Ausgabe 2 | 2016 Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V.
Thema
Mexiko & China Forschung
3D-basierte Schnitte RECHT & WIRTSCHAFT
Personalisierte Mode DER FILM ZUM JUBILÄUM
Inhalt
05 Zeitreise
26
Schöne Beine
Edelweiss gegen Zecken
10
CETA kommt
23
SIUF German Pavilion
Impressum © Alle Rechte vorbehalten. Keine Vervielfältigung ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers. Der Bezug der masche ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Herausgeber Gesamtmasche – Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie e. V. Präsidentin Martina Bandte Redaktion und Layout Silvia Jungbauer Gestaltung Bliss Grafik, Esslingen am Neckar Druck WIRmachenDRUCK GmbH, Backnang
2 masche 02| 2016
11
50 Jahre Eschler
Auflage 750 Ausgabe 02/2016 Heftnummer 19 Fotos Soweit ohne Vermerk von Gesamtmasche Titel © Triumph – Der Triumph-BH „Doreen“ von 1966 hat auch heute noch Millionen von Anhängerinnen. Erscheinungsweise Quartalsweise; Abweichung möglich Kontakt Ulmer Straße 300, 70327 Stuttgart Telefon +49 711 5052841- 0 Telefax +49 711 5052841- 4 E-Mail info@gesamtmasche.de www.gesamtmasche.de
04
Im Blickpunkt 100 Jahre: Der Film
06
kurz & informativ
08
Märkte
zwissTEX goes Mexico
13
Personalisierte Mode
14
Handelsvertreterverträge
12
Nachhaltigkeit
17
3D-basierte Schnittentwicklung
18
Wirtschaft
20
Datenschutz
22
Außenwirtschaft
26
Wissenswertes
Dietenheim zieht an
Zahlungsmoral in Europa Herausforderung für den Mittelstand Lieferantenerklärungen
Editorial
Liebe Leserinnen und Leser, wieder neigt sich ein ereignisreiches Jahr befreundete Institutionen haben hierfür mit uns eine dem Ende zu. Nicht nur die politische beeindruckende Materialsammlung zusammengeWeltbühne hält uns in Atem. Wirtschafttragen. Wir nutzen diese einmaligen Zeitzeugnisse liche, technische und rechtliche Herausauch in Zukunft, um die Vielseitigkeit und Lebenforderungen gibt es zu Hauf. In dieser Ausgabe der digkeit der Masche zu zeigen – so wie in diesem Heft masche haben wir einige davon aufgegriffen. mit einer Zeitreise durch die Strumpfindustrie. Personalisierung, Mass Costumization, moderne Schnittkonzeption oder Phygital Retail sind nicht Auch für unseren Verband steckte das Jahr voller nur für Techniker, Designer und Vertriebsexperten Herausforderungen. Die neue Geschäftsstelle in der spannend. Auch die rechtliche Dimension der Ulmer Straße, die Gesamtmasche im April bezogen schönen neuen Produktionshat, ist inzwischen voll und Handelswelt verdient etabliert. Die neuen Räume volle Aufmerksamkeit. bieten Platz für Schulungen, „Unsere Produkte sollen einzigWorkshops und Sitzungen. artig sein und unsere Das Schlagwort Industrie 4.0 Kunden individuell machen.“ haben wir bewusst ausgespart. Zum Jahresausklang möchte Stattdessen möchten wir ich mich im Namen von versuchen, die IndividualisieGesamtmasche bei allen, die rung von Produkten und die Integration von Kunden unsere Arbeit mit Rat und Tat und gutem Willen und Geschäftspartnern in die Geschäftsprozesse unterstützen, ganz herzlich bedanken. Wir verspreanhand konkreter Ideen darzustellen. Tatsächlich will chen Ihnen, auch im nächsten Jahren wieder mit der Kunde nicht mehr nur das konsumieren, was ihm Ideen, Herz und Engagement für Sie da zu sein. von der industriellen Massenfertigung gegeben wird. Im Wandel von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft ist ihm zunehmend bewusst, was er Eine schöne Adventszeit wünscht Ihnen will, und vor allem, dass er es haben kann.
Ihre Martina Bandte Präsidentin Gesamtmasche
© Stock_Design – shutterstock.com
100 Jahre Maschentradition verpflichten. Im Zuge des Jubiläumsjahres ist unter anderem ein Filmprojekt entstanden, das Tradition und Modernität der Masche charmant vereint. Mitgliedsfirmen und
02| 2016
masche 3
100 Jahre Gesamtmasche: Der Film Wirtschaftsgeschichte mal anders: Anlässlich seines 100. Geburtstags hat der Gesamtverband der deutschen Maschenindustrie 10 Jahrzehnte Textilund Modekultur filmisch dokumentiert. Das Ergebnis ist jetzt online. Die filmische Zeitreise präsentiert ein technologisch wie modisch revolutionäres Jahrhundert, von der Reformwäsche um 1910 über die ersten Nylons und den WonderBra bis hin zu High-Tex-Lösungen für Gesundheit und Mobilität. „Der Film unterstreicht, wie sich die Branche mit Experimentierfreude und Innovationsgeist laufend weiterentwickelt –
immer am Puls der Zeit“, sagt Gesamtmasche-Präsidentin Martina Bandte stolz. Textilien spiegeln seit jeher Körperideale, Geschlechterrollen und Moralvorstellungen wieder. Sie erzählen Geschichten über gesellschaftliche Trends, technische Erfindungen und neu entdeckte Materialien. Gut 20 Firmen und Institutionen haben ihre Archive für das Filmprojekt geöffnet. Die lebendig-bunte Sammlung textiler Zeitzeugnisse ist ab sofort zu sehen.
Video-Abruf unter: www.gesamtmasche.de/mediathek?v=54
Mit Beiträgen der Marken: Bahner, Bauerfeind, Ceceba, ELBEO, ESGE, FALKE, Felina, Gertex, Groz-Beckert, Kunert, Marc Cain, MARYAN MEHLHORN, Mattes & Ammann, Mey, Nina von C., Schiesser, Speidel, STRÄHLE+HESS, Triumph, watercult. Wir danken dem Textil- und Industriemuseum Augsburg und dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg für die freundliche Unterstützung. Bilder v. r. n. l.: 1-2 Haus der Geschichte Baden-Württemberg, 3 Hagley Museum and Library, 4 Triumph, 5 FALKE, 6 STRÄHLE+HESS 4 masche 02| 2016
100 Jahre spezial:
Schöne Beine
2016: FALKE Laufsocken „RU 4 Cushion“ Bild: FALKE
Technischer Neuentwicklungen beflügeln im 19. Jahrhundert die mechanische Strumpfherstellung. Neue Maschinen erlauben erlesene Musterungen, während regelrechte Fabrikzentren und weit gespannte Logistiknetze entstehen. Die wahre Revolution beginnt für die Strumpfmode jedoch erst nach dem 1. Weltkrieg. Um 1920 werden die Röcke kniekurz. Begünstigt wird die neue Beinfreiheit durch die neuartigen Kunstseidenstrümpfe. Glatt und elegant sollen Strümpfe jetzt sein. Wirklich erfüllt wird der Wunsch nach Passform, Zartheit und Transparenz aber erst mit der Entdeckung des Polyamids Ende der 30er. In Deutschland treten Nylon wie Perlon erst in den Nachkriegsjahren modisch in Erscheinung.
Um 1900: ELBEO Langstreifen-Strumpf Bild. ELBEO Strumpf-Museum
Feinstrümpfe werden zum heiß begehrten Luxusartikel. In den 50ern beginnt ein veritabler Branchen-Boom. Auf den neuen Rundstrickautomaten lassen sich nahtlose Strümpfe produzieren. Im Team mit dem Minirock erobert in den 60ern die Strumpfhose die Modewelt. Auch wenn sie den Männern nicht gefällt. Gleichzeitig hält Farbe Einzug in die bislang eher fleischfarbene Strumpfwelt. Die Mini-Welle der 80er schenkt den Frauen unendliche Beinfreiheit. Wenig später lassen sich computergesteuert komplexeste Musterungen umsetzen. Auch die Herren greifen jetzt stärker zur Farbe.
1966: Kunert Werbung Bild: Förderverein zur Pflege der Geschichte der deutschen Strumpfindustrie
Nach der Jahrtausendwende wird die Funktionalität von Strümpfen zum entscheidenden Faktor. Formen, stützen und schützen sollen sie. Gesundheits- und Sportanwendungen sind aus der heutigen Strumpfwelt nicht mehr wegzudenken.
Strümpfe kannte man bereits in der Antike. Die ersten Stricksocken werden den alten Ägyptern zugeschrieben. Scherben antiker Tongefäße zeugen davon, dass bereits die Trojaner auf enge und aufregende Beinkleider – eine Art Ur-Leggings - schworen. Dagegen wirkten die Wickelgamaschen der alten Germanen eher grobschlächtig; erst im 7. Jahrhundert machten sie sich daran, den römischen „soccus“ zur „hosa“ weiterzuentwickeln. Die reichte immerhin schon bis zum Knie. Die Bezeichnung „Strumpf“ tauchte erst im 16. Jahrhundert auf, nachdem es – Minnesänger ausgenommen - jahrhundertelang als unschicklich galt, Beine auch nur zu erwähnen. Erfunden haben das Stricken angeblich die Mauren. Europas Adel wollte fortan von schlechtsitzenden Beinlingen aus Webstoff nichts mehr wissen. Der technologische Durchbruch gelang 1589 mit der Konstruktion des ersten Handkulierstuhls. Er kam auf damals sagenhafte 600 Maschen pro Minute.
