Gorch Fock Magazin 08

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S e g elschulschiff Gorch F oc k Bordkameradschaft ehem. Stammbesatzung

Das Gorch-Fock-Magazin • Ausgabe 8 • Januar 2013

w w w. G o rc h F o c k . d e


Kapitän zur See Helge Risch, Kommandant Segelschulschiff GORCH FOCK

Grußwort

Sehr geehrte Kameraden der Bordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung SSS GORCH FOCK! Seit dem 24. August des Jahres 2012 habe ich die große Ehre, aber auch das persönliche Vergnügen, der Kommandant unseres stolzen Segelschulschiffes „Gorch Fock“ zu sein. Wie auch meine Vorgänger so möchte auch ich Ihnen und Ihren Angehörigen die besten Wünsche der Besatzung des Segelschulschiffes „Gorch Fock“ zukommen lassen und Ihnen alles Gute für das Jahr 2013 wünschen. Gleichzeitig nutze ich die Gelegenheit um Ihnen, den Ehemaligen und Interessierten des Schiffes, einen Rückblick, Überblick und Ausblick über das im letzten Jahr erreichte, den aktuellen Stand der Ausbildung sowie Erwartungen über den wieder aufzunehmenden Ausbildungsbetrieb zu geben. Nachdem das Schiff fast während des gesamten 25. Jubiläumsjahres der Bordkameradschaft in der Werft, erst in Friedrichsort, später in Elsfleth und Bremerhaven lag, um die Schäden an der Außenhaut beheben zu lassen und gleichzeitig enorme Anstrengungen unternommen wurden, um die Sicherheitsvorkehrungen in der Takelage zu optimieren, konnten wir im September des Jahres, unter sehr engen zeitlichen Vorgaben, das Schiff wieder in Fahrt bringen und nach einer sehr straffen Einzelausbildung,

mit anschließender Seeklarbesichtigung durch den Kommandeur der Marineschule Mürwik, am 27. November 2012 aus Kiel auslaufen, um die 160. AAR des Schiffes in Angriff zu nehmen. Im Vorfeld, sowohl während der Ausbildung am sog. Übungsmast (Schulungsund Ausbildungsgerät Mast und Takelage) in Flensburg, die bereits im Juni, parallel zur Werftinstandsetzung und mit großem personellen Aufwand begonnen wurde, als auch während der Schadensabwehr- und Gefechtsausbildung (SAGA) und letztlich besonders während der Segelvorausbildung (der Ersten seit dem Dezember 2010) hatte die Besatzung die Gelegenheit das veränderte Ausbildungskonzept, die neuen persönlichen Schutzausrüstungs-Elemente (PSA) sowie die neuen Toppsgurte für die Ausbildung in der Takelage des Schiffes anzuwenden und auf Umsetzbarkeit sowie Praktikabilität zu überprüfen. Hierbei haben sich die meisten Ansätze, Neuerungen und Konzepte als sehr geeignet herausgestellt, allerdings wurden auch einige Anpassungen der in der Theorie einwandfreien, jedoch in der Praxis nicht einhundertprozentig umsetzbaren Überlegungen angestellt. Sie alle zu beschreiben würde den Umfang dieses Grußwortes sprengen, daher seien hier exemplarisch nur einige Maßnahmen dargestellt. Neben der sehr zügigen Einführung der neuen, arbeitsergonomischen Toppsgurte und der Prüfung von mehreren Hundert Anschlagpunkten für Persönliche Schutzausstattung (PSA) in der Takelage und an Deck wurden zusätzliche Sicherungs-Stander an den Stengeleitern und Überstiegssicherungen an den Salingen installiert. Die Soldaten der Besatzung (die Unterscheidung zwischen Segelcrew und Stamm scheint mir insgesamt antiquiert), welche als Ausbilder in der Takelage eingesetzt werden, erhalten nun im Vorfeld eine Schulung im Schifffahrtsmedizinischen Institut der Marine, während der sie neben den Grundlagen der menschlichen Muskelphysiologie anhand von Beispielen und Übungen die unterschiedlichsten Erkennungsmerkmale von Stressoren und Erschöpfungserscheinungen erlernen. Erst mit dem Abschluss dieses Lehrgangs werden sie nunmehr als Ausbilder in der Takelage eingesetzt.

Nachdem diese zahlreichen Eingangsvoraussetzungen und Verbesserungen abgeschlossen waren, konnten wir schließlich planmäßig zur 160. AAR des Schiffes auslaufen und das Weihnachtsfest bereits in Las Palmas de Gran Canaria verbringen. Hierzu galt es zunächst einmal, das Schiff unter jahreszeitlich für einen Windjammer schwierigen Wetterbedingungen sowie gegen die vorherrschenden starken westlichen Winde, in den Atlantik zu verlegen. Nach weiterem, gründlichem Training mit der Stammbesatzung, im Seegebiet um die Kanarischen Inseln, wird dann ab Mitte Januar die Kadettenausbildung der Crew VII/12 beginnen. Ich denke mit den Häfen Las Palmas, Horta, Lissabon, Funchal, London, und Hamburg haben wir eine interessante Reise vor uns, bevor wir am 18. Mai 2013 wieder in Kiel eintreffen werden. Was dann folgt, sind die Kieler Woche (natürlich als Flaggschiff), die Vereidigung der Offiziersanwärter in Flensburg und die Hanse Sail in Rostock. Eine kurze Bedarfsinstandsetzung im September sowie die Herbstreise am Ende des Jahres 2013 sind im Moment noch nicht ausgeplant, dieses soll aber in Kürze geschehen. Nach all den Diskussionen der vergangenen Monate können wir uns nun endlich wieder unserem Auftrag widmen und jungen Soldaten ihr seemännisches Basiswissen vermitteln, und dabei Erlebnisse schaffen, die dafür sorgen mögen, dass ein Crewgeist entsteht, der über Dekaden Bestand haben kann, wie man am Beispiel Ihrer Bordkameradschaft erkennen kann. Lassen sich mich abschließend noch einmal zum Ausdruck bringen, wie wohltuend durch die Besatzung ihre Solidarität in den letzten Monaten empfunden wurde, bringt sie doch einen Geist der Kameradschaft zum Ausdruck, der in der heutigen Zeit seines gleichen sucht. Ihnen allen für die Zukunft Mast- und Schotbruch! Mit kameradschaftlichem Gruß Helge Risch Kapitän zur See Segelschulschiff GORCH FOCK


Inhalt Grußwort des neuen Kommandant Kapitän zur See Helge Risch

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Aus der Bordkameradschaft Resümee des Crew-Chefs 4 Treffen der Bordkameradschaft 2012 5 Mitgliederversammlung 9 Ein maritimes Jahr 11 Ein Kutter für die Bordkameradschaft 15 „Gorch Fock“-Tag in Neustadt 16 Gedenkfeier am „Niobe“-Denkmal 18 Kameradenvorstellung 20 Gratulationen 21 Nachruf 22 Kassenbericht, Satzungsänderungen 23 Kameradentreffen 24 Segeltörn auf der Ostsee 26 „Gorch Fock“ in Wilhelmshaven 28 Mit der SEDOV von Montevideo nach Ushuaia 29 Gorch-Fock-Kalender 2013 34

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Elsflether Werft Werftarbeiten 2012

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Marineschule Mürwik Minister de Maizière hält Festrede für Kadetten 36 Aufstellung und Einweihung des Trainingsmastes 37 Ausbildung am neuen Übungsmast 38

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Rund um die „Gorch Fock“ „Gorch Fock“ unter neuem Kommando 40 Reparaturarbeiten in Elsfleth erfolgreich abgeschlossen 44 Kiel: „Gorch Fock“ zurück im Heimathafen 45 „Gorch Fock“ wieder auf großer Fahrt 46 „Bild“ und die Affäre um „Gorch Fock“ 47 Reaktion der Marine-Offizier-Vereinigung (MOV) e.V. 49

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Maritimes Logbuch: Selektiert und kommentiert von D. Thielenhaus 50 Kleine Rahsegelkunde für Anfänger – Tampenkunde 53 USA: Operation Sail 2012 62

Nostalgie

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Brasilien: Karneval in Recife und Rückkehr 65 Sturmerprobte Nachbarschaft 66 Ein fast perfektes Anlegemanöver 67 Suchmeldung, Weihnachtsfeier 1978 67 Die 9. AAR der „Gorch Fock“ 68 Der Unfall des OMT Paul 74 Auf der Suche nach dem Albatros 76 Der verlorene Stockanker 78 Auf der GorchFock in den 60-ger Jahren 80

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Internet Emotionen im Gästebuch 81 Facebook hilft bei Kameradensuche 81

Bücherschapp Rupf und Rigg 82 Im Kielwasser der „Gorch Fock“ 82 Die Columbusreise – die „Must have“-DVD 82

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Treffen 2013 Vorschau und HInweise auf das diesjährige Treffen Impressum Redaktion, Layout und Versand: Hermann Dirkes Steinbach 14 · 37581 Bad Gandersheim Telefon (0 53 82) 95 82 91 · Info@gorchfock. de

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Redaktionsteam Das Redaktionsteam besteht aus den Kameraden Peter Schiweck, Hajo Strotkamp, Raimond Ramolla, Michael Brzoza sowie den Vorstandsmitgliedern. Wenn sich jemand berufen fühlt im Redaktionsteam mit zu arbeiten, ist er dazu herzlich eingeladen. Auch für verschiedene Sparten bei unserem Internetauftritt werden noch Redakteure gesucht. BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Peter Jacobs

Ja h re sr ückblic k dern mit gesundheitlichen Problemen wünsche ich eine rasche Genesung. Für unsere Mitglieder im Deutschen Marine Bund habe ich an der Landesverbandstagung in Bockhorn teilgenommen. An der DMB-Tagung in Lahnstein konnte ich aus krankheitsgründen nicht teilnehmen. An den offenen Mittwochnachmittagen in der 4. Einfahrt in Wilhelmshaven konnte ich mit anderen Marinekameradschaften aus dem Landesverband „Nordsee“ Werbung für den DMB machen. An der Landesverbandtagung am 13. Oktober in Lingen nahm ich wieder teil. Liebe Kameradinnen und Kameraden, das neue Jahr hat begonnen und ich habe meine schwere OP dank der Hilfe guter Ärzte überstanden. Ich bin zwar noch nicht wieder ganz fit, denn die Muskeln bauen sich zwar schnell ab, kommen aber in meinem Alter nicht so schnell wieder, blicke aber zuversichtlich in die Zukunft. Im ersten Halbjahr 2012 habe ich einige Feierlichkeiten verpasst, so auch unser 25-jähriges Bestehen der BK ehemalige Stammbesatzung der „Gorch Fock“. Es ist auch ohne mich ein Erfolg geworden. Da wir einen guten Vorstand haben, klappt es auch mal ohne den Crew-Chef. Der zweite Vorsitzende wird den Endbericht schreiben. Wir gedenken der Toten BK Crew Mitglieder Detlef Domehl und Wolfgang Bierwirth. Unsere Gedanken begleiten sie auf ihrer letzten großen Reise. Allen Crewmitglie-

Nun möchte ich mich dem Thema „Segelkutter“ zuwenden der der BK „Gorch Fock“ angeboten wurde. Es ist verlockend, diesem Angebot seine Zustimmung zu geben, wenn von mir aus gesehen nicht so viele Fragezeichen wären. Am Anfang ist der Jubel groß und alle finden es toll. Haben die Kameraden, die gejubelt haben sich das Boot auch schon mal angesehen und überprüft wie der Zustand des Bootes ist? Ich glaube nicht. Das Boot wird schon 4045 Jahre alt sein. Wie bei einem Menschenim fortgeschrittenen Alter-kommt der Verschleiß. Es ist schön, dass sich Kameraden aus Kiel gemeldet haben, die das Boot pflegen wollen. Bedenkt aber bitte, wir anderen Kameraden kommen nur und segeln mit dem Boot, legen es anschließend wieder an den Liegeplatz. Wer überprüft die Schäden, wer repariert, wer übernimmt die Kosten und setzen die Kieler Kameraden das Boot wieder in Stand? Wie lange geht das gut?

Noch von der schweren Operation gezeichnet, erholt sich Peter Jacobs vor der traumhaften Harz-Kulisse.

Wenn wir eine Marinekameradschaft wären, die ein festes Standquartier hat, wären die Probleme geringer. Da könnten wir mal schnell ein paar Leute zusammenholen um eine größere Sache zu stemmen, aber wir sind nun mal über ganz Deutschland und sogar Europa verteilt. Da kommt nicht mal eben ein Kamerad aus Bayern oder Schweden, um für ein paar Stunden zu helfen. Und was ist, wenn die Kieler Kameraden aus irgend einem Grund nicht mehr können? Was passiert dann mit dem Boot? Alles auf einer Werft reparieren lassen ist auch nicht kostengünstig. Geht mal in Euch, überlegt gut und wägt das Für und Wider gut ab und dann entscheidet. Ich für meine Person bin sehr skeptisch (ich habe das Boot aber auch noch nicht gesehen), tendiere aber überwiegend zum Nein. So, das wäre von meiner Seite alles zu diesem Thema. Ich wünsche allen Mitgliedern der BK „Gorch Fock“ noch ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr 2013. In diese Wünsche schließe ich die Kranken mit ein und hoffe auf baldige Gesundheit. Die Angehörigen der Bundeswehr und der Marine, insbesondere denen die sich fern der Heimat im Einsatz befinden, schließe ich in die Weihnachts- und Neujahrsgrüße mit ein und hoffe, dass sie gesund zu ihren Familien zurückkehren. Mit kameradschaftlichen Grüßen Peter Jacobs

1. Juli 2012: Besuch und Berichterstattung nach dem Treffen der Bordkameradschaft beim Crewchef, der sich nach seiner schweren Operation zur REHA-Maßnahme in Clausthal-Zellerfeld im Harz befand.

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock


Reinhard Claves

Treffen der Bordkameradschaft 2012 Festlicher Bordabend zum 25-jährigen Bestehen der Bordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung SSS „Gorch Fock“

Reinhard Claves, 2. Crewchef begrüßt die Mitglieder und Gäste und führt gekonnt durch den Abend.

Ihr 25-jähriges Jubiläum feierten am 23. Juni 2012 die Bordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung der „Gorch Fock“ im festlichen Rahmen im Hotel am Rathaus in Schöneberg bei Kiel. Der 2. Crew Chef Reinhard Claves begrüßte die in großer Zahl angereisten Mitglieder der BK mit ihren Ehefrauen. Als

Der bekannte Shantychor „Windstärke 10“ eröffnete den festlichen Bordabend routiniert mit einer „frischen Brise“.

Ehrengäste konnten der ehemalige Kommandant der „Gorch Fock“ Kapitän z. S. a. D. Nickels Peter Hinrichsen, der Festredner des Festabends FKpt. Achim Winkler, Leiter des PIZ der Marine, Karl Heid, Präsident des Deutschen Marinebundes und jeweils Abordnungen der Marinekameradschaft Kiel und der Reservistenkame-

radschaft Kiel von Reinhard Claves begrüßt werden. Stimmgewaltig mit einer frischen Brise maritimen Liedgutes begrüßte der Shanty Chor „Windstärke 10“ die Teilnehmer. Launige Worte an die Crewmitglieder der Bordkameradschaft richtete Kpt. z. S. a. D. Nickels Peter Hinrichsen, bevor FKpt. Achim Winkler als Festredner mittels Beamer großartige Bilder der Kap Hoorn Umseglung der „Gorch Fock“ auf der großen Leinwand kommentierte. Als Teilnehmer des Südamerika-Törns war er immer noch ergriffen von diesem großartigen Erlebnis. Der Werftaufenthalt mit den Reparaturmaßnahmen an der „Gorch Fock“, der neuerrichtete 28 m hohe „Übungsmast“ an der Marineschule Flensburg Mürwick, die Neustrukturierung der Marineführung, der Flottenkommandos und Standorte ergänzten seine Ausführungen. Grußworte von den ehemaligen Kommandanten der „Gorch Fock“ wurden durch den Schriftführer der Bordkameradschaft, Hermann Dirkes, vorgelesen. (Siehe Seite 7)

Die A-Cappella-Gruppe Herzen in Terzen, die dienstälteste Girl-Group Deutschlands, nahmen sich ohne Instrumente auf singende und kabarettistische Weise dem Verhältnis zwischen den Geschlechtern annehmen.

Karl Heid, Präsident des Deutschen Marinebundes verband seine Grußworte mit der Aufgabenstellung des DMB, der Erweiterung der Aufgabenfelder zur Steigerung der BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Kurze Vita von KzS a. D. Nickels Peter Hinrichsen

Kapitän zur See. a. D. Nickels Peter Hinrichsen. Sehr konzentriert lauschte die Versammlung seiner höchst interessanten Ansprache.

Attraktivität des DMB hin zu modernen Lern- und Diskussionsinhalten in der Öffentlichkeitsarbeit durch die Deutsche Maritime Vereinigung und Deutsche Maritime Akademie.

Geehrt für 20-jährige Mitgliedschaft im DMB mit Ehrennadel und Urkunde wurden vom DMB-Präsidenten Karl Heid Herr Fritz Fendt und Frau Hilde Rissmann. Geehrt mit einem edlen Kugelschreiber im Holzkasten aus alten Decksplanken der „Gorch Fock“ durch den 2. Crew Chef Reinhard Claves im Auftrag der Bordkameradschaft wurden für ihre langjährige Vorstandsarbeit der ehmalige Kassierer und Kassenprüfer Peter Hoffstetter und in Abwesenheit der ehemalige 2. Crew Chef der Bordkameradschaft Günter Schwellnus.

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Den vergnüglichen Teil des Abends gestalteten vier Damen „Herzen in Terzen“ die mit Melodien und Sketschen die Stimmung anheizten und zum mitschunkeln und mitsingen anregten. Die Diskussionsrunden und angeregten Unterhaltungen der zahlreichen Teilnehmer gingen bis in den späten Abend und endeten mit dem Hängemattenwalzer.

Seit 2002 ist die Bordkameradschaft Mitglied im DMB. Vielen Mitglieder sind über uns dort angemeldet, andere über örtliche Marinekameradschaften. Der Präsident des DMB, Karl Heid, hat es sich nehmen lassen, hier nach Schönberg zu kommen um uns den Deutschen Marinebund noch einmal näher zu bringen.

Der Präsident des DMB überreicht die Ehrtennadel für 20-jährige Mitgliedschaft an Fritz Fendt.

Geboren 1939 in Oldsum auf der Nordseeinsel Föhr begann er 1956 seine seemännischen Laufbahn auf der Viermastbark PASSAT und machte 1964 sein Patent zum Kapitän auf großer Fahrt. Danach war er unter anderem 1. Offizier auf einem Supertanker. 1965 Eintritt in die Bundesmarine als Oberleutnant zur See, unter anderem Verwendung als Fernmeldeoffizier, Versorgungsoffizier, Segel- und Divisionsoffizier auf der GORCH FOCK, Schiffswaffenoffizier auf Fregatten und Zerstörer. Nach der Admiralsstabsausbildung ab 1977 war Nickels Peter Hinrichsen erster Offizier auf dem Zerstörer Z5 und der GORCH FOCK, die er dann von April 1982 bis März 1986 als Kommandant führte. Namen, wie Sea Cloud, Star Clipper, Star Flyer, Atlantis sind uns bekannt und klingen wie Musik in unseren Ohren. Er fuhr auf diesen Großseglern als Kapitän.

Reinhard Claves 2. Crew Chef

Fragattenkapitän Achim Winkler als Festredner. Sechs Jahre auf der „Gorch Fock“: 1978 1/2 Jahr als Korporal, 1981 ein Quartal als Segeloffizier (Auffüller), 1983-1985 Segeloffizier, 1992 1 Jahr DO2, dann 2 1/2 Jahre DOI.

2. Vorsitzender der BK, Reinhard Claves (links) im Gespräch mit Wolfgang Paul. Das Resultat dieses Gespräches befindet sich auf Seite 72.


Grußworte Grußwort Kapitän zur See a. D. Hans Freiherr von Stackelberg Liebe Kameraden, liebe Gorch-Fock-Familie! Aus altersbedingten gesundheitlichen Gründen, ist es mir inzwischen leider nicht mehr möglich zu unserem diesjährigen 25. Jubiläumstreffen persönlich nach Kiel zu kommen. Umso herzlicher möchte ich auf diesem Wege Ihnen allen meine Grüße übermitteln. Vielfach aus unsachlicher wie vorschneller Vorverurteilung geborene Ungerechtigkeiten und daraus erwachsene schwere Zeiten für unser Schiff und seine Stammbesatzung, die fast bis zum Todesstoß führten, liegen hinter uns. Nun aber sehen wir langsam wieder „Licht am Ende des Tunnels“! Die Staatsanwaltschaft in Kiel hat längst schon alle Vorwürfe, aus ihrer Sicht, als haltlos zurückgewiesen. Jedoch keiner der vorschnellen Ankläger und schon gar nicht die Sensationspresse haben es bis heute für nötig befunden, sich dafür zu entschuldigen! Umso mehr aber muß es gerade jetzt unsere Aufgabe sein, in aller Öffentlichkeit für die „Gorch Fock“ und Ihre so wertvollen Aufgaben einzutreten! Ich bin mir sicher, daß Sie alle genau das, jeder auf seine Weise und in seinem Umfeld, tun werden und ich danke Ihnen jetzt schon dafür. Dem Treffen wünsche ich einen harmonischen Ablauf und ein besonders gutes Gelingen sowie allen viel Freude beim Wiedersehen mit den vertrauten alten Freunden! Ich werde die ganze Zeit in Gedanken natürlich bei Euch sein! In aufrichtiger Verbundenheit, stets Ihr/Euer Kapitän von Stackelberg Grußwort Kapitän zur See a. D. Thomas Hering Liebe Mitglieder der Bordkameradschaft, mit Bedauern mußte ich aus familiären Gründen meine Teilnahme absagen. Umso herzlicher wünsche ich Ihnen ein fröhliches Fest mit vielen guten Gesprächen und einem intensiven Austausch von unvergeßlichen Erinnerungen an eine unvergeßliche Bordzeit. Wenn auch unsere stolze „Gorch Fock“ durch die uns allen bekannten Ereignisse der vergangenen Zeit einen kleinen Kratzer bekommen hat, der – so meine feste Überzeugung – auch sicherlich wieder

geglättet werden wird, sollten wir diesem Schiff und seiner Besatzung auch weiterhin unsere Zuneigung schenken. Ich persönlich erinnere mich gerne an die glückhafte Fahrenszeit und die Kameraden mit denen ich zusammen fahren durfte. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen nochmals zwei wunder- schöne Tage in der hoffentlich sonnigen Probstei und verbleibe in kameradschaftlicher Verbundenheit Ihr Thomas Hering Kapitän zur See a. D. 20. 6. 2012 Grußwort Kapitän zur See a. D. Immo von Schnurbein Sehr geehrter Herr Dirkes, vielen Dank für die freundliche Einladung, sie hat mich in Danzig auf der Werft erreicht. Inzwischen habe ich das Schiff nach Stockholm verlegt. Es geht mir gut und alles ist wohl auf. Ihnen und allen Herren und Damen der Bordkameradschaft SSS „Gorch Fock“ sende ich herzliche Grüße und wünsche Ihnen einen fröhlichen und gelungenen Verlauf diese Jubiläums-Treffens und Bordfestes. Mögen die heute aktiven Besatzungsangehörigen den Kontakt zur Bordkameradschaft und zu ihren inaktiven Kameraden und Vorgängern suchen und halten und damit alles in lebendiger Tradition erhalten. Herzliche Grüße und alle guten Wünsche Ihr Immo v. Schnurbein Anmerkung: Immo von Schnurbein hat in Danzig den Bau eines kleinen französischen Kreuzfahrtschiffes für 170 Gäste betreut und überwacht. Die Reederei hatte ihn gebeten, das Schiff nach Fertigstellung auch als Kapitän zu fahren. Da er fließend französisch spricht, hat er zugesagt. „Solange es ihm Spaß macht, wird er zur See fahren, hätte er gesagt“, vertraute mir seine Frau Wiebke an.

Grußwort Kapitän zur See a. D. John Schamong Moin, moin, liebe Kameraden! Als erstes möchte ich unserem Kameraden und Crew Chef Peter Jacobs meine besten Wünsche zur Genesung schicken. Möge er bald wieder gesund „an Bord“ sein! Ich bedanke mich ganz herzlich für die freundliche und kameradschaftliche Einladung zum diesjährigen Bordfest; leider kann ich nicht kommen, da ich/wir schon

seit langem an diesem Sonnabend ein Familienfest geplant haben. Das Programm des Abends ist ja wirklich toll und gespickt mit feinen Höhepunkten; ich wäre gerne mit meiner Frau gekommen. Ich grüße alle Teilnehmer, Ehemalige und Aktive auf und um unser Segelschulschiff ganz herzlich und werde nicht nur geografisch ganz in ihrer Nähe sein. Wie wir alle wünsche ich unserer weißen Lady von ganzem Herzen, dass sie bald wieder in Fahrt kommt, die Stammbesatzung sie wieder in den Griff bekommt und es dann bald mit dem neuen Kommandanten wieder auf große Fahrt gehen kann. Wie wir alle wünsche ich mir auch von ganzem Herzen, dass die immer noch in den Medien, innerhalb und ausserhalb der Marine andauernden, unseligen Diskussionen um Schiff und Ausbildung endlich verstummen und alle wieder ihre eigentliche Arbeit machen können, nämlich Unteroffizier- und Offizieranwärter auszubilden und Deutschland in der Welt zu repräsentieren. In diesem Sinne wünsche ich allen Teilnehmern einen entspannten und fröhlichen Abend in Schönberg und viele tolle Erlebnisse auf der Kieler Woche. In der Hoffnung, den einen oder anderen einmal wiederzusehen grüße ich von der anderen Seite der Kieler Förde Ihr John Schamong Grußwort Kapitän zur See Norbert Schatz Liebe Kameraden, sehr geehrte Damen und Herren! Wir, die Bordkameradschaft Segelschulschiff GORCH FOCK, sozusagen die organisierten Freunde und Ehemaligen des Schiffes haben heute wahrlich allen Grund zum Feiern, können wir doch nunmehr auf ein Vierteljahrhundert einer in ihrer Art wohl einmaligen Kameradschaftsvereinigung zurückblicken. Als ehemaliger 12. Kommandant des Segelschulschiffes GORCH FOCK ist es mir daher eine ganz besondere Ehre und Freude, alle an diesem Abend Anwesenden, und darüber hinaus auch alle, die aus guten Gründen verhindert, aber zumindest in Gedanken dabei sind, einen herzlichen Gruß zu entrichten. Sie alle wissen, dass ich mich letztes Jahr nicht ganz freiwillig plötzlich auch im Kreis der Ehemaligen wiederfand. Es liegt mir fern, diese Vorgänge zu kommentieren. BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Doch sehr wichtig ist es mir, Ihnen für die außerordentliche moralische und kameradschaftliche Unterstützung, die mir in der damals nicht ganz leichten Zeit von Seiten der Bordkameradschaft zuteil wurde, ganz herzlich zu danken. Das empfand ich als wahrlich praktizierte Kameradschaft!! Ich hoffe sehr, dass die derzeitige StammMannschaft das Schiff alsbald wieder in´s Fahren bringt und den Kontakt zu den „Ehemaligen“ in gegenseitigem positiven Verständnis aufrecht erhält. In diesem Sinne wünsche ich der heutigen Veranstaltung einen angenehmen, harmonischen Verlauf, oder um es in der uns geläufigen Bordsprache auszudrücken: „Na denn feiert mal ordentlich“! Mit kameradschaftlichen Grüßen Ihr Norbert Schatz

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

B i l d e r b o g e n


Treffen 2012 Mitgliederversammlung Ablauf der Versammlung von Reinhard Claves Am Freitag, 22. Juni 2012 begrüßte der 2. Crew Chef Reinhard Claves in Abwesenheit des 1. Crew Chef Peter Jacobs, der sich in einer REHA Maßnahme in Clausthal-Zellerfeld befindet, die Mitglieder der Bordkameradschaft ehem. Stammbesatzung SSS „Gorch Fock“ im Hotel am Rathaus in Schöneberg bei Kiel zur Mitgliederversammlung mit Neuwahlen am Vortag der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 25-jährigem Bestehen der Bordkameradschaft. Die musikalische Gestaltung übernahm der Shanty Chor „Luv und Lee“ aus Kiel der stimmungsvoll zum mitsingen einlud. Bei der Totenehrung gedachte die Bordkameradschaft der sechs Toten die auf der „Gorch Fock“, seit der Indienststellung vor 54 Jahren, ihr Leben lassen mussten. Der Tätigkeitsbericht des Crew Chef Peter Jacobs und die Erinnerungen an die Gründung der Bordkameradschaft vor 25 Jahren wurden von Reinhard Claves vorgetragen: Bernd Gröbel, Hein Rulofs und Peter Jacobs waren die Gründungsväter der Bordkameradschaft, deren Vorsitz in den ersten Jahren Peter Jacobs übernahm. 2002 wurde Herbert Ries Crew-Chef und meldete die

Bordkameradschaft beim Deutschen Marinebund als Mitglied an. Mitarbeiter und Gestalter wurden in Klein Refü (Herbert Ries), Jürgen zu Pulitz, Manfred Imhoff, Norbert Dietl, Peter Hoffstetter, Günter Schwellnus und Gottfried Eisen gefunden die auch Crewtreffen organisierten. 2006 kam Hermann Dirkes zur Bordkameradschaft, der als Schriftführer und Gestalter der Internetseite neue Ideen einbrachte. 2007 wurde ein neuer Vorstand gewählt mit Peter Jacobs als Crew-Chef, Günter Schwellnus als 2. Crewchef, Guido Öltermann als Kassierer und Hermann Dirkes als Schriftführer. Peter Hoffstetter und Norbert Dietl wurden Kassenprüfer. 2011 ergänzte nach dem Ausscheiden von Günter Schwellnus Reinhard Claves als 2. Crew Chef den Vorstand. Reinhard Claves bedankte sich bei den Mitgliedern der Bordkameradschaft die sich vehement für die Belange der „Gorch Fock“, die sich im letzten Jahr und bis

zum heutigen Tag so beharrlich für „Unser Schiff“ die „Gorch Fock“ bei der Marineführung, den politisch Verantwortlichen und bei Medienvertretern eingesetzt haben. „Sie alle haben den bis dahin außerordentlich guten, maritimen Ruf des Schiffes, seiner Kommandanten, Stammbesatzungen und Ausbilder durch Beiträge in den Medien, bei Gesprächen mit Politikern und Führungskräften der MaCrew-Treffen 2012 Mitgliederversammlung SCHRIFTFÜHRER

Termin: Freitag, 22. Juni 2012 ab 19.00 Uhr Ort:

Hotel am Rathaus in Schönberg bei Kiel

Folgende Tagesordnung ist für die Mitgliederversammlung am Freitagabend vorgesehen:

Hermann Dirkes Steinbach 14 37581 Bad Gandersheim TELEFON

05382-958291 E-MAIL

info@gorchfock.de INTERNET

www.gorchfock.de

1.

Begrüßung und Eröffnung der Versammlung

2.

Feststellung der ordnungsgemäßen Ladung und Beschlussfähigkeit

3.

Ergänzung und Genehmigung der Tagesordnung

4.

Entgegennahme des Berichtes des Crew-Chefs

5.

Bericht des Kassenwartes

6.

Bericht und Rückblick des Schriftführers

7.

Bericht der Kassenprüfer

8.

Entlastung der Crewführung

9.

Wahl bzw. Wiederwahl der Crewführung

10.

Wahl der Kassenprüfer

11.

Anträge

12.

Verschiedenes

Die Mitgliederversammlung fasst ihre Beschlüsse mit der einfachen Mehrheit der persönlich erschienenen Mitglieder. Eine Stimmabgabe durch Ausstellung einer Stimmvollmacht ist nach der Satzung nicht vorgesehen. Unabhängig von vorliegenden schriftlichen Anträgen können auch während der Mitgliederversammlung mündliche Anträge zur Beschlussfassung gestellt werden. In diesen Fällen muss jedoch die Mitgliederversammlung darüber beschließen, ob diese Anträge zur Diskussion und zur Beschlussfassung zugelassen werden sollen.

rine und in der Öffentlichkeit verteidigt. „Eine Hand für´s Schiff und eine Hand für sich selber“ so sind wir an Bord aufgenommen und von Bord gegangen. Dieser verantwortungsvolle Crew- und Teamgeist hat uns alle bis zum heutigen Tage geprägt. Er ist auch bestimmend für unsere Bordkameradschaft ehemalige Stammbesatzung der „Gorch Fock“ so der 2. Crew Chef. Nach der Feststellung der ordnungsgemäßen Ladung und Beschlussfähigkeit wurde der Bericht des Kassenwartes und der Bericht der Kassenprüfer entgegengenommen. Einstimmung wurde die Entlastung des Kassenwartes und die Entlastung der Crewführung vorgenommen. Bei den anschließenden Vorstandswahlen, bei deBORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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nen Wolfgang König als Wahlleiter fungierte, wurde einstimmig die Wiederwahl aller Vorstandsmitglieder beschlossen. Als neuer Kassenprüfer wurde Wolfgang König gewählt. Auf Antrag der Versammlung wurde die Überarbeitung der Satzung für die nächste Mitgliederversammlung beschlossen. Dazu wird der Vorstand den Mitgliedern vorab Textüberarbeitungen zukommen lassen. Das jährliche Treffen und die Mitgliederversammlung der BK wird auf Beschluss der Mitgliederversammlung nun jährlich in Schönberg stattfinden.

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BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Erinnert wurden die Mitglieder an die am Sonntag stattfindende Kranzniederlegung am Ehrenmal auf dem Nordfriedhof für die 69 Toten Kadetten der NIOBE im Juli 1932 und der 6 Toten Kameraden und Kameradinnen der „Gorch Fock“. Das anschließende gesellige Beisammensein, der Austausch der vielen Erinnerungen und Anekdoten aus den Fahrenszeiten der einzelnen Crewmitglieder bei Bier und Wein, ging bis in die späten Abendstunden. Reinhard Claves Fotos: Bordkameradschaft


Raimond Ramolla

Ein maritimes Jahr Ahoi, meine lieben Kameraden. Es geht mal wieder ein für mich sehr aufregendes Jahr zu Ende. Doch nicht nur für mich. Auch für den Einen oder Anderen von Euch. Doch nun mal der Reihe nach.

Kassenprüfung mit Überraschung Angefangen hat das Ganze so Mitte März mit meinem Einsatz als Kassenprüfer. Es galt die Bordkasse unserer Bordkameradschaft auf Stimmigkeit zu überprüfen. Wir trafen uns dazu im Offiziersheim in Wilhelmshaven in der Adalbertstraße. Ist ja schon ein prächtiger Bau im wilhelminischen Stil. Außerordentlich repräsentativ und damit dem imperialen Machtanspruch des Deutschen Kaiserreiches zur damaligen Zeit angemessen. Der Raum mit dem passenden Namen „Wilhelminisches Zimmer“ war schnell gefunden. Im Anschluss an die Kassenprüfung hatten wir uns gerade etwas zu Essen kommen lassen, als uns Klaus-Peter Hoffstetter plötzlich mit dem Befehl „ACHTUNG“ und „ZUR MELDUNG AN DEN KAPITÄN“ aufschreckte. Und tatsächlich. Kein anderer als Herr Kap´tän z. S. Schatz betrat den Raum. Die Freude war groß. Er teilte mit, dass er nun auch Mitglied unserer Bordkameradschaft sei und versprach, wann immer sein Dienst es zuließe, an unseren Veranstaltungen teilzunehmen. Nach allerlei Schnack über „diet un dat“ erzählte „Öhli“ (Erhard Öhlmann) eine kurze Anekdote

aus seiner Fahrenszeit. Die ich Euch hier nicht vorenthalten will. Und die ging so: Es begab sich, dass auch auf See ab und an ein Vogel auf dem Oberdeck saß. Das konnte viele Gründe haben. Häufig waren die Vögel schwach und verletzt. Einen hatte wohl der damalige Kommandant Herr Kap´tän z. S. Freiherr von Stackelberg, in Insiderkreisen liebevoll „Stacks“ genannt (er möge es mir verzeihen), in seine Obhut genommen. Was das nun für ein Vogel war, konnte niemand so richtig sagen. Da er aber fast schwarz war, erkannte Stacks in ihm eine Dohle. Und zwar keine geringere als der Kultvogel aus der Aura der nordischen Göttersaga. Eines Tages sei es mal wieder windstill gewesen. Wie allseits bekannt, ist es bei Windstille auch ein wenig still auf der „Gorch Fock“. Und so habe es sich zugetragen, dass Stacks über das Oberdeck schritt, die Dohle auf seinem Unterarm sitzend, vor sich in die Höhe haltend, mit den beschwörenden Worten: „…Odin bring uns den Wind…“. – Wir haben uns köstlich amüsiert.

