Billeder Heimatblatt 2016
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Herausgegeben von der HOG Billed
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Billeder Heimatblatt 2016
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Billeder Heimatblatt 2016 Dezember 2016 | 29. Ausgabe
Inhalt
2 In eigener Sache 3 Vorwort, Werner Gilde 4 Billed-Reise zum 80. Geburtstag, Hans Rothgerber 6 Ahnensuche Argentinien-Billed, Enrique Jose Schaljo 13 Karlsruhe feiert den Sommer 2016, Irmgard Triess 20 Full House beim Herbstfest 2016, Hans Rothgerber 26 Schlachtfest 2016 in Frankenthal, Heidi Müller 34 Die Schweinschlacht - billedrische Nachdichtung 38 Treffen des Jahrgangs 1958, Heidrun Done 40 Seniorentreffen 2016, Jakob Muttar 42 Allerheiligen 2016, Stefan Herwig 45 Allerheiligen in Karlsruhe, Irmgard Triess 46 Meine Eindrücke und Gefühle über das Fest der Feste: 250 Jahre Billed, Marliese Knöbl 50 Kurfürst Friedrich Augusts von Sachsen Feldlager bei den Sümpfen von Billiet, Wilhelm Weber 54 Vivat Eugenius, Peter Krier 58 Zur Geschichte eines Briefes aus Billed, Karl-Peter Krauss 70 Familiengeschichte Sladek, Helene Neumayer 75 Ein bewegtes Leben zwischen Wien, Billed und Karlsruhe, Helene Neumayer 78 Dr. Hans Weber - Staatstierarzt in Billed, Josef Herbst 82 Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts, Helene Neumayer 86 Erinnerungen eines Banater Schwaben, Peter Klein 102 Zwangsarbeit in Uniform 1950-1961, Peter Krier 104 Meine Kindheit in der Verbannung, Elisabeth Packi 115 Jägerlatein aus Billed, Robert Frank 116 Was saan dann doo die Leit, E. Martini/Johann Steiner
1 20 Un de Zwetter han ich net gebraucht, Erika Weith 126 Budapest - Kopf, Herz und Seele Ungarns, Hedwig Gantner 130 Sodawasserherstellung in Billed, Erika Weith 132 Betonbunker bei Billed, Werner Gilde 134 Ein Billeder beim Studentenaufruhr 1956 in Temeswar, Hans Martini 136 Katharina Fronius - eine begeisterte Billeder Malerin, Brigitte Hehn 140 Karl Balogh - ein Leben mit Kunstsinn, Elisabeth Martini 142 Hobbymalerinnen-Clan mit Billeder Wurzeln, Hans Rothgerber 146 Die Hehns und das Rezept für eine lange Ehe, Fellbacher Stadtanzeiger 147 50 Jahre Seelsorge von Priester Bonaventura Dumea, Peter Krier 148 90 Lebensjahre von Jani Gehl in Fotos, Elisabeth Martini 150 Engagierte Chorleiterin seit über drei Jahrzehnten, Gerda Reb 152 30-jähriges Dirigentenjubiläum, Dietmar Giel 154 Der Meister aus der Sicht einer ehemaligen Schülerin, Hannelore Slavik 156 Abschied von unserem Heimatforscher Wilhelm Weber, Peter Krier 160 Brief an den Ota Johann Mayer, Brigitte Hodis-Mayer 162 Schachmeisterschaft der Banater Schwaben, Alfred Selpal 164 Statistik unserer Landsleute, Josef Herbst 190 Weihnachtsgedanken, Hermine Schnur
Impressum Herausgeber: Heimatortsgemeinschaft Billed e.V. | heimathaus-billed.de Redaktion: Elisabeth Martini | Layout, Grafik und Satz: Hans Rothgerber Umschlag: U1 - Am Kalvarienberg; U2 - Die Kirche am frühen Morgen; U3 - Dorfrand im Osten; U4 - Am Baggersee der Ziegelei
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In eigener Sache
Unser Heimatblatt
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rundsätzlich wird das Billeder Heimatblatt allen Landsleuten kostenlos zugestellt. Da wir für Druck und den Versand je Buch 10.- € leisten müssen, bitten wir Sie, eine Spende auf das Konto der HOG Billed, IBAN: DE95661900000000111791 BIC: GENODE61KA1 zu überweisen, ein entsprechender SEPA-Überweisungsschein ist beigelegt. Achtung, er muss entsprechend ausgefüllt werden! Um ihre Überweisung einordnen zu können, schreiben Sie bitte auf den Überweisungsschein Vorname (auch der Ehefrau), Familienname, Ortschaft und Zweck. Wir erwarten keine Spende von Landsleuten mit geringer Rente, von Arbeitslosen und von den Landsleuten aus Billed. Wir freuen uns, dass wir Ihnen unser Heimatblatt als Zeichen unserer Verbundenheit übermitteln können. Wir bitten jedoch um Verständnis dafür, dass wir wohlsituierten Landsleuten ohne Gegenleistung die nächste Ausgabe nicht mehr zusenden. Landsleute, deren Anschrift sich geändert oder in deren Familien ein Ereignis (Geburt, Hochzeit, Todesfall) stattgefunden hat, bitten wir um Mitteilung an Josef Herbst, Freiligrathweg 14, 76571 Gaggenau Tel.07225/76041, josef.herbst@billed.de Ihre Meinungen und Äußerungen zum Heimatblatt, Ihre Vorschläge und Ideen richten Sie bitte an die Redaktion: Elisabeth Martini, Kronenstraße 36, 76133 Karlsruhe, Telefon 0721/379214 Druckfehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Autorenbeiträge sind namentlich gekennzeichnet und die inhaltliche Verantwortung liegt bei diesen. Die Redaktion dankt allen diesjährigen Mitarbeitern für
ihre Beiträge und Bilder und möchte gleichzeitig alle Landsleute auffordern, Artikel bzw. Anregungen für das Heimatblatt auch im nächsten Jahr zu senden. Der Vorstand der HOG Billed Gewählt am 24.05.2015 bei der Hauptversammlung in Karlsruhe Ehrenvorsitzender: Peter Krier Vorsitzender: Werner Gilde, Tel. 0721-863891 Stellvertreter: Josef Herbst, Tel. 07225-76041, Email: josef.herbst@billed.de Alfred Herbst, Tel. 0721-867834 Schriftführer: Adelheid Müller, Tel. 0721-1331547 Kassenwart: Jakob Muttar, Tel. 0721-784177, Email: j.muttar@web.de Beisitzer: Elisabeth Martini, Tel. 0721-379214, Email: emartini@gmx.net Johann Rothgerber, Email: joharo@gmx.de Hans Herbst, Tel. 07225-77233, Email: hans.herbst@billed.de Adam Tobias, Tel. 0721- 865315, Email: ea.tobias@web.de Ralf Gilde, ralf.gilde@googlemail.com
Mitglieder unserer HOG, die auch nach Weihnachten das Heimatblatt nicht erhalten haben, mögen sich unmittelbar an Josef Herbst wenden.
Vorwort
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Liebe Landsleute und Freunde!
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it 2016 neigt sich ein weiteres turbulentes Jahr dem Ende zu. Schon bald werden auch wir Billeder, egal an welchem Flecken dieser Erde, mit unseren Familien für ein paar Tage die Hast des Alltags vergessen und in Besinnung die Kerzen am Weihnachtsbaum entzünden. Es wird Bilanz gezogen und abgewogen, was gelungen ist und was nicht. Ich hoffe, dass die meisten von uns auf eine gute und erfüllte Zeit zurückblicken können. Unsere Heimatgemeinschaft kann auf ein weiteres positives Jahr zurückblicken. In dieser 29. Ausgabe unseres Heimatblatts und auf unserer Homepage gibt es darüber vieles zu lesen und zu erfahren. Blicken wir zurück auf das, was unsere Vorfahren geschaffen haben, so ist es vor allem die Kultur, die wir geerbt haben. In diesem Sinne wird auch alles das, was wir geschaffen haben und noch schaffen werden, größtenteils als kulturelles Erbe an unsere Nachkommen übergehen. Es ist nicht möglich, Kultur, Tradition, Bräuchen und Sitten einen monetären Wert zuzuweisen. Gerade deshalb ist es unsere Pflicht, diese zu pflegen und zu erhalten, damit diese gerade in einer Zeit des Umbruchs und der schnellen Veränderungen nicht in Vergessenheit geraten. Einen nennenswerten Schritt zum Erhalt dieser Werte ist uns mit der Heimatstube im Billeder Forum und der dortigen Bilder-Dauerausstellung gelungen. Ein weiterer Pfeiler zum kulturellen Erhalt und zur Weitergabe unserer Tradition ist unser jährliches Billeder Heimatblatt. Ist man nicht immer wieder neugierig und gespannt und liest alles mit größter Genauigkeit durch, voller Freude über all die Geschichten, Erinnerungen, Nachrichten, Neuigkeiten, Bilder und Berichte von und über unsere Gemeinschaft. Wir können uns wirklich
glücklich schätzen, dass sich so viele Engagierte diese Arbeit und Mühen auf sich nehmen. Denn es ist keinesfalls selbstverständlich, Freizeit und Herzblut in so eine zeitaufwendige Arbeit zu investieren. Dass wir sogar auf eine eigene Homepage zugreifen können, wann immer es uns danach ist, bedarf des großen Lobes an alle, die sich hierfür aktiv einbringen. Von Hans Bohn stammen die Worte: „Gesprochene Worte sind wie Blätter im Wind, in Lettern Verewigtes bleibt dir, mein Kind.“ Unser Heimatblatt hat seit der ersten Ausgabe die Aufgabe, unsere große Gemeinschaft, die Gemeinschaft der Billeder, auf ihrem Weg durch die Zeiten zu begleiten und die Verbundenheit der über Länder und Kontinente lebenden Billeder aufrecht zu erhalten und zu stärken. Auch diese Ausgabe ist gefüllt mit Nachrichten aus der Gegenwart und Informationen aus unserer gemeinsamen Vergangenheit. Es wird berichtet über Menschen, die wir kennen und wichtige Ereignisse. Mit den zahlreichen Bildern und Texten bringt unser Heimatblatt auch Wärme in unsere Herzen. Ich lade alle Billeder ganz herzlich ein, nächstes Jahr zum großen Billeder Heimattag am 3. Juni nach Karlsruhe zu kommen. Der Heimattag steht unter dem Motto: „Neunzig Jahre Billeder Feuerwehr, dreißig Jahre Billeder Gedenkstein in Karlsruhe“ Ich wünsche Ihnen nun besinnliche Stunden zum Lesen des Heimatblattes. Ein fröhliches Weihnachtsfest im Kreise der Nächsten, voll von Liebe und gegenseitigem Verständnis. Werner Gilde Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed e. V.
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Besucher im Heimathaus
Billed-Reise zum 80. Geburtstag
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um 80. Geburtstag bekam Nikolaus Pritz von seinen Enkelkindern Nina und Manuel ein Geschenk, das er sich nicht schöner hätte wünschen können: eine Reise in die rund 1.000 km entfernte alte Heimat zusammen mit Enkelkindern und Tochter Hedwig. Denn zuletzt bleiben nur die Erinnerungen, die am schönsten sind, wenn man sie teilen kann. Das Heimathaus mit seinen Gästezimmern, dem Forum und der Sozialstation ist eingentlich dazu geschaffen. „Veddr Kloos“ hat sich mit seiner Familie in der neuen Heimat in Fürth voll eingelebt. Dazu gehörte bis zuletzt auch ein praller Terminkalender der Blaskapelle BilledAlexanderhausen, wo er als Ältester Baritonhorn spielt und deren CDs mit Liedern aus der donauschwäbischen Siedlung auch im Bayerischen und Südwestdeutschen Rundfunk gesendet wurden. Es gibt in Billed sicherlich keine Gasse und keinen Weg, den er mit der Blaskapelle bei den zeremonierten Dorfereignissen von früher, wie Hochzeiten oder Beerdigungen, nicht im Taktschritt gegangen wäre. Und auch keine wichtige Dorfbegebenheit dieser Zeit, an die er sich
Hans Rothgerber
nicht erinnern könnte: denn er hat noch alle 7 „Zwedschgä“ beisammen, wie man auch in Fürth sagt. Im heutigen Dorf ist es mit den Erinnerungen allerdings nicht so einfach. Wer das Dorfbild vor dem Exodus der Deutschen erwartet, findet dies eher in der Heimatausstellung. Und manche Spuren der Vergangenheit dürften Melancholie auslösen, wie im Zerfall befindliche, einst modernste Wirtschaftsgebäude und Bauernhäuser, die heute kaum Nutzung finden. Kontrastreich stehen daneben häufig nagelneue Villen wie aus einer Hochglanzbroschüre. Wie auch immer, wer die letzten Jahrzehnte im Wes ten gelebt hat und heute sein altes Heimatdorf besucht, kann es als lebendiges Museum wahrnehmen. Dabei gibt es neben Nikolaus Pritz nur noch wenige Landsleute, die die Übergänge aus der Vergangenheit in die Gegenwart überschauen können. Hält man sich länger in der Gemeinde und Umgebung auf, hat man sich schnell wieder an die Gegend gewöhnt. Denn so groß sind die Unterschiede nicht mehr, schon gar nicht bei den Preisen.
Besucher im Heimathaus
Nikolaus Pritz mit Tochter Hedwig und den Enkelkindern Manuel und Nina nach ihrer Ankunft im Heimathaus. Im Hintergrund der Baggersee der Ziegelei, dem fr端heren Arbeitsplatz von Nikolaus Pritz.
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Die Besucher beim Fr端hst端ck im Speisesaal. Der war fr端her einmal Pferde- und Rinderstall und wurde 1935 gebaut, die Zahl steht im Hintergrund auf der Krippe. In demselben Jahr wurde Nikolaus Pritz geboren.
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Besucher im Heimathaus
Ahnensuche von Argentinien bis Billed
Enrique Jose Schaljo sinngemäße Übersetzung aus dem Spanischen mit Google-Translate von Hans Rothgerber
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einrich Schaljo wurde 1897 in Billed geboren. Mit 21 Jahren heiratetet er Anna Gagstädter, sie ist 17. Sie bekommen zwei Kinder: Adam und Margarethe. Auf der Suche nach einer neuen Existenz beschloss mein Großvater mit seiner Familie nach Argentinien auszuwandern, wo bereits einige bekannte Familien Fuß gefasst hatten. Am 13. Oktober 1923 verlassen sie Bremen mit dem Schiff „Köln“ und am 8. November 1923 kommen sie in Buenos Aires in Argentinien an. Anmerkung der Redaktion In den landwirtschaftlich geprägten banatschwäbischen Dörfern waren die Möglichkeiten für Existenzgründer begrenzt. Aber bevor sie sich als Knecht oder Magd oder als Tagelöhner bei den Bauern „verdingten“, bevorzugten es die Billeder, über dem Atlantik in Amerika nach neuen Jobs zu suchen. Infolge von Einwanderungsrestriktionen in den USA 1922-1924 bietet sich Argentinien als Ausweichmöglichkeit an. Viele, die ursprünglich nur etwas Geld verdienen wollten, sind geblieben. Für Billed wird die Anzahl der Amerika-Auswanderer auf 1.000 Personen geschätzt. Meine Großeltern trennten sich, 1925 kehrt Heinrich nach Billed zurück. Meine Großmutter Anna mit ihren zwei Kindern blieb in Argentinien, in einer neuen Ehe wurden noch 3 Kinder geboren. Sie lebte bis zu ihrem Tod 1977 in dem Dorf Huanguelen, wo ich sie während meiner Urlaubszeit häufig besuchte. Sie ist mir mit Kopftuch und Arbeitsschürze beim unermüdlichen häuslichen Wirtschaften in unvergesslicher Erinnerung geblieben. Mein Großvater Heinrich Schaljo hatte nach seiner Rückkehr nach Billed auch eine neue Familie gegründet,
sie hatten 2 Töchter. Bei dem schweren Bombenangriff der Alliierten auf Temeswar, am 3. Juli 1944, war auch mein Großvater eines der zahlreichen Opfer. Seine Frau mit ihren beiden Töchtern sind danach im Herbst 1944 vor der Roten Armee in den Westen geflüchtet. Mein Vater wollte schon immer seine alte Heimat besuchen, doch die damaligen Auflagen für Reisende aus dem Westen entmutigten ihn, er starb 1999. 2015 nahm ich die Idee meines Vater wieder auf, um gleichzeitig die Geschichte unserer Familie zurückzuverfolgen. Es begann mit der Lektüre des Artikels „Flucht im Herbst 1944“ im Internet, wo ich bei den Listen der Opfer auf den Namen Heinrich Schaljo (224) gestoßen bin. Als eines unserer Kinder in den Passagierlisten der „Köln“ die Namen unserer Großeltern ausfindig machten, war es für uns ein unbeschreibliches Glücksgefühl. Über die Website heimathaus-biled.de wurden Kontakte mit Peter Krier und der Familie Csonti geknüpft und wir konnten im Online-Ortssippenbuch von Hans Wikete unseren Stammbaum betreffend Billed leicht vervollständigen sowie aus der Billed-Chronik von Franz Klein weitere Details aus der Vergangenheit in Erfahrung bringen. Nun waren wir bereit für die „echte“ Spurensuche, wir machten uns auf den Weg nach Billed. Angekommen am 10. Juni in Temeswar, ging es zusammen mit einer Dolmetscherin, wir sprechen weder deutsch noch rumänischen, nach Billed. Von der Familie Csonti herzlich empfangen, besuchten wir das Heimathaus, die Heimatausstellung, die Kirche, die Friedhöfe. Wir besuchten die
Besucher im Heimathaus
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Orte, wo meine Vorfahren lebten: Hausnr. 57, 388, 224, 480, 481,68, 521, 292, u.a. Insgesamt verbrachten wir in Temeswar und Billed eine knappe Woche. Wir sind stark beeindruckt von den Leistungen der Billeder Deutschen betreffend die Pflege, den Erhalt und die Veröffentlichung der Traditionen und Geschichte ihrer Vorfahren. Und auch von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft, für die wir uns hier noch einmal herzlich bedanken möchten. Zu den faszinierenden und dramatischen Spuren unserer Billeder Vorfahren möchten wir mit unseren Kindern und Enkelkindern irgendwann wieder zurückkommen.
Foto oben: Enrique Schaljo mit Ehefrau, rechts, und die Csontis. Im Vordergrund eine von ihnen mitgebrachte Gedenktafel für die Heimatausstellung mit den Nachkommen von Heinrich Schaljo, die heute in Argentinien leben. 1. Die Großeltern von Enrique Schaljo: Anna Gagstädter (1901-1977) im fortgeschrittenen Alter und Heinrich Schaljo als 20-Jähriger (1897-1944) 2. Die noch in Billed geborenen Kinder der Familie Schaljo: Adam Schaljo (1919-1999) und Margarethe Schaljo (1921-1987) 3. Heinrich Schaljo auf einer Aufnahme im Alter von ca. 40 Jahren. Sein Name ist auf der Opfer-Gedenktafel vor der Billeder Kirche eingemeißelt. 1
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Besucher im Heimathaus
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Billed-Besuch der Eheleute Müller 1. Jakob Müller in der Heimatausstellung vor der Bilderwand über die Zwangsarbeit der Deutschen Rumäniens in der Sow jetunion. Er hat die Deportation nur knapp überlebt und war nach 5 Jahren, Ende 1949, einer der letzten Heimkehrer. 2. Elisabeth und Jakob Müller auf dem frisch sanierten Domplatz in Temeswar, dem historischen Zentrum des Banats, überwältigt von der alten Heimat in neuem Gewand. 3. Beim Stadtrundgang in Temeswar ergreift Jakob Müller spontan die Gelegenheit, mit dem Oberbürgermeister von Temeswar, Nicolae Robu, der hier anlässlich der Kommunalwahlen einen Termin wahrnimmt, zu posieren. 4. Die Eheleute Müller, zusammen mit den Csontis, am 89. Geburtstag von Jakob im Heimathaus.
