4 minute read

ARCHITEKTUR IM DREIKLANG

ARCHITEKTUR IM DREIKLANG

Speziell, aussergewöhnlich – der Tag, die Personen, das Ambiente. Nach Redaktionsschluss kam der Tipp: Jaggi gehörten zu Gstaad wie der Käse und die Luxusuhren. Spontan vereinbarten wir ein Meeting. Was lag fast in der Mitte zwischen Gstaad und Bodensee, verfügt über eine aussergewöhnliche Lage, Panoramablick auf den Vierwaldstättersee bei fast intimer Atmosphäre? Die Villa Honegg. Eigens angereist sind Urs Kunz (UK) und Klaus Breuninger (KB).

UK: Das heutige Dreierteam hat sich über Jahrzehnte eingespielt. Vor rund 10 Jahren haben wir vom Gründer Stephan Jaggi das Büro übernommen. Was unsere Kunden schätzen, ist, dass jeder der drei Partner mit viel Kompetenz seinen Bereich leitet. In fast allen Projekten hat der Kunde drei Unternehmer als Ansprechpartner, die eng und effizient zusammenarbeiten.

Wer ist wofür zuständig? UK: Elisabeth Wampfler leitet die Architektur, Klaus Breuninger die Innenarchitektur und mir untersteht Planung und Bauleitung. KB: Wenn man heute in ein Kundenmeeting geht, müssen Ideen, Skizzen, Entwürfe und Kosten sehr schnell auf dem Tisch liegen. Das ist unsere Stärke, auch aus der Erfahrung von 20-30 Jahren, auf welche wir alle zu- rückblicken. Es ist natürlich toll, wenn wir in Projekten auch alle drei Bereiche einbringen können.

Wer ist der erste Ansprechpartner? KB: Das ist sehr verschieden. Jeder hat sein eigenes Netzwerk, es hängt am ehesten vom Projekt ab. Projekte und Kundenwünsche können im Laufe einer Bauaufgabe auch stark variieren. Da will jemand ein Bad renovieren und am Ende baut man eine Etage neu.

Angefangen mit dem Neubau des Hotel Park Gstaad folgten diverse Hotelprojekte wie die Fünf-Sterne-Häuser Lenkerhof, Emitage in Schönried und letzthin das Engagement im Spitzhorn sowie im neuesten 5-Sterne-Sup Hotel Alpina in Gstaad und natürlich die Neubauten Flugplatz Gstaad und Gondelbahn Saanersloch.

Flugplatz Gstaad

Ihr seid also schweizweit tätig? KB: Richtig, wobei der Schwerpunkt unserer Arbeit in der Region liegt. UK: Es gab aber auch schon schöne Folgeaufträge im Ausland, z.B. haben wir für Gstaader Kunden eine Villa bei Frankfurt und eine grosszügige Finka auf Mallorca erstellt. Die Bauherrschaft wollte einfach Schweizer Qualität! Da begleiten wir ab und zu Familien an mehreren Standorten, über mehrere Generationen und passen die Architektur den neuen Bedürfnissen an. Kunden schätzen auch unsere Ehrlichkeit, da gehört es dazu, dass man zu einem Fehler, der jedem mal passiert, steht.

Im 5-Sterne Hotel ALPINA habt ihr den Spa-Bereich realisiert? UK: Wir waren für das Gesamtprojekt verantwortlich. Im Spa war die Zusammenarbeit mit der thailändischen Six Senses Gruppe, welche von der Bauherrschaft eingebracht wurde, recht speziell. KB: Es wurde ein genau abgefasstes Konzept vorgegeben, welches u.a. die Abfolge der Treatments und die damit verbundenen Räumlichkeiten definierte. Es ging dann darum, das thailändische Konzept mit alpinen Elementen und Gestaltungsideen zu verbinden. Das war für Alle eine tolle Bereicherung.

Die sprachliche Zusammenarbeit? KB: Dies ist weniger problematisch. Wir sind gewohnt, Projekte in Englisch und Französisch zu begleiten. UK: In solchen Projekten zeigt sich die Wichtigkeit von Detailplänen. So dass jeder Handwerker genau weiss, woran er sich halten kann. Der Weg ist in der Realität dann vielleicht ein wenig komplizierter, aber alle kennen das genaue Ziel. Und dann stecken wir oft intern die Köpfe zusammen, um neue clevere Lösungen zu finden. Das gilt für grosse wie für kleine Projekte.

Kooperation mit Lichtexperten? KB: Dieser Bereich bietet immer mehr Optionen. Zentral für mich als Innenarchitekt ist die Verbindung von Architektur, Ausstattung und Beleuchtung zu einem stimmigen Gesamtbild. Seit dem breiten Einsatz von LED wird meines Erachtens vielerorts über das Ziel hinausgeschossen. Meine Zielvorstellung ist eher «light follows design» und nicht umgekehrt.

Handwerk? UK: Das ist ein grosses Thema. Wir können regional nicht nur im Holz-, sondern auch im Metall- und Steinbereich auf Handwerker zurückgreifen, die fast alles «liefern» können. Einzelanfertigungen sind sehr gefragt.

Wie hat sich die Gestaltung von Chalets entwickelt? KB: In den letzten 20 Jahren hat sich der Altholztrend verstärkt. Naturbelassenes Holz bietet eine zeitlose Gestaltung, die ästhetisch grossen Anklang findet. Aktuell geht der Trend von geraden Linien wieder hin zu dekorativeren, massgefertigten Elementen. Wir haben aber nicht einen Stil, sondern versuchen, die Kundenvorstellungen mit unseren Mitteln zu treffen und zu unterstützen. Das geht vom historisierenden Innenausbau bis…UK: zum Glaslift im Holzbau. KB: Wobei wir die «Allerweltsgestaltung» vermeiden. Man soll spüren, wo man ist, d.h. der Genius Loci (hier der alpine) soll zur Geltung kommen.

Geschwindigkeit im Bau? UK: Da war der Flughafen von Gstaad das überragende Projekt. Realisiert in weniger als einem Jahr. Von aussen nicht sichtbar: unter allem steckt eine Holzkonstruktion, bis zu 34 m lange Balken. Holz erhöht die Flexibilität, zB was den Brandschutz anbelangt. Stahl ist aufwändiger. KB: Und Holz hat einfach diese Wärme und Ausstrahlung. Dieses Gefühl für Holz und eine funktional-minimale Infrastruktur hat uns wahrscheinlich dann auch die Skiareatest ArchitekturTrophy für den Neubau der Tal - und Bergstation der Saanersloch-Bahn eingebracht.

Das Schönste an Eurem Beruf? UK: Wenn der Kunde sich wohlfühlt. KB: Was uns begeistert, ist dieses Zusammenspiel mit dem Kunden, der für mich ein Mitspieler ist. Mal vertraut er uns völlig, es braucht nur wenige Sitzungen. Ein andermal entwerfen wir fast alles im Team, das sich häufig trifft und ganz eng zusammenspielt. − DC

WWW.JAGGI.SWISS

JAGGI ARCHITEKTUR & INNENARCHITEKTUR | 3780 GSTAAD | SWITZERLAND

This article is from: