GELD-Magazin, April 2017

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Mag. Stefan Bruckbauer im Interview: „Grünes Licht für Europas Wirtschaft!”

DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE

4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 04| 2017 ° 3,90 Euro

° Private Banking: Die besten Anlagetipps der Experten ° Emerging Markets: Wo satte Renditen zu erwarten sind ° Aktien-Boom: Wo sich der Einstieg noch lohnt

Brandgefährlich:

Weltweite Aufrüstung Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Zertifikate + Alternative Investments + Versicherungen


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° editorial  04/2017 Reale Werte boomen

D

ie Börsen kennen derzeit kein Halten. Der amerikanische Leitindex Dow Jones Industrial jagt von einem historischen Hoch zum nächsten und auch der deutsche Aktienindex notiert knapp unter seinem Allzeit-Hoch. Obwohl seit Monaten Korrekturen am Aktienmarkt erwartet werden, straft die Marktentwicklung derzeit die Bären ab. Die Aufwärtsbewegung betrifft aber nicht nur Aktien, auch die Immobilienpreise erleben vor allem in zentralen Lagen einen regelrechten Höhenflug. Als Beispiel kann der Wohnungsmarkt in Wien dienen. Laut Statistik Austria sind die Preise hier seit 2010 um 70 Prozent gestiegen. Streng genommen haben wir das der Europäischen Zentralbank zu verdanken, die durch ihre expansive Geldpolitik Inflation erzeugen wollte und will. Und das gelingt ihr zunehmend: Es steigen nicht nur die Kurse der Aktien und die Preise von Immobilien, die Inflation schlägt jetzt auch auf die Konsumenten durch: Der Verbraucherpreisindex (VPI) der Statistik Austria ist in Jahresfrist (Stichzeitpunkt Februar 2017) immerhin um 2,17 Prozent gestiegen.

Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin

Interessant ist die Nachricht aus der Fondsbranche: Laut Ver­ einigung der Österreichischen Investmentgesellschaften (VÖIG) hat sich der Anteil der Anleihenfonds am gesamten veranlagten Volumen in den vergangenen fünf Jahren von 47,6 auf 41,4 Prozent zugunsten Gemischter- und Aktienfonds reduziert. Das Volumen der Offenen Immobilienfonds hat sich im gleichen Zeitraum auf 6,9 Milliarden Euro verdoppelt. Das zeigt deutlich, dass Kapital von den Anleihenmärkten in Aktien und Immobilien fließt. Auch andere institutionelle Investoren sind beinahe dazu gezwungen, innerhalb ihrer Regularien vermehrt Aktien zu kaufen, um noch Renditen zu erzielen. Denn sieht man sich die Performance von Rentenportfolios an, so machte man mit europäischen Regierungsanleihen im vergangenen Jahr je nach Laufzeit einen durchschnittlichen Verlust zwischen 0,6 und 2,7 Prozent (Quelle: Lipper Bond EMU Government Index). Damit sollte sich die Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten tendenziell fortsetzen, solange sich keine gravierende Änderung der Umgebungsbedingungen abzeichnet.

º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 T: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, E: office@geld-magazin.at º Herausgeber 4profit Verlag GmbH º GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic  º Chefredakteur Mario Franzin º Redaktion Mag. Linda Benkö, Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Ernst A. Swietly, º grafik Noura El-Kordy  º Bilder und Coverfoto shutterstock.com º Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º Verlagsleitung Snezana Jovic º Eventmarketing Ivana Jovic º Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller º IT-management Oliver Uhlir º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-12 • abo@geld-magazin.at * Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.


26 Privatbanken

10 Aufrüstung

banking 24 ° PANORAMA. DADAT, die neue Online-Bank + BKS wurde vom OGH bezüglich Gebühren abgestraft.

26 ° privatbanken. Anlagestrategie: Renommierte Experten blicken optimistisch in die Zukunft.

06 ° PANORAMA. USA: Schwindendes Konsumen-

tenvertrauen? + Osteuropa: Keine Überhitzungsgefahr + Frankreich: Nur 45 Prozent für EU-Verbleib + Steigender Populismus: Risiko für Europa.

08 ° Interview stefan Bruckbauer. Konjunkturausblick: „Mit Österreich, Europa und der Welt geht es aufwärts“, so der Bank Austria-Chefvolkswirt.

10 ° Militärpolitik. Trump kreuzt mit Assad bereits die Klinge und will, dass die USA „wieder Kriege gewinnen“. Ein gefährlicher Rüstungswettlauf.

16 ° Türkei. Wie Erdogan sein Land zusehends auf den Abgrund zusteuert.

18 ° finance watch. Mit neuer US-Steuer droht

österreichischen Unternehmen Ungemach + Europäische Banken mit Milliardengewinnen in Steueroasen.

wirtschaft 20 ° PANORAMA. Gute Stimmung: Heimische

Wirtschaft hellt auf + WKÖ: Entlastungen gefordert + Russisches Schwarzgeld: Österreich erhielt Milliarden + Privatkonkurs: Kürzere Verfahren.

22 ° arbeitsrecht. Vorsicht: Dumpinggefahr! 4 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

30 ° kredite 50+. Vernünftige Finanzierung sollte nicht vom Lebensalter abhängig sein.

geldanlage 32 ° Panorama. Lacuna geht nach Afrika + Welt-

fondstag am 19. April + Bellevue empfiehlt Afrikafonds.

34 ° Tipps aus London. Die britische Fondsgesellschaft Henderson erklärt ihre Investmentstrategie nach dem Brexit.

36 ° schwellenländer. Indien will China mit ­gewagten Reformen den Rang ablaufen.

40 ° Institutional investors congress.

Das Geheimnis einer soliden Vermögensverwaltung.

42 ° Bonds. Die Inflation kehrt zurück – spezielle Anleihefonds bieten Schutz.

46 ° ETPs. Günstig: Mit passiv gemanagten Fonds vom Rohstoffmarkt profitieren.

50 ° währungen. Unabhängig von den Aktienund Rentenmärkten gut performen – Devisenfonds machen dieses Künststück möglich.

52 ° best of funds. Emerging Markets als Haupt­ gewinner: Bis zu 60 Prozent plus.

CrediTS: Shutterstock

Brennpunkt


° Inhalt  04 / 2017 aktien

immobilien

58 ° PANORAMA. S Immo: Neuer Großaktionär +

72 ° panorama. Rekordvolumen im Immobilien-

Palfinger holt sich 200 Millionen Euro.

60 ° weltbörsen. USA: Beschauliches Wachstum

+ Europa: Aufschwung prolongiert + China: Hinter den Zielvorgaben + Japan: Massive Anleihekäufe.

62 ° anlagetipps. Disney: Mickey macht Moneten + Royal Dutch: Restrukturierung + Linde: Marktführer + Jungheinrich: Keine Hochstapler.

64 ° börse wien. Die interessantesten heimischen

Handel + Verteuerung bei Wohnungen um 70 Prozent + 6B47 erwirbt erstes Projekt in Berlin.

74 ° immobilien-aktien. Sehr günstig und noch

kaum gefragt: Immofinanz kurz vor der Initialzündung.

versicherung 76 ° panorama. Afrika: Unterschätzter Markt +

Werte unter der Lupe + Die höchsten Dividenden.

Chatbot: Versichern im Internet + Uniqa: Vorsicht, Pollenalarm! + Ausgezeichnet: Die besten Versicherungen.

66 ° börse deutschland. Saisonbeschwerden:

77 ° FLV-Listing. Fondsgebundene Lebensversiche-

DAX steht vor ungünstiger Phase.

alternative investments

rungen im Überblick.

78 ° Life-balance. Ausgeglichenes Leben: So bringt man Beruf, Arbeit und Pension in Einklang.

68 ° panorama. Rekordausschüttungen bei den

81 ° wissen. Was die Monte Carlo-Simulation mit

70 ° rohstoff-radar. Erdöl: OPEC will durchhal-

82 ° buch-tipps. Tools der Titanen: Die Weltklassen-

MIG-Fonds +Kapitalerhöhung der Oekostrom AG.

ten + Gold: Ankern in sicheren Häfen + Silber: SolarBoom unterstützt + Aluminium: Reduziertes Angebot.

Glücksspiel, Wirtschaft und der Atombombe zu tun hat.

performer + Kritischer Blick: Das Ende der Globalisierung + Digital Disruption: Kreative Zerstörung.

Immobilieninvestments in schwierigen Zeiten WƌŽĮƟĞƌĞŶ ^ŝĞ ǀŽŶ͗ Ͳ ŶƚǁŝĐŬůƵŶŐƐŐĞǁŝŶŶĞŶ ĞŝŶĞƌ /ŵŵŽďŝůŝĞ ŽĚĞƌ Ͳ ƌƚƌĂŐƌĞŝĐŚĞŶ sŽƌƐŽƌŐĞǁŽŚŶƵŶŐĞŶ ŵŝƚ &Ƶůů ^ĞƌǀŝĐĞ WĂŬĞƚ ƵŶĚ DŝĞƚŐĂƌĂŶƟĞ tŝƌ ĨƌĞƵĞŶ ƵŶƐ ƺďĞƌ /ŚƌĞ <ŽŶƚĂŬƚĂƵĨŶĂŚŵĞ͗ dĞů͘ нϰϯ ;ϬͿ ϭ ϱϮϮ ϰϬ ϬϯͲϬ ŐĞƌŚĂƌĚ͘ŵŝƩĞůďĂĐŚΛƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ ǁǁǁ͘ƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 5


brennpunktPanorama usa: Zweifel um konsumentenvertrauen

Datenschutz. „Anbieter von In-

Trump unter druck. Mit dem Scheitern

der Gesundheitsreform haben die Zweifel an der politischen Handlungsfähigkeit von Donald Trump zugenommen. Er wollte ja „Obamacare stürzen, ist aber damit in der eigenen Partei nicht durchgekommen. Eine Korrektur am Höhenflug des US-Unternehmer- und Konsumentenvertrauens ist nach dieser Niedelage laut einer Studie der Deutschen Industriebank (IKB) wahrscheinlicher geworden. Hier heißt es: „Die zugrunde liegenden Indizes sind vor allem aufgrund von Erwartungen über den Konjunkturausblick infolge von Trumps Wahlsieg auf Niveaus angestiegen, die eine deutlich bessere

Konjunkturentwicklung benötigen, als sie aktuell in den USA zu finden ist. Dies unterstreicht die Bedeutung der anstehenden Steuerreformen und erhöht das aktuelle Prognoserisiko für das BIP der USA, insbesondere für die Jahre 2018 und 2019. Die Umsetzung der Reformen sei nicht nur nötig, um die Erwartungen einzufangen, sondern auch, um die Wirtschaftsdynamik durch fiskalische Stimulierungspolitik in den nächsten beiden Jahren weiter anzukurbeln.“ Die IKB bleibt bei ihrer Wachstumsprognose für die USA von 2,3 Prozent in diesem Jahr. Auch rechnet sie weiterhin mit einer tendenziellen Schwäche des US-Dollar.

ternetzugängen in den USA sollen künftig das Recht bekommen, Informationen über das Surfverhalten ihrer Kunden ohne deren Zustimmung zu erhalten“ – das war unlängst auf Zeit Online zu lesen. Ein entsprechendes Verbot der Telekom-Aufsicht Federal Communications Commission (FCC) aus dem vergangenen Jahr ist vom amerikanischen Abgeordnetenhaus gekippt worden, nachdem der Senat zuvor dafür gestimmt hatte. Konkret geht es um Informationen über besuchte Websites, die ausgewertet und an die Werbebranche verkauft werden können. Die FCC hatte Internetanbieter im vergangenen Herbst dazu verpflichtet, erst die Zustimmung der Nutzer für die Verwendung der Browserdaten einzuholen. Außerdem sollten Kunden von Internetanbietern unverzüglich darüber informiert werden, wenn Informationen in die Hände von Hackern gelangen. Daraus wird nun, wie es aussieht, nichts. Bürgerrechtler und Datenschützer kritisieren jetzt vehement die massiven Eingriffe in die Privatsphäre der User.

internet – vs. – user Quelle: Bloomberg, IKB

Gute note(n). Bisher mehrmals

hat Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny betont, dass die Debatte um eine Bargeldabschaffung „totaler Unsinn“ sei. Diese Aussage wurde jetzt erneut empirisch erhärtet. Die OeNB führt seit dem Jahr 1996 Umfragen zum Zahlungsverhalten der österreichischen Bevölkerung durch – mit dem stets gleichen Hauptergebnis: Bargeld ist das in ­Österreich am meisten genutzte Zahlungsmittel. Bargeld dominiert auch laut der aktuellsten Studie nach wie vor deutlich den Alltag in Österreich mit einem Anteil von 82 Prozent an allen Transaktionen und 65 Prozent am gesamten

6 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

Zahlungsvolumen. Die OeNB untersucht auch mögliche Gründe für die Bargeld-Präferenz. Neben externen Einflussfaktoren wie dem Vorhandensein von Zahlungsalternativen oder dem Ausmaß möglicher Transaktionskosten spielen auch Vorlieben eine wichtige Rolle. Mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gab an, in einem Geschäft vorzugsweise bar zu zahlen – auch dann, wenn Kartenzahlungen möglich wären. 30 Prozent zahlen grundsätzlich lieber mit Karte. Insgesamt wäre es laut subjektiver Einschätzung bei 72 Prozent aller Barzahlungen möglich gewesen, mit Karte zu zahlen.

finanz(un)wissen Sparbuch über alles. Im aktuellen Null-

zins-Dilemma bei gleichzeitig steigender Inflation stellt sich mehr denn je die Frage: Was tun mit dem „lieben Geld“? Obwohl der Zins auf Sparbücher schon seit Jahren unter der Inflationsrate liegt, lassen die Österreicher nicht davon ab, im Bereich der Vorsorge und Veranlagung ihr Geld auf das altbewährte Sparbuch zu legen. Das verdeutlicht eine aktuelle Studie, die GfK im Auftrag von Swiss Life Select unter 1000 Österreichern durchgeführt hat. Das Sparbuch/Sparkonto bleibt demnach das beliebteste Vorsorgeprodukt der Österreicher (70 Prozent), gefolgt vom Bausparvertrag (57 Prozent) und der Lebensversicherung (47 Prozent).

CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

bargeldverbot? Totaler Unsinn!


osteuropa: droht überhitzung? Experten beruhigen. Das Wirtschaftswachstum bleibt in Zentral-

und Osteuropa (CEE) kräftig. So erwarten die Ökonomen der Erste Group ein Plus von 3,3 Prozent für 2017. Das ist prinzipiell für Österreichs „nähere Umgebung“ erfreulich; auch im von Sanktionen beschränkten Russland läuft die Wirtschaft wieder besser. Die sehr positiven makro­ ökonomischen Kennzahlen, wie zum Beispiel die stark anziehende Inflation, die sich abzeichnende Anspannung auf den Arbeitsmärkten und eine kräftige Sachgüterproduktion, werfen allerdings die berechtigte Frage auf, ob in den CEE-Ländern eine Überhitzung der Wirtschaft droht.

Zahlenspiel

45

Prozent der franzosen würden aktuell für einen Verbleib in der EU stimmen. Eine mageres Umfrageergebnis, das auch die Ex-

perten von Columbia Threadneedle Investments bedenklich stimmt. Sie meinen daher, die bevorstehende Frankreich-Wahl würde erhebliche Marktrisiken bergen. „Ein Sieg Marine Le Pens dürfte zu einem sprunghaften Anstieg der Volatilität französischer Vermögenswerte führen. Der Druck infolge der ungewissen Zukunftsaussichten könnte auch die europäischen und globalen ­Märkte erfassen. Denn würde Le Pen die Wahlen gewinnen, erhöhe dies die Wahrscheinlichkeit für einen Euro-Austritt Frankreichs“, heißt es in einem aktuellen Statement der Fondsgesellschaft. Um die Folgen eines möglichen Austritts Frankreichs aus der EU abzuschätzen, sei ein Vergleich mit den bisherigen Auswirkungen des Brexit auf Großbritannien allerdings nicht zielführend. Das britische Pfund brach nach dem Brexit-Votum ein. Da Investitionen im Vereinigten Königreich dadurch attraktiver wurden, trug dies zur Bewältigung des beträchtlichen Leistungsbilanzdefizits bei. „In Frankreich müssen jedoch in ­erster Linie die Strukturprobleme auf dem Arbeitsmarkt in Angriff genommen werden, und dies lässt sich durch eine Währungsabwertung nicht bewerkstelligen“, so Mark Burgess, globaler Aktien-Chef von Threadneedle. Übrigens: Le Pen gewinnt vor allem durch den angespannten Arbeitsmarkt an Boden.

Um die ersten Anzeichen einer solchen Entwicklung frühzeitig zu erkennen, verwenden die Analysten der Erste Group das Leistungsbilanzdefizit als relevante Kennzahl. Sie verweisen darauf, dass eine wesentliche Verschlechterung der Leistungsbilanz das Entstehen wirtschaftlicher Ungleichgewichte signalisiert. Dies scheint derzeit allerdings nicht der Fall zu sein: „Die CEE-Volkswirtschaften haben wieder ein Gleichgewicht gefunden und ihre Leistungsbilanzsalden enorm verbessert. Kroatien, Tschechien, Ungarn, Slowenien und die Slowakei erzielen sogar Überschüsse. Zum Großteil wurden die Anpassungen von der positiven Entwicklung der Handelsbilanz getrieben“, erläutert Juraj Kotian, Head of CEE-Research bei der Erste Group. Somit ist also Entspannung angesagt, eine Überhitzung mit möglichem wirtschaftlichen „Zimmerbrand“ ist in Osteuropa nicht zu erwarten.

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Steigendes Risiko: Populismus Europa in gefahr. „Populismus, Protektionismus und Paralyse sind

die drei wichtigsten wirtschaftlichen Risiken heute. Die Politik muss entschieden handeln, um diese Gefahren zu adressieren und um Europa eine bessere Zukunftsperspektive zu bieten. Langfristig hat die Wirtschaft Europas ein enormes Potenzial, das nun gehoben werden muss“, so Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, beim investmentforum der Spängler IQAM Invest. Bei der gleichen Veranstaltung warnte der Politologe Anton Pelinka: „Das Europa der EU – das beste Europa, das es je gab – kann nicht an Amerika oder China, auch nicht am Islam, es kann nur an sich selbst scheitern.“

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April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 7

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„Konjunkturell sind wir vorderhand aus dem Schneider“ Beim jüngsten Institutional Investors Congress des GELD-Magazins trat Mag. Stefan Bruckbauer mit klaren Aussagen zum Risiko des Euro auf, zu den Motiven rechts- und linkspopulistischer Bewegungen sowie zu den begrenzten Erhöhungschancen für die Zinsen. Ernst A. Swietly GELD °

Während das Wifo und das IHS über-

„Trumponomics“ bringt demnach einen Turbo,

einstimmend einen soliden Konjunkturauf-

der nach zwei Jahren abstirbt?

schwung bis 2018 voraussagen, spricht die

Die US-Wirtschaft ist unabhängig von Trump gut unterwegs, fast auf Vollbeschäftigung, auch ohne Interventionen Trumps. Dieser will in Richtung Steuersenkung bzw. Ankurbelung der Wirtschaft gehen. Was immer da kommt, es wird auf jeden Fall die Konjunktur kurzfris­ tig eher beflügeln als bremsen; daher gehen wir sicher mit starkem Wachstum auch ins Jahr 2018. Was dann kommen wird, hängt davon ab, wie stark Trump Gas gibt, ob die Fed die Zin­ sen stark erhöhen muss und am Ende des Tages auch davon, was Trump an der Struktur der US-Wirtschaft ändern wird, sprich Thema Pro­ tektionismus usw.

Oesterreichische Kontrollbank (OeKB) von „Sorgenfalten bei den Ökonomen“. Sind wir nun aus dem Schneider oder nicht?

STEFAN BRUCKBAUER: Auf jeden Fall wird es 2017 und 2018 aus heutiger Sicht in Öster­ reich, in Europa, ja global gut ausschauen. Man kann von einem kräftigen Aufschwung spre­ chen, der auch morgen sicherlich nicht gleich wieder vorbei sein wird. Nach 2018 wird die Konjunktur aber wieder weg sein?

Weg wird sie nicht sein, aber ein Konjunktur­ zyklus über mehr als zwei Jahre ist sehr schwierig. Es besteht die Gefahr, dass die USA beginnen, nach dem Aufschwung 2017/18 in einen Abschwung zu kommen, und man weiß heute nicht, wie das dann Europa treffen wird. Europa, so denke ich, wird noch länger wachsen können, bis 2019 etwa, aber nach zwei Jahren ist es viel schwieriger, in die Zukunft zu schauen.

Wie wird sich dabei der Wechselkurs des USD zum Euro ändern?

Wir erwarten im Verlauf des heurigen Jahres einen stärkeren Euro, nicht zuletzt nach den Frankreich-Wahlen; er dürfte in Richtung 1,10, ja vielleicht darüber hinaus gehen. Der große Unsicherheitsfaktor dabei sind die Steuerideen

rund um die sogenannte border-adjustmenttax. Von der Theorie her ist ein Effekt auf den Wechselkurs möglich; ob er eintritt bzw. wie die Steuer kommt, ist offen. Grundsätzlich sehe ich den Euro zum Dollar stärker. Die OeKB verweist trotzdem auf Brexit, USPolitik, steigenden Protektionismus und Überregulierung. Sie selbst beschäftigen sich auch mit diesen Risiken. Wo lauern da die Gefahren?

Die größten Gefahren liegen bei den Ten­ denzen zur nationalistischen Politik, wie wir sie im United Kingdom sehen und wie sie in den USA angekündigt sind. Wenn das global Schule macht, muss man Angst haben. Die Glo­ balisierung, die Öffnung der Märkte, die globale Arbeitsteilung ist etwas, das die Weltwirtschaft in den letzten 30 bis 40 Jahren positiv beeinflusst hat. Für Österreich war das sehr wichtig. Sollte es da heftigere Rückschritte geben, ist das eine Gefahr für das weltwirtschaftliche Wachstum, die man heute noch nicht abschätzen kann. Sie sehen zurzeit die Zukunft des Euro gefährdet; ich zitiere Sie: „Das Risiko, dass er zerbröckelt, ist noch nie so hoch wie jetzt gewesen.“

Mag. Stefan Bruckbauer wurde 1962 in der oberösterreichischen Industriestadt Ried im Innkreis geboren und studierte an der Linzer Universität Volkswirtschaftslehre, wo er auch als Assistent und Projektmitarbeiter sowie später als Lektor für Volkswirtschaftstheorie tätig gewesen ist. Er ist Magister der Volkswirtschaftslehre der Universität Linz. Neben seiner Tätigkeit als Chefvolkswirt sowie Leiter des Makro- und Bankmarktresearch der Bank Austria seit 2009 ist Bruckbauer Lektor an der Universität Wien im Institut für Finanzrecht sowie seit 2014 Finanzmarktexperte im Fiskalrat. Im Kreise österreichischer Volkswirte betrachtet er sich als Ökonom, der das allgemeine wirtschaftliche Geschehen in voller Breite analysiert und versucht, aus der Realwirtschaft ­Schlüsse für den Finanzmarkt und die Banken bis hin zur Wirtschaftspolitik zu ziehen. In seinem Fokus steht auch die ­Interpretation und Voraussicht.

8 ° GELD-MAGAZIN – april 2017

Rechnen Sie mit einem Aus für den Euro?

Nein, rechne ich nicht. Das Risiko ist jetzt höher als früher, aber es liegt nur bei fünf Prozent; das ist nicht besonders hoch. Aber es ist gestiegen, weil es in der europäischen Politik Strömungen gibt, die nicht mehr so klar zum Euro stehen wie früher – das sowohl in den Peripherie- als auch in den Kernländern. Die Politik kann dieses Projekt jederzeit beenden, die Ökonomie glau­ be ich nicht, denn im Grunde funktioniert es. Man unterschätzt die Integrationskraft der letz­ ten Jahre – denken Sie nur an die Bankenunion!

credit: 4profit Verlag

zur person:


°

Im Gespräch mit Mag. Stefan Bruckbauer, Bank Austria   brennpunkt

Aber wenn die Politik beschließt, dass wir das Projekt Euro beenden, dann ist es am Ende. Sie sehen einen Titanenkampf Politik gegen Ökonomie um den Euro voraus. Kann sich die Politik, die von Wählern abhängt, so extrem gegen Wirtschaftsinteressen stellen, wenn sie überleben möchte?

Auf lange Sicht gewiss nicht. Die Realitäten müssen erkannt werden. Aber die Politik kann sehr wohl Entscheidungen treffen, die ökono­ misch nicht sinnvoll sind. Wir haben den Brexit als gutes Beispiel dafür gesehen. Auch sonst erleben wir immer wieder, dass durch starke populistische Strömungen angefacht wirt­ schaftliche Rationalitäten keine Rolle mehr spielen. Es gibt auch Gruppen und Phasen in der Gesellschaft, die gelegentlich nicht davon profitiert haben. Wenn sich die Politik nicht um die Globalisierungsopfer kümmert und diese eine Mehrheit erhalten, zumindest laut­ stark werden, kann wider wirtschaftliche Vernunft eine Entscheidung gefällt werden, die für alle schädlich ist. Die meisten Unternehmen sparen heute, statt zu investieren, auch Privatpersonen sparen, die Ersparnisse wachsen, während Kredite stagnieren. Kann in einer solchen Phase Wachstum auf Dauer geschaffen werden?

Es wird nicht zuviel gespart, es werden zuwe­ nig Schulden gemacht, was im Endeffekt das Gleiche bedeutet. Wir sparen momentan nicht extrem viel, aber wir nehmen zuwenig Kredite. Die Gruppen der Gesellschaft, die sparen möch­ ten aufgrund ihrer demografischen Situation, werden nicht ergänzt durch Gruppen, die Schul­ den machen. Das ist, was fehlt – zum Teil wegen der vielen Regularien auf dem Bankensektor, aber teils wegen des derzeit niedrigen Produk­ tivitätswachstums, sodass die Investitionen auf dem Standort Europa nicht in jenem Maß er­ folgen, wie wir es uns wünschen würden. Die

Mag. Stefan Bruckbauer Chefvolkswirt sowie Leiter des Makro- und Bankenresearch der Bank Austria

Firmen investieren schon in die Zukunft und in neue Produkte, aber oft außerhalb Europas und nicht in Europa selbst. Das ist ein bremsender Faktor, den man durch politische Maßnahmen überwinden müsste. Was raten Sie nun dem durchschnittlichen Investor, um sein Geld bestmöglich anzulegen?

Jeder einzelne Anleger benötigt sein individuel­ les Portfolio und eine entsprechende Beratung dazu. Generell glaube ich, dass mit Fixzins­ produkten derzeit nicht sehr viel zu verdienen ist, nicht zuletzt auch aufgrund des Überange­ bots an Mitteln. Die Zukunft liegt hier sicher im Eigenkapitalbereich, also dort, wo auch et­ was gewagt werden kann. Je nach Ausstattung eines Investors, je nachdem, wieviel Know-how und Zeit er mitbringt, ist ein gemanagtes Port­ folio bzw. eine professionelle Produktstreuung für viele der sicherere Weg, als auf einzelne Titel zu setzen, die man als Einzelner kaum mana­ gen kann. Ein österreichischer Bankmanager warnte kürzlich vor einem „Blutbad auf dem Bondsmarkt“ und bejubelte den Ausstieg aus der Nullzins­ politik. Hat er Recht?

Ein wirkliches Blutbad bei Bonds sehe ich nicht. Denn jeder Bondinvestor hat in den letzten Jah­

ren gewusst, dass es irgendwann bei den Zinsen nach oben gehen wird. Dementsprechend ha­ ben sich die meisten auf kürzere Laufzeiten fokussiert. Ich glaube also, dass es kaum einen Investor überraschend treffen wird, dass die Zinsen nun wieder steigen. Grundsätzlich aber sieht man, dass sich die Zinskurve dreht. Wir werden in den nächsten Monaten, speziell im Euroraum, sicherlich höhere langfristige Zin­ sen sehen. Damit wird ein Investor, der heute einen Fixzinskupon hat, Kursverluste hinneh­ men müssen. Ihre aktuelle Zinsprognose?

In den USA sind wir im zehnjährigen Bereich bei 2,5 Prozent; möglicherweise wird es bis drei Prozent und darüber gehen, wenn die Fed be­ sonders aggressiv sein muss, die Konjunktur besonders dynamisch ist, weil Trump beson­ ders viel Gas gibt. Im Euroraum wird es weniger sein. Heuer werden wir wahrscheinlich noch den Einser bei der zehnjährigen Deutschen Staatsanleihe sehen, später wird es noch ein wenig weiter gehen, aber ich sehe im gesamten Euroraum noch nicht die Zwei vor dem Komma; doch man sollte sich dessen bewusst sein, dass es auch ein Überschießen geben kann, speziell wenn die EZB ihr QE-Programm zurückfährt oder bloß etwas Einschlägiges andeutet. april 2017 – GELD-MAGAZIN ° 9


brennpunkt ° Geopolitik

Mit Bomben und Granaten Milliarden und Abermilliarden will Donald Trump zusätzlich in die US-Militärindustrie stecken, auch von ­seinen NATO-Partnern verlangt er nachdrücklich eine Erhöhung der Verteidigungsbudgets. Hierbei werden Russland und China nicht tatenlos zusehen. Die Welt schlittert offensichtlich in einen neuen Rüstungswettlauf hinein – gleichzeitig steigen Konfliktpotenziale. Harald Kolerus s sind beunruhigende Töne, die uns aus den Ver­einigten Staaten erreichen: „Wir müssen wieder Kriege gewinnen“, donnerte Donald Trump und forderte eine „histo­ rische Steigerung“ des US-Verteidigungs­ budgets. Dass Trump bereit ist, die militä­ rische Karte zu spielen, hat er bereits in Sy­ rien bewiesen. Vielleicht auch, um von in­ nenpolitischen Misserfolgen abzulenken? Lassen wir das einmal dahin gestellt. Krieg mit China! Aufhorchen ließ jedenfalls auch eine Wortmeldung von Trumps Chefberater Ste­ phen Bannon. Er meinte, die Vereinigten Staaten und China würden in den nächsten zehn Jahren in einen militärischen Konflikt rund um das Südchinesische Meer verwi­ ckelt werden. Das macht Aufrüstung prak­ tisch zur Gebot der Stunde, wobei der USVerteidigungsetat nach den Plänen Trumps um zehn Prozent oder 54 Milliarden Dollar

TERRORattacken fordern zunehmend opfer Tausend 35

Todesfälle

30 25 20

Verletzte

15 10 5 0

2006

2008

2010

2012

2014

Die Zahl der Todesfälle durch Terrorismus ist weltweit seit 2011 dramatisch gestiegen: von weniger als 10.000 auf über 30.000 p.a. Quelle: Global Terrorism Database

10 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

angehoben werden soll. Dem nicht genug: Der neue US-Präsident hat seine NATOPartner ohne Umschweife dazu aufgefor­ dert, sie mögen dringlichst ihren Verpflich­ tungen nachkommen und kräftig in Rü­ stung in­vestieren. Um seinen Worten Nach­ druck zu verleihen, bezeichnete er das Ver­ teidigungsbündnis schon mal als „obsolet“. Tatsächlich sieht das NATO-Reglement je­ denfalls vor, dass zumindest zwei Prozent des BIP der Mitglieder in den Verteidi­ gungsetat fließen sollten. Die meisten Staaten liegen jedoch deutlich darunter. Folgen große Volkswirtschaften wie Deutschland den Forderungen Trumps, so würden zusätzliche Abermilliarden in die globale Rüstungsindustrie fließen, die oh­ nedies bereits 1,5 Billionen Dollar schwer ist. Ob das Säbelrasseln Trumps tatsächlich einen neuen globalen Rüstungswettlauf aus­ lösen wird, lässt sich laut Andrea Warnecke, Wissenschafterin am Österreichischen Stu­ dienzentrum für Frieden und Konfliktlö­ sung (ÖSFK), nur „unheimlich schwer“ be­ antworten: „Die naheliegendste ,Rüstungs­ achse‘ zu den USA bildet Russland. Putin hat aber angekündigt, bei Aufrüstung nicht mitziehen zu wollen. Ein großes Fragzei­ chen ist hier das tatsächliche Verhältnis zwi­ schen Trump und Putin, das noch im Dun­ keln liegt. Die Beziehung zwischen den USA und Europa ist prinzipiell weniger konfron­ tativ. Nachdem aber nach den Aussagen Trumps die NATO-Bündnisbereitschaft in Frage gestellt wurde, hat man zumindest auf diskursiver Ebene in Europa bereits rea­ giert. Merkel zum Beispiel hat zwar gesagt, sich nicht drängen lassen zu wollen, aller­ dings hat sie auch betont, dass das ZweiProzent-Ziel erfüllt werden soll. In der Ver­

„Wir müssen wieder Kriege gewinnen“ Donald Trump, US-Präsident

gangenheit hingegen sind die Forderungen nach Aufrüs­tung, die ja seitens der USA nicht neu sind, von den Europäern zumeist schnell abgewiegelt worden.“ Das Novum, dass die NATO-Bündnispflicht jetzt nicht mehr so einfach als selbstverständlich gese­ hen wird, hat in Verbindung mit dem Krieg in der Ukrai­ne laut der Expertin jedenfalls zu „vermehrten Unsicherheiten“ geführt. Und dabei ist an dieser Stelle noch gar nicht die Situation in Asien bzw. im Südchine­ sischen Meer erfasst, die noch einmal zu ei­ ner Verschärfung führt. Zumal die US-Re­ gierung gegenüber China konfrontativ auf­ tritt. Diese zunehmenden Unsicherheiten und Spannungen könnten bei der Rüstungs­ industrie für eine neue Hochsaison sorgen. Profiteure im Billionengeschäft Dabei liefen schon in der Vergangenheit die Geschäfte nicht schlecht, wie Journalist und Autor Markus Bickel weiß. Er hat in seinem Anfang April erschienenen Buch „Die Profiteure des Terrors“ den Zusam­ menhang zwischen Terrorangst, Aufrüs­ tung, politischer Einflussnahme und bar klingender Münze genau unter die Lupe ge­ nommen. Im Gespräch mit dem GELDMagazin zieht er das Fazit: „Der Krieg ge­ gen den Terror – etwa die Interventionen in

creditS: Shutterstock

E


°

Rüstungsindustrie   brennpunkt

Die Aufrüstung erfolgt zu Wasser, am Land und in der Luft.

Irak und Afghanistan – hat der Militär­ industrie Milliardenumsätze eingebracht. Alleine die US-Rüstungsunternehmen zeichnen dabei für rund die Hälfte der zu­ letzt 370 Milliarden Dollar schweren Um­ sätze des globalen Waffenhandels verant­ wortlich.“ Aber auch Deutschland, auf das sich sein Buch hauptsächlich konzentriert, mischt kräftig mit: 2016 standen mit SaudiArabien, Algerien und den Vereinigten Ara­ bischen Emiraten (VAE) wieder drei ara­ bische Diktaturen unter den Top-Ten-Emp­ fängerländern deutscher Militärtechnik. Auch mit den Waffenkonzernen selbst geht Bickel hart ins Gericht: „Die VAE wollen eine vom Ausland unabhängige Rüstungs­ industrie etablieren und unter anderem ei­ gene Munitionsfabriken aufbauen. Die deutsche Rheinmetall ist beim dafür not­ wendigen Wissenstransfer ganz vorne da­ bei. Rheinmetall unterhält auch Joint Ven­ tures mit südafrikanischen Firmen, die Waffen an die VAE liefern. Kontrollmög­ lichkeiten gibt es hier keine mehr. Bickel kritisiert in diesem Zusammenhang heftig, dass die Richtlinien für Waffenexporte zu­ sehends aufgeweicht werden: „Ein großes Problem ist, dass jeder Staat hier seine eige­ ne Politik fährt. So ist beispielsweise der Eu­ rofighter, als europäische Gemeinschafts­

° militärbudgets USA China Saudi-Arabien Russland Großbritannien

Ausgaben Anteil an welt(Mrd. USD) weiter Rüstung (%) 596,00 36,0 215,00 13,0 82,20 5,2 66,40 4,0 55,50 3,3 Quelle: xxxxxx

April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 11


brennpunkt ° Geopolitik

„Es ist ein sehr mühsamer Weg, demokratische Gesellschaften aufzubauen“ Markus Bickel, Autor

rufen, keine Waffen mehr an Saudi-Arabien zu liefern. In den Niederlanden hat darauf­ hin das Parlament die Regierung aufgefor­ dert, das Embargo sofort umzusetzen; eben­ so hat Schweden einen großen Rüstungs­ vertrag mit den Saudis nicht verlängert.“ Dass der Vorstoß Trumps dazu führen wird, dass Deutschland seine Rüstungsausgaben drastisch erhöht, glaubt Bickel übrigens nicht, dazu fehle auch ganz einfach das Geld. Der Autor meint hingegen, dass sich jetzt eine Rüstungs-Gegenbewegung inklu­ sive breiterer Friedensdiskussion entwi­ ckeln könnte. Prinzipiell fordert er stärkere Kooperationen mit der Zivilgesellschaft in Krisenregionen: „Um ein Beispiel zu nen­ nen: Sowohl das Regime Assads als auch des IS sind verbrecherisch. Es gilt, diejenigen zu

Tote bei Kampfhandlungen 600.000

Gesamte Kriegsopfer

500.000 400.000 300.000

PRIO

200.000 UCDP

100.000

1946

1956

1966

1976

1986

1996

2006

Die Daten der Beobachtungsorganisationen UCDP und PRIO fallen etwas unterschiedlich aus, was auch mit der Definition von „regulären Kriegen“ zu tun hat. Quelle: UCDP, PRIO

12 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

finden, die dazwischen stehen. Die Men­ schen, die für Transparenz und ein demo­ kratisches politisches System eintreten, sind sehr wohl zu identifizieren, auch wenn das nicht immer einfach ist. Es ist aber eben ein mühsamer Weg, demokratische Gesell­ schaften aufzubauen.“ Trotz der zivilen An­ sätze, die Bickel beschreibt, scheint auf­ grund der weltpolitischen Konstellation (s. dazu Interview mit Militärexperten Ge­ rald Karner auf der rechten Seite) derzeit dennoch eine Tendenz zu mehr Rüstung zu bestehen. Was uns zu der heiklen Frage führt, ob Investments in die boomende Waffenindustrie unter Umständen ethisch vertretbar sind? Hier gibt es unterschied­ liche Meinungen. Frage der Moral So hat die Erste Asset Management (EAM) sich bereits mit Stichtag 1. Juli 2011 dazu verpflichtet, in allen ihren Investments auf Unternehmen zu verzichten, die im Be­ reich „geächtete Waffen“ aktiv sind. Was zählt dazu? Die Vereinten Nationen sehen die Wirkungsweise verschiedener Waffen­ systeme als dermaßen Menschen verach­ tend an, dass sie verschiedene Konventio­ nen zur Ächtung dieser Waffen verabschie­ det haben. Aktuell gibt es Konventionen für Antipersonenminen, Atomwaffen, biolo­ gische und chemische Waffen sowie Streumuni­tion. Als nicht geächtet gelten z.B. Panzer, Kampfjets, Gewehre oder Pisto­ len. Uranmunition, die von Experten eben­ falls als sehr kontrovers angesehen wird, ist bisher durch kein eigenständiges interna­ tionales Abkommen geregelt, ein entspre­ chender Konventionsentwurf liegt aber vor. Für die EAM sind Unternehmen, die im Be­ reich Uranwaffen tätig sind, jedenfalls ein No-Go. Für die Ethik-Fonds des Unterneh­ mens gelten noch rigidere Kriterien. Aber gehen Waffen und Ethik überhaupt unter einen Hut? Alexander Osojnik, Senior Re­ search Analyst im ESG-Team (Environment Social Governance) der EAM, meint dazu: „Das ist eine schwierige Frage, über die sich auch die Gelehrten nicht einig sind. Es gibt hier zwei Gegenpole: Die einen sagen, dass jeder das Recht dazu hat, sich und seine Fa­

creditS: beigestellt, Archiv

produktion, etwa in Saudi-Arabien und den VAE im Einsatz. Also Ländern, die man bei bestem Willen nicht als Demokratien be­ zeichnen kann, wobei Saudi-Arabien einen rücksichtslosen Krieg im südlichen Nach­ barland Jemen führt.“ Bickel bezeichnet sich selbst nicht als klassischen Pazifisten, er fordert aber humane Entscheidungen, welche Waffen in welches Land geliefert werden: „Lenkflugkörper nach Saudi-Ara­ bien sollten eigentlich ein No-Go sein. Ebenso wie Tränengaskartuschen an Ägyp­ ten, ein Land, das hart gegen die eigene Be­ völkerung vorgeht.“ Dass Moral aber bei den Rüstungskonzernen selbst keine Rolle spielt, weiß das Autor aus vielen Gesprächen mit Industrievertretern: „Auf internationa­ len Rüstungsmessen hört man: ,Wir sind dort, wo unsere Kunden sind – sonst ma­ chen das Geschäft eben andere.‘ Waffen werden als ,business as usual‘ gesehen, so als ob man Semmeln verkaufen würde.“ Als ei­ nen wichtigen ersten Ansatz sieht Bickel da­ her politische Vorstöße, wie den von EUParlamentariern im Februar des Vorjahres: „Eine breite Mehrheit der Abgeordneten in Brüssel hat aufgrund der ,desaströsen hu­ manitären Situation‘ im Jemen dazu aufge­


°

Geopolitik   brennpunkt

milie zu verteidigen. Auf dieses Recht po­ chen im erweiterten Sinne auch Staaten. Auf der anderen Seite steht der Pazifismus, der Waffen prinzipiell ablehnt. Letztlich kann man einem Investor die Entscheidung nicht abnehmen, ob er in Waffen investieren will oder nicht. Für uns ist deshalb Transparenz überaus wichtig, auf unserer Website ist ganz klar ersichtlich, in welchen Bereichen wir investieren dürfen und was tabu ist.“ Der Experte verweist auch darauf, dass nicht immer trennscharfe Linien zwischen

„Auch die Rüstungs­industrie folgt Wirt­schafts­zyklen und hat Höhen und Tiefen“ Alexander Osojnik, EAM

militärischem und zivilem Nutzen gezogen werden können, so etwa bei Radaranlagen, Steuerungssoftware oder Transportfahrzeu­ gen: „So betrachten wir zum Beispiel bei Radar- und Steuerungssystemen, wie hoch die Umsätze eines Unternehmens im militä­ rischen Bereich sind, hier haben wir Be­ schränkungen eingezogen.“ Ob man nun aus den Forderungen Trumps an seine NA­ TO-Partner bereits einen globalen Rüstungs­wettlauf ableiten kann, ist für Osoj­nik derzeit nicht seriös zu beantwor­ ten. Sind aber „böse“ Investments vielleicht sowieso automatisch gut für die Perfor­ mance? Frei nach dem Motto: „Geschossen wird ja immer.“ Der Experte glaubt das nicht und verweist auf das Beispiel des Vice Fund, der in die Rüstungs-, Tabak-, Glücks­ spiel- und Alkoholindustrie investiert: „Auch diese ,bösen‘ Sektoren folgen wirt­ schaftlichen Zyklen und die Performance des Vice Fund hat folgerichtig ebenfalls ihre Höhen und Tiefen. Wenn er sich wirklich so gut entwickeln würde, wäre auch das Volu­ men des Fonds viel größer. Weder die Kapi­ talisierung des Produkts, noch die Wertent­ wicklung sprechen also für ,anrüchige‘ In­ vestments.“ Übrigens haben die Aus­

interview ° Gerald Karner,  Militärexperte Die Menschheit ist nicht vernünftiger geworden Vielen Österreichern ist Karner noch als besonnener Kommentator des Golfkrieges in Erinnerung. Er ist der wohl bekannteste Militär­ experte des Landes und war bis 2006 beim heimischen Bundesheer (Brigadier) tätig. Heute ist er Geschäftsführer der Firma Aventus, die auf die Themen Sicherheit und Informationsbeschaffung spezialisiert ist. Geopolitische Entwicklungen hält er nach wie vor genau im Auge.

GELD ° Herr Karner, Donald Trump haute wieder mal ordentlich auf den Tisch und fordert

von den NATO-Partnern höhere Investitionen ins Militär. Stehen wir jetzt vor einem globalen ­Rüstungswettlauf?

gerald karner: Auf jeden Fall besteht eine Tendenz zu mehr Aufrüstung. Ich möchte mich dabei aber nicht alleine auf Trump konzentrieren, er ist sozusagen ein eigenes Kapitel innerhalb der gesamten Betrachtungslage. Dass die NATO mehr für Verteidigungszwecke ausgeben sollte, ist ein „alter Hut“, diese Forderung wurde auch schon von Obama erhoben. Trump formuliert das heute viel radikaler als sein Vorgänger. Abgesehen von Trump ist es durch die Krisen in der Ukraine, in Syrien etc. zu einer Dynamisierung der Situation gekommen. Von der Peripherie ­Europas steigt der Druck auf die NATO, mehr zu tun und die Rüstungsetats zu verstärken. Aber gibt es nicht – sagen wir einmal – elegantere Methoden als immer mehr Geld in Waffen und Soldaten zu pumpen?

Den elegantesten Weg bietet die Diplomatie, es scheint allerdings auch im 21. Jahrhundert immer noch so, dass Diplomatie ohne militärische Macht im Hintergrund nicht ausreicht. Die Menschheit ist also nicht vernünftiger geworden. Es bedarf einer Kombination aus Diplomatie und militärischem Potenzial, um politische „Abenteurer“ abzuschrecken. Was mich allgemein skeptisch stimmt, ist die zu beobachtende Renationalisierung von Staaten. Einzelinteressen rücken in den Vordergrund und kooperative Systeme wie OECD, NATO oder UNO werden gleichzeitig geschwächt. Weiters verhält sich Russland nicht gerade kooperativ und China rüstet auf, so wurde ein hochmoderner Flugzeugträger beschafft und in Dienstgestellt. Ein Quantensprung auf dem Gebiet der maritimen militärischen Fähigkeiten Chinas, hier eröffnet sich eine neue Dimension, um auf hoher See Krieg führen zu können. Donald Trumps Chefberater Stephen Bannon sagte, die USA und China würden in den nächsten zehn Jahren einen Krieg um das Südchinesische Meer führen. Wie beunruhigend ist das?

Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Auseinandersetzung hängt vom Konfliktpotenzial und der Konfliktbearbeitung ab. Wenn, wie im Europa des 20. Jahrhunderts, alles auf einen Kul­mi­na­ti­ons­punkt hinausläuft, kann man tatsächlich nichts ausschließen. Wenn aber Konfliktvermeidung und Vernunft obsiegen, wenn also alle Seiten einsehen, dass es in einem militärischen Konflikt nichts zu gewinnen gibt, sollte es zu keiner gewaltsamen Eskalation kommen. Ich hoffe auf das Letztere. Anderer Schauplatz: Vor allem im Baltikum steigt die Furcht vor Russland – ist das begründet?

Ich halte hier eine militärische Konfrontation für wenig wahrscheinlich. Putin beurteilt rational, und ich zweifle nicht daran, dass die NATO bei einer Eskalation deutliche Signale setzen würde.

April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 13


brennpunkt ° Geopolitik

Reputationsrisiken dominieren Auch Reinhold Windorfer, Experte bei der auf Nachhaltigkeit spezialisierten Ra­ tingagentur oekom research, bezeichnet ge­ ächtete Waffen als eindeutiges Ausschluss­ kriterium: „Wir erkennen aber die Notwen­ digkeit von anderen Waffen im internatio­ nalen wie nationalen Umfeld an, zum Bei­ spiel für UN-Friedenseinsätze oder die Poli­ zei. Deshalb beurteilen wir Waffenprodu­ zenten anhand von speziellen Indikatoren, so etwa, ob sie sich von Lieferungen an Au­ tokratien distan­zieren oder wie intensiv die Einschulung an den Waffensystemen er­ folgt, um Bedienungsfehler und somit Kol­ lateralschäden möglichst zu vermeiden.“ Es kommen auch klassische Messgrößen aus dem Nachhaltigkeitsbereich zur Anwen­ dung, wie der Umgang mit den eigenen Mit­ arbeitern oder das Umweltmanagement. So ist es möglich, innerhalb einer prinzipiell nicht nachhaltigen Industrie ein Unterneh­ mens-Ranking anhand von ethischen Krite­ rien zu erstellen. Auch gibt es Unternehmen wie Airbus, die sowohl das Militär als auch

° Friedlichste Länder der Erde

„Bei Investments in die Rüstungsund Waffenindustrie wiegen Reputations­ risiken schwer“ Reinhold Windorfer, Oekom research

zivile Sektoren beliefern. Zu nennen ist ebenfalls „dual use“, wie bei Transportfahr­ zeugen, die militärisch oder zivil genutzt werden können. „Wir beurteilen deshalb Unternehmen, die auch in der Waffenindu­ strie tätig sind, und geben die Informati­ onen an unsere Kunden weiter. Viele Kun­ den schließen Rüstungs-Investments aber prinzipiell aus. Hier spielt auch ein gewisses Reputationsrisiko eine Rolle: Wer will schon in Firmen veranlagen, deren Waffen im TV oder Internet zu sehen sind, wenn diese in die falschen Hände geraten? Solche Risiken wiegen sehr schwer, auch wenn diverse An­ kündigungen für erhöhte Rüstungs­ausgaben tatsächlich umgesetzt werden sollten und der Waffenindustrie höhere Umsätze be­ scheren könnten“, analysiert Windorfer. Fazit: Bei Rüstungsinvestments kann der Schuss leicht nach hinten losgehen.

Weltweite Militärausgaben (1955-2015) 2 1,8

Global total

in Billionen US-Dollar

1,6 1,4 1,2 1 0,8

NATO

0,6 0,4

NATO (exkl. US) 0,2 0 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 Für längere Zeitreihen liegen bei den Rüstungsaufwendungen genaue Zahlen nur für die NATO vor, global steigen die Ausgaben seit der Jahrtausendwende wieder an. Quelle: SIPRI

14 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

Rang 1 2 3 4 5 7 9 16 46 47 103 120 129 133 141 144 145 151 159 160 161 162 163

Land Island Dänemark Österreich Neuseeland Portugal Schweiz Japan Deutschland Frankreich Großbritannien USA China Saudi-Arabien Iran Indien Israel Türkei Russland Somalien Afghanistan Irak Südsudan Syrien

Punkte 1.192 1.246 1.278 1.287 1.356 1.370 1.395 1.486 1.829 1.830 2.154 2.288 2.338 2.411 2.566 2.656 2.710 3.079 3.414 3.538 3.570 3.593 3.806

Quelle: Institute for Economocs & Peace, Global Peace Index 2016

° Österreich: Gute Note Der Weltfriedensindex (Global Peace Index, GPI) wird alljährlich vom renommierten Institute for Economocs & Peace erstellt. In die Bewertung fließen 23 quantitative und qualitative Indikatoren ein, die drei breite Themenbereich abdecken: Den Grad der Sicherheit innerhalb einer Gesellschaft; das Ausmaß nationaler und internationaler Konflikte; das Niveau der Militarisierung eines Landes. Demnach werden Punkte vergeben und die „Friedlichkeit“ von Staaten gemessen. Österreich schneidet hier mit dem dritten Platz hervorragend ab und schlägt beispielsweise die Schweiz und Deutschland. Die USA landen auf Rang 103 von 163 untersuchten Nationen. Als Schlusslicht findet sich – wenig überraschend – Syrien. Laut der Untersuchung sind im Vergleich zu 2015 im Vorjahr 81 Länder friedlicher und 79 Staaten weniger friedlich geworden.

credit: beigestellt

schlusskriterien im Rüstungsbereich das Anlageuniversum der EAM um nur rund zwei Prozent bzw. ca. 80 Unternehmen re­ duziert. Das ist überschaubar.


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BRENNPUNKT ° Türkei

Die Welle Recep Tayep Erdogan will nur eines: uneingeschränkte Macht. Und dazu ist ihm jedes Mittel recht. Alle Oppositionelle und Journalisten seien Nazis oder Terroristen. Nach dem Motto „Wer nicht für mich ist, ist gegen mich“, werden alle Kritiker beseitigt. Unübersehbar steuert das Land auf einen Abgrund zu. Mario Franzin

er sozialkritische Film „Die Welle“ ist ein Klassiker. In dem 2008 gedrehten Streifen startet der Gymnasiallehrer Rainer Wenger – gespielt von Jürgen Vogel – einen Klassenversuch, weil seine Schüler nicht verstehen wollten, wie es zum Nationalsozialismus kommen konnte. Er stellte eine „Bewegung“ auf, die er totalitär mit straffer Disziplin und Ahndung von Regelverstößen als Alleinherrscher führte. Das erlebte Gemeinschaftsgefühl begeisterte viele Schüler, und es schlossen sich sogar einige aus anderen Klassen an. Die Ächtung Andersdenkender entstand von selbst und stärkte das totalitäre System. Um die vom Versuch entfesselte Eigendynamik aufzuhalten, brach Wenger den Versuch am fünften Tag ab und zeigte den Jugendlichen die Parallelen ihrer Bewegung zu Nazi-Jugendorganisationen auf. Die gleiche Gruppendynamik schürt Erdogan offensichtlich in „seiner“ Türkei. Der gescheiterte Putschversuch vergangenen Juli spielte ihm in die Hände – Feindbilder wie Putschisten, Kurden etc. stärken das autokratische System. Dass Erdogan andere als Nazis bezeichnet, ist blanker Hohn.

GEGNER WERDEN AUSGESCHALTET Seit dem Putschversuch wurden in der Türkei rund 45.000 Menschen inhaftiert – vornehmlich Richter, Polizisten und Journalisten. In Erdogans Augen alles „Mikroben, Viren und Verräter“. Auch vor den Abgeordneten der Opposition machte Erdogan nicht Halt. Auf sein Betreiben wurde die Immunität zahlreicher Parlamentarier aufgehoben – vornehmlich der prokurdischen HDP. Im November wurden die meisten von ihnen inhaftiert. Den 19 Journalisten der Oppositionszeitung „Cumhuri-

16 ° GELD-MAGAZIN – APRIL 2017

yet“, die sich bereits seit fünf Monaten in Untersuchungshaft befinden, wird gerade der Prozess gemacht. In der Anklageschrift wird den Journalisten eine Unterstützung des im US-Exil lebenden islamischen Predigers Fethullah Gülen vorgeworfen und eine Kooperation mit der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). In der nun erstellten Anklageschrift werden für die Journalisten Haftstrafen von bis zu 43 Jahre gefordert. Der frühere „Cumhuriyet“-Chefredakteur Can Dündar lebt heute im Exil in Deutschland. Für Dündar forderte die Staatsanwaltschaft in Istanbul nun 15 Jahre Haft. Der seit knapp zwei Monaten inhaftierte deutsch-türkische Korrespondent der Zeitschrift „Welt“, Deniz Yüzel, wurde inzwischen zum politischen Spielball zwischen Deutschland und der Türkei. Apropos Deutschland. Auch dort werden politische Gegner eingeschüchtert. Neinsager zum Referendum werden systematisch denunziert und diffamiert. Laut Recherchen der ‚Welt‘ verfügt die Türkei alleine in Deutschland mit mehr als 6000 Informanten über ein größeres Agentennetzwerk als einst die Stasi. WIRTSCHAFTSABSCHWUNG Die Türkei erlebte vergangenes Jahr – trotz des bereits um ein Drittel zurückgegangenen Tourismus – laut türkischem Statistikamt einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts von 2,9 Prozent. Damit scheint die Wachstumsrate Erdogan vordergründig noch Recht zu geben – obwohl er zu Beginn 2016 noch einen BIP-Zuwachs von 4,5 Prozent prophezeite. Doch selbst die 2,9 Prozent kamen durch mehrere Maßnahmen in den vergangenen Monaten zustande, mit

denen ein kurzfristiger Aufschwung teuer erkauft wird. Zum einen senkte er die Mehrwertsteuer auf Möbel von 18 auf acht Prozent, die Konsumsteuer auf Haushaltsgeräte wurde ganz abgeschafft. Beide Maßnahmen laufen Ende April wieder aus. Der zeitliche Zusammenhang mit dem Referendum am 16. April ist offensichtlich. Gleichzeitig drängt Erdogan die türkische Zentralbank, trotz des Anstiegs der Inflation auf zuletzt 11,3 Prozent, die Zinsen zu senken. Dass damit die türkische Lira weiter auf Talfahrt ist und die Inflation weiter angeheizt wird, kann man im Lehrbuch Volkswirtschaft für das erste Semester nachlesen. Aber das kümmert Erdogan nicht. Auch, dass die Vorbuchungen für diesjährige Sommerurlaube in die Türkei um weitere 60 Prozent eingebrochen sind und Hotelanlagen reihenweise schließen müssen, fällt der Realitätsverweigerung Erdogans anheim. Immerhin trug der Tourismus 2015 noch 13 Prozent zum BIP des Landes bei. TÜRKEI AUF JUNKSTATUS Nicht nur Touristen machen derzeit einen großen Bogen um die Türkei, auch internationale Investoren halten sich mit Investitionen zurück – die Kapitalzuflüsse sind seit 2015 bereits auf die Hälfte zurückgegangen. Im August 2016 senkte die Ratingagentur Standard & Poor’s die Bonitätsnote der Türkei auf das Junkniveau BB und warnte vor Türkei-Investitionen. Im Jänner 2017 folgte auch die Ratingagentur Fitch und senkte die Kreditwürdigkeit der Türkei auf BB+ – ebenfalls Ramsch, Standard & Poor’s senkte heuer die Bonitätsnote noch tiefer in den Junkbereich und setzte den Ausblick auf „Negativ“.

CREDIT: wikipedia

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brennpunkt ° Kurzmeldungen aus der Finanzpolitik

US-Steuerreform: Hohe Einbußen für österreichische Unternehmen drohen

Nach dem gescheiterten Versuch der Abschaffung von „Obamacare“ forciert US-Präsident Donald Trump eine radikale Reform der US-amerikanischen Unternehmensbesteuerung. Das neue Konzept trägt den sperrigen Namen „Destination-Based Corporate Cash Flow Tax“ (kurz: DBCFT) und unterscheidet sich radikal von den aktuell dominierenden Prinzipien der weltweiten Unternehmensbesteuerung. EY-Experte Gerhard Steiner, Executive Director International Tax Services, erläutert die Auswirkungen: „Statt Bilanzgewinnen

würden nach dem neuen Gesetz Cash Flows besteuert, wodurch Bilanztricks und Gewinnverschiebungen im Keim erstickt und Steuerflucht durch Standortentscheidungen unmöglich gemacht werden sollen. Es würde das Bestimmungslandprinzip in Kraft treten, d. h. die Besteuerung erfolgt nach der Gesetzgebung des Importlandes, also in diesem Fall den USA. Steuern fallen also verbrauchsortbezogen und damit in den USA und nicht am Ort der Wertschöpfung an.“ Gemeinsam mit dem neuen „Border Tax Adjustment“ sind laut Steiner die neuen Prinzipien ein schwerer Schlag für Exporteure, die in den US-Markt hineinliefern. Bei ihnen käme es zu einer dramatischen Erhöhung der Steuerbemessungsgrundlage in den USA. Zudem wären nach dem DBCFT-Konzept alle Bezugskosten aus dem Ausland steuerlich beim US-Importeur nicht mehr abzugsfähig. Speziell für europäische Unternehmen würde das „Border Tax Adjustment“ zu einer erheblichen Doppelbesteuerung führen: Einerseits müssten

Exporte in die USA: Sie könnten österreichi­ schen Unternehmen teuer zu stehen kommen.

sie die neue Importsteuer in den USA, andererseits die herkömmliche Gewinnsteuer in Europa abführen. Darüber hinaus sind zusätzlich zu den steuerlichen Effekten auch damit verbundene Währungs- und Preiseffekte zu erwarten: Die DBCFT und die damit verbundene „Border Tax Adjustment“ würde nämlich nach allgemeinen handelsökonomischen Erkenntnissen auch Anpassungen im allgemeinen Preisniveau sowie im Wechselkurs zur Folge haben. (mf)

Griechenland braucht sieben Milliarden Euro

EZB-Rat ist vorsichtig

Die Zeit drängt. Griechenland muss bis Juli mehr als sieben Milliarden Euro an verschiedene Gläubiger zahlen – das Geld dafür hat Griechenland derzeit nicht. Der IWF verlangt jedoch weitergehende Reformen, bevor neue Hilfsgelder ausgezahlt werden.

Der Rat der EZB hat bei seinen Beratungen am 9. März darüber diskutiert, sein Bekenntnis zu einer Politik des „Easing Bias“ aus dem geldpolitischen Statement zu streichen.

Der griechische Finanzminister Euklid Tsakalotos verhandelte Anfang April in Brüssel mit Vertretern des IWF, der EZB und des ESM um die Auszahlung von Hilfsgeldern in der Höhe von weiteren sieben Milliarden Euro. Am 7. April berieten sich dazu die Finanzminister der Eurozone auf Malta. Prinzipiell einigte man sich auf die Auszahlung, wenn Griechenland weitere Reformen beschließe – u.a. eine Rentenreform 2019 und eine Einkommenssteuerreform 2020.

18 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

Hilfsgelder: Griechenland weiß, dass die EU das Land nicht einfach fallen lassen kann.

Der deutsche Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble drängte auf eine schnelle Einigung: „Wenn es länger dauert, wird die Unsicherheit in Griechenland wachsen, das kann niemand wollen.“ (mf)

Wie aus dem im April veröffentlichten Protokoll der Beratungen hervorgeht, lehnte der Rat diese Idee jedoch mehrheitlich ab und bekräftigte seine Bereitschaft, das Volumen und/oder die Dauer seiner Anleihekäufe zu erhöhen. Auch die übrigen Elemente der Forward Guidance wurden bestätigt. Damit sollen Fehlsignale vermieden werden, die zu einem unangemessenen Anstieg der Marktzinsen führen könnten und die Finanzierungsbedingungen in einer Weise straffen, die angesichts des Ausblicks für die Preisstabilität nicht angemessen wäre. (mf)

creditS: wikimedia / Alan Mak [CC BY-SA 3.0], Shutterstock

Die in den USA geplante „DestinationBased Corporate Cash Flow Tax“ (DBCFT) bedeutet für in die USA ­exportierende Firmen eine herbe Doppelbesteuerung. Für Österreich ist das eine schlechte Nachricht: Die USA sind mit einem Exportvolumen von rund acht Milliarden Euro bzw. sechs ­Prozent für die Alpenrepublik das zweitwichtigste Ausfuhrland.


°

Kurzmeldungen aus der Finanzpolitik   brennpunkt

Banken mit Milliardengewinnen in Steueroasen Europäische Großbanken parken ­Milliardengewinne in Steueroasen. Mit etwa 25 Milliarden Euro fällt dort mehr als ein Viertel des Gewinns der untersuchten Banken an. Das enthüllt eine neue Studie der unabhängigen Hilfsorganisation Oxfam. Der Oxfam-Studie zufolge deklarieren die 20 größten Banken Gewinne in Höhe von 25 Milliarden Euro in Niedrigsteuerländern. Das entspricht rund einem Viertel der gesamten Profite. So wurden etwa im Jahr 2015 zehn Milliarden im Steuerparadies Hongkong ausgewiesen, knapp fünf Milliarden in Luxemburg und über drei Milliarden in Belgien. Häufig sind die Niederlassungen

der Geldinstitute im Ausland Briefkastenfirmen. Trotzdem wollen Europas Top-Banken satte 628 Millionen Euro Gewinn in Ländern erwirtschaftet haben, in denen überhaupt niemand für sie arbeitet. Auch die Deutsche Bank hat 2015 laut Oxfam viel Geld im günstigen Luxemburg versteuert: rund eine Milliarde Euro. Die Bankmitarbeiter sind in den OffshoreDestinationen augenscheinlich wesentlich produktiver. Der Gewinn pro Angestelltem liegt pro Jahr in Steueroasen bei rund 171.000 Euro und damit rund viermal so hoch wie anderswo. Bei der italienischen Bank San­ paolo beträgt der Gewinn pro Angestelltem in Steueroasen mehr als das Zwanzigfache des Gewinns pro Durchschnittsangestell-

Steuerparadies Hongkong: Europäische ­Banken mit zehn Milliarden Euro Gewinn.

tem, das Luxemburger Team der britischen Barclays Bank soll pro Kopf und Jahr gar den 348-fachen Gewinn des durchschnittlichen Barclays-Angestellten erwirtschaften. So behauptet die französische Bank BNP Paribas, völlig ohne Personal vor Ort, 134 Millionen steuerfreien Gewinn auf den Kaimaninseln erwirtschaftet zu haben. (mf)

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wirtschaftPanorama konjunkturklima hellt weiter auf Erfreulicher trend. Nach dem „fulmi-

nanten Start“ ins Jahr 2017 ist das Tempo des Aufschwungs der österreichischen Industrie weiter hoch. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Bank Austria EinkaufsManagerIndex: „Die heimische Industrie kann zu Frühlingsbeginn das sehr hohe Expansionstempo der Vormonate halten. Der leichte Rückgang des Bank Austria EinkaufsManagerIndex im März gegenüber dem Vormonat findet weiterhin auf sehr hohem Niveau statt. Mit aktuell 56,8 Punkten erreicht der Indikator sogar den dritthöchsten Wert der vergangenen sechs Jahre. Die Indus-

Zahlenspiel

trie in Österreich ist weiterhin auf einem sehr dynamischen Wachstumskurs“, so UniCredit Bank Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Ebenfalls erfeulich: Mit etwas Verspätung hat endlich auch die Beschäftigung nachgezogen. Im Jahr 2016 wurde erstmals seit zwei Jahren wieder ein leichtes Beschäftigungsplus von 0,3 Prozent erreicht; mit den starken Produk­ tionsausweitungen im Rücken hat sich zu Beginn 2017 der Stellenaufbau in der Industrie spürbar erhöht. Ins Bild passt, dass laut EU-Kommis­sion ­Österreichs Wirtschaft heuer um 1,6 Prozent und 2018 um 1,6 Prozent wachsen soll.

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Milliarden Euro an Schwarzgeld sollen in wenigen Jahren von

Russland in die EU gesickert sein. Auch österreichische Firmen finden sich laut der Rechercheplattform „Dossier“ unter den Nutznießern. Auf www.dossier.at ist durchaus Erstaunliches zu lesen: „Insgesamt tauchen 17 österreichische Banken zwischen Juni 2012 und März 2014 im Geldwäschenetzwerk der russischen Waschmaschine auf. Rund 4,1 Millionen Euro mutmaßliches Schwarzgeld flossen in 88 Transaktionen aus dubiosen Quellen auf ihre Konten. Manche Banken wickelten Überweisungen im sechsstelligen Bereich ab, an andere flossen verhältnismäßig kleine Summen.“ Weiters interessant: Die meisten der österreichischen Empfänger dürften ohne ihr Wissen Teil des Netzwerks der mutmaßlichen Geldwäscher geworden sein. Funktioniert habe die Manipulation über Briefkastenfirmen in der EU. Die eine habe der anderen Geld geliehen, das sie überhaupt nicht hatte – unter Haftung einer russischen Firma.

privatkonkurs neu

Quelle: IHS Markit, Bank Austria Economics & Market Analysis Austria

wkö-reform: Entlastungen gefordert Da geht noch mehr. „Schlanke Struk-

turen und optimaler Mitteleinsatz bei bestmöglichem Output – das täglich Brot jeder Unternehmerin und jedes Unternehmers. Es ist zu begrüßen, dass sich die WKÖ zu einer Reform durchgerungen hat“, kommentiert Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), die geplanten Sparvorhaben der WKÖ. Speziell von der Senkung der „Kammerumlage 2“ um fünf Prozent würden beschäftigungsintensive Betriebe wie im Hotelleriebereich profitieren. „Die prinzipielle

20 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

Richtung passt. Echte Gamechanger würden aber behaupten: da geht noch mehr“, verweist Gratzer auf den von der Regierung angepeilten Beschäftigungsbonus und Mindestlohn. „Das spült natürlich wieder Geld in die Kassen der Kammern.Wir reden hier von mittleren zweistelligen Millionenbeträgen“, sieht Gratzer neben der Wirtschaftskammer auch die Arbeiterkammer unter Zugzwang. „Anstelle nur zu fordern, wäre es an der Zeit,dass die Arbeitnehmervertreter dem Beispiel ihres sozialpartnerschaftlichen Gegenübers folgen. Potenzial gibt es dort genug“, so der Generalsekretär mit Blick auf das gemeinsame Ziel, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter endlich mehr netto vom Brutto bekommen sollen.

anerkannte Schuldenberatungen freuen sich darüber, dass eine ihrer langjährigen Forderungen jetzt erfüllt wird. Die Novelle des Privatkonkurses wurde nämlich am 28. März im Ministerrat ­beschlossen und wird nun im Justizausschuss bearbeitet. Die Reform soll am 1. Juli 2017 in Kraft treten und bringt laut der ASB Schuldner­ beratungen GmbH wesentliche Neuerungen: Es gibt nämlich keine Mindestquote mehr für die Schuldenregelung, außerdem wird die Verfahrensdauer (in ihrer kürzesten Variante) auf drei Jahre reduziert. „Das ist eine immens wichtige Verbesserung im Privatkonkurs, der nun tatsächlich erstmals allen zahlungsunfähigen Menschen eine zweite Chance gibt“, führt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB und Mitglied der Ex­pertInnen-Kommission im Justizministerium, aus. Der Spezialist streicht weiters hervor: „Auch Arbeitgeber, Gläubiger und die Volkswirtschaft profitieren ­davon, wenn Menschen möglichst rasch wieder finanziell auf die Beine kommen.“

CrediTS: beigestellt, Archiv, Wikimedia, Shutterstock

Kürzere Verfahrensdauer. Staatlich


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Das Rezept zur gesunden Auszeit!

W

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APRIL 2017 – GELD-MAGAZIN °

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wirtschaft ° Arbeitsmarkt

Vorsicht: Dumpinggefahr! Die Entsendung von EU-Arbeitskräften nach Österreich könnte die heimischen Lohnstandards nach unten drücken, befürchten AK-Experten. Sie fordern deshalb strengere Regeln und mehr Kontrollen. Aber wie lässt sich das mit der Freizügigkeit des europäischen Wirtschaftsraums vereinbaren? Harald Kolerus n Österreich „kostet“ eine Arbeitsstunde über 30 Euro – in Bulgarien und Rumänien hingegen weit unter zehn Euro; auch im benachbarten Ungarn liegen die Löhne deutlich niedriger als in der Alpenrepublik (siehe Grafik rechte Seite). Klar, dass deshalb Arbeitskräfte angezogen werden, was auch im Sinne der EU als gemeinsamer Wirtschaftsraum ist. Um Wildwuchs zu vermeiden und die hohen Lohn- und Arbeitsrechtsstandards zu sichern, wurden Antidumping-Maßnahmen gesetzt, die allerdings nicht immer greifen. Das ist vor allem bei sogenannten „entsandten Arbeitnehmern“ nicht selten der Fall. Ein solcher Arbeitnehmer wird von seinem Arbeitgeber in ein anderes EU-Land geschickt, um dort während eines begrenzten Zeitraums eine Dienstleistung zu erbringen (das häufigste Beispiel sind Tätigkeiten auf Baustellen, rund 60 Prozent der Entsandten arbeiten in Österreich in der Baubranche). Entsandte Arbeitnehmer unterscheiden sich insofern von „mobilen“ EU-Arbeitnehmern, indem sie nicht völlig in dessen Arbeitsmarkt integriert werden. Hingegen haben mobile EUArbeitnehmer, die in einem anderen EULand Arbeit suchen und dort beschäftigt werden, zu denselben Bedingungen wie Staatsangehörige des betreffenden Landes Anspruch auf Zugang zu Beschäftigung, Arbeitsbedingungen und zu allen sonstigen sozialen und steuerlichen Leistungen. Die EU hat allerdings, um Sozial-Dumping entgegenzuwirken, festgelegt, dass sich auch entsandte Arbeitnehmer auf eine Reihe von zentralen Rechten berufen können, die im Aufnahmemitgliedstaat gelten. Obwohl sie nach wie vor Beschäftigte des entsendenden Unternehmens sind und somit das Recht

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dessen Mitgliedstaats maßgebend für sie ist. Zu den einschlägigen Rechten gehören unter anderem: Mindestentgeltsätze; Höchstarbeitszeiten und Mindestruhezeiten; bezahlter Mindestjahresurlaub; Sicherheit, Gesundheitsschutz und Hygiene am Arbeitsplatz; Gleichbehandlung von Männern und Frauen. Die oben genannten Vorschriften sind in der 1996 verabschiedeten Richtlinie über die Entsendung von Arbeitnehmern festgelegt. „Die EU-Rechtsvorschriften geben also einen klaren Rahmen vor, der fairen Wettbewerb und die Wahrung der Rechte von entsandten Arbeitnehmern gewährleistet und bewirkt, dass die Unternehmen wie auch die Arbeitnehmer die Möglichkeiten des Binnenmarktes uneingeschränkt nutzen können“, heißt es dazu auf der Homepage der Europäischen Kommission. Ist somit alles Eitel Wonne? Mitnichten. Denn die Praxis zeigt, dass immer wieder entsendete (und in geringerem Ausmaß auch mobile) Arbeitnehmer mit geringeren Löhnen abgespeist werden als Inländer. 40 Prozent weniger verdienst Walter Gagawczuk, Experte für Entsendungen der AK Wien, weiß zu berichten, dass entsendete Personen in Bezug auf Lohndumping ein größeres Problem darstellen als mobile Arbeitnehmer: „Nicht entsandte Arbeitnehmer verdienen im Schnitt rund 20 Prozent, Entsandte hingegen um cirka 40 Prozent weniger als Österreicher. Sei es, weil Überstunden nicht entlohnt werden oder weil ganz einfach unter dem Kollektivlohn bezahlt wird.“ Gagawczuk weist im Gespräch mit dem GELDMagazin darauf hin, dass aufgrund des

großen Lohngefälles – das Verhältnis reicht im Vergleich Österreich zu neuen EU-Mitgliedern von 1:2 bis 1:10 – die Gefahr des Dumpings nach wie vor vorhanden ist. „Laut den Entsendemeldungen in Öster­ reich sind hier mehr als 170.000 Entsendete tätig. Die Prognose von Ökonomen, dass der Zustrom nach einer ersten Welle nachlassen würde, hat sich nicht bewahrheitet.“ Kritik der Arbeiterkammer Die Problematik ist auch an der EUKommission nicht spurlos vorüber gegangen. Diese hat im Vorjahr angekündigt, Vorschläge für einen besseren Schutz vor Lohndumping vorzulegen. Im März 2016 erfolgte dann die offizielle Präsentation der Pläne. Die Reaktion der AK fiel damals unterkühlt aus. AK-Präsident Rudi Kaske meinte: „Leider werden die vorgestellten Maßnahmen den Erwartungen in keiner Weise gerecht. So ist etwa vorgesehen, dass die Mitgliedstaaten in Zukunft dazu verpflichtet werden sollen, die Entsendericht­ linie auf alle Branchen auszudehnen. Dies ist aber für Österreich nichts Neues. Die Möglichkeit dazu besteht ja bereits und ­Österreich hat davon schon vor Jahren Gebrauch gemacht.“ Auch die vorgesehene Begrenzung der Entsendung auf zwei Jahre bewirke praktisch nichts. Denn nur sehr wenige Entsendungen dauern länger als zwei Jahre, und die Verpflichtung, den österreichischen Lohn zu zahlen, besteht unabhängig davon, ob eine Entsendung vorliegt oder nicht. „Im Wesentlichen stellt der neue Vorschlag daher keinen Mehrwert dar. Es wurde also wieder eine Chance vertan, eine klare Initiative gegen unfairen Wettbewerb und Sozialdumping zu setzen“, kritisierte

creditS: beigestellt

I


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Arbeitsmarkt   wirtschaft

„Entsandte Arbeitneh­ mer verdie­ nen deutlich weniger als Österreicher“ Walter Gagawczuk, AK Wien

Hohe standards durchsetzen Helwig Aubauer, Bereichsleiter Arbeit und Soziales der Industriellenvereinigung (IV), nimmt eine etwas andere Perspektive ein: „Die Dienstleistungsfreiheit ist eine der wesentlichen Säulen der EU und ein zentrales Thema für die IV. Wir sind deshalb sehr kritisch, wenn Einschränkungen dieser grundlegenden Freiheit zur Diskussion stehen. So hat die IV auch die von der EU angeregten Verschärfungen der Entsenderichtlinie klar negativ kommentiert.“ Der Experte meint, es würden bereits ausreichend hohe Standards auf rechtlicher Ebene bestehen und Österreich habe mit dem na­ tionalen Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz bereits ein sehr hohes Schutzniveau für entsandte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erreicht. „Es geht nicht darum, die materiellen Bestimmungen zu verschärfen, sondern dafür zu sorgen, dass die Regeln in allen Ländern

Helwig Aubauer, Industriellenvereinigung

auch durchgesetzt werden. Daran mangelt es nämlich in Wirklichkeit.“ In Österreich werden laut Aubauer die Schutzstandards zumeist streng eingehalten, was nicht zuletzt hohe bürokratische Belastungen für die Unternehmen zur Folge habe. In den östlichen Nachbarländern würden solche Standards hingegen nicht immer befolgt: „Die Standards sind natürlich nur dann sinnvoll, wenn im Falle von Verstößen die Zustellung und Vollstreckung von Sanktio­ nen auch in unseren Nachbarländern funktionieren. In diese Richtung zielt ja auch die Durchsetzungsrichtlinie der EU.“ Diese wurde bereits 2014 implementiert, um die praktische Anwendung der Entsendevorschriften zu verbessern. Obwohl die Umsetzungspflicht mit Juni 2016 ausgelaufen ist, sind laut Aubauer jedoch einige Mitgliedstaaten mit der nationalen Implementierung säumig. Für Diskussionen und politischen Zündstoff ist also weiterhin gesorgt.

Arbeitskosten pro Stunde 50 Bruttolöhne und Gehälter Andere Arbeitskosten

40 30 20

Norwegen Dänemark Belgien Schweden Luxemburg Frankreich Niederlande Finnland Österreich Deutschland Irland Italien Ver. Königreich Spanien Zypern Slowenien Griechenland Portugal Malta Estland Slowakei Tsch. Republik Kroatien Polen Ungarn Lettland Litauen Rumänien Bulgarien

0

EU-28

10 Euroraum (ER-19)

Kaske. Die AK fordert daher ein klares Bekenntnis zum Kampf gegen Sozialdumping in der Entsenderichtlinie. Dazu zählen auch Maßnahmen gegen Scheinentsendungen: „Aufgrund der derzeitigen Rechtslage sind den inländischen Sozialversicherungsträgern bei Scheinentsendungen die Hände gebunden. Eine Mindestbeschäftigungsdauer im Heimatland vor der Entsendung sowie wirksame Möglichkeiten der Sozialversicherungsträger, falsche Anmeldungen im Heimatland zu bekämpfen, würden helfen, Scheinentsendungen hintanzuhalten“, heißt es seitens der AK. Gagawczuk nennt noch einen weiteren wichtigen Punkt: „Der Lohn, der bei Entsendungen zu zahlen ist, muss Grundlage für die Sozialversicherungsbeiträge im Heimatland sein. Nehmen wir an, ein entsendeter Arbeitnehmer verdient ,zu Hause‘ 500 Euro, in Österreich aber 1500 Euro pro Monat. Wenn jetzt nur die 500 Euro für den Einsatz in Österreich als Bemessungsgrundlage herangezogen werden, ist natürlich viel weniger an Sozialversicherungsabgaben zu leisten, als das bei 1500 Euro der Fall wäre. Das ist nach geltender Rechtslage möglich und sollte auf europäi­ scher Ebene geändert werden.“ Die Entsenderichtlinie sollte laut Gagawczuk auch verpflichtend vorgeben, dass Arbeitgeber jedenfalls die Kosten des entsandten Arbeitnehmers für Reise, Kost und Unterkunft zu übernehmen haben. Von der österreichischen Bundesregierung fordert der AKExperte stärkere Kontrollen: „Zur wirksamen Bekämpfung von Lohndumping ist die Aufstockung der Kontrollbehörden notwendig. Insbesondere die Finanzpolizei muss massiv aufgestockt werden, kontrolliert muss auch am Wochenende werden.“

„Die Dienstleis­ tungsfreiheit ist eine der ­wesentlichen Säulen der EU“

Die Löhne in Bulgarien, Rumänien, Polen und anderen neuen EU-Mitgliedern liegen deutlich unter dem Niveau von Österreich*. (*) 2015, Unternehmen mit mindestens 10 Arbeitnehmern. Quelle: Eurostat

april 2017 – GELD-MAGAZIN ° 23


bankingPanorama Starke Worte ´´

„MiFID II ist für einige Banken existenzbedrohend.“ Nach Thomas Rodermann, Chef der UBS Europe SE, stehen vor allem kleinere und mittelgroße unabhängige Finanzdiensleister und Asset Manager vor der Frage, ob sie sich einen Umbau des Geschäfts angesichts der neuen Regeln ab kommendem Jänner leisten können und wollen.

„Am liebsten bar.“ Die OeNB-Experten

Neue österreichische Direktbank DADAT. Ernst Huber war lange Zeit Vorstands-

vorsitzender der direktanlage.at, die mit der Übernahme durch BNP Paribas in Hello bank umbenannt wurde. Seit Oktober 2016 ist Huber Vorstand beim Bankhaus Schellhammer & Schattera, das im Jahr 2014 von der GraWe-Gruppe übernommen wurde, und startete Anfang April unter dem Branding DADAT eine neue Direktbank in Österreich. Das verwunderte zu Beginn, denn die GraWe verfügt bereits mit „die Plattform“ über eine leistungsstarke Depotbank. „Wir sind sehr optimistisch, viele Kunden von unseren innovativen Banking-, Anlage- und Trading-Services sowie den äußerst günstigen Konditionen überzeugen zu können. Unsere technische Infrastruktur präsentiert sich auf dem modernsten technologischen Stand. Und mit unserer Webseite www.dad.at,

die optimal auch für die mobile Nutzung per Smartphone und Tablet konzipiert ist, werden wir neue Maßstäbe in der österreichischen Direktbankenlandschaft setzen“, sagt DADATChef Ernst Huber. Die neue Onlinebank hat ihren Unternehmenssitz Sitz in Salzburg und beschäftigt aktuell zwölf Mitarbeiter.

BKS darf nicht einseitig neue Gebühren festlegen

Helmut Stix und Codruta Rusu zeigten in einer

Urteil des OLG Wien. Die BKS Bank teilte

aktuellen Studie auf, dass

ihren Kreditnehmern Ende 2014 mit, dass sie fortan vierteljährlich 2,50 Euro als Kredit­ überprüfungsgebühr verrechnet. Eine solche Gebühr war im Vertrag ursprünglich nicht vorgesehen. In der Folge forderte der VKI die Bank auf, diese einseitige Vertragsänderung zu unterlassen und dazu eine Unterlassungserklärung abzugeben. Trotz Ablehnung einer Unterlassungserklärung verrechnete die BKS diese Gebühr letztendlich nicht mehr und überwies die Beträge zurück. Den Kunden teilte sie

sich die Beliebtheit von Zahlungen mit Bargeld in den letzten 20 Jahren in der Bevölkerung kaum geändert hat. Bargeld dominiert nach wie vor deutlich das Zahlungsverhalten in Österreich mit einem Anteil von 82 Prozent an allen Transaktionen und 65 Prozent am gesamten Zahlungsvolumen.

lediglich mit, dass es sich um die Refundierung einer falsch gebuchten Gebühr für laufende Kredit­überprüfung handelte. Eine weitere Begründung lieferte die Bank nicht. Laut Urteil des OLG Wien ist es der BKS nun verboten, einseitig neue Entgelte einzuführen. Das gilt insbesondere für eine Kreditüberprüfungsgebühr. Das Urteil ist auch insofern von Bedeutung, da aus dem tatsächlichen Verhalten der BKS nicht abgeleitet werden könne, dass in Zukunft nicht wieder Gebühren oder Entgelte auf diese Art in Rechnung gestellt werden.

PwCFinTechSurvey.Nachderbrandaktuel­

len Studie „2017 Global FinTech Survey“, bei der 1308 Teilnehmer aus der Finanzbranche aus 71 Ländern befragt wurden, befürchten 88 Prozent der Unternehmen, Umsätze an FintechUnternehmen zu verlieren. Im Durchschnitt werden 24 Prozent der Umsätze als gefährdet eingeschätzt. In der Folge planen 82 Prozent der Finanzdienstleister weltweit, ihre Kooperationen im Fintech-Bereich in den kommenden drei bis fünf Jahren auszubauen und erwarten

bei diesen Projekten einen durchschnittlichen ROI von 20 Prozent. „Bei der Zusammenarbeit mit Fintechs geht es nicht darum, der neuesten Mode hinterherzulaufen, sondern vielmehr darum, die beste und effizienteste Art zu finden, die eigene Geschäftsstrategie umzusetzen und letztlich den Kunden besseren Service zu bieten“, sagt Georg Ogrinz, Partner im Financical Services Consulting und Fintech-Experte bei PwC Österreich. Die Befragung umfasst auch Einsichten und proprietäre Daten der

PwC-Plattform DeNovo (denovo.pwc.com), die On-Demand-Beratung zu Fintechs und entstehenden Technologien sowie die Auswirkungen von Innovationen auf Unternehmen einzuschätzen. Die Fintech-Studie zum Download finden Sie unter www.pwc.at/fintechs.

Georg Ogrinz, Partner im Finanical Services Consulting bei PwC Österreich

CrediTS: beigestellt, Shutterstock, DADAT Bank, Andreas Kolarik

„88 Prozent der Finanzdienstleister fürchten, Umsätze an Innovatoren zu verlieren“


Impressum: 5DLIIHLVHQODQGHVEDQN 1LHGHUùVWHUUHLFK :LHQ $* )ULHGULFK :LOKHOP 5DLIIHLVHQ 3ODW] :LHQ

Wir bringen das Private ins Banking zurück.

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banking ° Privatbanken

Optimistischer Ausblick

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er neue US-Präsident hat einerseits eine protektionistische Wirtschaftspolitik angekündigt, was für einige Beunruhigung gesorgt hat. Andererseits haben ­seine Pläne für Steuererleichterungen und massive Infrastrukturinvestitionen zu einem Kursfeuerwerk geführt. Wie geht es nun weiter? Das GELD-Magazin hat bei heimischen Private Banking-Experten nachgefragt, wie sie die gegenwärtige Situation der Weltwirtschaft einschätzen – und nicht zuletzt, wie sich die Politik Donald Trumps auswirken könnte? Moderates Wachstum Zusammengefasst kann man das Fazit ziehen, dass vorsichtiger Optimismus vorherrscht – so meint Werner Zenz, Mitglied des Vorstandes im Bankhaus Spängler: „Die Weltwirtschaft verzeichnet weiterhin moderates Wachstum, welches durch demografische Faktoren und geringes Produktivitätswachstum geprägt ist. In Europa setzt sich die Erholung fort, die Eurozone verzeichnet die besten Konjunkturdaten seit 2011.“ Trotz des bereits fortgeschrittenen Konjunkturzyklus in den USA sei dessen Ende noch nicht zu erwarten; die Märkte würden außerdem die baldige Bekanntgabe von Steuersenkungen erwarten. Zenz fährt mit Blick über den Großen Teich fort: „Die zukünftige Politik von Donald Trump bleibt ein Unsicherheitsfaktor, da noch keine Maßnahmen im Detail bekannt bzw. beschlossen wurden. So ist weiter nicht gewiss, wie Präsident Trumps protektionistische Agenda umgesetzt wird. Diese beinhaltet eine mögliche Steuer auf Importe aus Mexiko und China. Auch eine Grenzbereinigung der Unternehmenssteuern ist ein

26 ° GELD-MAGAZIN – april 2017

„Das Gewinnwachstum in Europa und den USA war überraschend positiv“ Susanne Höllinger, Kathrein Privatbank

mögliches Szenario. In der Theorie kompensiert ein Dollar-Anstieg die Effekte eines solchen Systems. In der Realität werden Exporte in die USA darunter leiden.“ Allerdings machen die Einfuhren aus Mexiko (1,6 Prozent) und China (2,7 Prozent) nur rund vier Prozent der US-Wirtschaft aus. Handelsbeschränkungen sollten damit einen geringeren Effekt für die USA haben als angenommen wird. „Für Länder wie Mexiko und China hätte diese Vorgehensweise sicherlich größere Konsequenzen. Ein Anstieg der Importzölle hätte höhere Preise für die US-Verbraucher zur Folge“, so Zenz. Wolfgang Fusek, Bereichsleiter Private Banking Bankhaus Krentschker & Co., zeigt sich mit dem globalen Bild ebenfalls zufrieden: „Wir sind für das Jahr 2017 durchaus für die Weltwirtschaft optimistisch. Gemäß IMF-Schätzung könnte das Wachstum in den USA von aktuell 1,6 Prozent auf über zwei Prozent und in den Schwellenländern von 4,2 auf 4,6 Prozent steigen. Für die Weltwirtschaft gesamt würde dies einen Anstieg von 3,1 auf 3,4 Prozent 2017 bedeuten.“ Den Trump-Effekt könne man bereits seit dem Tag seiner Wahl sehr gut beobachten: „Die Börsen steigen sehr stark, die Politik ist verunsichert. Aber auch hier zeigt sich, dass – obwohl viele mit dem Politikstil von Trump

nicht immer einverstanden sind – die Anleger vor allem die angekündigten Maßnahmen für die Wirtschaft sehr positiv sehen. Sei es das Zurückdrängen von Deregulierungen oder die Reform der Unternehmensbesteuerung. Den Unternehmen, der Wirtschaft und damit uns allen kommt diese Maßnahme zumindest auf absehbare Zeit zugute und damit wird positive Stimmung an den Börsen erzeugen.“ „Twitter-Politik“ Manche Aussagen zu „America First“, gepaart mit dem Aufkündigen oder Neuverhandeln von Freihandelsabkommen

Diversifikation hilft Vermögen aufzubauen und zu erhalten.

credits: Archiv, beigestellt, Shutterstock

Privatbanken sind für ihre hohe Expertise und überlegtes, weitsichtiges Handeln bei Investmententscheidungen bekannt. Das GELD-Magazin wollte von Experten wissen, wie es mit der Weltwirtschaft weitergeht, worauf Anleger jetzt setzen sollten und inwiefern Ängste, aber auch Hoffnungen in Donald Trump begründet sind. Harald Kolerus


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Privatbanken   banking

(TPP, NAFTA oder TTIP), sind laut dem Experten aktuell noch schwer abschätzbar und haben damit noch keine Wirkung erzielt: „Trotzdem hat es der wahrscheinlich mächtigste Mann der Welt ohne Zweifel in der Hand, mit überraschenden, unkonventionellen Handlungen auch negativen Input auf die Wirtschaft zu lenken. Somit werden die Börsianer weiter genau hinschauen, wenn sein Twitter-Account hell aufleuchtet. Eines ist aber klar: Trump braucht vor allem den wirtschaftlichen Erfolg im eigenen Land, um die Amerikaner für eine zweite Amtsperiode von ihm zu begeistern“, analysiert Fusek.

Steigende gewinne Susanne Höllinger, Vorstandsvorsitzende der Kathrein Privatbank, kommt wiederum auf die Situation der Unternehmen zu sprechen: „Das Gewinn- und Umsatzwachstum in Europa und den USA im vierten Quartal 2016 war überraschend positiv. Die Unternehmen im S&P 500 Index konnten die Gewinne um 7,8 Prozent und den Umsatz um 4,2 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2015 steigern. Europäische Unternehmen verdienten im gleichen Zeitraum um 11,5 Prozent mehr und das Umsatzplus lag bei 4,8 Prozent.“ Trotz dieser erfreulichen Entwicklung sei angesichts der

„Es gilt noch ­immer die alte Weisheit: Politische Börsen haben kurze Beine“

Franz Witt-Döring, Schoellerbank

jüngsten Kursentwicklung – All-Time-High in USA – und der relativ hohen Bewertung, gemessen am KGV, Vorsicht angebracht. Höllinger: „Die Gewinne müssten auch 2017 deutlich steigen, um das Kursniveau zu rechtfertigen. Das erwartete globale Wirtschaftswachstum sowohl in den entwickelten als auch in den aufstrebenden Volkswirtschaften sollte hier unterstützend wirken. Eine Rezession ist derzeit sehr unwahrscheinlich und daher auch ein neuerlicher ,Bear Market‘ in weiter Ferne.“ Protektionistische Instinkte Weiters positiv sieht die Expertin, dass sich die Stimmungsindikatoren im Euroraum weiter verbessert haben: „Offenbar kommt die lockere Geldpolitik der EZB allmählich auch in der Realwirtschaft an. Die EZB übertüncht die ungelösten Probleme der Währungsunion besser als zuvor.“ Präsident Trumps Wirtschaftspolitik werde hingegen nicht vor ihren protektionistischen Instinkten ablassen: „Zunächst dürften schwächere Handelspartner wie Mexiko im Fokus stehen; dort wird es wohl nicht bei symbolischen Aktionen bleiben. Dagegen dürfte er bei China und der EU weniger aggressiv sein“, so Höllinger. Franz Witt-Dörring, Vorstandsvorsitzender der april 2017 – GELD-MAGAZIN ° 27


banking ° Privatbanken

Investmentstrategie Angesichts des bisher Gesagten – welche Entscheidungen könnten Anleger derzeit vermehrt ins Auge fassen? Gaston Giefing, Leiter des Raiffeisen Private Banking Wien, führt aus: „Unseren Kunden ist bewusst, dass sie – angesichts des derzeit niedrigen Zinsniveaus – heute mehr Risiko in Kauf nehmen müssen, um eine höhere Rendite erzielen zu können. Wir empfehlen ihnen daher eine breite, globale Diversifika­ tion mit integriertem, aktivem Risikomanagement. Viele Kunden, die bereit sind, ein höheres Risiko einzugehen, investieren bewusst langfristig in ein global diversifiziertes, ausgewogenes Portfolio. Dabei wird ein aktiver, risikogemanagter Ansatz – wie wir ihn beispielsweise mit unserer Vermö-

„Für eine gute Privatbank sind auch Zusatzleistungen wichtig“ Gaston Giefing, Raiffeisen Private Banking Wien

gensverwaltung bieten – bevorzugt. So kann durch eine flexible Asset Allocation auf die herausfordernden Marktverhältnisse entsprechend reagiert werden.“ Als Beispiele nennt der Experte die globalen Raiffeisen Capital Management-Portfoliofonds „Solide“ (Aktienquote 0 bis 35 Prozent) und „Balanced“ (Aktienquote 20 bis 75 Prozent), sie sind breit diversifiziert und können ab einem Einmalerlag von 25.000 Euro sowie monatlich ab 200 Euro angespart werden. Giefing: „Damit haben unsere Kunden die Möglichkeit, mit vergleichsweise niedrigen Veranlagungs- und auch Ansparbeträgen eine professionelle Vermögensverwaltung zu nutzen, die sich seit vielen Jahren bewährt hat.“ Ähnlich äußert sich KathreinVorstand Höllinger: „Wir setzen bei unserer Strategie zum Vermögensschutz auf ein breit diversifiziertes Portfolio mit dynamischer Aktiengewichtung und einer ak-

° Für gut gepolsterte Brieftaschen Das exklusive Service von Privatbanken ist nicht gerade etwas für ganz schmale Geldbörsen, über das nötige „Kleingeld“ sollten Interessierte jedenfalls verfügen. So liegt beispielsweise die Einstiegsgrenze für Privatkunden beim Raiffeisen Private Banking Wien bei einem Vermögen und/oder Investitionsbedarf von über 500.000 Euro. Gemeinsam mit der Raiffeisen KAG wurde aber die Eintrittsschwelle für die Vermögensverwaltung auf 150.000 Euro herabgesetzt. Franz Witt-Dörring von der Schollerbank erklärt wiederum: „Grundsätzlich betreuen wir Kunden ab einer Portfolio-Zielgröße von mindestens 400.000 Euro. Bei geringeren Volumina finden wir, bei klar erkennbarem Potenzial, im Einzelfall jedoch auch individuelle Lösungen für eine Anlagemöglichkeit in unserem Haus. Beispielsweise im Rahmen einer Vermögensverwaltung mit Fonds.“ Ähnliches gilt für das Bankhaus Krentschker: „Wir bieten u.a. Wertpapierdienstleistungen für Kunden ab einer Investmentsumme von 300.000 Euro an bzw. kann diese Summe für Potenzial­ kunden auch unterschritten werden.“ Die Kunden der Kathrein Privatbank besitzen in der Regel mehr als eine Million Euro, wobei hier das Gesamtvermögen zählt, nicht nur die liquiden Mittel. Bei Spängler ist man ab einer Investitionssumme von 100.000 Euro dabei.

28 ° GELD-MAGAZIN – april 2017

tiven Laufzeitensteuerung im Anleihenbereich. Im Bondbereich empfehlen wir eine breite Diversifizierung, nicht nur in EuroStaatsanleihen, durchaus auch mit Anleihen aus Emerging Markets oder Südamerika, wobei wir die Gewichtung regelmäßig anpassen.“ Staatsanleihen von Entwicklungsländern in lokaler Währung bieten laut der Expertin derzeit sehr attraktive Renditen und gleichzeitig eine Perspektive bei der Währungsentwicklung, da viele dieser Währungen nach Kaufkraftparität unterbewertet sind: „Auch High Yield-Anleihen offerieren weiterhin eine attraktive Rendite im

„Aktien bleiben auch im Jahr 2017 der Haupttreiber für eine positive Entwicklung“ Werner Zenz, Spängler

Niedrigzinsumfeld. Inflationsgeschützte Anleihen wie auch Cash plus Fonds bieten den besten Schutz bei steigenden Inflationszahlen.“ Laut Höllinger wird bei Kathrein derzeit der breit diversifizierter Asset Allokation Fonds Mandatum 25 mit einer durchschnittlichen Aktienquote von 25 Prozent am stärksten nachgefragt: „Dieser Fonds hat ein sehr gut ausgewogenes Return/Risikoprofil und wurde bei den ,GELD-Magazin Dachfonds Awards‘ mit dem ersten Platz in der Kategorie ,Anleihenorientiert – dynamisch‘ ausgezeichnet. In einem unsicheren Umfeld ist Diversifikation die beste Strategie.“ Favoriten: Etablierte Märkte Auch Spängler-Vorstand Zenz gibt Einblick in die Anlagestrategie seines Hauses: „Basierend auf einem moderaten globalen Wirtschaftswachstum bleiben Aktien auch im Jahr 2017 der Haupttreiber für eine positive Entwicklung innerhalb einer gemischten Veranlagung. Aktien sind – im ­historischen Vergleich – gemessen an klassischen Bewertungskennzahlen nicht mehr

creditS: Archiv, beigestellt

Schoellerbank, ruft wiederum eine alte Börsenweisheit in Erinnerung: „Es heißt: ,Politische Börsen haben kurze Beine.‘ Die Angst vor Donald Trump als US-Präsident ist schnell in eine ,Trump-Euphorie‘ umgeschwenkt. Wer hätte das gedacht? Wir hüten uns aus gutem Grund davor, politische Entwicklungen vorherzusagen. Doch für Pessimismus sehen wir keine Veranlassung: Die wirtschaftlichen Daten aus den USA sind recht gut und das zieht auch den Rest der Welt mit nach oben.“


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Privatbanken   banking

günstig bewertet. Dies trifft vor allem auf den US-Markt zu, Europa und Emerging Markets haben hier noch Aufholpotenzial. Relativ zu Anleihen sind Aktien, aufgrund der globalen Niedrigzinspolitik, weiterhin alternativlos. Wir setzen weiterhin auf eine ausgewogene Positionierung, in der wir ­Aktien vs. Anleihen übergewichten und ­alternative Investments beimischen. Im Anleihesegment haben wir Unternehmensanleihen, High Yields und Anleihen aus Schwellenländern beigemischt.“ Bei den Aktien favorisiert Spängler die etablierten Märkte USA und Europa, mit einer Bei­ mischung von Asien ex Japan, China und Lateinamerika. Interessant auch der Ansatz beim Bankhaus Krentschker, wo man sich den norwegischen Staatsfonds als Vorbild genommen hat.

Mach es wie die Norweger Experte Fusek erklärt: „Norwegen hat nach 2008 viel Geld in Forschung investiert, um herauszufinden, wie man generell und in Krisenzeiten ertragreich investieren kann. Der Kapitalmarkt bietet dem Anleger eine Rendite für das eingegangene Risiko. Das Risiko kann durch Verteilung auf verschiedene Vermögensklassen reduziert werden, und wenn in verschiedene Märkte investiert wird, kann die Marktrendite abgeschöpft werden. Dies passiert im Bankhaus Krentschker systematisch und kostengüns­ tig. Zusätzlich, und das ist das eigentlich Innovative, werden weitere Renditemöglichkeiten über der Marktrendite ebenfalls abgeschöpft und strategisch für den Kunden vereinnahmt.“ Nach diesem Streifzug durch die Investmentlandschaft stellt sich die ab-

„Wir sind für die Weltwirtschaft optimistisch. Ein Trump-Effekt ist zu beobachten.“ Wolfgang Fusek, Krentschker

schließende Frage, was letztlich eine gute Privatbank ausmacht? Dazu Giefing: „Vor der Wahl einer Privatbank sollte sich der Kunde darüber im Klaren sein, welche Dienst- bzw. Zusatzleistungen ihm wichtig sind. Darunter fallen das Netzwerk der Bank, die Entscheidungsgeschwindigkeit oder Services wie flexible Beratungszeiten und Vor-Ort-Betreuung beim Kunden.“

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Quelle: Insight, Stand: 31. Dezember 2016.

Der Wert von Investments kann sinken. Deshalb besteht die Möglichkeit, dass Anleger den investierten Betrag nicht in voller Höhe zurückerhalten. Eine vollständige Übersicht der Risiken dieser Fonds finden Sie im Verkaufsprospekt oder in den weiteren Produktunterlagen. Vor einem Investment sollten Anleger den aktuellsten Verkaufsprospekt sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen (KIID) des entsprechenden Fonds aufmerksam lesen. Diese Dokumente finden Sie auf www.bnymellonim.com. Investments sollten nicht als kurzfristig betrachtet und in der Regel mindestens fünf Jahre gehalten werden. Die Fonds sind Teilfonds der BNY Mellon Global Funds, plc, einer nach irischem Recht gegründeten offenen Investmentgesellschaft mit variablem Kapital, beschränkter Haftung und Haftungstrennung zwischen den einzelnen Teilfonds. Das Unternehmen ist von der Zentralbank Irlands als OGAW-Fonds zugelassen. Die Verwaltungsgesellschaft ist BNY Mellon Global Management Limited, die von der Zentralbank Irlands zugelassen ist und von dieser auch beaufsichtigt wird. Eingetragener Firmensitz: 33 Sir John Rogerson’s Quay, Dublin 2, Irland. Der Wert der von Insight Investment verwalteten Kundengelder basiert auf dem Wert aller physischen Wertpapiere und Verbindlichkeiten. In Österreich sind der aktuelle Verkaufsprospekt sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen kostenlos bei der Raiffeisen Zentralbank Österreich Aktiengesellschaft, Am Stadtpark 9, A-1030 Wien erhältlich. Bei BNY Mellon handelt es sich um den Markennamen der The Bank of New York Mellon Corporation sowie deren Tochtergesellschaften. Dieses Dokument wird in Österreich von BNY Mellon Investment Management EMEA Limited, BNY Mellon Centre, 160 Queen Victoria Street, London EC4V 4LA, herausgegeben. Registriert in England unter der Nummer 1118580. Reguliert und autorisiert nach den Aufsichtsbestimmungen der Financial Conduct Authority. AB00085-003 – gültig bis 31. August 2017. T5424 03/17

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banking ° Kredite

Finanzieren bis ins hohe Alter Das am 21. März 2016 in Kraft getretene Hypothekar- und Immobilienkreditgesetz (HIKrG) erschwert der Kreditnehmer-Generation 50 plus den Zugang zu Immobilienkrediten. Aber nicht verzagen: Die Finanzierung im Alter kann immer noch ein Erfolg werden. Michael Kordovsky ällt der Pensionsantritt in die Kredit­ laufzeit, dann erschwert dies den Zu­ gang zu Wohnkrediten: Dazu Peter Hrubec, Prokurist beim Kreditberater Infina: „Im Einzelfall wird sehr genau geprüft, ob ein Kredit in der Rente noch leistbar ist. Ist dies nicht gegeben, so wird der Kredit auch nicht gewährt. Insofern hat das HIKrG in vielen Einzelfällen bei älteren Personen einen be­ stimmenden Einfluss.“ Das HIKrG sieht laut Hrubec sogar vor, dass Liegenschafts­ eigentümer alleine den Kredit bedienen können müssen. Bürgen bzw. Mitkreditneh­ mer, die nicht Miteigentümer der Liegen­ schaft sind, fallen heute bei den meisten Banken komplett weg. Wo Endalter von 80 Jahren und mehr möglich sind Trotzdem gibt es noch immer Immobi­ lienkredit-Zugänge für Pensionisten, wie Christian Noisternig, Leiter des Bereichs Privatkunden, Geschäftskunden und Freie Berufe der Bank Austria, zeigt: „Etwaige Grenzen bei der Belehnung stehen in kei­ nem kausalen Zusammenhang mit dem Al­

ter der Kreditnehmer, sondern sind abhän­ gig von Gegenstand der Belehnung, z.B. der Liegenschaft. Bei Hypothekar-Finanzierung sind die gesetzlichen Vorschriften des Hy­ pothekar- und Immobilienkreditgesetzes zu beachten, wobei bei der Prüfung der Kredit­ rückführung immer auf die kreditwerben­ den Personen abgestellt wird.“ Stimmt die Leistbarkeit, dann sind bei der Bank Austria variable Kredite ab 1,0 Prozent p.a. und 10bzw. 15-jährige Fixzinsbindungen ab 1,625 bzw. 2,0 Prozent p.a. möglich. Ähnlich ist auch das Prinzip bei Raiff­ eisen in Wien: „Wir machen keinen Unter­ schied zwischen noch im Berufsleben ste­ henden Kreditnehmern und Kreditneh­ mern, die schon im Ruhestand sind“, sagt Robert Fischer, verantwortlich für Privat­ kunden der Raiffeisen in Wien. Spätestens mit 80 Jahren sollte aber dort der Kredit ge­ tilgt sein und die mit 65 Jahren aushaftende Kreditsumme muss besichert sein. Eben­ falls bis zu einem Endalter von 80 Jahren muss der Kredit bei der BAWAG P.S.K. zu­ rückgezahlt sein. Das bedeutet, dass 50-jäh­ rige Kreditnehmer noch bis zu 30 Jahre

° Spätest mögliche Rückzahlung des Hypothekarkredites BAWAG P.S.K. Bank Austria BKS Hypo Vorarlberg PSD Bank Niederbayern-Oberpfalz Raiffeisen Bausparkasse Raiffeisen in Wien s Bausparkasse start:bausparkasse Wüstenrot

Maximales Endalter bei Fälligkeit 80 Jahre individuell individuell 80 Jahre, Ausnahme Lebenswertkredit über statistischer Lebenserwartung Lebenserwartung laut Sterbetafel 80 Jahre keine Altersbegrenzung 95 Jahre 80 Jahre Quelle: Kreditinstitute und INFINA

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Laufzeit wählen können, vorausgesetzt, die monatliche Kreditrate findet im Haushalts­ budget Platz. Eine gute Adresse für Kredit­ nehmer der Generation 50 plus ist auch die Hypo Vorarlberg mit einem maximalen Endalter von 80. Da in erster Linie die Rück­ zahlungsfähigkeit entscheidend ist, gibt es bei Abstattungskrediten keine gesonderten Belehnungsgrenzen. Allerdings sollte mög­ lichst kein Blankoanteil bestehen. Ein regelrechter Geheimtipp ist laut In­ fina-Geschäftsführer Harald Draxl die PSD Bank Niederbayern-Oberpfalz, die hypo­ thekarisch besicherte Kredite für unselbst­ ständig Beschäftigte und Pensionäre anbie­ tet: „Ist die Kapitaldienstfähigkeit auch noch nach dem Regelpensionsalter gegeben und fällt die Kreditwürdigkeitsprüfung po­ sitiv aus, so erfreuen sich Kreditnehmer bei Laufzeiten von bis zu 41 Jahren variabler nomineller Kreditzinsen ab 0,825 Prozent p.a.“ 15-jährige Fixzinsen beginnen ab 1,85 Prozent p.a. Bei der Kreditrückführung muss darauf geachtet werden, dass zum Zeitpunkt des Sterbetafel-Alters maximal zehn Prozent des Wertes der belasteten Lie­ genschaft an Restschuld offen ist. Das sta­ tistische Sterbealter läge hier bei Kreditauf­ nahme durch 50-Jährige im Jahr 2017 bei 83 bzw. 88 Jahren für Männer bzw. Frauen. Können mehr Sicherheiten aufgebracht werden, dann wäre theoretisch sogar ein Endalter von über 90 Jahren möglich. Seniorenfinanzierungen über Bausparkassen Eine gute Adresse für ältere Kreditneh­ mer sind laut Draxl auch Bausparkassen. Allerdings muss man dabei auf folgende Rahmenbedingungen achten: „Die maxi­

credit: Shutterstock

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Kredite   banking

male Darlehenssumme ist meist mit 80 Pro­ zent des Liegenschaftswertes zuzüglich 25.000 Euro pro Person begrenzt und be­ zieht sich rein auf einen wohnwirtschaft­ lichen Verwendungszweck“, erläutert Draxl. Der große Vorteil ist jedoch die im Prinzip altersunabhängige Gleichbehandlung der Kunden. Im Detail: Wüstenrot: Das Lebensalter des Kre­ ditnehmers darf beim Tilgungsende 80 Jah­ re nicht überschreiten. Grundsätzlich wer­ den auch Pensionisten finanziert. Die Kon­ ditionsgestaltung und Belehnungsgrenze ist dabei, laut Michael Kaveiar, Produktleitung Finanzieren, ident mit jener bei Nicht-Pen­ sionisten. Raiffeisen Bausparkasse: Während Darlehen gegen Gehalts-/Pensionsverpfän­ dung in maximaler Höhe von 25.000 Euro (Laufzeit bis zehn Jahre) nur bis zum Alter von 65 Jahren vergeben werden, sind Darle­ hen mit grundbücherlicher Besicherung auch für ältere Kunden möglich. Vorausset­ zungen: Rückzahlungsfähigkeit mit der Pension gegeben, maximale Beleihungs­ grenze von 80 Prozent und Darlehenslauf­ zeit endet innerhalb der Lebenserwartung gemäß Sterbetafel. In Ausnahmefällen kann eine längere Darlehenslaufzeit gewährt wer­ den, wenn z.B. die Rückzahlung durch Er­ ben geregelt ist. s Bausparkasse: Hier gibt es keine Al­ tersbegrenzung. „Da es sich dabei um ein Hypothekardarlehen handelt, gelten die Be­ stimmungen adäquat für alle Darlehens­ nehmer, gleich welchen Alters“, so die Aus­ kunft des Instituts. Bausparfinanzierungen stehen auch für Altenpflege zur Verfügung (z.B. Kosten für Heim- oder Pflegeplätze,

medizinische Behelfe, Behandlungen...). 20-jährige Fixzinsbindungen sind zu 2,50 Prozent p.a. erhältlich! start:bausparkasse AG: Hier können sich Kreditnehmer im Rentenalter mit der Rückzahlung des Darlehens bis Erreichung des 95. Lebensjahres Zeit lassen. Zu den Konditionen äußert sich Peter Zechner, Lei­ ter Produktmanagement & Marketing, wie folgt: „Unsere Kunden bekommen unab­ hängig vom Lebensalter die gleichen Kon­ ditionen. Zum Beispiel beträgt der Zinssatz hypothekarisch besicherter Darlehen mit ­fixen Zinsen für die ersten zehn Jahre 2,2 Prozent p.a.“ Sonderkredite für Senioren Über einen Kredit ohne Angabe des Verwendungszweckes kann man sich im Al­ ter noch zahlreiche Wünsche erfüllen. Für so eine Finanzierung gibt es beispielsweise die beiden folgenden Alternativen: Silberkredit der BKS: Abgesehen da­ von, dass die BKS in der Kreditvergabe kei­ ne Unterscheidung von Kunden unter und über 65 Jahren macht, bietet sie den Silber­ kredit, der einmalig ausgezahlt wird und an keinen Verwendungszweck gebunden ist. Altersunabhängig kann eine Laufzeit von bis zu 30 Jahren gewählt werden. Bis zu fünf Jahre sind tilgungsfrei. In dieser Zeit sind nur Zinsen und Gebühren zu bezahlen. Vo­ raussetzungen für den Silberkredit sind gute Bonität und grundbücherliche Sicherstel­ lung im ersten Rang. Es gilt eine Beleh­ nungsgrenze von 50 Prozent des von der Bank ermittelten Belehnwertes der Liegen­ schaft. Berücksichtigt werden dabei allfäl­ lige grundbücherliche Vorlasten.

Lebenswertkredit der HYPO Vorarlberg (bis 75 Jahre bei Krediteinräumung): Wahlweise als Einmalzahlung oder monat­ liche „Rente“ gibt es den Lebenswertkredit. Genauso wie der Silberkredit dient er dazu, sich die individuellen Wünsche erfüllen zu können. Zugänglich ist der Kredit für alle EU-Bürger ab 60, die ihre Pension bereits angetreten und ihren Hauptwohnsitz in Ös­ terreich im direkten Einzugsbereich einer Filiale der Hypo Vorarlberg haben. Die Laufzeit ist unbefristet. Während der Lauf­ zeit fallen nur monatliche Zinszahlungen an. Auf Wunsch sind auch Zins- und Til­ gungsraten möglich. Die Rückzahlung kann entweder durch Übernahme der Kredit­ summe durch die Nachkommen oder eine Tilgung aus dem Verkaufserlös der Liegen­ schaft erfolgen. Die maximale Finanzie­ rungshöhe liegt bei 50 Prozent des Belehn­ wertes der Immobilie. Konditionen: 6-Mo­ nats-Euribor plus 1,875 Prozentpunkte Auf­ schlag variabel oder fix entsprechender ICE-Swapsatz plus 2,50 Prozentpunkte.

° So peppen Sie Ihre Bonität im Alter auf Abfertigungen, Auszahlungen aus LVs und diversen Veranlagungen dokumentieren Zeigen, welche Immobilien bzw. Räumlichkeiten vermietet werden können und Mieteinnahmen schätzen Lukrative Nebentätigkeiten, wie z.B. Sachverständiger, Aufsichtsrat oder Antiquitätenhandel, suchen Bei Immobiliensanierung: Finanzierungslücken mit Förderungen schließen

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geldanlagePanorama Lacuna geht nach Kanada

Börse Paris

Erneuerbare Energien. Der Markt für Er-

Jetzt wird’s spannend.Der CAC-40 Index

neuerbare Energien in Kanada gilt als hoch profitabel. Klimatisch ist das Land sowohl für Fotovoltaik- als auch Windkraftanlagen geeignet. Erneuerbare Energien werden dort zudem von Seiten der Politik massiv gefördert. Die zur bayrischen Engelhardt Familienstiftung gehörende Lacuna Gruppe, Spezialistin für Beteiligungen im Markt Erneuerbarer Energien, gründete nun mit erfahrenen kana­dischen Partnern, einem Team um die renommierte Expertin Helen Platis, das Joint Venture „Lacuna Canada Infrastructure and Renewables Inc.“. In gleichzeitig enger Zusammenarbeit mit der deutsch-kanadischen Außenhandelskammer (AHK Kanada) eröffnet dies Lacuna ein großes Netzwerk und Zugriff auf lokale, aussichtsreiche Projekte. Der kanadische Joint VenturePartner und die AHK Kanada dagegen profitieren von der langjährigen Erfahrung der Lacuna Gruppe mit den Schwesterunternehmen Iliotec und Fronteris im Bereich von Windparks, Biogasanlagen oder Sonnenkraftwerke. Für österreichische Investoren eröffnen sich somit viel versprechende Investitionsmöglichkeiten.

hält sich stabil, obwohl sich die großen Inves­ toren zurückhalten, bis die Präsidentschaftswahl vorbei ist. Zwar erwartet niemand, dass Marine Le Pen die neue Präsidentin wird, aber aufgrund der Erfahrung in England (Brexit) ist die Investmentwelt vorsichtig. Die Situation in Frankreich ist aber nicht mit der in England vergleichbar. Der konservative Kandidat Fillon hat sich trotz guter Themen selbst aus dem Rennen katapultiert. Der Newcomer Macron, der als unabhängiger Kandidat eher dem links­ liberalen Flügel zuzuordnen ist, hat vor allem die Unterstützung der Jugend. Sein pro-europäisches Programm und seine Ankündigung von Reformen kommen gut an. Nach aktuellen Umfragen wird entweder Macron oder Marine Le Pen im ersten Wahlgang am 23. April gewinnen. Im zweiten Wahlgang am 7. Mai werden die Wähler der anderen Kandidaten eher Macron als Marine le Pen unterstützen. Macron hat zudem einen Vorteil gegenüber Fillon: er kann mit den Gewerkschaften sprechen und so Unterstützung für überfällige Reformen in Frank­reich bekommen. Gewinnt Macron, so wird die Börse ihn feiern. Gewinnt er schon im ersten Wahlgang, so kommen die Fonds, die sich bisher zurückgehalten haben, schon am 24. April in den Markt. Zu unseren Favoriten gehört der Weltmarktführer für Tube Solutions Vallourec (ISIN: FR0000120354, Kurs zuletzt 6,50 Euro). Vallourec wird am 26. April das Ergebnis des ersten Quartals 2017 veröffentlichen. Das dürfte deutlich besser ausfallen als das erste Quartal 2016. So zeigt Vallourec eine relative Stärke. Der französische Broker Kepler Chevreux sieht ein Kursziel von neun Euro.

Starke Worte ´´

„Meinungen von angeblichen Börsen-Experten sind Hokuspokus. Nur Fakten zählen.“ Der Mitgründer des Wie­ner Fintechs moomoc, Thomas Vittner, erweiterte das Angebot seiner Plattform um einen AktienScreener für private Börsenhändler bzw. -trader. Hauptgegenstand des 2106 gegründeten Startups ist ein elektronischer Vermögens-Assistent (Robo-Advisor), der automatisierte Handelsstrategien an das Risikoprofil der Kunden anpasst.

„Die Zeichen für Afrika stehen auf Trendwende.“ Senior Product Specialist bei Bellevue Asset Management Jean-Pierre Gerber ortet in Afrika ein erhebliches Erholungspotenzial. Die Treiber sind die Erholung der Rohstoffpreise, die globale Liquidität und Reformen in zahlreichen afrikanischen Ländern. Beispielsweise schoss der ägyptische Aktienindex 2016 nach der Implementierung eines mutigen Reformpakets um 75 Prozent in die Höhe.

Volumina auf Allzeit-Hoch. Im Vorfeld

des Weltfondstags gab die Vereinigung der Österreichischen Investmentgesellschaften (VÖIG) Erfreuliches bekannt. Die in österreichischen Investmentfonds veranlagten Gelder wuchsen auf ein Allzeit-Hoch von 169,3 Milliarden Euro. Gleichzeitig veränderte sich aufgrund des in den letzten Jahren stark gesunkenen Renditeniveaus

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die Aufteilung der Fondsvolumina auf die Assetklassen: Waren vor fünf Jahren Rentenfonds in den Portfolios der Österreicher dominierend, so sind es nun gemischte Fonds. Per Ende Februar 2017 lag der Anteil der gemischten Fonds bei 42,8 Prozent, jener der Rentenfonds bei 41,4 Prozent. Vor fünf Jahren lag der Anteil der Rentenfonds noch bei 47,6 Prozent.Auch Aktien-

fonds befinden sich auf einem kontinuierlichen Wachstumspfad – deren Anteil wird aktuell mit 15,7 Prozent ausgewiesen. Augenscheinlich ist in Österreich auch die Zunahme bei den offenen Immobilienfonds, die Ende Februar auf ein Gesamtvolumen von 6,9 Milliarden Euro kamen – das entspricht fast einer Verdoppelung in den vergangenen fünf Jahren.

CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

5. Weltfondstag am 19. APril


KOMMENTAR

GREEN BONDS

Eine gute Alternative für institutionelle Investoren

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ie Schlagzeile aus der Environmental Finance – „Investors urged to pressure banks to do more on climate change“ – ließ aufhorchen. In die gleiche Kerbe schlägt eine Studie der Konrad Adenauer Stiftung mit dem Titel „Der Finanzsektor als Brücke zum 2°C-Klimaziel“. In die Praxis setzt es bereits die holländische APG, eine der größten europäischen Pensionskassen, um, indem sie bis zu 500 Millionen Euro in europäische Wasserkraft investiert. Und auch auf staatlicher Ebene tut sich was: Polen und Frankreich begaben erstmals sogenannte Green Bonds. Und was passiert in Österreich?

geben wird. Pläne müssen erarbeitet, Projekte identifiziert, Ministerien und Stakeholder koordiniert und Evaluierungen durchgeführt werden – nicht zu vergessen die haushaltsrechtlichen Hürden. Es entsteht für Emittenten also ein Mehraufwand, der sich u.U. auch in Renditeeinbußen bemerkbar machen kann. Setzt man diese „vermeintlichen“ Renditeeinbußen allerdings in Relation zu dem gesamtwirtschaftlichen Nutzen, der durch die Zweckwidmung entsprechender Papiere erzielt werden kann, dann relativiert sich das Argument der „Mindereinnahmen“ und verkehrt sich in sein Gegenteil.

Wo ist in Österreich der politische Wille, dieses Segment der „nachhaltigen Investments“ jenseits der klassischen Anleihenportfolios zu forcieren? Warum schaffen es andere und wir nicht? Die ersten Green Bond-Emissionen multilateraler Entwicklungsbanken gab es bereits 2007. Mit den auch als „Climate Bonds“ bekannten Papieren beschaffen sich Emittenten zweckgewidmet Mittel für Umwelt- und Sozialprojekte. Strukturierte Produkte für institutionelle Kunden zur Finanzierung nachhaltiger Energieprojekte, meist als SICAV SIF-Konstruktionen, gibt es ähnlich lang.

Gesamtwirtschaftliche und gesellschaftspolitische Wirkungen von Green Bonds und ähnlichen Papieren zu quantifizieren ist möglich – und auch notwendig. Entsprechende Pilot- bzw. Begleitprojekte weisen eindeutig positive Realrenditen aus, auch wenn diese Disziplin der Impact-Messung noch eine recht junge ist. Polen war das erste europäische Land, das 2016 einen Green Bond begeben hat, Frankreich legte im Jänner 2017 nach. Während die polnische Emission mit knapp 750 Millionen Euro noch recht klein war, hat Frankreich mit der Anleihe gleich sieben Milliarden Euro eingesammelt. Polen verspricht eine Rendite von 0,634 Prozent bei einer Laufzeit von fünf Jahren, Frankreich 1,74 Prozent über 22 Jahre.

„GRUNDSÄTZE FÜR GRÜNE ANLEIHEN“ Aktuell entfällt mit 36 Prozent der Großteil aller Emissionen auf Unternehmen, gefolgt aber bereits von Kommunen mit 15 Prozent und Banken mit zwölf Prozent. Seit 2014 gibt es allgemein anerkannte und gemeinsam formulierte „Grundsätze für grüne Anleihen“. 2016 betrug das Emissionsvolumen etwa 100 Milliarden Dollar, für 2017 rechnet Moody’s mit ca. 200 Milliarden Dollar. Im Schnitt wachsen die Volumina jedes Jahr zwischen 100 und 150 Prozent; ihr aktueller Weltmarktanteil liegt bei 1,4 Prozent der Gesamtemissionen. Für Staaten ist es vergleichsweise schwierig, genau nachzuweisen, wie viel Geld für welche „grünen“ Projekte zweckgebunden ausge-

POLEN UND FRANKREICH MACHEN’S VOR

erneuerbare Energie (45,8% der weltweiten Emissionen 2015), Energieeffizienz (19,6%), kohlenstoffarmer Verkehr (13,4%), nachhaltige Wasserwirtschaft (9,3%) sowie Abfall und Umweltverschmutzung MAG. ALEXANDRA BOLENA, Consulter (5,6%). bei SUSANNELEDER.COM Grüne Anleihen sind somit ein wichtiges Finanzierungsinstrument und könnten auch in Österreich die Ziele des am 30. November 2016 im Rahmen der Energieunion vorgelegten Pakets „Saubere Energie für alle Europäer“ verwirklichen helfen. Ein entsprechendes Regelwerk z.B. auf Grundlage des internationalen Standards „ICMA Green Bond Principles“ muss erarbeitet, eine Struktur gefunden werden, die es – endlich auch – österreichischen institutionellen Investoren erlaubt, zu investieren. Denn wer, wenn nicht institutionelle Investoren, denen Nachhaltigkeit ein Anliegen ist, könnten dazu beitragen, die ParisKlimaziele zu erreichen? Hier gibt es Investmentinteresse – wenn die (aufsichts)rechtlichen Rahmenbedingungen passen und eine Bündelung von Projekten und Energie Contracting-Modellen vernünftige Investments erlaubt. Nur – warum passiert hier nichts in Österreich?

MEHRFACH ÜBERZEICHNET Green Bonds werden stark nachgefragt und sind bei Ausgabe meist mehrfach überzeichnet. So war der Green Bond der EVN, 2014 der erste seiner Art im deutschsprachigen Raum (500 Mio. Euro, Laufzeit bis 2024, Kupon: 1,5 Prozent), mehr als dreifach überzeichnet. Auch für den französischen Bond ‚Vert OAT‘ aus 2017 waren ursprünglich nur drei Milliarden Euro vorgesehen, emittiert wurden sieben Milliarden Euro; nachgefragt wurden 23,3 Milliarden Euro. Finanziert werden mit grünen Anleihen vorwiegend Projekte in den Bereichen

ZUR PERSON: Nach ihrem Studium der Soziologie hat Alexandra Bolena zwei Jahre als Referentin im Parlament gearbeitet, bevor sie in die aktive Politik wechselte und bis 2001 Abgeordnete im Wiener Landtag war. Weiters war sie Mitgründerin und Geschäftsführerin der Absolute Return Consulting GmbH. Seit 2014 unterstützt sie das Team von Susanne Lederer. Die Damen haben sich dem „Impact Investing“ verschrieben und sind im Lobbying für „Nachhaltige Investments“ und der konkreten Investmentvermittlung tätig.

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geldanlage ° Strategieausblick

Anlagetipps aus dem Königreich Wie geht es nach dem Brexit weiter? Welche Chancen bieten europäische Aktien und warum machen Dividendenstrategien Sinn? Diese und viele andere Fragen wurden auf einer internationalen Konferenz von Henderson in London beantwortet. Das GELD-Magazin war als einziges heimisches Medium vor Ort. Harald Kolerus ie Fondsgesellschaft Henderson Global ist eine fixe Größe innerhalb der Finanzszene des Vereinigten Königreichs. Und im Juni des heurigen Jahres geht man noch einen Schritt weiter: Die Fusion mit der US-amerikanischen Janus Capital führt zur Entstehung eines Vermögensverwalters mit mehr als 320 Milliarden Dollar under Management (zum gegenwärtigen Kurs ca. 296 Milliarden Euro). Ein ganz schönes Sümmchen also, weshalb der Merger ­medial auch gerne als „Elefantenhochzeit“ bezeichnet wurde.

tigen Schritt: „Janus Capital ist vor allem in Japan und den USA sehr stark. Henderson verfügt wiederum eine große Expertise im Vereinigten Königreich, Europa und in den Emerging Markets. Wir werden uns gut ergänzen. Janus-Kunden werden Fonds von Henderson entdecken und vice versa.“ Nun sind in einem Satz Großbritannien und Europa gefallen, das drückt die Stimmung aus, dass die Briten hier gerne differenzieren: So richtig heimisch fühlte man sich in der EU nie, die transatlantischen Bande zu den ­Vereinigten Staaten sind hingegen eng geknüpft. Die Folgen sind bekannt: Großbritannien sagt der EU „goodbye“; Donald Trump gratulierte bekanntlich umgehend zu dieser Entscheidung. Wie wichtig ist dieser Schritt nun für eine britische Fondsge-

„Sinnvolle Ergänzung“ Andrew Formica, CEO von Henderson, bezeichnete auf einer Investmentkonferenz in Lodon das Zusammengehen als wich-

Henderson Global Dividend Index (HGDI) 210% 190% 170% 150% 130% 110% 90% 70% 50% 30% 10% -10% -30%

+204%

Finanzen Grundwerkstoffe Gesundheit & Pharma Technologie Telekommunikation Versorger

+111% +80%

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Hightech-Aktien werfen überdurchschnittlich hohe Dividenden ab, Versorger „knausern“ hingegen mit ihren Ausschüttungen. Quelle: Henderson

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sellschaft wie Henderson? Formica ließ vor allem Gelassenheit sprechen: „Der Brexit stellt kein großes Risiko für unser Geschäft dar – meiner Meinung nach auch nicht für die City of London als Finanzzentrum. Für uns sind jedenfalls Europa und Großbritannien beides sehr wichtige Kernmärkte. Daran wird sich nichts ändern.“ Droht Rezession? Die Botschaft lautet also „very british“: Cool bleiben und Tee trinken. Gelassenheit ist tatsächlich angesagt, denn möglicherweise wird die Weltwirtschaft in nicht allzu ferner Zukunft in (noch) unruhigeres Gewässer einlaufen. Simon Ward, Chefökonom von Henderson, hält es nämlich für durchaus möglich, dass die Vereinigten Staaten in den kommenden zwei bis drei Jahren in eine Rezession abgleiten könnten. „Ich rechne jedenfalls mit einem langsameren Wirtschaftswachstum in den USA, von Trump erwarte ich für heuer keinen bedeutenden Stimulus. Hingegen herrschen Unsicherheiten rund um die Reformen des Steuer- sowie Gesundheitssystems. Hinzu kommt das ,Tightening‘ der US-Notenbank. Alles in allem haben sowohl Büger als auch Unternehmen in den Staaten ihre Ausgabenpläne heruntergefahren.“ Deshalb rechnet der Experte mit einer Underperformance von US-Investments 2017. Für Europa progostiziert er hingegen stabiles Konjunkturwachstum: „Die Eurozone könnte heuer in einer Dimension von 1,5 bis zwei Prozent zulegen, für die USA erwarte ich weniger als zwei Prozent“, so Ward im Gespräch mit dem GELD-Magazin. Nachsatz zur Präsidentschaft Trumps: „Sollte er sich tatsächlich mit seinen Ankündigen durch-

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Strategieausblick   Brennpunkt

„Der Brexit stellt kein großes Risiko für uns und die City of London als Finanzzentrum dar“

„Wir sehen gute Chancen in Europa, Aktien sind hier fair bewertet“ Tim Stevenson, Fondsmanager Henderson

Andrew Formica, CEO Henderson

setzen und den weltweiten Freihandel einschränken, hätte das sehr negative Effekte zur Folge. Das beunruhigt mich.“ Mit einem weiten geografischen Sprung kam der Wirtschaftsfachmann auch auf China zu sprechen: „Zu dem Reich der Mitte gibt es ja immer wieder kritische Stimmen zu hören. Ich bin aber der Meinung, dass China sein selbst gestecktes BIP-Ziel von 6,5 Prozent für 2017 erreichen wird können. Gegenüber China bin ich relativ positiv gestimmt: Investments, die mit dem Land verbunden sind, sollten sich heuer gut entwickeln.“ Europa: Gute Karten Aber kehren wir in heimatliche Gefilde zurück, nach Europa. Die Henderson-Experten sprechen dem Alten Kontinent 2017 und darüber hinaus gute Investmentchancen zu: „In Europa sehen wir heftige politische Debatten, etwa rund um die bevorstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland, das Italien-Referendum und diverse EU-Exit-Bestrebungen. Diese Diskussionen überdecken, dass wir in Europa eine starke wirtschaftliche Erholung sehen“, so Tim Stevenson, Europafondsmanager bei Henderson. Der Experte verweist unter anderem darauf, dass sich die Arbeitslosigkeit auf dem Rückzug befinde (siehe Grafik rechts) und diverse Frühindikatoren positive Signale aussenden würden. „Auch gibt es Beispiele dafür, dass sich Staaten bereits aus schweren wirtschaftlichen Krisen befreien konnten. Spanien ist hier für mich der europäische Musterschüler. Im Jahr 2013 ist das BIP noch um 1,7 Prozent geschrumpft, 2012 waren es sogar minus 2,9 Prozent. Dem steht sowohl 2015 als auch 2016 ein Wirtschaftswachstum von 3,2 Pro-

„Anleihen alleine reichen zur Pensions-Absicherung nicht mehr aus“

Ben Lofthouse, Fondsmanager Henderson

zent gegenüber“, lobt Stevenson. Die Diskrepanz zwischen „politischem Getöse“ und der in der Realität erfreulichen wirtschaftlichen Entwicklung sieht der Fondsmanager als fruchtbares Umfeld und gute Chance für Investments in Europa. Europäi­ sche Aktien bezeichnet er im Vergleich mit dem Fixed Income-Bereich in diesem Zusammenhang als „fair bewertet“. Cash is king Zum Abschluss der Investmentkonferenz warf Henderson-Fondsmanager Ben Lofthouse einen Blick auf die in seinen ­Augen stark steigende Bedeutung von Dividendenstrategien – nicht zuletzt zur Sicherung bzw. finanziellen Aufwertung der Pensionen: „Wir sehen unter anderem in Europa einen ganz eindeutigen Trend: Die BabyBoomer-Generation tritt ins Rentenalter

ein und gleichzeitig nimmt die Lebenswerwartung der Bevölkerung zu. Die Gretchenfrage lautet nun: Wie sollen die Pensionen bezahlt werden?“ Im Breich der privaten Vorsorge warnt der Experte davor, nur auf Bonds zu setzen: „Das alleine wird nicht ausreichen, was uns ja die niedrigen Renditen bei Staatsanleihen gelehrt haben.“ Er rät dazu, als Teil der Alterssicherung dividendenstarke Aktien ins Portfolio einzubauen. Diese seien in vielen Branchen zu finden, wobei es durchaus überraschend ist, wo „spendable“ Dividendenzahler beheimatet sind. Nicht so sehr bei den gemeinhin als sicher eingeschätzten Versorgern, sondern im Bereich der Technologieunternehmen (siehe Grafik linke Seite), die obendrein auch interessante Wachstumsfantasien bieten – und das weit über die Grenzen Großbritanniens und Europas hinaus.

