10 thüringer zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW
Inhalt
2012
Seite
GEW Aktuell Warnstreik in Sachsen
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Kritische Analyse 4 Weiterentwicklung tz
Signale aus Sachsen
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Schule Die Demografie schlägt zu Gastbeitrag Arno Lange
5 6f.
Fortbildung 14
Hochschule und Forschung Onlinebefragung 15
Sozialpädagogik Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
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Erzieher/innentag im Wartburgkreis 9
Rechtsstelle Beschäftigungszeiten und Jubiläumsgeld 10 Häusliches Arbeitszimmer
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BAT-O Lebensaltersstufen
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Aus den Kreisen 12f. Tipps und Termine Lesepeter 2 Gute Arbeit
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Wissenschaftskonferenz 14 22. Antifaschistischer und antirassistischer Ratschlag
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Radio-Workshop 16
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft
www.gew-thueringen.de
Warnstreik in Sachsen Seite 3
Die Demografie schlägt zurück Seite 5
Gastbeitrag Arno Lange Seite 6f.
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Kurznachrichten
Vorwort
Oktober - unsere
Zu Redaktionsschluss streitet die Landesregierung noch immer darüber, ob sie einen Doppelhaushalt 2013/14 (CDU) ins Parlament einbringt oder einen Einzeletat für das Jahr 2013 (SPD). Auf den ersten Blick scheint das nicht so wichtig zu sein, aber für die Finanzierung der Bildungsausgaben im Freistaat ist es wohl eine entscheidende Frage. Ein Doppelhaushalt dürfte nämlich den finanziellen Handlungsspielraum des Bildungsministers deutlich einschränken und damit der zaghaft in Angriff genommene Einstellungskorridor für Neueinstellungen an Schulen weiterhin recht schmal bleiben. In Vorbereitung dieser Ausgabe erreichten die Redaktion zwei Texte, die eine bildungspolitische Debatte auch in der GEW auslösen dürften. Während der eine als Manifest länderübergreifend für ein Umdenken in der Schulpolitik wirbt (S. 4), wirft der andere Fragen zur Schule in Thüringen auf (S. 6/7). In Sachsen streikten die Lehrer/innen für einen Generationentarifvertrag, tz sprach darüber mit Sabine Gerold, der GEW-Landesvorsitzenden aus Sachsen (S. 3). Vielleicht macht das ja den Erzieher/innen in den Einrichtungen freier Träger auch Mut, denn wie dort die Situation ist, erfahren Sie auf Seite 8. Die Informationen aus der Rechtsstelle finden Sie ab Seite 10, die Berichte aus den Kreisen auf den Seiten 12/13. Über Neuigkeiten aus dem Bereich der berufsbildenden Schulen berichtet Dieter Gebhardt auf der Seite 5. Am 10. Oktober feiert LOFT, die Landesorganisation der freien Träger in der Erwachsenenbildung, zwanzig Jahre Erwachsenenbildung in Thüringen. Darüber allerdings berichten wir erst in der nächsten Ausgabe. Herzlichst, Kathrin Vitzthum
LesePeter Im Oktober 2012 erhält den LesePeter das Jugendbuch: Gill Lewis
Der Ruf des Kulanjango
Aus dem Englischen von Siggi Seuß dtv 2012 232 Seiten 12,95 € ab 12 Jahren ISBN: 978-3-423-76045-4
Schottland: Iona kommt neu in Callums Klasse. Sie freunden sich an, und Iona zeigt Callum den Horst der Fischadler, den sie gefunden hat. Keiner darf es wissen, denn die Eier der Fischadler sind auf dem Schwarzmarkt sehr begehrt. Dann erkrankt Iona, und das Adlerweibchen verletzt sich schwer. Der Adler kann gerettet werden, Iona nicht. Im Herbst zieht der Vogel in den Süden und wird elektronisch verfolgt. In Afrika droht wieder Gefahr: Die alte Wunde hat sich entzündet. Das Internet macht´s möglich: Eine kleine Afrikanerin rettet die Adlerin, dafür wird sie von Callums Dorf gerettet. Furios geschrieben, nicht nur für Naturfans!
Jubilare!
Titel, Vorname, Nachname
Ort, Alter
Ursula Franke Rose Schmidt Karl Herrmann Roland Scheibe Helmut Bornkessel Renate Hebest Christa Jacob Wilhelm Geretzky Jutta Schelenz Brigitte Stein Hans Hofmann Ellen Schmidt Hannelore Zimmermann Rosemarie Heuer Dr. Karlheinz Beutler Gerda Werner Bernhard Wolf Renate Kley Christine Gattinger Wolfgang Herber Ingrid Neubert Dieter Margraf Doris Truckenbrodt
Weimar, 90 Wolfersdorf, 86 Jena, 83 Heidenau, 83 Nordhausen, 81 Arnstadt, 81 Rottenbach, 80 Ebertshausen, 80 Wilchwitz, 75 Schillingstedt, 75 Jena, 75 Eisenach, 70 Schmölln, 70 Waltershausen, 70 Jena, 70 Suhl, 70 Niederorschel, 70 Erfurt, 65 Großvargula, 65 Meiningen, 65 Jena, 65 Westerengel, 65 Grümpen, 65
Impressum Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Thüringen im DGB Heinrich-Mann-Straße 22 • 99096 Erfurt Telefon: (03 61) 5 90 95 - 22 • Fax: (03 61) 5 90 95 - 60 E-Mail: info@gew-thueringen.de • Internet: www.gew-thueringen.de E-Mail an die Redaktion: tz@gew-thueringen.de Verantwortliche Redakteurin: Kathrin Vitzthum Redaktionsschluss: 10.09.2012 Herstellung: PROOF Maik Stock „Druckproduktion“ Charlottenstraße 3 • 99096 Erfurt Telefon: 03 61/5 41 87-58 E-Mail: info@proof-ef.de • Internet: www.proof-ef.de Gestaltung: awosDesign. Nadine Sowa • www.awosdesign.de Layout: PROOF Druckproduktion. Loreen Scheit • www.proof-ef.de E-Mail: scheit@proof-ef.de Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 02 vom 01.04.2011 Manuskripte und Beiträge: Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen nicht in jedem Falle der Ansicht des GEW-Vorstandes oder der Redakteure. Die Beschlüsse des Vorstandes sind verbindliche GEW-Meinungen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen. In den Textbeiträgen gilt die männliche Anredeform für beide Geschlechter, wenn nichts anderes ausgewiesen ist. Bei allen Veröffentlichungen behält sich die Redaktion Kürzungen vor. Manuskripte und sonstige Zuschriften für die Redaktion der thüringer zeitschrift (tz) werden an die Adresse der Geschäftsstelle erbeten. Einsendeschluss für Beiträge ist immer der 10. des Vormonats. Bezugspreis: Der Bezugspreis für die tz beträgt ab 01. Januar 2002 für Nichtmitglieder 1,80 Euro pro Einzelexemplar zuzüglich Porto, das Jahresabo (11 Hefte) – davon eine Doppelausgabe – 18,50 Euro zuzüglich Porto. Das Jahresabonnement kann drei Monate vor Ablauf des Kalenderjahres gekündigt werden. Erfolgt bis zu diesem Zeitpunkt keine Kündigung, wird das Abo um ein Jahr verlängert. Die Lieferung erfolgt gegen Vorkasse an die GEWWirtschaftsdienst GmbH, DKB Bank Berlin, Kto.-Nr.: 1005400559, BLZ: 12030000. Die Abo-Gebühr für Mitglieder der GEW Thüringen ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
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GEW Aktuell
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Warnstreik in Sachsen Am 7. September 2012 fiel in weiten Teilen Sachsens der Unterricht aus. Rund 18.000 Lehrerinnen und Lehrer gingen in einen Warnstreik für einen Demografie-Tarifvertrag. Darüber sprach die tz mit Sabine Gerold, Landesvorsitzende der GEW Sachsen.
