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Sotheby’s feierte Udo Jürgens
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Ewig schönes Glas: 100 Jahre Designmuseum München • Petra Gerwers • Dagobert Peche • Biedermeiermöbel
Igel-Schalen aus Zinkguss
?Ich habe hier einen Igel-Aschenbecher, nicht aus Metall, sondern aus Kunststoff. Wer hat so etwas produziert und wie würden Sie ihn bewerten? N. N..
!Vielen Dank für die interessante Anfrage. Mein erster Gedanke war, dass es sich bei dem Firmenzeichen um eine japanische Namenskartusche handeln könnte. In Japan wurde schon seit der Meiji-Zeit Ende des 19. Jahrhunderts mit Zinkguss experimentiert, denn um Zinkguss (siehe runde Zinkdruckgussmarken) handelt es sich hier. Die Bestandteile des Zeichens („Radikale“) ergeben jedoch keinen Sinn. Auf die Seite gelegt liest man so etwas wie „M П B“. Und tatsächlich handelt es sich um die kyrillische Bezeichnung „1МПЗ“, also das Zeichen für die Firma 1. Moskauer Instrumentenbau Betrieb 1-й Московский ПриборостроительныйЗаводим . В .А . Казакова ".
Diese Firma produzierte im wesentlichen für die Luftfahrtindustrie, der Anspruch an die Qualität des Gusses ist also sehr hoch. Diese Fälschungen nach dem Vorbild von Walter Bosse wurden für wenige Rubel ab etwa Ende der 1970erJahre bis zum Ende der Sowjetunion in Russland und im osteuropäischen Ausland verkauft.
Wer mehr zu diesem Thema lesen möchte, sollte unbedingt den Beitrag von Alyssa Zukas auf www.modernviennabronze.com lesen. Nicht nur das Ergebnis der Recherche, sondern auch der brillante Lösungsweg sind absolut lesenswert.
Fälschungen haben keinen Wert, aber manche Sammler werden für dieses Kuriosum dennoch einige Euro ausgeben. Klaus-Dieter Müller, Kunstsachverständiger Lüneburg
Rosenthal-Vase
?Diese Rosenthal-Vase erhielt ich zu einem Betriebsjubiläum vor etlichen Jahren. Nachdem ich sie gerade entstaubt habe, frage ich mich jetzt doch nach allzu langer Zeit des Unwissens, wer hat sich eigentlich diese außergewöhnliche Form mal ausgedacht? Lustigerweise erinnert sie mich an eine Zwiebel.
Anne Neureuth, Nürnberg
!Mit der Wahrnehmung einer Zwiebelform liegen Sie im allgemeinen Sprachgebrauch schon richtig, jedoch wird die Vase von Rosenthal selbst wegen ihrer eleganten Linienstruktur französisch mit dem Überbegriff „Plissee“ bezeichnet. Unglasiertes Biskuitporzellan trifft hier auf eine minimalistische und geradlinige Formensprache. Durch die matte Oberfläche und die Unregelmäßigkeit der Reliefierung entsteht für den Betrachter ein lebendiges Spiel mit Licht und Schatten. Die Magie der Op-Art, eine Abkürzung
für Optical Art, schafft oftmals verschiebende und verwandelnde Muster. Mit ihren optischen Täuschungen und visuellen Tricks kann dabei eine fesselnde Komposition für den Betrachter entstehen. Verantwortlich für diesen „Plissee“-Rosenthal-Klassiker ab 1968 ist Hans Martin Freyer (Hannover 1909-1975 Pfaffenhofen), ein Maler, Designer und Grafiker, der von 1964 bis 1974 als freier Mitarbeiter Reliefdekorationen für Rosenthals studio-linie (1961 gegründet) entwarf. Nicht nur für Rosenthal gelangen ihm beeindruckende Entwürfe, auch das berühmte Volkswagen-Logo stammt aus seiner Hand. Diese Freyer-Op-ArtVasen von Rosenthal wurden nicht nur in Weiß, sondern auch in Mattschwarz (Porcelaine Noire) und in unterschiedlichen Größen und Formen produziert. Sie sind durch ihre unverwechselbare Designsprache – ein ikonisches Design der Op-Art-Bewegung – immer noch sehr beliebt bei nationalen und internationalen Sammlern. Große Exemplare wie z. B. das Modell „3019“ (H 52 cm) können auch die TausendEuro-Marke knacken. Kleinere Objekte wie hier (wohl Modell „3013“, Stempelmarke etwas unleserlich, um 1985) wurden damals viel häufiger verkauft und sind dementsprechend zahlreicher im Umlauf. Preislich bewegen sie sich oftmals zwischen 100 und 200 Euro.
Joscha Eberhardt, Redaktion
19. PHOTO/MEDIA ART FAIR der C.A.R. im UNESCOWelterbe Zollverein Essen
Mit der PHOTO/MEDIA ART FAIR bietet die C.A.R. (Contemporary Art Ruhr) der Fotografie und den neuesten Entwicklungen in der Kunstszene in der einzigartigen Atmosphäre und Architektur des UNESCO-Welterbes Zollverein in den Hallen 5, 6, 8 (EG) und 12 mit über 150 Teilnehmern eine außergewöhnliche Plattform mit innovativen Galerien für zeitgenössische Kunst, renommierten Kunstprojekten und ausgewählten Institutionen, Specials, Sonderausstellungen, der C.A.R.-Video-Lounge sowie mit limitierten FörderFlächen für ausgewählte C.A.R.-Talente. Die Messe findet vom 21. bis 23. März statt.
Das Spektrum der PHOTO/MEDIA ART FAIR reicht vom Themenschwerpunkt Fotografie über Installationen, Licht- und Videokunst bis hin zu Augmented Reality. Damit ist die Frühjahrskunstmesse für aktuelle Entwicklungen und neue Tendenzen in der Kunst geöffnet. Inzwischen hat sich die C.A.R. als Talentschau etabliert.
Erstmalig dabei ist LOFT 11 GALLERY aus München, die zum
Axel Rockfish, Sirena al Mar, Edition: 12, 60 x 90 cm, Hahnemühle fine
Essen Courtesy of Loft 11 Gallery, München
Thomas Sander, Mikado (Auflage 1-5), 2024, 3.500 Euro; bei der PHOTO/MEDIA ART FAIR auf der C.A.R. in Essen Dezernat5_Galerie für aktuelle Kunst
Beispiel Werke von Elliott Erwitt, Jimmy Nelson, Andy Warhol, Helmut Newton im Programm hat. Zum zweiten Mal präsentiert Galerie Laing aus Münster unter anderem Arbeiten von Jiny Lan und Dieter Nuhr. Ebenso zum zweiten Mal vertreten ist Dezernat5_Galerie für aktuelle Kunst aus Schwerin mit Inszenierungen von Thomas Sander, Udo Dettmann und Tino Bittner. Galerie Directors Lounge, gegründet und ansässig in Berlin, zeigt ausgewählte Positionen der zeitgenössischen Foto- und Medienkunst – ein exquisites Highlight ist alljährlich die C.A.R.-Video-Lounge. Art Meets Education (AME) ist eine Organisation, die Bildung durch Fotografie ermöglichen möchte, und junge Künstlerinnen und Künstler aus Manila und ihre Fotografien zum fünften Mal auf der C.A.R. präsentiert. Kinder aus finanziell benachteiligten Familien kreieren eigenständig fotografische Kunstwerke; diese generieren mit den Gewinnen aus Ausstellungen und Verkäufen der Kunstwerke die Mittel zur Finanzierung ihrer Schulbildung bis zum Highschool-Abschluss.
In einer C.A.R.-Sonderausstellung präsentiert die Künstlerin Monika Ortmann, Bochum/Wittenhagen, aktuelle Arbeiten. Seit Anfang der 1970er-Jahre installiert sie ihre Werke auch mit gefundenem, gebrauchtem, weggeworfenem Material, dem Treibgut unserer Gesellschaft. Alles wird zu Netzen verknotet. Radikal nehmen die Installationen den Raum ein. Zahlreiche Kunstpreise folgen, viele Arbeiten sind in öffentlichen und privaten Sammlungen zu finden. Im Rahmen von „C.A.R. Talente“ werden Jahr für Jahr die besten Arbeiten präsentiert. Auch Kunsthochschulen und Universitäten stellen sich auf der C.A.R. vor. In diesem Jahr ist unter anderem die Folkwang Universität der Künste, die Universität Duisburg-Essen, die Muthesius Kunsthochschule Kiel mit ausgewählten Foto-Arbeiten und Installationen von Studierenden vertreten.
Mit zwei Veranstaltungen jährlich findet die C.A.R. seit 2006 auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen statt: der PHOTO/MEDIA ART FAIR im Frühjahr (21.-23. März) und der INNOVATIVE ART FAIR für alle Sparten der zeitgenössischen Kunst im Herbst (24.-26. Oktober).
TELEFON | 0160 96269437
WEBSEITE | www.contemporaryartruhr.de
ARTe Osnabrück
ARTe Kunstmesse Osnabrück lädt vom 14. bis 16. März ein, Werke von renommierten Galerien, etablierten Einzelkünstlern und aufstrebenden Talenten zu entdecken. Die Messe verbindet die Welt der klassischen Moderne mit Präsentationen zeitgenössischer Kunst und schafft eine exklusive Plattform für den Kunsthandel und Austausch.
„Die ausstellenden Galerien auf unseren ARTe Kunstmessen sehen wir als ein Herzstück unserer Veranstaltungen. Sie repräsentieren die traditionelle Förderung von Künstlerinnen und Künstlern sowie den Erhalt von Kunstschätzen der Vergangenheit. Sie sind das Bindeglied zwischen Vergangenem und Neuem und fungieren oftmals als Schnittstelle zwischen Kunstschaffenden und Sammlern. Unserem Publikum eröffnen sie spannende Perspektiven und tragen entscheidend zur Etablierung von Künstlern im Markt bei. Unsere ARTe Kunstmesse Osnabrück bringt dieses kulturelle Engagement auf einer dynamischen Verkaufsplattform zusammen, die für Sammler und alle Kunstinteressierten konzipiert ist“, so Lisa Marie Nau, Marketingmanagerin der ARTe Kunstmessen.
Unter den Ausstellern findet sich unter anderem die Kuemmel Gallery, die seit 1997 ein fester Bestandteil des internationalen Kunstmarkts ist. Auf der ARTe Kunstmesse Osnabrück präsentiert sie Werke von Künstlern wie Marc Chagall, Pablo Picasso, Christian Rohlfs, Erich Heckel, Willi Baumeister und weiteren sowie zeitgenössische Kunst von Günther Uecker, Bernard Aubertin, Horst Becking, Edgar Hofschen und im Besonderen Johann Georg Müller. Ein exklusiver Service der Kuemmel Gallery: Handgefertigte Einrahmungen mit Modellrahmen, Vergolderrahmen und speziellen Fertigleisten. Säurefreie Passepartouts und entspiegeltes Glas mit UV-Schutz und Museumsglas sind obligatorisch.
Die traditionsreiche Galerie Nieder, ein Familienunternehmen in dritter Generation, wartet mit einem beeindrucken-
Günther Uecker (geb. 1930 in Wendorf), Nagelbild, Bleistiftzeichnung und Nagel auf Papier, signiert und datiert „Uecker 90“, 1990, Galerie Nieder bei der ARTe Osnabrück © Galerie Markus Nieder
George Mosson (Aix-en-Provence 1851-1933 Berlin), Blühende Parklandschaft, Öl auf Leinwand, um 1910/1920, Galerie Nieder bei der ARTe Osnabrück © Galerie Markus Nieder
den Repertoire an Gemälden, Skulpturen und Zeichnungen auf. Das Galerieprogramm umfasst Altmeister, das 19. Jahrhundert, klassische Moderne und Gegenwartskunst. Schwerpunkte bilden die Altmeistergrafik, flämische Malerei, Symbolismus, Impressionismus und expressiver Realismus. In Osnabrück dürfen die Besucher Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Bronzen des 20. und 21. Jahrhunderts vom Impressionismus bis zur Abstraktion von Lovis Corinth, Oskar Kokoschka, Max Liebermann, George Mosson, Wilhelm Trübner am Messestand der Galerie Nieder erwarten. Die ARTe Kunstmesse Osnabrück bietet zudem an insgesamt vier Terminen kostenfreie Führungen mit der Kunsthistorikerin Anette Ochsenwadel an. In wechselnden Touren stellt sie die Positionen der Aussteller vor und setzt diese in ihren kunsthistorischen Kontext. Am Eröffnungsabend, Freitag, 14. März, lädt die ARTe Kunstmesse alle Besucherinnen und Besucher zwischen 17 und 18 Uhr zum freien Eintritt ein.