Euroland: Arbeitslosigkeit geht zurück aktuell

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OECD-Schätzung der strukturellen Arbeitslosigkeit

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Politische Wirren rund um den Brexit und wichtige Wahlen in Europa verdecken, dass sich die Wirtschaft des Alten Kontinents auf Erholungskurs befindet. Quelle: Henderson

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geldanlage ° Emerging Markets

Indien in der Offensive China ist nach wie vor das Schwergewicht unter den Schwellenländern, doch Indien hat sich mit weitgreifenden Reformen an seine Fersen geheftet und will dem Reich der Mitte den ersten Rang ablaufen. Aber auch ­andere Emerging Markets bieten viel Wachstumspotenzial und haben in der Gunst von Anlegern und ­Experten bereits zu steigen begonnen. Harald Kolerus nde des vergangenen Jahres schrieb Indien durch eine brachiale Bargeldreform internationale Schlagzeilen. Im Land selbst herrschten kurzfristig Kopfschütteln bis Händeringen vor. Was war passiert? Nacht-und-Nebel-aktion Um den ausufernden Schwarzgeldmarkt zu bekämpfen, wurden am 8. November 2016 die 500- sowie 1000 RupienScheine und somit rund 85 Prozent des Bargeldumlaufes einfach über Nacht entwertet! Die Banknoten konnten bis Jahresende umgetauscht werden, was letztlich auch ohne eskalierende Proteste recht gut funktioniert hat. Was diesen spektakulären Einschnitt betrifft, so spricht Gabriela Tinti, Senior Fondsmanagerin und Emerging MarketsSpezialistin bei der ESPA, von einer „Hauruck-Aktion“, die unter dem Strich aber Sinn mache: „Schätzungen gehen davon

aus, dass an die 90 Prozent des Geldes wieder in den Markt strömen, zehn Prozent werden aber ,verschwinden‘, weil sie nicht aus ,dunklen Kanälen‘ herausmanövriert werden konnten. Ziel der Aktion war es ja, den Schwarzmarkt zu bekämpfen, der ca. 45 Prozent des indischen BIP ausmacht.“ Man kann also von einem Erfolg ausgehen, auch wenn hier das Breitschwert geschwungen und nicht mit dem Skalpell operiert wurde. Die Volkswirte der Societe Generale urteilen dazu in ihrem aktuellen Marktbericht nüchtern: „Die Bargeldreform hatte nur geringe Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftlichen Aktivitäten.“ Die wirtschaftliche Perspektive des Subkontinents sei jedenfalls grundsätzlich intakt. Für dieses Jahr rechnen die Experten mit einem Wachstum der indischen Wirtschaft von 7,3 Prozent. Für 2018 sehen sie die Steigerungsrate bei 7,6 Prozent. Noch vor China ist In-

° Konjunkturvergleich: Indien und China stark BIP-Wachstum Developed Markets USA Japan Euroland Emerging Markets Asien China Indien Afrika Lateinamerika Brasilien Osteuropa ex Russland Russland Mittlerer Osten

2014 1,8 % 2,4 % 0,2 % 1,2 % 4,4 % 6,3 % 7,3 % 7,2 % 4,7 % 1,1 % 0,5 % 3,1 % 0,7 % 2,4 %

2015 2,1 % 2,6 % 1,2 % 1,9 % 4,0 % 6,0 % 6,9 % 7,9 % 2,9 % – 0,3 % – 3,8 % 3,3 % – 3,7 % 3,1 %

2016 1,6 % 1,6 % 1,0 % 1,7 % 3,8 % 5,9 % 6,7 % 7,1 % 0,6 % – 0,9 % – 3,6 % 2,0 % – 0,5 % 2,8 %

2017 1,8 % 2,2 % 1,0 % 1,6 % 4,3 % 5,7 % 6,4 % 7,3 % 2,6 % 1,5 % 0,3 % 2,4 % 1,0 % 2,7 %

2018 1,9 % 2,5 % 1,1 % 1,5 % 4,6 % 5,6 % 6,0 % 7,6 % 3,4 % 2,5 % 1,7 % 2,8 % 1,2 % 3,5 % Quelle: Lyxor

36 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

dien somit globaler Wachstums-Champion. Unterstützt wird die Konjunktur laut den Experten der Societe Generale unter anderem durch den Konsum einer wachsenden Mittelschicht. Hinzu kommen abseits der Bargeldreform andere wichtige Pläne der indischen Regierung unter Premierminister Narendra Modi. So sollte die Beschleunigung des Infrastrukturprogramms der Wirtschaft neue und wichtige Impulse geben – das Finanzministerium hob unlängst die entsprechenden Mittel deutlich nach oben an. Grösster schritt seit 1947 Noch entscheidender ist allerdings die Einführung der „Goods and Services Tax“ (GST), die im Juli erfolgen soll. Die Steuerberatungsgesellschaft Rödl & Partner fasst die Situation zusammen: „Das indische Unterhaus beschloss am 29. März 2017 die notwendigen Gesetze für die GST. Eine Zustimmung des Oberhauses ist nicht erforderlich. Es ist damit nahezu sicher, dass Indien – nach vielen Anläufen – nun die größte Steuerreform seit seiner Unabhängigkeit im Jahr 1947 umsetzen wird.“ Die GST steht nun für eine entscheidende Vereinheitlichung und Vereinfachung des komplexen indischen Steuersystems. Denn heute exis­ tiert auf dem Subkontinent eine Vielzahl von Steuerarten. Teils stehen sie in Konkurrenz zueinander, teils fallen sie gleichzeitig an. Zu nennen sind unter anderem die „Central Sales Tax“ und „Value Added Tax“ auf den Verkauf von Waren, die „Excise Duty“ auf die Herstellung von Waren, die „Service Tax“ auf die Erbringung von Dienstleistungen und viele weitere Steuern. Klingt kompliziert und ist es auch. Einen

credit: Ajay PTP / Shutterstock

E


°

Emerging Markets   geldanlage

Großteil der Steuern soll deshalb die GST ersetzen und ein landesweit einheitliches System schaffen. Sie wird den auf der jeweiligen Handelsstufe geschaffenen Mehrwert besteuern und – ähnlich der Umsatzsteuer in unseren Breiten – den Endverbraucher belasten. Bei Rödl & Partner zieht man das Fazit: „Unternehmen werden von der GST profitieren: Der Internationale Währungsfonds erwartet einen starken Sondereffekt für das ohnehin gute Wachstum der indischen Wirtschaft. Wir sehen allerdings auch, dass die kurze Frist bis zur Einführung Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen stellen wird.“ Unter dem Strich sollten laut der überwiegenden Mehrheit der Experten die Vorteile der GST-Reform aber überwiegen und das Land wirtschaftsfreundlicher, leistungsfähiger sowie nicht zuletzt auch für internationale Investoren attraktiver machen. Was könnte außerdem für Indien im Vergleich zu anderen Emerging Markets sprechen? Dazu meint Abhishek Thepade, der zusammen mit Parameswara Krishnan den DNB Fund India verwaltet: „Einer der wesentlichen Vorzüge des Subkontinents ist die sehr günstige De-

mografie. Es handelt sich um ein immer noch sehr ,junges Land‘, die Bevölkerung ist im Schnitt an die 28 bis 30 Jahre alt und liegt somit weit unter Europa, China und einigen südosteuropäischen Staaten. Der andere wichtige Part der Indien-Story ist, dass es sich um eine sehr stark intern getriebene Wirtschaft handelt, die nicht so sehr von Exporten abhängig ist. Die Binnennachfrage bleibt der wesentliche Faktor, der mit den steigenden Einkommen noch zusätzlich an Bedeutung gewinnen wird.“ Außerdem würden indische Unternehmen gegenüber vielen anderen asiatischen Mitbewerberen über Wettbewerbsvorteile und bessere Management-Skills verfügen. Politische Stabilität „Außerdem ist Indien eine starke Demokratie mit solidem Justizsystem, was einen weiteren Vorteil darstellt“, so Thepade. Erfreulich ist in diesem Zusammenhang, dass sich Premier Modi nach der doch umstrittenen Währungsreform offensichtlich fest im Sattel halten kann und gleichzeitig Investoren den Weg nach Indien zurückgefunden haben. „Die Anleger haben nach

e­ iner kurzen Zeit der Verunsicherung erneut Vertrauen in den indischen Aktienmarkt gefasst“, so Heike Fürpaß-Peter vom französischen ETF-Anbieter Lyxor. Dazu habe auch der klare Sieg der Partei von Modi bei den indischen Regionalwahlen im Bundesstaat Uttar Pradesh Mitte März beigetragen. Mit etwa 200 Millionen Einwohnern ist der Bundesstaat immerhin etwa so groß wie Brasilien. Modis Partei konnte 311 von 403 Sitzen erobern und übertraf damit

Indien VS. China

Die indische Börse (rot) konnte den chinesi­ schen Aktienmarkt übertrumpfen.

April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 37


geldanlage ° Emerging Markets

Diversifikation nicht vergessen Wer jetzt an die Indien-Story glaubt, kann natürlich auf ausgesuchte Aktien setzen. Vom DNB-Experten Thepade werden zum Beispiel die „sehr gut geführte“ IndusInd Bank oder der führende Automobilhersteller Maruti als attraktiv genannt. Solche Investments sind spannend, das Risiko steigt bei „Einzelwetten“ aber natürlich spürbar. Um Indien mit erhöhter Diversifikation abzudecken, sind vor allem profes­ sionell gemanagte Spezial-Fonds zu empfehlen (siehe Tabelle unten). Wer noch breiter streuen will, kann auf global agierende Emerging Markets-Fonds zurückgreifen.

Hier fällt auf, dass der Indien-Anteil in den Portfolios stark differeien kann. Im ESPA Stock Global Emerging Markets sowie im ESPA Stock Asia Infrastructure beispielsweise sind indische Titel jeweils mit etwa acht Prozent gewichtet. Ist das angesichts der aufstrebenden Tendenz des Subkontinents nicht relativ wenig? Oder gefällt ­ESPA-Spezialistin Tinti die Indien-Story vielleicht doch gar nicht so richtig? Ganz im

„Indien profitiert wesentlich von seiner Demografie und einer sehr jungen Bevölkerung“ Abhishek Thepade, DNB

Gegenteil. „Indien hat wichtige Reformen gestartet bzw. auf den Weg geschickt, die das Land stärken und auch mehr Investo­ rengeld anziehen werden. Die Gewichtung erklärt sich aus der Portfoliodiversifikation und der Tatsache, dass es natürlich auch andere attraktive Länder gibt. Zu nennen sind etwa Südkorea oder Taiwan. Am wichtigsten ist aber China, nach den USA immerhin der zweitgrößte Kapitalmarkt der Welt, dessen Bedeutung noch weiter zunehmen wird.“ Auch wäre es laut der Expertin nicht zielführend, jetzt blindlings in Indien zu investieren, auch wenn die Rahmenbedingungen gut aussehen: „In den Emerging Markets ist es besonders wichtig, selektiv vorzugehen, das gilt auch für Indien. Auf die genaue Auswahl der Sektoren und Unternehmen kommt es an.“ Aufgrund der Investitionspläne der indischen Regierung gefallen Tinti zum Beispiel der Infrastruktur-

FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre Stewart Investors Indian Subcontinent 346 Mio. € 27,9 % 91,2 % 138,1 % Goldman Sachs India Equity Portfolio 2.160 Mio. € 36,9 % 97,5 % 135,3 % PineBridge India Equity 1.222 Mio. € 26,5 % 120,8 % 125,6 % Invesco India Equity 309 Mio. € 36,4 % 88,1 % 107,5 % Morgan Stanley Indian Equity 417 Mio. € 37,2 % 91,5 % 107,1 %

ter 2,02 % 2,75 % 2,05 % 2,16 % 2,12 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. April 2017

38 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

Gabriela Tinti, ESPA

bereich oder erneuerbare Energien gut. „Kurzfristig sind auch kleinere Privatbanken interessant, die auf ,Housing‘ spezia­ lisiert sind, denn in Indien soll auch für mehr leistbaren Wohnraum gesorgt werden.“ Auch anderen Reformen steht die Expertin positiv gegenüber, wie der Einführung der erwähnten GST. „Ebenfalls positiv ist die Öffnung gegenüber foreign direct investments, die schrittweise erfolgt.“

° die besten indien-fonds ISIN GB00B2PF5X11 LU0333810421 IE00B0JY6M65 LU0267983889 LU0266115632

„Indien hat wichtig Reformen auf den Weg geschickt, die das Land stärken“

Jenseits von Indien Aber warum sollte man eigentlich nur in Indien sein (Investoren-)Glück versuchen, die Welt der Emerging Markets ist ja groß und viel versprechend. Wobei wir zunächst in Asien verharren: Jason Pidcock, Experte für Emerging Markets bei Jupiter Asset Management, sieht die Entwicklung der asiatischen Schwellenländer sehr unterschiedlich, jedoch in jedem Fall reich an Fantasie. Wie schätzt Pidcock aktuell das Makro-Umfeld ein? „Das Bild stellt sich aktuell uneinheitlich dar. Vietnam beispielsweise gewinnt zunehmend an Fahrt und wird in naher Zukunft für Investoren aufgrund der stabilen Währung immer attraktiver werden. In Ländern wie Indien und vor allem den Philippinen sprechen die demografischen Daten für sich. Diese Länder verfügen über keine überalterte Bevölkerung und erwirtschaften ein attraktives BIP, das sehr exportabhängig ist. Allerdings sind wir in diesen Ländern aktuell nicht inves­ tiert, da die Dividendenerträge dort generell niedrig und die Aktien zu teuer sind.“ Wie erfolgt beim Asian Equities Fund von Jupiter nun die Titelauswahl? „Die 40 bis 50 Gesellschaften, die wir kontinuierlich im Fonds halten, werden aus einem Universum von rund 700 Gesellschaften ausgewählt.

creditS: beigestelt, Archiv

sogar die positivsten Wahlprognosen. „Damit ist das politische Risiko eines Scheiterns deutlich geringer geworden. Modi dürfte gestärkt in die verbleibende Amtszeit bis zur Wahl 2019 gehen“, so Fürpaß-Peter. Dem kann sich Angelo Corbetta, Lead Portfolio-Manager des Pioneer Funds – Indian Equity, anschließen. Er führt weiter aus: „Indien ist nicht nur aufgrund seiner politischen Stabilität attraktiv, sondern auch wegen seines starken makroökonomischen Momentums auf einer relativen und absoluten Basis. Modis Wahlerfolg gibt ihm nun wiederum die Möglichkeit, sich weiter auf seine Reform-Agenda zu konzentrieren. ­Diese enthält ja businessfreundliche Maßnahmen, die auch für den Ausblick des Aktienmarktes positiv stimmen.“ Die bisherigen Reformen hätten dabei geholfen, die Anlegerstimmung gegenüber Indien zu verbessern, vor allem unter ausländischen ­institutionellen Investoren. Auf Branchen­ ebene bezeichnet der Pioneer-Experte vor allem die zyklische Binnenindustrie Indiens als interessant, zu nennen seien hier Banken, Infrastruktur, der Bereich Zement etc.


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Emerging Markets   geldanlage

Wir investieren in viele verschiedene Sektoren, die wir unterschiedlich gewichten. Wir vertrauen stark auf den Immobiliensektor, daher liegt unser Fokus stark bei REITs. Casinos und Spitäler beispielsweise mögen wir besonders gerne, weil sie regulierte Institutionen repräsentieren, die verlässliche Erträge erwirtschaften. In gleicher Weise sind wir bei Infrastruktur-Themen engagiert.“ Hier stehen Flughäfen, Mautstraßen und Ölleitungen im Fokus, weil auch sie kontinuierliche Ertragsbringer sind. In diesem Zusammenhang möchte der Experte auch Real Assets erwähnen: „Dazu zählen wir beispielsweise Bürogebäude, Industrieanlagen, Lagerhäuser, Einkaufszentren und andere Baulichkeiten“, führt der Spezia­ list aus. Ein anderes attraktives Investmentthema stellen Hightech-Titel dar. Die Halbleitertechnologie steht dabei primär im Fokus. Pidcock: „Weiters sind Internetdienste

„Vietnam gewinnt an Fahrt und wird für ­Investoren ­immer attraktiver werden“ Jason Pidcock, Jupiter

wie zum Beispiel Tensent zu erwähnen. Dabei handelt es sich um die chinesische Ver­ sion von Facebook, die mit zahlreichen beliebten E-Commerce-Applikationen bestückt ist. Das ist ein Beispiel für ein Unternehmen, das seit 2010 kontinuierlich Dividenden bezahlt. Ein weiterer, für uns attraktiver Sektor sind Financials, wobei wir hier den australischen Markt stark favori­sieren.“ Von Russland bis Brasilien Prinzipiell positiv für Emerging Markets zeigt sich auch Sandra Crowl, Mitglied des Investment-Komitees von Carmignac: „Im Wesentlichen ist jedes Land für sich zu betrachten. Das gilt speziell für Indien, das sein Außenhandelsdefizit erfolgreich reduzierte und somit ein Beispiel für eine erfolgreiche ,Selp-Helf-Story‘ darstellt. Brasilien

und Russland beispielsweise, zwei große Volkswirtschaften, haben den Turnaround noch nicht voll geschafft. Speziell in Russland ist die Erholung sehr verhalten. In jedem Fall liegen jedoch in diesen beiden Ländern große Potenziale für die Zukunft. Korea und Vietnam befinden sich momentan in einer Phase der Stagnation, werden jedoch à la longue vom US-Aufschwung profitieren. China, ein besonders großer und wichtiger Markt, konnte seine prekäre Thematik im Bereich Unternehmensanleihen erfolgreich lösen. Gleichzeitig zieht die Inflation etwas an, was aktuell kein negatives Signal darstellt.“ Trump ante portas? Eine Frage interessiert in diesem Zusammenhang besonders: Inwiefern könnte ein verschärfter protektionistischer Kurs Trumps die Entwicklung Chinas beeinflussen? Dazu Crowl: „Die Auswirkungen der diesbezüglichen Politik Trumps sind noch nicht klar absehbar. In China werden die Folgen nicht generell, sondern höchstens sektorbezogen – beispielsweise in der Stahlindustrie – spürbar sein. Mexikos Wirtschaft hingegen ist exportorientiert und somit stark durch die Haltung der USA bestimmt.“ Allein 30 Prozent der Exporte Mexikos stammen aus der Fertigungsindustrie. Rund ein Viertel davon wird in die USA exportiert. Ob diese Quote in Zukunft aufrechterhalten werden kann, ist jedoch ak­ tuell fraglich, da US-Investitionen in Mexiko zugunsten von US-domizilierten Projekten zurückgenommen werden. Ähnliches gilt für die Öl-Exporte, die zwar nur 15 Prozent der Exporte Mexikos ausmachen, gesamt gesehen jedoch nicht unerheblich sind. Jene mexikanischen Unternehmen, die internationaler aufgestellt sind

„Die Auswirkungen der Politik Trumps auf China sind derzeit noch nicht abzuschätzen“ Sandra Crowl, Carmignac

und nicht von den USA allein abhängig sind, haben hier laut Crowl einen besseren Stand. Wie wirkt sich das aktuelle Szenario auf die Anlagepolitik des Carmignac Emerging Patrimoine aus? Crowl: „In Indien stehen zum Beispiel zyklische Wachstumstitel aus den Bereichen E-Commerce, Technologie, Fahrzeugindustrie und Verbrauchsgüter im Vordergrund. In Latein­ amerika sind wir weniger stark engagiert. Dort stehen – wenn überhaupt – vor allem Versicherungen und Banken im Fokus. Sehr interessant ist der Bereich Emerging Market Sovereign Debt, da die Zinsen – vor allem in Brasilien – gefallen sind. Attraktiv sind im Übrigen auch saudiarabische Anleihen. Fantasie sehen wir in einigen osteuropäi­ schen Staaten, wie etwa in der Tschechischen Republik, Polen und Ungarn.“ Nicht im Fokus stehen definitiv die Türkei und Südafrika. Für Stabilität sorgen laut der Expertin anleihenseitig deutsche und USamerikanische Staatsanleihen: „Aktuell sind 50 Prozent des Fonds in diesem Bereich investiert; dies vor allem deshalb, um das Zinsrisiko gegenüber den Emerging Markets zu reduzieren, vor allem im Hinblick auf eine mögliche Abwertung des Renminbi.“ Hier sieht man wieder einmal gut die Diversifikationsmöglichkeiten von Fonds, die einem Einzelinvestor sonst nicht zur Verfügung stehen.

° die besten emerging markets-fonds ISIN GB00B64TS881 LU0160155395 LU0650957938 IE00B3NFBQ59 LU0571085330

FONDSname Stewart Investors Global EM Sust. RAM (Lux) SF-Em. Markets Equities Fidelity FAST Emerging Markets Hermes Global Emerging Markets Vontobel Fund MTX Sust EM Leaders

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 446 Mio. € 21,8 % 27,7 % 66,1 % 2.580 Mio. € 22,1 % 26,4 % 58,7 % 1.323 Mio. € 17,5 % 18,7 % 57,9 % 1.860 Mio. € 28,6 % 36,9 % 54,3 % 297 Mio. € 36,6 % 45,5 % 54,0 %

ter 1,72 % 1,79 % 1,99 % 1,64 % 2,06 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. April 2017

April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 39


UniCredit Bank Austria ° Investitionsklima ist positiv, Risiken nehmen zu Was den Aufschwung 2017 noch stoppen könnte. Diese heikle Frage beantwortete der Chefvolkswirt der UniCredit Bank Austria mit drei Beispielen: 1. Harter Brexit: Damit verliere die EU einen wichtigen Partner, das Pfund werde weiter schwächeln und das britische Wirtschaftswachstum sinken. 2. Der Trump-Effekt, der mit einem Mega-Steuersenkungsprogramm zwar einen Turbo der US-Konjunktur auslösen und die Zinskurve steigen lasse, aber schon 2019 in einer Rezession münden könnte. 3. Steigender Protektionismus: Wegen der wachsenden Zukunftsängste dürfte der Hang zur gegenseitigen Abschottung, Stichwort „Schutz der eigenen Wirtschaft vor der ausländischen Konkurrenz“, zunehmen. Schuldenmachen ist out, Anlegen in. Laut Bruckbauer „ist wahnsinnig viel Geld unterwegs“, die Menschen sorgen angesichts der fortschreitenden Überalterung MAG. STEFAN BRUCKBAUER, Chefgezielt fürs Alter vor und die Zinserwartung der Anleger steigt in Richtung drei Prozent. volkswirt bei der UniCredit Bank Austria Die Zinskurve wird seit Ende 2016 zunehmend steiler, was der Aktienmarkt gerade noch aushalte. Die größte Sorge ist derzeit, dass die Politik vorsorgenden Menschen etwas wegnehmen wolle. Das beeinflusse auch das Wahlverhalten der Menschen, Stichwort Rechts- bzw. Linkspopulismus. Deswegen ist es zurzeit besonders wichtig, Geldanlagen bewusst und überlegt zu streuen, um Renditen zu erzielen und die Risiken zu minimieren. Daher forciert Bruckbauer gemanagte Fonds mit charakteristischen Features, daneben auch Zertifikate. „More sophisticated“ (verfeinert) liege derzeit im Anlagetrend. Gemanagte Fonds kombinieren das Anlage- mit dem Sicherheitsbedürfnis. Zu den politischen Folgen der aktuellen Finanz- und Konjunkturtrends äußert sich Chefvolkswirt Bruckbauer im Interview ab Seite 8 dieses Heftes.

www.bankaustria.at

Nordea Investment ° Kein Ende des Mischfonds-Booms Finanzkrise beeinflusst die Politik zunehmend die Finanzmärkte und es steigen die politischen Unsicherheiten. Daher nimmt die Bedeutung von Mischfonds weiter zu, weil mit diesen das Risiko verringert werden kann“, meint der Nordea-Produktspezialist. Folglich wuchs in den letzten zwei, drei Jahren das Interesse an gemischten Portfolios bei gleichzeitig weniger Einzelinvestments in Aktien, die allmählich zu teuer werden. Für jeden Anlegerbedarf ein Mischfonds. Seit zwölf Jahren erforscht das Nordea-Team alle Anlegerklassen. Vor allem die Diversifikation steht im Fokus der Analysen. Ziel sei ein „Allwetterportfolio“ mit defensiven Strategien. Beim Stable Return Fonds setzt Nordea auf Aktiengesellschaften mit stabilen Dividenden, Cashflows und Kursen. JOHANNES HAUBRICH, ProduktspeziaHaubrich nennt beispielsweise Johnson & Johnson, Pfizer oder Oracle – US-Unternehlist bei Nordea Investment Funds men seien weniger zyklisch als europäische. Um das Gesamtmarktrisiko bei Aktien zu begrenzen, gehe man bei Aktienindizes short, sodass nur noch das aktienspezifische Risiko im Portfolio gehalten werde. Sechs „Superstrategien“ zur Risikobalancierung. Bei allen Multi Asset- bzw. Mischfonds­ lösungen steht die Risikokontrolle an erster Stelle, erst in zweiter Linie sehe man auf den erwarteten Ertrag. Eine weitere Strategie sei es, weniger auf einzelne Anlageklassen zu schauen, sondern in Risikoprämien zu investieren, die ein besseres Risiko-Ertrags-Verhältnis aufweisen; dort sei das Diversifikationspotenzial größer, als würde man nur auf die Anlageklassen als Obergruppe sehen. Diese Strategie entspreche der Wandlung bei den Anlegern, die die Jagd nach Erträgen allmählich aufgeben und immer mehr auf Risikokontrolle setzen.

www.nordea.at 40

geld-magazin april 2017

CreditS: Shutterstock, Archiv

Seit 2008 steigen die politischen Unsicherheiten. „Nach der letzten


Institutional investors congress ° Vermögensverwaltende

Fonds & Total Return-Produkte

Bantleon Bank ° Trendwende intelligent und konsequent nutzen Produktivität lässt nach, Sättigungseffekte steigen. Stefan Kuhnke

STEPHAN KUHNKE, CEO & Leiter Port-

warnte anhand der Makroperspektiven vor überzogenen Hoffnungen auf ein künftiges Wirtschaftswachstum in Europa. Er verwies auf die Überalterung der Bevölkerung, auf vermehrte Pensionierungen und damit auf ein Schrumpfen des Arbeitskräftepotenzials. Die Produktivität der Unternehmen stagniere und es zeigen sich zunehmende Sättigungseffekte. Statt ihr Kapital in eigene Fertigungen zu investieren und damit neue Jobs zu schaffen, verwenden es viele Unternehmen dazu, sich woanders einzukaufen.Außerdem ortet er zunehmenden Lohndruck, denn günstige Kollektivverträge laufen bald aus – v.a. jene Tarifverträge, die in der Zeit hoher Arbeitslosigkeit noch bei etwa zwei Prozent abgeschlossen worden waren. Die Gewerkschaften würden angesichts „der jetzigen Macht des knappen Gutes Arbeitskraft“ höhere Abschlüsse mit mindestens einer Drei vor dem Komma durchsetzen.

folio Management und Handel bei der

Laufzeiten kürzen, Portfolio im Ernstfall rasch und radikal ändern.

Bantleon Bank

Aufgrund der aktuellen Prognosen setzt Bantleon auf kürzere Durationen (Laufzeiten von 4,7 auf 4,2, später noch kürzer) und auf ein Aktienexposure von 30 Prozent, bestehend aus Titeln des DAX,S&P und Nikkei.Wenn die befürchteten Risiken eintreten,wird der Aktienanteil radikal und rasch auf null reduziert. Bantleon werde, wenn der Markt es gebiete,Ad-hoc-Entscheidungen treffen, weil man nichts von graduellen Änderungen hält. Damit gehe man einen eigenen Weg im Asset Management, „denn wir machen nicht das, was die anderen tun“. Nach Deflationsängsten moderate Inflation. Der Bantleon-CEO hält die Deflationsgefahr für endgültig überwunden, „es sei denn, dass sich die Rohstoffpreise noch einmal halbieren oder noch tiefer sinken.“ Langfristig rechnet er mit einer mäßigen Inflation zwischen 1,5 und zwei Prozent.

www.bantleon.com

Fisch Asset Management ° Portfolio Management der ruhigen Hand Altersvorsorge für Mitarbeiter und Kundengelder im selben Fonds. Das Fisch-Management fährt eine charakteristische Anlagestrategie, die das Vertrauen der Kunden erhöhen soll: Die Gelder der Pensionskasse für sämtliche Mitarbeiter werden zu 100 Prozent im Manta Plus Fund veranlagt. Es ist nicht nur dieselbe Strategie, sondern ein und derselbe Fonds, der auch Kunden offen steht. Die Mitarbeiter von Fisch Asset Management sitzen mit den Kunden im selben Boot – in der Fondsbranche sei das eher selten. Zwei verschiedene Portfolios, eine Philosophie. Koch schildert die Unterschiede zwischen dem Fisch Multi Asset Fonds Manta Plus, wo die Pensionskassengelder investiert sind, und dem Fisch Manta Portfolio. Ersteres hat ein etwas dynamischeres Portfolio mit einer Volatilität zwischen vier und sechs Prozent, einer Zielrendite von vier Prozent über ROBERT KOCH, Portfolio Manager dem Geldmarkt und einem absoluten Return über drei Kalenderjahre.Das Fisch Manta Portfolio Fisch Manta Strategien ist das defensivere Produkt, in dem auch ein Großteil der liquiden Mittel, die das Asset Management als Firma verdient, geparkt sind. Bei diesem Fonds wird eine Volatilität zwischen zwei und drei Prozent angestrebt sowie eine Rendite von zwei Prozent über Geldmarkt. Vierstufige Strategiepyramide. Es werden prinzipiell keine Aktien gehalten, sondern das ökonomische Aktienmarktrisiko durch Wandelanleihen und High Yields abgedeckt. Im Extremfall weisen diese deutlich geringere Verlustquoten auf als Aktien. Das sei ein smarterer Weg, das Aktienmarktrisiko in der Praxis umzusetzen. Um die Stabilität zu steigern, werden für den Stressfall Stabilisatoren eingesetzt:Trendfolgestrategien und Staatsanleihen bester Bonität, die eine Art Versicherungsanlage darstellen.Gold als Anlage sieht Koch nicht als verlässlichen Stabilisator,daher werde es nur als taktische Beimischung eingesetzt.

www.fam.ch 41

geld-magazin april 2017


geldanlage ° Anleihenfonds

Bonds mit Inflationsschutz Die Expertenwelt ist gespalten: Manche Zinsgurus halten den kräftigen Anstieg der Preisindizes als nur ein ­vorübergehendes Phänomen. Doch immer mehr Anleihespezialisten sehen große Probleme auf den Bondmarkt zukommen, weil die Inflation nach einer Pause weiter kräftig steigen könnte. Wolfgang Regner artin Hüfner, volkswirtschaftlicher Berater des Vermögensverwalters Assenagon, rechnet mit in einem starken Anstieg der Kapitalmarktzinsen in Europa und in den USA. Nach den gängigen Modellen der Volkswirtschaft müssten zehnjährige Euro-Bundesanleihen in diesem Jahr noch auf zwei Prozent, die US-Trea­ sury Bonds auf vier Prozent nach oben gehen, meint der Experte. Das wären im ­Euro-Bereich um 1,5 Prozent mehr als derzeit. Hüfner: „Geht es abrupt, könnte sich das für Investoren von langfristig gebundenen Staatsanleihen verheerend auswirken.“ Der Volkswirt begründet den bevorstehenden Zinsanstieg insbesondere mit der wachsenden Konjunktur und steigender Inflation. Auch die Staatsausgaben werden deutlich erhöht werden. Zudem haben die USA die ultralockere Geldpolitik bereits beendet, auch die EZB werde wohl irgendwann nachziehen müssen. Die Realzinsen, das heißt die Nominalzinsen abzüglich der Preissteigerung, liegen im Euroraum derzeit bei minus 1,5 Prozent. So niedrig waren sie noch nie seit Beginn der Währungs­ union. Die Inflation ist den Zinsen weit davongelaufen. Das kann so nicht bleiben.

Hüfners Fazit: „Das wird eine schwierige Zeit für Bondinvestoren. Die Kapitalmarktzinsen werden kräftig anziehen. Wer Geld in festverzinsliche Wertpapiere anlegen will, wird sich bei höher verzinslichen Unternehmensanleihen und Anleihen in Emerging Markets (EM) um­schauen müssen.“ Templeton Global Total Return Ein vor allem in den EM breit aufgestellter Anleihefonds ist der von Michael Hasenstab gemanagte Templeton Global Total Return Fund. Dieser ist gegenüber US-Renditeanstiegen durch Short-Positio­ nen auf US-Treasuries abgesichert – und ist besonders stark in den EM long positioniert. „Zudem haben wir über Zinsswaps ein negatives Durationsengagement bei USSchatzanleihen eingerichtet“, erläutert Hasenstab. Und was die US-Renditen anbelangt: „Diese müssten, wenn die Politik der Zentralbanken nicht den Markt für Anleihen verzerrt hätte, bei einem Wirtschaftswachstum von drei Prozent und einer Inflation von drei Prozent eine langfristige Rendite von sechs Prozent haben. Da diese Verzerrung weiterhin besteht, wird die Rendite nicht auf solch ein hohes Niveau steigen –

° Anleihefonds mit (teilweisem) Inflationsschutz ISIN LU0294221097 LU1480268660 LU0336083497 LU0201577045 GB00B1VMCY93 IE00BH7HVR67 LU0853555380 LU0137341789

FONDSname Volumen Templeton Global Total Return Fund 17.824 Mio. € Allianz Global Multi-Asset Credit 110 Mio. € Carmignac Portfolio Global Bond Fund 931 Mio. € Amundi Funds Euro Inflation 260 Mio. € M&G Optimal Income Fund 20.448 Mio. € Kames Strategic Global Bond Fund 410 Mio. € Jupiter Dynamic Bond 9.059 Mio. € StarCapital Argos 384 Mio. €

1 Jahr 13,5 % – 10,8 % 0,9 % 6,5 % 1,8 % 4,6 % 9,3 %

3 J.p.a. 5 J..p.a. ter 1,1 % 3,3 % 1,44 % – – 1,14 % 7,9 % 6,0 % 1,20 % 1,0 % 2,4 % 0,68 % 2,8 % 5,0 % 1,43 % 1,2 % – 0,95 % 3,3 % – 1,45 % 4,4 % 5,9 % 1,22 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 06. April 2017

42 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

aber sich in diese Richtung bewegen. Die Politik von Donald Trump wird der Wirtschaft einen Adrenalinschub verabreichen. Und das, obwohl die Wirtschaft schon nahe der Vollauslastung operiert. Dies wird zu mehr Investitionen und mehr Krediten führen.“ Derzeit seien steigende Renditen kaum zu vermeiden. Deshalb müsse die Fed die Zinsen weiter erhöhen als die geplanten drei Mal. Andernfalls würden die Märkte das Ruder übernehmen und die Renditen auf US-Staatsanleihen weiter nach oben treiben. Doch führt ein starker Dollar nicht zu Verkäufen bei EM-Bonds? Laut Hasenstab ist der Großteil der Verkäufe bereits geschehen. „Jetzt sind einzelne Länder deutlich attraktiver und können auch bei steigenden US-Zinsen Kapital anziehen. Selbst wenn die US-Notenbank die Zinsen um zwei Prozentpunkte erhöht, bleiben brasilianische Renditen von um die zehn Prozent attraktiv“, so Hasenstab. Allianz Global Multi-Asset Credit Auch der erst seit sechs Monaten aktive Allianz Global Multi-Asset Credit Fund ist tendenziell relativ defensiv aufgestellt (Restlaufzeit 4,41 Jahre, Duration 2,58 Jahre). Die beiden größten Positionen mit insgesamt zehn Prozent sind kurzlaufende US-Treasury Bills. Fondsmanager David Newman erläutert seine Strategie: „Wir fühlen uns mit einem Exposure im Investment-Grade (IG)Bereich sehr wohl. Was die regionale Ausrichtung betrifft, haben wir mit einer Rotation von US-Unternehmen (die Outperformance gezeigt haben) in europäische Finanztitel (die underperformed haben) angefangen. Im High Yield-Marktsegment bleiben wir übergewichtet und nutzen

credit: Shutterstock

M


Schwächephasen, um unsere Position auszubauen. Hochzinsanleihen sollten Überschussrenditen erbringen, zumindest so lange, wie die Ausfallraten unter etwa fünf Prozent bleiben. Derzeit gehen wir von Ausfallraten in Höhe von etwa 3,5 Prozent aus. Um einen gewissen Puffer für Marktabschwünge zu haben, konzentrieren wir unsere Long-Position auf BB- und B-Ratings mit Restlaufzeiten von drei bis fünf Jahren.“ Insgesamt ist Newman für Anleihen optimistisch eingestellt. Wegen des global anziehenden Wachstums oberhalb der Trendrate dauert das Reflationsszenario an. Trotz der Verbesserungen an den Arbeitsmärkten bleibt der Lohndruck jedoch verhalten. Aus diesem Grund sind die Verbraucherpreise noch nicht signifikant gestiegen und in einigen Ländern scheint die Inflation bereits einen Höhepunkt erreicht zu haben. Derzeit gibt es noch nicht genügend Belege dafür, dass es echten Inflationsdruck gibt. „Dagegen spricht auch, dass sich das Geldmengenwachstum jüngst abgeschwächt hat und dass die langfristigen Inflationserwartungen verhalten bleiben. Obwohl das Wirtschaftswachstum in Deutschland oberhalb der Trendrate liegt, bleibt die zehnjährige Break even-Inflationsrate bei lediglich 1,2 Prozent“, sagt Newman. CaRmiGnaC poRTfolio Global bond Für Carmignac-Fondsmanager Charles Zerah sieht es derzeit so aus, dass sich die Märkte weg von einer expansionistischen Geldpolitik hin zu einer stärker ausgabefreudigen Fiskalpolitik bewegen. Nach den USA ist Europa an der Reihe – in vielen europäischen Ländern wird 2017 gewählt. Vor diesem Hintergrund gibt es zahlreiche Fak-

toren – etwa den sich verbessernden Konjunkturzyklus, den Wechsel von geld- zu fiskalpolitischen Anreizen sowie eine Reihe politischer Risiken –, die Herausforderungen für Anleger darstellen. Die Gefahr eines raschen Zinsanstiegs in nächster Zukunft erfordert ein uneingeschränktes, opportunistisches Anleihemanagement, das Spielraum eröffnet. „Seit Mitte 2016 haben wir die Risiken unseres Portfolios erheblich reduziert. So haben wir das Portfolio mit Short-Positionen gegenüber den Kernraten, einer Long-Position gegenüber US-inflationsgebundenen Anleihen und einer höheren Cash-Allokation auf einen unerwartet hohen Inflationsanstieg vorbereitet. Unsere allgemeine modifizierte Duration wurde durch das Eingehen von Short-Positionen gegenüber US- und deutschen Zinspa-

pieren verringert, unser Engagement in Staatsanleihen europäischer Peripheriestaaten reduziert und unsere Barmittel und Barmitteläquivalente aufgestockt. Derzeit liegt die Duration bei nur 0,13“, erklärt Zerah seine Anlagestrategie. Seiner Ansicht nach kann der allgemeine Preisanstieg nicht als kurzfristiger Nebeneffekt der gestiegenen Ölpreise abgetan werden, sondern deutet auf eine breiter angelegte, nachhaltigere Entwicklung hin. Dafür scheinen Anleihen aus Schwellenländern nach wie vor interessante Chancen zu bieten, was auf die Stabilisierung des chinesischen Makroumfelds, den Anstieg bei Rohstoffpreisen, bessere Leistungsbilanzsalden und attraktive Renditen gegenüber Industrieländern zurückzuführen ist. „Ein typischer Fall ist Brasilien, unsere größte Position im Bereich

° ANLEIhEN-GLossAr CLO (Collaterized Loan Obligations) = Eine Form von Anleihen, die mittels Unternehmenskrediten bzw. Corporate Bonds verbrieft und besichert sind. Duration = Die Kapitalbindungsdauer einer Anleihe. Sie wird häufig verwendet, um die Sensibilität für Zinsänderungen zu messen. Allgemein drückt sie den Zeitraum aus, den ein Investor (im Mittel gerechnet) bis zum Erhalt der Rückflüsse aus der Anlage warten muss. Die modifizierte Duration zeigt die prozentuale Kursänderung einer Anleihe in Abhängigkeit von einer Marktzinsveränderung an. Anleihen mit längeren Laufzeiten reagieren empfindlicher auf Zinsänderungen als solche mit kürzeren Laufzeiten. break even-Inflationsrate = Der Unterschied in der Nettorendite zwischen einer nominalen Anleihe und der Rendite aus einer inflationsindexierten Anleihe mit gleicher (Rest)Laufzeit. IG = Investment Grade, Anleihen im Rating-Spektrum von AAA bis BBB+. spread = Risikoaufschlag (höhere Rendite) einer niedriger gerateten gegenüber einer höher gerateten Anleihe. tIPs (Treasury Inflation-protected Security) = US inflationsgeschützte Staatsanleihe. treasury bills,treasury bonds = Erstere sind kurzfristige, meist dreimonatige US-Schatzanweisungen, Letztere sind US-Staatsanleihen mit Laufzeiten zwischen zehn und dreißig Jahren.

AprIL 2017 – GELD-MAGAZIN °

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geldanlage ° Anleihenfonds

Schwellenländeranleihen. Dort fiel die Inflation von beinahe elf Prozent im Jänner 2016 auf unter fünf Prozent im Februar 2017, was es der Zentralbank ermöglichte, einen aggressiven Zinssenkungszyklus einzuleiten.“ Amundi Bond Euro Inflation Bei dem auf kurzfristige Anleihen ausgerichteten Amundi Euro Inflation haben die Manager bereits seit Mitte 2016 auf eine steigende Inflation gesetzt, vor allem wegen des auslaufenden Basiseffekts auf die Energiepreise. „Die anziehende Konjunktur ließ uns die Duration zurückfahren. Das Risikobudget ist nun auf den Kreditbereich sowie die Inflationserwartungen ausgerichtet. Positionen in europäischen Staatsanleihen wurden wegen der politischen Risiken reduziert“, erklärt Isabelle Vic-Philippe, Head of Euro Rates & Inflation bei Amundi. „Wir glauben zwar, dass das Hochschießen der Inflation in Europa vorerst ein kurzlebiges Phänomen bleiben wird und erwarten eine Inflation in der Eurozone von 1,6 Prozent. Dennoch sehen wir immer mehr Indikatoren, die auf ein stärker inflationäres Umfeld hindeuten. Daher erwarten wir ein ­neuerliches Ansteigen der Geldentwertung, und zwar auch in mittelfristiger Hinsicht. Das globale Wachstum legt erstmals seit Jahren konzertiert – über alle großen Wirtschaftsräume gesehen – zu. Wenn noch der Arbeitsmarkt in Europa sich verbessert, sollten wir ein Ansteigen auch der Kernin-

flation sehen. Daher setzen wir einerseits auf inflationsgeschützte Anleihen, diese gleichen aber den nominellen Zinsanstieg nur zum Teil aus. Daher haben wir auch die Duration reduziert“, sagt Vic-Philippe. M&G Optimal Income Fund Der M&G Optimal Income Fund kann trotz des weit abgesteckten Anlageuniversums keine negative Duration aufbauen. Sein Manager, Richard Woolnough, geht außerdem nur selten Währungsrisiken ein. Dafür kann er bis zu 20 Prozent in Aktien investieren (derzeit vier Prozent). Der Fonds weist eine relativ niedrige Duration auf – von 2,4 Jahren. Der M&G Optimal Income bevorzugt Unternehmens- gegenüber Staatsanleihen (das bedeutet eine positive Einschätzung der Spreads, also der Risikoaufschläge der Corporate Bonds und wird als long spread Duration bezeichnet). 48 Prozent des Fonds sind in IG Corporate Bonds investiert. Der HY-Bereich wurde um zehn Prozent reduziert, da schöne Gewinne aufgelaufen waren. Dieses Jahr findet Woolnough guten Value bei Finanzwerten und im US-Kreditbereich (= Corporate Bonds). Beide Segmente wurden nicht durch Interventionen der Notenbanken verzerrt – ganz im Gegensatz zum Euro-Corporate Bonds-Markt. Der Inflationsausblick erscheint komplex. Zwar läuft der inflationäre Druck der gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise langsam aus, doch ein enger US-Arbeitsmarkt mit anziehenden Löhnen

CROSSOVer: Historisches Risiko-/Ertragsprofil seit 1989 15

Ertrag (in % p.a.)

12 Aktien

Crossover

9

High Yields

IG Credit 5 J Anleihen

6

10 J Anleihen

3 0

Standardabweichung (in % p.a.) 0

3

6

9

12

15

Das Crossover-Segment zeigt ein attraktives Chancen-Risiko-Verhältnis Quelle: BofA Merrill Lynch, Bloomberg, PIMCO

44 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

könnte weiteren Inflationsdruck ausüben. „Wir sehen die Risiken eindeutig aufwärts gerichtet. Nicht so stark sollte die Preissteigerung in Europa vorankommen, da diese fast nur auf die gestiegenen Energiepreise zurückgeht. Hier gibt es keinen Druck vom Arbeitsmarkt. TIPS erachten wir für interessant, da die Fed einen PCE Deflator (Inflationsindex, der sich an den Konsumausgaben orientiert) von 2,0 Prozent anvisiert und die Gesamtinflation historisch gesehen rund 0,5 Prozent darüber gelegen ist.“ Kames Strategic Global Bond Auch beim Kames Strategic Global Bond Fund fällt die relativ niedrige, ad­ justierte Duration auf, sie liegt bei 1,4. Bei Regierungsanleihen in den USA und vor allem UK wurden hohe Short-Positionen eingegangen und eine negative Duration aufgebaut, die durch Long-Positionen beim deutschen Bund Future und bei US-Treasuries ausgeglichen werden. Nur im EuroRaum (6,9 Prozent) und anderen Regionen (19,6 Prozent) gibt es Nettopositionen, was die Gesamtallokation bei Staatsanleihen auf 2,7 Prozent drückt. Generell haben die Kames-Strategen bei Emerging Markets (EM) Bonds, deren Allokation sogar bei null liegt, zusätzliche CDS (Credit Default Swap = Kreditausfall)-Absicherungen (10,9 Prozent) aufgebaut. Ähnliches gilt für den ganzen Investment Grade (IG)-Bereich, wo eine Position von 47 Prozent mittels CDS von 20,5 Prozent auf netto 26,5 Prozent beschränkt wurde. Und auch der High Yield(HY) Sektor kommt mit einer Position von 12,9 Prozent, der eine CDS-Absicherung von 8,3 Prozent gegenübergestellt wurde, auf eine Nettoexposure von gerade 4,5 Prozent. Insgesamt weist der Bereich HY, EM und RMBS (Hypothekengestützte Anleihen, Mortgage Backed Securities) eine negative Allokation von minus 0,2 Prozent auf. Die derzeit offenbar sehr konservativ eingestellten Kames-Strategen wollen im IG-Sektor sowie bei RMBS aus den USA ihre Performance machen, wobei sie auch gezielt auf Short-Positionen setzen. So sollen die risikoadjustierten Erträge maximiert werden. Kommentiert Phil Milburn, Head


°

Anleihenfonds   Brennpunkt

of Fixed Income Strategy bei Kames Capital: „Wir erwarten, dass die Anleihekäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) noch in diesem Jahr auszulaufen beginnen (,Tapering‘) und 2018 in geringerem Umfang noch weitergehen. Auch die US-Notenbank Fed wird ihre Zinsen weiter erhöhen. Damit geht ein Großteil des markttechnischen Supports für die Bondmärkte verloren. Dem bauen wir mit niedrigen Durationen in den meisten Sektoren vor. Nur wenn die Löhne deutlich stärker steigen als erwartet, könnte die Inflation zu einem echten Problem werden. Doch die ,Pricing Power‘ der meisten Jobsektoren ist gering.“ Kames fährt dabei eine zweigleisige Strategie: erstens über eine niedrige Duration und zweitens über spe­

zielle Positionen, die dabei helfen, das Zinsrisiko zu minimieren. Etwa variabel verzinste US-Staatsanleihen, die von den steigenden Fed-Zinsen profitieren. Und schließlich profitiert auch der HY-Sektor von einer moderat anziehenden Inflation, da diese Papiere meistens konjunktursensibel sind. PowerShares US HY Fallen Angels Klassische Anleihen-ETFs sind auf die Vereinnahmung von Kuponerträgen ausgerichtet und haben angesichts des niedrigen Zinsniveaus Schwierigkeiten, attraktive Renditen zu erwirtschaften. Mit „Fallen Angels“ setzen Anleger in erster Linie darauf, Preisineffizienzen im Markt zu nut-

zen. Der Weg eines „Fallen Angel“ vom Investment Grade- in den High Yield-Bereich (auch Crossover genannt) ist in der Regel von einem hohen Verkaufsdruck mit deutlichen Kursabschlägen begleitet. Potenzielle Kursaufholungseffekte in den Monaten nach der Herabstufung können zu Erträgen führen, die nicht von der absoluten Höhe des Zinsniveaus abhängig sind. Um dem Risiko des realen Kaufkraftverlusts entgegenzuwirken, sollte die Geldanlage um höher rentierliche Anlageklassen wie Aktien oder High Yield erweitert werden. Das Infla­ tionsrisiko wird zum Teil durch die hohen Kupons abgefedert. Das Fallen Angels-Portfolio weist eine Duration von etwa 5,9 Jahren auf (mittlerer Laufzeitenbereich).

interview ° Michael Hasenstab,  Manager des Templeton Global Total Return Fund GELD °

Wie sieht Ihre aktuelle Anlage-

strategie aus?

hasenstab: Unsere Philosophie basiert auf einer Konzentration auf langfristige Fundamentaldaten und auf Geduld. Märkte können zwar kurzfristig von den Fundamentaldaten abweichen, mittel- bis langfristig spiegeln sie diese jedoch tendenziell ­wider. Aus diesem Grund versuchen wir, ein Ungleichgewicht an den Märkten zu erkennen und zu nutzen. Wir positionieren uns vor Wendepunkten in Erwartung zukünftiger direktionaler Trends. Oftmals vertreten wir eine antizyklische Meinung. Dadurch können wir potenzielle Anlagechancen insbesondere in Zeiten einer hohen Volatilität und Panik erkennen und Fehlbewertungen am Markt nutzen.

credit: beigestellt

Sie sind also Contrarians?

