GELD-Magazin, Dezember 2017 / Jänner 2018

Page 1

Amazon-Gründer Jeff Bezos: Sein spektakulärer Weg zum reichsten Mann der Welt

4profit Verlag GmbH, 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 ° Nr. 03Z035262 M ° Ausgabe 02 12||2017 2017 °° 3,90 3,90Euro Euro

DAS MAGAZIN FÜR WIRTSCHAFT, POLITIK & INVESTMENTPRODUKTE

° Bitcoin & Co: Fantastische Gewinne mit Kryptowährungen ° Anleihen in Gefahr: Experten warnen vor massiven Verlusten

° Aktien-Boom: Welche Regionen und Branchen weiter steigen ° Immobilien: Neue Wohnungen mit herrlichem Ausblick

Finanzpolitik + Volkswirtschaft + Länder- und Branchenanalysen + Banking + Investmentfonds + Aktien + Immobilien + Rohstoffe + Zertifikate + Alternative Investments + Versicherungen


Peter Harold, CEO der HYPO NOE Gruppe

DAS BESTE FÜR IHRE ANLAGEN! WIR SIND FÜR SIE DA.

Diese Marketingmitteilung wurde von der HYPO NOE Gruppe Bank AG, Hypogasse 1, 3100 St. Pölten, erstellt und dient ausschließlich der unverbindlichen Information. Die Produktbeschreibung erfolgt stichwortartig. Irrtum und Druckfehler vorbehalten. Stand 6/2017 Werbung

landesbank@hyponoe.at www.hyponoe.at


° editorial  12/2017 - 01/2018 Das Phänomen Bitcoin

D

as Phänomen der Kryptowährungen wird gerne mit der ­Tulpenmanie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vergli­chen. Sie gilt als erste halbwegs gut dokumentierte Spekula­ tionsblase, nach deren Platzen die Niederlande in eine Rezession schlitterten. Die grundlegende Frage, die sich daraus stellt, ist, bis zu welcher Höhe sind Preise für ein Gut gerechtfertigt und ab wann laufen sie in eine Spekulationsblase? Das gilt nicht nur für Bitcoin & Co, das gilt beispielsweise ebenso für Gold und in Abwandlung auch für Aktien und sogar Anleihen und Immobilien. Genau ­genommen ist das die zentrale Frage, mit der wir uns im GELDMagazin seit 30 Jahren beschäftigen. Jede Spekulationsblase gründet sich auf der Intention, Güter durch geschickten Tausch zu vermehren. Das setzt voraus, dass ir­ gendwer bereit sein wird, mehr dafür zu bezahlen, als ursprünglich dafür aufgewendet werden musste. Der grundlegende Wert eines Gutes lässt sich aus dem Bedarf und den Herstellungskos­ten bzw. im Fall einer Geldanlage aus der erzielbaren Rendite im Verhältnis zum Verlustrisiko erklären. Im Fall des Bitcoin liegen die Herstel­ lungskosten, das Programmieren der Blockchain, bei annähernd null. Als „Wert“ werden dem Bitcoin Zahlungsmitteleigenschaften nachgesagt – ich kenne persönlich aber niemanden, der Bitcoin tat­ sächlich als solches verwendet. Einen Wert ausschließlich aus einer weiteren zentralen Eigenschaft der Bitcoin, nämlich der begrenzten Verfügbarkeit abzuleiten, ist schlicht naiv.

Mario Franzin, Chefredakteur GELD-Magazin

Damit muss man feststellen, dass Bitcoin zwar eine – im wahrsten Sinne des Wortes – fantastische Entwicklung ist und so mancher Spekulant damit reich wurde. Man sollte aber tunlichst vermeiden, die Preissteigerungen der Kryptowährungen gedank­ lich zu extrapolieren, zumal die begrenzte Verfügbarkeit durch die steigende Anzahl an Kryptowährungen konterkariert wird. Be­ kanntlich beißen immer den Letzten die Hunde. Lesen Sie daher das GELD-Magazin und denken Sie nicht einmal im Traum daran, Bitcoin als zentrale Geldanlage einzusetzen.

º Medieneigentümer 4profit Verlag GmbH º Medieneigentümer-, Herausgeber- und Redaktionsadresse 1010 Wien, Rotenturmstraße 12 T: +43/1/997 17 97-0, F.: DW-97, E: office@geld-magazin.at º Herausgeber 4profit Verlag GmbH º GeschäftsführUNG Mario Franzin, Snezzana Jovic  º Chefredakteur Mario Franzin º Redaktion Mario Franzin, Mag. Harald Kolerus, Michael Kordovsky, Wolfgang Regner, Moritz Schuh º grafische Leitung Noura El-Kordy  º Coverfoto shutterstock.comº Datenanbieter Lipper Thomson Reuters*, software-systems, Morningstar Direct º Verlagsleitung Snezana Jovic º Eventmarketing Ivana Jovic º Projektleitung & verkauf Dr. Anatol Eschelmüller º IT-management Oliver Uhlir º Druck Berger Druck, 3580 Horn, Wiener Straße 80 º Vertrieb Morawa Pressevertrieb, 1140 Wien www.geld-magazin.at Abo-Hotline: +43/1/997 17 97-12 • abo@geld-magazin.at Österreichische

* Weder Lipper noch andere Mitglieder der Reuters-Gruppe oder ihre Datenanbieter haften für Fehler, die den Inhalt betreffen. Performance-Ranglisten verwenden die zur Zeit der Kalkulation verfügbaren Daten. Die Beistellung der Performance-Daten stellt kein Angebot zum Kauf von Anteilen der genannten Fonds dar, noch gilt sie als Kaufempfehlung für Investmentfonds. Für Investoren gilt es zu beachten, dass die vergangenen Performance­werte keine Garantie für zukünftige Ergebnisse darstellen.

ÖAK Auflagenkontrolle


34 Cover-Story

wirtschaft 24 ° PANORAMA. Konjunktur Österreich: Besser

geht’s nicht + Deloitte: Steuertipps zum Jahresende + Staatsbudget: Überschuss erwartet.

banking 26 ° PANORAMA. Top-Bewertung: „Sehr gut“ für Krentschker + Studie: Banken mit Imageschäden.

geldanlage 28 ° Panorama. Lacuna: Fondsmanagement in eigener Hand + Schroders: Neuer Nachhaltigkeits-Fonds.

Brennpunkt 06 ° PANORAMA. Fed: Abschied von Yellen + Neue Regierung: „Wunschzettel“ der Notariatskammer + Indien: „Lichtjahre“ von China entfernt.

08 ° porträt jeff bezos. Der Amazon-Gründer

gilt heute mit 100 Milliarden Dollar als reichster Mensch der Welt. Sein Erfolgsrezept.

30 ° institutional investors congress. Anlageprofis werfen einen Blick auf 2018.

33 ° Interview mit ingo mainert. Der Multi

Asset-Spezialist von AllianzGI zeigt mögliche Gefahren für die Weltkonjunktur auf.

34 ° Ausblick: Anleihen. Die Entwöhnung von der „Droge“ unbegrenzter Liquidität könnte schmerzhaft ausfallen.

38 ° ausblick: regionen. Aktien sollten auch 2018 praktisch rund um den Globus gut laufen.

40 ° Ausblick Europa. Der „Alte Kontinent“ darf trotz politischer Wirren nicht unterschätzt werden.

12 °

42 ° Ausblick österreich. Überraschend gutes

globaler schuldenberg. Nicht 17-251_BNP_Anzeigenstreifen_Geldmagazin_170504_v1.indd 1 nur04.05.17 16:36 Wirtschaftswachstum spricht für die Alpenrepublik.

Staaten, sondern auch viele Privathaushalte stehen tief in der Kreide – eine schlummernde Gefahr für die ­gesamte Weltwirtschaft.

44 ° Ausblick usa. Aktien sind hier schon hoch be-

16 ° big data. Droht durch neue Technologien und

45 ° interview mit peter seilern. Der CEO von

18 ° Bitcoin & Co. Kryptowährungen: Ein gefähr-

46 ° Ausblick emerging markets. Für viele

22 ° finance watch. Kryptowährungen: Weiter im

47 ° interview mit Gergely Majoros. Der

licher Fake oder der neue Mainstream?

Aufwind + Steueroasen: Schwarze Liste veröffentlicht + sentix: Warnung vom Stimmungsindikator.

4 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

S­ eilern IM erklärt, worauf es bei hochspezialisierten Aktien­investments ankommt.

Fondsmanager die Top-Favoriten.

­ apitalmarktexperte bei Carmignac will die Crème de la K Crème der Aktien- und Bond-Märkte abschöpfen.

CrediTS: Shutterstock

die Verknüpfung immenser Datenmengen der Über­ wachungsstaat? China hat diesen Weg eingeschlagen.

wertet, der Aufwärtstrend ist aber intakt.


° Inhalt  12/2017-01/2018 48 ° ausblick: branchen. Anleger sollten die Sektoren-Rotation nicht verpassen.

50 ° Ausblick healthcare. Die GesundheitsBranche profitiert vom Megatrend Überalterung.

51 ° interview mit christian koch. Der

alternative investments 70 ° panorama. CMC Markets: Gewinnsprung + Zertifikateprofis: Die besten Tipps.

71 ° zertifikate-listing. Attraktive Produkte.

Investment-Experte von BB Biotech weiß: „Innovationen treiben die Gewinne.“

72 ° private equity. Warren Buffett als Vorbild.

52 ° Ausblick technologie. Die Warnungen vor einer Blase im Hightech-Segment sind übertrieben.

kurz + Zucker: Versalzene Rechnung + Gold: Kein ­glänzendes Bild.

53 ° Ausblick automobile. Ein Sektor im Um-

76 ° wissen. Warum das „Goldlöckchen-Szenario“

54 ° Ausblick rohstoffe. Vor allem der Erdöl­

77 ° interview mit daniel reisenhofer. Der

bruch: Es wird Gewinner und Verlierer geben.

industrie sollten gute Zeiten bevorstehen.

55 ° interview mit Lutz Engberding. Der Portfoliomanager bei Insight Investment Management zeigt sich überzeugt: „ESG ist kein Modethema.“

aktien 56 ° PANORAMA. Immofinanz: Vergangenheit

a­ ufgearbeitet + FACC: Verträge am laufenden Band + S Immo: Gute Nachrichten aus Ungarn.

57 ° interview mit Ernst Vejdovszky. Der Vorstandsvorsitzende der S Immo AG verrät die Geheimnisse eines perfekten Timings.

58 ° weltbörsen. USA: Stärkstes Wachstum seit

drei Jahren + Europa: Stimmungsaufschwung + China: Konsumenten im Kaufrausch.

60 ° anlagetipps. Ingersoll-Rand: Dividendentitel mit „Burggraben“ + Evonik: Druckreife Bilanz + All for One Steeb: Big Money mit Big Data.

62 ° anlagetipps rückblick. 2017 war ein hervorragender Jahrgang.

64 ° börse wien. Der ATX könnte ein wenig an

Tempo verlieren – wirklich grobe Korrekturen sind aber unwahrscheinlich.

68 ° börse deutschland. Gute Konjunktur als „Rückversicherung“ für die Börsen.

74 ° rohstoff-radar. Erdöl: Opec hält die Zügel

weiterhin märchenhafte Gewinne verspricht.

Gründer von D.R. Vertriebsimpulse erklärt, wie man im Vertrieb Erfolge feiert.

immobilien 78 ° panorama. Immobilien-Crowdfunding +

Wohnkosten in Österreich + Megadeal von Signa Prime Selection + Wiener Immobilienmarkt.

79 ° interview mit Mario Kmenta. Wie der

trivium-Geschäftsführer auch in Zukunft für satte Renditen sorgen will.

80 ° wOHNEN IN wien. Der Bau-Boom hält an. Das GELD-Magazin stellt die interessantesten Projekte vor.

versicherung 84 ° panorama. VIG: Erfreuliche Zahlen + ­ elvetia: Ausgezeichnet + Uniqa: Kampf gegen H ­„Volkskrankheit“ Schlafstörung.

85 ° FLV-Listing. Fondsgebundene Lebensversicherungen im Überblick.

86 ° bündel-versicherungen. Kombinierte Produkte liegen im Trend.

90 ° buchtipps. Eamonn Butler: „Wie wir wurden, was wir sind“ + Walter Rauscher: „Die verzweifelte ­Republik“ + Hannes Leidinger: „Der Untergang der Habsburger Monarchie.“

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 5


brennpunktPanorama Keine Vertreibung aus dem paradies steueroasen. Nach Ansicht verschie-

dener NGOs betreiben Regierungen rund um den Globus bei Unternehmenssteuern weiterhin einen „ruinösen Wettlauf“ nach unten. Europa spiele dabei eine führende Rolle und beschleunige sogar das Tempo. So steht es im von 21europäischen Organisationen getragenen Bericht „Tax Games – the Race to the Bottom: Europas Rolle bei der Unterstützung eines ungerechten globalen Steuersystems“. In Österreich wurde er von VIDC und Attac veröffentlicht. Der durchschnittliche Steuersatz für Unternehmen ist demnach weltweit seit 1980 von rund 40 auf unter 25 Prozent gesunken. Hält dieser globale Trend an, werden die Unternehmenssteuersätze bis 2052 weltweit theoretisch auf null sinken. Zwölf der 19 im Bericht untersuchten europäischen Länder haben ihren Steuersatz für Unternehmen erst kürzlich gesenkt oder planen dies in naher Zukunft. ­Außerdem gehen laut dem Report den Staaten durch Steuerflucht vieler Konzerne rund 500

Milliarden Dollar verloren. „Die Regierungen dürfen nicht nur Lippenbekenntnisse zu den unfairen Steuerpraktiken der Konzerne abgeben, sondern müssen den ruinösen Wettlauf generell beenden“, fordert daher Martina Neuwirth vom VIDC.

Zahlenspiel

4

Milliarden Euro geben Herr und Frau Österreicher heuer für Weihnachtsge-

schenke aus. „Österreich gilt traditionell als Land der Sparer. Doch wenn es um Weihnachten geht, sind sie von Jahr zu Jahr großzügiger und greifen auf ihr Erspartes zurück“, so Thomas Schaufler, Privatkundenvorstand der Erste Bank. Durchschnittlich machen die Österreicher heuer 525 Euro für Weihnachtsgeschenke locker. 2009 waren es nur 364 Euro. Sieben von zehn Personen ziehen für den Kauf der Präsente ihre eigenen Ersparnisse heran. Mit dem Weihnachtsgeld vom Arbeitgeber bezahlen vier von zehn Personen die Geschenke. Kontoüberziehung oder Ratenzahlung meiden sie wiederum tunlichst. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Integral im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen hervor. Übrigens: 17 Prozent der Österreicher besorgen die Weihnachtsgeschenke in der letzten Woche vor dem Festtag. Verstärkt kaufen die 14- bis 29-Jährigen ihre Geschenke in der letzten Minute. Über den StressFaktor gibt die Untersuchung keinen Aufschluss.

Abschied von Yellen

Wünsche an die politik

10,5

Millionen Euro kosten im Durchschnitt große Rückholaktio­

Neue regierung. Die Österreichische

Führungsspitze der US-Notenbank und folgte damit so honorigen Herren wie Alan Greenspan oder Ben Bernanke. Und es besteht kaum Zweifel daran, dass Janet Yellen einen sehr guten Job erledigt hat. In einer Umfrage des Wall Street gaben ihr gleich 60 Prozent der teilnehmenden Volkswirte die Note Eins, 30 Prozent eine Zwei und acht eine Drei. Schade, dass Yellen im Dezember ihre letzte Fed-Sitzung als Präsidentin (inklusive erwarteter, geringfügiger Zinserhöhung) geleitet hat. Ihr Nachfolger steht mit Jerome Powell bereits fest, er soll die Handschrift von Präsident Trump in die Notenbank bringen. Ob das wohl gut geht? Janet Yellen kann die erste Reihe der Zentralbanker jedenfalls „erhobenen Hauptes“ verlassen, wie es Aberdeen-Analyst Luke Bartholomew ausdrückt.

­ otariatskammer hat Empfehlungen zu den N wichtigsten legislativen Themen für die neue Bundesregierung erarbeitet. Die Schaffung der rechtlichen Rahmenbedingungen für die Digitalisierung der GmbH-Gründung und des Verlassenschaftsverfahrens sind dabei zentrale zukunftsgerichtete Vorschläge der Notariatskammer. Unternehmensgründungen sollen rasch und unkompliziert sein und den Gründern die rechtliche Sicherheit bieten, die notwendig ist, damit sich Unternehmer in spe auf den Markteintritt konzentrieren können. Die Notariatskammer empfiehlt weiters zur Ent­lastung der Bürgerinnen und Bürger wie auch der Wirtschaft die ersatzlose Abschaffung des Gebührengesetzes. „Dieses Gesetz, das ursprünglich als ,Papierverbrauchssteuer’ konzipiert wurde, ist in einer digitalen Welt per se anachronistisch. Es ist aufwändig zu admi­ nistrieren, ungerecht und auch unsozial“, so die Meinung der Initiative. Die Abschaffung dieser Steuer sei außerdem leistbar.

6 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

nen. Wobei über 50 Prozent des untersuchten Schadenaufwandes auf nur zehn Rückrufe zurückzuführen sind, so ein Report des Industrieversicherers Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS). Wirft man einen Blick auf die einzelnen Branchen, so war die Automobilindustrie mit 42 Prozent der Schäden am meisten von Rückruf­ aktionen betroffen, vor der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie (18 Prozent) und Haushaltsgeräten (10 Prozent). Auch bezogen auf die Schadenhöhe liegt die Automobilindustrie (71 Prozent) klar an der Spitze, auf Platz zwei rangiert die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie (16 Prozent), der IT-/Elektroniksektor (drei Prozent) landet auf Platz drei. Die Hauptursache für Rückrufe sind – quer über alle Branchen – ein mangelhaftes Produkt oder eine fehlerhafte Ausführung (80 Prozent). Produktverunreinigungen (zwölf Prozent) kommen besonders häufig in der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie vor. Weiteres Studienergebnis: Cyberangriffe und Reputationsschutz könnten als neue Rückrufauslöser an Bedeutung zunehmen.

CrediTS: beigestellt/Archiv, FED, Shutterstock

frauen-power. Sie übernahm 2014 die


indien liegt „Lichtjahre“ hinter China wachsende lücke. Oft wird in Investoren-

kreisen ein Thema besonders heiß diskutiert: Ist Indien das nächste China? Wolfgang ­Fickus, Anlage-Eperte von Comgest, hält diese Frage eher für hypothetisch: „Indien hinkt China um Lichtjahre hinterher. Und die Lücke wächst, statt sich zu schließen. Indien muss weiter in seine Infrastruktur investieren, um die nötigen Voraussetzungen für spürbare Produktivitätssteigerungen zu schaffen. In China hingegen sind Innovationen die wichtigsten Treiber für Anlagechancen“, schreibt er in einem aktuellen Kommentar. Von den vielen Anlagemöglichkeiten in Indien bestehen tatsächlich die meisten bei Unternehmen, deren Tätigkeit darauf beruht, Basisprodukte und Dienstleistungen im Konsum-, Finanz- und Infrastrukturbereich bereitzustellen. Auch die Indien-Strategie von Comgest ruht auf diesen Entwicklungspfeilern des Landes. Wobei Fickus den Subkontinent nicht schlechtreden will: „Pluspunkte für Indien sind seine positive Reformdynamik und Kultur der Unternehmensführung. In den letzten drei Jahren hat sich

Indien im globalen Wettbewerbs Index des Weltwirtschaftsforums um 21 Plätze verbessert. Premierminister Narendra Modi hat daher unseres Erachtens allen Grund, zufrieden auf die erste Hälfte seiner Amtszeit zu blicken.“ Interessant dabei ist, dass die Reformdynamik – paradoxerweise – das Wachstum kurzzeitig erheblich bremst. Hinzu kommen die nach den starken Kursgewinnen nun hohen Bewertungen indischer Aktien. „Für die Indien-Strategie von Comgest verfolgen wir daher einen vorsichtigen Bewertungsansatz, verbunden mit kompromisslosem Fokus auf Qualitätsunternehmen“, erklärt Fickus.

Unfair? „Das

verbliebene negative Erbe der Finanzkrise ist die Vermögensungleichheit, die in allen Teilen der Welt seit 2007 zugenommen hat“, so der Global Wealth Report 2017 der Credit Suisse. Wie die Verfasser des Berichts errechnet haben, startete das oberste Prozent der weltweiten Vermögensbesitzer mit 45,5 Prozent des gesamten Privatvermögens in das neue Jahrtausend, doch mit den Jahren stieg ihr Anteil auf heute 50,1 Prozent. Übrigens kletterte in den letzten zwölf Monaten das weltweite Gesamtvermögen um beachtliche 6,4 Prozent. Das ist der größte Vermögenszuwachs seit 2012 und eines der besten Ergebnisse seit der Finanzkrise. Da zudem das Vermögen stärker gewachsen ist als die Bevölkerung, erreichte das weltweite Durchschnittsvermögen pro Erwachsenem mit 56.540 Dollar ein neues Rekordhoch.

reich – vs. – arm

gefahr der inflation nicht unterschätzen aktives management gefragt. Nach

dem Ausbruch der globalen Finanzkrise haben die Notenbanken die Finanzmärkte und Volkswirtschaften mit expansiven geldpolitischen Maßnahmen gestützt und dabei ihre Bilanzen auf bislang beispiellose Weise aufgebläht. In einem aktuellen Kommentar von Allianz Global Investors heißt es dazu: „Das starke Wachstum der Unternehmensgewinne und die nachlassenden Deflationsängste zeigen, dass die Zentralbanken dabei erfolgreich waren. Eine Rückkehr zur geldpolitischen Normalisierung wird deshalb voraussichtlich in Zeitlupentempo und von Zentralbank zu Zentralbank in unterschiedlich starker Ausprägung erfolgen. Da-

bei dürften die Zinsen noch für längere Zeit insgesamt niedrig bleiben. Investoren sollten daher die finanzielle Repression weiter im Hinterkopf behalten und die Inflation nicht aus den Augen verlieren.“ Die Allianz warnt auch vor möglichen Volatilitätsspitzen 2018. Diese würden Risiken, aber auch Chancen zur Eröffnung bzw. zum Ausbau von Positionen darstellen. Ansonsten meinen die Experten, dass die globale makroökonomische Entwicklung weiterhin recht solide sei, es zeichne sich jedoch ein zunehmend uneinheitliches Wachstum ab. „Regionale Unterschiede dürften sich weiter verstärken. Gleichzeitig erscheinen zahlreiche Assets hoch bewertet. Investoren müssen 2018 demnach selektiver vorgehen. Ihre Erwartungen an aktive Manager werden steigen, da sie nach dynamischeren Möglichkeiten suchen, auf die Performance-Kriterien und die treuhänderischen Pflichten ihrer Manager Einfluss zu nehmen“, so die Allianz.

Unwort des Jahres Negativzinsen. Die Wiener Börse hat zu-

sammen mit der Finanzbranche erstmalig das Börsenunwort des Jahres ermittelt. Befragt wurden rund 1000 Branchenvertreter, unter anderem über Vereinigungen wie ÖVFA, VÖIG oder C.I.R.A. Zum Börsenunwort des Jahres 2017 wurde „Negativzinsen“ gewählt. Der Begriff setzte sich aufgrund der dramatischen Auswirkungen für den österreichischen Sparer an die Spitze des Rankings, gefolgt von „Bitcoin“ und „Trump-Effekt“. „Das Sparschwein musste wegen der Negativzinsen den Gürtel sehr viel enger schnallen“, kommentiert Börsen-CEO Christoph Boschan.

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 7


Brennpunkt ° Portrait Jeff Bezos

Reich, reicher – Bezos Einfach vom Sofa aus ein breites Produktsortiment durchstöbern. Dann genügt ein Mausklick und die ­gewünschte Ware wird unkompliziert frei Haus geliefert. Eigentlich ein bestechend einfaches Konzept, das Jeff Bezos zur Perfektion geführt hat. Der Amazon-Gründer erntet davon saftige Früchte und wurde zum reichsten Mann der Welt gekürt. Ein Blick hinter seine Erfolgsgeschichte. Harald Kolerus n der griechischen Mythologie wurden Amazonen als jene Völker bezeichnet, bei denen Frauen „männergleich“ in den Kampf zogen. Mythen ranken sich auch um die Namensgebung von Amazon.com, mit den wilden Kriegerinnen der Antike hat sie allerdings nur indirekt zu tun. Für Gründer Jeff Bezos war es bei der Namensfindung wichtig, einen vorderen Platz im Alphabet zu erobern, um in Registern schnell aufzutauchen. Daher sollte ein A am Anfang stehen und Bezos kam schnell auf den größten Fluß der Welt: den Amazonas. Anekdoten zufolge wollte er sich zunächst für „Cadabra“ entscheiden, einer Ableitung des Zauberspruchs Abracadabra. Angeblich kam Bezos aber von diesem Namen ab, weil sein Rechtsanwalt es einmal als Cadaver (Kadaver) missverstanden hatte. Aber bleiben wir gleich bei den Gerüchten und Legenden: Eine besagt, dass Bezos in einem Ort namens Amazon in Monatana geboren wurde und der Firmenname daher rührt. Reiner Unfug: Tatsächlich erblickte er am 12. Jänner 1964 in Albuquerque, New Mexico, das Licht der Welt. Viel Zeit seiner Jugend verbrachte Bezos auf der Rinderfarm

„Lazy G“, die seinem Großvater gehörte. Dort lernte der junge Jeff unter anderem Ställe auszumisten, Rindern Brandzeichen zu setzen – und sie zu kastrieren. „Idyllische Kindheit“ Laut dem Buch „Ein Klick. Der Aufstieg von Amazon und Jeff Bezos“ (Richard L. Brandt, Redline Verlag) entsprach das Reparieren von Traktoren und Kastrieren von Rindern der Vorstellung Bezos’ „von einer idyllischen Kindheit“. Dem nicht genug: Jahre später, als er schon längst erfolgreicher Unternehmer war, sagte Bezos, seine Erfahrungen auf der Ranch hätten mit zu seiner Karriere beigetragen. „Wenn man eines beim Landleben lernt, dann ist es, sich auf sich selbst zu verlassen (...) Die Leute dort machen alles selbst. Und diese Art der Eigen­ständigkeit kann man lernen. Mein Großvater war ein großes Vorbild für mich: Wenn irgendetwas kapputt ist, machen wir es heil. Um etwas Neues duchzusetzen, muss man stur und zielstrebig sein, auch wenn andere es vielleicht unvernünftig finden“, so Bezos. Auch in der kritischen Biografie „Der Allesverkäufer“ (Brad Stone,

Die fünf reichsten Menschen weltweit (Vermögen 2017 in Mrd. US-Dollar) Jeff Bezos (USA)

100,3

Warren Buffett (USA) Bill Gates (USA) Armancio Ortega (Spanien) Mark Zuckerberg (USA)

89,4 79,1 76,5 73,8

Erster Platz: Jeff Bezos lässt die Kassa klingeln und die prominenten „Konkurrenten“ Buffett und Gates im Forbes-Unternehmensranking hinter sich. Quelle: Forbes, Statista, Stand 28. November 2017

8 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

Campus Verlag) werden einige wesentliche Charaktereigenschaften Bezos’ auf seine Kindheit zurückbezogen. „unnatürlich begabt“ Bezos wuchs laut „Der Allesverkäufer“ in einem ausgesprochen engen Familienverband auf, mit liebevollen und fürsorglichen Eltern, Jackie und Mike (übrigens Exil-Kubaner), und zwei jüngeren Ge­ schwis­tern, Christina und Mark, die ihm ebenfalls sehr nahe standen. Auf den ersten Blick war daran nichts ungewöhnlich. Während seiner ersten Jahre jedoch hatte Bezos eine kurze Zeit mit seiner Mutter bei seinen Großeltern gelebt; und davor mit seiner Mutter und dem biologischen Vater, Ted Jorgensen. Die Scheidung erfolgte aber kurz nach Jeffs Geburt. Buchautor Stone meint, es lasse sich natürlich unmöglich sagen, ob und inwieweit die Umstände von Bezos’ frühester Jugend für die unternehmerisch fruchtbare Mischung aus Intelligenz, Ehrgeiz und dem unerbittlichen Zwang, sich beweisen zu müssen, verantwortlich waren. „Zwei weitere Ikonen der Tech-Branche, Steve Jobs und Larry Ellison, sind Adoptivkinder, und dieses Erlebnis, so meinen einige, habe beide ganz massiv zu ihrem Erfolg motiviert“, schreibt Stone. „In Bezos’ Fall lässt sich nur sagen, dass Eltern und Lehrern schon von frühester Zeit an klar war, dass dieses Kind anders war – unnatürlich begabt, aber auch ungewöhnlich getrieben. Seine Kindheit war gewissermaßen seine Startrampe, von der ausgehend Bezos mit Raketenantrieb einem Leben als Unternehmer entgegenschoss“, so Stone weiter. Wenn wir jetzt einmal die Prägung aus der Kindheit und tiefenpsychologische Betrach-

credit: Amazon

I


tungsweisen außer Acht lassen, lässt sich eines feststellen: Offensichtlich hat sich die Hartnäckigkeit von Bezos ausgezahlt. Er studierte an der Princeton University Elektrotechnik sowie Informatik und erarbeitete mit Bestnoten 1986 seinen Bachelor. Relativ unspektakulär verlief seine Berufslaufbahn noch bei der Mobilfunkgesellschaft FITEL und später bei den Vermögensverwaltungen Bankers Trust und D. E. Shaw & Co. Bei letztgenanntem Unternehmen entstand dann mit David E. Shaw die Idee, ­einen Internet-Buchhandel aufzuziehen.

„Tausendsassa“ Jeff Bezos: Der smarte Unternehmer ist 100 Milliarden Dollar schwer

Der entscheidende Schritt Das führte 1994 letztlich zur Gründung von Amazon, wobei Bezos seine Projekte ohne Shaw weiterentwickelte. Wobei man jetzt natürlich einwenden könnte: Wie innovativ ist ein Online-Versandhaus überhaupt zu nennen? In (physischen) Hochglanzkatalogen konnte man sich schon früher verschiedenste Waren auswählen – die Bestellung erfolgte in diesen grauen Vorzeiten aber eben postalisch oder vielleicht per Telefon. „Der Erfolg von Bezos rührt daher, dass er auf Online-Kauf gesetzt hat, als das noch nicht selbstverständlich war. Dabei war entscheidend, dass Zahlungsabwicklung und Lieferung von Anfang an funktioniert haben“, streut Bernhard Ruttenstorfer, Fondsmanager des ESPA Stock Techno, Blumen. Der Experte führt im Gespräch mit dem GELD-Magazin weiter aus: „Bezos ist offensichtlich sehr innovativ und gleichzeitig überaus konsequent. So ist er unbeirrbar

AMazon vs. Alibaba Amazon in Euro Alibaba in Euro

Konkurrent Alibaba wurde in den letzten drei Jahren von Amazon klar outperformt.

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 9


° Portrait Jeff Bezos

100 Milliarden dOllar Das freut natürlich die Aktionäre, allen voran Mastermind Bezos selbst. Heuer wurde er von Forbes erstmals mit dem Prädikat „Reichster Mann der Welt“ geadelt. Auf rund 100 Milliarden Dollar wird sein Vermögen geschätzt, womit er Investoren-Legende Warren Buffett (rund 90 Milliarden Dollar) und Microsoft-Gründer Bill Gates (knapp 80 Milliarden Dollar, siehe Grafik Seite 8) doch ziemlich deutlich auf die Plätze verweist. Es stellt sich die Frage, ob Bezos seine Erfolgsstory weiter schreiben wird. Die Zeichen dafür stehen nicht schlecht, denn der Online-Handel setzt seinen Aufwärtstrend fort und Amazon steht zumindest in der westlichen Hemisphäre unangefochten an der Spitze. Anders sieht die Situation in China aus, wo das angestammte Unternehmen Alibaba über eine marktbeherrschende Stellung verfügt. Die Eintrittsbarriere im Reich der Mitte liegt für Amazon und andere westliche Te c h n o l o gie-Gider allesVerKÄuFer Jeff bezos und das imperium von amazon brad stone. campus Verlag. 399 seiten (e-book).

ganten hoch, allerdings wird sich Alibaba vice versa schwer tun, in Europa und den USA Fuß zu fassen. Außerdem bastelt Bezos schon längst am Ausbau und der Erweiterung seines Geschäftsfeldes, StreamingDiensten für Video- und Musikformate schenkt er hier besonderes Augenmerk. Ruttenstorfer kommentiert: „Außerdem könnte die Weiterentwicklung von Künstlicher Intelligenz – Stichwort ,Alexa‘ – überhaupt das Nutzerverhalten deutlich verändern und komplett neue Geschäftsbereiche für Amazon öffnen.“ „steuerOPtiMierung“ Gute Karten also für Bezos, der wohl die ebenfalls reichlich vorhandene Kritik an ihm und seinem Lebenswek gelassen sehen dürfte. Im Fadenkreuz stehen Amazon ebenso wie die Technologieriesen Apple, Google, Microsoft und Co. immer wieder wegen – nennen wir es einmal – „Steueroptimierungsmaßnahmen“. Verschiedenen Medienberichten zufolge hat Amazon in Europa 2016 nur 16,5 Millionen Euro an Steuern bezahlt. Nachdem der Jahres umsatz von Amazon Europe bei 21,6 Milliarden Euro liegt, entspricht das einem Steuersatz von 0,07 Prozent. Steuergerechtigkeit sieht wohl anders aus, wobei sich Amazon darauf beruft, stets im Rahmen der Gesetze zu handeln. Das sieht etwa die

„Bezos ist offensichtlich sehr innovativ und gleichzeitig überaus konsequent“

Bernhard Ruttenstorfer, ESPA

EU-Kommission anders und forderte heuer die Regierung von Luxemburg auf, vom Online-Giganten insgesamt 250 Millionen Euro einzutreiben. Laut Auslegung der Kommission soll sich Amazon durch besondere Steuerbegünstigungen über acht Jahre hinweg einen Wettbewerbsvorteil erworben haben (der Konzern hatte im Prüfzeitraum seinen Hauptsitz in Luxemburg und soll sich so an Steuerzahlungen in anderen EU-Ländern vorbeimanövriert haben). Wie die Causa ausgeht, steht noch in den Sternen. Ebenso, ob es der EU durch eine großangelegte Änderung der Steuergesetzgebung gelingen könnte, Amazon & Co. zu höheren Angaben zu zwingen. Apropos Kritik: Bezos wurde vom Internationalen Gewerkschaftsbund wegen angeblich „gnadenloser Personalpolitik“ zum „Schlechtesten Chef der Welt“ gekürt. Ob das den reichsten Mann der Welt wirklich kratzt?

E-coMMErcE: DEr AUfwÄrtstrEND hÄLt AN 1.200 Asien 1.000 800 Nordamerika 600 Westeuropa 400 200 0

Lateinamerika 2012

2013

2014

2015

2016

2017

die Online-Verkäufe boomen vor allem im asiatischen Wirtschaftsraum. Ein Markt, der für Amazon nicht so einfach zu besetzen ist. Quelle: Video Commerce Blog

10 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMbEr 2017

credit: beigestellt

seinen eigenen Weg gegangen und investierte stark in den Ausbau der Logistik. Daraufhin entwickelten sich die Gewinne zunächst schwach, was den Anlegern nicht immer gefallen hat. Bezos hat sich diesem Druck aber nicht gebeugt und sein Investitionsprogramm durchgezogen. Das machte sich bezahlt und das Gewinnwachstum hat sich verbessert, was auch für das kommende Jahr zu erwarten ist“. Das sieht auch die Börse positiv. Die Amazon-Aktie hat sich sehr gut entwickelt und ist vor allem in den letzten paar Jahren durch die Decke gegangen: Über 250 Prozent beträgt das Kursplus seit Beginn 2015 (siehe Chart unten).

In milliarden US-Dollar

Brennpunkt


The Quality Growth Investor

COMGEST GROWTH EUROPE OPPORTUNITIES BESONDERS DYNAMISCHES QUALITÄTSWACHSTUM IN EUROPA Mit dem Comgest Growth Europe Opportunities möchte Comgest den Anlegern außergewöhnliche Ertragsmöglichkeiten an den europäischen Aktienmärkten eröffnen.

©G ett y Im age s–

Die Philosophie von Comgest basiert auf den Prinzipien Partnerschaft, Nachhaltigkeit und fundamentale Anlagedisziplin.

Uy en Le

Ziel des Fondsmanagements ist es, sorgfältig Unternehmen aller Größen auszuwählen, die besonders dynamisches Gewinnwachstum generieren und dieses mit überdurchschnittlicher Vorhersehbarkeit der Gewinne verbinden.

www.comgest.com

Chancen — Langfristig können Aktien einen höheren Ertrag als beispielsweise Geldmarktanlagen bieten. — Unternehmen mit Hauptsitz oder Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit in Europa stellen attraktive Investmentmöglichkeiten mit hohem Potenzial dar. — Die Qualitätswachstumsunternehmen werden nach strikten, nachvollziehbaren Selektionskriterien ausgewählt.

Risiken — Durch Veränderungen an den Kapitalmärkten kann der Anteilswert unter den ursprünglich investierten Betrag fallen. — Bei Unternehmen, deren Aktien an Börsen außerhalb der Eurozone gehandelt werden, bestehen Währungsrisiken. — Die Konzentration des Portfolios auf wenige Aktien kann ein erhöhtes Risiko darstellen.

Vor jeglicher Anlageentscheidung sollte eine spezielle professionelle Beratung in Anspruch genommen werden. Die Comgest Fonds richten sich an Anleger mit einem langfristigen Anlagehorizont. Investitionen in die Fonds sollten nicht erfolgen, ohne vorher den Prospekt und die wesentlichen Anlegerinformationen („KIID“) gelesen zu haben. Sie können in deutscher Sprache auf www.comgest.com heruntergeladen werden und sind kostenlos in Papierform bei den folgenden Zahl- und Informationsstellen erhältlich: Deutschland: Marcard, Stein & Co. AG, Ballindamm 36, 20095 Hamburg; Österreich: Erste Bank der österreichischen Sparkassen AG, Am Belvedere 1, 1100 Wien. Goldener Bulle für die Fondsboutique des Jahres 2015, 2016 und 2017 verliehen vom Finanzen Verlag im Januar 2015, 2016 und 2017. Die aufgeführte Auszeichnung stellt keine Kaufempfehlung dar. Stand der Daten: 30. November 2017.


Brennpunkt ° Globaler Schuldenberg

Schlummernde Gefahr

E

s ist unbestreitbar, Kredite sind essenzielle Triebkräfte unseres Wirtschaftssystems. Seit jeher basierte Handel auf dem Prinzip von Schuldverhältnissen und auch unser modernes Geldsystem entwickelte sich letztendlich daraus. Effiziente Kapitalallokation fördert die Produktivität und Innovation der Unternehmen. Kredite an den Haushaltssektor helfen den Konsum gleichmäßig über die Lebenszeit zu verteilen und große Investitionen, etwa in Immobilien oder Bildung, zu tätigen. Lange Zeit ging man daher davon aus, dass Kredite das gesamtwirtschaftliche Wachstum fördern und zu makroökonomischer Stabilität beitragen würden. Neuere Erkenntnisse und empirische Evidenz weisen heute jedoch darauf hin, dass unser exzessiver Schuldenaufbau auch gegenteilige Effekte nach sich ziehen könnte. Gegenwärtige Schuldenstände und die Entwicklung der globalen Finanzmärkte geben daher immer

mehr Anlass zur Besorgnis. Noch nie waren weltweit Haushalte und Unternehmen derart verschuldet wie heute. Durch Kredite finanzierter Aufschwung ist nur „geborgt” Konsum ist einer der bestimmenden Faktoren der ökonomischen Leistung jedes Landes. Erhöht sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, so passen Unternehmen ihre Produktion an und ihr Output steigt. Mäßige Kreditvergabe an den Haushaltssektor führt daher kurz- und mittelfristig zu einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts und der Löhne. Da die Löhne der Schuldner üblicherweise über die Lebenszeit ansteigen, kann das geliehene Kapital inklusive Zinsen zu einem späteren Zeitpunkt wieder bedient werden. Unvollständige Kapitalmärkte hingegen können durch Marktfehler, etwa bei

der Vergabe von Krediten oder beim individuellen Verschuldungsverhalten, zu gefährlichen Schuldenüberhängen und erhöhter makrofinanzieller Instabilität führen. Episoden falscher Risikoeinschätzung durch Überoptimismus und kurzsichtige Präferenzen für gegenwärtigen Konsum setzen einen Zyklus von übertriebenem Schuldenaufbau und -abbau in Gang. Neben dem langfristigen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage durch vorzeitige Entschuldungsprozesse können Kreditausfälle – ausgelöst durch negative exogene Schocks – zu starken Reaktionen auf den Finanzmärkten führen. Das klassische Beispiel hierfür ist die von Irving Fisher (1933) definierte Schuldendeflation. Ein plötzlicher Preisverfall von Kredit­ sicherheiten, z.B. nach dem Platzen der USImmobilienblase vor der letzten Krise, führt zu einer abrupten Einschränkung der Kreditvergabe und erhöht die Kreditaus­

Der Schuldenberg der OECDLänder wächst

Die Schulden der Unternehmen in China explodieren

Die kredit-qualitätEN geben WELTWEIT NACH

Schulden

China

BIP

Emerging Markets exkl. China

Die Privatschulden in den OECD-Ländern steigen stärker als die Wirtschaftsleistungen. Quelle: OECD Economic Outlook, Volume 2017 Issue 2

12 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

Chinas Unternehmen sind die Haupttreiber der Verschuldung in den Schwellenländern. * EM = Emerging Markets, Quelle: OECD Economic Outlook, Volume 2017 Issue 2

Die wachsende Verschuldung geht mit einer Abnahme der Anleihenqualitäten einher. Quelle: OECD Economic Outlook, Volume 2017 Issue 2

credit: Shutterstock

Seit Jahren dominieren öffentliche Haushalte Debatten zum Thema Verschuldung. Defizitvorgaben und ­budgetäre Zurückhaltung sind dabei seit der Krise allgemeiner Tenor. Privater Verschuldung hingegen wurde durch den herrschenden geldpolitischen Kurs Tür und Tor geöffnet. Eine globale Gefahr, die sich erst langsam entpuppen könnte. Moritz Schuh


°

Globaler Schuldenberg   Brennpunkt

fälle. Dies verstärkt wiederum erneut die Entwertung der dahinterstehenden Sicherheiten und führt so zu einer sich selbst verstärkenden negativen Schulden/Preis-Spirale. Durch Spillover-Effekte auf Aktienmärkte und Finanzinstitute ergeben sich anschließend negative Auswirkungen auf die gesamte restliche Wirtschaft und es folgt eine Rezession. Eine Reihe erst kürzlich veröffentlich­ ter Berichte diverser Zentralbanken und internationaler Organisationen weisen einstimmig auf solche Gefahren unserer gegenwärtigen Privatverschuldung hin. Der Internationale Währungsfonds kommt beispielsweise zu dem Ergebnis, dass ein maximal positiver Einfluss von Krediten an Haushalte bei einer länderspezifischen Verschuldungs­quote im Bereich zwischen 36 und 70 Prozent des BIP erreicht wird. Ab diesem Punkt führt jede weitere Verschuldung der Haushalte zu erhöhter Anfälligkeit auf negative wirtschaftliche Schocks und gesteigerter Häufigkeit der zuvor erwähnten Boom-Bust-Zyklen.

Langfristig ergibt sich dadurch ein effektiv niedrigeres Wachstum. Historisch hohe Haushaltsverschuldung Von Ende der 1990er-Jahre bis zum Beginn der Krise stiegen die Hypotheken und Konsumkredite der Haushalte in den meis­ ten Ländern rasant an. Erst nach der Krise stabilisierten sich die durchschnittlichen Haushaltsschulden in manchen entwickelten Ländern auf hohem Niveau. Während aufgrund der darauf folgenden Lohnzurückhaltung nur wenige Privatpersonen in der Lage waren, Schulden abzubauen, stiegen diese in einigen Staaten, wie beispielsweise Australien, Kanada oder den skandinavischen Ländern, sogar weiter an. Ähnliche Entwicklungen ließen sich auch in fast allen Schwellenländern beobachten. Zwar haben die Verschuldungswerte hier noch nicht annähernd das Niveau der entwickelten Länder erreicht, doch zeichnet sich eine weit geringere Tendenz zum Schuldenabbau ab. Ganz im Ge-

genteil! In vielen Staaten – wie etwa China, Malaysia oder Thailand, aber auch Polen und in einigen südosteuropäischen Ländern – erhöhten sich die Haushaltsschulden im Verhältnis zum jeweiligen Bruttoinlandsprodukt seit mehreren Jahren dramatisch. Gründe dafür sind neben niedrigen Zinsen und dem fortschreitenden Aufbau funktionsfähiger Finanzmärkte auch der Zufluss ausländischen Kapitals und demografische Veränderungen, die den Bedarf nach Immobilien in die Höhe treiben. Zusätzlich gilt zu beachten, dass – anders als in den meisten entwickelten Ökonomien – der Zugang zu Krediten für Haushalte mit geringem Einkommen noch immer sehr beschränkt ist. Die gängige Makrobetrachtung der Schuldenstände dürfte die tatsächliche Einzelverschuldung daher um ein Vielfaches unterschätzen. STEIGENDE SCHULDENLAST DER UNTERNEHMEN Anders als bei den Haushalten stieg die Verschuldung der nichtfinanziellen UnterDezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 13


Brennpunkt ° Globaler Schuldenberg

DIE GEFAHR ZU HOHER UNTERNEHMENSSCHULDEN Zieht man heute Lehren aus der letzten Krise, so dürfte die stabilitätsgefährdende Wirkung überschuldeter Haushalte allgemein auf geringen Widerspruch stoßen. Auf den ersten Blick weniger offensichtlich ist hingegen die vom Unternehmenssektor ausgehende Gefahr. Da Firmen mit ihren Krediten keinen unproduktiven Konsum finanzieren, sondern in Produktionsmittel investieren, müsste dies doch zu OutputSteigerungen und Kosteneinsparungen führen. Die OECD identifiziert jedoch eine Reihe von Gefahren, die sich aus der gegenwärtigen Struktur der hohen Unternehmensschulden ergeben können. Erstens erhöht die anstehende geldpolitische Straf-

„Unser Hauptproblem ist die hohe Unternehmensverschuldung. Wir müssen weitere ­Maßnahmen ergreifen, um Schulden abzubauen und die Finanzstabilität zu stärken“

Zhou Xiaochuan, Gouverneur der People’s Bank of China

fung die Anfälligkeit des Kapitaldienstes. Zinssteigerungen und ein Rückgang der Nachfrage nach Unternehmensanleihen bei Auslaufen der Anleihenankaufprogramme erhöhen das sogenannte „roll over“-Risiko, also die Gefahr einer teureren Refinanzierung der bestehenden Schulden. Zweitens fördern die massiven Auslandsschulden die länderübergreifende Übertragung von Kreditrisiken, denn durch die starke Internationalisierung der Anleihenmärkte können sich große „spill over“-Effekte für ausländische Investoren ergeben. Zusätzlich dazu erhöht der Trend zu Fremdwährungskrediten die Gefahr von Kreditausfällen bei einem Anstieg der Finanzierungskosten durch Wechselkursschwankungen. Und drittens, nicht minder bedenklich, wird die Tendenz zu alternativen Finanzierungsquellen betrachtet. Seit der Krise ging der Anteil an Bankkrediten bei der externen Unternehmensfinanzierung stark zurück. Dies ist zum einen auf strengere Regulierungen der traditionellen Finanzinstitute und zum anderen wiederum auf die Globalisierung der Kapitalmärkte zurückzuführen. In entwickelten Ökonomien mussten Banken seit 2008 rund fünf Prozent gegenüber der zunehmenden Anleihefinanzierung einbüßen. In China waren es sogar mehr als zehn Prozent. Dies unter-

„Unternehmen und Haushalte dazu zu bewegen, höhere Risiken einzugehen, ist einer der gewünschten Effekte expansiver Geldpolitik“ David Lipton, Stellvertretender Direktor des IWF

14 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

gräbt die Bemühungen, den Finanzsektor durch Regulierungen der Banken – etwa durch höhere Eigenkapitalquoten – zu stabilisieren. Des Weiteren ergeben sich bei Anleihen im Unterschied zu Bankkrediten zusätzliche Preisrisiken, die beispielsweise durch Zinsfluktuationen ausgelöst werden. Der OECD zufolge können diese Preisbewegungen durch vereinheitlichte Tradingpraktiken und die zunehmende Konzentration von Anleihen in der Asset Management-Industrie höhere systemische Risiken bergen. Produktive Investments? Auch wenn sich die genannten Risiken nicht realisieren sollten, so wird die übermäßige Verschuldung der vergangenen Jahre ihren Einfluss auf die Realwirtschaft in Zukunft haben. Wie zu beobachten war, ging die massive Kreditaufnahme der Unternehmen in vielen entwickelten Ökonomien nicht mit entsprechenden Kapitalausgaben einher. Viel eher gingen Firmen dazu über, mittels schuldenfinanzierter Aktienrückkäufe ihre Kapitalstruktur zu verbessern und Shareholder mit Kurssteigerungen zu belohnen. Dies verhindert aber nicht nur den produktiven Einsatz von Kapital, sondern erhöht auch die Schwierigkeit der Unternehmen, Investitionen über neue Schulden zu finanzieren. Was folgt ist eine fortschreitende Einschränkung der Konkurrenzfähigkeit einzelner überschuldeter Unternehmen und ein Rückgang des allgemeinen Produktivitätswachstums. Man sollte sich daher abschließend die Frage stellen, ob es nicht höchst an der Zeit wäre, dass die Politik die ausufernde Schuldenaufnahme der vergangenen Jahre wieder in geordnete Bahnen lenkt.

CrediT: Shutterstock, Flickr/US Department of the Treasury

nehmen nach der Krise sowohl in entwickelten Staaten, als auch in den Schwellenländern erneut an. Bei Letzteren stach vor allem China hervor, dessen Unternehmensschulden sich im Verhältnis zum BIP von knapp 100 Prozent im Jahr 2008 auf 170 Prozent im Jahr 2016 erhöhten. Auch hier waren der Ausbau der internationalen Kreditmärkte und das Umfeld niedriger Zinsen Haupttreiber für den massiven Aufbau der neuen Schulden. Durch verstärkt international ausgerichtete Investmentportfolios und den fortschreitenden Trend zur Anleiheemission auf ausländischen Märkten waren auch Unternehmen aus Schwellenländern in der Lage, von den niedrigen Finanzierungskosten der geldpolitischen Lockerung in entwickelten Staaten zu profitieren. Zusätzlich förderte die Suche nach Profiten die Risikobereitschaft der Anleger und führte zu einer stetigen Abnahme der Kreditqualität.


DNB Fund – TMT Absolute Return

DNB Fund – TMT Absolute Return (LU0547714526)

DNB Fund – TMT Absolute Return Wertentwicklung Dezember 2010 – Dezember 2017*

+29,65 %

135 130 125 120

Der Fonds strebt eine positive absolute Rendite unabhängig von den Marktbedingungen an, indem er Long- und ShortPositionen in Aktien von Unternehmen eingeht, die in den Sektoren Technologie, Medien und Telekommunikation tätig sind. In geografischer Hinsicht hat der Fonds volle Flexibilität. Fondsmanager Anders Tandberg-Johansen managed bereits seit 2007 eine vergleichbare long/short-Strategie mit hervorragenden Ergebnissen.

115 110 105

-1,34 %

100 95 90 Dez-10

Mai-12

Okt-13

DNB Fund –TMT Absolute Return

Feb-15

Jul-16

Dez-17

Benchmark GETB1 BM

* Daten vom 17.12.2010 bis zum 10.12.2017 nach Abzug von Gebühren. Bitte entnehmen Sie Detailinformationen zur Benchmark dem Verkaufsprospekt.

