DAS SPANIEN MAGAZIN colores de España AUTHENTISCH Sierra de las Nieves LITERARISCH Buchmesse 2022 KULINARISCH Starkoch Iñigo Urrechu 2022
Freepik.©2:S.FotoGerhard.Oliver©Nieves,lasdeSierraderinAlozainaDorfCover:
Der Umweltgedanke ist in Spanien in den vielen Naturschutzgebieten präsent – rund ein Drittel der Landfläche und zwölf Prozent der Meeresfläche stehen unter Schutz. So zählt das Land die mit Abstand meisten Biosphärenreservate in Europa, dazu kommen inzwischen 16 Nationalparks. Den jüngsten stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe vor: die Sierra de las Nieves ist eine faszinierende Berglandschaft in Andalusien. Viele weitere Artikel von colores de España widmen sich diesmal der Natur, zum Beispiel dem Mündungsdelta des Ebro, den Kanarischen Inseln und der Costa del Azahar. Auch in der Welt der Literatur steht Spanien in diesem Jahr im Rampenlicht als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse – mehr darüber erfahren Sie in einem Interview. Und nicht zuletzt sprach colores de España mit Iñigo Urrechu, einem Star der spanischen Küche. ArturoHerzlichst,Ortiz
Arduán folgenden Städten stehen
ADRESSEN In
wir Ihnen mit unseren Büros zur SPANISCHEVerfügung: BOTSCHAFT Spanisches Fremdenverkehrsamt LichtensteinalleeBerlin 1 10787 Berlin Tel.: +49 (0)30 882 65 43 E-Mail: infoberlin@tourspain.es Mo–Fr 10–14 Uhr Spanisches Fremdenverkehrsamt Frankfurt am Main Reuterweg 51/53 60323 Frankfurt am Main Tel.: +49 (0)69 72 50 38 E-Mail: frankfurt@tourspain.es Mo–Do 10–17 Uhr, Fr 9–14.30 Uhr Spanisches Fremdenverkehrsamt PostfachMünchen15 19 40 80051 München Tel.: +49 (0)89 530 74 60 E-Mail: munich@tourspain.es Kein Publikumsverkehr. Die Informationsabteilung steht Privatkunden und Reisebüromitarbeitern Mo–Fr von 9 bis 13 Uhr für telefonische Auskünfte zur Verfügung. SpanienfreundinnenLiebeund–freunde, Mehr Infos unter: www.spain.infowww.instagram.com/spain/www.facebook.com/spain.info.dewww.twitter.com/SpanienTourismwww.coloresdeespana.deMüllerTessaSusanne©Foto: NAPSIEN-ONLINE MAGAZIN!
die Reisefreude ist dieses Jahr größer denn je – und Spanien als eine der beliebtesten Destinationen steht dabei wieder im Mittelpunkt. Der Sommer lädt dazu ein, entspannt unterwegs zu sein und die Strände an der 8.000 Kilometer langen Küste, die Städte mit ihrem reichen Kulturerbe und die vielfältigen Naturlandschaften zu genießen.
Zahlreiche Umfragen zeigen, dass sich der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit in den letzten Jahren verstärkt hat – auch beim Reisen. Spanien ist bei diesem Thema stark aufgestellt: Immer mehr Städte, Regionen, Unterkünfte und Veranstalter setzen bei ihren Angeboten auf Nachhaltigkeit. Dies gilt auch für das Spanienmagazin colores de España: Diese Ausgabe wurde klimaneutral auf Recyclingpapier gedruckt.
4 PoservonFabianCanaria,GrandeTurismoFreepik,Nuñez,EstanisGerhard,Oliver©Fotos: INHALT 3_ Editorial 5_ News Neuigkeiten aus Spanien 7_ Mallorcas schönste Strände Fünf Favoriten aus 300 Playas 8_ Ikonen der Architektur Moderne und avantgardistische Bauwerke 22_ Im Delta der Flamingos Das Mündungsgebiet des Ebro 28_ Insel unterm Regenbogen Gran Canarias neue LGBT-Angebote 34_ Marathonmann am Herd Interview mit Starkoch Iñigo Urrechu 39_ Buen provecho Rezept von „croquetas de jamón“ 42_ Grünes Gold Oliven aus Andalusien 44_ In den Bergen der Schneesammler Neuer Nationalpark Sierra de las Nieves 52_ Insel der Feuerberge La Palmas neuer Vulkan 58_ An der Küste der Orangenblüte Geheimtipp Costa del Azahar 62_ Literarischer Ehrengast Spanien auf der Frankfurter Buchmesse 64_ Lesereise nach Spanien Neue Belletristik und Reiseliteratur 66_ Festivalsaison 2022 Highlights des Sommers 67_ Impressum 844 58 34 28
25 Jahre Guggenheim Bilbao
Das Guggenheim Museum Bilbao feiert im Oktober sein 25-jähriges Bestehen. Die Institution mit ihrer spektakulären Archi tektur hat dem kulturellen, wirtschaft lichen, sozialen und künstlerischen Leben der Stadt in dieser Zeit einen enormen Schub verliehen. Das Gedenken an das Jubiläum steht un ter dem Motto „Art Inspires Future“ im Mittelpunkt aller Aktivitäten des Hauses im Jahr 2022. Ein Höhepunkt soll die Ausstellung „Sections / Intersections“ ab 8. September werden. Das Museum will darin die gesamte Fläche mit seiner eige nen Sammlung bespielen und dabei wich tige Meilensteine und Trends in der Ge schichte der modernen Kunst beleuchten. www.guggenheim-bilbao.eus
RuizSaraBesos,yQuesosJarapas,HilacarMuseum,Guggenheim©Fotos:
Andalusien Jarapa-Workshop
NEWS
Die Käserei „Quesos y Besos“, auf Deutsch „Käse und Küsse“, aus dem Dorf Guarromán in der Provinz Jaen stellt den „Besten Käse der Welt“ her. Bei den „World Cheese Awards“ in Oviedo stand nach acht Stunden Verkostung unter mehr als 4.000 Bewerbern aus fünf Kontinen ten der Gewinner fest: Olavidia. Die Zie genmilch reift für diesen Käse mit Schim mel und Holzkohle. Außerdem enthält er die Asche von Olivenkernen, ein Faktor, der die 250 Jurymitglieder überraschte. Im Aroma dominiert das intensive Aroma von Waldpilzen mit weichen Untertönen der Ziegenmilch. www.quesosybesos.es
Rioja Alavesa
Preis für Jaen
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Wer Sport treiben und gleichzeitig mehr über die Weintradition der Rioja Alavesa im Baskenland erfahren möchte, kann jetzt auf dem Ebro zu einer geführten Kajak tour durch die Weinregion aufbrechen. Ausgangspunkt des Paddelausflugs ist der Ort Labastida. Das Programm klingt in einer Bodega aus, in der man mehr über die Herstellung der Rioja-Weine erfährt und natürlich auch kosten kann. Die drei stündige Exkursion findet von März bis Dezember täglich auch auf Deutsch statt. www.tourismus.euskadi.euswww.rutadelvinoderiojaalavesa.com
Im Kajak zur Weinprobe
In Andalusien und Murcia sind die Jarapas weit verbreitet, grob gewebte Teppiche, Decken, Tagesdecken und Vorhänge. Ur sprünglich wurden sie auf Handwebstüh len aus bunten Wollresten hergestellt und dienten dazu, die Matratzen vor den Federn alter Bettgestelle zu schützen. Heute sind sie als Schmuckstücke mit ethnologischem Wert wieder im Kommen. In Bubión in der Provinz Granada kann man in der Weberei Hilacar-Jarapas einen Kurs „Kunsthand werker für einen Tag“ buchen – im Winter in der Werkstatt, im Sommer auf der Ter rasse mit Blick in die Natur. jarapahilacar.com
KäseWeltbester
Valencia Welthauptstadt des Designs
Die Sierra de Gredos und das Iruelas-Tal in der Provinz Ávila wollen zum Anzie hungspunkt für Astrotouristen und Ster nenfotografen werden. Im Rahmen des Projekts Dark Skies entstanden in mehre ren Gemeinden rund 20 Aussichtspunkte mit Plattformen, von denen aus man den Himmel beobachten kann. Dank der Hö henlage, minimaler Lichtverschmutzung und vieler klarer Tage bietet die Region dafür gute Bedingungen. Mehrere Guides erhielten eine astronomische Ausbildung. www.avilaturismo.com
Sierra de Gredos
Astrotourismus
Neue Sammlung
Barcelona Nur für Frauen! Barcelona wie eine Einheimische erkun den, in einer Kleingruppe mit gleichgesinn ten Frauen und aus einer weiblichen Per spektive – das ist das Angebot der neuen Frauen-Reiseagentur Freisen. Die beiden Gründerinnen wollen damit einen Beitrag zu nachhaltigerem Reisen setzen, damit ihre Heimatstadt Barcelona ihren Charme behält. Das Programm umfasst Spazier gänge, Führungen durch weniger bekannte Attraktionen wie Gaudís Erstlingswerk, die Casa Vicens, katalanische Gastronomie inklusive Kochkurs, den Besuch handver lesener Läden und Ateliers sowie Begeg nungen mit inspirierenden Einheimischen. www.freisen.es
Die Sammlung des Nationalmuseums Reina Sofía in Madrid wur de nach einem neuen Konzept umgestaltet und ist nun wieder zu erleben. Die neue Aufteilung ist das Ergebnis jahrelanger For schung, an der fast alle Abteilungen beteiligt waren. Etwa 70 Pro zent der nun gezeigten Werke waren noch nie zuvor im Museum zu sehen – viele wurden erst in den letzten acht Jahren durch Schenkungen, Ankäufe und Deposita aufgenommen. Dadurch konnten neue Themen wie Emigration, Kolonialismus, Ökologie und die Geschlechteridentität aufgegriffen werden. www.museoreinasofia.es
Die World Design Organization hat Valen cia zur Welthauptstadt des Designs 2022 ernannt. Viele Architekten und Designer haben der Metropole am Mittelmeer ihren Stempel aufgedrückt, angefangen bei der avantgardistischen Architektur der „Stadt der Künste und Wissenschaften“ über modernistische Bauwerke wie den Merca do de Colón bis zu Grünflächen wie dem Jardín del Río Turia. Auch Grafikdesign aus Valencia ist weltberühmt, vom Künst ler Josep Renau über die preisgekrönten Fallas-Poster von Iban Ramón bis hin zu den Arbeiten von Pepe Gimeno. Während des gesamten Jahres finden Veranstaltun gen, Ausstellungen und Fachtagungen statt. www.wdcvalencia2022.comwww.visitvalencia.com
6 UnsplashFreisen/Umamibrands,Quiñones,L.JoseSofía,ReinaNacionalMuseo©Fotos: NEWS Museo Reina Sofía
Der Zugang zu dieser traumhaften Bucht mit kristallklarem Wasser, sandigem Grund und Kiesstrand zwischen hohen Klippen ist nur über einen Fußweg möglich.
3 ∙ Alcudia und Muro Vom Hafen von Alcudia aus erstreckt sich ein langer Strand bis zur Playa de Muro. Feiner, golden schimmernder Sand, kristallklares Wasser und kaum Wellengang kennzeichnen diese Strände. Im Hinterland verlaufen zwischen Dünen und durch Pinienwälder zahlreiche Wanderwege. Hier befinden sich außerdem Wohnanlagen, Unterkünfte und ein Freizeitkomplex.
4 ∙ Cala Pi Geformt wie ein Fjord, liegt der geschützte Strand der Cala Pi mit goldschimmerndem Sand und türkisfarbenem Wasser zwischen den Klippen. Die Bucht, die man über steile Treppen erreicht, liegt 17 Kilometer von der Gemeinde Llucmajor im Süden der Insel entfernt. Eine weitere Attraktion ist der dichte Pinienwald.
5 ∙ Es Trenc Der Strand von Es Trenc ist berühmt für seinen weißen Sand. Immer wieder weckte der naturbelassene Küstenstreifen die Begierde von Landentwicklern, doch seit fünf Jahren ist er Teil eines 1.500 Hektar großen Naturschutzgebietes. Mehr als 170 Vogelarten wurden in dem Feuchtgebiet gezählt. Ein Dünensystem trennt den Sandstrand vom angrenzenden Salobrar de Campos und den Äckern der umliegenden Höfe. Einen Überblick über alle Strände findet man unter www.platgesdebalears.com sowie in der App Platges de Mallorca.
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Informationen
1 ∙ Sa Calobra Mitten in der Serra de Tramuntana liegt Sa Calobra, eine Kiesbucht mit traumhaftem Blick auf das Meer, eingerahmt von felsigen Klippen und unberührter Natur. Auf keinen Fall sollte man versäumen, den Torrent de Pareis zu besuchen, die berühmteste Schlucht Mallorcas mit bis zu 200 Metern hohen Felswänden.
MALLORCA
TorrensSebastiaMicer,Turismo,Mallorca©Fotos: Mallorcas schönste Strände
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Einsam oder quirlig, städtisch oder abgeschieden, in einer felsigen Bucht oder mit feinem Sand: Badefans können auf Mallorca unter 300 Stränden wählen.
2 ∙ Cala Bóquer Cala Bóquer liegt knapp drei Kilometer vom Hafen von Pollença im Norden Mallorcas entfernt, in der Nähe der Naturwunder Cap Formentor und Cala Tuent.
Fünf Favoriten
8 ARCHITEKTUR IKONENderArchitektur Von Oliver Gerhard LucVi/Shutterstock©Foto:
Spanien zeigt Mut: Nicht nur die Hauptstadt, sondern auch viele andere Metropolen schmücken sich mit modernen und avantgardistischen Bauwerken renommierter Architekten. colores de España stellt die spannendsten Werke vor.
Rund 3.500 Holzplatten bilden ein spektakuläres neues Wahrzeichen Sevillas: Geformt wie ein gigantischer Pilz, beschattet der 26 Meter hohe Metropol Parasol den darunter liegenden Plaza de la Encarnación. Dem deutschen Architekten Jürgen Mayer gelang es damit, Historie und Zeitgeist zu vereinen. Auf keinen Fall versäumen sollte man einen Spaziergang über den Mirador auf dem Dach.
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Ein „vertikaler“ Garten bedeckt eine Fassade am Paseo del Prado in Madrid – nicht das einzige Highlight des Caixa Forums. Das Team der Architekten von Herzog & De Meuron verwandelte für dieses Kunst- und Kulturzentrum einen Lost Place der Industriearchitektur eines einstigen Elektrizitätswerkes. Besucher erleben neben vielen Ausstellungen auch Konzerte, Lesungen und Festivals.
10 BescósPérezRubén©Foto: ARCHITEKTUR
Gleich zwei herausragende Beispiele moderner Architektur finden sich in Saragossa: Geformt wie eine Gladiole, spannt sich der Pabellón Puente, der Brückenpavillon, über den Ebro. Stararchitektin Zaha Hadid entwarf den futuristischen Bau zur Expo 2008. Zum gleichen Anlass entstand der Kongresspalast des Architekturbüros Nieto Sobajano mit der dominierenden Skulptur „Seele des Ebro“.
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Nicht nur öffentliche, sondern auch private Auftraggeber investieren in avantgardistische Architektur, wie diese zwei Weingüter.
12 livcool/Shutterstock©Foto:
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Der kanadische Architekt Frank Gehry plante das ausgefallene Hotel Marqués de Riscal auf dem gleichnamigen Weingut im Baskenland. Die mit Edelstahl und Titan verkleidete Hülle in den Farben der Bodega umschließt auch zwei Restaurants und einen Weinkeller.
