MUT & ANMUT
2010
APRIL BIS OKTOBER SONDERAUSGABE
DE U T S C H
EUR 7,50
BRANDENBURG / WIEPERSDORF
INTERDISZIPLINÄR EINE VERANSTALTUNGSREIHE IM KÜNSTLERHAUS SCHLOSS WIEPERSDORF
INSZENIERUNG
DAS DEFILEE BLICK IN DIE GESCHICHTE
DIE FRAUEN VOM SCHLOSS
ROTKÄPPCHEN & FRIENDS
ILLUSTRATIONEN ASSOZIATIV LESUNG
WEIT-ÜBER-LAND
ES WAR EINMAL IN
Parkansicht
Schloss
WIEPERSDORF
Wiepersdorf,
Brandenburg
im
Herbst
APRIL - OKTOBER 2010 Abbildungen: HISTORISCHE AUFNAHME (Detail), Projekt „Die Frauen von Wiepersdorf ”; DOPPELSEITE 10 (Detail), Projekt „Illustrationen”, 2010; PARTIZIPATORISCHES DEFILEE, Projekt „Mut und Anmut”, 2010
INHALT INFORMATION
3 IMPRESSUM UND DANK 5 EDITORIAL
PROJEKTE
6 DIE FRAUEN VON SCHLOSS WIEPERSDORF Eine Recherche von Annett Gröschner
36 ILLUSTRATIONEN Ein Bilderbogen aus literarischen Illustrationen und Porträts 50 FESTAKT Eröffnung von Kulturland Brandenburg 2010
16 MUT UND ANMUT Ein partizipatorisches Defilee von Cony Theis und Petra Straß 28 WEIT-ÜBER-LAND Eine szenisch-musikalische Lesung von Ingrid Kaech, Anja Manz und Anna Ritzkowski
TITELBILD Held des partizipatorischen Defilees
Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf Träger: Deutsche Stiftung Denkmalschutz Bettina-von-Arnim-Straße 13 14913 Wiepersdorf www.schloss-wiepersdorf.de
IMPRESSUM Diese Dokumentation erscheint anlässlich der Veranstaltungsreihe „Soziologische und künstlerische Rollenmodelle und Inszenierungen: Frauen in Wiepersdorf “ im Rahmen des Kulturland Brandenburg Themenjahres 2010 „Mut und Anmut. Frauen in Brandenburg – Preußen“. Idee, Organisation und Durchführung der Veranstaltungsreihe Anne Frechen, Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf Layout Stephanie Guse, Wien Texte Anne Frechen, Annett Gröschner, Ingrid Kaech, Uwe Klemens, Anja Manz, Cony Theis, Petra Straß Die Texte von Uwe Klemens erschienen am 21.9. und am 2.11.2010 in der Märkischen Allgemeinen Zeitung/Jüterboger Echo. Fotos Martin Bennett (27), Anne Frechen (17), Stephanie Guse (4), Klaus Hauptvogel (34), Soenke Hollstein (3), privat (25), Marcus Spiekermann (3), Cony Theis/Petra Straß (9) © Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf 2010 Die Rechte an den Texten, Fotos und Abbildungen liegen bei den jeweiligen Autoren, Fotografen und Künstlern.
DANK Allen an dieser Veranstaltungsreihe Beteiligten und Mitwirkenden sowie den Förderern sei an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich gedankt. Ganz besonderen Dank richten wir an Frau Elfriede Donath und die „Frauen von Wiepersdorf “.
BLICK ins Atelier der Illustratoren W
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Die Veranstaltungsreihe und die Dokumentation wurden gefördert durch Kulturland Brandenburg 2010. Kulturland Brandenburg wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur sowie das Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft des Landes Brandenburg. Mit freundlicher Unterstützung der brandenburgischen Sparkassen gemeinsam mit der Ostdeutschen Sparkassenstiftung.
E D ITO R I A L
Liebe Leserin, lieber Leser,
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en 200. Todestag der preußischen Königin Luise nahm Kulturland Brandenburg 2010 zum Anlass, vergessene oder nicht sichtbare Geschichte und Geschichten von Frauen in Brandenburg-Preußen historisch und aktuell zu beleuchten.
Frauen in Brandenburg, die ihre Zeit und ihre Zeitgenossen prägten oder dies gegenwärtig tun, konnten wiederentdeckt oder neu entdeckt werden. So auch im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. In der vierteiligen interdisziplinären Veranstaltungsreihe Soziologische und künstlerische Rollenmodelle und Inszenierungen: Frauen in Wiepersdorf wurde die Vielschichtigkeit weiblicher Biografien und Identitäten thematisiert. In der vorliegenden Publikation werden die Projekte in Ausschnitten dokumentiert. 2010 jährte sich auch der Geburtstag von Bettina von Arnim zum 225. Mal. Sie führt eine Reihe von Frauen an, die im Laufe der Jahrhunderte die Geschicke von Schloss Wiepersdorf in besonderem Maße geprägt haben. Als Ehefrau Achim von Arnims und Mutter von 7 Kindern lebte und arbeitete diese bedeutende Schriftstellerin der Deutschen Romantik immer wieder in Wiepersdorf. Und sie strahlt bis in die heutige Zeit als exponierte Künstlerin von aktuellem Format.
CL ARA VON AR N I M
B ETTI NA E NCKE, G E B. VON AR N I M
Die Malerin Bettina Encke bewirkte nach dem 2. Weltkrieg die Rettung des Hauses, indem sie den entscheidenden Impuls gab, hier ein „Schriftstellerheim“ der Deutschen Dichterstiftung e. V. einzurichten. Clara von Arnim verzichtete nach der Wende auf den Wiedererhalt des Anwesens unter der Maßgabe, dass es als Künstlerhaus weitergeführt werden solle. So konnte 1992 in der Trägerschaft der Stiftung Kulturfonds das Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf eröffnet werden und in den folgenden Jahren für mehrere Hundert Künstlerinnen und Künstler aller Sparten als internationale Arbeits- und Begegnungsstätte dienen. Nach der unabwendbaren Liquidation der Stiftung Kulturfonds im Jahr 2004 begründete die Deutsche Stiftung Denkmalschutz eine Partnerschaft mit dem Land Brandenburg für den dauerhaften Erhalt des Hauses als Künstlerhaus, sodass hier seit der Wiedereröffnung im Jahr 2006 weiterhin Künstlerinnen und Künstler aller Disziplinen mit Aufenthaltsstipendien gefördert werden. In über 60 Jahren hat sich Schloss Wiepersdorf zu einem Solitär des kulturellen Lebens in Deutschland entwickelt. Es ist ein Ort, an dem ungestört künstlerisch gearbeitet, geschrieben und komponiert werden kann. Und vieles mehr. Sehen Sie selbst!
B ETTI NA VON AR N I M, G E B. B R E NTA NO
Anne Frechen, Direktorin des Künstlerhauses
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Die Frauen von Schloss Wiepersdorf
Während ihres Stipendienaufenthaltes in Wiepersdorf 2008 hat Annett Gröschner angefangen, Interviews mit Frauen in Wiepersdorf zu führen, die irgendwann einmal im Schloss gearbeitet haben: Sie waren die eigentlichen Schlossherrinnen. 6
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ANFANG DER 1950ER JAHRE Heimleiterin Margarethe Kassner und Hausangestellte. Sie tragen dunkelblaue Kleider mit weißen Kragen und weiße Schürzen
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EINE ANDERE ZEIT BETRETEN Schloss Wiepersdorf von der Morgenseite
EINE REISE
IN DEN NIEDEREN FLÄMING wo Bettina von Arnim vor
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150 Jahren begraben wurde
VON ANNETT GRÖSCHNER
as Schreiben vergeht einem hier, wo den ganzen Tag, das ganze Jahr, das ganze liebe lange Leben nichts vorfällt, weswegen man ein Bein oder einen Arm aufheben möchte“, schrieb Bettina von Arnim am Neujahrstag 1823 in einem Brief an ihre Schwester Gundula von Savigny aus Wiepersdorf, einem verschlafenen Ort im Niederen Fläming, 20 Kilometer von der brandenburgischen Stadt Jüterbog entfernt. Es waren wirtschaftliche, nicht romantische Gründe, weswegen Bettina und Achim von Arnim 1814 von Berlin in das geerbte und hochverschuldete Ländchen Bärwalde umgesiedelt waren. Während Achim von Arnim die ländliche Zurückgezogenheit jenseits gesellschaftlicher Intrigen genoss und trotz der anstrengenden Arbeit als selbst wirtschaftender Gutsherr weiter seine Romane und Erzählungen schrieb, floh Bettina schon drei Jahre später wieder nach Berlin und kam nur sporadisch ins „Ländeken“ zurück. Sie brauchte die Stadtluft, Gesellschaft und Kultur. In den Briefen, die das Paar wechselte, ist viel von Geldmangel, Missernten, Kinderkrankheiten und Gesindeproblemen die Rede. Heutzutage kommen Schriftsteller und Künstler unter weitaus komfortableren Bedingungen ins Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, um ungestört zu arbeiten. Manch einem geht es wie Bettina, er hält die Stille nicht aus. Andere wollen nie wieder weg. Seit je schmeißen die Frauen von Wiepersdorf und Umgebung den Laden. Früher gehörten sie zum Gesinde, heute sind sie Köchinnen, Reinigungskräfte, Sekretärinnen, Buchhalterinnen. Oder im Ruhestand. Wenn eine stirbt, läuten die Glocken der Dorfkirche den halben Tag lang. Wiepersdorf ist ein Ort der Frauen. Sie sind stark, nicht auf den Mund gefallen und sehen auch mit 80 noch aus wie 70. Die Männer sieht man kaum auf der Straße, obwohl es sie zweifelsohne gibt im Dorf. Dorf und Schloss sind durch die Bettina-von-Arnim-Straße getrennt. Es gab Zeiten, da war die Mauer so hoch, dass nur Bedienstete auf das Schlossgelände kamen. Heute steht der Park allen offen, aber es gibt einen unsichtbaren Abstand zwischen Dorf und
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Schloss, der festgeschrieben zu sein scheint, egal, ob da draußen in der Welt feudale, sozialistische oder demokratische Verhältnisse herrschen. „Nur selten klopfen wir ans Küchenfenster oder schwatzen mit den Gärtnern. Wir wissen ja, dass die Arbeit wenig Zeit lässt“, sagen die alten Frauen von Wiepersdorf, die viele Jahre im Schloss waren und nun endlich genügend Muße haben, um im Park spazieren zu gehen, hin zu den Statuen, die für die Verse von Generationen von Dichtern herhalten mussten. Im Dorfkern sind die Landarbeiterhäuser preußisch genau um einen sumpfigen Anger gereiht, an dessen Stirnseite sich unter einem hohen Baum die Schmiede befindet. Dort gabelt sich der Weg. Einer führt in die Siedlung, die die Frauen von Wiepersdorf
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Das ficht die Frauen von Wiepersdorf nicht an. Rotkäppchen ist eine von ihnen.
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nur Korea nennen, weil sie in der Zeit des Koreakrieges Anfang der fünfziger Jahre gebaut wurde, von Flüchtlingen, die nach dem 2. Weltkrieg hier hängengeblieben waren. Der andere Weg führt in den Rotkäppchenwald, in dem man nach einem halben Kilometer Fußmarsch zwischen den Bäumen auf Blechfiguren stößt: den Jäger, die Großmutter, das Rotkäppchen, den Wolf. Das Mädchen mit der roten Kappe soll, so meinen die Frauen von Wiepersdorf, in ihrem Wald hinter dem Dorf vom Weg abgekommen und vom Wolf gefressen worden sein. Ganz abwegig ist das auf den ersten Blick nicht, waren doch die von Arnims mit den Herausgebern der Kinder- und Hausmärchen, den Brüdern Grimm befreundet.
Wilhelm Grimm kam 1816 sogar zu Besuch nach Wiepersdorf. Rotkäppchen war allerdings schon in der 1812 erschienenen ersten Auflage der Märchen enthalten und beruht, so sagt die Forschung, auf einer französischen Quelle. Das ficht die Frauen von Wiepersdorf nicht an. Rotkäppchen ist eine von ihnen. 168 Menschen leben noch im Dorf. Das Schloss ist heute der einzige Arbeitgeber vor Ort, alle anderen sind verschwunden: die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die Gärtnerei, der Konsum und der Kindergarten. Von der Post zeugt noch ein Briefkasten vor der Schmiede. Die Felder sind an die Nonnendorfer Agrargenossenschaft verpachtet. Die Landwirtschaft ernährt die Bewohner nicht mehr. In der Woche kommt ein mobiler Lebensmittelhändler ins Dorf. Wem zu anderen Zeiten Zucker oder Mehl ausgeht, der muss borgen oder vier Kilometer nach Hohenseefeld oder zehn nach Schönewalde fahren, wo es einen Supermarkt gibt. Einstweilen liegt das Dorf in einem Funkloch und das Internet ist analog, also langsam.
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ine Kneipe gibt es noch im Ort, das Gasthaus „Zur alten Schmiede“, seit Generationen weitervererbt, wenn auch die Schmiede nicht mehr in Betrieb ist. Hier steht Elfriede Donath am Herd und kocht Hausmannskost, seit sie in den fünfziger Jahren in die Wirtschaft eingeheiratet hat. Vorher war sie Köchin im Schloss. Sie hat für die Seghers gekocht und auch mal für Brecht, der wie viele Künstler nicht mit der Ehefrau, sondern der Geliebten nach Wiepersdorf kam. Mit Nebenfrauen auf Nebenpfaden. „Wir habens bemerkt und denn war jut“, sagen die Frauen von Wiepersdorf und üben sich weiter in Diskretion. Manchmal warteten die Ehemänner vor dem Schloss, eifersüchtig auf ihre Gattinnen und malten sich aus, was hinter den Schlossmauern alles geschah. „Wir hatten doch alle kein Telefon“, sagen die Frauen von Wiepersdorf, „dafür Überstunden reichlich und ohne Ankündigung.“
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Sie hat für die Seghers gekocht und auch mal für Brecht, der wie viele Künstler nicht mit der Ehefrau, sondern der Geliebten nach Wiepersdorf kam.
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ERINNERUNGEN Fotos aus dem Fotoalbum der Elfriede Donath
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AUS DER ZEIT GEFALLEN Parkidylle 1959
Ab und an wird der Tanzsaal im rückwärtigen Teil der Kneipe noch für Feiern genutzt. Am Wochenende kommen die Gäste zahlreicher als unter der Woche, freitags die Leute aus dem Dorf und Sonnabend/Sonntag die Skater. Die werden auch mit Rollschuhen an den Füßen in den Schankraum gelassen. Der Rundweg des Fläming-Skate führt direkt an der Kneipe vorbei. Peter Hacks’ Vers über Wiepersdorf, „Wo / oft in Schwermut, selten in Gedanken / die deutschen Dichter alle Pilsner tranken“, könnte problemlos auf die „Schmiede“ übertragen werden, in die sich auch heute noch die Stipendiaten verirren, die der gediegenen Schlossatmosphäre überdrüssig sind. Hier kann es kurz vor Mitternacht passieren, dass Conni, Elfriede Donaths Tochter und Wirtin, zur Dichterin wird: „Meine Mutter ist im Bett. / Mein Sohn ist im Bett. / Mein Bruder ist im Bett. / Mein Onkel ist im Bett. / Mein Vater ist im Grab“, wie auch die „Schmiede“ inzwischen eingegangen ist in die Literatur, wie Zeus mit seinen Blitzen am Ende des Schlossparks.
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n Wiepersdorf scheint alles sehr früh zu sein“, hat die Dichterin Inger Christensen während ihres Aufenthalts im Schloss geschrieben. Was den Busverkehr angeht, hat sie wohl recht. Der letzte Bus von Jüterbog hält um 16.15 Uhr an der Haltestelle vor dem Schloss. Ein paar Schüler steigen aus und ein paar alte Frauen von Wiepersdorf, die den Daheimgebliebenen ihre neuen Blutdruckgeräte zeigen oder die Schnäppchen, die sie in den Supermärkten von Jüterbog oder Luckenwalde gemacht haben. Danach kommt keiner
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mehr, der kein Auto hat. Bis zum Fahrplanwechsel gab es noch einen 19.00-Uhr-Bus von Jüterbog, der über Nonnendorf fuhr, ein Kleinbus, der an die osteuropäischen Marschrutkas erinnerte, auch wenn der Fahrer noch nie davon gehört hatte. Ich bin öfter mit ihm gefahren, mehr als drei Fahrgäste waren wir nie. Die zwei Kilometer nach Wiepersdorf musste man laufen. Jetzt wird man aufgefordert, am Vortag bis 13.00 Uhr beim örtlichen Busunternehmen anzurufen und sich anzumelden. Sonst fährt der Bus nicht. Was aber wird werden, wenn das letzte Schulkind erwach-
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Im ersten Moment nach dem Eintreten scheine ich in ein Kaufladenspiel für Rentnerinnen geraten zu sein.
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sen ist? Wird es dann noch Busverkehr geben? Werden die Dörfer aus Menschenmangel nach und nach versinken in den Staub von Brandenburg, Wüstungen allesamt, wie nach dem Dreißigjährigen Krieg? Der vom Land Brandenburg in Auftrag gegebene demographische Bericht von 2004 hat solche Fragen nach der Zukunft der Randregionen aufgeworfen und Artikel 44 der Landesverfassung,
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Dann ziehen sie ihre Ländeken-Tracht an, die ein bisschen an das Kleid von Rotkäppchen erinnert. Die Tracht ist aus selbstgewebtem Samtstoff geschneidert.
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der gleichwertige Lebensverhältnisse in allen Landesteilen als Ziel formuliert, indirekt in Frage gestellt. „Das wird im Gegenzug von jedem Einzelnen eine Änderung der bisher ‚gewohnten’ Lebensmuster und –ansprüche verlangen.“ Was immer das auch heißen mag, es klingt irgendwie bedrohlich. Es ist auch schon vorgekommen, dass eine der Frauen von Wiepersdorf auf dem Amt zu hören bekam, dass sie doch ihr Haus verkaufen und wegziehen könne, wenn es für den Kredit nicht mehr reiche und der Mann keine Arbeit fände. Sie arbeitet jeden Tag acht Stunden. Und es gibt die Kinder der Frauen von Wiepersdorf, die nicht zu Hause ausziehen können, weil das Geld, das sie mit Schichtarbeit verdienen, nicht für eine eigene Wohnung reicht.