1961: Strumpfautomat Bild: Tim Augsburg
02| 2016
masche 5
Bodelshausen ehrt Helmut Schlotterer Marc Cain-Gründer und -Inhaber Helmut Schlotterer erhielt für seine Verdienste die Bürgermedaille der Stadt Bodelshausen. „Durch sein herausragendes unternehmerisches Wirken trägt Helmut Schlotterer, Inhaber und Gründer der Firma Marc Cain in ganz besonderem Maße zur guten Entwicklung des Gewerbe- und Industriestandortes Bodelshausen und damit auch zur guten Finanz- und Wirtschaftskraft unserer Gemeinde bei“, begründete die Gemeinde die besondere Ehrung. Nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte sprachen für die Entscheidung des Gemeinderats. Aufgeführt werden auch sein „soziales Engagement“ und die „Spendenbereitschaft gegenüber Vereinen, gemeinnützigen Organisationen und Einrichtungen.“ Im Laufe der Jahre ist an der Brunnen- und Bild: Marc Cain Industriestraße in Bodelshausen mit der Firma Marc Cain ein bedeutendes Industriezentrum entstanden. Von 2007 bis 2012 wurden knapp ein für 30 Millionen Euro neu erbautes, vollautomatisiertes 70 Millionen Euro investiert, unter anderem in ein neues Lager in Betrieb. Die Straßenbereiche wurden im Juli in Produktions- und Verwaltungsgebäude. Zuletzt ging 2015 „Marc-Cain-Allee“ umbenannt.
Strickdesign an der Hochschule Reutlingen Seit dem Wintersemester 2015 / 2016 bieten die Designstudiengänge der Fakultät Textil & Design in Reutlingen den neuen Schwerpunkt Strickdesign an. Damit kommt die Fakultät einer vermehrten Nachfrage der Industrie nach Spezialisten im Bereich Strick nach. Reutlingen verfügt über ein weltweit einzigartiges Stricklabor mit modernsten Maschinen, wo die Studierenden ihre Prototypen fertigen können. Daneben gibt es eine professionelle Handstrickerei für die Musterung. Vorlesungen werden sowohl im technischen Bereich als auch im Bereich der Gestaltung von Experten für den Bereich Strick geleistet. Enge Partnerschaften der Fakultät mit Stoll, Marc Cain, Hugo Boss und vielen anderen Firmen garantieren die entsprechende Praxiserfahrung.
Bild: Hochschule Reutlingen
6 masche 02| 2016
Die ersten Studenten der BA-Studiengänge stellen in ca. 1,5 Jahren ihre Abschlussarbeiten vor. Ab 2018 kann der Schwerpunkt auch im Masterstudium gewählt werden.
Mattes & Ammann mit akkreditiertem Prüflabor Die Mattes & Ammann GmbH & Co. KG in Meßstetten-Tieringen verfügt ab sofort über ein akkreditiertes Prüflaboratorium gemäß ISO/IEC 17025. Entsprechend können Prüfungen in folgenden Bereichen durchgeführt werden: Physikalisch-technologische Prüfung, Bestimmung des Brennverhaltens und der Farbechtheit zur Ermittlung der Materialeigenschaften von Textilien und textilen Erzeugnissen. Laut Mattes & Ammann handelt es sich um das erste akkreditierte Prüflabor (ISO/IEC 17025) eines reinen Meterwarenlieferanten. Geschäftsführer Christoph Larsén/Mattes freut sich, dass die fast zweijährige harte Vorbereitungsarbeit seines Teams nun von Erfolg gekrönt wurde: „Unser Ziel ist es, immer einen Schritt voraus zu sein. Gleichzeitig muss die Investition auch kommerziell gelingen. Da unser neues Labor auch Fremdprüfungen ausführen darf, rechnet sich der Vorgang. Wir freuen uns über jeden Auftrag.“ MATTES & AMMANN ®
100 Jahre HEIMTEX-Verband Am 3. November lud der Heimtextilien-Verband zu einer ganz besonderen Mitgliederversammlung ein: 100 Jahre HEIMTEX. Bei dem stolzen Jubiläum feierten neben Mitgliedern und Förderern auch Partner aus dem Handel und der Zulieferindustrie mit. Das red dot design museum in der Zeche Zollverein in Essen bildete die beeindruckende Kulisse für den Festabend. „Wir feiern heute das nicht alltägliche Jubiläum eines Verbandes, der zwei Weltkriege überdauert und einhundert Jahre Verbandsgeschichte erfolgreich gemeistert hat“, so der HEIMTEX-Vorsitzende Ottmar Ihling in seinen Eröffnungsworten. Neben dem Einfluss auf die politische Willensbildung spiele in Fachverbänden besonders die Unterstützung der Mitglieder im Tagesgeschäft eine wichtige Rolle. Das abwechslungsreiche Programm der Jubiläumstagung bot den über 100 Teilnehmern Raum zum Austausch und zur Kommunikation und war eine gelungene Mischung aus InforMartin Auerbach, Hauptgeschäftsführer mation und Unterhaltung. GESAMTHEIMTEX-Verband, mit Silvia Jungbauer, MASCHE gratuliert und sagt Danke! Gesamtmasche. Bild: HEIMTEX
18,0
17 veranstaltungen & Seminare Zum Jahresende veröffentlicht Gesamtmasche eine Übersicht zu wichtigen Terminen und Veranstaltungen im 1. Halbjahr 2017. Auch im nächsten Jahr erwartet Sie wieder ein vielfältiges Seminarangebot zu branchenrelevanten Rechts- und Wirtschaftsthemen. www.gesamtmasche.de/ veranstaltungen
Bodywear-Designerin sucht neuen Wirkungskreis Die Textildesignerin und Produktentwicklerin Sandra Keller-Müller ist seit 22 Jahren in den Bereichen Tag- und Nachtwäsche, Bade- und Strandbekleidung und im ShirtBereich tätig. Neben der Kollektionserstellung und Trendanalyse deckt sie sämtliche Bereiche bis hin zur Gestaltung von Verkaufsmaterial ab. Darüber hinaus ist sie erfahren in der Stoff- und Zutatenauswahl und in Verhandlungen mit Lieferanten. Frau Müller-Keller sucht eine feste oder freie Tätigkeit im Stoffmusterentwurf oder in der Entwicklung von Bodywear.
keller-muller.sandra@ wanadoo.fr
Prozent beträgt der kanadische Zollsatz (fob) auf die meisten Bekleidungsprodukte aus anderen Ländern. Ob Tag- oder Nachtwäsche, Pullover, Miederwaren oder Strümpfe: Ein Zollsatz dieser Höhe kann sich zweifellos prohibitiv auswirken. So sehr immer noch über den Sinn des Freihandelsabkommens mit Kanada gestritten wird – die Erleichterungen beim Marktzugang sind für die Branche nicht von der Hand zu weisen. Mehr zu CETA erfahren Sie auf Seite 10.
02| 2016
masche 7
zwissTEX goes Mexico
A
m 27. Oktober 2016 wurde das Werk von zwissTEX Mexico in Tlaxcala eröffnet. Rund 6 Millionen Euro haben die Zwissler-Töchter Gertex und Zoeppritex in die neue Produktionsstätte für technische Textilien investiert. Nach nur einjähriger Bauzeit produziert zwissTEX Mexico die Himmel und Säulenstoffe inklusive Kaschierungen für den neuen Audi Q5 sowie ab 2017 Stoffe für BMW im NAFTARaum. „Wir sind begeistert, dass die Produktion bereits nach einem Jahr anlaufen konnte“, freut sich Harald Beuschel, Geschäftsführer der Gertex Textil GmbH. Neben den bestehenden Lieferbeziehungen zu den großen deutschen Automobilfirmen wollen Gertex und Zoeppritex lokale und regionale Kunden in Mexiko gewinnen. Der Geschäftsführer der Zoeppritex Verbundstoffe GmbH & Co. KG, Ernst-Wolfgang Moning, ist stolz, bereits jetzt erste Anfragen aus dem Non-Automotive Bereich bearbeiten zu können. Bei der Einweihungsfeier waren zahlreiche prominente Besucher aus Politik, Wirtschaft und der Automobilbranche vertreten. „Für die Zukunft sind wir gut gerüstet“, meint Marc Lorch, Geschäftsführer der zwissTEX Mexico und Vorstand der Dr. Zwissler Holding AG. „Wir freuen uns, mit hochmotivierten Mitarbeitern in Mexiko unsere Zukunft weiter positiv zu gestalten“. Alle Bilder dieser Seite: Zwissler
Marc W. Lorch, CEO der Dr. Zwissler Holding AG, präsentiert die neue Fertigung Gästen aus Politik und Wirtschaft.
8 masche 02| 2016
Chancen für Mobiltextilien
Mexikanischer Automarkt weiter auf Höhenflug Besserer Zugang zu Finanzierungen und weniger Gebrauchtwagenimporte lassen den Pkw-Absatz in Mexiko trotz mäßiger Konjunktur deutlich steigen. Zudem sorgen die hohen Fahrzeugexporte insbesondere in die USA für den weiteren Ausbau der Produktion. Mexiko ist der siebtgrößte Automobilhersteller der Welt.
Die Zulieferindustrie wächst seit 2008 um jährlich 7 Prozent. Nach Angaben von Germany Trade & Invest (gtai) legte im Jahr 2015 der Absatz von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen wie SUVs, Pick-ups und Minivans um 19 Prozent auf knapp 1,4 Millionen Fahrzeuge zu. Die Produktion stieg gleichzeitig auf 3,4 Millionen Fahr-
zeuge. Für 2016 geht gtai von einer Absatzsteigerung auf knapp 1,5 Mio. Einheiten aus. Der Kfz-Verkäuferverband AMDA ist auch für die kommenden Jahre zuversichtlich: 2017 könnte der inländische Pkw-Absatz die Grenze von 2 Millionen knacken, so die Vereinigung. Der HerstellerVerband AMIA geht für 2016 von rund 4 Millionen produzierten Fahrzeugen aus, für 2017 von 4,2 Millionen. 2020 könnten den Investitionsplänen der Kfz-Hersteller zufolge sogar schon 5 Millionen Einheiten vom Band rollen.