Die im öffentlichen Dienst organisierenden Gewerkschaften – die GEW, ver.di, die GdP und die dbb tarifunion – haben den Freistaat Sachsen inzwischen dreimal aufgefordert, Verhandlungen zu einem Demografie-Tarifvertrag aufzunehmen. Wir wollen, dass der anstehende Generationenwechsel im öffentlichen Dienst so gestaltet wird, dass die Neueinstellung junger Kollegen mit einer Entlastung der älteren Beschäftigten verbunden wird. Wir knüpfen dabei an die in der Tarifrunde 2011 vereinbarte Länder-Öffnungsklausel zur Altersteilzeit an. Der für Tariffragen zuständige Finanzminister hat auf unsere Aufforderung zu Tarifverhandlungen dreimal ablehnend reagiert. Da war das Maß einfach voll. Und im Schulbereich schlagen die Wogen angesichts dieser Ignoranz besonders hoch, denn hier überlagern sich zur Zeit sehr viele Probleme. Wir haben in den letzten zwei Jahren sehr konkrete Vorschläge unterbreitet, wie ein „Generationenvertrag für die Schulen“ aussehen könnte, der den Interessen von Jung und Alt gleichermaßen gerecht wird. Die Staatsregierung hat sie alle ignoriert und ihrerseits ein „Bildungspaket“ gepackt, das den Belastungsdruck weiter erhöht und die Nachwuchsgewinnung nur halbherzig anpackt. Dagegen haben bereits im Juni rd. 6.000 Lehrer/innen demonstriert und für den Fall, dass der Haushaltsentwurf der Regierung für 2013/14 kein positives Signal in Bezug auf unsere Forderungen nach Altersteilzeit und höherer Eingruppierung sendet, weitere Aktionen angekündigt. Da die rd. 30.000 Lehrer/innen in Sachsen nicht verbeamtet sind, können sie für die Durchsetzung ihrer berechtigten Forderungen auch streiken. Das haben sie nunmehr zum Auftakt der Haushaltsberatungen getan. Im Vorfeld haben wir ein gemeinsames Vorgehen mit den Lehrerverbänden im Beamtenbund in dieser Angelegenheit vereinbart – eine für uns schwierige, aber im Interesse der Sache notwendige Entscheidung. Wie waren die Reaktionen der Öffentlichkeit? Hattet Ihr die Unterstützung von Eltern und Schüler/innen? Haben sich die zuständigen Ministerien von der Kraft der Warnstreikenden beeindruckt gezeigt? Die Unterstützung von Schülern und Eltern war beeindruckend. Die zugespitzten Personalprobleme im Schulbereich und die unzureichenden Antworten der Staatsregierung wirken sich natürlich auf die schulischen Angebote und auf die Qualiltät des Unterrichts aus. Zu Schuljahresbeginn konnte in mehreren Schularten selbst der Grundbereich der
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Unterrichtsversorgung nur mit Mühe und Not abgesichert werden. Der Mangel ist überall spürbar, obwohl das Kultusministerium die Öffentlichkeit zu beschwichtigen versucht. Die Schüler haben im Frühjahr an mehreren Aktionstagen auf die Probleme aufmerksam gemacht und inzwischen auch eine eigene Erhebung zum Unterichtsausfall durchgeführt. Eine positive Reaktion auf den Warnstreik hat es bisher (Mitte September) weder vom Kultus-, noch vom Finanzministerium gegeben. Man hat lediglich akribisch die Zahl der Streikenden und der durch den Streik ausgefallenen Unterrichtsstunden ermittelt und auch veröffentlicht. Vermutlich hat man auf die öffentliche Empörung gehofft, die jedoch ausgeblieben ist. In Thüringen führen wir seit Beginn des Jahres Verhandlungen zu einem Personalentwicklungskonzept, das ja auch den demografischen Wandel bewältigen können soll. Was kannst du uns Thüringern mit auf den Weg geben? Die Situation in unseren Ländern ist kaum vergleichbar. Die sächsischen Lehrkräfte haben einen Beschäftigtenstatus und die damit verbundene gleiche Interessenlage. Das solidarisiert und schafft gemeinsame Stärke. Eure Situation ist da schwieriger, da Ihr bereits einen hohen Anteil verbeamteter Lehrkräfte habt. Damit ist die Interessenlage in euren Lehrerzimmern sicher sehr gespalten und die Mobilisierung erschwert. Andererseits habt Ihr einen sozialdemokratischen Kultusminister, dessen schulpolitische Vorstellungen denen der GEW ja durchaus ähnlich sind – anders als bei uns in Sachsen. Das müsste doch eine gute Basis für eine vernünftige Lehrerpersonalpolitik sein. Gute Schulpolitik kann man nicht ohne motivierte Lehrkräfte machen – und die bei euch jetzt geplanten Reformen erst recht nicht. Das müsste doch zumindest eurem Kultusminister zu vermitteln sein. Und euer Finanzminister ist zwar ein kühler Rechner, aber nicht ohne bildungspolitischen Sachverstand. Mit guten Argumenten kann man ihn durchaus überzeugen. Diesen Eindruck habe ich zumindest in den Verhandlungen, die wir in Sachsen mit ihm als Finanzstaatssekretär geführt haben, gewonnen. Er weiß sehr gut, dass der Beamtenstatus allein junge Lehrer/innen nicht motiviert, in Thüringen zu arbeiten. Vielen Dank für das Gespräch.
Sabine Gerold Foto: GEW Sachsen
Streik
Worum geht es da und vor allem, wie habt ihr es geschafft, so viele Lehrer/innen zu mobilisieren?
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GEW Aktuell
Kritische Analyse der politischen Struktur unseres Schul- und Bildungssystems Von Prof. Dr. Hans Eberwein und Prof. Dr. Georg Feuser Sehr geehrte Damen und Herren! Wir waren mehr als 30 Jahre lang in der LehrerInnenausbildung an den Universitäten Bremen/Zürich und an der Freien Universität Berlin tätig; davor selbst als Lehrer/ Schulleiter engagiert und stehen bis heute in Kontakt mit Schulen. Wir glauben deshalb, mit der Schulwirklichkeit, den Ausbildungsproblemen sowie der schul- und bildungspolitischen Entwicklung in Deutschland vertraut zu sein. Auf dem Hintergrund unserer Erfahrungen sowie unserer reformpolitischen und reformpädagogischen Bemühungen wenden wir uns heute an Sie. Dies verbunden mit der Bitte, dem beigefügten „Manifest” Ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Es geht u.a. um folgende Aspekte: • Trotz jahrzehntelanger Versuche für Veränderung und Weiterentwicklung von Schule und weitreichender Veränderung der gesellschaftlichen Bedingungen und wissenschaftlicher Erkenntnisse hat sich das schulpolitische Bewusstsein in Deutschland kaum verändert. Das Versagen der Bildungspolitik, unabhängig von den jeweils regierenden Parteien, der Kultusministerkonferenz (KMK) und die Nachteile des föderalistischen Systems sind offensichtlich. Auch wurden aus den PISA-Studien nicht die richtigen Konsequenzen gezogen.
