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Im Gespräch mit Dr. med. Johannes Mühler

„In medizinethischen Debatten lernen wir viel voneinander“.

Im Gespräch mit Dr. med. Johannes Mühler, Chefarzt der Neurologischen Klinik und Absolvent eines Masterstudiums der Medizinethik.

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Er ist bereits seit 2003 Chefarzt der Neurologischen Klinik des Leopoldina-Krankenhauses. Er ist Facharzt für Neurologie, Intensivmedizin, Psychotherapie – und außerdem Master of Arts im Fach Medizinethik.

Dr. med. Johannes Mühler engagiert sich zudem ehrenamtlich im Hospizverein Schweinfurt e. V., dessen Vorsitzender er ist. Herr Dr. Mühler, Sie haben als Chefarzt der Neurologischen Klinik ein vierjähriges Masterstudium der Medizinethik absolviert. Warum?

In meiner täglichen Arbeit auf der Neurologischen Intensivstation bin ich häufig mit schwierigen Behandlungssituationen und Therapieentscheidungen konfrontiert. Erfahrung, Fachwissen, gesunder Menschenverstand und Einfühlungsvermögen sind wichtig – manchmal bin ich dennoch an Grenzen gestoßen, die mich motiviert haben, mich mit manchen Fragen grundsätzlicher auseinanderzusetzen.

Viele Menschen denken bei dem Begriff Medizinethik an den Eid des Hippokrates. Ist dieser noch aktuell?

Der Eid des Hippokrates, über 2400 Jahre alt, ist insofern aktuell, als er für Ärzte erstmals einen verbindlichen Verhaltenskodex formuliert und darüber hinaus eine ärztliche

Haltung eingefordert hat, die bis in die heutige Zeit wirkt. Einige Inhalte, z.B. die ärztliche Schweigepflicht oder das Prinzip, durch das eigene Handeln keinem Patienten schaden zu sollen, sind bis heute aktuell. Andere sind zeitgeschichtlich zu verstehen und mit unseren heutigen Lebensverhältnissen nicht mehr kompatibel, z.B. das Verbot, Operationen durchzuführen. Manche Inhalte wiederum sind hochaktuell und Gegenstand einer intensiven gesellschaftlichen und juristischen Diskussion.

Welche Themen sind das konkret?

Im Eid des Hippokrates heißt es: „Ich werde niemandem, auch nicht auf seine Bitte hin, ein tödliches Gift verabreichen oder auch nur dazu raten.“ Die intensive Debatte um den ärztlich assistierten Suizid mit der jüngsten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts hierzu offenbart eine Veränderung des gesellschaftlichen Selbstverständnisses und der rechtlichen Bewertung ärztlichen Handelns am Lebensende. Erkennbar wird hierbei auch, dass Medizinethik einen Lebensbereich betrifft, in dem Ärzte sich tagtäglich bewegen und handeln – in dem aber auch viele andere Einflussfaktoren wirksam werden, z. B. die Gesetzgebung und Rechtsprechung, und mehr als jemals zuvor die Ökonomie.

Ökonomie und medizinethisch geleitetes Handeln – sind das unüberbrückbare Gegensätze?

Nicht zwangsläufig! Bei kritischer Betrachtung unserer Lebenswirklichkeit müssen wir erkennen, dass Material, Personal, Behandlungen nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen – die kritische Verknappung von einfachen Dingen wie Desinfektionsmitteln oder Atemschutzmasken im Zusammenhang mit der aktuellen Coronavirus-Epidemie führt uns das beispielhaft vor Augen. Vernünftiger, wirtschaftlicher Umgang mit knappen Ressourcen ist unverzichtbarer Bestandteil einer verantwortungsvollen Medizinethik. Der medizinische Fortschritt ermöglicht Behandlungen, die im Einzelfall extrem teuer sind und auch nur begrenzt zur Verfügung stehen. Hier müssen wir Antworten finden, das ist praktische Medizinethik. Problematisch wird es, wenn Wirtschaftlichkeit nicht dazu dient, eine gerechte Verteilung einer möglichst optimalen medizinischen Versorgung zu gewährleisten, sondern die Erwirtschaftung einer Kapitalbzw. Umsatzrendite das bestimmende Ziel darstellt. Hier wird es unweigerlich zu Konflikten kommen, da es in unserem Vergütungssystem immer kranke Menschen geben wird, deren Behandlung sich „nicht rechnet“. Hingegen gibt es lukrative Behandlungsverfahren, die u. U. in großer Zahl an unsinnig vielen Standorten angeboten werden und so eine Bündelung knapper Ressourcen verhindern. Es ist ein ebenso fataler wie unbegreiflicher politischer Irrglaube, dass die Gesetze des Marktes langfristig eine umfassende sachgerechte Gesundheitsversorgung bewirken werden.

Wie wird Medizinethik ganz konkret in Ihrem Alltag sichtbar?