Gute Aussichten für Mexikos Mode-Retail Auch wenn Mexikos Wirtschaft nur verhalten wächst, sind die Prognosen für den Modehandel gut. Bereits heute werden im mexikanischen Einzelhandel mit Bekleidung und Schuhen rund 26 Mrd. Euro umgesetzt. Bis 2020 könnten es nach Expertenschätzungen bereits an die 36 Mrd. Euro sein. Vor allem setzen Marken und Händler auf die Generation der Millenials, die mit ihrer relativ hohen Kaufkraft und einem einfachen Zugang zu Krediten lieber konsumiert als spart. Die heimischen Hersteller profitieren dabei nicht nur vom Nachfrageschub, sondern auch vom Erfolg der jüngsten Regierungsaktionen zur Abwehr billiger oder unterfakturierter Textilimporte.
Bevölkerung
127 Mio. (2015)
Altersmedian
28 Jahre
BIP-Wachstum
2,55 % (2015)
Wearables als Wachstumstreiber Mexikanische Designer versuchen sich zunehmend als Trendsetter, um im hart umkämpften internationalen Modemarkt wahrgenommen zu werden. Wearables – Funktionsbekleidung mit innovativen Zusatzfunktionen – sind dabei ein wichtiger Treiber. Smarte Stoffe sind in Mexiko demnach besonders gefragt. Junge Wearables-Unternehmen wollen heraus aus der Nische und ihre Innovationen auf breitere Bereiche wie den Sportswear- oder Gesundheitsmarkt ausdehnen. Mexikanische Konsumenten gelten als „Early Adopters“ von Innovationen. Neue Ideen für Smart Clothes haben in Mexiko daher besonders große Chancen.
Bekleidungsausfuhr
4,7 Mrd. US-Dollar Bekleidungseinfuhr
4,0 Mrd. US-Dollar Quellen: CIA, gtai, WTO
© scrollah – shutterstock.com
02| 2016
masche 9
Freihandel mit Kanada
CETA kommt Nach siebenjährigen Verhandlungen wurde Ende Oktober das Freihandelsabkommen CETA zwischen der EU und Kanada unterzeichnet. Der Handelsteil von CETA könnte bereits Anfang 2017 vorläufig in Kraft treten. Dann entfallen im Warenverkehr EU-Kanada die Zölle auf Textil- und Bekleidungsprodukte.
I
Im Dezember will das EU-Parlament über CETA abstimmen. Das grüne Licht der Abgeordneten gilt als nahezu sicher. Ihr „Ja“ zu CETA würde den Weg zu einer vorläufigen Anwendung des Abkommens ebnen – jedenfalls für den überwiegenden Teil der Bestimmungen, die den Abbau von Zöllen und anderen Handelshemmnissen regeln. Ausgenommen sind die umstrittenen Schiedsgerichte, an denen Unternehmen Ansprüche gegenüber Staaten geltend machen können, um ihre Investitionen zu schützen.
© ruskpp, Kaspars Grinvalds – Shutterstock.com
Für das endgültige Inkrafttreten von CETA müssen die nationalen Parlamente den Pakt ratifizieren. Insgesamt müssen 28 Abgeordnetenhäuser und 14 Regionen zustimmen. Dann können auch die Teile in Kraft treten, bei denen die Abgeordneten der Mitgliedstaaten Mitspracherecht haben. In Deutschland wird neben dem Bundestag voraussichtlich auch der Bundesrat befragt. Die Partei „Die Linke“ hat eine Verfassungsbeschwerde angekündigt.
10 masche 02| 2016
Hauptsache Ursprung Wesentlicher Bestandteil eines jeden Freihandelsabkommens sind die Ursprungsregeln. Sie bestimmen, ob Zollvergünstigungen überhaupt zur Anwendung kommen. Die CETA-Ursprungsregeln sind tendenziell liberaler als die „Standard-Ursprungsregeln“ der EU. So führt im Rahmen von CETA z.B. auch Stricken und Färben oder Garnfärben und Stricken zum Ursprung. Zudem können Arbeitsschritte der beiden Partnerstaaten voll kumuliert werden. Außerdem kann die Anerkennung von Zollvorteilen leicht auf Länder ausgedehnt werden, mit denen sowohl Kanada als auch die EU ein Freihandelsabkommen abgeschlossen haben. Analog zum Südkorea-Abkommen sieht CETA keine Warenverkehrsbescheinigung vor, sondern ausschließlich die Ursprungserklärung auf der Rechnung.
Angesichts der bevorstehenden vorläufigen Anwendung von CETA ist es ratsam, sich über die Möglichkeiten des Abkommens zu informieren. Kanada ist die zehntgrößte Volkswirtschaft der Welt. CETA sieht die sofortige Abschaffung aller Textil- und Bekleidungszölle ab Inkrafttreten vor. Experten des Bundeswirtschaftsministeriums rechnen mit dem CETA-Start noch in der ersten Jahreshälfte 2017. Der kanadische Modemarkt ist 23 Mrd. Euro schwer. In den nächsten fünf Jahren soll der Einzelhandelsumsatz mit Bekleidung um 7 Prozent wachsen. Bei Tagwäsche wird sogar ein reales Plus von 11 Prozent prognostiziert, bei Strumpfwaren ein Zuwachs von 8 Prozent.
Eschler wirkt! Seit 50 Jahren! Mit viel Optimismus in die Zukunft: Der schwäbische Maschenwarenspezialist Eschler feiert mit Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern sein 50-jähriges Firmenjubiläum. Am 7. Oktober lud Eschler zum Festakt mit rund 200 geladenen Gästen in die festlich geschmückten Lagerräume des Unternehmens in Balingen-Frommern ein. Geschäftsführer Matthias Eschler erläuterte die bewegte Zeit des Unternehmens mit allen Höhen und Tiefen. Abgeschlossen wurde der offizielle Teil mit lobenden und optimistischen Grußworten von Franz Albers, Verwaltungsratspräsident und Mitinhaber der Schoeller Unternehmensgruppe, zu der Eschler seit 2012 gehört. Auch die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut ließ es sich nicht nehmen, dem Unternehmen aus ihrer Heimatstadt persönlich zu gratulieren. „Ihr habt auf das richtige Pferd gesetzt“, sagte sie. „Ein Umsatz von 11 Millionen Euro ist der Beleg für euren Erfolg.“ Man könne stolz sein, ein solches Unternehmen in der Region zu haben. Die Initiative zur Firmengründung ging damals von Kurt und Christian Eschler aus, um für ihren schweizerischen Betrieb in Deutschland eine Niederlassung zu schaffen. So kam es 1966 unter der Führung von Heinz Eschler, Cousin der beiden, zur Firmengründung. 1996 übernahm dessen Sohn Matthias Eschler die Geschäftsführung. Die Philosophie des Unternehmens, „keine Kilometerware, sondern Spezialitäten zu produzieren“, war bereits damals ein Argument für die Gründung und zeichnet die Firma bis heute aus. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete das ISO 9001:2001 zertifizierte Unternehmen mit 50 Mitarbeitern sowie 30 Wirkmaschinen und drei Schäranlagen rund 11 Millionen Euro. Die Produktpalette reicht heute von Stoffen für Wundauflagen, OP-Anwendungen und Bandagen über Reinigungstextilien sowie Trägerstoffe für Membranen und Beschichtungen bis hin zu Spezialtextilien mit Silberfäden sowie Abstandsgewirke. Damit bildet Eschler die perfekte Ergänzung zur Schoeller Textil AG. Durch den Zusammenschluss der beiden Traditionsunternehmen werden die Synergien von Masche und Gewebe genutzt und so ein einzigartiges textiles Angebot kreiert.
Das Eschler-Firmengebäude: preisgekrönte Architektur
Schoeller-Verwaltungsratspräsident Franz Albers (re.) gratuliert Eschler-Chef Matthias Eschler
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau in Baden-Württemberg,
Matthias Eschler, Geschäftsführer Eschler, alle Bilder dieser Seiten: Eschler 02| 2016
masche 11
Customize Me! Rechtliche Herausforderungen personalisierter Mode
Personalisierte Mode liegt voll im Trend. Das belegen neben einer stetig wachsenden Anzahl an Angeboten auf dem Markt auch die Ergebnisse der kürzlich erschienenen Digital Luxury Study 2016 des SINUS Instituts in Heidelberg. Einzigartigkeit ist also das Zauberwort – aber wie können Modeunternehmen die Kreationen ihrer Kunden für sich schützen? Und welche weiteren rechtlichen Fallstricke sind bei personalisierter Mode zu beachten?
Personalisierte Mode oder gar Fashion „made to order"? Andere Hersteller gehen noch weiter und lassen den Kunden das gesamte Produkt selbst konfigurieren. Jimmy Choo lässt seine Kunden bei Schuhen und Taschen Form, Farbe, Material etc. selbst auswählen und die selbst „designten“ Produkte mit Initialen, Symbolen und Datumsangaben weiter personalisieren. Mit Nike iD können Kunden bereits seit 1999 jedes Detail des Nike-Turnschuhs aus einer großen Auswahl von Farben, Formen und Materialien auswählen. Auch die Nike-Tochter Converse bietet „selbst designte“ Sneaker an. Der Konkurrent Adidas steht diesem Angebot mit „miadidas“ in nichts nach und möchte in Zukunft sogar noch weiter gehen. Mit dem Projekt Futurecraft 3D sollen sich künftig mit 3D-Druck gefertigte Laufschuhzwischensohlen individuell an die Dämpfungsbedürfnisse des jeweiligen Läufers anpassen lassen. Der Trend beschränkt sich aber
12 masche 04| 2015
CoS UMIZE
Zunächst ist zu differenzieren: Personalisierte Mode tritt in verschiedenen "Personalisierungsgraden" auf. So bieten vor allem Hersteller von Luxusmode an, fertigen Produkten ein persönliches „Finish“ zu verleihen. Schon lange erlaubt Louis Vuitton seinen Kunden, mit „Mon Monogram“ Taschen, Portemonnaies und Reisegepäck mit Monogrammen, bunten Streifen und einem besonderen Innenfutter zu personalisieren. Burberry bietet seinen Kunden an, Kaschmir-Schals und Ponchos mit Initialen, Herzen und bunten Kristallen sowie Rucksäcke und Make-up-Taschen mit Monogrammen zu versehen. Bereits im vergangenen Jahr hatte Burberry die „Scarf Bar“ eingeführt, die eine Personalisierung von Schals mit bis zu 7.000 verschiedenen Optionen ermöglichte. Gucci erlaubte seinen Kunden mit dem neu aufgelegten „Gucci DIY“-Programm zunächst, die Dionysus-Tasche mit Patches und Initialen zu personalisieren. Kurz darauf folgten individualisierbare Jacken und Schuhe.
nicht auf Schuhe: Bei Lacoste können Poloshirts, bei Ray Ban Sonnenbrillen individualisiert werden. Vor allem Start-ups wie Project Oona oder Scarosso bau(t)en sogar ausschließlich auf das Konzept der Eigenkonfiguration. Die selbst konfigurierten Produkte werden erst nach Eingang der Bestellung gefertigt, was für Hersteller einen Vorteil in puncto Lagerhaltung bietet. Fashion „made to order“ hat aber auch Nachteile: Der Kunde muss unter Umständen vergleichsweise lange auf das individuelle Stück warten – und ist hierzu je nach Ware unter Umständen nicht bereit.
