titelstory / 4 — lernen lernen popernen • außergewöhnliche bildungswege hauptstadt / 14 — urban, rotzig und charmant • der deisterkiez hochschule / 28 — es geht auch ohne • studieren ohne abitur auftritt / 50 — du da, im radio • lokalradio in hannover neulich / 34 — pop-up • mit hanns in eine neue dimension
magazin für junges leben in hannover • ausgabe 5 • märz 2010 • www.derhanns.de • kostenlos
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editorial
gewinner des hanns 5 coverwettbewerbs: michael meiĂ&#x;ner (illustration)
04 lernen lernen popernen außergewöhnliche bildungswege
auchohne ohne 28 es geht studieren abitur 14 urban, rotzig und charmant der deisterkiez
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HAUPTSTADT
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HOCHSCHULE
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AUFTRITT
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NEULICH
50 du da im radio
klischee:
lokalradio in hannover
36 der stoff, der mich anzieht
hanns entdeckt:
20 das bärtige blumenkind
mein erstes mal:
54 im backpacker-hostel
erstaunlich:
24 stolpern über die vergangenheit
in der mensa mit:
42 marcus hoppe unterton:
56 the hirsch effekt zapfsäule:
26 kleine freiheit 58 ausgeh‘n märz - mai
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lernen lernen popernen [ außergewöhnliche bildungswege ]
Was verbindet zwei Insassen einer JVA, einen pensionierten Maschinenbauer und einen Clown? Nicht so viel, mag man auf den ersten Blick meinen. Aber weit gefehlt! Alle vier verbindet die Lust am Lernen. Und jeder einzelne von ihnen geht dem auf eine ganz besondere Weise nach.
text: tanja busse, maria eggers, svenja beller fotos: roman pawlowski, peter bierschwale
[ »die gedanken sind frei« ] Alex* und Tom* sind Studenten, beide um die 40 Jahre alt. Alex hat früher einmal Jura studiert, dann mit Grundschullehramt begonnen. Jetzt ist er angehender Geisteswissenschaftler und studiert Politik und Verwaltungswissenschaften mit dem Abschluss Bachelor Politik und Verwaltung. Tom hingegen hat sich für das solide Studium der Betriebswirtschaftslehre im alten Diplomstudiengang
entschieden. Beide verbringen ihre Freizeit mit Büffeln für Klausuren und wälzen sich dafür durch den Lernstoff. Und beide sitzen in der JVA Celle. „Sie sind hier die einzigen Studenten“, berichtet Peter Bierschwale, pädagogischer Leiter der JVA. „Und es gibt eh nur drei Abiturienten hier unter den ca. 200 Gefangenen des Hochsicherheitsgefängnisses“, erzählt Bierschwale >
* Die mit Sternchen gekennzeichneten Namen sind von der Redaktion geändert
Justizvollzugsanstalt Celle
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weiter. „Zwei Drittel haben nicht mal einen Hauptschulabschluss.“ Somit sind Alex und Tom eine Rarität, und das ist ihnen auch bewusst: „Wenn man hier in der Gruppe sagt, »ich geh’ mal lesen«, dann wird man schon komisch angeguckt“, erzählt Alex. Die Mitgefangenen machen in ihrer Freizeit lieber Sport, wobei auch EDV-Kurse, Schachspielen, Musik- und Theatergruppen zum Angebot gehören. Sogar zwei Bibelkreise gibt es. Während normale Studenten in die großen Hörsäle stürmen und sich in überfüllten Seminarräumen tummeln, sitzen Tom und Alex in ihrer kleinen Zelle und müssen sich den Stoff selbst aneignen. Allein. Diskussionsrunden im Plenum, Lerngruppen und das Abhalten von Referaten stehen nicht auf ihrem Lernplan. Sie sind Einzelkämpfer. „Man muss selber in die Tiefe gehen, gucken, suchen. Das ist manchmal schon schwer“, meint Tom. Und während andere Studenten mittags gemeinschaftlich in die Mensa stürzen und gespannt sind, was heute für diverse Gerichte auf dem Plan stehen, bekommen sie das einzig verfügbare Gericht in der Zelle aufgetischt. Meistens sei das auch ganz gut, sagt Tom. „Nur bei Senfeiern drehen
sich mir die Augen um.“ Vom typischen Studentenleben kann bei diesen beiden keine Rede sein. Keine regelmäßigen Donnerstags-Partys im Chéz Heinz, kein Kneipenabend mit den Kommilitonen, und vor allem kein ständiges Ausschlafen. Morgens um 6 Uhr ertönt die Glocke zum Wecken der JVA-Insassen. Dann beginnt der strukturierte Tagesablauf. Alle, die arbeiten, werden kollektiv zu ihren jeweiligen Betrieben wie Tischlerei, Wäscherei oder der Schlosserei gebracht. Die Beschäftigungsquote liegt immerhin bei 83%. Pünktlich um 12 Uhr gibt’s Mittagessen. Um 15 Uhr ist Generaleinschluss. Die so genannte Einschlussmeldung teilt dann mit, ob alle Gefangenen anwesend sind. Ab 18 Uhr darf telefoniert werden. Alex ist ein „Hausarbeiter“, arbeitet also nicht in einem Betrieb. Er ist zuständig für die Essensverteilung, das Saubermachen und die Ausgabe von Materialien. „Da bleibt meist nicht viel Zeit zum Rumgammeln“, sagt er. „Und schon gar nicht zum Lernen.“ Und das muss sein, auch bei dieser besonderen Art eines Studiums. Beide sind eingeschrieben an der Fernuniversität Hagen und stellen dort zwar eine Minderheit, aber längst
keine Seltenheit mehr dar. Wöchentlich gehen ein bis zwei Anfragen von studieninteressierten Strafgefangenen beim AStA der Universität ein, die sich über die Studienbedingungen für Inhaftierte informieren wollen. Der AStA hat eigens ein „Referat für Soziales und Studierende in Justizvollzugsanstalten“, um diese bei ihren schwierigen Studienbedingungen zu unterstützen. Wie viele Inhaftierte an der Fernuniversität Hagen studieren ist schwer zu sagen, da die Universität darüber keine Statistiken führt. Seit einigen Jahren ist das Studium in der JVA prinzipiell möglich, wenn auch schwierig im Alltag zu gestalten. Denn nicht alles kann in der Ferne passieren. Beispielsweise müssen sich alle Fernstudenten für Klausuren in bestimmten Studienzentren der FU Hagen einfinden, etwa in Helmstedt, Hannover oder Göttingen, um kollektiv unter Aufsicht Klausuren zu schreiben. „Ich konnte schon mal unter Begleitung von Wachpersonal nach Helmstedt fahren, um meine Klausur zu schreiben. Da ist die Anstaltsleitung schon sehr liberal“, berichtet Alex. Eine kurze Reise in die Freiheit. Das geht bei dem Personalaufwand natürlich nicht immer. „Deswegen
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kommt es auch schon vor, dass jemand von der FU Hagen hierher kommt, damit ich meine Prüfungen machen kann“. Auch das kann man wohl als zuvorkommend bezeichnen. Wann kommt schon der Prüfer ins eigene Heim um die Prüfung abzunehmen? Und Alex scheint sehr erfolgreich zu sein, im 7. Semester hat er schon neun von elf Scheinen gemacht. Bald kann er mit der Bachelorarbeit loslegen, 30 bis 50 Seiten müssen es sein, genau wie bei jedem anderen Bachelorstudenten. Und die Note fließt zu 40% in die Abschlussnote ein, die restlichen 60% basieren auf seinen vorherigen Studienleistungen. Tom ist im 4. Studienjahr, braucht aber aufgrund der Umstände noch ein bisschen länger bis zum Abschluss. Erstmal will die sechsmonatige Diplomarbeit geschrieben werden. Auch er erhält Unterstützung von der Anstalt. Denn sein primäres Problem besteht darin, dass er hauptsächlich Klausuren schreibt, und das geschieht bei einer Fernuniversität oft über Multiple-Choice-Aufgaben, die im Internet gelöst werden müssen. „Einen Internetzugang haben die Insassen natürlich nicht, aus Sicherheitsgründen ist >
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Klassenzimmer hinter Gittern: Lernen in der JVA Celle
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dies nicht möglich“, erläutert Bierschwale. „Allerdings gibt es schon getunnelte Leitungen bei der FU Hagen, eine Art Intranet, an das eventuell auch einmal die JVA Celle angeschlossen wird. Die norddeutschen Bundesländer überlegen derzeit, eine Lernplattform über diese getunnelten Leitungen zu gestalten“. Bis jetzt bieten nur die Haftanstalten in Tegel, Freiburg und Diez einen Internetzugang für Strafgefangene an. Inhaftierte in anderen JVAs wenden sich häufig an den AStA der Fernuniversität Hagen, um an eigentlich nur online verfügbares Material zu kommen. Falls es in Celle eines Tages einen Intranetzugang geben sollte, könnten Alex und Tom sich auch mal mit anderen studierenden Häftlingen austauschen, sich Tipps geben, bei den Aufgaben helfen. Bis dahin darf Tom aber unter Bierschwales Aufsicht die Tests an Computern der Anstaltsmitarbeiter absolvieren. Bei Alex ist das alles ein bisschen anders. Als Student der Geisteswissenschaften muss er viele Hausarbeiten schreiben. „Das Hauptproblem besteht darin, an Unterrichtsmaterialien zu kommen“, berichtet er. „Es gibt zwar eine Bibliothek, aber die ist natürlich unzureichend für
meine Zwecke“, meint Alex. Er hat Glück, denn er findet viel Unterstützung bei der Verwandtschaft. Seine Schwester bestellt ihm „draußen“ bei bekannten Internetanbietern Bücher, die er braucht, auf eigene Kosten. Das Studium in der JVA sei natürlich auch kostspielig, sagen beide. Und Geld haben sie beide nicht. Finanziell gesehen sind sie noch schlechter gestellt als der Otto Normalstudent, der sich mit BAföG und Studentenjobs über Wasser hält, auch wenn JVA-Studenten in der Regel von den Studiengebühren befreit werden können. Diesbezüglich ist es wie bei gewöhnlichen Studenten, nur die besser gestellten Familien können sich eine finanzielle Unterstützung leisten. Ungefähr 200 Euro verdient man bei der Arbeit in der JVA. Knapp 60% davon sind Eigengeld, davon kann man sich Klamotten oder sonstiges kaufen. Natürlich nicht beim Einkaufsbummel in der Stadt, sondern bei genau festgelegten Internethändlern. Aus Sicherheitsgründen. Die restlichen knapp 40% sind Hausgeld, womit man sich bestimmte Nahrungsmittel kaufen kann, die nicht auf dem Speisplan stehen. Wie Schokoriegel oder Kaugummis. Oder auch Zigaretten und Hygiene-
artikel. Der Kioskersatz. Das geht allerdings auch nur im 14-tägigen Rhythmus freitags nach Arbeitsende. Ein Teil des Geldes geht für Schulden drauf. Beide müssen die Gerichtkosten ihrer Verhandlung tragen, eine stolze Summe mit mehreren Nullen. „Und dann will ich noch Opferentschädigungsgeld zahlen an die Familie des Opfers“, berichtet Alex. Er wurde wegen Mordes an einer jungen Frau zu lebenslanger Haft verurteilt. Eine Schwere der Schuld wurde bei ihm nicht festgestellt. Deswegen hat er Chancen, in einigen Jahren wieder auf freien Fuß zu kommen. Für die Zeit danach studiere er auch, sagt Alex. „Was erwartet einen denn draußen, auf dem Arbeitsmarkt, wenn man im Knast war? Jobs warten da nicht auf mich“. Deswegen will er eine möglichst fundierte Ausbildung vorweisen können. Er hat konkrete Pläne für die Zukunft, beschäftigt sich mit der Zeit danach, will nichts dem Zufall überlassen. Bei Tom hingegen ist die Situation anders. Er wurde wegen dreifachen Mordes verurteilt, ob und wann er wieder herauskommt, ist unklar. Warum studiert er dann? „Um nicht gänzlich zu verblöden“.