Exkursionen in Wilhelmshaven

mann mir gegenüber in der Offiziersmesse. Am nächsten Morgen waren wir bei Hoffstätters zum Frühstück eingeladen. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Elke. Sie hat sich vortrefflich um uns gekümmert. Ich bin noch einen weiteren Tag bis zum Sonntag in Wilhelmshaven geblieben. Klaus Peter hat mir was von der Stadt gezeigt, mich zu einem Grünkohl-Essen in seiner Betriebssportgruppe mitgenommen und im Marinemuseum waren wir auch. Diese phantastischen Eindrücke haben mich dazu bewogen, zu Pfingsten noch mal wieder nach Wilhelmshaven zu kommen. Und zwar zusammen mit meinen beiden Söhnen Sven und Nils. Auch Svens Freundin Chiara haben wir mitgenommen. Und so verbrachten wir ein sonniges Pfingsten bei strahlendem Wetter mit Übernachtung, wiederum auf der Steinbock. Als wir dort so abends an Oberdeck zusammensa-

Im Anschluss an diesen tollen Abend habe ich mich dann zusammen mit Hermann Dirkes in unsere Unterkunft begeben. Dem schnellen Minensucher Steinbock. Der liegt am Bontekai vor dem Wohnschiff Arcona. Er wird von der Wilhelmshavener MarineJugend unterhalten und kann als Übernachtungsmöglichkeit genutzt werden. Ich schlief in der Kommandanten-Kabine, Her-

BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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ßen, die Sterne über uns, das Wasser neben uns und ab und an eine frische Seebriese um die Nase, kam bei mir schon ein bisschen Wehmut auf. Wär doch schön, dachte ich mir, wenn wir auch so ein Boot besäßen. Nicht so einen Mienensucher. Der war mit seinen fast 48 Metern Länge vielleicht etwas zu lang. An die 40 Kojen waren dort in Messen und Kabinen verteilt. Das Teak-Deck befand sich in einem passablen Zustand. Vielleicht klappt solch ein Vorhaben ja mit den Bordkameraden der „Gorch Fock“, überlegte ich mir. Vielleicht erst mal mit einem kleinen Boot anfangen. Da ist das Risiko bei einem möglichen Scheitern des Projekts nicht so groß. – Ihr werdet es nicht glauben, Kameraden, aber solch eine Möglichkeit soll sich schon bald ergeben. Dazu aber später mehr.

Alte Kameraden Erst einmal war Ende Juni zu unserer Mitgliederversammlung und unserem Bordfest eingeladen. Es ging zum Ostseebad Schönberg in der Nähe von Laboe. Hermann hatte dort ein Hotel ausfindig gemacht, das einen genügend großen Saal enthielt, um eine Mitgliederversammlung durchzuführen und ein gediegenes Bordfest zu feiern. Leider konnten nicht alle Übernachtungen dort eingebucht werden, weil kurzerhand die Anzahl der vorhandenen Zimmer zu gering war. So verteilten sich einige Kameraden für die Übernachtung auf ein paar weitere Hotels in Kalifornien. Nein, nicht übern großen Teich in Amerika, sondern ein kleiner Ort an der Ostsee, ca. 3 Km nördlich von Schönberg.

Besonders gefreut habe ich mich über das Wiedersehen mit einem ehemaligen Kameraden, den ich über die Zeit hinweg völlig aus den Augen verloren hatte, den Bruno Koschorek. Das war der mit dem Spitznamen Schoko (ich berichtete bereits in der 1. Ausgabe 2007 der Bordzeitung). Gleich bei meiner Ankunft in Kiel hatte ich mich mit ihm verabredet. Wir wollten zusammen Mittag essen. Wir, das waren auch seine Frau Franziska und meine Silvia. Erst wollte ich ihn abholen und dann sollte es gemeinsam in unsere frühere Stammkneipe gehen, die Bazille in Kiel in der Holtenauerstraße. Die gab es immer noch. Als ich am verabredeten Ort ankam, freuten wir uns riesig über unser Wiedersehen. Beim gemeinsamen Mittagessen tauschten wir dann die eine oder andere „Olle Kamelle“ aus. – Das waren noch Zeiten. Weiter gings dann am Abend bei der Mitgliederversammlung. Hier traf dann Schoko zu seiner besonderen Freude seinen damaligen Spezi Leo Dax. Und auch ich konnte meine anderen Kameraden dort begrüßen.

Kutter in Sicht

– Und dann tauchte urplötzlich eine Information auf. Wir sollen einen Kutter angeboten bekommen haben. Der sollte vom Marinemedizinischen Institut in Kronshagen an uns abgetreten werden. Nicht ganz kostenlos, denn die Bootsgruppe, die den Kutter bisher betreute, hatte noch selbst Geld in den Kutter gesteckt. Das wollten die wieder zurück haben. Dabei handelte es sich um eine Persenning, etwas Zube-

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hör und Ersatzteile für den Dieselmotor. Der sollte noch überholt werden, da dort jemand fälschlicherweise Motoröl in den Kühlmittelbehälter gekippt hatte. Ich war ganz aufgeregt. Sollte sich tatsächlich mein im Innersten gehegter Wunsch nach einem eigenen Boot für unsere Bordkameradschaft verwirklichen lassen? Schnell wurde mit den Kameraden darüber debattiert, was nun zu tun sei. So formierte sich aus den angesprochenen Kameraden, die in Kiel ansässig waren schon so etwas wie eine Bootsgruppe. Schoko übernimmt erst mal das Kommando. Als nächsten Schritt sollte der angebotene Kutter auf der Mitgliederversammlung vorgestellt werden. Das übernahm Hermann. Von ihm stammte ursprünglich auch die Information. Er teilte der Versammlung mit, wie es zu dem Angebot gekommen sei, was das für ein Kutter war, dass es sich bei den Übernahmekosten um rd. 1200 Euro handelte und dass es letztendlich noch ausstehe, ob das abgebende Logistikzentrum der Bundeswehr in Wilhelmshaven uns den Kutter überhaupt überließe. Anschließend wurde ein Vorschlag zur Übernahme des Kutters formuliert und zur Abstimmung gebracht. Die Versammlung entschied sich grundsätzlich für den Kutter. Unsere Bootsgruppe stand dann auch schon theoretisch fest und so hatten wir den Auftrag, ans Werk zu gehen. Ach ja, das hätte ich fast vergessen. Wir haben uns auch schon ein Ziel gesetzt: Der Kutter soll auf der nächsten Kieler Woche von uns in die Segelparade geführt werden. Mal sehen. Der restliche Abend verging mit weiteren Informationen rund um unsere Bordkameradschaft, viel Klönschnack und „Kutterträumereien“.

Seglerparade und Bordfest Am nächsten Morgen ging es dann raus nach Laboe an den Fördestrand. Da war die Hölle los. Und doch war noch genügend Platz, um die Segelparade in voller Pracht an sich vorbeiziehen zu sehen. Unsere „Gorch Fock“ fehlte. Das war der einzige Wermutstropfen. Das Wetter spielte


mit und ließ die Segler-Parade mal wieder zu einem überwältigenden Ereignis werden. Ich habe mich anschließend mit einer kleinen Gruppe ins Hinterland abgesondert. Den Trubel in der Kieler Innenstadt wollte ich mir ersparen. Außerdem galt es Kräfte zu sparen, für das abends anstehende Bordfest. Da sollte einiges geboten werden. Und ich wollte nicht durch vorzeitige Ermüdungserscheinungen ausfallen. Ich hatte nämlich diesmal etwas Besonderes vor. Hermann hatte in seiner Einladung gebeten, aufgrund des diesmaligen 25-jährigen Jubiläums der Bordkameradschaft in „erster Geige“ zu erscheinen. Das wollte ich zum Anlass nehmen, meine in diesem Jahr neu erhaltenen Reservisten Uniform vorzuführen. Und so erschien ich zu unserem Fest als waschechter Maat. Lediglich das goldene R für Reservist in den Schulterklappen, zusätzlich über dem ATN, unterschied mich von meinem früheren Erscheinungsbild (natürlich bin ich ein bisschen älter geworden). Das dargebotene Unterhaltungsprogramm, die hochkarätigen Ansprachen und das kalte Buffet waren vortrefflich. Auch das in diesem Jahr wiederholt organisierte Flatrate-Trinken trug maßgeblich dazu bei, dass es mir rundum gut ging. Erst nach Mitternacht beendeten wir unser Beisammensein. Beim Abschied von den Kieler Kameraden machten wir noch fest, einen Termin zur Kutter-Inspektion noch in diesem Jahr festzumachen. – Am nächsten Morgen fuhren Silvia und ich nach dem Frühstück raus zum Nordfriedhof. Dort legte eine Delegation unserer Bordkameradschaft, ich natürlich wieder in Uniform, einen Kranz am Ehrendenkmal des Segelschulschiffes „Niobe“ nieder. Die Niobe war in diesem Jahr vor genau 80 Jah-

Silvias und meine Urlaubspläne für diesen Sommer standen eigentlich schon fest. Wir wollten nach Bensersiel an die Nordseeküste auf den dortigen Campingplatz. Da waren wir letztes Jahr und es gefiel uns sehr gut. Doch ein paar Tage vor Reisebe-

Dr. Franz, am Sonntag den 8. Juli einen Besichtigungstermin vor Ort vereinbart. Er selbst sei mit einer Crew aus unserer Bordkameradschaft mit einem Charterboot in der Gegend auf Tour und wolle bei einem kleinen Abstecher den Kutter inspizieren. Kurzerhand entschloss ich mich, meine ursprüngliche Urlaubsplanung zu ändern. Nach Stornierung der Campingplatzbuchung in Bensersiel konnte ich einen Stellplatz in Laboe auf dem Campingplatz Fördeblick ergattern. Samstags angereist und auf dem Stellplatz eingerichtet, stand ich mit meiner Silvia am Sonntag zur vereinbarten Zeit vor der Wache des Marinemedizinischen Instituts in Kronshagen. Schoko tauchte mit seiner Franzi als Erster auf. Dann warteten wir auf Hermann und seine Crew. Ein wenig später kamen auch sie. Gemeinsam fuhren wir auf das Gelände zu der Stelle, wo „unserer“ Kutter abgestellt war. Ich hatte ihn zwar schon auf Bildern gesehen, aber so in Natura ist das doch was anderes. Bei dem Kutter handelte es sich um

ginn, so Anfang Juli, rief Hermann an. Er teilte mir mit, dass wir den Kutter nun besichtigen könnten. Er habe mit dem Leiter des Marinemedizinischen Instituts, Herrn

den Steuerbordkutter des bereits außer Dienst gestellten und verschrotteten ehemaligen Schulschiffes Deutschland. Ungefähr zehn Meter lang und über zwei

ren gesunken. Danach ging es nach Hause. – Ein schönes Bordfest.

Kutter ahoi

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Meter breit. Riemen, 2-Masten-Besegelung und ein ordentlicher Dieselmotor gehören zu seiner Grundausstattung, waren zurzeit aber nicht montiert. Nach Angaben von Dr. Franz war er uneingeschränkt fahrtauglich. Er gefiel mir auf den ersten Blick. Und das nicht nur mir. Kurzerhand wurde der Kutter von einigen Seeziegen geentert und von Bug bis Heck bis zum Kielschwein (soweit das möglich war) in Augenschein genommen. Darüber hinaus wurden diverse Stellen abgeklopft. Fazit: der Kutter hat die Inspektion überstanden, die Daumen gingen allesamt hoch, wir übernehmen das Teil! Nachdem wir schon mal grob ein paar Pläne für die notwendigen Wartungsarbeiten abgesteckt hatten, wurde es für die anwesende Segelcrew Zeit, Essen zu fassen. Dr. Franz machte den Vorschlag zu grillen. Ganz in der Nähe habe er ein Reiterstübchen, in dem sich auch ein Grill befände. Flugs wurde Grillgut und auch was zu trinken in den umliegenden Tankstellen-Supermärkten (wir hatten ja Sonntag!) gebunkert und vor Ort verbracht. Nachdem es dann auch noch anfing zu regnen, verlegten wir

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unsere Gesellschaft in die Stallgasse des nahe gelegenen Pferdestalles. Zwar ein ungewöhnlicher Ort, aber trocken. Bei Bier, Würstchen, Steak und Klönschnack verbrachten wir gemeinsam einen wunderschönen Nachmittag.

Wie geht es weiter In den darauf folgenden Tagen haben Schoko und ich uns weiterhin um den Kutter gekümmert. Wir haben die Persenning mal abgenommen und es kräftig über Nacht reinregnen lassen (Durchgespult). Anschließend verzurrten wir die Persenning wieder ordnungsgemäß. Nun wurde es Zeit, sich um die Formalitäten zu kümmern. Nach langem Hin und Her liegt Hermann nun ein Bestätigungsschreiben des Logistikzentrums der Bundeswehr aus Wilhelmshaven vom 2. November 2012 vor, nach dem die Betriebssportgruppe Boots- und Tauchgruppe am Schifffahrtsmedizinischen Institut der Marine den Motorkutter an uns weitergeben darf. Der Übernahme steht

nun nichts mehr im Wege.-Nun gilt es Vorbereitungen zu treffen: Bootsgruppe, Künftiger Stellplatz, Liegeplatz, Versicherung, Ausstattung usw. usw. Schoko, Hermann und ich arbeiten schon daran. Nach einem neuen Namen habe ich auch schon recherchiert: „Hein Godenwind“. Er kommt aus dem unmittelbaren Umfeld des Schriftstelleres „Gorch Fock“ und scheint mir passend. Auch trug diesen Namen schon mal ein Passagierschiff. Das gibt es aber nicht mehr. Mal sehen, was die Bootsgruppe dazu sagt. Auch werden wir wohl Unterstützung und Hilfe von unserem Partnerverein, der Reservistenkameradschaft Marine Kiel erhalten. Und natürlich auch von Euch. Also, alles was noch so an Deck krabbeln kann oder es sich zutraut, meldet Euch bei Schoko, Hermann oder bei mir. Besonders aus dem Kieler Umfeld. – Es gibt viel zu tun. Euer Raimond


Ein Kutter für die Bordkameradschaft Im Frühjahr 2012 lernte ich Dr. Helmut Franz kennen. Dr. Franz ist FlottillenArzt, Leiter Ausbildung und Vorsitzender der Betriebssportgruppe am SchiffMedInstM in Kronshagen. Mehrmals hat Dr. Franz den Schiffsarzt auf „Gorch Fock“ vertreten, so auch auf der Kap-Horn-Reise, bei der er in Valparaiso an Bord ging. Wir sprachen über die Bordkameradschaft, darüber, dass wir uns nun jedes Jahr zur Kieler Woche treffen und darüber, dass wir langfristig gerne ein „Zuhause“ in Kiel finden möchten. Eine Anlaufstelle, einen „Stützpunkt“, so wie es bei den meisten Marinekameradschaften üblich ist. Und dass auch der Wunsch nach einem eigenen Boot, betreut durch eine ins Leben zu rufende Bootsgruppe Kiel bestünde… Kurz vor unserem Treffen in Schönberg erhielt ich folgende E-Mail von Dr. Franz: Sehr geehrter Herr Dirkes, ich habe mit dem Log Zentrum Bw wegen der Überlassung des Kutters „Bunny“ gesprochen. Ihre Bordkameradschaft könnte den Kutter von uns (fast) sofort überlassen bekommen, wenn die Bordkameradschaft „Gorch Fock“ Mitglied im Deutschen Marinebund ist. Falls nicht könnte man einen

anderen Weg suchen, der jedoch dem Ministerium sehr plausibel erklärt werden müsste. Das würde uns mehr erfreuen als das Boot der VEBEG zu überlassen. Der Segelkutter ist schwimmfähig. Mit unseren anderen zwei Pinassen sind wir ausgelastet, so dass wir sie gerne in gute Händen abgeben möchten Es sind sehr viele gute Erinnerungen damit verbunden. Mit unseren Boote, mit dabei war die „Bunny“, sind wir einmal über die Ostsee in die Oder, Havel und Elbe hinein bis kurz vor Prag gefahren. Den Motor könnten wir gegen Ersatzteilkosten Instandsetzen. Dann könnte der Kutter autark ihren neuen Liegeplatz ansteuern. Die aus unserem Portmonee gekaufte Anfertigungen, die wir dort angebracht haben (Bordklo, Kompass, Persenning, etc. ) können wir getrennt zu einem fairen Preis aushandeln. Ich bin ab Montag wieder im Dienst telefonisch erreichbar. Mit freundlichen Grüssen und im Auftrag FlottillenArzt Dr. Helmut Franz Dieses Vorhaben muss natürlich für die Bordkameradschaft finanzierbar sein, das war zu allererst zu klären und grundsätzliche Bedingung. Auch könnte Dr. Franz u. U. fürs erste einen Büroraum zur Verfügung stellen, wo sich die Kameraden der Bootsgruppe aufhalten könnten.

Die Versammlung wurde gebeten, sich zu überlegen, ob die Übernahme des Kutters der Wunsch aller ist und ob wir das Angebot annehmen sollten, wenn es uns gelingt, eine Bootsgruppe Kiel ins Leben zu rufen. Anschließend wurde von den anwesenden Mitgliedern nach Darlegung der Fakten und nach Anhörung des Für und Wider abgestimmt und der Auftrag erteilt, dass die Bordkameradschaft den Kutter übernehmen soll, wenn die Übernahme finanzierund machbar ist. Die ersten Mitglieder der Bootsgruppe Kiel meldeten sich am gleichen Abend: Bruno Koschorek (Kiel), Dirk Vitow (Jork) und Jörg Homfeld (Kiel). Später meldeten sich noch Rolf Schlotter und Claus Wedemeyer. Vom Logistikzentrum der Bundeswehr liegt inzwischen die Zustimmung zur Überlassung des Kutters vor. Hermann Dirkes, Schriftführer BK

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Peter Maletzki

„Gorch Fock“-Tag in der ancora Marina Am 28 Juli 2012 fand der erste – und hoffentlich nicht letzte – „Gorch Fock“-Tag in Neustadt statt.

Wir haben die Seemannschaft gelernt, wie sie heute kaum noch beigebracht wird. Das an „einem Strang ziehen“ haben wir wörtlich genommen! Diese tollen Erfahrungen und Erlebnisse würde ich gerne mit euch den Seglern und Landraten näher bringen. Oliver Seiter war von diesem Thema sehr angetan. Er gab mir das „Go“, das Event zu planen. Nach diversen Telefongesprächen, E-Mails und Treffen habe wir ein schönes Team für die verschiedenen Programmpunkte zusammenstellen können. Um 15:00 Uhr startete der Shanty Chor der Neustädter Fischer-Gilde mit 3 Liedern, die die Gäste der ancora Marina anlocken und in Stimmung bringen sollten.

Die Idee dafür kam mir in diesem Jahr bei einem Event in der ancora Marina, wo ich mit dem Geschäftsführer ein Bierchen getrunken habe. Warum sollte man nicht mal den „einfachen“ Seglern das Feeling eines „Tall Ships“ näher bringen?

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Darauf folgte die Begrüßung durch den Geschäftsführer der ancona Marina Herrn Oliver Seiter. Nach einer dreißig minütigen Vorstellung vom Shanty Chor, folgte der interessante Vortrag von Wulf Marquard (erster Vorsitzender der „Tallship Friends“ und verantwortlicher für die „Gorch Fock“ I), über „Die drei Leben der „Gorch Fock““.

Mit Fotos von der Kiellegung bis zum heutigen Liegeplatz in Stralsund schilderte er lebhaft den Lebenslauf unseres Schwesterschiffes.


Parallel dazu knüpfte Karl Bareuther mit den den kleinen Gästen Schmetterlinge und andere, aus dem Fancy-Work bekannten Knoten.

Die Fotos dazu, die Michael Brzoza („Gonzo“) gemacht hat, spiegeln der Spaß der Kinder beim Knüpfen wieder. So gegen 16:30 Uhr haben wir mit Kindern und Erwachsenen einige typischen Seemannsspiele gespielt. Vom Tauziehen über Talkmopsfischen bis hin zum Garnstroppziehen. Allerdings brauchten die Erwachsenen etwas mehr Animation als die Kinder. Im Anschluss hat unser ehemaliger Decksmeister Dietmar Pischon Tauwerk und Blockwerk in der Praxis erklärt. Leider mussten wir auf die Wiese ausweichen, da aus versicherungstechnischen Gründen der geplante Traditionssegler nicht anlegen konnte. Den Anschluss sollte die Videovorführung, über die Kolumbusreise, von Joachim Sons machen.

Leider waren wir in der Zeit schon so weit fortgeschritten, dass unsere Besucher sich auf Ihre Boote zurückgezogen hatten. Michael Brzoza und ich haben das Video jedoch gesehen und sind sehr begeistert. Danke Joachim, für die viele Arbeit! Zu guter Letzt möchte ich mich bei allen Beteiligten herzlich bedanken, - bei Herrn Oliver Seiter für die Überlassung der GorchFock-T-ShirtsundZeltstellungsowieanderesSponsoring - bei Karl Bareuther für seine schönen Knotenkünste - bei Dietmar Pischon für die praktische Seemanschaft - bei Michael Brzoza für seine tollen Fotos - bei Joachim Sons für das tolle Video - bei Uwe Paulis und Sohn für die Hilfe beim Event - bei Hermann Dirkes für die Bildergalerie - bei Meiner Tochter Ewa als Animateurin Malle (Peter Maletzki) Fotos: Michael Brzoza

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Vor 80 Jahren sank die „Niobe“ Gedenkfeiern in Kiel und auf Fehmarn – Beim Untergang starben 69 Soldaten Das Unglück kam aus heiterem Himmel. Der 26. Juli 1932 ist ein warmer Sommertag auf Fehmarn, im Belt ist an diesem Tag das Segelschulschiff „Niobe“ unterwegs. Der Dreimaster reist mit Offizieranwärtern

gerettet. 69 Soldaten schaffen es nicht. 33 Tote werden nach der Bergung des Wracks aus dem Schiff geholt und in Kiel aus dem Nordfriedhof beigesetzt. Es war der schlimmste Verlust der Reichsmarine nach dem Ersten Weltkrieg. Der Kommandant muss sich in einem Kriegsgerichtsverfahren verantworten. Er wird freigesprochen. Ursächlich für das Unglück war die Topplastigkeit. Die nachträglich beim Umbau des 1913 in Dänemark gebauten Schiffes angebrachten Segel boten eine zu große Angriffsfläche. Die Erkenntnisse des Untergangs werden beim Bau der neuen Segelschulschiffe der „Gorch Fock“-Klasse verwendet. Auf der Ostseeinsel Fehmarn ist die Erinnerung an die Tragödie bis heute sehr präsent. Hinweisschilder führen Besucher zu dem Ort am Strand von Grammesdorf, der nur 6000 Meter von dem Untergangsort entfernt liegt. Ein Flaggenmast mit Gedenkstein erinnert an die Tragödie vom 26. August 1932. In Kiel auf dem Nordfriedhof steht ebenfalls ein Gedenkstein.

der Crew 32 von Kiel nach Warnemünde. Ein Teil der Besatzung ist unter Deck zur Ausbildung. Am frühen Nachmittag bemerkt die Schiffsführung ein aufziehendes Gewitter. Kommandant Kapitänleutnant Heinrich Ruhfus lässt einen Teil der Segel bergen, um so die Angriffsfläche für die befürchteten Winde zu reduzieren. Dennoch packt eine heftige Gewitterböe das Schiff. Die Niobe wird von der Fallböe förmlich umgerissen, kentert und sinkt. Der Kommandant und die meisten der an Deck befindlichen Soldaten werden

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Aus Anlass des 80. Jahrestags sind am Donnerstag mehrere Gedenkfeiern geplant. Um 11 Uhr wird es am Niobe-Denkmal auf dem Nordfriedhof eine Gedenkfeier geben. Angehörige der Marine, des Marinebundes und der Opfer werden erwartet. Am Nachmittag lädt dann der Marineverein Fehmarn zu einer weiteren Gedenkfeier um 14 Uhr an den Strand bei Grammesdorf ein. „Wir werden mit einer Abordnung aus Kiel dort ebenfalls dabei sein“, sagt Klaus Schotte von der MarinekameradschaftKiel, die das Grab auf dem bei Nordfriedhof betreut. Frank Behling

Gedenkfeier am „Niobe“-Denkmal Nachdem eine Abordnung am Sonntag nach unserem Treffen in Schönberg einen Kranz am Denkmal einen Kranz niederlegte, nahm unser Kamerad Claus Wedemeyer auch am 26. Juli als „Abgesandter“ der BK SSS GORCH FOCK auf dem Nordfriedhof an der Feierstunde anlässlich des achtzigsten Unterganges des SSS NIOBE teil. Es waren ca. fünfundzwanzig Personen anwesend. Der Stützpunkt hatte vier Mannschaftsdienstgrade als Kranzträger abgestellt. Offiziere und PUO/Uffz. der Deutschen Marine glänzten durch Abwesenheit! Das Fernsehen (S-H Magazin) war vertreten. Der Beitrag im Fernsehen am Abend wurde aber so dargestellt, als wenn die Deutsche Marine Initiator der Gedenkfeier wäre. Dabei wurde die Veranstaltung von der Marinekameradschaft Kiel durchgeführt. Unser niedergelegter Kranz von Ende Juni war schon entfernt worden, er war durch die vielen Regenfälle unansehnlich geworden. Das Ehrenmal war noch einmal gesäubert worden. Die MK Kiel hat das Ehrenmal für den heutigen Anlass säubern lassen, Der Hain hinter dem Ehrenmal war gesäubert und das Unkraut war entfernt. Im nächsten Jahr soll es dann „abgestrahlt“ werden. Der „Obmann“ der MK Kiel war hocherfreut, das wir an den Untergang gedacht hatten. Er hatte vor ca. fünf Jahren dem letzten Überlebende der Crew 32 (Niobecrew) Fregattenkapitän a. D von Reuter das Versprechen gegeben, wenn er eines Tages zur große Flotte abgesegelt ist das Andenke an die Toten zu wahren.


Nähe in geringer Höhe das Segelschulschiff passierte. Es war die Do X. Die Kadetten blickten dem gewaltigen Vogel mit den sechs auf den Tragflächen montierten donnernden Motoren nach, bis er in der Ferne

So berichtete das Fehmarnsche Tageblatt am 27. Juli 1932 über die große Schiffstragödie im Fehmarnbelt. Das Segelschulschiff „Niobe“ wurde von einer Fallböe erfasst und sank in wenigen Minuten. 69 Seeleute fanden den Tod. Eine fehmarnsche Schulklasse hatte sich mit ihrem Lehrer auf den Weg zum Gammendorfer Strand gemacht, um zu beobachten, wie das größte Flugboot Deutschlands, die Do X, an Fehmarn vorbeifliegen würde. Die Jugendlichen wurden stattdessen Zeugen eines entsetzlichen Schiffsunglücks. Am 26. Juli 1932 sank vor Fehmarns Nordküste das Segelschulschiff „Niobe“ der Reichsmarine. Es wurde offenbar von einer starken Windbö erfasst und sank in nur vier Minuten. 69 Seeleute starben, 40 konnten gerettet werden. „Großes Schiffsunglück beim Fehmarn-Belt-Feuerschiff“, titelte das Fehmarnsche Tageblatt am nächsten Tag in großen Lettern. Der Bericht begann wie folgt: „Viele Fehmaraner erwarteten gestern Nachmittag den Anblick des Flugschiffs Do X, den Triumph deutscher Wissenschaft und Technik. Keiner von den Vielen konnte ahnen, dass kurz nach der Rückkehr des Flugschiffs sich ganz nahe unserer Insel, nicht weit von dem zwischen Puttgarden und Westermarkelsdorf gelegenen Fehmarn-Belt-Feuerschiff eine furchtbare Schiffskatastrophe ereignete, das Kentern des Schulschiffs „Niobe“, bei dem 69

Mann der Besatzung ihren Tod fanden. “ Die „Niobe“ sei ursprünglich ein gekapertes norwegisches Schiff mit vier Masten gewesen und in dieser Form den Fehmaranern bekannt, da es unter Graf Luckner vor Burgtiefe geankert habe, erinnerte das FT damals. 1924 war es umgebaut worden zur drei-mastigen Schonerbarke. Die „Niobe“ befand sich auf der Fahrt von Kiel nach Warnemünde. Der Seewetterbericht, den der Kommandant der „Niobe“, Kapitänleutnant Ruhfus, um 10 Uhr erhalten hatte, lautete für den Bereich der Insel Fehmarn: „Frische, böige Südost- bis Südwestwinde, zunehmende Bewölkung mit leichten Niederschlägen, mäßige bis gute Sicht. “ Das war nichts Besonderes. Später wurde noch einmal durchgegeben: „Gefahr auffrischender Südwestwinde. “ „Alle Mann an Deck“, hieß es auf der „Niobe“. Den Hergang schildert Autor Uwe Greve in seiner Dokumentation „Glanz und Tragödie des Segelschulschiffes Niobe“. Nicht das in der Ferne bei Fehmarn sich bildende Gewitter war demnach die Ursache der Störung der Mittagspause, sondern ein riesiger, silbrig glänzender Vogel, der in der

verschwand. Danach gingen die meisten wieder unter Deck. Auf dem Feuerschiff „Fehmarnbelt“ beobachtete Kapitän Thomsen, wie plötzlich die „Niobe“ von der gewaltigen Fallbö erfasst wurde. Das FT schrieb damals: „Den Hergang des Unglücks kann man sich in Marinekreisen kaum erklären. Es besteht nur die eine Möglichkeit, dass eine plötzlich vom Lande anrollende Gewitterbö die Niobe erfasst hat und niedergedrückt hat. “ Diese These bestätigt damals in dem FT-Bericht auch der Burger Bürgermeister Lafrenz, der 1924 und 1925 Kommandant der „Niobe“ war. 40 Seeleute konnten gerettet werden Blitzschnell hatte die Besatzung der „Fehmarn-Belt“ das große Motorrettungsboot klar gemacht. Zur Unfallstelle eilte auch der in der Nähe befindliche Frachter „Theresia L. -M. Ruß“. In der ersten halben Stunde konnten 40 Menschen lebend aus dem Wasser geborgen werden. Thomsen schickte sein Rettungsboot ein zweites Mal zur Unfallstelle. Es konnte kein einziger Seemann mehr gerettet werden. Die „Niobe“ war so schnell gesunken, dass die meisten unter Deck ertrunken waren. 69 junge Seeleute, die am Vormittag fröhlich und guter Dinge auf ihrem Segelschulschiff den Kieler Hafen verlassen hatten, um am Abend zurückzukehren, hatten plötzlich und unvorbereitet den Seemannstod gefunden. „Deutschland in Trauer“, lautete die Überschrift im Fehmarnschen Tageblatt am 28. Juli. Das ganz deutsche Volk habe in tiefer Trauer die Nachricht von dem Unglück aufgenommen. Heute erinnert das Niobe-Denkmal am Gammendorfer Strand an die Katastrophe. In jedem Jahr am 26. Juli gedenkt der Marineverein Fehmarn bis heute feierlich der Opfer.

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Bruno Koschoreck

Moin Kameraden, mein Name lautet Bruno Koschoreck (zu besten Gorch- Fock- Zeiten einfach „Schoko“ genannt), geb. am 24. März 1959 in Neuss am Rhein. Verheiratet in zweiter Ehe, mit erwachsener Tochter, lebe ich seitdem im schönen Kiel. Schon mit 17 Lenzen zog es mich in den Norden und zur Bundesmarine. Nach dem 1. U-Bootgeschwader erlebte ich zumeist aufregende

und glückliche Jahre als Topp‘s Uffz.-Großtopp, auf unserem geliebten Schiff. Beruflich leite ich eine Firma die sich mit Energieeffizienz in Unternehmen beschäftigt. Privat gehe ich meinen Hobbys und Berufungen nach. Literatur, Politik, Segeln und Marinegeschichte mit Schwerpunkt UBoottaktik sind nur ein Ausschnitt unter vielen anderen Interessensgebieten.

Wolfgang König

1. August 1958 Eintritt in die Bundesmarine als SE 11er. 1. Oktober 1959 bis April 1960 Zerstörer 4 mit Überführung von Amerika nach Deutschland. April 1960 bis 30. September 1960 Fachlehrgang I die erste Reise mit der „Gorch Fock“ nach Lissabon und Neapel. 1. Oktober bis 31 Dezember 1960 MUS Plön. 1. April 1961 bis 31. Dezember 1962 als Ausbilder auf „Gorch Fock“. In dieser Zeit sechs weitere Reisen.

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1. Januar 1963 bis 30. Juni 1963 Umschulunglehrgang Navigation. 1. Juli 1963 bis 31. Dezember 1963 Trossschiff Dithmarschen. 1964 Fachlehrgang II und MUS 1965 bis 1970 Obersteuermann auf Zerstörer 2. Ab 1. August 1970 bis 31. Dezember 2003 beschäftigt bei der Kreisverwaltung in Plön. In dieser Zeit war ich neben einzelnen kürzeren Verwendungen in verschiedenen Ämtern vier Jahre im Prüfungsamt und 22 Jahre Kassenverwalter. Beim Treffen 2012 in Schönberg wurde ich als Kassenprüfer gewählt. Kameradschaftliche Grüße Wolfgang

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HubertMorgenster Herold Jürgen

Ich heiße Hubert Herold geb. 22. August 1954 und habe vom 2. Januar 1974 bis 31. März 1974 meine Grundausbildung in Borkum gemacht. Ich bin am 1. April 1974 auf unser Schiff als Lehrgang 1. Korporalschaft eingestiegen. Nach der 43. AAR bin ich als stellvertretender Korporalschaftsführer in der 1. Korporalschaft geblieben und habe Die 44. AAR und die anschließende Werftliege-Zeit erleben dürfen. Am 31. März 1975 bin ich dann entlassen worden (ich Blödmann). Kapitän von Schnurbein hat mir mal erzählt, entweder die See packt einen, oder man hat keine

Beziehung dazu. Mich hat die See mit Haut und Haaren in ihre Arme genommen. Nur ich habe es damals noch nicht verstanden und kapiert. Ab Ende der Siebziger habe ich angefangen mich wieder aktiv für das Segeln zu interessieren. Habe Ausbildungen, Funkerprüfung usw. nachgeholt und habe angefangen Erfahrungen zu sammeln. Ich bin zwar nicht der beste Skipper aber ich weiß was ich nicht weiß und lustig sind meine Törns auf alle Fälle (und nach Hause gekommen bin ich auch immer ). Ich bin Verheiratet und habe vier Kinder, wobei mein Erstgeborener bereits als Kapitän z. See auf großer Fahrt unterwegs ist. Sollten sich ehemalige Kameraden oder Interessenten an einen Segeltörn mit mir in Verbindungen setzen wollen hier meine Adresse: Hubert Herold Bruchheide 7a 49163 Bohmte 05471/4149 016092572761 Hubert@Herold-Bohmte. de

Peter Maletzki

Moin moin Kameraden! In Nassau an der Lahn erbickte ich am 15. 9. 1965 das Licht der Welt. 20 Jahre lang war war das Lahntal meine Heimat. Ich ging dort zur Schule, Angeln, konnte kostenlos ins Schwimmbad (meine Mutter saß an der Kasse) und erlernte zum Schluss den Tischlerberuf in Bad Ems. Da meine Mutter 1/2 Dänin war und meine Großeltern in Ratzeburg wohnten, hatte ich immer eine Affinität zum Norden. So ist es nicht verwunderlich, dass ich mich nach der Lehre freiwillig bei der Bundeswehr gemeldet habe. Als Obergefreiter UA, war die „Gorch Fock“ mein erstes Komando. Die erste Weltreise konnte ich als Toppsgast Großtopp

bis Acapulco mitreisen. Danach kam leider F1 auf Borkum. Gerne wäre bis zum Schluss mitgefahren. Nach meinem F1 war der Zerstörer „Schleswig Holstein“ für ein 3/4 Jahr mein Schiff. Aber parallel hatte ich schon wieder die „Gorch Fock“ im Auge, wo ich dann am ab Januar 89 bis April 90 mitfahren durfte. Der Taucherlehrgang hat mit leider einen Strich durch die Rechnung gemacht, so dass ich als PUO nicht wieder auf die „Fock“ kommen konnte. Die Ausbildung war einfach zu teuer und man brauche jeden Mann im Tieftauchtopf in Neustadt. Dort beendete ich meine Dienstzeit als Oberbootsmann. Ich lernte meine Frau Bettina kennen, wurde Vater unserer Tochter Ewa und bildete mich weiter zum Staatlich geprüften Holzechniker. Während meiner Zivilen Arbeitszeit stellte sich heraus, dass mir der Maschinenbau mehr liegt. So arbeite ich nun schon seit 12 Jahren in einer Laserfirma. Hier bin ich für die technische Integration der Systeme in Maschinen zuständig bin. In meiner Freizeit fahre ich gerne Moutainbike, mache seit 12 Jahren JuJutsu und habe das Angeln von der Lahn an die Ostsee verlegt. Grüße aus Neustadt „Malle“ (Peter)


Wir gratulieren! In vergangenen Jahr feierten folgende Mitglieder der Bordkameradschaft Geburtstag (runde Geburtstage ab 50 Jahre).

88 Jahre

Hans Frh. von Stackelberg

86 Jahre

Günther Bender

75 Jahre

Waltraud Hansen Claus Wedemeyer Günter Jung

70 Jahre

Pischon Dietmar Lesmeister Uwe Kolodzey Helmut Egg Gert

(23.08.) (13.06.) (11.02.) (01.06.) (02.10.) (03.03.) (01.04.) (09.07.) (26.08.)

Teich Nikolaus Zetzsche Werner Pfeifer Karl Gustav Scharrenberg Detlef Karsch Heinz Schwellnus Brigitte

65 Jahre

Brede Wolfgang Kurek-Kurka Dietrich Schult Karl-Heinz Knebel Franz Löhrer Arnold Strobel Hubert Kobbeloer Gerhard

60 Jahre

Maierthaler Bartolomäus Schlotter Rolf Dirkes Hermann

(22.09. (26.09. (07.12. (09.12. (16.12. (17.12.

) ) ) ) ) )

Förster Manfred Müller Rolf Kiesel Werner Knigge Bernd (Ribald) Friedel Hans- Jürgen Gebert Peter Groß Manfred

(12.03. (25.04. (16.09. (07.10. (28.10. (02.11. (14.12.

) ) ) ) ) ) )

55 Jahre

(10.02.) (06.03.) (06.03.)

Ditmar Weis

50 Jahre

Jens Mahncke Michael Diekmann Andreas Gerber

(10.03.) (16.04.) (06.08.) (29.10.) (09.11.) (14.12.) (14.12.) (08.02.) (20.04) (22.09) (13.12.)

Der Vorstand der Bordkameradschaft und die Mitglieder des Redaktionsteams wünschen Gesundheit, Wohlergehen und Zufriedenheit.

DIE LETZTEN Wenn sie ihre breiten Schwingen entfalten Labskausch Labskausch ist ein Seemannsessen, drum den Hering nicht vergessen. Rinderpökel gibt Gehalt, plus Kartoffeln, nicht zu alt. Alles durch den Wolf gedreht, dass es durch die Kehle geht. Und ´ne Menge Zwiebel macht´s Aroma garnicht übel. Mit Spiegeleiern, gut gebraten, stimmt der Kalorienladen. Dazu noch die roten Rüben... Verführerisch! ... Admiral Ruge Erster Inspekteur der Bundesmarine Labskaus ist ein typisches Seemanns-Gericht Die Verbreitung des Gerichtes bis hinauf nach Skandinavien lässt sich bereits aus der Herkunft des Namens ersehen. Er ist vom englischen „obs-cou(r)se“ abgeleitet und bedeutet soviel wie „Speise für derbe Männer“. Seine Herkunft liegt höchstwahrscheinlich in der Seefahrt, da die benötigten Grundzutaten sämtlich, haltbar gemacht, über längere Zeit mitgeführt werden konnten. Es besteht hauptsächlich aus Kartoffeln, Pökelfleisch, Rote Bete, eingelegter Gurke, Zwiebel und Hering, je nach Geschmack in Form von Matjes, Bismarckhering oder Rollmops. Dazu kommt als Garnierung ein Spiegelei, da der Smut früher neben Schweinen auch Hühner lebend mitführte als Frischlieferant. Die Beliebtheit dieses Gerichtes drückt sich u. a. dadurch aus, dass sich ein (späterer) Admiral nicht zu schade war, ihm ein Gedicht zu widmen. So verfasste im 20. Jahrhundert der Kommandant der Cuxhavener Minensuchboote, Fregattenkapitän Friedrich Ruge, später als Admiral erster Inspekteur der Bundesmarine, nebenstehenden Reim.

und ihr weißes Gewölk über See auftaucht, dann denkt man: so müßte Gott sie erhalten, obwohl die Menschheit sie längst nicht mehr braucht. Trotz Wachstumsneurose und Fortschrittsdenken überlebten sie ihre eigene Zeit schon ein paar Jahrzehnte, und sie lenken die Blicke auf ihre Vergangenheit. Wenn sie sich im Nordatlantik-Race messen, dann stehn ihre Brassen noch immer „tight“. Es ist undenkbar sie je zu vergessen, die letzten Zeugen der Windjammerzeit.

Bern Hardy (Gedanken bei der Windjammerparade)

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Nachruf Die Flagge Halbmast weht im Wind. Mit einem Gruß nach Seemannsweise, klar Schiff zur großen Reise. Des Maaten Pfiff nur leis` erklingt, die See das Lied der Trauer singt. Hab acht in Decks und Messen, kein Mann in Blau wird je vergessen!

Seine Kameradschaftlichkeit und sein festes Wesen und Anständigkeit hat mich beeindruckt. Er war ein Seemann und Soldat der ohne Aufhebens von sich zu machen mit Selbstverständlichkeit treu gedient hat und mir so in lebhafter Erinnerung geblieben ist. Viele Jahre bin ich mit Wolfgang Bierwirth auf der „Gorch Fock“ gefahren. In der Erinnerung steht er als großer, kräftiger Mann vor mir, ernst, sachlich, zuverläßig und freundlich. Er hat sich um unser aller Wohl kameradschaftlich und kompetent angenommen, auf ihn war Verlaß und in der Crew war er ein stabiles Element. Er besaß meine Achtung und Zuneigung, ein redlicher, vorbildlicher Mann mit dem man es gerne zutun hatte.

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Ihn ehrend denken wir an ihn und an seine Angehörigen, denen er früh genommen wurde und die um ihn trauern, unser Mitgefühl gilt ihnen. Immo v. Schnurbein

Detlef Domehl verstarb 2011. Er war von Januar 1983 bis April 1985 als Ausbilder an Bord und hätte sich sehr über ein Treffen mit Ehemaligen „Gorch Fock“-Kameraden gefreut. Schade das er das nicht mehr erleben durfte, er erfuhr zu spät von der Bordkameradschaft. Die „Gorch Fock“-Zeit war für ihn immer eine Erinnerung an schöne Zeiten auf See.


Kassenbericht Liebe Kameradinnen und Kameraden, hier kommt ein kurzer Bericht zur Kassenlage unserer Bordkameradschaft: Nachdem wir das Jahr 2011 mit einem positiven Saldo von 9.660,61 EUR abschließen konnten, verringerte sich dieser im Jahr 2012 auf einen aktuellen (26.12.12)Stand in Höhe von 5.234,93 EUR. Dabei trug in erster Linie unser Jubiläumsfest in Schönberg Ende Juni dazu bei. Die Ausgaben hierfür summierten sich auf 4.226,30 EUR. Darin enthalten sind der Bustransfer, Gastgeschenke, die musikalische Unterhaltung sowie leider auch Mehrkosten für Kameraden, die trotz Zusage nicht erschienen sind und, was m. E. noch viel Schlimmer wiegt, für diejenigen, die an dem Abend ihren Obolus nicht entrichtet haben. Vielleicht kann sich dabei nochmal jeder an die eigene Nase fassen und überlegen, ob das ein kameradschaftliches Verhalten ist, zu Lasten der Allgemeinheit zu feiern. Für das kommende Crewtreffen werden wir deshalb überlegen, mit Vorkasse zu arbeiten. Die Beiträge/Spenden konnten in 2012 mit rund 7.000 EUR leicht gegenüber den Vorjahren gesteigert werden. An Herausforderungen für die Kasse in 2013 steht die eventuelle Übernahme eines Kutters in Kiel sowie das Crewtreffen zur Kieler Woche zu Buche. Mit besten Grüßen Euer Guido

Satzungsänderungen der Bordkameradschaft Alle Absätze bis Absatz 4) bleiben so bestehen

Die Neufassung der Satzung wird zur Beschlussfassung auf dem Crew-Treffen

Absatz 5)

2013 in Schönberg beschlossen und tritt mit Datum vom 1. Juli 2013 sofort in Kraft. Die bisherige Satzung befindet sich auf dem Server und kann hier herunter geladen werden: www.gorchfock.de/BK/Satzung.pdf

Die Mitgliedschaft aus der BK endet mit Bekanntgabe des Austritts an ein Mitglied der Crew-Führung (jederzeit möglich), durch Tod, Ausschluss oder bei Auflösung der BK. Ausgeschiedenen Mitgliedern steht kein Anspruch am Vermögen der BK zu. Mitglieder, die längere Zeit (mindestens 2 Jahre) kein Interesse an der BK zeigen oder keine Mindestspende überweisen, können durch Beschluss der Crew-Führung ausgeschlossen werden und erhalten darüber eine entsprechende Benachrichtigung. Absatz 6) Die Mitglieder halten jedes Jahr ein CrewTreffen ab, zu dem von der Crew- Führung schriftlich mit Programm eingeladen wird. Absatz 9) Eine feste Mindestspende von 2,00 € Monat wird von den BK-Mitgliedern erhoben. Alle Spenden und Ausgaben werden vom Kassenwart ordnungsgemäß mit Kassenbuch und Belegen nachgewiesen. Er haftet persönlich für die ihm anvertrauten Werte.

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Tre ffen der 61er

Ein Teil der Bordkameradschaft der „Gorch Fock“-Stammbesatzung traf sich in Wilhemshaven zu einem Wiedersehen. Das Treffen der ehemaligen Ausbilder der „Gorch Fock“ hatte Norbert Dietl organisiert. Eine Stadtrundfahrt, eine Besichtigung des Jade-Weser-Ports und Bordabende im City-Hotel sowie auf der „Arkona“ (Bild) standen auf dem Programm. Gäste kamen dazu bis aus Süddeutschland. Die Bordkameradschaft besteht jetzt seit 25 Jahren. Zuletzt hatten sich die Kameraden, die Anfang der 60er Jahre zusammen an Bord der „Gorch Fock“ fuhren, vor zwei Jahren in Bremerhaven getroffen. Quelle: WHZ, Althaus

Tre ffen der 70 er i n d er P rob ste i Aus allen Richtungen der Republik reisten auch diesmal wieder zu dem jährlichen Treffen der 70er die Kameraden der GORCH FOCK an. Wie ein Jahr vorher beschlossen, sollte es ein Treffen an der Küste sein. Diese Bitte wurde in die bewährten Hände von Klaus Schmidt gelegt, der dann wie immer den Rest übernahm. Klaus ist wie viele unserer Kameraden auch Mitglied bei der „Bordkameradschaft Motoryacht TROMP“ und so ergab es sich, dass wir beim diesjährigen Treffen uns der jährlichen Feier der MY „TROMP“, die dieses Mal in „Suckows Gasthof“ in Probsteierhagen stattfand, angeschlossen haben. Der 1. Vorsitzende Gerd Reimer hatte uns eingeladen an diesem Wochenende mitzufeiern, da auch er in den 70ern als Wachtmeister auf der GORCH FOCK Dienst verrichtete. Nach den Begrüßungsworten von Gerd Reimer und Klaus Schmidt wurde der Bordabend eingeleitet. Es gab neben einem kleine Rahmenpro-

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gramm, mit dem Shanty-Chor „Ole Schippen“ aus Laboe, wieder viel zu schnacken. Der Samstag stand tagsüber zur freien Verfügung. Kiel, die Probstei und Laboe wurden einzeln oder in Gesellschaft erkundet.

Ohne die Arbeit von Klaus zu mindern, sind unsere Treffen schon fasst zum Selbstläufer geworden. Auch 2013 kommen zwei neue, alte Kameraden dazu auf die wir uns sehr freuen.

Der Abend stand dann unter dem Motto „Blaue Nacht“ der BK „Motoryacht TROMP“.

Manche verbinden das Treffen auch mit einem Urlaub, wie es unser damaliger Smut Manfred Schröder gemacht hat. Er kam von Cuxhaven mit dem Fahrrad angeradelt und hat bei uns einen „Pitstopp“ eingelegt, um dann noch weiter bis Usedom zu fahren.

Nach einem gemeinsamen Abendessen konnte anschließend bei Livemusik das Tanzbein geschwungen werden. Nach einem langen Abend und einer kurzen Nacht gab es am Sonntag noch einen Frühschoppen an Bord der MY „TROMP“. Da es, wie immer, allen sehr gut gefallen hatte, wurden für 2013 Vorschläge gesammelt. Hier entschloss sich die Mehrheit für einen Segeltörn ab Wilhelmshaven. Mit diesem Wissen fuhr man nach Hause. Inzwischen steht nun das Programm und alle freuen sich, mal wieder auf einem Segler raus zu fahren.

Als Resümee muss ich auch dieses Jahr sagen. Hier wird auch das gelebt, was wir auf der „Alten Lady“ vermittelt bekommen haben: KAMERADSCHAFT. Hajo Strotkamp


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Segeltörn auf der Ostsee Alte Kameraden fahren wieder zur See Im Juli 2012 machten acht ehemalige „Gorch Fock“-Fahrer, alle Mitte der 70er Jahre gefahren, einen einwöchigen Segeltörn auf der Ostsee. Start war in Heiligenhafen, als Zielhäfen wurden Bagenkopp/Langeland, Kiel, Burg auf Fehmarn und Warnemünde auserkoren.

sel Langeland. Nach dem Einlaufmanöver (und dem Einlaufbier) hatten wir noch einen schönen Abend an Bord. Leider hatte wir auch schon den ersten Ausfall: Klaus wurde von einem Magen-Darm-Virus geplagt …

Unser Skipper, Hubert Herold, charterte in Heiligenhafen die Segelyacht „Fame“, eine Cyclades 43, zugelassen für 8 Personen. Nach kurze Einweisung und Proviantübernahme konnten wir am frühen Nachmittag in See stechen.

Unser Ziel am nächsten Tag war Kiel. Dort hatten wir einen Termin im Marinestützpunkt mit Flottillenarzt Dr. Helmut Franz. Dr. Franz ist Leiter der Ausbildung und Vorsitzender der Betriebssportgruppe am Schiffsmedizinischen Institut der Marine in Kronshagen und hat bei Auslandsreisen der „Gorch Fock“ schon öfter den Schiffsarzt vertreten.

Unser erstes Ziel bei traumhaftem Wetter, leider mit wenig Wind war Bagenkop auf der Insel Langeland. Am Abend erreichten wir, kurz vor Sonnenuntergang, den Hafen von Bagenkop und damit die dänische In-

Die Betriebssportgruppe des Schiffsmedizinischen Instituts verfügt über zwei Pinassen und einen Motorkutter. Und diesen Motorkutter, ehemals der Steuerbordkutter von SS „Deutschland“ galt es zu besichtigen.

Die dänische Südsee: Ein Hauch von Karibik?

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Huber Herold, ein erfahrener Skipper, der weiß, was er NICHT will!

Dr. Franz hatte der Bordkameradschaft angeboten, dieses Boot zu übernehmen. Diesmal hatten wie Glück mit dem Wetter. Der Wind blies uns sanft in die Kieler Förde, allerdings verhieß die Wettervorhersage für die kommende Nacht nicht Gutes. Sturm mit Orkanartigen Böen wurden vorher gesagt. Deshalb erhielten wir auch eine

… auch in Warnemünde!


Liegeerlaubnis direkt im Tirpitzhafen. Am Liegeplatz wurden wir vom Hafenkapitän und Dr. Franz in Empfang genommen, der uns nach der Kutterbesichtigung zu einem Grillabend auf einen in der Nähe von Kiel gelegenen Reiterhof einlud. Es war ein schöner Abend, der allerdingsmit dem vorhergesagten Gewitter und Sturm endete. Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter wieder beruhigt und wir konnten unsern Törn fortführen. Ziel: Burg auf Fehmarn. Jedoch hatten wir den weiteren Wetterbericht wohl nicht richtig wahr genommen, denn der Wind frischte im Verlauf des Vormittags auf und das Wetter wurde von Minute zu Minute schlechter. Das brachte dann auch die ersten Ausfälle bei unseren Kameraden mit sich. Das Wetter wurde so heftig, dass wir nicht weiter segeln konnten und auf Höhe Heiligenhafen den Törn abbrechen mussten. Denn beim bergen des Grossegels wurde die Segelkoje so stark beschädigt, dass es unvermeidbar wurde, in Heiligenhafen einen Notstopp einzulegen. Die letzten noch einsatzfähigen Kameraden brachten uns dann heil in die Marina von Heiligenhafen. Bis zum Abend normalisierte sich der Zustand der Besatzung wieder und wir konnten gemeinsam wie jeden Abend gemütlich einige Bierchen trinken. Dabei wurden die vergangenen Stunden noch einmal aufgearbeitet. Wir hatten auch diesen Tag bravourös gemeistert und freuten uns auf die nächste Etappe.

Am Morgen wurde die defekte Segelkoje von uns fachmännisch repariert und wir konnten bei mäßigem Südwestwind durch den Fehmarnsund in Richtung Warnemünde segeln. Wir erreichten Warnemünde am späten Nachmittag. Nach dem langen Törn und einer nicht unerheblich langen suche nach einem passenden Liegeplatz konnten wir den Tag bei einem wunderschönen Sonnenuntergang abschließen. Für den nächsten Tag war ein Tagesausfluges nach Rostock geplant. Mit der Bahn war es nur ein Katzensprung und wir waren beeindruckt von gediegenen Schönheit der alten Hansestadt. Wir blieben die Nacht in Warnemünde und segelten bei günstigen Winden wieder in Richtung Fehmarn, wo wir am Abend in der Marina Burgtiefe unseren letzten Stopp vor dem Ende unsere Törns machten. Nach der Einlaufroutine wurde es dann wieder gemütlich an Bord. Der nächste und letzte Tag empfing uns mit schönem Wetter und wenig Wind. Unter Segeln war Heligenhafen in der vorgesehenen Zeit nicht zu erreichen, deshalb wurde der „Jockel“ angelassen. Aber auch ohne Segel war es ein schöner Abschlusstag des Törns 2012 und wir freuen uns schon jetzt auf den Törn in 2014. Denn wir vereinbarten, alle zwei Jahre einen gemeinsamen Segeltörn zu machen. Wer nach diesem Bericht ebenfalls Lust auf einen Segeltörn bekommen hat, aber selbst nicht (oder nicht mehr) über die nötige Erfahrung verfügt, kann sich vertrauensvoll an unseren umsichtigen Skipper wenden, der jederzeit Herr der Lage war.

Nichts vergessen: Vor fast 40 Jahren auf der „Gorch Fock“ – und auch hier ein Team!

Einlaufbier mit Dr. Franz im Tirpitzhafen.

Und nach der Kutterbesichtigung …

… zum grillen in den Pferdestall.

Skipper: Huber Herold Bruchheide 7a 49163 Bohmte Telefon (0 54 71) 41 49 E-Mail: Hubert@Herold-Bohmte.de

Acht Freunde müsst ihr sein … BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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„Gorch Fock“ in Wilhelmshaven

„Anlässlich der Eröffnung des Jade-Weser-Port Wilhelmshaven am 21. September 2012 hatte ich als Mitglied des Fördervereins Deutsches Marine-Museum Wilhelmshaven die Gelegenheit, mit der „Nordwind“ (ehemals Marine-Schule Mürwik, jetzt DMM) den Containerhafen von der Wasserseite aus zu sehen. Bei der Fahrt durch den Marinehafen haben wir die auslaufbereite „Gorch Fock“ passiert. KzS a. D. Ott und ich kamen dabei über unsere Fahrenszeit auf der weißen Lady ins Gespräch. Dabei informierte ich ihn u. a. über unsere Bordkameradschaft „ehem. Stammbesatzung“ und darüber, dass wir neben dem jährlichen Magazin auch einen Kalender herausgeben. Da sich Kpt. Ott an Aufmachung und Inhalt sehr interessiert zeigte, habe ich ihm meinen kompletten Satz 1 – 7 zur Verfügung gestellt, der ganz offensichtlich bei ihm einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Bericht und Foto von Klaus-Peter Hoffstetter

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15681 Flugmeilen 1808,6 nautische Meilen (davon 1453,4 unter Segeln) ca. 4000 Foto´s 12 Seetage 3-11 Beaufort 3 neue Freunde 2 zerfetzte Stagsegel 1 Paddeltour und unendlich viele wundervolle Eindrücke....

Markus Dölp

Mit d er SE DOV von Mo n t evi d eo n ac h Ush u ai a

– was hat ein Schlauchboot mit Kap Hoorn zu tun? –

Nach 14 Stunden und 40 Minuten reiner Flugzeit mit über 4 Stunden Aufenthalt in Sao Paulo bin ich Mittags um 12 Uhr bei strahlend blauem Himmel in Montevideo angekommen. Stempel in den Pass, Gepäck abholen und Geld umtauschen – Uruguay. Pesos gibt es eben nur in Uruguay.

Als ich mich angemeldet hatte geschieht das gleiche mit meinem Gepäck. Der Empfang durch die Besatzung war sehr herzlich. Ich bezog in Kabine 5 Quartier. Schnell die Sachen verstauen – ein Spind, eine Schublade unter der Koje. Gott sei Dank habe ich eine der unteren Kojen bekommen, die oberen sind sehr eng.

Trotz der Müdigkeit nach so einer langen Anreise bin ich ganz aufgeregt. Die „Sedov“ wartet auf mich. Für 1310 Pesos ( ungefähr 60 € ) fährt mich das Taxi die 40 Minuten zum Hafen. Dann endlich bin ich da, das Taxi fährt mich direkt an das Schiff. Majestätisch liegt sie am Kai, ein ganz schöner Brocken. Mit 117, 5 Metern Länge und 14 Metern Breite das größte Segelschulschiff der Welt.

Sonst ist es sehr gemütlich, alles ist in Mahagoni gehalten. Mit vier weiteren Trainees (so nennt man die Gäste an Bord) bin ich in einer 6er Kabine untergebracht. Das bedeutet Platz ohne Ende. Es gibt insgesamt fünf Kabinen, eine 10er, eine 8er und drei 6er.

Die Kadetten sind gerade dabei Lebensmittel zu Bunkern, so wie wir das von unserer „Gorch Fock“ kennen. Eine Menschenkette, alles wandert von Hand zu Hand in den Bauch des Schiffes.

Nach dem Auspacken geht es auf Erkundungstour. Montevideo ist eine sehr schöne Stadt. Uruguay gehört mittlerweile zu den reichsten Ländern Südamerikas. Es ist Frühlingsanfang, die Bäume sind in zartes Grün getaucht. In Hafennähe sind kleine Restaurants, genau das Richtige um die Abende ausklingen zu lassen. Die Küche ist Südamerikanisch, es gibt also Fleischberge. Wir sind jeden Abend im „El Pelegrino“ und haben fast schon Familienanschluss. Es wird Uruguay-Bier getrunken und viel gegessen. Von Tag zu Tag kommen immer mehr Trainees an. Soeren aus Dänemark ist Journalist auf Langeland. Zusammen singen wir „Seemann lass das Träumen“ von Lolita und sind ziemlich damit aufgefallen-aber positiv. Der Abschied am letzten Abend war entsprechend herzlich. Ein bisschen wehmütig war mir schon ums Herz als wir am 16. September um 10 Uhr ausliefen. Das Wetter unterstrich meine Stimmung: es war frisch und diesig. Durch die Lautsprecher erklang russische Marschmusik, die Besatzung war in Uniform angetreten.

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Segeltörn auf dem Atlantik. Langsam glitten wir bei halber Fahrt, unter Maschine, an Montevideo vorbei den Rio de la Plata entlang Richtung Atlantischer Ozean. Um 17 Uhr war Parusnij Avral das heißt All Hands on Deck. Die Stagsegel und der untere Besan werden gesetzt. Es hat aufgeklart. Wir segeln bei leichtem Wind auf Steuerbordbug in den Atlantik. Karl Heinz und ich spielen mit den Kadetten im Kinosaal Tischtennis. Bis 6 beaufort geht das ganz gut.

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Buchweizen, Griesbrei, Geflügel, Frikadellen, Würstchen, Rindfleisch, Weißbrot und drei mal am Tag Suppe dazu. Verhungern muss keiner. Ich habe mich zweimal zur Ruderwache gemeldet. Wetter und See meinten es gut mit uns. Blauer Himmel, ein paar Wolken und wunderschöne Sonnenuntergänge und das Kreuz des Südens.

Jetzt ist Seeroutine, das bedeutet für meine Gruppe 8 Uhr Frühstück, 12 Uhr Mittagessen, 16 Uhr zweites Mittagessen und 20 Uhr Abendessen. Wir teilen uns die Messe mit denKadetten.

Wir verbringt viel Zeit an Deck und lernt sich kennen. Es wird viel gelacht. Abends geht es in den Lenin-Raum. Das ist der Aufenthaltsraum für uns Trainees. Dort kann man gemütlich ein paar Kaltgetränke zu sich nehmen und klönen. Übrigens dieser Raum heißt nicht umsonst so, an einer Wand hängt ein Teller mit einem Profil von Lenin.

Die russische Küche ist sehr einfach. Es gibt Kartoffelbrei, rote Beete, Geflügel, Reis,

Die Sicherheitseinweisung wurde durch Grigorij, unserem Traineeoffizier im Kino-

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saal vorgenommen: Schwimmwestenhandling, Alarmsignale und Überlebensanzug. Um 13 Uhr ist Alarm zur Übung alle Mann von Bord. Was für ein Kampf. Ich weiss nicht wer schon einnmal einen Überlebensanzug alleine anziehen musste –es ist schier unmöglich. Mit vereinten Kräften unter dem Gelächter der Kadetten hatten hatten wir die Dinger endlich an. Wie eine Kolonne Tele Tubbies watschelten wir zu unseren Rettungsinseln. Warum musste ausgerechnet jetzt die Sonne so runter brennen, ich bin fast verdampft. Dem Kommandanten sind wir noch viel zu langsam. Das wurde in den nächsten Tagen mehrfach geübt. Ganz toll!!! Die Wettervorhersage meldet für Kap Hoorn Sturm. Wir sind noch 9 Tage entfernt und bis dorthin kann das Wetter sich noch ändern. Der Wind ist uns gnädig und


es wurden Vor-, Groß-, Kreuz- und die Marssegel gesetzt. Herrlich, es gibt nichts schöneres als auf einem Windjammer zu fahren. Alex, der 2. Ingenieur macht mit uns eine Schiffsführung. Seit einiger Zeit begleiten uns Albatrosse und Seemöven. Sie stürzen sich in Scharen auf Essensreste die mehrmals Täglich achtern über Bord gehen. Es wird immer kälter. Das Thermometer sagt 10 ° C. Warme Kleidung war angesagt. Die Heizung in den unteren Kabinen funk-

tionierte nicht. Die „russischen Uhren“ ticken anders. Bis die Heizer kommen dauert es unendlich. Aber wir sind ja erfinderisch. Es gibt Glühwein aus dem Wasserkocher. Das hilft für den Moment und hebt die Stimmung. Die Heizung hat übrigens die ganze Tour nicht so richtig funktioniert. Wir genießen die Abende an Deck. Das Licht, das sich in der See widerspiegelt ist traumhaft. Der 43. Breitengrad ist überschritten, wir haben Riggtraining. Ich gehe mit Rene`bis

auf die Marssaling. Reicht erst mal. Nach 25 Jahren muss ich mich erst mal wieder mit den Webleins und dem Mast anfreunden. Die Aussicht ist einfach wunderschön. Wer wohl alles schon in den 91 Jahren, seit es die alte Dame schon gibt, hier gestanden hat. Hinterher gab´s erst mal ein schönes kühles enter auf und nieder Bier. Wir nähern uns den Falklands, der Wind wird stärker 7-8 bft. Tischtennis ist nicht mehr. Es sind nur noch die Stagsegel gesetzt, der Wind bläst nicht ganz so günstig. Duschen ist im Moment ein kleines Abendteuer, Gleichgewichtsgefühl ist gefragt. Aber die alten Seebeine erinnern sich wieder. Im Kinosaal werden Teil 1 und 2 vom Untergang der Pamir gezeigt. Der Film wurde auf „Sedov“ gedreht. Ob das ein gutes Omen für´s Kap ist ? Vom Glühwein kommen wir auch nicht ganz los, da die Hei-

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zung nicht richtig warm wird. Die letzten Segel werden geborgen und die Maschine gestartet. Bin Ruder gegangen – leider unter Maschine. Der Wind ist uns nicht gewogen. Rasmus schaut öfter mal rein. „Sedov“ stampft gutmütig durch die immer höhere Dünung. Jetzt merkt man das dieses Schiff genau für schwere See gebaut wurde. 22. September 2012: Noch vier Tage bis zum Kap. Zwei Kadetten verschrauben alle Panzerblenden in unseren Kabinen. Was das bedeutet braucht man wohl nicht zu erklären. Der Wind nimmt weiter zu 8-9 bft. Von der Bramsaling kann man die Falklands sehen. Morgens werden endlich die Stag- und Marssegel gesetzt, das Rollen hört auf. Die See wird immer rauer. Auf der Back und am Vorschiff gibt es keinen trockenen Platz mehr. „Sedov“ stampft immer mehr. Abends wird im Kinosaal 1150 Jahre Russland gefeiert. Es sind alle in Uniform angetreten. Der Kommandant hält eine Ansprache. Sehr Feierlich, die russische Nationalhymne erklingt. Draußen ist es jetzt richtig unruhig. Wir sind kurz auf der Back, Rene`s Windmes-

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ser zeigt 10 bft in Böen bis 11 bft. Ohne wasserdichtes Ölzeug geht nichts mehr. An Deck sind Strecktaue gespannt.

geht auf. Der Wind ist fast eingeschlafen. Wunderschöne Farben, so hätte ich mir das nie erträumt.

Noch 239 nm. bis zum Kap. Heute Nacht ist das Großstengestagsegel in Fetzen gegangen. Ich ziehe meinen Hut vor den Jungs die jetzt auf die Rahen müssen. Der Wind heult laut durch´s Rigg. Ich habe meine Kamera wasserdicht eingepackt und fotografiere, jetzt bleibt nichts mehr trocken. Die roaring Fifties lassen grüßen.

Max, einer von uns, ist früher Frachter gefahren und schon dreimal ums Kap. Er hat es noch nie gesehen, weil das Wetter zu schlecht war. „Da musst du schon mit der „Sedov“ fahren“ sagte Max. Das gibt´s doch nicht. Bei 3 bft können wir gegen Mittag Vollzeug setzen – ein Traum.

Das Kap kommt immer näher. Der Wind lässt nach und es können wieder mehr Segel gesetzt werden. Tümmler spielen mit den Wellen und schwimmen mit „Sedov“ um die Wette. Wir steuern 190 Richtung Feuerland. Durch die La Maire Straße fahren wir unter Maschine. Ich sehe schneebedeckte Berge im Sonnenuntergang.

Ein Schlauchboot wird ausgesetzt. Zuerst dürfen die Profifotografen raus, 7 Meter auf einer Leiter die Bordwand runter. Die Stimmung ist sehr feierlich. Alle Offiziere haben ihre beste Uniform an. Sponsorensegel und -Wimpel werden gehisst. Die große Heckflagge wird geheißt. Es ist das erste mal, dass „Sedov“ unter ihrem russischen Namen um Kap Hoorn fährt.

Endlich: Am 26. September 2012 ist das Kap in Sicht. Es ist 7 Uhr 15, die Sonne

Ich habe Glück und darf die vierte und letzte Tour im Schlauchboot mitfahren. Lei-


der wurden die Segel geborgen. Aber dafür durfte ich eine ganz besondere Fahrt erleben. Unser Außenborder sprang nicht mehr an. Ich vermute das die anderen den Tank leergefahren hatten. Wir trieben immer weiter ab. Reger Funkverkehr vom Boot zum Schiff und zurück. Grigorij gab sich alle Mühe den Motor zu starten, aber nichts tat sich. Wir waren schon eine halbe Seemeile vom Schiff entfernt. Es half nichts, die Paddel mussten aktiviert werden. „Sedov“ hatte die Maschine schon gestartet und lief mit halbe Kraft zurück auf uns zu. Unsere russischen Freunde mussten pullen, da es nur zwei Paddel im Boot gab. Das Gelächter auf dem Achterschiff war groß. Unsere Mittrainees hatten einen Heidenspaß. Immerhin gibt es meines Wissens nur sechs Personen die am Kap Hoorn gepaddelt sind. Ich war dabei. Max hatte natürlich gleich einen Namen für uns: “Sedov“-Achter mit Steuermann (ha ha). Als wir nach einer halben Stunde zurück an Bord waren, kamen wir uns schon so ein bisschen Heldenhaft vor. Da musste erst mal im Leninraum ein Bier getrunken werden. Cap Horn rafting hat ja nun mal nicht jeder erlebt. Gegen 18 Uhr wird die Maschine gestoppt, wir dümpeln eine Weile am Kap. Drei Bootsleute nutzen die Chance zum Angeln. Der Fang ist aber kläglich, nur ein kleiner Fisch hat angebissen. Um 21 Uhr ist Treffen im Leninraum. Der Kommandant überreicht jedem von uns einen Bildband der „Sedov“, mit persöhnlicher Widmung. Danach feiern wir unsere Kap Umrundung. Der Abend wurde etwas länger.

Am nächsten Morgen fuhren wir in den Beagle Kanal ein. Der Lotse ging an Bord und wir fuhren unter Maschine bei fast spiegelglatter See Richtung Ushuaia. Zunächst ist es diesig und nass kalt. Aber gegen Mittag kann sich die Sonne durchsetzten und wir können die schneebedeckten Berge von Feuerland sehen. Gegen 17 Uhr legen wir bei strahlend blauem Himmel in Ushuaia an. Mein letzter Seetag geht zu ende – leider. Nach dem alle Zollformalitäten erledigt sind können wir an Land. Die Landschaft ist ähnlich wie in Skandinavien. Kleine vorgelagerte Inseln, Gletscher und kleine Fjorde. Am Abend genießen alle ein leckeres Steak. Ich habe genügend Zeit mir Ushuaia und Umgebung anzuschauen, der Rückflug ist erst am 1. Oktober. Die Souvenierläden und die Gastronomie freuen sich auch über unseren Besuch, wann kommt man schon noch mal hier vorbei. Samstag ist open Ship, fast 5000 Menschen kommen an Bord. Die Schlange zieht sich fast durch den ganzen Hafen. Mit zwei anderen Trainees zusammen mache ich eine Segeltour zu den Seelöwen und eine Inselwanderung. Wir erfahren einiges über die Ureinwohner und über die Natur von Feuerland.

treten und „Sedov“ wurde langsam immer kleiner. In Gedanken war ich noch immer auf dem Schiff, irgendwie war das noch nicht real für mich. Aber wir sollten die „Sedov“ noch eimal wieder sehen. Leo machte den Vorschlag ein Flugzeug zu mieten und dem Schiff hinterher zu fliegen. Mit vier Leuten und zwei kleinen Maschinen sind wir dann für eine Stunde in die Luft gegangen. Die haben an Bord nicht schlecht gestaunt als sie mehrmals von uns umkreist wurden. Dann ging es über die wunderschöne Bergwelt von Feuerland zurück nach Ushuaia. Abends um 18 Uhr hieß es endgültig Abschied nehmen. Unser Flieger brachte uns über Buenos Aires und Sao Paulo zurück nach Deutschland. Es hat eine Weile gedauert bis ich richtig zu Hause angekommen war. So viele Bilder sind noch in meinem Kopf. Das war auf jeden Fall nicht das letzte Mal dass ich auf einem Großsegler mitgefahren bin. Irgendwie lässt einen See nicht los. Unter Segeln zu reisen ist einfach die schönste Art. Markus Dölp

Tja und dann kam der Abschied. Die Neuen kamen an Bord, wir mussten unsere Kabine räumen. Nach einigen geschüttelten Händen und Umarmungen gingen wir ein letztes mal die Gangway hinunter. Das Gepäck stand schon auf der Pier. Gegen 10 Uhr war „Leinen los„ und wir standen winkend mit feuchten Augen da. Durch die Lautsprecher erklang wieder Marschmusik, die Mannschaft war angeBORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Gorch-Fock-Kalender 2013 Gehen Sie mit auf den Spuren des Columbus und erleben Sie, wie die Besatzung vor 20 Jahren die spannende Fahrt des deutschen Segelschulschiffes „Gorch Fock“ auf einer Fahrt, ähnlich, wie Kolumbus sie vor nunmehr 520 Jahren machte. Als Entdecker von Amerika ging Christoph Kolumbus einst in die Geschichtsbücher ein, und auch wenn diese Tatsache durch neuere Forschungen längst relativiert wurde, Kolumbus‘ Entdeckungsfahrten in bislang unbekannte Welten waren ohne Zweifel von herausragender Bedeutung für die europäische Geschichte und Kultur. Es waren lediglich drei Schiffe, das ungefähr 30 Meter lange Hauptschiff Santa María, und die beiden kleineren, ca. 15 Meter langen Karavellen Pinta und Nina, die am 3. August 1492 mit zusammen wohl kaum mehr als 90 Besatzungsmitgliedern in Palos de la Frontera in See stachen. Nach einem kurzen Reparaturaufenthalt auf den Kanarischen Inseln kam am 12. Oktober erstmalig unbekanntes Land in Sicht: Die Bahamas. Später folgten die Entdeckungen vom heutigen Kuba und Haiti. Ein Großteil der faszinierenden Fotos in diesem Kalender stammen aus 1992, als das Segelschulschiff „Gorch Fock“ auf den Spuren des Columbus segelte.

