Neue Bibliothek Graz
Neue Bibliothek Graz Zentrale Stadtbibliothek für Graz
Projektübung · Wintersemester 2013/14 · Institut für Gebäudelehre · TU Graz Hans Gangoly · Eva Sollgruber
Dokumentation der Lehrveranstaltung Projektübung „Neue Bibliothek Graz“ im Wintersemester 2013/14 herausgegeben am Institut für Gebäudelehre | TU Graz, 2014 Institut für Gebäudelehre Lessingstraße 25/IV 8010 Graz Leitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly www.gl.tugraz.at www.facebook.com/Gebaeudelehre Lehrveranstaltungsleitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly Dipl.-Ing. Eva Sollgruber Wahlfächer: AK Wohnbau (Leitung: Dipl.-Ing. Willibald Fürst) AK Architekturtheorie (Leitung: Mag.phil. Dr.phil. Antje Senarclens de Grancy) StudienassistentInnen: Manuel Draschl · Paul Plankensteiner
Einleitung 07 Ausgew채hlte Entw체rfe 13 Impressum 69
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Bibliotheken sind in den letzten Jahrzehnten einem enormen Wandel unterzogen. Eine flächendeckende Digitalisierung von Bibliotheksbeständen und die Verbreitung von E-Medien haben zu einer veränderten Wahrnehmung dieses Gebäudetypus geführt.Vermehrt verstehen sich Bibliotheken als multifunktionale Treffpunkte, als Schnittstelle aller Wege im Informationszeitalter, in der der Leser zum Kunden wird, Lesesäle zu „Multimedia Lounges“ und die Marketingabteilung den Bibliothekar ersetzt. Was bleibt von der humanistisch geprägten Auffassung der Bibliothek als Gedächtnis- und Wissensspeicher deren Bücher Studiums- oder Forschungszwecken dienen? Welche Bedeutung kommt der Bibliothek im Zeitalter von E-books und Kindle zu? Welche Auswirkungen hat der Wandel von Bücherspeicher zu Computerdaten auf den architektonischen Raum? Die Entwurfsaufgabe einer Stadtteilbibliothek in Graz dient der Untersuchung dieser Fragestellungen und postuliert den Bedarf an einer niedrigschwelligen Kultureinrichtung, die einer breiten Bevölkerungsschicht Zugang zu Bildung, Informations- und Kommunikationstechnologien ermöglicht. Ein innerstädtisches Projekt, das die Potentiale der Wechselwirkung zwischen Gebäude und urbanen Raum untersucht.
Hans Gangoly / Eva Sollgruber
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Das potentielle Planungsgrundstück befindet sich in innerstädtischer Lage am Opernring, in Verlängerung des Stadtparks und in unmittelbarer Nähe zum zentralen Verkehrsknotenpunkt Jakominiplatz. Stadtmorphologisch stark geprägt von der ehemaligen, um die mittelalterliche Altstadt errichtete, Befestigungsanlage, ist das Grundstück heute, trotz seiner zentralen Lage, ein verwaister Bereich in der Grazer Innenstadt. Weder als qualitativer Erholungsgrünraum noch als urbaner Platz gestaltet und genutzt, stellt dieses Grundstück einen blinden Fleck in der Stadtplanung dar – ein transitorischer Ort, der durchquert und umfahren wird, jedoch nicht zum Verweilen einlädt. Die Konzipierung einer öffentlichen Bibliothek bietet die Chance den städtischen Raum an dieser Stelle vollkommen neu zu denken. Eine urbane Platzgestaltung in Verbindung mit einer niedrigschwellig zugänglichen Erdgeschoßzone der Bibliothek transformiert diesen Ort zu einem Raum des Austauschs, Treffens und Verweilens und wertet zusätzlich die Erdgeschoßzone der umliegenden Gebäude erheblich auf. Bestehende Bebauungen auf dem Grundstück, wie das Café Opern Pavillon, werden geschliffen und mit einem, in die Bibliothek integrierten, Café ersetzt. Die Büste Kaiser Josefs II wird in die Neukonzipierung des öffentlichen Raumes inkludiert. Die neue Bibliothek für Graz bietet, neben den Funktionen rund ums Buch und den digitalen Medien, Räumlichkeiten für Erwachsenenbildung und diverse Veranstaltungen (Lesungen, Konferenzen, Performances etc.) und ergänzt mit seinem Standort eine Reihe von kulturellen Bauten entlang des Stadtparks.