Weiterentwicklung der tz – thüringer zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW Stagnation tut niemandem gut. Nur Bewegung bringt uns weiter. Das gilt auch für die Mitgliederzeitschrift. Zur Zeit werden 200 zufällig ausgewählte GEW-Mitglieder zur Weiterentwicklung der tz befragt. Wenn Sie nicht unter den Ausgewählten sind, aber trotzdem Rückmeldung geben wollen, dann schicken Sie bitte eine E-Mail an tz@gew-thueringen.de Wichtig: Es geht hierbei nicht um die äußerliche Gestaltung der Zeitschrift, denn über Geschmack lässt es sich trefflich streiten. Bedeutsamer ist zu wissen, welche Inhalte aus welchen Bereichen Sie möglicherweise in der Zeitschrift vermissen. Oder bei welchen Themen Sie gerne mehr Hintergrundinformationen hätten oder wann Sie sich bei Debatten beteiligen würden. Auf Ihre Rückmeldung freut sich Kathrin Vitzthum
• In Anbetracht des Versagens der Politik und der Analysen namhafter Bildungsforscher und Erziehungswissenschaftler, die wir teilen, ist die Einrichtung eines Nationalen Bildungsrates, der die KMK überflüssig macht, zwingend erforderlich, zumal ein weit überwiegender Teil der Bevölkerung mehr zentrale Verantwortung in der Bildungspolitik erwartet. Zudem wird immer wieder deutlich, dass die Bundesrepublik Deutschland aufgrund ihrer föderalen Struktur, die es zu überwinden gilt, in Fragen der Bildungspolitik national und international wenig durchsetzungsfähig ist. Die OECD hat u.a. zu Recht kritisiert, dass, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, die staatliche Bildungsfinanzierung in Deutschland, einem der reichsten Länder, am unteren Ende aller OECD-Staaten rangiert. • Ohne hinreichende Konsequenzen blieb bisher auch die UN-Behindertenrechtskonvention hinsichtlich eines inklusiven Erziehungs- und Bildungssystems, obwohl sie Verpflichtungscharakter hat. Auch Kinder aus anderen gesellschaftlichen Randgruppen werden noch immer sozial benachteiligt, z.B. Arbeiterkinder hinsichtlich ihrer Leistungsbeurteilung und Schulempfehlung. Und auch die seit PISA bekannte Korrelation von sozialer Herkunft und Bildungschancen hat sich kaum verändert. • Auch in der LehrerInnenausbildung gab es in den letzten Jahrzehnten nur kosmetische Veränderungen. Auf der Basis unserer langjährigen Erfahrung in der Ausbildung von Lehrerinnen und Lehrern ist u.a. unverzichtbar: Ein Lehramtsstudium auf der Basis eines gemeinsamen sechsemestrigen BA und Spezialisierungen in einem viersemestrigen MA, zertifizierte schulpraktische Studien, Schwerpunkte in Didaktik, die den heterogenen Lernvoraussetzungen der Schüler, mithin vor allem der Individualisierung, Binnendifferenzierung und offenen Lernformen Rechnung tragen. Wir möchten Sie bitten, sich für die Lektüre des beigefügten Manifests*, in dem die genannten Argumente ausführlich begründet werden, Zeit zu nehmen und es zu unterstützen. Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit! * Das ausführliche Manuskript erhalten Sie bei Interesse von uns per E-Mail zugesandt. Bitte schicken Sie dazu eine E-Mail mit dem Betreff „Manifest“ an tz@gew-thueringen.de
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Schule
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Die Demografie schlägt zu … andere auch? Mit Beginn des neuen Schuljahres werden in unseren SBBS viele Umsetzungen und Anordnungen der Verwaltungsvorschrift mit aller „Macht“ umgesetzt. Es wird nur wenige Ausnahmen geben, die Schülerzahlen unterhalb der magischen 15 oder 20 zu lassen und dies führte in vielen Schulen zu Schwierigkeiten im Personaleinsatz. Besonders betroffen davon sind die Fachpraxislehrer. Nach den uns vorliegenden Informationen wurden bis Anfang September allein Abordnungen an andere Schularten im Umfang von ca. 800 Stunden vorgenommen, ob in jedem Falle freiwillig sei dahin gestellt. Dazu kommen die vielfältigen Möglichkeiten der „anderen“ Verwendung an der eigenen Schule. Im Zusammenhang mit den Umwälzungen an den Schulämtern und den Veränderungen in einer möglichen neuen Struktur der Landkreise Thüringens, steht auch eine neue Richtlinie des TMBWK, die in Abstimmung mit den zuständigen Stellen für die Berufsbildung (Kammern, Arbeitsagentur) erarbeitet wurde. Ihr voller Name: Richtlinie des Thüringer Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur zur Schulnetzplanung (Standortplanung/ Einzugsbereichsplanung) der staatlichen berufsbildenden Schulen* Abgesehen von den üblichen Dingen wie Zielstellung und Verantwortlichkeiten sind auch Festlegungen zu den Schulstandorten und den Schülerzahlen getroffen worden.
Angaben. In entsprechenden Gesprächen werden wir darauf aufmerksam machen und versuchen, die besseren Daten der Richtlinie durchzusetzen. Der gesamte Wortlaut kann im Internet auf unserer Seite eingesehen werden.
Die wichtigsten Aussagen:
*ab sofort abrufbar auf der Homepage www.gew-thueringen.de
Die weitere Vorgehensweise der GEW Thüringen zu den Problemen der Seiteneinsteiger wird Gegenstand kommender Beratungen sein. Dabei wollen wir in den fünf Schulamtsbereichen mit unseren Mitgliedern ins persönliche Gespräch kommen. Wir bitten Sie, uns Ihre Bereitschaft dazu zu signalisieren. Dieter Gebhardt Referat Allgemein- und berufsbildende Schulen
- Schulstandorte: Berufsbildende Schulen sollen bei Teilzeitunterricht mindestens 50 Klassen mit 100 Teilzeitschülern haben; Klassen im Vollzeitunterricht sind mit dem Faktor 2,5 zu rechnen. Ausnahmen sind möglich, wenn die regionale Situation dies rechtfertigt oder andere wichtige Gründe vorliegen. - Schülerzahl: […] Für die Einrichtung einer Klasse/eines Bildungsganges sind grundsätzlich folgende Schülermindestzahlen im fachtheoretischen Unterricht einzuhalten: Berufsschule 15 Berufliche Vollzeitbildungsgänge 20 Berufsvorbereitungsjahr 9 Berufsschule nach § 66 BBiG und § 42 m HwO 6 Nach den Vorgaben der Verwaltungsvorschrift zur Vorbereitung des neuen Schuljahres gibt es Differenzen zu diesen
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Schule
Jeder Lehrer möchte doch, dass seine Schüler mit guten Ergebnissen lernen. Ein Plädoyer für die Demokratische Schule Gastbeitrag von Arno Lange Stichwort: Inklusion - wirklich??? Wenn ich Inklusion in dieser Weise weiterdenke, dann kann ich mich von meiner nächsten Klassenarbeit verabschieden – und auch eine Einteilung der Schüler in homogene Lerngruppen der Kategorien S, H, R und G halte ich nicht für zielführend. Der Gedanke, dass nun 20 Schüler herumwuseln, jeder etwas anderes tut und der Lehrer nicht mehr mit dem Hinweis auf den morgigen Test drohen/disziplinieren kann, mag manchem Kollegen etwas fragwürdig erscheinen.
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Inklusion – ja, natürlich, aber bitte nicht nur auf dem Papier! Seit über zwei Jahren gilt nun auch in Deutschland die Behindertenrechts-Konvention. Was ist seither geschehen? Sicherlich sind einschlägige Passagen in neue Gesetze aufgenommen worden. War es das? Denn in meinem MatheUnterricht bekommen immer noch alle Schüler die gleichen Aufgaben und schreiben danach auch alle den gleichen Test. Kann ich nun so weitermachen, bis mal wirklich ein offensichtlich behinderter Schüler mit in der Klasse sitzt?
