Billeder Heimatblatt 2017 - Leseprobe

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Billeder Heimatblatt 2017

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Billeder Heimatblatt 2017

heimathaus-billed.de

Herausgegeben von der HOG Billed


Billeder Dorfrand 1975 Malerei von Franz Ferch Über 200 Bilder des Banater Malers Franz Ferch (19001981) werden zurzeit von Peter Krier und Hans Rothgerber reproduziert. Geplant sind ein umfangreicher Katalog sowie Ausstellungen mit großformatigen Reproduktionen ausgewählter Malereien. Eine Ausstellung ist beim Pfingsttreffen 2018 der Banater Schwaben in Ulm geplant

Umschlag Vorder- und Rückseite: Aufnahmen am Billeder Karlvarienberg 2017

Im Bild die Bahngasse, rechts die Billeder katholische Kirche, links die neu erbaute orthodoxe Kirche


Billeder Heimatblatt 2017

heimathaus-billed.de

Dezember 2017 | 30. Ausgabe

Inhalt 3 6 16 24 26 34 38 40 42 46 48 50 58 66 74 78 86 90 92 98 100

Vorwort, Werner Gilde Heimattag 2017 mit drei Bürgermeistern und einem Ortsvorsteher, Elisabeth Martini 30 Jahre Billeder Denkmal, Werner Gilde Billeder Treffen, Timmi Barthelmess Sommerfest 2017 und Tanzshow aus Übersee, Werner Gilde Welcome to Karlsruhe, Melanie Müller Konzert in der Billeder Kirche, Hans Rothgerber Nach 72 Jahren wirklich daheim, Hans Rothgerber Tropische Hitze im Banat, Elisabeth Martini Beim Abschlussumzug der Heimattage 2017 in Karlsruhe, Cornel Gruber Heimattage Baden-Württemberg Karlsruhe 2017, Melanie Müller 90-Jahrfeier der Billeder Feuerwehr und Dorffest, Werner Gilde Unsere Reise in die Vergangenheit, Marliese Knöbl Herbstfest in Nürnberg, Heidi Müller Impulse von Senioren in Billed, Hans Rothgerber Das Schlachtfest 2017 - ein außergewöhnliches Fest, Adam Tobias Banater aus Karlsruhe an der Mecklenburgischen Seenplatte, Gerda Goschi Billeder Seniorentreffen im Karlsruher Haus der Heimat, Jakob Muttar Ansprache an Allerheiligen 2017, Melanie Müller Billed - Karlsruhe - Sydney, Elisabeth Martini Maria Theresia und ich, Erika Weith geb. Leidecker

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Großes Kino in der Gemeinde, Josef Herbst Ferchs unbekannte Bilder zur Russlanddeportation, Peter Krier Südwestdeutsche Rückwanderer, Elisabeth Martini Die Billeder Paprikabauern, Elisabeth Martini, Barbara Gilde, Elisabeth Hehn u.v.m 40 Jahre in Deutschland, Erika Redinger Musikante seid net faul - die Inschtrumente ans Maul, Heinrich Lauer Dacky, Mecky...Gass, Rotkehlchen, Karl Balogh De Schlappemännche, de Gaartemännche..., Karl Balogh Johann Steiner wird siebzig, Hans Fink Lehrerin Elvira Slavik hat neunte Dekade erfüllt, Werner Tobias Rückblick, Margarethe Weber Abschied von einem Freund Billeds, Josef Herbst Hans Martini ist von uns gegangen..., Peter Krier In Temeswar in über 150 Rollen aufgetreten, HOG Knees Erinnerungen an Josef Jochum, Adam Tobias Ein Sänger der Heimat ist von uns gegangen, Peter Krier Schachmeisterschaft 2017 der Banater Schwaben, Alfred Selpal Statistik unserer Billeder Landsleute in Rumänien, Josef Herbst Statistik unserer Landsleute weltweit, Josef Herbst

Impressum Herausgeber: Heimatortsgemeinschaft Billed e.V. | heimathaus-billed.de Redaktion: Elisabeth Martini | Bildredaktion, Grafik, Layout und Satz: Hans Rothgerber | Auflage: 1.500


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In eigener Sache

Unser Heimatblatt

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rundsätzlich wird das Billeder Heimatblatt allen Landsleuten kostenlos zuge­stellt. Da wir für Druck und den Versand je Buch 10.- € leisten müssen, bitten wir Sie, eine Spende auf das Konto der HOG Billed, IBAN: DE95661900000000111791 BIC: GENODE61KA1 zu überweisen, ein entsprechender SEPA-überwei­sungsschein ist beigelegt. Achtung, er muss entsprechend ausgefüllt werden! Um ihre Überweisung einordnen zu können, schreiben Sie bitte auf den Überweisungsschein Vorname (auch der E­he­frau), Fami­lienname, Ortschaft und Zweck. Wir erwarten keine Spende von Landsleu­ten mit geringer Rente, von Arbeitslosen und von den Landsleuten aus Billed. Wir freuen uns, dass wir Ihnen unser Heimatblatt als Zei­chen unserer Verbundenheit übermitteln können. Wir bitten jedoch um Verständnis dafür, dass wir wohlsituierten Landsleuten ohne Ge­genleistung die nächste Ausgabe nicht mehr zusenden. Landsleute, deren An­schrift sich geändert oder in deren Familien ein Ereignis (Geburt, Hochzeit, Todesfall) stattgefunden hat, bitten wir um Mitteilung an Josef Herbst, Freiligrathweg 14, 76571 Gaggenau Tel.07225/76041, josef.herbst@billed.de Ihre Meinungen und Äußerungen zum Heimatblatt, Ihre Vorschläge und Ideen richten Sie bitte an die Redaktion: Elisabeth Martini, Kronenstraße 36, 76133 Karlsruhe, Telefon 0721/379214 Druckfehler, Änderungen und Irrtümer vor­behalten. Autorenbeiträge sind namentlich gekennzeichnet und die inhaltliche Verantwortung liegt bei diesen. Die Redaktion dankt allen diesjährigen Mitarbeitern für

ihre Beiträge und Bilder und möchte gleichzeitig alle Landsleute auffordern, Artikel bzw. Anregungen für das Heimatblatt auch im nächsten Jahr zu senden. Der Vorstand der HOG Billed Gewählt am 24.05.2015 bei der Hauptversammlung in Karlsruhe Ehrenvorsitzender: Peter Krier Vorsitzender: Werner Gilde, Tel. 0721-863891 Stellvertreter: Josef Herbst, Tel. 07225-76041, Email: josef.herbst@billed.de Alfred Herbst, Tel. 0721-867834 Schriftführer: Adelheid Müller, Tel. 0721-1331547 Kassenwart: Jakob Muttar, Tel. 0721-784177, Email: j.muttar@web.de Beisitzer: Elisabeth Martini, Tel. 0721-379214, Email: emartini@gmx.net Johann Rothgerber, Email: joharo@gmx.de Hans Herbst, Tel. 07225-77233, Email: hans.herbst@billed.de Adam Tobias, Tel. 0721- 865315, Email: ea.tobias@web.de Ralf Gilde, ralf.gilde@googlemail.com

Mitglieder unserer HOG, die auch nach Weihnachten das Heimatblatt nicht erhalten haben, mögen sich unmittelbar an Josef Herbst wenden.


Vorwort

3 Liebe Billeder und Landsleute, liebe Freunde,

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hr haltet das Billeder Heimatblatt in seiner 30. Jubiläumsausgabe in der Hand. Liegt das Heimatblatt im Briefkasten, so neigt sich auch immer ein weiteres Jahr seinem Ende zu. Diesmal blicken wir auf ein ereignisreiches Jahr 2017 zurück. Ein Jahr, das sich für jeden von uns ganz individuell gestaltet hat, für uns alle gemeinsam aber auch viele nationale, europäische und weltpolitische Veränderungen mit sich gebracht hat. Warum veröffentlicht die HOG Billed ein jährliches Heimatblatt? Unter anderem auch wegen der Lektüre von Vergangenem, von geschichtlichen Aspekten, die sich heute nicht identisch wiederholen, aber doch oftmals deutliche Parallelen zu heutigen Entwicklungen erkennen lassen. Auch wenn die Geschichte der Banater Schwaben historisch gesehen - weitestgehend außerhalb des weltweiten Fokus verlief, so ist das Schicksal der Deutschen im Banat doch aktueller denn je. Geschichte ist nicht zu verändern, Passiertes nicht rückgängig zu machen, aber Fehler und Schrecken der Vergangenheit dürfen sich keinesfalls wiederholen. Blicken wir in die Welt, so sehen wir immer mehr Tendenzen von Staatschefs, sich zu machthungrigen Despoten zu entwickeln. Oftmals wird nationales Gedankengut forciert und Frust und Aggression an im Land lebenden Minderheiten ausgelassen. Ein Leid, das wir und unsere Familien nur zu gut nachempfinden können. Auch wenn ein Großteil von uns heute in einem der stabilsten und friedlichsten Länder dieser Erde lebt, empfinden wir dennoch zunehmend Verunsicherung, Zweifel und teilweise auch Angst über diese weltweiten Veränderungen. Die Nachrichten, Bilder und Informationen, begleiten uns heute tagtäglich und fast rund um die Uhr. Eine Entwicklung, die genannte Gefühle intensiviert und

uns vermehrt mit einer diffusen Gefühlslage zurücklässt. Ich möchte Euch das diesjährige Heimatblatt als Anstoß für gemeinsame Gespräche ans Herz legen. Wenn wir verstärkt in unserer Gemeinschaft und Familie über unsere Ansichten, Ängste und Sorgen reden, werden wir feststellen, dass wir damit zum einen nicht alleine sind, und dass sich viele Dinge im gemeinsamen Austausch häufig relativieren lassen. Der steigenden Komplexität und Unsicherheit der heutigen Zeit dürfen wir nicht durch zunehmende Isolation und Rückzug in unsere eigenen vier Wände begegnen, sondern durch mehr Dialog und gemeinsamen Austausch. Ein Beispiel für erfolgreichen Austausch zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft ist die nun seit mehreren Jahren bestehende Partnerschaft der freiwilligen Feuerwehr Menzingen-Kraichtal mit der Billeder Feuerwehr. Ein Austausch, der mit der diesjährigen 90Jahr-Feier der freiwilligen Feuerwehr in Billed einen Höhepunkt erlebt hat. Aber unsere Gemeinschaft blickt auf zahlreiche weitere Veranstaltungen des Austauschs und kulturellen Kennenlernens. Hierzu seien genannt: Die Billeder Heimattage an Pfingsten, das Herbstfest unserer Blaskapelle, die Busreise an die Mecklenburgische Seenplatte, das alljährliche Schlachtfest in Frankenthal. Auch nächstes Jahr wird es zahlreiche Veranstaltungen geben, hierbei möchte ich besonders auf das Große Schwaben-Treffen am Pfingstsonntag 2018 hinweisen. Ich wünsche Euch und Euren Familien ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2018. Werner Gilde Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed e. V.


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Heimattag 2017

Billeder Heimattag 2017

Festprogramm am Samstag, 3. Juni 2017 10:00 12:30 13:30 14:30 17:00 18:30 20:00

Gedenkfeier am Billeder Denkmal auf dem Karlsruher Hauptfriedhof Ausstellung „90 Jahre Billeder Freiwillige Feuerwehr“ Festumzug der Trachtenpaare mit der Blaskapelle durch Neureut, Abholen der Ehrengäste Gottesdienst in der St. Judas-Thaddäus-Kirche mit Heimatpfarrer Robert Dürbach Ansprachen der Ehrengäste in der Festhalle, Brauchtums- und Tanzvorführungen der Trachtengruppen Jahreshauptversammlung mit Neuwahlen Unterhaltungsabend in der Badnerlandhalle mit der Blaskapelle, anschließend mit DJ Gerry Schirmherr: Bürgermeister Michael Obert Veranstalter: Heimatortsgemeinschaft Billed e. V.


Heimattag 2017 Abbildungen Links Eines der Plakate mit dem Ver­ anstaltungsprogramm. Auf dem Plakat befinden sich von links nach rechts die Wap­ pen der HOG Billed (Veranstal­ ter), der Gemeindeverwaltung Biled in Rumänien (Ehrengäs­ te), der Freiwilligen Feuerwehr Kraichtal Abt. Menzingen (Eh­ rengäste), des Karlsruher Stadt­ teils Neureut (Veranstaltungs­ ort), der Stadtverwaltung Karls­ ruhe (Schirmherrschaft) und das Wahrzeichen der Stadt Karlsru­ he (Pyramide). Im Raum Karlsruhe fanden rund 500 Billeder ihre neue Heimat. Die Veranstaltungen am Hei­ mattag sind auf heimathausbilled.de mit Texten, Fotos und Videos von mehreren Autoren umfangreich dokumentiert. Rechts Plakat zur Ausstellung „90 Jahre Billeder Freiwillige Feuerwehr“ in der Badnerlandhalle am Hei­ mattag 2917. Insgesamt wurden 37 A1-Tafeln ausgestellt. Sie wurden danach der Billeder Feuerwehr überge­ ben und bei den Feierlichkeiten in Billed erneut ausgestellt. Die Tafeln der Ausstellung sind auch auf heimathaus-billed.de digital veröffentlicht.