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Jakominiplatz
Planungsgebiet ca. 7600m2 路 Bebauungsgebiet ca. 2500m2
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Planungsgrundst端ck - Luftbild
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Planungsgrundst端ck - Bestandsfotos
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Ausgew채hlte Entw체rfe
Bauer Vanessa 14 Bojanic Tatjana 20 Draschl Manuel 26 Gruber Tobias 32 Kronegger Mathias 38 Markovic Ana 44 Pessl Helmut 50 Wernig Katharina 56 Zopper Thomas 62
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Bauer Vanessa
Eine öffentliche Bibliothek zu gestalten, bedeutet einen Ort zu schaffen, der sich an alle richtet, ob jung oder alt, reich oder arm, gebildet oder ungebildet. Man kreiert Räume, die auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen müssen. Eine Bibliothek hat Raumgrößen, die stark variieren, es braucht Zonen die etwas ruhiger sind, um sich besser konzentrieren zu können, zu entspannen, aber auch belebte Zonen, die Platz für Bewegung schaffen sollen, sowie Möglichkeiten für Gruppenarbeiten oder angeregte Diskussionen.Die öffentliche Bibliothek ermöglicht es den BenützerInnen kostengünstig, und auch gratis, vor Ort an Informationen zu gelangen, moderne Medien zu nützen, aber auch in Gesellschaft zu sein, um vielleicht Menschen kennenzulernen oder Freunde zu treffen.Die Positionierung des Baukörpers parallel zum Opernring schafft eine hohe öffentliche Präsenz. Durch das Aufständern der Bibliothek auf 9 Meter, wird eine großzügige, offene Platzsituation geschaffen, die vor Regen geschützt ist und die BenützerInnen in den Bann ziehen soll. Der öffentliche Platz wird von den 9m hohen Stützen eingefasst. Durch das Absenken des Platzes um 50 cm werden Sitzmöglichkeiten rundum den Platz geschaffen, ohne den Ort mit überflüssiger Möblierung füllen zu müssen. Dadurch ergeben sich unterscheidlichste Möglichkeiten die Erdgeschosszone zu nutzen, in der die wichtigsten Funktionen abseits des Bibliotheksbetriebes in einem verglasen Baukörper untergebracht werden - diese sind außerhalb der Bibliotheksöffnungszeiten zugänglich. Durch vertikal bewegliche Senkfronten kann der Innenraum der Erdgeschosszone in einen überdachten Außenraum erweitert werden, somit verschwinden die Grenzen zwischen Innen und Außen und der Platz kann ganzheitlich genützt werden. Die Obergeschosse sind ebenfalls offen gestaltet; dennoch wird auf Ruhezonen und Rückzugsbereiche eingegangen. Auf zwei Geschossen, sowie dem Untergeschoss, in dem sich das Magazin befindet, werden alle wichtigen Bereiche untergebracht, die eine Bibliothek benötigt. Im zentralen Bereich der Grundrisskonfiguration werden jegliche Nebenfunktionen sowie die Erschließung der Geschosse untergebracht, sodass entlang der Fassade Lese- und Ruhezonen angeordnet werden können. Diese ruhigeren Zonen werden durch 1,80 m hohe Bücherregale optisch wie akustisch abgetrennt. Tische, die rundum das Gebäude in Richtung Außenraum ausgerichtet sind, dienen zum konzentrierten Lesen. Zusätzlich werden Sitz- beziehungsweise Liegemöglichkeiten angeboten, die zum Abschalten und Entspannen einladen.