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ine der fünf Straßen in Wiepersdorf heißt Am Konsum, auch wenn es den Konsum nicht mehr gibt. Bei Wahlen sind seine Räume das Abstimmungslokal, eingerichtet mit Bauernstubenstühlen aus dem Schloss und Sofas vom VEB Möbelbau Friedrichroda. Hier treffen sich die Frauen von Wiepersdorf zum Klönen, zum Klatschen, zum Kaffeetrinken. Sie können alle kichern wie Backfische, obwohl viele schon so lange auf der Welt sind, dass sie den Einmarsch der Russen ins Dorf als junge Mädchen erlebt haben. Damals hatten sie nichts zum Lachen, das holen sie jetzt nach. Alle 14 Tage donnerstags, ab 12 Uhr, lädt Erika auf einem selbstgemalten Schild in einen Raum im Erdgeschoss des Konsumgebäudes. Erika ist Friseurin, eine kleine ältere Frau mit großer Brille und geblümter Kittelschürze. Im ersten Moment nach dem Eintreten scheine ich in ein Kaufladenspiel für Rentnerinnen geraten zu sein. Alles ist auf rührende Weise altmodisch, die Frisierreklame, das Handtuch mit dem Badenixenmotiv, die alten Dederon-Frisierumhänge für Erwachsene und Kinder, alte abgeschabte Kreisleitungsstühle und Frisiersessel aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Moment wird einer kleinen alten Frau in einer ähnlichen Kittelschürze wie der der Friseurin Birkenhaarwasser in die Haare geträufelt und einmassiert, eine andere wartet, dass sie dran-
kommt. Die Frauen plauschen über die Kur, die die Jüngere der beiden gerade gemacht hat. Die sagt den rätselhaften Satz. „Jetzt geht es noch, demnächst macht es alleine.“ Die alten Damen nicken mir zu. Als Kind, sagen sie, hätten sie auch einen Pony gehabt, aber jetzt seien sie zu alt dafür. Das Schneiden kostet einen Euro. Einmal im Jahr feiern die Frauen von Wiepersdorf in der Schmiede „Männerfastnacht”. Dann ziehen sie ihre Ländeken-Tracht an, die ein bisschen an das Kleid von Rotkäppchen erinnert. Die Tracht ist aus schwerem selbstgewebtem Samtstoff geschneidert und mit
ANNETT GRÖSCHNER
1964 in Magdeburg geboren, lebt seit 1983 in Berlin und hat einen Sohn (*1989). Studium der Germanistik an der Humboldt-Universität Berlin. Forschungsstudium in Berlin und Paris. Mitbegründerin und Mitarbeiterin der Frauenzeitschrift Ypsilon. 1992-1996 Arbeit als Historikerin für das Prenzlauer-Berg-Museum. Seit 1997 freiberuflich tätig als Schriftstellerin und Journalistin, u. a. für die Berliner Seiten der FAZ (1999-2002), den Freitag, die taz, Theater der Zeit und Literaturen. 2005-2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Sachbuchforschungsprojektes der Universität Hildesheim und der Humboldt-Universität Berlin. Mitglied des P.E.N. www.annettgroeschner.de Als Stipendiatin des MWFK des Landes Brandenburg arbeitete Annett Gröschner von August bis November 2008 im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf.
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der Hand bestickt. Innerhalb der Familie wird sie von Generation zu Generation weitervererbt. 2004 haben die Frauen von Wiepersdorf in ihnen gegen die drohenden Entlassungen im Schloss protestiert. Der Ministerpräsident war zu Besuch und dachte, sie wollen ihm ein Ständchen bringen. „Wir und singen“, sagen die Frauen von Wiepersdorf. „Protestieren wollten wir.“ Mitte 2006 hat das Schloss unter neuer Schirmherrschaft wieder aufgemacht, aber die Verträge der Angestellten werden immer nur um ein Jahr verlängert. Das eindrücklichste Brandenburgische Konzert ist die Stille. Jedes Geräusch scheint verstärkt durch sie. Wenn die Sportflieger am Himmel Loopings üben. Oder nachts Trucks am Schloss vorbeidonnern, um den Weg abzukürzen nach Lutherstadt Wittenberg. Auf den Feldern stehen die Rehe wie festgenagelt. Im Novem-
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SCHÖNE ERINNERUNGEN AN VERGANGENE ZEITEN Fotos aus dem Fotoalbum der Elfriede Donath
ber, als der Vollmond sein milchiges Licht durch die Zweige der Eichen sandte, die schon zu Bettines Zeiten hier standen, habe ich mir gewünscht, Naturlyrikerin zu sein. Aber ich hörte dann doch lieber den Frauen von Wiepersdorf zu.
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ettina von Arnims Todestag jährte sich im April zum 150. Mal. Sie hat ihr Grab neben der Kirche auf dem Familienfriedhof. Es gibt ein paar Frauen, die meinen, sie ginge als Geist durch das Schloss, dessen Ruhe sie erst genießen konnte, als sie alt war. Bis 2001 ging ihr Porträt noch auf 5-Mark-Scheinen von Hand zu Hand. Die Frauen von Wiepersdorf aber verehren Anna Seghers, die nach der Rückkehr aus dem Exil ein Zimmer im Schloss hatte. Der einen besorgte sie eine Lehrstelle, den anderen holte sie aus der Gefangenschaft. Das haben die Frauen von Wiepersdorf nicht
vergessen. Sie trank ihren Kaffee immer so stark, dass sich die Frauen von Wiepersdorf danach aus dem Satz noch einen Blümchenkaffee brühen konnten. Jeden Tag lief sie durchs Dorf und redete mit diesem, mit jenem. Irgendwann blieb sie aus und kam nie wieder. Das war 1957, nach den Verhaftungen ihrer Freunde bekam sie einen Nervenzusammenbruch und kam nicht wieder. Eben verlässt die Köchin das Schloss und geht mit weit ausladenden Schritten quer über den Rasen nach Hause. An der Straße nach Kossin stehen einträchtig und im Abstand von zwei Metern voneinander entfernt zwei Straßenschilder: Auf beiden steht Bettina-von-Arnim-Straße, mal mit, mal ohne Bindestriche. Eins ist aus den fünfziger Jahren, eins aus der Zeit nach der Wende. Das alte senkt sich Millimeter um Millimeter nach rechts. Eines Tages wird es im Feldgraben versinken und langsam von Erde zugedeckt werden.
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Zwei Kapitel
DIE SCHLOSSHERRINNEN VON WIEPERSDORF
1950 in der Schlossküche
Traumberuf
Der Weg ins Schloss
[Köchin 5:] Eigentlich war Kochen schon mein Traumberuf, weil ich immer nicht wusste, was ich werden soll und dann dachte ich, Mensch, so kochen und Platten machen und so wat... nun: es hat geklappt und dann war das amtlich. [Köchin 4:]: Mein Traumberuf war Gärtner, aber Koch war auch eine gute Wahl. [Reinigung Frau 1:] Ich wollte immer schon Friseuse werden, aber durch meine Schwerhörigkeit ist das nicht in Erfüllung gegangen. [Reinigung Frau 2:] Friseurin hätte ich auch gern gemacht, noch heute tu ich ja die älteren Frauen bedienen, die kommen zu mir oder ick geh zu ihnen und mache ihnen die Haare. [Reinigung Frau 1:] Dann dachte ich, Schneider wäre es, da habe ich aber keine Lehrstelle gekriegt, also habe ich Elektromontierer gelernt in Luckenwalde. [Die Kindergartenköchin:] Seufzt. Traumberuf, dit war damals nicht die Zeit, ich hatte einen Onkel in Stettin, der war bei der Bank. Und der wollte mich da unterbringen. Das hätte ich gerne gemacht, aber meine Eltern haben gesagt: Die Zeiten sind so schlecht, geh nicht so weit weg. Und dann bin ich eben mein Leben lang in Wiepersdorf geblieben. [Die leitende Angestellte:] Ich wollte Architekt werden und musste deshalb einen handwerklichen Beruf erlernen. Aber kaum hatte ich die Lehre als Tischler angefangen, merkte ich, dass ich schwanger bin. Mein Mann war ja hier in Wiepersdorf, und da hörte ich, im Schloss suchen sie noch Leute. Und dann bin ich zum damaligen Direktor gegangen und habe gefragt, ob er mich trotz Schwangerschaft einstellen würde. Er hat gesagt, kein Problem, wirst du Hausangestellte.
[Köchin 1:] Ich bin von Meinsdorf gebürtig. Meine Eltern hatten ein Lebensmittelgeschäft, früher sagte man Kolonialwaren. 1949 bin ich aus Schule, 1950 hat man Angestellte gesucht im
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Nach dem ersten Tag habe ich gesagt, hier bleibe ich nicht mal acht Tage. Dann sind es fast zehn Jahre geworden.
