Dazu meint Pioneer-Experte Lukesch: „Die Auswirkungen der von US-Präsident Trump skizzierten Politik sind noch schwer zu prognostizieren. Ein hoher Grad an Unsicherheit herrscht speziell darüber, ob und wie die wirtschafts- und außenpolitischen Themen umgesetzt werden. Jedenfalls können langfristig negative Konsequenzen für den globalen Handel und die Weltwirtschaft nicht ausgeschlossen werden. In Bezug auf die Schwellenländer liegt das Hauptaugenmerk natürlich auf der zukünftigen Handelspolitik der USA, wobei die Ankurbelung der amerikanischen Wirtschaft durchaus auch teilweise zu Lasten der Emerging Markets ausfallen kann.“ Stichwort Strafzölle und Protektionismus: „Zudem können ein stärker werdender Dollar und steigende Zinsen in den USA – beides Faktoren, die mit Trumps Strategie durchaus zusammenpassen – manche Zentralbanken in den

Emerging Markets daran hindern, die Zinsen zu senken, da ihr Spielraum weiter eingeschränkt wird“, so Lukesch. Die großen Volkswirtschaften sollten mit diesen Rahmenbedingungen laut dem Spezialisten vergleichsweise geringere Probleme haben: „China zum Beispiel kann auf eine Reihe von internen Wachstumsmotoren, wie etwa Strukturreformen, Produktivitätswachstum oder Forschung & Entwicklung, bauen. Für Russland wäre die zuletzt diskutierte Aufhebung der Sanktionen sicherlich vorteilhaft, wenngleich dies noch keineswegs als beschlossene Sache gilt.“ Tinti von der ESPA führt im Gespräch mit dem GELD-Magazin weiter aus: „Es lässt sich schwer einschätzen, welche Politik, etwa was Zölle und Handelsbeschränkungen betrifft, Trump tatsächlich verfolgen wird. Die Auswirkungen auf die Emer­ ging Markets lassen sich deshalb auch noch nicht vorhersagen. China ist hier sicherlich in einer besseren Position als Mexiko, dessen Handelsbeziehungen zu 80 Prozent auf die USA ausgerichtet sind. Gegenüber Mexiko sind wir als Anlageregion deshalb auch skeptisch eingestellt. Chinas Handel findet hingegen größtenteils in Asien statt, das Land verfügt weiters über riesige Währungsreserven, ist größter Kreditgeber der USA und Abnehmer von großen US-Unternehmen.“

Ross Teverson, Jupiter

99.748

Anlagehorizont und entsprechende Risikotoleranz erforderlich.

Gabriela Tinti, ESPA

„Es gibt ­keinen Mangel an ­attraktiven ­Aktien in den Emerging Markets“

China

Stephan Lukesch, Pioneer

„Die rasche Urbanisierung ist ein Treiber für das Wachstum den Emerging Markets“

Global*

„Die Auswirkung von Trumps Politik auf die Schwellenländer sind schwer zu skizzieren“

Das Reich der Mitte ist heute schon der größte Markt für E-Autos. Quelle: CAM

februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 35


geldanlage ° Emerging Markets

nach der Erholung der Tiefstände im ersten Quartal 2016: „Außerdem sind viele Anleger in dieser Anlageklasse untergewichtet. Betrachtet man diese Faktoren gemeinsam, besteht ein Potenzial für erhebliche Kapitalflüsse in Schwellenländer und für einen Aufwärtstrend bei Aktien. Hierfür müsste die Zuversicht der Anleger in die Zukunft noch weiter wachsen.“ Nach Auffassung von Teverson besteht kein Mangel an Aktien aus Frontier Markets und Schwellenländern, die 2017 und in den Jahren danach ein erhebliches Gewinnwachstum erzielen könnten: „Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Titel ist so groß, dass sie in unserer Strategie um ihre Position konkurrieren müssen – ein Zeichen für die Attraktivität von Aktien aus Schwellenländern mit Blick auf das neue Jahr“, so der Experte. interessante regionen Schenkt man den Emerging Markets 2017 und darüber hinaus sein Anlegervertrauen, wofür einige Argumente sprechen, steht im Rahmen der Portfoliodiversifika­ tion natürlich auch die Auswahl attraktiver Regionen bzw. Länder im Mittelpunkt. Beispielsweise ist die Investmentstrategie des Fonds PIA R.I.CH. Stock explizit auf die Wachstumsmärkte Russlands, Indiens und Chinas (inkl. Hongkong und Taiwan) ausgelegt. Sie grenzt sich damit deutlich von anderen Fonds ab, die das Thema Emerging Markets global abbilden. Fondsmanager Lukesch führt weiter aus: „Die Anlagestrategie des Fonds ist derzeit auf eine ausgewogene

° bip-veränderung emerging markets 2016 2017 Indien 6,6 % 7,2 % China 6,7 % 6,5 % Lateinamerika – 0,7 % 1,2 % Brasilien – 3,5 % 0,2 % Russland – 0,6 % 1,1 % Developed Markets USA 1,6 % 2,3 % Eurozone 1,7 % 1,6 % Deutschland 1,7 % 1,5 % Japan 0,9 % 0,8 % WELT 3,1 % 3,4 %

2018 7,7 % 6,0 % 2,1 % 1,5 % 1,2 % 2,5 % 1,6 % 1,5 % 0,5 % 3,6 % Quelle: IWF

36 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

und breit diversifizierte Portfoliostruktur ausgerichtet, wobei der Schwerpunkt der Veranlagung auf Einzeltitelebene in allen Regionen auf Unternehmen mit relativ hoher Marktkapitalisierung gelegt wird. Aus makroökonomischer Sicht favorisieren wir Indien und Russland. Die russische Wirtschaft hat zuletzt Momentum aufgenommen, dort gibt es durchaus auch Raum für Zinssenkungen. Indien hat genug Spielraum, um die Wirtschaft mit fiskalpolitischen Maßnahmen anzukurbeln. Beide Länder sind in einem Umfeld steigender Zinsen gut aufgestellt und haben relativ geringe Auslandsschulden. In diesem Zusammenhang muss man aber festhalten, dass die Entwicklung des russischen Aktienmarktes seit den US-Wahlen zu den besten unter den Schwellenländern zählte.“ 2016 hatten vor allem Russland und Brasilien, maßgeblich getrieben durch ein Widererstarken der Rohstoffpreise, wieder Boden gut gemacht. Tinti dazu: „Russland wird heuer wahrscheinlich eines der stärksten Länder sein, die steigenden Rohstoffpreise sorgen für mehr Einnahmen und auch für mehr Konsum im Land. Es könnte auch eine Entspannung der politischen Beziehungen mit dem Westen im Raum stehen. Gegenüber Brasilien sind wir neutral bis positiv eingestellt.“ Sehr interessant ist für die Expertin die Entwicklung in Indien: „Für die erste Jahreshälfte sind wir hier noch etwas verhalten eingestellt, im weiteren Jahresverlauf zählen wir das Land aber zu den Top-Playern unter den Emerging Markets. Brasilien verfügt über starkes Wachstum und mittel- bis langfristig sollten sich die vielen Reformbemühungen positiv auswirken“, so Tinti. Zu nennen ist etwa eine Reform der Umsatzsteuer, die im Sommer zum Tragen kommen sollte. Bis dahin gelten in den indischen Bundesstaaten unterschiedliche Sätze für die Umsatzsteuer, was den Warenverkehr nicht gerade einfach macht. Das soll sich durch die Vereinheitlichung ändern und die Abwicklung für Unternehmen beschleunigen. Indien als Favorit Von einer „rosigen Zukunft“ für Indien spricht gar Avinash Vazirani, Fondsmana-

ger des Jupiter India Select SICAV: „Die indische Wirtschaft wird 2017 infolge der unerwarteten Demonetarisierung der Regierung voraussichtlich einigen kurzfristigen Turbulenzen ausgesetzt sein. Entwicklungen, wie die Einführung einer nationalen Steuer auf Güter und Dienstleistungen sowie mögliche niedrigere Zinssätze, dürften sich auf lange Sicht für die Zukunft des Landes jedoch positiv auswirken. Kurzer Rückblick: Anfang November gab Premierminister Modi bekannt, dass größere Banknoten künftig kein gesetzliches Zahlungsmittel mehr sein werden. Insbesondere die alten 500- und 1000 Rupien-Scheine werden in Geschäften nicht mehr angenommen. Sie können jedoch bei Banken eingezahlt werden. Die aus dem Umlauf genommenen Scheine entsprechen ca. 86 Prozent des in Indien im Umlauf befindlichen Bargelds, umgerechnet etwa 220 Milliarden US-Dollar. Die Regierung will damit nicht erfasste Vermögen bzw. Schwarzgelder eindämmen. Dies führt kurzfristig zu Problemen, da die indische Wirtschaft überwiegend mit Bargeld funktioniert und vor dieser Änderung 98 Prozent der Geschäftstransaktionen in bar erfolgten. Vazirani: „Doch andererseits dürften auf lange Sicht enorme positive Auswirkungen auf die indische Wirtschaft erkennbar werden. Die Maßnahme wird zu einer Vermögensübertragung von den Schwarzgeldbesitzern auf die Regierung führen. Letztere kann diese Gelder für höhere Investitionen in die Infrastruktur oder höhere Leistungen für die ärmeren Bevölkerungsschichten verwenden, die einen größeren Konsumbedarf haben.“ Die Regierung legte den Grundstein für diese Maßnahme bereits durch die Eröffnung von fast 270 Millionen neuen Bankkonten. „Auf diese Weise kann sie leichter Geld an Menschen mit niedrigem Einkommen ausgeben. Das neue ,Direct Benefit Transfer Scheme‘, das als weltweit größtes Sozialversicherungssystem angekündigt wurde, ermöglicht der Regierung, Unterstützungszahlungen direkt auf die Bankkonten der Begünstigten zu überweisen, anstatt sie in Subventionen fließen zu lassen“, so Vazirani. Es wird laut dem Fondsmana-


°

Emerging Markets   geldanlage

ISIN GB00B64TS881 IE00B3NFBQ59 LU0254836850 AT0000A00YJ6 LU0113993801

FONDSname Volumen Perf. 1 J. Stewart Investors Global EM Sust. 400 Mio. € 18,7 % Hermes Global Emerging Markets 1.370 Mio. € 25,6 % Robeco Emerging Stars Equities 661 Mio. € 26,1 % Pioneer Funds Austria - R.I.CH. Stock 34 Mio. € 32,7 % Henderson Gartmore Em. Markets 109 Mio. € 26,8 %

3 J.p.a. 5 J.p.a. 9,8 % 9,5 % 14,2 % 8,3 % 10,8 % 6,5 % 12,9 % 6,1 % 11,0 % 5,5 %

ter 1,80 % 1,64 % 1,69 % 2,24 % 1,75 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

eingreifen, falls die BIP-Entwicklung hinter den Erwartungen nachhinkt.“ 
Interessant ist in Zusammenhang mit China übrigens der Umweltsektor: Der teilweise katastrophale ökologische Zustand und vor allem die lebensbedrohende Luftverschmutzung (siehe Grafik unten) zwingen Peking zum Handeln und zu Investments in nachhaltige Wirtschaftszweige. Stark subventioniert werden Unternehmen aus dem Bereich der neuen Energien, China ist heute aber auch der weltweit größte Markt für Elektroautos. Fazit Prinzipiell gilt laut Tinti für 2017 stärker als je zuvor: „Das Vorgehen eines Fondsmanagers in den Emerging Markets wird immer selektiver. Wir wissen noch nicht, welche Handelsabkommen Trump mit ­welchen Ländern anstrebt. Das kann auch direkte Auswirkungen auf die Margen der Unternehmen haben. Deshalb muss die Analyse bis auf die Unter­nehmensebene heruntergebrochen werden und die Einzeltitelauswahl letztlich be­stimmen.“

todesfälle durch luftverschmutzung 2005

1,4 Mio.

2010

1,2 Mio. 1 Mio 800 Tsd. 600 Tsd. 400 Tsd.

Restliche Welt

200 Tsd.

Indien

nahmen wie zum Beispiel im Infrastrukturbereich oder die Förderung von Public Private Partnerships gewinnen an Effektivität.“ Abgesehen von der Ungewissheit über die zukünftige US-Außenpolitik erscheinen laut Lukesch die Bedenken über Chinas zukünftiges Wachstum möglicherweise übertrieben. China kann vielmehr das Potenzial vieler eigener Wachstumsmotoren heben. Demografisch gesehen wirkt der oft beschriebenen Überalterung der Bevölkerung die Tatsache entgegen, dass der Beschäftigungsgrad bis zuletzt weiterhin gestiegen ist und die Lebenserwartung in China steigt, sodass die Menschen länger im Berufsleben stehen. Produktivitätsgewinne werden auch zukünftig durch die Verschiebung von Arbeitskräften aus dem vergleichsweise unproduktiven landwirtschaftlichen Bereich in Richtung anderer Sektoren erzielt werden. Die Qualität der Arbeitskräfte steigt kontinuierlich mit den Ausbildungsmöglichkeiten, was speziell bei der Entwicklung Chinas hin zum Erzeuger höherwertiger Produkte und Dienstleistungen eine wichtige Rolle spielt. Die Investitionen in Forschung und Entwicklung (als Anteil am BIP) ist bereits auf dem durchschnittlichen Niveau der EU-Staaten. Lukesch: „Nicht zuletzt werden Strukturreformen eine entscheidende Rolle in der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung des Landes spielen, wie zuletzt zum Beispiel im Bereich der Finanzregulierung oder der Landreform.“ Tinti ist gegenüber China als Portfolio-Play derzeit neutral eingestellt: „Das vierte Quartal ist besser ausgefallen als erwartet und wir rechnen 2017 mit einem Wirtschaftswachstum von ca. 6,5 Prozent für das Reich der Mitte. China sorgt immer wieder für Wachstumsimpulse und kann etwa über Infrastrukturinvestments

China

China: gut gehalten Indien werden somit von Vazirani und anderen Experten sehr gute Karten zugesprochen, oft wird der Subkontinent aus ökonomischer Sicht sogar als das „bessere China“ bezeichnet. Womit wir bei der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt und dem wichtigsten Emerging Market angekommen wären. Das Reich der Mitte sorgt ja immer wieder für Kopfzerbrechen, weil mancherorts befürchtet wird, dass das Wachstumstempo hinter die Pläne Pekings zurückfallen könnte. Auch ein „hard landing“ wird heiß diskutiert. So pessimistisch sieht das Pioneer-Experte Lukesch nicht: „Berücksichtigt man die Bedenken der Märkte, hat sich Chinas Wirtschaft im letzten Jahr relativ gut gehalten. Zwar erwarten wir eine weitere leichte Abschwächung des Wachstums, diese sollte aber weniger schmerzhaft ausfallen. Die Inflationszahlen sind nicht zuletzt aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise im grünen Bereich. Der Immobiliensektor zeigt nach den Interventionen seitens der Politik Anzeichen einer Stabilisierung, auch die gezielten fiskalpolitischen Maß-

° die besten Schwellenläner-fonds

OECD

ger einige Monate dauern, bis diese langfris­ tigen positiven Faktoren greifen, während dieser Phase wird eine gewisse Unsicherheit vorherrschen. In den nächsten beiden Quartalen wird das Bruttoinlandsprodukt wahrscheinlich nicht wachsen, da sich die Konsumausgaben aufgrund mangelnder Liquidität voraussichtlich abschwächen werden. Vazirani: „In den kommenden Monaten zeichnen sich aber auch positive Entwicklungen ab, wie eine Verschiebung von Sachanlagen zu Finanzanlagen, die öffentlichen Banken und Finanztechnologieunternehmen zugute kommen dürften. Der organisierte, Steuer zahlende Sektor wird auf ­Kosten der Steuerhinterzieher profitieren. Und eine Zinssenkung hätte für viele Unternehmen niedrigere Fremdkapitalkosten zur Folge. Wir werden es hier mit einem Szenario zu tun haben, in dem auf kurzfristige Nachteile auch langfristige Vorteile folgen. Unsere langfristige Prognose für die Binnen­ wirtschaft und den Aktienmarkt in Indien ist jedenfalls nach wie vor sehr positiv.“

Investments in Umweltschutz sind in Schwellenländern wortwörtlich lebensnotwendig. Quelle: Institute for Health Metrics & Evaluation (2013), The Global Burden of Disease (GBD)

februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 37


GELDANLAGE ° Nachhaltigkeit

Wer überwacht die Wächter? Um nachhaltige Investments von solchen mit „grünem Deckmäntelchen“ unterscheiden zu können, wurden diverse Labels und Rankings ins Leben gerufen. Doch wie objektiv sind diese Orientierungshilfen selbst? Das GELD-Magazin hat seriöse Gütesiegel unter die Lupe genommen und Experten dazu befragt. Fazit: Aus der Harald Kolerus Eigenverantwortung können Anleger nicht genommen werden. ie Beliebtheit von nachhaltigen bzw. ethischen Investments steigt überproportional, was natürlich prinzipiell sehr erfreulich ist. So umfasste das Volumen des nachhaltigen Anlagemarktes in Deutschland, Österreich und der Schweiz Ende 2015 insgesamt 326,3 Milliarden Euro. Im Vergleich zu 2014 entspricht dies einem Wachstum von 65 Prozent. Der größte Beitrag zum Marktwachstum und mit 55 Prozent der größte Anteil am Gesamtvolumen stammt aus der Schweiz (Daten laut dem letzten Marktbericht für Nachhaltige Geldanlage des FNG. Die Zahlen für 2016 sind noch nicht vollständig erfasst).

GEGEN „GRÜNWASCHEN“ Mit dem Vormarsch der Nachhaltigkeit bzw. SRI (Sustainable Responsible Investments) ist in der jüngeren Vergangenheit leider auch die Unsitte des sogenannten Greenwashings immer mehr in Mode gekommen. Also der irreführenden Praxis von Unternehmen, ihre Produkte bzw. sich selbst ökologischer darzustellen, als sie tatsächlich sind. Die Gegenreaktion ließ nicht lange auf sich warten: Mittlerweile existieren eine Vielzahl von Gütesiegeln und Ratings, die solche Manipulationen enttarnen und die nachhaltige Ausrichtung von Unternehmen sowie diversen Finanzprodukten garantieren sollen. Hier kommen wir aber sehr schnell zur klassischen Frage: „Quis custodiet ipsos custodes?“ Also: „Wer überwacht die Wächter selbst“, die der römische Schriftsteller Juvenal schon vor rd. 2000 Jahren stellte, die aber auch im 21. Jahrhundert nicht an Aktualität verloren hat. Denn Nachhaltigkeits-Ratings und Gütesiegel

38 ° GELD-MAGAZIN – FEBRUAR 2017

sind prinzipiell eine hilfreiche Sache, es ist aber auch schon Kritik laut geworden. Problematisch wird es nämlich, wenn die Unternehmen, die bewertet werden, gleichzeitig die Auftraggeber der Ratings sind. Wenn die Research-Agenturen von den zu prüfenden Unternehmen bezahlt werden, ist die Objektivität natürlich in Frage gestellt. Kristina Rüter, Head of Research der Nachhaltigkeits-Ratingagentur oekom research, kann diese Kritik nachvollziehen, deshalb ist auch die Geschäftspraxis ihres Hauses anders ausgerichtet: „Die Kosten für unsere Research-Leistungen werden zu über 95 Prozent von Investoren und Finanzinstitutionen getragen, die unser Service in Anspruch nehmen. Also nicht von den analysierten Unternehmen selbst – nur in Einzelfällen treten Unternehmen an uns heran, die sich selbst bewerten lassen wollen und dafür bezahlen.“ Ein Anhaltspunkt für Investoren ist somit, sich das Geschäftsmodell von Ratingagenturen anzusehen und die Unabhängigkeit solcher Institutionen ins Auge zu nehmen. Neben dieser Unabhängigkeit spielt die Researchqualität und -tiefe eine Rolle: „Wichtig ist auch, dass die Ergebnisse eines Ratings nicht aus einer isolierten Zahl bestehen. Es sollte auch der Kontext erläutert werden, also warum es zu dieser und jener Bewertung gekommen ist“, so Rüter. UNTERSCHIEDLICHE ANSÄTZE Das gilt auch für Gütesiegel und Labels, die es zunehmend zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Finanzprodukten gibt. Wobei die Geltungsbereiche verschiedener Labels durchaus differieren können, wie Sabine Pex, bei oekom research im Bereich Sales &

Business Development tätig, im Gespräch mit dem GELD-Magazin ausführt: „Manche Labels sind stark auf die einzelnen Produkte, wie zum Beispiel Fonds, ausgerichtet. Für andere Labels muss die Nachhaltigkeit im Kerngeschäft eines ganzen Investmenthauses festgeschrieben sein. Natürlich ist auch dieser Ansatz zulässig, allerdings wird der Fokus dann viel enger.“ Pex weiß, wovon sie spricht, so war die studierte Betriebswirtin und Umweltmanagerin unter anderem als Ansprechpartnerin für nachhaltige Geldanlage bei der HypoVereinsbank tätig. Außerdem leitete sie die Entwicklung des FNG-Siegels (Forum Nachhaltige Geldanlage) für nachhaltige Publikumsfonds. „Beim FNG-Siegel war unser Ansatzpunkt, trotz vergleichsweise hoher Mindestanforderungen möglichst viele Marktteilnehmer in den Nachhaltigkeits-Prozess miteinzubeziehen und sie zu ständigen Verbesserungen zu animieren. Es handelt sich hier also um einen pragmatischen Ansatz, der nachhaltige Wirkung im Kapitalmarkt entfalten soll. Kapital muss zu den Unternehmen fließen, bei denen es positive Dynamik im Sinne der Nachhaltigkeit gibt“, so die Expertin.

R P E G

MINDESTSTANDARDS GEFORDERT Sie bezeichnet folgerichtig Nachhaltigkeit nicht als abgeschlossenen Zustand, sondern als Prozess. Pex fügt hinzu „Es existieren verschiedene Vorstellungen von Nachhaltigkeit – bei gleichzeitiger Existenz eines weitgehenden gesellschaftlichen Konsens zu Themen wie zum Beispiel Menschenrechtsverletzungen.“ Am weitesten verbreitet ist übrigens laut dem eingangs zitierten FNG-Marktbericht

CREDITS: beigestellt, Archiv

D


Nachhaltigkeit

„Staatliche Mindestanforderungen für nachhaltige Investmentprodukte fehlen“

„Gütesiegel und Labels stellen für Anleger nützliche Wegweiser dar“ Alexander Osojnik, Erste Asset Management

Sabine Pex, Oekom Research

in Österreich, Deutschland und der Schweiz der Ausschluss von Streumunition und Antipersonenminen. Dieser wird auf 4,3 Billionen Euro angewendet. An zweiter Stelle folgen Massenvernichtungs- bzw. ABCWaffen, die zusätzlich für 1,8 Billionen Euro als Ausschluss definiert sind. Auf Platz drei hat es mit 369 Milliarden Euro der Ausschluss von Spekulationen mit Nahrungsmitteln geschafft. Aber nicht überall herrscht ein breiter Konsens, wünschenswert wären deshalb laut Pex staatliche Mindestanforderungen für nachhaltige Investmentprodukte. Solange diese Standards fehlen, ist es schwierig, eine „Watch-Dog-Funktion“ auszuüben. Wobei laut Pex Gütesiegel und Labels einen guten Anlageberater nicht ersetzen können: „Gütesiegel stehen nicht isoliert da, sie sind hilfreiche Instrumente, mit denen Investoren und Berater operieren können. Und sie beruhen auf der Qualität des zugrunde liegenden Researchs.“

T F Ü R

WICHTIGE ORIENTIERUNGSHILFE Das GELD-Magazin sprach zum Thema auch mit Dominik Benedikt und Alexander Osojnik, beide sind Analysten aus dem Nachhaltigkeits-Team der Erste Asset Management. Osojnik meint: „Prinzipiell stellen Gütesiegel und Labels nützliche Wegweiser dar, die verdeutlichen, in welche Richtung Investments gehen können. Das Hauptproblem dabei ist, dass es keine gesetzlichen Mindeststandards für Investmentprodukte gibt. Das kann natürlich zu Verwirrungen führen. Trotz der Wichtigkeit von Gütesiegeln bleibt es gerade im Bereich der Nachhaltigkeit den Investoren nicht erspart, sich eingehend mit der The-

° GELDANLAGE

matik zu beschäftigen. Er sollte sich also die Frage stellen: Wofür steht ein Gütesiegel und wofür stehen letztlich die einzelnen Fonds?“ DIFFERIERENDE AUFFASSUNGEN Auch Benedikt weist darauf hin, dass es keinen einheitlichen gesetzlichen Mindeststandard zu nachhaltigen Investments, etwa analog zur „Bio-Kennzeichnung für Lebensmittel, für die gesamte EU gibt. Allerdings existieren mehrere seriöse Labels wie etwa das Österreichische Umweltzeichen

oder das bereits erwähnte FNG-Siegel. Die Erste Asset Managemt orientiert sich stark an diesen Labels.“ Die Experten verweisen darauf, dass es sehr schwierig ist, ein europaweites Gütesiegel zu etablieren, aus dem einfachen Grund, weil die Auffassungen zu Nachhaltigkeit stark differieren können. So hegt etwa die katholische Soziallehre Bedenken gegen Investments in Abtreibungskliniken und Abortiva oder Verhütungsmittel – Felder, die für andere nachhaltig motivierte Investoren hingegen weniger problematisch sind.