Wir werden zwar oft als Contrarians bezeichnet. Aber das bedeutet nicht, dass wir etwas kaufen, nur weil es an Wert verloren hat. Viele Anlagen verlieren berechtigterweise an Wert. Wir werden weder Anleihen der Türkei oder Nigerias kaufen, solange die Fundamentaldaten dort schlecht sind und

keine politischen Maßnahmen zur Verbesserung der Lage eingeschlagen werden. Wie sieht Ihre taktische Allokation aus?

Insgesamt halten wir an unserer kurzen Durationspositionierung fest. Dabei setzen wir auf eine negative Korrelation mit den Renditen von US-Staatsanleihen und halten Positionen in ausgewählten Lokalwährungen von Ländern, die unseres Erachtens über gesunde Fundamentaldaten und beträchtlich höhere Renditen als die Industrieländer verfügen. Mit Blick auf die Zukunft rechnen wir damit, dass der zunehmende Inflationsdruck in den USA einen Anstieg der Renditen auf US-Schatzanleihen nach sich ziehen wird. Zudem erwarten wir eine Abwertung des Euro und des japanischen Yen gegenüber dem US-Dollar und eine Währungsaufwertung in ausgewählten Schwellenländern. Warum sind Sie fast nur in den Emerging Markets positioniert?

Wir halten bedeutende Engagements in Lokalwährungen in Brasilien, Argentinien, Kolumbien, Indonesien und Indien und

ein bedeutendes Währungsengagement im mexikanischen Peso. Positionen in Argentinien wurden letztes Jahr im Oktober hinzugefügt. In kolumbianischen Anleihen sind wir nun gar der größte ausländische Investor. Ich hätte es früher kaum für möglich gehalten, aber in Südamerika gibt es Regierungen, die eine wirtschaftsfreundlichere Politik verfolgen als die entwickelten Länder. Dazu kommt eine negative Korrelation mit USStaatsanleihen. Das ergibt zwar keinen klassischen Anleihefonds – doch mit dieser Aufstellung, einer Duration von null, einer Ausrichtung auf steigende US-Zinsen (Short-Positionen in US-Treasuries) erzielen unsere Anleger positive Renditen, auch wenn in den USA oder anderswo in der entwickelten Welt die Zinsen weiter steigen. Unser Fonds ist negativ mit Staatsanleihen korreliert und hat wenig Korrelation mit Aktien.

April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 45


geldanlage ° Exchange Traded Products

ETPs: In Rohstoffe investieren Angesichts der Tatsache, dass mehr als 70 Prozent der aktiven Fondsmanager ihre Anlageziele, gemessen an ­einer Benchmark, nicht erreichen und in ihrer Performance hinter vielen Indizes zurückbleiben, werden passiv gemanagte Finanzprodukte interessant. Dabei ist jedoch einiges zu beachten. Wolfgang Regner an unterteilt ETPs (Exchange Traded Products), also Finanzinstrumente, die an einer Börse gehandelt werden, in drei Kategorien, wobei ETFs Zugang zu folgenden Märkten ermöglichen: Aktienindizes, Rohstoffindizes, Anleihen, Geldmarktinstrumente, Private Equity-Indizes sowie Dach-Hedgefonds-Indizes. ETCs (Exchange Traded Commodities) ermöglichen u.a. den Zugang zu: Rohstoffen (z.B. Gold, Öl, Landwirtschaft, Industriemetalle etc.), Rohstoffkörben sowie Währungen. ETNs ermöglichen Zugang zu einer Anlage oder einem Referenzindex in Form einer unbesicherten Schuldverschreibung, anlageklassenübergreifend. ETPs handeln nahe an ihrem Nettoinventarwert. Exchange Traded Commodities/Currencies (ETCs) bilden jedoch die Wertentwicklung des Rohstoffmarktes mit Hilfe der physischen Replikation oder mit Terminkontrakten ab, um ihr Investmentziel zu erreichen. Darüber hinaus sind ETCs nicht UCITS-konform, besonders was die Diversifikation und die maximalen Positionsgrößen anbelangt. Anders als UCITS-konforme Fonds (ETFs) können sie in ein einziges Investment anlegen, also zu 100 Prozent Gold

oder Rohöl. Der Emittent strebt die möglichst genaue Abbildung des täglichen Kassakurses z.B. von Edelmetallen, ohne Gebühren, an, indem er über entsprechende Metallbestände verfügt. Für einige Rohstoffe ist eine physische Abbildung jedoch nicht praktikabel (z.B. können Agrarprodukte nicht über Jahre hinweg gelagert werden). Wenn eine Aufbewahrung möglich ist, müssen diese Kosten gegen die Roll Over-Kosten eines Terminkontraktes abgewogen werden. Die Emission der ETCs über eine Zweckgesellschaft (SPV) bedeutet, dass das im Rahmen des Produkts verwaltete Vermögen vom Vermögen des Anbieters getrennt ist und bei einer Insolvenz des Anbieters nicht verwendet werden kann, um dessen Verbindlichkeiten zu tilgen. ETCs werden häufig mit dem physischen Vermögenswert unterlegt oder mit einem Derivat besichert, mit dem ein Engagement in der Anlage aufgebaut wird. Verpflichtungen aus einem Derivatekontrakt für ETCs werden in der Regel besichert. Exchange Traded Notes (ETNs) sind börsengehandelte Wertpapiere in Form einer Schuldverschreibung einer Bank. Es handelt sich hierbei nicht um forderungsbesicherte Wertpapiere. Die

° Exchange Traded Commodities – Produktbeispiele ISIN DE000A0KRKC6 DE000A0H0728 LU0419741177 LU0429790743 DE000A1NZLQ9 DE000A0S9GB0 DE000A0LP781 DE000A1N49P6

FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre ETFS All Commodities 403 Mio. € 17,0 % – 19,6 % – 28,8 % iShares Diversified Comm. Swap (DE) 840 Mio. € 17,6 % – 19,6 % – 28,9 % ComStage CBK Comm Index TR UCITS ETF 524 Mio. € 32,5 % – 10,7 % – 15,6 % db x-trackers DB CB UCITS ETF EUR Hgd. 67 Mio. € 11,6 % – 35,9 % – 42,8 % ETFS EUR Daily Hedged Precious Metals 339 Mio. € 2,5 % – 13,5 % – 38,5 % Xetra-Gold 6.192 Mio. € 7,9 % 24,6 % – 5,8 % Gold Bullion Securities 3.388 Mio. € 8,6 % 22,5 % – ETFS Brent Crude 98 Mio. € 28,3 % – 56,3 % – 60,7 %

ter 0,30 % 0,46 % 0,30 % 0,30 % 0,49 % 0,36 % 0,40 % 0,49 %

Quelle: Morningstar Direct, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

46 ° GELD-MAGAZIN – april 2017

zeichnende Bank erklärt sich einverstanden, bei Fälligkeit den Ertrag des Index, abzüglich Gebühren, zu zahlen. Folglich gehen Investoren dieses Produktes ein Kreditrisiko der Bank ein. Es gibt jedoch zwei verschiedene Modelle, nämlich besicherte und unbesicherte ETNs. Besicherte ETNs sind teilweise bzw. vollständig gegen das Kontrahentenrisiko abgesichert, unbesicherte ETNs sind dem Emittentenrisiko komplett ausgesetzt. Chancen & Risiken ETNs sind abhängig von der Bonität des Emittenten. Der wesentliche Vorteil von ETNs besteht darin, dass der Zugang zu einem Referenzindex oder zur Rendite einer Anlage (abzüglich Gebühren) auch dann garantiert wird, wenn die zugrunde liegenden Märkte oder Sektoren Liquiditäts­ engpässe aufweisen. Die Rendite wird vom Emittenten garantiert und hängt nicht vom Zugang (direkt oder per Anordnung) zu den Basiswerten ab. Physische ETCs sind im Fall von Gold mit der entsprechenden Anzahl an Barren besichert, die in einem Tresor (Edelmetalle) oder in einem Lagerhaus (Industriemetalle) aufbewahrt werden. Der jeweilige Barren ist ausschließlich dem Produkt zugeteilt und wird getrennt von den anderen Metallen aufbewahrt, die sich in diesem Tresor oder Lagerhaus befinden. Bei ETCs auf Öl, die in Terminkontrakten abgebildet werden, muss sich der Anleger vergewissern, ob die Forward-Kurve (der weiter in der Zukunft liegenden Kontrakte) den Ölpreisanstieg zum Teil schon miteinpreist (= Contango). Der Hintergrund: Rohstoffe werden über Futures gehandelt, also zeitlich begrenzte Kontrakte,

creditS: Shutterstock

M


Exchange Traded Products  ° geldanlage

die fortlaufend erneuert werden. Ist der jeweils nächste Kontrakt billiger, entstehen Gewinne – genannt Backwardation –, ist er jedoch teurer als der aktuelle, entstehen Verluste, sprich Contango. Es gibt jedoch Konzepte, um diese Rollverluste, die beim Wechsel in einen zukünftigen Kontrakt entstehen können, abzumildern. Entweder man achtet auf „rolloptimierte“ Angebote, bei denen nicht starr der nächste Kontrakt, sondern der günstigste gekauft wird. Oder man wählt einen ETF auf langfristige Futures, die weniger gerollt werden müssen. Xetra-Gold Anleger, die breit diversifiziert in den Rohstoffsektor investieren wollen, müssen dies über einen ETF tun, der etwa einen Rohstoffindex abbildet. Wer z.B. nur in Gold investieren will, muss zu Gold-ETCs greifen. Bekannt ist das Xetra-Gold (WKN: A0S9GB) der Deutsche Börse Commodities. Hier wird physisches Gold hinterlegt und zudem mit einem Lieferanspruch gesichert, da ein ETC kein geschütztes Sondervermögen ist. Der Sicherheitsanspruch kann zu großen Teilen erfüllt werden, obwohl es sich bei Xetra-Gold nicht wie bei typischen ETFs um ein Sondervermögen handelt, sondern um eine Inhaberschuldverschreibung der Deutsche Börse Commodities GmbH, hinter der aber sieben namhafte Gesellschafter stehen – etwa die Deutsche Börse AG sowie fünf Kreditinstitute, nämlich die Commerzbank, die Deutsche Bank, das Bankhaus Metzler, die DZ Bank und Vontobel. „Aufgrund des effi­ zienteren Marktzugangs im Spot (= Kassa) markt sowie dem Ausschluss des Kredit­ risikos bieten physische ETCs den besten

° Executive Summary: Exchange Traded Products (ETPs) ETFs bilden Indizes weitestgehend eins zu eins und damit auch die bekannten Benchmarks ab. Mit ETFs kann man diversifiziert, kostengünstig und transparent in fast alle liquiden Märkte der Welt investieren. Als Indexprodukte bringen sie zudem selbst automatisch eine Diversifikation mit und sie sind ein Sondervermögen: Emittentenrisiken sind ausgeschlossen. Zudem sind sie nach den Regelungen für Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW, englisch: UCITS), auch wenn sie nicht in einen Index investieren, zur Diversifikation verpflichtet (z.B. maximale Größe einer Einzelposition zehn Prozent, die Summe aller maximal fünf Prozent gewichteten Positionen darf maximal 40 Prozent ausmachen). Exchange Traded Commodities/Currencies (ETCs) sind den ETFs sehr ähnlich. Sie bilden jedoch die Wertentwicklung des Rohstoffmarktes, einzelner Rohstoffe oder von Währungen mit physischer Replikation oder mit Terminkontrakten ab, um ihr Investmentziel zu erreichen. Darüber hinaus sind ETCs nicht UCITS-konform. Für einige Rohstoffe ist eine physische Abbildung nicht praktikabel (z.B. können Agrarprodukte nicht über Jahre hinweg gelagert werden). Wenn eine Aufbewahrung möglich ist, müssen diese Kosten gegen die Roll Over-Kosten eines Terminkontraktes abgewogen werden. ETCs sind durch Einlagen abgesichert, wodurch das Kontrahentenrisiko egalisiert werden kann. Der Hauptunterschied zwischen ETFs und ETCs ist, dass Letztere Schuldverschreibungen sind und nicht Fonds. Exchange Traded Notes (ETNs) sind börsengehandelte Wertpapiere in Form einer Schuldverschreibung einer Bank, die an der Börse gehandelt werden. Es handelt sich hierbei nicht um forderungsbesicherte Wertpapiere. Die zeichnende Bank erklärt sich einverstanden, bei Fälligkeit den Ertrag des Index, abzüglich Gebühren, zu zahlen. Folglich gehen Investoren dieses Produktes ein Kreditrisiko der Bank ein. Es gibt jedoch zwei verschiedene Modelle, nämlich besicherte und unbesicherte ETNs. Besicherte ETNs sind teilweise bzw. vollständig gegen das Kontrahentenrisiko abgesichert, wohingegen unbesicherte ETNs dem Kontrahentenrisiko komplett ausgesetzt sind. Anleger sollten sicherstellen, dass sie das komplette Risikospektrum dieser Produkte verstehen, bevor sie investieren.

april 2017 – GELD-MAGAZIN ° 47


geldanlage ° Exchange Traded Products

Marktzugang zu Gold“, meint auch JanHendrik Hein, Head of German Speaking Regions bei ETF Securities. Auch für Ölanleger hat er einen Tipp: „Anleger, die einen längeren Anlagehorizont haben, können die Rollverluste mit sogenannten Longer Dated-Produkten wie dem ETFS Longer Dated Brent Crude (WKN: A1N49Q) minimieren. Hier hat der Investor Zugang zu dem 5. und 7. Monat auf der Futures-Kurve. In der Regel ist die Future-Kurve in den Rohstoffen mit längeren Laufzeiten flacher als am kurzen Ende, wodurch Rollverluste verringert werden. „Wie unser Gold-ETC (WKN: A0LP78) ist auch der Öl-ETC (WKN: A1N49P) zu mindestens 100 Prozent mit Wertpapieren besichert, die im Falle einer Insolvenz des Swap-Partners für die Inves­ toren herangezogen werden“, sagt Hein.

Das ewige Roll-Problem Der Roll-Problematik jedoch kann sich auch ein ETF auf Rohstoffe nicht entziehen, weil der Anbieter zur Indexnachbildung die zugrunde liegenden Futures kauft. Interessant ist daher auch der ETFS Longer Dated All Commodities ETF, der die Rollkosten verringert, indem Rohstoff-Kontrakte mit einer drei Monat längeren Laufzeit nachgebildet werden. Diese Probleme lassen sich auch mit synthetischer Abbildung in den Griff bekommen. Bahram Sadighian, Head of ETF and Index Investments Austria & Eastern Europe, Blackrock (iShares), erklärt: „Auch beim iShares Diversified Commo dity Swap UCIT S ETF (ISIN DE000A0H0728) handelt es sich im Gegensatz zum ETC um einen Investmentfonds (kein Emittenten-Risiko) gemäß UCITS.

Der Fonds strebt die Nachbildung der Wert­ entwicklung eines Index an, der über den Einsatz eines Total Return Swap ein Engagement in 20 Rohstoffen bietet. Der Index widerspiegelt die Gesamtrendite aus einer vollständig abgesicherten Position in Terminkontrakten auf physische Rohstoffe. Die Nachbildung des Index erfolgt nicht auf ­direktem Wege durch Erwerb der im Index enthaltenen Terminkontrakte, sondern mittelbar über eine oder mehrere SwapVereinbarungen. Durch diese wird die gesamte Wertentwicklung von Aktien aus einem vom Fonds gehaltenen Aktienkorb gegen die Performance des zugrunde liegenden Index getauscht. Verkauf zu höheren Preisen als Einkauf neuer Kontrakte), die die Gesamtrendite beeinflussen.“

interview °

GELD °

Was sind ETPs?

Jan-Hendrik Hein: Man unterteilt ETPs (Exchange Traded Products), also Finanzinstrumente, die an einer Börse gehandelt werden, in drei Kategorien: ETFs (Exchange Traded Funds), ETCs (Exchange Traded Commodities) und ETNs (Exchange Traded Notes). Warum sind diese unterschiedlichen ­Finanzinstrumente notwendig?

Da die OGAW-Richtlinie für kollektive Anlageinstrumente ein Mindestmaß an Diversifizierung vorsieht und die zulässigen Vermögenswerte begrenzt, waren die Anbieter auf eine alternative Struktur angewiesen, etwa um den Anlegern einen Zugang zu einzelnen Rohstoffen zu ermöglichen. In Europa bestand die Lösung darin, auf eine Schuldverschreibung zurückzugreifen, die von einer Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle – SPV) mit Sondervermögen emittiert wird. Aufgrund der Struktur einer Inhaberschuldverschreibung entsteht ein Kreditrisiko, das bei ETCs

48 ° GELD-MAGAZIN – april 2017

durch eine Besicherung minimiert wird. ­Diese Besicherung kann in physischer Form des entsprechenden Edelmetalls vorliegen (Gold, Silber, Platin und Palladium) oder in Form von Wertpapieren, die der Swap-Partner bei einer Treuhänderbank hinterlegt. Wenn Rohstoffe nicht physisch gelagert werden können, z.B. aufgrund der Haltbarkeit bei Agrarrohstoffen, bedienen sich die Produkte einer synthetischen Struktur, um die Rendite zu generieren. Wie also können Anleger z.B. in Gold oder in Rohöl investieren?

Da es sich sowohl bei Gold als auch bei Rohöl um Einzel-Rohstoffe handelt, sind diese ausschließlich über ein ETC & ETN zugänglich. Edelmetalle lassen sich anders als Rohöl über längere Zeit lagern, weshalb sich ein ETC beispielsweise auf Gold in physischer Form abbilden lässt. Ist dies zu 100 Prozent garantiert, wie z.B. bei Gold Bullion Securities (WKN: A0LP78), ist das Kreditrisiko ausgeschlossen. Das Gold ist physisch bei der HSBC in London hinterlegt. Auf

Wunsch kann der Anleger eine physische Lieferung in Barren und/oder Münzen beantragen. Der ETFS Physical Gold (WKN: A0N62G) ist wie Gold Bullion Securities physisch bei der HSBC in London hinterlegt, ermöglicht aber keine physische Auslieferung. ETCs im Bereich Rohöl sind ausschließlich Swap-basiert und ermöglichen Zugang zum Futures-Markt. Dem ETFS Brent Crude (WKN: A1N49P) liegt der Bloomberg UBS Brent Crude Subindex zugrunde, der wiederum einen Zugang zu dem „kurzen Ende“ der Kurve, sprich zwischen dem zweiten und vierten Monatskontrakt, ermöglicht. Dies eignet sich für Anleger, die taktisch von kurzfristigen Marktbewegungen profitieren möchten, denn längerfristig können Rollverluste (Contango) die Gesamtrendite negativ beeinflussen.

credit: beigestellt/Archiv

Jan-Hendrik Hein,  Head of German Speaking Regions, ETF Securities


Die aussichtsreichsten Asset-Klassen & Strategien RICHTIGE POSITIONIERUNG

26. APRIL 2017

Mit Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe. Welche Asset-Klassen und Strategien heuer die Nase vorne haben werden. Wo Sie das größte Chancen/Risiko-Verhältnis in den kommenden Monaten erwarten können. Hochkarätige Experten stellen die interessantesten aktuellen Trends vor. Informieren Sie sich über das breite Angebot und diskutieren Sie mit den Experten.

Impulsvortrag: Psychologische Verführungskünste im Verkauf Daniel Reisenhofer High Performance Trainer & Keynote Speaker

US Market from large, mid, small cap to Robotics

Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr Vorträge: 9:00 bis ca. 12:30 Uhr anschließend Mittagsbuffet

Ort der Veranstaltung Haus der Industrie Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien „Ludwig Urban – Saal“

Philipp Baar-Baarenfels, Director AXA Investment Managers

Globale Flexible Anleihenstrategien für ein erfolgreiches ausgewogenes Portfolio Gergely Majoros, Member of the Investment Committee, Carmignac Gestion

Zielgruppen/Gäste Fondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen, CFOs, Private Banker, Kundenbetreuer von Banken, etc.

Investieren in Fallen Angels Michael Huber, Head of Invesco PowerShares Distribution Deutschland und Österreich Invesco Asset Management

Indische Aktien mit ungeahntem Wachstumspotenzial

Veranstalter

Avinash Vazirani, Fondsmanger des Jupiter India Select Jupiter Asset Management Ja, ich melde mich zur kostenlosen Teilnahme an der Veranstaltung Institutional Investors Congress am 26. April 2017 im Haus der Industrie an.

4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 12/1, 1010 Wien T: +43 1 997 17 97 0 F: +43 1 997 17 97 97

Titel, Vor- und Zuname Firma

Anatol Eschelmüller a.eschelmueller @ geld-magazin.at T: +43 1 997 17 97 21

Position Straße PLZ, Ort Telefon

FAX

E-Mail Datum

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bitte um Antwort per E-Mail: s.jovic@geld-magazin.at

Snezana Jovic s.jovic @ geld-magazin.at +43 1 997 17 97 12


Geldanlage ° Devisenfonds

Gezeitenwechsel Mit der richtigen Devisenstrategie verfügt man über eine eigene alternative Anlagekategorie, die unabhängig von der Entwicklung der Aktien- und Anleihenmärkte eine positive Performance erzielen kann. Die aussichtsreichsten Währungen und Devisenfonds unter der Lupe. Michael Kordovsky ealzinsdifferenzen, Leistungsbilanzen, Kaufkraftparitäten und vor allem politische Einflüsse sowie Veränderungen der Risikofreude der Marktteilnehmer bewegen die Devisenkurse. Beim US-Dollar herrscht derzeit ein Tauziehen zwischen politischen Interessen und Zinsfakten. Dazu Peter Brezinschek, Chefanalyst bei Raiffeisen Research: „Donald Trump spricht gerne von Währungsmanipulation und daher von einem zu starken US-Dollar. Damit sollten US-Exporte stimuliert und Importe verringert werden. Aber kurz- bis mittelfristig sind die Zinsdifferenzen zwischen den USA und seinen Handelspartnern die wichtige Währungsdeterminante. Und je mehr die US-Notenbank die Zinsen anhebt und die EZB bei ihrer Nullzinspolitik bleibt, desto attraktiver wird der US-Dollar.“ Daher hält Brezinschek eine weitere Dollar-Aufwertung für möglich: „Sollte die US-Fed 2017 noch drei Zinserhöhungen beschließen, was Marktteilnehmer noch nicht erwarten, dann hat der US-Dollar noch Luft nach oben. Mehr als die Parität zum Euro sollte aber im Jahresverlauf 2017 nicht herausschauen.“ Etwas anderer Meinung ist Friedrich Mostböck, Head of Group Research der ­Erste Group Bank: „Wir erwarten eine Bewegung des Euro zum US-Dollar in Richtung 1,12 bis zum Jahresende. Die Gründe

dafür sind das bereits hohe Bewertungs­ niveau des Dollar, dass noch zwei US-Zinsanhebungen im Jahr 2017 bereits eingepreist sind sowie eine weniger expansive Geldpolitik der EZB im Jahr 2017. Das Risiko für unsere Prognose besteht in höher als erwarteten US-Inflationsraten und damit stärkeren Zinsanhebungen. In diesem Szenario würde der Dollar steigen.“ Chancen hingegen sieht Mostböck vor allem in Zentral- und Osteuropa (CEE): „Export-Quoten nach Großbritannien (Brexit) sind gering, Währungsreserven ausreichend vorhanden, gesunde Leistungsbilanzen und geringe Verschuldungsraten sprechen für eine relativ bessere wirtschaftliche Ausgangs­ situation.“ In den großen Schwellenländern hingegen sei laut Mostböck immer wieder mit höheren Volatilitäten zu rechnen und auch Brezinschek ist nach dem jüngsten Höhenflug von Rubel, Real und Rand vorsichtig: „Eine Fortsetzung dieser imposanten Entwicklung ist wenig wahrscheinlich. Einerseits sind die Notenbanken, wie in Russland, nicht an einer Fortsetzung der Aufwertung interessiert, andererseits sind die Emerging Market-Währungen aufgrund von Kaufkraftparitäten-Vergleichen teilweise schon wieder sehr gut bewertet.“ Conclusio: Eine gute Währungsselek­ tion ist derzeit erforderlich. Diese kann über

° die fünf besten Währungsfonds ISIN IE00B600QL41 LU0366533296 AT0000A08AA8 LU0011890265 LU0568619638

FONDSname PIMCO GIS EM Short Term Local Curr. Pictet-Global Emerging Currencies 3 Banken Währungsfonds Pioneer Funds Abs. Return Currencies Amundi Funds Global Macro Forex

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 38 Mio. € 13,4 % 21,0 % 64 Mio. € 9,6 % 20,7 % 56 Mio. € 5,2 % 11,3 % 693 Mio. € 0,6 % 6,1 % 574 Mio. € 1,6 % – 1,2 %

5 Jahre 15,0 % 13,3 % 12,0 % 6,2 % 5,8 %

ter 1,75 % 1,64 % 0,73 % 1,36 % 0,65 %

Quelle: Morningstar Direct, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

50 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

einschlägige Fonds in Kombination mit ­erkennbaren Währungs-Sonderchancen erfolgen. Wer auf zwei bis drei Devisenfonds und nur zwei Geldmarktfonds in aussichtsreichen Währungen streut, kann einen Portfolio-Teil aufbauen, der keinerlei Korrela­ tionen zu Aktien und Anleihen aufweist. Pictet – Global Emerging Currencies In fünf der vergangenen acht Kalenderjahren gelang es dem Fondsmanagement, die Benchmark, den JPMorgan Emerging Local Markets Index Plus (ELMI+), zu schlagen. In den vergangenen drei Jahren lag die Outperformance bei 1,91 Prozent p.a. Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist dabei die Gefahrenerkennung. Dazu Walter Liebe, Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management: „Gute Absicherung ermög­ licht die Fähigkeit, kritische Veränderungen des Risikoumfeldes frühzeitig zu erkennen, um dadurch das gesamte Portfolio defensiver aufzustellen.“ Umgesetzt wird dies durch Aggregierung von Faktoren, wie z.B. „Globale Märkte und Volatilität“, „Globaler Konjunkturzyklus“ oder „Geopolitische Spannungen“, zu einem Risikoaversionsindex, der beispielsweise im August 2015 auf die Renminbi-Abwertung stark ausschlug. Gleichzeitig erfolgt eine Länderanalyse zur Feststellung der Veränderungen in der „fundamentalen Qualität“. Zur Bestimmung der Währungspositionen spielen dann noch mittelfristige Treiber wie Zins- und Wachstumsdifferenzen, Zahlungsbilanz und Währungspolitik sowie kurzfristig u.a. technische Analyse, globales Risiko, Mittelflüsse und Volatilität eine Rolle. Laut Walter Liebe sind derzeit Renminbi, Real und Singapur Dollar mit je 15,5; 12,3 bzw. 10,9 Prozent

creditS: beigestellt, Archiv

R


°

Devisenfonds   geldanlage

„Chancen sehe ich vor allem in Zentral- und Osteuropa, der Dollar dürfte eher wieder nachgeben“ Friedrich Mostböck, Erste Group Bank

am stärksten gewichtet, wobei die Übergewichtung zur Benchmark bei je 5,8; 7,5 bzw. 3,1 Prozentpunkten liegt. Im Renminbi nützt derzeit das Fondsmanagement eine „Verschnaufpause“ nach einer vorangegangenen Welle der US-Dollar-Aufwertung, in der sich die chinesische Währung gemäß ­historischer Beobachtungen gut entwickeln könnte. Brasilien hingegen ist eine Turn­ around-Story (neuer Präsident und Reformprogramm), während der Singapur Dollar eine Art „Konjunkturwette“ darstellt (Handelsumschlagplatz). 3 Banken Währungsfonds „Wir bedienen uns der Charttechnik, die jegliche fundamentale Entwicklung oder andere Einflussgrößen außer Acht lässt – ein pragmatischer Weg, der Komplexität an den Devisenmärkten Herr zu werden“, beschreibt Christian Riegler, Leitung Fondsmanagement der 3 Banken-Generali Invest, den einfachen, aber erfolgreichen Grundansatz des 3 Banken Währungsfonds. Auf der Wertpapierseite werden für das An­ leihe-Portfolio nur Staatsanleihen, staats­ garantierte Anleihen oder jene supranationaler Institutionen gewählt. „Um das Risiko bei möglichen Zinsanstiegen gering zu halten, wird in den kurzlaufenden Laufzeitenbereich investiert. Die Anleihen selbst werden ausschließlich im Euro veranlagt. Währungsseitig werden die Ideen mittels Devisentermingeschäften und Forwards umgesetzt“, erläutert Riegler. Der Dollar-Block ist mit rund 40 Prozent am stärksten gewichtet: „Das wichtigste Argument für diese Positionierung war und ist derzeit noch die charttechnische Verfassung des Dollar zum Euro. Ebenso spricht die historisch hohe

Zinsdifferenz für die Gewichtung.“ Ansons­ ten herrscht auch eine große Überzeugung von der tschechischen Krone: „Hier spielt eine mögliche Abkehr von der Euro-Bindung und damit verbunden eine erwartete Aufwertung die größte Rolle. Technisch gesehen zeigen auch der südafrikanische Rand sowie der russische Rubel einen sehr überzeugenden Aufwärtstrend. Auch diese beiden Währungen sind sehr stark gewichtet“, erklärt Riegler. Pioneer Funds AR Currencies Zwei weitere Devisenfonds, auf die man einen Blick werfen sollte, sind der Pioneer Funds Absolute Return Currencies und der Commerzbank Strategiefonds Währungen. Letzterer nutzt Zinsdifferenzen innerhalb der G10-Währungen sowie zwischen Schwellenländer-Währungen und dem Euro. Mittels liquider Devisentermingeschäften wird der im Terminkurs der Währungen implizite Zinsunterschied gezielt zur Renditegenerierung genutzt. Das Fondsvermögen wird hauptsächlich in hochliquide Rentenpapiere mit kurzer Laufzeit und guter Bonität investiert. Der Pioneer Funds Absolute Return Currencies kann ebenfalls in diversen Währungen long und short gehen. Die größten Long-Positionen sind per Ende Februar der US-Dollar, der Neuseeland Dollar und der Singapur Dollar, während der australische Dollar, der südkoreanische Won und der kanadische Dollar die größten Short-Positionen sind. Bei den Geldmarkt-Fonds empfiehlt sich eine Kombination aus einem sicheren Hafen mit einer Sonderchancen-Währung. Als sicherer Hafen gilt der Schweizer Franken. Dazu Raiffeisen Research-Chefanalyst

„Ich halte eine weitere Dollar-Aufwertung bis maximal zur Euro-Parität für durchaus möglich“ Peter Brezinschek, Raiffeisen Research

Brezinschek: „Die Währung ist prinzipiell aufgrund ihrer hohen Preisstabilität im Vergleich zu anderen Währungszonen und der hohen Produktivität eine langfristige Aufwertungswährung.“ Und anhaltender Aufwertungsdruck besteht. „Solange die Nettokreditgewährung von Ausländern im Schweizer Franken schrumpft (mehr Kreditrückzahlungen als Neukredite), wird der Schweizer Franken gesucht sein, auch gegenüber dem Euro“, erläutert Brezinschek.

° Entwicklung FREMDWÄHRUNG zu Euro* Russischer Rubel Brasilianischer Real Südafrikanischer Rand Indische Rupie Neuseeland Dollar Japanischer Yen US-Dollar Australischer Dollar Kanadischer Dollar Singapur Dollar Norwegische Krone Schweizer Franken Ungarischer Forint Polnischer Zloty Chinesischer Renminbi Tschechische Krone Mexikanischer Peso Britisches Pfund Türkische Lira

1 Jahr + 21,2 % + 18,5 % + 14,5 % + 7,4 % + 7,2 % + 6,8 % + 6,1 % + 6,1 % + 3,7 % + 2,8 % + 2,6 % + 2,3 % + 1,7 % + 0,7 % – 0,7 % – 0,8 % – 1,4 % – 8,1 % – 21,7 %

3 Jahre – 24,5 % – 7,3 % + 0,9 % + 15,3 % + 3,8 % + 16,0 % + 22,4 % + 6,1 % + 6,4 % + 13,8 % – 11,2 % + 12,2 % – 0,6 % – 1,1 % + 13,5 % + 0,6 % – 10,9 % – 3,7 % – 30,3 %

Quelle: TeleTrader * plus bedeutet Euro-Abwertung und umgekehrt

Der Euro schwächelte in den vergangenen 12 Monaten auf breiter Front. Besonders stark stiegen der Rubel, Real und Rand zum Euro. Gemäß dem Big Mac-Index von Economist (Jänner 17) als Indikator für die Kaufkraftparität wäre ein Wechselkurs EUR/USD von 1,30 gerechtfertigt, was aktuell einer Überbewertung des USD zum EUR von ca. 22 Prozent entspricht.

April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 51


geldanlage ° Die besten Investmentfonds

Emerging Markets als Hauptgewinner Argentinien, Brasilien und Russland waren in den vergangenen zwölf Monaten die Hauptgewinner. Bis zu 60 Prozent legten die entsprechenden Länder-Aktienfonds im Wert zu. Auch der Aufschwung in Indien brachte Anlegern satte Renditen. Um davon zu profitieren, war aber gutes Timing notwendig, denn die Börsen fielen zuvor ebenso stark. Mario Franzin

W

as tief fällt, muss sich nicht unbedingt wieder stark erholen. Das ist zwar eine gängige Börsenweisheit, im Fall der Emerging Markets trifft sie aber nicht zu. Der Index der Börse in Brasilien (Bovespa) fiel von 2010 bis Anfang 2016 in Landeswährung um gut 50 Prozent und der brasilianische Real ging nochmals um den gleichen Prozentbetrag nach unten, seither legten aber der Bovespa wieder um rund 80 Prozent sowie der Real um 35 Prozent zu. Hier war gutes Timing gefragt, im Fall Brasiliens konnte man sich aber relativ einfach an der Entwicklung der Rohstoffpreise orien­tieren. Analog zu Brasilien legte auch

relativ gut absehbar die Börse in Russland und Indien wieder bzw. weiter kräftig zu. Während Russland ebenso wie Brasilien vom Anstieg des Ölpreises profitierte, liegt die Fantasie in Indien in der aufkeimenden Volkswirtschaft des seit Jahren als das „zweite China“ bezeichneten Kontinents. Die Entwicklung des 1,25 Milliarden Menschen unfassenden und noch immer nachholbedürftigen Wirtschaftsraums wird noch für Jahre ein Dauerbrenner sein (siehe hierzu auch den Artikel auf Seite 36). Die in Indien investierenden Aktienfonds legten in den vergangenen drei Jahren bereits um bis zu 125 Prozent zu (Jupiter JGF India Se-

lect). Für einen Einstieg sollte derzeit aber eine Korrektur abgewartet werden. Auf der Verliererseite finden sich über ein Jahr selbstverständlich Türkei-Aktienfonds – z.B. Istanbul Equity Fund mit minus 24,1 Prozent –, einige Long/Short-Aktienfonds (z.B. ESPA Alpha oder UBS Equity Opportunities Long Short) und einige Trendfolger – vor allem Qbasis All Trends (-21,4 %) oder auch der Superfund Green mit minus 15,6 Prozent. Die Rohstoff-Ak­ tienfonds zeigen zwar über drei Jahre noch erschreckende Minuszahlen, konnten sich im vergangenen Jahr aber wieder einigermaßen erholen.

6530 Fonds auf dem Prüfstand ° Sieger und Verlierer im Überblick º Über 1 Jahr Die 10 Besten DSBI Japan Equity Fundamental Active Structured Solutions Next Generation Resources BNY Mellon Brazil Equity Pictet-Russian Equities Amundi Funds Equity Brazil Parvest Equity Brazil Stabilitas - Silber+Weissmetalle UBS (Lux) ES - Brazil Baring Russia JSS Responsible Equity - Brazil Die 10 SchwächstEN Schroder GAIA BlueTrend KBC Equity Turkey UBS (Irl) Equity Opportunities Long Short Q Superfund Green A Genussschein ESPA ALPHA 1 Odey Giano European Janus Europe Qbasis All Trends UCITS Istanbul Equity Fund Odey Swan

º Über 3 Jahre

º Über 5 Jahre

in % 77,0 64,7 63,8 59,5 58,8 58,2 57,6 56,7 55,0 54,9

Die 10 Besten in % kumuliert Allianz China A-Shares 139,6 Bakersteel Global SICAV PreciousMetals Fund 134,1 StructuredSolutions Next Generation Resources 128,3 Jupiter JGF India Select 124,5 PineBridge India Equity 121,2 Nomura Funds Ireland-India Equity 117,2 Comgest Growth India 114,0 STABILITAS - Pacific Gold+Metals 112,0 Threadneedle (Lux)-Global Technology 111,6 Morgan Stanley Indian Equity 105,6

Die 10 Besten in % kumuliert HBM Global Biotechnology Fund 230,5 Candriam Equities L Biotechnology 198,4 UBS (Lux) Equity Fund - Biotech 197,5 Wellington Global Health Care Equity 197,3 BSF European Opportunities Extension 195,2 CS (Lux) Global Biotech Innovators Equity Fund 191,0 Vanguard US Opportunities 186,5 Franklin Biotechnology Discovery 186,3 Polar Capital Healthcare Opportunities 182,9 Bellevue F (Lux) BB Adamant Biotech 179,7

in % – 14,8 – 15,2 – 15,5 – 15,6 – 16,7 – 18,3 – 19,4 – 21,4 – 24,1 – 31,2

Die 10 SchwächstEN in % kumuliert Schroder ISF Global Energy – 33,7 Strategic Commodity Fund – 34,0 LBBW Rohstoffe 1 – 34,4 GSQuartix Mod. Str. on the BBG – 34,5 Antecedo Independent Invest – 35,0 CYD Diversified Commodities – 35,6 Pioneer SF Commodities Alpha ex-Agriculture – 37,6 Pioneer SF EUR Commodities – 38,3 DB Platinum Commodity Euro – 40,7 Odey Swan – 49,7

Die 10 SchwächstEN in % kumuliert Strategic Commodity Fund – 40,0 Earth Exploration Fund UI – 40,1 DB Platinum Commodity Euro – 40,5 Pioneer Funds Austria - Gold Stock – 40,6 Amundi Funds Equity Global Gold Mines – 43,4 NESTOR Australien Fonds – 43,8 Raiffeisen-Active-Commodities – 44,5 Pioneer SF EUR Commodities – 44,6 ME Fonds - PERGAMON – 50,9 STABILITAS - Gold+Resourcen Special Situations – 51,1 Quelle: Lipper IM, alle Performancezahlen kumuliert und auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

52 ° GELD-MAGAZIN – April 2017


°

Die besten Investmentfonds   geldanlage

Aktienfonds Österreich º Börse Wien holt auf Standardwerte boomen. Der

3 Banken Österreich-Fonds  Meinl Equity Austria

ISIN Fonds Die fünf Besten AT0000662275 3 Banken Österreich-Fonds AT0000859293 Raiffeisen-Österreich-Aktien AT0000859491 SemperShare Austria AT0000952460 ViennaStock AT0000A05TF3 Amundi Österreich Plus DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000859368 Meinl Equity Austria

Alois Wögerbauer, 3 Banken Generali, kann sich über hohe Fondsmittelzuflüsse freuen.

Aufschwung an der Wiener Börse seit etwa Mitte vergangenen Jahres wird stark von Blue Chips getragen. Unter den Top-Performern finden sich Lenzing, Raiffeisen Bank International oder auch die OMV. Vergangenes Monat konnte neuerlich der 3 Banken Öster­reich Fonds überzeugen, aufgeholt hat jedoch der Amundi Österreich Plus, der den Pio­neer Funds Austria - Austria Stock vom fünften Platz verdrängt hat. Seit Langem nicht mehr WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 27,7 25,2 25,2 25,0 26,4 25,1

34,0 25,2 21,0 17,2 17,7 15,5

24,4

2,6

66,3 142 3,50 1,68 0,56 55,4 127 4,00 1,68 0,42 46,9 19 5,00 1,98 0,34 39,5 35 3,00 1,52 0,33 39,6 21 4,00 1,63 0,33 40,7

0,62 0,50 0,45 0,44 0,42

0,09

0,06

3,8

4

5,00

1,61

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

unter den Top Five, jedoch bemerkenswert ist der ESPA Stock Vienna. Seit Mai 2013 wurde er zu einem reinen Feeder-Fonds. In seinem Portfolio liegen zu knapp 100 Prozent Anteile am RT Österreich Aktienfonds (ebenfalls von der Erste Sparinvest verwaltet), der nicht nur mit 545 Millionen Euro das größte Fondsvolumen unter den Österreich-Aktienfonds aufweist, sondern auch mit 2,04 Prozent p.a. die höchste aller Gebühren – das mag auch die unterdurchschnittliche Kursentwicklung erklären. So konnte er z.B. über drei Jahre mit einem kumulieren Plus von 13,8 Prozent im Vergleich zum ATX keinen Mehrwert für die Anteilsbesitzer schaffen. Der Zeitpunkt der Strategieänderung trifft mit dem Beginn von Berhard Ruttenstorfer als Fondsmanager für den RT Österreich Aktienfonds zusammen.

Francesco Curto, Global Head of CROCI bei DeAWM: Erfolgreich durch systematisierte Bilanzanalysen.

Aktienfonds Eurozone º Ohne Währungsrisiko Aufschwung. Die aufkeimende Wirt-

Fotos: beigestellt, CHARTS: Tai-Pan / software-systems.at

DB Platinum IV CROCI Euro  Trendconcept-Aktien-Europa

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0194163050 DB Platinum IV CROCI Euro LU0528102642 AB FCP-Eurozone Equity Portfolio FR0011160340 Oddo Active Equities LU1240328812 Invesco Euro Equity Fund LU0093666013 Templeton Euroland DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE DE0009781773 Trendconcept-Univ.-Fonds-Aktien-Europa

schaftserholung in zahlreichen EU-Ländern sorgte bei europäischen Aktien für satte Gewinne. Die besten Fonds in dieser Kategorie konnten in den vergangenen zwölf Monaten um bis zu 25 Prozent zulegen – aber selbst im Schnitt waren 18 Prozent zu erzielen. An erster Stelle unseres Vergleiches liegt der DB Platinum IV CROCI Euro. Interessanterweise wird dieser Fonds systematisch nach fundamentalen Kriterien verwaltet. Dabei analyWERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 23,1 23,3 22,1 21,8 25,2 17,7 4,1

37,4 92,9 317 5,00 1,15 0,65 28,3 96,3 288 5,00 1,95 0,51 25,1 92,2 400 4,00 2,44 0,46 24,6 110,0 935 5,00 1,68 0,42 21,6 95,4 368 5,75 1,85 0,41 17,6 65,2

0,90 0,82 0,83 0,87 0,87

– 0,10

0,27

– 3,9

16,6

7

5,00

1,72

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

sieren die Experten der Deutschen Bank die Bilanzen von Unternehmen nach der CROCIBewertungs-Methode (Cash Return on Cash Invested) mit dem Ziel, günstige Aktien zu identifizieren. Für jede Aktie wird durch Umgewichtung von Bilanzpositionen (z.B. immaterielle Vermögenswerte oder versteckte Verbindlichkeiten) das angepasste Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ermittelt. Mit diesen einheitlichen Ergebnissen zielt das Modell darauf ab, die Aktientitel von Unternehmen in ihrer Profitabilität und Bewertung weitgehend unabhängig von Sektoren und Märkten vergleichbarer und damit besser bewertbar zu machen. Anschließend wird in die Aktien mit dem attraktivsten angepassten Kurs-GewinnVerhältnis investiert. Finanztitel werden hierbei grundsätzlich ausgeschlossen.