Besucher im Heimathaus
Fastnacht-Feeling beim Abschied der Martinis 1984. Im Bild befreundete Billeder Frauen der Generation 40 Plus, ihre Männer feiern im Nebenraum. In den letzten Jahren der Ceaușescu-Diktatur, als der Alltag auch wörtlich so dunkel und kalt ist, dass im Vergleich die damalige DDR schon als Westen gelten konnte, möchten unzählige Staatsbürger davonlaufen. Aber die Landesgrenzen sind dicht und scharf bewacht. Um der geschlossenen Anstalt zu entkommen gibt es eine verrückte Option. Strohmänner der Securitate können für einen Ausreisepass mit 8.000 DM Kopfgeld, das die Ausreisewilligen sich erst von Angehörigen aus der BRD ausleihen müssen,
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geschmiert werden. Der Besitz von Devisen ist streng verboten, das Geld muß lange im Voraus bezahlt werden und bei der großen Nachfrage gibt es echte und falsche Strohmänner. Die BRD selbst zahlt dem national-kommunistischen Regi me, durch ein Handschlag-Abkommen, zusätzlich dieselbe Summe pro Kopf noch einmal, von rund 200.000 dürfen jährlich 11.000 Personen deutscher Nationalität raus. Anna Martini, im Bild mit einer Blume, darf in den nächs ten Tagen mit ihrer Familie das Land verlassen, die anderen werden folgen. Es herrscht Torschlusspanik, bis zuletzt werden die Kassen der Ceaușescus und ihrer Strohmänner ordentlich klingeln. Einsender: Anna Martini;Text: Hans Rothgerber
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Bei der Kolonisation wurden Siedler aus Bologna angeworben, um im Banat die Seidenraupenzucht einzuführen. Die gibt es schon lange nicht mehr. Im Gegenzug aber unseren Billeder Landsmann Hans Hahn, der ins Management eines weltweiten Konzerns nach Bologna (Italien) angeworben wurde. Im Bild Hans mit Familie beim Shopping durch die italienische Renaissance-Stadt. Hierher haben sie auch ein Stück Banat mitgebracht, ein Stefan Jäger Aquarell „Heimkehr vom Felde“: Abb. rechts.
Besucher im Heimathaus
Besucher im Heimathaus
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Foto oben: Heimathausbesucher im September 2016 - die Unternehmerfamilie Frank aus Solingen mit Mitarbeitern bei einer Radtour durch Billed
Foto links: Besucher in der Heimatausstellung mit den Puppen in der letzten Billeder Dorftracht. Von links: Hans Hahn (Altgasse) aus Bologna, Roswitha Csonti und Fredy Onulov aus Temeswar (Enkel von Heinz Kaufmann) im Mai 2016
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Karlsruhe feiert den Sommer 2016
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Irmgard Triess
m 09. Juli 2016 fand wie geplant das Sommerfest des Kreisverbandes der Landsmannschaft der Banater Schwaben Karlsruhe statt. Das Vereinsgelände des FC Südstern lud in strahlender sommerlicher Atmosphäre die Gäste zum Verweilen ein. Den Organisatoren muss man ein Lob aussprechen, denn es war für alles gesorgt. Schattige Sitzgruppen, Musik vom Feinsten ertönte schon von Ferne von der Billed- Alexanderhausener Blaskapelle, in der Luft lag der Duft von Mititei und Gegrilltem, kalte Getränke standen bereit, all das trug dazu bei, dass jeder sich wohlfühlte- wie zu Hause. Werner Gilde, der Vorsitzende des Kreisverbandes eröffnete die Veranstaltung, indem er alle begrüßte, die Obrigkeiten persönlich und teilte mit, dass in diesem Jahr ein Novum beim Sommerfest hervorzuheben ist, das ist der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe, der zum ersten Mal hier teilnimmt. Der Chor, der seinen Platz schon eingenommen hatte, eröffnete das Sommerfest mit einem Rosenmedley. Alle Frauen hatten eine Rose angesteckt und die Dirigentin Hannelore Slavik trug ein Rosenkleid. Diese Kleinigkeiten hoben die Stimmung des Publikums und es war schön anzusehen, dass die Menschen wie die Rosen aufblühten.
Von den Klängen der Blasmusik getragen, fieberte man dem Höhepunkt der Veranstaltung entgegen; dem Auftritt der Tanzgruppen. Beim Einmarsch der großen Gruppe der Tänzerinnen und Tänzer auf dem grünen Rasen des Fußballplatzes kam mir der Vergleich mit der Gruppenbildung des Monarchfalters in den Sinn, der die Farben altrosa- orange, schwarz und weiß hat, das sind nun auch die neuen Farben unserer Tänzerinnen. Die drei Gruppen: Erdbeer- Jugend-, und Erwachsene Tanzgruppe waren alle gleich gekleidet und tanzten zusammen und getrennt ihre neuen Tänze, die für Kenner eine Augenweide waren, denn die vielen neuen Figuren und Kombinationen waren bisher noch nie dagewesen. Lobenswert ist die Kuchentheke zu erwähnen, denn so viele schöne Torten und Kuchen in einer Reihe angeordnet sind schon etwas Besonderes, da ja alle Kuchen von den Mitwirkenden und einigen Gästen selbst gebacken wurden.
Foto links: Veilchenblaue Augen - auch die Schatten tanzen mit. Einen Höhepunkt des Festes bilden die Tanzvorführungen der 3 Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe in ihrem neuen Outfit in Orange ,Weiß und Schwarz.
Der Kreisverband der Banater Schwaben Karlsruhe bedankt sich beim Vorstand des FC Südstern und bei dessen Ehrenvorsitzenden Günter Weber für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit.
Es war ein gelungenes Fest und man kann allen Mitwirkenden mit gutem Gewissen sagen: Macht weiter so, denn das Leben ist schön, auch das Positive und Schöne möge der jungen Generation weitergegeben werden.
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1. Links im Bild Jakob Groß, Kapellmeister der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen. Die Musikanten sind aus ganz Deutschland angereist. 2. Der Chor eröffnet das Fest mit einem Rosenmedley, die Frauen hatten eine Rose angesteckt. Passend zum Repertoire trägt Dirigentin Hannelore Slavik ein Rosenkleid 3. Das Kochteam am speziellen Mititei-Grill. Mititei sind ein Nationalgericht in Rumänien. Es handelt sich um gegrillte Hackfleischröllchen, die auch bei den Banater Schwaben beliebt sind. 4. Kipfeln sind wie ein Markenzeichen bei den Veranstaltungen der Banater Schwaben Karlsruhe. Wie Babys sind sie in weiße Leintücher sorgfältig eingebettet. Fotos: Cornel Gruber
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1. Rund 40 verschiedene Torten wurden für das Tortenbuffet gespendet. Alle selbstgebacken, versteht sich. 2. Auch in der gesunden Ernährung muss es manchmal eine süße Sünde geben. 3. Die süßeste Versuchung der Welt!
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1. Tanzvorführung der Jugendtanzgruppe der Banater Schwaben Karlsruhe 2. Vor dem Abschied am späten Nachmittag noch ein Erinnerungsfoto mit den Besuchern aus Stuttgart und Nürnberg 3. Viel Spaß beim Stelldichein von Billederinnen 4. Tanz für alle am frühen Abend 5. Nikolaus Pritz und Hans Lind sind die Senioren der Blaskapelle. Sie müssen noch auf die Autobahn, um nach Hause zu kommen. Es hatte sich auf jeden Fall gelohnt, es war „scheen“ gewesen.
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Full House beim Herbstfest 2016
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er beim diesjährigen Herbstfest sich nicht „getummelt“ hat, musste zunächst mit einem Stehplatz vorliebnehmen. Oder sofort auf der Tanzfläche loslegen, bis sich etwas ergab. Denn die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen mit den Solisten Melitta und Dietmar Giel spielten am laufenden Band die gefühlvollen, melodienreichen Tanzstücke, deren Stil schon in der k.u.k. Zeit vor über 150 Jahren ein Bestandteil des Brauchtums der Deutschen im mittleren Donauraum geworden ist und sich tief bis in das Gemüt ihrer Nachkommen im heutigen Deutschland festgesetzt hat. Noch vor der Veranstaltung ab 14:00 Uhr im Restaurant Genossenschaftssaalbau in Nürnberg sind beim Organisationsteam unter Josef Hipp rund 140 Platzreservierungen eingegangen. Und das ohne großen Aufwand, denn die Zielgruppe der Banater Schwaben und deren Freunde sind heute insbesondere über Facebook sozusagen sozial vernetzt. Noch nicht vernetzt sind allerdings die gespendeten Torten. Von den 22 Stück waren nach 17 Uhr im Buffet allenfalls noch die blanken Unterlagen vorhanden. Die Neuauflage des Herbstfestes, das letzte fand 2013 statt, brachte auch eine Verjüngungskur mit sich. Denn mit dem Auftritt einer Jugendgruppe der Banater Karnevalsgesellschaft Noris Banatoris, mit den Billedern Günther Quinkert im Vorstand und Siegfried Frombach als Beisitzer, liegt das Durchschnittsalter nun mit Abstand unter dem Seniorenbereich. Auch der Auftritt der Trach-
Hans Rothgerber
tengruppe der Banater Schwaben Nürnberg ist hier noch anzuführen. Rund 40 Billeder konnte man zählen, sie saßen wie selbstverständlich nach Alter und Geschlecht geschichtet an 3-4 Stellen der Tischreihen im Saal. Die Mehrheit der Besucher hatten jedoch Banater und Nürnberger Migrationshintergrund. Insbesondere die 3 großen jährlichen Feste unserer Blaskapelle in den Hochburgen der Billeder, d.h. das Sommerfest in Karlsruhe, das Schlachtfest in Frankenthal sowie das Herbstfest in Nürnberg, entwickeln inzwischen durch ihre Beliebtheit auch bei Nichtbilledern eine Eigendynamik, dessen Potential 27 Jahre nach dem Exodus immer wieder überrascht. Daher sind auch per Drohne eingeflogene Hilfstorten, bei einem vernetzten Tortenbuffet, in der Zukunft nicht ausgeschlossen.
Foto rechts: Tanzmusik der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen mit den Solisten Melitta und Dietmar Giel im Restaurant Genossenschaftssaalbau in Nürnberg
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1. Tanzvorf端hrung der Jugendtanzgruppe der Banater Schwaben N端rnberg 2. Tango-Tanz der Erwachsenentanzgruppe der Banater Schwaben N端rnberg Abbildung Hintergrund Das Herbstfest im Restaurant Genossenschaftssaalbau in N端rnberg
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1. Nur während der Tanzpausen sind die traditionellen Blasmusikliebhaber an den Tischen anzutreffen 2. Tischreihe mit Billeder Senioren, die bei allen bisherigen Herbstfesten mit dabei waren. 3. Josef Hipp moderiert die Veranstaltung. Er war frßher selbst in der Billeder Blaskapelle aktiv und ist als erfolgreicher Unternehmer auch ein erprobter Organisator.
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Schlachtfest 2016 in Frankenthal
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ie Blaskapelle Billed - Alexanderhausen lud am 29.10.2016 zum traditionellen Schlachtfest in Frankenthal ein. Wie jedes Jahr, kamen die Fans der Kapelle aus allen Teilen des Landes angefahren, um bei bester Blasmusik die guten und bekannten Wurstspezialitäten zu genießen. Bereits in den frühen Morgenstunden kamen die Musikanten im Donauschwabenhaus zusammen. Die Instrumente wurden ausgepackt, gestimmt, einige Stücke gespielt, bevor mit Marschmusik und einem Ständchen bei Familie Dinjer/Klein die Wurst abgeholt wurde. Wie immer gab es hier bereits die ersten Weinkostungen, den traditionellen „Griewekuche“ und zahlreiche Kleingebäckvariationen von Elisabeth zu probieren. Zur Mittagszeit füllte sich die Halle mit den Gästen des Festes. So wurde auch bald das Mittagessen serviert. „Szekely-Gulasch“ stand auf der Speisekarte, es wurde von den Helfern serviert und schmeckte wieder hervorragend. Eine Augenweide und ein Gaumenschmaus waren die zahlreichen gespendeten Torten, welche am späten Nachmittag aufgetragen wurden. Die Blaskapelle versuchte sich diesmal mit ein paar modernen Klängen, so dass im Laufe des Nachmittags Lieder wie „We will rock you“ und „Smoke on the water“ erklangen. Die Geschwister Hell gaben ihr Bestes am Akkordeon und ernteten für ihre Darbietungen reichlichen Applaus. Die vielen Helfer um die Metzgerprofis Sepp und Franz arbeiteten unermüdlich in der Küche, um auch das Abendessen pünktlich zu servieren. Wie jedes Jahr zauberten sie
Heidi Müller
eine wunderbare Schlachtplatte mit den verschiedensten Wurstarten auf die Teller. Zwei spezielle Lieder widmete die Kapelle den beiden Metzgern und ihren Helfern. Mit seinen gelungenen Texten, die das Fest umschrieben, sang Edi Thöresz dazu. Später am Abend wurden wie immer zehn Tombola-Preise verlost. Auch diesmal hatten sich die Helfer fantasievolle Preise rund um die Wurst und den Wein ausgedacht. Bis spät in die Abendstunden konnten die Gäste das Tanzbein zu den Klängen der Blaskapelle schwingen. Ab Mitternacht legten diesmal Edi und Franz die Musik auf und sorgten für gute Stimmung bis in die frühen Morgenstunden. Es war wie immer ein gelungenes Fest, bei dem der Genuss der wohlklingenden Blasmusik und das traditionelle Essen im Vordergrund standen. Ein herzliches Dankeschön und „Vergelts Gott“ an alle Helfer, vor und während dem Schlachtfest, an alle Kuchenspender und an alle Gäste, die die Blaskapelle an diesem Tag beehrten. 1. Die Bratwurst, für die Banater die Wurst der Würste, wie sie für das Schlachtfest hergestellt wurde 2. Die Helfer bei Organisator Josef Dinjer. Sie haben sich extra Urlaub genommen, denn die Vorbereitungen in dem eingeschworenem Team sind für sie wie ein Fest noch vor dem Fest. 3. „Grieben“ oder „Grammeln“ (bairisch, österreichisch) werden aus dem Speck von Schweinen hergestellt und enthalten die Reste der ausgebratenen Speckteile. Gemahlen wird damit auch der im Banat beliebte Griebenkuchen gebacken.
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1. Die Helfer bei Organisator Josef Dinjer. Sie haben sich extra Urlaub genommen, denn die Vorbereitungen in dem eingeschworenem Team sind für sie wie ein Fest noch vor dem Fest. 2. Traditionelles Ständchen, Bewirtung und Gruppenbild im Garten der Dinjers. Es ist nur das Vorgeplänkel, denn von hier aus geht es ins Donauschwabenhaus in Frankenthal zum eigentlichen Fest. 3. Zum Mittagessen gibt es Szekely-Gulasch, auch Szegediner Gulasch genannt, ein Banater Gericht mit ungarischem Einschlag. Das sind Fleischstücke zusammen mit Sauerkraut geschmort. 4. Kellnern der Musikanten mit der kalten Platte für die Helfer. 5. Es sind die beliebten Wurstsorten, die bis vor dem Exodus von den Banater Schwaben als Selbstversorger fast in jedem Haus hergestellt wurden. Und das zu 100% Bio - allein schon aus Mangel an Alternativen.
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Hintergrundbild: Die Blaskapelle ist in einer starken Aufstellung zum beliebtesten Fest im jährlichen Terminkalender der Kapelle zusammengekommen. 1. Tanzmusik mit den Solisten der Blaskapelle Melitta und Dietmar Giel 2. Edimann ist sein Künstlername, er ist der SchlachtfestOberentertainer und bringt die Stimmung zum Überschäumen. 3. Fabio und Maxima, der Musikanten-Nachwuchs der Familie Hell (Mann), gehören mit ihren Stücken inzwischen zum musikalischen Rahmenprogramm. Fotos Bianca Göpfrich
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1. Einmarsch am frühen Nachmittag mit dem Tortenbuffet, einer der Höhepunkte der Veranstaltung 2. Die Torten sind alle selbstgebacken. Ihre Anzahl und Vielfalt waren in der alten Heimat auch ein Maßstab für Feste und Feiern. 3. Fotoshooting mit den rund 35 gespendeten Torten Hintergrundbild Schubkarre mit Würsten - der große Schlachtfestpreis 4. Tombolazeit am späten Abend. Das Glück kommt aus den Händchen der Kleinsten. 5. Traditionelles Gruppenbild mit den Gewinnern
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Rückblick
Die Schweinschlacht
billedrische Nachdichtung
Im Winter waar das bei de Schwowe e groß Fescht, drof gfreit hat sich schon Jung un Alt, ganz gleich, ob ohne odr mit vill Gäscht. Meischt waaret do aa bitter kalt.
Mit Schaawe un mit Kratze geger Dreck un paarmol wenne mit dr Kett han alle Schweine-Borschte misse weg, wann se gephickt aa han wie Klett.
Schon Wuche vorher hat mr sich gericht, die Weiwer mit dr Mehlspeis-Backerei, die Männer han gemach die Bitte, Moldre dicht, die Kinner waare do bei allem mit derbei.
Noh is das Schwein noch offghong gen am Streck im Schopp meischt un do han all helfe misse, dass dann de Owerschlachter konnt‘ balweere un wegmache so de letschte Dreck.
Am Schlachttaach schon ganz morjets frieh de Hausherr gwehnlich hat de Kessel gscheert. Et ganze Haus waar dann schon of de Fieß, die Schlachter han die Gurgl gschmeert.
Im Kessl is drweil schon fleißig gen gerehrt das Kesslfleisch, wo doch so gäre jede esst. Drvor hat mr mit Kolwe odr Reiser gscheert, das Feier onrem Kessel so net ganz vergess.
Um sechs Uhr, wie die Glocke han gelaut, die Mannschaft aangereckt is dann on hin zum Schweinstall is se gang, wo noh dem Opfer hat se gschaut.
Verschniet, transcheert, vertält es gen et Schwein: et Fleisch, et Fett, et Blut on aa die Gallrei for Worscht un Griewe, Broode, Sulz on Krempitte, dass mr vom Schwein recht lang hat sei Profite.
De Overschlachter is dann komm mem Messer, die Helfer han fescht ghall die Fieß. De Meister hat genau gewesst de Stich, net vill han treffe kenne besser.
Die Schlachter, Helfer un die Gaffer mit han zwischedorch net große Dorscht gelitt, de Enschenker do immer voll beschäfticht waar, er hat die Stimmung ghoob un sein jo aa.
Et Blut is offgfang gen for Worscht von äner Fraa, wo haat in dem Erfahrung, well do mr kouraschiert sen muss, on net so jung, die erschte Helfer krien do schon mol Dorscht.
Die Schunke sen zugutzt no gschniet gen un aa ksalzt, et Wortschtfleisch gmaahl, gegwärzt un gut vermischt. Die Weiwer han dann meischt die Därm gewäsch, wo dann de gute Worscht die Maschin han ningepresst.
Et gschtochne Schwein is komm dann in die Molder un is mit kochig Wasser abgebriet noh gen vom Schwänzche bis zu dene Ohre scheen on käne hat gedenkt drbei – wie heit - an Folter.
Die Griewe waare ball so wie gewinscht, die Wärscht gekocht, de Brotworscht off dr Stang, do hat mr Hunger gritt, gewaart net lang: die Lewer waar schon fertig, die Krombiere gedinscht.
Rückblick
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Schweineschlacht 2015 der Familie Uţu Gorea für ihre Gäste zur 250. Jahrfeier der Gemeinde mit Metzger Erwin Csonti und weiteren Freunden als Helfer.
Das Entfernen der Borsten nach dem Abbrühen ist ein alter, erprobter Arbeitsgang, bei dem Timing und Geschicklichkeit eine Rolle spielen.
Mit Saurem odr Sießem hat mr die dann gess, off alles Wegraame awer aa net vergess, hat fleißig aa zum Glaas gegriff drbei, et Greppschtet waar gemach, die Schlacht vorbei.
ob alles drenn: Gewärz un Knowl, bissi Wasser aa, dass net zu trocke, net versalzt ne leit im Maa. De Wein hat gholf, das Ganze bei de Männer abzuronde, de Weiwer hat dann meischtens die Mehlspeis gmundet.
Am Owet waar dann noch was los beim Sautanz, noh dr Aarweit un dr Ploch. Gess es gen – de Brotworscht hat mr aa verkoscht,
Heit es die Schweinschlacht nimmi so: de Worscht soll net no Knowl schmecke, alles es zu fett, mr tut kaum noch dran lecke, well kaafe kann mr alles besser sowie so.?