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Grundriss ErdgeschoĂ&#x;
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Grundriss 1OG
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Bojanic Tatjana
Eine öffentliche Bibliothek sollte für alle Menschen zugänglich sein, Informationen zur Verfügung stellen, sowie eine Vielzahl an Arbeitsplätzen anbieten, an denen Informationen konsumiert sowie produziert werden können. Ein Gebäude, das auch ein Ort der Inspiration ist, fernab von der Hektik der Stadt. Mitten in der Stadt, sollte die Bibliothek als öffentliches Gebäude klar erkennbar sein und seinen Standort markieren. Projekte des japanischen Architekturbüros SANAA oder des Architekten Junya Ishigami dienten als Inspiration für den Entwurf und die Atmosphäre, die in dem Gebäude kreiert werden sollte. Eine offene Säulenhalle, ein Stützenwald, der Großzügigkeit vermittelt und eine spannende räumliche Dynamik kreiert, ist der zentrale Entwurfsgedanke. Die Säulenhalle trennt weder die Funktionen noch schließt sie den Raum ein, sondern sie definiert bestimmte Zonen in einer offenen Konfiguration.Die 13,7 Meter hohe Glasfassade, welche das gesamte Gebäude umhüllt, ermöglicht uneingeschränkte Blickbeziehungen in das Gebäude und vice versa in den Außenraum; sie bietet viel natürliches Licht und stellt einen Bezug zwischen Gebäude und Außenraum her. Der gesamte Innenraum der Bibliothek ist als ein heller Ort gedacht, mit weißen Konstruktionselementen und zahlreichen hellen Flächen. Die Platzgestaltung, als Bezugspunkt zum Stadtpark, soll ein Anziehungspunkt sowohl für Bibliotheksbesucher als auch für Passanten sein. Es gibt Sitzmöglichkeiten unter den Bäumen und ein kleines Café, das dazu einladen soll, die große Säulenhalle zu entdecken. Öffentliche Funktionen wie Lobby, Café, Shop, Kinderbibliothek und auch ein Bereich für audiovisuelle Medien befinden sich im Erdgeschoss. Weitere Funktionen, wie Freihandaufstellung und Arbeitsplätze, sind zentral im ersten und zweiten Obergeschoss angeordnet. Die Arbeitsplätze, entlang von Galerien angeordnet, bieten einen Ausblick in den Stadtraum und Bezug zur Eingangshalle.Im dritten Stock befindet sich der Lesesaal, der im Kontrast zur extrovertierten Offenheit und Helligkeit des Gebäudes als introvertierter Ruhebereich gedacht ist. Er ist in zwei Teile gegliedert: in einen „traditionellen“ Lesesaal — ein größerer Raum mit einer Raumhöhe von 8 Metern, und einem kleineren Saal mit verschiedenen Lesesituationen. Als Hauptelement der Innenraumgestaltung des Saals dient das Material Holz, um eine warme Atmosphäre zu schaffen. Die Säulen kreieren einen Ort, wo sich Inspiration, Kreativität und Konzentration entwickeln. Die Dynamik der Stützen, die nur entsteht, wenn man selbst in Bewegung ist, spiegelt die kulturelle Dynamik der Wissensaneignung wieder. Die Bibliothek bekommt so einen leichten und offenen Charakter.
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Grundriss ErdgeschoĂ&#x;
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Grundriss 2OG
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Draschl Manuel
Dieser Entwurf für eine neue Bibliothek in Graz setzt sich zum Ziel, einen Ort zu schaffen, der durch sein offenes Raumkonzept und ein vielfältiges Angebot an Lesesituationen, dem Besucher die Möglichkeit bietet, selbst über seine bevorzugte Leseumgebung zu entscheiden. Eine Stadtbibliothek muss den Bedürfnissen unterschiedlicher Altersund Bevölkerungsgruppen gerecht werden und neben den typischen Einrichtungen einer Bibliothek zusätzliche Funktionen zum Aufenthalt bieten. Der Bauplatz wird durch zwei stark frequentierte Achsen im Nordosten und einem beruhigten Bereich im Südwesten gegliedert. Während sich der Fuß- und Radverkehr hauptsächlich entlang des Opernrings und der Verbindungsstraße zwischen Herrengasse und Jakominiplatz orientiert, ist die Straße im Südosten hauptsächlich zum Parken von Autos bestimmt. Der Baukörper wird somit an der südlichen Baugrenze positioniert, um so die stark genutzten Verbindungswege zu erhalten und diese durch einen Platz zu ergänzen. Der einfache Baukörper erhält