WOHNEN IN DER GROSSFORM
WOHNEN IN DER GROSSFORM IKONEN FÜR GRAZ
Workshop 3 · Wintersemester 2013/14 · Institut für Gebäudelehre · TU Graz Markus Penell · Eva Sollgruber
Dokumentation der Lehrveranstaltung Workshop 3 „Wohnen in der Großform - Ikonen für Graz“ im Wintersemester 2013/14 herausgegeben am Institut für Gebäudelehre | TU Graz, 2014 Institut für Gebäudelehre Lessingstraße 25/IV 8010 Graz Leitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly www.gl.tugraz.at www.facebook.com/Gebaeudelehre Lehrveranstaltungsleitung: Dipl.-Arch. Markus Penell (O&O Baukunst Berlin) Dipl.-Ing. Eva Sollgruber StudienassistentInnen: Angelika Hinterbrandner · Rebekka Hirschberg · Alexander Gebetsroiter · Paul Plankensteiner
Einleitung 07 Zwanzig Grazer Stadt-Ikonen 13 Impressum 99
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In einem Zeitungsartikel meldet der Wohnbaulandesrat Johann Seitinger „einen offenen Neubaubedarf von knapp 16.800 Wohnungen bis 2014 allein in Graz und Umgebung.“ (Falter Nr. 15, 2013, „Auf Herbergssuche“) Ausgehend von jener Situation und der räumlichen Struktur von Graz, die außerhalb der Gründerzeitkante von den Charakteristika einer diffusen Zwischenstadt geprägt ist, wird die Stadt vom Rand her neu betrachtet. Entlang einer fiktiv gezogenen Linie wird an ausgesuchten Orten mit Großformen Stellung bezogen. Mit dieser freigelegten Sicht aus der Peripherie wird die Grenze von Innenstadt und Außenstadt zum konzeptionellen Raum. In einem zweiten Schritt werden in einer Art kulturellen und lokalen Mimikry Masken Grazer Gebäude ausgewählt und die Rohmuster auf die Formen aufgezogen. Aus der Autonomie und Zusammenstellung dieser „STADT GRAZER“ wird eine neue Perspektive auf die Gesamtstadt gewonnen. Mit den Mitteln des Ortes wird ein utopisches Potential erhoben, das ein reales Abbild für den latenten Bedarf an Wohnraum darstellt.
Markus Penell / Eva Sollgruber
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Definition der Großform aus: Ungers, O. M. (1966): „Großformen im Wohnungsbau“, VzA 05
1. Das Vorhandensein eines überakzentuierten Elementes. 2. Das Vorhandensein eines zusätzlichen zusammenfassenden Elementes. 3. Das Vorhandensein von Figur und Thema. 4. Das Vorhandensein eines Systems oder eines Ordnungsprinzips.
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Modellstadt Victoria, James Silk Buckingham, 1849
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Eine Linie. Sie definiert die Grenze zwischen Innen und Außen, zwischen Stadt und Umland. Sie ist der Ausgangspunkt eines utopischen Projekts. Diese Linie, die sich in Form eines Quadrats um die Stadt zieht, markiert eine Grenze, die eine Kritik an bestehenden Konditionen der heutigen Stadt postuliert. “A glimpse into an imagined, radical future.“1 Das Architekturbüro DOGMA oktroyiert mit seinem Projekt “Stop-City” (2007) der post-fordistischen Stadt ein klares Grenzmaß auf. Die (entwickelte) Stadt, ehemals Raum der Produktion von Waren, ist heute Raum der Produktion von Dienstleistungen und des Konsums. Die Stadt produziert das, was konsumiert wird – eine Fabrik, in der das Individuum Bestandteil der Maschinerie ist und das urbane Leben entpolitisiert wird. Informelle Aneignungsstrategien und partizipatorische Bottom-up Kreativ-Stadtentwicklungspraktiken werden in dieser Fabrik ebenfalls zu Instrumenten der wirtschaftlich Mächtigen. Die Reaktion von DOGMA auf diese Kondition der Stadt manifestiert sich in der Definition einer Grenze und somit in der Bekräftigung der architektonischen Form, um der menschlichen Existenz einen physisch definierten Rahmen zu geben und eine neue Form des Zusammenlebens zu ermöglichen. „Architecture no longer […] implies growth, extension, multiplication, flexibility, but […] the practice that limits such possibility. According to this logic, architecture does not become the design of everything, but becomes what releases everything from being designed.”2 Mit dieser Herangehensweise rückt der Fokus vom öffentlichen Raum auf die Gesamtheit der städtischen Textur. An den konkreten Gegebenheiten der Stadt Graz, deren Struktur stark von Zersiedelung und einem unstrukturierten Wachstum geprägt ist, werden diese Prinzipien durchgespielt. In Anbetracht von Bevölkerungszuwachs, vorhandener Ressourcen, Energieverbrauch und Verfügbarkeit an Grund und Boden wird somit ein virulent politisches Thema behandelt und mit architektonischen Mitteln visualisiert. Das Prinzip der Großform ermöglicht, konkret wie utopisch, grundsätzliche Überlegungen zur Zukunft urbaner Lebensformen anzustellen, da sie sich nicht um die Darstellung dieser Überlegungen, mit genuin architektonischen Mitteln eines Objektentwurfs, drückt. Es handelt sich nicht um babylonische Megastrukturen, sondern um mehr oder weniger „real“ umsetzbare Großformen, die eine Grundlage für die Auseinandersetzung mit bestehenden Kontexten und auch Typologien liefern. An zwanzig ausgewählten Orten, die an dem eingangs definierten Szenario einer Stadtgrenze liegen - in der vollkommen beliebigen und austauschbaren Eigenschaftslosigkeit der üblichen Zwischenstadt - werden Wohnbaugroßformen entwickelt. Themen wie „Figur und Grund“, „Kern und Hülle“ oder „Konstruktion und Typologie“ bilden dabei die architektonischen Themen für die Entwurfsaufgabe. Es steht außer Zweifel, dass diese Großformen ökologisch und energetisch nachhaltige Siedlungsmodelle sind. Sie bieten jedoch darüber hinaus eine mögliche Grundlage, von der aus man beginnen könnte, sich an einem Bild für ein Leben in der (Zwischen-)Stadt zu reiben – eine Strategie, wie der Zwangsjacke der Identität in der historischen Stadt an ihrer Peripherie mit urbanistischer Leichtfüßigkeit begegnet werden könnte - „Unverwechselbares Graz 5.0“.