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Begegnungen
Seniorentreffen 2016
Jakob Muttar
as traditionelle Frühjahrstreffen im Haus der Heimat Karlsruhe vereinte mal wieder im angeregten Gespräch 13 Frauen und 12 Männer (zahlenmäßig immer unterlegen). Es war ein schöner, gelungener Nachmittag bei Kipfeln, Kuchen, Getränken und regem Austausch über Familie, Garten, Fußball, Politik... Vielen Dank den Organisatoren! Das Herbsttreffen im September verzeichnete eine besorgniserregende Teilnehmerabnahme, weshalb Jakob
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Muttar die Bitte äußerte, mehr jüngere Senioren dafür zu animieren mitzumachen. Gegen die altersbedingte Schrumpfung der interessierten Rentnergemeinschaft – zuletzt 12 Frauen und 9 Männer - müsste mehr unternommen werden, damit die schöne Sache nicht im Sande verläuft. Den Organisatoren und Mitgestalter Dank und Zuversicht ! Termine 2017: 17. April und 20. September jeweils ab 14 Uhr im Haus der Heimat
Foto unten: Rentnertreffen im September 2016 im Haus der Heimat Karlsruhe
Fotos rechts: Rentnertreffen im Haus der Heimat Karlsruhe im April 2016
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Der Campo Santo mit der Innenseite des Triumphbogens und der Gruftenhalle auf dem Karlsruher Hauptfriedhof
Allerheiligen 2016 auf dem Karlsruher Hauptfriedhof
Stefan Herwig
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andsleute, liebe Gäste, heuer darf ich im Namen der HOG Alexanderhausen, als Nachbargemeinde von Billed, einige Gedenkworte an Euch, die Ihr hier seid, richten. Dafür möchte ich der HOG Billed danke sagen. Es ist Allerheilingen! Ein Gedenktag an unsere Verstorbenen, der jedem von uns seit frühester Kindheit, in tiefer Erinnerung ist. Ebenso die Friedhöfe und das Lichtermeer an diesem Tag, in der alten Heimat. Am 1. November wird in vielen Regionen der Welt der Toten gedacht. Bereits 835 ist dieser Tag als Allerheiligen erwähnt. Nach unserer Aussiedlung oder Umsiedlung konnten plötzlich die vertrauten Gräber der verstorbenen Angehörigen, in der alten Heimat, nicht mehr besucht werden. So ähnlich muss es auch unseren Ahnen ergangen sein – die Familien getrennt, kein Dach überm Kopf und keine Gewissheit über die weitere Zukunft. Um ihrer und unserer Vergangenheit zu gedenken, hat die HOG Billed die Überlegung wahrgemacht, einen Gedenkstein zu errichten, als Treffpunkt zu Allerheiligen in der neuen Heimat, um der Vergangenheit, der erlebten Veränderungen so-
wie derer, die nicht mehr unter uns weilen, zu gedenken. Dieser Gedenkstein, eingeweiht zum Pfingstfest 1987, ist seitdem ein Treffpunkt zu Allerheiligen in der neuen Heimat, im Sinne unserer Gemeinschaft, da nicht jeder am Grabe seiner Angehörigen Blumen niederlegen und Kerzen anzünden kann. Unsere Gedanken gehen an diesem Tag, ja in diesen Minuten und Sekunden, weit über diesen Ort, über diesen Friedhof hinaus. Ich zitiere Immanuel Kant: „Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird“. Wir gedenken heut aller: der Siedler, die mit viel Fleiß eine neue Heimat im Banat geschaffen haben, der vielen gefallenen Soldaten und Zivilisten der beiden Weltkriege, der Russland- und Baragandeportierten und derjenigen, die den schweren Weg der Flucht aus dem kommunistischen Regime nicht überlebt haben. Fremde Erde deckt sie zu. Ich schließe nun mit folgendem nachdenklichen Friedhofsspruch: „Was Ihr seid, das waren wir, was wir sind, das werdet Ihr“ Herr, gib Ihnen die ewige Ruhe.
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Stefan Herwig während seiner Ansprache vor dem Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof. Fotos Cornel Gruber
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1. Josef Herbst verliest die Statistik der Billeder Verstorbenen 2016 vor dem Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof 2. Gemeinsames Gebet mit Elisabeth Luckhaub
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Das Vertriebenendenkmal auf dem Karlsruher Hauptfriedhof mit den in Stein eingemeißelten Wappen der Vertriebenen Landsmannschaften
Allerheiligen in Karlsruhe: Wir gedenken unserer Toten!
Irmgard Triess
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ie jedes Jahr fand auch in diesem Jahr die Totengedenkfeier am Billeder Gedenkstein im Hauptfriedhof Karlsruhe statt. Emotionale Momente hielten die Anwesenden für kurze Zeit im Bann. Die Glocken der Billeder Kirche ertönten und der Chor der Landsmannschaft der Banater Schwaben Karlsruhe sang: „Glocken der Heimat“. Man betete, man las die Toten des vergangenen Jahres vor, man hörte wunderbare Gedichte, schöne Worte all das drang tief in die Herzen der Menschen ein. Mit den Klängen des Totenmarsches endete die Feier. Nach einer Stunde traf man sich mit vielen anderen Men-
schen am Vertriebenen Kreuz, wo eine Gedenkfeier für alle Zugezogenen abgehalten wurde. Der BdV organisiert diese Feier jedes Jahr, um an die persönlichen Schicksale aller Vertriebenen zu erinnern. An dieser Feier nahmen evangelische und katholische Priester teil, ein Bläserquintett spielte das bekannte Lied: „Ich hatte einen Kammeraden“ und andere Trauerlieder. Der vereinigte Chor der Russlanddeutschen und der Banater Chor sangen drei Lieder, was für die Organisatoren eine erfreuliche Geste war. Danach besuchte man noch die eigenen Gräber, so nahm auch dieser Feiertag ein tiefgehendes Ende.
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Meine Eindrücke und Gefühle über das Fest der Feste: 250 Jahre Billed
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ch gestehe, nur noch ganz selten in die alte Heimat gefahren zu sein: langer Weg, wenig Zeit. Aber diesmal schloss ich mich meinem Bruder und meiner Schwägerin freudig an. Mit Fa. Pletl bis Temeswar, wo uns Silke Csonti wartete und freundlicherweise „Taxi- Service“ leistete. Wir wurden herzlichst von Roswita und Adam Csonti aufgenommen, welche, trotz ihrer arg begrenzten Zeit, es uns an nichts fehlen ließen. Es war ein „Zuhause-Sein“ mit Hühnern, Hund und Garten, welche meine Verwöhnaktionen genossen. Nun denn, wie war es außerhalb dieses Hauses – dem vertrauten Milieu von einst? Auf den Straßen begegneten wir vielen Menschen, mit denen man sich, wie schon in früheren Zeiten üblich, freundlich grüßte und, dank Bewi und Adi, auch öfters stehen blieb, weil sie im Gegensatz zu mir fast alle kannten! Überall wurde gereinigt, gestrichen, gefegt – einfach Vorfesttagsstimmung! Der Hauptweg von Friedhof zu Friedhof frisch geteert. Die „alte Schule“ sah wie neu aus. Das Braunshaus, unsere einstige Schule, umso schlimmer. Als wir auf den Sauerländer Friedhof zu unseren Gräbern gingen, erlebten wir eine nette Begegnung: An der Ecke vom gewesenen Krierhaus war der jetzige Hausbewohner auf der Straße mit Reinigungsarbeiten beschäftigt. Bewi und Adi kannten ihn natürlich. Eine echt warmherzige Begrüßung beiderseits. Wir lobten, wie schön alles hergerichtet sei, alles in schönen warmen Pastellfarben gestrichen, und da kam unter anderem der für mich schönste Satz: „A venit fiica acasă şi a spus că trebuie să facem totul frumos şi curat, că vin nemții!“ Zu Deutsch:
Marliese Knöbl
„Die Tochter kam nachhause und sagte, sie müssten alles schön sauber machen, die Deutschen kommen!“ Leider ist dieser nette Mensch erst kürzlich verstorben. Was einst sehr weh tat, als die „Kolonisten“ kamen und erzwungenerweise in unsere Wohnungen einzogen, alle anderen negativen, teils dramatischen Erlebnisse eingeschlossen, waren, obwohl nicht vergessen, heute und hier plötzlich leichter zu ertragen. Ich würde sagen, der Stachel, der recht tief saß, ist anscheinend eingekapselt worden. Ich denke, es ist gut so. Bei den verschiedenen, netten Gesprächen wurde mir klar: Sie haben mit und von uns vieles angenommen, gelernt, wie man wirtschaftet, gelernt, dass man sich mit Fleiß und Sauberkeit wohl fühlen kann. Dass ein Haus, um für seinen Besitzer schön zu bleiben, viel Einsatz erfordert. Wir gingen, aber unsere Art und Weise wurde teils anerkennend übernommen, auch, wie eine Frau erzählte, das samstägliche Straßenkehren gehört dazu. Unsere Vergangenheit ist ihre Gegenwart, aber vieles von uns ist nun durch sie und mit ihnen in der schönen Mustergemeinde erhalten geblieben. Alles in der Welt verändert sich…Unser Billed lebt als ihr Biled weiter! Was diese Menschen ganz natürlich als besondere Eigenschaft besitzen, ist unweigerlich die Herzlichkeit bzw. die Gastfreundschaft, welche wir hautnah erleben durften. Bei Fam. Gorea in der Hauptgasse. Die Familie hatte eine Schweineschlacht organisiert. Im „trockenen Toreingang“ gab es eine lange Reihe von Tischen mit allem, was uns noch so in der Erinnerung von der Schlacht erhalten blieb: das recht gute Essen und Trinken! Wir wa-
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Foto oben: Festprogramm der Kultur- und Trachtengruppen auf dem Handballplatz in der Schule bei der 250. Jahrfeier 2015 Foto links: Durch die vielen Veranstaltungen sind mehreren Gästen die Füße buchstäblich heiß gelaufen. Im Heimathaus gibt es Wasserkühlung.
48 ren kunterbunte Gäste, die am weitesten Gekommenen aus Australien. Da sind das Umarmen und Küssen beim Kommen und Gehen selbstverständlich und ungekünstelt echt. Ehrlich, in unserer jetzigen Heimat ist das oftmals schwieriger hinzukriegen. Auf dem Friedhof, wo ein Teil unserer Ahnen liegen, befiel mich ein besonderes Gefühl von Wehmut, das Gefühl, sie hier in der Einsamkeit im Stich gelassen zu haben. Aber an diesem Tag war es gar nicht so einsam! Es waren Menschen da, welche die Gräber in Ordnung brachten! Man wollte, dass nicht nur die Wohnungen der Lebenden, sondern auch die der Toten in festlicher Sauberkeit erstrahlen. Die Gräber unserer Lieben werden schon die ganzen Jahre über von Ilonka Madalina vorbildlich gepflegt, das ist tausend Dank wert! Nach dem Sauerländer Friedhofsbesuch machte ich einen Alleingang, um das Haus des Lind Vetter Adam bzw. meiner gewesenen Schulfreundin Kati wieder zu sehen. Die Gasse bis dorthin hat sowohl gut erhaltene, also gepflegte Häuser, als auch verfallene bzw. Ruinen. Das LindHaus mit Werkstatt nicht mehr existent, alles abgerissen und Baustelle. Der Weg bis zum Wasser war genau so niederschmetternd… Stacheldrahtzaun, ruppiges Gebüsch, Unkraut, aber kein offenes Wasser, auf welchem Enten schwammen! Ich tauchte in die Vergangenheit ein, als wir noch am Ufer spielten oder im Winter auf‘s Eis gingen, so lange mit den Füßen stampften, bis es - oh Schreck - Risse bekam! Ja, manchmal ist es besser, Vergangenes als solches in Erinnerung zu behalten! Bewusst vermied ich es daher, in die Vorstadt zu dem Haus meiner Maurer-Großeltern zu spazieren, es sollte für mich so bleiben, wie es einst war – nicht schlechter und nicht besser als zu meiner dort viel verbrachten Kindheit mit dem Wertvollsten, was man besitzen kann: den Erinnerungen!
Begegnungen Mein Elternhaus, bewohnt von den Kleins, ist zwar auch verändert, sozusagen zum Vorteil, aber das ist für mich schön und gut so, gerade wie sinnvoll die einstige Schmiede nun als Konditorei weiterleben kann! Das war ein Teil meiner Erlebnisse, aber vielleicht mit viel schwerer Stimmung beladen, wo es doch auch so viel Schönes gab, voller Nostalgie und Glücksgefühlen! Die Einladungen zur Kirchweih seitens der kombinierten Jugend von da und dort waren zusammen mit der „Blechmusik“ einerseits ein Stück Herzschmerz, andererseits war es erfreulich zu sehen, wie gut diese rumänischen jungen Menschen, teils noch Kinder, Walzer und Zeppelpolka tanzten! Die Einladungen zum Fest bei den „Obrigkeiten“ oder wichtigen Sponsoren waren wie in unseren Zeiten, auch die Art und Weise der Bewirtungen perfekt – der alten Zeiten würdig! Es gab „Mehlspeis“ und belegte Brote, Getränke jeglicher Art aufs Freundlichste angeboten! Die verschiedenen Tanzgruppen in verschiedenen Banater Trachten im alten Schulhof waren sehr gut vorbereitet und schön anzusehen. Im Heimathaus, eine echte Oase der Erholung, konnte man sich entspannt auf die Bänke setzen und schön mit anderen plaudern. Wir trafen auch den „Storchenvater“ Trendler, ein Urgestein Billeds. Es machte Freude, mit ihm zu plaudern, unter anderem über meinen Peter Onkel, seinem Klassenkameraden von einst. Mögen ihn hiermit liebe Grüße erreichen! Unsere Besuche auf den beiden Friedhöfen wurden ja auch schon im Heimatblatt gebracht bzw. gezeigt, dazu will ich noch ein Lob an Werner Gilde richten, weil er es sehr einfühlsam verstand, den Jüngsten in unserer Gruppe mit den richtigen Worten und kleinen Blumensträußen den Gräbern der noch blutjungen gefallenen deut-
Begegnungen schen Soldaten Ehre zu erweisen, welche trotz allem, auch noch heutzutage in weiter Ferne von ihrem eigentlichen Zuhause, den Pflegern sei Dank, eine würdige Ruhestätte haben. Ach ja, es war alles gut durchdacht und organisiert. Jeder Einzelne unserer „Obermacher“ war mit all seinen Mithelfern 100%! Ich sage: „einfach Spitze“ und mit
49 Nostalgie: „Was vergangen, kehrt nie wieder Aber ging es leuchtend nieder, Leuchtet`s lange noch zurück…“ nach K. A. Förster, denn so eine Feier, mit so einer imposanten Jahreszahl, wird es für uns so nicht mehr geben! Eigentlich sehr schade !
Kaltes Buffet nach der Festveranstaltung im Kulturheim für die Gäste im Heimathaus und Forum der Billeder Deutschen
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Geschichte
Vivat Eugenius
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m 18. Oktober, um 11 Uhr, läuteten alle Glocken der katholischen Kirchen Temeswars. Bischof Martin Roos hatte dies angeordnet, zur Erinnerung an den Tag und die Stunde, in der die türkische Besatzung Temeswars vor 300 Jahren die weiße Fahne hisste, als Zeichen ihrer Kapitulation, der anerkannten Niederlage und der Bereitschaft, die Festung aufzugeben. Nach zweiundvierzigtägiger Belagerung waren die Osmanen besiegt und boten ihre Kapitulation an. Schon am Tag darauf, am 13. Oktober 1716, begannen die Kapitulationsverhandlungen im kaiserlichen Feldlager, an denen Prinz Eugen persönlich teilgenommen hat. Zehn Punkte hat diese Kapitulationsurkunde, in der den Türken freier Abzug mit allen militärischen Ehren gewährt wurde, unter Mitnahme ihrer Habe, jedoch ihr Kriegsmaterial mussten sie den Siegern überlassen. Den Bewohnern der Stadt: Raizen, Griechen, Juden, Armeniern und Zigeunern wurde freigestellt zu gehen oder zu bleiben, die meisten blieben. Am 17. Oktober verließen die Türken Temeswar. Dabei soll sich Folgendes zugetragen haben: Der Sohn des türkischen Stadtkommandanten, Pascha Mustafa, wurde im Kampf verwundet. Pascha Mustafa bat Prinz Eugen um einen Arzt, was dieser auch gewährte und einen Arzt in die Festung schickte. Als dann Prinz Eugen die abziehenden Türken von einem kleinen Hügel beobachtete, kam der Pascha mit zwei Dienern, die einen schönen Araber-Hengst führten, zu Eugen und schenkte diesen dem Feldherrn. Prinz Eugen soll davon sehr gerührt gewesen sein und hat dem Pascha seine goldene Uhr geschenkt. Ein humaner Akt am Ende eines bitteren Kampfes.
Peter Krier
Das Gegenteil davon hat sich 164 Jahre vorher bei der Einnahme Temeswars durch die Türken zugetragen: Nach der großen verlorenen Schlacht eines vereinten christlichen Heeres am 29. August 1526 bei Mohacs haben die Türken Ungarn überrannt, sind bis Mitteleuropa vorgedrungen und haben mehrfach Wien belagert. Allein Temeswar blieb wie eine Insel im Meer in christlicher Hand. Heldenhaft hat Burggraf Losonczy mit einer kleinen Schar die Festung verteidigt. Erst nach 26 Jahren waren die Kräfte der Garnison erschöpft, die Festung musste am 30. Juli 1552 übergeben werden. Der türkische Kommandant hatte per Ehrenwort den Besiegten freien Abzug zugesichert. Als die Verteidiger jedoch außerhalb der Festung waren, wurden sie alle niedergemetzelt. Prinz Eugen hatte seinen Truppen jede Provokation und jeden Übergriff beim Abzug der Türken verboten. Am 18. Oktober, an seinem 53. Geburtstag, zog Prinz Eugen an der Spitze seines Heeres durch das Forforoser Tor in die Stadt, dabei wurde er mit einhundert Kanonenschüssen, Trompetenschall und Vivat-Rufen begrüßt. Temeswar und das Banat waren nach 164 Jahren türkischer Herrschaft wieder in christlicher Hand. Der Feldzug des kaiserlichen Heeres begann 1716 mit der Schlacht am 5. August bei Peterwardein, wo Prinz Eugen mit seinen Truppen gegen ein zahlenmäßig überlegenes osmanisches Heer einen glänzenden Sieg erfochten hat. Die Armee brach anschließend auf gegen Temeswar, das die Vorhut Ende August erreichte. Ab dem ersten September begannen die Schanzarbeiten, die Stadt wurde umzingelt und ein heftiger Kanonenbeschuss begann. Am 17. September war das Artilleriefeuer in vol-
Geschichte
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1716, die Osmanen übergeben Prinz Eugen von Savoyen symbolisch den Schlüssel der Festung Temeswar. Gemälde von Desiderius Sinkovich, Temeswarer Kunstmaler und Zeichenlehrer, Großonkel von unserem Heimatforscher Wilhelm Weber.
Das geschichtliche Gemälde aus dem Jahr 1912 steht für den Beginn des neuzeitlichen Temeswars, für die Stunde Null vor 300 Jahren. Es befindet sich im Banater Museum.
ler Kraft. Ein aus Belgrad kommendes Entsatzheer wurde zurückgeschlagen, ebenso wurden zwei Ausfallversuche der Garnison zurückgedrängt. Am 30. September begann der Sturmangriff auf die Stadt. Mehrere Wälle wurden erstürmt, es kam zum Nahkampf. Nachdem die Vorstadt Große Palanka erobert war, wurde der Kampf um die Festung fortgesetzt. Geballtes Kanonenfeuer schlug Breschen in die Wälle und Bastionen, am 11. Oktober räumten die Türken den nördlichen Wall, am 12. gaben sie ihre
Sache verloren und hissten die weiße Fahne. Die Verluste dieses Kampfes waren groß auf beiden Seiten. Die Nachricht vom Sieg der Kaiserlichen unter Prinz Eugen verbreitete sich schnell über Europa und trug zum weiteren Ruhm des genialen Feldherrn bei. Der Sieg von Temeswar schuf gute Voraussetzungen für den nächsten Feldzug, bei dem im August 1717 Belgrad erobert wurde. Damit endete der Zweite Venezianisch-Österreichische Türkenkrieg (1714-1718), der mit dem Frieden von Pas-
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Geschichte
Temesvar Stadtplan- und Fortifikationsplan 1745. Abbildung oben rechts: Prinz Eugen, der „edle Ritter“ und „Türkenschreck“, war der erfolgreichste Feldherr seiner Zeit.