DNB Asset Management S.A. · 13, rue Goethe, L-1637 Luxembourg · Tel.: +352 45 49 45 1 · funds@dnb.no · www.dnb.no/lu/de Anlagen in Investmentfonds beinhalten stets ein finanzielles Risiko. Vergangene Erträge sind keine Garantie für künftige Erträge. Der Wert von Anlagen in Fonds kann steigen oder fallen und es kann nicht garantiert werden, dass ein Anleger den angelegten Betrag vollständig zurück erhält. Weitere Angaben sind kostenlos im Fondsprospekt, im Verwaltungsreglement und in den wesentlichen Anlegerinformationen sowie in den Jahres- und Halbjahresberichten zu finden, die unter www.dnb.no/lu verfügbar oder bei DNB Asset Management S.A., 13, rue Goethe, L-2520 Luxemburg, bei der Informationsstelle in Deutschland (DNB Bank ASA Filiale Deutschland, Neuer Wall 72, 20354 Hamburg) und bei der Vertretung in der Schweiz (CACEIS Switzerland S.A., route de Signy 35, CH-1260 Nyon) erhältlich sind. Die Zahlstelle in der Schweiz ist Crédit Agricole Suisse S.A., 4 Quai Général Guisan, 1204 Genf. Fondsanteile dürfen in den Vereinigten Staaten nicht angeboten, verkauft oder überstellt werden. DNB Asset Management S.A. ist ein Unternehmen der DNB Gruppe, eingetragen im Handels- und Gesellschaftsregister Luxemburg unter der Nummer B 34 518.


Brennpunkt ° Demokratiepolitik

Big Data is watching you Mit Verschwörungstheorien haben diese Fakten nichts zu tun: Neue technische Möglichkeiten – wie zum ­Beispiel Gesichtserkennung – können in Verbindung mit der ausgeklügelten Analyse immenser Datenmengen den Überwachungsstaat perfekt machen. China zeigt mit schlechtem Beispiel vor, wie’s geht. Aber auch für ­Österreich bringen Datenschützer Kritik an. Harald Kolerus er bei der Einreise am Londoner Flughafen Heathrow seinen Pass zückt, kann schon ins Staunen kommen. Kein Beamter kontrolliert die Papiere. Stattdessen blickt man in eine Videovorrichtung, die die eigenen Gesichtszüge mit dem Reisepass abgleicht, der ebenfalls gescannt wird. Manchmal muss der Vorgang wiederholt werden – prinzipiell funktioniert das System der automatisierten Gesichtserkennung aber reibungslos. Das Londoner Vorbild macht Schule und ist auch in Paris und Frankfurt im Einsatz. Am Flughafen Wien werden derzeit 25 Stationen für biometrische Gesichtsfelderkennung getestet (parallel zu den weiterhin personell durchgeführten Kontrollen). Insgesamt sollen es 50 sogenannte E-Gates werden, dafür und

für begleitende Sicherheitsvorkehrungen nimmt der Flughafen Wien immerhin rund 100 Millionen Euro in die Hand. Hintergrund ist, dass bereits seit heurigem Oktober alle Schengen-Länder dazu verpflichtet sind, sowohl bei Drittstaatsangehörigen als auch bei EU-Bürgern eine lückenlose Abfrage durchzuführen und die entsprechenden Daten im Schengener Informa­ tionssystem zu erfassen. Vertrauen ist gut... Nun kann man natürlich logisch nachvollziehen, dass in Zeiten von perfiden Terroranschlägen „Vertrauen zwar gut, Kontrolle aber besser ist“ (das Zitat wird bezeichnenderweise dem russischen Revolu­ tionär Lenin zugeschrieben, aber dazu spä-

einsatzgebiete von big data von unternehmen im Einsatz

geplant 26%

Identifikation von Kunden mit größtem Wert-Potenzial 20%

Optimierung von Marketingkampagnen

19%

Kundensegmentierung

59% 54%

15%

Identifikation von Auffälligkeiten in den Kundendaten Erstellung exakter Vertriebsplanungen

14%

Preisgestaltung

13%

Vorhersagen von Kundenverhalten

13%

Optimierung von Verkaufsangeboten

13%

5%

63% 56% 54% 65% 61%

12%

Markt-Wettbewerbs-Analyse Identifikation von Cross- und Up Selling-Potenzialen

60%

64% 23%

Eine Umfrage unter deutschen Unternehmen zeigt, dass Big Data gezielt eingesetzt wird, um Kundenverhalten kommerziell besser nutzen zu können. Quelle: BARC-Studie

16 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

ter mehr). Gefahren für den persönlichen Datenschutz und somit die Bürgerrechte sollten dabei allerdings nicht außer Acht gelassen werden. Vorsicht vor allzu rigider Kontrolle ist geboten: So wird innerhalb der EU ein umstrittenes „Entry-Exit-System“ heiß diskutiert. Es soll das genaue Ein- und Ausreisedatum von Drittstaatsangehörigen in die EU registrieren und so die zulässige Aufenthaltsdauer elektronisch errechnen und überwachen. „Auf dieses System hätten alle Mitgliedsstaaten sowie Europol für strafrechtliche Ermittlungen Zugriff “, berichtet die Tageszeitung „Die Presse“. Auch mit diesem Gedanken kann sich der mündige Bürger im Sinne erhöhter Sicherheit vielleicht anfreunden. Allerdings stellt sich die Frage: Wer überwacht die Wächter, damit persönliche Daten (gerne als das Gold des 21. Jahrhunderts bezeichnet) nicht in die falschen Hände gelangen bzw. für Eigen­ interessen genützt werden? ...Kontrolle ist besser Besonders gefährlich wird es, wenn auto­ritäre Regime auf Hightech-Überwachung setzen. Hier lohnt sich ein Blick nach China, das die zitierten Worte Lenins nach wie vor sehr ernst nimmt: Im Reich der Mitte sind über 170 Millionen Überwachungskameras mit Gesichtserkennungsfunktion installiert. „Ein mit Künstlicher Intelligenz ausgerüstetes Sicherheitssystem kann Strafverdächtige aufspüren, wenn diese etwa entlang eines Seeufers mit dem Rad fahren oder bei einem Straßenhändler Teigwaren kaufen, um dann unverzüglich die Polizei zu alarmieren“, war etwa im „Standard“ zu lesen. Damit dieses mehr als bedenkliche System reibungslos funktioniert, müssen

CrediT: Shutterstock

W


°

Demokratiepolitik   Brennpunkt

natürlich immense Informationsmengen ausgewertet werden, was den Begriff Big Data ins Spiel bringt. Darunter versteht man im Wesentlichen einerseits den immer schneller wachsenden Datenberg selbst, andererseits IT-Lösungen und Systeme, die dabei helfen, die Informationsflut zu bändigen. Bei Kontrolle und Auswertung der riesigen Datensätze wurden mittlerweile enor­ me technologische Fortschritte erzielt, die Unternehmen (Facebook & Co. lassen grüßen), Behörden, aber eben auch autoritäre Regime – mit China als Vorreiter – zu nutzen wissen. Jeder wird erkennbar Es handelt sich aber um kein alleiniges „China-Syndrom“: So gilt London als die „Überwachungs-Hauptstadt“ Europas, vier bis sechs Millionen Kameras sollen im öffentlichen Raum aktiv sein. Die genaue Zahl lässt sich schwer abschätzen, weil viele private Betreiber, etwa Shop-Inhaber, hier im Spiel sind. Bei rund 8,5 Millionen Einwohnern Londons scheint aber fast schon für ­jeden Bürger eine Kamera parat zu sein. In diesem Zusammenhang betrachtet etwa der bekannte Zukunftsforscher Franz Küh­ mayer Verhüllungsverbote sehr skeptisch.

Er persönlich hält den „Burka-Paragrafen“ für sinnlos und fügte bei einem Vortrag in Wien hinzu: „Vielleicht soll so sichergestellt werden, dass wir alle gut erkennbar sind.“ Warnung: „Überwachungspaket“ Das alles erinnert an die rabenschwarze Utopie „1984“ von George Orwell. Auch in Österreich? Zumindest gibt es von Menschenrechtsorganisationen heftige Kritik zur (noch von Rot-Schwarz geplanten) Änderung der „Strafprozessordnung 1975“, die gerne als „Überwachungspaket“ tituliert wird. Gewarnt wird unter anderem vor staatlicher Spionagesoftware, einer Einschränkung des Versammlungsverbotes, verstärkter Videoüberwachung, Vorrats­ datenspeicherung sowie prinzipiell einer Einschränkung der Meinungsfreiheit. Dazu heißt es von Amnesty International: „Wir erkennen an, dass Staaten Terrorismus entschieden bekämpfen müssen. Es ist Aufgabe der Regierungen, ein sicheres Umfeld zu schaffen, in dem alle Menschen ihre Rechte wahrnehmen können. Dazu gehört jedoch nicht, einem populistischen ,Sicherheitswahn‘ zu verfallen, sondern ein gesundes Augenmaß zu behalten.“ Die Preisträger des Big Brother Award (siehe unten) lassen

° big brother awarad austria (kategorie politik) Preisträger 2017 Wolfgang Sobotka, Innenminister 2016 Wolfgang Brandstetter, Justizminister 2015 Johanna Mikl-Leitner, Innenministerin 2014 Siim Kallas und Neelie Kroes, EU-Kommissare 2013 Werner Faymann, Bundeskanzler

begründung Forderungskatalog nach neuen Überwachungsmaßnahmen Wunsch nach einem Staatstrojaner Staatsschutzgesetz EU-weite Überwachungsinfrastruktur mit dem automatischen Notrufsystem ECall „Verschweigen“ der weltweiten Internetüberwachung des US-Geheimdienstes NSA

dieses Augenmaß vermissen. Ob solche ­Negativauszeichnungen den „Big Data Brother“ aufhalten können, bleibt allerdings mehr als fraglich.

° Kontrolle nimmt zu China Im Reich der Mitte arbeitet man emsig an der Perfektionierung ausgeklügelter Überwa­ chungsmaßnahmen. Das sogenannte „Sozia­ le Bonitätssystem“ soll ab dem Jahr 2020 eingeführt werden und neben sozialem Wohl­ verhalten auch die Kreditwürdigkeit der Bür­ ger analysieren. Peking kooperiert dabei unter anderem mit dem weltgrößten E-CommerceHändler Alibaba. Die allumfassende Kontrolle erfolgt aber nicht nur virtuell im World Wide Web, sondern auch durch ein Netz von über 170 Millionen Überwachungskameras im öffentlichen Raum, die mit hochmodernen Gesichtserkennungssystemen operieren. Österreich Die geplante Änderung der „Strafprozessord­ nung 1975“ (vulgo „Überwachungspaket“) wird von Datenschützern und Menschen­ rechtsorganisationen heftig kritisiert. Nach Ansicht von Amnesty International entspricht der vorliegende (noch von der rot-schwarzen Regierung eingebrachte) Entwurf eher der Vorlage für eine Fortsetzung des Romans „1984“ von George Orwell als den Vorausset­ zungen für grundrechtskonforme, gesetzlich hinreichend bestimmte und verhältnismäßige Eingriffe im Rahmen der Sicherheitspolitik. „Die damit einhergehende Einschränkung des Rechtsschutzes ist eines demokratischen Rechtsstaats unwürdig“, so das scharfe Urteil von Amnesty International.

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 17


Brennpunkt ° Bitcoin

Im Höhenrausch Bitcoins meteorischer Anstieg scheint kein Ende zu nehmen. Nachdem von den US-Behörden Anfang Dezember grünes Licht für den Handel mit Bitcoin-Futures gegeben wurde, kletterte der Preis erneut auf ungekannte Höhen. Was könnte dieser nächste Schritt in Richtung Akzeptanz für die Kryptowährung bedeuten und welche weiteren Entwicklungen stehen jetzt bevor? Moritz Schuh m 1. Dezember war es soweit, die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) erteilte die Marktzulassung für die ersten Bitcoin-Termingeschäfte der Chicago Board Options Exchange (CBOE) und der Chicago Mercantile Exchange (CME). Nach Überwindung dieser regulatorischen Hürden starteten die beiden Chicagoer Börsen noch im Dezember den Handel mit Bitcoin-Futures. Das Interesse am Handelsstart an der CBOE war dabei so hoch, dass sogar die Website der Börse kurzfristig zusammenbrach. Die Technologiebörse Nasdaq und das New Yorker Wertpapierhaus Cantor Fitzgerald wollen noch im ­ersten Halbjahr 2018 starten. Doch nicht überall stieß die Entscheidung der CFTC auf Begeisterung. Schon kurz nach der Bekanntgabe der Zulassung äußerte die Futures Industry Association, die Interessenvertretung der Broker, in einem offenen Brief Bedenken, dass die Genehmigung der Futures überstürzt gewesen

Bitcoin: plus 14.000 Prozent

Seit 2012 stieg der Kurs einer Bitcoin von 100 Euro auf 14.250 Euro (14.12.2017).

18 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

sein könnte. Der weitgehend unregulierte Markt birgt ihrer Ansicht nach Risiken, deren Hauptlast bei den Clearing-Gesellschaf­ ten hängen bleiben könnte. Nichtsdestotrotz dürfte die Entscheidung nicht mehr rückgängig gemacht werden – und so wurde der Weg der Bitcoin in Richtung etablierter Finanzmärkte geebnet. Was bedeuten die neuen BitcoinFutures? Mittels der neuen Terminkontrakte können ab sofort an fünf Tagen die Woche Bitcoins zu einem vorab festgelegten Preis zu einem bestimmten zukünftigen Zeitpunkt gehandelt werden, ohne dass man die Kryptowährung dazu selbst besitzen muss. Dies ermöglicht einerseits die Absicherung von Käufern und Verkäufern gegen Preisschwankungen, kann jedoch auch zur Spekulation auf Kursentwicklungen genutzt werden. Der Kurs orientiert sich dabei an unterschiedlichen Bitcoinbörsen, wie Gemini bei den CBOE-Futures oder einem Referenzkurs der Preise bei Bitstamp, GDAX, ltBit und Kraken bei den CME-Papieren. Um den Handel mit dem hochvolatilen Asset zu regulieren, müssen Sicherheitsleistungen (Margins) von 30 bzw. 35 Prozent des Kontraktvolumens vorgeschossen werden. Interessant dürfte auch der Einsatz der festgelegten „Circuit Breaker“ werden, mit denen der Handel temporär ausgesetzt wird, wenn Kursschwankungen eine gewisse Schwelle überschreiten. Dies geschieht bei den CBOE, wenn der Kurs des Kontrakts mit der kürzesten Restlaufzeit zehn Prozent vom Referenzkurs des Vortages abweicht. Bei CME wird sogar bei sieben Prozent gestoppt. In der volatilen Bitcoinwelt sind

Schwankungen dieser Größenordnung bisher jedoch absolut gängig. Auf dem Weg zum Mainstream Mit der Einführung der Futures wurde der noch verhältnismäßig kleine BitcoinMarkt nun erstmals für eine Vielzahl an Anlegern geöffnet, die aufgrund von regulatorischen oder technischen Hürden bisher nicht in der Lage waren, Bitcoin direkt zu erwerben. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die Genehmigung von Bitcoin-Futures von der US-Derivateaufsicht CFTC vorgenommen wurde, die eigentlich für die Regulierung des Handels mit Rohstoffen zuständig ist. In Konsequenz hat sie die Digitalwährung Bitcoin aufgrund ihrer Eigenschaften kurzum als Rohstoff eingestuft und trifft damit genau den Geschmack jener Investoren, die in Bitcoin einen Gold­ersatz beziehungsweise das digitale Gold der Zukunft sehen, mit dem Argument, Bitcoin hat wie Gold nicht deshalb einen Wert, weil es nützlich ist, sondern es ist nützlich, weil es einen Wert hat. Auch große institutionelle Investoren könnten schon bald vermehrt Interesse an der digitalen Währung zeigen, denn die Rah­m enbedingungen für die Zulassung eines Bitcoin-ETFs haben sich mit dem ­neuen Futures-Handel grundlegend geändert. Als die amerikanische Börsenaufsicht SEC im März dieses Jahres dem Antrag der Brüder Tyler und Cameron Winklevoss auf Gründung eines solchen Fonds abermals nicht stattgegeben hatte, begründete sie ihre Entscheidung damit, dass die dafür notwendige Bereitstellung von Handels- und Clearingaktivitäten auf dem bisher unregulierten Markt nicht möglich sei. Mit der Einfüh-

CrediTS: beigestellt, Archiv, Shutterstock

A


Bitcoin

° Brennpunkt

„Sobald das erste Derivat lanciert wird, wird ein BitcoinETF folgen“ Don Wilson, Gründer von DRW Holdings

rung der neuen Bitcoin-Terminkontrakte jedoch findet der Handel erstmalig auf gut regulierten Börsen statt. Viele Beobachter rechnen daher damit, dass es der SEC im nächsten Jahr weitaus schwieriger fallen könnte, gegen die Gründung von BitcoinFonds zu argumentieren. Neben neuen Anlagemöglichkeiten ergeben sich aber auch direkte Anwendungen der Bitcoin-Futures, die nicht nur der Spekulation dienen. Miner, die für den Betrieb des Netzwerks mit Bitcoin „bezahlt“ werden, sind ab sofort in der Lage, ihren Cashflow gegen Kursschwankungen abzusichern, um zukünftige Betriebskosten zu finanzieren. Ähnlich werden auch Händler, die Bitcoin als Zahlungsmethode akzeptieren, jetzt in der Lage sein, ihre Wechselkursrisiken zu hedgen. Dies könnte in weiterer Folge zu einer größeren Akzeptanz der Kryptowährung führen. sicHerer HaFen oder WiLder Westen? Auch wenn der erste Schritt auf die etablierten Handelsplätze der Kryptowährung ein Stück mehr Integrität zuspricht, handelt es sich hier nach wie vor um ein hochspekulatives Anlageobjekt. Der neue Future-Handel mit Bitcoins wird mittels „cash settlement“ durchgeführt. Das bedeutet, dass mit der Optionsausübung keine Veräußerung und kein Erwerb des Basiswertes stattfindet, sondern nur die Differenz zwischen Basispreis und Marktwert in Dollar beglichen wird. Der eigentliche Handel mit Bitcoins findet daher weiter auf größtenteils unregulierten Börsen statt. Hohe Volatilität und die potenzielle Gefahr von Marktmanipulationen bleiben deshalb bestehen.

Noch größer als die Risiken der Märkte ist die Unsicherheit darüber, wohin die Entwicklung der Assetklasse in den nächsten Jahren gehen wird. Denn als tatsächliche Währung scheint sie momentan noch gänzlich ungeeignet. Wie Roland Rupprechter, Leiter der Abteilung Asset Management bei der Hypo Vorarlberg, erläutert, müsste sich Bitcoin dazu in drei Punkten deutlich verbessern: „Erstens müsste er in seinem Verwendungsbereich allgemein und vorbehaltlos als Zahlungsmittel akzeptiert sein. Zweitens geht mit der Verwendung als generell akzeptiertes Zahlungsmittel praktisch immer die Rolle einer systemweit verwendeten Recheneinheit einher: Die Währungseinheit dient als einheitlicher Bewertungsmaßstab wirtschaftlicher Güter und Aktivitäten. Und drittens muss eine Währung als Wertaufbewahrungsmittel tauglich sein. Dies setzt voraus, dass sie eine möglichst hohe Kaufkraftstabilität für Güter und Dienstleistungen besitzt. Drei Funktionen, die von Bitcoin bisher nicht erfüllt werden.“ Trotz alledem bestehen wenig Zweifel daran, dass die Blockchain-Technologie das Potenzial besitzt, eine Vielzahl an Industrien aus den Angeln zu heben und damit dramatische Veränderungen mit sich bringen wird. Ihre ersten Anwendungen stecken jedoch noch in den Kinderschuhen und erst die Zeit wird zeigen, ob sie den hohen Erwartungen gerecht werden können. Bevor man sich von blinder Euphorie mitreißen lässt, ist man daher – wie bei jedem Investment – gut beraten, objektiv für sich selbst zu entscheiden, ob wir uns tatsächlich am Anfang etwas wirklich Großem befinden oder doch in eine Blasenbildung hineinlaufen.

° KurZ GEsAGt Scaling-Problem Durch die ursprüngliche Architektur der Bitcoin-Blockchain mit Ein-MegabyteBlöcken ist die Skalierbarkeit der Transaktionen stark eingeschränkt (max. 7 pro Sekunde). Dies führt zu Netzwerkstauungen und hohen Transaktionskosten. Fork Änderung des Quellcodes, wodurch sich aus der bestehenden eine neue Blockchain abspaltet. Ein Softfork ist abwärtskompatibel und kann daher auch von älteren Softwareversionen genutzt werden. Ein Hardfork müssen alle Miner auf die aktuelle Software updaten, da die Blockchain ansonsten in zwei Pfade aufgeteilt wird. Segwit (Segregated Witness) Softfork, bei dem die Transaktionsdaten (witness data) ausgelagert werden, um mehr Transaktionen in die bestehenden Ein-Megabyte-Blöcke zu bekommen. Bitcoin Cash Von einer kleinen Gruppe gleichzeitig mit Segwit durchgeführter Hardfork, bei dem die Blockgröße auf acht Megabyte erhöht wurde. Lightning-Netzwerk Anstatt den Bitcoin-Quellcode zu ändern, wird derzeit versucht, ein P2P-Netzwerk auf die Blockchain aufzusetzen, um Zahlungen über separate Micropayment-Kanäle abzuwickeln. Da lediglich die Endbestände der Kanäle in der Blockchain gesichert werden, ermöglicht dies theoretisch Millionen von Echtzeittransaktionen zu marginalen Kosten.

DEZEMbEr 2017 – GELD-MAGAZIN °

19


Brennpunkt

° Bitcoin INtErVIEW °

GELD °

LEITER DER ABTEILUNG ASSET MANAGEMENT, HYPO VORARLBERG

Bitcoin feierte kürzlich sein Debüt

am Futures-Markt, was darf man erwarten?

RUPPRECHTER: Mit der Aufnahme des Futures-Handels macht Bitcoin einen ganz großen Schritt auf dem Weg in die etablierte Finanzbranche. Haben bis Ende Oktober dieses Jahres weltweit nur 120 von 8000 Hedge Funds rund 2,3 Milliarden Dollar veranlagt, dürften die Investitionen in die digitale Währung nun exponentiell zunehmen – besonders wegen der erstmaligen Möglichkeit, sich gegen die hohen Preisschwankungen von Bitcoin abzusichern.

tutionellen Investoren wird damit über indirekte Finanzprodukte der Zugang erleichtert. Trotzdem liegt die regulatorische Hürde, einen ETF zu starten, viel höher. Die SEC verlangt als Bedingung gut etablierte, signifikante und regulierte Märkte. Das legt nahe, dass Future-Märkte alleine nicht ausreichen dürften, sondern für einen liquiden, transparenten Markt eine gewisse Handelshistorie vorausgesetzt wird. Die Einführung eines ETFs wird daher noch einige Monate auf sich warten lassen. Können Sie uns kurz die Effekte von Bitcoin

Ist ein Bitcoin-ETF damit in greifbarer Nähe?

als Portfoliobeimischung erläutern?

Die Bitcoin-Futures schaffen die Basis für börsengehandelte Indexfonds, die auf den Preisen der Futures basieren. Vielen insti-

In Bezug auf die Diversifikation stellten wir ideale Korrelationseigenschaften von Bitcoin zu europäischen Aktien und Euro-Bonds fest.

Die jährlichen Renditen und Volatilitäten liegen rund 20mal so hoch wie bei Aktien. Bitcoin weist mit 30 Prozent auch eine tiefere Verlustwahrscheinlichkeit auf, als bspw. Aktien (40%) und Gold (60%). Wenn jedoch Verluste auftreten, dann fallen sie mit dem Faktor vier deutlich höher aus. Die Beimischung von nur drei Prozent Bitcoin hätte in den letzten sechs Jahren den Ertrag eines gut diversifizierten Portfolios mit einer Volatilität von sieben Prozent, bei gleichem Risiko, um beachtliche drei Prozent p.a. erhöht.

ŝŵŚ ƐƵĐŚƚ ĚĂƐ ŝŶŶŽǀĂƟǀƐƚĞ ĂŶŬĞŶͲ ƉƌŽũĞŬƚ Ăŵ ƂƐƚĞƌƌĞŝĐŚŝƐĐŚĞŶ DĂƌŬƚ

mďĞƌnjĞƵŐĞŶ ^ŝĞ ĚŝĞ &ĂĐŚũƵƌLJ ƵŶĚ ĚŝĞ ŶĚŬƵŶĚĞŶ͘ ĞǁĞƌďĞŶ ^ŝĞ ƐŝĐŚ ũĞƚnjƚ͊ ǁǁǁ͘ŝŵŚ͘ĂƚͬŬƵƌƐĂǁĂƌĚ Ende der Einreichfrist: Ϯ͘ Dćƌnj ϮϬϭϴ ŵ sĞƌůĞŝŚƵŶŐ ŝ ^ ƌ <hZ ZĂŚŵĞŶ ĚĞ ƐŬŽŶŐƌĞƐƐ – ĚĞŵ :ĂŚƌĞ rreichische für die öste ƐĐŚĂŌ ĂŶŬĞŶůĂŶĚ

DĞŚƌ ƩƌĂŬƟǀŝƚćƚ Ĩƺƌ /Śƌ WƌŽũĞŬƚ x Gewinnen Sie Aufmerksamkeit im Expertenkreis der Banken und Finanzdienstleister x Genießen Sie mehr Medienpräsenz ƵŶĚ ƵŵĨĂƐƐĞŶĚĞ ĞƌŝĐŚƚĞƌƐƚĂƩƵŶŐ x ĞŐĞŝƐƚĞƌŶ ^ŝĞ ĚŝĞ ďƌĞŝƚĞ PīĞŶƚůŝĐŚŬĞŝƚ

CrediT: beigestellt

roLAND rupprEcHtEr,


C-QUADRAT ARTS Total Return Bond Der C-QUADRAT ARTS Total Return Bond überzeugt als chancenreicher, verlässlicher Portfoliobaustein in jeder Marktphase. Die Flexibilität seiner Anlagerichtlinien ermöglicht ihm, bis zu 100 % sowohl in Anleihen- als auch in Geldmarktfonds bzw. geldmarktnahe Fonds und in Bankguthaben zu investieren. Bei der Umsetzung der Anlagepolitik wird verstärkt einem Total Return-Ansatz gefolgt. Das Fondsmanagement nutzt ein von ARTS Asset Management entwickeltes technisches Handelsprogramm mit einer kurz- bis mittelfristig trendfolgenden Ausrichtung. Die Anlagestrategie orientiert sich nicht an einer Benchmark, angestrebt wird vielmehr längerfristig in allen Marktphasen einen absoluten Wertzuwachs zu erwirtschaften. Der Fonds verfügt über Top Ratings und ist vielfach ausgezeichnet. *5 Jahre | 24,66 % *5 Jahre p.a. |

4,51 %

*seit Auflage | 99,24 % *seit Auflage p.a. |

5,04 %

200

Wertentwicklung 10 Jahre 30.11.07 – 30.11.17

180

+83,63 % (6,26 % p.a.) 160

Performanceergebnisse der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Jede Kapitalveranlagung ist mit einem Risiko verbunden. Kurse können sowohl steigen als auch fallen. Die Per formance wurde unter Anwendung der OeKB/BVI-Methode berechnet. Ausgabe- und Rücknahmespesen sind in der Berechnung der Performanceergebnisse nicht berücksichtigt. Bei einem Anlagebetrag von EUR 1.000,– ist vom Anleger ein Ausgabeaufschlag iHv max. EUR 50,– zu bezahlen, welcher die Wertentwicklung seiner Anlage entsprechend mindert. Eventuell anfallende Depotkosten mindern den Ertrag des Anlegers zusätzlich. *Berechnungsquelle: Cyberfinancials Datenkommunikation GmbH.

140

120

100

8

Jan

0 20

Jan

0 20

9 Jan

10 20

Jan

11 20

Jan

12 20

Jan

13 20

Jan

14 20

Jan

15 20

Jan

16 20

Jan

17 20

Vielfache Auszeichnungen Lipper Leader Stand: 31.10.2017 2007 • 2008 • 2009 • 2010

9 X IN FOLGE BESTER DACHFONDSMANAGER ÖSTERREICHS 2011 • 2012 • 2013 • 2014 • 2015

1. Platz: 1 Jahr 2. Platz: 3, 5 Jahre

Morningstar Rating Gesamt Stand: 31.10.2017 TM

Diese Marketingmitteilung dient ausschließlich unverbindlichen Informationszwecken und stellt kein Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen dar, noch ist sie als Aufforderung anzusehen, ein Angebot zum Abschluss eines Vertrages über eine Wertpapierdienstleistung oder Nebenleistung abzugeben. Dieses Dokument kann eine Beratung durch Ihren persönlichen Anlageberater nicht ersetzen. Grundlage für den Kauf von Investmentanteilen ist der jeweils gültige Verkaufsprospekt, die wesentlichen Anlegerinformationen (»KID«, »KIID«) sowie der Jahresbericht und, falls älter als acht Monate, der Halbjahresbericht. Diese Unterlagen stehen dem Interessenten bei der Kapitalanlagegesellschaft Ampega Investment GmbH, Charles-de-Gaulle-Platz 1, D-50679 Köln und bei der C-QUADRAT Wealth Management GmbH, Schottenfeldgasse 20, A-1070 Wien, sowie am Sitz der Zahl- und Informationsstelle in Deutschland, Hauck & Aufhäuser Privatbankiers KGaA, Kaiserstraße 24, D-60311 Frankfurt am Main, sowie im Internet unter www.ampega.de und www.c-quadrat.com kostenlos in deutscher Sprache zur Verfügung. Alle dargestellten Wertentwicklungen entsprechen der Bruttoperformance, welche alle anfallenden Kosten auf Fondsebene beinhaltet und von einer Wiederanlage ev. Ausschüttungen ausgeht Performanceergebnisse der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung. Eine Kapitalanlage in Investmentfonds unterliegt allgemeinen Konjunkturrisiken und Wertschwankungen, die zu Verlusten – bis hin zum Totalverlust des eingesetzten Kapitals – führen können. Es wird ausdrücklich auf die ausführlichen Risikohinweise des Verkaufsprospektes verwiesen. Trends können sich ändern und negative Renditeentwicklungen nach sich ziehen. Ein trendfolgendes Handelssystem kann Trends über- oder untergewichten. ©2017 Morningstar. Alle Rechte vorbehalten. Details zum Morningstar Rating unter www.morningstar.de. Stand Dezember 2017

ANZEIGE

Nähere Infos zum C-QUADRAT ARTS Total Return Bond erhalten Sie bei Ihrem persönlichen Anlageberater oder bei Ihrer Hausbank. ISIN: AT0000634720 (T) . Deutsche WKN: A0B6WZ (T) . C�QUADRAT Wealth Management GmbH . Schottenfeldgasse 20 . A-1070 Wien C�QUADRAT Info-Hotline: +43 1 515 66-0 . www.c-quadrat.com . blog.c-quadrat.com


BRENNPUNKT

° Kurzmeldungen aus der Hochfinanz

LEI ab 2018 notwendig

Kryptowährungen weiter im Aufwind

Ab 3. Jänner dürfen Unternehmen ohne Angabe eines Legal Entity Identifier (LEI) keine Wertpapiergeschäfte mehr abwickeln oder außerbörslich mit Derivaten handeln.

Nach der erfolgreichen Einführung des Bitcoin an der Futuresbörse CBOE werden nun die ersten ETFs erwartet und die Aufnahme des Futureshandels mit weiteren Kryptowährungen.

Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) sieht mit MiFID-II mehr Transparenz in den internationalen Finanzmärkten vor. Deshalb müssen ab 3. Jänner 2018 alle Unternehmen Transaktionen von Wertpapiergeschäften an die FMA melden (auch Stiftungen). Dafür wird ein Legal Entity Identifier, kurz LEI, benötigt. Auch Unternehmen, die ab Jänner etwa die Absicherung von Zahlungsströmen in Fremdwährung nutzen, brauchen zur Identifikation den LEI. Banken und Vermögensverwalter benötigen einen LEI von den Unternehmen, für die sie Wertpapiergeschäfte tätigen. Privatpersonen und rechtlich unselbstständige Unternehmens(mf) teile benötigen dagegen keinen LEI.

Nach der reibungslosen Einführung von Bitcoin-Terminkontrakten erwägt die Börse CBOE in Chicago nun die Einführung weiterer Finanzprodukte für die CyberWährung. „Wir werden in den kommenden Monaten Vertrauen schaffen, und bleiben Sie dran, es wird noch mehr kommen“, sagte CBOE-Chef Ed Tilly am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei könne es um Optionen auf FutureKontrakte und Indexfonds (ETF) gehen. Auch könnten Produkte für andere Kryptowährungen außer Bitcoin folgen. Am Sonntagabend hatte der erste Terminkontrakt auf Bitcoin sein Debüt an der CBOE, einer der weltgrößten Derivatebörsen, gegeben. Zwar habe es eine kurze Unterbrechung

Neuer Schwung: Der reglementierte Handel von Kryptowährungen macht es Institutionellen nun möglich, in die neue Assetklasse zu investieren.

nach einem zehnprozentigen Kursanstieg gegeben, sagte Tilly. Aber insgesamt sei alles in geregelten Bahnen verlaufen. „Wir könnten nicht erfreuter sein damit, wie es vergangene Nacht gelaufen ist.“ Der Future war zu einem Kurs von 15.000 Dollar (12.775 Euro) in den Handel gegangen. Am Montagabend notierte er bei 18.510 Dollar (mf) (15.764 Euro).

Der sentix Overconfidence-Index misst Einseitigkeiten von Markterwartungen. Denn der Eindruck bei Anlegern eines „einfachen Marktumfeldes“ durch Kurssteigerungen über einen längeren Zeitraum kann trügerisch sein. Im Sommer 2007 war die Welt der Anleger noch in Ordnung. Aktien sollten steigen, die Zinsen auch – und Probleme wie die sich abzeichnende Subprime-Krise am besten ignorieren. Dieses Erfolgsrezept erwies sich als kapitaler Fehler. Begehen die Anleger aktuell erneut diesen historischen Fehler? Die Gefahr dazu, das zeigen die sentix Overconfidence Indizes, besteht zumindest. Die sentix Overconfidence Indizes werden anhand einer Formel, die die Einseitigkeit der Marktbewegung misst, errechnet. Betrach-

22

° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2017

Manfred Hübner und Patrick Hussy, Geschäftsführer der sentix Asset Management

tet man den derzeitigen Abstand zwischen dem Aktien- und dem Bond-Indikatorwert, so ist dieser mit einem Wert von 16 Punkten auf einem Allzeit-Hoch. Genau genommen hat sentix in der Historie nur ein einziges Mal einen Wert von 16 als Differenz aus Ak-

tien und Renten-Overconfidence gemessen. Und das war im Juni 2007, am Vorabend der Finanzkrise! Der Rest ist Geschichte. Diese überbordende Aktienzuversicht relativ zu Renten wurde in den nachfolgenden beiden Jahren hart bestraft. Aktien verloren massiv relativ zu Anleihen. So schlimm muss es dieses Mal nicht wieder kommen. Ähnlich hohe Werte im Indikator führten auch zu geringeren Aktienverlusten relativ zu Anleihen. Die absolute Richtung von Aktien und Anleihen ist demnach nicht festgelegt, der Indikator trifft eine Aussage zur relativen Performance. Investoren, die sich für Anlagen im USMarkt interessieren, sollten für 2018 daher auch durchaus in Betracht ziehen, dass Aktien nicht so alternativlos sind, wie sie (mf) derzeit scheinen.

CREDITS: Shutterstock, beigestellt

Historische sentix-Signallage – Finanzkrise lässt grüßen!


Kurzmeldungen aus der Hochfinanz

° BRENNPUNKT

EU: Schwarze und Graue Liste soll Steueroasen brandmarken Der EU-Finanzministerrat finalisierte am 5. Dezember eine Schwarze Liste mit 17 Steueroasen, die gegen die EU-Vorgaben Steuertransparenz und Kooperation verstoßen. EU-interne Oasen wurden dabei ausgespart. Zusätzlich wurde eine Graue Liste mit 47 „besserungswilligen“ Staaten erstellt. Bereits seit Jänner 2016 drängt die EUKommission auf eine Schwarze Liste jener Länder, die sich weigern, Steuerdaten mit der EU auszutauschen. Beim Finanzministerrat am 5. Dezember wurde nun nicht nur Krampus gefeiert, man stellte die Rute gleich 17 Steueroasen außerhalb der EU in Form der Aufnahme in eine Schwarze Liste ins Fenster. Gleichzeitig beschlossen die

EU-Finanzminister eine Graue Liste mit 47 Staaten, die sich verpflichtet haben, ihre Regeln den Vorgaben der EU bis Ende 2019 anzupassen. Organisationen wie Attac und das Wiener Institut für internationalen Dialog und Zusammenarbeit (VIDC) kritisieren, dass auf der Liste EU-interne Steueroasen fehlen. Denn auch in Luxemburg oder in den Niederlande gebe es Strukturen, mit denen internationale Konzerne die Zahlung von Steuern umgehen können. Um die Steuerflucht wirkungsvoll bekämpfen zu können, schlagen die Organisationen ein öffentliches Country-by-Country-Reporting vor und eine öffentliche Liste der echten wirtschaftlichen Eigentümer von Firmen. Beides wird (mf) in Österreich skeptisch gesehen.

Steueroasen: Ihnen will die EU mit einem Eintrag ins Klassenbuch den Garaus machen.

Wie nachhaltig sind Ihre Fonds? Morningstar Sustainability

Rating™

Above Average Percentage Rank in Category: 23 Sustainability Score: 48

Fonds mit Nachhaltigkeitsansatz verzeichnen immer mehr Mittelzuflüsse. Das zeigt das steigende Interesse der Anleger. Morningstar hat deshalb den Industriestandard für die Nachhaltigkeitsbewertung von Fonds gesetzt: Das Morningstar Sustainability Rating™. Es hilft Anlegern, ihr Portfolio nach Umweltund sozialen Aspekten sowie Grundsätzen der ordentlichen Unternehmensführung (ESG) zu analysieren und entsprechend ihrer Vorstellungen anzupassen.

Erfahren Sie mehr unter: global.morningstar.com/SustainableInvesting Gerne helfen wir Ihnen auch persönlich weiter. Schreiben Sie uns eine Mail an: nachhaltigkeit@morningstar.de

#MStarESG


wirtschaftPanorama Konjunktur-prognose: Besser geht’s nicht Optimistischer ausblick. Gute Nach-

richten zum Jahresausklang: Das weltweite Wachstum hat sich auf geschätzte 3,6 Prozent beschleunigt, den höchsten Wert seit sieben Jahren.„Besser geht’s nicht“,beschreibt Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria, die globalen Konjunkturaussichten und ergänzt: „Im kommenden Jahr wird sich das weltweite Wirtschaftswachstum auf rund 3,9 Prozent erhöhen. Die österreichische Wirtschaft profitiert vom günstigen Umfeld und kann nicht nur mithalten, sondern sogar positiv überraschen: Der Anstieg des aktuellen UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators auf 4,5 Punkte lässt erwarten, dass die heimische Wirtschaft viel Dynamik aus 2017 auch

Zahlenspiel

ins Jahr 2018 mitnimmt und den Aufschwung fortsetzen kann. Die Inlandsnachfrage wird dabei auch 2018 und 2019 die treibende Kraft bleiben, wenn sich auch Konsumdynamik und vor allem das Investitionswachstum etwas verlangsamen dürften. Neben der guten Stimmung unter den Unternehmen, insbesondere in der Kapitalgütererzeugung und am Bau, wird die Investitionstätigkeit 2018 aber weiterhin durch eine Kombination aus steigender Profitabilität und solider Liquidität der Unternehmen sowie von den günstigen Finanzierungsbedingungen unterstützt. Dass die Kapazitätsauslastung deutlich über dem langjährigen Durchschnittswert liegt, komplettiert das positive Bild.

0,1

Prozent könnte der Budgetüberschuss Österreichs 2018 betragen.

Zu dieser erfreulichen Prognose kommt die Industriestaatenorganisation OECD in ihrer jüngsten Einschätzung. Natürlich klingen 0,1 Prozent nicht nach viel, es wäre aber durchaus ein bemerkenswertes Erfolgserlebnis, würde die Prognose aufgehen. Vor allem, weil noch vor Kurzem die EUKommission ein Defizit von 0,6 Prozent vorhergesagt hatte. Die Ursache für die unterschiedlichen Einschätzungen liegen vor allem in den unterschiedlichen Wachstumsannahmen für die heimische Wirtschaft – die OECD zeigt sich hier optimistischer als die EU-Kommission.

24

Prozent aller geleisteten Arbeits­ tätig­keiten könnten bis 2030 in Öster-

unicredit bank austria einkaufsmanagerindex saisonbereinigt

unbereinigt

reich automatisiert werden – so das beunruhigende Egebnis einer McKinsey-Studie. In Emerging Markets wie China und Indien sollen hingegen nur 16 beziehungsweise neun Prozent der Arbeitsstunden wegfallen, in Kenia sogar nur fünf Prozent. Diesen Unterschied erklärt McKinsey mit höheren Löhnen in den hochentwickelten Industriestaaten, was den Anreiz zur Automatisierung erhöhen würde. Unterm Strich wird die zunehmende Automatisierung aber die ganze Welt vor erhebliche soziale Probleme stellen: Bis 2030 sollen an die 800 Millionen Menschen ihren Job an intelligente Maschinen verlieren.

Quelle: IHS Markit, UniCredit Research

Deloitte: Steuertipps zum Jahresende

30

Jahre oder jünger ist jede vierte zahlungsunfähige Person in Öster­

reich alt. Jeder dieser Schuldner steht im Durchschnitt mit 28.000 in der Kreide – etwa für Handy, Wohnung oder Shopping. Außerdem hat jeder

2017 neigt sich dem Ende zu, ein Endspurt ist aber Steuerzahlern anzuraten. Für Unternehmen, die sich noch vor Jahreswechsel um die Anschaffung und Inbetriebnahme von abnutzbarem Anlagevermögen kümmern, besteht etwa die Möglichkeit einer Halbjahres-Abschreibung für Abnutzung. „Es ist sinnvoll, vor Jahresende in

24 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

Büroeinrichtung,Computer oder Kraftfahrzeuge zu investieren. Geringwertige Wirtschaftsgüter, die maximal 400 Euro kosten, können sogar sofort abgeschrieben werden“, so Christoph Hofer, Steuerexperte bei Deloitte Österreich. Auch Arbeitnehmer können jede Menge Geld sparen,wenn sie Aufwendungen rechtzeitig geltend machen. Hofer: „Bei der Kinderbe­treuung können Kosten von bis zu 2300 Euro pro Kind und Kalenderjahr abgesetzt werden.Wichtig ist aber, dass diese Leistungen von qualifizierten Pädagogen oder institutionellen Einrichtungen erbracht werden.“

Vierte der jungen Verschuldeten schon vor dem 18. Lebensjahr Geldprobleme. Angesichts dieser Zahlen des Finanzministeriums schrillen die Alarmglocken. Eine aktuelle Studie des WU-Instituts für Wirtschaftspädagogik hat bestätigt, dass viele Jugendliche nicht erkennen, wie vielfältig sie in das Wirtschaftsgeschehen involviert sind. Dazu nur ein Beispiel: Die Analyse ergab, dass nur rund die Hälfte der Schüler und Schülerinnen (13 bis 14 Jahre) erkannte, dass Girokonten einen bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglichen und die Grundlage für Überweisungen und Kartenzahlungen bilden.

CrediT: beigestellt

Kein geld verschenken. Das Finanzjahr


Erfahrung ist die wertvollste Orientierung.

Ein gutes Fondsmanagement besitzt die wertvollen Fähigkeiten eines Elefanten: Besonnenheit, Erfahrung und Orientierungsvermögen. Auf dieser Basis entstehen langfristige Strategien und eine sorgfältig gewählte Gewichtung der Anlageklassen. Überzeugen Sie sich von den Qualitäten der ausgewogenen vermögensverwalteten Mischfonds von ETHENEA. ethenea.com

Ausführliche Hinweise zu Chancen und Risiken entnehmen Sie bitte dem letztgültigen Verkaufsprospekt. Maßgeblich sind die Angaben im Verkaufsprospekt, im aktuellen Halbjahres- und Jahresbericht sowie in den Wesentlichen Anlegerinformationen. Die genannten Dokumente erhalten Sie kostenlos bei der Verwaltungsgesellschaft ETHENEA Independent Investors S.A., 16, rue Gabriel Lippmann, L-5365 Munsbach oder bei der ERSTE BANK DER OESTERREICHISCHEN SPARKASSEN AG, Am Belvedere 1, A-1100 Wien.


BankingPanorama Banken: Besser als ihr ruf

Top-bewertung. Die unabhängige Private

Herausforderungen.Lautdemaktuellen

Banking-Prüfinstanz Fuchsbriefe hat das Bankhaus Krentschker mit der Top-Bewertung „Sehr gut“ ausgezeichnet und damit unter die besten Privatbanken im deutschsprachigen Raum gereiht. Geprüft wurden im einmal jährlich durchgeführten Markttest folgende Kategorien: das Beratungsgespräch, die Vermögensstrategie, die Portfolioqualität sowie die Transparenz. Von anfänglich 92 Instituten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und Luxemburg erhielten nach der „Vorrunde“, in dem das Beratungsgespräch bewertet wurde, 26 ein Rating der Private Banking-Prüfinstanz. Neun bekamen ein „Sehr gut“, vierzehn ein „Gut“ und drei ein „Befriedigend“. Krentschker-Vorstand Alexander Eberan freut sich über die Top-Bewertung.

Ausblick 2018 des Financial-InstitutionsTeams von Scope Ratings stehen europäische Banken derzeit besser da, als es ihr öffentliches Image vermuten lässt. Dies spiegelt sich unter anderem in den von Scope vergebenen Ratings der europäischen Großbanken wider: Der Großteil dieser Institute wird mit „single A/low AA“ bewertet. Dennoch warten im kommenden Jahr laut den Scope-Experten neue Herausforderungen für den Sektor. Hier sind beispielsweise die fortschreitende Digitalisierung zu nennen sowie das Inkrafttreten weiterer regulatorischer Vorgaben. Die neuen Regularien wie beispielsweise PSD2 könnten nach Auffassung der Scope-Analysten zu Eruptionen im ‚klassischen‘ Bankensektor führen. Institute, die sich gegenüber digitalen Prozessen öffnen, dürften jedoch in einer guten Ausgangslage sein, von neuen Synergien zu profitieren. So sei es eminent wichtig, Fintechs künftig nicht mehr als Bedrohung, sondern als patente Kooperationspartner anzusehen.

UniCredit „reloaded“

in stürmischem gewässer

faule kredite abstoSSen. Die UniCre-

Kurs auf kitzbühel. Seefahrt und Asset

dit, internationale Großbank und Mutter der Bank Austria, will sich bekanntlich neu aufstellen. Nachdem die außerordentliche Aktionärsversammlung einer Governance-Reform zugestimmt hatte, stellt UniCredit-CEO Jean-Pierre Mustier eine Aktualisierung des Entwicklungsplans vor. Mustier will den Verkauf notleidender Kredite beschleunigen und hat heuer eine Kapitalerhöhung im Wert von 13 Milliarden Euro durchgeführt. Die UniCredit plant außerdem eine Governance-Reform durch den Wandel der Vorzugsaktien in Stammpapiere. Mit der Maßnahme soll die Kapitalstruktur der Bank vereinfacht werden und man will wieder zur Spitze der besten europäischen Banken stoßen. Auch soll der UniCredit-Verwaltungsrat, der im kommenden Frühjahr erneuert wird, schlanker werden und die Zahl der Mitglieder von 17 auf 15 reduziert werden. Der Firmensitz soll wieder von Rom nach Mailand rückverlegt werden.

Management haben nichts miteinander gemeinsam – oder etwa doch? Interessante Parallelen wurden bei einer Diskussionsveranstaltung in Kitzbühel sichtbar, die von der Zürcher Kantonalbank organisiert wurde. Eingeladen waren Hapag-Lloyd-Hochseekapitän Mark Behrend und der Chief Investment Officer der Zürcher Kantonalbank Österreich AG, Christian Nemeth. Wie gleich zu Beginn der Diskussion klar wurde, sind sich sowohl der erfahrene Kapitän, als auch der versierte Asset Manager der großen Verantwortung bewusst, die sie für andere Menschen tragen. Gleich ob es sich um Passagiere oder Kunden handelt, müsse man sich in beiden Professionen immer wieder vor Augen führen,welche Konsequenzen Fehlentscheidungen für die Betroffenen haben können, betonen die beiden unisono. „Angst ist hier trotzdem fehl am Platz“, ist sich Kapitän Behrend sicher. Eine Meinung, der sich auch Nemeth anschließen konnte.

26 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

Zahlenspiel

20

Prozent der Österreicher halten ­e inen Wechsel ihrer Hausbank für

denkbar, so eine aktuelle Umfrage im Auftrag der DADAT-Bank. Weiters zeigt sich jeder zweite Befragte interessiert, künftig auch die Dienstleis­ tungen einer Direktbank in Anspruch zu nehmen. Bereits über 80 Prozent der Österreicher wickeln derzeit Bankgeschäfte zumindest ab und zu online ab. In Österreich haben Direktbanken – also Institute, die ihre Dienstleistungen vorwiegend online anbieten – demnach noch viel Geschäftspotenzial. „Verglichen mit Deutschland sind hierzulande noch relativ wenige Sparer und Anleger Kunden bei Direktbanken. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl müssten es um rund 800.000 mehr sein“, so DADAT-Vorstand Ernst Huber.

erste bank: Erweiterung risikomanagement. Bei der Erste Bank

Österreich bringt das neue Jahr gleich eine Vorstandserweiterung. Ab 1. Jänner 2018 übernimmt Bernhard Spalt den Bereich Risikomanagement; Claudia Höller wird neben ihrer bisherigen Funktion als CFO der Erste Bank das strategisch wichtige, gruppenweite Projekt Datenqualität leiten. Bernhard Spalt (Jahrgang 1968) ist schon seit 1991 in der Erste Bank tätig und war bereits von 2006 bis 2012 Risikovorstand der Erste Group Bank. Danach arbeitete er in dieser Position für drei Jahre in der Erste Bank Hungary und von 2015 bis Ende 2017 in der Slovenska Sporitelna. Seit Beginn des Jahres 2017 ist er Risikovorstand der BCR in Rumänien. Zusätzlich zu seiner Funktion als CRO in der Erste Bank Österreich wird sich Bernhard Spalt des strategischen Risikomanagements auf Gruppenebene annehmen und so eine umfassende, optimale Abstimmung aller damit zusammenhängenden Bereiche anstreben. Organisatorisch erfolgt dies aus einer Stabsstelle beim CRO der Erste Group, Willibald Cernko, heraus.

CrediTS: beigestellt

krentschker: „Sehr gut“


Wissen macht sich bezahlt!

Jetzt abonnieren und profitieren!

JA ich bestelle das GRATIS-PROBE-ABO von GELD-Magazin für 3 Monate (danach endet das ABO automatisch) JA

Frau

Porto zahlt Empfänger

ich bestelle das VORTEILS-ABO von GELD-Magazin für 1 Jahr um 34 Euro statt 36 Euro (10 Ausgaben)

Herr

Vorname | Zuname

Straße | Nummer PLZ

Ort

4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 12/1 1010 Wien AUSTRIA

Telefonnummer oder E-Mail-Adresse

Datum

Unterschrift

ABO-GARANTIE: Sie können Ihr Abonnement jederzeit bis 4 Wochen vor Ablauf schriftlich kündigen und haben keine weitere Verpflichtung. Ansonsten verlängert es sich automatisch um ein weiteres Jahr zum jeweils gültigen Abopreis. Die Zahlung erfolgt per Erlagschein. Die angeführten Preise beziehen sich nur auf Abonnements im Inland. (GM)

T.: +43 / 1 / 997 17 97 - 0 F.: +43 / 1 / 997 17 97 - 97 abo @ geld-magazin.at www.geld-magazin.at


geldanlagePanorama Lacuna: Back to the roots

TitanenKampf. Seit

unternehmergeführte Investmentgesellschaft übernahm Lacuna mit 1. Dezember 2017 das Fondsmanagement der beiden Gesundheitssektor-Fonds Asia Pacific Health und Global Health. „Mit diesem Schritt richten wir unseren Fokus zurück auf die Wurzeln von Lacuna, das Fondsmanagement. Hier haben wir vor über 20 Jahren begonnen und damit sind wir groß geworden“, so Unternehmensinhaber Werner Engelhardt (Bild).Während Lacuna in den letzten Jahren im Vertrieb aktiv war, möchten die Investmentprofis mit dieser Richtungsänderung die elementaren Entscheidungen wieder

mfs: Alpha-quellen nutzen

im eigenen Haus tätigen. „Unternehmerisch investieren“ ist die Philosophie, anhand derer Engelhardt als Fondsmanager gemeinsam mit einem Team von Analysten aus New York, Mumbai, Singapur und Regensburg die beiden Healthcare-Fonds gestalten wird. Gleichzeitig übernimmt Andreas Böhm die Geschäftsführung der Lacuna GmbH. Engelhardt managt seit zwei Jahren drei Fonds für das eigene Family Office.

