"Haliç Tersanesi Istanbul" [Master Design Studio - Education]

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Haliรง Tersanesi ยฌ Istanbul



Haliç Tersanesi ¬ Istanbul Universitätscampus am Goldenen Horn

Projektübung · Sommersemester 2014 · Institut für Gebäudelehre · TU Graz Hans Gangoly · Andreas Lechner · Eva Sollgruber


Dokumentation der LehrveranstaltungProjektübung „ Haliç Tersanesi “ im Sommersemester 2014 herausgegeben am Institut für Gebäudelehre | TU Graz, 2014 Institut für Gebäudelehre Lessingstraße 25/IV 8010 Graz Leitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly www.gl.tugraz.at www.facebook.com/Gebaeudelehre Lehrveranstaltungsleitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Andreas Lechner Wahlfächer: TransformationUmnutzungNeuinterpretation (Leitung: Dipl.-Ing. Eva Sollgruber) PotentialProjektProgramm (Leitung: Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Andreas Lechner) StudienassistentInnen: Alexander Gebetsroither · Melanie Pils


Einleitung 07 Ausgew채hlte Arbeiten 21 Literatur 113 Impressum 119

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Das Institut für Gebäudelehre hält im Sommersemester 2014 seine Projektübung mit 16 Studierenden in Istanbul ab. Im Zentrum des dabei zu erarbeitenden Entwurfs steht die Frage nach einem architektonischen Projekt vis-á-vis einer 16 Millionen Einwohner Metropole mit einer mehr als zweitausendjährigen Geschichte und ihren materiellen Zeugnissen auf der einen und den rapiden Transformationsprozessen einer globalen Mega-City auf der anderen Seite. Angesichts des Mantras architektonischer Debatten, dass die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten lebt, deren permanenter Wandel als Bewegungsflüsse, Formen der Selbstorganisation, informeller Urbanismus aber auch der unendlichen Ausbreitung marktförmiger Urbanisierung kartographiert wird, scheint diese Frage nach einem architektonischem Projekt auf den ersten Blick vielleicht etwas naiv. Dennoch suchen wir an einem konkreten Ort eine konkrete architektonische Form, die – „by means of patterning, framing, and representing the space of coexistance“ – sich ihrer Verantwortung zur Zäsur des städtischen Raums nicht entzieht. (*) Wir beabsichtigen dabei aber weder den Rückzug in die reine Autonomie des Handwerks noch wollen wir uns auf Dokumentation und „interdisziplinäres“ Research zurückziehen, sondern versuchen mit dem Studium architektonischer Referenzen ebenso wie mit Beobachtungen und Analysen vor Ort nach Möglichkeiten und Typologien der Verknüpfung von Architektur und Stadt zu fragen, die genuin in Entwurfsprojekten – als „Research by Design“ – am kollektiven Wissen der Architektur weiterschreiben. Das Entwurfsstudio wird von zwei Seminaren unterstützt die sich der Objekt-, Gebäude- und stadträumlichen Analyse als formale und strukturelle Elemente und Fügungen auf der einen und der damit untrennbar verknüpften Frage nach Repräsentation, Darstellung bzw. Darstellbarkeit und Kommunikation auf der anderen Seite widmet. Wo verläuft die Grenze zwischen Autonomie und Dialog(fähigkeit) eines architektonischen Projekts? Wie könnte über Architektur sozialräumlicher Dialog hergestellt werden und wie könnte er innerhalb eines architektonischen Projekts dargestellt werden? (*) „Even if there is no political architecture, there is certainly a political way of making and reading architectural form. Far from being just an aesthetic category, physical form represents the political understanding of the city as a constant dialectical process of inclusion and exclusion. This commitment to formal and material responsibility is meant to be a departure from the laissez-fair rhetoric of flexibility, indeterminacy, programming, branding, hybridity, and immateriality that has paralyzed the recent discussion on the city.“ Pier Vittorio Aureli, Preface, in: Ders. (ed.), The City as a Project, Berlin 2013, pp10.

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Lageplan 他 Istanbul 他 Goldenes Horn