Geschichte sarowitz (21. Juli 1718) abgeschlossen wurde. Dabei wurden die Eroberungen Österreichs bestätigt: Das Haus Österreich erhielt das Banat, die westliche Wallachei, das nördliche Serbien mit Belgrad und Teile Nordbosniens. Das Vordringen der Osmanen nach Mitteleuropa war endgültig (für die nächsten250 Jahre) gestoppt. Österreich hatte seine größte territoriale Ausdehnung erreicht und war zur europäischen Großmacht aufgestiegen. Die Stadt Temeswar hatte während der Belagerung große Schäden erlitten, zumal nur die sieben Moscheen, einige Bäder und öffentliche Gebäude aus Stein errichtet waren, die Häuser der Bewohner waren größtenteils Holzbauwerke, die dem Brand zum Opfer gefallen waren. Die Vorstellung, wie die Trümmerstadt damals ausgesehen hat, fällt uns nicht schwer. In der Stadt waren 645 Einwohner verblieben, unter ihnen waren die Raizen mit 466 „Seelen“ die größte Gruppe, aber auch 144 Juden blieben in der Stadt. In den 663 Dörfern des Banats gab es 21.289 Haushalte, die Einwohnerzahl wird auf 80.000 bis 120.000 Personen geschätzt. Infrastruktur gab es so gut wie keine. Prinz Eugen ernannte, mit Zustimmung des Kaisers, den kaiserlichen Feldmarschall Graf Claudius Florimund Mercy zum ersten Gouverneur der neuen kaiserlichen Provinz und General Franz Paul Graf Wallis zum Kommandanten der Festung Temeswar. Mercy entwickelte ein umfangreiches „Einrichtungsprojekt“ , nach dem die neue Provinz zu einer der fortschrittlichsten Regionen des Reiches werden sollte. Prinz Eugen hatte, in Abstimmung mit dem Kaiser, entschieden, dass die als neuer Territorialstaat einzurichtende Provinz nicht dem Königreich Ungarn angegliedert wurde, sondern als österreichischer Landesteil über die Wiener Hofkammer regiert wurde.
57 Die zunächst eingerichtete Militärverwaltung sollte durch eine zivile Landesverwaltung abgelöst werden. Das Einrichtungsprojekt sah den Ausbau von Straßen und Brücken, die gesteuerte Zuwanderung von deutschen und katholischen Handwerkern und Kaufleuten, den Ausbau von Bergwerken, die Zuwanderung von zunächst orthodoxen Bauern und Viehzüchtern vor. Durch Steuererleichterungen sollte der Zuwachs von Gewerbetreibenden und Kaufleuten unterstützt werden. Schon nach drei Jahren entschied man sich, für das bessere Fortkommen deutsche Bauern aus dem Reich anzuwerben. Damit begann die gesteuerte Ansiedlung Deutscher im Banat, die eine neue deutsche Volksgruppe – die Banater Schwaben – bilden sollten. Die Siege Prinz Eugens haben mitentschieden, dass das südöstliche Europa nicht unter den Halbmond kam, sondern Anschluss an Europas Mitte fand. Es hat lange gedauert, bis sich die nach dem Sieg bei Temeswar verfassten Entwicklungspläne Mercys alle erfüllten. Vor dem Ausbruch des II. Weltkrieges waren sie jedoch wahr geworden. Temeswar war längst eine fortschrittliche Stadt europäischen Ranges. Auf dem Lande war zwischen Rumänen, Ungarn und anderen Ethnien eine deutsche Volksgruppe entstanden, die vor dem Ausbruch des letzten Krieges ihren höchsten Entwicklungsstand an Selbstverwaltung, Wirtschaftskraft und kultureller Entfaltung erreicht hatte. Aus den ehemals versumpften Wiesen waren Weizen- und Maisfelder entstanden, das Banat war ein Land des Segens geworden. Prinz Eugen, den edlen Ritter und genialen Feldherrn, den viele in eine Reihe mit Alexander, Cäsar oder Napoleon stellen, verehren die Donauschwaben als eine Lichtgestalt ihrer Geschichte.
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Rückblick
Meine Kindheit in der Verbannung Unzuverlässige Elemente s war gegen vier Uhr Montag früh, als ein Zivilist und zwei bewaffnete Soldaten vor der Tür standen“, erinnert sich Großmutter und legt die Stirn in Falten. „Mit Gewehrkolben klopften sie an. Von einer Liste verlasen sie die Namen: Mann Jakob, Mann Elisabeth, Hehn Hans, Hehn Elisabeth und dann noch einmal Hehn Elisabeth“. Gemeint waren meine Großeltern, meine Eltern und ich. Ich war genau einen Monat alt und die jüngste Deportierte aus dem einstigen Musterdorf Billed. Getauft war ich noch nicht. Pfarrer Wild hatte den Termin bereits festgelegt und Elisabeth Frick war als Taufpatin vorgesehen. Doch dazu sollte es nicht mehr kommen. Vorerst nicht.
„E
„Buletinele!“ („Die Ausweise!“), befahl ein Uniformierter mit aufgepflanztem Bajonett. Nachdem sie unsere Identität überprüft und sich von unserer Vollzähligkeit überzeugt hatten, beschlagnahmten sie die Personalausweise. Spätestens in zwei Stunden sollten wir uns mit unseren Habseligkeiten auf dem Bahnhof einfinden. Es war Montag, der 18. Juni 1951. Schon seit Tagen rangierten Güterwaggons auf dem Bahnhof. Am Sonntagabend war eine Hundertschaft Soldaten mit dem verspäteten Abendzug eingetroffen und hatte Quartier in der Schule bezogen. Meine Mutter war vor 18 Monaten aus dem sowjetischen Arbeitslager Jenakievo, im ukrainischen Donezbecken, zurückgekehrt. Dieses Schicksal hatte sie mit vielen Deutschen aus Rumänien in arbeitsfähigem Alter ge-
Elisabeth Packi
teilt. Sie wurden zur Schwerstarbeit im Steinkohlenbergbau, im Eisenhüttenwerk und auf Baustellen eingesetzt. Jeder Zehnte überlebte die Zwangsarbeit nicht. Mein Vater, als ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS an der Ostfront im Einsatz, kam Ende 1945, nach einem Krankenhausaufenthalt in Vilshofen an der Donau, aus amerikanischer Gefangenschaft frei. Zwei Monate hatte er wegen schweren Erfrierungen in dem dreigeschossigen Gebäude in der kleinen Dreiflüssestadt zwischen Donau, Vils und Wolfach im Bayerischen Wald verbracht, von wo er sich nach seiner Entlassung über Österreich und Ungarn bis ins Banat durchschlug. Und meinem Großvater Jakob Mann hatten die neuen Machthaber die Existenzgrundlage geraubt. Er wurde vollständig und entschädigungslos enteignet. Mit seinen knapp 70 Joch Feld zählte er zu den Großbauern im Dorf. Nicht nur der Feldbesitz, auch Haus und Hof wurden beschlagnahmt. Rumänische Kolonisten kamen in sein Haus. Andrei Braica, einst Knecht im Dorf, war jetzt Herr im Haus. Großvater hatte einen prosperierenden Bauernhof geführt. Der Schwäbische Landwirtschaftsverein sicherte die Ausfuhr der Agrarprodukte. Das hatte den Aufschwung der Bauernhöfe zur Folge. Eine rege Bautätigkeit setzte im Dorf ein. Auch Großvater hatte vor zu bauen. Das Baumaterial war bereits geliefert. Doch dann kamen die Kommunisten. Lastwagen brachten alles weg. Mit Großvaters Ziegelsteinen wurde der Marktplatz im Dorfzentrum gepflastert. Mähmaschine und landwirtschaftliche Geräte waren längst weg. Von den sechs statt-
Rückblick
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Anwesen von Jakob und Elisabeth Mann 1938, das Elternhaus von Elisabeth Packi lichen Pferden, die Großvater sein Eigen nannte, ließen sie ihm eines. „Wenn es nichts mehr zu nehmen gibt“, tröstete er Großmutter, „werden sie uns in Ruhe lassen“. Doch er sollte sich irren. Als alles weg war, kam die Deportation in den Bărăgan. Parteichef Gheorghe Gheorghiu-Dej hatte bereits 1949 die Liquidierung aller „kapitalistischen Elemente“ in der Landwirtschaft angekündigt. Nach Auffasung der Kommunisten war Großvater nun „Chiabur“ und als „unzuverlässiges Element“ der Willkür der neuen Machthaber ausgeliefert.
Wie ihm, erging es vielen. Knapp tausend Personen aus Billed waren von der Deportation betroffen, 58 sollten die Heimat nicht wieder sehen. Anders als bei der Russlandverschleppung im Januar 1945, sollte es diesmal ganze Familien, vom Baby bis zum Greis, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, treffen. Neben Großbauern wurden auch Industrielle und Schankwirte, Flüchtlinge aus Bessarabien und Mazedonien, Ausländer und ehemalige Soldaten der WaffenSS sowie Spitzenfunktionäre der Deutschen Volksgruppe deportiert.
106 Etwa 40.000 Menschen auf einem 30-40 Kilometer breiten Streifen entlang der jugoslawischen Grenze waren betroffen. Sie alle waren für die Urbarmachung der dünn besiedelten, wirtschaftlich weitgehend ungenutzten Bărăgansteppe im Südosten Rumäniens vorgesehen. Unter freiem Himmel ausgesetzt Hektik brach aus. Möbel wurden herbeigeschleppt, Koffer gepackt, Bündel geschnürt, Kisten gezimmert, Schweine und Geflügel eingefangen, der Wagen beladen, das Pferd gezäumt. In Begleitung eines bewaffneten Soldaten ging’s zum Bahnhof. Einmal, zweimal, dreimal. Niemand hat gezählt wie oft. Am Bahnhof wurde Großvater ein Waggon zugeteilt, die gesamte Habe verstaut. Drei Familien, die Großeltern mit der Familie ihrer Tochter und der ihres Sohnes, teilten sich einen Waggon mit den Hühnern, Schweinen und einer Ziege. Das Pferd wurde mit dem Großvieh untergebracht. Um halb neun abends fuhr der Transport ins Ungewisse ab. Es war der erste Transport aus Billed. Ziel unbekannt. Langsam wurde es hell. Die Lokomotive fuhr keuchend durch die glühende Sommerhitze in Richtung Osten. Die Luft im Waggon war rußgeschwängert. „Wir legten dir ein feuchtes Taschentuch aufs Gesicht“, sagt Großmutter, „damit du den Ruß nicht einatmest.“ Ab und zu hielt der Zug. Rotkreuzschwestern reichten Wasser und Tee. Hinter Bukarest wurde die Gegend immer trostloser. Kein Grün war mehr zu sehen. Nur vertrocknetes Gras und Disteln. Der Bărăgan! Eine dünn besiedelte Steppe mit lang anhaltenden Dürreperioden im Sommer und heftigen Schneestürmen im Winter. Nach 700 Kilometern hatten wir unser Ziel erreicht. Am 21. Juni trafen wir am Bahnhof von Fetești ein. Es war Großmutters 50. Geburtstag. „Coborâţi!“ („Ausstei-
Rückblick gen!“), befahl eine Stimme. Wägen wurden zusammengebaut, Pferde eingespannt, Ochsenkarren zugewiesen, Habseligkeiten aufgeladen. In einer Kolonne ging’s zum Bestimmungsort. Ein Stoppelfeld! Hier wurden wir unter freiem Himmel ausgesetzt. Ausgemessene und abgesteckte Hausplätze wurden uns zugewiesen. Das Grundstück, auf dem wir uns ein Haus bauen sollten, trug die Hausnummer 11. Auf den rückerstatteten Personalausweisen stand über dem Lichtbild der Vermerk „DO“ für „Domiciliu obligatoriu“, Zwangsaufenthalt. Fünfzehn Kilometer durften wir uns von unserem Bestimmungsort entfernen. Wer diese Grenze überschritt, wurde verhaftet. Ein heilloses Durcheinander entstand. Hektische Rufe. Knappe Anweisungen. Schnaubende Pferde. Gackerndes Federvieh. Aufgeschreckte Schweine. Und nichts als Staub in der sengenden Sommerhitze. „Man konnte keine drei Meter weit sehen. Es verschlug einem den Atem“, sagt Großmutter. „Um dich vor dem Staub zu schützen, legten wir dich in einen Schrank.“ Mit Spaten und Schaufeln huben die Männer ein Erdloch aus. Für das Dach schnitten sie Äste von den nahe gelegenen Akazienbäumen. Das Erdloch sollte uns für die nächsten Monate als Unterkunft dienen. Hier fanden wir Schutz vor der glühenden Sonne und dem Staub der Steppe. Nach etwa drei Wochen begann der Häuserbau. Die Größe des Hauses war vorgegeben. Zusammen mit den Großeltern durften wir uns ein „großes Haus“ bauen, zwei Zimmer und eine Küche mit einer Wohnfläche von 55 Quadratmetern. Das „kleine Haus“ hatte ein Zimmer und eine Küche mit einer Gesamtfläche von 35 Quadratmetern. Insgesamt waren in dem neu anzulegenden Dorf, das vorerst den Namen Feteştii-Noi trug,
Rückblick
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Rund 40.000 Menschen wurden 1951 in die Bărăgansteppe deportiert.
Die Deportierten wurden mit ihren Habseligkeiten unter freiem Himmel ausgesetzt.
später aber in Valea Viilor umbenannt wurde, 700 Hausplätze ausgewiesen. Hinzu kamen in der Dorfmitte Hausplätze für Schule, Kulturhaus, Rathaus, Krankenstation und Konsumladen. Diese wurden in Gemeinschaftsarbeit errichtet. Eine Kirche gab es nicht. Pfarrer Buding aus Billed kam gelegentlich ins Dorf, um in Privathäusern Messen abzuhalten und Sakramente zu spenden.
Der Winter war mit dem aus nordöstlicher Richtung wehenden Crivăţ und den lang anhaltenden Schneestürmen die schlimmste Jahreszeit. Das Schneegestöber von Anfang Februar 1954 hat sich für immer in das Gedächtnis der Menschen eingebrannt. Ein eiskalter Wind pfiff und peitschte durch Felder und Fluren. Heulend kroch er durch den Schornstein ins Haus. Das Haus ächzte und krächzte an allen Ecken. Tag und Nacht immer das Gleiche. Drei lange Tage und drei lange Nächte. Haus, Dorf und Land, alles hatte der Crivăţ im Würgegriff. Ganze Häuser lagen unter Schneewehen vergraben. Bis zur Dachspitze war das Haus von Jakob Lenhardt mit Triebschnee bedeckt. Meterhoch hatte sich der Schnee aufgetürmt. Weder Fenster noch Tür konnten von innen geöffnet werden. Durch eine Luke im Dachboden gelang es Lenhardt, Hilfe herbeizurufen. Mit Wolljacke und Tschapka bekleidet, die Schneeschaufel unter den Arm geklemmt, sah ich durch eine angetaute Eisblume in der Fensterscheibe Vater davongehen. Zusammen mit den Nachbarn schaufelte er einen Tunnel durch den fest gefrorenen Schnee bis zu Lenhardts Eingangstür. Schnee-
Aus Erde, Stroh und Wasser wurden Lehmziegel hergestellt und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Das nötige Wasser brachte man mit Zisternen herbei. Das Holz für Dachstuhl, Fenster und Türen wurde vom Staat gestellt. Vater beteiligte sich mit Pferd und Wagen beim Transport des Bauholzes. Gedeckt wurden die Häuser mit Schilfrohr. Der Fußboden war aus Lehm. Am 1. Oktober zogen wir in das unfertige Haus ein. Es bot uns Schutz vor Regen und Wind. Um der Kälte zu trotzen, behingen wir Fenster und Tür mit Pferdedecken. Einige Wochen später trafen diese ein. Endlich konnte das Haus fertiggestellt werden. Zum Heizen dienten die Stoppeln vom Feld und die Disteln.
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Rückblick
Elisabeth Packi, geborene Hehn, 1951 im Bărăgan in dem neu angelegten Dorf Feteştii-Noi
Original-Distel aus dem Bărăgan im Adam-Müller-Guttenbrunn-Haus in Temeswar.
kristalle prasselten ihm ins Gesicht und klebten sich an Brauen, Nase und Oberlippe fest. Als Vater gegen Abend nach Hause kam, ähnelte er einem Schneemann. Nicht minder unerträglich waren die heißen, langanhaltenden Sommer. Ausgetrocknete Landschaften und verdorrte Vegetation kennzeichneten diese Jahreszeit. Es regnete kaum. Es wuchs kaum etwas. Gelbbraune Flächen soweit das Auge reichte. Das Grundwasser lag so tief, dass das Bohren nach Trinkwasser vergebens war. Einen Brunnen gab es in Valea Viilor nicht. Mehrere Bohrversuche blieben erfolglos. Das mit Zisternen herbeigebrachte Wasser kostete 50 Bani der Liter. Die Eltern kauften sich Fässer. Mit Pferd und Wagen brachte Vater das Wasser von dem acht Kilometer entfernten Brunnen herbei. Damit musste sparsam umgegangen werden. Es diente zum Waschen, als Trinkwasser für Mensch und Tier und zum Bewässern der Pflanzen im Garten. Kontakt in die alte Heimat war anfangs verboten. Die Eltern ließen ihre Post zu Constantin Costache, Pferde-
schmied in Feteşti, schicken. Nach und nach lockerte sich das Verbot. Als dann Besuch aus der Heimat erlaubt war, kam zuerst Großmutter Katharina Hehn und später auch Vaters Halbschwester Elisabeth Frick zu Besuch. Vater machte mit der damals Zwölfjährigen einen Ausflug an die Donau und führte sie in der Stadt aus. „Er fuhr mit mir an die Borcea und in Feteşti aßen wir ein Eis. Das war ein besonderes Erlebnis für mich“, erinnert sie sich. Als Großvater Peter Hehn mit 40 Jahren an Herzversagen starb, heiratete Großmutter erneut. Aus der Ehe mit Johann Frick ging Elisabeth Frick, Vaters kleine Schwester, hervor, auf die er mächtig stolz war. Der Kampf ums Überleben Die mitgebrachten Vorräte waren bald verbraucht. Den Winter über schlugen sich die Eltern mit dem Herstellen von Schilfrohrmatten durch. „Im März, als der Boden auftaute, gingen wir zum Staudamm an die Borcea“, erinnert sich Mutter, „das war Schwerstarbeit.“ Mit neun Monaten musste sie mich bei den Großeltern zurücklassen
Rückblick und zusammen mit Vater für den Unterhalt von fünf Personen sorgen. Die Entlohnung am Staudamm war mehr als dürftig. Das Hauptnahrungsmittel war Mămăligă, ein aus Maismehl gekochter Brei. Die Großeltern führten den Haushalt und bearbeiteten den Garten. Und sie kümmerten sich um mich. Dank ihrer liebevollen Fürsorge hatte ich trotz allem eine behütete und unbeschwerte Kindheit. Eines Tages geschah ein dramatisches Ereignis. Wir hatten einen rebellischen Hahn, der die Rolle des Haus- und Hofhundes übernommen hatte. Jedem Fremden, der auf unser Grundstück kam, lief er hinterher und griff ihn an. Diesmal aber griff er mich an, sprang mir auf den Kopf und hackte mir ins Gesicht. Das gab eine kräftige Hühnersuppe. Im Sommer 1952 konnte man die Pferde an die Staatsfarm verkaufen. Viele nahmen das Angebot wahr. Das Futter war teuer, die Lebensmittel waren knapp. Kurze Zeit später kam die Währungsreform. Da war alles weg. Pferd und Geld. „Uns traf der Umtausch des Geldes kaum. Wir hatten kein Geld. Zum Glück hatten wir noch das Pferd“, sagt Mutter. „Mit Pferd und Wagen war die Arbeitssuche aussichtsreicher und das eigene Fuhrwerk wurde zusätzlich entlohnt.“ „Im August 1952 fanden wir Arbeit im Schweinemastbetrieb in Cernavodă“, erinnert sich Mutter, „da war die Arbeit nicht mehr so schwer und wir haben besser verdient. 200 Lei erhielten wir im Monat pro Person. Wegen der Entfernung konnten wir jedoch nur sonntags nach Hause fahren.“ Da die Eltern auf dem Firmengelände wohnten, durften sie sich Nutztiere für den Eigenbedarf halten. Geflügel und Schweine. Auf der Farm arbeitete auch Svetlana, eine junge Bulgarin. Ihr Mann war vor kurzem verstorben und sie mus-
109 ste ihre drei Kinder alleine über die Runden bringen. Da sie das Futter für die Kuh nicht aufbringen konnte, nahmen die Eltern auch Svetlanas Kuh in Betreuung. Im Gegenzug erhielten sie Milch für den Eigenbedarf. Im Mai 1953 wurde der Schweinemastbetrieb geschlossen. Svetlana sah sich gezwungen, die Kuh zu verkaufen. Nach einigen Überlegungen kauften meine Eltern die Kuh. „Der Kauf hat sich gelohnt“, sagt Mutter, und mir scheint es, für den Bruchteil einer Sekunde ein Leuchten in ihren Augen wahrgenommen zu haben. „Dank dieser Kuh waren die beiden letzten Jahre leichter zu ertragen.“ Der Liter Milch wurde für vier Lei verkauft. Ein Kilo Brot kostete zwei Lei. Und die Kuh gab bis zu 26 Liter. Nach der Schließung des Schweinemastbetriebs arbeiteten die Eltern bei Ludwig Schwarz. Der spätere Schriftsteller und Mundartautor war Baustellenleiter. Er sollte seine Deportationserlebnisse in dem mehrteiligen Roman „De Kaule-Baschtl“ thematisieren. Der Gebrauch der Mundart gab ihm die Möglichkeit, an der Zensur vorbeizuschreiben. Gegen Ende der Deportation wurden politische Häftlinge vom Donau-Schwarzmeer-Kanal im Dorf einquartiert. Der Kanal sollte den Industriestandort Cernavodă und das Hinterland von Bukarest mit dem Hafen von Constanţa verbinden. Als Arbeitskräfte kamen politische Häftlinge zum Einsatz. Nach Stalins Tod wurden die Bauarbeiten am Kanal jedoch eingestellt und die Häftlinge in die Dörfer der Banater Deportierten verbracht, um ihre Resthaftzeit abzusitzen. So wurde der IG-Farben-Vertreter Knopp zu Mutters Bruder Jakob Mann und dessen Frau Barbara einquartiert. Knopp war mit einer Siebenbürger Sächsin aus Kronstadt verheiratet, die ihren Mann nun endlich besuchen konnte.