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Als „Kathedrale des Weins“ wird das Hauptgebäude des Weinguts Ysios im Anbaugebiet Rioja Alavesa auch bezeichnet. Die Fassade aus Holz und die mit Aluminium verkleideten Dächer greifen die Formen der dahinter liegenden Sierra de Cantabria auf. Santiago Calatrava, der wohl bekannteste spanische Architekt, zeichnet verantwortlich für den vor gut 20 Jahren errichteten Bau.
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Aus der Ferne betrachtet scheint das Gebäude über dem Wasser zu schweben: Das Kunstzentrum Botín auf dem einstigen Hafengelände hat die Stadt Santander zum Kantabrischen Meer hin geöffnet –dank der Entwürfe von Renzo Piano in Zusammenarbeit mit dem Studio Luis Vidal. Die Säulen und Pfeiler, auf denen der Bau ruht, verschmelzen elegant mit den Baumstämmen der Gärten von Pereda.
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NiemeyerCarranza/CentroManuel©Foto:
Der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer hatte eine besondere Beziehung zu Asturien – 1989 erhielt er den Preis Príncipe de Asturias. Zum Dank schenkte er der Kulturstiftung den Entwurf für einen Gebäudekomplex in der Stadt Avilés: Das Oscar-NiemeyerKulturzentrum umfasst ein Auditorium, eine Kuppelhalle für Ausstellungen, einen Aussichtsturm und eine Multifunktionshalle.
Die Farben der bunten Scheiben sind inspiriert von den Fenstern der Kathedrale. Mut zur Farbe zeigte auch Architekt Jean Nouvel bei der Planung des Hotels Boas de Ibiza
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Castillo/ShutterstockdelAnaPixabay,©Fotos:
Nicht nur in der spanischen Mode, auch in der Architektur sind Bonbonfarben nicht verpönt. So erhielt das Architekturbüro Mansilla & Tuñón für seinen Entwurf des Museums für zeitgenössische Kunst (links) in León den Mies-van-der-Rohe-Preis.
Deutsche Bauhaus-Architekten waren auch persönlich in Spanien kreativ, so entwarf Ludwig Mies van der Rohe 1929 den deutschen Pavillon für die Weltausstellung in Barcelona. Das Meisterwerk mit seinen klaren Linien und klassischen Formen wurde jedoch 1930 abgebaut und erst 1986 erneut aufgestellt und eröffnet – pünktlich zum 100. Geburtstag des Architekten.
18 Miguel(ito)/ShutterstockTorvalMork/Shutterstock,©Fotos:
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Koe/UnsplashdeSven©Foto:
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Die zweite Dependance des legendären Centre Pompidou hat ihren Sitz in Málaga. Das bunte Gebäude El Cubo im Hafen dient als Eingang zum 6.000 Quadratmeter großen Ausstellungsbereich, unter anderem mit einer Auswahl von Werken des 20. und 21. Jahrhunderts aus der großen Sammlung des Museums. Ursprünglich auf fünf Jahre befristet, wird das Projekt weiter fortgesetzt.
Sie ermöglichen es, in Ruhe die Landschaft zu genießen, Flora und Fauna zu erleben, Orte und ihre Umgebung kennenzulernen oder ein Picknick an einem Bach zu machen. Beson ders spektakulär ist die Route von Pla de Be ret zum verlassenen Dorf Montgarri mit seiner Kirche, ebenso wie der Rundweg im Herzen von Toran, der Aufstieg nach Saut deth Pish oder die schöne Strecke von Uelhs deth Joeu nach Artiga de Lin.
Historische Hirtenroute
Wandern in seiner reinsten Form
D as Tal liegt zwischen den beiden gro ßen Fernrouten der Pyrenäen: Der GR 11 führt entlang der Bergkette durch Katalonien, vorbei an den Schutzhütten von Conangles, Restanca und Colomèrs. Der GR 10 durchquert die Pyrenäen von Meer zu Meer, führt dabei durch Frankreich und streift den Norden des Val d’Aran. Weitere Kurzstre cken ergänzen das Wegenetz mit mehr als 300 Kilometern markierter Routen in unter schiedlichen Schwierigkeitsgraden, die für alle Altersgruppen und Niveaus geeignet sind und immer mehr Besucher anziehen.
Das Val d’Aran Schritt für Schritt kennenzulernen, auf Wegen durch die einzigartige Landschaft mit unberührten Abschnitten von faszinierender Schönheit, ist eine der besten Erfahrungen, die man in unserer Region machen kann. Die Möglichkeiten sind unendlich und für alle Konditionslevel geeignet – von einfachen Spaziergängen bis hin zu anspruchsvolleren Wanderungen.
In den Sommermonaten werden thematische Ausflüge organisiert, um die wilde Natur in ihrer ganzen Pracht zu erleben und die kaum bekannten und besonders abgelegenen Orte des Gebietes zu entdecken. Vom Sessellift Blanhiblar im Skigebiet Baqueira Beret aus kann man das Val d’Aran auch aus der Vogel perspektive entdecken.
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Val d’Aran
Die leichten Wege sind ideal für Familienaus flüge mit Kindern oder Ausflüge für Senioren.
Eine weitere interessante Möglichkeit ist eine Wanderung über Abschnitte des Camin Reiau, der alten Hirtenroute, der die 33 Dörfer des Tals einst verband: mit komfortablen Wegen entlang des Flusses, Brücken, charmanten
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@valdaranphotos©Fotos: en mit einem attraktiven kulturellen und gas tronomischen Angebot. Darüber hinaus kön nen sich Bergsteiger seit letztem Jahr für das Val d’Aran Summit Festival anmelden, um die symbolträchtigsten Berge zu besteigen und Wanderungen im aranesischen Teil des Natio nalparks Aigüestortes i Estany de Sant Maurici zu unternehmen.
Für die Wagemutigeren gibt es die Hochge birgsorte rund um den größten Seenkessel eiszeitlichen Ursprungs in den Pyrenäen: Colomèrs, Restanca und Saboredo. Diese Routen bieten neben dem Gebiet von Conan gles Zugang zum Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici, einem Schutzgebiet mit allen Arten von Routen und Landschaften: Weiden, Wiesen, Wälder, Flüsse, Wasserfälle und hohe Gipfel.
Und schließlich findet regelmäßig im Juli das Val d’Aran Walking Festival statt, eines der meistbesuchten Wanderfestivals der Pyrenä
Dörfern, Kirchen, Brunnen und historischen Waschplätzen – Orten, die es erlauben, in die Geschichte, Bräuche, Gastronomie und Kultur von Aran einzutauchen.
www.youtube.com/user/ValdeAranwww.instagram.com/val_daranwww.twitter.com/val_daranwww.facebook.com/valldaranwww.visitvaldaran.com
Blick über die Pyrenäen Für Bergsteiger bietet das Val d’Aran mehr als fünfzig Gipfel über 2.000 Meter: ein einzigar tiger Reichtum der Natur mit außergewöhn lichen Blicken auf die Pyrenäen. Einige sind sogar höher als 3.000 Meter, wie der Besiberri Nord (3.008 Meter) oder der Tuc de Molières (3.010 Meter), von dem aus man den berühm ten Pico del Aneto am Horizont bewundern kann. Ein besonderes Erlebnis ist eine Über nachtung in einer der Hoch- und Mittelge birgshütten, die es im Val d’Aran gibt. Mehrere Unternehmen im Tal organisieren ge führte Exkursionen auf den klassischen Etap pen einzelner Routen: Carros de Foc, die Tour de la Val d’Aran, die Vía Calda oder die Tour del Aneto haben schon Hunderte von Wan derern erlebt. Darüber hinaus wurde kürzlich an der Wiederherstellung des Pilgerweges „Camino de Santiago Aran Pirineos“ gear beitet, einer Route von 246 Kilometern über 13 Etappen, die durch die Region Comminges in Südfrankreich, Ribagorza und Katalonien durch das Val d’Aran führt.
22KATALONIEN @lunamarina/FreepikFoto:
Flamingos Von Ulrike Wiebrecht
Im Delta der
Das Mündungsgebiet des Ebro südlich von Barcelona ist Spaniens zweitgrößtes Feuchtgebiet. An der Seite eines engagierten Guides ent deckt man dieses einzigartige Reisanbau- und Vogelschutzgebiet auf nachhaltige Weise.
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Grüner Flickentep pich: Landschaft im Delta (ganz rechts).
hinaus könnte man damit auch die wachsende Weltbevölkerung satt be kommen“, ist er überzeugt. „Ökologisch angebauter Reis enthält unglaublich viele Nährstoffe. Und wenn man ihn manuell pflanzt, bietet er Lebensraum für Frösche, Karpfen und Aale. Also dreimal so viele Lebensmittel wie der Reis selbst. Dafür braucht man keine Chemie.“ Bis zu den Knien steht Polet mit seinem Strohhut im schlammigen Wasser, in dem die Pflanzen gedeihen. Er zeigt, wie der Reis erst gesät, dann die jungen Pflanzen gesetzt und schließlich die Körner geern Rund 3.500 Flamin gos leben dauerhaft im Ebro-Delta (oben).
Josep Bertomeu, ge nannt Polet, hat den Reis noch per Hand angebaut (rechts).
B ei dem Wort „bomba“ denken Spanier keinesfalls gleich an Krieg. La Bomba steht auch für ganz un schuldige kleine Körner, die ausgesprochen aromatisch schmecken, wenn sie zu Paella, Arròs negre oder Arrossejat – schwarzem oder überbackenem Reis – verarbeitet wer den. „Das Gute an dem halblangen Rund kornreis ist, dass er es einem nicht übel nimmt, wenn man ihn zu lange kocht“, erklärt Josep Bertomeu, den alle nur Polet nennen. „Trotzdem nimmt er den Ge schmack der Zutaten an.“ So ist der bombastische Reis eines der Premiumprodukte des Ebrodeltas mit ge schützter Herkunftsbezeichnung. Doch was hat er mit Spaniens zweitgrößtem Feuchtgebiet im Süden Kataloniens zu tun? Darüber erfährt man mehr im Reis museum Molí de Rafelet in Deltebre. Oder man lässt es sich von Polet erzählen. Der drahtige Mann, der die Siebzig schon lange überschritten hat, gehört zur letzten Gene ration, die noch Reis von Hand angebaut Damithat. sein Wissen nicht verloren geht, veranstaltet er zusammen mit seinem Sohn Workshops und Ökosafaris, die als Modell für nachhaltigen Tourismus mit Preisen ausgezeichnet wurden. Polet erklärt dabei zum Beispiel, was die traditionelle Anbau methode zum Schutz des 32.000 Hektar großen Gebietes an der Mündung des Ebro beiträgt, das als Biosphärenreservat der UNESCO Rast- und Brutplatz unzähliger Vögel „Darüberist.
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Bevor man richtig hungrig geworden ist und sich auf den Weg in eines der vielen Restaurants des Deltas macht, die mitein ander im ständigen Wettstreit um die bes ten Paella-Kreationen liegen, soll man aber noch verstehen, warum der Reis hier über haupt gedeiht. „Wisst ihr, dass wir hier mitten im Meer stehen?“, fragt Polet. Tat sächlich besteht das Delta aus Schwemm land, wertvollen Sedimenten, die der Ebro auf seinem gut 900 Kilometer langen Weg aus Nordspanien mit sich bringt. Um diese für den Reisanbau zu nutzen, leg te man in dem Feuchtgebiet Bewässerungs kanäle an. Dadurch entstand ein eigenes Ökosystem mit Algen, Krebstieren und Amphibien, das auch zur Fischzucht dient und gleichzeitig Vögeln Nahrung bietet. Reisanbau, Arten- und Landschaftsschutz gehen dabei Hand in Hand.
Entscheidend ist allerdings, dass das Ge biet regelmäßig geflutet und das Wasser aus dem Ebro nicht in Stauseen oder in an dere Regionen umgeleitet wird. Dafür setzt sich Polet seit Jahrzehnten ein und hat mit dazu beigetragen, dass das Delta 1983 zum Naturpark erklärt wurde. Sonst wäre von der einzigartigen Landschaft wohl nicht viel übrig geblieben.
WiebrechtUlrikeTarragona,deDiputacióladeTurismedePatronat(2),AguilarFerranÁlvarez,AngelMiguel©Fotos: tet werden. Wie man das Korn mit einem schweren Eisenstab, dem „pall de caduc“, von der Schale trennt, schüttelt und immer wieder siebt. „Je mehr man siebt, desto ho mogener ist die Qualität und desto höher der Preis“, weiß der Fachmann.
Wer hier unterwegs ist, fährt – oder besser irrt – durch ein Labyrinth von Kanälen, Gräben, überschwemmten Feldern und Lagunen. Die Dörfer sind schmucklos, hier und da verteilen sich Baracken der Fischer über die Landschaft. Mehr Under statement geht nicht. Aber wenn die Son ne in den Wasserflächen funkelt und sich der Himmel darin spiegelt, geht von ihnen ein unglaublicher Zauber aus. Noch dazu, wenn lauter orangerote Flamingos darin Rundherumstolzieren.3.500dieser langbeinigen Vögel le ben vor Ort, noch einmal so viele machen hier Station. Überhaupt ist das Ebrodelta Ökosafaris mit Polet: www.deltapolet.com Vermietung von E-Bikes: www.deltacleta.cat Infos über das Ebrodelta: www.terresdelebre.travel
Informationen ein Hotspot der Artenvielfalt. Unzählige Zugvögel aus Nordeuropa gesellen sich zu den rund 300 heimischen Arten wie Enten, Watvögeln oder Reihern. Um ihnen ganz nah zu kommen, kann man sich geführten Vogelbeobachtungstouren anschließen. Unterwegs entdeckt man auch menschen leere Naturstrände, die sich hinter hohen Sanddünen verstecken. Da braucht es schon einige Überredungskunst, um später wieder nach Deltebre zurückzuradeln.
Asturien Zurück ins Paradies
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26 ADVERTORIAL AsturiasdeTurismo©Fotos:
Im Herzen von España Verde, dem Grünen Spanien, erstreckt sich mit der Autonomen Region Asturien eines der schönsten Naturparadiese des Landes. Perfekte Ausgangspunkte für Erkundungen sind die drei Städte Avilés, Gijón/Xixón und Oviedo/Uviéu mit ihrem reichen Kulturerbe und der Lebensfreude ihrer Bewohner.
Hafenstadt mit kosmopolitischem Flair Dank der Lage am Meer und seines Hafens hat sich Gijón/Xixón zu einer modernen und aufgeschlossenen Stadt entwickelt. Jedes Jahr im November findet hier ein internationales Filmfestival statt, und im Juli wird im Rahmen der Schwarzen Woche ein Krimi-Literatur festival ausgerichtet.
AsturiasdeTurismoa,BadAlejandro©Fotos:í
Die 400 Kilometer lange Küste mit ihren cha rakteristischen Rías – einige davon mit atem beraubenden Dünenlandschaften – gehört zu den am besten bewahrten in ganz Spanien.
Gijón/Xixón
D ie Kronjuwelen unter den Natur schönheiten bilden die Picos de Euro pa: der erste Nationalparks Spaniens, dessen Keimzelle bereits 1918 unter dem Namen Covadonga entstand. Dazu kommen sieben Biosphärenreservate mit unterschied lichsten Naturräumen von den steilen kan tabrischen Bergen über grünes Hügelland bis zum kantabrischen Meer.