STARK IM TREND: NACHHALTIGE INVESTMENTS 256,6 0,2

in Deutschland, Österreich und der Schweiz (in Milliarden Euro)

Investmentfonds Mandate und selbstverwaltete Vermögen von Asset Ownern sonstige Finanzprodukte

192,7

120,9 0,1

125 100 75 50 25 0

13,6 1,5 6,1 6,0

2005

19,7 2,0 9,4 8,3

2006

33,2 2,5 17,1

22,7 0,7 10,3 11,7

2007

2008

13,6

37,9 1,63 16,1 20,2

2009

51,9 1,63 24,0

60,6 0,9

71,4 0,8

83,7 0,5

36,4

43,1

70,6

29,2

26,3

30,5

34,2

40,1

50,2

63,7

2010

2011

2012

2013

2014

2015

Ethische Investments gewinnen stark an Beliebtheit und stärker an Volumen hinzu als der Gesamtmarkt bzw. „konventionelle“ Anlageformen. Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen

FEBRUAR 2017 – GELD-MAGAZIN °

39


GELDANLAGE ° Nachhaltigkeit

Auch lehnen viele Menschen Atomkraft und grüne Gentechnik oder Stammzellforschung ab, andere Anleger können diese Techniken gerade als Chance und Problemlöser sehen. Benedikt: „Es ist hier also wirklich nicht einfach, auf den sprichwörtlich ,grünen Zweig‘ zu kommen.“ Die Akzeptanz bzw. Nachfrage nach Gütesiegeln für Investmentprodukte ist nicht zuletzt regional/kulturell bedingt, so spielen sie etwa in den USA eine kleinere Rolle als in Europa. Osojnik: „In Nordamerika sind mir keine entsprechenden großen Labels bekannt.“ SERIÖSE SIEGEL Nehmen wir nun zwei Gütesiegel etwas genauer unter die Lupe: Bereits genannt wurde das Österreichische Umweltzeichen, das vom Umweltministerium und dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) vergeben wird. Hier wird prinzipiell eine breite Palette an Themen abdeckt: Von klassischen Produkten im Konsumgüterbereich über den Tourismus bis zu Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sowie Green Meetings und Events wird hier auf Nachhaltigkeit geachtet. In dieser Form gibt es das Österreichische Umweltzeichen bereits seit 1990; aktuell erfüllen mehr als 3200 Produkte und Dienstleistungen von 380 Unternehmen die strengen Kriterien. Im Finanzbereich zertifiziert das Österreichische Umweltzeichen ethisch orientierte Projekte und Unternehmen, die Gewinne durch nachhaltige Investitionen erzielen. Christian Kornherr vom VKI führt weiter aus: „Die Auswahlkriterien für Umweltzeichen-Fonds sind klar definiert und werden streng überprüft. Ausgeschlossen sind Fonds, die in Atomkraft, Rüstungsgüter oder in den Handel damit investieren. Aktivitäten im Bereich Gentechnik werden ebenfalls überprüft und können gegebenenfalls zu einem Ausschluss führen.“ Ebenso ein „No-Go“ sind Investitionen in Unternehmen oder Einrichtungen, die systematisch Menschenoder Arbeitsrechte sowie zentrale politische, soziale oder Umweltstandards verletzen. „Der Auswahlprozess muss geeignet sein, Unternehmen zu identifizieren, die tatsächlich positive Leistungen für Umwelt

und Soziales bringen. Um das zu gewährleisten, ist ein definierter Qualitätsstandard einzuhalten“, so Kornherr. Ein entscheidender Punkt ist laut dem Experten prinzipiell die Transparenz der Ratingagenturen bzw. der Stellen, die Gütesiegel vergeben: „Die Nachhaltigkeitskriterien und Auswahlverfahren sollten klar ersichtlich sein – eine Grundvoraussetzung, damit der Investor überprüfen kann, ob die nachhaltige Ausrichtung der Ratingagenturen der eigenen Gesinnung entspricht“, meint Kornherr. Ob ein Finanzprodukt nun die Kriterien des Österreichischen Umweltzeichens erfüllt, entscheidet ein externer Prüferpool. Dieser setzt sich konkret wie folgt zusammen: rfu – Reinhard Friesenbichler Unternehmensberatung, PwC Österreich; Klaus Gabriel (als Person, er ist aber auch Geschäftsführer von CRIC – Verein zur Förderung von Ethik und Nachhaltigkeit bei der Geldanlage, denkstatt GmbH, ESG Plus GmbH sowie Hoffmann & Partner Sozialkapitalmanagement). Der Prozess der Überprüfung kann dabei schon ein bis zwei Monate in Anspruch nehmen, wobei die Kosten je nach Aufwand differieren und sich laut Kornherr „in der Größenordnung von einigen tausend Euro bewegen, fünfstellig sind sie aber nicht“. Ein Vorteil des Österreichischen Umweltzeichens ist sicherlich, dass mit dem Umweltminsterium sozusagen der Staat sein Okay gibt und der gewohnt kritische VKI sein wachsames Auge darauf wirft. Nicht staatlich, aber ebenfalls seriös ist auch das bereits erwähnte FNG, der Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz. Mit dem relativ neuen FNGSiegel werden nachhaltige Publikumsfonds ausgezeichnet und bewertet; es wurde am 23. November 2016 zum zweiten Mal offiziell vergeben. Insgesamt 38 Fonds aus fünf europäischen Ländern wurden hier für würdig befunden. Sieben Fonds – darunter ein Green Bond Fonds – konnten die höchste Auszeichnung von drei Sternen erreichen, 21 Fonds zwei Sterne und zehn Fonds einen Stern. Was aus heimischer Sicht besonders erfreulich ist: Gleich 16 österreichische

„Bei der Vergabe des FNGSiegels werden Investmentfonds akribisch überprüft“

Wolfgang Pinner, FNG

Fonds erhielten hier das FNG-Siegel. Kommt es nun eigentlich auch vor, dass Anieter, die um das FNG-Siegel einrechen, „abblitzen“, weil die Kriterien nicht erfüllt werden oder sind die Fondsgesellschaften hier bereits gut vorbereitet? Darauf antwortet Wolfgang Pinner, Head of SRI bei der Raiffeisen Capital Management und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des FNG: „Im ersten Jahr der Vergabe, also 2015, sind tatsächlich drei oder vier Fonds ,durchgefallen‘. Für 2016 wussten die Applikanten schon besser, worauf sie sich einstellen müssen. Da gab es kein Durchfallen.“ Ob die einzelnen Fonds den Kriterien des FNG-Siegels entsprechen, werden durch den französischen Think Tank Novethic überprüft, die Bearbeitungsgebühr von 2800 Euro sind vom Fondsanbieter zu berappen, wobei dieses Gütezeichen auf ein Jahr vergeben wird.

40 ° GELD-MAGAZIN – FEBRUAR 2017

VERGLEICH MACHT SICHER Fassen wir zusammen: Gütesiegel sind gut, Anleger sollten sich aber klarmachen, was hinter ihnen steckt und wofür sie stehen. Es lohnt sich auch ein Blick auf ratesustainability.org, hier werden Ratingagenturen verglichen. Arista ist wiederum ein europäischer Qualitätsstandard für Nachhaltigkeits-Ratingagenturen, der auf Freiwilligkeit beruht. Erwähnenswert ist noch, dass zwischen Erste Sparinvest und WWF (World Wide Fund for Nature) seit Oktober 2006 eine Kooperation besteht, in deren Rahmen das Fondsmanagement durch einen vom WWF initiierten Umweltbeirat unterstützt wird. Gleichzeitig spendet die Erste Sparinvest einen Teil ihrer Einnahmen dem Wasserschutzprogramm des WWF Österreich. Lobenswert!

CREDIT: beigestellt

T F Ü R P E G


°

Im Gespräch mit Carl Vermassen, Degroof Petercam   geldanlage

EM Bonds – gelebte Nachhaltigkeit SRI-Kriterien in die Asset-Selektion neu zu emittierender Anlageprodukte aufzunehmen, ist heute beinahe Standard. Aspekte der Nachhaltigkeit konsequent bei einem Investment in den Emerging Markets umzusetzen, ist schon eher eine Herausforderung. Im folgenden Gespräch wird dargestellt, wie Degroof Petercam dieser Herausforderung mit ihrem DPAM L Bonds EM Sustainable Fonds erfolgreich begegnet. GELD °

Auf welche Weise wurde das

­investierbare Universum Ihres EM-SRI-Flagshipfonds ausgewählt? Welche Parameter ­kommen bei der Auswahl zur Anwendung?

carl vermassen: Im Fokus unseres Investmentansatzes stehen ausschließlich Staatsanleihen aus Schwellenländern beziehungsweise Anleihen, die von sogenannten supranationalen Agenturen wie der Weltbank oder dem Internationalen Währungsfonds emittiert wurden. Dabei bevorzugen wir generell Lokalwährungen, da wir den „Carry“ als Hauptrenditetreiber der kommenden Jahre betrachten (dabei handelt es sich um den jeweiligen Coupon, geteilt durch den Preis der Anleihe bei Kauf). Unser Investment-Prozess ist grundsätzlich zweiteilig: Der erste Teil besteht darin, eine Rangliste der Länder zu erstellen, die in der Nachhaltigkeitsrangliste ganz oben stehen. Der zweite Teil besteht aus der finanziellen Analy-

Carl Vermassen, einer der Manager des Degroof Petercam EM-Anleihenfonds

se, bei der die Rendite-Erwartungen und alle Risiko-Aspekte berücksichtigt werden. Ziel ist es dabei, eine optimale Diversifikation zu erreichen, was durch die Einbeziehung von „Frontier Markets“ geschieht, die häufig weniger „flow-getrieben“ sind und dadurch weniger

mit den klassischen Schwellenländern wie Brasilien, Südafrika, ­Mexiko etc. korrelieren. Das Ausgangsuniversum unserer Analyse umfasst über 80 Schwellenländer und „Frontier Markets“ – alle werden auf Nachhaltigkeitskriterien hin untersucht und bewertet. Dieses Ranking ist die Grundlage unseres nachhaltigen Investitionsuniversums. Zunächst werden jene Länder, die von den Experten „Freedom House“ und „The Economist Intelligence Unit“ als nicht demokratisch angesehen werden, ausgeschlossen. Danach kommen weitere 30 Kriterien zum Einsatz, die wir in-house erstellt und gewichtet haben. Dieses Modell basiert auf einem Nachhaltigkeitsanalyse-Ansatz der OECD-Länder, den wir bereits 2007 erstellt haben. Dieser wird seitdem im erwähnten Universum angewandt und hat sich vor allem 2009 auf dem Höhepunkt der Eurokrise optimal bewährt. Vom OECD-Nachhaltigkeitsmodell ausgehend haben wir bereits

renditeaufschlag von schwellenländern 5.50

Daily 31.12.2002 to 24.1.2017 Yield Spread of EM 23.1.2017: 4.7611

5.00 4.7611 4.50 4.00 3.50 3.00 2.50

CrediT: beigestellt

JGENVHYG Indes (J.P. Morgan GBI-EM Global Diversified Composite Yield to Maturit)

2.00 2003

2004

2005

2006

2007

2008

2009

2010

2011

2012

2013

2014

2015

2016

Lokalwährung gegenüber aggregierten Anleihen Quelle: 2017 Bloomberg Finance L.P.

februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 41


geldanlage ° Im Gespräch mit Carl Vermassen, Degroof Petercam

2007 etwa alle Euro-Peripheriestaaten ausgeschlossen, da sie nicht den entsprechenden Nachhaltigkeitskriterien entsprachen. Dadurch konnten wir die Eurokrise komplett umschiffen beziehungsweise haben sogar davon profitiert, da wir hauptsächlich in Staatsanleihen investiert waren, deren Spreads sich im Zuge der Krise verringert hatten. So konnten wir die Volatilität unserer Investitionen eher gering halten und gravierende Kapitalverluste nahezu vermeiden. Seit mittlerweile vier Jahren wenden wir dieses Modell auch auf Schwellenländer an. Welche Kriterien kommen – vom Demokratie-

der Länder und deren Währungen. Dies beinhaltet typischerweise eine Analyse wirtschaftlicher und politischer Kriterien des Landes sowie der Höhe und Struktur der Zinsen. Miteinbezogen wird dabei eine umfassende Prüfung der Risiken, eine Analyse der Marktliquidität sowie des allgemeinen Risikoappetits in die Analyse. Das Resultat ergibt – vollkommen benchmarkunabhängig – eine Investment-Sicht der Schwellenländermärkte, deren Risiken und Opportunitäten. Generell sind wir in ungefähr 25 bis 30 Länder und etwa 60 Bonds investiert, die nach Regionen, Ländern, Bonität, Laufzeiten und Währungen differenziert sind.

gedanken mal abgesehen – zum Einsatz?

Die Nachhaltigkeitskriterien werden zweimal im Jahr mit frischen und objektiven Daten gefüllt und beziehen sich vom Demokratiegedanken abgesehen auf die Bereiche Umweltschutz, Erziehung und Bildung der Bevölkerung, die generelle wirtschaftliche Entwicklung eines Landes, die soziale Lage der Bevölkerung, die Einhaltung von Gesundheitsstandards sowie die Vermögensverteilung. Entsprechend müssen vierzig Prozent der Vermögenswerte im obersten Quartil der Rangliste der Schwellenländer und maximal zehn Prozent im untersten Quartil investiert werden. Wie gestaltet sich der Investmentprozess?

Der traditionelle Investmentprozess beginnt mit der Fundamentalanalyse und der Bewertung

Wie beurteilen Sie generell und speziell unter dem Aspekt von Donald Trumps Wirtschaftspolitik die fundamentale Situation der Emerging Markets?

Dies ist schwierig abzuschätzen, da wir mit Trump ein völliges Novum erleben, eine völlig neue politische Kultur, auch was die Kommunikation angeht. Die Risikoprämien für unsere Anlageklasse sind eindeutig noch größer geworden, was aber nichts Negatives bedeuten muss. Im Gegenteil, hieraus können sich auch extrem attraktive Investitionsmöglichkeiten ergeben. Wir konzentrieren uns auf die mittelfristigen Fundamentaldaten. Solange die protektionistische Agenda hauptsächlich auf Worten und nicht auf Taten beruht, gehen wir davon aus, dass Schwellenländer gegen-

über entwickelten Märkten weiterhin hohes relatives Wachstum aufweisen werden. Diese beiden Faktoren sollten die gute Performance von Schwellenländeranleihen in den nächsten Jahren vorantreiben. Zudem ist die aktuelle Bewertung wirklich günstig. Die Spreads von Schwellenländeranleihen sind fast auf historischen Höchstständen – in der Vergangenheit war dies ein guter Einstiegszeitpunkt in diese Anlageklasse. Weshalb ziehen Sie Anleihen in lokalwährungen solchen in US-Dollar oder Euro vor?

Die großen Bondmärkte der Welt sind im Wesentlichen mit den höchstentwickelten Wirtschaftsmächten ident. Sie verfügen über unabhängige Zentralbanken und niedrige Inflation. Ein weiteres Charakteristikum dieser Länder sind entwickelte Volkswirtschaften mit einer soliden Basis an institutionellen Investoren. Gleichzeitig sind diese Länder nur zu einem geringen Maß fremdfinanziert. So verwundert es nicht, dass Local Currency Bond Markets die Hartwährungsländer häufig überflügeln. Ende 2015 lag der Anteil bei den Lokalwährungsanleihen bei zwei Billionen US-Dollar, während der Bereich der Fremdwährungsanleihen bei 0,8 Billionen US-Dollar lag. Bonds in lokalen Währungen werden daher aufgrund ihrer guten Erträge und ihrer Liquidität immer beliebter. Was lässt sich über die Performance des Fonds sagen und wie sieht seine Entwicklung im vergleich zu seinen Indizes aus?

hIstorIschEs ErtraG-/rIsIKoProfIL 10

Peer Group (1 - 100%): Open End Funds – Europe/Africa, Asia – Global Emerging Markets Bond – Local Currency Currency: Euro, Source Data: Weekly Return

7 4 1 -2 -5 -8 -11 0.7 3.5 DPAM L Bonds Emerging Markets Sust B

6.4 9.3 JPM GBI-EM Global Diversified TR EUR

12.1 15.0 17.9 EAA Fund Global Emerging Markets Bond – Local Currency

Entwicklung des Degroof Petercam EM-Anleihenfonds im Vergleich zu Konkurrenzprodukten Zeitraum: 24.3.2013 - 21.1.2017 Quelle: Morningstar Direct

42 ° GELD-MaGaZIN – fEBruar 2017

Wir managen den Fonds nicht gegenüber einer Benchmark, da wir Investments tätigen, die unserer Ansicht nach die risikoadjustierte Rendite des Fonds erhöhen und Kapitalverluste vermeiden und nicht, weil wir aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Benchmark diese tätigen müssen. Dieser flexible Ansatz sowie ein sehr breites Ausgangsuniversum von Schwellen- und „Frontier“-Ländern sowie natürlich die risikoreduzierenden Eigenschaften unseres bewährten Nachhaltigkeitsfilters verhelfen diesem Fonds gegenüber anderen Produkten zu einem einmaligen Risiko-Rendite Verhältnis. www.funds.degroofpetercam.com


Gehen Sie auf eine erfolgreiche Reise Die Verbindung von Schwellenländern und EĂĐŚŚĂůƟŐŬĞŝƚ erscheint unmöglich. Unsere /ŶǀĞƐƚŵĞŶƚƉƌŽĮƐ ƐƵĐŚĞŶ ĂƩƌĂŬƟǀĞ ZĞŶĚŝƚĞŶ in Schwellenländer Anleihen mit ŐĞƌŝŶŐĞƌ sŽůĂƟůŝƚćƚ dank eines ĞŝŶnjŝŐĂƌƟŐĞŶ EĂĐŚŚĂůƟŐŬĞŝƚƐƉƌŽnjĞƐƐĞƐ. Nicht viele sind dazu in der Lage.

dpam@degroofpetercam.com blog.degroofpetercam.com funds.degroofpetercam.com ĞŐƌŽŽĨ WĞƚĞƌĐĂŵ ƐƐĞƚ DĂŶĂŐĞŵĞŶƚ ŶǀͬƐĂ ೽ ZƵĞ 'ƵŝŵĂƌĚ ϭϴ͕ ϭϬϰϬ ƌƵƐƐĞůƐ͕ ĞůŐŝƵŵ ೽ ZWZͬZWD ƌƵƐƐĞůƐ ೽ s d Ϭϴϴϲ ϮϮϯ Ϯϳϲ ŝĞƐĞ DŝƩĞŝůƵŶŐ ĚŝĞŶƚ ŶƵƌ njƵ sĞƌĂŶƐĐŚĂƵůŝĐŚƵŶŐƐͲ ƵŶĚ /ŶĨŽƌŵĂƟŽŶƐnjǁĞĐŬĞŶ ƵŶĚ ŝƐƚ ŽŚŶĞ 'ĞǁćŚƌ͕ ĚĂƐƐ ƐŝĞ ƌŝĐŚƟŐ ŽĚĞƌ ǀŽůůƐƚćŶĚŝŐ ŝƐƚ͘ ŝĞ ďĞƌĞŝƚŐĞƐƚĞůůƚĞŶ /ŶĨŽƌͲ ŵĂƟŽŶĞŶ ƐƚĞůůĞŶ ǁĞĚĞƌ ĞŝŶĞ ŶůĂŐĞďĞƌĂƚƵŶŐ ŶŽĐŚ ĞŝŶ ŶŐĞďŽƚ njƵŵ <ĂƵĨ ŽĚĞƌ sĞƌŬĂƵĨ ǀŽŶ &ŝŶĂŶnjŝŶƐƚƌƵŵĞŶƚĞŶ ĚĂƌ͘ ŝĞƐĞ <ŽŵŵƵŶŝŬĂƟŽŶ ŝƐƚ ĂƵƐƐĐŚůŝĞƘůŝĐŚ Ĩƺƌ /ŶǀĞƐƚŽƌĞŶ ƵŶĚ ƉƌŽĨĞƐƐŝŽŶĞůůĞ <ƵŶĚĞŶ ŐĞĚĂĐŚƚ͘ ĂƐ >ŽŐŽ ƵŶĚ ĚŝĞ tŽƌƚĞ ͞ ĞŐƌŽŽĨ WĞƚĞƌĐĂŵ ƐƐĞƚ DĂŶĂŐĞŵĞŶƚ͟ ƐŝŶĚ ĞŝŶŐĞƚƌĂŐĞŶĞ tĂƌĞŶnjĞŝĐŚĞŶ ƵŶĚ ĚĞƌ /ŶŚĂůƚ ĚŝĞƐĞƌ DŝƩĞŝůƵŶŐ ĚĂƌĨ ŽŚŶĞ ƐĐŚƌŝŌůŝĐŚĞ 'ĞŶĞŚŵŝŐƵŶŐ ǀŽŶ ĞŐƌŽŽĨ WĞƚĞƌĐĂŵ ƐƐĞƚ DĂŶĂŐĞŵĞŶƚ ŶŝĐŚƚ ǀĞƌǀŝĞůĨćůƟŐƚ ǁĞƌĚĞŶ͘ ŽƉLJƌŝŐŚƚ © Degroof Petercam Asset DĂŶĂŐĞŵĞŶƚ ϮϬϭϲ͘ ůůĞ ZĞĐŚƚĞ ǀŽƌďĞŚĂůƚĞŶ͘


geldanlage ° Edelmetalle

Gold steht vor einem guten Jahr So langsam legt sich der erste Rauch in Washington. Donald Trump ist ins Weiße Haus eingezogen und hat die Arbeit aufgenommen. Der Goldpreis hat positiv darauf reagiert. Denn es herrscht weiterhin große Unsicherheit darüber, was Trump denn nun tatsächlich umsetzen wird. Wolfgang Regner or allem die offen ausgesprochene Stärkung der nationalen Rolle Amerikas sorgt erst einmal für Verunsicherung bei den Investoren und für ein stärkeres Interesse an sicheren Anlagen wie eben beispielsweise Gold oder Silber. Ob das allerdings im weiteren Jahresverlauf auch so bleiben wird, muss sich erst noch zeigen. Fakt ist aber: In Jahren mit einem neuen Präsidenten in den USA hat es historisch gesehen sehr oft klare Zuwächse beim Goldpreis gegeben. So gibt es Untersuchungen, wonach Gold in den Jahren der Amtsübernahme im Durchschnitt annähernd 15 Prozent hinzugewonnen hat. Das bezieht sich

auf Daten seit den 1970er-Jahren. Dabei hat der Goldpreis in fünf von sieben möglichen Jahren so stark hinzugewonnen. Ganz ak­ tuell kommt aber noch ein weiterer Aspekt positiv hinzu. So war 2016 das erste Jahr mit klaren Zuwächsen im Rohstoffsektor seit immerhin 2010. Genau das dürfte jetzt im neuen Jahr auch neue Investoren in diese Anlageklasse zurückbringen. Dabei dürften die geplanten Zinserhöhungen der US-Notenbank Goldanleger erst einmal zusammenzucken lassen, denn höhere Zinsen belasten meist den Goldpreis – nicht zuletzt, weil alternative Anlageformen dadurch attraktiver werden. Im Gegensatz zu ihnen wirft Gold keine Zinsen ab, sondern verur­ sacht statt dessen Lagerungskosten. Doch schon bald könnte die anfängliche Begeisterung für Trump an den Märkten umschlagen in Resignation oder Verunsicherung – je nachdem, wie Trump seine Pläne umsetzt. Kritiker befürchten, dass er viel Porzellan zerschlagen wird – gerade auf dem

° Gold-ETCs Kaufen Sie Gold am besten über Exchange Traded Commodities (ETCs). ­Diese sind ­unverzinste Schuldverschreibungen. Da die OGAW-Richtlinie für kollektive ­Anlageinstrumente ein Mindestmaß an Diver­ sifizierung vorsieht und die zulässigen Vermögenswerte begrenzt, waren die Anbieter auf eine alternative Struktur angewiesen, um den Anlegern einen Zugang zu einzelnen Rohstoffen zu ermöglichen. In Europa bestand die Lösung darin, auf eine Schuldverschreibung zurückzugreifen, die von einer Zweckgesell-

44 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

schaft (Special Purpose Vehicle – SPV) mit Sondervermögen emittiert wird: das im Rahmen des Produkts verwaltete Vermögen ist vom Vermögen des Anbieters getrennt und kann bei einer Insolvenz des Anbieters nicht verwendet werden, um dessen Verbindlichkeiten zu tilgen. Besicherung: ETCs werden häufig mit dem physischen Vermögenswert unterlegt. Ein gutes Beispiel ist das XetraGold der Deutsche Börse Commo­ dities GmbH (ISIN DE000A0S9GB0).

internationalen diplomatischen Parkett. ­Erste Tendenzen einer Trendwende beim Goldpreis zeichneten sich jedenfalls in den vergangenen Wochen bereits ab: Um gut sieben Prozent ist der Goldpreis auf Monatssicht gestiegen; zuletzt kostete die Feinunze des gelben Edelmetalls wieder 1200 US-Dollar. Das zeigt: Anleger sehen Gold als Absicherung – auch gegen Präsident Trump. World Gold Council: Sechs positive Faktoren Das World Gold Council hat vor Kur­ zem den Bericht „Goldmarkt im Jahr 2017“ vorgelegt. Darin haben die Experten gleich sechs Faktoren ausgemacht, die weiterhin für höhere Preise sprechen: Die politischen und geopolitischen Risiken, Währungsabwertungen, die höheren Inflationserwartungen, der übertriebene Marktwert am Aktienmarkt, das langfristige Wachstum des asiatischen Marktes und abschließend die Öffnung von neuen Märkten. Besonders wichtig sind die Punkte der steigenden Inflationserwartungen und des langfristigen asiatischen Wachstums. So hat sich traditionell Gold als Inflationsschutz etabliert. Zweitens wird die höhere Inflation die rea­ len Zinssätze weiter niedrig halten. Hinter den realen Zinssätzen stehen die wirklichen Zinsen, die für die Sparer relevant sind. Hierbei wird von den geltenden Zinssätzen die Inflation noch abgezogen. Drittens sorgt eine steigende Inflation auch dafür, dass andere langfristige Investments wie Anleihen an Attraktivität einbüßen. Weiters hat die Vergangenheit gezeigt, dass der steigende Wohlstand in Asien sehr stark mit dem Anstieg der Goldnachfrage zusammenhängt.

credit: Shutterstock

V


KOLUMNE

LIPPER RESEARCH

Mehr als nur glänzendes Metall?

S

chon Goethes Faust stellte fest: „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Ach, wir Armen!“ Dass es sich dabei um ein zeitloses Thema handelt, das insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unwägbarkeiten in den Vordergrund rückt, zeigt sich an der aktuellen Diskussion darüber, ob Investoren sich nach der Wahl von Donald Trump mit Gold gegen mögliche Turbulenzen an den Märkten schützen sollten. Diese Diskussion ist meiner Ansicht nach aber nicht zielführend, da hierbei weder der langfristige Charakter einer Investition in Edelmetalle, noch die Eignung für das Portfolio des einzelnen Investors berücksichtigt wird. Anders formuliert könnte man sagen, dass in dieser Diskussion mit einem politischen Thema Stimmung für eine Anlageklasse gemacht werden soll, was vermuten lässt, dass hier möglicherweise ganz andere Interessen vertreten werden.

Ein Blick auf die Krisen der jüngeren Vergangenheit zeigt, dass Gold gerade dann, wenn es die Anleger schützen sollte, von vielen Spekulanten aufgrund seiner guten Liquidität an den Märkten verkauft wurde, was im Gegenzug zu entsprechenden Wertverlusten des Edelmetalls führte. Da diese Verluste sehr schnell eintreten können, sollten Aneger, die sich kurzfristige Kursgewinne erhoffen, bei Investitionen in Gold sehr vorsichtig sein. UNTERSCHIEDLICHE ANLAGEPRODUKTE Anleger, die mit Hilfe von Finanzprodukten in physisches Gold investieren wollen, sollten bei den unterschiedlichen Anlageinstrumenten sehr genau darauf achten, dass sie, wenn sie kein physisches Gold kaufen wollen oder können, in ein Produkt investieren, in dem sich auch tatsächlich Gold und nicht nur ein Zahlungsversprechen befindet. Denn einige strukturierte Produkte enthalten statt physischem Gold nur einen Swap oder Future auf den Goldpreis. Auch ist Anlegern, die in Gold investieren

DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA

wollen, vom Kauf von Goldminenaktien abzuraten, da die Preise von Goldminenaktien, neben den Bewegungen des Goldpreises, auch von dem jeweiligen Trend an den Aktienmärkten abhängig sind. Zudem können Goldminenbetreiber Teile ihrer Goldproduktion auf Termin verkaufen, was diese dann von der Bewegung des Goldpreises unabhängig macht. Somit müssen auch Anleger, die gezielt in Goldminenaktien investieren wollen, die Unternehmen sehr genau analysieren, um die für ihre Zwecke geeigneten Unternehmen zu finden. GOLD ALS SICHERER HAFEN? Da mittlerweile ein großer Teil des Goldhandels nicht mehr in dem physischen Metall, sondern in Finanzprodukten stattfindet, ist es fraglich, ob Gold den Status als sicherer Hafen in den Finanzmärkten auch in der Zukunft halten kann. Denn die Finanzprodukte haben den Goldmarkt auch für Investoren zugänglich gemacht, die nur kurzfristig in Gold investieren möchten. Durch diese Investoren ist der Markt als Ganzes zwar liquider geworden, aber die Handelsaktivitäten haben auch dazu geführt, dass der Goldpreis stärker schwankt und insbesondere in Krisenzeiten einen hohen Gleichlauf (Kor-

relation) zu anderen Anlageklassen aufweist, wodurch Gold zumindest zum Teil seine Schutzfunktion im Portfolio verloren hat. Insgesamt sollten Anleger sich aus heutiger Marktsicht darüber im Klaren sein, dass Gold letztendlich nichts weiter ist als ein glänzendes Metall, das dem Anleger weder Zinsen noch Dividenden zahlt und durch die Verbriefungen einen Teil seiner Funktion als Diversifikator im Portfolio verloren hat. Dies bedeutet auch, dass der Goldpreis heutzutage viel stärker von Notenbankpolitik betroffen ist, als dies in der Vergangenheit der Fall war, denn jede Zinserhöhung oder weitere QE-Maßnahmen können einen starken negativen oder positiven Impuls für den Goldpreis auslösen. Somit sollten Anleger, die in Gold investieren wollen, bei ihrer Investitionsentscheidung auch immer an den römischen Philosophen Tibull denken, der einst sagte: „Oft pflegen im Gold viele Übel zu stecken.“ www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

FEBRUAR 2017 – GELD-MAGAZIN °

45


geldanlage ° Healthcare

Asien: Hohes Gesundheitspotenzial Die meisten Investoren strafen die Gesundheitsmärkte in den Emerging Markets noch mit Nichtbeachtung. ­Dabei handelt es sich bei diesen, vor allem, wenn man sich den Healthcare-Sektor in Asien ansieht, um jene Märkte mit dem höchsten Wachstum. Wir haben einige Fonds aufgespürt. Wolfgang Regner eit den 70er-Jahren sind die Gesundheitsausgaben weltweit deutlich und stetig gestiegen – von rund fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes der OECD-Staaten auf neun Prozent 2014. In den USA, dem weltgrößten Gesundheitsmarkt, liegen die Kosten schon bei über 17 Prozent. Die globalen Ausgaben lagen 2014 bei 7600 Mil­ liarden Dollar – dreimal so hoch wie noch 1995. In Asien sind die Ausgaben noch um einiges schneller gestiegen. Seit 2004 sind die Ausgaben von 570 auf 1400 Milliarden Dollar angewachsen. 60 Prozent dieses Zuwachses gehen auf das Konto Chinas. Bis 2020 sollen die globalen Ausgaben auf 9000 Milliarden Dollar zunehmen – 21 Prozent davon werden auf Asien und fast die Hälfte davon auf China entfallen. Denn viele Staaten im asiatisch-pazifischen Raum sind gerade dabei, ein staatliches Gesundheits-

überalterung In 40 Jahren: 33 % mehr Menschen

3-mal so viel Ältere = + 3 % p.a.