© hifashion – Shutterstock.com
COLOR PATTERN MATERIAL STYLE INITIAL Abgesehen von solchen wirtschaftlichen Vor- und Nachteilen birgt personalisierte Mode aber auch rechtliche Herausforderungen. Wird das Produktdesign maßgeblich durch den Kunden (mit)bestimmt, stellt sich zum Beispiel die Frage, wem die Rechte an dem Design zustehen.
seinen Kunden das Widerrufsrecht tatsächlich nehmen möchte, ist allerdings eine kaufmännische Entscheidung, in der zu erwartende Schäden (nicht weiterverkaufbare personalisierte Ware) gegen das hohe Gut der Kundenzufriedenheit abzuwägen sind.
Guter Designschutz ist das A und O Bei kleineren Personalisierungen eines im Übrigen unveränderlichen Produkts (etwa mittels Initialen oder Datumsangaben) dürfte regelmäßig kein Zweifel daran bestehen, dass die Rechte an dem Produktdesign dem Hersteller zustehen. Je freier der Kunde das Äußere des Produkts jedoch konfigurieren kann, desto eher erscheint es möglich, dass der Kunde ein Produkt schafft, an welchem ihm eigene Rechte zustehen könnten. Um dies auszuschließen, empfiehlt es sich, die Rechtefrage vertraglich zu regeln und dem Kunden eine Übertragungspflicht für alle etwa entstehenden Rechte an dem Produktdesign aufzuerlegen. Um dem Entstehen von Designrechten auf Kundenseite vorzubeugen, sollten Hersteller zudem für einen guten Designschutz ihrer Produkte sorgen. Auch wenn das Endprodukt wegen seiner Konfigurationsmöglichkeiten vorab nicht genau festzulegen ist, bietet das Designrecht hier gute Möglichkeiten. Hersteller sollten die Grundformen der Produkte sowie alle Einzelbestandteile als eingetragene Designs schützen und können insoweit kostengünstige Sammelanmeldungen nutzen. Auch haben Hersteller die Möglichkeit, ihre registrierten Designs z.B. durch die Verwendung gestrichelter Linien so zu abstrahieren, dass eine gewisse Bandbreite an Endprodukten Schutz durch ein einziges eingetragenes Design erlangt. Unter Umständen kann es sich lohnen, über die Anmeldung dreidimensionaler Marken sowie über Positionsmarken nachzudenken, um die konfigurierten Produkte bestmöglich zu schützen.
Dieser Beitrag ist auch auf www.fashionunited.de erschienen.
Zu bedenken ist auch, dass Kunden, die personalisierte Ware im Wege des Fernabsatzes (also z.B. über das Internet) kaufen, grundsätzlich kein Widerrufsrecht eingeräumt werden muss. Ob ein Hersteller personalisierter Waren
kontakt Janina Voogd, LL.M. (Cape Town), ist Rechtsanwältin und Senior Associate in der Praxisgruppe Gewerblicher Rechtsschutz im Münchener Büro der Sozietät Noerr LLP. Sie berät nationale und internationale Unternehmen in allen Bereichen des Marken- und Designrechts, im Wettbewerbsrecht sowie in Domain-Streitigkeiten. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Beratung von Unternehmen in der Modebranche. Janina Voogd ist Lehrbeauftragte für Marken- und Designrecht an der AMD Akademie Mode & Design in München. Janina Voogd janina.voogd@noerr.com
02| 2016
masche 13
Handelsvertreterverträge rechtssicher gestalten Handelsvertreterverträge unterliegen bei Beendigung von Handelsbeziehungen oftmals der richterlichen Überprüfung. Es ist wichtig, dass Verträge an die wechselnde und teilweise rigide Rechtsprechung angepasst werden. Im Folgenden werden zwei aktuell relevante Entscheidungen des Bundesgerichtshofes (BGH) vorgestellt, die zur Unwirksamkeit von Vertragsklauseln führen.
Handelsvertreter Vertrag
14 masche 02| 2016
© AlexandrBognat – Shutterstock.com
Entscheidung 1 – Erschwerung der Kündigungsmöglichkeiten Eine Klausel, die eine erhebliche Erschwerung der Kündigungsmöglichkeit des Handelsvertreters darstellt, ist nichtig. In der Entscheidung vom 5.11.2015 – VII ZR 59/14 bestimmte der BGH, dass es sich um eine solche handelt, wenn der Unternehmer seinem Handelsvertreter Zusatzleistungen (in diesem Fall einen Bürokosten- und Organisationsleistungszuschuss) nur für die Dauer des ungekündigten Vertrages zur Verfügung stellt, obwohl es eine mehrjährige Kündigungsfrist gab. Die Erheblichkeit der Beeinträchtigung wächst mit der Länge der Kündigungsfrist. Grund für die Nichtigkeit ist, dass der Handelsvertreter gezwungen ist, für die gesamte Restdauer des Vertrages seine volle Leistung zu erbringen, ihm aber Mittel hierzu wegfallen. Hierdurch wird er in seiner Entschließungsfreiheit eingeschränkt und von der Kündigung abgehalten, da er eine Einkommenseinbuße erleidet.
Diese Entscheidung bedeutet in der Praxis, dass Klauseln zu vermeiden oder restriktiv zu verwenden sind, die eine Kündigung erschweren, wenn damit ein Wegfall von Begünstigungen verbunden ist. Eine Besonderheit in diesem Fall ist, dass die Klausel nicht in dem Handelsvertretervertrag selbst aufgenommen war, sondern im Rahmen einer Gesamtzusage an alle Arbeitnehmer des Betriebs im Intranet veröffentlicht wurde. Der Handelsvertreter durfte das Intranet nutzen. Diese Klauseln sind der AGB-Prüfung der Gerichte voll unterworfen. Daher gilt es, bei der Nutzung von allgemeinen Bedingungen für Mitarbeiter ein besonderes Augenmerk auf deren Reichweite und das Zusammenspiel mit Handelsvertreterverträgen zu legen. Ein solcher Zuschuss, wie im vorliegenden Fall, hätte vom Unternehmer nicht gewährt werden müssen. Der Unternehmer ist lediglich gehalten, die zur Ausübung der Tätigkeit des Handelsvertreters erforderlichen Unterlagen sowie Material und Muster kostenlos zur Verfügung zu stellen. Entscheidung 2 - Nachvertragliches Wettbewerbsverbot in Form eines Abwerbeverbotes Der BGH hat ein nachvertragliches Wettbewerbsverbot in seiner Entscheidung vom 03.12.2015 – VII ZR 100/15 gekippt, nach welchem dem Handelsvertreter untersagt wurde, dem Unternehmer „Kunden abzuwerben oder dies auch nur zu versuchen“. Auch in diesem Fall war diese Klausel im Rahmen von allgemeinen Geschäftsbedingungen in den Vertrag einbezogen worden. Eine solche Wettbewerbsabrede ist gesetzlich strengen Grenzen unterworfen. Der Zeitraum von zwei Jahren darf nicht überschritten werden und die Wettbewerbsabrede ist auf das zugewiesene Vertragsgebiet, den Kundenkreis und nur auf die Vertragsgegenstände zu beschränken. Zudem sollte ein nachvertragliches Verbot eine sogenannte Karenzentschädigung, eine angemessene Ausgleichszahlung, vorsehen. Ist diese Entschädigung nicht ausdrücklich vereinbart, so ist sie dennoch kraft Gesetz geschuldet. Die Berechnung einer angemessenen Entschädigung ist stark vom Einzelfall abhängig, orientiert sich an der bisherigen vertraglichen Vergütung und besitzt keine Untergrenze des Betrages.
© Pressmaster – Shutterstock.com
Das vorliegende Abwerbeverbot wurde als unwirksam angesehen, weil sich aus ihm die Reichweite nicht hinreichend klar und verständlich entnehmen lässt. Dabei hat die Klausel Einfluss auf die Höhe der angemessenen Entschädigung, die dem Handelsvertreter zusteht, weil der Umfang der Klausel gleichzeitig den Umfang der Einschränkung der Erwerbsmöglichkeit bestimmt. Für die Praxis bedeutet dies, dass bei der Vereinbarung eines Verbotes neben den aufgezeigten gesetzlichen Grenzen eine klare Formulierung und Bestimmtheit vorliegen muss. Bei Nichtigkeit einer solchen Wettbewerbsabrede hilft weder eine Klausel, wonach die Parteien im Falle der Unwirksamkeit einer Bestimmung eine Regelung zugrunde legen, die der ursprünglichen Bestimmung in ihrer wirtschaftlichen Zielrichtung am nächsten kommt, noch eine ergänzende Vertragsauslegung. Greift eine Wettbewerbsabrede nicht, ist der Handelsvertreter nicht durch sie gebunden und kann zumindest unter diesem Aspekt sogleich eine Konkurrenztätigkeit entfalten und zum Beispiel Kunden abwerben. Er darf lediglich keine Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse verwenden. In beiden Fällen lohnt also eine rechtliche Überprüfung.
kontakt Dr. Karsten S. Hohberg ist bundesweit tätiger Fachanwalt für Handels- und Gesellschaftsrecht. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt in der handels- und gesellschaftsrechtlichen Beratung mittelständischer Unternehmen im Vertragsrecht. Hierzu gehört auch die Vertragsabwicklung von Handelsvertreterverträgen mit Fragen zu Buchauszug und Handelsvertreterausgleich. Dr. Karsten S. Hohberg Dr. Hohberg Rechtsanwälte Kleiner Schlossplatz 13-15, 70173 Stuttgart drhohberg@drhohberg.de www.drhohberg.de
02| 2016
masche 15
Alle Bilder dieser Seite: Dietenheim zieht an
Mit einer jährlichen Nachhaltigkeitsmesse wird die Stadt Dietenheim zur Plattform für neue und nachhaltige Konzepte in der Bekleidungswirtschaft. Etablierte Unternehmen stellen sich und ihre Produkte hier genauso vor wie Start-Ups, deren Ideen erst noch erprobt werden. Sie alle eint das Ziel, dem schnelllebigen Bekleidungsmarkt einen nachhaltigen und verantwortungsvollen Umgang mit werthaltigen Textilien entgegenzusetzen. Andreas Merkel (Gebr. Otto)
Die erste Ausgabe von „Dietenheim zieht an“ am 14.Oktober 2016 war ein Besuchermagnet. Auf 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche präsentierten 16 ausgewählte Textilhersteller nachhaltig produzierte Mode, darunter z. B. Marken wie Mey, Speidel und Efix. Andreas Merkel von der Spinnerei Gebr. Otto hat einen Großteil der Aussteller in die vormalige Textilstadt geholt und gemeinsam mit Wissenschaftlern der Uni Ulm, der Hochschule Reutlingen und der Stadt Dietenheim das „Reallabor für eine nachhaltige Transformation der Textilwirtschaft“ mit auf den Weg gebracht.
16 masche 02| 2016
Ungewöhnliche Begleitangebote wie das „Nähcafé“ und der „Up-Cycling“Workshop trugen mit zum Erfolg der Veranstaltung bei. Denn auch alternative Nutzungskonzepte wie das Tauschen, Reparieren und Wiederaufbereiten sowie innovative Vertriebswege werden im Reallabor untersucht. Das vom Land Baden-Württemberg mit einer Millionen Euro geförderte Projekt fußt auf der engen Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, Kommune und Bürger. Das Ziel: die Neubelebung der Dietenheimer Innenstadt. Dabei geht es nicht nur um die Neuansiedlung nachhaltig agierender Firmen, sondern auch um die (Wieder-)Entdeckung alternativer Vertriebs-, Marketing- und Nutzungswege.
Stand Mey
Stand Speidel
Aus der Forschung in die Praxis Eine gute Passform ist das ausschlaggebende Kriterium für den Kauf eines Kleidungsstücks, fand eine Umfrage unter Verbrauchern heraus. Die Anforderungen, die an die Bekleidungsindustrie gestellt werden, haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Es werden nicht mehr nur Großproduktionen von Basic Artikeln in den Produktionen umgesetzt. Um den Verbraucherwünschen gerecht zu werden, sind schnell wechselnde modische Kollektionen in der Umsetzung und Produktion eine neue Herausforderung. Dies wirkt sich unweigerlich sowohl auf die Produkt- und Schnittentwicklung als auch auf Musterungsabläufe, Transparenz, Reaktionszeiten und Qualität innerhalb der Produktentwicklung aus.
Kleidung ermöglicht. Ebenso können Hosen passformsicher konstruiert werden. Daneben entwickelten die Experten von Hohenstein ein digitales, 3-D-basiertes Verfahren zur Analyse der Passform von Damenoberbekleidung. Durch die Verwendung von 3D-Bodyscannern besteht nun die Möglichkeit, passformrelevante 3D-Körperinformationen wie Körperform und -haltung sowie Körperdurchmesser, -kurven und -flächen für die Schnittkonstruktion zu erzeugen. Ebenso können auf Basis dieser Daten virtuelle Formkörper, die dem menschlichen realen Körper entsprechen, erzeugt werden. Dies bedeutet eine effektivere Schnitt- und Passformentwicklung sowie die Verringerung von aufwendigen Passformanproben. ilke Maier, maier@gesamtmasche.de S Telefon: +49 711 5052841-2
Diejenigen, die ihre Schnitt- und Produktentwicklung im Stammhaus erarbeiten oder in Zukunft wieder erarbeiten möchten, werden diesen Bereich effizient und wirtschaftlich gestalten, um auf den steigenden Wettbewerbsdruck effektiv reagieren zu können. Bisher wurden Bekleidungsschnitte in 2D konstruiert und gradiert. Ausgehend von einer bestimmten Körpergröße wurden dafür nur die wichtigsten Körpermaße wie Längen- und Quermaße vermessen und den Maßtabellen zugrunde gelegt. Körperform und Haltung sind hier nicht einbezogen, obwohl menschliche Körper mit nahezu identischen Maßen innerhalb einer Konfektionsgröße unterschiedliche Haltungen und Körperformen aufweisen. Zudem ist es für Firmen nicht immer einfach, geeignete Proband/innen mit Standard-Körpermaßen für die Paßformanproben zu finden. Aus diesem Grund haben die Hohenstein Institute und die TU Dresden in gemeinsamen Forschungsprojekten an der Entwicklung virtueller 3D-Formkörper für die untere Körperhälfte von Frauen und der Erzeugung kinematischer Menschenmodelle gearbeitet. Diese sollen die Konstruktion von Bekleidung vereinfachen. In Verknüpfung mit einer geeigneten Passformsimulationssoftware wird die Überprüfung des Tragekomforts von funktioneller
Bild: Schneider Sportswear OHG
Die Firma Schneider Sportswear OHG in Albstadt nutzt die 3D-Bodyscanning Technologie nicht nur an Proband/innen, sondern auch an Büsten, um eine perfekte Passform sicher zu stellen. Die Büsten basieren auf einer Reihenmessung, die die Maße eines repräsentativen Querschnitts der Gesamtbevölkerung widerspiegelt. Diese bezieht vier Körperhaltungen und 44 Körpermaße ein, die alle relevanten Konfektionsgrößen einschließen.
Fazit: Eine perfekte Passform.
02| 2016
masche 17
© Aleksandra Novakovic – Shutterstock.com
3D basierte Schnittentwicklung
Zahlungsmoral in West- und Osteuropa unter Druck Ein Gastbeitrag von Andreas Tesch, Chief Market Officer von Atradius Gedämpftes Wachstum in der Eurozone und dem übrigen Europa, eine Abschwächung der Weltwirtschaft, niedrige Rohstoffpreise und Krisen in wichtigen Schwellenmärkten: Das herausfordernde ökonomische Umfeld für die Unternehmen in West- und Osteuropa macht sich auch bei der Entwicklung des Zahlungsverhaltens im B2B-Sektor bemerkbar. Es gibt kaum ein Unternehmen auf dem europäischen Kontinent, das nicht von verspäteten Zahlungen seiner in- bzw. ausländischen Kunden betroffen ist: 88,5 Prozent der befragten Unternehmen in Westeuropa, die an der aktuellen Atradius-Studie zum Zahlungsverhalten ihrer Geschäftskunden teilgenommen haben, berichten, im vergangenen Jahr von einem oder mehreren Abnehmern zu spät bezahlt worden zu sein. Bei den Unternehmen aus Deutschland gaben sogar 93 Prozent an, von Zahlungsverzug betroffen zu sein, doch gibt dieser Wert noch keine Auskunft über die tatsächlich auftretenden Zahlungsausfälle. Diese betrugen bei deutschen Unternehmen 0,8 Prozent ihrer Forderungen, während im westeuropäischen Durchschnitt 60 Prozent mehr Forderungen als uneinbringlich abgeschrieben werden mussten (1,3 Prozent).
Demgegenüber leiden 46,4 Prozent der in Großbritannien befragten Unternehmen unter verspäteten Zahlungen ihrer Exportkunden, das sind deutlich mehr als im Durchschnitt aller Länder Westeuropas (38,3 Prozent).
Ost und West im Vergleich In West- und Osteuropa ist die Situation im Hinblick auf die am Fälligkeitstag noch offenen Forderungen recht ähnlich: Etwa 40 Prozent des Gesamtwertes dieser Forderungen war zu diesem Termin noch nicht beglichen, wobei sich vor allem in den an der Studie teilnehmenden Ländern Osteuropas ein deutlicher Zuwachs der offenen Posten abzeichnete: Dort stieg der Wert der inländischen Forderungssumme um 9 Prozent auf 45 Prozent, bei ausländischen Kunden waren sogar 19 Prozent mehr offene Forderungen zu verzeichnen (40,8 Prozent im Vergleich zu 34,2 Prozent im Vorjahr).
Diese Entwicklung korrespondiert mit dem Anstieg der durchschnittlichen Forderungslaufzeit (DSO – Days Sales Outstanding), die in der Türkei im vergangenen Jahr um 3 Tage auf 63 Tage anstieg. Nur in Polen liegt die DSO mit 71 Tagen noch deutlicher über dem Durchschnitt von 57 Tagen. Im Mittelfeld bewegen sich Ungarn (53 Tage) sowie die Tschechische Republik mit 55 Tagen durchschnittlicher Forderungslaufzeit.
Schaut man sich die Entwicklung in den einzelnen Ländern an, so stellt man fest, dass vor allen Dingen Unternehmen aus Italien und Griechenland von säumigen Zahlern aus dem Kreis ihrer inländischen Kunden berichten: In beiden Märkten gab es bei fast 50 Prozent der offenen Forderungen Zahlungsverzögerungen zu beklagen, womit dieser Wert um etwa ein Viertel über dem westeuropäischen Durchschnitt liegt.
