Gorch Fock Magazin 06

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S e g elschulschiff Gorch Fo c k Bordkameradschaft ehem. Stammbesatzung

Das Gorch Fock Magazin • Ausgabe 6 • Dezember 2010

Ja hresrüc k b l i c k Sail 2010 C rewtreff e n

Einladung nach Wilhelmshaven

Besuch in Hamburg Kleine Rahseglerkunde Nicht nur für Anfänger

w w w. G o rc h F o c k . d e


B

SEGELSCHIFFE Sie haben das mächtige Meer unterm Bauch Und über sich Wolken und Sterne.

Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch Mit Herrenblick in die Ferne.

Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand Wie trunkene Schmetterlinge,

k y

Aber sie tragen von Land zu Land Fürsorglich wertvolle Dinge.

Wie das am Winde liegt und sich wiegt, Tauwebüberspannt durch die Wogen, Da ist eine Kunst, die friedlich siegt, Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.

Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. – Natur gewordene Planken

Sind Segelschiffe. – Ihr Anblick erhellt Und weitet unsre Gedanken.

Joachim Ringelnatz


Vorwort

Inhalt Vorwort 3

Li eb e Leseri n n en u n d Leser,

Jahresrückblick 4

l i eb e K a m era den der B o rdka m eradscha f t!

Crewchef Peter Jacobs resümiert

Die Bordkasse

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Bericht Kassenwart und Schriftführer

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Drei kleine Herbstreisen

Hamburg 10 Allerlei aus der Patenstadt

Ein Seemann auf der Alex 14 Carsten Bauhammer berichtet

Besuch auf der Eagle

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Michael Brzoza in Amerika

Hein Vierkant

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Ein Bordhund und sein „Freund“

Ein Souverän feierte

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Ein Kommandant wird 85

Nordlandreise 1969

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Nicht nur ein Ritt auf den Wellen

Kleine Rahsegelkunde

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Nicht nur für „Sehleute“

Wir nehmen Abschied

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Sail 2010

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Tagebuch von Iris Schmonsees

Todesfall Sarah Seele Weiterer tödlicher Unfall an Bord

Impressum

Spendenkonto

BK „Gorch Fock“ Guido Oeltermann Konto Nr. 151 99 74 BLZ 460 512 40 Sparkasse Burbach-Neuenkirchen

Redaktion Hermann Dirkes Steinbach 14 37581 Bad Gandersheim Telefon (0 53 82) 95 82 91 Info@gorchfock.de Redaktionsteam Das Redaktionsteam besteht aus den Kameraden Peter Schiweck, Reinhard Claves, Hajo Strotkamp, Raimond Ramolla, Michael Brzoza, Manfred Ohde sowie den Vorstandsmitgliedern.

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ordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung Segelschulschiff „Gorch Fock“. Inzwischen mit mehr als 200 Mitgliedern –217, um genau zu sein. Stand 15.12.2010, denn es kann sich täglich ändern …

itglied zu sein in der Bordkameradschaft, bedeutet automatisch, dass man einmal zur Stammbesatzung dieses stolzen Schiffes gehört hat – eigentlich … Denn laut unserer Satzung ist es auch möglich, außerordentliches Mitglied zu werden, wenn dies im Interesse der Bordkameradschaft liegt.

avon wurde in der Vergangenheit Gebrauch gemacht, die mehrheitliche Zustimmung der Crewführung macht dies legitim. Nichtmitglieder in unserer Bordkameradschaft sind in erster Linie Ehefrauen, Witwen von ehemaligen Mitgliedern, Lehrgangsteilnehmer die „das Schiff nicht los lässt“, oder solche, die als Topsgasten an Bord waren und als solche administrativ der „Segelcrew“ zugerechnet wurden. Manche davon länger gefahren als jemand vom „Stamm“.

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uch Kameraden aus der gleichen Marinekameradschaft im Binnenland wurden zum Beitritt eingeladen oder unser Redaktionsmitglied Manfred Ohde, einer der besten „Gorch Fock“-Kenner, der bei einer Fahrt von Vigo nach Kiel mitfahren konnte und unter anderem Autor zweier „Gorch-Fock“-Bücher ist.

rganisiert als Verein, als Marinekameradschaft im Deutschen Marinebund (DMB) allerdings mit Sonderstatus – denn ein Zwang zur DMB-Mitgliedschaft besteht nicht. Wäre aber wünschenswert. Der erste Vorsitzende ist unser „Crew-Chef“. Abgeleitet von Besatzungsmitglied. ür einen deutschen Marineoffizier bedeutet das Wort „Crew“ den Zusammenschluß aller Kameraden, die zum gleichen Zeitpunkt als Offiziersanwärter in die Marine eingetreten sind.

rew bedeutet für uns Mitglieder der Bordkameradschaft auch menschliche Bindung, entstanden in der Zeit der gemeinsamen Fahrenszeit. Beruht ebenso auf Erlebnissen, die man auch zu unterschiedlichen Fahrenszeiten machen konnte. Durch Mitglieder aus allen fünf Jahrzenten sind wir eine generationsübergreifende große Gemeinschaft.

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dmiral Rogge hat einmal in etwa gesagt: „Nicht jeder kann des anderen Freund, aber jeder kann dem anderen ein guter Kamerad sein“. Das sollte auch das besondere Zusammengehörigkeitsgefühl in unserer Bordkameradschaft, in unserer „Crew“ kennzeichnen. Das Einstehen füreinander, wie es auch im besonderen Maße an Bord nötig ist. Dabei hat jedes Alter seine Eigenheiten, bringt neue Erfahrungen und wirft neue Fragen auf. Da ist es schön, sich bei unseren Treffen mit Menschen unterschiedlichen Alters austauschen zu können.

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n diesem Sinne wünsche ich unserer „Crew“ und allen Angehörigen ein gesegnetes Weihnachtsfest, einen guten Start in das neue Jahr 2011 und noch viele, sich anschließende, erlebnisreiche Jahre!

BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Foto: Hermann Dirkes

Jahresplanung 2011

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Pe t e r Ja c o b s

Ja h re s rü ck b lic k Ein Jahr neigt sich dem Ende entgegen und der Crew-Chef blickt –NICHT NUR – zurück. AHOI Kameradinnen und Kameraden! Es ist mal wieder soweit, das Jahr 2010 neigt sich dem Ende zu und ich möchte einen kurzen Rückblick geben. Soviel Außergewöhnliches ist nicht passiert. Sehr gerne lade ich aber alle Kameraden mit Ehefrauen nach Wilhelmshaven ein, wo ich unser nächstes Treffen 2011 organisieren möchte. Auf seine letzte große Reise abberufen wurde unser Kamerad Manfred Imhof am 28.7.2010 im Alter von 72 Jahren. Die Familie Imhof bedankt sich für die tröstenden Worte und für die Geldspenden, die für eine Gravur einer „Gorch Fock“-Silhouette auf dem Grabstein verwendet wurden. Nun noch etwas für unsere älteren Kameraden. Jürgen Morgenstein hatte durch Zufall vom Ableben Ernst Körners, dem ersten Schuhmacher auf der Gorch Fock, erfahren. Mit 97 Jahren hat er seine letzte große Reise angetreten. Obwohl er kein Mitglied unserer Kameradschaft war, haben Jürgen Morgenstern, Manfred Bösenkötter und ich an der Beerdigung teilgenommen, in Vertretung für alle, die ihn kannten. Beiden Verstorbenen werden wir ein ehrendes Andenken bewahren.

Leider müssen wir ebenfalls Abschied nehmen von der Obermaatin Sarah Seele aus Bodenwerder, die im Hafen von Salvador de Bahia (Brasilien) beim Niederentern vom Großtop aus 27 Metern abstürzte. Sie erlag im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen. Diese Nachricht vom 08.11.2010 schmerzt uns besonders auch im Gedenken an Jenny Böken. Am 5.8.2010 waren Hermann Dirkes und ich in Hamburg auf der „Gorch Fock“ eingeladen. Der Empfang durch die Stadt Hamburg zum 50. Geburtstag der „Gorch Fock“ war durch den Tod von Jenny Böken im Jahr 2008 ausgefallen. Wir trafen Kapitän zur See von Stackelberg, Hering und Hinrichsen, mit denen wir uns angeregt unterhalten haben. Kennen gelernt haben wir bei diesem Empfang auch den Enkel des ersten Ersten Offiziers der „Gorch Fock“, Axel von Gernet, der zur Zeit als Offizier auf „unserem Schiff“ segelt. Für unsere DMB Mitglieder habe ich an der A.O. Tagung in Stuttgart teilgenommen. Die Beschlüsse und Ergebnisse dieser Tagung sind in der „Leinen los“ veröffentlicht.

An zwei Landestagungen habe ich teilgenommen. An jeweils sechs Mittwochnachmittagen zwischen 12.30 und 15.30 Uhr habe ich mit Marinekameradschaften aus dem Landesverband in der 4. Einfahrt Werbung für den DMB, „zum Tag der offenen Tür“, gemacht. Nun zu unserem zweijährigen Treffen, dass ich gern in Wilhelmshaven veranstalten möchte. Der Termin ist das Wochenende vom 20.-22.05.2011, den Ablauf stell ich mir folgendermaßen vor: Freitag 20.5.2011 Anreisetag Wer abends noch Lust auf ein Bier hat, Treffpunkt ist auf der „Arkona“, dem Heimschiff der MK Wilhelmshaven, und auf dem davor liegendem Feuerschiff „Weser“. Samstag 21.5.2011 Besichtigung des Marinemuseums und einer neuen Fregatte oder eines Einsatzgruppenversorgers in der 4. Einfahrt und eine Fahrt mit der „Nordwind“ in Richtung Jade-Weser-Port.

G o rc h - F o c k - H a u s Wi l h e l m s h a v e n .

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock


Ehemaliges SM-Boot „Steinbock“

Abends ab 18:30 Uhr treffen wir uns alle im „Gorch-Fock-Haus“, dem Soldatenheim, um unsere satzungsgemäßen Belange zu erledigen. Das Abendessen und der gemütliche Teil des Beisammenseins findet ebenfalls hier statt. Das Gorch-Fock-Haus liegt ca. 10 bis 15 Minuten Fußmarsch von der Arkona entfernt.

Alle Kammern haben fließend warmes und kaltes Wasser. Mittschiffs ist die Dusche auf dem Gang, im Vorschiff gibt es keine Dusche. Die Toiletten sind mittschiffs auf dem Gang und im Vorschiff Steuerbordseite am Niedergang zum Wohndeck. 25,-Euro pro Person mit Frühstück. Jetzt etwas Allgemeines zu den Schiffen:

Sonntag 22.05.2011 Allgemeiner Abreisetag.

Kameradinnen und Kameraden, Ihr müsst bedenken, dass diese Schiffe früher Arbeitsschiffe für normale Seeleute waren, es sind daher keine Luxuskabinen an Bord. Die Kabinen sind klein, einfach ausgestattet und sauber und die Kojen liegen übereinander.

An Übernachtungsmöglichkeiten biete ich folgende Schiffe und Hotels an:

Nun zu den Hotels, sie liegen alle am so genannten Südstrand.

„Arkona“

Heimschiff der MK Wilhelmshaven 16 Doppelkammern 5 Viermannskammern für Einzelfahrer 1 Einmannskammer Alle Kammern haben fließend warmes und kaltes Wasser, Toiletten und Duschen sind auf dem Gang. 25,- Euro pro Person mit Frühstück.

Feuerschiff „Weser“

(liegt 50 Meter vor der Arkona) 12 Doppelkammern Alle Kammern haben nur fließend kaltes Wasser, Toiletten und Duschen sind auf dem Gang. 25,- Euro pro Person mit Frühstück.

„Kapitän Meyer“

ein alter Tonnenleger 12 Doppelkammern, davon 5 Kammern mittschiffs und 7 Kammern im Vorschiff.

Hotel Seerose 6 Einzelzimmer ab 38,- Euro mit Frühstück 11 Doppelzimmer bis 80,-Euro mit Frühstück Hotel Lachs 4 Einzelzimmer 48,-Euro mit Frühstück 8 Doppelzimmer 85,-Euro mit Frühstück Hotel Delphin 2 Einzelzimmer 65,-Euro mit Frühstück 2 Doppelzimmer im Erdgeschoß 45,-Euro pro Person mit Frühstück, 7 Doppelzimmer , 1.Etage, Standard, 47,50 Euro pro Person mit Frühstück Hotel Seestern 8 Doppelzimmer 45,-Euro pro Person mit Frühstück. Bei den Hotels am Südstrand ist folgendes zu beachten. Seit dem 23.9.2010 ist die KaiserWilhelm-Brücke für zwei Jahre gesperrt. Somit ist der Weg (von der Arkona aus gerechnet) zu den Hotels um etwa 2,5 km länger,

da man um den Innenhafen fahren muss. Es gibt natürlich in der näheren Umgebung der Arkona auch andere Hotels, die sind aber entsprechend teurer. Anmeldeschluss ist der 31.01.2011 Liebe Kameradinnen und Kameraden, ich hoffe, ich kann Euch im nächsten Jahr in Wilhelmshaven begrüßen und wir können ein paar schöne Stunden verleben. Zu guter Letzt möchte ich Euch und Euren Familien ein schönes und geruhsames Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Neue Jahr 2011 wünschen. Darüber hinaus schließe ich im Namen der Bordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung „Gorch Fock“ in diese Weihnachtsgrüße und Wünsche zum Jahreswechsel alle Angehörigen der Bundeswehr und der Deutschen Marine mit ein. Insbesondere diejenigen, die sich fern der Heimat im Einsatz befinden. Im Einsatz, fern der Heimat, befindet sich auch unsere alte Lady „Gorch Fock“ und ihre Besatzung. Sie sind auf dem Weg um das Kap Hoorn und werden Weihnachten auf See verbringen. Wir wollen hoffen, dass am Heiligen Abend ruhige See ist und die Köche einen guten Festtagsbraten gezaubert haben, damit das Heimweh nach Familie und Tannenbaum etwas gemildert wird. Wir wünschen Euch weiterhin eine gute Reise und eine glückliche Heimkehr. Mit kameradschaftlichen Grüßen Fotos: Hermann Dirkes

Die Abfahrtzeiten sind noch nicht festgelegt, sie werden vor Ort bekannt gegeben. Für die Besichtigung der Schiffe brauche ich die Personalausweisnummer von jedem und den letzten Dienstgrad (aktive und ehemalige Soldaten).

Peter Jacobs

BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Ka ssen berichte Bericht des Kassenwartes zum 31.12.2009 Liebe Kameraden, ich freue mich besonders, euch in diesem Jahr zum ersten Mal als Kassenwart unserer Bordkameradschaft berichten zu dürfen. Die Prüfung unserer Bordkasse für 2009 fand im O-Heim in Wilhelmshaven statt. Die Entwicklung sieht wie folgt aus: Einnahmen 2009 9.674,79 € Ausgaben 2009 6.084,05 € Der Kassenbestand zum 31.12.2009 beläuft sich auf 3.590,74 €. Die Einnahmen setzen sich zum größten Teil zusammen aus Spenden und DMB-Beiträgen.

Die Ausgaben setzen sich zusammen aus DMB-Beiträgen, Crew-Treffen sowie Zahlungen an die Barkasse des Schriftführers. Insgesamt stehen wir auf einer gesunden, finanziellen Grundlage. Gleichwohl möchte ich noch einmal an alle Mitglieder des DMB appellieren, den fälligen Jahresbeitrag zu Beginn eines Jahres auf unser Bordkonto zu überweisen.

Bericht des Schriftführers zum 31.12.2009 Liebe Kameraden, die von mir geführte Nebenkasse (Bankkonto und Barkasse) wurde ebenfalls geprüft, der Bericht der Kassenprüfer wurde in Kopie der Weihnachtspost beigefügt. Die Kassenbewegungen sehen wie folgt aus: Anfangsbestand (25.11.2008) 805,14 € Einnahmen 2009 4.623,60 € Ausgaben 2009 4.839,80 € Kassenbestand (31.12.2009) 588,90 € Die Einnahmen setzen sich zum größten Teil aus Zahlungen aus der Hauptkasse (4.200,00 €) und Spenden (423,60 €) zusammen. Die größten Posten der Ausgaben bilden die Druckkosten des Bordmagazins, für 2008 = 1.175,00 € (bezahlt im Februar 2009) und für 2009 = 1.130,00 €, bezahlt im Dezember 2009. Für Namensschilder und Aufkleber wurden 283,13 € ausgegeben. Weitere hohe Kosten (934,45 €)entstehen für allgemeine Portokosten und Versand der Magazine und der Weihnachtspost (auch hier für 2008 und 2009), wo-gegen die Ausgaben für Briefumschläge, Versandtaschen und -material (45,02 €) eher als gering anzusehen sind. Als Sonderausgaben schlugen die Kosten für das Kondolenzbuch mit 268,43 € zu Buche, die sich aus Digitaldruck und Buchbinderkosten zusammensetzen, die jedoch durch gesonderte Spendeneinnahmen durch Nicht-BKMitglieder mehr als abgedeckt wurden. Die Gestaltung wurde von mir ehrenamtlich ausgeführt. Für Papier und Tinte sind die Kosten mit 166,80 € eher hoch, es wäre deshalb sinnvoll über die Anschaffung eines BK-eigenen Farblaserdruckers nachzudenken, der Toner hierfür wäre günstiger als die teure Tinte. Kosten für Geräte, wie Computer, Scanner, Drucker und Büromaterial fallen nicht an, da dieses von mir gestellt wird. Dies gilt auch für die Kommunikationskosten. Zum Abschluss noch ein offenes Wort zur sehr erfolgreichen Internetpräsentation www.gorchfock.de, die immer mehr Besucher hat und der Bordkameradschaft von mir zur freien Nutzung zur Verfügung gestellt wird.

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

2009 hatten wir 148.826 Besucher auf der Seite, das sind durchschnittlich 12.400 Besucher monatlich, mehr als 400 Besucher täglich. 2010 eine deutliche Steigerung: Bislang 195.366 Besucher, also pro Monat ca 17.000, was einem täglichen Aufkommen von 566 Besuchern entspricht. Jeder Seitenaufruf, jedes herunter geladene Bild verursacht jedoch „Traffic“ und damit Kosten. Kosten von mehr als 2.000,00 € pro Jahr, die von mir getragen werden. Deshalb habe ich mich entschlossen, die Seiten ab 2011 interessierten Firmen für Bannerwerbung zur Verfügung zu stellen. Aufgrund der enormen Zugriffe hat sich das anfängliche „Hobby“ inzwischen zu einer kostenintensiven „Liebhaberei“ mit einem nicht zu unterschätzenden Zeitaufwand gemausert. Vielleicht kann ja hier eine gewisse „Hilfestellung“ geleistet werden. Vielleicht hat man ja jemanden im Bekanntenkreis mit entsprechenden Interessen und kann hier eine Empfehlung aussprechen. Hilfreich war auch die bisherige Unterstützung durch die Bestellungen im Gorch-Fock-Shop, für die ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanke.

Vo n l i n k s : K l a u s P e t e r H o f f s t e t t e r, G u i d o O e l t e r m a n n , Günter Schwellnus, Hermann Dirkes, Norbert Dietl.