Zunächst einmal fühle ich mich täglich selbst gefordert – in meiner Haltung meinen Patienten gegenüber, aber auch im Umgang mit Kolleginnen und Kollegen. Medizinethische Debatten werden bei uns sehr intensiv geführt, gerade auf der Intensivstation. Das ist mir sehr wichtig, auch wenn manchmal die Zeit knapp ist. In solchen Diskussionen lernen wir viel voneinander. Und ich lege viel Wert darauf, dass Ärzte und Pflegende wissen, dass sie fragen dürfen, dass es manchmal keine einfachen Antworten gibt und dass der ärztliche Beruf sich durch ein hohes Maß an Verantwortlichkeit auszeichnet. Hierin sollen Ärzte Experten werden – und nicht darin, wie man eine Patientenbehandlung möglichst kosteneffizient managt. Darüber hinaus ist es hilfreich, sich mit Kolleginnen und Kollegen zu übergeordneten Themen, z. B. der aktuellen Diskussion um den assistierten Suizid, auszutauschen. In Schweinfurt existiert ein solcher Austausch auf persönlicher Ebene schon seit vielen Jahren, gerade auch mit den KollegInnen der Palliativstation und der Schmerztherapie. Aktuell sind wir in Überlegungen, dies als Medizinethisches Netzwerk für die Region Schweinfurt strukturell zu etablieren und damit auch Ratsuchenden von außen bei medizinethischen Fragen eine Anlaufstelle zu bieten.

Vielen Dank für das Gespräch.

Chefarzt Dr. med. Johannes Mühler im Patientengespräch

Foto: vm-Photodesign Neurologische Klinik

Chefarzt: Dr. med. Johannes Mühler

Sekretariat: Lena Scheuring, Sophie Wirth

Telefon 09721 720-2153 Fax 09721 720-2985 E-Mail neurologie@leopoldina.de

Erweiterung der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie.

Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie am Leopoldina-Krankenhaus ist seit ihrer Eröffnung im Jahr 2006 ein wichtiger Baustein bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Bereits seit einigen Jahren arbeitete das interdisziplinäre Team um PD Dr. Wolfgang Briegel, Chefarzt der Klinik, räumlich an der Kapazitätsgrenze. Die Nachfrage nach ambulanten und (teil-) stationären Behandlungsplätzen ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Deshalb wurden 2017 die Arbeiten für eine Erweiterung der Klinik begonnen. In einer Bauzeit von zwei Jahren wurde das bestehende zweistöckige Gebäude auf vier Stockwerke erweitert und verfügt somit über 1.720 Quadratmeter Nutzfläche. Für die stationäre

Behandlung stehen nach der Inbetriebnahme insgesamt 18 Behandlungsplätze zur Verfügung, neun davon auf einer neuen Station, auf der sowohl eine offene als auch eine geschlossene Führung möglich ist. Darüber hinaus wurden die teilstationären Kapazitäten auf insgesamt 18 Behandlungsplätze erweitert, sechs davon in einer Tagesklinik speziell für Kinder vor dem Schuleintritt. Alle Bereiche sind bereits voll ausgelastet.

Das Leopoldina-Krankenhaus hat insgesamt 6,5 Mio. Euro in die Erweiterung investiert. 4,2 Mio. Euro davon wurden durch den Freistaat Bayern gefördert.

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Atemtherapie

– eine Rarität in Schweinfurt

Unsere Atmungsorgane (Nase, Bronchien und Lunge) sind anfällig gegenüber einer Reihe an Krankheitsbildern, die die Lebensqualität einschränken können. einer Reihe an Krankheitsbildern, die die Lebensqualität einschränken können.

Wann hilft die Atemtherapie?

In den Anwendungen der Atemphysiotherapie erlernen die BetroffeIn den Anwendungen der Atemphysiotherapie erlernen die Betroffenen aktive und passive Techniken zur Verbesserung der Atmung und nen aktive und passive Techniken zur Verbesserung der Atmung und Atemmechanik. Zunächst erstellen wir während der Befundaufnahme Atemmechanik. Zunächst erstellen wir während der Befundaufnahme einen individuell auf den Patienten abgestimmten Behandlungsplan. In einen individuell auf den Patienten abgestimmten Behandlungsplan. In der Therapie ist es unser Ziel, dass der Patient weitestgehend selbst mit der Therapie ist es unser Ziel, dass der Patient weitestgehend selbst mit seiner Krankheit umgehen und die entsprechenden Übungen richtig seiner Krankheit umgehen und die entsprechenden Übungen richtig ausführen kann. Am häufi gsten wird die Therapie Am häufi gsten wird die Therapie eingesetzt, wenn Husten und Seeingesetzt, wenn Husten und Sekrete das Ein- und Ausatmen krete das Ein- und Ausatmen stark erschweren und die Aufgaben des Alltags aufgrund von Atemnot nicht grund von Atemnot nicht mehr bewältigt werden mehr bewältigt werden können. Die bekanntesten Atemwegserkrankungen sind zum Beispiel: Asthma,

Bronchitis, Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD), Husten oder Lungenentzündungen.

Wirkungen der physiotherapeutischen Atemtherapie:

• Sekretlösung bei Sekretansammlungen und Husten • Unterstützung bei Störungen der Atmung und Atemmechanik • Angeleitetes Erlernen von Selbsthilfetechniken bis hin zum

Eigenübungsprogramm • Anleitung zum Training mit Atemgeräten • Entwöhnung von Beatmungsgeräten

Gezielte Maßnahmen in der physiotherapeutischen Atemtherapie: • Sie bietet Ihnen Hilfe bei Husten, egal wodurch er auch bedingt sein mag • Sekretansammlungen, die auf Veränderungen der Lungenstruktur oder

Atemmechanik beruhen oder allergisch bedingt sind, werden gelöst • Die bessere Sauerstoffversorgung verhilft Ihnen dazu, Ihre Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit in Therapie und Alltag zu steigern • Physiotherapeutische Atemtherapie hilft Ihnen dabei, Ihre Atmung und

Atemmechanik nachhaltig zu verbessern

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