Schroders: Neuer Fonds

Fantasievoll. Dank der Zinsanhebungen

Gutes Gewissen. Nachhaltigkeit ist mehr als

in den USA flacht sich die Renditekurve am Anleihensektor ab und es entstehen AlphaFantasien. MFS Investment Management setzt in diesem Zusammenhang verstärkt auf den US-Credit-Markt, der durch das Volumen sowie die große Anzahl an Emittenten und Emissio­ nen besticht. Speziell, weil in den USA 2018 ein leichter Abschwung des Aktienmarktes durchaus möglich sein kann, stellt der MFS US Credit Composite Fonds mit seiner breit diversifizierten Allokation eine attraktive Möglichkeit zur Portfolio-Absicherung dar.

ESG (Environment Social Governance), davon ist man bei Schroders überzeugt. Unternehmen, die von der Allokation her ESG-Richtlinien entsprechen, zeitigen laut der Fondsgesellschaft nicht a priori starke Wachstumsmargen und Renditen. Bei Schroders glaubt man daran, dass ESG-Analysen sehr wohl notwendig, jedoch nicht allein ausreichend sind. Für den eben neu aufgelegten ISF Global Sustai­nable Growth Fund setzt man auf den Dialog des globalen Aktienteams von Schroders und dem eigens eingerichteten Sustainability-Team. Gemeinsam ermitteln sie den entsprechenden Nachhaltigkeitsquotienten. Dieser stellt eine qualitative und ganzheitliche Titelanalyse dar, die alle Aspekte der Wertschöpfungskette der Unternehmen überprüft – sowohl hinsichtlich des Nachhaltigkeitsaspekts, als auch in Bezug auf die Wachstumsaussichten des jeweiligen Unternehmens. Der Fonds repräsentiert ein konzentriertes Portfolio aus 30 bis 50 Aktien.

neu am Markt: savity Digitales geld. Die Online-Vermögensver-

waltung Savity startet einen transparenten und kostengünstigen digitalen Geldanlage-Service mit direktem Zugang zu professionellen Anlagestrategien. Hinter Savity steht die österreichische Wertpapierfirma Advisory Invest, die bislang vor allem institutionelle Kunden betreut. „Mit Savity machen wir hochprofessio­ nelle Vermögensverwaltung für Privatkunden verfügbar. Durch den Einsatz moderner IT und effizienter Automatisierung schaffen wir nun schon ab 10.000 Euro passgenaue Anlagelösungen“, so Gerhard Hennebichler, Geschäftsführer von Advisory.

28 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

Anfang des heurigen Jahres befindet sich vor allem der asiatische Aktienmarkt stark im Aufwind. Aus Sicht eines Euro-Investors sind die Kurse im Schnitt um mehr als 25 Prozent gestiegen. Doch bleiben Aktien aus China und Japan – den beiden stärksten Volkswirtschaften der Region – auch weiterhin attraktiv? Bzw. welches Land ist zu favorisieren? In einer ausführlichen Analyse der Schoellerbank wird keinem der beiden asiatischen Titanen explizit der Vorzug gegeben. Eindeutig ist für die Anlageexperten hingegen, dass Asien für Aktieninvestments nach wie vor sehr aussichtsreich bleibt. „Das fundamentale Bild ist spannend, die Bewertungen sind vergleichsweise günstig und die In­ vestoren sind noch nicht in großer Zahl auf den fahrenden Zug aufgesprungen“, so die Expertise.

china – vs. – japan

gam: Absolute return Flexibel. Mit dem GAM Star Absolute Re-

turn Macro wurde ein neuer Anleihenfonds mit Absolute Return-Charakter aufgelegt. Das diversifizierte Portfolio investiert vorrangig in die Renten- und Währungsmärkte, aber auch Aktien können flexibel miteinbezogen werden. Korrelationen zwischen Anleihen und Aktien sollen dabei möglichst niedrig gehalten werden, während gleichzeitig eine hohe Liquidität gewährleistet bleibt. Durch den Einsatz eines Kredithebels sollen die jährlichen Erträge bei acht bis zehn Prozent über dem Libor liegen. Das neue Produkt wird von Tim Haywood (Bild) und Mark Dragten gemanagt.

CrediTS: beigestellt, Lacuna, Shutterstock

unternehmerisch investieren. Als


KOLUMNE

LIPPER RESEARCH

Aktienrally auch in 2018 oder kommt der Bremsklotz Zinswende?

I

AUSBLICK

nsgesamt betrachtet war das Jahr 2017 ein gutes Jahr. Investoren konnten sowohl mit Aktien als auch mit Anleihen Kursgewinne erzielen. Die steigenden Kurse täuschen dabei darüber hinweg, dass die Situation an den globalen Wertpapiermärkten nicht einfacher geworden ist. Zinserhöhungen in den USA, die Ankündigung der Europäischen Zentralbank (EZB), ihre Geldpolitik zu straffen, und Aktienmärkte, die von einem Höchststand zum nächsten klettern, machen es den Investoren nicht einfach, Anlageentscheidungen zu treffen. Hinzu kommt, dass das weltpolitische Klima, mit der Krise rund um die Atomtests Nordkoreas und dem immer wieder aufkommenden Konflikten im Nahen Osten, alles andere als stabil ist. Somit wird auch das Jahr 2018 ein Jahr werden, in dem die Investoren mit Augenmaß agieren müssen. ANLEIHEN Die Märkte für festverzinsliche Wertpapiere waren in den letzten Jahren von niedrigen, zum Teil negativen Zinsen geprägt. Die Tendenz, sehr niedrige oder sogar negative Zinsen auch für mittelfristige Anleihen zu akzeptieren, hat weiterhin zu Kursgewinnen bei erstklassigen Anleihen geführt. Zudem waren die Anleger bereit, höhere Risiken in ihrem Anleiheportfolio einzugehen und sind zur Erreichung ihrer Anlageziele auf Anleihen mit einer schlechteren Bonität ausgewichen. Ob diese Trends vor dem Hintergrund der in den USA eingeleiteten Zinswende Bestand haben, bleibt allerdings abzuwarten. Aufgrund der derzeitigen Lage an den Märkten sollten Anleger nicht davon ausgehen, dass sich dieser Trend fortsetzen wird und sollten somit im Bereich der festverzinslichen Wertpapiere für das Jahr 2018 auf Anleihen mit kurzen Laufzeiten oder sogenannte Floating Rate Notes (FRNs) setzen. Inwieweit Anleihen in Fremdwährungen Erfolg versprechend sind, lässt sich heute noch nicht abschätzen, da hier,

DETLEF GLOW, Head of Lipper Research EMEA

neben der Zentralbank-Politik, auch politische Entscheidungen einen großen Einfluss haben. AKTIEN Nachdem verschiedene Aktienmärkte in den Industrienationen, allen voran in den USA, auch 2017 wieder neue Höchststände erzielen konnten, stellt sich die Frage, wie viel Luft diese Märkte noch nach oben haben. In dem derzeitigen Zinsumfeld erscheinen Aktien, mit ihren teilweise sehr hohen Dividenden, für viele Investoren alternativlos zu sein. Dementsprechend könnten Aktien auch im Jahr 2018 die Anlageklasse der Wahl sein. Hierbei ist aber zu beachten, dass die Aktienmärkte durchaus hohen Schwankungen unterworfen sein können und schon einzelne negative Meldungen von Unternehmen einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Aktienmärkte haben könnten. Bei der Titel- beziehungsweise Fondsauswahl sollten Investoren daher auf Dividendenpapiere von Unternehmen setzen, die in ihren Kerngeschäftsfeldern führend sind, ein auf Shareholder Value ausgerichtetes Management haben und günstig oder zumindest fair bewertet sind. Gerade bei Aktien könnte eine breite Streuung über verschiedene Länder und Branchen hilfreich sein, um mögliche Verluste zu reduzieren.

Aus heutiger Sicht lassen sich die möglichen Entwicklungen im Jahr 2018 nur schwer einschätzen. Zum einen werden Lösungen der Korea-Krise und des Konfliktes im Nahen Osten nur schwer zu finden sein. Zum anderen betritt die Fed mit ihren Zinserhöhungen Neuland und niemand weiß, welche Folgen die einzelnen Zinsschritte für die Aktien- und Anleihemärkte haben werden. Daher könnten diese Themen im Jahr 2018 die Haupttreiber für die Entwicklung an den globalen Wertpapiermärkten werden. Dementsprechend sollten Anleger auch im Jahr 2018 vorsichtig agieren und ihr Portfolio breit über die unterschiedlichen Anlageklassen diversifizieren, um mögliche Kursschwankungen zu reduzieren. Denn obwohl die derzeitige Kursrally intakt zu sein scheint, könnte sich die neue Zentralbank-Politik, politische Entscheidungen und unternehmensspezifische Nachrichten, zu einem Störfaktor für die Wertpapiermärkte entwickeln. Zudem wird es auch im Jahr 2018 bei Anlageentscheidungen darauf ankommen, die Chancen und Risiken einzelner Märkte und Segmente richtig zu beurteilen, um so Investitionen in mögliche Verlierer zu vermeiden. Ebenso wird die richtige Einschätzung der Entwicklung des Euro, insbesondere vor dem Hintergrund der anstehenden Zinsentscheidungen der amerikanischen Fed, einen erheblichen Einfluss auf die Wertentwicklung der Portfolios von Investoren, die auch außerhalb der Eurozone investieren wollen, haben. Auch 2018 sollten mögliche Rückschläge genutzt werden, um eventuell einzelne Positionen im Portfolio aufzustocken. Um diese taktischen Transaktionen durchführen zu können, ist es notwendig, einen Teil des Portfolios als Cash zu halten. www.lipperleaders.com Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Thomson Reuters.

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

29


Institutional investors congress ° Investmentausblick

2018

im umlauf befindliche bitcoins Obergrenze 21 Millionen Bitcoins

16,50 16,25 16,00 15,75

15,61

15,79

15,90

15,96

16,08

16,17 16,20

16,27

16,30

16,39

16,52

16,56

16,60

Okt. ‘17

Sept. ‘17

Aug. ‘17

Juli ‘17

Juni ‘17

Mai ‘17

April ‘17

März ‘17

Feb. ‘17

Jan. ‘17

Dez. ‘16

Nov. ‘16

Okt. ‘16

Sept. ‘16

Aug. ‘16

Juli ‘16

Juni ‘16

Mai ‘16

15,38

April ‘16

15,25

15,72

15,84

16,14

16,25

16,48

15,49

15,50 März ‘16

Bitcoins (BTC) im Umlauf in Millionen

16,75

Quelle: de.statista.com, Stand Oktober 2017

um letzten Mal im ausklingenden Jahr öffnete der vom GELD-Magazin veranstaltete Institutional Investors Congress (IIC) seine Pforten. Diesmal ging es um den Anlageausblick 2018 – schließlich brennt die Frage unter den Nägeln, ob die Hausse der vergangenen Jahre bis auf Weiteres prolongiert wird? Erfreulich: ­Alles in allem beantworteten die vortragenden In­ vestmentsprofis diese Frage mit einem deutlichen „Ja“. Aber welche ökonomischen Entwicklungen, Branchen und Regionen werden das kommende Jahr prägen? Von welchen Trends werden Investoren am meisten profitieren, welche sollte man wiederum meiden? Coin oder nicht Coin? In diesem Zusammenhang beleuchtete Roland Rupprechter von der Hypo Vorarlberg ein heiß disku­ tiertes Thema: Nämlich Kryptowährungen. Der Exper­ te wies am Beispiel von Bitcoins auf das hohe Ertrags­ potenzial sowie die tiefe Korrelation zu traditionellen Assetklassen hin. Außerdem seien Bitcoins heute schon überaus liquide und würden etwa eine höhere Markt­ kapitalisierung als die größte DAX-Aktie aufweisen. Die Verbreitung dieser neuen Zahlungsform seit wei­ ters im Steigen begriffen (siehe Grafik) und würde auch von immer mehr durchaus namhaften und großen Un­ ternehmen akzeptiert. Ergo schloss Rupprechter (unter

30

geld-magazin dezember 2017

Hinweis auf das Risko bei Einzelinvestments): „Eine Beimischung von Bitcoins von etwa drei bis fünf Pro­ zent eines Gesamtporfolios macht Sinn!“ Das blieb im Publikum nicht unwidersprochen und der wirkliche Wert von Bitcoin und Co. wurde teilweise heftig in ­Frage gestellt. Kryptowährungen polarisieren also wei­ terhin die Anlegerlandschaft. Schwellenländer als Favoriten Unumstritten ist hingegen, dass die Emerging Mar­ kets 2017 eine starke Performance hingelegt hatten. Dass es 2018 in ähnlich erfreulicher Art und Weise wei­ tergeht, meinten gleich zwei Vortragende, nämlich Ross Teverson von Jupiter Asset Management sowie Sandra Crowl von Carmignac Gestion. Sie meinte: „Die makroökonomischen Rahmenbedingungen sprechen auch weiterhin für Investments in Schwellenländer.“ Dem pflichtete Teverson bei und ergänzte: „In Emer­ ging und Frontier Markets herrschen demografisch viel bessere Voraussetzungen als in den hoch entwickelten Industriestaaten.“ Nick Edwardson, Experte bei Kames Capital, wies wiederum auf die erfreuliche wirtschaft­ liche Entwicklung mit überraschend guten Wachs­ tumszahlen in Europa hin: „Für kontinuierlichen Anla­ geerfolg ist aber ausreichende globale Diversifikation und Risikokontrolle entscheidend.“

creditS: Shutterstock, Archiv

Z


hypo vorarlberg ° Bitcoins unter der Lupe Spekulativ, aber interessant. Medienberichte und Diskussionen unter Anlegern haben ein besonders heißes Thema entdeckt: Kryptowährungen sind in aller Munde. Aber inwieweit eignen sie sich als seriöse Investments? Dieser Frage ist Roland Rupprechter, Leiter Asset Management der Hypo Vorarlberg Bank AG, mit empirischer Genauigkeit auf den Grund gegangen.Als bekannteste und am meisten verbreitete Kryptowährung (über 50 Prozent Marktanteil unter mittlerweile 1370 Vertretern) hat er den Bitcoin analysiert: „Ich möchte hier keine Prognose für die Zukunft abgeben, aber die Wertentwicklung von 600 auf 10.000 Euro pro Bitcoin ist schon sehr erstaunlich.“ Das war zum Zeitpunkt des Institutional Investors Congress, kurz darauf schoss der Bitcoin sogar auf 11.000 Euro.Aber genau das zeigt auch die Problematik dieses neuen Zahlungsmittels – es erweist sich als höchst volatil. Das führt zu Ausschlägen Roland Rupprechter, Leiter Asset bei standardisierten Indikatoren wie Volatilität (Höchstwerte von über 230) oder Sharpe RaManagement, Hypo Vorarlberg Bank AG tio (sieben), die Rupprechter in seiner langen Karriere „noch nie gesehen“ hat. Die immensen Kursschwankungen nach unten und oben machen den Bitcoin somit zwar aus spekulativer Sicht sehr interessant, das Risiko ist aber ebenfalls enorm. Als Portfoliobeimischung geeignet. Nach Abwägung aller Faktoren kam Rupprechter zu einem Schluss, der so manchen überraschte: „Aufgrund seiner geringen oder auch gar nicht vorhandenen Korrelation zu anderen Anlageklassen macht eine Beimischung von rund drei bis fünf Prozent Bitcoins in einem gut diversifzierten Gesamtportfolio durchaus Sinn.“ Der Experte bezeichnete das als „klares Statement“, das durchaus auch zu Widerspruch im Publikum führte. So wurde etwa der Vergleich zur holländischen „Tulpenkrise“ gezogen – wer letztendlich Recht haben wird, kann bei diesem kontroversiellen Thema nur die Zukunft weisen.

www.hypovbg.at

Kames capital ° Nicht zu heiß, nicht zu kalt Überwiegend positives Bild. „2018 wird durchaus Herausforderungen an die Anleger stellen, es ergeben sich daraus Chancen und Risken, wobei grundsätzlich kein Grund für Schwarzmalerei vorherrscht“, fasste Nick Edwardson von Kames Capital seinen Ausblick auf das kommende Jahr zusammen. Zu den Änderungen zählt der Experte die Geldpolitik der Notenbanken, die sich offensichtlich auf tendenziell steigende Zinsen eingeschworen haben: „Vielleicht werden wir ein Ende des Quantitative Easing sehen, die Währungshüter werden aber vorsichtig agieren und für ein wirtschaftliches Umfeld sorgen wollen, das nicht zu ,heiß‘ und nicht zu ,kalt‘ sein sollte.“ Goldilock „light“.In diesem Zusammenhang sprach Edwardson von einer prinzi­piell „gesunden Situation der Weltwirtschaft“ – auch wenn das angesichts von„politischem nick edwardson, Product Specialist, Getöse“ (zum Beispiel Raketenstarts in Nordkorea) manchmal etwas in den Hintergrund Kames Capital rücke. Der Experte sieht die globale Ökonomie in einem „Goldilock-Szenario light“, also moderatem Wachstum bei überschaubarer Inflation und vertretbarem Zinsniveau. Alles in allem geht er also von einer komfortablen Situation aus. Streuung ist und bleibt wichtig.Edwardson verwies außerdem auf die große Bedeutung von Risikosteue­ rung, wie sie etwa im Kames Global Diversified Income Fund erfolgt. Ziel dieses Produkts ist das Erwirtschaften eines nachhaltigen und regelmäßigen Einkommens für seine Investoren. Angestrebt wird ein monatlicher Ausschüttungsertrag von fünf Prozent per annum bei gleichzeitig nur etwa halb so hoher Volatilität (57 Prozent) wie an den Aktienmärkten. Zur Erreichung dieser Vorgaben ist der Fonds über geografische Regionen, Sektoren und Anlageklassen breit gestreut.

www.kamescapital.com 31

geld-magazin dezember 2017


Investmentausblick 2018

jupiter ° Fokus Emerging Markets I „Ungezwungen investieren.“ Schwellenländer haben in jüngerer Vergangenheit überaus ansprechend performt – kann diese Leistung auch 2018 nahtlos fortgesetzt werden? Dieser Frage widmete sich Ross Teverson, Head of Strategy Emerging Markets bei Jupiter Asset Management, in seinem Vortrag. Und er sieht durchaus Gründe für anhaltenden Optimismus: „Dafür sprechen die noch immer attraktiven Bewertungen bei Aktien aus Emerging Markets ebenso wie die positiven Gewinnaussichten. Wobei wir auf ,unconstrained equity investing‘ setzen.“ Das kann man mit „ungezwungener“ Veranlagung übersetzen – soll heißen, dass man nicht in das enge Konzept einer Benchmark gezwungen wird. „Unser Jupiter Global Emerging Markets Equity Unconstrained Fund ist auf Stock Picking und Fundamentalanalyse konzentriert. Dabei stehen viele UnterRoss teverson, Head of Strategy nehmensbesuche vor Ort auf dem Programm. Wir reisen viel, um attraktive Werte zu Emerging Markets, Jupiter AM entdecken“, führte Teverson aus. Klein, aber oho. Dabei besteht der Fonds zu rund 70 Prozent aus Mid und Small Caps. Diese bieten den Vorteil einer günstigen Bewertung, wohingegen klassische Blue Chips oft schon recht teuer sind, weil sich allzu viele internationale Investoren auf sie stürzen. „Die Liquidität ist bei den kleineren und mittleren Werten durchaus vorhanden, wobei wir entlang der Emerging und – von den Researchabteilungen oft wenig beachteten – Frontier Markets breit diversifizieren können“, so Teverson. Hohes Potenzial. Der Experte berichtete abschließend vom strukturellen Wandel der Schwellenländer: „Sie profitieren vom steigenden Wohlstand breiter Bevölkerungsschichten, der zu erhöhtem Konsum führt. Aussichtsreich sind etwa Airliner, die sich über mehr Reiseaktivitäten freuen.“

www.jupiteram.com

GAm ° Fokus Emerging Markets II schusses bei Carmignac Gestion, hielt am IIC ganz klar fest: „2017 war ein gutes Jahr für Schwellenländer. Und vieles spricht für eine auch weiterhin positive Entwicklung 2018. So sind die makroökonomischen Voraussetzungen günstig: Der globale Welthandel zieht an und auch die Binnennachfrage in den Emerging Market selbst hat sich als stark erwiesen.“ Auf Unternehmensebene beobachtet die Expertin wiederum einen positiven „Trendwechsel“ bei der Gewinnsituation in den Schwellenländern: „Die Profite bewegen sich in die richtige Richtung – also nach oben. Nicht zuletzt, weil das finanzielle Poten­zial der Kunden in den Emerging Markets gestiegen ist und somit mehr konsumiert werden kann.“ Aber natürlich müsse man die Situation von Land zu Land bzw. Region differensandra crowl, Mitglied des ziert betrachten. ­Anlageausschusses, Carmignac Gute Noten. Viele ehemalige „Problemkinder“ hätten laut Crowl ihre Hausaufgaben erfolgreich gemeistert: „So tragen etwa in Argentinien die Reformbewegungen Früchte. Mit Blick auf China ist wiederum eine Diskussion um das stark gewachsene Kreditwachstum des Landes aufgekommen. Wir meinen allerdings, dass das Wachstumstempo der Schuldenaufnahme wieder nachlassen wird. Die finanzielle Situation im Reich der Mitte sollte sich also zurück zur Normalität entwickeln.“ Höherer Lebensstandard. Die Expertin fasste zusammen: „Es ist die richtige Zeit, um in Emerging Markets zu investieren.Wobei uns attraktive Unternehmen in unterrepräsentierten Sektoren gefallen.Firmen, die dem gestiegenen Lebensstandard der Bevölkerung in aufstrebenden Volkswirtschaften gerecht werden. Zum Beispiel dringt die Elektrifizierung in ländliche Regionen Chinas vor, wovon innovative Unternehmen profitieren.“

www.carmignac.at 32

geld-magazin dezember 2017

creditS: Shutterstock, Archiv

Günstige Rahmenbedingungen.Auch Sandra Crowl,Mitglied des Anlageaus-


AUSBLICK 2018 Im Gespräch mit Ingo Mainert, Allianz Global Investors

° GELDANLAGE

„Goldlöckchen“ erfreut die Anleger

Derzeit befindet sich die globale Wirtschaft in guter Verfassung, das Goldlöckchen-Szenario entfaltet seine Wirksamkeit. Wie sein fundamentaler Konjunkturausblick für 2018 aussieht, dazu haben wir Ingo Mainert, CIO Multi-Asset-Europe bei Allianz Global Investors, im folgenden Interview befragt. GELD ° Wie lange kann das „Goldlöckchen-

Szenario“, also ein relativ robustes Wachstum bei tieferer Inflation (siehe auch Seite 76,

junkturzyklus zu einem der längsten seit dem Zweiten Weltkrieg werden. Es gibt also weniger Wachstum, aber dafür länger.

Anm.), anhalten?

INGO MAINERT: Eine zu wenig beachtete Gefahr stellen politische Risiken dar – wenig beachtet deshalb, weil sich die Märkte derzeit auf die gute Konjunktur konzentrieren. Wir glauben aber, dass das Goldlöckchen-Szenario in sich gesehen fragil ist und erwarten einen moderaten Momentumsverlust 2018, vor allem in der zweiten Jahreshälfte. Dafür verantwortliche Faktoren sind die De-Globalisierung, abzulesen am Welthandel, der geringer wächst als das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP), die hohe Verschuldung, demografische Faktoren sowie eine relativ schwache Produktivität. Eines ist klar: Steigt die Inflation zu stark, dann können die Notenbanken ihre Politik der Überliquidität so nicht fortsetzen. Das gilt auch für einen Ölpreisanstieg auf 80 bis 100 Dollar. Derzeit steht die Phillips-Kurve dem Goldlöckchen-Szenario aber noch nicht entgegen.

CREDIT: beigestellt

Können Sie das näher erläutern?

Die Phillips-Kurve beschreibt den Zusammenhang zwischen der Arbeitslosigkeit und der Kerninflationsrate. Befindet sich der Arbeitsmarkt in Hochstimmung, so steigen die Löhne und das treibt die Inflation an. Trotz vieler Zweifler lebt die Phillips-Kurve weiterhin, sie verläuft nur seit der großen Finanzkrise abgeflacht, was bedeutet, dass wir derzeit trotz starker Konjunktur nur eine leichte Inflationierung haben. Allerdings sollte man grundsätzlich besser einen erweiterten Inflationsbegriff verwenden, also auch die Vermögenspreise inkludieren und nicht nur die Preise an den Güter- und Dienstleistungsmärkten. Es spricht aber viel dafür, dass wir so schnell noch keine Rezession sehen werden, vielmehr könnte der aktuelle Kon-

Welche Warnsignale würden eine Rezession anzeigen?

Vor allem eine deutliche Verschärfung der Geldpolitik, also steigende Zinsen am kurzen Ende, die das Niveau der Anleihezinsen, also am langen Ende, übertreffen. Dies bezeichnet man als inverse Zinsstruktur. Derzeit signalisiert keiner der Frühindikatoren eine erhöhte Rezessionsgefahr. Im Gegenteil: Die Überraschungs-Indizes (Citi Economic Surprise Index), ein Sammel-Index, bestehend aus der Vielzahl der wöchentlich und monatlich veröffentlichten Konjunkturzahlen, befinden sich in einem dynamischen Aufwärtstrend. Allerdings haben wir global einen Zustand, den wir ‚Peak Liquidity‘, also den Höhepunkt der Liquiditätsversorgung, bezeichnen, fast überschritten. Investoren sollten daher vor allem die US-Geldpolitik beobachten.

Ingo Mainert, CIO Multi-Asset-Europe bei Allianz GlobaI Investors

flikte. Bis die ersten Zinserhöhungen kommen, wird noch eine „considerable time“ (beträchtlicher Zeitraum) vergehen. Wir erwarten derartige Zinsschritte frühestens ab Sommer 2019. Folgen die „harten” Konjunkturindikatoren den

Wie sehen Sie das „Risiko Fed”?

„weichen”, die Rekordniveaus erreicht haben?

Die geldpolitische Ausrichtung und die Bilanzpolitik der Fed sprechen für einen Zinsanstieg. Ein für die Aktienmärkte über Bewertungsrelationen kritisches Niveau der Langfristzinsen wird aber wahrscheinlich erst bei etwa 3,5 bis vier Prozent erreicht. Nach unserem Szenario erreichen die US-Zinsen 2018 derartige Höhen noch nicht.

Ja, in Europa befindet sich vor allem Deutschland in einer Überhitzungssituation. Hierzu haben die für Deutschland zu niedrigen Zinsen und der für das Land sehr vorteilhafte Wechselkurs beigetragen. Über die kommenden zwölf Monate dürfte sich daran nicht viel ändern.

Europa badet sich im warmen Geldsegen?

Die EZB-Geldpolitik ist nach wie vor ultraexpansiv. Die Anleihenkäufe werden wahrscheinlich bis Ende 2018 auf null heruntergefahren, wobei sich die EZB aber ein Hintertürchen offen gehalten hat, falls exogene Schocks die Konjunktur deutlich schwächen würden, etwa der Ausbruch politischer oder gar neuer kriegerischer Kon-

Wo sehen Sie sonst noch Probleme?

Eine historisch schwache Produktivität ist einer der Belastungsfaktoren in diesem Konjunkturzyklus. Deshalb haben auch die Investitionen erst sehr spät angezogen, was die nun endlich steigende Kreditnachfrage auch in Europa belegt. Das Produktivitätsdefizit bleibt trotz der jüngsten Aufhellung dennoch bestehen. Dieses Phänomen macht jedenfalls den Aufschwung anfällig für temporäre Unterbrechungen. DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

33


AUSBLICK 2018 geldanlage ° Ausblick Anleihenmärkte

Gefährlicher Gleichmut

Die expansive Geldpolitik der vergangenen Jahre hat das globale Wirtschaftswachstum wieder angefacht. Die Zentralbanken sind nun dazu übergegangen, die Märkte von der Droge „unbegrenzte Liquidität“ wieder zu entwöhnen. So mancher Experte sieht in der scheinbaren Sorglosigkeit der Anleger akute Gefahrenmomente. Mario Franzin lle großen Zentralbanken, von der Bank of Japan (BoJ) über die Europäi­ sche Zentralbank (EZB) bis hin zur US-­ Federal Reserve (Fed), verlauten in regel­ mäßigen Abständen ihre Bedenken über schwache Inflationsraten. Diese Beobach­ tungen unterstützen den expansiven Kurs ihrer Geldpolitik. Im Fall der BoJ direkt, je­ nen der EZB durch eine Verlängerung des QE und bei der Fed die zögerliche Anhe­ bung der Zinsen. Nebenbei bemerkt, sind die Zentralbanken zu den Hauptfinanciers

„Sollten die­ realen langfristi-­ gen Zinsen höher steigen, dürfte das schnell passieren“ Alan Greenspan, Ex-Fed-Chef

der Staatsschulden mutiert. Und weil es so reizvoll ist, die Konjunktur zu Gunsten des Schuldenberges zu unterstützen, sind die Staats- und Privatschulden weltweit auf rund 325 Prozent des globalen Brutto­ inlandsproduktes gestiegen. Zentralbanken drückten die Zinsen nach unten Martin Hüfner, Chefökonom der in München ansässigen Investment-Boutique Assenagon, meint dazu: „Historisch gese­ hen besteht zwischen den Wertpapierkäu­ fen der Zentralbank und dem Kapitalmarkt ein enger Zusammenhang. Die Ausweitung der Bilanzen hat zu einem Rückgang der Bondrenditen geführt. Der Zusammenhang dieser beiden Kurven ist mit einer Korrela­ tion von -0,75 recht eng.“ Hüfner geht da­ von aus, dass die Anleihenkäufe die Bond­ renditen in den USA und Europa um jeweils rund ein bis 1,5 Prozent verringert haben.

° Die besten Anleihenfonds Global ISIN AT0000657689 LU0170475585 LU0137341789 AT0000744594 AT0000660600

FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre Allianz Invest Defensiv 30 Mio. € 3,9 % 8,9 % 20,6 % Templeton Global Total Return (USD) 18.070 Mio. € – 3,3 % 7,1 % 20,3 % StarCapital - Argos 639 Mio. € 0,3 % 5,8 % 15,7 % 3 Banken Renten-Dachfonds 70 Mio. € 2,8 % 5,4 % 15,6 % ESPA SELECT BOND 551 Mio. € 1,6 % 3,9 % 15,2 %

ter 0,94 % 1,43 % 1,22 % 0,86 % 0,74 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Eurobasis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

° Die besten Anleihenfonds Europa ISIN AT0000799846 LU0095025721 LU0170473531 AT0000856802 DE0008476037

FONDSname KEPLER Europa Rentenfonds AB FCP I-European Income Portfolio Franklin European Total Return Gutmann Europa-Anleihefonds Allianz Europazins

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 347 Mio. € 4,6 % 10,9 % 31,7 % 2.323 Mio. € 5,2 % 9,7 % 23,1 % 564 Mio. € 1,1 % 5,8 % 20,9 % 361 Mio. € 2,0 % 6,2 % 20,7 % 442 Mio. € 0,3 % 3,5 % 18,4 %

ter 0,63 % 1,37 % 1,10 % 0,56 % 0,94 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Eurobasis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

34 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

„Wenn das jetzt wieder rückgängig gemacht würde, müssten die Renditen für zehnjähri­ ge Bundesanleihen auf 1,5 bis zwei Prozent steigen. Das könnte schon ein erhebliches Blutbad auslösen.“ Aber Hüfner setzt beru­ higend nach: „Ich denke, dass die Zinsen am Bondmarkt bei einem Auslaufen der Wertpapierkäufe im nächsten Jahr insge­ samt nicht oder nur geringfügig steigen werden. Viel­leicht fallen sie sogar, wenn auch nur vorübergehend. Auch die Effekte auf dem Aktienmarkt werden daraus nicht negativ sein.“ Die Inflation wird langsam wieder steigen Der Maßstab der Fed, um ihre Bilanz zu kürzen, sind in erster Linie die US-Arbeits­ marktdaten, jener der EZB, das QE zu ver­ ringern, die Kerninflation – und diese liegt in der Eurozone mit zuletzt 0,9 Prozent (im Oktober) noch immer weit unter dem EZBZiel von zwei Prozent. Harald Preißler, Chefvolkswirt von Bantleon, meint dazu, dass viele Marktbeobachter aufgrund der schwachen Entwicklung der Inflation in der Eurozone nicht daran glauben, dass sie in der kommenden Zeit steigen wird. „Mehre­ re Faktoren sprechen aber dafür, dass genau das passieren wird“, meint Preißler. Er geht davon aus, dass im zweiten Halbjahr 2018 die Inflation auf rund 1,5 Prozent steigen wird. „Das ist nach wie vor kein massiver Inflationsdruck. Dennoch dürften die In­ flationserwartungen nach oben korrigie­ ren“, so Preißler. Besonders gut zu beobach­ ten sind die Arbeitsmarktzahlen und die Entwicklung der Löhne. Entsprechend der derzeit erstaunlich flachen Philips-Kurve, die einen Zusammenhang zwischen Ar­

credits: Archiv, beigestellt

A


°

Ausblick Anleihenmärkte   geldanlage

Anleihen Global gemischt

Anleihen EMerging Markets

Anleihen High Yield Global

in Hartwährungen (HC) in Lokalwährungen (LC)

Der schwache Euro machte Gewinne aus globalen Anleihenportfolios zuletzt schwer.

Seit Anfang 2016 erholen sich die Emerging Markets – auch die Anleihen performten gut.

Quelle: Lipper IM

„Investoren, die davon ausgehen, dass sich die Bilanzen der Fed geschmeidig abwickeln werden, sind töricht“ Michael Hasenstab, Templeton

beitslosenrate und Inflationserwartung ab­ bildet, dürfte trotz des robusten Arbeits­ marktes vor allem in den USA noch keine gravierende Auswirkung auf die Inflation haben. Skeptiker befürchten einen sprunghaften Anstieg Michael Hasenstab, unter anderem Fondsmanager des 15 Milliarden Euro schweren Franklin Templeton Global Bond, ist hier nicht so optimistisch. Er erwartet ­einen rasanten Sprung der Zinsen. Investo­ ren, die davon ausgehen, dass sich die Bi­ lanzen der Fed geschmeidig abwickeln wer­ den, hält er für töricht. In einer Forschungs­ arbeit mit dem Titel „The Long Unwinding Road“ betont Hasenstab, dass die Pläne, die Bilanz der Zentralbank zu verkleinern, zu spät sein könnten. „Die mehrjährige mas­ sive Ausweitung der Bilanz der US-Noten­ bank hatte einen starken Effekt auf die An­

Unternehmensanleihen profitieren von der global guten Wirtschaftsentwicklung.

Quelle: Lipper IM, auf Eurobasis

Quelle: Lipper IM

lagemärkte, der die Renditen senkt und die Renditekurve verflacht“, so Hasenstab. Den­ noch scheinen Anleger jetzt zu erwarten, dass der umgekehrte Prozess, wenn über­ haupt, nur geringe Auswirkungen haben werde. Hasenstab erwartet, dass die Kredit­ nachfrage aufgrund des anziehenden Wirt­

schaftswachtums ansteigen wird und den Banken einen wachsenden Anreiz geben wird, das Kreditangebot zu erhöhen – umso mehr, als die Finanzregulierung in den USA wahrscheinlich gelockert wird. Damit könnte eine unerwartet hohe Beschleuni­ gung der Kreditvergabe entstehen, die das

° Die besten Anleihenfonds Emerging Markets - hc ISIN LU0083568666 LU0772926670 LU0200680600 LU0082283374 LU0128467544

FONDSname Candriam Bonds Emerging Markets Nordea 1 - Emerging Market Bond BGF Emerging Markets Bond KBC Bonds Emerging Markets Pictet-Global Emerging Debt

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre 1.951 Mio. € 1,5 % 26,2 % 37,4 % 1.642 Mio. € 0,6 % 26,1 % 36,3 % 4.196 Mio. € – 3,6 % 21,9 % 31,4 % 107 Mio. € – 3,3 % 22,0 % 28,5 % 6.213 Mio. € – 4,0 % 17,9 % 26,2 %

ter 1,30 % 1,34 % 1,46 % 1,34 % 1,39 %

HC= Hard Currencies, Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

° Die besten Anleihenfonds Emerging Markets - Lc ISIN LU1061983901 LU0963865083 LU1001759080 LU0029876355 LU0907927338

FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre MainFirst - Emerging Markets Credit Opp. 142 Mio. € 2,5 % 28,9 % – Aberdeen Global - Frontier Markets Bond 106 Mio. € 2,5 % 28,4 % – GAM Multibond - EM Opportunities Bond 280 Mio. € 2,9 % 15,5 % – Templeton Emerging Markets Bond 7.578 Mio. € 1,9 % 14,5 % 21,3 % DPAM L Bonds Emerging Markets Sust. 1.006 Mio. € 3,5 % 13,6 % –

ter 1,99 % 1,79 % 1,48 % 1,89 % 1,36 %

LC = Local Currencies, Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

° Die besten Anleihenfonds High Yield Global (EUR) ISIN DK0016262728 LU0085136942 LU0170291933 DE0009757831 DE0008490913

FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre Jyske Invest High Yield Corporate Bonds 95 Mio. € 9,7 % 17,7 % 35,1 % Robeco High Yield Bonds 8.838 Mio. € 6,7 % 18,0 % 32,4 % Candriam Bonds Global High Yield 463 Mio. € 6,4 % 15,6 % 30,8 % UniEuroRenta HighYield 294 Mio. € 6,5 % 11,8 % 28,9 % DWS High Income Bond Fund 87 Mio. € 7,8 % 13,9 % 27,6 %

ter 1,15 % 1,18 % 1,23 % 1,05 % 1,10 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 35


AUSBLICK 2018 geldanlage ° Ausblick Anleihenmärkte

Wachstum weiter anfachen und die Infla­ tion steigern würde. Zudem weisen Lohnals auch Preisentwicklungen eine starke glo­ bale Komponente auf, die Inflationstrends in der Weltwirtschaft dürften nun deutlich stärker werden.

Risiken werden angeblich unterschätzt Auch im Ausblick für 2018 von Didier Saint-Georges, Mitglied des Investment Ko­ mittes von Carmignac, schwingt Besorgnis mit. Er meint, dass trotz des unverkenn­ baren Konjunkturaufschwungs die Anlei­ henmärkte wie versteinert wirken. So lägen zum Beispiel die Renditen deutscher Staats­ anleihen heute auf exakt dem gleichen Ni­ veau wie am 1. Dezember 2016, und zwar bei nur 0,36 Prozent, während sich das jähr­ liche Wachstum der deutschen Wirtschaft von 1,8 Prozent auf 2,8 Prozent beschleuni­ gen konnte. Saint-Georges sieht den Grund für das Paradoxon darin, dass die nach wie vor wohlwollende Unterstützung der Zen­ tralbanken zugunsten eines weltweiten Wirtschaftswachstums ohne ein Wieder­ aufflammen der Inflation das Vertrauen der Anleger auf beispiellose Höhen getrieben hat. Dieses spiegle sich auch in den his­to­ risch engen Kreditspreads, der extrem ge­ ringen Volatilität der Märkte und in deren extrem hohen Bewertungen wider. SaintGeorges erinnert in diesem Zusammen­ hang an das Kassandrasyndrom aus der griechische Mythologie, dem zufolge nicht

Anleihen inflationsgeschützt Euroraum Global

„Gewinne müssen jetzt hauptsächlich aus Duration, Volatilität und Währungen gezogen werden“ Bill Gross, Janus Henderson

die zumeist eintreffenden Vorhersagen der Kassandra das Problem sind, sondern die Weigerung der anderen, auf diese zu hören.“ Bill Gross, Portfoliomanager bei Janus Hen­ derson, sieht die Situation aus einem ande­ ren Blickwinkel ähnlich. Für ihn basiert das gesamte Finanzsystem auf der Fähigkeit, an einem Handel zu verdienen. „Wenn Kredite so bewertet werden, dass Investitionen nicht mehr profitabel sind, wird das System Zeit schinden oder vielleicht sogar abkippen.“ Bis dahin sollten Anleger jedoch ein ak­ zeptab­les Niveau überhalb ihrer Benchmark beanspruchen und Gewinne aus anderen Bereichen – vor allem Duration, Volatilität und Währungen – ziehen, um ihren Ziel­ markt zu überdauern. „Es ist offensichtlich schwierig und gefährlich, diesen Austritt zu timen, aber entscheidend für das Überleben in einer neuen Epoche. Vielleicht nähern wir uns einem solchen Wendepunkt, also investieren wir lieber vorsichtiger.“

„Der Preis für kurzfristige Ruhe sind ­mögliche Turbulenzen auf lange Sicht“ Claudio Borio, Chefvolkswirt der BIZ

Guter Rat ist nicht teuer Hört man sich unter den Anleihenex­ perten um, raten sie derzeit dazu, europäi­ sche Staatsanleihen zu meiden oder hier die Duration kurz zu halten. Selbst Staatsanlei­ hen der Peripherieländer, wie Spanien, Por­ tugal oder Italien, hätten aufgrund der mitt­ lerweile engen Spreads an Attraktivität ver­ loren. Sie setzten vielmehr auf Anleihen aus den Emerging Markets, die eine Kombina­ tion aus attraktiven Renditen und soliden makroökonomischen Fundamentaldaten bieten – wie zum Beispiel Brasilien, Mexiko, Russland und Argentinien. Eine weitere Di­ versifikationsmöglichkeit bieten Wandel­ anleihen, die von den noch robusten Ak­ tienmärkten profitieren, und inflationsge­ schützte Anleihen, bei denen voraussicht­ lich ein Comeback zu erwarten ist. Extrem­ risiken können zudem derivativ abgesichert werden – sowohl das Zinsrisiko wie auch Währungsrisiken.

° Die besten Anleihenfonds – inflationsindexiert Global ISIN LU0180781048 LU0266009793 AT0000619895 LU0249332619 LU0255251679

FONDSname Schroder ISF Global Infl. Linked Bond AXA WF Global Inflation Bonds ESPA Bond Inflation Linked PARVEST Bond World Inflation-Linked Natixis Global Inflation Fund

Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre ter 1.179 Mio. € 0,6 % 6,2 % 8,9 % 0,95 % 3.371 Mio. € 0,9 % 6,4 % 8,1 % 0,83 % 166 Mio. € 2,4 % 1,8 % 6,4 % 0,72 % 70 Mio. € 1,0 % 5,6 % 6,2 % 1,12 % 24 Mio. € 1,0 % 4,0 % 6,1 % 1,00 % Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

° Die besten Anleihenfonds – inflationsindexiert Europa

Variabel verzinste Anleihen weisen im ­Niedrigzinsumfeld unattraktive Kupons auf. Quelle: Lipper IM

36 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

ISIN IE00B04GQR24 LU0290358224 LU0103555248 LU0190304583 AT0000600671

FONDSname Volumen Perf. 1 J. 3 Jahre 5 Jahre ter Vanguard Eurozone Infl-Linked Bond Idx. 1.705 Mio. € 4,5 % 7,9 % 19,0 % 0,20 % db x-tr II Euzn Infl-Linked Bd UCITS ETF 625 Mio. € 4,1 % 6,9 % 15,7 % 0,20 % KBC Bonds Inflation - Linked Bonds 185 Mio. € 3,4 % 6,2 % 14,5 % 0,73 % PARVEST Bond Euro Inflation-Linked 221 Mio. € 3,4 % 5,0 % 11,4 % 1,12 % KEPLER Realzins Plus Rentenfonds 78 Mio. € 3,2 % 4,5 % 11,2 % 0,60 % Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017


ADVERTORIAL

ETHENEA INDEPENDENT INVESTORS S.A.

Anleihen-Investments im Niedrigzinsumfeld

D

ie Fragen, die sich viele Investoren im aktuellen Marktumfeld stellen, sind: Machen Anleihen überhaupt noch Sinn in meinem Portfolio? Und kann ich mit Anleihen noch Geld verdienen? Für uns lassen sich beide Fragen mit einem klaren Ja beantworten.

So sind wir im Ethna-AKTIV derzeit mit 50 Prozent des Portfolios in Anleihen investiert. Klar, Anleihen sind historisch gesehen teuer, aber das trifft auch auf alle anderen klassischen Investmentmöglichkeiten zu. Und während man mittlerweile oft hört, dass Aktien alternativlos sind, sind wir weiterhin überzeugt, dass Anleihen innerhalb einer Multi Asset-Strategie ebenso alternativlos sind. Auch im Hinblick auf das potenzielle Risiko und entsprechend die risikoadjustierte Rendite. Dies gilt insbesondere, wenn der Investor ein ausgewogenes Portfolio sucht, bei dem der Kapitalerhalt im Vordergrund steht. Dementsprechend bleiben auch im Niedrigzinsumfeld Rentenpapiere attraktiv. Mit einer Anleihequote von durchschnittlich 50 Prozent im Jahresverlauf hat das Bondportfolio einen Beitrag von knapp 3,75 Prozent zur Gesamtperformance des Ethna-AKTIV erwirtschaftet (Stand 29.11.2017). Entscheidend ist diszipliniertes und aktives Management. Dabei ist es von zentraler Bedeutung, die verschiedenen Risiken eines Anleiheportfolios getrennt voneinander zu analysieren und ihren Performanceund Risikobeitrag konsequent zu steuern. FÜNF WICHTIGE FAKTOREN FÜR DAS ANLEIHEMANAGEMENT Grundsätzlich sollte beim Management eines Bondportfolios darauf geachtet werden, dass man spezifische Risiken, die im Wesentlichen aus der Bonität des Emittenten resultieren, von den allgemeinen Marktrisiken gedanklich trennt. Ob ein Unternehmen nachhaltig seine Verbindlichkeiten bedienen und damit auch den Kupon einer Anleihe zahlen kann, hängt bestenfalls indirekt und auch nur in bestimmten Konstellationen davon ab, wie sich

SIMON OESER Portfolio Manager, ETHENEA Independent Investors S.A.

Zinsen und Credit Spreads bewegen. Aus dieser Grundüberlegung ergeben sich fünf wichtige Faktoren für unser Anleihemanagement: Aufgrund des niedrigen Zinsumfeldes ist es wichtig, aktiv und diszipliniert die Zinssensitivität im Portfolio zu steuern, gemessen in der Duration. Ansonsten kann es schnell passieren, dass eine kleine Zinsbewegung einen Großteil der Jahresperformance zu Nichte macht. Entsprechend haben wir die Zinssensitivität im Fonds aktuell nahezu komplett abgesichert auch aufgrund unserer Zinserwartung. Gleiches gilt aber auch für die Risikoaufschläge für Unternehmensanleihen, also die Credit Spreads. Auch hier muss man das Marktrisiko aktiv steuern und gegebenenfalls gezielt reduzieren. Aufgrund von historisch gesehen eher teuren Anleihemärkten ist es immens wichtig, extrem selektiv vorzugehen. Das heißt, im Gegensatz zu einem passiven Produkt, das einfach den Markt abbildet, muss man sich genau anschauen, was man kauft. Einmal bezüglich der Emittenten, aber auch insbesondere bezüglich

der Bewertung der Einzelanleihe. Entsprechend haben wir aktuell Unternehmensanleihen, primär mit einem BBB-Rating, übergewichtet. Einfach, da wir hier gute Emittenten sehen und auch faire Bewertungen für die Anleihen. Oft schauen Investoren nur auf die laufende Rendite oder aber die Rendite bis Fälligkeit und vernachlässigen dabei die Form der Renditekurve. Insbesondere im Euroraum sind die Renditekurven relativ steil für Anleihen von sechs bis zehn Jahren. Von daher erzielt man hier neben dem Kupon noch attraktive Kursgewinne via „Rolling down the yield curve“. Anleihen in Fremdwährungen bieten teilweise eine attraktivere Rendite als in Euro denominierte Anleihen. Von daher lohnt es sich, auch Anleihen in Fremdwährungen beizumischen. Hier ist es allerdings wichtig, die Kosten der Währungssicherung zu berücksichtigen. Diese fallen bei USD-Papieren derzeit sehr hoch aus, sodass wir im Ethna-AKTIV derzeit Gewinne auf USD denominierte Anleihen realisieren und uns wieder stärker dem Euroraum zuwenden. Bei Anleihen fallen immer indirekte Handelskosten aufgrund der unterschiedlichen Geld- und Briefkurse an. Um diese Kosten und deren Auswirkungen niedrig zu halten, verfolgen wir zwei Strategien: Erstens kaufen wir Anleihen, von denen wir auch mittel- und langfristig überzeugt sind, um nicht kurzfristig zu spekulieren. Zweitens partizipieren wir gezielt in Neuemissionen von Anleihen, da hier neben dem Wegfallen der Geld- und Briefkurse zusätzlich meist noch ein Renditeaufschlag geboten wird. Hält man sich diszipliniert an diese fünf Faktoren und steuert das Portfolio aktiv, so kann man auch in Zukunft, trotz des Niedrigzinsumfeldes, weiterhin eine attraktive Rendite mit Anleihen erzielen!

www.ethenea.com

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

37


AUSBLICK 2018 geldanlage ° Überblick Regionen

Robuste Weltwirtschaft

K

assandra-Rufer haben in diesen Tagen ein schweres Leben. Bereits im Oktober warnte der Internationale Währungsfonds (IWF) vor einer Überhitzung und Crash-Gefahr an den Börsen. „Die Suche nach Rendite könnte zu weit gegangen sein“, mahnte Tobias Adrian, höchster Finanz­ experte des IWF. Die Konsequenzen daraus? Die Aktienmärkte sind praktisch rund um den Globus weiter in die Höhe geklettert. Es ist nicht unlogisch, dass Kritiker angesichts dieser Performance eine Blasenbildung oder zumindest Korrekturen fürchten – was spricht also weiterhin für „Risiko­ papiere“, was nicht? Aktien weiter attraktiv Frank Schwarz, Fondsmanager des erfolgreichen MainFirst – Global Equities Fund, meint dazu: „Im Verhältnis zu Rentenpapieren halten wir Aktien nach wie vor in allen Regionen für die deutlich bessere Anlagemöglichkeit. Solange die Gewinne der Unternehmen weiter steigen, wie wir es

erwarten, werden auch die Aktienkurse dieser Entwicklung folgen.“ Könnten nun aber Zinserhöhungen (wie sie in den USA ja bereits erfolgt sind) den Appetit auf Risiko und somit auf Aktien dämpfen? Experten winken hier ab. Sie gehen zwar davon aus, dass 2018 zwei bis drei weitere Zinserhöhungen in den USA folgen, dabei allerdings behutsam ausfallen werden. „Das wird zu einer weiteren Verflachung der Zinskurve bei leicht steigenden Zinsen in den Vereinig­ ten Staaten führen. Kritisch für Aktien wird es erst dann, wenn der Zinssatz für 10-jährige amerikanische Staatsanleihen vier Prozent erreicht. Das erwarten wir aber nicht“, so Schwarz. USA: Solide Wirtschaft Glauben wir also daran, dass die Aktienmärkte nicht abrupt und schmerzhaft korrigieren werden, stellt sich für die Erstellung eines gut diversifizierten Portfolios natürlich die entscheidende Frage: Welche Anlageregionen erscheinen 2018 und da­

Reales BIP Wachstum in Prozent

breit basiertes wachstum 10 % 8% 6% 4% 2% 0% -2 % -4 %

Welt

Industrialisierte Märkte

Emerging Markets

1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016 2018 Die Konjunkturaussichten präsentieren sich auch für die kommenden beiden Jahre recht erfreulich – am stärksten wachsen die Emerging Markets. Quelle: Erste AM, Bloomberg

38 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

rüber hinaus besonders attraktiv? Beginnen wir in den Vereinigten Staaten: Die USWirtschaft präsentiert sich in guter Verfassung. Nach dem für 2017 erwarteten BIPWachstum von 2,2 Prozent könnte sie laut einer Analyse der Deutschen Industriebank (IKB) in den Jahren 2018 und 2019 durchaus noch zulegen. „Auch die anstehende Steuerreform sollte sich in Kombination mit der anhaltend guten Stimmung in der Realwirtschaft kurzfristig positiv auf das Wirtschaftswachstum auswirken. Eine steigende Erwerbsquote verhindert zudem eskalierenden Lohndruck und erlaubt der Fed, an ihrem Kurs der graduellen Zinserhöhung festzuhalten, ohne dass sie damit Realwirtschaft und Finanzmärkte nennenswert belastet“, analysiert IKB-Experte Klaus Bauknecht. Das US-Wirtschaftswachstum scheint also trotz des im historischen Vergleich schon lange anhaltenden konjunkturellen Aufschwungs nicht an Dynamik zu verlieren. Außerdem fällt die Stimmung der mittelgroßen US-Unternehmen und die der Konsumenten nach wie vor optimistisch aus. Die makroökonomischen Rahmenbedingungen für Investments in US-Börsen fallen also erfreulich aus. Manche Beobachter bezeichnen US-Aktien allerdings bereits als ambitioniert bewertet und rechnen außerdem mit einem zyklischen Abschwung der US-Konjunktur. Schwarz von MainFirst glaubt das nicht: „Wir erwarten steigende Gewinne bei amerikanischen Aktiengesellschaften. Solange es nicht zu einem externen Schock kommt, gehen wir davon aus, dass sich die Wirtschaft weiter stabil ent­ wickelt.“ Ähnlich optimistisch zeigt sich Gerold Permoser, Anlagechef der Erste ­Asset Management: „Wir gehen davon aus,

credit: beigestellt

Emerging Markets beeindruckten 2017 mit einer Spitzen-Performance und zählen auch im kommenden Jahr zu den Favoriten. Aber auch Aktien aus den USA und Europa hantelten sich heuer von einem Höhenflug zum nächsten. Das Erfreuliche: 2018 soll es in gleicher Tonart weitergehen. Harald Kolerus


°

Überblick Regionen   geldanlage

„Solange die Unternehmens­ gewinne stei­ gen, werden die Aktienkurse folgen“ Frank Schwarz, MainFirst

dass die globale Wirtschaft 2018 weiterhin kräftig und breit wachsen wird. In den USA könnten Steuererleichterungen die ohnehin gut laufende Wirtschaft noch zusätzlich ankurbeln.“ Europa: Nicht unterschätzen Eine einheitliche, große Steuerreform fällt der EU naturgemäß noch viel schwerer als den USA – zu unterschiedlich sind die Partikularinteressen der beteiligten Nationen. Das ist auch das wesentliche Problem der EU: Sie wird nicht als stabile Einheit, sondern als inhomogenes politisches Gebilde gesehen, wenn nicht gar als „zerstrittener Haufen“. Da ist es zumindest beruhigend, dass nach dem Brexit-Schock andere politische Großereignisse in Europa (Wahlen in Frankreich und Deutschland) glimpflich ausgegangen sind. Wirtschaftlich schlägt sich der „Alte Kontinent“ jedenfalls erfreu-

lich: Heuer soll das BIP der EU-28 um 2,3 Prozent und im kommenden Jahr um 2,1 Prozent wachsen. In diesem Zusammenhang haben sich auch die großen Aktienindizes erfreulich entwickelt: So legte auf Sicht eines Jahres der Euro Stoxx-50 an die zwölf Prozent zu, beim DAX waren es rund 17 Prozent. Es könnte ähnlich erfreulich weitergehen: „Auch in Europa erwarten wir steigende Unternehmensgewinne, getrieben von den aktuell stärksten Wirtschaftsdaten seit einigen Jahren. Allerdings bremst der starke Euro das Gewinnmomentum. Globale Marken wie Adidas und Gucci ­(Kering Konzern) gefallen uns hier gut“, erläutert Fondsmanager Schwarz. Asien als Favorit Der Experte zeigt sich darüber hinaus prinzipiell optimistisch: „Die Gewinne der Aktiengesellschaften werden 2018 in den

Kurs-Gewinn-Verhältnis

gewinnentwicklung zieht an Europa

Schwellenländer

USA, Europa und in den Schwellenländern weiter steigen. Das stärkste Wachstum erwarten wir in den Emerging Markets in Asien. Das hohe Wirtschaftswachstum in dieser Region und der boomende Halbleiterbereich sind unterstützende Faktoren.“ Die interessantesten Investmentthemen in Asien sind laut Schwarz neben dem Halb­ leiterbereich (Samsung) chinesische Internet-Werte (Alibaba und Tencent) sowie ­japanische Automation/Roboter (Fanuc, Keyence und Daifuku). Auch laut Vontobel Portfolio Manager Thomas Schaffner hat sich der Technologiesektor in den Emerging Markets, speziell in Asien, zu einem der wettbewerbsfähigsten Bereiche entwickelt, da dort die Unternehmen bis zu 30 Prozent ihres Jahresgewinns in Forschung und Entwicklung investieren. Die attraktivsten Anlageregionen und Branchen werden auf den folgenden Seiten im Detail vorgestellt.