durch das Ausbrechen aus der dominierenden Achse des Opernrings eine skulpturale Wirkung, die durch den großzügigen Vorplatz verstärkt wird. Zum Platz orientiert befinden sich die Eingänge in das Gebäude, deren Schwelle möglichst nieder gehalten werden, um die Menschen durch einen einfachen Zugang zum Bibliotheksbesuch zu motivieren. Das Erdgeschoss ist weitgehend offen gestaltet und bietet eine flexible Nutzung für Veranstaltungen und Aufenthalt. Lediglich die Bereiche der Mitarbeiter und der Verwaltung werden abgetrennt und sind als Rückgrat im Südosten angeordnet. Über eine zentral angelegte Treppe werden die Obergeschoße der Bibliothek erschlossen. Um die Idee des offenen Raums auch in der Vertikalen weiterzudenken ist das Gebäude in Split-Level gegliedert. Die Besucher bewegen sich über Halbstockwerke durch das Gebäude und haben immer wieder die Möglichkeit in die oberen bzw. unteren Geschosse zu blicken. Die Freihandaufstellung sowie Arbeits- und Lesebereiche sind in einer Spirale angeordnet, die sich bis zur obersten Ebene der Bibliothek zieht. Die geringen Niveau-Unterschiede verleiten die BesucherInnen die Bibliothek zu durchwandern und sich vom Angebot der Bestände überraschen zu lassen. Die intimen und ruhigen Zonen zwischen den Regalreihen werden mit Lesetischen und Sitznischen ausgestattet, in denen man sich mit einem Buch zurückziehen kann. Die Treppenbereiche, die sich durch das Erschließungskonzept der Halbgeschoße ergeben, sind großzügig gestaltet und durch Sitzmöglichkeiten als gemütliche Aufenthalts- und Lesebereiche ausgebildet. Um das Raumangebot zu erweitern befinden sich in den letzten Ebenen Terrassen, die das Lesen im Freien ermöglichen und eine schöne Aussicht über Graz bieten. Um das Konzept auch in der Fassade widerzuspiegeln, treten die Deckenplatten der einzelnen Ebenen aus der Gebäudehülle hervor. Der Gebäudeabschluss wird auf allen Seiten aus bedrucktem Glas ausgeführt, um eine gleichmäßige helle Belichtung im Innenraum zu gewähren und einen Kontrast zu den massiven Deckenplatten zu erhalten. Die Erscheinung des Baukörpers soll den hohen Stellenwert, den Bibliotheken auch heute noch haben, widerspiegeln.
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Grundriss 1 OG
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Grundriss 3OG
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Gruber Tobias
Um mein Verständnis einer „öffentlichen Bibliothek“ schildern zu können, welches der näheren Beschäftigung mit dem Thema entsprungen ist, scheint es notwendig zu sein, sich den Begrifflichkeiten der „Bibliothek“ und des „Öffentlichen“ zu widmen und sie zu definieren. Die „Bibliothek“, deren geschichtliche Entwicklung einen beladenen Rucksack an Ausformulierungen, Typologien, gesellschaftlichen Zugängen und Beschränkungen bedingt, kann auch heute noch im Wesentlichen auf die drei Einzelzutaten oder Bereiche des „Sammelns“ , „Verteilens“ und „Aufenthaltens“ subsumiert werden. (Natürlich hat sich die Bedeutung und Ausprägung der einzelnen Bereiche, geschichtlich gesehen, verändert.) Das „Öffentliche“ stellt dahingehend eine undefinierbarere Thematik dar. Oft mit Schlagwörtern, wie Lebendigkeit und Extrovertiertheit assoziiert, wäre es falsch das „Öffentliche“ als einen Raum der Ruhe und des In-sich-Kehrens abzuschreiben. Möchte man das Wort jedoch an die Spitze seiner Bedeutungsebene treiben, so würde man es als das „Jedem jederzeit unumschränkt Zugängliche“ begreifen. Verknüpft man nun diese Begriffsbestimmung mit der Teilung der Bibliotheksbereiche in ein „Sammeln“, ein „Verteilen“ und ein „Verweilen“, so wird schnell bewusst, das primär das „Verweilen“ eine realistische Verbindung mit dem „Öffentlichen“ darstellt. Früher vor die Mauern der Bibliotheken verbannt, stellen Aufenthaltsbereiche heute ein stark anwachsendes Muss in der Planung neuer Bibliotheken dar — nicht zuletzt durch die Unterstützung unumschränkt zugänglich gewordener digitaler Medien, wie dem Internet. Bereiche werden geschaffen, die über das rigide Prinzip von Tisch und Sessel, wie man es aus dem klassischen Lesesaal kennt, hinauswachsen und dem Besucher eine