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Schloss. Sind wir mal kurz rübergefahren und am 1. Mai 1950 habe ich angefangen, damals nannte es sich Dichterstiftung, war eine Arbeitsstätte für Schriftsteller. Nach dem ersten Tag habe ich gesagt, hier bleibe ich nicht mal acht Tage. Dann sind es fast 10 Jahre geworden. [Reinigung, Frau 2:] Ich bin Wiepersdorferin von Geburt, gleich hinter der Gaststätte ist mein Elternhaus. Meine Mutti ist da geboren, aber mein Vati ist von Polen. Mit 15 Jahre musste er weg von zu Hause, ist durch die Welt gekommen und schließlich hier in Wiepersdorf gelandet. Er war auch ein paar Jahre im Schloss, als Heizer und Hausmeister. [Köchin 3:] Gärtner für Gemüse und Zierpflanzenanbau unter Glas und Plaste, stand als Berufsbezeichnung in meinem Lehrvertrag. Gelernt habe ich in Jüterbog und Trebbin und
2 FOTOS AUS PRIVATEN FOTOALBEN UND AUS DEM HAUSARCHIV 1 „Männertag” 1990 2 Empfang in der Orangerie 3 Hochzeitsfeier der Familie von Arnim 4 Nach der mehrjährigen Renovierung des Schlosses 1980
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3 ERLEBTE ZEIT ERZÄHLTE GESCHICHTE 1 Publikum beim Vortrag von Annett Gröschner am 31.10.2010 2 Wiedersehen im Schloss im Herbst 2008; Annett Gröschner stellt ihr Vorhaben vor 3 Annett Gröschner und Anne Frechen am 31.10.2010 4 Präsentation der Recherchearbeit bei der offiziellen Eröffnung von Kulturland Brandenburg am 7.5.2010 in Wiepersdorf
nach der Lehre habe ich im Schloss als Gärtnerin angefangen. [Die Sekretärin:] Ich bin eigentlich gebürtige Oberschlesierin und kam als Dreijährige in die Nähe von Dahme. Hierher habe ich geheiratet. Und dann schmiss der Reinsdorfer Bürgermeister sein Amt hin und sagte: Ich gehe nach Wiepersdorf ins Schloss als Hausmeister. Mensch, sage ich, fragen Sie doch mal, ob da noch was frei ist. Und nächsten Tag, kam er, Sie sollen sich mal melden, die brauchen eine Sekretärin. Am 1. September 79 habe ich hier angefangen. Und bin fast 22 Jahre geblieben, bis 31. März 2001. [Reinigung, Frau 1:] Ick hab nachher meinen Mann kennen gelernt und dann sind wir nach Wiepersdorf gezogen. 1987 musste ich aus gesundheitlichen Gründen in der Gärtnerei aufhören. Ick hab gefragt, ob im Schloss ’ne Stelle frei ist, und dann hab ich ein halbes Jahr lang einen halben Tag in der Küche und einen halben Tag in der Reinigung gearbeitet. Aber das war organisatorisch nicht so günstig. Und denn ist die eine Kollegin, die halbtags in der Reinigung war, in die Küche gegangen und ich hab denn eine volle Stelle in der Reinigung bekommen. [Reinigung, Frau 2:] Ich habe mit 14 Jahren in der Gärtnerei neben dem Schloss angefangen und da war ich dann 32 Jahre. Wir hatten Eisblumen und Männertreu, Lobelien, Ageratum, Pelargonien und sämtliche Gemüsepflanzen. Kohlrabi, Sellerie, Porree. Im Schloss bin ich erst seit 2001. [Köchin 2:] 1974 hat in Wiepersdorf die Krippe zugemacht. Und dann kam Frau Andrick aus der Heimleitung und fragte, möchten Sie nicht bei uns anfangen? Na ja, dachte ick, ehe de ja nischt machst, dann habe ich hier zuerst als Serviererin angefangen. [Köchin 5:] Ich stamm aus Hohenseefeld. Nach der 10. Klasse habe ich mich hier als Lehrling beworben und wurde dann angenommen, und so bin ich hier geblieben, bis jetzt. [Köchin 4]: Meine Mutter hat im Konsum sauber gemacht und ich bin da oft mitjewesen, helfen, und da kam immer der Herr Wolf, der im Schloss damals Chef war, und hat jebettelt, komm doch bei mir arbeiten, aber ich wollte nicht, weil es mir in der Gärtnerei gut jefallen hat. Aber als dann mein zweites Kind da war, wurde mir das mit der Fahrerei zuviel und dann habe ick doch mal nachjefragt wegen Arbeit, und da habe ich dann im Abwasch angefangen. Da hatten wir ja noch keine Maschine, machten alles noch per Hand. [Köchin 2:]: Abwasch war ja nun auch nicht so toll und dann ergab sich die Möglichkeit, dass ich die Ausbildung zum Koch
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machen konnte, backen und kochen habe ick ja sowieso schon immer gerne gemacht, und denn hab ick in Luckenwalde die Erwachsenenqualifizierung gemacht. mit Prüfung und allem drum und dran. [Köchin 5]: Köchin gelernt habe ich in Treuenbrietzen im Krankenhaus, denn im Schloss haben sie keine Lehrlinge ausgebildet. Ich hatte aber meinen Lehrvertrag mit Wiepersdorf gemacht. 1979 hatte ich ausgelernt und dann hatte ich die Wahl, entweder in Treuenbrietzen im Krankenhaus zu bleiben oder hierher zu kommen. Aber ich war damals schon mit meinem Mann zusammen und der hat hier ’ne Anstellung gekriegt als Heizer und dann haben wir uns geeinigt, dass wir hierher machen. [Die Buchhalterin:] 1979 wollten wir eigentlich woanders hinziehen, hatten schon die Wohnungsschlüssel. Aber im Ok-
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Erst war ich Hausmädchen, aber dann habe ich Koch gelernt von der alten Gutsköchin, ...
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tober starb überraschend meine Schwiegermutter und dann haben wir die Schlüssel wieder abgegeben und sind nach Wiepersdorf gezogen. Damals waren hier Andricks, sie war in der Verwaltung und er war Heimleiter und da hörte eine Kollegin auf, und dann kam Frau Andrick an und hat gefragt, ob ich im Schloss arbeiten will. Am Ende waren es 33 Jahre. [Köchin 1:] Erst war ich Hausmädchen, aber dann habe ich Koch gelernt von der alten Gutsköchin, die hat sich auf einen Stuhl gesetzt und hat Anweisungen gegeben, wie wir det machen sollten. [Köchin 5:] Eigentlich wollte ich Diätassistentin lernen. Aber das hat mein Chef hier in Wiepersdorf nicht gewollt, weil ich da drei Jahre hätte lernen müssen. Und Diätküche gabs ja hier nun gerade nicht. [Köchin 2:] Nee, wir hatten Hausmannskost. [Köchin 5:] Jetzt bin ich also bloß Normalköchin, aber ooch egal.
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Der Ort Wiepersdorf ist für Cony Theis und Petra Straß sowohl Bühne als auch Protagonist. Personen und Dinge aus Geschichte und Gegenwart begegnen sich in einem Partizipatorischen Defilee.
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DIE INSZENIERUNG DER INSZENIERTEN WEIBLICHKEIT
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er Blick in die Geschichte macht sensibel für die Tatsache, dass die Identitäten von Frauen zumeist eine hoch multiple Prägung haben – so die Prämisse, von der ausgehend Petra Straß und Cony Theis inszenierte Weiblichkeit neu inszenieren. Dabei bringen sie Personen der Gegenwart und der Zeitgeschichte spielerisch in ein Verhältnis zueinander. „Spiegeln“ ist hierfür das bevorzugte Verfahren dieses Projektes. Und spiegeln bedeutet hier nicht die Verwendung eines realen Spiegels, sondern Reflexion in Form eines ernsthaften Rollen-Spiels. Auf raffinierte Weise werden gesellschaftliche und persönliche Realität miteinander verbunden und auch wieder gebrochen. Es entstehen autonome, aber ebenso ironisierende Kunstwerke: Perücken, Kleider, Kostümierungen, Accessoires und Fotoserien. Petra Straß und Cony Theis betonen ausdrücklich, dass es sich hier nicht um eine kunsthistorische Arbeit handelt, sondern um künstlerische Aneignung und Anverwandlung verschiedenster Frauenbiographien.
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Die Umsetzung des Konzeptes vollzog sich in vier Phasen: Recherche, Aufbau eines Fundus, Ausstellung des Fundus und der damit entwickelten Kunstwerke und Fotoserien, Partizipatorisches Defilee. Die Künstlerinnen recherchierten zunächst zu zweit vor Ort in Wiepersdorf Frauenbiographien und Erscheinungsbilder. Hierbei interessierten besonders das Kleid, die Tracht und das Kostüm als gesellschaftliche Zeichen: utopisches Kleid oder politisches Kleid, untragbares Kleid, vergängliches Kleid. Frauen jeden Alters aus dem Dorf und der näheren Umgebung wurden angesprochen und eingeladen, Bilder und/oder Erinnerungsstücke an ihre Großmütter für die Ausstellung auszuleihen. Darüber hinaus wurden Teile für den Aufbau eines interaktiven Fundus gesucht: Objekte mit Lokalkolorit, Decken, Wäsche, Vorhänge aus der Region oder auch Papiere, Folien, Blätter, Naturfragmente. Die Künstlerinnen schufen mehrere Fotoserien und Objekte aus den zusammengetragenen Materialien und inszenierten sie im Ausstellungsraum. Schließlich wurden diese Exponate den Besuchern zur Verfügung gestellt, um sich damit zu verwandeln oder zu verkleiden und sich und die Objekte spielerisch zu präsentieren im Partizipatorischen Defilee.
