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Gesunde Daten im Gesundheitswesen

Auf Grundlage der strategischen Stossrichtung, vertrauenswürdige Daten für Produkte und Prozesse bereitzustellen, haben wir im Berichtsjahr die Datenaustauschplattform «firstbase healthcare» entwickelt. Diese stellt den Austausch von Produktstammdaten im Gesundheitswesen sicher und ist ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung auf der Basis gemeinsamer Standards. Mit standardisierten Daten steht eine übersichtliche Basis für Steuerungsinstrumente für die Versorgungssicherheit zur Verfügung.

Datenaustauschplattform

«firstbase healthcare»

GS1 Switzerland hat zusammen mit Vertretern der Gesundheitsbranche beschlossen, die Datenaustauschplattform «firstbase healthcare» für den zukünftigen Austausch von Produktstammdaten im Medizinproduktebereich zu schaffen. In Zusammenarbeit mit dem Lenkungsausschuss, Spitälern, Händlern und Medtech­Herstellern wurde die Plattform konzipiert und die Datenstruktur definiert. Damit wurde zugleich sichergestellt, dass die Plattform den Bedürfnissen der Beteiligten entspricht und im Markt akzeptiert wird. Die Mitglieder der Fachgruppe Supply Chain Management Verbrauchsmaterialien, Medizinprodukte und Objekte haben im Berichtsjahr an der Entwicklung mitgearbeitet.

Der Produktdaten­Hub mit internationaler Anbindung wurde zusammen mit einem spezialisierten Technologiepartner umgesetzt. Die Plattform «firstbase healthcare» bildet die Basis für den gegenseitigen Datenaustausch nach dem Prinzip «once only». Die Stammdaten werden auf ihre Plausibilität und Vollständigkeit hin geprüft und den definierten Marktteilnehmern zur Verfügung gestellt. Seit Januar 2023 ist «firstbase healthcare» verfügbar und sorgt dafür, dass die geforderten Produktstammdaten ohne grossen Aufwand zwischen den Partnern im Schweizer Gesundheitswesen ausgetauscht und synchron gehalten werden.

Abnehmer der Daten werden nicht nur die Kunden von Medizintechnik­Herstellern sein, sondern auch behördliche Register wie die Datenbank EUDAMED der Europäischen Kommission, GUDID der US­amerikanischen FDA oder die geplante Swissdamed von Swissmedic. Künftig können verschiedene Implantatsregister über die Plattform bedient werden.

«firstbase» wird im Gesundheitswesen sukzessive weiterentwickelt und in weiteren Branchen implementiert.

Weitere Gremienarbeit

Die Mitglieder der Fachgruppe Supply Chain Management Pharma arbeiteten im Berichtsjahr am Positionspapier zum Einsatz von 2D­Datenträgern für Arzneimittel. Die GS1 Identifikationsschlüssel ermöglichen die Automatisierung der Arzneimittel­Wertschöpfungskette durch durchgängige Prozesse. Das Konzept der Serialisierung erlaubt eine Erhöhung der Fälschungssicherheit und eine verfeinerte Verteilung von Arzneimitteln dank stückgenauer Rückverfolgbarkeit. Damit könnte dem aktuell herrschenden Arzneimittelmangel in der Schweiz unterstützend entgegenwirkt werden. Im Fachbeirat Gesundheitswesen wurde die Strategie zur Weiterentwicklung der Standards erarbeitet und in einem Handbuch mit spezifischen Aufgaben für das Fachgremium festgehalten. Die Ausrichtung basiert auf der globalen Strategie und dient als Grundlage für weitere GS1­relevante Themen im Gesundheitswesen. Die Implementierung der GS1 Standards soll in der gesamten Branche vorangetrieben werden. Die Pandemie hat die Digitalisierung beschleunigt und das Bewusstsein für globale Standards geschärft. Unsere Vision ist es, dass die Standards mit Unterstützung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) auf allen Stufen des Schweizer Gesundheitswesens angewendet werden.