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[ »lebenslanges lernen« ] Auch Klaus Lachmann studiert, ohne damit ein konkretes berufliches Ziel zu verfolgen. Klaus Lachmann ist Seniorstudent. Nach der Rente erstmal schön fünf gerade sein lassen. Die Welt bereisen. Sein Handicap beim Golf verbessern. So oder so ähnlich klingen die meisten Träume von Pensionierten. Doch für solche Pläne hat Klaus Lachmann keine Zeit. Denn sein Rentnerdasein spielt sich zwischen Mensa, Unibibliothek und vollen Seminarsälen ab. Herr Lachmann ist seit mittlerweile 10 Jahren Gasthörer an der Universität in den Fächern Theologie und Sozialpsychologie. Was, mag sich mancher bachelorgeplagte Student in diesem Moment fragen, treibt einen Mann in die alten und überfüllten Seminarräume, wenn dafür am Ende nicht mal heiß ersehnte Creditpoints herausspringen? Für den 69-jährigen Hannoveraner ist die Sache ganz klar. „Ich habe ganz einfach Spaß an meinem Studium“, gibt er unverblümt preis und lauscht weiter gespannt den Worten des Dozenten, während der Großteil der jüngeren Garde gelangweilt mit dem Handy herumspielt oder den >
Klaus Lachmann sucht ein Buch in der Unibibliothek
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Notizblock mit kunstvollen Kritzeleien ausfüllt, statt mit Notizen zum Thema. Angefangen hat alles vor mehr als zehn Jahren, im Herbst ’99, als er an der hannoverschen Universität einen Vortrag des Historikers Raul Hilberg über den Holocaust gehört hatte. Er wollte mehr über dieses Thema erfahren. „Und so landete ich dann bei der Sozialpsychologie“, erklärt er lachend. Da er sich selbst als „bekennender Katholik“ bezeichnet, war schnell klar, dass Theologie sein zweites Fach an der Uni werden würde. Dennoch verwundert die Fächerwahl ein wenig, denn in jungen Jahren war er noch einen ganz anderen Weg gegangen und studierte Maschinenbau. Doch was zunächst sehr gegensätzlich klingt, ist für den engagierten Seniorstudenten keineswegs ein Widerspruch. Schließlich „will man auch als Maschinenbauer immer wissen, was im Rädchen drin ist. Und wie wir Menschen ticken, möchte ich durch meine gewählten Fächer auch einfach besser verstehen“, stellt Herr Lachmann klar. „Wo ist zum Beispiel während des dritten Reiches die Menschenliebe geblieben?“, fragte er sich und suchte bei der Sozialpsychologie nach Antworten.
Zwei bis drei Vorlesungen besucht er seitdem jedes Semester und bezeichnet das Studium neben seiner Familie und dem Sport als die Grundpfeiler seines Pensionärsdaseins. Die Freude bei der Suche nach Antworten sieht man ihm dabei augenblicklich an. Noch heute schwärmt er von der Exkursion nach Rom im Jahre 2005 mit anderen Theologiekommilitonen. „So wie damals habe ich Rom vorher nie gesehen“, beschreibt er seine Impressionen. Trotzdem waren die ersten Besuche von Seminaren auch für Herrn Lachmann ungewohnt. Obwohl er dachte, dass ihn nach seinem Arbeitsleben nichts mehr erschüttern konnte, war der Weg zurück in einen schulischen Bereich nicht einfach. „Als die Dozenten sich an uns Studenten wandten und uns aufforderten, ein Protokoll zu schreiben oder uns für ein Referat zu melden, kamen bei mir doch tatsächlich Prüfungsängste hoch“, gibt er zu. Die Ängste der jungen Menschen vor Prüfungen und Referaten kann er deswegen trotz seiner Lebenserfahrung vollkommen nachvollziehen. Denn über eine wissenschaftliche Theorie vor Dutzenden von Menschen zu referieren, „ist schon nicht
ohne“. Diese Ängste hat Herr Lachmann aber längst ad acta gelegt und hat nach 10 Jahren Uni noch nicht genug. 120 Euro zahlt Herr Lachmann jedes Semester für das allgemeine Gasthörenden- und Seniorenstudium an der Universität, und das Studium ist in den Augen des ausgebildeten Maschinenbauers jeden Cent wert. Zwar ist er selbst als Pensionär nicht vor den typischen Fragen von Familienangehörigen und Freunden gefeit, die ständig nachbohren wie lange er noch studieren „muss“. Doch das lässt den Ruheständler mittlerweile kalt. Er ist schließlich nicht an der Uni, um Examen oder Abschlüsse zu machen, sondern „weil es Spaß macht und mir Freude bereitet.“ Und spätestens jetzt sollten alle Geisteswissenschaftler mit den Kritzeleien aufhören und diese Antwort notieren - für das nächste Mal, wenn Mama und Papa mal wieder wissen wollen, wie viele Semester noch studiert werden. Denn „solange es mir Spaß macht“ klingt doch irgendwie souveräner als „keine Ahnung“ oder „mal gucken“.
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[ »humor kann man nicht lernen« ] Besonders viel Spaß hat auch Anders Moritz Brettschneider. Er ist kein Student, drückt aber fleißig die Schulbank. Und da er ein ganz außergewöhnliches Berufsziel verfolgt, besucht er eine Schule der anderen Art: Er geht zur „TuT“, der Schule für Tanz, Clown und Theater. Moritz will Clown werden. Der Clown ist die gewollte Witzfigur. Mit seinen viel zu großen Stiefeln wirkt er unbeholfen. Tollpatschig wirft er alles um, was ihm in die Quere kommt. In das weiße Gesicht hat er ein breites Dauergrinsen gemalt, die dicke rote Nase ist sein Markenzeichen. Aber wer ist der Mensch in dem Kostüm und hinter der Schminke? Er sieht gar nicht aus wie ein Clown, aber wie soll ein Clown auch schon aussehen, ohne Maske und Kostüm? Er reißt auch nicht einen Witz nach dem nächsten oder versucht krampfhaft, sein Umfeld zu bespaßen. Nur chaotisch ist er - in seinem Zimmer sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Rote Plastiknasen, kreischbunte Kostüme oder Lockenperücken liegen nicht auf einem der Haufen. Nur unmenschlich große Schuhe, aber Moritz
hat auch große Füße. Inmitten von Kleiderbergen und allem möglichen Krimskrams sitzt er an seinem vollgeklebten und bekritzelten Laptop und sucht Musik. Musik, die ihm beim Nachdenken hilft, beim Nachdenken über das Clown-Sein. „Das ist schon ziemlich lange ein Teil von mir. Eigentlich schon immer“, fängt er zögerlich an. Dieser Teil in ihm führte ihn vor gut einem Jahr in die „TuT Hannover“, die Schule für Tanz, Clown & Theater. Dort lernt er in einer anderthalbjährigen Ausbildung seine clowneske Ader praktisch umzusetzen - manchmal mit Nase, manchmal ohne. Körperwahrnehmung, Emotionen, Maskenspiel, all das bringen ihm die Professoren dort bei. „Nur Humor, den kann man nicht lernen.“ Morgens um neun Uhr geht es los. Und wie ist dann so ein normaler Unterrichtstag? „Den gibt es nicht“, meint Moritz nach kurzem Überlegen. Kein Tag gleicht dem anderen. Das kommt vor allem dadurch, dass der Unterricht in vierstündige Blöcke aufgeteilt ist. Pro Tag ein Block. Nächster Tag, nächster Block, nächster Lehrer. Die Themen des Unterrichts rufen Kindheitserinnerungen aus dem Zirkus wieder wach. Wie zum Beispiel „Clown
entdeckt einen Gegenstand“, genau wie dieser lustig geschminkte Typ in der Manege damals. Selbst aus der letzten Reihe unter dem gestreiften Zirkusdach haben wir das Erstaunen in seinem Gesicht ganz deutlich gesehen. Weit aufgerissene Augen, offener Mund und geduckte Körperhaltung - ganz klar, der war überrascht. Dahinter steckt allerdings reine Technik, die man erst mal lernen muss. Emotionen zu überzeichnen, das Spiel mit der Mimik und das bewusste Einsetzen des Körpers: All das muss erlernt werden. Auch ein Clown fällt eben nicht vom Himmel. „Es geht vor allem viel um Körperwahrnehmung“, so Clownschüler Moritz. Das führe dazu, dass er auch im Alltag viel mehr auf seine Haltung achte. Ihrem eigenen Körper spüren die Schüler vor allem durch Improvisation nach. Der Lehrer gibt ein Thema vor und die Schüler setzen es auf der Bühne um. Jeder auf seine eigene Art. Das wird nachher natürlich ausgiebig besprochen, da kommt nicht nur der Lehrer zu Wort. Der Austausch untereinander spielt eine wichtige Rolle, denn ein Dutzend Meinungen sind besser als eine. Wie bei allem Kreativen gibt es auch für das Clown-Sein kei- >
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Der Künstler und sein Chaos
ne allgemeingültige Formel, kein richtig oder falsch. Übung macht den Meister, eben auch den Meister-Clown. „Dabei entdeckt man oft eigene Ticks und lernt mit ihnen umzugehen“, erklärt Moritz. „Mein Tick ist zum Beispiel, dass ich meine Arme nicht richtig steuern kann, die führen ein Eigenleben.“ Er grinst. Das habe er erst in der Schule entdeckt, als es darauf ankam, seine Körperteile bewusst zu spüren und zu steuern. Anders als beim Schauspiel gehe es aber nicht unbedingt darum, diese Ticks abzustellen. Ein Clown ist nun mal nicht perfekt, gerade seine Fehler machen ihn zu dem, was er ist. Es sei nur wichtig, seine Fehler zu kennen, damit man sie auch ganz bewusst einsetzen kann. Genauso wichtig wie der Körper ist natürlich die Seele.
Sie ist für die Emotionen verantwortlich, und auch die muss ein Clown erst lernen. Der Emotionsunterricht kann sogar so intensiv werden, dass Tränen fließen. Clown-Sein ist nicht nur Lachen und Herumalbern, sondern in erster Linie eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst. Andere Aspekte kommen dem 29jährigen angehenden Clown manchmal ein bisschen zu kurz. Einen Schminkunterricht gibt es nur an insgesamt drei Tagen, Dramaturgie-Theorie fast gar nicht. Auf dem überladenen Tischchen in seinem Zimmer liegt das Buch „Der Witz“ von Freud. Moritz interessiert sich für theoretische Hintergründe und philosophische Ansätze, nicht nur für den perfekten Auftritt. Und wie steht er zu der roten Nase? „Bei manchen Lehrern ist sie Pflicht, als Ritual ist sie ganz gut. Und am Anfang war sie eine kleine Hilfestellung für mich“, reflektiert er über die kleinste Maske der Welt, wie er sie nennt. Aber ein Clown ist noch so viel mehr als der Klassiker aus der Manege. „Mein Begriff für Clown ist ziemlich offen“, erklärt Moritz. Für ihn ist es vielmehr eine Lebens-
einstellung als ein Beruf. Im Moment kann er sich noch nicht vorstellen, später hauptberuflich als Clown zu arbeiten, auch aus finanziellen Gründen. „Ich bin dadurch aber nicht weniger Clown.“ Er will nicht so sehr zwischen der Rolle und sich selbst unterscheiden. Der Clown ist immer in ihm, und etwas von ihm selbst ist immer in seinen Rollen. Ob er als Kind schon der Klassenclown gewesen ist? „Nein. Ich war eher der anarchistische Unruhestifter“, gibt Moritz lachend zu. Diese Rolle wurde ihm allerdings zum Verhängnis: „Am Ende habe ich nur noch boykottiert und die Schule dann auch nicht gepackt.“ Er holte sein Fachabitur nach, es ging turbulent weiter. In seiner früheren Heimat Hamburg hat er im Kino und im Hafen gejobbt, danach fing er eine Ausbildung zum Mediengestalter an. Abbruch Nummer zwei. Studium an der Kunstschule. Abbruch Nummer drei. Nun ist er hier in Hannover an der „TuT“. Das will er nun endlich durchziehen. Genauso zielgerichtet wie Alex, Tom und Klaus Lachmann auf seine ganz eigene Weise.