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G E S U C H T
- Frauen in Brandenburg Wir sind zwei Künstlerinnen und heißen Petra Straß und Cony Theis. Im Rahmen des Themenjahres von Kulturland Brandenburg e. V. 2010 Mut & Anmut - Frauen in Brandenburg-Preußen bereiten wir eine Ausstellung im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf vor, die im September dort gezeigt werden soll. Die Ausstellung ist Teil der Veranstaltungsreihe im Künstlerhaus Soziologische und künstlerische Rollenmodelle und Inszenierungen: Frauen in Wiepersdorf. Wir suchen Porträts oder Bilder von Frauen aller Generationen und Altersgruppen aus Wiepersdorf und der Umgegend. Es können Fotografien oder auch Gemälde sein. Gerne auch Familienfotos und Bilder aus besonderen Anlässen: Hochzeit, Taufe, Jubiläen. Gut wären Fotos von Frauen in der typischen Flämingtracht, aber auch Bilder von Frauen an ihren Arbeitsplätzen: Landwirtschaft, Garten, Büro, Schule, Küche, Werkstatt, Atelier .... Die Bilder benötigen wir nur leihweise. Sie bekommen sie in jedem Fall zurück. Sie können die Bilder im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf abgeben Bitte hinterlassen Sie unbedingt Ihre Adresse, damit wir die Bilder zurückgeben und Sie auch zur Ausstellung einladen können. Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Mithilfe!
FRAUEN IN WIEPERSDORF Fotografien aus dem Familienalbum der Elfriede Donath Foto S. 16 unten: Aus der Reihe Allonge, 2010 vorherige Doppelseite: Aus der Reihe Menuett, 2010
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Aus der Reihe Alllonge, 2010
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Aus der Reihe Lรถwenzahnmaske, 2010
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ANSICHTEN Rauminszenierung in der Tankhalle K端nstlerhaus Schloss Wiepersdorf, 2010
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Einmal den wilden Vögeln folgen VON UWE KLEMENS
WIEPERSDORF – Die Kaffeetassen klirrten. „Guck mal, was da kommt!“, forderte am Sonntagnachmittag eine Besucherin des Orangerie-Cafés ihren Begleiter auf und deutete mit dem Kopf in Richtung Freitreppe. Dann prusteten beide los und auch die übrigen Gäste hoben die Köpfe. Langsam schob sich die Prozession skurril gekleideter Figuren in den Park. Luftballon-Kleider, von weitem riesigen Weintrauben nicht unähnlich, behaarte Männerbeine, die aus rosa Ballettröckchen ragten, und barocke Gewänder, deren Stoffe sich bei näherer Betrachtung als profane Wachstuchtischdecken entpuppten, zogen für etliche Augenblicke die Aufmerksamkeit auf sich. Mutig gingen die Darsteller weiter. Stipendiaten und Besucher hatten sich überreden lassen, auf diese Weise am angekündigten „Partizipatorischen Defilee“ teilzunehmen. Erdacht hatten sich dies die Künstlerinnen Cony Theis und Petra Straß. Bereits im Frühjahr begaben sich die seit Studienzeiten befreundeten Künstlerinnen im Künstlerhaus und im Ort auf Spurensuche. Schicksale von Frauen, die hier in Wiepersdorf einst lebten und wirkten, oder zumindest hier hätten leben können, wurden beleuchtet. Im Gasthaus „Zur Schmiede“ stießen sie beispielsweise auf die fotografierte Familienchronik der Inhaber. Kunst liebende und Kunst schaffende Frauen haben im Schloss ihre Spuren hinterlassen. Die Fantasie der Bühnenbildnerin und der Bildenden Künstlerin tat ein Übriges, um daraus ein informatives und vor allem jedoch vergnügliches Projekt zu gestalten. Die ganze Arbeit integriert sich in das diesjährige KulturlandBrandenburg-Thema „Mut und Anmut“, das Licht ins SchicksalsDunkel bedeutsamer Frauen bringen will. „Looking for Orlando“ hieß nach Ausstellungsrundgang und Defilee der dritte Programmteil. Angelehnt an die gleichnamige Romanfigur Virginia Woolfs, ergründeten Schauspielerin Franca Schuller und Geigerin Yumiko Noda die Vielschichtigkeit menschlichen Glücks und Leids. Orlando, der die Kraft eines Mannes und die Anmut einer Frau in sich vereint, überwindet die Grenze zwischen den Geschlechtern mit Leichtigkeit. Sein einziger Wunsch: „Einmal den wilden Vögeln an den Rand der Welt folgen!“
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PARTIZIPATORISCHES DEFILEE im Park von Schloss Wiepersdorf
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Kleine Abbildung: o. T., 2010 Abbildung unten: Aus der Reihe Krinolinen, 2010
PETRA STRASS
geboren 1960, studierte Bühnenbild an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, wo sie 1987 Meisterschülerin wurde; seit 1988 arbeitet sie als Bühnen- und Kostümbildnerin für namhafte Theater und Opernhäuser in Deutschland und der Schweiz in den Bereichen Schauspiel, Oper und Ballett. Seit 1990 ist sie auch als Malerin tätig. Mit dem Ensemble Lilias, Frankfurt und Berlin, entstehen seit 1995 eigene Stücke. www.petrastrass.de
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CONY THEIS
1958 geboren in Ewersbach/Westerwald, studierte Kunst in Mainz und an der Staatlichen Kunstakademie D端sseldorf; 1988 Meistersch端lerin bei Prof. Crummenauer. Sie erhielt bereits mehrere Stipendien und Auszeichnungen, und ihre Arbeiten wurden bislang in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland gezeigt. www.cony-theis.de
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Abwanderung aus Brandenburg ist eine viel zitierte Schlagzeile. Doch was verbirgt sich dahinter? Was bewegt vor allem junge Frauen, ihre Heimat zu verlassen? Eine szenisch-musikalische Lesung von ANJA MANZ, INGRID KAECH und ANNA RITZKOWSKI spiegelt die Vielfalt der Wünsche und Hoffnungen dieser jungen Frauen wider.
Sie
wollen Kinder, einen guten Job, eine lebendige Partnerschaft, und das alles am liebsten in vertrauter Umgebung, doch die Lebensbedingungen zwingen sie zu schwierigen Entscheidungen. In diesem Spannungsfeld stürmt eine Vielzahl von Stimmen, die sie lenken, unterstützen oder manipulieren wollen, auf sie ein. Literarisch verdichtet streiten Stimmen aus der Gegenwart, Stimmen, die zum Bleiben mahnen („Kinderproduzieren“, „Rentenkasse füllen“), die Angst und Hoffnungslosigkeit verbreiten („Männerüberschuss“, „Prekariat“) mit Stimmen einer verlockenden Zukunft, hoffnungsvoll („Geld, Erfolg, Welt“). Wie schwer ist es, in diesem Chor der eigenen Stimme zu folgen, wenn noch die Stimmen aus der Vergangenheit Aufmerksamkeit fordern, die von Flucht und Vertreibung, von Ansiedlung und Abwanderung erzählen? MUT & ANMUT
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TEXTAUSZUG AUS „WEIT-ÜBER-LAND” EINE SZENISCH-MUSIKALISCHE LESUNG TEXTE: INGRID KAECH UND ANJA MANZ MUSIK: ANNA RITZKOWSKI INGRID KAECH
1963 als Schweizerin in Wien geboren, studierte in Wien und München Schauspiel und übte diesen Beruf 10 Jahre im süddeutschsprachigen Raum aus. Seit 2000 arbeitet sie als freie Autorin (Theaterstücke und Prosa) und Dramaturgin in Berlin. Neben der eigenen künstlerischen Arbeit unterstützt und betreut sie in der von ihr gegründeten SchreibBühne das literarische Schreiben anderer Schriftsteller. www.leichterhand.de www.schreibbuehne.de
ANJA MANZ
1962 in Mannheim geboren, lebt seit 12 Jahren in Potsdam. Nach dem Studium der Literatur und der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte schloss sie eine journalistische Ausbildung an. Seit 1994 arbeitet sie als Redakteurin beim rbb-Sender Antenne
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Brandenburg. Zudem vollendete sie 2001 eine Ausbildung zur Drehbuchautorin. Sie ist Mitglied der Berliner Autorinnengruppe leichterhand und hat bereits zahlreiche Erzählungen veröffentlicht. 2007 arbeitete sie als Stipendiatin des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Brandenburg vier Monate im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. www.leichterhand.de
ANNA RITZKOWSKI
1961 in Zwingenberg/Bergstraße geboren, lebt als freie Musikerin in Hamburg. Dort studierte sie Musik mit Hauptfach Violine. Vor einigen Jahren hat sie ihre Liebe zur Viola entdeckt. Neben ihrer Unterrichtstätigkeit spielt sie solistisch und in verschiedenen Ensembles und beteiligt sich immer wieder an musikalischen Projekten unterschiedlicher Art, zuletzt im Juli 2009 „Bach, wie es uns gefällt” in Tübingen und Reutlingen.