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Der Kalender enthält bislang unveröffentlichte Fotos der „Gorch Fock“. Mein Dank gilt der der Deutschen Marine und Stephan Seissler, der alte Erinnerungen aus seiner Backskiste zauberte. Der Gorch-Fock-Kalender besteht aus einem Deckblatt und 12 Monatsseiten sowie 12 Seiten, die sich mit der Reise intensiv befassen. Als Abschluss hat er einen stabilen Karton. Gebunden ist der Kalender oben mit einer Metallspirale, der sogenannten Wire-O-Bindung. Dort befindet

sich auch die Aufhängung (Änderungen vorbehalten). Darüber hinaus befindet sich am unteren Rand des Kalenders eine Bohrung, damit der Kalender aufgeklappt (zweiseitig) aufgehängt werden kann. Der Preis beträgt wie in den vergangenen Jahren: 21,00 Euro zzgl. 5,90 Euro Versand. Der Kalender kann beim Schriftführer per Telefon unter (0 53 82) 95 82 91 oder per E-Mail info@gorchfock.de bestellt werden.


SSS GORCH FOCK Am 11. Januar 2012 bekam die Elsflether Werft wohlbekannten Besuch – zum mittlerweile achten Mal lief die SSS GORCH FOCK unter viel Aufsehen ein. Nach dem Abtakeln verließ die GORCH FOCK den Hafen der Werft bereits wieder am 17. Januar 2012 um in Bremerhaven bei der BreDo in das von der Elsflether Werft dafür angemietete Dock zu gehen. Es folgten Ultraschall-Messungen und das Erneuern der Aussenhautplatten sowie unter Anderem das Prüfen, Entfernen und erneute Einstauen des Ballastes und das Prüfen von ca. 500 PSA-Anschlagpunkten. Das Schiff erreichte wieder die Elsflether Werft zu Abschlussarbeiten am 17. Juni 2012 und lief am 30. August 2012 in überholtem Zustand aus, um vorerst für weitere Prüfungen nach Wilhelmshaven zu fahren. Die negativen Pressenachrichten aus Kiel, in denen der Elsflether Werft schlampiges Vorgehen aus vorigen Arbeiten an der „Gorch Fock“ vorgeworfen wurden, haben der erneuten Zusammenarbeit und dem sehr guten Resultat der Instandsetzungen keinen Abbruch getan. Elsfleth freut sich bereits jetzt auf ein mögliches Wiedersehen mit der GORCH FOCK und wünscht ihr, ihrer Besatzung und allen ihren Freunden einen guten Start in das Jahr 2013! Text und Fotos: Elsflether Werft.

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Marineschule Mürwick

Minister de Maizière hält Festrede für Kadetten Ein neuer Anfang: 190 Kadetten werden an der Marineschule Mürwik vereidigt. Sie werden die ersten sein, die nach der „Gorch-Fock“-Affäre im vergangenen Jahr wieder auf dem Segelschulschiff lernen. Die Festrede für sie hält der Bundesverteidigungsminister. Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hält am Freitag die Festrede bei der Vereidigung von 190 Kadetten an der Marineschule Mürwik in Flensburg. Erwartet werden außerdem der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Axel Schimpf, sowie über 2000 Angehörige und weitere Zuschauer. Auch eine Fahnenabordnung der polnischen Marineakademie, der Schwesterakademie der Marineschule, soll dabei sein.

Angetretene Formation der Offiziersanwärter. Unter großer Beteiligung der Bevölkerung und von Familienangehörigen leisteten die jungen Menschen ihren Eid, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen.

Bei der Vereidigung der Kadetten vor zwei Jahren war noch der damalige Bundespräsident Christian Wulff dabei gewesen. Jene Offiziersanwärter gerieten dann mit dem Segelschulschiff in schwere Fahrwasser. Im November 2010 starb eine Kadettin beim Sturz aus der Takelage. Später folgten Schikanevorwürfe. Zwischenzeitlich wurde sogar über das Ende des Segelschulschiffs diskutiert. Um den Tod einer weiteren Kadettin 2008 auf der „Gorch Fock“ klären zu lassen, haben deren Eltern im Juli Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht eingelegt. Sie wollen Ermittlungen gegen die Führung des Marine-Schulschiffs erzwingen. Die 18-Jährige war über Bord gestürzt und in der Nordsee ertrunken. Inzwischen wurde das Ausbildungskonzept auf dem Schiff überarbeitet. Im Januar soll die „Gorch Fock“ wieder mit den Kadetten auf große Fahrt gehen. Derzeit wird sie noch repariert, mit immer weiter steigenden Kosten, die zuletzt mit voraussichtlich acht Millionen Euro angegeben wurden. Für die Kadetten wurde zudem ein Übungsmast an Land errichtet, der vor sechs Wochen eingeweiht wurde. Er soll helfen, die körperliche Eignung von Kadetten zu beurteilen und zu verbessern.

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Flotillenadmiral Thomas Ernst (links), Kommandeur der Marineschule Mürwik (MSM) schreitet zusammen mit Vizeadmiral Axel Schimpf (Mitte), Inspekteur der Marine, und Verteidigungsminister Dr. Thomas de Maizière MdB (rechts) die Formation ab.

Verteidigungsminister Dr. Thomas de Maizière MdB (links vorne) und Ministerpräsident Torsten Albig MdL (links hinten) gratulieren den Rekruten, die an der Fahne ihren Eid leisteten. Fotos: Reservistenverband / Nicolas Hermes.


„Trockenübung“ an Land

Der Trainingsmast in Mürwik Am 24. April wurde an der Marineschule Mürwik ein Übungsmast für die Segelvorausbildung der Offizieranwärter der Marine aufgestellt. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Kadetten auf die „Gorch Fock“ vorzubereiten und so die Ausbildung auf dem Segelschulschiff sicherer zu gestalten. Unter den wachsamen Augen von Diplomingenieur Gunnar Speck, Projektleiter des Gebäudemanagements Schleswig-Holstein AöR (Anstalt des öffentlichen Rechts), befand sich der Hauptmast des 28 Meter hohen und rund neun Tonnen schweren Bauwerks bereits um 10 Uhr in der Vertikalen und wurde fest im Boden verankert. Im Anschluss wurden die Rahen, die quer am Mast befestigt sind, angebracht und abschließend die Wanten, die zum Aufentern dienen, befestigt. Nach diesem letzen Schritt war der Aufbau des Übungsmastes am späten Nachmittag abgeschlossen.

Bessere Vorausbildung Die Marine folgt mit dieser Maßnahme der Empfehlung der „Kommission zur zukünftigen Ausgestaltung der seemännischen Basisausbildung der Deutschen Marine“ – kurz „Pommerin-Kommission“. Der Übungsmast ist ein verkleinerter Nachbau des Originals der „Gorch Fock“ (45 Meter Höhe). Ziel ist es, die Offizieranwärter frühzeitig an die Höhe und die Arbeitsbedingungen auf dem Schulschiff zu

Hier an der Marineschule Mürwik wird der Übungsmast aufgestellt. Foto: Karl Bareuther.

gewöhnen. Zugleich kann die körperliche Eignung der Kadetten überprüft und gegebenenfalls gezielt verbessert werden. „Obwohl man Unfälle generell nicht hundertprozentig vermeiden kann, sind wir froh, dass der Übungsmast nun aufgestellt ist und wir mit Hilfe dieses besonderen Bauwerks allen künftigen Offizieranwärtern eine authentische Segelvorausbildung ermöglichen können“, sagte Fregattenkapitän Tim Gabrys von der Marineschule nach dem Aufbau.

Flotillenadmiral Ernst. Quelle: PIZ Marine.

Nach erfolgreicher Anlieferung, Aufstellung und feierlicher Inbetriebnahme am 21. Juni 2012 des sogenannten Schulungsund Ausbildungsgerätes (SAG) „Mast und

Takelage“ hat das praktische Training der Offizieranwärter begonnen. Unter Aufsicht qualifizierter Ausbilder lernen sie, sich sicher und verantwortungsbewusst in der Takelage eines Großseglers zu bewegen. Die Marineschule lud dazu am Mittwoch, den 19. September, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr interessierte Medienvertreter ein, sich vor Ort ein Bild von der Umsetzung des neuen Sicherheitskonzeptes zu machen. Nach einer kurzen Einführung durch Fregattenkapitän Ivo Schneider (ehem. IO auf „Gorch Fock“), Lehrgruppenkommandeur an der Marineschule Mürwik, gab es Gelegenheit, beim Training der Kadetten mit ihren Ausbildern live vor Ort zu sein. Mehr dazu auf der nächsten Seite. BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Ausbildung am neuen Übungsmast Michael Brzoza

Der Trainingsmast in Mürwik Hochbetrieb am neuen Übungsmast der Marineschule Mürwik in Flensburg: Nach erfolgreicher Anlieferung, Aufstellung und feierlicher Inbetriebnahme des sogenannten Schulungs- und Ausbildungsgerätes „Mast und Takelage“ hat das praktische Training der Offizieranwärter begonnen. Unter Aufsicht qualifizierter Ausbilder lernen sie, sich sicher und verantwortungsbewusst in der Takelage eines Großseglers zu bewegen. Die Marineschule lud am Mittwoch, den 19. September, in der Zeit von 10 bis 12 Uhr interessierte Medienvertreter ein, sich vor Ort ein Bild von der Umsetzung des neuen Sicherheitskonzeptes zu machen. Nach einer kurzen Einführung durch Fregattenkapitän Ivo Schneider, Lehrgruppenkommandeur an der Marineschule Mürwik und ehemaliger Erster Offizier auf der GORCH FOCK, gab es die Gelegenheit, beim Training der Kadetten mit ihren Ausbildern live vor Ort zu sein. „Für die Ausbildung auf der „Gorch Fock“ ist das schon eine tolle Vorbereitung“, sagte der Fregattenkapitän. Text und Foto: PIZ Marine.

Aufentern und zur anderen Seiten wechseln. Unterstützt wird von den Ausbildern.

Kurz danach, am 25. September 2012 hatte Michael Brzoza die Gelegenheit zusammen mit Karl Bareuther den Trainingsmast in der Marineschule Mürwik zu besichtigen. Der Mast hat eine Höhe von 27 Metern und entspricht etwa 2/3 des original Mastes der Gorch Fock. Beim Aufentern sind die OA´s noch zusätzlich zu ihrem eigenen Geschirr gesichert. Das selbe gilt beim Auslegen auf den Rahen. Auch hier

ist eine zusätzliche Sicherung über die gesamte Rah gewährleistet. Es ist aufgefallen das Sicherheit hier ganz groß geschrieben wird. So entern die Ausbilder vor Beginn der Trainingsstunde selber in den Mast und überprüfen alle Funktionen. Die Wanten unterscheiden sich vom Original an Bord durch größere Abstände der Webleinen. Dies ist beabsich-

Die ersten Schritte sind sehr vorsichtig. Mehr als jeweils drei Offizieranwärter an Back- und Steuerbordseite werden nicht aufentern. Jeder ist zusätzlich gesichert durch Seile, die wie ein Autogurt funktionieren.

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Kapitänleutnant Behnke und Oberbootsmann Duran beantworten Karl Bareuther und mir alle Fragen.

Das Kommando am Mast hat Leutnant zur See Anke Dahlmann. Sie wrd unterstützt von Ausbildern, die mit in die Takelage gehen.

tigt um ein zu schnelles Aufentern zu vermeiden. Gleichzeitig sollen die OA´s dabei lernen mit gestreckten Armen aufzuentern. Auch hier steht Sicherheit wieder an erster Stelle. Später an Bord wird das zügige aufentern allerdings gefordert.

heiten zusammenstellte, fällt aufgrund der gestrichenen Wehrpflicht weg, teilte uns Kapitänleutnant Behnke mit. Diese Arbeiten müssen auch in Zukunft von den angehenden Offizieren selbst ausgeführt werden. Die Rahen können ebenfalls motorisch gebrasst werden um verschiedene Positionen darzustellen. Dies war die erste von insgesamt 38 Trainingsstunden am Mast. Es ist die Crew, die im Januar 2013 in Las Palmas an Bord gegangen ist. Text und Fotos: Michael Brzoza

Illustration: Christian Schütte, „Gorch Fock“-Fahrer 1983

Laut Oberbootsmann Duran kann hier bei den Übungen am Mast schon eine Vorauswahl getroffen werden, welcher OA für die Takelage geeignet ist und wer lieber an Deck bleibt. Denn die Segelcrew, welche die Marine bisher aus verschiedenen Ein-

Jeder Offizieranwärter hat seinen eigenen Gurt (Geschirr).

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Segelschulschiff „Gorch Fock“ unter neuem Kommando Kapitän zur See Helge Risch ist neuer Kommandant Am 24. August hat der Kommandeur der Marineschule Mürwik, Flottillenadmiral Thomas Josef Ernst, das Kommando über das Segelschulschiff „Gorch Fock“ an Kapitän zur See Helge Risch übergeben. Sein Vorgänger, Kapitän zur See Michael Brühn hatte das Schiff die letzten eineinhalb Jahre geführt. Die Kommandoübergabe fand in kleinem Rahmen auf dem Gelände der „EW Elsflether Werft AG“ statt, da der Dreimaster dort seit Jahresbeginn zu Instandsetzungsarbeiten liegt. Kapitän zur See Risch gehört der Marine seit 1983 an. Er wurde in verschiedenen nautischen und operativen Funktionen auf Zerstörern und Fregatten eingesetzt. Darüber hinaus fuhr Risch zunächst als Segeloffizier und später als Erster Offizier an Bord der „Gorch Fock“.

Von 2006 bis 2008 war er Kommandant der Fregatte „Hamburg“. Ferner diente Risch mehrfach in operativen Stabsverwendungen, so 2008 bis 2010 beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr und seit 2010 bei der NATO in Norfolk/Virgina (USA).

schulschiff: „Bereits Kaiser Wilhelm II. hielt 1910 für die Kadetten fest: „Es kommt auf die Persönlichkeit, den Charakter in erster Linie, an. Ihre Charakterbildung zu fördern, ist die wichtigste Aufgabe ihrer Vorgesetzten.“ Das ist auch heute noch die wichtigste Aufgabe der GORCH FOCK.“

„Ich bin stolz, ab heute Teil dieser Besatzung zu sein“, sagte Risch bei der Amtseinführung. „Unsere gemeinsame Anstrengung muss sich nun darauf konzentrieren, unser Schiff wieder in Fahrt zu bringen. Dabei ist eines allerdings klar: Ein einfaches Zurück in die alten Pfade kann und wird es nicht geben“, sagte der neue Kommandant weiter.

Voraussichtlich Ende September wird das Segelschulschiff wieder in seinen Heimathafen Kiel zurückkehren. Nach anschließender „Einfahrzeit“ mit der Stammbesatzung und Verlegung zum Jahresende in südlichere Gewässer ist Anfang 2013 die seemännische Grundausbildung der Offizieranwärter der Crew VII/12 geplant.

Flottillenadmiral Ernst unterstrich die Bedeutung der Ausbildung auf dem Segel-

Flottillenadmiral Ernst besiegelt die Kommandoübergabevon Kapitän zur See Michael Brühn an Kapitän zur See Helge Risch. (Quelle: © 2012 PIZ Marine / Ann-Kathrin Fischer)

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Kapitän zur See Risch Kommandant Segelschulschiff GORCH FOCK 1983 - 1986 Eintritt in die Bundeswehr als Grundwehrdienstleistender

am 1. Oktober 1983, später Ausbildung zum Unteroffizier

und Einsatz als Techniker für Radaranlagen im

Marinefliegergeschwader

1986 – 1988 Offiziersausbildung an der Marineschule Mürwik, Flensburg 1988 – 1990 Artillerie- und Decksoffizier auf Zerstörer LÜTJENS Name Helge Risch G eburtsdatum

16. April 1963

1990 – 1992 Segeloffizier auf Segelschulschiff GORCH FOCK 1992 – 1993 Militärfachliche Weiterbildung mit dem Schwerpunkt

Operationsdienst/ Überwasserseekriegsführung

1993 – 1997 Navigations- und Operationsoffizier auf Zerstörer LÜTJENS 1997 – 1998 Dezernent für operative Grundsatzplanung im Flottenkom

mando, Glücksburg

1998 – 2000 Teilnahme am Lehrgang Admiralsstabsdienst/ Generalstabs

dienst an der Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg

2000 – 2002 Erster Offizier auf Segelschulschiff GORCH FOCK 2002 – 2003 Erster Offizier auf Fregatte BRANDENBURG 2003 – 2006 Referent für operative Grundsatzangelegenheiten im Füh

rungsstab Marine, Bundesministerium der Verteidigung,

Bonn

2006 – 2008 Kommandant der Fregatte HAMBURG 2008 – 2010 J31 und später Leiter Einsatzgruppe Maritime Operationen

der Streitkräfte im Einsatzführungskommando der Bundes

wehr, Potsdam

2010 – 2012 Referatsleiter für strategische und operative Konzeptentwick

lung in der NATO, Norfolk/Virginia (USA)

seit 24.08.2012

Kommandant des Segelschulschiffes GORCH FOCK

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E l s f l e th Reparaturarbeiten an „Gorch Fock“ erfolgreich abgeschlossen Die umfangreichsten Reparaturarbeiten in der Geschichte der „Gorch Fock“ sind am 31. August 2012 erfolgreich abgeschlossen worden. Die „Gorch Fock“, das 1958 erbaute Segelschulschiff der Deutschen Marine, sticht nach knapp 8-monatiger Instandsetzung wieder in See. Das Schiff wurde fristgerecht von der Elsflether Werft an das Marinearsenal Wilhelmshaven übergeben. Noch vor einer Woche wurde das Kommando des Schiffes offiziell dem neuen Kommandanten, Kapitän zur See Helge Risch, anvertraut, der für die bereits im Oktober beginnende Ausbildung seiner Stammbesatzung in See verantwortlich ist. „Die Sanierungsarbeiten an unserem Segelschulschiff waren alternativlos und wurden umfangreicher als zunächst angenommen, da während der Instandsetzung noch eine Reihe verdeckter Schäden auftraten. Gleichzeitig wurden auch Maßnahmen durchgeführt, um den Schiffsbetrieb und die Ausbildung von Stammbesatzung und Lehrgangsteilnehmern zukünftig noch sicherer zu gestalten. Wir freuen uns darauf, die „Gorch Fock“ bald wieder für die seemännische Basisausbildung zur Verfügung zu haben,“ so Flottillenadmiral Jürgen Mannhardt, stellvertretender Amtschef des Marineamtes, der für Ausbildung und Ausstattung der Bark zuständigen höheren Kommandobehörde. Der Vorstand der Elsflether Werft Klaus Wiechmann zu den Reparaturarbeiten: „Die Ergänzungen in Bezug auf die Sicherheit in der Takelage haben einen besonders hohen Stellenwert während dieser Liegezeit gehabt. Dazu kam, dass im Laufe der Untersuchungen am Unterwasserschiff und den damit verbundenen Befundungen größere Beschädigungen und Verschleißerscheinungen am Schiff festgestellt wurden. Durch die im Vorwege nicht feststellbar gewesenen Befunde wurden umfangreichere Reparaturen und Erneuerungen erforderlich. Diese konnten zum Teil erst im weiteren Verlauf der Sanierungsarbeiten tatsächlich festgestellt werden. Auch die damaligen Rostschäden konnten erst bei der Dockung in der Lindenau Werft in Kiel nach Entfernung der Gewichte festgestellt werden. Man darf bei Reparaturarbeiten nicht spekulieren, sondern muss einen Umfang sorgfältig ermitteln und kalkulieren. Es gilt grundsätzlich immer das Gebot,

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so wenig und so günstig wie möglich zu reparieren, aber die Sicherheit des Schiffes und der Besatzung erforderten die in jedem Fall mit dem Bundesamt für Wehrtechnik abgestimmten und im einzelnen freigegebenen Reparaturmaßnahmen. Um den extrem engen Termin der Übergabe einzuhalten, haben unsere Mitarbeiter Tag und Nacht an dem Schiff gearbeitet. Die Zusammenarbeit mit dem Marinearsenal, der Besatzung, dem Instandsetzungsteam und dem Bundesamt für Wehrtechnik war intensiv, konstruktiv und erfolgreich.“

Nach der Seezulassung durch den Germanischen Lloyd, einem Krängungsversuch und einigen abschließenden Prüfungen durch die Marine wird das Segelschulschiff voraussichtlich Mitte bis Ende September wieder in seinen Heimathafen Kiel zurückkehren. Nach Verlegung in südlichere Gewässer ist Anfang 2013 wieder die seemännische Basisausbildung der Offizieranwärter geplant. Quelle: presseportal.de Foto: PIZ Marine


Einlaufen am 27. September 2012

Die „Gorch Fock“ zurück in Kiel Die Stimmung war gut an diesem Donnerstag Morgen, den 27. September. Die Medien Vertreter hatten sich am Stützpunkt angefunden und während es im Offizierheim Kaffe und Brötchen gab, schaute jeder ab und zu mal aus dem Fenster ob sie nicht doch schon zu sehen war. Dann hieß es sie sei in Laboe gesichtet worden und jeder schnappte sich seine Utensilien und begab sich an die Mole. Zwei Schlepper sorgten dafür dass die „Gorch Fock“ sicher an ihren alten Liegeplatz kam, wo sie schon seit 9 Monaten vermisst wurde. So lange dauerte die Instandsetzung, die letztlich auch 10 Millionen Euro gekostet hat. Kaum hatte die Bark angelegt richteten die Medien (Radio, TV und Printmedien) ihre Kameras auf den „Neuen“ wie es hieß. Der Neue ist Kapitän Helge Risch (49) für den die „Gorch Fock“ allerdings nicht neu ist. Schließlich war er von 1990 bis 1992 als Segeloffizier auf der „Gorch Fock“ und war in den Jahren 2000 bis 2002 als Erster Offizier an Bord. Man sah ihm die Angespanntheit an, denn alle wollten ihn fotografieren oder ein Interview mit ihm. Er nahm alles sehr locker und begrüßte jeden von uns an Bord persönlich. Zusammengefasst sagte er, das er sehr viel Respekt vor der Aufgabe und Verantwortung habe, die man ihm übertragen habe. Die Ausbildung der Offizieranwärter an Bord habe sich insofern verändert, dass man sich mehr Zeit für die Segelvorausbildung nehme. Die Kadetten haben zwei Tage Zeit, sich an Bord zurecht zu finden. Sowie zehn Arbeitstage, um die Takelage und den Ablauf an Bord kennen zu lernen. Danach werden alle Manöver, welche auf See notwendig sein, im Hafen geprobt.

Angespannte Mienen bei der Schiffsführung während des Anlegemanövers in Kiel.

Die Segelcrew kommt aus Parow und wird am 22. Oktober 2012 mit der Segelvorausbildung beginnen. Kapitän Risch hätte gerne an die 80 Männer gehabt, aber so, wie es aussieht, wird es eine Segelcrew zwischen 60 und 80 sein. Am 27. November 2012 wird die „Gorch Fock“ Kiel mit Ziel Las Palmas verlassen. Am 21. Januar 2013 werden dann zum ersten mal wieder Offizieranwärter (Crew VII/2012) an Bord gehen und zusammen mit der Segelcrew und der Stammbesatzung (ebenfalls ca. 60 Soldaten) in See stechen. „Ich bin stolz Kommandant dieses Schiffes zu sein und freue mich mit meiner Besatzung auf die vor uns liegenden Aufgaben und Herausforderungen“, sagte Kapitän zur See Helge Risch.

Flotillenadmiral Thomas Ernst kommt an Bord und begrüßt Helge Risch.

Text und Fotos: Michael Brzoza

Ehemalige begrüßen die „Gorch Fock“. Von links: Heinrich Ruloffs (12 Jahre an Bord als Decksmeister, 33 Reisen), Uwe Schneidewind (18 Jahre „Gorch Fock“ als Segel-, Divisions- und Erster Offizier),Werner Kiesel.

Der neue Kommendant Kapitän Helge Risch im Mittelpunkt der Medien, die auch durchaus kritische Fragen stellten.

Helge Risch gibt auf Wunsch der TV-Medien sitzend ein Interview und beantwortet Fragen zum neuen Ausbildungskonzept an Bord. BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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„Gorch Fock“ wieder auf großer Fahrt Das Segelschulschiff der Marine ist am 27. November von seinem Heimathafen Kiel aus zur 160. Auslandsausbildungsreise aufgebrochen. Unter dem Kommando von Kapitän zur See Helge Risch nimmt die „Gorch Fock“ mit rund 150 Besatzungsmitgliedern Kurs auf die Kanarischen Inseln. Anfang 2013 beginnt dann die Kadettenausbildung an Bord.

Nach einem Zwischenstopp zur Nachversorgung in La Coruna (Spanien) ist der erste Anlaufpunkt der Fahrt die Insel Gran Canaria. Dieses Ziel wurde gewählt, um nach längerer Segelpause die in Deutschland begonnene Ausbildung der Stammbesatzung und Segelcrew unter günstigen Wetterbedingungen abschließen zu können. Über das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel verbleibt das Schiff im Hafen von Las Palmas, der Inselhauptstadt.

Ausbildung der Offizieranwärter

Ablegen zur 160. Auslandsausbildungsreise. (Quelle: © 2012 Bundeswehr / Björn Wilke/PIZ Marine)

Neben zahlreichen Angehörigen waren auch Kiels Stadtpräsidentin Cathy Kietzer sowie Landtagspräsident Klaus Schlie an die Tirpitzmole gekommen, um die Besatzung mit besten Wünschen zu verabschieden. Traditionell pflegt das Parlament Schleswig-Holsteins eine enge Patenschaft zur „Gorch Fock“.

Rund 220 Offizieranwärter (OA) der Crew VII/2012 - aufgeteilt in zwei „Törns“ (Etappen) – sammeln im kommenden Jahr an Bord erste Erfahrungen in ihrem künftigen Arbeitsumfeld, der See. Auf der „Gorch Fock“ erlernen die Kadetten während der „Seemännischen Basisausbildung“ das grundlegende seemännische Handwerk und erfahren in der Praxis die Bedeutung von Teamwork und Kameradschaft. Trotz moderner Sicherheits- und Navigationsausrüstung werden alle 23 Segel der Bark zu diesem Zweck per Hand bedient. Das Ganze unter dem Motto „vom Greifen zum Begreifen“, wie es Kommandant Risch ausdrückt.

Reiseroute der 160. Ausbildungsreise (Quelle: © 2012 Bundeswehr / Mediendesign/PIZ Marine)

Die erste Hälfte der Kadetten geht Ende Januar 2013 in Las Palmas an Bord und durchläuft zunächst eine Segelvorausbildung. Anfang Februar sticht die „Gorch Fock“ dann mit dieser Crew in See. Über den Hafen von Horta (Azoren, Portugal) geht es in die portugiesische Hauptstadt Lissabon. Nach einem Crewwechsel folgt dort für den zweiten Törn die Segelvorausbildung. Ende März geht es weiter über Funchal (Madeira, Portugal) in die britische Metropole London, wo die Ausbildungsfahrt für die OA endet. Von London aus nimmt die „Gorch Fock“ anschließend Kurs auf ihre Patenstadt Hamburg. Nach der Teilnahme am dortigen Hafengeburtstag wird das Schiff am 18. Mai 2013 wieder im Heimathafen Kiel zurück erwartet. Dann werden rund 10.000 Seemeilen (ca. 19.000 Kilometer) hinter Schiff und Besatzung liegen.

35 Erdumrundungen Seit der Indienststellung im Dezember 1958 wurden etwa 15.000 Offizier- und Unteroffizieranwärter auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ ausgebildet. Im Verlauf der Ausbildungsreisen besuchte sie bisher rund 390 Häfen in knapp 60 Ländern auf fünf Kontinenten und legte dabei mehr als 750.000 Seemeilen zurück, was umgerechnet 35 Erdumrundungen entspricht. Den Globus tatsächlich umrundet hat die Bark dabei bisher nur einmal, in den Jahren 1987/88. Ebenfalls je einmal hat sie die Südspitze Afrikas, das Kap der guten Hoffnung, sowie das Kap Hoorn, die Südspitze Südamerikas, umrundet. Den Suez-Kanal sowie den Panama-Kanal hat sie je zweimal durchfahren.

Aufbruch in wärmere Gefilde. Die „Gorch Fock“ verlässt ihren Heimathafen Kiel. Ziel: Las Palmas. Links an der Tirpitzmole liegt die neue Korvette Oldenburg. (Foto: Rainer Brüggemann)

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Reservistenverband

„Bild“ und die Affäre um „Gorch Fock“ Er sc h i e ne n in d er LOYAL 07 / 0 8 2 0 1 2 Wenn Politiker stürzen oder gestürzt werden, wenn Machtkämpfe öffentlich ausgetragen und entschieden werden, wenn Affären die Schlagzeilen bestimmen, wird immer häufiger nach der Rolle der Medien gefragt. Wie funktionieren „die Medien“? Welches Interesse haben sie? Welche - vielleicht verborgene Rolle - spielen sie? Möglicherweise sind diese Fragen Ausdruck eines Unbehagens, das viele Menschen gegenüber der „Macht der Medien“ verspüren. Es hat sich die Ansicht verbreitet, dass „die Medien“ nicht mehr unparteiisch sind, sondern eine Agenda vorantreiben wollen. Dass ihre Berichterstattung Interessen dienen soll. Und dass sie diese Interessen nicht selten verschleiern. Hier soll es um den Fall „Gorch Fock“ gehen. Um die Absetzung des Kommandanten Kapitän zur See Norbert Schatz Anfang 2011 und die Frage, welche Rolle die „Bild“ Zeitung dabei spielte. Als Redakteur von „Bild“ recherchierte und schrieb ich alle Geschichten, die bei uns zu diesem Thema erschienen. Es gibt einige Verschwörungstheorien zur Affäre um die „Gorch Fock“. Die beliebteste lautet sinngemäß, dass uns der damalige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg mit Informationen versorgte,

um anschließend Kapitän Schatz absetzen zu können und dadurch schneidig und entschlossen zu erscheinen. Mit der Wahrheit hat diese Theorie nichts zu tun. Wohl aber mit dem ständigen Verdacht, Medien würden stets einer geheimen Agenda folgen. Dieser Verdacht ist toxisch, denn er zersetzt das Vertrauen in Journalisten und freie Berichterstattung, das eine gesunde Demokratie zwingend braucht. Vielleicht hilft meine persönliche Meinung in diesem Fall, meine persönliche Erklärung, warum ich die Affäre „Gorch Fock“ für eine wichtige Geschichte hielt. Warum ich glaubte, verfolgen mussten. Die Geschichte begann mit einem Bericht des Wehrbeauftragten über eine Südamerika-Fahrt der „Gorch Fock“. In dem Bericht war unter anderem von „Meuterei“ die Rede. Schnell wurde klar. dass auf dem Schulschiff der Deutschen Marine, auf dem zwei junge Frauen unter bis heute nicht völlig geklärten Umständen den Tod fanden. Zustände aus einer anderen Zeit herrschten: eine Machokultur, geprägt von Brauchtum und Ritualen, ein Kommandant, der sich bei der „Äquatortaufe“ von Offiziersanwärtern die nackten Füße in einem Trog aus Essensresten küssen ließ, und gleichzeitig eine gewisse Fahrlässigkeitbei der Ausbildung der Rekruten.

Norbert Schatz hat den Fehler gemacht, sein Schiff zu kommandieren und zu führen wie in einer anderen Zeit Bei der Bundeswehr, besonders bei der Marine, wurden diese Vorwürfe unter dem Motto abgetan: „Das war doch schon immer so bei uns, die Seefahrt ist nun mal ein raues Geschäft.“ Ich war der Überzeugung, dass dies keine auch nur annähernd ausreichende Begründung war für die Zustände, die auf der „Gorch Fock“ herrschten. Und schon gar keine Entschuldigung für das eklatante Führungsversagen von Kapitän zur See Norbert Schatz. Als Kommandant trug er auf hoher See Verantwortung für einige Hundert Menschenleben. Als Offizier vertritt er die Deutsche Marine, die Bundeswehr und damit auch die Bundesrepublik Deutschland. Als Empfänger einer ansehnlichen Besoldung ist er es dem Steuerzahler schuldig. sich nicht grob fahrlässig lächerlich zu machen. Von einer Führungsperson dieses Kalibers erwarte ich, dass sie höchsten Ansprüchen gerecht wird. Dazu gehört nicht nur ein Verständnis von Verantwortung, sondern auch ein Verständnis der Zeit. in der man diese Verantwortung trägt. Schatz war nicht

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Kommandant der „Gorch Fock“ im Jahr 1990, als es weder Smartphones mit hochauflösenden Kameras noch überall verfügbares Internet gab. Er führte das Schiff im 21. Jahrhundert, in einer Zeit, in der sich jedes Bild in Sekundenschnelle um die ganze Welt verbreiten kann. In einer Zeit, in der streitbare, spektakuläre oder gar skandalöse Bilder geradezu zwangsläufig ihren Weg in Redaktionen oder soziale Netzwerke finden und damit schlagartig für ein Millionenpublikum verfügbar sind. Das mag man gut oder schlecht finden. Auf jeden Fall aber handelt es sich dabei um einen unbestreitbaren Fakt, den es zu beachten gilt. wenn man an exponierter Stelle Verantwortung trägt. Norbert Schatz hat das nicht getan. Ich habe bei meinen Recherchen immer wieder gehört, dass er bei seiner Stammbesatzung höchst geachtet war. Dafür wird es Gründe geben. Aber meiner Meinung nach hat er den Fehler gemacht, sein Schiff zu kommandieren und zu führen wie in einer anderen Zeit.

schichte in „Bild“ vielleicht kleiner, weniger ausführlich, weniger hartnäckig gemacht, Ressortleiter und Chefredakteure verlassen sich auf die Einschätzungen ihrer Reporter und Redakteure, folgen ihnen nicht selten bei der Gewichtung von Geschichten. Die persönliche Einschätzung eines Reporters oder Redakteurs kann eine Geschichte vorantreiben oder beerdigen. Im Fall „Gorch Fock“ war ich der Meinung, dass der Tod zweier Rekrutinnen innerhalb relativ kurzer Zeit Grund genug ist, das Führungsverhalten an Bord des Schiffs genau und gewissenhaft zu durchleuchten. Offiziersanwärter, die Zeugen geworden waren, wie Obermaat Sarah Lena Seele aus einem Mast gestürzt und an ihren Verletzungen gestorben war, berichteten mir von schikanösen Zuständen an Bord der „Gorch Fock“. Zahlreiche Aussagen, die von einander völlig unabhängig waren, deckten sich, sodass ich sie für glaubwürdig befand.