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Rückblick Frau Knopp brachte mir Kinderlieder bei. „Hänschen klein“ war mein Lieblingsstück. Auch „Alle meine Entlein“ gehörte in mein Repertoire. An Weihnachten spielte Frau Knopp „Stille Nacht, heilige Nacht“. Mutter, Großmutter und Tante Barbara, einst Sängerinnen im Billeder Kirchenchor, begleiteten sie mit ihren kristallklaren Stimmen. Mein sechs Wochen alter Bruder schlummerte friedlich in seiner Wiege. Es war die letzte Weihnacht in Unfreiheit.
Elisabeth Packi, geb. Hehn, mit ihrem ersten richtigen Spielzeug, einem Klavier, im Bărăgan 1955. Spielzeug war in meiner Kindheit recht knapp. Aus Maiskolben machte Großvater mir eine Puppe. In ganz dünne Streifen trennte er die Lieschen und flocht sie dann zu Zöpfen. Mit einem Stift erhielt die Puppe ein Gesicht. Umso größer war die Freude, als ich mein erstes richtiges Spielzeug bekam. Ich war vier Jahre alt. Da schenkten mir die Eltern ein Klavier. Mutter hatte es in einem Spielzeugladen in Feteşti gekauft. Es erinnerte sie an die Zeit in der Notre-DameKlosterschule in Temeswar, die schönste Zeit ihres Lebens, wie sie immer wieder beteuerte. Ab da war das Klavier mein Lieblingsspielzeug.
Heimat in Sicht Nachdem wir die Nachricht von unserer bevorstehenden Freilassung erhalten hatten, fuhr Vater nach Billed, um nachzusehen, ob wir in unser Haus einziehen können. Die 1946 enteigneten Häuser der Deutschen waren zwar 1954 rückerstattet worden, doch immer noch von den Kolonisten besetzt. Vater fand in unserem Haus in der Altgasse drei Familien vor. Die von der Gemeinde über unsere bevorstehende Heimkehr informierten Kolonisten waren bereit, uns die Mittelstube, den Getreidespeicher und einen Stall zur Nutzung zu überlassen. Kurz zuvor war Vaters Bruder Peter Hehn aus Österreich heimgekehrt. Peter war so alt wie Mutter und genau wie sie 1945 zur Zwangsarbeit nach Russland deportiert worden. Doch ging sein Transport bei der Entlassung nicht ins Banat, sondern nach Deutschland. Von hier aus schlug er sich nach Österreich durch, wo er bis 1955 blieb, als er anlässlich eines Sterbefalls in der Familie wieder in die Heimat zurückkehrte. Vater hatte für die Heimfahrt zwei Waggons gemietet. Da die Getreidepreise im Bărăgan bedeutend günstiger waren als im Banat und ihm die Nutzung des Getreidespeichers zugesagt worden war, kaufte er Getreide auf Vorrat
Rückblick für die Anfangszeit. Peter half ihm beim Verladen und beim Transport. Mutter fuhr mit beiden Kindern und den Großeltern im Personenzug nach Hause. Wie auf der Hinfahrt hatte sie einen Säugling im Arm, doch diesmal ging der Weg in die Freiheit. Ein Ereignis hat sich mir tief ins Gedächtnis eingeprägt. Es war der 6. Februar 1956. Das Haus war leer geräumt, die Koffer waren gepackt, Vater war mit den Waggons unterwegs und wir waren alle abfahrtbereit. In Mantel, Stiefeln, Mütze und Schal eingehüllt, stand ich in der klirrenden Kälte. Es schneite und der Crivăţ pfiff sein trauriges Lied. Doch das war nun Schnee von gestern. Bevor wir diesen Ort für immer verlassen sollten, drehte Großvater noch eine Runde. Im Hühnerstall fand er ein Ei. Ehe ich’s mir versah, schlug Großvater das Ei auf und trank es leer. Verdutzt schaute ich drein. Doch Großvater sagte nur: „Nichts soll hier an uns erinnern. Los, auf geht’s nach Hause!“ Mit diesen Worten nahm er mich an der Hand und wir traten die Heimreise an. Ihn hatte die Verbannung am stärksten getroffen. Er freute sich am meisten auf sein Haus und seinen Hof in Billed. Genau drei Jahre in Freiheit waren ihm noch gegönnt, bis ihn am 16. Februar 1959 eine schwere Krankheit innerhalb von drei Wochen für immer von uns nahm. Auf dem Neugässer Friedhof wurde er in der Familiengruft beigesetzt. Nicht jeder hatte das Glück in Heimaterde bestattet zu werden. Großmutter Katharina Hehn erwartete uns schon ungeduldig. Bei ihr wohnten wir bis zum Eintreffen der Möbel. Unser Haus fanden wir in einem trostlosen Zustand vor. Ungeziefer hatte sich breit gemacht. Der Mörtel bröckelte an allen Ecken. Die Fußböden hatten den
111 Kolonisten als Brennholz gedient. Alles war heruntergekommen und verdreckt. Als der Schnee im Frühjahr zu schmelzen begann, entpuppte sich der Hof als Müllhalde. Andrei Braica war bereits ausgezogen. Er hatte sich den Großteil unserer zurückgelassenen Sachwerte angeeignet und war mit dem Beutegut auf und davon. Nach und nach zogen alle Kolonisten aus. Gherman Aronică war der erste. Zuletzt auch die Familien Marinescu und Manole. Beeindruckt von dem Getreidevorrat, den wir mitgebracht hatten, zogen sie in den … Bărăgan! Mutter meldete mich im Kindergarten an. Margarethe Weber, die bereits im September 1955 aus Dâlga entlassen worden war, nahm mich in Empfang. Anfangs beobachtete ich mit Skepsis die mir fremden Kinder, doch bald hatte ich neue Freunde gefunden. Endlich wurde ich getauft. Ich war fünf Jahre alt. Elisabeth Frick ging mit mir Hand in Hand zum Taufbecken. Pfarrer Wild erteilte mir seinen Segen. Am selben Tag erhielt auch mein sechs Monate alter Bruder das Sakrament der Taufe. Pferd und Kuh wurden gehegt und gepflegt wie liebe Familienangehörige. Mămăligă wurde gänzlich von der Speisekarte gestrichen. Das Klavier kam noch einige Male zum Einsatz, bis es in einer verstaubten Ecke auf dem Dachboden für immer verschwand. Den Betroffenen jedoch wird der Bărăgan für immer in Erinnerung bleiben. Auch den nachfolgenden Generationen. Nach der Generalamnestie von 1964 wurden die Häuser der Verbannten eingeebnet, Dörfer und Friedhöfe umgeackert. Gras sollte über die Sache wachsen. Kein Geschichtsbuch hat die Deportation je erwähnt. Valea Viilor, wie auch die anderen Deportationsdörfer, existieren nur noch in unserer Erinnerung.
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Rückblick Frau Elisabeth Pierre mit Anna Fost, geb. Slavik, beim Basteln mit Papier in Brateș. Foto: Ing. Johann Pierre
Die Geschwister Marianne und Katharina Gilde, nach überlebten 5 Jahren Zwangsarbeit in der Sowjetunion, nun mit ihrer Mutter, rechts sitzend, und ihren pflegebedürftigen Großeltern für weitere 5 Jahre in der Baragan-Deportation. Wie auch die anderen überlebenden Deportierten bekommen sie heute eine angemessene Entschädigung vom rumänischen Staat.
Rückblick
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1. Insbesondere Intellektuelle waren den physischen Belastungen weniger gewachsen. In dieser aus Möbeln, Teppichen und Schilfrohr errichteten Hütte lebte das Ehepaar Ing. J. Pierre mehrere Monate lang, bis es in ein Lehmhäuschen in Brates einziehen konnte. Beide sind im Baragan verstorben. 2. Bis 1956 wurden 76 Billeder in der Baragansteppe begraben. 7 Jahre später machte sich Nikolaus Seibert noch einmal auf den Weg zurück und brachte die sterblichen Überreste seiner Ehefrau und die seiner Mutter zur Beerdigung in ihre Heimat. Im Bild rechts, mit Tochter und Schwiegersohn. 2
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Un de Zwetter han ich net gebraucht
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amstag, 9. Juli, 4.30 Uhr, Augsburg. Wir stehen auf dem Parkplatz und warten auf den Reisebus, der uns mitnehmen soll in das große Abenteuer Eisenbahn und Weltkulturerbe in Nordrumänien. Mein Bruder Manfred, mein Mann Sigi und ich wollen mit Sigis Kusine und deren Mann, der die Reise auch organisiert hat, in die Maramuresch, in die Bukowina und nach Siebenbürgen. Während ich noch überlege, ob ich auch wirklich alles Wichtige dabei habe, also auch einen „Zwetter“ für eventuell kühlere Temperaturen, kommt der Bus und wir steigen voller Vorfreude ein. Wir fahren über Linz und Wien nach Ungarn bis nach Eger, das ehemalige Erlau, unsere erste Station. Am nächsten Morgen machen wir bei schönstem Sonnenschein einen Stadtrundgang. Erlau ist ein schönes, kleines k.u.k.Städtchen. Es wurde wieder schön hergerichtet und erinnert in seiner Struktur und im Baustil an die anderen Städte der österreichisch-ungarischen Monarchie, die wir auf den Spuren der Habsburger bereits besichtigt haben: Temeschwar, Preßburg, Novi Sad, Pecs und viele andere mehr. Am Nachmittag fahren wir nach Lillafüred ins Bükkgebirge. Wer an Ungarn denkt, denkt an die Tiefebene und an die Puszta und eigentlich denke ich dabei immer auch an Billed. Doch, dass es auch ein Gebirge in Ungarn gibt, ist uns nicht so bewusst. Nachdem wir Palatschinken gegessen haben, fahren wir mit der Schmalspurbahn eine idyllische Strecke durch den Wald und wieder zurück. Auf dieser Reise werden wir mit drei Eisenbahnen fahren, eine in Ungarn und zwei in Rumänien. Am Bahnhof in Lillafüred haben wir noch Zeit für einen
Erika Weith
Langosch, der wirklich gut war und fast so wie daheim geschmeckt hat. Am nächsten Tag geht es weiter Richtung Rumänien und bei Satu Mare über die Grenze. Dort erwartet uns unser Reiseleiter Terry, der perfekt Deutsch spricht. Er ist in Bukarest in die deutsche Schule gegangen und hat dort das deutsche Abitur abgelegt. Wir fahren nun weiter nach Sapanţa zum fröhlichen Friedhof. Er ist inzwischen Weltkulturerbe, weil er wirklich einzigartig auf der Welt ist. Auf den einheitlich hellblauen Kreuzen sind die Menschen, die hier begraben sind, aufgemalt und dazu noch die Art, wie sie ums Leben gekommen sind, z.B. ist ein Traktor abgebildet, wenn die Person einen tödlichen Unfall damit hatte. Der Mann mit einer Flasche am Mund hat wohl zu viel getrunken. Unter den Bildern ist dann noch in rumänischen Versen das Leben der Verstorbenen kurz skizziert. Ein wirklich beeindruckendes Gesamtkunstwerk. Danach geht es weiter über Sighetu Marmației nach Vişeu des Sus. Nun befinden wir uns bereits in der Maramuresch. Wir übernachten im schönen Hotel Gabriela und bekommen vor dem Abendessen gleich einen 40Prozentigen serviert. Amerikanische Biochemiker haben übrigens herausgefunden, dass 10 bis 15 Minuten vor dem Essen angewendet, dies die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung fördert. Am nächsten Tag, es ist bereits Dienstag, folgt ein weiterer Höhepunkt der Reise, nämlich eine Fahrt mit der Wassertalbahn, einer Schmalspur-Dampfeisenbahn in das wildromantische Wassertal. Es ist eine kurvige Strecke am Fluss Vaser entlang.
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1. Erika, Manfred und Sigi am Bahnhof in Lillafüred 2. Fröhlicher Friedhof in Săpânța 3. Die Wassertalbahn bei Vișeu de Sus
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Das Wetter ist wunderbar, die Waggons sind an den Seiten offen, so haben alle einen tollen Blick auf die unberührte Natur. Nach einer Stunde hält der Zug an einer Wasserstation und wir haben die Gelegenheit, auf ein Plumpsklo zu gehen. Da haben Manfred und ich uns wie bei der Oma in Billed gefühlt, als wir als Kinder dort zu Besuch waren. Danach geht es weiter bis zur Endhaltestelle Paltin, wo uns Grillteller mit viel Fleisch, Mici und richtige „Ranke“ Brot erwarten. Das waren keine fein geschnittenen Scheiben, sondern richtig große Stücke Weißbrot. So haben wir sie früher bei der Oma in Billed auch gegessen. Zum Essen gibt es dann noch getanzte rumänische Folklore von zwei jungen Paaren in Tracht. Auch die Rückfahrt genießen wir sehr und haben dann
noch Gelegenheit, uns in Vişeu de Sus umzusehen. Es ist ein kleines verschlafenes Nest, in dem einst auch Deutsche gesiedelt haben, die sogenannten Zipser Deutschen. Sie waren aus der Zips in der Slowakei nach Rumänien ausgewandert. Am Mittwoch fahren wir nach Sighetu Marmației und besuchen den Markt. Das ist der Zeitpunkt,wo ich endgültig im Billed der 70er Jahre angekommen bin. Die alten Mütterchen an den Marktständen haben weite Röcke an und Kopftücher auf. Das Angebot war natürlich wesentlich reichhaltiger als früher in Rumänien. Wir können uns nicht satt sehen an Paprika, Pardeis, Kukruz, Krumbiere, Melone auf riesigen Stapeln, Vinete, Omorte, Brinze, Salami, Brot un weiße Bohne. Beim Bohnen-
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1. Die Nonne Tatjana erklärt die Bemalung des Moldovita-Klosters 2. Kloster Bârsana 3. Heu machen in der Bukowina 4. Schafskäse auf dem Markt in Sighetu Marmației 4
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kauf bei der Marktfrau kann ich nun meine vorher mühsam erworbenen Rumänischkenntnisse anwenden. Jetzt geht es weiter ins Izatal, das für seine jahrhundertealten Holzkirchen berühmt ist. Als erstes besichtigen wir das Kloster Barsana, eine große, sehr schön gepflegte neugebaute Anlage, die durch Spenden finanziert wurde. Allgemein haben wir sehr viele neue oder noch im Bau befindliche orthodoxe Kirchen gesehen. Die Spendenbereitschaft der Bevölkerung ist wohl sehr groß, denn eine Kirchensteuer gibt es in Rumänien nicht. Danach fahren wir nach Bogdan Voda und besuchen die Holzkirche Sankt Nikolaus aus dem Jahr 1718. Sie ist innen komplett mit biblischen Motiven bemalt. Auch sie ist Weltkulturerbe, weil sie noch so original erhalten ist wie zu
ihrer Bauzeit. Noch immer leuchten die Farben auf dem Holz wie am Anfang. Auf der Weiterfahrt durch das Izatal fühle ich mich wieder zurückversetzt in eine schon lang vergangene Zeit. Die Menschen sensen mit der Hand, Pferdefuhrwerke kommen uns entgegen und die Leute fahren auf ihren schwarzen „Bizikle“ wie ich früher auch in Billed damit gefahren bin. Nur fahren diese Leute nicht aus sportlichen oder Freizeitgründen, sondern weil sie keine andere Alternative haben. Sie haben die Sensen oder Gabeln auf dem Rücken oder in der Hand, so wie einst in Billed. Nun brauchen wir eine Kaffeepause, für die wir an diesem heißen Tag ein schattiges Plätzchen suchen. Deshalb halten wir an einer alten Bahnhaltestelle, bauen un-
124 sere Ausrüstung auf, da kommt ein alter Mann mit einer Sense auf uns zu und fängt an zu erzählen. Er war früher der Bahnwärter, heißt Ioan und ist 72 Jahre alt. Wir bieten ihm einen Kaffee an, den er aber nur annehmen will, wenn wir seinen Selbstgebrannten probieren. Er geht rasch nach Hause und bringt seinen Schnaps mit. Er schenkt sich selbst zuerst ein, damit wir sehen, dass er in Ordnung ist. Dann bekommt jeder ein „Stampl“ voll eingeschenkt. Nun trinkt er auch von unserem Kaffee und erzählt weiter aus seinem Leben. Eine wirklich sehr anrührende und interessante Begegnung. An diesem Abend gibt es dann zum Abendessen Mamaliga und Sarmale natürlich nicht zu vergessen. Am Donnerstag geht es nun über den 1410 Meter hohen Prislop-Pass durch die beeindruckende Karpatenlandschaft hinein in die Bukowina. Dort wollen wir das Moldovița-Kloster besichtigen. Dieses Kloster ist eines von fünf Moldau-Klöstern, die allesamt zum Weltkulturerbe gehören. Die Kirche ist von einer Mauer umschlossen und innen und außen komplett bemalt. Gebaut wurde das Kloster 1532 und fünf Jahre später bemalt und das Verblüffende ist, dass die Farben wie eh und je leuchten. Nur auf der Nordseite sind die Malereien durch die Witterungseinflüsse beschädigt. Die Nonne Tatjana führt uns über eine Stunde durch die Kirche und erklärt uns alle, aber auch wirklich alle Bilder auf Deutsch. Sie ist unterhaltsam, witzig und man merkt ihr ihr ungeheures Wissen und ihre Hingabe zu Gott an. Sie kann die Führung übrigens in sechs verschiedenen Sprachen abhalten und duldet keine Verzögerungen. Wenn jemand trödelt ruft sie „Wir sind hier bei einer Besichtigung und nicht auf einer Beerdigung“. Dann kaufen wir noch ein Bukowina-Ei, denn die Bukowina ist auch für ihre Ostereier und deren kunstvolle Verzierung bekannt.
Reisen Nun wartet noch die Moldovița-Schmalspureisenbahn auf uns. Es geht durch ein schönes Tal, meistens direkt an der Straße entlang und so nah an den Gärten, dass man die Äpfel vom Baum pflücken könnte. Nach dieser netten Zugfahrt geht es weiter auf den Tihuța-Pass ins Dracula-Hotel in Piața Fantanele. An den Ständen davor gibt es alles zu kaufen, was man sich zu Dracula nur vorstellen kann: Dracula-Skelette, Dracula-Tassen, Dracula-Mützen, aber auch hochwertige rumänische Keramik und Folklore-Blusen. Nach dem Abendessen versammeln wir uns in einem kleinen schwach erleuchteten Raum im Keller. Dort erwartet uns eine als Dracula verkleidete Frau, erzählt ein bisschen was über Dracula und verkündet, dass als Höhepunkt im in der Mitte stehenden Sarg Draculas Überreste zu sehen sein sollen. Dazu wird es dunkel, es knallt, der Sarg geht auf und zu, und als das Licht wieder angeht, ist der Sarg verschlossen. Eine witzige, kleine Dracula-Show. Da der Dracularoman des irischen Schriftstellers Bram Stoker auch am Tihuța-Pass spielt, haben Touristen hier immer wieder nach den Spuren des Blutsaugers gesucht. Deshalb wurde dieses Hotel in den 80er Jahren hier gebaut. Der Roman selbst wurde schon 1897 veröffentlicht. Sein Autor aber hat den Erfolg des Romans leider nicht mehr erlebt. Am Freitag geht es schon wieder Richtung Heimat. Wir fahren über Nordsiebenbürgen an Bistritz vorbei und machen noch eine Stadtrundfahrt durch Klausenburg. Eine lebendige im Zentrum schön hergerichtete Stadt mit vielen Restaurants und Kaffeehäusern. Man sieht viele junge Leute, denn Klausenburg hat eine große Universität. Leider haben wir keine Zeit für einen Rundgang, aber einen Eindruck von dieser Stadt haben wir trotzdem bekommen.