Verbände gründen Allianz «Digitale Transformation im Gesundheitswesen»

Die 2021 von 19 Verbänden, darunter GS1 Switzerland, gegründete Allianz «Digitale Transformation im Gesundheitswesen» wurde 2022 neu in eine Vereinsstruktur überführt. Ziel der Allianz ist es, den Dialog unter den Verbänden zu fördern, eine gemeinsame Vision und Strategie festzulegen und daraus abgeleitet konkrete politische Handlungsempfehlungen für die digitale Transformation im Gesundheitswesen auszuarbeiten. Anne van Berkel Meier vertritt GS1 Switzerland im Vorstand und ist Co­Leiterin der Arbeitsgruppe «Interoperabilität im Gesundheitswesen».

Swiss Medtech

GS1 Switzerland ist seit dem 10. Januar 2022 assoziiertes Mitglied bei Swiss Medtech, dem Verband der Schweizer Medizintechnik. Die gute Zusammenarbeit im Lenkungsausschuss im Zusammenhang mit der Konzeption der Datenaustauschplattform «firstbase healthcare» hat aufgezeigt, wie Partnerschaften für alle beteiligten Parteien zielführend sind.

Excellence Days 2022

An den Excellence Days am 8. und 9. Juni 2022 in Bern herrschte in den Branchensessionen Gesundheitswesen Einigkeit darüber, dass ein Paradigmenwechsel von Einzelsystemen hin zu Netzwerken stattfinden muss, um durchgängige Datenerhebungen jetzt und künftig möglich zu machen.

Pilotversuche mit Cannabis 2022 gestartet

Seit 2021 ist eine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes in Kraft, die Pilotversuche zur kontrollierten Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu «Genusszwecken» ermöglicht. Diese sollen eine wissenschaftliche Grundlage für die künftige gesetzliche Regelung liefern. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hat dazu im Berichtsjahr Pilotversuche lanciert. GS1 Standards sorgen bei der Abgabe von Cannabis­Produkten in diesem Projekt und zukünftig für Transparenz. Elemente entlang der Lieferkette werden mittels der GS1 Standards erfasst und identifiziert. Hier wird durch sauberes, klar dosiertes und rückverfolgbares Cannabis die Konsumenten­ und Patientensicherheit erhöht.

Anne van Berkel Meier, Head of Industry Engagement Healthcare

770 – wertvoll

Im Vergleich zum letzten Jahr ist die Mitgliederzahl 2022 auf 770 angewachsen.

12,1 – aufstrebend

12,1 % der Mitglieder von GS1 Switzerland stammen aus der wachsenden Branche Gesundheitswesen.

> 95 – führend

Da über 95 % der Medizinprodukte mit GS1 Standards (GTIN) gekennzeichnet sind, ist die im Aufbau befindliche Datenaustauschplattform «firstbase» für das Schweizer Gesundheitswesen optimal nutzbar.

Transport & Logistik

Durchgängiger Datenaustausch in der Lieferkette

Obwohl die GS1 Standards entlang der Lieferkette angewendet werden, treten aufgrund von Fehlern in der Anwendung der Standards unnötige Bruchstellen auf. Dies führt dazu, dass bestehende Logistiklabels (SSCC) auf Paletten und Sendungen umetikettiert werden müssen und manuelle Eingriffe in den Prozess erforderlich sind.

Aus dem Fachbeirat Logistik heraus hat sich deshalb im Berichtsjahr die Arbeitsgruppe Digitaler Warenfluss gebildet, um gezielt Lösungsansätze für den digitalen Informationsfluss entlang der Lieferkette zu entwickeln. Sie setzt sich mit den Prozessproblemen bei der Verwendung der GS1 Standards in der Praxis (insbesondere EDI) und durchgängigen Prozessen zwischen Herstellern, Logistikdienstleistern und Händlern auseinander, um höhere Effizienzen im operativen Prozess zu erreichen. Im Rahmen dieser Arbeitsgruppe wird neben der Analyse der ISTSituation in einem weiteren Schritt untersucht, ob der Logistikstandard «Scan4Transport» einen möglichen Lösungsansatz für einen unterbruchsfreien Informationsaustausch darstellt.

