GELD-Magazin, Oktober 2017

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RBI-Chef Dr. Karl Wifo-Expertin Dr. Margit Sevelda Schratzenstaller: im Interview:„Harmonisierung „Nationalismusder istSteuern brandgefährlich!” tut Not!”

4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 02 10||2017 2017 °° 3,90 3,90Euro Euro

DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE

° Anleihen: Mit welchen Strategien Sie noch Geld verdienen ° Aktien Europa: Gute Wirtschaftsdaten pushen die Börsen ° Gentherapie: Die Zukunft hat begonnen Xi Jinping, der starke Mann Chinas:

Die neue Weltmacht Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Zertifikate + Alternative Investments + Versicherungen


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° editorial  10/2017 Geld muss arbeiten!

E

iner aktuellen Allianz-Studie zufolge wuchs das globale BruttoGeldvermögen gegenüber dem Vorjahr um 7,1 Prozent auf 170 Billionen Euro. Das Wachstum erfolgte vor allem in den USA und Großbritannien, sie stehen für gut 40 Prozent des weltweiten Vermögenszuwachses im Jahr 2016. Interessant dabei ist, dass nur ein Viertel der Wertzuwächse aus originärer Sparleistung stammt und drei Viertel aus Wertanlagen. In Österreich hat man den Dreh offen­ sichtlich noch nicht heraus. Hierzulande sind laut Statistik Austria knapp 40 Prozent der Geldvermögen als Bankeinlagen „geparkt“. Und dieser Wert hat sich seit 2006 nicht verändert! Während die Aktienbörsen von einem Hoch zum nächsten jagen, hat sich der Anteil von börsennotierten Aktien in den vergangenen zehn Jahren sogar von 4,7 Prozent auf 3,5 Prozent im Jahr 2016 verringert.

Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin

Die Konsequenz daraus ist, dass nirgendwo sonst im Euroraum die Rendite des Geldvermögens niedriger war als in Österreich (2,6 Prozent). Finnland weist mit acht Prozent die höchste Vermögensrendite auf, knapp vor den Niederlanden (7,6 Prozent). Grund dafür ist eine hohe Wertpapierquote im Portfolio. „Es wird Zeit, dass Österreich ‚umspart‘“, erklärte Martin Bruckner, CIO der AllianzGruppe in Österreich, anlässlich des Allianz Quaterly. Warum die meisten Österreicher es in Kauf nehmen, dass ihr Geldvermögen Jahr für Jahr dahinschmilzt (die Inflation liegt wesentlich höher als die Zinsen auf Bankeinlagen), dürfte mehrere Gründe haben. Zum einen fehlt das Gefühl, Geld auf dem Bankkonto zu verlieren, da es absolut gesehen nicht weniger wird. Der Kaufkraftverlust wird hingegen an völlig anderer Stelle bemängelt: Wenn man für den Einkauf immer mehr bezahlen muss. Renditeträchtige Vermögensanlagen werden aber auch politisch behindert. Man denke unter anderem an den fehlenden Verlustvortrag bei Kapitalanlagen von Privaten oder an die Kapitalertragsteuer von 27,5 Prozent. Offensichtlich reicht die Fantasie unserer Politiker nicht über die einzelne Amtsperiode hinaus. Damit ist es vielleicht zu erklären, dass dem Volksvermögen kein guter Dienst erwiesen wird.

º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 T: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, E: office@geld-magazin.at º Herausgeber 4profit Verlag GmbH º GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic  º Chefredakteur Mario Franzin º Redaktion Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh º grafische Leitung Noura El-Kordy  º Coverfoto shutterstock.comº Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º Verlagsleitung Snezana Jovic º Eventmarketing Ivana Jovic º Projektleitung Dr. Anatol Eschelmüller º IT-management Oliver Uhlir º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-12 • abo@geld-magazin.at Österreichische

* Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.

ÖAK Auflagenkontrolle


28 ° INTERVIEW PETER HAROLD. Der Vorstand der

BRENNPUNKT

HYPO NOE Landesbank weiß genau: „Kundennähe ist unser Trumpf.“

06 ° PANORAMA. Studie: Jugendliche fürchten Ter-

ror + Globalisierung neu: Daten sind das neue „Gold“ + Wahre Lügen: Fake ist kein Verbrechen + Investments ohne Moral: US-Massaker beflügelt Waffenaktien.

30 ° KREDITVERGABE. Das Höchstgericht bestätigt: Banken kassierten zu hohe Zinsen.

08 ° INTERVIEW MARGIT SCHRATZENSTALLER.

GELDANLAGE

Die Wifo-Ökonomin rät zu Steuerharmonisierung in Europa und einer Entlastung des Faktors Arbeit.

32 ° PANORAMA. Neuheit: Hypo Vorarlberg begibt Green Bond + Multi Asset: Wandelanleihen bevorzugt + Legenden-Fonds: Investieren wie Buffett & Co.

12 ° CHINA. Das Reich der Mitte baut seine weltweite Machtposition weiter aus – könnte aber an inneren Widersprüchen scheitern.

34 ° INTERVIEW JAN-HENDRIK HEIN. Der Exper-

18 ° GELDPOLITIK. Die EZB plant einen Kurswechsel

te von ETF Securities über Anleihen, Rohstoffe und brennende sozioökonomische Themen.

– so wird der Fahrplan aussehen.

36 ° INSTITUTIONAL INVESTORS CONGRESS.

Anlageprofis erklären, wie man im Niedrigzinsumfeld mit Anleihen attraktive Renditen einfährt.

40 ° EUROPA. Die Konjunktur läuft wie geschmiert – können die Börsen hier mithalten? Ratsam ist eine Auswahl erfolgreicher Europa-Aktienfonds. 04.05.17 20 ° FINANCE WATCH. EU: Mehrwertsteuer wird

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in Angriff genommen + US-Börsenaufsicht: Opfer von „Datenklau“ + Brüssel: Amazon soll 250 Millionen Euro nachzahlen + IWF: Kryptogeld könnte klassische Währungen ersetzen.

WIRTSCHAFT 22 ° PANORAMA. Standortwettbewerb: Die Alpen-

republik holt weiter auf + Einkaufsmanagerindex: Er steigt und steigt + Standard & Poors’: Gutes Rating für Österreich.

24 ° WIRTSCHAFTSBOOM. In Österreich ist die Hochkonjunktur zurückgekehrt. Aber steht sie auf gesunden Beinen?

16:36

43 ° INTERVIEW DANIEL KRÖGER. Der AcatisFondsmanager und Value-Investor sieht „grünes Licht“ für europäische Aktien. 45 ° INTERVIEW CHRISTIAN SCHMITT. Der Portfolio Manager bei Ethenea erklärt, was es mit „Goldlöckchen“ und der Börse auf sich hat.

48 ° GENTHERAPIE. Wie Viren für einen medizi-

nischen Durchbruch sorgen können.

AKTIEN 50 ° PANORAMA. OMV: Kursziel erhöht + Semperit: Geldstrafe droht + voestalpine: Stahlkonzern bleibt Österreich treu + Wiener Börse: Umsätze steigen.

BANKING

52 ° WELTBÖRSEN. USA: Ein Rekord jagt den anderen + Europa: Draghi in der Klemme + Japan: Riskanter Polit-Poker + Südamerika: Aktien im Höhenflug.

26 ° PANORAMA. Bawag: Ruf der Börse + Mögliches Bankensterben: Südeuropa besonders bedroht + EZB: Keine „Bruchpiloten“.

54 ° ANLAGETIPPS. Marine Harvest: Dicker Fisch + Autoliv: Sicherheit aus Schweden + Jungheinrich: Rekorde aus eigener Kraft + Valora: Wahrer Leckerbissen.

4 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2017


° INHALT 10 / 2017 56 ° BÖRSE WIEN. Hochkonjunktur schafft ideales

68 ° GOLD-INVESTMENTS. Das Edelmetall bleibt ein

58 ° INTERVIEW ALOIS WÖGERBAUER. Der erfolgreiche Fondsmanager des 3 Banken Österreich-Aktien erklärt, wie er Mitbewerber klar outperformt.

VERSICHERUNG

Umfeld für heimische Aktien.

60 ° BÖRSE DEUTSCHLAND. Die Wahlen haben die Machtverhältnisse im Bundestag durcheinander gewirbelt, das könnte auch die Aktienkurse belasten.

62 ° CONTRACTS FOR DIFFERENCE. CFDs sind

intelligente Instrumente der Absicherung, aber auch für spekulative Investments geeignet.

63 ° INTERVIEW GABOR MEHRINGER. Der Lei-

ter von CMC Markets Österreich verfolgt die Mission „Transparenz schaffen“.

ALTERNATIVE INVESTMENTS 64 ° PANORAMA. RCB: Auszeichnung für struktu-

rierte Produkte + Conda: Lösungen für Start-ups.

65 ° ZERTIFIKATE-LISTING. Attraktive Produkte auf einen Blick.

66 ° ROHSTOFF-RADAR. Erdöl: Überzogener Optimismus + Silber: Abschlag zu Gold.

Dauerbrenner in Krisenzeiten.

70 ° PANORAMA. s Versicherung: Freizeit gut abschützen + Ergo: Auszeichnung für Service-Qualität + Verwaltungsgerichtshof: Streit um Versicherungssteuer. 71 ° FLV-LISTING. Fondsgebundene Versicherungen im Überblick.

72 ° PENSIONSVORSORGE. Experte Bert Rürup

fordert eine Entlastung des Umlageverfahrens.

76 ° BERUFSUNFÄHIGKEIT. Krankheiten und Unfälle können die finanzielle Existenz gefährden – spezielle Versicherungen bieten Schutz.

IMMOBILIEN 80 ° PANORAMA. Mievertragsgebühr: Überraschend abgeschafft + Einfamilienhäuser: Preise ziehen weiter an + Luxusimmobilien: Ein lohnendes Geschäft? 82 ° BUCHTIPPS. Armin Wertz: Die Weltherrscher + Coase / Wang: Chinas Kapitalismus + Per Molander: Die Anatomie der Ungleichheit.

Immobilieninvestments in schwierigen Zeiten WƌŽĮƟĞƌĞŶ ^ŝĞ ǀŽŶ͗ Ͳ ŶƚǁŝĐŬůƵŶŐƐŐĞǁŝŶŶĞŶ ĞŝŶĞƌ /ŵŵŽďŝůŝĞ ŽĚĞƌ Ͳ ƌƚƌĂŐƌĞŝĐŚĞŶ sŽƌƐŽƌŐĞǁŽŚŶƵŶŐĞŶ ŵŝƚ &Ƶůů ^ĞƌǀŝĐĞ WĂŬĞƚ ƵŶĚ DŝĞƚŐĂƌĂŶƟĞ tŝƌ ĨƌĞƵĞŶ ƵŶƐ ƺďĞƌ /ŚƌĞ <ŽŶƚĂŬƚĂƵĨŶĂŚŵĞ͗ dĞů͘ нϰϯ ;ϬͿ ϭ ϱϮϮ ϰϬ ϬϯͲϬ ŐĞƌŚĂƌĚ͘ŵŝƩĞůďĂĐŚΛƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ ǁǁǁ͘ƚƌŝǀŝƵŵ͘Ăƚ OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

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brennpunktPanorama jugendtrends: Angst vor Terror

Zahlenspiel

Immigration bis führerschein. Die

sehen 51,3 Prozent der Befragten die EuroJugendlichen in Österreich sind ziemlich päische Union im Allgemeinen. Negativ sind hingegen19,8 Prozent eingestellt, der Rest ­europafreundlich eingestellt, aber es gibt auch Probleme, die jungen Menschen vor zehn bis ­deklariert sich neutral. Von der EU erwarten 20 Jahren wohl noch nicht so sehr am Hersich die jungen Bürger vor allem effektive Bekämpfung von Terrorismus (siehe Grafik), gezen gelegen sind wie heute. So die Ergebnisse der fünfte Auflage einer umfassenden Jugendfolgt von Lösungen in Immigrationsfragen. Bei studie von DocLX Holding und Marketagent: der Frage nach der präferierten Partei im ösInsgesamt wurden 3115 junge Menschen im terreichischen Nationalrat haben die Liste­ Alter zwischen 14 und 29 Jahren zu aktuellen Sebastian Kurz – Die neue Volkspartei (24 ProThemen befragt. So stehen immerhin 60,8 zent) und die FPÖ (23,9 Prozent) die Nase deutlich vorne. Aber es wurden auch proProzent der Untersuchungsteilnehmer trotz Brexit und Co. dem Euro als Währung positiv fanere Themen erörtert: Für 75 Prozent ist gegenüber. Als „sehr positiv“ bis „eher positiv“ der Führerschein nach wie vor wichtig, wobei die ­B edeutung mit zunehmendem Alter leicht erwartungen an die europäische union abnimmt. Ein eigenes Auto Bekämpfung von Terrorismus 58,6% ist für 41,7 Prozent der Befragten wichtig. Bei gänKlare Lösungen in Sachen 56,6% „Einwanderungspolitik“ g i g e n Z a h l u n g s m i t te l n Förderung von internationalem geben nur mehr 50,7 Pro52,4% Frieden zent Bargeld an. Bereits Bekämpfung der Arbeitslosigkeit 50,9% 28,7 Prozent setzen auf Ausbau des Gesundheits- und ­Bankomat- oder Kreditkarte 45,6% Sozialwesens (5,7 Prozent).

163

Zettabyte an Daten sollen im Jahr 2025 weltweit generiert wer-

den – das Zehnfache im Vergleich zu 2016,so eine aktuelle Studie. Zettabyte? Dabei handelt es sich um eine Billion Gigabyte. Zum besseren Verständnis: Die geschätzte Menge aller jemals von Menschen gesprochenen Worte würde digitalisiert 42 Zettabyte entsprechen. Es handelt sich also um Zahlen mit sehr vielen Nullen. Für Unternehmen sind Daten von beträchtlichem Wert, denn anhand dieser können sie die Vorlieben ihrer Kunden besser verstehen und ihr Angebot darauf zuschneiden, um im Wettbewerb besser zu bestehen. „Auch Investmentmanager nutzen Big Data und künstliche Intelligenz, um die Diversifikation und das Risiko-Rendite-Potenzial von Portfolios zu verbessern“, so Anthony Lawler, Fondsmanager bei GAM. Systematische Strategien können diese ‚Big Data‘ maschinell auswerten, um Anlagesignale über alle Assetklassen hinweg frühzeitig zu erkennen. „Investoren freunden sich immer mehr mit der Idee von computerunterstützten Anlagestrategien an. Das ist keine Revolution, sondern die Weiterentwicklung des Ansatzes, wie Anlageanalysen und -entscheidungen durch den Einsatz von Algorithmen, Big Data und

es lebe der fake

Daten-explosion. Immer mehr Re-

Wahre lügen. „Fake

gierungen versuchen den Freihandel zu beschränken und ihre Eigeninteressen in den Vordergrund zu rücken. Steve T. Watson, Portfoliomanager bei Capital Group, beobachtet diese Entwicklungen sorgsam, sieht die Globalisierung jedoch nicht auf dem Rückzug. Heute würden weniger der Güterhandel, dafür aber mehr Kapital- und Datenströme im Vordergrund stehen. Allein in den vergangenen zehn Jahren hätten sich die grenzüberschreitenden Datenstransfer verzwanzigfacht. Während er vor zehn Jahren noch bei 46 Terabit pro Sekunde lag, prognostiziert Capital Group bis 2023 einen Anstieg auf rund 6000 Terabit pro Sekunde. Für Anleger kann diese Verschiebung der Globalisierung interessante Investmentchancen mit sich bringen: Unternehmen im Technologiesektor, wie etwa Google und Facebook, profitieren enorm von der Entwicklung.

ist kein Betrug, sondern eine unverzichtbare Kulturtechnik“, so die vielleicht provokante These von Christoph Zulehner in seinem Buch „Make the Fake. Warum Erfolg die Täuschung braucht“. Der Autor bezieht sich dabei nicht auf inhaltlich Falsches, sondern auf eine gezielte Kulturstrategie des Menschen, um im Leben weiterzukommen und gesteckte Ziele zu erreichen. Zitat Zulehner: „Wichtig ist die Differenzierung zwischen einem Hochstapler und einem Faker. Der Hochstapler hat kein Interesse an Leistung und will aus Geltungsdrang mehr scheinen als sein. Ein Faker hingegen hat einen Auftrag, um das Vertrauen seiner Zielgruppe zu erhalten.“

6 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

auch künstlicher Intelligenz verbessert werden können“, meint Lawler.

20

Jahre alt – und kein Anlass zum Feiern. Für einige tausend Menschen

auf der Welt ist das Erreichen des 20. Lebensjahres sogar ein Grund zum Fürchten: Wer seit seiner Geburt unter der Erbkrankheit Lebersche Kongenitale Amaurose (LCA) leidet und nicht bereits sein Augenlicht verloren hat, muss damit rechnen, noch vor dem 21. Lebensjahr zu erblinden. Zum Glück gibt es aber immer wieder „Moonshot-Projekte“ in der Medizin, von denen in diesem Zusammenhang Ethan Lovell, Co-Portfoliomanager des Janus Henderson Global Life Sciences Fund, berichtet: So erhielt das Biotechnologieunternehmen Spark Therapeutics die Zusage der US-Gesundheitsbehörde FDA für ein beschleunigtes Zulassungsverfahren seines Therapeutikums zur Behandlung von LCA. Erhält das Präparat die Zulassung, könnten unter dieser Krankheit leidende Patienten mit nur einer Injek­ tion ihr Augenlicht dauerhaft zurückerhalten.

CrediTS: beigestellt, Shutterstock GRAFIK: Digitale Markt- und Meinungsforschung

globalisierung neu


koNjuNktur: bEssEr GEht’s NIcht nUr KeIn übermUt. Der Pimco-Konjunkturausblick mahnt trotz

grundsätzlichem Optimismus zur Vorsicht: „Unser wirtschaftliches Basisszenario für 2018 geht von einer Fortsetzung des synchronen und globalen BIP-Wachstums mit einer stetigen Rate von drei Prozent, geringen Rezessionsrisiken auf kurze Sicht sowie einem nur moderaten Anziehen der zugrunde liegenden Inflation in den Industrieländern aus.“ Weiters werden leicht unterstützende Finanzpolitiken und eine nur allmähliche Rücknahme der geldpolitischen Lockerung erwartet. Zudem ist in Europa politische Entspannung zu beobachten, was zum Teil auf besseres Wirtschaftswachstum zurückzuführen ist. Allerdings seien, abgesehen von der offensichtlichen geopolitischen Bedrohung aus Nordkorea, als drei wichtigste makroökonomische Unsicherheiten das zunehmende Alter der US-Expansionsphase, das bevorstehende Ende der Bilanzausweitung der Zentralbanken sowie der politische und wirtschaftliche Kurs Chinas nach dem Parteitag zu nennen. Die Pimco-Experten Andrew Balls und Joachim Fels führt das zu folgendem Schluss: „In einem Umfeld, in dem das makroökonomische Klima nicht besser sein könnte und die Bewertungen hoch sind, werden wir den Schwerpunkt auf den Kapitalerhalt in unseren Portfolios legen. Wir halten es für sinnvoll, die Konzentration auf die Liquidität des Portfolios zu legen, weniger flüssig Positionen im Regelfall zu vermeiden und uns auf die Bottom-up-Gelegenheiten zu konzentrieren, bei denen wir für das Risiko auch wirklich entlohnt werden.“

stImmenKaUf. Würden deutsche Bürger ihr Stimmrecht zur Bundestagswahl theoretisch verkaufen? Und wenn ja, zu welchem Preis? Das Finanzportal Vexcash hat sich dazu umgehört. Die gute Nachricht und ein Sieg für die Moral: 66 Prozent der Deutschen würden ihre Stimme unter keinen Umständen verkaufen. Besonders resistent gegen den Mammon sind Frauen. Drei Viertel der weiblichen Befragten schließen einen Verkauf ihrer Stimme kategorisch aus. Bei den Männern würde fast jeder Zweite (44 Prozent) hingegen sein Recht zur Mitbestimmung gegen eine finanzielle Gegenleistung hergeben. Rund 20 Prozent der Verkaufswilligen würden ihre Stimme bereits für 100 Euro abtreten – v.a. Befragte aus der Altersklasse 18 bis 30 Jahre nannten diesen Wert. Für eine Gegenleistung von 250, 500 und 1000 Euro konnten sich insgesamt knapp 30 Prozent begeistern. Etwa 50 Prozent aller Befragten würden ihre Stimme für die Summe von 2000 Euro verkaufen. Auch hier führen die 18- bis 30-Jährigen die Ergebnisse an.

MORAL – vs. – GIER

trAurIG, AbEr wAhr brUtale InVestoren. Anfang Oktober erschütterte das Massa-

ker von Las Vegas die Welt. Naive europäische Beobachter hätten annehmen können, dass das Drama zu einem gewissen Umdenken der Amerikaner und langfristig strengeren Waffengesetzen hätte führen können. Aber weit gefehlt. Am ersten Börsentag nach dem Attentat erfreuten sich Aktien von Waffenherstellern auffälliger Beliebtheit. So legten etwa Sturm, Ruger & Company (Handfeuerwaffen) oder American Outdoor Brands (bekannt vor allem für Smith & Wesson) kräftig zu. Investoren erwarten offensichtlich, dass die US-Bürger nach dem schlimmsten Amoklauf der amerikanischen Geschichte verstärkt aufrüsten und die Waffenschränke noch praller füllen werden. Dabei sei die Frage erlaubt, was passiert wäre, wenn auf dem Festival-Gelände in Las Vegas auch das Publikum bewaffnet gewesen wäre?

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oktobEr 2017 – GELD-MAGAZIN gewinn-messe.at

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Brennpunkt ° Im Gespräch mit Dr. Margit Schratzenstaller, Wifo

Harmonisierung tut Not In Europa und Österreich gerät der Faktor Arbeit aufgrund hoher Steuern zunehmend unter Druck. Deshalb sei

eine Entlastung notwendig – so die Wifo-Ökonomin Dr. Margit Schratzenstaller. Außerdem erzählt sie, was Wirtschaftswissenschaften mit einer Herrenrunde gemeinsam haben. Harald Kolerus GELD °

Oft ist von einer erwünschten Steuer­

Faktors Arbeit und niedrigere Lohnsteuern aus.

harmonisierung in Europa die Rede – wie weit

Aber wie soll die Gegenfinanzierung erfolgen?

sind wir von diesem hehren Ziel entfernt und

Eine substanzielle Entlastung der Arbeitseinkommen – vor allem der unteren und mittleren Einkommen von Sozialbeiträgen, aber auch von Arbeitgeberbeiträgen – kann nur im Rahmen eines längerfristig angelegten Stufenkonzepts zielführend sein. Sie sollte teilweise durch Ausgabeneinsparungen gegenfinanziert werden, um die Abgabenquote insgesamt zu senken. Teilweise sollten Steuern, die derzeit unterdurchschnittlich genutzt werden, etwa Umweltsteuern oder die Grundsteuer, schrittweise erhöht und steuerliche Ausnahmen abgebaut werden. So würde das Abgabensystem vereinfacht werden und stärker zu Beschäftigung, Klimaschutz und sozialem Zusammenhalt beitragen.

welche Form der Harmonisierung wäre auf welchen Gebieten wünschenswert? Anders ­gefragt: Woran hapert es in Europa?

Margit Schratzenstaller: Am offensichtlichsten ist in Europa der Wettbewerb bei den Unternehmenssteuern. Aber auch Umweltsteuern geraten mit Verweis auf Wettbewerbsfähigkeit oder drohende Abwanderung unter Druck oder werden gar nicht erst eingeführt. Im Ergebnis verschiebt sich die Steuerlast auf immobile Steuerbasen, vor allem die Arbeit, mit problematischen Wirkungen für Wachstum, Beschäftigung und Verteilung. Eine Harmonisierung der Bemessungsgrundlage und Mindeststeuersätze bei den Unternehmenssteuern, Mindeststeuersätze bei Umweltsteuern und EU-weite Steuern zur Finanzierung des EU-Budgets – etwa eine Flugticketabgabe –, wie wir sie in unserem EU-Projekt „FairTax“ analysieren, wären Ansatzpunkte.

Wäre im heimischen Steuersystem vielleicht eine stärkere Progression bei sehr gut Verdie­ nenden zielführend? Bei über 90.000 Euro bis einer Million Jahreseinkommen beträgt der Steuertarif 50 Prozent; über einer Million 55 Prozent. Muss hier der Deckel liegen oder wäre

Die Wirtschaftskammer Österreich fordert

eine noch höhere Belastung denkbar?

­wiederum niedrigere Unternehmenssteuern –

Eine weitere Erhöhung des Spitzensteuersatzes, der in Österreich am oberen Ende in der EU liegt, sollte schon wegen der negativen Signalwirkung vermieden werden: Zumal gleichzeitig zahlreiche Ausnahmen die tatsächliche Steuer­ belastung deutlich senken, wie etwa die Begünstigung des 13. und 14. Monatsgehaltes: Deren Abbau wäre zielführender.

Wie berechtigt ist das?

„Besteuerung von Vermögen ausbauen“, rät Schratzenstaller.

Österreich befindet sich bei der Unternehmenssteuerbelastung im Mittelfeld und kann mit Gruppenbesteuerung und steuerlicher Forschungsförderung attraktive Rahmenbedingungen bieten. Problematisch sind aber, wie Unternehmensbefragungen bestätigen, die mehrfachen kurzfristigen Veränderungen der Vergangenheit, zum Beispiel „GmbH light“, und die ständigen Diskussionen über mögliche Zusatzbelastungen. Praktisch alle politischen Parteien in Öster­ reich sprechen sich für eine Entlastung des

8 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

Ein politischer Zankapfel ist seit Langem die Erbschaftssteuer – wie sind Sie zu diesem Punkt eingestellt?

Im Rahmen des angesprochenen gesamthaften Umbaus des Abgabensystems, der insgesamt die Abgabenquote langfristig senkt, ist eine Erbschaftssteuer, die ja in 19 anderen EU-Ländern

credit: beigestellt

mit Verweis auf die internationale Konkurrenz.


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Die vorliegende Marketingmitteilung der Allianz Investmentbank AG stellt keine Anlageanalyse, Anlageberatung oder Anlageempfehlung dar. Insbesondere ist sie kein Angebot und keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Investmentfondsanteilen. Die Wertentwicklung der Vergangenheit lässt keine verlässlichen Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Fonds zu. Ein Ranking, Rating oder eine Auszeichnung ist kein Indikator für die künftige Entwicklung und unterliegt Veränderungen im Laufe der Zeit. Die Prospekte und die Wesentlichen Anlegerinformationen (Kundeninformationsdokumente) der Investmentfonds der Allianz Invest Kapitalanlagegesellschaft mbH, Hietzinger Kai 101–105, A-1130 Wien, sind kostenlos ebendort sowie bei der Allianz Investmentbank AG, Hietzinger Kai 101–105, A-1130 Wien und im Internet unter www.allianzinvest.at in deutscher Sprache erhältlich.


Brennpunkt ° Im Gespräch mit Dr. Margit Schratzenstaller, Wifo

erhoben wird, ein Baustein: Allerdings nur ein relativ kleiner, auch wenn die Vermögen und das Erbschaftsvolumen in Zukunft deutlich zunehmen werden und sehr ungleich verteilt sind. Generell steht aber die Vehemenz, mit der über die Erbschaftssteuer diskutiert wird, in keinem VerhältniszudenzuerwartendenAuswirkun­gen: weder bezüglich der zu erwartenden Einnahmen, noch der ökonomischen Effekte. Ab welcher Summe wäre die Erbschafts­steuer sinnvoll? Viele Menschen fürchten ja um Schrebergarten oder mühsam Erspartes.

Die Steuer sollte auf hohe Erbschaften abzielen, ein durchschnittliches vererbtes Eigenheim etwa sollte jedenfalls steuerfrei bleiben. Auch für Unternehmen und die Landwirtschaft

braucht es Ausnahmen. Und Stundungs- und Ratenzahlungsmöglichkeiten sollen vermeiden, dass ein Erbe verkauft werden muss, um die Steuer zahlen zu können. Liegt die Belastung von Vermögen in ­Öster­reich im europäischen und globalen Vergleich zu

Förderung von Forschung und Innovationen – investiert werden. Um sich den erforderlichen budgetären Spielraum zu verschaffen, bedarf es einer grundlegenden Aufgabenkritik sowie des Abbaus von Ineffizienzen im öffentlichen Sektor – Stichworte wären etwa Föderalismus, Fördersystem oder Spitalswesen.

niedrig? Welche Formen der Vermögens­ besteuerung halten Sie für sinnvoll?

Neben Steuern ist einer Ihrer Arbeitsschwer­

Die Besteuerung von Vermögen sollte in Österreich im Rahmen eines Umbaus des Abgabensystems ausgebaut werden, in Form von Erbschafts- und höherer Grundsteuer. Eine allgemeine Vermögenssteuer im Alleingang sollte dagegen aufgrund der zu erwartenden Ausweichreaktionen gerade im Bereich mobiler Finanzvermögen vermieden werden.

punkte „Gender Budgeting“. Vielleicht können

Wäre auch eine progressive Gestaltung der

Sie etwas näher ausführen, was hinter diesem Begriff steckt?

Dahinter versteckt sich das Anliegen, bei der Gestaltung öffentlicher Ausgaben und Einnahmen nicht nur die klassischen wirtschaftspolitischen Ziele – Wachstum, Beschäftigung, Verteilung und Umweltqualität – zu berücksichtigen, sondern auch die Gleichstellung von Frauen und Männern.

Kapitalertragsteuer möglich? Denn es kann ja seltsam erscheinen, wenn bei ein paar hundert

Beim Ranking der einflussreichsten Ökonomen

Euro am Sparbuch der gleiche Steuersatz greift

von „Presse“, „Frankfurter Allgemeine“ und

wie zum Beispiel bei 100.000 Euro...

„NZZ“ haben Sie den fünften Platz erreicht. Wie

Grundsätzlich ist eine höhere Kapitalertrag­ steuer eine gute Alternative zur Einführung einer allgemeinen Vermögenssteuer, zumal sie nur anfällt, wenn Vermögen auch tatsächlich Erträge abwerfen. Ihre Durchsetzbarkeit hat sich mit der Einführung des automatischen Informationsaustausches erhöht. Allerdings sollte eine Doppelbesteuerung ausgeschütteter bzw. entnommener Gewinne von Kapitalgesellschaften mit Körperschafts- und Kapitalertragsteuer vermieden werden.

wichtig sind solche Auszeichnungen?

Gerade dieses Ranking sagt primär etwas über den Bekanntheitsgrad einer Person aus; genauso ist es auch zu werten. Aber natürlich ist es ein gutes Zeichen, wenn Forscherinnen und Forscher des Wifo in der Öffentlichkeit wahr- und ernst genommen werden. In dem Rating kommen Sie unter den ersten zehn Plätzen als einzige Frau vor. Sind Frauen in der Wirtschaftswissenschaft unterrepräsen­

Redet man in Österreich über Vermögens­

zur person: Margit Schratzenstaller, geboren 1968 in Landshut/ Deutschland, arbeitet seit April 2003 als Referentin für Öffentliche Finanzen am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo). Seit Jänner 2016 ist sie außerdem stellvertretende Leiterin des Instituts. Die renommierte Ökonomin ist Expertin im Österreichischen Fiskalrat und Lehrbeauftragte an der Universität Wien sowie Mitglied im Kuratorium des Europäischen Forum Alpbach. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind (Europäische) Steuer- und Budgetpolitik, Steuer­ wettbewerb und -harmonisierung, Fiskalföderalismus und Gender Budgeting.

10 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

steuern, spricht man gleichzeitig sehr schnell von einer Neiddebatte. Ein Totschlagargument? Oder würde tatsächlich Leistung bestraft?

Als Ökonomin sehe ich schlicht und einfach das Problem, dass Arbeitsleistung in Österreich sehr stark besteuert wird; das dämpft Arbeitsnach­ frage und -angebot. Steuern auf Grundvermögen und Erbschaften zur Mitfinanzierung einer Entlastung der Arbeitseinkommen würden dieses Ungleichgewicht abmildern. Welche Maßnahmen wünschen Sie sich generell für Österreichs Wirtschaft?

Neben den erwähnten Punkten sollte mehr in wichtige Zukunftsbereiche – etwa Bildung,

In der Tat ist in unserer Disziplin das Phänomen, dass Frauen zwar inzwischen die Hälfte der Absolventinnen stellen, aber ihr Anteil mit jeder Qualifikationsstufe abnimmt, besonders ausgeprägt. Mir erscheint die Nachwuchsförderung an Universitäten und Forschungsinstituten besonders wichtig, aber auch ein größeres Augenmerk auf den Übergang in dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse. Insgesamt nehme ich wahr, dass trotz institutionalisierter Gleichstellungsmaßnahmen die Sensibilisierung für die gesamte Problematik der Unterrepräsentanz von Frauen vielfach immer noch zu wünschen übrig lässt. www.wifo.at

credit: beigestellt

tiert? Eine Herrenrunde?


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BRENNPUNKT

° Geopolitik

Keiner stoppt China – oder doch? Das Reich der Mitte baut seine Machtposition und militärische Stärke kontinuierlich weiter aus. Das Wirtschaftswachstum hat zwar nachgelassen, liegt mit sieben Prozent aber immer noch im Plan und lässt den Westen weit hinter sich. Chinas langer Marsch an die Weltspitze scheint kaum aufzuhalten zu sein. Harald Kolerus

n Peking werden die Büsten und Statuen des „großen Steuermanns“ Mao derzeit ganz besonders sorgsam auf Hochglanz poliert. Denn es steht der 19. Konvent der Kommunistischen Partei Chinas (KPC) vor der Tür. Ein politisches „Mega-Event“, würde man in unseren Breiten sagen: Denn Immerhin 2300 Delegierte werden die strategischen Ziele der KPC für die kommenden fünf Jahre debattieren sowie verabschieden – und somit eine wesentliche Weichenstellung für das gesamte Land vornehmen. Was ist von diesem Parteitag (Start am 18. Oktober) schon jetzt zu erwarten? STARKER MANN CHINAS Dazu befragte das GELD-Magazin unter anderen Hanns G. Hilpert, Asien-Experte an der renommierten „Stiftung Wissenschaft und Politik“ in Berlin. Er meint:

„Über den Parteikongress wird viel spekuliert. Es gilt aber schon als sehr wahrscheinlich, dass die Position von Xi Jinping nochmals sehr gestärkt werden soll. Dabei hat er sich als Parteichef der KPC und Präsident des Landes bereits als sehr machtbewusst erwiesen.“ Wobei man wissen muss, dass das Amt des Parteichefs auf zehn Jahre begrenzt ist, es ist aber möglich, dass Xi Jinping versuchen wird, seinen Einfluss über 2022 hinaus zu prolongieren und zu diesem Zweck etwa treue Gefolgsleute inthronisieren könnte. Hilpert: „Mit gestärkter Position wird er sich noch besser auf den Regierungs- und Beamtenapparat stützen können. Die Defizite im System werden auch immer größer und die Probleme dringender. Es herrscht Handlungsbedarf und Xi Jinping wird seine größere Macht auch einsetzen müssen.“ Zu den Defiziten zählt

DIE VERSCHULDUNG CHINAS STEIGT WEITER Gesamtkredite in % des BIP

350 300 250 200

Bankkredite in % des BIP

aktueller Trend

Unternehmensanleihen in % des BIP Schattenbank-Kredite in % des BIP

150 100 50 0

‘02 ‘03 ‘04 ‘05 ‘06 ‘07 ‘08 ‘09 ‘10 ‘11 ‘12 ‘13 ‘14 ‘15 ‘16 ‘17 ‘18

Der Staat und Private in China sind zurückhaltende Schuldner, allerdings macht der Kredithunger von Unternehmern und Schattenbanken Probleme. Quelle: MSIM Global Multi-Asset Team

12 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2017

der Experte die abnehmende Effizienz der chinesischen Ökonomie, überhaupt hätte Xi Jinping, der ursprünglich als Wirtschaftsreformer angetreten ist, in den ersten fünf Jahren in dieser Hinsicht einen eher blassen Eindruck hinterlassen. „Der Umbau des Wachstumsmodells ist nicht wie erwünscht vorangeschritten – gefragt sind jetzt mehr Innovationen und Verbesserungen der Produktivität“, so Hilpert. Der entscheidende Punkt sei aber der Schuldenabbau: „Die monetäre Expansion muss zurückgefahren werden. So hat die gesamtwirtschaftliche Verschuldungsquote (Staat, Unternehmen und Private, Anm.) Chinas laut der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich auf 257 Prozent des BIP zugenommen. Damit liegt man ungefähr im Schnitt der OECD, bei Schwellenländern fällt die Quote deutlich niedriger aus.“ „AN DIE WAND FAHREN“ Ein grundsätzliches Problem des chinesischen Modells lässt sich laut Hilpert wie folgt darstellen: „Die zentrale Führung der Wirtschaft kann man als leninistisch bezeichnen, mit indikativen Fünfjahresplänen und einer starken Stellung der Staatsunternehmen. Im Gegensatz dazu steht die marktwirtschaftliche Koordination von unten. Meiner Meinung nach sind diese Widersprüche so unüberwindbar stark, dass das chinesische Modell – da nicht nachhaltig – irgendwann einmal an die Wand fährt.“ Eine starke Aussage, die hellhörig macht – droht im Reich der Mitte der System-Kollaps und welche Auswirkungen hätte er? Über die politische Konsequenzen will Hilpert nicht spekulieren, ökonomisch sind stark fallende Wachstumsraten zu erwarten:

CREDITS: Shutterstock/ plavevski, SWP, Uni Wien

I


Geopolitik

„Die Frage ist, wie das System damit umgehen würde, vor allem, wenn weniger Verteilungsspielräume vorhanden sind.“ BANKEN-KOLLAPS? Auch Susanne Weigelin-Schwiedrzik, Sinologin an der Uni Wien, sieht im Reich der Mitte nicht alles rund laufen: „Das größte Problem für Chinas Wirtschaft ist auch laut chinesischen Ökonomen ein möglicher Zusammenbruch des Bankensystems, das eng an die Regierung gebunden ist. Würden die Banken als ,Herz der Wirtschaft‘ stehen bleiben, hätte das natürlich nicht zuletzt erhebliche Konsequenzen für die Politik.“ Welche Szenarien ergeben sich daraus? Die Expertin will sich nicht zu den Menschen zählen, die einen Aufstand in China prophezeien, sie fügt aber an: „Ich bezweifle, dass Xi Jinping das Land so fest in der Hand hat, wie das internationale Medien gerne behaupten.“ Dazu passt ins Bild, dass Xi Jinping in den letzten Jahren zwei Gruppen in Unruhe versetzt hat: „Eine davon bilden Menschen, die sich einen gewissen Freiraum geschaffen haben, wie Journalisten oder Rechtsanwälte. Man kann sie als ,Elite der Zivilgesellschaft‘ bezeichnen, die auch öffentlich im Sinne der Menschenrechte agiert. Hier sind wieder vermehrt Repressalien zu bemerken: Lizenzen werden entzogen oder es droht Gefängnis.“ Möglicher Hintergrund: Sollten tatsächlich Unruhen ausbrechen und von den „einfachen Menschen“ ausgehen, fehlt ihnen die Möglichkeit der Artikulation und Organisation. Damit die „Elite der Zivilgesellschaft“ diese Funktion nicht übernimmt, soll sie in ihre Schranken gewiesen werden. Die zweite Gruppe, die an die Kandare genommen

„Das chinesische System wird irgendwann an die Wand fahren“

Hannes Hilpert, Stiftung Wissenschaft und Politik

° BRENNPUNKT

„Das größte Problem Chinas ist ein möglicher Zusammenbruch der Banken“

Susanne Weigelin, Uni Wien

° POLITIK IM REICH DER MITTE Machtergreifung Beendete den langen Marsch nach Peking am 1. Oktober 1949 mit der Gründung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949. Der Staat feierte in diesen Tagen also sein 68-jähriges Bestehen. Tiefpunkt in dieser Historie war zweifellos der „große Sprung nach vorn“ (1958 bis 1961): Die fehlgeleitete Industrialisierung der Wirtschaft auf Biegen und Brechen führte zu einer Erosion des Agrarsektors und forderte 20 bis 30 Millionen Todesopfer. Strenges Regime Der Staatsaufbau Chinas folgt in Kernelementen dem Modell der ehemaligen Sowjetunion. „Die politische Führungsrolle der Kommunistischen Partei Chinas (KPC), umfassende Durchgriffsbefugnisse der Zentralregierung gegenüber regionalen Führungen, die Gewaltenkonzentration und die Unterordnung individueller Rechte unter kollektive Interessen sind bis heute wesentliche Prinzipien der Verfassungsordnung der Volksrepublik China“, urteilt die Bundeszentrale für politische Bildung in Deutschland. Eine politische Machtbegrenzung durch Gewaltenteilung zwischen Exekutive, Legislative und Judikative wird eindeutig abgelehnt. Deshalb und aufgrund der eingeschränkten Menschenrechte (zum Beispiel fehlende freie Wahlen) gilt China nach westlichen Vorstellungen als Diktatur. Parteikongress Der Parteitag der KPC findet alle fünf Jahre statt, hier werden wesentliche strategische Weichenstellungen vorgenommen (auch wenn diese im Vorfeld schon von langer Hand präpariert worden sind). Der Höhepunkt der Veranstaltung ist die Wahl des neuen Zentralkomitees. Dieses ernennt einen Tag nach dem Ende des Parteitages die oberste Führungsriege und betraut sie mit der Umsetzung der Ziele. An der Spitze von Staat und Partei sitzt derzeit Xi Jinping fest im Sattel. Machtzentrale Oberstes Organ der Staatsmacht ist der Nationale Volkskongress (NVK), der unter anderem für Verfassungsänderungen, Ausarbeitung von grundlegenden Gesetzen sowie Wahl/Abberufung der wichtigsten Mitglieder der Staatsorgane verantwortlich ist. Die rund 3000 Abgeordneten des NVK werden alle fünf Jahre von den Volkskongressen auf Provinzebene bestimmt.

OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

13


BRENNPUNKT

° Geopolitik

wird, bilden finanzielle und politische Eliten, sie sind durch Anti-Korruptionsmaßnahmen in Bedrängnis geraten. „AUF DIE FINGER HAUEN“ Das hat natürlich den Selbstzweck, die wirtschaftsschädliche Korruption einzudämmen, Weigelin-Schwiedrzik kann sich aber auch andere Hintergedanken vorstellen: „Somit soll den Bürgern vermittelt werden, dass Peking für Gerechtigkeit sorgt. Der Eindruck ,denen ganz oben wird auf die Finger geschaut und gehaut‘ soll beruhigend wirken. Weiters wird diese Elite von Exponenten bereinigt, die mehr Anspruch auf Macht stellen könnten. Prominente Vertreter, die in den letzten Jahren von Xi Jinping ausgeschaltet wurden, sind führende Parteimitglieder auf zentraler und Provinzebene, denen Bereicherung durch Korruption vorgeworfen wurde.“ Interessant ist auch, was Weigelin-Schwiedrzik zur Neuen Seidenstraße (ein internationales Entwicklungs- und Infrastrukturprojekt, in das China rund 900 Milliarden Dollar pumpt) zu sagen hat: „China verfolgt den Plan, seine Wirtschaft auf Binnennachfrage umzustellen. Es ist hier aber noch keine Dynamik entstanden, die sich aus eigener Kraft trägt – der ausbleibende Erfolg sorgt in China für rege Diskussionen. Die Investitionen in den Konsum haben also keinen nachhaltigen

Kreislauf ausgelöst, stattdessen soll jetzt vor allem das Projekt Seidenstraße für Dynamik sorgen. Das alte Modell wird sozusagen umgedreht: Früher hat China geschickt ausländische Investitionen angezogen, jetzt geht es als Investor in die Welt und will den eigenen Erfolg exportieren.“ WeigelinSchwiedrzik und Hilpert zeichnen also ein durchaus kritisches Bild des heutigen China – bis hin zur Gefahr schwerer Systemstörungen. Gerhard Winzer, Chefvolkswirt der Erste Asset Management, mahnt ebenfalls zu genauer Beobachtung, er ist mit Blick auf die ökonomischen Kerndaten aber optimistischer eingestellt: „Das Wirtschaftswachstum Chinas ist heuer überraschend gut ausgefallen, vor allem im ersten Halbjahr mit sieben Prozent plus. Bis 2020 sprechen Prognosen von einem Absinken unter sechs Prozent per annum. Man könnte also sagen: Es geht graduell die Luft raus. Das ist aber gewollt und okay so.“ IM FOKUS: VERSCHULDUNG Für wesentlich hält der Experte, dass die Deflationsgefahr, vor der China und die Welt noch vor zwei Jahren gestanden sind, jetzt überwunden scheint: „China hat seine zuvor stark expansive Geld- und Kreditpolitik zurückgefahren. Es ist also eine Art Normalisierung festzustellen.“ Was an China allerdings etwas bedenklich stimmt, ist die

CHINAS WIRTSCHAFTSWACHSTUM: RÜCKZUG NACH PLAN

Veränderung des BIP zum Vorjahr

14%

14,2%

BÖRSE HONGKONG

13% 12%

28.000

10,6%

11% 10%

26.000

9,5% 9,6%

9%

9,2%

8%

24.000

7,9%

7,8%

7% 6%

GEFAHR FÜR DIE WELTWIRTSCHAFT Immerhin bezeichnet Winzer eine scharfe Abschwächung des chinesischen Kreditwachstums oder gar Kontraktion des Kreditbestands als „größtes Bedrohungsszenario für die Weltwirtschaft. Denn dann würde wieder akute Deflationsgefahr auftauchen“. Für sehr wahrscheinlich hält der

2007

2008 2009 2010 2011 2012 2013

22.000

7,3%

6,9% 6,7% 6,6%

2014 2015 2016 2017*

Das BIP im Reich der Mitte ist schon lange aus dem zweistelligen Bereich hinausgefallen. Der Dämpfer ist aber von Peking von langer Hand geplant. Quelle: Statista 2017

14 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2017

20.000 18.000

2013

2014

2015

2016

Der Hang Seng hat in fünf Jahren rund 35 Prozent zugelegt

2017

CREDIT: Archiv/Manfred Burger

15%

Verschuldungsfrage; Winzer dazu: „Probleme könnte nicht so sehr der Kreditbestand am BIP insgesamt, sondern das schnelle Kreditwachstum bereiten. Zwar hat sich dieses zuletzt verlangsamt, dennoch steigt es weiter an und fällt höher aus als das Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte.“ Daraus ergibt sich das Risiko eines „hard landing“, wobei China seit Jahrzehnten mit einer erfolgreichen „Stop and Go-Politik“ gegensteuert. Winzer: „Bisher wurde diese Gefahr gut gemeistert. Wenn es zu Übertreibungen kommt, steigt China auf die Bremse, bei Schwächen werden Stimuli getätigt. Aktuell befinden wir uns in der StopPhase.“ Die Wirtschaftspolitik Chinas sieht der Ökonom weiterhin auf eine Lenkung in Richtung Konsum, zusätzliche Investments im Ausland sowie die Etablierung und Internationalisierung des Renminbi ausgerichtet: „Die Liberalisierung der chinesischen Börse wird ebenfalls weiter voranschreiten, sonst hätte der Renminbi als Reservewährung an den Finanzmärkten auch gar keine Chance.“ Soweit scheint also alles auf Schiene – oder etwa doch nicht?


