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Das neue Frauenherzzentrum

Frauenherzen schlagen anders.

Das neue Frauenherzzentrum am Leopoldina-Krankenhaus richtet sich speziell an Patientinnen. Bei Diagnose und Behandlung wird das Frausein besonders beachtet.

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Frauenherzen schlagen anders. Vor allem aber schlagen sie unter anderen Bedingungen als Männerherzen. Erst langsam setzt sich durch, dass auch bei medizinischen Diagnosen und Therapien das Geschlecht einkalkuliert werden sollte.

Frauen sind in der Regel kleiner und leichter, das gilt dementsprechend auch für ihr Herz: Die Pumpmenge ist etwas geringer, dafür schlägt es ein wenig schneller. Außerdem sind die Kranzgefäße etwas kleiner und feiner, auch der unterschiedliche Hormonspiegel wirkt sich auf die Herzgesundheit aus. Im Herzen und in den Blutgefäßen befinden sich Rezeptoren für Geschlechtshormone. Diese erweitern die Gefäße und beugen einer Arterienverkalkung vor. Das durchschnittliche Herzinfarkt-Alter bei Frauen liegt deshalb 10 Jahre über dem der Männer, nämlich wenn der Hormonschutz nach den Wechseljahren nachlässt. Durch das höhere Alter beim Auftreten eines Infarkts leiden sie öfter unter weiteren Grunderkrankungen. Während Männer eher rauchen und an Fettstoffwechselstörungen leiden, tritt bei Frauen häufiger Diabetes, Adipositas, körperliche Inaktivität und hoher Blutdruck auf. Selbstredend, dass die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System verschieden sind.

Aber auch die Psyche und das Verhalten haben Auswirkungen. So liegt der Anteil von Frauen beim sogenannten BrokenHeart-Syndrom bei etwa 90 %. Auslöser ist emotionaler oder auch physischer Stress, wie er z. B. nach einer Trennung auftritt. Die Symptome ähneln denen eines Herzinfarktes, dieser lässt sich aber bei der Untersuchung nicht bestätigen. Die Herzkranzgefäße sind nicht verengt oder verstopft und müssen nicht mit einem Ballonkatheter erweitert oder einem Stent gestützt werden. Doch in der Akutphase ist dieser scheinbare Infarkt genauso bedrohlich wie ein echter. Die Pumpleistung ist reduziert und gefährliche Herzrhythmusstörungen können auftreten.

Andere Symptome, psychologische Faktoren, meist höheres Alter… Herzkrankheiten äußern sich bei Frauen oft anders als bei Männern. Mit dem neuen Frauenherzzentrum will Prof. Dr. med. Karl Mischke Kollegen und Patientinnen für dieses Thema sensibilisieren.

v.l.n.r.: Chefarzt Prof. Dr. med. Karl Mischke, Fachärztin Dr. med. Diana Filko, Oberärztin Kathrin Winterhalter

Tatsächlich versterben zwei Prozent der Patientinnen. Der emotionale Stress führt zu einer akuten Bewegungsstörung der linken Herzkammer. Dies lässt sich auch im bildgebenden Verfahren erkennen: Im oberen Bereich des Herzmuskels legt sich ein einschnürender breiter Gürtel ums Herz – daher trägt diese Herzerkrankung auch den Namen Tako-Tsubo-Kardiomyopathie. Tako-Tsubo ist die japanische Bezeichnung einer Tintenfisch-Falle, die einer erkrankten linken Herzkammer ähnlich sieht.

Frauen entwickeln auch andere Symptome als Männer. Männer klagen oft über ein Engegefühl bzw. Druck auf der Brust und Schmerzen hinter dem Brustbein mit häufiger Ausstrahlung zum Arm. Frauen hingegen leiden eher an unspezifischen Symptomen, die die Schlussfolgerung Herzinfarkt erschweren: Abgeschlagenheit, Oberbauchbeschwerden, Rückenschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüche. So wird der Infarkt evtl. nicht gleich erkannt und die Behandlung beginnt später. Dadurch sinken die Überlebenschancen.

Auch das Verhalten der Patientinnen selbst spielt eine Rolle. Frauen rufen meist deutlich später den Notarzt, was im Falle eines Herzinfarktes die Überlebenschancen mindert. Aufgrund des höheren Durchschnittsalters stirbt jede dritte Frau innerhalb von fünf Jahren nach dem Herzinfarkt. Bei den Männern ist es im gleichen Zeitraum etwa jeder Vierter.

Zusammengefasst bedeutet dies, dass genetische, hormonelle, psychische und soziale Faktoren unterschiedliche körperliche Auswirkungen auf Männer und Frauen haben und so die Diagnostik, Therapie und Prognose einer Erkrankung beeinflussen. Aufgrund dieser Erkenntnisse und um sowohl die Patientinnen selbst als auch die behandelnden Kollegen in diese Richtung zu sensibilisieren, hat der Chefarzt der Medizinischen Klinik 1 am Leopoldina-Krankenhaus, Prof. Dr. med. Karl Mischke, ein Frauenherzzentrum ins Leben gerufen. Es richtet sich an Patientinnen, die von ihrem Arzt zu einer kardiologischen Untersuchung überwiesen werden. Dies betrifft Patientinnen, bei denen eine Herzerkrankung bereits bekannt ist – aber auch solche, die bislang als gesund galten und sich sorgen, dass unspezifische Beschwerden nicht richtig zugeordnet worden sind.

Interview mit Prof. Mischke zum Frauenherzzentrum:

Medizin im Gespräch auf youtube: https://www.youtube.com/watch? v=YGNRA9Ndvgw

Foto: vm-Photodesign Frauenherzzentrum Schweinfurt

Chefarzt: Prof. Dr. med. Karl Mischke

Bitte um telefonische Terminvereinbarung

Telefon 09721 720-2488

E-Mail info@frauenherzzentrum.de

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