Neben dem Aquarium und dem Sporthafen liegen das malerische Stadtviertel Cimavilla, der beliebte Playa San Lorenzo und die Strandpromenade bis zum Strand El Rinconín. Etwas außerhalb befinden sich weitere Se henswürdigkeiten wie die Laboral-Kulturstadt oder der Atlantische Botanische Garten. Oviedo/Uviéu Zeitreise in die asturische Geschichte Oviedo/Uviéu ist die Hauptstadt des Für stentums. Ein Bummel durch die fußgänger freundliche Altstadt wird schnell zur Zeitreise, zu den Highlights gehören die Kathedrale mit der Heiligen Kammer, das Museum der Schö nen Künste, das Archäologische Museum As turien und der Fontán-Markt. Auf der anderen Seite der Calle Uría taucht man in den bezaubernden Parque San Fran cisco. Und auf dem Naranco-Hügel stehen zwei einzigartige präromanische Bauten. Auf keinen Fall sollte man die Stadt verlassen, ohne typische Süßspeisen wie Carbayones und Moscovitas gekostet, die beliebte Wein route entdeckt und den betriebsamen Bule var de la Sidra in Gascona besucht zu haben.
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Im Laufe des Jahres finden zahlreiche Events Einstatt.Streifzug könnte am Niemeyer-Zentrum mit seinem originellen Design starten, spä ter geht es durch die Calle Galiana mit ihren Bögen und historischen Fliesen. Nach einer Verschnaufpause im Ferrera-Park geht es zum Park El Muelle und durch Sabugo mit seinen ausgezeichneten Apfelwein-Keltereien und kleinen Geschäften.
Doch die Reize Asturiens beschränken sich nicht auf die idyllische Natur: Die drei Städte Avilés, Gijón/Xixón und Oviedo/Uviéu, jede mit einer einzigartigen Persönlichkeit, bilden ein Dreieck, in dem rund 600.000 Menschen leben. Avilés Zwischen Mittelalter und Industriegeschichte Avilés ist eine mittelalterliche Stadt. Davon zeugt ihre pittoreske und gut erhaltene Alt stadt. Die Industriearchitektur und der Ha fen erzählen dagegen von ihrer industriellen Vergangenheit. Dieses historische Erbe ist im Rahmen der Stadterneuerung zu einer auf regenden Kulturmetropole verschmolzen.
Speisekammer Spaniens
Die asturische Gastronomie ist reich und viel fältig, traditionell und modern zugleich, mit einer eigenen Persönlichkeit. Es gibt Sterne restaurants, Kochvereine, Qualitätssiegel für Restaurants und Sidra-Keltereien, Apfelwein www.asturientourismus.de tavernen, Gastrobars und eine aufkommende Fusionsküche. Asturische Köche verwenden mit Vorliebe frische Produkte aus der Region. Besonderheiten sind die rund 50 einheimi schen Käsesorten sowie Meeresfrüchte wie Seeigel im Winter, Seespinne im Frühling, Bonito und Hummer im Sommer und Glasaal im Herbst. Zu jedem Gericht gehört ein astu rischer Apfelwein oder ein Wein aus Cangas. Die Region ist wohl eine der interessantesten natürlichen Speisekammern Spaniens. ➀ wildeAsturiensKüste ➁ HauptstadtZenHistorischestruminderOviedo ➂ Bunte Calle San Francisco in Avilés ➃ Blick vom Strand auf Gijón ➄ Bergwelt in den Picos de Europa ➅ Beliebter Treffpunkt Cuesta el Cholo in Gijón ➎ ➏
CanariaGrandeTurismo©Fotos:
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Insel unterm Regenbogen
Von Tobias Sauer Gran Canaria zählt zu den beliebtesten europäischen Urlaubszielen von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen. Die Community konzentriert sich vor allem auf Maspalomas und den Süden der Insel. Touranbieter und Eventveranstalter wollen das jetzt ändern und Gran Canaria insgesamt für queeren Tourismus öffnen.
29 Events wie der „Maspalomas Pride“ sind beliebt in der europäischen LGBT-Szene.
Atmosphäre der Akzeptanz
Seit Jahrzehnten zählt Maspalomas zu den wichtigsten Urlaubszielen für LGBTs. Dazu trägt die besonders akzeptierende Atmosphäre Gran Canarias ebenso bei wie Spaniens guter Ruf unter dieser Besucher gruppe. Im aktuellen Ranking des Sparta cus Gay Travel Index, der die Länder der Erde nach ihrer Offenheit für LGBTs be wertet, belegt Spanien den zweiten Platz. Seit Jahren zählt es zur Spitzengruppe. Auf Gran Canaria schlägt das Herz der Szene im Yumbo Center, mitten in Mas palomas. In dem Einkaufszentrum unter
freiem Himmel haben zahlreiche Bars, Kneipen, Geschäfte und Clubs geöffnet, die sich speziell an LGBTs richten. Zum Pride ver wandelte sich die zentrale Plaza des Centers in eine große Büh ne. Schwule Chöre traten dort auf, Tanzgruppen boten ihr Pro gramm dar, eine Modenschau zeigte neue Fashion-Trends. Den Höhepunkt des Pride bildete der Straßenumzug, zu dem Tausende Diefeierten.Popularität von Maspalomas hat indes gerade unter LGBTs zu einem verzerrten Gran-Canaria-Bild geführt, meint Patrick Marmion. Der seit sechs Jahren auf der Insel lebende Ire ist daran selber nicht ganz unschuldig. Schließlich organisiert er verschiede ne Events für die LGBT-Community.
GRAN CANARIA
Der neue Trend: tagsüber aktiv beim Wandern oder Surfen, abends in die Szenebars.
E igentlich ist Erik für den „Maspalomas Pride“ nach Gran Canaria gekommen. Die Veranstaltung von Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen (nach den englischen Anfangsbuchstaben als „LGBT“ abgekürzt) zählt zu den belieb testen Events der Community in Europa. Rund 80.000 Gäste wa ren in diesem Mai dabei – dem ersten Pride seit der Pandemie. Auch der Berliner Erik hat mitgefeiert. Richtig ins Schwärmen aber kommt er, wenn er von seinen Ausflügen erzählt, die ihn quer über die Insel geführt haben. Von blühenden Almwiesen berichtet er dann, die sich nach einem steilen Aufstieg über Serpentinen und Steintreppen vor ihm öffneten. Oder von der Aussicht vom Gipfel des Tauro-Berges. „Der Aufstieg war anstrengend, aber der Blick toll, und auf den Klippen wehten einem die Wolken ins Gesicht“, sagt Erik. Bald könn ten noch mehr LGBTs solche Erinnerungen mit nach Hause nehmen. Touranbieter und Eventveranstalter wollen die Community gezielt auch in die Natur locken.
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Touren Gay Tour GC veranstaltet Wanderungen für LGBTs in kleinen Gruppen (www.gaytourgc.com).
CanariaGrandeTurismo©Foto:
Wer im Hotel Ritual in Maspalomas übernachtet, hat es nicht weit zu den Hotspots des Nachtlebens. Das Hotel liegt direkt am Yumbo Center mit seinen vielen LGBT-Bars (www.hotelritualmaspalomas.com).
„Viele Besucher kennen nur die wüstenartige Landschaft im Sü den der Insel“, sagt er. „Daher glauben sie, mehr als am Strand lie gen und in den Bars feiern könne man hier nicht.“ Gleich aus zwei Gründen sei dieses Vorurteil problematisch. „Einerseits kommen manche Besucher gar nicht auf die Idee, Maspalomas auch ein mal zu verlassen. Andere hingegen entscheiden sich deshalb sogar komplett gegen einen Besuch von Gran Canaria.“ Wanderungen in kleinen Gruppen Um das zu ändern, setzt Marmion auf ein neues Event, die „Can Canaria Adventure Week“, die im Januar 2023 erstmals stattfin den wird. Eine Woche lang können LGBTs aus einer Vielzahl von Aktivitäten wählen: von Wanderungen über Klettern und ScubaDiving bis zu mehrtägigen Segeltörns. Nach dem Tagesprogramm treffen sich die Teilnehmenden abends in Restaurants und Bars. „Events dieser Art geben LGBTs einen Rahmen für Austausch, ohne sich Gedanken um Sicherheit ma chen zu müssen oder dauernd in Coming-Out-Situationen zu ge raten“, sagt Patrick Marmion. Auch andere setzen auf den Trend hin zu Outdoor-Aktivitäten unter LGBTs. So wie Rafael Kowalski. Seit vier Jahren organisiert er mit „Gay Tour GC“ Wanderungen für LGBTs in kleinen Grup pen mit maximal 14 Teilnehmenden. Die Touren führen mal in die riesigen Canyons im Inselzentrum, mal in die feuchten Wälder im Norden, wo es sogar Wasserfälle gibt. „Diese Vielfalt lässt sich von Maspalomas aus kaum erahnen. Alle paar Kilometer ändern sich hier Landschaft und Klima“, sagt er. Bei Erik, dem Gast aus Berlin, kommen Ideen wie die „Adventure Week“ gut an. „Beim Pride ist es mir fast schon zu voll“, sagt er. Aber bei einem kleineren Event die Natur der Insel zu entdecken und zugleich in verschiedene Sportarten reinzuschnuppern, „das klingt interessant!“ Wälder und Wasserfälle locken in den Inselnorden.
Unterkunft Als „hetero-friendly“ bezeichnet sich die spanische Hotel kette Axel Hotels mit einem Augenzwinkern. Auf Gran Ca naria betreibt sie das „AxelBeach“ (www.axelhotels.com).
Events Die Can Canaria Adventure Week findet vom 23.–29. Januar 2023 statt (www.cancanaria.com).
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Auskunft Informationen bietet auch die offizielle Website von Visit Gran Canaria (www.grancanaria.com). Informationen
Auch die Bungalow-Anlage Villas Blancas hat sich auf LGBTs eingestellt. Gäste können unter anderem eine Sauna und zwei Pools nutzen (www.villasblancas.com).
Zauberhaftes Kastilien und die unbekannte Extremadura
Es gibt genug Gründe für eine Reise nach Spanien: ein mildes Klima, fast 5.000 Kilometer Küsten, umspült von Atlantik und Mittelmeer, und eine fröhliche Gelassenheit der Menschen, die uns begeistert. Und dann gibt es noch die unbekannteren Regionen mit ungeahnten Schätzen in Kastilien und der Extremadura. Eine faszinierende Mischung aus unberührter Natur, kulinarischen Köstlichkeiten sowie römischen und maurischen Architekturschätzen und herzlichen Begegnungen erwarten Sie.
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Eine Reise wird erst dann richtig außerge wöhnlich und besonders, wenn die Erlebnisse in der Gruppe gemeinsam geteilt werden kön nen. Ob Erlebnisreise mit Freiraum für eige ne Entdeckungen, Studienreise mit Themen schwerpunkt oder aktiv auf einer Rad- oder Wanderreise – mit Gebeco erleben Sie perfekt organisierte Rundreisen mit einzigartigen Begegnungen und unvergesslichen Reisemo menten. Unsere Reisen folgen einem roten Faden, welcher vor Ort von unserer Reiselei tung zum Leben erweckt wird. Dabei steht im Mittelpunkt, durch Begegnungen Menschen einander näher zu bringen und Brücken zwi schen Völkern und Kulturen zu bauen. All das ist für Sie an jedem Tag der Reise spürbar. Freuen Sie sich auf Reisen, die begeistern. Mehr erfahren oderinunterBeratunggebeco.de/spanienunterundBuchung0431/5446818,IhremReisebürountergebeco.de
33 ADVERTORIAL Shutterstock©Fotos: W ir spazieren durch lebendige Stra ßen, umgeben von goldschim mernden Sandsteingebäuden und genießen die lebendige Atmosphäre. Die wun derschöne UNESCO-Welterbestadt Salamanca zieht uns sofort in den Bann. Mit unserer Rei seleitung begeben wir uns auf einen Ausflug in die Vergangenheit und erfahren mehr über die sagenhaften Legenden. Was ein steiner ner Frosch damit zu tun hat? In der ältesten Universität Spaniens finden wir es heraus! Berühmte Plätze, Adelspaläste, vor allem aber die zwei prachtvollen Kathedralen inmitten des UNESCO-Welterbes hinterlassen einen bleibenden Eindruck bei uns. Auf keinen Fall dürfen wir unsere Reise fortsetzen, ohne einen Café cortado auf der Plaza Mayor getrunken zu haben. Wir mischen uns unter die Einheimi schen und tun es ihnen gleich. Kommen Sie mit und erleben Sie Spanien von einer neuen Seite. Unentdeckte Orte, atem beraubende Landschaften und einmalige Er lebnisse warten auf Sie. Ob die bezaubernde Studentenstadt Salamanca, idyllische Land schaften der Extremadura oder das in den Bergen gelegene Kloster von Guadalupe – der Norden Spaniens wird Sie mit außergewöhn lichen Reiseerlebnissen begeistern!
Iñigo Urrechu ist der geborene Erzähler und liebt es, sich mitzuteilen – nicht umsonst blickt er auf 25 Jahre Fernseherfahrung zurück. Nach wie vor ist er in zahlreichen LiveShows mit kulinarischem Bezug zu sehen. Zu den Besuchern seiner Restaurants zählen Spitzensportler wie Cristiano Ronaldo, Sänger wie Alejandro Sanz und viele Persönlichkeiten aus Politik, Medien und Wirtschaft.
Der Unternehmer und regelmäßige Teilnehmer an Marathon-, Ultramarathon- und Ironman-Läufen fängt seinen Tag – wie könnte es anders sein – in seinen Laufschuhen an. Er hört dabei nie Musik und nimmt kein Handy mit, denn beim Laufen überkommt ihn die Inspiration, um neue Rezepte zu kreieren, aber auch um Lösungen für tägliche Probleme zu finden. Er sagt von sich, dass er nur vier bis fünf Stunden Schlaf benötige.
Qualitativ hochwertige Produkte und eine ganz eigene Philosophie für jedes Gericht sind die Prämissen für seine gastronomischen Kreationen, die wie gemalt aussehen – auch die Kunst des Anrichtens beherrscht er perfekt.
Iñigo Urrechu gehört zu den bekanntesten Köchen Spaniens. Das Multitalent ist ein Marathonläufer – in der Küche wie im Leben. Er selbst sieht sich als Handwerker und möchte lieber „Koch“ als „Chef“ genannt werden. colores de España sprach mit ihm in dem neueröffneten Restaurant „Oben“ des Hotels Meliá Frankfurt City. D ie 15. Etage des Hotels Meliá Frankfurt City bietet durch die bis zum Boden reichenden Panoramafenster einen spektakulären Blick auf die Skyline der Stadt. Iñigo Urrechu ist gut gelaunt und ganz in seinem Element: immer mit einem Lächeln auf den Lippen, unterhält er alle mit seinen Scherzen. Der Küchenchef, der inzwischen sieben Restaurants führt, gewährt uns einen Einblick in seine Welt. Für das Restaurant „Oben“ hat er ebenfalls das Konzept entwickelt – sein erstes Engagement in UrrechusDeutschland.Laufbahn als Koch begann 1987, im Alter von 17 Jahren, unter der Anleitung von Martín Berasategui, einem großen Namen in der Welt der spanischen Küche mit insgesamt zwölf Michelin-Sternen. Dieser steckte ihn mit seiner Leidenschaft für gutes Essen an. Anschließend sammelte er Erfahrung in mehreren renommierten Häusern, unter anderem auch in Frankreich. Im Jahr 2000 eröffnete er sein erstes Restaurant in der spanischen Hauptstadt, das seinen Namen trägt, das „Urrechu“.
34 GlavinskiPaul©Foto: ESPAÑA MÍA Marathonmann am Herd –––––––––– Von Olga Sanavia Alonso ––––––––––
35 Urrechu©Foto:
Mein Vater ist Unternehmer und meine Mutter Lehrerin, aber sie liebten es, zu kochen. Während meine älteren Brüder um die Häu ser zogen, saß ich mit meinen Eltern in der Küche und saugte alle Informationen über die Gerichte auf, die sie gerade zubereiteten.