In der Arbeitsgruppe «Fair Carbon Player» wird ein Branchenstandard entwickelt, der die Berechnung von CO2­Emissionen in Unternehmen auf eine genauere und vergleichbare Basis stellt. Das Projekt «Fair Carbon Player» soll einen Beitrag zur Klimaschutzdebatte leisten und einen wichtigen Schritt hin zu einer einheitlicheren

Berechnung von CO2­Emissionen in Unternehmen darstellen. Neueste Erkenntnisse führten im November des Berichtsjahres zur Vorbereitung einer Zielanpassung weg von einer digitalen Lösung hin zu einer qualifizierten Handlungsempfehlung. Mit dem Leitfaden als klare Handlungsanleitung und dem Gütesiegel «Fair Carbon Player» als Auszeichnung für erfüllte Qualitätsstandards wird das Projekt dazu beitragen, dass in der Logistikbranche Kalkulationen vergleichbar werden.

Auf Erfolgskurs ist der E-Learning-Kurs auf der Webplattform Europalettentausch. Im Berichtsjahr haben bereits mehr als 1000 Personen mithilfe von «Paletty» den Kurs absolviert und sich dabei in den EPAL­Tauschkriterien ausbilden und zertifizieren lassen. «Paletty» steht inzwischen als Aufsteller in vielen Unternehmen an der Laderampe und zeigt, dass hier fair getauscht wird – und fordert die Mitarbeitenden auf, falls noch nicht geschehen, sich ebenfalls zertifizieren zu lassen.

Plattformbasierte Geschäftsmodelle verändern den globalen Wettbewerb, auch im Supply Chain Management. Die Macher der Logistikmarktstudie Schweiz haben erkannt, dass digitale Plattformen zu den wichtigsten Trends unserer Zeit gehören, und diesem Thema die Vertiefungsstudie 2022 gewidmet. Sie untersucht, welche

Bedeutung heutige digitale Plattformen für Logistikunternehmen haben, welche Fortschritte sie bei der Nutzung von Plattformen für ihre Geschäftsstrategien bereits gemacht haben und was sie tun müssen, um weiterhin von dieser Dynamik zu profitieren. Die Studie wird in Zusammenarbeit von GS1 Switzerland und dem Institut für Supply Chain Management der Universität St. Gallen erstellt. An dieser Stelle sei der Trägerschaft der Logistikmarktstudie Schweiz – Galliker Transport AG, Gilgen Logistics AG, Jungheinrich AG, Lagerhäuser Aarau AG, Migros­Genossenschafts­Bund, Planzer Transport AG, Post AG, SBB Cargo AG, Swisslog AG und Volg Konsumwaren AG – für die breite Unterstützung gedankt.

Events

An den Excellence Days 2022 konnten die Branchensessionen Transport & Logistik die grössten Teilnehmerzahlen verzeichnen. Das hat uns gezeigt, dass wir mit den gesetzten Schwerpunktthemen zur Digitalisierung den Nerv der Teilnehmenden getroffen haben. Beiträge zu intelligenten Logistikkonzepten im urbanen Umfeld oder zur Herausforderung im Gebinde­Management zeigten, wie diese unter Verwendung der GS1 Standards angegangen werden können. Das Universitätsspital Zürich beispielsweise setzt für die Identifikation der Mehrweggebinde konsequent auf GS1 Standards und schafft mit dem Global Returnable Asset Identifier (GRAI) Transparenz.

Am Abend des Strategietages der Excellence Days wurde in festlichem Rahmen der Swiss Logistics Award verliehen. Dieser ging an das Schweizer Unternehmen KEMARO AG, das den ersten autonomen Trockenreinigungsroboter für den industriellen Einsatz auf den Markt gebracht hat.