9,1 Mrd.

2 Mrd. > 60 J.

6,9 Mrd.

760 Mio. > 60 J.

2010

2050

2010

2050

Alle Menschen benötigen Medizin, vor allem die Seniorengeneration. Quelle: United Nations, Population Division

46 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

wesen aufzubauen und die Investitionen dafür zu erhöhen. Dazu wachsen auch die nicht staatlich erstattungsfähigen Health­ care-Produkte bzw. Services, die die Patien­ ten einer immer größeren Mittelschicht aus der eigenen Tasche bezahlen können. Die zunehmende, der Gesundheit abträgliche „Verwestlichung“ des Lebensstiles trägt ebenfalls zu diesem Wachstum bei. Generell ist, vor allem in China, eine Qualitätssteigerung feststellbar – immer mehr Unternehmen bieten Gesundheitsprodukte mit höherer Wertschöpfung an. Es gibt einen Trend weg von einfachen generischen Medikamenten hin zu innovativen, schwerer herstellbaren Präparaten – und damit auch eine Expansion der Forschungsbudgets (R&D). So sind die R&D-Ausgaben in China über die letzten fünf Jahre um 23 Prozent pro Jahr gestiegen. Der Haupttreiber für das starke Asien-Wachstum ist jedoch der demografische Faktor – auch in China und Japan nimmt die Zahl der Pensionisten deutlich zu, und gerade diese Bevölkerungsgruppe konsumiert einen immer größeren Anteil an den Gesundheitsdienstleistungen. Die Macht der Demografie „Die Überalterung der Bevölkerung führt dazu, dass die Zahl der chronischen Erkrankungen deutlich in die Höhe geht. Auch die laufenden Innovationen und der Aufholprozess, der noch lange nicht abgeschlossen ist, spielen eine große Rolle. Dazu kommt ein positives regulatorisches Umfeld. Bei den Generika etablieren sich Biosimilars und komplexe Nachahmerprodukte, im Bereich Medtech & Services entstehen neue, innovative Geschäftsmodelle zur Effizienzsteigerung,“ erklärt Ingo Grabowsky,

Vertriebsdirektor bei Lacuna und als solcher auch für den Lacuna Adamant AsiaPacific Health Fund verantwortlich. „Gerade der Subsektor Biotech strahlt auch in Asien eine große Innovationskraft aus. Mit einem weltweiten Gesamtjahresvolumen von 130 Milliarden Dollar liegt er nur noch knapp hinter den Generika. Zahlreiche Krankheiten können noch nicht oder nicht ausreichend behandelt werden, es gibt also noch genügend Innovationspotenzial.“ Demografische Daten weisen darauf hin: „Die Bevölkerung Asiens wird bis zum Jahr 2045 um etwa eine Milliarde Menschen zunehmen. Es leben in knapp 30 Jahren dann also mehr als fünf Milliarden Menschen in Asien, heute sind es rund 4,4 Milliarden. Dabei wächst vor allem der Anteil der über 65-Jährigen in der Gesellschaft. Etwa die Hälfte der älteren Menschen der gesamten Weltbevölkerung lebt in Asien. Mit dem Alter steigt auch die statistische Wahrscheinlichkeit, an verschiedenen chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes zu leiden, an Krebs zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein über 65-Jähriger Arthritis bekommt, ist etwa fünfmal höher als bei einem unter 44Jährigen. In China hat sich die Zahl der ­Diabeteserkrankten in den letzten 15 Jahren mehr als vervierfacht“, weiß Grabowsky. China: Reformen pushen den BioPharma-Sektor In China werden die Kapazitäten und die Infrastruktur massiv ausgeweitet. Das Land nimmt sich ganz gezielt dem Thema chronische Krankheiten an, schon alleine deshalb, weil es absolut notwendig ist. Im-

credit: Shutterstock

S


Healthcare

nun seit knapp elf Jahren aktiv und hat bewiesen, dass man mit einem Nischenprodukt auf dem asiatischen Markt sehr erfolgreich sein kann. Der Fonds war viermal der Gesundheitsfonds mit der besten Jahresperformance und wurde mehrmals für seine Top-Leistung ausgezeichnet. fÖrDerung Der forschung „In China konzentrieren sich die Reformen auf die Bereiche Forschung und Entwicklung (F&E), Herstellung, Vertrieb und Services sowie öffentliche Kostenerstattungsprogramme. Erste Fortschritte gibt es bereits: Bei den Preisverhandlungen zwischen den Gesundheitsbehörden und den Pharmaherstellern bzw. Serviceanbietern fielen die Preise querbeet entlang der Wertschöpfungskette. 80 Prozent der eingereichten klinischen Daten für neue medizinische Produkte wurden von den Unternehmen zurückgezogen, da die Regierung die Evaluierung klinischer Tests durch die Hersteller selbst fördern will, um das öffentliche

AsIEN PAZIfIk vErsECHsfACHt sICH!

Europa

Lateinamerika

Asien Pazifik

Afrika

entwicklung der globalen Mittelklasse beschleunigt sich.

Brasilien

2000

*Von China, Brasilien, Indonesien und Indien bestehen nur Daten ab 1995

2013

Indien

1990

1980

China

1970

Korea

1960

USA

18 15 12 9 6 3 0

UK

2030

Indonesien

Nordamerika

2020

Deutschland

2009

GEsuNDHEItsAusGAbEN IN ProZENt DEs bIP*

Frankreich

3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0

Zulassungsverfahren effizienter zu gestalten“, weiß Marc-André Marcotte, Head of Research bei Sectoral Asset Management (SAM). Für den Bereich der Pharma-Produktion werden Bio-Äquivalenz-Tests verlangt, um die Qualität zu verbessern. Zudem wird privaten Gesundheitsversicherungen der Markteintritt ermöglicht. Um die Preise zu kontrollieren, wird das zweistufige Verrechnungssystem reformiert, um den Zwischenhandel auszuschalten und Preiserhöhungen in Grenzen zu halten. „Wir erwarten 2017 weitere Preissenkungen, abhängig von den jeweiligen Diagnosen, wegen der Einführung des Billigstbieterprinzips sowie staatlich vorgeschriebener Preisnachlässe bzw. Gruppenrabatte. Trotzdem sind wir 2017 positiver für den chinesischen Pharma-Sektor gestimmt, da nun die ersten Listen für vom staatlichen Gesundheitswesen erstattungsfähige Medikamente bzw. medizinische Services herausgegeben werden. Auch die Listen essenzieller Medikamente (mit höheren Preisen)

Japan

merhin wissen etliche Chinesen beispielsweise gar nicht, dass sie an Diabetes leiden, weil ihnen die Diagnose noch nicht gestellt wurde. „Vom Wachstum profitieren viele lokale Unternehmen. Immer mehr chinesische Firmen erkennen den medizinischen Bedarf und schaffen es, vor Ort Lösungen zu entwickeln und damit erfolgreich zu sein. Das Unternehmen Tonghua Dongbao konnte sich erfolgreich auf dem Markt für das von Diabetes-Patienten benötigten Insulin positionieren und ist hinter dem dänischen Anbieter Novo Nordisk an zweiter Stelle. Ein weiterer großer Treiber des Gesundheitsmarktes in China ist Mobile Healthcare. So werden Smartphone-Apps zum telemedizinischen Gadget, um User und Patienten zu erreichen. Hier matchen sich viele kleine Firmen mit guten Ideen, das Zeitfenster für First Mover ist schmal. Auch große Unternehmen wie Alibaba Health, Tencent oder Xiaomi investieren massiv in diesen Bereich“, sagt Grabowsky. Der Lacuna Adamant AsiaPacific Health Fund ist

° geldanlage

aufholjagd in China, Brasilien, Korea, Indonesien und Indien. Quelle: OECD

Quelle: data.worldbank.org, OECD Health Statistics

fEbruAr 2017 – GELD-MAGAZIN °

47


geldanlage ° Healthcare

werden ein Update erfahren – und die Zahl der darauf befindlichen Produkte wird wohl steigen. Verschreibungspflichtige Medikamente erhalten Zugang zu alternativen Vermarktungskanälen wie z.B. Apothekenketten und (Online-) Drogeriemärkten. Damit würde das Marketing von neuen Medikamenten zum Teil von den Spitälern zu den Apotheken verlagert. Die derzeit drei staatlichen Krankenversicherungen sollen fusioniert werden. Chinesische Pharmahersteller werden stärker mit ausländischen Pharmamultis kooperieren, etwa um eigene Wirkstoffe auszulizenzieren und fremde Produkte einzulizenzieren, um das eigene Vertriebsnetz besser auszulasten – auch M&A (Übernahmen) stehen auf der Agenda“, ana-

lysiert SAM-Experte Marcotte. In Indien sind vor allem die Pharmahersteller unter massiven Druck geraten. Ähnlich wie die globale Generikaindustrie haben die in Indien starken Generikaproduzenten mit Preisdruck in den USA zu kämpfen. Indien: starke Kurskorrektur Dazu kommen Ermittlungen des Justizministeriums wegen illegaler Preisabsprachen und der Bildung monopolartiger Strukturen. Bei einigen bekannten Herstellern wurden Qualitätsmängel bei den Produktionsanlagen festgestellt und die USGesundheitsbehörde FDA hat sofort und scharf darauf reagiert. Allerdings haben die indischen Hersteller hart daran gearbeitet,

die Mängel zu beheben und die Wiederzulassung ihrer Werke für die Auslandsproduktion zu erreichen. Einigen Produzenten ist dies bereits gelungen. „Am indischen Binnenmarkt haben wir zwar starke Umsatzentwicklungen gesehen, allerdings kam es durch Veränderungen auf der nationalen Liste essenzieller Medikamente zu Marktverzerrungen, da neu hinzugefügte Produkte unter die Preiskontrollen der Regierung fallen. Dies hat zu starken Kursrückgängen geführt und indische Player wieder preisgünstig gemacht“, meint Marcotte. Der Variopartner – Sectoral Emerging Markets Healthcare Fund wurde 2014 aufgelegt und liegt seither leicht im Minus, wie 2016 auch der Lacuna AsiaPacific Health Fund.

interview ° Ingo Grabowsky,  Vertriebsdirektor der Lacuna Wo liegen die großen Wachs­-

tums­chancen im asiatischen HealthcareSektor?

Ingo Grabowsky: Durch den Wirtschaftsaufschwung der letzten Jahre hat sich in Asien eine wachsende Mittelschicht etabliert, die es sich leisten kann und will, in die eigene Gesundheit zu investieren. China ist beispielsweise, nach den USA, bereits der zweitgrößte Gesundheitsmarkt der Welt. Trotzdem gibt es noch massives Aufholpotenzial, da in China nur etwa 5,6 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für Gesundheit ausgegeben werden. In den USA betragen die Ausgaben 17 Prozent, in Deutschland beläuft sich dieser Wert auf elf Prozent. Dieser Aufholprozess ist auch notwendig, da sich die Gesellschaft mit dem zunehmenden Wohlstand immer mehr dem Westen angleicht. Wohlstand birgt ungesunde Lebensweise?

Ja, das beobachten wir. Das betrifft die Überalterung wie die ungesunde Lebensweise bis hin zur Zunahme von Wohlstandskrankheiten wie Diabetes, Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Was die

48 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

wachsende Mittelschicht betrifft, so geht man davon aus, dass sich diese im asiatischpazifischen Raum bis zum Jahr 2030 versechsfachen wird. Schon alleine durch diese Tatsachen ist praktisch sichergestellt, dass der Bereich Gesundheit in Asien auf lange Sicht ein bedeutendes Segment bleibt und noch an Bedeutung gewinnen wird. Das heißt, der neue Wohlstand hat seinen Preis, besonders im Bereich der Gesundheit...

In der Tat, vor allem für Privatpatienten. Denn die Gesundheitssysteme Asiens sind eben bei Weitem noch nicht so stark ausgebaut wie jene in Europa oder den USA. Die staatlichen Ausgaben für Gesundheit nehmen zwar zu und die Regierungen erkennen, dass sie handeln müssen. Dennoch wird in vielen asiatischen Ländern Gesundheit noch

zu einem großen Teil privat finanziert oder aber bestimmte Leistungen werden nicht von der Kasse übernommen. Der steigende Wohlstand bringt auch eine stark steigende Nachfrage nach Gesundheit mit sich. Wer es sich leisten kann – und das ist ein immer größerer Anteil der Bevölkerung –, inves­ tiert privat in die eigene Gesundheit. Können Sie einige Beispiele aus der Region Asien-Pazifik geben?

Es werden Kapazitäten ausgebaut und die Länder versuchen, ihre Gesundheitssys­ teme zu restrukturieren und effizienter zu machen. Bei der Entwicklung neuer Technologien tut sich in den asiatischen Ländern generell einiges. Mobile Health gewinnt immer mehr an Bedeutung, gerade in China. In Singapur gibt es eine „Smart Nation“-­ Initiative mit dem Ziel, neue Technologien so einzusetzen, dass sie die Lebensqualität der Bewohner erhöhen. Japan ist dabei, ein seniorenfreundliches Umfeld zu gestalten. In Südkorea gibt es im Beauty-Bereich großes Potenzial, man kann hier durchaus schon von einem nationalen Jugend- und Schönheitswahn sprechen.

credit: beigestellt

GELD °


KOLUMNE

BB BIOTECH

Rendite durch eine Mischung aus Wachstum und Dividende

A

ktien mit hoher Dividendenrendite sind in der Regel eher in defensiven Sektoren mit niedrigen Wachstumsziffern angesiedelt. Die Beteiligungsgesellschaft BB Biotech betätigt sich dagegen in Zukunftsmärkten mit hohem Wachstumspotenzial – und schüttet zugleich eine Dividendenrendite von rund fünf Prozent aus. Für 2017 ist eine Ausschüttung von 2,75 Schweizer Franken pro Aktie vorgesehen. Aktionäre erhalten damit zum Kurspotenzial von BB Biotech eine attraktive Dividende – in Zeiten von Niedrigzinsen eine echte Alternative.

sungen, Erfolge in klinischen Studien mit neuen Therapieansätzen sowie anhaltende Übernahmeaktivitäten sind Argumente, weshalb auch zukünftig mit zweistelligen Wachstumsraten der Branche zu rechnen ist. Die zunehmende Alterung der Weltbevölkerung bleibt dabei die zentrale treibende Kraft dafür, dass die Gesundheitsausgaben in Industrie- und Schwellenländern stärker ansteigen werden als das Bruttoinlandsprodukt. Vor diesem Hintergrund stellt die Biotech-Industrie den Innovationsmotor der Arzneimittelforschung dar.

Der Biotech-Sektor entwickelte sich im abgelaufenen Börsenjahr 2016 in einem von zahlreichen Herausforderungen geprägten Marktumfeld. Zu Jahresbeginn konnte er sich nicht dem Abwärtssog entziehen, der die globalen Finanzmärkte unter Druck setzte. Dass die Gesundheitsbranche als defensiver, von den Konjunkturzyklen weitgehend unabhängiger Sektor von der Sorge um eine rasche Abkühlung des Welthandels weniger betroffen sein würde, spielte dabei keine Rolle. Deutlich mehr Einfluss als negativer Stimmungsfaktor hatte die im USWahlkampf von Seiten der Demokraten erhobene Forderung nach einer Eindämmung von weiter steigenden Medikamentenpreisen. Welche Gesundheitspolitik die neue US-Regierung verfolgen wird, ist dagegen noch ungewiss.

Über das Investment in BB Biotech können Anleger an diesem Wachstumspotenzial partizipieren. In Jahren hoher Volatilität wie 2016 zahlt es sich umso mehr aus, dass BB Biotech an seine Aktionäre eine Dividende von fünf Prozent ausschüttet. Nimmt man die im Schweizer SMI notierten Unternehmen als Maßstab, liegt BB Biotech im oberen Viertel der dividendenstärksten Werte. Auch im deutschen DAX würde BB Biotech zu den Top-Performern zählen. Im breiter gefassten Stoxx Europe 600, dem BB Biotech ebenfalls angehört, rangiert die Aktie unter den ersten 100 Werten.* Kontinuierliche Aktienrückkäufe im Umfang bis zu fünf Prowww.bbbiotech.com zent des Aktienkapitals sind eine weitere wertsteigernde Maßnahme für unsere Aktionäre. * Alle Auswertungen auf Basis des Aktienkurses zum Zeitpunkt der Auszahlung im Jahr 2016 Mit der 2013 eingeführten Ausschüttungspolitik verfolgt BB Biotech das Ziel, den Aktionären jährlich eine Kapitalrückfüh- ENTWICKLUNG AUSSCHÜTTUNG BB BIOTECH (in CHF) rung von bis zu zehn Pro2.90 zent zu ermöglichen. 2.75 Angesichts der anhal2.32 tenden Niedrigzinspolitik in Europa bleibt für Anle1.40 ger die Aktienanlage in di0.90 videndenstarke Unternehmen gegenüber Anleihen 2013 2014 2015 2016 2017 die eindeutig bessere An-

INNOVATIONSGRAD BLEIBT HOCH Die Aktie von BB Biotech meisterte das von hoher Volatilität geprägte Aktienjahr verhältnismäßig gut. Sie schloss mit 0,3 Prozent in Schweizer Franken und 1,9 Prozent in Euro im Plus und übertraf den für die Branche maßgebenden Nasdaq Biotech Index (NBI) deutlich. Unabhängig von den politischen Unsicherheiten und makroökonomischen Unwägbarkeiten sind die Fundamentaldaten der Branche weiterhin überzeugend. Weitere Medikamentenzulas-

WACHSTUMSMÄRKTE + DIVIDENDE = BB BIOTECH

lagealternative. Selbst zehnjährige deutsche Bundesanleihen weisen nur eine Mini-Rendite von 0,31 Prozent aus (per 16.01.2017). Vor diesem Hintergrund bleibt die Mischung aus Wachstumsmarkt und nachhaltiger Dividendenpolitik, wie sie BB Biotech bietet, ein wichtiger Baustein für nachhaltige Wertschöpfung in Anlegerportfolios. DER AUSBLICK BLEIBT POSITIV Im Jahr 2017 dürfte sich eine Beschleunigung bedeutender Produktzulassungen und wichtiger Meilensteindaten für die Branche und das Portfolio von BB Biotech abzeichnen. Angesichts der attraktiven Bewertungsniveaus von Biotech-Unternehmen werden weitere Übernahmen durch große Marktteilnehmer, darunter auch Pharmaunternehmen, erwartet. Die erst vor kurzem angekündigte Akquisition von Ariad Pharma durch Takeda sowie die Übernahme des Schweizer Unternehmens Actelion durch Johnson & Johnson sind hier nur der Anfang. BB Biotech blickt einem spannenden Jahr 2017 zuversichtlich entgegen und widmet sich weiterhin der Suche und Analyse erstklassiger Biotech-Unternehmen mit viel versprechenden Pipeline-Kandidaten.

FEBRUAR 2017 – GELD-MAGAZIN °

49


geldanlage ° Faktorfonds

Den Index mittels SmartBeta optimieren Eine neue Generation von Exchange Traded Funds ist an den Finanzmärkte zu beobachten. Diese Fonds bilden Indizes nicht nur eins zu eins ab, sondern korrigieren die Schwächen der herkömmlichen Börsenbarometer. Was kann diese alternative Fondsklasse leisten? Wolfgang Regner n den letzten Jahren wurden unzählige neue Indizes für verschiedene Anlageklassen und Segmente entwickelt, die von Finanzexperten häufig als „SmartBeta“-Lösungen bezeichnet werden. Der Begriff bezeichnet Indexstrategien, die sich von den üblicherweise eingesetzten „traditionellen“ marktkapitalisierungsgewichteten Strategien (Beispiel S&P 500, MSCI World, DAX – bei diesen erfolgt Berechnung der Gewichtung durch Multiplikation der Anzahl der jeweiligen Aktie mit dem Freefloat, also der Anzahl der als Streubesitz frei handelbaren Aktien, mit dem aktuellen Kurs) unterscheiden. Die Idee dahinter ist, dass die Gewichtung nach dem Börsenwert vergangenheitsorientiert ist, da dabei gewissermaßen die „Gewinner der Vergangenheit“ hoch gewichtet werden, die ihre Aufstiegsphase schon hinter sich haben. Die jungen, aber noch kleinen Newcomer werden dagegen kaum nennenswert gewichtet. Anhand

einer Auswahl aus dem schon wieder recht umfangreichen Angebot an SmartBeta-Produkten lassen sich einige besonders interessante Strategien herausfiltern. Doch was bedeutet SmartBeta eigentlich? Der griechische Buchstabe Beta steht für das Gesamtmarktrisiko eines Investments. Je höher das Beta, desto höher auch das Markt­ risiko z.B. eines Fonds oder einer Aktie. SmartBeta-Lösungen streben meist danach, einen Teil des Marktrisikos aus den Produkten herauszunehmen, das Beta also zu reduzieren. Und da gibt es eine ganze Reihe alternativer Ansätze. Zahlreiche Strategien Die fundamentale Idee hinter dem SmartBeta-Ansatz ist das Ziel, die wesentliche Vorteile von aktiv und passiv gemanagten Portfolios zu kombinieren: Flexibilität und Möglichkeit der Outperformance von der aktiven Seite sowie Transparenz

Relative Performance vs. MSCI Europe Value High Dividend Momentum Size Multi Factor Quality Min Vola – 6 %

– 4 %

– 2 %

0 %

2 %

4 %

6%

2016 war Value top, Minimum Volatility dagegen ein Flopp. Das kann sich 2017 aber ändern. Quelle: Source Bloomberg. MSCI Indexes for Single factors / Scientific Beta Developed Multi-Beta Multi-Strategy ERC for Multi Factor. Data as of December 2016.

50 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

und Kosteneffizienz von der passiven Seite. Jene Fondstypen, die sich auf einen oder einige wenige Faktoren konzentrieren, werden seit neuerer Zeit auch Faktorfonds genannt. Mit diesen Fonds können Investoren Teilbereiche der Finanzmärkte stärker gewichten. Die häufigsten Faktoren sind etwa Value, Growth, Minimum Volatility, Momentum oder Quality. Am häufigsten sind jedoch folgende drei Investmentstrategien zu beobachten. Hermann Pfeifer, Head of ETF, Indexing & Smart Beta Europe bei Amundi Asset Management, erklärt: „Unsere Einzelfonds-Lösungen ermöglichen die Exposure in einem spezifischen SmartBetaFaktor im Gegensatz zum reinen, simplen Beta. Anleger erhalten die Möglichkeit, im Gegensatz zu den herkömmlichen Indizes, in einen ETF zu investieren, der nach einem besonderen Faktor ausgerichtet ist: Der Größe (Size), der Volatilität oder des ValueKriteriums. Der Amundi ETF Euro Stoxx Small Cap ist ein Beispiel des Größenfaktors. Dagegen bildet der Amundi ETF MSCI Europe High Dividend den Value-Faktor ab. Dieser Fonds konnte 2016 besonders gut performen. Und schließlich bietet der Amundi ETF MSCI Europe minimum volatility ein möglichst wenig schwankungsanfälliges Investment.“ Gleichgewichtung, Volatilität Eine weitere Idee ist das Prinzip der Gleichgewichtung. Kleine Unternehmen, die in der Vergangenheit groß geworden sind, werden mit hohem Indexgewicht belohnt. Doch was passiert mit den aktuell

credit: beigestellt, Shutterstock

I


Faktorfonds ° geldanlage

Topaktuell: Multi-Faktor-Fonds Bahram Sadighian, iShares Head of Austria and Eastern Europe, fasst zusammen: „Faktor-Fonds konzentrieren sich gemäß langfristiger Daten auf funktionierende Renditetreiber. Sie streben drei Ziele an: die Performance zu verbessern, Risiken zu reduzieren und die Diversifikation zu erhöhen. Sie werden nach objektiven quantitativen Kriterien konstruiert, sind also gezielte, sehr transparente und kosteneffi­

Noch kurzer Track Record Auch Amundi-Experte Pfeifer ist vom wenn auch kurzen Track Record der neuen Produkte überzeugt. „Studien haben gezeigt, dass es nachhaltige und konsistente Risikoprämien bei bestimmten Aktien gibt – diese nennt man Faktoren. Diese können im Gegensatz zu nach dem Marktwert gewichteten Indizes zusätzliche Performancequellen erschließen. Value-Faktoren-Produkte zeigten 2016 die beste Performance, gefolgt vom High Dividend Faktor. Die so

beliebten Low Volatility-Produkte hatten diesmal das Nachsehen, performten aber immer noch gut. Entsprechend entwickelten sich auch die Fondszuflüsse.“ Auch gleichgewichtete SmartBeta-Fonds haben ihre Stärken – können langfristig in Aufschwungphasen besser abschneiden als traditionelle ETFs, da sie die Kurschancen der noch günstigen kleineren Titel nutzen. Demgegenüber weisen Minimum Volatility-Indizes in den Abschwungphasen nur 64 Prozent Partizipation auf. Dagegen konnten diese Indizes Aufschwungphasen meist in großem Umfang nutzen (94 Prozent Partizipation, als Beispiel wurde der S&P 500 Minimum Volatility Index gewählt).

Rezession

Mid Cap Value

Verlang­ samung

Risikofaktoren und Wirtschaftszyklus

Gewinner Momentum Min Vol Quality High

Min Vol Quality

Expansion

ziente Investments und weisen eine hohe Liquidität auf. Unser Angebot umfasst fünf auf Einzelfaktoren (Value, Size, Quality, Momentum und Minimum Volatility auf den MSCI World, MSCI Europe und MSCI USA) basierende ETFs mit einer Gesamt­ kostenquote (TER) ab 0,25 Prozent sowie drei Multi-Faktor-ETFs mit einer TER ab 0,35 Prozent – und das alles bei voller täglicher Transparenz über die gehaltenen Einzeltitel.“ Die Multi-Faktor-ETFs bieten Investoren einen Zugang zu einer regelbasierten Indexstrategie mit vier Aktienfaktoren, die sich in der Vergangenheit besser als der Markt entwickelt haben: Quality, Value, Momentum und Size. Die Fonds zielen auf eine Outperformance gegenüber dem MSCI World, dem MSCI Europe beziehungsweise dem MSCI USA bei vergleichbaren Risiken. „Eines muss Investoren aber klar sein: Bei Value, Size und Momentum erhöhen sie das Risiko, gemessen an der Standardabweichung, aber sie erhöhen auch die Ertrags­ chancen. Bei Minimum Volatility und ­Quality sind sie defensiver und reduzieren das Risiko“, erklärt iShares-Experte ­Sadighian.