Moritz teilt sich ein Zimmer mit seinem Kollegen Fedor
urban, rotzig und charmant
[ der deisterkiez ] text: sebastian matthes, ulrike hรถnemann fotos: fabian brennecke
hauptstadt
Das Herz von Linden, da sind sich seine Bewohner bestimmt einig, schlägt in der Limmerstraße und damit im Norden des Stadtteils. Hier spielt sich der Großteil des kulturellen Treibens ab. Der Süden von Linden dagegen kommt eher schäbig daher und ist vielen Lindenern ein unsympathisches Anhängsel. Doch es tut sich einiges im verruchten Lindener Süden. Unter dem Motto „Dress up Deisterstraße“ soll dem Kiez ein ganz neues Image verpasst werden. Die Deisterstraße. Umschlossen von den hiesigen Ausläufern der einschlägigen Baumarktketten, verunstaltet durch die Ghettoarchitektur der frühen 70er Jahre, umgeben von stillgelegten Fabrikgebäuden, die bezeugen, dass Linden tatsächlich einmal ein Arbeiterviertel war. Was die Limmerstraße für den Norden ist, soll die Deisterstraße für den Süden (wieder) werden. Zumindest wenn es nach Olaf Töpelmann und Alke Warnken vom Deisterkiez e.V. geht. Der Deisterkiez ist ein Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, den Süden wieder attraktiver zu gestalten. Denn der Süden war nicht immer so trist und bedeutungslos wie er oft wahrgenommen wird. Die Deisterstra-
ße verbindet die Verkehrsknotenpunkte Schwarzer Bär und Deisterplatz. Damit liegt sie auf der Grenze zwischen LindenMitte und Linden-Süd. Früher war sie die belebte Hauptstraße zwischen den Stadtteilen Linden und Ricklingen. Bis 1869 lag an ihrem Ende die einzige Brücke über die Ihme und 1883 wurde auf ihr das erste Lindener Rathaus erbaut. Von der einstigen Bedeutung der Deisterstraße war jedoch lange Zeit kaum etwas zu spüren. Das Straßenbild machte einen vernachlässigten Eindruck, viele der Geschäfte und Galerien standen leer und es gab kaum Gründe der Gegend einen Besuch abzustatten. Mittlerweile hat sich jedoch einiges getan und die Deisterstraße ist auf dem Weg in frühere glanzvollere Zeiten. Mitte des Jahres 2006 startete das Projekt „Dress up Deisterstraße“, das sich zum Ziel gesetzt hatte, die „Promenade“ wieder lebendiger und attraktiver zu gestalten. Auf gemeinsame Initiative des Quartiermanagements von Linden-Süd, kommunalen Politikern sowie ansässigen Geschäftsleuten, wurde beschlossen etwas zu verändern. Hierzu holte man sich Anregungen aus der populären Hansestadt Hamburg. Ladenbesitzer
und kommunale Politiker unternahmen zusammen einen Ausflug ins beliebte Hamburger Schanzenviertel, um einen Eindruck davon zu bekommen, was in der Deisterstraße passieren kann. Um die Attraktivität des Stadtteils zu erhöhen und ein eigenständiges Moment zu etablieren, wurde der Schwerpunkt bei dem Projekt auf „Mode und Design“ gesetzt. Junge hannoveraner Designerinnen und Designer sollten vorrangig angesiedelt werden. Hierzu gab es in Kooperation mit der Fahmoda - Hannovers Akademie für Mode und Design - und der Fachhochschule Hannover einen Wettbewerb. Zu gewinnen gab es nicht nur ein Startgeld, sondern auch ein Ladenlokal auf der Deisterstraße, welches ein Jahr lang mietfrei genutzt werden durfte. Der Hauptpreis ging an Ann-Kristin Raaber und Lucy Winkler vom Grossstadtrekorder. Der Grossstadtrekorder ist eine Plattform für die Bereiche Mode und urbane Kunst. Die beiden Designerinnen holen die Kunst von der Straße in die Galerie. Dadurch soll den Künstlern ein Raum geboten werden, um ihre Werke einem anderen Publikum zugänglich zu machen und die urbane Kunst über die Szene hinaus >
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Am Waschsalon — Lebendiger Alltag auf der DeisterstraĂ&#x;e
hauptstadt
zu etablieren. Hierfür dürfen die Künstler die Räumlichkeiten von Lucy und AnnKristin nach ihren Vorstellungen gestalten. In der Regel sind die Ausstellungen dann für vier bis sechs Wochen zu sehen. Kombiniert wird dies mit Lucys selbstgeschneiderter Streetwear. Neben dem Grossstadtrekorder eröffneten 2007 die Modeläden Enna, Fair Line und Minimo. Minimo hat inzwischen sein Konzept verändert und nennt sich heute Nachtschwester. Die Inhaberinnen von Fair Line haben aus privaten Gründen ihren Laden nach einem Jahr wieder geschlossen. Dafür sind 2008 neue Läden wie zum Beispiel das Kleinod oder die Galerie Nice/Nice hinzugekommen. Im Kleinod werden individuelle Accessoires, Taschen und Kinderkleidung angeboten. Nice/Nice zeigt Ausstellungen von jungen, internationalen Künstlern und bietet den Besuchern alle sechs Wochen neue, facettenreiche Arbeiten aus den Bereichen Illustration, Malerei, Installation und Mixed Media aus dem Urban-Art Bereich. Um die Nachhaltigkeit des Projekts „Dress Up Deisterstraße“ zu gewährleisten, hat sich Anfang 2008 der Verein Deis-
terkiez e.V. gegründet. Mitglieder sind die Ladenbesitzer, aber auch einige Anwohner und Hausbesitzer. Und das Konzept geht auf: Heute zeigt sich der Deisterkiez abwechslungsreich. Neben den individuellen Design- und Modegeschäften hat sich unter anderem mit dem Kulturpalast Linden sowie verschiedenen Bars und Lokalitäten ein Ort für Live-Konzerte und kulturelle Darbietungen aller Art etabliert. Darunter die Kultpizzeria Napoli oder die Hamburger Botschaft, in der sich neben dem Barbetrieb in herrlichster Kiezatmosphäre die Anhänger der beiden Nordclubs HSV und St. Pauli zu den Spielen einfinden. Auch für Dan von Hagemeister, Inhaber der Hamburger Botschaft, war die Deisterstraße lange Zeit eine „Straße ohne Ziel, abgeschlagen und runtergekommen“. Als Vorstandsmitglied im Deisterkiez hat er sich vorgenommen aktiv dazu beizutragen, dass sich der Ruf bessert. Dan hat selbst zehn Jahre „im Norden“ gewohnt, darum verbindet ihn „eine große Affinität zu Hamburg“. Am Wochende vom 02. - 04. April feiert Dan übrigens das zweijährige Jubiläum der Hamburger Botschaft. Hierfür verspricht er „Halli Galli und dicke Hose“.
Ab April plant er außerdem, regelmäßig DJ´s in der Botschaft auflegen zu lassen. Auch wenn der Deisterkiez keine zweite „Schanze“ geworden ist, können knapp vier Jahre nach Projektbeginn doch einige positive Veränderungen wahrgenommen werden. „Um das Image eines Schanzenviertels oder Kreuzbergs zu erhalten, fehlt hier einfach der Vorlauf“, meint Lucy vom Grossstadtrekorder. „Trotzdem ist das Projekt super. Es belebt das Viertel und macht alternative Kunst und Mode Leuten zugänglich, die damit sonst nicht in Berührung kämen.“ Also eine Alternative zu H&M und den Konsorten von der Stange. Für Lucy versprüht die Deisterstraße zudem einen ganz eigenen Charme. „Der Deisterkiez vereint das Urbane und das Rotzige, was eigentlich so typisch für Hannover ist, in der Innenstadt aber keinen Raum findet.“
www.deisterkiez.de
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Entspannte Stimmung im CafĂŠ Pastelaria Luis
Musikerinnen und Musiker Wieder feiert Hannover am 21. Juni die „Fête de la Musique“. Das größte Musikfest der Welt findet immer am Sommeranfang, am längsten Tag des Jahres und in der kürzesten Nacht statt. In Städten wie San Francisco, New York, London, Paris, Peking, Hong-Kong und Tokio spielen Menschen kostenlos und meistens unter freiem Himmel.
Bewerbungsschluss ist der 14. April 2010 Bewerbungsbogen und Infos unter: www.fetedelamusique-hannover.de www.myspace.com/fetedelamusiquehannover www.facebook.com/fetedelamusiquehannover
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Bubbles und sein mobiles Wahlplakat
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hanns entdeckt:
das bärtige blumenkind
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text: svenja beller foto: felix seuffert
In seinem grauen Rasta-Bart klimpern bunte Perlen und Muscheln. Er hat das gezeichnete Gesicht eines Seemanns, das auch ohne seine euphorischen Worte schon viel erzählt. Gerd Weiland, Chris Bubbles, Konsumensch – er hat viele Namen, doch nur ein großes Ziel: den Bundestag. Als erster barfüßiger Althippie will er die Politik revolutionieren.
Den klassischen Bundestagsabgeordneten stellt man sich anders vor: mit Anzug, Krawatte, glänzenden Lederschuhen und schwerer Aktentasche unter dem Arm. Gerd Weiland dagegen trägt ein abgetragenes Hemd, kurze Hosen und Glitzernagellack auf den Fußnägeln. Er ist in England aufgewachsen und wirft gerne ein „you know“ oder „anyway“ ein. Sein politisches Programm ist ein kleines, selbstgemaltes Faltblatt mit bunten Bildchen und Totenköpfen. Der Inhalt ist genauso revolutionär wie die ganze Person: „Ich werde zu einem Volksaufstand aufrufen“, sagt er grinsend. Seine Meinung: „Die da oben machen ja doch, was sie wollen, haben zu viel Geld und machen Politik nur, um sich selbst zu erhalten.“ Das will Gerd Weiland ändern. Er will ein Stoppschild auf den Wahlzetteln einführen, das man ankreuzen kann, wenn man mit keiner der Parteien einverstanden ist. Bekommt dieses Stoppschild die Mehrheit der Stimmen, gibt es eine Neuwahl. Die gewählte Partei soll dann zur absoluten Transparenz verpflichtet sein. Alle Macht dem Volk- das ist sein Ziel, you know? >
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hauptstadt - hanns entdeckt
Weiland kennt die nötigen politischen Schritte, um sein verrücktes Vorhaben in die Tat umzusetzen, und flotte Schlagwörter hat er auch. Aus „KonsumEnten“ sollen „KonsuMenschen“ werden, die sich wieder aktiv an der Politik beteiligen. Man merkt ihm an, dass er die alten 60-er vermisst, als Demonstrationen noch etwas wert waren und alle diese positive Blumenkind-Energie verspürten. Weilands Lebensgeschichte ist turbulent: Er kam als Teenager mit seiner Mutter von England nach Deutschland, einen Schulabschluss hat er nicht („Ich mag das“). In den 70er Jahren machte er sich auf zu einer Weltreise, erst 25 Jahre später kam er zurück. Lange Zeit verbrachte er in Indien- eine Zeit, die ihn sehr prägte. Aus alten Autoreifen baute er Floße und erfand eine Webtechnik mit Altgummi. Weiland wollte sogar den Atlantik mit einem selbstgebauten Floß überqueren, es scheiterte aber an der Finanzierung. Seit jeher ist er Aktivist, der Hippie in ihm ist niemals gestorben. Das lebt er zum Beispiel mit Seifenblasen aus, „bubble up“, wie er es nennt. Das ist eine seiner Erfindungen: Yoga für Westler, die sich mit fernöstlichen Praktiken manch-
mal etwas schwer tun. Seifenblasen pusten helfe bei der Atmung, und die Blasen würden einen visuellen Bezugspunkt schaffen. „Ich habe schon jahrelang bubbles gepustet als Symbol der konsumenschlichen Bewegung“, erzählt Gerd Weiland über seine Seifenblasen-Aktionen. Bei den Besuchern der „Faust“ ist er deswegen als „Bubbles“ bekannt. Dort startet er nicht selten seine „bubble-ups“ und will damit ein Gefühl des Miteinanders und der Verbundenheit schaffen. Außerdem steckt er in fast jeden Hundehaufen den er sieht eine USA-Flagge. Das hindert am Reintreten und ist ein politisches Statement. Die Reaktionen der Menschen auf seine verzierten Haufen begeistern ihn. Natürlich lacht erst mal jeder, denkt aber nachher drüber nach. Ja, der Mann mag einem schon schräg vorkommen, vor allem wenn er lauthals „Ja well, wir wissen ja was das heißt, ding ding!“ schreit und dabei auf seinen Allerwertesten deutet. Aber er ist ein Gutmensch, durch und durch. Erfüllt von Liebe und Idealismus will er aus dieser Welt eine bessere machen, hier im Lande wie auch außerhalb. So will er, erstmal im Bundestag angelangt, nicht nur das poli-
tische System ummodeln, sondern auch Tsunami-Opfern in Asien helfen. Und zwar mit dem Geld, dass sich die anderen Politiker seiner Meinung nach nur in die Taschen stecken. Und womit schafft er das? Mit einer Erfindung natürlich, und wieder mal sind Altreifen im Spiel. Nach dem Vorbild seiner Flöße will er schwimmende Rettungsinseln bauen, auf die sich die Anwohner bei einem Tsunami retten können. Er hat das Projekt sogar schon einmal öffentlich vorgeschlagen, doch wieder wurde ihm die Finanzierung verweigert. Seine Botschaft der Liebe kommt bei den Anzugmenschen nicht so gut an, aber der Unterstützung des Volkes ist er sich sicher. Zwar hat er bei der Bundestagswahl im September nur an der Ein-Prozent-Marke gekratzt, aber was nicht ist kann ja noch werden. Und solange er noch nicht im Bundestag ist, pustet er weiter positive bubbles in den Himmel.
http://www.konsumensch.de
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hauptstadt - erstaunlich
stolpern über die vergangenheit erinnerungen für die zukunft —
text: ninon katschmarz; foto: mirja zentgraf
In Hannover gibt es zahlreiche Stolpersteine. Vor allem in Mitte und der Calenberger Neustadt bringen sie nichts ahnende Passanten zum Stolpern. Doch handelt es sich hier nicht etwa um wirr herumliegende Steine oder gar eine schlechte Asphaltierung der Gehwege. Die Stolpersteine sollen uns daran erinnern, dass wir nicht vergessen dürfen.
