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DREI STERNE AM HIMMEL
from ART OF SNOW 2020
DREI STERNE AM HIMMEL
Spät abends komme ich an, viel zu spät. Fast Mitternacht. Aber er steht natürlich da, wie immer, lachend, der Michel Wichman. «Willst Du ein Bier?» Natürlich heisst es S‘PITZLI, das Bier, und natürlich nehme ich eines, nach vier Stunden Autofahrt über Berg und Tal, vom Bodensee nach Gstaad. Wie sagte Moritz, sein Sohn «Wir wollen ein Bier, das munter durch die Kehle hüpft, so munter wie ein sprudelnder Bergbach.» Und genauso sprudelnd verläuft die muntere, immer heitere Unterhaltung, auch mal prustend vor Lachen, denn sein holländischer Schalk treibt es manchmal bunt mit der Welt. Und das ist gut so.
Genauso bunt ist seine Gästeschar. «Tatsächlich begegnen sich hier beim Mittagessen mal der einheimische Bauer und der reichste Inder, das ist kein Klischee, das ist Alltag. Und es ist egal – Mensch ist Mensch.» Damit wäre eigentlich schon alles gesagt. Das ist die Spitzhorn-Philosophie, die Michel und seine Frau Ilse leben.
Am Morgen darauf spiegelt die Hotellobby genau dieses Bild. Die knallbunte, aber stilsicher gekleidete Dame aus Holland steht neben einer Wandergruppe, gleich kommt der Gemeinderat, Bauer inklusive. Und Michel Wichman bewegt sich hierhin, dorthin, immer einen flinken Spruch auf der Zunge. «Soll ich bereits die Rechnung fürs nächste Jahr ausstellen?» verabschiedet er sich von den holländischen Stammgästen. Der Raum biegt sich vor Lachen, offensiven Humor könnte man das nennen.
Mehrere Auszeichnungen oder Best Case hat das Spitzhorn erhalten, seine Antwort auf die Laudatoren-Frage auf der Bühne «Was ist ihre Zielgruppe?». Antwort: «Menschen» - man kann sich die Reaktion des Publikums ausmalen. Er führt wahrscheinlich viele Ausbildungskurse ad absurdum, auch die Jagd nach Hotel-Sternen. «Sterne gehören an den Himmel». Und die Gäste geben dem scheinbar recht. «Ich habe Gäste, die jahrzehntelang in 5-Sterne-Häusern genächtigt haben. Die fliegen abends mit dem Privatjet ein und ich hole sie mit meinem Bus ab.»
Was macht das Spitzhorn besser als andere Drei-Sterne-Hotels? Nicht mehr von Allem, sondern das Beste vom Wichtigen. Man kann grundsätzlich denke ich, kein Hotel miteinander vergleichen. Jedes Hotel hat seinen eigenen Charme und Identität, schlussendlich geht es um die Seele des Hauses. Bei uns ist aber alles eine Nuance grosszügiger, die Gänge breiter, die Zimmer heller, die Teller tiefer, die Drinks grösser, der Champagner perlender (jetzt beginnt er mich wieder zu veräppeln!), usw. Nur die Rechnung ist bescheidener. Wir konzentrieren uns einzig auf den Gast und sein Wohlbefinden. Genau da, wo man es benötigt.
Welche drei Wörter beschreiben das Spitzhorn am besten? Nie aufgesetzt, nie aufdringlich und immer glaubwürdig. Die Stimmung ist von der ersten bis zur letzten Minute von einer natürlichen Herzlichkeit.
Das Spitzhorn - ein Drei-Sterne-Superior-Hotel in einer Fünf-Sterne-Umgebung? Ja, gerade für einen gebürtigen Niederländer wie mich, der zuhause freitags schon sehen konnte, wer sonntags zu Besuch kommt. Alles atmet Schönheit, die Harmonie des Saanenlandes ist perfekt. Eine Komposition in Grün für die Wiesen und Wälder, in Blau für die Seen und den Himmel, in Weiss für Wolken und Schnee, in Grau für die Felsen und Passstrassen. Man steht da und geniesst, umringt von einem Kranz hochragender Berge. Einer der schönsten trägt den Namen Spitzhorn. Er ist ein Schönwetterberg, er teilt die Wolken. Daran orientiert sich unser Hotel: Wer hier eintritt, lässt die Eile und die Hektik des Alltags hinter sich. Die Leichtigkeit des Seins soll unsere Gäste verzaubern.
Ein Ort, um das Gleichgewicht für Körper und Geist wiederherzustellen? Wir sind ein Ort für spontane Time-outs. Manchmal stehen die Probleme bis zum Hals. Da muss man sich dann entscheiden zwischen Burn-out oder Liegestuhl. Unsere Gäste sind klug, sie entscheiden sich für den Liegestuhl. Liegestuhl steht für Gastfreundschaft, gutes Essen, Wellness und tolle Umgebung. Ein Cool-out vertreibt präventiv das Burn-out.
Wie definiert ihr den Begriff Luxus? Luxus ist schwer zu definieren, vielleicht am ehesten mit der Umschreibung „besser als erwartet“. Wir leben in einer komplexen Zeit: Unser Leben beschleunigt sich zunehmend, getrieben durch die digitale Technologie: Alle sind miteinander verbunden. Mobiltelefone, Blackberrys, PDAs und Laptops sind Teil unseres Lebens und es fällt uns zunehmend schwerer „abzuschalten“. Ja, es fehlt uns Zeit und Raum, Stille und Klarheit. Einfachheit in dieser komplizierten Welt. Luxus ist immer weniger in Dingen zu finden, sondern häufiger in Erlebnissen, die uns aus unserem Alltag herausholen, vielleicht eine Familie zusammenführen, einen Horizont erweitern oder ein Gefühl von Freiheit vermitteln. Diese Dinge sind unbezahlbar.
Was erwartet die Gäste kulinarisch? Gastronomie ist verwandt mit Musik. Da wird mit Leidenschaft komponiert. Wenn wir mit unserem Küchenmeister Tobias Quetk das „Köchelverzeichnis“ besprechen, befällt uns regelmässig Hunger. Was wir vorbereiten, soll schliesslich für unsere Gäste die grosse Versuchung werden. Frische, oft einheimische Zutaten. Spezielle Suppentöpfe, Fische aus heimischen Gewässern, alpine Klassiker, deftige Rösti und süsse Verführungen finden sich im Angebot, dazu jeweils saisongerechte Spezialitäten.
Ihr habt das Upgrade zur Vier Sterne Superior-Klassifizierung abgelehnt. Wieso – und noch ein Wort zum Erfolgsrezept? (Lacht)... Unser Ziel war es immer, auf Understatement zu setzen. Die Antwort zu dieser Frage ist wahrscheinlich genauso vielschichtig, wie die persönliche Definition von Erfolg selbst. Erfolg passiert selten einfach so. Man muss hart dafür arbeiten. Jedenfalls war und ist es unser Anspruch, mit den investierten Mitteln eine normale Rendite zu erzielen. Für uns war klar, dass neben den vielen wunderschönen Fünf- und Viersterne-Häusern ein gutes, bodenständiges, Dreisterne-Hotel die Region bereichert.
Was macht bei diesem Job am meisten Spass? Glückliche und zufriedene Gäste und Mitarbeiter. Solchen Menschen gehört diese Welt. Glückliche Menschen sind nicht als Optimisten geboren. Nein, Sie kreieren ihren Optimismus selbst. Sie haben gelernt, sich immer auf das Positive, anstatt auf das Negative zu konzentrieren und ihr Glück und Lebensfreude nicht den Sorgen zu opfern. Wenn sie da sind, weil wir so sind, ist das Hotelleben lebenswert.
Was kommt bei Ihren Gästen am besten an? Das Spitzhorn ist eine inspirierende Form moderner Hotellerie. Viel Lebensqualität und echte Gastfreundschaft zu mehr als nur fairen Preisen. Im Spitzhorn schreibt jeder Gast Geschichte: Jeder bekommt ein persönliches Tagebuch, in dem er seine Eindrücke und Erlebnisse festhalten kann. Das Tagebuch bleibt im Hotel in einer speziell dafür angefertigten Bibliothek. Beim nächsten Aufenthalt schreibt der Gast seine Geschichte weiter. − DC
WWW.SPITZHORN.CH
HOTEL SPITZHORN***S | 3792 SAANEN-GSTAAD | SWITZERLAND