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01 thüringer zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW

2014

Foto: (c) kristall - Fotolia.com

In freier Trägerschaft – Herausforderungen und Chancen Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Thüringen

www.gew-thueringen.de www.reinindiegew.de https://www.facebook.com/gewthueringen


Inhalt

LesePeter

Seite

Im Januar 2014 erhält den LesePeter das Kinderbuch:

Lollo

GEW Schwerpunkt

Referat Frühkindliche Bildung Vorbildliche Bildungsräume Mit Betriebsrat geht es besser Finanzierung von Schulen in freier Trägerschaft Nicht zufriedenstellend Im höchsten Maße anspruchsvolle Arbeit TVöD-Tarifrunde 2014 Die 9,5 Thesen der Solidarität

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GEW Aktuell

Umfrage unter LAA 1 Rein in die GEW 12 Ehrenordnung der GEW Thüringen 21

Rechtsstelle

Änderung zum Besoldungsgesetz Kostenerstattung für Lehrmittel Angebot zur Vollzeitverbeamtung Ende der Floatingbeschäftigung und Mehrarbeitsausgleich Renteneintritt Erstattung von Reisekosten Antragsfristen

Aus den Kreisen Jubilare Kreisnachrichten

Lobe, Mira Illustrationen: Susi Weigel Jungbrunnen Wien 2013 69 Seiten 16,95 € ab 6 Jahren Erstausgabe von 1987, Neuauflage zum 100. Geburtstag der Autorin ISBN: 978-3-7026-5852-6

Lollo ist eine Puppe mit dunkler Hautfarbe. Lollo liegt auf dem Müll, weil sie alt und auch nicht mehr so ansehnlich ist. Doch sie selbst fühlt sich nicht verbraucht. Also sucht sie sich Gefährten und gestaltet ihr neues Leben so, wie sie es richtig findet. In anspruchsvollen Reimen warf Mira Lobe bereits vor über 25 Jahren Themen auf, die mehr denn je unseren Alltag betreffen. Es hat seinen Grund, warum gerade diese gefühlvoll gereimte Geschichte heute wieder entdeckt wird und werden sollte.

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LesePeter

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Im Februar 2014 erhält den LesePeter das Jugendbuch:

Widerspruch zwecklos oder wie man eine polnische Mutter überlebt Abrahamson, Emmy

Diese moderne Variante der Masurischen Geschichten ist erfrischend humorvoll und in ihrer Absurdität kaum zu übertreffen. Das Unheil beginnt, als die Tante der 16-jährigen Alicja aus Polen direkt zu ihrer Familie zieht, die in Schweden lebt. Genau wie die Mutter weiß die Tante klar, was sie will – die beiden Frauen setzen sich taub für Einwendungen jeder Art zielbewusst durch. Die daraus resultierenden Missverständnisse und Komplikationen werden immer absurder und für den Leser umso witziger je überraschender die Wendungen sind. Hinreißend.

18 18ff.

Tipps und Termine

Einladung 16. MaiMeeting 21 Bundestreffen lesbischer Lehrerinnen 23 Bestellung GEW-Lehrerkalender 24

Diskussion

Ein Navi für die Lehrkräfte

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Aus dem Schwedischen von Anu Stohner dtv München 2013 214 Seiten 12,95 € ISBN: ISBN 978-3-423-62548-7

www.gew-thueringen.de/LesePeter.html Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Landesverband Thüringen · Heinrich-Mann-Straße 22 · 99096 Erfurt Tel.: 03 61 - 5 90 95 22 · Fax: 03 61 - 5 90 95 60 E-Mail: info@gew-thueringen.de · Internet: www.gew-thueringen.de E-Mail an die Redaktion: tz@gew-thueringen.de Die tz erscheint in den Monaten Februar, April, Juni, September, Oktober und Dezember. Der Bezugspreis für die tz beträgt ab 01. Januar 2013 für Nichtmitglieder 3,10 Euro pro Einzelexemplar zzgl. Porto, das Jahresabo (6 Hefte) 16,80 Euro zzgl. Porto. Das Jahresabonnement kann drei Monate vor Ablauf des Kalenderjahres gekündigt werden. Erfolgt bis zu

diesem Zeitpunkt keine Kündigung, wird das Abo um ein Jahr verlängert. Die Lieferung erfolgt gegen Vorkasse an die GEW-Wirtschaftsdienst GmbH, DKB Bank Berlin, Kto.-Nr.: 1005400559, BLZ: 12030000. Die Abo-Gebühr für Mitglieder der GEW Thüringen ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Die in den einzelnen Beiträgen wiedergegebenen Gedanken entsprechen nicht in jedem Falle der Ansicht des GEW-Vorstandes oder der Redakteure. Die Beschlüsse des Vorstandes sind verbindliche GEW-Meinungen. Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen. Bei allen Veröffentlichungen behält sich die Redaktion Kürzungen vor.

Manuskripte und sonstige Zuschriften für die Redaktion der thüringer zeitschrift (tz) werden an die Adresse der Geschäftsstelle erbeten. Einsendeschluss für Beiträge ist immer der 10. des Vormonats. Verantwortliche Redakteurin: Kathrin Vitzthum Redaktionsschluss: 10.01.2014 Layout, Satz, Druck: PROOF Druck- und Medienproduktion · Loreen Scheit scheit@proof-ef.de · Zum Kornfeld 12 · 99098 Erfurt· Tel: 03 62 03 · 9 40 33 E-Mail: info@proof-ef.de · Internet: www.proof-ef.de Gültige Anzeigenpreisliste Nr. 04 vom 01.01.2013


Aktuelles

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…für das neue Jahr wünscht Ihnen die GEW Thüringen. Die Pause zwischen den Jahren liegt nun schon wieder einige Tage zurück, der Alltag hat uns wieder. Wir wünschen Ihnen und uns für die anstehenden Aufgaben viel Erfolg. Diese tz wirft einen Blick auf die Einkommensbedingungen an Kitas und Schulen in freier Trägerschaft. Sie will zudem den Blick für die betriebliche Interessenvertretung an diesen Einrichtungen schärfen, da sie nicht wie der sonstige schulische Betrieb unter das Personalvertretungsrecht fallen. Über die Tarifrunde TVöD infomiert der Landesvorsitzende ausführlich.

Auf den Seiten 13 ff. finden sie viele Informationen der GEWLandesrechtsstelle. Bitte beachten Sie die dort angebenen Antragsfristen. Beiträge der GEW-Kreisververbände finden Sie ab Seite 18. Außerdem Tipps und Hinweise zu interessanten Veranstaltungen.

Foto: C. Steinbach

„Bildung beginnt mit Neugierde.“ (Prof. Peter Bieri) Bleiben auch Sie neugierig! Herzlichst, Ihre Kathrin Vitzthum

Online-Umfrage unter allen Lehramtsanwärter/innen Wie gut ist Ihre Ausbildung zur Lehrerin / zum Lehrer? Um für die Mitarbeit in der Unterarbeitsgruppe Lehrerinnenbildung des TMBWK im Rahmen des Personalentwicklungskonzept besonders gerüstet zu sein und um die Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen unserer Mitglieder im Studienseminarbereich zu verbessern, hat die GEW Thüringen einen Online-Fragebogen für alle Lehramtsanwärter/innen zur Qualität ihrer Ausbildung entwickelt. Dieser Fragebogen ist hier zu finden: http://www.q-set.de/q-set. php?sCode=NBWFVPJBGBVU

Seitens des TMBWK besteht Interesse an den Ergebnissen dieser GEW-Umfrage. In der Zeit vom 20.01. bis 09.02.2014 soll(t)en eine Reihe von Fragen zu unterschiedlichen Bereichen beantwortet werden, so u. a. zu: • Einbindung des Vorbereitungsdienstes in die gesamte Ausbildung,

• Rahmenbedingungen im Studienseminar/Seminarschule/ -verbund, • Beurteilung der Seminarveranstaltungen, Unterrichtsbesuche, Fachanleitung, • Situation an der Ausbildungsschule/BdU, • Erwerb von Kompetenzen für die Lehrer/innenarbeit, • Beurteilung der Belastung im Vorbereitungsdienst, • Persönliche Bilanz und berufliche Zukunft. Die Auswertung der erhobenen Daten wird durch die GEW Thüringen erfolgen und soll bis Mitte März abgeschlossen sein. Anschließend werden wir diese Ergebnisse und die sich daraus ergebenden Forderungen und Änderungswünsche in die Unterarbeitsgruppe einfließen lassen und veröffentlichen, so in einer der nächsten tz. Michael Kummer Projektmitarbeiter der LGS

didacta! Rückmeldefrist bis 28. Februar 2014 verlängert Wie in der letzten Ausgabe der tz 06/2013 angekündigt, fahren wir am 25.03.2014 mit der GEW zur didacta nach Stuttgart. Wer Interesse und sich noch nicht angemeldet hat, sollte schnellstens bei Petra Rechenbach in der LGS

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nachfragen. Vielleicht sind noch Plätze frei. Alle für die Teilnahme notwendigen Formalitäten bitte in der Dezemberausgabe der tz nachlesen, ausfüllen und überweisen. Wir sehen uns! Uschi Wilhelm

Vorwort

Alles Gute…


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In freier Trägerschaft

Aus dem Referat Frühkindliche Bildung und Sozialpädagogik

Katrin Osterloh, Foto: Ph. Seitz

Arbeits- und Projektgruppen Seit der letzten Landesvertreterversammlung 2010 gibt es das Referat Frühkindliche Bildung und Sozialpädagogik bei der GEW Thüringen. In diesem Referat sind vor allem ErzieherInnen aus den Kitas, aus sozialpädagogischen Einrichtungen und den Grundschulhorten organisiert. Die Arbeit in unserem Referat ist hauptsächlich geprägt durch eine langjährige Arbeitsgruppenstruktur. So treffen sich regelmäßig die Arbeitsgruppen der Kita-ErzieherInnen, der Kita-LeiterInnen, die Arbeitsgruppe Hort, die Arbeitsgruppe HortkoordinatorInnen sowie weitere Projektgruppen, die sich gemeinsam zu einem bestimmten Thema verständigen. In letzter Zeit ist dies die Projektgruppe für die Kampagne „Vorbildliche Bildungsräume“ und die Projektgruppe Ganztagsschule, mit der Erarbeitung eines Konzeptes „Ganztagsschule von Anfang an“. Die Arbeitsgruppen und Projektgruppen bieten immer wieder Raum für den fachlichen Austausch und die Vernetzung in ganz Thüringen. Themen gibt es immer reichlich, sei es die Umsetzung des Kita-Gesetzes, die Einführung und Untersetzung des Bildungsplanes für Kinder bis 10 Jahren, die Gestaltung von Übergängen in der Kita und zur Schule, die Planung und Durchführung gemeinsamer Fortbildungen zur offenen Arbeit, zu Inklusion, zur Partizipation von Kindern, zur Sprachförderung.

