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Der Kletterbaum
Sandgruben durchgeführt hat. Dort hätten sie mit ihm – ausgerüstet mit Fernglas und auch Tarnplanen – vor allem Wasservögel beobachtet. Und natürlich hätten sie auch im Auwald Vogelkunde betrieben und dort sogar zahlreiche Nistkästen angebracht. Die Mutter eines Schülers hat mir einmal erzählt, dass ihr erwachsener Sohn noch heute oft mit dem Feldstecher auf Vogelpirsch sei, und das ginge wohl auf seinen Lehrer zurück. Auch die Tatsache, dass einige ehemalige Schüler sogar Vögel halten und züchten.
Andere wissen zu erzählen, dass ihr Lehrer viele Tierarten zu Hause betreut hat, nicht Hunde oder Katzen, sondern Tiere, die sich in der Natur verletzt hatten. Sie erinnern sich an Berichte über die Dohle Jacob oder aber auch über die Waldohreule Miki, die Mopsohrfledermaus Flederwisch, die sogar einmal einen Flug über den gedeckten Kaffeetisch im Wohnzimmer gewagt hat. Einige ehemalige Schüler berichten außerdem noch heute gern vom Blick ins oder vom Besuch im Biologie-Vorbereitungszimmer. Zu ihnen zählt auch der ehrenamtliche Bürgermeister unseres Ortes. In diesem Kabinett habe es Vogelbälge, Schlangenhäute, Versteinerungen, Säugetierschädel, präparierte Schmet terlinge und Käfer, interessante Rollbilder und viele Dinge mehr gegeben. Eine Wunderwelt! Sicherlich sind diese Sachen auch von anderen Biologielehrerinnen und -lehrern über Jahre zusammengetragen worden. Aber ich denke, vieles hat mein Mann dazu beigetragen, denn er war ein Sammler vor dem Herrn. Eine der lustigsten Geschichten verbindet sich mit der Einführung des Begriffs von unbelebter und belebter Natur in der 5. Klasse. Da sei mein Mann in seinem grauen Berufsmantel ins Klassenzimmer gekommen und habe aus der einen Manteltasche eine Versteinerung herausgenommen, um die unbelebte Natur zu veranschaulichen. Dann habe er in die andere Manteltasche gegriffen und einen Laubfrosch herausgezaubert, der in hohem Bogen den schreienden Schülern entgegensprang. Da gab es wohl keinen mehr unter ihnen, der den Unterschied zwischen unbelebter und belebter Natur nicht begriffen hätte. Würde ein Lehrer heute dieses kleine eindrucksvolle Experiment mit seinen Schülern machen, drohte ihm wohl ein Bußgeld, denn der Laubfrosch steht auf der Roten Liste der bedrohten Tiere. Man darf ihn weder fangen, noch stören oder seinen Lebensraum zerstören. VORSCHAU
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