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Frauenherzen schlagen anders. Das neue Frauenherzzentrum am Leopoldina-Krankenhaus richtet sich speziell an Patientinnen. Bei Diagnose und Behandlung wird das Frausein besonders beachtet.
Andere Symptome, psychologische Faktoren, meist höheres Alter… Herzkrankheiten äußern sich bei Frauen oft anders als bei Männern. Mit dem neuen Frauenherzzentrum will Prof. Dr. med. Karl Mischke Kollegen und Patientinnen für dieses Thema sensibilisieren. Frauen sind in der Regel kleiner und leichter, das gilt dementsprechend auch für ihr Herz: Die Pumpmenge ist etwas geringer, dafür schlägt es ein wenig schneller. Außerdem sind die Kranzgefäße etwas kleiner und feiner, auch der unterschiedliche Hormonspiegel wirkt sich auf die Herzgesundheit
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aus. Im Herzen und in den Blutgefäßen befinden sich Rezeptoren für Geschlechtshormone. Diese erweitern die Gefäße und beugen einer Arterienverkalkung vor. Das durchschnittliche Herzinfarkt-Alter bei Frauen liegt deshalb 10 Jahre über dem der Männer, nämlich wenn der Hormonschutz nach den Wechseljahren nachlässt. Durch das höhere Alter beim Auftreten eines Infarkts leiden sie öfter unter weiteren Grunderkrankungen. Während Männer eher rauchen und an Fettstoffwechselstörungen leiden, tritt bei Frauen häufiger Diabetes, Adipositas, körperliche Inaktivität und hoher Blutdruck auf. Selbstredend, dass die Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System verschieden sind. Aber auch die Psyche und das Verhalten haben Auswirkungen. So liegt der Anteil von Frauen beim sogenannten BrokenHeart-Syndrom bei etwa 90 %. Auslöser ist
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emotionaler oder auch physischer Stress, wie er z. B. nach einer Trennung auftritt. Die Symptome ähneln denen eines Herzinfarktes, dieser lässt sich aber bei der Untersuchung nicht bestätigen. Die Herzkranzgefäße sind nicht verengt oder verstopft und müssen nicht mit einem Ballonkatheter erweitert oder einem Stent gestützt werden. Doch in der Akutphase ist dieser scheinbare Infarkt genauso bedrohlich wie ein echter. Die Pumpleistung ist reduziert und gefährliche Herzrhythmusstörungen können auftreten. Foto: Adobe Stock
Frauenherzen schlagen anders. Vor allem aber schlagen sie unter anderen Bedingungen als Männerherzen. Erst langsam setzt sich durch, dass auch bei medizinischen Diagnosen und Therapien das Geschlecht einkalkuliert werden sollte.