Museum f端r Fotografie
Titelbild: „At the San Francisco Museum of Art, an abstract gets close scrutiny“ Life Magazine (before 1975) http://ridiculouslyinteresting.com/2012/12/22/children-not-looking-at-modern-art/
Museum für Fotografie ein Museum für Graz
Projektübung · Wintersemester 2014/15 · Institut für Gebäudelehre · TU Graz Hans Gangoly · Eva Sollgruber unterstützt von: Christian Jungwirth - Atelier Jungwirth (Opernring 12, Graz)
Dokumentation der Lehrveranstaltung Projektübung „Museum für Fotografie“ im Wintersemester 2014/15 herausgegeben am Institut für Gebäudelehre | TU Graz, 2015 Institut für Gebäudelehre Lessingstraße 25/IV 8010 Graz Leitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly www.gl.tugraz.at www.facebook.com/Gebaeudelehre Lehrveranstaltungsleitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly Dipl.-Ing. Eva Sollgruber Wahlfächer: ArchitekturBildKonsum (Leitung: Ass.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Andreas Lechner) AK Architekturtheorie (Leitung: Mag.phil. Dr.phil. Antje Senarclens de Grancy) Studienassistent: Manuel Draschl
Einleitung 07 Ausgew채hlte Entw체rfe 13 Impressum 69
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Beginnend mit dem 18. Jahrhundert fungierten Museen als Stätten der Bildung und wissenschaftlichen Forschung, in denen Kunstwerke gehütet und gleichzeitig einer Öffentlichkeit präsentiert wurden. Diese Konnotation des „Tempels der Kunst“ verlor im Laufe des 20. Jahrhundert an Bedeutung. Heute pendelt diese Bauaufgabe zwischen Funktionserfüllung und architektonischer Repräsentation: Für Architekten bietet sie, auf Grund der programmatischen Freiheiten, Gelegenheit zur Selbstdarstellung – inklusive erhofftem Aufstieg in die Riege der Star-Architekten – andererseits spielen Museen als Orte der Identifikation eine wichtige Rolle im Konkurrenzkampf der
Städte um höhere Touristenzahlen und Kapitaleinnahmen. Die Frage stellt sich was von der musealen Aufgabe des Sammelns, Bewahrens und Ausstellens übriggeblieben ist und wie sich die Institution eines Museums jenseits einer ikonenhaften Erlebnisarchitektur positionieren kann? Welche räumlichen Anforderungen werden an ein Museum gestellt, das sich dem Medium ‚Fotografie’ widmet? Diesen Fragen werden wir an Hand eines Entwurfs für ein Museum in Grazer Zentrallage nachgehen. Themen der Komposition und des typologischen Entwerfens sowie die Auseinandersetzung mit der Geschichte dieser Gebäudetypologie sind zentrale Aspekte der Entwurfsaufgabe. Hans Gangoly / Eva Sollgruber
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Roseggergarten
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Jakominiplatz
Planungsgebiet ca. 7600m2 路 Bebauungsgebiet ca. 2500m2
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Planungsgrundst端ck - Luftbild
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Planungsgrundst端ck - Bestandsfotos
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Ausgewählte Entwürfe
Beljan Helena 14 Biela Thomas 20 Dygruber Stefan 26 Hinteregger Emilian 32 Lackner Johannes 38 Mellacher Christina 44 Pittino Claudia 50 Rosian Andreas 56 Zöbl Jakob 62
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Beljan Helena Das Museum besteht aus einer Überlagerung von mehreren Wänden mit Öffnungen, wodurch sich eine stufenartige Zonierung bildet. Im Hereinkommen wird der Besucher eingeladen, sich auf eine Reise zu begeben, begleitet von verschiedenen Ausblicken auf die Stadt und nacheinander gestapelten Räumen, in denen den ganzen Tag unterschiedliche Aktivitäten stattfinden. Das Erdgeschoss umfasst den Empfang des Publikums, bzw. Eingangshalle mit gegenüberliegendem Shop, ein Café und größtenteils Präsentationsräume für die ständige Ausstellung. Die Eingangshalle mit der Haupterschließung ist der zentrale Raum des Museums, der mit allen wichtigen Bereichen kommuniziert. Im Obergeschoss erfolgt diese Kommunikation mit der Museumsdirektion und Werkstätten für die Forschung, wovon ein bestimmter Bereich (Schaulager) auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Im Untergeschoss ist neben den Bereichen für Garderobe und Sanitär der große Ausstellungsbereich für Wechselausstellung vorgesehen. Das Museum besitzt eine unkomplizierte Struktur und neutrale Dichte, weshalb die Räume, wegen ihrer universalen Größe, mit einer Selbstverständlichkeit sehr flexibel genutzt werden können. Die gegebene Lösung betont somit Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Variabilität als Reaktion auf den bestehenden Museumskontext.
