"GrossBigUrban - Gleisdreieck Berlin" [Master Design Studio - Hybrid])

Page 1

GrossBigUrban Gleisdreieck Berlin


Titelbild: MichaĂŤl Borremans, In the Louvre - The House of Opportunity, 2003, Watercolor, pencil, and oil on paper


GrossBigUrban Gleisdreieck Berlin

Projektübung · Sommersemester 2015 · Institut für Gebäudelehre · TU Graz Hans Gangoly · Markus Penell · Eva Sollgruber


Dokumentation der Lehrveranstaltung Projektübung „GrossBigUrban - Gleisdreieck Berlin“ im Sommersemester 2015 herausgegeben am Institut für Gebäudelehre | TU Graz, 2015 Institut für Gebäudelehre Lessingstraße 25/IV 8010 Graz Leitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly www.gl.tugraz.at www.facebook.com/Gebaeudelehre Lehrveranstaltungsleitung: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Architekt Hans Gangoly Dipl.-Arch. Markus Penell Dipl.-Ing. Eva Sollgruber Wahlfächer: PotenzialProjektProgramm (Leitung: Dipl.-Ing. Eva Sollgruber) Aktuelle Tendenzen in der Architektur (Leitung: Mag.phil. Dr.phil. Antje Senarclens de Grancy) Studienassistenten: Manuel Draschl Alexander Gebetsroither Christina Mellacher Titelbild: Michaël Borremans, In the Louvre - The House of Opportunity, 2003, Watercolor, pencil, and oil on paper


Einleitung 05 Ausgew채hlte Entw체rfe 25 Impressum 101

3



Die Typologie der Großform erscheint vor dem Hintergrund partikulärer und komplexer Interessen und Organisationsformen im Stadtkörper geradezu obsolet. Gute Gründe aus politischer, sozialer oder wirtschaftlicher Rücksicht Strategien gut steuerbarer und kleinteiliger Entwicklungen zu bevorzugen - im besten Falle noch als Ensembleleistung. In der Großform wohnt auch der unzeitgemäßen Pathos einer möglicherweise utopischen Botschaft: wie könnte ein aus Teilen Geformtes, Verdichtetes, Verschmolzenes größere Qualität erzeugen als das Einzelne allein zu erbringen in der Lage ist? Wie urban kann die Großform sein? Nicht gerade ohne Anspruch, gilt es Unerprobtes denken und riskant zu entwerfen. Dem zu begegnen gelang nur mit konzeptioneller Großzügigkeit von allen Seiten. Markus Penell

5



Das Institut für Gebäudelehre hält im Sommersemester 2015 seine Projektübung mit 16 Studierenden in Berlin ab. Im Zentrum des dabei zu erarbeitenden Entwurfs steht die Frage nach einer architektonischen Grossform.

tung die Grossform, die Architektur in identitätsstiftender Erscheinung, für die Stadt darstellen kann. Welche Bedeutung hat der oft zitierte und gepriesene öffentliche Raum? Welche Konzepte und Motive des kollektiven städtischen Zusammenlebens können im Rahmen einer architektonischen Großform entwickelt werden? Eine architektonische Form, in der sich die Stadt – mit all ihren öffentlichen und privaten Programmen – zu einem Objekt verdichtet. Durch eine präzise Balance von Baukörper und Maßstäblichkeit wird bestenfalls ein kollektiver Ort in der Stadt geschaffen und die Lebendigkeit einer urbanen Mitte erzeugt: ein echter Hotspot, gemischt und verdichtet.