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BRENNPUNKT

° Geopolitik

Experte die Schock-Variante einer harten Landung in nächster Zeit nicht, es sei aber auch nicht auszuschließen. „Die Gefahr, dass der Kreditbestand unter seinem eigenen Gewicht zusammenbricht, soll beseitigt werden, ein Problem, das uns sicher noch länger beschäftigen wird. Dabei kommt es darauf an, wie geschickt China den Spagat zwischen Eindämmung des Kreditwachstums und zu starker Einschränkung schafft, die ein Platzen riskieren würde.“ GESCHÄFTE IM DUNKELN Gehen wir also davon aus, dass der Welt ein Abstürzen Chinas in extreme wirtschaftliche und politische Turbulenzen erspart bleiben wird. Dennoch bleiben viele Fragezeichen bestehen, so wie etwa das Phänomen der Schattenbanken, das in China sein Unwesen treibt (siehe Beitrag unten). Verwickelt sind Versicherer, Leasingfirmen oder ganz einfach illegale Unternehmen. Die Kreditvergabe in unkontrollierten Kanälen, oft via Internet, feuert die Kreditvergabe jedenfalls weiter an, wobei das Geld dann oft in unprofitablen Immobilienprojekten landet. Das verheißt nichts Gutes. Die Gefahr einer Immo- und Verschuldungsblase liegt also auf der Hand. Vor allem Unternehmen stehen stark in der Kreide, Privathaushalte sind hingegen traditionell sehr sparsam in China. Peking hat das Problem erkannt und will den Schatten-

banken vorsichtig ihre Grundlage entziehen. So wurden im Vorjahr verbotene Finanztransaktionen in Höhe von rund 27 Milliarden Euro aufgedeckt und 450 Verdächtige verhaftet. Dennoch ist Sensibilität der Behörden gefragt, denn würde den Schattenbanken mit einem Schlag der Boden unter den Füßen weggerissen, könnte auch die Kreditblase plötzlich zerplatzen und das wirtschaftliche wie politische System destabilisieren. Das will Peking natürlich tunlichst verhindern, denn auch so ist schon genug Unruhe vorhanden. So ist laut dem Ministerium für Öffentliche Sicherheit die Zahl von „unerwartet aufgetretenen Vorfällen mit Beteiligung einer Menschenmenge“ (Demonstrationen, Ausschreitungen, Aufläufe etc.) von 10.000 im Jahr 1993 auf 60.000 in 2003 angestiegen. Neue Zahlen hat das Ministerium sicherheitshalber seither gar nicht mehr publiziert... WER GLAUBT AN MAO? Es brodelt also nicht nur unter der Oberfläche im Reich der Mitte, wobei sich natürlich die Frage stellt, wie es mit dem Vertrauen in den – wie es Karl Marx nennen würde – politischen Überbau prinzipiell aussieht? Anders ausgedrückt: Glaubt man in Chinas Bevölkerung und Partei überhaupt noch an den Kommunismus? Experte Hilpert meint dazu: „Es ist ein gewisser Zynismus zu verspüren, aber die Ideologie

„Eine harte Landung Chinas ist in nächster Zeit nicht sehr wahrscheinlich“ Gerhard Winzer, Erste AM

genießt noch breite Unterstützung in Partei und Bevölkerung. Immerhin lernt man den Marxismus-Leninismus in allen Schulen und wer ,etwas werden will‘ geht in die Partei und zu Parteischulen. Aber natürlich sind Brüche zu sehen, vor allem wenn Kader in die eigene Tasche wirtschaften. Deng Xiaoping war ja der erste, der eine Vereinbarkeit von Marktwirtschaft und Kommunismus propagierte. Dieser ideologische Widerspruch liegt in Wirklichkeit klar auf der Hand – aber Chinesen sind pragmatisch und waren immer ein Händlervolk.“ Letzte Frage an den Spezialisten: Welche Auswirkungen hat der „lange Vormarsch“ Chinas für den Rest der Welt und wie soll vor allem Europa reagieren? Hilpert: „Man kann sich China nicht wegdenken. Politische und wirtschaftliche Kooperation macht weiterhin Sinn, wobei Europa hier in der Vergangenheit gut gefahren ist. Dabei gilt allerdings auch gegenüber dem mächtigen China: Haltung bewahren.“

Keine Kontrolle Kredite werden in China gerne in einem unregulierten Graubereich vermittelt, oft treten dubiose Internetplattformen auf den Plan. Das Volumen dieser Geschäfte lässt sich nicht genau feststellen. Die Dimension wird aber klarer, wenn man weiß, dass im Vorjahr eine Briefkastenfirma aufgeflogen ist, die 60 Mrd. Euro ins Ausland transferiert haben soll. Gegenmaßnahmen Peking handelt vorsichtig, weil man bei zu hartem Vorgehen ein Platzen der Schattenbank-Kredite befürchtet.

16 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2017

DAS POLITISCHE SYSTEM DER VOLKSREPUBLIK CHINA

CHINA

Sebastian Heilmann

Henry Kissinger

Springer Verlag. 476 Seiten.

Verlag C. Bertelsmann. 606 Seiten.

CREDITS: beigestellt, GELD-Magazin/Manfred Burger

° SCHATTENBANKEN


ADVERTORIAL

BNY MELLON

Fünf Wachstumstreiber der Schwellenländer

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ie stark wachsende Arbeitsbevölkerung in den Schwellenländern beflügelt deren Produktivität; die Wachstumsaussichten in Staaten wie Indien oder Malaysia sind daher vielversprechend. 1. VERSCHULDUNG

Die Zahlen der Bank für internationalen Zahlungsausgleich zum Verhältnis privater Schulden zum BIP zeigen: Während der Wert bspw. in Großbritannien sehr hoch ist, weist z.B. Indien eine wesentlich geringere Verschuldung auf, dafür ein markant grösseres Potenzial für Kreditwachstum. 2. POLITISCHES UMFELD In der Vergangenheit wiesen die Schwellenländermärkte einen Bewertungsabschlag auf, der teilweise der politischen Instabilität in diesen Ländern geschuldet war. Auch die Korruption im öffentlichen Bereich bleibt ein ernstzunehmender Faktor. Entscheidend ist, ob die Unternehmen die Corporate Governance Vorgaben erfüllen.

3. PRODUKTIVITÄT Die meisten Schwellenländer verfügen über das Potenzial ihre Produktivität zu steigern, indem sie auf technologischer Ebene sowie bei der Corporate Governance von den Industriestaaten lernen. Darüber hinaus werden in einer Reihe von Schwellenländern wie Indien und Mexiko derzeit Wirtschaftsreformen umgesetzt. 4. BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG In den Schwellenländern wächst die erwerbstätige Bevölkerung am schnellsten. In Indien oder in den Philippinen ist die stark wachsende Arbeitsbevölkerung der Schlüsselfaktor für das GDP-Wachstum. 5. PROTEKTIONISMUS Die Agenda von US-Präsident Trump bleibt ungewiss. Falls der Grenzsteuerausgleichs eingeführt würde, wäre eine solche Entscheidung für die US-Binnenkonjunktur abträglich. Dies ist jedoch eher ein Problem der westlichen Volkswirtschaften und der exportorien-

tierten Schwellenländer. Länder wie Indien mit einem robusten Konsumsektor werden daher in geringerem Masse durch den Handel beeinflusst. MARKTAUSBLICK Die stark wachsende Arbeitsbevölkerung in den Schwellenländern beflügelt deren Produktivität, die Wachstumsaussichten in Staaten wie Indien, Malaysia oder den Philippinen sind daher vielversprechend. Indien zeichnet sich durch ein solides, strukturelles Wachstumspotenzial aus, das durch die anziehende Produktivität und einen starken Binnenkonsum gestützt wird. Möglichkeiten für Investoren eröffnen sich in China‘s Dienstleistungsindustrie, die aufgrund der schnell wachsenden Mittelklasse stark expandiert; dazu gehören die Sektoren Internet, Gesundheitswesen, Bildung und Elektrofahrzeuge. BNY MELLON GLOBAL EMERGING MARKETS FUND Emissionsdatum:

NEWTON GLOBAL EMERGING MARKETS STRATEGIE

31.08.2015 (Strategie: 31.05.2011) Verwaltetes Vermögen $76 Mio. (Strategie: 380 Mio. USD; 31.8.2017) Überrendite Strategie: +5.40; p.a. (USD, brutto) Währungen erhältlich: USD, EUR,CHF ISIN: IE00B8P0T473

KONTAKTDATEN BNY Mellon Investment Management Mick Schneider, CFA, Sales Manager Talacker 29, 8001 Zürich Quelle: Newton, 31. August 2017. 1 Emissionsdatum: 31. Mai 2011. Die Strategie verfolgt weder die Replikation der Allokation noch die Wertentwicklung des Vergleichsindex. Die Wertentwicklung wird berechnet als Gesamtertrag einschliesslich der Wiederanlage von Erträgen vor Abzug der Gebühren in USD. 2 Der MSCI Emerging Markets Index NDR dient als Vergleichsindex.

T: +41 43 443 8109, E: mick.schneider@bnymellon.com

www.bnymellonim.com

Wichtige Information: Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein Massstab für die zukünftige Wertentwicklung. Der Wert von Investments kann sinken. Deshalb besteht die Möglichkeit, dass Anleger beim Verkauf ihres Investments den ursprünglich investierten Betrag nicht in voller Höhe zurückerhalten. Nur für professionelle Investoren. Dieses Produktangebot stellt keine Anlageberatung dar. Sofern nicht anders ausdrücklich angegeben, verstehen sich die Wertentwicklungsergebnisse vor Abzug der Verwaltungsgebühren. Verwaltungsgebühren können erhebliche Auswirkungen haben. Weitere Informationen sind auf Anfrage erhältlich. Der Fonds ist ein Teilfonds der BNY Mellon Global Funds, plc, einer nach irischem Recht gegründeten offenen Investmentgesellschaft mit variablem Kapital, beschränkter Haftung und Haftungstrennung zwischen den einzelnen Teilfonds. Das Unternehmen ist von der Zentralbank Irlands als OGAW-Fonds zugelassen. Die Verwaltungsgesellschaft ist BNY Mellon Global Management Limited, die von der Zentralbank Irlands zugelassen ist und von dieser auch beaufsichtigt wird. Eingetragener Firmensitz: 33 Sir John Rogerson’s Quay, Dublin 2, Irland. In Österreich sind der aktuelle Verkaufsprospekt sowie die Wesentlichen Anlegerinformationen kostenlos bei der Raiffeisen Zentralbank Österreich Aktiengesellschaft, Am Stadtpark 9, A-1030 Wien erhältlich. Dieses Dokument wird in Österreich von BNY Mellon Investment Management EMEA Limited, BNY Mellon Centre, 160 Queen Victoria Street, London EC4V 4LA, herausgegeben. Registriert in England unter der Nummer 1118580. Reguliert und autorisiert nach den Aufsichtsbestimmungen der Financial Conduct Authority.

OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

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Brennpunkt ° EZB-Politik

Tag der Entscheidung

G

espannt blickt die europäische Finanzwelt auf den 26. Oktober, den Tag, an dem Mario Draghi die neuesten geldpolitischen Beschlüsse des EZB-Rats präsentierten wird. Der Zentralbankpräsident ist es gewohnt, dass Händler und Anleger während seinen Pressekonferenzen an seinen Lippen hängen, doch werden die Erwartungen dieses Mal besonders hoch sein. Mit ihrem voraussichtlichen Wachstum von 2,2 Prozent ist die Eurozone heuer auf dem besten Weg, den größten Zuwachs seit Ausbruch der Krise zu erzielen. Und auch das bis vor Kurzem allgegenwärtige Schreckgespenst der Deflationsgefahr scheint mittlerweile gebannt zu sein. In den Augen zahlreicher Ökonomen, Politiker und Banker wäre es also längst an der Zeit, die geldpolitischen Zügel wieder stramm zu ziehen und auf den gewohnten Pfad zurückzukehren. Reicht der Wind für die Wende? Die auffällige Zurückhaltung während der vergangenen Septembersitzung erweckte jedoch den Anschein, als ob eine solche Entscheidung vielen der nationalen Notenbankern, allen voran Draghi, einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Die seit Ausbruch der Finanzkrise sukzessive ausgeweitete, ultralockere Geldpolitik erzielte zwar laut EZB zumindest aus konjunktureller Sicht ihre gewünschte Wirkung, doch diese hat auch ihren Preis. Da insbesondere die Forderung aus Deutschland immer größer wird, den EZB-Krisenmodus zu beenden, steht man vor der Herausforderung, die ergriffenen Sondermaßnahmen zurückzufahren, ohne den gegenwärtigen Aufschwung wieder im Keim zu ersticken. Ein Balanceakt, bei dessen Bewältigung man sich eines

18 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

„Das Wirtschaftswachstum in Europa ist stabil. Es muss nur noch in eine nachhaltige Inflation übergehen“ Mario Draghi, EZB-Chef

vor Augen halten muss: An den ursprünglichen Architekturfehlern des gemeinsamen Währungsraumes hat sich in den vergan­ genen zehn Jahren wenig geändert. Den strukturellen Disparitäten der Mitgliedsstaaten wird immer noch mit der geldpolitischen Einheitsmedizin begegnet und die dringend notwendigen nationalen Refor­ men blieben großteils auf der Strecke. Die Euroländer bewegen sich nach wie vor mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Und was daher für die deutsche Wirtschaft längst überfällig sein mag, kann das erst zögerliche Wachstum in Italien oder Frankreich ernsthaft bedrohen. Da die Eurozone – wie während der Schuldenkrise erkennbar war – immer nur so stark ist wie ihr schwächstes Glied, dürfte die EZB wohl einen langsamen und graduellen Ausstieg verfolgen. Das geldpolitische Dilemma Wie man in Frankfurt daher nicht müde wird zu betonen, dürfte eine tatsächliche Zinswende, also die Erhöhung der kurzfris­ tigen Zinssätze, unter den derzeitigen Inflationszielabweichungen noch länger hinausgezögert werden. Anders sieht es hingegen bei der wahrscheinlich umstrittensten Maß-

nahme, dem Quantitative Easing, aus. Dessen Ziel ist es, das lange Ende der Zinsstrukturkurve, neben dem indirekten Erwartungskanal der Leitzinssenkung, auch direkt durch ein Anleihekaufprogramm zu senken. Die zu diesem Zweck erworbenen öffentlichen und privaten Wertpapiere in Höhe von derzeit 60 Milliarden Euro pro Monat könnten nun ab Anfang 2018 sukzessive reduziert werden. Doch die Angst ist groß, dass dieser, in der Zentralbanksprache auch Tapering genannte Exit die noch immer hochverschuldeten südeuropäischen Länder erneut unter Druck setzen könnte. Immerhin ersparte alleine die künstliche Reduktion der Staatsanleihezinsen dem Euroraum über die Jahre kumulierte Zinsausgaben von fast einer Billion Euro. Zwar würden in diesem Fall die freien Mittel aus fälligen Anleihen höchstwahrscheinlich im selben Verhältnis reinvestiert werden, doch alleine die einhergehende Zunahme des Nettoangebots dürfte in illiquiden Märkten, wie jenen für Staatspapiere mancher EuroPeripherieländer, dennoch auf die Kurse durchschlagen und ihre Renditen erhöhen. Neben der Gefahr, die sich so für die Budgets und das Wachstum einzelner ­Mitgliedsländer ergibt, halten es einige Beobach­ter auch für möglich, dass es zusätz­ lich zu einer allgemeinen Preiskorrektur an den Finanzmärkten kommen könnte. Eine erhöhte und sich selbst verstärkende Volatilität aufgrund von Portfolioumschichtun­ gen würde die durch die Geldschwemme aufgeblähten Vermögenspreise womöglich zum Fallen bringen. Obwohl die direk­ten Tapering-Effekte auf die Realwirtschaft eher verhalten ausfallen dürften, könnte sich ein solches Platzen von Vermögenspreisblasen

creditS: Shutterstock

Diesen Monat sollte es soweit sein! Nach der Ankündigung im Herbst über einen möglichen geldpolitischen Kurswechsel, dürfte die kommende Sitzung des EZB-Rats wohl das Startsignal zumindest für ein Auslaufen der Anleihenkäufe (Quantitative Easing) liefern. Doch wie könnte ein solcher Fahrplan aussehen und ist eine ­komplette Rückkehr zum konventionellen Instrumentarium überhaupt wahrscheinlich? Moritz Schuh


Der EZB-Turm: Die Schaltzentrale für Europas Geldpolitik in Frankfurt

schnell auf den realen Sektor übertragen. Behält man das Ankaufprogramm jedoch bei, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich die negativen Effekte bis zu einem späteren Ausstieg weiter zuspitzen, da durch die niedrigen Renditen vermehrt zu riskan­ teren und schuldenbasierten Anlageformen gegriffen wird. Zusätzlich gefährdet ein noch länger anhaltendes Zinstief, durch die damit verbundene geringe Laufzeitprämie, die Konkurrenzfähigkeit europäischer Banken und die Innovationskraft der produzierenden Unternehmen. Ähnlich dem Beispiel Japans könnten dauerhaft verzerrte Finanzierungsbedingungen Anreize für Effizienzsteigerungen und Produktinnovatio­ nen untergraben. Behutsamer Rückwärtsgang Die Eurozone befindet sich also in einer Zwickmühle, in der die unkonventionellen Maßnahmen auch einen unkonventionellen Ausstieg erfordern. Um jegliche ungewollte Reaktion zu vermeiden, werden die Märkte daher schon seit Längerem auf den bevorstehenden Exit vorbereitet. Mittels ihrer sogenannten „Forward Guidance“ stimmt die EZB die Markterwartungen möglichst früh auf ihre Schritte ein, um die potenziellen Risikoprämien gering zu halten. Wie schwierig sich eine behutsame Kommunikation der Ziele momentan erweist, lässt sich jedoch am Eurokurs erkennen. Selbst Draghis hohe Zurückhaltung bei der Notenbankkonferenz im amerikanischen Jackson Hole im August und wäh-

rend seiner letzten geldpolitischen Pressekonferenz im September, führten zu deutlich erkennbaren Sprüngen des Euro-Dollar-Verhältnisses. Da ein starker Euro durch seine inflationsdämpfende und exportschwächende Wirkung die derzeitig vorteilhaften Rahmenbedingungen aber schnell wieder trüben kann, wird Draghi Ende Oktober seine Worte wohl mit noch mehr Bedacht wählen. Ein allzu deutliches Signal, wie etwa eine Rückkehr der kurzfristigen Zinsen in den positiven Bereich, ist daher nicht zu erwarten. Obwohl dies, durch die weitaus höhere Flexibilität der Zinssätze – verglichen mit den Anleihekäufen – im Falle des Auftretens massiver negativer Schocks vorteilhafter wäre, wird man sich vorerst also mit dem Tapering begnügen. Eine Möglichkeit dabei, gezielter zu agieren, wäre

EZB-Bilanz und Leitzinsen EZB-Bilanz in Billionen Euro (li. Skala) Leitzins EZB in Prozent (re. Skala)

4,0

5,0

3,6 3,2 2,8 2,4

2,5

2,0 1,6 1,2 0,8

0,0 2000

2005

2010

2015

Die Anleihenkäufe blähten die EZB-Bilanz auf. Quelle: EZB

eine Abweichung vom gegenwärtigen Ankaufschlüssel und damit ein Rückzug in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Anleihekäufe von jenen Ländern, deren Wirtschaften bereits auf soliden Beinen stehen, könnten schneller auslaufen als jene, für die ein verlängerter Stimulus von Vorteil wäre. Die tatsächliche politische Umsetzung eines solchen Schrittes dürfte jedoch nur schwer möglich sein. Zurück zur Normalität oder doch New Normal? Wie wir sehen, stehen der europäischen Zentralbank und damit der gesamten Eurozone in den kommenden Monaten einige Herausforderungen bevor. Eher früher als später müssen die ergriffenen Notmaßnahmen zurückgefahren werden, um auf die nächste unvermeidliche Rezession wieder angemessen reagieren zu können. Die Frage, die sich viele nach diesem Jahrzehnt geldpolitischer Experimente jedoch stellen, ist, ob eine gänzliche Rückkehr zum Vorkrisenzustand überhaupt noch möglich ist. Denn niedrige Energiepreise, globalisierte Produktionsprozesse und die fortschreitende Ausbreitung des Onlinehandels könnten die Preise dauerhaft drücken und die herkömmliche Form der Inflationssteuerung vor gewaltige Schwierigkeiten stellen. Durch diesen mangelnden Spielraum bei den kurzfristigen Zinsen spricht daher einiges dafür, die bisher temporäre Steuerung des langen Endes der Zinskurve auch in Zukunft weiter beizubehalten. Oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 19


BRENNPUNKT

° Kurzmeldungen aus der Hochfinanz

SEC wurde beklaut

EU will Mehrwertsteuersystem reformieren

Ende September gab die US-Börsenaufsicht SEC bekannt, dass ihr bereits 2016 von Hackern vertrauliche Firmeninformationen geklaut wurden, die Insiderhandel ermöglichten.

Durch Mehrwertsteuerbetrug oder -vermeidung gehen den europäischen Staaten jährlich mehr als 150 Milliarden Euro verloren. Um das in Zukunft zu verhindern, will die EU-Kommission nun das Mehrwertsteuersystem grundlegend reformieren.

SEC-Chef Jay Clayton erklärt die Bekämpfung von Cyberkriminalität zu einem seiner Hauptziele. Denn der Datenklau via Internet könne durchaus die Integrität der Finanzmärkte beeinträchtigen. Zuletzt wurde der Fall Equifax bekannt, bei dem der US-Wirschaftsauskunftei Daten von mehr als 143 Millionen Kunden gestohlen wurde. Im Fall SEC erbeuteten Hacker 2016 vertrauliche Informationen aus der Datenbank EDGAR, in der Millionen von Unternehmensmitteilungen gesammelt werden, darunter auch potenziell marktbewegende Informationen wie Quartalsberichte und Fusionspläne. „Der Vorfall zeigt, dass selbst die sorgfältigsten Maßnahmen zur Cybersicherheit Risiken nicht gänzlich ausschließen (mf) können“, so SEC-Chef Clayton.

Beim Mehrwertsteuerbetrug (Karussellgeschäfte) kauft Firma B grenzüberschreitend von Firma A aus einem anderen EU-Land, und daher befreit von der Mehrwertsteuer, Waren. Firma B verkauft die Waren mit Mehrwertsteuer weiter an Firma C im selben Land, wobei Firma C einen Vorsteuerabzug geltend macht und sich auszahlen lässt. Firma B jedoch, die die Mehrwertsteuer abführen müsste, verschwindet von der Bildfläche – u.U. auch Firma C, nachdem sie die Waren wieder mehrwertsteuerfrei an Firma A verkauft hat. Nun hat die EU-Kommission neuerlich Vorschläge für eine Gesetzesänderung gemacht: Die Mehrwertsteuerbefreiung für

Pierre Moscovici: Der EU-Finanzkommissar will Mehrwertsteuerbetrügereien unterbinden.

grenzüberschreitenden Handel zwischen Unternehmen in unterschiedlichen EUStaaten soll wieder aufgehoben werden. Stattdessen sollen die Steuerbehörden des Ursprungslandes die Mehrwertsteuer erheben, dabei aber den Mehrwertsteuersatz des Ziellandes berechnen. Die eingesammelte Summe soll dann an die Behörden des Landes überwiesen werden, in dem die Güter letztlich genutzt beziehungsweise (mf) verbraucht werden.

In der Frage über die Zukunft von Kryptowährungen sind FinanzmarktSpezialisten gespalten wie in kaum einer anderen. Von „reiner Betrug“ bis „als klassische Währung durchaus möglich“ reichen die Meinungen. Der Kurs der bekanntesten Kryptowährung, Bitcoin, legte in den vergangenen zwölf Monaten von 550 auf 3600 Euro zu – um gut 550 Prozent. Im Hoch notierte Bitcoin am 2. September bei knapp 5000 Euro. Das Marktvolumen liegt derzeit bei rund 60 Milliarden Euro. Als prominenter Unterstützer der Bitcoins meinte James Gorman, CEO von Morgan Stanley, unlängst, dass er Bitcoins als eine Alternative zum Zentralbankwesen durchaus für möglich hält. Er ist der Meinung, dass Bitcoin mehr als nur eine

20

° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2017

Christine Lagarde, Chefin des internationalen Währungsfonds (IWF)

Modeerscheinung sei. In die gleiche Kerbe schlug Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF). Sie hält es für möglich, dass virtuelle Währungen wie Bitcoin in den nächsten 20 Jahren klassische Währungen ersetzen könnten.

Derzeit seien sie aber noch keine ernsthafte Alternative dazu, da sie noch zu schwankend, zu riskant und zu umständlich seien. Das exakte Gegenteil zu diesen Meinungen kam von James Dimon, CEO von JPMorgan Chase & Co., der Bitcoins vor Kurzem als reinen Betrug bezeichnet hatte. Auch Jordan Belfort, bekannt als „Wolf of Wall Street“, äußerte in einem Interview gegenüber „The Street“ ernsthafte Bedenken gegen Kryptowährungen. Er wittert dahinter ebenfalls Betrug und macht sich zudem wegen der Hackerproblematik Sorgen. Zuletzt zeigt sich Goldman Sachs-Chef Llloyd Blankfein offen für die Kryptowährung Bitcoin und verglich die Skepsis ihr gegenüber mit der Skepsis, der seinerzeit dem Papiergeld gegenüber gebracht wurde, als es Gold (mf) als Zahlungsmittel verdrängte.

CREDITS: Shutterstock, beigestellt, Archiv, Europäische Kommission

IWF: „Kryptogeld als klassische Währung durchaus möglich“


Kurzmeldungen aus der Hochfinanz

° BRENNPUNKT

Brüssel fordert Nachzahlung von 250 Millionen Euro von Amazon Die EU-Kommission forderte 2016 von Apple eine Steuernachzahlung von 13 Milliarden Euro in Irland. Nun hat die EU-Kommission auch Amazon ins Visier genommen und fordert 250 Millionen Euro an Steuernachzahlung in Luxemburg. Die Kommission beruft sich im Fall Amazon auf die EU-Beihilfevorschriften, nach denen gezielte Steuervorteile für einzelne Unternehmen verboten seien. Nun sei die EU-Kommission zu dem Schluss gekommen, dass Amazon mit einem luxemburgischen Steuerentscheid im Jahr 2003 in unfairer Weise begünstigt worden sei. Amazon unterhielt damals seine Zentrale in Luxemburg und versteuerte die Gewinne dort. Die EU-

Kommissarin für Wettbewerb, Margarethe Vestager, wirft Amazon nun vor, aufgrund von Bevorzugungen fast drei Viertel der Gewinne nicht versteuert zu haben. Mehrere EU-Politiker begrüßten die Entscheidung Vestagers, anderen geht die Steuernachzahlung nicht weit genug: „Bei einer Verletzung der EU-Beihilfevorschriften gibt es keine Strafen, sondern im schlimmsten Fall nur eine Steuernachzahlung. Und das Geld geht an die Regierung, die den Deal ermöglicht hat. So bleiben faule Steuerdeals weitgehend risikofrei.“ Amazon wies die Vorwürfe zurück: „Wir sind der Ansicht, dass wir keine Sonderbehandlung von Luxemburg erhalten haben und wir Steuern in vollem Einklang mit dem luxemburgischen und internationalen

Margarethe Vestager, EU-Kommissarin für Wettbewerb, führt einen harten Kampf gegen nationale Steuerbegünstigungen von Großkonzernen.

Steuerrecht bezahlt haben.“ Seit 2015 hat der Onlinehändler übrigens seine Praxis geändert und versteuert seither seine Erträge in den einzelnen europäischen Ländern. (mf)

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WirtschaftPanorama Österreichs wirtschaft: weiter in höchstform europäische spitze. Nach den beson­

ders starken Sommermonaten setzt sich der Aufschwung in der heimischen Industrie zu Herbstbeginn weiter fort. „Der UniCredit Bank Austria EinkaufsManagerIndex liegt im Sep­ tember bei 59,4 Punkten. Damit zeigt er in einer der bisher längsten Aufschwungpha­ sen von mehr als zweieinhalb Jahren ein Wachstumstempo, das auch im europäi­ schen Vergleich weiterhin besonders positiv hervorsticht“, analysiert UniCredit Bank Aus­ tria-Chefökonom Stefan Bruckbauer. Seit 20 Monaten übertrifft der österreichische Ein­ kaufsmanagerindex somit den Vergleichswert für die Eurozone, der im September auf 58,2 Punkte gestiegen ist. Ebenfalls erfreulich: Nach zwei Jahren in Folge mit Beschäftigungsrück­ gang und einem Jahr der Stagnation hat sich

Zahlenspiele

die Sachgütererzeugung heuer wieder als Jobmaschine präsentiert: „Die Industrie wird 2017 die anhaltende Entspannung am öster­ reichischen Arbeitsmarkt ganz entscheidend prägen und wesentlich für den Rückgang der Arbeitslosenquote von 9,1 Prozent im Vorjahr auf durchschnittlich 8,6 Prozent im Gesamtjahr 2017 verantwortlich sein“, er­ klärt UniCredit-Ökonom Walter Pudschedl. Die Bank hat aufgrund der angenehmen Daten­ lage auch ihre BIP-Prognose für 2017 deutlich auf drei Prozent erhöht. Optimistisch zeigen sich auch andere Experten: Ins angenehme Bild passt, dass die Oesterreichische Natio­ nalbank ihre BIP-Prognose für 2017 kräftig um 0,55 Prozent auf 2,75 Prozent angehoben hat und von einer deutlichen Stärkung der Wachs­ tumskräfte spricht.

unicredit bank austria einkaufsmanagerindex saisonbereinigt

unbereinigt

300.000

Ein-personen-

unternehmen gibt es mittlerweile in Öster­ reich. Die sogenannten EPU fühlten sich mitunter mit ihren täglichen Problemen im Stich gelassen – was sich jetzt ändern soll. Mit Vidaflex wurde in Österreich die europaweit erste Gewerkschaft für EPU und freie Dienstnehmer gegründet. Ange­ sprochen werden in Zeiten, in denen die Grenzen zwischen Angestellten, Arbeitern und Unter­ nehmern verblassen, zum Beispiel Grafiker, UberFahrer oder Foodora-Zulieferer. Eine Zielsetzung von Vidaflex lautet: „EPU und freien Dienst­ nehmern das ganze Drumherum abnehmen und vereinfachen, damit sie sich auf ihr Kerngeschäft und ihren wirtschaftlichen Erfolg konzentrieren können.“

1000

E-Ladestellen sollen in Wien bis 2020 neu errichtet

werden, um die Elektromobilität weiter zu ­fördern. Wien Energie hat im Großraum Wien aktuell mehr als 500 öffentlich zugängliche Ladestellen realisiert; über 1600 Ladestellen können derzeit österreichweit genutzt werden. Bis Ende 2017 sollen es 2000 sein.

Quelle: IHS Markit, UniCredit Research

Attraktive Standorte: Alpenrepublik holt auf

AA+

lautet das alte und zu­ gleich neue Rating, das Öster­

king des World Economic Forum rückt Österreich um einen Platz vor und liegt nun auf dem 18. Rang. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 konnte die Alpenrepublik nur den 23. Platz erzielen. Das Rating beurteilt alljährlich dieWettbewerbsfähig­ keit in 137 Ländern und beruht auf statistischen Quellen internationaler Organisationen sowie auf einer umfassenden Manager-Befragung in den teilnehmenden Ländern. Gegenüber 2016 werden vor allem die Stabilität der Banken und

22 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

die Regulierung des Finanzsystems in Öster­ reich besser bewertet. Zudem wurde bei der Verfügbarkeit von Breitbandinternetanschlüs­ sen und der Nutzung mobiler Breitbanddienste aufgeholt. Auf die Frage, welche Faktoren sich auf die Unternehmen besonders nachteilig aus­ wirken, nennen österreichische Führungskräfte an erster Stelle eine zu restriktive Regulierung der Arbeitsmärkte, gefolgt von bürokratischen Hürden im Umgang mit der öffentlichen Verwal­ tung sowie die Höhe der Steuersätze.

reich von Standard & Poor‘s (S&P) im September ausgestellt worden ist. Damit bestätigte die USAgentur die zweitbeste Bonitätsnote, die von ihr vergeben wird. Der Ausblick blieb für Österreich ebenfalls stabil, auch wenn die Nationalratswahl die Unsicherheit etwas erhöht habe. So sei un­ klar, wie sich die nächste Regierung in Steuerfra­ gen positionieren würde. Bei den österreichischen Unternehmen sieht S&P jedenfalls einen Auf­ wärts­trend und die heimische Wirtschaft wird als prosperierend bezeichnet.

CrediT: Shutterstock

mehr Stabilität. Im jüngsten Standort-Ran­


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Wirtschaft ° Hochkonjunktur

Tu felix Austria Österreichs Wirtschaft verzeichnet die stärkste Wachstumsphase seit sechs Jahren, die Hochkonjunktur scheint zurückgekehrt. Investitionen, Exporte und Binnenkonsum sorgen für einen BIP-Zuwachs, der seit Langem ­wieder deutlich über dem Euroraum liegt. Kann das so weitergehen? Moritz Schuh uch die Ende September präsentierten Zahlen der beiden führenden Wirtschaftsauguren des Landes, IHS und Wifo, bestätigten abermals die äußerst positiven Entwicklungen. Geradezu unheimlich nach der jahrelangen Durststrecke revidierten sie erneut ihre Prognosen für das heurige Wachstum um je 0,4 Prozentpunkte auf 2,6 (IHS), respektive 2,8 Prozent (Wifo) nach oben. Von Seiten des Wifo will man in Anbetracht der vorsichtigen Berechnungen gar die drei Prozent in diesem Jahr noch nicht ganz ausschließen. Neben der Rückkehr des Konsumentenvertrauens hat vor allem der Außenhandel zur Erholung der Wirtschaft und einer Belebung der Investitionen beigetragen. Doch auch diesem Aufschwung folgt eine Rezession und so wird eindringlich gemahnt. Der Zeitpunkt großzügiger Fiskalimpulse sei vorüber und der Abbau von Schulden stünde nun im Vordergrund. Ein Appell, der besonders an die neue Regierung gerichtet sein dürfte.

Die Wirtschaft floriert 8% 6% 4%

Wirtschaftswachstum Privatkonsum Investitionen Exporte

2% 0% – 2% 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Das Wirtschaftswachstum wird heuer vor allem von Investitionen und Exporten getragen. Quelle: IHS

24 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

Untypische Dynamik Die Initialzündung für die gegenwärtigen Entwicklungen lieferte schon die Steuer­reform Anfang letzten Jahres. „Diese half, den Rückstau des kaum expandierenden privaten Konsums aufzulösen und eine Investitionsdynamik in Gang zu setzen“, konstatiert Wifo-Chef Badelt. Untypischerweise startete der Zyklus dadurch mit einem konsumgetriebenen Wachstum, das erst Ende 2016 durch die starke Außennachfrage ergänzt wurde. Obwohl die Wirkung der Steuerreform noch dieses Jahr verpufft sein sollte, erwartet das Wifo durch die verzögerte Dynamik und sinkende Arbeitslosigkeit noch eine weitere späte Welle des Konsums. Nach einer 1,5-prozentigen Zunahme des privaten Konsums 2017 rechnet man deshalb mit einer Steigerung von 1,7 Prozent im nächsten Jahr. Weniger optimistisch bewertet das IHS die Rückwirkung auf die Haushalte und prognostiziert ein Sinken des Nachfragewachstums auf 1,2 Prozent. Begründung dafür sieht man in der zurückhaltenden Lohnentwicklung: „Das vergleichsweise schwache Produktivitätswachstum, die fehlende Verankerung von Inflationserwartungen und der große Wechsel von Teilzeit auf Vollzeitbeschäftigung, bei gleichzeitig hoher Arbeitslosigkeit, dürfte die Verhandlungsposition der Arbeitnehmer schwächen.“ Brummende Weltwirtschaft Seit Mitte 2016 verzeichnen wir einen Aufschwung der globalen Wirtschaft. Der IWF bestätigt in seiner aktuellsten Prognose vom Juli die weltweiten Wachstumsaussichten von 3,5 Prozent für 2017 und 3,6 Prozent für 2018. Sowohl China als auch die

USA überraschten mit einem kräftigen zweiten Quartal. Wichtiger für die österreichische Wirtschaft ist die Entwicklung in Europa und insbesondere der Eurozone, wo mehr als 70 Prozent unserer Exportgüter landen. Hier sieht der Währungsfonds ein Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 1,9 Prozent dieses und 1,7 Prozent nächstes Jahr. Unser größter Exportpartner Deutschland entwickelte sich mit 0,6 Prozent eher verhalten. Hochdynamisch wachsen hingegen die EUMitgliedsstaaten der CESEE-Region – Zentral-, Ost- und Südosteuropa –, die ebenfalls von großer Bedeutung für die österreichische Außenwirtschaft sind. Hier kann 2017 mit einem Wachstum von weit über drei Prozent gerechnet werden. Das IHS erwartet daher heuer eine Zunahme der Gesamtexporte von 5,4 Prozent (2018: 4,0%), das Wifo von 5,5 Prozent (2018: 4,8%). Beträchtlich sind in diesem Zusammenhang auch die Dienstleistungsexporte, die besonders von den diesjährigen Rekordergebnissen im Tourismus profitierten. Arbeitslosigkeit doch noch auf hohem Niveau Die äußerst positive Konjunkturentwicklung bewirkte eine starke Expansion der Beschäftigung. Die Wirtschaftsforscher sehen für 2017 einen Rückgang der Arbeitslosigkeit von rund einem halben Prozentpunkt. Trotz des erfreulichen Ergebnisses befinden wir uns jedoch nach wie vor auf einem untypisch hohen Niveau. So dürfte die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition heuer etwa 8,6 Prozent betrage, die nach Eurostat-Methode 5,6 Prozent. Aufgrund der Verfestigung der Langzeitarbeits-

creditS: beigestellt

A


°

Hochkonjunktur   wirtschaft

losigkeit fordert IHS-Chef Kocher daher eine aktivere Arbeitsmarktpolitik, etwa durch niederschwellige Bildungsangebote. Was darf man im nächsten Jahr erwarten? Was 2018 betrifft, gehen die Schätzungen des Wifo und des IHS überraschend weit auseinander. Während das Wifo ein ähnliches Wachstum wie 2017 erwartet, geht das IHS von nur 2,1 Prozent BIP-Zunahme aus. Entscheidend sei jedoch, ob eine schnelle Regierungsbildung zu Stande

kommt. „Wäre dies der Fall, so könnte die erhöhte Planbarkeit der Wirtschaftsakteure zu besseren Ergebnissen führen“, betonte Kocher. Die Inflation sollte sich nächstes Jahr ähnlich wie heuer um die zwei Prozent bewegen. Zwar dürfte die Konjunkturlage den Preisdruck etwas erhöhen, doch dem wird durch einen stärkeren Euro ausgleichend entgegengewirkt. Preisdruck sieht Kocher im Dienstleistungssektor, insbesondere im Tourismusbereich: „Hier sollte man Wettbewerb zulassen, um den Preisauftrieb zu

mindern.“ Nicht nur bei den Wettbewerbsbedingungen wird von beiden Instituten erhöhter Reformbedarf gesehen. Die nächste Regierung muss den derzeitigen Spielraum nutzen und strukturelle Probleme angehen. Die Palette reicht von Abgaben- und Pen­ sionsreformen über den Ausbau von Forschung und Bildung bis hin zu Umwelt- und Immigrationsthemen. Am Ende schließt man die Pressekonferenz, wie sie begann und verweist trotz aller Empfehlungen auf die gegenwärtige Notwendigkeit budgetärer Mäßigung.

interview ° GELD ° Binnenkonsum, Exporte und Inves­

Könnte das die positive Stimmung

titionen tragen gemeinsam den derzeitigen

in der Wirtschaft wieder trüben?

Aufschwung. Wo waren hier die größten

singer: Nein. Zwar sollte dies zu einem leichten Anstieg der lang­fris­tigen Renditen am Anleihenmarkt führen, einen negativen Effekt auf die wirtschaftliche Nachfrage und damit die Stimmung erwarten wir aber nicht.

­Zuwächse zu verzeichnen?

Grushanina: In den letzten Quartalen war der Beitrag der Investitionen sehr bedeutend und sogar etwas größer als jener des privaten Konsums. Es muss allerdings betont werden, dass die Belebung der Investitionen zuvor weitgehend durch die Expansion der privaten Nachfrage getrieben wurde.

Wie wahrscheinlich schätzen Sie, dass es zu einer Euro-Aufwertung

Margarita Grushanina, Erste Bank, Economist Austria & Quantitative Analyst Eurozone

Welchen Einfluss hatte dabei die gegenwär­

kommen wird und was wären die

tige Niedrigzinspolitik?

Effekte auf den Außenhandel?

Grushanina: Das niedrige Zinsniveau war natürlich investitionsfördernd. Dennoch, die Zinsen waren bereits in den Jahren 2014 und 2015 niedrig, konnten aber damals nicht den gewünschten Effekt produzieren. Unserer Meinung nach sind die Hauptfaktoren der gegenwärtigen Investitionsbelebung daher der starke private Konsum und die Exporte. Beide Faktoren liefern die Nachfrage, die am Ende entscheidend für das Investitionswachstum war.

singer: Der Euro hat im Verlauf des Sommers gegenüber dem Dollar deutlich zugelegt. Wir erwarten eine Korrektur und anschließende Befestigung des Dollar. Im Jahresschnitt wird der Euro jedoch gegenüber dem Vorjahr zugelegt haben und auch der Jahresschnitt 2018 sollte wieder leicht über dem heurigen liegen. Grushanina: Natürlich, eine Aufwertung der Währung ist normalerweise belastend für die Exporte eines Landes. Da unsere Hauptexportpartner jedoch innhalb der Eurozone angesiedelt sind, schätzen wir die Effekte einer Aufwertung des Euro als moderat ein.

Es gibt Anzeichen für eine straffere Geld­ politik dies- und jenseits des Atlantiks.

Rainer Singer, Erste Bank, Senior Economist Eurozone & USA

Woran müsste gearbeitet werden, um dieses lange vermisste Wachstum beizubehalten?

Grushanina: Reformbedarf besteht vor allem am Arbeitsmarkt. Der Rückgang der Arbeitslosenrate betrifft die kurzfristig Arbeitslosen, die Zahl der Langzeitarbeitslosen verändert sich aber kaum. Zusätzlich bleiben hier strukturelle Probleme wie der „Genderoder Migration Pay Gap“ aktuell. Ein anderer Bereich, der Änderungen braucht, sind die strengen Regulierungen beim Markteintritt von Unternehmen sowie jene bei den freien Berufen.

Oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 25


BANKINGPanorama IN DER GEFAHRENZONE

BAWAG: DIE BÖRSE RUFT

KEINE BRUCHLAN-

BANKENSTERBEN. Eine Studie der Un-

IPO ERFOLGT NOCH HEUER. Die BAWAG

DUNG.„Währungshüter sind Piloten, die wild auf ihre Bordinstrumente klopfen. Sie wissen, dass sie landen müssen, sind dabei aber vollkommen auf sich gestellt. Gleichzeitig dürfen sie nicht die Gegenwinde außer Acht lassen, die ihnen angesichts der Anlegerstimmung entgegenwehen“, so Adrian Hull, Anleihenexperte bei Kames Capital. Der Spezialist sieht die Zentralbanker derzeit allerdings nicht auf Crash-Kurs. Er zeigt sich in einem aktuellen Kommentar aber davon überzeugt, dass den Währungshütern ein kontrollierter Ausstieg aus den Stimulierungsmaßnahmen gelingen wird. Eine „sichere Landung“ sei wahrscheinlich.

ternehmensberatung Bain & Company birgt beunruhigende Nachrichten für den europäischen Bankensektor: Insgesamt 111 Finanzinstitute wurden untersucht – lediglich 38 Prozent davon können laut der Expertise sicher und gefestigt in die Zukunft blicken. Bei der Beurteilung wurde besonderen Wert auf gesunde Bilanzen und ein funktionierendes Geschäftsmodell gelegt. Am besten liegen Banken in Nordeuropa im Rennen, hingegen sieht es im Süden weniger rosig aus. So liegt der Durchschnitt der italienischen, der griechischen und der portugiesischen Banken in jenem Bereich, in dem ums Überleben gekämpft werden müsse. Österreichische Institute liegen trotz aller Verbesserungen der letzten Jahre nach wie vor auf den hinteren Rängen, wenn es etwa um die Kapitalausstattung geht.

Group bereitet die Platzierung ihrer Aktien an der Wiener Börse vor. Der wichtige Schritt soll im vierten Quartal 2017 erfolgen, wobei der genaue Zeitpunkt vom Markt umfeld abhängig ist. Anas Abuzaakouk, CEO des Unternehmens kommentiert: „Die BAWAG ist heute eine der größten und kapitalstärksten Banken Österreichs. Als solche ist unser Platz an der Wiener Börse.“ Als „Zuckerl“ für die künftigen Aktionäre plant das Management eine jährliche Dividendenausschüttung in Höhe von 50 Prozent des Nettogewinns. Die Bank verfügt heute über 2,2 Millionen Kunden.

CREDIT: BAWAG/beigestellt

ZENTRALBANKEN AUF KURS

21. – 23. November 2017 | Hilton Vienna Plaza, Wien IIR ist imh | DĞŚƌ /ŶĨŽƌŵĂƟŽŶĞŶ ƵŶƚĞƌ ǁǁǁ͘ŝŵŚ͘ĂƚͬƐƚŽƌLJ

Die Gesamtbanksteuerung dŚĞ ƌŝƐĞ ŽĨ ŶŽŶͲĮŶĂŶĐŝĂů ƌŝƐŬƐ ŽĚĞƌ͗ tŝĞǀŝĞů hŶďĞƌĞĐŚĞŶďĂƌŬĞŝƚ ŵƵƐƐ ďĞƌĞĐŚŶĞƚ ǁĞƌĚĞŶ͍ x Konjunktur & Zinsen 2018 – Eine Prognose x CRR II / CRD V – Finalisierung von Basel III und Ausblick Basel IV x Anpassung des SREP 2017/2018: Erkenntnisse aus den Fragebögen x Behind the scenes: tĞůĐŚĞ &ĂŬƚŽƌĞŶ ĚĂƐ ĂŶŬƌĂƟŶŐ ǀĞƌďĞƐƐĞƌŶ x IT und Cybercrime im Fokus von Steuerung, Stresstests und SREP

www.imh.at/gesamtbanksteuerung

&ƺƌ ǁĞŝƚĞƌĞ /ŶĨŽƌŵĂƟŽŶĞŶ ŬŽŶƚĂŬƟĞƌĞŶ ^ŝĞ͗ 26 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2017 ^ƚĞƉŚĂŶŝĞ ,ĞŝŶŝƐĐŚ͕ ƵƐƚŽŵĞƌ ^ĞƌǀŝĐĞ DĂŶĂŐĞƌ ͮ ŝŵŚ 'ŵď, ͮ ͲDĂŝů͗ ĂŶŵĞůĚƵŶŐΛŝŵŚ͘Ăƚ ͮ dĞů͗͘ нϰϯ ;ϬͿϭ ϴϵϭ ϱϵ ʹ ϮϭϮ


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PATRIARCH MULTI-MANAGER GMBH

Der Wandel Asiens birgt viele Chancen – GAMAX Funds Asia Pacific

I

n vielen Portfolios ist „Asien“ aktuell weit untergewichtet oder gar nicht allokiert. Warum? In den letzten paar Jahren gehörten die asiatischen Börsen im internationalen Vergleich zu den Outperformern. Dazu gibt es aktuell viele gute und aussichtsreiche Argumente, sich in Asien zu engagieren!

Der demografische Wandel vieler asiatischer Regionen, allen voran China, bildet eine immer kaufkräftigere Mittelschicht heraus, die sich bis 2030 nach Schätzungen des UN Development-Programms versechsfacht, während beispielsweise die europäische Mittelschicht eher stagniert. Wie in vielen etablierten Volkswirtschaften stellt diese Mittelschicht das Rückgrat der (wirtschaftlichen) Gesellschaft dar! Diese sich in Asien bildende Mittelschicht sucht speziell nach Anschluss an westliche Lebensweisen und Komfort. Somit sind Autos, weiße Waren, Vergnügungselektronik, aber auch Reisen und finanzielle Absicherung mehr denn je im Fokus. Dabei setzt der GAMAX Funds Asia Pacific bei der Investition unter anderem auf Basic Resources und Personal Household Goods oder Travel & Leasure wie Infrastruktursysteme (Bahn und Mautstraßen) oder Casinobetreiber. Daneben bieten sich gerade jetzt in den Wirtschafts-Ballungszentren wie Hongkong gute Immobilen-Chancen. Besonders in Hongkong ist Büroraum sehr gefragt und bietet aktuell ein interessantes PE-Ratio. Aufgrund der geografischen Besonderheiten kann kaum eine Ausweitung des bereits vorhandenen Immobilienbestandes erfolgen. Somit sind besonders Innenstadtlagen sehr gefragt. Hier setzt der GAMAX Funds Asia Pacific auf Unternehmen, die über größeren, am besten schuldenfreien Immobilienbesitz verfügen. Der GAMAX Funds Asia Pacific ist einer der wenigen Asien-Fonds, der als Erfolgsgarant auch stets Japan als festen Bestandteil (aber mit im Zeitverlauf taktisch wechselnder Ge-

wichtung) spürbar allokiert. Japans Wirtschaft hat sich nach dem Fukushima-Drama bestens erholt und hat seine alte Wirtschaftsstärke mit vielen namhaften Firmen – im Wirtschaftsranking oft in der führenden Weltspitze – längst wiedererlangt. Außerdem bieten asiatische Börsen aktuell eine gute Dividendenrendite, die in 2017e, gemessen am Hang Seng, bei 3,75 Prozent, beim MSCI China bei 2,45 Prozent und beim Topix immerhin bei 2,11 Prozent lag. Ein Top-Ergebnis in Zeiten von weltweiten Nullzinsen. Doch hat sich diese stringente Strategie (der GAMAX Funds Asia Pacific wird seit 01.10.2007 von der DJE Kapital AG, durch die Herren Dr. Jan Ehrhardt und Stefan Breintner gemanagt) auch gelohnt? Wie man unschwer sehen kann – seit die DJE Kapital AG per Oktober 2017 das Ruder für das Fondsmanagement in der Hand hat –, eine klare, stabile und stetige Outperformance zum Markt als auch zur eigenen Peer Group! Ein beeindruckender Qualitätsbeweis!

Mit seiner konsequenten Fokussierung auf aussichtsreiche, mit dem aktuellen Wirtschaftsboom und demografischen Wandel florierende Branchen ist der GAMAX Funds Asia Pacific eine Bereicherung in jedem gut strukturierten Portfolio. Der GAMAX Funds Asia Pacific ist sowohl als Retail Tranche (LU0039296719), als auch als InstitutionelleTranche(LU0743995689)erhältlich. Informationen unter: www.gamaxfunds.com/de/asia-pacificfonds/uberblick KONTAKTDATEN Patriarch Multi-Manager GmbH Michael Kopf, Vertriebs- und Schulungsleiter M: +49/174 348 72 78 E: michael.kopf@patriarch-fonds.de

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VERGLEICH ZUM MSCI AC ASIA PACIFIC NET RETURN INDEX (EUR): Prozent 180 160 140 120 100 80 60 40

2008

2009

2010

2011

Asia Pacific A

2012

2013

2014

2015

2016

2017

MSCI AC Asia Pacific Index TR Net € Quelle: Fact Sheet Juli 2017 GAMAX Funds Asia Pacific; Referenzindex: MSCI AC Asia Pacific Net Return Index in Euro

OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

27


„Kundennähe ist unser Trumpf“ Die HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich und Wien AG entstand aus der Fusion der HYPO NOE Gruppe

Bank AG mit der HYPO NOE Landesbank AG. Wir sprachen mit Vorstand Dr. Peter Harold über seine Hintergedanken für diesen Zusammenschluss und seine zukünftigen Pläne mit der schlagkräftigen Regionalbank. Mario Franzin für im ersten Halbjahr rund vier Millionen Euro rückgestellt und unsere Privatkunden erhalten die Rückzahlung automatisch auf ihr Konto. Die HYPO NOE weist eine erstaunliche Steige­ rung der Eigenkapitalquote auf 17,5 Prozent auf. Auch das „A”-Rating von Standard & Poor’s ist nach wie vor hervorragend. Wie schaffen Sie das, wo doch andere Banken unter Eigenkapi­ talschwäche leiden?

Die HYPO NOE Group fusionierte im

Banken haben es im derzeitigen Niedrigzins­

September mit der HYPO NOE Landesbank AG

umfeld nicht leicht, Zinserträge zu generie­

zur HYPO NOE Landesbank für Niederösterreich

ren. Wie gehen Sie damit um? Wie reagieren

und Wien AG. Warum?

Sie auf das OGH-Urteil, wonach Banken ihren

Sie sind noch mit einem Geschäftsanteil von

Dr. Peter Harold: Die Fusion war eine rein technische Umstellung, Profiteure sind unsere Kunden. Wir haben in den Strukturen gespart, Doppelgleisigkeiten beseitigt. Statt zwei Bilanzen zu machen, können wir nun noch mehr Fokus auf das Kundengeschäft legen. Wir haben unsere Strukturen stärker auf die Kundenbedürfnisse angepasst. Was auch schön ist, es kommt im neuen Namen jetzt noch deutlicher unsere Mission hervor: Eine Bank für lokale Kunden in Niederösterreich und Wien – mit Schwerpunkt im Privatkunden- und Immobilienbereich. Und mit einem stabilen Aktionär, dem Land Niederösterreich.

Kunden zu viel berechnete Zinsen retournieren

rund 60 Prozent im Bereich des Public Finance

müssen?

tätig. Im ersten Halbjahr reduzierte sich dieser

Das niedrige Zinsniveau ist natürlich für uns – wie für alle anderen Banken auch – ein herausforderndes Umfeld, aber unsere Kundenstruktur ist fast einmalig. Im öffentlichen Sektor, bei der Finanzierung im KMU- und im Immobilienbereich geht es oft nicht um das Feilschen um Basispunkte bei den Zinsen. Da ist unsere beratende und begleitende Funktion als stabile Regionalbank der dominierende Kundennutzen. Bezüglich der Durchrechnung der Negativzinsen bei Privatkundenkrediten arbeiten wir das einfach ab. Nach dem OGH-Urteil haben wir da-

Bereich um 378 Millionen Euro. Gleichzeitig

28 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

vergaben Sie knapp 500 Millionen an Neu­ krediten. Wie passt das zusammen?

Im öffentlichen Bereich liefen einige ­größere Tickets aus. Wir sind hier noch stark bei der Finanzierung des kommunalen Immobilien­ geschäfts tätig. Unser Ziel ist es aber, das Kreditportfolio granularer zu gestalten. Wenn Sie auf die Ertragsseite der Bilanz schauen, macht das großvolumige Geschäft im Public Finance zwar rund 60 Prozent des Kreditportfolios aus, aber nur knapp 30 Prozent der Erträge. Im

creditS: GELD-Magazin/Manfred Burger

GELD °

Zum Teil ist das auf die Einbehaltung von Gewinnen zurückzuführen, wir verdienten z.B. 2016 immerhin knapp 70 Millionen Euro. Auf der anderen Seite achten wir sehr genau auf die risikogewichteten Assets. Es ist auch – parallel zum deutlich stärkeren Wirtschaftswachstum in Österreich – die Rate der notleidenden Kredite zurückgegangen. Das führte bei uns zu einer Reduzierung der Risikovorsorgen. Die von Ihnen angesprochene hohe Eigenkapitalquote zeichnet die HYPO NOE seit Langem aus. Unseren Kunden ist es wichtig, ihre Geschäfte mit einer sicheren Bank abzuwickeln – eine Sorge weniger...


°

Im Gespräch mit Dr. Peter Harold, HYPO NOE    geldanlage

Privatkunden- und Immobilienbereich können wir durch unser Know-how stärker punkten. Daher forcieren wir dieses Geschäft auch. Apropos Immobiliengeschäft – Die HYPO NOE ist hier mit den Tochtergesellschaften Real Consult und First Facility stark verankert...

Wir sind immer schon stark in der Finanzierung von Immobilien. Wir komplettieren u.a. mit unserer Real Consult-Tochter in den Bereichen Hausverwaltung, Maklerei und Baumanagement die Wertschöpfungskette. Wir bieten Dienstleistungen im Immobilienbereich, angefangen von der Kreditfinanzierung – natürlich auch Leasing – bis hin zur Verwaltung und Betreuung, aus einer Hand. Das hat natürlich erhebliche Effizienzvorteile für die Kunden. Wie sieht es bei der Refinanzierung aus? Sie sind stark im Pfandbriefgeschäft und bei Schuldscheinemissionen tätig. Bei Letzte­ ren fiel vor Jahren die Haftung des Landes ­Niederösterreich weg. War das ein Problem?

Bei den Emissionen mit Landeshaftung hatten wir eine lange Übergangsphase. Wir haben sie dazu genützt, um Liquidität aufzubauen. Das Thema ist jetzt vom Tisch. Die Pfandbriefe sind nach wie vor aufgrund der hohen Sicherheit stark nachgefragt. Durch die große Nachfrage bei den Pfandbriefen ergab sich auch der Vorteil, dass sich die Investoren­basis stark verbreitert hat. Alleine heuer haben wir insgesamt knapp eine Milliarde Euro platziert und damit unseren Refinanzierungsbedarf für das gesamte Jahr beinahe gedeckt. Ein Thema im Bankenbereich sind auch ­Fintechs. Haben Sie hier Sorge, dass ­diese

Nein, im Gegenteil. Wir schauen uns hier genau an, was es für Entwicklungen und Neuerungen gibt. Wir haben ja selbst auch unser Onlinebanking vor Kurzem neu aufgesetzt. Auch da bleibt die Weiterentwicklung nicht aus. Ich finde den Bereich der Start-ups prinzipiell interessant und inspirierend, auch wenn er für unser klassisches Bankgeschäft per se nicht geeignet ist. Aber wenn was Vernünftiges dabei rauskommt, können wir das ja auch durchaus nützen – oder gewinnen einen neuen Kunden. Nachhaltigkeit und Ethik wird bei der HYPO NOE großgeschrieben. Wie setzen Sie das um?

Nachhaltigkeit verwenden wir nicht als Etikett, sondern wir leben sie. Wir lassen uns hier von den Ratingagenturen Oekom, imug und rfu prüfen. Obwohl das relativ aufwendig ist, halte ich das für wesentlich. Wir nehmen das ernst, unser Engagement reicht unter anderem von nachhaltigem Wohnbau, den wir unterstützen, Barrierefreiheit unserer Filialen, bis hin zu nachhaltigen Geldanlagen für unsere Kunden.

­Ihnen einen Teil Ihres Bankgeschäfts ­abspenstig machen könnten?

Zur person: Dr. Peter Harold, geboren 1960 in Korneuburg bei Wien, ist seit Mai 2008 Vorstandsvorsitzender der HYPO NOE Gruppe. Als CEO der im 100-ProzentEigentum des Landes Niederösterreich stehenden Bankengruppe zeichnet er konzernweit für rund 900 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie eine Bilanzsumme von 15,9 Milliarden Euro verantwortlich. Nach seinen Studien an der Wirtschaftsuniversität Wien und der Webster University St. Louis sowie vor Eintritt in die HYPO Niederösterreich bekleidete Harold zahlreiche Führungsfunktionen in nationalen und internationalen Großbanken. Er ist derzeit auch Präsident des Verbandes der österreichischen Landes-Hypothekenbanken. Anfang 2017 wurde Harold für eine weitere Fünf-Jahres-Pe­ riode zum Vorsitzenden des Vorstandes bestellt und fusio­nierte die HYPO NOE Gruppe Bank AG mit der HYPO NOE Landesbank AG zur HYPO NOE Landesbank Wien Niederösterreich AG. Was seine Hobbys betrifft, ist Harold vor allem als leidenschaftlicher ­ Segler bekannt.

www.hyponoe.at

oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 29


Banking ° Kredite

Banken kassierten zu hohe Zinsen Höchstgerichtliche Urteile verpflichten Banken reihenweise zur Weitergabe negativer Indikatorzinsen bei Verbraucherkrediten. Das hat auch den Kreditmarkt verändert. Höhere Aufschläge und Forcierung von Fixzinsbindungen sind die Folge. Bei Unternehmenskrediten ist hingegen vieles noch offen. Michael Kordovsky eit dem ersten Quartal 2015 ist die ­Negativzinsproblematik relevant. Nach einer Reihe von OGH-Urteilen ist bei Bankkrediten an Verbraucher die Rechtslage in puncto Weitergabe von negativen Indikatorzinsen (v.a. wird der Drei-Monats-Euribor herangezogen) geklärt. Die wichtigsten Kernaussagen des Obersten Gerichtshofes (OGH) lauten dabei: „Stimmt der Kreditnehmer einer Zinsänderungsklausel zu und wünscht dieser keinen Fixzinssatz, darf er von einer symmetrischen Verteilung von Chancen und Risiken ausgehen. Deshalb haben hier Entgeltsenkungen im gleichen

Ausmaß und der gleichen zeitlichen Umsetzung wie Entgeltsteigerungen zu erfolgen.“ Oder: „Einseitige Zinsuntergrenzen ohne Obergrenze stehen im Wiederspruch zu § 6 Abs. 1 Z 5 KSchG (Konsumentenschutzgesetz).“ Sofern Kreditinstitute im Indikator eine einseitige Untergrenze bei null Prozent eingezogen haben, sind sie zur Rückzahlung der Zinsdifferenzen verpflichtet.

Rückzahlungen sollten jetzt automatisch erfolgen Bereits per 1. Juli 2017 haben zahlreiche Banken mit der Umstellung der Zinsberechnung begonnen und mit wenigen Ausnahmen sollten die zu ° Bankenkonditionen Immobilienviel bezahlten Zinsen bis zum kredite mit Fixzinsbindungen Jahresende wieder auf die be Kreditzinsen nominal 1) treffenden Kundenkonten zuInstitut Top-Bonität Ausreichende Bonität rückgebucht sein. Dieser Pro10 Jahre zess verläuft weitgehend reiAustrian Anadi Bank 1,750 % 2) 2,000 % 2) bungslos. Nur im RaiffeisenBank Austria 1,750 % 2,125 % Sektor warteten Banken noch BAWAG P.S.K. 2,125 % 2,375 % das OGH-Urteil gegen die Erste Bank 2,000 % 2,500 % Raiffeisenbank Bodensee ab. Oberbank 2,050 % 2,350 % Nachdem dieses nun auch vorRaiffeisen in Wien 1,875 % 2,375 % liegt, werden sämtliche Raiff­ RLB OÖ 1,875 % 2,125 % eisenbanken die Negativzinsen 15 Jahre an ihre Kunden nachzahlen – Austrian Anadi Bank 2,000 % 2) 2,300 % 2) diversen Presseberichten zufolBank Austria 2,125 % 2,500 % ge im ersten Quartal 2018. AchBAWAG P.S.K. 2,375 % 2,625 % tung: Für den Fall, dass sich das 3) Erste Bank 2,250 % 2,750 % Abwicklungsprozedere even­ Raiffeisen in Wien 2,250 % 2,750 % tuell (unabhängig von Sektor) RLB OÖ 2,125 % 2,375 % bei irgend­einem Kreditinstitut 20 Jahre 2) 2) Austrian Anadi Bank 2,100 % 2,300 % verzögert, sollten Kunden, um Raiffeisen in Wien 2,750 % 3,125 % nicht durch das Eintreten der RLB OÖ 2,250 % 2,500 % dreijährigen Verjährungsfrist 25 Jahre Geld zu verlieren, von sich aus Raiffeisen in Wien 2,750 % 3,250 % proaktiv auf das Institut zuge1) Prozent p.a. 2) bei Kreditsumme EUR 100.000,-- u. 20 Jahre Laufzeit, Höchsbetragshypothek 130% d. Kreditsumme 3) bei Kreditsumme EUR 100.000,-- u. 20 Jahre Laufzeit Daten vom 27. September 2017

30 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

hen. Eine praktische Hilfe bietet dabei der VKI mit einem Musterbrief zum Download. Damit können Kreditnehmer Banken auffordern, die Zinsen richtigzustellen. Trends am Kreditmarkt ändern sich durch niedrigzinsen Harald Draxl, Geschäftsführer beim Kreditberater Infina, beschreibt das gegenwärtige Verhalten der Banken bei Neukrediten wie folgt: „Die Erhöhung der Aufschläge, bedingt vor allem aufgrund der OGH-Urteile in Bezug auf die verpflichtete Weitergabe von Negativzinsen, spielt sich in einer Bandbreite von null bis 0,5 Prozent ab. Gewisse Sektoren haben als Akutmaßnahme einfach den Aufschlag um jene Größe angehoben, in der der Drei-Monats-Euribor negativ ist. Das war ca. um 0,30 Prozentpunkte.“ Die Folgen zeigt die RLB Ober­österreich: „Betrachtet man nur den Anfangszinssatz, sind Hypothekarkredite durch die Urteile des OGH unmittelbar nicht teurer geworden. Langfristig werden aber die Urteile spürbar werden, da zukünftig jede Veränderung des Euribor eine direkte Auswirkung auf den Kundenzinssatz hat. Steigt der Referenz-Zinssatz, hat dies Auswirkungen auf die Kosten.“ Banken verkaufen jetzt lieber Fixzinsbindungen Manche Banken wollen bei Neuabschlüssen die Negativzinsphase mit kurzen Fixzinsbindungen „überbrücken“: „Der Trend geht eindeutig in Richtung Vermeidung der Weitergabe von Negativzinsen. Dabei fixieren manche Institute den Zinssatz auf zwei bis fünf Jahre und hoffen, dass nach der Fixzinsphase die Negativzinsen

credit: Shutterstock

S


wieder ins Plus gedreht haben“, erläutert Draxl. Andere Banken hingegen bieten einen „Außenzinssatz“ von zum Beispiel 1,5 Prozent an, der im Rahmen einer Zinsgleitklausel an den Drei-Monats-Euribor gebunden ist und in diesem Falle eine Marge von ca. 1,8 Prozentpunkte hätte. Gleichzeitig forcieren Banken langjährige Fixzinsbindungen. Dazu ein Statement der Erste Bank: „Um sich gegen steigende Zinsen abzusichern, empfehlen wir unseren Kunden langfristige Fixzinssätze bis 15 Jahre. Damit ist die monatliche Rate im Haushaltsbudget langfristig gesichert und planbar. Durch die Weitergabe der negativen Indikatoren werden sich die Aufschläge für variabel verzinste Kredite erhöhen.“ Noch keine Negativzins-weiter­ gabe bei Firmenkunden, aber… Die Kreditverträge der Banken mit Firmen sind viel freier gestaltbar als jene mit den strenger geschützten Konsumenten, und noch immer fehlt in der Fragestellung der Weitergabe negativer Indikatorzinsen ein höchstgerichtliches Urteil. Doch es gibt auch hier Lichtblicke. Viel hängt von den Details der vertraglichen Formulierung ab und hier kommt Hilfe aus dem ABGB (Allgemein bürgerliches Gesetzbuch), was Rechtsanwalt Rupert Manhart von der Kanzlei Manhart Einsle Partner Rechtsanwälte in Bregenz wie folgt aufzeigt: „Nach den Vertragsauslegungsregeln des ABGB (§§ 914, 915) sind unklare Formulierungen zum Nachteil desjenigen auszulegen, der sich ihrer bedient hat. Unspezifische Regeln

werden daher zum Nachteil des Kreditinstituts auszulegen sein. So würde ich davon ausgehen, dass ein Kreditvertrag, der nur die ‚Zinsanpassung nach den jeweiligen Geldmarktbedingungen‘ vorsieht, zu einer Zinsanpassung in beide Richtungen verpflichtet.“ Liegt eine asymmetrische Klausel mit Untergrenze ohne Obergrenze vor, so könnte laut Manhart eine Anfechtung im Einzelfall erfolgreich sein, denn: „...nach § 879 ABGB sind in AGB oder Vertragsformblättern enthaltene Bestimmungen nichtig, die nicht eine der beiderseitigen Hauptleistungen festlegen und eine Partei gröblich benachteiligen. In der Tat könnte man sich auf diese Bestimmungen durchaus mit Aussicht auf Erfolg stützen, wenn die Zinsgleitklausel nur zugunsten der Bank wirkt“. Und Manhart skizziert weiter: „Ich gehe davon aus, dass vereinzelt in den Unterinstanzen bereits auch von Unterneh­ mern Verfahren eingeleitet wurden, auch

wenn Banken und Unternehmer eher dazu tendieren, einvernehmliche Lösungen zu suchen, anstatt die Sache streitig werden zu lassen.“ Manhart sind eine ganze Reihe von Fällen bekannt, bei denen zahlreiche Banken in einem Tourismusgebiet nahezu sämtlichen Tourismusunternehmern alte Kredite, deren Marge im aktuellen Zinsumfeld zu niedrig war, aufgekündigt haben. In den darauf folgenden Verhandlungen hat man sich jedoch auf eine längere Fixverzinsung zu günstigen Konditionen geeinigt, was für beide Seiten akzeptabel war. In Konflikt­ situationen mit Banken haben kleinere Unternehmen laut Manhart stärkere Chancen, wenn sie ihre Interessen bündeln: „Große Kreditvermittler können so durchaus eine Marktmacht erreichen, die in Verhandlungen mit Banken gute Konditionen erwarten lässt. Mir sind Vermittler bekannt, die etwa in Tourismusregionen zahlreiche Unternehmer vertreten.“

° Bankenkonditionen variabel verzinster Immobilienkredite Top-Bonität Ausreichende Bonität Kreditzins Institut Indikator Aufschlag nominal 1) Indikator Aufschlag Austrian Anadi Bank 3-Mon.-Euribor 1,250 % 3) 0,900 % 3-Mon.-Euribor 1,500 % 3) Bank Austria k.A. ,k.A. 5) ab 1,00 % ,k.A. 5) ,k.A. BAWAG P.S.K. 6) 3-Mon.-Euribor ,k.A. 1,250 % 3-Mon.-Euribor ,k.A. Erste Bank 3-Mon.-Euribor 1,550 % 1,25 % 2) 3-Mon.-Euribor 2,050 % 6-Mon.-Euribor 1,625 % 1,352 % 4) 6-Mon.-Euribor 1,875 % Oberbank Raiffeisen in Wien 3-Mon.-Euribor 1,579 % 1,250 % 3-Mon.-Euribor 2,079 % RLB OÖ 3-Mon.-Euribor 1,625 % 1,250 % 3-Mon.-Euribor 1,875 %

Kreditzins nominal 1) 1,200 % ab 1,50 % 1,500 % 1,750 % 2), 1,602 % 4) 1,750 % 1,500 %

1) Prozent p.a., 2) bei Kreditsumme EUR 100.000,-- u. 20 Jahre Laufzeit, Annahme Kreditzins: Rundung auf Achtelprozentpunkte, 3) bei Kreditsumme EUR 100.000,-- u. 20 Jahre Laufzeit, Höchsbetragshypothek 130% d. Kreditsumme, 4) im Falle einer Rundung auf 3 Kommastellen, 5) zur Auswahl stehen als Indikatoren 1-, 3-, oder 6-Monats-Euribor, wobei der 3-Monats-Euribor der beliebteste Indikator ist, 6) Die BAWAG-P.S.K. bietet Finanzierungen mit 0% Zinsuntergrenze und 4,5% Obergrenze an; Daten vom 27. September 2017

oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 31


geldanlagePanorama legendär

Neuheit: green bond

Die besten der besten. Wer würde nicht

Vorreiter. Die Hypo Vorarlberg hat als

gerne investieren wie Warren Buffett, Leda Braga oder Flossbach von Storch? Partizipation an den erfolgreichsten Anlagestrategien der Welt verspricht der „Legenden-Fonds“, gemanagt von Karin Kisling. Für dieses Produkt beobachtet sie laufend hunderte Strategien weltweit auf Basis eines rigorosen Selektionsprozesses und wählt die langfris­ tig erfolgreichsten aus. Kisling: „Um aus dem gigantischen globalen Angebot die besten Investmentmanager herauszufinden, werden die Anlagestrategien in verschiedene Kategorien unterteilt und verglichen.“ Neben klassischen Aktien-Investments kommen alternative Anlagestrategien wie Global Macro, Managed Futures oder Private Equity zum Einsatz, um damit im Portfolio eine optimale Streuung zu erzielen und das Verlustrisiko langfristig zu reduzieren.

e­ rs­tes österreichisches Finanzinstitut einen sogenannten Green Bond emittiert. Gelistet ist er an der Wiener Börse. Mit dem Emissionserlös dieser Anleihe finanziert bzw. refinanziert die größte Vorarlberger Bank energieeffiziente Wohnungen und gewerbliche Immobilien in Vorarlberg. „Der Green Bond ist für uns eine optimale Möglichkeit, nachhaltige Aspekte des Geschäfts mit gezielter Investorennachfrage zu verbinden“, so Vorstandsvorsitzender Michel Haller. Außerdem ist es der Bank ein Anliegen, durch die Finanzierung von energieeffizienten Vorhaben das Projekt „Energieautonomie 2050“ des Landes Vorarlberg zu unterstützen. Die Emission war laut Auskunft der Bank dank einer hohen nationalen und internationalen Investorennachfrage gut überzeichnet, das ­Orderbuch schloss mit einem Volumen von mehr als 425 Millionen Euro. Die Anleihe hat eine Laufzeit von fünf Jahren und ist fix verzinst. Investoren können den Green Bond der Hypo Vorarlberg in einer Stückelung von 100.000 Euro erwerben.

Multi Asset einmal anders

Niedrige Zinsen – Was tun?

Zahlenspiel

10

Jahre sind vergangen, seit die durch das US-amerikanische Subprime-Deba-

kel losgetretene Krise die Finanzmärkte in ihren Grundfesten erschütterte. Weltweit brachen die Aktienbörsen um 50 Prozent und mehr ein. Die Folgen davon reichen bis in die Gegenwart, auch wenn viele Börsen bereits neue Höchststände ­feiern. Bei AXA Investment Managers betrachtet man den Status quo nüchtern: „Aktien haben Vorteile, aber die fetten Börsenjahre liegen hinter uns“, heißt es in einer aktuellen Analyse. Bezogen auf Aktien meinen die Experten: „Die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Weiter steigende Zentralbankzinsen werden über kurz oder lang das Kurspotenzial von Aktienengagements begrenzen. Allerdings agieren die Zentralbanken sehr umsichtig, zumal die Inflation sich weltweit noch sehr verhalten geriert und das Wachstum keine Überhitzungserscheinungen erkennen lässt.“ Die Gefahr eines Crashs scheint somit zehn Jahre nach Lehman Brothers und Co. nicht wirklich in Sicht. Hoffentlich.

22.000

Investoren aus 30 Ländern

wurden von Schroder zu nachhaltigen Anlageformen befragt. Demnach gaben 78 Prozent an, dass ihnen das Thema heute wichtiger als noch

wandelanleihen. Auch in diesem Jahr do-

Fremdwährungen und Bonds. Gilles

vor fünf Jahren sei; 32 Prozent sagten, es sei

minieren Multi Asset-Fonds das Neugeschäft in Europa. Ihr Versprechen: durch Diversifikation und aktive Allokation auch in turbulenten Marktphasen Schwankungen zu begrenzen und so langfristig attraktive absolute Erträge zu erzielen. Jedoch wurden sie in diesem Jahr auf die Probe gestellt und die aktuelle Bilanz fällt gemischt aus. Dazu kommentieren die Investmentspezialisten von Lupus Alpha: „Viele Fonds taten sich in einem Umfeld schwankender Anleiherenditen schwer, andere wurden von der Stärke des Euro auf dem falschen Fuß erwischt. Deutlich einfacher hatten es in diesem unsicheren Marktumfeld Wandelanleihen. Diese Mischung aus Aktien und Renten kann sich dank ihrer ,eingebauten‘ Asset Allocation flexibel auf die jeweilige Marktphase einstellen. Der Vorteil: Wandelanleihen bieten aktienähnliche Erträge mit deutlich geringeren Schwankungen.“

Pradere, Manager des RAM Global Bond Total Return Fund, wies bei einem Vortrag in Wien auf das immer noch anhaltende Niedrigzinsniveau hin. Was ist in dieser Situation Anlegern anzuraten? „Fremdwährungen sind ein notwendiges Instrument, um ein besser diversifiziertes Portfolio zu gestalten und um außerdem Alpha zu generieren – ganz besonders in einem Umfeld niedriger Zinsen“, so der Experte. Unter anderem hält er nach wie vor einige Lokalwährungsmärkte für interessant, die mit einer günstigen Bewertung und attraktiven realen Renditen überzeugen. Dazu zählt Pradere etwa die schwedische oder die norwegische Krone.

„deutlich“ wichtiger, während 46 Prozent mein-

32 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

ten, es sei „etwas“ wichtiger geworden. Ein überraschendes Ergebnis kommt aus Deutschland, denn hier spielt „nachhaltiges Investieren“ im weltweiten Vergleich noch eine geringere Rolle. Zwar steigt auch hier das Bewusstsein, dennoch belegt Deutschland im globalen NachhaltigkeitsRanking der Studie nur Platz 23 von 30. Öster­ reich schneidet besser ab und landet immerhin auf Rang 19. Als wahre „Nachhaltigkeits-Muffel“ erweisen sich einige wichtige asiatische Länder – die letzten Plätze werden von Hongkong, Südsich Indonesien und Indien ganz vorne in der ­Liste, gefolgt von den USA, China und Brasilien. Die Umfrage zeigt außerdem, dass nachhaltiges Investieren zu den Bereichen zählt, in denen die Befragten ihr Wissen gerne erweitern würden – noch vor Themen wie einzelnen Anlageklassen und dem Zinseszinseffekt.

CrediTS: beigestellt, Archiv/Shutterstock

korea und Japan belegt. Zur Ehrenrettung finden


ADVERTORIAL

T. ROWE PRICE

Schwellenmarktanleihen in Lokalwährung

A

n den Märkten für Schwellenmarktanleihen in lokalen Währungen hat sich im letzten Jahrzehnt eine massive Veränderung vollzogen. Das Wirtschaftswachstum hat in den Schwellenmärkten (EM) Finanzierungsbedürfnisse entstehen lassen und einen tieferen, liquideren Anleihenmarkt geschaffen.

Die wachsende Zahl ausländischer Investoren hat die Anlageklasse Emerging Markets Debt verändert. Und so wurde aus einer Marktnische für Spezialisten beinahe schon ein MainstreamProdukt. Gegen Ende August hatten in lokalen Währungen denominierte Schwellenmarktanleihen ein Volumen von über 7500 Milliarden US-Dollar. Der Markt für Schwellenmarktanleihen in Hartwährung kam demgegenüber lediglich auf weniger als 1000 Milliarden US-Dollar. Der JPMorgan GBI-EM Broad Index ist von 13 auf 18 Länder angewachsen. Marktreformen, Rohstoffpreise und politische Entwicklungen steuern die Performance und schaffen Gelegenheiten, Portfolios zu diversifizieren und Alpha zu generieren. BEDEUTUNG DES AKTIVEN MANAGEMENTS Historisch waren Schwellenmarktanleihen gegenüber Informationsdefiziten und Preisineffizienzen anfällig. Sie schaffen zwar Risiken, bieten aber auch einen fruchtbaren Boden für eine aktive Titelauswahl. Hier nun einige Beispiele, warum ein aktives Management nicht nur vorteilhaft, sondern notwendig ist: Ansätze mit Benchmark limitieren die Anlagegelegenheiten. Beispielsweise konnten aktive Manager die attraktiven Bewer-

Ein aktives Management erlaubt es den Investoren, ihre Währungsengagements selbst zu bestimmen und so das Wechselkursrisiko zu managen. In den zehn Jahren bis zum 30. Juni 2017 hat der JPMorgan GBI-EM Broad Index annualisierte Kuponeinkünfte von 6,6 Prozent in Euro generiert. ZUKUNFT FÜR SCHWELLENMARKTANLEIHEN ANDREW KEIRLE, Portfoliomanager der Emerging Markets Local Currency Bond Strategy

tungen in Rumänien und Argentinien ausnutzen, bevor diese Länder in den Index aufgenommen wurden. Im Gegensatz dazu war es passiven Investoren nicht möglich, rückläufige Märkte wie Nigeria zu vermeiden. Das Land wurde letztendlich aus der Benchmark ausgeschlossen. Ein aktives Management hilft bei der Ausnutzung divergierender Konjunkturund Zinszyklen. Es kann zyklisch bedingte Zinsgelegenheiten identifizieren und gleichzeitig solche Anlagen vermeiden, die potenziell unter steigenden Zinsen und/ oder schwachen Bewertungen leiden würden. Ein Beispiel ist der Zeitraum zwischen Ende 2012 und 2015, als die Renditen auf lokale polnische Anleihen um die Hälfte auf zwei Prozent nachgaben, während sich die Renditen auf brasilianische Titel verdoppelten und eine Höchstmarke von 16 Prozent erreichten.

Auf kürzere Sicht gehören geopolitische Spannungen (vor allem Nordkorea), die Unsicherheit im Zusammenhang mit dem Wachstum in China und die Aussicht auf ein Ende der ultrafreundlichen Geldpolitik in den Industriestaaten zu den Herausforderungen. Einige Investoren sorgen sich um eine Wiederholung des „Taper Tantrums“, als sich im Jahr 2013 die Befürchtung verbreitete, dass die US-Notenbank Federal Reserve ihr Anleihekaufprogramm drosseln würde und Schwellenmarktanleihen abgestoßen wurden. Volatilität ist nicht auszuschließen, doch ist die Fed diesmal in ihrer Absicht eindeutig, die Bilanz abzubauen. Verglichen mit 2013 ist das globale Wachstum ausgeglichener, die Bewertungen in den Schwellenmärkten sind besser und die Außenbilanzen der Schwellenländer haben sich erheblich verbessert. Im Großen und Ganzen sind die langfristigen Fundamentaldaten in den Schwellenländern im Vergleich zu denen der entwickelten Märkte stark. Ein besonders interessanter Weg, sich hier zu positionieren, sind Schwellenmarktanleihen in Lokalwährung. www.troweprice.com

Nur für professionelle Investoren. Nicht zur Weitergabe bestimmt. Wichtige Informationen: Diese Materialien dienen nur zu Informationszwecken. Das Dokument stellt keine Beratung dar, inkl. treuhänderischer Anlageberatung. Potenziellen Anlegern wird empfohlen, vor ihren Anlageentscheidungen unabhängigen Rat in Bezug auf Rechts-, Steuer- und Finanzangelegenheiten einzuholen. Die Unternehmensgruppe T. Rowe Price inkl. T. Rowe Price Associates, Inc. und/oder seine verbundenen Unternehmen erhalten Einnahmen von T. Rowe Prices Investmentprodukten und Dienstleistungen. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator der künftigen Performance. Der Wert und der Ertrag einer Anlage können sowohl steigen als auch fallen. Anleger erhalten den investierten Betrag möglicherweise nicht zurück. Das Material stellt keine Verbreitung, kein Angebot und keine Aufforderung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder einer bestimmten Investmentaktivität in keiner Gerichtsbarkeit dar. Das vorliegende Dokument wurde nicht von Regulierungsbehörden irgendeines Landes geprüft. Die hier präsentierten Informationen und Meinungen stammen aus als zuverlässig erachteten Quellen, doch können wir ihre Richtigkeit und Vollständigkeit nicht garantieren. Es gibt keine Garantie, dass sich Prognosen als richtig erweisen werden. Alle hierin enthaltenen Ansichten haben zu dem angegebenen Datum Gültigkeit und können sich ohne Ankündigung ändern. Diese Ansichten können von denen des Unternehmensverbunds T. Rowe Price und/oder seinen Gesellschaftern abweichen. Unter keinen Umständen sollte das Material in seiner Gesamtheit oder in Teilen ohne die Genehmigung von T. Rowe Price kopiert oder weiter vertrieben werden. Das vorliegende Dokument darf nicht in Ländern verwendet werden, in denen seine Verbreitung unzulässig oder eingeschränkt zulässig ist. In bestimmten Ländern kann das Dokument auf Anfrage bereitgestellt werden. In keiner Gerichtsbarkeit ist das Material für den Vertrieb an private Anleger gedacht. Die hierin enthaltenen Ansichten entsprechen dem Datum der Veröffentlichung (soweit nicht anders angegeben) und können sich zwischenzeitlich geändert haben. EWR: Sofern nicht anders angegeben, wurde dieses Material von T. Rowe Price International Ltd, 60 Queen Victoria Street, London, EC4N 4TZ, einem von der britischen Aufsichtsbehörde zür Finanzdienstleistungen (Financial Conduct Authority) zugelassenen und beaufsichtigten Unternehmen, herausgegeben und genehmigt. Nur für professionelle Kunden. T. ROWE PRICE, INVEST WITH CONFIDENCE und das Dickhornschaf-Logo sind – gemeinsam und/oder separat – Warenzeichen oder eingetragene Warenzeichen der T. Rowe Price Group, Inc. in den Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und anderen Ländern. 201709-258498

OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

33


Herausfordernde Investmentthemen Der aktuelle Outlook des britischen Investmenthauses ETFS bietet einen großen Querschnitt durch alle relevanten Investment-Themen. Jan-Hendrik Hein, Head of German Speaking Regions, spricht im Folgenden über die aktuellen Entwicklungen von Anleihen, Rohstoffen, technologischen sowie sozio-ökonomischen Themen. Anatol Eschelmüller

Was ist der Grund dafür, dass Rendi-

Wenn etablierte Märkte in Turbulenzen geraten,

ten bei Anleihen niedrig gehalten werden? Ist

wenden sich Investoren in jüngerer Zeit gerne

tatsächlich mit dem Platzen der viel zitierten

den Emerging Markets zu. Wie sehen dort

Anleihenblase zu rechnen?

aktuell die Renditepotenziale aus?

Jan-Hendrik Hein: Wir bei ETF Securities sind davon überzeugt, dass die „Anleihenblase“ eine Fiktion, ein Gespenst ist, das nur dazu beiträgt, Anleger zu verunsichern. Aufgrund der außergewöhnlich umfangreichen Stimulierungsmaßnahmen der Zentralbanken werden die Renditen künstlich niedrig gehalten. So möchte ich, und damit vertrete ich die Meinung unseres Unternehmens, von einem Anleihenballon sprechen. Einem Ballon kann man langsam die „Luft rauslassen“, ohne dass er platzt. Und das ist es auch, was die Zentralbanken anstreben. Auf Sicht der nächsten zehn Jahren sehen wir eine Bilanzreduktion der Fed von aktuell 4,3 auf 2,5 Billionen US-Dollar. Gemessen an den Auswirkungen der drei Lockerungsrunden zuvor auf die Renditen, erwarten wir, dass diese bei der Umkehr der Zentralbankpolitik nur langsam steigen dürften. Wir rechnen darüber hinaus bereits zu Jahresende mit einem moderaten Zinsanstieg von 25 Basispunkten.

Wir sehen Emerging Market-Anleihen prinzipiell positiv, da sie sich auch in jüngerer Zeit als durchaus robust erwiesen und dem „Säbel-Rasseln“ der USA gut widerstanden haben. Die Renditen sind attraktiv und liegen im Local Currency-Bereich sogar zwei bis drei Prozent über jenen der Treasuries. Nur US High Yield Bonds sind noch ein paar Basispunkte attraktiver als Bonds der Emerging Markets. Somit sehen wir aktuell ungebrochenes Potenzial für diese Region; vor allem Brasilien ist noch unterbewertet. Allerdings ist zu erwarten, dass nach der Dollar-Aufwertung Investoren in Hartwährungen umschichten werden. Das könnte dann für Länder wie Russland, das sich aktuell wirtschaftlich attraktiv präsentiert, schwierig werden, da die momentan entspannten Energiepreise Stress bekommen könnten.

Welche Auswirkung wird dieser Zinsanstieg in den USA möglicherweise auf den Euro haben?

Wir sehen für Long-Euro-Positionen ein Abwärtsrisiko, da bereits ein überkauftes Niveau erreicht wurde. Die Euro-Stärke stellt die EZB vor Herausforderungen, da sie das solidere Fundament und die Inflation, die die Zentralbank mühsam aufgebaut hat, gefährden. So ist es wahrscheinlich, dass, wenn der Dollar nach den geplanten Zinserhöhungen an Fahrt gewinnt, der Euro ähnlich wie der Yen zurückbleiben wird. Aufwärtspotenzial sehen wir generell beim britischen Pfund gegeben.

34 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

Was ist über den Rohstoff-Sektor und seine mittelfristigen Entwicklungspotenziale zu sagen?