USA

Welt 26

30 %

MSCI Europa

MSCI Schwellenländer

MSCI USA

MSCI Welt

24

20 %

22

10 %

20 18

0%

16

-10 %

14 -20 % -30 %

12 2013

2014

2015

2016

2017

Die Aktienkurse sollten von steigenden Unternehmensgewinnen unterstützt werden. Quelle: Thomson Reuters Datastream / Fathom Consulting

10

2013

2014

2015

2016

2017

Wirkliche Schnäppchen sind Aktien, vor allem in den USA, heute nicht mehr. Schwellenländer sind vergleichsweise günstig. Quelle: Thomson Reuters Datastream

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 39


AUSBLICK 2018 geldanlage ° Ausblick Europa

Europa steht in den Startlöchern

Was die Performance betrifft, konnte Europa nicht ganz mit den Schwellenländern oder den USA mithalten. Das könnte sich aber ändern, falls Anleger amerikanische Aktien als zu teuer einstufen. Noch zeichnet sich ­diese Wachablöse allerdings nicht deutlich ab. Harald Kolerus n den vergangenen fünf Jahren hat der schwergewichtige EuroStoxx 50 knapp 40 Prozent an Wert zugelegt. Keine schlechte Performance, sie verblasst allerdings im Vergleich zum Dow Jones Index: Er konnte im gleichen Zeitraum sogar über 80 Prozent anziehen. Dafür gibt es unterschiedliche Ursachen: So reagierte die US-Notenbank Fed schneller und flexibler auf den Ausbruch der internationalen Finanzkrise 2008, die Wirtschaft wuchs in den Vereinigten Staaten robuster als in Europa und generell halten sich internationale Investoren in angespannten Zeiten gerne an den mächtigen amerikanischen Aktienmarkt. Viele „Baustellen“ Ganz abgesehen davon gibt es die „hausgemachten“ europäischen Probleme wie Schuldenkrise, unendliche Euro-Debatten und den großen Brexit-Schock. All das sind Herausforderungen, die noch lange nicht gelöst, sondern nur in den Hintergrund gedrängt worden sind. Was spricht angesichts dieser Rahmenbedingungen für die europäi­

schen Börsen. Die knappe Antwort lautet: Mehr als man auf den ersten Blick glaubt. Bemühen wir dazu nochmals den Vergleich mit den USA: Die dort seit Langem angekündigte investitionsfreundliche Steuerreform treibt die Aktienmarkt-Bewertungen jenseits des Großen Teichs deutlich über den historischen Durchschnitt. „Die Infla­ tionsdynamik in den USA wird voraussichtlich schwach bleiben, Zinsanstiege sind nur noch wenige eingepreist. Aktienmärkte in Europa hingegen sind derzeit noch attraktiver bewertet als in den USA und durch die gute Konjunktur zusätzlich unterstützt“, erläutert Thomas Steinberger, CIO von Spängler IQAM Invest. Er vertritt somit eine Meinung, die man immer häufiger von internationalen Fondsmanagern und anderen Experten hört, was eine Umschichtung breiter Kapitalströme von den USA nach Europa nahe legen würde. Nur, ganz neu ist diese Theorie nicht und sehr viel hat sich bisher in diese Richtung nicht bewegt. Woran könnte das liegen? Hier kommt nicht zuletzt wieder einmal die Politik ins Spiel:

° Bruttoinlandsprodukt: Stabile Entwicklung in europa 1995 EU-28 + 2,7 % Euro-Raum 19 + 2,5 % Deutschland + 1,7 % Frankreich + 2,2 % Italien + 2,9 % Spanien + 2,8 % Österreich Portugal + 4,3 % Griechenland + 2,1 % Irland + 9,6 % Großbritannien + 2,5 %

2000 + 3,9 % + 3,9 % + 3,0 % + 4,0 % + 3,7 % + 5,3 % + 3,4 % + 3,8 % + 3,9 % + 9,6 % + 3,7 %

2015 + 2,3 % + 2,1 % + 1,7 % + 1,0 % + 1,0 % + 3,4 % + 1,1 % + 1,8 % – 0,3 % + 25,6 % + 2,3 %

2016 + 1,9 % + 1,8 % + 1,9 % + 1,1 % + 0,9 % + 3,3 % + 1,5 % + 1,5 % – 0,2 % + 5,1 % + 1,8 %

2017 + 2,3 % + 2,2 % + 2,2 % + 1,6 % + 1,5 % + 3,1 % + 2,8 % + 2,6 % + 1,6 % + 4,8 % + 1,5 %

2018 + 2,1 % + 2,1 % + 2,1 % + 1,7 % + 1,3 % + 2,5 % + 2,8 % + 2,1 % + 2,5 % + 3,9 % + 1,3 %

2019 + 1,9 + 1,9 + 2,0 + 1,6 + 1,0 + 2,1 + 1,8 + 2,5 + 3,1 + 1,1

Quelle: Europäische Kommission, OECD, Statistik Austria, WDS - WIFO-Daten-System. – 2017 bis 2019: Prognose (Herbst 2017)

40 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

„Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung in Europa aktuell sehr positiv ist, könnten 2018 politische Risiken mit den bevorstehenden Wahlen in Italien oder einem möglichen No deal-Brexit wieder schlagend werden“, so die Einschätzung von Stein­ berger. Optimismus überwiegt Auch Mark Burgess, stellvertretender globaler Chief Investment Officer bei Columbia Threadneedle, bringt in einem ak­ tuellen Kommentar politische Risken ins Spiel, dazu gehören wiederum der weitere Brexit-Verlauf sowie eine mögliche politische Destabilisierung in Europa. Alles in allem zeigt er sich für den „Alten Kontinent“ aber optimistisch: „Hinter der anhaltend robusten Entwicklung in der Eurozone stehen die starken Produktionsdaten und die hohe Industriegüternachfrage sowie der inländische Konsum. Dieser für ein nachhaltiges Wachstum wichtige Faktor ist durch das Beschäftigungswachstum und die bessere Finanzlage der privaten Haushalte gestärkt worden.“ Das Verbrauchervertrauen sei ebenfalls hoch, die Geschäfte der Unternehmen liefen bestens und in bemerkenswertem Tempo würden neue Arbeitsplätze geschaffen. „Vor diesem Hintergrund halten wir es für realistisch, dass die europäischen Unternehmen im nächsten Jahr ein Gewinnwachstum von 15 Prozent erwirtschaften“, so Burgess. Am größten ist sein Optimismus mit Blick auf die globalen Aktienmärkte, neben Japan und den asiatischen Schwellenmärkte, für Kontinentaleuropa. Interessant ist, dass die Einschätzung anderer Experten sehr ähnlich klingt: „Die Asset­klasse Aktien sollte im Jahr 2018

credit: beigestellt

I


°

Ausblick Europa   geldanlage

„In Europa herrscht breiter Aufschwung. Auch die ­Wiener Börse ist interessant“ Gerold Permoser, Erste Asset Management

mit Fokus auf europäische und Emerging Markets-Aktien moderat übergewichtet werden. US-Titel sind bereits relativ hoch bewertet, daher sollten sie neutral gewichtet werden“, so die Empfehlung von Univ.-Prof. Josef Zechner, Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung bei Spängler IQAM Invest. Wie sich die Bilder gleichen: Auch beim Ausblick der Erste Asset Management (EAM) auf die Aktienmärkte 2018 sind die Trendpfeile für Westeuropa, CEE, asiatische Schwellenländer sowie Japan nach oben gerichtet. Bei den Vereinigten Staaten ist man vorsichtiger eingestellt, wofür als Begründung Konjunkturrisiken im zweiten Halbjahr 2018 sowie wiederum die hohen Aktienbewertungen angegeben werden. Solides Fundament EAM-Anlageexperte Gerold Permoser führt weiter aus: „In Europa ist der Aufschwung inzwischen so breit angelegt, dass auch die schwächeren Länder in der Peripherie davon profitieren.“ Was uns zu den Wachstumskaisern Europas führt, die mitunter vor Kurzem noch als „Schmuddelkinder“ galten. So soll Irlands BIP heuer um satte 4,8 Prozent zulegen, in Spanien sollen es 3,1 und in Portugal immerhin 2,6 Prozent sein. Griechenland gibt sich mit 1,6 Prozent relativ bescheiden, dafür werden

für das kommende Jahr 2,5 Prozent für Hellas prognostiziert (siehe auch Tabelle linke Seite). Großbritannien fällt hingegen weit hinter den Durchschnitt der EU-28 sowie der Eurozone zurück. Brexit lässt grüSSen Der Abschied der Briten aus der EU macht sich also bereits in schwächeren Wachstumszahlen bemerkbar; andere politische und ökonomische Folgen werden noch abzuwarten sein. In seiner 2017er Zahlungsstudie befragte der Kreditversicherer Coface erstmals deutsche Unternehmen, welche Konsequenzen der Brexit für ihre Außenstände haben könnte. Fast 87 Prozent der Firmen rechnen nicht mit einer Verschlechterung, nur 3,3 Prozent befürchten einen Anstieg der Außenstände. Zumindest eine beruhigende Nachricht, export­ orientierte Unternehmen sehen den Brexit allerdings etwas kritischer. „Zwar erwarten auch mehr als 84 Prozent dieser Unternehmen keine Veränderung bei den Außenständen. Aber immerhin gehen fast acht Prozent von einem Anstieg aus“, erklärt Mario Jung, Ökonom bei Coface. Fassen wir die Situation in UK zusammen, so ist jetzt natürlich nicht mit einem Kollaps von Wirtschaft und Börse zu rechnen. Investments in britische Aktien drängen sich aber auch

nicht gerade auf. „Wenn jemand in Großbritannien anlegen will, so sollte er auf währungsgesicherte Aktienfonds setzen“, gibt Permoser mit Blick auf die ungewisse Zukunft des Pfund zu bedenken. Aber es gibt ohnedies andere europäische Länder, die dem EAM-Spezialisten besser gefallen. Wie wäre es denn mit Österreich? Börse wien nicht vergessen Permoser fasst die Gesamtsituation im Gespräch mit dem GELD-Magazin zusammen: „Europa befindet sich sozusagen im ,Honeymoon‘. Die Zinsen sind niedrig, die Wirtschaft ist auch in der Peripherie gut, die Stimmung unter Investoren ebenfalls, was die Börsen belebt. Auch der österreichische Aktienmarkt zeigte 2017 ein starkes Lebenszeichen. Er profitierte von der allgemein robusten Konjunktur in Europa sowie speziell von der Wiederkehr der Ostfantasie, weil viele heimische Unternehmen bekanntlich ein hohes CEE-Exposure aufweisen.“ Permoser rechnet damit, dass der Honeymoon auch für Österreich 2018 nicht untergeht.

USA schlagen Europa EuroStoxx 50 Dow Jones Industrial

° die besten Aktienfonds europa und Euroland ISIN LU0313923228 IE00B4ZJ4188 LU1240328812 LU0289523259 LU0107398538

FONDSname Volumen 1 Jahr BSF European Opportunities Extension 1.147 Mio.€ 22,5 % Comgest Growth Europe Opportunities 388 Mio.€ 27,3 % Invesco Euro Equity Fund 1.823 Mio.€ 19,9 % Melchior Selected Trust Europ. Opportunities 814 Mio.€ 22,8 % JPM Europe Strategic Growth 1.049 Mio.€ 18,9 %

3 Jahre 69,3 % 57,3 % 32,9 % 45,6 % 38,9 %

5 Jahre 193,1 % 109,9 % 109,4 % 107,9 % 104,6 %

ter 1,87 % 1,61 % 1,69 % 1,55 % 1,77 %

Quelle: Lipper IM, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

Der EuroStoxx 50 fällt im Fünf-Jahres­Vergleich klar hinter den Dow Jones zurück. Quelle: Lipper IM, Stichzeitpunkt: 13. Dezember 2017

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 41


AUSBLICK 2018 geldanlage ° Ausblick Österreich

Mit viel Schwung ins neue Jahr

Der kräftige Konsum und ein starker Investitionsboom trieben 2017 das Wirtschaftswachstum in Österreich auf drei Prozent. Für 2018 wird mit 2,4 Prozent eine noch immer sehr solide Entwicklung erwartet. Die Unternehmen profitieren von hohen Kapazitätsauslastungen und günstigen Finanzierungsbedingungen. Mario Franzin

D

ie guten weltweiten Konjunkturaussichten für 2018 und 2019 lassen eine Wachstumsbeschleunigung des globalen Handels auf rund vier Prozent erwarten. Trotz der guten Konjunk­turentwicklung wird die Inflation im Euroraum das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp zwei Prozent vorerst nicht erreichen. „Der anhaltende Rückgang der Produk­ tionslücke, die seit der Finanzkrise noch nicht geschlossen ist, sollte in den kommenden Jahren für einen zumindest flachen Aufwärtstrend der Kerninflation sorgen. Daher wird die EZB ihre quantitative ­Lockerung nach unserer Einschätzung Ende 2018 abschließen und Mitte 2019 mit einer Anhebung der Einlagenzinsen beginnen“, meint Stefan Bruckbauer, Chefökonom der UniCredit Bank Austria. Im günstigen globalen Umfeld hat die österreichische Wirtschaft 2017 positiv überrascht. „In Österreich hat sich 2017 das Wirtschaftswachstum auf drei Prozent beschleunigt, angetrieben von einem außergewöhnlich starken Investitionsboom und der

„In Österreich hat sich das Wirtschafts­ wachstum auf drei Prozent be­ schleunigt. Das ist das höchste Wachstums­ tempo seit zehn Jahren“ Walter Pudschedl, Ökonom, Bank Austria

anhaltenden Stärke des Konsums. In Kombination mit der kräftigen Unterstützung durch die globale Nachfrage sorgte die starke Inlandsnachfrage für das höchste Wachstumstempo seit zehn Jahren“, meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die österreichische Wirtschaft nimmt viel Dynamik aus 2017 auch ins Jahr 2018 mit und wird den Aufschwung fortsetzen. Die treibende Kraft wird weiterhin die Inlandsnachfrage bleiben. Verbesserung am Arbeitsmarkt stärkt den Konsum Dem privaten Konsum werden 2018 zwar voraussichtlich frische fiskalische Impulse wie durch die letzte Steuerreform feh-

ATX

len, doch spricht die fortgesetzte Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt für eine weitgehend anhaltende Stärke. Die Arbeitslosenquote sollte sich 2018 auf 8,1 Prozent und 2019 auf acht Prozent reduzieren. Neben der Entspannung am Arbeitsmarkt haben auch Lohnzuwächse die Konsumentenstimmung in Österreich ins Positive gedreht. Allerdings bremst die vergleichsweise hohe Inflation die Reallohnentwicklung und wird auch in den kommenden Jahren den Konsum belasten. Angesicht der geringer werdenden Unterstützung durch die Inlandsnachfrage wird sich das Wachstumstempo der österreichischen Wirtschaft etwas verlangsamen – von 2,4 Prozent im Jahr 2018 auf 2,0 Prozent im Jahr 2019. Profitabilität der Unternehmen steigt weiter Infolge der guten Stimmung unter den Unternehmen wird die Investitionstätigkeit 2018 weiterhin durch eine Kombination aus steigender Profitabilität und solider Liquidität der Unternehmen gestützt sowie von den günstigen Finanzierungsbedingungen unterstützt. Zudem liegt die Kapazitätsauslastung mittlerweile deutlich über dem langjährigen Durchschnittswert, was auf bevorstehende Erweiterungsinvestitionen schließen lässt.

Die Wiener Börse startete erst spät mit ihrer Kursrally – sie fiel dafür recht kräftig aus. Quelle: Lipper IM, Stichzeitpunkt: 13. Dezember 2017

42 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

ISIN AT0000662275 AT0000859293 AT0000857412 AT0000619713 AT0000859491

FONDSname 3 Banken Österreich-Fonds Raiffeisen-Österreich-Aktien Pioneer Funds Austria - Austria Stock Allianz Invest Austria Plus SemperShare Austria

Volumen 1 Jahr 181 Mio.€ 41,8 % 144 Mio.€ 37,7 % 280 Mio.€ 38,1 % 7 Mio.€ 36,7 % 23 Mio.€ 34,9 %

3 Jahre 5 Jahre 72,2 % 91,2 % 64,2 % 71,5 % 49,5 % 67,1 % 53,4 % 64,6 % 52,7 % 63,2 %

ter 1,83 % 1,69 % 1,86 % 1,40 % 1,80 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

credit: beigestellt creditS:

° die besten Aktienfonds Österreich


Wie erkenne ich TradingMöglichkeiten früher als andere?

Besuchen Sie unser Büro in Wien.

Treffen Sie die besseren Entscheidungen. Unser umfangreiches Charting unterstützt Sie dabei. Wechseln Sie zu cmcmarkets.at

Die bessere Entscheidung

Unsere Produkte unterliegen Kursschwankungen. Ihr Verlustrisiko ist unbestimmbar und kann Ihre Einlagen in unbegrenzter Höhe übersteigen. Diese Produkte eignen sich nicht für alle Investoren. Stellen Sie daher bitte sicher, dass Sie die damit verbundenen Risiken verstehen.


AUSBLICK 2018 geldanlage ° Ausblick USA

Die Wachstumsmaschine läuft

Trump hin oder her: Die Vereinigten Staaten stellen bis auf Weiteres den liquidesten Aktienmarkt und die größte Volkswirtschaft der Welt. Die nach wie vor gute Konjunktur sowie die Innovationskraft der US-Unternehmen sprechen außerdem für Uncle Sam. Harald Kolerus

F

akten (nicht Fakes) sprechen einfach für sich: Mehr als die Hälfte der weltweiten Marktkapitalisierung der profitabelsten Aktiengesellschaften stammt von US-Unternehmen. „Es muss nicht weiter ausgeführt werden, dass die Vereinigten Staaten einen höchst liquiden und diversifizierten Markt für Firmen bieten, die Vorteile aus dem US-Binnenmarkt sowie globalen Chancen ziehen“, urteilt Frank Caruso, Portfolio Manager des American Growth Fonds bei AllianceBernstein. Nachsatz: „Deshalb sehen wie die Vereinigten Staaten nach wie vor als den globalen Wachstumsmotor an.“ Gefahr der Rezession? Allerdings, könnte es nicht sein, dass sich etwas Sand im Getriebe abgesetzt hat? So sprechen manche Kritiker davon, dass sich die US-Wirtschaft am Weg in eine ­zyklische Rezession befinden würde. Außer­ dem seien amerikanische Aktien nach den prolongierten All-Time-Highs bereits überbewertet. Caruso kann dem nicht viel abge-

MSCI USA

winnen und er verweist auf die starken BIPWachstumszahlen made in USA. „US-Unternehmen haben darüber hinaus starke Ergebnisse präsentiert, besonders im Technologiesektor. Der Dollar hat sich wiederum substanziell agbeschwächt und die Zinsen bleiben niedrig, was sich unterstützend für die Akteinbewertungen auswirkt“, zeichnet der Experte ein überwiegend positives Bild. Tatsächlich befindet sich die US-Wirtschaft in einer der längsten Expansionsphasen ihrer Geschichte (die Daten reichen zurück bis in die 1850er-Jahre). Das sollte laut Gerold Permoser, Anlagechef der Erste Asset Management, aber auch zur Vorsicht mahnen. „Lange Phasen der Expansion führen üblicherweise dazu, dass sich in der Wirtschaft und/oder im Finanzsystem Ungleichgewichte aufbauen.“ Solche seien zum Beispiel 2008 am US-Immobilienmarkt aufgetreten oder im Jahr 2000 beim Platzen der „Dotcom-Blase“. Permoser relativiert allerdings: „Derzeit scheint wenig darauf hinzuweisen, dass solche massiven Ungleichgewichte in der US-Wirtschaft bestehen.“ Damit bleibt die US-Notenbank Fed und ihre Politik des moderaten, aber stetigen Drehens an der Zinsschraube als Hauptgefahr für die Konjunktur. Zu hohe Zinsen waren in der Vergangenheit oft die Ursache dafür, dass die US-Wirtschaft (aber nicht nur die-

„US-Unterneh­ men, vor allem im Tech-Sektor, haben starke Ergebnisse abgeliefert“ Frank Caruso, AllianceBernstein

se) in die Rezession kippte, wie zum Beispiel zu Beginn der 1980er-Jahre. Die überwiegende Zahl der Experten geht allerdings ­d avon aus, dass die Fed sensibel genug ­vorgehen wird, um die Konjunktur nicht abstürzen zu lassen. attraktive aktien Die US-Börsenhausse könnte also (wenn vielleicht auch etwas gedämpft) 2018 und darüber hinaus weitergehen. Welche Aktien stehen nun bei Profis im Vordergrund? Caruso von AllianceBernstein plaudert aus der Schule: „Wir finden etwa gute Möglichkeiten in den Bereichen Technologie, Gesundheitswesen und Nicht-Basiskonsumgüterwerten. Beispiele umfassen Facebook, das die Wachstumsprognosen übertrifft, Visa oder Biogen, dessen Produktpipeline das Potenzial aufweist, signifikanten Shareholder Value zu generieren.“

Seit vielen Jahren befindet sich der amerikanische Aktienmarkt in einem Aufwärtstrend. Quelle: Lipper IM, Stichzeitpunkt: 13. Dezember 2017

44 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

ISIN IE0032077012 LU0073232471 LU0073868852 LU0079474960 LU0133085943

FONDSname PowerShares EQQQ Nasdaq 100 UCITS ETF Morgan Stanley US Growth Edgewood L Select US Select Growth AB FCP I-American Growth Portfolio T Rowe US Blue Chip Equity

Volumen 1 Jahr 1.658 Mio.€ 18,5 % 1.519 Mio.€ 22,2 % 3.021 Mio.€ 19,8 % 1.512 Mio.€ 17,0 % 479 Mio.€ 16,0 %

3 Jahre 56,9 % 54,9 % 53,6 % 52,1 % 50,5 %

5 Jahre 169,7 % 154,5 % 151,3 % 142,0 % 139,1 %

ter 0,30 % 1,70 % 1,94 % 1,82 % 1,60 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

credit: beigestellt

° die besten aktienfonds USA


Im Gespräch mit Peter Seilern, Seilern Investment Management

° GELDANLAGE

Taktische Aktienallokation gefragt Hochspezialisiertes Aktieninvestment steht bei diesem Unternehmen im Fokus. Im Folgenden spricht Peter Seilern über die zu erwartenden Marktenwicklungen weltweit, über Bilanzkenngrößen wie Pricing Power und Umsatzwachstum sowie über die Relevanz der Technologieführerschaft von Unternehmen. GELD °

Seilern versteht sich als Aktienhaus.

Wie hat sich Ihre Asset Allokation aktuell verändert?

PETER SEILERN: Nachhaltigkeit, Berechenbarkeit und dynamisches Wachstum bilden die Basis unserer Portfoliokriterien. Demzufolge meiden wir viele Sektoren, wie z.B. den Banken- und Versicherungssektor, aber auch die kapitalintensive Rohstoffindustrie mit schwer prognostizierbaren Ertragsaussichten. Positiv stehen wir den Sektoren Technologie und Pharma gegenüber, die wir nach besonderen Kriterien analysieren. Viele Medikamentenhersteller sind nur auf wenige Produkte konzentriert, was sich bei auslaufenden Patenten wiederum negativ auf konstant wachsende Erträge auswirkt und ein Klumpenrisiko birgt. Wir favorisieren vor allem Hersteller von Medizinprodukten für diagnostische oder therapeutische Anwendungen (Devices). Im Technologiesektor vermeiden wir Investitionen in Firmen, die vorwiegend für Endverbraucher produzieren und denen es oft an Pricingpower und Erfolgsgeschichten mangelt. Stattdessen investieren wir vorzugsweise in etablierte Technologiekonzerne, die auch B2B-Investitionschancen vor allem im Softwarebereich bieten. Die Produktivität der globalen Volkswirtschaften durchläuft aktuell einen Veränderungsprozess. Wie beurteilen Sie die Entwick-

CREDIT: beigestellt

lung in den relevanten Weltmärkten?

Die Gewinne von US-Unternehmen legen nach wie vor zu, tatsächlich verbergen sich jedoch jenseits des Durchschnittes enorme Verwerfungen. Das sieht man besonders gut anhand der Veränderungen im Handel, wo jene Handelshäuser die Nase vorne haben, die schon frühzeitig auf E-Commerece gesetzt haben. Generell suchen wir in den für uns attraktiven Sektoren Firmen, die durch eine Kombination

aus Pricingpower, Umsatzwachstum und klarer Investment-Strategie punkten. Konzernwachstum ist heute kein Selbstläufer mehr. Das sieht man etwa bei General Electric, ein Unternehmen mit schwacher Unternehmensführung, die sich im Wesentlichen auf Firmenzukäufe verlässt. Was also unseren Fokus auf die EM betrifft, so richten wir unser Interesse auf jene Sektoren, die vorrangig von Unternehmen entwickelter Märkte bedient werden. Sie setzen in Ihrer Allokation auf Qualitätstitel, die Pricingpower besitzen. Wie sieht Ihr Idealbild eines solchen Unternehmens aus?

Pricingpower generiert man aus meiner Sicht nur durch reale Produkt- oder Servicevorteile und dabei eine starke Position am Markt besetzt. Wir finden diese vorwiegend in In dustriezweigen mit ausgeprägter Forschungsund Entwicklungstätigkeit. Allgemein kann man sagen, Unternehmen erzielen Pricing power, wenn sie eine starke Position in einem nahezu oligopolistischen Markt besetzen und Eintrittshürden für Mitbewerber sehr hoch gesteckt sind. Zutreffen würde dies z.B. auf Mastercard und Visa – sie genießen Marktdominanz und werfen seit Jahren formidable Erträge ab. In der gegenwärtigen Marktsituation mit geringer Inflation ist Pricingpower schlechthin das Schlüsselwort für Aktieninvestoren. Qualität bedeutet langfristig ausgerichtetes Denken und Resistenzen vor allzu verlockenden kurzfristigen Resultaten, die langfristige Erfolgsaussichten beeinträchtigen würden. Welche Risiko birgt Inflation in der gegenwärtigen Welt? Wie beurteilen Sie die Zinslandschaft in Europa?

Einige Marktbeobachter gehen davon aus, dass der aktuell weltweite Wirtschaftsaufschwung

Peter Seilern, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Seilern Investment Management

unausweichlich die Inflation ankurbeln wird und so einhergehende Zinsanstiege die Aktienkurse zwangsläufig beeinträchtigen werden. Obwohl die Zinsen in Europa künstlich tief gehalten werden, würde ich nach wie vor das niedrige Zinsniveau nicht in Frage stellen, sondern meinen, dieses spiegelt die aktuelle Situation am Finanzmarkt wider und findet im Zinssatz für 10-jährige Staatsanleihen seine Rückbestätigung – beobachten Sie die Politik der Fed. Wir erwarten in der Zinspolitik generell nur ein äußerst moderates Vorgehen. Was natürlich nicht immer so bleiben muss, jedoch schützt uns davor die zugrunde liegende Qualität unserer Fonds, investieren wir doch ausschließlich in praktisch schuldenfreie Unternehmen. Wenn die Bedingungen im Wesentlichen gleich bleiben, werden steigende Zinsen keine allzu großen Auswirkungen auf Qualitätsaktien und deren langfristiges Wachstum haben. www.seilerninvest.com

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

45


AUSBLICK 2018 geldanlage ° Ausblick Emerging Markets

Schwellenländer in der Pole Position

Schwellenländern wurden in der jüngeren Vergangenheit nicht nur Rosen gestreut: Das Wachstum blieb etwa in China hinter den Erwartungen zurück – schwache Performance und Imageschäden waren die Folgen. Damit haben die Emerging Markets allerdings aufgeräumt und setzen sich bei der Performance an die Spitze. Harald Kolerus

W

er auf Schwellenländer blickt, kommt an China nicht vorbei. Wobei kritische Stimmen immer wieder das Szenario eines Hard Landings der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt heraufbeschwören. Experten wie Thomas Schaffner, Portfolio Manager des erfolgreichen Vontobel Fund - MTX Sustainable Emerging Markets, teilen diese Meinung nicht und stehen chinesischen Aktien weiterhin optimistisch gegenüber: „Die Wirtschaft des Landes generiert nach wie vor Wachstumsraten, die höher sind als in der restlichen Welt. Der 19. nationale Volkskongress verlief reibungslos und wir glauben, dass Chinas Reformprozess künftig an Fahrt gewinnen wird. Wir sind davon überzeugt, dass die Stabilisierung der Wirtschaft in Verbindung mit einer disziplinierteren Ausgabenpolitik der Unternehmen zu einer besseren Profitabilität sowie höheren Cashflows führen wird und somit auch die Renditen auf das inves­tierte Kapital 2017 und 2018 steigen werden.“ Nach Ansicht Schaffners werden die Aktienkurse durch Änderungen bei der

MSCI Emerging Markets

Unternehmensprofitabilität und den ROICs (Return On Invested Capital) getrieben. „Die Bewertungen im Markt sind nicht überzogen; dennoch sind die meisten Fondsmanager in China weiterhin untergewichtet. Wir investieren nach wie vor in Unternehmen, die sich durch einen hohen ROIC auszeichnen und angemessen bewertet sind. Diese Faktoren erachten wir als die maßgeblichen Treiber der Aktienkursperformance“, so der Experte. Positiver Ausblick Allgemein rechnet Schaffner 2018 mit anhaltend günstigen Bedingungen für die Emerging Markets, „da sich zum einen die Aussichten für die Weltwirtschaft weiter verbessern und sich zum anderen die relativ großen Volkswirtschaften Brasilien und Russland von der Rezession erholen“. Ähnlich lautet die Einschätzung von Emil Wolter, Portfolio Manager Emerging Markets bei Comgest: „Schwellenländer hatten 2017 ein durchaus gutes Comeback. Wir schätzen die Aussichten der Anlageklasse für 2018 und – viel wichtiger noch – auf lange Sicht vorsichtig optimistisch ein. Kurzfris­ tig sind die Aktienmärkte etwas überkauft, doch die Entwicklungslinien vieler großer Schwellenländer, insbesondere in Asien, sind strukturell solide. Ein zyklischer

„Wir rechnen auch 2018 mit günstigen Be­ dingungen für Emerging Markets“ Thomas Schaffner, Vontobel

Rücken­wind ist bei Investitionen in Schwellenländern sicherlich hilfreich.“ Wolter bezeichnet China als Motor des Wandels: „Heutzutage werden in keinem Land der Welt mehr Roboter verkauft als in China, das Land hat weltweit die meisten Internetnutzer, steht im globalen Vergleich bei Patentanträgen auf dem dritten Platz. Diese strukturellen Veränderungen in China führen zu einer Neugestaltung von Schwellenländeraktien und schlagen sich auch in der Zusammensetzung des MSCI EM Index nieder.“ Aber nicht nur in China finden sich interessante Titel. Dazu abschließend Schaffner: „Im IT-Sektor halten wir derzeit Positionen in Taiwan Semiconductor und Tencent. Im Finanz- und Energiesektor überzeugen uns führende Unternehmen wie etwa China Construction Bank bzw. ­Lukoil, weil sie in ihrem jeweiligen Sektor eine führende Stellung einnehmen.“

Schwellenländer beeindrucken durch eine Top-Performance. Quelle: Lipper IM, Stichzeitpunkt: 13. Dezember 2017

46 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

ISIN LU0571085330 LU0772938923 LU0083344555 IE00B5VSGF43 LU1434523954

FONDSname Volumen 1 Jahr 3 Jahre Vontobel Fund MTX Sust. EM Leaders 1.021 Mio.€ 24,0 % 49,4 % Nordea 1 - Emerging Markets Focus Equity 91 Mio.€ 27,9 % 31,3 % Goldman Sachs Em. Markets Equity 2.476 Mio.€ 24,2 % 40,8 % GAM Star EM Equity 33 Mio.€ 22,6 % 32,3 % Candriam SRI Equity Emerging Markets 331 Mio.€ 25,9 % 33,6 %

5 Jahre 77,4 % 59,7 % 59,3 % 56,1 % 51,0 %

ter 2,05 % 1,82 % 2,25 % 2,12 % 1,83 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

credit: beigestellt

° die besten Aktienfonds Emerging Markets


Im Gespräch mit Gergely Majoros, Carmignac Deutschland

° GELDANLAGE

Die Zeichen der Zeit erkennen Der Carmignac Patrimoine bildet die globalen Aktien- und Bond-Märkte ab, wobei er anstrebt, weltweit die Crème de la Crème abzuschöpfen. Im Folgenden beleuchten wir die aktien- und bondseitigen Entwicklungen der Weltmärkte und ihre Potenziale in 2018. GELD °

Herr Majoros, Sie sehen die USA

in den Schwellenländern ab. Wer sind hier Ihre

nehmen sind in einer Abschwungphase. Welche

Favoriten?

Sektoren sind primär davon betroffen?

Insgesamt stehen heute die Emerging Markets deutlich stabiler da als in den vergangenen Jahren. Die meisten Länder profitieren vom weltweiten Aufschwung sowie vom schwachen Dollar. Auch China entwickelt sich weiterhin dynamisch, auch wenn die Volkswirtschaft eine kontrollierte und graduelle Verlangsamung erfährt. Wir investieren zurzeit hauptsächlich in Asien, allerdings ist Argentinien ein besonders viel versprechendes Land, das sowohl politisch als auch vom Wirtschaftswachstum betrachtet sehr spannend ist. Sektorseitig favorisieren wir vor allem den Technologiesektor, der kosteneffizient und hochprofitabel ist. Ähnlich positiv sehen wir den Dienstleistungs- und Konsumbereich, der eine positive, strukturelle Unterstützung erfährt. Sektoren wie Bergbau, Öl und Stahl, die sehr kapitalintensiv sind, werden von uns gemieden.

GERGELY MAJOROS: Generell erwarten wir für 2018 eine globale Verlangsamung des Wachstums, insbesondere in den USA und China. Die EU und die meisten Emerging Markets werden hingegen ihr starkes Wachstum fortsetzen. Bei den Aktienmärkten ist eine Sektorrotation zu erwarten, weg von zyklischen Sektoren – wie etwa Banken, Rohstoffe oder Automobilindustrie – hin zu defensiven, wie z.B. Technologie- und Pharmatitel. Wir setzen daher stark auf diese Titel, insbesondere in den USA. Sie sollten auch in einem Umfeld mit niedrigerem Wachstum steigende Gewinne erzielen können. Vergleichsweise positive Signale kommen aus der Eurozone. Wodurch ist hier die Erholung bedingt?

CREDIT: beigestellt

Ein spannender Turnaround zeichnet sich auch

aktuell sehr kritisch. Die Kurse vieler US-Unter-

In Europa ist tatsächlich ein starker Aufschwung zu bemerken. Diese Entwicklung betrifft alle Länder, sowohl im Norden als auch im Süden Europas. Speziell die südeuropäischen Staaten haben ihre Hausaufgaben gemacht und spielen schon beinahe in der gleichen Liga etablierter Staaten wie etwa Deutschland. Der Aufschwung sollte durch eine fortgesetzte Integration Europas zugunsten einer verstärkten gemeinsamen Wirtschafts- und Fiskalpolitik unterstützt werden. Die Achse Merkel-Macron spielt für die Eurozone eine wichtige Rolle. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind günstig, zugleich sind die Bewertungen von Aktien immer noch attraktiv. Allerdings sind Zykliker bereits sehr gut gelaufen und der Euro hat an Stärke gewonnen, sodass jetzt selektives Stock Picking angesagt ist. Die Qualität der Emittenten muss jedoch immer im Auge behalten werden.

Gergely Majoros, Kapitalmarktexperte bei Carmignac

weise für Brasilien, Mexiko, Argentinien, aber auch für Russland gilt. Mit welcher Strategie erzielt der Carmignac Patrimoine seine Rendite-Erträge? Wie sieht das Portfolio aktuell aus?

Werfen wir einen Blick auf die Anleihenmärkte: Die Politik der Notenbanken weltweit weist Ähnlichkeiten auf. Weshalb favorisieren Sie beispielsweise italienische gegenüber deutschen Staatsanleihen?

Generell sind wir bei Anleihen sehr vorsichtig. Deutsche Bundesanleihen sind einfach zu niedrig verzinst, da sieht es in Italien schon weit besser aus, da diese vernünftig bewertet sind. Bei Unternehmensanleihen sind wir im europäischen Raum generell skeptisch. Diese sind in hohem Maße von der Liquidität der Zentralbanken abhängig und rentieren für uns viel zu niedrig, was für uns nicht attraktiv ist, insbesondere in einem Umfeld, in dem Zentralbanken weniger akkomodativ sein werden. Ein ganz anderes Bild bieten Emerging Markets, die attraktive Renditen aufweisen, was beispiels-

Wie schon kurz erwähnt, setzen wir stark auf Wachstumswerte. Bei Zyklikern haben wir größtenteils Gewinne mitgenommen. Wir sind in hohem Maße in den Sektoren Technologie, etwa in Soziale Netzwerk- oder E-CommerceUnternehmen, investiert. Positiv stehen wir nach wie vor den Emerging Markets gegenüber, die sich selektiv betrachtet gut entwickeln. In China zum Beispiel investieren wir nur in Unternehmen, die keine Verschuldung aufweisen. Bei Anleihen sind wir sehr vorsichtig, insbesondere bei Unternehmensanleihen. Im aktuellen Umfeld sind wir generell vorsichtig, da der Zweck der Carmignac Patrimoine-Fondsfamilie auf Erhalt und Vermehrung von Vermögen ausgerichtet ist. www.carmignac.de

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

47


AUSBLICK 2018 geldanlage ° Überblick Branchen

Rotation geht in die nächste Runde

E

in Megatrend, der von einzelnen Sub­ trends profitiert, ist die Branche Healthcare. Die alternde Bevölkerung ist nach wie vor einer der wichtigsten Wachstumstreiber. So betragen die Ausgaben für Gesundheit in der Altersgruppe von 19 bis 44 Jahren in den USA rund 4500 Dollar, für die 65- bis 84-Jährigen aber schon 17.000 Dollar. Dramatisch wird es bei den noch ­Älteren – sie kosten das US-Gesundheitswesen 32.400 Dollar. Daraus ergibt sich, dass es viermal so viel kostet, einen über 65 Jahre alten Patienten mit Gesundheitsdienstleis­ tungen zu versorgen als einen 19- bis 44Jährigen. Weltweit betrachtet werden die über 65 Jahre alten Menschen 2030 bis zu 995 Millionen zählen – 2050 aber schon 1,6 Milliarden Menschen. Healthcare: Neue Märkte Der hohe Innovationsgrad der Subbranche Biotech hat in den letzten Jahren eine Reihe neuer Healthcare-Märkte geschaffen, so etwa das Segment des arteriellen Bluthochdruckes im Lungenkreislauf (Markt­ volumen rund vier Milliarden Dollar) sowie den Markt für Multiple Sklerose (16 Milliarden Dollar), weiters die lysosomalen Speicherkrankheiten, bei denen das Lysosom, ein in den meisten Körperzellen vorhandenes Zellorganell, den Abbau („Ver­ dauung“) von körperfremden Substanzen

° Branchen-Empfehlungen name BGF World Healthscience DNB Technology Comstage Stoxx Europe 600 Autom. Lyxor ETF MSCI World Material

isin LU0122379950 LU0302296495 LU0378435043 LU0533033824

48 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

nicht mehr leisten kann (Volumen vier Milliarden Dollar) und schließlich die Hepatitis C (18 Milliarden). Aktuell sind bereits weitere Märkte im Entstehen begriffen: Die Segmente für Lungenfibrose, die Immuntherapie gegen Krebs, die Implantation der Aorta-Herzklappe mittels Transkatheter oder die Muskeldystrophie („Fehlwuchs“). Noch weiter in der Zukunft liegende Herausforderungen für die Biotech-Forschung sind die Krankheitsbilder Alzheimer oder Parkinson. Dazu kommt noch das beträchtliche Wachstum und Aufholpotenzial der Emerging Markets (EM), etwa bei den ProKopf-Ausgaben und bei der Neuzulassungsrate. EM haben von 2012 bis 2017 fast 200 Milliarden Dollar an Pharmaumsätzen beigesteuert und China wird im Jahr 2050 der größte Pharmamarkt der Welt sein. Rohstoffe: Konjunktur positiv Die globale Konjunkturerholung scheint weiter an Fahrt aufzunehmen – nicht nur das dürfte den Rohstoffsektor auch 2018 positiv beeinflussen. Ein weiterer Stützpfeiler sind die Emerging Markets, sie haben sich 2017 als neue Quelle der RohstoffNachfrage entpuppt. Neben dem Anstieg der weltweiten Nachfrage dürften die Produktionskürzungen der Jahre 2011 bis 2016 das Angebot weiterhin begrenzen. Wichtig für Anleger ist zu beachten, dass jeder Rohstoff ein Eigenleben führt und eigene Treiber ausweist – die intra-Rohstofftitelart Korrelationen sind histoInvestmentfonds risch gesehen relativ geInvestmentfonds ring. Daher gibt es auch ETF keinen Rohstoff-Super­ ETF zyklus. Gold und Silber

werden kurzfristig noch relativ schwach bleiben – belastend wirken die bevorstehenden Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed. Diese könnte die Zinsen, Trump sei „Dank“, öfter erhöhen als erwartet. Die ­Realzinsen könnten aber nur wenig steigen, da auch die Inflation zulegt, was sich nach dem ersten Zinsschock positiv für die Edelmetalle auswirken sollte. Vor vornherein besser sieht es bei den Industriemetallen aus. Spannend bleibt es auch auf den Erdölmärkten. So meint Marco Scherer, Ölexperte bei der Deutschen Bank: „Wir erwarten für das Jahr 2018 einen WTI-Ölpreis von 55 Dollar. Dies basiert zum einen auf unserer Einschätzung einer anhaltend restriktiven und disziplinierten Förderpolitik des Erdölkartells Opec. Auch die weltweite Nachfrage nach Öl sollte im Jahr 2018 weiterhin solides Wachstum zeigen. Nun reicht bei vielen Unternehmen der freie Cashflow wieder aus, um die Investitionsausgaben und die Dividendenlast zu tragen.“ Auch andere Analysten sind der Meinung, dass das USFracking einen Rohölpreisanstieg über 60 Dollar hinaus schwierig gestalten könnte. Die US-Produktionstätigkeit reagiert am flexibelsten auf Preisschwankungen. Allerdings blieb das Angebot aus diesem Bereich im Jahr 2017 hinter den Erwartungen zurück. Unklar ist, wie stark im Angesicht steigender Material- und Personalkosten die Ölproduktion zukünftig ausgeweitet werden kann. Dennoch könnten die Sektorschwergewichte, wie Total, Royal Dutch oder Statoil, die eine überdurchschnittlich hohe Dividendenrendite aufweisen, für Investoren sehr attraktiv sein. In der Hightech-Branche geht der Trend zur Digitalisierung ungebremst weiter. Besonders deut-

credit: Shutterstock

Während 2017 Branchen wie Rohstoffe, Banken, Energieversorger und Technologie weiter zulegten, kamen die Bereiche Healthcare oder Automobilhersteller kaum vom Fleck. Das könnte sich 2018 zum Teil umkehren: Besonders der Gesundheitsbereich sowie dem Erdölsektor könnte ein überraschendes Comeback gelingen. Wolfgang Regner


°

Überblick Branchen   geldanlage

lich ist dies im Segment Robotics zu beobachten. Die Übernahmen bzw. Fusionen schreiten weiter voran, nachdem der chinesische Investor Midea mit seinem Kauf des deutschen Robotics-Marktführer Kuka dazu den Anstoß gegeben hatte. Kein Wunder: Katalysieren doch die Tech-Sub­trends Cloud Computing, Industrie 4.0 bzw. Künstliche Intelligenz (KI) auch den Mega­trend Robotics weiterhin kräftig. Der weltweite Absatz an Industrierobotern wuchs seit 2009 stetig von 60.000 auf 294.000 Geräte, 2020 sollen es bereits über eine halbe Million sein. Technologie: Robotics-Boom In zwei zentralen Industriesektoren, der Automobilindustrie und der Elektronikbranche, ist die Anzahl der ausgelieferten Roboter über die drei vergangenen Jahre hinweg stetig gewachsen. Der stärkste Zuwachs innerhalb eines Jahres war mit 41 Prozent zwischen 2015 und 2016 in der Elektronikbranche zu verzeichnen. In den letzten zehn Jahren drückten erhebliche Lohnanstiege auf die Gewinnspannen in den Schwellenmärkten. In einem Umfeld, in dem die Produktionskosten für Roboter sinken und ihre Wirtschaftlichkeit steigt, spricht viel für weiteres Wachstum im Roboter-Universum. Ein weiterer wichtiger Subtrend ist die Künstliche Intelligenz und Automatisierung. Autonomes Fahren, Bildund Spracherkennung, Big Data – Anwendungen im Bereich KI werden unser Leben radikal verändern. Zudem wird KI der globalen Ökonomie laut einer Studie von PwC bis 2030 einen Output von weiteren 15,7 Billionen Dollar bescheren. Dieser Wert übersteigt die gemeinsame wirtschaftliche

Leistung von Indien und China. Im Gegensatz zu den Segmenten Robotics, KI, Cyber-Security und Cloud-Software dürfte der Bereich Halbleiter 2018 zumindest etwas konsolidieren. Denn 2017 gehörten Halbleiteraktien zu den besten im TechnologieUniversum. Vor allem der Bereich Speicherchips profitierte von der starken Nachfrage, welche das Preisniveau deutlich anhob. Spezielle Chips für die Bereiche Automobil, KI und Industrie 4.0 könnten sich aber weiter gut entwickeln. Automobile: Hohe Investitionen Spät, aber doch haben auch die deutschen Automobilhersteller das Potenzial der E-Mobilität erkannt. Nun überbieten sie sich in Investitionen in diesen Bereich. So segnete VW kürzlich ein gewaltiges Investitionsprogramm in Höhe von ca. 34 Milliarden Euro (!) bis 2022 ab. Im Jahr 2025 sollen 25 Prozent aller neu verkauften Fahrzeuge bei VW elektrisch betrieben sein, was dann rund drei Millionen Elektroautos entsprechen würde. Das ist eine gigantische Zahl,

die das Ziel von VW unterstreichen soll: In den nächsten zehn Jahren will man zum führenden Hersteller von Elektroautos aufsteigen. Das Ziel ist enorm und der Weg wird gewiss nicht einfach werden. Die Konkurrenz aus China und den USA ist im Hinblick auf die Batteriefertigung & Technologie meilenweit voraus. Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer meint, dass ab 2030 ­jeder dritte Neuwagen ein Elektroauto sein werde. Bei der Zelle, die Leistung, Ladezeit und Lebensdauer der Batterie bestimmt, dürfe die deutsche Industrie nicht allein von asiatischen Lieferanten abhängig sein. Die deutschen Batteriebauer seien Lichtjahre hinterher. Allerdings haben die Autoproduzenten große Vorteile in puncto Massenproduktion. Der Autozulieferer Continental schätzt die Kosten für den Bau einer Zellfabrik für 500000 E-Auto-Batterien jährlich auf drei Milliarden Euro. Die Feststoffbatterie, die künftig viel mehr Leistung bringen soll als die heutige Lithium-Ionen-Batterie, werde 2025 im industriellen Maßstab noch keine Rolle spielen.

welche Branche Performt am besten bei inflationsanstieg? Silber Rohöl Energie Agrarrohstoffe Industrielle Metalle Öl & Gas -Aktien Immobilienaktien Europa Immobilienaktien Global 0%

Rohstoffe Immobilien 10 %

20 %

30 %

40 %

50 %

Topp/Flopp Branchen bei einem Anstieg der US-Konsumentenpreisinflation um 0,5 Prozent Quelle: Bloomberg, ETF Securities as of close 30 November 2017

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 49


AUSBLICK 2018 geldanlage ° Ausblick Healthcare

Erhebliches Aufholpotenzial

Healthcare gehörte 2017 zu einer der performanceschwächeren Branchen. Bis Mitte Dezember legte der MSCI World Healthcare Index um rund neun Prozent zu. Am besten liefen mittelgroße US-Biotech-Unternehmen (+35,1 Prozent). Die Performance der US Mid Caps wurde von Erfolgen in der Produktentwicklung und von mehreren Übernahmen (Ariad, Kite u.a.) getrieben. Wolfgang Regner agegen spielte die Diskussion über Medikamentenpreise bei Mid Caps noch keine große Rolle, da sie entweder noch keine Produkte auf dem Markt haben oder die Produkte hochinnovativ und damit wenig preissensitiv sind. Neuzulassungen stark „Bis zum Dezember 2017 gab es bereits 42 Neuzulassungen in den USA und damit fast so viele wie im Rekordjahr 2015 (46 Neuzulassungen)“, sagt Hanns Frohnmeyer, Senior Portfolio Manager, Bellevue Asset Management. Zur positiven Entwicklung der Neuzulassungen in 2017 trägt der im Dezember 2016 verabschiedete „21st Century Cures Act“ bei, der schnellere Medikamentenstudien erlaubt und auch den Einfluss von Patientenvertretern stärkt. Die Berufung des neuen FDA-Chefs Scott Gottlieb dürfte die Neuzulassungen gefördert haben, da er als pragmatisch und innovationsfreundlich gilt. Der Gesundheitsminister Alex Azar versteht als ehemaliger Manager von Eli Lilly die Gesundheitsbranche von Grund auf. Die Attacken von US-Präsident Trump wegen hoher Medikamentenpreise hatten den Zweck, Druck auf die Pharmaindustrie aufzubauen. In Folge davon kündig­ ten viele Unternehmen Anfang des Jahres nur moderate Preiserhöhungen im einstelli-

gen Bereich an. Trotzdem bleiben die Förderprogramme für Innovation aufrecht. Dagegen erfahren generische Produkte in den USA starken Preisdruck, der zum einen auf die gestiegene Verhandlungsmacht der Versicherungen und zum anderen auf mehr Zulassungen von Generika innerhalb eines Indikationsgebiets zurückgeht. Trend zu Biosimilars Im Jahr 2016 erreichten Biologicals einen Umsatz von 106 Milliarden US-Dollar. Der Umsatzanteil ohne Patentschutz lag aber lediglich bei neun Milliarden Dollar. In den nächsten beiden Jahren werden Biologicals mit einem Umsatzvolumen von etwa 14 Milliarden USD durch Biosimilars ersetzt. In Europa werden schon seit 2006 Bio­ similars verkauft. Interessanterweise fielen die Preise durchschnittlich nur um 20 bis 40 Prozent (z.B. EPO von Amgen um 31 Prozent ) und damit weit weniger als bei herkömmlichen Generika (85 bis 90 Prozent), obgleich die Marktdurchdringung mit bis zu 88 Prozent (EPO 62 Prozent) sehr hoch ist. Dieser geringe Discount ist auf höhere Zulassungskosten, die die Durchführung klinischer Studien beinhaltet, und auf die begrenzte Anzahl von Anbietern zurückzuführen. „Belastet werden von den Biosimilars Unternehmen wie Amgen und Roche,

° die besten Aktienfonds Healthcare/Biotech ISIN IE00B0590K11 LU0108459040 LU0119891520 LU0130190969 IE00B28YJN35

FONDSname Volumen 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre Wellington Global Health Care Equity 764 Mio.€ 8,3 % 35,9 % 167,4 % Candriam Equities L Biotechnology 591 Mio.€ 7,9 % 14,3 % 161,5 % FCP OP Medical Biohealth-Trends 103 Mio.€ 8,6 % 30,7 % 159,0 % CS (Lux) Global Biotech Innovators Equity 111 Mio.€ 9,4 % 16,5 % 151,4 % Polar Capital Healthcare Opportunities 1.241 Mio.€ 11,0 % 21,0 % 149,6 %

ter 1,33 % 1,83 % 2,20 % 2,26 % 1,72 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

50 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

„Starke Forschungs­ ergebnisse sollten die Per­ formance 2018 antreiben“ Hanns Frohnmeyer, Bellevue AM

die umsatzstarke Medikamente durch Ablauf des Patentschutzes verloren haben“, weiß Frohnmeyer. Forschung im Aufwind Was den Ausblick im Bereich R&D anbelangt (Forschung), so finden große Fortschritte bei Krebs und bei seltenen Krankheiten statt. In der Immunonkologie stehen vor allem die Kombination von PD-1/ PDL-1 mit anderen Checkpoint-Inhibitoren im Mittelpunkt. Insbesondere die Kombination mit dem IDO1 Inhibitor Epaca­dostat erscheint viel versprechend und erste Phase III-Ergebnisse zur Wirkung bei 1L Melanom werden im ersten Halbjahr 2018 erwartet. In der früheren klinischen Entwicklung werden auch Kombinationen mit PARP-Inhibitoren (Hemmstoffe des Enzyms Poly-ADP-Ribose-Polymerase, die verhindern, dass Krebszellen einen durch Zytostatika induzierten DNA-Schaden reparieren) untersucht. Auch die CAR-T Zelltherapie entwickelt sich nach der Zulassung von Kymriah (Novartis) und Yescarta (Gi­ lead /Kite) rasant weiter. Bei dieser Therapie werden weiße Blutkörperchen bzw. T-Zellen von einem Patienten entnommen, mithilfe eines inaktiven Virus genmanipuliert und wieder reinfundiert.

credit: beigestellt

D


Im Gespräch mit Dr. Christian Koch, BB Biotech

° GELDANLAGE

Innovationen treiben die Gewinne Der Biotechnologie entwachsen z.T. bahnbrechende Arzneimittel. Manche Krankheiten, die für Patienten früher praktisch einem Todesurteil gleichkamen, können heute sogar geheilt werden. Wir sprachen mit Dr. Christian Koch aus dem Investment-Team der BB Biotech über die gute Entwicklung der Portfoliounternehmen. Mario Franzin

Behandlung von metastasierendem Melanom von 25 bis 30 Prozent fast verdoppeln kann. Besonders interessant wird das, wenn eine solche Substanz z.B. auch gegen Lungenkarzinom eingesetzt wird. Und da stehen die Chancen gut, denn Lungenkarzinom ist ein gutes Wirkungsfeld für Immuntherapien.