neue Form der Informationsaufnahme bieten. Darauf basierend, konstruiere ich meinen Entwurf. Das Gebäude soll als städtischer Raum begriffen werden. Bereiche werden geschaffen, die als Zusammenkünfte, Diskussionsplattformen oder Verweilgelegenheiten dienen. Ebenso soll es Nischen des Rückzugs und der Ruhe geben. Als zentrales Element des Konzeptes fungiert die Treppe, deren Potential in der Verwendung als Bewegungs- und Aufenthaltsfläche liegt und die als stützendes Rückgrat die einzelnen Teile der Bibliothek verbindet. Sie fungiert als Neuinterpretation des klassischen Lesesaals, widersetzt sich jedoch dem Dogma der Stille. Sie überwindet die Schwelle des abrupten Übergehens von geschäftigem Treiben hinzu friedlichem Verweilen. Der klassische Lesesaal als Ruheraum wird in diesem Konzept hingegen durch kleine Bereiche, sogenannte Lese-Nischen ersetzt. Diese bieten dem Leser durch ihre Ausrichtung und Öffnung unterschiedliche Arbeits- und Verweilmöglichkeiten: die konzentrierte Position einer typischen Sessel-Tisch-Kombination mit nördlich gerichteten Lichteinlass, die gediegene Niederlassung auf einem klassischen Couchsessel, die sein Licht von oben erhält oder das gemütliche Lungern im Sitzsack oder in der Hängematte, mit Ausblick Richtung Sonne. Weiters sind diese Nischen Kommunikationsinstrument zur Außenwelt, schüren Neugierde und schaffen räumlich das, was wir an guten Büchern so schätzen, sie erzählen Geschichten!
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Kronegger Mathias
Es entsteht ein öffentlicher Raum, sozusagen ein urbaner Treffpunkt, der den städtischen Außenraum schichtweise nach Innen führt. Es wird ein Platz geschaffen, den es so in Graz noch nicht gibt, der jedoch dringend nötig ist und einen erheblichen Mehrwert für das Leben mit sich bringt. Ein Gebäude wird entwickelt, das allen Bewohnern von Graz den Zugang zu allen Arten von Medien so ermöglicht, wie es jeder Einzelne am liebsten hat. Es entsteht nicht nur ein Ort, der Qualitäten zum Lesen und Studieren bietet, sondern weitaus mehr als das. Durch die Idee der Schichtung und einer sukzessiven Verdichtung nach innen soll ein fließender, schwellenloser Übergang vom urbanen Leben auf der Straße bis hin zu den Büchern, die den Kern, „das Herz“ darstellen, hergestellt werden. Ein durchlässiges und zugleich, einen bestimmten Raum definierendes, architektonisches Element als erste Schicht lässt diesen neuen städtischen Raum bereits der Bibliothek zugehörig erscheinen. Die Erschließung des Glaskörpers von allen Seiten, der einen überdachten, alle Zeit benutzbaren, öffentlichen Raum darstellt, soll demnach kein erneutes Betreten, sondern lediglich ein Durchschreiten vermitteln. Tatsächliche, fühlbare Grenzen sollen verwischt werden, unterstützt durch die Möglichkeit, die Glasfassade komplett zu öffnen und Außen mit Innen somit restlos zu verschränken. Gleichzeitig soll jedoch das Buch ins Zentrum gerückt werden und die volle Aufmerksamkeit genießen. In einem entkoppelten Baukörper, zugänglich über einen „Tunnel“ befindet sich ein, sich über alle Geschosse erstreckendes und alle Seiten umschließendes, Bücherregal. Das Zentrum zeigt sich somit als „verdichteter Ort des Wissens“, abgeschottet nach Außen, um die volle Konzentration auf die Bücher zu richten. Über schmale Treppen (Anlehnung an antike Bücherleitern) bewegt man sich vertikal durch das Bücherregal, das mit seinem Inhalt, den Büchern, somit die innerste, dichteste Schicht darstellt, jedoch durchschreitbar durch einzelne, gezielt gesetzte Öffnungen, die den Zutritt in eine weitere Schicht ermöglichen. Diese Bewegung, nun von innen nach außen, führt zu lichtdurchfluteten Räumen, die über eine große Anzahl von kleinen Öffnungen wieder mit dem Stadtraum eine Verbindung herstellen. Es ermöglicht sich hier die Durchwegung einer Vielzahl von individuellen Aufenthalts- und Arbeitssituationen. Es ist also das Thema der Schichtung und Erschaffung von Räumen mit den unterschiedlichsten Qualitäten, das diese Bibliothek zu etwas Besonderem macht. Ein Ort für alle, der seinen ursprünglichen Sinn hervorhebt, indem er ihn ins Zentrum stellt.