Im Spiegel der Zeit: Die Crew X/62

Mit der GORCH FOCK in die Karibik Die seemännische Grundausbildung der BOA’s auf dem Segelschulschiff GORCH FOCK der sollte uns mit den Elementen, mit See und Wind, mit denen es wir künftig in unserem Beruf zu tun haben sollten, vertraut machen. Sie sollte uns zeigen, wie abhängig der Mensch von der Natur und ihren Gewalten ist. Bewusst sollten wir in Situationen geführt werden, die uns unsere Grenzen erkennen ließen. Wir sollten Vertrauen in die eigene Kraft gewinnen und erkennen und zugleich erleben, dass die Gruppe stärker ist als der einzelne. Härte gegen sich selbst, Zähigkeit und Mut, Verantwortungsbewusstsein, Entscheidungsfreudigkeit und Kameradschaft sollten gefördert werden. Oberstes Ziel war die Charakter- und Persönlichkeitsbildung. Wir lernten das seemännische Handwerk von der Pike auf kennen – die Arbeit in der Takelage, dem „ Gehölz“, den Umgang mit Leinen, Spleißen, „Pönen“ und vor allem Reinschiff. Mit dabei war stets Whisky, der Bordhund. Nur bei Partys kam er an „die Kette“, weil er einmal während eines solchen „ events“ nach einer Dame geschnappt haben soll. Hunde an Bord, waren damals durchaus noch üblich. Auf fast allen Schulschiffen gab es einen derartigen vierbeinigen Begleiter. Stets haben es die Bordhunde geschafft, beim Auslaufen wieder rechtzeitig an Bord zu sein, brauchten aber meist Tage, um sich von den Strapazen des „ Landgangs“ zu erholen. Bei der Ankunft auf GORCH FOCK merkten wir schnell, dass die ruhigen und gemütlichen Tage von Bremerhaven der Vergangenheit angehörten. Wir 45 OA’s waren eingeteilt in vier Korporalschaften und bildeten eine Segelwache, die Steuerbord II. Divisionsleutnant und zugleich Segeloffizier war der damalige Leutnant zur See von Schnurbein. Zusammen mit der Backbord II Segelwache gehörten wir zur II. Division. Divisionsoffizier und zugleich Kadettenoffizier war Kapitänleutnant von Stackelberg. Kommandant zu unserer Zeit war Kapitän zur See Engel, Erster Offizier Korvettenkapitän von Witzendorf. Zusammen mit uns waren auf dieser Reise 150 Unteroffizieranwärter der seemännischen Laufbahn eingeschifft. Die Station der Offizieranwärter war der Großmast. Untergebracht waren wir im sog. Kadettendeck an Steuerbordseite. Geschlafen wurde in Hängematten, zweistöckig übereinander. Tagsüber waren die Hängematten in der Hängemattslast verstaut, so dass Platz war für die „ Backen und Banken“, die nachts, oder wenn sie tagsüber nicht benötigt wurden, unter der Decke festgelascht wa-

ren. Der Spindraum für die Unterbringung unserer persönlichen Ausrüstung war knapp bemessen, mit Wehmut dachten wir an unsre großen Spinde in Glückstadt und Bremerhaven zurück. Nach einer intensiven Segel- und seemännischen Ausbildung, unterbrochen von einer kurzen Dockzeit und der Osterdienstbefreiung, verließen wir am 22. April 1963 Kiel - verabschiedet vom Kommandeur Schulschiffe, Kapitän zur See Ehrhardt, dem Vater unseres Crew Kameraden Wolfgang Ehrhardt, und einem Musikzug der Marinemusikkorps Ostsee. Durch den Nord - Ostsee - Kanal, die Nordsee und den Englischen Kanal ging es, meist unter Segeln, nach Las Palmas. Der Landgang in diesem ersten Auslandshafen, damals war die Insel noch nicht von deutschen Urlaubern überlaufen, und die Empfänge an Bord und Land waren ein Erlebnis - so hatten wir uns das Marineleben vorgestellt. Die schönen und interessanten Tage auf dieser Insel wurden allerdings überschattet vom Tod eines Kameraden beim Auslaufen. Beim Niederentern verlor er das Gleichgewicht und fiel über Bord. Die Verletzungen, die er sich bei diesem Sturz zuzog waren tödlich. Sein Tod traf uns wie ein Schock erstmals hatten wir mit dem Tode Bekanntschaft gemacht. Trotz dieses Unglücksfalls liefen wir drei Stunden später wieder aus und nahmen Kurs auf die Karibik. Beim Aufentern und bei den Arbeiten in der Takelage gingen wir nun erheblich umsichtiger vor. Unter Segeln ging es mit dem Passat St. Thomas entgegen, einer Insel in der Karibik, die zu der unter US Herrschaft stehenden Inselgruppe der Virgin Islands gehört. Segelwache, Reinschiff, Schiffspflege, Rollendienst, Unterricht füllten die Tage aus. Durch die Schiffspresse, die die Funker aufnahmen und die in den Decks verteilt wurde, erfuhren wir, was in der großen und weiten Welt geschah. Viel Zeit zum Nachdenken gab es nicht. Die Tragweite des Besuchs von Kennedy in Berlin und sein Bekenntnis, er sei stolz, als freier Mann sagen zu können:“ Ich bin ein Berliner“ haben wir damals wohl kaum erfasst. Für Abwechslung hingegen sorgten das abendliche Singen während der Reinschiffrunde und ein großes „ Atlantik Sportfest“. Wenn es das Wetter erlaubte, wurden am Wochenende an Oberdeck Filme gezeigt. Es war schon abenteuerlich, wo sich die interessierten Zuschauer überall niederließen, um einen „ best view“ zu haben. Um uns den nötigen gesellschaftlichen Schliff beizubringen, bzw. uns an unsere teilweise schon verloren gegangenen Manieren wieder zu erinnern, wurden wir ab und zu in die Offiziermesse eingeladen.

In der Freizeit wurde fleißig „Logbuch geschrieben“. Für die Führung dieser Logbücher gab es detaillierte Anweisungen. Sie folgten denen der Kaiserlichen Marine fast buchstabengetreu. Auch dieses private Logbuch war ein „ Dienstbuch“, wurden wir belehrt. Es war mit Tinte und in gut leserlicher Schrift zu schreiben und dauernd in gutem Zustand zu halten. Skizzen und Zeichnungen, sogenannte Malings, wurden für besonders wertvoll erachtet und waren dem Text „ zahlreich“ beizufügen. Fotographien und Ansichtskarten „durften“ zur Belebung eingeklebt werden. Kritik in dienstlichen Angelegenheiten hatte zu unterbleiben. Damals, vor 40 Jahren, war das Führen dieser Bücher häufig eine Qual. Die Logbücher wurden sorgfältig vom Divisionsleutnant und Kadettenoffizier kontrolliert, ohne ein gutgeführtes Logbuch gab es keinen Landgang. Heute sind diese Bücher eine schöne Erinnerung und lassen auch das wieder wach werden, was damals nicht eingetragen wurde bzw. nicht eingetragen werden konnte. Nach gut zwei Wochen waren wir am Ziel. Unter vollen Segeln liefen wir in den Hafen von Charlotte Amalie auf St. Thomas ein. Die Landschaft war überwältigend, aber auch der Luxus dem wir dort begegneten. Der Dienst erschöpfte sich meist nur in einem kurzen Reinschiff, danach hatten wir, sofern wir nicht zur Wache eingeteilt waren, Landgang - das war die andere, die „Schokoladenseite“ der Zeit auf GORCH FOCK. Nach einer Woche auf dieser herrlichen Insel ging es unter Segeln, lediglich unterbrochen von einem kurzen Zwischenstopp in San Juan auf Puerto Rico, in die Heimat zurück. Erst im Englischen Kanal wurden die Segel festgemacht. Mit Motorkraft ging es durch das Skagerrak und das Kattegatt nach Kiel. Wir waren stolz wie die Spanier, hatten wir doch den Atlantik nur unter Segeln überquert. Um unseren Stolz nicht ins unermessliche schießen zu lassen, erinnerte der Kommandant daran, dass uns auf dieser Reise schlechtes Wetter erspart geblieben war, aber das tat der Freude keinen Abbruch In Kiel kamen wir gerade noch rechtzeitig zur Kieler Woche. Wir wurden begrüßt vom Kommandeur des Zentralen Marinekommandos, Flottillenadmiral Adalbert von Blanc, und dem Kommandeur der Schulschiffe. Der legendäre Graf Luckner, der Seeteufel, kam an Bord, der NDR widmete der Reise eine Sendung. Danach ging es in Heimaturlaub. Mit freundlicher Genehmigung: Die Crew X/62, Im Spiegel der Zeit Gerd Frorath, Dieter Matthei, Hans W. Worringer BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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J a h re sp lanung 201 1 Am 2. Januar läuft die „Gorch Fock“ in Montevideo aus, um nach einem Aufenthalt in Ushuaia (14.-16.1.11) die erste Umrundung von Kap Hoorn zu bewältigen. Rechtzeitig zur Kieler Woche und nach gut zehn Monaten wird die „Gorch Fock“ dann gegen Ende Juni 2011 zur Kieler Woche zurück erwartet. Nachstehend die bis jetzt bekannte Planung: 29.12. - 02.01.2011 Montevideo / Uruguay 05.02. - 10.02.2011 Puerto Montt / Chile 01.02. - 05.03.2011 Trujillo, Venezuela 23.03. - 27.03.2011 Acapulco, Mexiko Panamakanal 12.04. - 16.04.2011 Cartagena, Kolumbien 27.04. - 04.05.2011 Fort Lauderdale, Florida 13.05. - 17.05.2011 Hamilton, Bermudas 03.06. - 06.06.2011 Ponta Delgada, Azoren Einlaufen Kiel zur Kieler Woche am 26. Juni 2011.

06.10.2011 Auslaufen Kiel 14.10. - 17.10.2011 Helsinki / Finnland 21.10. - 24.10.2011 Tallin / Estland 03.11.2011 Einlaufen Kiel 17.11.2011 Auslaufen Kiel 08.12. - 12.12.2011 Kopenhagen / Dänemark 16.12.2011 Einlaufen Kiel Alle Angaben ohne Gewähr!

Nach den Urlaubstörns am 11.08.2011 Verlegungsfahrt von Kiel nach Rostock zwecks Teilnahme an der Hansesail (12.13.08.2011). 14.08.2011 Einschiffung der Segelcrew in Rostock und am 15.08.2011 Verlegungsfahrt von Rostock nach Kiel.

Herbstreisen 25.08.2011 Auslaufen Kiel 03.09.- 06.09.2011 Faroer 15.09. - 18.09.2011 Göteborg / Schweden 22.09.2011 Einlaufen Kiel

S üd am eri karei se 2 0 1 0 /2 0 1 1 8

BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock


Gorch Fock Kalender Der Gorch-Fock-Kalender 2011 hat das Thema „Die Kommandanten“. Das Erscheinungsbild wurde komplett überarbeitet. Die Größe (440 mm x 345 mm) ist im Prinzip gleich geblieben, erstmalig wurde der Kalender jedoch im Querformat gestaltet, was deutliche Vorteile mit sich bringt: Es stehen nun ZWEI Seiten pro Monat zur Verfügung. Der Wandkalender besteht aus einem Deckblatt und einer Seite mit der Übersicht aller bisherigen 12 Kommandanten. Es folgen 12 Monatsseiten sowie 12 Seiten, auf denen die Kommandanten in chronologischer Reihenfolge einzeln vorgestellt werden, begleitet mit Fotos aus der jeweiligen Dienstzeit. Gezeigt werden neben aktuellen Fotos der „Gorch Fock“ Dank der freundlichen Genehmigung der Thyssen-Krupp (ehem. Blohm & Voss) bislang unveröffentlichte Farbfotos aus der Bauzeit und den ersten Fahrten, sowie Fotos vom Bordalltag, auf denen sich sicher einige „Ehemalige“ wieder erkennen werden. Der Preis beträgt wie in den vergangenen Jahren: 21,00 Euro zzgl. 5,50 Euro Versand.

Fotos: und Illustrationen Hermann Dirkes

Der Kalender kann beim Schriftführer per Telefon unter (0 53 82) 95 82 91 oder per E-Mail info@gorchfock.de bestellt werden.

BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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B e s u ch im In ter n a t i o n a l e n Mari t i men Mu s eu m i n Ha mbu r g

Das Museum ist in der Speicherstadt im Hamburger Hafen gelegen, inmitten der boomenden Hafen-City, die städtebaulich eines der Prestige-Objekte der Freien und Hansestadt Hamburg ist.

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Der Gründer des IMMH, Professor (h.c.) Peter Tamm, hat seine umfangreiche Sammlung von Exponaten aller Art (Schiffsmodelle, Uniformen, Bilder) gestiftet und damit der Stadt Hamburg ein einzigartiges Museum ermöglicht. Auf mehreren Decks sind unterschiedliche Abteilungen untergebracht, die thematisch gegliedert durch die Welt der Seefahrt führen. Hier kann der interessierte Besucher etwas über Schiffbau, Navigation oder auch historische Seeschlachten erfahren. Besonders interessant ist natürlich für alle „Gorch Fock“- Fahrer alles, was mit Segelschiffsfahrt zu tun hat. Hervorzuheben hier aus meiner Sicht, die sehr beeindruckende Präsentation des Kampfes der Windjammer mit Wind und Wetter bei der Umrundung des Kap Hoorn.

Kurz und gut: Das IMMH ist auf jeden Fall einen Besuch wert und sollte daher bei allen Hamburg-Besuchern unbedingt auf der „things to do list“ stehen. Wenn Mitglieder der BK oder auch aktive „Gorch Fock“ - Fahrer einen Besuch im IMMH planen und auch gern eine interessante Führung genießen wollen: Einfach bei der Anmeldung im Museum darum bitten, die Führung von Herrn Schaller durchführen zu lassen. Heri Schaller ist gern bereit, sich den Fragen der Fachleute zu stellen! Peter Schiweck

Fotos: Michael Brzoza, Peter Schiwek.

Am 20.03.2010 bot sich Michael Brzoza und mir die Gelegenheit, mit Angehörigen, Kollegen und Bekannten einen Besuch im IMMH mit einer kompetenten Führung zu genießen. Die Führung wurde durchgeführt von Fregattenkapitän Heri Schaller, der mit mir 1979/1980 auf der „Gorch Fock“ als Segeloffizier die Prot.-Kammer teilte, Mitte der achtziger Jahre als Divisionsoffizier auf der Bark fuhr und heute an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg als Dozent tätig ist. Ehrenamtlich macht er Führungen im IMMH.


70er-Tre ffe n in Ha mbu r g

Mit „Bundt´s Gartenrestaurant“ in Neuenfelde, im Alten Land, hatte Klaus ein vortreffliches Quartier ausgemacht. Im Laufe des Freitagnachmittags trudelten 15 Ehemalige und ihre Beiboote (Ehefrauen) in der Unterkunft ein. Der Tag endete mit sehr viel Klönschnack in geselliger Runde bei leckeren Getränken. Nach ausgiebigem Frühstück brachte uns die Fähre zu den Landungsbrücken.

Mit dem ehemaligen Lotsenschoner „Elbe V“, den Klaus für 6 Stunden geschartert hatte, ging es unter Segeln bei herrlichem

Sonnenschein bis zur SchiffsbegrüßungsAnlage „Willkomm-Höft“ in Schulau. In Höhe Blankenese konnten wir mittels ausgesetztem Schlauchboot den Schoner von der Seeseite aus fotografieren. An Bord konnten wir Hand mit anlegen oder einfach nur die Fahrt genießen. Neben dem zünftigen Erbseneintopf gab es Kaffee und Kuchen. In Höhe der Landungsbrücken wurden auf der Rückfahrt noch einmal die Kameras gezückt, um die in der herrlichen Nachmittagssonne liegende „Gorch Fock“ abzulichten. Der Abend im Hotel in Neuenfelde verging wie im Flug mit Klönen und geselligem Beisammensein. Bei dieser Gelegenheit wurden Kameraden von Klaus animiert doch Mitglied bei der Bordkameradschaft Motoryacht Tromp zu werden, die der „Gorch Fock“ sehr nahe steht und die ein oder andere Begleitfahrt schon durchgeführt hat. Verschiedene Vorschläge für das Treffen 2011 wurden diskutiert. Alle waren sich einige, dass es immer wieder schön ist, wenn sich „alte Kameraden“ treffen. Also Klaus, noch einmal im Namen der Kameraden und der Beiboote ( unsere lieben Frauen) herzlichen Dank für ein wunderschönes Wochenende in Hamburg. Ich fände es gut, wenn es mehr solcher Treffen der unterschiedlichsten Jahrgänge gäbe, um dann dieser Stelle darüber zu berichten Hajo Strotkamp BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Fotos: Hajo Strotkamp

Hervorragend organisiert war das Treffen der 70er durch Klaus Schmidt, der vom 6.-8. August nach Hamburg geladen hatte.

Im Vorfeld war ein Termin mit dem Kommandanten der „Gorch Fock“, Kpt. zur See Norbert Schatz abgesprochen, der uns vor dem offiziellen „open Ship“ an Bord empfangen wollte. Als Gastgeschenk überreichte Albert Ochs eine aus Tauwerk von ihm geknüpfte Schildkröte, die als Stifthalter dienen kann. Eine zuvor gesammelte Spende für ein zünftiges Bordfest wurde dem 1. Offizier KKpt. Markus Hey und HBtsm. Haack übergeben. Der Kommandant, der für weitere repräsentative Verpflichtungen zur Verfügung stehen musste, bedankte sich sehr herzlich. In drei Gruppen, durch Hbtsm. Haack aufgeteilt, führten uns Besatzungsmitglieder über „unser“ Schiff. Ein reger Austausch über das „Gestern“ und „Heute“ mit den vielen Veränderungen an Bord schlossen sich an.


Mi c h ae l B r z o z a

Ein Wiedersehen nach über 20 Jahren in Hamburg

Genau vor 52 Jahren, am 23. August 1958 wurde das Segelschulschiff der Marine in Hamburg bei Blohm & Voss getauft. Die „Gorch Fock“ wurde Patenschiff von Senat und Bürgerschaft. Per Handschlag übernahm der damalige Bürgermeister der Hansestadt diese Patenschaft. Die damals 14-jährige Ulli Kinau taufte das Schiff auf den Künstlernamen ihres Onkels Johann Kinau. 1989 zum 800. Hafengeburtstag machte das Segelschulschiff im Hamburger Hafen fest. Der geplante Hamburg-Besuch 2008 zum 50. Geburtstag der Bark musste leider wegen des Todesfall an Bord (Jenny Böken), abgesagt werden. Nach über 20 Jahren, vom 5. bis zum 8. August 2010 konnten die Hamburger ihr Schiff im Hafen wieder begrüßen. Direkt

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

neben dem Segler „Rickmer Rickmers“ liegend, nutzen 10.000 Besucher ein „open ship“, um sich über das Leben und die Arbeit an Bord zu informieren. Harte Arbeit für die Stammbesatzung und die Ausbildungscrew, die viele Fragen geduldig beantworteten. Für die Besatzung selber hatte die Hansestadt viele Events organisiert. Ein feierliches Galadinner im großen Saal des Rathauses, Besichtigung des HSV-Stadions und Gespräche mit den Fußballstars des Vereins waren einige Höhepunkte. Für viele ein unvergessliches Erleben einer pulsierenden Hafenstadt. Verabschiedet wurde die „Gorch Fock“ vom Präsidenten der Bürgerschaft Dr. Lutz Mohaupt

bevor sie am Sonntag gegen 10.00 Uhr bei Nieselregen ablegte. Peter Schiweck, der das Schiff bestens kennt, und ich beobachteten dann an der Spitze Finkenwerders, im Gorch-Fock-Park das Auslaufen des Schulschiffes. Mit Motorkraft strebte sie dem offenen Meer entgegen und schien klar machen zu wollen, dass ihr Platz nicht der Hafen, sondern das Meer sei. Fotos: Michael Brzoza, Peter Schiwek.


Bilderbogen vom Empfang in Hamburg DMB-Präsident Karl Heidt und Gemahlin, Crew-Chef Peter Jacobs.

Taufpatin Uli Kinau mit Matrosen „ihrer“ GORCH FOCK.

Ein ausgedienter Block – perfekt für Präsentationzwecke.