Debatte
Und was dann? Bekommt er dann einen „negativen IQ“, so etwa „35% Lernbehinderung – dafür muss er nur die Hälfte der Test-Aufgaben schaffen.“ Oder akzeptieren wir in der Schule endlich die Unterschiedlichkeit und Vielfalt ALLER Kinder und beginnen, die Schule als einen Ort für individualisiertes Lernen zu begreifen? Sehen wir die Aufgabe der Schule nicht mehr in „Belehrung+Prüfung+Selektion“, sondern in der Unterstützung jedes einzelnen Schülers auf seinem individuellen Lernweg? Wann endlich hat jeder Schüler ein respektiertes Recht auf individuellen Lernfortschritt; wann hat jeder Schüler ein einklagbares Recht auf einen dialogisch erarbeiteten individuellen Lernplan, der der Entwicklung des Schülers dient (so wie mir das aus Schweden berichtet wurde) und nicht Werkzeug vergleichender Leistungsfeststellung ist ?
Dass Lernen aber auch ohne üblichen Druck passiert (und sogar erfolgreicher ist als die klassische Schule), beweisen eine weltweit zunehmende Zahl Demokratischer Schulen. Grundsatz dieser Schulen ist die individuelle Entscheidung des Lernweges, die mit einem Lehrer (besser: Coach, Betreuer) abgesprochen wird. Dabei wird die gemeinsame Aktivität als hocheffektive Lernform gesehen und praktiziert. Da nun nicht mehr der Lehrer als autoritäre „Ordnungsmacht“ auftritt, bedarf es anderer Regeln für das gute Zusammenleben in der Schule. Diese aufzustellen und zu vertreten ist die gemeinsame Aufgabe einer Schulversammlung, in der Lehrer und Schüler mit gleicher Stimme vertreten sind. So wird die Schule zu einem Ort gelebter Demokratie – einer „embryonic society“, die zur Teilhabe in der Gesellschaft einlädt, indem sie vielfältige Demokratie-Erfahrung ermöglicht. Somit ist eine Demokratische Schule ein Ort, an dem individuell und sehr effektiv gelernt werden kann, ein Ort, der aber auch eine sozial integrative Funktion hat. Dies sollte gerade im Kontext des Inklusionsgedankens nicht unterschätzt werden. Will ich wirklich Inklusion, so bedeutet das (eine Abkehr von gleichmacherischem schulischem Wettbewerb, von scheinbarer Homogenisierung durch „Niveaustufungen“ und Selektion,) die Orientierung auf eine Schule, die individuelles Lernen, soziales Lernen und Demokratie-Erfahrung ermöglicht. Schaffen die bestehenden Schulen einen solchen Paradigmen-Wechsel oder sollten sie einfach ersetzt werden durch bessere Lernorte? Wo werden Lehrer ausgebildet, die solche Lernorte mit Leben erfüllen?
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Schule
Stichwort: Lehrerbildung „Änderungen im Schulwesen haben nur dann eine Aussicht auf Erfolg, wenn sich SOWOHL die Rahmenbedingungen ALS AUCH die Qualifikation der Lehrer grundsätzlich ändern.“ (s.a. Hargreaves: „The New professionalism: The Synthesis of Professional and institutional developement“, Cambridge 2002) Eine veränderte Lehrerausbildung bleibt wirkungslos, wenn die so ausgebildeten Lehrer auf alte Schulstrukturen treffen. Aber auch das Anliegen der Gemeinschaftsschule wird nur wenig vorankommen, wenn dort klassisch ausgebildete Lehrer arbeiten. (Statt der Noten wird es dann eben Punkte und Bienchen geben.) Soll bei dem Vorhaben „GEMEINSCHAFTSSCHULE“ mehr herauskommen als ein Austausch der Türschilder, dann sollte hier von einem Paradigmenwechsel gesprochen werden. Es geht meiner Ansicht nach nicht um ein Fine-Tuning, die Optimierung eines nicht ganz erfolgreichen Systems, sondern um die Etablierung einer grundsätzlich anderen Sicht auf Schule, eines schulischen Selbstverständnisses, das nun den Forderungen inklusiver Bildung (Gesetz über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, 21.12.2008) durch die Möglichkeit individualisierten Lernens gerecht wird. Eine solche Schule akzeptiert individuelle Lernwege (Tempo, Thema, Ort, Arbeitsform, …) im sozialen Kontext, pflegt ein auf Wertschätzung, Empowerment und Potentialentfaltung orientiertes Schulklima, gestaltet dazu eine geeignete, anregende Lern-Umgebung (Bibliothek, Internet … Praktika), hat ein entsprechendes Raumangebot für verschiedene, wählbare Arbeits- und Sozial-Formen (frontaler Input – Gruppenarbeit – Projektlernen – individuelle Recherche – gemeinsames Plenum) und bietet auch außerschulische Lernorte an (von Kooperation bis „Education City“). Die Professionalität des Lehrers erschöpft sich nicht mehr in der Fähigkeit zu frontalen Unterricht (Prüfungsstunde), sondern umfasst insbesondere Lernbegleitung (Coach – Berater), die Moderation sozialer Lern-Prozesse, den Aufbau belastbarer sozialer Bindungen, das Design geeigneter Lernumgebungen, aber auch die aktive Teilnahme am Prozess der Schulentwicklung. Ein solcher Lehrer ist sich seiner Rolle als Vorbild im Handeln und als Partner in demokratischen Entscheidungsprozessen bewusst. Während man ein Schulgebäude sicherlich in 1 bis 2 Jahren diesen Forderungen entsprechend umgestalten kann, sehe ich bei einer Veränderung der Lehrerausbildung einen wesentlich höheren Zeitbedarf. Das sollte bereits mit der Auswahl geeigneter Kandidaten beginnen, wie es z. B. in Finnland erfolgreich praktiziert wird (Vortrag von Matti Meri im Nov. 2005, Erfurt). Des Weiteren sollten die Ausbildungsinhalte an den veränderten Aufgaben orientiert werden (Demokratische
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Schule, Lernberater, Design von Lernanlässen, Kooperation mit außerschulischen Lernorten, Schulentwicklung, …). Praktischen Ausbildungselementen sollte ausreichend Zeit und Raum zur Verfügung stehen, jedoch sehe ich das klassische Referendariat an einer nach antiquierten Mustern handelnden Schule als kontraproduktiv an. Ich schlage deshalb die Einrichtung einer der Ausbildungseinrichtung zugehörenden Laborschule vor. Durch die Nähe zur Universität kann die Qualität dieser Laborschule gesichert werden – so werden die angehenden Lehrer von Anfang an vertraut gemacht mit modernen schulischen Arbeitsformen. Das könnte ein Kristallisationskern werden für eine an den Kindern orientierte Schule. Arno Lange Gründer und langjähriger Leiter der Freien Ganztagsschule Milda (1996 - 2004), Gründer und erster Leiter der LEONARDO Ganztagsschule (2007-2011), jetzt Didaktischer Leiter der LEONARDO Gemeinschaftsschule
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Sozialpädagogik
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit? Einkommenseinbußen von etwa 450 Euro pro Monat hinnehmen, ältere Erzieher/innen sogar bis zu 1.000 Euro. Einen Tarifvertrag gibt es nicht im Selbstlauf Um es deutlich zu sagen: Wir schätzen die pädagogische Arbeit, die in den Einrichtungen gleich welcher Trägerschaft geleistet wird. Der Einsatz für die frühkindliche Bildung muss aber annähernd gleich honoriert werden. Hier hinken einige freie Träger zulasten ihrer Beschäftigten hinterher.
Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte, ist in der frühkindlichen Bildung in Thüringen – wie aber auch in vielen anderen Branchen – keine Realität. Einkommenseinbußen bei freien Trägern Zu Beginn der Sommerferien machte die GEW Thüringen ihrem Ärger in einer Pressemitteilung Luft: „Auch Thüringen hat einen enormen Ersatzbedarf an Erzieher/innen. Den Kampf um gut ausgebildete Erzieher/ innen, die vor allem in den alten Bundesländern händeringend gesucht Gut vertreten? Finden Sie, dass in Ihrer Einrichtung die Interessen der Beschäftigten nur unzureichend vertreten werden? Dann gründen Sie einen Betriebsrat! Die GEW Thüringen stellt ihren Mitgliedern viele Wahl- und Schulungsmaterialien sowie ein kompetentes Beratungsangebot zur Verfügung. Bei Interesse melden Sie sich bitte bei Nadine Hübener (nadine.huebener@gew-thueringen.de, 0361-5909554).
werden, kann Thüringen nur gewinnen, wenn gute Arbeitsbedingungen und gute Bezahlung locken. Hier müssen die freien Träger ihre Personalpolitik dringend überdenken. Die GEW Thüringen steht Verhandlungen offen gegenüber“, erklärte Torsten Wolf, Landesvorsitzender der GEW Thüringen, am 19. Juli gegenüber der Presse. Diese deutlichen Worte haben einen ernsten Hintergrund: Der Anteil der Kindertageseinrichtungen in öffentlicher Trägerschaft sinkt. Waren es 2002 noch 668 Kitas, sind es nach Angaben des Thüringer Landesamtes für Statistik im Jahr 2011 nur noch 488. Dies entspricht einem Rückgang von 27 Prozent. Im Vergleichszeitraum stieg der Anteil von Kitas in freier Trägerschaft von 711 Kitas auf 826 Kitas, also um 16 Prozent. Für einen Großteil der Beschäftigten ist dies ein Problem. Denn in den seltensten Fällen zahlen die freien Träger das Gehalt entsprechend des für Erzieher/innen geltenden Tarifvertrages TVöD. So müssen neu eingestellte junge Erzieher/innen
Die GEW Thüringen ist derzeit unterwegs und nimmt Kontakt mit zahlreichen Einrichtungen auf, um die Arbeits- und Tarifbedingungen zu diskutieren. Verhandlungen mit dem Arbeitgeber kann sie jedoch erst dann aufnehmen, wenn es in den Einrichtungen auch eine entsprechende Zahl von GEW-Mitgliedern gibt. Denn nur in den Einrichtungen selbst können die Tarifbedingungen und daraus entstehende Forderungen erhoben und verhandelt werden. Wir unterstützen daher auch die Gründung von Betriebsräten (siehe Kasten) und stehen für alle Fragen rund um Arbeits- und Tarifrecht zur Verfügung. Leere öffentliche Kassen Allerorten werden die leeren öffentlichen Kassen bedauert. Doch die Möglichkeiten zur Befüllung werden meist vermieden. Auch deshalb gibt es ein bundesweites Aktionsbündnis, das sich für die Umverteilung privaten Reichtums zur öffentlichen Armut einsetzt. Auch die GEW Thüringen macht mit beim UMfairTEILEN (www.umfairteilen.de). Kathrin Vitzthum, Petra Rechenbach
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Sozialpädagogik
GEW-Bildungstag für Erzieher/innen des Wartburgkreises Nach dem überregionalen Erzieher/innentag am 24. März 2012 in der Jenaer Imaginata lädt der KV Wartburgkreis die Erzieher und Erzieherinnen ihres Kreises zu einem regionalen Erzieher/innentag ein Termin: Zeit: Ort:
Samstag, den 17. November 2012 09:00 Uhr bis etwa 14:00 Uhr Gymnasium Bad Salzungen, Otto-Grotewohl-Straße 32 36433 Bad Salzungen
Folgender Ablauf ist geplant: 09:00 - 09:30 Uhr Eröffnung: Gudrun Kohla, KV-Vorsitzende und Martina Röhmhild, Landesfachberaterin 09:30 - 11:30 Uhr AG-Phase I 11:30 - 12:00 Uhr Imbiss 12:00 - 13:00 Uhr AG-Phase II ab 13:00 Uhr „Im Gespräch mit der GEW“ Erfahrungsaustausch, Ansprechen von spezifischen Problemen, juristische Beratung nach Voranmeldung Lernen und Arbeiten in kleinen Arbeitsgruppen ist immer kreativ und effektiv. Wir haben deshalb folgende Themen geplant: 1. Inklusives Leben und Lernen 2. Kreatives Gestalten – Fröbels Spiel- und Beschäftigungsaufgaben 3. Bildung ganzheitlich denken 4. Bildung sichtbar machen – mit dem Bildungsbuch 5. „Fit durch Bewegung“ 6. Bildung und Erziehung von Kindern unter 3 Jahren 7. Umgang mit verhaltensauffälligen Kindern 8. Beteiligungsrechte von Kindern 9. In der Ruhe liegt die Kraft 10. Filzen 11. GEWusst wie…Arbeits- und Tarifrecht für Pädagogen/-innen Für GEW-Mitglieder erheben wir einen Teilnehmerbeitrag von 5 Euro, NichtMitglieder zahlen 10 Euro. Die Akkreditierung des Erzieher/innentages ist beantragt. Nach §15 Abs. 4 haben Erzieher/innen Anspruch auf qualifizierte Fortbildung. Die Anmeldung erfolgt über den KV Wartburgkreis Stadion 79, Gebäude mit Aula 36433 Bad Salzungen oder per Fax an 03695-600878. Um Rückmeldung, evtl. unter Angabe eines juristischen Beratungswunsches, bitten wir bis spätestens 5. November 2012. Gudrun Kohla; Petra Rechenbach und Nadine Hübener KV Wartburgkreis; LGS GEW Thüringen
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§§§ Aus der Rechtsstelle
Fragen und Antworten rund um Beschäftigungszeiten und Jubiläumsgeld im öffentlichen Dienst Ich habe von der Zentralen Gehaltstelle eine Mitteilung über die Neuberechnung meiner Beschäftigungszeiten erhalten. Dadurch verschiebt sich mein Dienstjubiläum nach hinten. Darf der Arbeitgeber den Bescheid, den ich 1993 vom Landesverwaltungsamt erhalten habe, einfach abändern?
Ich habe auf die Richtigkeit der Mitteilung des Landesverwaltungsamtes über die Anerkennung von Beschäftigungszeiten und Festsetzung des Jubiläums aus dem Jahr 1993 vertraut. Gibt es in diesem Fall einen Vertrauensschutz?
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Ich arbeite seit 40 Jahren als Lehrer und trotzdem gewährt mir mein Arbeitgeber (Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur) jetzt nicht das Jubiläumsgeld für das 40-jährige Dienstjubiläum. Das finde ich nicht in Ordnung.
Welche Konsequenzen hat die Neuberechnung von Beschäftigungszeiten?
Heike Kandraschow
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Aus der Rechtsstelle
§§§
Uneinheitliche Rechtsprechung zur steuerlichen Absetzbarkeit von Arbeitszimmern In der Regel stehen Lehrkräften für die Erledigung ihrer Vor- und Nachbereitungen keine Arbeitsplätze in der Schule zur Verfügung. Haben sie ein häusliches Arbeitszimmer, können sie die Aufwendungen für das Arbeitszimmer bis zu einer Höhe von 1.250 Euro als Werbungskosten steuerlich geltend machen. Nicht immer erkennen die Finanzämter die steuerliche Berücksichtigungsfähigkeit des Arbeitszimmers an, sodass nach erfolglosem Einspruchsverfahren eine gerichtliche Überprüfung durch das Finanzgericht (FG) möglich ist.
Heike Kandraschow
BAT-O Lebensaltersstufen Rechtswidrigkeit der im Bundesangestelltentarifvertrag – Ost (BAT-O) geregelten Lebensaltersstufen
Heike Kandraschow Achtung!