Ziel des Projektes ist es, einen Ort zu schaffen, der einerseits einen repräsentativen Museumsraum für Fotografie bietet und anderseits Räumlichkeiten besitzt, welche als Begegnungsstätte unterschiedlicher KünstlerInnen und BesucherInnen dienen. Anforderung meinerseits war es eine integrale Lösung zu finden, die eine kombinierte Arbeit von Architektur und dem, was darin ausgestellt wird, bietet. Der auffälligste Aspekt des Entwurfes dieses zweistöckigen Museums ist der Einsatz von raumhohen Wänden, die um 45 Grad gegenüber der quadratischen Grundfläche gedreht sind. Das Museum wird somit als eine Beziehung von einem Quadrat (Grundrissform) und vertikalen Wandscheiben – die kompositorischen Hauptelemente – betrachtet, die je nach ihrer Position den Raum verkleinern oder vergrößern. Für den Betrachter ist der Innenraum nur ein neutrales weißes Abstrakt, sodass die Kunst in Architektur möglich wird. Die Überwindung der Zweidimensionalität wird mittels ‚Voids’ gebrochen, wobei ein multi-direktionaler Raum und eine Verschmelzung und Interaktion zwischen den Geschoßen erfolgt. Die Deckendurchbrüche bieten eine Abweichung von der formal-räumlichen Komposition, als versteckte Räume oder vertikale Zonierung und können zum Ausstellen von Sonderformaten oder künstlerischen Interventionen dienen.
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Blick vom Garten
Blick vom Garten
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Ausstellungsraum
Ausstellungsraum
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Platzsituation
Platzsituation
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Schnitt
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Grundriss ErdgeschoĂ&#x;
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Biela Tom werden aus dunkel eingefärbten Stahlbeton mit einer möglichst rauen, unexakten Oberfläche ausgeführt. Die Scheiben sollen im gesamten Entwurf spürbar und lesbar bleiben und sind somit auch im Boden des Erdgeschosses und an der Deckenuntersicht nicht verdeckt/überarbeitet werden. Die Wannen und alle anderen sekundären Konstruktionen werden aus einem helleren Stahlbeton, mit einer in Relation zu den Scheiben feineren Oberfläche, ausgeführt um stark zu den Scheiben zu kontrastieren. Die Obergeschosse werden nur von oben belichtet. Das Licht wird über eine diffuse Schicht gefiltert, nachträglich mit beweglichen Lamellen gleichgerichtet und kann je nach Ausstellungskonzept, mit künstlichem Licht ergänzt oder völlig weggelassen werden. Um das Thema des Museums für Fotografie nach außen hin lesbar zu machen wird es angedacht im laufenden Betrieb jedem ausgestellten KünstlerIn eine Teilfläche an der Außenwand der Scheiben zur Verfügung zu stellen, bei der eine großformatige repräsentative Fotografie, mit einer reversiblen der Witterung ausgesetzten Schicht, aufgebracht wird. Mit der Zeit vergilben bzw. verwittern diese Fotografien, sind vergänglich. Eine Abfolge der verschiedenen Ausstellungen wird sichtbar und über den Grad der Verwitterung zeitlich nachvollziehbar.
