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Gemeinsam etwas formen

Zwischen mir und meiner Heimatstadt Almaty gibt es eine besondere Verbindung – jeder Winkel der Stadt birgt wertvolle Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend. Ein kasachisches Sprichwort sagt „Отансыз адам – ормансыз бұлбұл“, das bedeutet „Ein Mensch ohne Heimat ist wie eine Nachtigall ohne Wald“. Tatsächlich glaube ich, dass das Land, in dem man geboren und aufgewachsen ist, ein sehr wichtiger Teil der eigenen Identität ist. Ich würde aber gerne auch einmal die skandinavischen Länder besuchen, die Natur dort ist einzigartig und der Klang der nordgermanischen Sprachen gibt mir ein Gefühl von Ehrfurcht. Von allen Städten auf der Welt wohne ich aber in Almaty wirklich am liebsten. Es ist nicht so, dass ich nicht auch woanders wohnen könnte, aber ich habe mich bewusst für diese Stadt entschieden.

Neben Kasachisch spreche ich auch Englisch, Deutsch und Niederländisch, meine Muttersprache ist Russisch. Denn obwohl ich ethnisch gesehen Kasache bin, wurde ich doch in eine russischsprachige Familie hineingeboren und musste Kasachisch erst noch lernen. Das war nicht einfach, denn einige Lehrer waren gegenüber Kindern, die von Haus aus kein Kasachisch konnten, sehr voreingenommen. Und noch heute bin ich unsicher, wenn ich Kasachisch spreche, obwohl ich alles gut verstehe. Aber es wird der Tag kommen, an dem ich diese Angst ablege und mich mit der Sprache noch wohler fühlen werde.

Nurzhan, IT-Systemanalyst, Almaty, Kasachstan

There’s a special bond between me and my hometown Almaty – every nook and cranny holds precious memories of my childhood and youth. A Kazakh proverb runs “Отансыз адам – ормансыз бұлбұл,” or “A person without a home is like a nightingale without a forest.” I really do believe that the country where you were born and raised helps to defi ne your identity. But I would also like to visit Scandinavia. The landscape there is unique and I fi nd the sound of North Germanic languages aweinspiring. However, of all the cities in the world, I really like living in Almaty most. It isn’t that I couldn’t survive somewhere else, but making this city my home was a conscious choice.

In addition to Kazakh, I also speak English, German and Dutch, while my mother tongue is Russian. Although I am ethnically Kazakh, I was born into a Russian-speaking family and had to learn Kazakh like any other foreign language. This wasn’t easy, because some teachers were hostile towards children who hadn’t learned it at home. And even today I feel unsure of myself when speaking Kazakh, although I can understand everything fi ne. But a day will come when I cast off my inhibitions and feel even more comfortable with the language.

Nurzhan, IT Systems Analyst, Almaty, Kazakhstan

I’m a city girl. During my youth, I wanted to live in New York because I love musicals. But Kyoto, the former capital of Japan, is a good fit for me, too. I grew up and still live here. There are lots of reasons to visit the city. It depends on what interests you. After all, there are 17 UNESCO World Heritage Sites. And almost everyone really loves the cherry blossoms that bloom every March. And the annual Gion Festival in July is also quite unique: it dates back as far as the ninth century. Originally, it was held to celebrate the end of a plague, but today it is simply a people’s festival. One day, I personally would like to visit the Oktoberfest in Munich. Drinking beer with strangers, singing together – that’s an experience not to be missed!

Yukiyo, Customer Service Specialist, Kyoto, Japan

Ich bin ein Stadtmensch. In meiner Jugend wollte ich in New York leben, weil ich Musicals liebe. Ich passe aber auch ganz gut zu Kyoto, der alten Hauptstadt Japans. Hier bin ich aufgewachsen und hier lebe ich noch immer. Es gibt viele Gründe für einen Besuch in dieser Stadt, je nachdem, wofür man sich interessiert, immerhin gibt es hier 17 UNESCO-Weltkulturerbestätten. Und vermutlich würde wohl wirklich jeder die Kirschblüte lieben, die im März beginnt, aber auch das jährliche Gion-Festival im Juli ist etwas ganz Besonderes: Seine Tradition reicht bis ins 9. Jahrhundert zurück. Ursprünglich feierte man das Ende einer Seuche, heute ist es einfach ein Volksfest. Ich selbst würde gerne einmal zum Oktoberfest in München reisen. Mit Fremden ein Bier trinken, zusammen singen – das möchte ich wirklich einmal erleben!

Yukiyo, Customer Service Specialist, Kyoto, Japan

Mein Roboter und ich

Text: Svenja Beller

Bald sollen Maschinen selbstständig Päckchen ausliefern. Bis jetzt läuft immer ein Mensch als Begleiter hinter dem Roboter her. Unsere Autorin hat sich auf eine Stelle als Roboter-Babysitterin beworben.

Mein erster Tag in der Zukunft beginnt mit einem Hollywood-Vergleich. „Das ist ja wie bei Star Wars“, sagt eine Frau mit vor Faszination weit aufgerissenen Augen, als wir ihr auf dem Gehweg im beschaulichen Hamburger Stadtteil Eimsbüttel entgegenkommen. Wir, das sind der Roboter 6D88 und ich. Er geht mir ungefähr bis zu den Knien, fährt auf sechs Rädern, weißer Rumpf, schwarze Klappe, leuchtende Lampen vorne und hinten, an der rechten Seite ein rotes Fähnchen wie das an einem Kinderfahrrad.

Mit Star Wars hat das wenig zu tun. Dabei sollte 6D88 ursprünglich tatsächlich mal ins Weltall. Als die NASA 2013 in einem offenen Wettbewerb nach Entwürfen für einen Roboter suchte, der auf dem Mars eigenständig Proben entnehmen und zur Erde zurückbringen kann, bewarb sich Ahti Heinla, ein estnischer Programmierer und Co-Gründer von Skype. Als er ausschied, beschloss er, seinen Roboter dann eben auf der Erde fahren zu lassen, und gründete mit dem Dänen Janus Friis Starship Technologies.

Auf unserem Planeten ist das Ziel nun, dass Roboter wie 6D88 bald eigenständig Dinge transportieren: Sushi vom Restaurant ins Büro, Medikamente von der Apotheke zum Grippekranken, Chardonnay vom Weinhändler zum Abendessen daheim, Pakete von der Post zum Besteller. Das letzte Stück, die letzte Meile bis zum Endkunden soll die erste werden, auf der Maschinen Menschen ablösen. Starship Technologies ist nicht das einzige Unternehmen mit diesem Vorhaben, aber das größte. Mitarbeiter in Deutschland, Estland, England und den USA arbeiten auf diese Vision hin, gemeinsam haben die Roboter weltweit schon mehr als drei Millionen Lieferungen autonom ausgetragen. Weil sie das gesetzlich noch nicht allein dürfen – Deutschland plant, autonom fahrende Fahrzeuge dieses Jahr auf den Straßen zu erlauben –, müssen Menschen sie begleiten. Menschen wie ich. Ich bin gewissermaßen ein Zwischenschritt Richtung Zukunft, ein Steigbügelhalter der Robotisierung.

„Schon an meinem ersten Arbeitstag zeigt sich die Revolution von ihrer gemächlichen Seite.“

In einem Newsletter hatte ich vor einigen Wochen das Jobangebot gesehen: „Babysitter für Lieferroboter gesucht“. Ein paar E-Mails

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