18 masche 02| 2016
Polen wartet am längsten Von den an der Studie teilnehmenden Ländern Osteuropas waren die Unternehmen aus Polen am häufigsten von verzögerten Zahlungen ihrer ausländischen Kunden betroffen: 29,8 Prozent des Gesamtwertes der B2B-Forderungen waren hier auch 90 Tage nach dem Fälligkeitstermin noch unbezahlt. Damit liegt deren Anteil fast um die Hälfte über dem Durchschnittswert aller untersuchten osteuropäischen Länder von 20 Prozent. Es folgen die Länder Türkei und Tschechische Republik mit 26,4 bzw. 22,3 Prozent.
Domino-Effekt in der Lieferkette Anlass zur Besorgnis gibt die Tatsache, dass viele Unternehmen aufgrund von verspäteten Zahlungen ihrer Kunden dazu gezwungen sind, ihre eigenen Lieferanten zu spät zu bezahlen, da sie nicht über die notwendigen liquiden Mittel verfügen. Dieser Dominoeffekt betraf 25 Prozent der befragten Unternehmen in Westeuropa und fast 30 Prozent in Osteuropa. Zudem gaben 11 Prozent der Befragten in Osteuropa und 7,6 Prozent in Westeuropa an, dass der Zahlungsverzug ihr eigenes Wachstum behindere.
hohen Niveau verharren wird und die Kreditrisiken zunehmen. Dieses Szenario spiegelt sich nicht zuletzt in den Erwartungen der im Rahmen unserer Studie befragten Unternehmen wider: Fast jedes dritte Unternehmen (31 Prozent) in Westeuropa erwartet eine Verschlechterung des Zahlungsverhaltens im laufenden Jahr, und in Osteuropa rechnet jeder fünfte Studienteilnehmer mit einem weiteren Anstieg der Forderungslaufzeiten (DSO). Um diesen Gefahren für die Liquidität des eigenen Unternehmens entgegenzuwirken, empfiehlt es sich zum einen, das eigene Kundenportfolio und die darin enthaltenen Kreditrisiken genauer unter die Lupe zu nehmen und eventuell zu diversifizieren. Zum anderen sollte das Forderungsmanagement professionalisiert werden, um Zahlungsausfälle so weit als möglich zu begrenzen. In beiden Fällen kann eine Kreditversicherung hierbei gute Dienste leisten.
Nur langsames Wachstum Damit wird deutlich, dass verzögerte Zahlungen nicht nur den Cash-Flow der betroffenen Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen, sondern auch ihre Wachstumsdynamik ausbremsen kann. Bedeutsam ist dieser Umstand, weil die Konjunkturlage in Europa ohnehin durchwachsen ist und jeder weitere Negativfaktor das Wachstum zusätzlich abschwächt: Während die Prognosen für die gesamte EU bis zu 1,9 Prozent Wirtschaftswachstum erwarten, fallen die Schätzungen für Osteuropa mit einem Plus von 1,1 Prozent deutlich geringer aus. Auch die internationalen Märkte bieten keine Alternative: Hier prognostizieren die Ökonomen ein sich abschwächendes Wachstum, das im laufenden Jahr nur noch 2,4 statt 2,6 Prozent betragen soll. Zudem befinden sich wichtige Exportmärkte aus den Schwellenländern in der Krise: Während Russland unter dem Embargo sowie den niedrigen Erdölpreisen leidet, kühlt sich die Konjunktur in China weiter ab. In Brasilien schließlich lähmen Korruption und eine Staatskrise die Wirtschaft. Schlechtere Zahlungsmoral und längere Forderungslaufzeiten Die genannten Faktoren werden auch im laufenden Jahr dafür sorgen, dass die Zahl der Insolvenzen auf einem
kontakt
Bild: Atra
Andreas Tesch ist Chief Market Officer von Atradius. Er verantwortet die Entwicklung des Kreditversicherungsgeschäfts in den Regionen Nordwest- und Mitteleuropa (einschließlich Griechenland und der Türkei), NAFTA und Asien-Pazifik sowie der Geschäftsbereiche Dutch State Business, Global und Special Products. Andreas Tesch Atradius Credit Insurance N.V David Ricardostraat 1, 1066 JS Amsterdam andreas.tesch@atradius.com www.atradius.com
02| 2016
masche 19
© Wright Studio – Shutterstock.com
Augen auf beim Datenschutz Alles wird teurer! Das gilt auch für die im Mai in Kraft getretene Datenschutzgrundverordnung (DSGVO): Bußgelder bis zu 20 Millionen Euro oder 4 Prozent des weltweiten Vorjahresumsatzes sind dort bei datenschutzrechtlichen Verstößen vorgesehen. Nach einer zweijährigen Übergangsfrist wird die DSGVO ab 25.05.2018 unmittelbar geltendes Recht sein. Daneben hat sich die Gefahr, wegen eines Verstoßes gegen verbraucherschutzrelevante Vorschriften des Datenschutzrechts auch wettbewerbsrechtlich abgemahnt zu werden, durch die Einführung des Klagerechts für Verbraucher- und Wirtschaftsverbände sowie Wettbewerbskammern seit Ende 2015 wirksam erhöht. Vor diesem Hintergrund wird es auch für den Mittelstand immer zwingender, sich mit dem Thema Datenschutz ernsthaft auseinanderzusetzen. Sichergestellt werden sollte zumindest, dass ein Ansprechpartner – bzw. soweit notwendig ein Datenschutzbeauftragter – bestellt ist, Mitarbeiter auf das Datenschutzgeheimnis verpflichtet und Verfahrensverzeichnisse vorhanden sind.
20 masche 02| 2016
Schon nach dem heutigen BDSG ist ein Datenschutzbeauftragter schriftlich zu bestellen, wenn ständig mehr als neun Personen mit der automatisierten Datenverarbeitung beschäftigt sind. Personenbezogene Daten sind dabei Informationen, die sich auf eine natürliche Person beziehen. Ausreichend ist, dass mehr als neun Mitarbeiter einen geschäftlichen E-MailAccount und damit Zugriff auf Daten von Arbeitnehmern, Kunden oder Lieferanten haben. Die mit der Datenverarbeitung so beschäftigten Personen sind im Übrigen schon heute auf das Datengeheimnis zu verpflichten. Es wird erwartet, dass Deutschland die im Vergleich zur DSGVO verschärfte Regelung zur Bestellung eines Datenschutzbeauftragten auch unter der DSGVO beibehalten wird. Der Datenschutzbeauftrage berät die Firma, ist Ansprechpartner für die Aufsichtsbehörde und überwacht u.a. die Einhaltung der Datenschutzvorschriften. Zum Datenschutzbeauftragten kann auch unter der DSGVO sowohl ein Beschäftigter, der sich die entsprechende Fachkunde erarbeiten muss, als auch ein externer Dienstleister bestellt werden. Dem betrieblichen Datenschutzbeauftragten muss schon heute nach dem BDSG eine Übersicht zur Verfügung gestellt
Soweit die Verarbeitung personenbezogener Daten, wie z. B. bei der Personal- oder Lohnbuchhaltung häufig üblich, durch Dritte erfolgt (Auftragsdatenverarbeitung), sind hier nach der DSGVO wie auch schon bisher nach dem BDSG Besonderheiten bei der Vertragsgestaltung mit den Auftragnehmern zu beachten. In der Übergangsphase sollten bestehende, über den 25.05.2016 hinaus weitergeltende Verträge zur Auftragsverarbeitung anhand der neuen Rechtslage überprüft und um erforderliche Änderungen ergänzt werden. Neu abzuschließende Verträge sollten bereits die künftige Rechtslage berücksichtigen. Wie bisher muss der Auftragsverarbeiter sorgfältig und unter besonderer Berücksichtigung der technischen und organisatorischen Maßnahmen ausgewählt werden und darf die Daten nur auf Weisung des für die Verarbeitung Verantwortlichen verarbeiten. Durch die DSGVO werden die Informationsrechte der Betroffenen gestärkt. Betroffene sind – unabhängig von einem ebenso bestehenden Auskunftsrecht – auch unaufgefordert über die von ihnen erhobenen Daten und ihre Verwendung zum Zeitpunkt der Erhebung zu informieren. Das Unternehmen sollte deshalb bereits bei der Datenerhebung dem Betroffenen die Daten des verantwortlichen Verarbeiters und des Datenschutzbeauftragten mitteilen. Zudem sind Zweck und Rechtsgrundlage der Datenverarbeitung zu benennen. Rechtsgrundlage kann dabei neben der Erforderlichkeit zur Vertragserfüllung auch die vorherige Einwilligung des Betroffenen sein. Weiter ist der Empfänger der personenbezogenen Daten, eine Absicht, die Daten in ein Drittland zu übermitteln, die Dauer der Speicherung, das Recht auf Auskunft, Berichtigung, Löschung, Datenübertragbarkeit sowie das Beschwerderecht bei der Aufsichtsbehörde mitzuteilen. Die Aufsichtsbehörde wird selten von sich aus tätig werden. Meist wird sie durch die Beschwerde eines Betroffenen aktiv werden. Hat ein Unternehmen einen Datenschutzbeauftragten bestellt, ist dies ein erstes Zeichen dafür, dass sich das Unternehmen mit dem Thema Datenschutz beschäftigt hat. Steht der Aufsichtsbehörde damit nicht nur ein informierter
Ansprechpartner zur Verfügung, sondern kann dieser auf Verlangen auch noch ein ordentlich geführtes Verzeichnis der Verarbeitungsaktivitäten aushändigen, dürfte das erste Interesse einer Aufsichtsbehörde befriedigt sein. Es steht zu erwarten, dass die Aufsichtsbehörde dann bei Verstößen, wie auch schon in der Vergangenheit, eher von der Möglichkeit des Hinweises und der Abhilfe Gebrauch macht und nicht gleich zu einem Bußgeld greift.