Dauerbrenner Hort Seit der Gründung der GEW in Thüringen ist das Thema „Hort“ ein Dauerbrenner. Immer wieder kämpfte und kämpft die GEW für den Erhalt, aber auch die inhaltliche Weiterentwicklung des Grundschulhortes in Thüringen. Es ist eine Thüringer Besonderheit, dass in Grund-

schulen LehrerInnen und ErzieherInnen gemeinsam die Verantwortung für die Bildung und Erziehung der ihnen anvertrauten Kinder tragen, wofür uns fast alle Bundesländer beneiden. Ob im Gemeinsamen Unterricht, im rhythmisierten Schulalltag, im Mehrpädagogensystem, eben auch im Ganztag können LehrerInnen und ErzieherInnen gemeinsam Begleiter und Impulsgeber für den Lernprozess sein. Es gehört aber schon viel Leidenschaft für die ErzieherInnen im Grundschulhort dazu, diese Arbeit täglich zu leisten, weil das Gehalt einer ErzieherIn, die nur 50 Prozent arbeiten und verdienen kann, oft nur durch Aufstockung oder Zweitjob zum Leben reicht. Dabei sind wir davon überzeugt, dass es genügend Aufgaben im Ganztag zu bewältigen gibt. Thüringen muss nur durch eine dauerhafte und auskömmliche Finanzierung den Beruf oder die Berufung einer Erzieherin im Grundschulhort wieder attraktiv machen. Dafür steht das Referat und dafür suchen wir immer aktive Mitstreiter, die in den Kreisen, aber auch auf Landesebene sich einmischen, mitreden und in den Personalräten das Gesicht einer GEW-ErzieherIn zeigen.

Näheres zum Konzept für eine Ganztagsschule von Anfang an! Die GEW Thüringen erarbeitet zum bildungspolitischen Schwerpunkt: Einheit von Grundschule und Hort – Bedingungen verbessern! ein Konzept. Die pädagogische Einheit von Grundschule und Hort bleibt dabei Grundprinzip. Die Finanzierung muss auf Dauer, auskömmlich und transparent geregelt werden.

Folgende Ziele werden dabei verfolgt: •K lares Bekenntnis der Landesregierung zum Erhalt der Grundschulhorte über 2016 hinaus als Bestandteil der Grundschule •V erbesserung der Arbeitsbedingungen in den Horten durch ausreichende Personalzuweisung, Verringerung der tatsächlichen Gruppenstärken und Stärkung des Anteils der Stammbelegschaft auch unter Berücksichtigung der Inklusion und der sächlichen und räumlichen Bedingungen •V eränderung der Einstellungspraxis des TMBWK im Hinblick auf die Begrenzung des Beschäftigungsumfangs auf 50 Prozent eines Vollzeitbeschäftigten und Befristung von Arbeitsverhältnissen • E ine Positionierung der GEW Thüringen zum Pilotprojekt „Weiterentwicklung der Thüringer Grundschule“

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In freier Trägerschaft

Folgende Planungsschritte stehen auf der Tagesordnung: 1. Online-Fragebogen zur Ganztagsbetreuung und Arbeitsbedingungen bis Januar 2014 2. Auswertung der Ergebnisse auf allen Ebenen 3. Erarbeitung von Forderungen/Wahlprüfsteinen zur Landtagswahl

4. Gespräche mit dem TMBWK 5. Erstellung eines Konzeptes zur Absicherungen der personalvertretungsrechtlichen Interessenvertretung für die Erzieherinnen und Erzieher im Landesdienst, der Grundschulhorte in den Kommunen, die sich am Pilotprojekt beteiligen, zugewiesen sind Katrin Osterloh Referatsleiterin

Vorbildliche Bildungsräume Die folgenden Kriterien des Fragekatalogs zur pädagogischen Qualität basieren auf dem Thüringer Bildungsplan sowie der Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie, pädagogischen Psychologie und Erziehungswissenschaft zur Qualität von kindlichen Bildungsprozessen. Eine gute Kindertagesstätte unterstützt kognitiv, emotional und sozial. Sie fördert zudem die Erlangung von Autonomie sowie die Übernahme von Verantwortung und Partizipation. Die Kriterien unterscheiden verschiedene Ebenen, auf denen Kindertagesstätten direkt oder indirekt kindliche Entwicklung, Prozesse fördern und Bedürfnisse erfüllen können.

Qualitätsbereiche:

Petra Rechenbach, Foto: M. Schröder

Mit der Preisverleihung der GEW Thüringen für „Vorbildliche Bildungsräume“ im September 2013 konnten wir die ersten zwei Erfurter Einrichtungen, Kita „Marienkäfer am Ringelberg“ und die Kita „Rasselbande“ würdigen. Diese beiden Einrichtungen werden den Ansprüchen von Kindern, Eltern und den Beschäftigten auf hohe pädagogische Qualität und angemessene Arbeitsbedingungen für Erzieherinnen und Erzieher gerecht. Weitere Anträge liegen zur Begutachtung bei uns vor und werden derzeit von der GEW-Projektgruppe „Vorbildlicher Bildungsraum“ bearbeitet. Im Februar 2014 werden die nächsten Auszeichnungsveranstaltungen folgen. Die Kampagne ist ein Kooperationsprojekt der GEW Thüringen mit dem Berufsförderungswerk der GEW im DGB e.V. und der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Die Umsetzung der pädagogischen Forderungen aus den Kita- und Schulgesetzen sowie aus dem Thüringer Bildungsplan verlangen von den Pädagoginnen und Pädagogen hohes Engagement und die Bereitschaft zur steten Qualifizierung. Für die Bewertung der Anträge aus Kindertagesstätten oder Horten haben wir einen Fragekatalog zur pädagogischen Qualität und einen Fragebogen zu den Arbeitsbedingungen erarbeitet. Dies wäre ohne die engagierte und ehrenamtliche Mitarbeit der Projektgruppe und der Unterstützung der Wissenschaftler so nicht gelungen. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!

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● Pädagogische Orientierungen und Grundprinzipien ● Prozesse (und Strukturen) • Interaktionen • Systematische Beobachtung und Dokumentation • Räumliche Bedingungen • Tagesgestaltung • Bildungsangebote • Bildungs- und Erziehungspartnerschaft • Kooperationen und Übergänge (mit Schule und Umwelt) • Qualitätsmanagement Die Umsetzung dieser Kriterien muss aus unserer gewerkschaftlichen Sicht mit guten Arbeits‐ und Einkommensbedingungen der Beschäftigten einhergehen. Das ist ein besonderer Punkt in der Vergabe des GEW-Qualitätssiegels. Deshalb müssen die antragstellenden Einrichtungen einen zweiten Fragekatalog zu den Arbeitsbedingungen ausfüllen. Dabei geht es um Vergütung, Beschäftigungsumfang, Qualifikation, Arbeitszeit, materielle Bedingungen, Interessenvertretung u. a. Nach der Bewertung der Fragebögen nach einem bestimmten Auswertungsraster erfolgt ein unangekündigter Besuch in der Kindertageseinrichtung, um bestimmte Kriterien aus den theoretischen Grundlagen nachzuvollziehen und Fragen in Interviews zu klären. Ein Gespräch mit der Leiter/in, Kolleg/innen oder auch dem Träger der Einrichtung bilden den Abschluss für die Beurteilung des GEW-Qualitätssiegels.

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In freier Trägerschaft

Wir als GEW würden uns freuen, wenn sich noch weitere Einrichtungen für den Titel „Vorbildlicher Bildungsraum“ bewerben würden. Falls Sie der Meinung sind, dass Ihre Einrichtung den Kriterien entspricht, Ihr Kollegium vorbildliche Arbeit leistet und über gute Arbeitsbedingungen verfügt, dann stellen Sie den Antrag. Gute Arbeit soll honoriert werden! Bei Fragen zu den Bewerbungsmodalitäten stehe ich Ihnen gerne unter den folgenden Kontaktdaten zur Verfügung. Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite www.gew-thueringen.de (unter Aktuelles).

GEW Thüringen Heinrich-Mann-Str. 22 99096 Erfurt Tel.: 03 61 · 5 90 95 23 Fax: 03 61 · 5 90 95 60 www. gew-thueringen.de rechenbach@gew-thueringen.de

Ihre Petra Rechenbach Referentin für Bildung

Mit Betriebsrat geht es besser GEW Thüringen ruft auf: Betriebsräte gründen, Betriebsrat/ Betriebsrätin werden Rechtsstatus. So ist der Betriebsrat immer zu beteiligen bei Kündigungen, bei Einstellungen und auch bei Eingruppierungen hat der Betriebsrat Mitspracherechte. Besonders bewährt haben sich Betriebsräte in Krisensituationen, zum Beispiel bei der Aufstellung von Sozialplänen, aber auch wenn es um Kurzarbeit geht.

Machen Betriebsräte dann nicht Gewerkschaftsarbeit?

Torsten Wolf, Foto: M. Schröder

Kollege Wolf, warum sollten die Beschäftigten der freien Träger Betriebsräte wählen? Viele Regelungen, die Arbeitnehmer/innen zu Gute kommen, sind durch das Betriebsverfassungsgesetz geregelt. Ohne Betriebsrat wird es für die einzelnen Arbeitnehmer/ innen schwer, ihre Rechte zu wahren. Leider gibt es auch Betriebsräte, die in keiner Gewerkschaft organisiert sind und so keinen Zugang zu wichtigen Informationen und notwendiger Zusammenarbeit mit der GEWerkschaft haben. Das schwächt die Arbeit des Betriebsrates im Sinne einer wirksamen Interessenvertretung.

Welche Aufgaben haben die Betriebsräte? Betriebsräte haben wichtige Funktionen bei der Umsetzung und Kontrolle von Gesetzen, Vorschriften und Tarifverträgen im Betrieb. Sie sind nicht Teil der Geschäftsführung oder Personalabteilung, sondern haben einen eigenen

Im Gegenteil, sie sind die wichtige und notwendige Verbindung von kollektiver, individueller und betrieblicher Interessenvertretung. Gewerkschaften dürfen in Deutschland Tarifverträge nur abschließen, wenn sie tarifmächtig sind, also genügend Mitglieder haben. Das nennt man kollektive Interessenvertretung. Sogenannten christlichen Gewerkschaften, wie der DHV und der GöD, wurde in der Vergangenheit schon ihre Tarifmächtigkeit durch Gerichte aberkannt, da sie kaum oder keine Mitglieder hatten und nahezu jeden Vertrag mit den Arbeitgebern unterschrieben hatten. Betriebsräte haben unter anderem die Aufgabe, einen rechtsgültigen Tarifvertrag im Betrieb mit Leben zu füllen und da, wo der Tarifvertrag dies zulässt, durch Betriebsvereinbarungen auf die betriebliche Situation zu spezifizieren. Individuelle Rechtsberatung darf ein Betriebsrat nicht machen, nur eine Gewerkschaft oder zugelassene Anwälte. Wohl aber darf ein Betriebsrat die allgemeine rechtskonforme Anwendung von Gesetzen und Tarifverträgen im Betrieb überprüfen und ggf. Veränderungen einfordern.