Das Thema Fotografie bzw. „Fotografische Abbildung“ wurde im ersten Entwurfsansatz als Platte oder funktionale Scheibe übersetzt, um einen Bezug auf das Medium welches Fotografie transportiert herzustellen. Im weiteren Entwurfsprozess wurden sämtliche räumlich übertragenen Bezüge zur Fotografie bewusst weg gelassen. Die Möglichkeiten Fotografien heutzutage auszustellen (damit werden selbst räumliche Installationen nicht ausgeschlossen) benötigen meiner Meinung nach Ausstellungsräume/flächen mit einer möglichst großen kuratorischen Freiheit. Die anfangs erwähnte funktionale Scheibe wurde mit einer zweiten, nach außen hin, gleichwertigen Scheibe ergänzt. Zwischen den Scheiben wurden fünf Wannen gespannt welche die Ausstellungsräume bilden – wobei 4 kleinere untereinander mit Brücken verbundene Wannen von einer großen Wanne umschlossen werden. Die Scheiben beinhalten sämtliche dienende Räume, die Wannen alle bedienten Räume. Alle öffentlichen Funktionen (Kassa, Garderobe, Museumsshop und Café) sowie die gesamte Verwaltung liegen im Erdgeschoss. Die zwei Obergeschosse sind ausschließlich der Ausstellungsfunktion gewidmet, das Untergeschoss beinhaltet ein Schaulager, ein Archiv, eine Werkstatt sowie Lagerräume und Umkleiden. Die funktionalen, in die Erde gesteckten, Scheiben
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Betonmodell 1:100
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Betonmodell 1:100
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Betonmodell 1:100
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Grundrisse UG und EG
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Grundrisse 1.OG und 2.OG
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Dygruber Stefan Der Museumskörper wird von einer Mauer umgeben, die eine klare Abgrenzung zum urbanen Raum schafft. Diese Mauer definiert einen halböffentlichen Museumsvorplatz sowie einen Garten, der räumlich unmittelbar dem Museum zugehörig ist. Eine teilweise Öffnung der Mauer gewährt sowohl Besuchern als auch Passanten Ein- und Ausblicke und ermöglicht eine Verschmelzung des Museums mit dem städtischen Raum. Der Garten stellt im Gegensatz zum halböffentlichen Museumsvorplatz einen intimen Ort dar, der ausschließlich den Museumsbesuchern vorbehalten ist. Trotz des unmittelbar angrenzenden, vielbefahrenen Opernrings soll dieser Garten Ruhe vermitteln. Der Baukörper ist schlicht kubisch gehalten. Nicht der ausufernde Formalismus sondern klare und strenge Linien rahmen den Raum für die Ausstellungen. Der massiv wirkende Kubus aus Sichtbeton wird mittels Fuge vom Boden gelöst und bekommt so eine gewisse Leichtigkeit. Die Bauplastik, klar in ihrer Einfachheit, reduziert sich auf das Wesentliche: Sie schafft Raum, der von Kunstobjekten und Kunstinteressierten bespielt wird und setzt nicht auf eine Ikonifizierung durch formale Überschwänglichkeiten. Durch das Erfüllen dieser ureigenen Funktion und das Weglassen jeglichen künstlerischen Ausdrucks bekommt der Baukörper in Verbindung mit der ausgestellten Kunst eine Selbstverständlichkeit: Nicht die Architektur als Kunst, sondern als Rahmen für diese. Das Einfache, nicht das Banale! In das gläserne Sockelgeschoss ist ein massiver Kern eingeschrieben. Beim Betreten dieses Kerns erschließt sich ein zentraler Raum. Die Geschosse sind kaskadenförmig mit Treppen verbunden. Durch Betonrippen in der Decke legt sich ein schleierartiges, diffuses Licht über diesen
Erschließungsraum. Flankiert wird dieser Kern von den Ausstellungsräumen, deren Grundriss eine klare Dreischiffigkeit besitzt . Die verschieden großen Ausstellungsräume können nur vom zentralen Erschließungsraum aus betreten werden, in welchem man immer wieder eine gewisse Distanz zu den Ausstellungen bekommt und sich untereinander austauschen kann. Ein Raum frei von Kunst, der alleine von den Besuchern bespielt wird. Es gibt keinen Bezug zum städtischen Raum - die Fotografie ist das Fenster nach außen, durch das man blickt. Die quadratischen Wanddurchbrüche sind richtungslos. Sie sollen den Erschließungsraum rahmen und ihn aus immer anderen Blickwinkeln einfangen, je höher man aufsteigt. Eine Bipolarität, eine Spannung zwischen Fläche und Raum wird aufgebaut. Wie in einer Fotografie, wo ein Raum auf eine Fläche projiziert wird, rahmen die Öffnungen den Erschließungsraum und halten diesen fest. Je nach Standort ergeben sich im Laufe des Museumsbesuchs völlig unterschiedliche räumliche Eindrücke. Im letzten Ausstellungsgeschoss angekommen, kommt man an einer großen Öffnung zum Stehen. Die kaskadenförmigen Treppen erschließen sich dem Besucher aus einem völlig neuen Blickwinkel. Der Raum wird in seinem vollen Ausmaß wahrgenommen. Von hier aus gelangt man in den gegenüberliegenden Ausstellungsraum und über eine hinter der Wandebene liegende Treppe wieder zurück zum Zentralraum. Durch dieses letzte umhergehen, welches in den darunterliegenden Ausstellungsräumen nicht möglich ist, kommt es zu einem bewusst gesetzten Ende der Raumfolge. Dem Besucher steht es frei, ausgewählte Werke noch einmal zu betrachten oder die Treppen zum Ausgang hinunter zu steigen.