TELEFON | 0152 03075156 WEBSEITE | www.arte-kunstmessen.de
Tafelaufsatz der Ansbacher Porzellan-Manufaktur
Vor kurzer Zeit hat die Bayerische Schlösserverwaltung für die Residenz Ansbach ein außergewöhnliches Kunstwerk aus Porzellan erwerben können. Es handelt sich um einen mehrteiligen, rund 50 Zentimeter hohen Tafelaufsatz, der den Mittelpunkt einer festlich gedeckten Tafel bildete. Er stammt wahrscheinlich aus dem Besitz des letzten Ansbacher Markgrafen Christian Friedrich Carl Alexander (17361806).
Dieser hatte 1758 die Ansbacher Porzellan-Manufaktur gegründet. Natürlich verwendete er die hochwertigen Produkte seiner Manufaktur auch für seine Hofhaltung. Ab 1806 befand sich Markgraf Alexander im Exil in England, wo er auch starb. Wohl dort gelangte der kostbare Tafelaufsatz in den Besitz der Adelsfamilie Hottinguer, die ihn fast 200 Jahre in Familienbesitz behielt. Erst 2003 wurde er auf dem Kunstmarkt verkauft.
Auch früher wurden derart kostbare Porzellane nicht dauernd, sondern zu besonderen Gelegenheiten verwendet. Dafür spricht auch der besonders gute Erhaltungszustand des Tafelaufsatzes. Es gibt nur wenige Reparaturen und Gebrauchsspuren an den zahlreichen filigranen Teilen, was erstaunlich ist, wenn man bedenkt, dass er schon rund 250 Jahre alt und zerbrechlich ist.
Dieser Tafelaufsatz könnte also zum Beispiel zu Silvester oder Neujahr für ein Festmahl benutzt worden sein. Eine festliche Tafel des Markgrafen war ein besonderes Ereignis mit Gästen, Musik und Unterhaltung, ein Fest für alle Sinne: ein Augen-, Ohren-, und Gaumenschmaus.
Foto: BSV
Der Tafelaufsatz in der Mitte des Tisches diente dabei als Gewürzständer für Salz, Pfeffer, Zucker und weitere am Tisch benötigte Gewürze. Zitronen wurden damals zum Würzen der Speisen sehr gern verwendet. Sie befanden sich, auch als exotischer Hingucker, im Gitterkorb zuoberst. Auf der Platte unten fanden insgesamt acht Gewürzbehälter Platz: zwei Zuckerstreuer, zwei Öl- und Essigkännchen, zwei Senftöpfe mit Löffeln sowie zwei Deckeldosen für weitere Gewürzsoßen, Cremes oder Gelees.
Statt Tafelaufsatz nannte man dieses Prunkstück auf Französisch, der damals gebräuchlichen Sprache am Hof, „Surtout de table“ oder „Plat de menage“.
Gewürze waren im 18. Jahrhundert noch nicht so gebräuchlich wie heute. Man würzte mit Honig und in Nordeuropa heimisch gemachten Kräutern wie Majoran oder Petersilie, die ursprünglich alle aus dem Mittelmeerraum stammen. Gewürze aus Übersee waren teuer und wurden nur in der Küche von reichen Adligen und Bürgern verwendet. Diese würzten neben Salz und Zucker auch mit Zimt, Muskat (-blüte), Nelken und Pfeffer, also Gewürze, die aus Indien und Südostasien nach Europa importiert wurden. Exotische Südfrüchte wie Zitronen, Orangen, Granatäpfel und Ananas waren großer Luxus und wurden in Nordeuropa nur in den fürstlichen Orangerien angebaut.
Auch Porzellan war im 18. Jahrhundert in Europa noch eine Kostbarkeit. Es konnte erst ab 1710 in Meißen und dann auch in anderen Manufakturen hergestellt werden. Die Fayence, Tonware mit weißer Glasur und farbiger Bemalung, war damals noch eine günstige porzellanähnliche Variante des begehrten „weißen Goldes“.
Modelleur des Tafelaufsatzes war wahrscheinlich Johann Friedrich Kaendler (1734-1791), der aus Meißen stammende Vorsteher der Porzellanmanufaktur Ansbach und Vetter des berühmten Meißner Porzellanmodelleurs. Die Malerei stammt wohl von Johann Melchior Schöllhammer (17451816), der als Porzellanmaler und Bossierer in Ansbach tätig war. Seit 1769 war er dort Malerei-Inspektor und später Direktor in der Porzellanmanufaktur. Hier waren also erstrangige Künstler der Manufaktur für ein erstrangiges Produkt tätig.