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D e m F e u e r Tr u t z , d e m M e n s c h e n S c h u t z

90 Jahre

Jubiläumsfeier in Billed

Billeder Freiwillige Feuerwehr 1927-2017


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Heimattag 2017

Heimattag 2017 mit drei Bürgermeistern und einem Ortsvorsteher

Elisabeth Martini

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as kompaktere Billeder Heimattreffen (statt 2 nur 1 Tag) vom 3. Juni 2017 in der Badnerland Halle Neureut war ein Festtag der besonderen Art durch die mitfeiernden Ehrengäste, durch das Auftreten des TanzEnsembles „Billeder Heiderose“ und nicht zuletzt durch die dokumentarisch- fotografische Leistung der von Hans Rothgerber konzipierten und realisierten Fotoausstellung anlässlich des 90-jährigen Jubiläums der Billeder Freiwilligen Feuerwehr. Als Präambel des Heimattages kann der Empfang der Billeder Tanzgruppe mit ihrem Tanzlehrer Hansi Müller und ihrer organisatorischen Leiterin Edith Barta gewertet werden, die angeführt und begleitet wurden von dem Billeder Bürgermeister Cristian David, dem VizeBürgermeister Gheorghe Baba – auch Feuerwehrkommandant - und dem Vorsitzenden des Billeder Demokratischen Forums der Deutschen Adam Csonti – auch Gemeinderatsmitglied. Empfang im Bürgersaal Karlsruhe Empfangen wurden sie im Bürgersaal Karlsruhe von Bürgermeister Michael Obert, der seinen Gästen nach herzlicher Begrüßung die Schokoladenseiten Karlsruhes präsentierte, die auch in dem anschließend gezeigten Film zu erkennen waren. Er vergaß nicht, auf die Partnerschaft mit Temeswar hinzuweisen und auf die Tatsache, dass dann, wenn Menschen sich kennen, Gutes getan und Schlimmes vermieden werden kann. Auch der Austausch der kleinen Geschenke erfolgte im Sinne des Sprichworts: „Kleine Geschenke erhalten

die Freundschaft“, auf die die rumänische Delegation besonderen Wert legt. Der vorbereitete kleine Imbiss bot Gelegenheit zu weiteren Diskussionen, die in sehr angenehmer Atmosphäre verliefen und mit dem Versprechen des Bürgermeisters endeten, beim Umzug der Trachtenträger dabei zu sein – was er übrigens auch tat - auch noch versprach, selbst Billed einmal zu besuchen. Gedenkfeier am Denkmal Diesmal musste der Pfingst-Samstag recht vollgepackt werden, da den Billedern nur diese 12-14 Stunden zur Verfügung standen und sie viel vorhatten. So war die Feier am Billeder Gedenkstein für die meisten Anwesenden tief beeindruckend durch die diesmal ausführlichere Ansprache des Vorsitzenden der HOG Billed Werner Gilde, zumal es einen besonderen Anlass dazu gab: die Renovierung des Gedenksteins, an dem nicht nur Billeder manchmal beten. Dieser 30 Jahre alte Stein war durch die Jahre unansehnlich geworden und die Schrift war kaum noch lesbar. Jetzt erstrahlt er wieder in ursprünglichem Glanz zur Freude aller Vorbeikommender. Die eingemeißelten Stationen veranschaulichen den historischen Werdegang der Billeder: Einwanderung in das versumpfte Land, über Tod und Not, bis endlich das Brot gesichert war und der Abbildungen 1. Der Karlsruher Bürgermeister Michael Obert begrüßt die Billeder Delegation um Bürgermeister Cristian David 2. Gruppenfoto der Gäste aus Billed im Foyer des Rathauses. In der Bildmitte Bürgermeister Cristian David und Adam Csonti, Forumsvorsitzender der Billeder Deutschen


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Abbildungen 1. Gedenkveranstaltung vor dem Denkmal der Billeder auf dem Karlsruher Hauptfriedhof, links im Bild die Gäste aus Billed 2. Ansprache von Werner Gilde vor dem 30 Jahre alten Ge­ denkstein Wohlstand sich anbahnte; die Kirche in der Dorfmitte verdeutlicht die Rolle der christlichen Ethik im Gemeinschaftsleben wie auch der renovierte Kalvarienberg. Der dargestellte Stacheldraht symbolisiert die Zeit der Unfreiheit, der Kriegsgefangenschaft, der Deportationen. Zuletzt wird auf dem Stein die Aussiedlung dargestellt, der Weg in die Gegenwart, in die neue Heimat. Heute kann man schnell und problemlos in die alte Heimat gelangen, was – bei Gott – nicht immer so war! Das friedliche Zusammenleben der Völker durch Verständigung ist Garantie auch für den Begriff Heimat, der so

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vieles umfasst und den meisten Menschen heilig ist. Nach Abram Terz trägt jeder die Heimat in sich selbst. Sie verbindet über Grenzen und lässt hoffen auf das gemeinsame Haus Europa, an dem auch wir als Brückenbauer mitbauen können. Feierlich stimmten auch die um den Gedenkstein versammelten Bläser unter der Leitung von Jakob Groß und Adam Tobias und der Banater Chor Karlsruhe unter der Leitung des Dirigenten Ortwin Meinhardt und dem organisatorischen Leiter, Dietmar Giel; die zu hörenden Heimatglocken, während die schier endlos erscheinende Liste der seit 2015 verstorbenen Billedern von Sepp Herbst vorgelesen wurde. Die Fürbitten, vorgetragen durch Elisabeth Luckhaub, sowie der Gedichtvortrag von Heidi Müller gehörten wie immer zum festlichen Gepräge dieser Gedenkfeier, gewidmet allen Billeder Verstorbenen in der ganzen Welt.


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Werner Gilde erinnerte auch daran, dass 1987 zum Errichten dieses Gedenksteins 340 Billeder 32.000 DM gespendet hatten und fragte sich, wie viele Billeder sich diesmal an den Renovierungskosten wohl beteiligen werden. Ausstellung in der Badnerlandhalle In der Badnerland Halle hatte inzwischen Hans Rothgerber mit Helfern die der 90-Jahr-Feier der Billeder Freiwilligen Feuerwehr gewidmete Ausstellung mit einzigartigen Großaufnahmen (37 A1) derselben in verschiedenen Momenten ihrer Aktivität fertiggestellt. Stolz erkannten sich viele in ihrer jugendlichen Phase auf diesen Fotos. Diese gehen auf den Anfang der Billeder Freiwilligen Feuerwehr ein, auf ihr Werden und Wirken im Laufe der 90 Jahre, auf ihre großartigen Leistungen und Erfolge, auch auf kulturell-unterhaltsame Tätigkeiten. Umzug der Trachtenpaare und Festgottesdienst Danach marschierte der Festzug der Trachtenträger, begleitet von Bürgermeister Michael Obert, dem Ehrenvorsitzenden der HOG Billed Peter Krier, dem Vorsitzenden Werner Gilde, Sepp Herbst und der Abordnung der Menzinger Freiwilligen Feuerwehr mit ihrem Kommandanten Thomas Mikisek, zum Neureuter Feuerwehrhaus, wo sie vom Ortsvorsteher Jürgen Stober und dem Kommandanten der Neureuter Feuerwehr Harald Nagel empfangen wurden. Es erfolgte die Einladung zum Fest, die dankend angenommen wurde. Als Neuheit bot die Gattin des Feuerwehr-Kommandanten den Gästen einen Kirchweihkuchen an. Der Rückmarsch, der von der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen begleiteten Trachtenträgern, der Tanzgruppe aus Billed und den Tanzgruppen der Banater Schwaben

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Abbildungen 1. Umzug in Billeder Tracht durch Karlsruhe Neureut 2. Werner Gilde mit den Ehrengästen im Feuerwehrheim Karlsruhe-Neureut. Im Vordergrund die Symbole der Kirchweih-Einladung von früher: Apfel mit Rosmarinstrauß. 3. Ständchen und Tanzmusik der Blaskapelle BilledAlexan­derhausen mit Zaungästen an der Feuerwehrremise in Neureut. Fotos: Cornel Gruber


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Heimattag 2017 aus Karlsruhe, begeisterte viele Zuschauer, lockte auf die Straße, ließ klatschen, winken und mitmarschieren. Es bot sich ein farbenprächtiges, jugendliches Bild mit den mustergültig getragenen Banat-Schwäbischen Trachten. Politik kann auch Heimattage manchmal negativ beeinflussen. Bedingt durch die beiden Karlsruher Demonstrationen waren viele Straßen gesperrt und der Heimatpfarrer Robert Dürbach konnte nur mit Verspätung den Festgottesdienst in der St. Judas Thaddäus Kirche zelebrieren. Trotzdem verlief alles relativ gut, vor allem weil der Banater Chor unter der Leitung von Sonya Salman wunderschön sang, auch ein schwieriges Lied, das unter der neuen Leitung so ganz besonders klang, natürlich auch wegen der Solistinnen Irmgard Fröhr-Holzinger und Melitta Giel, deren Stimmen jedes Mal tief berühren, unseren speziellen Dank verdienen. Feierlichkeiten in der Badnerlandhalle Zur Eröffnung der Feierlichkeit in der Badnerland Halle begrüßte Werner Gilde recht herzlich die Ehrengäste: Bürgermeister Michael Obert, Ortsvorsteher Jürgen Stober, Herwig Stefan mit Gattin (HOG Alexanderhausen), Dietmar Giel mit Gattin (HOG Kleinjetscha), Anton Enderle (HOG Perjamosch), die Billeder aus allen Gassen und auch die Nicht-Billeder von überall. In seinem Grußwort erwähnte Bürgermeister Obert, dass er nun schon das fünfte Mal bei unserem Heimattag dabei ist und es als etwas Besonderes sieht, dass auch der jetzige Billeder Bürgermeister Cristian David diesAbbildungen 1. Der Trachtenumzug kurz vor der St. Judas Thaddäus Kir­ che in Karlsruhe-Neureut 2. Festgottesdienst mit Heimatpfarrer Robert Dürbach

13 mal dabei ist. Er findet, dass auch dadurch der Brückenschlag zwischen der alten und der neuen Heimat erfolgt und dass man eigentlich dort heimisch ist, wo man Erinnerungen hat. Der Neureuter Ortsvorsteher Jürgen Stober lobte in seiner Begrüßung das Treffen mit seinem einmaligen Umzug, wodurch auch die Weitergabe der Tradition gesichert wird, die Bereitschaft, etwas für andere zu tun, sich für sie einzusetzen. Die fast 500 Karlsruher Familien mit Billeder Ursprung haben dadurch, dass sie sich hier ein neues Leben aufgebaut haben, auch Anteil an allen Errungenschaften dieser Stadt. Deshalb wünschte er nicht nur vergnügte Stunden, sondern auch alles Gute für die Zukunft. In seiner Rede hob der Billeder Bürgermeister Cristian David hervor, dass er sich geehrt fühlt, bei diesem Billeder Heimattag in Karlsruhe-Neureut dabei zu sein, außerdem versteht und bedauert er die Gründe der Auswanderung, wo er doch gegenwärtig auch mit der Abwanderung der rumänischen Bevölkerung Billeds zu tun hat. Die Deutschen haben unauslöschliche Spuren hinterlassen, gibt er unumwunden zu. Er zeigte sich beeindruckt durch den Empfang im Karlsruher Rathaus und die großartige Ausstellung zum 90-jährigen Jubiläum der Billeder Freiwilligen Feuerwehr und lud alle zur Feier des Jubiläums am 26.-27. August nach Billed ein. Auch bedankte er sich für die sehr freundliche Aufnahme und vergaß nicht, die Grüße der jetzigen Billeder zu überbringen. Werner Gilde schenkte ihm ein Buch über die Geschichte der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, damit die Billeder Schüler mehr darüber erfahren. Zwischen den einzelnen Reden tanzte die Billeder Tanzgruppe „Heiderose“ mal langsam, mal beschwingt (Polka), aber immer auf hohem Niveau, ein Augenschmaus, und ernte-


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te tosenden Beifall. Auch die Karlsruher Tanzgruppen der Banater Schwaben zeigten ihr tänzerisches Können, wurden begeistert gefeiert. Zuletzt tanzten alle Gruppen vereint „Veilchenblaue Augen“ - nur schade, dass dazu zu wenig Platz war, weil es jedes Mal so schön ist! Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup Nachdem der Vorsitzende der HOG Billed allen, aber auch allen am Fest Beteiligten gedankt hatte, kam noch die große Überraschung: Der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup fand trotz Demonstrationen und sonstigen Verpflichtungen noch ein Zeitfenster, um unser Fest zu beehren. Zumal er schon Billed durch Besuche kennt, weiß er, wie es um den Spagat zwischen alter und neuer Heimat steht. Er weiß aber auch, dass der kulturelle Reichtum der Stadt Karlsruhe zum Teil auch auf die frühen oder späten Aussiedler zurückzuführen ist. Karlsruhe hat eine Bevölkerungsfluktuation von 25.000 Personen pro Jahr, so dass Heimat jedem ein Gefühl von Sicherheit und Wurzeln gibt.