Erholung

noch kleinen Unternehmen? Sie haben kaum einen Einfluss auf den Index. Eine alternative Gewichtung eines Aktienindex kann also Sinn machen. Dies kann umgesetzt werden, indem man alle Indexunternehmen gleich gewichtet und durch regelmäßiges Rebalancing sicherstellt, dass einzelne Unternehmen oder Branchen keinen zu großen Einfluss auf die Indexentwicklung haben können – wie beim db x-trackers S&P 500 Equal Weight ETF. Denn wenn man sich auf die Unternehmen konzentriert, die ohnehin schon groß geworden sind, ist die Chance eher gering, dass diese Aktien eine weiterhin starke Performance zeigen. Auch nach der Volatilität der Aktien lässt sich ein Index alternativ gewichten. Aktien mit hoher Vola werden weniger berücksichtigt (= Minimum Volatility). Dazu kommen noch währungs- oder gegen Zinsrisiken abgesicherte Produkte. Bei allen SmartBeta-Fonds handelt es sich nach wie vor um passiv gemanagte ETFs. Dabei kommen alternative Gewichtungsstrategien zum Einsatz. Subjektive Einschätzungen eines Fondsmanagers haben keinen Einfluss auf die Zusammenstellung des Fondsportfolios.

Dividend (Growth)

Quality Min Vol Momenturm)

Min Vol

(Momentum)

Momentum

Verlierer

Je nach dem Konjunkturzyklus performen manche Faktoren besser als andere Quelle: Amundi Quantitative Research, Juni 2015

februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 51


geldanlage ° Die besten Investmentfonds

Starke Branchen-Rotation Biotech, Indien und Gold. Das waren die Sieger-Branchen bzw. die erfolgreichste Anlageregion in den vergangenen Jahren. Mit der richtigen Auswahl konnte man das eingesetzte Kapital vervielfachen. Doch auch andere Aktienmärkte und Branchenindizes befinden sich auf Rekordniveau. Viele Fonds lieferten dementsprechend traumhafte Renditen. Mario Franzin

N

eben dem Sonderfall Lithium, dessen Preis sich seit Anfang 2016 mehr als verdoppelt hat, waren jene Aktienfonds, die in Goldminen investie­ren, mit Wertzuwäch­ sen von gut 100 Prozent nicht nur die TopPerformer in den vergangenen zwölf Mona­ ten, zwei davon konnten sogar die über drei Jahre reüssierenden Indien-Aktien­fonds überflügeln. Die Goldminen-Aktienfonds profitierten nicht nur vom Goldpreis-An­ stieg, sondern auch vom starken US-Dollar (ggü. dem Euro). Wenn wir uns zurückerin­ nern, als der Goldpreis sich von August 2011 bis Dezember 2015 von 1900 auf knapp über 1000 Dollar fast halbierte, verloren die

entsprechenden Aktienfonds rund 60 bis 70 Prozent ihres Wertes. Selbst nach der Kurs­ verdoppelung im vergangenen Jahr liegen die Fonds im Fünf-Jahres-Zeitraum noch immer rund 50 Prozent im Minus. Indien-Aktienfonds erlebten besonders von September 2013 bis April 2015 ihren Aufschwung. Möglich machten es die Parla­ mentswahlen im April/Mai 2014, bei denen die Bharatiya Party (BJP) einen Erdrutsch­ sieg erzielte und anschließend Narendra Modi zum Premierminister angelobt wur­ de. Trotz der Korrektur des indischen Ak­ tienmarktes im Jahr 2015 summiert sich der Zuwachs seit 2013 auf rund 100 Prozent.

Besonders auffallend in den unten an­ geführten Tabellen ist die Dominanz von bestimmten Regionen oder Branchen in den jeweils beobachteten Zeiträumen. So wimmelt es über fünf Jahre von BiotechAktienfonds in den Top-Rängen, die Verlie­ rer im Drei-Jahres-Zeitraum sind RohstoffAktienfonds und im Ein-Jahres-Bereich vor allem alternative Investments. Die Konsequenz für die eigene Geldan­ lage ist daraus leicht abzuleiten: eine breite Streuung über verschiedene aussichtsreiche Regionen und Branchen. Welche Einzel­ fonds am besten sind, lesen Sie in den Ta­ bellen auf den folgenden drei Seiten.

5874 Fonds auf dem Prüfstand ° Sieger und Verlierer im Überblick º Über 1 Jahr

º Über 3 Jahre

º Über 5 Jahre

Die 10 Besten Stabilitas - Silber+Weißmetalle Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds Konwave Gold Equity Fund Craton Capital Precious Metal Fund Earth Gold Fund UI Allianz Global Metals and Mining Allianz Rohstofffonds Bakersteel Global SICAV PreciousMetals Fund Stabilitas - Gold+Resourcen Special Situations Nestor Gold Fund

in % 171,7 160,0 113,1 109,6 109,6 109,1 108,1 106,8 103,5 98,9

Die 10 Besten in % kumuliert Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds 176,1 Bakersteel Global SICAV PreciousMetals Fund 155,8 Stabilitas - Pacific Gold+Metals 145,8 Comgest Growth India 132,2 PineBridge India Equity 124,4 Jupiter JGF India Select 123,5 Amundi Fds Equity India Infrastructure 120,0 Nomura Funds Ireland-India Equity 108,2 Invesco India Equity 106,0 Goldman Sachs India Equity 105,7

Die 10 Besten in % kumuliert HBM Global Biotechnology Fund 228,9 BSF European Opportunities Extension 197,2 Candriam Equities L Biotechnology 191,3 Vanguard US Opportunities 187,2 UBS (Lux) Equity Fund - Biotech 185,9 CS (Lux) Global Biotech Innovators Equity Fund 184,0 ESPA Stock Biotec 179,9 Polar Capital Healthcare Opportunities 178,6 Franklin Biotechnology Discovery 174,8 Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech 173,7

Die 10 SchwächstEN Superfund Green Q-AG Superfund Green Q-AG Ansparplan GAM Star Tactical Opportunities Superfund Green A Genussschein Schroder GAIA BlueTrend Schroder GAIA Paulson Merger Arbitrage Istanbul Equity Fund UBS (Irl) Equity Opportunities Long Short Q Janus Europe Invesco Korean Equity

in % – 16,9 – 17,1 – 17,6 – 17,9 – 18,2 – 20,4 – 20,5 – 23,4 – 25,6 – 29,3

Die 10 SchwächstEN LSF - Solar & Sustainable Energy Fund Credit Suisse Gains Strategic Commodity Fund Antecedo Independent Invest CYD Diversified Commodities Raiffeisen-Active-Commodities Pioneer SF EUR Commodities LBBW Rohstoffe 1 DB Platinum Commodity Pioneer SF Com Alpha ex-Agriculture

Die 10 SchwächstEN in % kumuliert DB Platinum Commodity – 45,0 Nestor Gold Fund – 46,4 Earth Exploration Fund UI – 46,7 Earth Gold Fund UI – 47,3 Edmond de Rothschild Goldsphere – 49,2 ME Fonds - PERGAMON – 49,3 Pioneer Funds Austria - Gold Stock – 50,2 Craton Capital Precious Metal Fund – 50,4 Amundi Funds Equity Global Gold Mines – 53,1 Stabilitas - Gold+Resourcen Special Situations – 56,5

in % kumuliert – 28,2 – 28,4 – 29,2 – 30,5 – 30,7 – 31,8 – 31,9 – 32,0 – 34,6 – 38,0

Quelle: Lipper IM, alle Performancezahlen kumuliert und auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

52 ° GELD-MAGAZIN – Februar 2017


°

Die besten Investmentfonds   geldanlage

Alois Wögerbauer, 3 Banken Generali, hat im Österreich-Aktienfonds kurzfristig etwas an Dynamik verloren.

Aktienfonds Österreich º Rally ging im Jänner weiter Finanzwerte boomen. Der Nach-

3 Banken Österreich-Fonds  Meinl Equity Austria

teil, den die Wiener Börse durch ihren relativ hohen Anteil an Banken, Versicherungen und Energiewerten hatte, kehrte sich ins Gegenteil. Mit Anstieg der langfristigen Zinsen und des Ölpreises stieg wieder die Fantasie in diesen Sektoren. Das führte beim ATX seit Jahresmitte 2016 zu einem Anstieg von 33 Prozent – das deutsche Pendant, der DAX, konnte in diesem Zeitraum um „nur“ 24 Prozent zulegen. Die Aktienfonds Österreich zeigen erfreu-

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten AT0000662275 3 Banken Österreich-Fonds 28,7 26,8 67,9 140 3,50 1,94 0,46 0,65 AT0000859293 Raiffeisen-Österreich-Aktien 27,4 17,2 49,5 120 4,00 1,69 0,30 0,48 AT0000859491 SemperShare Austria 28,5 16,9 46,1 19 5,00 1,97 0,27 0,44 AT0000952460 ViennaStock 28,5 12,9 37,4 33 3,00 1,34 0,25 0,43 AT0000857412 Pioneer Funds Austria - Austria Stock 28,1 13,0 51,5 240 5,00 1,72 0,24 0,53 DURCHSCHNITT 27,4 9,9 38,2 DER SCHLECHTESTE AT0000859368 Meinl Equity Austria 18,7 – 2,2 2,1 4 5,00 1,61 neg. 0,03 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

licherweise wieder satte Performance-Zahlen. Interessanterweise liegen praktisch alle führenden Fonds über ein Jahr gesehen relativ gleichauf, erst über längere Zeiträume trennt sich die Spreu vom Weizen. Die hohen Kurssteigerungen führten zur Freude der Kapitalanlagegesellschaften auch zu einem Anstieg der Fondsvolumina. Erfolg macht sich bezahlt. So stieg das verwaltete Volumen des 3 Banken Österreich-Fonds in den vergangenen zwölf Monaten von 88 auf 140 Millionen Euro (+58 %), der relativ indexnahe gemanagte Pioneer Funds Austria - Austria Stock konnte trotz ähnlicher Performance das Volumen nur um 23 Prozent auf 240 Millionen Euro erhöhen, der von der Sparkasse Oberösterreich gemanagte ViennaStock gar nur um 19 Prozent auf 33 Millionen Euro.

Christian Scherrer erzielte mit dem nachhaltig ausgerichteten LGTAktienfonds Platz eins – trotz 456 Konkurrenten in dieser Kategorie.

Aktienfonds Global º Branchengewichtung entscheidend GroSSe Auswahl. In Österreich sind

Fotos: beigestellt, CHARTS: Tai-Pan / software-systems.at

LGT Sustainable Equity Fund Global  GAM Star Global Selector

ISIN Fonds Die fünf Besten LI0106892966 LGT Sustainable Equity Fund Global LU0705782398 Robeco Global Conservative Equities IE00B76VTN11 Vanguard SRI Global Stock LU0112467450 Nordea 1 - Global Stable Equity LU0203975437 Robeco BP Global Premium Equities DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE IE00B58LXM28 GAM Star Global Selector

ganze 457 Investmentfonds zum Vertrieb zugelassen, die in die Kategorie der global veranlagenden Aktienfonds fallen. Entsprechend der hohen Anzahl ist auch die Streuung der Ergebnisse hoch. So erzielte über fünf Jahre der LGT Sustainable Equity Fund Global, der übrigens über den ganzen Zeitraum von Chris­tian Scherrer gemanagt wurde, einen Ertrag von knapp über 100 Prozent. Auf der anderen Seite verdiente der GAM Star Global WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 22,9 11,0 17,8 13,7 20,4 16,8

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

72,0 104,3 383 5,00 1,79 1,76 53,2 86,1 518 5,00 1,18 1,54 47,9 92,4 688 5,00 0,35 1,45 56,1 95,6 2.330 5,00 1,90 1,39 50,2 110,1 2.684 5,00 1,43 1,13 34,4 63,0

1,43 1,38 1,31 1,40 1,38

neg.

neg.

3,4 – 13,5

0,2

55

5,00

2,42

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

Selector – trotz Bullenphase an den Börsen – praktisch null. Mit dem LGT-Fonds und dem Vanguard SRI Global Stock schafften es übrigens zwei Fonds in die Top Five, die auf nachhaltige Geldanlage setzen. Es ist schön zu sehen, dass diese Zusatzstrategie zunehmend Anhänger findet. Das zeigt sich nicht nur in der steigenden Anzahl der NachhaltigkeitsFonds, auch der Anstieg des Fondsvolumens beim LGT-Fonds, das in Jahresfrist von 174 auf 383 Millionen Euro zulegte, beweist dies. Betrachtet man sich das Portfolio des LGT ­Sustainable Equity Fund Global, so fällt auf, dass Scherrer die knapp 400 Millionen Euro relativ konzentriert in knapp 60 Positionen investiert hat. Die Top-Five-Positionen waren Ende 2016 Biogen, Cognizant, Telstra, ConocoPhillips und Inpex.

Februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 53


geldanlage ° Die besten Gemischten Fonds

Aktienfonds USA º Starker Dollar macht der US-Wirtschaft zunehmend zu schaffen  Threadneedle American Select  EI Sturdza Strat. US Mom. & Value

ISIN Fonds Die fünf Besten GB0001529238 Threadneedle American Select AT0000764741 Raiffeisen-US-Aktien IE0031385887 Old Mutual North American Equity LU0048573561 Fidelity Funds - America LU0226953718 Robeco BP US Premium Equities DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE IE00B7H11M39 EI Sturdza Strat. US Mom. & Value

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 24,2 34,7 29,9 19,7 26,0 21,5

64,8 67,7 78,0 66,1 65,4 56,3

9,6

33,8

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

126,1 144 3,75 1,65 1,66 118,9 398 4,00 1,68 1,16 123,6 430 6,25 1,65 0,87 138,3 8.959 5,25 1,88 0,75 132,2 5.029 5,00 1,68 0,69 106,,4

1,49 1,17 0,96 1,16 1,04

0,12

0,65

78,3

203

5,00

1,77

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

Aktienfonds Eurozone º Konjunktur beschleunigt, ist aber nicht gegen falsche Politik immun  DB Platinum IV CROCI  TC-Fonds-Aktien-Europa

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LU0194163050 DB Platinum IV CROCI 14,5 37,0 85,1 287 5,00 1,15 0,74 0,95 LU0528102642 AB FCP I-Eurozone Equity Portfolio 15,5 28,3 84,6 200 5,00 1,95 0,56 0,83 LU1240328812 Invesco Euro Equity Fund 17,9 27,3 103,2 852 5,00 1,68 0,50 0,89 LU0093666013 Templeton Euroland 19,7 22,6 90,2 331 5,75 1,85 0,45 0,89 LU0100915437 Julius Baer EF Euroland Value 47,4 24,8 91,1 221 5,00 1,70 0,33 0,63 DURCHSCHNITT 10,9 19,1 60,0 DER SCHLECHTESTE DE0009781773 Trendconcept-Univ.-Fonds-Aktien-Eur. -2,2 -3,2 13,3 8 5,00 2,18 neg. 0,23 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

Aktienfonds Japan º Expansive Geldpolitik unterstützt den Aktienmarkt  GAM Star Japan Equity  Meinl Japan Trend

ISIN Fonds Die fünf Besten IE0003012535 GAM Star Japan Equity LU0578148453 BL Equities Japan IE0004767087 Comgest Growth Japan LU0052780409 UBAM SNAM Japan Equity Value IE00B5649C52 Man GLG Japan CoreAlpha Equity DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000805064 Meinl Japan Trend

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 24,0 18,7 17,8 30,6 28,5 17,7 6,6

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

58,0 88,7 160 5,00 1,67 1,07 75,1 99,5 118 5,00 1,35 1,00 70,0 118,4 146 4,00 1,68 0,87 59,8 93,8 541 3,00 2,07 0,54 57,9 95,4 3 703 5,00 1,88 0,48 46,6 82,1

0,96 1,19 1,19 0,86 0,74

0,18

0,29

9,4

26,4

1

5,00

2,19

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

Aktienfonds Wachstumsmärkte Global º Unterschiedliche Marktentwicklungen  Hermes Global Em. Markets  CEAMS Qual. EM Equ.

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten IE00B3NFBQ59 Hermes Global Emerging Markets 25,6 49,0 48,9 1 372 5,25 1,64 0,93 0,59 LU0113993801 Henderson Gartmore Em. Markets 26,8 36,7 30,8 109 5,00 1,75 0,76 0,40 AT0000A00YJ6 Pioneer Funds Austria - R.I.CH. Stock 32,7 43,8 34,7 34 5,00 2,24 0,74 0,37 GB00B64TS881 Stewart Investors Global EM Sust. 18,7 32,2 57,8 400 4,00 1,80 0,74 0,72 LU0254836850 Robeco Emerging Stars Equities 26,1 36,0 37,0 661 5,00 1,69 0,65 0,42 DURCHSCHNITT 25,2 9,3 22,0 DER SCHLECHTESTE LU0519702418 CEAMS Quality EM Equity Fund 1,2 16,9 2,7 8 5,00 2,05 neg. neg. Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

54 ° GELD-MAGAZIN – Februar 2017


Von den -massiven Wirtschaftsprogrammen profitieren º Aktienfonds Indien ISIN Fonds Die fünf Besten GB00B1FXTF86 Stewart Investors Indian Subcont. IE00B3SHDY84 Nomura Funds Ireland-India Equity IE00B03DF997 Comgest Growth India LU0267983889 Invesco India Equity LU0365089902 Jupiter JGF India Select DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000495429 Meinl India Growth

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 14,4 25,6 22,4 19,3 20,1 18,5 12,0

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

98,5 119,4 332 4,00 1,96 1,43 108,2 85,8 52 5,00 1,70 1,29 132,2 91,8 171 4,00 2,16 1,04 106,0 99,8 245 5,00 2,16 0,90 123,5 93,6 263 5,00 2,17 0,88 99,6 82,8

0,90 0,63 0,40 0,46 0,37

0,64

0,29

39,2

30,0

4

5,00

7,13

Stewart Investors Indian Subcont.  Meinl India Growth

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

Halbleiterindustrie ermöglicht extrem hohe Wachstumsraten º Aktienfonds Technologie ISIN Fonds Die fünf Besten LU0099574567 Fidelity Funds - Global Technology AT0000688858 Raiffeisen-Technologie-Aktien AT0000753504 ESPA Stock Techno DE0005152623 Deka-Technologie LU0302296495 DNB Fund Technology DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0107464264 Aberdeen Global - Technology Equ.

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

39,5 102,9 164,1 1.485 5,25 1,91 1,40 32,6 96,3 133,0 36 5,00 2,17 1,34 27,0 80,9 131,5 32 4,00 1,80 1,19 26,6 75,6 124,9 156 3,75 1,46 1,18 35,6 81,4 147,8 383 5,00 2,10 1,14 23,8 60,7 108,7

1,30 1,12 1,12 1,17 1,17

0,34

0,48

21,8

48,1

70,0

163

6,38

1,95

Fidelity Funds - Global Technology  Aberdeen Global - Technology Equ.

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

Eine Branche, die im Gesundheitssektor ihren Platz gefunden hat º Aktienfonds Biotech ISIN Fonds Die fünf Besten AT0000746748 ESPA Stock Biotec LI0130449403 HBM Global Biotechnology Fund LU0108459040 Candriam Equities L Biotechnology LU0069152568 UBS (Lux) Equity Fund - Biotech LU0415392322 Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0090689299 Pictet-Biotech

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ 13,5 5,8 10,4 11,4 5,0 7,2 4,0

45,3 48,5 42,1 36,5 33,3 38,0

Gebühren ERTRAG/RISIKO AA TER 3 Jahre 5 Jahre

179,9 200 4,00 1,79 0,39 228,9 26 3,00 2,73 0,19 191,3 532 3,50 1,81 0,12 185,9 1.027 3,00 2,11 0,07 173,7 60 5,00 2,31 0,04 136,5

0,76 0,84 0,69 0,66 0,62

neg.

0,55

25,1 138,9

1.097

5,00

2,02

ESPA Stock Biotec  Pictet-Biotech

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

Gold gilt als Krisenwährung – das ist aber nur die halbe Wahrheit º Aktienfonds Edelmetalle ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LU0357130854 Bakersteel Glb. PreciousMetals Fund 106,8 155,8 – 9,4 108 5,00 3,34 0,84 neg. LU0229009351 Stabilitas - Gold+Resourcen 83,2 93,3 – 34,1 15 5,00 3,84 0,58 neg. LU0147784465 Nestor Gold Fund 98,9 43,0 – 46,4 19 3,00 2,18 0,28 neg. LI0016742681 Craton Capital Precious Metal Fund 109,6 55,8 – 50,4 69 5,00 2,13 0,15 neg. LU0175576296 Konwave Gold Equity Fund 113,1 58,2 – 39,3 195 5,00 1,96 0,14 neg. DURCHSCHNITT 68,2 35,7 – 37,5 DER SCHLECHTESTE LU0568608276 Amundi Fds. Equity Glb. Gold Mines 53,3 14,0 – 53,1 287 4,50 2,34 neg. neg.

Bakersteel Glb. PreciousMetals Fund  Amundi Equity Glb. Gold Mines

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. Jänner 2017

Februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 55


aktienPanorama ZahlenspielE

4,5

österreichische post

Millionen BUWOG-Aktien ver-

Konkurrenz zu

kaufte Immofinanz Anfang Februar an institutionelle Investoren durch ein beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren. Die Platzierungsaktien stellen etwa 4,5 Prozent des BUWOG-Aktienkapitals dar. Der Netto-Gesamterlös aus der Transaktion beläuft sich auf etwa 97,4 Mil­lio­nen Euro. Nach Abschluss der Transaktion wird die Immofinanz noch etwa 4,7 Millionen BUWOG-Aktien halten, die als Underlying für die Wandelanleihe 2017 und 2018 dienen.

amazon. Laut einer

140

MillioneN euro erlöste Agra-

na mit einer praktisch über Nacht platzierten Kapitalerhöhung. Der Preis für die neuen Aktien, die rund zehn Prozent des Nominales darstellen und für das Geschäftsjahr 2016/17 voll dividendenberechtigt sind (rund 4,20 Euro je Aktie), wurde mit 100 Euro festgesetzt. Der Börsenkurs, der zuvor bei 119,3 Euro lag, korrigierte natürlich heftig nach unten.

125

Millionen EUro erlöste Porr

mit der Emission einer nachrangigen Anleihe (Hybridanleihe), die bei institutionellen Investoren platziert wurde. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde der Kupon am unteren Ende des Preisbandes bei 5,5 Prozent festgelegt. Mit dem Emissionserlös soll die Bilanzstruktur verbessert und die Akquisitionsstrategie unterstützt werden.

APA-Meldung will die Österreichische Post nach einer längeren Planungsphase ihren Marktplatz „shöpping. at“ nun im April starten. „Bis dato sind 65 österreichische Händler unter Vertrag“, sagte der Geschäftsführer der Post E-Commerce GmbH, Gerald Gregori, „die Zahl der Händler auf der Plattform soll aber noch kräftig steigen.“ Zu den vorerst 65 Händlern, die ihre Waren künftig auf „shöpping. at“ anbieten, zählen unter anderem der Schuhhändler Salamander, die Kaufhauskette Kastner & Öhler, der Bürobedarfshändler Schäfer, der Elektronik-Händler e-tec, der Sporthändler Gigasport und der Weinhändler Wein & Co. Auch zahlreiche kleine Fachhändler sind bereits an Bord. Für die Händler gebe es keine Fixgebühren, sondern nur eine Gebühr „im einstelligen Bereich“ pro Verkauf je nach Warengruppe. Die Post will mit „shöpping.at“ österreichischen Händlern eine Alternative zu Amazon, Zalando und Ebay bieten. Für das ambitionierte Projekt hat die Post laut Medienberichten rund 30 Mil-

lionen Euro budgetiert. Ursprünglich hätte der Marktplatz bereits im vergangenen Sommer in eine Beta-Phase gehen sollen. Bereits im März 2016 präsentierte die Post den Marktplatz als große Zukunftshoffnung, um sinkende Briefumsätze mit neuem Zusatzgeschäft abzufedern. Nach anfangs eher verhaltenem Interesse der Händler wurde der Businessplan von „shöpping.at“ im vergangenen Sommer angepasst. In der aktuellen Test-Phase sind bereits 30 Händler mit rund 200.000 Artikeln online. Für Endkunden kostet die Lieferung bis 33 Euro Bestellwert rund 3,30 Euro und ist bei einem höheren Warenwert versandkostenfrei. Auch Retourwaren sollen gratis zurückgeschickt werden können.

Im zweiten Quartal 2013 waren von der voestalpine für die Errichtung des Eisenschammwerkes in Corpus Christi,Texas, 550 Millionen Euro budgetiert worden. Auf knapp eine Milliarde Euro sollen sich die Kosten nun dafür aufsummieren. Insider behaupten gegenüber den OÖN,dass die Endabrechnung im April eher sogar auf 1,1 bis 1,2 Milliarden lauten würde. voestalpine-Chef Wolfgang Eder erklärte kürzlich die höheren Kos­ten mit widrigen Wetterbedingungen während der Bauarbeiten, und – aufgrund eines unerwarteten Baubooms in der Region – gestiegenen Preisen beim Rohmaterial und höheren Löhnen für die Arbeitskräfte sowie Nachbesserungen

56 ° GELD-MAGAZIN – Februar 2017

beim Reduktionsturm. Eder wird nun vorgeworfen, die Aktionäre über die negative Entwicklung nicht zeitnah informiert zu haben. Bei der Eröffnung des Werkes im Oktober sprach er noch von einer „kleinen inflationsbedingten Anpassung“. Konzernbetriebsrat Hans Karl Schaller weist gegenüber den OÖN zwar darauf hin, dass die zusätzlichen Investitionen und Kostensteigerungen im Aufsichtsrat bekannt gewesen seien und auch abgesegnet wurden. Das reicht bei einem börsennotierten Unternehmen aber nicht. Dass die Informationen nicht unverzüglich veröffentlicht wurden, veranlasste die Finanzmarktaufsicht nun, eine Prüfung einzuleiten.

CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

voestalpine rechtfertigt Kostenexplosion beim US-Werk


ADVERTORIAL

SEILERN INVESTMENT MANAGEMENT

Erfolgreich mit Concentrated Portfolios

K

onzentrierte, optimal auf Langfristigkeit angelegte Portfolios, eine Spezialität von Seilern Investment Managent, bringen genau jenen Mehrwert, den institutionelle Investoren wie Pensionskassen suchen. In jüngster Zeit wandten sich viele Investoren aufgrund der Managementgebühren aktiv gemanagter Fonds vermehrt ETFs zu. Übersehen wurde dabei, dass mit ETFs nur sehr selten jene attraktive Überperformance erzielt werden kann. PETER SEILERN, Vorsitzender des Verwaltungsrates

Die Investorenwelt erlebte zu Beginn der 1990er-Jahre den Aufstieg von Exchange Traded Funds (ETFs). Maßgeblich verantwortlich für diese Entwickullng war der US-Vermögensberater Vanguard. Gleichzeitig war jedoch zu beobachten, dass aktiv gemanagte Portfolios häufig an ihren eigenen Benchmarks scheiterten, gleichzeitig jedoch Managementgebühren anfielen, die mit dem negativen Erfolg nicht in Einklang standen. Zugegeben: der Unmut vieler Anleger war gerechtfertigt, denn viele Investment Manager verfolgten ehrgeizige und zuweilen gewagte Anlagestile, mit denen sie durch die Aktien- und Anleihemärkte navigierten, um so den Börsen möglichst einen Schritt voraus zu sein. Eine Strategie, die sich am Ende des Tages meist als ein Schlag ins Wasser erwies. Die hohe Kunst, durch Portfoliokonzentration Überperformance zu erzielen, ist mehr oder weniger einer Wissenschaft der Indexabbildungen gewichen. ZEICHEN DER ZEIT So darf man nicht weiter erstaunt sein, dass sich ETFs in den letzten Jahren zu dem am schnellsten wachsenden Segment aller Anlageklassen entwickelten. Milliarden USD fließen nach wie vor jährlich in ETFs und stehen somit im Fokus desillusionierter Investoren, deren gut entlohnte aktive Fondsmanager kontinuierlich unzureichende Erträge abliefern. ETFs werden von einer ganzen Reihe von Institutionen genutzt und stellen damit ein Drittel des gegenwärtigen Wertpapier-Handelsvolumens dar.

sich die Frage auf: Wackelt hier tatsächlich der „technische“ Schwanz mit dem „fundamentalen“ Hund? Und je mehr Investitionsentscheidungen über Unternehmensgrößen, Anlagesektoren oder Investmentstile solcher Art verwässert werden, desto mehr Anomalien treten zu Tage. Investoren werden erst dann aufschrecken, wenn ihre Renditen nicht mehr per Mouseclick realisierbar sind oder wenn inflationäre Bankprofite während einer zyklischen Erholungsphase sie ganz einfach durch die Finger schauen lassen – eine Entwicklung, die gegenwärtig zu beobachten ist. GEHÄUFTE IRRTÜMER

Theoretisch werden ETFs durchgehend gehandelt, bieten höhere Liquidität, und das zu einem Bruchteil üblicher Managementgebühren aktiver Kollegen. Sie entwickeln ihr Handeln meist auf Basis automatisierter Handelssysteme, die mit Algorithmen arbeiten. Den entsprechenden Stresstest haben diese Systeme jedoch noch nicht bestanden. Wir von Seilern sind überzeugt, dass dieser sogenannte „Robo-advisor“Investmentansatz nicht die letzte Runde aktiven Portfoliomanagements einläuten wird. CONVICTION INVESTMENT Erfolgreiche Investments basieren auf einer soliden Anlagephilosophie, die von einer damit einhergehenden Risikobewertung begleitet wird. Indexierung und Algorithmik sind zweifellos kostengünstige Hilfsmittel und – mit entsprechendem technischen Rüstzeug – auch kurzfristig verfügbar, sie können jedoch niemals den Faktor Mensch – den erfahrenen Analysten und Investor – ersetzen, der einzig allein entscheiden kann, was auch langfristig vernünftig erscheint. Robo-advisors blenden jedoch gerade jenen menschlichen Faktor aus – und das auf Kosten einer Illusion geringeren Risikos und niedrigerer Kosten. ETFs tätigen automationsgesteuert Investitionen aus einem breiten Angebot an fragwürdigen, mittelmäßigen und guten Geschäftsmodellen. Bisher galten Portfolios mit zusätzlich durchschnittlichen und schlechten Titeln eher als risikofördernd. Hier drängt

Unter der Annahme, Diversifikation reduziere die Risiken, arbeiten ETFs mit breit gestreuten Portfolios. Gleichzeitig wurden die Zeithorizonte an den Märkten maßgeblich verkürzt; eine Entwicklung, die von Hedgefonds getrieben wurde, die ETFs schlechthin als ihre Instrumente betrachten. Empirische Untersuchungen belegen jedoch das Gegenteil. Eine konzentrierte Veranlagung in selektierte Wachstumstitel liefert steigende Erträge bei geringeren Risiken, vor allem dann, wenn das Portfolio aktiv betreut wird und eine solide Anlagephilosophie zugrunde liegt. Auf diese Weise wird langfristiger Wertzuwachs bei plausiblen Gebühren erzielt, eine Strategie, der sich Seilern Investment Management seit Anbeginn verschrieben hat. CONCLUSIO Die unter Druck geratenen Pensionsfonds können mit einer auf Wachstumswerten ausgerichteten Anlagephilosophie ihren Aufgaben erfolgreich nachkommen. Prognostizierbaren Erträgen aus realem Unternehmenswachstum sollte künstlich genormten Zinssätzen politisch beeinflusster Zentralbanken zweifellos der Vorzug gegeben werden. Selbst wenn in den kommenden Jahren wieder Zinsanstiege folgen werden, sollte ein Portfolio mit erstklassigen Wachstumswerten das Herzstück eines jeden Pensionsfonds bilden. www.seilerninvest.com

FEBRUAR 2017 – GELD-MAGAZIN °

57


aktien ° Börsen International

USA ° Trump erbt schwaches Wirtschaftswachstum Negative Überraschung. US-Präsident Donald Trump startet mit der Hypothek des schwächsten Wirtschaftswachstums seit Jahren ins Amt. Es lag 2016 bei 1,6 Prozent – das niedrigste Plus seit 2011. Vor allem der starke Dollar, gegen den Trump beständig wettert, bremste die Exporteure zum Jahresende aus. Im vierten Quartal 2016 wuchs die US-Wirtschaft um 1,9 Prozent, nachdem es im Sommer noch 3,5 Prozent waren. Insbesondere die Ausfuhren gingen um 4,3 Prozent zurück – das stärkste Minus seit Anfang 2015. Sojabohnen hatten sich nach Missernten in Südamerika im Sommer als US-Exportschlager erwiesen, wurden zum Jahresende hin jedoch nicht mehr so stark nachgefragt. Trotz dieses Sondereffekts bei Agrargütern dürfte sich Präsident Trump in seiner Meinung bestätigt fühlen, dass unfaire Handelspraktiken anderer Länder die USA Wachstum und Arbeitsplätze kosten. Das KonS&P 500 sum-Barometer der Universität Michigan zum 2400 Verbrauchervertrauen stieg im Jänner mit 98,5 Punkten auf den höchsten Wert seit Anfang 2200 2004. Auch im Schlussquartal 2016 hatten die Konsumenten ihre Ausgaben um 2,5 Prozent 2000 gesteigert. Positiv: Die Bauinvestitionen kurbeln 1800 ebenfalls das Wachstum an. Auch die Unternehmen investierten wieder mehr. Gleichzeitig 1600 wurden die Lager aufgestockt. Orders für langlebige Güter fielen im Dezember zum zweiten 1400 2013 2014 2015 2016 Mal hintereinander – um 0,5 Prozent. (wr)

Allzeithochs in Folge ° Nach dem raschen Ausbruch nach oben erreichte der S&P 500 neue Rekordhochs nahezu im Tagestakt. Bis zur Widerstandsmarke bei 2300 Punkten konnte der Index vorstoßen – nun wäre eine moderate Korrektur nicht überraschend.

China ° Wachstum zieht etwas an Schlussquartal überzeugte.

58 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

Ausbruch gescheitert ° Nachdem sich der HSCEI deutlich erholt hatte, war bei rund 10.000 Punkten wieder einmal Endstation. Seither hat der Index aber nur zwei Prozent verloren. Nun kommt es darauf an, dass die Zone zwischen 9000 und 9500 Punkten hält.

creditS: Lipper

Hang SenG China Enterprises Das chinesische BIP stieg im vierten Quartal um 6,8 Prozent. Die chinesische Regierung unter14.000 stützt mit hohen Investitionen. So sind sowohl der Einkaufsmanager für die verarbeitende 12.000 Industrie als auch jener für den Dienstleistungssektor mehrere Male hintereinander gestiegen. Sowohl Fiskalpolitik wie auch Geldpolitik wer10.000 den locker gehandhabt. Davon profitieren vor allem staatliche Unternehmen. Da auch die 8.000 chinesische Kreditwirtschaft vor allem ein Au 2013 2014 2015 2016 genmerk auf staatliche Unternehmen hat und der Privatsektor hinten anstehen muss, könnten die Wachstumsraten tendenziell wieder zurückgehen. Vorerst ist davon nichts zu spüren. Die Industrieproduktion erreichte im Dezember den höchsten Stand seit fast vier Jahren. Und was die absehbare Konfrontation mit US-Präsident Trump anbelangt, könnten die Chinesen massive Verkäufe von US-Staatsanleihen veranlassen. Die US-Zinsen würden steigen und das US-Wachstum negativ beeinflusst. Auch will sich Trump der Bekämpfung des hohen Handelsbilanzdefizits der USA mit China annehmen. Doch ein solcher Schuss könnte nach hinten losgehen. Ein Überschuss der Handelsbilanz garantiert noch lange keinen Wachstumsschub (siehe Russland, Italien und Japan). Dazu könnte China Strafzölle verhängen – China könnte Airbusse aus Europa und Sojabohnen aus Brasilien importieren. (wr)


°

Börsen International   AKTIEN

europa ° Konjunktur erstaunlich robust Trump-Nachwirkung. Als einer der ersten veröffentlichten wichtigen Indikatoren

Ausbruch nach oben ° Nachdem einige Länderindizes wie etwa der deutsche DAX neue Jahreshochs erklimmen konnten, gelang dies dem EuroAktienindex mit Verspätung – beinahe zumindest. Die Marke von 3300 Punkten wurde im Jänner übersprungen.

schossen die ZEW-Konjunkturerwartungen im Jänner regelrecht nach oben (von 63,5 auf 77,3). Die vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung befragten Finanzmarktanalysten bescheinigen der deutschen Wirtschaft einen guten Jahresstart. Dagegen fiel jedoch der ifo-Geschäftsklimaindex unerwartet stark. Das wichtigste deutsche Konjunkturbarometer sackte im Jänner von 111,1 auf 109,8 Punkte ab. Erstaunlich war dies deshalb, da sich rings um den Globus zuletzt wichtige Frühindikatoren verbessert hatten, was eigentlich positiv auf den ifo-Geschäftsklimaindex abfärben sollte. Doch die bissige Inaugurationsrede von Donald Trump machte nochmals deutlich, dass er mit Handelsrestriktionen Ernst machen könnte. Für die exportabhängige deutsche Industrie wäre ein Handelskrieg pures Gift. Die Unternehmen Euro Stoxx 50 schätzen den weiteren Konjunkturverlauf nun pessimistischer ein. Das könnte sich auch ne3800 gativ auf die Investitionsbereitschaft auswirken. 3600 Die deutsche Wirtschaft ist 2016 mit 1,9 Pro3400 zent so kräftig gewachsen wie seit fünf Jahren 3200 nicht mehr. In Großbritannien haben die Auto3000 hersteller ihre Investitionszusagen wegen des 2800 Brexit heruntergefahren. 2016 sei das Volumen der angekündigten Investitionen um ein Drittel 2600 auf 1,66 Milliarden Pfund eingebrochen, teilte 2400 2013 2014 2015 2016 der britische Autoverband SMMT mit. (wr)

japan ° Preise stagnieren weiterhin Nikkei 225

Wenig überzeugend. Nicht sehr po-

sitiv fallen die Prognosen für Japan aus. Trotz des gewaltigen Wertpapierkaufprogramms der Bank of Japan stagnieren die Konsumgü20.000 terpreise. Für 2016 erwarten Analysten eine 18.000 Inflationsrate von minus 0,2 Prozent, für 2017 von plus 0,2 Prozent. Die Notenbank hat die 16.000 Erreichung ihres Inflationsziels auf 2018 ver14.000 schoben. Mit der Geldpolitik allein dürfte dies 12.000 nicht erreichbar sein. Japans Regierung will zwar noch stärker auf öffentliche Projekte 10.000 2013 2014 2015 2016 setzen, doch aufgrund der bestehenden Verschuldung und der kommenden sozialen Lasten aus der Überalterung der Gesellschaft ist der Spielraum begrenzt. Für 2017 erwarten Analysten nur ein moderates Wachstum von 0,7 Prozent. Immerhin: Die Entscheidung der japanischen Notenbank, ihren Fokus weniger auf negative Zinsen zu legen, sondern vielmehr zielgerichteter vorzugehen, um die Kontrolle über die Zinsstrukturkurve zu erlangen, zeigt bereits Wirkung. Damit will die BoJ das Problem der immer kleiner werdenden Differenz zwischen kurz- und langlaufenden Staatsanleihen lösen. Kauft die BoJ also auch kürzer laufende Anleihen, kann sie die Differenz der Zinsen zwischen kurz- und langlaufenden Anleihen selbst mitgestalten. Je deutlicher die Zinsen im langlaufenden Bereich über den kurzen Zinsen liegen, desto besser für die Banken. Und der Finanzsektor ist essenziell für jede Wirtschaft. (wr) 22.000

seitwärts ° Nach dem rasanten Anstieg fast bis auf die 20.000er-Marke hat der Index korrigiert, sich dann aber von 18.700 auf 19.600 Punkte emporgeschwungen. Nun wartet der Widerstand bei 20.000 Punkten, Unterstützung bietet die 18.500 Punkte-Marke.

februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 59


aktien ° Anlagetipps

Trump-Rally verpufft Der Kursaufschwung an den internationalen Börsen als Folge der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten war nur von kurzer Dauer. Als klar wurde, dass Trump mit seinen Drohungen vor allem im Handelsbereich Ernst machen würde, bröckelten die Aktienkurse wieder ab. Wolfgang Regner

G

laubt man der Geschichte, sollten sich Anleger in den kommenden Wochen auf fallende Aktienkurse an der Wall Street und damit auch in Europa einstellen. In dem Monat nach der Amtseinführung eines neuen US-Präsidenten hat der breite US-Auswahlindex S&P 500 in den vergan­ genen 88 Jahren im Schnitt 2,7 Prozent verloren, wie eine Reuters-Studie zeigt. Selbst unter den populären Präsidenten Ronald Reagan und Barack Obama, die am Ende ihrer Amtszeiten Kurszuwächse von 120 und 165 Prozent vorweisen konnten, brachen die Wall Street-Kurse in den ersten Wochen nach der Schlüsselübergabe im Weißen Haus um 4,8 und 15 Prozent ein. Nur vier Präsidenten konnten sich seit 1929 steigende Kurse an der New Yorker Börse auf die Fahnen schreiben: Nach Herbert Hoovers Antritt im Jänner 1929 legte der Index im Monat danach um 3,8 Prozent zu, auf John F. Kennedys Konto ging 1961 ein Plus von sechs Prozent, auf das von

George H. W. Bush 1989 5,3 Prozent und als Bill Clinton 1993 das Oval Office bezog, legten die Kurse um 0,8 Prozent zu. Die große Frage ist jetzt, wie es unter Trump weitergeht. Als dieser seine Rhetorik im Vergleich zu seinen Wahlkampfreden keineswegs mäßigte, kehrte die Vorsicht der Anleger zurück: In der Woche vor der Amtseinführung rutschten der Dow Jones Index und der Dollar auf Sechs-Wochen-Tiefs ab, die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen fiel auf den tiefsten Stand seit Ende November und Gold, das in unsicheren Zeiten als sicherer Anlagehafen angesteuert wird, stieg auf den höchsten Stand seit zwei Monaten. Mit dem angeordneten Rückzug aus dem Asien-Handelsabkommen TPP und einer scharfen Drohung an abwanderungswillige Unternehmen setzte Trump sein Motto „Amerika zuerst“ sofort in die Tat um. Doch die USA sind hoch verschuldet. Sollte irgendwann der Rest der Welt nicht

mehr bereit sein, Investitionen und Konsum in den USA zu finanzieren, wird vom erhofften Trump-Aufschwung kaum etwas übrig bleiben. Positiv wären zwar der Abbau der Regulierungen für die US-Wirtschaft und Steuersenkungen für in den USA produzierende Unternehmen, doch wie weit diese gehen sollen, bleibt unklar. Verunsichert hat die Märkte zudem Trumps eigenwilliger Umgang mit Fakten, die gegen ihn sprechen. So meinte er, niemand habe ein Interesse an seiner Steuer­ erklärung. Umfragen zeigen jedoch die Befürworter mit 75 Prozent klar in Front. Bizarr auch die Reaktion auf eindeutige TV-Aufnahmen, wonach viel weniger Besucher die Amtseinführung vor Ort verfolgt hatten, als noch jene von Barack Obama. Man werde „alternative Fakten“ vorlegen, die das Gegenteil beweisen, war die Reak­ tion des Trump-Lagers. Alles in allem ein beunruhigender Auftakt der Trump-Präsidentschaft.

Der DWS Top Dividende-Fonds eilt von Rekord zu Rekord. Insgesamt konnten sich die Anleger des Fonds Ende November 2016 über eine Ausschüttung in Höhe von 460 Millionen Euro freuen – je Fondsanteil 3,10 Euro. Seit Auflegung im April 2003 summieren sich die Fondsausschüttungen damit auf rund 2,8 Milliarden Euro, die Ausschüttungsrendite beläuft sich auf 3,5 Prozent p.a. Zugleich ist der Anlagehorizont des Fonds sehr langfristig orientiert, weshalb kurzfristige Portfolioumschichtungen eher die Ausnahme darstellen und die Umschlagshäufigkeit der Fondspositionen bei niedrigen 20

60 ° GELD-MAGAZIN – Februar 2017

Prozent im Jahr liegt. Grundsätzlich investiert Fondsmanager Thomas Schüßler bevorzugt in Qualitätstitel („etablierte Unternehmen mit Weltruf und hoher Dividendenrendite“). Diese Titel machen gut die Hälfte des Fondsvolumens aus. Weitere 20 bis 30 Prozent des Portfolios bestehen aus Value-Aktien mit einem hohen Gewinn- und Dividendenwachstum. Unternehmen mit besonders hohen Wachstumschancen und guter Renditeperspektive runden das Portfolio ab. Seit Auflegung des Fonds summiert sich die Wertentwicklung auf durchschnittlich 10,4 Prozent im Jahr. Der Ausblick ist positiv.

Fondsmanager Schüßler rechnet heuer mit einem Dividendenwachstum von 7,5 Prozent. Der Fonds befindet sich in einem langfristigen Aufwärtstrend und hat Ende 2016 ein neues Allzeithoch erklommen. Ein Basisinvestment für konservative Anleger. ISIN DE0009848119  Börse Frankfurt

charts: onvista.de

DWS Top Dividende ° Neue Rekorde


°

Anlagetipps   aktien

Fuchs Petrolub ° Es läuft wie geschmiert Eine starke Marktposition, strukturell steigende Umsätze und sich verbessernde Margen: mit diesem Cocktail sind die Anleger bei Fuchs Petrolub, dem Weltmarktführer für Schmierstoffe, bislang sehr gut gefahren. Die gerade nach oben revidierte Jahresplanung spricht zudem dafür, dass die Erfolgsgeschichte noch lange nicht zu Ende ist. Mittlerweile beschäftigt der Konzern gut 3850 Mitarbeiter in mehr als 40 Ländern und betreibt Produktionsstätten in 31 Ländern. Die Gründerfamilie Fuchs hält mit 53,3 Prozent der Aktien weiterhin die Mehrheit des Unternehmens. Zugleich ist

das Familien­mitglied Stefan Fuchs als Vorstand der Gesellschaft aktiv. Fuchs Petrolub ist führend auf einem Markt mit gewinnträchtigen Nischenprodukten und ist Zulieferer der Automobilindustrie (Motoröl-Erstabfüllung). Wichtigste Rohmaterialien für das Unternehmen sind Grundöle und Additive. Mit mehr als 100.000 Kunden in über 100 Ländern ist der Konzern breit diversifiziert. Fuchs beschleunigt das organische Wachstum mittels Zukäufen. Bislang wurden Know-how und Personal der akquirierten Unternehmen, nicht aber deren Produktionsanlagen übernommen.

2016 ist das EBIT um 8,2 Prozent gestiegen, der Umsatzzuwachs soll bei rund neun Prozent liegen. Die Fuchs Petrolub-Aktie ist dabei, das Rekordhoch bei 45 Euro in Angriff zu nehmen. Kauf bei 40 Euro, Stop-Loss-Limit bei 34,78 Euro setzen. ISIN DE0005790430  Börse Frankfurt

Führender PC-Zulieferer ° Logitech

Bis Ende März 2017 soll das operative Ergebnis von Logitech auf 205 Millionen Dollar steigen und das Wachstum im Einzelhandel bei sieben Prozent liegen. Die Aktie befindet sich auf einem FünfJahres-Hoch. Kauf bei 24 CHF, Stop Loss bei 18,80 CHF. ISIN CH0025751329  Börse Zürich

Der Schweizer Konzern Logitech ist ein weltweit führender Hersteller von Computerzubehör wie kabellosen Mäusen und Tastaturen, Fernbedienungen, Spielekonsolen-Zubehör, Joysticks, PC-/MP3-Lautsprechern und WebCams. Der Vertrieb der Produkte erfolgt über den Elektronik-Einzelhandel (drei Viertel der Umsätze). Die Quartalszahlen von Logitech lagen über den Markterwartungen. Die Schweizer erwirtschafteten von Juli bis September einen Umsatz von 564,3 Millionen Dollar und damit 9,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Nettogewinn lag bei 64,8 Millionen, nach 46,5 Millio-

nen Dollar im zweiten Quartal, was einem satten Plus von 39 Prozent entspricht. Auch in den einzelnen Bereichen konnte Logitech mit einer starken Performance aufwarten. Insbesondere die Kategorien Gaming, Mobile Lautsprecher und Videokonferenz-Systeme konnten stark zulegen. Hauptumsatztreiber sind aber nach wie vor PC-Mäuse und Tastaturen. Nach der Übernahme von Jaybird wird ein starkes Wachstum im Bereich kabelloser Kopfhörer erwartet. Zudem wird das Portfolio mit Simulationskonsolen ausgebaut und dem US-Spielehersteller Mad Catz die Marke Saitek abgekauft.

Thermo Fisher Scientific ° Hightech-Services Thermo Fisher Scientific ist ein weltweit führender Partner für die Wissenschaft mit einem Umsatz von 17 Milliarden Dollar und mehr als 50.000 Mitarbeitern in 50 Ländern. Zur eigenen Mission heißt es, man wolle die Kunden in die Lage versetzen, die Welt gesünder, sauberer und sicherer zu machen. Ziel sei es dabei zu helfen, die Life Science-Forschung voranzutreiben, komplexe analytische Probleme zu lösen, die Diagnostik am Patienten zu verbessern und die Produktivität der Labore zu steigern. Thermo Fisher profitiert von der hohen Forschungs- und Entwicklungsaktivität im

Biopharmasektor sowie von der großzügigen Finanzierung von Forschungsaktivitäten mit öffentlichen Geldern. Nach einem jährlichen Ergebnisplus von im Schnitt 14 Prozent in den vergangenen fünf Jahren wird bei den Gewinnen je Aktie auch in den nächsten fünf Jahren eine durchschnittliche Zuwachsrate von 11,2 Prozent p.a. für möglich gehalten. Für 2017 gehen Analysten von einem Ergebnis je Aktie von 9,25 Dollar aus (KGV von gut 15). Die Umsatzprognose wurde ebenfalls angehoben: nun werden 18,3 Milliarden statt wie bisher 17,9 Milliarden Dollar anvisiert.

Der Umsatz sollte um rund acht Prozent zulegen, der Gewinn je Aktie 2016 auf rund 8,25 anstatt auf 8,15 Dollar. Die Aktie überzeugt mit einem langfristigen charttechnischen Aufwärts­ trend. Kauf bei 125 Euro, Stop Loss bei 98 Euro setzen. ISIN US8835561023  Börse Frankfurt

Februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 61


aktien ° Österreich

Alle wollen jetzt Aktien Die Aufwärtsbewegung ist dynamisch. Die bessere Konjunktur in Europa führt zu höheren Unternehmens­ gewinnen und steigenden Aktienkursen. Anleger, die davon überrascht wurden, treiben jetzt mit ihren Käufen den Markt weiter in die Höhe. So manche Aktie hat ihr Kursziel bereits (mehr als) erreicht. Mario Franzin ie Wiener Börse scheint nicht zu bremsen zu sein. Seit dem Brexit-Tief Ende Juni legte der Leitindex ATX um 35 Prozent zu. Dabei spielten mehrere Faktoren eine Rolle: Die Rohstoffpreise erholten sich weiter. Der Preis für ein Barrel Rohöl stieg in diesem Zeitraum um rund 25 Prozent von 40 auf 55 Dollar – trotz gleichzeitiger Dol­ lar-Stärke. Das schwemmte die Kurse der OMV-Aktie und jene der SBO in die Höhe – obwohl sich bei Letzterer der höhere Ölpreis noch nicht in höhere Auftragseingänge nie­ dergeschlagen hat. Sowohl bei SBO, als auch bei der OMV gingen die Analysten bis vor Kurzem von Überbewertungen aus, korri­ gierten zuletzt aber ihre Prognosen auf „fair bewertet“ – d.h., es ist noch etwas an Kurs­ potenzial vorhanden, aber nicht viel. Ebenso kletterte der Preis für Aluminium von 1400 auf 1800 Dollar pro Tonne, was z.B. Wasser auf die Mühlen der AMAG ist, zumal das Unternehmen mit den neuen Warmwalz­ werken stark in den Kapazitätsaufbau und die Erweiterung der Produktpalette inves­ tiert hat. Bei der AMAG wurde das Kursziel nach dem Anstieg der Notierung nach oben

auf 37,50 Euro angepasst. Auf dem aktuellen Kursniveau von 35,50 Euro ist das Kurs­ potenzial ausgeschöpft, interessant bleibt ­lediglich die Dividende von 3,46 Prozent. Zinsanstieg beflügelt banken und Versicherungen Der zweite wesentliche Faktor für den Wiener Markt war/ist, dass die längerfris­ tigen Zinsen trotz anhaltender Niedrigzins­ politik der EZB in die Höhe kletterten. Zwar noch nicht üppig, aber der Anstieg wird als Signal einer Bodenbildung verstanden – im zehnjährigen Bereich von null auf etwa 0,4 Prozent (Deutschland und Österreich). Das ist für die Finanzindustrie wichtig, die hauptsächlich von der Zinsmarge (Banken) und den Kapitalerträgen (Versicherungen) leben. Dementsprechend stieg die Aktie der Erste Bank seit Mitte 2016 um 43 Prozent, jene der Raiffeisen Bank International (RBI) um 88 Prozent (siehe Kasten auf der rechten Seite). Vom Kurspotenzial wird den Erste Bank-Aktien noch rund 15 Prozent zuge­ traut, jene der RBI werden derzeit um rund 20 bis 30 Prozent überbewertet angesehen.

Austrian Traded index (ATX) Widerstand im Test. Der Anstieg seit Mitte vergangenen Jahres von 2000 auf 2730 Punkte führte den ATX an den Widerstand (Hoch) aus dem Jahr 2014. Das Hoch bei 2680 Punkten, das der ATX im Mai 2015 erreichte, konnte bereits überschritten wer­ den. Jetzt müsste eine gesunde Korrektur einsetzen: einerseits, um nicht den Unterneh­ mensgewinnen zu weit vorauszulaufen und zweitens, um die charttechnisch überkaufte Situation abzubauen.

62 ° GELD-MAGAZIN – Februar 2017

Einzig die Analys­ten der Erste Bank trauen letzterer Aktie noch ein Potenzial von etwa zehn Prozent zu. Auch die Versicherungs­ titel konnten im letzten halben Jahr – aus be­ sagtem Grund – zulegen. Die Aktien der Vienna Insurance Group (VIG) kletterten um 33 Prozent nach oben, die Papiere der Uniqa legten um 43 Prozent zu. Beide wer­ den von Analysten als derzeit fair bewertet eingestuft. Polytec und Lenzing als Top-performer Beim Autozulieferer Polytec hat sich die Geduld gelohnt. Seit fünf Jahren ist be­ kannt, dass Polytec unterbewertet ist. Den­ noch kam der Kurs trotz mehrerer Anläufe über den Widerstand bei 8,50 Euro nicht ­hinaus. Erst Anfang November letzten Jah­ res explodierte der Kurs förmlich auf aktuell 13 Euro. Aktuell wird das Kurspotenzial noch mit weiteren fünf bis zehn Prozent an­ gesetzt. Bei Lenzing liegt der Fall anders. Die Aktie des Fasernherstellers ist bereits seit 2014 im Höhenflug und legte seitdem um gut 200 Prozent zu. Auf aktuellem Kursniveau von 132 Euro liegt das erwartete KGV für das laufende Geschäftsjahr bei rund 14, die Dividendenrendite für 2016 bei rund 1,90 Prozent – eine Erhöhung wäre hier wünschenswert. Immofinanz von Russland und Fusion mit der CA IMMO belastet Immofinanz ist seit Jahremitte 2016 der drittschwächste Wert im ATX Prime-Index. Der Immobilienkonzern wird nach wie vor durch das Russland-Portfolio belastet. Im zweiten Quartal musste es neuerlich, dies­ mal um 95 Millionen Euro, wertberichtigt

Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse

D


°

Österreich   AKTIEN

Lenzing ° Kursplus von 200 Prozent seit März 2014

ISIN

AT0000644505

Kurs (01.02.2017)

werden. Der Gewinn für das Geschäftsjahr 2016/17 schmilzt wie Schnee in der Sonne. Zudem arbeitet Immofinanz an der Fusion mit der CA Immo. Der Kauf der 26 Prozent von der russischen O1-Group zu 23 Euro je Aktie war auch keine Sternstunde. Während O1 rund 128 Millionen mit dem Deal ver­ diente (sie kaufte 2014 der Bank Austria das Paket um 18,50 Euro je Aktie ab), musste die Immofinanz im zweiten Quartal auch hier eine Abwertung von 106 Millionen Euro auf den Kurs der CA Immo von 16 Euro (Ende November) vornehmen. Und nicht zuletzt wurde der Aktienkurs der Immofinanz durch die Kapitalerhöhung via Wandelan­ leihe im Jänner belastet. Aktuell notiert die Immofinanz-Aktie bei 1,75 Euro. Erfreulich ist nur, dass das Abwärtsrisiko bereits vernachlässig­bar ist. Denn der Buchwert je Aktie liegt bei knapp drei Euro, die Dividen­ denrendite bei 3,53 Prozent (für März bis Dezember 2016). Die Analysten sehen es ähnlich und trauen der Immofinanz ein Kurs­potenzial von 25 bis 30 Prozent zu. AT&S mit höheren Kosten in Shanghai und Chongqing Während es bei AT&S mit einem Um­ satzplus von 5,3 Prozent operativ gut läuft, fiel das Ergebnis in den ersten drei Quar­ talen 2016 aufgrund höher als erwarteter Kosten in Chongqing und Shanghai mit 19,7 Millionen Euro negativ aus. Auch für das Gesamtjahr wird es unterm Strich höchst­ wahrscheinlich rote Zahlen geben. Das ver­ schreckt die Anleger, obwohl der Börsen­ kurs von derzeit 9,35 Euro weit unter dem Buchwert von 14 Euro notiert und der Aktie von Seiten der Analysten ein Kurspotenzial von bis zu 30 Prozent zugetraut wird.