GELD ° Die Aktienmärkte – besonders in den

USA – werden mittlerweile als relativ teuer gesehen. Wie ist die Biotech-Branche, die stark in den USA verankert ist, in diesem Zusammenhang einzuschätzen?

CHRISTIAN KOCH: Wir sehen derzeit, dass die Aktienkurse zahlreicher Biotech-Werte ihrer fundamental guten Entwicklung nachhinken. Schon gegenüber dem S&P 500 liegt das KGV der Biotech-Branche bei unterdurchschnittlichen 13. Setzt man das noch ins Verhältnis zum erwarteten jährlichen Umsatzwachstum der Biotech-Branche im zweistelligen Bereich, würde das eine wesentlich höhere Bewertung rechtfertigen. Und dennoch stieg der Kurs der BB Biotech in den ersten drei Quartalen um 30,8 Prozent in US-Dollar bzw. um 15,7 Prozent auf Euro-Basis. Der durch die Wertsteigerung der Portfoliounternehmen erzielte Gewinn beläuft sich bei BB Biotech in den ersten drei Quartalen auf 843 Millionen Schweizer Franken. Wo sehen Sie derzeit die größten Potenziale

CREDIT: beigestellt

bei Ihren Portfoliounternehmen?

Vor allem in der Onkologie. Aber es gibt in der gesamten Branche beachtliche Durchbrüche bei neuen Behandlungsansätzen, darunter Fortschritte bei RNA-basierten Wirkstoffen, zellbasierten Verfahren, neuen Antikörperverfahren und innovativen Gentherapien. Und es zeichnen sich am Horizont weitere spannende Technologien ab, wie zum Beispiel die CRISPR/Cas-Technologie zur Genom-Editierung und weitere RNA-basierte Therapien. Bei den zellbasierten Verfahren zum Beispiel entwickelte Kite-Pharma eine CAR-T-Zelltherapie, die heuer noch zugelassen werden soll. Bei dieser Therapie werden dem Patienten T-Zellen (Killerzellen) entnommen, gegen den Tumor scharf gemacht und wieder reinfundiert. Gilead

Ihre Portfoliounternehmen entwickeln zahllose herausragende Medikamente, die aber dann oft sehr teuer sind. Lauft man hier nicht Gefahr, hohen Forschungsaufwand zu betreiben, der sich dann u.U. nicht rentiert?

Dr. Christian Koch, BB Biotech-Team

erkannte das Potenzial und übernahm Kite Pharma vor Kurzem um zwölf Milliarden Dollar. Wir gaben im Zuge des Übernahmeangebotes unsere Position an Kite Pharma um 124 Millionen Dollar ab und erzielten damit einen Gewinn von 75 Millionen Dollar. Die Aktien anderer Mid Caps aus dem Onkologiebereich erholten sich nach Bekanntgabe der Meldung. Juno, der nächste Wettbewerber Kites, legte kräftig zu, was BB Biotech auch zugute kam. Bei Juno werden zulassungsrelevante Ergebnisse in 2018 erwartet. Ein anderes Beispiel: In den letzten Jahren wurden sogenannte Checkpoints bei Immunzellen identifiziert, die das körpereigene Immunsystem aktivieren, um den Tumor anzugreifen. Unter anderem geht es hierbei um PD-I-Inhibitoren, die bereits von mehreren großen Pharmafirmen produziert werden – wie Bristol Myers, Merck, Roche, Pfizer usw. Nun sucht man nach zusätzlichen Checkpoints bei den T-Zellen, die Synergieeffekte mit den PD I-Hemmern aufweisen. Incyte hat hier ein viel versprechendes Mittel in Phase III, das die Ansprechrate bei der

Wir sind davon überzeugt, dass sich echte Innovationen auch zukünftig auszahlen. Nicht behandelte oder chronische Krankheitsfälle sind für das Gesundheitssystem oftmals durch jahrelange Pflege oder Krankenhausaufenthalte viel teurer. Von den gesamten Gesundheitskosten entfallen lediglich rund zehn Prozent auf verschreibungspflichtige Medikamente, während Arztkosten rund 20 Prozent und Krankenhausaufenthalte über 30 Prozent ausmachen. Nehmen wir ein Beispiel, das für Aufsehen gesorgt hat: Die 1000-Dollar-Pille Sovaldi ist ein durchschlagender medizinischer Erfolg. Mit diesem Medikament konnte Hepatitis C, eine bis dahin unheilbare, chronische Krankheit, in eine heilbare übergeführt werden. Die Behandlung kostet heute netto rund 40.000 Dollar. Unbehandelten Patienten drohen Leberzirrhosen oder Leberkrebs, die schlimmstenfalls eine Transplantation nach sich ziehen, was das Fünf- bis Zehnfache kostet. Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive der Biotech-Firmen muss sich hingegen eine Kapitalrendite abzeichnen, gerade auch vor dem Hintergrund, dass das hohe Entwicklungsrisiko die Kehrseite der Medaille ist. www.bbbiotech.ch

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

51


AUSBLICK 2018 geldanlage ° Ausblick Technologie

Noch keine Blase

Einige Experten gehen davon aus, dass sich an der US-Technologiebörse Nasdaq eine Blase gebildet hat und ziehen Vergleiche zum Jahr 2000. Doch die meisten dieser Vergleiche sind nicht wirklich überzeugend. Lesen Sie, wie der Ausblick für 2018 aussieht. Wolfgang Regner mazon, Alphabet, Apple, Facebook und Microsoft zusammen machen Quartals-Umsätze von rund 150 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 26 Milliarden Dollar. Weltweit hat Apple seit der Markt­ einführung im Jahr 2007 mehr als 1,3 Mil­ liarden iPhones verkauft. Apple will das Servicegeschäft verdoppeln und die 50 Milliarden-Umsatzmarke ins Visier nehmen. Inzwischen trägt das Servicegeschäft rund 16 Prozent des Apple-Umsatzes. Fakt ist: die Milliardengewinne sind der große Unterschied zur Tech-Manie im Jahr 2000. Mega-Gewinne Der Vergleich macht sicher: Das im Jahr 2000 teuerste Unternehmen Cisco Systems konnte damals bei einem Börsenwert von 575 Milliarden Dollar nur 2,6 Milliarden Dollar Gewinn vorweisen. Alphabet ist derzeit rund 630 Milliarden Dollar wert, verdient aber 29 Milliarden Dollar – fast zehnmal so viel. Bei Aktien wie Alphabet, Microsoft und Facebook wird mindestens ein Viertel des aktuellen Börsenwerts durch Cashreserven und die Gewinne der kommenden drei Jahre abgedeckt. Bei Apple sind es über 40 Prozent, beim koreanischen Techriesen Samsung gar über 60 Prozent. Die Digitalisierung erfasst immer mehr Lebensbereiche und Facetten der Wirtschaft.

noch beschleunigt: „Wir sind an der Schwelle einer Entwicklung, bei der mehrere Megatrends wie selbstfahrende Autos, Künstliche Intelligenz (KI), Roboter und das Internet der Dinge ihre Wirkung entfalten werden.“

„Sehr spannend finden wir die Bereiche Künst­ liche Intelligenz und Machine Learning“ Anders TandbergJohansen, DNB

Sie ist dabei, ganze Wertschöpfungsketten neu zu ordnen – in rasanter Geschwindigkeit. 2010 vereinten Printmedien 25 Prozent der Werbeausgaben in den USA auf sich. Heute hat sich dieser Anteil halbiert. Gleichzeitig sprang der Marktanteil von Onlinewerbung von 17 auf 37 Prozent. Der wichtigste Grund: Daten. Weil Menschen, die im Internet unterwegs sind, über Suchanfragen, besuchte Websites und Aktivität in sozialen Netzwerken wie Facebook Spuren hinterlassen, lassen sich mithilfe intelligenter Algorithmen genaue Profile über Interessen und Vorlieben erstellen. Die Menschen können mit Werbung zielgerichteter angesprochen werden. Hedgefondsmanager Alexander Sacerdote wies nach, dass die neuen Geschäftsmodelle gerade erst fünf bis 15 Prozent des Markts ausmachen. Sacerdote meint, dass sich der Siegeszug der Tech-­Aktien in den kommenden Jahren

° die besten aktienfonds Technologie ISIN LU0302296495 LU0099574567 LU0444971666 IE0030772275 LU0104030142

FONDSname DNB Fund Technology Fidelity Funds - Global Technology Threadneedle (Lux)-Global Technology Polar Capital Global Technology JPM Europe Dynamic Technologies

Volumen 1 Jahr 429 Mio.€ 21,4 % 2.479 Mio.€ 21,6 % 154 Mio.€ 22,1 % 1.557 Mio.€ 31,4 % 397 Mio.€ 33,2 %

3 Jahre 76,9 % 78,9 % 79,2 % 81,6 % 72,9 %

5 Jahre 190,8 % 185,2 % 177,8 % 176,8 % 164,6 %

ter 1,69 % 1,91 % 2,10 % 1,73 % 1,78 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

52 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

Mega-Marktanteile Google ist für 93 Prozent aller Suchanfragen in Europa verantwortlich. Amazons Marktanteil im Internet-Einzelhandel der USA beträgt 43 Prozent. Fast drei Viertel aller Bücher in den USA werden über Amazon verkauft. Facebook hat zwei Milliarden Mitglieder. Das Unternehmen vereinnahmt mit Google zusammen fast zwei Drittel aller digitalen Werbeeinnahmen in den USA. Last, but not least liegt der Anteil der Technologieaktien im breiten US-Aktienindex S&P 500 derzeit bei 24 Prozent – vor 17 Jahren waren es 38 Prozent. Das zyklisch adjustierte KGV des S&P 500 Information Technology, nach Robert Shiller auch „Shiller KGV“ oder 10-JahresKGV genannt, übersteigt das GesamtmarktKGV (des S&P 500) nur geringfügig. Ak­ tuell besonders spannend findet Anders Tandberg-Johansen, Manager des DNB Technology Fund, die Trends zur Künstlichen Intelligenz (KI) und dem „machine learning“. „Auch die Roboter werden immer intelligenter und profitieren von den beiden genannten Trends (KI und ML). ­Aktuell sehen wir Chancen in der Branche der Telekombetreiber, diese ist stark zurückgeblieben“, meint Tandberg-Johansen. Zuletzt: Die Finanzierungskonditionen an den Kapitalmärkten sind immer noch gut, sodass weitere Übernahmen im Technologiesektor anstehen dürften.

credit: Archiv

A


°

Ausblick Automobilhersteller   geldanlage

Kampf der Titanen Nach vielen Jahren der Zurückhaltung haben in diesem Jahr nahezu alle Automobilhersteller einen radikalen Strategieschwenk vollzogen: Nun genießen alternative Antriebe, vor allem die E-Mobilität, höchste Priorität. Dennoch wird es Gewinner und Verlierer geben. Wolfgang Regner

A

uf der IAA (Internationale Automobil-Ausstellung) im September wurde erstmals deutlich, dass es den Herstellern mit der Elektromobilität jetzt Ernst ist. Daimler will seine gesamte Produktpalette bis 2022 elektrifizieren und BMW will 2025 mindestens 25 Elektromodelle und Plug-inHybride im Angebot haben. Auch VW investiert 20 Milliarden Euro in die E-Mobilität und will bis 2025 rund 80 Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen. Dazu geht es beim Ausbau von Batterietechnologie und autonomem Fahren als neue Kernkompetenzen zügig voran. Noch aber sind alternative Antriebe ein Randgeschäft, mit dem sich kaum Geld verdienen lässt. So hat BMW, die deutsche Nummer 1 im Bereich Elektromobilität, in den ersten neun Monaten zwar 69.000 Elektro- und Hybridfahrzeuge verkauft und damit 64 Prozent mehr als im Vorjahr, bezogen auf den Gesamtabsatz sind das aber nur 3,8 Prozent. Viele traditionelle Hersteller sind bereits Koopera­ tionen mit Autobauern eingegangen, um von deren spezifischer E-Mobil-Kompetenz zu profitieren. Die meisten Allianzen gibt es in den Segmenten Batterie- und E-MotorenTechnologie. Bei Daimler soll der Absatz­ anteil der elektrisch betriebenen Fahrzeuge 2025 bei 15 bis 25 Prozent liegen. Volkswagen wiederum hat die Dieselkrise offenbar hinter sich gelassen und seine Wachstums-

CrediT: beigestellt

° Branchen-Empfehlungen name Porsche Toyota Volkswagen Vzg. Comstage Stoxx Europe 600 Autom. ETF

isin DE000PAH0038 JP3633400001 DE0007664039 LU0378435043

ziele für die kommenden Jahre erhöht. Bis 2020 sollen die Erlöse im Vergleich zu 2016 um mehr als 25 Prozent steigen. Der operative Gewinn soll um 25 Prozent zulegen. VW will in der künftigen Elektroautowelt dank Größenvorteilen renditestärker sein als die Konkurrenz. „Über hohe Skaleneffek­ te und eine kostenoptimierte Plattform werden wir unsere Elektroautos deutlich profitabler machen als der Wettbewerb“, sagte Markenchef Herbert Diess. Abgaswerte erreichbar? Die E-Mobilität ist eine Herausforderung, die CO2-Vorgabe der EU eine andere. 2021 dürfen neu zugelassene Fahrzeuge im Durchschnitt nur noch 95 g CO2 pro Kilometer ausstoßen. Doch z.B. bei einem Kleinwagen, wie etwa dem VW Polo, ist schon bei 85 g Schluss. Bis 2030 sollen die Hersteller den CO2-Ausstoß nochmals um 30 Prozent reduzieren, bezogen auf den Grenzwert für 2021. Gleichzeitig soll der Anteil emissionsfreier Fahrzeuge bis 2025 auf 15 Prozent und bis 2030 auf 30 Prozent der Neuwagen steigen. Schon das CO2-Ziel ist ohne Dieseltechnologie kaum zu erreichen. Insofern wird auch weiterhin kräftig in den Selbstzünder investiert. Aber die Absatzzahlen gehen zurück. Nicht nur die Abgasmanipulation bei VW, auch die Diskussion über Fahrverbote wegen zu hoher Stickoxidwerte verunsichert die Verbraucher, die sinkende WiederverkaufsKurs (8.12.) KGV (18) werte befürchten. 71,28 € 6,5 „Dennoch ist die 52,70 € 9,8 Branche grundsätz172,1 € 5,5 lich deutlich solider 104,5 € aufgestellt als jemals

„Die deutschen PremiumHersteller ­haben ­gegen Tesla gute Chancen“ Senta Graf, Deka Investment

zuvor. Das spricht dafür, dass sie ab 2020 wieder besser verdienen kann“, meint Senta Graf, Automobil­analystin bei Deka Investment. „Meines Erachtens werden wir vorerst einen großen Anteil an elektrifizierten Fahrzeugen haben, z.B. Plug-in-E-Hybridfahrzeuge mit Verbrennungsmotor.“ Alle gegen Tesla Was die deutschen Premiumhersteller anbelangt, so sollten diese dem E-Pionier Tesla einen harten Kampf liefern können. BMW hat in den ersten neun Monaten über 1,8 Millionen Fahrzeuge verkauft, darunter 69.000 E-Autos und Plug-ins, Tesla 72.000. Das Modell 3 soll jetzt die Wende bringen, aber auch Tesla muss sich mit den normalen Problemen einer „Massenfertigung“ herumschlagen. Die deutsche Modelloffensive wird für Tesla jedenfalls eine große Herausforderung. „Die Marken Mercedes und BMW haben immer noch eine große Anziehungskraft. BMW hat außerdem bereits eine hohe Expertise bei Elektrofahrzeugen“, sagt Graf. Und zum Abschluss: „Ich könnte mir vorstellen, dass sich die Händlernetze und Financial-Service-Einheiten auch in Zukunft als gutes Asset erweisen und sich die tradi­tionellen Hersteller nicht die Butter vom Brot nehmen lassen werden.“ Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 53


AUSBLICK 2018 geldanlage ° Ausblick Rohstoffe

Öl & Industriemetalle

Der größte Druck, der in den letzten zehn Jahren auf dem Rohstoffsektor lastete, wurde von der Angst angetrieben, dass China in eine Rezession rutschen könnte. Diese Ängste sind seither gewichen, da Chinas Wirtschaftsklima sich deutlich verbessert hat. Der Ausblick für 2018 ist gut. Wolfgang Regner

D

er Ausblick für Angebot und Nachfrage einiger Rohstoffe hat sich verbessert. Der Rohstoffsektor könnte eine gute Zeit haben, vor allem erdölsensitive Werte,“ meint Mark Denham, Fondsmanager des Commodity-Fonds bei Carmignac. „Was die Industriemetalle anbelangt, so ist unsere strategische Positionierung defensiv. Wir erwarten erst mittelfristig, dass sich die Metallnachfrage als Folge starker Trends in China- etwa bei hohen Infrastrukturausgaben deutlich steigert. Am meisten favorisieren wir das Erdöl. Es gibt eine Reihe positiver Treiber: die OPEC-Produktionsdisziplin, erste Signale aus den USA, dass das Produktionswachstum zurückgehen könnte, Investitionskürzungen, die außerhalb der OPEC-Gebiete und den USA kaum nennenswertes zusätzliches Produktionspotenzial erkennen lassen, sowie Kostenkürzungen bei den Unternehmen. Das wird sich stark positiv auf die Gewinnmargen der Öl-Explorer auswirken, wenn die Ölpreise weiter steigen,“ erklärt Denham. Auf der anderen Seite bleibt die Ölnachfrage robust. Das Nachfragewachstum sollte 1,2 Prozent zur globalen Nachfrage hinzufügen und das Nachfrage-Angebots-Ungleichgewicht könnte sich um zwei Prozent reduzieren. Die Welt braucht mehr Öl – pro Jahr kommen durch das Bevölkerungswachstum 80

Millionen neue Konsumenten hinzu – ungeachtet aller Maßnahmen, den Ölverbrauch effizienter zu machen. Jedes Jahr gibt es 50 Millionen neue Automobile auf den globalen Straßen. Ungeachtet des Aufschwunges bei den Elektromobilen heißt das: Zusätzliche Nachfrage. Das Hauptrisiko 2018 ist das Angebotswachstum in den USA. „Wir erwarten einen Rückgang des Produktionszuwachses, der aber auch erst 2019 einsetzen könnte,“ so Denham. Neben dem Carmignac Commodities können Anleger auch direkt in das Erdöl investieren, etwa über das Zertifikat ETFS Longer Dated Brent Crude (WKN: A1N49Q). Basismetalle statt Öl Das Basisszenario von ETF Securities in puncto Öl dagegen ist eine unspektakuläre Performance. „Die Strategie der OPEC, die US-Produktion aus dem Markt zu drängen, ist gescheitert: die US-Produktion wird 2018 ein Rekordniveau erreichen und damit den Zyklushöchststand vor dem Preiskampf 2014 und die 10-Millionen-Barrel-Marke von 1970 übertreffen. Die OPEC-Öllagerbestände sind zurückgegangen. Das wird durch die US-Produktionssteigerungen mehr als ausgeglichen. Denn der Breakeven-Preis für die US-Produzenten liegt bei 40 Dollar- sodass Spielraum für mehr profi-

° die besten Aktienfonds Rohstoffe/MATERIALS ISIN LU0378435639 IE00B5MTY309 LU0119199791 LU0823419436 BE0171291868

FONDSname ComStage STOXX Europe 600 C&M UCITS ETF Source STOXX Eur. 600 Opt Constr.&Mat. ETF NN (L) Materials PARVEST Equity World Materials KBC Equity Commodities & Materials

Volumen 1 Jahr 10 Mio.€ 13,7 % 9 Mio.€ 13,8 % 57 Mio.€ 12,0 % 75 Mio.€ 7,4 % 19 Mio.€ 9,4 %

3 Jahre 5 Jahre 45,7 % 106,3 % 42,6 % 100,0 % 27,8 % 35,3 % 26,5 % 32,8 % 18,0 % 24,3 %

ter 0,25 % 0,30 % 1,84 % 1,97 % 1,74 %

Quelle: Lipper IM, alle Angaben auf Euro-Basis, Stichzeitpunkt: 30. November 2017

54 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

„MainstreamRohstoffe wie Gold und Öl werden eher unspektakulär performen“ James Butterfill, ETF Securities

table Förderung bis zum aktuellen Preis von rund 60 Dollar vorhanden ist. Zudem wird die (ex-) OPEC-Preisdisziplin nachlassen. So drängen die russischen Ölriesen, die neue, lukrative Ölfelder entwickelt haben und das fast bankrotte Venezuela auf eine Ausweitung ihrer Produktion. Auch der Iraq hält sich nicht an die vereinbarten Förderkürzungen. Das alles sorgt für nicht sehr positive Aussichten für das schwarze Gold,“ erklärt James Butterfill, Head of Research & Investment Strategy bei ETF Securities. China spielt die Hauptrolle China allein steht für 50 Prozent der globalen Basismetallnachfrage. „Diese befindet sich in einem langfristigen Aufwärtstrend. Chinas Nachfrage könnte um fünf bis zehn Prozent pro Jahr steigen. Daher erwarten wir, dass Industriemetalle 2018 zu den Star-Performern gehören werden,“ meint Butterfill. Auch Kupfer als sehr guter elektrischer Leiter kommt in vielen Komponenten der E-Autos zum Einsatz. Und zwar mit 80 Kilo pro E-Auto viel stärker als in den herkömmlichen von Verbrennungsmotoren getriebene Fahrzeugen (20 Kilo). Viele Basismetalle befinden sich in einem Angebotsdefizit. Vor allem Zink, Kupfer (sieben Jahre lang) und Nickel.

credit: beigestellt


Im Gespräch mit Lutz Engberding, Insight Investment Management

° GELDANLAGE

„Wir sind jetzt bei ESG 4.0 angelangt“ Das Thema nachhaltiges Investieren, oft unter dem Begriff ESG (Environment, Social, Governance) diskutiert, ist in aller Munde. Auch in Österreich und Deutschland kommt diesem Investmentansatz wachsende Bedeutung zu und ist längst kein Nischenthema mehr. GELD °

Herr Engberding, ist ESG tatsächlich

auf dem Vormarsch oder ist das ein Modethema und eine Marketingphrase?

LUTZ ENGBERDING: Nein, in immer mehr Kundengesprächen gerade auch mit Klienten aus Deutschland und Österreich ist das ein Thema. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass viel mehr berichtet wird und die Öffentlichkeit sich für das Thema Nachhaltigkeit immer stärker interessiert. Unsere Erfahrungen zeigen, dass nachhaltiges Investieren auch bei institutionellen Anlegern definitiv kein Nischenthema mehr ist. Das gilt gerade auch für den Anleihemarkt.

Lutz Engberding, Portfoliomanager für Euro-Unternehmensanleihen, bei Insight Investment

Wie sehen Sie die Perspektiven von ESG?

Nein. Firmen, die die Umwelt belasten, ethisch fragwürdig handeln und zweifelhafte Führungsstrukturen haben, gehen höhere Risiken ein als Unternehmen, die das nicht tun. Hier sind Öffentlichkeit, Behörden und auch Kunden deutlich weniger tolerant geworden. Wer auf „Roten Listen“ landet, der hat einen deutlich erschwerten Zugang zum Kapitalmarkt.

Wir stehen hier erst am Anfang. Gerade die Regulatorik wird das Thema weiter beschleunigen. Und man denke nur an das 2 Grad-Ziel zur Reduzierung der CO2-Emissionen. Nicht umsonst gab es vor wenigen Wochen in Deutschland einen Anruf von rund 40 zum Teil überaus namhaften Unternehmen mit einem klaren Statement: Sie wollen einen Ausstieg aus der Kohleenergie und fordern die künftige Bundesregierung auf, einen verlässlichen und sozialverträglichen Ausstiegsweg bei der Kohleverstromung zu definieren. Und nicht umsonst gaben die Unterzeichner des Papiers an, dass sie sich unter anderem aufgrund eines gewissen Drucks von Seiten des Finanzmarkts zu dem Thema zu Wort meldeten.

Heißt ESG, bedenklich agierende Unterneh-

www.insightinvestment.com

Wofür steht denn ESG denn genau?

Im Kern geht es darum, Aspekte der Umwelt, des Sozialen und der Unternehmensführung bei der Anlageentscheidung einzubeziehen. Also ob Unternehmen die Umwelt belasten („E“ wie Environment). Beim Thema Social, wofür das „S“ steht, geht es zum Beispiel darum, wie ernst Unternehmen es mit dem Mitarbeiterschutz nehmen, ob die Arbeiterschaft ausgebeutet oder gar Kinderarbeit eingesetzt wird. Und das „G“ steht schließlich für Governance, also wie ein Unternehmen geführt wird, welche Kultur es hat oder wie das Managementteam zusammengesetzt ist.

konsequent mit einem vierstufigen ESG-Investmentprozess angehen. Wir wollen damit auch kleineren institutionellen Anlegern die Chance geben, in so einen Fonds zu investieren. Da gehen wir über Ausschlusslisten hinaus. Wir suchen aktiv nach Unternehmen, die bessere ESG-Eigenschaften aufweisen als andere. Hier arbeiten wir eng mit unabhängigen Researchhäusern zusammen, um ein möglichst objektives Bild zu bekommen. Und wir gehen aktiv auf Unternehmen zum, um ihre ESG-Profile nachhaltig zu verbessern.

Analyst für jedes Unternehmen, das er oder sie analysiert, eine ESG-Einschätzung erstellen. Also hat es heute weitgehend nichts (mehr) mit Gutmenschentum zu tun?

CREDIT: beigestellt

Wo sind die Ursprünge von ESG?

Die Berücksichtigung dieser Parameter bei der Vermögensverwaltung gibt es schon länger. In Deutschland sind es beispielsweise kirchliche Anleger, die in vielen Bereichen Vorreiter waren. Auch Insight Investment hat schon sehr früh ESG als Teil des Investmentprozesses verstanden und eingesetzt. Bei uns muss jeder

men mittels „Roter Listen“ auszuschließen?

So war es sicher früher und es ist auch heute oft noch gängige Praxis. Mittlerweile sind wir aber schon bei ESG 4.0. Wir haben zum Beispiel im September einen Fonds aufgelegt, der bereits 300 Mio. Euro schwer ist, wo wir das Thema

Disclaimer: Capital at risk. Investments in bonds are affected by interest rates and inflation trends which may affect the value of the portfolio. Issued by Insight Investment Management (Global) Limited. Registered office 160 Queen Victoria Street, London EC4V 4LA. Registered in England and Wales. Registered number 827982. Authorised and regulated by the Financial Conduct Authority. FCA Firm reference number 119308.

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

55


aktienPanorama Immofinanz

Bilanzkosmetik. Der Vorstand der Sempe-

Unterschätzt. Die großen Aufgaben der Ver-

rit AG Holding hat mit der B & C Holding, einer 100 Prozent-Tochtergesellschaft des Kernaktionärs B & C Industrieholding, einen Vertrag über eine Hybridkapital-Linie in Höhe von bis zu 150 Millionen Euro unterzeichnet. Der vereinbarte Zinssatz beträgt 5,25 Prozent, die Bereitstellungsgebühr 1,75 Prozent. Das ist nicht gerade billig, resultiert aber offensichtlich aus der mäßigen Bonität von Semperit. Bei der Hybridkapital-Linie handelt es sich um eine nachrangige Verbindlichkeit mit unbegrenzter Laufzeit, die von Semperit bis 31.12.2018 bei Bedarf in mehreren Tranchen gezogen werden kann. Ein Rückzahlungs- oder Wandlungsrecht des Gläubigers ist nicht vorgesehen. Die Hybrid­kapital-Linie wird nach IFRS als Eigenkapital qualifiziert und dient damit der Stärkung der ­Bilanzstruktur des Unternehmens.

gangenheit hat Immofinanz CEO Oliver Schumy abgearbeitet. Aus Russland wird es keine Belastungen mehr geben – hingegen noch die Chance auf einen a.o. Ertrag von bis zu 145 Millionen Euro bis 2022 plus die Aussicht auf eine Steuerrückerstattung. Ein Rest von unter 300 Millionen Euro an nicht mehr „passenden“ Immobilien wird bis Ende 2018 abgearbeitet sein. Gleichzeitig werden zwei große Büro-Entwicklungsprojekte operativ tätig sein und die Mieterlöse in Summe um etwa 37 Millionen Euro erhöhen. Damit ist es Schumy gelungen, Risiko aus dem operativen Geschäft und aus der Bilanz herauszunehmen. Nun werden die Fusionsgespräche mit der CA Immo wieder aufgenommen. Ziel ist hier die Schaffung eines großen europäischen Players im Hauptsegment Büro. Dazu kommt operatives Wachstum

FACC

S IMMO

CEO Oliver Schumy hat die Immofinanz von praktisch allen Altlasten befreit. in den Segmenten Stop Shop (Bruttorendite von 7,5 %), myhive (Büro, Bruttorendite 5,5 Prozent) und der Marke Vivo! – eingeschoßige Einkaufszentren mit einer Bruttorendite von 6,8 Prozent.

Polytec

Laufend Neue Aufträge. Nach dem 500

Gute Nachricht aus Budapest. Nach

Deutliche Gewinnsteigerung. Der

Millionen Euro schweren Auftrag von Airbus im September, für Gepäckablagen und Deckenpaneelen für den neuen A-320, konnte sich FACC einen weiteren Großauftrag von Bombardier sichern. Diesmal wird das Seitenruder für den neuen Kurzstreckenjet der C-Serien geliefert. Im Juni hatte es einen Auftrag für Flügel-RumpfVerkleidungen im Wert von 100 Millionen Euro gegeben. Diesmal soll es um einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag gehen. FACC will nun bis zu 100 Millionen Euro in neue Technologien und Produkte investieren und damit auf das weltweit starke Wachstum im Flugverkehr reagieren. Firmenchef Robert Machtlinger rechnet vor: „Bis zum Jahre 2036 werden Prognosen zufolge mehr als 41.000 neue Flugzeuge benötigt.“ Apropos neue Flugzeuge: Ende November erhielt Airbus für den A 350-1000 die Musterzulassung seitens der Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) und der Federal Avia­ tion Administration (FAA). Auch hier winken neue Aufträge, da mehrere Komponenten von FACC verbaut wurden, wie Schubumkehrgehäuse, Triebwerkskomponenten, Türverkleidungen, Gepäckablagen sowie Spoiler und Winglets.

sehr herausfordernden Jahren am Budapester Büro-Immobilienmarkt und einer Leerstandsrate von 44 Prozent im Jahr 2014 konnte die S Immo bis Ende 2017 die Leerstandsrate auf acht Prozent zu senken sowie die Mieterlöse um rund 40 Prozent zu steigern. Auch das Marriott Hotel in Budapest konnte eine sehr erfreuliche Entwicklung verzeichnen. Die gute Konjunktur trug zu einer stärkeren Auslastung sowie einer Erhöhung der Zimmerpreise bei. Die Erlöse aus der Hotelbewirtschaftung konnten damit in Budapest seit 2014 um mehr als 25 Prozent gesteigert werden.

Konzernumsatz der Polytec erhöhte sich in den ersten drei Quartalen um 5,4 Prozent auf 508 Millionen Euro. In diesem Zeitraum konnten besonders bei den Werkzeug- und Entwicklungsumsätzen deutliche Steigerungen erzielt werden. Das EBITDA des Konzerns legte in den ersten drei Quartalen um 20,4 Prozent auf 63,9 Millio­ nen Euro zu, das EBIT stieg in den ersten neun Monaten um 28,4 Prozent auf 43,4 Millionen Euro. Die guten Zahlen resultieren aus dem ers­ ten Halbjahr, denn im dritten Quartal lagen die Ertragskennzahlen unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Ein wesentlicher Grund dafür waren die kräftig gestiegenen Werkzeug- und Entwicklungsumsätze, die deutlich niedrigere Ertragsmargen aufweisen als jene der Teileumsätze. Unterm Strich verdiente Polytec in den Monaten Jänner bis September netto 31,0 Mil­ lionen Euro und damit um 8,5 Millionen Euro bzw. 38,2 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Eigenkapitalquote stieg bis zum 30. September um 3,6 Prozentpunkte auf 41,5 Prozent, die Nettofinanzverbindlichkeiten stiegen um 14,7 Millionen auf 83,7 Millionen Euro.

56 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

Hotel Marriott in Budapest: S Immo steigerte die Erlöse seit 2014 um mehr als 25 Prozent.

CrediTS: beigestellt, Archiv

Semperit


Im Gespräch mit Mag. Ernst Vejdovszky, S IMMO AG

° AKTIEN

Perfektes Timing im Immo-Business Die ersten drei Quartale 2017 liefen für die S IMMO AG sehr erfolgreich. Alle relevanten Bilanzkennzahlen konnten signifikant gesteigert werden. Zu Recht stolz ist Mag. Ernst Vejdovszky auf die erfolgreiche Verkaufspolitik des Unternehmens, durch die respektable Gewinne realisiert wurden, mit denen erneut Werte für Aktionäre gebildet werden konnten. GELD ° In den ersten drei Quartalen 2017

konnte die S IMMO AG eine starke operative Performance erzielen. Was waren Ursachen und Voraussetzung dieser Entwicklung? Wie kontinuierlich wird dieser Trend aus heutiger Sicht sein?

CREDIT: beigestellt / Thomas Smetana

ERNST VEJDOVSZKY: Ein wesentlicher Grundgedanke unserer Strategie ist es, Immobilienzyklen zu nützen. Das bedeutet, vereinfacht gesagt, bei einem niedrigen Preisniveau in einen Markt einzusteigen, die Objekte später auf hohem Niveau wieder zu veräußern und so die Wertsteigerung cashwirksam zu realisieren. Die letzten Rekordergebnisse sind nicht zuletzt auf Entscheidungen zurückzuführen, die wir schon viele Jahre zuvor getroffen haben. Konkret ist die erfreuliche Performance der ersten drei Quartale 2017 sowohl auf das erneut ausgesprochen positive Bewertungsergebnis als auch unsere letzten großen und erfolgreichen Verkäufe in Wien und Sofia zurückzuführen. In Bezug auf den weiteren Trend muss man allerdings klar sagen, dass 2016 und 2017 Rekordjahre waren. Dieses Niveau auch im kommenden Jahr zu halten, ist nicht möglich. Die getätigten Verkäufe bedingen einen Rückgang der Mieterlöse, das heißt auf der Einnahmenseite wird unser Ergebnis zwangsläufig sinken. Anders auf der operativen Seite: Hier sind wir weiterhin gut unterwegs und sorgen dafür, nachhaltig Werte für unsere Aktionärinnen und Aktionäre zu schaffen. Der Verkauf hochwertiger Immobilien trägt stark zum positiven Ergebnis des Unternehmens bei. Was waren die erfolgreichsten Transaktionen 2017 und wie sieht die Kaufund Verkaufspolitik in nächster Zeit aus?

Die erfolgreichsten Transaktionen 2017 waren die Verkäufe der beiden Bürogebäude im Wie-

ner Viertel Zwei sowie des Serdika Centers in Sofia. Timing ist im Immobiliengeschäft alles. Bei beiden Objekten haben wir klare Indikationen dafür gesehen, dass der Zeitpunkt zum Verkauf der richtige war. Den absoluten Peak wird man selten erreichen, aber Gewinne zu realisieren, ist wesentlicher Bestandteil unseres Geschäfts und schafft nachhaltige Werte für unsere Aktionärinnen und Aktionäre. Zukäufe tätigen wir aktuell verstärkt in Leipzig. Hier stimmen sowohl die demografischen als auch die wirtschaftlichen Daten, zudem ermöglichen die derzeitigen Preise eine stabile Rendite mit zusätzlichem Wertsteigerungspotenzial. Grundsätzlich gilt: Wir sind keine Immobiliensammler. Sollte sich eine entsprechende Gelegenheit bieten, sind auch weitere Verkäufe nicht ausgeschlossen – sicher aber nicht in der Größenordnung des laufenden Jahres.

Mag. Ernst Vejdovszky, Vorstandsvorsitzender der S IMMO AG

haben wir bereits fünf Monate vor der Fertigstellung nahezu voll vermietet. Seit September dieses Jahres notiert die

Traditionell sind Sie in Österreich, Deutsch-

S IMMO-Aktie im ATX. Was ist zur Kurs- und

land und Osteuropa aktiv. Wo und mit welchen

Dividendenpolitik zu sagen?

Projekten liegen aktuell Ihre Schwerpunkte?

Mit der Aufnahme in den ATX ist die S IMMOAktie noch stärker am Kapitalmarkt präsent und steht vermehrt im Fokus institutioneller Investoren. Das stärkt die Umsätze und somit die Liquidität der Aktie. Die S IMMO steht für eine stabile und nachhaltige Dividendenpolitik. Das erste Mal haben wir 2012 für das Geschäftsjahr 2011 ausgeschüttet, seither hat sich unsere Dividende jährlich erhöht. Heuer betrug die Höhe der Ausschüttung 0,40 Euro je Aktie. Die Dividende für das laufende Geschäftsjahr wird von der Hauptversammlung auf Basis des Jahresergebnisses entschieden. Grundsätzlich lässt sich aber festhalten, dass steigende Ergebnisse natürlich auch eine steigende Ausschüttung nahelegen.

Welche davon sind bereits in Entwicklung?

Wir haben aktuell spannende Projekte in Wien, Berlin, Bukarest und auch Bratislava. In Wien beispielsweise die Siebenbrunnengasse, ein Büro- und Wohnprojekt, dessen Baustart für Mitte 2018 geplant ist. In Berlin haben wir 2015 ein ehemaliges Kaufhaus direkt an der Neuköllner Karl-Marx-Straße erworben. Hier planen wir in enger Abstimmung mit der Stadt die vollständige Entwicklung des 6-stöckigen Gebäudes zu einem modernen Bürogebäude – einschließlich des dazugehörigen Parkhauses. In Osteuropa entstehen bis Mitte des kommenden Jahres mit unseren Projekten „The Mark“ in Bukarest sowie dem „Einsteinova Business Center“ in Bratislava ebenfalls modernste Bürogebäude in optimaler Lage. Das Einsteinova

www.simmoag.at

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

57


aktien ° Börsen International

USA ° Stärkstes Wachstum seit drei Jahren Investitionswachstum legt zu. Das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal wurde auf 3,3 Prozent nach oben revidiert und war damit das stärkste seit drei Jahren. Sogar die zwei Super-Hurrikans konnten die Wirtschaft kaum bremsen. Die Unternehmensinvestitionen stiegen um 10,5 Prozent, die Konsumausgaben legten solide 2,3 Prozent zu. Denn qualifiziertes Personal ist immer schwerer zu bekommen und so werden die Ausgaben für Technologie-Upgradings erhöht. Laut dem „Beige Book“ der US-Notenbank Fed sind inflationäre Tendenzen im Aufwind, obwohl die Löhne wieder nur moderat gewachsen sind. Der Cyber Monday beschert US-Onlinehändlern einen erneuten Rekordabsatz von 6,6 Milliarden Dollar (+16,8 Prozent). Am vorangegangenen Black Friday – dem Großverkaufstag des klassischen Einzelhandels – und Thanksgiving selbst wurden 7,9 Milliarden Dollar ausgegeS&P 500 ben. Das entspricht einem Plus von mehr als 17 Prozent und stellt ebenfalls einen neuen 2600 Rekord dar. Das größte Risiko für 2018 dürfte die Zinspolitik der US-Notenbank Federal Re2400 serve sein. Da sie dem Markt Liquidität entzieht, 2200 indem sie ihre gekauften Anleihen auslaufen lässt und kein neuen mehr ankauft, könnten 2000 die Renditen steigen. Der Lohn- und Preisdruck dürfte anziehen und die Kreditvergabe könnte 1800 sich beschleunigen und so die Inflation stärker 2014 2015 2016 2017 als erwartet antreiben. (wr)

Höhenflug geht weiter ° Der S&P 500-Index beschleunigte zuletzt sogar seinen Anstieg und kletterte auf 2650 Punkte. Die sehr steile Chart-Kurve mahnt jedoch zur Vorsicht, auch wenn die Rücksetzer bisher moderat ausgefallen sind. Das Stopp Loss bei 2425 Punkten bleibt weiterhin bestehen.

China ° Konsumenten im Kaufrausch Rekordumsätze am Singles Day.

58 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

Leichte Korrektur ° Nachdem der Hang Seng China Enterprises Index (HSCEI) bis auf 12.000 Punkte geklettert war, legte er den Rückwärtsgang ein und fiel auf 11.400 Punkte zurück. Die Unterstützungszone zwischen 11.200 und 11.000 Punkten muss halten, wenn weitere Verluste vermieden werden sollen.

creditS: Lipper

Hang seng China Enterprises Der Singles Day ist ein chinesisches OnlineShopping-Phänomen, das von Alibaba, Chinas 14.000 größtem E-Commerce-Unternehmen, vermarktet wird, um das Singledasein zu feiern. Seit 12.000 dem Start des Singles Day im Jahr 2011 haben die Umsätze deutlich zugenommen – von fünf Milliarden Dollar auf heuer 25,4 Milliarden 10.000 Dollar (+40 Prozent gegenüber 2016!). Die Mittelschicht wächst und konsumiert mehr. Noch 8.000 eindrucksvoller ist, dass die Einkäufe am Sing­ 2014 2015 2016 2017 les Day, gemessen an den Verkaufszahlen, von Alibaba dreimal so hoch wie die kumulierten Online-Einkäufe am US-Thanksgiving, Black Friday und Cyber Monday im vergangenen Jahr waren. Der starke Umsatz zeigt, dass der private Konsum das chinesische Wirtschaftswachstum auch in Zukunft unterstützen dürfte. Die chinesische Regierung hat für das Jahr 2017 ein Wachstumsziel von 6,5 Prozent ausgegeben. Nun scheint es so, dass die Vorgabe deutlich übertroffen wird. Denn im dritten Quartal hat sich die Konjunktur mit einem Plus von 6,8 Prozent besser entwickelt als erwartet – dank hoher Kreditvergaben. Durch die Börsenanbindung Hongkongs an die Festlandbörsen in Shanghai sind bereits über 110 Milliarden US-Dollar nach Hongkong geflossen. So konnte der Hang Seng-Index 2017 fast 30 Prozent zulegen. 2018 wird es deutlich schwieriger, wieder eine starke Performance zu erzielen. (wr)


°

Börsen International   AKTIEN

europa ° Unternehmer in Hochstimmung Ifo-Index auf Rekordhoch. Auch in Europa ist die Stimmung gut – weniger an

Schwach trotz US-Höhenflug ° Der Euro Stoxx 50 konnte den positiven Vorgaben von der Wall Street nicht folgen und fiel im November rund drei Prozent – eine seltene Divergenz. Sogar die Marke von 3600 Punkten musste er aufgeben und steuert nun auf die Unterstützung bei 3480 Punkten zu.

der Börse, aber besonders in der Wirtschaft. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe stieg um 0,4 Punkte auf 58,5 Zähler, den höchsten Stand seit rund sechseinhalb Jahren. Die gesamte Inflationsrate stieg im November um 1,5 Prozent, die Kerninflation aber verharrte bei mageren 0,9 Prozent. Die Aufwertungen des Euro und die nach wie vor hohe Arbeitslosenquote in der Eurozone stehen einer höheren Inflationsrate im Weg. Für einen nachhaltigen Anstieg der Konsumentenpreise müssen sich die Arbeitsmärkte in der Euro­zone spürbar erholen. Immerhin haben die Liquiditätsspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) zunehmend auch die Unternehmen erreicht – im Oktober stieg die Kreditvergabe um 2,9 Prozent. Die von der EZB genau verfolgte Geldmenge M3 wuchs im Oktober um 5,0 Prozent, Euro Stoxx 50 nach 5,2 Prozent im September. Zu M3 zählen neben Bargeld und Einlagen auf Girokonten 3800 auch Geldmarktpapiere. Die Geldmengenent3600 wicklung ist mittelfristig eng mit der Inflation 3400 verbunden. Die Hauptrisiken für 2018 sind neben der Zinspolitik auch politische Turbulenzen 3200 (Italien). EZB-Chef Draghi zufolge ist die Euro3000 zone noch immer auf Hilfe der EZB angewiesen. 2800 Ein Schlüsselthema bleibt das schwache Lohnwachstum. Die Anleihenkäufe könnten später 2600 2014 2015 2016 2017 als im September 2018 enden. (wr)

japan ° Steuererhöhung erst 2019 Nikkei 225

Weiter aufwärts ° Nach dem 25-JahresHoch beim japanischen Leitindex Nikkei 225 konnte der Index weiter auf 23.250 Punkte zulegen. Darauf folgte eine Korrektur bis 22.200 Punkte. Nun befindet sich der Nikkei wieder im Anstieg. Der nächste starke Widerstand liegt erst bei 24.850 Punkten.