© Olivier Le Moal – Shutterstock.com
werden, die der Bestandsaufnahme über die laufende Verarbeitung von personenbezogenen Daten dient (Verfahrensverzeichnis). Konkret sind hierunter Datenkategorien (z. B. Arbeitnehmerdaten in der Personalabteilung oder Kundendaten im Vertrieb) zu verstehen, für die der Zweck der Verarbeitung, die Datenempfänger, die Regelfristen für die Löschung etc. aufgeführt werden. Ähnliches wird auch unter der DSGVO gelten. Dort ist das „Verzeichnis von Verarbeitungsaktivitäten“, welches ebenfalls konkret normierte Angaben enthalten muss, schriftlich zu führen und der Aufsichtsbehörde auf Anfrage zur Verfügung zu stellen. Soweit ein Unternehmen schon ein Verfahrensverzeichnis auf der Grundlage des BDSG erstellt hat, ist dieses bis 2018 nur in einzelnen Punkten an die Vorgaben der DSGVO anzupassen.
Muster rund um den Datenschutz von der Verpflichtung auf das Datengeheimnis über die schriftliche Bestellung eines Datenschutzbeauftragten bis hin zum Verfahrensverzeichnis nach dem BDSG bzw. einem Verzeichnis von Verarbeitungsaktivitäten nach dem zukünftigen DSGVO sind im Mitgliederbereich von www.gesamtmasche.de abrufbar. Gerne überprüfen wir für Sie auch die Auftragsdatenverarbeitungsverträge, die Sie als Auftraggeber abgeschlossen haben oder abschließen im Hinblick auf den Anpassungsbedarf nach der zukünftigen EU-DSGVO.
kontakt Rechtsanwalt Kai-Uwe Götz Telefon 0711 5052841-3 goetz@gesamtmasche.de www.gesamtmasche.de
02| 2016
masche 21
Außenwirtschaft Interfilière Shanghai 2016 Am 12. Und 13. Oktober 2016 fand die 12. Ausgabe der Interfilière Shanghai statt. Die Präsentation der Sommertrends 2018 stand ganz im Zeichen von Activewear und Lightweight Trends sowie technischen Innovationen.
Die Aussteller des German Pavilion, v.l.n.r.: Herbert Laschke (Julius Boos), Thomas Siemensmeyer (Penn), Silke Maier (Gesamtmasche), Gabi Haase (MCO), Uwe Schwarze (Penn), Ms. Sherry Xie (Taubert), Josef Frank (Taubert), Ms. Tracy Wen (Taubert), Jürgen Habfast (tvb), Matthias Hartmann (Chanty), Zoya Rutskaya-Sebek (Chanty)
Chinas Wachstumsraten flachen ab. Die Regierung der Volksrepublik nennt das „the New Normal“. Zweistellige Wachstumsraten sind auch im Modeeinzelhandel Vergangenheit. Doch die Zunahmen sind weiterhin beachtlich und gehen von einem bereits hohen absoluten Niveau aus. Der Wäschemarkt in China Die Umsätze mit Wäsche und Bademode sollen in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts um 20 bis 30 Prozent wachsen. Am stärksten dürfte das Wachstum bei Damentagwäsche ausfallen, mit einem durchschnittlichen jährlichen Plus bis 2020 von 6,6 Prozent. Mit 28,3 Mrd. Euro Einzelhandelsumsatz ist China der weltgrößte Markt für Tagwäsche. Auch beim prognostizierten Wachstum belegt China Platz 1. Das Retail-Volumen für Tag- und Nachtwäsche, Bademode und Strumpfwaren liegt derzeit bei knapp 57 Mrd. Euro. Bis 2020 soll der Umsatz mit Bodyund Beachwear in China auf 68,3 Mrd. Euro ansteigen (reales Wachstum, zu konstanten Preisen 2015).
Die Stoff- und Zutatenmesse Interfilière Shanghai gehört zu den wichtigsten Messen der Lingerie-Branche weltweit und verzeichnete in diesem Jahr 6040 Fachbesucher aus 17 Ländern. Auch 2016 wurde auf Initiative von Gesamtmasche wieder ein Gemeinschaftsstand vom Bund gefördert. Die Aussteller des Deutschen Pavillons konnten regen Kundenzustrom verbuchen, bestehende Kontakte ausbauen und neue gewinnen. Zudem ist der Gemeinschaftsstand ein ausgezeichnetes Forum für alle deutschen Spitzen-, Stoffund Zutatenhersteller, die im asiatisch-pazifischen Handelsraum tätig sein wollen, und ermöglicht wichtige Gespräche mit bestehenden und potenziellen Kunden direkt vor Ort. Die Messe war für die deutschen Aussteller genauso wie für die Fachbesucher einmal mehr ein voller Erfolg. Trotz des schwieriger gewordenen Absatzumfeldes in China konnten die Aussteller nahezu an die Ergebnisse des Vorjahres anknüpfen.
Wäsche und Bademode in China
Umsatzprognose 2016-2020* (Mrd. €)
24,5 21,5
20,2
10,7
11,4
8,1
8,5
4,0
4,2
26,0
23,0
12,0
12,7
13,4
9,0
9,4
9,8
4,4
4,6
4,8
2016 2017 2018 2019 2020 Tagwäsche Damen
Nachtwäsche
Tagwäsche Herren
Bademode
Grafik: Gesamtmasche / Datenquelle: © Euromonitor
22 masche 02| 2016
2017 German Pavilion: SIUF Shenzhen 2017
Auf Initiative von Gesamtmasche fördert der Bund erstmals einen Gemeinschaftsstand auf der Bodywear-, Stoff- und Zutatenmesse SIUF, die vom 19. bis 21. April 2017 in Shenzhen stattfindet. Schwerpunkte der Messe sind Dessous, Stoffe und Zutaten, Shapewear, Herrenwäsche, Bademode und Legwear. Bei der diesjährigen Ausgabe im Mai 2016 präsentierten über 800 Aussteller ca. 100.000 Besuchern ihre Produkte und Dienstleistungen. 2017 wird es erstmals eine offiziell geförderte deutsche Beteiligung auf der SIUF geben. Das Förderprogramm des Bundes ermöglicht deutschen Ausstellern damit eine sehr kostengünstige Messeteilnahme. Neben einem günstigen Quadratmeter-Preis umfasst das Angebot des German Pavilion weiter Leistungen und bietet für die teilnehmenden Aussteller u. a. folgende Vorteile:
Alle Bilder dieser Seite: SIUF
Teilnehmen können deutsche Firmen sowie Firmen, die unter deutscher Lizenz produzieren oder eine lokale Vertretung vor Ort haben. Die Unterlagen für die Registrierung sowie eine Präsentation zur SIUF können bei Gesamtmasche abgerufen werden. Offizieller Anmeldeschluss: 9. Dezember 2016 (Ausschlussfrist).
· Hochwertige Standarchitektur · Offizielle Internetseite zum German Pavilion, insbesondere für das Messenachgeschäft vorteilhaft · Betreuung vor und während der Messe durch Gesamtmasche und die Durchführungsgesellschaft MCO · Übernahme aller Formalitäten rund um den Messeauftritt
Rückfragen zur Messeteilnahme: Gabi Haase Tel. 0211 386000 g.haase@mco-online.com
Silvia Jungbauer Tel. 0711 5052841-1 jungbauer@gesamtmasche.de
· Ansprechende Gemeinschaftsfläche mit Basis-Catering
02| 2016
masche 23
Außenwirtschaft © Montri Nipitvittaya – Shutterstock.com
„Phygical“ Retailing – Bricks & Clicks
D
Die weltweite Handelslandschaft wandelt sich: Die Entwicklung von Vertriebskanälen ist direkt verbunden mit der Urbanisierung, verfügbaren Einkommen und anderen sozio-demographischen Faktoren. Während in Schwellenländern der Einzelhandel zu organisierten Formaten übergeht, wird der Vertrieb in weiter entwickelten Märkten zunehmend digital. Die Asien-Pazifik-Region stand bereits 2015 für 36 Prozent des globalen Mode-Retails. Innerhalb von fünf Jahren ist die Verkaufsfläche für Bekleidung und Schuhe um 96 Millionen qm angewachsen. Von dieser neuen Fläche entfallen 90 Prozent auf China und Indien. Gleichzeitig stehen die beiden Länder für 50 Prozent des zwischen 2010 und 2015 mit Modeartikeln erwirtschafteten IntenetUmsatzes. Auch wenn der Online-Handel weltweit auf dem Vormarsch ist: Vollständig ersetzen kann er die physische Präsenz nicht. Der Einkaufsbummel gehört für viele Konsumenten auch in Zukunft zu einer der beliebtesten Freizeitaktivitäten. Nur: Ladengeschäfte sind nicht mehr einfach nur Orte des Kaufs und Verkaufs, sondern Orte des Entertainments und der Entspannung. Das bietet Marken erhöhte Chancen zur Interaktion. Shops müssen daher höheren technologischen Ansprüchen genügen und sich ihren technisch versierten Kunden anpassen: Mithilfe Intelligenter Spiegel, NFC-Technik, Beacons und Touchscreen-Terminals können Konsumenten am PoS in spielerischer Weise mit Marken kommunizieren.
Chinesen shoppen gerne online – auch grenzüberschreitend Die E-Commerce-Umsätze sind in China 2015 um 42 Prozent auf 672 Mrd. US-Dollar gestiegen, fast viermal so schnell wie im klassischen Einzelhandel. 2016 sollen sie um weitere 35 Prozent zulegen, so die gtai. Rund 690 Mio. chinesische Internetnutzer gehen regelmäßig online, davon 90 Prozent zumindest teilweise auf Mobilgeräten. Die Größe Chinas macht den Absatzkanal so beliebt. Gerade in den kleineren Städten und auf dem Land ist das Wachstumspotenzial noch nicht voll erschlossen. Am 11.11.2015, dem chinesischen „Single’s Day“, wurden innerhalb von 24 Stunden Waren im Wert von 14 Mrd. US-Dollar online bestellt. Das ist mehr, als in den USA am Black Friday und Cyber Monday zusammen umgesetzt wird. Ein Problem ist, die Flut von Expresspaketen zum Empfänger zu bringen. 2015 wurden laut der chinesischen Staatspost 20,7 Mrd. Auslieferungen getätigt, 48 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Expresslogistiker und die Lagerinfrastruktur expandieren entsprechend. Das grenzüberschreitende Onlineshopping nimmt Fahrt auf und stieg im 1. Halbjahr 2015 um 43% auf 2 Bill. RMB. Das sind 17,3 Prozent des chinesischen Außenhandels. Für 2016 wird ein Wachstum des grenzüberschreitenden E-Commerce auf 6 Bill. RMB erwartet. Dafür hat China eigens Pilotzonen in 12 Städten eingerichtet, u. a. in der Shanghai Free Trade Zone.