Gehe ich durch Hannover, blicke ich meist in den Himmel oder bleibe stehen und betrachte Häuserfronten. Mein Vater nennt mich deshalb auch Traumtänzerin. Und vereinzelt rufen mir auch verärgerte Passanten entgegen: „Mädchen, guck nach vorn!“ Vergangene Woche blickte ich jedoch weder nach oben noch geradeaus, denn mein Fahrrad hatte mal wieder einen Platten. Wie das eben so ist, wenn man durch die glasbespickten Straßen der Nordstadt fährt. Verärgert beugte
ich mich nach unten, um mir die Sache genauer anzuschauen, als ich direkt vor mir auf dem E-Damm einen kleinen goldenen Stein sah, der mitten auf dem Gehweg in den Asphalt eingelassen war. Ich stellte mein beschädigtes Gefährt an die Seite und las: „Hier wohnte Familie Becher. Im Dezember 1941 wurde sie deportiert“. Hier wohnte also eine jüdische Familie, die von den Nazis ins KZ gebracht wurde. Da stand ich nun, umgeben vom Alltagstrubel, und dachte daran, wie
schlimm es gewesen sein muss, nicht nur verfolgt und denunziert, sondern auch von einem Tag auf den anderen plötzlich aus seinem Umfeld gerissen zu werden. Wegen seiner Religion, seiner Herkunft oder wegen seiner sexuellen Vorlieben. Nachdem ich mein Fahrrad bei der nächsten Fahrradwerkstatt abgegeben hatte, machte ich mich auf den Weg nach weiteren vergoldeten Steinen in Hannover. Gegen meine Gewohnheit blickte ich nun stets nach unten und suchte vor
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ler. Mittels dieser kleinen Gedenktafeln will der Kölner an die Opfer der Nazis erinnern. Die so genannten Stolpersteine werden vor dem letzten freiwilligen Wohnort eingelassen. Zu Beginn verlegte Demnig die Steine auf eigene Initiative, doch mittlerweile gibt es etwa 20 000 Stück in Deutschland, den Niederlanden, Polen, Österreich und anderen Ländern. Jeder kann für 95 € eine Patenschaft übernehmen. Hannover hat vor 2 Jahren begonnen, Stolpersteine in der Stadt zu verteilen. Bis heute gibt es 72 dieser unscheinbaren Gedenksteine in Linden, der Nordstadt, in Anderten und Limmer. „Ein Mensch ist vergessen, wenn sein Name vergessen ist“, sagt Gunter Demnig und hat mit dieser Intention ein Mahnmal geschaffen, an dem alle Menschen teilhaben können. Sie werden unterwegs immer wieder über die Vergangenheit stolpern und sie nicht vergessen. Wenige Tage später holte ich mein repariertes Fahrrad ab. Auf dem Weg dahin blickte ich weder nur stur geradeaus oder nach oben, sondern auch mal nach unten, um zu gucken, ob ich nicht über einen kleinen goldenen Stein stolpere. Ich bin umsichtig geworden.
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Häusereingängen akribisch den Boden ab. Trotz skeptischer Blicke und Fragen meiner Mitbürger - nein danke, ich habe meine Kontaktlinsen nicht verloren - hielt ich durch und wurde schließlich wieder fündig. Limmerstraße 71. Und wieder konnte ich lesen: „Hier wohnte Ernst Schünemann“. Gleich in der Nähe in der Deisterstraße 16 fand ich den nächsten Stein in Erinnerung an Herbert Erhard, der wegen seiner offen ausgelebten Homosexualität kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs verhaftet wurde. Etwas angekratzt nahm ich schließlich die Bahn und fuhr wieder nach Hause. Wie viele dieser Steine wird es wohl in Hannover geben? Und wer ist der Initiator dieses Projektes? Kaum die vertrauten Räumlichkeiten betreten, erzählte ich schon meinen Mitbewohnern meine Entdeckung, doch auch ihnen waren diese Steine bisher nie aufgefallen. Also ab in die unendlichen Weiten des Internets und googlen, doch anscheinend war dies nicht unbedingt mein Glückstag: kein Empfang. Kein Wunder, wenn Mitbewohner anfangen, sich für Technik zu interessieren. Doch schließlich fand ich, was ich suchte: Gunter Demnig, Künst-
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klein aber fein! die „kleine freiheit“ in der nordstadt Ganz unscheinbar liegt die „Kleine Freiheit“ in der Asternstraße 42 in Hannover. Fast direkt an der Uni. Für viele Studenten ist sie wie eine Wohlfühloase, um zwischen dem ganzen Studiumsstress und Alltagsgedöns mal auszuspannen.
text: ninon katschmarz fotos: mirja zentgraf
Die „Große Freiheit“: Eine der bekanntesten Straßen des Hamburger Rotlichtmilieus. Parallel zu dieser Hamburger Straße verläuft in der Hansestadt die „Kleine Freiheit“, die früher von zunftlosen Handwerkern und diversen Glaubensgemeinschaften bevölkert wurde. Doch auf strippende Damen trifft man in der „kleinen Freiheit“ Hannovers nicht. Wahrscheinlich war es - neben der Größe - diese Liberalität, die den Anlass für die Namensgebung des hannöverschen Lokals gab. Der Gästeraum strahlt eine Mischung aus Urlaubsflair und WG-Küche aus. Die vielen Pflanzen in der Fensterbank und die in Holz gehaltene Einrichtung lassen einen schon mal gerne die Außenwelt vergessen. Die „Kleine Freiheit“ ist nicht besonders groß, besticht aber durch ihre Details. Überall stehen kleine Lämpchen und Teelichter sowie liebevoll arrangierte Fässer und Holzwagen bestückt mit Weinflaschen. Die Lampen sind mit Perlen verziert und die Wände mit Malerei. Das Urlaubsfeeling wird nicht nur durch die Lehmoptik an den Wänden erzeugt, sondern auch durch die leckeren Obstkörbe, die im Lokal verteilt sind und einen in Versuchung führen, einfach mal zuzugreifen. Die Gitarre an der Wand muss manchmal für die musikalischen Eskapaden seiner Besucher herhalten. Besonders am Abend ist die „Kleine Freiheit“ gefüllt mit Studenten, Anwohnern und Stadtteilflüchtlingen jeden Alters. Während die nette Bedienung fleißig herumwirbelt, läuft im Hintergrund angenehme Musik, die nicht von den Fussball guckenden Herren
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Günstigstes Bier: Ein frisch gezapftes kleines Herri 1,80 € Günstigste Mahlzeit: Ein leckeres Tomatensüppchen für 3,00 € Klocheck: Am Lokus gibt’s nichts zu meckern, die Toiletten sind super sauber.
im Trikot übertönt wird. Praktischerweise hat die „Kleine Freiheit“ einen Raucherraum im Lokal. Durch die Glaswand können auch die Nichtraucher von der Bar aus das Spiel verfolgen. Der Rest amüsiert sich einfach bei einem leckeren frisch gezapften Rupp Bier aus Lauenau. Aber keine Angst: Auch das gewohnte Herrenhäuser kann man hier bekommen. Was die kulinarischen Belange angeht, wird hier für alle etwas geboten. Neben typischen Vorspeisen, wie Schafskäse oder Tomatensuppe, stehen die Klassiker auf der Karte: Currywurst Pommes oder Schnitzel. Legendär ist hier der Rollo. Es gibt ihn in diversen Variationen und es sei ein Muss ihn zu probieren, sagen Kenner. Wohl einmalig: Ist das Essen fertig geht ein Gong-Geräusch durch die Räumlichkeiten, damit das Essen nicht kalt wird und die Bedienung es schnell servieren kann. Jeden Montag um 20 Uhr sind Kartenspielprofis und solche, die es noch werden wollen, zum Nordstädter Doppelkopftunier eingeladen. Fazit: Kleines gemütliches Lokal mit Biergarten für die wärmeren Tage. Die Speisen sind gut portioniert und passen auch in den Rahmen des ewig knappen Studentenbudgets. Die „Kleine Freiheit“ hat für jeden Geschmack etwas zu bieten und bei dem ganzen Grün drum herum und der Urlaubsatmosphäre kann man schon mal die Zeit vergessen. Besonders punktet die „Kleine Freiheit“ durch viele individuelle Details, womit sie sich vom kulinarischen Einheitsbrei der Systemgastronomie abhebt.
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text: ninon katschmarz fotos: vivian balzerkiewitz
Studieren ohne Abitur: Für die meisten von uns stellt es so etwas wie das „Tor zur Welt“ dar: das Abitur. Hat man es geschafft, kann man an jeder beliebigen Hochschule in Deutschland studieren. Und sind die Noten auch noch ganz passabel, dann ist der Zugang zu einem Medizin- oder Jurastudium wesentlich einfacher. Doch was passiert eigentlich mit denen, die das Abitur abbrechen? Gibt es für sie trotzdem eine Möglichkeit zu studieren? Oder kann man gar das Abitur nach über 20 Jahren noch nachholen? hanns sprach mit Utz und Simon – zwei von denen, die in Abiturzeitungen in die Rubrik „Ehemalige“ fallen – über ihre Alternativmodelle:
Beinahe elf Jahre arbeitete Utz (40) in einer Firma für Ökodämmstoffe. Die Arbeit machte ihm großen Spaß, denn etwas Handwerkliches in Verbindung mit dem Kontakt zu verschiedenen Menschen, das war schon immer sein Ding. Als ihm vor einigen Monaten gekündigt wurde, stand für ihn sofort fest, dass er dies als Chance sehen müsse, mal wieder was anderes zu machen. „Ich habe mir dann als erstes überlegt, was beruflich schon immer mein Traum gewesen ist – und da bin ich zu dem Entschluss gelangt, dass ich gerne Forstwissenschaften studieren möchte.“ Und das geht auch ganz ohne Abitur. Für alle, die die gymnasiale Oberstufe ohne Abitur verlassen haben und dann mehrere Jahre in einem Bereich gearbeitet haben, oder die, die erstmal eine Ausbildung gemacht haben und danach noch studieren möchten, bietet mittlerweile jede Universität in
hochschule
Deutschland verschiedene Möglichkeiten, trotzdem zu studieren. So kann man über die sogenannte Immaturenprüfung einen Hochschulzugang erlangen. Der Unterschied zum Abitur, das eine allgemeine Hochschulzugangsberechtigung darstellt, ist vor allem, dass die bei Bestehen erlangte Hochschulzugangsberechtigung fachgebunden ist. Das heißt, dass man sich im Voraus entscheiden muss, was man studieren möchte – und in diesem Studiengang entsprechenden Fächern wird man vom Immaturenamt geprüft. Um ordentlich auf diese Prüfung vorbereitet zu sein, hat sich Utz bei ver.di in Hannover angemeldet. Diese bieten, wie auch die Volkshochschule Hannover, fünfmonatige Vorbereitungskurse an. Und diese haben es in sich: Selbst beim Zähneputzen oder dem morgendlichen Spaziergang mit dem Hund werden fleißig englische Vokabeln gelernt. Doch diese Anstrengung nimmt Utz gerne auf sich: „Ich denke, jeder sollte mit seinem Beruf auch einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten. Von einer vernünftigen und nachhaltigen Forstwirtschaft haben alle etwas und genau dafür möchte ich mich nach Abschluss meines Studiums
engagieren. Das mit dem Lernen, dass muss man nach über 20 Jahren Schulferien Erst einmal in den Griff kriegen, aber was sind schon fünf Monate gegen zwei Jahre Oberstufe?“, fragt Utz und grinst. Entspannt sieht der 22-jährige Simon aus, wenn er von seinen Zukunftsplänen berichtet. „Nach fünfzehn Jahren hatte sich das Thema Schule für mich einfach gegessen“, erzählt er. Anfang des letzten Jahres hat er seine Schule abgebrochen. Seitdem arbeitet er unter anderem in Hannovers Kulturpalast und bei Radio LeineHertz. Sein großer Traum: Schauspieler oder Journalist werden. „Ich habe mir halt gedacht, dass es klüger ist, sich auf ein Ziel zu konzentrieren, als mir unter starker Anstrengung eine Tür offen zu halten, die mir angeblich ‚alles ermöglicht‘. Aber ein Großteil der Optionen, die das Abitur bietet, interessieren mich gar nicht.“ Sein erstes spontanes Vorspielen an einer Schauspielschule hat Simon bereits hinter sich. Über Nacht ist er vor wenigen Wochen nach Zürich gefahren, um dort an einer Schauspielschule vorzuspielen, und bis in die frühen Morgenstunden hat er dort die Texte im Scheinwerferlicht
einer verlassenen Baustelle geprobt. Und das Ergebnis kann sich hören lassen. „Ich soll auf jeden Fall nächstes Jahr wieder kommen. Die Entscheidung ist den Prüfern nicht leicht gefallen, aber der Text hätte auch einfach besser sitzen müssen.“ Ein weiterer Fokus von Simon liegt auf den Journalistenschulen bundesweit. Dort kann man sich in der Regel auch ohne Abitur bewerben. Die Aufnahmeprüfungen sind schwierig, aber hat man erstmal bestanden, winkt den meisten eine journalistische Zukunft. Auch wer sich für Musik interessiert, kann in Hannover studieren. Die Hochschule für Musik und Theater am Emmichplatz bietet zum Beispiel den Studiengang JazzRockPop mit dem Abschluss Bachelor of Music an. Dafür benötigt man neben einer künstlerischen Vorbildung mindestens die mittlere Reife – aber nicht zwingend das Abitur. Und dass ein erfolgreiches und erfülltes Leben nicht vom Abitur abhängt, das beweisen mitunter auch diverse bekannte Persönlichkeiten wie Joschka Fischer und Karl Dall. Selbst Thomas Mann blieb dreimal sitzen – und verließ die Schule schließlich ohne Abitur.