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Das Goldene Horn trennt als natürlicher Hafen die zentralen europäischen Stadtteile und war für das Wachstum und die Entwicklung der Stadt ab der frühen Phase der Industrialisierung entscheidend. Fabriken, Werkstätten und Lagerhallen bildeten hier eine zentral gelegene Industriezone die Ende der 1980er Jahre endgültig abwanderte und einen urbanen Korridor am Wasser zurück ließ, dessen Brachflächen teils saniert oder zu Grünflächen adaptiert wurden, ohne dabei aber den für Istanbul so zentralen Bezug zum Wasser bzw. die schwierige Anbindung an die umliegende Gebiete gestalterisch signifikant einzuflechten. Auch der Campus der Kadir-Has-Universität, an dem unsere Projektübung vor Ort stattfindet, wurde hier durch die Adaptierung einer ehemaligen Tabakfabrik im Zuge dieser Transformationsprozesse angesiedelt. Unser Grundstück liegt unserem Arbeitsplatz genau gegenüber und ist als Areal einer stillgelegten Schiffswerft (Halıç Tersanesi) durch seine zentrale Lage am Wasser, der markanten Topographie des Geländes, den räumlichen Eigensinn seiner historischen Hafenbecken sowie der unverwechselbaren Ansicht der historischen Altstadt auf der anderen Uferseite schon wesentlich ikonisch bestimmt – eine spektakuläre Lage. Diesen „genius loci“ wollen wir materiell verstehen und bearbeiten, weshalb das architektonische Projekt sich anhand einer Campusstruktur darauf konzentrieren wird diese beachtlichen, vorhandenen Qualitäten des Kontexts herauszuarbeiten. Indem die Form der Campusanlage die Zonierung und räumliche Fassung des Geländes bestimmt und durch seine Wegeführungen die Erhaltung und Lesbarkeit des historischen Erbes sichert und den Bezug zum Wasser und damit zur Altstadt gegenüber unabdinglich in Szene setzt, überlagern wir das topographisch anspruchsvolle Grundstück mit ordnenden Strukturen. In der Konzentration auf die architektonische Ausformulierung von Wahrnehmungsrahmen für die Qualitäten des bestehenden Kontexts soll in diesem Entwurf eine vielschichtig nutzbare Campusstruktur mit einem prominenten öffentlichem Raum am Wasser verwoben werden.

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Grundst端ck 他 Frontalansicht

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Wahlfächer: PotentialProjektProgramm / TransformationUmnutzungNeuinterpretation From Typology to Topology? From Maps to Mats? Die beiden Seminare starten von je unterschiedlichen Maßstäben. PPP beginnt mit der Lektüre der umfangreichen geographischen und sozialräumlichen Kartographien von „Mapping Istanbul“ und versucht damit die größeren Entwicklungen in Istanbul mit dem unmittelbareren Kontext des Grundstücks zu diskutieren und vor Ort in Augenschein zu nehmen. TUN startet mit Referaten zu bekannten Projekten der jüngeren Architekturgeschichte in der sowohl der Frage nach großmaßstäblichen horizontalen Organisationsformen (vgl. „Mat Buildings“) aber auch der damit verbundenen, architektonischen Annäherung an stadträumliche Maßstäbe bzw. der Integration von topographischen und strukturellen Qualitäten des Kontexts besondere Bedeutung zukommt. Diese beiden Ansätze sollen für die Entwurfsaufgabe als typologische Bandbreite (TUN) und topologisches Wissen (PPP) verfügbar werden. Weiters werden wir nach Möglichkeiten der Darstellung und Symbolisierung zu fragen und uns dabei den visuellen Qualitäten bzw. affektiven Färbungen architektonischer Darstellung widmen: Bild-Montagen, axonometrische Objektivierungen und diagrammatischen Rhetoriken werden weniger die Komplexität des Themenkreises Repräsentation für das architektonische Projekt herausstellen, sondern die Frage nach einer jeweiligen Poetik des architektonischen – und damit semi-autonomen – Projekts erötern. „Expecting architectural representations to embody a symbolic order – indeed, like any other work of art– will seem controversial unless we revise the common assumptions about art and ist relationship to human life that have been with us since the eighteenth century. For architecture the difficulty of manifesting a symbolic order is necessarily double, since its ‚translation’ – an unfolding that is seldom present in other arts.“ (Alberto Pérez-Gómez, „Questions of Representation: the poetic origins of architecture,“ From Models to Drawings, eds M. Frascari, J. Hale and B. Starkey (London, 2007), pp. 11–22, 12.

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Referenzprojekte

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Ausgew채hlte Arbeiten

Vanessa Bauer 23 Thomas Biela 33 Zerina Dzubur 43 Alexander Gebetsroither 54 Lisa Marie Hafner 65 Johannes Loidl 75 Johanna Regger 85 Christina Tammerl 95 Lisa Winkelhofer 105

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Vanessa Bauer

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Thomas Biela

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Zerina Dzubur

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Alexander Gebetsroither

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Lisa Marie Hafner

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Johannes Loidl

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Johanna Regger

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Christina Tammerl

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Lisa Winkelhofer

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Literatur

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Impressum Broschüre zur Lehrveranstaltung „Projektübung“ SS 2014 Institut für Gebäudelehre Fakultät für Architektur / Technische Universität Graz Lessingstraße 25 / IV 8010 Graz www.gl.tugraz.at https://www.facebook.com/Gebaeudelehre Leitung Hans Gangoly Andreas Lechner Eva Sollgruber

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