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§§§ Aus den Kreisen Gotha
Erfurt Wie immer – ein kultureller Treffer Die Lehrer/innen der Regelschule „Friedrich Schiller“ Erfurt werden seit nunmehr zwölf Jahren gefördert und gefordert. In diesem Jahr ging es ins sonnige Vogtland, wo – wie in diesem Sommer durchaus nicht üblich – die Sonne schien. Unser erstes Ziel war das Kloster und Schloss Mildenfurth bei Wünschendorf. Dort hatten wir eine kompetente Führung durch den in Thüringen lebenden bekannten zeitgenössischen Künstler Volkmar Kühn. Auf den Freiflächen und im Kellergewölbe des Schlosses präsentiert Kühn seit 1992 seine plastischen Arbeiten aus gebranntem Ton und Bronze. Ein Picknick im Garten des Künstlers rundete den Besuch ab. Das Thüringer Angerdorf Nitschareuth war unser Ziel am Nachmittag. Im dort eingerichteten Museum stellen viele Sachzeugen das Leben und Arbeiten der dörflichen Bevölkerung dar. All dies wäre nicht möglich gewesen ohne die finanzielle Unterstützung der Gewerkschaft GEW, die durch diese Art der Zuwendung die Leistungen der Lehrer und Lehrerinnen unserer Schule wertschätzte. Vielen Dank, das Lehrerteam der Schiller-Schule Erfurt Saalfeld/Rudolstadt Achtung GEW-Senioren Advent, Advent, ein Lichtlein brennt… in diesem Jahr wollen wir das zweite Lichtlein anbrennen, wenn es wieder heißt: wir gehen auf Weihnachtsfahrt. Wir laden Sie recht herzlich ein, mit uns am 8. Dezember nach Quedlinburg zur Weihnacht in den Höfen zu starten. Ihre Teilnahmegebühr von 10 € bzw. 15 € für Nichtmitglieder können Sie uns ab Donnerstag, den 15. November bis 29. November 2012 zu den bekannten Geschäftszeiten von 16:00 Uhr bis 17:30 Uhr in unserem Büro in der Caspar-Schulte-Strasse 8 in Rudolstadt durch den Kauf Ihres Fahrscheins entrichten. Bitte bringen Sie Ihre Mitgliedsausweise zur Kontrolle mit. Die genauen Abfahrtszeiten und -orte erfahren Sie beim Erwerb Ihres Fahrscheins nur im Büro. Da diese Fahrt sehr begehrt ist, sichert rechtzeitiges Erscheinen auch einen Fahrschein. Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung und wünschen bis dahin noch eine gute Zeit. Reni-Sibille Eichhorn Kreisvorsitzende
Fortbildungen zu Qualitätsmanagement und Beobachten/Dokumentieren geplant In Zusammenarbeit mit der Landesgeschäftsstelle werden im November zwei regionale Fortbildungen für Erzieherinnen und Erzieher angeboten. Die Fortbildungen werden in der Woche am Nachmittag durchgeführt. Veranstaltungsort ist Gotha. Termine und genaue Inhalte werden über den KV Gotha bekannt gegeben und auf der Homepage beworben. Für Rückfragen steht auch Nadine Hübener (0361 5909554) zur Verfügung. Weihnachtsfahrt Wie jedes Jahr bieten wir auch 2012 eine Fahrt in der Vorweihnachtszeit an. Am 1. Dezember geht es nach einer Pause von 2 Jahren wieder zum Weihnachtsmarkt nach Leipzig. In Leipzig kann man immer noch die Amazonasausstellung im Gasometer besuchen. Für alle Mitfahrer unterbreiten wir im Bus eine Auswahl an Ausstellungen in Museen, Konzerten und Galerien. Natürlich darf auch die gesamte Zeit zum Bummeln und Glühwein trinken genutzt werden. GEW Mitglieder zahlen 10,00 Euro und Nichtmitglieder 15,00 Euro. Die Abfahrt am 1. Dezember: 8:00 Uhr am Busbahnhof Mohren. Die Rückfahrt um 17:00 Uhr ab Leipzig. Da die Plätze im Bus begrenzt sind, bitten wir um Anmeldung und Bezahlung in den Sprechstunden am 18. Oktober und am 15. November. Wie immer in der Geschäftsstelle Löfflerhaus. Bis dahin wünschen wir allen Mitgliedern eine schöne Zeit. Euer Kreisvorstand Gotha Jena-Saale-Holzland Erzählcafé Die Senior/innen des KV Jena-Saale-Holzland laden am 13. November um 14:30 Uhr in das Literatencafé (Unterm Markt/Oberlauengasse) herzlichst zum Erzählcafé. „Heiteres aus der Mundart von Jena und Umfeld“ – das ist Thema und Inhalt zugleich. Sprechstunde Auch in diesem Schuljahr führen wir die Montagssprechstunden von 16:00 – 17:00 Uhr im Büro Wagnergasse 25 (1. Stock links) weiter. Anfragen können auch per Mail an gew-kv-jena@gmx.de gestellt werden.
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Aus den Kreisen Schmalkalden-Meiningen Unsere Mitgliederfahrt 2012 Am Samstag, den 25. August 2012 starteten wir am Busbahnhof in Meiningen in Richtung Zella-Mehlis mit Zwischeneinstieg in Niederschmalkalden. An der RABA (Restabfallbehandlungsanlage) Südwestthüringen empfing uns der Geschäftsleiter des Zweckverbandes für Abfallwirtschaft Südwestthüringen, Herr Weiprecht, und gab uns zunächst einen theoretischen Überblick zu den Eckdaten der 2008 in Betrieb genommenen Anlage inklusive ausführlicher Grundkenntnisse über die Funktionsweise einer modernen Müllverbrennungsanlage. Nach ausreichend technischem Input stoppte unser Bus auf dem Heimweg am neuen Standort des Staatlichen Schulamtes Südthüringen.
Der anschließende ca. zweistündige Rundgang ließ keine Frage unbeantwortet und endete mit der Erkenntnis: Eine durchaus saubere und detailliert auf Schadstoffbelastung kontrollierende, gegebenenfalls aussortierende/ elemenierende Angelegenheit.
Fotos. C. Rausch
In der Gaststätte Kloster Rohr konnten wir nach gründlicher Vorbereitungszeit in der Küche verschiedene leckere Speisen zu uns nehmen. Der Kreisvorstand ehrte Frau Margit Päsler, Frau Christel Kais und Frau Erika Denner mit einer Urkunde und einem Präsent für ihre jeweils 50-jährige GEW-Mitgliedschaft. Simone Rausch Vorsitzende des KV Schmalkalden-Meiningen
Die dann folgende Freizeit in der sonnigen Suhler Innenstadt konnte zu einer frei wählbaren gastronomischen Versorgung und zum kurzweiligen Einkaufsbummel genutzt werden. Am GAZ (Gefahrenabwehrzentrum) empfing uns dann Herr Zimmermann zu einer interessanten Führung mit Einblicken in die hochmoderne Feuerwehrtechnik, begleitet mit Insiderinformationen zum dienstlichen Ablauf und vergangenen Einsätzen.
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Euer Kreis- oder Betriebsverband Ob Rückblick oder Terminankündigung: Wer bis zum 10. des Monats einen Text (mit und ohne Bilder) an tz@gew-thueringen.de sendet, erreicht seine Mitglieder auf jeden Fall.