Wir alle wissen, dass wir nur gemeinsam stark sind, etwas bewegen oder auf die Beine stellen können. Dabei steht uns unser Motto zur Seite. „Nur der ist seiner Ahnen wert, der ihre Sitten treu verehrt“. Das „Verzähle“, Umarmen und sich Freuen wie auch das Tanzbein-Schwingen zu den Klängen der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen und später auf die Musik von DJ Gerry, dauerte bis nach Mitternacht, als man zufrieden und auch müde nach einem so langen Dabeisein heimging, mit Dank an die, die das alles möglich gemacht haben und mit dem Wunsch, immer wieder dabei zu sein. Abbildungen 1. Gruppenbild der Umzugsgesellschaft: Die Trachtenpaare aus Billed und Karlsruhe, die Blaskapelle Billed-Alexander­ hausen und die Ehrengäste. 2. Die Trachtenpaare im stylischen Foyer der Badnerland­ halle vor ihrem Einmarsch in die Festhalle 3. Werner Gilde und Heidi Müller eröffnen die Veranstal­ tung.


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30 Jahre Billeder Denkmal

Ansprache am Heimattag auf dem Karlsruhe Hauptfriedhof Werner Gilde

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ehr geehrte Gäste! Liebe Billeder Landsleute! Wir haben uns heute hier versammelt, um mit dieser Gedenkfeier unseren 22. Billeder Heimattag in Würde zu beginnen. Vor fast 30 Jahren, am 7. Juni 1987, wurde unser Billeder Gedenkstein von Pfarrer Johann Palfi gesegnet. Bereits beim Billeder Treffen 1983 hat man über die Errichtung eines würdigen Denkmals gesprochen. Zwei Jahre später, beim nächsten Billeder Heimattag, fand die Idee große Zustimmung unter unseren Landsleuten. Und nachdem die Stadt Karlsruhe sich positiv zu unserem Vorhaben geäußert hat und dieses Areal auf dem Hauptfriedhof zur Verfügung gestellt hat, konnte beim darauffolgenden Heimattag das Denkmal geweiht werden. Besonders vorzuheben sind hierbei die großzügigen Spenden der Billeder für diesen Gedenkstein. Von den 340 Billeder Familien kam die stolze Summe von 32.000 DM zusammen. Damit war die Finanzierung des Vorhabens gesichert. Heute, zu seinem 30-jährigen Bestehen, erstrahlt unser Gedenkstein in neuem Glanz. Durch die Firma Schmidt wurde das Denkmal gereinigt und die gesamten Inschriften erneuert. Somit kann unser Gedenkstein auch für die nächsten Jahre und Jahrzehnte als Gedenkstätte dienen. Wir hoffen hierbei, dass sich, wie vor 30 Jahren, viele Landsleute mit einer Spende an diesen Kosten beteiligen. Uns Billedern war nach dem Verlust der Heimat wichtig, einen Ort zu haben, an dem wir an Allerheiligen und anderen Tagen eine Kerze anzünden können, um den Verstorbenen, die weit weg von unserem neuen Zuhause auf den zwei Friedhöfen in Billed beerdigt sind, zu geden-

ken. Aber auch einfach, um in Gedanken sich der Heimat zu erinnern. Mittlerweile ist dieser Gedenkstein auch für viele andere Landsleute aus dem Banat zur Anlaufstelle geworden, um an Allerheiligen Kerzen anzuzünden. Vor 30 Jahren wurde dieser Gedenkstein geweiht. Das Relief in der Mitte erzählt bildlich unsere Geschichte. Er steht für unsere Heimat, für die Grabsteine auf den Friedhöfen, für Flucht und Vertreibung. Er ist Erinnerungsstein für die Gefallenen der beiden Weltkriege, für unsere Billeder, die in der Sowjetunion als Zwangsarbeiter verstarben und für diejenigen, die durch die Baragandeportation ums Leben kamen. Wir gedenken nun all dieser Verstorbenen und all unseren Lieben, die fern von hier begraben liegen. Wenn wir das in Stein gemeißelte Bild betrachten, so können wir die Einwanderer, dargestellt durch Vater und Sohn, sehen. An ihrer Kleidung sind sie als Deutsche zu erkennen. Entschlossen blickt der Mann in das wüste Land vor sich. Für sich und seine Nachkommen will er hier eine neue, freie, segenreiche Heimat schaffen. Wie wir heute wissen, haben die ersten Siedler es nicht leicht gehabt und die Zahl der Gräber auf den angelegten Friedhöfen hat schnell zugenommen. Ihre Pionierleistung ist in die Geschichte des Banats eingegangen. Für sie steht der Satz: „Die Ersten fanden den Tod“. Das zweite Bild zeigt den fleißigen Bauern, der den Pflug mit kräftiger Hand führt und dem Sumpf Ackerland abringt. Trotz enormer Arbeit und Fleiß ließ der Wohlstand noch auf sich warten: „die Zweiten fanden die Not.“ Die Zeit des Aufblü-


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Abbildungen Links: Einweihung des Denkmals 1987 Rechts: Basorelief am Denkmal hens, des Gedeihens, des Wohlstandes, die Zeit der Ernte und des Brotes ist mit dem Weizenfeld im Dritten Bild dargestellt: „die dritten fanden das Brot“. Das Weizenfeld mit der Kirche ist das Bild der Gnade und des Segens. Die Kirche steht, mit ihrem alle Häuser überragenden Glockenturm, nicht nur in der Mitte des Dorfes, sie war auch Mittelpunkt der Gemeinde. Das Kirchenjahr, die Glaubenslehre und die christliche Ethik waren die bestimmenden Normen in allen Lebenslagen. Danach richtete sich das, „was mer macht“ und „wie mer es macht“, „was sich ghert“ und „was sich net ghert“. Ungeschriebene Gesetze, an die die Billeder sich gehalten haben. Der Kalvarienberg im unteren Bild ist das Wahrzeichen unseres Heimatdorfes. Es war uns ein Anliegen, dieses Wahrzeichen zu erhalten. So wurde er vor einigen Jahren renoviert und erstrahlt heute im neuen Glanz. Auch unsere Heimatkirche wurde kürzlich renoviert. Bei der 250. Jahrfeier vor zwei Jahren erstrahlte sie in neuem

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Glanz. Im nächsten Bild ist der Stacheldrahtzaun zu sehen. Er steht für Unfreiheit und Fronarbeit, für das Leiden der Kriegsgefangenen, der Verschleppten und Deportierten und für ein willkürliches Regime. Gott sei Dank, ist das heute alles Geschichte! Das letzte Bild stellt die Aussiedlung dar. Unser aller Schicksal, unser Weg in die Gegenwart, in die zweite Heimat, in ein neues Zuhause. Bei der Weihe 1987 konnte noch niemand ahnen, dass zwei Jahre später der eiserne Vorhang fällt und durch das Wegfallen der Grenzen unser Billed näher zu uns gerückt ist. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie schwierig und zeitintensiv die Reisen nach Billed, zu den Gräbern meiner Vorfahren, zuvor waren. Ewiges Warten an jeder Grenze. Heute ist man mit dem Auto, wenn alles gut läuft, in knapp 14 Stunden von Karlsruhe nach Billed gefahren. Ganz zu schweigen von den anderthalb Stunden Reisezeit, wenn man mit dem Flugzeug von München nach Temeschburg fliegt. Ja, damals konnte keiner ahnen, dass sich alles so schnell positiv verändern würde. Heute leben wir im vereinten Europa. Für die jungen Menschen ist es ihre Heimat. Wenige wissen, dass es so


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Abbildung Das Denkmal der Gemeinde Billed auf dem Karls­ ruher Hauptfriedhof an Allerheiligen 2016 etwas Ähnliches schon einmal gegeben hat. Wenn man sich mit der Geschichte der Donaumonarchie Österreich Ungarn beschäftigt, kann man Folgendes erfahren. Vor 150 Jahren, im Jahre 1867, hat der Kaiser Franz Josef das Staatsgrundgesetz erlassen. Dieses bestand aus drei wesentlichen Elementen: der Verankerung des Parlamentarismus in einer stabilen verfassungsmäßigen Ordnung, einem liberalen Grundrechtekatalog sowie einem gerechten Ausgleich zwischen den verschiedenen Volksgruppen des Vielvölkerstaates. Artikel 19.1 lautet, ich zitiere: „Alle Volksstämme des Staates sind gleichberechtigt, und jeder Volksstamm hat ein unverletzliches Recht auf Wahrung und Pflege seiner Nationalität und Sprache.“ Selbst wenn die Praxis oft hinter dieser Theorie zurückblieb – damals wurden für das habsburgische Klein-Europa Maßstäbe gesetzt, an denen sich die heutige Europäische Union noch orientieren kann. Heute wird versucht, in einer neuen Partnerschaft das Herz Europas wieder so zu gestalten, dass die Völker

friedlich zusammenleben und gemeinsam die Unrechtsfolgen des vergangenen zwanzigsten Jahrhunderts überwinden können. Die Menschen Europas, die guten Willens sind, bemühen sich, einen Raum, der zwischenzeitlich durch Natio­nalismus, Totalitarismus, Vertreibung und Entrechtung zu einem Negativbeispiel geworden war, in ein positives, erfolgreicheres Model der Verständigung zu verwandeln. In einer globalisierten Welt beginnt für viele Menschen die Heimat wieder wichtiger zu werden. Karlsruhe ist in diesem Jahr der Ort, an dem die Heimattage Baden-Württemberg stattfinden. Es wird viel über Heimat in Vorträgen und Veranstaltungen gesprochen. Aber hier stellt sich wie so oft die Frage, was Heimat eigentlich genau ist? Ist es das liebe traute Elternhaus, in dem wir mit Vater und Mutter, Oma und Opa und den Geschwistern gelebt und gewirkt haben? Ist es die Stube mit dem Tisch und den Stühlen dahinter, der Ofen in der Ecke, der uns an kalten Win-


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tertagen Wärme spendete, oder sind es die Familien-Bilder an der Wand? Ist es die Kammer mit dem Bett, in dem wir schliefen und so manchen Traum träumten? Ist es der Stall mit den Kühen und Pferden, den Hühnern und Schweinen, die wir gefüttert und die uns ernährt haben? Ist es der Dackel oder die Katzen, unsere lieben Hausfreunde? Ist es der große Hausgarten mit den vielen Beeten voller Gemüse oder der Vorgarten mit den vielen Rosen oder die Weinreben am Haus? Sind es die weiten Weizen-, Mais-, Zuckerrüben- und Hanffelder? Ist es die Wiese, wo wir Kinder gerne gespielt, oder die Kaul, der Bach in denen wir an heißen Sommertagen gebadet, oder im Winter „geschleimert“ sind? Ist es unser Heimatdorf mit all seinen Straßen und Häusern, mit Kirche und Schule, mit Wirtshaus und Kulturheim? Oder sind es die Menschen, Schulfreunde und Kameraden, die das Bild der Heimat beleben? So sind wir hineingewachsen in die Dorfgemeinschaft, eine Zelle derselben bildend. Und diese Dorfgemein-

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schaft und all die Dörfer rundherum, mit all ihren Menschen, das ist unsere Heimat. Darum treffen wir uns alle zwei Jahre beim Billeder Heimattag oder beim Schlachtfest der Billed – Alexanderhausener Blasmusik in Frankenthal oder beim Herbstfest in Nürnberg, um diese Gemeinschaft zu pflegen. Ein unbekannter russischer Schriftsteller (Abram Terz) wiederum meinte: „Heimat ist kein geographischer Begriff. Man trägt sie in sich selbst.“ Die Liebe zur Heimat verbindet über Grenzen hinweg Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und unterschiedlicher Generationen. Welch ein gutes, welch ein hoffnungsvolles Zeichen für ein gemeinsames „Haus Europa“! Lasst uns gemeinsam daran bauen. Dass gerade wir, die Vertriebenen und Spätaussiedler, dies können, haben wir immer wieder bewiesen. Und von der hohen Politik werden wir nicht umsonst als gute Brückenbauer bezeichnet. Ich wünsche uns allen einen schönen Billeder Heimattag! Vielen Dank!


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Abbildungen 1. Trachtentänze auf 2 Ebenen der Billeder und Karls­ ruher Trachtenpaare zu dem beliebten Banater Evergreen „Veilchenblaue Augen“. 2. Die Karlruher und Billeder Trachtenpaare wie aus einem Guss, man kann sie nicht unterscheiden 3. 8 Trachtenpaare der Billeder Heiderose, insgesamt ha­ ben sie über 50 Mitglieder.


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Abbildungen 1. Organisatoren und Leiter der Trachtengruppen beim Heimattag: Heidi, Werner und Hansi. 2. Ansprache des Billeder Bürgermeisters Cristian David, da­ neben Adam Csonti, der übersetzt. 3. Zwei Billeder Rekruten Baujahr 1954 4. Fabio und Maxima Hell haben inzwischen die Trachten abgelegt. Sie waren jüngste Teilnehmer beim Umzug. Die Feuerwehrpuppe trägt eine der Paradeuniformen, die 1977 zur 50-Jahrfeier für alle Feuerwehrmitglieder maßgeschnei­ dert wurden. 5. Der Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup hält eine Ansprache 6. Elfi und Waltraud, 2 Banater Seniorinnen: jugendlich, kontaktfreudig und unternehmungslustig 7. Abschied in der Badnerlandhalle. In den Kartons haben die Jugendlichen ihre Billeder Trachten verstaut.