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Blick von Foto im Museum / Foto: Francesca Woodman
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Blick von Foto im Museum / Foto: Francesca Woodman
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Blick von Foto im Museum / Foto: Francesca Woodman
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Schnitt
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Grundrisse EG und OG
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Hinteregger Emilian Weiße, glatt gespachtelte Putzoberflächen bilden hier den Schwerpunkt in der Oberflächengestaltung.
Zentrum des Entwurfs, bildet eine freistehende, mehrgeschossige Wandscheibe, welche als Träger für die ausgestellten Fotografien dient. Durch eine bewusste Zäsur auf Abstand gesetzte Stege ermöglichen diese das Betrachten der Exponate in den verschiedenen Geschoßen und machen den eindrucksvollen Luftraum erlebbar und spürbar. Hier wird die Fotografie bewusst distanziert als Kunstwerk präsentiert. Die Außenhülle wird aus einer zweischaligen Fassade aus transluzentem Glas gebildet, welches den Raum mit diffusem, natürlichem Licht füllt und eine gefilterte Verbindung zwischen Innen- und Außenraum erzeugt. Die Symbiose aus diesem räumlichen Erlebnis mit der Ummantelung und Fülle des diffus eingebrachten Lichts, erschafft hier ein einmaliges Wahrnehmungserlebnis für die Fotografie. Bei Dunkelheit, von außen betrachtet, funktioniert die gläserne Scheibe gegensätzlich als von innen scheinender Leuchtkörper und Anzugspunkt. Als komplementären Part dazu wird die freistehende Wand als ein massiv anmutender Körper ausgeformt, welcher geschlossene und künstlich beleuchtete Ausstellungsflächen bietet. Hier kann der Betrachter in direkten Kontakt zum ausgestellten Objekt treten. Vielseitige niederschwellige Ausstellungen sind hier möglich, beispielsweise auch Film- oder andere Medieninstallationen.
Das Nebengebäude tritt architektonisch in keiner Weise mit dem eigentlichen Museumsbau in Konkurrenz, bildet jedoch damit ein städtebaulich Ensemble und ergänzt es funktional. Der schlichte Baukörper mit rigider Lochfassade wird ebenfalls von weißen Putzflächen dominiert, welche von den breiten Lärchenholzrahmen der großzügigen Fensteröffnungen durchstoßen und kontrastiert werden. Als dezidiert auf Fotografie ausgerichtetes Museum bietet es neue Möglichkeiten, sich an dieser zu erfreuen, sich mit Hintergründen, verschiedenen Zugängen und Bedeutungen auseinanderzusetzen und neue Aufmerksamkeit für die Fotografie in Graz zu schaffen. Die spannenden Raum und Lichtsituationen, das duale Ausstellungskonzept und die zurückhaltenden Materialien schaffen eine angemessene Umgebung und beeindruckende Stimmung um Fotografie zu erleben. Die vorwiegende Zweidimensionalität des Raums wird durch wirkungsvolle Tiefe, spannungsvolle Variation und eindrucksvoll zwischen Erhabenheit und Intimität wechselnde Stimmung durchbrochen.
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KONTRAST
Kontrast
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BELICHTUNG
Belichtung
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PROPORTION
Proportion
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Ansicht S端dwest
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Grundriss ErdgeschoĂ&#x;
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Lackner Johannes Auf der Suche nach einem Ansatz bin ich auf ein Bild gestoßen. Dieses zeigt einen Ausstellungsraum. In diesem hängen zwei Bilder, die abstrakte Kunst zeigen. Zwei kleine Mädchen knien darunter und blicken durch ein Gitter hindurch, hinter dem sich ein Lüftungsschacht befindet. Sie starren so vertieft durch das Gitter, dass man meinen könnte, sie hätten das weiße Kaninchen erblickt, welches sie in das Wunderland führen könnte. Es ist zwar keine Besonderheit, dass sich Kinder nicht unbedingt für Kunst interessieren, aber es gab mir eine gewisse Denkrichtung. Neben der Ironie, dass die zwei Mädchen der ausgestellten Kunst keine Aufmerksamkeit schenken, stellte ich mir die Frage, ob ein Museum nicht einen Raum hinter dem Ausstellungsraum bieten könnte, der den Ansprüchen der Beiden gerecht werden könnte.
Die kunstfreien Räume Die kunstfreien Räume erstrecken sich vertikal über mehrere Ebenen durch das Museum. Betritt ein Besucher den banal wirkenden Raum, erblickt er über sich den freien Himmel. Durch die Wirkung dieser hohen Atrien entwickelt sich ein Gefühl, das Alice hatte als sie am Ende aus dem Kaninchenbau ins Wunderland blickte. Die Atrien sind versetzt im Ausstellungsraum angeordnet. Dadurch bilden sich drei gleichwertig große Ausstellungsflächen.
Fotos erzählen Geschichten. Sie sind Zeugnisse unterschiedlichster Ereignisse und lassen uns daran erinnern was einmal war. Doch wo befindet sich dieser Ort, an dem Fotos gedanklich gefasst und verinnerlicht werden können? Aus meinem Ansatz heraus, kam ich auf die Idee, einen kunstfreien Raum innerhalb des Ausstellungsraums zu bieten. In diesem Raum haben die Besucher die Möglichkeit die Fotos zu reflektieren.
Die Erschließung Der Raum zwischen den beiden Hüllen dient als Erschließungsfläche. Sie ist rund um den Ausstellungskörper gespannt und stellt die Verbindung zwischen Ausstellungsraum und öffentlichen Raum dar. Zu den Ecken hin befinden sich drei Eingänge zur Ausstellung. Der Besucher kann frei wählen durch welchen Eingang er das Museum betritt.
Die Hüllen Das Museum wird von zwei verschiedenen Hüllen umgeben. Die innere Hülle bietet dem Besucher Ruhe. Sie ist undurchsichtig und schwer. Die äußere Hülle steht für Öffentlichkeit und Kommunikation. Sie ist transparent und leicht.
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Kohlezeichnung
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Entwurfsstudie „Kunstfreier Raum“
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Entwurfsstudie „Der Raum zwischen den Objekten“
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Schnitt und Ansicht
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Grundrisse
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Mellacher Christina Das Foto als Medium, niederschwellig und jedem jederzeit zugänglich, wird auf einer flexiblen Fläche präsentiert, die lediglich von einer Dachstruktur gegliedert als Raum spürbar wird. Hier kann das Foto aktiv oder peripher wahrgenommen werden und steht im direkten Bezug zum Außenraum. Das Foto ist gleichwertig mit seiner Umgebung und der Stellenwert der einzelnen Objekte entsteht erst durch den Nutzer. Es herrscht keine Distanz zum Objekt. Dieser, lediglich durch die Dachstruktur gefasste Außenraum dient dem rekreativen Zweck, einer kulturellen Unterhaltung, ohne direkte Bildungsabsichten, zu Erholungszwecken und kultureller Freizeitgestaltung. Er schenkt der Stadt Raum zur kulturellen Entwicklung, Selbstdarstellung, Neuerfindung oder kann auch nur zum verweilen oder durchwandern einladen. Das Foto als Kunstwerk, hochschwellig und abgegrenzt, schließt sich im Turm ein und ist ganz stark nach innen und auf sich selbst konzentriert. Die Umgebung wird ausgeblendet und das Foto wird von jeglichen Bezug befreit. Dem Foto wird nicht nur ein hoher Stellenwert zugeschrieben, es wird bewusst inszeniert, es distanziert sich zum Museumsbesucher.
zu widmen und andererseits den öffentlichen Platz zu beleben. Die Erdgeschosszone wird sozusagen nach innen, zum Turm hin, immer kompakter oder in die andere Richtung der geschlossene Turm löst sich in Glasboxen, in Möbel und zum Schluss in eine Dachstruktur auf. Kompakt und nach innen orientiert, nimmt der Turm in der Außenwandschicht die Funktionen und Erschließung auf und spielt so die innere Fläche für die Ausstellung frei. Ein Liftkern dient zur weiteren Gliederung der innenliegenden Fläche in kleinere Bereiche. Dachstruktur + Turm Die, in der Außenwand liegende, Erschließung funktioniert als umlaufende Treppe über alle Geschoße. Am Ende jedes Treppenlaufes steht man an einem Eckpunkt mit Bezug zum Außenraum und Einritt in den Ausstellungsbereich oder der Möglichkeit dem nächsten Treppenlauf direkt in das darüberliegende Geschoss zu folgen. Durch die umlaufende Treppe und dem statischen Liftkern entsteht in jedem Geschoss eine neue Raumsituation in die man eintritt. Die Möglichkeit Geschosse zu überspringen kommt im 1. Obergeschoss bewusst zum Einsatz, wo die Museumsbesucher unbewusst das Bürogeschoss überspringen, welches hier mit einer niedrigeren Raumhöhe versteckt hinter der Dachstruktur sitzt. Die Belichtung des Bürogeschosses wird mittels eines Glasbandes, welches die Maße der Betonlamellen der Dachstruktur aufnimmt und ums Eck läuft, erledigt. Die Glasfront ist nach innen gesetzt und erscheint in der Hauptansicht wie eine Schattenfuge zwischen Turm und Dachstruktur.
Bipolar Die Dachstruktur fasst eine öffentliche Bewegungsfläche ein, aus welcher der introvertierte Ausstellungsturm herauswächst. Den Übergang zwischen extravertiert und introvertiert bilden, dem Turm vorgelagerte und der Dachstruktur eingegliederte, Glasboxen, welche Funktionen aufnehmen die der Erdgeschosszone bedienen. Hier sind Eingang, Foyer, Museumsshop, Auditorium und Café untergebracht, um einerseits den Turm rein der Ausstellung
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Extravertiert
Extravertiert
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Ambivertiert
Ambivertiert
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Introvertiert
Introvertiert
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Ansicht und Schnitt
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Grundrisse
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Pittino Claudia ist die Abfolge der Geschosse und der Weg des Besuchers weitestgehend vorgegeben, doch lässt die gleichzeitige Freiheit des beliebigen Durchwandelns der Ausstellungsräume eine subjektive Entfaltung der Ausstellung nach bestimmter Liturgie zu.
Dem Entwurf liegt das Konzept des Museums als introvertierter Raum zu Grunde, der jedoch an einer bewehrten durchgängigen Stelle aufgebrochen wird, um die Kommunikation mit dem Stadtraum aufzunehmen und die Gedanken der Fotografen und der ausgestellten Bilder nach außen zu tragen, um damit eine neue Präsenz für Fotografie als Kunst zu forcieren. Durch das gezielte Setzen eines Riegels entlang der Hauptverkehrsachse des Opernrings, die Gliederung des Riegels in einzelne Baukörper und das Transformieren sowohl in der Breite als auch in der Höhe, wird eine markante Öffnung inszeniert. Es entstehen halböffentliche Räume, die integriert in den Museumsbaukörper mit museumszugehörigen Nutzungen bespielt werden. Es vereinen sich urbane Nutzungen mit künstlerischen und interaktiven Interventionen. Dem Passant wird die Möglichkeit der Cafe-, Shops- und Bibliotheksnutzung des Museums gewährt ohne Eintritt zu bezahlen. Von außen soll dieser provokante Schnitt wahrgenommen werden und die Bewegung im Museum, den Weg, den der Besucher zurücklegt, freilegen. Die Eingangssituation ist an dieser prominenten Stelle positioniert. Sie bildet den Übergang zwischen Realität und Heterotopie. Durch gezielt positionierte Treppenläufe, von denen sowohl die Ausstellungsräume als auch Verwaltungs- und Büroräumlichkeiten bedient werden können,
Die Fassade wird aus vorgehängten, hinterlüfteten, opaken, schwarzen Glaselementen gebildet, die gleichzeitig dem Wärme- wie auch dem Sonnenschutz und der Ästhetik Wirkung verschafft. Im Bereich der Belichtungsöffnungen zu den Verwaltungs- und Büroräumlichkeiten sind diese Elemente durch hochfiligrane Mechanismen, elektronisch gesteuert, vertikal verschiebbar, sodass die Elemente zur Gänze von den Glasflächen abgehoben werden können und eine natürliche Belichtung der Räume zulassen. Durch seine spiegelnde Oberfläche nimmt das Gebäude den Dialog mit dem Straßenraum und dem Stadtraum auf. Es kommt zur Synthese. Die Bewegung des Inneren des Museums verschmilzt mit der schnelllebigen Umgebung der Stadt. Der Spiegel, als ein heterotopisches Elemente und die gezielt positionierte Glasfläche des mittleren Baukörpers bilden nicht nur spannende Raumund Lichtverhältnisse im Inneren der Baukörper sondern auch ein Wechselspiel aus Neugierde, Provokation, Ablenkung und Interesse aus der Perspektive der Passanten.
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Ansicht und Schnitt
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Grundriss ErdgeschoĂ&#x;
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Rosian Andreas verorten das Gebäude, suggerieren Sicherheit, bestätigen den erfolgreich abgeschlossenen Prozess der analogen Fotographie.
Das Konzept des Museums setzt sich grundlegend mit dem Thema der analogen Fotographie auseinander und beschreibt in abstrahierter Art und Weise Raumstimmungen, räumliche Qualitäten der Ausstellungsräume, die sich aus den analogen Prozessschritten herleiten. Die bezeichnenden Schritte dafür sind prinzipiell das Aufnehmen, das Entwickeln und schlussendlich das Betrachten des Fotos. Jeder dieser Schritte ist durch charakteristische Eigenschaften geprägt und vermittelt eigene Stimmungen, Gefühle, Reize. Das Aufnehmen des Fotos ist das gezielte Festhalten eines Momentes. Gezielt meint dabei, dass das Motiv aus einer Vielzahl von möglichen Motiven gewählt wird, um etwas ganz Bestimmtes zu zeigen. Analog dazu symbolisiert die verglaste Erdgeschosszone des Gebäudes diese Vielzahl, da hier ein ungezwungener, ungerichteter Blick auf den umgebenden Stadtraum gegeben und somit Wahl des Motivs zum Thema wird. Der nächste Schritt/das Nächste Geschoss ist das komplette Gegenteil. Beim Entwickeln des Fotos zieht man sich in die Dunkelkammer zurück, ist vollkommen abgeschlossen. Kein Blick nach draußen, ausschließlich künstliches Licht, absolute Ruhe. Spannung kommt auf, da das Ergebnis nah aber noch ungewiss ist. Ist das Foto komplett überbelichtet, tappt man weiter im Dunkeln. Ist es jedoch sorgfältig fotografiert und ordnungsgemäß entwickelt, so kann man in den folgenden Geschoßen die endgültigen Fotographien bestaunen. Gerahmte Ausblicke in den Stadtraum
Der lineare Handlungsstrang manifestiert sich im Stapeln der einzelnen Schritte übereinander zu einer städtebaulich punkförmigen, turmartigen Kubtur. Sehr prominent situiert, greift das Gebäude die Bauflucht der auslaufenden Herrengasse auf und leitet auf das Dorotheum über. Ein Lückenschluss, der sich durch die Positionierung eines zweiten Baukörpers (städtebaulich relevante Kubatur) vervollständigt, erzeugt eine innerstädtisch sinnvolle Bebauungsdichte und schafft eine angemessene Platzsituation als logische Erweiterung des Platzes am Eisernen Tor. Um den neu definierten Platz ideal zu bespielen, wird das geforderte Café in ein bestehendes Café in der gegenüberliegenden Bebauung ausgelagert. Das Quadrat als eine geometrische Grundform bildet die Basis des turmartigen Bauvolumens und bildet im Inneren Räume, welche durch zwei Erschließungskerne zoniert werden. Es entsteht eine Abfolge von Räumen, die sich in ihrer räumlichen Tiefe und Proportion unterscheiden. Die Öffnungen in der Fassade geben einen gerahmten Blick in den Stadtraum, verorten das Gebäude mit seinem Umfeld und erzeugen über immer neue Lichtsituationen Spannung im Innenraum. Jedes Geschoss wird dadurch völlig unterschiedlich erlebt und wahrgenommen.
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Die Ruhe vor dem Turm
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Harte Schale, Harter Kern
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Dem Sonnenuntergang entgangen
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Schnitt
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Grundrisse
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Zöbl Jakob Im Entwurf versuchte ich Architektur zu schaffen die nichts erklären muss, die nicht repräsentiert oder sich anpasst, sondern Architektur auf das Wesen reduziert - in der Lage ist Gefühle erfahrbar zu machen, die das menschliche Sein hinter der Form berühren, identisch mit Fotografie als Kunst. „Pavillon im Park“ ist ein Museumsentwurf an einem Ort, der historisch gesehen ein Grenzraum zwischen Altstadt und Gründerzeitbauten des 19 Jh. ist, am eisernen Tor gelegen, das den Eingang zum Stadtkern kennzeichnet. Ein Museum an einer Stelle wie dieser sollte mehr können als nur funktional zu sein. Es sollte etwas ausdrücken, eine Position beziehen und genau wie die Fotografie, selbst in der Lage sein Emotionen auszustrahlen. Abgesehen von der Erfüllung der Aufgabe als Ausstellungsraum, ist es wichtig dem Menschen etwas zurückzugeben das es ihm zunächst nimmt – öffentlichen Raum! Der Entwurf sieht ein frei zugängliches Erdgeschoss vor; es ist offen, frei gespielt von baulicher Struktur und gewährt Einblicke und Durchblicke in den Innenraum. An dem historischen Grenzraum bzw. Durchgangsraum von der Stadt hinein in die Altstadt, fasziniert mich die Überlegung, ein Museum zu entwickeln, das von allen Seiten gleichermaßen zugänglich ist und somit keine Hierarchie durch die bauliche Form erkennen lässt. Ein transparentes, zurückversetztes, auf einem Sockel ruhendes Erdgeschoss vermittelt genau diese Eigenschaft. Offen und neutral, fast eigenschaftslos öffnet sich das Erdgeschoss mit einem außenliegenden Kollonadengang dem Menschen und dem Park. Das Erdgeschoss fungiert als Veranstaltungsort und als horizontale bzw. vertikale Verteilerzone. Doch zugleich ist es bereits Ausstellungsraum für junge Künstler die ihre Arbeiten an diesem Ort einer breiten Öffentlichkeit
präsentieren können. Betritt man nun den Innenraum, so findet man 4 Kerne, jeweils mittig im Randbereich angeordnet. Diagonale Blickbeziehungen geben dem Besucher Aus- und Einblicke in alle Richtungen. 2 Kerne sind für die Erschließung verantwortlich, einer für die Besucher und der andere für das Personal. Die beiden anderen Kerne beinhalten Café und Shop. In der Mitte gibt es eine kleine Kasse von wo aus man die oben und unten liegenden Ausstellungsräume über eine 2-läufig, gegenläufige, repräsentative Treppe betritt. Zunächst geht man nach unten. Dort findet man wiederum mittig die Garderobe und durchschreitet dann von dort in einem Rundgang die unterschiedlichen Raumsequenzen. Die Enfiladengänge mit den schmalen Durchgangsöffnungen erinnern an den Ursprung der Fotografie – die Camera Obscura. Nach einem Rundgang durch das Untergeschoss gelangt man im 1. Obergeschoß mittig in das Schaulager des Museums welches von oben durch ein Wasserbecken im Innenhof mit Licht bespielt wird. Rund um das Schaulager sind die Personal- und Büroräume angeordnet, die jedoch nur von den MitarbeiterInnen über ein eigenes Treppenhaus erschlossen werden. Für den Besucher geht es dann noch ein Geschoss weiter nach oben. Die Treppe wird einläufig, breiter und die BesucherInnen betreten durch einen schmalen Durchgang das oberste Geschoss von wo aus sie wiederum in einer elliptischen Bewegung den Raum durchwandern. Hier erlebt man einen völlig introvertierten, freigespielten Raum mit einem begehbaren Innenhof in der Mitte. Es ist ein Ort der Ruhe und des bewussten Wahrnehmens mit einem gerahmten Ausblick in den Himmel, so als würde man mit Licht malen...
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Innenhof ObergeschoĂ&#x;
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Betonmodell 1:200
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Ausstellungskonzept
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Ansicht
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Grundrisse
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Impressum Broschüre zur Lehrveranstaltung „Projektübung“ WS 2014/15 Institut für Gebäudelehre Fakultät für Architektur / Technische Universität Graz Lessingstraße 25 / IV 8010 Graz www.gl.tugraz.at https://www.facebook.com/Gebaeudelehre Leitung Hans Gangoly Eva Sollgruber unterstützt von: Christian Jungwirth Atelier Jungwirth (Opernring 12, Graz)
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