Neue Reformen geplant. Die No-

tenbank Bank of Japan (BoJ) sollte recht bald ihren Plan zur Anpassung ihrer geldpolitischen 22.000 Maßnahmen formulieren. Voraussichtlich wird sie ihre Erwartungen für die Kernrate des Ver20.000 braucherpreisindex für das Geschäftsjahr bis März von 1,1 auf 0,8 Prozent senken. Für die 18.000 folgenden Geschäftsjahre dürfte sie jedoch an ihrer Erwartung von 1,5 bis 1,8 Prozent fest16.000 halten. Diese Prognose zeigt, dass die BoJ 14.000 überzeugt ist, mit ihrer gegenwärtigen Politik 2014 2015 2016 2017 ihr Inflationsziel zu erreichen. Und jede Schwäche des Yen wird sie diesem Ziel näher bringen. Zudem dürfte die Notenbank im Rahmen ihrer Zinskurvenkontrolle den momentanen Wert für zehnjährige japanische Staatsanleihen von derzeit null auf 20 Basispunkte im zweiten Quartal 2018 anheben. Der frisch gewählte Premier Shinzo Abe könnte erst 2019 die mehrmals verschobene Mehrwertsteuererhöhung um zwei Prozent vornehmen, um Fortschritte bei den geplanten Reformen abzuwarten. Wenn die Häuserpreise weiterhin steigen, so dürfte die Zuversicht der Konsumenten ebenfalls zulegen. Davon sollte auch der strapazierte Staatssäckel profitieren. Der Ausblick für 2018 bleibt dank des global soliden Wachstums gut. Zudem haben japanische Firmen zuletzt große Bargeldreserven angehäuft, von denen Anleger in Form von Dividendenausschüttungen oder Aktienrückkäufen profitieren könnten. (wr)

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 59


aktien ° Anlagetipps

Vorgezogene Weihnachtsrally? Zwar handelt es sich seit Ende Oktober um einen saisonal günstigen Zeitraum, um in Aktien zu investieren, doch die Anleger, vor allem in New York, haben dies mit einer Verve getan, dass viele Analysten meinen, die Weihnachtsrally, die keine war, sei schon vorbei. Wolfgang Regner

B

esonders auf Branchenebene tut sich eini­ges. Die jahrelang schwache Energiebranche entwickelte sich 2017 zu einem der besten Aktiensektoren. Ähnliches gilt für Rohstoffe und – mit Abstrichen – für die Finanzbranche. Der alles überstrahlende Star war aber wieder einmal der Technologiesektor – der US-Hightech-Index Nasdaq kletterte von Rekord zu Rekord. Der fundamentale Hintergrund ist der in allen wichtigen globalen Märkten synchron verlaufende Aufschwung sowie das sogenannte „Goldilocks-Szenario“: Ein solides und robustes Wachstum bei relativ dazu tieferer Inflation und praktisch Nullzinsen. Dennoch sollten Anleger gerade bei der US-Technologiebranche eines nicht vergessen: Nämlich, dass in der nächsten Krise vor allem die Verschuldung der amerikanischen Unternehmen zu einem Problem werden kann. Viele haben im Rahmen der Nullzinspolitik hohe Schulden aufgenommen, um damit Aktienrückkaufprogramme

zu finanzieren. Dies gilt auch für die meisten anderen Branchen. Wer jetzt nun meint, sich voll auf Europa und Asien konzentrieren zu können und US-Werte wegen der hohen Bewertung verschmäht, begeht wahrscheinlich einen Fehler. Das hohe Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) geht vor allem auf die Techno-Riesen zurück. Sieht man sich dagegen die US-Unternehmen an, die mit ­ihren internationalen Mitbewerbern vergleichbar sind, wird man feststellen, dass die Bewertungen gar nicht so weit auseinanderliegen. Zudem sind amerikanische Aktien grundsätzlich weniger zyklisch und enthalten vor allem deutlich mehr strukturelle Gewinner aus dem Technologie-Sektor. Es gibt ja abseits der FAANG-Werte (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) ja noch viele andere TechTitel, die weitaus geringer bewertet sind – etwa der Cyber Security-Wert Checkpoint Software. Für spekulative Anleger könnte sich demnächst in 2017 beim sehr schlecht

performenden Biotechnologiesektor eine attraktive Einstiegschance auftun, etwa beim Krebs-Spezialisten Celgene. Wer weniger risikofreudig ist, greift zu einem global aufgestellten Healthcare-Fonds wie etwa den BGF World Healthscience (LU0122379950). Anleger sollten aber auch auf Asien nicht vergessen. Der befürchtete Wachstumseinbruch in China ist wieder einmal ausgeblieben und die chinesischen Tech-Titel haben den Vorteil, die eigene Sprache – für ausländische Unternehmen oft ein Hindernis – für ihre Zwecke optimal einzusetzen. Nicht umsonst hat Google als Suchmaschinenbetreiber in China aufgegeben. Interessante China-Titel wäre etwa Tencent, Baidu, die chinesische Google, die ICBC-Bank, die geringer bewertet ist als viele westliche Banken, obwohl die Gewinnrenditen deutlich höher sind, der Mobilfunk­riese China Mobile und für spekulative Anleger die Alibaba Group – also die „neuen globalen Cham­ pions“. Auf ein gutes Anlagejahr 2018!

Der Internet-Dienstleister präsentierte vor Kurzem einmal mehr starke Quartalszahlen. United Internet, dessen Gründer Ralph Dommermuth nach wie vor 40 Prozent der Anteile hält, ist einer der führenden Internet-Dienstleister in Europa. Ein wichtiger Schritt, um die starke Marktposition zu festigen, war die Übernahme von Drillisch. Attraktiv ist der Mobilfunk-Anbieter vor allem wegen seines Deals mit Telefónica Deutschland. So kann Drillisch schrittweise bis zu 20 Prozent von dessen Netzkapazitäten nutzen und hat zudem eine Option auf weitere zehn Prozent bis 2020. In den Zahlen für das

60 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

3. Quartal wirkt sich die Drillisch-Übernahme bereits positiv aus. In den ersten neun Monaten 2017 steigerte United Internet den Umsatz um über sechs Prozent auf 3,01 Milliarden Euro. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich um 12 Prozent auf 684,1 Millionen Euro. Dazu trug Drillisch mit einem Umsatzplus von fast zehn Prozent und einen EBITDA-Zuwachs von einem Viertel im 3. Quartal bereits bei. Für das Gesamtjahr soll das Ergebnis um rund 20 Prozent steigen. Das Unternehmen ist zudem für Zukäufe offen. Denn die Bilanz ist solide.

Die Nettofinanzverbindlichkeiten entsprechen nur dem zweifachen operativen Ergebnis. Die United Internet-Aktie hat vor Kurzem ein neues Rekordhoch bei über 55 Euro erreicht. Kauf bei 48 bis 50 Euro, Stopp Loss bei 37 Euro setzen. ISIN DE0005089031  Börse Frankfurt (Xetra)

charts: onvista.de

United Internet ° Wachstumskurs


°

Anlagetipps   aktien

All for One Steeb ° Cloud, Industrie 4.0 Die Schwaben machen Big Money mit Big Data. Vereinfacht gesagt: All for One Steeb ­digitalisiert den Mittelstand. All for One Steeb ist der größte SAP-Partner im deutschsprachigen Raum, mit 2000 mittelständischen Unternehmen als Kunden – vor allem aus der Autoindustrie, dem Anlagenbau und der Konsumgüterbranche. Dabei profitiert der Dienstleister von der zunehmenden Digitalisierung der Fabriken und den Cloud-Dienstleistungen. Und All for One Steeb wächst doppelt so schnell wie der IT-Markt in Deutschland. Dennoch sind manche Aktionäre unzufrieden – trotz zwei-

stelliger Wachstumsraten bei Umsatz und Ergebnis. Denn die wiederkehrenden Umsätze, die durch Wartungs- und Dienstleistungsverträge und betreute Cloud-Dienste entstehen, stiegen 2016 nur um sieben Prozent, während der Gesamtumsatz um zehn Prozent zulegte. Das ist zu kurz gedacht. Denn All for One Steeb investiert stark in den Ausbau von Zukunftsgeschäften. Enormes Potenzial ergibt sich dabei aus der Einführung von S/4/Hana. Hana kann nahezu in Echtzeit riesige Datenmengen analysieren. Bis 2025 will SAP alle seine Bestandskunden auf Hana umgestellt haben.

Das betrifft bei All for One Steeb allein 1200 Kunden. Schon aus der Umstellung ergibt sich für die Schwaben ein erhebliches Zusatzgeschäft. Der Aktienchart zeigt eine Korrektur des Aufwärts­ trends. Kauf bei 54 Euro, Stopp Loss bei 47,78 Euro platzieren. ISIN DE0005110001  Börse Frankfurt (Xetra)

3-D-Druck-Zulieferer ° Evonik

Zuletzt (Q3) steigerte Evonik das Ebitda um elf Prozent. Der Umsatz stieg um zwölf Prozent. Die Evonik-Aktie befindet sich in einem Seitwärtstrend. Fällt die 32 Euro-Marke, ist ein Potenzial von fast 20 Prozent drin. Kauf bei 30,7 Euro. ISIN DE000EVNK013  Börse Frankfurt (Xetra)

Der 3-D-Druck ist einer der wichtigsten Zukunftstrends in der Industrie. Doch 3-D-Druck ist beileibe keine reine Zukunftsvision mehr. In zahlreichen industriellen Anwendungsgebieten kommt die 3-D-Druck-Technologie schon heute zum Einsatz. Die steilen Wachstumsraten mit Spezialkunststoffen und Metallpulver für die additive Fertigung sorgen dafür, dass der Markt für Verbrauchsmaterialien bereits jetzt an der Milliardenmarke kratzt. Nach Berechnungen des 3-D-Druck-Marktforschers Wohlers Associates stieg der Umsatz mit Druckmaterialien bereits im vergangenen

Jahr um 17 Prozent auf 903 Millionen Dollar. Dieses Jahr soll er ähnlich dynamisch anziehen wie in 2016. Auch der Hardwareumsatz – also der Umsatz mit 3-D-Druckern – steigt kräftig und liegt global bereits bei 2,7 Milliarden Dollar. Je stärker die Basis der verkaufen 3-DDrucker und installierten Maschinen zur additiven Fertigung, desto größer ist die Basis für steigende Umsätze mit Verbrauchsmaterialien. Heißt: auch die Hersteller der Verbrauchsmaterialien, wie z.B. Evonik, profitieren kräftig. Beliefern will Evonik unter anderem Hersteller von Sportschuhen sowie die Automobilindustrie.

Ingersoll-Rand ° Dividenden seit 1910 Ingersoll-Rand ist ein diversifiziertes IndustrieKonglomerat. Die angeschlossenen Unternehmen sind in den Bereichen Klimakontrollsys­ teme, Industrie- und Infrastrukturlösungen sowie Sicherheit und Schutz tätig. Die angebotene Produktpalette umfasst beispielsweise Druckluftkompressoren, Eisenwaren für den Bau, Mikroturbinen, Temperaturkontroll- und Kühlsysteme, Werkzeuge, Pumpen und Materialfördersysteme. Ingersoll-Rand zahlt seit 1910 unaufhörlich Dividenden und an dieser Tradition dürfte sich zunächst auch nichts ändern. Analysten rechnen auch für die beiden

kommenden Jahre mit Erhöhungen der Dividenden auf 1,84 Dollar je Aktie bzw. auf 2,05 Dollar. Schätzungen zufolge soll es auch mit den Umsätzen von 2017 bis 2020 von 14,1 auf 15,9 Milliarden Dollar nach oben gehen und mit dem Gewinn je Aktie von 4,51 Dollar auf 6,35 Dollar. Ingersoll-Rand verfügt im Wettstreit mit der Konkurrenz über einen engen wirtschaftlichen Burggraben. Diese Vorteile sind demnach immateriellen Vermögenswerten und den relativ hohen Wechselkosten auf Kundenseite zu verdanken. Eine solide Bilanz ermöglicht weitere Übernahmen.

Der Chart der Ingersoll-Rand Company zeigt einen langfristigen Aufwärtstrend, der kurzfristig in einen volatilen Seitwärtstrend umgeschwenkt ist. Wer bei der Unterstützung bei 80 Dollar kauft, sollte ein Stopp Loss-Limit bei 68,8 Dollar platzieren. ISIN IE00B6330302  Börse Frankfurt (Xetra)

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 61


aktien ° Anlagetipps Rückblick

2017 war ein guter Jahrgang Ein Börsenjahr geht zu Ende, über das sich kaum jemand beschweren kann. Immerhin schafften die meisten Aktienindizes Performances im niedrigen zweistelligen Bereich. Unsere Aktientipps aus der Rubrik „Internationale Aktien“ stachen insgesamt noch deutlich hervor. Wolfgang Regner

D

abei wäre noch um einiges mehr drinnen gewesen, wenn der US-Dollar im zweiten Halbjahr nicht so deutlich nachgegeben hätte. Die daraus resultierenden Währungsverluste für uns Euro-Investoren kosteten so einige Prozentpunkte an Performance. Dennoch bleiben wir der Ansicht, dass man als Aktienanleger die US-Börsen nicht einfach links liegen lassen kann. Amerikanische Aktien sind grundsätzlich weniger zyklisch und enthalten vor allem deutlich mehr strukturelle Gewinner aus dem Technologie-Sektor. Hier nicht investiert zu sein, wäre auf Dauer wohl fatal, da es in diesem Bereich einige wenige Mega-Caps gibt, die sich auch auf Dauer einen Großteil des Kuchens untereinander aufteilen werden. Wir haben uns zwar abseits der „FAANG“Titel gehalten (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google), doch die übrigen USPositionen aus dem Technologiesektor konnten meist überzeugen. Das gilt allerdings nicht für die „Old Economy“-Titel Walt Disney und PepsiCo. Eindrucksvoll ist auch die Erfolgsrate: Von 29 Positionen schlossen satte 27 im Plus, nur zwei Aktien fielen ins Minus. Selbstkritisch anzumerken ist aber, dass wir einiges an Performance haben liegenlassen, indem wir zu konservative Kauflimits setzten. Richtig war dagegen, an einigen Positionen des Jahres 2015/16 weiterhin festzuhalten und sie erneut ins Portfolio aufzunehmen. Schließlich zeigt die Statistik, dass die Börsengewinner des Vorjahres mit einer hohen Wahrscheinlichkeit auch zu den Top-Performern des Folgejahres gehören werden. Auf Titelebene haben vor allem deutsche und europäische Nebenwerte brilliert- so etwa der Schweizer Hersteller von Zahn-Implantaten Strau-

62 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2017

mann, der Nahrungsmittelspezialist Christian Hansen, das IT-Systemhaus Bechtle oder der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich. Wieder hat sich gezeigt, dass die kleineren Werte die nötige Prise Salz für eine wohlschmeckende Börsensuppe liefern können. Was den Anlagestil anbelangt, so hat sich die Übergewichtung von wachs-

tumsstarken Growth-Werten neuerlich bewährt. Doch auch unsere Value-Titel konnten größtenteils überzeugen. Für 2018 rechnen wir mit einer weiteren Outperformance so mancher Rohstoffwerte, wie BHP Billiton oder Royal Dutch. Ein Spezialfonds zu diesem Thema ist der RobecoSAM Smart Materials (LU0175575991).

° Anlagetipps Rückblick Aktien/Fonds gleichgewichtet, Performance: + 22,8 % Titel/Name Grand City Properties Straumann BMO Global Equity Market Neutral Arkema NXP Semiconductors Reckitt Benckiser Walt Disney SPDR MSCI World Small Cap ETF PepsiCo RTL Group Christian Hansen FvS Multiple Opportunities Diageo Roche Genussschein Bechtle Deutsche Wohnen Ossiam ETF Emerg. Markets Min.Var. Saint-Gobain iShares MSCI China A LVMH (Aktie) DWS Top Dividende Fuchs Petrolub Thermo Fisher Scientific dorma+kaba ASML Holding Jungheinrich Nexus Royal Dutch Shell Adobe

Kaufkurs 16,90 € 315,50 € 9,60 € 82,40 € 82,60 € 84,14 € 82,90 € 49,60 € 94,34 € 70,80 € 50,24 € 220,40 € 23,12 € 209,20 € 44,10 € 28,35 € 94,80 € 40,50 € 3,23 € 168,20 € 114,20 € 40,80 € 132,90 € 718,24 € 114,25 € 28,50 € 19,20 € 22,90 € 120,80 €

akt. Kurs 19,10 € 629,50 € 10,10 € 108,20 € 97,50 € 72,68 € 87,50 € 59,72 € 97,30 € 65,20 € 78,20 € 239,68 € 29,52 € 210,64 € 71,34 € 37,12 € 108,20 € 49,52 € 3,74 € 250,80 € 122,80 € 45,20 € 162,18 € 790,30 € 156,20 € 38,20 € 25,70 € 26,60 € 154,78 €

+/- % + 13,1 % + 99,7 % + 5,2 % + 31,3 % + 18,1 % – 13,3 % + 5,6 % + 20,4 % + 3,1 % – 7,9 % + 55,7 % + 8,8 % + 27,7 % + 0,7 % + 61,8 % + 31,0 % + 14,1 % + 22,3 % + 15,8 % + 49,1 % + 7,5 % + 10,8 % + 22,0 % + 10,0 % + 36,7 % + 34,0 % + 33,9 % + 16,2 % + 28,1 %

Kommentar halten halten halten halten verkaufen ausgestoppt verkaufen halten halten halten halten halten halten halten halten halten halten halten halten halten halten verkaufen halten halten halten halten halten halten halten


Seit 2007 veranstaltet das GELD-Magazin in regelmäßigen Abständen Kongresse für institutionelle Investoren. In Halbtages-Seminaren stellen dabei jeweils vier bis fünf Gesellschaften ihre Expertise in ihrem speziellen Investmentbereich vor. Abgerundet wird die Veranstaltung eventuell durch ein Impulsreferat unabhängiger Experten, das in inhaltlichem Zusammenhang zur Thematik steht.

201 8

14. März 2018 – Vermögensverwaltende Fonds, TR- & Multi Asset-Strategien GERINGES RISIKO. Auch in schwierigen Marktphasen eine positive Performance zu erzielen – diesen hohen Anspruch setzen sich Vermögensverwaltungs- und Total Return Fonds. Erfahren Sie, welche Strategien zu einem nachhaltigen Erfolg führen und auf welche Produkte Sie demnach am besten setzen sollten.

Empfang: 8:30 bis 9:00 Uhr Vorträge: 9:00 bis ca. 12:00 Uhr anschließend Mittagsbuffet

17. April 2018 – Die aussichtsreichsten Assetklassen & Strategien RICHTIGE POSITIONIERUNG. Aktien, Anleihen, Immobilien oder Rohstoffe. Welche Assetklassen und Strategien heuer die Nase vorne haben werden. Wo Sie das größte Chancen/Risiko-Verhältnis in den kommenden Monaten erwarten können. Hochkarätige Experten stellen die interessantesten aktuellen Trends vor.

15. Mai 2018 – Wachstumsregionen und -branchen, Technologie & Robotik AUFSTEIGER. Branchen wie IT, Healthcare, Infrastruktur oder Automotive Systems sind aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Ein jahrzehntelanger Aufholbedarf wird auch bestimmte Länder und Regionen zu einem Eldorado für Anleger machen. Wie Sie am meisten davon profitieren können, erfahren Sie hier.

3. Juli 2018 – Nachhaltige Investments & Neue Energien

Ort der Veranstaltung Haus der Industrie Schwarzenbergplatz 4, 1030 Wien „Ludwig Urban-Saal“ Zielgruppen/Gäste Fondsmanager, Dachfondsmanager, Vermögensverwalter, Versicherungen, WPDL-Unternehmen, Pensionskassen, CFOs, Private Banker, Kundenbetreuer von Banken etc.

VERANTWORTUNG. Vom Nischenprodukt zum Mainstream – immer mehr Investoren setzen auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit im Wirtschaftsleben. Mit Neuen Energien, Ressourceneffizienz und vielen anderen „SRI/ESG“-Themen lässt sich mit gutem Gewissen auch gutes Geld verdienen.

19. September 2018 – Die besten Anleihenstrategien ZINSEN & WÄHRUNGEN. Bei geschickter Diversifizierung lässt sich aus der Kombination von Staats-, Unternehmens- und dynamischen High Yield-Anleihen ein renditestarkes und dennoch risikoarmes Portfolio zaubern. Hier erfahren Sie, auf welche Anleihensegmente und regionale Gewichtungen Sie jetzt setzen sollten.

24. Oktober 2018 – Trendfolger, Faktor-Produkte, Zertifikate & Robo-Advisor AUTOMATISIERUNG. Passive Produkte können aktiv gemanagte Fonds auch auf lange Sicht durchaus outperformen. Viele glänzen mit durchdachten Konzepten und niedrigen Gebühren. Mit welchen Strategien Sie als Anleger am besten fahren und die Spreu vom Weizen trennen können.

20. November 2018 – Investmentausblick 2019 MEGATRENDS. Welche ökonomischen Entwicklungen, Branchen und Regionen werden das kommende Jahr prägen? Von welchen Trends werden Investoren 2019 am meisten profitieren, welche sollte man wiederum meiden? Ein umfangreicher Expertenausblick gibt Ihnen hier kompetente Antworten.

Veranstalter GELD-MAGAZIN Kontakt 4profit Verlag GmbH Rotenturmstraße 12/1 1010 Wien ANFRAGEN & RESERVIERUNG: Snezana Jovic s.jovic@ geld-magazin.at T: +43 1 997 17 97 12 Anatol Eschelmüller a.eschelmueller @ geld-magazin.at +43 1 997 17 97 21


aktien ° Österreich

Vorsichtiger Optimismus Der Wiener Börsenindex ATX legte seit Jahresanfang um gut 25 Prozent zu, seit Mitte 2016 um 64 Prozent. Die schlechte Nachricht dabei ist, dass es in diesem Tempo nicht weitergehen wird. Die gute Nachricht: Parallel zu den Kursanstiegen haben die Unternehmensgewinne etwa proportional zugelegt, was eine gröbere Korrektur unwahrscheinlich macht. Mario Franzin as Umfeld für Aktien ist entsprechend des herrschenden „Goldlöckchen“Szenarios gut. Das ermöglichte 2017 – streng genommen bereits seit Mitte 2016 – satte Kursanstiege. Nimmt man den Beginn der Aktienhausse mit Ende Juni 2016 an, so kletterte z.B. der Aktienkurs der FACC um 242 Prozent nach oben, Polytec um 173 Pro­ zent, knapp dahinter die Raiffeisen Bank International um 170 Prozent und Warim­ pex um 167 Prozent. Ebenso noch im drei­ stelligen Bereich liegen RHI (+121%), OMV (+118%) und AT&S (+115%). Das günstige Umfeld für Aktien sollte im Großen und Ganzen auch 2018 anhal­ ten. Dass mit dem Jahreswechsel auch zahl­ reiche Gefahrenpotenziale für die Börsen an die Wand gemalt werden, hat auch was Gutes. Eine Euphorie, die in der Regel ein Ende des Aufwärts­trends einläuten würde, hält sich noch in Grenzen. Dass das Jahr 2018 an die großen Erfolge von 2017 naht­ los anschließen wird, ist aber nicht zu er­ warten, da die prospektierten Unterneh­ mensgewinne (ATX-Durchschnitt) mit rund zwei Prozent wesentlich schwächer

ausfallen werden als in 2017, in dem das Ge­ winnplus bei gut 20 Prozent lag. Also heißt es, prinzipiell positiv, jedoch sollte man die Erwartungen etwas herunterschrauben. Bei den nichtzyklischen Werten, wie Agrana, Andritz, Mayr-Melnhof, Telekom Austria oder auch Österreichische Post, wird mit nur marginalen Gewinnanstiegen gerechnet. Sie sind aufgrund der attraktiven Dividenden Haltepositionen. Die höchsten Dividenden von ihnen zahlen übrigens die Österreichische Post mit 5,27 Prozent (er­ wartete 2,06 Euro je Aktie) und Agrana mit 4,15 Prozent (4,28 Euro je Aktie). Banken weiter auf erholungskurs Aufgrund der abgeschlossenen Bereini­ gung zahlreicher Altlasten, wie Verkäufe un­ rentabler Beteiligungen, Personalabbau und Reduzierung notleidender Kredite, stiegen die Gewinne der Banken wieder kräftig an, obwohl die Zinsergebnisse nach wie vor schwach sind. Generell wird aber im Finanz­ sektor 2018 wieder ein leichter Anstieg der Risikokosten erwartet, was neuerlich auf die Gewinne drücken wird. Im Prinzip sind alle

Austrian Traded index (ATX) Im Langfrist-Chart hebt sich die Kursrally seit Mitte 2016 deutlich ab. Sie ist aber nicht auf Luft gebaut, sondern widerspiegelt die bessere Entwicklung der Unternehmen. Während sich der steile Aufwärtstrend aus fundamentaler Sicht abflachen dürfte, wäre von der Charttechnik aus gesehen sogar eine Korrektur auf die 3000 Punkte-Marke durchaus gesund. Sie würde einen klassischen Pull Back auf das Ausbruchsniveau darstellen, der einen neuerlichen Anstieg induzieren würde.

64 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

drei im ATX gelisteten Aktien relativ ähnlich bewertet. Am rentabelsten aus Aktionärs­ sicht scheint derzeit die Raiffeisen Bank In­ ternational zu sein, die knapp über ihrem Buchwert von 30,50 Euro notiert. Sie dürfte in 2018 und 2019 eine Rendite auf das Ak­ tien­kapital von etwa 21 Prozent erwirtschaf­ ten, die Bawag vergleichsweise ähnliche rund 20 Prozent. Die sicherste Wette auf eine wei­ tere Erholung des Bankensektors in Wien ist jedoch Erste Group Bank, die bereits um­ fangreiche Investitionen in die IT vorgenom­ men hat. Von ihr wird eine Rendite in den kommenden zwei Jahren von etwa 18 Pro­ zent erwartet. Das liegt zwar etwas unter dem Wert der beiden Konkurrenten, jedoch erfreut die Erste ihre Aktionäre mit etwa 3,10 Prozent mit der höchsten Dividende. Versicherungen hoffen auf höhere Zinsen Die ebenfalls zum Finanzsektor zäh­ lenden Versicherungen Vienna Insurance Group (VIG, s. auch Seite 66) und Uniqa konnten sich seit Mitte 2016 wieder im Kurs schön erholen. Beide Aktien legten seither um 50 bis 60 Prozent zu. Interessant sind beide Werte durch ihre starke Verankerung in Osteuropa, wo es noch einen großen Auf­ holbedarf vor allem bei Sachversicherungen und einigen Personensparten gibt. Von den Versicherungen kann in den beiden kom­ menden Jahren eine Rendite auf das Aktien­ kapital von 15 (Uniqa) bzw. 18 Prozent (VIG) erwartet werden. Dass die Uniqa der­ zeit etwas höher bewertet ist, liegt einfach an der extrem hohen Dividende von erwarteten 5,63 Prozent. Hier steht die VIG mit 3,29 Prozent nach, ist aber wie gesagt fundamen­ tal etwas günstiger.

Charts: Tai Pan/software-sysstems

D


°

Österreich   AKTIEN

CA Immobilien ° Umfangreiches Entwicklungsprogramm

Technologiewerte waren on top Wer 2017 den Mut hatte, in Ăśsterreichi­ sche Technologiewerte zu investieren (zu denen wir Ăźbrigens seit Langem geraten hat­ ten), wurde mit satten Kursanstiegen be­ lohnt. Der in ZĂźrich notierte Halbleiterher­ steller ams aus Premstätten in der Steier­ mark startete Anfang 2017 von 30 Schweizer Franken aus eine Kursrally bis auf knapp Ăźber 100 Franken. Von Mitte 2015 bis Ende 2016 litt der Halbleiterhersteller unter der Sorge, dass das iPhone an Attraktivität ver­ lieren kĂśnnte, fĂźr das ams Teile herstellt. Doch der Wind drehte sich wieder Ende letzten Jahres, zudem expandierte ams mit der Ăœbernahme der Princteon Optonics in den USA und startete ein Investitionspro­ gramm um 200 Millionen Euro, um das Werk in der Steiermark zu erweitern. Mit den Zahlen zum dritten Quartal wurde die Prognose fĂźr das vierte Quartal auf einen Umsatz von 440 bis 440 Millionen Euro er­ hĂśht, bei einer EBIT-Marge von 26 bis 29 Prozent. Das Kursfeuerwerk lieĂ&#x; nicht lange auf sich warten. In den kommenden zwei Jahren dĂźrfte sich der Umsatz weiter ver­ doppeln und der Gewinn verdreifachen. Eine ähnliche Erfolgsstory kann der PCB-

ISIN Kurs (07.12.2017) Marktkap. Umsatz 2017 e Bw/Aktie 2017 e

CA Immo konnte in den ersten drei Quartalen die MieterlĂśse um 8,9 Prozent steigern. Trotz des niedrigeren Neubewertungsergebnisses lag das EBIT nur knapp unter den 100 Millionen Euro des Vorjahres. Der EPRA NAV je Aktie stieg auf 28,18 Euro. Das Entwicklungsprogramm stieg von 2,1 auf 4,1 Milliarden Euro und lässt hohe Stille Reserven und weitere HandlungsmĂśglichkeiten erahnen. BezĂźglich der avisierten Fusion mit der Immofinanz legte sich jĂźngst GroĂ&#x;aktionär Petrus Advisors quer und verlangte einen endgĂźltigen Abbruch der Verhandlungen. Die Analysten der Erste Bank erhĂśhten das Kursziel von 25 auf 30 Euro.

AT0000641352 25,00 ₏ KGV 2017 e

16,8

2.335 Mio. ₏ KGV 2018 e

16,4

124 Mio. ₏ KGV 2019 e 24,74 ₏ Divid. 2017 e

14,4 3,10 %

Erste Group Bank ° Zinsergebnis noch immer schwach Bei der Erste Group Bank gab der Zinsßberschuss in den ersten drei Quartalen – trotz eines Kreditwachstums um 1,2 Prozent – auf 3,23 Milliarden Euro leicht nach. Die historisch niedrigen Risikokosten konnten die hÜheren Betriebsaufwendungen nicht kompensieren, wodurch unterm Strich der Periodengewinn von 1,18 Milliarden Euro auf 988 Millionen Euro nachgab. Fßr das Gesamtjahr wird ein Gewinn von rund 1,26 Milliarden Euro erwartet und als Dividende etwa 1,14 Euro je Aktie, was einer attraktiven Rendite von 3,18 Prozent entspricht. Die Kursziele seitens der Analysten liegen zwischen 37 und 40 Euro.

ISIN AT0000652011 Kurs (07.12.2017) Marktkap. Umsatz 2017 e Bw/Aktie 2017 e

35,80 ₏ KGV 2017 e

12,2

15,39 Mrd. ₏ KGV 2018 e

11,6

6,50 Mrd. ₏ KGV 2019 e 31,05 ₏ Divid. 2017 e

10,8 3,18 %

Wir entwickeln Werte

Als Unternehmer sind wir DXI SURÄ&#x;WDEOH &KDQFHQ fokussiert. Wir investieren in XQVHUH ,PPRELOLHQ XP :HUWH ]X HQWZLFNHOQ die die S IMMO DXFK LQ =XNXQIW tragen. www.simmoag.at/projekte

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 65


aktien ° Österreich Lenzing ° Faserpreise kommen wieder unter Druck

ISIN Kurs (07.12.2017)

AT0000644505 98,12 € KGV 2017 e

9,4

Marktkap.

2.605 Mio. € KGV 2018 e

9,6

Umsatz 2017 e

2.287 Mio. € KGV 2019 e

10,7

Bw/Aktie 2017 e

57,62 € Divid. 2017 e

3,42 %

Der Aktienkurs von Lenzing halbierte sich seit Mitte Mai beinahe wieder – trotz des heuer zu erwartenden Rekordgewinns von gut 270 Millionen Euro. Das scheint unlogisch, ist jedoch dem schwachen Ausblick geschuldet. Vorstand Stefan Doboczky erwartet im kommenden Jahr infolge neu auf den Markt kommender Kapazitäten wieder einen Druck auf die Faserpreise. Aktionäre erinnern sich an die Jahre 2013 und 2014, in denen Lenzing aus diesem Grund in die Verlustzone rutschte. Diese Angst ist jedoch heute aufgrund des wesentlich verbesserten Fasermixes unbegründet, daher stellen Kurse unter 100 Euro wieder Kaufkurse dar.

Palfinger  ° Siebentes Rekordergebnis in Folge

ISIN AT0000758305 Kurs (07.12.2017)

36,24 € KGV 2017 e

16,4

Marktkap.

1.362 Mio. € KGV 2018 e

13,6

Umsatz 2017 e

1.459 Mio. € KGV 2019 e

Bw/Aktie 2017 e

16,19 € Divid. 2017 e

12,6 1,96 %

Der überraschende Abgang von Herbert Ortner – er verlässt Palfinger vorzeitig mit Jahres­ende 2017 – ist ein Verlust für das Unternehmen. Immerhin hat Ortner in den vergangenen zehn Jahren den Umsatz verdoppelt und ein Rekord­ ergebnis nach dem anderen geliefert. Doch die meisten Bereiche laufen bei Palfinger rund. Heuer wird die Integration der ehemaligen Harding-Gruppe in das Segment SEA ziemlich abgeschlossen sein. Für das Gesamtjahr wird wieder mit einem Rekordgewinn von 83 Millionen Euro gerechnet, nächstes Jahr sollen 100 Millionen Euro erreicht werden. Eine Aktie, die es wert, ist langfristig gehalten zu werden.

Vienna Insurance Group ° Erholung geht weiter

ISIN AT0000908504 Kurs (07.12.2017)

25,26 € KGV 2017 e

11,7

Marktkap.

3.233 Mio. € KGV 2018 e

11,7

Prämien 2017 e

9.267 Mio. € KGV 2019 e

Bw/Aktie 2017 e

35,93 € Divid. 2017 e

66 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

11,2 3,29 %

Bei der Vienna Insurance Group (VIG) hat sich das Prämienwachstum mit 7,2 Prozent im dritten Quartal beschleunigt – vorwiegend in Osteuropa. In den ersten drei Quartalen liegt das Wachstum der Prämieneinnahmen bei 2,7 Prozent auf 7,15 Milliarden Euro. Weitere Zukäufe in Zentral- und Mitteleuropa sind geplant und sorgen für weiteres Wachstum. Zudem strafft die VIG die Konzernstruktur (Fusion mit der s Versicherung). Mit einem erwarteten Jahresgewinn von 275 Millionen Euro liegt die Rendite auf das Aktienkapital bei 8,6 Prozent, die Dividende bei 3,29 Prozent. Die Aktie notiert noch immer 30 Prozent unter ihrem Buchwert.

und IC-Substrat-Hersteller AT&S vorwei­ sen. Die lange Zeit unterschätzte Aktie – sie notierte Ende 2016 beim halben Umsatz! – schoss ab Mitte 2017 nach oben. Von zehn Euro auf in der Spitze 24 Euro. Grund dafür war das, zwar verspätete, aber erfolgreiche Anlaufen der Produktionslinien in Chong­ qing. Damit stieg der Umsatz im Konzern im ersten Halbjahr (mit Ende September) um 25,7 Prozent auf 485,7 Millionen Euro und das Nettoergebnis von minus 14,8 auf plus 15,4 Millionen Euro. Vorstand Andreas Gerstenmayer hob die Prognose für das Ge­ samtjahr auf ein Umsatzwachstum von 20 bis 25 Prozent bei einer EBITDA-Marge von rund 20 Prozent an. Das KGV dürfte damit für das laufende Geschäftsjahr bei rund 26 liegen und sich im folgenden Jahr auf rund 15 beinahe halbieren. Hier sollte man dabei bleiben. Beim Technologieunternehmen Kapsch TrafficCom sind die Wachstumszahlen bei weitem nicht so hoch. Hier ergibt sich je­ doch die Fantasie durch die zahlreichen Ausschreibungen, an denen der Mautsyste­ mehersteller und -betreiber teilnimmt. Zu­ letzt litt der Kurs etwas unter dem Mautpro­ jekt in Tschechien, das unter schlechteren Konditionen verlängert wurde. Der Aktien­ kurs, der immerhin seit Jahresanfang 2017 um knapp 30 Prozent zulegte, stößt derzeit an den psychologischen Widerstand bei 50 Euro. Allzu viel sollte man von der Aktie nicht erwarten, obwohl die Kurstendenz weiterhin nach oben zeigt. Überraschungskandidat für 2018 Ganz spannend wird es beim BiotechWert Valneva (ehemals Intercell) werden. Das könnte der Überraschungskandidat für 2018 werden. Denn der französisch-öster­ reichische Impfstoffhersteller verbrennt praktisch kein Geld mehr, sondern zeigte heuer mit seinen bewährten Impfstoffen ge­ gen Japanische Enzephalitis (Ixiaro/Jespect) und gegen Cholera (Dukoral) ein Umsatz­ wachstum von rund 17 Prozent – auf 80 Mil­ lionen Euro in den ersten drei Quartalen und ein EBITDA von 12,3 Millionen Euro. Der operative Gewinn fließt in die Weiter­ entwicklung der Pipeline. Und hier schlum­


°

Österreich   AKTIEN

OMV ° Gesamtproduktion auf Mehrjahreshoch mert ein Blockbuster. Mit VLA15 entstand ein Impfstoff gegen die vor allem durch ­Z ecken übertragene Borrelliose (LymeDesaease). Die Phase I-Resultate werden im ersten Quartal 2018 erwartet, dem Impfstoff wurde bereits von der FDA der Fast-TrackStatus zugesprochen. Das Marktpotenzial liegt bei rund 800 Millionen Euro. Abgese­ hen davon sind zwei weitere Impfstoffe – ge­ gen Zika- und gegen ChikungunyaVirus –, für die im ersten Quartal 2018 die klinische Phase I gestartet wird. Valneva weist derzeit eine Marktkapitalisierung von 223 Millio­ nen Euro auf, die bestenfalls das laufende operative Geschäft reflektiert und die ge­ samte Pipeline mit praktisch null bewertet. Das erinnert stark an die Entwicklung von FACC, AT&S oder Warimpex, die ebenfalls lange Zeit unterschätzt wurden. Ein Tipp: Falls Sie sich einige Aktien von Valneva zu­ legen möchten, dann kaufen Sie in Paris (Euronext), an der Wiener Börse ist der Handel wesentlich weniger liquide. Immobilien-Unternehmen glänzen Nähere Beschreibungen zur CA Immo und der S IMMO finden Sie auf Seite 65 bzw. im Kasten links. Prinzipiell muss man bei den Immobilienwerten aber darauf hinwei­ sen, dass sich die 2017 gesehenen Kursstei­ gerungen nicht derart fortsetzen werden. Denn die gewinnerhöhenden Aufwertungen der Immobilienportfolios reduzieren sich wieder. Das sah man durch die Reihe bereits in den letzten Quartalsergebnissen. Eine gute Langfristanlage im sehr sta­ bilen Wohnimmobilienbereich ist Buwog. Nicht nur, dass das Portfolio sehr professio­ nell verwaltetet wird, verfügt Buwog mit etwa 2,5 Milliarden Euro über eine relativ große Pipeline an Wohnprojekten. Das heißt, Buwog generiert neue Objekte selbst und muss damit nicht für Portfolioerweite­ rungen teuer am Markt zukaufen. Über die Immofinanz haben wir in den vergangenen Ausgaben relativ ausführlich berichtet. Der Abstand zum NAV, der bei 2,81 Euro je Ak­ tie liegt und damit um knapp 40 Prozent über dem aktuellen Börsenkurs, sollte mit­ telfristig erreicht werden, zumal das Russ­ land-Portfolio vor Kurzem verkauft wurde.

Ausschlaggebend für die Kursrally im Jahr 2017 war gar nicht so sehr der gestiegene Ölpreis. Dieser schlug erst durch den Umbau der OMV auf den Upstream-Bereich und die Reduzierung der Verbindlichkeiten positiv auf das Ergebnis durch. Mit einem Mehrjahreshoch in der Produktion und den gestiegenen Preisen stieg der Gewinn der OMV in den ersten drei Quartalen von 843 Millionen auf 1,26 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr werden 1,5 Milliarden Euro erwartet, die Nettoverschuldung wurde von 3,74 Milliarden Euro auf 450 Millionen Euro reduziert. Als Dividende werden 1,30 Euro je Aktie und damit 2,48 Prozent erwartet.

ISIN

AT0000743059

Kurs (07.12.2017)

52,49 € KGV 2017 e

11,4

Marktkap.

17.180 Mio. € KGV 2018 e

13,6

Umsatz 2017 e

21.760 Mio. € KGV 2019 e

Bw/Aktie 2017 e

34,29 € Divid. 2017 e

13,5 2,48 %

voestalpine  ° Höherer Umsatz und bessere Marge Bei der voestalpine läuft alles rund. So konnte der Stahlkonzern den Umsatz aufgrund höhe­ rer Mengen und Preise im zweiten Quartal um 15,8 Prozent steigern. Der bessere Produkt­mix führte zu einem Anstieg der EBITDA-Marge um 0,8 auf 14,9 Prozent. Unterm Strich kletterte der Gewinn um 30 Prozent auf 161,4 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr dürfte er sich auf rund 720 Millionen Euro summieren. Vorstand Wolfgang Eder geht nicht nur für das laufende Geschäftsjahr, sondern auch für das kommende von einer ähnlich guten Entwicklung aus. Der Return auf das Aktienkapital liegt bei 8,6 Prozent, die Dividende bei 2,7 Prozent.

ISIN AT0000937503 Kurs (07.12.2017) Marktkap. Umsatz 2017/18 e Bw/Aktie 2017/18 e

48,13 € KGV 2017/18 e

11,7

8.420 Mio. € KGV 2018/19 e

11,4

12.416 Mio. € KGV 2019/20 e

10,5

35,23 € Divid. 2017/18 e 2,70 %

S IMMO ° Antizyklische Immobilienverkäufe Obwohl sich die Gesamterlöse in den ersten drei Quartalen aufgrund von Immobilienverkäufen von 144,2 Millionen Euro leicht verringerten, konnte S Immo das EBITDA um knapp vier Prozent auf 71,3 Millionen Euro verbessern. Aufgrund des im Vergleich zum Vorjahr niedrigeren Neubewertungsergebnisses verringerte sich das EBIT auf 133 Millionen und der Nettogewinn auf 77 Millionen Euro. Der NAV stieg auf 16,06 Euro pro Aktie. Für das Gesamtjahr wird ein Gewinn von rund 115 Millionen Euro erwartet, was einer Rendite auf das Aktien­kapital von zwölf Prozent entspricht. Die Dividende wird bei knapp drei Prozent liegen.

ISIN AT0000652250 Kurs (07.12.2017)

14,34 € KGV 2017 e

8,1

Marktkap.

958 Mio. € KGV 2018 e

14,2

Umsatz 2017 e

166 Mio. € KGV 2019 e

Bw/Aktie 2017 e

13,24 € Divid. 2017 e

10,9 2,93 %

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 67


aktien ° Deutschland

Unternehmer in Hochstimmung Am DAX liegt es nicht, dass die Unternehmen für die Zukunft so gut gestimmt sind – er kämpft weiterhin um die 13.000-Punkte-Marke. Es liegt vielmehr an dem starken Wachstumsbeitrag des Außenhandels. Und daran wird sich, sofern der Euro nicht stark steigt, so schnell nichts ändern.

D

ie Stimmung in den deutschen Unter­ nehmen scheint derzeit keine Gren­ zen zu kennen. Das Ifo-Geschäftsklima, Deutschlands wichtigster Frühindikator, stieg im November auf ein neues Rekord­ hoch. Der Ifo-Index erhöhte sich um 0,7 Punkte auf 117,5 Zähler. Damit wurde der jüngste Rekord vom Vormonat übertroffen. Kapazitäten überausgelastet Martin Hüfner, Chefvolkswirt bei As­ senagon, zeigt sich dennoch besorgt. „In früheren Zeiten waren solche Phasen mit einer Überlastung der Kapazitäten bei den Unternehmen meist schlecht für Aktien und Renten. Doch aktuell reagiert die deut­ sche Börse genau spiegelverkehrt: die gute Konjunktur wird eher als Rückversicherung für eine positive Entwicklung an den Bör­ sen im nächsten Jahr 2018 gesehen. Doch das Produktionspotenzial ist in den letzten Jahren jeweils mit Raten von 1,3 bis 1,4 Pro­ zent gewachsen, die gesamtwirtschaftliche Nachfrage stieg aber deutlich stärker. 2017 dürfte sich die Nachfrage real um über zwei Prozent erhöhen.“ Die derzeitige Überaus­

Wolfgang Regner

lastung von 0,6 Prozent des Bruttoinlands­ produkts (BIP) soll 2018 sogar auf 1,2 Pro­ zent ansteigen. Ein Grund dafür ist der ekla­ tante Mangel an Facharbeitern. In früheren Jahren wären in solchen Zeiten die Löhne stärker gestiegen, die Inflation wäre in die Höhe gegangen, die Notenbanken hätten die Zinsen erhöht und die Finanzpolitik wäre restriktiver geworden. Das wäre alles Gift für die Börsen gewesen. Die Unterneh­ mensgewinne hätten sich verringert, die Aktien und Anleihen wären entsprechend unter Druck geraten. Warum scheint jetzt alles anders zu sein? „Weil die üblichen Preismechanismen nicht mehr so funktio­ nieren wie früher. Die Löhne steigen trotz Facharbeitermangels nicht. Die Inflation geht trotz Nachfrageüberhang auf den Märk­ten nicht nach oben. Die Fiskalpolitik, die in den letzten Jahren die Verschuldung zurückführen musste, sieht jetzt dank stei­ gender Steuereinnahmen wieder Spielraum für zusätzliche Ausgaben und schert sich nicht um die Überhitzung der Konjunktur“, erläutert Hüfner. Das alles führt dazu, dass die Notenbank die Zinsen kaum anheben

dax DAX stabil über 13.000. Trotz einer nicht sehr überzeugenden Quartalsberichtssaison, der neuen politischen Instabilität in Deutschland und eines neuerlich erstarkenden Euro konnte sich der DAX über der 13.000-Punkte-Marke halten. Damit hat er auch die zwei Gaps abgearbeitet, die bei dem rasanten Anstieg auf 13.500 Punkte entstanden waren. Damit leuchten die Börsenampeln auch charttechnisch wieder auf Grün. Allerdings könnte ein Großteil der Weihnachtsrally bereits „gegessen“ sein.

68 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

muss. Ein negativer Effekt ist, dass sich das Wachstum verlangsamt. Die Unternehmen können nicht mehr so viel Personal an­ heuern wie sie benötigen. Sie müssen Auf­ träge ablehnen. Die Zahl der offenen Stellen ist in Deutschland seit Jahresanfang um fast 20 Prozent nach oben geschnellt. Ein wei­ teres Minus ist die Tatsache, dass sich die Arbeitsproduktivität nicht mehr so stark verbessert und sich das Wachstum verlang­ samt. Dies vor allem deshalb, da viele Un­ ternehmen an Mitarbeitern mit schlechterer Qualifikation festhalten, weil sie befürch­ ten, keinen adäquaten Ersatz zu finden. Da­ runter leidet auch die internationale Wett­ bewerbsfähigkeit. Zudem steigt bei prak­ tisch Nullzinsen das Risiko von Fehlinvesti­ tionen. Das zeigt: Es gibt auch jetzt negative Effekte, wenn die Kapazitäten überaus­ gelastet sind – es sind nur andere als früher. BIP-Überraschung Die Zusammensetzung des deutschen Wachstums überraschte zuletzt. Der private Konsum wies im dritten Quartal ein nega­ tives Vorzeichen aus. Die Konsumenten legten eine Verschnaufpause ein. Auch die Bauwirtschaft holte Luft und verbuchte ge­ genüber dem Vorquartal einen Rückgang. Glanzpunkt war der Außenbeitrag. Die deutsche Exportwirtschaft profitiert von der sich erholenden Wirtschaft in der Euro­ zone. Als Folge kam das Investitionswachs­ tum in Fahrt. Das ist eine gute Nachricht. Nehmen die Investitionen Geschwindigkeit auf, wird das Fundament für einen sich selbsttragenden Aufschwung gelegt. Unter­ nehmen fragen Produkte anderer Unter­ nehmen nach. Dadurch füllen sich die Auf­ tragsbücher und die Beschäftigungssitua­


°

Deutschland   AKTIEN

allianz ° Milliarden für die Anleger tion wird verbessert. Mehr Beschäftigung heißt aber auch, dass der private Konsum zu einem stabilen Wachstumsanker wird. Kurzum: Die Effekte verstärken sich gegen­ seitig. Der Aufschwung der deutschen Wirt­ schaft wird sich deshalb robust fortsetzen. Banken-Poker So richtig klar ist der Plan des USHedgefonds Cerberus noch nicht. Klar ist aber, dass das Interesse der Großinvestoren an deutschen Banken derzeit auffällig hoch ist. Bei der Commerzbank ist Cerberus be­ reits mit fünf Prozent dabei. Zuletzt ist er auch bei der Deutschen Bank mit drei Pro­ zent eingestiegen und liegt damit im Ran­ king der Großaktionäre hinter dem chine­ sischen Konglomerat HNA, dem Staats­ fonds Katars, der Vermögensverwaltung Blackrock und neuerdings der US-Groß­ bank Morgan Stanley auf Platz fünf. Hat sich Cerberus auf die Fahne geschrieben, den zersplitterten deutschen Bankensektor zu konsolidieren? Dann sind die aktuellen Beteiligungen erst der Anfang. Klar ist, dass der US-Investor hier etwas zu holen sieht. Gerade bei der Deutschen Bank teilen nicht alle diese Ansicht. Der Umbau gehe nicht schnell genug voran, die Vision sei nicht klar, meinen manche Analysten. Das Tages­ geschäft, belastet von den niedrigen Zinsen, schwächelt weiterhin. Und die Commerz­ bank? Bis 2020 will sie 14 Millionen Privat­ kunden in Deutschland haben, zwei Millio­ nen mehr als im vergangenen Jahr. Bis Ende September hatte sie 587.000 geschafft. Die Gewinnung eines Neukunden kostet die Bank allerdings zunächst 150 bis 200 Euro. Bis sie mit ihm Geld verdient, dauert es rund 18 Monate. Gleichzeitig läuft ein Stel­ lenabbauprogramm. Als ziemlich wahr­ scheinlich darf gelten, dass Cerberus in Sa­ chen Rendite auf die Tube drücken wird. Denn das Unternehmen verspricht seinen Kunden eine Rendite von 18 bis 22 Prozent. Im kommenden Jahr wird es für die Deut­ sche Bank richtig spannend. Nicht nur der anstehende Teilbörsengang der Fondstoch­ ter regt die Fantasie an. Anleger sollten auch die Veränderungen im Aktionärskreis im Blick behalten.

ISIN

DE0008404005

Kurs (14.12.2017) Marktkap. Umsatz 2017 e

195,75 € KGV 2017 e

12,3

87,20 Mrd. € KGV 2018 e

11,5

116,53 Mrd. € KGV 2019 e

11,0

Buchwert/Aktie 2017 e 152,15 € Dividende 2017 e 4,04 %

Das Jahr 2017 war aus Sicht der Versicherer eher ungemütlich. Vor allem die schweren Hurrikanes im US-Raum sorgten für milliardenschwere Schäden, für die die Assekuranzen nun aufkommen müssen. Dass die Allianz noch Geld übrig hat, um es an die Aktionäre zu verteilen, ist eine positive Überraschung. Satte zwei Milliarden Euro sollen per Aktien­rückkauf an die Anleger zurückfließen. Dazu bleibt noch Geld, um die französische Euler Hermes-Gruppe zu übernehmen. Die Allianz-Aktie bleibt einer der Top-Favoriten für 2018. Allerdings winken bei den Rückversicherern höhere Preise, weshalb die Allianz einen Teil der Schäden selbst übernimmt.

Infineon ° Schwacher Dollar zeigt Bremsspuren

ISIN

DE0006231004

Kurs (14.12.2017) Marktkap.

22,81 € KGV 2016/17 e

28,3

25,85 Mrd. € KGV 2017/18 e

24,4

7,06 Mrd. € KGV 2018/19 e

21,2

Umsatz 2016/17 e Bw/Aktie 2016/17 e

4,98 € Divid. 2016/17 e 1,18 %

Trotz Bremsspuren durch den schwachen Dollar will der Chiphersteller Infineon im laufenden Geschäftsjahr sein Tempo halten. Vor allem das Geschäft mit der Autobranche soll für Schub sorgen. Halbleiter für Elektroautos und Fahrerassistenzsysteme sind ebenso gefragt wie Chips für Industrieroboter oder für Schnellladegeräte für Tablets. Die operative Marge soll im Gesamtjahr 17 Prozent betragen. Der operative Gewinn der Segmente kletterte auf 1,2 Milliarden Euro – das sind 23 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Umsatz wuchs um neun Prozent auf gut sieben Milliarden Euro. Von Juli bis September gab das Segmentergebnis im Vergleich zum Vorquartal um drei Prozent nach – dem Dollar sei Undank.

Fresenius ° Kurseinbruch durch Pharmasparte

ISIN

DE0005785604

Kurs (14.12.2017)

64,58 € KGV 2017 e

20,1

Marktkap.