Wie gründet man einen Betriebsrat bzw. was sollten Beschäftigte machen, die sich für Betriebsratsarbeit interessieren? Am Wichtigsten ist der Kontakt zu der GEWerkschaft. Wir bieten Beratung, Schulungen und konkrete Hilfestellung

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In freier Trägerschaft

zur Gründung oder Wiederwahl von Betriebsräten. Die Kolleginnen und Kollegen können sich gern direkt an mich wenden unter wolf@gew-thueringen.de oder 03 61 · 59 09 50. Gerade in den letzten Jahren hat es sich offensichtlich herumgesprochen, dass die GEW eine starke Organisation für Beschäftigte bei freien Trägern ist, für Lehrkräfte und Erzieher/innen. Wir haben einige Neugründungen durchgeführt, die ihre Arbeit sehr erfolgreich durchführen.

Viele Beschäftigte haben aber Angst, sie könnten Nachteile erlangen durch Betriebsratsarbeit.

Und bei bestehenden Betriebsräten, wie können sich die Beschäftigten aktiv an einer Wahl beteiligen? Zuerst immer Kontakt zur GEW, wir beraten und helfen. Aber ganz allgemein kann man sagen, dass sich jede und jeder Beschäftigte zur Betriebsratswahl als Kandidat stellen kann. Wenn in einem Betrieb verschiedene Beschäftigtengruppen sind, die sich vorher nicht auf eine Personenwahl einigen können, dann können auch Listen erstellt werden. Wir helfen dann den Kolleginnen und Kollegen auf den

GEW-Listen gern weiter mit Beratung, Schulung, Material und Wahlkampfplanung.

Wann wird gewählt? Betriebsräte können jederzeit gewählt werden und sind dann in der Regel vier Jahre im Amt. In diesem Jahr finden die turnusmäßigen Wahlen von März bis Mai statt. Vielen Dank für das Gespräch!

Da kann ich alle Beschäftigten beruhigen. Wenn sich jemand vertrauensvoll an uns wendet, davon bekommt der Arbeitgeber nichts mit. Wir übernehmen dann die ersten Schritte zur Betriebsratsgründung. Es wird ein Wahlvorstand gewählt und alle die darin sind, haben ein besonderen Kündigungsschutz. Auch später haben die Betriebsräte besonderen Kündigungsschutz. Obendrein genießen GEWMitglieder natürlich unseren hochkompetenten Rechtsschutz! Und wenn die Arbeit des Betriebsrates erst einmal läuft, sieht der Arbeitgeber in der Regel sehr schnell, dass Betriebsräte für die Kultur im Betrieb eine Bereicherung sind und schätzen diese meist auch Wert.

Betriebsratswahl: Schulung für GEW-Wahlvorstände Wahlvorstandsschulung (normales Wahlverfahren) 17.02.2014 in Erfurt, GEW-Landesgeschäftsstelle Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Betriebsratswahlen 2014 stehen vor der Tür und für alle Wahlvorstände wird es Zeit, sich fit zu machen. Denn das Gelingen der Wahl ist von der genauen Einhaltung den Verfahrens- und entsprechenden Formvorschriften abhängig.

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Diese Wahlvorstandsschulung behandelt die Durchführung eines normalen Wahlverfahrens und richtet sich speziell an Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen und Schulen in kommunaler Trägerschaft. Egal ob „Neuling“ oder geübtes Wahlvorstandsmitglied nach einer mehrjährigen Wahlpause – wir laden Euch alle zu unserer Wahlvorstandsschulung ein. Eine Kooperation der GEW Thüringen und des DGB-Bildungswerkes.

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In freier Trägerschaft

Finanzierung von Schulen in freier Trägerschaft lungsformen – etwa von staatlicher in private Trägerschaft oder bei einem Wechsel der Schulform zum Beispiel in eine Gemeinschaftsschule. In diesen Fällen kann eine sofortige Finanzierungshilfe beim Land beantragt werden. Die Anerkennung ist Voraussetzung für eine staatliche Finanzierungshilfe zur Deckung der Kosten (Lehrkräfte, Schulaufwand, Baumaßnahmen). Zur Berechnung wird ein Jahresbeitrag je Schüler ermittelt. Dieser setzt sich aus Personalkosten und Sachkosten zusammen.

Nadine Hübener, Foto: K. Vitzthum

Sämtliche Bestimmungen, Genehmigungsverfahren und staatlichen Finanzierungsmöglichkeiten von Seiten des Landes für Ersatzschulen (bundesdeutsches Synonym: Privatschulen) regelt in Thüringen das Gesetz über Schulen in freier Trägerschaft (ThürSchfTG).

Dort heißt es zu Beginn: „Schulen in freier Trägerschaft bereichern und ergänzen das Schulwesen in Thüringen. Sie sind Ausdruck eines vielfältigen Bildungsangebots und haben die Aufgabe, neben den staatlichen Schulen in eigener Verantwortung zur Bildung und Erziehung der jungen Menschen beizutragen.“ (§2, Absatz 1) Aus diesem Bekenntnis lässt sich ableiten, dass freie Schulformen zwingend zu unterstützen sind. In bundesdeutschen Gesetzen findet man gar ein Vorrangrecht der freien vor staatlichen Trägern. Das ThürSchfTG beschreibt die berufliche Qualifikation sowie die wirtschaftliche und rechtliche Stellung der Lehrkräfte, die im Zuge eines Genehmigungsverfahrens zu berücksichtigen sind. Dazu gehört zum einen der Nachweis einer fachlichen und pädagogischen Ausbildung sowie Prüfung. Zum anderen dürfen die Gehälter und Vergütungen nicht wesentlich hinter den Gehältern der Lehrkräfte an staatlichen Schulen zurückbleiben. Für letztgenanntes sind Musterarbeitsverträge vorzulegen. Werden die Nachweise für das Genehmigungsverfahren erbracht, kann nach drei Jahren die Eigenschaft einer staatlichen Ersatzschule verliehen werden. Ausnahmen bezüglich der dreijährigen Wartefrist gibt es bei Umwand-

Erstgenannte orientieren sich seit dem 01.08.2013 an dem Betrag, den das Land im vorletzten Kalenderjahr im Durchschnitt für einen tarifbeschäftigten Lehrer der vergleichbaren Schulart, Schulform, Fachrichtung oder des Bildungsganges zu zahlen hat. Die Tarif- und Personalpolitik des Landes wirkt sich somit direkt zeitversetzt auch auf nicht-staatliche Einrichtungen aus. Die Sachkosten wiederum werden pauschal aus den durchschnittlichen Aufwendungen des Landes im letzten Kalenderjahr ermittelt. Auf dieser Grundlage erstellt das TMBWK eine jährliche, ihrer Auffassung nach nicht verhandelbare Verwaltungsvorschrift, welche nicht nur die Höhe sondern auch den Umfang der staatlichen Hilfe angibt. Derzeit (Stand 2013) finanziert das Land Thüringen Schulen in freier Trägerschaft zu achtzig Prozent. Den Trägern steht es zudem frei, Elternbeiträge zu erheben und eigenes Vermögen heranzuziehen, um ihre Kosten zu decken.

Auf Grundlage der geltenden Gesetze und Vorschriften ergibt sich daher folgendes Bild: 1. Die wirtschaftliche und rechtliche Stellung der Lehrkräfte muss bereits im Genehmigungsverfahren als genügend gesichert belegt werden, ansonsten ist keine Betriebserlaubnis zu erteilen. Das Land Thüringen ist hier deutlich in der Pflicht. 2. Es obliegt dem Land Thüringen in seiner Verwaltungsvorschrift eine prozentuale Finanzierung festzulegen, welche es den Trägern ermöglicht, nach Tarif zu bezahlen. 3. Bereits jetzt haben freie Träger die Möglichkeit, Ausnahmeregelungen in Anspruch zu nehmen, etwa bei der Wartefrist oder bei der Berechnung des Vomhundertsatzes: „Das Ministerium kann bei besonderem öffentlichen Interesse am Betrieb einer Schule im Einzelfall eine höhere Finanzhilfe vorsehen.“ (§ 18, Absatz 2) 4. Weitere Finanzierungsmöglichkeiten finden sich in privatwirtschaftlichen Formen (über Beiträge) sowie für Sachkosten im Zuge des Schullastenbeitragsausgleichs (beim Bund, dem Land und den Kommunen).

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In freier Trägerschaft

Freie Träger sollten diese Handlungsspielräume nutzen und ihre Positionen gegenüber dem Ministerium deutlich machen, um Finanzierungssicherheit zu erwirken. Die Beschäftigten bei freien Trägern wiederum sollten auf eine tatsächliche wirtschaftlich und rechtliche Gleichstellung mit ihren Kollegen an staatlichen Einrichtungen drängen: Gleiches Geld für gleiche Arbeit!

Hinweis: Diese Ausführungen beruhen auf einem Gespräch mit Frau Wenk vom TMBWK sowie dem Thüringer Gesetz über Schulen in freier Trägerschaft vom 20.12.2010 und der Verwaltungsvorschrift für das Jahr 2013. Nadine Hübener

Nicht zufriedenstellend Kita in freier Trägerschaft Wir wollen und können nicht alle Träger von Kindertagesstätten über einen Kamm scheren. Wir können aber auch nicht die Augen davor verschließen, dass die Arbeits- und Gehaltsbedingungen sich zwischen staatlichen und freien Trägern deutlich unterscheiden. Kolleg/innen aus verschiedenen Einrichtungen beschreiben ihre Situation so: Oftmals sind die Gehälter eingefroren. Seit zehn Jahren gab es keine Gehaltserhöhung, das bedeutet eine enorme Verringerung des realen Einkommens. Denn die Lebenshaltungskosten haben sich für alle erhöht und wenn das Gehalt nicht mit wächst, wirkt die Inflationsrate direkt. Es gibt eine sehr hohe Fluktuation insbesondere bei den jüngeren Erzieherinnen und Erzieher. Sie „parken“ in gewisser Weise in der Einrichtung, bis ein besseres Angebot kommt, zum Beispiel von der Stadt oder einem anderem privaten Träger. Dies führt oft zum ständigen Wechsel der Erzieher/innen, was zur Folge hat, dass die Kinder sich laufend an andere Bezugspersonen gewöhnen müssen und die Unzufriedenheit bei den Eltern wächst. So hat z. B. die Einführung des PATT, dem „Tarifvertrag“ des Paritätischen, ebenfalls keine wesentlichen Verbesserungen gebracht: - das Weihnachtsgeld ist in den monatlichen Gehaltszahlungen verrechnet, - nach 10 Jahren Arbeit ist keine Steigerung mehr vorgesehen, das heißt, die Bezahlung wird für gleiche Arbeit schlechter, egal, welcher Tarifvertrag gilt. Qualitätsabsicherung ist mit zu hohen Kinderzahlen pro Gruppe nicht leistbar und individuelle Förderung damit kaum möglich. Die Arbeitsbelastungen der Kolleg/innen sind gestiegen.