So machte ich tatsächlich noch mein Abitur und meldete mich dann in der Kochschule in San Sebastián an. Doch ich wurde nicht angenommen, weil es nicht genügend Plätze gab – dies empfand ich damals als große Niederlage! Ich wollte aber nach wie vor kochen! So fing ich stattdessen bei Martín Berasategui in der Küche an. Dieser war damals noch ein junger aufstrebender Koch, er hatte noch keine Michelin-Sterne, aber war ein Wirbelwind und voller Leidenschaft für die Kulina rik. Damals war ich 17 Jahre alt. Berasategui war es auch, der mir den Namen Urrechu verpasste, denn er fragte mich: „Junge, wo kommst du her?“ Mein Dorf Urretxu war gerade einmal 30 Kilometer von San Sebastián ent fernt, aber er kannte es nicht, weil es so klein war. Martín fand es lustig – seitdem hatte ich meinen Namen weg. Doch eigentlich ist mein Nachname Pérez. Martín und ich sind noch sehr eng befreundet. Seine Energie ist unermesslich, er ist ein Genie und obendrein der fleißigste Mensch, denn ich kenne. Martín Berasategui ist zurzeit der Spanier mit den Schätze hinter Glas: Weinauswahl im El Cielo de Urrechu
Elegant und stylisch: das Restaurant A’kangas by Urrechu
Hat dir denn auch geschmeckt, was deine Eltern gekocht haben? Sicherlich! Beide sind großartige Köche. Im Baskischen gibt es das Wort „Txapeldun“. Es bezeichnet jemanden, der eine Txa pela, einen Hut, besitzt. Und es steht für einen Sieger, denn bei uns bekommen die Gewinner eines Kochwettbewerbs einen Hut überreicht. Mein Vater hat an zahlreichen Kochwettbewerben teilgenommen, er besitzt mehrere Txapelas und Trophäen.
36ESPAÑA MÍA
Vor der Teilnahme hatte ich Zweifel bezüglich meiner Kochküns te, schließlich konnte ich nur das, was ich mir von meinen Eltern abgeschaut hatte. Ich erinnere mich, dass es zuhause genau vier Kochbücher gab. In dreien davon fand ich das Rezept für Zurrucutuna. Ich überlegte mir, dass alle Zutaten, die sich in den drei Rezepten wiederholen, die Grundzutaten sein müssten und die restlichen nur optional.
Im Alter von 15 Jahren nahm ich an einem Kochwettbewerb mit einem sehr traditionellen Gericht aus dem Baskenland teil. Das Gericht hieß „Zurrucutuna“, eine Knoblauchsuppe mit Kabeljau.
Bereits in der Grundschule spürte ich diese Leidenschaft für die Küche. Meine Mutter, die ihrer Zeit voraus war und Karriere ge macht hatte, fand das allerdings nicht so prickelnd. Es gab damals nicht viele Frauen, die studierten, insbesondere wenn sie, wie mei ne Mutter, aus einem kleinen Dorf mit 100 Einwohnern stamm te – wenn man die Kühe, Esel und Hunde mitzählt (er lacht).
Wie ging es später weiter mit deinen Kochambitionen?
Auf dieser Basis experimentierte ich so lange, bis mir das Resultat gefiel. Ich gewann den Wettbewerb und bekam eine Medaille und eine Musikkassette.
Wie bist du zum Kochen gekommen, Iñigo? Meine Wurzeln und meine Herkunft haben mich als Koch stark geprägt. Ich bin der jüngste von drei Brüdern und der einzige, der nicht studieren wollte – stattdessen wollte ich kochen.
Im dritten Jahr im Gymnasium nahm ich wieder an einem Koch wettbewerb teil: „El concurso de alubias de Tolosa“, ein sehr renommierter Wettbewerb im Baskenland. Ich gewann erneut in meiner Altersklasse. Und so sprach ich mit meinen Eltern darüber, eine private Kochschule im San Sebastián zu besuchen. Aber mei ne Mutter sagte: „Nein, auf keinen Fall! Du machst Abitur!“ In einem kleinen Dorf, wo ich der Sohn des Unternehmers und der Lehrerin war, schickte sich das nicht! So war das damals – was würden denn die Leute dazu sagen?
meisten Michelin-Sternen auf der Welt: zwölf an der Zahl. Was Robert de Niro oder Jack Nicholson auf der Kinoleinwand sind, ist er in der Gastronomie. Aber für mich ist er immer noch der gleiche wunderbare Mensch wie damals. Wir verbrachten Stun den in der Küche, um Neues auszuprobieren, manchmal bis in den frühen Morgen. Der Tag war für uns nie lang genug für unsere Experimente. Was fasziniert dich so am Kochen?
Spanier mögen gutes Essen und machen daraus ein Ritual. Es ist ein sozialer Akt. Sie essen lange und gediegen. Glaubst du, dass die spanische Küche sich sehr gewandelt hat in den letzten Jahren und wenn ja, in welche Richtung? Ja, wir sprechen von einer Küche mit einer langen und reichen Geschichte. Daher wird zumindest in unserem Land alles rund um einem großen Tisch zelebriert. Ich denke, dass die Kultur und Ge schichte eines Landes mit der gastronomischen Kultur verbunden sind. Je bedeutungsvoller die Geschichte, desto größer ist auch die Geschichte der Gastronomie. Ich glaube aber auch, dass sich im Laufe der Zeit einiges geändert hat. Wir haben inzwischen ein besseres Know-how über Roh stoffe, Produkte und Techniken. Dies führt am Ende zu einer viel globalisierteren Küche, weltoffener und aktueller. Das sehe ich als die positive Entwicklung. Es gibt aber auch eine negative Seite. Ich habe den Eindruck, dass heutzutage unter dem Schutz der Social Media alles erlaubt zu sein scheint. Nach dem Motto „Man mische die Farbe rot mit der Farbe grün und gebe gelb dazu, weil dann auf den Fotos die Farben auf dem Teller so schön aussehen.“ Ich bin jedoch der Meinung, dass man nicht alles machen darf, nur weil es schön aussieht. Denn um heutzutage Gastronomie mit den aktuellen Techniken richtig betreiben zu können, muss man diese verstehen und beherrschen. Und man muss wissen, welche Erwartungen die Gäste haben.
Urrechu©Fotos:
Was ist alles wichtig für dich, wenn du ein neues Gericht kreierst? Jedes Rezept muss meines Erachtens eine eigene Philosophie ent halten. Wenn ich zum Beispiel ein Gericht mit Lamm zubereite, schließe ich die Augen und visualisiere das Produkt.
Ich stelle mir das Lamm vor, wie es durch die Berge läuft, zwi schen Knoblauch, Rosmarin, Spargel und Kartoffeln und dann „Muh“ macht (lacht wieder herzlich).
Blick ins Grüne: Lounge im Restaurant Urrechu Velázquez
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Ganz einfach: Das Kochen ist mein Leben, ich trage es einfach in mir! Wenn mich jemand fragt, was ich getan hätte, wenn ich kein Koch geworden wäre, fällt mir lange nichts ein, was ich antwor ten könnte – und das passiert mir sonst selten (er lacht wieder). Ich bin zwar sportbegeistert, interessiere mich für Geschichte, Kultur und Literatur, lerne leidenschaftlich gerne Neues – aber mein Leben ist die Kulinarik. Noch ein Beispiel: Wenn mich ein Interviewer vor dem Gespräch fragt, wie er mich ansprechen soll – mit Gastronom, Restaurant besitzer, Chef – antworte ich immer dasselbe: „Findest du meinen Beruf so hässlich, dass du mich nicht Koch nennen willst?“ Ich verstehe schon, dass einem das Wort „Chef“ mehr Prestige ver leiht, aber ich identifiziere mich mit der Bezeichnung „Koch“. Ich finde sie liebevoller. Kochen ist für mich der größte Liebesakt, den es gibt! Ich nehme eine Zutat in meine Hände, um sie zu verwandeln. Und um die Person, die später davon isst, dazu zu bringen, sich zu verlieben. Wir verkaufen „Kunsthandwerk“, und ein Koch ist für mich ein Handwerker.
Ich wollte mein eigenes Unternehmen gründen, genauso wie mein Vater. Man versucht im Leben, den Men schen nachzueifern, die einen prägen. Und ich hatte in meinen Eltern zwei großartige Lehrer, zwei wundervolle Menschen mit starken menschlichen Werten. Und dann gab es auf profes sioneller Ebene Martintxu (Berasate gui), mein Lehrer, mein Mentor, mei ne Ikone und mein Freund.
Das Ziel meines eigenen Restau rants, meines eigenen Hauses, habe ich immer mit Leidenschaft verfolgt. Denn ich habe „Häuser“, keine Restaurants, weil ich Freunden die Türen öffne, damit sie genießen. Und weil wir Basken in Spanien den Ruf haben, alles maßlos zu übertreiben, ist es außer Kontrolle ge raten (er lacht wieder herzlich): Ich habe nicht nur ein Haus, sondern sieben.
Da ich mich sowohl für die deutsche Kultur, Geschichte und na türlich die Gastronomie sehr interessiere und Deutschland außer dem sportlich betrachtet zu meinen Lieblingszielen gehört, lag es nahe, dass wir irgendwann mal zusammenkommen. Noch dazu kenne ich die Gründer von Meliá persönlich. Das Haus wird mit viel Liebe zum Detail und zum Gast und auf sehr familiäre Art geführt, das hat mich überzeugt! Ich bin unheimlich familienverbunden. Wenn ich nach San Sebastián fahre, liebe ich es, meine Familie, meine Eltern, Brüder, Neffen um mich zu scha ren. Ich zehre von der Freude der Freunde um mich herum. Dieses Gefühl möchte ich auch den Besuchern vom Oben Restaurant & Skybar vermitteln. Es geht nicht nur um die gute Küche, die wir selbstverständlich anbieten, oder um die phänomenale Aussicht aus der 15. Etage, sondern um die Mischung aus allem, um die Liebe zum Ganzen.
In Deutschland werden Nachhaltigkeit, Regionalität und Bio großgeschrieben.
Ich habe mir schon immer auf sehr bescheidene Weise die Ziele markiert, die ich erreichen wollte. Die drei Säulen, die mein Leben bewegen, sowohl im beruflichen wie im persönlichen Sinne, sind Beharrlichkeit, Urteilsvermögen und Bescheidenheit.
Am Anfang meiner Ausbildung hat man mich acht Tage lang zum Putzen von Pfannen und Töpfen verdonnert, aber ich war wohl schnell genug und durfte daraufhin als Lehrling anfangen. Dann wur de ich Küchenhilfe, irgendwann mal Koch, dann Chef de Partie, zweiter Küchenchef und schließlich Küchen chef. Und dabei verfolgte ich nach und nach meinen Traum. Das liegt mittlerweile 34 Jahre zurück.
Und jetzt auch das Restaurant Oben hier in Frankfurt –ein spanisches Haus in Deutschland. Wie kam es dazu?
Hast du dir mit der Eröffnung deines ersten Restaurants im Jahr 2000 einen Traum erfüllt? Wie fühlte sich das an?
In der Küche sehe ich Gemeinsam keiten in den Zutaten: Der Deutsche begeistert sich für das Produkt in seiner Reinform und liebt her vorragende Gerichte, die mit diesen Zutaten zubereitet sind – ich denke, da sind sich Spanier und Deutsche ziemlich ähnlich. Einen Unterschied sehe ich in der Fischkultur, denn Spanien ist ja im Gegensatz zu Deutschland weitgehend vom Meer umgeben. In Deutschland legt man viel Wert auf hochwertige landwirt schaftliche Produkte und damit identifiziere ich mich voll und ganz, denn ich bin ein echter Landfreak. Von Natur umgeben zu sein, von Weizen, Kartoffeln und Pilzen; der Geruch der feuchten Erde beim Laufen oder bei einem Spaziergang, das Zwitschern der Vögel, all das ist für mich Inspiration.
Alle diese Komponenten stelle ich mir zusammen auf einem Teller vor und mache daraus zum Beispiel provenzalischen Lammbraten mit Panade und aromatischen Kräutern, dazu eine feine Knob lauchcreme und ein Pilzragout mit Kartoffeln, Paprika und Spar gel. Jedes Gericht, das ich mir ausdenke, hat so eine Philosophie und eine Bedeutung, die dahinter steht. Wie findest du Inspiration für deine Kreationen? Es ist einfacher, sich inspirieren zu lassen, wenn man die Region kennt, in der man arbeitet – ich brauche Bezüge zu dem Ort, an dem ich mich gerade befinde. Ich muss wissen, wie die Menschen dort leben, sehe mir die Läden an, die Gemüsegeschäfte und Flei schereien, und beobachte, welche Produkte sie anbieten. Und ich sau ge dabei die Düfte ein, die durch ein offenes Fenster strömen, wo gerade gekocht wird. Meistens kommt die Inspiration beim Laufen – genau das habe ich heute morgen auch getan, als ich hier in Frankfurt zwölf Kilo meter gelaufen bin. Wo siehst du Gemeinsamkeiten zwischen der spanischen und der deutschen Küche? Schmeckt dir deutsches Essen? Mich begeistert die deutsche Kultur und natürlich auch die deutsche Kuli narik. Ich kenne Deutschland bereits ein wenig, den Schwarzwald, Frank furt und Berlin, da ich den Ironman in Frankfurt und im bayerischen Roth und den Berlin-Marathon gelaufen bin. Übrigens freue ich mich auch sehr darauf, den Frankfurt-Marathon zu laufen.
Wie hältst du es damit in deinen Restaurants? Das ist für mich auch selbstverständlich. Wenn bereits der Ver braucher auf Nachhaltigkeit achtet, muss es der Profi erst recht tun. Und dafür gibt es kaum eine bessere Möglichkeit als Produk te aus der Region unter dem Motto „Null Kilometer“ zu nutzen.
38 Grafensteinneusta©Foto: ESPAÑA MÍA
In einigen meiner Restaurants, in denen es dafür Platz gibt, lege ich sogar eigene Gemüsegärten an. Umfassenden Service kann ich nur mit saisonalen Produkten anbieten, denn diese sind in Bezug auf Reife, Geschmack, Duft, Textur am besten – und bieten das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.
9. Sie werden im heißen Öl frittiert, damit sie knusprig werden, sonst würden sie kochen und auseinanderfallen. Schließlich werden sie warm serviert.
Ihr Name stammt vom französischen Wort „croquer“ – knuspern: Die „Croqueta Española“ ist die Ikone unter den Tapas. Iñigo Urrechu hat colores de España exklusiv eines seiner Lieblingsrezepte für Kroketten mit Schinken verraten. Die Geschichte der Croqueta begann eigentlich aus der Not: Als in der Nachkriegszeit in Spanien Lebensmittel knapp waren, musste man beim Kochen erfinderisch sein mit den wenigen Zutaten, die zur Verfügung standen. Zu der Béchamelsoße, der Basiszutat von Kroketten, mischte man Reste von Eintöpfen und Braten, Cocido Madrileño und sogar Brühe. Im Laufe der Jahre wurde die Zubereitung perfektioniert – bis zur edlen Tapa von heute.
6. Wir bereiten eine Schüssel mit dem verquirlten Ei vor, eine Platte oder einen Teller mit den Semmelbröseln und eine andere mit Mehl.
4. Wir fügen die heiße Milch nach und nach unter ständigem Rühren dazu. Das Prozedere führen wir so lange weiter, bis die Milch komplett untergemischt ist. Dies dauert zwischen einer halben und einer dreiviertel Stunde. Es soll bei sehr geringer Hitze köcheln, damit es nicht anbrennt.
1MehlSemmelbröselgeriebengeschlagenesEi 1.ZUBEREITUNG
2. Die Milch zum Kochen bringen.
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39 GlavinskiPaul©Foto:
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¾ l
5. Danach fügen wir den zermahlenen Schinken hinzu und würzen die Masse mit Salz und Muskatnuss. Schließlich abkühlen lassen.