35,80 Mrd. € KGV 2018 e

18,6

Umsatz 2017 e

34,00 Mrd. € KGV 2019 e

16,8

Buchwert/Aktie 2017 e

24,26 € Dividende 2017 e 1,07 %

Sorgen über die Geschäftsaussichten der Pharmatochter Kabi haben die Aktien des Medizinkonzerns zuletzt belastet. Man befürchtet verstärkten Preisdruck vor allem am US-Markt. Neben dem möglichen Konkurrenzdruck durch neue Anbieter von injizierbarer Medizin verwiesen Analysten auf eine Konsolidierung auf der Kundenseite. Nach vielen Zusammenschlüssen in den vergangenen Jahren komme der Großteil der Bestellungen mittlerweile von nur noch drei Kunden. Deren Verhandlungsmacht sei entsprechend stark, was auf die Preise drücken könnte. Fresenius sieht sich dennoch auf Kurs zu seinen Jahreszielen (Umsatz +15 bis 17 Prozent, Gewinn + 19 bis 21 Prozent).

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 69


alternative investmentsPanorama CMC Markets

Feri gewinnt HedgeFonds Award

Gewinnsprung. CMC Markets, einer der

Long/Short-Aktien. FERI Trust gewinnt

weltweit führenden Anbieter für CFDs (Contracts for Difference), konnte seinen operativen Gewinn vor Steuern in den ersten sechs Monaten des laufenden Geschäftsjahres um 58 Prozent auf 29,8 Millionen Britische Pfund steigern. Die Umsätze sind in diesem Zeitraum auf einen Rekordwert von 89,6 Millionen Britische Pfund gestiegen, was einem Plus von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Der Umsatz pro aktivem Kunden kletterte um 22 Prozent auf 1.814 Pfund. Ein weiteres Wachstum konnte CMC Markets auch bei den Kundeneinlagen auf 322,5 Millionen Pfund verzeichnen, ein Plus von 14 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2016/17. „Unser Modell zielt darauf ab, erfahrene Kunden zu gewinnen und zu halten, die das Produkt verstehen. Ich glaube, das versetzt uns in eine stärkere Position als viele unserer Konkurrenten,“ so CEO Peter Cruddas.

in London mit seinem Aktien-Long-ShortDachfonds „FERRUM Fund Equity Hedge” den European Fund of Hedge Funds Award 2017. Der Fonds überzeugt in der Kategorie „Best sub250 Mio.USD FoHF”. Das Fachmagazin Hedge Funds Review verleiht die Auszeichnung jährlich, wobei eine hochkarätige Jury bei ihrer Auswahl sowohl quantitative, risikogewichtete (Sharpe Ratio) Ergebnisse als auch qualitativ die Investmentkonzepte bewertet. Die Auszeichnung honoriert herausragende Performance, Qualität und Kompetenz. Der FERRUM Fund Equity Hedge (LU249282178) bietet institutionellen Investoren die Möglichkeit, an einer aktienähnlichen Rendite mit einem wesentlich geringeren Risiko zu partizipieren: Seit seiner Auflage im Jänner 2002 erzielte der Fonds eine durchschnittliche jährliche Rendite von 6,1 Prozent bei einer Volatilität von 6,4

Marcus Storr, Head of Hedge Funds Investment Management bei FERI. Prozent. Mit einem Investment am globalen Aktienmarkt (MSCI Total Return) konnten Anleger im gleichen Zeitraum eine ähnliche jährliche Rendite erreichen, mussten aber eine Volatilität von über 15 Prozent in Kauf nehmen.

PROFIT MIT MITTELSTANDSINDEX GEX® Das Open End Zertifikat auf den GEX ® (DE000TB97852) aus dem Hause HSBC Trinkaus ermöglicht dem Anleger die Partizipa­tion am Erfolg mittelständischer Unternehmen, die einen großen Teil der deutschen Volkswirtschaft ausmachen. Der Mittelstandsindex GEX® enthält an der Börse Frankfurt im Prime Standard notierte deutsche mittelständische Unternehmen in der Wachstumsphase. Diese sogenannten „Entrepreneurial Firms“ werden von ihren Eigentümern geleitet. Bei den GEXUnternehmen müssen Vorstände, Aufsichtsratsmitglieder oder deren Familien zwischen 25 und 75 Prozent der Stimmrechte besitzen und ihr Börsengang darf nicht länger als zehn Jahre zurückliegen. Mittelständische Unternehmen erwirtschaften etwa die Hälfte des Bruttosozialprodukts und leisten knapp die Hälfte aller Investitio­ nen. Sie benötigen zur Finanzierung ihrer unternehmerischen Ideen Eigenkapital. Eine wichtige Quelle dafür sind die Anteilskäufe von Anlegern über die Börse.

70 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

INVESTMENT IN BÖRSENCHAMPIONS Die Deutsche Bank bietet seit Juli 2014 das boerse.de-Champions-Defensiv-Indexzertifikat (DE000DT0BAC7) an. Hintergrund des Zertifikates: Der boerse.de-Aktienbrief vergibt seit 2002 an die 100 nach den Kennzahlen der Performance-Analyse langfristig erfolgreichsten und sichersten Aktien der Welt den Status Champion. Aus diesen 100 Cham­ pions wurden zehn besonders defensive Titel herausgefiltert, die sich durch einfache Geschäftsmodelle, starke Marken und damit dauer­hafte Wettbewerbsvorteile auszeichnen. Der boerse.de-Champions-Defensiv-Index (BCDI) bildet die Entwicklung dieser zehn Defensiv-Champions ab. Anleger nehmen eins zu eins an deren Performance-Entwicklung teil. Der BCDI wurde als Performance-Index konzipiert, Dividenden werden automatisch reinvestiert. Besonderer Clou ist das regelmäßige Rebalancing (mit jeder Kursbewegung ändert sich ja die Gewichtungen im Index); Zweimal jährlich erhalten alle zehn DefensivChampions wieder zehn Prozent Indexanteil.

WASSER-INFRASTRUKTUR-INVESTMENT „Wasser“ bleibt das zentrale Thema der Zukunft. Der Bedarf nach sauberem Wasser einerseits und nach Energiegewinnung durch Wasser andererseits steigt stetig. Die öffentliche Hand stößt zunehmend an ihre Grenzen beim Bau und Unterhalt der dazu notwendigen Wasser-Infrastruktur-Anlagen. Der Produktgeber apano begibt die Wasser-Infrastruktur-Anleihe 3 (DE000A2HED48) mit siebenjähriger Laufzeit, die Anlegern die Möglichkeit bietet, an gleich mehreren bestehenden Wasser-Infrastruktur-Projekten zu partizipieren. Investiert wird z.B. in diese Projekte: Wasserkraftanlage in den USA zur Stromerzeugung für 7000 Wohnimmobilien, Wasser-Aufbereitung in Ontario (Kanada). Die Ausschüttungen von 5,5 Prozent p.a werden an den Zinsterminen jeweils am 31.5. und 30.11. jedes Jahres geleistet. Emittentin ist Opus – Chartered Issuances S.A., ein in Luxemburg ansässiger bankenunabhängiger Emittent, der den strengen Auflagen des Luxemburger Verbriefungsrechts unterliegt.

CrediT: Conda, beigestellt

Die besten tipps der zertifikateprofis


ZERTIFIKATE ° LISTING

ANBIETER

PRODUKTE Aktienanleihen Classic WKN Basiswert

Tel: 0800 295 518 derivate@bnpparibas.com www.bnpp.at Kontakt ETC Tel.: +49 69 596 736 06 etc@bnpparibas.com www.etc.bnpparibas.com

SERVICE

Attraktive Angebote PP0N63 PP2FRX PP2FX5 PP2F31 PP2F1Y PP2F6N PP2F6Z PP2GC5 PP2F4A PP2FT9 PP09BB PP2F8H PP2F7A PP2F99 PP2FUV PP1PGP PP2F0Z PP2FVB PP2FSY PP1PCB

DAIMLER INFINEON HEIDELBERG CEMENT QIAGEN PORSCHE VZ DUERR FREENET MICHELIN TUI BMW AIR LIQUIDE TALANX SYMRISE FUCHS PETROLUB VZ HENKEL VZ ROYAL DUTCH SHELL SANOFI VOLKSWAGEN VZ SIEMENS EVONIK

Kurs Basis

Strike

70,74 € 23,03 € 90,15 € 27,00 € 70,16 € 101,10 € 31,55 € 122,60 € 15,96 € 86,00 € 108,10 € 34,35 € 70,89 € 44,10 € 114,15 € 27,63 € 75,03 € 169,45 € 117,10 € 31,60 €

Koupon p.a.

72,00 € 24,00 € 90,00 € 26,00 € 70,00 € 102,00 € 32,00 € 122,00 € 16,00 € 84,00 € 105,00 € 35,00 € 70,00 € 45,00 € 112,00 € 27,00 € 72,00 € 155,00 € 112,00 € 30,00 €

15,00 % 16,00 % 14,00 % 12,00 % 12,00 % 11,00 % 11,00 % 11,00 % 10,00 % 11,00 % 8,00 % 10,00 % 8,00 % 10,00 % 7,50 % 8,50 % 7,00 % 6,50 % 8,50 % 6,00 %

Bewertungstag 15.06.2018 21.09.2018 15.06.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 15.06.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018 21.09.2018

Max. Rendite p.a. Briefkurs 17,51 % 16,32 % 12,96 % 11,91 % 11,51 % 11,48 % 11,48 % 10,75 % 10,42 % 10,01 % 9,83 % 9,67 % 9,35 % 9,00 % 7,90 % 7,79 % 7,76 % 7,72 % 7,71 % 7,30 %

99,04 % 100,04 % 100,74 % 100,44 % 100,34 % 99,76 % 99,86 % 100,33 % 99,79 % 100,97 % 99,15 % 100,33 % 99,18 % 100,95 % 99,72 % 100,48 % 99,48 % 99,10 % 100,61 % 99,03 %

Stand: 12. Dezember 2017, alle Angaben ohne Gewähr

Index-Zertifikate WKN Name

zertifikate@vontobel.de www.vontobel-zertifikate.de

VL3TBC VL53BE VL53CB VL4JU8

Aktienanleihen WKN Basiswert

VL5M6S VL5MZD VL5MZ8 VL5VGA VL5MYP VL5U8G VL5ALX VL5M38 VL5MYY VL5AK8

Basiswerte (unter anderem)

BITCOIN Solactive BATTERY ENERGY STORAGE Perf.-Index Solactive EUROPEAN CONSTRUCTION BOOM Perf.-Index VONTOBEL SWISS RESEARCH Basket

NOKIA ADIDAS E.ON TOTAL SANOFI SIEMENS BMW MERCK ENGIE DEUTSCHE TELEKOM

Kurs Basis

Strike

3,91 € 169,10 € 9,18 € 47,21 € 73,77 € 116,20 € 86,18 € 90,23 € 14,47 € 15,18 €

Briefkurs

Koupon p.a.

4,00 € 180,00 € 9,50 € 46,00 € 72,00 € 112,00 € 80,00 € 88,00 € 14,00 € 14,00 €

9,00 % 6,00 % 6,55 % 6,50 % 5,55 % 6,00 % 6,00 % 6,50 % 6,00 % 5,00 %

Bewertungstag 21.12.2018 21.12.2018 21.12.2018 21.12.2018 21.12.2018 21.12.2018 21.12.2018 21.09.2017 21.09.2017 21.09.2017

seit Start

1510,00 % 100,60 % 101,00 % 131,80 %

+ 32,1 % – 0,6 % – 2,2 % + 4,3 %

Max. Rendite p.a.

Briefkurs

Bitcoin BYD, LG Chem, Panasonic, Samsung SDI, Tesla ... Bilfinger, Geberit, HeidelbergCement, Hochtief, Vinci ... Nestle, UBS, Lindt, Logitech, Straumann, Clariant ...

14,17 % 10,92 % 10,71 % 7,72 % 6,73 % 6,54 % 6,40 % 5,72 % 4,88 % 4,10 %

95,86 % 95,80 % 96,43 % 99,21 % 99,23 % 99,91 % 99,99 % 99,48 % 99,84 % 99,91 %

Stand: 14. Dezember 2017, alle Angaben ohne Gewähr

Express-Zertifikat WKN Name

CREDIT: beigestellt

Tegetthoffstraße 1 1010 Wien Tel. +43 1 515 20 484 www.rcb.at

RC0NQW ÖL & GAS INDEX EXPRESS 3

Protect Aktienanleihen WKN Basiswert Kurs Basis RC0NXW 5,2% ERSTE GROUP/BAYER – RC0NQX 6,0% BAWAG 42,05 € RC0NXU 7,0% OMV 51,16 €

Klassische Aktienanleihe WKN Basiswert RC0LVK ADIDAS

Indexpomponente

akt. Kurs nächster Auszahlungspreis Ausz.-Level Abstand

STOXX Europe 600 Oil & Gas Index 101,86 %

106,00 %

311,47 Punkte 45,19 %

Strike Kupon p.a. Sicherheitspuffer Beobachtung Letzte Bewertung Max. Rend. Briefkurs

100 % 43,38 € 52,00 €

5,20 % 6,00 % 6,45 %

Kurs Basis 171,93 €

41,00 % 17,47 % 19,86 %

Strike

180,00 €

tägl. Schlusskurs tägl. Schlusskurs tägl. Schlusskurs

Koupon p.a. 7,38 %

20.12.2019 15.11.2019 21.12.2018

10,40 % 100 % + AA 13,43 % 98,75 % 7,83 % 99,35 %

Bewertungstag Max. Rendite p.a. Briefkurs 15.06.2018

8,86 %

100,13 %

Stand: 14. Dezember 2017, alle Angaben ohne Gewähr

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

71


ALTERNATIVE INVESTMENTS

° Private Equity

Warren Buffett als Vorbild Niedrige Zinsen treiben die Bewertungsniveaus für Unternehmen nach oben. Das begünstigt die Exits für Private Equity Fonds, die sich derzeit großer Beliebtheit erfreuen und im Einklang mit der Aktienhausse einen Performance-Schub erleben. Michael Kordovsky

arren Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway ist von der Struktur her zum überwiegenden Teil ein Private Equity Fonds, denn der Großteil der Beteiligungen ist nicht börsennotiert. Und Warren Buffett hat – wie viele andere Manager von Private Equity Fonds – derzeit ein „Luxusproblem“. Sie alle sitzen auf historisch hohen Cashbeständen. Alleine heuer stieg die Liquidität von Berkshire Hathaway bis Ende September von 86,4 auf 109,9 Milliarden Dollar. Noch krasser ist die Situation der globalen Hedgefonds-Branche: Bis Juli stiegen dieses Jahr deren Cashreserven von 820 auf 963 Milliarden Dollar. Die Ursachen für die hohe Liquidität liegen auf der Hand: Einerseits ist die Nachfrage nach Private Equity-Produkten hoch, was ihnen Nettomittelzuflüsse beschert. Auf der anderen Seite bieten sich infolge hoher Unternehmensbewertungen günstige Exit-Chancen, die wiederum Cash in die Kassen spülen. Die hohen Unternehmensbewertungen spiegeln sich im S&P 500-Index, bei dem das 12-Monats-Forward-KGV derzeit mit 18 weit über dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von 14,1 liegt. Egal ob es sich um börsennotierte oder private Firmen handelt – niedrige Zinsen und steigende Erträge infolge guter Konjunktur treiben die Unternehmensbewertungen nach oben. Und das ist besonders auch für börsennotierte Private Equity-Ge-

sellschaften gut. So stieg beispielsweise der LPX Major Market Total Return Index, der die weltweit 25 liquidesten Private EquityGesellschaften enthält, in den vergangenen zwölf Monaten um 23,6 Prozent. Trotzdem gibt es noch interessante Beteiligungsgesellschaften. Michel Degosciu, Gründungspartner der LPX Group, erwähnte gegenüber dem GELD-Magazin in diesem Zusammenhang z.B. Altamir, Eurazeo und Onex (siehe Kasten auf der rechten Seite). Aufgrund des starken Cashflows marktführender solider Unternehmen und des Warren Buffett-Bonus ein etwas höheres Kurs/Buchwert-Verhältnis von 1,6 weist die Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway auf, deren Kurs-Cashflow-Verhältnis bei soliden 10,9 liegt. LUKRATIVE LISTED PRIVATE EQUITY FONDS UND -ETFs Als Fonds mit günstigem Chancen-Risiko-Verhältnis fällt der PPF-LPActive Value Fund CHF auf, dessen Euro-Tranche in den vergangenen fünf Jahren bei einer Sharpe-Ratio von 1,41 eine Performance von 82,1 Prozent (Stichtag 30.11.) erzielte. Die Volatilität lag in diesem Zeitraum bei überschaubaren 9,25 Prozent. Michel Degosciu beschreibt den Stockpicking-Ansatz des Fonds wie folgt: „Im LPActive Value Fund wird ein Selektionsprozess verfolgt, der sicherstellt, dass nur in Unternehmen inves-

° PRIVATE EQUITY FONDS UND -ETFs ISIN LU0641442941 LU0322250712 IE00B1TXHL60

FONDSNAME PPF-LPActive Value Fund CHF db x-trackers LPX MM Private Equity UCITS ETF iShares Listed Private Equity UCITS ETF

VOLUMEN 123,5 Mio. CHF 180,7 Mio. EUR 446,7 Mio. USD

PERF. 1 J. 19,9 % 13,0 % 24,6 %

5 JAHRE – 109,7 % 85,5 %

Quellen: Mountain-View, u. fondsweb.at; Stichzeitpunkt: 2. Dezember 2017

72 ° GELD-MAGAZIN – DEZEMBER 2017

BERKSHIRE HATHAWAY

Warren Buffetts Gesellschaft ist extrem profitabel, aber nichts für schwache Nerven.

tiert wird, die eine ,gesunde‘ Kapitalstruktur aufweisen, in der Rezession die finanziellen Mittel hatten, zu investieren und zu einem attraktiven Discount handeln. Zudem sollen sie ein positives Wachstum über Konjunkturzyklen aufweisen und hohe Ausschüttungen in Form von Dividenden tätigen.“ Durch diesen Value-Ansatz ist LPX in der Lage, Unternehmen zu identifizieren, die eine vergleichsweise tiefe Volatilität aufweisen. Per Ende Oktober waren fast 85 Prozent des Volumens in Buyout Funds investiert, elf Prozent in Growth Funds und nur 2,6 Prozent in Venture Capital. Der geografische Schwerpunkt liegt auf Europa. Eine ETF-Alternative stellt der db x-trackers LPX MM Private Equity UCITS ETF dar, der den LPX Major Market Total Return Index abbildet. Diese Benchmark enthält u.a. Branchengrößen wie Blackstone Group, KKR, Onex, aber auch Eurazeo, Wendel und Rocket Internet. Wer in den vergangenen fünf Jahren etwas mehr Volatilität (15,3 Prozent) in Kauf nahm, erfreut sich nun eines

CREDIT: www.alamy.com/Archiv

W


Private Equity

Wertzuwachses von 109,7 Prozent. Ebenfalls ein lukratives Investment war der iShares Listed Private Equity UCITS ETF, der den aus 60 Gesellschaften bestehenden S&P Listed Private Equity Index abbildet und in den vergangenen fünf Jahren 85,5 Prozent (auf Dollar-Basis) im Plus liegt. Per Ende Oktober lag das Trailing-KGV des Index bei 14,9 und die Dividendenrendite betrug 4,97 Prozent. Erwartete zweistellige Gewinnzuwächse sprechen für ein Investment. GESCHLOSSENE PE-DACHFONDS Sollten neue gesetzliche Rahmenbedingungen kleinere Mindestinvestments (z.B. ab 10.000 Euro) in Private Equity(Dach) Fonds ermöglichen, wäre dies der Beginn eines Comebacks dieser Anlageform bei

° ALTERNATIVE INVESTMENTS

einem breiteren Publikum. Derzeit müssen sich österreichische Anleger in Deutschland vor Ort beraten lassen und auch dort abschließen. Aufgrund der Risikostreuung sind Private Equity Dachfonds für Privatanleger im geschlossenen Fonds-Spektrum ein geeignetes Investment mit Ertragspotenzial. Ein bekannter Anbieter ist RWB. Birgit Schmolmüller, Geschäftsführerin der RWB PrivateCapital (Austria) GmbH, illustriert die erzielbare Wertentwicklung anhand eines reiferen Dachfonds, nämlich des RWB Global Market Fonds III, dem ersten in Österreich vertriebenen RWB-Dachfonds: „Er ist mittlerweile schon sehr reif, hat durch seine Größe – 581 Millionen Euro an gezeichnetem Kapital und 734 Millionen an bisher

zugesagtem Kapital – eine große Streubreite auf rund 130 Zielfonds und etwa 1700 Unternehmen. Das Realized Multiple beträgt aussagekräftige 1,9.“ Was jedoch viele Anleger irritiert, sind die hohen Weichkosten von PE-Dachfonds, zumal sie zu Beginn in Form von Vertriebsund Marketing-Kosten anfallen. Schmollmüller beziffert die Kosten bei den langlaufenden Global Market Fonds mit knapp 20 Prozent (Laufzeit zwölf bis 15 Jahre) und bei kürzer laufenden Dachfonds mit ca. 15 Prozent. Gleichzeitig weist sie auf eine neue Generation von Dachfonds hin, wie den RWB Direct Return, der überhaupt keine Start- bzw. Emissionskosten hat und das Kapital zu 100 Prozent investiert. Nur das Agio von fünf Prozent fällt an.

° ATTRAKTIVE BETEILIGUNGSGESELLSCHAFTEN

ALTAMIR

EURAZEO

ONEX

Die französische Gesellschaft, die europaweit investiert, notiert noch immer mehr als 20 Prozent unter ihrem Buchwert. Auf Basis des Fair Value sind 40 Prozent des Portfolios in den Bereich Technologie, Media und Telekom, 28 Prozent in Dienstleistungen und je 25 Prozent in Konsumgüter und Gesundheit investiert. Von Ende 2010 bis Juni 2017 konnte das Unternehmen den Net Asset Value (NAV) pro Aktie von 11,59 auf 21,15 Euro steigern, was einem Plus von 9,7 Prozent p.a. entsprach. Hinzu kommt auf Basis eines Kurses von 14,71 Euro eine Dividendenrendite von 3,8 Prozent.

Die finanzkräftige Gesellschaft hat vor zwei Jahren Europcar, den führenden Autoverleih Europas, an die Börse gebracht und hält noch immer mehr als 30 Prozent der Anteile. Weitere prominente aktuelle Beteiligungen sind z.B. Hotelkette Accor, das Luxus-Skibekleidungs-Unternehmen Moncler und der Zahlungsdienstleister Fintrax. Der NAV lag per 3. November mit 79,5 Euro je Aktie leicht über dem jüngsten Börsenkurs. Allerdings liegen die Cashreserven des Unternehmens mit 800 Millionen Dollar bei 14 Prozent des NAV, den das Management von 2011 bis 2016 um 13 Prozent p.a. steigern konnte.

Das kanadische Unternehmen hat 2015 SIG Combibloc in der Schweiz, einen Konkurrenten von Tetrapak, übernommen. Weitere bedeutende Investments sind u.a. die Discounter-Kette Save-A-Lot, der ehemalige Intellectual Property & Science-Geschäftsbereich von Thomson Reuters, Clarivate Analytics und Carestream Health. Per 31. März bestand der NAV/Aktie zu 35 Prozent aus Cash, der pro Aktie in den vergangenen fünf Jahren bis September 2017 um ca. zehn Prozent p.a. auf 63,88 US-Dollar stieg. Im Vergleich dazu lag der Kurs am 1. Dezember umgerechnet bei 74,13 US-Dollar.

ISIN FR0000053837

ISIN FR0000121121

ISIN CA68272K1030

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

73


rohstoffe ° Aktuelle Trends

Rohöl ° Opec hält an Drosselung fest Aufatmen, aber keine euphorie. Das Bündnis aus Opec und weiteren wichtigen ölexportierenden Staaten hat in Wien eine Verlängerung des seit Jahresbeginn geltenden Produktionslimits beschlossen. Das neue Abkommen sieht vor, die Rohölproduktion um 1,8 Millionen Barrel pro Tag zu drosseln. Davon übernimmt die Opec 1,2 Millionen Barrel, der restliche Teil wird durch die anderen beteiligten Ölproduzenten, insbesondere Russland, gestellt. Die Opec deckelt damit ihr Produktionslevel wie gehabt auf 32,5 Millionen täglich. Insgesamt werden pro Tag weltweit rund 95 Millionen Barrel Rohöl nachgefragt. Die Vereinbarung hat am Ölmarkt zu einem gewissen Aufatmen geführt, gilt das Kartell doch als ziemlich unberechenbare Organisation. Zu einem Preisschub nach oben kam es allerdings nicht. Ursache dafür sind die noch immer prall gefüllten Erdöl-Lager. So ­musste Opec-Generalsekretär Mohammad Rohöl (Sorte Brent) Barkindo eingestehen, dass die globalen Rohölbestände noch immer 140 Millionen Barrel über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt liegen. Gegen deutlich anziehende Preise sprechen, aus Sicht einer Commerzbank-Analyse, außerdem Nachrichten aus den USA. Dort steigt die Bohraktivität weiter an, obwohl die US-Rohölproduktion bereits auf Rekordniveau liegt. Somit steigt also das Angebot und die Aussichten auf eine Erdöl-Preisrally sehen mittelfristig – trotz Opec-Einigkeit – eher bescheiden aus. (hk)

Kupfer ° Ende des Booms? Kupferpreis

Industriemetall Kupfer hat seit Mai des heurigen Jahres eine mehr als respektable Performance an den Tag gelegt: Der Preis schoss von rund 5500 auf über 7000 Dollar. Ende November waren dann aber deutliche Kursrückschläge zu beobachten – ist die Kupfer-Hausse vielleicht schon wieder vorbei? Wahrscheinlicher ist, dass es sich um eine temporäre Schwäche handelt, die auf eine Kombination aus Gewinnmitnahmen und enttäuschenden Daten aus der chinesischen Industrie zurückzuführen ist. Das Reich der Mitte hat jedenfalls das Potenzial, den Kupferpreis erheblich zu beeinflussen, da China der weltgrößte Kupferkonsument ist. Laut Zahlen der Pekinger Statistikbehörde zog die chinesische Industrieproduktion im Oktober um 6,2 Prozent im Jahresvergleich an, nachdem der Ausstoß im September noch um 6,6 Prozent gestiegen war. Wie die Statistikbehörde weiter mitteilte, ging das Wachstumstempo bei den Anlageinvestitionen im Zeitraum von Jänner bis Oktober auf 7,3 Prozent im Jahresvergleich zurück, nach 7,5 Prozent in den neun Monaten bis September.Allerdings sprechen jüngste Zahlen wieder für ein verbessertes Bild der chinesischen Industrie, was Kupfer wieder zu Auftrieb verhelfen könnte. Für das Industriemetall spricht weiters, dass allgemein von einem stabilen Wachstum der Weltkonjunktur ausgegangen wird. (hk)

74 ° GELD-MAGAZIN – dezember 2017

Der Trendbruch beim Zuckerpreis hat die Rechnung so mancher Investoren versalzen.

Ruhepause ° Nach einer scharfen Aufwärts­ bewegung hat Kupfer im November eine spürbare Korrektur erfahren. Ob das bereits einen Trend­ bruch bedeutet, lässt sich charttechnisch noch nicht eindeutig beantworten. Fundamental haben schwächere Zahlen aus China Kupfer geschadet.

Kupferproduktion

China Chile Japan Indien Russland

2,5 Mio. Tonnen 1,3 Mio. Tonnen 1,3 Mio. Tonnen 0,6 Mio. Tonnen 0,6 Mio. Tonnen

CHARTS: Tai-Pan / software-systems CREDIT: Shutterstock

China belastet. Das überaus wichtige


°

Aktuelle Trends   rohstoffe

Zucker ° Rückfall deutlich An Energie verloren. Für Agrarrohstoffe zeichnet sich in jüngerer Vergangenheit ein durchwachsenes Bild ab. So verzeichnete etwa ein Korb an LandwirtschaftsETPs von ETF-Securities im November die höchsten Zuflüsse seit immerhin neun Wochen und beendete damit die seit rund einem Monat andauernden Abflüsse. Der Löwenanteil landete dabei in diversifizierten Landwirtschafts-ETPs. „Anscheinend verleitet die Preisschwäche die Anleger, in diesem Bereich Positionen aufzubauen“, heißt es zum Thema von ETF SecuritiesAnalysten. Für Zucker-Investoren sieht die Situation hingegen weniger komfortabel aus. Zuvor hatte sich der nach wie vor unverzichtbare Süßstoff noch dem allgemeinen Sektortrend entgegengestemmt und konnte zulegen. Als der Preis Anfang Dezember allerdings unter die Marke von 15 US-Cent rutschte, war es mit der Herrlichkeit allerdings sehr schnell vorbei. Im Zuge Zuckerpreis der weiteren Korrektur wurden wichtige Unterstützungslinien nach unten durchschlagen. Dabei hatte Zucker erst im heurigen Juni eine schmerzhafte Talfahrt unterbrochen und sich etwas Boden zurückerkämpft. Damit scheint es bis auf Weiteres allerdings vorbei zu sein, denn charttechnisch sind keine wirklich signifikanten Unterstützungen zu erkennen. Zu beachten ist, dass gerade Zuckerpreise sehr schnell und stark steigen können, nach unten geht es dann aber eben ähnlich rasant. (hk)

gold ° Risikoappetit steigt Goldpreis

Kein rundes bild ° Auf eine Rückkehr der Gold-Hausse muss man jetzt schon sehr lange warten: Auf Sicht von fünf Jahren stehen gar Ver­ luste von rund 25 Prozent zu Buche. Die aktuelle Chartkonstellation sieht auch nicht besonders viel versprechend aus.

Goldreserven der Notenbanken

USA Deutschland Italien Frankreich China

8.100 Tonnen 3.300 Tonnen 2.400 Tonnen 2.400 Tonnen 1.800 Tonnen

„GOLD-BÄREN“ HABEN SAISON.

Weil Gold als die Krisenwährung schlechthin gilt, sind geopolitische Entspannung und eine Favorisierung von risikoreicheren Assetklassen eine schlechte Nachricht für das Edelmetall. Und genau in diese Richtung dürfte der Trend gehen: Obwohl der Korea-Konflikt ungelöst bleibt und Donald Trump mit seiner Anerkennung Jerusalems als israelischer Hauptstadt weiter im Nahen Osten „zündelt“, scheinen die wenigsten Marktteilnehmer mit einer Eskalation zu rechnen. Das spiegelt sich im Abwärtstrend bei Gold wider, der sich im November und Dezember noch einmal beschleunigt hat. „Der Risikoappetit der Marktteilnehmer ist wieder zurückgekehrt und der Goldpreis entsprechend gefallen“, erklären Rohstoffexperten der Commerzbank den Rückgang der Edelmetall-Notierungen. Das lässt für die unmittelbare Zukunft nichts wirklich Gutes für Gold-Bullen erahnen, was zum Beispiel auch eine Umfrage des Nachrichtenportals kitco.com bestätigt. Demnach rechnen Analysten an der Wall Street erstmals seit Ende Oktober wieder mit einem nachgebenden Goldpreis. Der Höchststand des heurigen Jahres von 1350 Dollar je Feinunze (Anfang September) scheint jetzt wieder in weitere Ferne gerückt. In der „Vontobel-Rohstoff-Kolumne“ wird die Situation treffend wie folgt zusammengefasst: „Derzeit steckt wenig Fantasie im Goldpreis.“ (hk)

dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 75


WISSEN

Goldlöckchen-Szenario

Fast wie im Märchen An der Börse läuft weiterhin alles rund: Ein Höchststand löst den nächsten ab. Auch die Weltwirtschaft brummt kräftig und unterstützt die Finanzmärkte. Zu schön, um wahr zu sein? Nein! Willkommen in der Goldilock-Situation. Harald Kolerus s war einmal ein sehr ungezogenes kleines Mädchen, das Goldlöckchen hieß. Im tiefen Wald verirrte es sich und fand schließlich in einem Häuschen Zuflucht, in dem drei Bären lebten. Die waren aber gerade nicht in der guten Stube. Goldlöckchen nutzte schnell die Gunst der Stunde und kostete vom Brei der Bären, der auf drei verschiedenen Tellern dampfte. Die ­erste Speise war brennend heiß, die zweite eiskalt, die dritte aber genau richtig. Auch die Stühle und Betten der Bären wurden von dem Mädchen ausprobiert, wobei das letzte Bett perfekt passte: Goldlöckchen schläft darin auf der Stelle friedlich ein. Die goldene Mitte Wir befinden uns hier im Märchen „Goldlöckchen und die drei Bären“ (im Original „Goldilocks and the Three Bears“), das im englischsprachigen Raum sehr hohe Popularität genießt. Niedergeschrieben wurde es 1837 vom Dichter Robert Southey, die mündliche Erzählform existiert aber bereits viel länger. In weiterer Folge wurde das Märchen unter anderem als Film sowie Oper mehrfach adaptiert. Die Harvard-Professorin Maria Tatar meinte in einer Analyse klassischer Märchen, dass die Geschichte heute typischerweise als Entdeckung dessen, was „gerade richtig“ ist, interpretiert wird. Was auch in der ansonsten harten Finanzwelt Widerhall findet. Ein „Goldlöckchen-Szenario“ beschreibt demnach eine Börsensituation, die nahezu perfekt abläuft. In dieser „besten aller Welten“ herrschen geringe Inflation, stabiles Wachstum leicht oberhalb des langfristigen Durchschnitts und niedrige Zinsen vor. Das erinnert natürlich frappant an die gegenwärtige Situa­

76 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

tion von Börsen und Weltwirtschaft, weshalb die Mehrzahl der Beobachter heute von einem „Goldilock-Szenario“ spricht. Die bange Frage lautet allerdings: Wie lange können die märchenhaften Zustände noch anhalten? Immerhin gab es sogar im Original ein böses Erwachen: Als die drei Bären wieder nach Hause kamen, vertrieben sie Goldlöcken schnurstracks aus den warmen Federn – die schlagartige Flucht des frechen Mädchens bot die einzige Rettung. In einer Abwandlung des klassischen Stoffs wurde in der Satireserie „Die Simpsons“ Goldlöckchen sogar von den grausamen Bären zerfleischt! So weit soll es natürlich nicht kommen, wir lernen aber: Wo gleich drei Bären auf einmal losgelassen sind, sollten (Börsen-)Bullen besser das Weite suchen. Reale Gefahren? Frei nach dem „Goldlöckchen-Szenario“ könnte man die Bären nun als starke Inflation, deutlich steigende Zinsen und abbrechendes Wachstum identifizieren. Hält man sich die makroökonomische Situation vor Augen, sollte man sich aber keine Bären aufbinden lassen. So gehen Marktbeobach­

ter von einer sehr geringen Teuerungsrate aus, auch scheint das globale Konjunkturwachstum intakt. Letztlich sind Zinserhöhungen in den USA zwar schon erfolgt, sie sind allerdings sehr moderat ausgefallen. Es wird mit der Fortsetzung dieses vorsichtigen Weges jenseits des Großen Teichs gerechnet. In Europa sollten die Zinsen ebenfalls tendenziell steigen, aber in einer noch ruhigeren Gangart. Die EZB agiert hier sehr zurückhaltend – möglicherweise, um keine schlafenden Bären zu wecken. In einer Analyse von Columbia Threadneedle wird die Situation wie folgt zusammengefasst: „Die Weltwirtschaft ist derzeit weder so heiß, dass eine aggressive geldpolitische Straffung gerechtfertigt wäre, noch so kalt, dass Rezessionsängste aufkommen könnten.“ Und laut einer Analyse der Bank of America Merrill Lynch vom vergangenen September glauben über 40 Prozent der befragten Fondsmanager, dass das Goldlöckchen-Szenario noch einmal zwölf Monate anhalten wird. Das klingt märchenhaft, fast zu schön, um wahr zu sein. Aber wie heißt es: Und wenn sie nicht gestorben sind ... feiern die Börsen noch immer.

credit: Shutterstock

E


Im Gespräch mit Daniel Reisenhofer, D.R.Vertriebsimpulse

° SERVICE

Vom Motiv zur Motivation Die nackten Zahlen alleine sind zwar wichtig, aber nicht allein entscheidend. Wer im Verkauf erfolgreich sein möchte, muss seine Kunden auf einer unterbewussten Ebene ansprechen und seine Bedürfnisse sowohl verstehen als auch wecken können. GELD °

und Prestige sehr spannende Beweggründe, um Kaufmotivation beim Kunden zu erwirken. Da gibt es jedoch noch einige weitere. Solche Motive können wir durch gezielte Fragen und bewegende, bildhafte Sprache „triggern“, um sie dann mit unserer Lösung hintan in der Präsentation zu befriedigen.

In Ihrem Vortrag beim letzten GELD-

Magazin Institutional Investors Congress im November haben Sie über Beweggründe und Kaufmotivationen gesprochen. Weshalb ist das im Verkauf so wichtig?

DANIEL REISENHOFER: Die meisten im Verkauf agierenden Menschen denken, dass lediglich die nackten Zahlen ihrer Produkte eine Kaufentscheidung herbeiführen. Das ist sehr schade. Denn es gibt eine simple Regel: Kunden, die Sie über die Zahlen gewinnen, verlieren Sie über die Zahlen. Wenn Kunden nur bei Ihnen kaufen, weil Sie die schönsten Zahlenwerke auf Ihren Fact Sheets abdrucken, ist das keine hochwertige Kaufmotivation. Diese Kunden ziehen dann zum nächsten Marktbegleiter, der performanceseitig die Nase vorn hat. Unterm Strich kaufen Kunden innerhalb der Finanzdienstleistungs-Industrie doch ein Produkt, wo Zahlen stimmig sein müssen, oder?

Natürlich spielt das Kaufmotiv „Wirtschaftlichkeit“ immer eine wichtige Rolle. Wenn wir jedoch selbst den Glaubenssatz vertreten, dass Kunden nur bei uns kaufen, wenn die Performance stimmt, dann stelle ich eine provokante Frage: „Welche Daseinsberechtigung haben Menschen im Verkauf, wenn ohnedies nur die Zahlen über Kauf oder Kaufunterlassung entscheiden?“ Da muss es mehr geben. Welche Beweggründe abseits attraktiver Zahlen, beispielsweise beim Thema Geldanlage,

CREDIT: beigestellt

können Sie uns nennen?

Genau an dieser Stelle kommen die Motive ins Spiel. Vorab muss man eines wissen: Motive benötigen immer den Mangel und somit die Befriedigung. Einfaches Beispiel: Wenn ich Hunger habe, benötige ich etwas zu essen. Und dann muss ich es mir beschaffen. Danach ist der Mangel befriedigt und das Motiv schlum-

Nun denken die meisten beim Motiv „Sicherheit“ gleich an das Produkt und dessen Attribute. Ist das ausreichend?

Daniel Reisenhofer Trainer & Keynote Speaker

mert in mir, bis es wieder an die Oberfläche kommt. Dann geht’s von vorne los: Vom Motiv zur Motivation. Bei angeborenen Motiven wie Hunger, Schlaf oder Durst ist das ja noch sehr simpel. Bei soziogenen Motiven, die durch das Leben in der Gesellschaft entwickelt werden, ist es schon etwas diffiziler. Denn viele dieser Motive schlummern in uns und kommen erst an die Oberfläche, wenn bestimmte Situationen eintreten. In anderen Worten: Motive sind nicht real oder vernunftgeprägt. Sie sind nur im Geiste existent. Somit sind sie veränderbar, nämlich – mit sehr viel Disziplin – von einem selbst, eher jedoch von außenstehenden Impulsgebern. Hier schließt sich der Kreis: Verkäufer sind solche Impulsgeber und haben die Aufgabe, den „Motivraum aufzuspannen“. Was heißt das im Verkauf: Wir haben nicht nur die Möglichkeit, bereits bestehende, sichtbare Motive mit unseren Produkten zu befriedigen. Mehr noch: Wir können Bedarf schaffen, wo vorher keiner war, indem wir Motive ergründen, die vorher latent waren. Neben der zuvor erwähnten Wirtschaftlichkeit sind die Motive Bequemlichkeit, Sicherheit

Leider überhaupt nicht. Viele Verkäufer assoziieren mit dem Wort „Sicherheit“ den Begriff Sondervermögen, einen geringen Drawdown oder andere Risikokennzahlen. Somit nehmen sie sich selbst die Chance, das Motiv Sicherheit als „Erfolgsfaktor Mensch“ zu aktivieren. Ein anspruchsvolles Gespräch, wo der Kunde neben guten Fakten eine starke Beraterpersönlichkeit im Dialog wahrnimmt, gibt dem Kunden die Sicherheit und somit das Vertrauen, dass hier eine solide Partnerschaft entsteht. Da werden die Zahlen das, was sie sein müssen, nämlich ein Thema unter vielen. Was können Vertriebe innerhalb der gesamten Finanzdienstleistungs-Industrie Ihrer Meinung nach verbessern?

Menschen die in der Verkaufswelt tätig sind, müssen präzise überlegen, welche Motive sie beim Gegenüber auf einer unterbewussten Ebene ansprechen können. Nämlich nicht nur durch ihre Produkte, sondern speziell durch den Erfolgsfaktor Mensch. Wenn sie diese Hausaufgaben machen, werden sie feststellen wie vielschichtig und bunt die Welt des Verkaufs sein kann, obwohl sie nicht immer die besten Kennzahlen vorweisen können. www.reisenhofer-vertriebsimpulse.at

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

77


ImmobilienPanorama Wohnkosten in Österreich

Wiener Immobilienmarkt

weiter gestiegen. Laut Statistik Austria hat

Positiver Trend. Wien verbesserte sich im

sich Wohnen in Österreich im dritten Quartal weiter verteuert. In diesem Zeitraum legten die Hauptmieten (inklusive Betriebskosten) gegen­ über dem Vorquartal von 504,70 auf 507,60 Euro pro Monat zu. Ein Jahr davor waren es erst 490,30 Euro im Monat gewesen und der Jahresschnitt 2016 lag bei 488,50 Euro. Die Be­ triebskosten pro Wohnung gingen zuletzt sogar etwas zurück, vom zweiten zum dritten Quar­ tal von im Schnitt 133,30 auf 132,90 Euro pro Wohnung. Die Miete samt Betriebskosten betrug zuletzt pro Quadratmeter 7,70 Euro, die Netto­ miete ohne Betriebskosten 5,60 Euro und die Betriebskosten 2,10 Euro. 2016 lagen pro Qua­ dratmeter die Bruttomieten bei 7,40 Euro, die Nettomieten bei 5,40 Euro und die Betriebs­ kosten bei 2,00 Euro.

europäischen Gesamtranking für Immobilien­ investitionen bzw. -entwicklung von Platz 14 auf Platz 13. Hinsichtlich der künftigen Mie­ ten- und Immobilienwertsteigerungspotenziale schob sich die Hauptstadt von Platz 14 auf den achten Platz. „Für den Wiener Immobilienmarkt lässt sich im Hinblick auf die Kriterien Investment und Development auch für 2018 ein positiver Trend erkennen. Das zeigen auch die letzten Ent­ wicklungen am Gewerbeimmobilienmarkt: Die Gesamtinvestitionen stiegen im ersten Halbjahr 2017 um rund 80 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Das betrifft – wie auch in der Vergangenheit – ei­ nige sehr große Transaktionen in Wien“, erklärt Wolfgang Vejdovsky, Territory Leader Real Estate bei PwC Österreich. Deutsche Fonds waren in Ös­ terreich die größten Käufer des Jahres: Al­lianz Real Estate erwarb z.B. das Bürogebäude The Icon Vienna, während die Deka das höchste Büro­ gebäude Österreichs, den DC Tower, übernahm. „Für 2018 zeichnen sich zentrale Stadt-Büros

Signa Prime Selection

Wien im Aufwind: Immobilien-Investoren wollen am weiteren Aufschwung profitieren. und High-Street-Shops investitionsseitig europa­ weit als weiterhin wichtige Immobiliensektoren ab. Logistik-Immobilien stehen aufgrund des im­ mer stärker wachsenden E-Commerce seitens der Investitions- und Entwicklungspotenziale an erster Stelle.Wie wir auch in Wien erkennnen,sind zudem Studentenwohnungen der beliebteste Nischensektor, gefolgt von Hotels und Einrich­ tungen für ältere Menschen“, so Vejdovsky.

Mega-deal. Die SIGNA Prime Selection AG er­

Das Upper West in Berlin ist eines der fünf von Signa Prime Selection AG erworbenen Objekte.

78 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

Immobilien-Crowdfunding Attraktive Zinsen. Im Gegensatz zum

Crowdfunding zugunsten von Start-up-Unter­ nehmen, bieten Nachrangdarlehen zugunsten von konkreten Immobilien-Projekten eine hö­ here Ausfalls-Sicherheit – bei kurzen Laufzeiten und attraktiven Verzinsungen. So organisierte beispielsweise Österreichs führende ImmobilienCrowdfunding-Plattform dagobertinvest.at Mitte Dezember das Funding für einen DachgeschoßAusbau in Wien Margareten mit einer Laufzeit von einem Jahr und einer Verzinsung von 6,25 Prozent. Die Fundingschwelle lag bei 200.00 Euro, das Fundinglimit bei 600.000 Euro. In der Regel sind solche Angebote innerhalb weniger Tage ausplatziert. CEO und Co-Gründer Mag. Andreas Zederbauer ­beschreibt das Geschäftsmodell von dagobert invest folgendermaßen: „Unsere CrowdfundingProjekte sind keine Neugründungen, sondern werden von etablierten Unternehmen durch­ geführt. Sie sind betriebswirtschaftlich geprüft, wodurch die Ausfallswahrscheinlichkeit deutlich reduziert wird. Trotz allem empfehlen wir immer,

das Kapital auf mehrere Projekte zu verteilen.“ Hin­ ter dagobert invest stecken Profis aus dem Bankenbe­ reich, die das Defizit bei der Finanzie­ rung von Klein- und Andreas Zederbauer, CEO und Co-Founder mittelständischen von dagobertinvest.at Unternehmen erkannten. Zeder­ bauer war lange Zeit Bankvorstand in Wien, sein Head of Real Estate,Markus Dvorak,Senior Banker mit Schwerpunkt Immobilien, Projektfinanzie­ rung und Structured Finance. Dass das Geschäft bei dagobert invest blüht, liegt u.a. auch daran, dass bestehende Kunden ihre Gelder immer wie­ der reinvestieren. „In Österreich wurden bisher 70 Projekte erfolgreich finanziert. Die rund sechs Millionen Euro an platziertem Volumen konnten wir heuer bereits im ersten Halbjahr erreichen“, so Zederbauer.

creditS: beigestellt, UPPER WEST: Franz Brück

warb unlängst ein Portfolio, bestehend aus fünf Trophy Assets, in absoluten Bestlagen in Berlin, Hamburg, Frankfurt und München. Mit einem Ankaufsvolumen von rund 1,5 Milliarden Euro ist diese Transaktion der größte Immobiliendeal in Deutschland im Jahr 2017. Das Portfolio um­ fasst das Hochhaus „Upper West“ in Berlin, die beiden Bestandsobjekte „Kaufmannshaus“ und „Alster­arkaden“ in Hamburg, die Projektentwick­ lung „Upper Zeil“ in Frankfurt sowie 50 Prozent der RFR-Beteiligung des Projekts „Karstadt am Münchner Hauptbahnhof“. Die weiteren 50 Pro­ zent dieses Projektes waren bislang schon im Besitz von SIGNA Prime.


Im Gespräch mit Mag. Mario Kmenta, trivium

° IMMOBILIEN

Exponentielles Wachstum Der Immobilienentwickler trivium feiert am 1. April 2018 das zehnjährige Bestehen. Wir sprachen mit dem

geschäftsführenden Gesellschafter, Mag. Mario Kmenta, über das Erfolgsrezept von trivium, die mittlerweile auf knapp 50 Mitarbeiter angewachsen ist – und wie er weiterhin für Investoren satte Renditen generieren will. Mario Franzin

GELD °

richtigen Preissprung und die Renditen werden uninteressant. Diese Unterschiede zu nützen, ist genau unser Geschäft. Denn wir sind keine klassischen Bauträger, unser Fokus liegt im Investment und nicht im Bau als Selbstzweck. Am Bau verdienen wir nichts. Das Know-how und das Geschick im Einkauf und im Verkauf sowie die Fähigkeit, alternative Konzepte für einzelne Objekte zu finden, bringen den Mehrwert. Ziel ist es, in einem Zeitraum von drei bis sechs Jahren jährlich zweistellige Renditen zu erwirtschaften.

trivium feiert am 1. April 2018 das

zehnjährige Jubiläum. Wie sind Sie mit der Entwicklung zufrieden?

MARIO KMENTA: Der Anfang war hart. Bei Immobilienentwicklungen und dem -handel ist das Image enorm wichtig. Wir haben mit eigenem Geld und jenem unserer Familie und Freunde begonnen. Umso mehr Projekte wir aber erfolgreich abgewickelt haben, umso stärker wurde der Zustrom an neuen Investoren – auch zufriedene bestehende Kunden reinvestieren ihr Geld zumeist wieder mit uns. Mittlerweile haben wir einen Kundenstamm, der uns vertraut und wir gewinnen auch neue Partner, die höhere Beträge mit uns investieren. Wir sehen hier eine exponentielle Entwicklung. Diese Kunden wissen, dass wir ihr Geld im Immobilienbereich gut investieren, weil wir unser Geschäft verstehen. Das heißt, wir sehen hier einen Wandel vom Vertrauen des Kunden in ein einzelnes Projekt zu einem Vertrauen in die Marke trivium – was uns natürlich sehr freut. Sie haben Ihre Projekte auf relativ wenige Lagen konzentriert. Gehen Ihnen da nicht mit

CREDIT: beigestellt

der Zeit die Projekte aus?

Nach dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“ gehen wir ausschließlich nur in Märkte, bei denen wir über detaillierte Informationen verfügen. Bei jedem einzelnen Projekt ist es enorm wichtig, die Mikrostruktur genau zu kennen. Die Entwicklung der Lagen und der Umgebung, der persönliche Kontakt zu den lokalen Banken, gute Kenntnisse über die Ziele der Regionalpolitik. Nur so werden die Projekte und deren Renditen realistisch einschätzbar. Daher investieren wir nur dort, wo wir uns wirklich gut auskennen: vor allem in Wien, in Vorarlberg und in Graz. Bewegen wir uns in anderen Märkten, wie derzeit z.B. in Marburg in

Ab und an liest man von Überbewertungen bei

Mag. Mario Kmenta, geschäftsführender Gesellschafter der trivium GmbH

Slowenien oder in Süddeutschland – das Gebiet rund um den Bodensee –, machen wir das ausschließlich mit uns sehr gut bekannten und vertrauenswürdigen lokalen Partnern, die eben über gute Kenntnisse der Mikrostruktur in der entsprechenden Gegend und sehr gute lokale Kontakte verfügen. Ich halte das für einen der Schlüsselfaktoren für die erfolgreiche Abwicklung von Immobilien-Entwicklungen. trivium ist in den letzten Jahren der Boom am Immobilienmarkt sehr entgegengekommen. Wie denken Sie, wird das mit den Preisen weitergehen?

Das muss man differenziert betrachten. In Wien sind uns die Preise im Einkauf z.T. schon zu hoch. Hier investieren wir nur mehr sehr selektiv. Zum Beispiel haben wir gerade ein Objekt in der Margaretenstraße relativ günstig erworben, das wir weiterentwickeln. Sie sehen dort ab der Reinprechtsdorfer Straße stadteinwärts – quasi über die Straße – einen

Immobilien in zentralen Lagen und einer möglichen Korrektur. Sehen Sie diese Gefahr auch?

Für die Beantwortung dieser Frage muss man das Makroumfeld betrachten. Ich gehe davon aus, dass die Zinsen in Europa langfristig niedrig bleiben müssen, da sonst viele hochverschuldete Euro-Staaten ernsthafte Probleme bekommen. Aber selbst in dem Fall, dass die Zinsen überraschend steigen, sind wir mit unseren relativ kurzen Projektzeiträumen dieser Gefahr gegenüber wenig exponiert. Zudem ist in einem solchen Szenario zu erwarten, dass es kurzfristig dann erst recht zu einem Run auf reale Werte kommen wird. Einer der Vorteile bei Immobilien ist bekanntlich ja auch, dass Inflation durch die Mietpreis-Indexierungen direkt abgegolten wird. In Summe sehe ich die Immobilienmärkte daher bis auf einige überbewertete Lagen mittelfristig nicht in Gefahr. Außerdem werden besonders in Wien durch den relativ hohen Zuzug die Preise stabilisiert. Aufgrund der anhaltenden Nachfrage von rund 40.000 Wohnungen pro Jahr sind in nächster Zeit Preisrückgänge kaum vorstellbar. www.trivium.at

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

79


Immobilien ° Projekte in Wien

Wohnen mit Ausblick

L

aut Wiener Wohnungsmarktbericht von EHL für das dritte Quartal ist das Angebot am Wiener Wohnungsmarkt deutlich gestiegen. Relativ neu ist der Trend zu Wohntürmen, wie das TrIIIple oder MySky, das aber gut von den Käufern angenommen wird. Zu den zahlreichen großen Bauprojekten, die im dritten Quartal fertig gestellt wurden, zählen unter anderem die beiden Buwog-Projekte Rivus Quartus in der Breitenfurter Straße mit 130 Wohnungen und Southgate mit 242 Einheiten in der Sagederstraße. In den ersten drei Quartalen wurde laut EHL somit eine signifikante, über dem Niveau der Vorjahre liegende Zahl von Projekten mit deutlich mehr als 100 Wohneinheiten verzeichnet. Dieser Trend trägt dazu bei, dass die Zahl der Fertigstellungen im Gesamtjahr 2017 um etwa

sechs Prozent über dem Wert des Vorjahres liegen wird. Diese großvolumigen Bauten entstehen nicht nur in den großen Flächenbezirken wie Donaustadt, Floridsdorf und Liesing oder Stadtentwicklungsgebieten wie der Seestadt Aspern, sondern durch die Umnutzung ehemaliger Betriebs-, Bahn- oder Kasernengelände zu einem wesentlichen Teil in innerstädtischen Lagen. Beispiele dafür sind das Laendyard auf den Siemensgründen in Erdberg mit 500 Wohnungen oder die ehemalige Körner Kaserne im 14. Wiener Gemeindebezirk, wo bis zu 1000 neue Wohnungen entstehen werden. Die Flächenwidmung für dieses Großprojekt wird voraussichtlich noch dieses Jahr im Gemeinderat beschlossen. Unter den peripher gelegenen Bauvorhaben sticht das

kürzlich gestartete Buwog-Projekt SeeSee hervor, das mit 286 Wohnungen das mit Abstand größte freifinanzierte Projekt in der Seestadt Aspern ist. Es wurde übrigens im Oktober in London mit dem European Property Award „Best Residential High-rise Development Austria“ ausgezeichnet. Ein weiteres Beispiel, bei dem kürzlich der Spatenstich erfolgte, ist das von Austrian Real Estate und Premium Immobilien umgesetzte Das Ensemble im 3. Wiener Gemeindebezirk mit rund 800 Wohneinheiten. Zum verstärkten Angebot am Wohn­ immobilienmarkt tragen die zahlreichen Hochhausbauten bei, die ursprünglich als Büroobjekte konzipiert waren. Markante Beispiele dafür sind das TrIIIple am ehemaligen Zollamtsgelände in Erdberg mit zwei Wohntürmen und ca. 500 Wohnungen, für

Körner Kaserne

Das Ensemble

Marina Tower

Adresse Fertigstellung Wohneinheiten Entwickler Homepage

Adresse Fertigstellung Wohneinheiten Entwickler Homepage

Adresse Fertigstellung Wohneinheiten Entwickler Homepage

1140 Wien, Spallartgasse 21–23 ab 2020 ca. 1000 Consulting Company consulting-company.at/node/118

1030 Wien, Erdberger Lände 36–38 2019 800 ARE / Premium Immobilien das-ensemble.wien Bild: Brick Visual

80 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

1020 Wien, Handelskai 346 offen 640 IES marinatower.at

creditS: beigestellt; Raiffeisen

Heuer werden in Wien rund 42.000 Wohnungen neu bezogen worden sein – laut EHL Immobilien davon rund 13.000 Einheiten im Eigentum, der Rest als Mietwohnung. Und die steigende Nachfrage löste einen regelrechten Bauboom hervor. Wir stellen Ihnen hier die aktuelle Entwicklung und die größten Projekte vor. Mario Franzin, David Breitwieser, EHL


°

Projekte in Wien   Immobilien

„Der Trend geht aktuell eindeutig in Richtung Wohntürme. Wohnen mit Ausblick erlebt einen Boom“

„Wir erleben in Österreich einen Allzeitrekord am Markt für Eigentumswohnungen“

David Breitwieser, EHL Immobilien

die Anfang Oktober der Spatenstich erfolgte, die Danube Flats, ein Objekt der Soravia-Gruppe bei der Reichsbrücke mit 500 Wohnungen oder der Marina Tower von IES Immobilien am Handelskai mit 640 Wohnungen und einer Überplattung des Handelskais (Marina Decks). Diese Projekte kommen teilweise schon ab 2017 auf den Markt und werden in den kommenden zwei bis drei Jahren fertig gestellt werden. Die hohe Neubauleistung trägt jedenfalls dazu bei, den seit Jahren bestehenden Nachfrageüberhang am Wiener Wohnungsmarkt etwas zu entschärfen.

Bernhard Reikersdorfer, Re/Max

kann mit dieser Entwicklung noch nicht Schritt halten, wenn auch die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot heuer nicht mehr ganz so groß ist wie in den vergan­ genen Jahren. Für 2017 wird damit gerechnet, dass um ca. 7000 Wohnungen weniger als benötigt fertig gestellt werden.

Deutlicher Nachfrageüberhang Das Marktvolumen ist in den ersten neun Monaten 2017 gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres stabil geblie-

ben. Es wurden 10.300 Wohnungen verkauft und 32.000 Wohnungen (vier Prozent mehr als im Vorjahr) vermietet. Für das Gesamtjahr wird mit ca. 13.000 verkauften und 44.000 vermieteten Wohnungen gerechnet und damit einem Wert in etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Besonders stark gefragt waren im Eigentumsbereich Wohnungen zwischen 45 und 70 m2 Wohnfläche mit einem Gesamtpreis zwischen 190.000 und 280.000 Euro. Im Mietbereich wurden vor allem Wohnungen mit zwei Zimmern und ca. 45 m2 Fläche gesucht. Nach dem starken Wachstumsjahr 2015, in dem Wien auch aufgrund des starken Zuzugs um 43.000 Personen wuchs, stieg die Einwohnerzahl 2016 um 27.700 Personen. Bereits 2022 werden zwei Millionen Menschen in Wien leben. Die Neubauleistung

Laendyard

Triiiple

Danube Flats

Adresse Fertigstellung Wohneinheiten Entwickler Homepage

1030 Wien, Erdberger Lände 26 Frühjahr 2018 500 CA Immo laendyard.com

Adresse Fertigstellung Wohneinheiten Entwickler Homepage

1030 Wien, Schnirchgasse 9-9A 2020 500 ARE Development / Soravia triiiple.at

Eigentumspreise auf hohem niveAU Die Preise für Eigentumswohnungen in Wien haben sich im dritten Quartal stabil entwickelt. Grund dafür sind die zahlreichen Neubauprojekte, die vor allem in dem am stärksten gefragten, mittelpreisigen Segment zu einem Ende der überdurchschnittlichen Aufwärtsentwicklung führten. Der durchschnittliche Wohnungskaufpreis lag bei ca. 4050 Euro/m2, wobei die Preise in Lagen innerhalb des Gürtels deutlich höher

Adresse Fertigstellung Wohneinheiten Entwickler Homepage

1220 Wien, Wagramer Straße 2 2019 500 Soravia danubeflats.at

Bild: IFA/ZOOMVP

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 81


Immobilien ° Projekte in Wien

waren als in den peripher gelegenen Objekten. So beträgt z.B. im Projekt Edler ­Living in der Wohllebengasse im 4. Bezirk der durchschnittliche Quadratmeterpreis 7900 Euro. Die gute Konjunkturentwicklung trägt dazu bei, das erreichte Preis­ niveau nachhaltig zu stützen. Für 2017 und die folgenden Jahre wird mit Preiserhöhungen in etwa im Rahmen der Inflationsrate gerechnet. Ein Rückgang der Eigentumspreise ist weder kurz-, noch mittel- oder langfristig zu erwarten. Der verstärkte Neubau wird zwar den Nachfrageüberhang verringern und auf längere Sicht ausgleichen, aber ein Angebotsüberhang ist in Anbetracht der demografi­schen Entwicklung praktisch ausgeschlossen. Zudem kaufen Eigennutzer nach wie vor mit sehr hohem Eigenkapitalanteil und Wohnungsinvestoren profitieren von den anhaltend niedrigen Zinsen. Dementsprechend ist der Zustrom von Kapital in den Wohnimmobilienmarkt ungebrochen hoch. Auch der internationale Vergleich unterstreicht die gute fundamentale Basis des Wiener Preisniveaus. Wohnen ist in Wien nach wie vor deutlich besser leistbar als in anderen internationalen Städten wie beispielsweise London, Paris oder München.

Mietpreise stabilisieren sich Nach teilweise deutlichen Anstiegen in den Vorjahren haben sich die Quadratmetermieten 2017 stabilisiert. Hintergrund dafür ist, dass ein großer Teil der potenziellen Mieter bei den gesamten Mietkosten eine bestimmte Schwelle nicht überschreiten will oder kann. In den Vorjahren konnte eine kontinuierliche Reduktion der Wohnungsgrößen die steigenden Quadratmetermieten ausgleichen. Die Möglichkeiten zur Flächenreduktion bei gleichbleibendem Wohnwert sind jedoch mittlerweile weitgehend ausgereizt. Daher ist es zunehmend schwierig, höhere Quadratmetermieten durchzusetzen. Die hohe Neubauleistung wirkt sich ebenfalls stabilisierend auf das Mietniveau aus und die neuen Flächen können vom Markt gut absorbiert werden. Auch in Zukunft wird das Preisniveau gehalten werden können. In den kommenden Jahren wird das Angebot an Mietwohnungen steigen, da immer mehr Bauträger Objekte, die eigentlich für den Einzelverkauf gedacht waren, als Gesamtinvestment veräußern und die Wohnungen seitens dieser Investoren vermietet werden. Hintergrund dieser Entwicklung sind die hohe Liquidität und der starke Veranlagungsdruck institutioneller Investoren, die sich mittler-

Rivus

Park Living

Adresse 1230 Wien, Breitenfurter Straße 239 Fertigstellung Ende 2017 Wohneinheiten ca. 500 Entwickler Buwog Homepage buwog.com/de/projekt/wohnpark-liesingbach

Adresse Fertigstellung Wohneinheiten Entwickler Homepage

82 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

„Unsere Development-Pipeline umfasst 10.096 Einheiten mit einer Gesamtinvestition von 2,9 Milliarden Euro“ Daniel Riedl, Buwog

weile verstärkt dem Wohnungssegment zuwenden. Besonders sind Wohnungen mit guter Infrastruktur gesucht Die wichtigste Einflussgröße auf die Entwicklung der Lagen war die Anfang September eröffnete Verlängerung der U1 Richtung Oberlaa. Die Erschließung mit der UBahn rückt diesen Teil Favoritens deutlich näher an das Zentrum und hat sowohl die Nachfrage als auch die Eigentums- und Mietpreise in den trassennahen Lagen stark nach oben getrieben. Die Lagen am Hauptbahnhof gewinnen ebenfalls zunehmend an Beliebtheit. Dort beging Signa vor Kurzem die Gleichenfeier für die „Park­apartments am Belvedere“, mit mehr als 330 Wohnungen eines der größten freifinanzierten Projekte.

SeeSee Home

1140 Wien, Penzinger Straße 76 ab 2020 ca. 450 Buwog buwog.com/de/projekt/park-living

Adresse 1220 Wien, Seestadt Aspern, Maria-Tusch-Straße 24 Fertigstellung Frühjahr 2019 Wohneinheiten 285 Entwickler Buwog Homepage buwog.com/de/projekt/SeeSeeHome


G -HW] $Q W OH DX JH FK NE U D I¾ U! XV U 7 ˜ UD VW GH HU U UH LF K XQ

+DQGHOQ ]XP )HVWSUHLV

5,00 EUR

Orderprovision* pro Trade

È´[H 2UGHUSURYLVLRQ* I¾U DOOH :HUWSDSLHUH )RQGV RKQH $XVJDEHDXIVFKODJ NRVWHQORVH 'HSRW .RQWRI¾KUXQJ ZZZ È´QDQ]HQ EURNHU QHW 'LH 2UGHUSURYLVLRQ I¾U GHQ .DXI RGHU 9HUNDXI HLQHV :HUWSDSLHUV EHWU¦JW DQ DOOHQ GHXWVFKHQ +DQGHOVSO¦W]HQ (XUR =XV¦W]OLFK I¦OOW HLQH SDXVFKDOLHUWH +DQGHOVSODW]JHE¾KU LQ +¸KH YRQ (XUR DQ $Q 5HJLRQDOE¸UVHQ )UDQNIXUW 6WXWWJDUW '¾VVHOGRUI %HUOLQ +DPEXUJ XQG 0¾QFKHQ I¦OOW JJI ]XV¦W]OLFK HLQH %¸UVHQJHE¾KU 0DNOHUFRXUWDJH DQ (LQH $XIVWHOOXQJ GHU %¸UVHQJHE¾KUHQ È´QGHQ 6LH DXI È´QDQ]HQ EURNHU QHW E]Z DXI GHQ MHZHLOLJHQ ΖQWHUQHWVHLWHQ GHU %¸UVHQ


versicherungPanorama vienna insurance group: Positive entwicklung zufriedenstellende Bilanz. Elisabeth

Stadler, Generaldirektorin der Vienna Insurance Group (VIG), hat Grund zur Freude: Die wesentlichen Kennzahlen des Konzerns konnten sich in den ersten drei Quartalen 2017 verbessern. Die verrechneten Konzernprämien stiegen um 2,7 Prozent auf 7,1 Milliarden Euro. Ohne Berücksichtigung der Einmalerläge liegt das Prämienwachstum bei 5,6 Prozent. Zum Plus, das vorwiegend aus den

Bereichen der Kfz- und sonstigen Sachversicherungen stammt, haben in erster Linie Polen, Ungarn,die Tschechische Republik,die Slowakei, Bulgarien, Kroatien und Serbien beigetragen. Der Konzerngewinn (vor Steuern) erhöhte sich auf 331 Millionen Euro. Dazu tragen die CEEMärkte über 60 Prozent bei. Der Gewinnanstieg um rund zehn Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode ist vor allem auf die verbesserte Combined Ratio sowie auch die gute Entwicklung des Finanzergebnisses zurückzuführen. Durch die Steigerung der Ertragskraft in der Sachversicherung konnten die Einflüsse des Niedrigzinsumfeldes kompensiert werden.

Zahlenspiel

145

Euro gibt jeder Österreicher im Schnitt monatlich für Vorsorgepro-

dukte aus, so eine IMAS-Umfrage. Männer liegen beim investierten Vorsorgekapital mit 183 Euro pro Monat deutlich vor den Frauen, die im Schnitt 100 Euro für das Alter zurücklegen. Entsprechend dem starken Sicherheitsbedürfnis der Gesellschaft sind die klassische Haushalts- bzw. Eigenheimversicherung mit 60 Prozent und das Sparbuch mit 58 Prozent, gefolgt vom Bausparvertrag und der privaten Unfallversicherung mit je 44 Prozent, nach wie vor die beliebtesten Vorsorgeprodukte. Ein Drittel der Österreicher besitzt eine klassische Lebensversicherung, 29 Prozent sorgen mittels Immobilienbesitz vor und 23 Prozent

Helvetia: beste Versicherung Österreichs

setzen auf eine private Krankenversicherung. Eine Firmenpension, eine Pensionsvorsorge mit staatlicher Förderung und Wertpapiere befinden

ausgezeichnet. Helvetia wurde beim

Ranking der besten Unternehmen der Finanzbranche, das alljährlich vom „Börsianer“ durchgeführt wird, zur besten Versicherung Österreichs 2017 gekürt. Anhand eines dreisäuligen Scoring-Modells wurden 140 Unternehmen aus der Finanzbranche bewertet, davon 28 Versicherungen. Mit einem Gesamtscore von 76,97 setzte sich Helvetia gegen die Mitbewerber der Assekuranz durch. Nach Platz acht im Vorjahr gelang der ältes­ ten Kompositversicherung Österreichs damit heuer der Sprung an die Spitze bei den Versicherungen. Auch im Gesamtvergleich aller

bewerteten Unternehmen schlug sich Helvetia gut und erreichte den zweiten Platz. Das bedeutet eine Steigerung um mehr als 50 Plätze gegenüber dem Vorjahr. Helvetia überzeugte laut der umfangreichen Analyse „mit einer positiven Geschäfts- und Produktentwicklung sowie einer guten Reputation am Markt in allen drei Säulen des Bewertungsmodells“. Helvetia betreut in Österreich mit rund 850 Mitarbeitenden etwa 500.000 Kundinnen und Kunden. Im Geschäftsjahr 2016 betrugen die Prämien­ einnahmen von Helvetia hierzulande (Leben, Nicht-Leben, Transportversicherung) 484,8 Millionen Euro.

sich jeweils im Portfolio von einem Fünftel der Befragten. Im Vergleich dazu haben erst drei Prozent eine private Pflegeversicherung abgeschlossen, was für diesen Bereich ein noch deutlich unterentwickeltes Vorsorgebewusstsein erkennen lässt. Ein weiteres Ergebnis der Befragung, das durchaus bedenklich stimmt: Österreicher, die ganz allgemein an die langfristige Zukunft denken, geben eine überwiegend pessimistische ­Einschätzung ab: 29 Prozent blicken mit Skepsis, 31 Prozent sogar mit Sorge auf den Zeitraum der nächsten zehn Jahre.

11,4

Prozent ihres Jahreseinkommens legen im Berufsleben ste-

UNIQA wünscht angenehme träume

hende Investoren rund um den Globus für ihre Altersvorsorge zur Seite. Das ist eine Erkenntnis aus der Schroders Global Investor Study 2017, für die

40 Prozent der Österreicherinnen und Öster­ reicher haben Schwierigkeiten, ein- oder durchzuschlafen; mehr als acht Prozent beinahe jeden Tag. Zu diesem erschreckenden

84 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

Ergebnis kommt das Gesundheitsministerium. „Der Mensch braucht regelmäßig ausreichend Schlaf, um sich am nächsten Morgen frisch zu fühlen und Erlebnisse des Tages verarbeiten zu können. Eine durchwachte Nacht bringt am Folgetag noch keine schwerwiegenden gesundheitlichen Probleme mit sich. Doch Schlafstörungen können Körper und Psyche negativ beeinflussen und sogar zu Langzeitfolgen führen“, warnt Uniqa-Medizinerin Denise Pajank. Krankenversicherungskunden der Uniqa können im Medizinischen Kompetenzzentrum Tipps für gesunden Schlaf einholen.

über 22.000 Anleger in 30 Ländern befragt wurden. Das Fazit dabei lautet: Investoren weltweit sorgen nicht ausreichend fürs Alter vor. Interessantes Detail der Analyse: 66 Prozent der bereits im Ruhestand befindlichen Investoren wünschen, sie hätten mehr fürs Alter gespart. „Unsere Umfrage zeigt, dass sogar etablierte Anleger nicht genug auf die Seite legen“, kommentiert LesleyAnn Morgan, Global Head of Defined Contribution and Retirement bei Schroders. „Um ihre Ziele zu erreichen, müssen Sparer heute deshalb noch mehr Rücklagen bilden als Angehörige früherer Generationen“, so das Fazit.

CrediTS: beigestellt, Shutterstock

Quälende Schlafstörungen. Fast


FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ° LISTING SERVICE

PORTFOLIOS AM PRÜFSTAND PERFORMANCE FONDSGEBUNDENE LEBENSVERSICHERUNGEN ANBIETER

PORTFOLIO

Allianz Elementar Lebensversicherung AG

Dachfonds: Allianz Invest Defensiv Allianz Invest Konservativ Allianz Invest Klassisch Allianz Invest Dynamisch Allianz Invest Progressiv Allianz Invest Portfolio Blue Einzelfonds: Allianz Invest Vorsorgefonds Allianz Invest Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Rentenfonds Allianz Invest Osteuropa Fonds Allianz Invest Aktienfonds Allianz PIMCO Corporate Allianz PIMCO Mortgage Allianz Invest Austria Plus

1130 Wien, Hietzinger Kai 101-105 Tel.: +43 1/878 07-0 Fax: +43 1/878 07-2830 www.allianz.at

UNIQA Österreich Versicherungen AG

1029 Wien, Untere Donaustraße 21 Service-Telefon: 0810/200 541 Fax: +43 1/214 54 01/3780 E-Mail: info@uniqa.at www.uniqa.at

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2014

2015

100 % Renten 75 % Renten / 25 % Aktien 50 % Renten / 50 % Aktien 25 % Renten / 75 % Aktien 100 % Aktien vermögensverwaltend

8,2 % 10,3 % 9,9 % 13,8 % 15,1 % 9,8 %

0,7 % 2,8 % 2,5 % 8,0 % 9,9 % 5,8 %

5,0 % 5,0 % 4,4 % 7,6 % 7,8 % 4,4 %

100 % Renten 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien 100 % Aktien 100 % Renten 100 % Renten 100 % Aktien (Erstauflage 05.10.04)

6,3 % 11,8 % 5,4 % -17,8 % 4,0 % 19,3 % 6,1 % -9,7 %

-1,0 % -1,3 % 4,1 % -3,3 % 2,8 % 9,8 % 0,6 % 9,0 %

3,0 % 7,3 % 1,9 % 21,5 % -3,8 % 11,0 % -0,1 % 12,7 %

4,8 % 7,7 % 9,0 % 9,8 %

-0,3 % 3,0 % 2,3 % 3,5 %

3,4 % 4,6 % 7,3 % 10,2 %

0,9 % 2,2 % 4,2 % 6,0 %

4,3 % 5,2 % 5,8 % 6,3 %

(02.01.96) (02.01.96) (02.01.96) (02.01.96)

4,5 % 8,4 % 10,7 % 12,5 %

0,0 % 2,5 % 4,1 % 5,4 %

0,8 % 1,7 % 3,2 % 4,2 %

-0,4 % 1,1 % 3,3 % 6,0 %

2,8 % 3,1 % 2,8 % 1,9 %

(01.04.99) (31.10.97) (31.10.97) (01.04.99)

6,6 % 7,6 % 10,9 % 14,3 %

0,5 % 2,0 % 4,8 % 7,4 %

2,2 % 6,1 % 7,2 % 8,4 %

0,8 % 3,4 % 4,5 % 5,5 %

4,0 % 3,6 % 2,4 % 1,0 %

(01.01.00) (01.01.00) (01.01.00) (01.01.00)

5,3 % 10,2 % 9,8 % 10,2 %

-0,1 % 2,4 % 3,4 % 4,6 %

3,2 % 4,8 % 6,7 % 7,8 %

1,0 % 2,3 % 4,4 % 6,4 %

3,8 % 4,5 % 4,4 % 4,5 %

(01.09.95) (01.09.95) (01.09.95) (01.09.95)

Raiffeisen Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Risikoarm 80 % Renten / 20 % Aktien III Ausgewogen 55 % Renten / 45 % Aktien IV Dynamisch 25 % Renten / 75 % Aktien Salzburg-Invest KAG Fondspolizzen I Sicherheit 100 % Renten II Ertrag 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum 50 % Renten / 50 % Aktien IV Dynamik 25 % Renten / 75 % Aktien KEPLER-FONDS Fondspolizzen I Sicherheit Plus 100 % Renten II Sicherheit 80 % Renten / 20 % Aktien III Ertrag 55 % Renten / 45 % Aktien IV Wachstum 25 % Renten / 75 % Aktien UNIQA Fondspolizzen I Hohe Sicherheit 100 % Renten II Sicherheit mit Wachstumschance 80 % Renten / 20 % Aktien III Wachstum mit begrenztem Risiko 55 % Renten / 45 % Aktien IV Aktives Risikomanagement 25 % Renten / 75 % Aktien

2016 1.1.-30.11. 3,0 % 3,1 % 6,6 % 6,7 % 8,6 % 5,2 %

Ø SEIT START (P.A.) 4,6 % 4,7 % 4,2 % 3,8 % 0,7 % 3,6 %

-0,9 % 4,2 % 2,1 % 5,3 % 4,1 % 5,6 % 8,2 % 4,6 % 7,5 % -0,9 % -6,9 % 3,5 % -0,3 % 3,9 % 29,0 % 6,6 %

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.634,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 37,– Vertriebspartner: Berater der UNIQA Versicherungen AG, Raiffeisen Bankensektor, unabhängige Makler, vier Vermögensverwaltungen, in Summe sechzehn gemanagte Portefeuilles, unabhängige Fondsselektion aus einem Bestand von über 300 Fonds der renommiertesten Kapitalanlagegesellschaften

Generali Versicherung AG

1011 Wien, Landskrongasse 1–3 Tel.: +43 1/534 01-0 Fax: +43 1/534 01-4113 www.generali.at

WIENER STÄDTISCHE Versicherung AG Vienna Insurance Group

1010 Wien, Schottenring 30 Hotline: 050 350 351 www.ufos.at

Aktienanteil

Kurs 31.12.13 Kurs 31.12.14 Kurs 31.12.15 Kurs 31.12.16 Kurs 30.11.17

Sicherheitsklasse Balanceklasse Dynamikklasse Aktivklasse

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

15,75 € 14,62 € 13,25 € 9,05 €

16,70 € 15,92 € 14,81 € 10,34 €

17,19 € 16,79 € 15,98 € 11,33 €

17,71 € 17,51 € 16,84 € 12,03 €

17,83 € 17,91 € 17,48 € 12,63 €

A 25 A 50 A 75 A 100

ca. 25 % ca. 50 % ca. 75 % ca. 100 %

10,74 € 9,27 € 8,25 € 6,80 €

11,39 € 10,09 € 9,22 € 7,77 €

11,73 € 10,63 € 9,95 € 8,51 €

12,07 € 11,08 € 10,46 € 9,03 €

12,15 € 11,33 € 10,87 € 9,49 €

PORTFOLIO

VERMÖGENSAUFTEILUNG

2014

2015

8,1 % 8,5 % 13,1 % 8,6 % 9,8 %

0,5 % 0,9 % 6,8 % -2,4 % 0,6 %

2016 1.1.-30.11.

Ø SEIT START (P.A.)

UNITED FUNDS OF SUCCESS

WSTV ESPA Traditionell WSTV ESPA Dynamisch WSTV ESPA Progressiv RT Active Global Trend RT Panorama Fonds

2/3 Rentenfonds/1/3 Aktienfonds 1/3 Rentenfonds/2/3 Aktienfonds 100 % Aktienfonds 0-100 % Akien-, 0-100 % Rentenfonds Dachfonds, 45% RT Active Global Trend

3,1 % 3,3 % 7,1 % -3,8 % 1,3 %

6,0 % 9,6 % 7,4 % 12,4 % 7,1 %

3,9 % 3,7 % 4,8 % 1,3 % 5,1 %

(15.07.03) (15.07.03) (15.07.03) (17.01.00) (02.04.12)

Mindestanlagesumme Einmalerlag: EUR 3.500,– Mindestanlagebetrag laufende monatliche Prämie: EUR 70,– Todesfallschutz min./max. in % der Beitragssumme: 10–400

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

85


versicherung ° Kombinierte Produkte

Bausteine des Erfolgs Bündelversicherungen sind in Bereichen wie Haushalt oder Kfz bereits altbekannt. Etwas neuer am Markt ist der Trend, auch bei beispielsweise Altersvorsorge oder Berufsunfähigkeit auf Kombinationen zu setzen. Dem Kunden soll das Kostenvorteile und mehr Komfort bringen. Harald Kolerus ersicherungen haben es in Zeiten noch immer anhaltender Niedrigzinsen nicht gerade leicht. Auswege sind rar gesät, denn nicht immer fällt es leicht, neue und zugleich sinnvolle Produktideen zu entwickeln, um die Kundenschaft im Haus zu halten bzw. weiter auszubauen. Aber wie wäre es als Alternative mit der Bündelung bereits bewährter Versicherungsprodukte? Flexible Bauweise Das GELD-Magazin hat sich in der Branche umgehört, ob hier vielleicht ein neuer Trend auszumachen ist und welche „kombinierten Versicherungen“ angeboten werden? Darauf antwortet Martin Sturzlbaum, Chief Insurance Officer im Bereich Leben/Kranken der Generali Versicherung: „Wir setzen auf eine flexible Bauweise unserer Produkte. Eine bei den Kunden der Generali sehr beliebte Kombination von Versicherungsprodukten stellt die Zusammenführung von Altersvorsorge und Berufsunfähigkeit dar. Diese Produktlösung stellt sicher, dass auch im Falle einer Berufsunfähigkeit, die zumeist zu finanziellen Einbußen führt, das ursprüngliche Vorsorgeziel erreicht wird. In einem solchen Fall übernimmt die Generali ab Eintritt der Berufsunfähigkeit die weitere Prämienzahlung. Die Altersvorsorge kommt am Ende zur Auszahlung.“ So kann eine klassische Lebensversicherung bei der Generali mit einer Unfalltod-Zusatzversicherung erweitert werden. Die Zusatzdeckung verdoppelt in der Regel die Leistung der Versicherung bei einem unfallbedingten Ableben des Versicherten. „Damit werden finanziellen Härten eines überraschenden Ablebens des Versicherten innerhalb einer Familie abgefe-

86 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

dert“, so Sturzlbaum. Christine Dornaus, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen, gibt ebenfalls Einblick in verschiedene Versicherungsmöglichkeiten: „Das Angebot bezüglich Kombinationen aus Leben-, Kranken- und Unfallversicherungen richtet sich hauptsächlich nach der Zielgruppe. Wir bieten sowohl fixe Bündellösun­ gen, als auch individuelle Kombina­tions­ möglichkeiten an. Neben den Zusätzen wie zum Beispiel Berufsunfähigkeitsrente, Zusatzleistung bei Unfalltod oder Invalidität gibt es weitere Möglichkeiten, wie beispielsweise Prämienerlass im Krankheitsfall, bei Arbeitslosigkeit oder bei Berufsunfähigkeit. Einige Versicherungslösungen können aber ausschließlich nur in Einzeldeckungen angeboten werden. Welche Lösung letztendlich den Bedarf des Kunden treffsicher deckt, muss im persönlichen Beratungsgespräch geklärt werden.“ Beratung entscheidet Auf die Bedeutung von intensiver Betreuung weist ebenfalls ­Silke Zettl, Versicherungsexpertin der Allianz Gruppe in Österreich, hin: „Die Analyse der i n d i v i du e l l e n

Risikosituation unserer Kunden ist ein zentrales Thema im Rahmen unserer persönlichen Beratungsgespräche: Im Zuge dessen werden die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Kunden geklärt. Wir bieten vielfältige Lösungen an, die individuell an den Kundenwunsch angepasst werden.“ So ist es laut Zettl möglich, Zusatzdeckungen zu integrieren (beispielsweise eine Lebensversicherung mit Prämienfortzahlung im Falle einer Berufsunfähigkeit) sowie auch verschiedene Versicherungen in einem Vertrag zu kombinieren (so kann die Rechtsschutzversicherung gemeinsam mit der

creditS: Shutterstock, beigestellt, Wr. Städtische/Spiola, Generali/Lukas Lorenz,

V


°

Kombinierte Produkte   versicherung

„Durch Kombinationen können Versicherungen kostengünstig erweitert werden“

Silke Zettl, Allianz

Kfz-Haftpflichtversicherung oder der Haushaltsversicherung abgeschlossen werden). „Auch dem Wunsch nach Service- und Hilfeleistungen tragen wir mit derartigen Kombinationen Rechnung: So kann im Rahmen der Haushaltsversicherung eine Wohn­ assistance mit Schlüsseldienst und Handwerkerservice integriert werden oder Hilfsund Betreuungsleistungen in der Unfalloder Krankenversicherung. Weithin bekannt ist auch die Pannenhilfe, die mit einer Kfz-Versicherung kombiniert werden kann“, so die Expertin. Lösungen im Paket In der Branche wird also fleißig „gebündelt“, auch bei der Nürnberger war man nicht untätig, Vorstandsvorsitzender Kurt Molterer führt aus: „Was die Kombination von Ansparprodukten – zum Beispiel für die Altersvorsorge – und Produkten zur Absicherung von biometrischen Risiken betrifft, haben wir ein Paket geschnürt, das wir als Nürnberger Dreifach-Vorsorge bezeichnen. Dabei handelt es sich um einen Tarif für den Kapitalaufbau – zumeist eine fondsgebundene Lebensversicherung –, ergänzt um eine Zusatzversicherung für die Absicherung des Berufsunfähigkeitsrisikos, sowie eine Pflegevorsorge. Neben diesem Vorsorgepaket können aber auch alle Zusatzversicherungen individuell mit Anspartarifen kombiniert werden.“ Uniqa-Vorstand Klaus Pekarek, verantwortlich für den Vertrieb unter der Marke Raiffeisen Versicherung, verweist wiederum auf den Raiff­ eisen Personenschutz: „Damit haben wir die Pensionsversicherung mit einer Unfallversicherung zusammengeführt. Das zentrale Element beim Personenschutz ist eine

klassische, kapitalbildende Lebensversicherung. Diese kann mittels Bausteinen zum Hinterbliebenenschutz, zur Absicherung bei Berufsunfähigkeit sowie zur finanziel­ len Vorsorge bei einer schweren Krankheit ausgebaut werden. Zusätzlich bietet die Unfallversicherung rund um die Uhr Unfallschutz. Damit lassen sich die maßgeblichen personenbezogenen Lebensrisiken im Alltag wie auch im Alter abdecken. Die höchste Sicherheitsstufe beim Personenschutz umfasst zum Beispiel auch eine monatliche Unfall- und Berufsunfähigkeitsrente sowie eine garantierte zusätzliche Alterspension. Wem hingegen eine private Basisabsicherung gegen Unfall und Altersarmut reicht, bekommt auch diese mit dem Raiffeisen Personenschutz.“ Angebot für Junge Weiters im Programm bei Raiffeisen findet sich das Jugend-Start-Package; es ist für Jugendliche bis 27 Jahre abschließbar und beinhaltet dreifachen Schutz in einem Paket: Die Privathaftpflicht dient zum Schutz bei Schäden, die man Dritten verursacht. Der Rechtsschutz hilft, wenn es um die Beratung und Vertretung bei Rechtsstreitigkeiten geht. Und die Wohnungsversicherung schützt das Eigentum in den eigenen vier Wänden. Damit sind junge Menschen im Hinblick auf finanziell existenzgefährdende Risiken gegen die wesentlichen Gefahren geschützt. Pekarek: „Kombinierte Versicherungslösungen gibt es darüber ­hinaus seit Langem bei uns, z.B. auch in der Kfz-Versicherung. Mit dem Lenkerschutz bieten wir etwas Einzigartiges in Öster­reich. Damit erhält man bei einem Autounfall als schuldtragender Lenker Ersatzleistungen

„Wir bieten fixe Bündellösungen und individuelle Kombinationsmöglichkeiten an“

Christine Dornaus, Wiener Städtische

„Wir setzen auf die flexible Bauweise unserer Produkte nach Kundenwunsch“ Martin Sturzlbaum, Generali

„Man sollte beim Thema Vorsorge nicht nur an den Sparaspekt denken“ Kurt Molterer, Nürnberger

„Personenbezogene Risiken sollen im Alltag und im Alter abgedeckt werden“ Klaus Pekarek, Raiffeisen Vers.

Dezember 2017 – GELD-MAGAZIN ° 87


versicherung ° Kombinierte Produkte

Bedürfnisse abwägen Worauf sollten Kunden vor Abschluss der „Kombi-Versicherungen“ nun besonders achten? Dazu Dornaus von der Wiener Städtischen: „Komplexere Abdeckungsbedürfnisse, die typischerweise sehr indivi­ duell gelagert sind, sollten eher mit Einzeldeckungen gelöst werden. Fixe Bündellö-

88 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

sungen zeichnen sich durch vorgegebene Deckungen aus. Weiters ist zu beachten, dass bei Ablauf einer Kombination möglicherweise der gesamte Vertrag endet, also beispielsweise auch ein inkludierter Versicherungsschutz für eine Kranken- oder Unfallversicherung wegfällt.“ Was alle Assekuranzen ihren Kunden immer wieder ans Herz legen, ist, sich Zeit für den Abschluss zu nehmen. Pekarek: „Um die richtige Entscheidung treffen zu können, muss ich wissen, was ich will. Das heißt: Ich muss meinen tatsächlichen Bedarf kennen. Da kann ein guter Berater bzw. eine gute Beraterin sehr hilfreich sein. Wir achten bei der Gestaltung unserer Produkte darauf, dass sie möglichst einfach und verständlich sind. Raiffeisen Versicherungsprodukte werden im Baukastensystem angeboten. Das schafft Transparenz über die verfügbaren Bausteine zur Risikoabsicherung und gibt unseren Kunden die Möglichkeit, den Leistungsumfang individuell anzupassen.“ Eine Frage des Geldes Als Argument für die Bündelung wurden bereits Kostenvorteile ins Spiel gebracht, sehen wir uns jetzt einige konkrete Beispiel an und beginnen bei der Generali: Beispiel: Altersvorsorge samt Berufsunfähigkeitsdeckung: Für einen 30-jährigen Bankangestellten, der bis zum Pensionsantritt mit 65 Jahren monatlich 100 Euro in eine Altersvorsorge spart, kostet eine BUZusatzversicherung monatlich rund 4,9 Euro. Im Falle einer Berufsunfähigkeit übernimmt die Versicherungsgesellschaft die Weiterzahlung der Prämie für die Altersvorsorge und sichert damit die planmäßige Leistung. Für dieselbe Konstellation kostet eine Verdoppelung der Ablebensleis­ tung im Falle eines Unfalltodes in einer

klassischen Er- und Ablebensversicherung ca. 3,8 Euro. Die Versicherungssumme im Ablebensfall verdoppelt sich in diesem Fall von rund 33.800 Euro auf etwa 67.600 Euro. Werfen wir nun einen Blick zur Allianz: Eine Haushaltsversicherung für eine 80m2-Wohnung in Wien ohne Wohnassis­ tance kostet 18,59 Euro pro Monat. Die Haushaltsversicherung für die gleiche Wohnung mit Wohnassistance kommt mit 19,31 Euro monatlich nur unwesentlich teurer. Nehmen wir als weiteres Beispiel eine Erlebensversicherung für einen 25-jährigen und gesunden Büroangestellten (mit mehr als 75 Prozent Bürotätigkeit) mit monatlicher Einzahlung von 50 Euro – bei einer zusätzlichen Einzahlung von 2,19 Euro pro Monat übernimmt die Allianz die Prämienzahlung im Falle einer Berufsunfähigkeit von 50 Prozent oder mehr. Fazit: Richtig kombinieren zahlt sich aus – und ist für kleines Geld zu haben. Im Trend Das GELD-Magazin wollte außerdem noch wissen, ob sich das Angebot an Versicherungs-Kombinationen in der jüngeren Vergangenheit verstärkt hat bzw. es vielleicht noch weiter steigen wird? Dazu Mol­ terer: „Unsere Dreifach-Vorsorge hat sich am Markt sehr gut etabliert und wir gehen davon aus, dass sich diese Entwicklung in Zukunft noch verstärken wird.“ Man sollte beim Thema Vorsorge nicht nur an den Sparaspekt denken. Wie bei einer Finanzierung, bei der die Absicherung des offenen Kreditbetrags durch eine Ablebensversicherung heute Usus ist, sollte auch bei der Altersvorsorge die Absicherung des Sparziels durch entsprechende Risikozusätze immer mehr zur Selbstverständlichkeit werden. Abschließend meint Pekarek: „Es zeigt sich, dass die Kunden der Raiffeisenbanken ihre unterschiedlichen Finanzdienstleis­ tungen bevorzugt aus einer Hand bekommen. Dazu zählen auch Versicherungen. Hier geht es um übersichtliche, einfache und kundenbedarfsgerechte Produkte. Das versuchen wir mit kombinierten bzw. gebündelten Vorsorgelösungen bestmöglich umzusetzen.“

credit: Shutterstock

für eigene Personenschäden – vom Schmerzengeld über Verdienstentgang, Pflege- und unfallbedingten Umbaukosten bis zu Unterhaltsansprüchen und Begräbniskosten. Darüber hinaus lässt sich die Kfz-Versicherung auch mit einer Unfall- und einer Rechtsschutzversicherung kombinieren.“ Seitens der Raiffeisen Versicherung möchte man noch ergänzen, dass sich umfangreichere Kombinationen mit einem Vertrag abschließen lassen – ausgestellt werden in diesem Fall aber zwei Polizzen. Das bietet angesichts der Laufzeiten aus Kundensicht mehr Flexibilität. Womit wir bei der wesentliche Frage angekommen sind, wo ganz konkret die Vorteile für den Kunden liegen? Nehmen wir den Raiffeisen Personenschutz als Beispiel. Pekarek erklärt: „Mit ihm lassen sich auf einen Schlag alle wesentlichen personenbezogenen Lebensrisiken im Alltag wie im Alter abdecken. Der Vorteil liegt vor allem darin, dass die einzelnen Bestandteile aufeinander abgestimmt sind bzw. ineinander greifen. Beim Abschluss von Einzelprodukten – vor allem wenn sie von unterschiedlichen Anbietern stammen – kann man nicht ausschließen, dass manche wesentlichen Risiken vielleicht gar nicht abgedeckt sind und andere dafür mehrfach.“ Außerdem bietet der Personenschutz laut dem Experten im Vergleich zum Einzelabschluss auch exklusive Leistungs- und Kos­ tenvorteile: „Wie die Reha-Beihilfe, die generelle Einstufung in die günstigste Gefahrenklasse und den Wegfall des Unterjährigkeitszuschlags“, so Pekarek. Zettl von der Allianz argumentiert ähnlich: „Die Kombinationen bieten dem Kunden die Möglichkeit, die Versicherung kostengünstig zu erweitern, um für Risiken im Alltag – vom vergessener Schlüssel bis zu existenzbedrohende Situationen – vorzusorgen.“


EMPFEHLUNG

THERMENHOTEL STOISER ****SUPERIOR IN LOIPERSDORF

Winterurlaub auf Steirisch

W

inter in der Südoststeiermark – das heißt vor allem Winter mit mildem Klima, mystische Stimmungen im Nebel, mit Raureif bedeckte Wälder oder genussvolle Verkostungen regionaler Spezialitäten direkt beim Produzenten. Egal, wofür Sie sich entscheiden, eines ist garantiert: Wer Erholung und Entspannung abseits von Skipisten und Menschenmassen sucht, der ist im vielfach ausgezeichneten Thermenhotel Stoiser ****Superior in Loipersdorf am richtigen Platz. Hier finden Sie Zeit für die wichtigen Dinge im Leben. Für das Ausspannen im wohlig warmen Thermalwasser, das Auftanken bei einer wohltuenden Massage oder den Genuss der exquisiten Küche. IM BADEMANTEL ZUM SONNENAUFGANG Das Hotel bietet einen direkten BademantelZugang zur Therme Loipersdorf. Dort lässt es sich besonders beim Morgenschwimmen – das nur Übernachtungsgäste exklusiv und kostenfrei nutzen dürfen – herrlich entspannen und den Sonnenaufgang bestaunen. Später, wenn der Ansturm der Tagesgäste größer wird, zieht man sich in den hauseigenen Wellnessbereich zurück und genießt die Vielfalt des Bade- und SaunaReichs mit Hallenbad, Whirlpools, verschiedensten Saunen und Ruheräumen. Im GesundheitsReich finden vor allem Ruhesuchende heilsame Massagen und Körperbehandlungen. „Ein Wellnessurlaub in unserem Haus ist sehr vielseitig, vor allem aber ist er erhol-

sam und wohltuend – eine wahre Kraftquelle“, verrät Gerald Stoiser, der Hotelier mit Leib und Seele ist. Gemeinsam mit seinem Team verwöhnt er seine Gäste nach allen Regeln der Wellness-Kunst.

lichkeiten aus der internationalen Küche. Dabei sollte natürlich auch ein Gläschen Wein aus der Region nicht fehlen.

REGIONAL IST DIE ERSTE WAHL Die Steiermark ist weit über ihre Grenzen hinaus als Feinkostladen Österreichs bekannt. Auf die Zusammenarbeit mit der Genussregion, Produzenten und Lieferanten aus der Gegend wird daher besonders großer Wert gelegt. Von der Vielfalt und Frische an heimischen Produkten und Spezialitäten profitieren auch die Gäste im Thermenhotel Stoiser. Das Team rund um Küchenchef Thomas Kniely setzt seinen Schwerpunkt auf regionale Zutaten und Rezepte aus der Steiermark mit Kürbis, Apfel & Co, wagt aber auch immer wieder einen Blick über den Tellerrand und überrascht mit Köst-

Die Pauschale „Stoiser Wohlfühltage“ ist ab € 309,– pro Person im Doppelzimmer buchbar und inkludiert 2 Nächte mit Verwöhnpension, 2 Morgentarifkarten für die Therme Loipersdorf, 1 HimalayaSalzTepidarium, 1 Massage (25 min) sowie alle Stoiser Inklusive-Leistungen. Tipp für Weihnachten: mit Wertgutscheinen ab € 20,– Lebensfreude schenken! Einfach online bestellen und drucken! Thermenhotel Stoiser ****Superior A-8282 Loipersdorf 153 T: 0043/3382/ 8212 Email: thermenhotel@stoiser.com

www.stoiser.com

DEZEMBER 2017 – GELD-MAGAZIN °

89


BUCHTIPPS

Neuerscheinungen & Pflichtlektüre Zeitgeschichte I. 2018 jähren sich

Eamonn Butler.Verlag: FBV. 153 Seiten. ISBN: 978-3-95972-044-1

Wo der Markt regiert. Der Autor Eamonn Butler (mit Studienabschlüssen in Wirtschaftswissenschaften, Psychologie und Philosophie) ist Direktor des Adam Smith Instituts, einer führenden politischen Denk­ fabrik. Der Mann hat also umfassende Bildung vorzuweisen, was im vorliegenden Buch auch zum Ausdruck kommt. Er hat sich in „Wie wir wurden, was wir sind“ nichts Geringeres vorge­ nommen, als einen unkomplizierten Über­ blick zu den Prinzipien, Persönlichkeiten und wichtigsten Entwicklungen des Klassischen Liberalismus zu bieten. Das ist auch durchaus gelungen, wobei die Betonung auf „unkom­ pliziert“ liegt, denn noch tiefer in die umfang­ reiche Materie konnte auf 153 Seiten einfach nicht eingegangen werden. Somit besteht der wesentliche Vorteil des Buchs in seiner Kürze und Komprimiertheit, ohne zu simplifi­ zieren – es versteht sich als Einführung, ohne breiten Raum für Diskurs oder gar Anekdoten zu schaffen. Nichtsdestotrotz wird weit in der Geschichte ausgeholt: So erfahren die Leser, dass einige Denker des Klassischen Liberalis­ mus ihre Ideen gerne auf den chinesischen Philosophen Lao-Tse zurückführen. Er hatte schon im 6. Jahrhundert vor Christus eine „Beschränkung der Macht des Anführers“ ge­ fordert. So wird der Bogen über Proponenten wie John Locke, Voltaire, natürlich Adam Smith, Friedrich August von Hayek und Milton Friedman bis in die Gegenwart gespannt. Die Lektüre eignet sich jedenfalls für Studenten der Ökonomie, aber auch für alle Leser, die Interes­ se an einer systematischen sowie übersicht­ lichen Darstellung des Liberalismus zeigen.

90 ° GELD-MAGAZIN – Dezember 2017

Der untergang der habsburgermonarchie Hannes Leidinger.Verlag: Haymon. 439 Seiten. ISBN: 978-3-7099-7066-9

die verzweifelte republik Walter Rauscher.Verlag: K&S. 223 Seiten. ISBN: 978-321801086-3

zeitgeschichte II. Aus den Trümmern des Habsburgerreiches erhob sich 2018 die „Republik Deutschösterreich“. Kein einfaches Unterfangen, wie Autor und Historiker Walter Rauscher in „Die verzweifelte Republik“ ein­ dringlich beschreibt. Der Zusammenbruch des alten Regimes führte zu teilweise chaotischen und brandgefährlichen Zuständen. Noch wäh­ rend des Krieges wurde die Monarchie vom globalen Markt abgetrennt, was ökonomisch natürlich höchst dramatische Folgen zeigte. Es regierte die staatliche Kriegswirtschaft unter Ausschaltung der Gewerkschaften, die Arbeits­ losigkeit stieg bei gleichzeitigem Facharbei­ termangel, Unternehmensstilllegungen und Transportproblemen. Daraufhin verschlechterte sich die Versorgungslage und die unruhigen Massen strömten auf die Straßen. So streikten im Jänner 2018 in Österreich rund 600.000 Arbeiter, die Stimmung wurde immer radikaler. Es kam auch wiederholt zu Plünderungen und Gewalttaten: Kriegsgefangene brachen aus der Haft aus, zurückkehrende Frontsoldaten über­ fluteten förmlich das Land und „trieben sich nicht selten wie Desperados auf den Straßen herum. Die Kriminalität durch verwahrloste Jugendliche nahm stetig zu. (...) Das völlig verunsicherte Bürgertum fürchtete Anarchie und Weltrevolution“, zeichnet Rauscher ein Bild des Schreckens dieser Tage. Viele Po­ litiker sahen damals die Rettung in einem Anschluss an Deutschland, die Entscheidung fiel aber doch zur Gründung einer eigenstän­ digen Republik. Die Verzweiflung – autoritärer Ständestaat und Eingliederung in HitlerDeutschland – wollte aber kein Ende nehmen.

creditS: beigestellt

Wie wir wurden, was wir sind

zwei schicksalsträchtige Ereignisse zum 100sten Mal: Das Ende des Ersten Weltkriegs sowie damit unmittelbar verbunden der Unter­ gang der Habsburgermonarchie. Genau diesen Themenfeldern hat sich der Historiker Hannes Leidinger angenommen, wobei er die interes­ sante Frage stellt: Wie kam es innerhalb von wenigen Tagen zum Total-Crash einer über 600 Jahre andauernden Monarchie? Die Anzei­ chen eines völligen Zusammenbruchs hielten sich laut dem Autor trotz sozialer Spannungen und wirtschaftlicher Krisen nämlich zunächst in Grenzen. Allerdings stand das k. k. Regime schon vor Ausbruch des „großen Krieges“ nicht mehr so stramm, wie uns das die Bilder von Landesvater Franz Joseph I. oft so gerne suggerieren wollen. Die Möglichkeiten des Un­ tergangs waren stets vielerorts gegeben – und zwar nicht nur unter dem Zeichen des Dop­ peladlers. Wir lesen: „Wellenartig aufeinander folgende Zusammenbrüche von Imperien und Reichen traten als geschichtliche Erfahrungen ebenso wie als drohende Gefahr in Erschei­ nung. Vor diesem Hintergrund galten vornehm­ lich das Osmanische Reich, das Romanov­ imperium und die Habsburgermonarchie als ,kranke Männer am Bosporus, an der Newa und an der Donau’.“ Viel war also nicht mehr zu retten, wobei Leidinger schreibt, dass das Ende Österreich-Ungarns eher militärisch, politisch und territorial zu verstehen sei. Nicht so sehr hingegen wirtschaftlich, sozial und vor allem mental – in dieser Hinsicht ist der Doppeladler in Mitteleuropa und besonders in Österreich nicht völlig in der Versenkung verschwunden.


Lesen Sie nicht nur einen, sondern alle Standpunkte. JETZT 4 WOCHEN GRATIS TESTEN!

wienerzeitung.at/abo

Zusammenhänge verstehen


Als führende Privatbank in Österreich definieren wir unseren Erfolg über Ihren Erfolg. Deshalb bieten wir Ihnen ein perfektes Zusammenspiel aus fachlicher Kompetenz, hoher Effizienz, optimaler Verständlichkeit und größtmöglicher Sicherheit. Das macht uns zum idealen Partner in allen Vermögensangelegenheiten. www.kathrein.at


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.