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Die 32+x Verträge (in den Arbeitsverträgen festgelegt) geben dem Träger die Möglichkeit, die Erzieher/innen stundentechnisch flexibel einzusetzen, also so Erziehermangel, welcher durch Urlaub, Krankheit, Weiterbildung usw. entsteht, mit Überstunden abzufangen. Das führt sehr oft zu einer wöchentlichen Arbeitszeit von bis zu 40 Stunden. Auch wenn die Überstunden entsprechend bezahlt werden, entsteht eine Überbelastung, da die Erzieher/innen den Personalmangel abfangen und die Krankheits- und Urlaubstage mit abdecken müssen. Die wöchentliche Arbeitszeit wird vierteljährlich festgelegt, eingestellt wird aber ausschließlich in Teilzeit. Hinzu kommt, dass es keine Wirtschaftskraft gibt und der Hausmeister für fünf Einrichtungen zugleich zuständig ist. Die Teilzeit in Kombination mit der flexiblen Stundenplanung macht Vor- und Nachbereitungszeiten nahezu unmöglich. Alles in allem sind in vielen Einrichtungen die Bedingungen für die wertvolle Betreuungs- und Bildungsarbeit mit den Kindern nicht zufriedenstellend. Die GEW Thüringen unterstützt die Kolleginnen und Kollegen besonders in der Gründung und der Arbeit der Betriebsräte, aber wir müssen hier auch feststellen: Nur wenn alle an einem Strang ziehen, können wir erfolgreich bessere Bedingungen durchsetzen. Wenn Sie also nach diesen Zeilen denken, bei mir an der Einrichtung sind ganz ähnliche Zustände, so scheuen Sie sich nicht und melden sich bei der GEW Thüringen. Mit Ihrer Unterstützung werden wir die Möglichkeiten zu Verbesserungen ausloten. Und wenn dann in Ihrer Einrichtung viele GEW-Mitglieder aktiv werden, dann schaffen wir das auch gemeinsam. Petra Rechenbach, Kathrin Vitzthum

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In freier Trägerschaft

Im höchsten Maße anspruchsvolle Arbeit Kita Waldstadt

Foto: Homepage HTG

Sie betreiben zehn Kindertagesstätten in Weimar. Wie viele Beschäftigte und betreute Kinder fallen in Ihren Verantwortungsbereich? Die Hufeland-Träger-Gesellschaft hat derzeit 110 Beschäftigte und 675 Betreuungsplätze in ihren 10 Kindertageseinrichtungen in Weimar. Zur Zeit sind alle Plätze belegt.

Als freier Träger erhalten Sie für die Personalkosten Zuschüsse des Landes. Oftmals wird die Kritik geäußert, dass die Beschäftigten bei freien Träger deutlich unterhalb des Tarifvertrages des öffentlichen Dienstes (TVöD) verdienen. Teilen Sie die Kritik? Die MitarbeiterInnen der Hufeland-Träger-Gesellschaft werden schon immer nach TVöD bezahlt. Ein Einkommen darunter halte ich mit Blick auf die äußerst anspruchsvolle und verantwortungsvolle Arbeit in Kindertageseinrichtungen für nicht angemessen. In der Vergangenheit konnten sich das die Träger noch leisten. Bei zunehmenden Fachkräftemangel im ErzieherInnenbereich wird der einsetzende Wettbewerb der Träger um „die besten Köpfe“ für eine bessere und gerechtere Bezahlung der ErzieherInnen sorgen. Mit „nur TVöD“ im Angebot kann man da eventuell schon ins Hintertreffen gelangen.

Dieses Prinzip ist sicherlich erstrebenswert – im TVöD kommt man diesem Idealbild innerhalb der einzelnen Berufsgruppen schon ziemlich nahe. Vergleicht man jedoch die Bezahlung von ErzieherInnen mit der von Lehrerinnen und Lehrern, erkennt man noch Nachholbedarf für die MitarbeiterInnen in den Kindertageseinrichtungen. Die Leiterinnen und stellvertretende Leiterinnen unserer Kindertageseinrichtungen managen gemeinsam und erfolgreich kleine Unternehmen, verfügen oft über einen einschlägigen Fachhochschulabschluss, spielen beim Einkommen aber „eine Liga tiefer“. Auch die normalen ErzieherInnen leisten eine im höchsten Maße anspruchsvolle Arbeit, ohne den entsprechenden Lohn dafür zu erhalten. Wie wichtig frühkindliche Bildung für die Entwicklung der Kinder ist, brauche ich sicherlich nicht näher auszuführen. Die Qualität dieser Bildung wie sie jetzt beispielsweise mit dem Titel „Vorbildlicher Bildungsraum“ für den HTG-Kindergarten „Waldstadt“ nachgewiesen wurde, ist für uns Programm und wird mit großem Einsatz der MitarbeiterInnen erreicht. Es ist meiner Ansicht nach nun an der Zeit, dass sich dieses große Engagement in den Kindertageseinrichtungen auch finanziell für die MitarbeiterInnen auszahlt.

Das Kita-Gesetz schreibt ein Fachkräftegebot vor. Welche Professionen sind in den Einrichtungen in Ihrer Trägerschaft beschäftigt? Die Mehrzahl der MitarbeiterInnen in den Kindertageseinrichtungen hat einen qualifizierten und staatlich anerkannten ErzieherInnenabschluss. Eine nicht geringe Anzahl verfügt über einen einschlägigen Bachelor-Abschluss bzw. in einigen Fällen auch über einen Hochschulabschluss. Die HTG strebt an, ihre Leitungspositionen in den Kindertageseinrichtungen (Leiterin/Stellvertreterin) sukzessive mit MitarbeiterInnen zu besetzen, die über einen entsprechenden Fachhochschul- bzw. Hochschulabschluss verfügen. Vielen Dank für das Gespräch, Petra Rechenbach PS: Dem Eltern-Kind-Zentrum KindergARTen Waldstadt wird demnächst der Titel „Vorbildlicher Bildungsraum“ verliehen.

Was halten Sie vom Gebot „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“? Wie können freie Träger dem gerecht werden? Wie machen Sie das in Ihren Einrichtungen? thüringer zeitschrift 01/2014


In freier Trägerschaft

Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes – TVöD-Tarifrunde 2014 Auf ein Wort, Kollegin und Kollege an den Kitas… … wenn Sie gefragt würden, was ist Ihnen Ihre Arbeit wert, was würden Sie antworten? Fühlen Sie sich gerecht behandelt und entlohnt? Viele der Kolleg/innen an den Kitas in freier Trägerschaft würden dies sofort verneinen. Zu groß sind die Abstände bei der Vergütung, beim Urlaub und den Sozialleistungen im Vergleich zum TVöD. Mit und für diese Kolleg/innen wollen wir als GEW auch bei den freien Trägern Verbesserungen. Maßstab ist und bleibt für uns als GEWerkschaft der TVöD. Etwa 40 Prozent der Kita-Erzieherinnen in Thüringen unterliegen der tarifvertraglichen Regelungen des TVöD. Zu wenig, wie wir denken. Für diese knapp 4.500 Erzieher/ innen und Kita-Leiter/innen in Thüringen treten wir jetzt in die heiße Phase der Tarifauseinandersetzung ein. Nur mit einer starken GEWerkschaft wird ein Ergebnis zu erzielen sein, welches den Ansprüchen, angemessene Beteiligung der Beschäftigten an der allgemeinen Einkommensentwicklung und Wertschätzung des Berufes, entspricht.

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Wie bei jeder Tarifauseinandersetzung werden zwei Hauptargumente gegen die berechtigten Forderungen der gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten ins Feld geführt: Argument 1 ist in der Regel „Die Kassen sind leer“ und Argument 2 ist, meist unterschwellig, „Sie können doch nicht zum Streik. Was wird denn dann aus den Kindern?“. Das erste Argument „Die Kassen sind leer“, oder anders: „Wir dürfen nicht über unsere Verhältnisse leben“, ist so falsch wie abgedroschen. Die Steuerschätzung des Bundesfinanzministeriums geht bei den Steuereinnahmen der Gemeinden für das Jahr 2014 von einer Steigerung von 3,9 Prozent und für das Jahr 2015 von 3,8 Prozent aus. Also ein Verteilungsspielraum für 2014 und 2015 zusammen von 7,8 Prozent. Die Thüringer Kommunen sind davon nicht abgekoppelt. Der Thüringer Finanzminister Dr. Wolfgang Voß dazu: „Die Steuereinnahmen der Kommunen erklimmen neue Rekordhöhen. Im Vergleich […] stehen den Kommunen in diesem und im kommenden Jahr rund 103 Millionen Euro mehr zur Verfügung. Bezogen auf die letzte

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In freier Trägerschaft

Steuerschätzung wird für 2013/2014 mit weiteren Mehreinnahmen von 33 Millionen Euro gerechnet“ (Quelle: Thüringer Finanzministerium). Dies wäre in Thüringen eine Steigerung der Einnahmen bei den Kommunen um knapp 5 Prozent. Sie sehen also, Geld ist genug da. Durch eine Unterstützung der Tarifrunde 2014 durch Sie persönlich erreichen wir auch, dass Sie Ihren gerechten Anteil erhalten. Nun zum zweiten Argument „Sie können doch nicht zum Streik. Was wird denn dann aus den Kindern?“. Erstens muss man feststellen, Streikrecht ist ein Menschen- und ein Grundrecht. Die Einschränkung, in welcher Art auch immer, ist grob rechtswidrig. Zweitens hat das Bundesarbeitsgericht bereits 1984 festgestellt, dass Tarifverhandlungen ohne das Recht auf Streiks nichts anders sind als „kollektives Betteln“. Drittens sind Streiks immer das letzte Mittel (ultima ratio). Das heißt, dass die Arbeitgeber bis dahin auf alle Verhandlungsangebote und die berechtigten Forderungen der organisierten Beschäftigten nicht angemessen reagiert haben. Und als Letztes, werden wir als GEWerkschaft

jede Kita, die wir in den Streik rufen müssen, mittels einer „Notdienstvereinbarung“ dahin gehend begleiten, dass die notwendige Betreuung der Kinder auch abgesichert ist. Von Johann Wolfgang Goethe ist überliefert, dass man sich in Partnerschaften hin und wieder streiten muss, denn so erfährt man etwas mehr voreinander. In der diesjährigen Tarifrunde haben Sie die Möglichkeit, den Arbeitgebern durch Ihre aktive Teilnahme an den Aktionen und Streiks der Gewerkschaften mitzuteilen, dass die pädagogischen Berufe in Deutschland immer noch nicht Wert geschätzt werden und wir zusammen durch eine deutliche Verbesserungen der Einkommen diese Wertschätzung erreichen werden. Wir wollen in den nächsten Wochen zusammen mit Ihnen die Forderungen der GEWerkschaften zur Tarifrunde TVöD 2014 abstimmen. Beteiligen Sie sich, schreiben Sie uns Ihre Forderung (wolf@gew-thueringen.de), kommen Sie zu den Streikschulungen, unterstützen Sie Ihre Gewerkschaft durch den Aushang von Tarifinformationen und die aktive Werbung Ihrer Kolle-