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Utz (40) hatte 20 Jahre Schulferien
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Dr. Elke Mittag, Beauftragte der Leibniz Universität Hannover für die Prüfung zum Erwerb der fachbezogenen Hochschulzugangsberechtigung, im Gespräch mit hanns: interview: ninon katschmarz; foto: vivian balzerkiewitz
hanns: Frau Mittag, kann sich jeder bei der Immaturenprüfung anmelden, oder gibt es bestimmte Voraussetzungen? Die Prüfung ist für beruflich qualifizierte Menschen gedacht in der Annahme, dass diese mit ihren Erfahrungen in der Berufswelt das fehlende Abiturfachwissen ausgleichen können. Durch Kompetenzen, die man zum Beispiel mit einer Ausbildung oder im weiteren Berufsleben, durch das Meistern von organisatorischen Anforderungen sowie auch durch Führungsaufgaben erlangt hat, soll das Defizit an fachlichen Kenntnissen ausgeglichen werden.
Für welchen Studiengang interessieren sich die Prüflinge besonders? Gibt es da eine eindeutige Tendenz? Von großer Beliebtheit sind die Lehramtsstudiengänge, gefolgt von anderen pädagogischen Studiengängen wie etwa Sozialpädagogik. Gefragt sind aber auch medizinische Fächer, Jura und Sozialwissenschaften.
Sind die Anforderungen der Prüfung mit denen eines Abiturs gleichzusetzen? Nein, die Anforderungen für die allgemeinen Fächer Deutsch, Englisch, Mathe und den Naturwissenschaften orientieren sich an den Bestimmungen der Fachoberschule, also der 12. Klasse, zum Teil liegen die Anforderungen eher darunter. Im fachspezifischen Teil ist es abhängig von der Studienrichtung.
Gibt es spezielle Angebote, mit denen man sich auf die Prüfung vorbereiten kann? Hier in Hannover gibt es zwei Institutionen, die diese Kurse anbieten. Diese Kurse sind in Niedersachsen in der Regel sogar verpflichtend und dies mit Recht, denn sie führen insgesamt zu einer besseren Erfolgsquote.
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Besteht die Möglichkeit mittels einer Immaturenprüfung Medizin zu studieren? Ja, seit dem Wintersemester 2000/01 wurde die Approbationsordnung dementsprechend ergänzt.
Ist diese Prüfung die einzige Option ohne Abitur zu studieren, oder gibt es noch andere Umwege zum Studium an einer Hochschule? Da gibt es noch andere Wege über eine berufliche Weiterqualifizierung, spezielle Zugangsprüfungen oder etwa ein Probestudium. Von der Kultusministerkonferenz gab es kürzlich einen Beschluss über die Vereinbarung einheitlicher Kriterien für den Hochschulzugang beruflich qualifizierter Bewerber in allen Bundesländern. Dahingehend wird es auch in Niedersachsen Erweiterungen geben.
Im Rahmen der bundesweiten Studentenproteste gab es immer wieder die Forderung „Gleiche Bildung für Alle“. Dies bedeutet ja nicht nur, dass ein Studium nicht vom Gehalt der Eltern abhängen sollte, sondern impliziert auch die Möglichkeit für alle Menschen, unabhängig von ihrem Schulabschluss an einer Universität zu studieren. Wie stehen Sie zu dieser Forderung? Entweder müssten dann die Anforderungen an den Universitäten in ihren theoretischen und grundlagenspezifischen Fächern heruntergeschraubt werden, oder die Anforderungen im Studium müssten darauf ausgerichtet werden. Es müsste dann im Vorab eventuell Vorsemester geben und intensive Einführung in die Methodik und die Sprache des wissenschaftlichen Arbeitens. Dies wäre notwendig, um nicht gleich bei den ersten Prüfungen wieder herauszufliegen – denn dies würde ja wieder einer Auslese entsprechen, nach dem Motto „der Fitteste überlebt“. Dies wäre dann wiederum die bildungsbürgerliche, finanziell gut abgesicherte Gruppe.
www.uni-hannover.de www.studieren-in-niedersachsen.de
Studenten 端ber Studentenklischees:
der stoff, der mich anzieht protokoll: franziska riedmiller illustration: matthias veitleder
Lisa (27) studiert Modedesign. Hanns erz辰hlt sie von den hohen k端nstlerischen und technischen Anspr端chen des Studiums, von den tollen Momenten beim Kreieren neuer Mode, die auch der Durchnittsstudent tragen kann und von den Vorurteilen, mit denen Modestudierende konfrontiert werden.
Ganz vorn auf der Liste der Vorurteile steht: Modedesignstudentinnen tragen lackierte Fingernägel, reden oberflächliches Zeugs, und laufen dem aktuellen Schönheitsideal hinterher. Nagellack? Lisa betrachtet ihre Nägel. Oh ja, das Fingernagellackklischee trifft zu! Das kommt daher, dass die Fingernägel durch den Umgang mit Stoffen, Nähmaschinen und Stecknadeln so in Mitleidenschaft gezogen werden, dass einem gar nichts anderes übrig bleibt als drüber zu lackieren! Modestudentinnen werden auch häufig für wenig intelligente Mädchen gehalten, die nur Klamotten im Kopf haben. Das stimmt natürlich nicht! Oft höre ich auch „Du studierst Mode?! – Dann kannst du mir ja mein Hochzeitskleid nähen!“ Doch das Studium verlangt weit mehr als nur schöne Kleider zu nähen: Die Anforderungen sind hoch, man muss kreativ und handwerklich geschickt sein, dreidimensional denken können um die Schnitte richtig zu berechnen, und vor allem fleißig und geduldig sein, denn die Umsetzung klappt selten auf Anhieb. Wir sind der Studiengang, der am längsten in der Fachhochschule bleibt und auch schon mal die ein oder andere Nacht dort verbracht hat. Man lernt auf Schlaf zu verzichten. Ich habe mittlerweile zwei Stunden Nachmittagsschlaf eingeplant, um möglichst lang in die Nacht arbeiten zu können. Auch Semesterferien haben wir in dem Sinne nicht. Die Abgabetermine sind meist in der vorlesungsfreien Zeit und so arbeiten wir bis kurz vor dem neuen Semester an unseren Kollektionen. Die paar freien Tage nutzen wir dann zum Schlafen und Freunde treffen oder um in die Heimat zu fahren. Kurze Entspannungsmomente zwischendurch habe ich während der Busfahrt zur FH und zurück. Da kann ich gut abschalten, das Schaukeln beruhigt. Und wenn Zeit ist, gehen wir gern mal „limmern“ (machen Linden und die Limmerstraße unsicher, Leute und Schaufenster gucken und Kaffee trinken). Wer exzessiv arbeitet, muss natürlich auch exzessiv feiern. Dabei glühen wir erst bei einer Flasche Wodka in der WG vor und dann geht’s ab zum Tanzen in die Glocke, oder in die Faust auf ein paar Bier. Dass ein Modepüppchen sich in solche Lokalitäten begibt, verwundert die meisten. Unsere Kollektionen erarbeiten wir anhand eines Themengebiets, das von fremden Ländern und Kulturen über spezielle Gesellschaftsstrukturen bis zur abstrakten Form reichen kann. Momentan lote ich die Grenze zwischen Frau/Mann aus, >
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hochschule - klischee
beschäftige mich mit Transvestiten und anderen Zwischenformen. Mein Studium finanziere ich über Hiwi-Jobs an der Hochschule, welche Projektbetreuung (wie z.B. das „Zooprojekt“) oder (Näh-) Werkstattdienste beinhalten. Die Werkstatt ist unser zweites Wohnzimmer, dort wird mit gelitten und gejubelt, wenn was klappt. Und nicht wundern, wenn mal wieder dein Vater weg ist, vielleicht hat ihn ja jemand ins Regal geräumt – Vater ist der Begriff eines speziellen Lineals. Im Modedesign gibt es keine Männer. Dieses Vorurteil trifft zumindest im Studium zu: Männer sind Mangelware. Doch wenn sich ein Exemplar hierher verirrt, dann hat es meist mehr Ehrgeiz, arbeitet zielgerichteter und hat oft bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Sind Modestudentinnen auf Klamotten fixiert? Ein bisschen. Während des Studiums habe ich mich sehr verändert. Der Kleiderschrank wächst und ist schon durch etliche Kisten erweitert worden. Kleidungstechnisch entwickelt man seinen eigenen Stil, ich kleide mich weiblicher, trage Schuhe mit Absatz und lerne die Farbe Schwarz als neutrales Kleidungsstück lieben. Dreiviertel meines Zimmers bestehen mitt-
lerweile aus Textilien, Kleidung, vielen Stoffen und angefangenen Kleidungsstücken. Und nein, Modestudentinnen sind nicht nur aufgestylte Tussis, die ständig auf Diät sind, zur Kosmetikerin gehen und sich extra modisch anziehen. Bei uns gibt es ganz verschiedene Typen in allen Formaten. Womit man aber anfangs fertig werden muss ist, dass man sich viel mit dem Körper und seinen Proportionen, auch seinen eigenen beschäftigt und ein stärkeres Körperbewusstsein entwickelt. Beim Entwerfen verliert man jeglichen Bezug zu realen und gesunden Proportionen, das Model wird auf seine Maße reduziert. Man spürt den Druck des schlanken Schönheitsideals, denn das ist die harte Realität in der Modebranche: Bei Dünnen sehen sie Sachen besser aus und das muss man akzeptieren. Was wir lernen, ist kreativ mit dem Scheitern und Zeitdruck umgehen zu können, mit wenig Schlaf auszukommen und natürlich im Akkord nähen zu können. Viele denken Modepüppchen lesen nur „in touch“. Dazu muss ich sagen: Anfangs haben wir uns wirklich häufig Frauenzeitschriften gekauft, um die Modestrecken auseinander zunehmen und den aktuellen Trend
zu analysieren. Doch im Laufe des Studiums ist man übersättigt und greift auf andere Quellen zurück. Was jeder können sollte, der nicht Mode studiert, ist, sich seine eigenen Knöpfe annähen und seine Hosen flicken zu können, denn das ist nämlich nicht unser Aufgabengebiet! Die Zukunftsperspektiven nach dem Studium sind sehr vielfältig, das Spektrum reicht von der Angestellten in der Designabteilung einer Firma über Tanzperformance, Modegrafik bis hin zur Selbstständigkeit mit eigenem Label und Vertrieb. Wohin es mich treibt, weiß ich noch nicht so genau, es zieht mich mehr in die künstlerische Ecke als in die Industrie. Doch erst mal geht es für ein halbes Jahr als Praktikantin zu Vivienne Westwood nach London. Ja, Großstädte wie Paris, London, New York oder Mailand üben eine starke Anziehungskraft auf uns Modestudenten aus. In einer Welt ohne Modedesigner sähen die Menschen grau und langweilig aus. Du bist, was du trägst! Und du trägst, was es gibt. Und keiner könnte sich mehr über neue, skurrile Modetrends beschweren, die unsere Welt doch so oberflächlich machen!