Reisen Es geht weiter durch Siebenbürgen, wo wir noch viele, mal ehemals deutsche, mal ungarische Dörfer passieren. Und in Oradea verlässt uns unser Führer Terry, der uns sehr kompetent und kenntnisreich durch seine Heimat begleitet hat. Er hat auch all die Missstände angesprochen, unter denen Rumänien immer noch leidet, aber uns auch die Schönheiten seiner Heimat näherbringen können. Nach einer Übernachtung in Budapest geht es am Samstag über ÖsterreiVor einem typischen Holztor in der Maramuresch
125 ch wieder zurück nach Augsburg, dem Ende unserer Reise. Für mich und meinen Bruder war es eine Reise in die Vergangenheit und für Sigi war es sehr interessant, weil er durch mich und meine Herkunft auch ein besonderes Interesse an Rumänien hat. Es war ein Abenteuer mit so vielen Eindrücken in nur einer Woche bei fantastischem Sommerwetter mit nur blauem Himmel und sommerlichen Temperaturen. Un de Zwetter han ich aa net gebraucht. Das Dracula-Hotel am Tihuta-Pass
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Reisen
Budapest - Kopf, Herz und Seele Ungarns
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ereits seit vielen Jahren ist es Tradition, dass der Karlsruher Kreisverband im Herbst für die Banater Landsleute eine mehrtägige Reise organisiert. In diesem Jahr waren wir vom 31. August – 4. September in Budapest. Teilgenommen haben 82 Reiselustige aus Karlsruhe und Umgebung, die mit zwei Bussen Richtung Osten fuhren. Der Weg führte uns über München, Salzburg, Wien nach Budaörs, ein Stadtteil von Budapest, wo wir in einem Vier-Sterne-Hotel Unterkunft fanden. Ziel der Reise waren die Besichtigung Budapests sowie eine Tagesfahrt in die Puszta.
Hedwig Gantner
Am Morgen des ersten Tages begrüßte uns der Reiseleiter aus Ungarn, ein pensionierter Lehrer, der sich als „Onkel Stefan“ vorstellte und uns die folgenden drei Tage sehr kompetent viel Wissen über Geschichte, Geographie und Ökonomie des Landes vermittelte. So erfuhren wir unter anderem, dass in Budapest etwa 2 Millionen Menschen leben, das sind 20% der Gesamtbevölkerung. Im Mittelalter war Székesfehérvár die Hauptstadt Ungarns. Durch den Zusammenschluss der drei Städte Buda, Óbuda (Alt-Buda) und Pest im Jahre 1873 wurde Budapest zur Hauptstadt.
Reisen Am ersten Tag stand die Besichtigung der flachen Pester Seite auf dem Programm. Den ersten Halt machten wir aber ausnahmsweise auf der Budaer Seite, auf dem Gellért-Berg mit seiner Zitadelle, die an das Revolutionsjahr 1848 erinnert und heute ein Kulturzentrum beherbergt. Ebenso befindet sich hier das Befreiungsdenkmal aus kommunistischer Zeit, welches heute als Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges steht. Von der Anhöhe hatte man einen wunderbaren Blick über die Stadt und die Donau mit ihren zahlreichen Brücken, darunter die berühmte Kettenbrücke. Anschließend ging es über die Elisabethbrücke nach Pest. Unsere Stadtrundfahrt führte uns über die Rákóczi utca an Universität, Ostbahnhof, Fußballstadion, Technischem Museum, dem Zoo und dem Stadtwäldchen vorbei zum Heldenplatz. Mit seinen Denkmälern und Museen (Museum der Bildenden Künste und Kunsthalle) ist dieser Platz eine Art nationales Gesamtkunstwerk. Danach ging es über die Andrássy-Allee – der Prachtboulevard Budapests, der Baukunst, Kultur und den Lifestyle vereint – an der Oper vorbei zur St.-Stephans-Basilika. Diese größte Kirche Budapests ist ein neoklassizistischer Bau, benannt nach dem ersten König Ungarns, und beherbergt viele bedeutende Glasmalereien, Gemälde und Skulpturen. Den Rest des Nachmittags hatten wir zur freien Verfügung, eine gute Gelegenheit, das Parlament (kostenloser Eintritt) zu besichtigen. Die Ausmaße dieses imposanten Baus (Bauzeit: 1839 – 1902) sind gewaltig: Es ist an der Donauseite 268 m lang, hat eine 96 m hohe Kuppel und fast 700 Räume. Der bedeutendste Schatz, der sich hier befindet, ist die hochverehrte Stephanskrone – die Heilige Krone. Ein Highlight dieser Reise war die Abendfahrt auf einem Restaurantschiff auf der Donau. Eine magische
127 Idylle, die wir bei der beeindruckenden Beleuchtung vor allem von Parlament und Kettenbrücke erleben durften. Am Vormittag des zweiten Tages stand der Stadtteil Buda mit dem Burgviertel, der Fischerbastei und der Matthiaskirche auf unserem Reiseprogramm. Mit jedem Meter, den unser Bus den Burgberg hinauf fuhr, wurde das Panorama prächtiger. Der schönste Ausblick auf die Stadt eröffnete sich uns. Die Fischerbastei, eine neoromanische Anlage aus dem 19. Jahrhundert, und die Matthiaskirche, die Krönungskirche des österreichischen Kaiserpaares Franz Joseph und Elisabeth (Sissi) zum ungarischen Königspaar, konnten wir hier besichtigen. Um die Mittagszeit erreichten wir die Zentrale Markthalle. Ihre Architektur, das bunte Treiben und das große Warenangebot – nicht zu vergessen die Langos – machen sie zu einem beliebten Hauptstadttreffpunkt. Den Nachmittag verbrachten wir in Gödöllő, um das berühmte Schloss zu besichtigen. Es ist die größte barocke Anlage in Ungarn und nach Versailles die zweitgrößte überhaupt. Hier wohnte die österreichische Kaiserin und ungarische Königin Elisabeth für einige Zeit mit ihrem Gemahl Franz Joseph. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren hier sowjetische Soldaten einquartiert, später war es ein Altenheim. Nun ist es restauriert und steht in vollem Glanze da. Heute finden in den Räumen des Öfteren Veranstaltungen und Konzerte statt. Am letzten Tag fuhren wir ca. 80 km von Budapest in die Puszta, den Landstrich zwischen Donau und Theiß. Hier besichtigten wir eine typisch ungarische Csárda namens „Biczó Csárda“, die sich auf Pferde bzw. Pferdedressur spezialisiert hat. Die Pferdehirten, die sogenannten Csikóse, führten uns eine wunderbare Pferdeshow vor.
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Empfangen wurden wir mit Barackpálinka (Aprikosenschnaps) und warmem Flammkuchen direkt aus dem Backofen. Der Flammkuchen sah aus und schmeckte, als hätte ihn die Oma früher im Banat gemacht. Nach der Begrüßung fuhren wir gemeinsam mit 5 – 6 Kutschen zur ca. einstündigen Pferdeshow. Ein weiteres wichtiges Element außer den Pferden war natürlich die Peitsche, mit der die Show noch interessanter wirkte. Bis zu zehn Pferde wurden von einem einzigen Czikós gelenkt, was wahrlich beeindruckend war. Anschließend gab es ein schmackhaftes, reichhaltiges Mittagessen mit Wein sowie Kaffee und Kuchen. Dazu
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genossen wir angenehme Tischmusik von einer kleinen Live-Band. Unser letzter Tag wurde somit gelungen abgerundet. Gegen Abend fuhren wir wieder zurück zum Hotel, wo wir leider bereits Koffer packen mussten, denn am nächsten Morgen ging es zurück nach Karlsruhe. Dass wir unseren Horizont nun ein kleines Stückchen erweitern konnten, verdanken wir nicht zuletzt dem Ehepaar Gerlinde und Werner Gilde, die uns immer wieder solche Reisen ermöglichen. Ihnen – und ich glaube im Namen aller Mitreisenden zu sprechen – gilt ein großes Lob und ein herzliches Dankeschön.
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1. Reit- und Geschicklichkeits-Vorführung der ungarischen Pferdehirten, den Tschikoschen 2. Das Einzelhofmuseum in der Biczó Tscharda 3. Die Häuser sind typisch für die ungarische Tiefebene und uns auf Anhieb vertraut 4. Zur Besichtigung des aus 60 Pferden, vor allem Lipizzaner, bestehenden Gestüts 5. Kutschfahrt in der Naturlandschaft des ungarischen Nationalparks Kiskunsági
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Malerei
Katharina Fronius - eine begeisterte Billeder Malerin
Brigitte Hehn
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atharina, verheiratete Fronius, geboren am 13. Mai 1935 in Kleinjetscha als einziges Kind der Familie Naumann, entdeckte schon früh ihre besondere Neigung zur bildenden Kunst. „Zum Thema Malen...“, weiß sie zu berichten, „bereits mein Vater konnte schön malen.“ Leider war es ihm nicht vergönnt, seine Tochter lange zu unterstützen, denn als Kathi drei Jahre alt war, musste der Vater zunächst zum Militär und danach in den Krieg. Mit der Mutter allein zu Hause, gehörte es unter anderem zu ihren Pflichten, im Haushalt mitzuhelfen und den einen oder anderen Einkauf zu erledigen. Doch als ihre Mutter sie einmal losschickte um Hefe zu kaufen, machte sich Kathi zwar auf den Weg, kam aber mit Malstiften nach Hause zurück, anstatt mit der begehrten Backzutat... Der Wunsch nach der Förderung ihres Talentes ging nach dem Abschluss ihrer Schuljahre in Kleinjetscha und Großjetscha in Erfüllung, als sie ihre Ausbildung zur Kindergärtnerin in der Pädagogischen Lehranstalt in Temeswar begann. Dort gehörte es zur Aufgabe der Schülerinnen, die im Unterricht benötigten Anschauungsmaterialien selbst zu entwickeln und zu gestalten. Bald schon erkannten die Mitschülerinnen Kathis besondere künstlerische Begabung und so kam es, dass sich jede einzelne bei ihr einfand und sie um Unterstützung bat, sobald neue Lehrmittel für Unterrichtszwecke benötigt wurden: „Kathi, kannst du mir die Bilder für den Unterricht malen?“, wurde sie gefragt und natürlich machte sie sich eifrig an die Arbeit, die für sie eine besonders freudige Tätigkeit darstellte, in die sie sich allzu gern vertiefte, wo ihre Fantasie
sich frei entfalten konnte. An ihren eigenen Unterricht zum Thema „Sonnenkäfer“ erinnert sie sich noch lebhaft, denn jene Stunde war ein voller Erfolg - nicht zuletzt der besonderen Bilder wegen, die sie dabei eingebracht hatte: Ein buntes, selbst gemaltes Landschaftsbild mit einer Gartenbank führte ins Geschehen, auf welcher, unter Hinzuziehen von etwas Klebstoff, nacheinander Käfer in unterschiedlicher Größe Platz nahmen, die Kathi aus Nußschalen gebastelt, rot bemalt und mit schwarzen Punkten verziert hatte. Sogar den dazu passenden Kinderreim, der in den Unterricht einfloss, kann sie noch heute auswendig aufsagen, so sehr ist ihr jenes Erfolgserlebnis im Gedächtnis geblieben. In der Pädagogischen Lehranstalt vergingen drei Lehrjahre wie im Flug, doch dann war Schluss: Katharina war plötzlich nicht mehr erwünscht, nicht mehr zugelassen, man schloss sie vom Unterricht aus! Ihr Vater war der Grund, oder vielmehr die Tatsache, dass dieser nach dem Krieg in Deutschland geblieben und nicht nach Hause zurückgekehrt war. Wie sehr der abrupte Abbruch der Ausbildung Katharina damals zu schaffen gemacht hat, lässt sich kaum in Worte fassen. Der nächste Schicksalsschlag ließ nicht lange auf sich warten, denn bald schon wurde ihre Mutter zur Zwangsarbeit nach Russland verschleppt. Der Traum von Selbstverwirklichung rückte für Kathi in weite Ferne. Doch dann hatte sie Glück, sie fand eine Anstellung in einem Büro. Als Ausgleich zu diesem eher unkreativen Beruf begann sie wieder mit Freude zu malen. Später, nach ihrer Heirat in Billed, wagte sich Katharina an großformatige Arbeiten und gestaltete ganze Hausgänge mit fanta-
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Verschiedene Stoffmalereien 1. Wandschützer mit Landschaften 2. Mit zarten Blüten verzierte seidene Trachtentücher 3. Verzierte seidene Tücher mit zarten Blättern und Blüten
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Milchkannen mit Blumenmotiven sievollen Landschaftsmalereien in Ölfarbe, die den Hausbesitzern und Auftraggebern sicherlich das Gefühl gaben, sich einen Hauch von Luxus leisten und beim Betrachten in eine ferne, fremde Welt eintauchen zu können. Allein bei den Landschaftsbildern blieb es nicht, denn Katharina widmete sich auch der Stoffmalerei und entwarf bald ganze Küchengarnituren. Sie malte Oster- und Weihnachtskarten, gestaltete Ostereier und Geburtstagskarten, die bei den Billeder Bewohnern, bei Rumänen wie Deutschen, gleichermaßen begehrt waren. Sie bemalte Milchkannen mit Blumenmotiven, Wandschützer mit Landschaften und verzierte seidene Trachtentücher mit zarten Blüten. Es folgten unzählige Bilder mit Obst- und Blumenmotiven. Viele ihrer mit Tiermotiven bemalten Kissen fanden als Geschenkartikel den Weg in andere Länder. Doch Katharina führte auch einfache, handwerkliche Arbeiten aus. So malte sie Innenräume mit der Rolle aus
Malerei und ergänzte die verschiedenen Motive oft mit handgemalten Blumen, die sie mit dem Pinsel auftrug. Sie beschriftete Straßenschilder, bemalte Küchen - oft auch flächenweise mit Ölfarbe über dem Herd. Sie gestaltete Bäder und Decken. Durch ihre Kreativität hat Katharina vielen Menschen über lange Zeit hinweg in der alten Heimat eine bleibende Freude bereitet und so manchem Ausgewanderten ein liebes Andenken an - oder Mitbringsel aus - Billed beschert. Als sie im Dezember 1980 mit ihrer Familie nach Deutschland zog, setzte sie ihre gestalterische Tätigkeit ohne Unterbrechung fort. So kommt es, dass heute unzählige bayerische Bocksbeutel Katharinas künstlerische Handschrift tragen und ihre aufgemalten blauen Kornblumen, der rote Klatschmohn und die wilden Margeriten auf den flachen, breiten Flaschen dem Auge nicht weniger Genuss bieten, als der Inhalt dem Kennergaumen. Katharina gestaltete und gestaltet Wandteller mit Landschafts- und Tiermotiven, für Trachtenliebhaber und -vereine knüpft und bemalt sie Schultertücher, wobei ihr bevorzugtes Motiv - blaue Rosen - ein wahrer Blickfang und besonders beliebt sind. Ja, auch der eine oder andere fesche „Kerweihbub“ dürfte an Katharinas schwungvollen Motiven, die bei Festen die Bänder seines Kirchweihhutes schmücken, immer wieder seine helle Freude haben! Durch ihren Fleiß und ihre ungebrochene Leidenschaft zum Kreativen ging Katharinas Lebenstraum letztendlich doch noch in Erfüllung, allen Hindernissen und Steinen zum Trotz, die ihr das Leben anfangs in den Weg gelegt hat. Möge ihr die Schaffensfreude noch viele Jahre erhalten bleiben - dies wünschen ihr die Billeder Landsleute.
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Eines der letzten Billeder Bauernhäuser mit Wandmalereien am Gang, wie sie früher üblich waren. (Krogloth, Hauptgasse; heute Andrasch I.)
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Karl Balogh - ein Leben mit Kunstsinn
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chmächtig habe ich, seine vormalige Deutsch- und Klassenlehrerin, ihn in Erinnerung und gestehe heute offen, dass ich recht wenig über meinen sonst unauffälligen Schüler gewusst habe. Was ich jetzt nachzuholen versuche. 1960 in Billed geboren, besuchte Kari – von allen so genannt – da die 8-Klassen-Schule, nahm aber schon hier Privatunterricht in Zeichnen und Malen bei Zeichenlehrerin Lucia Popa, die früh sein künstlerisches Talent erkannt und gefördert hat und mit der er bis zu seiner Umsiedlung nach Deutschland Kontakt hatte. Auch während der Schulzeit am Industrielyzeum Nr. 8 besuchte er im Abendunterricht am Kunstlyzeum Ion Vidu Temeschburg die Klasse von Leon Vreme und dessen Ehefrau Xenia, anerkannte Maler und Grafiker Temeschburgs. Schon damals wurde eines seiner Bilder für die Malerei-Ausstellung in der Bastei ausgewählt. Außerdem war Karl Balogh auch freier Mitarbeiter der Banater Zeitung, die einige seiner Gedichte und Artikel in banatschwäbischer Mundart veröffentlichte. Zudem war er auch im Billeder Gemeinderat tätig. Nachdem jedoch seine Mutter über Jugoslawien nach Deutschland geflohen war, wurde auch Karl wegen Fluchtversuchs verhaftet, zu zwei Jahren im Rahova-Gefängnis verurteilt, nach vier Monaten entlassen. Sein Antrag auf legale Auswanderung nach Deutschland ließ seine Malerei-Ausstellung im Billeder Gemeindehaus ziemlich unbeachtet vorübergehen, zumal die Billeder andere Sorgen hatten als Karis Kunst. Im Februar 1986 kam er nach Deutschland, wo er bald Arbeit fand, Daniela Peia aus Lugosch heiratete, die –
Elisabeth Martini
wie auch ihr Vater – Star der rumänischen Volksmusik in Lugosch war. In Stuttgart wurde ihr Sohn Christopher Sebastian geboren. Hier hat Karl Balogh in der AGERO-Stuttgart (Agentia Germana-Romana / Deutsch-Rumänische Agentur) rumänische Prominente wie Corina Chiriac, Mirabela Dauer, Dem Radulescu, Jean Constantin, Angela Similea, Viorel Ganea u.a.m. getroffen. Zur Zeit leben Karl und Daniela (mit Sohn) getrennt, haben jedoch ein gutes Verhältnis zueinander, helfen sich gegenseitig, zumal Karl arbeitslos ist und noch die Mitverantwortung trägt für seine im Heim untergebrachte Mutter. Trotz Schicksalsschläge versucht er doch, künstlerisch tätig zu sein, zeichnet, malt und schreibt, wobei seine Gedanken stets um die Heimatgemeinschaft, die Banater Heide und unser schönes Billed kreisen. Gern würde er mal wieder seinen Billeder Landsleuten im feierlichen Rahmen präsentieren, was er in der Zwischenzeit künstlerisch geschaffen hat, auch wenn es etwas ganz Anderes als sonst ist, jedoch seine gequälte Seele offenbart. Wir wünschen ihm Mut zum Leben und zum künstlerischen Schaffen. Seite 141 rechts oben Zeichnung aus dem Zyklus „Dämonen“
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Hobbymalerinnen-Clan mit Billeder Wurzeln
Hans Rothgerber
Marlene, Magdalena und Mara Slavik
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arlene Slavik, Billeder Baujahr 1959, lebt heute in Walzbachtal. Seit 10 Jahren ist sie mit Bildern in Ausstellungen und es ist unwahrscheinlich, dass ihr Gestaltungsdrang ihr abhanden kommen wird. Um den Maler-Clan zu entwirren zunächst ein Rückblick. Wenn man an Banater Bilder denkt, fällt einem zunächst Stefan Jäger ein. Er hat dem kleinen Völkchen der Banater Schwaben, das sich nicht zuletzt dank multikultureller Erlebnisse selbst aufgelöst hat, mit seiner Genremalerei sozusagen das Passbild für die Völkerkunde gemalt. Der berühmte Maler hatte auch Billeder Wurzeln, seine Mutter hieß auch Magdalena und ihr Elternhaus stand in der Neugasse, heute Nr. 667. Im Billed der 1930er Jahre, immerhin ein Bauerndorf mit Fabriken und Tennisclub, werden Malerei und Musik als Liebhaberei meistens von Intellektuellen und Unternehmern, „Herrische“ genannt, gepflegt. Modisch sind auch auf die langen Hausgänge der Bauernhäuser gemalte XXL-Monumentallandschaften. Beliebte Vorlagen sind Gebirgs-, Meer- und Seenlandschaften, also all das, was in der Banater Schachbrettebene nicht vorhanden ist. Praktischerweise konnte man sich so an Hundstagen im Hausgang mit Blick auf Tiroler Winterlandschaften zumindest geistig erfrischen. In der schwarz-weißen kommunistischen Nachkriegszeit, mit abgeschafften Weihnachten und Ostern, werden diese Landschaften noch beliebter und auch von Magdalena
Slavik, Marlenes Mutter, als Auftragsarbeiten gemalt. Mit den fernen Alpen- und Bayerischen Seenlandschaften verbinden die hinter dem Eisernen Vorhang Eingesperrten auch, was man anderswo nicht so wahrnehmen würde: eine freie, heile Heimat. Dabei ist es alles andere als trivial, derartige Kopien als Autodidakt zu erstellen, der dafür nötige Akademismus ist selbst bei studierten Künstlern von heute nicht mehr die Regel. Nun mag Marlene die Leidenschaft für Malerei von ihrer Mutter mitbekommen haben, inzwischen hat die jedoch eine andere Bedeutung bekommen. Es geht um Techniken, Experimente, Freiheiten und Feinheiten in der Gestaltung, Emotionen und das Innenleben der Künstler und anderes. Und ihr geht es auch um Erinnerungen an die Banater Landschaft mit den unverkennbaren Giebelhäusern der Siedler, für die Arbeit und Dorfgemeinschaft Lebensinhalt waren. Aber auch Landschaften, Stillleben sowie „Pipatsche“ (Roter Mohn), die in der fruchtbaren Banater Heide besonders schön fett werden, gehören zu ihren Themen. Den Künstlerinnen-Clan-Kreis schließt Mara, die Tochter von Marlene, die den Überblick und die FamilienBegabungen huckepack hat. Als Schülerin zeichnet sie neben ihren Ballettschuhen ihre Leni-Oma, die sie nur von Fotos kennt und den „Blick in deine Seele“. Sie hat die Möglichkeit, die Hobby-Ebene verlassen und ein Stu dium im künstlerischen Bereich aufnehmen.