Die Kombüse präsentierte Meeresfrüchte vom Feinsten.

Decksmeister Hauptbootsmann Steffen Kreidl.

Neues stehendes und laufendes Gut.

Fotos: Hermann Dirkes

Kapitän v. Stackelberg mit dem Presseoffizier von Gernett, Enkel des 1. IO.

Hauptgefreiter Finn Blaas. BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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C ar s t en B a u h a m m e r

Seefahrt wie in alten Zeiten – oder nach 15 Jahren wieder ein Törn auf der „Alexander von Humboldt“

Die Grundausbildung auf Borkum mit der Verwendung SE 11 war entscheidend für die danach erfolgte Abkommandierung zur „Gorch Fock“. Die Zeit von Anfang 1989 bis Ende 1990 waren geprägt und verbunden mit unvergesslichen Erlebnissen auf der Bark. Nach Beendigung meiner Dienstzeit arbeitete ich wieder als Maurer. Meine Gedanken waren aber immer wieder auf „See“. So nahm ich Kontakt auf zum Büro der Deutsche Stiftung Sail Training in Bremerhaven, kurz DSST genannt. Die „Alexander von Humboldt“ wurde so für einige Törns mein Zuhause. 1994 ging das Schiff zur Generalüberholung in die Werft. Als festes Stammmitglied auf der „Alex“ wie das Schiff kurz genannt wird, konnte ich viel Gelerntes von der „Gorch Fock“ bei der Erneuerung aller Segel und Tampen einbringen. Durch den ehemaligen Kommandanten der “Gorch Fock“ Immo von Schnurbein wurde mir durch Zufall eine Anstellung als Matrose auf dem Passagiersegler „Lili Marlen“ der Reederei Deilmann angeboten.

Eine schwere Zeit für mich! Im Jahr 2000 hatte ich mit meinem Motorrad einen schweren Verkehrsunfall. In den beiden folgenden Jahren waren verschiedene Krankenhäuser und Reha-Kliniken mit meiner Genesung beschäftigt. Für 7 Monate war ich an den Rollstuhl gefesselt. Eine Fortbildung zum Qualitätsfachmann und Qualitätsmanager, diverse Weiterbildungs- und Sprachkurse brachten mir eine Anstellung bei einem Automobilzulieferer. Hier erzählte mir ein Arbeitskollege, dass er zu seinem 50. Geburtstag einen Törn auf der „Alex“ als Geschenk bekommen hatte.

Die neue Herausforderung auf der „Alex“! Als Leichmatrose konnte ich wieder anheuern und nach meinem ersten Törn hatte ich die Möglichkeit wieder als Matrose zu fahren. Das war eine tolle Nachricht für mich.

Als Leichmatrose und Mitglied der Stammbesatzung fand ich mich sehr schnell wieder BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Die Begrüßung durch den Kapitän, das Briefing, die Einteilung der Kojen und der Wachen und alle anderen, für die Besatzung wichtigen und notwendigen Aufgaben, wurden besprochen.

Alte Erinnerungen kamen auf und ich fasste den Beschluss, nochmals über das Büro der DSST Kontakt zum Segelschiff aufzunehmen.

6 Wochen Zeit blieben mir nur um mich auf diese neue Herausforderung einzustellen. Die Ausrüstung musste ich zusammentragen und mein Körper auf die Anstrengungen hin vorbereitet und fit werden. Eine 4 m hohe Leiter diente mir als Trainingsgegenstand. Mit nun 41 Jahren war ich schon nervös und gespannt darauf, wie ich mit der Situation an Bord fertig werden würde. Mit dem Flugzeug ging es nach Las Palmas auf Gran Canaria. Dort traf ich im Flughafen schon auf einige „Alexianer“, die mich im Taxi mit zum Liegeplatz nahmen.

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ein in die Bordroutine. Mir kam es so vor, als wenn ich nie von Bord gewesen wäre.

Die komplette Besatzung hält den Schiffsbetrieb ehrenamtlich aufrecht! Mit den Trainees, den Gästen an Bord, wurde die Bordroutine, Sicherheitsbestimmungen und Segelmanöver inkl. der Begriffe besprochen. Das Auslaufen erfolgte planmäßig am nächsten Tag. Kaum 5 Meilen auf See hieß es: „ all Hand´s an Deck zum Segelsetzen“! Alle Topsmatrosen waren erstklassige Leute mit tollen Führungsqualitäten. Die Törns der „Alex“ dauern 7 Tage, davon 5 Tage unter Segeln. So hatten alle an Bord die Möglichkeit zu schwimmen, Rettung von Personen aus dem Rigg oder „Mann über Bord“ Manöver zu trainieren.

Fotos: Carsten Bauhammer

Meine Zeit als Seemann begann nach der Musterung und dem Eignungstest, der meine Verwendung für die Marine feststellte.


Die Wachwechsel hatten einen besonderen Ablauf: Die aufziehende Wache stellte sich an der Backbordseite auf, die abziehende Wache an der Steuerbordseite. Der Steuermann der aufziehenden Wache verabschiedet die Abziehende Wache mit den Worten: „Verfang Rut and Utkiek, wech die olde Wach“. Der Topsmatrose brüllt dann zu seiner Wache „ 1“ „ 2 „! Die abziehende Wache schreit dann gemeinsam: „Goude Wach“! Der Topsmatrose der aufziehenden Wache erwidert mit lauten Worten: „Und wir dazu“. Die aufziehende Wache brüllt dann: „Goude Ruh“! Die Topsmatrosen haben noch die Aufgabe, die Segelanzahl und Segelstellung sowie die durchgeführten Segelmanöver zu nennen. Jeder der Trainees und Stammbesatzung geht wechselweise je eine halbe Stunde ans Ruder und eine halbe Stunde Ausguck.

Das System der „Alex“ Wenn man einige Törns auf dem Segler gefahren ist, kann man eine Prüfung zum Leichtmatrosen machen. Als solcher bezahlt man nur 50% der Kosten, die man als Trainee (Gast) bezahlt. Nach weiteren Fahrten und einer entsprechenden Ausbil-

Noch ein Anekdötchen.

dung an Bord, kann die Matrosenprüfung gemacht werden und fährt dann „Hand gegen Koje“. Dazu bezahlt man nur noch eine Pauschale von 5,00 € pro Tag. Die Prüfungen werden vom jeweiligen Kapitän und den Topsmatrosen abgenommen. Zum Topsmatrosen wird man nach entsprechenden Bewährungen befördert. Im Jahre 2006 umrundete die „Alexander von Humboldt“ zwei mal Cap Hoorn und zwei fahrende Kapitäne wurden in die Riege der fast ausgestorbenen „Cap Hoorniers“ aufgenommen. Ich jedenfalls habe mich wieder neu verliebt in das Schiff und in die Seefahrt. Ehrenamtlich, wie alle in der Stammbesatzung, werde ich diese gute Sache weiter unterstützen. Viele Menschen sollen und müssen die Möglichkeit haben, das Leben auf einem Segler zu erfahren. Bei mir heißt es:

„Einmal Seemann, immer Seemann“! Carsten Bauhammer

Die Planungen waren weit fortgeschritten und der Termin für das Großereignis rückte immer näher. Unser damaliger Bundespräsident Gustav Heinemann sollte für eine mehrtägige Ausfahrt zu uns an Bord der „Gorch Fock“ kommen. Damit nun alles glatt läuft und nicht in letzter Minute noch ein Fehler passiert, wurde eine große Generalprobe für die Boarding-Zeremonie angesetzt. Fallreepsgasten gingen in Stellung, die Besatzung trat in Formation an Deck an und selbst die Doubles für das Präsidenten Ehepaar wurden gefunden. Fiete Schneider und unser Bäcker Kamphausen wurden dazu abgestellt. Albert Ochs und ich enterten auf die Bramsaling und bereiteten den Kommandowechsel vor. Präsidentenstander anstecken und aufgerollt vorheißen. Unsere Doubles kamen eingehakt und gemächlichen Schrittes auf die Blücherbrücke. Als sie die Vorleinen erreichten setzte der Hornist ein und bließ „Front nach Backbord“. Für Albert und mich das Signal den Flaggenwechsel durchzuführen. Der Kommandantenwimpel wurde niedergeholt und der Stander aufgerissen. Ein Urschrei des Kdt., der bis KielLeuchtturm zu hören war, gab dem ganzen Ablauf ein plötzliches Ende. Was war passiert: Eigentlich hat alles gut funktioniert, einziges Manko, der Adler hing mit den Füßen nach oben am Masttopp. Auf dem Hüttendeck holten wir uns den fälligen Anschiss. Wir erklärten die Situation. Es war nicht genau zu erkennen, wo oben und unten bei dem Stander waren, weil an beiden Ecken ein Auge zum Anstecken der Flaggleine angebracht war. Der Fehler wurde anschließend in der Segellast behoben. An der unteren Seite wurde ein Bändsel angenäht. Bleibt bis heute die Frage offen: war da etwa Absicht im Spiel??

Ende November besuchte ich Kapt. Freiherr von Stackelberg zu Hause und gab unter anderem diese Story zum Besten. Er hatte seinen Spaß dabei und meinte: das sollte unbedingt ins nächste Bordmagazin.

Hajo Strotkamp BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Ha n s Z i e h e r

American Sail Training Association

Zu einem in unseren Breiten vielleicht weniger bekannten Segelschiffstreffen trafen sich, im Rahmen der von der American Sail Training Association veranstalteten Great Lakes United TALL SHIP Parade 2010 Ende Juli, neun Großsegler in DULUTH/USA. Eine Veranstaltung, die sich Zehntausende von Besuchern aus den USA und Kanada nicht entgehen lassen wollten. Während meines diesjährigen Kanada/USA - Aufenthaltes wollte auch ich auf dieses Ereignis nicht verzichten. Duluth, eine Stadt in Minnesota mit rund 90.000 Einwohner, liegt am westlichsten Punkt des OBEREN SEES (Lake Superior) und teilt sich mit der Stadt Superior den gemeinsamen Hafen (Twin Ports). Dieser ist über den St.-Lorenz-Seeweg mit dem Atlantik verbunden. Es ist einer der Hauptumschlagsplätze für USA-Weizen; weitere Umschlagsgüter sind Eisenerze, Kohle, Öl und Holz. Eine der bekanntesten Persönlichkeiten von Duluth ist der dort geborene Sänger Bob Dylan. Markantes Wahrzeichen ist die 140 feet (ca. 37 m) hohe Aerial Lift Bridge, die sich über die Hafeneinfahrt spannt.

GRAND PARADE OF SAIL Es war ein faszinierendes Erlebnis, als am Nachmittag des 29. Juli 2010, begleitet von einer Vielzahl von Segel-u. Motorbooten, acht Großsegler unter vollen Segeln, mit Ausnahme der Roald Amundsen, mit Abfeuern der Salutkanonen, die schmale Hafeneinfahrt

unter der AERIAL LIFT BRIGDE passierten und nach einer Wende im Hafen ihren Liegeplatz ansteuerten. Angeführt wurde die Schiffsparade von der HMS „BOUNTY“ bekannt aus den Filmen „Meuterei auf der Bounty“, „Schatzinsel“ und „Pirates of the Carribean“.

Die „S/V SULLIVAN“ ein Toppsegelschoner konnte leider nicht mehr rechtzeitig an der Parade teilnehmen, da sie durch einen Sturm im Lake Michigan aufgehalten worden war. Unter dem Beifall der Zuschauer ist die S/V Sullivan am Abend eingelaufen.

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Fotos: Hans Zieher

Im Kielwasser folgten: ROALD AMUNDSEN ( Eckernförde) Bark EUROPA ( Scheveningen) ROSEWAY ( Camden /Maine USA) US Brigg NIAGARA „The Pride of Baltimore II“ ( Baltimore ) Gast bei der SAIL 05 B’haven, und die Schoner ZEETO (Florida) und COASTER II (Michigan).


Open Ship Für das Wochenende bestand Gelegenheit die Segelschiffe zu besichtigen. Hierfür mussten zum Teil lange Wartezeiten in Kauf genommen werden. Star der Veranstaltung war natürlich das Filmschiff „HMS BOUNTY“. Die „Bounty“ wurde 1961 in Lunenburg /Nova Scotia (Kanada) für den Film Meuterei auf der Bounty (m. Marlon Brando in der Hauptrolle ) gebaut. Danach

Das Bordmagazin in einem Marinestützpunkt der Royal Navy im 18. Jahrhundert, einem Piratenmusical (Pirates of Penance) und div. weiteren Event’s. Auch wenn das Segelschiffstreffen in Duluth nicht die Dimensionen einer Sail Bremerhaven erreicht, konnten sich auch hier die Besucher nicht der Faszination der Bilder und Eindrücke entziehen, die Rahsegler nun einmal bieten.

Im September 2007 erschien das erste Bord-Magazin in der vorliegenden Heftform. Schon in den Jahren zuvor gestaltete „Klein-Refü“, unser Kamerad Herbert Ries in liebevoller Art hingebungvoll die „Weihnachtspost“ und gab damit einen illustrierten Rückblick über das jeweilige Jahr. Ein wertvoller Fundus und ein überaus informatives Archiv ist so entstanden und entwickelt sich mit jedem weiteren Magazin weiter. Wissenswertes und interessantes, sowohl über die Bordkameradschaft als auch über „unser“ Schiff, das Segelschulschiff GORCH FOCK, wurde und wird weiterhin damit zusammengetragen. Heute ist das Bord-Magazin ein fixer Bestandteil innerhalb der Bordkameradschaft und weit darüber hinaus. Als kompetentes und maritim orientiertes Special-Interest-Magazin »rund um die Gofo« findet es mittlerweile ein Publikum von mehreren Hundert Leserinnen und Lesern. Aktuelles vom Schiff, Berichte von „Damals“ und fundierte Fachbeiträge machen das Magazin immer beliebter.

Neben der Besichtigung der Segelschiffe konnten sich die Besucher noch an vielen weiteren Veranstaltungen erfreuen wie z.B. das Leben

Dem Grundgedanken der Sail Training Asociation, etwas für die Völkerverständigung zu tun, egal ob auf einer Bark, einem Kutter oder einer Hochseeyacht, wurde durch dieses Treffen Rechnung getragen. Den Schiffen und ihren Besatzungen sei hierfür gedankt.

Hermann Dirkes

BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Foto: Hermann Dirkes

war es das Abenteuer- und Piratenschiff schlechthin für div. Filme, wobei die Filme mit Johnny Depp als Captain Sparrow in „The Pirates of the Caribbean“ besonders bekannt sind. Der Besuch dieses Schiffes war daher ein besonderes Erlebnis.

Neben dem Direktversand an alle Mitglieder der Bordkameradschaft lassen wir mehrere Exemplare den Landesverbänden des DMB zukommen, die für eine weitere Verteilung zu den einzelnen Marinekameradschaften Sorge tragen. Eine nicht unwesentliche Anzahl erhält die Schiffsführung der „Gorch Fock“ zur Verteilung in die Decks und Messen. Gelesen wird unser Magazin ebenso in der Marineschule Mürwik, im Führungsstab der Marine in Bonn, beim Flottenkommando in Glücksburg, im Marineamt in Rostock, vom Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Axel Schimpf und dem Bundesminister der Verteidigung, Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg. Letzterem durfte ich das Magazin im August in Berlin persönlich überreichen. Er zeigte sich erstaunt und gleichermaßen erfreut, dass es eine derartige „ganz besondere“ Vereinigung gibt, deren Mitglieder aus fünf Jahrzehnten „ihrem“ Schiff die Treue halten.

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Mi c h a e l B r z o z a

3 Großsegler 2 Generationen 1 Gedanke

Als wir uns 1980 das erste mal in Amsterdam während der Sail 1980 trafen, wurden wir schnell Freunde und das nunmehr schon seit über 30 Jahren. Und genau das hatte Paul zum Anlass genommen, Tido zu kontaktieren und ein gemeinsames Treffen an Bord der „Eagle“ zu organisieren.

oder auch: Gemeinsames Treffen auf der „USCGC Eagle“ Ich war richtig froh, dass Paul Harrington und Tido Holtkamp alles so perfekt organisiert hatten. Als Paul im Dezember letzten Jahres erfuhr, dass ich mal wieder „rüber“ kommen würde, erinnerte er sich an ein Taschenbuch , welches er erst wenige Wochen vorher in die Hände bekam: „A perfect Lady“, die Geschichte über das Schwesterschiff der „Gorch Fock“, die „Eagle“. Der Autor, Tido Holtkamp, selbst 1944 als Matrose auf der damaligen „Horst Wessel“ gefahren, konnte schnell ausfindig gemacht werden. Tido lebt heute in einer kleinen Stadt im Staate Connecticut und hat noch sehr guten Kontakt zu „seinem Schiff“. Er kennt alle Kommandanten persönlich und ist immer gerne an Bord gesehen. 1990 nahm er sogar an einer Reise nach Hamburg teil. Paul Harrington, lebt in Boston Massachusetts, und hat als Kadett an Bord des norwegischen Seglers „Sörlandet“ gearbeitet.

Am 29.09.2010 war es dann endlich soweit. Als wir gegen 10:30 Uhr das Tor der Coast Guard in New London passieren durften, stieg die Spannung. Da lag sie nun, direkt vor mir. Tido Holtkamp meldete uns an und schon wenige Augenblicke danach wurden wir von Captain Eric Jones begrüßt. Nach einem kurzen Gespräch, überreichte Paul Harrington ihm und Herrn Holtkamp jeweils einen original Holzblock der „Eagle“ mit Widmung. Captain Jones war sehr daran interessiert, unsere Geschichten von unserer Bordzeit zu hören. Auch ich hatte einige Geschenke mitgenommen, die ich dann überreichen konnte. Unter anderem ein Foto der „Gorch Fock“ mit einer persönlichen Widmung vom Kapitän Norbert Schatz.

Außerdem überreichte ich noch im Namen der Bordkameradschaft ein Messingwappen der „Gorch Fock“ und erzählte kurz von uns und den vielen Mitgliedern. Captain Jones zeigte sich positiv überrascht, dass es noch so viele Ehemalige gibt, die ihrem Schiff bis heute treu geblieben sind. Das fand er sehr lobenswert. Aber auch Tido Holtkamp sollte nicht leer ausgehen und bekam ebenfalls ein Foto mit persönlichen Grüßen des derzeitigen Kommandanten der „Gorch Fock“. Nachdem auch wir ein Original Cap der „Eagle“ sowie eine Gedenkmünze erhalten hatten, ging es endlich auf Erkundungstour unter und über Deck. Wir konnten leider nicht in die Mannschaftsunterkünfte da die Trainies gerade Unterricht hatten und wir nicht stören durften. Die neuen Kadetten waren gerade 2 Wochen an Bord und hatten bisher eine Reise nach Baltimore gemacht. Einiges an Bord ist noch im Originalzustand, so z.B. das Waschbecken des Kommandanten. Vieles an Deck erinnert doch stark an unsere „Gorch Fock“. Die Führung an Deck übergab Captain Jones dann an Kadett Brown. Bei Temperaturen um die 28 Grad und blauem Himmel beendeten wir nach ca. 3 Stunden unsere Tour an Bord der „Eagle“ und fuhren mit Tido Holtkamp in die Coast Guard Academy, wo man weitere Souvenirs kaufen konnte. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei Tido Holtkamp bedanken, dass er uns begleiten konnte und bei Captain Eric Jones, der uns so herzlich empfangen hatte. Für alle Kameraden der Bordkameradschaft die gerne dabei gewesen wären, habe ich aber noch eine Überraschung im Seesack. Da die „Eagle“, BJ. 1936 bei Blohm & Voss in Hamburg, im nächsten Jahr ihr 75. Jubiläum feiert, wird sie in der Zeit vom 03. Juni bis 05. Juni 2011 die Hansestadt Hamburg besuchen. Und mit etwas Glück wird auch Tido Holtkamp dabei sein. Er möchte in Irland an Bord gehen und mit nach Hamburg segeln. Captain Jones verabschiedete mich mit den Worten: „ Hope to see you in Hamburg next year, Michael“ „I´ll be there, no question about – Captain Jones“.

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Foto: Michael Brzoza


Gu n t he r H e r p i c h

Hein Vierkant Und dieser „Hein Vierkant“ hatte, wenn überhaupt, ein sehr gespanntes Verhältnis zu unserem Bordhund „Whisky“, der auf der Schottlandreise im Herbst 1959 in Aberdeen an Bord gekommen war. Ich hatte damals das Tier als Geschenk in Empfang genommen und – weil wir nun im Land des Whiskys zu Gast waren – auf den Namen „Whisky“ getauft. Wie dem auch sei – „Hein Vierkant“ schien unseren Bordhund zu hassen. Das merkt ein lebendes Wesen natürlich auch und beide gingen sich nach Möglichkeit aus dem Wege. „Whisky“ knurrte ihn an, wo immer sie sich begegneten, aber zu „tätlichen Angriffen“ kam es zunächst nicht. Vielleicht hatte „Whisky“ auch Angst vor einem Fußtritt und so bildete sich mit der Zeit ein Verhältnis einer gegenseitigen, abgrundtiefen Missachtung heraus. Dieses latente Spannungsverhältnis entlud sich bei der Besichtigung durch den Kom-

mandeur des Kommandos Marineausbildung zum Abschluss einer Auslandsausbildungsreise: Während bei der ersten Division alles glatt lief, kam es bei der Zweiten zum Eklat. Was war passiert? Während „Hein Vierkant“ seine Meldung machte, schlich sich „Whisky“ von hinten an ihn heran und verbiss sich in seine Hosenbeine, zerrte wie wild daran und brachte damit das ganze Protokoll durcheinander. Die Angehörigen beider Divisionen bewahrten eine bewundernswerte Haltung, aber die Nachfrage nach Salbe für aufgebissene Lippen beim Bordarzt soll beträchtlich gewesen sein …

Wie „Hein Vierkant“ dieses Ereignis seelisch verkraftet hat, entzieht sich meiner Kenntnis.

Fotos: Gunther Herpich

… da gab es auf der „Gorch Fock“ mal einen Divisionsoffizier (Namen tun nichts zur Sache), den alle nur „Hein Vierkant“ nannten.

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Wo l f g a n g K ö n i g

Die Londoner Affäre

Eine Brieffreundin aus Deutschland, die jetzt in London wohnte, die ich aber persönlich noch nie getroffen hatte, wollte ich besuchen. Nur ein Bild und die Adresse brachten mich mit der U-Bahn in den Ortsteil Muswell Hill in die Graham Road. Mit dem Klingelton erschallte im Haus mehrstimmiges Kindergeschrei. Eine junge Frau, etwa 19 Jahre alt, kaffeebraune Haut, schwarze Augen mit einer wunderschönen Figur, eng eingehüllt in einem weißen Kleid öffnete die Tür. Es war Mary Hyazinth, die in Jamaika geboren und in sich viele Gene vereinigte von Indern, Arabern, Schwarzafrikanern und Europäern. Eine Traumfrau, die unter Aufsicht der Familie mit mir den Abend verbringen durfte. Um 23.00 Uhr musste ich wieder an Bord sein, schade. Am folgenden Tag hatte ich Wache. Ich träumte mit offenen Augen vom vergangenen Abend und freute mich auf den folgenden Tag, ich sehnte mich nach Mary. Gegen 18.00 Uhr stand ich als Bootsmaat der Wache (BdW) an der Gangway als sie an Bord kam und mich mit einer Umarmung begrüßte. Flüsternd fragte sie mich, ob ich mit ihr ausgehen

würde. Ein Geistesblitz ließ mich den neben mir stehenden Udo L., einen wachfreien Maaten fragen, ob er für mich die Wache übernimmt. Nach Zustimmung und Abmeldung beim Wachoffizier, Divisionsoffizier Kapitänleutnant Freiherr von S. verschwand ich mit Mary im abendlich, sonnigen London. Vom Trafalger Square ging es zum Piccadilly Circus und später nach Soho. Mit einem wunderschönen Mädchen an der Hand genoss ich den Abend und fuhr kurz vor Mitternacht mit ihr nach Muswell Hill. Hier begann nun mein Verstand auszusetzen. Ich überlegte nicht und es kam mir auch nicht in den Sinn, dass meine Kameraden sich Sorgen um mich machen könnten. Seit einigen Stunden lebte ich in einer anderen Welt und sollte in diesem Zustand nicht bis zum Wecken an Bord sein. Um 09.oo Uhr am nächsten Morgen wachten wir auf und ließen uns etwas später am Frühstückstisch nieder, wo wir herzlich bedient wurden. Die etwas ängstliche Frage von Mary bezüglich meiner

Rückkehr an Bord wischte ich mit einer lässigen Handbewegung zur Seite. Mary begleitete mich bis zur Undergroundstation von der ich direkt Richtung Tower Bridge aufbrach. Kurz vor 13.00 Uhr meldete ich mich an Bord beim BdW zurück. Der rannte sofort ins Achterschiff und kam mit meinem Divisionsoffizier zurück und verschwand selber im U-Deck. Eisiges Schweigen schlug mir von meinen Kameraden entgegen und sie verweigerten mir den Eintritt in die U-Messe. In den folgenden Tagen wartete ich vergebens auf eine Aufforderung zum Rapport. So allmählich veränderte sich das Klima positiv auch zu meinem Divisionsoffizier und den Kameraden. Stückweise wurde mir erzählt, welche Sorgen sich alle gemacht hatten über mein Fernbleiben. Raubmord, Tod in der Themse, Unglück, Krankenhaus, müsse der 1.Offizier, der Kommandant, Hafenpolizei, Botschaft oder gar das Flottenkommando unterrichtet werden? Man hatte sich an Bord eine Frist gesetzt und kurz vor Ablauf tauchte ich wieder auf! Sorgen über Sorgen aber auch im Nachhinein keine Strafe für mein rechtswidriges, unkameradschaftliches Verhalten. Zum Jahresende erlebte ich mit Mary einen herrlichen Weihnachtsurlaub in meiner Heimatstadt Hof an der Saale. Im folgenden Jahr war ich mit der „Gorch Fock“ in Dartmouth und fuhr am 06. August 1962 noch einmal zu Mary. Es war unser letztes Zusammentreffen. Ein paar Monate später erhielt ich Post aus Jamaika. Sie war mit ihrer Familie in ihre Heimat gezogen.

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Fotos: Besatzung „Gorch Fock“

Am 8. September 1961 segelten wir mit der „Gorch Fock“ in die Themsemündung. Mit Motorkraft und Hilfe eines Lotsen ging es bis zur Tower Bridge, wo zwischen zwei Bojen festgemacht wurde. Nach dem Festmachen war Zeugdienst und ab 16.00 Uhr Landgang.


Ha j o S t r o t k a m p

Kleine Rahsegelkunde für Anfänger Teil 2 Stehendes und laufendes Gut Im ersten Teil haben wir die Bemastung mit den Rahen kennen gelernt. Widmen wir uns nun dem stehenden und laufenden Gut, dessen Anwendung und Verteilung vor der Bauausführung im so genannten Takelriss festgelegt wird. An Bord der „GORCH FOCK“ befinden sich nach dem letzten Werftaufenthalt 2939 m stehendes und 9116,75 m Fasertauwerk sowie 3078 m Drahttauwerk laufendes Gut. Ein herzliches Dankeschön an Herrn Wiechmann sen. und Frau Manuela Drilling von der Elsflether-Werft, die mir diese Zahlen zur Verfügung gestellt haben.

Mit stehendem Gut wird das Tauwerk bezeichnet, dass auf Spann-Schrauben gesetzt und dann nicht mehr bewegt wird.

Abstand zueinander gehalten und mit Webeleinen ausgewebt. In ihnen wird auf- oder niedergeentert.

Halte Dich ruhig daran fest!!

Anmerkung: Auf einigen Großseglern werden die Webeleinen durch Latten ersetzt. Tritt man beim Aufentern durch, bekommt man dies an den Schienenbeinen schmerzlich zu spüren!!

Das stehende Gut dient der Befestigung und Stützung der Masten, Stengen sowie des Bugspriets und besteht aus starkem, zum Teil bekleedetem Stahldrahttauwerk. Zur seitlichen, z.T. auch achteren und gleichzeitig stärksten Abstützung dienen die Wanten. Sie bestehen aus den Hoofdtauen und werden mittels Spannschrauben auf Spannung gesetzt. Durch Spreiz- oder Spreelatten werden sie in einem bestimmten

Die Wanten werden unterteilt in Unterwant, von der Reling; Marsstengewant, von der Marssaling und Bramstengewant, von der Bramsaling ausgehend. Die Bramstengewanten stützen die als Verlängerung des Untermastes gesondert aufgesetzte Bramstenge ab.

Stehendes und laufendes Gut. Foto und Illustration: Hajo Strotkamp. BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Kleine Rahsegelkunde für Anfänger – Teil 2 Obwohl der Mast bis zur Bramsaling durchgehend ist, wird der feste Teil oberhalb der Marssaling trotzdem als Marsstenge bezeichnet. Da die Salinge die auftretenden Kräfte nicht alleine tragen, bzw. aufnehmen können, erfolgt an der Unterseite eine Abstützung zum Mast durch die so genannten Püttings-wanten. Die Stage bildet die Abstützung nach voraus und dienen gleichzeitig als Leiter der dort angeschlagenen Stagsegel. Die Stage werden an den Masten und am Bugspriet mittels Rollen umgelenkt und von Spannschrauben gehalten. Die achtere Abstützung des Mastes und der Stenge erfolgt durch Pardunen. An Vor- und Großtopp übernehmen jeweils 8 Pardunen-Paare diese Aufgabe. Im Einzelnen sind dies an Vor- und Großtopp 3 Paare Stenge-, 1 Paar Lenz-, 1 Paar Stengetopp-, 2 Paar Bram- und 1 Paar Royalpardunen. Am Besan sind dies 2 Paar Besanstenge- und 1 Paar Besanbrampardunen. Wanten und Pardunen sind an Deck an Rüsteisen befestigt. Das weitere stehende Gut an den Rahen, die Stand- und Fußpferde, Jackstage zum anschlagen und festzurren der Segel und einpicken der Rahgasten während der Arbeit auf der Rah. An den 3 unteren Etagen jeweils 1 Paar Brassschenkel, an Obermars, Bram und Royal die Toppnanten, an den Bäumen oder Davits die Geitaue, Hanger oder Dirk sowie an Deck die Strecktaue und die auf der Verschanzung durch Stützen geführten so genannten „Leichenfänger“. Mit laufendem Gut wird alles Tauwerk bezeichnet, um damit Rahen, Gaffeln zu

brassen, zu fieren oder zu heißen. Ebenso die Segel zu setzen oder niederzuholen.

Halte dich niemals daran fest!!! Die Brassen der unteren 3 Etagen sind über die Brassschenkel an der Rahnock befestigt und laufen über den seitlich an der Bordwand nach außen zeigenden Brassbaum durch die Verschanzung an Deck. Die beiden letzten sind an der Rahnock angeschäkelt und werden an der Stenge an Deck umgelenkt. Sie dienen dazu die Rahen in einer bestimmten Stellung zum Wind an den Masten festzusetzen. Ein Fall ist das Tauwerk, welches zum Heißen einer Rah, einer Gaffel oder eines Segels benötigt wird. Alle Stagsegel und das Besantoppsegel haben Fallen. Mit einem Fall an der Rah angreifend sind Obermars-, Bram- und Royalrah versehen. Sie müssen in der weggefierten Lage, in den Toppnanten hängend, nach dem Vorschoten zum Segelsetzen mit Hilfe des Drehwindenreeps, welches über ein Scheibengatt im Mast läuft, geheißt werden. Niederholer sind das Gegenstück zu den Fallen und sollen ein schnelles Wegfieren beim Bergen der Segel ermöglichen. Von den Rahen haben nur beide Obermarsen Niederholer. In der Mitte des Vorlieks bei den Stagsegeln

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

ist ein Klotchen (eingespleißter Holzring) angebracht, das den Niederholer zum Schothorn umlenkt. Beim Bergen bleibt das Fall erst einmal belegt und mit dem Niederholer wird das Schothorn zum Liek geholt. Erst dann wird das Fall mit gefiert. Somit verkleinert sich die Segelfläche und verhindert ein übermäßiges Schlagen des Segels. Um ein vorgeheißtes Segel, sowie den Besan in Form und in die gewünschte Stellung zum Wind zu bringen, werden die Schoten benötigt. Da bei den Rahen die Brassen diese Aufgabe übernehmen, haben die Schoten hier eine andere Aufgabe. Sie laufen von den Schothörnern der Segel durch ein Scheibengatt an der darunter liegenden Rah zum Mast und von dort an Deck, von dort aus sie bedient werden. Beim Vorschoten werden die Schothörner und das Unterliek so dicht wie möglich an die darunter liegende Rah geholt. Beim Heißen der Rah erhält das Segel somit eine einwandfrei durchgesetzte und glatte Form. Die Untermars wird nicht geheißt. Sie hat durch das Vorschoten schon ihre endgültige Stellung erzielt. Bei extrem starken Winden kann bei den Stagsegeln die Luvschot über das Stag geholt, um dann in einer doppelten Schot gefahren zu werden. Die 3 oberen Rahen hängen im weggefierten Zustand in festen Toppnanten, welche vom Mast, bzw. der Stenge ausgehend an die Rahnocken angreifen, sie tragen somit die Rahen. Im vorgeheißten Zustand fallen die Toppnanten in losen Buchten hinter die Segel. Fock- und Großrah besitzen


dahingegen bewegliche Toppnanten, die ebenfalls an den Rahnocken angreifen und in Höhe der Untermarsrah an Deck umgelenkt und von dort bedient werden. Die Rahen können somit in der Vertikalen bewegt werden. Holen des Steuerbord-Toppnanten bewirkt ein Heben der Steuerbordnock; entsprechend muss an Backbord lose gegeben werden, damit sich die Backbordnock senken kann. Die Geitaue bilden den Gegenpart zu den Schoten. Sie greifen ebenfalls an den Schothörnern an und holen diese beim Aufgeien an die darüber befindliche Rah. Bis auf die Obermars haben alle Rahsegel Geitaue und können aufgegeit werden. Bei der Obermars erübrigt sich das Aufgeien, da durch das Wegfieren des Falls und Holen des Niederholers die Rah gefiert wird, bis sie dicht über der Untermarsrah in ihren Toppnanten hängt. Bram und Royal werden sowohl aufgegeit, als auch weggefiert, bis sie ebenfalls in ihren Toppnanten hängen. Vor dem Aufgeien der Segel werden die Rahen weggefiert. Die Gordinge unterstützen die Geitaue beim Bergen und bringen das Unterliek, bzw. das Seitenliek an die Rah. Es wird zwischen Mittel-, Innen-, Außen- und Nockgording unterschieden. Die Nockgording greift am Seitenliek, alle anderen am Fußliek des Segels an. Eine Besonderheit bildet die Royalnockgording. Sie wird über

ein Klotchen vom Seiten- zum Fußliek umgeleitet. Bis auf die Bram- und Royalmittelgording sind alle so genannte Bauchgordinge, d.h. sie liegen auf den Segeln und sind am Fußund Seitenliek befestigt. Die beiden erstgenannten sind Schnürgordinge, die um das Fußliek wieder zum Kopfliek geführt und dort angeschlagen werden. Reeftaljen sind nur an Großund Focksegel vorgesehen und dienen der Unterstützung, um das Reefliek der schweren Segel an die Rah zuholen. Durch das Reffen kann die Segelfläche des Segels verkleinert werden. Die Schoten an Fock- und Großsegel bringen das Leeschothorn entsprechend in die Stellung, wie das Segel zum Wind steht. Das

Luvschothorn wird durch den Hals nach voraus steif und nach unten durchgesetzt. Dadurch wird das Seiten- und Unterliek von Fock und Groß in die gewünschte Form der Segelstellung gebracht. Die Gaffelgeeren dienen dem seitlichen Bewegen oder Festsetzen der Gaffel. Die Bullentalje steht im Gegensatz zur Besanschot, um den Besanbaum auf seiner Leeseite festzuhalten. Besanein- und -ausholer dienen zum Aus- und Einholen der Besansegel zwischen der Gaffel, bzw. Gaffel und Baum. Quellen: Abb. 367: Enzeklopädie des Schiffsmodellbau v. Orazio Curti, Delius Klasing Verlag Bielefeld, ISBN 3-7688-0770-3 Generalplan: Blohm & Voss. Fotos: Hajo Strotkamp.

Fortsetzung folgt.

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Wi r g ra t u lieren ! In diesem Jahr feierten (und feiern noch) folgende Mitglieder der Bordkameradschaft runde Geburtstage (ab 50 Jahre).

65 Jahre Elke Hinzmann (4.10.) Dieter Skrypeck (15.6.) Hans Bessel (20.3.) Jürgen Zwickert (15.2.)

95 Jahre Fritz Baumann (31.10.)

75 Jahre Claus Epp (12.2.) Gunther Herpich (8.12.)

70 Jahre Manfred Bösenkötter (7.8.) Norbert Dietl (15.12.) Karl Ostgen (14.9.) Rosemarie Ries (8.8.) Giselher Ritter (11.6.) Gerd Korzer (24.6.) Rudolf Eberle (24.9.) Joachim Niemz (10.2.) Karl Heinz Fischer (23.11.) Hans Zieher (16.11.) Reimer Dornquast (26.8.) Wilfried Henkel (27.1.)

60 Jahre Manfred Schröder (19.8.) Heinz Hartwig (30.1.) Ulrich Beier (14.11.) Albert Ochs (29.9.) Harald Ebsen (7.6.) Roland Waltinger (22.12.) Bernd Schulze (15.2.) Monika Ohliger (24.10.) Peter Weiß (4.2.) Hans Meindl (26.12.)

50 Jahre Detlef Ritter (27.12.)

Zum Geburtstag Gebet welches der Pfarrer Hermann Kappen 1883 (zum Jahreswechsel) verfasst hat: Herr, setze dem Überfluss Grenzen und lasse Grenzen überflüssig werden! Lasse die Leute kein falsches Geld machen und das Geld keine falschen Leute! Nimm den Ehefrauen das letzte Wort und erinnere die Männer an ihr Erstes! Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit und der Wahrheit mehr Freunde! Bessere solche Beamten, Geschäfts- und Arbeitsleute, die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind! Gib den Regierenden ein besseres Deutsch und den Deutschen eine bessere Regierung! Herr, sorge dafür, dass wir alle in den Himmel kommen, aber bitte nicht sofort.

Der Vorstand der BK und die Mitglieder des Redaktionsteams wünschen Gesundheit, Wohlergehen und Zufriedenheit.