Hier sehen wir vor allem bei Öl positive Trends. Speziell die US-Ölproduktion steuert 2018 auf ein Allzeithoch zu, obgleich die Preise um bis zu 50 Prozent unter jenen von 2014 liegen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die Förderkosten in der Schieferölproduktion heute viel niedriger sind als traditionelle Fördermethoden. Unabhängig davon ist in den USA die Offshore-Ölförderung im Golf von Mexiko voll im Laufen, nachdem entsprechende Infrastrukturprojekte umgesetzt wurden. Aktuell beträgt der Discount bei Schieferöl gegen Brent noch zwölf Prozent, doch ist in Kürze mit einer Angleichung des Preisniveaus zu rechnen. Die

Produktionskosten pro Barrel betragen inzwischen nur noch 50 US-Dollar, nachdem diese vor einigen Jahren noch bei 70 US-Dollar lagen. Betrachten wir einmal den Rohstoffsektor in seiner Gesamtheit. Wie haben sich die einzelnen Sparten entwickelt? Wie stellt sich die Situation der Rohstoffproduzenten dar?

Positiv sehen wir vor allem Industriemetalle, deren Preise dieses Jahr um mehr als 20 Prozent gestiegen sind. Vor allem Kupfer und Nickel legten zu. Minenbetreiber kürzten die Förderquote, die sich daraus ergebende Verknappung der Reserven wirkte sich positiv auf die Preisentwicklung aus. Schaut man sich Renditen von Gold gegenüber Goldminen über die Zeiträume an, in denen der S&P 500 um zehn Prozent gefallen ist, bot das Edelmetall mit plus sieben Prozent eine Absicherung. Goldminen hingegen verloren im gleichen Zeitraum 7,2 Prozent. Eine Entwicklung, die die Unabhängigkeit des Rohstoffmarktes vom Aktiengeschehen veranschaulicht. Rohstoffe als Möglichkeit zur Diversifizierung sind eben einzigartig. Sicher, Rohstoffe bieten keinen Zugang zu Cashflows, wie das bei Aktien der Fall ist, jedoch können Anleger Rohstoffkontrakte mit längerer Laufzeit wählen. Über längere Zeiträume hinweg bringt nämlich die Rollrendite für Rohstoff­ indizes einen höheren Gesamtertrag als Aktien von Rohstoffproduzenten bei gleichzeitig geringerer Volatilität. Eines der jüngeren Kernthemen von ETF Securities ist der Bereich Robotik und Automation. Wie stellt sich dieser Themenbereich für Sie als Zielinvestment dar? Was sind aktuell die bestimmenden Themen?

Technologiethemen wie Robotics, Automa­tion, Artificial Intelligence etc. werden von den In-

credit: beigestellt

GELD °


°

Im Gespräch mit Jan-Hendrik Hein, ETF Securities   geldanlage

Jan-Hendrik Hein, Head of German Speaking Regions, ETF Securities

vestoren stark nachgefragt. Wir arbeiten dabei eng mit Robo Global, einem Partnerunternehmen und Beratungshaus für Robotics, Automation etc., zusammen. Bei Robo Global erkennen wir im Logistiksektor zahlreiche viel versprechende Anwendungsmöglichkeiten für Robotik, Automatisierung und Künstliche Intelligenz. Online-Shopping ist heute bei­nahe schon etwas Selbstverständliches und vielen Anlegern ist bewusst, dass der Online-Handel erst am Anfang steht. Das globale Volumen in diesem Bereich liegt aktuell bei zwei Billionen US-Dollar; soliden Schätzungen zufolge wird es 2020 bereits bei vier Billionen US-Dollar liegen. Um den mit dem Online-Handel einhergehenden Logistik-Aufwand bedienen zu

können, sind Logistik-Center angehalten, massiv in ­Robotik und Automation zu investieren. In den USA entsprechen von den ca. 17.000 Logis­ tik-Centern gerade mal fünf Prozent dem neuen technologischen Standard. Hier und generell weltweit besteht also durchaus Aufholpoten­ zial, das den Technologie-Unternehmen und in weiterer Folge den Investoren, die an diesem Trend mitpartizipieren, zugute kommt. Kommen wir abschließend zu den Themen künstliche Währungen und demografische ­Veränderungen und inwieweit diese Themen als Investment-Treiber fungieren können.

Alternativwährungen, wir nennen sie Krypto­ währungen, sind ein Trend, der sich am Markt

abzeichnet und der von Investoren nachgefragt wird. Der Markt ist jedoch sehr intransparent und wir bewegen uns in ihm aktuell nur als ­Beobachter und nicht als Akteure. Fest steht, dass Kryptowährungen (am bekanntesten sind die Bitcoins) Ende Juli 2017 eine Marktkapitalisierung von 1,3 Milliarden US-Dollar erreicht haben, die auf rund 1000 solcher Währungen verteilt sind. Die Nutzung dieser Währungen nimmt zu, doch können sie tatsächlich als Geld bezeichnet werden? Beim Thema Demografie sind wir mit drei großen Trends konfrontiert. Die Babyboomer der westlichen Hemisphäre kommen in die ­Jahre und werden als aktive Konsumentenschicht zunehmend uninteressanter, sieht man vom Gesundheits- und Reisesektor ab. Am anderen Ende des Spektrums stehen die Millennials, jene Arbeitnehmer, die nach 1982 geboren sind. Dazu zählen mehr als zwei Milliarden Menschen weltweit. Interessant ist die Tatsache, dass die meisten davon in Indien und China leben, mit deutlichem Abstand gefolgt von Europa und den USA. Millennials verfügen generell – wenn sie ins Berufsleben einsteigen – über ein geringeres Einkommen als vergleichsweise die Babyboomer es in ihrer Jugend hatten. Sie sind gleichzeitig auch weniger besitz­orientiert. Sie legen mehr Wert auf Asset Sharing als auf Asset Ownership. Ein Trend, der sich in den USA auf die Automobil- und Immobilienbranche auswirkt. Millennials leben länger bei den Eltern und mieten dann lieber Immobilien und Autos, als dass sie diese kaufen. Veränderungen, die das wirtschaftliche Umfeld massiv verändern werden und denen die Finanzindustrie mit attraktiven Lösungen zu begegnen hat. Wir bei ETF Securities sind gut gerüstet. www.etfsecurities.com

oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 35


I

m Schlaraffenland leben Anleiheninvestoren bekanntlich nicht: Niedrige bis negative Zinsen bei Staatsanleihen hoher Bonität sind zum Alltag geworden. Zwar hat die US-Notenbank bereits Schritte unternommen, um das Zinsniveau wieder anzuheben, große Sprünge sind und werden bis auf weiteres aber ausbleiben. Wobei sich die Europäische Zentralbank noch zurückhaltender verhält. Wie sollen nun in diesem schwierigen Umfeld sowohl große institutionelle Investoren als auch kleine Sparer reüssieren? Keine Angst: Bei geschickter Diversifizierung lässt sich aus der Kombination von Staats-, Unternehmens- und dynamischen High Yield-Anleihen ein renditestarkes und dennoch risikoarmes Portfolio „zaubern“. Am Institutional Investors Congress (IIC) erfuhr das zahlreich erschienene Fachpublikum, auf welche Bondssegmente und regionale Gewichtungen man jetzt set-

zen sollte. Der IIC wird vom GELD-Magazin mittlerweile schon traditionell im Haus der Industrie in Wien veranstaltet, wobei auch im vergangenen September wieder hochrangige Experten für Vorträge und eifrige Diskussionen gewonnen werden konnten. So erklärte Robert Simpson von Insight Investments, warum Unternehmensanleihen noch immer von vielen Marktbeobachtern unterschätzt werden. Invesco-Spezialist Markus Melchart ließ das Publikum wiederum in die wunderbare Welt indischer Investmentideen eintauchen. Elizabeth Breaden von Candriam wusste von den Vorzügen der US-High Yields zu berichten und Amanda Stitt, Investment Director bei Legg Mason, erklärte die makroökonomischen Hintergründe für Anleiheninvestoren. Schließlich führte Fabrizio Viola von Generali Investmentsaus aus, was von „unconstrainded fixed income“ zu erwarten ist.

Invesco ° Indien im Fokus dien eine stolzes BIP-Steigerung von 7,3 Prozent prognostiziert; damit wird sogar China (6,5 Prozent) locker hinter sich gelassen. Ganz zu schweigen von den westlichen Industrienationen wie den USA mit 2,2 oder Europa mit eher bescheidenen 1,6 Prozent. Wobei die Bevölkerungsentwicklung in Indien Konsum und Wachstum noch weiter in die Höhe treiben sollte. Die erwartete Veränderung der erwerbsfähigen Bevölkerung in Indien von 2015 bis 2025 soll fast unglaubliche 100 Millionen Menschen betragen. Reformen sorgen für Boom. Wobei die politische Entwicklung zusätzlich eine solide Basis für wirtschaftliche Erfolge legen sollte. So wird jetzt Zugang zu Finanzdienstleistungen für Millionen von Indern geschaffen, die bisher keine Bankverbindung hatten. markus melchart, Senior Sales Immerhin 215 Mio. Bankkonten wurden bereits seit Einführung des Reformprogramms Manager, Invesco Asset Management im August 2014 eröffnet. Weiters am Programm stehen erhebliche Erleichterungen des Steuersystems, die zum Beispiel Vereinheitlichungen und eine Senkung der Körperschaftssteuer über fünf Jahre beinhalten. Angesichts der erfreulichen Rahmenbedingungen ist Indien vor allem als Boden für Aktieninvestoren bekannt und beliebt geworden. Markus Melchart, Senior Sales Manager bei Invesco Asset Management Österreich, mahnt allerdings auch nicht auf die Anleihenseite zu vergessen: „Prinzipiell werden Bonds aus Emerging Markets oft vernachlässigt, Indien stellt innerhalb dieses Sektors noch einmal einen ,weißen Fleck‘ dar.Indische Titel sind in vielen internationalen Bonds-Indizes gar nicht einmal vertreten! Diese Situation wird sich in Zukunft wohl ändern und es ist eine Aufnahme von indischen Anleihen in diversen Benchmarks zu erwarten. Das wird für zusätzliche Schubkraft sorgen“, so der Experte. Unternehmensanleihen bevorzugt. Melchart hält indische Staatsanleihen für interessant, den Fokus legt er bzw. der Invesco India Bond Fund aber auf Corporate Bonds aus dem Subkontinent. Der Experte weiß von hoher Kreditqualität der investierten Anleihen aber auch von steigenden Unternehmensgewinnen zu berichten.Gepaart mit den guten Wirtschaftsaussichten Indiens, der demografischen Entwicklung und dem ambitionierten Reformprogramm erscheint die Investmentstory also vielversprechend.

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geld-magazin oktober 2017

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Immense Wachstumsstory. Der Subkontinent hat´s in sich: Für 2017 wird In-


Institutional investors congress ° Die

besten Anleihen-Strategien

BNY Mellon ° „Unterschätzte Schwellenländer“ Jagd auf attraktive Renditen. „Emerging Markets bieten ein breites und gleichermaßen interessantes Feld für Anleiheninvestoren, dennoch wird diese Asset Klasse von Marktbeobachtern, Anlegern und Rating Agenturen oft unterschätzt. Das ist schade“, so die Aussage von Robert Simpson, CFA Portfolio Manager bei Insight Investment, am IIC. Kurz zur Erklärung: Insight Investment ist ein Asset Manager im Besitz von BNY Mellon, der weltweit die stolze Summe von 629 Milliarden Dollar under management hat. Gute Diversifikation. Simpson stellte in weiterer Folge die Charakteristika und Vorzüge der Anlageklasse Emerging Markets Corporate Debt dem interessierten Publikum näher vor: „Die Streuung erfolgt über dutzende Länder rund um den Globus.Wir sprechen also von keiner homogenen Region, was für eine Diversifikation sorgt, die besser ist als das manche Beobachrobert simpson, CFA Portfolio ter auf den ersten Blick erwarten. Die Abhängigkeit von Rohstoffen wird überschätzt, ebenso die Manager, Insight Investment Volatilität. Dabei befinden sich die Yields sich auf sehr attraktivem Niveau, was ständig Anlagemöglichkeiten öffnet. Dabei sind die meisten Investoren in dieser Asset Klasse untergewichtet, was dringend überdacht werden sollte.“ Speziell Risiken identifizieren. Der Experte glaubt auch an Anleiheninvestments in Schwellenländern, weil in vielen der Emerging Markets strukturelle Reformen weiter auf dem Vormarsch sind. „Auch das Wachstumstempo im Vergleich zu den hochentwickelten Industrienationen nimmt wieder zu“, führt Simpson aus. Natürlich dürfe man aber auch nicht blindlings auf Einkaufstour gehen, sondern müsse hart recherchieren und klar differenzieren: „Es geht darum spezielle Länderrisken zu identifizieren. So gibt es etwa in der Ukraine und Russland sehr gute Unternehmen, aufgrund der politischen Situation haben wir dort aktuell kein Exposure.“

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Candriam ° Ein wenig bekanntes Wesen: US High Yield Land der fast unbegrenzten Möglichkeiten. Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor der beliebteste „Spielplatz“ für die internationale Investorengemeinschaft, wobei US High Yield vielleicht nicht immer im absoluten Brennpunkt des Interesses stehen. „Dabei handelt es sich um jene Anlageklasse, die sich am schnellsten von der internationalen Finanzkrise erholt hat“, weiß Elizabeth Breaden, Senior Client Portfolio Manager Candriam Investors Group, zu berichten. Noch dazu handelt es sich wahrlich um keinen „Neuling“ in der Szene: „Investments in US High Yield reichen bis in die 1950er Jahre zurück, als Research-Daten gezeigt haben, dass die höheren Kupons die Verlustrisiken mehr als kompensieren. Seit den 1980ern sprechen wir von High Yields als eigener Anlageklasse.“ Durchaus beeindruckend: Festverzinsliche Wertpapiere schlechterer Kreditqualität, Elizabeth Breaden, Senior Client so die Definition von High Yields, hat von 1996 bis heute ein exponenziell steigendes Portfolio Manager, Candriam Wachstum von 50 Milliarden auf beeindruckende 1,9 Billionen Dollar gesehen. Differenzierung ist notwendig. Wobei High Yields nicht über einen Kamm geschert werden dürfen: Unterschieden wird zwischen „Higher-quality high yield“ und „Lower-quality high yield“. Erstere bilden das größere Marktsegment und sind typischerweise zwischen BB und B eingestuft. Die zweit genannte Grupp ist kleiner und im Bereich von CCC angesiedelt. Breaden kommentiert: „Wir glauben, dass die default rates bei ,Higher-quality high yield‘ wahrscheinlich deutlich geringer ausfallen werden als im schwächer eingestuften Segment.Wir wollen nicht zu stark im riskanteren Bereich vertreten sein.“ Die Ausführungen von Breaden machten schnell klar, dass das High Yield-Management eine komplexe Angelegenheit ist. Investoren sei zu professionellen Fonds wie dem „Candriam GF Short Duration US High Yield Bonds“ geraten.

www.candriam.com 37

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Die besten Anleihen-Strategien

legg mason ° Aktives Management gefragt „Ungezwungen“ zum Erfolg. Amanda Stitt, Investment Director bei Legg Mason Global Asset Management, stellte am IIC den Begriff „unconstrained“ näher vor. Worum handelt es sich dabei? Übersetzen lässt sich „unconstrained“ mit „locker“ oder „zwanglos“ und bedeutet, dass das Fondsmanagement dementsprechend komfortable Freiräume genießt. Übrigens eine Strategie, die in der jüngeren Vergangenheit stetig an Beliebtheit gewonnen hat. Benchmarks gibt es hier keine und auch sonst findet man wenige Einschränkungen, denen konventionelle Fondsmanager ansonsten unterworfen sind. „Es handelt sich um eine sehr aktive Strategie, wobei wir auch keine PerformanceZiele vorgegeben haben – ein Unterschied zu vielen anderen unconstrained-Ansätzen“, erklärt Stitt. Amanda Stitt, Investment Director, „Hartes Geschäft.“ Der Vorteil – wie etwa beim Macro Opportunities Bond Fund Legg Mason von Legg Mason – ist, dass sehr flexibel vorgegangen werden und eine weite Bandbreite von Strategien ausgeschöpft werden kann: „Es ist heutzutage hart, im Fixed IncomeBereich Alpha zu generieren – ,unconstrained’ zu arbeiten hilft uns aber dabei. So agieren wir innerhalb des fest­verzinslichen Bereichs auch nicht in einem, sondern allen Untersektoren und suchen hier nach den jeweils ­besten Möglichkeiten.“ Chancen rund um den Globus. Dementsprechend wird beinahe selbstredend weltweit auf Renditejagd gegangen, wobei Stitt zum Beispiel in den Emerging Markets gute Chancen sieht. Nicht begeistert zeigt sich die Expertin hingegen von deutschen Bundesanleihen: „Die mögen wir nicht und sind hier seit beinahe schon sieben Jahren short positioniert.“

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generali investments ° Reise von Beta zu Alpha bei Generali Investments Europe, warf einen Blick auf die aktuelle makroökonomische Ausgangslage und beleuchtete die Chancen von europäischen Anleihen angesichts eines möglichen Taper Tantrums (darunter versteht man eine heftige Reaktion der Anleihemärkte auf verschärfende Maßnahmen der Notenbanken.) So hat ja bekanntlich die US-Notenbank Fed bereits behutsame Zinsanhebungen durchgeführt und wird diese Politik voraussichtlich weiter fortsetzen. Die EZB wird diesem Weg, wenn auch mit Verzögerung, folgen und auch ihr massives Anleihenkaufprogramm nicht bis in alle Ewigkeit durchhalten wollen. Suche nach Überrendite.Viola meinte: „Die Diskussionen rund um das Tapering Fabrizio Viola, Portfolio Manager stellen zweifellos eine Belastung dar, die Auswirkungen sollten aber alles in allem ge­ Fixed Income, Generali Investments mäßigt ausfallen. In der jüngeren Vergangenheit waren Corporate Bonds jedenfalls durch geringe Schwankungsfreudigkeit gekennzeichnet und werden Staatsanleihen weiter outperformen. Weiters werden die geringen Rendite-Levels die Returns auch in Zukunft begrenzen.“ Der Experte glaubt, dass man sich vom Beta verstärkt zur Alpha-Generierung bewegen muss, also in Richtung einer Überrendite. „Dafür ist viel Expertise, Research und Anstrengung notwendig“, so Viola. 4,5 Prozent plus mit Total Return-Variante. Für professionelles Management aus dem Hause Generali Investments sorgen zum Beispiel der GIS Euro Corporate Bond, der GIS Euro Corporate Short Term Bond oder der GIS Total Return Euro High Yield. Letzterer schaffte in den vergangenen fünf Jahren eine schöne Performance von rund 4,5 Prozent per annum.

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Taper Tantrum und die Folgen. Fabrizio Viola, Portfolio Manager Fixed Income


Diversifizierte Erträge. Beständige Rendite. Kames Global Diversified Income Fund Für Anleger, die nach einem beständigen monatlichen Ertrag Ausschau halten, ist eine breite Aufstellung ein Muss. Der Kames Global Diversified Income Fund investiert in zahlreiche Anlageklassen, um das Risiko zu streuen und die Volatilität zu verringern. Dazu zählen neben Anleihen, Aktien und Immobilien auch Spezialanlagen, beispielsweise in den Bereichen Infrastruktur, erneuerbare Energien und Flugzeugleasing. Diese Diversifizierung stattet den Fonds mit einer Vielfalt unterschiedlicher Investmentchancen aus um so Marktvolatilitäten besser auszunutzen. Der Fonds strebt mit Hilfe eines auf die Glättung von Marktschwankungen ausgerichteten Prozesses eine nachhaltige und regelmäßige Ertragsausschüttung an. Weitere Informationen erhalten Sie auf unserer Webseite unter kamescapital.com/income-solutions

Angestrebter Ertrag von 5% pro Jahr* Eine im Vergleich zu den Aktienmärkten geringere Volatilität Monatlich ausschüttender Fonds

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Ausschließlich für professionelle Anleger. Herausgeber: Kames Capital plc, ein in Großbritannien von der Financial Conduct Authority zugelassenes und beaufsichtigtes Unternehmen. Kames Capital Investment Company (Ireland) plc ist ein in Österreich von der Finanzmarktaufsichtsbehörde zugelassener OGAW (Organismus für gemeinsame Anlagen). Der Verkaufsprospekt, die Ergänzung und die Wesentlichen Anlegerinformationen von Kames Capital Investment Company (Ireland) plc sind kostenlos erhältlich bei: UniCredit Bank, Austria AG, 8398 Global Securities Sales & Services, PO Box 35, A-1011, Wien, Österreich. Tel.: 00 43 50505/58515. Diese Anzeige ist zum Zeitpunkt seiner Abfassung korrekt. Änderungen können jedoch ohne vorherige Ankündigung vorgenommen werden. Fondsgebühren werden vom Kapital abgezogen, was zu steigenden Ausschüttungen, jedoch geringerem Kapitalzuwachs führt. *Der angestrebte monatliche Ausschüttungsertrag ist nicht garantiert und kann in Zukunft angepasst werden. Das investierte Kapital unterliegt einem Risiko und es ist nicht gewährleistet, dass der Fonds eine positive Rendite erzielt. Der Wert von 5% ist ein angestrebter Ertrag, wobei es sich um die angestrebte Gesamtausschüttung des Fonds in den nächsten 12 Monaten als Prozentsatz des derzeitigen Marktmittelkurses handelt.


GELDANLAGE ° Aktienfonds Europa

Die Aussichten bleiben gut Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht ein Konjunkturindikator der Eurozone nach oben revidiert wird. Die Stimmung von Unternehmern und Konsumenten ist sehr gut. Doch für Investoren stellt sich die Frage, ob ein starkes Wirtschaftswachstum auch mit steigenden Börsenkursen einhergehen muss. Wolfgang Regner

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ie Konjunktur in der Eurozone, aber auch außerhalb brummt wie schon seit vielen Jahren nicht mehr. Doch macht sich der gute Makro-Hintergrund nun auch in den Unternehmensgewinnen bemerkbar? „Ein klares Ja“, meint Thorsten Paarmann, Fondsmanager des Invesco Pan Euro­pean Structured Equity Fund. „Diese sind auch wieder verstärkt auf steigende Umsätze zurückzuführen, weniger auf Kos­ tensenkungsmaßnahmen.“ Ein Problem könnte jedoch der starke Euro werden – der schwache Dollar könnte rund vier Prozent der Unternehmensgewinne eliminieren –, obwohl der effektive Devisenkurs des Euro (gegenüber einem Währungskorb) 2017 nur rund sieben Prozent gestiegen ist. „Wechselkurse haben gewisse Auswirkungen auf die Exportwirtschaft. Allerdings sichern eine

Vielzahl der global agierenden Unternehmen zumindest anteilig ihre Fremdwährungsrisiken ab und begrenzen somit den Einfluss von Währungsschwankungen“, sagt Paarmann. Er fährt eine Low VolatilityStrategie. „Unser Alternative Beta-Ansatz ist nicht nur indexunabhängig, indem er danach trachtet, das Risiko zu reduzieren, sondern er strebt auch danach, das Risiko/Ertragsverhältnis zu optimieren. Dabei fließen Eigenschaften, die Aktien attraktiv machen, wie zB. die Bewertung, die relative Stärke oder das Managementverhalten, mit in die Analyse ein. Als Optimierer fungiert ein Computerprogramm, das rein quantitativ, ohne menschliches Zutun, das Verhältnis attraktiver Aktien relativ zum Portfoliorisiko optimiert – also mehr Ertrag zu niedrigerem Risiko liefert“, erklärt Paarmann.

Index

Das Wachstumspotential ist intakt. einzelhandelsumsätze und Erwartungen steigen wieder 80 60 40 20 0

Eurozone Erwartungen Wirtschaftswachstum (links)

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4% 3% 2% 1% 0% -1% -2% -3% -4% -5%

Steigende Einzelhandelsumsätze und Wachstumserwartungen weisen auf ein größeres zukünftiges Wachstumspotenzial hin. Das passt zu unserem zyklischen Ausblick, wonach die Wirtschaft der Eurozone gegenüber dem Marktkonsensus 2018 stärker, nämlich um zwei Prozent, zulegen sollte. Das Schlüsselrisiko dieser Prognose sind die italienischen Wahlen 2018. Quelle: Bloomberg, per 31.08.2017

40 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

Er handelt das System rein auf Einzelaktien bezogen, weil er so die Risikokontrolle und seinen „High Conviction“ und „High Alpha“-Ansatz am besten in die Praxis umsetzen kann. Der Aktienmarkt kann schlecht zwischen Risiken unterscheiden. Es herrscht immer noch die Meinung vor, dass Aktien mit höherem Risiko auch systematisch höhere Renditen abwerfen müssten. Doch Daten zeigen, dass dies falsch ist – das höhere Risiko wird oft nicht belohnt. Allianz Europe Equity Growth Fondsmanager Thomas Winkelmann ist ebenfalls zuversichtlich gestimmt. „Seit 2011 gibt es in Europa ein klares Muster an Abwärtsrevisionen von Gewinnerwartungen. 2017 ist es europäischen Unternehmern nun aber gelungen, diesen Trend zu durchbrechen, indem sie ein Gewinnwachstum von 12 bis 14 Prozent erzielten. Die positive Wirtschaftsentwicklung spiegelt sich eindeutig in den Gewinnen europäischer Unternehmen wider.“ Unterstützt wird dies durch die konjunkturelle Erholung in wichtigen Schwellenländern, die 28 Prozent der europäischen Unternehmensgewinne ausmachen. Und zum Euro: „Aus unserer Sicht beruht die aktuelle Euro-Stärke auf den ‚richtigen Gründen‘: Ein sich verbessernder Konjunkturausblick für Europa, internationale Kapitalzuflüsse und ein güns­tigeres politisches Umfeld.“ Winkelmann fährt einen Quality Growth-Ansatz. „Wir investieren in qualitativ hochwertige Firmen, die unabhängig vom Marktzyklus langfristig strukturelles Wachstum vorweisen können. Gute Beispiele sind – wegen zahlreicher disruptiver Online-Geschäftsmodelle im Einzelhandel – Zalando oder


ADVERTORIAL

VERITAS INVESTMENT

Die Ampel als Börsen-Seismograph

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er Börsenampel Fonds Global (R) (DE0009763268) feierte im Frühjahr 2017 seinen dritten Geburtstag und bereitet seinen geistigen Vätern eindeutig Freude. Denn dank der dynamischen Investitionssignale weist der weltweit investierende Aktienfonds eine attraktive Performance auf, die seit Jahresanfang (Stand 2. Oktober 2017) bei 8,94 Prozent liegt.

nützt und führt zu einer Orientierungslosigkeit, die dann – als logische Folge – zu einem Abwenden vom Kapitalmarkt führt. DIE SIGNALGEBER Die Signalgeber hinter der Börsenampel sind die Börsenindizes der G20 Staaten. Die USA sind mit drei Indizes präsent, Europa wird durch Deutschland, Frankreich und Italien repräsentiert. Der Investitionsgrad im Fonds wird über kostengünstige Futures für die Leitindizes DAX, EuroSTOXX50, S&P500 und Topix gesteuert, in welche zu jeweils 25 Prozent investiert wird. Ermittelt wird die Farbe der Börsenampel, durch das jeweilige Signal der regionalen 21 Indizes, die dann kumuliert werden. Die Ampelfarbe ergibt sich aus der Summe der 21 Einzelindex-Signale, die entweder „kaufen“ (+1) oder „verkaufen“ (-1) lauten. Ist die Summe größer als zwei steht die Ampel auf „Grün“. Bei einem Wert von größer als minus zwei heißt es Stopp! Dazwischen ist die Ampel gelb.

Es mutet beinahe wie eine Success-Story aus der Zeit an, als Weltunternehmen noch in Garagen gegründet werden konnten. Doch es verhielt sich tatsächlich so, dass vier Studenten aus Hamburg im Jahr 2011 gemeinsam eine Idee zur Steuerung des Investitionsgrades für Aktien in einem Portfolio entwickelten. Gemeinsam mit Veritas Investment und der Schwestergesellschaft Veritas Institutional wurde daraufhin ein Fonds – der Börsenampel Fonds Global (R) (DE0009763268) – entwickelt, der sich seit 2014 erfolgreich als global performendes Investmentprodukt am Markt behauptet. Ausgangspunkt für die Entwicklung des Fonds war das Bedürfnis vieler Anleger, in lange andauernden, hochvolatilen Marktphasen trotzdem „angstfrei“ am Aktienmarkt partizipieren zu können. Die Vielzahl an Informationen über die Entwicklung der Aktienmärkte verunsichert viele Anleger oft mehr als sie

AMPEL BESTIMMT ZU- UND VERKAUF Die Entwicklung der Aktien in den einzelnen Indizes ist letztendlich der Signalgeber für den Zu- oder Verkauf der jeweiligen Aktien-Futures. Dr. Dirk Rogowski, Geschäftsführer von Veritas Institutional dazu: „Die Steuerung des Investitionsgrades wird in Schritten von jeweils zehn Prozent vorgenommen. Dieser kann zwi-

VERGLEICH KURSVERLAUF DES DAX MIT BÖRSENAMPEL-SIGNALEN 150% 140% 130% 120%

schen 20 und 100 Prozent liegen. Gehen die Aktienkurse massiv zurück, dann steht die Ampel auf „rot“, was der Mindestaktienquote von 20 Prozent entspricht, ist die Lage „verhalten“ also uneindeutig, dann dreht die Ampel auf „gelb“, hier liegt der Wert bei mindesten 50 Prozent, sind schließlich die Vorzeichen günstig, erstrahlt das grüne Licht und der Investitionsgrad beträgt bis zu 100 Prozent. Letztgenanntes Szenario besteht aktuell seit mehr als einem Jahr. Temporäre Unsicherheitsfaktoren, wie die Brexit-Abstimmung spielten für die Börsen-Ampel keine Rolle“, meint Rogowski. DAUER DER AMPELPHASEN Historisch gesehen sind die gelben, also die unbestimmten Phasen jene mit den kürzesten Zeiträumen. „Diese gelbe Phase dauerte seit 2014 durchschnittlich maximal 1,8 Wochen. Am längsten währten im Durchschnitt die „grünen Perioden“. Dementsprechend gab es mehr rot-und gelb-Phasen jedoch stets längere grün-Phasen“, so Rogowski weiter. GERINGERE VOLATILITÄT IM FOKUS Der Fonds erwirtschaftete seit seinem Launch am 1. April 2014 eine durchschnittliche Jahresperformance von 4,7 Prozent (Stand; 31. August 2017). Schaut man sich die Volatilität genauer an, erkennt man, dass die Rotphasen regelmäßig zum richtigen Zeitpunkt kamen. Sie bewahrten Anleger vor empfindlichen Rückschlägen und halfen so, die Volatilität des Fonds im Vergleich zu DAX und EuroSTOXX50 deutlich zu reduzieren. Die Volatilität des Fonds liegt seit Auflage mit 11,7 Prozent jährlich deutlich unter der des DAX (NR) mit 23,4 Prozent und der des EuroSTOXX 50 (NR) mit 23,9 Prozent (Zeitraum 01.04.2014 bis 31.08.2017). Das Frühwarnsystem der Börsenampel funktioniert offensichtlich.

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Risikohinweis / Disclaimer: Diese Publikation ist eine Werbemitteilung. Bei den dargestellten Wertentwicklungen handelt es sich ausschließlich um Vergangenheitswerte, aus denen keine Rückschlüsse auf die künftige Entwicklung des Fonds gezogen werden können. Den Verkaufsprospekt und die Wesentlichen Anlegerinformationen finden Sie in deutscher Sprache unter www.veritas-investment.de.

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GELDANLAGE ° Aktienfonds Europa

BGF European Special Situations Ein stärkerer Euro muss nicht unbedingt negativ für die Eurozone sein, auch wenn die Exporte beeinträchtigt würden: Eine günstige Kostenbasis im Ausland, internes Währungshedging und Preismacht können den Währungsanstieg abfedern. Doch was versteht Williams unter „special situations“? „Der Fonds ist nicht von M&A, Turnaround-Situationen und Event drivenEreignissen dominiert. Vielmehr handelt es sich dabei um Unternehmen, deren interne Verbesserungen vom Markt nicht erkannt oder entsprechend gewürdigt werden. Dieses Potenzial versuchen wir rechtzeitig aufzuspüren, indem wir nach unterbewerteten Unternehmen suchen, welche eine Growth-Charakteristik aufweisen, vor allem hohe bzw. steigende Kapitalrenditen und überdurchschnittliches Gewinnwachstum.“ Comgest Growth Europe „Im aktuellen Umfeld setzen wir weiter auf von der Makroökonomie weitgehend

unabhängig wachsende Qualitätswachstumsunternehmen, da das langanhaltende Gewinnwachstum dieser Unternehmen ein zuverlässiger Treiber für die Performance ist“, meint Franz Weis, Teamleiter für europäische Aktien beim Fondshaus Comgest. Neben der Dynamik des Gewinnwachstums spielen deren Vorhersehbarkeit sowie Duration eine wichtige Rolle, da der Kapitalmarkt in der Regel langanhaltendes Gewinnwachstum unterbewertet. Das schafft enormes Performancepotenzial. In der Tat hat der Fonds seinen Vergleichsindex über die vergangenen fünf Jahre nach Kosten mit knapp acht Prozent pro Jahr outperformt. Der hohe „Active Share“-Anteil (über 90 Prozent der Unternehmen sind in keinem Index vertreten) zeigt, dass der indexunabhängige Qualitätsansatz funktioniert. Seit Anfang des Jahres haben Wachstumsaktien ca. die Hälfte der Underperformance aus dem 2. Halbjahr 2016 gegenüber den ValueTiteln wieder gut gemacht. Seilern Stryx Europa „Wenn man in europäische Aktien in­ ves­tiert, muss man beachten, dass die Ak­ tienindizes starke Gewichtungen in Branchen haben, die ,ex-growth‘ gegangen sind, also kaum noch Wachstum erzielen können – etwa die Energieversorger, Telekomkonzerne und zum Teil auch die Banken. Wir meiden solche Werte und identifizieren mit einem von der Qualität getriebenen Ansatz Unternehmen, die uns ein nachhaltig gutes Wachstum bieten können“, beschreibt Tassilo Seilern, Fondsmanager des Seilern Stryx Europa, seinen Anlagestil. Auch hier fällt auf, dass die Qualität eine Hauptrolle spielt. „Die Umsätze der Unternehmen, für die wir uns interessieren, kommen nur mehr zu gut einem Drittel aus Europa, einem Drittel aus

° die besten Aktienfonds Europa ISIN LU0260085492 LU0154234636 LU0119750205 LU0256839274 IE0004766675

FONDSname Jupiter JGF European Growth BGF European Special Situations Invesco Pan European Structured Equity Allianz Europe Equity Growth Comgest Growth Europe

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 2.393 Mio. € 17,3 % 47,8 % 1.333 Mio. € 17,6 % 46,0 % 6.137 Mio. € 13,2 % 32,5 % 7.105 Mio. € 13,0 % 39,0 % 2.405 Mio. € 12,8 % 35,0 %

5 Jahre 82,1 % 80,7 % 74,1 % 70,0 % 65,2 %

ter 1,72 % 1,82 % 1,57 % 1,83 % 1,53 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 05. Oktober 2017

42 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

„Nach vielen negativen Gewinnrevisionen sind die Unternehmen wieder auf Kurs“ Thorsten Paarmann, Invesco

den USA und etwas weniger als einem Drittel aus den Schwellenländern. Deren Wertschöpfungsketten sind international aufgebaut. Eine Konjunkturerholung in Europa hat heute nicht mehr so stark positive Auswirkungen auf Euro-Unternehmen wie früher. Wir bauen ein konzentriertes Portfolio aus Unternehmen mit einem Gewinnwachstum von mehr als zehn Prozent p.a. über die kommenden fünf Jahre“, sagt Seilern. M&G Pan European Select „Wir sehen derzeit eine Outperformance der ‚Growth‘ und ‚Momentum‘-Stilvarianten sowie der Large Caps gegenüber den Small Caps. Die starke Zunahme des Machine Trading verstärkt die Stilperformance noch zusätzlich. Die Bewertungen sind jedoch ganz einfach nicht mehr güns­ tig, ein ideales Marktumfeld für Stock Picker“, sagt John William Olsen, Fondsmanager des M&G Pan European Select Fund. Die Verteilung des „Value“ auf die verschiedenen Aktienmärkte ist der Haupttreiber seiner langfristigen Asset Allocation. Die wichtigsten Elemente des Prozesses sind: Geduld und Disziplin, tiefgründiges fundamentales Research, eine ausreichende Sicherheitsmarge, also ein starker Fokus auf die Bewertung, die Ausnützung kurzfris­ tiger Schwankungen, langfristiges Halten der Positionen, Nachhaltigkeit und Qualität. „Wir identifizieren Unternehmen mit hohen Markteintrittsbarrieren und Wettbewerbsvorteilen, warten geduldig auf Marktverwerfungen, die uns günstige Einstiegspunkte ermöglichen und bleiben fokussiert auf ein konzentriertes, aber gut ausbalanciertes Portfolio, also eine Mischung zu 50/50 Prozent aus Unternehmen mit stabilem Wachstum sowie solchen, deren Bar-

credit: beigestellt

Firmen auf Basis überlegener Technologie (Osram). Wie sieht man das bei Blackrock? „Erstmals seit dem Ende der Finanzkrise ­sehen wir in allen wichtigen Wirtschaftsregionen einen synchron verlaufenden Anstieg des Wachstums. Seit dem Rückgang der politischen Risiken sind viele Inves­ toren, die sich von Europa ferngehalten haben, auf den Alten Kontinent zurückgekehrt. Ein annualisiertes BIP-Wachstum im zweiten Quartal von 2,5 Prozent bedeutet eine deutliche Beschleunigung gegenüber dem ersten Quartal (2,0 Prozent). Das dritte Quartal wird das siebzehnte hintereinander sein, das mit einer Expansion einhergeht“, sagt Matt Williams, Produktstratege für ­europäische Aktien bei BlackRock.


Im Gespräch mit Daniel Kröger, ACATIS

° GELDANLAGE

Grünes Licht für Europa Daniel Kröger hält europäische Aktien aktuell für mehr als attraktiv. Als überzeugter Value-Investor ist er stets auf der Suche nach unterbewerteten Unternehmen, die langfristig erfolgreicher sind als Wachstumswerte, was der Erfolg des ACATIS Aktien Europa Fonds UI beweist. GELD °

Herr Kröger, Sie sind der verantwort-

liche Portfolio-Manager für den ACATIS Aktien Europa Fonds UI. Welche Gründe sprechen zurzeit für ein Invest-

novative Institute, die den digitalen Wandel vorantreiben und neue Technologien nutzen. Und sollten die Zinsen irgendwann wieder steigen, wirkt das als zusätzlicher Treiber.

ment in europäische Aktien?

DANIEL KRÖGER: Das wirtschaftliche Umfeld für europäische Unternehmen ist positiv. Die Wachstumsaussichten sind gut, die Arbeitslosigkeit in Süd-Europa ist rückläufig, und die Rohstoffpreise sind niedrig. Zudem unterstützt die Geldpolitik die europäischen Aktienmärkte weiterhin. Zinserhöhungen werden in der Eurozone nicht vor 2019 erwartet. Viele Anleger sind in Europa noch nicht investiert, obwohl politische Risiken vielfach schon eingepreist sind. Für europäische Aktien spricht auch ihre Unterbewertung gegenüber US-amerikanischen Titeln. Dies ist sehr gut beim Vergleich der beiden „Shiller-KGV“ (Kurs-Gewinn-Verhältnis der letzten zehn Jahre) erkennbar. Und das Sentiment für europäische Aktien wird positiver, besonders weil Donald Trump mit seinen Reformen zu scheitern scheint. Und welche Branchen schätzen Sie als aussichtsreich ein?

CREDIT: beigestellt

In der Eurozone sehen wir gute Chancen im IT-Sektor, bei ausgewählten Banken und bei Energieversorgern. Die Datenvolumina steigen stetig und damit der Bedarf an adäquaten Lösungen für die Datenverarbeitung, Datenübermittlung und Datenspeicherung. Deshalb betrachten wir den IT-Sektor genauer und suchen nach versteckten Perlen. Auch ausgewählte Banken sind attraktiv. Wir setzen hier auf in-

Wie investieren Sie beim ACATIS Aktien Europa Fonds?

Die Titelauswahl im ACATIS Aktien Europa Fonds erfolgt anhand von Value-Kriterien, antizyklisch, nach einem Stockpicking-Ansatz und losgelöst von einer Benchmark. Wir bevorzugen Unternehmen, die Weltmarktführer in Nischenmärkten sind, die weiters über ein einzigartiges Geschäftsmodell mit starken Wettbewerbsvorteilen verfügen oder eigentümergeführt sind. Sondersituationen oder Restrukturierungen bei Unternehmen bieten ebenfalls eine Möglichkeit zur Outperformance. Und bei der Suche nach guten Aktien sind wir in ganz Europa unterwegs, d.h. auch in Randgebieten wie zum Beispiel Russland.

Daniel Kröger Fondsmanager ACATIS Investment GmbH

Wie managen Sie das Risiko im Fonds?

Und welche Performance haben Sie mit die-

Wir betrachten das Risiko absolut und nicht relativ. Das bedeutet: verliere kein Geld! Das Thema Risiko steht ganz am Anfang der Aktienauswahl. Wir haben eine skeptische Denkweise und stellen uns immer die Frage, ob es möglich wäre, die Vergangenheit des Unternehmens auch in die Zukunft fortzuschreiben. Wir möchten nicht den angemessenen Preis, den „Fair Value“ einer Aktie bezahlen, sondern von einem Sicherheitsabschlag (Margin of Safety) oder einer Unterbewertung von 20 Prozent im Vergleich zum inneren Wert als Schutz

sem Ansatz in den vergangenen Monaten und

gegen mögliche Kursverluste profitieren. In turbulenten Marktphasen nehmen wir zudem volatilere Werte aus dem Portfolio und erhöhen den Cash-Bestand.

Jahren erzielt?

Kröger: In diesem Jahr liegt der ACATIS Aktien Europa Fonds mit 15,2 Prozent im Plus. Damit liegt der Fonds 5,1 Prozent vor seiner Benchmark. Betrachten wir die letzten fünf Jahre, liegt das Plus des Fonds bei 85,9 Prozent bzw. 13,2 Prozent pro Jahr, und das bei einer deutlich niedrigeren Volatilität im Vergleich zur Benchmark. www.acatis.de

Disclaimer: Datenstand: 30.09.2017. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Garantie für künftige Erträge. ACATIS übernimmt keine Gewähr dafür, dass die Marktprognosen erzielt werden. Die Informationen beruhen auf sorgfältig ausgewählten Quellen, die ACATIS für zuverlässig erachtet, jedoch kann deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Genauigkeit nicht garantiert werden. Holdings und Allokationen können sich ändern. Die Meinungen sind die des Fondsmanagers zum Zeitpunkt der Veröffentlichung und stimmen möglicherweise nicht mit der Meinung zu einem späteren Zeitpunkt überein. Die Meinungen dienen dem Verständnis des Anlageprozesses und sind nicht als Anlageempfehlung gedacht. Die in diesem Dokument diskutierte Anlagemöglichkeit kann für bestimmte Anleger je nach deren speziellen Anlagezielen und je nach deren finanzieller Situation ungeeignet sein. Außerdem stellt dieses Dokument kein Angebot an Personen dar, an die es nach der jeweils anwendbaren Gesetzgebung nicht abgegeben werden darf. Dieses Dokument ist keine Aufforderung zur Zeichnung von Fondsanteilen und dient lediglich Informationszwecken. Privatpersonen und nicht-institutionelle Anleger sollten die Fonds nicht direkt kaufen. Bitte kontaktieren Sie Ihren Anlageberater für weitere Informationen zu den ACATIS Produkten. Die Informationen dürfen weder reproduziert noch an andere Personen verteilt werden. Verkaufsprospekt, Halbjahres- und Jahresbericht sowie das „KID“ sind kostenlos erhältlich bei ACATIS Investment GmbH. Die ACATIS Investment GmbH wird von der BAFIN, Lurgiallee 12, in 60439 Frankfurt reguliert.

OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

43


GELDANLAGE ° Aktienfonds Europa

Jupiter JGF European Growth Bei diesem mittelfristig sehr erfolgreichen Fonds verfolgt Fondsmanager Alexander Darwall einen technologiegetriebenen Anlageprozess. „Viele Unternehmen leiden unter den Einflüssen von technologischer Disruption. Sie werden durch neue Regulierungen oder Technologien sowie einem sich veränderten Konsumverhalten herausgefordert. Andere Unternehmen wiederum profitieren davon. Daher versuchen wir für unseren Jupiter European Growth immer jenes besondere Unternehmen zu finden, das aus der Veränderung anderer Unternehmen einen positiven Nutzen ziehen kann. Aktuell interessant sind alternative Finanzunternehmen. Sie ersetzen und verdrängen eine Vielzahl der bisherigen Kernaktivitäten klassischer Banken, die in der Finanzkrise litten und durch neue Regularien anfällig für Disruption sind. Während sich traditionelle Banken mit neuen Regulierungen beschäftigen müssen, wird die Zahl der E-Payments in den kommenden Jahren rasant zunehmen“, so Darwall.