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Billeder Treffen

Timmi Barthelmess

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ieder war es soweit und wir sind zum Billeder Treffen gegangen. Schon lange vorher haben meine Schwester Anni und ich, als wir bei Omi und Opi waren, über das Treffen gesprochen. Wir freuten uns, wieder die Blechmusik zu hören. Vor allem von den Instrumenten sind wir sehr begeistert. Wir sind auch von der schönen Tracht sehr angetan und vor allem, wenn die Trachtenpaare so schön marschieren und tanzen. Dieses Jahr hatte Hans Rothgerber die Feuerwehr sehr interessant dargestellt. Diese Puppe als Feuerwehrmann und das kleine Feuerwehrauto mit funktionierender Sirene waren sehr originell. Damit kann man auch Kinder begeistern. Auf den vielen ausgestellten Bildern konnte man sehen, wie die Billeder sich schon früher sehr für den Schutz ihrer Gemeinde engagiert haben und das Interesse an solchen Veranstaltungen sehr groß war. Anni und ich wissen auch sehr viel über Billed, weil unsere Mama Astrid und unsere Großeltern uns sehr viel und oft erzählen. Wir verstehen auch das „Billedrisch“, wenn in unserer Familie so gesprochen wird. Unsere Lieblingsspeisen können wir uns auch auf billedrisch wünschen, wenn wir bei Omi und Opi sind und die schmecken immer sehr lecker. Anni sagt das „Grombiere un Nudle“ zwar bisschen komisch, aber da lachen wir wenigstens darüber. Wenn wir noch größer sind, wollen wir auch nach Billed fahren, es interessiert uns schon, wo unsere Mama mit ihrer Familie gelebt hat, wo sie ihre ersten 7 Jahre verbracht hat; denn sie erzählt uns auch immer, wie ihr Bruder Armin und sie dort mit ihren vielen Freunden so schön gespielt haben. Es ist schön, dass so viele Leute zum Treffen kommen,

Foto oben: Strahlender Fost-Familienclan! Keinen einzigen Heimattag haben Anna und Hans bisher ausgelassen. Er­ fahrungserprobt haben sie einen Emporenplatz mit bestem Überblick belegt. Sie gehören auch zu den mittlerweile ganz Wenigen, die hier in 3 Generatio­nen anwesend sind. Foto rechts: Timmi und Anni, die kleinsten Teilnehmer, zum Spielen mit dem Feuerwehrauto aber schon zu groß. nur schade, dass so wenig Kinder in unserem Alter dabei sind. Wir würden uns so freuen, wenn wir das nächste Mal beim Teffen einige treffen könnten. Sie sollen sich das wenigstens einmal anschauen, dann werden sie erleben, wie schön und festlich es ist. Wir sind sehr begeistert und freuen uns schon auf das nächste Billeder Treffen. Schade, dass es nur alle zwei Jahre stattfindet. Jetzt sage ich Euch noch ein billedrisches „Griss Gott“, bis zum nächsten Mal.


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Sommerfest 2017 und Tanzshow aus Übersee

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u unserem Sommerfest auf dem Gelände des FC Südstern am Samstag, dem 1. Juli, schickte uns der Wettergott zur Abwechslung etwas Abkühlung mit dunklen Wolken. Es waren rund 20° C und unser Schirmherr, Bürgermeister Michael Obert, konnte mit seinem Schirm Schlimmes abwenden, sodass es auch außerhalb der Pavillons relativ trocken blieb. Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen, der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe, Mititei vom Grill, Tortenbuffet und Tanzvorführungen der Trachtengruppen der Banater Schwaben Karlsruhe bildeten, wie gehabt, die Säulen der Veranstaltung. Diesmal gab es jedoch eine zusätzliche große Kirsche auf unserer Veranstaltungstorte: die Jugendgruppe der Donauschwaben Cleveland/USA. Ein 3-teiliges Tanz-

Werner Gilde

programm haben sie mitgebracht, die Veranstaltung am 2. Juli im Gemeindezentrum St. Tomas Morrus in Karlsruhe-Oberreut bildete den Auftakt ihrer 3-wöchigen Europa-Tournee. Dankeschön den zahlreichen Helfern, Kipfel- und Tortenspenderinnen und allen, die zum Gelingen unsereres diesjährigen Sommerfestes beigetragen haben! Dankeschön an unsere Gäste aus Cleveland für ihre unvergessliche Show! Unsere Foto- und Videoreporter Cornel Gruber sowie Theresia und Ottmar Liep haben die Veranstaltungen sehr schön und übersichtlich festgehalten, vielen Dank! Der Kreisverband der Banater Schwaben Karlsruhe bedankt sich beim Vorstand des FC Südstern für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit!


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Abbildungen 1. Die Blaskapelle Billed-Alexander­ hausen, einige Musikanten sind meh­ rere hundert Kilometer angereist. Sommer-, Herbst- und Schlachtfest bilden die Höhepunkte der Veranstal­ tungen mit der Blaskapelle im Jah­ resablauf. 2. Der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe unter der Leitung von Ort­ win Meinhardt mit den Solistinnen Irmgard und Melitta 3. Wie auch schon im letzten Jahr wurde das Sommerfest mit Chorliedern eröff­ net. Fotos: Cornel Gruber


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Abbildungen 1. Grillen ist Männersache: die Grillmannschaft und Fachkundige mit den beliebten Mititei 2. Tortenbuffet am frühen Nachmittag: Die Frauen haben die Torten selbst gebacken. 3. Die Gäste aus Cleveland. Die Jugendgruppe be­ steht seit 1958 und ist schon vor Präsidenten und Prinzen rund um den Globus aufgetreten. Der Aufenthalt in Karlsruhe war der Auftakt ihrer 3-wöchigen Tournee durch Deutschland, Österrei­ ch und Ungarn. 4. Tanz der Karlsruher Trachtengruppe


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Abbildungen Links: Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen mit den Solisten Melitta und Dietmar Giel, leicht geblendet von plötzlichen Sonnenstrahlen am grauen Himmel Oben: Jubelbild der Gäste aus Cleveland. Sie vertreten das Deutsch-Amerikanische Kulturzentrum der Don­ auschwaben.

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Abbildungen Oben: Gruppenbild der Trachtengruppe der Banater Schwaben Karlsruhe mit den Gästen aus Cleveland Unten: Aufmarsch der Trachtengruppen auf dem Rasen des FC Sßdstern


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Welcome to Karlsruhe!

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om 29. Juni bis zum 3. Juli war so einiges los in Karlsruhe. Am Donnerstagnachmittag reiste der ersehnte Besuch endlich an. Als ersten Stopp auf ihrer Europareise durften wir die Donauschwäbische Jugendgruppe aus Cleveland bei uns in Karlsruhe begrüßen. Die 17 Jugendlichen, ihre Leiterin Margot Maurer und einige mitgereiste Eltern wurden von uns, der Tanzgruppe Karlsruhe sowie Freunden und Bekannten, herzlich empfangen. Nach dem ersten Kennenlernen bei einem gemütlichen Beisammensein im Garten der Familie Muth ging es an diesem Abend zu den Gastfamilien nach Hause. Denn am nächsten Tag hatten wir für unsere Gäste eine spannende Schwarzwaldtour geplant. Fast pünktlich um 8 Uhr fuhren wir nach Freudenstadt, wo wir eine Wanderung durch den Barfußpark machten. Über die verschiedensten Untergründe wie Gras, Steine, Scherben, Wasser und vieles mehr bahnten wir uns den Weg durch den Barfußpark. Auch wenn die Füße manchmal schmerzten und man dachte, hier komme ich auf gar keinen Fall drüber, hatten wir alle gemeinsam viel Spaß. Auch das tolle Wetter ließ das Piksen an den Füßen schnell vergessen. Nachdem wir uns vom Dreck und Schlamm befreit hatten, ging es direkt wieder in den Bus zu unserer nächsten Station – die Vogtsbauernhöfe in Gutach. Nach einem ausgiebigen Mittagessen mit deutschen Spezialitäten waren wir für die Führung bestens gerüstet. Zunächst konnte jeder auf eigene Faust die vielen traditionellen Häuser von früher besichtigen. Danach wurden wir durch das größte Haus von einer Führung begleitet. Uns wurden die verschiedenen Räume, Traditionen

Melanie Müller

und die Geschichte der Vogtsbauernhöfe nähergebracht. Abschließend folgte wohl das Schönste für uns alle. Wir konnten live dabei sein, wie die traditionelle Schwarzwälder Kirschtorte zubereitet wird. Ich kann dazu nur sagen, viel Schokolade, viel Sahne und sehr, sehr viel Schnaps! Damit wir natürlich auch beurteilen konnten, ob diese Torte gelungen ist, durften wir alle ein großes Stück probieren. Bei einer Tasse Kaffee genossen wir noch das tolle Wetter im Biergarten des Restaurants. Auf dem Rückweg zu unserem Bus liefen wir noch an vielen Souvenirläden vorbei, wo es auch Essensspezialitäten aus dem Schwarzwald zu kaufen gab. Unsere Gäste und auch wir ließen es uns natürlich nicht nehmen, alles genauestens zu betrachten. Als Abschluss unserer kleinen Schwarzwaldtour fuhren wir noch in die Barockstadt Rastatt, um das Schloss zu besichtigen. Davor noch schnell die Pfarrkirche St. Alexander. Nach einer kurzen Rast im Hof des Rastatter Schlosses ging es auch schon wieder in Richtung Karlsruhe, wo wir alle schon sehnsüchtig von den Gastfamilien erwartet wurden. Am Abend ließen einige Jugendliche und Erwachsene den Abend im „Badisch Brauhaus“ gemütlich ausklingen. So konnten unsere amerikanischen Gäste das gute deutsche Bier probieren. Mit einer eigenständigen kleinen Stadtführung durch Karlsruhe begann für uns alle der Samstagmorgen. Wir starteten im Botanischen Garten, der sich inmitten des Schlossgartens befindet. Vorbei an vielen bunten Blumen, Bäumen und Gewächsen schlenderten wir durch den Garten, kamen vor das Karlsruher Schloss, welches sich in seiner vollen Pracht vor uns erhob. Nach eini-


Veranstaltungen gen geschichtlichen Hintergründen zu der Stadt Karlsruhe und dem Schloss ging es weiter in die Innenstadt von Karlsruhe, an einigen wichtigen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten vorbei. Nach dem geschichtlichen Teil unserer Führung ermöglichten wir unseren Gästen, selbst noch auf Entdeckungsreise zu gehen. Viele zog es dabei in das große „Ettlinger Tor“-Einkaufszentrum oder in Cafés. Kurz darauf fuhren wir nach Ettlingen, wo wir eine Kirche und die schöne Altstadt besichtigten. Nach einem kleinen Marsch durch die Gassen machte uns das Wetter leider einen Strich durch die Rechnung und wir brachen vorzeitig in Richtung Bus auf. Nun ging es für uns alle zum Sommerfest des Kreisverbandes Karlsruhe, wo die Tanzgruppen am späten Nachmittag ihre Auftritte haben sollten. Bei unserer Ankunft auf dem Gelände des FC Südstern wurden von unseren fleißigen Helfern schon die ersten Mici und Steaks gegrillt. Der bekannte Grillgeruch und die Klänge der Billed-Alexanderhausener Blaskapelle luden viele Gäste zum Verweilen ein. Es schien, als ob der Wettergott ein Schwob gewesen sein muss, denn das Wetter hielt den ganzen Tag und somit amüsierten sich unsere zahlreichen Gäste prächtig! Die offizielle Begrüßung erfolgte durch den Bürgermeister Michael Obert, den Vorsitzenden des FC Südstern Dietmar Oberle, den Ehrenvorsitzenden des FC Südstern Günter Weber und unseren Kreisvorsitzenden Werner Gilde. Während einer Pause unserer Musikanten beglückte uns der Chor der Banater Schwaben Karlsruhe mit vielen schönen Liedern. Nach unserem traditionellen Kuchenverkauf, der immer nur durch die zahlreichen Kuchenspender zustande kommt, standen die tänzerischen Darbietungen der

35 Tanzgruppen auf dem Programm. Wir, die Erwachsenenund Jugendgruppe Karlsruhe, sowie die Jugendgruppe aus Cleveland zeigten mit jeweils zwei Tänzen unser tänzerisches Können. Wir alle ernteten tosenden Applaus. Nach erbrachter Leistung konnten wir den Tag und unser Sommerfest gemütlich ausklingen lassen. Wir bedanken uns sehr bei unseren zahlreichen Helfern, Kuchenspendern und natürlich bei allen Gästen: Schön, dass wieder so viele zu unserem Fest gekommen sind! Auch ein großes Dankeschön geht an unsere Tombola-Spender! Dazu gehören unter anderem das Nähzentrum Senci Karlsruhe sowie unser Blumenladen des Vertrauens in Karlsruhe „Blumen Hipp“. Für die Jugendlichen unter uns ging es am Abend noch in das Gemeindezentrum Oberreut, wo wir alle gemeinsam mit unseren amerikanischen Gästen ausgelassen feierten. Neben vielen Spielen wurde viel getanzt und gelacht. Wir hatten alle sehr viel Spaß und der ein oder andere konnte durch die tollen Gespräche auch sein Englisch etwas aufbessern. Nach einer kurzen Nacht freuten wir uns am Sonntag auf das Kulturprogramm unserer Gäste aus Cleveland. Während sich unsere Gäste für ihr Programm vorbereiteten, wurden die Gäste durch uns mit Kuchen und Kipfeln verköstigt. Die Gruppe hat das Programm innerhalb eines Jahres selbst zusammengestellt und ausgiebig geprobt. Vor einem vollen Saal im Gemeindezentrum Oberreut präsentierten die Jugendlichen dann ihr Können. Das Programm beinhaltete einen traditionellen Teil in Tracht, einen modernen Teil mit amerikanischen Tänzen und einen DirndlTeil mit deutschen Tänzen. Unsere Gäste, aber auch wir, waren begeistert und es hielt am Ende kaum jemanden auf seinem Stuhl. Mit viel Applaus wurde die Jugendgrup-