Croquetasdejamón 4 Personen g Jamón Ibérico 1 frische Frühlingszwiebel Spanien sind sie etwas größer, bei Bedarf zwei verwenden) Milch cl Olivenöl 50 g Butter g Muskatnuss,Mehl
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ZUTATEN für
BUEN PROVECHO
3. Die Butter in einem Topf erhitzen, die fein gehackten Frühlingszwiebeln dazugeben und bei schwacher Hitze so andünsten, dass die Butter nicht braun wird. Wenn die Frühlingszwiebeln fertig sind, fügen wir das Mehl nach und nach hinzu und vermischen alles, bis daraus eine fast kompakte Kugel wird.
(In
Buen Provecho!
Sie kann als Vorspeise, Beilage oder Hauptgericht serviert werden. Sie soll die Iberische Halbinsel erst Ende des 19. Jahrhunderts erreicht haben.
Den Schinken in kleine Stücke schneiden und auf großer Flamme anbraten. Sobald er schön knusprig ist, zerkleinern oder zermahlen, damit er sich später gut mit der Füllung vermischen lässt.
8. Dann die Kroketten in die Schüssel mit dem verquirlten Ei geben. In einer anderen Schüssel lassen wir die Kroketten in einem Sieb abtropfen, dann in den Semmelbröseln wälzen und herausnehmen.
7. Sobald der Teig abgekühlt ist, formen wir die Kroketten in der gewünschten Größe und wälzen diese in etwas Mehl.
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Kirche von Cervera de la Cañada
Aragonien Auf den Spuren des Mudéjar
Aljaferia-Palast in Saragossa
Wenn man in Aragonien über „Mudéjar“ spricht, dann geht es um viel mehr als Architektur, Kunst oder Kulturerbe. Mudéjar ist ein umfassendes Konzept, das historische und politische Ereignisse, individuelle und kollektive Entscheidungen, das Thema Toleranz und den Wunsch nach friedlichem Zusammenleben mit einschließt.
Muslimisches Konzept
ie Übersetzung des Begriffs bedeutet „jene, die bleiben durften“ (abgeleitet vom arabischen Wort „Mudayyan“). Er bezieht sich auf jene Muslime, die nach der christlichen Eroberung weiterhin im Land le ben durften und deren Rechte, Sprache, Reli gion und Aljamas (die größten Moscheen der einzelnen Orte) anerkannt wurden.
In Richtung Saragossa gibt es weitere bedeu tende Baudenkmäler, die einen Überblick über die verschiedenen Formen der MudéjarArchitektur bieten. Ihre Pracht sieht man an Beispielen wie der Kirche Santa María la Mayor in Híjar oder der beeindruckenden Fes tungskirche in Montalbán. Keimzelle Saragossa
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Eine Reise durch ganz Aragonien bietet viele Einblicke in diesen einzigartigen architekto nischen Stil und gleichzeitig die Möglichkeit, die große landschaftliche Vielfalt der drei Provinzen kennenzulernen, die zu Aragonien gehören. Dieses vielfältige Erbe kann man gut mit anderen touristischen Angeboten wie Naturerlebnissen oder Wanderungen kombi nieren, außerdem mit kulinarischen Genüssen der regionalen landwirtschaftlichen Produkte, deren Anbau seit Jahrhunderten in den Tradi tionen dieser Region verwurzelt ist. Aus allen genannten Elementen und vielen mehr entstehen touristische Routen mit der Mudéjar-Kunst als rotem Faden, da sie in der gesamten Region ihre Spuren hinterlassen hat.
Turm von San Salvador in Teruel
In der Region von Saragossa stechen die Fes tungskirche in Tobed, die Kirche von Cervera de la Cañada und die Stiftskirche in Calata yud durch ihre Einzigartigkeit hervor. Nicht zu vergessen die Kirchen in Torralba de Ribota und Maluenda. In Tarazona beeindrucken der Turm der Magdalenenkirche sowie das Dach, das Kuppelgewölbe und der Turm der Kathe drale Santa María de la Huerta. Zahlreiche Mudéjar-Türme erheben sich auch längs des Ebro-Tals wie jener der Kirche Santa María in Tauste und der Gotteshäuser in Alagón oder Utebo. Viele dieser Baudenkmäler entstanden als Abbild der in Saragossa erbauten Werke. Die Stadt gilt als Keimzelle für die Entstehung und Verbreitung der Mudéjar-Kunst im 13. Jahr hundert. Der Aljafería-Palast, die Kathedrale San Salvador und die Kirche San Pablo sind Beispiele dafür. Die Mudéjar-Kunst dehnte sich auch bis Huesca mit der Kathedrale und dem Villahermosa-Palast aus. Die Mudéjar-Präsenz erstreckt sich jedoch über mehr als nur Kirchen und maurische Viertel: Auch auf dem Land hat sie wesent liche Spuren in der Kulturlandschaft hinter lassen. Gemüsegärten, Bewässerungsgräben, Schöpfräder und Wegerouten sind erhaltene Relikte, die weitere materielle und immateri elle Kulturgüter bilden.
Der Besuch der Mudéjar-Baudenkmäler in Aragonien bietet einzigartige ästhetische und künstlerische Erlebnisse. Dahinter steht das muslimische Konzept der Schönheit, bei dem alles außer dem einzigen und unvergängli chen Gott nur unbeständig und vorüberge hend ist. Die Mudéjar-Kunst übernahm Baustile und Materialien islamischen Ursprungs. Charak teristisch dafür sind zum Beispiel die Ver zierungen mit verschiedenfarbigen verglas ten Keramikteilen oder die Verwendung von Gipsgittern in den Fenstern von Kirchen oder InKreuzgängen.derStadt
Turm der Kathedrale in Saragossa
Die Erklärung zum Weltkulturerbe der UNESCO im Jahr 2001 lieferte zweifellos den wichtigs ten Anstoß für die Anerkennung der kultu rellen Bedeutung des Mudéjar-Stils in Ara gonien. Insgesamt 157 Baudenkmale stehen bis heute mit ihrem künstlerischen Ausdruck für das friedliche Zusammenleben sowie den Austausch von Kenntnissen und Erfahrungen zwischen der muslimischen, christlichen und jüdischen Kultur.
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AragóndeTurismo©Fotos:
www.turismodearagon.com/de
Teruel stehen außerordentliche Werke der Mudéjar-Architektur wie die Glo ckentürme von San Pedro und der Kathedra le Santa María de Mediavilla sowie aus einer späteren Phase die riesigen Glockentürme der Kirchen San Salvador und San Martín.
42 fabrikasimf/Freepik©Fotos: GENUSSLAND SPANIEN Grünes
Gold Von Kolya Kister Spanien ist die Heimat der größten Olivenhaine der Welt. Im ganzen Land wachsen mehr als 300 Millionen dieser Bäume, die als Symbol für die kulinarische Tradition des Mittelmeerraumes stehen. In der Provinz Jaen kann man den Bauern bei der Ernte über die Schulter sehen.
D ie Frau im weißen Kittel schnuppert. Lang sam zieht sie die Luft in die Nase und schließt dabei die Augen. Überlegt. Riecht wieder an dem kleinen Glas mit dem runden Bauch. Macht eine Notiz auf dem Block, den sie vor sich liegen hat. Dann erwärmt sie das Glas mit ihren Händen. „Dadurch kön nen sich Geruch und Geschmack des Olivenöls voll ent falten“, erklärt sie. Schließlich nimmt sie einen Schluck und konzentriert sich auf die Geschmacksnuancen. Regelmäßig gegen Jahresende ist in Andalusien die Fä higkeit von Profi-Verkostern gefragt. Ein eigener Kon trollrat wacht über die Qualität des frisch gepressten Öls: Schmeckt es unreif, bitter, scharf, süß, herb, wein artig oder gar essigsauer. Hat es Bodensatz? Jede Wahr nehmung müssen die „Catadoras“, die überwiegend weiblichen Verkosterinnen, akribisch vermerken. Fest zum Erntebeginn Die Oliventradition reicht in der Region lange zurück: Schon vor 3.000 Jahren sollen Phönizier die Früchte ins Land gebracht haben. Die Römer ließen sich ihren Tribut damit auszahlen, und die Araber verfeinerten die Anbaukunst. Was früher als mühsamer Broterwerb diente, wurde inzwischen zur kollektiven Freizeitbe schäftigung: So haben viele Einheimische in den tradi tionellen Anbaugebieten eigene Bäume – und sei es nur eine RegelmäßigHandvoll.zu Beginn der Ernte Anfang Dezember ver sammelt sich die Bevölkerung des Ortes Martos, um beim Pressen des ersten Öls zuzusehen. Männer bauen Schicht um Schicht einen Turm aus Bastmatten. Da zwischen schmieren sie die braune Masse zermahlener Oliven. Dann drehen sie am Hebel der gewaltigen Stahl presse. Bast drückt auf Bast, bis sich ein dickflüssiger Strahl ins Auffangbecken ergießt. Manche der Früchte stammen aus dem alten Oliven hain „Llano de Motril“, der inmitten der sonst üblichen Monokulturen wie ein Relikt vergangener Zeiten wirkt. Ein Skulpturengarten der Natur, in dem jeder Baum im Laufe der Zeit seinen unverwechselbaren Charakter entwickelt hat: Knorrige Äste, Rinde mit tiefen Furchen, Stämme wie Elefantenfüße. Die ältesten wurden gepflanzt, als die Mauren vertrieben wurden. Bäume im Schwitzkasten Jedes Jahr zwischen Dezember und März rücken die Bauern mit schwerem Gerät an. Dann müssen die Olivenbäume zittern. Der Schüttelfrost ist kurz und schmerzlos: Ein Traktor mit einer riesigen Zange nimmt Stamm für Stamm in den Schwitzkasten, rüttelt ihn kurz und lässt Tausende Oliven zu Boden purzeln. Inmitten des Geprassels klopfen Erntehelfer mit Stöcken auf jene Äste, die ihre Last nicht hergeben wollen. Nach langen Minuten ist alles vorbei, der Boden übersäht mit reifen Oliven. „Es ist jedes Mal wie ein kleiner Kampf“, meint einer der Arbeiter. „Man muss kraftvoll genug schlagen, um alle Früchte zu bekom men. Und doch mit soviel Zartgefühl, dass man die Äste nicht verletzt.“ Ist die Ladefläche des Traktors gefüllt, wandert die Fracht zur Mühle. Je nach Reife grad läuft das Öl dort grasgrün oder goldgelb aus den ImZentrifugen.Olivenmuseum der Hacienda La Laguna nahe der Renaissancestadt Baeza sind die aufwändigen Kon struktionen zu bewundern, mit denen die Früchte frü her gepresst wurden – von tonnenschweren Steintürmen bis zu meterlangen Hebeln. Kaum ein Besucher lässt es sich nehmen, hinterher im Restaurant von den frischen Produkten zu kosten: Tapas mit viel Olivenöl, defti ge Fleischgerichte mit Oliven und selbst Desserts aus Oliven. Währenddessen geht draußen die Ernte weiter. Rauch steigt auf von den wärmenden Feuern der Land arbeiter und vermischt sich mit dem Nebel über den Ölbäumen.
43 alexandra_pp/FreepikCameron/Unsplash,JohnParente/Freepik,Sabinofabrikasimf/Freepik,Aroesti/Pixabay,MaliUrteaga/Pixabay,Carlos©Fotos:
44ANDALUSIEN IN DEN BERGEN DER GerhardOliver©Foto:
Vor einem Jahr gründete Spanien in der Sierra de las Nieves in Andalusien seinen 16. Nationalpark. In der urwüchsigen Bergregion kann man unter Spanischen Tannen wandern, durch weiße Dörfer spazieren – und einen heiligen Kastanienbaum besuchen. mit seinen Orangenhainen gehört zu den weißen Dörfern der Sierra de las Nieves.
45 SCHNEESAMMLER Von Oliver Gerhard
Yunquera
der Guide, während wir durch die einsame Berglandschaft aufwärts marschieren. Zu Beginn der Tour laufen wir noch im Schatten von hohen „Pinsapos“, einem botanischen Relikt der letzten Eiszeit: Die Spanischen Tannen, deren Bestand als ge fährdet gilt, haben sich in Höhenlagen zwischen 1.000 und 1.800 Metern ange siedelt – rund zwei Drittel der erhaltenen Exemplare wachsen in der Sierra de las Nieves. Krishna zieht einen Ast zu uns her unter: „Fasst mal an, die Nadeln sind ganz weich“, sagt er. Picknick mit Melone Unter die Pinsapos mischen sich viele wei tere Nadelbaumarten und nach einer Weile können wir sie voneinander unterscheiden: die See-Kiefern mit ihren besonders langen Nadeln und dunkler Rinde, die Pinien, Schwarz- und Aleppo-Kiefern. Dann ist der Aussichtspunkt Tajo de la Caína er reicht, mit weitem Blick in einen schroffen Canyon und bis zum Mittelmeer. Krishna zaubert eine Wassermelone aus dem Rucksack und erzählt beim Picknick von den Schneesammlern, die vor Jahr hunderten an den Hängen des 1.919 Me ter hohen Torrecilla sogenannte „Pozos de Nieve“ bewirtschafteten: Jeden Winter befüllten sie diese geschützten Steinhöh len mit Schnee, den sie dann im Sommer Weiter Blick vom Aussichtspunkt Tajo de la Caína (links). Erfrischung gefällig? Wanderführer Krishna Salleras mit Wassermelone (unten).
46ANDALUSIEN
D ie Luft flirrt in der Hitze des andalusischen Sommers. Am Wegesrand wachsen wilder La vendel und Zitronenthymian, Rosmarin und Eselsdistel. Baumstämme leuchten weiß in der Sonne – die langen Flechten, die von ihren Ästen baumeln, wirken wie abgestorben und das dürre Moos auf den Kalkfelsen zerbröselt unter unseren Fin gern. Auch die zusammengekrümmten Zistrosen wirken wie verdurstet. „Lasst euch von dem Eindruck nicht täu schen!“, sagt Krishna Salleras. „Der Wald schläft jetzt nur – die Pflanzen verkriechen sich zu dieser Jahreszeit.“ Sommerschlaf in der Sierra de las Nieves im Hinterland von Marbella! „Aber im Herbst, mit dem ersten Regen, fängt alles an zu keimen. Und steht im Frühjahr in schönster Blüte“, erklärt
Die Sierra de las Nieves liegt nur rund 20 Kilometer vom Touristen-Hotspot Marbella entfernt – und blieb doch bis heute authentisch und urwüchsig. Nur wenige Urlauber verirrten sich bislang für einen Tagesausflug in die Dörfer, die hier ebenso weiß sind wie in der bekannteren Sierra Nevada: Im Juli 2021 erklärte die spanische Regierung die Bergregion zum 16. Nationalpark des Landes.
Dorf auf einem maurischen Kastell In den kleinen Dörfern brennen sich Bilder und Geräusche des beschaulichen Land lebens ins Gedächtnis: die umherstrei fenden Katzen; der Mann, der auf dem Kirchplatz von Alozaina in StockkampfÜbungen versunken ist; die Damen, die in einem kleinen Hinterhof Karten spie len; die laut diskutierenden Männer in einer Bodega; die weiten Blicke in die Berglandschaft; die Heiligenbilder an den Hausfassaden. Beim Bummeln durch Alozaina wechseln weite Blicke und kleine Details.