Amen

Se e ma nn s - L o s Am 16. Juli 1960 verließ die „Gorch Fock“ mit gefiertem Gestänge unter Maschinenkraft den Heimathafen Kiel. Durch den Nordostseekanal führte uns die Ausbildungsreise über Ostende nach Lissabon. Von Cannes aus starteten wir mit einigen Großseglern zu einer Regatta, die den Auftakt der Segelolympiade in Neapel bilden sollte. Der Startschuss viel am 15. August um 13.00 Uhr. Die Windverhältnisse waren gut und die Regatta nahm ihre Fahrt auf. Das Wetter war in den folgenden Tagen sehr wechselhaft und der Wind kam aus verschiedenen Richtungen oder blieb ganz weg. Tag und Nacht war die Wache in höchster Bereitschaft um die günstigsten Winde zu nutzen. Manchmal schafften wir bis zu 12 Knoten, dann war wieder Flaute. In einer Nacht mussten wir sogar zwei Frischwassertanks fluten, um die Stabilität des Seglers bei zu erhalten. In diesen warmen Gewässern hatte die Freiwache tagsüber meistens theoretischen oder praktischen Unterricht an Oberdeck. Am Freitag, 19.August war wieder Unterricht über die Seestraßenordnung. Die Seekadetten und die wenigen Unteroffizier-

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sanwärter der 1. Division saßen auf dem Vorschiff, der Back. Leutnant zur See W. versuchte uns den Gesetzestext verständlich zu machen. Leutnant L. kam zu unserer Gruppe und beorderte den Gefreiten W.F. zum Divisionsoffizier Korvettenkapitän von W. Gleich. Nach dem Eintritt in die Kammer begrüßte von W. den Kameraden mit den Worten: „Wir sind Männer, wir sind Soldaten, auch eine weniger gute Nachricht müssen wir ertragen können. Wir haben einen Funkspruch von ihrer Schwester erhalten, ihre Mutter ist gestorben“. Der Schock saß tief bei W.F. Im letzten Heimaturlaub hatte er sich schon von seiner todkranken Mutter verabschiedet. Gefasst kam er zu unserer Gruppe zurück, wollte aber mit niemanden reden. Unter vollen Segeln und als Regattasieger Decksmeister Fritz Baumann 1960 am Stockanker. liefen wir in die Bucht von Neapel ein. Unser Wachoffizier, ehemals erster Offizier auf Hause zu fahren um an der Beerdigung der „Passat“, segelte die „Gorch Fock“ so an teilzunehmen. Er machte davon keinen Gedie Festmachertonne, dass der Schmadding brauch, da die Ankunftszeit im Heimatort nur noch die Ankerkette wegfieren und an zu ungewiss war. die Tonne anstecken musste. Eine seemännische und navigatorische Glanzleistung. Am 29. August 1960 verließen wir die Reede von Neapel, am Tag der Eröffnung Dem Gefreiten W.F. wurde die Möglichkeit der olympischen Segelwettbewerbe. angeboten, von Neapel mit dem Zug nach


Carsten Bauhammer Hallo Kameraden! Nach der Ausbildung zum Maurer in Bayern und der Grundausbildung auf Borkum, kam ich am 1.4.1989 als Decksziege (Verwendungsreihe SE11) an Bord der „Gorch Fock“. Auf Grund meiner Bajuwarischen Herkunft nannten mich alle an Bord nur Alois. Meine erste Segelstation waren die Vorstagsegel. Nach ca. 5 Monaten an Bord wechselte ich von der Steuerbord 1 in die Backbord II Wache und fuhr dann am Besan und u.a. auch als Topsgast. Meine Reisen 85 - 89 und OP-Sail Bremerhaven mit der Goch Fock führten mich ins Mittelmeer und bis Athen. Die Highlights meiner Marinezeit waren die 3 Großseglertreffen in Rouen (Frankreich), Bremerhaven und der 800. Hamburger Hafengeburtstag. Ein weiteres Erlebnis war die letzte Fahrt an Bord des Schulschiff Deutschland von Kiel nach Wilhelmshaven zu dessen Außerdienststellung. Bevor ich nach meiner Marinezeit zusammen mit dem Kapitän und dem Decksmeister der „Gorch Fock“ auf dem Passagiersegler „Lili Marleen“ als Matrose arbeitete, fuhr ich einige Törns auf dem Segler einer Brauerei mit grünen Segeln, der Alexander von Humboldt (siehe Bericht ab Seite 14). Auch danach blieben meine Gedanken auf dem Meer und den Segelschiffen. So kam es, dass ich heute, nach einer langen Pause wieder mit der „Alexander von Humboldt“ auf dem Meer unterwegs bin, was sehr großen Spaß macht. Zu meinen weiteren Hobbys gehört das Motorrad fahren und Pool Billard als Sport. Ich besitze seit 2000 eine DOSB C-Trainer Lizenz. Heute arbeite ich als Entwicklungsverantwortlicher Klebetechnik bei einem Automobilzulieferer. Gerne denke ich an meine Zeit auf der „Gorch Fock“ zurück. Als Mitglied der Bordkameradschaft bleibe ich so auch der Marinezeit verbunden.

Reiner Brüggemann Moin Kameraden! In Hann. Münden erblickte ich 1946 das Licht der Welt. Den Beruf des Starkstromelektrikers erlernte ich von 1962-1965 auf der Werft Nobiskrug in Rendsburg. Zur Bundesmarine kam ich als Freiwilliger 1965 zum 4. MAusbtl. nach Brake. Über die TMS (ME43), Zerstörer Bayern (April 66 – Juni 67) TMS 1 Kiel und der MUS in Plön kam ich im Januar 1968 auf die „Gorch Fock“. Bis zum Ende der Werftliegezeit mit anschließender Werftprobefahrt am 21. April 1971 bin ich der Gorch Fock treu geblieben. Mit der Versetzung auf Tender Lahn und dem anschließenden Besuch der Bundeswehrfachschule endete meine Marinezeit. Die Meisterprüfung für das Elektrohandwerk in Oldenburg eröffnete mir anschließend die Möglichkeit, als Elektrotechniker bis zu meinem Ausscheiden in Altersteilzeit im Oktober 2001 beim Gemeinschaftskraftwerk in Kiel zu arbeiten. Nun widme ich mich meinen Hobbys, dem Handballsport und Sportabzeichenprüfer und meiner Modelleisenbahn. Seit 33 Jahren bin ich aktiv bei der Feuerwehr in meinem Heimatort Melsdorf. Dafür dass ich nicht einroste und immer in Bewegung bin sorgt Paul, unser Hund.

Gunther Herpich Ich war im Januar 1956 in die Crew I/56 der neuen Bundesmarine eingetreten und kam nach einer kurzen Ausbildungszeit auf „Schulschiff Edier“, einigen Grundlehrgängen der Offiziersausbildung auf der Marineschule Mürwik Anfang 1959 als Schriftoffizier auf das Schulschiff der Marine. Beide Auslandsreisen dieses Jahres machte ich mit, ab Oktober als Segeloffizier am Großtopp. Nach einem Landkommando wurde ich zum April 1961 erneut auf die „Gorch Fock“ versetzt und blieb dort bis September 1962. Damals waren 18 Monate Stehzeit für einen jungen Offizier eher die Seltenheit!. Nach weiteren Lehrgängen und Landverwendungen durfte ich im Frühjahr 1970 überraschend nochmals die Planken der Bark betreten und die Führung einer Division übernehmen. Diese für mich letzte Verwendung auf dem Segelschulschiff endete mit Ablauf des September 1972.

Thorsten Loscher Hallo, Kameraden! Geboren bin ich in Coburg (Bayern/Oberfranken). Nach meiner Lehre als Metzger fühlte ich mich vom Meer und der See magisch angezogen. So reifte in mir der Entschluss, mich freiwillig zur Marine zu melden. Im Januar 1993 begann die Grundausbildung. Es folgten der Tauchlehrgang und mein Einsatz als Stützpunkttaucher an der Marineschule Flensburg Mürwik. Den Unteroffizierslehrgang absolvierte ich an der MUS in Plön und auf Borkum. Auf dem Helmtaucherlehrgang lernte ich meinen, auch heute noch, besten Freund Christian Schütt (Schütti) kennen. Er machte mich aufmerksam auf die vakanten Planstellen zur Stammbesatzung der „Gorch Fock“. Meine Bewerbung als Schwimmtaucher brachte mir die Abkommandierung zur GOFO. Die Aufgaben am Besantopp und das Crewleben waren eine wichtige und wunderbare Erfahrung. Zum Ende der Dienstzeit bei der Marine (1996) war ich als Ausbilder, Grundausbildung 11, in Parow bei Rostock. Heute arbeite ich als Metzgermeister bei einer großen Handelskette und lebe mit meiner Frau und 2 Kindern in Pinneberg bei Hamburg.

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Manfred Richert Am 24.1.1940 erblickte ich in Danzig das Licht der Welt. Im September 1947 wurden meine Eltern und ich aus Polen ausgewiesen. Meine zweite Heimat wurde am 15. Mai 1956 die Kreis- und Hansestadt Höxter an der Weser. Nach der Volksschule erlernte ich den Beruf des Maurer und Betonfachbauer. Bei der Musterung wurde meinem Wunsch entsprochen, zur Marine eingezogen zu werden. Aufnahmeprüfung war im Mai 1960 in Wilhelmshaven bei der ich mich für 3 Jahre dann verpflichtet habe. Zur Grundausbildung am 1.7.1969 wurde ich nach Glücksburg-Meierwik zur 2. Schiffstammabteilung eingezogen. Nach dem Gastenlehrgang als SE 11er kam ich zum 3. S-Boot Geschwader („Wolf“) nach Flensburg. Ein Hilfskochlehrgang bei der Marineversorgungs- und Logistikschule in List auf Sylt schloss sich an. Zurück ging es dann wieder auf das S-Boot „Wolf“ nach Flensburg. Im September 1961 durfte ich dann die schönste Frau der Welt heiraten, die sie für mich heute noch immer ist. Als Uffz.-Anwärter kam ich am 21.2.1962 auf das Segelschulschiff „Gorch Fock“. Die 9. Ausbildungsreise führte uns über Santa Cruz (Kanaren) – New York – Azoren zurück nach Kiel. Geschichtlich und auch als Erlebnis war das eine traumhafte Reise. Als erstes Schiff der neuen Bundesmarine in einen amerikanischen Hafen einzulaufen, begeistert von den Amerikanern empfangen zu werden, hat für mich heute noch einen sehr hohen Stellenwert. Nach der „Gorch Fock“ Traumzeit wurde ich zur Schiffsstammabteilung nach Glücksburg versetzt und von dort zum Tender „Oste“ beim ersten Minensuchgeschwader. Die Baubelehrung für das Geleitboot „Karlsruhe“ wurde über das Marinestützpunkt -Kommando Cuxhaven in Hamburg absolviert. Bis zu meiner Entlassung am 31.6.1963 war ich erster Gefechtsrudergänger auf diesem Geleitboot. Nach der Marinezeit begann meine zweite berufliche Karriere bei der Bundespost. Zwischen 1967 und 1970 kamen meine zwei Buben und meine Tochter zur Welt. Mit Beginn des Vorruhestandes konnte ich mich dann endlich mehr meiner Frau, den Kindern und fünf Enkelkindern widmen. Auch das Angeln, mein großes Hobby kommt jetzt nicht mehr zu kurz.

Karl Bareuther Hallo Bordkameraden „Gorch Fock“, mein Name ist Karl Bareuther. Nach 2-jähriger Mitgliedschaft „im Club“ folgen einige Stationen meiner Marinebiographie. Das beigefügte Bild zeigt mich mit einer Tampenarbeit (Hanf, D 60 mm, rechtsgeschlagen) die ich auf Wunsch einer Katzen-Freundin für deren Lieblinge fertigte (2009). Die beiden Enden laufen auf je 2,5 Meter aus und schließen mit Rückspleiß und Fallreepsknoten ab.

Um diese „seemännischen Handarbeiten“ ausführen zu können, wurden natürlich die Grundlagen dazu an Bord des stolzen Seglers gelegt. Zur Marine kam ich im Jahre 1960. Nach Seemännischer Grundausbildung in Meierwik Gefechtsrudergänger auf „Seeadler“ in WHV. Vom „Seeadler“ kommandierte man mich gleich zur MVS List, wo ich den Lehrgang VP 62 als Bester absolvierte. Zu meiner Freude wurde ich im März 1962 als Lehrgangsteilnehmer auf die „Gorch Fock“ kommandiert und machte so die erste Reise nach New York mit. Meine Station war „Vortopp Untermars-Stb. Nock“ (lieber wäre mir die „Royal“ gewesen). KptLt. Bender war ToppsOffz., Maat Epp Korporal und „Whisky“ unser Bordhund. Die „Gorch Fock“ verließ ich mit folgendem Vermerk in meiner Beurteilung: „Bei weiterer Bewährung zum Uffz. geeignet“. Mein Traum, auf der „Fock“ seemännischer Gast und später vielleicht auch Maat zu werden, erfüllte sich nicht. Und so ging`s halt weiter: Seem.Gast „Z 5“, „MUS“, Ausbilder in Glückstadt, Umschulung zum Navigateur, NavMaat „Völklingen“, Btsm.Lehrgang, Strm. „U 9“, und danach Bw.Fachschule Kiel mit dem Ziel, später Volksschullehrer zu werden. Zum Glück machte die Marine mir einen Strich durch die Rechnung und mich zum Berufssoldaten. Nach weiteren Zwischeneinsätzen (S-44, Steigerwald, Rommel, Coburg, Lüneburg, 1.VersGeschw.) wurde ich Pensionär. Tampen, Knoten und seemännische Handarbeiten, deren Anfänge im Seemännischen Dienst der Marine begannen, füllen nach wie vor einen großen Teil meiner Freizeit aus (s.auch: www.jack-tar.de). Zur „Bordkameradschaft der „Gorch Fock“ kam ich durch den Hinweis von KptzS.a.D. Freiherr Hans von Stackelberg. Mit seemännischem Gruß Karl Bareuther

Am 12. September 2010 verstarb unser Kamerad und Mitglied der Bordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung SSS „Gorch Fock“

Hans Peter Deußner Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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Wir nehmen Abschied von unseren verstorbenen Kameraden Wir gedenken den verstorbenen Kameraden der Bordkameradschaft Am 28. Juli 2010 verstarb unser langjähriges Mitglied Manfred Imhof. Manfred kam 1958 von der Fischerei zur Bundesmarine und wurde als erfahrener Seemann als Maat eingestellt. Man lernte ihn als guten Kameraden kennen, der sich einerseits sehr verträglich zeigte, andererseits aber immer offen seine Meinung zu sagen wusste. Diese Eigenschaften wurden an Bord so sehr geschätzt, dass man ihn als guten Freund vom ersten Kommandanten des Segelschulschiffes, Kapitän zur See Wolfgang Erhardt, bezeichnete. Von 1958 bis 1961 war Manfred Imhof an Bord der „Gorch Fock“. Weitere Bordkommandos in den insgesamt 12 Marinejahren waren Fischereiboot „Poseidon“, Hochseeminensucher „Seestern“, Minensucher „Wolfsburg“, Schulfregatte

„Hipper“, Zerstörer „Z1“ und „Z3“, Zerstörer „Hamburg“, die Schnellboote „Albatros“ und „Kormoran“ und der Tender „Mosel“. Nach der Marinezeit wurde er in Bayern sesshaft, studierte Psychologie und war in einer Nervenklinik und in einem Gefängnis als Psychologe tätig. Auch als Konditor ließ er sich ausbilden, um die Konditorei seiner Schwiegereltern weiterführen zu können. Später folgte noch eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. Diesen Beruf übte er bis zum Schluss aus. Der Marine blieb Manfred treu, war Mitglied im Deutschen Marinebund und langjähriger 1. Vorsitzender der Marinekameradschaft Simbach. 1991 lernte er seine zweite Frau Monika kennen, die er Am 28. Juli 2010 verstarb unser Kamerad 1995 heiratete. Monika bleibt und Mitglied der Bordkameradschaft Mitglied in der ehemalige Stammbesatzung SSS „Gorch Fock“ Bordkameradschaft, um den Kontakt zu vielen hier gewonnenen Freundschaften nicht Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. zu verlieren.

Manfred Imhof

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Kapitän zur See Hans Freiherr von Stackelberg

Erni Körner – ein wahres Urgestein der „Gorch Fock“

Der erste Schumacher der „Gorch Fock“ verstarb mit 97 Jahren Ernst Körner lernte ich kurz nach der Indienststellung der „Gorch Fock“ Ende der 50iger Jahre als den ersten Bordschuhmacher während einer Probefahrt des Seglers an Bord kennen. Erni, wie in alle nannten, war auf der Besatzungsliste zwar „nur“ einer der sechs an Bord befindlichen Zivilangestellten. Als erster Bordschuhmacher in der Geschichte des Schiffes verkörperte er nicht nur echtes „Gorch Fock Urgestein“, er war auch menschlich eine äußerst beachtenswerte „Institution“, denn er hatte einen außergewöhnlich anständigen und herzlichen Charakter. Als Mensch genoss er bald den Respekt und die Anerkennung der Crew und niemand hätte dieser Persönlichkeit jemals verwehrt, wann immer er es für notwendig gehalten hätte, ohne jegliche Anmeldung, vorbei an allen Vorgesetzten, direkt beim Kommandanten vorstellig zu werden. In damaliger Zeit für andere kaum möglich! Als ich Erni einst in meiner Dienstellung als junger Segeloffizier kennen lernte, verband uns bald ein enges Vertrauensverhältnis. Noch heute bin ich dankbar dafür, dass ich viele menschliche Werte von ihm lernen konnte wie Geradlinigkeit, Offenheit, Selbstbeherrschung, Kameradschaft, Geduld, menschliche Wärme und großes Verantwortungsbewusstsein.

Ernie: Nach mehreren „Biigängen“ doch noch auf der Waschbalge.

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Ernie: Talentierter „Showmaster“, Unterhalter und Entertainer! Aber Erni war nicht nur ein verantwortungsvoller abend“ Fröhlichkeit zu verbreiten, Menschen in Kameradschaft Besatzungsangehöriger zusammen zu führen und so Zuversicht und neuen Lebensmut zu und ein fürsorglicher wecken. Er drängte sich dabei niemals auf, im Gegenteil, er wollte Bordkamerad. Er war gebeten werden!!! Und das ging dann wie folgt vor sich: Wenn zu auch ein unerreichtes Beginn des „Ankerfestes“ der „Bittsteller“ kam, um Erni zu seinem Naturtalent als begna- humorvollen Vortrag in die „Festgesellschaft“ einzuladen, saß dieser deter, hoch talentierter meist schon in „voller Montur“ in seinem Schuhmacherschap. Ge„Showmaster“, Unstreiftes, buntes Hemd mit übergroßer Fliege, schwarze harte „Meterhalter und Enterlone“ (Bowler) auf dem Kopf immer auf seinem kleinen, hölzernen tainer! Er wusste, wie Schusterhocker sitzend, in ungeduldiger Erwartung. Wer dann aber wichtig es sein konnglaubte, Erni würde gleich dankbar mitgehen, sah sich bald arg te, nach oft schweren getäuscht, denn Erni dachte gar nicht daran! Er meinte vielmehr Tagen in See, unbereichlich mürrisch, er hätte eigentlich jetzt noch gar keine Zeit oder schwert vor Anker bei heute passe es ihm eigentlich auch gar nicht oder ähnliches! So einem „Feuerschiffsbenötigte man oft bis zu vier „Bittgängen“ oder gar mehr um zum

Fotos: Besatzung „Gorch Fock“

Auf seine Veranlassung hin erfolgte eine regelmäßige Schuhkontrolle, sowohl der Segeltuchschuhe als auch der Seestiefel für alle, die in der Takelage tätig waren. So wurde sichergestellt, dass sowohl die Sohlen aus wirklich rutschfestem Material waren und die absolute Festigkeit der Absätze garantiert war. So wurde jegliches Abrutschen bei den Arbeiten in den Fußpferden stehend verhindert und damit schlimme Unfälle verhütet!


Der so beliebte Bordschuhmacher Ernst Körner wurde dann (leider) eines Tages durch einen zweifellos genau so tüchtigen Nachfolger ersetzt. Aber die tiefe Lücke, die unser Erni damals an Bord hinterließ, konnte niemals und von niemandem wieder auch nur annähernd geschlossen werden. Und noch viele Jahre später habe ich als Kommandant oft im stillen gedacht, wie schön es wäre, wenn Erni Körner eines Tages wieder an Bord zurückkehren würde; in sein kleines „Bordschuhmacherschap“ - und bei den Ankerfesten und „Feuerschiffsabenden“ unerreicht - auf „SEINE“ Schaubühne!

Erfolg zu kommen. Ich, als oft ausgesuchte „Vertrauensperson“ schaffte es einmal mit zwei Anläufen. Schließlich stand er dann plötzlich doch in voller „Montur“ und von Riesenapplaus begleitet unter uns. Über seine eigenen guten Witze mit zu lachen

schien ihm viel zu banal. Mit diesem gekonnten Ernst, der alleine schon unsere Lachmuskeln reizte, fing er dann an: „Ich kannte mal eine Frau, die hatte einen viel jüngeren Freund. Sie war eine „Von und Zu“ aber er war ein „Auf und Davon“. Als er nach Kanada ging sagte sie zu mir: „Was will er in Kanada? Kann - a - da, kann er auch hier!“ Einmal ging ich mit meinem Freund zur Hasenjagd. Mein Freund war ein guter Schütze, aber der Hase lief dauernd im Zick Zack davon. Immer, wenn mein Freund auf „Zick“ schoss, war der Hase schon auf „Zack“. Da wir kein Auto besaßen, fuhren wir nach der Jagd mit dem Bus nach Hause. Neben mir saß eine Frau in einem hübschen Pullover. Ich sagte: „Sie haben aber einen schicken Pullover an, gnädige Frau, das ist doch sicher Kamelhaar? „Ja,“ antwortete die Frau erstaunt, „aber woher wissen Sie denn das?“ Ich sag: „Das ist doch klar, die beiden Höcker sind ja noch so gut zu sehen … !!!!“ So ging das meistens eine gute Stunde lang.

Am 15. Juli 2010 verstarb unser Kamerad und erster Schuhmacher der „Gorch Fock“ im Alter von 97 Jahren

Ernst Körner

Hintergrund-Info Im Dezember letzten Jahres hatte ich eine schwere Operation. Bei der anschließende ReHa-Maßnahme im Schloss Schönhagen, Damp, habe ich bei langen Fahrradtouren auch Arnis „erkundet“. Dabei habe ich von dem Fährmann (Schlei Fähre Arnis ) erfahren das ein ehemaliges Mitglied der Stammbesatzung „Gorch Fock“ dort zu Hause ist. Meine Recherchen ergaben, dass es sich um den ehemaligen Zivil-Schuster Ernst Körner handelt. Habe dann bei dem Versuch ihn zu besuchen von seinem Schwiegersohn erfahren, dass unser „Ernst“ inzwischen 97 Jahre alt ist und er sich wohl fühlt , aber zurzeit seinen Mittagsschlaf hält. Als Gastgeschenk hatte ich dem Schwiegersohn eine DVD mit Bildern meiner „Gorch Fock“ Reisen aus 1962 und 1963 übergeben und er wollte dafür sorgen das sich Ernst, nach Ansicht, bei mir meldet. Dieses geschah heute Abend mit dem Anruf des Schwiegersohns Herrn Müller, dass Ernst Körner heute verstorben ist. Kiel, 15. Juli 2010 Jürgen Morgenstern Vielen Dank für den Hinweis, Jürgen!

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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Hartmut Berthold Schwarz

Die „Gorch Fock“: Ausbildungszeit Marine: 1960 Teil I

Bei einer Tagung in Westberlin 1956 war ich als Dolmetscher tätig – ich kam ja vom Französischem Gymnasium, wo man nur französisch spricht und die Schule nach dem Abi mit einer zweiten Muttersprache verlässt - und lernte einen Studenten kennen, der Süd- und Mittelamerikaner betreute und Folklore aus diesen Landen als Tonbandaufnahmen hatte. Nachts, während er arbeitete, um sich auf die Tagungspunkte des kommenden Tages vorzubereiten, tat er dies bei diesen Klängen. Ich saß da, hörte aufgewühlt zu und etwas zerriss in mir. Ich bin mein Fernweh bis heute nicht losgeworden. Soviel zum Ursprung des Fernwehs. Auf der „Gorch Fock“ hieß es dann auch gleich: „Seesäcke abstellen!“ und „Enter auf!!“

bei der Ausreise unter den Brücken des Nordostsee-Kanals fahren konnten. Auslaufen zur meiner ersten Auslandsreise!! - Juhuh! Man muss sich vorstellen, ich kam ja aus dem Osten und war noch nie irgendwo im Ausland gewesen! Meine Begeisterung wurde vor allem von „Männe“ Zander bemerkt, unserem damaligen 1. Segeloffizier. Er war zumindest genau so begeistert von „seinem Schiff“. Ach, da gab es auch noch viele andere von der Stammbesatzung, die sich einfach mit „ihrem“ Schiff identifizierten. Mannschaften, Maate und Bootsleute. „Männe“ Zander konnte ich eine Peinlichkeit ersparen. Beim Vorbereiten zum Stenge fieren, hatte ich bereits – übereifrig wie ich damals war - die Keile am Eselshaupt gelockert und als Männe, nichts davon wissend, von unten zuschlug, wollte der Keil, - immerhin ein ganz schöner Lümmel von Holzkeil und aus Hartholz - sich deckwärts verabschieden, als ich ihn noch mit halben Hechtsprung erwischte und halten konnte. Das wäre für den ersten Segeloffizier eine schöne Blamage geworden.

So wie wir waren: Marinereiseanzug: 2. Geige blau, Seestiefel, halber Schlag. Mir gefiel es großartig. „Auslegen auf der Rah“. Nach vorne auf die Rah legen und in die Hände klatschen“. Das Tempo der Gewöhnung an Höhe war frappierend. Eben noch war Obermars hoch und einige Minuten nach der Royal, war Obermars wie zu Hause. Na ja, dann gab es die üblichen organisatorischen Maßnahmen, damit jeder wusste, wo er hingehörte. Und es gab zu lernen: Hängematte aufhängen und zurren am nächsten Morgen. Die Hängemattsmusterungen, - das Waschen mit einer Kelle Wasser und freiem Oberkörper an Deck; bei jeder Wetterlage. Kartoffelschälen für das Backen und Banken. Mir gefiel das alles und als ich nach einigen Tagen Toppsgast im Vortopp wurde, war ich glücklich. So hatte ich mir das gewünscht. Oben im Mast und alles von Pike auf lernen. Das Segelexerzieren. Ich fand alles Klasse. Dann kam das Stenge fieren, damit wir

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Er unterhielt sich bisweilen mit mir und einmal, auf See, im englischen Kanal, – ich stand als Ausguck und Posten Back, sagte er beiläufig, dass das was jetzt käme, Sandettie Feuerschiff wäre. Ich erwartete also ein Feuerschiff und achtete daher nicht auf kleinere Seezeichen, wie zum Beispiel die Tonne, die statt Sandettie Feuerschiff ausgelegt worden war. So bekam ich vom Wachoffizier von Witzendorf einen gehörigen Anschiss.

Dann kam Ostende. Mein erster Auslandshafen! Treffen mit anderen Windjammern und es taten sich mir neue Welten auf. Da lagen: „Gladan“; Schwedisches Segelschulschiff. Schnittiger Zweimaster. „Mercator“; Barkentine der belgischen Marine. „ George Stage“; Dreimast Vollschiff der dänischen Marine. „Christian Radich“; Dreimast Vollschiff der norwegischen Marine. „Danmark“; Dreimast Vollschiff der dänischen Marine. „Soerlandet“; Dreimast Vollschiff der norwegischen Marine. „Statsraad Lehmkuhl“; norwegische Bark. Das es so etwas noch gab und ich es erleben durfte, war mir nahezu unfassbar! Dieser Geruch der Segelschiffe; immer auch etwas Teer vom Tauwerk aus geteertem Hanf – einfach phantastisch! Ich kam mir vor, wie eine Romanfigur. Konnte kaum fassen, dass ich dies alles selbst erlebte. Ja, so empfand ich meine Situation. Wem könnte ich erzählen? Wer würde mir in Berlin glauben? Aus jeder Musikbox in den Hafenkneipen klang „Maria“ aus der West Side Story. Das war absolut in. Leider war für uns, wie fast immer und überall, der Landgang zeitlich eng begrenzt und zu Zeiten, wo es an Land eigentlich richtig los ging, mussten wir bereits wieder an Bord sein. Um 22:00 Uhr – Scheiße! Damals hatte ich auch noch keine Ahnung vom Tricksen. Aber wie alle wissen, so etwas lernt man schnell – oder nie! Vor Portugal, die große Windjammerparade südwärts und die Nato-Flotte nordwärts, zu Ehren Heinrichs des Seefahrers. Und ich auf der Marssaaling im Vortopp. Alles bestens vor Augen. Meine Fotos würden tolle Bilder ergeben, denn ich hatte meine neue Kamera, eine Spiegelreflexkamera, ein Geschenk meiner Berliner Freundin Manuela, heimlich mit in den Top genommen und in der Backskiste versteckt, um Aufnahme auf Aufnahme zu schießen. So etwas kam doch nie wieder! So eine Gelegenheit! Vier komplette Filme verknipste ich. Da waren nun aber mit Sicherheit dufte und gute Aufnahmen dabei. Ja, ja, der Mensch denkt, aber Rasmus lenkt. Ich hatte ja bereits im Kanal, kurz vor

Fotos: Besatzung „Gorch Fock“

Mein Gott, wie liebe ich dieses Schiff! Wie unvergesslich ist mir meine erste Zeit an Bord. Ich rieche sie immer noch und immer wieder. Ich war doch so voller Romantik und romantischer Vorstellungen über die Seefahrt und voller Abenteuerlust. Mein Gott, ich kam direkt aus dem Osten und meine charakteristischste Eigenschaft war Fernweh!


Ostende, einige Aufnahmen gemacht. Aufnahmen, die zeigen sollten, wie sich beim Einsetzen des Schiffes, „Wasserberge über die Back ergießen.“ Gut, - sie ergossen sich, - aber auch ein bisschen über mich. Dabei hatte die Kamera etwas Seewasser abbekommen und, was ich nicht wusste, - der Verschluss klemmte seit der Zeit durch Salzeinlagerungen und ich hatte überhaupt keine Fotos geschossen. Es machte zwar klick, aber das war es dann auch. Nach der Reise, im Zug nach Hannover, zum Flug nach Berlin, las ich mit wenig Begeisterung die Kommentare der Entwicklungsfirma, die mir 4 x riet, demnächst die Verschlusskappe von der Linse zu nehmen. Hahaha! Die Reise selbst war wunderschön und jeder Hafen ein Erlebnis für sich. Lissabon ein einziges romantisches und kulturelles Abenteuer. Die Altstadt und die Lokale in denen Fados gesungen wurden. Fados, die stets melancholischen folkloreartigen Gesänge, bei denen gelegentlich auch Gäste einige Strophen übernehmen und mit großem Beifall belohnt werden. Und die Krönung, wenn man Platz bekam, um Amalia – die Königin des Fados - zu hören und genießen zu können. Ich habe es genossen. Oder Cannes zum Beispiel. Einige von uns saßen in einer Hafenbar an einem großen Tisch mit zahlreichen französischen Mädchen, die uns ja an unserem Mützenband als deutsche Seeleute identifizieren konnten und sicher waren, dass wir kein Französisch sprachen und völlig ungeniert über uns her zogen. Mädchen unterhalten sich ja wenn sie unter sich sind, durchaus in beinahezu pornographischer Manier über Männer und sie ließen sich besonders über die vermutlichen körperlichen Vorzüge oder Nachteile von uns aus. Kicher, Kicher!

Nach einer kleinen Weile kommentierte ich ihre Bemerkungen im schönsten Pariser Argot und es setzte erst ein großes Gekreische ein, aber danach wurde es durchaus nett. Dann die Regatta von Cannes nach Neapel und die Nacht im Golf von Lyon, wo wir guten und günstigen Wind bekamen, aber klar bei Fallen und Schoten standen, um im Notfall ohne Zeitverzug reagieren zu können, falls einer der gefürchteten Fallwinde sturmartig, aber ohne jede Ankündigung, durch das Rhonetal fegen sollte. Die Regatta nach Neapel gewonnen usw. usw. Neapel war für mich eine Enttäuschung. Ich vermag nicht mehr genau zu erklären warum. Ich empfand zuviel Schmutz und zuviel Nepp. Aber wozu war man denn Seemann. Mit einigen Kameraden mietete ich ein Segelboot und wir segelten und badeten im Golf von Neapel und bekamen nun unsere erste richtige Lektion in punkto Nepp. Wir hatten nämlich eine Art Schiffsjungen mit zunehmen, der einerseits auf das Boot aufpassen sollte und andererseits uns auch in allen eventuell auftretenden prekären Situationen behilflich sein sollte. Er sprach etwas Deutsch. Vito hieß er und behilflich war er. Und wenn man ihn rief klang das: Vääätooo. Wir bekamen nach einiger Zeit Hunger und Durst und Vito wies uns an, Richtung Strand zu fahren. Er nahm etwas Geld von uns – nach unseren Erfahrungen viel, viel zu wenig, - dafür bekommt man doch nichts kaufen, – steckte es in den Mund und wies mich an, ein Stück weiter, eine kleine Pier anzusteuern. Schon war er über Bord. Als ich dann etwas später dicht an dem Steg vorbei schor, sprang ein voll beladener Vito an Bord und hatte für das wenige Geld reichlich Pizza, Sandwichs und Wein dabei. Und er brachte noch Geld zurück. Uns, als Touristen, hätte man für das Geld im besten Falle eine Flasche Wein verkauft. - Er war eben Neapolitaner. Auf der weiteren Rückreise feierten wir am 13.9.1960 unser Atlantiksportfest und ich erinnere noch, dass einige Kameraden unserer Band und ich Kannibalen darstellten.

Ich bin der vorne links. Man erkennt, - wir sahen toll aus. Nur ich erinnere gleichfalls, dass wir die Grundierung unserer Kakao-Pigmentierung, nämlich Margarine, nicht wieder abbekamen und tagelang wie ein altes Kuchenblech stanken. Aber es brachte vom Kommandanten eine Kiste Bier ein. Man dankte. Auf der Rückreise haben wir FK v. Witzendorf, unseren Divisionsoffizier, wegen schwerer Erkrankung ausgeschifft. In La Spezia. Männe Zander übernahm seinen Job – und das fand ich gar nicht so übel. Wir Toppsgasten hatten ja, wie ich finde, den besten Job an Bord. Weit weg vom üblichen Reinschiff und allen Decksarbeiten, thronten wir über dem gemeinen Fußvolk in luftigen, duftigen Höhen und konnten unserer „edlen“ Beschäftigung nachgehen, dass Rigg in Stand und funktionstüchtig zu erhalten. Natürlich bewegten wir uns absolut sicher im Topp. Das machte schon die tägliche Übung. Und wenn wir abends nieder enterten, hatten wir Füße wie ein Papagei. Genau so krumm. Wir standen ja auch den ganzen Tag nur auf den Fußpferden und die Bordschuhe machten dann entsprechend krumm. Da unser Job recht schwer zu kontrollieren war, konnten wir uns dadurch immer relativ schnell in den Topp verpissen. – Wir hatten ja immer soooo viel zu tun. Unser Geheimtipp war unsere Backskiste auf der Marssaaling. Hier befanden sich nicht nur unsere Werkzeuge, sondern auch – nachts heraufgeschmuggelt – gute Getränke, wir im Vortopp hatten sogar eine Flasche Ballentines, 12 Jahre alt, dort verstaut. Unser Toppsunteroffizier war der damalige Obergefreite UA Lehmann. (Viele kennen ihn später als Maat, Obermaat und Bootsmann und er ist als Bootsmann noch viele Jahre mit mir gefahren). Also Lehmann petzte nicht, sondern beteiligte sich. Ich erinnere mich noch an BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Wisst ihr noch, was Tausendbein ist? – Verknüpfen von KardeelenEndstücken auf fünf parallel gespannten Schiemannsgarnen mit Teppichknüpfknoten. Und es musste fest geknüpft werden. Das wurde morgens bei der Musterung geprüft. Und wehe, der Bootsmann konnte die Knoten auseinander ziehen. Dann gab es die doppelten Meter. Zum Knüpfen blieb nur die Nacht und so kostete es Schlaf, den wir ohnehin viel zu wenig hatten. Was sollte ich machen? – Die Nacht um die Ohren hauen. – Nööö, wollte ich nicht. Doof waren wir ja auch nicht und wozu war ich denn Toppsgast? Ich hatte doch gerade an einem Pardun Tausendbein angebracht. Also nachts auf Wache ans Pardun. Zwei Meter abgewickelt; auf der Marssaaling straff gespannt, um die Drehung weg zu kriegen. Morgens geholt und bei der Musterung präsentiert. Hielt der Probe stand. Baumann ging mit mir ein paar Schritte. Zeigte dann auf das Pardun und meinte: „Da fehlt noch was. Da bring’s an“. Hab’ ich gemacht. Na klar fehlte es da. Da hatte ich es ja abgemacht. Ich war Baumann im Nachhinein regelrecht dankbar. Er hatte mir und damit auch den anderen Toppsgasten einen wunderbaren Weg gezeigt, Handel zu treiben. Von da an hatten wir alle jede Menge Tausendbein in den Backskisten auf der Saaling. Zwei Meter brachten eine Flasche Whisky. – War ja zollfrei! Also gaaaanich so teuer.

Abends einmal, zur berühmten Abendronde mit dem IO, - damals FK Axel v. Gernett, - der so schönes breites ostpreußisch sprach, – man kann ja jarnusch so dumm denken, wie ihr Lorbasse handeln tut – hatte ich es verpasst, rechtzeitig an Deck zu sein und da es schon dunkel war, legte ich mich einfach auf die Achterback und dachte: wird schon gut gehen. Wer vermisst dich schon. Ich lag an Steuerbordseite direkt über dem Eingang zum Mannschaftsdeck. Da ja die Decksbeleuchtung eingeschaltet war, konnte er mich garantiert nicht sehen. Er wurde ja durch die Lampe über dem Eingang geblendet. Ich habe mich aber durch mein Lachen selber verraten. War aber auch zu komisch! V. Gernett zeigte in meine Richtung und sagte im breitesten „aastpreißisch“: „Baumann, die Schschrrraube da ärjerrt mich schon seit drreeeii Läährjängen. Muss wech!“ Dabei zeigte er genau auf mich. Ich lag halt in Blickrichtung. Für mich war das ganze aber saukomisch und ich explodierte vor Lachen.„Komm’ runter du Lorbass“. „Baumann, machen sie das“,und Baumann handelte gewohnheitsmäßig mit der Strafe: „Zwei Meter Tausendbein“!

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Es gab Probleme und was uns keiner gesagt hatte: Das Zeug war ja auch noch giftig. – Zumindest das Bleiweiß. Ansonsten gab es auf der Rückreise viel seemännischen Dienst und Manöver. Besonders gefallen hat mir das nächtliche Segelsetzen oder –bergen. Das war schon was. Vor allem bei Mondschein! Ich weiß auch noch, dass ich nach solchen Manövern nicht wieder in die Hängematte kroch, sondern oft an Deck blieb, um mein höchstes Glück an Bord zu genießen. Windjammer zu segeln und Teil der Besatzung zu sein. Das Tauwerk knarrte – die See rauschte in dem ihr eigenen Rhythmus mit der Bewegung des Schiffes. Wisst ihr, was das ist – das ist Glück. Und da vergisst man Müdigkeit und Strapazen. Ja, schön war mein Beginn auf „Gorch Fock“ und ich konnte noch nicht ahnen, dass ich als Offizier später, weitere wunderschöne Jahre auf „meinem“ Schiff verbringen durfte. Der II. Teil folgt in der nächsten Ausgabe.

Fotos: Besatzung „Gorch Fock“

den Bootsmann Baumann. Unseren Schmadding – manche sagen auch die „seemännische Nummer 1“ – der, wie fast alle von der Stammbesatzung ein Unikum war und die Seemannschaft der alten eisernen Zeiten, mit all ihrer Härte, bereits mit der Muttermilch eingesogen hatte. Er lispelte etwas – und witzig war er auch. Wir hatten doch damals zum Putzen von diversen Messingteilen eine Putzpomade namens „Kaol“. – So eine Art dickflüssiges cremefarbiges Sidol. Einer von Baumanns Lieblingssprüchen war – und das gelispelt: „Nehmt, bevor ihr zu euren Mädchen geht, so’n tüchtigen Schluck Kaol. Da kriegen eure Filzläuse blanke Augen und die Mädchen freuen sich“. – Pause: „Und die Filzläuse auch“.

Auf dieser Rückreise aber mussten wir Toppsgasten doch noch schwer ran. Es wurde nämlich das stehende Gut gelabsalt. Labsalen bedeutet Bleiweiß oder Teer mit den bloßen Händen in die Drahtseile, resp. in seine Keepen einzumassieren. Auf einem Bootsmannstuhl – also einem Brettchen – sitzend; fier- und heißbar geschoren an einem Stag oder einem Pardun auf und ab und Labsalen, Labsalen, Labsalen. Während der Arbeit gewöhnt man sich an den Schmierkram. – Aber nach Dienstschluss; wie soll man sich säubern? Ging nicht! Der Schiet musste langsam rauswachsen.


Ir i s S c h m o n s e e s

Sail 2010 in Bremerhaven Tagebuch vom maritimen Großereignis Dienstag, 24.08.2010 Die ersten Schiffe laufen in den Hafen ein. Der heftige Sommersturm aus WSW mit bis zu 11 Windstärken hat sie hergepeitscht und dabei so manches Segel zerrissen und die Mannschaften nicht schlafen lassen. Das gute Porzellan ging teilweise zu Bruch, doch Scherben bringen bekanntlich Glück! über den Himmel der sich grau und wolkenverhangen präsentierte. Noch ist Ebbe, ein frischer Wind um Bft 7-9 reinigte die Luft und die Wolkendecke reißt nun auf wie auf Neptuns geheiß – pünktlich zur Parade! Ja, es gibt es doch noch das Azur des Himmels, ich konnte es aufblitzen sehen. Mit auflaufendem Wasser schien der Wettergott doch noch ein Herz für Segelschiffromantik zu haben.

kleinen Kronen, das Azur des Himmels, frischer Wind und das Wasser riecht so schön nach Meer… Die Parade geht hinauf bis Blexenreede, dort gibt es dann eine schöne Wende und sie kommen zurück mit den Mannen, aufgeentert, stehend in den Rahen. „Sie“ voran. Mit Schlepper-“Balett“ geht es nun in die Schleuse und weiter zum Liegeplatz.

Mittwoch, 25.08.2010 09:00 Uhr. Tumult ist in der ganzen Stadt, Helikopter kreisen, kleine und große Boote

dümpeln auf der Weser, die Deichpromenade ist gut bestückt mit Menschen, alle warten auf die Einlaufparade, auch „Sail-In“ genannt. Für 10:30 Uhr war die Ankunft der ersten Schiffe vorgesehen. Die Nacht zuvor war ein Sturmtief über Bremerhaven gezogen und die Weser schien noch brauner zu sein als sonst. Kleine Schaumkronen tanzten auf den Wellen, Möwen zogen schnell

wie die Wolken am Himmel, schön, sehr schön!! Klein und groß wechselten sich ab, kleine Bötchen oder „Kolosse“, alles ist wie eine schöne Symphonie, eine Meeres-Symphonie. Kreischende Möven, Windjammer die das Wasser kräuseln lassen schieben durch die Wogen mit

Pünktlich um 10.30 Uhr wehte er sie nun herein. Die Lady „ganz in weiß“ voran mit einem Tross von Schiffen. Auch wenn die Segel wegen des starken Windes nicht voll gesetzt werden konnten, so war die Anführerin, die „Gorch Fock“ schnell, verdammt schnell, so dass die anderen Schiffe mit gut 5 Minuten Abstand erst folgen konnten. In einem späteren Gespräch mit einem Bekannten, der bei der Wasserschutzpolizei tätig ist, erfuhr ich, dass die Geschwindigkeit absolutes Limit gewesen sei, kurz: Alle waren zu schnell!

Donnerstag, 26.08.2010 6.30 Uhr, noch ist Ruhe auf den Schiffen, der Himmel grau in grau, Nieselregen. Ein Blick über das Hafenbecken lässt staunen, es sieht aus als wären wir 100 Jahre in der Zeit zurück, Masten über Masten, Galionsfiguren, es riecht

Einige Schiffe liegen auf Reede und warteten Bug voraus auf die einlaufenden Schiffe. Sie bilden einen schönen Rahmen. Ob Dar Mloderzierzy, Alex oder Kruzenstern, sie kommen vorbei

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Freitag, 27.08.2010 Die Gäste kommen! Im Vorfeld gab es ein Arrangement, dass man sich zur Sail 2010 in Bremerhaven treffen wollte. So begab es sich, dass Hermann Dirkes mit Gattin und Sohn auf einem Schiff sein „Haupte bettet“, Raimon Romalla hat seine Gattin und „Kutsche“ dabei, Ramona Amstutz nächtigt in Otterndorf. Mal eben noch mit Michael Brzoza telefoniert, alles klar, er kommt aber erst morgen früh, „Kameras sind schon gepackt“... Gegen 19:00 Uhr trudelt Raimond ein, etwas später Hermann. Bei einem „kühlen blondem“ und regionalen Fischspezialitäten schnackten wir eine Runde, freuen uns über das nette Beisammensein und schmieden die ersten Pläne für den Verlauf der Sail, also bis morgen! absetzen. Ein flottes „bis später“; wir werden uns ja noch wieder sehen, 12:00 Uhr ist „Meldezeit zur Essensausgabe“.

Samstag, 28.08.2010 6.30 Uhr, raus aus den Federn, Zeitung und Brötchen holen, Kamera noch einmal checken, als hätte ich es geahnt, es regnet! Schnell noch ein belegtes Brötchen und einen Kaffee besorgt nach Kalfater und Teer. Aus dem nichts hört man Bootsmannsmatenpfeifen – wer mag das sein? Das Wasser gluckert an den Schiffskörpern im Hafenbecken und säuselt vor sich hin. Vereinzelt laufen schon „Gäste“ über das Festgelände aber auch der eine oder andere „Seemann“ mit leichter Dühnung geht an mir vorbei. Die Wache der Nacht steht noch da und sehnt sich nach einem Kaffee, die ersten Offiziere sind schon an Deck. Wimpel und Flaggen knattern im Wind, die Wanten tanzen und die Planken knarren leise.

7:30 Uhr Kommandant an Deck! Reges Treiben an Bord, gleich ist Flaggenparade. Die Uniformen noch schnell zurecht gerückt, ja, alles gerade! Schlag 8 Uhr: Bootsmannsmaatenpfeife, Schiffsglockenschläge, Nationalhymne, „heißt Flagge, Aaaachtung!“. Am Heck ist nun alles klar, die Flagge gehisst, sie zeigt die Farben, der Tag beginnt!

und ab zum Fischereihafen, und Hermann für die Fotoexkursion abholen. Auch dieses Mal, als hätt´ ich´s gerochen, Hermann hat kein Frühstück an Bord bekommen. 1. es ist zu früh, 2. das Schiff nebst Crew hat einen „langen, harten Ritt“ hinter sich! Auf dem Weg zum Sailgelände urplötzlich ein Platzregen. Gut das ich noch Zipplocktüten für die Kameras eingepackt habe, denn diese werden nun reichlich gebraucht. Zwischen den Schauern bei strahlendem Sonnenschein fotografieren wir und hüpfen im 10 Minutentakt von Schiff zu Schiff oder auch von Unterstand zu Unterstand. Tja so ist das eben an der Küste, nichts ist beständiger als der Regen den es einmal und immer gibt. Aber hier wird nicht gejammert, da gehen wir durch! 9:20 Uhr ab zum Auto und eben mal noch jemanden abholen.

12:00 Uhr „Letzte Kneipe vor New York oder auch Treffpunkt Kaiserhafen“ ist unser Ziel. Gut gelaunt und komischerweise bei Sonnenschein, kommen wir an. Schnell noch die Wimpel und nen Tampen auf den Tisch drapiert, so kann es nun losgehen. Einige warten schon auf uns; Hermann, Michael, Astrid, Jan, Hans & Helga kommen mit dem Shuttlebus. Auf „Befehl“ von Hermann darf ich noch was sagen; aber natürlich, gerne! Kurze Begrüßung und Ansprache; ich habe mich sehr gefreut einige Gesichter zu den Forumsbeiträgen zu sehen! Dann gibt es noch eine schwere Angelegenheit für Hermann; er übergibt mir stellvertretend die gravierte Steinplatte der „Bordkameradschaft der ehemaligen Stammbesatzung“ h.c.. Insgesamt sind wir mit 23 Personen und lassen es uns gut gehen bei leckerem Essen, kühlen Getränken und netten Gesprächen; wobei Hermann aus „medizinischen Gründen“ Grog vorzieht, nicht nur auf Empfehlung der Bedienung, eine weise Entscheidung! Gestärkt und bei wiedereinmal unerwartetem Sonnenschein geht es für alle Beteiligten zurück um die „Sail“ weiter zu erkunden…. Resümierend kann ich sagen, es war schön und vielleicht gibt es ein nächstes Mal! Oder?!

9:30 Uhr, Michael sitzt trocken und kuschelig warm bei einem heißen Kaffee bei mir zu Hause in der guten Stube. Er hat sich schon früh morgens auf den Weg gemacht und nun hieß es für ihn, Socken hoch gezogen, Jacke zu, ab zum Festgelände zum fotografieren. Seine erste „Braut oder auch Objekt der Begierde“ ist die Amerigo Vespucci, da ich genau weiß wo welches Schiff liegt, kann ich ihn mit einer Punktlandung dort

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Fotos: Iris Schmonsees.


Gorch-Fock-Flagge

Im Kielwasser der GORCH FOCK Shanties - Segeln - Seemannsgarn Sie gehört zu den schnellsten Großseglern der Welt und besticht durch ihre klassischen Linien - die GORCH FOCK, das Segelschulschiff der deutschen Marine. Als Kriegsschiff völlig unbrauchbar, gut 50 Jahre auf dem Buckel… aber unbestritten das Glanzstück in jedem Hafen. Stürmen mit 12 Windstärken und tobendem Seegang trotzend, mit zerfetzten Segeln in den Masten, als wagemutige Botschafterin hinterm „eisernen Vorhang“ unterwegs, heikle Begegnungen in fernen Welten meisternd... und bei alledem immer auch knallharter Ausbildungsplatz für den seemännischen Nachwuchs. Dieser Film fängt die Faszination der alten Rahsegler ein, das raue Leben an Bord und das Abenteuer großer Windjammerregatten. Traumhafte und spannende Augenblicke aus über 30 Jahren GORCH FOCK. Eine einzigartige Reise - begleitet von beliebten Shanties und Seemannsliedern. Ein Film für See- und Sehleute gleichermaßen mit bisher nicht gezeigten Aufnahmen, spannenden Erlebnisberichten - manche kurios und wie Seemannsgarn ganz unglaublich klingend. Humorvoll präsentiert u. a. vom Kapitän zur See a.D. Hans Freiherr von Stackelberg. 13 Jahre war er an Bord der GORCH FOCK, sechs davon als ihr Kommandant.

DVD ca. 75 Minuten / Preis 24,90 EUR Diese Gorch-Fock-Flagge wurde vor einigen Jahren von einem ehemaligen Decksmeister unseres Segelschulschiffes zusammen mit der Fahnenfabrik entworfen. Bei einem Treffen der Bordkameradschaft stellte er sie vor und sie fand großen Anklang. Nun können wir sie in verschiedenen Größen anbieten.Der Preis richte sich nach der Größe der Flagge: 120 x 200 cm 76,16 € 100 x 150 cm 64,26 € 80 x 120 cm 46,41 € 60 x 90 cm 26,18 € 40 x 60 cm 20,00 € 30 x 45 cm 17,85 € 20 x 30 cm 14,30 € 15 x 25 cm 8,95 € zzgl. Versandkosten von 2,50 € bis 5,50 € Empfehlenwerte Flaggengröße bei folgender Masthöhe: 120 x 200 cm 6-7 Meter Höhe 100 x 150 cm 5-6 Meter Höhe 80 x 120 cm 4-5 Meter Höhe 60 x 90 cm bis 4 Meter Höhe Für die kleinen Flaggen gibt es einen Tischständer. Preis auf Anfrage.

Sweatshirt

Strickmütze

Strapazierfähiges Sweatshirt, konzipiert für den täglichen Einsatz unter anspruchsvollen Bedingungen. Bei 60 Grad waschbar, trocknergeeignet, haben minimalen Einlauf und Pilling. Bequemer Schnitt und modernes praktisches Design zeichnen diesen Artikel aus.

Dunkelblaue, fast schwarze Strickmütze in bester (Bord-) Qualität, Universalgröße, (ohne „Bömmel“!). Sehr praktisch für jeden Tag. Das Material besteht zu 100 Prozent aus Wolle, ist herrlich weich und warm und kratzt nicht.

Stick: „Segelschulschiff Gorch Fock“ oder „Bordkameradschaft Gorch Fock“.

Stick: „Segelschulschiff Gorch Fock“ oder „Bordkameradschaft Gorch Fock“.

Preis 26,50 EUR

Preis 13,90 EUR

Bestellungen bitte an: Hermann Dirkes · Steinbach 14 · 37581 Bad Gandersheim · Telefon (0 53 82) 95 82 91 · E-Mail: info@gorchfock.de BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Tödlicher Sturz auf der „Gorch Fock“ Im Gedenken an die im Dienst verunglückte Soldatin, Frau Obermaat (OA) Sarah Lena Seele Am 7. November 2010 verunglückte Obermaat Sarah Seele während der Segelvorausbildung auf der „Gorch Fock“. Trotz sofort eingeleiteter

Am 15. November wurde Obermaat Seele im engsten Familienkreise und im Beisein des Kommandeurs, Angehörigen der Marineschule Mürwik, Besatzungsmitgliedern der Fregatte KARLSRUHE und einer Abordnung der Bordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung SSS „Gorch Fock“ in ihrem Heimatort Bodenwerder beigesetzt.

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Rettungsmaßnahmen erlag sie ihren schweren Verletzungen in einem örtlichen Krankenhaus in Salvador de Bahia (Brasilien).

Erneut ist ein weibliches Besatzungsmitglied des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ ums Leben gekommen. Eine 25-jährige Offiziersanwärterin aus Bad Pyrmont stützte bei einer Kletterübung aus der Takelage auf das Deck. Ihre Offiziers-Ausbildung hatte die junge Soldatin gerade erst begonnen. Durch einen Laufbahnwechsel vom Unteroffizier zum Offizier gehörte die Offiziersanwärterin seit dem 2. November zur Segelcrew an Bord der „Gorch Fock“. Beim niederentern von ihrer Segelstation auf der Groß-Brahmrah, ist die Soldatin aus einer Höhe von 27 Metern aus der Takelage auf das Deck gestürzt. Zunächst wurde sie vom Schiffsarzt betreut und in einem stabilen Zustand in ein örtliches Krankenhaus gebracht. Dort erlag die 25-Jährige jedoch ihren schweren Verletzungen. Mit den Kameraden Wilfried Henkel, Bad Lauterberg und Manfred Richert aus Höxter nahm ich an der Beerdigung teil. Mit einem Fotos: Hermann Dirkes, PIZ Marine.

Kranz zeigte die Bordkameradschaft ehem. Stammbesatzung SSS „Gorch Fock“ seine Anteilnahme. Per E-Mail nahm ich Kontakt zum Kommandanten auf: „… Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Angehörigen, der gesamten Besatzung und vor allem bei Ihnen, Herr Kapitän Schatz …“. Der Kommandant bedankte sich mit dem unten abgebildeten Schreiben: „Sehr geehrter Herr Dirkes Sowohl in meinem als auch im Namen der gesamten Besatzung möchte ich herzlich danken für Ihre tröstenden und mitfühlenden Kondolenzworte. Sehen Sie mir bitte nach, dass ich erst jetzt antworte. Die Tage nach dem Unfall waren geprägt von lähmender Trauer und gleichzeitig ausgefüllt mit äußerst fordernder Arbeit im Rahmen der Zuarbeit für die Ermittlungsbehörden vor Ort in Salvador und der Kommunikation mit allen involvierten Dienststellen zuhause. Nun sind wir wieder in See auf dem Weg nach Buenos Aires. Der Arbeitsalltag an Bord lenkt unsere Gedanken ganz gut ab und wir beginnen wieder mit Zuversicht nach vorne zu blicken. Mit wärmsten Grüßen in die Heimat. Norbert Schatz Kapitän zur See“ Segels

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He r m a n n D i r k e s

Keine Stilllegung – Die „Gorch Fock“ fährt weiter Interessante Gespräche bei einem Empfang in Berlin Guttenberg verspricht raschere Hilfe

Viele gute Gespräche

Bei einem Empfang des Bundesministers der Verteidigung im Bendlerbock hatte ich Gelegenheit dem Minister im Namen der Bordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung SSS „Gorch Fock“ die neue „Gorch Fock“-DVD „Shantys, Segeln, Seemannsgarn“ des ehemaligen Kommandanten Kapitän zur See Hans Freiherr von Stackelberg, von dem ich die besten Grüße und Wünsche ausrichten durfte, als vorweihnachtliches Geschenk zu überreichen.

Dann äußerte der Minister den Wunsch, dass der Empfang die Möglichkeit für viele gute Gespräche miteinander gäbe. Wie die Fotos zeigen, wurde diese Möglichkeit ausführlich genutzt. Ich danke dafür Marlis Böken als Vorstandsvorsitzende der Jenny-Böken-Stiftung, die mich bat, sie zu begleiten. Dadurch ist es nun möglich, die Freunde unseres Segelschulschiffes „Gorch Fock“, nach der Aussetzung der Ausbildung und der Weiterfahrt nur mit der Stammbesatzung, aufatmen zu lassen:

Die „Gorch Fock“ fährt weiter

Der Empfang Der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg, bat am Donnerstag, den 25.11.2010, um 19.00 Uhr zum Empfang für Rückkehrer aus dem Auslandseinsatz, Familien von Bundeswehrangehörigen im Einsatz und Partner im Netzwerk der Hilfe. Er hielt eine sehr bewegende Rede, in der er Verständnis und Respekt zeigte für die Belastungen der Soldaten im Einsatz und deren Familien.

Dies bestätigte sowohl in einem ausführlichen Gespräch der Generalinspekteur der Bundeswehr General Volker Wieker (mit Handschlag) als auch der oberste Dienstherr, der Bundesminister der Verteidigung, Dr. Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg.

