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NATURLIEBE IN 14. GENERATION

Im Naturhotel Chesa Valisa im Kleinwalsertal, dem ersten klimaneutralen Hotel Vorarlbergs, war schon vor über zehn Jahren alles Bio. Die Geschwister Magdalena und David, die das Hotel dieses Jahr von ihren Eltern übernommen haben, bauen das Bio-Konzept konsequent aus. Und gehen dabei immer gerne noch einen Schritt weiter als nötig.

„Ich bin jetzt 31 und wir haben mindestens 32 Mal umgebaut“, sagt David Kessler und lacht. Gemeinsam mit seiner Schwester Magdalena führt er nun, ganz frisch, das Naturhotel Chesa Valisa, ein aus drei Gebäuden bestehendes Vier Sterne Haus im Kleinwalsertal auf 1.200 Metern, das erste Bio-Hotel Vorarlbergs. David und Magdalena sind die vierzehnte Generation der Familie, die hier oben Gäste empfangen und bewirten. Das Stammhaus stammt aus dem Jahr 1507. Das war die Zeit, in der Kolumbus Amerika entdeckte.

In den letzten 500 Jahren ist freilich einiges geschehen. Heute stehen hier, neben dem alten Stammhaus, noch zwei weitere Gebäude, und an allen wird kontinuierlich gefeilt – natürlich nach System und mit einem rotem Faden: der Liebe zur Natur. Stillstand gibt es in diesem Sinne keinen, wenn auch der Ort, wenn man hier öfter herkommt, so wirkt, als wäre die Zeit stehen geblieben. „Unser größtes Gut ist die Natur“, sagt David. Und erzählt von Gästen, die im Sommer aus dem heißen, trockenen Berlin kommen und sich gar nicht sattsehen und -riechen können an all dem frischen Grün, das hier um das Haus herum wächst.

„Prozesse, die Schönes erzeugen, brauchen sehr viel Zeit.“

Dass die Natur für die Kesslers das höchste Gut ist, merkt man an jeder Ecke. Man muss sich nur die Architektur des Hotels ansehen: Hier ist (fast) alles aus Holz. Vor dreißig Jahren engagierten David und Magdalenas Eltern den damals noch jungen, visionär denkenden (heute weltbekannten) Vorarlberger Architekten Hermann Kaufmann, der am liebsten reduziert und mit klaren Linien arbeitet. Für den Neubau, das dritte Haus, verwendete er unbehandelte, heimische Weißtanne, die sich mit den Jahren verfärbt: auf der Schattenseite wird sie silbrig, auf der Wetterseite braun-verbrannt. „Der Papa sagt immer: Wir haben einerseits einen genialen Architekten und andererseits einen genialen Designer“, erzählt Magdalena. Das Haus wurde für seine großartige Architektur ausgezeichnet – und mit dem Designer ist die Natur gemeint. Wenn man auf den gegenüberliegenden Berg geht und das Hotel betrachtet, wirkt es so, als würde es sich langsam wieder in die umgebende Natur eingliedern. „Man gibt den Fremdkörper Haus langsam wieder der Natur zurück“, so David. Die Hölzer zeigen im Laufe der Zeit ganz unterschiedliche Schattierungen: „Die Holzphase zwischen zehn und 15 Jahren ist nicht sehr schön, das ist wie bei den Kindern in der Pubertät: Da muss man durch. Prozesse, die Schönes erzeugen, brauchen viel Zeit.“

Es ist ein Mix aus Tradition und Moderne, den die Kesslers hier im Kleinwalsertal leben. Bruch gab es keinen, als Magdalena und David den Betrieb übernahmen. Vielmehr führen sie mit Wertschätzung und neuem Elan fort, was Mutter und Vater aufgebaut haben. „Die Eltern haben schon 2007 mit Bio angefangen, aber nicht, weil es sich gut verkauft, sondern aus Überzeugung“, erzählt Magdalena. Schon vor Jahren sei ihr Vater von Bauer zu Bauer gegangen mit der Anregung, man könne ja auch auf Bio machen. Schon vor 20 Jahren, als sich noch keiner dafür interessierte, habe ihre Mutter die ersten Yoga-Seminare angeboten. „Die Eltern waren Trendsetter“, sagt Magdalena, „und für uns ist jetzt die größte Herausforderung, die nächsten Trends frühzeitig zu erkennen.“

Darüberhinaus-Gehen als Normalzustand

„Qualität ist, wenn der Soll-Zustand und der Ist-Zustand identisch sind. Alles, was darüber hinausgeht, ist Begeisterung“, ist David überzeugt. An Begeisterung mangelt es nirgends: Das Wasser im Pool ist Quellwasser. Alle Produkte, die im Restaurant weiterverarbeitet werden, sind nicht nur Bio, sondern auch regional. Mittlerweile sind auch alle Getränke Bio – vom Cola aus Johannisbeeren bis zum Wein aus biodynamischem Anbau. Die Vollholzmöbel in den 55 Zimmern sind aus Schreinerhand, die Bettwäsche aus Naturmaterialien, die Kosmetika im Spa nicht nur Bio, sondern auch vegan. Und wo alles Bio ist, ist meistens das Thema Nachhaltigkeit nicht weit weg – darum wird klimaneutral geheizt und das Warmwasser kommt von der eigenen Photovoltaikanlage. Auch das Engagement für soziale Projekte in ärmeren Ländern wollen die Geschwister weiter ausbauen. „Die Richtung ist klar,“ so Magdalena, „die Frage ist nur, was sich noch Neues er gibt.“

WWW.NATURHOTEL.AT

DAS NATURHOTEL CHESA VALISA 6992 HIRSCHEGG | KLEINWALSERTAL | AUSTRIA

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