Die persönliche Sicht des Reporters wirkt sich auch immer unmitIch kenne viele Soldaten, die einen vergleichbaren Dienstgrad haben wie Schatz. telbar auf die Intensität der GeEinige von ihnen arbeiten im Verteidi- schichte aus gungsministerium, andere tragen Führungsverantwortung in Aghanistan. Keiner von ihnen käme auf die Idee, sich vor klickenden Handykameras die Füße von jungen Rekruten küssen zu lassen. Jeder von ihnen ist sich bewusst, dass solche Fotos eine Karriere sehr schnell beenden.

Warum schreibe Ich das hier? Weil sich die persönliche Sicht des Reporters auch immer unmittelbar auf die Intensität der Geschichte auswirkt. Wäre ich der Meinung gewesen, das Brauchtum der Marine sei unantastbar und sollte in den Medien nicht diskutiert werden, hätten wir diese Ge-

Führung beginnt immer an der Spitze. Bei der „Gorch Fock“ drängte sich mir der Eindruck auf, dass ein überholtes Verständnis männlicher Überlegenheit ein Klima befördert hatte, in dem tödliche Fehler begangen worden waren. In der Rolle des Reporters (oder des Redakteurs) liegt eine wichtige Antwort auf die Frage verborgen, wie „die Medien“ funktionieren. Sie tun dies so individuell und vielfältig, wie Menschen sind. Sie funktionieren, indem sie Instinkten folgen (und sich dabei auch gelegentlich verirren). Sie funktionieren, in dem sie sich begeistern oder empören oder sich von Neugierde leiten lassen. Sie funktionieren manchmal auch, indem sie Interessen folgen, die nicht deutlich erkennbar sind oder gar bewusst verschleiert werden. Diese sehr menschlichen Mechanismen können zu journalistischen Sternstunden oder schwarzen Stunden führen, oder meistens - zu einem Ergebnis, das irgendwo zwischen beiden Polen liegt. Medien funktionieren nur dann, wenn sie unberechenbar funktionieren, wenn sich die Frage nach dem „wie“ nicht mit einer Blaupause beantworten lässt. Blaupausen für Medien und ihre Abläufe gibt es nur dort, wo es keine freien Medien gibt. Meine persönlichen Ansichten, meine Motivation bei der Recherche im Fall „Gorch

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Fock“ schildere ich hier deswegen so ausführlich, weil sie transparent machen sollen, welche „Motivation“, welche „Agenda“ „Bild“ bei dieser Geschichte hatte. Ganz sicher ging es nicht darum, dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg einen Gefallen zu tun, ihm eine Vorlage zuzuspielen. Im Gegenteil, er hätte vermutlich gut auf die Kopfschmerzen verzichten können, die ihm unsere Artikel bereitet haben. Denn nüchtern betrachtet zwangen ihn unsere Enthüllungen - und die anderer Kollegen dazu, eine Entscheidung zu treffen, die im Verteidigungsministerium nicht gerade populär war. Die Entscheidung, Schatz als Kommandant der „Gorch Fock“ abzulösen, wird zu Guttenberg gerade bei der Marine von zahlreichen hochrangige Soldaten bis heute verübelt. Uns ging es beim Fall „Gorch Fock“ vorrangig darum, einen Missstand auszuleuchten, öffentlich zu machen und somit dazu beizutragen, dass sich bestimmte Dinge ändern. Wir glauben, dass uns das in diesem Fall gelungen ist. Und natürlich sind wir auch bereit, mit der Kritik zu leben. die uns nach der Affäre „Gorch Fock“ getroffen hat. Auch gegen „Bild“ hegt mancher Soldat bis heute einen Groll, weil wir mit unseren Recherchen und mit unserer Berichterstattung das Brauchtum und die Traditionen der Marine gestört haben. Weil die Marine ihre abgeschottete Welt plötzlich öffnen, sich Untersuchungskommissionen und schließlich Reformen stellen musste. Damit können wir als Zeitung und ich persönlich gut leben. Journalisten recherchieren nicht, um sich neue Freunde zu machen. Der US-amerikanische General Stanley A. McChrystal, der seinen Posten als Kommandeur der internationalen Afghanistan-Schutztruppe Isaf wegen eines Medien-Skandals verlor, sagte vor einigen Monaten: „Die Presse ist nicht gut oder schlecht – sie ist wie die Luft, sie ist nun mal einfach da. Und solange man nicht aufhört zu atmen wird die Presse immer da sein,und man kann sie nicht kontrollieren.“ Viel besser kann man es kaum sagen. Der Autor Julian Relchelt ist Chefreporter der“Bild“-Zeitung.


Marine-Offizier-Vereinigung (MOV) e.V.

Reaktion der MOV

Er sc h i e ne n im M a rin eFo rum 1 0 / 2 0 1 2 persönliche Adresse der Berichterstatter MdB: Rainer Arnold (SPD): Ernst-Reinhard Beck (CDU/CSU): Elke Hoff (FDP): Omid Nouripour (Bündnis 90/ Die Grünen); Paul Schäfer (Die Linke) des Verteidigungsausschusses des Deutsche n Bundestages Bezug: Verbandszeitschrift des Reservistenverband es LOYAL NT. 07-0812012 hier: Artikel Seite 11 ff „Bild und die Affäre um die „Gorch Fock“ - Anrede Namens und als Vorsitzender der Marine-Offizier-Vereinigung (MOV) e.V (ca. 3500 Mitglieder) sehe ich es als meine Pflicht an, Sie auf eine eklatante Diskrepanz bezüglich dieser Veröffentlichung hinzuweisen , die in meinen Augen Ihre Reaktion als Berichterstatter im Vereidigungsausschuss des Deutschen Bundestages hervor rufen sollte. Meinen Status als ehemaliger Inspekteur der Marine will ich in den folgenden Aussagen dabei nicht verhehlen: In dem in Rede stehenden Artikel erhält der Autor Julian Reichelt als Chefreporter der „Bild“ ein Forum, um nicht nur erneut seine subjektive, mit unlauteren Vermischungen und Vermutungen angereicherte Sicht seiner „Faktenlage“ darzustellen , sondern darüber hinaus noch die Möglichkeit, eine Rechtfertigung seines Verhaltens darzulegen. Er spart dabei nicht mit einem erneuten, umfänglichen Ausschütten von Vorwürfen gegen den ehemaligen Kommandanten ob seines gravierenden Führungsversagens und fahrlässigen Handelns. Ganz nebenbei bescheinigt er der Marine in Gänze auch noch, dass sie geradezu Macho-Kultur, Brauchtum und Rituale in ihren Reihen zulässt , die nicht in das 21. Jahrhundert passen. Zur Randnotiz in seinem Artikel und nicht näher recherchiert wird die positive Wertung der damaligen Stammbesatzung über ihren Kommandanten Schatz. Leider kommt auch der von der Redaktion Loyal angefügte Einschub zur aktuellen Entwicklung nicht ohne einen Quer verweis auf reine Mutmaßungen einer Fremdquelle aus. Mit dem im Grundgesetz verankerten Recht der freien Meinungsäußerung kann ich auch aus eigener Erfahrung bestens leben. In diesem Kontext sind Recht und Verantwortung eines Chefredakteurs verbrieft und ohne Wenn und Aber zu respektieren. Auch ist es hinzu nehmen, dass der Soldat bei berechtigter wie ungerechtfertigter Kritik nie mit gleicher Münze zurückzahlen kann. Da drängt sich dann das Bild der unerschütterlichen Eiche auf, egal wer auch immer sich an ihr reibt. Selbst wenn es die übergeordnete Zielsetzung der Loyal war, ihre Leserschaft auf die in heutiger Zeit einzufordernde Transparenz und Verbreitung auch von unliebsamen und unbequemen Meinungen/Sachverhalt en hinzuweisen, dann ist das nicht zu kritisieren . Nicht verhandelbar aber ist die im Soldatengesetz normierte Pflicht zur Kameradschaft. Sie ist ein Alleinstellungsmerkmal für den Soldatenberuf und sie hat Eingang gefunden in den Satzungen vieler den Soldaten besonders verbundener Organisationen. Meinen Erkenntnissen nach ist Kapitän zur See Schatz weder disziplinarisch durch seinen Vorgesetzten noch durch ein Truppendienstgericht in irgend einer Weise gemaßregelt worden. Er gilt somit - wie jeder Bürger - nach unserem Rechtsverständnis als unbescholten. Er hat Anspruch auf das soldatische Recht zum kameradschaftlichen Umgang mit ihm und seiner Familie. Zur Kameradschaft verpflichtet haben sich in ihren Satzungen sowohl die MOV wie auch der Reservistenverband, wobei letzterer jedes Jahr aus dem Einzelplan 14 mit Geldern alimentiert wird , u.a. für die Herausgabe der Verbandszeitschrift Loyal. Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages übernehmen ergo bereits mit ihrem Votum im Verteidigungsausschuss zum Einzelplan 14 eine diesbezügliche Verantwortung und haben dadurch Anspruch auf satzungskonformes Verhalten des Begünstigten.. In meinen Augen verstößt der Reservistenverband als Herausgeber der Loyal mit der Veröffentlichung dieses Artikels gegen die Pflicht zur Kameradschaft, denn er verbreitet unkommentiert die Anschuldigungen und Verdächtigungen und gibt den Kameraden Schatz der Lächerlichkeit einer weiteren Schar von vielen Lesern preis. Dies ist nicht hinnehmbar und die MOV verwahrt sich dagegen. Wer bewahrt uns – aktive wie ehemalige – Soldaten vor „hauseigenen“ Verstößen gegen die Pflicht zur Kameradschaft? Sollten Sie meine Auffassung im Grundsatz teilen, wäre ich Ihnen über eine geeignete öffentlichkeitswirksame Reaktion gegen über der Zeitschrift Loyal verbunden. - Grußformel PS .: Ein gleichlautender Brief ist an die weiteren Berichterstatter des Verteidigungsausschusses gegangen. Sollte ich von Ihnen keinen Widerspruch erfahren, beabsichtige ich, den Brief im Marineforum Zu veröffentlichen.

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LOGBUCH S e l e k t ie r t u n d ko m m en tier t von D ietrich W. Thie lenhaus S.O.S Immer mehr Schiffsbeteiligungen erweisen sich für die Anleger als finanzielles Debakel. Das betrifft nicht nur die Zeichner, die auf unseriöse und zum Teil auch kriminelle Initiatoren hereingefallen sind. Wer die in den Boomjahren nicht unüblichen Weichkosten von bis zu 30 % übersehen oder akzeptiert hat, findet sich heute auf dem Boden der betriebswirtschaftlichen Realitäten wieder. Doch auch die seriös konzipierten Einschiffsgesellschaften geraten durch den wahnwitzigen Bestellboom der letzten Jahre zunehmend in schwere See. Die tumbe Gier einiger Reedereien und Initiatoren bringt durch das aus dem Zulauf resultierende Überangebot jetzt auch Fonds in Schräglage, die sich bisher prospektgemäß oder besser entwickelt hatten. Nie zuvor hat sich eine Branche gegen alle volkswirtschaftliche Vernunft in so existenzbedrohender Weise auf äußerst dünnes Eis begeben.

6 Mrd. Euro im Feuer Mit mindestens 550 insolvenzbedrohten KG-Schiffen innerhalb von drei Jahren rechnet der Informationsdienst “fondstelegramm“. Schon 40 Gesellschaften haben ihren Anlegern einen Totalverlust beschert. Und 36 Schiffe sind bereits als Notverkäufe über die Rampe gegangen. Insgesamt sol-

len etwa 6 Mrd. Euro im Feuer stehen, was rund 20 % der gesamten Schiffsfonds-Investitionen entspräche. Immer weniger Fonds sind noch in der Lage, zu tilgen, geschweige denn auszuschütten. Waren von der ersten Krise vor 16 Monaten vor allem Feeder tangiert, so trifft die zweite Welle jetzt auch größere Containerschiffe, Mehrzweckfrachter und Tanker. Vielen Altanlegern, die sich bereits durch Ausschüttungsrückzahlungen und Kapitalerhöhungen an Sanierungen beteiligt haben, fehlt es nun an Finanzkraft und Zuversicht für weitere Abenteuer. Zusätzliche Risiken schaffen Probleme auf der Nachfrageseite. So wurde 2011 ein Nordcapital-Fonds massiv durch die Insolvenz von Korea Line beeinträchtigt. Und aktuell gefährdet die Schieflage von Sanko Steamship mehrere deutsche Fonds, die der japanischen Großreederei ihre Schiffe verchartert haben. Diese Entwicklung zeigt, was Prospektversprechen wie langfristige Beschäftigung im Härtefall wert sind.

“Anlegerschutzvereine“ Immer mehr Anteilseigner von Schiffsfonds suchen juristische Unterstützung, um zu retten, was zu retten ist. Hier hat sich in kurzer Zeit eine regelrechte Anwalts-Industrie etabliert, die mit aggressiven Methoden und mitunter fragwürdigen Versprechungen um Mandate kämpft. Als Hilfstruppen für das Einsammeln neuer

Klienten wirken diverse “Anlegerschutzvereine“, die von Anwaltssozietäten inszeniert wurden und kontrolliert werden. Trotz der offensichtlichen Standeswidrigkeit scheinen solche dubiosen “Partnerschaften“ ungestört von den Gerichten extremen Zulauf zu generieren. Typischerweise rechnen diese Anwaltsfabriken auch dann ihre Gebühren nach Einzelverfahren ab, wenn sie zig völlig identische Klagen gleichzeitig betreiben. Wer hier als Anleger nicht vom Regen in die Traufe geraten will, sollte sehr sorgfältig seine Rechtsvertretung auswählen.

In Gottes Hand ... Die deutschen Gerichte haben sich zunehmend mit Schadensersatzklagen und anderen Beschwerden von SchiffsfondsGesellschaftern zu befassen. Die bislang ergangenen Urteile lassen nicht immer wirtschaftlichen Sachverstand und Anlegerfreundlichkeit erkennen. Als abschreckendes Beispiel bekannt geworden ist der “POSEIDON“-Fall, bei dem ein Gesellschafter für den Versuch, eine einstweilige Verfügung gegen evidenten Rechtsmissbrauch zu erwirken, regelrecht abgestraft worden ist. So hat das Landgericht Bremen nicht nur den nach Meinung erfahrener Juristen begründeten Antrag mit fragwürdigen Argumenten abgeschmettert, sondern offenbar auch ganz bewusst einen völlig überhöhten Gerichtskostenbescheid festgesetzt. Obwohl der Nominal-Anteil des Kommanditisten bei lediglich 15.000 Euro lag, bestimmte das Landgericht Bremen einen Streitwert von 250.000 Euro. Unabhängige Fachleute haben die Taktik des LG Bremen moniert, geschädigte Anleger durch absurde Kosten-Szenarien vom Beschreiten des Rechtsweg abzuschrecken. Ganz nach dem alten Motto: Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand ...

“Dumm und ruinös“

Moderne Schifffahrt: kosteneffizient und umweltbewusst. 90 Prozent aller Waren werden per Schiff transportiert. Foto: maritimheute.de

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Hapag-Lloyd hält den Preiskampf bei den Frachtraten für beendet. Nach einem Verlust von fast 30 Mio. Euro in 2011 will Deutschlands größte Linienreederei durch Preiserhöhungen im laufenden Geschäftsjahr wieder “eine ordentliche Rendite“ erzielen. Im vergangenen Jahr hatten die Marktführer Maersk und MSC einen Dumping-Preiskampf gestartet, der ihnen


allerdings selbst auch die Bilanzen verhagelt hat. Dadurch konnten die Anbieter die im Jahresdurchschnitt um 34 % gestiegenen Treibstoffkosten nicht an die Kunden weitergeben. Hapag-Lloyd hat 2011 rund 150 Schiffe bereedert. Davon waren 90 gechartert. Mit einer Kapazität von 680.000 TEU lag das Traditionsunternehmen auf Platz 4 der Weltrangliste hinter Maersk, MSC und CMA/CGM. Für 2013 ist ein Börsengang geplant. Dann dürfte die Hansestadt Hamburg einen Teil ihres zur Abwehr feindlicher Investoren auf 36,9 % aufgestockten Aktienpakets wieder versilbern.

Licht und Schatten Der gesamte Güterumschlag der Seeschifffahrt ist in deutschen Häfen 2011 um 7,3% auf 296 Mio. to gestiegen. Noch besser hat sich mit einem Plus von 16,5 % der Containerverkehr entwickelt. In früheren Jahren hätten solche Zahlen zu einem Boom bei Auslastung und Frachtraten geführt. Dafür, dass dies nicht geschehen ist, haben in trauter Einfalt die erwähnte DumpingPreispolitik und die zusätzliche Tonnage von Schiffsneubauten gesorgt. Ob die jetzt forcierte Preisoffensive der Reedereien dauerhaft für Entlastung sorgen wird, hängt vor allem von der Konjunktur in Asien, Amerika und Europa ab. Der sich momentan abzeichnende Anstieg der Charterraten kann schnell durch neue finanzpolitische Friktionen etwa infolge von Zuspitzungen der Euro-Krise gestoppt werden. Abgesehen davon: Noch ist keine Entspannung angesagt. Anfang März waren 324 Schiffe mit einer Kapazität von 711.000 TEU aufgelegt. Das entspricht 4,6 % der gesamten Container-Flotte.

Durch die Beteiligung am Unternehmen Hapag-Lloyd will der Hamburger Senat das Unternehmen am Standort Hamburg sichern. Foto: Hapag-Lloyd.

Loyalität Die GORCH FOCK ist dem 2011 entfachten Brennpunkt der öffentlichen Wahrnehmung und der veröffentlichten Meinung mittlerweile entronnen. Nachhaltige Vertrauensschäden in der Marine hat jedoch die “Krisenbewältigung“ des damaligen Verteidigungsministers hinterlassen. Das gilt insbesondere für den unwürdigen Stil der Absetzung des seinerzeitigen Kommandanten, die einem Bauernopfer gleichkam. Wenn die Fürsorgepflicht des Dienstherrn im Einzelfall durch blanken Aktionismus und schnöden Populismus ersetzt wird, muss das Vertrauen bei Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften Schaden nehmen. Auch hier gilt: Loyalität ist keine Einbahnstraße.

Alles nur pro forma?

„Gorch Fock“ unter vollen Segeln. Foto: PIZ Marine.

Fragen an die politische Glaubwürdigkeit wirft auch das 2006 gestartete und im Juni 2011 durch den Bundestag verlängerte Unifil-Mandat auf. Das Kürzel steht bekanntlich für United Nations Interim Force in Lebanon. Ursprüngliche Aufgabe war, in dieser Krisenregion den Waffenschmuggel über See zum Libanon zu unterbinden. Von Anfang an umstritten waren die vom Parlament limitierten Rahmenbedingungen für den Einsatz deutscher Mariner. Bis heute dürfen verdächtige Schiffe lediglich über Funk nach Ladung und Zielhafen befragt werden. Schiffsdurchsuchungen sind den Besatzungen nicht erlaubt. Im Zweifelsfall muss die libanesische Marine aktiviert werden, die allerdings nicht über entsprechende Einheiten verfügt, um auch bei schwerem Wetter in See gehen zu können. Da diese Tatsache den Schmugglern der Hisbollah-Miliz längst bekannt ist,

stellt sich vor allem bei deutschen Marineoffizieren verständlicherweise die Sinnfrage. De facto hat man das Mandat mittlerweile dezent uminterpretiert. Schon 2010 stellte ein Fregattenkapitän vor Ort fest: “Unsere Kernaufgabe ist längst die Ausbildung der libanesischen Marine.“ Das aber ließe sich ohne den jährlichen Kostenaufwand von 25 Mio. Euro für die Basis Limassol und die Schiffspräsenz vor dem Libanon kostengünstiger bewerkstelligen. Außerdem: Für politische Alibi- und Pro-forma-Einsätze sollten deutsche Streitkräfte nicht zur Verfügung stehen.

Frage der Konsequenz Die EU-Außenminister haben im März eine Erweiterung der Anti-Piraten-Mission Atalanta beschlossen. Danach will man den Kampf gegen Seeräuber am Horn von Afrika ausweiten. Dem Grundsatzbeschluss zufolge sollen die Seestreitkräfte künftig Piraten auch an Land und auf den Binnengewässern Somalias verfolgen dürfen. Dabei können auch Boote, Munitions- und Treibstofflager an Land zerstört werden. Bodenziele sollen im Regelfall von Hubschraubern aus angegriffen werden. Dem hat die somalische Regierung nach EU-Angaben bereits zugestimmt. Allein 2011 sind in diesem Seegebiet 230 Piratenangriffe gemeldet worden. Der deutsche Außenminister hat es als für die Soldaten „unzumutbar“ bezeichnet, die Verfolgung von Piraten einstellen zu müssen, sobald diese mit ihren Waffen an den Strand flüchten. Abzuwarten bleibt, ob der Bundestag dieser Ausweitung der Mission zustimmt. Ein Grünen-Politiker bezeichnete die Mandatsänderung als “hoch riskant und deswegen abzulehnen“, ein SPD-Verteidigungsexperte sprach von einer „Scheinlösung“. AlterBORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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nativvorschläge, die über die wohlfeile Forderung nach “anderen Erwerbsquellen“ für die Täter hinausgehen, sind nicht bekannt geworden.

Mythos & Kommerz Manche Katastrophen entwickeln im historischen Rückblick eine wachsende morbide Faszination. Und das wiederum veranlasst Geschäftemacher, als Trittbrettfahrer des Unglücks zu profitieren. Gespenstisch mutete in diesem Sinne die im April in New York erfolgte Auktion an, bei der über 5.000 aus dem Wrack der TITANIC geborgene Utensilien 100 Jahre nach dem Untergang – wie Reliquien – meistbietend versteigert worden sind. Auch Regisseure und Autoren nutzen gerne solche Dramen als nostalgische Sujets für mehr oder weniger gelungene Werke. In die aktuelle Berichterstattung hat es der Filmemacher James Cameron geschafft, der mit einer Expertenkommission den Untergang des legendären Liners neu rekonstruiert hat. Nach seinen Erkenntnissen ist das Schiff nicht – wie bisher angenommen – gleitend im Ozean versunken, sondern schon an der Wasseroberfläche auseinander gebrochen. Während sich der hintere Rumpfteil zunächst noch über Wasser gehalten habe, sei das abgebrochene Vorschiff im steilen Winkel auf den 3.800 m tiefen Meeresboden gesunken.

Schieflage Wie ein ewiges Mahnmal erinnert die TITANIC an menschlichen Größenwahn und technische Leichtfertigkeit. Die angebliche Unsinkbarkeit hat zu einer eklatanten Vernachlässigung der Sicherheitsstandards geführt. Rettungsboote standen nur für die Hälfte der 2.224 Passagiere und CrewMitglieder zur Verfügung. Diese Fehlein-

schätzung kostete 1.520 Menschenleben. In Fachkreisen wird der von Experten zuvor für nahezu unmöglich gehaltene Fall der COSTA CONCORDIA äußerst konträr diskutiert. Dabei muss untersucht werden, welche quantitative und qualitative Schutzfunktion konventionell positionierte Rettungsboote bei einem seitlichen Kentern bieten. Die meisten Seenot-Szenarien setzen ein längeres Aufschwimmen des Havaristen voraus, das Zeit lässt für die geordnete Besetzung aller Boote auf Backbord und Steuerbord. Bei starker Schieflage sind Boote auf der “äußeren“ Seite jedoch nicht mehr zu nutzen, weil sie mit der Schiffswand kollidieren. Damit fiele die Hälfte der klassischen Rettungsmittel schlagartig aus. Und auch die Boote auf der “inneren“ Seite stehen bei einem schnellen Kentervorgang nur für sehr begrenzte Zeit zur Verfügung. Man mag sich nicht ausmalen, welche Dimension die Katastrophe der COSTA CONCORDIA hätte annehmen können, wenn der Kentervorgang nicht in unmittelbarer Landnähe auf halbem Weg durch die Felsen blockiert worden wäre.

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Gute Frage Die Literatur für Kreuzfahrer erfreut sich wachsender Beliebtheit. Als Standardwerk gilt das im Koehler-Verlag erschienene Buch “Kreuzfahrtträume 2012“, das eine Fülle nützlicher Informationen über Schiffe, Häfen, Reisen, Trends und Termine bietet. Fortgeschrittenen Passagieren empfiehlt sich das Kreuzfahrt-ABC von Andreas Lukoschik, das unter dem herzigen Titel “Schläft das Personal auch an Bord?“ von Kiepenheuer und Witsch verlegt wird.

Woher nehmen ? Für Reeder wie Hermann Ebel (Sea Cloud) und Mikael Krafft (Star Clipper) wird die Verfügbarkeit maritimer Führungskräfte mit Großsegler-Erfahrung mitunter zum Problem. Ehemalige Kommandanten der GORCH FOCK sind äußerst beliebt, aber auch sehr rar. Außerdem: Urige Persönlichkeiten wie der legendäre Immo von Schnurbein, der sich schon in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts als Kapitän der LILI MARLEEN beim Small Talk mit aufgetakelten Passagieren verständlicherweise etwas schwer tat, genügen nicht dem veränderten Anforderungsprofil, das dem First Man next God oft auch Vergnügungsdirektoren-Funktionen aufhalst. Das minimierte Angebot geeigneter Kandidaten aus deutschen und westeuropäischen Ländern führt dazu, dass auf den bekannten Großseglern in der Praxis heute fast ausschließlich Kapitäne aus Russland, Polen und der Ukraine das Kommando haben, die sich zuvor ihre Streifen auf Ausbildungsschiffen wie der KHERSONES, der SEDOV oder der KRUZENSHTERN verdient haben. So hat auf der SEA CLOUD gerade der ukrainische Kapitän Komakin die Verantwortung übernommen.

Abschreckungsprogramm Die Viermastbark „Sea Cloud“ ist als Kreuzfahrtschiff der Extraklasse auf den Weltmeeren zu Hause. Seit 1994 gehört sie einer Gruppe Hamburger Kaufleute.

spruchsvolle Publikum durch den Unterhaltungseinsatz drittklassiger “Comedians“ an Bord von QM 2 locken und binden zu können. Dazu passt die erstaunliche Praxis, an Seetagen durch in Gängen aufgestellte Verkaufstische mit Flohmarkt-Ambiente zum forcierten Konsum zu animieren. Es fehlt eigentlich nur noch das bundesweite Angebot von Cunard-Komplettreisen durch Kaffeeröster-Filialen. Da gewinnt das Wort Vertrieb eine wirklich doppelsinnige Bedeutung.

Etwas merkwürdige Vorstellungen von ihrer Klientel scheint die deutsche CunardNiederlassung in Hamburg zu haben. Man meint offenbar, dieses tendenziell eher an-

Der Autor Dietrich W. Thielenhaus ist der Seefahrerei vielfältig verbunden. Der gelernte Bankkaufmann und studierte Wirtschaftsjurist mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund ist geschäftsführender Gesellschafter einer Wuppertaler Unternehmensberatung, die Vertriebs-, Marketing- und Kommunikationsstrategien für namhafte Industriefirmen und Dienstleister entwickelt und umsetzt. Zu den Klienten gehören auch Unternehmen aus dem Schifffahrtsbereich. Zusätzliche maritime Erfahrungen sammelt der Autor, der bereits in Studententagen sein Segler-Gen entdeckt hat, bei seinen alljährlichen Kreuzfahrten und internationalen Hafenbesuchen. Außerdem unterstützt er ehrenamtlich die DGzRS.


Hajo Strotkamp

Kleine Rahsegelkunde für Anfänger Ta m p e n ku n d e un d d eren A nordnung a n B o rd d es S eg els chu ls chiffs GORCH FOCK Kommt man an Bord, sieht die Nagelbänke mit dem aufgehängten Tauwerk oder hält die sogenannte „Flunder“ in der Hand, überkommt einen das Gefühl, ”Hier finde ich mich im Leben nicht zurecht”.

Beim genaueren Studium des Belegnagelplans erkennt man aber recht schnell, dass sich hier ein durchdachtes System dahinter verbirgt. Die Anordnung der Tampen ist am Vortopp und Großtopp die Gleiche. Einzige Ausnahme bilden hier nur die Fallen, die über Kreuz angeordnet sind. Voro-

bermarsfall an Backbordseite, Großobermarsfall (Kapitänsfall) an Steuerbordseite, Bram- und Royalfall entsprechend. Diese Anordnung macht Sinn, da die Fallen aufgelaufen und nicht stehend Hand über Hand geholt werden. Bedingt durch die baulichen Vorgaben der Achterback, bzw. des Hüttendecks müssen die Vortoppsrahfallen nach achtern und die Großtoppsrahfallen nach vorne aufgelaufen werden. So behindern sich die Gasten nicht gegenseitig. Auf der GORCH FOCK werden die Rahfallen des Großtopps über eine Rolle an der Schiffsglocke umgelenkt, so dass im Kreis gelaufen werden kann. Die Tampen werden an Belegnägeln, die in den Nagelbänken stecken, belegt. Alles Tauwerk, an dem Kraft anliegt, wird an Messing-, bzw. Edelstahlbelegnägeln belegt. Einzig die Gordinge werden an Pockholznägen belegt, weil an ihnen keine Kraft anliegt.

Im Folgenden wird die arbeitsmäßige Bedienung des laufenden Gutes in Relation zueinander beschrieben.

Anmerkung : Soll gefiert werden, beginnt das Ankündigungskommando mit: Klar bei… (z.B. Jagerfall). Soll geholt werden, mit: An die… (z.B. Vorbrassen).

Bedienung der Stagsegel Bei der Bedienung der Stagsegel ist unbedingt darauf zu achten, dass deren Schoten ständig steif bleiben um ein Schlagen der Segel zu verhindern. Lose kommende Schoten stellen besonders bei schwerem Wetter eine ernstzunehmende Gefahr für die Stagsegelgasten und das Material dar. Sich niemals im Lee der Stagsegelschoten aufhalten: Hohes Verletzungsrisiko beim Bruch der Schoten. Es ist grundsätzlich darauf zu achten, beim Setzen und Bergen die Schoten mit einem vollen Rundtörn um den Belegnagel zu belegen, damit das Segel nicht zu schlagen beginnt. Vor dem Setzen des Segels ist auf einen gut aufgefierten und klar laufenden Niederholer zu achten. Dann ist die Schot soweit wie möglich steif zu holen und zu belegen, bevor das Segel gehisst wird. (Gilt in erster Linie bei schwerem Wetter). Sollen später die Schoten durchgesetzt werden, so geschieht dies, z.B. auf der Back, beginnend mit der Vorstengestagsegelschot immer von Innen nach Außen. Die Luvschoten dabei stets gut überholen. Bei schwerem Wetter ist beim Setzen der Stagsegel das entsprechende Fall grundsätzlich durch einen Fußblock zu scheren und aufzulaufen. Gleiches gilt beim Bergen für den Niederholer, da ein halb niedergeholtes Segel am stärksten schlägt. Das völlige Bergen des Segels sollte ohne Unterbrechung ebenfalls durch Auflaufen des Niederholers zügig geschehen. Die Schot des Stagsegels darf beim Niederholen erst dann langsam gefiert werden, wenn ein weiteres Niederholen durch ihr Steif kommen verhindert BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Verhältnisse und Zusammenhänge in der Takelage Wie die beiden Parten eines Tampens, der über eine Rolle geführt wird, in einem festen Verhältnis zueinanderstehen, so stehen in genau demselben Verhältnis zueinander: - Leetoppnant und Hals von Fock und Großsegel. - Leetoppnant und Leebrass. - Niederholer und Fall der Stagsegel. Den Drehpunkt bildet das Schothorn unter Berücksichtigung der Schot. - Schot und Geitaue der Rahsegel. - Luv- und Leebrass. - Besanschot und Bullentallje. Die Veränderung des Einen wirkt sich direkt auf das Andere aus und verlangt entsprechende Berücksichtigung.

Toppnanten

wird. Es genügen dann ein, höchstens zwei Gasten, um die Schot nötigenfalls zu schricken. Sämtliche Stagsegelgasten können dann an den Fallen, bzw. Niederholern eingesetzt werden, um die Segel reibungslos und ohne übermäßig zu schlagen, zu setzten bzw. zu bergen. Sinngemäß gilt das Selbe beim Wenden und Halsen, im Falle, dass die Segel nicht geborgen und nach dem Manöver neu gesetzt

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werden sollen. Dies ist z.B. beim Großstengestagsegel und Besanstagsegel wegen des Schiftens der nur einfachen Schot erforderlich. Bei ganz dicht geholten Schoten wird nun sozusagen die bisherige Leeschot langsam in die bisherige Luvschot, die nun neue Leeschot hinein gefiert, ohne dass dabei in beide Schoten die geringste Lose kommt. Da das Segel bei steif nach achtern geholtem Schothorn sehr schnell back fällt ist das Schlagen nur sehr unwesentlich.

Die Bedienung der beweglichen Toppnanten bewirkt eine vertikale Bewegung der Rah. Wenn bei Groß- oder Focksegel der Hals steif gesetzt werden soll, um damit das Luvschothorn nach unten zu holen, wirkt es unterstützend, wenn die entgegengesetzte Leenock mit dem Leetoppnanten geholt und somit angehoben wird. Beim Steif setzen von Fock- und Großhals, Luvtoppnant los und Leetoppnant holen. Weiterhin ist zu beachten, dass es zu einem ungewollten Anbrassen der Rah kommt,


Die Brassen von Deck aus bedient, bewirken eine Horizontale Bewegung der Rahen. Bei einem „Vierkant“ gebrassten Topp, die Rahen stehen dabei im rechten Winkel zur Längsachse des Schiffes, müssen beim heißen der Rahen die jeweiligen beiden Brassen gleichmäßig mitgefiert werden. Bei einem angebrassten Topp, die Rahen sind aus der Querachse schon nach achtern gebrasst (gedreht), müssen nur noch die Leebrassen beim heißen der Rahen mitgefiert werden. Beim Festhalten der Luvbrass brasst sich die Rah von alleine weiter auf und begünstigt die gewünschte Fächerstellung. Die Segel werden dadurch nach oben hin wegen des achterlicher einfallenden scheinbaren Windes weiter aufgebrasst. Beim heißen der Obermars muss auch die Luvbrass etwas mitgefiert werden.

Vorschoten der Untermars Um die Schothörner der Untermars gleichmäßig dicht an die Fockrah, bzw. Großrah holen zu können, sind beim Vorschoten der Untermars die Toppnanten der unteren Rahen lose zugeben. Folglich sind die Untermarsen schon vorgeschotet und stehen, bevor die Untersegel gesetzt und deren Hälse dicht geholt werden.

Niederholer und Fall stehen bei den Stagsegeln in direkter Verbindung. Mit dem Fall kann das Segel nur geheisst werden, wenn der Niederholer los ist. Ebenso ist ein Bergen des Segels mit dem Niederholer nur möglich, wenn das Fall gefiert wird. Die dicht geholte Schot hat hier lediglich die Aufgabe zu verhindern, dass das Segel schlägt oder schlimmstenfalls zerfetzt wird.

Schot und Geitau der Rahsegel sind genauso unzertrennlich zu sehen, wie bei den Stagsegeln der Niederholer und das Fall. Hole ich beim Auf-

geien der Rahsegel die Geitaue, so muss ich gleichermaßen in die Schot Lose geben. Um ein Schlagen der Rahsegel zu vermeiden, muss ich darauf achten nicht zu viel Lose in die Schot zu geben. Umgekehrt muss ich beim Vorschoten genügend Lose in die Geitaue geben, damit die Schothörner gut durchgesetzt werden können. Bei den Kommandos: „Überhol die Gordinge“ und „Hol steif“ wird durch die Toppsgasten auf den Salingen, Lose in die Gordinge von unten nach oben geholt. Beim Vorschoten muss dann nicht noch gegen das Eigengewicht der Gordinge und die Reibung auf dem Segel und durch die Klotchen geholt werden. Gegen die belegten Geitaue wird die Lose aus den Schoten geholt, bis diese steif stehen und die Segel nicht schlagen können. Beim Kommando „Schot vor“ werden bei gleichzeitigem Lösen der Geitaue die Schoten Hand über Hand geholt.

Luv- und Leebrassen Sie stehen in direkter Verbindung zu einander. Was bei der einen gefiert, muss bei der anderen geholt werden.

Die zusammengefassten Arbeitsvorgänge beim Segelbergen von Luv nach Lee

Das Bergen der Rahsegel geschieht bei schwerem Wetter von Luv nach Lee. Dabei kommt wieder das Grundprinzip der vorher beschriebenen Zusammenhänge zum Tragen. Das bedeutet, dass die Schot langsam in Richtung des holenden Geitaus mitgefiert wird und das Luvschothorn in die holende Gei eingefiert wird. Grundsätzlich bleibt dabei die Leeschot erst einmal belegt. Bei Focksegel und Großsegel übernimmt der Hals die Funktion der Luvschot. Anschließend werden von Luv nach Lee die Gordinge soweit dicht geholt, wie es die noch stehende Leeschot ermöglicht. Unter langsamem Mitfieren der Leeschot werden die restlichen Gordinge und zum Schluss das Leegeitau geholt und belegt.

Fotos: Besatzung GORCH FOCK

wenn die Leebrass beim Holen des Leetoppnanten nicht geschrickt wird.

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Dumpen der Untermars Das Dumpen, sprich ausrichten der Untermars, nach dem Festmachen der Segel erfolgt mittels der Obermarsniederholer, die die Nock beim Durchholen an die Obermarsrahnock heranholen. Wird z.B. der Stbd.-Obermarsniederholer geholt, hebt sich die Untermarsnock. Damit sich die Untermarsrah frei bewegen kann, sind die Unter und Obermarsschoten los zuwerfen.

Brassen der Rahen Das Brassen der Rahen hat eine direkte Auswirkung auf Schot und Hals von Focksegel und Großsegel. Beide Stationen sind in jedem Fall zu besetzen, damit sie im Bedarfsfall bedient werden können. Bei den festen Segel gilt gleiches für die ”luvwerdenden” Gordinge und Geitaue. Wegen der entstehenden Wegverlängerung müssen diese mitgefiert werden. Die Untersegeltoppnanten sind unbedingt mit zu bedienen. Luvtoppnanten fieren und Leetoppnanten holen. Dient gleichzeitig zur Unterstützung beim Steif setzen des Halses.

Segelsetzen von Lee nach Luv

Heißen der Rahsegel

Beim Segelsetzen von Lee nach Luv, spielt sich der umgekehrte Vorgang ab. Dabei wird die Leeschot unter gleichzeitigem Fieren des Leegeitaus und der entsprechenden Nockgording geholt. Kann die Leeschot nicht weiter geholt werden, wird entsprechend Lose in die Gordinge gegeben. Durch langsames Mitfieren des Luvgeitaus wird die Luvschot und bei Focksegel und Großsegel der entsprechende Hals durchgesetzt. Anschließend kann nötigenfalls die Luvschot noch nachgesetzt werden.

Beim Heißen der Rahsegel müssen die Leebrassen und bei Vierkant stehendem Topp beide Brassen mitgefiert werden. Die Schoten der darüber liegenden Rahen müssen los geworfen werden. Wird die Rah aufgelaufen, sprich geheisst, haben die Toppsgasten die Gordinge gut zu überholen. Bei der Gording fehlt als einzigem Tauwerk der Gegenpart. Sprich, die Gordinge werden beim Segelsetzen nur durch das Fußliek und das steif werdende Seitenliek geholt.

Auf der GORCH FOCK können 5 Rahstellungen gebrasst werden: „Vierkant“: Quer zur Schiffslängsachse „Ein Strich“: Unterrah ein Strich (12,5°) vorlicher als quer. „Zwei Strich“: Unterrah zwei Strich (25°) vorlicher als quer. „Frei von den Pardunen“: Unterrah ca. 30 cm frei vor den Wanten. „Hart über Stbd. / Bb. Bug“: Unterrahen liegen leicht an den Leepardunen an. Wird „Vierkant“ und „Ein Strich“ gebrasst, stehen die Rahen genau übereinander. Bei allen anderen Stellungen wird gleichmäßig, fächerförmig nach oben aufgebrasst. Den Großhals aufgeien, falls das Seitenliek oder die Geitaue auf den Vorbrassen schamfielt. Beim Fieren bleiben die zu fierenden Brassen stets mit einem Törn um den Nagel belegt. Jede Lose ist unbedingt zu vermeiden, da diese ein Schlagen der Rahen ermöglicht. Die holenden Gasten holen die Luvbrassen den fierenden Gasten quasi aus der Hand. Auf das Kommando „Fest“ werden die Brassen auf der fierenden Seite belegt. Die holende Seite wird anschließend gut steif gesetzt und belegt.

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Die Toppen werden in erster Linie über die Unterbrassen geholt, weil die oberen Rahen mit Hilfe weniger Leute leicht mitkommen. Wegen der beim Brassen entstehenden Wegverlängerung werden die Gordinge festgemachter Segel nicht belegt, sondern nur lose über den Nagel gelegt. Wichtig: Die Toppnanten der Unterrahen beim Brassen bedienen. Leetoppnant holen!!! Luvtoppnant fieren!!!

Vorschoten der Untermars Damit das Vorschoten der Untermars gleichmäßig vonstatten geht, ohne dass mit einer verkeiten Rah gearbeitet wird, ist besonders darauf zu achten, dass dazu sowohl die Obermarsniederholer, als auch die Toppnanten der Untersegel los geworfen sind.

Festmachen der Rahsegel Alle Segel können gleichzeitig geborgen werden. Die Untersegel und die Untermarsen werden nur aufgegeit. Die Obermarsen werden eingefiert, Bram- und Royalsegel werden eingefiert und aufgegeit. Beim Fieren der Rahen ist darauf zu achten, dass wegen der Wegverkürzung die Luvbrassen geholt werden. Je mehr die Rahen in den Wind kommen, umso besser lassen sie sich fieren. Umgekehrt besteht die Gefahr des Verkeiens. Bei verkeiter Rah das Segel erneut vorschoten, dann Luvbrass und Geitau holen und die Rah erneut Einfieren. Die Geitaue wirken bei belegten Schoten als Niederholer. Die Gordinge dürfen erst dann dicht geholt werden, wenn die Rahen in den festen Toppnanten hängen. Anderenfalls würden die Rahen in den Gordinge hängen.

Beim Festmachen der Segel sind: - die Gordinge gut durchzusetzen. - die Seitenlieks zur Mitte hin auf die Rah. - Segel nach der Mitte hin holen. - Schothorn am Schotring mit dem Schotaufholer auf die Rah holen. - Jedes Mal eine gute Armlänge Tuch auf die Rah holen. - genügend Tuch für die Schlussbrook aufsparen. - das auf die Rah gestapelte Tuch in die Schlussbrook legen, auf die Rah rollen und mit den Zeisingen festmachen. Bei schwerem Wetter werden die aufgegeiten Segel zuerst in der Mitte festgemacht. Alle Rahgasten beginnen dann zusammen auf der Luvseite und wechseln dann gemeinsam nach Lee, um die Segel festzumachen.

Reefen der Segel Reefbar sind: Fock-, Groß-, Obermarsund Bramsegel. 1. Vor dem Reefen sind die Segel zu bergen 2. Die Reeftaljen an den Untersegeln durchsetzen 3. Stekbolzen scheren (Auge des Stekbolzens über Augbolzen, auf der Rah streifen und die lose Part durch den Augbolzen scheren – Kreuzstek) 4. Lose Part des Stekbolzens von vorn nach achtern durch die Reefkausch und Auge auf der Rah nehmen und nach der Rahmitte geben 5. Stekbolzen mit „Alle Mann“ steif setzen und als Taljenreep durch die Reefkausch und Augbolzen und dann mit 3 Rundtörns von achten nach vorne um die Rah scheren 6. Stekbolzen mit 2 halben Schlägen belegen 7. Seitenliek zwischen Reefliek und Rah holen

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8. Dämpfleinen mit Webeleinenslipstek am achteren Jäckstag belegen, loses Tuch vom Körper weg aufrollen 9. Die Reefbändsel am achteren Jäckstag werden von oben um das vordere Reefliek genommen und über beide Parten des Reefbändsels mit einem Kreuzknoten verbunden. Vor dem Aufgeien der Untersegel beide Toppnanten steif setzen, um ein Verkeien der Toppen im Ganzen zu verhindern.

Segelmanöver-Erläuterung 1. Wenden

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Beim Wenden wird das Schiff mit dem Bug durch den Wind auf den anderen Bug gebracht. Das Schiff wird durch Luvruder zum Anluven gebracht und das Anluven durch Vermehren des Segelpress auf das Achterschiff unterstützt. Dazu wird einmal der Besan mittschiffs geholt und durch Kürzen der Segel am Vortopp der Segelpress auf das Vorschiff verringert. Der back fallende Vortopp unterstützt das „Durch den Wind“ Drehen. Ist der Bug durch den Wind, werden die vorher geborgenen Segel erneut gesetzt, um das weitere Abfallen auf den neuen Bug zu beschleunigen. Die Abfallbewegung wird dann, wenn erreicht, durch das Kommando „Beim Wind achtern“, das Dicht holen des Besans, Setzen von Großsegel und Besanstagsegel so wie entsprechender Ruderlage aufgehoben.

zum Abfallen gebracht und das Abfallen durch Vermehren des Segelpresses auf das Vorschiff unterstützt. Dazu werden der Besan, das Großsegel und alle Besanstagsegel geborgen. Das Abfallen wird durch „Lebend-Brassen“, die Segel beginnen dabei zu killen, des Großtopps unterstützt. Ist das Schiff mit dem Heck etwa ein Strich durch den Wind, wird das Anluven auf dem neuen Bug durch Ausholen des Besan, Anbrassen des Großtopps und das Setzen des Großsegels und der Besanstagsegel unterstützt. Durch hartes Anbrassen des Vortopps, Setzen des Großstengestagsegels und Ruderlage wird das weitere Anluven des Schiffes auf dem neuen Bug aufgefangen.

2. Halsen

3. Boje über Bord

Beim Halsen wird das Schiff mit dem Heck durch den Wind auf den anderen Bug gebracht. Das Schiff wird durch Leeruder

a. Die Boje wird mit dem zu Wasser gelassenen Kutter geborgen. Da die Kutter auf der „Gorch Fock“ inzwischen nicht mehr

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vorhanden sind, werden dazu mittlerweile Schlauch- oder Speedboote benutzt. Soll der Kutter zu Wasser gelassen werden, so ist das Schiff möglichst schnell aufzustoppen. Das geschieht durch hartes Anluven und Backbrassen des Großtopps, sowie das Kürzen der Segel am Vortopp wie beim Wenden. Um die Fahrt schnell zu verringern, können zudem noch die Obersegel weggenommen werden. In der Hauptsache wird aber durch das Backbrassen des Großtopps die Fahrt aus dem Schiff genommen. Der Wind drückt bei fast quer zum Wind liegenden Schiff wie in eine Düse und lässt es dabei langsam Drift nach Lee aufnehmen. Eine gewünschte geringe Vorausbewegung zum Aussetzen, bzw. Einsetzen des Leekutters kann durch Setzen von Stagsegeln (Großstengestagsegel) erreicht werden. b. Setzt der Wind zu Beginn des Manövers vorlicher als querab, kann, wenn es die See


Zusammengehörigkeit bestimmter Segel: a) Marssegel, Untersegel und Besan dazu: Innenklüver, Vorstengestagsegel, Großstengestagsegel und Besanstagsegel b) Bramsegel – dazu: Aussenklüver, Großbramstagsegel und Besanstagsegel c) Royalsegel – dazu: Jager, Großroyalstagsegel, Besanbramstagsegel und Besantoppsegel

Verhalten in der Takelage

zulässt, durch Backbrassen von Vor- und Großtopp, dem Kutter über den Achtersteven entgegen gesegelt werden. Das Schiff ist dabei durch Ruderlage und der Bedienung von Vorsegel und des Besan luvwards an die Boje zu bringen. Rechtzeitiges Zurückbrassen des Vortopps ist zu beachten. Normalerweise wird das Manöver aber wie unter a. beschrieben durchgeführt.

Die Manöver in Stichworten - Bei angebrassten Rahen nur im Luvwant entern - Muss im Leewant gearbeitet werden, wird nur an der Innenseite geentert - Beim Entern fassen die Hände nur die Hoofdtaue, nie die Webeleinen

- Beim Auslegen auf die Rah, nicht seitlich im Fußpferd übertreten - Zeisinge nie mit beiden Händen holen - Zuletzt einlegende Rahgasten sind verantwortlich für die Ordnung auf der Rah - Auf das Kommando „Lasst fallen“ wird die Obermars automatisch von den Pollergasten vorgeschotet - Beim Heißen der Rahen müssen die Schoten der nächsthöheren Segel lose gegeben werden - Bei den Untersegeln erst den Hals steif setzen, danach die Schot

Hierzu folgt die wörtliche Übernahme aus der Marinedienst Vorschrift MdV 401/1 von 1967, die, was diesen Abschnitt angeht im Wortlaut noch mit der von 1958 übereinstimmt. Folglich an Bedeutung nichts verloren hat.

- Allgemeines Die Bestimmungen dieses Abschnitts sind der Besatzung vor dem ersten Entern bekannt zu geben und praktisch zu erläutern. Die Bekanntgabe ist in jedem Monat zu wiederholen. Die erfolgte Bekanntgabe ist von den Toppsoffizieren im Logbuch einzutragen. J e d e r Vorgesetzte (Toppsunteroffizier) ist verpflichtet bei Beobachtung unseemännischen Verhaltens sofort und unmittelbar einzugreifen. Sicherheit geht unter allen Umständen der Schnelligkeit vor. Andererseits erhöht schnelles Arbeiten wiederum die Sicherheit, da bei Sturm und Kälte die menschliche Kraft schnell nachlässt. Was im ersten Ablauf nicht gemeistert wird, dauert dann meist sehr lange. Es ist Sache der ausbildenden Vorgesetzten, die Anforderungen allmählich, aber stetig zu steigern, ohne Unmögliches zu verlangen. Erfahrungsgemäß nimmt mit zunehmender Übung und Eingewöhnung das Gefühl für die möglichen Gefahren ab und verführt besonders unter günstigen Wetterverhältnissen zu leichtsinnigem Verhalten in der Takelage. Bei der befohlenen regelmäßigen Belehrung ist hierauf eingehend hinzuweisen. Voraussetzung für die genaue Befolgung dieses Befehls durch die Lehrgangsteilnehmer ist v o r b i l d c h e s V e r h a l t e n d e r V o r g e s e t z t e n.

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Beim Auslegen nicht seitlich übertreten, sondern den inneren Fuß nachziehen, die Hände greifen längs des Jäckstags. Ausgelegt, werden die Fußpferde mit gespreizten Beinen nach hinten weggedrückt. Der Oberkörper legt sich fest gegen die Rah. Beim Heißen und Fieren der Segel und beim Brassen darf sich niemand auf den Rahen befinden. Es darf erst ausgelegt werden, wenn Fallen, Brassen, Toppnanten und Niederholer steif sind. Stehen auf den Rahen ist unseemännisch und verboten, es sei denn, zwingende Arbeit erfordert es. Beschlagzeisinge dienen nicht zum Festhalten, auch nicht zum Heraufholen des Segels auf die Rah, sondern nur dazu, das auf die Rah geholte Segel zu sichern. Zeisinge n i e mit beiden Händen holen!!

- Einzelheiten Oberster Grundsatz: Eine Hand fürs Schiff , e i n e H a n d f ü r s i c h!!! N I E M A L S ohne Sicherheitsgurt in die Takelage!!!!!

Absolute Ruhe in der Takelage. Sich niemals an laufendem Gut (Gordinge, Geitaue, beweglichen Toppnanten, Schoten, Fallen usw.) festhalten, sondern nur am stehenden Gut (Hoofdtaue, Stagen, Pardunen, Jäckstagen, Hand- und Fußpferde, Schwichtings usw.) Bei angebrassten Rahen nur im Luvwant entern. Beim Entern ergreifen die Hände nur die Hoofdtaue, nie in die Webeleinen

fassen!! Das Niederhangeln über die Salinge bzw. Püttings, ohne Berühren der letzteren mit den Füßen ist verboten.

Beim Nachsetzen usw. von Webeleinen einen Fuß zwischen zwei Webeleinen hindurch nehmen.

Wettentern ist verboten.

Muss ausnahmsweise im Leewant gearbeitet werden, muss an der I n n e n s e i t e der Webeleinen auf geentert und von dort die Arbeit ausgeführt werden.

Die Rahgasten stehen nach dem Aufentern dicht zusammengedrängt am Rack in der Reihenfolge ihrer Nummern. Die Füße sind geschlossen, Hände auf den Segeln, Ellenbogen am aufgerichteten Körper, Blick geradeaus. Die Stagsegelgasten und Toppsgasten stehen mit der Front nach achtern auf den Schwichtings bzw. der Saling, Beine gespreizt, äußere Hand in Schulterhöhe am Want, innere Hand auf dem Rücken. Die Besangasten entern bis zur Höhe ihrer Schwichting und machen dann im Want Front nach vorne, innere Hand am Hoofdtau, äußere auf dem Rücken, innerer Fuß vorn.

Grundsätzlich darf mit beiden Händen immer nur dann gearbeitet werden, wenn auch beim plötzlichen Lose kommen oder Brechen des angefassten Gutes k e i n e G e f ä h r d u n g (z.B. Gordinge beim Überholen) usw. des Mannes eintritt. Gegenseitige Unterstützung auf den Rahen ist nicht nur seemännisches Gebot und kameradschaftliche Pflicht, sondern erhöht auch wesentlich Schnelligkeit und Sicherheit der auszuführenden Arbeit. Die zuletzt einlegenden Rahgasten sind für die Ordnung auf der Rah verantwortlich. Beim Heißen und Fieren der Stagsegel und beim Durchsetzen der Schoten darf sich niemand in Lee der Stagsegelschoten aufhalten. Beim Arbeiten mit Leinen, auf denen Kraft steht (Festmacherleinen, Kutterläufer, Ankertrossen usw.) darf niemand so stehen, dass er beim Brechen oder Ausrauschen der Leine von dieser mitgerissen oder verletzt werden kann. Dasselbe gilt auch von Segeln oder Enden, auf denen Kraft steht, z.B. Großbrassen am Kutterdavit, die irgendwie haken. Die Stagsegelschoten sind beim Setzen und Bergen der Segel grundsätzlich mit einem vollen Rundtörn um den Belegnagel zu nehmen. Sonst ist ein Schlagen des Schot-

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blockes bei stärkerem Wind (Gefährdung der Besatzung!!) nicht zu verhindern. Dies gilt ganz besonders für die Vorsegel und das Besanstagsegel. Bei allen Arbeiten im Topp, bei denen beide Hände benötigt werden, ist es seemännisch richtig, sich am Mast, Want oder dergl. festzubinden (Sicherheitstampen, Sicherheitsgurt) z.B. beim Wimpelklarieren, Antennen aufbringen oder dergl. Klarieren der Gaffelflagge nur mit dem Bootsmannsstuhl, wenn Klarieren nur von der Gaffel aus möglich. Ich bin nun am Ende meiner Ausführungen angekommen und hoffe einen Großsegler verständlich näher gebracht zu haben. Vor nunmehr 40 Jahren war ich selber gerade erst 4 Wochen an Bord und habe mich mit der „Flunder“ in der Hand von Nagel zu Nagel gehangelt und in der Segelvorausbildung auf meine 1. Reise, der 41. AAR, vorbereitet. Es war eine Zeit, die ich niemals vergessen werde. Es haben damals für mich drei unvergessliche Jahre mit sechs schönen AAR, drei Werftzeiten vielen tollen Erlebnissen an Bord und den Auslandshäfen, bleibenden Eindrücken und bis heute anhaltende Freundschaften begonnen. Ich wünsche allen jetzigen und zukünftigen Besatzungsmitgliedern und der Schiffsführung eine tolle und ebenso unvergessliche Zeit an Bord und für die Reisen ein gutes Händchen, guten Wind, immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel und Gottes Segen. Bedanken möchte ich mich bei Allen, die ich nerven durfte und die mir trotzdem geholfen haben die „Kleine Rahsegelkunde für Anfänger“ im Bordmagazin veröffentlichen zu können. Ein ganz besonderer Dank gilt meinem ehemaligen Kommandanten Kapitän Hans Freiherr v. Stackelberg, der alles gegengelesen, den einen oder anderen Fehler erkannt und berichtigt hat und mir erlaubte, Teile seiner eigenen Veröffentlichungen hier zu verwenden.

Begriffserklärung Abfallen: den Kurs nach Lee ändern Anbrassen: die Rahen in Längsrichtung bringen Anluven: höher an den Wind gehen Backschlagen: Wind fällt plötzlich von Vorne in das Segel Drift: Versatz eines Schiffes nur durch Wind, Strömung Dumpen: Ausrichten der Groß- und Untermarsrah in der Horizontalen Fieren: lösen, herablassen von Tauwerk Fußblock: Am Rüsteisen oder an Deck angebrachter Block, um von oben kommendes Tauwerk umzulenken Flunder: Tampenriss den die Gasten an die Hand bekommen, um Lage und Bezeichnung der einzelnen Tampen zu erlernen Gast: Mehrzahl: Gasten: Mann an Bord mit besonderer Ausbildung/Dienstverrichtung „Hol Steif“: die Lose aus einem Tampen holen Kausch: Metallring, um den ein Tampen gespleißt wird Killen: Segel flattert, wenn es nicht mehr voll steht Klotchen: Pockholzring, der als Führung für die Gording auf dem Segel befestigt wird Nock: das Ende einer Rah Rüsteisen: Beschlag, mit dem die Wanten am Schiffskörper befestigt sind Schamfielen: Scheuern oder Reiben von Segel oder Tauwerk untereinander oder an Gegenständen Schiften: ein Segel vor dem Wind auf die andere Seite bringen Schricken: stückweises Fieren eines belegten Tauwerks Schwichting: Draht vom Hoofdtau zum Mast für die Stagsegel und Besangasten zum Lösen und Festmachen der Segel, kleiner Stropp mit Klotchen zum Umlenken der Gordings von der Rah zum Segel Stropp: durch Spleißen hergestellter Tauwerksring Toppnant: starker Draht, der eine Rah im gefierten Zustand in der Horizontalen hält Überholen: von unten nach oben Lose in einen Tampen holen Verkeien: altdeutscher Begriff für verkanten „Vierkant“: Rahen in einen rechten Winkel zur Längsachse bringen Zeisinge: Segeltuchstreifen mit einem Bändsel, um das geborgene Segel auf der Rah festzumachen Quellen:

Belegnagelplan aus „Die deutschen Segelschulschiffe“ v. Gerhard Koop/Klaus-Peter Schmolke, Bernard und Graefe Verlag Bonn

„Rahsegler im Rennen“ von Hans Freiherr von Stackelberg

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Boston - New London

Operation Sail 2012 Michael Brzoza Kurz einiges zum Motto der OP Sail 2012 ( fleet week ). Im 2-jährigen Krieg von 1812 ging es um jahrelange Spannungen zwischen den USA und Großbritannien. Gründe dafür waren die Zwangsrekrutierung US-amerikanischer Seeleute in die britische Marine, Übergriffe britischer Kriegsschiffe gegen amerikanische Schiffe, sowie das Verbot der Briten, mit europäischen Staaten den Handel aufzunehmen.

Die an der Op Sail teilnehmende USS Constitution, die selber noch an den zu erinnernden Krieg von 1812 teilgenommen hatte isst heute das noch älteste im Dienst befindliche Kriegsschiff der Welt. Sie galt als Flaggschiff bei dieser Op Sail 2012 ( insbesondere am 4. Juli dem Nationalfeiertag ) und wurde u.a. von der USCG „Eagle“ (ehem. „Horst Wessel“ ) begleitet, die noch im Juni 2011 zu ihrem 75 jährigen Jubiläum in Hamburg zu Besuch war. Weitere Schiffe der Parade waren die Guayas, Cisne Branco, Dewaruci sowie die Gloria.

Die Op Sail sollte an den 200sten Jahrestag dieses Krieges erinnern. Startschuss war am 17. April in New Orleans und endete schließlich am 06. August in Newport. Insgesamt wurden 12 US amerikanische Häfen an der Ostküste der USA angefahren u.a. New York, Baltimore, Boston und Portland .

Wie sehr schnell an den Schiffsnamen zu erkennen ist, wurde auf fast allen Schiffen an Bord spanisch gesprochen. Ich hatte mich für die Treffen in Boston und New London, dem Heimathafen der EAGLE entschieden. Hier wurde u.a. am 10. Juli der Kommandant der USCG Eagle, Cpt. Eric Jones, vom neuen Kommandanten Raymond „ Wes“ Pulver abgelöst. Cpt. Eric Jones war von 2009 bis 2012 Kommandant der Eagle und ist heute stellvertretender Leiter der USCG Academy in New London, Connecticut. Gut eine Woche vor meinem Flug nach Boston erhielt ich eine e-mail von Bord

Navy Yard Boston USS „Constitution“

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der EAGLE, die gerade Baltimore verlassen hatte und nun auf den Weg nach Boston war. Cpt. Eric Jones persönlich war es, der mich an Bord der EAGLE einlud. Ich sollte mich am 30. Juni früh morgens bei der Bostoner Coast Guard Section einfinden ... Näheres erfahre ich per mail von der Coast Guard in Boston. Schon am nächsten Morgen erhielt ich eine mail von Lt. Whitney Griffin mit allen Details zum Treffen. Wann, wo, welches Schuhwerk empfohlen wird, was es an Bord zu Essen gibt, wie lange die Tour dauern würde ..und ... und...und. Nach einem fast 10 Stunden Flug von Hamburg über Paris nach Boston, freute ich mich am 28. Juni endlich wieder in Boston zu sein. Die Stadt war mal wieder besonders feierlich geschmückt und an jeder Ecke wurde an dieses maritime Ereignis erinnert. Ich wurde in Boston schon von meinem US-Freund und ehem. Kadett auf der Sörlandet (Norwegen) Paul Harrington erwartet. Dann, am 30. Juni früh morgens gegen 5:00 Uhr stand ich bei der Coast Guard Section Boston vor dem Tor um eingelassen zu werden. Tatsächlich, da stand mein Name auf dem offiziellen Blatt, zusammen mit all den anderen „VIP´s “, die „Rang und Namen“ hatten. Gegen 05:45 ging es auf die CGC „Marcus Hanna“ und hinaus zur Eagle, die mit den anderen Großseglern bereits seit dem Vorabend weit vor der Metropole auf Reede lag. Die Überfahrt zur Bark dauerte bis 06:45 und dann hieß es endlich an Bord gehen. Kaum an Bord wurde auch ich persönlich vom Kommandanten Cpt. Eric Jones begrüßt. Er freute sich genauso


EAGLE

ment mit an Bord sein zu dürfen. Gegen 10:00 Uhr machten wir direkt neben der USS Constitution fest. Was für ein Erlebnis – unvergesslich – und ich spürte die Gänsehaut auf meinen Armen. Sicherlich vom warmen Wind, den es waren an die 32 C° in Boston. Jetzt hieß leider wieder von Bord gehen, noch ein paar letzte dankende Worte an den Kommandanten Eric Jones, auf den schon die nächsten Termine warteten. Als ich von Bord ging merkte ich die neidischen Blicke einiger Besucher, die das ganze Geschehen von Land aus beobachtet hatten. Da wurde mir erneut klar, das es was ganz Besonderes war was ich gerade miterleben durfte. An der Pier spielte eine Kapelle amerikanische Marschmusik, nur einige Meter weiter wartete eine schottische Band mit ihren Dudelsäcken auf.

CISNE BRANCO

USS CONSTITUTION

wie ich, das wir uns nach fast einem Jahr ( Besuch Juni 2011 in Hamburg ) wieder sehen konnten. Dann hieß es „es ist angerichtet“. Die Crew hatte für alle Gäste ein Frühstück aufgetischt. Krabben, Fisch, alles was man gerne essen mochte. Gegen 08:30 wurde der Anker gelichtet und die Eagle bewegte sich Richtung Boston Charlestown Navy Shipyard. Ich erinnerte mich an meine Fahrt auf der Gorch Fock, als wir hier in Boston 1980 einliefen. Das alles konnte ich jetzt noch einmal an Bord der EAGLE miterleben. Begleitet wurden wir von vielen Coast Guard Booten, die uns an Back- und Steuerbordseite den Weg frei hielten. Cpt. Jones ließ allerdings nur die Stagsegel setzen, aber es kam trotzdem ein wenig Wehmut rüber. Die Gäste an Bord waren alles Persönlichkeiten aus Boston, sowie einige Ehemalige EAGLE Seeleute, die noch einmal auf „Ihrem“ Schiff mitfahren durften. Als wir den Carrier „WASP“ passierten, nahm die gesamte Crew Haltung an und postierte sich an Backbordseite. Absolute Stille war zu spüren. Die Größe der „WASP“ ließ auch dieses Tall Ship recht klein erscheinen. Aber für mich war es was ganz besonderes in diesem Mo-

Am Nachmittag beim Open Ship besichtigte ich dann die anderen Großsegler wie Gloria, Guayas, Cisne Branco , Dewaruci und USS Constitution. Die beste Stimmung war wie immer auf den südamerikanischen Schiffen, Samba, Gesang und pure Lebensfreude. Nur kein Stress im Gegensatz zur USS Constitution. Die Sicherheitsvorrichtungen ähnelten denen eines amerikanischen Flughafens. Taschenkontrolle, Gürtel abnehmen ect. Die großen Menschenmengen an den Schiffen deuteten auf viel Geduld hin. Am nächsten Morgen machte ich mich dann auf den Weg zu anderen Kriegsschiffe aus Norwegen, Dänemark sowie die Fregatte Hessen aus Deutschland. Den späten Nachmittag dann hob ich mir für den Carrier WASP (LHD-1) auf, der unter dem

Kommando von Commander Gary Boardman steht. Dieses Schiff gehört zur Atlantikflotte und wurde 1989 in Dienst gestellt. Heimathafen ist Norfolk Virginia. Mit 257 Metern eher ein kleines Schiff seiner Klasse, aber ich fand es schon riesig. Da ich meinen amerikanischen Freund an Bord verloren hatte, wartete ich nach der Besichtigung an einem vereinbarten Treffpunkt. Es dauerte ca. 2 Stunden bis er aus dem Stahlkollos wieder heraus kam und ich wurde in der Zwischenzeit 3x von schwerbewaffneten Soldaten kontrolliert. Bei der letzten Kontrolle standen sie zu viert im Halbkreis um mich herum, so das ein „Entkommen“ unmöglich war. Ich musste viele Fragen meines Daseins beantworten, warum ich hier warten würde, auf wen und ich sei auffällig geworden, des weiteren musste mich ausweisen und „vorsichtig“ meine Kameratasche öffnen. Keep cool boy, sagte ich, denn ich bin es ja auch. 4. Juli Nationalfeiertag in den USA. Früh morgens fanden wir uns auf Castle Island wieder. Gegen 10 Uhr tauchten die Queen Mary 2 vor Boston auf. Gigantisch schob sich dieser Riese von Schiff an die Pier. Etwas später dann liefen die USS Constitution und die USCG Eagle direkt vor uns auf. Die Eagle gab 21 Schuss Salut ab und die Salven wurde von Castle Island aus erwidert. Dann wurde es sehr leise, denn die Nationalhymne wurde gespielt und alles stand still. Gleich nach dem typischen amerikanischen Jubel und Gekreische tauchten die Blue Angels am Himmel auf und überflogen uns ein paar mal, bevor sie auf dem Logan Airport Boston landeten. Für diese Flugshow, es war sehr waaghalsig, wurde der gesamte zivile Flugverkehr in Boston

Der nächtliche Hafen von Boston. BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Lowe, heute bereits 92 Jahre alt, und ehemaliges Besatzungsmitglied der EAGLE. Er war einer derjenigen, die 1946 die „Horst Wessel“ mit über den Atlantik in die USA überführt hatten. Wir führten ein langes intensives Gespräch und Edward erzählte mir von der Zeit wo er in Deutschland an Bord ging und überhaupt keine Ahnung von einem Segelschiff hatte. Die Deutschen mussten uns alles zeigen, oder wir mussten uns vieles selber beibringen. Bekanntschaft machte ich auch mit Rear Admiral Sandra L. Stosz eine der ersten Frauen der US Coast Guard die den Rang eines Admiral hat. Besucheransturm bei OPEN SHIP in New London.

gestoppt. Schlepper drehten danach die beiden tall ships um 180° und begleiteten sie zurück in die Navy Yard Charlstown. Abschluss des 4. Juli war das gigantische Feuerwerk über Boston. Am Charles River hatten sich über 20 000 Besucher versammelt, mit Kind und Kegel, Grill, Schlafsack, Tische und Stühle… unglaublich. Auch hier garantierte wieder frühes Kommen einen guten Platz. Somit warteten wir 4 Stunden bis es losging. Es war erst der Wind und dann ein Unwetter was die Verzögerung verursachte. Aber dann gegen 22:35 Uhr ging es los. So ein Feuerwerk von 45 Minuten hatte ich noch nie erlebt. Es war fantastisch. Am nächsten Morgen berichtete die Tageszeitung in Boston von einem missglückten Feuerwerk in San Diego. Hier sei aufgrund eines PC-Fehlers alles auf einmal hochgegangen. Es gab einen riesigen Knall und nach 60 Sekunden war das gesamte Feuerwerk bereits beendet. Da haben wir in Boston doch Glück gehabt. Einige Tage später machte ich mich mit meinem Leihwagen auf den Weg nach New London Connecticut. Hier sollten die EAGLE und „Cisne Branco“ am 7. Juli 2012 einlaufen. Ich hatte meine Kameras schon seit 6 Uhr morgen postiert um möglichst

An Bord …

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den besten Blick zu bekommen. An der Beach Pont Rd. wurde es immer voller, die Menschenmassen verdoppelten sich stündlich und die Schiffe waren noch immer nicht in Sicht. Bei einer Temperatur weit über 30 C° nicht einfach auszuharren. Später erfuhr ich das es mit dem Anker der EAGLE Probleme gab und somit die beiden Schiffe erst gegen 13 Uhr den Heimathafen der EAGLE erreichen sollten. Aber das Warten hatte sich gelohnt, die EAGLE war das einzige Schiff welches 21 Segel gesetzt hatte, was für ein Anblick, gigantisch, majestätisch einfach toll anzusehen. Das lange Warten war nun vergessen, und die Belohnung war nicht mehr zu toppen. So hatte ich die EAGLE bisher noch nicht vor die Kamera bekommen. Dagegen sah die Cisne Branco mit den wenigen gesetzten Stagsegeln ein wenig ärmlich aus. Für den Abend war ein Empfang für geladene Gäste an Bord der EAGLE vorgesehen. Cpt. Eric Jones hatte dafür gesorgt das auch mein Name auf der Gästeliste stand und so fand ich mich gegen 19 Uhr an Bord der Eagle ein. Viele interessante Gäste waren gekommen unter anderem Edward

Paul Harrington und Tido Holtkamp (links), ein ehem. „Horst Wessel“-Fahrer.

Kurz vor 22 Uhr verließen Paul und ich wieder die Party und bedankten uns beim (noch ) Kommandanten Eric Jones. Er verabschiedete mich u.a. mit den Wünschen, das die „Gorch Fock“ recht bald wieder auf Tour geht, und dass er sich sicher sei, dass dies nicht mehr lange dauern würde. Außerdem sei ich immer herzlich an Bord der USCG EAGLE willkommen, egal ob in den USA oder irgendwo in Europa. Kurz nachdem wir die Bark verließen, sangen zwei Mädchen an der Pier die amerikanische Nationalhymne. Diverse Lautsprecher beschallten den gesamten Hafen mit ihrem Gesang. Absolute Stille, die Lichter im Hafen erloschen und ein Feuerwerk wurde gezündet. Nach ca. 35 Minuten war alles vorbei. Ein tolles Erlebnis, von Anfang an und die Gastfreundschaft aller mir gegenüber war gigantisch. Mein besonderer Dank gilt Eric Jones, Paul Harrington und Tido Holtkamp, die mich auf dieser Tour unterstützt und in den letzten 2 Jahren die „Weichen gestellt“ haben, damit dieses Erlebnis „EAGLE“ für mich erst möglich wurde. Thank you guys… Michael Brzoza

Cpt. Eric C. Jones


Helmut Berthold Schwarz (Blacky)

Bra si lie n, Ka rneva l in R e c i fe u nd Rüc k k ehr Teil 3 Nun denn, und weiter geht`s! Von Lissabon segelten wir nach Brasilien. Recife war im Karneval und bis auf die Feierlichkeiten hatte alles öffentliche Leben aufgehört. In den Straßen wurde getanzt. An fast jeder Ecke spielte eine Band. Menschenmassen wiegten sich im Rhythmus der sich überschneidenden Musiken. Das gab erst Kopfschmerzen, aber dann ging es ab mit Samba und Frevo direkt in das Getümmel der tanzenden Jecken. Offizielles wie sonst in anderen Häfen gab es für uns an Bord eigentlich nicht, es war ja Karneval. In Erinnerung bleibt mir die Besichtigung des Polizeipräsidiums. Irgendwann sah ich da ein Messer liegen in einer Lederschleife mit einer Sisalstrippe. So ein Messer hatte ich schon mehrfach bei den Fischern gesehen wenn sie mit ihren Djangadas – primitive Flöße aus Balsaholz – von See zurück kamen und den Fang anlandeten und gleich die Fische am Strand verkauften. Diese Messer, man nennt sie „Pejeira“, sind einfache Gebrauchsmesser mit einer 20 cm langen Klinge die sehr schmal und daher leicht zu schärfen ist.