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Abbildungen Im Gemeindezentrum Oberreut präsentierte die Jugend­ gruppe aus Cleveland einen traditionellen Teil in Tracht, einen modernen Teil mit amerikanischen Tänzen und ei­ nen Dirndl-Teil mit deutschen Tänzen. pe aus Cleveland für ihren Auftritt belohnt. Die Jugendlichen aus Karlsruhe wurden dann abschließend noch auf die Bühne gerufen, wo wir gemeinsam mit den Amerikanern zwei Tänze tanzen durften. Wir hatten alle sehr viel Spaß, auch das Publikum applaudierte vor Begeisterung. Nach dem offiziellen Teil folgte ein gemeinsames Essen mit den Gastfamilien, Helfern und Amerikanern. Bei einer großen Portion selbstgemachtem Reisfleisch von unserem Norbert Müller ließen wir den Nachmittag gemütlich ausklingen. Als Abschluss des Tages gingen einige Jugendliche mit unseren Gästen noch in die Karlsruher Innenstadt. Bei einem Gläschen Wein, Bier oder Cocktail wurde wieder sehr viel geredet und gelacht. Am Montagmorgen war es leider schon Zeit, um Abschied zu nehmen. Der Aufenthalt in Karlsruhe war für

die Jugendgruppe aus Cleveland leider schon vorbei. Viele Freundschaften sind entstanden, die sicher noch viele Jahre weiterbestehen werden. Wir freuen uns schon jetzt auf ein Wiedersehen! Es war uns allen hier in Karlsruhe eine Ehre, die Jugendgruppe aus Cleveland zu Gast zu haben. Wir konnten ihnen durch unser Sommerfest eine unserer schönsten Veranstaltungen zeigen und ihnen unsere schöne Stadt sowie Umgebung näherbringen. Zum Schluss möchte ich mich bei allen Helfern und Gastfamilien bedanken, die uns das gesamte Wochenende unterstützt haben. Ohne euch wäre solch eine tolle Erfahrung nicht möglich gewesen! Wir freuen uns auf viele weitere Veranstaltungen und Feste in Karlsruhe, bei denen wir die altbekannten sowie neue Gesichter treffen werden.


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Konzert in der Billeder Kirche

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onntag, 30. Juli 2017 um 18 Uhr, fand in der Billeder katholischen Kirche ein Konzert mit Dr. Franz Metz und dem Münchner Bariton Wilfried Michl statt. Organisiert wurde es vom Gerhardsforum, dem römisch-katholischen Bistum Temeswar sowie dem Forum der Deutschen im Banat. Die Veranstaltung ist auf das verdienstvolle Engagement von Dr. Franz Metz, 1955 in Darowa geboren und seit 1985 Organist und Musikwissenschaftler in München, in der Erforschung und der Neuwertung des Banater Musikerbes zurückzuführen. In diesem Zusammenhang gibt es zurzeit die Wanderausstellung „Banater Orgeln und Orgelbauer. Bilder einer europäischen Orgellandschaft“.

Hans Rothgerber

Die Banater Orgeln und Orgelbauer, darunter auch die Billeder Kirchenorgel, sind darüberhinaus auf Musikverlag EDITION MUSIK SÜDOST dokumentiert. Das Konzert fand während und nach dem Gottesdienst mit Pfarrer Bonaventura Dumea statt. Abschließend hält Dr. Franz Metz einen kleinen Vortrag über Banater Orgeln und schließt mit einem Aufruf zur Restauration und dem Erhalt der inzwischen ermüdeten Billeder Kirchenorgel. Die Veranstaltung endete mit Abendessen und gemütlichem Beisammensein von Gästen und Billedern am späten Abend im Heimathaus.


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39 Abbildungen 1. Gottesdienst mit dem Billeder Kirchenchor, an der Orgel begleitet von Dr. Franz Metz 2. Konzert während des Gottesdienstes mit dem Münchner Bariton Wilfried Michl 3. Abschließend hält Pfarrer Bonaventura Dumea eine Ansprache, links Wilfried Michl und Dr. Franz Metz.


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Nach 72 Jahren wirklich daheim

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adio Temeswar, mein Heimatradio, macht mehr Musik in deutscher Sprache als viele Sender aus Deutschland und Österreich - postet ein Fan auf dem FacebookAuftritt der Sendung in deutscher Sprache. Gesendet wird seit 1956, ein treuer Hörer ist auch Adam Csonti. Er machte auf den bekannten Komponisten und Texter aufmerksam, der 1944 mit seiner Mutter vor der Roten Armee aus Billed nach Ried im Innkreis geflüchtet war und nun auf Besuch im Heimathaus weilt. Herausgekommen ist eine 54-minütige Spezialsendung über Hans Mathis und seine Musik, die am 14. August 2017 gesendet wurde. Das Interview führte Kulturmanager Florian Kerzel. Der Durchbruch gelang Mathis 1965 mit dem Lied „Der Abschied von der Mutter“, gesungen von Jahn Berthold. Rund ein halbes Jahr lang wurde das Lied in den Wunschkonzerten des ORF ausgestrahlt und war in der Zeit des Mittelwellenrundfunks im Kalten Krieg bis ins

Hans Rothgerber

Banat zu empfangen. Auch in den Billeder schwäbischen Häusern war das tägliche Wunschkonzert aus Wien die beliebteste Sendung am Vormittag. Die Anzahl der Veröffentlichungen auf Schallplatten, MC und CD des eigentlich unstudierten Komponisten beträgt rund 1.300. Und das kommt nicht von ungefähr, seine ohrwurmigen Melodien und Texte sind unterhaltsam und ergeben Sinn, sie gehen unter die Haut. Hans Mathis verbrachte einige Tage im Heimathaus, ging seinen Kindheitserinnerungen nach. Unterwegs mit der Ritter-Rumänienhilfe konnte er sich ein Bild von der Banater Heide machen. Auch ein Stückchen von dem sich zurzeit herausputzenden Klein-Wien (Temeswar) zeigten wir ihm und hatten viel Spaß. „Ich denk so gerne an daheim“ heißt das von Hans Mathis in den 1980er Jahren nach Erinnerungen seiner Mutter komponierte Billed-Lied. Nach 72 Jahren ist er nun auch wirklich daheim gewesen.


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Abbildungen 1. Hans Mathis im Interview bei Radio Temeswar mit Kul­ turmanager Florian Kerzel, links. 2. In der Heimatausstellung entdeckt Hans Mathis seine Mutter auf einer Aufnahme mit dem Billeder Kirchenchor, man nannte sie „Singmädcher“, aus dem Jahr 1930. 3. Mittagessen in der Gartenlaube mit Elisabeth Martini, links und Sieglinde, Mitte. 4. Vor der Temeswarer Oper mit Roswitha Csonti, links und Elisabeth Martini, rechts 4


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Besucher im Heimathaus

Tropische Hitze im Banat

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er Sommer im Banat war meist heiß, aber ab und zu regnete es ausgiebig, sodass Mensch und Natur kurz aufatmen konnten. Nicht so dieses Jahr, wo es mehr als 2 Monate in Billed nicht geregnet hat, weil alle Regenwolken einfach vorbeizogen. Trotzdem machten wir uns auf den Weg, Hans Rothgerber und ich, um über Leben und Schaffen des Banater Malers Franz Ferch zu recherchieren, um Kirche, Friedhöfe und Bekannte zu besuchen. Ein musikalischer Genuss war am 30. August das Kirchen-Konzert mit Franz Metz an der Orgel und dem Sänger Wilfried Michl, die zusammen mit dem Billeder Kirchenchor während der Messe und anschließend an die Messe Meisterhaftes boten, auch von den Zuhörern entsprechend beklatscht wurden. Die Friedhofsbesuche zeigten wieder, dass hier die ordnende Hand von Adam Csonti waltet- dem wir zu ewigem Dank verpflichtet sind – aber auch, dass der Versuch, den Blumenschmuck auf den Gräbern gegen die Dürre zu erhalten, fast unmöglich war. Auch tägliches Gießen half nur wenig, meist war alles verdorrt wie sonst nie. Viel Abwechslung brachte ins Forum-Leben auch der Besuch des bekannten Liederkomponisten Hans Mathis, der nach 72 Jahren wieder seinen Geburtsort Billed sah, aber kaum noch Erinnerungen daran hatte. Die Suche nach Spuren von Franz Ferch, der auch Kirchenmalerei hinterlassen hat, führte uns in die Lovriner Kirche, nach Perjamosch, vor allem aber nach Periam-Port, wo wir das Sommerdomizil des Malers suchten, wenig Spuren fanden, mehr Wildnis. Auf der Suche nach Personen, die den Künstler Franz Ferch kannten, kamen wir mehrmals am Haus der bil-

Elisabeth Martini

denden Künstler neben dem Rosenpark vorbei, bis wir den Zunftgenossen Sekernyes trafen. Und weil wir schon ganz in der Nähe waren, machten wir auch einen Abstecher in den Rosenpark, der der Dürre wegen auch keine Augenweide war, aber wenigstens ein Verschnaufen gestattete. Ein Getränk hatte der Hitze wegen fast jeder in Temeswar bei sich, auch wir. Zwar müde, doch ohne Probleme kam ich im Forum an, um am nächsten Morgen große Probleme zu haben. Im Bad rutschten mir einfach die Füße weg, ich konnte mich nur schwer am Waschbecken aufrappeln, duschen und mich aufs Bett setzen. Roswitha erkannte sofort die Gefahr, rief die Gemeindeärztin, die einen viel zu hohen Blutdruck und andere verdächtige Zeichen feststellte, sodass sie sofort den Rettungsdienst bestellte. Dieser brachte mich zügig ins Kreiskrankenhaus (Spitalul Judetean), wo die AufnahmeUntersuchungen auch problemlos verliefen. Pech war nur, dass die 9. Etage, die Neurologie, gerade saniert wurde, was natürlich nicht nur Bohren und Hämmern von morgens bis abends bedeutete, sondern auch: keine Klimaanlage oder Ventilator bei 40°C Außentemperatur, keine funktionierende Klingel, fünf statt vier Betten im Raum, sodass bei fast jedem Öffnen der Tür diese an mein Bett stieß, da ich gerade hinter die Tür zu liegen kam, keine Frischluft, nur Schwitzen. Zum Glück war die Nasszelle direkt neben dem Krankenzimmer, jedoch ohne Hilfe nicht zu erreichen, wenn du rechtsseitig gelähmt bist, weder Fuß, noch Arm gebrauchen kannst. Kissen und Laken waren schweißnass und du liegst in einer Mulde, aus der du dich ohne Hilfe nicht aufsetzen kannst.


Besucher im Heimathaus

Abbildungen Oben: bei 40°C im Schatten haben auch die Dis­ teln am Kalvarienberg zu leiden Unten: in der Gartenlaube mit Hans Mathis, im Bild hinten, und Adam und Roswitha Csonti, im Bild rechts, beim Abendessen.

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44 Besucher waren da mitfühlend, auch der Roma, der täglich seine kranke Frau besuchte, die ein ähnliches Schicksal getroffen hatte. Das waren wohlhabende Roma aus der Lugoscher Gegend, orthodox, mit Familiensinn, jedoch mit weniger Rücksicht auf Besuchszeit und andere Patienten. Zwei Schwestern und eine Nichte waren anfangs ständig um die Kranke besorgt; die Schwestern überraschten mich morgens im Bett neben mir, alles wohlwollend übersehen vom Personal. Als ich mal besorgt nach meiner Tasche sah, deren Reißverschluss ich nur mit der Linken sehr schwer schließen konnte, sagte mir die Redseligere: „Lasa, doamna, eu am mai multi bani decat dumneata,“ was so viel heißen sollte: „Seien Sie unbesorgt, liebe Frau, ich besitze mehr Geld als Sie.“ Was wahrscheinlich auch stimmte, denn sie erzählte auch davon, wo sie überall im Ausland war: in Deutschland, Frankreich, Italien, von wo sie jeweils paar Sprachbrocken behalten hat. Die von den Schwestern – am Sonntag auch von sechs Nichten und Neffen - verwöhnte Kranke wollte trotz Kopfschmerzen und Schwindel unbedingt bis Donnerstag entlassen werden, damit sie ihre drei Häuser bis zur „ruga“ (Kirchweih) auf Vordermann bringt, was wieder auf Wohlstand schließen lässt. Auch ließen sie nicht unerwähnt, dass mehrere ihrer wohlgenährten Nachkommen studiert haben, sozial recht oben angekommen sind. Eine Taufe, wie sie bevor stand, war ein Fest für die ganze Sippe, sodass wir anderen am besuchfreien Montag mal mehr Luft zum Atmen hatten. Zum Glück besuchten auch mich täglich Roswitha Csonti und Hans Rothgerber, die mich mit dem Nötigsten versorgten und tröstend auf mich einwirkten, da ich auch manchmal tief traurig war und weinte. Essen, auf die Toilette gehen, mit einer Hand alles tun und dazu noch

Besucher im Heimathaus mit links, wo du Rechtshänderin bist! Dabei war ich keinen Moment verzweifelt: Ich war sicher, dass es mir wieder besser gehen wird, auch wenn es mich große Anstrengungen kostet. Deshalb habe ich auch nach Möglichkeit Übungen gemacht und mich gefreut, als ich zum ersten Mal meinen Arm heben und eine Faust machen konnte. Zwar war ich die Älteste im Raum, wurde aber zuerst entlassen, drei andere einenTag danach, weil die zuständige Ärztin Urlaub machte. Als Fazit muss ich sagen: Medizinisch wurde scheinbar alles richtig gemacht, denn meine Hausärztin fand, dass ich zuhause nicht mehr ins Krankenhaus muss, weil alles getan wurde. Physio- und Ergotherapie sollten das Übrige tun. Die Heimreise mit Hans Rothgerber im Pkw verlief problemlos, auch wenn 13 Stunden ohne auszusteigen doch eine Kraftanstrengung und Willensstärke erforderte. Wieder zuhause, wollte ich nicht mehr weg, auch nicht in die Reha, sodass ich die Therapeutin mir da helfen ließ und durch Anstrengungen Fortschritte machte. Anfangs musste mein Neffe Zwiebelschälen und -schneiden, Flaschen öffnen; den Nachbarn habe ich rausgeklingelt,weil ich den Manschettenknopf nicht öffnen konnte vor dem Schlafengehen. Auch die erste Unterschrift auf meinen Therapieschein musste mein Neffe für mich setzten, danach schaffte ich es schon immer besser. Zum Glück geht es mir mit der Zeit immer besser und ich freue mich über den kleinsten Fortschritt. Ich komme im Haushalt, mit den Einkäufen und sonstigen Besorgungen recht gut zurecht, wenn auch alles ein bisschen langsamer geschieht als früher. Ich bin und bleibe Optimistin. Einen besonderen Dank an Roswitha für Hilfsbereitschaft, Fürsorge, Verständnis in jeder Situation, Geduld.


Besucher im Heimathaus

Abbildungen Oben: Nach langer Hitzeperiode folgte ein sommer­ licher Gewitterregen. Eine Fahrradreisegruppe der DBJT aus Deutschland beim Feiern mit der Bille­ der Heiderose am 06.08 Unten: Nächtliches Gruppenbild im Heimathaus

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Beim Abschlussumzug der Heimattage 2017 in Karlsruhe

Cornel Gruber

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en Abschluss der Heimattage Baden-Württemberg 2017 in Karlsruhe bildete ein großer Umzug rund um das Karlsruher Schloss. Auf einer Strecke von 2,5 Kilometern zogen rund 90 Gruppen mit Trachtenträgern, Fahnenschwingern, Motivwagen und Musikkapellen. Nach Angaben der Veranstalter gab es rund 50.000 Zuschauer. Auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann war vor Ort.

Die Karlsruher Trachtengruppe war mit 23 Trachtenpaaren dabei und die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen zählte 21 Musikanten. Die 40. Heimattage hatten im Mai begonnen, zu über 250 Veranstaltungen sind insgesamt etwa eine Million Besucher gekommen. Unsere Vortänzerin wurde vom SWR interviewt, eine umfangreiche Video­dokumentation befindet sich auf heimathaus-billed.de


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Heimattage Baden-Württemberg Karlsruhe 2017

Melanie Müller

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um 40. Jubiläum der Heimattage Baden-Württemberg wurde die Stadt Karlsruhe zum Austragungsort der Heimattage 2017 bestimmt. Das bedeutet, dass zum ersten Mal die Heimattage in einer Großstadt stattfanden. Mit den verschiedensten Veranstaltungen wurden die Heimattage in Karlsruhe über das gesamte Jahr hinweg begleitet. Der große Landesfestumzug am Sonntag, dem 10. September, bildete den Abschluss. Knapp 90 Trachten-, Folklore- und Musikgruppen aus ganz Baden-Württemberg, dem benachbarten Elsass und den Karlsruher Partnerstädten nahmen teil. Auch wir, die Tanz- und Trachtengruppe aus Karlsruhe, durften ein Teil davon sein. Mit frisch frisierten Haaren, geputzten Schuhen, gestärkten Unterröcken, Kerweihhüten und natürlich mit unserem wunderschönen Kerweihstrauß machten wir uns für den Festumzug bereit. Bei traumhaftem Wetter marschierten wir mit insgesamt 24 Paaren und unserer Blaskapelle Billed-Alexanderhausen durch die Straßen von Karlsruhe. Mit viel Applaus wurden wir von den Zuschauern begleitet. Vor dem

Schloss angekommen, bot sich uns eine traumhafte Kulisse. Hunderte, wenn nicht sogar tausende Menschen tummelten sich hier auf dem Vorplatz des Schlosses und verfolgten gespannt den Festumzug. Auch Sonja Schrecklein ließ es sich nicht nehmen, unter den Rock einer unserer Kerweihmädchen zu schauen. Während fleißig die Unterröcke gezählt wurden, es waren 7 Stück, zeigten die restlichen Trachtenträger einen schönen Figurenaufmarsch vor der Ehrentribüne. Mit viel Applaus wurden wir von der Ehrentribüne verabschiedet und es ging weiter. Unter den Marschklängen der Blechmusik zog es uns durch die Karlsruher Straßen. Mit Begeisterung, viel Applaus und Anerkennung für unsere Trachten und unsere Tradition wurden wir von den Zuschauern begrüßt. Es war für uns sehr schön und eine Ehre, ein Teil der Heimattage Karlsruhe 2017 zu sein. Gerade weil wir alle aus Karlsruhe und Umgebung kommen, war es für uns nochmal etwas ganz Besonderes. Wir hatten sehr viel Spaß und haben uns gefreut, dass auch nicht-aktive Mitglieder unserer Tanzgruppe bei diesem tollen Event mitgewirkt haben.


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Abbildungen 1. Gruppenbild nach dem Festumzug 2. Die Blaskapelle Billed-Alexanderhausen 3. Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup auf der Ehren­ tribüne grüßt die Banater 4. Der Festumzug kurz vor dem Ende der 2,5 km lan­ gen Strecke Fotos: Cornel Gruber


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90-Jahrfeier der Billeder Feuerwehr und Dorffest

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nsere Busfahrt ins Banat, organisiert von der HOG Billed und dem KV der Banater Schwaben Karlsruhe in der Zeitspanne 23.-27. August, bildet inzwischen eine weitere Erinnerung an unsere alte Heimat im Wandel der Zeit. Anlass und Höhepunkt unserer Reise war die 90. Jahrfeier der Billeder Freiwilligen Feuerwehr am 26.08 sowie das Dorffest der Gemeinde am 27.08. Ein Presseartikel von Oana Mușat in der Regionalzeitung „Observator de Timiș“ vom 27.08.2017 berichtet von der Veranstaltung, er wurde übersetzt. Der „Volontäre Dienst für Dringlichkeitsfälle Billed“ (Serviciul voluntar pentru Situații de Urgență Biled neuer Name für die ehemalige Feuerwehr) bei der Feierstunde. Neunzig Jahre seit der Gründung. Am Samstag feierten die Billeder das 90. Gründungsjubliäum ihrer Freiwilligen Feuerwehr. Es gab mehrere Veranstaltungen. Um 14:30 Uhr wurde beim Sitz der Freiwilligen Feuerwehr eine Ausstellung eröffnet, um 16:00 Uhr fand ein Paradeumzug der Feuerwehren aus Billed, Hatzfeld, Großsanktnikolaus und Menzingen statt, der in einer Feierstunde im Kulturheim mit Ehrengästen aus Rumänien und Deutschland mündete. Es wurden Urkunden und Andenken verteilt und der Abend endete mit einem Feuerwehrball. „Wir feiern den 90. Geburtstag der Freiwilligen Feuerwehr aus Billed. Es sind viele Gäste aus Deutschland angereist, die vor ihrer Ausreise Mitglieder der Feuerwehr waren“, erklärt der Billeder Bürgermeister Cristian David. Der Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr aus Menzingen, Thomas Mickiseg, erläutert: „Ich fühle mich

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geehrt, bei der 90. Gründungsfeier der Freiwilligen Feuerwehr aus Billed dabei sein zu dürfen. Die Freundschaft zwischen unseren Feuerwehrleuten besteht schon seit 11 Jahren. Damals hatten die Menzinger den Billedern ein Feuerwehrauto gespendet“. Über die Anfänge der Freiwilligen Feuerwehr in Billed erzählt der heutige Kommandant Gheorghe Baba, Vizebürgermeister: „Die erste Feuerwehr bestand aus deutschen Handwerkern. Die Freiwillige Feuerwehr besteht ohne Unterbrechung seit neunzig Jahren, auch durch die rumänischen Zusiedler, die sich in das Gemeinwesen eingebracht haben. Nach dem Umsturz 1990 haben fast alle Deutschen uns verlassen, heute leben noch etwa 50 Familien hier (…) Das Löschfahrzeug aus Deutschland tut noch heute zuverlässig seinen Dienst. Wir freuen uns, dass Gäste aus Deutschland, Hatzfeld und Großsanktnikolaus angereist sind.“ (…) Zahlreiche Billeder aus Deutschland sind zur Feier angereist. Ehrengast war Werner Gilde aus Karlsruhe. Er ist Vorsitzender der Heimatgemeinschaft Billed und Vertreter der ausgewanderten Billeder. „Ich bin in meinen Geburtsort anlässlich der 90-jährigen Gründungsfeier gekommen. Ich freue mich immer wieder, wenn ich hierher komme, ein Stück Herz bleibt immer zurück, wenn man einen Ort verlässt.“ Die Freundschaft zwischen den Feuerwehrleuten aus Menzingen und Billed zeigt, dass das gemeinsame Europa auch von unten gebaut werden kann. In Deutschland leben die meisten Billeder in Karlsruhe, über 450, danach in Nürnberg und Frankenthal.“ Zurzeit sind in Billed 26 Feuerwehrmänner aktiv.


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Abbildungen Oben: Umzug mit der neuen Vereinsfahne. Die Feuer­ wehr wurde auf „Volontärer Dienst für Dringlichkeits­ fälle Billed“ umbenannt. Unten: Der Paradeumzug durch die Hauptgasse


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Abbildungen 1. Die Feuerwehr-Ehrengäste aus Menzingen bewahren auch an Hundstagen Haltung. 2. Ehrenurkunden für die aus Deutschland angereis­ten ehemaligen Feuerwehrleute 3. Die Feuerwehr-Gastgeber aus Billed mit der neuen Vereinsfahne 4. Barbara und Wilhelmine waren Gründungsmit­ glieder der Frauenabteilung, 1977 die erste im Land. 5. Jubiläumsehrenurkunde


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Abbildungen aus der Feuerwehrausstellung 1. Die Pionier-Abteilung des Jahrgangs 1947 der Billeder Freiwilligen Feuerwehr im Frühjahr 1959 bei Übungen am Rande der Altgasse. v.l. Josef Mann (2. Feuerwehrkommandant) Josef Steiner, Ilie Andrei, Hans Thomas, Valerian, Ghita Biro, Aurel Gherman, Aurel Bugariu, Hans Fost, Sohn von Komman­ dant Ioan Bosica.

2. Defilieren am 13. September, dem Feuerwehrtag 1959, vor der Tribüne der Ehrengäste am Kulturheim. Der milita­ ristische Stil der Feuerwehrausbildung wurde von den Pom­ pier-Corps Durlach (heute Karlsruhe) 1846 eingeführt. 3. Insignien und Blumen am Feuerwehrtag 1962. Spalier der Pioniere mit Blumen für die Feuerwehrleute, die ausge­ zeichnet wurden, im Hintergrund die Ehrentribüne vor dem Gebäude der Kollektivwirtschaft.


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Abbildungen aus der Feuerwehrausstellung 1. In der Vitrine der Pokal für den 1. Platz auf Landesebe­ ne 1963 (Aufnahme im Feuerwehrheim 1993) 2. Die Urkunde der Billeder für den 1. Platz im Wettstreit der Freiwilligen Feuerwehren auf Landesebene 3. Auszeichnungen, Medaillen und Orden der Freiwilligen Feuerwehr in Rumänien 4. Abmarsch der Feuerwehrleute mit Blasmusik in der Hauptgasse mit den ihnen verliehenen Auszeichnungen 5 . Zum Festprogramm 1962 gehörte auch eine Schauübung in der Dorfmitte mit echtem Feuer.