Torsten Wolf, Foto: M. Schröder

ginnen (ja, auch Nicht-GEWerkschaftsmitglieder dürfen und sollen streiken!) für Aktionen und Streiks der GEWerkschaften. Werden Sie aktiv! Es geht um Ihren Tarifvertrag, um Ihr Einkommen! Mit solidarischen Grüßen, Torsten Wolf

Die 9,5 Thesen der Solidarität* 1D a wir sprechen: „Gebt allen Kindern die gleiche Chance“, brauchen wir unsere Pädagog/innen als wertvolle Starthelfer/innen ins Leben. 2 Unwissend und schlecht handeln diejenigen, die den Heranwachsenden eine verantwortungsbewusste und umfassende frühkindliche Bildung durch Unterfinanzierung verwehren. 3 Offenbar ist es auch weder durch Vernunft- noch Schriftgründe erklärbar, warum Pädagog/innen in Thüringen für die gleiche Arbeit unterschiedlich entlohnt werden. 4 Daher handelt die Gesellschaft, die durch Pädagog/innen wirkt, gut, wenn sie ihre Kinder und Jugendlichen nachhaltig fördert und begleitet. 5 Der Schatz der Gesellschaft ist die Stärke ihrer Kinder. 6 Sie sind gehalten, Augen und Ohren anzustrengen, dass jene Pädagog/innen gleichen Lohn für gleiche Arbeit er-

halten, anstelle der unsolidarischen einzelvertraglichen Regelungen. 7 Denn nur durch ein Werk der Gemeinschaft kann die tarifliche Sicherheit geschaffen werden, die eine gerechte Eingruppierung in die Tat umsetzt. 8 Doch sind die, die dieser schweren Arbeit Bürde tragen, durch Vorsorge vor Krankheit zu schützen. 9 Wenn es heißt, an morgen zu denken, dann lasset uns die Tarifverträge regelmäßig nachverhandeln, um sie an die neuen Entwicklungen anzupassen. 9,5 M an soll euch ermutigen: Werdet GEW-Mitglied, um gemeinsam für einen fairen Tarifvertrag zu streiten! * Diese Thesen der GEW Thüringen wurden am 18.04.2013 am Nordhäuser Rathaus durch Nadine Hübener angeschlagen.

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GEW Aktuell

Reden ist Silber… … Schweigen ist Gold. So heißt es. Und hin und wieder ist das auch angebracht. Aber nur hin und wieder. Wenn ich mir anschaue, was jetzt gerade in Baden-Württemberg geschieht, weiß ich, hier darf man nicht schweigen. Hier muss protestiert werden. Um was es geht? Das baden-württtembergische Kultusministerium hat die Leitlinien für neue Lehrpläne überarbeitet. Dort plädiert sie, fächerübergreifend auch Wissen über sexuelle Vielfalt zu vermitteln. Schon klar, dass es hier nicht um an Sport grenzende Stellungen beim Geschlechtsverkehr geht, sondern um unterschiedliche sexuelle Identitäten und Orientierungen. Homosexualität ist dabei nur ein Stichwort, es geht auch um trans-, bi- und intersexuelle Fragen. Nun könnte man meinen, dass sei selbstverständlich. Muss Schule doch ein Ort sein, der Kinder und Jugendliche auf das Leben vorbereitet. Der diskriminierungsfrei Formen des gesellschaftlichen Zusammenlebens thematisiert. Der Vorurteilen Einhalt gebietet. Doch es regt sich Widerstand in Baden-Württemberg. Heftiger Widerstand vor allem auf Seiten der evangelischen und katholischen Kirchen. Sie warnen vor Indoktrination und Ideologisierung, als ob man durch das Wissen über Homosexualität schwul oder lesbisch würde. Ein Realschullehrer, Mitglied eines fundamentalchristlichen Vereins (SPIEGEL online), hat eine Online-Petition gegen die Vermittlung sexueller Vielfalt auf den Weg gebracht. Innerhalb kurzer Zeit hatte die Petition unter dem Titel „Zukunft – Verantwortung – Leben: Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens“ viele Unterschriften erhalten, mit dem heutigen Stand sind es 152.032, davon 67.433 aus Baden-Württemberg. Die daraufhin gestartete Gegenpetition erreichte bis heute 79.874 Unterschriften. Das sind zu wenige. Zu wenige Stimmen, die deutlich machen: Die Menschenwürde ist unantastbar. Sie ist nicht teilbar. Sie gilt für alle.

Dazu dürfen wir nicht schweigen. Geredet hat noch einer. Der Ex-Fußballer Hitzlsperger erhielt viel Anerkennung für sein Outing. Tagelang wurde in den Medien über das Thema gesprochen, fanden sich viele Sportfunktionäre, Sportler/innen und Politiker/innen vor Mikrofonen und Kameras ein und zollten Respekt vor diesem seinem Schritt. Ich finde, das passt nicht zusammen. Hier die Fundamentalisten, die Kirchen, die für sich einklagen, die Deutungshoheit über Liebe, Sex und Zärtlichkeit zu haben, die das Familienbild bestimmen wollen, das „natürlich“ aus Vater, Mutter, Kind bestehen muss, alles andere ist nichts, jedenfalls nichts Erstrebenswertes, schon gar nicht in der Schule zu Vermittelndes. Und dort eine sich öffnende Ge-

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sellschaft, die einen schwulen Außenminister akzeptiert und dem schwulen Regierenden Bürgermeister Wowereit sogar die Blamage um den BER verzeiht. Menschen sind wie sie sind. Das zu vermitteln ist Aufgabe der Schule. Das Wissen über sexuelle Vielfalt ist nötig für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt. Aber es ist viel nötiger für die Lehrerinnen und Lehrer, die sich abseits der heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft verorten, es ist noch wichtiger für all die jungen Menschen, die ihre erwachende sexuelle Orientierung im Klassenverband glauben verbergen zu müssen. Sie alle brauchen die Unterstützung das zu werden, was sie sind: Menschen. Zu sich selbst stehende Erwachsenene mit Respekt für alle Spielarten des menschlichen Seins.

Und deshalb ist Schweigen nicht Gold. Goldrichtig ist aber, die Gegenpetition zu unterschreiben, dafür ist noch bis zum 06.03.2014 Zeit: https://www.openpetition.de/petition/online/gegenpetition-zu-kein-bildungsplan-2015-unter-der-ideologie-des-regenbogens Hermione Granger

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GEW Aktuell

Rein in die GEW Fragen an Torsten Zern

Torsten Zern, Foto: K. Vitzthum

Hallo Torsten, du hast die Vertretung von Nadine Hübener im Mitgliederprojekt der GEW Thüringen angetreten. Unsere Mitglieder sind selbstverständlich neugierig. Vielleicht kannst du in wenigen Worten beschreiben, wer du bist und woher du kommst.

Ich bin gebürtiger Schweriner, meine Eltern kommen aber aus dem Harz – also ein Fisch-Harzer ;-) Ich habe durch Ausbildung, Studium und politisches Engagement nach Weimar gefunden, wo ich jetzt lebe. Dort war ich schon als Sozialarbeiter tätig und begann mich zugleich in Weimar politisch und gegen Rechtsextremismus und Rassismus in Thüringen zu engagieren. Dann habe ich begonnen Architektur und Denkmalpflege zu studieren. Ich habe über ein Austauschprogramm in Frankreich romanische Kirchen des Unesco Weltkulturerbes aufgemessen und gezeichnet. Über die Arbeit in der Studierendenvertretung der Bauhaus-Uni Weimar und der Konferenz Thüringer Studierendenschaften (KTS) habe ich den Weg zum gewerkschaftlichen Engagement gefunden – und dort natürlich insbesondere zur GEW. Diese Verbindung ist bei mir entstanden, weil die GEW inhaltlich und koninuierlich mit der KTS zusammen arbeitet.

Mitglieder zu werben und zu binden ist im Grunde die Herausforderung für die GEW Thüringen. Wie gehst du diese Aufgabe an? Zum einen wollen wir Mitglieder für die GEW werben, diese dann aber auch langfristig binden. Dies passiert im gesamten Bereich Bildung, Wissenschaft und Forschung, jedoch mit besonderem Gewicht auf Lehramtsstudierende, Lehramtsanwärter/innen und in Ausbildung befindliche Erzieherinnen. Dazu stellen wir uns bei Studienseminaren, Berufsschulen und Fachschulen vor und geben während der alljährlichen Berufsschultour Workshops zum Thema Aufsichtspflicht in Kita und Hort und zum Arbeits- und Tarifrecht. Mit der Berufsschultour war ich 2013/2014 schon an den Fachschulen in Altenburg, Gera, Jena, Weimar, Erfurt, Mühlhausen, Sondershausen, Suhl und Eisenach. Dies wird gut angenommen: die Berufsschüler/innen bekommen Hilfestellungen von der GEW und die GEW bekommt Mitgliederzulauf. Da ich eine sozialdemokratische Sozialisierung habe, nutze ich natürlich auch meine politischen Netzwerke sowie Kontakte aus der studentischen Vertretungsarbeit.

der Landesgeschäfsstelle und der Kolleg/innen in Kreisverbänden haben wir viele Aktionen vor. Zum Besispiel wollen wir jedem/r Lehramtsanwärter/in nach der Vereidigung Schultüten überreichen. In den Schultüten finden die jungen Lehrerinnen und Lehrer viele nützliche Informationen, Hilfen für das Berufsleben, Schreib- und Memomaterial, Kalender und Kontaktmöglichkeiten. Auch die Infostände, die wir im Oktober/November 2013 flächendeckend zu Beginn des Semesters an allen Unis wieder abhalten, waren ein großer Erfolg. Gelegentlich würde ich mir etwas mehr Aktivität der Gewerkschafterinnen in den entlegenen Kreisen vor Ort wünschen – aber auch da haben wir schon einiges an Boden gewinnen können.

Eine bessere Verknüpfung der studentischen Interessenvertretungen mit der Jungen GEW ist ja auch ein Ziel deiner Arbeit. Wie meinst du, kann das gelingen? Wir wollen der GEW vor allem wieder ein Gesicht geben und an Schulen, Universitäten und Fach(hoch)schulen päsent sein und Fortbildungmöglichkeiten für unsere (neuen) Mitglieder anbieten. Wir wollen Anprechpartner der jungen GEW in jedem Kreisverband bzw. Betriebsverband finden, diese vernetzen, fortbilden und damit der GEW ein Gesicht geben. Zuletzt ist es nicht immer gelungen, neu geworbene Aktive auch an die Kreisverbände anzubinden, so dass von aktiven junge GEW-Gruppen vor Ort kaum gesprochen werden kann. Hier Strukturen aufzubauen, wird auch künftig eine Mammutaufgabe bleiben.

Du bist politisch sehr aktiv, zum Beispiel im Bürgerbündnis gegen Rechts in Weimar. Was haben politisches und gewerkschaftliches Handeln gemeinsam?