Sie können es sich vielleicht schon denken; ich steckte das Messer ein, da ich Sammler solcher Blankwaffen bin. Ich benutze es noch heute als Brotmesser weil es leicht mit ein paar Strichen auf dem Speckstein zu schärfen ist. Oft gehen mit mir die Pegasusse der Phantasie durch und ich stelle mir vor, wie ein armer Fischer, dessen Frau fremdging während er auf See seinem gefährlichen Beruf auf einer Djangada nach ging, das Pärchen inflagrantie überraschte und sein Weib und ihren Liebhaber erstach. Das Corpus delicti lag als Beweisstück auf der Polizeiwache und ich nahm es mit. Ohne Beweisstück wird der Fischer frei gesprochen… und genießt sein freies Leben!? Zurück zum Karneval und zur Musik. Die Stimmung war ansteckend. Zur Nacht ging es mit den „bandas“ in die großen Stadien oder den „Clubi International“. Hier wurde die Nacht durch getanzt es war ein tolles Gefühl durch Tanz und Musik und nicht durch den Alkohol trunken zu werden. Viele Paare tanzten nahezu akrobatisch und wurden von den Zuschauern bejubelt. Tolle junge, gutgebaute Mädchen und Jun-

gen, Samba und Frevo im Blut, tanzten durch die Nacht bis zum frühen Morgen wo es dann mit den bandas an den Strand ging, wo gebadet und gegrillt wurde. Einige Besatzungsmitglieder hatten eine eine Pinte entdeckt wo es deutsches Bier gab. „Cora`s Place“ wurde von einer Holländerin geleitet. Zu deutscher Karnevalsmusik wurden großartige Steak´s mit Champignons serviert. Ich konnte den Dienst in den Auslandshäfen an Bord außen vor lassen. In Absprache mit den Offizieren der Gorch Fock übernahm ich in den ersten 10 Tagen bei Rückkehr in den Heimathafen Kiel deren Wache. So konnten sie zu Ehefrauen und Kinder und ich als Junggeselle konnte ungezwungen die Gastländer kennen lernen. Ein später auch in Deutschland sehr bekanntes Lied „a banda“ später von France Gall mit dem deutschen Titel „zwei Apfelsinen im Haar und an der Hüfte Bananen“ gesungen, war der „Ohrwurm“ zu dieser Zeit im Karneval. Brasilien machte ich ohne Motorrad, das ich in Lissabon an einen australischen Polizeioffizier ja verkauft hatte.

Die Rückreise nach Kiel Auf dem Nordatlantik hatten wir einen starken Orkan bei dem wir uns den Besanbaum absegelten. Er zerbrach einfach weil er sich von Schot und Bullentallje losgerissen hatte und auf dem wild rollenden Schiff nicht sogleich wieder einzufangen war. Die Bark machte damals mehr als 45° nach jeder Seite. Wir konnten nur mit den Untermarsen vor dem Wind segeln und wir gegen das Rollen keinerlei Segelunterstützung zur Stabilisierung hatten.

Gebrochener Besanbaum auf der Heimreise 1967.

Hängematte ging ja. Die Mannschaften hatten es gut aber wir, die wir in den Kojen lagen, fanden einfach keinen Schlaf mehr. BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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• mehr als 45 ° nach jeder Seite, Rollperiode 12 Sekunden, da schläft keiner mehr.

die Strecktaue nicht mehr erwischt hat außenbords gespült wird.

Was für eine Haltung - welch ein Humor! Ich bekam direkt gute Laune.

• Gut, man staut sich in der Koje fest aber die Beschleunigung und die Schwerkraft sorgen für eine grandiose Umverteilung der Eingeweide.

Die Mannschaft war erstaunlicherweise guten Mutes und guter Stimmung.

Als wir den englischen Kanal erreichten und endlich mit etwas gebrassten Segeln nördlichen Kurs nehmen konnten, wurden die Schiffsbewegungen wieder normaler und erträglicher. Ja, dann konnten wir alle Rahsegel setzen, sogar beide Royals! Mit einer hervorragenden Backstagsbrise und 14 Knoten rauschten wir durch die See.

• Dabei schlafen? Nicht dran zu denken! Es waren Strecktaue an Oberdeck gespannt und die „Leichenfänger“ ausgebracht. Sonst hätte es gewiss schwere Unfälle gegeben. Für Nichtseeleute: Strecktaue sind solide und bekleedete Stahltampen, die in Brusthöhe kreuz und quer über das Deck gespannt sind. Daran kann man sich halten oder mit dem Karabinerhaken einpieken wenn die blanke See an Bord kommt. Wer da nicht in den Strecktauen hängt riskiert sein Leben. Leichenfänger nennen wir makaberer weise eine Form von grobmaschigem Netzwerk, das zur Erhöhung der Reeling gespannt wird und verhindern soll, dass jemand, der

Ich hatte Morgenwache von 04.00 - 08.00 Uhr und es begann bereits zu tagen und hellgrau zu werden. Da erwischte uns eine schwere Sturmbö und brachte starken Hagel mit. Hagel, groß wie Taubeneier. Bei der Windgeschwindigkeit tat das richtig weh. Das ging durch Kapuze und Parka. Das gelbe Ölzeug bei den Jungs der Segelwache platzte an manchen Stellen auf. Die Matrosen hingen klitschnass in den Strecktauen im tosenden Seewasser das auf das Deck klatschte. Anstatt die Welt zu verfluchen, in Tränen oder Schmerzensgeheul auszubrechen fingen sie plötzlich gegen den Sturm an zu singen: „Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen, der eiskalten Winde raues Gesicht“!

Rückblickend kann ich wohl sagen, das meine Zeit auf der Gorch Fock die schönste meines Lebens war. So hatte ich mir meinen Beruf als aktiver Marineoffizier vorgestellt. Ich konnte in allen Bereichen Einfluss nehmen und prägend wirken. Eine Möglichkeit, die – das lernen viele aber erst später – das Leben prägten. Wir waren auch tatsächlich eine eingeschworene Gemeinschaft. Ende

Sturmerprobte Nachbarschaft Reinhard Claves Krachend schlugen die Wellen gegen die Bordwand. Diese Geräusche, die stark nach Steuerbord und Backbord driftende Hängematte und der Pfiff der Bootsmannsmaatenpfeife ins Deck, rissen mich aus dem Schlaf. „Alle Mann an Deck“ bedeutete der Pfiff. Doch da, wo ich gerade noch mit den Beinen aus der Hängematte ´raus auf die Decksplanken springen wollte, fehlte durch die rollende Bewegung des Schiffes unter mir der Boden. So lagen plötzlich etliche Kameraden übereinanderfallend, strampelnd auf den Planken. Es war unsere erste große Auslandsreise mit dem Segelschulschiff der Bundesmarine, der „Gorch Fock“, und der erste Sturm den wir erlebten. Die Unterbringung unter Deck mit Hängematten als Schlafstätte, die aufgereiht an Stahlrohren unter der Decke und gespannten Ketten im Decksboden verankert hingen war schon abenteuerlich. So musste sich jeder beim Ein- und Ausschwingen aus der Hängematte auf seinen Nachbarn verlassen können um nicht Schrammen oder Verstauchungen zu riskieren.

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So mancher Orkan und Sturm mit bis zu 12 Windstärken waren während meiner Bordzeit zu überstehen. Auf meinen CrewNachbarn im Topp, auf den Rahen, an Oberdeck, auch meinen Nachbarn in der Hängematte konnte ich mich immer verlassen!

Es gab aber auch den „nickeligen Nachbarn“, der die Bändsel lockerte mit der die Hängematte befestigt war. So fanden sich die einen oder anderen Kameraden auf dem Decksboden wieder, der sich mit Schwung in die Hängematte fallen lassen wollte.


Ein fast perfektes Anlegemanöver Wir kamen 1982 von einer Einzelausbildung in der Ostsee. Mit Elan segelte die Gorch Fock in die Förde zurück wobei wir es nicht ganz einfach mit dem Aufstoppen hatten. Beim Segelbergen wurde das Schiff kaum langsamer, so dass wir an der Blücherbrücke (dem damaligen Liegeplatz der Gorch Fock) vorbei segelten. Mit großem seemännischen Geschick mittels eines „Aufschießer“ unter Benutzung eines Ankers gelang es Kapitän Nikkels Peter Hinrichsen und der Mannschaft die Bark zu verlangsamen und in Fahrtrichtung zur Blücherbrücke zu drehen. Für ein solches Manöver ist die Innenförde eigentlich ein bisschen eng. Das Foto, aufgenommen von Herrn Nerlich, zeigt die Gorch Fock bei diesem Einlaufen in die Innenförde unter Segeln.

Suchmeldung Bei diesem Profil handelt es sich um DIRK HERBST. Er ist mein Papa, bzw. war mein Papa, denn er ist 1990 gestorben. Da war ich gerade mal 7 Jahre alt. Da ich eh kaum Erinnerungen an ihn habe, aber immerhin diese Fotos gefunden habe, möchte ich diese Online stellen auch für die, die ihn vielleicht kannten und gemeinsam mit ihm durch diese Zeit gegangen sind.

Wenn man die Fotos entsprechend interpretiert, kann man zu der Überzeugung gelangen, dass sich Kameraden, die mit ihm zusammen gefahren sind, sich auch an ihn erinnern könnten.

So war (und ist) es zu lesen im Profil von Dirk Herbst auf unserer Internetseite www. gorchfock.de, wenn man sich registriert und angemeldet hat.

Kontakt über den Schriftführer oder direkt per E-Mail an Eva Herbst: eva.herbst@gmx.net

Natürlich würde sich seine Tochter Eva über Nachrichten oder gar Fotos von ihrem Vater freuen.

Reinhard Claves Nach Gespräch mit Nikkels Peter Hinrichsen 2012

Weihnachtsfeier 1978 Und noch eine Meldung aus dem World Wide Web, die ich für veröffentlichungswürdig halte: Sehr geehrter Webmaster, wir hatten das Vergnügen, mit Soldaten auf der „Gorch Fock“ ein Weihnachtsfest zu feiern. Es fand in Kiel statt. 1978. Wir sind vom Internat in Damp 2000 zu Ihnen gekommen. Ein Matrose schenkte mir ein Mützenband und es wurden viele Fotos gemacht. Leider ist durch einen Hausbrand nichts mehr davon übrig geblieben. Meine Frage an Sie: „Gibt es im Archiv der „Gorch Fock“ noch Bilder von diesem unvergesslichen Ereignis?“ Und wäre es möglich, dass ich ein neues Mützenband bekommen könnte? Ich komme gerne zur Deutschen Marine und hole es mir ab. Sollte es nicht möglich sein, so danke ich für Ihre Dienste. Ihre Jungs waren damals toll. Sogar unsere Rollstühle wurden an Bord gebracht, der Tag wird mir immer in guter Erinnerung bleiben!!! DANKE!!! Also, Kameraden: Bitte durchstöbert mal eure Backskiste und setzt euch mit dem Schriftführer in Verbindung. Das Mützenband liegt bereit, Adresse ist vorhanden. BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Von der 9. AAR der „Gorch Fock“ Tagebuch von Manfred Richert Während meiner Marinezeit war insbesondere die Zeit auf der „Gorch Fock“ für mich ein unvergessliches Erlebnis. Auf meiner ersten Reise über den Atlantik nach New York schreibe ich als 22 jähriger in mein Tagebuch.

Eckernförder Bucht. Hier wurde das Aufentern, Segel setzen, einholen, wenden und vieles mehr geübt, und das alles bei einem Wetter um die Null Grad.

Als Unteroffiziersanwärter will ich nicht nur das Arbeiten und Leben an Bord des Segelschulschif­fes in Worten festhalten, sondern auch die Kameradschaft, nach dem Motto, einer für alle und alle für einen beschreiben.

Der große Tag war gekommen. Die Wehmut des Abschiednehmens wurde durch die Klänge des Marinemusikkorps Ostsee übertönt. Mit einem dreifachen „Hurra“ auf die Heimat legten wir ab. Die Besatzung war vollzählig an Bord, nur unser Bordhund „Whisky“ war nicht auffindbar. Der Drahthaarterrier hatte sich vor einiger Zeit unentschuldbar danebenbenommen und wurde Kurzerhand degradiert. In der Holtenauer Schleuse beim Anlegen kam unser Whisky frisch getrimmt wieder an Bord, wo er etwas später rehabilitiert wurde. Bereits am Mittwoch, nach passieren des Nordostsee­kanals, heißten wir bei eisi­ger Kälte und Regen die Stenge und die oberen Rahen. Um 16.00 Uhr Musterung durch den neuen Ersten Offizier, Korvettenkapitän von Witzendorf. Er ermahnte uns, den guten Ruf, der uns aus London nacheilte, auch zu halten. Die nächsten fünf Tage zo­ gen sich hin. Am Sonntag wurden gegen zwei Uhr morgens alle Segel geborgen. Mit drei Knoten Fahrt und zwei Knoten Gegenströmung war es schwierig alle Termine einzu­halten. So sollte die Technik helfen. Aber bereits nach dem Morgenreinschiff

Zu erwarten waren Aufenthalte in Santa Cruz de Teneriffa, New York und Ponta del Gada auf den Azoren. Unser Kommandant ist Kapitän zur See Wolfgang Erhardt, sein Stellvertreter, FKpt Hans Engel.

21.Februar 1962 Ich durfte gegen 16.00 Uhr die „Gorch Fock“ betreten, muss wohl einer der Letzten Kameraden gewesen sein, die auf der Gorch Fock eintrafen, denn ich kam in die letzte Korporalschaft. Die folgenden vier Wochen hatten es in sich. Die ersten Tage waren von vielen einzelnen Aufgaben, wie Segelkunde, Rahen, Brassen, Seil und Blockkunde ausgefüllt, danach einige Übungsfahrten, Bojenmanöver in der Kieler Förde und auch in der

Dienstag, 20. März 1962

Auslaufen GORCH FOCK zur Auslandsausbildungsreise 1962, Verabschiedung durch den Kommandeur des Kommando Marineausbildung, Flottillenadmiral von Blanc.

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Bordhund „Whisky“

mussten wir alle Segel wieder setzen, da die Maschine unklar war. Nach einer weiteren Stunde: ,,Alle Segel bergen!“ Der „Jockel“ lief wieder.

Montag, 26. März 1962 Die Natur war gegen uns. Die Maschine brachte uns schnel­ler voran als die Segel. Die Seekrankheit griff um sich und viele Kamera­den lagen irgendwo in einer Ecke, nahe einer Pütz.

Der l. April Ein großer Tag für die meisten meiner Kameraden die Beförde­rung zum Gefreiten. Endlich ein goldener Streifen auf dem Ärmel. Doch unsere Ausbilder erlaubten sich vorher noch einen kleinen Aprilscherz: Bo­ jenmanöver vor dem Umziehen! Temperaturen wie im Hochsommer. Wasser wie im Aquarium, warm und ruhig.

„Gorch Fock“ hat abgelegt. Ein letzter Gruß zurück an die Angehörigen.


rum. Die Leine diente dem Messen der Geschwindigkeit und war im Abstand von sieben Me­tern mit Knoten versehen. Durch das Zählen der Knoten konnte somit die gefahrene Geschwindigkeit in Seemeilen pro Stunde errechnet werden.

Wenn man tagelang auf gleichem Bug segelte, konnte das Schlafsegel ausgebracht werden. Dies brachte für die Segelwache die Möglichkeit mit sich, an Deck schlafen zu können.

So war die Segelwache von vier bis acht Uhr fast erholsam.

Freitag 6. April 1962 Die hell leuchtende Morgensonne ließ die herrlichen, bizarren Berge Teneriffas und die „weiße Stadt“ Santa Cruz in einem faszinierten Licht erscheinen. Den ersten Weg in dieser wunderschönen Stadt machten wir zum Postamt. In einem an­schließenden Stadtrundgang lernten wir die Versuchungen ken­ nen, die jede Hafenstadt in sich birgt. Das Wochenende verging jedoch viel zu schnell. Montag gegen 10.00 Uhr mussten wir Abschied nehmen. Unter Motor liefen wir aus dem Hafen von Santa Cruz aus. Kurs westwärts.

Mittwoch, 11. April 1962. An diesem Tag erreichten wir die Passatzone. Da wir von nun an tagelang unter gleichem Bug segeln würden, wurde uns gestattet, während der Segelwache in einem „Schlafsegel“ an Deck zu schlafen.

Schiffsarzt Dr. Niemann und der Kommandant KzS Wolfgang Erhard.

Ich hatte im September 1961 geheiratet, und meine Gedanken holen mich wieder ein. Die letzte Post, die ich in Kiel erhalten hatte sagte mir, dass meine Frau mit einem Nierenproblem in ein Krankenhaus eingeliefert wurde. Auf Teneriffa in dem Post­amt, konnte ich mir dann telefonisch Gewissheit über das Krankheitsbild verschaffen. Es war eine Nie­renbecken-End­zündung, die aber in einigen Wochen ausgeheilt sein würde. Es ist null Uhr, Mittelwache. Ich bin zur Segelwache Backbordseite eingeteilt. Die See ist ruhig, der Wind stetig. Die Ruhe kann ich nutzen, um an zu Hause zu denken. Der Tag füllt sich mit viel Sonne und jedes Fleckchen wird von meinen sonnenhungrigen Kameraden aus­ gefüllt. Die letzten vier Wochen gehen mir durch den Kopf. Vor allen die Ge­danken an mei­ner Frau.

16. April 1962. Es ist Montag, Seit einigen Tagen se­gelten wir jetzt schon im Passatwind. Das war das erste Mal für uns und die „Gorch Fock“. Es ist fast dunkel, hinter den schwarzen Flächen der Segel steht der Mond. Unser Schiff erreicht an diesem Tag eine Rekordmarke: ein Etmal (See­meilen pro Tag) von 238 Meilen. Der Gedanke daran, in Amerika, englisch spre­chen zu müssen, machte mir Sorgen, ich hatte keine Möglichkeit in der Schule englisch lernen zu können. Die Takelage wirkt wie ein Scheren­schnitt. Diese Stunden, die erfüllt sind vom Empfinden der reinen Schönheit der See und der Nacht, entschädigen mir die vielen kleinen Ärgernisse des Alltags. Von meiner Korporalschaft im Stich gelassen, plagte ich mich mit der Logleine he-

In der Mittagszeit gab es plötzlich lautes Geschrei an Deck: ,,Hai an Steuerbord“. Es war ein imposanter Anblick und ich schätzte seine Länge auf ungefähr vier Meter. Mit der energiegeladenen Stetigkeit eines Torpedos bewegte er sich, wie ein weißer Schatten durch das Wasser. Auf der Flucht vor dem Raubfisch flogen Schwärme klei­ ner fliegender Fische von Wellenkamm zu Wellenkamm. Nach eini­gen Minu­ten kam von der Kommandobrücke, der Ruf: „Meine Herren, wir sind kein Ausflugsdampfer!“ Ach­tern warfen wir eine Haiangel aus, um den Koloss zu fangen, aber den Gefallen tat er uns nicht.

20. April1962 Karfreitag. Einen Monat lang waren wir jetzt auf See. Stabsarzt Dr. Niemann hielt eine kurze Andacht an Oberdeck. Ein Tag, so recht dazu geeignet sich an die Lieben daheim zu erinnern, in dem Bewusstsein, dass auch diese an uns denken. Doch die besinnliche nachmittägliche Stimmung wurde durch einen lauten Knall gestört. Mit einer gro­ßen Stichflamme und einem Regen feiner Glassplitter explodierte eine Lampe direkt über unseren Köpfen. Damit war die besinnliche Stimmung erstmal verflogen. Das Osterwochenende zog sich in die Länge. Vor allem der Ostersonntag. Zu Mittag gab es Jungputenkeule mit Salzkartoffeln und Gemüse. Ich erinnerte mich an die steigende Sonne, die die kühle Luft zu Hause ein bisschen anwärmen würde, an die frisch duftende Erde. Zu Hause würde ich mit meiner Familie in die Kirche gehen. Aber meine neue Familie, die Kameraden auf der „Gorch Fock“, feierte auch Ostern. Der Kommandant, Kapitän zur See Hans Engel, der das Kommando in Teneriffa übernom­men hatte, sprach zu uns in tief bewegenden Worten und ließ einen riesengroßen Os­terhasen unter der Schiffsglocke aufstellen. Für jeden von uns hielt er ein buntes Schokoladenei bereit. Am Abend durften wir einen Film sehen. Die zarte Gestalt und das feine Gesicht der Audrey Hepburn erinnerten mich an meine Frau die so weit weg war.

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Allein hockte ich auf dem Wegweiser der Backbordwand und ließ meine vielen Gedanken und Gefühle schweifen: Wie wird wohl sie diesen herrlichen Tag verbracht haben? Wird sie ihre Nierengeschichte gut überstehen? Der Montag war gekommen. Der Tag begann mit dem Ruf ,,Schiff von Steuerbord.“ Ein französischer und ein deutscher Dampfer mit Kurs nach Venezuela umkreisten uns. Zum Gruß fierten wir die Großroyal ein, das oberste Segel unseres Schiffes. Meine Freizeit ver­brachte ich mit Lesen, und studierte die Takelage unserer Gorch Fock, ich wollte alle be­weg­lichen, lose und festen Werke, aus dem FF kennen. Die 5.000-Seemeilen-Marke brachten wir am Dienstag hinter uns. Meilen um Meilen trennten uns nun von zu Hause. Aber wir versuchten positiv zu denken. Es waren nämlich nur noch 1.000 Meilen bis New York. Doch das Wetter machte unsere gute Laune zunichte. Trübe, regnerische Tage erwarteten uns. Nach der Abendronde saßen wir mit unserem Korporal auf dem Mitteldeck zusammen und klönten über Amerika, das Land der 1.000 Möglichkeiten. Wie geht die Fahrt der „Gorch Fock“ weiter? Wie wird sie in New York empfangen? Der Nebel, der bereits seit Tagen unser Begleiter war, hatte sich verzogen. Zehn Uhr. Plötzliche Rufe an Oberdeck: ,,Land in Sicht“. Hubschraubergeräusche ertönten. Und jetzt konnten auch wir hinter den Nebelschwaden die Skyline von New York erahnen. In der Gravesend Bay vor Long Island gingen wir vor Anker. Am späten Nachmittag hatten wir auch schon den ersten Amerikaner an Bord, ohne einen Hafen angelaufen zu haben. Dieser Gast war ein kleiner Vogel, der aussah wie ein Spatz.

Helikopter zur Begrüßung beim Einlaufen in New York.

Bundesrepublik Deutschland sind und uns dessen be­wusst sein sollten.

7. Mai 1962 Für mich war dieses Ereignis, geschichtlich gesehen, von aller größten Bedeutung, denn heute war die „Gorch Fock“ das erste deutsche Kriegsschiff das nach dem zweiten Weltkrieg einen amerikanischen Hafen angelaufen ist. Nach dem Mittagessen brachte uns ein Schlepper den Lotsen für die Fahrt durch den Hudson und einige Reporter. Kaum waren wir aus den Engen der Hudsonmündung raus, öffnete sich vor uns der Blick auf den New Yorker Hafen und die Skyline Manhattans. Ein atemberauben­der Anblick, der uns alle nicht mehr loslassen wollte. Ganz beson­ders das Empire State

Buil­ding. ,,Alle Segel setzen!“ Mit frischer Brise und hart über Steuerbordbug gebrasst präsen­tierten wir uns den New Yor­kern. So hatten sie angeblich noch nicht einmal die Eagle, das Schwesterschiff der alten Gorch Fock, gesehen. Jetzt war auch unsere Eskorte vollzählig: Marineflugzeuge, Coast Guard Hubschrauber, Schlepper und Feuerlöschboote, die mit ihren Wasserfontänen eine gewaltige Kulisse boten. Vorbei ging es an der Statue of Liberty. Uns war der Liegeplatz der „United States“ zuge­wiesen und am Lagerschuppen daneben prangte das Spruchband ,,Essex welcomes Gorch Fock.“ Der Flugzeugträger „Essex“ lag ein paar Piers von uns entfernt.

In der Mittagszeit am folgenden Tag kreuzte uns die „United States“, ein 53.000-Tonnen Riese. Sie hatte das Blaue Band gewonnen. Diese Auszeichnung erhielt nur das schnellste Schiff auf der Nordatlantikroute zwischen Europa und Amerika.

Montag 7. Mai Jetzt war endlich der große Tag gekommen: die Ankunft im New Yorker Hafen. Der I. Offizier führte eine Musterung durch. Er versprach uns Landurlaub für jeden Abend bis zwei Uhr nachts, sofern wir uns benehmen würden. Noch einmal erinnerte er uns daran, dass wir die Repräsentanten der

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Mit Vollzeug vorbei an der Freiheitsstatue.


Straßen von New Yorks. Ziel war das Empire State Building. Von interessierten Passanten wurden wir gefragt, ob wir aus East oder West Germany kommen. Ein Fahrstuhl transportierte uns auf die Aussichtsplattform dieses imposanten Gebäudes. Es war eine einzigartige Erfahrung, die man in Deutschland nie hätte erleben können. Es war so windig, dass wir vor­sichtshalber unsere Mützen unter den Arm klemmten, oder aber sie mit der Hand festhielten. Zweite Station war das Museum Of Modern Arts. Hier bekamen wir als Soldaten freien Eintritt. Die Tage vergingen wie im Flug und der Samstag war gekommen.

Vor New Yorker Skyline.

Am Montag waren viele Kameraden von uns in deutschen und amerikanischen Familien untergebracht. Mit einem Omnibus fuhren wir zum Plainshotel, wo die große Matrosenauk­tion statt­fand. Die Mummis rissen sich um uns. Die Tage gingen dahin mit Besuchen von Museen und Ta­gesausflügen.

An diesem Tag wurden zwei mei­ner Kameraden und ich, von unserer Gastfamilie mit einem großen Auto nach New Jersey abgeholt, bei Kaffee und Kuchen und alles in Deutscher Sprache, war es für uns (vor allem für mich) ein herrliches Erlebnis. Dies war mein letztes Erlebnis in Amerika und in New York. Die Frage die sich nun stellte, hieß nämlich, was erlebt die Crew auf der Rückreise? Und wie wird sie zu Hause empfangen?

14. Mai 1962.

Es wurden Politiker und hohe Militärs zu Spitzenessen und Cocktailpartys auf die Gorch Fock eingeladen und wer keinen Dienst hatte, hatte Landgang. Am nächsten Tag bummelten wir durch die

Es war ein seltsamer Abschied von dieser herrlichen Stadt. Wir genossen die wenigen Minuten auf der Pier, inmitten verliebter Pärchen und händeschüttelnder guter Freunde. Als die „Gorch Fock“ jedoch ein letztes Mal unter vollen Segeln über den Hudson davonse­ gelte, versank dieses niemals schlafende Manhattan wieder in seine bizarre und ewig schei­nende Stille. Trotzdem werde ich die Erinnerung

Das Wetter wird schlechter.

an die warme, herzliche und charmante At­ mosphäre dieser Stadt nie mehr verlieren.

Dienstag, 15. Mai 1962. New York lag nun hinter uns. Wie schnell man doch eine Episode aus den Gedanken verbannen kann. Es wurde Zeit, sich doch wieder an das alltägliche Leben an Bord zu gewöhnen. Es klappte ein Manöver nach dem anderen. Doch darauf durften wir uns nicht ausruhen. Die kommende Woche sollte uns mehr denn je in Anspruch nehmen. Das Wetter überraschte uns immer wieder mit starken Böen, mit steifer See und blitzartigen wuchtigen Regenschauern. Seeleute brachen sich Körperteile und Tampen lagen in chaotischer Ordnung. Zwischen der Gischt und den Böen kamen immer wieder die Kommandos des Wachoffiziers und des Kommandanten. Strecktaue wurden gespannt. Oft segelten wir nur mit den Untermarsen und den Sturmstengestagsegel. Aus herrlichstem Son­nenschein wurde plötzliche graue Nacht und die „Gorch Fock“ schlingerte und stampfte gewal­tig auf den Wellen. An diesen Tagen und Stunden lernten wir, wie wichtig es ist, immer wach und umsichtig zu sein. Unsere Stimmung war gut. Ein Jauchzen ertönte bei jedem schweren Brecher und dem Gischtregen, der übers Deck fegte. Vielen von uns wurde erst jetzt klar, warum die Bras­sen Zentimeter um Zentimeter steif gesetzt werden mussten. Jetzt wussten wir was es hieß zu segeln. Segeln war kein Wettkampf gegen die Zeit, sondern gegen das Wetter, gegen die raue Natur, die wir nicht umgehen konnten.

Alles andere als Schönwettersegeln. BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Doch einen Kameraden traf es besonders schwer. Jeder genannte Name brachte ihm Schmerz. Er war für die letzte Fahrt der Pamir vorgesehen, doch kurz vor dem Auslaufen des Vier­ mastsegelschiffes hatte er sich einer Blinddarmoperation unterziehen müssen. Es waren die Namen seiner alten Kameraden. Seltsamerweise kam an diesem Tag auch auf uns eine drohende Wetterfront zu. Alle waren auf der Hut, die Segel wurden geborgen und das Wetter rauschte dahin. Einlaufen in Ponta Delgada.

22. Mai 1962 Am Dienstag beruhigte sich das Wetter. Die See war glatt. Wir trafen das ständige Wetterschiff „Echo“ der US-Coast-Guard. Um den bärtigen Seeleuten eine Freude zu machen, setzten wir alle Segel, brachten einen Kutter zu Wasser und schickten ihnen drei Kästen guten deutschen Bieres. Als Zeichen der Anerkennung reparierten sie unseren Filmap­parat. Gedenken an die PAMIR. Ich habe schon einige Gedenkfeiern erlebt. Aber die Gedenkfeier am 25. Mai 1962 war be­sonders bewegend für uns als Windjammer-Crew. Wir hatten die Unglücksstelle der Pamir von 1957 erreicht.

Bei den Gedanken, wie das Schiff unterging, wie alle, bis auf sechs Seeleute, ihre Gefühle und Sehnsüchte, die sie hegten mit in die Tiefen des Ozeans nahmen, wurde uns bewusst, mit welchem Glück wir unterwegs waren. Vielleicht sollte man aus diesem Desaster eine Lehre ziehen. Das es keine schöne, sondern vielmehr eine vornehme und ernsthafte Aufgabe sei, einen Segler über den Atlantik zu führen. Wie viel Glück und Freude ist auf solch einem Schiff. Aber wie würde es sein unterzu­ gehen? Vielleicht einen letzten Funkspruch abzugeben und danach in jenes ungewisse Element zu versinken. Jeder Name der ertrunkenen Seeleute wurde durch unse­ren Kommandanten verlesen, als An­erkennung und letzten Gruß.

Montag, 28. Mai 1962. ,,Land in Sicht“. Die Azoren lagen vor uns, der Vorposten Europas, unser letztes großes Erlebnis. Bei steifem Wind hatten wir uns in kürzester Zeit bis zur Hafeneinfahrt von Ponta Delgada vorgearbeitet. Diese atlantischen lnselhafenstädte schienen alle nach demselben Prinzip gebaut zu sein. Während wir uns die ,,Paradegeige weiß“ anzo­gen, wurde über die Toppen geflaggt, da wir am Festtag eines Heiligen eingelaufen waren. Die Inselrundfahrt führte uns durch die Idylle Sao Miguels, der azorischen Hauptinsel. Das schönste Fleckchen Erde, das ich auf dieser Segelfahrt gesehen hatte. Vorbei an riesi­gen Tal­kesseln und subtropi­schen Wäldern, heißen Quellen, fruchtbaren Äcker und fröhlich winken­den Menschen. In einem einheimischen Lokal in Ponta Delgada ließen wir den Abend mit einem portugiesischen Brandy ausklingen. Doch bereits am Dienstag verließen wir den Garten Eden wieder. Das Ablegemanöver aus dem Hafen war nicht leicht, da der Wind das Schiff auf die Pier drückte. Nach lan­ gem Kampf und einer gebrochenen Spring verließen wir den Hafen von Ponta Delgada unter Segeln, den Schulfregatten „Hipper“ und „Graf Spee“ entgegen, mit denen unsere Vorcrew hier am Ende ihrer Südamerikareise den vorletzten Hafen anlaufen sollte. Die „Graf Spee“ folgte uns dann ein Stück und nach diesem Rendezvous ging es mit Kurs 065° Richtung Heimat.

Donnerstag, 31. Mai 1962.

Die Reiseroute vom 20.03.1962 bis 12.06.1962. Zum Proviant und Wasser Bunkern ein Aufenthalt auf Teneriffa vom 06.04.bis zum 09.04. 1962. New York vom 07.05. bis 14.05.1962. Porta Delgada vom 28. bis 29.05.1962

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Der Wind wehte ungünstig. Wir mussten immer wieder auf 60° abfallen und bei 40° lag die Einfahrt zum Englischen Kanal. Noch 16 Tage bis zum Tag ,,0“.


Sonntag, 3. Juni 1962. Seegang und Geschaukel waren gewaltig. Vielleicht sollten wir nun doch nördlich um Schottland herumsegeln. An Oberdeck war ,,Anzug Ölzeug“ befohlen und das geplante Sportfest fiel aus. Das holten wir dann bei ruhigerem Wetter am Freitag vor Pfingsten nach, nachdem wir die schottische Küste nach der Passage durch den Pentland Firth verlassen hatten. Am Samstag vor Pfingsten kam die norwegische Küste in Sicht. Es schneite.

Dienstag, 12. Juni 1962 Wir segelten im Kattegat auf südlichem Kurs mit 15,5 Knoten durchs Wasser und 19 Knoten über Grund, ein neuer Rekord. Gegen Mittag kam Laboe in Sicht. Die Fregatte „Gneisenau“ begrüßte uns. Wir machten die Segel fest und gingen in der Eckernförder Bucht vor Anker. Das Schiff musste wieder herausgeputzt werden. Die „Gorch Fock“ sollte ja dem neuen Lied „Weiß ist das Schiff das wir lieben...“ (Text und Melodie von unserem II. Wachoffizier KptLt Hans von Stackelberg) alle Ehre machen.