Tochter und Mutter BILDPROJEKTIONEN Bilder der Künstlerin Ulrike Hogrebe
T: Du freust dich nicht. M: Soll wohl sein ... T: Muss sein! M: So weit weg ... T: Mandy hat’s gepackt – und Maya von Brehmkes ... M: Warum Bayern? T: Hier gibt’s nichts ... M: Warum du? Warum nicht Robbie? T: Warumwarumwarum ... M: Wenn Robbie sich angestrengt hätte ... T: Hat er aber nicht ... M: Der hätte können ... Wenn nur nicht diese Suffköppe ... Aber Robbie ... T: Einer muss bleiben. Die Kneipe, die Tiere, der Wald. M: Fünf haben früher mit angepackt. T: Früher ... M: Man war doch wer. T: Hör auf damit. M: Sind alle zu uns gekommen, alle aus der LPG ... T: Und das Ganze hier? Gasthof, Streichelzoo, Fahrrad- verleih, alles drum und dran, war doch früher nicht. M: Und wer macht die Arbeit? T: Du freust dich nicht. M: Und das Geld? Kostet alles da unten. T: Ich verdien doch. Abends geh ich jobben. M: Lernen hättste auch hier können. T: Dorfgasthof! M: Alles nicht gut genug. Dabei, der Robbie, der müsste ... T: Du freust dich nicht. (Abzählvers Kinderstimme vom Band)
„Eins, zwei, drei, vier, fünf, der Storch hat keine Strümpf, der Frosch hat kein Haus, und du musst raus!” (Einblendung vom Band: Technomusik)
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Mädchen Letzten Freitag, in der „Sonne“, da hab ich’s kapiert. Ich hab mich in der Runde umgeschaut, noch voll im Beat drin, so mach ich das immer, wir treffen uns da jeden Freitag, wirklich jeden. Ich also noch voll beschwingt und voller Elan, da kuck ich in die Runde und schau so und denk mir, Mensch, ich sollt mir wieder mal was anfangen mit einem, ist ja nicht so doll, so ohne, und schau mich so um, seh den Sven mit seinen merkwürdig feinen Händen, wie er sich immer durchs Haar fährt, als könnt er damit das Rot wegwischen, und den Patrick, der hat auch gleich breit gegrinst, der Fabi, der schon wieder aussieht, als hätt er zwei Bier Vorsprung, und all die andern, die da sitzen - und dann macht’s rumms, ein Holterdipolter in mir drin, als wär ein ganzes Kellerregal zusammengestürzt, weil ich jetzt begreife. So mit einem Mal und plötzlich begreife ich, dass es ja gar keinen mehr gibt. Alle schon einmal durch. Echt jetzt. Und jetzt? Alle noch mal von vorn? In der Hoffnung, dass es besser wird? (Naturgeräusche – Vogelstimmen – Fröschequaken) Und das, das ist auch unerträglich. Und nicht abzustellen. Hört man im ganzen Dorf. Nein, das werd ich nicht vermissen. Nur weil die Städter das romantisch finden. (Technomusik vom Band) Nein, ich möchte lieber rasende Autos auf Kopfsteinpflaster, dröhnende Bässe, quietschende Straßenbahnen. Das ist Leben. (Technomusik – abrupter Abbruch „Outopos-Musik“: Live-Improvisation auf der Bratsche)
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BILDPROJEKTIONEN Bilder der Künstlerin Ulrike Hogrebe oben: Anna Ritzkowski, Ingrid Kaech, Amja Manz
Heimat ist groß: Heimat beansprucht. Sie konstatiert nicht wie Bleibe, wie Zuhause. Heimat will sich hierzulande reimen auf verlorene Ostgebiete. Heimat klingt nach Anwesen, nach Landbesitz, zumindest nach Gehöft. Jahrhunderte kommen aus ihr gekrochen: von Generation zu Generation, vom Vater auf den Sohn, Erbhöfe und Stammhalter. Heimat zeigt breite, behaarte Brust. Heimat mag nicht passen zu Platte, zum Siedlungsbau mit Windfang und Glasbausteinen. Es verlangt zumindest nach Erde: von eigener Hand gepflügt und besät, Stürmen und Eroberern abgetrotzt. Aber wenn es begonnen hätte bloß als Obdach? Wenn es meist beginnt als Obdach? Ein Ort nur auf der Welt ohne Angst. Wieviel ist das? – Selbst wenn das Wort die anderen besitzen wie einen breiten, geschnitzten Lehnstuhl: Sesshafte, Heimattreue, Einheimische. Die wissen: Aus dem Unterkommen kann Quartier werden – vielleicht ein Zuhause. Ursprung niemals. So ist das – als Heimat der Demokratie gilt Griechenland, als Heimat der Mathematik Ägypten. Die Bleibe der Heimatlosen, sie ist selten nur heimelig. Ist doch
Heimat auch für die Fremden Großes – die Utopie eines Ortes jenseits der Entfremdung. Ein Paradoxon: Outopos – wörtlich: kein Ort. (Bild Heimat ausblenden. Outopos-Musik: Fortsetzung der Improvisation) Und wenn sie sich nun ganz klein machte, die Heimat, sich vor allen Ansprüchen dort versteckte, wo nichts zu behaupten wäre: in saurem Kirschsaft und Fliederduft, oder im Klang der Dinge – in Weckerticken, Rasenmäherbrummen, Kirchengeläut, in der Schulklingel, in Taubengurren und Treckertuckern? Und wenn sie nun dort, ganz klein, allen gehörte? So wie jeder am Ende, wenn nichts mehr zu beanspruchen ist, heimgeführt wird – Erde zu Erde – „ein flücht’ger Gast im Erdenland“. Doch manche Gräber bleiben größer, breiter – weitergegeben von Generation zu Generation, vom Vater auf den Sohn, die letzte Heimstatt.
Heimat (Outopos-Musik)
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Alte Frau Sie stellen zu hohe Ansprüche. Das gab’s damals nicht. Wählen, entscheiden. Wir haben einfach gemacht. Nachgedacht haben wir nicht. Hatten gar keine Zeit dazu. Morgens um sieben angefangen, abends um neun Schluss gemacht, am Nachmittag, da durften wir uns auch mal ausruhen für eine Stunde, das war’s. Da fragt man nicht, ob es einem Spaß macht. Ob es einem gefällt. Da freut man sich, dass man Arbeit hat und ein Dach über dem Kopf und ein Auskommen. Dass man es ganz gut getroffen hat. Ich habe ein glückliches Leben gehabt. Ja. Es hat mir an nichts gefehlt, und jetzt bin ich alt, und ich lebe noch, und ich habe Freude daran, dass ich so alt werden darf. Ich arbeite noch, bei dem bisschen Rente, und ich will auch etwas tun. Bin ich mir doch so gewohnt. Soll ich jetzt einfach rumsitzen und warten, bis es vorbei ist, das Leben. Etwas weniger mach ich schon. Muss ich. Weil der Körper, der will ja nicht mehr so. Die Helen, die macht sich immer Sorgen um mich. Und ich sag ihr immer: Mädelchen, schau du auf dich, da muss man sich mehr Sorgen machen. Ich bin alt, mein Leben kann zu Ende gehen, aber aus dir, da soll ja noch was werden. Die Wirtschaft will sie nicht übernehmen, das ist ihr zu wenig. Ja, die Ansprüche. Die haben wir nicht gehabt, nicht gewusst haben wir, was das ist. Wir waren doch froh, dass wir ausruhen konnten. Dass wir wo bleiben konnten und von vorne anfangen. Ob sich diese Mädchen das vorstellen können. In ihrer Welt, die nur aus Wünschen und Wollen besteht? Sie nennen’s Sehnsucht. (Abzählvers Kinderstimme vom Band)
„Eine kleine Kaffeebohne wollte gern nach Biesenthal, Biesenthal war zugeschlossen, und der Schlüssel war zerbrochen; wieviel Stunden willst Du gehen?” 34
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Junge
Komm mir nicht damit: Klar war’s schön am See. Sach ich doch nichts gegen. Die Feuerchen, Party im Sommer ... war das letzten Oktober, wie die Jessi ...? In voller Montur ... schweinekalt war’s ... und dann Robbie direkt hinterher ... Sehnsucht? Nee, nee, schon gut so alles. Hab ich doch gewollt: das Zimmer mit Balkon, die Stelle, 38,5 Stunden nach Tarif, hat doch keiner sonst. Kann Mama bloß von träumen. Papa sowieso. Hat immer gesagt: „Machs nicht wie wir ... Bleib nicht, biste zu alt bist zum Gehen.“ War schon richtig. Vernünftig. Bloß der Lärm manchmal. Wenn der Kerl von oben nur an seine Anlage denkt, fallen bei mir die Becher aus dem Schrank ... zum Verrücktwerden. Manchmal da möchte man ... Aber Sehnsucht? Bin ja kein Kind mehr ... Weißte noch – du und ich: stundenlang durch’n Wald wie die Indianersquaws, nix hören wie den eignen Atem, die Vögel noch ... und dann, wenn so’n dicker Stöcker zerbrochen ist irgendwo ... fast in die Hosen gemacht haben wir uns vor Schiss. Tja ... haben immer zusammengehalten. Aber hab ich’s nicht immer schon gesagt: Wenn ich ausgelernt hab, bin ich weg. Hab ich doch? Sehnsucht! Die andern sind doch auch fast alle ab – sonstewo. Laura-München, Melli-Ulm, Joe ... Außer du natürlich. Ja, du bist da ...