Eine Architektur, die nicht ausschließlich an Hand ihrer schieren, messbaren Größe beschrieben werden kann, sondern über ihre visuelle Klarheit, Überhöhung und Kohärenz als “konzentrierte Einheit” [Henry-Russell Hitchcock, 1948] wahrgenommen wird. Dabei begeben wir uns auf die Suche nach einer Architektur, die ein Programm, eine Vision sowie ein Bild der Stadt formuliert und stellen die Frage, ob Quantität neue Qualität erzeugen kann: „Eine beliebige Anzahl von Teilen ergibt lediglich eine Anhäufung, die durch ein mengenmässiges Neben- und Übereinander bestimmt ist. Das Ergebnis bleibt zufällig, unverbindlich und amorph. Erst wenn zu der Summe von Einzelteilen eine neue Qualität hinzukommt und eine höhere Entwicklungsstufe erreicht wird, entsteht eine Grossform. Kennzeichnend ist nicht die numerische Größe. Ein im Volumen kleines Haus kann ebensogut eine Grossform sein wie ein Häuserblock, ein Stadtteil oder eine ganze Stadt.“ [Ungers, Oswald Mathias: Grossformen im Wohnungsbau, 1966]

Diese Themen und Fragestellungen werden an Hand eines Grundstücks am Gleisdreieck Berlin untersucht. An einer Schnittstelle zweier ehemaliger Güterbahnhofsareale, dem Potsdamer- und Anhalterbahnhof, liegt das Grundstück, weit hinausgeschoben – eine Art innerer Peripherie. Verschiedene Spuren zeitlich prägender Entwicklungen der Stadt sowie der offene Raum bieten die Chance unterschiedlicher Deutungen. Ein blinder Fleck im Zentrum der Stadt mit dem Potential diese von Innen umzudeuten. Beginn des Studios war die Erstellung der Programmatik, die eine Position zur Stadt, Stadtgesellschaft und Öffentlichkeit formuliert: aus welchen Komponenten – Nutzungsbausteinen und Funktionen – baut sich das Programm zu einer Großform zusammen und welche neue Qualität entsteht durch diese dichte Verbindung? Das Ziel des Studios ist der Entwurf einer architektonischen Figur im Dialog mit den komplexen Aspekten der Stadt. Neben dem klassischen Darstellungskanon der Architektur – Lageplan, Grundriss, Schnitt, Ansicht – werden Visualisierungen erarbeitet, die Bezugsmerkmale von Großform zur Stadt aufzeigen und den Maßstabssprung wirksam illustrieren. “G r o s s B i g U r b a n am Gleisdreieck” stellt paradigmatisch die Frage nach der Verbindung von Typologie und Topos.

Für ihre Lesbarkeit benötigt die Grossform die Stadt als Kulisse und nährt sich gleichzeitig von ihren Aktivitäten und Programmen. Die moderne Stadtgesellschaft ist komplex und feingliedrig – geübt die unendliche Summe von Partikularinteressen auf engstem Raum zu organisieren. Kein relevantes Vorhaben ohne partizipativen Prozess, der sich letztendlich doch als der immergleiche Wunsch nach Kleinteiligkeit und Vielfalt, als vermeintliches Synonym für das Lebendige und Heimelige, entpuppt. Fungiert hier die urbane Grossform als Widerspruch? Welchen Beitrag kann die Grossform in das komplexe, soziale und ökonomische Gebilde der Stadt hineintragen? Die Frage stellt sich welche BedeuHans Gangoly, Markus Penell, Eva Sollgruber

7



Schwarzplan

9


E TR AS S ITZ S

RSTEN

DE NN EW

KURFÜ

STRAS

SE

B

+20,00 +15,00 +9,00

BÜLO W

STRA

SSE

SCHNITT A-A

+16,00

SCHNITT B-B

+15,00


A

E

SS

RA

ST

B

EB

7.764m

²

+12,00

17.085 m²

TR

R INE

+15,00

+12,00

A

+9,00

B

+20,00

+29,00

+12,00 +6,50

Grundstück · Grundriss Schnitte

11


Planungsgrundst端ck - Luftbild

12


Planungsgrundst端ck - Bestandsfotos

13


Wahlfächer: PotentialProjektProgramm / Aktuelle Tendenzen in der Architektur Das Entwurfsstudio wird von zwei Seminaren begleitet, in denen einerseits eine Auseinandersetzung mit theoretischen und architekturhistorischen Texten, andererseits mit architektonischen Projekten aus der jüngeren Architekturgeschichte (Fokus 20. Jh.) im Mittelpunkt stehen. Im Seminar „Aktuelle Tendenzen in der Architektur“ wird die vertiefende Lektüre Josef Franks zeitgenössische Kritik an den „Superblocks“ des Roten Wien ebenso umfassen wie Texte von O.M. Ungers zur Grossform im Wohnungsbau und Rem Koolhaas’ Theorien zur Bigness in der Architektur. Das Textstudium in Form von Kurzreferaten und Diskussionen und die Reflexion in einem eigenen theoretischen Text bilden die Grundlage dafür, ein Problembewusstsein für die Bauaufgabe „Urbane Grossform“ zu entwickeln und zu schärfen. Darauf aufbauend wird an kurzen Texten zu den eigenen Entwürfen gearbeitet. Im Seminar „PotentiaProjektProgramm“ wird anhand von architektonischen Grossform-Konzepten sowohl der Frage nach dem Programm und (sozial)utopischen Potential als auch der architektonischen Figur und dem Ausdruck nachgegangen. Die Auseinandersetzung mit den ausgewählten Projekten erfolgt in Form von zeichnerischen Analysen und typologischen Transformationen, die denkbare Szenarien für eigene Entwurfsideen veranschaulichen. Diese Form der intensiven – gleichzeitig spielerischen – Konfrontation mit einer Bandbreite an Referenzprojekten soll das verfügbare typologische Wissen für die Entwurfsaufgabe nähren. Auf analytischem Weg stellen wir uns somit überlieferten Vorbildern bei gleichzeitiger, experimenteller Auseinandersetzung mit architektonisch-skulpturaler Form. Des Weiteren werden wir nach Möglichkeiten der Darstellung und Symbolisierung fragen und uns dabei den visuellen Qualitäten architektonischer Darstellung widmen: mit dem Fokus auf Bild-Montage werden Grossform-Szenarien für Berlin sichtbar gemacht. „[…] collage has been the ideal tool of the historical avant-garde, because it’s an instrument immediately capable of handling and measuring reality. With collage you can just add or subtract: you can make something new from what you have. You can reinvent the past and create new connections between things and people. I see each collaged image as taking a clear political position. I don’t think they are neutral.“ [Carmelo Baglivo: Collage Capriccios. The Drawings of Carmelo Baglivo, in: uncube, 27. August 2014 http://www.uncubemagazine.com/ blog/14060541]


Le Familistère, Jean-Baptiste André Godin, 1871

Haus der Freundschaft, Hans Poelzig, 1916

Giant Hotel, Henri Sauvage, 1927

Karl Marx-Hof, Karl Ehn, 1927-30

Climat de France, Fernand Pouillon, 1954-57

Unité d’Habitation, Le Corbusier, 1947-52

Hotel Berlin, O. M. Ungers, 1977

Atlanpole, Hans Kollhoff, 1988

Den Hague City Hall, Rem Koolhaas, 1986

Live Forever - Return of the Factory, Dogma, 2013

Stop City, Dogma, 2010

Zentralmoschee, Baukuh, 2013

Referenzprojekte

15

Locomotiva 2, Aldo Rossi, 1963

Sea Terminal Zeebrugge, Rem Koolhaas, 1989

Très Grand Bibliotheque, Rem Koolhaas, 1989

Markthalle Rotterdam, MVRDV, 2014


Workshop Berlin Depot O&O Baukunst 16.03.2015 - 27.03.2015 Hans Gangoly Markus Penell Eva Sollgruber