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Tipps und Termine
Tagungsband
Dokumentation der 5. GEW-Wissenschaftskonferenz erschienen „Gut – besser – exzellent? Qualität von Forschung, Lehre und Studium entwickeln“ – so lautete das Motto der 5. GEWWissenschaftskonferenz vom 31. August bis 3. September 2011 am Weißenhäuser Strand in Schleswig-Holstein. „Gut – besser – exzellent? Qualität von Forschung, Lehre und Studium entwickeln„ – das ist auch der Titel von Band 118 der Reihe „GEW-Materialien aus Hochschule und Forschung“ beim renommierten bildungspolitischen Fachverlag W. Bertelsmann (Bielefeld). Der Tagungsband dokumentiert die GEW-Wissenschaftskonferenz aus dem Jahr 2011. Er gibt einen Überblick über die Debatte zur Qualitätssicherung an Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Dazu lässt er zahlreiche politische und wissenschaftliche Akteurinnen und Akteure aus ihrer jeweiligen Perspektive zu Wort kommen. In dem Buch dokumentiert sind auch die zehn „Weißenhäuser Eckpunkte für eine Qualitätsoffensive in Forschung, Lehre und Studium“. Ausgangspunkt der in dem Band dokumentierten Debatte ist, dass in den vergangenen Jahren die Qualität von Forschung, Lehre und Studium einen immer größeren Stellenwert in der Wissenschaftspolitik bekommen hat. Der Bologna-Prozess hat die Sicherung und Entwicklung der Qualität von Lehre und Studium in den Mittelpunkt gerückt, in der Forschung hat die Qualitätsdebatte mit der Exzellenzinitiative eine neue Dimension erfahren. Die laufenden Diskussionen über eine Reform des Akkreditierungswesens haben vor dem Hintergrund einer anstehenden Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts eine besondere Aktualität erlangt.
Das Buch ist über den Buchhandel oder direkt beim Verlag (www.wbv.de, Bestell-Nr. 6001593) zu beziehen. Das Buch kostet 24,90 Euro; GEW-Mitglieder können vom GEWHerausgeberrabatt in Höhe von 25 Prozent profitieren und das Buch zum Sonderpreis von 18,68 Euro beziehen – Mitglieder-Bestellungen bitte an Christine Sturm, E-Mail: christine.sturm@gew.de, Fax: 069-78973-103. Bitte beachten Sie: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 5. GEW-Wissenschaftskonferenz erhalten als besonderen Service ein kostenloses Exemplar zugesandt. Außerdem noch lieferbar: die Tagungsbände zu den GEWWissenschaftskonferenzen 2007 („Vom Studentenberg zum Schuldenberg? Perspektiven der Hochschul- und Studienfinanzierung“), 2008 („Innovation durch Partizipation – Steuerung von Hochschule und Forschung im 21. Jahrhundert“), 2009 („Endstation Bologna? Zehn Jahre Europäischer Hochschulraum“) und 2010 („Traumjob Wissenschaft? Karrierewege in Hochschule und Forschung“). Siehe auch http://www.gew.de/GEW-Materialien_aus_Hochschule_ und_Forschung.html). Ulf Banscherus/Klemens Himpele/Andreas Keller (Hrsg.): Gut – besser – exzellent? Qualität von Forschung, Lehre und Studium entwickeln. W. Bertelsmann Verlag (wbv): Bielefeld 2012. (GEW Materialien aus Hochschule und Forschung, Band 118) ISBN: 978-3-7639-4369-2 (Print), ISBN: 978-3-76394370-8 (E-Book). 202 Seiten, 24,90 Euro.
Nachfrage hoch – Nachfolgetermin organisiert Aufgrund der hohen Nachfrage der Fortbildungsreihe für Studierende, Lehramtsanwärter/innen und junge Lehrer/ innen bieten wir folgendes Seminar zu einem weiteren Termin an: Mit Präsenz, Körpersprache und Stimme Klassen leiten Wann: 10. November 2012 / 10 - 16 Uhr Wo: Landesgeschäftsstelle der GEW, Heinrich-Mann-Str.22, 99096 Erfurt Leitung: Julia Flöricke, Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin Ausstrahlung wirkt und Stimmungen stecken an! Mit gezielter nonverbaler Kommunikation und bewusstem Einsatz von Stimme können Sie Prozesse in der Klasse entscheidend steuern. In dem praxisbezogenen Workshop erhalten Sie Grundlagen, um durch den bewussten Einsatz von Körpersprache und Stimmmodulation den Unterricht-
salltag zu bereichern und zu entlasten. Gleichzeitig erfahren Sie, wie unterschiedliche Stimmklänge auf Menschen wirken. Mit gezielten Übungen aus der Sprecherziehung erhalten Sie die Möglichkeit, Ihre stimmlichen Fähigkeiten und den Einsatz von nonverbaler Kommunikation zu trainieren, zu stärken und weiter zu entfalten. Wir bitten rechtzeitig um Anmeldung, da nur eine begrenzte Teilnehmeranzahl möglich ist. Anmeldung bitte bei: katja.ludwig@gew-thueringen.de Die Teilnahme an den Fortbildungen ist für GEW-Mitglieder kostenfrei. Nicht-Mitglieder zahlen pro Fortbildung einen Beitrag von 10 €. (Hinweis: Alle Fortbildungsangebote sind für Thüringer Lehrkräfte von dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien akkreditiert.) Katja Ludwig, Projektmitarbeiterin
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Arbeitsplatz und Umfang der Lehraufgaben von Beschäftigten an Hochschulen und Forschungseinrichtungen Lehren macht einen erheblichen Teil der Aufgaben von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an Hochschulen, teilweise auch an Forschungseinrichtungen, aus. Wie ist es aber konkret um diese Aufgabe bestellt? Wie entwickelt sich die Lehrbelastung, kommen weitere Aufgaben dazu, die Auswirkungen auf die Lehrtätigkeit haben? Aber auch Antworten auf grundsätzliche Fragen wie zum Beispiel zur Beschäftigungssituation sind wichtig, wenn es um ein möglichst vollständiges Bild zur Arbeit von Lehrenden geht. Wissen ist Macht Um sich dieses Bild zu machen und gegenüber der verantwortlichen Politik mit sachkundigem Wissen agieren zu können, hat das Referat Hochschule und Forschung der GEW Thüringen bereits 2004 Lehrkräfte für besondere Aufgaben nach ihren Lehraufgaben befragt. Diese Erhebung haben wir 2007 auf alle Beschäftigten mit Lehraufgaben ausgedehnt. Nun – 2012 – wollen wir es erneut wissen, diesmal in einer Online-Befragung: Wie sieht es mit Ihren Lehraufgaben aus? Vor dem Hintergrund welcher Beschäftigungssituation führen Sie diese aus? Wir wenden uns damit ausdrücklich an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Lehraufgaben, ob an der Hochschule beschäftigt oder mit Honorarvertrag oder anderweitigen Verpflichtungen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, bitte füllen Sie selbst diesen Fragebogen aus und fordern Sie auch Ihre Kolleginnen und Kollegen auf, es zu tun. Wir wollen von Ihnen erfahren, wie es mit den Lehraufgaben an Thüringer Hochschulen und Forschungseinrichtungen bestellt ist. Diese Fakten sind
wichtig, um von unserer Seite gegenüber der Politik zur notwendigen Ausstattung der Hochschulen in finanzieller und personeller Hinsicht argumentieren zu können. Sie wissen es am besten! Bitte sagen Sie es uns. Datenschutz Wir sichern Ihnen die Anonymität Ihrer Daten in vollem Umfange zu. Erstens: Niemand, der mit der Auswertung befasst ist, kann den Weg eines bestimmten Fragebogens zurückverfolgen. Zweitens: Bei der Auswertung der Daten ist die Anonymität und Anonymisierung der Daten oberstes Gebot. Wir achten darauf, dass zu keiner Zeit Rückschlüsse auf eine konkrete Person gezogen werden können. Bei Kommentaren behalten wir uns lediglich vor, diese in einer Auswertung (teilweise) wiederzugeben. Manchmal sagen Worte mehr als viele Daten bzw. unterstreichen diese auf besondere Weise. Gewährleistet bleibt auch hier, dass Angaben, die Rückschlüsse auf den Kommentierenden/die Kommentierende zulassen, entfernt werden. Drittens: Diese Online-Umfrage ist bereits die dritte, die wir mit dem Dienstleister q-set.de durchführen (2011: zur Situation in den Schulhorten, 2012: zur Situation in den Schulen). Die Auswertungen liegen vor und Sie können sich gern von der gewährleisteten Anonymität der bisherigen Auswertungen überzeugen. Sie erreichen die Umfrage unter www.gew-thueringen.de/ UmfrageHuF.html.