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Über den Sport hinaus:
high five skateshop Limmerstraße 1 30451 Hannover www.highfive-skateshop.de
Mittlerweile hat es sich herumgesprochen: es gibt einen neuen Skateshop im Herzen Lindens. Klingt nach lässigen Typen in bunten T-Shirts und lebendiger Subkultur. high five macht genau diesen Trend für Jedermann greifbar. Umfangreiche Hardware wie Skateboard-Decks, Achsen oder Rollen kombiniert mit lässiger Street-Fashion lassen die Herzen aller Individualisten und Trendsetter höher schlagen. Bei high five bekommt Ihr kompetente Beratung und authentische Styles aus einer Hand. Skateboarding geht heutzutage weit über den eigentlichen Sport hinaus – auffällige Mode und ein Bewusstsein für Kunst und Musik
zeichnen diese Kultur aus. Genau diese Bereiche spielen bei dem breit gefächerten Sortiment von high five eine wichtige Rolle. „Wir wollen neben der Skate-Hardware auch eine Plattform für Jung und Alt bieten, den Nachwuchs stetig fördern und auch neue Kundschaft für diese Kultur begeistern“, so die Geschäftsinhaber Oliver Albrecht und Dennis Laaß. Bei high five findet sowohl der Skateboarder, als auch der modebewusste Kunde neben angesagten Skateboard Labels aus Übersee wie Alien Workshop, Enjoi, Zoo York, DVS, Habitat, Matix, Skullcandy und Supra auch viele europäische und lokale Brands, die bei weitem nicht
nur Skater ansprechen. Kreative Designs und stylische Gimmicks kommen neben Cleptomanicx und Trap Skatesboards aus Hamburg, auch von den Berliner Brands YackFou und Topdollar. Gerade in Zeiten des World Wide Webs ist es wichtig, vor allem lokale und regionale Brands wie zum Beispiel die Hannoveraner Labels Dewel und Dauerfeuer in realen Läden zu präsentieren und zu fördern. Wer probiert nicht lieber ein Shirt in „echt“ an und kann sich mit eigenen Augen von der Qualität überzeugen, als es irgendwo im Netz zu ordern. Mal ganz abgesehen von der entspannten und freundschaftlichen Atmosphäre vor Ort.
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hochschule - in der mensa mit
in der mensa mit: marcus hoppe Wo kann ich mich beraten lassen, wenn ich im Ausland studieren oder ein Praktikum fernab der Heimat absolvieren möchte? Wer unterstützt die ausländischen Studenten, die an der Universität studieren? Marcus Hoppe ist seit 2001 Mitarbeiter im Hochschulbüro für Internationales (HI) der Leibniz Universität Hannover und war bis Mai 2009 für die Auslandsstudienberatung tätig. Seit einem halben Jahr betreut er die internationalen Studenten in Hannover und berichtet in hanns über seine vielseitige Arbeit.
interview: maria eggers foto: parisa hussein-nejad
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hanns: Was genau ist das Hochschulbßro fßr Internationales? Das HI ist die Anlaufstelle fßr alle Studenten, die ins Ausland gehen wollen. So informieren wir zum einen interessierte Studenten ßber unsere vielfältigen Austauschprogramme mit unseren Partneruniversitäten auf der ganzen Welt. Denn neben dem europäischen Erasmus-Programm existieren auch bilaterale Verträge mit den USA, Lateinamerika und Asien, wobei insgesamt an mehr als 320 Partneruniversitäten Austauschplätze zur Verfßgung stehen. Zum anderen betreuen wir die internationalen Studenten in Hannover, helfen ihnen, sich an der Universität zu orientieren, bei der Wohnungssuche und sozialen Problemen. Gleichzeitig kßmmern wir uns um Aufbau, Pflege und Ausbau von internationalen Partnerschaften unserer Hochschule.
Wie viele Studenten gehen denn ins Ausland? Genaue Zahlen sind hier schwierig zu ermitteln, denn einige Studenten gehen auf eigene Faust ins Ausland. Ăœber unsere Austauschplätze schicken wir etwa 250 Studierende ins Ausland. Die grĂśĂ&#x;te Gruppe stellen dabei die Wirtschaftswissenschaftler, gefolgt von den Sozial- und Geisteswissenschaftlern. Bei den Elektrotechnikern und Bauingenieuren gehen hingegen nur sehr wenige ins Ausland.
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Warum nutzen so viele Studenten die Austauschprogramme nicht? Viele Studenten setzen sich unnötig unter Druck und wollen seit der Umstellung auf Bachelor und Master so schnell wie möglich fertig werden. Für ein Auslandssemester nehmen sie sich schlichtweg keine Zeit und planen erst im Rahmen ihres Masters ins Ausland zu gehen. Außerdem spielt Angst häufig eine große Rolle. Viele Studenten haben Angst davor, an einer fremdsprachigen Universität zu studieren und schieben stattdessen die Ausrede vor, einen solchen Aufenthalt nicht finanzieren zu können.
Stellt die Finanzierung nicht auch oft ein großes Problem dar? Jain. Natürlich steigen die monatlichen Kosten durch einen Auslandsaufenthalt. Es gibt jedoch zahlreiche Finanzierungsmöglichkeiten, um ins Ausland zu gehen: neben dem Auslandsbafög vergeben wir selber das Stipendium „Perspektivenwechsel“. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Stiftungen, sowie den Deutschen Akademischen Austauschdienst oder die Fulbrightkommission, die Studierende, die ein Studium oder ein Praktikum im Ausland absolvieren möchten, finanziell unterstützen. Insofern kann eigentlich jeder, der es wirklich will, auch ins Ausland gehen.
Und wie viele ausländische Studenten kommen nach Hannover? Momentan studieren über 3000 internationale Studenten an der Leibniz Universität Hannover, wobei der größte Teil davon Chinesen sind, gefolgt von Studierenden aus Mittel- und Osteuropa. Die meisten von ihnen sind in den ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen eingeschrieben. Im Studiengang Elektrotechnik beträgt der Anteil ausländischer Studierender sogar mehr als 40%. Damit stellt Deutschland das drittattraktivste Land nach den USA und Großbritannien für ausländische Studenten dar. Das ist auf die Qualität der Lehre und vor allem auf die vergleichsweise niedrigen Lebenshaltungskosten zurückzuführen. Allerdings liegt die Abbrecherquote bei stolzen 50%.
Worin liegt die hohe Abbrecherquote begründet? Die größten Probleme sind zum einen finanzielle Probleme, zum anderen Sprachbarrieren und vor allem auch mangelnder Kontakt zu deutschen Studierenden. Die Niedersachsen sind einfach sehr verschlossen und der Kontakt mit ausländischen Studenten gestaltet sich schwierig. Dabei ist die Integration gerade in den technischen Fächern von großer Bedeutung, da dort von Anfang an stark in Lerngruppen gearbeitet wird und oft die ausländischen Studenten dort nicht einbezogen werden.
Was unternehmt ihr für eine bessere Integration? Wir haben momentan mehrere Programme. Zum einen das „Study-Buddy-Programm“, bei dem jedem ausländischen Studenten ein deutscher Student helfend zur Seite gestellt wird. Dieser holt den Gast vom Flughafen ab und hilft ihm bei Behördengängen. In den Studentenwohnheimen gibt es außerdem „Wohnheimpaten“ des Studentenwerkes, die sich um die Neuankömmlinge kümmern. Allerdings leben diese Programme von der Teilnahme deutscher Studenten. Daneben organisieren wir jedes Semester ein vielfältiges Veranstaltungs- und Exkursionsprogramm. Zum Beispiel haben wir Anfang Oktober eine Stadtrallye veranstaltet, die mit über 100 Teilnehmern sehr erfolgreich war. Neu ist außerdem ein spezieller Wegweiser in Form eines Kalenders mit vielen Informationen und Tipps zum Leben und Studieren in Hannover.
Und wo würden Sie heute gerne studieren, wenn Sie noch einmal Student wären? Da ich selbst zu meiner Studentenzeit in Glasgow war, würde mich jetzt ein eher ausgefallenes Ziel interessieren. Seoul in Korea fände ich spannend oder auch das unglaublich dicht besiedelte Hongkong muss sehr beeindruckend sein. Auch Chile oder Peru würden mich locken.
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Der letzte Bauer von Hannover fotos: florian manz www.kollektiv25.de
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Das Gras f端r die K端he, die noch im Stall stehen, wird per Hand aufgeladen
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Der Bauer pumpt Gülle aus der Jauchekuhle in ein Güllefaß
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Mitten in Hannover gibt es noch immer einen alten Bauernhof. Früher einmal gab es in der niedersächsischen Großstadt viele Höfe. Doch über die Jahre wuchs die Stadt immer weiter und für die Landwirtschaft war kein Platz mehr. Nur den Bauernhof von Hermann Völxen gibt es noch. Er arbeitet jeden Tag auf seinem Hof. Hilfe bekommt er dabei von seiner Schwester Hildegard. Der alte Bauer war nie verheiratet, hat keine Kinder und somit auch keinen Nachfolger für seinen Hof. »Zwei bis drei Jahre noch, dann ist Schluss!«, sagt er selbst.
Der Bauer hat Besuch von einem Nachbarn
d u d a , im r a dio lokalsender in hannover text: julia sander; fotos: sandra wildeboer
LeineHertz auf Sendung
auftritt
„Killing me softly“ bei FFN, umschalten aus Recherchegründen, noch anlassen, zu Ende hören. Währenddessen die Küche betrachten, auf Kaffee warten. Immer wieder hören, wie spät es ist. Weihnachtsdeko hängt noch. „Robbie Williams live erleben“, wieder umschalten. Der Kaffee legt sich bitter auf die Zunge. 9.45 Uhr. „Come along with me“, immer noch nicht der richtige Sender, weiterdrehen, jemand singt „Combination“ mit Elektrosounds im Hintergrund, danach singen mehrere Stimmen den Slogan „Leeeeine Heeeertz“.
An der Glasscheibe zum Redaktionsbüro sind die Zettel geklebt, auf denen steht: NULL FÜNF ELF SIEBEN UND ZWANZIG NULL SIEBEN UND VIER MAL DIE ZWEI, und: Wir heißen so: LEINEHERTZ HUNDERT SECHS EIN HALB. Daneben hängt ein weiterer Zettel: FRISCHER SOUND FÜR DIE REGION HANNOVER. Die Moderatoren Anita und Christian sind rauchen, sie haben fünf Minuten Zeit, denn so lange spielt der Song, der gerade läuft. Um 3 Uhr sind sie heute aufgestanden, um die Christian Schmidt Show zu moderieren. Anita sagt die Verkehrsmeldungen durch und gibt die Wettersituation wieder. Heute ist es das Sturmtief Xyntia, dem Anitas Aufmerksamkeit gilt. Anita ist Praktikan-
tin bei LeineHertz. Hier kann jeder mitmachen: „Viele machen zum ersten Mal Radio, wenn sie zu LeineHertz kommen“, sagt Markus Mayer, Geschäftsführer und Programmdirektor. Er sieht Bildung und Bürgernähe als klaren Auftrag des Radiosenders LeineHertz. Die Redakteure setzen sich aus etwa 200 Freiwilligen, Ehrenamtlichen und zehn Festangestellten zusammen. Die Fachhochschule Hannover hat auch einen freien Sendeplatz, jeden 3. Freitag im Monat senden hier Journalistik-Studenten das Magazin „JoHann“. Bands aus Hannover und Weltmusik würden die Klangfarbe des Radiosenders unverwechselbar machen, sagt Christian Schmidt. Denn: „Wir spielen
Sachen, die sich andere nicht trauen zu spielen“. Währenddessen sitzt Anita auf einem Stuhl mit dem Laptop auf dem Schoss, zieht das Mikro zu sich herunter und liest Klatsch und Tratsch aus Hannover von einem Zettel mit Buchstaben in Schriftgröße 20 ab. Margot Käßmann und ihre Alkoholfahrt ist heute das Thema, Christian weiß dazu natürlich auch etwas zu sagen: „Sie ist noch nicht sicher, ob sie zurücktritt, sie schwankt noch“. Es ist mittlerweile 8.35 Uhr, Anita und ich gähnen. Christian ist putzmunter und erklärt: „Das Wichtigste ist, man selber zu sein, es gibt keinen Tag, an dem ich schlecht gelaunt bin, ich hab immer gute Laune, ich find immer was Schönes am >
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auftritt - titelstory
Sendung zum Frauentag bei Radio Flora
Tag.“ Seit einigen Monaten moderieren Christian und Anita nun schon gemeinsam die Morgensendung bei LeineHertz, „manchmal vergess ich am Samstag, den Wecker auszumachen, dann steh ich um 3 Uhr in der Küche.“ Christian arbeitet nach der Sendung hauptberuflich als freier Redakteur bei Hit-Radio Antenne. Angefangen hat er bei Radio. Beide Sender, LeineHertz und Radio Flora, haben gemein, dass sie sich lokaler Redaktionsarbeit widmen. Bürger sollen das Radioprogramm gestalten. Radio Flora hat sich nach dem Lizenzverlust wieder in seine Keimzelle, ein großes Büro am Faustgelände, zurückgezogen und ist nicht mehr über UKW zu hören, sondern über das Internet unter www.radioflora.de. Viele Radiosendungen stehen hier dem
Internetnutzer in Form von Podcast zur Verfügung. „Erfahrungen aus dem Jobcenter in Langenhagen“, aktuelle politische, gesellschaftliche und kulturelle Ereignisse aus der Region sind hier zu hören. Ebenso „Lange, ausführlich recherchierte Beiträge, ein Themenradio, das jetzt als Webradio noch freier ist als je zuvor“, so Ulrich Zerwinsky, zuständiger Mitarbeiter für die Öffentlichkeitsarbeit. Der Verein FLORA zählt 300 Mitglieder, unter anderem auch der AStA der Leibniz Universität Hannover. Jeden zweiten Donnerstag im Monat von 20 bis 21 Uhr (Wiederholung Samstag 16-17 Uhr) gibt es die Sendung „KontrAST“, in der Ole Petersen aus dem AStA berichtet. Hochschulpolitik, das Semesterticket, Uniwahlen, Studiengebühren und die aktuellen
Termine werden hier thematisiert. Mittlerweile gibt es einen Beitragsaustausch zwischen Radio Flora und anderen freien Radios, unter www.freie-radios.net sind 10.000 Beiträge aus der Welt der community radios, der radios communitarias und der Freien Radios zu hören. Während Christian Schmidt sich freut, dass LeineHertz in seiner Qualität nicht so weit von den Privatsendern entfernt ist, kritisiert Zerwinsky die Zurückdrängung des unkommerziellen Bürgerradios. Zerwinsky bedauert den von ihm prognostizierten Tod des Bürgerfunks auf Kosten des Chefradios. Radio Flora stehe für die Demokratie und Selbstbestimmung und gewährleiste die Freiheit der redaktionellen Mitarbeit, so steht es in der Präambel des Redaktionsstatuts.