Attraktive Mid- & Small Caps Die Aktien kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMU) haben langfristig die Large Caps konsistent nachhaltig outperformt. Mittelfristig könnte jedoch ein Problem auf dieses Marktsegment zukommen. Es mangelt zunehmend an börsenotierten KMU. Die Zahl der Small Caps in Europa ist seit 2007 um ein Fünftel zurückgegangen, so die Studie „European 2017 Small & Midcaps Panorama“, die von der Fondsgesellschaft La Financière de l’Echiquier erstellt wurde. Jedes Jahr erlischt die Börsennotierung von fünf bis sechs Prozent der Nano-, Micro- und Small Caps. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Large Caps um zwölf Prozent gestiegen, und zwar ausschließlich aufgrund von Firmen, die aus dem Small- und dem Mid Cap-Segment aufgestiegen sind. Damit hängt die Menge der börsennotierten Large Caps allein von den Erfolgsgeschichten innerhalb des Small- und Mid Cap-Segments ab. Von 2006 bis 2016 verringerte sich die Zahl der börsennotierten Unternehmen in Deutschland um 18 Prozent – fast das Doppelte des gesamteuropäi­ schen Rückgangs. Die Zahl der deutschen Nano-, Micro- und Small Caps ist zwischen 2006 und 2016 um beinahe ein Viertel gesunken. Neben Delistings nach Übernahmen liegt der Grund für das Schrumpfen

Ein schwacher Dollar wirkte in der vergangenheit nicht wachstumshemmend auf exporte 1,7 1,6

EUR pro US-Dollar Außenhandel der Eurozone

240 220 200

EUR pro US-Dollar

1,4 1,3

180

1,2

160

1,1

140

1,0

120

0,9 0,8 2000

2002

2004

2006

2008

2010

2012

2014

2016

Index – Niveau basiert auf 100 im Jahr 2000

1,5

100

In der Kursentwicklung des Euro hat es immer wieder Perioden gegeben, in denen die Exporte trotz steigendem Euro dennoch weiter zugelegt haben. In der Krise 2009 brach dieser Trend Quelle: Eurostat, Thomson Reuters Datastream, J.P.Morgan Asset Managemnt per 21. Sept. 2017

44 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

„Hidden Champions in ­Europa gehören zu den besonders innovativen Unternehmen“ Marcus Ratz, Lupus alpha

des Segments in der geringen Zahl von Börsengängen. In Deutschland ist das Verhältnis zwischen Börsengängen und -abgängen negativ (2006 bis 2016: minus 146 Unternehmen). Vorerst ist dieser Trend noch positiv, Small & Mid Caps werden von einer Knappheitsprämie gestützt. DJE Mittelstand & Innovation „Unser FMM-Modell (fundamental, monetär, markttechnisch) zeigt aktuell eine positive Einschätzung für europäische Aktien. Die Frühindikatoren steigen an und das Marktsentiment deutet noch nicht auf eine Überhitzung hin, während die konjunkturstützende Geldpolitik der EZB weiterhin anhält. Auch die fundamentale Bewertung der europäischen Märkte sieht günstig aus im Vergleich zu den USA“, erläutert Maximilian Thaler, Fondsmanager des DJE Mittelstand & Innovation aus dem Hause DJE Investment. „Wir haben im Zuge verschiedener Konferenzen im September mit vielen Unternehmensvorständen gesprochen und in Summe ein positives Bild für die Gewinnentwicklung in den kommenden Monaten erhalten. Aufgrund der guten Nachfrageentwicklung in den vergangenen Quartalen sind bei vielen Unternehmen die Auftragsbücher gut gefüllt, was somit zusätzliche Sicherheit mit Blick auf die mittelfristige Kapazitätsauslas­tung bietet.“ Und was macht Aktien der KMU attraktiv? „Der größte Vorteil liegt in den Wachstumsperspektiven europäischer Small- & Mid Caps. Aufgrund der niedrigeren Umsatzbasis und ihrer guten Marktstellung in den jeweiligen (Nischen-)Endmärkten weisen diese in der Regel strukturell höhere Wachstumsraten auf als große Unternehmen.“ Portfoliokandidaten müs-

credit: beigestellt

rieren zwar enger sind, bei denen sich aber Value-getriebene, oft auch zyklische Oppor­ tunitäten ergeben. Das sind Unternehmen mit kurzfristig negativen operativen Trends, aber intakten langfristigen Chancen.“


Im Gespräch mit Christian Schmitt, ETHENEA Independent Investors S.A.

° GELDANLAGE

„Goldlöckchen“ treibt die Börsen an Erstmals seit der Finanzkrise sehen wir einen in allen großen Wirtschaftsregionen synchronen Konjunkturauf-

schwung. Wie sich dieses Szenario auf die wichtigsten Assets – Aktien und Anleihen – auswirken könnte und welcher Investmentansatz aktuell zu empfehlen wäre, dazu haben wir den Anlagestrategen von Ethenea befragt. Wolfgang Regner

GELD °

Aktuell werden europäische Aktien

Weltbörsen von den fundamentalen Konjunk-

für ein breites Investment in globale Aktien?

turdaten sowie den Unternehmensgewinnen

CHRISTIAN SCHMITT: Diversifikation ist nach wie vor der beste Schutz gegen unvorhergesehene Risiken. Daher macht ein gewisses Minimum an Streuung immer Sinn, auch geografisch. Wenn man einzelne Aktien analysiert und für das Portfolio auswählt, führt eine größere Grundmenge an verfügbaren Aktien potenziell natürlich auch zu attraktiveren Kandidaten. Das ist neben dem Risikoaspekt unsere maßgebliche Motivation, global zu investieren.

unterstützt? Besteht vor allem für Anleihen die

Wie sieht Ihre Anlagestrategie für globale Aktien aus? Und welche Segmente des Anleihesektors stufen Sie als attraktiv ein?

CREDIT: beigestellt

Wird der globale Aufschwung von Aktien an den

von vielen Investoren favorisiert. Was spricht

Innerhalb des Ethna-Dynamisch verfolgen wir einen Value-orientierten Investmentansatz, d.h. wir suchen global nach günstig bewerteten Aktien. Nach einem ersten quantitativen Screening schauen wir uns mögliche Investmentkandidaten genauer an und unterziehen sie einem fundamentalen Check-up: Bilanzqualität und Profitabilität des Geschäftsmodells stehen hier im Mittelpunkt, aber auch die künftige Ertragserwartung und -verwendung sind für die Bewertung eines Unternehmens wichtig. Auf diese Weise konstruieren wir ein ausgewogenes Aktienportfolio mit ca. 30 bis 40 Einzelwerten. Da der Fokus des Fonds auf Aktieninvestments liegt, betrachten wir die Attraktivität von Anleihen insbesondere im Portfoliokontext. Zurzeit haben wir jeweils nur in rund 5% langlaufender US-Staatsanleihen zur Risikodiversifikation und 5% Hochzinsanleihen zur Renditegeneration investiert. De facto sind die Renditen und auch die Aufschläge für Bonitätsrisiken im historischen Vergleich sehr niedrig, weshalb wir in dieser Anlageklasse mit angezogener Handbremse unterwegs sind.

Gefahr einer anziehenden Inflation?

Wir sehen aktuell einen global synchronisierten Aufschwung in nahezu allen Teilen der Welt, der sich auch entsprechend in den Unternehmensgewinnen widerspiegelt. Bislang gibt es jedoch keine nachhaltigen Anzeichen für einen zunehmenden Inflationsdruck. Diese Kombination wird gerne als „Goldilocks“-Szenario beschrieben und begünstigt risikobehaftete Anlagen. Anziehende Teuerungsraten würden dagegen zu steigenden Renditen und fallenden Anleihekursen führen, womit auch die hoch bewerteten Wachstumstitel am Aktienmarkt unter Druck geraten würden. Die Geldpolitik der Notenbanken ist einer der wichtigsten Parameter für die internationalen Kapitalmärkte. Wie schätzen Sie die Gefahren eines Endes der ultralockeren Politik der Europäischen Zentralbank sowie weiter steigender Zinsen in den USA ein?

Da es keine historische Referenz für das aktuelle Ausmaß der ultralockeren und unkonventionellen Geldpolitik gibt, sind wir sozusagen Zeitzeugen eines Experiments ungeahnten Ausmaßes. Eine Rückführung der Notenbankbilanzen und Leitzinsen auf die Niveaus vor der Finanzkrise scheint im Moment unvorstellbar. Die Gefahren für die Kapitalmärkte sind enorm. Genau deshalb agieren die Notenbanken auch so zaghaft, obwohl die makroökonomischen Rahmenbedingungen bereits sehr gut sind. Warum halten Sie bei Ihrem dynamischen

Christian Schmitt Portfolio Manager, Ethenea

Cash ist bei uns ein aktiver Bestandteil der Asset Allocation. Die Aktienquote haben wir fast maximal ausgefahren, gleichzeitig aber auch durch günstige Put-Optionen gegen stärkere Marktrückschläge abgesichert. Anleihen sind im Vergleich nicht besonders attraktiv. Zudem stellt Cash in einem Szenario stark steigender Zinsen und in der Folge unter Druck geratender Aktienbewertungen den besten Schutz dar. Fast fünf Prozent der Cash-Quote halten wir darüber hinaus in der norwegischen Krone, in der wir ein Öl-Ersatzinvestment sehen und entsprechende Kursgewinne erwarten. Welchen Ausblick können Sie für 2018 geben?

Bislang können wir keine Trendwende des positiven fundamentalen Umfelds erkennen. Über kurz oder lang wird dies zu einer weiteren Normalisierung der Geldpolitik führen, auch in Europa. Vor allem für günstig bewertete ValueAktien sollte das ein sehr konstruktives Umfeld darstellen.

aktienlastigen Fonds Ethna-Dynamisch fast 20 Prozent Cash?

www.ethenea.com

OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

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GELDANLAGE ° Aktienfonds Europa

Lupus alpha auf der Überholspur „Das Gewinnwachstum der Unternehmen war in den vergangenen Jahren von Kosteneinsparungen getrieben. Eine verbesserte konjunkturelle Lage würde sich zusätzlich positiv auf die Umsatz- und damit auch auf die Gewinnentwicklung auswirken“, so die Meinung von Marcus Ratz, Fondsmanager des Lupus alpha Smaller Euro Champions. Das Ertragswachstum bei kleineren Titeln ist oftmals höher als bei großen Unternehmen. Als Nischenanbieter sind sie dort mit ihren Produkten führend. Blickt man auf die großen Technologie­ trends, wie etwa Robotik, Künstliche Intelligenz, Automation, E-Commerce oder 3-DDruck, ist klar, dass wir vor einem strukturellen Wandel stehen, der von KMU mit angetrieben wird. Zur Risikocharakteristik des Marktsegments sagt Ratz: „Insgesamt reagieren KMU flexibler als Großkonzerne auf konjunkturelle Veränderungen und Markttrends. Umgekehrt ist ihr operatives Geschäft aufgrund der Ausrichtung auf ­zyklischere Branchen und Technologiesektoren sicherlich größeren Schwankungen unterworfen.“ Und zum Anlageansatz: „Die wichtigsten Auswahlkriterien sind ein guter Management Track Record (Erfolgsstory, wurde in der Vergangenheit geliefert), eine starke Marktposition und Bewertungsparameter (Margen; KGV, Preis/Buchwert), die

je nach Sektorzugehörigkeit unterschiedlich angesetzt sind (Wachstumsunternehmen rechtfertigen eine höhere Bewertung)“, erläutert Ratz. DPAM Invest Equ. Eur. Small Caps Gilles Lequeux, Portfoliomanager des DPAM Invest B Equities Europe Small Caps, sagt über die Aussichten Europas: „Ob Frank­reichs Präsident Macron sein Reformpaket durchbekommt oder nicht, ist die wichtigste politische Frage der nächsten Monate. Gelingt es, würde dies europäische Aktien weiter antreiben.“ Was die Aktien von KMU anbelangt, so zeigt eine Studie der Citigroup, dass ein Large Cap-Portfolio seit 2003 eine Performance von 31 Prozent erzielt hätte, ein Portfolio, das all diese gro­ ßen Werte eliminiert hätte, wäre auf eine überlegene Wertentwicklung von 129 Prozent gekommen. Nur in den Krisenjahren 2001, 2008 und 2011 hätte es keine Outperformance der kleinen Werte gegeben. Je länger man den Beobachtungszeitraum ausdehnt, desto spektakulärer wird diese Wertentwicklung. Der Hintergrund: Viele Small Caps stehen erst am Anfang neuer Produktzyklen und ebenso viele konzentrieren sich auf kleine, profitable Marktnischen. Da es weniger Managementebenen und weniger firmeninterne Bürokratie gibt, können die Kleinen das beste ihres Unternehmergeistes herausholen und sich rasch und viel flexibler als die Großen auf neue Trends einstellen. Das führt zu höherem Gewinn- und Umsatzwachstum. Und KMU sind öfter Ziel von M&A-Attacken (Übernahmen, Fusionen). Was das Währungsrisiko (starker Euro gegenüber dem Dollar) anbelangt, so zeigt sich, dass die kleinen Werte eine etwas geringere Exposure gegenüber dem Dollar haben als Large Caps.

° die besten Aktienfonds Europa Small & Mid Caps ISIN LU0631859229 IE00B5M17487 LU0129232442 BE0058185829 LU1227570055

FONDSname Bellevue BB Entrepreneur Euro Small Metzler European Small and Micro Cap Lupus alpha Smaller Euro Champions DPAM INVEST Equities Europe Small Caps DJE - Mittelstand & Innovation

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 195 Mio. € 31,8 % 90,6 % 63 Mio. € 34,5 % 87,5 % 33 Mio. € 28,4 % 74,5 % 253 Mio. € 21,8 % 58,0 % 96 Mio. € 37,2 % –

5 Jahre 169,7 % 149,7 % 133,5 % 99,1 % –

ter 2,40 % 1,93 % 1,92 % 1,80 % 2,37 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 05. Oktober 2017

46 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

„Unser FMMIndikatorenmodell ist positiv für Europa-Aktien ausgerichtet“ Maximilian Thaler, DJE Investment

JPM Europe Small Cap Positiv hebt Karsten Stroh, Produktexperte für europäische Aktien bei JPM Asset Management, hervor, dass das Anziehen des Wachstums bisher zu keiner nennenswert höheren Inflation geführt hat – denn so bleibt der EZB gar nichts anderes übrig, als eine lockere Zinspolitik weiterzuführen und das Anleihenkaufprogramm ab 2018 sehr behutsam zurückzufahren. „Die angesichts des Wachstums niedrige Inflation ist auch deshalb bedeutsam, da so auch das nominelle BIP deutlich angestiegen ist – als Folge haben viele europäische Unternehmen erstmals seit sechs Jahren wieder einen operativen Hebel, mit dem sie die Umsätze und Gewinne pushen können. Daher sind die Schätzungen für das Wachstum der Unternehmensgewinne erstmals seit Langem wieder zweistellig und liegen bei zwölf Prozent (für 2017). Auch 2018 könnte es ein Plus von bis zu zehn Prozent werden, was das zukünftige KGV reduziert. Exporte und Kreditausleihungen steigen ebenfalls. Dazu kommt eine weniger strikte staatliche Fiskalpolitik, die nun die größten Brocken der Schuldenrückführung und Bankensanierung aus dem Weg geräumt hat. Bei KMU kommt es häufiger vor, dass binnen weniger Jahren Unternehmen neu entstehen und zu Marktführern aufsteigen. Wie z.B. Aumann, wo Maschinen für den Bau von Elektromotoren entwickelt wurden. Der starke Euro ist noch keine Gefahr, da der private und unternehmensspezifische Konsum 55 Prozent des BIP der Eurozone ausmachen, die Nettoexporte aber nur fünf Prozent. Auch bei JPM fahren die Fondsmanager einen Qualitäts-Ansatz, wobei Qualität zum vernünftigen Preis im Fokus steht.

credit: beigestellt

sen folgende Kriterien aufweisen: Der Marktanteil ist unter den Top 3 auf dem Weltmarkt bzw. Nummer 1 im Heimatmarkt, der Jahresumsatz liegt unter drei Milliarden Euro und sie sind kaum bekannt. Diese Unternehmen überzeugen mit Innovationskraft, starken Wachstumsraten und hohen Marktanteilen in strukturell wachsenden (Nischen-) Märkten.


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Die digitalen Helferlein

N

eue Verfahren für minimalinvasive operative Eingriffe zählen zu den innovativsten und neuesten Technologien der Medizintechnik. Zugleich sind sie ein Paradebeispiel dafür, wie neue Technologien und elektronische Datenverarbeitung (Digital Health) in der schonenden und Kosten sparenden Patientenbehandlung Hand in Hand gehen.

Der Durchbruch der digitalen Technologien hält Einzug in unterschiedlichste medizinische Bereiche. Fernüberwachung und miniaturisierte Verfahren zählen ebenso dazu wie die Navigation über bildgebende Verfahren und Robotik bei chirurgischen Eingriffen. CloudDatenspeicher und Big Data ermöglichen den Zugriff und die Auswertung von immer größeren Datenmengen in Echtzeit. DANK OP-ROBOTERN WERDEN DIE CHIRURGEN ZUM „CYBORG“… Mit den neuesten Modellen der OP-Roboter können Chirurgen dank hochspezialisierter miniaturisierter OP-Werkzeuge tiefer, verwinkelter und auch präziser arbeiten als bei manuell geführten Eingriffen. Damit könnten manuelle laparoskopische Verfahren in Zukunft auf einfache Eingriffe beschränkt werden und es ist für mehr Ärzte möglich, mit Robotern zu arbeiten, sobald sie einmal eingewiesen wurden. Mehrere miteinander kombinierte Bildmodalitäten ermöglichen in Zukunft komplexere chirurgische Eingriffe. Echo, Computertomografie, Ultraschall und 3-D-Modellierung liefern miteinander kombiniert dem behandelnden Personal in Echtzeit wichtige Informationen zur Beschaffenheit von Oberflächen und Organen. Kontrastmittel und spezifische Detektorsysteme ergänzen dieses Gesamtbild durch Analysen von Gewebestrukturen. Der erste Biopsie-Roboter dürfte 2018 in den Markt eintreten. Das Gerät wurde erfolgreich getestet in der Biopsie von Lungengewebe, etwa um einen Tumor zu diagnostizieren. Während ein Arzt etwa 30 Minuten benötigt, um die Nadel für die Entnahme richtig zu platzie-

STEFAN BLUM Portfoliomanager BB Adamant Medtech & Services

ren, dauert es beim per Robotik gesteuerten Assistenzsystem nur fünf Minuten. Der Einsatz eines Laser-Endomikroskops, mit einer nadeldünnen Sonde an der Spitze eingeführt, könnte die Gewebeentnahme in der Zukunft ganz obsolet machen. … UND DIGITALE AUGEN STEUERN DIE DATENANALYSE Über die digitale Datenübertragung ist innerhalb von Sekunden eine Auswertung der Gewebeproben möglich, indem per Video oder Sprachverbindung ein Pathologe zugeschaltet wird. Für die ersten Produkte eröffnet sich ein immenses Marktpotenzial. Auf der Basis von bis zu fünf Millionen Lungenbiopsien, die jährlich in den USA, Europa und in China vorgenommen werden, beziffern Branchenexperten die jährlichen Spitzenumsätze auf bis zu USD fünf Mrd. Zu den Pionieren in diesem Bereich zählt die US-Firma Intuitive Surgical. MEDIZINTECHNIK SCHAFFT STABILES WACHSTUM – AUCH IM DEPOT Der 2009 aufgelegte BB Adamant Medtech & Services (ISIN: LU0415391431) ist das ideale Vehikel, um an diesen Wachstumsperspektiven zu partizipieren. Das Portfolio ist mit 50 bis 60 Beteiligungen breit diversifiziert. Dabei umfasst der Auswahlprozess ein globales Investmentuniversum von 500 börsennotierten Firmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als USD 200 Mio. Die überdurchschnittliche Kursent-

wicklung unterstreicht die Richtigkeit der Anlagestrategie, die auf wachstumsstarke Branchengrößen und Nischenplayer ausgerichtet ist, die sich entweder eigenständig am Markt behaupten oder zu begehrten Übernahmeobjekten werden. Edwards Lifesciences und Intuitive Surgical sind dafür nur zwei Beispiele. Über 40 Prozent des Portfolios ist in Firmen investiert, die neue Anwendungen für strukturelle Herzkrankheiten und in der Robotik entwickeln. Neben den Innovationen spielt die Konsolidierung eine wichtige Rolle als Kurstreiber. Hohe Free Cashflow-Renditen sorgen für volle Kassen. Auf der anderen Seite sind vor allem kleinere Firmen nicht in der Lage, die steigenden Kosten für eine international flächendeckende Präsenz für Logistik und Vertrieb zu tragen. Allein in diesem Jahr beläuft sich das bisherige Volumen für Transaktionen auf USD 75 Mrd. Der Vorjahreswert wurde damit bereits übertroffen. Die Langzeitperformance untermauert die Werthaltigkeit der Medizintechnik und der Gesundheitsdienstleister. Auf Sicht der letzten zehn Jahre glänzte der Sektor mit einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von fünf Prozent. Noch besser schnitt er auf der Gewinnseite ab, die im Schnitt ein Plus von zehn Prozent generierte. Damit gehört er als Baustein in jedes diversifizierte Anlegerdepot.

KONTAKTDATEN

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Bellevue Asset Management AG Seestrasse 16, CH- 8700 Küsnacht T: +41 44 267 67 00 E: info@bellevue.ch

www.bellevue.ch Disclaimer: Obige Angaben sind Meinungen von Bellevue Asset Management und sind subjektiver Natur. Die vergangene Performance ist keine Garantie für zukünftige Entwicklungen. Unterlagen zum BB Adamant Medtech & Services (Lux) Fonds können kostenlos bei der Bank Julius Bär Europe AG, An der Welle 1, Postfach, D-60062 Frankfurt a. M., bezogen werden.

OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

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geldanlage ° Gentherapie

Wann gelingt der Durchbruch?

A

ls Gentherapie bezeichnet man das Einfügen von Genabschnitten in die Körperzellen eines Individuums, um eine Krankheit zu behandeln. Klassischerweise soll ein intaktes Gen in das Genom der Ziel­ zelle eingefügt werden, um ein defektes Gen zu ersetzen, das ursächlich für die Entste­ hung einer Krankheit ist. Hanns Frohn­ meyer, Senior Portfolio Manager, Bellevue Asset Management AG, erläutert: „Dazu sind sogenannte Vektoren notwendig, die in eine Zelle eindringen können, damit das Gen in den Zellkern gebracht werden und dort seine Funktion ausführen kann. Diese Vektoren stammen in der Regel aus human­ pathogenen Viren, die auf die Anwendung im Menschen angepasst wurden, indem de­ ren schädliche Eigenschaften ausgeschaltet werden. Vektoren sorgen entweder für die stabile Integration des eingebrachten Gens in das Erbgut im Zellkern (durch Retro­ viren) oder für den Transport des Gens in den Zellkern, wo es abgelesen, aber nicht in das Erbgut eingebaut wird (durch Adeno­ viren).“ Der Vektor wird dabei entweder di­ rekt in das Zielgewebe injiziert, um dort in Zellen, in denen der Gendefekt vorliegt, einzudringen. Oder es werden Patienten de­ fekte Zellen entnommen (z.B. T-Zellen bei

der CAR-T Therapie), im Labor mit dem in­ takten Gen beladen und wieder in den Kör­ per eingebracht. Im Oktober 2012 erfolgte mit Glybera die erste Zulassung eines Gen­ therapeutikums in der westlichen Welt zur Behandlung des seltenen Leidens der fami­ liären Lipoproteinlipase-Defizienz (LPLD). Dabei handelt es sich um eine genetisch be­ dingte Erkrankung, bei der das Gen, das für die Bildung des Enzyms Lipoproteinlipase (LPL) verantwortlich ist, defekt ist. LPL spielt eine Schlüsselrolle beim Abbau von Fetten (Trigylceriden). Diese können nicht mehr in die Körperzellen geschleust wer­ den, sodass die Werte im Blut immer weiter steigen und extreme Höhen erreichen kön­ nen. Doch der Erfolg der Therapie hielt nicht lange an – es waren Adeno-assoziierte Viren als Genvektoren verwendet worden. Die Herstellerfirma hat um keine Zulas­ sungsverlängerung angesucht. Glybera wird wieder vom Markt verschwinden. Bei Immundefekt erfolgreich Das Ersetzen und dauerhafte Einfügen eines intakten Gens in Form von DNA hat nur bei monogenetischen Erkrankungen Aussicht auf Erfolg. Hierzu zählen: Hämo­ philie (Bluterkrankheit), Mukoviscidose

° Gentherapie-Player Name Adaptimmune Biomarin Bluebird Bio Cellectis Gilead Juno Therapeutics Spark Therapeutics

WKN Marktkap. A14SUX 0,5 Mrd. € 924801 13,8 Mrd. € A1W025 5,4 Mrd. € A0MKPR 0,9 Mrd. € 885823 89,6 Mrd. € A12GMP 4,3 Mrd. € A12HQS 2,74 Mrd. €

48 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

KGV (2017) Perf. 1 J. negativ 13,1 % 54,3 – 7,8 % negativ 95,1 % negativ 13,8 % 9,2 – 1,5 % negativ 45,6 % negativ 39,2 %

3 Jahre – 38,2 % 317,2 % 117,8 % – 19,1 % – –

5 Jahre – 152,7 % – 350,3 % 166,8 % – –

Quelle: comdirect.de, Performance in Euro, Stichzeitpunkt: 02. Oktober 2017

(auch zystische Fibrose genannt, bei der Körpersekrete sehr zähflüssig werden), Hy­ percholesterinämie und monogene Enzy­ mopathien, also Stoffwechselstörungen, die durch den genetisch bedingten Ausfall eines Enzyms verursacht werden, wie z.B. Mor­ bus Pompe, eine Glykogenspeicherkrank­ heit – hierbei ist der Zuckertransport bzw. -abbau gestört. Erkrankungen, die durch komplexere genetische Schäden ausgelöst werden, wie zum Beispiel Krebs, können mit Gentherapie eigentlich nicht ursächlich behandelt werden. Im Mai 2016 wurde in Europa eine neue Gentherapie unter dem Namen Strimvelis zugelassen. Jährlich werden hier etwa 15 Kinder geboren, die an der Krankheit ADASCID leiden. Ein winziger Defekt im Erbgut sorgt dafür, dass sie fast wehrlos gegen Vi­ ren und Bakterien sind. Der Verlust des En­ zyms Adenosin-Desaminase (ADA) blo­ ckiert die Entwicklung von weißen Immun­ zellen und lähmt damit die Abwehrkräfte. Ohne Behandlung sterben die meisten Kin­ der innerhalb von zwei Jahren. Die Trans­ plantation von Knochenmark gilt bislang als Standardtherapie, doch hierbei ist das Risiko hoch: Eines von zehn Kindern über­ lebt den Eingriff nicht. Hinzu kommt, dass nicht für jedes Kind ein passender Spender bereitsteht. Der letzte Ausweg war bislang die Injektion des Enzyms ADA, doch diese sogenannte Enzymersatz-Therapie ist eben­ falls riskant (ein bis zwei von zehn Kindern sterben) und extrem teuer. Statt mit einer Enzymersatz-Therapie können Betroffene nun mit Strimvelis von Glaxo Smithkline behandelt werden. Die Gentherapie modifi­ ziert ihre eigenen Stammzellen: Ärzte ent­ nehmen den Kindern Knochenmark und

credits: beigestellt, Shutterstock

Defekte Gene reparieren und schwere Erbkrankheiten heilen – die Gentherapie hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesteckt. In den 1980er-Jahren fanden Forscher das passende Werkzeug: Viren. Die sonst gefürchteten Krankheitserreger können funktionsfähige Gene in menschliche Zellen transportieren. Wolfgang Regner


°

Gentherapie   geldanlage

„In den nächs­ ten Jahren wer­ den mehrere Gentherapien zur Marktreife entwickelt“ Hanns Frohnmeyer, Bellevue A.M.

behandeln es im Labor mit einem harm­ losen Virus. Dieser sogenannte virale Vek­ tor, im Gegensatz zu Glybera (Adeno-Virus, der außerhalb des Zellkerns verbleibt) ein Retrovirus, schleust eine korrekte Version des ADA-Enzyms in das Erbgut der Zellen ein und behebt so den genetischen Defekt. Im Körper der Patienten entwickeln sich die Stammzellen zu B- und T-Lymphozyten und bauen dabei ein schlagkräftiges Im­ munsystem auf. Das Ergebnis überzeugte die europäische Gesundheitsbehörde. Sie bewertete den Erfolg bei 18 Kindern, die auch nach sieben Jahren Beobachtung noch alle am Leben sind. Die Überlebensrate liegt damit bei optimalen 100 Prozent. Und bis­ lang gehen die Forscher davon aus, dass ­diese Wirkung ein Leben lang anhält. Erfolge auch in der Onkologie Die letzte Studie mit außerhalb des Kör­ pers gentechnisch veränderten und dann reinjizierten T-Immunzellen war so über­ zeugend, dass die US-Arzneimittelbehörde nicht lange überlegen musste: Mit Kymriah wurden vor zwei Monaten erstmals CAR-TZellen für den Markt zugelassen. Der Her­ steller Novartis will nun schnell zur Tat schreiten: Schon in den nächsten Wochen sollen die ersten Patienten behandelt wer­ den, die an einer aggressiven Form der aku­ ten lymphatischen Leukämie (ALL) leiden. Herzstück dieser Therapie ist der synthe­ tische CAR-Rezeptor, der mit viralen Vek­ toren in das Erbgut von natürlichen Immun­ zellen eingeschleust wird. Die Herstellung ist aufwändig: Für je­ den Patienten müssen T-Zellen aus dem Körper isoliert werden, mit dem künst­ lichen Rezeptor CAR versehen und schließ­

lich zu ausreichenden Mengen vermehrt werden. 22 Tage soll dieser Prozess dauern und Gesamtkosten von gut 400.000 Dollar pro Patient stehen im Raum. Die Aussichten auf Erfolg sind hingegen relativ gut: 60 Pro­ zent der Patienten könnten langfristig ­überleben – beeindruckend, da nur fast hoffnungslose Fälle behandelt werden dürfen. „Bei einer zweiten CAR-T-Therapie von Kite Pharma (jetzt Gilead) wird die Zulas­ sung in den nächsten Monaten erwartet“, sagt Frohnmeyer. Dennoch liegt viel For­ schungsarbeit vor den Medizinern. Die Vek­ toren selbst müssen verbessert und noch si­ cherer werden, damit die gewünschten Gen­ produkte in größerer Menge synthetisiert werden können und es zu keiner zufälligen Integration der Vektoren in das Erbgut kommt. Gerade Letztgenanntes sollte ver­ mieden werden, da durch die zufällige Inte­ gration in das Erbgut andere Gene zerstört werden können. Hier wird die CRISPR/ Cas-Technologie in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, da sie eine zielgenaue Integra­ tion in das Erbgut garantiert. DNA lässt sich gezielter aus- bzw. zuschneiden und verän­ dern (Genome Editing). Gene können mit dem CRISPR/Cas-System effizienter einge­ fügt, entfernt oder ausgeschaltet werden. Die Konkurrenz wird in diesem Bereich immer größer. So arbeiten etwa Unterneh­ men wie Adaptimmune, Juno Therapeutics und Cellectis an verbesserten Ansätzen in der CAR-T-Zell-Therapie. „Bei der Genthe­ rapie werden in den nächsten Jahren meh­ rere Unternehmen Produkte zur Marktreife entwickeln: Biomarin will mit BMN-270 Hämophilie A bei Patienten, die auf keine Therapien mehr ansprechen, therapieren

und der Ansatz von Spark Therapeutics ver­ folgt mit SPK-9001 dasselbe Ziel bei Hämo­ philie B und mit Voretigine bei seltenen Nierenerkrankungen. Bluebird Bio hat ei­ nen anderen Vektor aus Lentiviren mit einem Globin Gen versehen, um Thalassä­ mie und Sichelzellenanämie (Blutarmut) zu behandeln“, schließt Frohnmeyer.

° glossar Retroviren Anders als bei „normalen“ RNA-Viren muss die RNA von Retroviren zunächst einmal mittels reverser (umgekehrter) Transkription in ein DNA-Molekül umgeschrieben werden, bevor sie als solches in das Genom der Wirtszelle eingebaut und dort aktiv werden kann. Retroviren schleusen Gene in das menschliche Erbgut ein und integrieren die transportierten Gene direkt in das menschliche Erbgut. Adenoviren Sie bringen manipulierten Gene in die Zellen und bilden dabei außerhalb des Zellkerns ein sogenanntes Episom – ein genetisches Konstrukt und für das Immunsystem ein Fremdkörper. Dadurch geht die Wirkung der Therapie mit der Zeit wieder verloren. Bei Retroviren gibt es zudem das Risiko, dass diese sogenannte Onkogene anschalten können, die die Entstehung von Krebs begünstigen. Transduktion Transduktion ist die am häufigsten verwendeten Technologie bei einem Gentransfer. Dabei bringt ein viraler Vektor (ein modifiziertes Virus) die therapeutische Gen-Sequenz in die Zelle.

Oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 49


aktienPanorama Wiener Börse

HÖHERES KURSZIEL. Die Analysten von

Hoher Aktienumsatz. Die gute Entwick-

­ arclays haben im Rahmen einer SektorstuB die ihr Kursziel für die Aktie der OMV von 54 auf 56 Euro angehoben. Ihre Empfehlung bleibt bei „Übergewichten“. Die europäischen Rohöl-Konzerne seien hinter der Entwicklung der weiteren Märkte zurückgeblieben, konstatieren die ­Barclays-Experten. Damit stehe der Öl-Sektor in Europa am schlechtesten da.Vor allem die Unsicherheit über die Rohstoffpreise hat belastet. Speziell für die OMV erwarten die Analysten stabile Ergebnisse – für das laufende Geschäftsjahr prognostizieren sie einen Gewinn von 4,32 Euro je Aktie (KGV 11,2), für die beiden Folgejahre 4,47 Euro (KGV 10,8) und 4,54 Euro (KGV 10,6). Die jährlichen Dividenden für die kommenden drei Jahre werden mit 1,50 Euro je Aktie erwartet – beim derzeitigen Börsenkurs von knapp 50 Euro eine Rendite von 3,11 Prozent.

lung an der Wiener Börse setzt sich fort. Bis zum Ende des dritten Quartals 2017 betrug das Handelsvolumen im Aktienhandel insgesamt 50,0 Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 18,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Jänner bis September 2016: 42,0 Milliarden Euro). Der monatliche Durchschnittsumsatz im Handel mit Aktien liegt per September bei 5,6 Milliarden Euro, das ist der höchste Wert seit 2010. Bei der Anzahl abgeschlossener Börsenorders ist die Wiener Börse aktuell auf Rekordkurs: die Zahl ausgeführter Börsenaufträge an der Wiener Börse reicht Ende des dritten Quartals an die Sieben-Millionen-Marke heran (Gesamtjahr 2016: 8,9 Millionen, Hochrechnung 2017: 9,2 Millionen). „Als Marktführer im rot-weiß-roten Aktienhandel profitieren wir aktuell einerseits

IMMOFINANZ

Semperit

Die Wiener Börse profitiert von der sehr positiven Gesamtmarktentwicklung von der sehr positiven Gesamtmarktentwicklung. Andererseits gibt es eine anhaltend hohe Nachfrage nach österreichischen Aktien. Wir bieten Investoren die besten Preise im Handel mit heimischen Aktien und arbeiten mit aller Kraft daran, unsere Vorteile international stärker sichtbar zu machen“, sagt Christoph Boschan, Vorstandsvorsitzender der Wiener Börse

voestalpine

Verwässerung. Die auf Büro- und Gewerbe­

Kartellstrafe. Nach einem OGH-Entscheid

Investition in Österreich. Nach der Er-

immobilien spezialisierte Immofinanz gab nach der incentivierten Wandlungseinladung des ausständigen Volumens der Wandelschuldverschreibung 2018 eine Annahmequote von 88,6 Prozent bekannt. Das ausstehende Volumen der nachrangigen unbesicherten und mit einem Kupon von 4,25 Prozent ausgestatteten Wandelanleihe lag bei 287,3 Millionen Euro, das sich nun auf rund 32,8 Millionen Euro reduziert. Die zur Wandlung angemeldeten 61,8 Millionen Wandelschuldverschreibungen begründen Ansprüche zur Lieferung von 76,6 Millionen Immofinanz-Aktien und vier Millionen BUWOG-Aktien. Die Immofinanz wird die derzeit im Bestand befindlichen rund 13,1 Millionen eigene Aktien zur Bedienung der Wandlungsrechte verwenden und folglich weitere 63,5 Millionen Aktien aus bedingtem Kapital schaffen, was einer Verwässerung der bestehenden Aktionäre um rund sechs Prozent entspricht. Stefan Schönauer, CFO der Immofinanz, beschreibt dies als einen wichtigen Schritt für die Optimierung der Kapital- und Finanzierungsstruktur, die Netto-Loan-to-Value exklusive Russland wird damit deutlich unter 45 Prozent sinken.

vom 6. September verstieß Semperit mit dem exklusiven Vertrieb von Einweghandschuhen in Europa in den Jahren 2015 und 2016 gegen Wettbewerbsrecht. Es handelte sich um Einweghandschuhe aus Naturkautschuk und Nitril, die im gemeinsamen Werk (Joint Venture von Sri-Trang-Gruppe in Thailand und Semperit) hergestellt wurden. Beschwert hatte sich der nun Ex-Join Venture-Partner Sri-Trang aus Thailand. Mit dem Rekurs beim OGH ist Semperit nun abgeblitzt. Es droht nun eine Geldstrafe, über deren Höhe das Kartellgericht entscheidet. Sie hängt von der Dauer und Schwere des Verstoßes ab.

richtung des Eisenschwammwerkes in Corpus Christi, Texas, das der voestalpine knapp eine Millliarde Euro gekostet hat und in den vergangenen Jahren die größte Neuinvesti­tion war, plant der österreichische Stahlkonzern nun den Ausbau des Stahlwerkes in Kapfenberg. Zwischen 2018 und 2021 sind dafür rund 340 Millionen Euro vorgesehen. Da man mit den bestehenden Anlagen an die Grenze der technischen Möglichkeiten geraten sei, wird der Ausbau die Kapazität des bestehenden Werkes auf rund 400.000 Tonnen Jahreskapazität etwa verdoppeln. Das Mürztal hat sich als Standort gegen alle ebenfalls von der voestalpine angedachten internationalen Alternativen durchgesetzt. Den Ausschlag für die positive Entscheidung gab letztlich auch die hohe Dichte an hochqualifizierten Metallexperten in der Region: „Am Ende des Tages waren es die fast 3000 Mitarbeiter, die wir heute am Standort Kapfenberg haben“, sagte Eder, auf den Beweggrund hin gefragt. ­Nirgendwo sonst auf der Welt wären „Menschen in diesem Ausmaß mit dieser Kompetenz“ vorzufinden gewesen.

50 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

Stein des Anstoßes: Einweghandschuhe wurden von Semperit in Europa exklusiv vertrieben.

CrediTS: Wiener Börse

OMV


KOLUMNE

LIPPER RESEARCH

Europa – Die zu Recht übersehene Anlageregion?

W

enn es um Investitionen in Aktien geht, vernachlässigen viele Investoren Europa. Denn ohne Technologieunternehmen wie Apple, Google oder Amazon erscheint der „Alte Kontinent“ diesen Investoren nicht attraktiv genug. Doch bei einer genaueren Betrachtung europäischer Unternehmen fällt auf, dass diese den internationalen Vergleich keinesfalls scheuen müssen und in vielen Fällen sogar Marktführer in ihrer Branche sind. Da es sich hierbei oftmals um klassische Industrien handelt, ist es nicht verwunderlich, dass die europäischen Aktienmärkte in der Regel einen Bewertungsabschlag im Vergleich zu den technologielastigen US-Märkten haben. Doch gerade die hohen Erwartungen an die Unternehmen, die sich in den entsprechend hohen Bewertungen von deren Aktien widerspiegeln, führen zu einem entsprechend hohen Rückschlagspotenzial, wenn das Unternehmen die von den Investoren gesteckten Ziele nicht erreichen kann. Dies soll nicht bedeuten, es gilt die neuen Technologien zu vermeiden, aber gerade konservative Investoren sollten bei der Titelauswahl darauf achten, dass sie einzelne Risikofaktoren nicht überproportional hoch in ihrem Portfolio gewichten. DIVIDENDENSTARK Was bei der Diskussion um die Attraktivität der unterschiedlichen Aktienmärkte oft übersehen wird, ist, dass der europäische Aktienmarkt der Markt mit den höchsten Bardividenden ist. In den USA ist es üblich, nur einen kleinen Teil des Gewinns an die Investoren auszuschütten, während der Großteil zum Rückkauf von Aktien verwendet wird. Diese Praxis lässt das Unternehmen dann attraktiver aussehen, da der Gewinn je Aktie im Folgejahr steigt, auch wenn sich dieser absolut betrachtet nicht verändert hat. In Europa gibt es zwar auch Aktienrückkaufprogramme und Ähnliches, aber der Schwerpunkt liegt bei den Dividenden eindeutig auf

Barauszahlungen. Viele Unternehmen versuchen die Höhe der Barauszahlung, auch in Jahren mit niedrigerem Gewinn als im Vorjahr, stabil zu halten und lösen für die Erreichung dieses Ziels zum Teil sogar Rückstellungen auf. Diese Praxis macht europäische Aktien insbesondere für ertragsorientierte Anleger interessant.

meiner Ansicht nach fälschlicherweise von vielen Anlegern im Vergleich zu den USA vernachlässigt. Allerdings muss auch festgehalten werden, dass der europäische Aktienmarkt aufgrund der vielen lokalen Börsen mit unterschiedlichen Börsensegmenten sowie der verschiedenen Handelssysteme und Abwicklungs-

DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA

EURO-WÄHRUNG VON VORTEIL Ein weiterer Vorteil, den viele europäische Aktien im Vergleich zu ihren amerikanischen Pendants besitzen, ist die Handelswährung. Denn während amerikanische Aktien in US-Dollar gehandelt werden, ist die Handelswährung für die meisten kontinentaleuropäischen Aktien der Euro. Dies bedeutet, dass der Euro-Investor mit dem Kauf von US-Aktien zusätzlich zu den Unternehmensrisiken auch noch Währungsrisiken in sein Portfolio aufnimmt. Die Wertentwicklung des US-Dollars im Vergleich zum Euro kann zwar auch einen positiven Beitrag zum Ertrag liefern, aber wie das Jahr 2017 bisher gezeigt hat, sollten sich die Anleger darauf nicht verlassen. GUTE ANLAGECHANCEN Alles in allem betrachtet, bietet Europa als Anlageregion sehr gute Anlagechancen und wird

technologien für Privatanleger eher unübersichtlich und nicht intuitiv zugänglich erscheint. Diesen vermeidlichen Nachteil können Anleger, die in Europa investieren möchten, durch den Kauf eines Investmentfonds mit dem gewünschten Anlageschwerpunkt umgehen. Was sich einfach anhört, kann allerdings in der Praxis, aufgrund der großen Anzahl von unterschiedlichen Produkten mit verschiedenen Anlageschwerpunkten und -strategien, eine komplexe Aufgabe darstellen, die Privatanleger am besten durch einen geeigneten Anlageberater lösen lassen. Das Gleiche gilt im Übrigen auch, wenn sie trotz der angeführten Argumente in einen Fonds für US-Aktien investieren wollen. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

51


aktien ° Börsen International

USA ° Wer wird neuer Notenbank-Chef? Entscheidung steht in Kürze bevor. Laut einer Twitter-Nachricht von Präsident Trump soll rund um die Oktober-Hälfte die Entscheidung darüber fallen, wer ­neuer Fed-Chef wird – oder Chefin? Es gibt Gerüchte, dass er Yellen eine zweite Amtsperiode zugestehen könnte, denn sie zeigt immer wieder eine optimale Marktkommunikation. Trotz Zinserhöhungen und der angekündigten Reduzierung der Fed-Bilanz, durch Aussetzen der Käufe neuer Anleihen, sind die Finanzmärkte gelassen geblieben. Dabei geholfen haben auch einige wichtige Konjunkturdaten. Das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg im zweiten Quartal so schnell wie in zwei Jahren nicht mehr, und zwar um 3,1 Prozent. Für die Aufwärtsrevision waren höhere Lagerbestandsdaten von Mais, Sojabohnen und Weizen bei US-Farmern verantwortlich – ein eher exotischer Effekt. Aber auch die Investitionen wuchsen um sieben S&P 500 Prozent statt 6,2 Prozent. Auch nicht verkaufte 2600 Autos stützten das BIP. Das klingt erst einmal etwas seltsam, doch auch hierbei handelt es sich 2400 um einen positiven Lagerbestandseffekt. Die Orders für langlebige Güter stiegen im August 2200 um 1,7 Prozent – endlich ziehen die Investitionen konstant an. Die Hausverkäufe sanken 2000 zuletzt deutlich, aber nicht wegen einer Schwäche des Immobilienmarktes, sondern wegen 1800 seiner Stärke. Es gibt ein zu geringes Angebot 2014 2015 2016 2017 an Häusern, die zum Verkauf stehen. (wr)

Rekorde am laufenden Band ° Beim S&P 500 geht es derzeit nur aufwärts – in kleinen Schritten, aber konstant. Sogar der schlechteste Börsenmonat September endete in einem Plus. Bis auf 2520 Punkte ging es hinauf. Damit wird das alte Rekordhoch von 2480 Punkten zur Unterstützung.