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Markovic Ana
Ich möchte zunächst versuchen, auf den Begriff der Heterotopie einzugehen. Wie Michel Foucault in seinem Aufsatz „Andere Räume“ (1967) beschreibt, sind das Orte, die sich zwar als physische Orte in der Gesellschaft befinden, zugleich aber doch von der Wirklichkeit ein Stück weit entfernt sind. Bibliotheken sind somit Heterotopien der sich endlos akkumulierenden Zeit. Würde man die, in diesem heterotopen Gebilde, vorhandene Vielfalt zusammenfassen, so müsste man von der Bibliothek als gesellschaftlichem Raum sprechen. Die Grundidee für den Entwurf besteht nun darin diesem Gedankenkonstrukt der Heterotopie eine Gestalt zu geben und ein Gebäude zu schaffen, das einerseits als Gegenpol zur Verkehrs- und Lärm geprägten Innenstadt fungiert, andererseits, als Abbild der Gesellschaft unterschiedlichsten Gruppen, bezüglich Alter, Sprache sowie Bildung, einen Raum des Austauschs bietet. Diese wird durch zwei Punkte kreiert: Erstens, mit einem beinahe vollkommen geschlossenen Baukörper, der sich nach Innen hin öffnet und zweitens, mit einem markanten Gebäude, bei dem Monumentalität (durch die schlichte Form eines Würfels) eine tragende Rolle spielt, um das Bewusstsein für die hohe Bedeutung der Bibliothek zu stärken. Ziel des Entwurfs ist die Überlagerung von Funktionen und eine Hierarchie von unten nach oben, von den Funktionen, die im Erdgeschoß angeordnet sind bis hin zum letzen Obergeschoß, in dem sich der Lesesaal befindet. Des Weiteren sind die unterschiedlichen Aktivitäten im Gebäude, wie der Besuch von Ausstellungen, Vorträgen, Lesungen, Benutzung von audiovisuellen Medien usw. prägend für den Entwurf. In dieser Bibliothek gibt es keine monofunktionalen Räume, sondern sie funktioniert als Netzwerk unterschiedlicher Nutzungen, das wesentlich von den Benutzern bestimmt wird. Dies manifestiert sich in einer offenen Grundrisskonfiguration, in der die unterschiedlichen Bereiche durch Möbel gegliedert werden. Gezielt gewählte Ausblicke geben in diesem geschlossenen Baukörper Ausblicke zum Stadtraum oder Stadtpark frei. Der Lesesaal als das wichtigste Element, der sich über zwei Geschosse erstreckt, wird ausschließlich über ein großes Dachfenster belichtet und steht in Bezug zu einer Dachterrasse, die den Blick nur in den Himmel frei gibt. Im Lesesaal befinden sich Galerien mit Freihandaufstellung, Seminarräume und Arbeitsplätze.
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Grundriss 3OG
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Pessl Helmut
Die öffentliche Bibliothek in ihrer traditionellen Funktion als Wissensspeicher muss in unserer Zeit überdacht werden. Neue Anforderungen an die Bibliothek, die durch die Bedürfnisse der Benutzer entstehen, fordern neue Raumstrukturen und neue Antworten. Um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden, müssen traditionelle Bibliotheksstrukturen, wie der zentrale Lesesaal, mit neuen Gegebenheiten vereinbart werden. Veranstaltungen und Schulungen bilden ein pädagogisches Angebot, das sich zum Ziel setzt Wissen an bestimmte Gruppen zu vermitteln. Die, durch digitale Medien entstandene, unüberschaubare Informationsvielfalt für bestimmte Bedürfnisse zu selektieren und zu vermitteln, ist eine der Kernaufgaben einer „neuen“ Bibliothek. Durch den allgemeinen Zugang zu digitalen Medien ist das Konzept des zentralen Wissensspeichers einer Bibliothek in den Hintergrund gerückt. Die Bibliothek muss daher als öffentliches, multifunktionales Gebäude gedacht werden. Ein grundlegender Aspekt des Entwurfes ist die Höhenentwicklung des Gebäudes, um ein ‚Landmark‘ in der Stadt zu kreieren. Durch eine Stapelung und Schichtung der Funktionen entsteht eine Gebäudehöhe von circa 25 Metern. Somit wirkt das freistehende Gebäude im Stadtraum wie ein Turm, der vom Eisernen Tor sowie vom Jakominiplatz sichtbar ist und die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich zieht. Die Bibliothek ist am nordöstlichen Ende des Grundstücks platziert. So entsteht ein Vorplatz, der sich in Richtung Jakominiplatz und Eisernes Tor erstreckt. Dieser Platz wird vom Gebäude eingefasst und bildet einen neuen innerstädtischen Aufenthaltsort.Innenräumlich wird auf eine Verbindung der Kernfunktionen