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Vom Gehen
n diesem Jahr hat sich das Corona-Virus über die Welt gelegt und uns darüber nachdenken lassen, wie anfällig wir doch sind und wie die Zukunft aussehen könnte. Wörter und Wendungen wie Qua ran täne maß nah men, Abstand hal ten, Mund-Na sen schutz, Ri si ko grup pen, auf Kontakte verzich ten, Hoch risi ko gebiet, Lockdown, Homeschoo ling, Kurzarbeit, Homeoffice, Inzidenzwerte gehören zum alltäglichen Vokabular. Viele Menschen erleben persönliche Verluste, weil sie ihre Geschäfte, Restaurants, Hotels, Kinos, Friseur- und Kosmetiksalons schließen mussten. Weil sie auf den Theaterbühnen und in den Konzertsälen nicht vor ihrem Publikum auftreten können. Das ist oft existenzbedrohend. Besuche in Alten- und Pflegeheimen und in Krankenhäusern sind nur bedingt möglich. Da runter leiden die Alten und die Kranken und deren Familien. Wenn dann noch ein endgültiger Abschied von einem geliebten Menschen dazukommt, lässt das einen verzweifeln.
IOft entwickelt sich das Gefühl, unendlich machtlos zu sein. Auch für mich war das Jahr 2020 kein sorgloses. Ich habe meinen Mann ver loren, mit dem ich 64 Jahre lang Freud und Leid geteilt habe. Und nun muss ich in diesen Tagen und Wochen auch noch auf liebe Gewohnheiten verzichten, sei es auf einen Museumsbesuch, auf das Treffen mit Freunden bei mir zu Hause, auf einen Stadtbummel. Mir bleibt nur, mich auf die Zeit nach Corona zu vertrösten und mich darauf zu freuen. Inzwischen gebe ich mich mit anderen Dingen zufrieden. So ist es nie mandem untersagt, Spaziergänge zu unternehmen. Beim Gehen, wenn die Sonne scheint oder Wolkengebilde Geschichten erzählen, wenn VORSCHAU der Wind weht und die Bäume zum Sprechen bringt, fallen traurig machende Gedanken von mir ab, steigen auf in den Himmel oder lassen sich vom beschaulich dahinfließenden Wasser eines Baches mitnehmen. Beim Spazierengehen, wenn
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