Der Kursanstieg der Lenzing-Aktie seit März 2014 ist sensationell. Damals litt der Faserher­ steller heftig unter den niedrigen Baumwoll­ preisen (Konkurrenzprodukt), was ihm 2014 einen Jahresverlust von 14 Millionen Euro einbrockte. Doch mit Sparmaßnahmen und der Umstellung auf die Produktion höherwertiger Fasern wurde wieder Geld verdient. 2016 wer­ den es rund 210 Millionen sein (KGV 17). Das All-Time-High von knapp über 100 Euro (2011) wurde im September 2016 übersprungen. Die Analysten von Kepler hoben das Kurziel un­ längst auf 140 Euro an, Berenberg senkte es kurz darauf auf 105 Euro.

136,00 € KGV 2016 e

17,4

Marktkap.

3.611 Mio. € KGV 2017 e

14,5

Umsatz 2016 e

2.155 Mio. € KGV 2018 e

Buchwert/Aktie 2016 e

50,80 € Divid. 2016 e

14,8 1,84 %

Polytec ° Entspannung in der Autobranche löste Kursrally aus Polytec war seit Jahren unterbewertet. Das KGV lag bei fünf bis sechs. Doch der Kurs kam nicht auf die Sprünge. Letztes Jahr wurde die Aktie aufgrund des Abgasskandals bei VW belastet, einer der größten Kunden von Polytec. Doch die Befürchtung von Auftragsrückgängen bewahr­ heitete sich nicht. Polytec lieferte für 2016 her­ vorragende Zahlen. Der Umsatz legte zwar nur um vier Prozent zu, doch das EBIT stieg um 40 Prozent auf 52 Millionen Euro. Mit den bereits guten Zahlen zum dritten Quartal wurde der Kurswiderstand bei 8,30 Euro überwunden und eine Kursrally ausgelöst. Die Kursziele liegen zwischen 13,50 und 15 Euro.

ISIN AT0000A00XX9 Kurs (01.02.2017)

13,00 € KGV 2016 e

9,4

Marktkap.

290 Mio. € KGV 2017 e

9,4

Umsatz 2016 e

650 Mio. € KGV 2018 e

Buchwert/Aktie 2016 e

8,26 € Divid. 2016 e

9,2 2,92 %

Raiffeisen Bank International ° Fusion mit der RZB

ISIN Kurs (01.02.2017) Marktkap.

AT0000606306 21,00 € KGV 2016 e

15,0

6,15 Mrd. € KGV 2017 e

9,5

Betriebserträge 2016 e 4,51 Mrd. € KGV 2018 e Buchwert/Aktie 2016 e

Das harte Kernkapital der RBI soll Ende 2017 wieder bei zwölf Prozent liegen. Nachdem die notleidenden Beteiligungen zur Mehrheit veräußert wurden (Ukraine, Slowenien, Polen absehbar) und sich Osteuropa langsam erholt, baut sich dieser Nachteil ab. Der Börsenkurs stieg seit Mitte 2016 um 88 Prozent. Für 2017 wird für die RBI ein Gewinn von gut 400 Mil­ lionen Euro erwartet, was aufgrund des Kurs­ anstieges ein nicht mehr ganz günstiges KGV von 15 ergibt. Wie uneins sich die Analysten bezüglich der weiteren Entwicklung sind, zei­ gen die Kursziele für die RBI-Aktie, die zwischen zwölf und 20 Euro weit auseinander liegen.

28,11 € Divid. 2016 e

7,8 0,52 %

Februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 63


aktien ° Deutschland

Deutschen Autobauern droht unter Trump das Abseits Entgegen allen Hoffnungen, der neue US-Präsident werde seine Wahlkampfrhetorik mäßigen, hat Donald Trump schwere Drohungen auch an die deutschen Automobilbauer gerichtet. Die entscheidende Frage ist: Wer hätte unter potenziellen Strafzöllen am meisten zu leiden?

W

erke deutscher Autoproduzenten in Mexiko, aus denen die Konzerne günstig produzierte Autos nach Nordamerika liefern, drohen zu einer Fehlinvestition zu werden. Besonders schmerzhaft wäre dies für die VW-Tochter Audi, die in San Jose Chiapa gerade erst ein Werk für mehr als eine Milliarde Euro eröffnet hat, in dem der Geländewagen Q5 vom Band rollt. Zudem verfügt der Audi-Konzern über keinen Fertigungsstandort in den USA. Aber auch die Fabrik der Schwestermarke VW in ­Puebla würde in Mitleidenschaft gezogen, denn ein Großteil der dort produzierten Wagen rollt in die USA. Eine denkbare ­Reaktion wäre nun, die Produktion in den USA nach außen sichtbar ebenfalls auszubauen, die Zulieferteile aber weiter weltweit zu beziehen. Experten schlagen die Lieferung von Bausätzen vor, das sind in Einzelteile und Baugruppen zerlegte Fahrzeuge, die erst im Importland zusammengebaut werden. Diese sind meist nicht mit Importzöllen belegt. BMW produziert mehrere

Wolfgang Regner

Geländewagenmodelle der X-Reihe in South Carolina, weil SUV in den USA hoch im Kurs stehen. Ähnlich ist es beim Rivalen Daimler. Im Mercedes-Werk im US-Bundesstaat Alabama bauen die Stuttgarter die Geländewagen GLE und GLS und beliefern Kunden damit weltweit. Dort rollen auch Pkw der C-Klasse für die USA vom Band. BMW und Daimler stark in den USA Am „amerikanischsten“ unter den deutschen Herstellern ist die C-Klasse von Mercedes mit 72 Prozent und der GLE mit 65 Prozent. Dahinter folgt der VW Passat mit 30 Prozent, der im US-Werk in Chattanooga vom Band rollt. Der US-Anteil ist vergleichsweise niedrig, weil wichtige Komponenten aus dem VW-Werk in Mexiko dorthin geliefert werden. Mercedes-Benz baut gemeinsam seinem Partner Nissan ein neues Werk im mexikanischen Aguascalien­ tes. Dort soll ab 2018 unter anderem die neue A-Klasse vom Band laufen. Doch das Modell wird in den USA gar nicht angebo-

dax Nach oben ausgebrochen. Nach dem Durchbruch durch den starken Widerstand bei 10.800 Punkten stieg der DAX relativ rasch auf 11.500 Punkte. Gegen Ende Jänner wurde dann auch die Barriere bei 11.600 Punkten überschritten. Nun besteht Kurspotenzial bis auf das alte Rekordhoch bei 12.400 Punkten – allerdings dürfte das Ausbruchs-Gap bei 11.600 zuerst geschlossen werden, bevor es weiter hinaufgeht. An dieser Marke sowie bei 11.400 Punkten bestehen Unterstützungen.

64 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

ten. Und Erzrivale BMW errichtet eine neue Fabrik in San Luis Potosí. Dort soll ab 2019 die nächste Generation des Dreiers produziert werden. Sollten Trumps Strafzölle tatsächlich Wirklichkeit werden und die Hersteller auf dem zweitgrößten Automarkt der Welt zu Preiserhöhungen zwingen, drohten zweistellige Absatz-Einbrüche. „Bei Import-Steuern von 35 Prozent wäre womöglich die Hälfte des Geschäfts weg“, schätzt Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. BMW kann aber darauf verweisen, dass das weltweit größte Werk in Spartanburg/South Carolina steht. Dort fertigt der Konzern sämtliche SUV-Baureihen, vom X1 bis zum geplanten X7. Alleine im Vorjahr rollten rund 411.000 Offroader vom Band, 70 Prozent davon waren für den Export bestimmt. 2014 hat der Konzern eine milliardenschwere Erweiterung angekündigt. Nach den Plänen soll die Produktionskapazität auf 450.000 Fahrzeuge pro Jahr steigen. Wenn alle Stricke reißen, könnte BMW einen Teil ­seiner Pkw-Produktion nach Spartanburg verlegen. Volkswagen hinkt hinterher Daimler ist in den USA gleich mit mehreren Standorten vertreten. In Tuscaloosa/ Alabama rollen die SUV-Baureihen GLE, GLE Coupé und der GLS vom Band. Seit 2014 wird zudem die C-Klasse für den nord­ amerikanischen Markt in Tuscaloosa produziert. Dazu kommen weitere Truckstandorte wie Charleston (Daimler Trucks), Mount Holly (Freightliner) oder Portland (Western Star). Mit 22.000 US-Jobs ist Daimler der größte deutsche Fahrzeugher-


°

Deutschland   AKTIEN

basf ° Drittbester Wert im DAX steller in den USA. Damit verfügt Daimler über eine mögliche Auffangstelle für weitere Pkw-Modelle. Nicht so Volkswagen. Das vor über 50 Jahren gegründete Werk in Puebla/Mexiko ist das zweitgrößte Werk im weltweiten Volkswagen-Reich. Der Großteil der Produktion geht in die USA. In den USA verfügen die Wolfsburger über ein relativ kleines Werk in Chattanooga/Tennessee. Die rund 3200 Beschäftigten bauen den Passat und den XXL-SUV Allspace. Volkswagen fertigt nur jedes achte in den USA verkaufte Auto vor Ort. Damit wäre VW am stärksten von Strafzöllen betroffen. Dagegen produzieren Daimler wie BMW in den USA fast so viele Autos, wie sie verkaufen. Deutsche Bank stark erholt Die Deutsche Bank hat es in den letzten Jahren geschafft, operative Gewinne von rund vier Milliarden Euro zu erzielen – doch davon sahen die Investoren nichts, denn allein 2015 wurden diese Gewinne durch US-Strafzahlungen von zwölf Milliar­ den Euro ausgelöscht. Die DB ist zudem wenig profitabel – die Eigenkapitalrendite liegt bei nur der Hälfte, was Goldman Sachs verdient –, vor allem wegen der veralteten ITInfrastruktur. Dennoch hat sich der Aktienkurs in wenigen Wochen fast verdoppelt. Offenbar profitiert die Deutsche Bank dabei auch von Plänen des neuen US-Präsidenten, die strikten Vorgaben zum Eigenhandel von Geschäftsbanken zu lockern. Zudem erwägt die DB einen Teilbörsengang ihrer Vermögensverwaltung und Fondstochter. Die Sparte könne komplett in Luxemburg registriert werden, dann könne eine Minderheitsbeteiligung von Deutsche Asset Management an die Börse gebracht werden. Auf diese Weise könne der Kapitalpuffer von Deutschlands größtem Geldhaus gestärkt werden. Allianz auf der Überholspur Erstmals seit dem zweiten Quartal 2013 flossen der US-Fondstocher Pimco netto Mittel in Höhe von 4,7 Milliarden Euro zu. Der operative Gewinn 2016 soll auf zehn bis elf Milliarden Euro steigen – für Übernahmen oder Aktienrückkäufe ?

ISIN

DE000BASF111

Kurs (03.02.2017)

88,72 € KGV 2016 e

18,9

Marktkap.

82,35 Mrd. € KGV 2017 e

17,0

Umsatz 2016 e

56,80 Mrd. € KGV 2018 e

Buchwert/Aktie 2016 e

32,95 € Divid. 2016 e

15,4 3,30 %

Das weltweit führende Chemieunternehmen gehört auch zu den sieben deutschen Dividenden-Dauerläufern. BASF schüttet seit 1953 ununterbrochen Dividenden aus – beim Dividendenwachstum der vergangenen fünf Jahre ist man mit 120 Prozent Spitzenreiter. BASF erzielte im dritten Quartal einen Umsatz von 14 Milliarden Euro – 20 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Maßgeblich hierfür war der Verkauf des Gashandels- und Gasspeichergeschäfts im Rahmen des erfolgten Tauschs von Vermögenswerten mit Gazprom. Das operative Ergebnis (EBIT) ging leicht auf 1,5 Milliarden Euro zurück. Positiv lief es in der Chemie und im Pflanzenschutz.

Deutsche Post ° Am Allzeithoch

ISIN

DE0005552004

Kurs (03.02.2017)

31,29 € KGV 2016 e

14,8

Marktkap.

37,80 Mrd. € KGV 2017 e

14,2

Umsatz 2016 e

58,23 Mrd. € KGV 2018 e

Buchwert/Aktie 2016 e

9,37 € Divid. 2016 e

13,3 3,10 %

Dank des boomenden Online-Handels erlebte der Logistikkonzern das beste dritte Quartal seiner Geschichte. Vorstandschef Frank Appel sieht den gelben Riesen damit auf Kurs, seinen operativen Gewinn in diesem und den kommenden Jahren wie geplant zu steigern. Der Paketboom ist dabei ein wichtiger Faktor. In Europa will er die Zustellung an Privatkunden auf bald 21 Länder ausdehnen. Für das Gesamtjahr sieht die Post-Führung den Konzern auf gutem Weg, den operativen Gewinn (EBIT) auf einen neuen Höchstwert von 3,4 bis 3,7 Milliarden Euro zu steigern. Das ist eine Milliarde mehr als im Problemjahr 2015 in der DHL Frachtsparte. Bei Schwäche kaufen.

airbus ° Profitiert von Trumps Abkehr von der NATO

ISIN

NL0000235190

Kurs (03.02.2017)

63,01 € KGV 2016 e

20,2

Marktkap.

48,52 Mrd. € KGV 2017 e

17,7

Umsatz 2016 e

65,08 Mrd. € KGV 2018 e

Buchwert/Aktie 2016 e

8,28 € Divid. 2016 e

13,4 2,13 %

Eine Abkehr der Amerikaner unter Donald Trump von der NATO könnte Airbus Rüstungsgeschäfte bescheren. Bereits 2018 sollten in den Budgets der europäischen Partner erste Veränderungen zu sehen sein. Denn derzeit geben in Europa nur noch fünf Länder das gemeinsame Ziel von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung aus. Bereits 2016 hat Airbus Defense & Space, das Militärflugzeuge wie den Eurofighter und den A400M anbietet, besser abgeschnitten. Das Rüstungsgeschäft trägt ein Fünftel zum Airbus-Konzernumsatz von 64 Mil­liarden Euro bei, der vor allem aus dem Geschäft mit Verkehrsfliegern kommt. Nun dürften neue Rüstungsorders die Airbus-Bücher weiter füllen.

februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 65


alternative investmentsPanorama „Soirée de faux pas“: Zwei Unternehmer starten mit crowdFunding neu durch Die Zweite Chance: Das Wiener Jeans-

Label Gebrüder Stitch und Damian Izdebskis Computer- und IT-Unternehmen techbold sind zwar aus völlig verschiedenen Branchen, haben aber eines gemeinsam. Beide Gründer scheiterten schon einmal und mussten Insolvenz anmelden. Um viele Erfahrungen und Lernprozesse reicher, starten sie nun neu durch. Die bekannte Marke Gebrüder Stitch steht für nachhaltige Jeans aus Wien, die optimal passen. Dennoch kam es im Juni des Vorjahres zur unternehmerischen Bruchlandung, da einer von 19 Investoren der notwendigen Kapitalerhöhung nicht zustimmte. Mit der im August 2016 neu gegründeten ants in your pants GmbH, einer ­neuen Produktstrategie und e i n e r s c h l a n ke n

Kostenstruktur soll das Label Gebrüder Stitch zu neuen Höhenflügen ansetzen. Als einer von nun fünf Gesellschaftern ist BusinessAngel Niko Alm mit an Bord. Die breite Masse kann sich auf www. conda.at an dem Wiener Unternehmen beteiligen. Bisher wurden rund 40.000 Euro investiert. Die Pleite von DiTech im März 2014 schlug hohe Wellen. „Binnen kürzester Zeit mussten viele Mitarbeiter gekündigt werden, es gab großen medialen Druck. Die Fehler, die wir bei DiTech gemacht haben, wollen wir nun mit techbold vermeiden“, schildert IT-Unternehmer Damian Izdebski. Als IT- und Computer-Kompetenzzentrum möchte sich techbold als Wegbegleiter in die digitale Zukunft positionieren. 2015 gegründet, beschäftigt das Unternehmen derzeit 30 Mitarbeiter und

erzielte bereits fünf Millionen Euro Umsatz. Das Crowdinvesting-Projekt bei CONDA wurde vor wenigen Tagen um ein weiteres Monat verlängert. Bisher wurden mehr als 430.000 Euro investiert. Einer, der gleich zu Beginn in techbold in­ vestiert hat, ist Business Angel Hansi Hansmann. „Das Thema unternehmerisches Scheitern ist bei uns viel zu wenig in der Öffentlichkeit präsent. In Amerika geht man damit anders um, da gehört es zum normalen Werdegang“, so Hansmann. Für Unternehmer, die bereits gescheitert sind, sieht er durchaus Vorteile: „Sie haben Erfahrungen gesammelt und wissen nun, worauf es wirklich ankommt“, ist er überzeugt. Generell bricht Hansmann eine Lanze für Unternehmer: „Ohne Unternehmer gebe es kaum Jobs und keine funktionierende Wirtschaft.“

GERMANY‘S GLOBALE PLAYER Der Basiswert des GLOBAX – German Global Export Aktienindex Index Zertifikat der Deutsche Bank X-markets (ISIN: DE000DX9GL01) ist ein Aktienindex, der die Wertentwicklung der Aktien von Unternehmen abbildet, die relativ zum Gesamtumsatz einen besonders hohen Umsatzanteil außerhalb Europas erwirtschaften. Der GLOBAX fasst die 30 exportstärksten Unternehmen der 100 größten deutschen Unternehmen nach Marktkapitalisierung zusammen. Im Detail erfolgt der Selektionsprozess wie folgt: Zunächst werden Unternehmen mit Firmensitz in Deutschland herausgefiltert, die einen besonders hohen Umsatzanteil außerhalb Europas erzielen. Alle Unternehmen im Index werden gleichgewichtet, so haben diese, unabhängig von Marktkapitalisierung oder sonstiger Faktoren, gleichen Einfluss auf die Wertentwicklung des Index. Jährlich im Mai erfolgt die Anpassung der Index-Gewichte, sodass der Index wieder gleichgewichtet ist. Laufzeit: Open End.

66 ° GELD-MAGAZIN – Februar 2017

GRÜNDERGEFÜHRTE UNTERNEHMEN Das BNP Paribas Open End Zertifikat, bezogen auf den Solactive Founder-run Companies TR Index (ISIN: DE000PS8CE09), wurde bereits Ende September 2015 emittiert. Der Index bildet Aktien von Unternehmen ab, die von ihren Gründern geführt werden und setzt sich anfänglich aus 30 Aktien zusammen, die bei Auflegung gleichgewichtet sind. Maximal zehn Aktien aus einem Sektor können im Index vertreten sein. Der Stimmrechtsanteil der Gründer darf 50 Prozent nicht übersteigen. Dadurch wird gewährleistet, dass der Gründer einen hohen Einfluss behält, aber nicht gegen die Interessen der Aktionäre handelt.Weitere Aufnahme­kriterien sind eine Free Float-Mindestkapital von einer Milliarde Dollar und ein tägliches Mindesthandelsvolumen der vergangenen drei Monate von einer Million Dollar. Der Index wird von der ­Solactive AG in US-Dollar berechnet und bietet branchen- und länderdiversifizierten Zugang zu gründergeführten Aktienunternehmen.

MIT SPIN-OFF’S WERTE SCHAFFEN Mit dem Open End Partizipationszertifikat auf den Solactive Global Spin-Off Performance-Index (ISIN: DE000VZ2SP07) der Schweizer Privatbank Vontobel können Anleger von Unternehmen profitieren, die in der jüngeren Vergangenheit im Rahmen einer Abspaltung von einem existierenden Unternehmen neu an einer Börse aufgenommen wurden. Die Kursentwicklung der abgespaltenen Töchter, der Spin-Offs, übertraf in der Vergangenheit oftmals die ihrer Mütter. Dabei kommt dem Timing und der Stärke der Kursschwankungen eine besondere Bedeutung zu. Die Gründe für einen Spin-Off können sehr unterschiedlich sein. Am Anfang steht oftmals die Auffassung des Managements, eine Unternehmenseinheit passe strategisch oder operational nicht mehr zu den anderen Geschäftsbereichen, das Unternehmen sei im Hinblick auf seine einzelnen Geschäftseinheiten nicht korrekt bewertet und der Wert von Mutter und Tochter (in Summe) nach der Trennung größer sein könnte als im Konglomerat.

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Kurs Basis 29,83 € 38,52 € 12,34 € 103,00 € 17,55 € 85,40 € 59,37 € 146,95 € 23,34 € 8,12 €

Exchange Traded Commodities (ETC) WKN Name PB6R1B RICI® Enhanced BRENT ÖL (TR) ETC PB6R1G RICI® Enhanced ERDGAS (TR) ETC PB6R1H RICI® Enhanced HEIZÖL (TR) ETC PB6R1W RICI® Enhanced WTI ÖL (TR) ETC PB8R1A RICI® Enhanced ALUMINUM (TR) ETC PB8R1C RICI® Enhanced KUPFER (TR) ETC PB8R1N RICI® Enhanced NICKEL (TR) ETC PB8R1Z RICI® Enhanced ZINK (TR) ETC PB8R1E RICI® Enhanced ENERGIE (TR) ETC PB8R1M RICI® Enhanced INDUSTRIEMETALLE (TR) ETC

Strike 32,00 € 42,00 € 12,50 € 108,00 € 17,00 € 88,00 € 58,00 € 145,00 € 22,00 € 6,50 €

Koupon p.a. 15,00 % 15,00 % 17,00 % 13,00 % 17,00 % 13,00 % 9,50 % 9,00 % 10,00 % 9,50 %

Bewertungstag Max. Rendite p.a. 15.12.2017 15,84 % 15.12.2017 14,67 % 15.12.2017 14,61 % 15.12.2017 13,12 % 15.09.2017 12,91 % 15.09.2017 12,45 % 15.12.2017 11,94 % 15.12.2017 10,80 % 15.12.2017 10,27 % 15.12.2017 7,04 %

Basiswert RICI® Enhanced Brent Crude Oil TR Index RICI® Enhanced Natural Gas TR Index RICI® Enhanced Heating Oil TR Index RICI® Enhanced WTI Crude Oil TR Index RICI® Enhanced Aluminum TR Index RICI® Enhanced Copper TR Index RICI® Enhanced Nickel TR Index RICI® Enhanced Zinc TR Index RICI® Enhanced Energy TR Index RICI® Enhanced Industrial Metals TR Index

Kurs 62,60 € 19,30 € 50,25 € 57,34 € 13,42 € 74,19 € 60,75 € 28,92 € 48,30 € 42,07 €

Index-Zertifikate WKN Name VS8Y40 Vontobel OPEN INDUSTRY 4.0 Performance-Index VZ45HC Solactive HEALTHCARE FACILITIES Performance-Index VS9K17 Solactive US QUALITY DIVIDEND LOW VOLATILITY Perf.-Index VN6SG0 Vontobel OIL-STRATEGY Index

Basiswerte (unter anderem) Alphabet, Dürr, Infineon Technologies, SAP, ... Amsung, Healthscope, Universal Health, ... Alliant, Energy, Philip Morris, Ventas, ... Exxon Mobil, Chevron, Phillips, Baker Hughes, ...

Aktienanleihen WKN Basiswert VN61BF VOLKSWAGEN VN648U ADIDAS VN65EN HENKEL VN6VXL RWE VN6ZW3 DEUTSCHE TELEKOM VN65AY DEUTSCHE BANK VN6V8T LINDE VN609E THYSSENKRUPP

Koupon p.a. 10,00 % 10,00 % 10,00 % 10,00 % 10,00 % 10,00 % 9,00 % 10,00 %

Express-Zertifikate WKN Name RC0GRE BANKEN EXPRESS-ZERTIFIKAT

Kurs Basis 144,30 € 146,95 € 113,00 € 12,13 € 15,93 € 18,18 € 149,00 € 23,34 €

Strike 160,00 € 160,00 € 125,00 € 12,50 € 17,00 € 17,00 € 155,00 € 23,00 €

Bsp. Indexkomponenten EURO STOXX Banks Index

Bewertungstag 15.06.2018 16.03.2018 15.06.2018 16.03.2018 16.03.2018 15.12.2017 15.12.2017 15.12.2017

Aktueller Kurs 102,69%

Briefkurs 99,60 % 100,47 % 102,02 % 99,99 % 102,65 % 100,55 % 98,40 % 98,65 % 99,90 % 102,12 %

Emission Laufzeit 02.09.2016 endlos 14.09.2016 endlos 14.09.2016 endlos 14.09.2016 endlos 10.11.2016 endlos 13.10.2016 endlos 13.10.2016 endlos 13.10.2016 endlos 10.11.2016 endlos 10.11.2016 endlos

Briefkurs seit Start 135,70 € 32,84 % 116,60 € 14,29 % 116,10 € 13,42 % 125,00 € – 7,59 %

Max. Rendite p.a. Briefkurs 17,40 % 97,20 % 13,89 % 97,84 % 13,69 % 100,32 % 13,56 % 97,70 % 13,05 % 98,63 % 10,64 % 98,39 % 10,49 % 97,82 % 9,95 % 99,32 %

Perf. seit Start 2,69%

Protect Aktienanleihen WKN Basiswert Basispreis Kupon p.a. Sicherheitspuffer Beobachtung Letzte Bewertung Max. Rendite Briefkurs RC0HGZ BAYER & BMW 100 % 6,00 % 45 % täglicher Schlusskurs 13.02.2019 5,18 % 101,50 % RC0GYK SIEMENS & TOTAL 100 % 5,30 % 45 % täglicher Schlusskurs 05.02.2019 4,50 % 101,50 % Klassische Aktienanleihen WKN Basiswert RC0GQL ANDRITZ RC0KWK STRABAG

Kurs Basis 50,00 € 35,00 €

Strike 12,81 % 7,85 %

Koupon p.a. keiner keiner

Bewertungstag 15.09.2017 16.03.2018

Max. Rendite p.a. Briefkurs 10,00 % 103,85 % 9,75 % 99,32 % Stichzeitpunkt: 02. Februar 2017, alle Angaben ohne Gewähr

FEBRUAR 2017 – GELD-MAGAZIN °

67


rohstoffe ° Aktuelle Trends

Rohöl ° Fragezeichen um OPEC Kürzungen. Auf Sicht eines Jahres hat der Ölpreis kräftig zugelegt und es ist ein Plus von rund 75 Prozent (Nordseesorte Brent) zu verzeichnen. Wird es in dieser Tonart weitergehen? Das ist nicht zuletzt von der weiteren politichen Entwicklung abhängig, sprich: ob die OPEC die vereinbarten Kürzungen einhalten wird. Das lässt sich laut einer Analyse der Commerzbank allerdings schwer prognostizieren,denn die einzelnen Verlautbarungen der Produzenten seien nicht immer nachvollziehbar. So hat der Irak nach eigener Einschätzung seine Ölproduktion auf das vereinbarte Niveau so gut wie reduziert. Entsprechend wären auch die Ölexporte im Jänner verringert worden. Zuvor war aber angekündigt worden, dass die Ausfuhren im Februar ein neues Rekordniveau erreichen sollen. „Wenn die Kürzung nur von so kurzer Dauer ist, wird dies kaum ausreichen, den Ölmarkt ins Gleichgewicht zu bringen“, heißt es seitens der Commerzbank. Rohöl (Sorte Brent) Aus einer Erklärung des saudischen Energieministers geht hingegen wiederum hervor, dass sein Land die Ölproduktion mehr als zur Quotenerfüllung notwendig gesenkt hat und dass es sie noch weiter zurückfahren könnte. In einer Analyse von ETF Securities wird allerdings gewisse Skepsis deutlich: „Wir raten zur Vorsicht, da Saudi-Arabiens Eigenverbrauch im Winter nachlässt und seine Ölexporte gleich bleiben könnten.“ So stehen noch viele Fragen um die weitere Ölpreisentwicklung offen. (hk)

Palladium ° Gewinnmitnahmen Palladium

um-Chart ist von starken Volatilitäten geprägt, daran hat sich auch im noch jungen 2017 nicht viel geändert. Ursprünglich sehr gut ins neue Jahr gestartet – die Verluste vom Dezember 2016 konnten mehr als wettgemacht werden –, setzten Ende Jänner wieder Verkäufe und Abflüsse aus Palladium-ETPs (Exchange Traded Products) ein. Jan-Hendrik Hein, Rohstoffexperte bei ETF Securities, führte das auf Gewinnmitnahmen zurück, nachdem Palla­dium sich über 2016 hinweg erfreulich entwickelt hatte. Von den letzten Verlusten sollten sich Anleger aber nicht allzu sehr schockieren lassen – denn für heuer rechnet der Spezialist mit einer unveränderten Fördermenge, währenddessen die Nachfrage vor allem aus dem Autosektor zunehmen sollte (das Edelmetall Palladium findet insbesondere in der Katalysatorentechnologie Verwendung). „Das Angebot von Palladium dürfte daher im sechsten Jahr in Folge hinter der Nachfrage zurückbleiben“, meint Hein in einer aktuellen Analyse. Somit sollten die Gewinnmitnahmen lediglich temporärer Natur sein und der übergeordnete langfristige Aufwärtstrend könnte bald wieder an Fahrt aufnehmen. Prinzipiell zeigt sich Hein gegenüber Metallen recht optimistisch: Er meint, die starken chinesischen Rohstoffimporte würden zu einem fortgesetzten Aufschwung der Metallpreise führen. (hk)

68 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

Volles Rohr! Der Trend zu umweltfreundlicheren Autos unterstützt Palladium, das in Katalysatoren eingesetzt wird.

hohe volatilität bleibt ° Unter PalladiumInvestoren kommt keine Langeweile auf: Bereits im Vorjahr erwies sich das Edelmetall als sehr schwankungsfreudig. Daran hat sich 2017 bisher nichts verändert, wobei zuletzt Einbußen zu verzeichnen waren.