TELEFON | 089 179080
WEBSEITE | https://www.schloesser.bayern.de/deutsch/ schloss/objekte/ansbach.htm Tafelaufsatz
Prachtband im Bayerischen Nationalmuseum München
Das Bayerische Nationalmuseum präsentiert den lang verloren geglaubten und wohl schönsten Bucheinband des Jugendstils des Grafikers, Malers und Architekten Peter Behrens noch bis zum 30. April.
Es gilt eine spektakuläre Wiederentdeckung zu feiern: Der bedeutendste Bucheinband des deutschen Jugendstils galt seit dem Zweiten Weltkrieg als verschollen und ist nun in einer Privatsammlung aufgetaucht. Der Grafiker, Maler und Architekt Peter Behrens (1868-1940) hatte sich bereits um die Jahrhundertwende höchst kreativ und erfolgreich als Buchgestalter betätigt.
Einen Höhepunkt der Einbandkunst des 20. Jahrhunderts schuf er mit dem Prachteinband zu Friedrich Nietzsches Werk „Also sprach Zarathustra”. Dieser Bucheinband von 1901/02 markiert den Beginn und gleichzeitig Höhepunkt der Einbandkunst des Jugendstils. So beschäftigte sich Behrens erstmals mit der Idee des Buchs als Gesamtkunstwerk. Hierzu führte er 1901 eine zeitgemäße und unverwechselbare Typografie ein. Das von der Ausstattung besonders kostbare Buch mit handgearbeiteten Ledereinband, feinster ornamentaler Goldprägung und Silberbeschlägen des Münchner Goldschmieds Alexander Schönauer bringt erstmals die Begeisterung für den Nietzsche-Kult zum Ausdruck. Entsprechend findet die Ideenwelt des Philosophen Friedrich Nietzsche in der stilisierten Bildwelt des Künstlers
ihre Umsetzung. Der Einband erregte sofort Aufsehen und wurde innerhalb kürzester Zeit in der Zeitschrift „Deutsche Kunst und Dekoration“ von 1902 und ein Jahr später in der Münchner Zeitschrift „Kunst und Handwerk“ beschrieben und großformatig abgebildet.
Kurz nach seiner Entstehung wurde der knapp 24 Zentimeter lange, 17 Zentimeter breite und etwa 1,4 Kilogramm schwere grüne Ledereinband, der rote und grüne Lederintarsien sowie Goldprägungen enthält, auf der „Ersten Internationalen Kunstgewerbeausstellung” in Turin präsentiert. Seitdem war er nur durch eine Schwarzweißfotografie bekannt.
Peter Behrens schmückte den Einband mit stark stilisierten Formen der Sonnen- und Tiersymbolik, zentralen Motiven in der von Nietzsche erschaffenen Welt „Zarathustras”.
Der Einband ist ein Unikat und enthält eine Widmung von Behrens an einen bislang unbekannten Freund, den Arzt Dr. August Smith.
Peter Behrens, geboren 1868 in Hamburg und verstorben 1940 in Berlin, wird als der bedeutendste Industriedesigner zu Beginn des 20. Jahrhunderts angesehen. Behrens ist heute vor allem bekannt für seine Bauwerke, die wegweisend für verschiedene Richtungen waren. Er erwarb auch einen Ruf als Lehrer von Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und für kurze Zeit sogar von Le Corbusier.
Peter Behrens nahm aber auch eine zentrale Rolle in der Entwicklung der visuellen Künste zur Zeit des Jugendstils ein. Er war als künstlerischer Berater für die Königliche Porzellan-Manufaktur in Berlin tätig und war Mitbegründer des Deutschen Werkbunds, wodurch er einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des Jugendstils leistete. Im Rahmen der Präsentation findet am Donnerstag, dem 27. März, um 18 Uhr eine öffentliche Führung statt, in der Frau Dr. Astrid Scherp-Langen, die verantwortliche Referentin, den Gästen die Bedeutung des Prachteinbandes erklärt, ihn in die Zeit des Jugendstils einordnet und über die Entstehungsgeschichte berichtet.
TELEFON | 089 21124270 WEBSEITE | www.bayerisches-nationalmuseum.de
Freitag
28. Februar