© Sentavio – Shutterstock.com
24 masche 02| 2016
Neue Lieferantenerklärungen
Am 1. Mai 2016 haben entsprechende Bestimmungen in der Durchführungsverordnung zum Unionszollkodex die „Lieferantenerklärungsverordnung" VO (EG) Nr. 1207/2001 als Rechtsgrundlage abgelöst. Bislang sind die ersten Wochen des Jahres ein beliebter Zeitraum, um Langzeit-Lieferantenerklärungen für das neue Kalenderjahr auszustellen. Nach den neuen Regeln wären dann oftmals zwei getrennte Erklärungen erforderlich, da vergangene und künftige Zeiträume nicht mehr in einem Papier kombinierbar sind. Wer es 2016 noch zeitlich unterbringt, sollte sich daher von seinen Lieferanten möglichst noch vor Jahresende Langzeit-Lieferantenerklärungen für das Kalenderjahr 2017 beschaffen. Auf dieser Basis kann man dann eigene Erklärungen ausstellen, ohne zeitliche Lücken zu riskieren oder den Verwaltungsaufwand zu erhöhen. Wer möchte, kann ab sofort natürlich auch Erklärungen für einen Zwei-Jahres-Zeitraum einholen und ausstellen. Vor dem 1. Mai 2016 ausgestellte Langzeitlieferantenerklärungen gelten weiter bis zum angegebenen Ende der Geltungsdauer.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick: · Langzeit-Lieferantenerklärungen können jetzt bis maximal zwei Jahre ausgestellt werden (bisher: max. ein Jahr). Die maximale Geltungsdauer beginnt mit dem Ausstellungsdatum. · Die rückwirkende Ausfertigung von Langzeit-Lieferantenerklärungen ist nur noch bis maximal ein Jahr vor Ausstellungsdatum möglich. Der Gültigkeitszeitraum einer rückwirkend ausgestellten Langzeit-Lieferantenerklärung endet mit dem Ausstellungsdatum. · Für Lieferungen, die länger als 1 Jahr zurückliegen, sind Einzel-Lieferantenerklärungen auszufertigen. · Für Vergangenheit und Zukunft sind getrennte LangzeitLieferantenerklärungen auszufertigen, d. h. für bereits gelieferte und noch zu liefernde Waren werden stets zwei Langzeit-Lieferantenerklärungen benötigt.
Weitere Informationen finden Mitgliedsfirmen unter https://intern.gesamtmasche.de. Kontakt: Silvia Jungbauer, Telefon 0711 5052841-1 jungbauer@gesamtmasche.de
© Prasit Rodphan – Shutterstock.com
Mit dem neuen Unionszollkodex ändern sich wichtige Details bei der Ausstellung von LangzeitLieferantenerklärungen. Insbesondere geht es um die Gültigkeitszeiträume die für die Zukunft sowie rückwirkend in den Erklärungen angegeben werden können. Unternehmen sollten sich jetzt schnell um das richtige Timing beim Anfordern und Ausstellen kümmern
02| 2016
masche 25
© kalavati – Shutterstock.com
Wissenswertes Von der Natur inspiriert: Zeckenschutz ganz ohne Gift Gemeinsam mit dem Projektpartner Edelweiss Maschenstoffe Herter GmbH & Co. KG aus Albstadt entwickeln Hohensteiner Wissenschaftler neuartige Anti-Zecken-Textilien, die ohne Nervengifte auskommen. Der neuartige textile Zeckenschutz hält Zecken ausschließlich durch die spezielle Konstruktion der Textiloberfläche von der Haut fern. Dabei nutzen die Wissenschaftler aus der Natur bekannte Anti-Zecken-Strukturen als Vorbild. Das Anti-Zecken-Textil verhindert, dass Zecken nach dem ersten Anhaften ihren Marsch Richtung Haut fortsetzen. Die kleinen Spinnentiere verhaken sich oder versinken in oberflächlichen Fäden, die eine wirksame textile Barriere bilden. Zuvor konnten die Wissenschaftler die Zecken-bremsende Wirkung an den hakenförmigen Blatthaaren isolierter Blätter der Gartenbohne (Phaseolus vulgaris) erfolgreich nachweisen. Die Forscher kopierten die Struktur der winzigen Blatthäkchen und schufen neuartige, funktionelle textile Oberflächen: Wie in der Natur durchbohrten dabei die Blatthaar-ähnlichen Strukturen die feinen Klauen erwachsener Zecken, wie die Untersuchungen belegen (siehe Bild). Im nächsten Schritt soll in Laborversuchen die Barriere-Leistung des Anti-ZeckenTextils exakt bestimmt werden.
Mit Krankheitserregern infizierte Zecken stellen vor allem für Waldarbeiter, Freizeitsportler und Soldaten eine Gefahr dar. Selbst in Stadtparks und auf Liegewiesen in Freibädern ist man vor Zecken nicht sicher. Durch einen Zeckenstich können neben der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) insbesondere Borreliose-Infektionen auftreten. Mit 100.000 Neuerkrankungen in Deutschland pro Jahr ist die Borreliose die am häufigsten durch Zecken übertragene Krankheit. Weil Zecken mittlerweile auch in milden Wintern aktiv bleiben, besteht in Deutschland ein ganzjähriges Risiko.
26 masche 02| 2016
Stereomikroskop-Aufnahme einer erwachsenen Zecke. Die Zecke versinkt zwischen den verarbeiteten Polfäden. Bild. Hohenstein Gruppe
Das Zecken-bremsende Funktionstextil ist im Vergleich zu Produkten, die mit dem Insektizid Permethrin ausgerüstet sind, wirkstofffrei und somit humantoxikologisch unbedenklich. Auch die Markteinführung bionisch wirksamer Textilprodukte ist einfacher, da sie frei von chemischen Risikosubstanzen sind und somit nicht der Biozid-Verordnung unterliegen. Das wirkstofffreie Anti-Zecken-Textil soll Ende 2017 auf den Markt kommen. Nähere Informationen zu diesem Forschungsprojekt bei: Christin Glöckner, Telefon +49 (0)7143 271-445 c.gloeckner@hohenstein.de
TO XIN
EST
FO
R
L
LY T
S
H MEDIZIN I SC
FT EPRÜ FG OF
Zertifikat K-711-PK-15
I CA
Die in Denkendorf ansässige Fördergemeinschaft Körperverträgliche Textilien e.V. (FKT) ist eine Gemeinschaft starker Partner aus der Textil- und Bekleidungsindustrie, die sich für die Prüfung und Kennzeichnung körperverträglicher Textilien seit 1998 engagiert. Mit einem einzigartigen Prüfverfahren aus Schadstoff- und sensitiver Körperverträglichkeitsprüfung wird zertifiziert, dass aus den geprüften Textilien keine hautirritierenden oder gesundheitschädlichen Chemikalien aus Textilien freigesetzt werden. Neben der herkömmlichen Schadstoffprüfung werden zusätzlich die Auswirkungen des Textils beim Tragen auf der Haut geprüft. Führende Markenhersteller nutzen das Siegel zur Sicherung ihrer Qualität. In allen Bereichen der Textilindustrie sowie beim Endkunden ist in der Vergangenheit das Verantwortungsbewusstsein bezüglich der Herstellung und des Kaufs schadstofffreier Textilien weiter gestiegen. So bietet das FKT Prüfsiegel sowohl für den Handel als auch für den Endverbraucher
www.fktev.eu
MED
Das FKT Prüfsiegel Medizinisch getestet – schadstoffgeprüft
TET – SCHAD TES ST E G
ED – TESTED
noch mehr Sicherheit zum Thema Körperverträglichkeit und eine wichtige Entscheidungshilfe beim Kauf von körpernahen, hochwertigen Textilien. Das FKT Prüfsiegel wird von den Mitgliedsfirmen dauerhaft für die Auszeichnung ihrer Produkte genutzt. Ansprechpartnerin bei der FKT ist Frau Kathrin Schramm. kathrin.schramm@ditf.de Fördergemeinschaft Körperverträgliche Textilien e.V. (FKT) Körschtalstraße 26 , 73770 Denkendorf Telefon +49 (0)711 9340-506 Telefax +49 (0)711 9340-297
Groz-Beckert Academy Groz-Beckert ist überzeugt davon, dass der eigene Erfolg durch die Leistungsfähigkeit und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getragen wird. Daher setzt Groz-Beckert darauf, Wissen weiter zu geben, Erfahrungen zu vermitteln, Know-How und Kompetenz zugänglich zu machen. Mit der Groz-Beckert Academy bietet das Unternehmen interne und externe Schulungen an. Das Schulungsprogramm orientiert sich an der Praxis, die Inhalte werden von praxiserfahrenen Trainern weitergegeben. Hierfür wird das komplette Spektrum des Technologie- und Entwicklungszentrum (TEZ) in Albstadt genutzt. Die Schulungen werden nach modernsten methodischen und didaktischen ErkenntBild: Groz-Beckert nissen in verschiedenen
Bild: Groz-Beckert
Sprachen unter Einbeziehung produktionsnaher Maschinen und eines modernen Labors durchgeführt. Die Themen der Schulungen erstrecken sich von den unterschiedlichen Stricktechnologien über Faserkunde, Bindungslehre und zugehöriger Fehleranalyse bis hin zu technischen Trainings in unterschiedlichen Bereichen. Auch Maschinenbedienung sowie Web-, Näh- und Nadeltechnologie und die Vermittlung von Grundlagenwissen im Bereich Technischer Textilien werden geschult. Das Schulungsprogramm ist auf der Firmenwebsite www.groz-beckert.com unter dem Link Academy abrufbar. Kontakt: gb-veranstaltung@groz-beckert.com
02| 2016
masche 27