April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 53


geldanlage ° Die besten Aktienfonds

Aktienfonds USA º Vorschusslorbeeren für die erwartete Trumponomics  Threadneedle American Ext. Alpha  EI Sturdza Strat. US Mom. & Value

ISIN Fonds Die fünf Besten GB00B28B7B81 Threadneedle American Ext. Alpha IE00B1ZBRN64 Stryx America IE00B19Z8W00 Legg Mason CB US Large Cap Growth LU0035765741 Vontobel Fund - US Equity LU0050381036 Wellington US Research Equity DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE IE00B7H11M39 EI Sturdza Strat. US Mom. & Value

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 23,3 21,7 21,1 22,4 24,2 22,1

61,4 85,5 78,2 74,4 71,6 56,0

15,3

34,4

107,7 728 3,75 1,64 1,39 139,0 39 5,00 2,09 1,11 138,6 510 5,00 1,74 0,99 120,0 1.590 5,00 2,03 0,96 132,0 1.875 5,00 1,56 0,82 101,7

1,26 1,09 1,16 1,01 1,03

0,09

0,54

69,7

165

5,00

2,29

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

Aktienfonds Japan º Expansive Geldpolitik treibt die Aktienkurse  BL Equities Japan  Meinl Japan Trend

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0578148453 BL Equities Japan IE0004767087 Comgest Growth Japan LU0204987902 OYSTER Japan Opportunities LU0261965585 Fidelity Funds - Japan Aggressive LU0011889929 Henderson HF Japan Opportunities DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE AT0000805064 Meinl Japan Trend

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 22,9 18,6 29,3 18,1 36,9 25,0

81,5 101,0 239 5,00 1,35 0,97 74,7 119,8 163 4,00 1,68 0,83 75,2 88,7 389 2,00 2,46 0,83 72,3 142,7 71 0,00 0,93 0,72 68,1 85,6 43 5,00 1,92 0,63 52,9 77,5

0,99 1,06 0,83 0,94 0,53

21,9

19,9

0,37

0,29

25,3

1

5,00

2,19

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

Aktienfonds Asien ex Japan º Das befürchtete Hard Landing von Chinas Wirtschaft blieb aus  Comgest Growth Asia Pac ex Japan  BNY Mellon Asian Equ.

ISIN Fonds Die fünf Besten IE00B16C1G93 Comgest Growth Asia Pac ex Japan IE00B7D5M829 Polar Capital Asian Opportunities LU0384409263 Vontobel Sust. Asian Leaders (ex J.) LU0054237671 Fidelity Funds - Asian Special Situations LU0072462343 BGF Asian Dragon DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE IE0003795394 BNY Mellon Asian Equity

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 29,1 29,5 37,5 28,9 29,5 23,7

86,0 68,9 70,9 58,4 55,3 37,1

89,6 337 4,00 1,58 0,85 72,3 35 3,50 2,80 0,61 88,6 105 5,00 2,13 0,47 74,8 1.737 5,25 1,94 0,43 82,5 3.960 5,26 1,85 0,36 46,3

16,7

22,1

19,1

73

5,00

2,23

0,55 0,40 0,44 0,44 0,44

– 0,15 – 0,07

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

Aktienfonds Wachstumsmärkte Global º Wieder auf einem dynamischen Erfolgspfad  Hermes Global Em. Markets  JSS EmergingSar Gl.

ISIN Fonds Die fünf Besten IE00BWTNM412 Hermes Global Emerging Markets GB00B64TSB19 Stewart Investors Global EM Sust. FR0000292278 Magellan C IE00B41RZ573 JOHCM GEM Opportunities LU0187076913 Robeco Emerging Markets Equities DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0068337053 JSS EmergingSar - Global

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 26,7 18,6 24,9 27,6 31,5 24,6

52,0 34,2 40,5 40,2 40,4 28,6

55,0 1.891 5,25 1,64 0,90 58,7 455 4,00 1,80 0,76 43,9 3.743 3,25 2,01 0,67 33,7 136 5,00 2,70 0,67 28,6 875 5,00 1,70 0,63 24,5

18,4

17,2

12,8

112

5,00

2,15

0,60 0,73 0,47 0,36 0,29

– 0,27 – 0,15

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

54 ° GELD-MAGAZIN – April 2017


Im Gespräch mit Heike Arbter ° ZERTIFIKATE AWARD

Die besten Zertifikate Österreichs Am 18. Mai 2017 findet zum 11. Mal der Zertifikate Award Austria statt. Das GELD-Magazin ist auch heuer wieder Medienpartner und bat Heike Arbter, Vorstandsvorsitzende des Zertifikate Forum Austria, zum Gespräch. GELD ° Wie sehen Sie das derzeitige Markt-

CREDIT: beigestellt

umfeld für Zertifikate?

HEIKE ARBTER: Das Umfeld ist schlechthin ideal. Wir haben in Europa ein niedriges Zinsniveau, gleichzeitig steigt die Inflation deutlich. Diese Konstellation beschleunigt die Entwertung des Geldvermögens. Zudem haben trotz Wachstums in allen Regionen der Erde die politischen Risiken stark zugenommen, die Aktienmärkte sind teuer und bewegen sich seitwärts, die Anleihekurse sinken. In dieser Situation spielen Zertifikate ihre Stärke aus. Der Anleger kann in einem Seitwärts-Markt mit Bonus-Zertifikaten oder Aktienanleihen eine Rendite oberhalb der Inflationsrate lukrie-

ren und ist durch die tiefen Barrieren gut gegen Marktschwankungen abgesichert. Welche Trends sehen Sie derzeit?

Der österreichische Markt ist seit Jahresbeginn spürbar gewachsen. Und es sind genau die Bonus-Zertifikate und Aktienanleihen, die für das Wachstum sorgen. Auch Garantie-Zertifikate werden wieder nachgefragt. Die Privatanleger sind sehr klug und haben die Situation richtig erkannt.

Investieren bis zu kurzfristigem Trading, von Zinsgeschäften über Aktien, Anleihen und Rohstoffen alles ermöglicht, haben wir viele Kategorien. Es lohnt sich, alle prämierten Produkte anzusehen. (Heike Arbter ist seit einem Jahr auch Präsidentin der europäischen Dachorganisa-

Haben Sie einen Favoriten für den Award?

Weil Zertifikate so vielfältig sind und das gesamte Anlageuniversum von langfristigem

Heike Arbter, Vorsitzende des Vorstandes des Zertifikate Forum Austria

tion EUSIPA, Anm.)

www.zertifikateaward.at

F

ür viele im Vertrieb agierende Menschen bedeutet „Verkaufen“ nicht mehr als „Ware gegen Geld“. Ihr Kunde überweist Geld und erhält hierfür Fondsanteile, Versicherungsdeckung oder sonstige Produkte und Serviceleistungen – das passiert jedoch nur an der Oberfläche.

CREDIT: beigestellt

Betrachten Sie Verkaufen doch als das, was es ist: Eine soziale Interaktion zwischen Menschen. Der gesamte Verkaufsakt, vom ersten Wort bis zu After Sales-Aktivitäten, basiert auf 2 Säulen: Der Sozial- und der Motivationspsychologie. In anderen Worten: Wie beeinflussen soziale Interaktionen das menschliche Wesen? Und was setzt Menschen in Bewegung? Keine der beiden Säulen ist im Verkauf entbehrlich. Exzellente Verkäufer, nennen wir sie mal „Großmeister der verbalen Verführungskünste“, sind nur in dem Maße erfolgreich, wie sie bestimmte, unveränderbare Regeln der Psycho-

logie befolgen. Somit sind auch jene „Powerseller“, die den Kunden mit verbalakrobatischen Floskeln überladen, zum Scheitern verurteilt, weil sie nicht wissen, auf was es wirklich ankommt. Nun eine unbequeme Mitteilung: Wenn Sie für den Kunden was Gutes tun möchten, müssen Sie ihn manipulieren. Klingt paradox, ist es aber nicht. Denn wenn Sie wissen, dass Ihr Produkt dem Kunden helfen kann, ist es nicht nur Ihr Recht, sondern Ihre Pflicht, manipulativ vorzugehen. An dieser Stelle drängt sich die Frage auf, wie wir Manipulation definieren? Ich bring’s für Sie auf den Punkt: Jede soziale Interaktion zwischen Menschen ist bereits Manipulation. Welchen Sinn hat Kommunikation, wenn nicht den, beim Zuhörer eine Wirkung zu hinterlassen? Somit ist die Frage nicht, ob wir manipulieren, sondern zu welchem Zwecke? Im Dienste der Ausbeutung oder Werte-orientiert? Das gezielte Aufweichen von „Ankerpunkten“, das Be-

WEITERBILDUNG

PSYCHOLOGISCHE VERFÜHRUNGSKÜNSTE IM VERKAUF

seitigen von „Kaufreue“, die dezente Verwendung der „Dankesschuld“, das Schaffen von „Wahrnehmungskontrasten“ (um nur einige Prinzipien auf Basis psychologischer Normen zu nennen). All das hat nur einen Sinn: DANIEL Den Kunden zur Unter- REISENHOFER, Trainer & Keynote Speaker schrift motivieren. Tüchtige Verkäufer wissen ganz genau, welchen Rahmen sie dem Kaufprozess verpassen, damit der getätigte Kauf wie ein echter Gewinn aussieht. Mehr noch: Ein unterlassener Kauf soll sich wie ein Verlust anfühlen. Es kommt auf den Rahmen an, den Sie der Situation geben. Das ist die treibende Kraft einer wirkungsvollen Beeinflussung. www.reisenhofer-vertriebsimpulse.at

APRIL 2017 – GELD-MAGAZIN °

55


geldanlage ° Die besten Branchenfonds

Aktienfonds Healthcare º Langfristig gute Perspektive durch Demografie  Bellevue F (Lux) BB Adamant Medtech  Infond Life

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0415391431 Bellevue (Lux) BB Adamant Medtech LU0329630999 MIV Global Medtech Fund IE00B0590K11 Wellington Global Health Care Equity LU0122379950 BGF World Healthscience IE00B28YJN35 Polar Capital Healthcare Opp. DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE SI0021400526 Infond Life

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 21,8 22,7 22,3 16,5 17,7 14,1 9,5

67,3 79,1 82,7 58,5 51,7 52,1

116,9 143 5,00 2,32 1,11 160,9 813 5,00 1,62 1,07 197,3 612 5,00 1,96 0,67 145,1 2.911 5,26 1,82 0,47 182,9 1.151 5,00 1,72 0,36 122,9

1,14 1,30 1,09 0,96 1,09

0,71

1,03

40,6 104,1

28

5,00

2,68

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

Aktienfonds TechnologiE º Laufende Innovationen treiben die Evergreens weiter nach oben  Raiffeisen-Technologie-Aktien  Aberdeen Global - Technology Equity

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten AT0000688858 Raiffeisen-Technologie-Aktien 33,6 91,4 126,2 40 5,00 2,17 1,35 1,15 LU0099574567 Fidelity Funds - Global Technology 36,4 101,9 156,2 1.995 5,25 1,91 1,22 1,15 LU0302296495 DNB Fund Technology 31,1 85,6 147,9 419 5,00 1,69 1,19 1,16 LU0444971666 Threadneedle - Global Technology 37,2 111,6 127,3 89 5,00 2,10 1,00 0,78 IE0030772275 Polar Capital Global Technology 44,9 94,1 124,9 1.103 5,00 1,73 0,83 0,73 DURCHSCHNITT 27,4 66,2 103,0 DER SCHLECHTESTE LU0107464264 Aberdeen Global - Technology Equity 20,7 48,2 65,2 168 6,38 1,95 0,34 0,42 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

Aktienfonds Industrie-Rohstoffe º Erholung parallel zum Wachstum der Weltwirtschaft  Struct.Sol. Next Gen. Res. Fund  Schoellerbank Global Resources

ISIN Fonds WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre Die fünf Besten LU0470205575 Struct.Solutions Next Gen. Res. Fund 64,7 128,3 43,1 31 5,00 5,90 0,95 0,25 LU0823419436 PARVEST Equity World Materials 28,3 22,8 28,1 85 3,00 1,97 0,42 0,33 BE0171291868 KBC Equity Commodities & Materials 32,1 19,2 18,3 21 3,00 1,74 0,34 0,20 AT0000A01VS1 ESPA Stock Commodities 22,0 10,6 10,9 43 5,00 2,20 0,20 0,14 LU0119199791 NN (L) Materials 36,2 23,4 22,6 63 3,00 1,84 – 0,12 – 0,03 DURCHSCHNITT 38,6 30,6 41,1 DER SCHLECHTESTE AT0000A0GTZ4 Schoellerbank Global Resources 20,0 – 9,3 – 28,4 64 5,00 2,83 – 0,17 -0,39 Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

Aktienfonds Edelmetalle º Als Portfoliobeimischung geeignet  Bakersteel Global Prec.Metals Fund  Amundi Funds Equ. Glb. Gold Mines

ISIN Fonds Die fünf Besten LU0357130854 Bakersteel Global Prec.Metals Fund LU0290140358 Stabilitas - Pacific Gold+Metals LU0175576296 Konwave Gold Equity Fund LU0055631609 BGF World Gold LU0505655562 Invesco Gold & Precious Metals DURCHSCHNITT DER SCHLECHTESTE LU0568608276 Amundi Funds Equ. Glb. Gold Mines

WERTZUWACHS (in %) VOLUMEN Gebühren ERTRAG/RISIKO 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre in Mio.€ max. AA TER 3 Jahre 5 Jahre 45,0 134,1 11,4 110 5,00 3,34 0,72 35,2 112,0 – 13,4 40 5,00 3,22 0,60 42,8 45,0 – 30,2 222 5,00 1,96 0,08 28,3 36,5 – 24,7 4.671 5,26 2,06 0,04 30,7 30,2 – 26,0 60 5,00 2,02 0,00 28,5 28,6 – 28,2 19,0

9,1 – 43,4

242

4,50

2,34

0,05 – 0,06 – 0,28 – 0,31 – 0,31

– 0,16 – 0,44

Quelle: Lipper IM, AA=max. Ausgabeaufschlag in Prozent, TER=Total Expense Ratio in Prozent, alle Performancezahlen in Prozent kumuliert auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 04. April 2017

56 ° GELD-MAGAZIN – April 2017


KOLUMNE

LIPPER RESEARCH

Wie können Investoren vom Wachstum in den Schwellenländern profitieren?

D

ie Schwellenländer oder auch Emerging Markets genannte Anlagemärkte in Südostasien, Lateinamerika und Osteuropa waren in den vergangenen Jahren immer wieder ein Thema, das die Anleger beschäftigt hat. So verfügen diese Länder in der Regel über ein großes volkswirtschaftliches Wachstum, zudem zeigten einzelne Märkte beziehungsweise einzelne Fonds immer wieder eine sehr gute Wertentwicklung, wodurch Investoren auf sie aufmerksam werden. Vielen kritischen Anlegern stellt sich allerdings gleichzeitig die Frage, ob sie mit ihren Investitionen tatsächlich vom Wachstum innerhalb der Schwellenländer profitieren oder nur verstärkt vom globalen Wirtschaftswachstum, denn schließlich gelten viele Emerging Markets als die Werkbänke der Industrienationen und die Entwicklung der entsprechenden Branchen und Sektoren hängt dementsprechend von den wirtschaftlichen Trends in den Industrienationen ab. Oder anders gefragt: Kann ich als Anleger nicht über Investitionen in die großen Namen, zum Beispiel aus dem Segment der Autobauer oder Luxusartikelhersteller aus den Industrienationen, auch vom Wachstum in den Emerging Markets profitieren? VON TRENDS PROFITIEREN Grundsätzlich betrachtet ist es aufgrund der Globalisierung so, dass ein Anleger durch Investitionen in Unternehmen aus den Industrienationen, die in den Schwellenländern aktiv sind, auch vom Wachstum in dieser Region profitieren kann. Aber eben nur „auch“, das heißt, der Anleger profitiert hier zum Beispiel nicht direkt von dem steigenden Konsum der wachsenden Mittelschicht in den Schwellenländern, da die großen Unternehmen auch in anderen Regionen aktiv sind und ihre Entwicklung somit auch von anderen Faktoren abhängig ist. Eben-

DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA

so sind die großen Konzerne aus den Emerging Markets weltweit tätig, wodurch ihr Erfolg oft maßgeblich von den Entwicklungen in den Industrienationen abhängt. Allerdings profitieren die großen Unternehmen aus den Schwellenländern im Vergleich zu ihren Pendants aus den Industrienationen teilweise überproportional vom Wachstum in den Emerging Markets, da sie zwar global ausgerichtet sind, aber trotzdem auch als lokale Anbieter auftreten und so von den Trends innerhalb der einzelnen Schwellenländer profitieren können. RISIKOSTREUUNG MIT SMALL CAPS Um von den positiven Entwicklungen, die oftmals auch während internationaler Krisen in den einzelnen Ländern weiter vor sich gehen, zu profitieren, bieten sich Fonds an, die in Unternehmen mit einer niedrigen Marktkapitalisierung, die sogenannten Small Caps aus den Emerging Markets, investieren. Denn gerade in diesem Segment findet man zum Beispiel die Handelsketten, die lokal in den einzelnen Ländern oder der Region tätig sind und so vom steigenden Konsum profitieren. Ebenso findet man in diesem Segment Hersteller von Lebensmitteln, die speziell auf den Geschmack der Menschen in ihren Zielmärkten abgestimmt sind

und so, zum Beispiel mit „Convenience Food“, ebenfalls vom steigenden Wohlstand profitieren. Allerdings können diese Fonds auch ein ganz anderes Rendite-/Risiko-Profil aufweisen als Fonds, die in große Unternehmen investieren und sollten aus diesem Grund auch nur von erfahrenen Anlegern mit einer entsprechenden Risikotragfähigkeit genutzt werden. Insgesamt betrachtet macht es für Investoren, die global anlegen wollen, Sinn, auch direkt in Schwellenländer zu investieren, um so vom höheren Wachstum in diesen Ländern profitieren zu können. Bei der Fondsauswahl sollten Anleger darauf achten, dass die von ihnen gewählten Fonds nicht nur in große Unternehmen investieren, sondern auch einen Teil des verwalteten Vermögens in kleine lokale Unternehmen anlegen. Eine andere Möglichkeit, dies zu erreichen, ist, in einen spezialisierten Fonds für große Unternehmen aus den Emerging Markets zu investieren und diesem einen spezialisierten Fonds für kleine Unternehmen aus den Schwellenländern beizumischen. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

APRIL 2017 – GELD-MAGAZIN °

57


aktienPanorama Palfinger holt sich 200 Millionen Euro

Neuer grossaktionär. Die RPR-Manage-

Schuldscheine. Palfinger bot Ende März

ment GmbH, eine hundertprozentige Tochter der RPR-Privatstiftung des österreichischen Investors Ronny Pecik, hat 7,6 Millionen Aktien (11,35 Prozent) an der S Immo erworben und ist nun größter Aktionär noch vor der Erste Bank und der Vienna Insurance Group. Verkäufer des ansehnlichen Aktienpaketes ist die in BVI registrierte Tri-Star Capital Ventures bzw. die in Limassol registrierte Anadoria Investments – beides Gesellschaften des russischen Unternehmers Roman Abramovich. Als Kaufpreis wird eine Größenordnung von rund 100 Millionen Euro kolportiert – das wären mehr als 13 Euro je Aktie. Tri-Star Capital Ventures kaufte die Beteiligung an der S Immo im September 2009 zu einem Kurs von etwa 5,50 Euro, was damals eine kurze Kursrally auslöste. Es ist anzunehmen, dass der neue Großaktionär Pecik bei der S Immo mit einer Fusionsfantasie spekuliert.

institutionellen Investoren Schuldscheine in der Höhe von 75 Millionen Euro an – platziert wurden dann aufgrund der hohen Nachfrage aus Österreich, Deutschland und anderen europäischen Ländern 200 Millionen Euro. Die Schuldscheine wurden in drei Tranchen mit Laufzeiten von fünf, sieben und zehn Jahren begeben. „Mit dieser Emission haben wir das günstige Zinsumfeld zur langfristigen Ausfinanzierung der strategisch bedeutenden Übernahme von Harding genutzt“, sagte Herbert Ortner, Vorstandsvorsitzender der Palfinger-Gruppe, „wir konnten durch den Fokus auf die sieben- und zehnjährigen Tranchen das

Bene Nachschlag. Die beim Büromöbelherstel-

ler Bene via Squeeze-out hinausgedrängten Kleinaktionäre bekommen einen Nachschlag. Am Gericht St. Pölten kam ein Vergleich zustande. Die Anleger, die rund zwei Millionen Aktien halten, bekommen zu dem 2015 gebotenen Abfindungspreis von 1,03 Euro 28 Cent je Aktie dazu, berichtete die „Presse“. Der Sanierer Erhard Grossnigg und Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, die das Traditionsunternehmen übernommen und so vor der Pleite gerettet haben, müssen noch knapp 600.000 Euro plus Gerichtskosten zahlen. Das Überprüfungsverfahren hatte Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger vom Interessenverband der Anleger (IVA) beantragt. Er zeigte sich dem Zeitungsbericht zufolge zufrieden mit dem Ergebnis.

58 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

Fälligkeitsprofil unserer Finanzverbindlichkeiten glätten und uns langfristig zu äußerst günstigen Konditionen refinanzieren.“ Palfinger hat bereits viel Erfahrung als Schuldschein-Emittent; die Unternehmensgruppe platzierte seit 2009 vier Transaktionen am Markt.

Polytec Holding Rekordergebnis. Polytec veröffentlichte

den vollständigen Geschäftsbericht, der die vorläufigen Zahlen zu einem der stärksten Geschäftsjahre der letzten 30 Jahre bestätigte. Der Konzernumsatz stieg um 3,8 Prozent auf 650,4 Millionen Euro, das Betriebsergebnis schnellte um mehr als 40 Prozent auf 52,4 Millionen Euro. Die Dividende wird von 30 Cent auf 40 Cent je Aktie erhöht (Dividendenrendite von drei Prozent). Für 2017 plant das Management, die Top-Ergebnisse mit einem leichten Umsatz- und Ergebniswachstum nochmals zu übertreffen. Die Analysten der Erste Bank goutieren diesen positiven Ausblick und halten die

Aktie trotz des steilen Kursanstiegs seit Oktober immer noch für günstig bewertet. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liege nach wie vor im einstelligen Bereich.

Wiener Börse erweitert Online-Infoangebot Neue Features. Auf www.wienerborse.at

sind ab sofort zusätzlich zum österreichischen Leitindex ATX auch Preisindikationen von sieben internationalen Indizes wie DAX, Dow Jones, Euro Stoxx 50 in Echtzeit verfügbar. Das neue Angebot enthält auch die wichtigsten Wechselkurse (u.a. EUR/USD, EUR/CHF, EUR/JPY) und die Entwicklung von zehn Rohstoffpreisen (u.a. Öl, Gas, Gold, Silber). Registrierte User können die Preisdaten im Bereich „Meine Börse“ nutzen, um über Alarm keine Kursänderung mehr zu verpassen. Neu ist auch die Veröffentlichung aller Directors’ Dealings von an der Wiener Börse

notierten Unternehmen, die nun auf der Website der Wiener Börse eingesehen werden können. Die Übersicht umfasst Geschäfte in Aktien, Anleihen und damit verbundenen Derivaten. Die Angaben beruhen auf den von den Unternehmen selbst veröffentlichten Meldungen. Für Multimedia-Fans gibt es auch neuerdings Interviews in Form von Hörbeiträgen: Seit Start der Kooperation mit boersenradio.at wurden 36 Interviews mit 30 CEOs, CFOs und Top-Experten des österreichischen Marktes durchgeführt. Insgesamt sind 360 Minuten O-Ton von 30 Experten aus 25 Unternehmen ohne Login abrufbar.

CrediTS: S IMMO/Jakob Polaxsek, OMV, Archiv

S IMMO


Rahofer.

Das vierte industrielle Zeitalter hat begonnen. Ein Zeitalter, in dem das Internet allgegenwärtig ist und durch zunehmende Vernetzung Maschinen nicht nur smart, sondern intelligent sind. Als Global Player auf dem Gebiet von Lade-, Hebe- und Handling-Lösungen überrascht uns diese Entwicklung nicht. Im Gegenteil, wir freuen uns gemeinsam mit unseren intelligenten Produkten auf eine spannende Zukunft. WWW.PALFINGER.AG

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WILLKOMMEN IM VIERTEN INDUSTRIELLEN ZEITALTER.


aktien ° Börsen International

USA ° Moderates Wachstum Konsumenten zuversichtlich. Die Verbraucherpreis-Inflation ist auf den höchs­ ten Stand seit vier Jahren gestiegen – und zwar im Jahresabstand um 2,0 Prozent. Dennoch legten die Reallöhne nur um 0,4 Prozent zu. Allerdings betrug die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) nur 1,8 Prozent. Sollte auch hier die Zwei-Prozent-Marke deutlich übersprungen werden, könnte es noch stärkere Zinserhöhungen der Notenbank Fed geben. Sollten die Ölpreise aber weiterhin seitwärts oder gar schwächer tendieren, dann wird ein solcher Sprung zunehmend unwahrscheinlich. Allerdings gab es zuletzt positive Wirtschaftsdaten am laufenden Band. Die Zuversicht der Konsumenten stieg auf ein 16-Jahres-Hoch, die Konsumausgaben legten um 3,5 Prozent zu (Q4). Die Sparquote kletterte von 5,4 auf 5,6 Prozent. Die Unternehmensgewinne stiegen im Gesamtjahr 2016 um 9,3 Prozent, der stärkste Anstieg seit 2012. Nun wird erwartet, S&P 500 dass die positiven Arbeitsmarktdaten anhalten 2400 und die Unternehmensinvestitionen endlich stärker anziehen. Von Donald Trumps „phä2200 nomenalem Wachstum“ wird 2017 dennoch nicht viel zu sehen sein, das Bruttoinlands2000 produkt (BIP) der USA wird wohl nur um zwei Prozent zulegen, manche Analysten rechnen sogar nur mit einem Plus von 1,7 Prozent. Auch 1800 die US-Häuserpreise erreichten gemäß dem 2014 2015 2016 ’17 Case-Shiller-Index ein 31-Monats-Hoch. (wr)

Konsolidierung ° Nach dem Ausbruch nach oben erreichte der S&P 500 neue Rekordhochs im Umfeld der 2400er-Marke. Seither geht es langsam wieder nach unten, wobei das wichtige Ausbruchsniveau bei 2300 Punkten nicht erreicht wurde. Dennoch: Die Gefahr einer größeren Korrektur wächst.

China ° Solide Fortschritte beim Volkskongress Ziele bislang erreicht. Gemäß dem

60 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

Doppeltop in Sicht? ° Nachdem der HSCEI im März ein neues Jahreshoch bei 10.650 Punkten erreichen konnte, fiel er in der Folge wieder deutlich zurück. Nun wird es wichtig, das Ausbruchsniveau bei 10.100 Punkten zu verteidigen. Sonst würde ein Rückfall bis 9700 Punkte drohen.

creditS: Lipper

Hang SenG China Enterprises Nationalen Volkskongress (NVK) hat China seine politischen Ziele 2016 weitgehend erreicht. 14.000 Die Wirtschaft ist mit einer Rate von 6,7 Prozent gewachsen, gleichzeitig wurden industrielle 12.000 Überkapazitäten und finanzielle Risiken weiter abgebaut. Beim diesjährigen NVK kündigte Chinas Premier Li Keqiang vor Kurzem wesent10.000 liche Wachstumsziele und Reforminitiativen an, die auf den im vergangenen Jahr gemach8.000 ten Fortschritten aufbauen. Der weitere Abbau 2014 2015 2016 ’17 von Überkapazitäten, die Eindämmung der Verschuldung und Steuersen­kungen für Unternehmen wurden als wesentliche Ziele der Regierung bestätigt. Industriezweige wie Kohle und Stahl haben ihre tieferen Kapazitätsziele inzwischen bereits erfüllt. Besonders positiv stimmt die Tatsache, dass beim NVK eine eindringliche Warnung in Bezug auf die Anhäufung finanzieller Risiken ausgesprochen wurde (notleidende Vermögenswerte, Anleiheausfälle, dem Schattenbankensystem sowie Internetfinanzierungen). Experten halten eine restriktivere Regulierung des Finanzsektors, die das irrationale Kreditwachstum weiter eindämmen soll, für langfristig positiv – das aktuelle Verschuldungsniveau sei langfristig nicht haltbar. Zudem ist die Kredit-Ausfallquote (NPL) von 1,7 Prozent (offiziell) viel zu niedrig angesetzt. Experten schätzen die Rate notleidender Kredite auf über zehn Prozent. (wr)


°

Börsen International   AKTIEN

Eurozone ° Inflation zieht sich (vorerst) zurück Mario Draghi setzt auf stärkere WIrtschaft. Nach dem deutlichen

Ausbruch bestätigt ° Nachdem einige Länderindizes wie etwa der deutsche DAX neue Jahres­ hochs erklimmen konnten, gelang dies auch dem EuroAktienindex. Die Marke von 3500 Punkten wurde noch im März übersprungen. Eine starke Unterstützung gibt es weiterhin bei 3120 Punkten.

Rückgang der deutschen Inflationsrate (von 2,2 auf 1,6 Prozent) fielen auch im gemeinsa­ men Währungsraum die Preissteigerungen. Das Ausmaß war sogar etwas stärker als erwartet, nämlich im März von 2,0 auf 1,5 Prozent. Auch die Kernrate (ohne Energie- und Nahrungsmittel) fiel von 0,9 auf 0,7 Prozent. Offenbar läuft der Teuerungsauftrieb durch den Ölpreis bereits wieder aus. Ökonomen erwarten einen weiteren Rückgang auf 1,0 Prozent. Bei der Europäi­ schen Zentralbank (EZB) liegen nun die Hoffnungen auf der Wirtschaftsentwicklung, und das nicht ganz zu Unrecht: Wichtige Konjunkturfrühindikatoren signalisieren einen fortgesetzten Aufschwung der Eurozone (Einkaufsmanagerindizes,ifo-Geschäftsklimaindex für Deutschland usw.). Noch wichtiger ist jedoch, dass die Unternehmen ihren weiteren Geschäftsfortgang Euro Stoxx 50 positiv einschätzen. Nimmt die Beschäftigung weiter zu, steigen über kurz oder lang die Löh3800 ne, was schließlich auch die Inflationsraten auf 3600 höhere Niveaus hieven würde. Das dürfte auch Mario Draghis letzte Hoffnung sein. Dazu zeigt 3400 ein Renditevergleich zwischen den zehnjähri3200 gen Staatsanleihen der USA und Deutschlands 3000 einen Unterschied von plus 2,0 Prozent zu2800 gunsten der USA – ein 12-Jahres-Rekordwert. Das dürfte den Dollar wieder antreiben und 2600 2014 2015 2016 ’17 ­europäische Exporte stützen. (wr)

japan ° Schwenk der Notenbank Nikkei 225

Seit Jahresbeginn Schwach ° Seit dem rasanten Anstieg fast bis auf die 20.000er-Marke korrigierte der Index nun schon den dritten Monat. ­Dabei fiel er unter die 19.000 Punkte-Marke. Nun kommt es darauf an, ob die Unterstützung bei 18.500 Punkten ­verteidigt werden kann.

AnleiheKäufe. Zuletzt hat die japa-

nische Notenbank (BoJ) angekündigt, mit Hilfe des Anleihekaufprogramms die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen auf dem 20.000 Niveau von null Prozent zu halten. Im November jedoch rentierten diese Titel bereits über 18.000 der Zielmarke. Im Februar erreichten sie kurzzeitig 0,15 Prozent und lösten schließlich 16.000 Anleihekäufe durch die BoJ aus. Nun legt sich die BoJ auf ein quantitatives Ziel fest: Sie wird 14.000 monatlich Anleihen im Wert von bis zu 2,175 2014 2015 2016 ’17 Billionen Yen (ca. 20 Mrd. Euro) kaufen, um das gewünschte Renditeniveau zu halten. Der längerfristige Ausblick der japanischen Geldpolitik wird natürlich von den Wachstums- und Inflationsentwicklungen abhängen. Die Verbraucherpreise sind im Dezember wieder leicht auf plus 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, nachdem sie 2016 fast durchwegs im negativen Bereich blieben. Noch gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Inflation „abhebt“. In diesem Fall wäre eine Anleiherendite von null Prozent immer schwieriger. Immerhin: Im ­Februar zog der Preisindex für Konsumgüter erneut um 0,2 Prozent an. Der Indikator konnte damit erstmals seit Ende 2015 zweimal hintereinander zulegen. Und Japans Industrie hat sich im Februar wieder von ihrem Rückschlag zum Jahresauftakt erholt. Die Industrieproduktion stieg im Vergleich zum Vormonat um 2,0 Prozent. (wr)

April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 61


aktien ° Anlagetipps

Baisse-Vorboten? Immer mehr Investoren vertreten die Ansicht, dass ein deutlicher Kursrückgang bei Aktien unmittelbar bevorsteht. Einige befürchten sogar einen Kapitalmarkt-Crash. Indizien für ein solches Szenario gibt es: Doch wie ernst sind solche Vorboten zu nehmen? Wolfgang Regner

D

ie Aktienkurse in den USA sind in den letzten fünf Jahren um über 90 Prozent gestiegen, seit dem Markttief vom März 2009 haben sie sogar um 250 Prozent zugelegt – ein Zeichen für eine Spekula­ tionsblase? Die Ansicht, dass ein starker Kurs­anstieg nicht zwangsläufig die Gefahr einer Spekulationsblase birgt, vertritt beispielsweile Eugene Fama, einer der prominentesten Vertreter der sogenannten Effi­ zienzmarkthypothese. Er behauptet, dass sich Aktienmärkte, die bereits stark zugelegt haben, in Zukunft nicht schlechter entwickeln als solche, die keinen übermäßigen Kursanstieg erlebt haben. Anders ausgedrückt: Aus dem bisherigen Kursverlauf kann man keine Schlüsse für die Zukunft ziehen. Und selbst wenn Spekulationsblasen existieren sollten, sei es unmöglich, diese ex ante zu identifizieren. Die aus der „Behavioral Finance“-Schule stammenden Harvard-Ökonomen Greenwood, Shleifer und You zeigen jedoch, dass Fama nur zum

Teil Recht hat und die Wahrscheinlichkeit eines Crashs nach einer Kurssteigerung von 100 Prozent innerhalb von zwei Jahren tatsächlich zunimmt. Bei der Umsetzung dieser Erkenntnisse in eine Handelsstrategie gilt es Folgendes zu beachten: Selbst wenn eine Spekulationsblase irgendwann tatsächlich platzt, kann es passieren, dass die Kurse trotzdem noch längere Zeit weiter steigen und ein Investor zu früh verkauft. Als „profitable“ Handelsstrategie schlagen Greenwood, Shleifer und You deshalb vor, Aktien auch nach einem Kursaufschwung zu behalten und auf „Verkaufs­ signale“ wie erhöhte Volatilität (im Vergleich zu früheren Haussebewegungen), Alter der den Aufschwung tragenden Unternehmen (kleinere Firmen haussieren besonders stark) und das Momentum des Kursaufschwungs zu achten. Gerade die Momentum­indikatoren am US-Aktienmarkt deuten auf eine baldige Konsolidierung hin. Denn es sind soge-

nannte Divergenzen aufgetreten: Während die Aktienindizes weiter auf neue Hochs gestiegen sind, haben die Momentumindikatoren dies nicht mehr geschafft – sie sind zurückgeblieben. Auch in Europa sind solche Divergenzen zu beobachten, etwa im DAX-Index. Gleiches gilt für das ON Balance Volumen (OBV): Dieser Indikator zeigte zuletzt, dass Großinvestoren hohe Geldbeträge aus den Aktienmärkten abgezogen haben – das gilt sowohl für den DAX wie auch für den amerikanischen Leitindex Dow Jones Industrial. Definiert man einen „Crash“ als Kursrückgang von mindestens 40 Prozent über zwei Jahre, erhöht sich die Eintrittswahrscheinlichkeit nach einem Kursplus von 100 Prozent von knapp 15 Prozent auf das Dreifache. Nach einer Performance von mindestens 150 Prozent gab es in der Historie in vier von fünf Fällen einen größeren Rückschlag. Kennzahlen wie das KGV spielen dabei allerdings eine eher geringe Rolle.

aufgewendet. Dennoch liegt die Eigenkapitalquote über 51 Prozent. Die letzten Zukäufe stellten sich als äußerst profitabel heraus. Das Filmstudio Lucas-Film (z.B. Star-Wars-Reihe) ist das beste Beispiel für eine gelungene Übernahme. Der Film „Das Erwachen der Macht“ stieg zum erfolgreichsten Kinohit aller Zeiten auf. Und als Faustregel gilt: ein Dollar an der Kinokassa ergeben fünf Dollar an Merchandise-Einnahmen. Das Problem war wegen der Online-Konkurrenz zuletzt die TV-Sparte. Das Management hat jedoch reagiert: Im vergangenen Jahr wurde der Streaming-Dienst Bamtech erworben.

Im Chart wird bei rund 90 Dollar eine solide Unterstützung ersichtlich, von der aus der letzte Anstieg erfolgte. Der Widerstand bei 100 Dollar wurde Anfang Dezember mit Bravour gemeistert. Erst bei einem Rücksetzer auf rund 91 Dollar kaufen. ISIN US2546871060  Börse New York (NYSE)

In den letzten Jahren hat sich das Management auf die Steigerung der Renditen fokussiert, und das mit Erfolg: Der Umsatz wächst überproportional zu den Kosten. Während die Eigenkapitalrendite im Jahr 2010 noch bei 10,6 Prozent lag, verdoppelte sie sich bis 2016 auf 21,7 Prozent. Die Dividende ist um mehr als das Dreifache auf 1,42 Dollar pro Aktie gestiegen. Und Disney kann sich das leisten: Nach einem Anstieg von 11,5 Prozent im Vorjahr kletterte der Cashflow im Jahr 2016 um 21,1 Prozent auf 13,2 Milliarden Dollar.Ein großer Teil der liquiden Mittel wurde für Investitionen und Übernahmen

62 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

charts: onvista.de

disney ° Der Medien-Gigant


°

Anlagetipps   aktien

Royal Dutch Shell ° Restrukturierungs-Story Royal Dutch Shell ist ein weltweit operierender Öl- und Gaskonzern, der Ende 2016 über nachgewiesene Öl- und Gasreserven von 13,3 Mil­ liarden Barrel Öläquivalent verfügte und förderte im vergangenen Jahr durchschnittlich 3,67 Millionen Barrel am Tag. Seit der Übernahme von British Gas gilt Royal Dutch als attraktive Restrukturierungs-Story. Zudem setzt Shell auf ein integriertes Geschäftsmodell mit umfassenden Down-Stream-Aktivitäten (= Raffinerien und Vertrieb) und hat eine führende Stellung im globalen Markt für verflüssigtes Erdgas (LNG, Liquid Natural Gas). Die

Integra­tion der BG Group eröffnet attraktives Kostenoptimierungspotenzial. Das vierte Quartal 2016 belegt eine beeindruckende Cashflow-Generierung – der Geldzufluss lag mit 9,2 Milliarden Dollar um 69 Prozent über dem Vorjahreswert. Kürzlich gab Shell die Veräußerung einer 50-prozentigen Beteiligung an einer kanadischen Ölsandeinheit, Athabasca Oil Sands Project (AOSP), und anderer Ölsandprojekte bekannt. Die daraus resultierenden Netto­ erlöse von 7,25 Milliarden Dollar stärken das Dividendenpotenzial. Die Ausschüttungsrendite soll bei rund sieben Prozent liegen.

Von dem Programm ‚Veräußerungen von Aktiva in Höhe von 30 Milliarden Dollar‘ wurde bereits die Hälfte realisiert. Der Chart der Aktie zeigt Stärke, der kurzfristige Aufwärtstrend ist intakt. Kauf bei 22,78 Euro, Stopp bei 17,68 Euro. ISIN GB00B03MLX29  Börse Frankfurt (Xetra)

Der Gase-Spezialist ° linde

Der Kurs der Linde-Aktie verläuft nach dem sprunghaften Anstieg in der ersten August-Hälfte seit September/Oktober wieder seitwärts – mit einer leichten Tendenz nach oben. Kauf daher bei 146,90 Euro, vorerst kein Stopp setzen. ISIN DE0006483001  Börse Frankfurt (Xetra)

Der weltweite Marktführer für Industrie-, Prozess- und Spezialgase hatte in den vergan­ genen Jahren nicht die beste Zeit. Der Umsatz konnte zwar von 2013 bis 2016 moderat gesteigert werden, aber bei der Gewinnentwicklung hakte es. 2016 lag das Ergebnis je Aktie mit 7,87 Euro sogar unter dem Wert von 8,19 Euro aus dem Jahr 2013. Künftig soll es aber wieder besser laufen – so soll sich der Gewinn je Aktie heuer von 7,87 Euro auf 8,52 Euro verbessern. In den kommenden Jahren sollen dann 9,39 Euro bzw. 10,31 Euro herausspringen. Auf letztgenannter Basis würde sich das

KGV auf 14,9 verringern. Auch bei der Dividende wird mit stetigen Zuwächsen gerechnet. Nach einer Anhebung für 2016 von 3,45 Euro auf 3,70 Euro sollen 2017 dann 3,90 Euro je Aktie (Rendite: 2,5 Prozent) fließen. Die Dividendenprognosen für 2018 und 2019 betragen 4,20 Euro und 4,50 Euro. Bei einer Ausschüttungsquote von rund 46 Prozent ist die Zahlung finanzierbar, zuletzt zog das operative Ergebnis um satte 8,4 Prozent an. Hauptrisiko bleibt kurzfristig der geplante Fusionsprozess mit dem US-Mitbewerber Praxair. Anfang Mai soll die Transaktion über die Bühne gehen.

154 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen daran mit einer höheren Dividende beteiligt werden. Jungheinrich will 42 Cent je Stammaktie zahlen und 44 Cent auf die Vorzüge. Für 2017 kündigte Frey einen Auftragseingang zwischen 3,4 und 3,5 Milliarden Euro an und einen Umsatz zwischen 3,3 und 3,4 Milliarden. Das Ebit für das laufende Geschäftsjahr sollte zwischen 250 und 260 Millionen Euro liegen. Der Weltmarkt für Flurförderfahrzeuge werde 2017 wachsen, wenn auch weniger dynamisch als im Vorjahr. Als Profiteur des Trends kann Jungheinrich einen positiven Ausblick geben.

Zuletzt erreichte die Aktie die neue Rekordmarke von 31 Euro, der Aufwärtstrend ist über jede Zeitebene hinweg intakt. Die Bewertung liegt mit einem KGV von 16 unter jener des Konkurrenten Kion. Kauf bei 27,80 Euro, Stopp Loss bei 23,60 Euro. ISIN DE0006219934  Börse Frankfurt (Xetra)

Jungheinrich ° Rekordstand Die Nachfrage nach Gabelstaplern von Jungheinrich boomt. Nach Rekordwerten bei Umsatz, Auftragseingang und Gewinn im vergan­ genen Jahr sieht CEO Hans-Georg Frey das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht und kündigte neue Bestmarken an. 2016 stiegen die Erlöse und der Auftragseingang erstmals über drei Milliarden Euro. Der Umsatz legte um zwölf Prozent auf 3,08 Milliarden zu, die Bestellungen um 14,3 Prozent auf 3,22 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) kletterte um 10,3 Prozent auf 235 Millionen, der Nettogewinn um 11,6 Prozent auf

april 2017 – GELD-MAGAZIN ° 63


aktien ° Österreich

Rally ohne Ende? Der Wiener Börse-Index ATX stieg seit Mitte 2016 um knapp 45 Prozent. Und das ist nur der Durchschnittswert aller ATX-Unternehmen. Die Spitzenreiter Lenzing oder Raiffeisen Bank International legten im gleichen Zeitraum um 108 bzw. 93 Prozent zu. Viele Anleger fragen sich nun, wie lange das so weitergehen kann. Mario Franzin er Leitindex der Wiener Börse stieg seit Jahresbeginn um knapp zehn Prozent und setzte damit den Aufwärtstrend aus dem zweiten Halbjahr 2016 fort. Derzeit notiert der ATX mit 2900 Punkten auf einem Sechs-Jahres-Hoch und die magische 3000 Punkte-Marke, die zuletzt in einer Erholungsrally nach dem Finanzkrisentief im Februar 2011 erreicht wurde, liegt wieder in Griffweite. Die wesentlichen Treiber für den Aktienmarkt ist die für Unternehmen güns­ tige Zinsentwicklung in Europa, der starke Dollar und die Erholung bei den Rohstoffpreisen. Und mit der anhaltenden Flaute im Anleihensegment wechselt zudem immer mehr Geld in den Aktienmarkt, wo vergleichsweise hohe Dividenden locken. Zum Beispiel liegt die Dividendenrendite bei der Uniqa bei 6,75 Prozent, bei der Österreichischen Post bei 5,28 Prozent und bei UBM Development bei 4,73 Prozent. Da die guten Entwicklungen im Börsenumfeld durchwegs mittel- bis langfristiger Natur sind und auch die Gewinne der Unternehmen ansehnlich steigen, sollte der Aufschwung am Aktienmarkt generell anhalten.

Immo-Aktien boomen Besonders stachen in letzter Zeit die Immobilien-Aktiengesellschaften S Immo, CA Immo und Immofinanz hervor, bei denen eine Fusion zu einem Immobilienkonzern mit Europa-Format kolportiert wurde. Das sorgte für einen extrem starken Aufmerksamkeitsgrad bei den Anlegern, die bereits von Kursanstiegen bei der CA Immo und der S Immo verwöhnt sind. In diesen Hype hinein veröffentlichte S Immo zudem ein sensationell gutes Ergebnis und die Zahlen der Immofinanz lassen auf einen nachhaltigen Turnaround mit einem mittelfristigen Kursziel von etwa 2,60 bis 2,80 Euro hoffen, was einem Kurspotenzial von rund 50 Prozent entspricht – plus der Dividende von gut drei Prozent Anfang Juni (s. zur Immo­finanz auch den Artikel auf Seite 74). Noch etwas unbemerkt ist das gute Ergebnis der UBM Development geblieben. Es lag 2016 zwar mit 29,4 Millionen Euro unter dem Wert des Vorjahres, doch entspricht dieser Gewinn einer Rendite auf das Aktienkapital von stolzen 11,4 Prozent. Das ermöglicht der UBM wieder eine Dividende in der Höhe von 1,60

Austrian Traded index (ATX) Steiler Anstieg. Seit Mitte 2016 klettert der ATX ohne gröbere Korrekturen nach oben. Ausgehend von 2000 Punkten, hat er bereits knapp die 3000 Punkte-Marke erreicht. Hier wartet ein kräftiger Widerstand – das Hoch vom 17. Februar 2011. Spätestens auf diesem Niveau ist mit Gewinnmitnahmen zu rechnen. Einige Anleger werden ihr Depot mehr oder weniger absichern. Entweder man legt eine Stopp-Order bei 2845 Punkten oder man verkauft und steigt nach der Überwindung des Widerstandes wieder ein.