47 GerhardOliver©Fotos: nachts mit Eseln abholten und blöckeweise bis nach Málaga oder Gibraltar lieferten.
Viele Ökosysteme „Die Initiative ging von den Dörfern selbst aus“, sagt Nationalparkleiter Tomás Rue da Gaona. „1989 war das noch anders –damals richtete die Regierung gegen den Willen der Bevölkerung einen Naturpark ein. Die Anwohner waren verärgert we gen der Einschränkungen für Jäger, Holz sammler oder Viehhalter. Doch diesmal besteht die einzige zusätzliche Restriktion im Verbot der Jagd auf Bergziegen – das ist zu Dieverschmerzen.“Besonderheitdes neuen Nationalparks sei die Vielfalt seiner Landschaften, erklärt der Parkchef: „Innerhalb von wenigen Ki lometern verzeichnen wir hier einen Hö henunterschied von fast 2.000 Metern –man findet daher auf engstem Raum rund 1.500 Pflanzenarten und Ökosysteme von tropischem bis alpinem oder sogar nordi schem Charakter. Man könnte sagen, bei uns ist ganz Spanien in einem National park Tatsächlichvereint.“sehen wir auf einer Tour durch die Dörfer Fincas mit Kirschbäumen ne ben Olivenplantagen, Tannen neben Fei genbäumen und Hainen aus Esskastanien. Krishna kennt sich aus mit dem Obstan bau, besitzt seine Familie doch selbst einen Biohof in der Sierra. Der 37-Jährige arbei tet hier nicht nur als Guide und Landwirt, sondern auch als Chauffeur, Segel- und Englischlehrer. Und im Winter besucht er eine Schauspielschule.
Am städtischsten wirkt die 2.000-Einwoh ner-Gemeinde Tolox. Die Bürgermeiste rin persönlich führt Besucher manchmal durch den Ort, der auf einem maurischen Kastell entstand: „Wir möchten unbedingt unseren Charakter bewahren“, sagt Fran cisca García, während sie ihren lila Fächer auf- und zuratscht. „Darum liegt uns viel an Besuchern, die wirkliches Interesse an der Natur mitbringen.“ So gibt es inzwi schen eine Bürgerinitiative, die alte Dorf verbindungen wieder zum Leben erweckt.
Der Castaño Santo hat im Laufe der Jahrhunderte einen gigantischen Umfang erreicht (oben). Frische Brombeeren am Wegesrand (links).
48 GerhardOliver©Fotos: ANDALUSIEN
Aktivitäten Mehrere Tour anbieter haben sich auf die Sierra de las Nieves spezia lisiert mit Wanderungen, Radtou ren, Vogelbeobachtung und mehr, zum Beispiel Nalusur (www.nalu sur.com) oder Aventurate ( aventuratesierradelasnieves.eswww. ).
Unterkunft Das Hotel Cerro de Hijar in Tolox mit Pool, Restaurant und Zimmern mit Balkon liegt hoch über der Sierra mit Blick bis zum Meer (www.cerrodehijar.com). Auskunft Turismo Costa del Sol/Málaga: www.visitacostadelsol.com Nationalparks Spaniens: parquesnacionales.cnig.es
Informationen
Mit ihrer Meinung ist sie nicht alleine in der Sierra de las Nieves – man möchte die Fehler anderer Regionen nicht wiederho len. „Das Ziel des Parks ist es auch, Leute an die Natur heranführen, die noch nicht so starke Beziehung zu ihr haben“, meint Krishna, während wir wieder am Wan dern sind, vorbei an riesigen Korkeichen, die gerade erst frisch abgeerntet wurden –ein Handwerk, das im Einklang mit den Parkregeln stattfindet. Dann fühlen wir uns plötzlich winzig im Schatten des wohl ältesten Kastanienbau mes der Provinz: Der Castaño Santo, der heilige Kastanienbaum, soll bis zu 1.000 Jahre alt sein. Er ist nicht außergewöhn lich hoch, dafür hat er einen Umfang von 22 Metern. Riesige abgebrochene Äste liegen auf dem Boden, doch neue Triebe zeigen auch, dass der Solitär noch voller Leben steckt. Der Legende nach hielt zu Zeiten der ka tholischen Könige ein Bischof eine Messe vom Baum herunter und gab ihm damit seine Weihen. „Die Erde darunter soll des halb besonders fruchtbar sein“, sagt Kris hna. „Die Leute nehmen sich aber leider immer wieder davon mit.“ Demnächst soll der heilige Baum besser geschützt wer den – damit der junge Park seinen ältesten Bewohner nicht verliert!
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50 ADVERTORIAL MartinezAgustinLacorte,LuisCasas,Esther©Fotos: Saragossa Geschichte, Tradition und Nachhaltigkeit ➊ ➋ ➌
Auf Goyas Spuren
Muslimischer Palast Ein weiteres Juwel des Mudéjar-Stils von Sara gossa ist die Aljafería, der am weitesten im Norden gelegene muslimische Palast Euro pas. In seinem Trovador-Turm, Schauplatz für Verdis berühmte Oper Il Trovatore, kann man zurück in die Musikgeschichte reisen. In Saragossa finden Sie außerdem eines der wichtigsten Pilgerzentren der Welt und ein Juwel des Barocks: Die Basilika Unserer Lie ben Frau, der Jungfrau von Pilar, ist Schutzpat ronin der Stadt und der gesamten spanischen Kultur. Jedes Jahr am 12. Oktober nehmen Tau sende von Menschen aus der ganzen Welt in ihren heimischen Trachten an der traditionel len Blumengabe teil, dem symbolträchtigen Hauptakt der „Fiestas del Pilar“. Ein weiterer Grund, sich dem Charme von Saragossa zu ergeben, sind seine monogra fischen Museen oder seine avantgardistische Architektur, die schon mit bedeutenden Archi tekturpreisen ausgezeichnet wurde.
Instagram:Facebook:Twitter:www.zaragozaturismo.es@Visit_Zaragoza@TurismoZaragoza@ZaragozaTurismo ➎ ➍ ➀ Radler am Ebro ➁ Denkmal für Francisco de Goya ➂ Prozession
Ostern ➃ Traditionelle
51 ADVERTORIAL
➏
Abstecher in die Natur Auch die Natur kann man in Saragossa erle ben, zum Beispiel bei einem Spaziergang am Ufer des Ebro, wo man den Sonnenuntergang an Blumengabe von Obst und Schokolade zur del Pilar
S aragossa, die Hauptstadt von Arago nien, liegt strategisch günstig: Dank des Hochgeschwindigkeitszuges tren nen es nur weniger als zwei Stunden von Madrid und Barcelona, und auch die wich tigsten Hauptstädte Nordspaniens sind nur rund 300 Kilometer entfernt. Sein Kulturerbe, die Gastronomie, das Freizeitangebot und vor allem die herzlichen und liebenswerten Ein wohner werden Ihren Besuch in der Stadt zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Das Erbe aus mehr als 2.000 Jahren Geschich te lädt dazu ein, sich in den Straßen von Saragossa zu verlieren und die Kontraste zu genießen: von der römischen Caesaraugusta aus dem ersten Jahrhundert n. Chr. bis hin zum modernen und avantgardistischen Sara gossa. Die gotische Kathedrale El Salvador ist das herausragende Highlight dieser Stadt der vier Kulturen mit ihren Spuren aus römischer, muslimischer, jüdischer und christlicher Epo che. Das Gotteshaus ist auch als La Seo be kannt, ein Meisterwerk im Mudéjar-Stil, das zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
➅ Trachten
➄ Verkostung
CulturalZGZCasas,EstherMartinez,Agustin©Fotos:
Fiesta
In Saragossa verbrachte der berühmte Künst ler Francisco de Goya y Lucientes seine Kind heit und Jugend. Spuren seines Wirkens und seiner Arbeit sind noch an verschiedenen Orten der Stadt präsent: von seinen ersten Werken bis zu den fünf großen Serien von Stichen, Werke aus seiner aragonesischen Epoche und seinen Anfängen in Italien oder seiner Hofmalerei. Erleben Sie die Magie die ses brillanten aragonesischen Malers bei den Fiestas Goyescas, die bei ihrer Premiere die ganze Stadt mit historischen Kostümen, Para den, Workshops und Märkten prägen werden. von einer der Brücken beobachten kann. Ge nießen Sie einen Tag unter dem strahlend blauen Himmel, lassen Sie sich in den vielen Parks treiben oder fahren Sie auf den mehr als 130 Kilometer Radwegen. Saragossa ist eine Stadt, in der sowohl Barrierefreiheit als auch Nachhaltigkeit eine sehr wichtige Rolle Zweispielen.große Veranstaltungen sind besonders interessant für internationale Besucher, um die Geschichte und die Traditionen der Stadt zu erleben: zum einen die Karwoche mit ih rer mehr als 700-jährigen Geschichte, bei der Sie als aufregendes Highlight den Klang von 4.000 Pauken und Trommeln der Laienbrüder erleben. Zum anderen zeigt die Hauptstadt des Ebro ein besonders heiteres, einfallsrei ches und farbenfrohes Gesicht bei den Fiestas del Pilar mit mehr als 500 Kultur- und Freizeit veranstaltungen überall in den Straßen. Für all dies und noch viel mehr ist Saragossa das perfekte Reiseziel in Ihrem nächsten Kurzurlaub in Spanien. Saragossa ist ein Kreuzungspunkt von Rou ten, Kulturen, geschichtlichen Ereignissen und Aromen. In der offiziellen „Iberoame rikanischen Hauptstadt der nachhaltigen Gastronomie 2022 2023“ finden zahlreiche kulinarische Veranstaltungen und Aktivitäten statt. Ihre nachhaltige Gastronomie mit loka len Produkten und ihre Tapas-Kultur sind ein Genuss für den anspruchsvollsten Gaumen.
52 GerhardOliver©Foto: LA PALMA
Insel
Feuerberge
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Von Oliver Gerhard La Palma gilt als grünste und abwechslungsreichste der Kanarischen Inseln. Seit dem Ende des letzten Vulkanausbruchs ist sie um eine faszinierende Attraktion reicher: Eine Tagesexkursion führt zu den Schauplätzen des Ausbruchs.
Vom südlichen Kamm der Caldera de Taburiente blickt man hinüber zur Cumbre Vieja. In diesem Gebirgszug entstand der neue Vulkan. der
54LA PALMA Der neue Vulkan qualmt noch über den Orten El Paso und Tajuya.
TIPP
„Ihr seht den Vulkan heute von oben, von unten, vom Land und übers Wasser“, sagt der junge Guide Romeo Weber auf der Terrasse vor der Kirche von Tajuya, einem der besten Aussichtspunkte auf den jungen Berg. Ohne ein Selfie mit dem Krater im Hintergrund verlässt kaum einer den Platz. Die nächste Station heißt La Laguna, auf den ersten Blick ein verschlafenes Insel dörfchen: Ein paar Frauen ernten gerade Avocados, Männer laden Bananenstauden auf einen Pickup, bunte Blumen sprießen zwischen Weinreben. Doch der Schwefel hauch in der Luft bezeugt die Nähe zum Lavastrom, ein Haus liegt halb darunter begraben. „Das Magma stoppte wie durch ein Wunder am Rande des Ortes“, sagt InRomeo.derFerne ragen vereinzelt Ruinen aus dem steinernen Meer – die weißen Fassa den wirken wie die Segel von treibenden Schiffen. Das Dröhnen von Baggern dringt herüber: Mit Hochdruck baut man an ei ner neuen Straße in den Süden – mitten auf dem Lavastrom. „Das wird über mehrere Jahre eine Schotterpiste bleiben“, sagt Ro meo. Der Untergrund sei teilweise noch Ein Tag als Leuchtturmwärter Alle vier Sekunden gleitet der Licht strahl übers Land, beleuchtet Bana nenfelder, streift kleine Fincas, deren Fassaden aufblitzen und dann wieder in der Schwärze der Nacht versinken.
D er neue Berg schweigt wieder: keine Aschewolken, keine Lava ströme, keine Explosionen mehr! Nur hin und wieder steigen ein paar kleine Wölkchen von seinem Krater auf, dessen Ränder im Sonnenlicht schwefelgelb leuch ten. Am 25. Dezember 2021 gab die Regie rung von La Palma offiziell Entwarnung nach dem Ende des Vulkanausbruchs, der die Inselbewohner 85 Tage lang in Atem gehalten hatte.
Nur zehn Prozent der Insel waren vom jüngsten Vulkanausbruch betroffen – auch wenn viele Medien einen anderen Ein druck vermittelten. Schon während der Eruptionen reisten Vulkanfans und Foto grafen an, um das Naturschauspiel zu er leben, damals ein umstrittenes Vergnügen. Doch nun soll die neue Attraktion helfen, nach dem Einbruch des Tourismus wieder Geld in die Kassen zu spülen. Selfie vor dem neuen Vulkan Seit Ostern kann man eine ganztägige Tour voller Fakten und Hintergründe zu den Schauplätzen der Eruption buchen.
Die üppige Vegetation verdankt La Palma unter anderem den Passatwolken, deren feine Wasserpartikel der Urwald aufsaugt.
Die Bilanz: fast 1.700 Gebäude zerstört, 370 Hektar Bananenplantagen und Wein berge von Asche und Lava bedeckt, rund 80 Kilometer Straßen verschwunden. Doch dafür gibt es eine neue Sehenswür digkeit: „Wir wollen den jungen Vulkan in einen weiteren Anziehungspunkt verwan deln“, sagt Raquel Hernández, Tourismus beauftragte der Insel. „Dabei betrachten wir ihn sozusagen als unseren Freund oder DasVerbündeten.“Lebenam Fuße von Vulkanen war schon immer Alltag auf der gut 700 Qua dratkilometer großen Insel, die sich vor mehr als zwei Millionen Jahren aus dem Meer erhob. Dieser Urvulkan liegt nur einen Katzensprung vom jüngsten Krater entfernt: Eine wilde Straße schraubt sich bis auf 2.426 Meter Höhe, wo man vom Gipfel des Roque de los Muchachos einen weiten Blick werfen kann. Eine bunte Vielfalt auf engstem Raum ist charakteristisch für La Palma, wo man morgens inmitten historischer Architek tur frühstücken, mittags durch einen ver wunschenen Lorbeerwald spazieren und bei Sonnenuntergang an einem schwarzen Strand in die Atlantikwellen springen kann – aber so eilig hat es hier kaum jemand.
158 Stufen führen in die Spitze des Faro Cumplida, eines Leuchtturms von 1867 an der rauen Nordspitze La Palmas. Wo einst zwei Wärter im Schichtdienst tätig waren, logieren heute Gäste in styli schen Suiten – inklusive Meerblick vom Bett aus, kanarischem Garten, Infinity Pool über den Klippen und Zugang zum Leuchtturm. Und so klingt der Tag mit einem Turmblick in den Sonnenun tergang aus. Faro Cumplida, Suite ab 290 Euro inkl. Frühstück, www.floatel.de Die Exkursion führt auch zur unterbrochenen Küstenstraße.