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Dogma: „Stop City – Imposing the Limit”, http://www.collagelab.org/stop-city-imposing-the-limit/ [Zugriff: 12.02.2014] ebd.
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Orthofoto Graz - Grenze und Grundst端cke
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TeilnehmerInnen
Athina Antonopoulou Milan Balac Kevin Blaickner Anna Boxleitner Boris Bratic Karina Brünner Lukas Burgstaller Maximilian Ebner Theresa Fink Iris Frank Daniel Froschauer Catherine Gerlach Thomas Graßl Jacquelin Griesser Michael Heil Alexander Herzog Angelika Hinterbrandner Paul Hlatky Gabriel Hösch Bianca Hütter Elisabeth Jörgler Yasemin Kamal el Din Theresa Klinger Angelika Mock Maximilian Pudenz Manuel Sandner Elena Schiessler Johanna Schmeizl Matthias Siegl Thomas Simon Benjamin Starz Kathrin Steiner Leslie Steiner Marina Stölzl Andrea Tüchler Alexander Wesenberg Stefan Wetscher Kathrin Wutte Ivana Zivadinovic
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01_02 Graz Nord
Athina Antonopoulou Matthias Siegl Angelika Hinterbrandner Gabriel Hösch
Grundstück_01 16.590 m2 BGF 82.950 m2 829 WE Grundstück_02 21.260 m2 BGF 106.300 m2 1063 WE
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03 Graz Ost
Burgstaller Lukas Hlatky Paul
Grundst端ck 15.830 m2 BGF 79.150 m2 791 WE
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04 Graz Ost
Yasemin Kamal el Din Andrea Eva T端chler
Grundst端ck 23.330 m2 BGF 116.650 m2 1166 WE
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05 Graz Ost
Leslie Steiner Elena Schiessler
Grundst端ck 17.120 m2 BGF 85.600 m2 856 WE
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06 Graz S端d Ost
Jacquelin Griesser Benjamin Starz
Grundst端ck 13.875 m2 BGF 69.375 m2 693 WE
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N 0
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07 Graz S端d Ost
Maximilian Ebner Thomas Simon
Grundst端ck 20.220 m2 BGF 101.100 m2 1010 WE
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on
N 0
N
GSEducationalVersion
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GSEducationalVersion
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08_09 Graz S端d
Johanna Schmeizl Theresa Fink Michael Heil Thomas Grassl
Grundst端ck_08 14.670 m2 BGF 73.350 m2 733 WE Grundst端ck_09 21.400 m2 BGF 107.000 m2 1075 WE
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10 Graz Süd - Liebenau
Angelika Mock Marina Stölzl
Grundstück 24.980 m2 BGF 124.900 m2 1249 WE
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11 Graz S端d - Puntigam
Milan Balac Boris Bratic
Grundst端ck 29.840 m2 BGF 149.200 m2 1492 WE
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12 Graz S端d - Puntigam
Kathrin Steiner Theresa Klinger
Grundst端ck 29.050 m2 BGF 145.250 m2 1425 WE
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13 Graz Süd - Straßgang
Anna Boxleitner Bianca Hütter
Grundstück 35.900 m2 BGF 179.500 m2 1795 WE
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N
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0
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14 Graz Süd - Straßgang
Max Pudenz Alex Wesenberg
Grundstück 18.710 m2 BGF 93.550 m2 935 WE
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N 0
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15 Graz West - Reininghausgr端nde
Karina Br端nner Daniel Froschauer
Grundst端ck 37.350 m2 BGF 186.750 m2 1867 WE
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16 Graz West - Reininghausgr端nde
Petra Lienhart Catherine Gerlach
Grundst端ck 20.670 m2 BGF 103.350 m2 1033 WE
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N
N 0
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0
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17 Graz West - Reininghausgr端nde
Iris Frank Kathrin Wutte
Grundst端ck 23.670 m2 BGF 118.350 m2 1183 WE
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N N 0 0
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18 Graz Nordwest - Bahnhofsareal
Ivana Zivadovinic Elisabeth Jörgler
Grundstück 29.010 m2 BGF 145.050 m2 1450 WE
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19 Graz Nordwest - Gösting
Kevin Blaickner Manuel Sandner
Grundstück 17.280 m2 BGF 86.400 m2 864 WE
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N N 0
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20 Graz Nordwest - Gösting
Alexander Herzog Stefan Wetscher
Grundstück 15.020 m2 BGF 75.100 m2 751 WE
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Impressum Broschüre zur Lehrveranstaltung „Workshop 3“ WS 2013/14 Institut für Gebäudelehre Fakultät für Architektur / Technische Universität Graz Lessingstraße 25 / IV 8010 Graz www.gl.tugraz.at https://www.facebook.com/Gebaeudelehre Leitung Markus Penell (O&O Baukunst, Berlin) Eva Sollgruber
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