Alte Frau
Frau
Was kommsten mir schon wieder mit dem See? Klar, unser See. Nee, weiß ich auch nicht, wo das Floß ist. Im Schlick? Im Schuppen vom Grabow? Frag ihn doch ... Haste nachgeguckt im Schilf? Brütet der schwarze Reiher da noch? Haste die Eier gezählt? Nee, nee lass mal. Andermal. Muss ja aufn Zug. Müsste ja schon längst ... Schwimmen kann man ja auch in der Stadt. Gibt Schwimmbäder, bestimmt. Hab jetzt noch nicht so nachgeguckt. Außerdem bin ja nicht aus der Welt, komm doch immer mal. Schon wegen Oma. Schlimm ist das, kannste direkt zusehen, wie’s bergab geht ... „Mädelchen, mein Mädelchen ...“ sagt die immer, wenn ich mal da bin. Legt dann ihre Hände rechts und links auf mein Gesicht: So.“ ... Na klar denkt man sich da auch manchmal, wär ich ... hätt ich ... Muss man durch. Kann man nicht immer bloß ... Meine Zukunft. Sagt Mama auch. Hör mir bloß endlich auf mit Sehnsucht. Ist ja nicht zum Aushalten. Muss dann auch langsam mal ... Sag mal Bescheid, wegen dem Floß, ja – bloß so – bloß aus Interesse ...
Was sie damit meine, habe ich sie gefragt. Sehnsucht. Nicht gehört, was sie antwortete, an den Stich aber kann ich mich erinnern, den es gemacht hat, in mir drin, ganz in der Mitte. Wie ein kleiner schneller Riss im Stoff, ratsch macht es einmal, ganz kurz, ganz fein, kaum hätt ich’s gemerkt, aber ich hab es mir gemerkt und es ist mir haften geblieben, da, an dieser Stelle, als wär sie schon immer da gewesen, nur beachtet wurde sie nicht. Ich weiß nicht, ob ich der Helen jetzt böse sein soll, auf meine alten Tage. Für den kleinen Riss. Diese Erinnerung. Und alles, was da dazu gehört. Heimat hat man, wenn man es gar nicht merkt.
ULRIKE HOGREBE
1954 geboren in Münster, studierte von 1975 bis 1982 Malerei an der Hochschule der Künste in Berlin. Seit 1989 werden ihre Bilder in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt. Die Arbeit von Ulrike Hogrebe wurde mehrfach mit Stipendien ausgezeichnet, darunter 1993 ein Aufenthaltsstipendium des Berliner Senats im Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf. www.ulrike-hogrebe.de
(Live-Musik auf der Geige: Riss) (Bild: Jäger und Hund) MUT & ANMUT
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ASSOZIATIV NÄHERTE SICH EINE GRUPPE VON ILLUSTRATOREN IN EINEM WORKSHOP LEBEN UND WERK VON SCHRIFTSTELLERINNEN UND KÜNSTLERINNEN MIT BEZUG ZUM KÜNSTLERHAUS SCHLOSS WIEPERSDORF.
Illustrationen DIE MÄRCHENFIGUR ROTKÄPPCHEN, DER LEGENDE NACH EINE MUTIGANMUTIGE WIEPERSDORFERIN, BILDET DEN ROTEN FADEN DURCH DIESEN BILDERBOGEN AUS LITERARISCHEN ILLUSTRATIONEN UND PORTRÄTS.
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atrin Funcke, Kristina Heldmann und Soenke Hollstein aus Berlin, Stephanie Guse aus Wien und Ute Helmbold und Stefan Michaelsen aus Essen kennen sich schon seit ihrem gemeinsamen Studium in Braunschweig. Sie sind sich einig in der Meinung, dass jede Künst-lerin auf ihre eigene Art auch immer ein „Rotkäpp-chen” ist, immer im Widerspruch zwischen den Erwartungen der Gesellschaft und dem Drang, den eigenen Weg zu gehen. Die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm widmeten den ersten Band ihrer 1812 erschienenen Kinder36
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und Hausmärchen der Frau Bettina von Arnim und ihrem erstgeborenen Sohn Freimund. Achim von Arnim hatte die Grimms dazu ermutigt, ihre Märchensammlung zu veröffentlichen. Ludwig Emil Grimm, ein weiterer Bruder, soll sich bei der ersten Illustration zum „Rotkäppchen” von der Kindertracht des Fläming inspiriert haben lassen. Etwas außerhalb von Wiepersdorf liegt der „Rotkäppchen-Park” mit „sehr alten” Resten des Hauses der Großmutter und den drei ausgegrabenen Eichenwurzeln. Mythen- und Legendenbildung inklusive ...
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4 2 AUF ROTKÄPPCHENS SPUREN BIOGRAFIEN RECHERCHIEREN 1 Katrin Funcke und Stefan Michaelsen in „KreativAction” 2 Rotkäppchen im Nacken: Soenke Hollsteins Arbeitsplatz im Atelier in Wiepersdorf 3 Anna Seghers, Schriftstellerin, *1900, gestorben 1983, lebte in Heidelberg, Köln, Berlin, in der Schweiz, in Frankreich, Mexico City und nach 1947 wieder in Berlin; Aufenthalte in Wiepersdorf ab 1948. „Das siebte Kreuz“, Roman, 1942. Christa Wolf, Schriftstellerin, *1929, lebt und arbeitet in Berlin; Aufenthalt in Wiepersdorf 1985. „Kein Ort. Nirgends“, Roman, 1979. Christa Wolf, Anna Seghers „Das dicht besetzte Leben“, Briefe, Gespräche und Essays, 2003 4 Sudabeh Mohafez, Schriftstellerin, *1963, lebt und arbeitet in Stuttgart; Stipendiatin in Wiepersdorf 2009. »brennt«, Roman 2010
Es war einmal ein kleines süßes Mädchen, das hatte jedermann lieb, am allerliebsten aber ihre Großmutter. Einmal schenkte sie ihm ein Käppchen aus rotem Samt, und weil ihm das so wohl stand und es nichts anderes mehr tragen wollte, hieß es nur „das Rotkäppchen“. Eines Tages bat die Mutter das Rotkäppchen, der Großmutter ein Stück Kuchen und eine Flasche Wein zu bringen.
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„Ich will schon alles richtig machen,“ sagte Rotkäppchen zur Mutter und gab ihr die Hand darauf. Die Großmutter aber wohnte draußen im Wald, eine halbe Stunde vom Dorf.
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ASSOZIATIVE BEZIEHUNGEN ZU KÜNSTLERINNEN UND WERKEN 1 Sarah Kirsch, Schriftstellerin, *1935, lebt in Tielenhemme; Aufenthalt in Wiepersdorf 1973. „Rückenwind“, Gedichte, 1976 2 Anke Mila Menck, Bildende Künstlerin, *1973, lebt und arbeitet in Berlin; Stipendiatin in Wiepersdorf 2007. Bodenskulptur „Dolores“, 2007 3 Susken Rosenthal, Bildende Künstlerin, *1956, lebt und arbeitet in Baitz, Land Brandenburg; Stipendiatin in Wiepersdorf 2010. Seit 1986 „Fußballzeichnungen“, in denen sie den Verlauf des Balls auf dem Spielfeld nachzeichnet 4 Sarah Kirsch, Schriftstellerin, *1935, lebt in Tielenhemme. Aufenthalt in Wiepersdorf 1973. Gedichtzyklus „Wiepersdorf“, 1973 5 Die Illustratoren auf Rotkäppchens Spuren im Wiepersdorfer Wald
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Wie nun Rotkäppchen in den Wald kam, begegnete ihm der Wolf. Rotkäppchen aber wusste nicht, was das für ein böses Tier war, und fürchtete sich nicht vor ihm.