55 GerhardOliver©Fotos:
Dann ist der Aussichtspunkt über dem Vulkan erreicht: Die schweflig gelben Wolken, die vom Krater herübertreiben, vermischen sich mit den Nebelschwaden und hüllen die Landschaft langsam ein. Ein riesiger schwarzer Rabe trägt seinen Teil zur mystischen Stimmung bei: Er flattert neben der Gruppe von Ast zu Ast und lässt sich geduldig fotografieren – offenbar in der Hoffnung auf Futter. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war noch nicht entschieden, wie der neue Vulkan heißen soll. Vielleicht Cumbre Vieja nach dem umliegenden Gebirgszug? Cabeza de Vaca nach der Region seines Ausbruchs? Oder Jedey, nach einem historischen Krieger? „Tajogaite“ schlug das vulkanologische Institut der Kanaren vor, „gespaltener Berg“ in der Sprache der Ureinwohner. Exkursionen für Einheimische Doch die Entscheidung soll letztlich bei den Palmeros selbst liegen. Vielleicht ein guter Grund, noch etwas zu warten mit der Namensgebung, denn die meisten sind so kurz nach dem Ausbruch nicht besonders gut auf den neuen Berg zu sprechen. Um sie mit ihrem neuen „Freund“ vertraut zu machen, veranstaltet die Inselregierung an jedem Wochenende kostenlose Exkursionen für die Einheimischen – ohne Touristen. 3.000 Schüler nehmen am Projekt „Gib ihm einen Namen“ teil, in dem das Gemeinschaftsgefühl nach der Krise gestärkt werden soll. Wer sich noch intensiver mit dem Phänomen beschäftigen möchte, kann im Besucherzentrum Caños de Fuego tiefer eintauchen – im wahrsten Sinne des Wortes, denn dort darf man in zwei Vulkanröhren hinabsteigen, die von der Eruption des Vulkans San Juan 1949 stammen. Über lange Holzstege spaziert man durch die schwarze Landschaft Richtung Meer bis zu einem Aussichtspunkt auf einem gläsernen Skywalk. Das futuristische Besucherzentrum wirkt wie ein Raumschiff, das in der Aschelandschaft gelandet ist. Beim Rundgang erfährt man auch, dass zwei der Lavaströme ins Meer geflossen sind – die Insel ist dadurch um 48 Hektar gewachsen. Ein Strand wurde vernichtet, dafür entstanden zwei neue. Der neue Vulkan hat eben nicht nur genommen, sondern auch gegeben. Nun benötigt er nur noch einen Namen.
Das Besucherzentrum Caños de Fuego liegt am Fuß des neuen Vulkans (links). Der Urvulkan im Norden ist von Lorbeerwald bedeckt (rechts).
GerhardOliver©Fotos:
Touren Mehrere ExkursionveranstaltenAnbieterdieeintägigezudenSpuren des Vulkanausbruchs, z. B. Isla Bonita Tours, www.islabonitatours.com Auskunft Infos über La Palma unter www.visitlapalma.es, zu den Besucherzentren unter www.lapalmacentrosturisticos.com
LA PALMA
Informationen bis zu 300 Grad heiß und Asphalt würde Daswegschmelzen.spürtdie Gruppe eindrücklich bei einem kurzen Spaziergang über den Lavastrom, der die alte Straße unter sich begraben hat. Der Untergrund ist brüchig, rutschig, instabil, und an einer Stelle steigt Hitze auf, als hätte man einen Backofen geöffnet. Nur ein Vorgeschmack auf die Atmosphäre am Fuß des Vulkans: Mit dem Bus geht es über Serpentinen aufwärts in Richtung der Stelle, an der sich am 19. September 2021 um 15.10 Uhr der erste Spalt öffnete. Frisches Grün in der Asche Ein Nationalparkwärter räumt eine Barrikade beiseite, dann ist das Sperrgebiet erreicht. Nach dem Ende des Ausbruchs ließ die Inselregierung einen zweieinhalb Kilometer langen Wanderweg zum Fuß des neuen Vulkans anlegen. Zum Schutz des jungfräulichen Ökosystems ist der Besuch reglementiert: Nur drei Gruppen mit jeweils maximal 15 Teilnehmern inklusive Guide sind pro Tag zugelassen. Die Nadeln der Kanarischen Kiefern am Wegesrand sind braun und trocken. „Sie sind nicht verbrannt, sondern verdorrt“, sagt Romeo. Die Eruptionen haben so viel Sauerstoff geschluckt, dass die Feuer immer wieder ausgingen. Und wo es dennoch brannte, schützte ihre bis zu acht Zentimeter dicke Rinde die endemischen Bäume. „Warum sind die Kiefern so klein?“ fragt ein Wanderer. „Ihr seht quasi nur die ‚Spitze des Eisbergs‘“, antwortet Romeo. „Hier liegt die Asche teilweise meterhoch.“ Auch die Wanderwegweiser haben nur noch Kindergröße. Doch in den Ästen der Bäume ist schon wieder frisches Grün zu sehen und am Boden wachsen saftige Jungbäume.
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58COSTA DEL AZAHAR An der Küste der Orangenblüte –––––––––– Von Fabian von Poser ––––––––––PoservonFabian©Foto:
Badebuchten von einsam bis quirlig, abgelegene Bergdörfer und kaum Massentourismus: Die Costa del Azahar in der Region Valencia ist ein Geheimtipp geblieben.
Zur Blauen Stunde wirkt die Altstadt von Peñíscola mit der Burg aus der Zeit der Tempelritter besonders romantisch.
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Betörender Blütenduft Das 7.600-Einwohner-Städtchen im Nord osten der Region Valencia ist ein idealer Ausgangspunkt, wenn man die Costa del Azahar entdecken will. Auf Spanisch be deutet „azahar“ so viel wie Orangenblüte. Der 200 Kilometer lange Küstenabschnitt ist im Gegensatz zur nördlich gelegenen Costa Brava und der Costa Blanca im Sü den hierzulande nur wenig bekannt. Die Orte der Costa del Azahar sind vor allem Spaniern ein Begriff: Vinaroz, Benicarló, Vilafamés vor dem Hintergrund der Sierra de les Conteses zählt zu den schönsten Dörfern Spaniens (oben).
D ie Morgensonne blinzelt vorsich tig durch die Fenster. Wenn man sie öffnet, dann kann man die salzige Luft des Meeres riechen. Tritt man auf den Balkon, fällt der Blick auf die weiß getünchten Fassaden von Peñíscola. Die Stadtansicht ist einzigartig an der Mittel meerküste: Hoch über dem Hafen schiebt sich die wehrhafte Altstadthalbinsel ins Meer. Dutzende mächtige Häuserquader ziehen sich den Hang hinauf. Über ihnen thront die zinnenbewehrte Festung aus der Zeit der Tempelritter. Jetzt, um sieben Uhr morgens, wirft ihre Fassade den letzten Hauch von Violett ab, weil sich die Früh jahrssonne langsam aus dem Meer erhebt.
Die Region ist nach der Orangenblüte benannt (unten).
60COSTA DEL AZAHAR
Kaum bekannt ist auch der Naturpark Sier ra d’Irta zwischen Peñíscola und Alcosseb re, ein hügeliges Wanderrevier, auf dessen ausgeschilderten Wegen man kaum einer Menschenseele begegnet. Eine der schöns ten Touren führt zur Ruine des Castillo de Xivert bei Alcalà. Trutzig erhebt sich die Festung über die einsame Landschaft. Wer die vier Kilometer von Alcalà in etwa zwei Stunden hinaufsteigt, der weiß, war um sich die Entbehrungen gelohnt haben: Der Blick über strahlend grüne Kiefern wälder und die Ortschaft Alcalà de Xivert mit ihrer Kirche Sant Joan Baptista aus dem 18. Jahrhundert und dem 68 Meter hohen Glockenturm ist ein Traum. Unter der Woche ist man hier übrigens in der Re gel alleine. Und wann hat man schon ein mal eine ganze Burg nur für sich? Spanische Lebensart in einem Straßencafé im Herzen von Peñíscola.
PoservonFabian©Fotos:
Bei einer Spazierfahrt kommt man zum Beispiel ins Städtchen Vilafamés, das in der Liste der schönsten Dörfer Spaniens ge führt wird, seit 2005 ist es auch nationales Kulturgut. Die 1.900-Einwohner-Gemein de steigt über mehrere Hangstufen male risch bis zu den Kastellruinen an. Auf dem Weg nach oben spaziert man durch enge, kopfsteingepflasterte Gassen. Blühende Pflanzen schmücken die mittelalterlichen Fassaden. Im wunderbaren Restaurant „El Rullo“ in der Altstadt kann man zwischen durch zum Mittagessen einkehren. Auf der Karte von Chefin Sara und ihrem Bruder stehen einfache spanische Gerichte. Natürlich gibt es an der Costa del Aza har auch Strände. Die bekanntesten sind die feinsandigen Badebuchten von Beni casim und Oliva. Im Sommer sind sie gut besucht. Verlässt man den touristischen Parcours, kann man aber auch einsamere Buchten entdecken wie die Playa el Pebret im Naturpark Sierra de Irta nahe Peñíscola und die Playa Romana bei Alcossebre.
Unterkunft In der ersten Meeres linie von Peñíscola liegt das „Duna Boutique Hotel“ (www.dunahotel.es). Einfach, aber urig ist das Hotel und Restaurant „El Rullo“ (www.elrullo.es) im Bergdorf ZentralVilafamés.logiert man im modern ausgestatteten Hotel „Palacio Reina Victoria“ ( reinavictoria04.comwww.hoteloneshotpalacio ) in Valencia. Informationen Peñíscola, Alcossebre, Oropesa, Benica sim, Borriana und südlich der schillernden Mittelmeermetropole Valencia die Küsten städtchen Cullera, Gandía und Oliva.
Burgen und Strände
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Die schönste Zeit für einen Besuch sind die Monate von April bis Anfang Juni, wenn einem überall an der Küste der betörende Duft der Orangenblüten in die Nase steigt. Wer sich Zeit nimmt, die Landschaft zu erkunden, der erlebt an der Costa del Aza har authentisches Spanien. Verlässt man die Küstenstraße N-332, scheint die Zeit plötzlich still zu stehen. Kleine, geschwun gene Sträßchen winden sich durch die Landschaft. Schmetterlinge fliegen, Vögel zwitschern. Sieht man einmal einen Men schen, dann ist es meist ein Bauer, der das Feld bestellt: Orangen, Oliven, Mandeln und natürlich Wein. Und über allem liegt der süßliche Blütenduft.
Wandern in der Sierra Nur 250 Meter misst die wohl kürzeste Strandpromenade der Küste: Die verschla fene Ansiedlung Torre la Sal bei Oropesa del Mar ist nur schwer auf der Landkarte zu finden. Trotz der unmittelbaren Nähe zur Bettenburg Marina d’Or besteht das Örtchen gerade einmal aus vier Straßen. Es gibt dort auch eine Bar und ein einfaches Restaurant, in dem leckere Tapas, Fisch und eine ausgezeichnete MeeresfrüchtePaella serviert werden.
Frau Gálvez, welche Erwartungen verknüpfen Sie mit dem Titel Gastland der Frankfurter Buchmesse? Mit unserer Teilnahme wollen wir der spanischen Buchbranche neue Handlungsmöglichkeiten eröffnen, erst recht nach der Pande mie. Eine Gelegenheit, berufliche und wirtschaftliche Beziehungen rund um das Buch auszubauen, aber auch, um der Welt den enor men Reichtum unseres literarischen Schaffens zu zeigen. Ziel ist es, über die Messeteilnahme hinaus langfristige Netzwerke zu knüp fen. Und natürlich ist Frankfurt ein grenzübergreifendes Projekt, durch das wir unsere Beziehungen zu Deutschland vertiefen wollen. Welche Highlights können die deutschen Leser bei den Neuerscheinungen auf der Buchmesse erwarten?
62LITERATUR Literarischer
Für dieses Jahr sind mindestens 86 deutschsprachige Veröffentli chungen spanischer Literatur geplant, die meisten in der Belletris tik: etablierte Namen wie Javier Cercas, Milena Busquets, Javier Marías, Elena Medel, Isaac Rosa und andere jüngere oder aufstre bende Stimmen wie Ana Iris Simón, Irene Solá oder Andrea Abreu. Dazu kommen Gedichtveröffentlichungen (Ada Salas, Luis Luna, Elvira Sastre), Kinder- und Jugendliteratur, Graphic Novels und Illustrationen (Núria Tamarit, Maria Hesse, Paco Roca) sowie Sachbücher (Irene Vallejo, Manuel Chaves Nogales, Sergio del Molino). Die Gesamtzahl wird sicherlich noch steigen. Ich möch te hervorheben, dass von diesen 86 neuen Titeln 40 irgendeine Art von Übersetzungshilfe erhalten haben.
Wie hat sich der Bereich der Übersetzungsförderung in den letzten Jahren entwickelt? Gab es im Vorfeld der Messe ein besonderes Wachstum? In der Generaldirektion für Bücher und Leseförderung des Kul turministeriums vergeben wir schon seit einiger Zeit Stipendien für die Übersetzung von Literatur aus den spanischen Amtsspra chen in diverse Fremdsprachen. Darüber hinaus gibt es seit 2019 Übersetzungsstipendien des staatlichen Kulturinstituts „Acción María José Gálvez auf der Buchmesse
Ehrengast
Spanien ist Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2022 – und möchte das breite Spektrum seiner Literatur unter dem Motto „Sprühende Kreativität“ auch im deutschsprachigen Raum noch bekannter machen. Die Leser können sich freuen: Nie zuvor wurden in einem Jahr so viele spanische Werke übersetzt. colores de España sprach darüber mit María José Gálvez, Generaldirektorin für Bücher und Leseförderung im spanischen Kultusministerium.
Interview: Oliver Gerhard
Fragt man Deutsche nach spanischer Literatur, fallen die Namen Carlos Ruiz Zafón, Arturo Pérez-Reverte und Fernando Aramburu, vielleicht auch Javier Marías, aber sonst nicht viel. Woran liegt es, dass die spanische Literatur trotz der Spanienliebe der Deutschen nur eine Nebenrolle spielt? Vielleicht sollte man diese Frage den deut schen Lesern stellen. Tatsächlich kann man nicht lesen, was man nicht kennt. Daher rühren die Bemühungen, die wir gemein sam mit der Verlagsbranche unternehmen, damit unsere Autoren und ihre Bücher bei Veranstaltungen und Projekten im Buch handel präsent sind sowie in neuen Über setzungen und Verlagskooperationen. Wir fördern Reisen der deutschen Fachpresse in unser Land und zu unseren Messen und Literaturfestivals, damit sie aus erster Hand berichten können. Wir sind davon überzeugt, dass die erhöhte Sichtbarkeit unserer Literatur zu mehr Aufmerksamkeit verhilft.
Welche literarischen Gattungen aus Spanien sind in Deutschland besonders stark und welche weniger? Unter scheidet sich das von den Lesegewohnheiten der Spanier? Besonders nachgefragt sind Romane, Graphic Novels und Co mics, darüber hinaus wächst das Interesse an Kinder- und Jugend büchern. Im Bereich der Poesie und Essays ist es schwieriger für uns, in Deutschland Fuß zu fassen, aber wir arbeiten daran. Welche Trends prägen derzeit den spanischen Buchmarkt, welche Themen und Formate sind besonders gefragt? Besonders bemerkenswert ist die exponentielle Zunahme der Werke spanischer Frauen in den Verlagskatalogen, von bekannten Namen wie Almudena Grandes und Soledad Puértolas bis zu neu en Stimmen wie Cristina Morales, Sara Mesa oder Elena Medel. Ein zweites Charakteristikum ist die Sprachenvielfalt. Es gibt eine größere Durchlässigkeit zwischen den Sprachen, sowohl von eta blierten Autoren wie Bernardo Atxaga (Baskisch), Manuel Rivas (Galicisch) oder Quim Monzó (Katalanisch) als auch von neuen Stimmen oder Romandebuts, die Aufmerksamkeit erregen, wie die Arbeiten von Irene Solà, Xesus Fraga oder Katixa Aguirre.
Bei den Themen neigt man gerade zur historisch-politischen Re flexion und Autofiktion, zu den Bereichen zwischenmenschliche Beziehungen, Familienleben und Rückkehr aufs Land, zu Litera tur mit Realitätsbezug, historischen Romanen und Krimis, Me taliteratur oder die Reflexion über Kreativität und Kunst. Auch die zeitgenössische Poesie nimmt einen wichtigen Platz mit einer neuen Generation von Autoren ein. Darüber hinaus widmen sich immer mehr Verlage den Comics oder Graphic Novels, einem Genre, das sein Prestige unter an derem dank der Schaffung des National Comic Award im Jahr 2007 sowie seiner Präsenz in Museen und Bibliotheken gefestigt hat. Auch die Kinder- und Jugendliteratur verzeichnet mit Welter folgen wie „Das Farbenmonster“ von Anna Llenas, das in mehr als 25 Sprachen übersetzt wurde, und Reihen wie „Los Futbolísi mos“ von Roberto Santiago ein beachtliches Wachstum.