Palladiumförderung

Russland Südafrika USA Kanada Simbabwe

82.000 kg 74.000 kg 12.300 kg 12.200 kg 9.000 kg

CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock

Heftiges auf und ab. Der Palladi-


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Aktuelle Trends   rohstoffe

Gold ° Twitter-Politik Trump verunsichert. Bereits im Dezember letzten Jahres gelang dem Goldpreis eine Bodenbildung, womit der Abwärtstrend (ausgehend vom Juli 2016) gestoppt werden konnte. In dieses Bild passt, dass Gold-ETPs über den Jahreswechsel und im Jänner Zuwächse 2017 verzeichneten. „Dies deutet darauf hin, dass die Anleger ihre optimistischen zyklischen Positionen mit strategischen Hedges kombinieren“, so die Rohstoffspezialisten von ETF Securities. Gründe für die Aufwärtstendenz des Edelmetalls könnten laut einer Analyse der Bank Vontobel unter anderem die gestiegene Unsicherheit der Marktteilnehmer mit Blick auf die künftige Wirtschaftspolitik unter dem US-Präsidenten Donald Trump, aber auch der zeitweise schwächere US-Dollar sein. Bei Trump stehen Marktbeobachter ja vor dem Problem, dass er einmal dies und dann schnell wieder das Gegenteilige sagt bzw. twittert.So führte zum Beispiel eine GOLDPREIS Pressekonferenz des neuen Präsidenten mit enttäuschend vagen Aussagen zu seinen Konjunktur-Vorhaben zu einer leichten Abwertung des Greenback – und somit zu einem höheren Goldpreis. Auch das World Gold Council hat in einer neuen Studie einige Gründe benannt, die die Goldnachfrage im laufenden Jahr unterstützen sollten. Dazu zählen wiederum erhöhte politische und geopolitische Risiken sowie Währungsabwertungen und steigende Inflationserwartungen (siehe Analyse Seite 44). (hk)

Nickel ° Angebot steigt NickelPREIS

Abwärtstrend ° Zum Jahreswechsel wurde die Aufwärtsbewegung bei Nickel gebrochen – seither tendiert der Preis nach unten, wobei das Chartbild nicht sehr erfreulich aussieht. Der Abwärtstrend wird durch die Fundamentaldaten (Indonesien kehrt als Exporteur zurück) befeuert.

Nickelförderung

Russland Kanada Indonesien Australien Neukaledonien

276.000 Tonnen 250.000 Tonnen 211.000 Tonnen 180.000 Tonnen 92.000 Tonnen

Indonesien kehrt zurück. Nickel

ist ein wichtiges Legierungsmetall, das hauptsächlich zur Stahlveredelung verwendet wird und zu höherer Korrosionsbeständigkeit führt. Nach einem recht soliden Aufwärtstrend 2016 ist Nickel zum Jahreswechsel in Turbulenzen gekommen: An die Marke von zwölf US-Dollar kam der Chart nicht heran – es folgte eine Abwärtsbewegung, die das Metall unter zehn Dollar drückte. Ins Bild passt dabei, dass die indonesische Regierung beschlossen hat, das bestehende Exportverbot von Nickelerzen aufzulockern. Ziel des Exportverbots war es, die Minenunternehmen dazu zu bewegen, heimische Schmelzen aufzubauen, sodass ein größerer Teil der Wertschöpfungskette im Land verbleibt. Indonesien war vor dem Exportverbot der weltweit größte Nickelerz-Exporteur und der größte Lieferant für China. Zwar wird laut der Bank Vontobel auf dem Nickelmarkt für dieses Jahr noch mit einem defizitären Angebot gerechnet, nach der nun bekannt gegebenen Lockerung des Exportverbotes könnte hier jedoch Revisionsbedarf bestehen, sprich: das Angebot sollte steigen.Die Märkte haben bereits mit Preisabschlägen auf diese Nachrichten reagiert, auch charttechnisch betrachtet sieht die Situa­tion jetzt nicht gerade erfreulich aus. Fazit: Für einen Einstieg in Nickel-Investments lassen sich derzeit kaum Argumente ausmachen. (hk)

februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 69


ImmobilienPanorama Investitionsoffensive der Erste Immobilien KAG

Seestadt Aspern

Immofonds. Zinsen nahe dem Nullpunkt

lassen immer mehr Anleger nach Alternativen suchen. Stabilität und Wert­erhalt des Kapitals werden dabei großgeschrieben. Ein Umstand, der auch den offenen Immobilienfonds in den letzten Jahren zugute kam. Mit ihrem Kapital finanzieren sie Wohnanlagen, Büros und Geschäftsflächen und schütten Mieterträge in Form einer jährlichen Rendite aus. Die Nachfrage nach Immobilien blieb 2016 unverändert hoch und ließ die veranlagten Volumina abermals stark wachsen. Die ERSTE Immobilien KAG steigerte ihr Volumen um rund 22 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro, es wurden insgesamt Immobilieninvestitionen im Wert von 327 Millionen Euro getätigt. Nun baut der ERSTE Immobilienfonds das Wohnportfolio aus – besonders in Ballungszentren und Universitätsstädten in Österreich. Angesichts der hohen Nachfrage nach Immobilien in solchen

Gegenden wird es aber immer schwieriger, entsprechende Objekte zu finden, weshalb die ERSTE Immobilien KAG Ausschau nach Wohnobjekten hält, die gerade am Reißbrett entstehen. Im Jahr 2016 wurden rund 275 Millionen Euro investiert, womit das Immobilienvermögen auf rund 1,2 Milliarden Euro angewachsen ist. In den nächsten drei Jahren werden rund 1600 Wohnungen fertig gestellt. Der letzten Oktober neu aufgelegte nachhaltige ERSTE Responsible Immobilienfonds befindet sich mit einem Volumen von und 67 Millionen Euro noch in der Aufbauphase. Kürzlich wurde für den Fonds das zweite Objekt erworben: Es handelt sich um den in Bau befindlichen „Seeparkcampus West“, ein Niedrig­energiegebäude in der Seestadt Aspern. Das neue Infrastrukturprojekt liegt im Seeparkquartier und wird „typisch Seestadt“: mit intelligentem Innenleben in den Arbeitsbereichen, vielfältigen, flexiblen Nutzungsflächen, nachhaltiger Holzmischbauweise und grünen Freiräumen. Dieses Konzept wird durch eine gut geplante Infrastruktur und ein lebendiges Umfeld komplettiert. Mit einer Photovoltaikanlage am Dach verfügt das Gebäude auch über eine ÖGNB-Zertifizierung (Österreichische Gesellschaft für nachhaltiges Bauen). „Es ist bereits an die öffentliche Hand voll vermietet. Mit diesem Ankauf beläuft sich das Immobilienvermögen auf rund 52 Millionen Euro“, gibt Franz Gschiegl, Geschäftsführer der ERSTE Immobilien KAG, bekannt.

Starke Worte ´´

„Wir haben dem Unternehmen eine bittere Pille verpasst, um es zu gesunden.“

So rechtfertigt WienwertChef Stefan Gruze die massiven Wertberichtigungen, die in der Bilanz zu einem Verlust von rund 26 Millionen Euro führten und das Eigenkapital der Wienwert mit 20 bis 22 Millionen Euro in den negativen Bereich drückte. Eine Insolvenzgefährdung bestehe seiner Ansicht nach nicht.

„Das Regierungsprogramm greift in manchen Punkten zu kurz.“

Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske ist über das Ergebnis der intensiven Regierungsverhandlungen enttäuscht. Es fehlen ihm eine Mietrechtsreform mit Mietpreisdeckelung, die Reform der Maklergebühren und eine Eindämmung der Befristung von Mietverträgen.

Frisches Geld. Die Immobilien-Firma 6B47

plant eine Kapitalerhöhung um 50 Millionen Euro. „Nach den Projektverkäufen in der Höhe von 200 Millionen Euro (Düsseldorf-Projekte Westpark, me and all-Hotel sowie Cascada in Frankfurt und der Leopoldtower in Wien) wurden im Gegenzug auch wieder interessante Projekte erworben“, so CEO Peter Ulm. Eine positive Entwicklung gab es auch im Bereich der 6B47-Kapitalentwicklung. Der 6B47-Investorenclub Real Estate Club konnte weiter wachsen und veranlagt derzeit 156 Millionen Euro Eigenkapital in laufende Projekte. Das nächste große

70 ° GELD-MAGAZIN – Februar 2017

Düsseldorf_Projekt Westpark

6B47-Vorhaben heißt Stadtentwicklung. Mit den Projekten Julius Tandler-Platz (Wien) und Green Gate (Frankfurt am Main) stehen zwei Projekte in der Pipeline, die in den kommenden Jahren entwickelt werden sollen. Zudem plant 6B47 auch in Berlin den Markteintritt zu forcieren. Ein erstes Projekt mit einer Fläche von 18.000 m2 konnte bereits gesichert werden. Das Developmentvolumen der Unternehmensgruppe soll 2017 um 20 Prozent gesteigert werden. Mit der Kapitalerhöhung kann die Entwicklung der insgesamt 29 Projekte sowie die zusätzlichen 330.000 m2 in der Projekt-Pipeline beschleunigt werden.

CrediTS: beigestellt, Archiv, ses-european.com, gwi-bau.de

Kapitalerhöhung beim Immobilienentwickler 6b47


EMPFEHLUNG

THERMENHOTEL STOISER ****SUPERIOR IN LOIPERSDORF

Winterurlaub auf Steirisch

W

inter in der Südoststeiermark – das heißt vor allem Winter mit mildem Klima, mystische Stimmungen im Nebel, mit Raureif bedeckte Wälder oder genussvolle Verkostungen regionaler Spezialitäten direkt beim Produzenten. Egal, wofür Sie sich entscheiden, eines ist garantiert: Wer Erholung und Entspannung abseits von Skipisten und Menschenmassen sucht, der ist im vielfach ausgezeichneten Thermenhotel Stoiser ****Superior in Loipersdorf am richtigen Platz. Hier finden Sie Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Für das Ausspannen im wohlig warmen Thermalwasser, das Auftanken bei einer wohltuenden Massage oder den Genuss der exquisiten Küche. IM BADEMANTEL ZUM SONNENAUFGANG Das Thermenhotel Stoiser bietet einen direkten Bademantel-Zugang zur Therme Loipersdorf. Dort lässt es sich besonders beim Morgenschwimmen – das nur Übernachtungsgäste exklusiv und kostenfrei nutzen dürfen – herrlich entspannen und den Sonnenaufgang bestaunen. Später, wenn der Ansturm der Tagesgäste größer wird, zieht man sich in den hauseigenen Wellnessbereich zurück und genießt die Vielfalt des Bade- und SaunaReichs mit Hallenbad, Whirlpools, verschiedensten Saunen und Ruheräumen. Im GesundheitsReich finden vor allem Ruhesuchende heilsame Massagen und Körperbehandlungen. „Ein Wellnessurlaub in unserem Haus ist sehr vielseitig, vor allem aber ist er erholsam und wohltuend – eine wahre Kraftquelle“, verrät Gerald Stoiser, der Hote-

lier mit Leib und Seele ist. Gemeinsam mit seinem Team verwöhnt er seine Gäste nach allen Regeln der Wellness-Kunst. REGIONAL IST DIE ERSTE WAHL Die Steiermark ist weit über ihre Grenzen hinaus als Feinkostladen Österreichs bekannt. Auf die Zusammenarbeit mit der Genussregion, Produzenten und Lieferanten aus der Gegend wird daher besonders großer Wert gelegt. Von der Vielfalt und Frische an heimischen Produkten und Spezialitäten profitieren auch die Gäste im Thermenhotel Stoiser. Das Team rund um Küchenchef Thomas Kniely setzt seinen Schwerpunkt auf regionale Zutaten und Rezepte aus der Steiermark mit Kürbis, Apfel & Co, wagt aber auch immer wieder einen Blick über den Tellerrand und überrascht mit Köstlichkeiten aus der internationalen Küche. „Kulina-

rik und die Steiermark gehören zusammen wie die Therme und Wasser“, so der Küchenchef. Dabei sollte natürlich auch ein Gläschen Wein aus der Region nicht fehlen. Die neu gestaltete Hotelbar bietet dabei die idealen Voraussetzungen für einen gemütlichen Winterabend. Die Pauschale „Stoiser Wohlfühltage“ ist ab € 299,– pro Person im Doppelzimmer buchbar und inkludiert 2 Nächte mit Verwöhnpension, 2 Morgentarifkarten für die Therme Loipersdorf, 1 HimalayaSalzTepidarium, 1 Massage (25 min.) sowie alle Stoiser Inklusive-Leistungen. Thermenhotel Stoiser ****Superior A-8282 Loipersdorf 153 Tel. +43 (0) 3382/ 8212 Email: thermenhotel@stoiser.com

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FEBRUAR 2017 – GELD-MAGAZIN °

71


Immobilien ° Wohnungsmarkt

Preisanstiege in Ballungszentren Wohnimmobilien werden heuer abermals teurer. Eine besonders hohe Nachfrage ist bei kleineren Wohneinheiten in Ballungszentren festzustellen. Der Nachfrageüberhang wird die Preise weiter in die Höhe treiben. Im oberen Preissegment ist hingegen ein Nachlassen der Nachfrage zu bemerken, die Vermittlungsdauer steigt. Mario Franzin as vergangene Jahr lief für Immobi­ lien-Besitzer ganz hervorragend. „Vor allem der Wiener Wohnungsmarkt hat sich aus Anbietersicht spürbar besser entwickelt als ursprünglich erwartet“, beschreibt EHLWohnexpertin Sandra Bauernfeind ihre Er­ fahrung. „Sowohl die Zahl der verwerteten Wohnungen, als auch die erzielten Mieten und Kaufpreise sind 2016 stärker gestiegen als zu Anfang des Jahres angenommen. Im Durchschnitt stiegen auf Basis vorläufiger Zahlen die Mieten um 1,2 Prozent, die Kauf­ preise erhöhten sich um drei bis vier Pro­ zent.“ Der ausgewiesene Preis- und Mietan­ stieg sei aber nur teilweise auf den weiterhin bestehenden Nachfrageüberhang zurück­ zuführen. Ebenso trugen dazu auch zahl­ reiche hochwertige und der Qualität ent­ sprechend auch hochpreisige Projekte bei, die 2016 auf den Markt kamen. „2017 sollte sich die Preis- und Mietenentwicklung aber stabilisieren“, erklärt Bauernfeind. „Heuer

werden die Fertigstellungen voraussichtlich über den Werten von 2016 liegen, denn für die nächsten Jahre sind einige Großprojekte geplant. Damit wird der Druck aus dem Markt genommen und wir rechnen damit, dass der weitere Preisanstieg nicht wesent­ lich über der Inflationsrate liegen wird.“ Bei Mietwohnungen rechnet Bauernfeind mit einem Anstieg im unteren und mittleren Preisbereich um rund 1,3 Prozent, im geho­ benen Bereich bei ein Prozent und bei Eigen­tumswohnungen in guten bzw. sehr guten Lagen einen Anstieg um 3,25 bis 3,75 Prozent. Die Preise für Eigentumswoh­ nungen in durchschnittlichen Lagen dürf­ ten um maximal drei Prozent steigen. Be­ sonders auffällig ist dabei das zunehmende Angebot an sehr hochwertigen Wohnungen, die 2017 auf den Markt kommen und in den nächsten Jahren bezugsfertig sein werden, wie zum Beispiel: „Triiiple“, „Danube Flats“ und „Forum Donaustadt“.

Die Immobilienpreise werden in Österreich auch 2017 steigen

RE/MAX Immobilien-Zukunfts-Index: Die aggregierte Prognose von 540 Immo-Experten. Quelle: RE/MAX

72 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

Heuer werden die Preise rasant weiter steigen Im RE/MAX Real Estate Future Index wird bezüglich der Preissteigerungen ein positiveres Bild gezeichnet. Hier wird für 2017 österreichweit eine Zunahme an Im­ mobiliensuchenden um 4,1 Prozent und ein um 2,6 Prozent höheres Angebot an Häu­ sern, Wohnungen und Grundstücken er­ wartet. Das sollte zu einem durchschnitt­ lichen Preisanstieg von 3,9 Prozent führen (siehe Grafik links unten). Besonders stark wird die Nachfragesteigerung im unteren Immobilien-Preissegment sein – hier wird ein Anstieg um satte neun Prozent erwartet. Das Angebot dürfte jedoch nur um 0,8 Pro­ zent steigen, was die Preise angesichts des Nachfrage-Schubs um 5,1 Prozent nach oben treiben sollte. Im mittleren Preisseg­ ment wird immerhin noch ein Anstieg um 3,4 Prozent erwartet. Damit ist der Preis­ trend im Mittelpreis-Segment um 2,7 Pro­ zentpunkte positiver als in der Vorschau für 2016. Im oberen Preissegment dürfte die Immobilien-Nachfrage hingegen um 2,2 Prozent sinken, das Angebot jedoch leicht steigen, was sich auf einen Preisrückgang um etwa 0,5 Prozent auswirken dürfte. Bei MIETWOHNUNGEN ist der Trend zu kleineren EINHEITEN Nach einer Auswertung der Immobi­ lien-Plattform ImmobilienScout24 von mehr als 15 Millionen Suchanfragen stellt sich heraus, dass die Österreicher 2016 kleinere Wohnungen als noch im Jahr 2010 suchten. Bei Eigentumswohnungen wurden im Schnitt sechs Quadratmeter, bei Miet­ wohnungen fünf Quadratmeter weniger ge­ sucht. Ein Drittel der österreichischen Im­

CrediT: Shutterstock

D


°

Wohnungsmarkt   Immobilien

„Das zunehmende Angebot an hochwertigen Wohnungen sollte 2017 die Preise stabilisieren“ Sandra Bauernfeind, EHL Immobilien

mobiliensuchenden haben sich im Jahr 2016 nach einer Eigentumswohnung, zwei Drittel nach einer Mietwohnung umgese­ hen. Dabei hat die durchschnittlich gesuchte Mietwohnung drei Zimmer und 68 Qua­ dratmeter, wofür die Österreicher bereit sind, monatlich rund 870 Euro Miete zu be­ zahlen. Die Platzansprüche sind damit ten­ denziell rückläufig. 2010 waren noch 73 Quadratmeter gefragt. Österreichs Eigentümer leben auf gröSSerem FuSS Die Eigentümer in spe legen auf mehr Quadratmeter Wert als die Mieter: 88 Qua­ dratmeter und dreieinhalb Zimmer sollte die gewünschte Wohnung haben. Dafür würden sie rund 320.000 Euro investieren. Auch hier suchte man 2010 noch etwas mehr Luxus – nämlich 94 Quadratmeter. Österreichs nachgefragtes DurchschnittsHaus hingegen war den Suchenden 2016

440.000 Euro wert – dementsprechend sollte es aber mit 130 Quadratmetern und fünf Zimmern mehr Raum für seine Bewohner bieten. „Die Trends der letzten Jahre setzen sich fort. Die Österreicher geben sich mit weniger Fläche zufrieden und sind auch bei den Ausstattungsmerkmalen bescheidener“, so Christian Nowak, Geschäftsführer von ImmobilienScout24 in Österreich. Wohnungen sind besonders in Ballungszentren nachgefragt „Besonders im unteren ImmobilienPreissegment ist in Ballungsgebieten viel mehr Nachfrage, aber unvermindert viel zu wenig Angebot. Daher werden in diesem Bereich die Preise weiterhin signifikant an­ ziehen, mit allen möglichen sozialen Kon­ sequenzen“, stellt Bernhard Weikersdorfer, Geschäftsführer bei RE/MAX Austria, fest. Das größte Nachfrageplus mit 7,6 Prozent erwartet er wie in den Vorjahren bei Miet­

„In zentralen­ Lagen ist auch heuer mit deutlich höheren Immobilienpreisen zu rechnen“ Bernhard Weikersdorfer, RE/MAX

wohnungen in zentraler Lage. Das Angebot wird aber nur um 2,5 Prozent steigen und die frei zu vereinbarenden Mietzinse um durchschnittlich 4,1 Prozent. Bei Eigen­ tumswohnungen in zentralen Lagen soll die Nachfrage mit 7,2 Prozent beinahe genauso stark wie bei den Mietwohnungen und um 1,4 Prozent mehr als für 2016 steigen. Das Angebot zentral gelegener Eigentumswoh­ nungen wächst hingegen nur um 1,2 Pro­ zent. „Das ist erheblich weniger, als nachge­ fragt wird, und der Zuwachs liegt leicht über dem Niveau von 2016. Damit fällt die Er­ wartung eines Preisanstieges für Eigen­ tumswohnungen in bester Lage mit 5,9 Pro­ zent höher aus als noch für 2016“, bemerkt Weikersdorfer. Von den klassischen Wohn­ immobilien werden also voraussichtlich die innerstädtischen Eigentumswohnungen wie gehabt die höchsten Wertsteigerungen aller Immobilien-Kategorien verzeichnen. Be­ sonders Immobilien für Anleger, Singles

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Februar 2017 – GELD-MAGAZIN ° 73


Immobilien ° Wohnungsmarkt

Die erwarteten Preisveränderungen nach Immobiliensektoren Baugrundstücke Eigentumswohnungen in zentralen Lagen Mietwohnungen in zentralen Lagen Einfamilienhäuser in Siedlungsanlagen Wohn-Einzellagen Eigentumswohnungen am Stadtrand Land- und Forstwirtschaft Stadt-/Zinshäuser Mietwohnungen am Stadtrand Penthouse, Lofts und Maisonetten – 1,3 % – 1,6 % – 1,9 % – 2,0 % – 3,3 % – 3,9 % – 3,9 %

+ 6,1 % + 5,9 %

+ 4,1 % + 4,1 % + 3,1 % + 2,6 % + 1,6 % + 1,4 % + 0,9 % + 0,4 % Eigentumswohnungen in Landgemeinden Betriebsgrundstücke Wochenendhäuser Mietwohnungen in Landgemeinden Gewerbeobjekte Büroflächen Geschäftslokale

Die Preisveränderungen resultieren aus den erwarteten Angebots-/Nachfragesituationen. Quelle: RE/MAX Real Estate Future Index (PREFIX) 2016 für 2017

° RE/MAX-Empfehlungen für 2017 Die Zinsen sind weiterhin historisch niedrig. Wer die finanziellen Möglichkeiten hat, für den gilt

immer noch: „Kaufen statt mieten, lieber Darlehensrückzahlung als ewige Mietenzahlung.“ Beim Erwerb einer Immobilie ist – im Falle einer Finanzierung – aufgrund der derzeitig niedrigen Zinsen eine Fixzinsvereinbarung über einen längeren Zeitraum sinnvoll. Beim Kauf einer Eigentumswohnung (egal ob Eigennutzer oder Anleger) ist neben dem Erhaltungszustand des Gebäudes vor allem auf die Höhe der monatlichen Betriebskostenvorschreibung zu achten. Im Hinblick auf die langfristige Pensionsentwicklung ist die Schaffung von Wohnungseigentum ein wesentlicher Teil der Pensionssicherung: Wer sich während seiner Berufszeit rechtzeitig Wohn-Eigentum schafft, hat dann in der Pension erheblich mehr frei verfügbares Einkommen. Der Traum von den eigenen vier Wänden lässt sich in jeder Form – egal ob Eigentumswohnung oder Mietwohnung, Reihenhaus oder Einfamilienhaus – am Stadtrand und vor allem in Landgemeinden wesentlich günstiger verwirklichen als in der Stadt. Die Preisschere Stadt/Land wird weiter aufgehen. Eigentumswohnungen und Baugrundstücke ohne Bauverpflichtung sind – unter bestimmten Voraussetzungen – weiterhin eine interessante Anlageform. Auch land- und forstwirtschaftliche Flächen sind noch immer eine durchaus begehrte und ­sichere Anlageform. Die aktuelle Marktsituation mit einem weitgehend konstanten Angebot und einer steigenden Nachfrage bedeutet für Immobilienkäufer, dass die Preise tendenziell steigen werden – und hier vor allem in den Ballungsräumen. Einfamilienhaus- und Wohnungsbesitzer, die ans Verkaufen denken, sollten die positive Marktsituation nutzen. Die Nachfrage ist auf einem historischen Höchststand, die Finanzierungsmöglichkeiten für Käufer sind aktuell noch günstig. Allerdings heißt das nicht, dass deshalb Fantasiepreise bezahlt werden. Mietinteressenten von Büro- bzw. Geschäftsflächen sind aufgrund der aktuellen Marktsituation – mit wenigen Ausnahmen – weiterhin in einer durchaus guten Verhandlungsposition.