Südamerika ° Aktien mit enormen Zuwächsen Höhenflug. Aktien aus Brasilien, Chile,

52 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

Auf Höhenflug ° Der Index der brasilianischen Börse in Sao Paulo hat in den letzten zwei Jahren von 40.000 auf 75.000 Punkte zugelegt, sich also fast verdoppelt. Potenzielle Investoren sollten auf einen Rückschlag bis 69.500 Punkte setzen und den Test der dortigen Unterstützung abwarten.

creditS: Lipper

BOVESPA Peru oder Argentinien legten seit 2016 eine 80.000 überraschende Entwicklung aufs Parkett. Trotz nach wie vor existenter Probleme und 70.000 politischer Querelen in der Region setzten Investoren auf Erholung. So legte der brasilia60.000 nische Leitindex Bovespa auf Jahressicht um 22,2 Prozent zu, der Peru BVL Index um 16,9 50.000 Prozent, der chilenische IGPA um 23,1 Prozent und Argentiniens Merval gar um 50,4 Prozent. 40.000 Ein Grund ist die Erholung der Rohstoffpreise – 2014 2015 2016 2017 der Bergbau ist eine der wichtigsten Branchen in Lateinamerika. Dort brachte es im selben Zeitraum der peruanische Minenbetreiber Volcan Compania Minera auf satte 268 Prozent Kurszuwachs. Der argentinische Energielieferant Transportadora de Gas del Sur (TGS) kam auf über 200 Prozent. Und Vale aus Rio de Janeiro legte um 119 Prozent zu. Die Märkte setzen offenbar auch auf die Durchsetzungskraft der wirtschaftlich orientierten Regierungen. Brasiliens Präsident Michel Temer bleibt trotzt Korruptionsvorwürfen weiter im Amt. Nun will er den Stromversorger Eletrobras privatisieren und an die Börse bringen. Und in Argentinien führt Mauricio Macri seinen Reformkurs gegen massive Widerstände fort. Mit ihm hat das Land wieder deutlich an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen. Peru ist noch so etwas wie ein Geheimtipp – etwa der Silberförderer Companhia de Minas Buenaventura. (wr)


°

Börsen International   AKTIEN

europa ° Mario Draghi in der Klemme Die Inflation will nicht steigen. In der Eurozone blieb die Inflationsrate im

Jahreshoch fest im ­Visier ° Nachdem der Eurozonen-Index den Widerstand bei 3480 Punkten durchbrechen konnte, stieg er bis auf 3600 Punkte. Nun kommt alles darauf an, ob der Index das Jahreshoch bei 3660 Punkten ausknocken und weiter steigen kann. Kursziel wären dann 3800 Punkte.

September auf dem Vormonatsniveau – doch die wichtige Kernteuerungsrate ging zurück – von 1,2 auf nur noch 1,1 Prozent. Diese Zahl zeigt wie keine andere das Dilemma von Mario Draghi. Einerseits sollen die Anleihekäufe zurückgefahren werden, andererseits ist von Teuerungsdruck keine Rede. So wird der oberste Währungshüter auf das höhere Wachstum verweisen. Der Währungsraum wächst zwar wieder stärker, aber die EZB ist einem Inflationsziel und keinem Wachstumsziel verpflichtet. Auch das wichtige deutsche Ifo-Geschäftsklima hat sich zum zweiten Mal in Folge unerwartet eingetrübt. Es fiel im September um 0,7 auf 115,2 Punkte – Ökonomen hatten mit einem leichten Anstieg auf 116,0 Zähler gerechnet. Doch die Produktionspläne bleiben expansiv ausgerichtet, im Einzelhandel stieg die Stimmung Euro Stoxx 50 und in der Baubranche wurde sogar ein Rekordwert erreicht. Zudem stieg aufgrund einer 3800 starken Performance Frankreichs der Einkaufs3600 managerindex für die Eurozone von 57,4 auf 3400 58,2 Punkte (Verarbeitendes Gewerbe). Das aggregierte Barometer des Verarbeitenden Ge3200 werbes und des Servicesektors legte von 55,7 3000 auf 56,7 Punkte zu. Der entsprechende franzö2800 sische Einkaufsmanagerindex notierte bei 56 Punkten. So optimistisch war das französische 2600 2014 2015 2016 2017 Unternehmerlager zuletzt im Jahr 2011. (wr)

japan ° Überraschende Neuwahlen Nikkei 225

Leicht aufwärts ° Der Nikkei-Index hat den Sprung über die 20.000 Punkte-Marke geschafft und markierte im September ein Jahreshoch bei 20.450 Punkten. Damit ist der Index bei 20.050 Punkten gut unterstützt. Der nächste Widerstand liegt bei 20.850 Punkten – das Hoch von 2015.

Japans Premier pokert hoch.

Shinzo Abe setzt darauf, durch die auf den 22. Oktober vorgezogenen Neuwahlen seinen Plan einer Erhöhung der Konsumsteuer (die 20.000 Mehrwertsteuer soll 2019 von acht auf zehn Prozent steigen) leichter durchbringen zu kön18.000 nen. Dabei kommt Abe entgegen, dass seine bisherige Reformen nun endlich Wirkung zei16.000 gen, vor allem im Unternehmenssektor. Und natürlich hat er auch ein Wahlzuckerl parat: Die 14.000 Hälfte der durch die Steuererhöhung erzielten 2014 2015 2016 2017 Mehreinnahmen sollen in den Bereich der sozialen Sicherungssysteme fließen, weiters in die Kinderbetreuung und kostenlose höhere Bildungsprogramme. Die Finanzmärkte wetten auf eine Wiederwahl Abes. Dies hängt auch mit der Dominanz von Abes Regierungspartei, der liberal-demokratischen Partei (LDP), zusammen. Experten rechnen mit einer geringen Wahlbeteiligung und die kommt der LDP zugute. Einen Nebeneffekt wird die Steuererhöhung auch haben: Der Online-Handel wird deutlich anziehen. Davon werden Online-Retailer wie Rakuten oder Kreditkartenanbieter wie Aeon Financial profitieren. Immerhin konnten die Verbraucherpreise im August landesweit zum achten Mal in Folge zulegen, und zwar um 0,7 Prozent. Und die Industrieproduktion im August ist etwas stärker gestiegen als erwartet – im Vergleich zum Vorjahr um 5,4 Prozent. (wr)

Oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 53


aktien ° Anlagetipps

Herbsthausse Die Weltbörsen haben das Sommerloch gut überstanden und sogar der traditionell schlechteste Börsenmonat September sieht gut aus. Der größte Unsicherheitsfaktor bleibt die von der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich divergierende Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Wolfgang Regner

V

on der letzten Fed-Sitzung wurde nicht nur ein weiterer Zinsschritt im Dezember als so gut wie vereinbart kommuniziert, sondern auch eine weitere Runde des Taperings. Die Fed will also auslaufende Anleihen nicht durch neue Anleihekäufe ersetzen. Bei einem Bilanzstand von Festverzinslichen von über 4500 Milliarden Dollar wird das aber viele Jahre benötigen, sollte der Abbau der Fed-Bilanz marktschonend erfolgen. Dies wäre wohl unter einer Chef-Notenbankerin Janet Yellen gewährleistet. Die Frage ist nun, ob es sich um eine globale Zinswende handelt oder ob es der EZB gelingt, ihr Programm wie geplant fortzuführen und frühestens ab 2018 mit dem Tapering zu beginnen. Die ersten negativen Effekte dieser auseinandertreibenden Notenbankpolitik sieht man am Euro, der gegenüber dem Dollar in kurzer Zeit fast 15 Prozent zugelegt hat, aber auch an der Inflation, die durch den starken Euro wieder nach unten getrieben wird. Beide

Entwicklungen sieht EZB-Chef Draghi wohl nicht gerne. Doch die Fed ist wild entschlossen, den Ausstieg vom Einstieg durchzuziehen, indem ab Oktober Monat für Monat Anleihen im Wert von zehn Milliarden Dollar aus ihren Beständen verschwinden. Dieses Geld, einst frisch gedruckt, verschwindet dann vom Markt. Je weniger die Geldmenge sich ausweitet oder wenn sie gar schrumpft, werden aber die Zinsen tendenziell wieder und weiter steigen, jedenfalls für den Dollar-Raum. Dennoch wächst die US-Wirtschaft. Deshalb werden auch die Zinsen der Notenbank im Dezember aller Voraussicht nach wieder steigen. Zudem möchte die Fed die Anleihen-Verkäufe ab dem Jahr 2018 sogar ausweiten und die Bilanz um 50 Milliarden Dollar monatlich abbauen. Das sollte den Euro tendenziell stärken. Umso eher, als auch in den USA das Inflationsziel noch deutlich verfehlt wurde. Für US-Notenbankchefin Yellen ist es sogar ein „Rätsel“,

warum die Preise trotz brummender Wirtschaft nicht kräftiger anziehen. Doch niedriges Lohnwachstum, Digitalisierung und Globalisierung drücken die Preise dauerhaft, sodass manche Experten dazu raten, künftig niedrigere Teuerungsraten zu ­akzeptieren. Denn die aktuell global tiefe Inflation ist zu einem guten Teil dem technischen Fortschritt zu verdanken – und ­gegen diesen ist selbst die Fed machtlos. Beispiel digitale Plattformen: Sie bringen Anbieter und Interessenten direkt zusammen – Vermittler, die Margen kassieren, werden überflüssig. In der Schifffahrt könnte die Digitalisierung das Frachtvolumen um zehn bis 20 Prozent drücken. Auch der Vormarsch des 3-D-Druckers könnte die Fracht­mengen reduzieren. Nach den aktuellen Prognosen der Fed-Mitglieder dürfte der Zinshöchststand 2020 bereits bei 2,8 Prozent erreicht werden, nicht – wie ursprünglich geplant – bei 3,0 Prozent. Das sollten die Märkte verkraften können.

Die schweizerische Valora führt ein Netzwerk von rund 2500 Convenience- und Food Service-Verkaufsstellen an Hochfrequenzlagen in der Schweiz, Deutschland, Österreich, Luxemburg und Frankreich. Neben den kleinflächigen, gut positionierten Verkaufsformaten und Eigenmarken, wie zum Beispiel k kiosk, Brezelkönig, Ditsch, P&B, avec, Caffè Spettacolo und ok., betreibt Valora eine der weltweit führenden Produktionen von Laugengebäck und profitiert im Bereich Backwaren von einer stark integrierten Wertschöpfungskette. Für das Geschäftsjahr 2017 erwartet die Valora Gruppe ein Betriebs-

54 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

ergebnis in Höhe von 79 Millionen Schweizer Franken. Der Umsatz soll leicht auf rund 2,5 Milliarden Franken zulegen. Jährlich wird ein Wachstum des Bruttogewinns um ein bis drei Prozent angestrebt. 2018 soll eine Bruttogewinn-Marge von gut vier Prozent erreicht werden. Zuletzt übernahm der Brezelhersteller die Brötchen-Kette Backwerk. Der Wachstumskurs soll unter dem neuen Eigentümer forciert fortgesetzt werden. Backwerk betreibt in Deutschland 300 Filialen mit 220 sogenannten Franchise-Unternehmern. Durch die Übernahme rechnet Valora mit Synergien in einstelliger Millionenhöhe.

Die Valora-Aktie zeigt einen steilen Aufwärtstrend, der zuletzt korrigierte. Ausgehend vom Tief bei 287 Schweizer Franken, wurden wieder zehn Prozent aufgeholt. Das KGV liegt bei 18. Spekulative Anleger legen sich bei 310 Franken auf die Lauer. ISIN CH0002088976  Börse Zürich (SIX)

charts: onvista.de

Valora ° Schweizer Brez’n sind gefragt


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Anlagetipps   aktien

Marine Harvest ° Fetter Fang Die Zucht von Lachs, insbesondere Aquafarming, also die kontrollierte Fischaufzucht, ist ein echter Wachstumsmarkt. Dafür sorgt eine Kombination von zunehmender Weltbevölkerung, steigendem Wohlstand und der damit einhergehenden höheren Nachfrage nach Fisch – nach Branchenexperten soll die globale Nachfrage nach Lachs um fünf bis zehn Prozent pro Jahr steigen. Dem Aquafarming hilft zudem der Umstand einer zunehmenden Überfischung der Weltmeere. Dennoch gibt es die potenzielle Gefahr einer Überproduk­ tion – der Preis für Frischlachs erster Qualität

aus Norwegen ist in drei Monaten um gut 18 Prozent gefallen. Analysten taxieren die Preisspanne für Lachs in den nächsten Jahren auf 55 bis 60 Norwegische Kronen je Kilo. Bei Produktionskosten der norwegischen Anbieter von rund 34 Kronen wäre das auskömmlich. Marine Harvest ist mit einem Weltmarktanteil von 20 Prozent der Marktführer bei Zuchtlachs. Die hauseigene Fischfutterproduktion stärkt die Margen. Marine Harvest senkte die Produk­ tionsprognose um rund 6,5 Prozent, hat dafür aber im zweiten Quartal den operativen Gewinn um 33 Prozent gesteigert.

Der Chart zeigt einen sehr volatilen Aufwärts­trend, der von einem Widerstand bei 160 Kronen (17 Euro) gebremst wird. Das KGV liegt bei zwölf und die für heuer erwartete Dividendenrendite bei 7,5 Prozent. Kauf bei 148 Kronen bzw. 15,78 Euro. ISIN NO0003054108  Börse Frankfurt (Xetra)

Marktführer aus Schweden ° Autoliv

Bis 2020 erwartet Autoliv im Bereich passiver Sicherheit ein Wachstum von acht Prozent pro Jahr bei einer Gewinnmarge von 13 Prozent. Kauf bei Rücksetzer auf 99,50 Euro (950 SKR). Stopp Loss bei 82,60 Euro (787 SKR) setzen. ISIN US0528001094  Börse Frankfurt (Xetra)

1997 fusionierte Autoliv AB mit Morton ASP, einem Airbag-Hersteller in Nordamerika und Asien. Seither firmiert das Unternehmen in den Vereinigten Staaten mit Unternehmenssitz in Stockholm. So wurde Autoliv zu einem der größten System-Anbieter für automobile Insassen-Schutzsysteme und entwickelt, produziert und vertreibt automobile Sicherheitssysteme für alle namhaften Automobil-Hersteller.Außerdem hat sich Autoliv mit dem Geschäftsbereich Electronics auch in der aktiven Sicherheit positioniert. In diesem Segment bieten die Schweden Radar-, Kamerasysteme und Sensoren, die

als Schlüsseltechnologien für die Entwicklung des autonomen Fahrens gelten. Jetzt plant ­Autoliv das zukunftsträchtige Geschäft mit der aktiven Sicherheit auszugliedern und in einem separaten Unternehmen an die Börse zu bringen. Unter Experten gilt das Geschäft als ausgesprochen attraktiv. Während Analysten bis 2025 mit einer Verdoppelung des Marktvolumens rechnen, erwarten die Experten bei der passiven Sicherheit einen Zuwachs von 20 Prozent bis 2025. Der Jahresgewinn lag bei 567 Millionen Dollar. Das entspricht einer operativen Gewinnmarge von 6,4 Prozent.

nen Wachstumskurs auch im zweiten Quartal 2017 erfolgreich fortgesetzt. Der Umsatz stieg um 10,3 Prozent auf 843 Millionen Euro, das Ebit legte um rund 4,5 Prozent auf 67,3 Millio­ nen Euro zu. Beim Auftragseingang ging es um 15 Prozent nach oben. Um nicht von der schwankenden Nachfrage nach Gabelstaplern abhängig zu sein, investiert Jungheinrich verstärkt in automatisierte Materialfluss-Systeme, wie sie in den Lagern von Produzenten und Großhändlern genutzt werden. Bei kompletten Logistiklösungen aus einer Hand beansprucht Jungheinrich eine führende Rolle.

Jungheinrich wächst vorrangig aus eigener Kraft. Angesichts der Rekordwerte auch beim Aktienkurs sollten Rücksetzer zum Einstieg genutzt werden. Kauf bei 34,78 Euro, Stopp Loss bei 28,48 Euro platzieren. ISIN DE0006219934  Börse Frankfurt (Xetra)

Jungheinrich ° Neue Rekorde Der deutsche Maschinenbauer Jungheinrich gehört weltweit zu den vier führenden Unternehmen in den Bereichen Flurförderzeug-, Lager- und Materialflusstechnik. Als produzierender Lösungsanbieter der Intralogistik steht das Unternehmen seinen Kunden mit einem umfassenden Produktprogramm an Hubwagen, Gabelstaplern, Logistiksystemen, Dienstleistungen und Beratung zur Seite. Die Geschäftszahlen bestätigen die sehr gute Stellung der Jungheinrich AG am Weltmarkt. Seit 2010 konnte das Unternehmen sowohl Gewinn als auch Umsatz deutlich steigern und hat sei-

oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 55


aktien ° Österreich

Hochkonjunktur Von Österreichs Wirtschaft wird heuer ein Wachstum von 2,6 Prozent erwartet. Dennoch bleiben die Zinsen tief und die Inflation mit 2,1 Prozent moderat. Das ist ein hervorragendes Umfeld für Unternehmen. Daher müssen die Aktienkurse fast zwangsläufig steigen, zumal fixverzinste Anlagen keine echte Alternative bieten. Mario Franzin ie Wirtschaft brummt, die Gewinne der Unternehmen steigen. Mit dem Abflauen der Euro-Stärke und des Nord­ korea-Konflikts haben die Börsen wieder Fahrt aufgenommen. Der DAX testet gera­ de sein Allzeit-Hoch bei 13.000 Punkten, der Leitindex der Wiener Börse (ATX) überwand Mitte September den Widerstand bei 3300 Punkten und ist auf ein neues Neun-Jahres-Hoch geklettert. Zinsstruktur wichtig für Banken Im Zehn-Jahres-Bereich sind die Zin­ sen in Österreich auf 0,63 Prozent gestiegen. Das ist im Wesentlichen – neben dem Rück­ gang der notleidenden Kredite auch auf­ grund des Wirtschaftsaufschwunges – der wichtigste Gewinnfaktor für die Banken. Die kurzfristigen Zinsen steuert im Wesent­ lichen die Zentralbank – in unserem Fall die EZB. Das lange Ende der Zinskurve wird (wurde) vor allem von der Inflationserwar­ tung beeinflusst. Aber auch hier hat die EZB seit Jahren ihre Hände im Spiel. Nach dem Vorbild Japans, die Zinsstrukturkurve zu manipulieren, unterstützt die EZB auch hier

niedrige Zinsen durch Anleihenkäufe. Jedes Mal, wenn die Erwartung hinsichtlich einer Reduzierung dieser Anleihenkäufe auf­ keimt, steigen die Aktien der Erste Bank und der Raiffeisen Bank International (RBI). Die Erste Bank notiert derzeit rund 20 Prozent über ihrem Buchwert, der bei rund 30 Euro liegt, die RBI etwa beim Buchwert (29,60 Euro). Das lässt zwar noch etwas Spielraum zu, die Aktien sind aber nicht mehr ganz bil­ lig. Vergleichsweise dazu notiert die Deut­ sche Bank bei einem Drittel ihres Buch­ wertes und die Commerzbank beim halben Buchwert. Die Unterschiede ligen aber in der Profitabilität der Institute. Bezüglich der 2018 erwarteten KGV liegen alle vier zwi­ schen 9,7 (RBI) und 15,5 (Commerzbank). BAWAG KOMMT AN DIE BÖRSE Aufgrund des derzeit guten Umfeldes wagt nun auch die BAWAG, die viertgrößte Bank in Österreich, den Sprung auf das Bör­ senparkett. Die derzeitigen Aktionäre, im Wesentlichen Cerberus mit 54 Prozent (die übrigens mittlerweile auch gut fünf Prozent an der Commerzbank hält) und Golden Tree

Austrian Traded index (ATX) Wie am Schnürchen. Mit der Überwindung des Widerstandes bei 3280 Punkten am 18. September (auf Schlusskursbasis) setzte sich der Aufwärtstrend fort. Nun sollte diese Marke als Unterstützung dienen. Die herrschende Euphorie über das gute Wirtschaftswachs­ tum nährt den weiteren Anstieg – zumal es Anleger kaum aushalten, an der Seitenlinie steigenden Kursen zuzusehen. Sollte wider Er­ warten eine stärkere Korrektur eintreten, sollte man bei 3230 Punkten die Reißleine ziehen.

56 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

mit 40 Prozent, wollen zwischen 20 und 30 Prozent ihrer Aktien im Rahmen eines öf­ fentlichen Angebots veräußern. Dazu wurde die BAWAG, die Cerberus im Jahr 2006 um 2,6 Milliarden Euro kaufte, in den vergan­ genen Jahren rausgeputzt. Sie betreut heute mehr als 2,2 Millionen Kunden und weist eine Bilanzsumme von vier Milliarden Euro auf. In den vergangenen fünf Jahren stieg das Betriebsergebnis um 19 Prozent, die Kos­ten wurden um 32 Prozent reduziert. Immobilien, Pensionskasse und Fondsge­ schäft wurden verkauft. Die Eigenkapital­ quote (CET1) beträgt 15,5 Prozent. Im ers­ ten Halbjahr stieg das Ergebnis vor Steuern um 2,5 Prozent auf 251 Millionen Euro. Kol­ portiert wird ein Wert der Bank von fünf Milliarden Euro, was einem relativ ambitio­ nierten Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,5 entspricht und einem KGV von rund 13. Dass die Hedgefonds Cerberus und Golden Tree beim Verkauf Neuaktionären kein Ge­ schenk machen würden, war absehbar. Immobilienaktien boomen weiter Abgesehen von den Mainstream-Aktien CA Immo und s Immo, deren Kurse auch im dritten Quartal weiter gestiegen sind, hat Immofinanz aufgrund des Umtausches der Wandelanleihe konsolidert. Doch der Ver­ kauf des Russland-Portfolios nimmt immer konkre­tere Formen an. Wir erwarten hier in Kürze einen Ausbruch des Kurses über den Widerstand bei 2,30 Euro. Etwas Kursschwä­ che zeigte zuletzt auch UBM Development, obwohl Analysten der Erste Bank gerade das Kursziel von 40 auf 46,50 Euro angehoben haben. Die Dividendenrendite von mehr als vier Prozent und das einstellige KGV seien starke Argumente für eine Kaufempfehlung.

Charts: Tai Pan/software-sysstems

D


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Österreich   AKTIEN

FACC ° Gute Entwicklung, aber bereits relativ teuer

Bei Warimpex wurde interessanterweise das Kurspotenzial vor knapp einem Jahr bei mehr als 100 Prozent gesehen – und von vie­ len Anlegern ignoriert. SCR Research wies noch Anfang Dezember 2016 in einer Ana­ lyse auf die Unterbewertung hin und hob das Kursziel von 1,50 auf 1,60 Euro. Damals lag der Aktienkurs der Warimpex bei 0,70 Euro und hatte bereits einen Anstieg von rund 25 Prozent hinter sich. Jetzt notiert die Aktie bei 1,56 Euro, SRC Research hob Ăźbri­ gens das Kursziel vor Kurzem auf zwei Euro. Der Grund liegt in der Aufdeckung Stiller Reserven (Hotelverkäufe), die das EBIT von Warimpex im ersten Halbjahr von zehn auf 43 Millionen Euro pushte. Wer auf diese Rechnung bereits vor einem Jahr vertraute, kann sich mittlerweile Ăźber einen Kursge­ winn von rund 150 Prozent freuen. GrĂśSStes Kurspotenzial: Valneva Das grĂśĂ&#x;te Kurspotenzial laut Analys­ tenkonsens weist der Impfstoffentwickler und -hersteller Valneva auf. Ihm wird aus heutiger Sicht ein Kurspotenzial von knapp 50 Prozent zugetraut. Wenn die Phase IIIErgbnisse weiter positiv verlaufen, steht Val­ neva dort, wo Evotec vor einem Jahr stand.

ISIN Kurs (05.10.2017)

AT00000FACC2 13,10 ₏ KGV 2017/18 e

29,8

Marktkap.

600 Mio. ₏ KGV 2018/19 e

19,8

Umsatz 2017/18 e

740 Mio. ₏ KGV 2019/20 e

16,4

Bw/Aktie 2017/18 e

Der Verbundkomponentenhersteller FACC verfĂźgt Ăźber ein stabiles Geschäftsmodell. Die Aufträge aus der Luftfahrtindustrie gehen Ăźber viele Jahre. Zuletzt meldete das Unternehmen einen von Airbus zur Lieferung von Gepäck­ ablagen und Deckenpaneelen im Wert von 500 Millionen Euro. Damit ist die Auslastung der Werke Ăźber das Jahr 2019 hinaus gesi­ chert. Der Jahresgewinn dĂźrfte im laufenden Geschäftsjahr bei rund 20 Millionen Euro lie­ gen (KGV 30), 2018 bei 30 Millionen (KGV 20). Damit ist FACC nach dem Kursanstieg auf Ăźber 13 Euro bereits gut bewertet – man sollte sich jetzt eine Gewinnmitnahme Ăźberlegen.

6,83 ₏ Divid. 2017/18 e 1,15 %

POLYTEC ° Nach kräftigem Kursanstieg fair bewertet Der Kursanstieg im September trieb die Aktie des Autozulieferers von 16 auf 20 Euro. Einer der GrĂźnde war die Präsentation auf der Inves­ torenkonferenz der Baader Bank Anfang Sep­ tember. Das Kursziel wurde unverändert bei 21 Euro belassen. Die Fantasie der ehemals spott­ billigen Aktie (bei acht Euro bis vor einem Jahr) liegt neben der noch immer relativ gĂźnstigen Bewertung zunehmend auch in den Entwick­ lungen im Bereich der E-Mobilität. Die Gewinn­ schätzungen je Aktie belaufen sich fĂźr heuer auf 1,78 Euro je Aktie, was ein KGV von 12 er­ gibt. Bei der Dividende wird eine AusschĂźttung je Anteilsschein von 0,48 Euro erwartet.

ISIN AT0000743059 Kurs (05.10.2017)

20,50 ₏ KGV 2017 e

11,5

Marktkap.

458 Mio. ₏ KGV 2018 e

11,6

Umsatz 2017 e

680 Mio. ₏ KGV 2019 e

Bw/Aktie 2017 e

35,17 ₏ Divid. 2017 e

11,2 2,37 %

Wir entwickeln Werte

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Oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 57


aktien ° Im Gespräch mit Alois Wögerbauer, 3 Banken Generali Invest KAG

„Die Börse Wien muss man verstehen“ Alois Wögerbauer verwaltet den 3 Banken Österreich-Aktienfonds. In den vergangenen fünf Jahren legte er um über 100 Prozent zu – stärker als alle anderen Aktienfonds in dieser Kategorie. Ein guter Grund, mit ihm ein Gespräch über seine Anlagestrategie und seine Sichtweise zu einzelnen Aktien zu führen. Mario Franzin

der 3 Banken Generali eine relativ bedeutende Rolle. Wieviel Geld verwalten Sie in diesem Bereich?

Alois Wögerbauer: Wir managen derzeit 190 Fonds – davon 40 klassische Publikumsfonds – mit insgesamt neun Milliarden Euro Fondsvolumen. Rund 600 Millionen Euro haben wir in österreichischen Aktiengesellschaften veranlagt. Speziell in unserem 3 Banken Österreich-Aktien sind es derzeit rund 175 Millionen Euro. Zum Teil ist das Fondsvolumen durch die Kurssteigerungen angewachsen, die in den vergangenen knapp 15 Jahren immerhin über zwölf Prozent p.a. ausmachten. Sie halten wenig von Index-Orientierung. ­Führen Sie die Outperformance des ÖsterreichAktienfonds darauf zurück?

Der 3 Banken Österreich-Fonds wird heuer am 26. Oktober 15 Jahre alt und ich manage ihn seit dessen Start. Über diesen Zeitraum lernt man die Unternehmen gut kennen und weiß, welchen Einflüssen sie ausgesetzt sind und wie das jeweilige Management tickt. Die Outperformance ergibt sich aus unserem aktiven Management. Wir setzten auf jene Aktien, die die beste Entwicklung erwarten lassen und scheuen uns dabei auch nicht davor, in kleinere Wachstumsunternehmen zu investieren – solange die Story dahinter stimmt. „Wien ist anders“ – trifft das auch für die ­Wiener Börse zu?

Die Börse Wien darf man nicht ­isoliert be­trachten, sondern muss sie im interna­tiona­ len Kontext verstehen. Immerhin stellen inter­nationale Anleger rund 70 Prozent der Börsenumsätze. Und die sehen die Börse Wien immer noch als Tor zum Osten. Mit der Erholung der Ostmärkte ist auch die Wiener

58 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

Börse wieder stärker in den Fokus gerückt. Der zweite wichtige Einflussfaktor ist die starke ­Zyklizität. Bis auf Agrana, Mayr-Melnhof oder die Österreichische Post sind praktisch alle Aktiengesellschaften von den Konjunkturzyklen stark abhängig. Da die Konjunktur global und regional derzeit gut läuft – immerhin wurde die Erwartung für das BIP-Wachstum in Öster­reich auf 2,7 Prozent angehoben –, profitieren die meisten Gesellschaften davon. Wer sind derzeit Ihre Aktienfavoriten?

Nach wie vor gut gefällt mir z.B. Palfinger, die expandieren sukzessive und haben den Marine­ bereich stark ausgebaut, der über ein schönes Wachstum verfügt. Oder auch Strabag, die gut gemanagt wird und sich nicht über mangelnde Aufträge beklagen kann. Gut gefallen mir auch die Banken, die haben ihre Hausaufgaben gemacht. Stark gewichtet sind wir derzeit in der Erste Bank, bei der mir auch die gute Entwicklung im Bereich der Digitalisierung gefällt. Erwähnt habe ich bereits Agrana als weniger zyklischen Wert. Ich denke, dass Agrana noch immer unterschätzt wird. Viele sehen das Unternehmen hauptsächlich als Zuckerhersteller und es wird zu wenig berücksichtigt, dass Agrana auch einer von Europas größten Herstellern von Stärkeprodukten und in der Fruchtzubereitung ist. Auch die voestalpine halte ich noch für attraktiv. Sie wird immer mit der Peer Group von Stahlherstellern verglichen, in Wirklichkeit hat die voestalpine einen hohen Anteil an der Wertschöpfungskette aufgebaut – also in der margenstärkeren Weiterverarbeitung von Stahl. ...Sie waren auch bei den IT-Werten ams und AT&S stark investiert...

Bei ams stimmt die Story, aber die Aktie ist nichts für schwache Nerven, hier muss man

Alois Wögerbauer, Geschäftsführer der 3 Banken Generali-Invest KAG und Fonds­ manager des 3 Banken Österreich-Aktien

auch die Entwicklung bei Apple beobachten, da sie ein großer Kunde ist. Aber ams hat darüber hinaus ein breites Portfolio (z.B. auch Sensoren usw.). AT&S ist komplizierter. Da ist die große Frage, wie sich die Werke in China entwickeln werden. Was mir hier weniger gefällt, ist der Preisdruck bei den IC-Substraten. Die Immobilienaktien sind auch gut gelaufen. Sind Sie da noch dabei?

Hier sind die S Immo und die CA Immo meine Favoriten. Vor allem die CA Immo hat durch die hohen Grundstücksreserven Potenzial und sie ist auch für eine Stand alone-Lösung gut positioniert. Die CA Immo braucht daher die Immofinanz nicht. Die Immofinanz würde hingegen die CA Immo brauchen. Insofern muss man die Details der Fusion genau beobachten und bewerten. www.3bg.at

credit: beigestellt

GELD ° Österreichische Aktien spielen bei


Die aussichtsreichsten Aktienmärkte

18. OKTOBER 2017

EIGENKAPITAL Mit Aktien sind generell höhere Renditen zu erzielen. Doch es kommt auf die richtige regionale Positionierung und ein geschicktes Timing an. Hier erfahren Sie, welche Märkte in nächster Zeit ein gutes Chancen/Risiko-Profil aufweisen und in welchen Branchen das meiste Geld zu verdienen ist. Dise Veranstaltung ist akkreditiert bei: WKO-Fachverband Finanzdienstleister & Österreichischer Verband Financial Planner

Aktien Österreich – mehr als einen Blick wert Alois Wögerbauer, Geschäftsführer 3 Banken-Generali Investment GmbH

Wo gibt es attraktive Investmentgelegenheiten in Osteuropa und Russland? Morten Lund Ligaard, Chief Portfolio Manager Danske Invest

GAMAX Asia Pacific – Flexibel fokussiert in ganz Asien

Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr Vorträge: 9:00 bis ca. 12:00 Uhr anschließend Mittagsbuffet

Ort der Veranstaltung Haus der Industrie Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien „Ludwig Urban – Saal“

Zielgruppen/Gäste Fondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen, CFOs, Private Banker, Kundenbetreuer von Banken, etc.

Michael Kopf, Senior Schulungs- und Vertriebsleiter Patriarch Multi-Manager GmbH

Japan – Bottom Up: Japanische Unternehmen bieten mehr(Wert) als Sie denken! Gerald Pistracher, Director - International Clients Austria GAM

Ja, ich melde mich zur kostenlosen Teilnahme an der Veranstaltung Institutional Investors Congress am 18. Oktober 2017 im Haus der Industrie an. Titel, Vor- und Zuname Firma

Veranstalter

4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 12/1, 1010 Wien T: +43 1 997 17 97 0 F: +43 1 997 17 97 97

Position Straße PLZ, Ort Telefon

FAX

Snezana Jovic s.jovic @ geld-magazin.at T: +43 1 997 17 97 12

E-Mail Datum

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bitte um Antwort per E-Mail: s.jovic@geld-magazin.at

Antatol Eschelmüller a.eschelmueller @ geld-magazin.at T: +43 1 997 17 97 21


aktien ° Deutschland

Unbeeindruckt vom Wahlergebnis Die deutschen Börsianer hatten schon im Vorfeld mit einer erneuten Kanzlerschaft Angela Merkels gerechnet. Doch die politischen Kräfteverhältnisse im Bundestag sind nun um einiges komplizierter. Das könnte – mit Verspätung – die deutschen Aktienkurse belasten. Wolfgang Regner

D

ie Belastung der deutschen Aktienkurse könnte insbesondere dann eintreten, wenn es Merkel nicht gelingt, aus so unterschiedlichen Partnern wie den Grünen und der liberalen FDP eine sogenannte Jamaica-Koalition zu bilden. Oder wenn es doch gelingt, aber nur unter erheblichen Abstrichen vom konservativen Wahlprogramm. In jedem Fall werden sich die Koalitionsverhandlungen lange hinziehen, sodass es jetzt noch zu früh ist, sich ernsthaft Sorgen zu machen. Zumal sich auf Unternehmensebene nun schon fast täglich interessante Storys abspielen. Commerzbank im Visier von Unicredit und BNP Die Commerzbank ist ins Visier der italienischen Großbank UniCredit geraten, der in Deutschland schon die bayerische HVB, die ehemalige Hypovereinsbank, gehört. Erfolge beim Umbau einer mittelgro­ ßen Bank wecken häufig das Interesse von größeren Finanzinstituten. Diese wollen ihre Präsenz in wichtigen Märkten, in diesem Fall Deutschland, durch den Kauf eines aussichtsreichen Konkurrenten dann gerne

ausbauen. Durch den Einstieg des staatlichen Bankenrettungsfonds SoFFin für 5,1 Milliarden Euro hält der Bund 15,6 Prozent an dem Frankfurter Geldinstitut. Inzwischen heißt es in Frankfurt, der Bund favorisiere die französische Großbank BNP Paribas – ein deutsch-französisches Geldinstitut wäre auch ein politisches Signal für die Vertiefung der europäischen Bankenunion. Beobachter erwarten, dass Gespräche darüber mit dem Vorstand der Commerzbank frühestens im November geführt werden. Klar ist allerdings, dass sich der Aktienkurs auf dem gegenwärtigen Niveau verdoppeln müsste, damit der Bund seinen Anteil, der mit dem Geld von Steuerzahlern erworben wurde, mit Gewinn verkaufen kann. So dürfte die künftige Regierung einen attraktiven Preis für die Commerzbank-Papiere abwarten und möglicherweise mit einer solchen Strategie auch für die Kleinaktionäre mehr herausholen, als derzeit zu haben ist. Paukenschlag im Stahlbereich Thyssenkrupp und Tata Steel schließen mitten in der Branchenkrise ihre Stahlsparten zusammen. Die neue Firma wäre mit

dax DAX greift nach der 13.000 Punkte-Marke. Infolge positiver fundamentaler Daten, aber auch dank der dynamischen Entwicklung der Unternehmen konnte sich der DAX seinem Rekordhoch von 12.950 Punkten wieder annähern. Die ehemaligen Widerstände von 12.380 und 12.488 Punkten bleiben weiterhin Unterstützungen. Das Ausbruchs-Gap (bei 12.200/12.400 Punkten) hat der DAX erfolgreich getestet (durch Kurzabsturz auf 11.900 Punkte) und Kraft getankt für einen endgültigen Anlauf auf die 13.000 Punkte-Marke.

60 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

48.000 Beschäftigten der zweitgrößte europäische Stahlkonzern nach Arcelor-Mittal. Allerdings könnten durch die Fusion bis zu 4000 Jobs wegfallen. Beide Konzerne sollen am Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in den Niederlanden je 50 Prozent halten. Vorstand Heinrich Hiesinger verspricht sich von der Fusion unter anderem Größenvorteile. Zudem würden sich die Geschäfte der Partner gut ergänzen. Thyssenkrupp sei stärker in der Automobilbranche, Tata bei den Industriekunden. Das neue Unternehmen mit dem Namen Thyssenkrupp Tata Steel erzielt einen Pro-forma-Umsatz von 15 Milliarden Euro. Durch eine Zusammenlegung der Verwaltung, des Vertriebs, des Einkaufs, der Logistik sowie einer besseren Auslastung will Hiesinger Einsparungen von jährlich 400 bis 600 Millionen Euro erzielen. Zudem werde der Konzern, der auch Aufzüge, Autoteile, Anlagen oder U-Boote herstellt, das Stahl-Joint Venture durch die 50 Prozent-Beteiligung nur noch „at-equity“, zum anteiligen Buchwert, bilanzieren. Dadurch würden wesentliche Bilanzkennzahlen der AG deutlich verbessert. Thyssenkrupp machen hohe Schulden und eine schwache Eigenkapitalquote zu schaffen. Mit Tata kommt ein großes Problem hinzu: die Frage der 15 Milliarden Euro schweren Pensionslasten von Tata in Großbritannien. Fortum greift nach Uniper Auf dem deutschen Strommarkt bahnt sich ein Milliardendeal an: Der finnische Energieversorger Fortum will den aus dem E.ON-Konzern abgespaltenen Kraftwerksbetreiber Uniper übernehmen. Uniper ist mit einer Erzeugungskapazität von rund 40 Gigawatt ein führender Stromproduzent Europas. Derzeit hält E.ON noch knapp 47


°

Deutschland   AKTIEN

HeidelbergCement ° Strategischer Zukauf stärkt Prozent an Uniper, kann das Aktienpaket aber aus steuerrechtlichen Gründen erst im kommenden Jahr verkaufen. Bei einer Einigung bei den laufenden Verhandlungen sei ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot an alle Uniper-Aktionäre geplant. Vorgesehen sei eine Barzahlung von 22 Euro pro Aktie. Uniper würde damit insgesamt mit rund acht Milliarden Euro bewertet. Der hoch verschuldete E.ON-Konzern könnte für sein Aktienpaket mit einem Gesamterlös von 3,8 Milliarden Euro rechnen. BASF will Solvay-Polyamid BASF baut mit einer milliardenschweren Übernahme sein Geschäft mit technischen Kunststoffen aus. Für 1,6 Milliarden Euro will der deutsche Chemieriese dem belgischen Rivalen Solvay die Polyamid-Sparte (1,3 Milliarden Euro Umsatz, Ebit bei 200 Millionen Euro) abkaufen. BASF will mit dem Zukauf stärker mit der Automobilindustrie ins Geschäft kommen. Mit dem Solvay-Geschäft würde sich BASF im Bereich von jenen technischen Kunststoffen stärken, die vor allem in der Transport-, der Bau- und der Konsumgüterindustrie zum Einsatz kommen. Die besonders formstabilen und hitzebeständigen Polyamide werden aber auch in der Elektroindustrie beispielsweise für Steckverbindungen genutzt. Bei der Produktion von Elektroautos sind sie besonders gefragt für Gehäuse von Hochvoltbatterien. Last, but not least Pro7Sat.1. Der TVSender will mit weiteren Firmenübernahmen seine Abhängigkeit vom schwächelnden Fernsehwerbegeschäft verringern. Vorstandschef Thomas Ebeling zufolge beschäftigt sich der TV-Konzern mit zehn möglichen Zukäufen, darunter vier Objekte im Online-Handel, vier im TV-Produk­ tionsgeschäft und zwei Online-Unterhaltungsanbieter. ProSiebenSat.1 hatte zuletzt Anleger verstört, weil die TV-Werbeerlöse spärlicher flossen als zunächst erwartet. Für diese Einnahmen, die rund die Hälfte des Konzernumsatzes ausmachen, hat ProSiebenSat.1 zuletzt ein Wachstum im niedrigen einstelligen Prozentbereich in Aussicht ­gestellt.

ISIN

DE0006047004

Kurs (02.10.2017)

85,86 € KGV 2017 e

14,6

Marktkap.

17,23 Mrd. € KGV 2018 e

12,0

Umsatz 2017 e

17,58 Mrd. € KGV 2019 e

10,3

Buchwert/Aktie 2017 e

84,14 € Divid.-rend. 2017 e 2,42 %

In den vergangenen Tagen meldete HeidelbergCement die Planung, das Italien-Geschäft weiter auszubauen: Nach der Übernahme von Italcementi im vergangenen Jahr wollen die Heidelberger nun Cementir Italia erwerben. Der Deal umfasst ein Volumen von 315 Millionen Euro und wird voraussichtlich Anfang kommenden Jahres abgeschlossen sein. Der Übernahme muss zuvor noch die italienische Wettbewerbsbehörde zustimmen. Die Transaktion, die bis 2020 jährliche Kosteneinsparungen von mindestens 25 Millionen Euro bringen soll, hat eine hohe strategische Bedeutung: bei HeidelbergCement sieht man großes Erholungspotenzial für die Länder Südeuropas.

Daimler ° Steckt eine Milliarde in Elektro-Offensive

ISIN

DE0007100000

Kurs (02.10.2017) Marktkap. Umsatz 2017 e

67,64 € KGV 2017 e

7,4

72,02 Mrd. € KGV 2018 e

7,5

162,63 Mrd. € KGV 2019 e

7,5

Buchwert/Aktie 2017 e

59,22 € Divid.-rend. 2017 e 5,19 %

Der deutsche Autobauer Daimler will seine US-Produktion mit einer Milliarden-Investition für die Ära der Elektromobilität rüsten. Im Werk in Tuscaloosa (Alabama) sollen künftig auch vollständig batteriebetriebene Fahrzeuge hergestellt werden. Die Produktion vollelektrischer SUV-Modelle der Mercedes-BenzMarke EQ werde Anfang des kommenden Jahrzehnts anlaufen und dann in die Serienfertigung integriert. Zudem sei der Bau einer Batteriefabrik in der Nähe des bestehenden Pkw-Werks geplant. Mit Produktionsstandorten für Elektrofahrzeuge und Batterien in Europa, China und jetzt den USA ist Daimlers globales Netzwerk gut gerüstet für die Elektromobilität.

Axel Springer ° Umbau eröffnet Kurspotenzial

ISIN Kurs (02.10.2017)

DE0005501357 54,86 € KGV 2017 e

18,0

Marktkap.