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Die spanische Verlagsbranche fiebert der Buchmesse entgegen.
Welche Autoren verdienen in Deutschland mehr Aufmerk samkeit? Wen können Sie persönlich empfehlen? Ich glaube, dass Autoren wie Javier Marías, Javier Cercas, Arturo Pérez Reverte oder Fernando Aramburu tatsächlich in den letzten Jahren sowohl von der Öffentlichkeit und den Kritikern als auch von der deutschen Verlagswelt die größte Anerkennung erfahren haben. Das ist schonmal eine fantastische Nachricht. Gleichzeitig finde ich, dass in dieser Zeit nur wenige Werke von Frauen ins Deutsche übersetzt wurden. Erfreulicherweise ist es uns in der Rolle als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse gelun gen, das Interesse der Verleger auch an den Werken spanischer Schriftstellerinnen unterschiedlicher Generationen und Genres zu wecken, und viele dieser Bücher werden in den kommenden Mo naten erscheinen.
MenzelHolger©Fotos: Cultural Española“, das unter anderem einen Schwerpunkt auf die Übersetzung ins Deutsche legt. Dabei fließen mehr als drei Millionen Euro. Dadurch hat die Zahl der Übersetzungen zugenommen, ganz konkret waren es mehr als 300 neue Übersetzungen.
Aus persönlicher Sicht möchte ich das Phänomen von „Die Ge schichte der Welt in Büchern“ hervorheben, ein reizendes Essay über die Geschichte des Buches, das entgegen allen Vorhersagen und Markttrends zu einem wahren Phänomen geworden ist, mit begeisterten Lesern in der ganzen Welt. Es wurde in mehr als drei ßig Sprachen übersetzt, darunter Chinesisch, Taiwanesisch und natürlich Deutsch. Die Autorin Irene Vallejo steht inzwischen stellvertretend für die Wiederentdeckung der Liebe zu Büchern in Zeiten der Unsicherheit.Infosunter www.spainfrankfurt2022.com
Anne-Kathrin Wieging & Javier Sardón, Glücksorte in Madrid: Fahr hin und werd glücklich Droste Verlag, 168 Seiten, 14,99 Euro
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Detailverliebtes Gesellschaftsporträt Wie es sich anfühlt, wenn man in die Handlung einer Graphic Novel förmlich hereingesogen wird wie in ein schwarzes Loch, demonstriert Paco Roca in seiner neuesten Arbeit auf eindrückliche Wei se: „Rückkehr nach Eden“ beginnt mit schwarzen Seiten und wenigen Textzeilen, in denen sich die Panels beim Blättern erst nach und nach materialisieren. Ein origineller Einstieg in seine Geschich te, an deren Anfang ein Foto steht: eine Familienaufnahme von 1946 am Strand von Nazaret in Valencia. „Bis zu ihrem zwanzigsten Geburtstag wurde Antonia nur dreimal fotografiert“, schreibt der Zeichner und Autor über seine Mutter Antonia, die als Protagonis tin im Mittelpunkt der Handlung dieser persönlichen Familiengeschichte steht. Im Gesamtbild der Lebensläufe entsteht nicht nur ein Bild von Rocas Familie, sondern auch ein Porträt der spanischen Gesell schaft nach dem Bürgerkrieg, geprägt von Entbehrungen, Frauenfeindlichkeit und der Dominanz von Staat und Kirche.
NICHT BEWEGEN.
Die Reihe der „Glücksorte“ hat sich schon seit längerem eine Nische auf dem Buch markt gesichert – die Webseite verzeich net zurzeit knapp 180 Titel. Das Konzept: eine Auswahl von Geheimtipps, aber auch bekannten Highlights unter einem neuen Blickwinkel. In Spanien ist die Reihe mit Barcelona, Ibiza, Mallorca und Madrid vertreten – den Band über die Hauptstadt haben wir uns angesehen. Doch was ist ein Glücksort? Laut Klappentext ein Platz, an dem man einen Zustand der inneren Befriedi gung oder Hoch stimmung er reicht. Bibliophile finden es vielleicht in der Kloster bibliothek im El Escorial oder bei den Buchhändlern in der Cuesta de Mo yano, Shoppingfans im Designerschuhge schäft Ioli, Gartenliebhaber bei der Man delblüte im Parque Quinta de los Molinos und Süßmäuler in der Chocolatería San Ginés – Glück ist eben subjektiv.
Antonia hat nie verstanden, wie ein Foto entsteht. Was zwischen dem Auslöser... ... und dem fertigen Foto geschah, war ihr ein Rätsel.
Der Büchersommer 2022 wird heiß: In den Wochen vor der Frankfurter Buchmesse erreicht die Zahl der neuen Bücher aus und über Spanien einen Höhepunkt. colores de España stellt einige aktuelle Veröffentlichungen vor.
Spanien
Die Franco-Ära steht dabei jedoch nicht im Mittelpunkt der Handlung, sondern bildet nur die Kulisse für die Alltagsthe men und Sorgen der Familie. Paco Roca, der sich schon im Vorgängerwerk „Der Winter des Zeichners“ einem Thema aus jener Epoche widmete, entwirft seine Pa nels in dem querformatigen Band mit sei ner charakteristischen Detailverliebtheit in intensiven Bildern und gedeckten Farben –als Roter Faden dient ihm dabei immer wieder das Foto vom Strand in Nazaret. Paco Roca, Rückkehr nach Eden Reprodukt Verlag, 176 Seiten, 24 Euro Besondere Orte in Madrid
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Lesereise nach
Jeder der 80 Orte aus dem MadridBand – Museen, Geschäfte, Parks, Bars und Restaurants – ist mit einem unterhalt samen Text, Adressen, Anreiseinfos und einem kurzen Zusatztipp vorgestellt. Auch Madridkenner finden darunter sicherlich noch neue Anregungen – bei der Auswahl der Fotos hätte man jedoch auf mehr Qua lität achten können.
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„Alle Jahre wieder saust der Presslufthammer nieder“, ein Werk des Schweizer Künstlers Jörg Müller von 1973, gilt bis heute als Klassiker, wenn es darum geht, die Zerstörung einer Landschaft zu beschreiben. Nun gibt es aus Spanien eine neue Graphic Novel, die das Thema an die Mittelmeerküste überträgt: der Übergang von der Landwirtschaft zum Tourismus – und der gesellschaftliche Wandel, der damit „Deneneinhergeht.gewidmet, die ihre Heimat verlassen mussten und denen, die auf dem eigenen Stück Land zu Fremden wurden“, setzte Ana Penyas ihrem Band „Sonnenseiten“ voran. Mit Beginn in den 1960er-Jahren bis heute zeigt die 35-jährige Illustratorin am Beispiel einer Familie den Wandel von den ersten Unterkünften in der Agrarlandschaft über die Entstehung eines Touristenortes bis zur Wiederentdeckung des kulturellen Erbes in der Moderne – inklusive Gentrizierung. Penyas verwendete für ihre Arbeit neben klassischen Zeichentechniken mit Buntstiften auch Collagen, verfremdete Fotos, Film- und Zeitungsausschnitte. Ihre Bilder sind dabei nicht „schön“ im Wortsinn, sondern originell und gegen den Strich gebürstet. In Spanien erhielt die Künstlerin dafür den Nationalen Comicpreis. Ana Penyas, Sonnenseiten Bahoe Books, 144 Seiten, 19 Euro
Die Stimmen der Pyrenäen „Das Weinen beginnt wie ein kleines Tier. Wie eine einzelne Wolke, wie ein feiner Nebel in der Brust. Es beginnt wie ein winziger Schmerz, wie eine langsame Schwellung. Wie ein Unwohlsein, als steckte ein Knöchelchen quer im Hals, als rollten Steine das Brustbein entlang. Und wird allmählich größer.“ Nur wenige Zeilen wie diese reichen aus, um den Lesenden tief in den Bann des Romans „Singe ich, tanzen die Berge“ zu ziehen. Ein Blitz erschlägt den dichtenden Bauern Domènec, dessen junge Frau Sió mit ihrem Schwiegervater und ihren Kindern alleine zurückbleibt. Doch das Leben geht weiter: Teilnahmslos beobachten die Berge das Werden und Vergehen derer, die dort leben. Ein vielstimmiges Ensemble von Stimmen – von Großeltern und Kindern, Wolken, Geistern und Tieren erVeränderung einer Küste
Der Reiseführermarkt ist hart umkämpft, dennoch erscheinen immer neue Reihen und Relaunchs – die sich teilweise nur in Nuancen unterscheiden. Der Conbook-Verlag hat sich nun ein erfolgversprechendes Konzept für einen Kulinarikführer ausgedacht: Die Bände der Reihe „Speiseführer“ stellen jeweils 30 typische Speisen einer Region vor – Mallorca gehört zu den ersten Ausgaben. Im Mittelpunkt stehen typische Speisen, geordnet nach Fisch & Fleisch, Gemüse, Gebäck & Dessert. Mallorca-Fans finden zum Beispiel Sobrassada, Innereien, Stockfisch, Schnecken und Zicklein, aber auch Olivenauflauf oder Feigenbrot. In den Serviceinfos erfährt man nicht nur, wo man sie im Restaurant probieren kann, sondern auch Einkaufsmöglichkeiten auf der Insel und in EinDeutschland.umfangreicher Adressteil listet Markthallen und Märkte auf, ein weiterer ist vegetarischen und veganen Restaurants gewidmet. Dazu kommen Infos zu Küchenkultur, Nachhaltigkeit und Essgewohnheiten. Auch bei der Bebilderung wurde auf eine einheitliche Handschrift geachtet. Wir finden: ein tolles Konzept! Jörg Dauscher, Speiseführer Mallorca Conbook Verlag, 192 Seiten, 14,95 Euro In den Küchen San Sebastiáns Was ist Txakoli? Wie bereitet man Txangurro zu? Und wie schmeckt Etxeko Biskotxoa? Was zunächst sehr exotisch klingt, bezeichnet Rezepte und Zutaten aus dem Baskenland. Zwei Fans der Region und ihrer Küche – insbesondere der kulinarischen Hauptstadt San Sebastián – haben sich zusammengetan für ein Kochbuch über Pintxos, wie die baskischen Tapas heißen, Kultgerichte und eine Handvoll Rezepte aus der Sterneküche. Was unterscheidet die baskische Küche von der Kulinarik in anderen Teilen Spaniens? Weil Basken Patrioten sind, verwendeten sie gerne Produkte aus ihrer Heimat, von Feld, Meer oder Viehzucht des spanischen Nordens, schreibt Autorin Stefanie Gückstock. Und auch der französische Einfluss habe dazu beigetragen, San Sebastián zu einem Pilgerort für Gourmets zu machen. Nicht zu vergessen die Arbeit der KochbuchesDerKochvereine.traditionellenHauptteildesistden Pintxos gewidmet, von einfachen Sardellen-Spießen „La Gilda“ über Paprikawurst in Apfelwein bis zu baskischen Taco-Variationen. Die meisten der vorgestellten Rezepte sind einfach und bodenständig – mit Ausnahme einiger Beispiele aus der Sterneküche wie ein Petersilienrisotto mit Meeresschnecken. Ergänzt wird der Band durch Fotos aus San Sebastían und einzelnen Restaurants. Stefanie Gückstock, Taha Jawashi, San Sebastián – Die Kultrezepte aus der Welthauptstadt der guten Küche Christian Verlag, 224 Seiten, 29,99 Euro SONNENSEITEN
zählt von dem Leben in den Pyrenäen und all seinen Verflechtungen auf persönlicher, geologischer und historischer Ebene. Die katalanische Schriftstellerin Irene Solà, Jahrgang 1990, stammt selbst aus einem kleinen Pyrenäendorf. „Singe ich, tanzen die Berge“ ist ihr zweiter Roman, der aufgrund eines Übersetzungsförderungsprogramm für katalanische Autorinnen und Autoren auf Deutsch erscheinen konnte. Sie erhielt dafür 2020 verdientermaßen den Europäischen Literaturpreis. Irene Solá, Singe ich, tanzen die Berge Trabanten Verlag, 208 S., 22 Euro
Kulinarische Mallorcareise
Quincena Musical de San Sebastián 2. bis 27. August Das Festival entstand 1939 als gemein sames Projekt der Hoteliers und Ge schäftsleute von San Sebastián, um das touristische Angebot der Sommersaison zu verbessern. Es ist das älteste Festival für klassische Musik in Spanien und eines der ältesten in Europa. Es bietet ein sehr anspruchsvolles Programm mit renom mierten Interpreten wie dem Berliner Sinfonieorchester, dem London Sympho ny Orchestra, der Mailänder Scala, dem Spanischen Nationalorchester und dem Baskischen Sinfonieorchester. Mit dabei sind Dirigenten wie Sir Colin Davis und Gesangssolisten wie Plácido Domingo sowie Ballettensembles wie das New York City Ballet. www.quincenamusical.com Festival der Alten Musik der Pyrenäen
1. Juli bis 21. August In dem Ende des 1. Jahrhunderts v. Chr. erbauten römischen Theater im Mérida, der Hauptstadt der Extremadura, findet jedes Jahr das Internationale Festival des Klassischen Theaters statt. Das Bau werk zählt zu den ältesten noch genutzten Theatern der Welt. Das Festival ist das wichtigste seiner Art und gilt als ältestes Festival des klassischen Theaters in Spanien. www.festivaldemerida.es
Festivalsaison 2022 Highlights des Sommers
Im Sommer 2022 darf endlich wieder gefeiert, gesungen, getanzt und musiziert werden. Viele Events finden in diesem Jahr zum ersten Mal seit der Pandemie wieder statt. Fünf Empfehlungen 22. Biennale des Flamenco 8. September bis 1. Oktober
Das Festival, das in mehreren Orten im Norden Kataloniens stattfindet, soll dazu beitragen, die Geschichte und die Tradi tionen der Region zu bewahren. Auch das architektonische Erbe spielt dabei eine sehr wichtige Rolle. Hauptsächlich sind die Konzerte klassischer Natur, aber auch die traditionelle Musik der Pyrenä en findet Eingang. Zum Begleitprogramm gehören gastronomische Events oder Be sichtigungen von Sehenswürdigkeiten. www.femap.cat
Rototom Sunsplash 2022 16. bis 22. August
Die größte Flamenco-Veranstaltung der Welt, die 1980 ihr Debüt feierte, fin det alle zwei Jahre in der andalusischen Hauptstadt Sevilla statt. Zusätzlich zum Flamenco-Wettbewerb gehören Tanzund Gesangsauftritte sowie Ausstellun gen zum Programm. Mehrere berühmte Orte in der Stadt wie der Königspalast Alcázar und Theater wie das Alameda, das Lope de Vega und das Maestranza dienen dem Event als Bühne. www.labienal.com
1. Juli bis 21. August
66 MéridadeFestivalPozzo/Rotom2018,Dominique©Fotos: EVENTS
Dieses europäische Reggae-Festival ist viel mehr als nur ein Festival! Es steht für Werte und Ziele wie Frieden, Gleichheit, Menschenrechte, Solidarität und soziale Gerechtigkeit. Es will frei von Aggres sion, Intoleranz und Gewalt sein. Auch Nachhaltigkeit steht im Fokus, zum Bei spiel durch Recycling von Abfällen, Ver ringerung des Materialverbrauchs und die Nutzung erneuerbarer Energien. www.rototomsunsplash.com
Internationales Festival des Klassischen Theaters
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