Das ist eine Menge Arbeit. Wo wünschst du dir denn Unterstützung?

Das kann mensch vielleicht verkürzt so ausdrücken: Engagement gegen rechts ist angesichts unübersehbarer Aktivitäten von Neonazis vor allem in Thüringen eine Selbstverständlichkeit. Dies sehen eben vor allem die Gewerkschaften, Parteien und zivilgesellschaftlichen Bündnisse gegen rechts so. Ob da der alljährliche Naziaufmarsch in Dresden oder auch die Nazi-Anmeldungen in Weimar, Erfurt, Gera, Leinefelde oder Kirchheim gemeint sind – Thüringen ist leider ein ziemlich braunes Bundesland – nicht ohne Grund kam die NSU-Terrorzelle aus Thüringen. Erfreulich ist in dem Zusammenhang, dass die Gewerkschaften hier ziemlich aktiv sind und rassistischen und menschenverachtenden Bestrebungen aktiv die Stirn bieten. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle bedanken und auch künftig darauf aufbauen.

Mit der Hilfe der wundervollen Kolleginnen und Kollegen in

Die Fragen stellte Kathrin Vitzthum.

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Rechtsstelle

Änderung zum Besoldungsgesetz Kabinett beschließt Entwurf zur Änderung des Thüringer Besoldungsgesetzes (ThürBesG) Der Gesetzentwurf muss nun den Thüringer Landtag passieren.

Heike Schiecke

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Rechtsstelle

Kostenerstattung für Lehrmittel – Grundlagen und Urteile

Foto: microsoft

Heike Schiecke

Sprechzeiten der GEW-Landesrechtsstelle Ab sofort sind die Juristinnen der GEW-Landesrechtsstelle zu folgenden Zeiten erreichbar:

sowie

persönliche Rechtsberatung (nach vorheriger Anmeldung) Dienstag und Donnerstag von 14 - 17 Uhr und nach Vereinbarung telefonische Rechtsberatung Mittwoch von 14 - 16 Uhr und Dienstag und Donnerstag von 13 - 17 Uhr

Darüber hinaus weisen wir darauf hin, dass in den GEW Kreisverbänden ehrenamtliche Rechtsschutzbeauftragte den Pädagoginnen und Pädagogen zur Beratung zur Verfügung stehen. Über Sprechzeiten und Erreichbarkeit vor Ort informiert das Sekretariat der GEW-Landesrechtsstelle GEW-Landesrechtsstelle

Tel.Nr.: 03 61 · 5 90 95 50 FAX: 03 61 · 5 90 95 60

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Schule

Angebot zur Vollzeitverbeamtung

Heike Schiecke

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Rechtsstelle

Ende der Floatingbesch채ftigung und Mehrarbeitsausgleich

Mehrarbeitsausgleichs ist verstrichen. Heike Kandraschow

Renteneintritt

Heike Kandraschow

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Rechtsstelle

Erstattung von Reisekosten während der Ausbildung

Heike Schiecke

Antragstermine für Angebote des Freistaates Thüringen beachten Das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur legt jährlich in der Verwaltungsvorschrift zur Organisation des Schuljahres Termine für persönliche Anträge fest. Im Schuljahr 2013/2014 gelten für angestellte Lehrkräfte und Erzieher/innen folgende Antragstermine:

Über den Inhalt der Angebote kann Ihnen das Schulamt Auskunft geben. GEW-Mitglieder können sich selbstverständlich auch bei den Rechtsschutzbeauftragten der GEW-Kreisverbände sowie bei der GEW-Landesrechtsstelle erkundigen oder die hierzu vorliegenden Infos der Landesrechtsstelle auf der Internetseite der GEW abrufen. Heike Kandraschow

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Kreisnachrichten

Jubilare

Januar/Februar

Altenburger Land

Wo ist der Schnee nur geblieben?

Die GEW gratuliert folgenden KollegInnen zum Geburtstag. 96 Jahre Ursula Mattmüller, Weimar 86 Jahre Peter Klein, Bad Salzungen 85 Jahre Friedrich Kreyer, Erfurt Hans Greiner-Well, Lauscha Helmut Heinz, Remstädt Dietrich Sundhaus, Buttelstedt 84 Jahre Rolf Ender, Bad Liebenstein 83 Jahre Magdalene Haupt, Weimar Gotthard Häser, Weimar 82 Jahre Manfried Grünler, Wiehe Winni Butz, Erfurt Joachim Schlenker, Altenburg 81 Jahre Prof. Dr. Karl-Heinz Keil, Jena Hartmut Niemann, Golmsdorf/OT Beutnitz Christoph Lendeckel, Sömmerda 80 Jahre Siegfried Haupt, Weimar Heinz Schleevoigt, Weimar Christa Krause, Erfurt Karla Komke, Lucka 75 Jahre Karl Schainost, Suhl Hubert Badestein, Gotha Dr. Lutz-Dieter Künne, Jena Annelies Kallenbach, Vacha Helene Alsleben, Roßleben Silvia Kohlmann, Hollstadt Antje Ellinger, Erfurt Inge Hamberger, Bad Salzungen Christa Apel, Saara Gerda Krannich, Floh-Seligenthal Prof. Renate Müller, Ilmenau Gertraud Wolf, Treffurt Gerda Kleinfeld, Arnstadt Wilhelm Baum, Lucka Wolfgang Heß, Apolda Brigitte Bergner, Erfurt Klaus Gutewort, Weira Ilse Saul, Berlingerode Gerda Kraus, Erfurt

70 Jahre Dr. Peer Kösling, Kahla Hertha Schlosser, Probstzella Christine Schneider, Wurzbach Monika Kriegelstein, Bad Salzschlirf Marlen Hartmann, Altenburg Gisela Krösel, Moßbach Rolf Wille, Ellrich Hans-Joachim Rittner, Leimbach Helmut Istel, Weimar/Schöndorf Erika Denner, Untermaßfeld Gisela Thiel, Suhl 65 Jahre Heidrun Ertel, Tröbnitz Dr. Karl-Heinz Franke, Ilmenau Doris-Edith Rosenbaum, Lichte Alexander Gawrilow, Weimar Hans Seidenstricker, Erfurt Aina Schauerte, Gößnitz Bernd Hemmann, Schlöben Dr. Sigrid Biela, Ilmenau Jürgen Gärtner, Suhl OT Heidersbach Elsbeth Möckel, Windischleuba Sabine Blaufuss, Bad Salzungen Andrea Flägel, Bad Liebenstein Hans Mahlberg, Großschwabhausen Dorothea Lumnitz, Eisenach Prof. Dr. Dietmar Beyer, Schmalkalden Egon Strödter, Sondershausen Ingeborg Schellenberg, Jena Margrit Ströer, Niederroßla Christine Montag, Erfurt Leni Decker, Wipperdorf Ilona Degner, Sondershausen Roswita Otto, Hildburghausen Karin Sebök, Stadtroda Christina Ziegenhardt, Gehlberg Gisela Marczak, Saalfeld Eva Groß, Bad Blankenburg Gerlinde Jäckel, Lobenstein Christel Czech, Langenwolschendorf Dr. Georg Baumbach, Apolda Isolde Schnabel, Langenleuba-Niederhain Eveline Langheinrich, Meuselwitz

Seit dem 14.12.2013 wissen zumindest die 42 GEW Mitglieder bzw. deren Angehörige aus dem Altenburger Land die Antwort: In Berlin, im Friedrichstadtpalast. Dort begaben sie sich gemeinsam mit einem Kind – das ja bekanntlich in uns allen steckt – und einem Schneehasen auf die Suche nach einem schneereichen Winter. Nach knapp drei Stunden Revue, gespickt mit Gesangseinlagen und meisterhaften artistischen Darbietungen rieselte er ganz leise – der Schnee, und der Beifall rauschte dazu wie ein Schneesturm. Ein herzliches Dankeschön gelten Andreas Tänzler für die Organisation und dem Busunternehmen RendezvousTours, das uns sicher und angenehm chauffierte. Wolfram Boide

Weihnachtsfeier im Altenburger Land Der GEW-Kreisverband Altenburger Land lud auch im vergangenen Jahr zur Weihnachtsfeier im Ratskeller ein. Es war wieder ein schönes Beisammensein, das vor allem von unseren Senioren genutzt wird. Das Programm gestalteten in diesem Jahr drei Schüler der Altenburger Musikschule. Der besondere Höhepunkt war, dass die talentierten Jugendlichen nicht nur ihr Instrument spielen, sondern auch tanzen konnten. Ohne reichlichen Beifall und einer Zugabe durften sie ihr Programm nicht beenden. Alle Gäste freuten sich auch auf die jährliche Tradition mit einem kleinen Geschenk nach Hause gehen zu können. Die Schüler der Regenbogenschule haben wieder fleißig gebastelt. Wir freuen uns auch schon deshalb wieder auf die Weihnachtsfeier im Jahr 2014. Petra Kolacyak

Liebe Kreis- und Betriebsverbände, hier ist Platz für eure regionalen Informationen zu Veranstaltungen und Rückblicken. Redaktionsschluss ist der 10. des Vormonats, in dem die tz erscheint. Für Rückfragen wendet euch bitte an die tz unter 03 61 · 5 90 95 22 oder tz@gew-thueringen.de. Die Redaktion

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Kreisnachrichten Erfurt

Auch 2013 haben wir versucht, ein interessantes, erlebnisund abwechslungsreiches Angebot für unserer Senioren der GEW Erfurt anzubieten. Im März, versteht sich, die Frauentagsfeier, wo uns die „Gispispatzen“ mit ihrem Programm erfreuten. Unsere Frühlingsbildungsreise führte uns nach Bad Langensalza. Hier wurden wir von der Stadtführerin im Gewand der Hl. Elisabeth begrüßt. Es war eine Stadtführung, wo wir zu Gassen, Ecken und Blickpunkten geführt wurden, die nicht so im Mittelpunkt stehen, aber geschichtlich auch bedeutend waren. Das Ziel der Lehrertagsfahrt am 12.06.2013, war die Theaterstadt Meiningen. Zwei Stadtführer mit Herzblut zeigten uns das kleine, feine und sehenswerte Städtchen. Viele unserer Senioren staunten, was es da alles zu entdecken gab. Die Damen im Theatermuseum erläuterten uns die Kulissen sowie das Leben des Theaterherzogs Georg II., dass man das Gefühl hatte, dabei gewesen zu sein. Wie sagte Wagner so schön: „Es gibt viele Meinungen, aber nur ein Meiningen“. Die Herbstfahrt führte uns nach Greiz. Obwohl das Städtchen Greiz stark betroffen war vom Hochwasser im Juni, staunten wir nicht schlecht, mit wie viel Fleiß diese Menschen ihr Städtchen für Touristen wieder erlebbar gemacht hatten. Wir zogen sprichwörtlich den Hut und waren ein bisschen stolz, mit unserem Besuch etwas „Flutopferhilfe“ geleistet zu haben.