64 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

Euro je Aktie auszubezahlen, was beim derzeitigen Aktienkurs von 33,80 Euro einer stolzen Rendite von 4,73 Prozent entspricht. Dividenden-saison Wie bereits eingangs angesprochen, locken derzeit einige Dividendentermine. Die prozentuell höchste Ausschüttung liefert mit 6,75 Prozent die Uniqa, da sie die Dividende – nach dem vorläufigen Jahresgewinn (vor Steuern) von 225,5 Millionen Euro – von 0,47 auf 0,49 Euro je Aktie anheben will. Damit werden am 12. Juni rund 150 Millionen Euro an die Aktionäre ausbezahlt. Dass es nach dem Ex-Dividendentag am 8. Juni bei der Uniqa-Aktie zu einer länger dauernden Kursschwäche kommt, ist unwahrscheinlich, da die Rendite auf das Aktienkapital beim aktuellen Börsenkurs nachhaltig bei rund zehn Prozent liegt. Anders liegt der Fall bei der Österreichischen Post. Sie zahlt mit zwei Euro je Aktie am 4. Mai zwar eine Dividende in der Höhe von 5,28 Prozent aus, schüttet aber damit vom Jahresgewinn, der mit 152,7 Millionen Euro angegeben wurde, 135 Millionen Euro an die Aktionäre aus. Das führt dazu, dass das Konzerneigenkapital nur marginal steigt – 2016 legte es beispielsweise um lediglich 4,4 Prozent auf 670 Millionen Euro zu. Folgerichtig pendelte der Aktienkurs in dieser Zeit zwischen 30 und 35 Euro. Wem hauptsächlich an der Dividende gelegen ist, der behält die Aktie einfach und schaut nicht auf die Kursentwicklung. Wer etwas spekulativer unterwegs ist, sollte sich überlegen, den guten Wind im Vorfeld der Dividendenauszahlung zu nützen und zwischenzeitlich bei Kursen über 40 Euro den Gewinn mitzunehmen.

Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse

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Österreich   AKTIEN

AT&S ° Von zahlreichen Spekulationen getrieben

Bezüglich Dividende ist auch der Zucker-, Stärke- und Fruchtzubereitungskonzern Agrana interessant. In den ersten drei Quartalen 2016/17 stieg das Ergebnis um 34,5 Prozent auf 95,2 Millionen Euro. Zwar legte der Umsatz nur um 3,1 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro zu, jedoch konnte Agrana die EBIT-Marge von 5,7 auf 7,0 Prozent steigern. Der Aktienkurs kletterte 2016 von rund 90 auf 126 Euro. Ende Jänner vergraulte Agrana-Chef Johann Marihart jedoch die Aktionäre mit einer Ruck-zuckKapitalerhöhung im Verhältnis 10:1 unter Ausschluss der Bezugsrechte. Institutionelle Investoren zeichneten die angebotenen 1,42 Millionen Aktien über Nacht zu einem Preis von je 100 Euro. Gleichzeitig wurden 500.000 Aktien vom Großaktionär Südzucker umplatziert. Dass mit der Kapitalerhöhung der Streubesitz von 7,3 auf 18,9 Prozent gesteigert wurde, ist mit einem lachenden und einem weinenden Auge zu sehen. Längerfris­ tig ist die höhere Liquidität in der Aktie positiv, auf der anderen Seite ist mit höheren Gewinnmitnahmen über 100 Euro zu rechnen. Der Aktienkurs ging mittlerweile auf 95 Euro zurück, die Dividenden­rendite steigt damit wieder über vier Prozent.

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ISIN Kurs (07.04.2017)

AT0000969985 9,92 € KGV 2017/18 e

80,0

Marktkap.

385 Mio. € KGV 2018/19 e

11,0

Umsatz 2016/17 e

820 Mio. € KGV 2019/20 e

5,5

Bw/Aktie 2016/17 e

13,75 € Divid. 2016/17 e 0,81 %

Der springende Punkt bei AT&S ist, wann sich die Investition in China rechnen wird. Vorderhand sieht es danach aus, denn zwei Linien sind bereits angelaufen und liefern langsam Umsätze. Der Aktienkurs begann sich im Februar zu erholen, zumal die Verkaufszahlen von Apples iPhone im ersten Quartal von 45,5 auf 78,3 Millionen Stück angesprungen war. Kurz darauf folgte ein Dämpfer: Apple kündig­ te dem Grafikchip-Hersteller Imagination als Lieferanten und will die Chips in Eigenregie produzieren. Bei den Aktionären von AT&S ging ein rotes Licht an und der Kurs ging wieder auf Talfahrt. Eine Erfolgsmeldung wäre jetzt gut.

Lenzing ° Höhere Basisdividende plus Bonus

ISIN AT0000644505 Kurs (07.04.2017)

162,75 € KGV 2016

19,2

Marktkap.

4.321 Mio. € KGV 2017 e

17,5

Umsatz 2016

2.134 Mio. € KGV 2018 e

16,7

Buchwert/Aktie 2016

48,70 € Dividende 2016 e 2,58 %

Lenzing konnte 2016 den Umsatz um acht Prozent auf 2,13 Milliarden Euro steigern. Das Ergebnis wurde aufgrund eines besseren Produktmixes und höher erzielten Verkaufspreisen bei Viskose auf 225 Millionen Euro fast verdoppelt. Die Dividende wird von zwei auf drei Euro angehoben plus eines Bonus von 1,20 Euro je Aktie. Die gesamten 4,20 Euro ergeben aber aufgrund des stark gestiegenen Aktienkurses eine Dividendenrendite von „nur“ 2,58 Prozent. Gleichzeitig ist – mit einem Gewinn pro Aktie von 8,48 Euro – die Rendite auf das Aktienkapital auf 5,2 Prozent gesunken. Damit ist das Kurspotenzial für eine Zeit lang ausgereizt.


aktien ° Deutschland

DAX nahe Allzeithoch Unter kräftiger Mithilfe positiver Konjunktur- und Unternehmensdaten sowie der weiter steigenden US-Börsen gelang es dem Deutschen Aktienindex bis auf knapp 100 Punkte an sein Rekordhoch heranzukommen. Allerdings beginnt Mitte April eine saisonal ungünstige Phase für Aktien.

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orerst scheint alles eitel Wonne zu sein: Die milde Witterung lässt die deutsche Baubranche boomen, die deutschen Konsumenten bleiben nach wie vor gut gestimmt und die Daten aus den Unternehmen unterstreichen den positiven Trend. Dazu kamen erfreuliche Konjunkturdaten und auch die Wahlniederlage des holländischen Populisten Geert Wilders stärkte das positive Börsensentiment. Ebenso hob sich die Stimmung dadurch, dass US-Präsident Donald Trump von den Gerichten zurückgepfiffen wurde und ihm ­seine eigene Partei im Kongress die Gefolgschaft versagte – die Gesundheitsreform „Obamacare“ wurde nicht abgeschafft. Siemens: US-Aufträge in Milliardenhöhe Angesichts der Befürchtungen über die Handelspolitik Trumps machte die Nachricht Mut, dass Siemens einen Großauftrag aus den USA erhielt. Die vor dem Börsengang stehende Medizintechniksparte schloss mit dem US-Verteidigungsministerium ­einen Rahmenvertrag für Radiologie-Sys­ teme. Das Pentagon kann demnach in den

Wolfgang Regner

kommenden fünf Jahren Technik, Zubehör und Schulungseinheiten von bis zu 4,1 Milliarden Dollar ordern. Die Medizintechnik, die unter dem Namen Healthineers firmiert, ist eines der größten und profitabelsten Geschäftsfelder der Münchner. Aufträge in diesem Gesamtumfang sind allerdings ­äußert selten, zumal von der US-Regierung eher eine Bevorzugung des heimischen Rivalen GE erwartet wurde. Siemens-Chef Joe Kaeser will die Medizintechniksparte im laufenden Jahr noch an die Börse bringen und erwägt eine Notierung in New York. In Indien erhielt Siemens zusammen mit seinem japanischen Partner Sumitomo Electric einen Großauftrag für Netztechnik. Für 520 Millionen Dollar sollen die Firmen eine Hochspannungsgleichstrom-Verbindung bauen, davon entfällt mit 258 Millionen Dollar rund die Hälfte auf Siemens. Nach der bald unvermeidlichen Kurskorrektur bleibt die Siemens-Aktie aussichtsreich. Allianz: Geht dem Papier jetzt die Puste aus? Seit Jahresbeginn legten die Allianz-Papiere um knapp acht Prozent zu und rangie-

dax Rekordhoch. Nach dem Durchbruch durch den Widerstand bei 11.800 Punkten stieg der DAX rasch auf bis zu 12.100 Punkte. Nach einer kleinen Pause wurde die 12.300er-Marke übersprungen. Damit werden die ehemaligen Widerstände bei 11.800 und 12.100 Punkten zu neuen Unterstützungen. Für mittelfristig orientierte Investoren besteht oberhalb von 10.800 Punkten kein Handlungsbedarf. Warnsignale sind negative Divergenzen beim Momentum und dem RSI-Indikator.

66 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

ren damit im oberen Drittel im Performance-Ranking der DAX-Aktien. Die Münchner bieten eine hohe Dividendenrendite von 4,5 Prozent, operativ zeigt der Pfeil ebenfalls aufwärts und beim Sorgenkind Pimco gab es in der zweiten Jahreshälfte 2016 wieder Nettomittelzuflüsse. Damit zeichnet sich die lang erwartete Trendwende bei der US-Vermögensverwaltungstochter ab. Die Sparte Kranken/Leben dürfte künftig auch mehr Freude bereiten, nachdem das verlustreiche Südkorea-Geschäft verkauft wurde. Die Allianz verfügt zudem über eine starke Kapitalausstattung und hat nicht nur ein ausreichendes Polster für die hohe Dividende, sondern auch für mögliche Übernahmen. Als weitere Stütze dient das auf zwölf Monate angelegte Aktienrückkaufprogramm im Volumen von bis zu drei Milliarden Euro. Kurzfristig dürfte die Al­ lianz einen Kursgipfel erreicht haben. Auch der mit 15 Prozent weite Abstand zur 200Tage-Linie stimmt vorsichtig. E.On und RWE: Die M&A-Szenarien Die beiden deutschen Energieunternehmen E.ON und RWE drängen nach den Konzernaufspaltungen in die begehrten Ökostrom- und Netzgeschäfte. Der Kraftwerksbetreiber Uniper ist nach Einschätzung von Goldman Sachs ein heißer Übernahmekandidat. Grund hierfür sei die geringe Größe des Betreibers von Kohle- und Gaskraftwerken. Die frühere Tochter von E.ON ist an der Börse 5,2 Milliarden Euro wert. Ab 2018 will sich E.ON von seinen restlichen 47 Prozent trennen. Innogy, der RWE-Spin-off, betreibt weder Atom- noch Kohlekraftwerke und gilt daher als einziger wirklich grüner deutscher Energiekonzern. Allerdings ist Innogy mit seinen Geschäften

creditS: Shutterstock


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Deutschland   AKTIEN

Henkel ° Weiter auf Einkaufstour – Rekorddividende für 2016

ISIN

aus Ökostrom, Netzen und dem Vertrieb mit einem Börsenwert von 19,2 Milliarden Euro ein schwerer Brocken. Dem französischen Versorger Engie wird aber ein Interesse nachgesagt. Der RWE-Konzern, der noch knapp 77 Prozent an Innogy hält, schließt einen Verkauf der Mehrheit nicht aus. Sollte Engie bei Innogy nicht zum Zuge kommen, könnten sich die Franzosen nach Einschätzung der Experten von Bernstein auch E.ON zuwenden. E.ON sei ähnlich attraktiv – und günstiger zu haben. Der Börsenwert beträgt 15,5 Milliarden Euro. Nachteil: Der Konzern mit seinen Geschäften Ökostrom, Netze und Vertrieb muss noch Milliardensummen für den Abriss seiner deutschen Atomkraftwerke stemmen. Zudem drücken E.ON Schulden von 26 Mil­ liarden Euro. RWE kämpft hingegen seit Jahren mit Einbußen im Kraftwerksgeschäft. Zudem drücken den Versorger ebenfalls Schulden von fast 23 Milliarden Euro. Hinzu kommen hohe Belastungen durch die Beseitigung der Schäden aus dem Braunkohletagebau und für die Verschrottung der Kernkraftwerke. Attraktiv ist hingegen die Beteiligung von knapp 77 Prozent an Innogy. Ein Angreifer auf RWE müsste an den kommunalen Aktionären vorbeiziehen, die rund 23 Prozent an dem Versorger halten. 2011 hatten RWE und der spanische Versorger Iberdrola eine Fusion ausgelotet, zu der es aber nicht kam. Last, but not least gibt es innerdeutsche Fusionsgerüchte. RWE hat angeblich ein Interesse an Uniper. Auch eine Fusion von E.ON mit Innogy wäre denkbar. Dabei entstünde ein neuer deutscher Energie-Champion mit einem rein rechnerisch gemeinsamen Börsenwert von fast 35 Mil­ liarden Euro, mehr als 50 Millionen Kunden und über 80.000 Mitarbeitern.

Kurs (07.04.2017)

DE0006048432 122,05 € KGV 2016

21,2

Marktkap.

48,94 Mrd. € KGV 2017 e

20,3

Umsatz 2016

18,71 Mrd. € KGV 2018 e

18,9

Buchwert/Aktie 2016

34,65 € Divid.-rend. 2016 1,43 %

Infineon ° Ausblick angehoben

ISIN Kurs (07.04.2017) Marktkap. Umsatz 2016 Buchwert/Aktie 2016

DE0006231004 18,81 € KGV 2016

21,0

21,31 Mrd. € KGV 2017 e

22,3

6,47 Mrd. € KGV 2018 e

19,5

4,50 € Divid.-rend. 2016 1,39 %

Der Konsumgüterkonzern Henkel („Persil“) ist nach einem Rekordjahr mit 2,1 Milliarden Euro Reingewinn weiter auf Einkaufstour. Dies soll auch dazu beitragen, trotz schärferen Wettbewerbs und Währungsdrucks bei Umsatz und Gewinn weiter zuzulegen. Für die Aktionäre gibt es mit 1,62 Euro für Vorzugsaktien etwa zehn Prozent mehr Dividende – ein Rekord. Henkel plant im laufenden Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum um zwei bis vier Prozent und ein Plus beim bereinigten Ergebnis pro Aktie von sieben bis neun Prozent. Zudem ist Henkel der größte Klebstoffhersteller der Welt. Investiert wird auch in die Digitalisierung: Henkel will seine Konsumgüter verstärkt über digitale Plattformen absetzen.

Infineon steckte wegen des schwächeren Euro und einer guten Auftragslage die Ziele für das laufende zweite Geschäftsquartal sowie das Gesamtjahr 2016/17 höher. Der Umsatz soll nun gegenüber dem Vorjahr um acht bis elf Prozent wachsen – bisher standen vier bis acht Prozent im Plan. Die Gewinnmarge für das Segment­ ergebnis wird voraussichtlich 17 Prozent statt wie bisher geplant 16 Prozent erreichen. Da Chips zumeist in US-Dollar abgerechnet werden, sorgt ein schwächerer Euro bei der Umrechnung für mehr Umsatz in der Gemeinschaftswährung. Infineon profitiert von der zunehmenden Technologisierung und Vernetzung von Automobilen – hinzu kommt eine Übernahmefantasie.

Merck ° Durchbruch mit neuem Krebsmittel

ISIN Kurs (07.04.2017)

DE0006599905 105,65 € KGV 2016

16,0

Marktkap.

13,65 Mrd. € KGV 2017 e

16,8

Umsatz 2016

15,02 Mrd. € KGV 2018 e

15,7

Buchwert/Aktie 2016

34,65 € Divid.-rend. 2016 1,21 %

Ein Zulassungserfolg für ein Krebsmedikament hat den Aktien des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck KGaA frischen Schwung verliehen. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hatte den Hoffnungsträger Avelumab zur Behandlung eines aggressiven und seltenen Hautkrebstyps (Merkelzellkarzinom) zum Verkauf freigegeben. Das Mittel, das unter dem Namen Bavencio vermarktet werden soll, ist der erste Erfolg in der Merck-Pharmaentwicklung seit langer Zeit. Da es Zulassungspläne für weitere Indikationen (16 Tumorarten) gibt, könnte das Medikament zum Blockbuster werden. Das Okay für den Verkauf kam schneller als gedacht, der Anwendungsbereich ist auch weiter gefasst.

April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 67


alternative investmentsPanorama OEKOSTrOM AG

Rekordausschüttung.Die HMW Gruppe

Kapitalerhöhung. Die Oekostrom AG

gibt bekannt, dass nach dem erfolgreichen Verkauf der Ganymed GmbH an den japanischen Pharmariesen Astellas Pharma ende Oktober letzten Jahres und dem BRAIN-Exit im ­Februar dieses Jahres die größte Ausschüttung der Unternehmensgeschichte der MIG Fonds bevorsteht. Insgesamt werden seit Anfang April durch die zwei Unternehmensverkäufe rund 64 Millionen Euro an über 32.000 Anleger aus Matthias Hallweger, sechs verschiedenen Fonds Vorstand der HMW ausgeschüttet. Gruppe Beteiligt an der Ganymed waren die MIG Fonds 3, 5, 6, 12 und 13, an der BRAIN AG die MIG Fonds 3, 4, 5 und 13. Somit betreffen die Ausschüttungen die MIG Fonds 3, 4, 5, 6, 12 und 13. Durch den Verkauf der Ganymed Pharmaceuticals konnten die MIG Fonds ihre Investitionen um rund 180 Prozent steigern und durch erfolgsabhängige, mögliche weitere Zahlungen kann dieser Wert auf bis zu 394 Prozent ansteigen. Durch den Verkauf der BRAIN AG konnte das in sie investierte Kapital um rund 249 Prozent gesteigert werden. Zudem konnte der MIG Fonds 15 zum Platzierungsende eine gesamte Beteiligungssumme von rund 80 Millionen Euro erreichen und für den aktuell in Deutschland in Platzierung befindlichen MIG Fonds 14 stehen schon bald die ersten Beteiligungen in aussichtsreiche Unternehmen bevor. Auch in Österreich können Erfolgsmeldungen verzeichnet werden – so soll die in Österreich geltende Mindestanlagesumme von 100.000 Euro auf 10.000 Euro herabgesetzt werden. Der entsprechende Gesetzesentwurf hierzu befindet sich noch in Konsultation. „Die Beteiligung von Privatinves­ toren an jungen, innovativen Unternehmen ist in Amerika eine der wichtigsten Finanzierungsmöglichkeiten für Start-up-Unternehmen. Auch im deutschsprachigen Raum ist das Potenzial junger, innovativer Unternehmen sehr hoch – Gesetze, die es Privatanlegern ermöglichen, diese Unternehmen zu unterstützen, müssen gefördert werden“, so Matthias Hallweger.

führte in Kooperation mit der CrowdinvestingPlattform Conda eine 10:1-Kapitalerhöhung durch. Das Fundingziel lag bei einer Million Euro, angeboten wurden insgesamt 11.323 Namensaktien à 95 Euro und 100 Euro, die innerhalb von nur 48 Stunden platziert waren. Bestandsaktionäre zeichneten 40 Prozent des Volumens zu einem Vorzugspreis von 95 Euro je Stück (mit einem Art Bezugsrechtsvorteil), institutionelle Anleger wie die Beteiligungsgesellschaft der oberösterreichischen Familie Scheuch Privatstiftung sowie zahlreiche Kleinanleger zeichneten die restlichen 60 Prozent à 100 Euro. Als Kosten für die Durchführung der Kapitalerhöhung wurden im Prospekt 70.000 Euro angegeben. Mit den Netto-Einnahmen von rund 930.000 Euro will die Oekostrom ihren Kraftwerkspark für erneuerbare ­Energie ausbauen, die Kundengewinnung weiter voran­

68 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

René Huber und Lukas Stühlinger, die Vorstände der Oekostrom AG, freuen sich über den Geldsegen.

treiben und die Kapitalstruktur stärken. Die ­Oekostrom AG ist eine Holding mit zahlreichen operativen Tochtergesellschaften und weist in der Bilanz 2015 eine Nettoverschuldung von 12,1 Millionen Euro und eine Eigenkapitalquote von 28,8 Prozent aus.

Rüstungsausgaben stützen den Goldpreis Kommentar von Ophirum: Rüstungs-

ausgaben sind der Inbegriff unproduktiver Investitionen und haben damit direkt eine hoch inflationäre Wirkung.Panzer,Gewehre und Munition produzieren weder nützliche Konsumgüter, noch machen sie die Ernte oder sonst irgend­ einen wirtschaftlichen Ablauf effizienter. Es gibt unzählige Beispiele in der Geschichte dafür, wie Aufrüstung und Kriegsführung zu starker Inflation geführt haben. Das Muster war dabei fast immer das gleiche: Die Regierung zog wichtige Ressourcen aus der produktiven Wirtschaft ab und leitete diese in die militärische Verwendung. Dies schwächte die reale Wirtschaft (mit einigen Ausnahmen wie z.B. der Waffenhersteller) und senkte somit die zu verteilenden Güter und Staatseinnahmen.Die Staaten mussten sich im In- und Ausland hoch verschulden, um ihre stetig steigenden Haushaltsdefizite finanzieren zu können. Kaum ein Land ist dabei nicht der Versuchung unterlegen, seine finanzielle

Lage mit Hilfe der Notenpresse aufzubessern. Es ist also keineswegs Zufall, dass während gro­ ßer Kriege der stabile Goldstandard regelmäßig „ausgesetzt“ wurde, um die ausufernde Kriegsfinanzierung zu ermöglichen. Ob Napoleon, Lincoln, Hitler oder Nixon – sie alle haben ihre Gläubiger oder Soldaten irgendwann mit unzureichend gedecktem Geld aus der Notenpresse bezahlt und als dieses dann nach den knappen Gütern nachfragte und der Wechselkurs immer weiter absank, schossen die Preise in die Höhe und die Ersparnisse wurden weniger wert. Wenn Mr. Trump wie geplant das Militärbudget um zusätzliche 54 Milliarden Dollar ausweitet (was fast dem gesamten russischen Militär­etat entspricht) und auch den Rest der Welt zu diesem Rüstungswettlauf anstachelt, sollten wir die Geschichte besser ernst nehmen und mit einem zunehmenden Kaufkraftverlust unserer Ersparnisse rechnen. Da bekommt der Begriff Helikoptergeld doch gleich eine ganz neue Bedeutung...

CrediTS: Rolls-Royce

MIG-Fonds


ZERTIFIKATE ° LISTING

ANBIETER

PRODUKTE Aktienanleihen Classic WKN Basiswert

Tel: 0800 295 518 derivate@bnpparibas.com www.bnpp.at

Kontakt ETC Tel.: +49 69 596 736 06 etc@bnpparibas.com www.etc.bnpparibas.com

SERVICE

Attraktive Angebote PR4CCZ PR4BY5 PR39U9 PR4CKA PR4CGW PR4BXS PR5GY1 PR39QU PR5DB5 PR5DCM

Kurs Basis

SMA SOLAR E.ON FRESENIUS ARCELORMITTAL AIR LIQUIDE NORDEX GEMALTO DEUTSCHE TELEKOM CONTINENTAL BAYER

Strike

22,16 € 7,35 € 74,49 € 7,79 € 107,95 € 13,14 € 52,01 € 16,23 € 200,20 € 107,15 €

Exchange Traded Commodities (ETC) WKN Name PB6R1B PB6R1G PB6R1H PB6R1W PB8R1A PB8R1C PB8R1N PB8R1Z PB8R1E PB8R1M PB6REB PS7GOL PB8PAL

zertifikate@vontobel.de www.vontobel-zertifikate.de

VN8KEG VN8KEL VN8J69 VN8KHK VN8JLY VN8J5Q

Express-Zertifikate WKN Name

CREDIT: beigestellt

Tegetthoffstraße 1 1010 Wien Tel. +43 1 515 20 484

Kurs Basis

AXA BMW MUNICH RE VOLKSWAGEN DAIMLER CONTINENTAL

RC0K24 OMV EXPRESS

Strike

23,78 € 82,95 € 183,20 € 133,00 € 67,12 € 200,20 €

Basiswert

OMV

Protect Aktienanleihen WKN Basiswert Basispreis

25,00 € 85,00 € 185,00 € 135,00 € 72,42 € 200,00 €

Aktueller Kurs 104,15 %

keiner (endfällig) keiner (endfällig) 5,30 %

Klassische Aktienanleihen WKN Basiswert

Kurs Basis

RC0LMT ERSTE GROUP BANK RC0LEX WIENERBERGER

Kurs

Basiswerte (unter anderem)

Koupon p.a. 13,50 % 10,75 % 9,00 % 9,50 % 9,50 % 8,50 %

Memory Kupon 8,50 %

30,66 € 20,44 €

30,9 % 34,0 % 44,9 %

Strike

32,00 % 20,00 %

Bewertungstag 15.06.2018 15.06.2018 15.06.2018 15.06.2018 16.03.2018 15.06.2018

Kurs Basis 38,65 €

Beobachtung

kontinuierlich kontinuierlich täglicher Schlusskurs

Koupon p.a.

keiner (endfällig) keiner (endfällig)

96,31 % 100,07 % 98,23 % 98,24 % 101,01 % 101,57 % 101,01 % 98,74 % 97,99 % 98,82 %

Emission Laufzeit

60,32 € 18,95 € 48,35 € 54,39 € 14,54 € 74,00 € 58,57 € 28,36 € 46,45 € 42,99 € – 116,66 € 74,54 €

02.09.2016 14.09.2016 14.09.2016 14.09.2016 10.11.2016 13.10.2016 13.10.2016 13.10.2016 10.11.2016 10.11.2016 06.04.2017 07.12.2016 07.12.2016

Alphabet, Dürr, Infineon Technologies, SAP, ... Alliant Energy, Philip Morris, Ventas, ... Amsung, Healthscope, Universal Health, ... Exxon Mobil, Chevron, Phillips, Baker Hughes, ...

Kupon p.a. Sicherheitspuffer

RC0K8K BMW 88 % RC0HEW SALZGITTER 35 % RC0K60 BASF, DAIMLER, SAP 100 %

15,96 % 12,88 % 11,65 % 11,28 % 10,84 % 10,31 % 9,96 % 8,57 % 7,35 % 5,92 %

16.03.2018 16.03.2018 16.03.2018 16.03.2018 16.03.2018 15.12.2017 15.06.2018 16.03.2018 16.03.2018 16.03.2018

RICI® Enhanced Brent Crude Oil TR Index RICI® Enhanced Natural Gas TR Index RICI® Enhanced Heating Oil TR Index RICI®Enhanced WTI Crude Oil TR Index RICI® Enhanced Aluminum TR Index RICI® Enhanced Copper TR Index RICI® Enhanced Nickel TR Index RICI® Enhanced Zinc TR Index RICI® Enhanced Energy TR Index RICI® Enhanced Industrial Metals TR Index RICI® Enhanced Brent Crude Oil TR Index Gold Palladium

Vontobel INDUSTRY 4.0 Performance-Index Solactive US QUALITY DIVIDEND LOW VOLATILITY Perf.-Index Solactive HEALTHCARE FACILITIES Performance-Index Vontobel OIL-STRATEGY Index

Aktienanleihen WKN Basiswert

Bewertungstag Max. Rendite p.a. Briefkurs

13,00 % 13,00 % 9,50 % 9,00 % 12,00 % 13,00 % 11,00 % 7,00 % 5,00 % 4,50 %

Basiswert

RICI® Enhanced BRENT ÖL (TR) ETC RICI® Enhanced ERDGAS (TR) ETC RICI® Enhanced HEIZÖL (TR) ETC RICI® Enhanced WTI ÖL (TR) ETC RICI® Enhanced ALUMINUM (TR) ETC RICI® Enhanced KUPFER (TR) ETC RICI® Enhanced NICKEL (TR) ETC RICI® Enhanced ZINK (TR) ETC RICI® Enhanced ENERGIE (TR) ETC RICI® Enhanced INDUSTRIEMETALLE (TR) ETC RICI® EnhancedSM BRENT ÖL (TR) ETC GOLD ETC PALLADIUM ETC

Index-Zertifikate WKN Name

VS8Y40 VS9K17 VZ45HC VN6SG0

Koupon p.a.

24,00 € 7,50 € 78,00 € 7,00 € 112,00 € 12,00 € 52,00 € 16,00 € 190,00 € 102,00 €

endlos endlos endlos endlos endlos endlos endlos endlos endlos endlos endlos endlos endlos

Briefkurs seit Start 146,20 € 117,50 € 118,10 € 127,20 €

Max. Rendite p.a.

43,32 % 15,18 % 14,78 % – 7,89 %

Briefkurs

16,52 % 13,66 % 11,91 % 11,67 % 11,45 % 11,09 %

100,05 % 99,57 % 99,28 % 99,99 % 98,01 % 99,47 %

max. Laufzeit

Perf. seit Start

21.03.2022

+ 4,15 %

Letzte Bewertung Max. Rend. Briefkurs 15.06.2018 15.06.2018 03.04.2019

Bewertungstag 21.09.2018 21.09.2018

9,68 % 95,75 % 8,71 % 99,94 % 4,42 % 102,00 %

Max. Rendite p.a. 10,41 % 6,59 %

Briefkurs

102,00 % 103,82 %

Stichzeitpunkt: 06. April 2017, alle Angaben ohne Gewähr

APRIL 2017 – GELD-MAGAZIN °

69


rohstoffe ° Aktuelle Trends

Rohöl ° Durchhalteparole OPEC will weiter kürzen.Der Preis der Nordseesorte Brent musste im März Verluste hinnehmen und näherte sich der psychologisch wichtigen Schwelle von 50 Dollar pro Barrel. Es gelang aber ein Turnaround und Öl tendierte danach wieder nach oben. Jetzt stellt sich aus fundamentaler Sicht die Frage, ob die Empfehlungen der OPEC, die Förderkürzungen über das ganze Jahr 2017 zu strecken, in die Realität umgesetzt werden können. OPEC-Generalsekretär Mohammed Barkindo hat die Erdöl produzierenden Länder zum Durchhalten ermahnt und dringend aufgefordert, an der Reduktion festzuhalten. „Wir müssen geduldig sein und unseren starken Willen zeigen, damit unsere Entscheidungen ihren Weg gehen können.“ Russland und andere Länder haben hingegen noch nicht endgültig über eine Ausdehnung ihrer Kürzungen für die zweite Jahreshälfte entschieden, so der russische Energieminister Alexander Nowak. Rohöl (Sorte Brent) Die Experten der Commerzbank erwarten, dass erst bei einem nachhaltigen Preisrückgang von Brent unter 50 US-Dollar der Druck für eine Verlängerung der Kürzungsvereinbarung erheblich zunehmen dürfte. In den USA steigt derweil weiter die Ölproduktion, wie zum Beispiel die neuen Zahlen des Ölfeldausrüsters Baker Hughes zur Bohraktivität zeigen. Demnach ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen zuletzt um 21 auf 652 gestiegen, das ist das höchste Niveau seit immerhin 18 Monaten. (hk)

Aluminium ° Kampf für Umweltschutz Aluminiumpreis

Wirtschaftswachstum und der Industrialisierungskurs im Reich der Mitte haben deutliche Spuren in der Umwelt hinterlassen: Die Wasserqualität wichtiger Flüsse ist mehr als Besorgnis erregend und in den Großstädten herrscht wortwörtlich „dicke Luft“. Die chinesische Regierung will dem entgegensteuern und dem Problem der Luftverschmutzung wieder Herr werden. Dazu soll der Schadstoffausstoß in der Grundstoffindustrie deutlich zurückgeführt werden. „Im Blick hat die chinesische Staatsführung dabei insbesondere die Kohle-, Stahl- und Aluminiumproduktion, die gleichzeitig von zum Teil massiven Kapazitätsüberhängen betroffen sind“, schreibt Achim Wittmann, Investmentanalyst bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). So sollen in den Provinzen Henan, Shandong, Shanxi und Hebei die Aluminiumkapazitäten in den Wintermonaten 2017/18 um 30 Prozent reduziert werden. Die vier Provinzen stehen zusammen für Kapazitäten von rund elf Millionen Tonnen Aluminium pro Jahr. Legt man einen Zeitraum von vier Monaten zugrunde, entspräche die geplante Kapazitätsreduzierung einer Produktionsmenge von 1,1 Millionen Tonnen oder rund 3,5 Prozent des jährlichen Angebotes aus China bzw. 1,9 Prozent des globalen Angebotes. Der Aluminiummarkt reagierte auf die veränderte Angebotssituation bereits mit steigenden Preisen. (hk)

70 ° GELD-MAGAZIN – april 2017

Sonnenenergie erfreut sich wachsender Beliebtheit. Davon kann Silber profitieren, das wesentlicher Bestandteil von Solarzellen ist.

Sinkendes angebot ° Der ­Aluminiumpreis befindet sich bereits seit November 2015 im ­Aufwärtstrend. Die Angebotsverknappung, die von China ausgeht, sollte zu einer weiteren Ver­ festigung der positiven Tendenz für das wichtige ­Industriemetall beitragen.

Aluminiumproduktion

China Russland Kanada Australien USA

13 Mio. Tonnen 3,3 Mio. Tonnen 3 Mio. Tonnen 1,9 Mio. Tonnen 1,7 Mio. Tonnen

CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock

China will klare luft. Rasantes


°

Aktuelle Trends   rohstoffe

gold ° Sichere Häfen gesucht Vertrauen in Trump schwindet. „Im Zuge der neu aufgeflammten Unsicherheit der Anleger, dass Donald Trump die US-Wirtschaft doch nicht anzutreiben vermag, sind Edelmetalle heiß begehrt“, so ein aktueller Kommentar der Bank Vontobel. Auch die geplatzte Gesundheitsreform in den USA stützt die Notierungen von Gold & Co. Das wichtigste politische Vorhaben der Republikaner war bekanntlich am Widerstand in den eigenen Reihen gescheitert – kein gutes Zeichen für die Durchsetzungsfähigkeit des neuen Präsidenten. Der Tiefschlag wirft die Frage auf, inwieweit Präsident Trump in der Lage sein wird, andere Wahlversprechen in die Tat umzusetzen. „Viele Hoffnungen auf die sogenannte Trumpflation wurden damit zunichte gemacht“, kommentieren Rohstoffexperten. Zudem gab es Andeutungen, dass sich auch die geplante Steuerreform verschieben könnte. „Damit dürfte eine schnelle Beflügelung der Goldpreis US-Konjunktur durch Steuersenkungen und Infrastrukturmaßnahmen auf sich warten lassen, was wiederum positiv für Gold sein sollte“, so die Analysten. Investoren reduzierten jedenfalls risikoreichere Anlagen und wendeten sich tendenziell den sogenannten „sicheren Häfen“ zu. Auf den Kauflisten standen demnach neben Schweizer Franken und japanischen Yen eben auch Edelmetalle. Der Goldkurs selbst befindet sich seit Dezember letzten Jahres wieder im – wenn auch volatilen – Aufwärtstrend. (hk)

Silber ° Die Sonne geht auf Silberpreis

Gute Aussichten ° Silber wird nicht in gleichem Ausmaß als Krisenwährung gesehen wie sein „großer Bruder“ Gold. Silber findet allerdings in vielfältigen Industriebereichen Anwendung und könnte jetzt vom prognostizierten Aufwärtstrend des Solarsektors profitieren.

Silberförderung

Mexiko China Peru Australien Russland

4150 Tonnen 3700 Tonnen 3410 Tonnen 1730 Tonnen 1350 Tonnen

Solar-boom. Silber ist natürlich ein

beliebtes Schmuckmaterial, aber auch in der Industrie kommt es in unterschiedlichen Bereichen zur Anwendung. So etwa in der Solarbranche, denn aufgrund der Leitfähigkeit ist Silber ein Schlüsselelement bei der Herstellung der weltweit gebräuchlichsten Solarzellen. Und die Solarindustrie könnte Experten zufolge vor einem neuen Aufschwung stehen. Maxwell Gold, Director Investment Strategy bei ETF Securities, kommentiert: „Die industrielle Nachfrage nach Silber profitiert von der steigenden Nachfrage im Solarsegment, in dem für 2018 ein Rekordjahr erwartet wird. Auf dem wachsenden US-Sonnenenergiemarkt etabliert sich die von Massenproduktion und Kostensenkungen begünstigte Wirtschaftlichkeit neben der Politik als wichtigste treibende Kraft.“ Auch die Klimaskepsis von Donald Trump dürfte an diesem Trend nichts Wesentliches ändern; aber nicht nur in den Vereinigten Staaten geht die Sonne auf: Aufgrund der schärferen Klimaschutzkontrollen und des steigenden Energiebedarfs in Indien und China ist es möglich, dass der Einsatz von Solaranlagen dem Wachstum zugute kommt und gleichzeitig die Umwelt entlastet. Der Silberpreis hatte bereits im Dezember letzten Jahres nach einer schmerzhaften Abwärtsphase (Absturz von 20 auf 15 US-Dollar) wieder einen Aufwärts­ trend eingeleitet. Die Volativität dürfte aber hoch bleiben. (hk)

april 2017 – GELD-MAGAZIN ° 71


ImmobilienPanorama Starke Worte ´´

„Wohnungen in Wien verteuerten sich seit 2010 um mehr als 70 Prozent.“ Die Preisdynamik in Wien sieht Statistik Austria-Chef Konrad Pesendorfer als starken Aufholeffekt unter Verweis auf die besonders

Immowelt.at – 60.000 Inserate Neuer Höchststand. Eines der in Öster-

reich führenden Immobilienportale immowelt. at feierte im März einen neuen Höchststand: Mit mehr als 60.000 Objekten waren so viele Immobilien auf dem Portal inseriert wie nie zuvor. Im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutet das eine Steigerung von mehr als 20 Prozent. Nach dem Reichweitenrekord im Jänner (1,4 Millionen Besuche laut Google Analytics) hat

immowelt.at in diesem Jahr damit bereits die zweite Bestmarke erreicht. „Der Objektrekord von 60.000 Immobilien auf immowelt.at ist für uns ein Meilenstein. Zusammen mit den 1,4 Millionen Visits pro Monat beweist die sehr hohe Zahl inserierter Objekte, dass unser Portal für Anbieter wie für Suchende gleichermaßen attraktiv ist“, sagt Carsten Schlabritz, CEO der Immowelt AG.

teuren europäischen Metropolen London und München. Wien sei in der Vergangenheit im

Immobilienmarkt-Ausblick

moderaten Preisbereich angesiedelt gewesen.

Fulminanter Start. Im Jahr 2017 wurden

„Im europäischen Vergleich gehen die Preise für Wohnungen sehr stark auseinander.“ Thomas Gsell, Vorstand der ViennaEstate Immobilien AG, sieht das Preisniveau für Wohnungen in Österreich vergleichsweise im unteren Mittelfeld. In Russland bekäme man für 200.000 Euro 276 Quadratmeter Wohnfläche, in UK nur etwa 39 Quadratmeter, in Österreich rund 80 Quadratmeter.

„Klein ist schick.“

im ersten Quartal Immobilien im Gesamtwert von ca. 710 Millionen Euro gehandelt. Gegenüber dem Vergleichswert aus 2016 (490 Millionen Euro) bedeutet das ein Plus von fast 45 Prozent. Der Bürosektor war mit 57 Prozent des gesamten Marktvolumens weiterhin dominant. Der Anteil von ca. 22 Prozent, der auf Einzelhandelsimmobilien entfiel, ist ein beachtliches Comeback dieses zuletzt schwachen Teilbereichs. Das Segment Logistik verzeichnete im Startquartal 2017 mit ca. neun Prozent des Marktvolumens ebenfalls ein bemerkenswertes Ergebnis. Im zweiten Quartal 2017 dürfte die positive Entwicklung anhalten oder sich sogar noch verstärken. Es ist sehr viel Liquidität vorhanden und in den kommenden 18 Monaten werden zahlreiche für Investoren interessante Entwick-

lungsprojekte fertig gestellt. Zudem stützt die anspringende Konjunktur denVermietungsmarkt. Allerdings werden vor allem ältere Bestandsobjekte, die in den letzten beiden Jahren von der sehr eingeschränkten Neuproduktion an Büroflächen profitiert haben, verstärkt die Konkurrenz durch hochwertige neue Büroentwicklungen spüren. Aus heutiger Sicht erscheint es sehr wahrscheinlich, dass die Renditen bis Jahresende weiter sinken werden. Je nach Teilmarkt ist ein Rückgang um 0,25 bis 0,50 Prozentpunkte möglich. Auch das sehr gute Marktvolumen von 2,7 Milliarden Euro im Gesamtjahr 2016 sollte übertroffen werden können. Quantitativ noch nicht so bedeutend, aber perspektivisch unbedingt zu beachten ist das Aufkommen neuer Assetklassen wie Studentisches Wohnen, Se­ niorenwohnen oder innovativer innerstädtischer Logistikimmobilien.

6B47 erwirbt erstes Projekt in Berlin

führerin Wiener Privatbank

Pulverfabrik. Der in Österreich, Deutsch-

Immobilienmakler GmbH,

land und Polen aktive Immobilienentwickler 6B47 kaufte mit der ehemaligen königlichen Pulverfabrik in Berlin sein erstes Projekt in der deutschen Bundeshauptstadt. Auf dem 11.500 Quadratmeter großen Grundstück in unmittelbarer Nähe zum Spandauer See sollen mehr als 15.000 Quadratmeter Wohn- und gut 800 Quadratmeter Gewerbeflächen entstehen. Nach jetziger Planung erfolgt die Bebauung des Areals mit sechs Bauteilen, in denen 150 Wohneinheiten realisiert werden. Der unter Denkmalschutz stehende Wasserturm der

bemerkt eine starke Nachfrage nach günstigem Wohnraum in städtischer Lage in hippen Grätzeln mit guter Verkehrsanbindung und Infrastruktur. Es gebe einen Trend zu Mikro- und Smartwohnungen, die vorrangig von jungen und flexiblen Mietern nachgefragt werden – hier könne man von „Lebensabschnittswohnungen“ sprechen.

72 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

königlichen Pulverfabrik wird ein zentrales Gestaltungselement innerhalb des Gesamtareals bilden. „Wir integrieren den historischen Turm in ein multifunktionales Gebäudeensemble und schaffen damit die Grundlage für unterschiedlichste Nutzungskonzepte“, so Peter Ulm, Vorsitzender der 6B47 Real Estate AG. Auch die Fabrikgebäude des 19.Jahrhunderts werden mit neuer Nutzung versehen. Ein zusätzlich auf dem Grundstück neu entstehendes Gebäude wird um eine Tiefgarage ergänzt und komplettiert so den historischen Bestand. Die Bauarbeiten auf dem Grundstück sollen Anfang 2018 beginnen.