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GEW-Onlinebefragung
GEW Aktuell
Thomas Hoffmann, Bärbel Spaethe, Marlis Bremisch im Namen des Referates Hochschule und Forschung der GEW Thüringen
Gute Arbeit – Gute Arbeitszeit – Gute Vereinbarkeit Betriebs- und Personalrätekonferenz am 15. November 2012 in Gotha Im Rahmen der Aktionswoche der Thüringer Allianz für Familie lädt der DGB Thüringen zu einer Betriebs- und Personalrätekonferenz nach Gotha ein. Gute Arbeit hat viele Facetten. Arbeitszeit ist ein Schlüssel zur besseren Vereinbarkeit von Arbeitsleben und privaten Verpflichtungen und Interessen. Dazu gehören nicht nur die Lage der Arbeitszeit, sondern auch die Wochen- und Lebensarbeitszeit. Für viele Menschen wird es immer schwieriger ihr Arbeitsleben mit dem Privatleben zu vereinbaren und Vielen ist es unter den heutigen Arbeitsbedingungen schlichtweg nicht möglich ihre Arbeit bis zur Rente auszuüben. Auf der Betriebsund Personalrätekonferenz wollen wir der Frage nachgehen, welche
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Arbeitszeitbedürfnisse Beschäftige in verschiedenen Lebenslagen haben und welche Möglichkeiten es gibt, als Betriebs- und oder Personalrat die Arbeitszeit der Kolleginnen und Kollegen zu regeln. In den Workshops Beruf und Kindererziehung vereinbaren, pflegesensible Arbeitszeiten, Genehmigung von Sonn- und Feiertagsarbeit und Ausstiegsmöglichkeiten aus dem Arbeitsleben, besteht die Möglichkeit, sich intensiver über die jeweiligen Themen auszutauschen. Nähere Informationen unter: www.thueringen.dgb.de Monika Sossna, DGB Thüringen
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Termine, Tipps
22. Antifaschistischer und antirassistischer Ratschlag 2012 in Gotha Aktiv werden, Alltagsrassismus bekämpfen, Neonazis entgegentreten! Spätestens seit dem Bekanntwerden der Morde durch den selbsterklärten „Nationalsozialistischen Untergrund“ ist bundesweit deutlich geworden, dass es in Thüringen eine militante und gut organisierte Neonaziszene gibt. Doch der antifaschistische und antirassistische Ratschlag beschäftigt sich nicht nur mit alten und neuen Nazis, sondern versucht auch gesellschaftliche Verhältnisse in den Blick zu nehmen – und dies bereits seit 21 Jahren. In diesem Jahr findet der Ratschlag am 2. und 3. November in Gotha statt. „Die Bundesrepublik ist durch die Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet“ – mehr als die Hälfte der Menschen in Thüringen denkt laut Umfrage des Thüringen-Monitors 2011 genau das. Dabei hat sich die Zahl der Menschen mit extrem rechten Einstellungen von 13 Prozent im Aus dem Aufruf: Wir sind noch lange nicht am Ziel – solange die menschenverachtende Ideologie von alten und neuen Nazis in Gotha, Thüringen und anderswo einen breiten gesellschaftlichen Resonanzboden findet, – solange Thilo Sarrazin seine chauvinistischen Thesen vor einem ausverkauften Saal darbietet und die Gegner_innen als eigentliches Problem betrachtet werden,
Vorjahr auf 17 Prozent erhöht, der harte Kern hat sich gar von drei auf neun Prozent verdreifacht. Umso wichtiger ist es, sich aktiv für eine solidarische Gesellschaft jenseits von Faschismus, Rassismus und Ausgrenzung stark zu machen. Genau dies versucht der antifaschistische und antirassistische Ratschlag. „Agieren statt Reagieren“, so lautet die Maxime der unterschiedlichen Menschen und Gruppen, die den Ratschlag am ersten Novemberwochenende organisieren, jedes Jahr in einer anderen Stadt. Denn es geht auch darum, die Akteure in der jeweiligen Stadt zu unterstützen und Vernetzungsstrategien zu entwickeln, sowie das öffentliche und behördliche Bewusstsein hinsichtlich der rechten Aktivitäten am Ort zu sensibilisieren. Im Zentrum stehen am 3. November ab 10 Uhr neben dem Austausch unterei-
nander insgesamt 14 Workshops zu unterschiedlichen Themen: Neben der Frage, welche Konsequenzen aus den Morden des NSU zu ziehen sind, steht die Beschäftigung mit der Deutschen Burschenschaft, der Debatte um Thilo Sarrazin oder die Geschichte der Antifaschistischen Aktion. Doch beginnen wird der Ratschlag bereits am Freitag Abend um 17 Uhr mit einem antifaschistischen Rundgang durch Gotha, bei dem an mehreren Stationen auf historische, aber auch aktuelle Nazistrukturen hingewiesen werden soll. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, sich zu informieren und mitzudiskutieren.
– solange Menschen mit Migrationshintergrund ausgegrenzt und kriminalisiert werden, – solange Menschen ohne deutschen Pass in Lagern untergebracht, in ihrer Bewegungsfreiheit massiv eingeschränkt und letztlich abgeschoben werden, – solange Menschen auf Grund ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert oder ausgegrenzt werden, – solange antisemitische und das NS-Regime verherrlichende Parolen gebrüllt werden und
sich niemand dagegen auflehnt, – solange Grenzen zwischen Verfassungsschutz, NPD und rechter Szene fließend sind, solange werden wir nicht aufhören, aufzuklären, gemeinsam neue Ideen, Strategien und Aktionen zu entwickeln. Wir rufen deshalb Alle auf, die unser Anliegen teilen: Aktiv werden, Alltagsrassismus bekämpfen, Neonazis entgegentreten! Kommt am 2. und 3. November zum antirassistischen und antifaschistischen Ratschlag nach Gotha!
Ort: 2. November, 17 Uhr, Bahnhofsvorplatz • 3. November, 10-18 Uhr • Andreas-Reyher-Schule, Mozartstraße 17 99867 Gotha Informationen und das gesamte Programm zum 22. Antifaschistischen und antirassistischen Ratschlag in Gotha finden Sie unter https://www.facebook.com/pages/Ratschlag-Th%C3%BCringen/123720741018738?ref=ts.
Radio aktiv?
Einführungsworkshop für Gewerkschafter_innen
Ob in der Küche oder unter der Dusche, im Auto oder mit dem Smartphone an der Haltestelle: Radio kann quasi immer und überall gehört werden. Doch in Erfurt ist nicht nur Radio hören, sondern auch Radio machen möglich. Denn bei Radio F.R.E.I. können auch eigene Ideen eingebracht und selbst Beiträge und Sendungen für das Programm produziert werden. Wer also etwas zu sagen und Lust auf Radio hat, braucht sich vor der Technik nicht zu fürchten. Denn am 19. und 20. Oktober gibt es einen Einführungsworkshop speziell für Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, der gemeinsam von Arbeit und Leben Thüringen und dem DGB-Bildungswerk Thüringen organisiert wird. Dabei wird es ganz praktisch zugehen: Interviews führen, Beiträge
schneiden oder Anmoderationen schreiben – jedeR kann sich selbst ausprobieren und erhält dabei Unterstützung durch erfahrene Radiomacherinnen und -macher. Doch das Workshopwochenende muss nicht das Ende eines „Lebens im Äther“ sein, denn gewerkschaftliche Themen von A wie Auszubildendenvertretung bis Z wie Zeitarbeit haben einen festen Platz im Programm. Die Teilnahme ist kostenlos. Bei Interesse bitten wir um eine Anmeldung unter quer@dgb-bwt.de anmelden. Freitag, 19. November – 16 Uhr bis 21 Uhr Samstag 20. November – 10 Uhr bis 16 Uhr
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