Workshop Berlin

17


Depotgespräch ‚GROSS BIG URBAN - Was kann die Großform‘ Depot O&O Baukunst 19.03.2015 Konversation mit Jasper Cepl, Architekt und Author Prof. Hans Gangoly, Architekt Nadir Guediri, Projektentwickler Markus Penell, O&O Baukunst


Depotgespr채ch Berlin

19


Vortrag ‚Haus Rucker&Co‘ Depot O&O Baukunst 25.03.2015 Manfred Ortner, Haus Rucker&Co, O&O Baukunst


Vortrag Manfred Ortner „Haus Rucker&Co“

21


Endpr채sentation Graz Rektorzimmer Technische Universit채t Hans Gangoly Markus Penell Gastkritiker Jasper Cepl, Architekt und Author Nadir Guediri, Projektentwickler Jonas Tratz, B체ro FAKT Sebastian Ernst, B체ro FAKT


Endpr채sentation Graz

23



Ausgewählte Entwürfe

Hamann Clara 27 Mellacher Christina 37 Mažuran Morana 47 Andreas Rosian 57 Öhlinger Jakob 67 Läufer Jonas 77 Sattler Michael 85 Koschinski Hannah 95

25



Hamann Clara

27


28


29


choĂ&#x;

es Erdg s s i ndr 1:500 Gru M Grundriss EG

Ansicht

30


31


oß esch elg Reg s s i ndr :500 Gru M1

Schnitt | Block “Hotel” M 1:250

Grundriss OG

chnitt

32


Schnitt 2 | Block “Büro_Auditorium” M 1:250

Schnitt

33


34


35



Mellacher Christina

37


38


39


Grundriss Stadtquartier

Schnitt-Ansicht

40


41


Grundriss Wohnen

Schnitt

42


43


44


45



Ma탑uran Morana

47


Innenraum Pers

Durchlässigkeit der Struktur der GroĂ&#x;form - Durchlassigkeit der gesellschaftlichen Struktur

48


A

mit einer spezifis orientierten Programm einem differenzierten A Wohntypen innerhalb de eine soziale Mischung und durch die Ăśffentlic und die Nutzungsmischu tionen anzureg Prozessen der De entgege

Arhitektonische GroĂ&#x;form als politisches Werkzeug

49


Grundriss EG

Ansicht

50


Pl채ne 1:500

Ansicht West 1:500

51


Grundriss Stadtloggia

Grundriss Wohnen

Schnitt

52


Pläne 1:5

Langschnitt durch die Erschließungen 1:500

53


54


55



Rosian Andreas

57


http://andreas-f-rosian.com/projekt/gleisdreieck-berlin.html

„Schau! A Ufo!“

58


Andreas F. Rosian

31

59


Grundriss EG

1

Grundriss ErdgeschoĂ&#x;

Ansicht

60


15

Grundriss ErdgeschoĂ&#x;

61


Grundriss Türme

Grundriss Erdgeschoß

Schnitt

62


OG 5

OG 6

Grundriss ErdgeschoĂ&#x;

63


64


65



Ă–hlinger Jakob

67


Perspektiven

68


Perspektiven

69


Grundriss EG

Ansicht

70


71


Grundriss OG

Schnitt

72


73


74


75



L채ufer Jonas

77


78


79


Lageplan

Schnitt

80


Grundriss Wohnen - Ausschnitt

81


82


83



Sattler Michael

85



WAY

87


Grundriss EG

GRUNDRISS EG

Ansicht

88


89


Grundriss OG

BEWEGUNGSGESCHOSS

Schnitt

90


91


92


93



Koschinski Hannah

95


96


97


Ansicht

Schnitt

98


Grundriss EG

99



Impressum Broschüre zur Lehrveranstaltung „Projektübung“ SS 2015 Institut für Gebäudelehre Fakultät für Architektur / Technische Universität Graz Lessingstraße 25 / IV 8010 Graz www.gl.tugraz.at https://www.facebook.com/Gebaeudelehre Leitung Hans Gangoly Markus Penell Eva Sollgruber

101




Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.