Am 8. September 2022 fand der SVTL-Themenfokustag, die gemeinsame Tagung von GS1 Switzerland und dem Verband für temperaturgeführte Logistik (SVTL), mit rund 80 Teilnehmenden statt. Thematisch konzentrierte er sich auf die Veränderungen und Anforderungen in der Kühlkettenlogistik, die durch neue technische Möglichkeiten und Kundenbedürfnisse vorangetrieben wurden. Weitere Event­Highlights waren am 10. November das 22. GS1 Schweizer Logistikforum und die zweitägige Studienfahrt innovative Logistikanlagen am 9. und 10. November des Berichtsjahres. Mit 40 Teilnehmenden wurden während der zwei Tage die Denner­Verteilzentrale in Mägenwil, das SVZ Schweizer Versandzentrum AG in Entlebuch, die Competec Logistik AG in Willisau, die Thermoplan AG in Weggis sowie die Pilatus Flugzeugwerke AG in Stans besichtigt. Einmal mehr wurde die Studienfahrt ihrem Anspruch gerecht, eine gelungene, konzentrierte Lern­ und Netzwerkplattform mit BestPractice­Beispielen zu bieten. Über 3500 Besucherinnen und Besucher kamen am 30. und 31. März des Berichtsjahres an die «Logistics &

Automation» nach Bern. Mit unseren «Logistic Talks» als zentrale Anlaufstelle der Messe konnten wir über 300 Messeteilnehmende erreichen. Als Publikumsmagnet erwiesen sich wieder unsere VR­Chairs, die zahlreiche Begeisterte mit auf die virtuelle Reise der Ananas nahmen. Insgesamt konnte die Branche Transport & Logistik im Jahr 2022 über 700 Personen an ihren Veranstaltungen informieren.

Der Logistikleiterclub Schweiz (LCS) konnte 2022 einen Zugewinn verzeichnen und hat nun 458 Mitglieder. Der Club de Logisticiens de Suisse Romande (LSR) zählt neu 148 Mitglieder.

Die Clubs konnten nach Corona im Berichtsjahr endlich wieder zahlreiche, gut besuchte Anlässe und erste OnSpot­Events durchführen. Ein besonderes Erlebnis für die Mitglieder des LCS war am 7. Oktober die Besichtigung des EVZ­Eishockeystadions mit Einblick in die Logistik und anschliessendem Eishockey­Match. Die BOSSARD Arena ist das erste nach Minergie­Standard zertifizierte Eisstadion der Schweiz und setzt in energetischer Hinsicht neue Massstäbe. Erstmalig wurde am 13. Juni 2022 von LCS und LSR ein gemeinsames Sommergrillieren am Neuenburgersee mit 63 Teilnehmenden veranstaltet, um den Austausch zwischen den Clubs zu fördern.

Die Initiative Lean & Green hat bereits in der Vergangenheit verstärkt mit der Branche Transport & Logistik zusammengearbeitet. Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch hier eine immer wichtigere Rolle und so wurden im Rahmen der neuen strategischen Ausrichtung von GS1 Switzerland die notwendigen Vorbereitungen für die Eingliederung von Lean & Green in die Branche Transport & Logistik ab Januar 2023 vorgenommen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit.

Jan Eberle, Head of Industry Engagement Transport & Logistics

159 – wertvoll

159 Mitglieder von GS1 Switzerland (2,5 %) stammen aus der Branche Transport & Logistik.

606

– beliebt

Die Schweizer Logistik­Community zählt gesamthaft 606 Mitglieder. Davon sind 458 im Logistikleiter Club Schweiz und 148 im Club de Logisticiens de Suisse Romande aktiv.

1000

– stark

Das E­Learning auf europalettentausch.ch wurde mehr als 1000­mal absolviert und hat die Teilnehmenden zu zertifizierten Tauschexperten gemacht.

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