CrediTS: Pesendorfer: ©MCI, , beigestellt

Elisabeth Rist, Geschäfts-


Immobilien: Wien zahlt sich aus! aut der neuen Ausgabe der Mercer Studie zur Lebensqualität internationaler Großstädte wurde Wien wieder zur Stadt mit der weltweit höchsten Lebensqualität gekürt. Auf den Plätzen folgen Zürich und Auckland. Ein guter Grund, in Wiener Immobilien zu investieren! Hinzu kommt, dass Wien, als zweitgrößte deutschsprachige Stadt, auch enorm stark wächst. Jedes Jahr zieht es ca. 40.000 neue Einwohner in die Metropole. Das wäre etwa dasselbe, wie wenn man Dornbirn einfach der Stadt hinzufügen würde. Diese neuen Einwohner zieht es in die Stadt wegen der Lebensqualität, der Infrastruktur, der Arbeitsplätze und viele natürlich auch wegen ihrer Schönheit und dem Flair. Den Wohnraum dafür bereitzustellen fällt der Stadt nicht leicht. Wohnbauinitiativen der Stadtverwaltung mit neuen Gemeindebauten sind ein Tropfen auf dem heißen Stein. Das hat dazu geführt, dass die Preise für Wohn-

raum in der Stadt seit 2000 stark gestiegen sind. In den Jahren 2006 bis 2012 gab es Steigerungen von durchschnittlich 7% p.a., im abgelaufenen Jahr bei 3,1%. Trotzdem ist Wien im Vergleich zu anderen internationalen Metropolen noch sehr leistbar und verzeichnet über lange Fristen ein stetiges und konstantes Wachstum, das Sicherheit und Stabilität beweist. Im Luxussegment kostet Wien etwa nur die Hälfte von New York. Wenn man sich ansieht, wie sich die Bevölkerung entwickelt, dann stellt sich weiter heraus, dass der Anteil der über 65-Jährigen stark wächst (2070 werden das 23,8% der Bevölkerung sein) und dass die Haushalte kleiner werden. So wird es bis 2060 zu einem Anstieg der Anzahl der Haushalte um mehr als 26% kommen. Bereits 2030 wird es mehr als eine Million Haushalte in Wien geben. Aktuell sind davon 78% in Miete und der Anteil der privaten Mietwohnungsbesitzer im Vergleich

zum sozialen Wohnbau ist ca. 43%. Für einen Investor sind all dies sehr positive Signale und man kann gut herauslesen, dass ein Kauf von gebrauchten Wohnungen MARIO KMENTA, in den TraditionsbeGeschäftsführer, zirken mit Größen untrivium gmbh ter 50m² ein langfristig sehr lohnendes Investment ist. Diese sind sicherlich dem Neubau an der Peripherie vorzuziehen. Die Wertsteigerung ist einfach um ein Vielfaches höher und trotz Mietzinsbeschränkungen ergibt so eine Wiener Altbauwohnung eine wesentlich bessere Rendite als Neubauappartements am Stadtrand. mario.kmenta@trivium.at

WIEN NORD

L

KOLUMNE

TRIVIUM GMBH


Immobilien ° Immofinanz

Trendwechsel ante portas Die billigste Aktie am Wiener Kurszettel kommt nicht vom Fleck. Die operativ ansehnlichen Fortschritte, die Vorstand Oliver Schumy erzielte, spiegeln sich im Kursverlauf noch nicht wider. Die Fusionsgespräche mit der CA Immo und das leidige Thema um das Russland-Portfolio dominierten den Newsflow. Jetzt wird alles anders. Mario Franzin

rnst Vejdovszky zeigt vor, wie es geht. Der Chef der S Immo hat die letzten Jahre dazu genützt, um durch sorgfältiges Wirtschaften und Aktienrückkäufe den ­Aktienkurs an den Net Asset Value (NAV) heranzuführen. Und tatsächlich, die Aktie performte sensationell. Jetzt lässt ­Vejdovszky erneut aufhorchen. Er kauft mit der S Immo andere Immobilien­aktien, die billiger seien als das eigene Unternehmen. Zuletzt erwarb er eine maßgebliche Position an der Immofinanz. Und niemanden würde es wundern, wenn demnächst die Schwellenüberschreitung von fünf Prozent gemeldet würde. Der Applaus von Analysten und Investoren ist Vejdovszky sicher. „Mit dieser Aktion wird Wert geschaffen“, ist auch Fondsmanagerin Isabella de Krassny überzeugt. Die Immofinanz machte es anders. Sie erwarb im April des Vorjahres eine 26-Prozent-Beteiligung an der CA Immo zu 23,50 Euro je Aktie und damit weit über dem damaligen Börsewert – mit dem Anspruch, die beiden Gesellschaften zu fusionieren. „Immer, wenn man signalisiert, etwas haben zu wollen und vielleicht auch noch unter Zugzwang steht, wird es entsprechend teuer“, ist sich de Krassny sicher. So charmant eine Fusion der Immofinanz mit der CA Immo auch sein mag, die Interessenlage ist schwierig. Die Bedingungen für eine Fusion gibt derzeit die CA Immo vor und um eine Fusion zu beschließen, ist ein Hauptversammlungsbeschluss notwendig, der erst mit einer Zustimmung von 75 Prozent der anwesenden Stimmrechte seine Gültigkeit erlangen würde. Eine steile Vorgabe, wenn man bedenkt, dass das Management der CA Immo immer wieder betont, dass sie die ­besten Karten für eine Stand alone-Lö-

74 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

sung hätten. Auch Klaus Umek von Petrus Advisors, der sich bei der Immofinanz einkauft, hält eine Fusion mit der CA Immo für unrealistisch. Dennoch bleibt er hoffnungsfroh, dass es eine große österreichische Lösung im Immobilienbereich geben werde. Vergangenheitsbewältigung Es wäre alles so einfach gewesen. Genau zwei Jahre ist es her, als die CA Immo gemeinsam mit dem damaligen russischen Großaktionär O1 Group die Immofinanz zu 2,80 Euro je Aktie übernehmen wollte. Das Übernahmeangebot scheiterte damals an den falschen Erwartungen des damaligen CEO Eduard Zehetner und der Kernaktionäre Fries und Scherb. Man nahm Aktionärsgeld in die Hand und kaufte großzügig eigene Aktien zurück, um den Kurs über 2,80 Euro zu halten. Kein Wunder, dass das Angebot in der Folge kläglich scheiterte. Eine rechtliche Verfolgung für diese milliardenvernichtende Fehlentscheidung gibt es nicht. Das Management wechselte und man entschied sich für den Quereinsteiger aus der Papierbranche, Oliver Schumy – ein bis dato unbeschriebenes Blatt. Er ist als introvertierter Zahlenmensch bekannt und begann die Baustellen der Immofinanz aufzuräumen. DAs RUssland-Portfolio muss weg Eines der Hauptanliegen Schumys war die Herauslösung der russischen Einkaufszentren aus der Immofinanz – sei es durch Verkauf oder durch einen Spin-off. Sie galten im Konzern zwar lange als Cashcow und warfen auch satte Gewinne ab, vor Jahren hatte sich der Spieß jedoch umgedreht. Aufgrund der Russ­land-Krise musste die auf

Dollar-Basis finanzierte Immofinanz-Tochter ihren Mietern weitgehende Zugeständnisse bei den auf Dollar-Basis abgeschlossenen Mietverträgen machen, denn die Kaufkraft der Russen wurde durch den ­freien Fall des Rubel deutlich reduziert und die Shopping Malls kämpften mit einem empfindlichen Mieterschwund. Bis heute musste die Immofinanz dafür rund 700 Millionen Euro oder 70 Cent je Aktie an Buchwert auf derzeit rund eine Milliarde Euro abschreiben. Obwohl es in Russland mit dem steigenden Ölpreis auch wieder etwas besser geht, zieht sich der Verkauf des Russland-Geschäftes schon einige Zeit hin. Doch die Aussichten sind gut, dass das RusslandPortfolio nun in absehbarer Zeit verkauft wird. Laut Vorstand Oliver Schumy gibt es mittlerweile 25 Interessenten dafür. Operative MaSSnahmen Seit Schumy an Bord ist, hat sich überhaupt einiges getan. Er reduzierte die ausständigen Wandelanleihen von einer Mil­ liar­de auf 300 Millionen Euro, erspart damit der Immo­finanz rund 20 Millionen Euro jährlich an Zinsen und hat auch die Fälligkeit bis auf das Jahr 2024 ausgedehnt. Er einigte sich auch mit zahlreichen Anlegern, die Schadenersatzklagen eingebracht hatten, und ­löste die Aviso Zeta, die Bad Bank der ehemaligen Constantia Privatbank, auf. Zuletzt erzielte Schumy auch eine Grundsatzeinigung bei dem leidigen Thema der Bewertungsfrage aus der Immoeast/Immofinanz-Fusion. Die damaligen ImmoeastAktionäre fühlten sich beim Tauschverhältnis grob benachteiligt und verlangten eine Überprüfung. Die Ausgleichsleistung liegt nun nach langen Verhandlungen mit rund

Charts: Tai Pan/software-sysstems, BILD: Wiener Börse

E


°

Immofinanz   Immobilien

IMMOFINANZ ° Turnaround durch Altlasten-Bereinigung

ISIN Kurs (07.04.2017)

54 Millionen Euro am unteren Ende der erwarteten Bandbreite (50 bis 150 Millionen Euro). Bezahlt wird mit Aktien der Immo­ finanz. Auch operativ erreichte Schumy maßgebliche Fortschritte. Der ursprünglich extrem schwache Vermietungsgrad im Bürosegment von nur 73 Prozent konnte auf 90 Prozent gesteigert werden. Eine Maßnahme, die bare Münze wert ist. Unter der Marke „my hive“ werden je nach Bedarf der Mieter trendige Bürokonzepte angeboten – die Büros am Wienerberg werden dafür gerade umgerüstet. Schumy etablierte auch Vermarktungskonzepte für Shoppingcenter unter der Marke „Vivo!“ Ein Konzept, das vom Markt sehr gut angenommen wurde. Unter der Marke „Stop Shop“ betreibt die Immofinanz 66 Fachmarktzentren in sieben Ländern und ist damit in diesem Bereich zu einem ernst zu nehmenden Player aufgestiegen. Die Rendite liegt bei beachtlichen zehn Prozent auf das eingesetzte Kapital. Schwache Performance Während die maßgeblichen Aktienindizes von einem Rekordhoch zum nächsten jagen und auch der ATX wieder zum Leben erwachte, dümpelt der Kurs der Immo­ finanz auf tiefem Niveau. „Enttäuschend und unbefriedigend“, ist der allgemeine ­Tenor. Geht es nach den heimischen Ana­ lysten, dürfte die Aktie aber das Tal der Tränen endlich durchschritten haben. Sie sehen Kursziele von 2,30 Euro (der EPRA-Net Asset Value je Aktie lag zum Ultimo 2016 bei 3,12 Euro). Ein schwacher Trost, wenn man bedenkt, dass noch vor zwei Jahren von der CA Immo ein Übernahmepreis von 2,80 Euro geboten wurde.

Marktkap. Umsatz II-IV 2016 EPRA-NAV/Aktie 2016

Immofinanz stellte mit 2016 ihr Geschäftsjahr auf das Kalenderjahr um und veröffentlichte die Ergebnisse für das Rumpfjahr Mai bis Dezember 2016. In diesem Zeitraum stiegen die Mieterlöse um 0,7 Prozent auf 156,7 Millionen Euro. Unterm Strich führten u.a. weitere Abwertungen für das Russland-Portfolio zu einem Jahresverlust von 182 Millionen Euro. Das Ergebnis aus fortgeführten Geschäftsbereichen liegt bei 26,9 Millionen Euro. Als Dividende werden sechs Cent je Aktie ausbezahlt (Rendite: 3,24 Prozent). Der EPRA-NAV je Aktie fiel von 3,39 Euro auf 3,12 Euro und liegt damit 68 Prozent über dem aktuellen Börsenkurs.

AT0000809058 1,85 € KGV II-IV 2016 1.923 Mio. € KGV 2017 e 351 Mio. € KGV 2018 e 3,12 € Divid. II-IV 2016

50,3 20,6 16,8 3,24 %

CA IMMO ° Zum reinen Büroimmobilien-Konzern gewandelt Das fünfjährige Verkaufsprogramm für nicht zum Kerngeschäft (Büro) zählende Immobilien im Wert von einer Milliarde Euro wurde bis auf die letzten 60 Millionen Euro abgearbeitet. Zuletzt stieß CA Immo den Rest des Logistik-Segments ab. Der Erlös fließt in Büroimmobilien in Berlin, München und Frankfurt. Unterm Strich erzielte CA Immo 2016 das zweitbeste Jahr mit einem Konzernergebnis von 183,9 Millionen Euro. Die Nettomieterlöse kletterten um neun Prozent auf 147,2 Millionen Euro, der IFRS-Net Asset Value (Buchwert) je Aktie stieg auf 23,60 Euro. Die Dividende wird um 30 Prozent von 50 auf 65 Cent je Aktie angehoben.

ISIN AT0000641352 Kurs (07.04.2017) Marktkap. Umsatz 2016 EPRA-NAV/Aktie 2016

20,40 € KGV 2016

10,5

1.905 Mio. € KGV 2017 e

12,2

262 Mio. € KGV 2018 e

12,4

26,74 € Dividende 2016 e 3,19 %

S IMMO ° Bestes Ergebnis in der Unternehmensgeschichte

ISIN Kurs (07.04.2017)

AT0000652250 12,06 € KGV 2016

4,0

Marktkap.

806 Mio. € KGV 2017 e

13,7

Umsatz 2016

199 Mio. € KGV 2018 e

EPRA-NAV/Aktie 2016

Nach dem Motto von Vorstand Ernst Vejdovszky, Immobilienzyklen nützen zu wollen, verkaufte S Immo im vergangenen Jahr rund ein Drittel ihres Wohnportfolios in Deutschland – und realisierte damit beeindruckende Gewinne. Der Jahresüberschuss stieg von 77,2 auf 204,3 Millionen Euro, der EPRA-NAV je Aktie schnellte um 24,4 Prozent auf 14,60 Euro. Heuer sind Zukäufe in mittelgroßen Städten geplant, wo das Renditepotenzial noch hoch ist, und die verstärkte Konzentration auf Entwicklungsprojekte. Zudem investiert die S Immo in Beteiligungen der weit unter dem NAV notierenden Konkurrenten CA Immo und der Immofinanz.

14,60 € Dividende 2016

12,8 3,32 %

April 2017 – GELD-MAGAZIN ° 75


versicherungPanorama Marokko

Hilfe vom chatbot Land des Monats

KFZ-Versicherung. In unseren modernen

ECKDATEN (Königreich Marokko)

Versicherungsbranche denkt, kommt einem gemeinhin nicht sofort Afrika in den Sinn. Ein Irrtum, wie Coenraad Vrolijk, CEO der Allianz in Afrika, meint: „Wir investieren in Afrika und in unsere dortigen Teams, weil wir an das enorme Wachstumspotenzial glauben, das der Kontinent und insbesondere sein Versicherungsmarkt zu bieten haben.“ In den letzten Jahren hat die Allianz Start-ups in Ghana, Kenia und der Republik Kongo ins Leben gerufen, sie investiert aber auch nach wie vor in ihre bestehenden Unternehmen vor Ort. Letztes Jahr hat sie ihre Tätigkeiten auf dem Kontinent mit dem Erwerb der marokkanischen Tochter der Zurich Insurance Group intensiviert. Am Hauptsitz Casablanca entsteht auch das regionale Zentrum der Allianz in Afrika.

uniqa: pollenalarm

ausgezeichnet: Die besten versicherer

Allergiker aufgepasst.Rund eine Million

Parade der sieger. Der Österreichische

Österreicher leiden unter einer Pollenallergie. Schnupfen, juckende oder entzündete Augen, Niesanfälle, rinnende Nasen bis hin zu Atembeschwerden und sogar Asthma machen den Betroffenen das Leben schwer. Uniqa warnt jetzt vor der angebrochenen „Pollensaison“ und weist auf Rat in ihrem medizinischen Kompetenzzentrum hin. Kleiner Tipp: Wichtig sei für Allergiker, den Tagesablauf richtig zu planen und Aktivitäten im Freien vor allem in die Morgenstunden zu verlegen, denn da ist die Pollenbelastung nachweislich geringer.

Versicherungsmaklerring (ÖVM) hat die bestbewerteten heimischen Versicherungen mit dem Assekuranz Award Austria (AAA) ausgezeichnet. Mit Unterstützung des Marktforschungsunternehmen wissma hat der ÖVM mehr als 500 Maklerinnen und Makler in ganz Österreich befragt. Sie bewerteten 40 Versicherungsunternehmen anhand von 20 Leistungsbereichen in sechs unterschiedlichen Sparten. In diesem Jahr waren es Kfz-Haftpflicht, Kfz-Kasko, Gewerbe, Betrieblicher Rechtsschutz, Betriebliche Altersvorsorge und Landwirtschaft. Zu den be-

76 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

werteten Leistungsbereichen zählten Aspekte wie Produktqualität, Prämienhöhe, Deckungskonzepte, Dauer der Schadenregulierung und vieles mehr. Die Auszeichnungen gingen an HDI (Kfz-Haftpflicht und Kasko), Zurich (Gewerbe, Betrieblicher Rechtsschutz und Betriebliche Altersvorsorge) und GRAWE (Landwirtschaft). „Die Studie des AAA mit ihren validen und repräsentativen Ergebnissen liefert die nötigen Erkenntnisse, um Versicherungsunternehmen im Interesse ihrer Kunden zu motivieren, ihre Produkte und Services beständig zu adaptieren“, so ÖVM-Präsident Alexander Punzl.

CrediTS: Archiv, Shutterstock

Wachstumspotenzial. Wenn man an die

Staatsform Erbmonarchie, konstitutionelle Monarchie Hauptstadt Rabat Amtssprache Arabisch und Tamazight Staatsoberhaupt König Mohammed VI. Regierungschef Saadeddine Othmani Fläche 446.550 km² Einwohner 34,4 Millionen Bevölkerungsdichte 77 Einwohner pro km2 Staatsreligion Islam (98,7 %) Währung Dirham BIP (2015) 100,6 Mrd. Dollar Kfz-Kennzeichen MA Internet-TLD .ma Internat. Telefonvorwahl +212 Unabhängig seit 1956 Nationalhymne Hymne Chérifien Größte Städte Rabat, Casablanca, Marrakesch Verwaltungsgliederung 12 Regionen Nachbarstaaten Algerien, Mauretanien, Spanien Höchste Erhebung Jabal Toubkal (4167 m)

Zeiten können mit nur wenigen Klicks schnell und unkompliziert Fahrzeuge online versichert sowie auch zugelassen werden. Neu ist jetzt bei Wüstenrot, dass ein virtueller Berater, Chatbot genannt, den Kunden im Dialog gezielt bis zum Abschluss der Kfz-Versicherung begleitet. „Wüstenrot reagiert damit auf jüngste Trends, wonach sich bereits jeder Vierte vorstellen kann, Chatbots zu nutzen“, so Generaldirektorin Susanne Riess. Vier von zehn Befragten finden zudem Chatbots speziell im Kundenservice attraktiv für Bestellungen und Beschwerden. Ob man sich noch vor wenigen Jahren den modernen Versicherungsvertreter so vorgestellt hat?


FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE

PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER

PORTFOLIO

Allianz Elementar Lebensversicherung AG

Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus

1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at

UNIQA Österreich Versicherungen AG

1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: info@uniqa.at www.uniqa.at

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2014

2015

2016

1.1.-31.3.

100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend

8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %

0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 %

5,0 % 5,0 % 4,4 % 7,6 % 7,8 % 4,4 %

0,5 % 1,0 % 2,5 % 3,4 % 4,5 % 2,7 %

100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)

6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %

-1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 %

3,0 % 7,3 % 1,9 % 21,5 % -3,8 % 11,0 % -0,1 % 12,7 %

-1,0 % 4,4 % -0,2 % 5,4 % 1,8 % 5,6 % 3,1 % 4,5 % 4,1 % -1,1 % -1,3 % 4,1 % -0,1 % 4,1 % 8,0 % 5,5 %

4,8 % 7,7 % 9,0 % 9,8 %

-0,3 % 3,0 % 2,3 % 3,5 %

3,4 % 4,6 % 7,3 % 10,2 %

0,4 % 1,1 % 2,3 % 3,1 %

4,4 % 5,3 % 5,9 % 6,4 %

(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)

4,5 % 8,4 % 10,7 % 12,5 %

0,0 % 2,5 % 4,1 % 5,4 %

0,8 % 1,7 % 3,2 % 4,2 %

-0,8 % 0,4 % 1,9 % 3,5 %

2,9 % 3,2 % 2,8 % 1,9 %

(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)

6,6 % 7,6 % 10,9 % 14,3 %

0,5 % 2,0 % 4,8 % 7,4 %

2,2 % 6,1 % 7,2 % 8,4 %

-0,2 % 1,0 % 2,2 % 3,4 %

4,1 % 3,6 % 2,3 % 0,9 %

(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)

5,3 % 10,2 % 9,8 % 10,2 %

-0,1 % 2,4 % 3,4 % 4,6 %

3,2 % 4,8 % 6,7 % 7,8 %

0,5 % 0,6 % 2,4 % 3,3 %

3,9 % 4,6 % 4,5 % 4,5 %

(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)

Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien KEPLER-FONDS Fondspolizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien UNIQA Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien

Ø SEIT START (P.A.) 4,6 % 4,8 % 4,1 % 3,7 % 0,5 % 3,6 %

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG

1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group

1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at

Aktienanteil

Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 31.12.16 Kurs 31.03.17

Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €

16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €

17,19 € 16,79 € 15,98 € 11,33 €

17,71 € 17,51 € 16,84 € 12,03 €

17,86 € 17,84 € 17,32 € 12,47 €

A 25 A 50 A 75 A 100

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €

11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €

11,73 € 10,63 € 9,95 € 8,51 €

12,07 € 11,08 € 10,46 € 9,03 €

12,17 € 11,28 € 10,77 € 9,37 €

PORTFOLIO

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2014

2015

2016

1.1.-31.3.

Ø SEIT START (P.A.)

8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 %

0,5 % 0,9 % 6,8 % -2,4 % 0,6 %

3,1 % 3,3 % 7,1 % -3,8 % 1,3 %

2,0 % 3,9 % 3,1 % 4,1 % 2,2 %

UNITED FUNDS OF SUCCESS

WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds

2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend

3,9 % 3,7 % 5,0 % 1,1 % 5,1 %

(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

APRIL 2017 – GELD-MAGAZIN °

77


versicherung ° Life-Balance

Altersvorsorge 4.0 In der Arbeit zufrieden und erfolgreich sein, ein erfüllendes Privatleben führen – und für ein gutes Leben danach, in der Rente, sorgen. Das ist wahre Life-Balance. Wie kann das gelingen? Und was tun Versicherungen in diesem Bereich? ie gehen Life-Balance und Altersvorsorge zusammen, was hat das eine mit dem anderen zu tun? „Ganz schön viel“, meint Andreas Fritsch, Gründer und COO des Fintech-Unternehmens moomoc. In seinen Unternehmenspräsentationen und Vorträgen, aber auch im Buch „Dringend & Wichtig – Altersvorsorge 4.0“, das er gemeinsam mit Berndt Philipp verfasst hat, geht er diesen Fragen nach. Seine These: „Die Zeiten ändern sich ständig. Die Veränderung ist eine der wenigen Konstanten in unserem Leben, auf die wir uns verlassen können.“ Aus

diesem Grund sei die Suche nach Sicherheit und Planbarkeit der Zukunft ein ständiger Begleiter. Man kann zum Glück nicht alles planen, aber in Zeiten, in denen wir nicht mehr damit rechnen können, unseren Lebensstandard durch die staatliche Pension halbwegs erhalten zu können, müssen wir uns bestmöglich vorbereiten. Denn, so führt Fritsch gern vor Augen, in Österreich ist wenigstens die Gesamtpopulation nicht rückläufig, immer noch aber beträgt das Durchschnittsalter bei Pensionsantritt 58 Jahre. Das ist sehr ungünstig für den Altersquotienten bei den Pensionen, dem Verhältnis der Einzahler zu den Entnehmern. Und er holt weiter aus, um psychische Faktoren zu beleuchten: „Der Gallup EngagementIndex verrät, dass im Raum DeutschlandÖsterreich-Schweiz 60 Prozent aller Arbeitenden ,Dienst nach Vorschrift‘ machen.“ Das wiederum ist ganz ungünstig für die Arbeitseinkommen und Sparquoten. Es geht darum, Geld für ein gutes Leben im Hier und Jetzt verwenden zu können, ohne die Zukunft zu vernachlässigen. Dazu muss man sich aber auseinandersetzen: Mit den persönlichen (nicht nur finanziellen) Zielen, mit Geldanlage; man muss Bescheid wissen, wie groß die Altersvorsorgelücke sein wird und was man unternehmen muss, um diese zu schließen. Man muss also Prioritäten setzen und finanzielle Ziele stecken. Doch die wenigsten von uns haben das gelernt. Fritsch:

„Viele haben keine Ahnung, was wirklich wichtig und dringend ist. Wenn ich nicht zielspezifisch plane, verschenke ich aber viel Rendite“, ist er überzeugt. Eine Matrix für die persönlichen Ziele verschafft Klarheit. Des Weiteren stellt Fritsch in seinem Buch diverse Selbsttests zur Verfügung, u.a. die „Aufmerksamkeits- und ZufriedenheitsTabelle“. Dabei geht es darum, in fünf verschiedenen Life-Balance-Bereichen auf einer Skala zwischen null und 100 Prozent einzutragen, wie viel Aufmerksamkeit auf einen Bereich entfällt und wie es mit der Zufriedenheit für diesen Bereich aussieht. Daraus lassen sich Erkenntnisse ableiten. Blut-SchweiSS-und-TränenVerkauf Was uns in erster Linie antreibt, um ein Ziel zu erreichen, ist Lustgewinn oder Schmerzvermeidung, weiß man aus der Psychologie. Fritsch: „Im Banken- und Versicherungsbereich herrscht vielfach ,BlutSchweiß-und-Tränen-Verkauf ‘ vor. Das funktioniert aber nur temporär.“ Und das ist schade. Denn speziell Versicherungen sind bei den Polizzennehmern mit unangenehmen Ereignissen verknüpft. Es gilt ja, ­einen Schadenfall abzusichern. „Versicherungs-Produkte sind damit teils verdammt unsexy“, pflichtet Werner Holzhauser, Geschäftsführer des InsurTechs wefox, bei, „die Leistung erfolgt erst dann, wenn der Schadenfall eingetreten ist.“ Daran will im Regelfall keiner denken. „Wir möchten die Menschen viel stärker für eine aktive und positive Planung begeistern“, sagt Christoph Obererlacher, CEO Swiss Life Select Österreich. Leider zeigten die Befragungen und Erfahrungen, dass besonders Frauen oft-

creditS: Archiv, beigestellt, Shutterstock

W

Linda Benkö


Life-Balance

° versicherung

drinGend & wichtiG die lebensverändernde altersvorsorge. Bernd Philipp, andreas fritsch. 2015. anfragen & Bestellung unter: a.fritsch@fritsch-consulting.at

mals zu wenig aktiv seien und dadurch auch stärker von Altersarmut betroffen sind. Fritsch sieht Bedarf, vor allem auch im Veranlagungsbereich, an der persönlichen Einstellung zu arbeiten, insbesondere am Thema Erfolg und den damit verknüpften Glaubenssätzen und Prägungen aus frühester Kindheit. „Frei nach Napoleon Hill – Erfolg ist gleich Wille plus Glaube plus Konsequenz“, sagt der Veranlagungsexperte und Coach. Um die persönliche Einstellung zu ändern, müsse man sich den Kreislauf aus Werten und Einstellungen, Gedanken, Gefühlen und Emotionen, Handlungen und Reaktionen des Umfelds darauf genauer ansehen. Doch wie wird das weite Feld der LifeBalance bei den Versicherungsgesellschaften selbst gesehen? Jeder muss Erfolg auf seine eigene, ganz persönliche Weise definieren“, sagt Walter Kralovec, Vorstandsmitglied der ERGO Versicherung AG. „Auch in stressigen Phasen kann man sich Freiräume nehmen und mit der Familie, beim Sport oder einfach nur im Garten entspannen. Und man muss sich im Klaren sein: Man kann nicht alles schaffen. Deshalb muss man Prioritäten setzen und auch den Mut haben, einmal Nein zu sagen.“ daS PerSÖnliche leBenSBuch Life-Balance habe bei der ERGO bei der Beratung der Kunden einen hohen Stellenwert. Der Claim lautet: „Versichern heißt verstehen“, der Mensch mit seinen Wünschen, Zielen und Plänen stehe im Mittelpunkt. „Die Basis dafür ist, gut zuzuhören“, sagt Kralovec. Man setze daher auf allen Vertriebswegen – via UniCredit/Bank Austria und Volksbanken sowie Makler, Agen-

Walter Kralovec, Vorstandsmitglied ERGO Versicherung AG: „Ich habe es für mich geschafft, meine ,Rollen‘ als Vorstand und ,privater Familienmensch‘ für mich passend zu vereinbaren. Die Karriere war für mich immer ein fester Bestandteil meines Lebens und keine getrennte ,Pflicht‘. Genauso hat meine Familie für mich immer einen hohen Stellenwert gehabt. Ich habe immer versucht, das große Ganze zu betrachten. Einige meiner besten Ideen sind zum Beispiel entstanden, als ich mit meiner Tochter und jetzt mit meinen Enkelkindern gespielt oder mit meiner Frau über meine Arbeit gesprochen habe.” Christine Dornaus,Vorstandsdirektorin Wiener Städtische Versicherung AG: „Eine gute Life-Balance bedeutet für mich, zu 100 Prozent zu arbeiten, dann abzuschalten und sich zu 100 Prozent mit der Familie zu regenerieren. Meine Leidenschaften, die ich auch mit meinen Kindern teile, sind Sport, Reisen und Kunst. Zeit für klassische Musik, allen voran die Konzerte der Wiener Philharmoniker, und regelmäßige Opernbesuche helfen mir dabei, den Kopf frei zu bekommen und Energie aufzutanken.”

Christoph Obererlacher, CEO Swiss Life Select Österreich: „Life-Balance bedeutet bewusste Auszeiten nehmen aus dem durchaus hektischen Arbeitsalltag – neben Kärnten besonders auch in Spanien, wo es mich mehrmals im Jahr hinzieht, um abzuschalten. Aber auch stetige Weiterbildung und die Reflexion mit den eigenen Werten und der persönlichen Weiterentwicklung. Und für zwischendurch viele gute Bücher, die auch im Büro ihren festen Platz haben, um stets sichtbar zu sein. Das macht mich zu einem sehr ausgeglichenen und besonnenen Menschen, der niemals die Geduld verliert.”

turen, Außendienst und Direktvertrieb – auf eine bedarfsgerechte Beratung und nicht auf reinen Produktverkauf. 2016 wurde „ein innovatives Produkt mit einem Maximum an Flexibilität auf den Markt gebracht“. Weil das Leben mehr Flexibilität verlange, müsse auch eine Versicherung darauf Rücksicht nehmen. Erstmals wurden die Kunden be-

fragt, welche Ziele und Pläne sie für die Zukunft haben und was eine Versicherung können muss, um diesen gerecht zu werden. Das Ergebnis war „ERGO fürs Leben“, eine neue, lebensbegleitende, flexible Vorsorge mit einem Maximum an Flexibilität. „Man kann fast alles ändern“, erklärt Kralovec, bei der Veranlagung, den Ein- und AuszahAprIL 2017 – GELD-MAGAZIN °

79


versicherung ° Life-Balance

lungen, hinzu komme ein besonderes Sicherheitsnetz, damit das Vorsorgeziel auf jeden Fall erreicht wird, egal, was passiert. „Um das Bewusstsein für das eigene Leben und den Vorsorgebedarf zu schärfen, haben wir für unsere Kunden etwas ganz Besonders entwickelt: Das persönliche Lebensbuch“, so Kralovec weiter. Die Kunden können auf 100 Seiten Bilanz ziehen. Mit einem Mix aus ersthaften und augenzwinkernden Fragen zum eigenen Ich, der Familie, dem Job, der Freizeit, Plänen und Wünschen ­mache es Spaß, das eigene Lebensbuch zu schreiben – ausgefüllt bleibt es ein wertvolles Erinnerungsstück. Das Besser Leben-Paket Die Wiener Städtische bietet in dem Zusammenhang als Zusatz zur Kranken- oder Pflegeversicherung das „Besser Leben“-­ Package an, mit dem man ganz nach Wunsch alle zwei Jahre einen Wellnessaufenthalt, eine Vorsorgeuntersuchung oder Sportangebote in Anspruch nehmen kann.

Die Angebote umfassen etwa Heilfasten, Coaching, Yoga, Life-Balance- und Burnout-Prophylaxe-Seminare u.v.m. Die Wiener Städtische geht nach dem Lebensphasen-Konzept vor, in denen der Mensch unterschiedlichen Vorsorge- und Absicherungsbedarf hat. Dies bedinge einen ganzheitlichen Beratungsansatz mit regelmäßiger Überprüfung der bestehenden Verträge bzw. des Versicherungsschutzes und etwaiger Adaptierung bei Bedarf. Flexibilität bei langfristiger Vorsorge werde auch bei der Wiener Städtischen großgeschrieben. „Beraterinnen und Berater sollen nicht nur fachlich kompetent und exzellent ausgebildet sein, sondern auch Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis mitbringen“, sagt Christine Dornaus, Vorstands­direk­ torin Wiener Städtische Versicherung AG. Das Konzept Ihres Lebens Die Swiss Life betont ebenfalls die ganzheitliche Absicherung und Vorsorge: „Wenn wir den Blick nur auf einzelne Produkte hät-

ten, dann könnten wir die Komplexität des Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen, Herausforderungen und Wünschen nicht abdecken“, sagt Christoph Obererlacher, CEO Swiss Life Select Österreich. Das kann ein Wohntraum sein oder der berufliche Umstieg mit 50, die Planung der Vermögensübergabe an die nächste Generation oder aber ein selbstbestimmtes Arbeitsleben in Form von Selbstständigkeit anzupeilen, ein Sabbatical nehmen. „Wir sehen uns nicht als Berater für einzelne Produkte, sondern wir stellen die Wünsche, Träume und Ziele unserer Kunden in den Mittelpunkt unseres Beratungsansatzes – deshalb haben wir diesem Ansatz auch den Namen ,Das Konzept Ihres Lebens‘ gegeben.“ Das Konzept werde gemeinsam im Gespräch mit den Kunden entwickelt. Ein längeres Leben bringe viele Chancen, aber nur, wenn es auch selbstbestimmt geführt werden kann. Dazu zählen neben gesundheitlichen Kriterien auch die wirtschaftlichen als Voraussetzungen dafür.

° Was die Versicherungen für die Life-Balance Ihrer Mitarbeiter tun: ERGO Versicherung: „Wir haben flexible Angebote für Teilzeitarbeit und bieten auch Unterstützung bei Sabbaticals und Karenzmodellen bzw. Altersteilzeitmodellen an. Die betriebliche Gesundheitsförderung geschieht im Rahmen von Vorträgen über Gesundheit, Ernährung, Bewegung und gesundheitliche Prophylaxe. Zusätzlich werden Ausbildungen zu den Themen Stress-, Zeit- und Konfliktmanagement geboten. Wir unterstützen unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Teilnahme an Sportevents und fördern Fitness-Mitgliedschaften. Als Green Building verfügt das ERGO Center in Wien über eine Deckenkühlung, automatisch und individuell steuerbare Außenjalousien sowie Schiebevorhänge gegen Blendung und Reflexionen. Die Büroeinheiten haben zwei bis maximal sechs Arbeitsplätze. Schalldämmende Schrank- und Trennelemente sorgen für ungestörtes Arbeiten.

80 ° GELD-MAGAZIN – April 2017

Swiss Life Select Österreich: „Wir haben derzeit ein Programm laufen, in dem wir das Thema ,Employability‘ gemeinsam aufarbeiten. Es geht darum, was man tun kann, um seine eigene Arbeitsmarktfähigkeit langfristig zu erhalten. Oder das Thema Generationen-übergreifendes Lernen und Arbeiten: Vor kurzer Zeit haben wir Videos unserer Mitarbeiter gezeigt, die darüber berichten, was sie von ihren Großeltern lernen konnten und wie diese ihr Leben beeinflusst haben. Wir haben uns des Weiteren auch intensiv mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über 45 Jahre auseinandergesetzt – was kann das Unternehmen tun, um sie langfristig und ihr Wissen im Unternehmen zu halten. Unseren Mitarbeiterumfragen zufolge sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufrieden mit den Arbeitsbedingungen, die wir ihnen bieten können.”

Wiener Städtische Versicherung: „Wir bieten flexible Arbeitszeitmodelle, einen Betriebskindergarten und Ferienbetreuungsangebote für Kinder an. Es gibt eine Papawoche, die Eltern-Kind-Jause für Eltern in Karenz und für Mitarbeiter in Pflegesituationen umfangreiche, bundeslandspezifische Informationen im Intranet. Die unkomplizierte Vereinbarkeit von Familie und Beruf macht Mitarbeiter zufriedener und erzeugt mehr Arbeitsfreude: Über 90 Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kehren nach der Karenz wieder an ihren Arbeitsplatz zurück. Eine Mitarbeiter-Befragung anlässlich des Audits ,berufundfamilie‘ des Familienministeriums hat erfreulicherweise eine hohe Zufriedenheit mit den Angeboten der Wiener Städtischen gezeigt. Die Wiener Städtische wurde im Zuge dessen auch zum ,familienfreundlichen Unternehmen‘ zertifiziert”.


MONTE CARLO-SIMULATION

WISSEN

Roulette des Lebens Was haben Glücksspiel, der Bau der Atombombe und die hochseriöse Versicherungswirtschaft gemeinsam? Die Monte Carlo-Simulation. Sie soll es ermöglichen, Wahrscheinlichkeiten besser abzuschätzen und dementsprechend vorausschauend zu handeln. Dem Zufall soll es an den Kragen gehen. Harald Kolerus

U

CREDIT: Shutterstock

nter dem Decknamen „Manhattan Project“ wurde in den USA der 1940er-Jahre streng geheim an der Entwicklung der ersten Atombombe geforscht. Damals entstand auch die sogenannte Monte Carlo-Methode, als man die Simulation von Zufallsprozessen erstmals in größerem Stil einsetzte. Im konkreten Fall sollte die Wechselwirkung von Neutronen mit Materie theoretisch vorhergesagt werden. Die Bezeichnung „Monte Carlo“ ist eine Anspielung auf den für Glücksspiele bekannten Ort, da die Grundlage des Verfahrens Zufallszahlen sind, wie man sie auch mit einem Roulette-Rad erzeugen kann. Man hätte also ebensogut eine Las Vegas-Simulation aus der Taufe heben können, aber das mondäne Monte Carlo schillerte damals greller als das Gambler-Paradies in der Wüste. HILFREICHES INSTRUMENT „Heute zählen Monte Carlo-Methoden zu den wichtigsten Verfahren, die sich auf viele naturwissenschaftliche, technische und medizinische Probleme mit großem Erfolg anwenden lassen“, heißt es dazu etwa auf der Homepage der Uni Wien. Nicht zuletzt ist Monte Carlo auch bei Versicherungen im Spiel. „Glücksspiele und Versicherungen basieren auf der gleichen Produktionstechnik, dem Zufallsexperiment. Bei Glücksspielen ist das Zufallsexperiment künstlich, vom Menschen arrangiert: Für einen fixen Geldbetrag, dem Spieleinsatz, kauft man Gewinnchancen, die zu einer Vermögensmehrung des Spielers führen können, wenn die realisierten Gewinne höher sind als der Spieleinsatz“, heißt es zum Thema im Buch „Quantitative Risikoanalyse für die Versicherungsindustrie“ von Her-

81 ° GELD-MAGAZIN – APRIL 2017

bert C. Frey und Gero Nießen. Im Gegensatz zum Glücksspiel resultiert nun aus einem Versicherungsvertrag keine zufallsabhängige Vermögensmehrung, sondern eine Vermögensstabilisierung. Das versicherungstechnische Zufallsexperiment, das durch den Versicherungsvertrag und Begriffe wie „versicherte Gefahren oder Schäden“ festgelegt ist, dient als Ursache-Wirkungs-Modell zur Erklärung und zur Berechnung zufällig auftretender Schäden. Gegen Zahlung eines fixen Geldbetrages, der Prämie, garantiert das Versicherungsunternehmen die finanzielle Restitution realisierter Schäden aus diesem „natürlichen“ Zufallsexperiment. Monte Carlo ermöglicht es jetzt, natürliche Zufallsprozesse, also zum Beispiel Schadensereignisse durch künstliche Zufallsexperimente nachzuspielen, zu simulieren. Sie kommt dann zum Einsatz, wenn an komplexe Themen herangegeangen wird, zu denen es keine ausreichenden Statistiken gibt. Ein bedeutendes Beispiel aus der Versicherungsbranche sind etwa die Bestimmungen von Solvency II. Hier kommen Verlustwahrscheinlichkeiten der Assekuranzen, eventuelle Krisen an den Finanzmärkten, das Verhalten von Kunden oder Schadensereignisse ins Spiel. Also eine Vielzahl von Faktoren, die man nicht abschätzen kann und normale statistische Verfahren zu kurz greifen. Deshalb werden Wahrscheinlichkeiten nicht berechnet, sondern simuliert. Die Simulation selbst ist kompliziert und soll an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden. Vereinfacht gesagt erzeugt ein Zufalls-

generator Zahlen, die dann weiter interpretiert werden. Man könnte sagen, der Computer erwürfelt millionenfach Zahlen, die realistischen Verhältnissen und Ereignissen möglichst nahe kommen sollen. AN DEN BÖRSEN GEFRAGT Laut Frey und Nießen wächst die Bedeutung für die Monte Carlo-Methode: „Weil durch Deregulierung und Globalisierung, durch Klimaveränderungen und Wertewandel sowie durch andere rechtliche, wirtschaftliche, soziale und technische Entwicklungen der Rahmenbedingungen der Versicherungswirtschaft die Änderungsrisiken immer größer werden, muss man versuchen, deren Wirkungen auf die Schadensprozesse rechnerisch zu antizipieren, zu simulieren.“ Ähnliche Veränderungen wie bei den Schadensprozessen sind laut den beiden Autoren ebenfalls bei den immer stärker volatilierenden Kapitalmärkten zu beobachten: Auch hier versucht man, durch Monte Carlo-Simulationen Zufallsgesetzmäßigkeiten zu analysieren und zu prognostizieren.“ Heute gibt es viele, leicht zugängliche Software-Programme, mit denen die Monte Carlo-Simulation durchgeführt werden kann. Versicherungs- und Mathematikexperte Christoph Krischanitz von arithmetica spricht allerdings eine Warnung aus: „Die Software lädt zum einfachen Runterladen und zum ,fröhlichen Simulieren‘ ein. Es kann hier aber zu verzerrenden Effekten kommen, die für den ungeübten Anwender nicht immer ganz einleuchtend sein können. Deshalb sollte man bei der Monte Carlo-Simulation auch immer erfahrene Experten hinzuziehen.“ APRIL 2017 – GELD-MAGAZIN °

81


TOOLS DER TITANEN. DIE TAKTIKEN, ROUTINEN UND GEWOHNHEITEN DER WELTKLASSE-PERFORMER Tim Ferriss. Finanzbuchverlag. 715 Seiten.

Es ist ein ganz schöner Wälzer, den der Technikinvestor und Berater Tim Ferriss hier vorgelegt hat. Aber zurückschrecken muss man von dem mehr als 700 Seiten starken Werk nicht – dafür sorgen die interessante Materie, das lockere, großzügige Layout sowie der unterhaltsame Stil des Autors. Konkret werden außergewöhnliche Persönlichkeiten, in diesem Fall „Titanen“ genannt, und ihr Weg zum Erfolg vorgestellt. Auch einiges Privates ist hier zu erfahren. Den österreichischen Patrioten freut es, dass dabei als Sohn der Heimat auch Arnold Schwarzenegger bedacht wurde. Wer wusste schon bis jetzt, dass der „Terminator“ und ehemalige „Gouvernator“ leidenschaftlich gerne Schach spielt – und das jeden Tag. Einer seiner Lieblingsfilme ist „Brooklyn Castle“, eine Dokumentation über Schach an städtischen Schulen. Von Schauspiellegende Kevin Kostner wiederum wird unter anderem folgendes Zitat überliefert: „Unternehmergeist heißt, etwas zu tun, das niemand anderer tun will, um dann den Rest seines Lebens das tun zu können, was man will.“ Das Buch selbst beruht auf beinahe 200 Interviews mit „Weltklasse-Performern“, die Autor Ferriss in den vergangenen beiden Jahren geführt hat. In der illustren Runde finden sich aber nicht nur bekannte Stars, sondern auch Kommandanten von Spezialeinheiten, ja sogar SchwarzmarktBiochemiker! Alles in allem also eine Lektüre mit einem gewissen Augenzwinkern bei gleichzeitigem Tiefgang. „Im Handumdrehen sind wir alle verschwunden. Hundert Jahre sind nichts im Vergleich zur Ewigkeit“, meint Oscar-Preisträger Jamie Foxx. Recht hat er.

82 ° GELD-MAGAZIN – APRIL 2017

NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE

Die Autoren Johanna Joppe und Christian Ganowski haben die Globalisierung aufs Korn genommen – und sie schießen scharf: „Was halten Sie von der Globalisierung? Sie ist ein Witz. Oder eine Katastrophe. Je nach Perspektive. Sie ist die Zitrone, die uns als Ananas verkauft wurde. (...) Sie ruiniert unsere Ersparnisse und Banken. Sie begräbt unsere Kinder unter nie dagewesenen Staatsschulden“, ist hier gleich im Vorwort zu lesen. Tatsächlich wird kein gutes Haar an der Globalisierung gelassen, es geht weiter im Text: „Die Unternehmer versprachen sich davon Kostensenkungen und neue Märkte. Die Konsumenten grenzenlosen Konsum zu grenzenlos kleinen Preisen. Die Entwicklungsländer erwarteten den Wirtschaftsaufschwung. Die Regierungen den Wohlstand der Nationen. Die Banker fette Boni. Und was haben sie alle bekommen? Eine Riesenenttäuschung. Oder war es ein Bluff?“ Die Kritik an der Globalisierung fällt also mehr als heftig aus, wobei man manchmal das Gefühl hat, die Autoren würden über das Ziel hinausschießen. So wenn etwa auf die Gefahren von Billigprodukten (an denen natürlich die Globalisierung schuld ist) hingewiesen wird, wobei Rauchmelder aus dem Discount-Regal „nicht einmal einen Vulkanausbruch“ anzeigen würden. Genannt wird auch das Beispiel eines Tretbolzen-Bruchs bei einem Billigfahrrad – bei einem Markenrad wäre das hingegen in „tausend Jahren“ nicht passiert. Ob das nicht übertrieben ist? Die 2009 erstveröffentlichte Streitschrift gibt noch immer einen Überblick zu den Globalisierungsängsten und ist als E-Paper erhältlich.

DAS ENDE DER GLOBALISIERUNG Johanna Joppe / Christian Ganowski. Finanzbuchverlag. 233 Seiten.

DIGITAL DISRUPTION. WIE SIE IHR UNTERNEHMEN AUF DAS DIGITALE ZEITALTER VORBEREITEN Matzler, Bailom u.a. Vahlen Verlag. 147 Seiten.

Das GELD-Magazin beschäftigt sich in dieser Ausgabe intensiv mit dem Thema Disruption in der Welt der Wirtschaft (siehe Artikel ab Seite 28). Wer sich noch mehr in die Materie vertiefen will, kann zu dem handlichen Buch „Digital Disruption“ greifen, das gleich von vier Fachleuten auf diesem Gebiet zusammengestellt wurde. Die Experten geben zu bedenken: „In den 1960er Jahren war ,Peace‘ das prägende Wort in Kalifornien. Heute ist es ,Disruption‘. Disruption ist auch das Wort des Jahres unter den Managern in Deutschland: Disruption ist immer und überall.“ Die Autoren meinen, dass durch den rasanten digitalen Wandel bestehende Branchen grundlegend verändert und alte Geschäftsmodelle durch neue abgelöst würden – und das in immer kürzeren Zeitabständen. In dem Buch wird deshalb unter anderem dafür plädiert, das Führungsverständnis von Spitzenmanagern zu erneuern. Einer der Wege zu diesem Ziel führt über die Schaffung sogenannter kognitiver Diversität: „Strategiediskussionen und strategische Entscheidungen finden oft hinter verschlossenen Türen statt. Das mag stellenweise seine Berechtigung haben. Allerdings verschließen sie sich der Möglichkeit, neue Perspektiven einzufangen“, ist hier zu lesen. Als Ergänzung solle daher vermehrt auf Schwarmintelligenz und dezentrales Wissen zurückgegriffen werden – hierbei sind vor allem die Firmenmitarbeiter gefragt. Einer von vielen Ansatzpunkten in diesem Buch, die einem vielleicht auf den ersten Blick nicht ins Auge springen, wenn von technischer und digitaler Disruption die Rede ist.

CREDITS: beigestellt

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