Freitag, 15. Juni 1962. Ein wunderschöner Freitag. Endlich sind wir wieder zurück in Kiel, doch die Rückreise von New York erwies sich als nicht einfach. Man sah es an unseren Ge­sichtern. Unsere Finger waren viereckig, die raue See hatte an uns gezehrt. Einlaufen in Kiel unter Vollzeug bei Kaiserwetter. Die Blücherbrücke, die während unserer Reise fertig geworden war, konnte die Menschenmassen nicht fassen. Das Hindenburgufer war gesäumt von tausenden Schaulustigen. Das Marinemusikkorps Ostsee spielte flotte Weisen. Eltern, Freundinnen, Ehefrauen und Kinder winkten und schlossen ihre Liebsten in die Arme. Mich erwartete niemand. Die Post kam an Bord. Auch ein Brief von meiner Frau war dabei: Bin sehr traurig, hätte dich gerne in meine Arme genommen, ich bin fast gesund, aber noch nicht gesund genug. Es grüßt dich dein Schatz, und baldiges Wiedersehen. Autor: Manfred Richert Fotos: Besatzung „Gorch Fock“

GORCH-FOCK-LIED Die hohen Masten und der schlanke Bug zieh´n immer wieder uns auf See die Angst, die so mancher einst im Herzen trug verging wie die Seekrankheit in Lee Der Bootsmann ist nicht immer angenehm gefürchtet ist auch mancher Maat und ist auch ihre Nähe oft recht unbequem im Herzen ist doch jeder Kamerad Weiß ist das Schiff, das wir lieben weiß seine Segel, die sich bläh´n stets hat der Wunsch uns getrieben hoch vom Mast weit auf die See hinaus zu seh´n hoch vom Mast weit auf die See hinaus zu seh´n Wir brassen, wir entern und wir legen aus und setzen die Segel für die Fahrt das Land entschwindet und es geht hinaus wir segeln nach guter alter Art Und müssen wir eines Tag´s von dannen zieh´n und ist die Fahrenszeit vorbei der Wunsch bleibt immer in den Herzen drin ich wäre ja so gerne noch dabei --Weiß ist das Schiff, das wir lieben weiß seine Segel, die sich bläh´n stets hat der Wunsch uns getrieben hoch vom Mast weit auf die See hinaus zu seh´n hoch vom Mast weit auf die See hinaus zu seh´n BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Irland

Der Unfall des OMT Paul Eine schicksalhafte, lebensprägende 30. AAR Nun sind fast 45 Jahre vergangen und doch immer noch drehen sich viele Gespräch im Kreise der Bordkameradschaft um die schweren Verletzungen die Obermaat Paul auf der 30. Ausbildungsreise der „„Gorch Fock“ im Hafen von Cork erlitten hatte. Nur eine kleine Notiz und erläuternde Sätze in einer irischen Tageszeitung und in Deutschland bekam die Schwester von Obermaat Paul ein Telegramm aus Wilhelmshaven über den Vorfall. Das war alles: Kein großer Aufschrei in den Medien, keine Untersuchung. Es war ein Unfall der jeden Tag und auch überall passieren kann. Aber das war vor fast 45 Jahren im Jahr 1968! Was würde man wohl heute daraus machen? Was hat man unserem Schiff wegen eines Unfalls im letzten Jahr angetan? Die Gesellschaft und im besonderen die Bundeswehr haben sich verändert, und das gewiss nicht gerade immer positiv. Es gibt zu wenige Führungskräfte in den oberen Rängen mit Rückgrat.

Der Unfall Seine 17. Reise sollte die letzte auf der „Gorch Fock“ werden. So plötzlich und brutal hatte er sich seinen Abschied nicht vorgestellt. Es sollte bei der Rückkehr nach Kiel der Bootsmannslehrgang folgen um später Hein Ruloffs als Schmadding an Bord abzulösen. Doch das Schicksal schlug auf der 30. Reise im Hafen von Cork zu und veränderte sein Leben grundlegend. Als die „Gorch Fock“ am 28. August 1968 in der Bucht von Coh/Irland vor Anker ging, teilten die dortigen Behörden mit, dass die Bark mit der Masthöhe nicht einlaufen könnte da sich über dem River Lee in 135 Fuß Höhe ein Starkstromkabel spannt. Es musste also das Gestänge gefiert werden bei dem Peter Witzke und OMT Erwin Zuchowski hilfreich zur Hand gingen. Auf der Fahrt dorthin präparierte OMT Paul eine 6 m lange Bambusstange und postierte sich oben im Topp. Als das Schiff mit

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Maschinenkraft die Stromleitung unterfuhr stellte er fest, dass noch gut 5 m Luft zwischen Mastspitze und Stromleitung waren. Gleich nach dem Einlaufen begann man mit dem Aufbringen der Stenge bei dem Olt. Schneidewind das Team auf der Bramsaling unterstützte. Alles lief anfangs reibungslos. Dann kippte die Stenge als der oberste Holepunkt erreicht war leicht auf die Backbordseite. OMT Paul hockte sich hin, bekam aber das Schlossholz nur etwa 4-5 cm in das Haltelager eingeschoben. Mit seinem Ruf: „Holt noch einen Pull!“ gab es einen gewaltigen Knall. Der Mast erzitterte, danach war es ruhig. OMT Paul hing an einem Steuerbordpardun und zog sich wieder auf die Saling. Das rechte Bein war in der Hockstellung verblieben und als Peter Witzke am rechten Fuß zog, sackte das Bein runter ins Hosenbein. Der Oberschenkel schwoll sehr stark an und als Olt Schneidewind die Hose aufschnitt sah man die Bescherung. Im Oberschenkel klaffte eine große Wunde, die Knochenenden ragten heraus. Das Blut vermischte sich mit Knochenmark und tropfte in den Mastgarten. Es herrschte eine große Verwirrung an Oberdeck denn die Kadetten, die das Obermarsfall durchholten, lagen infolge der Lose alle auf dem Rücken.

In eine Transporthängematte eingeschnürt an zwei Jolltauen kopfüber nach unten an Deck abgelassen wurde an Deck die weitere Wundversorgung vorgenommen. Im South Infimary Hospital versuchte man erfolglos den Bruch zu richten bis dann nach 10 Tagen Dr. O Conner vom Orthopädic Hospital Cork den Patienten mitnahm. Die Knochen wurden zwar zusammengefügt, diese waren aber krumm und schief aneinander geschoben. Der Kommandant Peter Lohmeyer versuchte vergeblich die Überführung mit einem Flugzeug der Bundeswehr nach Deutschland. Botschaft und Marineführung lehnten das mit der Begründung ab, dass Irlands Ärzte solche Verletzungen problemlos behandeln könnten. Drei Monate später im Bundeswehrlazarett Hamburg bemerkte keiner den katastrophalen Zustand des Beines. Erst Ernst von Witzendorff der inzwischen Kommandant der „Gorch Fock“ geworden war und von den Problemen Kenntnis erhielt veranlasste die Verlegung in die Klinik Lubinus nach Kiel. Ende 1969 wurde das Bein noch mal gebrochen und gerichtet.

Die vielen Zuschauer auf der Pier sahen ratlos herauf. Die Stenge sah in Schieflage etwas eigenartig aus, hielt sich aber mit geringer Auflage des Schlossholzes in Position. Welches Unglück hätte es wohl gegeben wenn die Auflage nicht zustande gekommen und der Block bereits früher gebrochen wäre?

Die Marine hatte OMT Paul nach 8 Jahren als dienstuntauglich entlassen obwohl er sich vier Wochen vor dem Unfall auf 12 Jahre weiter verpflichtet hatte.

Der Stengewindereepsblock unter dem Eselshaupt war am Steeg glatt abgerissen und hatte mit gewaltiger Wucht etwa 5 cm am Kopf von OMT Paul vorbei sein rechtes Bein seitlich getroffen. Schneidewind und die beiden Uffze banden das Bein ab, stillten die Blutung und der aufgeenterte Sanitätshauptgefreite legte einen professionellen Druckverband an.

Reinhard Claves

Die Folgen

Seine Zukunft nahm er nun selbst in die Hand. Er erlangte die Hochschulzulassung, wurde Lehrer auf der Insel Amrum und genießt nun in diesem Paradies nach der Pensionierung seinen Ruhestand.


OMT Paul mit einem gefangenen Hai (oben) und unten mit einer seiner vielen Korporalschaften.

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Auf der Suche

E s g eh t um die B ugzier de r GOR CH FO C K Das Interesse an Dingen und Ereignissen, die unsere Marine sowohl historisch als auch aktuell betreffen, ist vielfältig und geht oft bis in das letzte Detail. Manches bereitet Kopfzerbrechen nicht nur dem Fragenden bzw. Suchenden, sondern auch denen, die eventuell Antwort geben könnten. Ein sicher ganz spezieller Fall in dieser Hinsicht ist einer unserer Leser, den die Frage umtreibt, ob es nach den mehrmaligen Verlusten der Bugzier des Segelschulschiffes der Deutschen Marine „Gorch Fock“, eines Albatros, noch eine zweite, aus einem kompakten Holzblock gefertigte Galionsfigur gegeben hat. Nach seinen Recherchen nicht, obwohl, so seine Auskunft, das Internet etwas anderes aussagt. Nachfolgend das Ergebnis seiner Nachforschungen. Vielleicht gibt es ja anderes Wissen oder andere Erkenntnisse, die dem hinzuzufügen sind. Falls nicht, ist es dennoch einmal ganz interessant, das Schicksal der etlichen »Albatrosse«, die den Bug des seit Langem weltberühmten deutschen Segelschulschiffes unterschiedlich lange zierten, zu verfolgen.

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Der erste »Albatros«, also das Original, wurde 1958 von dem Bildhauer und Maler Dr. Schroeteler, Bochum, unter Zuhilfenahme der Fa. Westholz, Schreiner Franz Kowalski und Erich Kroggel aus Eschenholz gefertigt und wog 30 Zentner. Die Anbringung an der noch unfertigen „Gorch Fock“ erfolgte auf deren Bauwerft Blohm + Voss in Hamburg. Diese Figur wurde im Oktober 1969 in Kiel demontiert und in die GFK-Werkstatt von Blohm + Voss verbracht. Von dort aus wurde sie schließlich laut Blohm + Voss der Marineschule Mürwik übergeben. Soweit die offiziellen Angaben, die allgemein auch so bestätigt werden. Aber dann gibt es noch die Version, die besagt, dass die erste Galionsfigur der „Gorch Fock“, eben dieser aus einem einzigen Holzblock gefertigte »Albatros«, in den ersten Jahren des Schiffslebens verloren gegangen und durch einen neuen, ebenfalls aus einem einzigen Holzblock hergestellten »Albatros«, ersetzt worden sei. Nach Durchsicht der Logbücher des Segelschulschiffes hat sich jedoch dafür keine Bestätigung gefunden. Weiß jemand mehr?

Der offiziell zweite »Albatros« wurde von Blohm + Voss aus glasfaserverstärktem Kunststoff/GFK gefertigt und war 25 Zentner leichter als der Vogel Nummer eins. Er wurde Ende 1969 fertig und Anfang 1970 am Schiff angebracht, hielt aber nicht lange, sondern fiel bereits am Sonntag, den 26. April 1970 bei Windstärke 7 und etwa vier Meter hohen Wellen im Englischen Kanal wieder ab. Die Figur ging jedoch nicht verloren, sondern wurde von der Besatzung geborgen. Die Schwingen befanden sich noch am Schiff. Der abgefallene Rumpf des »Albatros« wurde in der Werft (welcher?) wieder an seinem alten Platz befestigt. Während der Generalüberholung der „Gorch Fock“ 2000/2001 in der Elsflether Werft wurde dieser »Albatros« Nummer zwei bei seiner Demontage durch unglückliche Umstände so schwer beschädigt, dass er nicht wieder verwendet werden konnte. So entstand ein dritter »Albatros« auf der Yachtwerft Meyer in Bremen-Vegesack und gelangte dann auf der Elsflether Werft am 28. Mai 2001 auf dem ihm zukommenden


Platz. Jedoch nur ein gutes Jahr später, am Mittwoch, dem 11. Dezember 2002, musste auf der „Gorch Fock“, wieder im Englischen Kanal, Höhe Cherbourg, der Verlust des »Kopfteiles« dieser dritten Ausfertigung festgestellt werden. Unter »Kopfteil« ist der Rumpf des »Albatros« zu verstehen. Die Schwingen blieben wieder am Schiff erhalten, wie auch die vier Haltebolzen. Den nunmehr schon vierten »Albatros«, zumindest dessen »Kopfteil«, schuf dann im Auftrag der Marine das GalionsschnitzerEhepaar Claus & Birgit Hartmann in seiner Werkstatt auf der gegenüber Brake liegenden Weser-Insel Harriersand. Basismaterial waren Holzbohlen norddeutscher Esche, die zu einem 700-Kilo-Block verleimt und im Endzustand von den Hartmanns auf 350 Kilo »abgespeckt« wurden. Die Firma Malco in Berne-Motzen sprühte nach dessen Fertigstellung einen Speziallack aus USProduktion auf den Vogelrumpf, und zwar fünffach. Anschließend folgten noch zwei Schichten Klarlack. Dieses Werk wurde im Februar 2003 auf der im Kieler Tirpitzhafen liegenden »“Gorch Fock“« montiert. Aber, wie das Schicksal es so will, auch diese neue Zierde blieb nicht lange an ihrem Platz. Bereits im Dezember gleichen Jahres, in der Nacht vom 4. auf den 5., machte sie sich in der Biskaya, westlich Ile de Quessant selbständig und verschwand auf Nimmerwiedersehen in der Dunkelheit. Auch bei diesem Verlust blieben die Flügel dem Schiff erhalten, außerdem zwei der Haltebolzen. Jedoch, was ist die „Gorch Fock“ ohne ihren »Albatros«! Ein fünfter musste her und den Auftrag zu dessen Bau erhielt nach einem entsprechenden Angebot die Fa. Fiberglas Technik Lehmann + Sohn GmbH in Neu Wulmstorf. Karl-Heinrich Lehmann hatte 1969 bei Blohm + Voss den ersten Kunststoff-»Albatros« gebaut und dieser Vogel hatte dem Schiff immerhin über 30 Jahre die Treue gehalten. Als wichtigste Änderung für den »Neubau« ist das Innengerüst aus V2A-Stahl-Vierkant-Rohren festzuhalten. Ansonsten besteht der Rumpf aus Karbonfaser, die auch beim Bau der Formel-1-Rennwagen verwendet wird. Am 26. Februar 2004 wurde der »Albatros« Nummer 5 nach dessen Montage auf der Elsflether Werft offiziell vorgestellt. Wollen wir hoffen, dass dieser länger am Schiff bleibt als die meisten seiner Vorgänger. Text: Theo Görlich. Erschienen im FlottenKalender 2012. Mit freundlicher Genehmigung: Maximilian Verlag, Hamburg

1958: Bei Bloom & Voss wird der erste Albatros montiert. Fotos: Thyssen BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Der verlorene Stockanker! Heute liegt der „verlorene“ Stockanker der „Gorch Fock“ als Zierde vor dem Eingang zum Kieler Landtagsgebäude. Wie es dazu kam, soll die nachfolgende Geschichte entschlüsseln. Kurz vor der 25-Jahr-Feier der „Gorch Fock“ wollte Kapitän Hinrichsen auf der Reede von Helgoland doch einmal den alten Stockanker benutzen. Auf „einwandfreien Ankergrund“ wie die Seekarte auswies. Das Aufnehmen wurde zur Knochenarbeit. Als der Anker dann zu sehen war, hing gut verdreht ein Seekabel daran. Es war ein Marinekabel aus dem ersten Weltkrieg das in Vergessenheit geraten war. Es briste auf und bei Windstärken 8 – 10 aus Nordost war an eine ungefährdete Bergung des Ankers nicht zu denken. Also wurde er mit einer Kettenlänge und Vorlauf geslippt, mit einer Boje versehen und vor Ort gelassen. Gesamtgewicht ca. 4 to. Der Hafenmeister wurde informiert und wir setzten unsere Fahrt fort.

VAdm. Wellershoff mit großer Abordnung der Besatzung angetreten zur Ankerübergabe.

Auf dem Grund zurück blieb der Stockanker. Ob dann die See die Boje abriß oder ein Andenkenjäger sich in die Boje verliebte – sie war weg, als der Anker geholt werden sollte. Für die Marine war es kein

Problem, wozu hat man gut ausgebildete Minentaucher? Die Jungs mussten lange suchen bis sie den verd… Stockanker fanden. Per Ladegeschirr nahm ihn ein Schlepper auf. Da der Anker aus der Inventarliste der „Gorch Fock“ schon gestrichen war, suchte Kapitän Hinrichsen nach einer Möglichkeit den Stockanker irgendwie an den „Mann“ zu bringen. Nach vielen Gesprächen und Kontaktaufnahme mit dem Kieler Landtag war man der Überzeugung, dass sich das Ding vor dem Landtagsgebäude gut machen würde. Er symbolisiert alles was Politiker sich von ihren Wählern wünschen: Glaube, Liebe, Hoffnung (so steht es rings rum um den Stockanker, den sich Matrosen auch auf Arm oder Brust tätowieren lassen. Vizeadmiral Dieter Wellershoff übergab den Anker in die Obhut von Landtagspräsident Rudolf Titzck, der ihn stellvertretend für den Landtag entgegennahm. Ein Stück von der „Gorch Fock“ bleibt so auf jeden Fall für immer in Kiel. Reinhard Claves Nach einem Gespräch mit Nickels Peter Hinrichsen. Fotos: PIZ Marine, Hermann Dirkes

Der „verlorene“ Stockanker vor dem Landeshaus. Rechts: Abbildung der Gedenktafel.

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Forumsbenutzer „bully1963“

Fre m de s Le ben Auf der GorchFock in den 60-ger Jahren Abkommandierung nach vier Jahren und sechs Monaten von einem Zerstörer zum B-Lehrgang (seemännischer Unteroffizierslehrgang), aber eigentlich mehr für die charakterliche Bildung auf die „Gorch Fock“. Ankunft Kiel Blücher-Brücke. Dort vor dem Schleswig-Holsteinischen Landtag hatte die „Gorch Fock“ ihren Liegeplatz und war vom Bahnhof aus zu sehen und auch von Laboe. Die Landeshauptstadt Kiel hat sich zu der Zeit mit dem Schiff geschmückt. Man wurde an Oberdeck in Korporalschaften eingeteilt, d.h. es waren immer 10 Leute in einer Gruppe. Uns wurde unser Deck gezeigt, wir gehörten zu Steuerbord 2 also bei der Arbeit mit der ganzen Besatzung zum Großtopp und Besan. Wir bekamen unsere Rollenkarte, Hängematten mit Nummern versehen, Bettzeug, Regenzeug, Südwester und dann wurde uns gezeigt wie man eine Hängematte zurrt, damit sie bei Überbordgehen noch ca. sechs Stunde oder länger als Rettungsmittel dienen kann. Rollenkarte: Für jeden Einzelnen stand darauf, was er und wo er bei bestimmten Manövern zu arbeiten hatte, z.B. „Mann über Bord“, „Feuer im Schiff“, „auf Gefechtsstation“. Am nächsten Morgen 5.55 Uhr „locken“ (leises Vorwecken) und um 6.00 Uhr Wecken mit der Bootsmannsmaatenpfeife: „Reise! Reise! Aufstehn! Überall zurrt Hängematten!“. Inklusive eines hier nicht

„Gorch Fock“ am alten Liegeplatz, der

druckfähigen Weckspruches. Sofort aus der Hängematte, dieselbige gezurrt und mit nackten Oberkörper und nur einer Turnhose bekleidet an Oberdeck zur Hängemattenmusterung. Ich hatte meistens Glück und meine Matte war richtig gezurrt, denn auf meinem ersten Kommando der Schulfregatte „Raule“ schlief ich die erste Zeit in einer Hängematte, bis ich mich „hochgeschlafen“ hatte. D.h. bei jeder Abkommandierung rutschte man in eine bessere Lage mit der Matte und bekam dann irgendwann eine feste Koje. Nach der Hängemattenmusterung an Oberdeck sofort unter Deck. Die Matte in die Hängemattenlast, Handtuch und Waschutensilien unter den Arm und wieder nur mit Turnhose bekleidet an Oberdeck. An den Speigatten standen Schüsseln, die von der Wache 4.00Uhr-6.00 Uhr mit Frischwasser gefüllt waren und die Morgentoilette fand an Oberdeck statt, da es zu wenig Frischwasser auf der „Gorch Fock“ gab. Kam man als 2. oder 3. Lage an eine Schüssel, dann war die Schüssel zwar mit frischem Wasser gefüllt aber nicht unbedingt mehr sauber. Da wir im Winter unterwegs waren, war es von Vorteil, im Dezember bei der Rückreise die 2. oder 3. Lage zu erwischen, da um 5 Uhr die Schüsseln gefüllt wurden und für den Ersten schon mit einer Eisschicht bedeckt war. Nach der Morgentoilette Backen und Banken. Die Bänke und Tische wurden unter der Decke gelöst und auf dem Boden festgelatscht. Die zwei Backschafteer gingen zur Kombüse und holten für die Korporalschaft das Frühstück. (Genug, aber nicht immer gut. Ich habe nie über das Essen bei der Flotte gemeckert, aber leider muss ich sagen, dass es auf der „Gorch Fock“ bei uns das schlechteste Essen gegeben hat, das ich je auf einem meiner anderen 7 Schiffkommandos bekommen habe, auf jeden Fall nicht wie heute Blücherbrücke. mit Rührei, frischen

OMT Kowalski mit Kutterbesatzung.

Brötchen, Müsli. – Ja, man müsste heute dabei sein). Nach dem Frühstück mussten die Backschafter für die Korporalschaft abspülen. Ab 8.00 Uhr Segelvorausbildung: Alle bekommen ein Lifebändsel, das eigentlich ganztägig getragen wird, und jeder soll auf dem Mast bis zur Marssaling und wer sich traut bis zur Bramsaling. Wer nicht nach oben will, der wird geprüft, indem er mit einen Bootsmannstuhl hochgezogen wird. Wer es wirklich nicht kann, der bleibt als Polleraffe an Deck. Es wird das Auslegen auf die Rah geprobt und erst, wenn man an seiner zugewiesenen Stelle, (siehe Rollenkarte) auf der Rah steht, kann man sich mit seinem Lifebändsel auf der Rah einpicken. Vorher ist es nicht möglich. Lifebändsel: Sisalseil doppelt um den Körper geschlungen, ein doppelter Palstek daran und vorne ein Karabinerhaken. Da wir von Oktober bis Dezember nach Madeira unterwegs waren, mussten wir zuerst die Sommersegel abschlagen und die Wintersegel anschlagen. Anschließend Tampenriss der „Gorch Fock“ (Hunderte verschiedene Taue und Fallen. Name: Flunder). Jetzt heißt es, jedes Tau auswendig lernen, z.B. Vorstengestagsegelsniederholer. Und täglich wird geübt, ob man die Begriffe intus hat. Wenn man nach 1. Woche Fehler macht, muss man Abends in der kurzen Freizeit eine Flunder zeichnen, d.h. alle Taue schriftlich in eine Tabelle eintragen, dauert ungefähr ein bis sechs Stunden. Spätestens nach der zweiten gemalten Flunder kann man die Taue auswendig. Beliebt war auch, wenn man etwas falsch gemacht hat, den Kameraden mit einem Meter Tausendbein zu belegen. Man muss einen Meter Tausendbein knüpfen, das dazu benötigt wird, das schamfilen der Segel an den Stagen zu verhindern. Dauerte BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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NONUMMY

Ü b e r sch r i f t für 2-seit ige Ar ti k e l Pis nonummy niat, vendio con ex et la facilit. Dolorperos am nonse Musterung der Hängematten.

ebenfalls ein bis sechs Stunden und zusätzlich Blasen an den Händen.

Bei jedem Wetter: Morgentoilette an Oberdeck.

Von den Schwielen an den Händen braucht man gar nicht zu sprechen, die sind nach drei Tagen da. Ebenso die kurzen abgebrochenen Fingernägel. In der Freizeit am Abend, muss jeder zusätzlich ein Logbuch führen in welches eingetragen wird, welche Arbeiten man am Tag verrichtet hat. Aufgrund des sparsamen Gebrauchs des wenigen Frischwassers, riecht es nach einer Woche im Deck „Männlich herb“. Aber dann: Duschen! „Pfiff“: „Korporalschaft antreten zum Duschen“. Zehn Mann gehen in Turnhose zum Vordeck, ziehen vor der Dusche die Hosen aus, gehen in den Duschraum und dann wird vom Korporalschaftsführer für eine Minute das Wasser, welches aus ca. 6 Duschköpfen, die in der Mitte der Dusche angebracht sind, angemacht. „Alle Nass?“ – „Wasser aus!“ Fünf Minuten einseifen. „Alle eingeseift?“ – „Wasser marsch!“ Nun kommt zwei Minuten Frischwasser. „Fertig!“ – „Wasser aus!“ „Anziehen!“ „Nächste Korporalschaft!“! So wurden am Samstag innerhalb von zwei Stunden über 100 Matrosen mit dem geringsten Wasserverbrauch gereinigt.

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Atlantik-Sportfest (oder „Spiel ohne Grenzen“): Hier Schoko-Pudding-Wett-Essen mit verbundenen Augen. Da man sich gegenseitig füttern musste, wurde der einfachheit halber der Daumen im Mund des Gegenübers eingepickt.

Parallel zur Segelvorausbildung machten alle Lehrgangsteilnehmer den Verkehrsbootführerschein und es wurde zwischen den Korporalschaften Ruderrennen veranstaltet. Wer am schnellsten und stärksten war. Mehrfach haben wir mit den Kuttern von der Innenstadt bis zur Blücherbrücke Race`s abgehalten.

Unterwegs gibt es ein Atlantik-Sportfest. In Madeira sechs Tage Hafenaufenthalt.

Nach 14 Tagen Segelvorausbildung begann die Ausbildungsreise nach Madeira. Durchschlafen kann man nur jeden dritten Tag aufgrund der halben Wachen. D.h. alle vier Stunden wird geweckt, um an Oberdeck Segelwache zu gehen oder ab jetzt angezogen auf der Hängematte weiterzuschlafen.

Komandant war Kapitän zur See Hans Engel, Erster Offizier FKpt. Ernst von Witzendorff, Toppoffizier: KKpt. Hans von Stackelberg, Divisionsoffizier Lt. zur See Immo von Schnurrbein.

Danach zurück in den kalten Winter nach Deutschland durch den Nord--Ostsee-Kanal mit einfieren des oberen Teils des Großmastes, so dass man unter die Eisenbahnbrücke in Rendsburg durchkommt.

bully1963


Emotionen im Internet-Gästebuch Wenn man diesen Begriff in die GoogleSuchmaschine eingibt, erhält man mehr als 700 Ergebnisse. Von der Nord- und Ostseeküste bis nach Bayern, vom Rhein bis zur Oder, wurde darüber berichtet, wie hoch die Emotionen im Gästebuch unserer Internetseite schlugen: Die Vorgänge um den Tod einer Kadettin auf dem Segelschulschiff „Gorch Fock“ haben im Internet-Gästebuch der Bordkameradschaft eine emotionale Debatte ausgelöst. Von Mitleidsbekundungen über Kritik und Zuspruch für die Stammbesatzung und ihren inzwischen abgelösten Kapitän Norbert Schatz reicht die Palette der Meinungsäußerungen bis hin zu Rügen für die Medienberichterstattung und die Entscheidungen von Verteidigungsminister KarlTheodor zu Guttenberg (CSU).

Ein Nutzer, nach eigenen Angaben Mitglied der «Gorch-Fock»-Segelcrew 1997, schreibt unter dem Namen Dr. Gerrit Mulert: «Das Verhalten der verantwortlichen Vorgesetzten der verunglückten Kadettin Sarah Seele ist unehrenhaft, erbärmlich und insbesondere auch unseemännisch und unsoldatisch». Ein weiterer Teilnehmer des Forums schildert unter dem Namen Dr. med. Michael Dalheimer, er habe mit seinem Sohn auf der „Gorch Fock“ telefoniert: Die Stimmung sei schlecht, habe dieser berichtet; alle seien traurig, dass sie umkehren sollen. «Papa, wir wollen weiterfahren», habe der junge Mann gesagt. Die Behandlung sei tadellos, über den Kapitän und die Führung sei nichts Schlechtes zu berichten.

te eine Nutzerin Martha Baudrexl. «Mein Sohn Manfred verunglückte auf ähnliche Weise. Aber ich kann sagen, die Besatzung der „Gorch Fock“ hat mich und meine Familie immer bestens unterstützt. Und ich hatte immer das Gefühl, dass ich voll informiert wurde.» Die Entscheidung des Ministers, den Kommandanten zu suspendieren und das Segelschulschiff «an die Kette legen» zu lassen, habe sie mit Entsetzen wahrgenommen, schreibt die Frau weiter und wendet sich an die Besatzung der „Gorch Fock“: «Ich wünsch Euch allen für die kommende Zeit viel Kraft». „Bordkameradschaft „Gorch Fock“, Gästebuch“

«Ich kann die Trauer und den Schmerz der Mutter mehr als gut verstehen», schilder-

facebook – Eine Fundquelle bei der Kameradensuche

Facebook ist ein soziales Netzwerk, das vom gleichnamigen Unternehmen Facebook Inc. mit Sitz in Menlo Park, Kalifornien, betrieben wird. Der Name bezieht sich auf die sogenannten Facebooks (Englisch wörtlich: „Gesichtsbuch“, sinngemäß: „Jahrbuch“), die Studenten mancher USamerikanischen Colleges zur Orientierung auf dem Campus erhalten. Darin sind andere Kommilitonen abgebildet.

Das soziale Netzwerk wurde am 4. Februar 2004 veröffentlicht und zählte zuletzt mehr als eine Milliarde Mitglieder. Facebook gehört zu den fünf am häufigsten besuchten Websites der Welt, in Deutschland liegt es auf dem zweiten Rang hinter Google.

book imsbesondere halten, was man will, bei der Kameradensuche können beide sehr erfolgreich eingesetzt werden.

Jeder Benutzer von Facebook verfügt über eine Profilseite, auf der er sich vorstellen und Fotos oder Videos hochladen kann. Auf der Pinnwand des Profils können Besucher öffentlich sichtbare Nachrichten hinterlassen oder Anmerkungen veröffentlichen. Alternativ zu öffentlichen Nachrichten können sich Benutzer persönliche Nachrichten schicken oder chatten. Freunde können zu Gruppen und Events eingeladen werden. Facebook verfügt zudem über einen Marktplatz, auf dem Benutzer Kleinanzeigen aufgeben und einsehen können.

„Das Segelschulschiff „Gorch Fock“ muss in Dienst bleiben!!!“ „Friends of the „Gorch Fock““ „Segelschulschiff „Gorch Fock“ „SSS „Gorch Fock““ „SSS „Gorch Fock“2“ „SSS-“Gorch Fock“-Kap Hoorn-156-157 AAR-Reise“ „BK ehem Stammbesatzung SSS „Gorch Fock“

Allein bei facebook gibt es sieben „Gorch Fock“-Gruppen mit ansehnlichen Mitgliederzahlen:

Ein Besuch bei facebook lohnt sich also.

Man mag nun von den digitalen Medien (Klimperkasten) allgemein und von faceBORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

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Rumpf und Rigg

Neuerscheinung

NEUE GORCH-FOCK-DVD

Auf den Spuren des Columbus

„Das kompakte Segelhandbuch „Rumpf und Rigg“ erklärt in kurzen Worten und detaillierten Abbildungen den Aufbau und Betrieb eines Großselgers. Anhand der Beschreibung einer traditionellen Bark wird die Wirkungsweise der einzelnen Segelarten, die Funktion und Handhabung der zugehörigen Tampen sowie die Durchführung der wichtigsten Segelmanöver anschaulich erläutert. Auch ist ein kurzes Kapitel über die Grundlagen der Wetterkunde enthalten. Es ist für Mitsegler und Strammcrew-Mitglieder gleichermaßen hilfreich. Da heute, vor allem in Deutschland, die Traditionsschiffe von Hobby-Seemänner und -Seefrauen betrieben werden, kann es sehr gut zur Auffrischung des bereits erworbenen Wissens vor und während einer Seereise genutzt werden. Durch das kompakte Taschenbuchformat, kann es jederzeit griffbereit mitgeführt werden.

Im Kielwasser der GORCH FOCK Ein Kommandant erinnert sich

Das bekannteste Buch über die „Gorch Fock“, erzählt von einem der sich auskennt, dem ehemaligen Kommandanten, Kapitän zur See Hans Freiherr von Stackelberg, wird nun zur erweiterten Neuauflage. Erweiterte Neuauflage des Bestsellers, so wird es angekündigt und dem ist eigentlich nichts mehr hinzu zu fügen. ISBN 978-3-86927-008-1, 1. Auflage 2013, 14 x 22 cm, gebunden, zahlreiche Abbildungen, Euro 29,90 Wir bitten um Beachtung des Einlegers und des Programms des Oceanum Verlages.

Das Lesen und Verstehen befähigt zwar nicht die nächste Reise als Kapitän anzutreten, es wird aber ein Grundverständnis über die wichtigsten Aspekte des Segelns einer Bark, als Teil der Decks-Crew, vorhanden sein.

Die Bordkameradschaft erhält eine Provision von 5 % auf jede Bestellung aus dem Programm des Oceanum Verlages.

Der Autor, Torsten Dederichs, hat sein Wissen als Toppsmatrose an Bord der Alexander von Humboldt erworben und mit Erfahrungen an Bord anderer Schiffe, zum Beispiel der Bark Europa, abgeglichen.

Bestellt werden kann telefonisch, per EMail oder mit der Bestellkarte im Programm.

Das Buch „Rumpf und Rigg“, mit der ISBN Nummer 978-3-8482-2527-9, ist im BoD-Verlag erschienen und im Buchhandel für 19,90€ erhältlich.“

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Hans Freiherr von Stackelberg:

BORDKAMERADSCHAFT Segelschulschiff Gorch Fock

Deshalb bitte bei jeder Bestellung das Stichword „Bordkameradschaft“ angeben.

5%

Der langjährige „Gorch Fock“-Fahrer (1980-1993) und Mitglied der Bordkameradschaft, Joachim Sons hat zu seiner aktiven Zeit schon viele Bord-Videos gedreht. Zurzeit erstellt er sein Meisterstück, eine DVD von den Ausbildungsreisen 93, 94 und 95, die das Schiff und seine Besatzung über den Atlantik in die Karibik und nach USA bringt. Inhaltsangabe: Am 15. April 1992 läuft die „Gorch Fock“ in Kiel zu ihrer 93-94-95 AAR (Auslandsausbildungsreise) aus. Vor ihr liegen 21. 747, 8 sm. Nehmen Sie Teil an zahlreichen Großseglerparaden und an der Columbus-Regatta. Erleben Sie die unfreiwillige Teilnahme von Schiff und Besatzung am Rand zweier Hurrikans im Atlantik. Kommen Sie mit an Bord und erleben den Bordalltag. Sehen Sie das Stengefieren vor Martinique und genießen die Schönheit der Karibikinsel. Nehmen SieTeil am Landgang in der „Neuen Welt“. Marschieren Sie mit bei der Parade in New York. Jubeln Sie mit bei dem Empfang der Großsegler in Boston. Sie sehen atemberaubend schöne Bilder des Schiffes, der Paraden und des Landganges. Der Film nimmt Sie mit auf eine Zeitreise in das Jahr 1992 und mit um die halbe Welt. Kosten: 15, 00 € plus Versandkosten Musik von www. bluevalley. de. Bestellung über den Schriftführer Hermann Dirkes (0 53 82( 95 82 91 E-Mail: info@gorchfock.de


Vorschau auf das Treffen 2013 Liebe Kameraden, im vergangenen Jahr gefiel es uns in Schönberg so gut, dass die Versammlung spontan entschied, dass wir uns bis auf weiteres immer im Hotel-Restaurant am Rathaus in Schönberg treffen wollen. Uns empfing ein angenehmes Ambiente, freundliche Bedienung, der liebevoll restaurierte Saal mit seiner großen Bühne ist mehr als zweckmäßig. Die Entscheidung, sich immer zum Abschluss der „Kieler Woche“ zu treffen, bringt für alle Beteiligten eine große Planungssicherheit mit sich. In diesem Jahr treffen wir uns also vom 29-30. Juni. Der Ablauf: Freitag: Samstag: Sonntag:

Ankunft und am Abend rustikaler Seemannsabend mit Mitgliederversammlung. Freies Manöver (Kieler Woche und Windjammer parade). Abends festlicher Bordabend. Abreise im Laufe des Tages

Empfehlungen für Unterkünfte in Schönberg-Kalifornien Preiswert: Naturfreundehaus Kalifornien (Doppel- und Mehrbettzimmer) www.naturfreundehaus-kalifornien.de Telefon: (0 43 44) 13 42 Komfortabel: Hotel/Gasthaus Kalifornien www.hotel-gasthaus-kalifornien.de Telefon: (0 43 44) 30 58 Relaxed: Ferienwohnung www.ferienzentrum-holm.com Telefon: Herr Dulski 0170-4711726 E-Mail: ferienzentrum-holm@t-online.de

N a t u r f re u n d e h a u s K a l i f o r n i e n .

Wenn die Gastgeber darüber informiert werden, dass man zur Bordkameradschaft gehört, wird man sich bemühen, zusammenliegende Unterkünfte bereit zu stellen. Im vergangenen Jahr hatten sich einige Kameraden angemeldet, die aber dann nicht erschienen sind. Dadurch wurde unsere Bordkasse unnötig belastet. Deshalb werden wir das in diesem Jahr so handhaben, dass Anmeldungen nur dann Gültigkeit erlangen, wenn der ausgehandelte Betrag für die Speisen- und Getränkepauschale vorab überwiesen wurde. Einzelheiten werden noch gesondert bekannt gegeben.

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Das Segelschulschiff GORCH FOCK verlegt von Rostock/Warnem端nde in ihren Heimathafen Kiel. Foto: PIZ Marine.


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