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Abbildung oben: Banater Flusslandschaft, Pastellkreide von Magdalena Slavik Abbildung rechts: Beliebtes Pferdekopfmotiv auf einem Ă–lbild von Magdalena Slavik
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Abbildungen links und oben: Motive und Landschaften aus dem Banat und Walzbachtal ausgeführt in verschiedenen Maltechniken von Marlene Slavik Abbildungen rechts: „Meine Leni-Oma, die ich nicht gekannt habe“ und „Blick in deine Seele“, Bleistiftzeichnungen von Mara Slavik
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Leistung und Würdigung
Engagierte Chorleiterin seit über drei Jahrzehnten
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usanne Ballmann feierte ihren 85. Geburtstag am 23. Juli, genau an dem Tag, an dem der Kreisverband Traunreut zu seinem Grillfest eingeladen hatte. So konnten der Vorstand und alle Anwesenden der Jubilarin gratulieren und ihr weiterhin alles Gute, viel Kraft und Gesundheit für die kommenden Jahre im Kreise ihrer Familie und der Chorgemeinschaft wünschen. Susanne Ballmann, gebürtige Billederin, blickt auf ein langes, ereignisreiches Leben zurück, in dem Musik und Gesang schon immer einen wichtigen Platz eingenommen haben. Bereits mit acht Jahren wurde sie, dank ihrer schönen Stimme, von ihrem Lehrer in den Kirchenchor geholt. Musikalisch wie sie war, lernte sie Akkordeon spielen, später erlernte sie auch noch das Orgelspiel in Temeswar. Mit kaum 18 Jahren übernahm sie in ihrer Heimatgemeinde die Stelle der Kantorin bzw. Kirchenchorleiterin. Durch die Erziehungszeit der Kinder im Jahre 1954 unterbrochen, nahm sie diese Tätigkeit 1974 wieder auf, bis sie 1980 mit ihrer Familie nach Deutschland übersiedelte. Als leidenschaftliche Musikerin bekannt, wurde Susanne Ballmann in Traunreut, ihrem neuen Zuhause, alsbald von Nikolaus Bitto, dem damaligen Vorstand der Landsmannschaft, darauf angesprochen, einen Chor zu gründen. Und so entstand unter ihrer Leitung im Jahr 1981 der Banater Chor Traunreut. Mit viel Energie und Beharrlichkeit nahm sie sich beherzt der Sache an, wobei sie immer nach dem Motto handelte: „Wo man singt, da lass’ dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder“. Der ursprünglich aus 15 Mitgliedern bestehende Chor brachte es innerhalb kurzer Zeit auf 32 Sängerinnen
Gerda Reb
und Sänger, die aus 19 verschiedenen Ortschaften der Banater Heide, der Hecke und dem Bergland stammten. Für einige Zeit hatte Josef Maurer aus Hellburg die Chorleitung inne. 1992 nahm Susanne Ballmann die Arbeit mit dem Chor wieder auf und es ging von Jahr zu Jahr bergauf mit den Auftritten und Veranstaltungen. Sein vielseitiges Repertoire an Volks-, Kunst- und Kirchenliedern wurde alljährlich beim Frühlingsfest und beim Herbstfest in Traunreut dargeboten, ab 1998 nimmt die Singgemeinschaft ununterbrochen am Bundestreffen der Banater Chöre in Gersthofen teil. Viele Jahre gestaltete der von Susanne Ballmann geleitete Chor auch die Messe am zweiten Weihnachtsfeiertag und am Ostermontag sowie die Maiandacht in der Traunreuter Kirche mit und erfreute die Bewohner des Altenheims mit seinen Gesangsdarbietungen. Anlässlich des 30-jährigen Chorjubiläums im Jahr 2011 zog Susanne Ballmann folgendes Resümee: „Im Laufe der Zeit sind wir nicht nur Chormitglieder, sondern auch Freunde geworden, wir sind zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen, die sich freut, wenn sie sich zu Proben, bei Geburtstagsfeiern oder zum jährlichen Ausflug trifft.“ Einen entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung hatte selbstverständlich die Jubilarin. Ihrem ungebrochenen Engagement und Elan ist es zu verdanken, dass die Freude an der Musik und die Begeisterung für den Chorgesang über all die Jahre erhalten blieb. Der Vorstand des Kreisverbandes Traunreut wünscht Susanne Ballmann alles erdenklich Gute, vor allem die notwendige Gesundheit und Kraft, um den Chor noch ein paar weitere Jahre leiten zu können.
Leistung und Würdigung
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Abbildung oben: Der Banater Chor Traunreut mit Dirigentin Susanne Ballmann in der Stadthalle Gersthofen beim 19. Bundestreffen der Banater Chöre. Durchs Programm führte Dr. Hella Gerber, Vorsitzende HOG Nitzkydorf. Foto: Cornel Gruber
Abbildung links: Der Vorstand des Kreisverbandes Traunreut gratulierte Susanne Ballmann am 23. Juli im Rahmen seines Grillfestes zum 85. Geburtstag und überreichte der Jubilarin ein Präsent.
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Leistung und Würdigung
30-jähriges Dirigentenjubiläum
30
Jahre ist Hannelore Slavik nun schon Dirigentin des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe. Das war Anlass genug, sie nun beim Bundestreffen der Banater Chöre am 2. Oktober in Gersthofen zu ehren. Seitens der Landsmannschaft der Banater Schwaben wurde ihr eine Ehrenurkunde und ein Blumenstrauß überreicht. Die stellvertretende Vorsitzende, Frau Christine Neu, und der Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Billed, Herr Werner Gilde, sprachen höchste Anerkennung und Dank für ihre langjährige und vorbildliche Leitung des Chores und für die Pflege und Vermittlung des kulturellen Erbes der Banater Schwaben sowie für den umfassenden Beitrag zum Fortbestand unserer Gemeinschaft aus. Voller Energie und Elan, wie wir sie kennen, übernahm sie im Jahre 1986 die Leitung des im Jahre 1983 ins Leben gerufenen Chores der Banater Schwaben Karlsruhe. Mit viel Enthusiasmus, Kraft und Freude dirigiert sie nun schon seit 30 Jahren den Chor bei den Chorproben als auch bei den verschiedensten Anlässen. Wir wissen alle, dass diese Arbeit keine leichte ist. Doch zusammen mit den Sängerinnen und Sängern hat sie sich immer für den Fortbestand und die Pflege des mehrstimmigen Chorgesangs eingesetzt und somit auch das Ansehen des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe in der Öffentlichkeit gesteigert. Für die unzähligen Chorauftritte hat sie es immer geschafft, die passende Liederauswahl zu treffen, die dem jeweiligen Anlass entspricht, den Sängern Freude bereitet und beim Publikum Anklang findet. Durch ihre ehrgeizige und strenge Chorleitung hat sie zusammen mit dem Chor schon viele Erfolge erzielt. Die Vielseitigkeit des Chores ermöglicht es,
Dietmar Giel
dass dieser bei den verschiedensten Anlässen wie Hochzeiten, Andachten, Heimat- und Bundestreffen der Banater Chöre, Tag der Heimat, Allerheilgen und nicht zuletzt beim 300-jährigen Karlsruher Stadtgeburtstag und bei den Auftritten am Badischen Staatstheater Karlsruhe sein Bestes geben kann. Seit 2005 leitet sie auch die Chorgemeinschaft aus Oberöwisheim und seit einigen Jahren erteilt sie nun als selbstständige Lehrerin der Musikschule Hardt Musikunterricht für Violine. Anlässlich ihres 30-jährigen Dirigentenjubiläums wünschen die Sängerinnen und Sänger des Chores der Jubilarin Gesundheit, Glück und noch viele runde Dirigentenjubiläen und bedanken sich für die schönen Stunden und die gemeinsam gesungenen Lieder, für all das, was sie für den Banater Chorgesang und den Chorgesang allgemein getan hat. Abbildung rechts oben Gruppenbild des Chores der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung von Hannelore Slavik mit den Solistinnen Melitta Giel und Irmgard Holzinger-Fröhr, mit den stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft Christine Neu und Werner Gilde sowie mit weiteren Mitwirkenden und Ehrengästen. Abbildung rechts unten Hannelore Slavik, Dirigentin vom Chor der Banater Schwaben Karlsruhe, erhielt zu ihrem 30-jährigen Dirigentenjubiläum vom Bundesvorstand der LM der Banater Schwaben eine Urkunde und einen Blumenstrauß, überreicht durch Christine Neu und Werner Gilde. Fotos: Cornel Gruber
Leistung und WĂźrdigung
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Der Meister aus der Sicht einer ehemaligen Schülerin
Beitrag von Hannelore Slavik in Josef Brandeisz und das Temeswarer Musikleben von Franz Metz
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rofessor Josef Brandeisz war und bleibt für mich, als seine ehemalige Schülerin, ein hervorragender Lehrer, der auch meinen persönlichen musikalischen Weg geprägt hat. Er war ein seltenes Talent in allen möglichen Bereichen: ein beispielhafter und zugleich strenger Pädagoge, ein Spitzenmusiker, ein sehr guter Zeichner, Historiker und Autor (bewundernswert, wie er alle Zeitungen chronologisch im Eingang seiner Wohnung gestapelt hatte), seine Allgemeinbildung war eine Seltenheit. Er war von starker Ordnungsliebe und Selbstdisziplin geprägt, die er jedoch auch seinen Schülerinnen und Schülern immer wieder abverlangte. Er war davon überzeugt, dass der Erfolg sich nur dann einstellen würde, wenn die Arbeit mit dem Instrument mit entsprechender Genauigkeit, Fleiß und Überzeugung ausgeübt wird. Schlamperei konnte er kaum ertragen, jeder Finger auf der Geige musste sauber sitzen, jeder Notenwert genauestens eingehalten werden. Immer noch frisch ist die Erinnerung an den Musikunterricht mit ihm. Man konnte es sich nicht erlauben, unvorbereitet bei ihm anzutreten. Jede kleinste Übung musste mindestens 20 Mal, doch wenn es erforderlich war, auch noch viel öfter durchgespielt werden. Ausreden irgendwelcher Art waren nicht geduldet. Wenn man ihn so im Unterricht erlebte, war der andere Mensch in ihm kaum wahrzunehmen. Dieser kam dann außerhalb seiner Wirkungsstätte, bei seinen alljährlichen Besuchen zum Kirchweihfest zum Vorschein, wenn er zusammen mit seiner Frau bei
Violinvirtuose und Musikpädagoge Josef Brandeisz 1951 uns war. Beide haben unsere Banater Küche genossen. Da war er plötzlich ein ganz anderer, unterhaltsam, witzig, locker. In dieser Umgebung ließ er sich sogar zu Possen und Schwarzkünsten hinreißen, Eigenschaften, die man im Beruf und Alltag so in ihm gar nicht vermuten konnte und durchaus ein Kontrast zur Strenge im Unterricht darstellten. Heute noch spiele ich die Fingerübungen und Tonleiter, die er mir in ein Musikheft aufgeschrieben hat (circa 50 Jahre alt). Trotz der vielen Musiknoten, die ich habe, nutze ich immer wieder dieses Heft. Ich versuche, all das, was er mir vermittelt hat, sein musikalisches Vermächtnis, an meine Schüler weiter zu geben. Er hat mein berufliches Leben geprägt, für mich ist und bleibt er eine der herausragendsten Persönlichkeiten seiner Zeit.
Leistung und Würdigung
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Josef Brandeisz, Bildmitte, zu Gast bei der Familie Ortinau anlässlich der Billeder Kirchweih 1972
Josef Brandeisz und Schüler zu Gast bei der Familie Ortinau anlässlich der Billeder Kirchweih 1974
324 Seiten, ISBN 978-3-939041-24-5. Preis: 19,50 Euro zuzüglich Versand. Zu bestellen über den Verlag Edition Musik Südost, Hugo-Weiss-Straße 5, 81827 München, Tel./ Fax 089/45011762, E-Mail: FranzMetz@aol.com
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Leistung und Würdigung
Abschied von unserem Heimatforscher Wilhelm Weber
Peter Krier
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eit 65 Jahren hat sich Wilhelm Weber mit der Erforschung der Geschichte Billeds, Temeswars und des gesamten Banates befasst. Er hat in dieser Zeit viel Wissenswertes gefunden, bearbeitet und veröffentlicht. Seine veröffentlichten Arbeiten zur Heimatkunde, seine Vorträge und vor allem sein herausragendes Dokumentationsbuch zur Baragandeportation haben ihn banatweit bekannt gemacht. Webers Lebensweg war typisch für seine Altersgruppe. Seine Biographie, die er „Ein langes Leben in vielen mehr oder weniger erfreulichen Geschichten“ überschrieben hat, ist abwechslungsreich spannend, seine Haltung jedoch, sein Gang durchs Leben, war immer aufrecht und gradlinig. Wilhelm Weber wurde in einer Temeswarer Kaufmannsfamilie, die seit Generationen in der Josefstadt ansässig war, am 29. August 1924 geboren. Wie bei den meisten Städter, führte eine Spur aufs Land, nach Johannisfeld. In seiner Vaterstadt besuchte er die Missions-Volksschule und anschließend das Deutsche römisch-katholische Lyzeum und später die Prinz-Eugen-Oberschule in der Banatia, die er 1943 mit dem Abitur abschloss. Damals war schon Krieg, viele Lehrer waren zum Militär eingezogen, an ihrer Stelle wurden Abiturienten, die ein Jahr völkischen Dienst zu leisten hatten, zum Schuldienst eingesetzt. Auch Wilhelm Weber machte im Sommer 1943 in der Banatia einen Lehrgang und wurde nach bestandener Abschlussprüfung als Volksschullehrer zunächst in Alexan derhausen und später in Rekasch eingesetzt.
Gleich nach dem Abschluss des Schuljahres, im Mai 1944, wurde Weber zur deutschen Armee eingezogen. Als Angehöriger der Flieger DJ kam er mit einigen seiner Kollegen auf eine Schule der deutschen Luftwaffe bei Wien. Nach dem Abschluss aller drei Stufen der Segelfliegerausbildung folgte seine Ausbildung zum Piloten an der Flugzeugführerschule Danzig. Doch zum Kampfeinsatz als Pilot kam er, Kriegssituation bedingt, nicht mehr. Auch als ausgebildeter Fallschirmjäger wurde er nicht mehr eingesetzt. Von der Luftwaffe abgestellt, wurde Weber, mittlerweile zum Gefreiter und Reserveoffizier befördert, Infanterist. Nun kam er zum Einsatz bei schweren Rückzugsgefechten von der Neiße bis kurz vor Berlin, wo seine dezimierte Einheit neun Tage vor Kriegsende in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. Über Frankfurt/Oder folgte der Transport nach Russland. Als Kriegsgefangener hat er dort in sechs Lagern beim Eisenbahnausbau, beim Straßenbau, auf Baustellen und in Kohlenbergwerken gearbeitet. Nachdem er einmal durch ein Missgeschick den Heimreisezug verpasst hatte, kam er im Sommer 1949 frei, über Sighet wurde er entlassen und war nach fünf Jahren wieder zu Hause in Temeswar. Obwohl sich dort die Welt radikal verändert hatte, ahnte der entlassene Kriegsgefangene nicht, dass er bald wieder auf eine fünfjährige Reise gehen wird. Zunächst galt es, Fuß zu fassen, Arbeit zu finden. Diese fand Wilhelm Weber, nach einer Eignungsprüfung, als Mathematiklehrer an der Billeder Schule.
Leistung und Würdigung
157 Abbildung links Wilhelm Weber als Schüler in der Banatia, wo er 1943 mit dem Abitur abschloss. Abbildung rechts Als Mathematiklehrer an der Billeder Schule lernte Wilhelm Weber Margarethe Divo kennen. Die beiden heirateten 1950 und Wilhelm Weber wurde Billeder.
Dort lernte er Grete Divo kennen, die im Dezember 1949 aus der Russlanddeportation heimgekehrt war. Die beiden heirateten und Wilhelm Weber wurde Billeder. Zunächst jedoch nur für ein Jahr, denn im Juni 1951 wurde die Familie in den Baragan deportiert, wo ihr Zwangsaufenthalt in Dîlga bestimmt war. Dort wurde die älteste Tochter Grete geboren. Das Leben und die Zeit in der Baragansteppe beschreibt er in seinem Buch „Und über uns der blaue endlose Himmel“, dem Standardbuch über die Baraganverschleppung. Im Spätherbst 1955 wurde die Familie aus der Verbannung entlassen und kam wieder in die Heimat, die eigentlich keine mehr war. Man musste sich eingliedern, aber abfinden mit dem damaligen Regime konnte man sich nicht, gedanklich waren die Koffer schon für eine weitere große Reise gepackt. Wieder in Billed, wurde die zweite Tochter Erna geboren. Wilhelm Weber und auch seine Frau wurden wieder Lehrer an der Billeder Schule, später wurde Margarethe Weber Kindergärtnerin und Wilhelm Weber Bibliothekar.
Ab 1972 bis 1986 war Wilhelm Weber Internatspädagoge am Temeswarer Nikolaus-Lenau-Lyzeum. Die Eheleute Weber gehören jener großen Gruppe banatdeutscher Lehrer an, die ihren Schülern nicht nur Sachkunde vermittelt haben, sondern ihnen auch zu einem weiten Horizont verholfen haben und ihnen eine humanistische Lebensanschauung vermittelten. Gerne und dankbar erinnern sich ihre ehemaligen Schüler daran. Das Leben im Sozialismus nahm für die Webers im Januar 1986 ein Ende, als die Familie ausreisen konnte und in Bielefeld ein neues Zuhause fand. Schon als Jugendlicher war Wilhelm Weber an der Banater Heimatgeschichte interessiert. Dieses Interesse verstärkte sich im Hause Divo, wo er den Entschluss fasste, seine Freizeit der Erforschung der Geschichte Billeds zu widmen und eine Ortsmonographie zu verfassen. Neben seinem Schwiegervater Peter Divo hat ihm wahrscheinlich auch seine Bekanntschaft mit dem Heimatforscher Ing. Johann Pierre Anstöße zu diesem Entschluss gegeben. Schon 1957 hatte er ein Manuskript zur
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Wilhelm Weber war naturverbunden und begeisterter Fischer. In diesem Sinne ist sein Beitrag „Anglereldorado an den Billeder Gewässern“ eine unvergessliche Dokumentation.