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Unsere Reise in die Vergangenheit!

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ank der Initiative von Werner Gilde, dem Vorsitzenden unserer Heimatgemeinde Billed, fuhren wir am 23. Aug. mit einem Bus in die alte Heimat. Es waren insgesamt leider nur 30 Personen. Auch ich zauderte anfangs, aber weil ich schon von der 250-Jahrfeier vor zwei Jahren angetan war, auch meine Tochter Elke mir zuredete - Bruder und Schwägerin auch dabei waren - fuhr ich mit. Ich sage jetzt im Nachhinein: Es war richtig! Außer Werner gehörten wir in großem Ganzen zu den älteren Generationen, viele wohl über siebzig. Wo beginnen? Dass wir im deutschen Forum - dem Schmidts Vetter Jokob und der Wes Len ihrem einstigen Haus mit Hof - das im wahrsten Sinne des Wortes ein Vorzeigeobjekt ist - von Adam und Roswitha Csonti erwartet wurden und dass ich immer wieder nur sagen kann: SIE sind die richtigen Menschen am richtigen Ort. Ohne sie wäre unser Billed nicht dasselbe! Mit ihnen steht und fällt unsere Billeder Festung! Die meisten von uns fuhren nach der Ankunft nach Temeswar ins Hotel, während Bewi, Adi und ich bei Csontis Quartier bezogen. Für mich war das so richtig wieder „zuhause“ sein! Obzwar ich auch in Deutschland auf dem Dorf wohne,- mit allem Getier wie einst – war ich auch hier voll in meinem Element! Im Forum wurden wir verköstigt - gekocht haben zwei gute Mitarbeiterinnen, welche auch täglich für die alten, dort gebliebenen, auf Hilfe Angewiesenen kochen. Ich will nur darauf hinweisen, dass das kleine, aber feine Museum im Forum wunderhübsch und sehr aufschlussreich ist, so dass auch unser Fahrer - aus Deutschland

Marliese Knöbl

stammend - total begeistert war. Wir genossen vollendete Verpflegung im gewesenen großen sauberen „Stall“ und Hof. Wunderschön im warmen Sommerabend - wie wir ihn von Kindheit an kennen - mit Musik und Tanz und einer wunderbaren, reichhaltigen kalten Platte mit kühlen Getränken! Was mich besonders bewegte, war das Kirchweihfest an sich, welches am Sonntag so traditionsgemäß gestaltet wurde, wie in unseren besten Kirchweihzeiten – uns zu Ehren! Es waren 19 Paare in perfekter, „schwowischer“ Tracht gekleidet. Vom Scheitel bis zur Schuhsohle hat alles gestimmt! Dabei handelte es sich um blutjunge Menschen, allesamt Rumänen, welche in Reih und Glied zur Blasmusik in die katholische Kirche zur Messe marschierten. Schön geordnet, diszipliniert dem Pfarrer zuhörten, welcher in Deutsch und Rumänisch die Messe zelebrierte… Die am Nachmittag vor dem „Cämin“ die von Hans Müller und der Billederin Edith Barta erlernten echten „schwowischen“ Tänze vorführten. Die Zeppelpolka als Lieblingstanz mit viel Temperament und Perfektion – ein Augen- und Ohrenschmaus…Alles, was zur Kerweih gehörte, wie Straußversteigerung, damit im nächsten Jahr schon mal das Vortänzerpaar gesichert ist! Es wurden dann auch noch rumänische, bulgarische und serbische Volkstänze gezeigt, was in Ordnung war – sie gehören zum Banater Gesamtbild. Ich jedenfalls hatte das Gefühl, als ginge es an diesem Fest hauptsächlich darum, uns eine Freude zu machen!? Die Menschen um uns waren freundlich, man umarmte sich, wie unter Freunden üblich. Diese ungezwungene Herzlichkeit ist hier in


Veranstaltungen Deutschland nicht unbedingt so selbstverständlich – oder irre ich mich? Ja, man konnte nasse Augen kriegen – aus Wehmut um Vergangenes und Vieles mehr - um das, was nie wiederkehrt…Ich unterhielt mich mit einem sympathischen Menschen darüber, wie das mal war, als „sie“ zu uns kamen, dabei konnte ich nicht umhin und sagte zu ihm: „Ich war fünf Jahre alt, war damals hauptsächlich bei meinen Großeltern, als man eine rumänische Familie in die eine Haushälfte einquartierte. Natürlich war man mehr als verärgert… Mit der Zeit habt „ihr“ vieles von uns gelernt, übernommen… wir sind gegangen - manches hat sich mit der Zeit abgeschwächt, ist aber nicht vergessen und heute ist es trotz einer gewissen Nostalgie ein gutes Beieinander-Stehen, ja ein herzliches in die Arme- Nehmen – mit Küssen nicht ausgeschlossen! Den Hauptanlass unserer Reise habe ich bis hierhin nicht erwähnt! Es war die 90- Jahrfeier der Billeder Feuerwehr! Beeindruckend die vielen Bilder in ihrem Haus – die vielen Pokale und Prämien für „Beste Mannschaft“ im Wettkampf mit anderen Gemeinden! Von Karlsruhe aus fahren schon seit Jahren an die sieben Feuerwehrmänner gerne nach Billed zu den Festen. Im „Cämin“ war dann auch ein großes Fest mit Mittagessen und dem Höhepunkt - der Verleihung der Pokale und Diplome an den Feuerwehrverein und einzelne Mitglieder - gegenwärtigen und zurückgehend bis zu jenen, zu welchen auch meine Schwägerin Bewi und die Schortje Wilmi gehörten. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich erstmals, dass unsere Billeder Frauen sozusagen bahnbrechend waren, indem sie überhaupt als erste eine Feuerwehrgemeinschaft gründeten. Wie sagt der Rumäne?

59 „Banatul e fruntea“ Ich sage: „Billedul e fruntea!“ Es waren für uns alle bewegende Momente… Außerdem gaben verschiedene Kinder und Jugendliche ihre Freude an Volkstänzen zum Besten, überhaupt ein schöner erfüllter Nachmittag. Unsere Friedhöfe sind in perfektem Zustand – auch das verdanken wir wohl zum Großteil den Csontis und anderen Menschen – wie in meinem Fall – Ilonka Madalina, welche die Gräber unserer Familie sehr schön versorgt – das hilft mir als Trost, dass unsere Toten nicht unbeachtet in der Erde ruhen... Wahrscheinlich ist nicht alles hier erwähnt, vielleicht etwas übergangen worden, aber insgesamt gilt der Spruch: „Erinnerungen verschönern das Leben, das Vergessen macht manches erträglich!“ Ja, ich habe vesucht, das Schöne in allem zu sehen: der Marsch mit der Blasmusik auf dem Fahrweg wundervoll! Mitmarschiert ist dabei die Erinnerung an unsere Jugendzeit… Die Straßen sauber, die Bäume geweißelt, die Häuser zumeist gepflegt, all das gehörte mit zum Wohlfühlprogramm… Ja, die jetzigen Bewohner sind wohl zu Banatern geworden?! Wir im Hier und Jetzt werden es auch bleiben, aber unsere Nachkommen sind Bundesbürger, welche unsere Art auch weiterhin gewiss gut repräsentieren werden… Auf diesem Wege ein „Vergelt`s Gott“ unserem Reiseleiter Werner Gilde – es hat alles gepasst, beginnend mit der Busfahrt und allem Drumherum! Mit Menschen wie ihm kann sich eine Allgemeinheit wohlfühlen und bestehen…


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Abbildungen Links oben: Dorffest der Gemeinde am 27.08. In der Tradi­ tion der Kirchweih werden die Ehrengäste eingeladen. Eine Station war das Forum der Billeder Deutschen. Links unten: Die Trachtenpaare auf dem Weg zum Gemein­ dehaus, wo nach altem Brauch der Bürgermeister eingela­ den wird.

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Oben: Kettentanz im Dorfzentrum vor dem Kulturheim. Davor die Strohpuppen, sie sind das Maskottchen der Fest­ tage. Zwischen Kultuheim und Gemeindehaus befindet sich die Festbühne. Fotos: Heidi Müller


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Abbildungen Oben: Ein Handballturnier gehörte auch zu den Festver­ anstaltungen. Die Billeder Handballmannschaft mit Adam Csonti und Bürgermeister Cristian David.

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Rechts oben: Strahlende Vortänzerin Rechts unten: Tanzprogramm der Billeder Kinder-Trachten­ gruppe. Fotos: Werner Gilde


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Kirchweihveranstaltung vor der FestbĂźhne, im Bild der StrauĂ&#x;tanz. Foto: Werner Gilde

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Großvater-Enkelin Tanz könnte man meinen, es ist jedoch der traditionelle Tanz der Hut- und Tuchgewinner bei der Kirch­ weih-Tombola. Foto: Werner Gilde


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Herbstfest in Nürnberg

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m 16. September konnte Josef Hipp mit seinem Organisationsteam im Genossenschaftssaalbau in Nürnberg wieder einmal viele Gäste von nah und fern zum traditionellen Herbstfest der Blaskapelle Billed-Alexanderhausen begrüßen. Durch die intensive Werbung waren noch mehr Freunde der Blasmusik zum diesjährigen Fest gekommen, so dass der Saal schon sehr bald mit froh gelaunten, tanzlustigen Gästen gut gefüllt war. Am reich sortierten Tortenbüffet wurden wieder die altbekannten, bei den Banater Schwaben sehr beliebten Torten (Dobosch, Grilliasch, Baumstamm und viele andere mehr) und Kipfel zum Verkauf angeboten. Bei der großen Auswahl hatten wir alle wie immer die Qual der Wahl, möchte man doch am besten alles probieren… Starken Applaus und Zugabe-Rufe gab es für die Tanzgruppe der Banater Schwaben aus Karlsruhe, die mit drei Tänzen (Frühlingsblume, Brautnacht und Paul-Polka) die Zuschauer begeisterte. Begleitet wurde der Auftritt von der Blaskapelle und deren Solisten Melitta und Dietmar Giel. Dieses Jahr hatte die gastgebende Kapelle bereits ein paar besondere Auftritte zu vermerken, so beim Billeder

Heidi Müller

Heimattag in Karlsruhe, beim Grillfest in Frankenthal, beim Sommerfest in Karlsruhe, bei den Heimattagen Baden-Württemberg ebenfalls in Karlsruhe und nun beim eigenen Herbstfest in Nürnberg. Am 28. Oktober folgt dann das traditionelle Schlachtfest in Frankenthal. Den ganzen Nachmittag über und bis spät in die Nacht hinein spielte die Billed-Alexanderhausener Kapelle altbekannte und neue Blasmusikstücke, die die schönsten Erinnerungen an das Banat und die Feste in den Schwabendörfern ins Gedächtnis riefen und für eine ausgelassene Stimmung sorgten. Immer wieder gab es ZugabeRufe und die Polkas wurden noch schwungvoller gespielt und auch getanzt. Es war dies wohl die schönste und stimmungsvollste Veranstaltung der letzten Jahre. Nochmals ein herzliches Dankeschön an Josef Hipp und sein Team, an die Musikanten, an die Torten- und Kipfelspender, an den Wirt mit seinem Team, welcher bestens für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt hat, und an alle Gäste, die dieses Herbstfest besucht und somit eine Banater Tradition unterstützt haben. Bis nächstes Jahr, versprach man sich beim Auseinandergehen.


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Abbildungen Links oben: Die Blaskapelle Billed-Alexanderhau足 sen, 20 Mann stark beim Herbstfest Oben: Der Auftritt der Trachtengruppe der Banater Schwaben aus Karlsruhe ist inzwischen Standard, sieben Paare sind aus Karlsruhe angereist. Auf der B端hne die Solisten Dietmar und Melitta Giel. Rechts: Tortenbuffet mit den selbstgebackenen Tor足 ten der Billeder und Banater aus N端rnberg und Umgebung Fotos: Cornel Gruber

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Abbildungen 1. Blasmusik von 14:00-23:00 Uhr beim Herbstfest in der Gaststätte Ge­ nossenschaftssaalbau Nürnberg 2. Tanz der Ehrengäste, Peter Krier mit Stadträtin Helmine Buchsbaum 3. Traubenball im Kühlen Krug Karls­ ruhe am 21.10.2017 mit den „Palo­ mas“ 4. Gruppenbild der Trachtengruppe der Banater Schwaben Karlsruhe beim Traubenball Fotos: Cornel Gruber


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Trachtenumzug und Traubenball (Balul Strugurilor) Rund 70 jugendliche Trachten­ paare aus Billed und Umgebung in banatschwäbischen Arbeitsund Festtagstrachten trafen sich am 21.10.2017 zu einem Fest­ umzug mit Blaskapelle durch das Dorf zum Einladen der Eh­ rengäste. Anschließend fand im Kulturheim der traditionelle Traubenball statt. Gefördert wurde die Veranstal­ tung von der Gemeinde, Orga­ nisatoren waren Edith Barta und Hansi Müller. Fotos: Roswitha Csonti

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Traubenball (Balul Strugurilor) im Billeder Kulturheim Fotos: Bogdan Mihai NiĹŁulescu (Billeder Heiderose)


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Impulse von Senioren in Billed

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n der Zwischenkriegszeit gab es in der Gemeinde 18 Vereine. In der Zeit des Kommunimus noch drei: der Bestattungs-, der Kirchen- und der Feuerwehrverein. Doch 1975, mit Jakob Lenhard als Präses, wurde der Rentnerverein, auch Pensionistenklub genannt, gegründet - damals ein Novum im Banat. 3-mal in der Woche trafen sie sich im von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Klubraum zum Karten-, Billard-, Schach- und Rummyspiel (Remmi). Es wurden Ausflüge organisiert, getanzt und die „Kojak“ genannte Gaststätte lieferte Getränke. Nach der Wende und durch die Gründung des Demokratischen Forums der Deutschen 1990 wurde der Rentnerverein aufgelöst. Während noch immer unzählige Jugendliche, nicht nur aus dem Ort, sondern auch landesweit, Arbeit und Zukunft im Westen suchen, kehrte sich bei Ruheständlern der Trend um. Die bei der Ansiedlung großflächig angelegten „Grechtigkeiten“ sind ein Arbeitsparadies für jeden Betagten, der nicht übergewichtig vor der Glotze enden, sondern am Lebensabend noch etwas reißen möchte.