bzw. die Erzeugung von Blickbeziehungen zwischen den einzelnen Funktionen in der Bibliothek durch die Verwendung von offenen Grundrissen und Split-Level Wert gelegt. Im Erdgeschoß befinden sich die Lobby, ein Café, ein Büchershop sowie ein Multifunktionssaal und die zentrale Erschließung. Von dort ausgehend schichten sich Funktionen wie die Zeitschriftensammlung, Büros für die Verwaltung, Kinderbibliothek, AV-Mediathek und Seminarräume übereinander. In den drei obersten Ebenen sind unterschiedliche Lesebereiche und die Freihandaufstellung angeordnet. Ein weiterer Kernpunkt des Entwurfes ist die Fassade. Das Konzept der Schichtung kommt hier ebenfalls zur Anwendung. Das Fassadenkonzept basiert auf drei Schichten — drei Materialien mit jeweils unterschiedlichen Eigenschaften. Die äußerste Schicht besteht aus Paneelen aus transluzentem satiniertem Glas, die an der Fassade in jedem Geschoss in einem bestimmten Abstand zueinander horizontal versetzt angeordnet sind und die thermische Trennung nach Außen darstellt. Die mittlere Schicht übernimmt die statische Funktion — Stahlbetonstützen, die 90 cm nach innen versetzt sind. Die dritte Schicht, 90 cm nach innen versetzt, besteht aus getöntem Sicherheitsglas und übernimmt ebenfalls die thermische Trennung nach Außen. Durch diese Schichtung entstehen im Grundriss Nischen für Lese- und Arbeitsbereiche. Durch die Rücksprünge bekommt die Fassade eine Tiefe, die je nach Blickwinkel variiert.
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Wernig Katharina
Die Bibliothek ist wahrscheinlich eine der ältesten und gleichzeitig zeitlosesten Institutionen der Menschheit. Einst eine überschaubare Sammlung von Schriftenrollen, nur ausgewählten Gelehrten zugänglich, ist die Bibliothek heute, neben einem Speicher verschiedenartiger Medien und Informationen, ein Ort der Begegnung und der Kommunikation. Ausgehend von diesem Wandel kann man die alltägliche Bibliotheksarbeit auch als eine Art Bibliothekskultur verstehen. Vor allem öffentliche Bibliotheken wirken gegenwärtig mit ihren Räumlichkeiten und ihrem Wissen nicht zuletzt auch als Organisatoren von Veranstaltungen und Ausstellungen aktiv am kulturellen Leben der Gesellschaft mit. Mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit gewinnen sie an Anziehungskraft und Prestige. Die neue Bibliothek Graz präsentiert sich nicht als elitärer Ort des Wissens, sondern als urbaner Treffpunkt, der freien Zugang zu Wissen garantiert und auch solche Bevölkerungsschichten anziehen soll, die bislang mit der Institution ‚Bibliothek‘ kaum vertraut waren. Die Bibliothek befindet sich in mitten des städtischen Lebens und dies sollten ihre Besucher im und um das Gebäude spüren. Signifikantes Merkmal des Entwurfes ist die großzügig angelegte Freitreppe, die aus dem lang gestreckten Baukörper, aus zu rinnen scheint. Sie signalisiert Offenheit und Zugang zum Bibliothekswissen und hat das Potenzial einen Mehrwert für den öffentlichen Raum darzustellen. Zudem bildet die Treppen nicht nur den Zugang zur Bibliothek, sondern gewähren den Passanten auch ausreichend Platz zum Verweilen. Wie ein schützender Mantel aus Beton legt sich die Fassade über das Innere der Bibliothek. Das Miteinbeziehen der Bücherregale in die massive Hülle ermöglicht ein Freispielen des Raumes von fix installiertem Mobiliar. Die Idee eines geschlossenen Lesesaals in einer öffentlichen Bibliothek wird somit ins komplette Gegenteil gekehrt; mittels eines frei und offen gestalteten Grundriss werden die NutzerInnen eingeladen, sich willkommen zu fühlen und die Stadtbibliothek zu ergründen. Die verglasten Stirnseiten lassen natürliches Licht in den Innenraum und gewähren dem Leser dadurch verschiedenste Ausblicke und Nähe zur Natur. Als zusätzliche natürliche Lichtquelle dient das Glasdach. Nachts scheint das Innere des Gebäudes hell erleuchtete nach Außen. Während sich die eigentliche Bibliothek über das erste und zweite Obergeschoss erstreckt, befinden sich im Erdgeschoss die Verwaltung, ein extern an zu mietender Shop, Seminarräume und ein Multifunktionssaal. Durch diese horizontale Funktionstrennung besteht die Möglichkeit diesen im Erdgeschoss liegenden Bereich für externe Veranstaltungen unabhängig von der Bibliothek und ihren Öffnungszeiten zu nutzen.