Urkunde der Ehrenbürgerschaft von Billed für Wilhelm Weber anlässlich der 240 Jahrfeier seit der Gründung der Gemeinde im Sommer 2005.
Geschichte Billeds fertig, das nicht veröffentlicht werden durfte. Erst 1973 konnte er seine erweiterte Ortsmonographie unter dem Titel „Kranich und Pflugschar im Siegel“ in 12 Folgen in der Neuen Banater Zeitung veröffentlichen. Als er das Manuskript der dritten Fassung seiner Monographie fertig hatte, war Franz Klein mit der Arbeit an seiner umfassenden Billeder Chronik schon weit vorangekommen und Weber stellte seine Arbeiten zur Verfügung bzw. wurde Mitautor der Monographie „Billed. Chronik einer Heidegemeinde im Banat in Quellen und Dokumenten 1765-1980“ von Franz Klein.
kunde, Wirtschaft und Kirche. Er hat auch mehrere Statistiken über Billed erarbeitet. Weber hat außerdem Beiträge zur Temeswarer Geschichte geschrieben, an Ausstellungen mitgewirkt und Vorträge zu Banater Themen gehalten. Wilhelm Weber war ein naturverbundener Mensch. Er kannte unsere Banater Tierwelt sehr gut und war ein begeisterter Fischer. Gerne organisierte er mit Schülern Fahrten in die Natur oder in die Umgebung Billeds.
Insgesamt hat Weber 42 Arbeiten zu Billed und zur Billeder Geschichte veröffentlicht. Seine Studien befassen sich, außer der Geschichte, mit Mundart, Brauchtum, Volks-
Weniger bekannt von uns sind seine Arbeiten zur Ordenskunde. Weber ist ein anerkannter Ordenskundler. Er hat 46 Arbeiten über verschiedene Orden und Ehrenzeichen verfasst und erhielt vom Bund deutscher Ordenskunde die Verdienstmedaille in Silber. Für seine Verdienste um die Heimatforschung hat ihm
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Abbildung oben Verdienstmedaille in Gold der Landsmannschaft der Banater Schwaben für Wilhelm Weber, überreicht durch den Vorsitzenden Bernhard Krastl im Jahr 2002. Abbildung links „Und über uns der blaue endlose Himmel“ ist die präzise Anatomie einer Deportation mitten im Frieden von Wilhelm Weber. Das Umschlagbild nach einer Aufnahme von Jakob Thöress zeigt die erste Unterkunft einer in die BărăganSteppe deportierten Familie. Die Dokumentation mit zahlreichen Abbildungen auf rund 400 Seiten ist 1998 erschienen und war schnell vergriffen. Daher ist sie heute auf der Internetseite der Billeder digital veröffentlicht. http://www.heimathaus-billed.de/geschichte/ chronik-dokumente/331-baragandeportation unsere Landsmannschaft den Ehrenbrief verliehen wie auch die Verdienstmedaille in Gold. Außer weiteren Ehrenzeichen hat ihm die Gemeinde Billed die Ehrenbürgerschaft verliehen. Die Heimatgemeinte Billed hat noch keinen Orden gestiftet, es ist aber sicher, dass wir ihn alle wertschätzen. Der zugewanderte Temeswarer war ein Gewinn für
Billed. Er hat sich um Billed und um unsere Gemeinschaft bleibenden Verdienst erworben. Wilhelm Weber ist am 7. November 2016 verstorben. Eine Trauerfeier fand am 16. November statt, seine Beisetzung erfolgt in der Familiengruft auf dem Josefstädter Friedhof in Temeswar. Seiner Ehefrau und seinen Töchtern mit ihren Familien gilt unsere Anteilnahme.
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Brief an den Ota Johann Mayer
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ie Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können. Nun ist schon fast ein ganzes Jahr vergangen, dass du nicht mehr bei uns bist … nach wie vor fällt es mir schwer, mit dem Gedanken klarzukommen, dass es tatsächlich so ist. Ich schreibe dir einen Brief und bin mir sicher, dort wo du jetzt bist, wirst du ihn lesen. Es ist irgendwie irreal nach Billed zu fahren und du bist nicht da. Dein Grab kann ich besuchen, aber das bist ja nicht du. Im Haus, im Garten, in der Werkstatt, im Hof, bei den Tieren, irgendwo warst du immer, jetzt leider nicht mehr. Du fehlst so unglaublich an allen Ecken und Enden. Auch wenn ich seit fast 27 Jahren nicht mehr in Billed wohne, so wusste ich doch, du bist dort und immer für mich da. So wie du es fast 40 Jahre lang warst. Du hast einen immensen Beitrag dafür geleistet, mir die schönste Kindheit der Welt zu bescheren, du hast jeden Unsinn mit mir angestellt, du hast mich zum Lachen gebracht und wenn ich mal geweint habe, hast du mit mir geweint. Du hast mich mit dem Fahrrad gefahren, da kamen meine Füße schon auf den Boden, du bist nachts um 4 Uhr aufgestanden, nur um mit mir auf den Hottar Angeln zu gehen und nichts zu fangen, du hast in unserer Schulklasse immer mehr eingeheizt, nur damit ich nicht friere, meine ersten roten „Stöckelschuhe“ hast du mir geschustert und mir die schönsten Geschichten und Märchen erzählt. Du warst der großzügigste, humorvollste, warmherzigste, hilfsbereiteste, lebenslustigste und liebevollste Mensch und der beste und großartigste Großvater, den
Brigitte Hodis-Mayer
sich ein Kind wünschen kann und ich bin unendlich dankbar, dass Emma – deine Urenkelin – dich auch kennenlernen durfte. Leider hattet ihr zusammen viel zu wenig Zeit. Du bist und bleibst für ewig in meinem Herzen, in Liebe und Dankbarkeit. Wo Worte fehlen, das Unbeschreibliche zu beschreiben, wo die Augen versagen, das Unabwendbare zu sehen, wo die Hände das Unbegreifliche nicht fassen können, bleibt einzig die Gewissheit, dass Du in unseren Herzen weiterlebst. Deine Enkelin
Leistung und Würdigung
Johann Mayer mit Urenkelin. Johann Mayer bleibt uns auch in lebendiger Erinnerung in den Videos „Denkmal für Billed“ und „Heimkehr-Odyssee eines Sklavenarbeiters“. Beide Videos befinden sich auf heimathaus-billed.de
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Johann Mayer mit seiner Enkelin Brigitte bei der 250. Jahrfeier seit der Gründung der Gemeinde im Jahr 2015. Sein Geburtstag war der 11.12.1926 sein Todestag der 11.12.2015. Sein Alter 89 Jahre, auf den Tag genau und akkurat, wie er selbst.
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Statistik
Schachmeisterschaft der Banater Schwaben
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ie unter der Schirmherrschaft der Landsmannschaft der Banater Schwaben gestartete Schach-Meisterschaft ist 2016 in eine neue Runde gegangen und konnte auch ihre zweite Meisterschaft erfolgreich abschließen. Mittlerweile wurden Schachgruppen in den Kreisverbänden Augsburg, Ingolstadt, Karlsruhe, Frankenthal-Ludwigshafen-Mannheim, München, Nürnberg und Ulm so wie auch eine online-Schachgruppe der Banater Schwaben, gegründet.
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München 16.04. Bruno Neusatz Lippa Peter Tillger Temeswar Josef Lowas Arad Michael Rumes Rekasch
Alfred Selpal
Weitere Schachliebhaber aller Leistungsklassen werden gebeten, sich bei Alfred Selpal unter Tel. 08459 / 593660 oder 08459 / 332088 oder per E-Mail alfred-selpal@t-online.de zu melden, damit weitere Schachgruppen gegründet und bestehende ausgebaut werden können. 2016 wurden 240 Partien ausgetragen, es fanden eine Online-Meisterschaft sowie 7 weitere Turniere statt, bei denen die Plätze 1 – 4 wie folgt belegt wurden:
Ingolstadt Ulm Nürnberg Augsburg München Ingolstadt 30.04. 15.05. 25.06. 30.07. 10.09. 29.10. Peter Michel Tim N. Bingert Helmuth Hintyes Bruno Neusatz Michael Rumes Radu Bala Bogarosch Blumenthal Giulwess Lippa Rekasch Reschitza Alfred Selpal Bruno Neusatz R. Bala-Holiga Helmuth Hintyes Eugen Stein Helmuth Hintyes Billed Lippa Reschitza Giulwess Tolwadin Giulwess Siegfried Athes Reinhard Kaiser Peter Michel R. Bala-Holiga Peter Tillger Fra. Marksteiner Neuarad Kleinjetscha Bogarosch Reschitza Temeswar Sanktanna Jakob Lulay Andreas Schmitz Friedrich Holiga Eugen Stein Alfred Selpal Josef Lowas Guttenbrunn Arad Reschitza Tolwadin Billed Arad
Online Schachmeisterschaft Abschlusstabelle-2016
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
Name Helmuth Hintyes Reinhard Kaiser Bruno Neusatz Josef Vollmer Friedrich Holiga Fabian Kowatsch Josef Lowas Franz Labling Harald Lenhardt Alfred Selpal
Heimatort Giulwess Kleinjetscha Lippa Nitzkydorf Reschitza Temeswar Arad Temeswar Billed Billed
Statistik
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Allgemeine Schachmeisterschaft der Banater Schwaben Abschlusstabelle 2016 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27
Name Bruno Neusatz Helmut Hintyes Radu Bala-Holiga Josef Vollmer Friedrich Holiga Eugen Stein Peter Michel Tim Niklas Bingert Reinhard Kaiser Fabian Kowatsch Michael Rumes Peter Tillger Siegfried Athes Alfred Selpal Josef Lowas Harald Lenhardt Franz Labling Walter Hackbeil Franz Griesz Josef Reingruber Andreas Schmitz Franz Marksteiner Martin Herr Jakob Lulay Werner Keller Lorenz Klug Michael Butto
Heimatort Lippa, Temeswar Giulwess Reschitza Nitzkydorf Reschitza Tolwadin Bogarosch Blumenthal, Königshof Kleinjetscha Temeswar Rekasch Temeswar Neu-Arad, Lenauheim Billed Arad Billed Temeswar Grabatz, Temeswar Jahrmarkt Glogowatz Arad Sanktanna Blumenthal, Neu-Arad Guttenbrunn, Temeswar Billed Neu-Arad Bethausen, Lugosch
Wohnort/Kreisverb. Haar/München Nürnberg Nürnberg Rastatt Fürth München Bayreuth Langen/Darmstadt Karlsruhe Bamberg München München Ingolstadt Manching/Ingolstadt Ingolstadt Karlsruhe Heilbronn Heilbronn Reutlingen Gilching/München Ludwigshafen Ingolstadt Ingolstadt Ingolstadt Geisenfeld/Ingolstadt Ingolstadt Ingolstadt
Zukünftige Spiele und Turniere
F
ür die Meisterschaft 2017 kann man sich bei folgenden Turnierorganisatoren voranmelden: Gruppe Augsburg Anmeldung bei Franz Neusatz, Tel. 0821-551850 Gruppe Frankenthal/ Ludwigshafen/Mannheim Anmeldung bei Andreas Schmitz Tel. 0621-6834202 E-Mail asarad@arcor.de Gruppe Ingolstadt Anmeldung bei Alfred Selpal Tel. 08459-593660 E-Mail alfred-selpal@t-online.de Gruppe Karlsruhe Anmeldung bei Alfred Herbst Tel. 0721-867834 Gruppe München Anmeldung bei Gerhard Birg Tel. 089-89670003 Gruppe Nürnberg Anmeldung bei Helmuth Hintyes Tel. 0911-4905680 Online-Gruppe Anmeldung bei Bruno Neusatz Tel. 089-45678883 E-Mail bruno.neusatz@t-online.de Für die Online-Schach-Gruppe können sich Teilnehmer auch weltweit anmelden. Wer selbst weitere Turniere und Treffen organisieren möchte, wende sich bitte an Alfred Selpal.
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Weihnachten
Weihnachtsgedanken
G
eht es Ihnen auch so? Beim Umblättern des Kalenders auf den letzten Monat des Jahres stehe ich wieder vor einem unerklärlichen Phänomen: Wo sind denn die anderen 11 Monate geblieben? Habe ich, wie vermutlich viele andere Menschen auf der Welt, wieder einmal das ganze Jahr so vor mich hingelebt und dabei vergessen, sorgfältig und achtsam die einzelnen schönen Momente zu genießen? Im Hamsterlaufrad der Zeit gefangen, sind die hyperaktiven Phasen des Jahres, die Feste und die Urlaubszeit, im Nu an uns vorbeigerast. Haben wir die sogenannte „ereignislose“ Zeit, alle die Abschnitte dazwischen, zu wenig geschätzt? Selbst der Duden bezeichnet den Alltag irgendwie verächtlich als „tägliches Einerlei, gleichförmiger Ablauf“. Bevor wir wie jedes Jahr in den Adventsdekorationsrausch verfallen und bevor die Städte bei uns mit blinkenden Weihnachtsmärkten besetzt werden und die großen Familienfeste nahen, sollten wir die Tage zwischen all den Ereignissen bewusster wahrnehmen. „Wenn der Alltag dir arm erscheint, klage ihn nicht an. Klage dich an, dass du nicht stark genug bist, seine Reichtümer zu erkennen.“ Dieser Erkenntnis von Rainer Maria Rilke kann ich mich nur anschließen. Ich ertappe mich immer wieder dabei, mich vom Jammervirus anstecken zu lassen. Das ist wohl der Virus mit der kürzesten Inkubationszeit in deutschen Unternehmen und im deutschen Alltag. Zu zweit, zu dritt oder zu viert jammert es sich doch gleich viel enthemmter, frei nach dem Motto, dass die Welt schlecht ist. Dabei sollte uns
Hermine Schnur
bewusst werden, dass wir fast alle auf einem hohen Niveau jammern, wenn wir mal einen Blick über den eigenen Tellerrand und in die Welt wagen. Deshalb sollten wir das ganze Jahr über achtsamer durchs Leben gehen, mit einem offenen Ohr für die Mitmenschen, mit offenen Augen für die Schönheiten der Natur, voller Freude über ein interessantes Gespräch oder ein gutes Buch. Oder genießen wir die positiven Gefühle, die der Anblick und der Wohlgeruch einer Blume bei uns auslösen, als ewiges Sinnbild für die Perfektion in der Natur. Oder die absolute Stille um uns herum, wenn wir frühmorgens oder spätabends endlich Zeit und Muße haben, die Hände in den Schoß zu legen und fünf Minuten mit absolutem Nichtstun zu verbringen. Das ist purer Luxus und eine Möglichkeit, die Zeit zwar nicht anzuhalten, jedoch sich eine Pause für die Seele zu gönnen. Es wäre wohl für die meisten wünschenswert, am Ende des Kalenderjahres zurückblicken zu können auf viele kleine, positive, unscheinbare, nur auf den ersten Blick unwichtige Momentaufnahmen, die in ihrer Gesamtheit jedoch das Salz in der Suppe des Lebens ausmachen. Freuen wir uns auf die vielen großen Augenblicke des Glücks in der Advents- und Weihnachtszeit. Aber auch auf jene schwer wahrnehmbaren, aber nicht zu verachtenden, kleinen Momente in der Zeit danach. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesundes und achtsames Jahr 2017, reich an kostbaren Momenten.
Weihnachten
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Abbildung oben Cover einer neuen CD von Arlene Hell mit Liedern pßnktlich zur Weihnachtszeit. Eine weitere CD sowie ein Auftritt sind ge plant. Zeitnahe Infos unter www.arlene-hell.de
Abbildungen links Fabio und Maxima, der Musikantennachwuchs der Familie Hell ist mit mehreren Musikinstrumenten vertraut.
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Inhaltsverzeichnis 1. In eigener Sache. .......................................................................................................................................................2 2. Vorwort, Werner Gilde...............................................................................................................................................3 3. Billed-Reise zum 80. Geburtstag, Hans Rothgerber.....................................................................................................4 4. Ahnensuche von Argentinien bis Billed, Enrique Jose Schaljo.....................................................................................6 5. Karlsruhe feiert den Sommer 2016, Irmgard Triess...................................................................................................13 6. Full House beim Herbstfest 2016, Hans Rothgerber.................................................................................................20 7. Schlachtfest 2016 in Frankenthal, Heidi Müller.......................................................................................................26 8. Die Schweinschlacht - billedrische Nachdichtung...................................................................................................34 9. Treffen des Jahrgangs 1958, Heidrun Done..............................................................................................................38 10. Seniorentreffen 2016, Jakob Muttar.........................................................................................................................40 11. Allerheiligen 2016 auf dem Karlsruher Hauptfriedhof, Stefan Herwig.....................................................................42 12. Allerheiligen in Karlsruhe: Wir gedenken unserer Toten!, Irmgard Triess................................................................ 45 13. Meine Eindrücke und Gefühle über das Fest der Feste: 250 Jahre Billed, Marliese Knöbl........................................46 14. Kurfürst Friedrich Augusts von Sachsen Feldlager bei den Sümpfen von Billiet, Wilhelm Weber.............................50 15. Vivat Eugenius, Peter Krier......................................................................................................................................54 16. Zur Geschichte eines Briefes aus Billed, Karl-Peter Krauss........................................................................................58 17. Familiengeschichte Sladek in Billed und Lugosch, Helene Neumayer.......................................................................70 18. Ein bewegtes Leben zwischen Wien, Billed und Karlsruhe, Helene Neumayer........................................................ 75 19. Dr. Hans Weber - Staatstierarzt in Billed, Josef Herbst..............................................................................................78 20. Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts, Helene Neumayer.................................................82 21. Erinnerungen eines Banater Schwaben, Peter Klein.................................................................................................86 22. Zwangsarbeit in Uniform 1950-1961, Peter Krier................................................................................................. 102 23. Meine Kindheit in der Verbannung, Elisabeth Packi............................................................................................. 104 24. Jägerlatein aus Billed, erzählt von Lambert Frank, aufgezeichnet von Robert Frank................................................. 115 25. Was saan dann doo die Leit..., Elisbeth Martini/Johann Steiner............................................................................. 116 26. Un de Zwetter han ich net gebraucht, Erika Weith............................................................................................... 120 27. Budapest - Kopf, Herz und Seele Ungarns, Hedwig Gantner................................................................................ 126 28. Sodawasserherstellung in Billed, Erika Weith ....................................................................................................... 130 29. Betonbunker bei Billed, Werner Gilde................................................................................................................... 132 30. Ein Billeder beim Studentenaufruhr 1956 in Temeswar, Hans Martini................................................................ 134 31. Katharina Fronius - eine begeisterte Billeder Malerin, Brigitte Hehn..................................................................... 136 32. Karl Balogh - ein Leben mit Kunstsinn, Elisabeth Martini.................................................................................... 140 33. Hobbymalerinnen-Clan mit Billeder Wurzeln, Hans Rothgerber........................................................................... 142 34. Die Hehns und das Rezept für eine lange Ehe, Fellbacher Stadtanzeiger................................................................ 146 35. 50 Jahre Seelsorge von Priester Bonaventura Dumea, Peter Krier.......................................................................... 147 36. 90 Lebensjahre von Jani Gehl in Fotos, Elisabeth Martini.................................................................................... 148 37. Engagierte Chorleiterin seit über drei Jahrzehnten, Gerda Reb.............................................................................. 150 38. 30-jähriges Dirigentenjubiläum, Dietmar Giel...................................................................................................... 152 39. Der Meister aus der Sicht einer ehemaligen Schülerin, Hannelore Slavik.............................................................. 154 40. Abschied von unserem Heimatforscher Wilhelm Weber, Peter Krier..................................................................... 156 41. Brief an den Ota Johann Mayer, Brigitte Hodis-Mayer.......................................................................................... 160 42. Schachmeisterschaft der Banater Schwaben, Alfred Selpal..................................................................................... 162 43. Statistik unserer Billeder Landsleute, Josef Herbst.................................................................................................. 164 44. Weihnachtsgedanken, Hermine Schnur................................................................................................................. 190
Billeder Heimatblatt 2016
heimathaus-billed.de
Herausgegeben von der HOG Billed
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Billeder Heimatblatt 2016