5,78 Mrd. € KGV 2018 e

16,1

Umsatz 2017 e

3,46 Mrd. € KGV 2019 e

14,5

Buchwert/Aktie 2017 e

21,42 € Divid.-rend. 2017 e 4,21 %

Der Axel Springer-Konzern ist inzwischen weit mehr als ein Verlagshaus („BILD“, „Die Welt“). Gleichzeitig wurde das Digitalgeschäft sehr erfolgreich ausgebaut, dessen Anteil immer größer wird. Im ersten Halbjahr 2017 stammten bereits 71 Prozent der Umsätze und 77 Prozent des Gewinns daraus. Das Wachstum zeigt sich auch in den jüngsten Zahlen und daran, dass der Springer-Konzern seine eigenen Prognosen für 2017 angehoben hat. Im ersten Halbjahr 2017 steigerte Springer den Umsatz um 6,9 Prozent von 1,58 auf 1,69 Milliarden Euro. Der Überschuss kletterte um 15,8 Prozent auf 169 Millionen Euro. Springer hält Beteiligungen an rund 200 Internet-Unternehmen weltweit.

oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 61


GELDANLAGE ° Differenzkontrakte

Flexible Spekulation Contracts for Difference (CFDs) eröffnen für die Geldanlage zahlreiche Möglichkeiten. Sie funktionieren ähnlich wie Optionen, mit denen man nicht nur die Investments hebeln, sondern auch Kursrückgänge mittels Shortpositionen nützen kann – sowohl spekulativ wie auch als Absicherung gegen Marktrisiken. Mario Franzin

D

ifferenzkontrakte (CFD) kommen ursprünglich aus dem Investmentbanking. In den 1980er-Jahren wurden sie bei der UBS in London entwickelt, um die britische Stempelsteuer zu umgehen. Diese sah für jede Aktientransaktion an der London Stock Exchange eine staatliche Abgabe in Höhe von 0,5 Prozent vor. Die Konstruktion der Differenzkontrakte erlaubte jedoch einen außerbörslichen Handel direkt mit dem Anbieter, wodurch die Steuer umgangen werden konnte. Heute gibt es CFD-Plattformen, über die jeder Anleger einfach Aktien, Indizes, Rohstoffe oder Währungen handeln und dabei sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse setzen kann. Erfahrungsgemäß reagiert die Masse der Anleger – und damit der Börsenkurs – einerseits auf neue Meldungen (z.B. beim Rohöl auf Entscheidungen nach OPECTreffen, Veröffentlichung der US-Lagerbestände, Entwicklung in Krisengebieten mit Ölförderung usw). Auf der anderen Seite beeinflusst der Kursverlauf selbst das Kaufverhalten der Investoren. Hier sind Trends bzw. Trendwechsel, Widerstände und Unterstützungslinien die ausschlaggebenden Faktoren. Nun, damit haben Sie streng genommen bereits das vollständige Werkzeug für einen erfolgreichen CFD-Handel in der Hand. Die Kunst ist nun, jene Werte zu finden, die eine Kursbewegung in eine bestimmte Richtung erwarten lassen. Flexibles Aktienportfolio Bezeichnend für CFDs ist die z.T. enor­ me Hebelwirkung bzw. der geringe Kapitaleinsatz. So können Sie zum Beispiel ­Aktien – sagen wir einmal 2000 Stück der Deutschen Bank – bei einem Kurs von 14,30

62 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

Euro um 28.600 Euro kaufen und müssen für die 2000 Deutsche Bank-CFDs lediglich 1430 Euro an Kapital einsetzen. Mit jedem Prozentpunkt, mit dem die Aktie steigt, „verdienen“ Sie 286 Euro – also 20 Prozent Ihres Einsatzes. Noch größer ist der Hebel zum Beispiel bei liquiden Indizes oder Währungspaaren. Beim DAX liegt z.B. der Kapitaleinsatz bei lediglich 0,2 Prozent des Indexwertes, was nicht nur für Daytrader interessant ist, die auf kurzfristige Indexänderungen spekulieren, sondern auch für Absicherungen von Aktienpositionen ohne großartige Kapitalbindung. Verlustrisiken immer begrenzen! Nicht vergessen sollte man, dass der Hebel in die andere Richtung ebenso funktioniert. Fällt der DAX z.B. nur um zehn Punkte, macht man mit einer Longposition bei einem Kapitaleinsatz von rund 26 Euro je DAX-CFD einen Verlust von 50 Euro – also gleich das Doppelte des Kapitalein­ satzes. In jedem Fall empfiehlt es sich daher, bei jedem Kauf gleichzeitig eine Stopp LossOrder zu fixieren, um eventuelle Kursverluste zu begrenzen. Besondere Vorsicht ist bei OvernightPositionen geboten. Denn der CFD-Handel ist im Wesentlichen von den Börsenöffnungszeiten abhängig – also in unserem Fall der Deutschen Bank vom Xetra-Handel. Da sich die CFD-Anbieter, um Risiko auf dem eigenen Buch zu vermeiden, an der Börse rückdecken müssen, ist ein Handel mit CFDs von den Börsenzeiten abhängig. Eröffnet der Kurs am nächsten Morgen stark verändert zum Schlusskurs des Vortages, hat man praktisch keine Möglichkeit mehr, ungeschoren davonzukommen. Außer man

spekuliert mit der Verlustposition weiter – auf eine neuerliche Änderung des Kurses in die gewünschte Richtung. Das wird aber dann zum reinen Lottospiel. Einer der Nachteile bei CFDs ist, dass der Handel nur in liquiden Märkten ausreichend gut funktioniert. Nicht zu empfehlen bzw. gar nicht möglich ist der Handel mit weniger liquiden Werten. Hier sind die Marginanforderungen sehr hoch wie auch die Spreads – die bei CFDs mit dem gleichen Hebel zuschlagen wie beim Investment selbst. Daher sind CFDs nichts für Stock Picker im Small Cap-Bereich. Beim Handel mit CFDs sollte man sich unbedingt auf sehr liquide Werte beschränken. Absicherung leicht gemacht Eine zweite Möglichkeit, die man mit CFDs hervorragend nützen kann, ist die Absicherung gegen Währungsverluste, Aktienmarktkorrekturen etc. Entweder man arbeitet mit Stopp Loss-Orders und begrenzt damit einen möglichen Verlust – wobei es auch hier garantierte Stopp Loss gibt. Oder man baut gezielt ein Hedgeportfolio auf, indem man z.B. CFDs auf Aktien kauft, von denen man eine überproportional gute Entwicklung erwartet und den entsprechenden Index shortet. Damit kann man das Marktrisiko eliminieren und profitiert vom sogenannten Alpha – der Differenz zwischen Aktien- und Indexentwicklung –, egal, ob der Gesamtmarkt nun steigt oder fällt. Wer für die Märkte ein gutes Gefühl hat, kann auch temporäre Sicherungsstrategien einrichten. So lässt sich eine Abwärtsphase in einem Markt auch temporär mit ­einer entsprechenden Index-Shortposition gut absichern.


Im Gespräch mit Gabor Mehringer, CMC Markets Österreich

° GELDANLAGE

CFD-Mission: Transparenz schaffen Es gibt in der Finanzwirtschaft einen Trend zu „einfachen, nachvollziehbaren“ Produkten. CFDs erfordern vom Investor ein aufmerksames Verwalten und Handeln seiner Investments. CMC Markets unterstützt Anleger mit seiner optimal aufbereiteten Handelsplattform sowie einem vielfältigen Angebot an Schulungsmöglichkeiten. GELD °

tifikaten haben unsere Knock-outs eine hohe Kostentransparenz, da alle zusätzlich anfallenden Kosten wie Finanzierungsgebühren und Risikoprämien separat ausgewiesen und nicht wie bei traditionellen Emittenten in die Kurse miteingerechnet werden. Zudem erstatten wir die Risikoprämie zurück, sollte der Strike-Kurs des Knock-outs nicht erreicht werden.

Herr Mehringer, was macht aus Ihrer

Sicht die Attraktivität und Besonderheit von CFDs aus?

GABOR MEHRINGER: Auf den ersten Blick werden CFDs von den meisten Anlegern und Tradern nicht gerade als einfach beschrieben. Bei genauerem Hinsehen sind sie es aber. Wenn Sie zum Beispiel von einem Anstieg des ATX oder DAX profitieren wollen, kaufen Sie einen CFD und gewinnen einen Euro, wenn der Index einen Punkt steigt, oder verlieren einen Euro, wenn der Index einen Punkt fällt. Ohne irgendwelche Einflussfaktoren wie Laufzeit, Zins und Volatilität zu beachten wie bei so manch anderem Hebelprodukt. Apropos Hebel – ein weiterer Faktor, der diese Produkte attraktiv macht. Weniger Kapital einsetzen heißt höhere Flexibilität und mehr Chancen am Markt. Aber eine gewisse Börsenerfahrung sollte der Anleger schon mitbringen und er muss sich über die mit dem Produkt verbundenen Risiken im Klaren sein. Denn an der Börse ist es wie im wirklichen Leben. Jede Chance birgt auch ein Risiko. Wie sieht aktuell das Interesse der Anleger an

CREDIT: beigestellt

CFDs aus?

Das Interesse an CFDs steigt von Jahr zu Jahr weiter, da immer mehr Trader die schon oben angesprochenen Vorteile zu schätzen lernen. Jedoch, ein neues Konto bei einem Broker, der ohne Wertpapierkennnummern arbeitet, ist von Hause aus nicht jedermanns Sache. Aber wenn man sich nur mal die Kosten anschaut, die ein Anleger sparen kann, der dann noch die vielfältigen Möglichkeiten unserer Handelsplattform kennen lernt, dann wird vielen schnell klar, dass wir günstiger und flexibler sind als klassische Aktienbroker. Das zeigen wir Interessierten in unseren zahlreichen Webinaren oder sie kom-

Was ist hinsichtlich der Gebührenstruktur und „Nachschuss-Pflicht“ zu sagen? Wie reagieren die Anleger darauf?

Gabor Mehringer, Leiter CMC Markets Österreich

men einfach bei mir im Wiener Büro vorbei und ich erkläre alles, was man wissen muss. Wie hat sich die Produktpalette aktuell verändert? Was sind eigentlich „Knock-outCFDs“ und wie werden sie angenommen?

Auf der Angebotsseite haben sich nicht die Produkte unbedingt weiterentwickelt, die „Knock-outs“ mal ausgenommen. Aber unsere Plattform hat sich verändert und wir haben sie den Wünschen unserer Kunden angepasst. Sowohl zu Hause am PC, als auch mobil auf dem Smartphone oder Tablet, mit nur wenigen Klicks haben Sie nicht nur einen Überblick über Ihr Konto, Ihre Positionen und alle Nachrichten, sondern Sie können auch neue Aufträge platzieren oder vorhandene Positionen schließen, ganz ohne PIN und TAN, was alles Zeit kostet. Nun zu unseren individuellen Knock-outs: Durch die Auswahl des entsprechenden Basiswertes, zum Beispiel auf Gold oder den DAX, und die Festlegung von Barriere oder Hebel passt der Kunde den Knock-out auf seine Bedürfnisse an. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Zer-

CFDs werden immer eines der kostengünstigsten Produkte am Markt für Privatanleger bleiben. CFDs auf Indizes, Rohstoffe und Währungen handelt der Trader ganz ohne Kommissionen, lediglich bei Aktien-CFDs kommt eine geringe Gebühr hinzu. Sie sprechen das Thema Nachschusspflicht an. In Deutschland hat die Finanzaufsicht zum August verfügt, dass keine CFDs mehr mit Nachschusspflicht an den Privatanleger verkauft werden dürfen. Daraufhin haben wir die Marginsätze für unsere Produkte leicht angehoben, um das höhere Risiko besser abfedern zu können. Was in Österreich in diesem Punkt passiert, ist noch nicht entschieden. Aber grundsätzlich kann ich sagen, dass sich unsere Kunden immer mehr des Risikos bewusst sind und viel vorsichtiger agieren als noch vor fünf oder gar zehn Jahren. CFDs ohne Nachschusspflicht sehen wir als gute Chance, das Produkt für eine größere Zielgruppe attraktiv zu machen. Denn das unbegrenzte Risiko schreckt viele noch ab. Hier in Österreich haben Trader aber die Möglichkeit, mit garantierten Stopp-Loss-Ordern oder dem Schutzschildmodus für das Konto die Nachschusspflicht auszuschließen. www.cmcmarkets.at

OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

63


alternative investmentsPanorama auszeichnung für RCB

Conda startet White Label-Lösung für ICOs

Best Structured Product bank CEE.

Blockchain. „Für uns ist Blockchain der

Capital Finance International (CFI), ein renommiertes Londoner Print- und Onlinemagazin, ehrt jährlich Organisationen, die Vorreiterrollen in ihren jeweiligen Wirtschaftsbereichen einnehmen und zur Wertschöpfung aller beteiligten Stakeholder beitragen. Dieses Jahr wurde die Raiffeisen Centrobank (RCB) für ihr herausragendes Engagement im Bereich der Strukturierten Produkte in Zentral- und Ost­ europa (CEE) ausgezeichnet. Dem Onlinenominierungsprozess, im Zuge dessen Abonnenten und Mitwirkende ihre Stimmen abgeben können, folgt das Bewertungsverfahren einer Fachjury. Unter Berücksichtigung von öffentlich verfügbaren Informationen sowie von Unterlagen, die von den Nominierten zur Verfügung gestellt werden, vergibt die Fachjury Awards an jene Unternehmen mit der überzeugendsten Leistung in der jeweiligen Kategorie.

nächste logische Schritt“, kündigte im Rahmen einer Pressekonferenz Paul Pöltner, Vorstand der Conda AG, an. Er will eine eigene Plattform für Initial Coin Offerings (ICOs) auf den Markt bringen. Die White Label-Lösung, die sich etwa Start-ups lizenzieren können, soll die technische Infrastruktur bereitstellen, um einen ICO durchführen zu können. So soll es für Projekte möglich werden, Kryptogeld zur Unternehmensfinanzierung einsammeln zu können. Ein erstes Projekt werde die Software noch im Laufe des Jahres einsetzen, so Pöltner, eine Ankündigung dazu soll im Oktober folgen. Die ICO-Plattform von ­Conda wird laut Pöltner eine eigene Wallet für die In­vestoren bereitstellen. Beim Wechseln von Euro in Kryptogeld arbeitet Conda mit dem österreichischen Exchange BitPanda zusammen. Verwenden sollen sie vor allem Start-ups können, die eine Blockchain-Technologie auf Ethe­reum-Basis

Paul Pöltner, Geschäftsführer der österreichischen Crowdfunding-Plattform Conda entwickeln. Um den regulatorischen Rahmen müssen sich die Macher selber kümmern, Conda stellt nur die Plattform, eben als White Label-Lösung, zur Verfügung. Preise werden auf individueller Basis ausgehandelt.

FANG-TASTISCH Vier Webgiganten in einem Index: der FANGIndex ist ein Aktienindex, der die Dividenden der Indexbestandteile berücksichtigt (Performance-Index) und setzt sich aus den vier an der Nasdaq Börse gelisteten US-amerikanischen Unternehmen Facebook, Amazon, Netflix und Alphabet (Google) zusammen. Alle vier Aktien sind im Index gleich gewichtet. Diese vier Internet-Riesen beeinflussen immer mehr unser reales Leben und wachsen seit Jahren rasant. Gemeinsam kommen sie auf eine Marktkapitalisierung von über einer Billion Euro und damit ungefähr so viel wie alle 30 DAX-Werte zusammen. Die Deutsche Bank emittierte Ende Februar dazu ein Index-Zertifikat, bezogen auf den FANG-Index (DE000DL2FAN9), und hat keine feste Laufzeit (Open End). Die Berechnung des Index erfolgt durch die ICF Bank AG (Index-Sponsor) in Euro. Diese ist für die Gestaltung, Berechnung und Zusammensetzung des ­Index sowie für die Gewichtung der Indexbestandteile verantwortlich.

64 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

FINTECH – DIGITALER STRUKTURWANDEL Auf den digitalen Strukturwandel im Finanzsektor setzt das UBS Open End Index-Zertifikat auf Solactive FinTech 20 Total Return Index (DE000UBS2FT6), dessen Basiswert die Wertentwicklung innovativer, börsennotierter Fintech-Unternehmen abbildet. In die engere Auswahl kommen die nach Marktkapitalisierung 20 größten Unternehmen. Das Aktienuniversum bilden alle Unternehmen, deren Aktien an einer Börse gelistet sind, die auch ausländischen Inves­toren einen Handelszugang ohne Restriktio­nen gewährt. Potenzielle Indexmitglieder sollen einen signifikanten Geschäftsanteil im Fintech-Bereich aufweisen. Darüber hinaus muss die Marktkapitalisierung bei Indexaufnahme mindestens 250 Millionen Dollar und das durchschnittliche Tageshandelsvolumen über die vergangenen drei Monate mindes­tens eine Million Dollar betragen. Indexanpassungen finden regulär zweimal im Jahr statt – im März und September. Die Indexmitglieder werden bei jeder Indexanpassung gleich gewichtet.

WACHSENDE UNSICHERHEIT Vontobel bietet ein Zertifikat auf Unternehmen der Cyber Security-Technologie an. Mit dem Open End Partizipationszertifikat auf den Solactive Cyber Security PerformanceIndex (DE000VS5ZCS6) können Anleger an der Entwicklung dieses Sektors partizipieren. Mit der zunehmenden Digitalisierung ist auch die Gefahr von Cyber-Angriffen stark gestiegen. Die Investitionen von Unternehmen zum Schutz gegen Cyber-Angriffe haben daher in den letzten Jahren stark zugenommen. Der Index spiegelt die Wertentwicklung von Unternehmen wider, die den Hauptumsatz im Bereich Cyber Security-Technologie erzielen. Er wird halbjährlich nach festgelegten quantitativen und qualitativen Auswahlkriterien angepasst. Zu den aktuellen Indexwerten gehören Sophos Group, Barracuda Networks, Palo Alto Networks, FireEye, Cyberark Software, Check Point Software, Symantec, Fortinet, Proofpoint, Imperva, Qualys, Gemalto und Trend Micro. Die Managementgebühr beträgt 1,2 Prozent jährlich.

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Kurs Basis

Strike

13,53 € 9,69 € 191,25 € 49,56 € 22,99 € 67,62 € 14,44 € 196,10 € 81,44 € 86,16 € 89,87 € 84,64 € 18,10 € 64,03 € 30,48 € 181,20 € 68,89 € 116,75 € 102,75 € 94,08 €

Koupon p.a.

14,00 € 10,00 € 195,00 € 50,00 € 23,00 € 68,00 € 14,00 € 195,00 € 80,00 € 86,00 € 89,00 € 85,00 € 18,00 € 65,00 € 30,00 € 180,00 € 68,00 € 115,00 € 100,00 € 90,00 €

20,00 % 12,00 % 13,00 % 13,00 % 9,50 % 9,50 % 10,00 % 7,50 % 8,00 % 8,50 % 7,00 % 8,00 % 8,00 % 6,00 % 7,00 % 7,00 % 6,50 % 6,00 % 6,00 % 6,00 %

Bewertungstag 15.06.2018 21.09.2018 15.06.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.12.2018 21.09.2018 21.12.2018 21.09.2018 21.12.2018 21.12.2018 21.12.2018 21.09.2018 21.12.2018 21.12.2018 21.12.2018 21.09.2018 21.12.2018

Max. Rendite 19,48 % 12,53 % 12,28 % 11,89 % 10,26 % 9,23 % 9,00 % 8,28 % 8,19 % 7,72 % 7,65 % 7,54 % 7,35 % 6,80 % 6,59 % 6,40 % 6,15 % 5,69 % 5,54 % 5,10 %

Briefkurs 100,88 % 99,43 % 100,47 % 100,80 % 99,18 % 100,11 % 100,90 % 99,08 % 99,71 % 100,57 % 99,32 % 100,18 % 100,56 % 99,09 % 100,31 % 100,52 % 100,11 % 100,32 % 100,32 % 101,00 %

Stand: 02. Oktober 2017, alle Angaben ohne Gewähr

Index-Zertifikate WKN Name

zertifikate@vontobel.de www.vontobel-zertifikate.de

VL3SJB VZ2SP0 VZ6ASM VS8Y40

Aktienanleihen WKN Basiswert VL4A4Z VL4AX1 VL4AVB VL4A0M VL33UZ VL4A3D VL4A2B VL33Y7 VL4A0D VL4A3F

Basiswerte (unter anderem)

Solactive ARTIFICIAL INTELLIGENCE Performance-Index Solactive GLOBAL SPIN-OFF Performance-Index Solactive SOCIAL MEDIA TITANS Performance-Index INDUSTRY 4.0 Performance-Index

THYSSENKRUPP RWE BEIERSDORF ADIDAS DEUTSCHE BANK VOLKSWAGEN MERCK DEUTSCHE TELEKOM HENKEL VZ VONOVIA

Kurs Basis

Strike

24,70 € 19,55 € 91,28 € 196,10 € 14,49 € 143,55 € 95,48 € 15,73 € 116,75 € 36,24 €

Briefkurs

Alibaba Group, BlackRock, Boeing, NVIDIA ... Hertz, Uniper, YUM China, Hilton Grand Vacations ... Facebook, SNAP, Tencent, Twitter ... Alphabet, Duerr, Infineon, SAP ...

Koupon p.a.

27,00 € 20,00 € 100,00 € 205,00 € 14,00 € 140,00 € 100,00 € 16,00 € 122,01 € 37,00 €

10,00 % 7,00 % 9,35 % 9,25 % 10,00 % 9,50 % 8,00 % 9,50 % 7,85 % 5,50 %

Bewertungstag 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018

103,50 % 146,30 % 138,40 % 164,30 %

Max. Rendite 14,37 % 11,77 % 10,62 % 10,17 % 10,13 % 10,10 % 10,01 % 9,00 % 8,34 % 7,02 %

seit Start

+ 0,7 % + 44,2 % + 35,9 % + 59,7 %

Briefkurs 95,95 % 95,76 % 98,74 % 99,23 % 99,75 % 99,40 % 98,61 % 100,47 % 99,61 % 98,73 %

Stand: 02. Oktober 2017, alle Angaben ohne Gewähr

Protect Aktienanleihen WKN Basiswert Kurs Basis

Tegetthoffstraße 1 1010 Wien Tel. +43 1 515 20 484 www.rcb.at

RC0M44 RC0M5Y RC0M5V RC0M5X RC0M5W

6% TECHNOLOGIE – BAYER 115,30 € RAIFF. BANK INT. 28,42 € SIEMENS 119,90 € VOESTALPINE 43,29 €

CREDIT: beigestellt

Klassische Aktienanleihen WKN Basiswert RC0GUG ANDRITZ RC0EZZ IMMOFINANZ

Strike Kupon p.a. Sicherheitspuffer Beobachtung Letzte Bewertung Max. Rend. Briefkurs 100 % 100 % 100 % 100 % 100 %

6,00 % 5,00 % 7,00 % 6,00 % 6,33 %

Kurs Basis 49,20 € 2,20 €

41,00 % 20,00 % 20,00 % 20,00 % 20,00 %

Strike

50,00 € 2,10 €

tägl. Schlusskurs kontinuierlich kontinuierlich kontinuierlich kontinuierlich

Koupon p.a. 9,70 % 7,04 %

02.10.2019 10.04.2019 10.04.2019 10.04.2019 10.04.2019

Bewertungstag 15.12.2017 20.03.2018

6,20 % 7,50 % 10,50 % 9,00 % 9,50 %

Max. Rendite 14,52 % 7,06 %

100 % + AA 100 % + AA 100 % + AA 100 % + AA 100 % + AA

Briefkurs

106,82 % 108,55 %

Stand: 02. Oktober 2017, alle Angaben ohne Gewähr

OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

65


rohstoffe ° Aktuelle Trends

Rohöl ° Eigenes „Süppchen“ kochen Abschwächung. Ausgehend vom vergangenen Sommer hatte der Ölpreis mächtig an Fahrt gewonnen: Die Reise startete bei rund 45 Euro und näherte sich innerhalb weniger Monate der Marke von 60 Euro (Sorte Brent). Nach Einschätzung der Commerzbank stützen Kommentare von OPEC-Vertretern vor allem die Nordseesorte. So sieht etwa der Ölminister von Kuwait eine Bewegung in Richtung Marktausgleich, was das Kartell als Rückkehr der Lagerbestände zum Fünf-Jahres-Durchschnitt definiert. Hingegen schätzt wiederum die Internationale Energieagentur IEA, dass sich der Ölmarkt im zweiten Halbjahr lediglich „mehr oder weniger ausgeglichen“ präsentiere. Für einen weiteren Abbau der Lagerbestände müsste der Ölmarkt laut den Spezialisten ein Defizit aufweisen. Der Optimismus der Marktteilnehmer scheine daher überzogen, so die Commerzbank. Und auf­gepasst: Ohne Verlängerung der ProduktionsRohöl-Preis (Sorte Brent) kürzungen durch die OPEC und andere Staaten droht dem Ölmarkt im nächsten Jahr laut den Commerzbank-Analysten ein erneutes Überangebot. Bisher hält die vereinbarte Reduktion der Fördermenge, aber nachdem die OPEC als intern chronisch zerstritten gilt, wo jedes Mitglied gerne sein eigenes Süppchen kocht, kann sich das schnell wieder ändern. Es bestehen also Unsicherheiten, die (gepaart mit Gewinnmitnahmen) sich Ende September/Anfang Oktober in Preisrückgängen widerspiegelten. (hk)

Aluminium ° Bullenfalle? Aluminiumpreis

Aluminiumpreis kannte im heurigen Jahresverlauf und vor allem in den vergangenen Monaten nur eine Richtung: aufwärts. Und zwar steil aufwärts. Ende September wurde sogar ein Fünf-Jahres-Hoch bei 2188 US-Dollar je Tonne erreicht. Das ist nicht zuletzt mit einer zumindest temporären Angebotsverknappung verbunden: Wie das International Aluminium Institute in London bekannt gab, ist die globale Produktion im Jahresvergleich im August um 1,3 Prozent auf 4,95 Millionen Tonnen gesunken. Damit liegt der weltweite Ausstoß erstmals seit einem halben Jahr wieder unter der Marke von fünf Millionen Tonnen. Zurückzuführen ist das auf die Entwicklung in China, so die Experten. Aufgrund der Kapazitätsbegrenzungen ist die Produk­tion im Reich der Mitte auf ein Sechs-Monats-Tief zurückgegangen. Allerdings wurde außerhalb Chinas die Aluminiumproduktion um satte vier Prozent erhöht, somit dürfte die weltweite Gesamtproduktion des wichtigen Industriemetalls erstmals in einem Jahr die Marke von 60 Mio. Tonnen überschreiten. Das weitere Preispotenzial scheint unter diesem Gesichtspunkt begrenzt zu sein, wobei sich auch im Chartbild eine Schulter-Kopf-Schulter-Formation abzeichnet, die Kursrückgänge signalisieren könnte. Also Vorsicht: Wer jetzt auf einen ungebremsten weiteren Preisanstieg setzt, könnte in die Falle tappen. (hk)

66 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

Der Zuckerpreis hatte stark gelitten, es könnte sich jetzt aber die Möglichkeit auf ein Comeback ergeben.

Chartsignal beachten ° Seit Anfang August hat sich der Beginn einer Schulter-KopfSchulter-Formation in den Kurs geschlichen. Wird das klassische Chartmuster vollendet, drohen Korrekturen nach unten. Dazu passt die steigende Aluminiumproduktion.

Aluminiumproduktion

China Russland Kanada Australien USA

13,0 Mio. Tonnen 3,3 Mio. Tonnen 3,0 Mio. Tonnen 1,9 Mio. Tonnen 1,7 Mio. Tonnen

CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock

Produktionssteigerung. Der


°

Aktuelle Trends   rohstoffe

Zucker ° Bittere Bilanz als Chance Tiefer Fall. Zucker macht den Alltag süß – was in der jüngeren Vergangenheit aber nicht für Investoren galt. Noch vor nicht allzu langer Zeit, im Oktober 2016, hielt der Preis bei über 23 US-Dollar, ein Jahr danach stehen nur noch 14 Dollar zu Buche. Im frühen August kam es etwa durch ausgedehnte Regenfälle in Indien (einem der weltweit wichtigsten Zuckerproduzenten) und einer sinkenden Ethanol-Nachfrage in Brasilien zu Stress und fallenden Preisen bei ­Zucker. Aber möglicherweise ist jetzt Besserung in Sicht, was sich im Chartbild in der Erholung von September/Anfang Oktober abzeichnet. Die Bodenbildung scheint gelungen und es wurde eine Aufwärtsbewegung eingeleitet. Charttechnische Unterstützung kam sicherlich im Bereich zwischen 12,50 und 13 Dollar. Aber auch fundamental hat sich die Nachrichten­ lage zuletzt verbessert. So wächst das Angebot an Rohrzucker in Brasilien nicht so schnell wie Zuckerpreis ursprünglich erwartet und auch der anziehende Wechselkurs des brasilianischen Real hat bei der Stärkung des Zuckerpreises mitgeholfen. Eine horizontale Widerstandslinie könnte sich einem weiteren Aufstieg allerdings im Bereich von 15 Dollar in den Weg stellen. Detail am Rande für „Naschkatzen“: Im Zeitraum 2015/16 konsumierten Österreicher und Österreicherinnen durchschnittlich 33,2 Kilogramm Zucker pro Jahr. Den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch weisen Indien, China und Brasilien auf. (hk)

Silber ° Kleiner Bruder Silberpreis

Deutlicher Abschlag ° Charttechnisch sieht der Silberpreis aktuell nicht gut aus und findet kaum Unterstützungspunkte. Aufholpotenzial könnte sich allerdings aus dem Discount zu Gold und einer weiter anziehenden Konjunkturnach­ frage ergeben.

Silberförderung

Mexiko China Peru Australien Russland

4150 Tonnen 3700 Tonnen 3410 Tonnen 1730 Tonnen 1350 Tonnen

familienbande. Gold und Silber sind ja

sozusagen „Geschwister“, weshalb Silber von der Performance des „größeren Bruders“ nie völlig unbeeindruckt bleibt.Von der letzten GoldRally konnte Silber somit also erfreulicherweise profitieren.Weniger beglückend: Nachdem Gold in den vergangenen Wochen wieder an Wert verloren hat, ist auch Silber in Mitleidenschaft gezogen worden – auch jetzt noch ist der Kurs ziemlich streng nach unten gerichtet. Nun sind Gold und Silber aber keine „Zwillinge“, denn Silber findet viel stärker in der Industrie Verwendung und weniger in der Schmuckverarbeitung und als Objekt der Wertanlage. Somit könnte eine anziehende Konjunktur Silber beflügeln, wobei Marktbeobachter zuletzt tatsächlich eine steigende Nachfrage aus China konstatiert hatten. Die Rohstoff-Experten von ETF Securities sehen somit auch ein gewisses Aufholpotenzial bei diesem Industrie- und Edelmetall, ebenso wie bei Platin, das in der Katalysatorentechnik der Automobilbranche eine sehr gewichtige Rolle spielt. „Vor allem kurzfristig gesehen gibt es bei diesen beiden Metallen Nachholmöglichkeiten aufgrund des aktuellen Abschlags zu Gold“, heißt es dazu seitens ETF Securities. Eine genaue Analyse zur weiteren Entwicklung des Goldpreises und seiner Rolle als Krisenwährung finden interessierte Leser übrigens auf Seite 68 im aktuellen GELD-Magazin. (hk)

oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 67


alternative investments ° Goldinvestments

Bewährte Krisenwährung Bares für Rares. Die Gesamtmenge des in der Menschheitsgeschichte geförderten Goldes würde in einen Würfel mit einer Seitenlänge von etwas mehr als 20 Metern passen.Der Wert des Edelmetalls ist somit auch von seiner Seltenheit bestimmt. Aber es gibt noch viele andere preisrelevante Faktoren, vor allem die geopolitische Situa­ tion. Wichtig ist Gold in erster Linie zur Risikostreuung. Harald Kolerus erblüffend: In Wirklichkeit gibt es Gold in Hülle und Fülle. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Erdkruste bis zu 30 Milliarden Tonnen des begehrten Edelmetalls verborgen sind. Sollten wir also alle unsere Alltagsjobs an den Nagel hängen und zu Goldgräbern werden? Davon ist abzuraten. Das Problem liegt daran, dass die Konzentration meist so gering ist, dass sich die Förderung nicht lohnt. Weil der „Schatz“ so schwer zu heben ist, wurden in der gesamten Geschichte der Menscheit bisher auch nur rund 160.000 bis 190.000 Tonnen Gold gefördert. Das entspricht dem theoretischen Würfel mit einer Seitenlänge von etwas mehr als 20 Metern. Im wirklichen Leben sind wir mit kleineren Gegenständen konfrontiert: Ringen, Ketten (mehr als 50

Prozent der Förderung wird zu Schmuck verarbeitet), Münzen oder Barren. Anlagemöglichkeiten Als Investmentobjekte stehen physisches Gold oder „Gold-Wertpapiere“ (Fonds, ETF, Aktien) zur Verfügung. Welche Variante ist zu bevorzugen? Experte und Buchautor Horst Biallo folgt folgender Faustregel: Wer langfristig disponiert und Gold hauptsächlich als Anlagemedium für den Fall von weltweiten Finanzkrisen oder zur Absicherung bei geopolitischen Eskalationen sieht, sollte ausschließlich oder zum größeren Teil in physisches Gold investieren. „Sind Sie eher spekulativ veranlagt und hoffen auf Gewinne in überschaubarer Zeit, dann kommen Gold-ETF, Zertifikate auf

Goldpreis: Langfristig lukrativ 1500 € 1250 € 1000 € 750 € 500 € 250 € 0€ 1980 1990 2000 2010 Anleger dürfen nie vergessen: Auch Gold ist Schwankungen unterworfen, wie der Langfristchart beweist. Es kann aber vor allem in angespannten Zeiten seine Stärke ausspielen. Quelle: goldprice.org

68 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

„Gold profitiert noch immer von seinem Image als sicherer Hafen in Krisenzeiten“

Nitesh Shah, ETF Securities

Gold, Aktien von Minengesellschaften bzw. entsprechende Fonds sowie bei ausgeprägter ,Spekulations-Freude‘ sogar Optionsscheine in Betracht“, so Biallo. Auch sei eine Splittung in physisches und „Paiergold“ zielführend. Eine weitere Möglichkeit bietet etwa Xetra-Gold an: Als Schuldverschreibung ist das Edelmetall hier börslich so flexibel und transparent handelbar wie eine Aktie. Dabei wird physisches Gold erworben und von einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der Deutsche Börse AG in ihren Tresoren in Frankfurt verwahrt. Xetra-Gold verbrieft dabei den Anspruch auf jederzeitige Auslieferung von Goldbarren an die Investoren. Bleibt noch die Frage zu klären, wie es mit dem Goldpreis weitergehen wird? Dazu meint Nitesh Shah, Analyst beim Rohstoffspezialisten ETF Securities, der ebenfalls physisch gesicherte Gold-Anlageprodukte anbietet: „Ohne geopolitischen ,Aufschlag‘ erwarten wir Ende des Jahres 1260 Dollar pro Feinunze und 1230 Dollar im zweiten Quartal 2018“ (zuletzt lag die Notierung bei rund 1270 Dollar). Gold hat sein Image als sicherer Hafen laut Shah nicht eingebüßt, er verweist etwa auf Preisanstiege im Zuge des Korea-Konflikts. Aber auch wenn man nicht mit dem Schlimmsten rechnet, trägt es wesentlich zur Risikostreuung bei.

credit: beigestellt

V


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versicherungPanorama Es lebe der sport

millionen-investments

Schutz in der freizeit. Mehr als die Hälfte

immense steigerung. Der digitale Wan­

der Österreicher hat keine private Unfallver­ sicherung und ist vor den finanziellen Folgen eines „Hoppalas“ somit nicht geschützt. Die gesetzliche Unfallversicherung übernimmt zwar die Kosten der Erstversorgung, bietet da­ rüber hinaus aber nur bei bleibenden Schäden (Invalidität) nach einem Arbeitsunfall finan­ ziellen Schutz. Nicht jedoch nach einem Unfall im Haushalt, in der Freizeit oder beim Sport. Dabei ereigneten sich laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit im Jahr 2016 österreich­ weit 794.648 Unfälle. Davon 306.800 im Haushalt und 288.800 in der Freizeit und beim Sport. Die Lücke kann mit zwei neuen Produkten weiter geschlossen werden: Mit dem s AlpinUnfall-Schutz (zum Bergwandern, Skifahren, Rodeln oder Mountainbiken) und dem s Run­ ning-Unfall-Schutz erweitern Erste Bank und Sparkassen mit ihrem Versicherungspartner s Versicherung ihr digitales Vorsorgeangebot in der Unfallversicherung.

del ist längst in der Versicherungsbranche angekommen und bietet Unternehmen im Be­ reich der „Insurance Technology“ (InsurTech) völlig neue Möglichkeiten. Hier überstiegen die Investitionen im zweiten Quartal 2017 sogar das zusammengenommene Investi­ tionsvolumen der vorherigen drei Quartale – so ein aktueller Report von PwC. Konkret erhöhten sich die Investitionen globaler Ver­ sicherungsunternehmen, Rückversicherer und Risikokapitalgesellschaften in InsurTechs im Vergleich zum zweiten Quartal 2016 um 247 Prozent von 398 auf 985 Millionen Dollar.

Zahlenspiele

1635

Euro monatlich – so hoch fällt die durchschnitt­

liche Alterspension in Österreich aus. Bei Pensio­ nen, für die zwischen 30 und 40 Versicherungs­ jahre berücksichtigt werden, liegt die Höhe bei 1256 Euro pro Monat, so die Pensionsversiche­ rungsanstalt. Es gilt also die – logische – Rech­ nung: Je länger man arbeitet, desto höher fällt die Rente aus. Denn ab 40 Versicherungsjahren liegt die durchschnittliche Alterspension bei 2064 pro Monat. Übrigens: Mehr als 89 Prozent der Männer, die in Alterspension gehen, haben über 40 Versicherungsjahre erworben. Bei Frauen beträgt dieser Anteil knapp 41Prozent. Die Durch­ schnittspensionen liegen bei Männern größten­

Service-qualität ausgezeichnet. Jedes Jahr erstellt die

Analysegesellschaft ServiceValue ein großes Ranking in Österreich, bei dem der erlebte Ser­ vice anhand von Kundenurteilen bewertet wird. Insgesamt wurden 2017 rund 71.000 österrei­ chische Kunden zu ihrer Servicezufriedenheit bei 250 Unternehmen aus 28 Branchen befragt. Die ERGO Versicherung ist dabei in Österreich bereits zum dritten Mal in Folge Branchensie­ ger. Sie liegt mit einem Serviceerlebnis-Wert von 74,6 Prozent deutlich über dem Branchen­ mittelwert von 70,2 Prozent und damit klar auf dem ersten Platz.

teils weit über jenen der Frauen. Der Grund dafür sind niedrigere Beitragsgrundlagen, die unter an­ derem aus geringeren Einkommen (Teilzeit) oder Zeiten der Kindererziehung resultieren.

42

Prozent aller Lebensversiche­

Neues vom Gericht

rungsverträge waren 2016 Frauen zu­

zurechnen. 2001 waren nur 36 Prozent aller Le­

tungsgerichtshof hat entschieden, dass Lebensversicherungen, die keinen Versiche­ rungsschutz anbieten,nicht der vierprozentigen Versicherungssteuer unterliegen. Die Aus­ gangslage war wie folgt: Ein Steuerpflichtiger hatte die Wertpapiere seines ausländischen Depots im Jahr 2009 in einen Lebensversi­ cherungsmantel eingebracht. Im Jahr 2010 entschloss sich der Steuerpflichtige, eine Selbstanzeige bezüglich des ausländischen Kapitalvermögens einzureichen. Die Versiche­ rung wurde aus einkommensteuerlicher Sicht nicht als solche anerkannt und die innerhalb

70 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

der Versicherung angefallenen Kapitaleinkünf­ te wurden direkt dem Versicherungsnehmer zugerechnet. Eine dementsprechende Einkom­ mensteuer wurde vorgeschrieben. Zusätzlich wurde auf den ursprünglichen Einmalerlag auch Versicherungssteuer von vier Prozent er­ hoben. Der Versicherungsnehmer legte gegen den Bescheid Berufung ein. Der Gerichtshof folgte der Ansicht des Versicherungsnehmers, dass ohne Übernahme eines Versicherungs­ risikos kein Versicherungsverhältnis vorliegt und daher die Versicherungssteuer zu Unrecht erhoben wurde. Gerechtigkeit ist eben eine komplexe Materie.

bensversicherungspolizzen „weiblich“, so die Uniqa Group. Andreas Brandstetter, CEO des Un­ ternehmens, kommentiert: „Wir sehen, dass die Menschen, die heute privat vorsorgen, im Schnitt um zehn Jahre jünger sind, als das noch vor 15 Jahren der Fall war. Außerdem setzen immer mehr Frauen, die oft aufgrund von Teilzeitarbeits­ verhältnissen weniger staatliche Pension erhal­ ten werden, auf die private Absicherung.“ Auch hat sich das Rollenbild in den vergangenen 15 Jahren weiter verändert. Brandstetter: „Frauen sind selbstständig, verdienen ihr eigenes Geld und entscheiden auch selbst darüber, eine pri­ vate Altersvorsorge abzuschließen.“

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Versicherungssteuer. Der Verwal­


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VERMÖGENSAUFTEILUNG

2014

2015

2016

1.1.-29.9.

100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend

8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %

0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 %

5,0 % 5,0 % 4,4 % 7,6 % 7,8 % 4,4 %

2,2 % 1,8 % 4,3 % 3,5 % 4,8 % 2,6 %

100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)

6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %

-1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 %

3,0 % 7,3 % 1,9 % 21,5 % -3,8 % 11,0 % -0,1 % 12,7 %

4,8 % 7,7 % 9,0 % 9,8 %

-0,3 % 3,0 % 2,3 % 3,5 %

3,4 % 4,6 % 7,3 % 10,2 %

0,5 % 1,8 % 2,6 % 3,9 %

4,3 % 5,2 % 5,7 % 6,3 %

(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)

4,5 % 8,4 % 10,7 % 12,5 %

0,0 % 2,5 % 4,1 % 5,4 %

0,8 % 1,7 % 3,2 % 4,2 %

-0,6 % 0,4 % 2,0 % 3,8 %

2,8 % 3,1 % 2,8 % 1,8 %

(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)

6,6 % 7,6 % 10,9 % 14,3 %

0,5 % 2,0 % 4,8 % 7,4 %

2,2 % 6,1 % 7,2 % 8,4 %

0,1 % 1,9 % 2,1 % 2,3 %

4,0 % 3,6 % 2,2 % 0,9 %

(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)

5,3 % 10,2 % 9,8 % 10,2 %

-0,1 % 2,4 % 3,4 % 4,6 %

3,2 % 4,8 % 6,7 % 7,8 %

0,5 % 1,0 % 2,6 % 4,1 %

3,8 % 4,5 % 4,4 % 4,4 %

(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)

Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien KEPLER-FONDS Fondspolizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien UNIQA Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien

Ø SEIT START (P.A.) 4,6 % 4,7 % 4,1 % 3,6 % 0,5 % 3,4 %

-1,4 % 4,2 % 1,4 % 5,3 % 3,0 % 5,6 % 4,7 % 4,5 % 6,9 % -0,9 % -6,7 % 3,6 % 0,4 % 4,0 % 26,2 % 6,5 %

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG

1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group

1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at

Aktienanteil

Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 31.12.16 Kurs 29.09.17

Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €

16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €

17,19 € 16,79 € 15,98 € 11,33 €

17,71 € 17,51 € 16,84 € 12,03 €

17,73 € 17,71 € 17,20 € 12,38 €

A 25 A 50 A 75 A 100

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €

11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €

11,73 € 10,63 € 9,95 € 8,51 €

12,07 € 11,08 € 10,46 € 9,03 €

12,08 € 11,20 € 10,69 € 9,30 €

PORTFOLIO

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2014

2015

2016

1.1.-30.9.

Ø SEIT START (P.A.)

8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 %

0,5 % 0,9 % 6,8 % -2,4 % 0,6 %

3,1 % 3,3 % 7,1 % -3,8 % 1,3 %

3,9 % 6,1 % 2,4 % 9,7 % 4,6 %

UNITED FUNDS OF SUCCESS

WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds

2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend

3,9 % 3,7 % 4,8 % 1,3 % 5,1 %

(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

71


versicherung ° Pensionsvorsorge

„Gesunde Mischung“ gefragt Können wir uns einen bequemen Lebensabend leisten oder müssen wir ihn vielleicht doch in Armut verbringen? Die demografische Entwicklung lässt diese bange Frage immer größer werden. Auch wenn Panikmache fehl am Platz ist, sollte man nach tragfähigen Zukunftslösungen Ausschau halten. Experten fordern die Forcierung eines „kombinierten Systems“. Harald Kolerus

A

usbildungszeiten dauern länger, die Bevölkerung wird älter und die Geburtenraten fallen schwach aus. All diese Fakten sind bekannt und führen zu einem Schluss, der schon lange kein Geheimnis mehr ist: Das staatliche Pensionssystem ist einer harten Zerreißprobe ausgesetzt – so lautet die unangenehme Wahrheit. Doch welche Lösungsansätze bieten sich an? Viele Experten raten dazu, das traditionelle Umlageverfahren stärker mit Varianten der Kapitaldeckung zu kombinieren, als das heute in Österreich der Fall ist.

Konzept für ein integriertes Drei-SäulenZukunftsmodell fernab von ideologischen Debatten zu erarbeiten“, erklärt Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen und Generaldirektor der VBV-Gruppe, im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung der ARGE Zusatzpensionen (sie umfasst den Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs – VVO –, den Fachverband der Pensions­ kassen, die Plattform der betrieblichen ­Vorsorgekassen und die Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften).