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„Normalerweise arbeitet jeder von uns einsam und allein.” 5
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MUTIGE FRAUEN 1 Bettina Encke von Arnim, Malerin, *1895, gestorben 1971. Ihr gelingt es, nach dem Krieg Schloss Wiepersdorf und die darin enthaltenen Schätze vor völliger Zerstörung und Vernichtung zu bewahren und es in den Besitz der Dichterstiftung der DDR zu überführen 2 Rotkäppchen hat keine Angst vor dem bösen Wolf 3 Regine Hildebrandt, Biologin und Politikerin, *1941, gestorben 2001; „Mutter Courage des Ostens“ nannte man sie 4 work in progress; Skizzen an der Atelierwand 5 Kathrin Schmidt, Schriftstellerin, *1958, lebt und arbeitet in Berlin; Stipendiatin in Wiepersdorf 2009. „Du stirbst nicht“, Roman, 2009; „Blinde Bienen“, Gedichte, 2010
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ZEIT ZUM BLUMENPFLÜCKEN, ZEIT ZUM NACHDENKEN 1 Anke Mila Menck, Bildende Künstlerin, *1973, lebt und arbeitet in Berlin; Stipendiatin in Wiepersdorf 2007. „Joe“, 2004; „Louise“, 2007 2 Susanne Britz, Bildende Künstlerin, *1974, lebt und arbeitet in Berlin; Stipendiatin in Wiepersdorf 2006. „transfer works“, 2007 3 Dr. Judith Siegmund, Bildende Künstlerin und Philosophin, *1965, lebt und arbeitet in Berlin; Stipendiatin in Wiepersdorf 2006. „Die Evidenz der Kunst. Künstlerisches Handeln als ästhetische Kommunikation“, 2007 4 Nicole Ahland, Fotografin, *1970, lebt und arbeitet in Mainz und Wiesbaden; Stipendiatin in Wiepersdorf 2009. Uta Zaumseil, Bildende Künstlerin, * 1962, lebt und arbeitet in Thüringen; Stipendiatin in Wiepersdorf 2008 5 Andrea Grill, Biologin und Schriftstellerin, *1975, lebt und arbeitet in Wien; Stipendiatin in Wiepersdorf 2009. „Tränenlachen“, Roman, 2008 6 Katrin Funcke und Stefan Michaelsen beim rbb-Radiointerview mit Vanessa Loewel
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„Rotkäppchen, sieh einmal die schönen Blumen, die ringsumher stehen. Warum guckst Du Dich nicht um? Ich glaube, Du hörst gar nicht, wie die Vögel so schön singen.“ sagte der Wolf. Und Rotkäppchen lief vom Wege ab in den Wald hinein und suchte Blumen.
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„Wir kennen uns alle schon aus dem Studium. Das erleichtert die Arbeit, denn wir wissen genau, wie die anderen ticken.�
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Der Wolf aber ging geradewegs zum Haus der Großmutter. Er ging ohne ein Wort zu sprechen zu ihrem Bett und verschluckte sie. Dann zog er ihre Kleider an, setzte ihre Haube auf und legte sich in ihr Bett. 4
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DER UNERSÄT TLICHE WOLF UND DIE GROSSMUT TER 1 Nezaket Ekici, Bildende Künstlerin, *1970, lebt und arbeitet in Berlin, Stuttgart und weltweit; Stipendiatin in Wiepersdorf 2007. „Emotion in Motion“, Performance und Installation, 2000 2 Katrin Funcke, Kristina Heldmann, Stefan Michaelsen und Stephanie Guse machen eine entspannte Pause auf der Schlosstreppe 3 Sarah Kirsch, Schriftstellerin, *1935, lebt in Tielenhemme; Aufenthalt in Wiepersdorf 1973. „Allein“, Gedicht, in „Rückenwind“, Gedichte, 1976 4 work in progress; Stephanie Guse und Stefan Michaelsen im Atelier 5, 6, 7 Die Kämpfe im düsteren Inneren des Wolfes 6 7
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„Ach, wie war ich erschrocken, wie war es so dunkel in dem Wolf seinen Leib!“ sagte das Rotkäppchen, nachdem der Jäger es aus dem Bauch des Wolfes gerettet hatte. 2
ALLE KEHREN IN IHREN ALLTAG ZURÜCK, UND DAS LEBEN GEHT WEITER 1 Rebekka Kricheldorf, Dramatikerin, *1974, lebt und arbeitet in Jena; Stipendiatin in Wiepersdorf 2008. „Rosa und Blanca“, Theaterstück, 2006. Antje Wagner, Schriftstellerin, *1974, lebt und arbeitet in Potsdam; Stipendiatin in Wiepersdorf 2007. „Unland“, Roman, 2009 2 Steffi Wurster, Bildende Künstlerin und Bühnenbildnerin, *1971, lebt und arbeitet in Berlin; Stipendiatin in Wiepersdorf 2008. „Faust hat Hunger und verschluckt sich an einer Grete“, Bühnenbild, 2009. „We gotta get out of this place“, Video, 2007. Janna Steenfatt, Schriftstellerin, *1982, lebt und arbeitet in Leipzig; Stipendiatin in Wiepersdorf 2010. „Sommergeschichten“, Anthologie, 2010. Catharina Gripenberg, Schriftstellerin, *1977, lebt und arbeitet in Kopenhagen; Stipendiatin in Wiepersdorf 2010. „Travelling alone“, Gedicht, in „Ödemjuka belles lettres från en till en“, 2002. Annett Gröschner, Schriftstellerin, *1964, lebt und arbeitet in Berlin; Stipendiatin in Wiepersdorf 2008. „Parzelle Paradies“, Berliner Geschichten, 2008 3 Sudabeh Mohafez, Schriftstellerin, *1963, lebt und arbeitet in Stuttgart; Stipendiatin in Wiepersdorf 2009. „brennt“, Roman, 2010. Rita König, Schriftstellerin, *1962, lebt und arbeitet in Rathenow; Stipendiatin in Wiepersdorf 2006. „Entdeckungen 1“, Anthologie, 2004. Sigrid Damm, Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin, *1940, lebt und arbeitet in Berlin; Stipendiatin in Wiepersdorf 1995. „Christiane und Goethe. Eine Recherche“, 1998 4 Maria Cecilia Barbetta, Schriftstellerin, *1972, lebt und arbeitet in Berlin; Stipendiatin in Wiepersdorf 2008. „Änderungsschneiderei Los Milagros“, Roman, 2008. Anja Tuckermann, Schriftstellerin, *1961, lebt und arbeitet in Berlin; Stipendiatin in Wiepersdorf 2010. „Mano - Der Junge, der nicht wusste, wo er war“, Geschichte eines Sinti-Jungen, 2008. Margareth Obexer, Schriftstellerin, *1970, lebt und arbeitet in Berlin; Stipendiatin in Wiepersdorf 2006. „Das Geisterschiff“, Theaterstück, 2007 4
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PRÄSENTATION UND GESPRÄCH 1 Mit viel Wind wird die Ausstellung eröffnet. 2 Blick in den Ausstellungsraum 3, 4 Anne Frechen stellt die Künstlerinnen und Künstler vor und erläutert den besonderen Arbeitsprozess dieses IllustrationsProjektes 5 Die Illustrationen werden fortlaufend in Doppelseiten präsentiert. Die Bildlegenden erhalten die Besucher als Computer-Ausdruck 6 Porträt Kristina Heldmann von Stephanie Guse 7 Catharina Gripenberg und Susken Rosenthal erkennen sich und ihre Künstlerkolleginnen auf den Bildern
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KATRIN FUNCKE
Illustratorin, *1970; lebt und arbeitet in Berlin www.katrinfuncke.de
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STEPHANIE GUSE
Bildende Künstlerin, *1971; lebt und arbeitet in Wien www.members.aon.at/guse
KRISTINA HELDMANN
Rotkäppchen aber dachte: Du willst dein Lebtag nicht wieder allein vom Weg ab in den Wald laufen, wenn die Mutter es dir verboten hat.
Illustratorin, *1970; lebt und arbeitet in Berlin www.kristinaheldmann.de
UTE HELMBOLD
Kommunikationsdesignerin, *1958; lebt in Essen. Professorin für Illustration an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig www.derbildindex.de
SOENKE HOLLSTEIN 6
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Illustrator und Kommunikationsdesigner, *1969; lebt und arbeitet in Berlin www.soenkehollstein.de
STEFAN MICHAELSEN
Kommunikationsdesigner, *1970; lebt und arbeitet in Essen ste@michaelsen-kd.de
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Atelier Sebastian Meschenmoser
Concert Sax
Nezaket Ekici
Holger Schulz Auf dem Weg zum Atelierhaus
Julia Schoch
Rainer Bretschneider
Klaus Westphal Atelier Susken Rosenthal Susken Rosenthal
MIT EINEM FESTAKT rund um das Künstlerhaus Schloss
Wiepersdorf wurde am 7. Mai Kulturland Brandenburg 2010 offiziell eröffnet. Es sprachen die Staatsekretäre Martin Gorholt und Rainer Bretschneider, Klaus Westphal vom Ostdeutschen Sparkassenverband sowie die Geschäftsführerin von Kulturland Brandenburg e. V. Brigitte Faber-Schmidt und Anne Frechen, die Direktorin des Künstlerhauses Schloss Wiepersdorf. Die Schriftstellerin Julia Schoch hielt die Festrede und Nezaket Ekici führte ihre Performance „Türkische Liebeswörter“ auf. Pascal von Wroblewski und Band sowie das Saxophonquartett Concert Sax sorgten für musikalische Unterhaltung. In den Ateliers gaben die Stipendiatinnen und Stipendiaten Einblicke in ihre Arbeiten und eine Gartenführung leitete Holger Schulz.
Doreen Deutsch, Franziska Lorenz (FSJ Kultur), Karola Dietrich
Annett Gröschner und Frauen aus Wiepersdorf
Martin Gorholt Nezaket Ekici und Martin Neubauer Brigitte Faber-Schmidt
Roswitha Karbaum
Klaus Westphal Vor der Orangerie
Pascal von Wroblewski Martina Richter
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MUT & ANMUT
R OTK Ä PPCHEN
& Friends
Im Rotkäppchen-Park in Wiepersdorf, ohne Jahr