Ilmkreis

Frühjahrstreffen der Vertrauensleute Der Kreisverband Ilmkreis lädt alle Vertrauensleute für das Frühjahrstreffen 2014 recht herzlich ein. Das Frühjahrstreffen findet am 02.04.2014 um 18:00 Uhr in der Stadtbrauerei Arnstadt statt. Zu folgenden Punkten möchten wir mit euch ins Gespräch kommen: - Erste Erfahrungen bei der Umsetzung des Personalentwicklungskonzeptes - Personalratswahl 2014 - Aktuelles Ein gemeinsames Abendessen, als Dankeschön für eure wichtige Arbeit als Ansprechpartner an den Schulen, wird unser Treffen abrunden. Bitte meldet uns eure Teilnahme bis zum 14.03.2014 an. Mit freundlichen Grüßen der Kreisvorstand Ilmkreis

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Zwischen den Bildungsreisen haben wir auch bei Kabarettbesuchen unsere Lachmuskeln trainiert. Durch den Besuch in der Augustinerbibliothek wissen wir nun, dass ein neuer Pfarrer immer erst ein Buch für die Bibliothek spenden musste, aber auch viel Geschichtliches wurde uns erzählt. Wir dachten auch, die Krämerbrücke kennen wir, gehen ja oft darüber, staunten aber nicht schlecht, als wir in einem Wort-Bild-Vortrag viele Einzelheiten über unsere Krämerbrücke hörten. Damit wir auch weiter fit bleiben, um alles Neue aufzunehmen, wanderten wir die Gera entlang, um uns an der Natur zu erfreuen. Am Treffpunkt „Nikolaiturm“ besichtigten wir erst die Elisabethkapelle, bevor die Wanderung begann. Auf was man beim Essen und Einkaufen achten sollte, hörte wir im Seminar „Fit im Alter“. Die Bildungsadventsfahrt am 11.12.2013 führte uns in die Kaiserstadt Goslar. Auch hier erwarteten uns fachkundige Stadtführer. Jeder versuchte in seiner Gruppe diese wunderschöne Stadt voller Geschichte uns etwas näher zu bringen. Nach der Freizeit war wie bei allen Fahrten das gemeinsame Kaffeetrinken, wo eine kleine Schülergruppe der Schillerschule Goslar uns mit einem Weihnachtsprogramm erfreute, der Abschluss. Wir bedanken uns bei allen Senioren, die unsere Angebote angenommen haben und wünschen uns, dass sie auch 2014 wieder dabei sind. Der Seniorenvorstand der GEW Erfurt

Nordhausen Der KV Nordhausen lädt auch in diesem Jahr wieder zu einer Reihe von Veranstaltungen ein. Im ersten Quartal bitten wir, folgende Termine zu beachten: 13.03.2014, 13:00 bis 17:00 Uhr Arbeitsthema: Handreichungen zur Inklusion Veranstaltung des KV im Sonneneck, Gehege Nordhausen 18.03.2014, 10:00 bis 15:00 Uhr Wahlvorstandsschulung der ÖPR Kulturhaus, Bleicherode 10.04.2014 Mitgliedertreffen und Vertrauensleute mit Wahl des neuen Kreisvorstandes im Sonneneck, Gehege Nordhausen Wir freuen uns auf rege Teilnahme. Karin Greiner

Aus den Kreisen

Von allem Etwas


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Kreisnachrichten Gotha

Kreisverband blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2013 zurück Die Themen Tarif- und Besoldung, Bildung ist MehrWert, Inklusion, Pisa sowie vorbildliche Bildungsräume und weitere, waren Hauptaufgaben, die wir unseren Mitgliedern nahe bringen wollten. Über den Stand der Verhandlungen zum Personalentwicklungskonzept sowie Aussagen zur Frage „Wie weiter mit dem Hort?“ wurde diskutiert. Wir hielten Kontakt zu den Vertrauensleuten der Einrichtungen, unterstützten Projekte, beteiligten uns an Spendenaktionen in und außerhalb der Region. Die Mittweidaer Kindereinrichtung im Ortsteil Ringethal war vom Sommerhochwasser 2013 besonders betroffen. Die Teestation im Garten wurde dabei komplett weggeschwemmt. Spontan spendeten wir im Namen der GEW-Mitglieder des KV Gotha neue Pumpkannen und Becher, damit jedes Kind sich wie gewohnt mit Getränken wieder selbst versorgen kann. Das tolle Plakat (s. Foto 1) erreichte uns als Dankeschön und hängt in unserem Büro im „Löfflerhaus“. Foto 2: Dr. Ambold zur Lehrergesundheit, G. Heß

Die traditionelle Fahrt am Tag nach der Eröffnung der großen Weihnachtsmärkte führte die Mitglieder aus dem KV Gotha in diesem Jahr nach Chemnitz. Mit zwei Bussen starteten wir am 30.11.2013 in Richtung Sachsen, legten in Kahla einen ersten Stopp ein. Manch einer dachte dabei nur an Porzellan und wurde überrascht. Denn kurz vor Nikolaus ging es zum Werksverkauf von Griesson-de Beukelaer. Eine Kostprobe nach der anderen, einfach nur lecker! Die Busfahrer mussten das Gepäckfach öffnen, um all die Kartons mit Schokolade, Plätzchen und Lebkuchen zu verstauen.

Foto 1: Kindergarten Ringethal, N.Sachse, N. Wilhelm

Für die Lehrergesundheit standen zwei Veranstaltungen im Oktober und November auf dem Programm. Dr. Wilhelm Ambold klärte uns sehr unterhaltsam über Neuronen und deren Funktion als Netzwerkelemente im Gehirn auf. Ebenso veranschaulichte er uns sehr deutlich, wie es ist, wenn es zwischen Sender und Empfänger nicht so klappt wie es soll (s. Foto 2). Wie gehen wir mit Stress und Stresssituationen um? Wie können wir ihnen vorbeugen? Vier Stunden reichten nicht aus, deshalb wird Herr Dr. Ambold auch im nächsten Jahr erneut unser Gast sein. Busfahrten gehören bereits zur Tradition im Kreisverband, so im zweiten Halbjahr die Fahrt in den Leipziger Zoo (s. Foto 3). Über 40 GEW Mitglieder und Angehörige haben uns an diesem Tag begleitet und die Stunden vor Ort waren viel zu kurz. Fotos: F. Friebel

In Chemnitz angekommen, trennten sich die Wege. Rund ums Rathaus konnten wir uns an über 200 Ständen das „Erzgebirgsdorf“ mit seinem typischen Ambiente anschauen. Der Adventsmarkt Anno 1400 beherbergte mittelalterliche Handwerker, Krämer und Mundschenke. Besondere Anziehungspunkte waren die 12 m hohe, fünfstöckige Weihnachtspyramide, der 5 x 2 m große Schwibbogen mit Klöpplerin und Schnitzer sowie die erzgebirgischen Traditionsfiguren Nussknacker, Schneemann, Bergmann und Engel. Überall roch es nach kandierten Nüssen, gebrannten Mandeln, Lebkuchen, Brat- und Rauchwurst. Den Glühwein wollen wir nicht vergessen, einer davon, weißer von Schloss Wackerbarth, schmeckte besonders gut. Der erzgebirgische Adventsmarkt (mit dem Verkauf u. a. von Pyramiden, Schwibbögen, Räuchermännchen, Klöppelei) in der Stadthalle, die Krippenausstellung in der Jakobikirche, alles sehr schön. Die Bergparade durch die Innenstadt mit über 660 Uniformträgern aus 31 Vereinen, ca. 280 Bergmusiker und -sänger aus sieben Bergkapellen lockte viele Zuschauer an den Straßenrand und es ertönte immer wieder: „Glück auf! Glück auf! – Der

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Kreisnachrichten

Steiger kommt!“. Ein eindrucksvolles Erlebnis, ganz besonders, wenn man diesen Aufmarsch noch nie gesehen hat. Mancher von uns hat bei der Fülle der Weihnachtswelt noch nicht einmal alles gesehen, geschweige denn Zeit zum Kaffeetrinken gefunden. Mit auch hier gefüllten Taschen und Beuteln (der Kauf von Weihnachtsgeschenken müsste sich bei vielen nach diesem Ausflug erledigt haben), ging es wieder Richtung Gotha. Wohin wird uns die Weihnachtsfahrt am 29.11.2014 wohl führen? Wir freuen uns über Vorschläge. Foto 3: Besuch im Leipziger Zoo, G. Heß

Uschi Wilhelm

Einladung zum 16. MaiMeeting der GEW Termin: 29. Mai bis 01. Juni 2014 Liebe Kolleginnen und Kollegen, das MaiMeeting ist die zentrale Bildungsveranstaltung der GEW für ihre Mitglieder und ganz besonders Funktionärinnen und Funktionäre. Gerade der Austausch über die Grenzen von Landesverbänden, Berufsfeldern und GEWOrganisationsbereichen hinweg wird von den Teilnehmenden sehr geschätzt. Neben den anspruchsvollen Workshops mit versierten Trainerinnen und Trainern bieten wir wieder viele kulturelle Highlights und politische Abendveranstaltungen. Dieses Mal findet das MaiMeeeting im ver.di Bildungs- und Tagungszentrum Walsrode statt. Es liegt in der Lüneburger Heide und bietet beste Tagungsbedingungen. Folgende sechs Workshops werden angeboten: 1. Rechte Lebenswelten in der Musikkultur 2. Auf dem Weg in eine solidarische Moderne

3. Gemeinschaft lernen – Vom Glück der Gemeinschaft 4. W o stehe ich – wo will ich hin? Rolle und Identität im Leben (Arbeit/Gewerkschaft/Privat) 5. Resilienz – angemessener Umgang mit Belastungen 6. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse im Bildungsbereich Weitere Information zum Programm, zu den Teilnahmebedingungen und zur Anmeldung sind ab sofort unter http://www.gew.de/maimeeting.html erhältlich. Wir freuen uns auf zahlreiche Anmeldungen! Anmeldeschluss ist der 28.02.2014 Kontakt für Nachfragen: Nicole Lund, GEW-Hauptvorstand, Reifenberger Straße 21, 60489 Frankfurt/Main Tel. 069 · 7 89 73-209 Fax: 069 · 7 89 73-102 E-Mail: nicole.lund@gew.de

Ehrungsordnung der GEW Thüringen Mit Beschluss des Landesvorstandes am 30.11.2013 ändert sich ab 01.01.2014 die Ehrungsordnung der GEW Thüringen wie folgt: Ehrungsurkunden erhalten ab sofort die GEW-Mitglieder, die 20, 30, 40, 50 Jahre Mitglieder der Bildungsgewerk-

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schaft sind. Ab dem 55. Jahr der Mitgliedschaft erfolgt die Ehrung alle fünf Jahre. Wir bitten die Kreisvorstände, die Änderungen zu beachten. Der Landesvorstand

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Diskussion

Ein Navi für die Lehrkräfte Mit seiner Studie „Visible Learning“ hat der neuseeländische Erziehungswissenschaftler John Hattie Aufsehen erregt. 2014 erscheint sein neues Werk „Visible Learning for Teachers“ auf Deutsch. Was die Fachwelt erwartet, verraten Prof. Dr. Klaus Zierer und Prof. Dr. Wolfgang Beywl. Sie haben das Buch übersetzt. Wie lautet die zentrale Aussage des Direktors des Education Research Institute an der University of Melbourne, John Hattie, in seinem neuen Werk, auf Deutsch übersetzt: „Lernen sichtbar machen für Lehrpersonen“?

Zierer: Die Kernbotschaft lautet: Lehrerinnen und Lehrer sollen evidenzbasiert unterrichten. Damit meint Hattie, dass Pädagogen nach Belegen für die Wirksamkeit des eigenen Handelns suchen und ihre eigene Arbeit auf den Prüfstand stellen sollen: Wie ist mein Einfluss? Wie wirke ich? Kommt das, was ich den Schülerinnen und Schülern vermitteln will, bei ihnen an? Was muss ich eventuell ändern?

Klingt gut, wenn der Grund für Erfolg und Misserfolg nicht in erster Linie bei den Schülern gesucht wird. Aber was benötigen Lehrkräfte, um so agieren zu können? Beywl: Damit sie ihren Unterricht – für ihre Klassen und auch für einzelne Lernende und Schülergruppen – planen und bewerten können, benötigen sie Daten. Und zwar sowohl für die Lernausgangslage der Schülerinnen und Schüler zu Beginn des Unterrichts, dazu, was tatsächlich im Unterricht an geplanten Interventionen umgesetzt wird, und dazu, was als Resultat des Unterrichts gelernt wurde. Solche durch Daten belegte Zyklen „Ausgangslage – Interventionen – Resultate“ bilden den Kern dessen, was John Hattie als evidenzbasiertes Unterrichten bezeichnet.

Was ist das Revolutionäre in Hatties Buch?

Beywl: Das Revolutionäre ist, dass es Lehrpersonen anregen will, nicht den Abstand der Klasse oder der einzelnen Lernenden zu Mindest- oder Regelstandards in den Mittelpunkt zu rücken, sondern den Lernfortschritt, der in einer bestimmten Zeitperiode, z. B. einem Schulhalbjahr, geschafft wird.

Bedeutet das, es wird nicht mehr eine Messlatte auf eine einzige, klar fixierte Höhe gelegt, manche Schüler springen drüber, andere drunter, sondern es wird ermittelt, wie viel die Schüler dazugelernt haben?

Zierer: Richtig. Aber dabei geht es nicht nur um die Frage, was ein Schüler geleistet hat, sondern auch darum, herauszufinden, welchen Beitrag der Unterricht daran hat. Das erfordert ein Umdenken und ist nicht leicht: Die Forderung, ständig und fortwährend nach Evidenz für das

eigene Handeln zu suchen und dafür empirische Daten zu sammeln, ist herausfordernd und zeitintensiv.

Gibt es in anderen Ländern Erfahrungen zur datenbasierten Evaluationskultur?

Beywl: In Neuseeland (in den Pisa-Top-Ten) ist sie an vielen Schulen bereits Realität und auch ein Beurteilungskriterium in der Schulinspektion des Education Review Office. Den Schulen wird kostenlos die Testaufgaben-Datenbank „e-asTTle“ (electronic assessmentforteachingandlearning) zur Verfügung gestellt. John Hattie hat mit deren Entwicklung vor etwa 15 Jahren begonnen. Aus dieser Datenbank können Lehrpersonen in wenigen Minuten maßgeschneiderte Klassentests erstellen lassen, die auf den Lehrplan abgestimmt sind.

Was sagen die Tests aus?

Beywl: Gleiche Tests werden zweimal oder mehrmals eingesetzt. Der Unterschied zwischen zwei Testzeitpunkten bezeichnet den Lernfortschritt. Ich nenne mal ein stark vereinfachtes Beispiel: Zehn Schülerinnen und Schüler haben im ersten Test im Mittel 47,5 Punkte erreicht. Nach gut drei Monaten Unterricht wird ein gleichwertiger Test durchgeführt. Im Mittel erreichen die Schülerinnen und Schüler 58,5 Punkte. Damit liegt der Lernfortschritt im Mittel bei 11 Punkten (genannt Mittelwertdifferenz). Im ersten Test haben die Einzelwerte nicht so stark gestreut wie im zweiten. In Zahlen: Die Standardabweichung im ersten Test fällt mit 15.14 Punkten geringer aus als im zweiten (20.55). Der Mittelwert der Standardabweichungen liegt in diesem Fall bei (15.14 + 20.55)/2, also bei 17,85 Punkten. Nun teilt man die Mittelwertdifferenz (11) durch diese gemittelte Standardabweichung (17,85). Das ergibt 0.62, was dann als Effektstärke bezeichnet wird.

Was sagt das dem Lehrer?

Beywl: Dass er auf einem sehr guten Weg ist. Alles, was über 0.40 liegt, ist überdurchschnittlich.

Jetzt aber noch einmal konkret: Die Lehrperson weiß nach einer solchen Testreihe etwas über den Lernfortschritt. Wie aber erfährt sie, welche Faktoren ihren Unterricht erfolgreich oder weniger erfolgreich machen? Zierer: Sie hat in der Zeit zwischen den beiden Tests eine Unterrichtsmethode eingesetzt, die angesichts der erhobenen Daten als effektiv einzustufen ist. Ein Beispiel hierfür ist ein Feedback. Ein gutes Feedback steigert den Lernfortschritt. Hattie erläutert das im Buch ausführlich. Beywl: Ich wähle mal ein Alltagsszenario: Wenn Sie sich das Ziel setzen, um 8 Uhr in Krakau mit Hilfe Ihres Navis (Intervention) anzukommen, und Sie erreichen das Ziel, würden Sie sich fragen: Liegt es daran, dass ich ausgeschlafen war, dass ich das Auto immer in die Inspektion bringe, dass

thüringer zeitschrift 01/2014


Diskussion

das Wetter gut war, dass mein Navi gut programmiert war, dass ich den Verkehrsfunk anhatte? Das wäre doch lebensfremd, sich dauernd diese Fragen zu stellen. Weshalb soll man dies dann in der pädagogischen Praxis tun? O. K. Sie haben Zweifel; fahren Sie das nächste Mal mit abgeschaltetem Navi nach Krakau; schauen Sie, was passiert. Ich denke, Navieinsatz hat eine Effektstärke von 2.0 oder mehr.

Ist dieser evidenzbasierte Weg in einem Schulwesen wie dem deutschen, in dem „Daten“ und „Evaluation“ oft Unwörter sind, eine realistische Perspektive? Beywl: Da die schulkulturellen und -institutionellen Voraussetzungen in deutschsprachigen Ländern anders sind, lohnt es sich, mit der zweiten, noch unterrichtsnäheren Version von evidenzbasiertem Unterrichten zu beginnen: Lehrpersonen erzeugen direkt mit ihrem Unterrichten selbst Daten, mit deren Hilfe sie – optimal ohne jeden zusätzlichen Zeitaufwand – evaluieren, wie gut es ihnen gelingt, gewünschte Lernprozesse auszulösen und Lernergebnisse zu erreichen. Dies leistet „Luuise“ (Lehrpersonen unterrichten und untersuchen integriert, sichtbar und effektiv). Eine Unterrichtsmethode, z. B. eine inszenierte Klassendiskussion im Fach Geschichte, wird so vorbereitet, dass gleichzeitig (z. B. durch darauf vorbereitete Schüler) Daten zur Menge, zur Verteilung und zur Qualität der inhaltlichen Beiträge erhoben werden. Die Daten werden für alle z. B. auf einem Plakat sichtbar gemacht und gemeinsam interpretiert. Alles, was getan wird, dient dem Lernen: dem fachlichen und dem methodischen. Zierer: Die Strukturen der Lehrerbildung in Deutschland sind – abgesehen von der zu hohen Pro-Kopf-Relation zwischen Studierenden und Dozierenden an Universitäten – im internationalen Vergleich nicht schlecht. Vieles von dem, was Hattie fordert, lässt sich damit umsetzen. Allerdings ist ein gewisses Umdenken nötig, das mit der Evidenzbasierung einhergeht. Auch Hochschullehrende an

Universitäten müssen sich die Frage stellen, welche Wirkungen ihr Lehrerhandeln auf die Studierenden hat und wie sie diese Wirkung nachweisen können.

Wann wird die Hattie-Vision in Deutschland Realität?

Beywl: In zehn Jahren gibt es dies an der Mehrzahl der Schulen, in den Ländern, die klar auf evidenzbasierte Unterrichtsentwicklung setzen und den Kontrollapparat zurückfahren. Mit freundlicher Genehmigung Klett-Themendienst. Autor: Stephan Lüke

Prof. Dr. Klaus Zierer – ist seit 2011 Professor für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Allgemeine Didaktik/Schulpädagogik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. An der Ludwig-Maximilians-Universität München wurde er 2003 promoviert und 2009 mit einer international vergleichenden Arbeit über eklektisches Vorgehen in Lehrbüchern der Didaktik und des Instructional Design habilitiert.

Wolfgang Beywl – leitet seit 2010 die Professur Bildungsmanagement sowie Schul- und Personalentwicklung an der PH FHNW Nordwestschweiz. Er ist wiss. Leiter des Instituts für Evaluation „Univation“. Er lehrt Evaluation in Aus- und Weiterbildungsprogrammen in- und ausländischer Hochschulen und arbeitet aktuell an Forschungs- und Entwicklungsprojekten zur Unterrichtsintegrierten Selbstevaluation sowie evidenzbasierten Professionalisierung von Lehrpersonen.

Bundestreffen lesbischer Lehrerinnen Vom 29.05. - 01.06.2014 findet das 21. Bundestreffen lesbischer Lehrerinnen in der Akademie Waldschlösschen in Reinhausen bei Göttingen statt. Im Mittelpunkt werden wieder schulpolitische und für lesbische Lehrerinnen relevante Themen wie z. B. Coming Out, Umgang mit Homophobie und rechtliche Aspekte stehen. Der europäische Austausch sowie die Kooperation mit Aufklärungsprojekten finden ihre Fortsetzung. Das Treffen bietet den Rahmen, neue Kontakte zu knüpfen und bestehende Netzwerke zu intensivieren.

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Alle interessierten Anwärterinnen, Lehrerinnen aller Schulformen und auch nicht mehr im Schuldienst tätige Lehrerinnen sind herzlich eingeladen. Nähere Informationen und Anmeldung unter: www.waldschloesschen.org Das Bundestreffen wird gefördert von GEW SchleswigHolstein und dem Bildungs- und Förderungswerk der GEW im DGB.

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Tipps, Termine

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Bestellung GEW-Kalender 2014/2015 Hiermit bestelle ich verbindlich den GEW-Kalender im A5-Format (Ringbuch) für das neue Schuljahr 2014/2015 bis spätestens 07.03.2014 bei der

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