Bei einem Gespräch mit Hellmut Königshaus, seit Mai 2010 Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages, wurden jedoch Zweifel geäußert, die Spekulationen zulassen, mit welchen Aufgaben das vor 52 Jahren in Dienst gestellte Schiff in Zukunft betraut wird. Es wäre zu wünschen, dass das Gremium, das mit der Überprüfung des Ausbildungskonzeptes betraut wird, auch Praktiker mit langjähriger Borderfahrung zu Rate zieht, also ehemalige und aktive Gorch-Fock-Fahrer, wie z. B. Decksmeister oder ehemalige Kommandanten, die mit vielen Jahren Borderfahrung aufwarten können. Dieser Vorschlag fiel bei dem Wehrbeauftragten auf fruchtbaren Boden und er bot an, dass interessierte Mitglieder der Bordkameradschaft an einer Gesprächsrunde im Februar 2011 in Kiel teilnehmen könnten. Nach bisherigen Telefonaten mit Kameraden aus unserer Bordkameradschaft besteht daran großes Interesse. Die Zeit verging wie im Fluge und leider war der schöne Abend dann um 21.30 Uhr schon zu Ende. Zum Abschluss haben wir auf dem Weg zum Hotel noch einen Abstecher über den Kurfürstendamm gemacht und die Weihnachtsbeleuchtung bewundert.

Fotos: Hermann Dirkes

„Eine Armee im Einsatz darf nicht alleingelassen werden, Armee im Einsatz braucht soziale Unterstützung“, sagte Guttenberg. Er kündigte an, das Verfahren zur Anerkennung von Wehrdienstbeschädigungen zu vereinfachen und zu beschleunigen. Damit sollen Soldaten, die beispielsweise nach einem Einsatz unter psychischen Problemen leiden, schneller Hilfe erhalten.

Kennenlernen durfte ich ebenfalls Konteradmiral Andreas Krause, Crew-Kamerad des Kommandanten der „Gorch Fock“, Kapitän zur See Norbert Schatz.Auch Admiral Krause ließ keinen Zweifel an dem Fortbestehen unserer weißen Lady aufkommen.

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Nachwuchs ungeschickt? Kommandant will strengere Offiziersauswahl Ursache für tödlichen Unfall auf „Gorch Fock“ ungeklärt Ist die Jugend zu unbeweglich? Der Kommandant der „Gorch Fock“ hat nach dem Todesfall in Salvador da Bahia / Brasilien auf seinem Schiff beklagt, dass die motorischen Fähigkeiten der Jugend abgenommen haben.

„Als Junge bin ich auf Kirschbäume im Garten des Nachbarn geklettert und war auch schnell genug wieder runter, wenn der kam“, erzählt Kapitän zur See Norbert Schatz, Kommandant des Segelschulschiffes „Gorch Fock“. Was Schatz als Lausbub ganz automatisch lernte, vermisst der 53-Jährige zunehmend beim Marine-Nachwuchs: „Die motorischen Fähigkeiten haben abgenommen, die Jugend sitzt nicht mehr im Kirschbaum,

Der tödliche Unfall im November im Hafen des brasilianischen Salvador da Bahia sei der Anlass gewesen, das Ausbildungskonzept zu überarbeiten. „Im Mittelpunkt muss dabei die Sicherheit an Bord stehen“, betont Schatz, der mit seinem Schiff und 80 Mann Stammbesatzung in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires festgemacht hat. „Vielleicht sollte man einfach jeden erstmal zehn Klimmzüge machen lassen. Manche schaffen nur zwei“, meint der drahtige Kapitän. Strengere Auswahl der Offiziersanwärter, mehr Training und Tests, das sind einige der Stichworte für die künftigen Ausbildungsregeln. Die 70 Offiziersanwärter, die in Buenos Aires eigentlich auch dabei sein sollten, wurden nach dem Unfall von Brasilien nach

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Deutschland zurückgeflogen. Den Rest der mit 42.000 Kilometern längsten Reise der 1958 bei Blohm & Voss in Hamburg gebauten Bark werden keine Offiziersanwärter mehr an Bord kommen. Erst im September nächsten Jahres soll die Ausbildung voraussichtlich wieder aufgenommen werden. Zur Verstärkung der Stammbesatzung bei der ersten Fahrt der „Gorch Fock“ um das stets

Fotos: PIZ Marine, Besatzung „Gorch Fock“

sondern eher vorm Computer“. Und das macht die Ausbildung auf einem Segelschiff mit 45 Meter hohen Masten für die meist 19-jährigen Offiziersanwärter von heute, die direkt nach dem Abitur zur Marine kommen, gefährlicher als früher. Nach einem Unfall, bei dem die 25-jährige Offiziersanwärterin Sarah Seele aus Bodenwerder nach einem Sturz aus der Takelage starb, ist das Segelschulschiff der Bundesmarine deshalb vorerst ohne Schüler unterwegs.


Ein Interwiev mit dem NDR zum 50-jährigen Jubiläum der „Gorch Fock“.

„Weiß ist das Schiff, das wir lieben“

stürmische Kap Hoorn kamen deshalb am Freitag, den 10.12.2010 weitere 60 Matrosen an Bord. Warum die 25-Jährige bei Kletterübungen aus der Takelage 27 Meter tief aufs Deck stürzte, ist dem Kommandanten bis heute unklar. „Wir wissen es einfach nicht. Sie hat mit beiden Händen losgelassen und ist rückwärts in die Tiefe gefallen“, erinnert sich der aus Bayern stammende erfahrene Seemann. „Vielleicht hatte sie einfach keine Kraft mehr“, rätselt er. Die Offiziersanwärter und Matrosen seien zwar bei der Arbeit auf den Rahen gegen das Herunterfallen gesichert. Beim Aufund Abentern in den Wanten müssten sich die Männer und Frauen aber mit den Händen festhalten. „Wenn man sich da jeweils anleinen wollte, würde es viel zu lange dauern, bis die bis zu 26 Mann pro Rah oben sind“, sagte Schatz. Jeder, der Offizier bei der Marine werden will, muss auf der „Gorch Fock“ gefahren sein. „Das bedeutet Seefahrt in seiner archaischsten Form: Seekrankheit, Einschränkung der Privatsphäre, unregelmäßiger Schlaf“, sagt Schatz, der 1976 selbst als Offiziersanwärter Erfahrungen auf dem Schulschiff sammeln konnte: „Nicht immer angenehme. Es gibt Dinge, die man nur an Bord und nicht in der Theorie lernen kann. Diesem falschen Eindruck bin auch ich erlegen“, sagte Schatz (53). „Ich war noch nie zuvor so müde und hatte noch niemals zuvor so gefroren wie auf meiner ersten Fahrt. Aber ich habe diesen Weg nie bereut“. „Wir wollen aus Individualisten Menschen mit Teamgeist machen, Menschen, die gelernt haben, dass man manchmal nur gemeinsam etwas erreichen kann. Segeln muss hier keiner lernen“. Absolute Sicherheit könne es dabei nie geben. „Die Seefahrt ist und bleibt ein gefährliches Geschäft“, warnt Schatz.

Seinen 21. Geburtstag feierte Hermann Dirkes auf der „Gorch Fock“. Er war vom 1. Januar bis September 1974 Ausbilder und Korporal an Bord. An seinem ersten Arbeitstag lag das Segelschulschiff in der Howaldtswerke Deutsche Werft in Kiel und musste für die 43. Auslandsausbildungsreise aufgetakelt werden. Durch ein Versetzungsgesuch aus privaten Gründen verließ er das Schiff im September 1974, um auf dem Versorger „Coburg“ als Ausbilder auf Borkum seinen Dienst zu versehen. Zum Abschluss seiner Marinezeit war er drei Jahre auf Sardinien in der Teileinheit „Sea Survival“ (Überleben See). Hermann Dirkes lebt heute mit seiner Familie in Bad Gandersheim und engagiert sich als Schriftführer in der Bordkameradschaft SSS Gorch Fock. NDR Online: Der Stapellauf der „Gorch Fock“ jährt sich dieses Jahr zum 50. Mal. Welche Gefühle begleiten Sie bei diesem Ereignis? Hermann Dirkes: Eine Menge Gefühle begleiten mich in diesem Jubiläumsjahr, denn vor der Kiellegung gab es ja sehr unterschiedliche Meinungen und nicht alle waren positiv und pro Windjammer. Für mich als ehemaligen Ausbilder und Korporal war das Schiff während meiner Dienstzeit ja auch mein Zuhause, dadurch fühle ich mich dem Schiff verbunden. Der jetzigen Schiffsführung mit dem Kommandanten Kapitän zur See Norbert Schatz an der Spitze ist es zu verdanken, dass es ehemaligen Gorch-Fock-Fahrern wieder möglich ist, „ihr“ Schiff zu besichtigen. Mehr noch: Im Rahmen der 50-JahrFeierlichkeiten fand eine Ehemaligenfahrt statt, bei der weit mehr als 100 Ehemalige teilgenommen haben. Ein ergreifendes Erlebnis zu sehen, wie Kameraden nach 30, 40 oder sogar fast 50 Jahren zum ersten Mal wieder an Deck der „Gorch Fock“ standen. NDR Online: Wie vor 50 Jahren dient der Windjammer auch heute noch als Segelschulschiff. Doch das Leben an Bord hat sich in einigen Bereichen sicher geändert. Wie sah ein Tagesablauf an Bord zu Ihrer Zeit aus? Dirkes: Für die Ausbilder steht die Ausbildung der Lehrgangsteilnehmer im Vordergrund. Wie jeder weiß, kommt der Wind nicht immer nur aus einer Richtung, und so muss man sich auf einem Segelschulschiff immer den Begebenheiten anpassen. Der ständige Austausch mit Kameraden und Vorgesetzten sorgt dafür, dass man dabei selbst immer mehr Sicherheit und Routine gewinnt. Der Tagesablauf auf See selbst wird sich im Grunde nicht so sehr verändert haben. Es sind, so glaube ich, vielmehr die technischen Errungenschaften, wie Klimaanlage und Frischwassererzeuger, die das Leben an Bord komfortabler machen. Ich kann mich erinnern, dass ich in meiner Korparalschaft bei der wöchentlichen Gemeinschaftsdusche das Wasser durch auf- und zudrehen des Wasserhahnes rationieren musste. Morgens musste sich jeder mit zwei Litern Frischwasser in einer Schüssel an Oberdeck begnügen. Das reichte zum Waschen, Rasieren und zum Zähne putzen. Bei jedem Wetter und jedem Seegang. Jeder, der damals mit dem Schiff in tropische Gefilde gefahren ist, wird sich an die übel riechende Bettwäsche erinnern, die bei der hohen Luftfeuchtigkeit einfach nicht trocknen konnte. NDR Online: Gab es bei so vielen Menschen auf engem Raum überhaupt so etwas wie Privatsphäre? Dirkes: Hier muss man unterscheiden zwischen Lehrgangsteilnehmern und Stammbesatzung. Für alle Besatzungsmitglieder ist die Privatsphäre sehr stark eingeschränkt. Viele Lehrgangsteilnehmer kommen direkt aus dem wohl behüteten „Hotel Mama“ an Bord und sehen sich mit einem hohen Maß an Ordnung und Hygiene konfrontiert. In den engen Decks liegen sie dicht an dicht in den Hängematten, immer zwei übereinander, sind immer auf Tuchfühlung mit dem Rest der Besatzung. Kaum eine Nacht, in der man durchschlafen kann, weil man zu einem Segelmanöver aus dem Schlaf gerissen wird. Dies erfordert viel Selbstdisziplin, Toleranz und Gelassenheit. Man darf nicht vergessen: An Bord der „Gorch Fock“ wird das spätere Führungspersonal der Marine ausgebildet. Die Mitglieder der Stammbesatzung bleiben in Gegensatz zu den Lehrgangsteilnehmern

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NDR Online: Mit modernen Kommunikationsmitteln und der Bordzeitung ist es inzwischen kein Problem mehr, auch auf hoher See zu erfahren, was in der Welt geschieht. Wie haben Sie sich damals informiert? Dirkes: Zum einen gab es den Bordfunk, der von Radio Norddeich seine Informationen erhielt, und sporadisch gab es auch eine auf Matrize abgezogene Informationsschrift, bestehend aus ein paar wenigen Seiten, die zum Beispiel über den kommenden Auslandshafen informierte. NDR Online: Auch die medizinische Versorgung hat in den letzten Jahrzehnten eine enorme Entwicklung genommen. Früher gab es ja noch keine ausreichenden Impfungen, wundheilende Salben oder Desinfektionssprays. Wie ist man damals mit Verletzungen und Krankheiten umgegangen?

nicht nur wenige Wochen an Bord, sondern meist mehrere Jahre. Und wenn eine Reise, wie im vergangenen Jahr, neun Monate dauert, so sind sie die gesamte Zeit von Familie und Freunden getrennt. Sie schlafen in fest eingebauten Kojen. Bis zu drei Betten übereinander aber jeweils mit einem Vorhang versehen. Das ist die Privatsphäre der Stammbesatzung. NDR Online: Haben sich unter den Kameraden auch Freundschaften entwickelt, die womöglich noch bis heute halten? Dirkes: Dies kann ich klar bejahen. Sehr viele Kameraden haben sich in der Bordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung SSS Gorch Fock, deren Schriftführer ich bin, zusammen gefunden. Auch noch nach Jahrzehnten trifft man sich im kleinen und großen Kreis. Gerade in diesem Jahr kamen wieder sehr viele Kameraden bei einem Treffen in der Nähe von Kiel zusammen. Gemeinsam wurde geklönt, gefeiert und sich erinnert. Der krönende Abschluss war die gemeinsame Ehemaligenfahrt. Mit vielen ehemaligen Kameraden gibt es regen Kontakt und regelmäßig telefoniere ich mit meinem ehemaligen Kommandanten, Kapitän zur See Hans Freiherr von Stackelberg. Auch mit meinem damaligen 1. Offizier, Kapitän zur See Immo von Schnurbein, der als Kapitän auf einem Kreuzfahrtschiff fährt, tausche ich mich per E-Mail aus. NDR Online: Mit der Mannschaft war der Kontakt durch die beengten räumlichen Verhältnisse ja quasi unausweichlich. Wie aber haben Sie Kontakt zu den Daheimgebliebenen gehalten? Dirkes: Das war schon ein Problem, denn der Kontakt konnte nur postalisch aufrecht erhalten werden. Im Auslandshafen hatte man auch die Möglichkeit, von einem Postamt aus per Ferngespräch zu Hause anzurufen. Ich sehe noch heute die langen Schlangen vor den wenigen Telefonzellen. Post konnte direkt an Bord aufgegeben werden. Meist wurden auch schon die Foto- oder Diafilme vorab nach Deutschland geschickt. So konnten die Angehörigen sehen, wenn auch zeitversetzt, was man alles erlebt hatte.

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Dirkes: Die medizinische Versorgung an Bord des Segelschulschiffes war schon immer vorbildlich. Das Bordlazarett war ausgestattet wie ein kleines Krankenhaus, in dem die meisten üblichen Verletzungsarten wie Schürfwunden, Quetschungen und kleinere Brüche vom Bordarzt behandelt wurden. Auch kleinere Operationen wie das Entfernen des Blinddarms wären möglich gewesen. Vor längeren Reisen, wie zum Beispiel nach Asien oder Afrika, wurden Impfungen gegen Malaria, Cholera oder Gelbfieber in Deutschland vorgenommen. NDR Online: Was möchten Sie der Mannschaft von heute als Rat oder Wunsch mit auf den Weg geben? Dirkes: Ausnahmslos denken alle Ehemaligen, zu denen ich Kontakt habe und die auf der „Alten Lady“ ihren Dienst versehen haben, gerne an ihre Zeit an Bord zurück. Viele bezeichnen es als die schönste Zeit ihres Lebens, die sie durch die erlebte Kameradschaft beeinflusst und geprägt hat. Auf der „Gorch Fock“ zu fahren, war schon immer etwas ganz Besonderes. Das war vor 50 Jahren schon so, das ist heute so und ganz sicher wird es auch in Zukunft so sein. Ich bin überzeugt, dass es auch jedem Einzelnen der heutigen Mannschaft so ergehen wird, wenn er eines Tages von Bord gehen muss.Treffender als der langjährige Kommandant Kapitän zur See Hans Freiherr von Stackelberg in seinem „Gorch-FockLied“ kann man es nicht beschreiben:

„Und muss ich eines Tags von dannen zieh‘n und ist die Fahrenszeit vorbei, der Wunsch bleibt immer in den Herzen drin, ich wäre ja so gerne noch dabei“ Weiß ist das Schiff, das wir lieben! Das Gespräch führte Simone Glöckler, NDR Online. Stand: Juli 2008 http://www.ndr.de/land_leute/norddeutsche_geschichte/ dirkesgorchfock100.html Foto: Manfred Ohde


Vor der Hafenverwaltungsbarake, in einer Wolke von Rum Sitzt Ole Pinelle, den Priem in der Backe, und unterhält sein Publikum: Hab mal mit einem gefahren, und Paddy hieß dieser Spund, Der war der größte Saufaus von ganz: Port Helasund. Der saß voll Sprit und Galle, und wenn er ins Wasser spie, dann verreckte gleich jede Qualle, so giftig war das Vieh. Kalkuliere, muss wieder mal tanken, Wer von die Herren ist dran? Ne kleine Butalje für’n kranken, erzchristlichen Steuermann. Und dann nimmt er die Flasche Ohne ein Wort Und gießt sie runter! Und dann fährt er fort: Kam mal ein gewaltiger Brecher, und wischte Paddy von Deck. Und unten schwamm ein Haifisch, Der schnappte ihn sich weg

Und wollte ihn fertigmachen, doch Paddy, der hielt sich frisch. Er spuckte ihm in den Rachen, und da verschied der Fisch.

Und dann nimmt er die Flasche, macht sie gleich leer, und rülpst noch einmal und lebt nicht mehr.

Kalkuliere, muss wieder mal tanken, wer von die Herren ist dran? Ne kleine Butalje für’n kranken, erzchristlichen Steuermann.

Vor der Himmelsverwaltungsbaracke, auf einer Wolke von Schnee, sitzt Ole Pinelle in weißer Schabracke – und spinnt Geschichten von See:

Und dann nimmt er die Flasche Ohne ein Wort Und gießt sie runter! Und dann fährt er fort: Einst kam er sinnlos besoffen Ins Obdachlosenasyl. Da fand er eine Alte, Und die versprach ihm viel. Doch als die dürre Kruppe Ihm schließlich zum Hals raus hing, da spuckte er ihr in die Suppe, dass sie zugrunde ging. Kalkuliere, muss wieder mal tanken, Wer von die Herren ist dran? Ne kleine Butalje für’n kranken, erzchristlichen Steuermann.

Hab mal mit einem gefahren, und Paddy hieß dieser Spund. Der war der größte Saufaus von ganz Port Helasund. Der saß voll Sprit und Galle, und wenn er ins Wasser spie, dann verreckte gleich jede Qualle, so giftig war das Vieh. Kalkuliere, muss wieder mal beten, wer von die Engel macht mit? Da beten sie alle betreten Und denken an Rumverschnitt. Nur einer säuft heimlich Im Hintergrund, und das ist Paddy Von Port Helasund. Fritz Graßhoff

Fritz Graßhoff (1913–1997) verbrachte seine Jugend in Quedlinburg, wo sein Vater (früher Seemann) als Kohlenhändler lebte. Das derbe Milieu hinterließ später viele Spuren in seinen Balladen und Songs, mit denen er sein Geld verdiente. Seine Berufung sah er jedoch als Maler, Zeichner, Übersetzer und Schriftsteller. Am bekanntesten ist sein Evergreen Nimm mich mit Kapitän, auf die Reise, den er für Hans Albers schrieb. Uns allen unvergessen: Die Texte von Fritz Graßhoffs Liederliches von der Küste. Beim Treffen in Groß Wittensee von Günther Bockelmann (Hein Muck) in seiner unvergleichlichen Art vorgetragen.

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„ G o rc h F o c k “ , e x To w a r i s c h t s c h , 1 9 3 3 g e b a u t a l s e r s t e „ G o rc h F o c k “ , a n i h re m a l t e n a n g e s t a m m t e n L i e g e p l a t z a n d e r h i s t . B a l l a s t k i s t e i n S t r a l s u n d . F o t o : P e t e r S c h i w e c k


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