74 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

und Senioren liegen im Trend. Die durch­ schnittliche Anzahl von Personen pro Haus­ halt sinkt generell, auch weil größere Woh­ nungen für viele schlicht und einfach nicht mehr leistbar sind. „Im zweiten Wiener Ge­ meindebezirk werden derzeit Wohnungen mit einer Fläche von rund 32 Quadratmeter zu einem Quadratmeterpreis von ca. 6000 Euro gebaut – und auch gekauft. Die Ver­ marktungsdauer von Gebrauchtwohnungen ist aktuell oft länger als bei Neubauwoh­ nungen vom Plan, da manche Verkäufer von Gebrauchtwohnungen den aktuellen Boom nutzen wollen und daher mit oft un­ realistisch überzogenen Preisvorstellungen in den Markt gehen“, meint Immobilien­ profi Wilhelm Fetscher, Geschäftsführer von RE/MAX DCI Immobilien, und merkt ergänzend an, dass „viele zur Anlage ge­ kaufte Wohnungen leer stehen, weil sie zu den geforderten Mietpreisen aktuell keine Mieter finden“. Am Stadtrand fallen die PreisSteigerungen geringer aus Geht man von den Städten hinaus in die Peripherie, dürfte sich sowohl die Nachfra­ ge nach Mietwohnungen wie auch das An­ gebot nur um 2,3 Prozent erhöhen. Für den frei vereinbarten Mietzins wird daher nur ein moderater Anstieg um 0,9 Prozent er­ wartet. Für Eigentumswohnungen am Stadtrand wird eine etwas höhere Nachfra­ ge erwartet. Das Wohnungsangebot für Ei­ gentum wird 2017 am Stadtrand um zwei Prozent wachsen, der Preis für Eigentums­ wohnun­gen soll um 2,6 Prozent anziehen. In Landgemeinden wird weiter mit gering­ fügig weniger Nachfrage gerechnet bei einem schwachen Plus von 0,8 Prozent beim Angebot. Der Eigentumswohnungspreis am Land wird dementsprechend um rund 1,3 Prozent zurückgehen. Eine Besonderheit ist der Speckgürtel rund um Wien, in dem die Immobilien-Nachfrage mit 4,6 Prozent we­ sentlich stärker als das Angebot (+1,4%) steigen sollte – dementsprechend wird hier ein Anziehen der Preise um 3,2 Prozent er­ wartet. Eigentumswohnungen im Speck­ gürtel sollen in besonders guten Lagen so­ gar um 5,5 Prozent an Wert gewinnen.


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Österreichs Unternehmen zu einer immer größeren Bedrohung. Immer mehr Kleinund Mittelbetriebe werden Opfer von Internet-Attacken. Die Schadenshöhen bewegen sich im Schnitt bei rund 80.000 Euro, in Einzelfällen mehr als 500.000 Euro. Damit KMU optimalen Schutz gegen Datenverlust und -beschädigung genießen können, hat die Wiener Städtische Versicherung eine Lösung für dieses Segment kreiert. Die Cybercrime-Versicherung ist laut Wiener Städtischen die perfekte Ergänzung zu ihrem Allrisk-Produkt, das sämtliche Elementarrisiken von Unterneh-

men deckt. Mit beiden Produkten seien KMU gegen alle Eventualitäten geschützt. Die Cybercrime-Versicherung deckt im Basispaket Datenverlust und -beschädigungen – etwa durch rechtswidrige Computereingriffe, Schadprogramme oder Angriffe, die dazu führen, dass Computersysteme ganz oder teilweise blockiert oder gestört werden, genauso wie durch Datendiebstahl und Datenschutzverletzungen. Die Versicherungsleistung umfasst die Kosten der IT-SpezialistInnen und den Betriebsunterbrechungsschaden. Optional können sich Unternehmen auch gegen Reputationsschäden schützen. Weiters wird die Absicherung gegen Cybererpressung und Fremdschäden angeboten. Dazu gehören auch alle Kosten, die für die Prüfung und Abwehr von unberechtigten Ansprüchen sowie Rechtsanwaltshonorare entstehen. Für Privatkunden hat die Wiener Städtische bereits im Vorjahr ihre Haushalts- und Eigenheimversicherung PREMIUM unter anderem um den Schutz gegen Phishing-Attacken bei Online-Zahlungen erweitert. Zusätzlich gibt es das Rechtsschutz-Paket „Internet Schutz_Hilfe“ gegen Mobbing- und Stalking-Attacken im Internet – inklusive einem Internet-MobbingNotfallschutz.

BERATUNG DURCH ROBOTER JAPAN. Der Lebensversicherer Fukoku Mutual

Life Insurance, einer der kleinen Versicherer in Japan, setzt seit Jänner künstliche Intelligenz in der Zahlungsabteilung ein und macht damit den Albtraum jedes Angestellten wahr: Wegrationalisierung durch Automation – und das nun auch im Dienstleistungsbereich. 34 Stellen oder fast 30 Prozen der Mitarbeiter wurden in der betreffenden Abteilung von Fukoku Mutual durch die Maschine ersetzt. Dabei setzt der Versicherer auf das Watson-System von IBM, das sich bereits bei Automatisierungen im Gesundheitsbereich einen Namen gemacht hat. Die Kosten-Nutzen-Rechnung für die Versicherung ist günstig. Die Roboter-Variante ist inklusive Installation und Wartung um rund 80 Prozent günstiger im Vergleich zu den Kosten der dafür notwendigen Angestellten.

FLEXIBLE FONDSPOLIZZE

IN FÜNF SCHRITTEN ZUM PERSÖNLICHEN RISIKOPROFIL RISIKO-ABSICHERUNG. Der Verein für Kon-

sumenteninformation (VKI) bietet Interessierten ein neues Tool: den VKI-Risiko-Check. Er soll dabei helfen, sich anonym und unentgeltlich über die eigene Risikosituation zu informieren, um optimal vorbereitet in ein Gespräch mit Versicherungsberatern zu gehen. Auf Basis weniger persönlicher Angaben wird in fünf Schritten ein Risikoprofil erstellt und mit Absicherungsempfehlungen versehen. Für acht Risikokategorien gibt es eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Informationen zu Vor- und Nachteilen, Mindestdeckungssummen sowie Tipps und Einsparungsmöglichkeiten. Der VKI-Risiko-Check wurde gemeinsam mit „riskine“, einem Start-up für Risiko- und Versicherungsanalysen, entwickelt. Alles über den VKI-Risiko-Check gibt es in

76 ° GELD-MAGAZIN – FEBRUAR 2017

der Jännerausgabe des Testmagazins KONSUMENT und auf www.vki.at/risiko-check. „Sinn und Zweck des Risiko-Checks ist es, sich anhand einer Schritt-für-Schritt-Anleitung mit der eigenen aktuellen Lebenssituation und den damit verbundenen Versicherungsrisiken auseinanderzusetzen“, sagt Gabi Kreindl, Versicherungsexpertin des VKI. „Je besser man sich darüber im Klaren ist, wo Risiken und der damit verbundene Versicherungsbedarf liegen, umso zielgerichteter kann die Beratung mit dem Versicherungsberater oder Makler ausfallen. Aus den Anfragen in unserer Beratung wissen wir, dass viele Konsumenten Versicherungsverträge haben, die ihnen ohne eine gründliche Analyse ihrer persönlichen Situation verkauft wurden. Dem wollen wir entgegenwirken.“

sam mit dem Vermögensverwalter Deutsche Asset Management (Deutsche AM) hat Zurich eine fondsgebundene Lebensversicherung entwickelt, die auf Basis eines wählbaren Ertrags-Risiko-Verhältnisses individuell gestaltet werden kann. Das zugrunde liegende FondsPortfolio von Zurich Premium Invest wird von Investmentprofis der Deutschen AM laufend überprüft und bei Bedarf umgeschichtet. Das Anlagemodell basiert dabei auf einer modernen, dynamischen Wertsicherungsstrategie, die aus zwei Komponenten besteht: Im Rahmen der Kapitalerhaltungskomponente wird in risikoärmere Anlageinstrumente, etwa Anleihefonds, investiert. Die Wertsteigerungskomponente wiederum zielt darauf ab, Ertragschancen aus Aktien oder Aktienfonds an den Kapitalmärkten zu nutzen. Das angestrebte Kapitalsicherungsniveau kann bei Vertragsabschluss zwischen 50 und 80 Prozent gewählt werden.

CREDITS: Shutterstock

NEUES PRODUKT VON ZURICH: Gemein-


FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE

PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER

PORTFOLIO

Allianz Elementar Lebensversicherung AG

Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus

1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at

UNIQA Österreich Versicherungen AG

1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: info@uniqa.at www.uniqa.at

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2014

2015

100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend

8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %

0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 %

5,0 % 5,0 % 4,4 % 7,6 % 7,8 % 4,4 %

100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)

6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %

-1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 %

3,0 % 7,3 % 1,9 % 21,5 % -3,8 % 11,0 % -0,1 % 12,7 %

-1,7 % 4,5 % -1,2 % 5,5 % 0,3 % 5,6 % 3,0 % 4,4 % -0,6 % -1,4 % -1,3 % 4,2 % -0,2 % 4,2 % 2,8 % 4,9 %

4,8 % 7,7 % 9,0 % 9,8 %

-0,3 % 3,0 % 2,3 % 3,5 %

3,4 % 4,6 % 7,3 % 10,2 %

-0,2 % -0,2 % 0,5 % 0,8 %

4,4 % 5,3 % 5,8 % 6,4 %

(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)

4,5 % 8,4 % 10,7 % 12,5 %

0,0 % 2,5 % 4,1 % 5,4 %

0,8 % 1,7 % 3,2 % 4,2 %

-0,8 % -0,6 % -0,2 % 0,4 %

2,9 % 3,2 % 2,7 % 1,7 %

(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)

6,6 % 7,6 % 10,9 % 14,3 %

0,5 % 2,0 % 4,8 % 7,4 %

2,2 % 6,1 % 7,2 % 8,4 %

-0,7 % -0,3 % -0,1 % 0,2 %

4,2 % 3,6 % 2,2 % 0,8 %

(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)

5,3 % 10,2 % 9,8 % 10,2 %

-0,1 % 2,4 % 3,4 % 4,6 %

3,2 % 4,8 % 6,7 % 7,8 %

-0,2 % -0,6 % 0,5 % 0,8 %

3,9 % 4,5 % 4,4 % 4,4 %

(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)

Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien KEPLER-FONDS Fondspolizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien UNIQA Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien

2016 1.1.-31.01. -0,3 % -0,1 % 0,5 % 0,8 % 1,2 % 0,7 %

Ø SEIT START (P.A.) 4,7 % 4,8 % 4,0 % 3,6 % 0,2 % 3,3 %

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG

1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group

1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at

Aktienanteil

Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 31.12.16 Kurs 31.01.17

Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €

16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €

17,19 € 16,79 € 15,98 € 11,33 €

17,71 € 17,51 € 16,84 € 12,03 €

17,61 € 17,45 € 16,80 € 12,03 €

A 25 A 50 A 75 A 100

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €

11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €

11,73 € 10,63 € 9,95 € 8,51 €

12,07 € 11,08 € 10,46 € 9,03 €

12,00 € 11,04 € 10,45 € 9,03 €

PORTFOLIO

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2013

2014

4,0 % 4,4 % 7,3 % 4,4 % 4,9 %

8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 %

2015 1.1.-3.2.17

Ø SEIT START (P.A.)

UNITED FUNDS OF SUCCESS

WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds

2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend

-3,3 % -6,1 % -4,2 % -10,7 % -5,4 %

-0,2 % 0,5 % -0,9 % 0,9 % -0,3 %

3,8 % 3,6 % 4,9 % 0,9 % 4,1 %

(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

FEBRUAR 2017 – GELD-MAGAZIN °

77


VERSICHERUNG ° Lebensversicherungen

Zurücktreten statt kündigen! Das Handelsgericht Wien bestätigte die Rechtsansicht des VKI, dass Versicherungsnehmern bei einem Rücktritt vom Versicherungsvertrag alle einbezahlten Prämien plus einer Verzinsung ausbezahlt werden müssen. Das ist zumeist wesentlich mehr als der übliche Rückkaufswert! Mario Franzin

D

er Verein für Konsumenteninformation (VKI) führt im Auftrag des Sozialministeriums mehrere Verfahren zum Thema Rücktritt von Lebensversicherungen. Dabei geht es um die endgültige Klärung von Einwänden, die von Versicherungsseite nach den Urteilen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) und des Obersten Gerichtshofs (OGH) erhoben wurden.

FEHLERHAFTE RÜCKTRITTSBELEHRUNG SETZT FRIST AUSSER KRAFT Die beiden Gerichte gaben bereits der Klage des VKI Recht, in denen den Versicherungen vorgeworfen wurde, ihre Kunden in der Vergangenheit oft gar nicht oder fehlerhaft über ihr Rücktrittsrecht informiert zu haben. Die Folge ist, dass in diesen Fällen die Rücktrittsfrist nicht zu laufen beginnt, dem Versicherungsnehmer somit ein unbefristetes Rücktrittsrecht zusteht. „Die Konsequenz aus diesen Urteilen ist nach Ansicht von Ulrike Wolf, Juristin beim VKI, klar: „Konsumenten müssen bei einem Rücktritt alle eingezahlten Beiträge samt Zinsen zurückerhalten, weil es sich beim Rücktritt um eine Rückabwicklung (ex tunc) des Vertrages handelt. Abzuziehen wäre lediglich die Prämie für die Risikoversicherung und für einen allfälligen Zusatzberufsunfähigkeitsschutz.“ Die Versicherungen stellten sich allerdings auf den Standpunkt, dass im Fall eines Rücktritts nur der Rückkaufswert (wie bei einer Kündigung) auszuzahlen wäre, der oft deutlich unter der Summe der einbezahlten Prämien liegt. Dies sei aus der gesetzlichen Bestimmung des § 176 VersVG ableitbar,

78 ° GELD-MAGAZIN – FEBRUAR 2017

argumentieren die Versicherungen. Der VKI führt daher gegen die Uniqa Versicherung und die Ergo Versicherung je ein Verfahren zur Klärung der strittigen Fragen zu den Rücktrittsfolgen. BEI RÜCKTRITT MUSS DIE VERSICHERUNG ALLE PRÄMIEN ZURÜCKZAHLEN Im Verfahren gegen die Uniqa hat das Handelsgericht Wien (HG Wien) nunmehr klargestellt, dass die Versicherung den Auszahlungsbetrag nach einem Rücktritt nicht auf den Rückkaufswert beschränken darf. Eine diesbezügliche Klausel in den Versicherungsbedingungen sei gesetzwidrig. Zudem hat das HG Wien als Berufungsgericht im Verfahren gegen die Ergo Versicherung entschieden, dass die Versicherung nach einem Rücktritt die Summe der einbezahlten Prämien plus vier Prozent Zinsen zurückzahlen muss. Betroffen war eine Konsumentin, die im Jahr 2001 eine Lebensversicherung zur Geldanlage abgeschlossen hatte und nach zwölf Jahren Laufzeit weniger als die einbezahlten Prämien ausbezahlt bekam. Daraufhin erklärte sie den Rücktritt. IM DURCHSCHNITT UM 8000 EURO HÖHERE AUSZAHLUNG „Die vorliegenden Urteile zeigen klar, dass die Gerichte den Einwänden der Versicherer nicht folgen. Konsumenten haben daher gute Chancen, durch einen Rücktritt mehr aus ihrer Lebensversicherung herauszubekommen. Der durchschnittliche Mehrertrag liegt aus Sicht des VKI bei rund 8000 Euro“, erläutert Thomas Hirmke, Leiter des Bereichs Recht im VKI. „Unserer

Einschätzung nach ist ein großer Anteil der Rücktritts-Belehrungen als fehlerhaft einzustufen.“ Der VKI bietet dazu eine kostenfreie Sammelaktion zum Rücktritt von Lebensversicherungen an, rund 2700 Fälle sind bereits geprüft worden. Der Fragebogen zur Anmeldung und alle Informationen zur Sammelaktion sind auf www.verbraucherrecht.at zu finden. Mit einem Schnellrechner – ebenso auf der Homepage – kann man den potenziellen Mehrerlös abschätzen. Die Aktion richtet sich an alle, die nach dem 1.1.1994 eine Lebensversicherung abgeschlossen haben und betrifft auch bereits (vorzeitig) beendete Verträge – in Summe geht es daher theoretisch um mehrere Millionen Verträge! WIE KOMMEN SIE NUN ZUM GELD? Der VKI prüft im ersten Schritt, ob die Rücktrittsbelehrung speziell bei Ihrem Versicherungsvertrag mangelhaft ist. Das trifft erfahrungsgemäß bei knapp 80 Prozent der Fälle zu. „Wir konfrontieren mit den gesammelten Verträgen und Rücktrittserklärungen die Versicherungen und bemühen uns um eine außergerichtliche Einigung“, so Wolf, „das ist der rasche Weg und es kommt im Falle des Falles zu einer raschen Auszahlung. Weigert sich die eine oder andere Versicherung, die Forderungen auf diesem Weg zu erfüllen, gehen wir in die nächste Instanz – wenn nötig, bis zum OGH.“ Auch in diesem Fall entstehen Ihnen keine Kosten. Die Kosten für allfällige weitere Gerichtsprozesse werden von einem Prozessfinanzierer übernommen, der dann einen Anteil von Ihrem Mehrertrag erhält. Also alles in allem: Sie können dabei nur gewinnen!


Menschen für Menschen dankt für die Schaltung dieses Gratisinserats sowie PARTLHEWSON und der Werbeakademie für die Gestaltung.

Jeder Einzelne von uns kann die Welt zum Besseren verändern. Helfen wir den Menschen in Äthiopien sich selbst zu helfen und die Armut zu besiegen!

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GEMEINSAM SIND WIR MENSCHEN FÜR MENSCHEN!


WISSEN

Disruptive Technologies

Stell dir vor, es geht das Licht an Akut vom Aussterben bedroht sind Geschäftsmodelle, die auf die falsche oder besser gesagt schnell alternde Technologie gesetzt haben. Das Zeitliche segnen mussten in kommerzieller Hinsicht etwa die analoge Fotografie und die gute alte Vinyl-Schallplatte. Wer sind die nächsten „Dinosaurier“? Harald Kolerus

D

en englischen Begriff „disruptive“ kann man mit „unterbrechen“ oder – etwas brutaler – mit „zerstören“ ins Deutsche übersetzen. Disruptive Technologies unterbrechen oder zerstören somit die Erfolgsserie etablierter Technologien sowie Verfahren und verdrängen oder ersetzen ­diese in mehr oder weniger kurzer Zeit. „Oft sind sie zunächst qualitativ schlechter oder funktional spezieller, was mit ihrer Digitalisierung zusammenhängen kann, und gleichen sich dann nach und nach an ihre Vorgänger an bzw. übertreffen diese in bestimmten Aspekten“, so die Definition im Gabler Wirtschaftslexikon. Von Disruptive Technologies ist vor allem in Zusammenhang mit der Internet-Revolution, Industry 4.0 und generell Digitalisierung die Rede. Der Lok geht der dampf aus Dabei handelt es sich aber um keine Entwicklung der jüngsten Vergangenheit, Disruptive Technologien sind ein ständiger Begleiter der Menschheits- und Wirtschaftsgeschichte. So verdrängte zum Beispiel das Automobil innerhalb kurzer Zeit um 1900 die Pferdekutsche. Die Glühbirne machte elektrische Beleuchtung allgemein verfügbar und die Gasbeleuchtung überflüssig, wobei in jüngerer Zeit die Glühlampe wiederum durch LED und andere Energie sparende Techniken zurückgedrängt wird. Die Erfindung der Dampfmaschine ermöglichte unter anderem die Eisenbahn und legte die Basis für die Industrielle Revolution. Dieselund Elektrolokomotive machten wiederum von 1940 bis in die 1990er-Jahre der Dampflokomotive den Garaus. Disruptive Technologies haben und hatten somit auch oft

80 ° GELD-MAGAZIN – februar 2017

v­ ehemente soziale Auswirkungen, ein weiteres Beispiel dafür: Der Webstuhl revolu­ tionierte die Textilindustrie – die Preise stürzten ab, die Produktivität stieg rapide und Heimarbeit wurde durch Fabrikarbeit ersetzt. Die Liste lässt sich noch beliebig lange fortsetzen: Die DVD verdrängte in den 2000er-Jahren die VHS-Videosysteme, die CD löste Musikkassetten und Vinyl-LP ab (auch wenn sich Letztere in Sammlerkreisen wieder öfter am Plattenteller dreht). Fast müßig zu erwähnen, dass DVD und CD wiederum durch diverse Live-Streams, YouTube & Co. an die Wand gespielt werden. Vorsicht: Pleitegefahr Durchaus disruptiv wirkte sich auch der Vormarsch der digitalen Fotografie aus; was alteingesessenen Giganten wie Eastman Kodak (bereits in den 1890er-Jahren gegründet) zumVerhängnis wurde – vom führenden Anbieter von Fotoequipment musste sich die Firma auf die Herstellung professioneller Druckmaschinen zurücknehmen. Das Beispiel von Kodak zeigt, wie schmerzlich die Wirkung von Disruptive Technologies nicht zuletzt für Anleger sein kann – das Unternehmen musste Konkurs einleiten, bevor es in kleineren Dimensionen 2013 wieder an die Börse zurückkehrte. Investoren fällt es naturgemäß schwer, sich auf solche Katastrophen einzustellen, weil Disruptive Technologies laut Defini­ tion zumeist schnell und unvorbereitet den Markt erobern. Eine Möglichkeit besteht natürlich darin, neue, aussichtsreiche Technologien im Portfolio zu bedenken, wobei auch hier zu Vorsicht geraten ist. Erfolgsgarantie gibt es keine und viele langgediente

Anleger können sich noch mit einigem Frust an das Zerplatzen der Internet-Blase zur vergangenen Jahrtausendwende erinnern. Profundes Know-how und breite Streuung, wie sie Technologiefonds bieten, können also als kleiner Risiko-Polster dienen (wenn nicht wie zu Zeiten des New Economy-Hypes alle Vernunft über Bord geworfen wird.) Alexandre Mouthon, Senior Produktspezialist bei Pictet Asset Management, gab bei einem Vortrag zu Neuen Technologien und Innovation in Wien zu bedenken: „Etwas zu erfinden, ist einfach. Das Schwierige daran ist, aus einer Innovation ein Geschäft zu machen.“ Genau jene Unternehmen gilt es, ausfindig zu machen, wobei der Experte innerhalb des breiten Hightech-Universums vor allem drei Unterbereiche für interessant hält: Robotic, Digitalisierung und Security (Datensicherheit etc.). Was zum Beispiel Robotic betrifft, so spricht Mouthon „von beeindruckenden Wachstumsaussichten, die derzeit noch unterschätzt werden. Dabei kann der globale Robotic-Markt Prognosen zufolge mit jährlichen zweistelligen Steigerungsraten rechnen.“ Demnach beliefen sich die Einnahmen aus dem weltweiten Roboter-Sektor 2015 auf 32 Milliarden Dollar; 2020 sollen es bereits über 150 Milliarden sein. Zukunftstrends Welche Technologien sich letztlich in der Realität als „desruptive“ erweisen werden, steht noch in den Sternen. Heiß diskutiert werden autonome Fahrzeuge, 3-DDrucker oder Cloud Computing. Vielleicht flutschen die Autos der Zukunft ja aus dem Printer, auch dann dürfen wir nicht aus ­allen Wolken fallen.


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NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE

WIRTSCHAFTSWACHSTUM. EINE BEDROHUNG? Felix Butschek. Böhlau Verlag. 148 Seiten.

Normalerweise sind wir es gewohnt, dass Volkswirtschaften, Politiker und Ökonomen ein möglichst hohes Wirtschaftswachstum anstreben. Bleibt die Konjunktur zurück (wie das in den vergangenen Jahren der Fall war), ist dann das Heulen und Zähneklappern groß. Nun ist es also auf den ersten Blick verwunderlich, dass das vorliegende Buch den Titel „Wirtschaftswachstum. Eine Bedrohung?“ trägt. Nun ist das damit zu erklären, dass es durchaus kritische Sichtweisen auf die Ökonomie des Wachstums gibt – Autor Felix Butschek beleuchtet diese Perspektiven sozusagen von der Pike auf und startet damit auch gleich in der Antike. Im klassischen Griechenland wurde nämlich jegliche produktive Arbeit (oder was wir heute als solche bezeichnen würden) verachtet. Die dem freien Bürger angemessenen Tätigkeiten beschränkten sich auf Politik, Wissenschaft und Krieg. Jede Arbeit unter dem Zwang, seinen Lebensunterhalt sicherzustellen, musste demnach die Fähigkeiten des Menschen zu Höherem verkömmern lassen. Eine auf Wachstum als purem Selbstzweck ausgelegte Gesellschaft wäre somit eine rückständige. Aber auch modernere Denker meldeten Kritik an: Der Soziologe und Volkswirt Werner Sombart meinte etwa, die Industrialisierung habe den Menschen aus einem Zustand des glücklichen Zusammenlebens herausgerissen und den „Unbilden des Kommerzialismus“ ausgesetzt. Statt materiellem Wachstum um jeden Preis sei eine stationäre Wirtschaft anzustreben. Der Autor listet hier also kapitalismuskritische Positionen auf, deren Blickwinkel er selbst und die Leser nicht unbedingt teilen müssen.

82

° GELD-MAGAZIN – FEBRUAR 2017

Die große Weltpolitik findet oftmals hinter gut verschlossenen Türen statt, die Entscheidungen der Staatenlenker erscheinen dem „Normalverbraucher“ somit immer wieder als wenig nachvollziehbar – manchmal vielleicht sogar unlogisch. Die Politik als Buch mit sieben Siegeln für den einfachen Büger? Das muss nicht so sein, meint der Journalist und Autor Tim Marshall. In seinem neuen Werk „Die Macht der Geographie“ verspricht er, die Weltpolitik anhand von zehn Landkarten zu erklären. Und das Versprechen wird eingehalten. Von Russland, China und den USA über Europa bis hin zur Arktis werden in zehn Kapiteln nationale und internationale Bedürfnisse sowie Spannungslinien dargestellt. Dabei dreht sich vieles um Rohstoffe, den Zugang zu den Weltmeeren und Handelsrouten, aber auch militärisch-strategischen Überlegungen. Marshall zieht den Schluss: Politiker und Ideologien ändern sich zwar, die Geographie bleibt aber, gegossen in Gebirgszüge, Täler und Meere, bestehen. „Die Diplomaten und Militärstrategen sehen, dass zwar die Bedrohungen durch Karl den Großen, Napoleon, Hitler und die Sowjets verschwunden sein mögen, die nordeuropäische Tiefebene, die Karpaten sowie die Nord- und Ostsee aber immer noch da sind“, ist hier etwa zu lesen. Laut Marshall sind es gar nicht so selten militärische Beweggründe, die politischen Entscheidungen zugrunde liegen (wobei natürlich auch hier wirtschaftliche Voraussetzungen eine Rolle spielen), die Zeiten der Aufrüstung seien jedenfalls mit einem Blick auf die Landkarten nicht vorbei.

DIE MACHT DER GEOGRAPHIE. Tim Marshall. dtv. 303 Seiten.

MIT NEBENWERTEN ZUM BÖRSENOLYMP Beate Sander. FinanzBuch Verlag. 336 Seiten.

Die Konzentration der Anlegergemeinschaft ist sehr oft auf große Börsenindizes gerichtet; fieberhaft wird jede noch so kleine Bewegung von DAX,Dow Jones & Co. beobachtet, analysiert und kommentiert. Zu diesen Schwergewichten gibt es aber durchaus interessante Alternativen, die sich als lukrative Investments erweisen können, wie Beate Sander in dem vorliegenden Buch ausführt. Tatsächlich schneiden Nebenwerte in der Regel besser ab, was die Autorin wie folgt erklärt: „Die 30 großen DAX-Konzerne erinnern an Dickschiffe, die zwar ziemlich sicher, aber dafür schwerfällig sind. (...) Macht und Größe sind nicht alles. Die Nebenwerte aus dem klassisch ausgerichteten MDAX und SDAX mit je 50 in- und ausländischen Titeln und dem TecDAX mit 30 Hightech-, Biotech- und Softwareaktien sind vergleichbar mit manövrierfähigen Schnellbooten, die rasch auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren.“ Aber auch Micro Caps, also noch kleinere Titel außerhalb der Indizes, würden mehr Aufmerksamkeit verdienen.Hier stehen hunderte Werte zur Auswahl, wobei Sander dankenswerterweise eine Liste mit Kurzprofilen ausgesuchter Micro Caps im Buch anführt. Überhaupt ist das Werk sehr praxisorientiert gestaltet und enthält beispielsweise eine Aufarbeitung erfolgreicher Nebenwerte-Fonds, die sich nicht auf Deutschland beschränkt, sondern auch Gesamteuropa, Asien, die USA sowie die weltweiten Aktienmärkte streift. Zur Abrundung werden auch ETFs behandelt, die sich auf Nebenwerte konzentrieren. All das ist sehr informativ, übersichtlich und lädt auch zum Nachblättern ein.

CREDITS: beigestellt

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