Hans Rothgerber

2014 wird der Billeder Rentnerverein, „Asociaţia Pensio­ narilor Biled“, gegründet, von der Gemeinde bekommt er im Kulturheim Räumlichkeiten zur Vefügung gestellt. Zur Nutzung überlassen wird dem Verein am östlichen Dorfrand noch eine naturbelassene Fläche, die, von Unkraut, Disteln und Schilf überwuchert, eigentlich Trampelpfad für Schafherden und Mülldeponie ist. Seit einem Jahr sind die „Pensionari“ mit viel Herzblut dabei, sich einen eigenen kleinen Garten Eden (loc de agrement al pensionarilor) buchstäblich zu erarbeiten. Der Standort ist im Dorf inzwischen eine Instanz, denn bei Kirchweih- und Festumzügen kommen die jugendlichen Trachtenpaare regelmäßig hierher, um Viorel Iezan, den Vorsitzenden des Vereins, stellvertretend einzuladen. Es gibt spektakuläre Vorhaben und Ideen, wie etwa die Errichtung eines originalen Siedlerhauses von 1765. Das Standard-Ökohaus von damals ist im Banat kaum noch zu sehen. Die Umsetzung überschreitet vorerst die Ressourcen des Vereins mit mehreren hundert Mitgliedern, von denen nicht alle wirklich aktiv sind.


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Abbildungen 1. Ausstellung von bäuerlichen Gebrauchsgegenständen im Rentnerverein anlässlich der 250-Jahrfeier seit der Gründung der Gemeinde im Jahr 2015. 2. Baba Gheorghe, Maria Borza, Viorel Iezan und Ionuț Tamaș an einem kühlen Novembertag zur gemeinnützigen Arbeit auf dem ihnen zeitlich überlassenen Gelände. 3. Es sind nur einige, die die Arbeiten voranbringen, aber die Ergebnisse nach einem Jahr können sich sehen lassen. Ne­ ben Feuerstellen zum Braten, Grillen, Kochen und Backen ist auch eine sanitäre Einrichtung in Fertigstellung.

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Abbildungen 1. Die großzügige Anlage bietet Platz für mehrere hundert Personen. 2. Ionuț Tamaș, Oberst in Reserve, Sekretär und Pressesprecher des Vereins, plant auch alte Arbeitsgerätschaften zu restaurieren und auszustellen. 3. Aquarell von Stefan Jäger mit einem An­ siedlerhaus. Das einstige Ökohaus, damals zehntausendemal gebaut, ist selbst im Bana­ ter Dorfmuseum nicht zu sehen. 4. Einladung des Rentnervereins zum Dorf­ fest am 27.08 2017. Der feierliche Teil dieses Festes besteht aus einem Umzug der Trach­ tenpaare mit Blaskapelle und Einladen der Ehrengäste, analog zur früheren Kirchweih. 5. Trachtenpaare der „Billeder Heiderose“ in der Rundlaube der Senioren. Fotos: Heidi Müller

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Das Schlachtfest 2017 - ein außergewöhnliches Fest

Adam Tobias

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enn die ersten Blätter gelb und braun werden, dann weiß man, es ist bald soweit. Die Aktivitäten im Hause Dinjer / Klein intensivieren sich. Kessel werden herbeigebracht, die Böcke und die großen „Schlachttüren“ (ein Brett, so groß wie eine Tür) werden aufgestellt, die Messer werden scharf gemacht, das Schweinefleisch wird vom Schlachthof gebracht und dann geht es los. Kochen, Kleinschneiden, je nach Wurstsorte verschieden große Stücke, von den verschiedenen Körperteilen vom Schwein. Sepp Dinjer wacht darüber mit Argusaugen, dass ja nichts danebengeht. Franz Klein ist der, der der Wurst den Geschmack gibt. Er wiegt die Gewürze auf‘s Gramm genau ab und mischt sie unter das Wurstfleisch. Jakob Gross, Florian Helfrich und Günther Klein füllen alles in die Kunstdärme. Die anderen schnippeln, waschen ab, tragen weg, bringen herbei, hängen auf, hängen ab, wischen auf... Jeder von ihnen weiß schon, was er zu tun hat, und auch, wie er es zu tun hat... Es muss halt alles seine Ordnung haben, sonst wird es nichts, so Sepp Dinjer. Zum Fest selbst: Beginn 10 Uhr. 13 Uhr Mittagessen. Auftritt verschiedener kleinerer Gruppierungen. Dieses Jahr „Quintessenz“, ein Blechbläserensemble, mit Musikern, die uns schon paarmal ausgeholfen haben im Laufe der Jahre. Als Dank habe ich sie eingeladen zum Schlachtfest, aber mit ihren Instrumenten... Die Geschwister Hell, Fabio und Maxima, spielten zwei schöne Stücke auf dem Akkordeon. Günther Klein

hat über weite Teile des Festes moderiert, sodass es immer etwas zum Schmunzeln oder Lachen gab. 16 Uhr: Kaffee und reichlich Kuchen in allen Variationen. 20 Uhr: Abendessen mit der mittlerweile legendären Schlachtplatte. Josef Hipp hat uns, der Kapelle, die doch üppigen Einnahmen vom Herbstfest überreicht. Herzlichen Dank dafür, sichert es doch unser Überleben als Kapelle, die über den süddeutschen Raum verstreut lebt. Der Überraschungsgast des Abends war Eddy van der Billed (Eduard Thöres), der es sich nicht nehmen hat lassen, dabei zu sein, auch wenn er erst aus dem Bett gestiegen ist, um da die Mannschaft zu überraschen, mit seinen speziell fürs Schlachtfest getexteten Liedern. Um 22 Uhr war Tombolaziehung angesagt, die ohne Maxima und Fabio nicht funktioniert hätte. Sie allein haben sich getraut anzutreten. Danke. Franz Undi hat, wie schon die Jahre zuvor, die Behältnisse für die drei Höchstgewinne aus Holz geschaffen. Vielen Dank. Elisabeth Stadtfeld hat allen Leuten den richtigen Platz verschafft, es waren viele Sonderwünsche zu erfüllen. Herzlichen Dank. Vielen herzlichen Dank auch an all die Helfer und Kuchenspender, ohne die wir das Fest nicht, oder nicht in dieser Form, machen könnten. Um 23 Uhr haben wir an DJ Gerry übergeben, der bis in die frühen Morgenstunden für Tanz und gute Stimmung gesorgt hat.


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Abbildungen Oben: Schlachtfest-Stillleben Rechts: Jüngste Teilnehmer wa­ ren die Enkelkinder von Kapell­ meister Jakob Gross Fotos: Gerry Kegler

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Abbildungen 1. Blick in die Küche, den Motorraum des Schlachtfestes 2. Hans Schiller vom Helferteam, einer der 2798 seit der An­ siedlung in Billed gezählten „Hanse“ (Johann) 3. Mittagessen der Musikanten auf dem extra für sie aufge­ stellten Tisch in der Saalmitte 4. Nach rund 7 Stunden das Abendessen der Musikanten 5 . Mittagessen: knackig, saftig, deftig 6 . Kalte Platte am Abend mit verschiedenen Wurstsorten 7 .Torten soweit das Auge reicht, um 15:30 Uhr startet das Tortenbuffet Fotos: Gerry Kegler


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Abbildungen 1. Adam Tobias mit dem Quintett „Quint­essenz“ 2. Musikalisches Intermezzo mit Maxi­ ma und Fabio 3. Schlachtfest Ober-Entertainer Edi­ mann muss in die Nachtschicht und hat schlaftrunken im Schlafanzug noch schnell vorbeigeschaut. 4. Den Nachttopf hat er gleich mitge­ bracht, beim Inhalt besteht allerdings Verwechselungsgefahr. 5. Die Tombolagewinner am späten Abend Fotos: Gerry Kegler


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Inhaltsverzeichnis Vorwort, Werner Gilde.................................................................................................................................3 Heimattag 2017 mit drei Bürgermeistern und einem Ortsvorsteher, Elisabeth Martini...............................6 30 Jahre Billeder Denkmal, Werner Gilde..................................................................................................16 Billeder Treffen, Timmi Barthelmess...........................................................................................................24 Sommerfest 2017 und Tanzshow aus Übersee, Werner Gilde.....................................................................26 Welcome to Karlsruhe, Melanie Müller......................................................................................................34 Konzert in der Billeder Kirche, Hans Rothgerber........................................................................................38 Nach 72 Jahren wirklich daheim, Hans Rothgerber...................................................................................40 Tropische Hitze im Banat, Elisabeth Martini.............................................................................................42 Beim Abschlussumzug der Heimattage 2017 in Karlsruhe, Cornel Gruber................................................46 Heimattage Baden-Württemberg Karlsruhe 2017, Melanie Müller............................................................48 90-Jahrfeier der Billeder Feuerwehr und Dorffest, Werner Gilde................................................................50 Unsere Reise in die Vergangenheit, Marliese Knöbl....................................................................................58 Herbstfest in Nürnberg, Heidi Müller........................................................................................................66 Impulse von Senioren in Billed, Hans Rothgerber.......................................................................................74 Das Schlachtfest 2017 - ein außergewöhnliches Fest, Adam Tobias............................................................78 Banater aus Karlsruhe an der Mecklenburgischen Seenplatte, Gerda Goschi..............................................86 Billeder Seniorentreffen im Karlsruher Haus der Heimat, Jakob Muttar....................................................90 Ansprache an Allerheiligen 2017, Melanie Müller......................................................................................92 Billed - Karlsruhe - Sydney, Elisabeth Martini . .........................................................................................98 Maria Theresia und ich, Erika Weith geb. Leidecker..................................................................................100 Großes Kino in der Gemeinde, Josef Herbst.............................................................................................106 Ferchs unbekannte Bilder zur Russlanddeportation, Peter Krier...............................................................112 Südwestdeutsche Rückwanderer, Elisabeth Martini..................................................................................114 Die Billeder Paprikabauern, Elisabeth Martini, Barbara Gilde, Elisabeth Hehn u.v.m...............................118 40 Jahre in Deutschland, Erika Redinger . ...............................................................................................130 Musikante seid net faul - die Inschtrumente ans Maul, Heinrich Lauer...................................................136 Dacky, Mecky... Gass, Rotkehlchen, Karl Balogh.....................................................................................142 De Schlappemännche, de Gaartemännche, de Schwarze Mann..., Karl Balogh........................................143 Johann Steiner wird siebzig, Hans Fink....................................................................................................146 Lehrerin Elvira Slavik hat neunte Dekade erfüllt, Werner Tobias..............................................................148 Rückblick, Margarethe Weber ..................................................................................................................150 Abschied von einem Freund Billeds, Josef Herbst.....................................................................................154 Hans Martini ist von uns gegangen..., Peter Krier....................................................................................155 In Temeswar in über 150 Rollen aufgetreten, HOG Knees.......................................................................156 Erinnerungen an Josef Jochum, Adam Tobias...........................................................................................158 Ein Sänger der Heimat ist von uns gegangen, Peter Krier .......................................................................160 Schachmeisterschaft 2017 der Banater Schwaben, Alfred Selpal...............................................................162 Statistik unserer Billeder Landsleute in Rumänien, Josef Herbst................................................................164 Statistik unserer Landsleute weltweit; Dem Alter die Ehre 2017, Josef Herbst .........................................166


Billeder Dorfrand 1975 Malerei von Franz Ferch Über 200 Bilder des Banater Malers Franz Ferch (19001981) werden zurzeit von Peter Krier und Hans Rothgerber reproduziert. Geplant sind ein umfangreicher Katalog sowie Ausstellungen mit großformatigen Reproduktionen ausgewählter Malereien. Eine Ausstellung ist beim Pfingsttreffen 2018 der Banater Schwaben in Ulm geplant

Umschlag Vorder- und Rückseite: Aufnahmen am Billeder Karlvarienberg 2017

Im Bild die Bahngasse, rechts die Billeder katholische Kirche, links die neu erbaute orthodoxe Kirche


Billeder Heimatblatt 2017

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Billeder Heimatblatt 2017

heimathaus-billed.de

Herausgegeben von der HOG Billed


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