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Zopper Thomas
Was muss eine öffentliche Bibliothek leisten? Die Bibliothek hat mehr Funktionen zu erfüllen als das reine Anbieten von Büchern und Magazinen. Um das Interesse der Nutzer abzudecken, muss die Institution „öffentliche Bibliothek“ zukunftsorientiert denken. Neben digitalen Medien, die das Serviceangebot erweitern, ist die öffentliche Bibliothek vor allem ein Treffpunkt unterschiedlicher Gesellschaftsgruppen jeden Alters. Genau dieser Umstand macht diese Aufgabe interessant und gleichzeitig schwierig: ein Gebäude zu planen, das alle Bevölkerungsschichten anspricht und eine Verbindung schafft zwischen dem gebauten Raum auf der einen Seite und dem öffentlichen Raum auf der anderen Seite; einen Ort zu kreieren dessen Mittelpunkt nicht das Buch selbst ist, sondern der Benutzer des Buches. Die Bibliothek ist Aufenthaltsraum, in dem Kommunikation bewusst und unbewusst stattfinden kann. Bei diesem Entwurf besteht die Grundidee darin den umliegenden Raum mit dem gebauten Raum zu vereinen, indem eine Übergangszone geschaffen wird. Die Schwelle zwischen Außen und Innen soll herabgesetzt werden. Deshalb werden zwei Baukörper gegenübergestellt und ein Zwischenraum aufgerissen, der nicht eindeutig als Außenraum oder Innenraum bezeichnet werden kann. Diese Zone, die zum umliegenden Gelände um 4 Meter abgesetzt ist, dient als Aufenthaltsraum für Passanten, gleichzeitig ist dieser Raum Teil der Bibliothek. Dieser Platz dient der Institution als Veranstaltungsfläche, die mit Sitzstufen mit dem Straßenniveau verbunden ist. Das Bauwerk besteht aus drei Obergeschossen und zwei Untergeschossen. Die zwei Gebäudeteile gliedern sich zum einen in einen rein der Bibliothek gewidmeten Baukörper und zum anderen in einen Baukörper, in welchem sich die bibliotheksunabhängigen Funktionen (Shop, Gastronomie) befinden. Die beiden Baukörper sind im Untergeschoss miteinander verbunden. In diesem Abschnitt befindet sich der Haupteingang wie auch die Kinderbibliothek, Zeitschriftensammlung und der auch extern verfügbare Multifunktionssaal. Das Gebäude ist mit einer vorgehängten transluzenten Glasfassade umhüllt, wodurch das Bild der beiden oberirdischen Teile des Bauwerkes als Einheit verstärkt wird und der Fokus auf den dazwischen liegenden Raum liegt. Im Kontrast dazu sind die beiden Fassadenbereiche, die dem Zwischenraum zugewandt sind, großflächig als transparente Glasflächen ausformuliert. Einblick auf den Platz, wie auch vom Platz in das Gebäude, wird somit gewährleistet und die Grenze zwischen Außen- und Innenraum verwischt.
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Impressum Broschüre zur Lehrveranstaltung „Projektübung“ WS 2013/14 Institut für Gebäudelehre Fakultät für Architektur / Technische Universität Graz Lessingstraße 25 / IV 8010 Graz www.gl.tugraz.at https://www.facebook.com/Gebaeudelehre Leitung Hans Gangoly Eva Sollgruber
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