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BELMOND Dialog, Kunst und Kultur: Die exklusive Hospitality Gruppe mit dem legendären Portfolio schärft ihr Profil.
VENICE SIMPLON-ORIENT-EXPRESS
Auch der berühmteste Zug der Welt gehört zum breit aufgestellten Belmond-Portfolio.
Es gibt Dinge, die lassen sich nicht gut erklären. Wie ein Kochrezept, bei dem es auf das Zusammenspiel der richtigen Zutaten ankommt. So ist es mit den Hotels der BelmondGruppe. Einzigartige Objekte, deren spezielle Magie spürbar wird, sobald man sie betritt.
Im Fall des „Cipriani“ in Venedig breitet sich der Zauber schon bei der Ankunft aus: Sanft schaukelnd nähert man sich dem hoteleigenen Steg; das hölzerne Motorboot, das Gäste zum Markusplatz und zurück bringt, fährt auch nachts unentwegt hin und her. Das legendäre Hotel auf der vorgelagerten Insel Giudecca ist eine Oase im ewig wuseligen Venedig. Die Wände sind pfirsichfarben wie der Bellini, der hier erfunden wurde, alles an diesem Ort ruft: Sonne, Ausatmen, Dolce Vita. Während der Filmfestspiele tankt halb Hollywood hier auf, Stammgast George Clooney hat das Hotel für seine Hochzeit gewählt, auf der Cocktailkarte stehen zwei Drinks, die sich der langjährige Barmann gemeinsam mit ihm ausgedacht hat. Für stilvolle Abkühlung sorgt der Meerwasserpool mit olympischen Ausmaßen. Eine Außendusche ist umgeben von einer duftenden Jasminhecke. Sie ist nicht akkurat geschnitten, auf dem Boden liegen alte, ausgetretene Marmorplatten. Aber genau solch authentische Details sind es, die den besonderen Charakter und die Wohnlichkeit der BelmondHäuser ausmachen.
Bei unserem Besuch glitzert draußen im üppig blühenden Hotelgarten eine Installation von Subodh Gupta, einem der erfolgreichsten zeitgenössischen Künstler Indiens. Von April bis November stand sie auf dem „Cipriani“Gelände, 2017 hatte sie auf der Art Basel für Gesprächsstoff gesorgt, ein luftiges Haus, dessen Wände aus alten Töpfen und Pfannen bestehen. „Cooking The World“ heißt die Arbeit. Für alle Hotelgäste erspür- und erlebbar, ganz ohne Schlangestehen. Gupta, der in Delhi und London lebt, sagt, wie wichtig es sei, als Familie, als Gemeinschaft zusammen zu essen. An diesem Mittag steht er selbst am Herd, serviert traditionelle indische Gerichte aus seiner Kindheit, die Bekochten werden so Teil der Installation und eines Ganzen. Das silbern funkelnde Häuschen passt gut hier in diesen ruhigen Garten neben dem Kräuterbeet, war doch Venedig über Jahrhunderte der größte Umschlagplatz für Gewürze aus dem Orient.
Das Projekt ist eines von vieren, die Belmond gemeinsam mit der renommierten italienischen Galleria Continua entwickelt hat, um die Verbindung des Unternehmens zur Kunst noch weiter auszubauen. Der Kontakt
zu der Galerie, die auch Ai Weiwei oder Anish Kapoor vertritt, besteht schon länger, die konkrete Partnerschaft begann in diesem Frühjahr. Ein Gewinn für alle Beteiligten, im nächsten Jahr soll sie ausgeweitet werden.
Drei Restaurants gibt es im Haus, seit diesem Jahr ist Riccardo Canella für sie zuständig. Der 37-jährige Italiener stammt aus Padua, nach sechs Jahren im „Noma“ in Kopenhagen wollte er zurück in seine Heimat. Spätabends kommt er aus der Küche und setzt sich an unseren Tisch. Das „Cipriani“ sei eine „Primadonna“, sagt er lachend, da müsse man sich schon etwas einfallen lassen. Besonders im „Oro“, das seit 2015 einen Michelin-Stern hat, ist seine Handschrift zu spüren. Sein Berufswunsch Koch stand schon fest, als er noch keine sechs Jahre alt war, dies nun ist sein erstes eigenes Restaurant. Er hat viel vor und denkt viel nach; probiert aus, was sich etwa mit Plankton alles machen lässt oder was sonst aus der Lagune kommt, sucht nach historischen Bezügen. Er serviert ungewöhnliche Köstlichkeiten wie etwa ein Sorbet aus Austern. Und eine Kreation, die fast zu schön ist, sie zu essen: eine venezianische Maske, die aus Blüten und Polenta-Crackern besteht. „Experiences“ stehen bei Belmond immer mehr im Fokus, im „Cipriani“ findet sich in jedem Zimmer eine Leinenmappe, in der kulturelle Angebote auf Karton präsentiert werden wie Kostbarkeiten. Gäste des Hotels bekommen etwa exklusive Führungen auf der Biennale oder in der Peggy Guggenheim Collection, sie können eine Stadttour mit einer bekannten Schriftstellerin buchen oder kostbare Negative in einem Fotoarchiv bestaunen.