Abseits der Ideologie „In Sachen Pensionssystem herrscht Handlungsbedarf für die Politik. Seitens unserer nächsten Bundesregierung, aber auch bei alle anderen Politikern und Sozialpartnern ist der politische Wille gefragt, ein

Kollektive Lösungen Welche konkreten Pläne hat nun Za­ kostelsky parat, um für eine Stärkung ­unserer Renten zu sorgen? Eine seiner zentralen Forderungen lautet schon seit Längerem: „Es wäre durchaus sinnvoll, würden

Lohnquote in Prozent des BIP Deutschland

USA

Österreich

die Sozialpartner Vereinbarungen über Zusatzpensionen in allen Kollektivverträgen vorsehen. Firmenpensionen sind in Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern eine gute ergänzende Op­ tion, weil sie weniger Abgaben bewirken als Gehaltserhöhungen. Unser Ziel lautet jedenfalls: Der Anteil der Firmenpension-Berechtigten soll auf bis zu 50 Prozent klettern, dabei soll eben die vermehrte Verankerung in Kollektivverträgen beitragen. Derzeit haben 69 von 859 Kollektivverträgen entsprechende Regelungen“, zeigt der Experte bestehendes Potenzial im Bereich der „zweiten Säule“, also betriebliche Pen­ sionslösungen, auf. Die „dritte Säule“, private Vorsorgemöglichkeiten, umfasst wiederum ein weites Feld und reicht vom Sparbuch als einfachster Variante bis zu ausgeklügelteren Kozepten wie fondsgebundenen

Fehlende dynamik bei den Löhnen Frankreich

Japan

78 76 74 72 70 68 66 64 62 60 58

1,5

Arbeitslosigkeit 1

1,0 0,5 0 -0,5 -1,0

Löhne 2 2009

2011

2013

2015

2017

1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016

1 Index der aggregierten, standardisierten Arbeitslosenquoten für Euro-Land, USA, Japan und Großbritannien

Arbeitseinkommen nehmen als gesamtwirtschaftlicher Faktor an Bedeutung ab – schlecht für klassische Pensionssysteme. Quelle: EU-Kommission

72 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

2 Index der aggregierten, standardisierten Zuwachsraten der Löhne in der Industrie in Euro-Land, USA, Japan

und Großbritannien

Die Arbeitslosigkeit in den Industrienationen fällt, die Löhne – als Basis für die Rentenfinanzierung – ziehen aber nicht wirklich an. Quelle: Standard Life Investments, WirtschaftsWoche 15.9.2017

creditS: beigestellt, Archiv

-1,5


°

Pensionsvorsorge   versicherung

„Wir müssen ohne Scheuklappen über die Zukunft des Pensionssystems sprechen“ Andreas Zakostelsky, VBV

Lebensversicherungen, wo man immer intelligentere Produkte entstehen sieht. Allerdings, der Zuspruch zu den Säulen zwei und drei ist im internationalen Vergleich in der Alpenrepublik eher bescheiden. Ein Manko, wie viele Experten meinen. Stargast in Wien So auch Bert Rürup, einer der renommiertesten deutschen Wirtschaftswissenschafter und Rentenexperten, der bei der

ARGE-Gesprächsrunde in Wien ebenfalls zu Gast war. Er sprach sich klar für ein Alterssicherungssystem aus, das aus einer „gesunden Mischung“ besteht. Dabei wollte der Experte das Umlageverfahren keinesfalls schlechtreden und hatte auch Lob für dessen Realisierung in der Alpenrepublik parat (siehe Interview unten). Er meinte aber unter anderem mit Verweis auf britische Studien: „Unter Gesichtspunkten der Risikostreuung sind Alterssicherungs­

systemen, die aus einer Kombination von umlagefinanzierten und kapitalgedeckten Pensionen bestehen, der Vorzug vor monisti­schen Varianten zu geben. Selbst wenn Risiken auch hier nicht auszuschließen sind, weil es ein absolut sicheres Pen­ sionssystem gar nicht geben kann.“ Potenzial vorhanden In Bezug auf die Kapitaldeckung als Unterstützung des Umlageverfahrens sieht der

interview ° Bert Rürup,  pensionsexperte

GELD ° Sie haben bereits Ende der

1990er-Jahre Vorschläge zu einer Pensions­reform an die heimische Regierung, damals unter Kanzler Viktor Klima, erteilt. Wie gut oder schlecht ist die Rentenabsicherung heute geregelt.

Bert Rürup: In Österreich hat es seit­ her viele Pensionsreformen gegeben, sodass eine gewisse Unübersichtlichkeit entstanden ist. Das österreichische System gilt – nicht zuletzt im Vergleich mit Deutschland – als generös. Man sollte dabei aber nicht verges­ sen, dass es zu ganz deutlichen Kürzungen gekommen ist, betroffen sind die Menschen, die in den 90ern und später geboren wurden. Österreich verfügt alles in allem jedenfalls über ein sehr gutes System, allerdings er­ scheint mir das Thema Pensionen hier viel zu ideologisch besetzt. So wird das kapital­ gedeckte Verfahren sehr kritisch gesehen. Das ist schade und verdeckt einen objektiven

Blickwinkel, denn eine Ergänzung des Um­ lageverfahrens durch Kapitaldeckung wäre durchaus sinnvoll. Ich spreche mich also für eine Stärkung der zweiten und dritten Säule aus. Es müsste endlich klar erkannt werden: Es geht um keinen Konflikt, sondern um eine Kooperation der Systeme. Welche Vorteile bietet die Kapitaldeckung?

Zunächst möchte ich festhalten, dass es „die sichere Rente“ gar nicht gibt. Denn alle Pen­ sionsansprüche, ob umlagefinanziert oder kapitalgedeckt, müssen aus der zukünf­ tigen Wertschöpfung finanziert werden, und die Zukunft ist immer mit Unsicher­ heiten behaftet. Aber kommen wir zu den Vorteilen der Kapitaldeckung: Sie sind auf­ grund ihrer internationalen Ausrichtung und Risikostreuung stärker gegen nationale demografische Entwicklungen immunisiert als das Umlageverfahren. Auch darf man

das „achte Welt­ wunder“ nicht vergessen, nämlich den Zinseszins­ effekt: Je früher man anfängt vorzusorgen, umso besser. Aber auch hier bestehen Risiken, außerdem ist das gegenwärtige Zinsniveau ja äußerst bescheiden...

Wenn die Zinsen niedrig sind, steigen dafür andere Kapitaleinkommen, denken Sie nur an die Entwicklung der Börsen. Natürlich ist die Kapitalmarktdeckung mit Finanz­ markt- und Wechselkursrisiken behaftet – als beste Variante hat sich eine Mischform aus Umlageverfahren und Kapitaldeckung herausgestellt.

oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 73


versicherung ° Pensionsvorsorge

Lohnquote fällt In diesem Zusammenhang wies der Wirtschaftsprofessor auf ein Phänomen hin, das – im Gegensatz zur steigenden Langlebigkeit der Bevölkerung – in der breiten Öffentlichkeit kaum diskutiert wird: Das klassische Rentensystem wird aus Abgaben auf Arbeitseinkommen finanziert – aber diese befinden sich in modernen Wirt-

schaftssystemen sozusagen am absteigenden Ast. Das klingt vielleicht provokant, lässt sich aber leicht mit einem Blick auf die Lohnquote belegen, die den Anteil des Arbeitnehmerentgeltes am gesamten Volkseinkommen darstellt. In Österreich lag diese Quote Anfang der 1980er-Jahre noch bei über 70 Prozent des BIP, heute ist dieser Anteil auf rund 65 Prozent gefallen. Ähnliche Entwicklungen lassen sich in anderen hochentwickelten Ländern wie Deutschland, Frankreich oder den Vereinigten Staaten erkennen. Besonders krass ist das Beispiel Japans: Hier ist die Lohnquote im gleichen Zeitraum von 76 auf 62 Prozent gefallen. Das bedeutet im Gegenzug nichts anderes, als dass Kapitaleinkommen in den letzten Jahren wesentlich an Bedeutung gewonnen haben. Deshalb sei der Schritt laut Rürup und anderen Experten logisch, dass Menschen den wachsenden Kapitalmarkt für die Pensionsvorsorge nützen sollten. Böse Börse? „Wobei man natürlich von der Vorstellung wegkommen muss, dass hier das Vermögen des kleinen Mannes an der Börse verspielt wird! Ideologische Grenzen sind zu überwinden“, so Rürup. Von einem notwendigen Systemumbruch wollten die Diskusionsteilnehmer also nicht sprechen, es

entwicklung der pensionsbeiträge in prozent des bruttolohns Basismodell

Variante 1 (Antrittsalter 65 ab 2020)

Variante 2 (Antrittsalter steigt um 3 Monate pro Jahr)

40% 36,71%

Beitragsrate

35%

31,82%

30% 25%

21,62%

20% 15% 2060

2055

2050

2045

2040

2035

2030

2025

2020

2015

2012

10%

Wenn Österreicher später in Pension gehen, wird das Rentensystem entlastet. Schweden könnte als Vorbild dienen. Quelle: Agenda Austria

74 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

„Ich bin ein Fan der ­ersten Säule, Anpassungen sind aber notwendig“ Manfred Rapf, VVO

herrsche aber, wie es so schön heißt, Handlungsbedarf. So rechnet Rürup damit, dass das Pensionsniveau in Österreich um rund ein Drittel sinken wird – und das ohne weitere verschärfende Maßnahmen. Abschlusssatz des Ökonomen: „Wir müssen uns nach weiteren Möglichkeiten umschauen. Das Mischsystem erscheint mir als die beste ­Variante.“ Länger arbeiten Eine Alternative oder besser gesagt ­weitere Ergänzung wurde im Rahmen der ARGE-Veranstaltung (wohl aus Zeitgründen) eher nur am Rande gestreift: Die Möglichkeit, länger zu arbeiten. So hat der Thinktank Agenda Austria folgende Berechnung angestellt: „Gibt es in Österreich bis 2020 ein faktisches Antrittsalter von 65 Jahren, wäre das Pensionssystem bis 2030 stabilisiert. Danach klettern die Pensionsbeiträge von 22,8 auf über 31 Prozent des Bruttolohns. Oder die Durchschnittspen­ sion fällt real um ein Viertel, respektive der Zuschuss aus dem Budget steigt auf mehr als das Doppelte.“ Also kein allzu befriedigendes Szenario. Aber vielleicht zeigen ja andere europäische Staaten vor, wie es besser gehen könnte. Bei Agenda Austria heißt es: „Steigt das Pensionsalter jährlich mit der Lebenserwartung wie in Schweden, bleibt das Verhältnis zwischen Pensionisten und Aktiven nahezu konstant. Die Pensionsbeiträge steigen zwar zunächst noch an, fallen aber langfristig auf das heutige Niveau. Oder die Durchschnittspension fällt bis zu neun Prozent und steigt 2060 wieder auf das aktuelle Niveau. Der Zuschuss aus dem Budget steigt zunächst ebenfalls an, sinkt aber wieder auf das heutige Niveau.“ Der langen Berechnungen kurzer Sinn laut den

credit: beigestellt/Archiv

Rentenexperte in Österreich jedenfalls noch einen deutlichen Nachholbedarf: „Im Durchschnitt aller Industriestaaten beläuft sich nach Angaben der OECD der Anteil der kapitalgedeckten Alterseinkommen auf 17 Prozent. In Österreich liegt dieser Prozentsatz bei 3,5 Prozent.“ Dem konnte Manfred Rapf, Sektion Lebensversicherung VVO, nur zustimmen: „Österreich ist Schlusslicht in Europa, was die ergänzende Kapitalvorsorge betrifft. Dabei bin ich ein Fan der ersten Säule in Österreich, aufgrund der demografischen Entwicklung sind Anpassungen aber notwendig geworden.“ Ebenso wie Rapf betonten auch Zakostelsky und Rürup mehrmals, dass sie das staatliche Umlageverfahren keinesfalls in Frage stellen oder gar ersetzen wollen. „Ein kapitalgedecktes System kann immer nur als Ergänzung, nicht als Ersatz für das Umlageverfahren dienen“, stellte Rürup klar.


Experten: „Allein wenn das Frühpensionsantrittsalter jährlich um drei Monate steigt, können sich die Österreicher auf gleich hohe Pensionen verlassen, ohne dass immer mehr Milliarden aus dem Budget auf Kosten nachkommender Generationen zugeschossen werden müssen.“ Und vielleicht ist die Situation ja sogar heute schon dramatischer als gemeinhin angenommen. Dieser Eindruck kommt notgedrungen auf, wenn man dem Erfahrungsbericht des renommierten Finanzjournalisten Martin Kwauka zuhört. Kurios bis skandalös Kwauka hatte bereits im Februar versucht, über den Hauptverband der Sozialversicherungen zu erfahren, wie hoch die aktuellen Pensionskonto-Guthaben für bestimmte Altersgruppen sind, zum Beispiel für eine durchschnittliche 30-, 40- oder 50-jährige Frau oder einen gleichaltrigen Mann. Außerdem wollte er wissen, wie hoch jeweils die Jahresgutschrift für 2016 für diese Altersgruppen ausfiel. Mit diesen Daten könnte man zumindest bei über 40-jährigen Personen abschätzen, wie hoch die zukünftigen Pensionen im Schnitt im neuen System ausfallen werden und wo Problemzonen absehbar sind. Obwohl der Hauptverband ursprünglich signalisierte, dass er die Zahlen liefern könnte, kam dann von „ganz oben“ eine Absage. Kwauka: „Daraufhin habe ich versucht, die Daten über das Sozialministerium zu bekommen. Auch dort hieß es zuerst, ja, man könne diese Zahlen über den Hauptverband erheben und mir liefern. Kurz vor dem Sommer kam dann doch die Absage. Man ließ am Telefon durchblicken, dass man diese Zahlen im Wahlkampf nicht präsentieren will.“ Starker Tobak also. Als Nächstes veranlasste der Journalist über den Neos-Abgeordneten Gerald Loacker eine parlamentarische Anfrage an den Sozialminister. „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Minister dem Parlament die Auskunft verweigert. Weit gefehlt“, so der erstaunte Kwauka. Alois Stöger antwortete wie folgt: „Die Auswertung der Pensionskontodaten in der gewünschten Form ist derzeit noch nicht möglich. Dennoch möchte ich mitteilen, dass die Verarbeitung und Aufbereitung der Jahresteilgutschrift durch den Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger im Aufbau begriffen ist.“ Mit anderen Worten: Angeblich weiß der Sozialminister frühestens im Laufe des Jahres 2018 oder sogar erst ab 2019, wie hoch die durchschnittlichen Gutschriften am Pensionskonto sind. Kurios: Es kann zwar heute schon jeder einzelne Versicherte individuell sein Konto abfragen. Die Kontonachrichten wurden sogar offiziell verschickt. Aber das Sozialministerium weiß nicht, welche Pensionsverpflichtungen für alle, die ab 1955 geboren sind, insgesamt ­bestehen. Kwauka kopfschütteld: „Das wäre vergleichbar mit einer Bank, die zwar dem Kunden den einzelnen Kontostand bekannt gibt, aber nicht fähig ist, zu sagen, wieviel Kundengeld insgesamt verwaltet wird.“

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www.nuernberger.at Oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 75


versicherung ° Berufsunfähigkeit

Aus dem Job geschleudert Folgenschwere Unfälle sind leider schnell passiert und auch Krankheiten können zur Unterbrechung oder im schlimmsten Fall gleich zur Beendigung der Karriere führen. Wobei Formen der psychischen Belastung ständig steigen. Spezielle Versicherungen schützen vor dem finanziellen Aus – schade, dass diese Möglichkeit in Österreich noch viel zu wenig Beachtung findet. Harald Kolerus ie Statistik spricht eine traurige Sprache: Rund jeder fünfte Österreicher bzw. Österreicherin wird einmal im Leben berufsunfähig. Eine Gefahr, die nach dem Motto „Mich wird es schon nicht erwischen“ oft auf die lange Bank geschoben wird. Was schon fast an grobe Fahrlässigkeit grenzt, könnte man anfügen. Dazu meint Christine Dornaus, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung: „Das Risiko, berufsunfähig zu werden, ist nach wie vor hoch und wird in Österreich noch immer stark unterschätzt.“ Nicht auf Vater Staat verlassen Dazu kommen die hohe Eintrittsbarrieren in die staatliche Invaliditäts- und Berufsunfähigkeitspension (IV-/BU-Pension): Jährlich werden rund zwei Drittel aller Anträge abgelehnt. Das bedeutet: Die Zuerken-

nung einer staatlichen IV- oder BU-Pension ist schwierig und wenn eine Leistung zugesprochen wird, dann ist sie nur sehr gering. „Wer nicht mehr arbeiten kann, muss daher mit deutlichen Einkommensverlusten rechnen. Eine umfassende Absicherung bietet nur eine private BU-Versicherung. Das Vertriebspotenzial für BU-Versicherungen ist groß. Nur rund fünf Prozent aller Erwerbstätigen haben bereits entsprechend vorgesorgt“, so Dornaus. Ähnlich sieht das Martin Sturzlbaum, Chief Insurance Officer im Bereich Leben/Kranken der Generali Versicherung: „Die BU-Versicherung ist derzeit am österreichischen Markt noch deutlich unterrepräsentiert. Die Generali sieht in dieser Sparte noch deutliches Aufholpotenzial.“ Eine finanzielle Vorsorge muss laut dem Experten auch jene Ereignisse berücksichtigen, die eine Ausübung des bisherigen

ursachen für berufsunfähigkeit

Stress und Burnout können einen aus dem Job katapultieren. Quelle: Verein „Meine Vorsorge“

76 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

„Die BU-Versicherung ist am österreichischen Markt deutlich unterrepräsentiert“ Martin Sturzlbaum, Generali

Jobs aufgrund einer schweren Erkrankung oder eines Unfalls unmöglich machen: „Die staatliche Versorgung reicht häufig nicht aus, den bisherigen Lebensstandard vollständig zu decken. Höhere Ausgaben für Therapien oder Medikamente belasten möglicherweise die finanzielle Situation zusätzlich. Der Abschluss einer Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung schafft hier Abhilfe.“ Vorjahr: 15.000 Betroffene Ernst Schneckenleitner, Lebensversiche­ rungsexperte der Allianz Gruppe in Österreich, stößt ins gleiche Horn: „Das Risiko Berufsunfähigkeit wird von Herrn und Frau Österreicher massiv unterschätzt, wie auch eine aktuelle Allianz Studie zeigt: 79 Prozent der Befragten fühlen sich von der Gefahr einer möglichen Berufsunfähigkeit kaum bedroht. Offensichtlich rechnen nur wenige Menschen damit, dass sie von Berufsunfähigkeit persönlich betroffen sein könnten. Doch alleine im vergangenen Jahr sind in Österreich rund 10.000 Männer und 5700 Frauen berufsunfähig geworden.“ Wir bewegen uns also in Dimensionen, die weit über tragische Einzelschicksale hinausgehen: Derzeit beziehen rund 143.000 Menschen in Österreich, die das reguläre Pen­

creditS: beigestellt, Archiv/Lukas Lorenz

D


°

Berufsunfähigkeit   versicherung

sionsalter noch nicht erreicht haben, eine Berufsunfähigkeits- oder Invaliditätspen­ sion. Deren Höhe liegt im Schnitt bei monatlich ca. 1000 Euro – oft nicht genug, um die anfallenden Lebenskosten zu decken. Auto erscheint wichtiger Das Thema einer möglichen Berufsunfähigkeit im Rahmen der privaten Vorsorge berücksichtigt dennoch nur ein knappes Drittel – trotz geringem Vertrauen in die staatliche Hilfe im Fall des Falles (nur 15 Prozent der Berufstätigen fühlen sich durch Pflichtversicherungen ausreichend gegen finanzielle Engpässe bei Berufsunfähigkeit abgesichert, bei den Selbstständigen und Freiberuflern gar nur neun Prozent). Schneckenleitner: „Es ist paradox: Für sein Kfz schließt etwa jeder zweite Österreicher eine Kaskoversicherung ab, aber ihre eigene Arbeitskraft haben nur sehr wenige abgesichert.“ Warum sind die Österreicher aber

nun solche BU-Muffel? Klaus Pekarek, Vorstand für den Bankenvertrieb von Uniqa Österreich, ortet zwei Gründe dafür: „Das liegt daran, dass das Produkt komplex ist und die Prämie im Verhältnis zu einer Unfallversicherung relativ teuer.“ – Letztere greift aber auch nur bei Unfällen, nicht bei Krankheiten. So kostet die BU-Absicherung für eine Büroangestellte im Alter von 35 Jahren, die im Fall der Fälle 1500 Euro von der Versicherung monatlich erhalten will, rund 46 Euro pro Monat. Die Prämie hängt dabei einerseits vom Beruf ab, den der Versicherungsnehmer ausübt, andererseits von der monatlichen Rente, die man im Schadensfall erhalten möchte. Bevor man die Polizze abschließt, empfiehlt es sich also zu ermitteln, welche monatlichen fixen sowie variablen Kosten anfallen, wenn man plötzlich nicht mehr arbeiten kann. „Mit der privaten Vorsorge sollte das Delta zwischen der staatlichen Pension und den tatsäch-

° so viel kostet bu-schutz Jung beginnen. Wie viel man für eine BUVersicherung ausgeben muss, hängt von vielen Faktoren ab. Dazu zählen die Art (Gefährlichkeitsgrad) der Tätigkeit, das Alter des Versicherungsnehmers und selbstverständlich die Höhe der möglichen Rente im Schadensfall. Für junge Menschen um die 30 Jahre ist eine monatliche Auszahlung von 500 Euro schon ab einer Prämienzahlung von knapp 20 Euro pro Monat möglich. Bei einer Auszahlung von sagen wir 1500 Euro und steigendem Alter klettert auch die Prämie und könnte für eine 35-jährige Angestellte bei ca. 45 Euro zu liegen kommen.

interview ° Gerfried Karner, Geschäftsführer der Continentale Assekuranz Service GmbH GELD ° Wird die Gefahr der Berufsunfähig­

keit (BU) in Österreich noch immer ­unterschätzt?

Gerfried Karner: Das Risiko wird massiv unterschätzt. Unsere Continentale BU-Studie zeigt: Die meisten kennen die Ursachen für BU nicht. Sie wissen nicht, dass sie Junge wie Ältere treffen kann. Sie halten eine Unfallversicherung oder Immobilien für eine geeignete Maßnahme, für BU vorzusorgen. Dabei ist private BU-Vorsorge dringlicher denn je: Seit 2014 wird allen ab 1964 Geborenen nur unter äußerst verschärften Bedingungen eine gesetzliche BU-Rente zuerkannt.

Nicht umsonst gehören wir zu den Marktführern in dieser Sparte. Trotzdem gibt es noch einiges zu tun: Angesichts der weit verbreiteten Uninformiertheit müssen Versicherer wie Vermittler weiter aufklären. Für welche Personen-, Berufs- und Alters­ gruppen sind BU-Versicherungen besonders empfehlenswert?

Für jeden, auch für Hausfrauen, Studenten, Lehrlinge und auch schon Schüler. Leider wissen viele gar nicht, dass diese Gruppen schon für BU vorsorgen können. Je früher sie abgeschlossen wird, desto besser und günstiger ist sie.

Welches Potenzial steckt in der BU-Versiche­

Welche Produkte aus Ihrem Haus können Sie

rung für die Continentale?

unseren Lesern besonders ans Herz legen

Wir sehen noch sehr großes Potenzial. Die Continentale hat vor mehr als 20 Jahren die BU-Vorsorge nach Österreich gebracht.

– und worauf sollten Kunden vor Abschluss prinzipiell achten?

Nennen möchte ich die Continentale Pre­

miumBU. Sie ist ein starkes Produkt zu güns­ tigen und stabilen Beiträgen, mit hoher Flexibilität und vorbildlichem Service. Für junge Leute bietet die PremiumBU Start vollen Schutz zu bezahlbaren Startbeiträgen. Kunden sollten auf ausgezeichnete Bedingungen achten, aber auch auf Kriterien wie Stabilität, Verlässlichkeit und kompetenten Service. So sind die eingangs kalkulierten Prämien für die BU-Tarife bei uns seit mehr als 60 Jahren stabil. Auf die Continentale können sich die Versicherten verlassen. Mit unseren Serviceversprechen für den Leistungsfall sagen wir ihnen dies schriftlich zu.

Oktober 2017 – GELD-MAGAZIN ° 77


versicherung ° Berufsunfähigkeit

„Das Risiko, berufsunfähig zu werden, ist hoch und wird nach wie vor unterschätzt“ Christine Dornaus, Wiener Städtische

die Situation, auf eine andere berufliche ­Tätigkeit verwiesen zu werden. Nach Vorliegen aller erforderlichen Unterlagen erfolgt die Leistungsprüfung durch uns ­raschest und unbürokratisch. Vorzulegen sind dabei insbesondere medizinische Unterlagen, die die BU belegen. Ob detailliertere Informa­t ionen notwendig sind, Schnelle Abwicklung kann immer nur im jeweiligen Einzelfall beDie Notwendigkeit einer BU-Versiche- urteilt werden. Die Berufsunfähigkeit muss länger als sechs Monate gegeben sein.“ Auch rung liegt also auf der Hand, wobei sowohl Unfälle (siehe Grafik unten) als auch Krank- Schneckenleitner gibt Einsicht in die Praxis: heiten die Berufslaufbahn gefährden kön- „Für Leistungen aufgrund eines langen nen. Im letztgenannten Bereich sind vor Krankenstandes werden die entsprechenden Krankschreibungsunterlagen benötigt. Für allem psychische Leiden (Grafik Seite 76) auf dem Vormarsch. Was uns zu einem die Prüfung der Berufsunfähigkeit sind Unwichtigen Punkt führt: Wie wird der „Versi- terlagen zum zuletzt ausgeübten Beruf, mecherungsfall“ überhaupt festgestellt? Also dizinische Befunde und eventuell vorhanwie beweist der Versicherungsnehmer seine dene Gutachten notwendig. Abhängig daBerufsunfähigkeit und steht hier vielleicht von, wie eindeutig damit der Fall beurteilt ein bürokratischer Spießrutenlauf bevor? werden kann, sind weitere Erhebungen notDarauf antwortet Dornaus von der Wiener wendig – Gutachten, Befunde, Interviews. Städtischen: „Wir als privater Anbieter kön- Im Mittel dauert die Bearbeitung eines nen – im Gegensatz zur staatlichen Berufs- Falles zwei bis drei Monate.“ Sturzlbaum unfähigkeits- und Invaliditätsrente – büro- von der Generali berichtet ebenfalls von kratische Hürden und lange Formaliter ver- schneller Abwicklung: „In den Versichemeiden. Außerdem kommt die versicherte rungsbedingungen ist festgelegt, welche Person bei uns selbstverständlich nicht in Unterlagen bei der Beantragung einer Leis­ tung erforderlich sind. Zumeist handelt es sich dabei um eine Darstellung zum die zehn gefährlichsten sportarten Eintritt der BerufsunfähigFußball 32% keit, ärztliche Berichte oder Alpinskifahren 26% Atteste, Angaben zum BeRadfahren 8% 5% Sonstige Ballsportarten ruf der versicherten Person 4% Laufen & Joggen und eventuelle Berichte von 3% Reiten pflegenden Personen bzw. 3% Snowboardfahren 2% Tennis & Squash Einrichtungen. Die Ent2% Wandern & Bergsteigen scheidung, ob eine Leistung 2% Eishockey übernommen wird, erfolgt Die Unfallhäufigkeit ist beim „Kicken“ am höchsten. so rasch wie möglich, späQuelle: Uniqa

78 ° GELD-MAGAZIN – oktober 2017

„Paradox: Kfz werden in Öster­ reich oft ­besser abgesichert als die eigene Arbeitskraft“ Ernst Schneckenleitner, Generali

testens vier Wochen nach Vorliegen aller erforderlichen Unterlagen. Im Schnitt wird die entsprechende Entscheidung binnen zwei Wochen getroffen.“ Leistbarer Schutz So weit, so gut. Aber natürlich stellt sich für jeden Versicherungsnehmer die Frage des Preises. Sturzlbaum führt dazu aus: „Im Leistungsumfang wird grundsätzlich zwischen einer Erwerbs- und einer BU-Versicherung unterschieden. Die Erwerbsunfähigkeitsvorsorge dient als Basisvorsorge und ist vor allem in handwerklichen Berufen interessant. Für die Erwerbsunfähigkeit ist ausschlaggebend, ob generell eine Erwerbstätigkeit von mindestens drei Stunden täglich ausgeübt werden kann. Die umfassendere BU-Versicherung hingegen bietet eine Leistung, wenn der ausgeübte Beruf für mindestens sechs Monate nicht ausgeübt werden kann und die Berufsunfähigkeit zumindest 50 Prozent beträgt.“ Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung bei der Generali für einen 20-jährigen Elektriker bis zum Pensionsantritt mit 65 Jahren und einer Erwerbsunfähigkeits-Pensionsleistung von 500 Euro monatlich beträgt beispielsweise 19,44 Euro pro Monat inklusive Bonus (29,7 Euro exklusive Bonus). Die BU-Versicherung mit denselben Eckdaten beläuft sich auf 32,97 Euro inklusive Bonus (50,37 Euro ohne Bonus). „Die Entscheidung hängt damit vom gewünschten Leistungsumfang und den finanziellen Gegebenheiten ab“, so Sturzlbaum. Für die Wiener Städtische nennt Dornaus als Beispiel den BU-Schutz „Work-Life-Airbag“: „Dadurch ist der Kunde umfassend gegen das Berufsunfähigkeitsrisiko abgesichert. Sprich, wir zahlen die monatliche Rente, wenn die versicherte

creditS: Archiv/Petra Spiola, beigestellt

lichen monatlichen Ausgaben geschlossen werden können. Eine BU-Polizze zahlt die monatlich vereinbarte Rente bis zum Versicherungsende, maximal dem 67. Lebensjahr, aus. Als Faustregel gilt: Je früher man eine BU-Polizze abschließt, desto günstiger ist sie“, so Peter Eichler, Personenversicherungsvorstand Uniqa Österreich. Auch Schneckenleitner von der Allianz empfiehlt, die Absicherung in jungen Jahren, bereits mit dem Einstieg ins Berufsleben, zu beginnen: „Wir setzen kontinuierlich auf das Thema und sehen, dass immer mehr Beraterinnen und Berater ihre Kunden absichern. Die Durchdringung steigt und das zeigt uns, dass dieses Thema richtig ist und von Kundinnen und Kunden angenommen wird.“


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Berufsunfähigkeit   versicherung

„Zu bedenken: Je früher man eine BU-Polizze abschließt, desto günstiger fällt sie aus“ Peter Eichler, Uniqa

Person nicht mehr zu mindestens 50 Prozent in der Lage ist, ihrem zuletzt ausgeübten Beruf nachzugehen.“ Hier beträgt für einen Buchhalter, 40 Jahre alt, die Prämie 43,4 Euro, wenn man von einer BU-Rente von 750 Euro monatlich bis zum 65. Lebensjahr ausgeht. Weiteres Beispiel: Werkzeugschlosser, 30 Jahre, 500 Euro BU-Rente bis zum 65. Lebensjahr; Prämie 42,4 Euro. Die Existenzschutzversicherung „Multi Protect“, ebenfalls von der Wiener Städ-

tischen, bietet wiederum Schutz bei schweren Krankheiten, Verlust von Grundfähigkeiten und Pflegebedürftigkeit (unabhängig von der Berufsausübung). KostenLeistungs-Verhältnis, Beispiel eins: 40 Jahre, 750 Euro Rente, Prämie 33,7 Euro. Beispiel zwei: 30 Jahre, 500 Euro Rente, Prämie 18,9 Euro. Fassen wir also zusammen: BUVersicherungen sind leistbar, vor allem wenn man den umfassenden Schutz und die Absicherung eines existenzbedrohenden Risikos bedenkt. Das eröffnet Pozenzial für die Versicherungswirtschaft, wie etwa ­Gerfried Karner, Geschäftsführer der Continentale, im Gespräch mit dem GELD-­ Magazin bestätigt. Er weist im Interview (Seite 77) auch auf notwendige Informations- und Aufklärungsarbeit in diesem Themengebiet hin. Das wird von allen anderen Experten bestätigt, so meint Sturzlbaum: „Bei der BU besteht die Herausforde-

rung vor allem darin, das Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen, dass nur eine private BU-Versicherung Berufsunfähigkeit nach einer Krankheit oder einem Unfall deckt. Sie ergänzt damit die staatlichen Leistungen aus der Sozialversicherung, die einen gegenüber den privaten BU-Deckungen deutlich eingeschränkteren Leistungsumfang aufweisen. Die private BU-Versicherung gleicht die finanziellen Lücken aus und mildert damit im Fall der Fälle zumindest die finanziellen Sorgen.“ Dass der Markt interessant ist, wird auch durch neue Produkte unter Beweis gestellt. So etwa die Fondsgebundene Lebensversicherung 08/16 der Nürnberger. Hier genießt man die Flexibilität einer modernen Sparform und die Steuervorteile einer Lebensversicherung. Gleichzeitig erfolgt eine Absicherung bei BU und Pflege– durchaus innovativ.

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ImmobilienPanorama Mietvertragsgebühr

Preise für Einfamilienhäuser ziehen weiter an

Abschaffung. „Aus für die Mietvertrags­

Verkäufe gehen zurück. In Öster­reich

gebühr bei Mietverträgen von Wohnungen“, war das überraschende Ergebnis des Finanzaus­ schusses im Parlament von Anfang Oktober. Die SPÖ nahm eine Initiative der FPÖ an, die NEOS gingen mit. Gabriele Tamandl und Werner Groiß (beide ÖVP) stimmten nicht zu. Tamandl wollte keine budgetrelevanten Beschlüsse im Vorfeld der Nationalratswahl fällen, Groiß empfand den Gesetzesentwurf aber für nicht ausgereift und wies darauf hin, dass dies nicht für die gewerb­ liche Nutzung gelte. Das Gebührengesetz sieht derzeit bei Abschluss eines Mietvertrags eine Mietvertragsgebühr vor, die üblicherweise auf den Mieter überwälzt wird. Um der Belastung für WohnungsmieterInnen ei­ nen Riegel vorzuschieben, wird nun die Gebühr gestrichen und damit neue MieterInnen, die sich ohnehin in einer finanziell angespannten Situation befinden, entlastet.

wurden im ersten Halbjahr 4936 Einfamilien­ häuser verkauft – um 5,9 Prozent weniger als in der ersten Vorjahreshälfte. Das geht aus ver­ öffentlichten Grundbuch-Auswertungen des Maklerverbunds Remax hervor. Der Gesamtwert der Transaktionen ist hingegen um 6,8 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro gestiegen. Der Preis pro Einfamilienhaus lag bei rund 223.000 Euro und damit um 9,4 Prozent höher als im ersten Halbjahr 2016. „Dieser Preisanstieg innerhalb eines Jahres ist für Einfamilienhäuser untypisch und vor allem in der aktuellen Marktsituation begründet“, sagte der Geschäftsführer von Re­ max Austria, Bernhard Reifersdorfer. Wegen der niedrigen Kreditzinsen steht eine überdurch­ schnittlich hohe Nachfrage einem rückläufigen Angebot gegenüber. Regional gesehen ist Niederösterreich mit einem Anteil von 31,7 Prozent der Transaktio­nen der

wichtigste Markt für Einfamilienhäuser. Dabei sind die Preisunterschiede enorm: „Mittlerwei­ le erhält man für ein Einfamilienhaus im Bezirk Mödling acht Einfamilienhäuser im Bezirk Waid­ hofen/Thaya“, so Remax-Experte Anton Nenning. Die teuersten Bundesländer sind Wien vor Tirol, Salzburg und Vorarlberg. ­Teuerstes ­Pflaster auf Bezirksebene ist der Bezirk Kitz­bühel, wo für ein Einfamilienhaus im Durchschnitt 1,6 Millionen Euro bezahlt wurden.

Luxusimmobilien – ein lohnendes Geschäft?

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uxusimmobilien in bester Lage werden immer wieder als lukratives Investment für Privatkunden angeboten. Wir sprechen hier von Kaufpreisen jenseits von 8000 Euro pro m² und von Mietpreiserwartungen weit über 20 Euro pro m². Die Nachfrage ist hierbei sehr gering und es besteht die Gefahr, dass der Markt schnell ge­ sättigt ist und Immobilien dieser Art mit dem Vermerk „Forever Yours“ gebrandmarkt wer­ den. Unterm Strich: Dieses Segment ist das mit dem höchsten Risikofaktor im Wohn­ immobilien-Investment-Markt. Warum macht man solche Projekt dann überhaupt? Ganz einfach: Wo es ein hohes Risiko gibt, gibt es auch überdurchschnittlich hohe Gewinne. Der Reiz der Prozente lockt viele Anleger. Die Struktur solcher Investments ist geprägt durch sehr hohe Einkaufspreise für unsanierte Im­

80 ° GELD-MAGAZIN – Oktober 2017

mobilien oder Grundstücke in absoluten TopLagen. Der m²-Preis des möglichen Nutzflä­ chenquadratmeters liegt vor Errichtung be­ reits bei 5000 Euro oder mehr. Weiters sind die Baukosten von etwa 4000 Euro pro m² im Vergleich zum normalen Wohnbau zwar hoch, aber in Relation zu möglichen Verkaufsprei­ sen sehr attraktiv. Wenn man noch die Ne­ benkosten hinzurechnet, ergeben sich Ent­ stehungskosten von rd. 10.000 Euro pro m². Bei Verkaufspreisen von 15.000 Euro/m² oder mehr sind die Gewinnspannen jedoch ­enorm. Im normalen Wohnungsneubau gibt es bei guten Projekten einen Gewinn pro m² von 1000 Euro für den Projektentwickler und Investor. Ein fünfmal höherer Gewinn kann schon die Risikoneigung verzerren. Der Grund für die hohen Verkaufspreise ist das Prinzip des „knappen Gutes“. Man zahlt nicht den

Sachwert, sondern den ­ideellen Wert. Für Kunden im obersten Prozent der vermö­ genden Österreicher ist ein Wohnungskauf­ preis von zwei Mio. Euro oder mehr kein Problem. Kleine Feh­ mario kmenta, ler können aber dazu Geschäftsführer, führen, dass der Ver­ trivium gmbH kaufspreis auf den Sachwert fällt. In dem Fall entstehen hohe Verluste. Der Privatinves­ tor sollte sich dessen bewusst sein und nur einen geringen Teil seines Investmentportfo­ lios in solche Projekte stecken. Dieser geringe Teil kann aber durchaus Spaß machen! mario.kmenta@trivium.at

creditS: beigestellt, Remax

kolumne

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EMPFEHLUNG

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Aktivzeit ist Waldhofzeit

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alzburger Bergwelten, Sonnenstrahlen auf der Haut und die grandiose Kulisse des glasklaren Fuschlsees – die besten Voraussetzungen für einen Aktivurlaub mit unvergesslichen RelaxMomenten.

Die meisten mögen bei Urlaub am See an den Sommer denken, aber gerade in der farbenprächtigsten Jahreszeit, dem Herbst, bietet das Salzkammergut eine Vielfalt wie kaum eine andere Region Österreichs. Am frühen Morgen im taubedeckten Gras auf den Hausberg, den Schober, wandern – belohnt mit dem herrlichen Ausblick auf den Fuschlsee: endlich Urlaub! Durchatmen, den Tag genießen und sich auf das freuen, was noch kommt. „Wir bieten unseren Gästen ganz individuelle Möglichkeiten zur Gestaltung ihrer wertvollsten Zeit des Jahres – egal ob Wandern, Biken, Tennis, Golf oder Laufen –, die Angebote in unserer Region sind schier grenzenlos“, erklärt Hotelier Thomas Ebner. Ein modern ausgestattetes Fitnessstudio im Hotel oder auch besondere Highlights wie Stand up paddling und die Möglichkeit zur Teilnahme an speziellen Laufcamps wird angeboten. Fitnesscoach Conny berät und betreut die Waldhofgäste bei ihren Plänen. Ein besonderer Geheimtipp ist der 12 km lange Rundweg um den Fuschlsee, der teilweise direkt am Wasser angelegt ist. RELAXEN MIT ALLEN SINNEN „Tu deinem Körper Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Das Zitat von Teresa von Avila könnte passender nicht sein.

Wellness vom Feinsten, kombiniert mit feinster Genießer-Kulinarik, sind das perfekte Pendant für Sportler. Wie schön, dass beides selbstverständlich ist – hier im Ebner’s Waldhof am See. Der 4000 m2 große Waldhof SPA lädt seine Gäste mit verschiedensten Saunen, Dampfbad und einer Solegrotte zum „Ankommen und Loslassen“ ein. Düfte wie Lavendel oder Minze aus der hauseigenen Kräuterküche verstärken den Wohlfühleffekt. Alpine Wellness mit heimischen Zutaten und Gewürzen wird auch in der speziellen Vitalküche im Ebner’s Waldhof am See groß geschrieben. „Gesundheit von innen ist der Gedanke, an dieser besonders schonenden

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OKTOBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

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BUCHTIPPS

NEUERSCHEINUNGEN & PFLICHTLEKTÜRE UNCLE SAMS SÜNDEN. Der Journalist

Coase / Wang.Verlag: Schäffer Poeschl. 301 Seiten. ISBN: 978-3-7910-3266-5

LAND DER WIDERSPRÜCHE. Am Reich der Mitte scheiden sich die Geister. Die einen sind davon überzeugt, dass der Aufstieg Chinas an die unangefochtene wirtschaftliche sowie politische Weltspitze nicht mehr aufzuhalten und nur mehr eine Frage der Zeit sei. Die anderen glauben wiederum, dass viele Stolpersteine den asiatischen Riesen ins Straucheln bringen könnten und dass China letztlich über sich selbst stolpern wird. Einen differenzierten Einblick in die Materie abseits gängiger Klischees geben Ronald Coase (seines Zeichens Wirtschaftsnobelpreisträger) und Ning Wang in „Chinas Kapitalismus“. Neben der Analyse der aktuellen Situation und einem Blick in die Zukunft wird auch der historischen Betrachtung ausführlich Platz geschenkt. Man erfährt hier auch durchaus nicht alltägliche Einschätzungen, so ist etwa zu lesen: „Ein auffallender Wesenszug des Sozialismus ist ironischerweise sowohl dessen Vorzug als auch dessen Verhängnis: sein Antipopulismus.“ Damit ist gemeint: Im Gegensatz zur Demokratie können sich sozialistische Regierungen den Luxus leisten, auf den durchschnittlichen Wähler eben nicht einzugehen und die Interessen der Mehrheit zu ignorieren. Aus westlicher Sicht natürlich ein Unding – dieser „Antipopulismus“ kann die Umsetzung von Wirtschaftsplänen oder Großprojekten aber erheblich beschleunigen. In der Vergangenheit ist das Konzept des real existierenden Sozialismus bekanntlich nicht aufgegangen, wird es China besser machen? Das vorliegende Buch kann zumindest Anhaltspunkte zu dieser Frage liefern. 82 ° GELD-MAGAZIN – OKTOBER 2017

DIE WELTBEHERRSCHER Armin Wertz.Verlag: Westend. 398 Seiten. ISBN: 978-3-86489-088-8

DIE ANATOMIE DER UNGLEICHHEIT Per Molander.Verlag: Westend. 217 Seiten. ISBN: 978-3-86489-184-7

TIEFE GRÄBEN. Ungleichheit hat den Menschen von Beginn seiner Existenz an begleitet, ebenso alt ist aber auch das Bemühen, für einen gewissen Ausgleich zu sorgen. Hier setzt das vorliegende Buch an: Gesellschaftliche und finanzielle Ungleichheit ist natürlich – sie ist aber kein Naturgesetz und kann mit den richtigen politischen Maßnahmen überwunden werden, so lässt sich die Grundaussage des Mathematikers und Experten für Verteilungsfragen, Per Molander, prägnant zusammenfassen. Der Autor hält einen solchen gezielten Ausgleich für notwendig, weil sich seiner Ansicht nach die extremen Einkommens- und Besitzunterschiede unserer Zeit nicht annähernd durch (die differierenden) menschliche Fähigkeiten und Arbeitsleistungen erklären lassen. Zu groß sind dazu die Gräben (um nicht zu sagen Schluchten), die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aufgetan haben: So besitzen die 85 reichsten Menschen der Welt ebenso viel wie die ärmere Hälfte der Erdbevölkerung, wobei es sich hier um 3,5 Milliarden Menschen handelt. Aber immerhin haben wir zu Beginn des 20. Jahrhunderts begonnen, uns einem Ideal von Gleichheit (und Gerechtigkeit) anzunähern. Dafür stehen auch „Basics“ wie allgemeines Wahlrecht, Gleichheit vor dem Gesetz, Achtung vor der Integrität des Individuums sowie grundsätzliche materielle Sicherheit. Herauszufinden, warum solche Prinzipien (bei weitem) nicht überall verwirklicht werden und teilweise auch im Westen gefährdet sind, ist ein Aufgabenbereich von Molanders interessantem Buch.

CREDITS: beigestellt

CHINAS KAPITALISMUS

Martin Wertz packt in vorliegendem Werk ein heißes Eisen an: Nämlich militärische und geheimdienstliche Operationen der USA, die sich über die ganze Welt erstrecken und eine lange Tradition aufweisen. Eine sehr lange. Denn schon die Gründung der Vereinigten Staaten und deren spätere Ausdehnung über den nordamerikanischen Kontinent wurde „nur mit der Zerschlagung zahlreicher indianischer Nationen erreicht, deren Herrschaftsgebiete oftmals durchaus der Definition eines Staates entsprachen“, so der kritische Autor. Um sich das Land der Ureinwohner anzueignen, schlossen die USA 800 Verträge mit verschiedenen indianischen Nationen, die seitens der Eindringlinge durchwegs nicht eingehalten worden sind. Mit den Ureinwohnern wurde auch ansonsten nicht zimperlich umgegangen: Von ursprünglich 25 Millionen Indianern waren gerade 250.000 Ende des 19. Jahrhunderts übrig. In dieser Tonart ging es im Laufe der Jahrhunderte munter weiter: Es wurden vor allem in Lateinamerika auf der einen Seite willfährige Diktaturen gestützt und auf der anderen Seite aufmüpfige (auch demokratisch legitimierte) Regierungen gestürzt. Bürgerkriege und Revolten wurden angezettelt, Invasionen geplant und durchgeführt. Auch mit offiziell befreundeten Nationen war der Umgang nicht immer diplomatisch. So meinte Präsident Lyndon B. Johnson einmal zum griechischen Botschafter: „Fuck your parliament and your constitution.“ Die Chronologie der US-Sünden, die hier detailliert wiedergegeben werden, lassen einen mehr als nachdenklich stimmen.


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,,Frauenquoten sind ungerecht.‘‘ WZ 274

,,Frauen in die Chefetagen.‘‘ Hannah G., Wien

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