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auftritt - mein erstes mal
mein erstes mal:
im backpacker-hostel „das kannst du alles beim psychiater klären“ text: imke rueben illustration: caspar david engstfeld
hörst du das? hanns für’s ohr — diesen text zum anhören auf www.derhanns.de
In Peru ist es manchmal wie im Finanzamt: Man muss halt Leute kennen. Nachdem ich mich nun schon über Weihnachten und Silvester in Strandhäusern und Dschungelhotels von Freunden durchgeschnorrt hatte, wollte ich nun nach Cusco, in die ehemalige Inka-Hauptstadt.
In Ermangelung ortsansässiger Bekannter mit freien Betten entschied ich mich für ein Backpacker-Hostel („Party-Backpacker-Hostel“, um genau zu sein). Natürlich die billigste Variante, 14 Betten, 5€ die Nacht. Ich teilte das Zimmer mit einer Neuseeländerin, die ich eigentlich nur schlafend oder zugekifft kannte (aber coole Schuhe), vier sehr netten und hilfsbereiten Argentiniern, vier unglaublich blonden und witzigen Australiern, die ich schon vor zwei Wochen an der Grenze zu Chile kennen gelernt hatte, einem durchgeknallten Brasilianer und zwei Englisch sprechenden Jungs unbekannter Herkunft. Nachdem ich ca. 25 Stunden Bus gefahren war - irre Hitze, kein Klo, also relativ unerträglich - steige ich ins Taxi ein. Warum auch immer, fragte der Taxifahrer, ob ich Französin sei. Ich finde das witzig und nicke. „Man merkts!“ sagte er. Man muss dazu wissen, dass viele Südamerikaner glauben, dass sich Europäer und ganz besonders Franzosen nicht oft waschen. Na schönen Dank auch. Ab ins Party-Hostel also. Das heißt im Klartext, dass es eine eigene Bar mit ziemlich cooler Mucke gibt, weil jeder seinen MP3-Player an die Monster-Anlage anschließen kann (am nächsten morgen hängt der Brasilianer leicht verzweifelt über dem Klo: „Have you seen my iPod?“). Witzig, aber wenn man schlafen will, nur bedingt. Ständig kommen Leute rein, weil eine Nase Koks ja nicht reicht (das Zeug ist hier natürlich unglaublich billig und im Gegensatz zu Bolivien, wo der Drogentourismus blüht, auch noch von guter Qualität, habe ich mir sagen lassen). Und dann hat die eine Nasenbluten, aber nicht so ein heimlich-still-und-leise-Nasenbluten, sondern mehr so ein Oh-my-godNasenbluten. Zwischendurch immer wieder die Frage an die eine Amerikanerin: „Can
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we use your creditcard?“. Diese gibt die Kreditkarte bereitwillig her und ein Haufen Leute zieht damit aufs Klo ab. Währenddessen fuchtelt der Brasilianer im Bett liegend mit seinem Wanderstock rum. Fragt mich nicht. Am nächsten morgen hängt er einen Zettel an der Tür auf: „Free Massages, only for girls. By Dr. Roberto“. Auch Jungs mit langen Haaren zählen nicht. Man kann in der Hostelbar arbeiten, wenn man sich die Miete sparen will. Das sind die krassesten Leute. Das ganze Gesicht total zerrockt, so vier Tage am Stück nicht geschlafen, Halbglatze, aber trotzdem Dreadlocks. Oder den ganzen Tag als Kuh verkleidet, aber auf jeden Fall mit diesen gestreiften Hippie-Hosen, die alle tragen, außer die Einheimischen. Wenn man ins Bett geht, sitzen die noch an der Bar und trinken Rum-Cola, und wenn man aufsteht auch. Beim Frühstück erfährst du dann, dass der eine Australier mit „irgendeinem Lungenproblem“ im Krankenhaus ist. Ich unterhalte mich mit dem niedlichen Argentinier übers Reisen. Er hat grad mit seiner Freundin Schluss gemacht, um alleine in die Welt hinauszutingeln. Ja und sowieso, durchs Reisen wird man auch ein völlig anderer Mensch, man lernt sich selbst besser kennen. Ja, das habe er seiner Freundin auch gesagt, meinte der Argentinier. Sie darauf: „Dafür musst du doch nicht reisen. Das kannst du alles beim Psychiater klären!“ Diese Orte leben von den Leuten, mit denen man dort die Zeit verbringt. Als ich später nochmal dort vorbeikam und durch die Flure lief und mir überall fremde Gesichter entgegen blickten, war das ein komisches Gefühl. Als würde man seine alte Schule besuchen, ein Ort, der einem so vertraut ist, aber ohne die Leute nicht das Gleiche. Eigentlich ist alles wie immer, aber man fühlt sich trotzdem fremd. Die Leute hinter der Rezeption sind die Einzigen, die immer noch die Gleichen sind, und es wird einem bewusst, dass das hier deren einziges Leben ist. Sie treffen zwar ständig nette und offene Leute aus aller Welt. Aber die bleiben höchstens eine Woche. Und dann ist man wieder allein. Man lebt halt den Moment. Vielleicht ein Leben lang.
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auftritt - unterton
„the hirsch effekt“ und das abschöpfen saurer milch text und foto: sandra wildeboer
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Der „Hirsch-Effekt“ bezeichnet eine Durchlässigkeit der Schleimhäute des Dünndarms für großkorpuskuläre Partikel in die Nierenkörperchen und die anschließende Ausscheidung mit dem Harn. In Hannovers Musikszene denkt man bei dem Begriff aber eher an eine Band. Wo liegt da der Zusammenhang? Manchmal muss man einen Schritt zurückgehen, um das Ganze sehen zu können. Die Jüdin Rahel Hirsch, 1870 als eines von 11 Kindern geboren, war eine der ersten Medizinerinnen Deutschlands. Mit 28 Jahren musste sie nach Zürich emigrieren, da das biedere Preußen Frauen ein Medizinstudium verwehrte. 1913 wurde sie die erste Professorin im preußischen Königreich und starb, an Depressionen und Wahnvorstellungen leidend, in einer Anstalt. Ihre wissenschaftliche Anerkennung erhielt Rahel Hirsch erst postum für die oben erklärte Entdeckung. Die jüngste Ehrung bekam sie 2008, als ein Musikstudent auf einen Sprachwissenschaftsstudenten traf. Gitarrist Nils suchte damals Musiker, um eine neue Band zu gründen. Dabei begegnete er Schlagzeuger Philipp, der heute noch sagt:„Es war Liebe auf den ersten Blick“. Das Kind der Liebe wurde ihre erste EP. Im Februar 2009 bekamen Nils und Philipp noch einmal Zuwachs. Ilja studiert ebenfalls Musik und fügt sich mit seinem Bass großartig in den „Hirsch Effekt“ ein. So manches Mal geht Drummer Philipp an seinen hauseigenen Tresor, welcher bis zum Rand gefüllt ist mit dem Kostbarsten seinen Ideenstücken. Zu Dritt wird dann getüftelt, bis der Song passt. Es geht um Gegensätze. Aber alles muss sich ergänzen. „Als würde man im Wohnzimmer einen Sack Lego auskippen, und am Ende kommt eine Burg heraus“. Die Texte schreibt Nils. Seine Inspirationen sind oft von einem Stimmungsmix aus Wut und Trauer geprägt. „So arbeite ich am Besten. Da muss ich aufpassen, dass es mir nicht bald zu gut geht“, scherzt er. Nils sagt über sich selbst, er sei ein sehr kitschiger Mensch, und so sind auch seine Einflüsse in die Musik. Er nennt das „Käselabor“. Philipp und Ilja wirken im Proberaum dagegen. „Wir schöpfen die saure Milch vom Käse ab, bis der Kitsch aussortiert ist.“ Was am
Ende bleibt nennen die drei Jungs selbst „Krawallkunst“. Die Musik klingt mal melancholisch und melodiös, dann zornig und zerstörerisch, manchmal derb und dramatisch. Im März erscheint ihre CD „Holon: Hiberno“, es geht um das Gegenüberstellen von konträren Themen. „Holon“ ist ein „in sich geschlossenes Ganzes, das wiederum Teil eines höheren Ganzen ist“. „Hiberno“ heißt, aus dem lateinischen übersetzt, „ich überwintere“. Das ist poetisch. Es geht in den Songs um Beziehungen, verteilt unter den „Holon“- Stücken auf der Platte. Macht alles Sinn und sollte man sich merken. Das schreit ja nach einem Folgealbum. Schließlich gehört alles zu einer höheren Einheit. Die neue CD ist eine Verbindung zwischen Chaoscore und harmonischen Popsequenzen mit deutschen Texten. Electro und Klangsequenzen und vor allem Streicher und Chöre erhöhen die Songs zu etwas Epischem. Die Musik rollt wellenartig daher, fast alle Songs gehen fließend ineinander über. All diese Fragmente füllen den Raum krawallartig, aber dennoch ergänzen sie sich mit logischer Konsequenz zu einem klangvollen Ganzen. So klingt das Konzept zunächst verkopft, aber eigentlich ist der Hirsch-Effekt ein ganz natürlicher, fast emotionaler, täglicher Prozess des Körpers. Und manchmal sind Nils, Philipp und Ilja selbst überrascht, wie gut sich alles zusammen fügt. Das höhere Ganze eben.
www.myspace.com/thehirscheffekt
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auftritt - ausgeh‘n
ausgeh’n
ausgewählte veranstaltungen aus kunst, literatur, kabarett, musik und kino.
kunst 20. Februar - 10. April 2010 Mittwoch bis Freitag 15 - 19 Uhr Samstag 11 - 16 Uhr Nice/Nice Exhibition Space Deisterstr. 55 www.ilovenicenice.de
Axel Void (ES): Numb / Unter dem Titel „NUMB“ präsentiert der in Miami geborene Künstler Axel Void seine neuesten Arbeiten in seiner ersten deutschen Solo-Show! Seit fast 10 Jahren ist Void dabei sich einen Namen im Street Art Bereich und in Galerien zu machen. Schwarze Tinte auf Papier und verlockend-atmosphärische Öl-Bilder herrschen in Voids Leinwänden und kleinen Zeichnungen vor, die sich oft mit verschiedenen Gemütsverfassungen oder verdrehter Moral befassen. Mit äußerster Achtsamkeit und Rücksicht bringt Void Bilder und Gedanken ans Licht die viele lieber im Dunkeln lassen.