Mit dem „Cipriani“ fing für Belmond alles an: 1976 hat der Gründer der Gruppe, der Amerikaner James Sherwood, das historische Anwesen gekauft, für unglaubliche 900.000 Pfund. Ein Jahr später ergatterte er auf einer Auktion zwei ramponierte Erste-Klasse-Schlafwagen, die einst zum glanzvollen Orientexpress gehört hatten. Dann machte er sich auf die Suche nach weiteren Waggons, gab nicht auf, bis er 23 weitere Originalwagen restauriert hatte, und ließ die Legende wieder aufleben. 1982 fuhr der alte, neue Venice Simplon-OrientExpress zum ersten Mal wieder in Venedig ein.
Heute gehören 50 Objekte zum breiten Portfolio der Belmond-Gruppe, die ihren Sitz in London hat: ein Flusskreuzfahrtschiff in Myanmar, Safari-Lodges in Botswana, mehrere Luxuszüge und legendäre Häuser auf der ganzen Welt, z.B. das „La Residencia“ auf Mallorca, „Reid’s Palace“ auf der Blumeninsel Madeira, das „Mount Nelson“ in Kapstadt, in Sankt Petersburg das „Grand Hotel Europa“. Jedes mit ganz eigener Handschrift und Identität, auch wenn sie geografisch so nah beieinanderliegen wie etwa die romantische Villa „San Michele“, die erhaben über Florenz thront, und der ultimative Rückzugsort „Castello di Casole“ in der Toskana, umgeben von 1.700 Hektar Land.
Belmond ist ein Pionier, was handverlesene Reisen angeht. Im April 2019 wurde die Gruppe von LVMH gekauft, dem größten Luxusgüterkonzern der Welt. Bald darauf begann die Pandemie, nun aber soll eine neue Stufe erklommen werden: Belmond will die begehrteste Luxusreisemarke der Welt werden. Zu diesem Zweck sollen langfristig noch mehr Objekte hinzukommen. Im Februar gab das Unternehmen bekannt, dass es die historische „Villa Beatrice“ in Portofino gekauft hat, zusätzlich zu den zwei Hotels, die Belmond im Dorf schon gehören: dem „Splendido“ und dem aufwendig neu gestalteten „Splendido Mare“.
Arnaud Champenois, Marken- und Kommunikationschef bei Belmond, sagt: „Neue Projekte sind in der Pipeline, aber sie müssen zu uns und unserem Portfolio passen.“ Erst einmal konzentriert man sich auf frischen Wind von innen: „Unsere Mission ist es, unser Erbe neu zu denken, auf eine sehr zeitgenössische Weise. Denn es gibt eine neue Generation von Gästen. Und für sie müssen wir attraktiv bleiben. Daher ist Programmgestaltung extrem wichtig für uns. Wir müssen relevant bleiben und einen Dialog anregen“, sagt er. Die Reisenden von heute wollten mehr als nur reisen. „Die reisen, um etwas zu lernen, um Gemeinschaft zu erleben.“ Gefragt seien Inhalte, die zum Nachdenken anregen. Entsprechend müsse man sich als Marke etwas einfallen lassen. „Und zwar, was kulinarische und kulturelle Erfahrungen angeht, im Bereich Wellness und Fitness ebenso. Für uns ist das superinteressant.“ Durch die anderen LVMHMarken ergeben sich zahllose Synergien. In diesem Jahr fuhr etwa der Venice SimplonOrient-Express zum ersten Mal von Paris nach Cannes, zu den Filmfestspielen. Dior hatte einige der Art-déco-Abteile in Mini-Spas verwandelt, und so konnte man sich hier beim Facial entspannen und sich mit Dior-Produkten für den großen Auftritt vorbereiten lassen. Ohnehin ist der Venice Simplon-OrientExpress heute noch mehr auf gepflegte Geselligkeit ausgerichtet als bisher: Neben neuen Suiten gibt es jetzt drei Restaurants und zwei Bars.
Im kommenden Jahr hat Belmond viel vor. Der berühmte „Copacabana Palace“ in Rio wird 100, die Feierlichkeiten beginnen schon mit dem Karneval im Februar und ziehen sich durch das ganze Jahr. Auch hier wird die Galleria Continua involviert sein. Im Mai wird das „Maroma Hotel“ in Mexiko wiedereröffnet, nach einer Rundumrenovierung. Das Haus an der Riviera Maya ist umgeben von Dschungel und Meer, viel Raum also für sehr besondere „Experiences“.