17. April 2010 20 Uhr Nice/Nice Exhibition Space Deisterstraße 55 www.ilovenicenice.com
Vernissage: Easy Hey (F) / Der Grafikdesigner Easy Hey (*1983) wuchs in Rennes, West-Frankreich auf und ist u.a. beeinflusst von Matt King, Stefan Marx oder Christian Brandt. In seinen Arbeiten lässt er sich von der Natur inspirieren und verwandelt seine Interpretationen in farbenfrohe, frische Illustrationen die sich mittlerweise auf Siebdrucken, T-Shirts, Designer-Toys & anderen Accessoires wiederfinden. Zusammen mit Josh Hayes betreibt Easy Hey seit 2007 das Delkographik Studio - Designbüro, Shop & Galerie zugleich. Bei Nice/Nice zeigt er neue Siebdrucke & Toys. Der Künstler wird anwesend sein.
literatur 15. April 2010 20 Uhr VVK 6 / AK 7 / erm. 6 Euro Faust e.V., Warenannahme www.kulturzentrum-faust.de
Faust: Macht Worte! - Der hannoversche Poetry Slam / Es ist wieder soweit: die “Schlacht der Worte” geht in die nächste Runde! Seit über zwei Jahren sind die “Macht Worte!”- Dichterschlachten in der Warenannahme der Faust durchgängig ausverkauft. Also schnell Karten besorgen um die Performance-Poeten, Story-Teller, Lyriker und literarischen “Freestyler” aus der gesamten Republik wortmächtig streiten zu sehen. Immerhin geht es um die hannoversche Dichterkrone! Nur sieben Minuten haben die Live-Autoren Zeit, ihre literarische Chance auf der Bühne zu nutzen und den amtierenden Champion Tobias Kunze (Hannover) mit ihren Texten aus der Reserve zu locken. Das wird spannend!
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kabarett Desimo: „Wunschlos oder Glücklich” / Was passiert, wenn ein Zauberer, ein Comedian und ein Kabarettist auf unerklärliche Phänomene treffen? Jede Menge Entertainment! Desimo geht paranormalen Phänomenen auf den Grund. Wie tritt man mit Engeln in Kontakt? Wie finde ich einen Parkplatz? Ist Armut nur ein Irrtum unserer Gedanken? Oder ein Irrtum des Chefs? Desimo verblüfft als international preisgekrönter Magier nicht nur mit seinen Tricks, sondern zeigt: wo das Wissen aufhört, fängt der Spaß erst richtig an. Und er erfüllt Ihnen Wünsche, die Sie vorher gar nicht hatten...
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05. April 2010 20.15 Uhr Apollo Kino Limmerstrasse 50 www.desimo.de
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schon erstaunlich, was passiert, wenn man einen verrückten Inder, einen vor Selbstbewusstsein strotzenden Berliner Hausmeister, einen hypernervösen Ex-Raucher und eine zickige Operndiva zusammen auf die Bühne jagt. Eine absurd-komische Mischung aus explosivem Humor und elegantem Wortwitz, Parodie und Groteske – und ein musikalischer Cocktail von Heesters über die Oper bis hin zu Grönemeyer und Frank Sinatra: kürzer als „Richard Wagner“, musikalischer als „Faust“ und leiser als „Minelli“!
20. April 2010 20.15 Uhr Apollo Kino Limmerstrasse 50 www.griesbach.de
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© drx – Fotolia.com
Robert Louis Griesbach: “griesbach live (!)“ / Es ist
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auftritt - ausgeh‘n
musik 26. März 2010 20 Uhr Kulturpalast Linden Deisterstr. 23 www.kulturpalast-hannover.de
Kulturpalast: Kriss / HipHop Liedermaching: mit einer neuen cross-over Kreation begeistert Kriss zunehmend sein Publikum. In frischer und grooviger Variante präsentiert Kriss eine neue Generation des Liedermachings. Stilbildend für seine Show sind innovative Ideen in der Bühnenperformance, wobei der Ansatz des Akustikmusikers erhalten bleibt. Kriss überzeugt durch ehrlich Texte, lebensechte Gefühle und Sinn für den richtigen Ausdruck. Ein wortgewandter Textfluss bahnt sich seinen Weg ins Herz ob freihändig an der Gitarre oder begleitet vom integrierten Schlagzeug. Kriss probiert sich gerne aus, hat sichtlich Freude an dem was er macht und arbeitet derzeit an seinem zweiten Album „Reden und Reden Lassen“.
16. April 2010 19.30 Uhr Béi Chéz Heinz Liepmanstr. 7b www.beichezheinz.de
Béi Chéz Heinz: Like Heinz In The Sunshine! Das 11. Béi Chéz Heinz April-Cover-Festival / An diesen berühmten drei Tagen (und Nächten) treffen die wohl mutigsten Musiker der Region im Konzertkeller des Béi Chéz Heinz aufeinander. Über 50 Bands und Projekte werden die Stimmung aufheizen. Von Pop, Punk, Rock und Salsa bis zur Jazzkapelle, es wird gecovert was auf den Plattenteller kommt. Und das wird sonnig, denn die Bands werden nur Songs zum Thema Sommer & Sonnenlust interpretieren, die zuvor vom Heinzpublikum gewählt werden. Also leutet den Sommer ein! Eintritt 7 Euro. Bis 21 Uhr liegt der Eintritt bei maximal 6 Euro, denn der wird ausgewürfelt! Das „Drei-Tages-Ticket“ für 14 Euro ist an der Abendkasse erhältlich!
01. Mai 2010 14 Uhr Eintritt frei Faust: Freigelände www.kulturzentrum-faust.de
Faust: Internationales 1. Mai Fest / Manche Traditionen sollte man bewahren: Seit über zehn Jahren präsentiert die Faust das Internationale 1. Mai-Fest. Auch in diesem Jahr gibt’s wieder ein abwechslungsreiches Programm für die großen und kleinen Gäste: Neben dem bunten Kinderprogramm gibt es auf der Faust-Wiese leckere internationale Gerichte, Infostände und vieles mehr. Natürlich wird wie immer ein spektakuläres Musikprogramm mit Künstlern aus allen Genres angeboten: Von den „Bad Nenndorf Boys“ über „Bakfish“ und „Cosmic Tribe“ bis zu „Rebel Sound“ wird das Publikum von einem vielfältigen Musikangebot unterhalten werden.
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auftritt - ausgeh‘n
2 Jahre Team Dauerfeuer / Zwei Jahre Grafikdesign, Freundschaft und eine großartige Zeit. Das Team sagt
10. April 2010 20.15 Uhr Eintritt 5 Euro Fössebad Liepmannstr. 7b www.dauerfeuer.net
“Danke” an alle Freunde, Supporter und Kumpel. Zum üblichen relaxten, warmen und entspannten Fössebad-Flow mischt sich Ekstase der besonderen Art. Denn die drei dauerfeuer-Befürworter und irgendwie auch Familienangehörigen Spax, Lunatic und Mr. Confuse werden sich in einem stimmigen Mash-Up-Mix die Klinke in die Hand geben. Vergesst eure Badesachen nicht, denn Planschen ist erwünscht! Nur diesen Abend wird es ein exklusives dauerfeuer-Shirt & andere Gimmicks zu erstehen geben. Auch nicht ganz üblich wird das Live-Fotoshooting. Macht euch hübsch und zeigt uns euer schönstes Lächeln. Besucher in dauerfeuerKlamotte erwartet ein Extrabonbon. hanns gratuliert seinen freunden!
kino 01. April 2010, 23.00 Uhr 02. April 2010, 23.00 Uhr 03. April 2010, 20.15 Uhr 04. April 2010, 20.15 Uhr 06. April 2010, 22.30 Uhr 07. April 2010, 22.30 Uhr Apollo Kino
Der Ghostwriter / “Eine rasante Achterbahnfahrt durch die Psychologie moderner Macht“, schrieb der Spiegel 2007 über Robert Harris’ Roman „Ghost“ - wobei viele Kritiker und Leser die zentrale Figur, den Ex-Premierminister Adam Lang, oft für eine nur leicht fiktionalisierte Person aus dem wahren Leben halten: Tony Blair. Regisseur dieses Politthrillers ist ROMAN POLANSKI, der für „Der Pianist“ mit dem Oscar ausgezeichnet wurde und mit meisterhaftem Suspense („Der Mieter“), tief beunruhigendem Horror („Rosemary´s Baby“) und spannenden Thrillern über Macht und Korruption („Chinatown“) nach wie vor als einer der besten Regisseure gilt.
A Single Man / Das exquisit ausgestattetee Filmdebüt des Modedesigners Tom Ford ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Christopher Isherwood und wurde auf Anhieb für drei Golden Globes nominiert: Colin Firth und Julianne Moore für ihre Darsteller-Leistungen, Abel Korzeniowski für die Filmmusik. Los Angeles, 1962, auf dem Höhepunkt der Kubakrise: der britische Professor George Falconer (Colin Firth), bemüht sich, seinem Leben nach dem Tod seines langjährigen Partners Jim (Matthew Goode) wieder eine Bedeutung zu geben. Gefangen in der Vergangenheit, sieht er keine Zukunft mehr, doch die Ereignisse und Begegnungen eines einzigen Tages verhelfen ihm zu einer Entscheidung. Essen nach Kochlegende Julia Child im ANNA LIMMA & Kinofilm im Anschluss / Salat Nicoise + Gebratenes Rotbarschfilet im Bouilliabaisse Sud mit Blue Cheese Risotto und Frühlingsgemüse + Philadelphia Tarte mit Amarenakirsch Sauce. Kinofilm: Eine tolle Komödie mit einer hinreißenden Meryl Streep als Starköchin Julia Child und Amy Adams als Bloggerin, die Childs Rezepte und Leben bewundert. Nora Ephron zeigt die Parallelen in der Biografie zweier Frauen auf, die mit ihrer Koch-Leidenschaft ihr Leben veränderten. Das Ergebnis ist eine unbeschwerte, unschematische Komödie mit einer umwerfende Meryl Streep, die mit überdrehter Stimme das Vorbild Julia Child perfekt imitiert und sich an der Seite der zauberhaften Amy Adams für eine weitere Oscarnominierung empfiehlt.
06. April 2010 20.15 Uhr Vorpremiere - 35mm Apollo Kino
07. April 2010 27. April 2010 17.30 Uhr ANNA LIMMA 20.15 Uhr Apollo Kino 25 Euro Menu+Kinofilm Bitte vorbestellen: 0160.8012698
mitwirkend, helfend und liebend:
[ das hanns impressum ]
— magazin für junges leben in hannover • ausgabe 5 • märz 2010 • www.derhanns.de
Herausgeber Natalie Basedow, Hardy Seiler, Nikolai Reichelt
Illustration Caspar David Engstfeld, kala grafik, Matthias Veitleder, easy hey, Michael Meißner, Sascha Bente
Redaktionsleitung Tanja Busse
Fotoleitung Sandra Wildeboer
Redaktion Sandra Wildeboer, Svenja Beller, Maria Eggers, Sebastian Matthes, Alexa Brase, Julia Sander, Ulrike Hönemann, Imke Rueben, Tanja Busse, Ninon Katschmarz, Franziska Riedmiller
Foto Roman Pawlowski, Mirja Zentgraf, Parisa Hussein-Nejad, Fabian Brennecke, Felix Seuffert, Vivian Balzerkiewitz, Peter Bierschwale
Lektorat Janneke Bode, Fabian Neidhardt, Alexa Brase, Lisa Johannes, Tanja Busse
Web Fabian Neidhardt, Nikolai Reichelt
Layout, Satz, Gestaltung Nikolai Reichelt, Hardy Seiler Grafik Hardy Seiler, Nikolai Reichelt
Veranstaltungen Tanja Busse Anzeigen Nikolai Reichelt, Hardy Seiler, Tanja Busse, Sarah Gades
Druck Gutenberg Beuys Gesellschaft für Digital- und Printmedien mbh Feindruckerei Große Düwelstraße 20 30171 Hannover Auflage 1.500 Vertrieb Ulrike Hönemann, Tanja Busse Kontakt www.derhanns.de www.twitter.com/derhanns Redaktion - redaktion@derhanns.de Grafik - grafik@derhanns.de Anzeigen - anzeigen@derhanns.de Kultur - kultur@derhanns.de Ideen, Fragen und Kritik gerne an: redaktion@derhanns.de
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In Kooperation mit: Studentenwerk Hannover, Leibniz Universität Hannover, Fachhochschule Hannover, Medizinische Hochschule Hannover, Tierärztliche Hochschule Hannover, Hochschule für Musik und Theater, GISMA Business School, Fachhochschule für die Wirtschaft Hannover, Kommunale Fachhochschule für Verwaltung, AStA Uni Hannover, AStA FHH, AStA MHH, AStA TiHo, AStA HMT Eine Initiative von: Landeshauptstadt Hannover und Hannover Marketing & Tourismus GmbH